8 8 40 J — 77 Volks Amlsblatt der Bürgermeisterei Viernheim Erſcheinungsweiſe: Täglich, ausgenommen an Sonntagen und Feiertagen. Bezugspreis: Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM. einſchließli Bot durch die Post monallich 1.60 NM. ausſchließlich Bet. Nummer 154 Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg. CC ˙ A Milftwoch S Forlſchreitende derſetzung in Rolſpanien iernheimer zeilung Ver kündigungsblatt der NS d AN. Viernheim Anzeigenpreis: Grundpreis für 1 mm Höhe und 22 mm Breite 3 Rpfg., im Text⸗ den 6. Juli 1938 teil für mm Höhe und 67 mm Breite 15 Ryfg. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. b gültig. Geſchäftsſtelle Viernheim, Bismarckſtr. 13. Fernſpr. 153. eee eee eee SK. L' hafen 15101 14. Jahrgang Zunehmende Nervoſität bei den roten häuptlingen— Man fürchtet Nevollen 75 b. H. Sowietruſſen beteiligt das wahre Geſicht der Inkernalionalen Brigaden in Spanien Warſchau, 6. Juli. In Gdingen traf dieſer Tage ein ehe⸗ maliger Sergeant der Fremden- legion ein, der ſich nach längerem Aufent- halt in Polen im Dezember für die Inter; nationale Brigade in Sowpjetſpanten anwerben ließ und ſofort ein halbes Jahr auf Seiten der Roten gekämpft hat. Im„Krakauer Illuſtrierten Kurier“ veröffentlicht er aufſchluß⸗ reiche Einzelheiten über die Verhältniſſe in Rotſpanien. Die Internationalen Brigaden beſtünden zu drei Vierteln aus Sowjetruſſen. Sämt⸗; liche motoriſierten Abteilungen ſeien rein ſowietruſſiſch. Außerdem kämen faſt ſämt⸗ liche„Offiziere“ aus der ſowjetruſſiſchen Ar⸗ mee. Die politiſchen Kommiſſare ſeien zu 90 v. H. Juden. Unter ihnen gebe es viele, die vorher für die Komintern in Polen, in der Tſchecho⸗Slowakei und im Oeſterreich Schuſchniggs gearbeitet hätten. Die Spanier ſelbſt hätten in der ſowjet⸗ ſpaniſchen Truppe nichts zu ſagen. Einer der Hauptköder bei der Anwerbung von Freiwil⸗ ligen aus Polen ſei die Verſprechung, daß nach der„Zerſchlagung des Faſchismus in Spanien“ Polen an die Reihe komme, wo dann die Polen, die bei den ſpaniſchen Bol⸗ ſchewiſten Dienſte getan hätten, als„politiſche Kommiſſare und Offiziere“ eingeſetzt würden. Valencia rebelliert Bilbao, 6. Juli Ständig laufen neue Nachrichten aus dem bolſchewiſtiſchen Gebiet ein, die die zuneh⸗ menden chwierigkeiten der roten Machthaber unter dem Druck des Vordringens der Nationalen erweiſen. So kam es in Va⸗ Jencia zu einer Proteſtkundgebung von mehreren tauſend Perſonen, die aus Ortſchaf⸗ ten im Kriegsgebiet vertrieben worden waren und in Valencia ihrem traurigen Schickſal ohne jede Hilfe überlaſſen wurden. Wie der rote Sender Cartagena meldet, wurden bewaffnete Milizen gegen die Demon⸗ ſtrierenden eingeſetzt. Eine große Zahl von Männern und Frauen wurden verhaftet, die ihrer Empörung in Schmährufen auf die roten Machthaber Ausdruck gaben. Die Verhafteten ſind dann Schanzbataillonen zugeteilt und ſo⸗ fort an die Front abgeſchoben worden. An der Caſtellon⸗ Front iſt eine ge⸗ ſchloſſene Kompanie der Roten mit zwei„Offi⸗ zieren“ in das nationale Lager übergelaufen. Sie berichteten, daß ſie erſt am Sonntag Valencia verlaſſen hätten. Angeſichts des unaufhaltſamen Vordringens der Nationalen herrſche unter den bolſche⸗ wiſtiſchen Häuptlingen größte Nervoſität, vor allem, weil man beim Näherrücken der Nationalen einen Aufſtand der„5. Kolonne“ befürchtet. Deshalb ſei der Terror gegen die Zivilbevölkerung, ſoweit es überhaupt noch möglich ſei, weiter verſchärft worden. Sogar bei den Angeſtellten der Kommiſſariate würden jetzt Leibesviſitationen durch die GPU. vorgenommen. Der Verkehr nach den Außen⸗ bezirken, wo Befeſtigungen angelegt werden, und nach der Hafenſtadt Grao ſei völlig lahm⸗ gelegt. Ständig träfen in Valencia Laſt⸗ autos mit Kunſtgegenſtänden ein, die in den Städten der Etappe geraubt worden ſeien. Dieſe Kulturgüter würden ans Ausland ver⸗ ſchachert als Bezahlung der Kriegsmaterial⸗ lieferungen. Aus der Stadt Segorbe, die an der Hauptſtraße nach Teruek, 20 km nord⸗ weſtlich von Valencia liegt, wird gemeldet, daß die bolſchewiſtiſchen Machthaber bereits geflüchtet ſeien. Jetzt ſei auch die Bevölkerung zum Verlaſſen der Stadt aufgefordert worden. In Cuenca ſind angeſichts des Sieges— zuges der Nationalen an der Teruel-Front alle Arbeiter des Baugewerbes mobiliſiert und binnen 24 Stunden in Schanzbataillone ein⸗ gereiht worden. Eine rote Küſtenfeſtung beſetzt Vordringen der Nalionalen an der Levanle-Front Caſtellon, 6. Juli Die Truppen des Generals Aranda, die in drei Kolonnen von Nordoſten, Norden und Nordweſten in Richtung Nules, das 20 km nördlich von Sag unt liegt, vordrängen, beſetzten am Dienstag die bedeutende Levante⸗ Stadt Burriana, deren Hafen ſowie den Ort Villavie ja. Burriana hatten die Roten zu einer ſtarken Küſtenbefeſtigung ausgebaut. Der Komman⸗ deur der bolſchewiſtiſchen Levante⸗Truppen atte noch vor wenigen Tagen erklärt, daß das Schickſal Burrianas entſcheidend ſei für das ickſal von Sagunt. In Burriana wurden tele Gefangene gemacht, da die nationalen ruppen für die Bolſchewiſten völlig über⸗ raſchend eindrangen. Südweſtlich von Nules 3 die Nationalen den Ort Vall de xo. Im weſtlichen Küſtenabſchnitt ſind die Truppen des Generals Garcia Valino im Eſtaban⸗Gebirge weiter vorgedrungen. Südlich von Teruel ſetzten die Truppen Gene⸗ ral Varelas auf 15 km breiter Front ihren erfolgreichen Vormarſch in dem von den Haupt⸗ traßen Teruel—Sagunt und Teruel—Cuenca egrenzten Raum fort. 51 Flugzeuge abgeſchoſſen Der nationale Heeresbericht aus Spanien. 88 Salamanca, 6. Juli. Wie der nationale Heeresbericht meldet, wurden am Dienstag die Operationen an der Teruel⸗Front erfolgreich ſortgeſetzt. Weſtlich Turia wurden wichtige Poſitionen beſetzt und der Ort ſelbſt überſchritten. An der Caſtellon⸗Front eroberten die Nationalen die Stadt Burriana. Das Puntalgebirge konnte in ſeiner ganzen Ausdehnung beſetzt werden. Im Abſchnitt Tales wurden die Orte Sueras und Fuente la Higuera erobert. Die nationalen Flieger bombardierten nördlich von Ampoſta einen Sowjet⸗Muni⸗ tionszug, ferner die Munitionsfabrik Gaſa (Provinz Barcelona), die in Brand geriet, ſo⸗ wie den Flughafen von Alicante, wo zahl⸗ — 75 Gebäude und Flugzeuge vernichtet wur⸗ en. Im Monat Juni wurden 41 rote Flugzeuge im Luftkampf und 10 Flugzeuge durch die Luftabwehr abgeſchoſſen. Die Nationalen ver⸗ loren 5 Apparte durch Luftabwehr. Föhr, dem Heimatort des Korpsführers Generalleutnant erſten Preis erhielt der Breslauer NSF.⸗Hauptſturmführer Gotthold. Korpsführer Generalleutnant Chriſtianſen nach ſeiner Ankunft auf dem Flughafen in Wyk, wo er von den„Fliegenden Frauen“ begrüßt wurde, die von Rangsdorf aus einen Zuverläſ⸗ ſigkeitsflug an die Nordküſte durchgeführt hatten. Die„Fliegenden Frauen“ begrüßen Korpsführer Generalleutnant Chriſtianſen Der Küſtenflug des NSF. wurde erfolgreich mit der Landung der Flieger in Wyk auf Chriſtianſen, abgeſchloſſen. Den Unſer Bild zeigt (Scherl⸗Bilderdienſt, M.) Das japaniſche Außenminiſterium hat ſeine Entſcheidung über den ſüd⸗chineſiſchen Kriegs⸗ ſchauplatz gefällt. Es kann keine Rechte dritter Mächte auf chineſiſches Gebiet in Süd⸗China anerkennen, auch nicht auf die Inſel Hai⸗ nan. Damit beſtreitet Japan jedes Einſpruchs⸗ recht der Franzoſen aus dem Vertrag von 1897, In dieſem Vertrag hatte ſich China ver⸗ pflichten müſſen. dieſe Inſel keiner anderen Macht auszuliefern. Die Beſtimmungen dieſes Vertrages laſſen aber viele Auslegungsmög⸗ lichkeiten zu. Zumindeſten können ſie keines⸗ wegs den Japanern das Recht zu einer mili⸗ täriſchen Beſetzung verweigern. Die Japaner behaupten, daß die Chineſen unter dem Schutze dieſes Vertrages gerade Hainan zu einem Stapelplatz für ihre Waffeneinfuhr gemach hät⸗ ten, um von dort aus die japaniſche Blockade zu durchbrechen. Ein Blick auf die Karte genügt, um die ausgezeichnete ſtrategiſche Lage Annahme des Freiwilligenplanes Nichleinmiſchungsausſchuß ſtimmk dem Plan des Ankerausſchuſſes zu London, 6. Juli. Nach der Vollſitzung des Nichteinmiſchungs⸗ ausſchuſſes am Dienstag wurde folgendes amt⸗ liche Kommuniqué ausgegeben: Unter Vorſitz von Lord Halifax wurde heute um 4 Uhr im Foreign Office die 29. Sitzung des Nichteinmiſchungs⸗ ausſchuſſes abgehalten. Dem Ausſchuß lag der vom Unterausſchuß des Vorſitzenden vorbereitete Entſchließungsentwurf vor,, durch den das Nichteinmiſchungsabkommen beſtätigt und erweitert wird und der die Zu⸗ rückziehung der ausländiſchen Freiwilligen aus Spanien, die Zuerkennung von Krieg⸗ führenden ⸗Rechten an beide Parteien in Spanien unter gewiſſen Umſtänden und die Be⸗ obachtung der ſpaniſchen Land⸗ und Seegren⸗ zen vorſieht. Der Ausſchuß ſtimmte der An⸗ nahme des Planes zu und beſchloß, die britiſche Regierung ſofort aufzufordern, dieſen in ſeinem Auftrag den beiden ſpaniſchen Par⸗ teien zur Zuſtimmung zuzuleiten. Gemäß dem früher gefaßten Beſchluß zahlten die britiſche, franzöſiſche, deutſche und italieniſche Regierung heute an den Ausſchuß Beträge von je 12 500 Pfund, um die Durchführung der nächſten Stufe der Vorbereitungsarbeiten zu ermöglichen. Der Ausſchuß beſchloß ferner, die britiſche Regierung zu erſuchen, den Text des Planes unmittelbar nach der Zuſtellung an die beiden ſpaniſchen Parteien zu veröffentlichen. konferenz über Francos Ankworl London, 6. Juli. Premierminiſter Chamberlain hatte am Dienstagvormittag eine eingehende Beſprechung mit Außenminiſter Lord Halifax und dem britiſchen Agenten in Burgos, Hodgſon. über die Frage der Bombenabwürfe auf bri⸗ tiſche Schiffe. An der Ausſprache nahm auch der Unterſtaatsſekretän im Außenamt. Sir Alexander Catogan teil. Die Erörterungen betrafen die britiſche Antwort auf die Vor⸗ ſchläge Francos. künftig Bombenabwürfe auf britiſche Schiffe auszuſchließen, insbeſondere auf die Errichtung eines neutralen Hafens. Japans Haltung iſt feſtgelegt Ein Verzicht auf Hainan komml nicht in Frage f dieſer Inſel klarzulegen. Sie beſitzt zwar kei⸗ nen guten oder ausgebauten Hafen, könnte aber trotzdem zu einem Sperrfort Japans ausgebaut werden, mit deſſen Hilfe nicht nur Hong⸗ kong von Singapore abgeſchnitten wird, ſon⸗ dern auch ein entſcheidend wichtiger Teil von Franzöſiſch⸗Indochin a kontrolliert werden kann. Ganz abgeſehen davon, beſitzt dieſe große Inſel mit ihren 3—4 Millionen Einwohnern ein für japaniſche Siedler vorzüg⸗ lich geeignetes Klima. Sie ähnelt in ihrer Struktur durchaus der Inſel Formoſa, auf der heute ſchon ca. 5 Million Japaner angeſiedelt worden ſind. Es iſt kaum daran zu denken, daß von Seiten Englands oder Frankreichs irgend⸗ ein ernſthafter Verſuch unternommen wird, die Japaner an der Beſetzung Hainans zu hindern. 54 chineſiſche Flugzeuge zerſtört Tokio, 6. Juli Nach einer aus Schanghai hier eingetroffe⸗ nen Meldung haben japaniſche Marineflug⸗ zeuge am Montag einen erfolgreichen Vorſtoß nach der Hauptſtadt der Provinz Kiangſi, Nantſchang, durchgeführt und dabei 34 chi⸗ neſiſche Flugzeuge zerſtört. Die japaniſchen Truppen zogen am Dienstag mit großen Feierlichkeiten in Hukau ein, nachdem die Stadt während der Nacht von chineſiſchen Heckenſchützen geſäubert war. Chi⸗ neſiſche Soldaten, die mit 30 Dſchunken über den Povang⸗See zu entkommen verſuchten, wur⸗ den von der japaniſchen Artillerie unter Feuer genommen. Den japaniſchen Berichten zufolge wurden 29 Dſchunken verſenkt. Jahrestag des chineſiſch⸗japaniſchen Konflikts Der Tag, mit dem vor einem Jahr der chine⸗ ſiſch⸗ſapaniſche Konflikt ſeinen Anfang nahm, wird heute in Tokio mit einem feierlichen Totengedenken in Anweſenheit der ge⸗ ſamten Regierung, der Wehrmacht und der Be⸗ völkerung begangen werden. Bei der Feier werden Miniſterpräſident Fürſt Konoye und die Miniſter Jtagaki und Ugaki zum einheitlichen Einſatz aufrufen. um mit verein⸗ ten Kräften das große Ziel des chineſiſchen Konfliktes, nämlich einen geſicherten Frieden der Völker des Fernen Oſtens, zu erkämpfen. gung. Engliſche Niſiken „Unglücklicherweiſe iſt es wahr, daß menſch⸗ liche Weſen ihren Idealismus für Dinge vor⸗ behalten, von denen ſie am wenigſten wiſſen und die am wenigſten ihre Intereſſen unmittel⸗ bar berühren.“ So ſchreibt die Times“ vom 29. Juni in einer übrigens recht intereſſanten Studie über das zeitgenöſſiſche Amerika un⸗ ter Franklin Rooſevelt. Der Waſhing⸗ toner Korreſpondent der„Times“ iſt immer ein beſonders ausgewählter Mann, und trotz⸗ dem hat er mit dem eingangs angeführten Wort ſeinen lebhaften Unwillen über die Ame⸗ rikaner nicht verbergen können, die in euro⸗ päiſchen Angelegenheiten einen lodernden Idea⸗ lismus zur Schau tragen und daraus die freundliche Schlußfolgerung ziehen, daß Eng⸗ land bei jeder möglichen und unmöglichen Ge⸗ legenheit die heilige Aufgabe habe, die Kaſta⸗ nien aus dem Feuer zu holen. Dagegen ſetzt ſich der Vertreter der„Times“ zur Wehr. Mit vollem Recht! Nur kam es ihm in der Hitze des Gefechts nicht in den Sinn, daß er mit ſei⸗ ner kritiſchen Anmerkung ein Verdammungs⸗ urteil über die eigene engliſche Preſſe fällt, nicht zuletzt auch über ſein eigenes Blatt, die moralinſaure Tante„Times“, die immer dann moraliſche Anwandlungen hat, wenn es ſich ſchön macht und nichts koſtet. Gerade jetzt liegen einige Tatbeſtände vor, die an ſich erfreulich ſind, die aber eben des- halb Anlaß geben, auf gewiſſe Strömungen in England hinzuweiſen, die ſehr weit verbreitet ſind: Der deutſch⸗engliſche Handels⸗ und Fi⸗ nanzvertrag iſt unter Dach und Fach. der An⸗ ſturm der Volksfront in der Spanienangelegen⸗ heit iſt zurückgeſchlagen. Wir verzeichnen dieſe Ereigniſſe der engliſchen Politik mit Befriedi⸗ Aber es ſind ncht die einzigen Tatbe⸗ ſtände der engliſchen Politik. Die engliſche Re⸗ gierung hat ſich ſchon ſeit langer Zeit das Syſtem zurechtgelegt, nur unter dem„Druck der öffentlichen Meinung“ zu han⸗ deln. In Wahrheit macht ſie ſel bſt die öffent⸗ liche Meinung— dank eines etwas verwickel⸗ ten, aber zweifellos gut erdachten und wir⸗ kungsvollen Apparates, auf den wir hier nicht eingehen können. Insbeſondere die an ſich ſehr wenig volkstümliche Aufrüſtung wurde und wird von ihr dadurch erreicht oder— wenn man will— erzwungen, daß ſie entweder ſelbſt oder durch inoffizielle Vertrauensmänner oder durch Intereſſenten, deren Tätigkeit ſie wenig⸗ ſtens duldet, eine Angſt⸗Pſychoſe ſonder⸗ gleichen im engliſchen Volk großgezogen hat. Nun iſt der Durchſchnittsengländer, der viel be⸗ rufene Mann auf der Straße, ſehr viel kenntnisloſer und ungebildeter als etwa der Deutſche. Wird dieſer Engländer einmal kopf⸗ ſcheu gemacht, ſo wird er es gründlich. Und die Folgen ſind leider nur zu offenbar: In Eng⸗ land iſt— das muß leider geſagt werden— eine für Deutſchland unfreundliche oder ſogar feindliche Stimmung großgezüchtet worden, die den Aufenthalt in England für Deutſche nicht unbedingt zu einem reinen Vergnügen macht. Sehr zuverläſſige deutſche Zeitungsberichterſtat⸗ ter ſind ſich in der Würdigung dieſes Tatbeſtan⸗ des völlig einig. Nun kann man Neville Chamberlain, dem engliſchen Miniſterprä⸗ ſidenten, nachrühmen, daß er ſich nicht ſchlecht⸗ hin zum Gefangenen dieſer oft geradezu deutſch⸗ feindlichen Stimmungen hat machen laſſen. Aber mit derſelben Sachlichkeit muß feſtgeſtellt werden, daß dieſe deutſchfeindliche Stimmung weiter Kreiſe ihm Grenzen ſetzt, ſeinen Einfluß z. B. in der tſchechiſchen Angelegenheit mindert und umgekehrt den Prager Ra⸗ daufritzen Hoffnung macht, daß ſie doch ein Tänzlein wagen könnten— eine Hoffnung, die auch ſo oft den geſunkenen Mut der Rotſpa⸗ nier belebt und den ſo unheilvollen Konflikt auf der Pyrenäenhalbinſel verlängert hat. Der Führer hat in einem Danktelegramm an Korpsführer Chriſtianſen den deutſchen Küſten⸗ fliegern Dank und Anerkennung für ihre Lei⸗ ſtungen ausgeſprochen. Die Erſorſchung der Judenfrage Das Judenkum in der Geſchichte Deulſchlands München, 6. Juli Wie ſehr ſich die nationalſozialiſtiſche Ge⸗ ſchichtswiſſenſchaft um die Erforſchung der Ju⸗ benfrage bemüht, zeigt die gegenwärtig in München ſtattfindende Arbeitstagung des Reichsinſtituts für Geſchichte des neuen Deutſchland. Zur Eröffnung der Tagung am Dienstagvor⸗ mittag hielt der Präſident des Reichsinſtituts für Geſchichte des neuen Deutſchland. Profeſſor Walter Frank, eine Anſprache, in der er mitteilte, daß das Reich nunmehr für die im Rahmen des Reichsinſtituts entſtehende größte europäiſche Bücherei zur Judenfrage Sonder- mittel zur Verfügung geſtellt habe und daß der Aufbau dieſer Bücherei in vollem Umfange be⸗ gonnen babe. „Wir wollen“, ſo ſagte Profeſſor Frank wört⸗ lich,„nicht einen Debattierklub der Gelehrſam⸗ keit ſchaffen, ſondern eine kämpfende Gemein⸗ ichaft, in der Geiſt und Politik, Intellekt und Charakter, Erkenntnis und Kampf nicht als Gegenſätze. ſondern als Ergänzungen einer Ein⸗ beit begriffen werden. Nur von ſolchen Fällen einer neuen Ordnung aus werden die Hoch⸗ ſchulen Deutſchlands innerlich erneuert werden.“ Dann begann die eigentliche Arbeitstagung mit einem Vortrag von Profeſſor Walter Frank über„Maximilian Harden— Ein Bei⸗ trag zur Geſchichte der jüdiſchen Preſſemacht im wilhelminiſchen Deutſchland“. Profeſſor Frank ſchilderte in mehrſtündigen,»auf reiches, zum Teil bisher unbekanntes Material begründeten Ausführungen Maximilian Harden als den vo⸗ litiſch einflußreichſten jüdiſchen Publiziſten des wilhelminiſchen Deutſchland. Rathenaus Artikel„Der Wahrheit Rache“ gehörte zu den die Seele des Judentums enthüllenden Do⸗ kumenten der Geſchichte. Da ſteht neben dem Juden Maximilian Harden— ein anderer Ju⸗ de, der ſich als Monarchiſt und Nationallibera⸗ ler bekennt und am Kaiſerhof verkehrt— Wal⸗ ter Rathenau. Beide, ſo heißt es,„kultivierte. gepflegte, aufgeklärte, blaſierte Europäer. Und plötzlich züngelt aus ihren Augen und Worten der uralte aſiatiſche Haß.“ Der Redner ſchildert dann die großen Eule n⸗ burg⸗Moltkeſchen Skandalprozeſ⸗ ſe der Jahre 1907/09, durch die Harden Wil⸗ helm II. und dem Kaiſertum eine vernichtende Niederlage zufügte. Ein ſtarker Staat hätte jene krankhaften Höflinge ſelbſt gerichtet, nach den Geſetzen der Armee. Der ſchwache Staat jener Zeit gab Männer der nächſten Umgebung des Kaiſers der Lynchjuſtiz einer römiſchen Preſſe preis. So ſeien die Skandalprozeſſe Harden die „Halsband“-Prozeſſe der deutſchen Revolution geworden. Das Arabertum marſchiert auf Der panarabiſche Kongreß brill wieder zuſammen Jeruſalem, 6. Juli Der panarabiſche Kongreß, der ſchon im Vorjahr in Bludan in der Nähe von Da⸗ maskus tagte, wird auch in dieſem Jahr wie⸗ der zuſammentreten. Die Paläſtina⸗ frage wird in dieſem Jahr den Kongreß aus⸗ ſchließlich beſchäftigen. Parlamentarier und Delegierte aus ſämtlichen arabiſchen Staaten haben bereits ihre Teilnahme an dem Kongreß angemeldet. Beſonders vermerkt werden hier die Meldungen der Teilnehmer aus Saudia, PVemen und Aegypten. Wieder Tole in Paläſtina Jeruſalem, 6. Juli Die durch die füdiſche Agitation ver⸗ urſachte Spannung in Paläſtina hat noch nicht nachgelaſſen, wenn die engliſchen Behörden auch weitgehend von der Verhängung des Ausgeh⸗ verbotes Gebrauch gemacht haben. Wieder iſt eine Reihe von blutigen Zwiſchenfällen zu ver⸗ zeichnen: In Jeruſalem wurde ein jüdiſcher Geldwechſler erſchoſſen und ein anderer Jude In der Judenkolonie Ain⸗ 2 Tel Aviv wurden vier Juden er⸗ ſchoſſen. Bei einem Zuſammenſtoß in der jüdi⸗ ſchen Grenzſtation Roſpina, von wo der kürzlich hingerichtete Jude ſtammte, wurden vier Juden verwundet. In Tel Aviv ſind 15 Ju⸗ den und in Jeruſalem 8 Juden verhaftet worden. Radſcha gegen Maharadſcha London, 6. Juli Wie aus Sikar(Indien) berichtet wird, kam es dort zu einem Feuergefecht zwiſchen Einwoh⸗ nern und Polizei, bei dem fünf Perſonen ge⸗ tötet wurden. Zwiſchen dem Radſcha von Sikar und dem Maharadſcha von Jaipur iſt ſeit längerer Zeit ein Streit im Gange, da der Radſcha von Sikar die Oberherrſchaft des Maharadſcha von Jaipur ablehnt. Der Radſcha von Sikar wurde in dieſem Streit von den Einwohnern ſeiner Stadt unterſtützt, während der Maharadſcha zur Unterdrückung ſeines Gegners die Polizei auf⸗ geboten hat. ſchwer verwundet. vered bei Nallen verlaſſen das ſinkende Schiff Maſſenflucht aus den kommuniſtiſchen Gewerkſchaften in Frankreich Paris, 6. Juli. Doriot weiſt in der nationaliſtiſchen„Li⸗ bert“ nach, daß die marxiſtiſch⸗kom⸗ muniſtiſche CGT. Gewerkſchaft eigentlich gar nicht das Recht habe, im Namen der franzöſiſchen Arbeiter zu ſprechen, wie ſie das immer tue. Im Laufe der letzten Monate hätten über 150,000 von CG T.⸗Mit⸗ gliedern dieſe Gewerkſchaft verlaſſen. In⸗ nerhalb von ſechs Monaten hat die der CGT.⸗ Gewerkſchaft angeſchloſſene Bauarbeitergewerk⸗ ſchaft 40 000 Mitglieder verloren, die Beam⸗ tengewerkſchaft 24000 Mitglieder, die Gewerk⸗ ſchaften für die Nahrungsmittelbranche und für die chemiſche Induſtrie je 9000. In der Metallinduſtrie haben ſogar über 70 000 Ar⸗ beiter der CGT.⸗Gewerkſchaft den Rücken ge⸗ kehrt. Es handele ſich, ſo bemerkt Doriot, um eine Bewegung allgemeiner Art, die man nicht unterſchätzen dürfe. Zahlreiche Arbeiter begännen ſich darüber klar zu werden, daß ſie von den marxiſtiſchen Demagogen getäuſcht worden ſind. Die politiſchen Streiks und die bitteren Enttäuſchungen infolge des Scheiterns der Volksfront ſeien die Hauptgründe dieſes Abfalles. Die CGT. umfaſſe heute nur noch einen Bruchteil der franzöſiſchen Arbeiterſchaft. Sie könne ſie alſo nicht mehr vollkommen ver⸗ treten. Die Regierung müſſe dieſer neuen Lage Rechnung tragen und das Monopol, das ſich die CGT. anmaße, brechen. Elektrizitätsweſen Frankreichs ausgebaut Paris, 6. Juli Im Rahmen des een ee der großen Arbeiten wurde am Dienstag eine Nen ee für den Ausbau des lektrizitätsweſens in Frankreich mit einem Aktienkapital von 200 Millionen Franken gegründet. Faſt ſämtliche franzöſiſchen Elektri⸗ zitätsgeſellſchaften und Elektroinduſtrieunter⸗ nehmen ſind an dieſer Gruppierung als Aktio⸗ näre beteiligt. Die Aufgabe dieſes neuen Fi⸗ . wird es ſein, Anleihen auf⸗ zulegen, um mit dieſen Mitteln dann die gro⸗ ßen Arbeiten des Elektrifizierungsprogramms zu finanzieren. Wie verlautet, ſoll bereits in allernächſter Zeit eine Anleihe in Höhe von 500 illionen von dieſer Finanzierungsgruppe auf⸗ gelegt werden. Flugzeugfabriken für Auſtralien? London, 6. Juli Nach einer Meldung aus Canberra(Auſtra⸗ lien) ſind amerikaniſche und hbritiſche Flug⸗ zeugfabrikanten an die auſtraliſche Regierung herangetreten, um die Möglichkeit der Errich⸗ tung von Fabriken in Auſtralien zu unter⸗ ſuchen. In den Fabriken ſollen ſowohl Ver⸗ kehrs⸗ wie auch Militärflugzeuge hergeſtellt werden. Gule Ernke in Ilalien . Rom, 6. Juli „Aus einem Bericht des Landwirtſchaftsmi⸗ niſters Roſſoni 8 ſich, daß die diesjährige Ernte auf Grund der Ernteſchätzungen auf rund 70 Millionen dz Korn veran⸗ ſchlagt wird. Der Miniſter betonte in dem Bericht noch, daß das Wetter ſich außerordent⸗ 5 günſtig auf den Ernteertrag ausgewirkt abe. Freundſchaflsverlrag Nalien-Mandſchukuo 5 Tokio. 6. Juli Das Auswärtige Amt gab Dienstag offiziell die Unterzeichnung des Freundſchafts⸗ und Han⸗ delsvertrages zwiſchen Italien und Man d⸗ ſchukuo bekannt. Der Vertrag wurde von italieniſcher Seite durch den Führer der italie⸗ niſchen Wirtſchaftskommiſſion, Botſchafter Conti, und durch den mandſchuriſchen Votſchafter Duan Chentuo unterzeichnet. Das japaniſche Außen⸗ amt begrüßt den Abſchluß dieſes Vertrages, durch den die Anerkennung Mandſchukuos durch Italien feſte Geſtalt angenommen habe. Durch den Vertrag ſei die Grundlage zum Ausbau der freundſchaftlichen Beziehungen zwiſchen beiden Ländern geſchaffen worden. Braſiliens Außenminiſter zurückgelrelen Buenos Aires, 6. Juli 12 einer Meldung aus Rio de Janeiro har der braſilianiſche ußenminiſter, Osvaldo Aranha, dem Präſidenten Vargas wegen e über die innere Po⸗ litik ſeinen ücktritt angeboten. Präſident Vargas hat das Erſuchen des Außenminiſters zunächſt abgelehnt, aber ihm dann doch, als es wiederholt wurde, ſtattgegeben. Der Rücktritt —— iſt amtlich noch nicht veröffentlicht worden. Auch franzöſiſche Truppen im Jandſchal Ss Jeruſalem, 5. Juli. Gleichzeitig mit den 2500 Mann türkiſchen Truppen marſchierten, wie aus Antiochia ge⸗ meldet wird, auch franzöſiſche Truppen in Stär⸗ ke von 2500 Mann, aus dem Alauiten⸗Gebiet kommend, in Sandſchak ein. Die franzöſiſche Ab⸗ teilung beſteht aus zwei Bataillonen Infanterie und einer Batterie motoriſierter Artillerie. Puppenſpiele Von Georg Zink⸗ Heidelberg(Worms) Das Spielen mit Puppen iſt wohl ſchon früheſtens Gepflogenheit geweſen. Schon im frühen Mittelalter traten wandernde Puppen⸗ ſpieler auf. Bei Feſtlichkeit, Jahrmärkten und Verkaufsmeſſen ließen ſich ſolche Kunſtfertigkei⸗ ten ſeben und unterbielten damit die ſchau⸗ luſtige Menge. Das geſprochene Wort— die Hauptſache der kirchlichen Weihnachtskrippen⸗ ſpiele— war im derben Humor der Gaſſe im⸗ mer minderwertiger geworden. Es gewann erſt wieder, als die Volksſtücke— voran das vom Dr. Fauſt— auftauchten und die erſten Ein⸗ blattdrucke zeitgemäße Gedichte, Zwiegeſpräche des Hans Sachs und ähnliches verbreiteten. Die Schreckniſſe des Dreißigjährigen Krieges zogen auch hier einen dicken Schlußſtrich. Die folgenden Drangſalsjahre brachten ein aus aller Welt zuſammengewürfeltes Gaukler⸗ tum ſchlimmſter Sorte nach Deutſchland. Erſt die Gründung der bildenden Geſellſchaften, der Zuſammenſchluß der Dichter und volkserziehe⸗ riſch Denkenden verhalfen zur neuen Blüte. Um dieſe Zeit erhielt auch der kleine Wolfgang Goethe ſein Puppentheater. Nach und nach griff dieſe in der Stille gehegte Liebe zu den handelnden und tanzenden Figuren wieder um ſich und lockte auch die Schauſteller wieder auf den Plan. Doch fehlte dieſen Marionetten⸗ buden das Trauliche, das Anheimelnde. Da endlich ſtreuten Tieck, Brentano, Arnim, Novalis, Eichendorff, E. Th. A. Hoffmann, Cha⸗ miſſo, Lenau ihre lieblichen und geiſtvollen Spiele und ſtellten die kleine Bühne vor neue Aufgaben. Die Schwaben Kerner und Möricke blieben mit ebenſolchen Dichtungen nicht zurück. Damals entſtanden beachtliche Puppentheater⸗ Unternehmen in mehreren größeren Städten. Im Norden unſerer Heimat erfreute ſich die Hand⸗ und getragene Stangenpuppe größerer 1 Beliebtheit, im Süden die Fadenmarionette und die Schattenbildfigur. Dieſe Entwicklung hielt an bis zur Kriegs⸗ zeit. Der Weltkrieg zerriß eben erſt mühſam zuſammengefügte Gemeinſchaften Gleichgeſinn⸗ ter, doch nicht zum Schaden— wie es anfäng⸗ lich ausſah— im Gegenteil, zum Beſten der Sache. Draußen in den Ruheſtellungen der Heere wurde in den öden Warteſtunden an das Spiel der Puppen zu Hauſe gedacht und dieſes. ſo gut es eben ging, in der Fremde nach⸗ geformt. Auch in Lazaretten und Gefangenen⸗ lagern wurden dieſe kleinen Freunde aus ſorg⸗ loſen Tagen zu den wenigen Erholungsſtunden als Freudenſpender zugelaſſen. All das vergaßen die heimgekehrten Krieger nicht. Die heranreifende Jugend griff mit ein und Werkſcharen, Hitleriugend ſowie Schulen baſtelten ſich ihr Puppentheater. Die berufs⸗ mäßigen und die Laienſpieler ſchloſſen ſich zu⸗ ſammen, tauſchten ihre Erfahrungen aus und ſorgten für geeignete Stücke. Heute haben wir eine Reichspuppenbühne.„Die Spielſchar“, eine ſorgſam geleitete Fachzeitſchrift, und die Volks⸗ bildungsſtätten geben in Vorträgen und mit Führungen durch die in Frage kommenden Muſeen jede gewünſchte Belehrung. Film und Rundfunk haben ſich nicht minder um die Uebermittlung wohlausgewöhlter Puppen⸗ theaterſpiele verdient gemacht. So iſt auch das Puppentheater jetzt kein aut⸗ unterhaltendendes Spiel für wenige Schön geiſtige mehr, ſondern gehört dem ganzen Volke. Jeder hat Teil an ſeinen vielſeitigen Gaben und keiner entziehe ſich dieſer erquicken⸗ den Entſpannung: denn auch hier gibt Freude neue Kraft. Theaker und Publiziſtil Von Dr. Kurt Varges Wollen wir dem deutſchen Theater dienen und ihm helfen, dann muß die Zeitung darüber wachen, ob die tauſendfältigen Möglichkeiten des Aufbaues ausgenutzt werden, ob das Thea⸗ ter als Inſtitution von dem rechten Mann ge⸗ leitet, ob die einfache, echte Spannung des Her⸗ zens beim Publikum hervorgerufen wird, denn das Volk ſpricht doch in maßgebender Weiſe mit. Hier müſſen die rechten Entſcheidungen gefällt, die Einfühlung des Theaterbeſuchers in Werk und Leiſtung in Worte gekleidet werden.„Weder der Theaterleiter allein noch der Kunſtbetrach⸗ ter fällen das Urteil.“ Denn beide gehen ja von ganz beſtimmten Vorausſetzungen aus und legen ihren künſtleriſch fundierten, doch eigen⸗ ſten Wertmeſſer an das Kunſtwerk an. Das Publikum: Freunde des Theaters, Stamm⸗ ſitzinhaber, fanatiſche Thegterbeſucher laſſen ſich bon dem augenblicklichen Erlebnis, der optiſchen Eindruckswirkung leiten, ſchalten alles Verſtan⸗ desmäßige, Geiſtreichelnde aus und ſetzen dafür den geſunden Menſchenverſtand ein, den In⸗ ſtinkt, das Gefühl. Der Theaterleiter betrachtet ein Stück von zwei Geſichtspunkten: vom künſtleriſchen Ideal, der weltanſchaulichen Idee und von der Seite des Geſchäftes. Der Kunſtſchriftleiter will Werk und Lei⸗ ſtung aus der Eigengeſetzlichkeit heraus ergrün⸗ den, ſozuſagen hinter die Dinge ſchauen. Er will feſſtellen, ob Dichter und Komponiſt, Diri⸗ ent, Spielleiter, Maler aus Paſſion, innerem rang an ihre Aufgabe gingen, ob ſie mit hohem(alſo edlem) und zugleich tiefem(alſo tiefgründigem) Idealismus das Werk— in⸗ nerlich und äußerlich— aufbauten. 5 Und da haben wir den Kern. Der Kunſt⸗ ſchriftleiter, der Mann der Zeitung, der in ſei⸗ nem Referat die abſoluten Werte herausſtellt, iſt der Verbindungsmann zwiſchen Theater und Publikum. Er will nicht allein auf ſtarker Ur⸗ teilsbaſis das Künſtleriſche ſchlechthin betonen, er will dem Zeitungsleſer mit ſeiner Beſpre⸗ chung unter die Arme greifen, ihn lenken, ihm Anregung geben und ihn für ein Werk begei⸗ ſtern, dabet ſeinen Geſichtskreis erweitern. Und dies in einer(möglichſt liebenswürdigen) Weiſe, daß ſich der Leſer in die Aufführung zurückver⸗ fetzt fühlt. Daß der Kunſtbetrachter auch ein⸗ mal Dinge behandeln, mit Fachausdrücken ope⸗ rieren muß, die an der Grenze liegen, erſcheint ſelbſtverſtändlich. Beſinnt ſich der Schriftleiter immer wieder auf ſeine Aufgaben, verfügt er über die maſſive Wiſſensbaſis, auf der nur die praktiſche Tagesarbeit fußen kann, dann iſt ſeine aus der Erfahrung kommende Beſpre⸗ chung für das Theater und den Leſer von Nutzen. Das Theater des Dritten Reiches und der nationalſozialiſtiſche Schriftleiter ſehen ſich vor Aufgaben geſtellt, wie ſie ſchöner nicht ſein kön⸗ nen. Und wie wir auf der Bühne wieder ein⸗ mal die Seele des Künſtlers, ſein Herz ſchla⸗ gen hören, und die ausgewogene Proportionie⸗ rung im Darſtellungsſtil ſpüren, ſo wurde der Kunſtſchriftleiter das Sprachrohr weltanſchau⸗ lich vertiefter Anſchauungen. Wir haben gerade im Kunſtſtil der Zeitung inſofern eine Ideal⸗ form gefunden, als neben ſorgfältiger Beach⸗ tung wertvollen alten Kulturgutes der heutige Menſch, der Künſtler und Wiſſenſchaftler, im Mittelpunkt unſerer Arbeit ſteht, daß ſeine Ta⸗ ten, die von der Allgemeinheit mit ſtärkſtem Intereſſe verfolgt werden und im Brennpunkt Unſeres Lebens ſtehen, zur Sicherung unſerer Kulturgüter beitragen. Kultur und Kunſt Erſtaufführung von Mozart⸗Neu⸗ überſetzungen in Leipzig. In der kommenden Spielzeit werden die Städtiſchen Bühnen Leipzig die Neuüberſetzungen von Mozarts„Don Giovanni“ und„Gärtnerin aus Liebe“ von Siegfried Anheißer, dem die⸗ ſer Tage verſtorbenen bekannten Mozart⸗ Ueberſetzer, zur Erſtaufführung bringen.„Don Giovanni“ wird Ende September im Neuen Theater als erſte Opernneuinſzenierung zur Aufführung gelangen. — I li fell Hane and⸗ e von itllie⸗ Conti, Nan lußen⸗ kuges, bunch 1 durch bau ichen Mils sagt Herr Beneſch dazu? Rezeple des Franzoſen Jarques Bardoux für Prag Berlin, 6. Juli Der Leitartikel von Jacaues Bardoux im„Temps“ am Wochenende erinnert uns in vieler Hinſicht an jenen Vorſchlag des berühm— ten Dekans der St. Pauls⸗Kathedrale in Lon⸗ don, die Tſchecho⸗Slowakei ſolle doch lieber frei⸗ willig zugunſten einer inneren Kräftigung auf Volksteile verzichten, die ſie als Staatsganzes nur lähmten, nur daß der Leitartikel eines „Temps“ von anderen Vorausſetzungen aus⸗ geht. Der Dekan von St. Paul knüpfte an das ſchreiende Unrecht von Verſailles an. Bardoux gibt zwar heute zu, daß die Tſchecho⸗Slowakei nach dem Zuſammenbruch der franzöſiſchen Südoſt⸗ Bündnispolitik diplomatiſch falſch gehandelt habe, Rückendeckung bei Sowjetrußland anſtatt bei Polen und Rumänien zu ſuchen, aber die Zielſetzung von Verſailles bleibt auch für ihn unverändert beſtehen: Einkrei⸗ ſung Deutſchlands. Dieſes böſe Deutſch⸗ land verfolge nur das eine Ziel, eine der Baſtionen Frankreichs nach der anderen im Südoſten zu ſchleifen. Nun hat aber nach fran⸗ zöſiſcher Anſchauung die Tſchecho⸗Slowakei nur den einen Sinn und Zweck, eine Baſtion Frank⸗ reichs im Südoſten zu ſein, ſonſt iſt ſie wertlos. Um aber dieſe Baſtion kräftig zu erhalten und ſie zu feſtigen, ſchlägt Jacques Bardoux, der Leitartikler des„Temps“, vor, die Ratſchläge Frankreichs und Englands weitgehendſt zu be⸗ folgen. um den anderen Nationalitäten mög⸗ lichſt große Freiheiten mit einem Föderativ⸗ ſyſtem zu bieten. Man müſſe jeden Anſchein vermeiden, den Minderheiten nicht entgegenge⸗ kommen zu ſein. Ja, der Franzoſe geht noch weiter: Er ſieht eine wirkliche Kräftigung der Baſtion Frankreichs nur dann gegeben, wenn unter Umſtänden durch Gebietsaustauſch und Bevölkerungsverpflanzungen und die Abſtoßung von Gebieten mit volks⸗ fremder Bevölkerung ein geſchloſſener, rein tſchechiſcher Staat entſtünde. Dieſe Empfehlungen eines Mannes. der der amtlichen franzöſiſchen Außenpolitik ſo nahe ſteht, verdienen in unſerer Erinnerung zu blei⸗ ben. Man wird vielleicht ſpäter einmal auf ſie zurückgreifen können. Zur Zeit ſieht es jeden⸗ falls wenig danach aus, als ob die Leute rund um Beneſch daran dächten, ſie zu verwirklichen. Das, was jedenfalls der„Figaro“ von Dr. Beneſch ſelbſt erfuhr, entſprach wenig 1 jenen franzöſiſchen Wünſchen. Die vier Haupt⸗ forderungen Henleins wollte Dr. Be⸗ neſch unter keinen Umſtänden erfüllt wiſſen. Er gedachte weder die Polizei der Sudetendeutſchen Selbſtverwaltung zu übergeben, noch die Ein⸗ berufung eines für Sudetendeutſchland zuſtän⸗ digen Volkstages zu genehmigen, noch die Schä⸗ den ſeit 1918 wieder gut zu machen oder etwa die Einrichtung von Minderheitenabteilungen innerhalb der Prager Miniſterien zuzugeſtehen. Er verſprach lediglich Entgegenkommen in der Sprachenfrage. Davon allerdings werden die Sudetendeutſchen nicht ſatt. Angeſichts des plan⸗ mäßigen Boykotts des Deutſchtums durch die Tſchechen, der herrſchenden Stellung der Be⸗ hörden und der Polizei, der wirtſchaftlichen Uebermacht der Tſchechen, bedeuten Konzeſſio⸗ nen in der Sprachenfrage ausgerechnet Tropfen auf einen überheißen Stein. Nun haben über das Wochenende erneut der engliſche und fran⸗ zöſiſche Geſandte in Prag vorgeſprochen, um auf die Löſung der Nationalitäten⸗ frage zu drängen. Wie lange wird man ſich noch außerhalb Prags die Verſchleppungstaktik Dr. Beneſchs gefallen laſſen? 4 deulſche Mililärberaler abgereiſt Anerkennung in China Hankau, 6. Juli. Die deutſchen Militärberater haben am Dienstagvormittag Hankau verlaſſen und ſich nach Honkong begeben. Die Abreiſe wurde von einem chineſiſchen Sprecher bekanntgegeben, der bei dieſer Gelegenheit der Tätigkeit der deutſchen Berater in China mit anerkennenden Worten gedachte. Er wies darauf hin, daß ſie auf eine mehr als fünfjährige Tätigkeit in China zurückblicken könnten. Sie ſeien auf Grund von Privatdienſtverträgen an⸗ geſtellt geweſen, von denen ſie die chineſiſche Re⸗ gierung freiwillig entbunden habe. Der chineſiſche Sprecher ſchloß mit dem Hinweis, daß die deutſchen Militärberater ſich den Dank und die Anerkennung der chineſiſchen Regierung für ihre Tätigkeit erworben hätten. Reichsjägermeiſter Generalfeldmarſchall Gö— ring hat dem Staatsſekretär Generalforſtmeiſter Alpers und Oberſtjägermeiſter Scherting den Ehrenhirſchfänger der Deutſchen Jägerſchaft verliehen. Angllcks⸗Ehronik des Tages Jeuer im Elſaß Die Präfektur in Kolmar niedergebrannt 5 Paris, 6. Juli In Kolmar in Elſaß brach am Dienstag⸗ mittag in dem Hauptgebäude der Präfektur des Departements Hochrhein ein Großfeuer aus, das innerhalb kurzer Zeit ſämtliche Baulichkei⸗ ten der Präfektur in Schutt u. Aſche legte. Die Feuerwehr, zu deren Unterſtützung auch Militär herbeigerufen werden mußte. konnte ſich nur darauf beſchränken, ein Uebergreifen des Feuers auf die umliegenden Gebäude zu verhüten. 530 Tole innerhalb 2/ Tagen Wieder eine amerikaniſche Rekordzahl New Pork, 6. Juli Am amerikaniſchen Wochenende, das durch den Nationalfeiertag am 4. Juli verlängert war, haben nach den letzten aus 46 Bundesſtaaten vorliegenden Meldungen mindeſtens 530 Perſonen einen gewaltſamen Tod gefunden. 320 kamen bei Autounfällen ums Leben, etwa 180 ertranken beim Baden in den Flüſſen und 20 kamen bei Eiſenbahn⸗ unfällen um. Auf der Autorennbahn in Hoho⸗ kus(New Jerſey) ſtießen zwei Rennwagen zuſammen und wurden in die Zuſchauermenge geſchleudert. Dabei wurde ein Zuſchauer ge⸗ 28 und 17 wurden zum Teil ſchwer ver⸗ etzt. Unweller forderle 136 Tole Verkehr zwiſchen Kobe und Oſaka eingeſtellt Tokio. 6. Juli Der letzte Regenſturm hat in Kobe und im Gebiet zwiſchen Kobe und Oſaka gewaltige Verwüſtungen angerichtet. Wie amtlich feſtge⸗ ſtellt wurde, haben die Erdrutſche und Haus⸗ einſtürze 136 Todesopfer gefordert. 65 Menſchen ſind verletzt und 132 werden ver⸗ mißt. 646 Häuſer ſind weggeſchwemmt worden und 638 ſind vollkommen zerſtört. Der Verkehr zwiſchen Kobe und Oſaka mußte völlig einge⸗ ſtellt werden. da Bahndämme, Brücken und Gleiſe zerſtört ſind. Die Stadt Kobe iſt zum Teil überſchwemmt und bietet ein wahrhaft troſtloſes Bild. Das Gebiet weſtlich von Schid⸗ zucka an der Bahnſtrecke Tokio—0ſaka iſt durch die Flut ſtark gefährdet. Einzelne Gebiete Polens wurden erneut von ſchwerem Unmetter heimgeſucht. Beſon⸗ ders ſchweren Schaden richtete das Unwetter im Wilnger Gebiet an, wo fünf Perſonen durch Blitzſchlag getötet und 12 Anweſen ein⸗ geäſchert wurden. 0 Hau ruck! Hau ruck! Reichserziehungsminiſter Ruſt ſtattete dem Zeltlager der Nationalpolitiſchen Erziehungs⸗ anſtalten in Arens oop auf dem Darß einen Beſuch ab und nahm auch an den Spielen der Jugend lebhaften Anteil. Beim Tauziehen kämpften die einzelnen Anſtalten gegeneinander, wobei ſie der Reichsminiſter durch ſeine anfeuernden Rufe kräftig unterſtützte. (Scherl⸗Bilderdienſt⸗M.) bee eunnuun amg uunbgehin ür wp cr pp nag gnmgau nens eſagbamae Un dan mag cn düunun waagen lc Wohnhäuser „von der Stange“ gekauft Unter Wohnhäuſern von der Stange muß man ſich komfortable Holzhäuſer als Dauerwohnungen vorſtellen, die in einer Reihe feſtgelegter Normen ab Fabrik geliefert werden; alſo weder Schweizerhäuſer noch Blockhäuſer des Nordens, auch nicht leichte Wochenendhäuschen. In Amerika, wo man bekanntlich ſo ungefähr alles„von der Stange“ kauft, hat man dieſe Mode ſchon vor einer Reihe von Jahren auf Häuſer übertra— gen. Mit beſtem Erfolg. Vor drei Jahren wurden mit Unterſtützung der ſchwe— diſchen Regierung verſchiedene Verſuchs- häuſer hergeſtellt, um auf dieſe Weiſe einen lohnenderen Abſatz von Holz im In- und Auslande hervorzurufen. Schon 1936 konn- ten mehr als 4000 fertige Holzhäuſer abge- liefert werden. Ein ſolches Muſterhaus wurde kürzlich bei einer großen Ausſtellung nigspaar eingehend beſichtigt. britannien für ſolche Holzhäuſer ein lebhaftes Intereſſe zeigt. Die Wohnungsaufſichtsbehörden erheben im Parlament in Glasgow gezeigt und vom engliſchen Kö— Dieſer Um— ſtand hat nun dazu geführt, daß auch Groß— ſchottiſchen keinen Einwand, und der Staatsſekretär von Schott— kleineren Gemeinden mit größerer Arbeitsloſigkeit den land gab kürzlich 123 ſſccggggenneneeeeeeeeeeeee mn dummen mn mpn nh ppm nm eee Am Rande nolierti. Rat, ſich doch um die Herſtellung von Holz⸗ häuſern als Nahrungszweig zu bemühen.— In Schweden hat ſich die Nachfrage nach der— artigen Häuſern inzwiſchen ſo geſteigert, daß man fürs erſte an eine Belieferung des Aus⸗ landes gar nicht denken kann, ſo daß eine be— ſondere Fabrik, die nur für Export arbeitet, errichtet werden ſell. Die Maſchinenanlage wird ſo gehalten, daß ſie bei einer Schicht drei fertige Häuſer täglich oder rund 1000 im Jahr zu liefern vermag. Sie wird rund 571000 RM. koſten, während die Geſamt⸗ anlage ein Kapital von nicht weniger als 1.3 Mill. RM. erfordert. In jedes Haus werden ungefähr 1400 Kubikfuß Holz verarbeitet wer⸗ den. Zweifelsohne haben derartige Holzhäu⸗ ſer, die im Gegenſatz zu Steinbauten raſch aufgeſchlagen werden können und nicht ſo ortsfeſt ſind, dank der Fortſchritte in Hol z⸗ ſchutzmitteln, die vor allem die deut! ſche chemiſche Induſtrie herausge⸗ bracht hat, eine gewiſſe Zukunft. Für Deutſch⸗ land kommen ſie inſofern kaum in Frage, weil Holz nicht ausreichend, das Rohmaterial für Ziegelſteinbauten jedoch unbegrenzt vor— handen iſt. So intereſſant die ausländiſchen zerſuche für uns auch ſind, ſo ſehr ſich da⸗ durch auch ein weiteres Abſatzfeld für die deutſche chemiſche Induſtrie auftut: das Zie⸗ gelſteinhaus wird auch in Zukunft die natür- liche„Behauſung“ des Deutſchen ſein. Ein Mann erschüttert Afrika Der Kampf um den Sudan/ Von General NVoskoff Copyright by Vorhut-Verlag Otto Schlegel, Berlin SW 68 Am 31. Oktober, alſo rund ein halbes Jahr nach Beginn der Schienenlegung, traf in dem inzwiſchen zurückeroberten Abu Hamed der erſte Zug aus Wadi Halfa ein. Der Sirdar brauchte von nun an nur 18 Stunden, um die Nubiſche Wüſte zu durchqueren. Girouards Erfindungs⸗ geiſt und Energie hatten die Reiſedauer für die⸗ ſe Strecke um elf Tage verkürzt. So iſt das„tolle Unternehmen“ ſchon 1897 zur Tatſache geworden. Die techniſchen Schwie⸗ rigkeiten waren ungeheuer. Aber Kitchener und Girouard blieben ſtets die Herren der Lage. Durch geſchickte Schutzmaßnahmen ſicherte der Sirdar die geſamte Strecke. Die Reiterſcharen des Kalifen wagten es nicht, die waſſerloſe Nu⸗ biſche Wüſte zu durchqueren. Die Armee des Sirdars hat jetzt in Abu Hamed eine ſichere Baſis für die weiteren Operationen gegen Khartum.* „Noch ſteht der Vollmond, eine ungeheure und ſilbern⸗glitzernde Scheibe, über dem Nil, jenem von Mythen und Sagen umflochtenen Fluß, an deſſen Ufern die Wiege einer der älteſten Kul⸗ turen der Menſchheit ſtand. Die Nacht iſt ſo hell wie der Tag. Kein Windhauch rührt ſich. Ungeheuer breitet ſich die uferloſe Wüſte aus. Ueber Ondurman liegt tiefe Stille. Ein er⸗ eignisxeicher Tag iſt verſunken. Brandgeruch liegt über der Stadt. Schwarze Ruinen ſtar⸗ ren in die ſtumme Nacht. Hunderte von Toten liegen in den i ſie liegen ſo, wie ſie im Kampf gefallen ſind. Die erkalteten Hände krallen ſich noch um die Waffe. Die Toten lie⸗ gen um das mächtige Grabmal des Mahdis, ſie liegen vor den erbärmlichen Hütten der Ein⸗ geborenen, überall dort, wo ſie der Tod ereilt hat. Mächtig ſteht die Ruine des Grabmals des Mahdis über der Stätte der Verwüſtung. Auf dem Fluſſe ankern die Kanonenboote des Sirdars; ſie haben ihr erſtes Wort geſprochen. Aber noch iſt die Streitmacht des Kalifen Ab⸗ dullahi, des großen Nachfolgers des toten Mah⸗ dis, unverſehrt geblieben. Was Waffen tra⸗ gen kann, iſt außerhalb von Omdurman. Wie groß das Heer Abdullahis iſt, das kann keiner ſagen, auch der Kalif ſelbſt nicht. Vielleicht ſind es 70 000 oder gar 100 000 Mann, die nördlich von Omdurman in den Sandhügeln von Kerreri liegen und die letzten Befehle des Kalifen erwarten. Prieſter und Wahrſager gehen durch die Reihen der Krieger und wecken die Erinnerung an jene uralte Ueberlieferung, die davon ſpricht, daß an die⸗ ſer Stelle mitten in der Unendlichkeit der Wüſte der Zorn des Propheten eine Armee ver⸗ nichten wird. Der letzte Lanzenträger im Heere des Kalifen weiß es, daß Allah dem Heere der Mahdiſten den Sieg über Hicks⸗ Paſcha und Gordon geſchenkt hat. Auch der Sir⸗ dar wird dieſem Los nicht entgehen. Kerreri wird das Grab der weißen Teufel, der ungläu⸗ bigen 1 werden. Was ſind vor Allah die Kanonen des Sir⸗ dars, was ſind vor der Hand des Propheten, die die Lanzen und Schwerter der Mahdiſten führen wird, die furchtbaren Maſchinengewehre Kitcheners! Der Glaube an Allah wird die Fauſt der Mahdiſten führen und die Ungläu⸗ bigen vernichten. Abdullahi und ſeine Emire wiſſen, daß Tau⸗ ſende von Derwiſchen auf dem Schlachtfeld blei⸗ ben werden. Sie werden getötet werden in einem Kampf, der heilig iſt, ſie werden ſich, ohne zu zögern, in den Kugelhagel werfen, weil ihnen nach dem Tode für die ruhmreiche Sache des Propheten alle Freuden des Paradieſes ge⸗ wiß ſind. Tauſende werden ſterben, aber über die Lei⸗ chen ihrer toten Brüder werden ſich die unab⸗ ſehbaren Legionen des Mahdis auf den Feind ſtürzen und ihn niederringen. g Unendlich lange hat ſich Abdullahi mit ſeinen Emiren beraten, ob er den Angriff Kitcheners dabwarten oder ſelbſt ſein Heer zum Sturm füh⸗ ren ſoll Die Meinung im Rate der Emire war geteilt; aber ſchließlich hat Abdullahi, mu⸗ tig, kühn und verwegen wie immer, die Emire davon überzeugt. daß die Derwiſche ſtets im Angriff geflegt haben. Auch diesmal wird Abdullahi die Mahdiſten zum Sturm führen. So liegen die Scharen des Kalifen, bereit zum letzten Sprung, in einem rieſigen Halbkreis rings um Kerreri. Noch ſchlafen ſie, aber ſie ſchlafen mit der Waffe in der Fauſt, denn viel⸗ leicht wird der Kalif noch in dieſer Stunde den Befehl zum nächtlichen Angriff geben. Die Kette der Späher, die weit vor der Hauptmaſſe des Heeres in den zahlloſen Sand⸗ hügeln der Wüſte liegt, beobachtet unausgeſetzt das Gelände, das in leichten Senkungen zum Nil abfällt. Der Kalif hat für dieſe Nacht außerordentliche Vorſichtsmaßregeln getroffen. Einem ſeiner vertrauteſten Freunde, der ſeit den erſten Anfängen der Mahdi⸗Bewegung als Kundſchafter tätig iſt, iſt es gelungen, in das Heer des Sirdars einzudringen und wichtige Meldungen zu überbringen. Demnach hat der Sirdar die Abſicht, in dieſer Nacht anzugreifen. So ſtoßen die Erkundungspatrouillen der Mah⸗ diſten in der vom Mondlicht übergoſſenen Nacht ſo weit zum Nilufer vor, bis ſie die Umriſſe einer befeſtigten Linie erſpähen, die ſich an die Flanken des Nils anlehnt. Es iſt die Zeriba, das befeſtigte Lager des Sirdars. Hinter der drei Kilometer langen Umwallung ſteht das 4 05 Kitcheners zum entſcheidenden Schlag ereit. Es war eine außerordentliche Leiſtung, das 25 000 Mann ſtarke Expeditionskorps mit ſei⸗ nem ungeheuren Troß, der ſtarken Artillerie und den verſchiedenen Maſchinengewehrabtei⸗ lungen in muſtergültigem Zuſtand bis vor die Tore von Omdurman zu führen. Die Militär⸗ Eiſenbahn Wadi Halfa— Abu Hamed war bis zum Atbara⸗Fluß vorgetrieben worden, was allerdings erſt nach der blutigen Schlacht von Atbara am 18. April 1898 ermöglicht werden konnte. Eine ſtarke Transportflotte begleitete die Armee nilaufwärts, um ihre Verſorgung während des Marſches zu ſichern. Das Land längs des Nils, ehemals von volk⸗ reichen Siedlungen bedeckt, iſt wüſt und leer. Verbrannt und verödet liegen die Dörfer, die der Kalif niederbrennen ließ, um den Vor⸗ marſch der Armee Kitcheners zu erſchweren. Freilich, es ſind nicht allein militäriſche Maß⸗ nahmen, die das Land entvölkert haben. Der Mahdismus hat ſich immer mehr zu einer ſchrankenloſen militäriſchen Deſpotie entwickelt, die dazu geführt hat, daß die Stämme, die ſich dem Kalifen nicht unterworfen haben, rück⸗ ſichtslos ausgerottet wurden. Schaudernd und mit verſtörten Geſichtern erzählen die Flücht⸗ linge, die bei den Vorpoſten Kitcheners einge⸗ troffen ſind, von den furchtbaren Greueln der Mahdiſten. Der Sudan, einſt ein blühendes Land von 8 Millionen Einwohnern, iſt heute kaum noch von 2 Millionen bevölkert. Das iſt die grauenvolle Bilanz der Mahdiſtenherrſchaft. Durch dieſes Land marſchiert in der brüten⸗ den Hitze der Auguſttage die Armee Kitcheners. Ihr Vormarſch wird durch unaufhörliche nächt⸗ liche Regengüſſe, die das ganze Land in Sumpf, Moraſt und Schlamm verwandeln, aufgehalten. Aber die Armee Kitcheners iſt nicht die Armee des unglückſeligen Hicks⸗Paſcha, die bei ihrem Marſch nach Khartum, abgeſchnitten von der ganzen Welt, in ihr Unglück marſchierte. Die Truppen Kitcheners ſind von einer hohen Mo⸗ ral beſeelt. Alles, was für eine kämpfende. Truppe notwendig iſt, erhalten ſie mit der un⸗ fehlbaren Pünktlichkeit eines Uhrwerks. Die Verbindung mit Kairo iſt geſichert, der Tele⸗ graph arbeitet muſtergültig, ſelbſt die Poſt trifft ohne weſentliche Störungen ein. Der Sirdar wußte, wie notwendig dieſe Dinge für die Kampfmoral der Truppe waren und traf dem⸗ entſprechend ſeine Vorbereitungen. So iſt vie Armee von höchſtem Vertrauen zu der oberſten Führung beſeelt. Die Fellachen- und Suda⸗ neſen⸗Bataillone ſind von Kampfesluſt erfüllt. Die Siege von Dongola und Atbara, wo einer der beſten Emire des Kalifen vernichtend ge⸗ ſchlagen wurde, haben das Selbſtbewußtſein dieſer Truppenteile gefeſtigt. Es iſt Kitchener gelungen, aus den Aegyptern Soldaten zu ma⸗ chen, die von eiſerner Disziplin und von alühen⸗ dem Glauben an den Sieg erfüllt ſind. Ein jeder weiß es:„Der Sirdar wird ſiegen!“ (Fortſetzung folgt) Das Wetter, 10 Tage vorhergeſehen! Von Prof. Dr. Franz Baur, Leiter der Forſchungsſtelle für langfriſtige Wettervorherſage Zum 7. Male werden in dieſem Jahre ſeit Anfang dieſes Monats in Deutſchland Witte⸗ rungsvorherſagen für 10 Tage ausgegeben. Als ſie im Jahre 1932 zum erſten Male veröffent⸗ licht wurden, geſchah dies nur während einer 40 Tage umfaſſenden Zeitſpanne im Juli und Auguſt, und damals galten die Vorherſagen nur für einen Teil Deutſchlands. Oſtpreußen, Schleſien und das Alpenvorland konnten noch nicht einbezogen werden. 1938 wurde die erſte 3 am 1. Juni gegeben, die letzte wird am 28. Septeinber veröffentlicht werden. Die Zehntage⸗Vorherſagen laufen jetzt alſo während voller vier Monate. Dazu werden ſie in dieſem Jahre erſtmalig auch 75 Oeſterreich ausgedehnt, während Oſtpreußen, Schleſien und das(baye⸗ riſche) Alpenvorland bereits ſeit 1935 in die Vorherſagen einbezogen ſind. Bald nach dem Kriege hatte ich mich bereits erſten Vorunterſuchungen zugewandt, die den Zweck hatten, mir ſelbſt ein Urteil darüber zu bilden, ob es überhaupt grundſätzlich möglich 5 das Wetter für längere Zeit vorauszusagen. enn nämlich die Aufeinanderfolge der Wetter⸗ e eine rein zufällige wäre, etwa ſo wie die ufeinanderfolge der Augen beim Würfeln, dann wäre die Sache von vornherein ausſichtslos. Die Vorunterſuchungen ergaben aber ein durchaus poſitives Reſultat. Die damit gewonnene Erkenntnis gab mir das Vertrauen und die Kraft, allen Widerſtänden zum Trotz das Pro⸗ blem zu bearbeiten. Man hat mir anfänglich tauſendfach vorgehalten, es wäre eine Ver meſſenheit, ſich mit der Wettervorausſage für längere Zeit zu befaſſen, ſo lange wir nicht in der Lage ſind, das Wetter für nur einen Tag mit Sicherheit vorherzuſagen. Dieſer Einwand wäre jedoch nur ſtichhaltig, wenn es ſich um eine Wettervorherſage auf längere Zeit für ſolch einzelnen Tag handeln würde. Eine ſolche ins einzelne gehende Vorausſage kommt natürlich auf lange Sicht nicht in Frage. Da⸗ egen iſt es durchaus möglich— und die prakti⸗ 12 Erfahrungen haben dies inzwiſchen be⸗ wieſen—, daß das Witterungsgepräge, d. h. das Wetter in großen Zügen(unter Ver⸗ nachläſſigung kleiner örtlicher und zeitlicher Ab⸗ weichungen) für längere Zeit mit einiger Zu⸗ verläſſigkeit vorausgeſagt werden kann. Es iſt bei der ungemein verwickelten Art aller Wetter⸗ vorgänge natürlich, daß wir zu einer abſo⸗ uten Sicherheit auch bei der Langfriſtvorher⸗ ſage nicht kommen werden. Aber es iſt möglich, ja wahrſcheinlich, daß wir in der Vorherſage der mittleren Witterung längerer Zeiträume und größerer Gebiete einmal zu einer größe⸗ ren Eintreffwahrſcheinlichkeit lommen werden, als ſie heute die tägliche Vorherſage beſitzt, weil bei Betrachtungen im großen die kleinen Zu⸗ fälligkeiten, die die kurzfriſtige Prognoſe um⸗ werfen können, gegenüber den Geſetzmäßigkeiten im atmoſphäriſchen Geſchehen zurücktreten. Einſtweilen ſind wir allerdings noch nicht ſo weit, und wir ſind froh, daß die Witterungs⸗ vorherſagen für 10 Tage in ihrer Eintreff⸗ häufigkeit die täglichen Vorausſagen ungefähr erreichen. Das iſt bereits ein großer Fortſchritt gegenüber früher, wo es überhaupt keine Vor⸗ ausſagen für mehr als 2 Tage gab. Es iſt aber u hoffen, daß die weiteren Anterfuchungen auf m Gebiete der Großwetterforſchung die Vor⸗ ausſagen für 5—10 Tage ſo weitgehend ſicher geſtalten, daß dadurch auch die täglichen Vor⸗ verlugen— in den Fällen, wo es ſich um Um⸗ geſtaltungen der Großwetterla l— verbeſſert werden können. 1 de Die Bedeutung einer Witterungsvorherſa für 10 Tage iſt ungemein groß. Die Reina, eine Wettervorherſage habe keinen Sinn, weil man das Wetter ja doch nicht„machen“ könne, iſt rückſtändig. In ſehr vielen Fällen, insbeſon⸗ dere gerade auf landwirtſchaftlichem Gebiete, können Schädigungen durch Wettereinflüſſe ver⸗ mieden oder mindeſtens bedeutend herabgeſetzt werden, wenn man auf eintretende Wetterereig⸗ niſſe vorbereitet iſt. So kann,— um nur ein Beiſpiel zu erwähnen— die Heuernte immer gut eingebracht werden, wenn man nur recht⸗ zeitig auf etwa 7 Tage im voraus weiß, ob Landregen oder Regen in kurzen Schauern oder ee g etter zu erwarten iſt, weil dann die Art der Aberntung und Trocknung des 5 danach eingerichtet werden kann. Es iſt eabſichtigt, die Zehntage⸗Vorherſagen allmäh⸗ lich auf das ganze Jahr aus zu deh⸗ nen. Das kann aber nur langſam geſchehen, weil die umfangreichen ſtatiſtiſchen Unterſuchun⸗ gen, die angeſtellt werden müſſen, um eine zu⸗ verläſſige Witterungsvorherſage für einen zehn⸗ tägigen Zeitraum zu erreichen, geſondert für jedes Monatsdrittel des Jahres durchgeführt werden müſſen. Das hat ſeinen Grund darin, daß die geſetznmäßigen Zuſammenhänge zwiſchen vorangegangener Witterung und folgender Witterung, auf deren Erkennung und Erfaſſung die Zehntage⸗Witterungsvorherſage im weſent⸗ lichen beruht, nicht zu allen Jahreszeiten die gleichen, ja ſogar in aufeinanderfolgenden Mo⸗ natsdritteln verſchieden ſind. Neben der weiteten Ausgeſtaltung und Ver⸗ beſſerung der Zehntage⸗Witterungsvorherſagen wird auch an dem Problem der Monats- und Jahreszeitvorherſage gearbeitet. Hierbei ſind aber nicht nur die Zuſommenhänge ile vorausgegangener und nachfolgender zitterung zu beachten, ſondern auch noch andere Einflüſſe wie die Temperatur der Meeres⸗ ſtrömungen(für uns vor allem des Golfſtroms), die Verbreiterung des Eisvorkommens im Polargebiet, ferner kosmiſche Einflüſſe(quanti⸗ tative und qualitative Aenderungen der von der Sonne ausgehenden Strahlung in Verknüpfun mit Sonnenflecken und anderen Vorgängen au der Sonne). Dieſe Abhängigkeit der Witterung längerer Zeiträume von einer Fülle anderer Erſcheinungen macht die Jahreszeitvorherſage beſonders„ſchwierig, ſo daß vorhäufig eine regelmäßige Ausgabe ſolcher Vorausſagen noch nicht verantwortet werden kann. In man⸗ chen Fällen tut uns aber die Atmosphäre den Gefallen mit außergewöhnlichen Un⸗ regelmäßigkeiten aufzuwarten, die für die Folgewitterung von ſo ausſchlaggebender Bedeutung ſind, daß dann auch ohne Kenntnis der weniger leicht beobachtbaren oder noch nicht ausreichend erforſchten Einflußgrößen eine ziem⸗ lich zuverläſſige Vorausſage wenigſtens bezüglich zewiſſer Tei lerſcheinungen der zu erwartenden itterung einer Jahreszeit möglich wird. So konnte z. B. auf Grund beſonderer Zirkulations⸗ anomalien im Januar und Februar dieſes Jah⸗ res vorausgeſagt werden, daß der Frühling 9 April und Mai) 1938 in dem weſtlich der eichſel gelegenen Gebiet Deutſchlands ſowie auch in Weſteuropa trockener als normal ſein werde. Dieſe Vorausſage iſt aus⸗ A eingetroffen. Die ee chlagsmenge betrug z. B. in Potsdam 79, in Aachen 71, in De Bilt(Holland) 65, in Inns⸗ bruck 58, in Karlsruhe 64, in Zürich 61, in Paris 46, in London(Greenwich) 41 Prozent des Normalwertes. Wie ſich Nexumer den Himmel verſcherzte Eine Schnurre von Hans Bethge Der Fiſcher von Nexum, einer ſchmalen, mit Heide und Strandhafer bewachſenen Inſel der Nordſee, waren in alten Zeiten äußerſt wilde, räuberiſche und daher gefürchtete Geſellen. Kam ein Schiff des nachts in Gefahr, ſo gaben ſie ihm gar abſichtlich falſche Lichtzeichen, damit es auf einem Riff oder einer Sandbank auflief und ſo zu Grunde ging, und ſeine Ladung eine ſichere Beute der frevelhaften Nexumer wurde. Nie ſchlugen die harten Herzen dieſer Inſelleute ſo freudig als wenn der Ruf:„Schiff in Not!“ durch das Dorf erſcholl,— dann wußten ſie, es ſtand eine bequeme Bereicherung ihres Beſitzers zu erwarten, ſie erhoben ſich ſchnell von ihrem Grog und ihrem Kartenſpiel und liefen durch Wind und Wetter an den Strand, um hinaus⸗ zulugen, ob die Ausſichten günſtig für ſie waren. Spülte das Meer Tote an die Küſte, ſo wurden fe auf einem Friedhof hinter den Dünen be⸗ tattet, der ſchon einen recht ſtattlichen Umfang angenommen hatte. Das geraubte Gut brachten die Nexumer ſoweit ſie es nicht ſelber brauchten, auf einem lkutter nach Emden, und das erzielte Geld wurde geteilt. So lebten ſie herrlich und bequem— und auf keinem Eiland der ganzen Nordſee wurden im Laufe der Jahre ſo viele Fäſſer von dem guten Hamburger Kümmel leer⸗ getrunken wie auf Nexum. In einer ſtürmiſchen Nacht erſcholl wieder ein⸗ mal der Ruf„Schiff in Not“ durch das ſchlafende Dorf. Die Männer ſtiegen flink aus ihren Betten, zogen ſich an und eilten an den ungaſtlichen Skrand, wo in kurzer Zeit die ganze Ortſchaft verſammelt war. Es war eine grauenvolle Nacht, die Wellen ſtoben brülleno gegen die Küſte, und in der Luft heulte und fauchte es, als triebe die Wilde Jagd über die Inſel dahin. Das Schiff draußen war bereits geſcheitert, ſeine Maſten waren vom Sturm gekappt, es war nur noch ein hilfloſes Spiel der Wellen, unter denen es zu⸗ weilen völlig verſchwand. Die erſten Güter, roße, eiſenbeſchlagene Kiſten, trieben ſchwankend 57 konnten aber den Strand nicht erreichen, da die aufgeregte See ſie immer wieder zurück⸗ warf. Drei Fiſcher ſtiegen entſchloſſen in einen Kahn, um die Kiſten zu bergen. Aber ſie hatten das lockende Gut noch nicht erhaſcht, da ſchlug eine Rieſenwelle über ihr Fahrzeug und ſie ertranken. — Auf dem Wege zum Himmel war ihnen nicht beſonders hoffnungsvoll zu Mute, denn ſie waren ſich ihrer ungeheuren Sünden wohl bewußt. Als ſie an die Himmelstür kamen, klopften ſie mit kräftigen Händen an, und Petrus war unvorſich⸗ tig genug, ihnen die Tür zu öffnen, ſtatt nur die kleine Luke aufzutun. f „Wer ſeid Ihr denn?“ fragte er erſtaunt über die verwilderten Geſtalten. „Wir ſind drei Fiſcher von Nexum“, war die Antwort, und damit hatten die Burſchen auch ſchon die Tür in den Händen und waren keck in den Himmel hineinmarſchiert, ohne daß Petrus es hätte hindern können. Sie benahmen ſich von Anfang an ſo lärmend und unverſchämt im Para⸗ dies, daß dem armen Petrus angſt und bange Etwas zum Lachen „Hüre mal, wir müſſen nächſtes Jahr un⸗ bedingt ins Bad reiſen, in unſerer Bade⸗ wanne habe ich keinen Platz mehr!“ S———— A wurde. Er rief ſogleich einige Engel herbei und trug ihnen auf, die drei ſchrecklichen Sünder, die ja gar nicht an dieſe Stätte gehörten, ſo ſchnell wie möglich wieder aus dem Himmelsgarten hinauszubefördern. Die Engel gaben ſich die größte Mühe, durch gutes Zureden ihr Ziel zu erreichen, aber ihre Ueberredungskünſte waren der Grobheit der Nexumer Fiſcher nicht ge⸗ wachſen. Dieſe hatten ſich bereits vergnügt in einer von Roſen ſchön umblühten Laube ein⸗ gerichtet, hatten ſich drei gute alte Hamburger Kümmel bringen laſſen und polterten und lachten aus Herzensluſt. Petrus war in der größten Verlegenheit, nach einiger Zeit aber ſchoß ihm ein erlöſender Einfall durchs Hirn. Er dachte an die räuberiſchen Sitten der Nexumer auf ihrer Nordſeeinſel, ein Lächeln flog um ſeinen Mund, und nun wußte er, was er zu tun hatte. Er öffnete die Himmelstür ſo weit er konnte, ſtellte ſich draußen hinter einen Buſch und rief durch ſeine vor den Mund gehalte⸗ nen Hände mit lauter Stimme:„Schiff in Not!“ Kaum hatten die Nexumer dieſe Worte gehört, da fuhren ſie zuſammen, ſprangen auf, ließen ihren guten Hamburger Kümmel ſtehen und ſtürmten durch die Himmelspforte hinaus, dem vermeintlichen Schiff entgegen. Petrus ſchlug die Tür mit lautem Knall hinter ihnen zu. Die Nexumer merkten zu ſpät, daß ſie einer Liſt des himmliſchen Pförtners zum Opfer ge⸗ fallen waren. Sie ſahen ſich mit verſtörten Augen an und unternahmen gar nicht den Verſuch, zu⸗ rückzukehren. Die Fluren des Paradieſes blieben ihnen verſchloſſen für immer. Noch bequemer! Ein Farmer fand auf ſeiner Pflanzung zwölf ſeiner Leute faul auf dem Boden liegend. Dem Faulſten von ihnen verſprach er einen Dollar. Sofort ſprangen elf auf und jeder von ihnen erklärte, er ſei der Faulſte und bean⸗ ſpruche den Dollar. Der Farmer gab die Be⸗ lohnung dem Zwölften, der ruhig liegen ge⸗ blieben war und ſeinen Herrn gähnend auf⸗ forderde, ihm den Dollar ruhig in die Taſche zu ſtecken. Gmbh unter Waſſer und freiem Himmel Von R. Thaſſilo Graf von Schlieben Jeder, der die Natur liebt und gern ihre Wun⸗ der betrachtet, wird ein beſonderes Intereſſe an dem merkwürdigen Zuſammenleben verſchiedener Pflan⸗ zen und Tiere nehmen. Dieſes Zuſammenleben wirft ein helles Licht auf die geiſtigen Fähigkeiten jener Lebeweſen, bei denen wir nur immer von „Inſtinkt“ zu ſprechen gewohnt ſind. Betrachten wir z. B. die Herden großer, aber doch ſehr verſchiedener Tiere: Da ſieht man in Afrika, nomadenartig von einem gemeinſamen Weideplatz zum anderen ziehend, ganze Scharen von Antilopen, Büffeln, Zebras und Straußen friedlich miteinander und untereinander gemiſcht in dauerndem Beiſammenſein. Während Zebras und Büffel ruhig graſen, ſtellen die Antilopen Wachen aus, um vor etwa herannahenden Feinden warnen zu können. Was dieſe Wachtpoſten nicht zu erſpähen vermögen, ſehen aber die langhalſigen Strauße. Glückt trotzdem ein Ueberfall, ſo ſchützen die Hufe der Zebras und die Hörner der Büffel die Antilopen und Strauße. Ein ähnliches Verhältnis herrſcht zwiſchen den füdamerikaniſchen Guanakas(Huanakas) und den Pampas⸗Straußen. Nun ſchauen wir uns einmal das Rieſenkroko⸗ dil und ſeinen„Krokodilwächter“ an. Das Rieſen⸗ krokodil liegt träge in der Sonne mit weit geöff⸗ netem Rachen. Zwiſchen den Reihen der großen ſpitzen Zähne ſpaziert ein kibitzartiger Vogel, der „Krokodilwächter“ auf und ab. Ganz gemütlich— furchtlos nimmt er hier ſeine Mahlzeit ein, indem er die Blutegel und anderes kleines Getier, das ſich in das Zahnfleiſch eingeniſtet hat, herausholt und verſpeiſt. Hierdurch leiſtet er dem Krokodil natürlich einen großen Dienſt, denn die Blutſauger bereiten dem Tier viele Beſchwerden, während der Vogel ſich auf dieſe Weiſe ſehr bequem und an⸗ genehm ernähren kann. Eine entfernte Verwandte des Krokodils, die „Brückenechſe“ in Neuſeeland, gräbt ſich Höhlen mit zwei Kammern. In der einen Abteilung wohnt lie ſelbſt. Die zweite iſt für ihre Symbionten, die Möven beſtimmt, welche dort niſten. Die Möpen laſſen, vermutlich zum Dank für die ihnen züberel⸗ tete freie Wohnung, die Echſe an ihren reichlichen Fiſchmahlzeiten teilnehmen. Allerdings ſollen die Echſen hin und wieder auch ein Mövenei ver⸗ ſpeiſen, was aber der Freundſchaft keinen Ab⸗ bruch tut. Der Haifiſch, die gefürchtete„Hyäne des Meeres“, beſchützt eine Makrelenart, die ſogenann⸗ ten„Lotſenfiſche“, die unter den Bruſtfloſſen des Haies mitſchwimmen. Da ſie gewandter als der große Hai ſind, nützen ſie ihrem Beſchützer durch beſſeres Aufſpüren der Beute außerordentlich. Sie leben dann ſehr gut und reichlich von den„Bro⸗ ſamen“, die von der vollbeſetzten Tafel des räube⸗ riſchen Hais für ſie abfallen. Das Zutrauen der Lotſenfiſche zu ihrem rieſigen Beſchützer iſt ſo groß, daß ſie ihm blindlings ins Netz folgen, wenn er gefangen wird. Noch merkwürdiger und ſonderbarer iſt die Symbioſe des„Einſiedlerkrebſes“ mit der Seeroſe. Da bei dieſer kleinen Krebsart nur die vordere Hälfte des Körpers gepanzert iſt, muß das Tier⸗ chen die rückwärtige, weiche, wurmartige Hälfte ſeines Körpers in einem leeren Schneckenhaus bergen, weil es andernfalls allen Nachſtellungen ſeiner zahlreichen Feinde ſofort erliegen müßte. Auf einer ſolchen, von einem Einſiedlerkrebs be⸗ wohnten Schneckenſchale ſiedelt ſich nun die ſo⸗ genannte„Seeroſe“ an. Dieſe Seeroſe iſt aber nicht etwa eine wirkliche Roſe oder die Waſſer⸗ pflanze, welche den gleichen Namen trägt, ſondern ſie iſt eines jener„Neſſeltierchen“, die ſonſt zahl⸗ reich an Felsſtücken und Riffen zu finden ſind. Ihr Mund iſt mit zarten Haaren, Wimpern, beſetzt, und ihre Fangarme, die oft in den berrlichſten Farben ſchillern, tragen Neſſelkapſeln, d. h. Bläs ⸗ chen, die ein ätzendes Gift enthalten, womit ſie eden Feind ſchleunigſt verjagen, Beutetiere aber betäuben und wehrlos machen. Dadurch gewährt die Seeroſe dem Einſiedlerkrebs große Vorteile. Denn ſie ſchützt ihn vor Angriffen und hilft ihm heim Aufſpüren und Einiangen der Nahmma. Nie dann beiden Partnern gleichmäßig zugute kommt. Der Fuß der Seeroſe, mit dem ſie ſich an das Schneckengehäuſe anklammert, richtiger geſagt an⸗ ſaugt, beſitzt die Fähigkeit, eine Flüſſigkeit abzu⸗ ſondern, welche verhärtet, und oft wie ein Geſpinſt das ganze Schneckenhaus umgibt, ſo daß der Krebs faſt unſichtbar wird, und nur Kopf und Scheren aus der ihn umgebenden Hülle heraus⸗ ſchauen. Höchſt wunderlich muten uns die ſogenannten „Seeſpinnen“ an, die auch eine Krebsart repräſen⸗ tieren. Kommt eine ſolche Seeſpinne an einem Algenwäldchen vorüber, ſo ſchneidet ſie mit einer ihrer Scheren ſich ſozuſagen einen Strauß davon ab, und pflanzt ſich denſelben höchſt eigenhändig, d. h.„eigenſcherig“ auf ihren Rücken. Da der Rückenpanzer ſehr uneben iſt, bekommen die Algen dort gleich eine gewiſſe Feſtigkeit, die ihnen das Anwachſen erleichtert. Sie beginnen ſich nun ſchnell prächtig zu entwickeln, ſo daß ſie bald den ganzen Körper der Seeſpinne bedecken. Auf dieſe Weiſe wird die Seeſpinne grün„maskiert“, ſo daß man ſie kaum erkennen kann. Daß dieſe Maskierung wohl überlegt iſt, geht aus Experimenten hervor, die man in Aquarien angeſtellt hat. Setzt man nämlich eine mit grünen Algen umwachſene See⸗ ſpinne in ein Aquarium, in dem ſich nur rote Algen befinden, ſo rupft ſich die Seeſpinne ihr grünes Kleid ab, und verſpeiſt es gleich der Ein⸗ fachheit halber, um ſich dann ſofort mit roten Algen rot zu maskieren. Oft finden Forſcher des Meeres auf dem Rücken der Seeſpinne nicht nur Algen, ſondern auch Seepolypen, Muſcheln und allerlei Wurm⸗ getier, ſo daß man mit Recht von einem„Dachgar⸗ ten“ der Seeſpinne ſprechen kann, in dem es Pflanzen und Tiere gibt. Dieſer Garten gedeiht ſehr üppig, muß ſich aber dasſelbe gefallen laſſen, was die von Menſchen angelegten Obſt⸗ und Ge⸗ müſegärten von ihren Beſitzern zu erleiden haben: denn ab und zu greift die Seeſpinne mit einer ihrer Scheren in den Dachgarten und zieht ſich einige Biſſen davon zu Gemüte, was im übrigen die Harmonie dieſer Symbionten ebenſo wenig ſtört, als wenn der Menſch ſeine Bäume aberntet oder ſeinen Spargel ſticht, reſp. ein Lamm ſeiner Herde schlachtet.— Wiſſenswertes Allerlei In den Urwäldern der malayiſchen Inſeln lebt eine Schlange, die nur etwa 1 Meter lang wird und nicht dicker iſt als ein Daumen. Sie kann kein Gift ausſpritzen, dafür aber hat die Natur ihr ein anderes Verteidigungsmittel ge⸗ geben: ſie kann ſich nämlich aufblaſen, daß ſie acht mal ſo dick wird wie ſie urſprüng⸗ lich iſt und dadurch einen ſchreckenerregenden Eindruck macht. Wenn jemand auf der Straße einen Zigar⸗ ren⸗ oder Zigarettenſtummel wegwirft, ſo denkt er nicht daran, daß er dadurch Anlaß zu einer Feuersbrunſt geben kann. Man berichtet aber aus Amerika, daß ein Sperling ein Theater in Brand geſteckt habe, in⸗ dem er mit glimmenden Zigarrenſtummel nach ſeinem unter dem Dachfirſt befindlichen Neſt⸗ hinaufgeflogen ſei und dieſes wahrſcheinlich mit dem Tabak gepolſtert habe. Auf dieſe Weiſe fing das Gebäude Feuer.— Echt ame⸗ rikaniſchl Einer der merkwürdigſten Bäu⸗ me der Welt iſt der Banyanbaum, der in tropiſchen und halbtropiſchen Gegenden vor- kommt. Von den Zweigen entſendet er neue Wurzeln in die Erde, ſo daß alte Banyan⸗ häume oft ausſehen, als ob ſie unzählige Stämme hätten. Man hat Beiſpiele, daß ein Vogel Samen von einem Banyanbaum auf die Krone einer Palme verſchleppt hat, ſo daß der Same dort oben keimte und dann ſeine Wur⸗ zeln nach unten trieb, die nun wie mächtige Schlangen den Palmenſtamm umgaben. An der ganzen ägyptiſchen Küſte, von Port Said bis Roſetta, werden im Herbſt hohe Netze zum Wachtelfang aufgeſtellt. Die Wachtel, dieſer kleine ſchwanzloſe Hühner⸗ vogel, iſt ein ſchlechter Flieger, und wenn er auf ſeinem Fluge von Rußland, Rumänien und Ungarn das Mittelmeer überquert hat, iſt ex ſo erſchöpft, daß ex nicht über dieſe Netze zu fliegen vermag. In jedem Jahre werden Tau⸗ ſende von Wachteln gefangen und für ein paar Pfennige das Stück in den Großſtädten Aegyp⸗ tens verkauft. g * Jut Unlethallung und Belehrung 5 5 . . 19. Fortſetzung. Der alte Fiſchmarkt war ein haßltcher, viereckiger Platz. in deſſen Mitte Holzbuden aufgeſchlagen waren, die jetzt leer ſtanden. Es roch nach Fiſch. Reſte verdorbenen Fleiſches gärten in der Sonne, von unzähligen Fliegen umſchwirrt. 8 Enge, winklige, dunkle Gaſſen zweigten von hier ab. Rue Carnot, bei Ropin: hier! Prangins verbarg ſich am Ende der Gaſſe. Er ſah ſie eintreten. 5 Carmen ſchob einen Perlenvorhang zur Seite, der Hingelnd hinter ihr wieder zuſammenfiel, und ſtand in einem halb erleuchteten Vorraum, deſſen rote Steinflieſen einen feuchten Modergeruch ausſtrömten. 0 Rechts und links war eine Tür, in der Mitte führte eine Treppe hinab in den Keller. Sie öffnete auf gut Glück die Tür linker Hand und betrat einen niedrigen Raum, ebenfalls mit Steinflieſen, einer langen Bank längs der Wände, mehreren Tiſchen und einer Theke an der Schmalſeite. An einem Tiſch ſaßen zwei Männer. Zwiſchen ihnen ſtand eine Karaffe mit Wein, zwei Gläſer und ein Korb mit weißem Brot. Sie hatten einen Lederbecher und würfelten. Der eine von beiden ſchaute auf und ſah Carmen von oben bis unten an; dann ſtieß er den andern mit dem Ellbogen an. Der grinſte. Carmen durchquerte das Zimmer bis zu der Theke, an der ein älterer, einäugiger Mann Gläſer ſpülte. Er trug ein Hemd mit hochgeſtreiften Aermeln und muſterte ſie mit ſchiefem Blick. 8 00 möchte Herrn Petura ſprechen“, ſagte ſie.„Iſt er 1 0 Der Einäugige warf einen ſchnellen Blick an Carmen vorbei zu dem Tiſch mit den beiden Männern hinüber, ehe er antwortete.„Ich weiß nicht, hab' ihn heute gar nicht geſehen. Iſt vielleicht abgereiſt.“ „Wohnt er nicht bei Ihnen?“ „Oben“, ſagte er und deutete mit dem naſſen Daumen rückwärts gegen die Decke,„nicht hier.“ Er ſah Carmen mißtrauiſch an und ſpülte weiter. „Könnten Sie einmal nachſehen, ob er noch da iſt?“ fragte ſie zögernd.„Oder mir ſagen, wo ſein Zimmer iſt, damit ich hinaufgehen kann?“ „Ich zeige es Ihnen“, brummte er, nahm ein ſchmutziges Handtuch von der Wand und trocknete Arme und Hände ab. Dann kam er hinter dem Tiſch hervor und ging ihr voraus zur Tür. Die beiden Männer ſchauten kurz auf und würfelten ſtumpfſinnig weiter. Der Einäugige öffnete die gegenuverliegende Tür und ging durch ein Zimmer hindurch. Dahinter lag ein dunkler Flur, von dem aus eine Holztreppe nach oben führte. Ohne ſich nach Carmen umzudrehen, ſtieg er die knarren⸗ den Stufen empor, wandte ſich dann oben nach rechts und klopfte an eine Tür. Niemand antwortete. g Er klopfte noch einmal lauter. Wieder rührte ſich nichts. „Wird nicht da ſein“, ſagte er, drückte die Klinke nieder und drehte ſich dann nach Carmen um. Die Tür war ver⸗ ſchloſſen. Der Schlüſſel ſteckte nicht. „Und— Sie wiſſen nicht, wo er jetzt ſein kann?“ fragte ſie.„Oder— ob er wirklich ſchon abgereiſt iſt?“ Er ſchüttelte den Kopf. Dann tappte er die Treppe wieder hinunter. „Kann ich vielleicht hier warten?“ fragte Carmen. Wieder ſtreifte ſie der ſchiefe Blick.„Bitte“, ſagte er und ließ ſie wieder in das erſte Zimmer eintreten. Sie ſetzte ſich an einen Tiſch und bat den Einäugigen um einen Cinzano. Er brachte ihn ſchweigend. Als das Glas aber dann vor ihr ſtand, brachte ſie es nicht über ſich, es anzurühren. Die beiden Männer von vorhin ſaßen noch immer. Der Mann an der Theke ſpülte ſeine Gläſer. Eine Waſſer⸗ leitung tropfte eintönig. Die Würfel klangen knöchern im Becher aneinander und rollten dann leiſe polternd über das Holz des Tiſches. Einmal kam ein kleines Mädchen herein, ging zu dem Einäugigen und ließ ſich ein Stück Brot geben. Jemand öffnete die Tür, ſtreckte ſeinen Kopf herein, rief ein paar Worte und verſchwand wieder. Am Ausgang der Gaſſe draußen wartete Prangins. Er kannte das Haus nicht, in das Carmen gegangen war. Was konnte ſie hier wollen? Er ging auf und ab und ſchaute in die Gaſſe hinein, die eng und hoch war, nur von wenigen Menſchen belebt. Die Zeit rückte vor. Prangins ſah auf die Uhr; die Filmvorſtellung mußte längſt begonnen haben. Scheinbar hatte Carmen ſie vergeſſen, oder ſie wollte nicht gehen. Ihm ſelbſt lag nichts daran. Er blieb. Carmen ſaß drinnen und wartete. Die Luft war un⸗ erträglich und kaum zu atmen. Ein ſchmaler Sonnenſtrahl fiel ſchräg ins Zimmer herein und kroch langſam, langſam über die roten Steinflieſen. Carmen hatte die Zeit ver⸗ geſſen. f Laszko kam nicht. Einmal ging der Einäugige hinaus. Carmen hörte oben Schritte. Er kam wieder, trat zu den Männern und brachte dann eine Karaffe mit Wein. Nichts geſchah. Ekel packte Carmen. Ekel vor dieſer Umgebung, vor dieſem Haus und vor ſich ſelbſt. Daß ſie hier ſaß und auf Laszlo wartete. War er überhaupt noch da oder wirklich ſchon fort? Und wenn er fort war, war es dann nicht am beſten ſo? Es hatte keinen Sinn, hier zu warten. Wer ſagte ihr denn, daß er nicht doch oben in ſeinem Zimmer war und nur nicht herunterkam, weil es ihm aus irgendeinem Grunde nicht paßte? Daß er auf das Klopfen nicht ge⸗ Jie Momme ige copyright 1888 by Aufwärts- Verlag, Serin SW 68S Roman von Hertha von Puttkamer-Netto antwortet hatte, beſagte nichts. Hier war aues möglich und vorſtellbar. Sie raffte ſich auf, trat zu dem Einäugigen, bezahlte und ging. Trotzdem die Luft in der Gaſſe ſtickig und dumpf war, atmete Carmen auf, als ſie wieder draußen ſtand. Zurück nach Cap d' Aigle! Sie war mit einem Male entſetzlich müde und zerbrochen. Als Prangins Carmen auf der Gaſſe erblickte, drückte er ſich ſchnell in eine Tür und verbarg ſich. Von dort ſah er, wie ſie auf dem Platz drüben ein Taxi anrief und davonfuhr. Prangins blieb zögernd ſtehen, ging ein Stück in die Gaſſe hinein und auf das Haus zu. In dieſem Augenblick kam ein Mann aus der Haustür. Schnell trat Prangins ein paar Schritte näher auf ihn zu.„Verzeihen Sie“, ſagte er höflich.„Eben war Frau Caſini hier. War ſie bei Ihnen?“ Der Mann ſtutzte, wich unwillkürlich einen Schritt zurück und fuhr ſich mit der Hand über den glatten Scheitel. Dann lächelte er mit gelben Zähnen.„Tut mir leid“, ſagte er und wollte ſich entfernen. Prangins ging ihm einen Schritt nach und zwang ihn, ſtehenzubleiben.„Bei wem war Frau Caſini?“ beharrte er. „Ich kenne die Dame nicht“, ſagte der Mann. Er hatte es offenbar eilig, fortzukommen. „Und Sie wiſſen auch nicht, was ſie hier wollte?“ fragte Prangins, indem er plötzlich ſeine Brieftaſche zog. Der Mann überſah es.„Tut mir leid“, ſagte er noch einmal, grüßte kurz und ging mit ſchnellen Schritten davon. Prangins ſah ihm nach, ehe er ſelbſt fortging. * Materne ſaß auf der Bank im Schatten neben dem Hotel und döſte. Er konnte ſtundenlang untätig ſo ſitzen. Nach einer Weile kam die Sonne herum und fiel auf ſein Geſicht. Er rückte ein Stück weiter nach rechts. Der Marquis war wieder einmal fortgegangen und noch nicht zurück. Materne fand, daß ſein Herr ſich, ſeit er hier war, plötzlich verändert habe. Er kannte ihn ſtets ruhig, gleichmäßig und freundlich. Hier in Les Sapins aber war er vom erſten Tage an nervös und unſtet ge⸗ weſen, ging aus, kam wieder, ging wieder fort, blieb aus. Er hörte nicht hin, wenn man mit ihm ſprach, antwortete kurz, zerſtreut und ungeduldig, und hatte Materne zum erſten Male in ſeinem Leben richtig angepfiffen, daß dem noch die Ohren ſauſten. Entweder bekam ihm das Klima nicht, oder die Hitze, oder das Eſſen. Die Wette fiel Materne plötzlich ein: ſeine Wette mit dem Kutſcher Jean, die die Heiratsfrage betraf. Sollte der Marquis am Ende...? Ach. Unſinn! Materne ſeynte ſich nach Haufe zuruck, nach ſeinem kühlen Zimmer, der Küche, dem ganzen geordneten Leben, dem Nußbaum— und ſeiner Frau; ja, auch nach der. Wenn er die Augen ſchloß, ſah er im Geiſt das alles vor ſich, lauter freundliche Bilder. Es war ſo ſtill rings um ihn, daß dieſe Bilder mählich in ein Träumen übergingen, und Materne ſchlief ein. Plötzlich fuhr er auf: wieder hatte ihn dieſe ver⸗ wünſchte Sonne geweckt, die rückſichtslos auf ſein Geſicht ſchien. Er fluchte leiſe, blinzelte ins Licht, rieb ſich die Augen und ſtand auf. Vor ihm ſtand Colettes Mutter: Frau Latour. „Wo iſt der Marquis? Ja, ja, ich bin eben an⸗ gekommen. Ich ſuche den Marquis. Er iſt nicht da.“ Materne war völlig traumbefangen und verwirrt und begann zu ſtottern. In dieſem Augenblick kam Colette auf den Hotel⸗ eingang zu. Louiſe Latour eilte ihr entgegen.„Colette, mein Kind! Wo iſt Onkel Theodore? Ich wollte euch überraſchen. Meine Koffer ſind am Bahnhof. Man muß ſie holen laſſen. Wo iſt der Zettel?“ Sie umarmte Colette und kramte in ihrer Taſche nach dem Gepäckſchein. Endlich fand ſie ihn. „Warum haft du nicht geſchrieben, Mama!“ fragte Colette. Erſtens hatte Frau Latour es nicht vorher gewußt, daß ſie fahren würde, ſie hatte ſich ganz plötzlich entſchloſſen und nun war ſie eben da, obgleich ſie um ein Haar den Zug verſäumt hätte. Zweitens ſollte es eine Ueber⸗ raſchung ſein. Und dann hatte ſie im Zuge unterwegs ein Ehepaar kennengelernt, reizende Menſchen, die nach a Italien gereiſt waren, was ein Jammer war, denn am liebſten hätte Frau Latour ſie mit hierhergebracht. Materne ſollte übrigens aufpaſſen, wenn er jetzt ihre Koffer von der Bahn holte, die Hutſchachtel ſchlöſſe nicht richtig und ginge immer auf, da fiele leicht alles heraus; und der große Koffer, der mit den Lederriemen, ſei ſehr ſchwer, ſie hätte ihn eigentlich gar nicht erſt mitnehmen wollen, aber der andere wäre eben doch ſchließlich zu klein ge— weſen, denn ſie brauchte ja doch Kleider, nicht wahr? Sie hätte das rote Kleid mitgenommen, weil das ſchwarze gerade bei der Aenderung war. Die Schneiderin hatte ſie natürlich wieder einmal ſitzengelaſſen, wie konnte man das auch anders erwarten? Und jetzt wollte ſie ſogleich und auf dem ſchnellſten Wege Carmen Caſini kennenlernen, und Cecil natürlich auch. Sie ſei ja ſo neugierig und geſpannt. Und abermals ſchloß Frau Latour Colette gerührt in die Arme. Sie gingen hinein. Es ergab ſich gottlob, daß ein leid⸗ liches Zimmer für Frau Latour vor kurzer Zeit frei ge⸗ worden war. Materne trottete davon, um die Koffer zu holen. Dann kam er beladen zurück. Colette half ihrer Mutter beim Umkleiden. Louiſe Latour war da! . Little Bit hatte ſeine Erſparniſſe angegriffen, um ſich eine Karte für die Vorſtellung des Films„Die Maske des Ruhms“ zu erſtehen. Tagelang vorher hatte er den Portier um Urlaub für dieſe Zeit gebeten und heimlich gezittert, daß noch etwas dazwiſchenkommen könnte. Er hatte ihn bekommen. Jetzt ſaß er blaß, erwartungsvoll und aufgeregt auf ſeinem Platz und harrte der Dinge, die da kommen ſollten. In den Händen hielt er krampfhaft ſeine Eintrittskarte feſt, als fürchtete er, ſie könne ihm jetzt noch entriſſen werden. Das Programm hatte er natürlich auch gekauft, es ſteckte in ſeiner Taſche; er würde es mit nach Hauſe nehmen und aufheben. Ob er wohl auch einmal den Mut aufbringen würde, Carmen Caſini um ein Autogramm zu bitten? Vielleicht, wenn ſie jetzt hierherkam. Das Kino füllte ſich ziemlich ſchnell. Es war das größte Kinotheater in Les Sapins, aber das wollte nicht viel heißen. Es war ein rechteckiger, himbeerrot gepolſterter Raum mit einer kleinen golden und weiß verzierten Galerie auf halber Höhe, von der der Stuck ſtellenweiſe abgeplatzt war, und die großartig als„Rang“ bezeichnet wurde. Darauf befanden ſich die„Logen“. Man puffte ſich, ſuchte ſeine Plätze, trat auf fremden Füßen herum. drängelte, trampelte, hatte ſich endlich durch- gekämpft und ſaß. Little Bit hatte ſeinen Platz ganz in der Mitte. Von hier aus vermochte er den Raum bequem nach allen Rich⸗ tungen hin zu überſehen. Um ihn herum ſaßen Ein⸗ heimiſche und Badegäſte. 5 In einer der Logen ſaß die Signora Giulani mit ihrer Tochter. Sie handhabte eine Lorgnette und ſpähte umher. Little Bit verrenkte ſich beinahe den Hals, um ſich nichts entgehen zu laſſen. Gleich würde die Caſini kommen. Man wartete, man drehte ſich um, man tuſchelte, ſtand auf, um beſſer ſehen zu können. Der Direktor lief mit rotem Kopf vom Eingang in den Saal und wieder zurück. Milbrey erſchien, Colette, Cecil und Frau Latour. Little Bit ſah ſie miteinander ſprechen. 5 Die Zeit rückte vor. Carmen Caſini kam nicht. Es wurde langſam dunkel und nach einer kurzen Ein⸗ leitung begann der Film Die Maske des Ruhms“. Little Bit ſaß mit weit aufgeriſſenem Mund und ge⸗ ballten Fäuſten. Vor ſeinen Augen entrollte ſich das Schickſal einer großen Sängerin, die für Karriere, Ruhm und Erfolg ungerührt und kalt ſich freimacht von dem Mann, der ſie liebt und halten will, und dann— auf der Höhe des Ruhmes, gefeiert, umjubelt und bewundert— mit einſam⸗ leerem Herzen in heimlichem Unglück ſich zu verzehren beginnt nach dem Anteil an Glück und Liebe, den ſie ehrgeizig geopfert, bis ſie, nach vielen Irrungen endlich zum Verzicht bereit, den Mann ihrer Liebe wieder⸗ findet. Little Bits Herz ſchwoll an, es bebte in Spannung, weinte vor Schmerz, zitterte vor Ergriffenheit und weitete ſich am Schluß in Erlöſung. Wenn Carmen ſang, verhielt er den Atem und ſchloß überwältigt die Augen: er war wieder ein Kind, ſeine Mutter ſaß an ſeiner Wiege und ſtieß ganz leiſe mit dem Fuß dann und wann dagegen, während ſie ihn mit leiſer Stimme in Schlaf ſang. So ſüß, genau ſo ſüß war das geweſen, und ſeither hatte Little Bit auf der Welt nichts Aehnliches mehr gehört. Tränen rollten über ſeine Wangen. Die Töne des letzten Liedes verklangen. Es wurde hell und der Applaus brach los. Er rauſchte auf wie ein brandendes Meer. Little Bit ſchaute abweſend um ſich. Die Menſchen riefen nach Carmen Caſini, bis der Direktor vor die Rampe trat und ihr Fernbleiben entſchuldigte. Gehoben. wie man war. nahm man die Enttäuſchuna bin. Little Bit aber ſtand auf und ſchlich mit aufgerührtem Herzen, ſtill und traumverloren durch die ſich langſam zer⸗ ſtreuende Menge hindurch. VIERZEHNTES KAPTTEI. Ein lauer, ſchöner Abend. Die Türen nach der Terraſſe des Hotels Cap d'Aigle ſtehen offen. Von draußen ſtrömt milde Sommerluft herein, jenſeits des Parkes liegt blau⸗ dunkel das Meer und darüber der endloſe Nachthimmel mit dem bleichen Geflimmer ſeiner Sterne. Eine ſchmale Mondſichel hat ſich im Oſten über den Rand des fernen Gebirges gehoben. In dem verhältnismäßig kleinen Raum abſeits des großen Speiſeſaals, an den erſt die Bar anſchließt, die ſich dann zu einem Zimmer verbreitert, ſteht Oliver Milbrey. Von hier aus ſieht man an der Bar vorbei bis in einen Ausſchnitt des Speiſeſaals hinüber und hört die Muſik von dort. Man iſt hier zwar nicht ganz abgeſchloſſen für ſich, aber doch ſo von den übrigen Gäſten getrennt, daß ſie einen nicht ſtören, höchſtens daß der eine oder andere durch das Zimmer zur Terraſſe geht, we ebenfalls wieder Tiſche ſtehen. Hier, der Raum dient ſonſt als eine Art Rauch- und Unterhaltungszimmer, iſt heute ein ein⸗ ziger, mittelgroßer Tiſch gedeckt; und hier wird man an dieſem Abend Carmen Caſinis Verlobung mit Oliver Milbrey und die Colettes mit Cecil feiern. Milbrey ruft den Keuner, der ſoeven vorüberkommt, läßt ſich das Menü vorlegen, ſucht auf der Weinkarte, beſtellt die Weine und den Champagner, tritt nochmals an den Tiſch, überdenkt die Tiſchordnung und legt einen großen Strauß wundervoller roter Roſen auf Carmens Platz. Auf ſeinen Wunſch hat man das Zimmer mit Kerzen erleuchtet. Als erſter kommt Lionel Smith.„Es iſt ſehr liebens⸗ würdig von Ihnen!“ ſagt er, während er auf Milbrey zutritt und ibm die Hand ſchüttelt. Jortſetzung folgt) —— Bügeleiſen nicht ausgeſchallel Feuer in einer Schneiderei Birkenfeld. Dadurch, daß aus Vergeghlichkeit abends bei Arbeitsſchluß das an Bügeleiſen nicht ausgeſchaltet wur⸗ de, brach hier in einer Damenſchneiderei ein Feuer aus. Einrichtungsgegenſtände ſowie fertige und halbfertige Kleider wurden vernich⸗ tet. Bevor die Flammen auf das ganze Haus übergriffen, konnte der Brand gelöſcht werden. In Gonnesweiler bei Birkenfeld brannte es in dem Anweſen der Fausde Simon. Nach dem Brand bemerkten die ausbewohner, daß ihnen während des Unglücks 380 R M. geſtohlen worden ſind, die kurz vorher bei einem Kuh⸗ verkauf einkaſſiert worden waren. Der gemeine Dieb iſt noch unbekannt. Betrunken am Steuer „Bad Kreuznach. Die Polizei nahm einen Autofahrer in Haft, der betrunken einen Wagen ſteuerte. Er war nicht mehr Herr über das Fahrzeug und fuhr am Holzmarkt eine Treppe hinunter. Zwar wurden Perſonen nicht verletzt, doch wird er mit ſcharfer Beſtra⸗ fung, zu rechnen haben. Das Auto erlitt Be- ſchädigungen.— Auch ein betrunkener Radfahrer wurde verhaftet. Werkkamin eingeſtürzt. Wiesloch. Hier ſtürzte dieſer Tage der et⸗ wa 20 Meter hohe Werkkamin der Möbel⸗ großſchreinerei Weckeſſer ein, durchſchlug drei Fabrikdächer und die Starkſtromleitung, ſodaß mehrere Betriebe ihre Tätigkeit einſtellen muß⸗ ten. Die Gendarmerie nahm den Handwerker, der den Kamin abmontierte und einen neuen aufſtellen ſollte, in Haft. Der Fabrikbetrieb kann vorläufig nur beſchränkt weiterarbeiten. Im Neckar ertrunken Bad Wimpfen. Ein 26jähriger Metzgerge⸗ ſelle aus Jagſtfeld, der Nichtſchwimmer wär, geriet in den ausgebaggerten Neckar und ver— ſank im Waſſer. Bemühungen ſeiner Kamera⸗ den, den Verſunkenen zu retten, waren erfolg⸗ os. Vor den Triebwagen geworfen. Kehl. In einem Ayfall von Verfolgungswahn warf ſich am Sontagabend auf der Strecke zwi⸗ ſchen Auenheim und Leutesheim der aus Mainz ſtammende 30jährige ledige Heinrich Jugenhei⸗ mer vor einen Triebwagen der Kleinbahn. nachdem er kurz vorher ſich vor den Perſonen⸗ wagen eines hieſigen Lehrers geworfen hatte. Der erſte Selbſtmordverſuch wurde durch den Lenker des Wagens verhindert. Unter den Rä⸗ dern des Triebwagens fand der Unglückliche jedoch den Tod. 18 000 Tonnen Baſalt geſprengt. Linz(Rhein). In einem Baſaltſteinbruch bei Linz wurden auf einem Schlag etwa 18000 Tonnen Baſalt geſprengt. Die Verar⸗ beitung und Verladung gibt für ein Jahr Be⸗ ſchäftigung. Die Sprengung war gut vorberei⸗ tet. In die Baſaltwand war ein etwa neun Meter tiefer Stollen hineingetrieben worden. 1750 Kilogramm Sprengſtoff fanden bet der 1 die wunſchgemäß verlief, Verwen⸗ ung. Jolanthe zeigt ihre Schwimmkunſt Zeltingen(Moſel). Am Moſelufer in Zeltin⸗ gen ſpielte ſich am frühen Morgen ein ſeltſa⸗ mes Schwimmturntier ab. Ein Händler aus Kröv hatte an einen Mann aus Zeltingen ein Schwein verkauft. Als ſich der neue Beſitzer nun anſchickte, ſeine Jolanthe mitzunehmen, zeigte ſie ſich widerſpenſtig. Plötzlich lief ſie unter Geſchrei an die Mosel. wo ſie mit küh⸗ nem Sprung das Waſſer erreichte. Das Tler durchſchwamm den Fluß und ging in Weiden wohlbehalten wieder an Land Der Fährmann verfolgte die ſchwimmutige Jolanthe, und es gelang ihm auch, das Tier einzufangen. Am Moſelufer ſtanden viele Frühaufſteher und lachten verſchmitzt über das kleine Abenteuer. Die Tote von Bacharach Bacharach(Rhein). Es iſt jetzt gelungen, die Perſönlichkeit der am 22. Junt be Bacharach aus dem Rhein geländeten weiblichen Leiche feſtzuſtellen. Danach handelt es ſich bei der To⸗ ten um die 47jährige unverheiratete Katharina Horſt aus Vendersheim(Kreis Oppen⸗ heim am Rhein), die in einem Anfall von Schwermut ins Waſſer gegangen war. Beim Gänſehnten ertrunken Erfelden(Rhein). Ein ſechsjähriger Junge hütete am Rheindamm Gänſe. Dabei muß er ſich über das Waſſer gebeugt und das Ueber⸗ gewicht bekommen haben. Er fiel ins Waſſer und ertrank. Die Leiche konnte noch nicht geländet werden. 8 Keine Hockerſteuer mehr. Germersheim(Rhein). Im Zuge einer Ver⸗ ordnung, wonach in Germersheim die Polizei⸗ ſtunde mit Wirkung vom 1. Jult ab für alle Tage auf 1 Uhr nachts feſtgelegt wurde, hat det Bürgermeiſter angeordnet, daß gleichzeitig da⸗ mit die bisher beſtandene Hockerſteuer aufgehoben wird. Germersheim erhebt al⸗ ſo in Zukunft keine Hockerſteuer mehr. Tagung der rheiniſchen Kriegsblinden Andernach(Rhein). Die Kriegsblinden des Rheinlandes hatten in Andernach eine Tagung, die mit einem Begrüßungsabend er öffnet wurde. Die Partel und Behörde lleßen durch Vertreter Grüße und Wünſche übermit' teln. Landesobmann Janſen era e die Kameraden. Bundesobmann Aug.. artens (Berlin) übermittelte die Grüße des Reichs; kriegsopferführers Oberlondober und ehrte verſchledene Kameraden für treue Mitarbeit. Die Betreuungsarbeit der Kriegsblinden habe ſich, ſeit dem der Bund erblindeter Kriegs⸗ Bunte Tageschronik blinder Fachabteilung der NS.⸗Krlegsopfer⸗ verſorgung ſei, merklich verſtärkt. Die meiſten Kriegsblinden hätten eine Beſchäftigung erhal⸗ ten. Der Leiter der Landesſiedlungsſtelle Weſt beſprach die Siedlungspflege der NSKOV. Im Rahmen der großen Tagung, zu der der Landeshauptmann durch Landesverwaltungs— rat Tiſchendorf Grüße übermitteln ließ, fan⸗ den auch verſchiedene fachliche Beſprechungen ſtatt. Dabei wurde beſonderes die Kriegs- blinden⸗Arbeitsfürſorge behandelt. Auch ein eingehender Bericht über die Haupt⸗ verſorgungsſtelle in Düſſeldorf wurde gegeben. Zum Abſchluß der Tagung fand eine Fahrt an den Laacher See ſtatt. Weihe einer neuen J. G.⸗Eigenſiedlung. Frankfurt a. M. In Anweſenheit von Ver⸗ tretern der Partei, des Gau⸗Heimſtättenamtes und der J. G. ⸗ Farbeninduſtrie wurde jetzt in Frankfurt a. M.— Zeilsheim die dritte. fünfzig Häuſer umfaſſende Eigenheimſiedlung ihrer Be⸗ ſtimmung übergeben. Bei der Feier kam zum Ausdruck, daß die J. G.⸗Farbeninduſtrie den Siedlern den Bau ihrer Eigenheime in jeder Hinſicht ermöglichen half, daß aber das Werk des Führers und die nationalſozialiſtiſche Welt⸗ anſchauung die Grundlage auch dieſer Heim⸗ ſtätte gegeben habe. Blick in den des Meineids überführt Frankfurt a. M. Die neue Tagung des Schwurgerichts, die am Montag ihren Anfang nahm und in der nur Fälle des Meineids und der gewerbsmäßigen Abtrei⸗ bung zur Verhandlung ſtehen, befaßte ſich in ihrer erſten Sitzung mit dem Meineid einer der Gewerbsunzucht nachgehenden 36jährigen An⸗ Piaactza die aus Klein-Krotzenburg ſtammt. Die Verhandlung entrollte ein düſteres Bild von den Vorgängen in Dirnen⸗ und Zuhälterkreiſen. Die Angeklagte iſt ledig und hat zwei Kinder. Im Jahre 1933 verlobte ſie ſich mit einem Mann, der ſich ſpäter als Trin⸗ ker erwies und im April v. Is. wegen Zuhäl⸗ terei zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wur⸗ de. Die Milde des Gerichts erklärte ſich daraus, daß der Angeklagte Arbeitswillen gezeigt hatte und kein Ausbeuter ſchlimmſter Art geweſen war. Im Herbſt vorigen Jahres lernte die Ange⸗ klagte in einer Wirtſchaft einen 20jährigen Mann kennen, der bereits eine Freiheitsſtrafe hinter ſich hatte, die ihm wegen gewerbsmäßt⸗ ger Unzucht mit Männern zudiktiert worden war. Er zeigte weniger Neigung zur Arbeit als ſein Vorgänger und wurde, da er von den Unzuchtsgeldern der Angeklagten teilweiſe ſei⸗ nei Lebensunterhalt beſtritt, im März ds. Is. wegen Zuhälterei zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Als das Verfahren gegen dieſen Zuhälter in Gang kam, beſchwor die Angeklagte vor dem Ermittlungsrichter, daß ſie ihn nicht unterſtützt habe, während ſie in Wirklichkeit Aufwendungen für ihn gemacht hatte. Die An⸗ geſchuldigte war ſpäter mit dem Zuhälter in Streit geraten und von dieſem verprügelt wor⸗ den. Als er ihren Pelz mitnahm, um ihn zu verkaufen, da wandte ſie ſich an die Polizei, wodurch der Stein ins Rollen kam. Da ſich die Angeklagte bei wahrheitsgemä⸗ ßer Beantwortung vor dem Richter der Gefahr der Beſtrafung wegen Begünſtigung ausſetzte, deulſche Fpinnſtoſſe Deulſche Werkſtofſe Eine Ausſtellung in Frankfurt a. M. Frankfurt a. M. Der Reichsausſchuß für volks⸗ wirtſchaftliche Aufklärung zeigt zurzeit im Frankfurter Muſeum für Kunſthandwerk, Neue Mainzerſtraße 49, zwei zuſammenhängende Wanderlehrſchauen„Deutſche pinn⸗ ſtoffe“—„Deutſche Werkſtoffe“. Die Ausſtellung, die am Montagmittag eröffnet wurde, will in gemeinverſtändlicher Weiſe in die Aufgaben und in die Leiſtungen der deut⸗ ſchen Wirtſchaft einführen und mit der Ent⸗ ſtehung und Verwendung der Neu⸗ ſtoffe bekanntmachen. Die Lehrſchau„Deutſche Spinnſtoffe“ zeigt Deutſchland als Textilkunden der Welt bis zum Jahre 1933, zeigt die deutſche Spinnſtoff⸗ wirtſchaft und ihre Rohſtoffverſorgung, die ge⸗ ſchichtliche Entwickelung des textilen Schaffens, die Gewinnung und Verwendung der deutſchen Schafwolle, der Angora-Kaninwolle, der Natur⸗ ſeide, des Flachſes, des Hanfes, der Kunſtſeide, der Zellwolle und des Zellglaſes. Eine Aus⸗ wahl neueſter Erzeugniſſe der deutſchen Texttl⸗ wirtſchaft führt dem Beſchauer die hohe Lei⸗ ſtungsfähigkeit dieſes Wirtſchaftszweiges ein⸗ deutig vor Augen. Die Lehrſchau„Deutſche Werkſtoffe“ exweiſt den hohen Wert und die beſondere wittſchaft⸗ liche Bedeutung unſerer Heimſtoffe Holz, Kera⸗ mik, Glas, Eiſen und Stahl, der Leichtmetalle, der Kunſt⸗ und Preßſtoffe und des deutſchen Kautſchuks Buna. Gerichtsfaal kamen die Strafmilderungsgründe aus 8 157 des St. G.B. bei der Strafzumeſſung in Be⸗ tracht. Die Angeklagte wurde zu 15 Mon a⸗ ten Gefängnis und drei Jahren Ehrver⸗ luſt verurteilt. Noch ein Autoreifen⸗Hehler verurteilt Rüſſelsheim. In dem mehrtägigen Prozeß gegen 18 Angeklagte, die teils Autoreifen und Zubehörteile aus dem Rüſſelsheimer Opel⸗ Werk geſtohlen, teils angekauft hatten, war ein Fall wegen der von der Verteidigung ge⸗ wünſchten Ladung neuer Zeugen abgetrennt worden und wurde nun vor der Großen Straf— lammer Darmſtadt erneut verhandelt. Die weitere Beweisaufnahme konnte jedoch das Gericht nicht von der Unſchuld des Angeklagten überzeugen. Es verurteilte ihn wegen Hehlerei anſtelle einer Gefängnisſtrafe von 2 Monaten 4 Wochen zu einer Geldſtrafe von 600 Mark. Empfindliche Geldſtrafen für Steuer⸗ hinterzieher Büdingen. Das Finanzamt Büdingen hat den Fiſchhändler Konrad Nos 3. in Wolf we⸗ gen fortgeſetzter Umſatzſteuer-, Einkommen⸗ und Vermögensſteuerhinterziehung mit einer Geld⸗ ſtrafe bon insgeſamt 52 000 Mark belegt. Der Bäcker und Händler Iſidor Fel⸗ ſenthal in Bindſachſen, jetzt in Frankfurt a. M., Herderſtraße 39, wurde wegen fortge⸗ ſetzter Einkommenſteuerhinterziehung in eine Geldſtrafe von 1000 Mark genommen. Zuchthaus für Gewohnheitsdieb Groß⸗Gerau. An einem Februarabend ent⸗ deckte man im großen Pfarrhausgarten, der unmittelbar an die Helvetia-Fabrik grenzt, einen Doppelzentnerſack Zucker, der eine Stunde vorher noch nicht dagelegen hatte. Der ſofort benachrichtigten Polizei gelang es, einen Mann, der auf dem Fahrrad entfliehen wollte, dingfeſt zu machen. Es war Gg. Fr. Volkshei⸗ mer aus Mainz-⸗Mombach, ein alter Dieb und Handball⸗Großkampftage in Breslau Slädle-Turnier und Meiſlerſchaftskümpfe Beim Deutſchen Turn⸗ und Sportfeſt in Breslau gibt es bekanntlich auch für die Hand⸗ baller zwei große Ereigniſſe: das Städteturnier der Männer und die Meiſterſchaftskämpfe der Frauen. Die Reichsſportführung hat jetzt den Plan des Städte⸗Turniers ausgearbeitet, das am Mittwoch, 27. Juli, folgende Paarungen der Vorrunde vorſieht: Königsberg— Frank⸗ furt, Wien— Bremen, Weißenfels— Bam⸗ berg, Siebenbürgen— Swinemünde, Breslau — Klagenfurt, Stuttgart— Kiel, Mannheim— Görlitz, Holland— Wiesbaden, Berlin— Kob⸗ lenz, Wuppertal— Stettin, Leipzig— Duis⸗ burg, Polen— Freiburg, Danzig— Kaſſel, München— Forſt, Hannover— Dresden, Dortmund— Inſterburg, Magdeburg— Halle, Aachen— Graz, Sudentenland— Fulda, Hamburg— Göppingen. Zwiſchenrunde, Vorſchlußrunde und End⸗ ſpiel(30. Juli) ermitteln dann den Turnier⸗ ſteger. Die unterlegenen Mannſchaften führen vom erſten Spieltag ab ein Troſt⸗Turnier durch, das bis zur Entſcheidung ausgetragen wird. Die Gaumeiſter der Frauen treffen, wie be⸗ reits gemeldet, am 17. Jult in acht verſchiede⸗ nen Orten des Reiches, in den Vorrundenkämp⸗ fen zuſammen. Die Sieger fahren nach Bres⸗ lau und beſtreiten hier am 27. Juli die Zwi⸗ ſchenrunde, am 28. Juli die Vorſchlußrunde und zwei Troſtſpiele) und am Samstag, den 0. Juli, auf der Jahn⸗Kampfhahn den End⸗ kampf um den Titel eines deutſchen Meiſters. ——— Erſte Elappe— deulſcher Sieg Willi Oberbeck(Sagen) gewinnt die erſte Etappe der Tour de France Viel Freude haben uns unſere Straßenfahret auf der erſten Etappe der großen Tour de France gemacht. die am Dienstag zum 32. Male unter der gewohnt ſtarken, leidenſchaftlichen Anteilnahme Sport⸗Frankreichs geſtartet wurde. Der Hagener Willi Oberbeck, der ſchon bei der Deutſchland⸗Rundfahrt durch ſeine mu⸗ tige und entſchloſſene Fahrweiſe aufgefallen war, ſchlug auf der erſten Etappe von Paris nach Caen über 215 Kilometer die Elite der europäiſchen Straßenfahrer und geſtaltete ſo den Auftakt zur berühmteſten Radrundfahrt der Welt ſo vielverſprechend und verheißungsvoll, wie wir ihn uns bei allem Optimismus kaum haben vorſtellen können. Der Hagener ſiegte im Spurt in 6:38:25 Stunden mit 10 Sekunden Vorſprung vor Bini(Italien), Middelkamp (Holland), Kint(Belgien) und Weckerling (Deutſchland). Es liegt keinerlei Veranlaſſung vor, den Sieg Willi Oberbecks am Anfang einer ſo unſagbar ſchweren Prüfung, wie ſie die„Tour“ nun ein⸗ mal darſtellt, etwa zu überſchätzen. Aber prei⸗ ſen müſſen wir ihn doch, weil das Selbſtver⸗ trauen der deutſchen Mannſchaft, die ſich auf der zweiten Etappe um ihren Träger des gelben Trikots ſcharen wird, eine große Steigerung er⸗ fahren hat. Ergebniſſe: 1. Etappe Paris— Caen 215 Kilo⸗ meter: 1. Oberbeck(Deutſchland) 6:38:25 Stunden, 2. Bini(Italten) 6:38:35, 3. Middel⸗ kamp(Holland), 4. Kint(Belgien), 5, Wek⸗ kerling(Deutſchland), dichtauf; 6. Neuville Belgien) 6:38:55. 7. Leducg(Frankreich), 8. Schulte(Holland) 6:39:03, 9. A. Magne(Frank⸗ reich), 10. Martano(Italien), 11. Bartalt (Italien), ferner: Maferus(Luxemburg), Cle⸗ ment(Luxemburg), Walſchot(Belgien), Ver⸗ waecke(Belgien). Goasmat(Frankreich): auf dem 17. Platz 91 Fahrer. darunter Hauswald. Wengler, Wendel, Arents, Langhoff, Heide und Ruland in 6139121, 51. Schild(Deutſchland) 67:39:40, 59. Seidel 6:40:45. 66. Scheller 6542204 Stunden. Sie hören im Rundfunk., Stuttgart 9 Donnerstag, 7. Juli 1938 0 3.43: Morgenlied, Zeitangabe. Wetter Gymnaſtikz 6.15: Wiederholung der 2. Abendnachrichten; 6.30: Aus Leipzig: Frühkonzert; 8.00: Waſſerſtand, Wetterbericht, Marktberſchte, 8 mnaſtit; 8.30? Aus Königsberg: Morgenmuſik:„Ohne Sorgen jeder Morgen“; 10.00: Volksliedſingen; 10.30: Sendepauſe; 11.30: Volksmuſik und Bauernkalender; 12.00 Mittagskonzert; 13.00 Nachrichten; Zeit. Wetter; 13.15: Mittagskonzertz 14.00 Aus Frankfurt: Zur Unterhaltung; 15.00 Sende⸗ pauſef 16.00: Aus Baden; Baden: Nachmittagskonzert; 17.00 Zum Z5⸗-Ubr⸗Tee; 18.00 Eröffnung des Schwä⸗ biſchen Liederfeſtes durch die Hitlerjugend: 18.30: fi ins Heute; 10.00: Nachrichten, 19.15: Da ſtretten ſich die Leut' herum... 20.15: Unſer ſingendes, klingen“ des Frankfurt; 22.00: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sportz 22.90: Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik; 24.00—3.00; Nachtkonzert. 7 14 u Gewohnheitsverbrecher, wie ſich herausſtellte. Er gab an, ein anderer— der große Unbe⸗ kannte— habe, wie übrigens 14 Tage vorher ſchon einmal, einen Sack Zucker aus der Fa⸗ brik geſtohlen und er ſelbſt habe die Säcke nun für 5 Mark und ein Dankeſchön weiter trans portieren ſollen. Von jenem anderen wan natürlich keine Spur zu entdecken. V. hat ſich ſeit ſeinem 18. Lebensjahr mehr Zeit im Ge⸗ fängnis und Zuchthaus verbracht als in der Freiheit. Der Arbeit geht er mit Sorgfalt aus dem Wege. Die Große Strafkammer Darm⸗ ſtadt erkannte deshalb wegen zweimaligen ſchweren Diebſtahls im wiederholten Rückfall nicht bloß auf drei Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverluſt, ſondern auch auf Sicherungsverwahrung. Alter Gerichtsbekannter Ludwigshafen. Der 30 Jahre alte ledige Max Gnauſch befand ſich einige Zeit im Ludwigshafener Krankenhaus, wo er das Zim⸗ mer mit einem Unteroffizier teilte. Dieſem hatte eine Tages eine Schweſter ihre Armband⸗ uhr geliehen, die Gnauſch ſich aneignete. Eu leugnete den Diebſtahl und beſchuldigte im Verlaufe der Unterſuchung ſogar einen ande⸗ ren, die Uhr geſtohlen zu haben. Auch ſonſt ſpielte der Angeklagte eine merkwürdige Rolle. Er gab ſich als alter Kämpfer der Partei aus und renomierte mit ſeinen Bekanntſchaften. Dabei iſt er nicht weniger als zwölfmal vorbeſtraft wegen Bettels und Eigen⸗ tumsvergehens. Im übrigen maßte er ſich auch das Amt eines Beamten der Geheimen Staats⸗ polizei an und führte als ſolcher ein Telefon⸗ geſpräch. In den Verhandlungen vor dem Lud⸗ wigshafener Amtsgericht behauptete Gnauſch⸗ er habe die Uhr nur aus Scherz entwendet. Das Gericht war jedoch von ſeiner Schuld über⸗ zeugt und verurteilte ihn zu einer Gefängnis⸗ ſtrafe von ſieben Monaten und zwei Wo⸗ chen. Von der ſeit März ds. Is, verbüßten Un⸗ terſuchungshaft wurde ihm wegen ſeines fre⸗ chen Verhaltens nur ein Monat angerechnet. —— N 9 Markklbericht Frankfurter Obſt⸗ und Gemüſemarkt Am Obſtmarkt ſetzte ſich das lebhafte Geſchäft fort, da die im allgemeinen nur geringen Zufuhren gut gefrugt wurden. Sehr reichlich blieb das An⸗ gebot in Himbeeren, hingegen war es in Johannis beeren und Kirſchen knapp, in Stachelbeeren ge⸗ nügend und in Erdbeeren weiter nachlaſſend. Deutſche Pfirſiche wareg erſtmals in geringen Mengen am Markt. Für Himbeeren gingen die Preiſe zurück, im übrigen waren ſte kaum verändert. Aus dem Aus⸗ land lagen nur ſchwache Zuführen von Obſt vor. Dey Gemüſemarkt hatte zumeiſt befriedigendes Ge⸗ ſchäft, die Preiſe zeigten nur bei Erbſen eine leichte Erhöhung. Das Angebot aus dem Inland war gut, in Blumenkohl ſehr reichlich. Ausl. Bohnen, Kartof⸗ eln und Tomaten wurden ſchwach zugeführt, Zwie⸗ eln gut. Mainzer Schweinemarkt Dem Mainzer Schlachthof waren 1086(1086) Schweine zugeführt, die bei unv. Preiſen je 50 kg Le⸗ 9 in RM. zugeteilt wurden. Es notierten: a) 57, b1) 56, be) 33, c) 53, d) 50, Sauen g1) 54. Mannheimer Schlachtviehmarkt Zufuhr: 58 Ochſen, 117 Bullen, 206 Kühe, 143 Färſen, 872 Kälber, 15 Schafe, 1789 Schweine, 1 Ziege. Zreiſe: Ochſen: 42—45, 35—41, 30—36; Bullen: 4043, 35—30/ Kühe: 4049, 3530; Klihe: 40—43, 34—39, 26—33, 20—25; Färſen; 41—44, 36—40; Käl⸗ ber: 60—65, 889, 4150, 3040; Schafe: b) 40, Hammel b1 44—50; Schweine a) 57, bi) 56, b2) 55, c) 53, d), e) und f) 50, g1) 54. Verlauf: Großvieh und Schweine zugeteilt, Kälber flott, Schafe mittel. Am Kälbermaxkt ſtanden 872 Tiere(Vorwoche 836) zum Verkauf. Bet flottem Marktverlauf blieb die Höchſtnotiz unverändert 60—65. Am Schweinemarkt waren 1789 Vorwoche 1325) Tiere aufgetrieben. Es erfolgte Zuteilung kontingent⸗ mäßig bei unveränderter Höchſtnotiz von 56 Pfg. Frankfurter Schlachtviehmarkt Auftrieb: Kälber 767(gegen 70g am 28. 6.), Hammel und Schafe 96(103), Schweine 2985(3368). Notiert wurden je 50 kg Lebendgewicht in RM.? Kälber a) 62—65(6265), b) 58—59(5659), c) 45 —50.(470% d) 35—40), Hammel be) 48—50(47 —48), c) 4045(42—45), d) 30—38(35—39), Schafe a) 98—42(3842), b) 83—37(33—35),() 24—2(25 — 30), Schweine a) 57(87), bi) 56(86), be) 85(55), e) 53(53), d) 50(50), Sauen g1) 54(54). Markt⸗ verlauf: Kälber und Schweine zugeteilt, Hammel und Schafe mittel. Fleiſchgroßmarf't. Beſchickung: 982(356) Viertel Rindfleiſch, 586(846) balde . 65(57) ganze Kälber, 2(25) ganze Häm⸗ mel, 5(f) Kleinvieh. Notiert wurden je 90 kg in Naht. 9 el a) 80, Bullenfleiſch ay 77, Kub⸗ fleiſch a) 77, b) 65, e) 54. Färſenfleiſch a) 80, Kalb⸗ e. 81 83(8197), II 75—80, ammelfleiſch b) 16—90, e) 65—70(6575), Schweinefleiſch b) 73. Fettwaren. Roher Speck unter 7 em 78, Flo⸗ men 80. Marktverlauf lebhaft 4 Dr die und d ſtindl dul Pate Aud recht el in bt de füllu Koffer wenig Bohl das,! Allng fühler bleibe Unbe⸗ N borhet ade un Hans? n wan 9 lat sh m Ge⸗ in der falt aug Darm⸗ naligen Rückfall haus h auf bedigg eit in Zim⸗ Dieſem bande ke. Et ſte in ande- c ſorfl Role. tei auz haften, nal Eigen⸗ c auch Staats! lefon n Lud rausch vendet. d über ingnis? 1 0% ten In 8 ftel e 8060 b 00 die 12)„ me 5 9 Bekanntmachungen Ortsgruppe der N. S. D. A. P. Viernheim NS.⸗Betatungsſtunde ſeden Montagabend von 20—21 Uhr. Dienſtſtunder der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſtr. 16, 1. Stod 0 Am Freitag, 8. ds. Mts., abends 8.30 Uhr, findet auf der Geſchäftsſtelle der Partei die erſte Beſprechung für das am 6. und 7. Auguſt ſtattfindende Volks feſt ſtatt. Hierzu erſcheinen ſämtliche Vorſitzenden der hieſigen Turn⸗, Sport⸗ und Geſangvereine und der Kd F.⸗Wart. Im Hinblick auf die Wichtigkeit des Gegen⸗ ſtandes erwarte ich vollzähliges Erſcheinen. 13 Die Blockleiter liefern ſämtliche Haus⸗ haltungskarten an ihre zuſtändigen Zellenlei⸗ ter bis ſpäteſtens Samstag, 9. ds. Mts., ab. Die Zellenleiter bringen dieſe Haus⸗ haltungskarten am Montag, 11. Juli, auf die Geſchäftsſtelle mit. f Braun, Ortsgruppenleiter. * — u S K Heute Mittwochabend keine Sprech⸗ ſtunde. 9 955 „ ifler Jugend „Alle Ig. der Schar 1 und 2,(ſoweit ſie nicht an der Fahrt teilnehmen), haben heute Mittwochabend 8.30 Uhr in Sport am Heim der Schillerſchule anzutreten. Der Gefolgſchaftsführer. * 8 Sportdienſtgruppen Fußball: Mittwoch, 4 Uhr, Sportplatz Lor⸗ ſcherſtraße; Handball: Mittwoch, 6 Uhr, Sportplatz Lor⸗ ſcherſtraße; Leichtathletik und Geräteturnen: Mittwoch, 6 Uhr, Sportplatz Lorſcherſtraße; Grundausbildung: Freitag, 6 Uhr, pla Lorſcherſtraße. er Leiter der Sportdienſtgruppen. Sport⸗ Lokale Nachrichten Viernheim, den 6. Juli 1938 Anſer Tagesſpruch Du biſt nichts, dein Volk iſt alles. i Adolf Hitler. Has Helena Die Ferienzeit rückt näher heran. Daß wir uns darauf freuen, nun, das iſt doch ſelbſtver⸗ ſtändlich. Daß wir manchmal 5 etwas un⸗ eduldig ausblicken nach dieſem freundlichen Beſchent des Jahres, iſt nicht verwunderlich. Und ſo kommt es, daß uns die Zeit bis dorthin recht lang erſcheint. Dann wird es ſein, wie es immer ſchon war. Der Tag ſteht plötzlich wor der Tür. Der morgige ſchon wird die Er⸗ füllung bereiten. Wir werden die gepackten Koffer zur Bahn bringen, wir werden ein wenig Reiſefieber haben, wir werden ſelbſt zur Bahn eilen, noch einen Blick zurückwerfen auf das, was uns bisher umgab und was uns Alltag geworden iſt, mit etwas gemiſchten Ge⸗ fühlen werden wir an die denken, die zurück⸗ bleiben müſſen und weiter die Laſt des Alltags tragen, während uns der Zug in eine ferne Landſchaft trägt, Tagen entgegen, von denen wir nur Sonne und Freude erwarten. Dann 155%— I van ſiehaewor⸗ und jede Frau ſeynt ſich nach boieſem zur alles bereiten Gerät, das beſonders jetzt in der Einmachzeit vorzügliche Dienſte leiſtet. Er iſt der Mittelpunkt der Küche und für die Hausfrau ein bequemes, billiges und vor allem ein zuverläſſiges Kochgerät. Mit 1 ebm Gas kann die Hausfrau für 4 Perſonen vier Mittageſſen kochen, das ſind bei einem Gas⸗ reis von 18 Pfg. noch nicht einmal 5 Pfg. 5 das Mittageſſen. Wer wird da der Haus⸗ rau noch zumuten, beſonders in den heißen Sommertagen an dem hitzeſpeienden Kohlen⸗ herd zu ſtehen? Die kluge Hausfrau hat die Vorzüge des Gasherdes längſt erkannt und kocht nur noch auf Gas.— Die Anſchaffung eines ſolchen Gasherdes iſt heute dank der Einführung des Teilzahlungsſyſtems der Gas⸗ verſorgung Viernheim jedermann möglich ge⸗ macht. In bequemen 24 Monatsraten kann ein ſolches Gerät bei den hieſigen Fachgeſchäf⸗ ten erworben werden. Das Volksfeſt, das am 6. und 7. Auguſt ſtattfindet, erfordert die Mitwirkung aller hieſigen Turn⸗, Sport⸗ und Geſangvereine. Zum Zwecke der Vorbereitung hat der Orts⸗ gruppenleiter eine erſte Beſprechung angeſetzt, an welcher die Vorſitzenden obenerwähnter Vereine ſowie der Kdiß⸗Wart teilzunehmen haben. Im Hinblick auf die Wichtigkeit dieſer Beſprechung, die kommenden Freitag, abends 8.30 Uhr, auf der Partei⸗Geſchäftsſtelle ſtatt⸗ findet, wird reſtloſe Teilnahme erwartet. Leben und Tod im erſten Halb⸗ jahr 1938. Im erſten Halbjahr 1938 wur⸗ den in unſerer Gemeinde 120 Kinder zur Welt gebracht, während 61 Perſonen geſtorben ſind. An ECheſchließungen ſind 51 zu ver⸗ zeichnen. Im Monat. Juni ſind zu verzeichnen: 11 Gebu 6 E und 5 Sterbefälle. Eheſchließungen 6 ö vilen Lufljchutz ige hieſige Ortsgruppe des chutzes hat eine originelle 2 en Gedanken des zivilen Luft⸗ ſchutzes unternommen. Die beiden Schaufenſter im Hauſe Hofmann an der Drehſcheibe wur⸗ 1 Le Lolli Hau ausgeſchlagen, der Hin⸗ ſilbernen Buchſtaben„5 Jahre “ beſchriftet und mit einer ir den Luftſchutz erforderlichen ausgeſtattet. Die Führerbüſte, zlumen umgeben, gibt den Fen⸗ ladendes und ſehr ſchönes Ge⸗ Werbe⸗Auslage ſehen wir eine von Werbeplakaten, Bilder aus des Luftſchutzes, Darſtellungen fe uſw. Taneben ſteht eine vor⸗ gekleidete Figur mit Gasmaske, bedienend. Weiter iſt das Mo⸗ hnhauſes zu ſehen, das mit allen „ Luftſchutzkeller uſw. ausge⸗ uns zeigt, wie die Häuſer aus⸗ ren. Muſter von Gasmasken, Gasmaske„VM 37“, Löſchge⸗ Beil und Säge, ſowie ein zweck⸗ ſtattetes Verbandswandſchränk⸗ indigen die Ausſtellung, die ge⸗ eck, der Werbung für den Luft⸗ und der Belehrung, nicht ver⸗ zifterſchaftsjeier vereinigung Amſcitia 09 In dem Vereinsleben iſt es eine alte Sitte, bei beſonders wichtigen Anläſſen die Mitglie⸗ der und Gönner des Vereins, die geſamte Ver- einsfamilie zuſammenzurufen, um in wür⸗ diger Weiſe dieſe beſondere Vereinsangelegen⸗ heit zu begehen. Die Erringung der Meiſter⸗ ſchaft von Uniterbaden-Weſt und nicht zuletzt das hervorragende Abſchneiden in den Auf⸗ ſtiegsſpielen iſt Grund genug, die Vereins- familie mit dien Anhängern des Vereins zu⸗ ſammenzurufe n, um mit der Meiſterelf einige gemütliche Stunden zu verleben. Die Sport⸗ vereinigung Ulmieitia veranſtaltet daher am kommenden(Famstag im„Freiſchütz“ eine kleine Meiſte rſchaftsfeier mit anſchlleßendem Tanz. Schon heute verweiſen wir auf dieſe Veranſtaltung, damit unſere Mitglieder und alle übrigen Sportfreunde ſich dieſen Abend freihalten, urn mit Sportkameraden einen 0 chönen N Abend zu verbringen. Aulketen zum Kartoffelküfer⸗uchdienſt Allgemeiner Suchtag: Freitag, den 8. Jul, 14.00 bzw. 14.30 Uhr Es wird wohl keinen Volksgenoſſen mehr geben, der nicht die große Gefahr des Kar⸗ toffelkäfers in ihrem ganzen Ausmaße reſtlos erkannt hat. Aber mit dieſer Erkenntnis allein iſt es nicht getan: es gilt, die Gefahr zu bannen, es gilt, der Verbreitung des Kartoffelkäfers wirkſam entgegenzutreten! Zu dieſem Zwecke hatte unſer Herr Bürgermeiſter ſchon vor etlichen Tagen zu einer erſten Such⸗ aktion aufgerufen und ordnet nun lt. heutiger Bekanntmachung einen weiteren allgemei⸗ nen Suchtag an, der auf Freitag, den 8. Juli, feſtgeſetzt iſt. Als Sammelplatz gilt für die Bewohner weſtlich der Adolf Hitlerſtraße und anſtoßender Saarſtraße der Dreſchplatz Bugert am Sandhöfer Weg und zwar am 14.00 Uhr, während ſich die Bewohner ö ſt⸗ lich der Adolf Hitlerſtraße und Saarſtraße um 14.30 Uhr am Ortsausgang Weinheimer⸗ ſtraße einfinden. f Verpflichtet zur Teilnahme an dieſer all⸗ gemeinen Suchaktion iſt jeder Kartoffelbau⸗ treibende und zwar mit mindeſtens 1 erwach⸗ ſenen Perſon. Unter Hinweis auf die bei Nichtbefolgung dieſer Anordnung ergehende Beſtrafung, erwartet der Herr Bürgermeiſter vollzählige Beteiligung. Des öfteren ſchon haben wir mit aller Ein⸗ dringlichkeit auf die Verbreitung des Kartof⸗ felkäfers, auf den in anderen Ländern durch ihn angerichteten gewaltigen Schaden und auf die ungeheuer große Nachkommenſchaft eines einzigen Kartoffelkäferweibchens hingewieſen, Zahlen mit ungeheurer Wucht redeten au jeden ein: Sechs Millionen Nachkommen hat das Kartoffelkäferweibchen in eineinhalb Jah⸗ ren! Leicht vorzuſtellen, wie ungeheuer ſchnell ſich dieſer Schaͤdling verbreitet, hat er be einmal feſten Fuß gefaßt. Was nun dieſe Vielzahl der Käfer an Nahrung, an Kartoffel⸗ ſtauden braucht, überſchreitet auch die weit⸗ gezogenſten Grenzen alles nur Erdenklichen. Deshalb gilt es zuzufaſſen, ehe es zu ſpät iſt! Unſer wichtigſtes Nahrungs⸗ gut, die Kartoffel, muß vor dieſem Schädling bewahrt bleiben! Ein Ziel, das wahrhaft des Einſatzes aller Landwirte wie überhaupt der ganzen Bevölkerung verdient! Jeder Deutſche muß deshalb ſeine höchſte Pflicht in der Mit⸗ hilfe im Kampf gegen die Verbreitung des Kartoffelkäfers ſehen! Willig wird man daher der Aufforderung unſeres Herrn Buürgermeiſters nachkommen in der Erkenntnis, daß hier nicht halbe Arbeit hilft, ſondern nur der gemeinſame Vorgang wirklichen Erfolg garantiert. Wir verweiſen insbeſondere noch auf die betreffende Bekannt⸗ machung in heutiger Ausgabe und bitten die Viernheſmer Kartoffelbautreibenden, nicht nur vollzählig, ſondern auch vor allem pünktlich zur angeſetzten Zeit zur Stelle zu ſein. PFF Wichtig für Tabakpflanzer. Vor einigen Tagen ſchon erließ der Ortsbauern⸗ führer eine Bekanntmachung, wonach ſämtliche mit Tabak bebauten Grundſtücke von den Pflanzern mit einem Schild zu verſehen ſind mit folgenden Angaben: Name und Beizeichen des Pflanzers, Ordnungs⸗Nummer im Ver⸗ teilungsplan(die gedr. Nummer auf dem Zu⸗ teilungsbeſcheid), ſowie Flur, Rummer und Größe der bebauten Fläche. Die Friſt zur Ausführung dieſer Anordnung iſt abgelaufen und wird erwartet, daß alle Tabakpflanzer ihrer Pflicht genügt haben, wenn nicht, dann aber ſchleunigſt das Schild mit den erwähnten Angaben auf ihrem Tabakgrundſtück anbrin⸗ en und zwar derart, daß das Schild ohne eden Einfluß der Witterung bleibt, d. h., daß die Schrift federzeit gut lesbar iſt. Der Reichsarbeitsdienſt ſucht Füh⸗ reranwärter. Zum 1. Oktober 1938 werden bei allen Arbeitsgauen Führeranwär⸗ ter eingeſtellt. In Frage kommen Bewerber, die zum 1. Oktober 1938 ihrer Arbeitsdienſt⸗ und aktiven Wehrpflicht genügt haben und nicht über 25 Jahre alt ſind. Der— et⸗ ſtreckt ſich auf Bewerber für die untere Füh⸗ rerlaufbahn. Erhaltet die deutſchen Volkslieder Zu dem durch die Tageszeitungen und das KdeF⸗Monatsheft bekanntgegebenen Preisaus⸗ ſchreiben des Deutſchen Volksbildungswerkes „Erhaltet die deutſchen Volkslieder“ war die Zahl der Einſendungen ſo groß, daß die Be⸗ kanntgabe der Preisträger um einen Monat, bis Mitte Auguſt, verſchoben werden mußte. Altes Sprichwort bleibt wahr Lebensregel, die man nie vergeſſen ſollte! Es gibt gar manches Sprichwort, das nur mehr ein Scheindaſein führt, wenn es auch dieſer oder jener zuweilen in den Mund nimmt; man hat es zu oft gehört, um ſich danach zu richten. Das iſt recht ſchade, denn faſt alle Sprichwörter enthalten eine prak⸗ tiſche Lebensweisheit. Wieviel Schaden hat z. B. das Vergeſſen und Nichtachten des ur⸗ alten Spruches„Eile mit Weile“ ge⸗ bracht! a O ja, wir haben es eilig, ſehr eilig ſogar, aber mit Tempo ohne jede Veſtanlichkei und Ueberlegung. Wer Eile mit Weile verbindet, kommt am weiteſten, denn vernünftiger Um⸗ ſicht und Ueberlegung entgeht ſo lelcht kein Hindernis, über das der Haſtige ſtolpert. Auf das Konto blinder Eile kommt auch ein großer Teil aller Verkehrsunfälle, ob nun Kraftfah⸗ rer, Radfahrer oder Fußgänger daran be⸗ teiligt ſind. 8388 Verkehrstote zählte man im Jahre 1936, und von fehr vielen unter ihnen konnte man ſagen:„Sie eilten ohne Weile!“ Was nützt dir alle wilde Haſt, wenn du ihr zum Opfer fällſt und dein Ziel nie erreichſt? Denke an das alte, gerade für uns wieder ſehr zeitgemäß gewordene Sprichwort: Eile mit Weile! Vergiß das niemals auf der Straße! C.. ³˙·¹ A Deutſcher, bedenke, immer iſt der Jude dein Feind— dieſe Mahnung präget euch ein— bringt ſie an jedem Haus, an jeder Tür an— daß jeder die große Gefahr, den Juden, erkenne! Die Verantwortung bleibt beim Vetriebsführer Hat der Betriebsführer bei der Auswahl eines Vertreters zur 1 ſeiner Auf⸗ gaben in der Sozialverſicherung nicht die nö⸗ tige Sorgfalt walten laſſen, iſt er ebenſo wie der Beauftragte ſelbſt ſtrafbar. Nach den ge⸗ ſetzlichen Vorſchriften kann der Betriebsführer, dem u. a. die Aufgabe der Anmeldung, Um⸗ meldung und Abmeldung ſeiner Gefolgſchafts⸗ mitglieder bei der Krankenkaſſe obliegt, hierfür einen Vertreter beſtellen, der die Aufgaben des Betriebsführers erfüllen muß. Verant⸗ wortlich wird durch dieſe Beauftragung der Vertreter. Aber auch der Betriebsführer bleibt noch inſoweit verantwortlich, als er bei der Auswahl des Vertreters die nötige Sorgfalt beobachten muß. In einem Einzelfall hatte der Vertreter viele Monate hindurch keinerlei Meldungen mehr erſtattet. Damit aber erwies ſich der Vertreter als ungeeignet. Der Be⸗ triebsführer hätte, da ihm das Unterlaſſen der Anmeldung bekanntgegeben war, für beſ⸗ ſeren 908 ſorgen müſſen.(OVA. Gotha 28. 2. 37). Das neue KdcF.⸗Monatsheft In dem neuen Monatsheft der NS⸗Ge⸗ meinde„Kraft durch Freude“ finden wir zahl⸗ reiche ſehr gute Aufnahmen von der Ein⸗ welhung der KdF.⸗Wagen⸗Fabrik, von der Reichstagung„Kraft durch Freude“ in Ham⸗ burg und von einer Urlaubsfahrt mit dem Mes n Gustloff“ nach Norwegen. In weiteren Bildberichten hören wir etwas von dem ſelbſtgeſchaffenen Sportplatz unſeres Reichsſenders und von dem Fußballtreffen der Gauwaltungen Heſſen⸗Naſſau und Bahyeriſche Oſtmark. Sehr eindrucksvoll iſt ein Ulldbe⸗ richt von den Hutten⸗Feſtſpielen auf der Stek⸗ kelburg bei Schlüchtern. Es folgt das Kultur⸗ Fahrten⸗ und Wanderprogramm der NS⸗Ge⸗ meinſchaft„Kraft durch Freude“. Einige gute Buchbeſprechungen geben Ratſchläge für die Einrichtung von Büchereien. Zum Schluß fin⸗ den wir das Ergebnis des Preisausſchreibens „Wir ſuchen das beſte Bild Deiner Heimat“, zu dem wirklich gute Aufnahmen von den Arbeitskameraden unſeres Gaues eiungeſchickt worden ſind. Für die Jahreszeit zu kühl Noch immer iſt die lebhafte über Nord⸗ und Oſtſee hinwegführende Störungstätigkeit für die Witterung Deutſchlands beſtimmend. Dieſe hat ſich damit ſehr unfreundlich geſtal⸗ tet, zumal die Temperaturen im Mittel etwa 5 bis 7 Grad unter dem jahreszeitlichen Durchſchnitt liegen. Die Niederſchlagstätigkeit brachte ſeit Montag in unſerem Gebiet im all⸗ gemeinen 5 bis 10, teilweiſe aber auch mehr als 20 Liter Waſſer pro Quadratmeter, ſodaß ein Teil des bisherigen Fehlbetrages aufge⸗ holt iſt. Das Wetter bleibt auch weiterhin un⸗ beſtändig, doch werden die Niederſchlaͤge über⸗ wiegend in Schauerform fallen und ſich zwi⸗ ſchendurch Aufheiterung durchſetzen können. Mittwoch: Zeitweilig aufheiternd, doch unbeſtändig und weitere, überwiegend ſchauer⸗ artige Niederſchläge, bei lebhaften bis kräftigen weſtlichen Winden recht kühl. Die Ausſichten für Donnerstag: Wech⸗ ſelhaftes und unbeſtändiges Weſtwetter. 1 Bekanntmachung über die Mufterung und Aushebung 1938 Auf Grund des Wehrgeſetzes vom 21. Mal 1935, des Reichsarbeitsdienſtgeſetzes vom 26. Juni 1935, ſowie der Verordnung über die Muſterung und Aushebung vom 17. April 1937 und der einſchlägigen Anordnungen des Oberkommandos der Wehrmacht wird folgen⸗ des beſtimmt: J. Muſterung und Aushebung 1938 finden gleichzeitig ſtatt. II. Die in Ziffer 3 genannten Dienſtpflich⸗ tigen ſind gemäߧ 1 Abſ. 3 der Verordnung über die Muſterung und Aushebung ver- flichtet, ſich an den in nachſtehendem Mu- . angegebenen Zeiten und Orten zur Muſterung bzw. Aushebung zu ſtellen. III. Es haben ſich folgende Dienſtpflichtige einſchl. Nichtarier) zu ſtellen, ſoweit ſie die deutſche Reichsangehörigkeit beſitzen und in den nachgenannten Gemeinden am Tage der Muſterung und Aushebung wohnen oder ſich aufhalten: A) Zur Muſterung: J. die wehrpflichtigen Deutſchen des Geburts⸗ jahrganges 1918, 2. die in der Zeit vom 1. Januar bis einſchl. 31. Auguſt geborenen wehrpflichtigen Deutſchen des Geburtsjahrgangs 1919, 3. alle zurückgeſtellten Dienſtpflichtigen der Geburtsjahrgänge 1913 bis 1917, 4. die bisher noch nicht gemuſterten dienſt⸗ pflichtigen Deutſchen der Jahrgänge 1914 bis 1917, 5. diejenigen Dienſtpflichtigen der Jahrgänge 1914 bis 1919(einſchl. Freiwillige), die bei der Einſtellung zur Wehrmacht oder zum Reichsarbeitsdienſt im Herbſt 1937 oder im Frühjahr 1938 oder noch vor der Re⸗ krutenbeſichtigung als„zeitlich untauglich“ oder„für den betreffenden Truppenteil (Waffengattung) untauglich“ entlaſſen wur⸗ den, 6. Wehrpflichtige der Jahrgänge 1918 und 1919(1. Januar bis 31. Auguſt 1919), die bereits zur Truppe einberufen waren, aber als„dauernd untauglich“ oder„be⸗ ſchränkt tauglich“ entlaſſen worden ſind. Die 1938 gemuſterten Wehrpflichtigen wer⸗ den, ſoweit„tauglich“,„bedingt tauglich“ oder„beſchränkt tauglich/ J“ vom 1. Okt. 1938 bis 31. März 1939 oder vom 1. April 1939 bis 30. September 1939 zum RAD und vorausſichtlich ab 1. Oktober 1939 zum ak⸗ tiven Wehrdienſt(außer„beſchränkt tauglich/ F“) herangezogen. Eine Befreiung vom RAD iſt gemäß den geſetzlichen Beſtimmungen un⸗ möglich, jedoch werden Wünſche bezüglich der Jahreszeit für die Ableiſtung des RA D., wenn angängig, berückſichtigt; ſie ſind bei der Muſterung vorzutragen. B) Zur Aushebung: 1. die tauglichen und bedingt tauglichen Er⸗ ſatzreſerviſten 1 der Geburtsjahrgänge 1916 und 1917, ſoweit ſie bis 30. 9. 1938 ihrer Arbeitsdienſtpflicht genügt haben, ſowie die⸗ jenigen bedingt tauglichen der Jahrgänge 1914 und 1915, die noch keinen Entſcheid zur kurzfriſtigen Ausbildung haben, 2. die bei früheren Muſterungen Zurückgeſtell⸗ ten der Geburtsjahrgänge 1914 und 1915, ſoweit ſie bei der Muſterung 1938 als taug⸗ lich der Erſatzreſerve J überwieſen werden (vom Geburtsjahrgang 1915 und 1. Vier⸗ teljahr 1916 jedoch nur, wenn ſie bis 30. 9. 1938 ihrer Arbeitsdienſtpflicht ſchon ge⸗ nügt haben), 3. die bei früheren Aushebungen Zurückgeſtell⸗ ten der Jahrgänge 1914— 1. Vierteljahr einſchl. 1916, ſoweit ſie ihrer Arbeitsdienſt⸗ pflicht genügt haben, 5 4. Wehrpflichtige der Jahrgänge 1916(1. April bis 31. Dez.)— 1917, die vom Truppenteil bei der Einſtellung oder vor der Rekrutenbeſichtigung entlaſſen worden ſind. Der Muſterungsentſcheid(abſo ob„taug⸗ lich“,„bedingt tauglich“,„zurückgeſtellt“ uſw.) iſt aus dem Wehrpaß Seite 5 zu erſehen. IV. Die Muſterung und Aushebung 1938 der vorſtehend bezeichneten Dienſt⸗ pflichtigen findet in der Zeit vom 12. Juli bis 20. Juli 1938 wie folgt ſtatt: Muſterung und Aushebung in Hep⸗ penheim in dem Hitlerjugend⸗Heim Ortsausgang nach Bensheim) Donnerstag, den 14. Juli 1938, 7.15 Ahr für die Dienſtpflichtigen des Jahrgangs 1918 der Gemeinde Viernheim. Donnerstag, den 14. Juli 1938, 15,15 Ahr für die Dienſtpflichtigen des Jahrgangs 1919(1. Jan. bis 31. Aug.), die Zurück⸗ eſtellten ſowie die Auszuhebenden der Jahrgänge 1916 und 1917 der Gemeinde Viernheim. ) Zur Muſterung und Aushe⸗ bung hat der Dienſtpflichtige an Perſonalpapieren mitzubringen: a) den Geburtsſchein; b) Nachweiſe über ſeine Abſtammung, ſoweit ſie in ſeinem oder ſeiner Angehörigen Beſitz ſind(Ahnenpaß); c) die Schulzeugniſſe, den Lehrvertrag und Nachweiſe über ſeine Berufsausbildung (Lehrlings- und Geſellenprüfung); d) das Arbeitsbuch; dieſes hat der Unterneh⸗ mer dem Dienſtpflichtigen zu dieſem Zweck auszuhändigen; e) Ausweiſe über Zugehörigkeit zur HJ(Marine⸗HJ, Fliegereinheiten der HJ, zur SA(Marine⸗Sa), zur SS, zum NS, zum NS⸗Reiterkorps, zum Deutſchen Seglerverband, g zum N Sia(Nationalſozialiſtiſches Flie⸗ gerkorps) u. über die Ausbildung in dieſem, zum RLB(fReichsluftſchutzbund), N zum FWGM(z Freiwilliger Wehrfunk— Gruppe Marine—), zum DAS D(Deutſcher Amateurſende⸗ und Empfangsdienſt), i zur T(Techniſche Nothilfe), zur Freiwilligen Sanitätstolonne(Rotes Kreuz), zur Feuerwehr; f) den Nachweis über den Beſitz des Reichs⸗ ſportabzeichens oder des SA⸗ Sportab⸗ zeichens; g) Freiſchwimmerzeugnis, Rettungsſchwim⸗ merzeugnis, Grundſchein, Leiſtungsſchein, Lehrſchein der Deutſchen Lebensrettungs⸗ geſellſchaft(DRG); h) den Nachweis über fliegeriſche Betätigung; für Angehörige des fliegeriſchen Zivilper⸗ ſonals der Luftwaffe, der Luftverkehrsge⸗ ſellſchaften und der Reichsluftverwaltung die Beſcheinigung des Dienſtſtellenleiters über fliegeriſch⸗fachliche Verwendung und Art der Tätigkeit; i) den Führerſchein(für Kraftfahrzeuge, Mo⸗ torboote); k) die Beſcheinigung über die Kraftfahrzeug⸗ ausbildung beim NS KK.— Amt für Schu⸗ len— den Reiterſchein des Reichsinſpek⸗ teurs für Reit⸗ und Fahrzeugaus bildung; l) den Nachweis über die Ausbildung beim Roten Kreuz; g 5 f m) den Nachweis über Seefahrtzeiten— See⸗ fahrtbuch—, über den Beſuch von See⸗ fahrtſchulen, Schiffsingenieurſchulen, der Debegfunkſchule— Befähigungszeugniſſe; n) das Sportſeeſchifferzeugnis, das Sport⸗ hochſeeſchiffahrtzeugnis, den Führerſchein des Deutſchen Seglerverbandes für See⸗ fahrt oder für ortsnahe Küſtenfahrt, den Führerſchein des Hochſeeſportverbandes „Hanſa“ und das Zeugnis zum„C Füh⸗ rer für Seeſport der Marine⸗HJ; o) den Nachweis über geleiſteten Arbeitsdienſt, (WBehrpaß, Arbeitspaß oder Arbeitsdienſt⸗ paß, Dienſtzeitausweiſe, Pflichtenheft der Studentenſchaft); p) den Nachweis über geleiſteten aktiven Dienſt in der Wehrmacht, Landespolizei oder SS⸗ Verfügungstruppe; q) den Annahmeſchein als Freiwilliger der Wehrmacht, des Reichsarbeitsdienſtes oder SS⸗Verfügungstruppe. Zwei Paßbilder(Größe 37 mal 52 Milli⸗ meter, in bürgerlicher Kleidung ohne Kopfbe⸗ deckung) ſind nur dann mitzubringen, wenn ſie bei der Erfaſſung der polizeilichen Melde⸗ behörde nicht abgegeben werden konnten. Dienſtpflichtige mit Sehfehlern haben das Brillenrezept mitzubringen. Das Mitbringen einer Badehoſe oder einer kurzen Sporthoſe wird empfohlen. i VI. Die Dienſtpflichtigen haben gut ge⸗ waſchen(auch ſaubere Fingernägel, ſauberes Innere des Ohres), mit kurz geſchnittenem Haar(auch vorderes Seitelhaar) und mit ſau⸗ berer Wäſche zu erſcheinen. Für die Dienſtpflichtigen beſteht vor der ärztlichen Unterſuchung und bis zur völligen Entlaſſung aus dem Muſterungs⸗ und Aus⸗ hebungsgrundſtück(Rauch⸗ und Alko⸗ holverbot. 5 Wertſachen ſind nicht mitzubringen, da für abhanden gekommene Gegenſtände kein Erſatz geleiſtet wird. Für den Muſterungs⸗ bzw. Aushebungsta beſteht weder Anſpruch auf Fahrt⸗ und Reiſe⸗ koſten, noch auf Entſchädigung für den Lohn⸗ ausfall. VII. Ein Dienſtpflichtiger, ſeine Verwand⸗ ten erſten Grades, ſowie ſeine Ehefrau können in dringenden Fällen ſeine e be⸗ antragen. Der Antrag iſt möglichſt ſofort, ſpäteſtens aber 2 Wochen vor der Beifügung der erforderlichen Beweismittel und der Stellungnahme des Bürgermeiſters ſeines Wohnortes bei der unterzeichneten Kreispoli⸗ zeibehörde einzureichen. Ein Zurückſtellungsgeſuch ent- bindet den Dienſtpflichtigen nicht von der Geſtellungspflicht zur Muſterung und Aus hebung. VIII. Dienſtpflichtige, die am Muſterungs⸗ und Aushebungstag aus zwingenden Gründen vom Ort ihres dauernden Aufent- haltes abweſend ſind, müſſen Dauer und Grund der Abweſenheit und ihre Anſchrift während dieſer möglichſt zwei Wochen vor Beginn der Muſterung der poli⸗ zeilichen Meldebehörde mündlich oder ſchrift⸗ lich mitteilen. IX. Ein Dienſtpflichtiger, der durch Krank⸗ heit an der Geſtellung zur Muſterung bzw. Aushebung verhindert iſt, hat hierüber ein Zeugnis des Amtsarztes oder ein mit dem Sichtvermerk des Amtsarztes verſehenes Zeug⸗ nis eines anderen Arztes vorzulegen. Völlig Untaugliche(Geiſteskranke, Krüppel uſw.) können auf Grund eines der vorher genannten Zeugniſſe durch die unterzeichnete Kreispolizei⸗ behörde von der Geſtellung zur Muſterung und Aushebung befreit werden. Befreiungsan⸗ träge ſind rechtzeitig vorher zu ſtellen. X. Dienſtpflichtige aus den von der Maul⸗ und Klauenſeuche befallenen Bezirken dürfen zur Muſterung und Aushebung nicht in ihrer täglichen Arbeitskleidung erſcheinen. Amtliche Bekanntmachung Betreffend: Die Bekämpfung des Kar⸗ toffelkäfers. Um der Verbreitung des Kartoffelkäfers wirkſam entgegenzutreten, iſt ein intenſives Abſuchen aller mit Kartoffeln bebauten Grundſtücken unverzüglich durchzuführen. Ich ordne daher einen allgemeinen Suchtag für Freitag, den 8. Juli 1938, innerhalb der Gemarkung Viernheim an. Zu dieſem Zwecke hat jeder Grundſtücksbe⸗ ſitzer, der in der Gemarkung Viernheim Kar⸗ toffeln angebaut hat, eine erwachſene Perſon zu dem Suchkommando zu ſtellen. Als Sammelplatz gilt für die Bewohner weſtlich der Adolf Hitlerſtraße und anſto⸗ ßender Saarſtraße der Dreſchplatz Bugert am Sandhöferweg um 14 Uhr. Die Bewohner öſtlich der Adolf Hitler⸗ und Saarſtraße verſammeln ſich um 14.3 0 Uhr am Ortsausgang Weinheimerſtraße. Ich erwarte pünktliches und vollzähliges Erſcheinen aller Verpflichteten und werde jeden unnachſichtlich mit Strafe belegen, der meiner Aufforderung nicht nachkommt. Viernheim, den 5. Juli 1938 Der Bürgermeiſter als Ortspplizeibehörde Bettbarchent Daunencper blau u. rot, echt farb. u. federndicht Bettfedern und Daunen kaufen Sie billig bet Robert Steiert Weinheimerſtraße 62 do zu sein— eine leichtigkeit för den fahrer ouf XI. Wer ſeiner Geſtellungspflicht nicht oder nicht pünktlich nachkommt oder den Vorſchrif⸗ ten der Verordnung über die Muſterung und Aushebung vom 17. April 1937 ſonſt zu⸗ widerhandelt, wird von der Kreispolizeibe⸗ hörde, wenn keine höhere Strafe verwirkt iſt, mit Geldſtrafe bis zu 150.— RM. oder mit Haft beſtraft. 5 Ein Dienſtpflichtiger, der ſeiner Geſtel⸗ lungspflicht zur Muſterung und Aushebung nicht rechtzeitig nachkommt, kann durch die Kreispolizeibehörde mit polizeilichen Zwangs⸗ maßnahmen zur ſofortigen Geſtellung ange⸗ halten werden. Verſtöße gegen die militäriſche Zucht und Ordnung und Zuwiderhandlungen gegen Dienſtbefehle bei der Muſterung und Aus⸗ hebung werden vom Wehrbezirkskommandeur diſziplinariſch beſtraft. Verſuche Dienſtpflichtiger zur Vortäuſchung von Krankheiten werden nach§ 143 des Strafgeſetzbuches beſtraft. XII. Zuſtändiges Wehrbezirkskommando iſt das Wehrbezirkskommando Mannheim II., Mannheim, C 7, 5. Heppenheim, den 23. Juni 1938. Kreisamt Heppenheim Der Kreisdirettor: Nan z. Vorſtehende Bekanntmachung über die Mu⸗ ſterung und Aushebung 1938 bringe ich hier⸗ mit zur öffentlichen Kenntnis und Beachtung. Viernheim, den 4. Juli 1938. Der Bürgermeiſter als Ortspolizeibehörde Vereins⸗Anzeiget Kleintierzuchtverein 1916 Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß die erſte Sendung Felle eingetroffen iſt. Ich bitte die Züchter, dieſelben ſo ſchnell wie möglich ab⸗ zuholen. Der Ffw. Turnverein von 1893. ˖ Morgen Donnerstag(nicht Mittwochabend) ab 6.30 Uhr, Handballtraining. Zugleich Training der Fußballer. Weinheimer Obſtgroßmarkt Marktbericht vom 5. Juli 1938 Die Preiſe für das kg waren: Erdbeeren A) 56— 70; Erdbeeren B) 44—54; Johannis⸗ beeren 56; Stachelbeeren 44—56; Himbeeren 80—86; Erbſen 18—20. Anfuhr: 95 dz.— Nächſter Markt: heute 14 Uhr. e und verantwortlich für den politiſchen eil Dr. Eduard Kuhn, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ einigte Zeitungsverlage Cnyrim, Haller& Co., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlagsdruckerei Halkenhäuſer, Cnyrim& Co., Worms.— Da. VI. 1938 über 1900. 3. Zt. ist Anzeigenpreisliſte Nr. 7 gültig. Eine nuswan! gespielter gut erhaltener Planes bei günstiger ſebrnberger Hercules- Werke A. G., Mornborg- Y VERTRETER: Alam Mᷓugeat Ecke Saar- und Friedrichstraße Schulentlaſſenes Mabchen“ ene für Haushalt Familien- t. eee Drucksachen taf. d. Geſchäftsſt. Verlobung s karten Geburtsanzeigen Visitenkarten Soſeune zum Tabakhängen Muſterung und Aushebung unter Trockenes, Ei Urbeſter ſucht] Zahlungsweise kleingeſchnittenes e Heckel 9 Frennholz Zimmer Pisnolager Mannheim und eine Partie mit Koſi O 3, 10 aten e cg taf. d. Geſchä 4 abzugeben e Erjolg edel mes durch LE EI der ves injerieren zu mieten—. geſucht. odesanzeigen Weidner, Trauerkarten Schulſtraße 7 Trauer bildchen Ein neues us w. 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