ba cri N und u gelbe lt it, t mit el, ng h de U 2 en — Volk Amlsblatt der Bürgermeisterei Viernheim Erſcheinungsweiſe: Täglich, ausgenommen an Sonntagen und Bezugspreis: Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM. einſchließlich Botenlohn, durch die Poſt monatlich 1.60 RM. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg. ccc C o 0 ꝓTVVVVVPVbTbTPbTbGPTGPPGTGTGTGGTGTGTGTbTPTPTGTCTPTPTPTPTCTGTCTGTCTGTGTbTGTbTbTVTTbTT Nummer 155 iernheimer eiertagen. Donnerskag den 7. Jui 1938 Verkündigungsblatt der K An. Viernheim Anzeigenpreis: Grundpreis für 1 mm Höhe und 22 mm Breite 3 Rpfg., im Text⸗ teil für 1 mm Höhe und 67 mm Breite 15 Ryfg. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6. gültig. Geſchäftsſtelle Viernheim, Bismarckſtr. 13. Fernſpr. 153. CCC ͤ VVV SK. L'hafen 15101 14. Jahrgang Japan lehnt Vermittlung drilter Eine bedeutſame Erklärung des japaniſchen Miniſterpräfidenten Fürst Konoye „unermildlich vorwärts gehen!“ Die Grundlagen der japaniſchen Politik Tokio, 7. Juli Miniſterpräſident Fürſt Konoye gab vor der japaniſchen Preſſe wichtige Erklärungen zur Lage ab, in denen er zunächſt betonte: „Jetzt wird unſere einmal beſchloſſene Hal⸗ tung nicht mehr geändert werden, bis wir unſere Ziele erreicht haben. Welche Lage ſich auch immer ergeben wird, wir werden uner⸗ müdlich vorwärts gehen!“ Zu den Gerüchten über Vermittlungs⸗ verſuche dritter Mächte erklärte Fürſt Konoye, daß dieſe Verſuche grundſätzlich nichts an dem japaniſchen Entſchluß ändern könnten. nur direkt mit China zu verhandeln. Auf die Frage, ob irgendeine Möglichkeit. durch Vermittlung einer dritten Macht zu einem Frieden mit Tſchiangkaiſchek zu gelangen, be⸗ ſtehe, antwortete Fürſt Konoye kurz mit: „Nein!“ Der Miniſterpräſident beſtätigte dann nochmals, daß„keine neuen Entſchlüſſe zu faſſen ſeien, und daß alle neuen Maßnahmen in Uebereinſtimmung mit der grundſätzlich ge⸗ ſchloſſenen Politik getroffen“ würden. Auf die Frage. wie die japaniſche Regierung über das Tſchiangkaiſchek⸗Regime denke, erklärte Tſchiangkaiſchek und ſeiner Regierung deshalb Fürſt Konove, daß Japan in keinen Verhandlungspartner ſehen könne. weil die bereits vielen Schwankungen unterworfene Politit Tſchiangkaiſcheks kein Vertrauen ver⸗ diene. Tſchiangkaiſchek, der früher kommu⸗ niſtiſch, dann nationaliſtiſch eingeſtellt war, habe ſich jetzt wieder an Moskau um Hilfe gewandt. Auf eine Frage nach der Entwicklung der inneren Lage antwortete der Mini⸗ ſterpräſident:„Selbſt wenn der Konflikt jetzt plötzlich beendet wird, ſo wird die Nation den Krieg im nächſten Jahr noch härter fühlen.“ Zur Haltung der dritten Mächte bemerkte Fürſt Konoye, daß Japan ſich jetzt mit diplomatiſchen und wirtſchaftlichen Mitteln die dritten Mächte zu überreden bemühe. ihre Un⸗ terſtützung Tſchiangkaiſcheks aufzugeben. Mit der fortſchreitenden Entwicklung der Lage könne man mit einem beſſeren Verſtändnis der japaniſchen Politik rechnen, wo⸗ durch ſich die Haltung Englands. Frankreichs und Amerikas Japan gegenüber ändern werde. Fürſt Konoye äußerte ſeine Ueberzeugung, daß es nicht zu einer Einmiſchung Englands. Frank⸗ reichs oder anderer Mächte komme. Tſchinngkaiſchek soll verschwinden! Japan am Jahreslag des Konfliktes mit China Tokio. 7. Juli Die japaniſche Preſſe bringt am Vorabend des Jahrestages des China⸗Kon⸗ fliktes zahlreiche Artikel mit Bildern und Erklärungen der Miniſter, die alle die Ent⸗ ſchloſſenheit der Regierung bekunden, kompro⸗ mißlos den Kampf bis zum Ende durchzuführen. Eine Maſſenveranſtaltung in der Hibiya⸗ Halle mußte bereits Stunden vor Beginn wegen Ueberfüllung geſchloſſen werden, ſo daß Tauſende außerhalb der Halle in den angren⸗ zenden Straßen und einem nahen Park die Kundgebung miterlebten. Kriegsminiſter Ge⸗ neral Itagaki erklärte in dieſer Verſamm⸗ lung, daß Japan nur einen Weg gehen könne: den, der zum Zuſammenbruch des Tſchiangkaiſchek⸗Regimes führe. Der Konflikt hätte trotz aller Bemühungen Japans im letzten Jahr nicht beigelegt werden können, Fee MAN DScHUK UO N e 0 0 9 5 g 9 Me 1 usgang 96 2 7 BR. NbiE 2 1 Ein Jahr chineſiſch⸗japaniſcher Krieg Am 7. Juli jährt ſich der Tag. an dem in der Nähe von Peking an der Marco-⸗Polo⸗Brücke die erſten Schüſſe fielen und damit der chineſiſch⸗ japaniſche Krieg eingeleitet wurde. Die ſchräg⸗ geſtrichelte Fläche unſerer Karte zeigt das Ge⸗ biet, das die Japaner bisher militäriſch beſetzen konnten.(Scherl⸗Bilderdienſt⸗M.) da ſeit dem Zwiſchenfall von Lukauchiau die chineſiſche Abſicht. Japan in einen Krieg zu ziehen, vollkommen klar geweſen ſei. Auch heute ſei noch keine Sinnesänderung Tſchiangkaiſcheks feſtzuſtellen, ſodaß Japan mit einer langen Dauer des Konfliktes rechne. In den Kriegen der Gegenwart ſtehe das geſamte Volk im Kampf, ſei es an der Front oder in der Hei⸗ mat. Die Laſten würden noch ſchwerer werden, erklärte der Kriegsminiſter, aber ſie ſeien nichts egen die Laſten und Leiden der Völker im eltkrieg.⸗ Eine japaniſche Zuſammenſtellung gibt die chineſiſchen Verluſte ſeit Ausbruch des China⸗Konfliktes mit 1300 000 an. wobei die Zahl der Toten auf über 500 000 geſchätzt wird. Nach derſelben Quelle hatte Japan nur rund 37 000 Tote zu verzeichnen. Die beſetzte Zone in China umfaßt 1 249 000 Quadratkilometer, alſo die dreifache Ausdehnung Japans. Die beſetzten Gebiete haben rund 130 000 000 Ein⸗ wohner. Britiſches Schiff überfallen London, 7. Juli Nach einem Bericht aus Schanghai haben chineſiſche Piraten ein britiſches Schiff mit Na⸗ men„Tſeang Tah“ überfallen Mehrere Per⸗ ſonen ſeien durch Maſchinengewehre verletzt worden. Den Angreifern ſei Bargeld in Höhe von 400 Pfund in die Hände gefallen. lächle ab Muſſolini beim Ernkekanz Inmitten der neuentſtandenen Pontiniſchen Kornkammer begann Muſſolini eigenhändig auf der Siedlung 2585 den erſten Druſch der diesjährigen italieniſchen Getreideernte. In ſeiner Rede betonte der Duce. daß die italieniſche Ernte nur geringfügig hinter der vorjährigen zu⸗ rückſtehe, daß aber Italien, auch wenn die Ernte ſchlecht geworden wäre, nie die Hilſe der De⸗ mo-Plutokratien in Anſpruch genommen hätte. Am Abend nahm der Duce auch an dem Ernte⸗ tanz teil, der dieſen bedeutungsvollen Tag beſchloß. (Scherl⸗Bilderdienſt⸗M.) Die Stadt Nules eingeſchloſſen Francos Truppen marſchieren in 150 Kilomeler Fronkbreile vor Bilbao, 7. Juli An der Caſtellon⸗Front ſetzten die national⸗ſpaniſchen Truppen am Mittwoch in den erſten Morgenſtunden ihren Vormarſch in einer Frontbreite von 150 km fort. Im Teruelabſchnitt umzingelten die Truppen Va⸗ leras links und rechts der Hauptſtraße nach Cuenca die ſtarken roten Stellungen von Villaſtar. Im Abſchnitt von Puebla Valverda rücken die nationalen Truppen ins Javalambre⸗ Gebirge vor, auf deſſen Stellungen die Bolſche⸗ wiſten große Hoffnungen ſetzen. Im Küſten⸗ abſchnitt ſtießen die Truppen des Generals Aranda von Burriana aus ſüdwärts vor und überſchritten den Nules-Fluß. Am Mittwochvor⸗ Italien iſt mißtrauisch Man glaubt an Slörung des Londoner Plans durch Moskau Nom. 7. Juli Zur Vollſitzung des Londoner Nicht⸗ ein'mliſchungsausſchuſſes ſtellt die ita⸗ lieniſche Preſſe übereinſtimmend feſt. auch auf dieſer Sitzung habe man wieder die bart⸗ näckige ſowietruſſiſche Sabotage deutlich feſtſtellen können, eine Sabotage, die auch bei der zukünftigen Durchführung dieſes Planes ſicherlich wieder in Erſcheinung treten werde. Die praktiſchen Auswirkungen ließen daher nach wie vor eine zurückhaltende Beur⸗ teilung geboten erſcheinen. Die Anweſenheit del Vayos in Paris, ſo berichtet der Pariſer Vertreter des„Lavoro Faſciſta“, könne keinen anderen Zweck haben, als gegen das Ab⸗ kommen zu agitieren, ebenſo wie die 4 Abordnung der franzöſiſchen Volks⸗ fron't in London kein anderes Ziel verfolgen werde, als zuſammen mit den Liberalen und den Labourkreiſen die Durchführung des von 26 Nationen beſchloſſenen Planes zu hintertreiben. del Vayo habe dem franzöſiſchen Außenminiſter erklärt, daß der Vorſchlag eines einzigen Frei⸗ hafens für Rotſpanien unannehmbar ſei, und die Theſe Barcelonas werde vom Quai d'Orſay beim Foreign Office verteidigt. Der Londoner Vertreter des„Giornale d'Italia“ er⸗ klärt, man verhehle ſich in London keineswegs, daß man auf keine raſche Stellungnahme rech⸗ nen könne. da ſowohl politiſche wie ſtrategiſche Ueberlegungen die Entſchlüſſe von Burgos und Barcelona beeinfluſſen würden. mittag war die Stadt Nules von den Streit⸗ kräften der Nationalen umklammert. Das letzte Bollwerk vor Valencia, die Stadt Sagunt. iſt zur Zeit das Ziel zweier national⸗ ſpaniſcher Angriffskolonnen. die aus den Räu⸗ men Teruel und Caſtellon ſüdwärts unter ſtän⸗ digen Kämpfen vordringen. Nachdem die letzten 14 Tage eine ganze Kette von Durchbrechungen der roten Verteidigungslinie durch Francos Truppen gebracht haben, ſteht jetzt der Augen⸗ blick bevor, in dem ſich die beiden national⸗ſpa⸗ niſchen Angriffskolonnen vor Sagunt vereinigen werden. Mit dieſem Augenblick beginnt dann die direkte Offenſive gegen Valencia. Der neueſte Hilfeſchrei, den die Roten über den Sen⸗ der von Valencia in die Lüfte ſchickten, iſt alſo ſehr begründet. Der rote Oberbefehlshaber. Miaja, hat alles, was er an der mittleren Oſt⸗ küſte an einigermaßen zuſammenhängenden Ver⸗ bänden auftreiben konnte, in den Raum Sa- gut- Valencia geworfen. Sagunt ſelbſt liegt nur 28 Kilometer von Valencia entfernt. Fällt die⸗ ſe Stadt— und das iſt nach der bisherigen Ent⸗ wicklung des nationalſpaniſchen Vormarſches an der Oſtküſte nur noch eine Frage kurzer Zeit— dann gerät Valencia in den unmittelbaren Feuerbereich der national-ſpaniſchen ſchweren Artillerie. Es werden dann nicht nur die Vor⸗ feldſtellungen von Valencia, die, wie immer, von ſowietruſſiſchen Ingenieuroffizieren an⸗ gelegt wurden, das feuerſchwere Kaliber auszu⸗ halten haben, ſondern es dürfte dann auch in kürzeſter Zeit der ſtarke Hafenverkehr in der Guadalaviar⸗-Mündung für Valencia aufhören. Was Valencias Fall bedeuten würde, wiſſen die Roten genau. Der Kampf um die Stadt dürfte noch härter werden als der um Bilbao. San⸗ tander oder Oviedo und längere Zeit beanſpru⸗ chen— falls nicht eine Panik bei den Roten eintritt. — zwei Veſthlüſſe Im Fernen Osten Dr. E. K. Der Ferne Oſten liegt weit von uns Mitteleuropäern weg. Und mancher mag die Ereigniſſe dieſes Gebietes mit der inneren Diſtanz betrachten, die in Parallele ſteht zu der äußeren Entfernung. Die Erklärungen aber. die am Vorabend des Jahrestages des China— Konfliltes in Japan gegeben wurden, rücken die Schwere und Bedeutung dieſes Konfliktes näher in unſeren Geſichtskreis. Denn dieſe Er⸗ klärungen bezeugen und beſtätigen, daß ſich die Geſchehniſſe in Fernoſt nunmebr weit über das dort faſt zur ſtändigen Einrichtung gewordene Stadium des„Kriegſpielens“ erheben und den ernſten und bitteren Charakter eines folgen- ſchweren Krieges zweier großer und mächtiger Nationen annehmen. Dieſer Krieg, der nunmehr ſchon viele Mo⸗ nate andauert. bat jetzt weniger Ausſicht auf Beendigung als zuvor. Die Erklärungen des Fürſten Konoe ſind von einer nüchternen Sachlichkeit und Eindeutigkeit. Sie beſagen. daß Japan entſchloſſen iſt, klare Verhältniſſe mit China zu ſchaffen. Eine Vermittlunas⸗ aktion durch Dritte, von der man in letzter Zeit ſprach, iſt ausſichtslos geworden, nachdem die japaniſche Entſchloſſenheit ſo kategoriſch feſt⸗ gelegt wurde. Da der Widerſtand der Chineſen bisher ſo nachdrücklich war, daß man vorerſt an ein Erlahmen nicht denken kann. wird der Krieg mit geſteigerter Heftigkeit fortgeſetzt werden. Für Japan handelt es ſich jetzt nicht mehr um eine kriegeriſche Exkurſion, die ein Teil des Heeres und der Flotte durchführt. Der Krieg iſt vielmehr zu einem Machtkampf zweier Völ⸗ ker geworden, die ihre letzten Mittel einſetzen. Darauf weiſen beſonders die neuen japani⸗ ſchen Wirtſchaftsgeſetze hin, die das geſamte Leben einſchneidend beeinfluſſen und von der Geſamtbevölkerung weſentliche Ein⸗ ſchränkungen und Opfer fordern. In den Krie⸗ gen der Gegenwart, ſo erklärt man in Japan, ſtehe das geſamte Volk im Kampf, ſei es an der Front oder in der Heimat. Der Kriegsminiſter weiſt darauf hin, daß ſie aber noch nichts ſeien gegen die Laſten und Leiden der Völker im Weltkrieg. Dieſer Hinweis verdient ganz be⸗ ſondere Beachtung. Denn er unterſtreicht die Tatſache, daß die Großmacht Japan durch letzt⸗ lichen Einſatz den ſiegreichen Ausgang des ge⸗ genwärtigen Krieges und damit die alleinige und unbedingte Vorherrſchaft, die Macht und den Führungsanſpruch in Oſtaſien erringen will. Ein Ziel, das ſo groß und weit geſteckt iſt, daß es in der Tat nicht ohne den Geſamteinſatz des Volkes zu erreichen iſt. Ein Ziel aber auch, das nicht ohne Einfluß auf die geſamte Weltpolitik ſein kann. Denn auch im oſtaſiatiſchen Raum ſtoßen ſich die Intereſſen der Weltmächte. Die Totalität dieſes Krieges er⸗ weiſt ſich auch aus der zentral kontrollierten Kriegswirtſchaft. Der Verbrauch iſt bereits in 35 Warengattungen des täglichen Lebens ein⸗ geſchränkt, ohne daß ausreichender Erſatz vor⸗ handen iſt. Die Einſchränkungen bleiben auch für den Fall einer nicht zu erwartenden plötz⸗ lichen Beendigung des China⸗Krieges beſtehen, damit man den Möglichkeiten einer ernſten Ent⸗ wicklung der außenpolitiſchen Lage ſen ſei. Die Worte, die bei der japaniſchen Jahres⸗ feier von offiziellen Perſönlichkeiten geſprochen wurden, laſſen jedenfalls erkennen, daß ſich Ja⸗ pan anſchickt, die totale Mobilmachung des geſamten Volkes und der geſamten Wirt⸗ ſchaft durchzuführen. Damit iſt der Konflikt im Fernen Oſten in ein neues Stadium getreten. Die Gewalt des Zuſammenpralls der Waffen wird künftig ein lebhafteres Echo als bisher in der ganzen Welt finden. Im Nahen Westen Krieg dort und Krieg hier. Während der ja⸗ paniſche Beſchluß eine Verſchärfung der Kriegs⸗ lage in China bringt, ſcheint der Londoner Be⸗ ſchluß des Nichteinmiſchungsausſchuſſes ein Stück weiter auf dem Wege der Befriedung in Spanien zu gehen. Ob dieſer Beſchluß ſich wirklich zu der Tatſache ausweitet, daß die Freiwilligen aus Spanien zurückgezogen wer⸗ den, bleibt abzuwarten. Allzuviel Hoffnungen darf man nicht haben, nachdem der Londoner Ausſchuß bisher im Weſentlichen erfolglos ar— beitete. Immerhin iſt dieſer Beſchluß ein krö⸗ nender Abſchluß der Arbeit eines Jahres, denn etwa vor einem Jahr trat England mit ſeinem Plan der Zurückziehung der Freiwilligen vor die Welt, nachdem man mit den üblichen Sit⸗ zungen in London nicht weitergekommen war. gewach⸗ Ein Erfoig ſteht feſt: durch den Beſchluß von immerhin die Einmütigkeit Europas gezeigt und damit wenigſtens eines dokumentiert, näm⸗ lich die Bereitſchaft und den Willen, den ſpani⸗ ſchen Konflikt nicht über die Grenzen des im Kriege befindlichen Landes tragen zu laſſen. Demgemäß iſt der Widerhall des Londoner Be⸗ ſchluſſes in der Welt optimiſtiſch, wobei zum Ausdruck gebracht wird, daß die beiden ſpani⸗ ſchen Parteien wohl ihre Zuſtimmung zur Zu⸗ rückziehung der Freiwilligen geben werden. Bis zur effektiven Zurückziehung wird freilich, wenn ſie wirklich erfolgen wird, eine geraume Zeit vergehen. Inzwiſchen ſprechen die Waffen wei⸗ ter, und es will uns ſcheinen, als ob die Er- folge Francos, die gerade in den letzten Tagen wieder beſonders ſtark waren, konkreter dem Kriegsende entgegenführen, als mehr oder weniger papierene Entſchlüſſe eines Gremiums von vielen Nationen. In dieſem Sinne darf man auch die Bemühungen um eine Friedens⸗ vermittlung oder wenigſtens um einen Waffen⸗ ſtillſtand, von denen Chamberlain ſprach, nur mit einer ſtarken Reſerve aufnehmen. Die End⸗ entſcheidung werden die Waffen bringen, wenn man auch nicht verkennen darf, daß die Schwie⸗ rigkeiten für Franco bis zu dem nicht zu be⸗ zweifelnden Endſieg noch groß genug ſein wer⸗ den. Umgliederung der Führer⸗Kanzlei Privafkanzlei des Führers in der des Führers der Nd Ap. Berlin, 7. Juli Der Chef der Kanzlei des Führers der NSDAP., Reichsleiter Philipp Bouhler, hat nachſtehende Ausführungsbeſtimmungen zur Verfügung des Führers vom 3. Juli 1938 er⸗ laſſen: 1. Die bisherige rn Adolf Hitlers wird als Amt! in die 5. des Füh⸗ rers der NS D A P. eingegliedert. Die Son⸗ derbezeichnungen der einzelnen Aemter der Kanzlei des Führers der NSDAP. kommen in Wegfall 2. Auf Grund ſeiner Berufung zum Adjutan⸗ ten des Führers legt Hauptamtsleiter Bohr⸗ mann die Leitung des Amtes IV(bisher So⸗ zialamt) nieder. Zum Leiter 8 Amtes er⸗ nenne ich den Hauptſtellenleiter Cnyrim. 3. Die Kanzlei des Führers der NSDAP. gliedert ſich in Zukunft in Amt J, Leiter: Hauptamtsleiter Bohrmann Persönliche Angelegenheiten des Führers und onderaufgaben); Amt II, Leiter: Amtsleiter Brack(Bearbei⸗ tung von Eingaben, die die NSDAP., ihre Gliederungen und angeſchloſſenen Verbände 1 Dienſtſtellen der Reiches und der Län⸗ er betreffen); Amt III, Leiter: Amtsleiter Berkenkamp (Bearbeitung von Gnadenſachen von Angehö⸗ rigen der Bewegung): Amt IV, Leiter: Hauptſtellenleiter Cnyrim (Bearbeitung von ſozialwirtſchaftlichen An⸗ gelegenheiten und Geſuchen ſozialer Art): Amt V, Leiter: Amtsleiter Jaenſch(Per⸗ ſonal⸗ und Verwaltungsangelegenheiten). Der Koß.⸗Wagen ein Tank? Phankaſien im Reich des Rolen Jaren Die Sowietpreſſe nützt die„ſommerliche Stille“ und fabriziert aus Haß, Angewohnheit und Befehl Artikel gegen Deutſchland am laufenden Band. Die Stichworte haben ſich nicht geändert, die Lügen ſind ſchon langweilig:„Kanonen ſtatt Butter“, in den „Folterhöllen“, der„Terror in Oeſterreich“. „Neue Judenpogrome“. Man faſelt zu jedem dieſer Stichworte einige törichte Redensarten aus der alten Lügenkiſte. und der Leitartikel eines führenden Moskauer Blattes iſt fertig. Zum Schluß wird eine gepfefferte„Sauce de l Emigration“ dazu geſchüttet, je ſchärfer ſie iſt. deſto beſſer“. b Die Genoſſen freſſen alles, wer das nicht glaubt, der verfolge nur die Sowietpreſſe mit ihren Bemerkungen über das„Volksauto', das ſich leider ſelbſt nach Stalinſchen Methoden a. fortlügen läßt. Wörtlich ſteht da geſchrie⸗ en: „Woher werden die verarmten Volksmaſſen die Mittel für den Kauf dieſer Autos nehmen? Iſt es nicht durchſichtigt, daß die Herſtellung ſolcher KdF.⸗Autos, die leicht in Klein⸗ tanks umgewandelt werden. nur dieſelben ei wie Hitlers Geſamtpolitik ver⸗ olgt.“ Da haben wir's. das KdF.⸗Auto iſt in Wirklichkeit ein Tank. Anſcheinend hat ſich die Geſpenſterfurcht von dem„Oberſten heißgeliebten Führer aller Völker“ auf die ihm untergebenen Federkulis übertragen. Man ſtellt ſich wahrſcheinlich im Reich des blutigen Zaren vor, daß eine einzige kinderreiche Familie in Deutſchland danach melden kann:„Panzerabtei⸗ lung Müller zur ſonntäglichen Ausfahrt ange⸗ ſtebenundzwanzie Nationen bat ſich!] treten. Arme, bedrohte Sowjetunion! Armer, ver⸗ ſtummter, belogener Sowietarbeiter! Stalins Kriegshetze ſchreckt ſeine Untertanen mit dem alten ruſſiſchen Wort: Deutſche haben den Mond erfunden, Deutſche erfinden alles. Daß deutſche Wiſſenſchaft und Technik am Glück des Arbeits⸗ menſchen arbeitet— darauf kann in Moskau und Umgebung allerdings keiner kommen! ——— der Führer gratuliert Graf Auch Rudolf Heß beglückwünſcht den Kampfgefährten Adolf Hitlers Der Führer ſprach geſtern in München ſeinem treuen Begleiter aus den erſten Jahren des Kampfes, Ulrich Graf, perſönlich ſeine Glückwünſche zum 60. Geburtstag aus und über⸗ reichte ihm ſein Bild mit einer herzlichen Widmung. Um die Mittagsſtunde des Mittwochs ſtattete ſtellvertretender Gauleiter Otto Nippold dem Jubilar einen Beſuch ab, bei dem er ihm die aufrichtigſten Glückwünſche des gegenwärtig beim Führer weilenden Gauleiters Adolf Wag⸗ ner, ſowie des geſamten Traditionsgaues über⸗ brachte. Gleichzeitig gab vor dem Heim des Jubilars in der Borſtei der Gaumuſikzug unter Leitung von Gaumuſikzugführer Lange ein Standkonzert. Kurz darauf traf der Stellvertreter des Führers ein, der Ulrich Graf im Namen der Bewegung zu ſeinem Ehrentag beglück⸗ wünſchte und ihm für ſein opferreiches Wirken dankte. Tief bewegt dankte der Jubilar Rudolf Heß und Otto Nippold für die ihm erwieſenen Ehrungen. Knut Hamſun in Berlin Berlin, 7. Juli. Der auf der Durchreiſe in ſeine norwegiſche Heimat zu kurzem Aufenthalt in Berlin wei⸗ lende große norwegiſche Dichter Knut Ham⸗ ſun ſtattete am Mittwoch mit ſeiner Frau, Maria Hamſun, der Nordiſchen Geſell⸗ ſchaft in Berlin einen Beſuch ab, wo er von dem kommiſſariſchen Reichsgeſchäftsführer der Nordiſchen Geſellſchaft. Hans Jürgen Krüger, und dem Leiter des Reichskontors Berlin, Ale⸗ xander Funkenberg, empfangen wurde. Ljuſchlow iſt Ljuſchkow Tokio gegen Moskauer Zwecklügen Tokio. 7. Juli Die ſowjetruſſiſche Preſſe. die durch die Ent⸗ hüllungen des ehemaligen Chefs der GPu. für den Fernen Oſten auf das unangenehmſte be⸗ rührt iſt, bemüht ſich nach alter Methode, die Identität Ljuſchkows anzuzweifeln. Heute nahm der Sprecher des japaniſchen Außenamtes zu dieſen Behauptungen Stellung. Er erklärte, daß trotz aller Ableugnungsverſuche Moskaus die Perſon Ljuſchkows durch die in Chabarowfk erſcheinende ſowjetruſſiſche Zeitung in Wort und Bild einwandfrei feſtgeſtellt ſei. Das Blatt brachte ſeinerzeit einen ausführ⸗ lichen Artikel über den General 3. Ranges Heinrich Samoilowitſch L ju ſch ko w und ſeine Tätigkeit in der GPU. Ljuſchkow befindet ſich zur Zeit in Tokio unter militäriſcher Aufſicht. Von einer Gefangenſchaft, wie zum Teil behauptet wird, kann jedoch nicht die Rede ſein. Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den poli⸗ tiſchen Teil Dr. Eduard Kuhn, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Vereinigte Satte Cnyrim, Haller & Co., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlagsdruckerei Hal⸗ kenhäuſer, Cnyrim& Co., Worms.— DA. VI. 1938 über 1900. Z. Zt. iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 7 gültig. Ein ſchwediſcher Dichter über Thomas Mann Die von Will Veſper herausgegebene„Neue Literatur“ veröffentlicht in ihrem Juliheft einen von Paul Graßmann, Stockholm, überſetz⸗ ten Aufſatz des ſchwediſchen Dichtens Karl Guſtav Oſſiannilſon über Thomas Mann. Wir bringen aus dieſem Aufſatz einige Abſätze. Die„Neue Literatur“ erklärt dazu: „In dem Aufſatz von Oſſiannilſon werden die Tatſachen zum erſtenmal beim rechten Namen genannt. Wir bringen daher den Auſſatz mit Erlaubnis des Verfaſſers als Zeichen beginnen⸗ der Vernunft auch in Schweden. Karl Guſtav Oſſiannilſon iſt ſowohl als Lyriker wie als Dra⸗ matiker und Verfaſſer vielgeleſener hiſtoriſcher Romane(„König Karl“,„Guſtav Adolf“,„Das Erbe der Väter“) ein Dichter von Rang, gebo⸗ ren 1875 in Lund, Mitglied der Royal Society of Literature uſw. Er iſt der bedeutendſte Ver⸗ treter eines ausgeſprochen nationalen. völkiſchen Schrifttums. ſchärfſter Gegner des Judentums Und ein Verehrer des neuen Deutſchland.“ K. G. Oſſiannilſon ſchreibt über„Das Neue Deutſchland und Thomas Mann“:„Daß ein Staat wie das neue Deutſchland. das ſeit dem Versailler Frieden unter der unerbetenen Vor⸗ mundſchaft der ganzen Welt geſtanden hat, nicht mit Gleichmut geſtatten kann, daß einer ſeiner eigenen. noch dazu weltberühmten Staatsbürger, im Ausland ſein Land und Volk verleumdet und herunterſetzt und gegen ſeine Regierung hetzt, erſcheint mir ganz natürlich. Draußen in der Welt herrſcht Kriegszuſtand. und Deutſchland kann ſeinen Eigenen nicht ge⸗ ſtatten zu ſprechen. zu ſchreiben und zu handeln. als ob internationaler Frieden herrſche. Eine gewiſſe Diſziplin muß in dieſen ſchickſalsſchwe⸗ ren Zeiten jedem Mitbürger auferlegt werden, und nicht einmal ein Nobelpreisträger kann hierbei ein Privilegium genießen. Es ſcheint — mir alſo, als ob das Exildekret im Falle Mann beſonders wohlbegründet ſei. Ich zweifle, ob irgend ein demokratiſches Land in derſelben Lage wie Deutſchland ſich hätte anders verhal⸗ ten können. Der Boykott, der unſere Finnlaud⸗ kämpfer aus den Jahren 1917 bis 1918 betroffen hat, iſt in Wirklichkeit mit Landesflucht zu ver⸗ gleichen. Mehr als ein Oppoſitioneller im heu⸗ tigen Schweden hat oft Anlaß gehabt, ſich als Vogelfreier zu fühlen— und dabei kann unſer Land ſich nicht auf dieſelbe Entſchuldigung beru⸗ fen wie das Dritte Reich. Im Fall Thomas Mann kommt noch ein an⸗ derer Umſtand hinzu: die Beſchaffenheit des Schriftſtellertums dieſes Dichters. Der Englän⸗ der J. B. Prieſtley, der ſeinem Kollegen zu Hilſe geeilt iſt, gibt in ſeiner Schilderung über Manns Lebenswerk zu, daß dieſer ſich auf Ver⸗ fallerſcheinungen ſpezialiſiert hat. Jeder, der „Buddenbrooks“,„Der Tod in Venedig“,„Kö⸗ nigliche Hoheit“,„Der Zauberberg“,„Der klei⸗ ne Herr Friedemann“ und andere Arbeiten des Nobelpreisträgers geleſen hat, kann bezeugen, daß Prieſtley recht hat. Wenn Thomas Mann jetzt mit ſo weinetlichem und zankſüchtigem Pa⸗ thos auf den Verfall hinweiſt, den das neue Deutſchland bedeuten ſoll, dann iſt man eigent⸗ lich nur über den Ton erſtaunt. Der Schriftſtel⸗ ler hat ja niemals für etwas anderes Intereſſe gezeigt als für Gebrechen. Perverſitäten. Rück⸗ gang oder Auflöſung: früher hat er jedoch nie irgendeinen ſozialen oder philanthrophiſchen Zweck mit ſeinem Spezialſtudium verraten, das er aus äſthetiſchen oder intellektuellen Gründen und infolge eines kongenialen Sinns für krank⸗ hafte Erſcheinungen gewählt hat. Er war in dieſer Hinſicht nur einer unter vielen. Deutſh⸗ land war in den letzten Jahren vor dem Krieg auf dem Weg, ein Treibhaus für eine Flora zu werden, die verpeſtete Luft ein⸗ und ausatmete In der Weimarer Petiode herrſchten dieſelben künſtlichen klimatiſchen Verhältniſſe. Wir hier in Schweden, die mit Uebetrſetzungen von „Hoppla, wir leben“,„Die häßliche Herzogin“ und ähnlichem beglückt wurden, verſtehen ſehr wohl die Reaktion, die mit dem neuen Regime erwachen mußte. Und wir freuen uns über dieſe Reaktion, ob wir nun in der Literatur nur ein Symptom ſehen oder der Anſicht ſind, daß ſie auch ein Krankheitsherd werden kann. Wie weit es dem Hitlerregime gelingen wird, ſeine lo⸗ benswerte Beſtrebung durchzuführen. das Land und Volk geiſtig zu ſanieren, iſt vielleicht eine unentſchiedene Frage— es iſt nicht leicht, ſich inmitten eines dekadenten Europa vor der An⸗ ſteckung zu bewahren. Schon jetzt kann man je⸗ doch beobachten— unter anderem im deutſchen Rundfunk—, daß das deutſche Volk wiederum edle klaſſiſche Literatur und Muſik ſchätzt und bei Vergnügungen der breiten Volksſchichten mit unſchuldigem und geſundem Humor erfriſcht wird. Die meiſten Reiſenden geben uns auch ein ganz anderes Bild vom Dritten Reich als das, das Thomas Mann und ſeine Geſinnungsgenoſ⸗ ſen der Welt aufzwingen wollten. Höchſtwahrſcheinlich empfindet Mann, der mehrere Jahre außerhalb der Grenzen des Deut⸗ ſchen Reiches gelebt hat, nicht ſehr viel für das von ihm gerügte Regime. Wahrſcheinlich wer⸗ den ſeine Anſichten von dem Gram darüber ge— färbt, daß eine Dichtung, wie die ſeinige; in einem Deutſchland nicht mehr das rechte Klima findet, wo man jetzt andere Düfte als die von Aſphalt und Karbol vorzieht. Er dürfte ſich da⸗ mit tröſten können, daß Literatur vielerorts in der Welt nur inſoweit geſchätzt wird, als ſie pathologiſche betont iſt. Manns ſpät erwachter Patriotismus erſcheint nicht echter als ſeine plötzliche Berufung auf Gott, nachdem er zu⸗ gegeben hat, daß er„infolge mangelnden Glau⸗ bens ſelten oder nie Gottes Namen nannte— weder mündlich noch ſchriftlich.“ Die Verbun⸗ denheit mit dem deutſchen Volk, die er beſeſſen haben will, war ſicher nur eine Illuſion. Seine Bücher wirken ziemlich international. Auch wenn er, wie Prieſtley eifrig verſichert, einer alten, rein deutſchen Familie angehört, ſcheint er mit Vorteil in jedem Land eriſtieren und verfaſſen zu können— außer vielleicht in einem Land, wo man allmählich eingeſehen hat. daß auch die Geſundheit ein Recht hat, von Schriftſteller und Leſerſchaft geſchätzt zu wer⸗ den. Wenn ein Schriftſteller des Verfalls über den Verfall klagt, fällt es einem jedenfalls ſchwer, ein Lächeln zurückzuhalten.“ ö ***. Haydn⸗-Jeſt in Bad Ems Im Zuge der Beſtrebungen um eine Neuge⸗ ſtaltung der Kurmark iſt es zu begrüßen, daß die Staatliche Kurverwaltung Bad Ems in ſechs Abenden im Juli(13. bis 22. Juli) ein Haydn⸗Feſt veranſtaltet. Sie ſetzte erfreu⸗ licherweiſe damit den bereits im Vorjahre be⸗ Artttenen Weg fort, ihre Hörer der klaſſiſchen deutſchen Muſit zurückzugewinnen. Das Pro⸗ tektorat dieſes Muſikfeſtes hat Generalmuſik⸗ Nirektor Prof. Dr. Stein, Direktor der Staatl. Akad. Hochſchule für Muſik in Berlin, übernommen, der zugleich auch das Sinfonie⸗ Konzert des zweiten Tages als Gaſtdirigent leitet. Ein Vortrag mit muſikaliſchen Beiſpie⸗ len über die deutſche Sendung Haydns von dem Hamburger Muſikhiſtoriker Dr. H. J. Therſtappen bildet den einleitenden Abend des Feſtes. Den Kamermuſikabend be⸗ ſtreitet das Dresdener Fritzſche-Quartett, das ſeit ſeinem Beſtehen eine große Anzahl Aus⸗ N zu verzeichnen hat. Für das Chor⸗ werk„Die Jahreszeiten“ wurde der Oxforder Bach⸗Chor gewonnen; Hapduſche Muſit erfreut ſich ja in England einer beſonderen Bevor⸗ zugung. Arthur Cranmer, einer der bedeu⸗ dendſten e Oratorienſänger, wird als Soliſt mitwirken. Am letzten Abend gelangt die Oper„Der Apotheker“ zur a Dieſer Verſuch, eine Haydnſche Oper in dem reizenden kleinen Theater in Bad Ems zu Gehör zu bringen, wird einen würdigen Ab⸗ ſchluß des Feſtes bilden. 5 Aufführung. J„j„*... ¾ o;b ůAu!f TT ̃⅛—n1wL]=]⁰ͤä ẽ A. ¶-G ˙ E. ²˙ A—ͤ'!1O 22 Ee D 0 555 eee wirtig ö Nag⸗ ö über⸗ n des uli. egiſche wei⸗ Dans der tlget, „Ale: 2 lung. ſuchs e in tung t ſei. führ anges und findet chet zun Rede e 1 9. 1 Was wird er mitbringen? Englands Agenk mit neuen Inſtruklionen nach Burgos London, 7. Juli Wie verlautet, beſchloß das britiſche Kabi⸗ nett am Mittwoch. den britiſchen Agenten in Burgos, Sir Robert Hodgſon auf ſeinen Po- ſten zurückkebren zu laſſen. Seine Zurückziehung komme nicht in Frage. Das Kabinett hat den Vorſchlag Francos. Almeria zu einem ge⸗ ſchützten Hafen zu erklären, eingehend geprüft. Obwohl es der Anſicht iſt, daß dieſer Vorſchlag Francos wohlgemeint ſei, ſo glaubt man jedoch in engliſchen Kreiſen, daß dieſer Vorſchlag auf eine Reihe von Schwierigkeiten bei ſei⸗ ner Durchführung ſtoßen würde. Es wird dar⸗ auf hingewieſen, daß die Zuſtimmung zu dem Vorſchlag nur einen geſchützten Hafen für den ſüdlichen Teil Rotſpaniens ſchaffen würde, während der nördliche Teil leer ausgehen wür⸗ de. Darüber hinaus ſei der Vorſchlag auf dſe Gegnerſchaft der Schiffseigner geſtoßen. An⸗ dererſeits ſei die Frage des Vombenabwurfs auf britiſche Schiffe nur zu löſen. wenn Franco Rechte von Kriegsführenden zugeſtanden wür⸗ den. In dieſer Frage könne man aber dem Nichteinmiſchungsausſchuß nicht vorgreifen. An⸗ ſcheinend hat Hodgſon Inſtruktionen in dem 5 angedeuteten Sinn für Burgos erhal⸗ en. Militär ſtärker als Diplomalie „Temps“ zur Annahme des engliſchen Planes Paris, 7. Juli Zur Einigung im Nichteinmiſchungsausſchuß auf den engliſchen Plan bemerkt der„Temps“, man werde drei bis vier Wochen benötigen, bis die Heimbeförderung der Freiwilligen beginne. Die Bedingungen für einen„ſubſtantiel⸗ len“ Rückzug dürften jedoch erſt zu Beginn des Monats September gegeben ſein. Der „Temps“ verweiſt darauf, welche Entwicklungen die militäriſche Lage infolge der augen. blicklichen kraftvollen Offenſive General Francos bis zu dieſem Zeitpunkt nehmen könne. Es ſei deshalb nicht ausgeſchloſſen, daß die vollkommene Durchführung des in London angenommenen Planes durch die Ereigniſſe überholt werden könnte, Nichtsdeſtoweniger ſei die zuſtandegekommene Einigung geeignet, jeder tragiſchen Ueberraſchung die Tür zu ſchließen. Die Gefahr der Ausartung des ſpaniſchen Bür⸗ gerkrieges in einen europäiſchen Konflikt könne nunmehr als beſchwoten angeſehen werden. Der marxiſtiſche„Ce Soir“ fragt, wohin die Frei⸗ willigen auf rotſpaniſcher Seite geſchafft wür⸗ 5 von denen ſehr viele politiſche Flüchtlinge eien. Chinas Volſchafter bei Bonnet Beſprechung über die Beſetzung der Paracel-Inſeln Paris, 7. Juli Außenminiſter Bonnet empfing am Mitt⸗ wochnachmittag den chineſiſchen Botſchafter in Paris, Wellington Koo, ſowie den Ge⸗ ſandten von Venezuela. Zum Beſuch des chine⸗ ſiſchen Botſchafters verlautet in gut unterrich⸗ teten diplomatiſchen Kreiſen, wie Havas mel⸗ det, daß Wellington Koo die Souveräni⸗ tät ſeines Landes über die Paracel-In⸗ ſeln feſtgeſtellt habe und ſich über die Bedeu⸗ tung unterrichten wollte, die der Beſetzung die⸗ ſer Inſeln durch annamitiſche Abteilungen zu⸗ kommen müſſe. Der franzöſiſche Außen⸗ miniſter habe dem chineſiſchen Botſchafter egenüber betont, daß Frankreich ſich darauf be⸗ ſchtänkt habe, auf dieſe Inſelgruppe„das not⸗ wendige Perſonal und Material zur Unterhal⸗ tung und Einrichtung von Leuchtfeuern einer meteorologiſchen Station und eines Senders“ zu entſenden, und zwar, um das Perſonal und dieſes Material zu ſchützen, ſowie um Zerſtö⸗ rungen von Seiten der auf dieſen Inſeln woh⸗ nenden Fiſcher zu verhindern. Deshalb ſeien zwei Abteilungen annamitiſcher Gendarmen entſandt worden. Es handle ſich einfach darum, ſtellt Havas feſt, in einer beſonders gefährlichen Gegend eine Sicherheitseinrichtung für die Schiffahrt einzurichten, die berufen ſei, den Schiffen aller Nationalitäten dienlich zu ſein. Neue Regierung in Zyrien? Beirut, 7. Juli. Das ſyriſche Kabinett hat ſich zu einer Dauerſitzung verſammelt. Man nimmt an, daß ſein Rücktritt unmittelbar bevorſteht. Eine entſprechende Mitteilung dürfte vielleicht noch heute oder morgen ausgegeben werden. Je⸗ doch wird die neue Regierung wahrſcheinlich wieder aus Mitgliedern des nationalen Blocks gebildet werden und vielleicht auch von dem bisherigen Miniſterpräſidenten Mardan Bey geführt werden. Sämtliche Araberführer des Sandſchak ſind, ſoweit ſie ſich nicht im Gefängnis befinden. nach Syrien geflohen Der Führer der Araber im Sandſchakgebiet, Zeki Aruzi. und ſeine ſämtlichen Mitarbeiter. die Mitte Juni in Antiochia verhaftet worden ſind ſind jetzt aus dem Gefängnis entlaſſen wor⸗ den. Bekanntlich ſollte ſeine Freilaſſung ſchon vor 14 Tagen verfügt werden. Jigi Boſel muß ran! Prozeß gegen den jüdiſchen Schieber Wien, 7. Juli. Die Deutſche Reichspoſt als Rechtsnachſolgerin der Oeſterreichiſchen Poſtſparkaſſe hat eine Klage auf Ungültigkeitserklärung des Schieds⸗ „Syſtemzeit enge Beziehungen unterhielt und Der briliſche Plan abgeſandk London, 7. Juli Der Wortlaut des britiſchen Planes für die Räumung der Freiwilligen in Spanien iſt, wie an zuſtändiger Stelle beſtätigt wird, noch am Mittwochvormittag an beide Parteien ab⸗ geſandt worden. Sobald Barcelona und Burgos den Eingang beſtätigt haben, wird der britiſche Plan in Form eines Weiß⸗ buches in London veröffentlicht werden. Spanien⸗Gold nicht ausgelieferk Paris, 7. Juli In der Frage des ſpaniſchen Gold⸗ depots, das ſeit 1931 in den Treſors der Bank von Frankreich hinterlegt iſt, fällte das Pariſer Appellationsgericht am Mittwoch das gleiche Urteil wie das erſtinſtanzliche Gericht am 13, April dieſes Jahres. Die 14 Tonnen ſpani⸗ ſchen Goldes werden demnach weiterhin im Treſor der Bank von Frankreich aufbewahrt und keiner der im Kampf befindlichen Parteien ausgelieſert werden. In der Urteilsbegründung heißt es, daß die Bank von Spa'njen kei⸗ ne Staatsbank ſei. wie weit auch ihre Bindungen als Emiſſionsbank mit dem ſpank⸗ ſchen Volke gehen mögen. Dieſe Feſtſtellung ſel ſo ernſt, daß die Bank von Frankreich im Falle einer Auslieferung des Goldes ohne einen dem⸗ entſprechenden juriſtiſchen Entſcheid eine ſchwere Verantwortung auf ſich nehmen würde, ja ſogar zu einer zweiten Auszahlung des Goldes ſich gezwungen ſehen könnte. Das Gericht verwarf aus dieſem Grunde die Berufungsklage der ſpn⸗ niſchen Bolſchewiſten als unbegründet und be⸗ ſtätigte das Urteil der erſten Inſtanz auf Ko⸗ ſten des Klägers. Jolidariſch mit Marokko Burgos, 7. Juli General Franco hat dem Kalifen von Spaniſch⸗Marokko, Muley Haſſan, das Kriegsverdienſtkreuz verliehen, das durch den ſpaniſchen Oberkommiſſatr Beigbeder dem Kalifen bereits überreicht worden iſt. General Franco hebt in einem Begleitbrief an den Ka⸗ lifen deſſen große Verdienſte um die nationale Sache hervor und dankt der muſelmaniſchen Be⸗ völkerung für ihren Einſatz und ihre Opfer⸗ beteitſchaft. Die enge Verbundenheit National- ſpaniens mit den Muſelmanen Spaniſch⸗Marok⸗ kos werde ſich auch im Frieden bewähren, an deſſen Segnungen Marokko vollberechtigt teil⸗ nehmen werde. Die neuen Grundſätze der ſozia⸗ len Gerechtigkeit würden für Marokko genau ſo wie für Spanien gelten. gerichtsſpruches eingebracht, der in der Syſtem⸗ zeit die vermögensrechtlichen Auseinander⸗ ſetzungen zwiſchen dem jüdiſchen Kriegsgewinn⸗ ler und Schieber Sigi Boſel und der Poſt⸗ ſparkaſſe entſchted. Auf Grund dieſes Schieds⸗ ſpruches hatte Boſel der Poſtſparkaſſe, die er in der Nachkriegszeit um 3.6 Millionen Dollar be⸗ trogen hatte, zur Wiedergutmachung Werte in der Höhe von höchſtens 2 Millionen Schil⸗ ling übergeben. Die Vereinbarungen waren ſo günſtig für Boſel ausgefallen, weil der jüdiſche Schieber zu verſchiedenen offiziellen Stellen der weil man Enthüllungen über ſeine Verbin⸗ dungen mit der Chriſtlich⸗Sozia⸗ len Partei befürchtete. Boſel, der ſeiner⸗ zeit wegen ſeiner Betrügereien zu 18 Monaten Kerker verurteilt worden war, jedoch ſeine Strafe nicht angetreten hatte, befindet ſich ſeit galt Umbruch in der Strafanſtalt Stein in aft. „Scollsboto-Fall“ abgeſchloſſen Der letzte der vier zum Tode verurteilten Neger begnadigt. New Pork, 7. Juli. Der ſogenannte„Scottsboro⸗Fall“, der jahrelang die Oeffentlichkeit heftig erregte, hat jetzt endlich ſeinen Abſchluß gefunden. Im Staat Alabama, in dem die Landbevölkerung die Negerfrage als beſonders brennend emp findet und die Lynchjuſtiz noch häufig iſt, wa⸗ ren vor einigen Jahren neun Neger angeklagt worden, zwei weiße Mädchen in einem Güterwagen vergewaltigt zu haben. Dieſer Fall hatte heftige Empörung hervorgerufen, und vier der Negerjungen wa⸗ ren ſchließlich zum Tode verurteilt worden. In Montgomery in Alabama iſt nun Clarence Noris, der einzige der vier zum Tode verurteilten Neger, der bei den vom Oberbundesgericht angeordneten neuen Ver⸗ handlungen abermals zum Tode verurteilt worden war, am Mittwoch vom Staatsgouver⸗ neur zu lebenslänglichem Gefängnis begna— digt worden. Drei andere erhielten lange Haftſtrafen. Die übrigen der neun Neger wurden freigelaſſen, nachdem ſie ſechs Jahre in Unterſuchungshaft zugebracht hatten. Bombenanſchlag in haifa 20 Tote, 60 Verletzte Jeruſalem, 7. Juli In Haiſa wurde am Mittwoch gegen die Po⸗ lizeiſtation eine Bombe geſchleudert. Es folgte darauf eine ſchwere Schießerei. 20 Araber und Juden wurden dabei getötet und 60 verwundet. In der Stadt Haifa wurde für die Zeit von 19 bis 6 Uhr das Betreten der Straßen verboten. Deulſchland hal die„Tour de France“ gut begonnen In Paris wurde am Dienstag die N Fahrer Europas teilnehmen. Willi Oberbeck-Hagen brachte das Kunſtſtſtück fertig, ſich gegen die große Konkurrenz in der erſten Etappe an die Spitze zu ſetzen und das„Gelbe Trikot“ zu er⸗ obern. Dieſer Schnappſchuß vom Start zeigt ein junges Mädchen. „Tour de France“ geſtartet, an der wieder die beſten das deutſchen Radfahrern, Paul Langhoff(rechts) und Heinz Wengler, kleine Kettchen als Talismane mit auf die Reiſe gibt. (Scherl-Bilderdienſt⸗M.) Ein Mann erschüttert Afrika Der Kumpf um den Sudan/ Von General Noskoff Copyright by Vorhut-Verlag Otto Schlegel, Berlin SW 68 (44. Fortſetzung) So ſchläft die Armee Kitcheners in der Mondſcheinnacht des 2. September 1898 hinter den Gräben, Wällen und Paliſaden der Zeriba. Die Soldaten liegen auf dem bloßen Boden, die Alaffe im Arm. Zelte wurden nicht aufge⸗ ſchlagen, um die Truppe auch bei einem plöͤtz⸗ lichen Ueberfall ſofort in gefechtsbereitem Zu⸗ ſtand zu haben. Alle Hautfarben ſind in der Armee des Sirdars vertreten. Pechſchwarz ſind die Geſichter der ſudaneſiſchen Infanterie-Ba⸗ taillone. Daneben ſtehen die weißhäutigen Engländer und Schotten, die Fellachen mit gelb⸗ lichbraunen, und die irregulären Araberſtämme mit blonzenen Geſichtern. Ebenſo bunt iſt auch die Bewaffnung. Während die engliſchen, ſu— daneſiſchen und fellachiſchen Truppenteile über die moderndſten Gewehre und Maſchinen⸗ gewehre verfügen, ſind die arabiſchen Hilfstrup⸗ ten mit Lanzen und Schwertern bewaffnet und ttagen über den Rücken geworfen den Schild aus Rhinozetoshaut. Das Gelände vor Zeriba iſt ſorgfältig erkun⸗ det worden. Die Schußentfernungen ſind genau feſtgelegt und mit Fähnchen und Stöcken mar— kiert. Die Maſchinengewehte können ihr Ziel nicht verfehlen. Viel Hoffnung ruht auf dieſer neuen Maſchinenwaffe. Freilich, faſt ebenſo groß iſt das Mißtrauen, das ihr entgegengebracht wird. Viele engliſche Militärſpezialiſten ſtehen auf dem Standpunkt, daß ein gut geleitetes Gewehrſeuet unbedingt wirkungsvoller ſein muß. Aber Kitchener glaubt an die neue Wafie und morgen wird der Entſcheidungstag des Maſchinengewehrs ſein. Auch der Sirdar und ſein Stab ſind zur Ruhe gegangen. Nur Slatin Paſcha, der im Nachrich⸗ tendienſt der Armee tätig iſt, findet keine Ruhe. Noch um 1 Uhr nachts ſitzt er einem großen Araber, der in das bunte Kleid der Derwiſche gehüllt iſt, gegenüber. Der Sohn der Wüſte zittert vor Kälte, denn er hat ſoeben den Nil durchſchwommen. Der Araber iſt ein alter Bekannter Slatin Paſchas. Er iſt einer der beſten Freunde des Kalifen. Es iſt jener ſelbe Kundſchafter, der Adullahi die Nachricht von dem bevorſtehenden Angriff der Engländer überbracht hat. Abdullahi ahnt es nicht, daß ſein beſter Kundſchafter im Dienſte des„Intelligence Service“ ſteht. Ertregt fragt Slatin Paſcha den Araber: „Haſt du meinen Auftrag ausgeführt?“ Der Araber antwortet ruhig und mit großer Sicherheit: „Du ſiehſt es, das Heer des Kalifen ſchläft.“ Ungeduldig unterbricht ihn Slatin: „Gut, gut, aber die Nacht iſt noch lang.“ Der Araber lächelt: „Das ſchon: aber du kannſt ruhig ſchlafen, Slatin Paſcha, denn Abdullahi und ſeine Emite warten ſelbſt auf den Angriff des Sirdars.“ Der Araber hebt ſeine Hand und deutet in ſüdweſtlicher Richtung dorthin., wo die Sur— gham⸗Höhe auſſteigt. „Dort erwartet der Kalif den Angriff.“ Aber Slatin Paſcha iſt noch immer mißtrau⸗ iſch. Er kennt zu gut den furchtbaren Fanatis— mus der Derwiſche. Zwar ſpielt der Kundſchaf⸗ ter mit ſeinem Kopf, wenn er lügt, dennoch kann Slatin Paſcha das Mißtrauen nicht über⸗ winden. Er weiß, daß der nächtliche Ueberfall den Derwiſchen eine große Chance in die Hand geben würde. Wenn die Panik auch nur einen einzigen Truppenteil ergreift und der Troß, die Laſtkamele und Träger in Unruhe geraten, ſo iſt die Armee hinter der Zeriba verloren. Sie wird vernichtet werden, wenn es den Derwi⸗ ſchen gelingt, die tödliche Zone des Maſchinen⸗ gewehrſeuers zu durchlaufen und ins Hand— gemenge zu kommen. Slatin kennt die furcht⸗ bare Widlheit der Mahdiſten, er weiß, daß ihnen übetall dort, wo ſie Bruſt an Btuſt mit dem Feinde ringen, der Sieg gehört. Aber aufs neue beruhigt der Kundſchafter Slatin: „Noch wartet Abdullahi auf neue Verſtärkun⸗ gen, er wird nicht angreifen.“ Undurchdringlichen Geſichts fährt der Araber ort: „Freilich, er könnte es, denn ſein Heer iſt zahlreich wie der Sand der Wüſte.“ „Wie ſtark?“ fragt Slatin. Der Araber ſchweigt. Dann hebt er die Arme zum Himmel auf: „Wer kann es ſagen, außer Allah allein? Wenn die Krieger des Kalifen zum Sturme laufen, ſo werden ſie ſein wie der Sandſturm, der über die Wüſte dahinbrauſt. Wie eine Wol⸗ ke der Vernichtung werden ſie auf die Zeriba zubrauſen. Und wiſſe die volle Wahrheit, Sla⸗ tin Paſcha, die Emire haben Mühe, die Krieger Abdullahis vom Sturme abzuhalten. Jeder möchte der Erſte ſein, der ſich in den Kampf ſtürzt, denn die Zerſtörung der heiligen Kaaba des Mahdis durch die Kanonenboote hat die Derwiſche in höchſte Wut verſetzt.“ Slatin nickt abweſend. Dieſe Worte bedeuten keine Neuigkeit für ihn, denn die Vorpoſten be⸗ richten unausgeſetzt von einzelnen Derwiſchrei⸗ tern, die offenbar nicht mehr im Stande waren. ihrer Erregung und Kampfesluſt Herr zu wer⸗ den und überall mit den Vorpoſten handgemein geworden ſind. Die Nacht neigt ſich zum Ende, als um 4 Uhr in der Frühe die Hörner über die Zeriba hin⸗ ſchallen. Der Sirdar läßt die Truppen wecken. Er weiß, daß heute der Entſcheidungstag ge⸗ kommen iſt. Die Soldaten werden verpflegt und bereiten ſich ſorgfältig zum Kampf vor. Eine ernſte Stimmung liegt über den kampf⸗ bereiten Truppen. Sie wiſſen, daß es heute auf Biegen und Brechen geht; denn wenn die Ma⸗ ſchinengewehre verſagen., dann werden die un⸗ geheuren Scharen des Kalifen die Zeriba über⸗ fluten, und ein grauenhaftes Geſchick wird ihre Verteidiger treffen. Gegen 5.30 Uhr ſtehen die Truppen in ihren Stellungen bereit. In der Mitte des Lagers, dort, wo die Nahtſtelle der britiſchen und ägyp⸗ tiſchen Truppen iſt, erhebt ſich ein kleiner Hü⸗ gel; auf ihm weht die rote ägyptiſche Fahne. Neben ihr, hoch zu Roß, gepflegt und elegant wie immer, ſchweigſam und unbewegt wie ein Stein der Sirdar. Aus der majeſtätiſchen Hal⸗ tung ihres Führers ſchöpft die Truppe tieſes Vertrauen. Immer häufiger kommen aus der Wüſte in ſcharfem Ritt die Meldereiter herbeigeſprengt. Unbewegten Geſichtes nimmt Kitchener ihre Meldungen entgegen.. Es iſt kein Zweifel, Abdullahi trifft die letz⸗ ten Vorbereitungen zum Sturm. Die ſchrillen Töne der Umbaia des Kalifen, der dumpfe Chor der Kriegstrommeln iſt ſchon deutlich zu vernehmen. Die Gläſer der Stabsoffiziere ſind auf die Höhen gerichtet, hinter denen die Armee des Kalifen die Nacht verbracht hat. Plötzlich geht durch die Reihen der Verteidi⸗ ger ein einziger Aufſchrei: „Sie kommen!“ Selbſt der Stab Kitcheners gerät in Unruhe. Mit ſteinernem Geſicht wendet ſich Kitchener um. Das genügt. Die Offiziere bemühen ſich, ihre Erregung zu verbergen. Die geſamte Ar⸗ mee beobachtet den Vormarſch der Mahdiſten, die in ungeheuren Maſſen, dicht an dicht heran⸗ rücken. Noch iſt der Feuerbeſehl nicht erteilt, aber eine Welle der Erregung durchläuft die Zeriba. Jeder weiß es mit aller Deutlichkeit: Wenn die Scharen des Kalifen an den Paliſa⸗ den der Zeriba angelangt ſind, iſt alles zu Ende. (Fortſetzung folgt) — Belagerungszuſtand aufgehoben 88 Antiochia, 6. Juli Der Belagerungszuſtand, der über dem Sand⸗ ſchak verhängt worden war und ebenſo alle Be⸗ ſtimmungen, die Ausreiſe und Einreiſe in das Gebiet erſchwerten, ſind am Dienstag wieder aufgehoben worden. ———— —— l—ü4ͤ— — 2 2 — — Eierhandgranale im Lumpenmalerial Schrecklicher Unfall einer Arbeiterin Karlsruhe. In der Lumpenſortierungsan⸗ 3 5 Findeiſen u. Weber fand eine 19jährige rbeiterin aus Mörſch in der Taſche einer alten Hoſe eine Eierhandgranate. Das ahnungsloſe Mädchen wollte das„Ding“ weg⸗ werfen. Im ſelben Augenblick explodierte die Handgranate und riß der Arbeiterin die Hand weg. Auch wurde ſie durch Splitter am 5 verletzt. Die alte Hoſe war mit einem in allen gepreßten Transport Lumpen aus Mainz gekommen. Das Unglück, das unabſeh⸗ bare Folgen hätte haben können, iſt auf den ver⸗ antwortungsloſen Leichtſinn desjenigen zurück⸗ zuführen, der din Handgranate offenbar los werden wollte und ſie deshalb in die Taſche der für den Lumpenſammler beſtimmten alten Hoſe ſteckte. Todesſturz mit dem Molorrad Aſchaffenburg. Der in den 40er Jahren ſte⸗ hende Bürgermeiſter und Zimmermeiſter Georg Fürſt von Lembach iſt nachts zwiſchen Troſſen⸗ furt und Kirchaich mit dem Motorrad geſtürzt und hat dabei ſo ſchwere Ver⸗ letzungen erlitten, daß der Tod nach wenigen Minuten eintrat. Man nimmt an daß eine Herzſchwäche die Urſache des tödlichen Unfalles wat. Kraftwagen tötet Motorradfahrer Frankfurt a. M. Am Montagabend ereignete ſich auf der Mainzer Landſtraße an der Ein⸗ mündung der 9 ke⸗Straße ein ſchwerer Ver⸗ kehrsunfall. 7 wurde eine Motorradfahrer von einem Kr hrer erfaßt und ſo ſchwer verletzt, daß der Tod ſofort eintrat. Verkehr fordert Opfer. Bruchſal. Ein Radfahrer namens Heinz mann fuhr auf der Reichsſtraße Stuttgart— Bretten—Bruchſal von Gondelsheim in der Richtung Helmsheim. Unterwegs wollte er an⸗ ſcheinend nach links in einen Feldweg einbie⸗ gen. Dabei wurde er von einem aus Richtung Bruchſal kommenden Perſonenkraftwagen er⸗ faßt, zur Seite geſchleudert und ſofort getötet. Heinzmann hinterläßt Frau und drei Kinder, von denen zwei noch unverſorgt ſind. Melerweit forlgeſchlenderk Verkehrsunfall vernichtet junges Menſchenleben Großroſſeln. Am Montag morgen ereignete lch an der Völklinger Hütte ein ſchwerer Ver⸗ kehrsunfall. Der 25 Jahre alte Former Geyer aus Großroſſeln fuhr zur Arbeit und wollte erade mit ſeinem Fahrrad in eine Straße ein⸗ iegen. Im 2 Augenblick kam in entge⸗ gengeletger ichtung der Wagen eines Saar⸗ rücker Arztes, erfaßte den Radfahrer und ſchleuderte ihn meterweit durch die Luft. Geyer wurde furchtbar verſtümmelt ins Völk⸗ linger Krankenhaus eingeliefert, wo er bald darauf, ohne das Bewußtſein erlangt zu haben, 1 Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt. er auf ſo tragiſche Weiſe ums Leben gekom⸗ mene hatte erſt vor kurzem geheiratet. Trunkenbold erſchlug Nachlwächker Wetzlar. In dem Kreisort Altenkirchen ſchlug vor einigen Tagen nachts ein betrunkener junger Mann, der lärmend über die Straße zog, den Nachtwächter Gelzenleuchter, der ihn zur Ordnung verwies, mit einem Eiſenſtück nieder. Der Beamte wurde dabei ſo ſchwer ver⸗ letzt, daß er jetzt in der Gießener Klinik ſtarb. Gasflaſche explodiert Arztaſſiſtentin kam dabei ums Leben. Marburg. Als die Aſſiſtentin eines Arztes in Wetter die Autogarage betrat, explodierte aus bis jetzt noch nicht bekannter Urſache eine dort ſtehende Gasflaſche und ſetzte die Klei⸗ Bunte Tageschronik der des Mädchens in Brand. Der herbeiſprin⸗ gende Arzt konnte ſeine Aſſiſtentin ins Freie bringen und die Flammen erſticken, wobei er ſich ſelbſt Brandwunden zuzog. Die Verletzungen des Mädchens waren jedoch ſo ſchwer, daß es in der Marburger Klinik geſtorben iſt. Der in der Garage in Brand geratene Kraftwagen konnte von Straßenpaſſanten gelöſcht werden. Beiwagen machle ſich ſelbſländig Diez(Lahn). Auf der Auller Landſtraße er⸗ eignete ſich unter eigenartigen Begleitumſtänden ein ſchweres Verkehrsunglück. An einem Mo⸗ torrad löſte ſich während der Fahrt der Bei⸗ wagen. Dadurch verlor der Fahrer die Heri⸗ ſchaft über das Fahrrad und ſtürzte. Er erlitt ſchwere Verletzungen, u. a. einen Schädelbruch. Der Mann war ſofort tot. Selbſtmord Gau⸗Odernheim(Rhh.). Der Hausſchlächter Johann Bürky 2. hat ſeinem Leben durch Erhängen ein Ende gemacht. Aulo flürzte 100 Meier lief Inſaſſen unverletzt Mailand. 6. Juli Ein mit ſechs Perſonen beſetzter Kraftwagen geriet beim Ausweichen vor einem entgegen⸗ kommenden Laſtwagen auf der Straße nach Dezzo bei Bergamo zu weit an den Straßen⸗ rand. Der Boden gab infolge der Regengüſſe der letzten Tage nach, und der Wagen ſtürzte etwa 100 Meter tief ab. Wie durch ein Wun⸗ der blieben ſämtliche Inſaſſen, ein Ehepaar mit vier Kindern. vollkommen unverletzt. Rückfällig geworden Taſchendiebin kommt ins Zuchthaus Frankfurt a. M. Im Mai wurde in einem Warenhaus eine 39jährige Frau feſtgenom⸗ men, weil ſie einer Kundin die Geldbörſe mit 20 Mark geſtohlen hatte. Die Diebin war im Februar erſt aus der Sicherungsverwah⸗ rung entlaſſen worden. Wegen Diebſtahls im Rückfall wurde ſie jetzt zu 15 Monaten Zuchthaus verurteilt. Fahrradmarder ins Zuchthaus Darmſtadt. Mit Gewohnheitsverbrechern wird aufgeräumt, auch wenn der Einzelfall, den ſie ſich zuſchulden komen ließen, nicht ſo ſchwerwiegend iſt. Ihnen blüht Zuchthaus und Sicherungsverwahrung. Das mußte auch der 39 Jahre alte Heinrich Weber aus Wald⸗ girmes bei Wetzlar erfahren. Er iſt Spezialiſt im Fahrradſtehlen und elfmal mit Gefängnis und Zuchthaus vorbeſtraft, immer wegen Eigen⸗ tumsdelikten. Kaum aus dem Zuchthaus ent⸗ laſſen, hieß er im November v. Is. in Frank⸗ furt ein Fahrrad mitgehen, das er in Offen⸗ bach„umtauſchte“ und in Gießen als ſein Gigentum verkaufte. Von dem erſten Diebſtahl wollte er vor der Großen Strafkammer nichts wiſſen, den„Umtauſch“ gab er zu. Er wurde wegen der beiden Diebſtähle und wegen Be⸗ trugs in wiederholtem Rückfall zu drei Jahren ſechs Monaten Zuchthaus, 100 Mark Geld⸗ ſtrafe und 5 Jahren Ehrverluſt verurteilt, außerdem ordnete das Gericht Sicherungsver⸗ wahrung an. 1 Tote, 2 Verletzte durch verkehrtes Parken. Darmſtadt. Am Abend des Oſtermontags. alſo an einem beſonders verkehrsreichen Tag. hielt der Fahrer Richard D. aus Eſſen, der mit ſeinem Laſtzug von Düſſeldorf nach Mann⸗ heim wollte, auf der Autobahn einen Augen⸗ blick an, weil der Motor nicht warm werden wollte, weshalb er eine Zeitung vor den Küh⸗ ler hängte. Anſtatt nun ganz rechts anzufahren, hielt er unmittelbar an dem ſchwarzen Strei⸗ Opfer der Arbeit Gifhorn, 7. Juli. In dem Dorf Croya, Kreis Gifhorn, hat ſich ein ſchweres Exploſionsunglück zugetragen. Beim Brunnenbau ſtießen Arbeiter in 45 Me⸗ ter Tiefe auf einen großen Stein. der durch Sprengung beſeitigt werden ſollte. Die Sprengladung kam aber vorzeitig zur Explo⸗ ſion. Der Bohrmeiſter erlitt ſchwere Bein- und Armverletzungen, denen er alsbald erlag. Vier weitere Brunnenarbeiter wurden ſchwer ver⸗ letzt und mußten in Braunſchweiger Kranken⸗ bäuſer übergeführt werden. Drei Geſchwiſter im Feuer umgekommen Drei Geſchwiſter, die in dem Dorf Juljanow bei Kielce(Polen) in einem Schuppen geſpielt hatten, kamen in den Flammen um, als durch einen ſchadhaften Schornſtein Feuer in dem Schuppen ausbrach. Durch den Sturm wurde der Brand auch auf die benachbarten Grund⸗ ſtücke übertragen, die ebenfalls eingeäſchert wurden. Todesopfer der Moſel. Niederfell(Moſel). Der 19 Jahre alte Schü⸗ ler Auguſt Comes wollte mit anderen Ka⸗ meraden die Moſel durchſchwimmen. Als er et⸗ wa die Mitte des Stromes erreicht hatte, ver⸗ ſank er plötzlich und verſchwand in den Flu⸗ ten, ohne daß es möglich war. ihm Hilfe zu bringen. Die Leiche wurde geborgen. Totgeraſt Darmſtadt. Mitternachts fuhr der Metzger Wilhelm Müller aus Moſel mit einem Beglei⸗ ter namens Gormann auf einem Leichtmotorrad nach Hauſe. Dabei rannte er von der Kranich⸗ ſteiner Straße her gegen die ſogen. Gichtmauer des Wildparks und blieb mit einem doppelten Schädelbruch tot liegen. Der Beifah⸗ rer kam mit Verletzungen davon. Gerichtssaal fen. der den Beginn der Ueberholungsbahn kennzeichnet. Ein von Frankfurt kommender kleiner Hanomag, den der Pfälzer Otto M. ſteuerte und in dem außerdem deſſen Frau und ihr zweijähriges Bübchen ſaßen, wurde infolge Blendung durch andere Wagen nicht rechtzeitig auf das Hindernis aufmerkſam, kam zwar mit dem Kühler noch vorbei, ſtreifte aber mit dem Obterteil den Anhänger des Laſtzuges. Alle 3 wurden verletzt, die Frau erlag ihren Ver⸗ letzungen nach einigen Tagen. Ihr Mann war mitangeklagt, weil er, ſowie er geblendet war. hätte langſamer fahren müſſen. Das Darmſtäd⸗ ter Schöffengericht hielt ihn jedoch durch den Tod ſeiner Frau für genug beſtraft. Da für ihn nur eine Gefängnisſtrafe unter einem Monat in Betracht gekommen wäre, fand die Amneſtie Anwendung. Der Laſtwagenfahrer, der ſich nicht belehren laſſen wollte, daß er nicht fahrläſſig mitten auf der Autobahn parken durfte, wurde zu ſechs Wochen Gefängnis verurteilt. Rollendes Faß gefährdet Menſchenleben Darmſtadt. Anfang April d. I. fuhr der Darmſtädter Anton G. mit einem Laſtauto in mäßigem Tempo von Groß⸗Gerau zurück, wo er einige Warenkiſten und eine große Anzahl leere Fäſſer aufgeladen hatte. Unterwegs kam ihm ein Perſonenwagen mit drei Inſaſſen in ziemlich raſcher Fahrt entgegen. Gerade ehe ſich die Wagen kreuzten, lößte ſich ein Faß, rollte herab und zerſplitterte auf der Straße. Der Fahrer des Perſonenwagens, der inſtinktiv noch ausweichen wollte, verlor die Herrſchaft über die Steuerung und fuhr etwa 100 Meter wei⸗ ter gegen einen Baum. Die Inſaſſen wurden herausgeſchleudert und ſo ſchwer verletzt, daß zwei von ihnen heute noch ſchwer darniederlie⸗ gen. Vor dem Schöffengericht wandte der Ver⸗ teidiger des Laſtwagenfahrers ein. daß der Fahrer des Perſonenwagens mitſchuldig ſei, da er nicht genug Geiſtesgegenwart gezeigt habe. Das Gericht ſchloß ſich dagegen der Auffaſſung Vor der erſten Handball⸗Weltmeiſterſchaft Deulſchland richlet vom 7.—1 0. Juli ds. Js. die Tilelkämpfe aus Wie England jahrzehntelang als führend im Fußballſport galt und noch heute gilt, ſo mar⸗ ſchiert Deutſchland im Handball unbeſtritten an der Spitze der Nationen. In deutſchen Gauen wurde der Handballſport, der„kleinere Bruder“ des Fußballs, gepflegt und aufgezogen, auf deut⸗ ſche Initiative hin wurde der Internationale Handball⸗Verband gegründet. Deutſchland hat auch bei der Verbreitung des Handballſports in der Welt Pionierarbeit geleiſtet. Unſere Hand⸗ ball⸗Lehrer waren überall tätig. Deutſchland hat ſich dafür eingeſetzt, daß bei den Olympiſchen Spielen 1936 in Berlin zum erſtenmal ein Handball⸗Turnier mit auf das Programm ge⸗ ſetzt wurde. Jetzt ſteht die erſte Weltmeiſterſchaft im Feldhandball vor der Tür, die wiederum Deutſchland in den Tagen vom 7.—10. Juli aus⸗ richtet. ehn Bewerber kämpfen Ende dieſer Woche auf deutſchem Boden, um den erſten Welt⸗ meiſter⸗Titel im Feldhandball: Deutſchland, Dänemark, Holland, Luxemburg, Polen, Rumä⸗ nien, Schweden, Ungarn, die Schweiz und die Tſchecho⸗Slowakei. Bei den Olympiſchen Spie⸗ len ſtanden Deutſchland und Oeſterreich im End⸗ kampf, der mit einem deutſchen Siege endete. Nach der Eingliederung Oeſterreichs in das Großdeutſche Reich beſteht auch dieſer bisher ſtärkſte Gegner Deutſchlands nicht mehr. An die Stelle Oeſterreichs als ſchärfſter Rivale der deutſchen Elf rückt jetzt die Schweiz, die 1936 den dritten Platz belegte. Wir können von vornherein feſtſtellen, daß Deutſchland die undankbare Rolle des Favori⸗ ten ſpielen muß, ſogar eines haushohen Favo⸗ riten. Aber die meiſten Nationen haben ihre Mannſchaften in beſonderen Trainingslagern für die Aufgaben geſchult, die ſie in Deutſchland erwarten. Länder⸗ und Auswahlkämpfe haben für den letzten Schliff geſorgt, ſo daß damit zu rechnen iſt, daß jede Elf in beſter Form antritt. Die Spiele der Vorrunde In den fünf Vorrundenkämpfen treffen ſich am Donnerstag, 7. Juli, folgende Mannſchaften Leipzig: Deutſchland— Tſchecho-Slowakei; Weißenfels: Schweiz— Polen; Deſſau: Ungarn— Dänemark Magdeburg: Rumänien— Luxemburg: Magdeburg: Schweden— Holland. Als ſichere Sieger ſind hier Deutſchland und die Schweiz zu betrachten. Ungarn und Schwe⸗ den werden wahrſcheinlich ebenfalls eine Runde weiter kommen. Offen iſt dagegen der Kampf Rumänien— Luxemburg. Wer aber auch am 8. Juli in Magdeburg die beiden Zwiſchenrun⸗ denſpiele und tags darauf in der Reichshaupt⸗ ſtadt die Vorſchlußrunden⸗ und Troſtrunden⸗ kämpfe beſtreiten mag, wir erwarten am Sonn⸗ tag, 10. Juli, im Olympiaſtadion als Endgegner Deutſchland und die Schweiz und hoffen, daß gelt. Handball⸗Weltmeiſter Deutſchland ei Nach Oberbeck nun Majerus Der Luxemburger holt ſich die zweite Etappe Durch Oberbecks verblüffenden Etappenſieg am erſten Tag war die deutſche Mannſchaft bei der„Tour de France“ natürlich in den Brennpunkt der Ereigniſſe gerückt. Am Mitt⸗ woch, als die zweite Tagesſtrecke von Caen nach dem 237 km entfernten St. Brieue erle⸗ digt wurde, ruhten aller Augen auf den Deut⸗ ſchen und Willi Oberbeck, der ſich auch diesmal tapfer hielt, aber ſchließlich durch einen Defekt aus der Spitzengruppe verdrängt wurde. Sieger der Etappe und neuer Träger des 55775 Trikots wurde der ſtarke Luxemburger Majerus, der den Spurt nach einer Fahrzeit von 7:01:07 Stunden vor dem Franzoſen Goasmat und dem Magdeburger Otto Wek⸗ kerling gewann, während Heinz Wengler in der gleichen Gruppe einkam und den ſiebenten Platz belegte. Die Ergebniſſe: 2. Etappe Caen— St. Brieue, 237 km: 1. Majerus(Luxemburg) 7:00:07 Std. l(einſchl. 1 Min. Zeitvergütung); 2. Goasmat(Frank⸗ reich); 3. Weckerling(Deutſchland); 4. Spei⸗ cher(Frankreich); 5. Magne(Frankreich); 6. Wengler(Deutſchland); 7. Leducg(Frank⸗ reich); 8. Coſſon(Frankreich); 9. Lowie(Bel⸗ gien); 10. M. Clemens(Luxemburg); alle dichtauf. ö Geſamtwertung: 1. Majerus(Luxemburg) 18:39:10; 2. Weckerling(Magdeb.) 13:39:42; 3. Ledueg(Frankr.) 13:40:02; 4. A. Magne (Frankreich) 13:40:10; 5. Goasmat(Frank⸗ reich) gleiche Zeit; 6. Clemens(Luxemburg) gleiche Zeit; J. Lowie(Belgien) 18:40:28; 8. Wengler(Deutſchland) gleiche Zeit; 9. Speicher(Frankreich) gleiche Zeit; 10. Coſſon (Frankreich) 18:49:27: 11. Oberbeck(Deutſch⸗ land) 13:41:89 Stunden. Sſehoͤren im Rundfunk.. Freitag, den 8. Juli Stuttgart 5.45: Morgenlied, Zeit, Wetter, landw. Nachrichten. 6.30: Frühkonzert. Märſche unſerer blauen Jungens. 8.30: Muſik am Morgen. 10: Deutſche Heilmittel er⸗ obern die Welt. 10.30: Stuttgarter Bergſteiger am Kilimandſcharo. 11.30: Volksmuſik und Bauern⸗ Kalender. 12: Mittagskonzert. 13: Zeit, Nachrichten, Wetter. 13.15: Mittagskonzert. 14: Tauſend Takte Fröhlichkeit. 16: Nachmittagskonzert. 18: Volksmuſik. 18.30: Griff ins Heute. 19: Nachrichten. 19.15: Allen Gewalten— zum Trutz ſich erhalten. Zum 100. Ge⸗ burtstag des Grafen Zeppelin. 21.15: Was wir gerne höruen(aus beliebten Opern). 22: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport). 22.30. Unterhaltungs⸗ und Tanz⸗ muſik. 24—3: Nachtkonzert. Marklberichle Frankfurter Getreidegroßmarkt Es notierten(Getreide je Tonne, alles übrige je 100 kg) in RM.: Weizen W'ö 13 210, W' 16 213, W̃ 19 217, W 20 219, Roggen R 12 180, R 15 183, R 18 187, R 19 189 Großhandelspreiſe der Mühlen der genann⸗ ten Preisgebiete. Weizenmehl Type 812 W̃ 13 29,10, W' 16 29,20, Wö. 19 29,20, W' 20 29,55 plus 0,50 RM. Fracht⸗Ausgleich, Roggenmehl Type 997 R 12 22,43, R 15 22,80 R 16 22,95, R 18 23,30, R 19 23,50 plus 0,50 RM. Fracht Ausgleich, do. Type 1150 Abſchlag 0,50 RM. plus 0,50 RM. Fracht⸗Ausgleich. Weizen⸗ futtermehl 13.60, Weizenkleie W'13 10,75, W 16 10,90, W'̃ 18 11,00, W 19 11,10, W' 20 11,20, Roggenkleie R 12 9,95, R 15 10,25, R 18 10,40, R 19 10,50 Mühlen⸗ feſtpreiſe ab Mühlenſtation. Tendenz: rubig. Wormſer Schlachtviehmarkt am 5. Juli 1938 Auftrieb 129 Rinder, darunter: Ochſen 9, Bullen 8. Kühe 90, Färſen 22; 88 Kälber, 443 Schweine, 5 Schafe. Preiſe(für 50 kg Lebendge⸗ wicht in RM.): Ochſen AA 50, a) 44,545, b) 40, d) 26, Bullen AA 45—47, a) 41—43, Kühe AA 44—46, a) 40—43, b) 34—39, c) 26—33, d) 19—23, Färſen AA 46—49, a) 40—44, Kälber a) 60—65, b) 53—59, c) 41—50, d) 17, Hammel 42, Schweine a) 57, bi) 56, bz) 55, e) 53, d) 50, g1) 54. Marktverlauf: Schweine, Großvieh und Kälber zugeteilt. des Sachverſtändigen an, daß die Fäſſer hätten ſo geſichert ſein müſſen, daß keines hätte herab⸗ rollen können. Der Leichtſinn des Angeklagten könne wegen der ſchweren Folgen und trotz ſei⸗ ner bisher einwandfreien Führung nicht mit einer Geldſtrafe gebüßt werden. Das Urteil lautete auf zwei Monate Gefängnis wegen fahr⸗ läſſiger Körperverletzung. Die wachſame Jollbehörde Wie die deutſchen Deviſenbeſtimmungen um⸗ gangen werden.— Inlandsvermögen ſollte, in Kunſtwerke getarnt, 550 Ausland geſchmuggelt werden. Freiburg. In die Methoden und Tricks, die von jüdiſchen und Emigrantenkreiſen angewen⸗ det werden, um unter Umgehung der deutſchen Deviſenbeſtimmungen Inlandsvermögen in das Ausland zu ſchaffen, gab eine Freiburger Schöffengerichtsverhandlung Einblick, die ſich mit der Perſon des 60 Jahre alten franzö⸗ ſiſchen Staatsangehörigen Alfred Bloch, zur Zeit Apotheker in Baſel, befaßte. Dieſer unter⸗ hielt in Lörrach als Filiale ein Verſandge⸗ ſchäft für Deutſchland mit dem Artikel einer Droge, das einen guten Gewinn abwarf und ihm als Ausländer mit der Zeit ein Vermö⸗ gen von etwa 30 000 RM. einbrachte. Das Geld war auf deutſchen Banken angelegt und um es nun hinüberzubringen, verfiel Bloch auf den echt jüdiſchen Trick, das Kapital in Sach⸗ werte umzuſetzen. Ueber die Mittelsperſon eines Pariſer Bekannten ließ er bei einem Berliner Juden zunächſt für insgeſamt 12 500 RM. Kunſtgegenſtände(Gemälde uſw.) kaufen und nach Lörrach ſchicken. Von hier aus ſoll⸗ ten dann die Kunſtgegenſtände in die Schweiz geſchmuggelt werden. Vier Kiſten wurden da⸗ bei von der deutſchen Zollbehörde beſchlag⸗ nahmt. Bloch war zur Gerichtsverhandlung nicht erſchienen und das Schöffengericht ver⸗ urteilte ihn in Abweſenheit zu ſechs Monaten Gefängnis und 20 000 RM. Geld⸗ ſtrafe, evtl. erſatzweiſe ein weiteres halbes Jahr Gefängnis. Die beſchlagnahmten Kunſt⸗ werke wurden für eingezogen erklärt. Feuerwehr half einer„jungen Mutter“ . Berlin. 6. Juli Der Feuerwehrzug Schöneweide mußte geſtern N. einer kleinen Tierfangexpedition ausrücken. ine Wildente war der Anlaß. die vor einiger Zeit den ſeltſamen Einfall bekommen hatte, ihr Revier auf der Spree zu verlaſſen und in einer Laubenkolonie an der Eichbuſchallee in Trep⸗ tow hinter einer Laube verſteckt 10 Eier zu le⸗ gen. Sorgſam behütet von den Laubenkolo⸗ niſten erledigte ſie ihr Brutgeſchäft, bis am letzten Sonntag zehn kleine Entlein das Licht der Welt erblickten. Nun überkam aber die Entenmutter offenſichtlich doch die Unruhe über ihre Umgebung, die ihr keine Möglichkeit bot, ihren Kleinen die erſten Schwimmkünſte beizu⸗ bringen. Dieſe Unruhe übertrug ſich auch auf die Laubenkoloniſten. Man beratſchlagte hin und her, bis ſchließlich einem der erleuchtende Gedanke kam: die Feuerwehr, das„Mä d⸗ chen für alles“, mußte helfen! So erſchien denn die Schöneweider Wehr. Nachdem die etwas mißtrauiſche Entenmutter erſt einmal in einem Behältnis untergebracht war, kamen die Entenkinder ſchon von ganz allein und wurden behutſam verfrachtet. Mit Sirenengeheul ging es dann durch die Straßen Treptows— und bald ſchwammen die Wild⸗ ente und ihre zehn Kleinen in der Spree. Enlen-Transpork mit Sirenengehenl 835 — III.. 5 f f f f f K 5 . Sonnfagsſtimmung Sonntagsruhe, Dorfesſtille; Kind und Knecht und Magd ſind aus Unterm Herde nur die Grille Muſizieret durch das Haus. Tür und e blieben offen. Denn es ſchweigen Luft und Wind, In uns ſchweigen Wunſch und Hoffen, Weil wir ganz im Glücke ſind. * Felder rings— ein Gottesſegen Hügel auf und niederwärts, Und auf ſtillen Gnadenwegen Stieg auch uns er in das Herz. Fontane Gedanken über das Buch Wenn auch Bücher nicht gut oder ſchlecht machen, beſſer oder ſchlechter machen ſte doch. Jean Paul- * Ich finde und habe immer gefunden, daß ſich ein Buch gerade vorzugsweiſe zu einem freundſchaftlichen Geſchenk eignet. Man lieſt es oft, man kehrt oft dazu zurück, man naht ſich ihm aber nur in ausgewähl⸗ ten Momenten, braucht es nicht wie eine Taſſe, ein Glas, einen Hausrat in jedem gleichgültigen Augenblick des Lebens und erinnert ſich ſo immer des Freundes im Augenblick eines würdigen Genuſſes. Wilhelm von Humboldt! Vom Schlechten kann man nie zu wenig und das Gute nie zu oft leſen: ſchlechte Bücher find intellektuelles Gift, ſie ver⸗ derben den Geiſt. Um das Gute zu leſen, iſt eine Bedingung, daß man das Schlechte nicht leſe: denn das Leben iſt kurz, Zeit und Kräfte beſchränkt. Schopenhauer Zum Zeichen, daß ich Dein gedacht, Hab' ich Dir dieſes mitgebracht! Dieſer ſinnige Spruch ſteht in ſchwarzer Druckſchrift auf einem kleinen weißen Täfelchen, das feſtgelötet iſt an dem gold⸗ ehörnten Hirſch aus Gußeiſen, deſſen linke lanke in verſchnörkelter Schrift einen „Gruß aus Tannenberg“ vermittelt. Oh, — 1 du meiner nicht gedacht in Tannen⸗ erg! Mir wäre es erſpart geblieben, dieſes gußeiſerne Monſtrum in meinem ſo eſchmackvoll ſachlichen Arbeitszimmer, das einerlei Nippes aufweiſt, aufzuſtellen. Und es muß aufgeſtellt werden, denn du wirbelſt ſo oft ohne. eg in mein Zimmer und wäreſt erſtaunt, den Gold⸗ gehörnten dann nicht vorzufinden. Und vielen Leidensgefährten wird es ſo gehen wie mir. Sie verwünſchen gleich mir die Reiſeandenken, über die man ſich freuen muß, wenn man ſie erhält, und die man mindeſtens ein Jahr um ſich dulden muß, bis einem eine glückliche Ausrede einfällt, daß ſie das Opfer eines Einbruchs, einer euersglut oder eines Orkanes geworden nd. Reiſeandenken für die Daheim⸗ ebliebenen, ein erhabener, ſchöner Ge⸗ nke. Aber es gibt kaum eine andere Gelegenheit, wo der Geſchmack ſich ſo ver⸗ irrt. Zugegeben, in den kleinen oder größe⸗ ren Sommerfriſchen wird auf Kunſt weniger Wert gelegt als in den Städten, aber muß dann die Muſchel mit dem ſtrotzenden Segel, in derem roten Samt⸗ polſter ſich ein Fingerhut befindet, 1 10 werden? Und ich frage mich, ob eine Porzellankuh, die die Dünen von Strand⸗ münde auf der einen und drei Windmühlen auf der anderen Seite zeigt und aus deren Maul die Milch fließt, unſerem Frühſtücks⸗ tiſch zur Zierde gereicht? Oder gar ein Gnom aus Baumrinde, häßlich angetan mit einer roten Filzjacke und einem grünen Schurzfell und deſſen Buckel ſchöngeſpitzte Zahnſtocher trägt? Was gibt es für Sommerfriſchengreuel. Ich kenne Frauen, die ſchon am erſten Tage ihres Aufenthaltes in den Ferien die Ver⸗ kaufsſtände muſtern und die einzelnen Gegenſtände für die Lieben daheim aus⸗ wählen. Die Daheimgebliebenen verdienen einen anderen Lohn fürs Daheimbleiben. Nichts wäre mehr, als ſolche„Aufmerk⸗ ſamkeiten“ Man kann nicht genug vom Mitbringen bemalter Gipswandteller mit der Alpenlandſchaft oder dem gepolſterten Pantoffel⸗Nadelkiſſen abraten. Das ſind geſchmackloſe Staubfänger, die den Emp⸗ fänger ärgern, ihm im Wege ſtehen und die meiſt nicht zu ihm und ſeiner Umgebung paſſen. Es gibt ſchon hübſche Reiſeandenken, wenn man ſich die Mühe macht, die ein⸗ heimiſche Induſtrie einzelner Gebirgsgegen⸗ den, der Waſſerkante oder wo man ſich gerade befindet, zu ſtudieren. Wie hübſch ſind oft Schnitzereien, die Gebirgsbewohner fertigen und die eine künſtleriſche Note auf⸗ weiſen Oder gar Handwebereien in Leinen, in bunten Stoffen. Und dann gibt es ſelbſtgeklöppelte Spitzen in deutſchen Mit⸗ telgebirgen, in anderen Gegenden ſind es Glasbläſereien oder Glasſchleifereien, die zu erſchwinglichen Preiſen die ſchönſten Reiſeandenken herſtellen. Und wenn man in einem kleinen Fiſcherdorfe weilt, ſo ſoll man keine muſchelbeklebten Leuchttürme kaufen, ſondern friſchgeräucherte Flundern oder Aale, die zwar keinen Ewigkeitswert haben, aber den Gaumen erfreuen. Beim Einkaufen von Reiſeandenken ſoll man in erſter Linie die einheimiſche Volks⸗ kunſt prüfen, dann an den Geſchmack und die Lebensgewohnheiten des zu Beſchenken⸗ den denken und danach ſeine Auswahl treffen. Es braucht nicht nach„viel“ aus⸗ abet aber es ſoll den Zweck, Freude zu ereiten, erfüllen. Etwas von heilkräutern In früheren Zeiten ſpielten Heilkräuter eine große Rolle. Man ſchrieb ihnen Wunder zu. Heute bilden ſie, nachdem ſie von Wiſſenſchaft und Technik vervoll⸗ kommnet find, einen wichtigen Beſtandteil der Volksmedizin. Man darf aber nicht auf Empfehlung einer alten Großmutter, die das Rezept wiederum durch die Großmutter erhalten hat, zwanzig Heilkräuter und mehr durcheinandermiſchen und davon einen Aufguß gegen eine Darmkrankheit bereiten. Das wäre Unfug Kräuter find nur Hausmittel und bei ernſten Krank⸗ heiten dürfen ſie nicht angewandt werden. Da iſt auf alle Fälle der Arzt zu Rate zu ziehen. Zu Blutreinigungszwecken, zur Beruhi⸗ Tele der Nerven vor dem Einſchlafen, zur eintpflege, bei leichten Erkältungen ver⸗ mögen aber, richtig angewandt, Heilkräuter eine gute Wirkung zu erzielen Natürlich darf man nicht nach dem Genuß von ein bis zwei Taſſen ſchon eine Heilung er⸗ warten. Eine nachhaltige Wirkung iſt nur durch eine regelmäßige Kur von einigen Wochen zu erhoffen. Beim Einſammeln von Heilkräutern muß man beachten, daß ſie trocken ſind. Sie dürfen nicht an feuchten Tagen geſammelt werden und vom Regen durchweicht ſein. Solgeich nach dem Pflücken ſind ſie zu trock⸗ nen. An heißen Tagen legt man ſie an einer möglichſt zugigen Stelle im Schatten zum Trocknen aus. Iſt Regenwetter, ſo muß man ſie auf den noch warmen Küchenherd ausbreiten. Bedingung iſt: möglichſt raſches Trocknen. Erſt wenn die Kräuter voll⸗ kommen trocken find, darf man ſie zur Auf⸗ bewahrung in Blechbüchſen legen Die Heilkräutertees ſind entweder wie die chineſiſchen Tees aufzubrühen, das heißt, man übergießt ein bis zwei Teelöffel Kräuter mit kochendem Waſſer und laſſe drei bis fünf Minuten ziehen, oder aber man ſetzt die Kräuter mit kaltem Waſſer auf und läßt den Tee zehn bis fünfzehn Minuten zugedeckt kochen. Als guter Blutreinigungstee gel⸗ ten getrocknete Stiefmütterchen, vorwiegend Kindern ſoll man ſie geben Für Erwachsene wählt man zur Blutreinigung Wacholder⸗ beeren, Brenneſſelkraut, Klettenwurzel und Faulbaumrinde. Gegen Heiſerkeit, Halsentzün⸗ dungen ſind Tees von Salbei, Baſilien⸗ kraut, Huflattich und Isländiſch Moos von guter Wirkung. Huſtenlin dernde Tees bereitet man aus Eibiſchwurzel, Malvenblüten oder Althee. Als guter Schlaftrunk gilt ein Tee⸗ aufguß von Kamille. Baldrian, Angelika⸗ wurzel, Pfefferminz, Dillkraut. Tees von Fliederblüten, Lindenblüten und Kamille, möglichſt heiß getrunken, ſind beſonders als ſchweißtreibendes Mittel zu empfehlen. Bei Verdauungsſtörungen als Abführmittel verwende man Sennesblät⸗ ter, Schlehenblüte, Hauhechel, gegen Durch⸗ fall Brombeer⸗ und Heidelbeertee Für ſchwachen Magen ſind Wachol⸗ derbeerenkuren zu empfehlen Es gibt unzählige Heilmittel in der Natur Man muß aber auch hierbei Vor⸗ ſicht walten laſſen und auf alle Fälle jemanden zu Rate ziehen der etwas davon verſteht. 2 Fotos Hilderdienst Kieglieh M Bänder flattern Modische Sommerkleider sind vielfach mit breiten, eleganten Seidenböndern qusgeputxt, denen immer eine festliche Wirkung zu eigen ist. Oben: Das einfache Weiße Batistkleidchen bekommt durch die breite Schärpe qus mais- gelbem Seidenband seinen ganz besonderen Stil. Der Schnitt ist denkbar unkompliziert— die Schlonkheit des Modells wird durch Schrägverorbeitung des Rockes erreicht. Nebenstehend: Spitze mit weißen Lack · und Silbereffekten. Die breiten Bänder sind rosdq- rot und violett. Aerzlliche Ratſchläge Bei geſchwollenen Mandeln gurgele man mit Kamillentee, dem etwas Honig und Apfeleſſig zugeſetzt wird. Aeußerlich an⸗ gewandte heiße Oelumſchläge ſind ebenfalla ein gutes Mittel. * Bei Heiſerkeit und Halsſchmerzen iſt Glyzerin anzuwenden. Ein Teelöffel Glyzerin in einem Glaſe heißen Waſſers aufgelöſt, genügt hierzu. Man muß aber einige Male am Tage mit friſchbereitetem Waſſer gurgeln. Erprobtes für den Alltag Fliegenſchmutz auf Metallgegenſtänden entfernt man, indem man eine Zwiebel durchſchneidet und die Gegenſtände mit der Schnittfläche vorſichtig abreibt. * Beim Verkleinern von Filzhüten darf man die Schere nicht benutzen Filz muß geriſſen werden. Man ſteppt den Rand, der entfernt werden ſoll, in gewünſchter Breite auf der Nähmaſchine ohne Faden mit ganz dicker Nadel und kleinen Stichen. Danach läßt ſich der Filzſtreifen abreißen und die Kante wird rauh, wie es bei guten Filzhüten ſein muß. * Neue Zahnbürſten darf man nicht ohne weiteres benutzen. Man muß ſie in heißem Salzwaſſer einweichen. Das reinigt und desinfiziert ſie nicht nur, ſondern macht ſie auch haltbarer. Winke für die Küche Um Pfirſichmilch herzuſtellen, kocht man Milch mit Pfirſichblättern Zucker und fein⸗ geſtoßenen ſüßen Mandeln und quirlt ſie mit einem Eidotter ab Dann gießt man ſie durch ein Sieb und ſtellt ſie kalt. Bevor man ſie in Gläſer füllt, legt man in jedes Glas einige Stücke friſchen gezuckerten Pfirſich. N Zwiebelſchälen läßt ſich ohne Tränen ausführen, wenn man die Zwiebel während des Schälens unter Waſſer hält. Gegen den Sommerdurſt Die Meinung, ob eiskalte oder warme Getränke den Durſt raſcher und anhalten⸗ der ſtillen, iſt geteilt In tropiſchen Ländern neigt man dazu. im Sommer warme Ge⸗ tränke zu ſich zu nehmen. Wir in Deutſch⸗ land ſchwören auf eisgekühlte Getränke. Jedenfalls iſt es angenehmer, an heißen Tagen erfriſchende Trunks zu ſich nehmen zu können, und wir Hausfrauen erfinden immer neue Miſchungen Wir gehen aber dabei von dem Grundſatz aus, mit dem Getränk dem Körper nicht nur eine Er⸗ friſchung, ſondern zugleich auch einen ge⸗ wiſſen Nährwert zukommen zu laſſen. Man ſoll auch zeitgemäß ſein und immer die Produkte der Saiſon verwenden. Künſtliche Säfte kann man im Frühjahr oder im Winter reichen, wenn die Natur uns nichts liefert Sehr erfriſchend und ſchmackhaft iſt Rhabar⸗ berlimonade. Der Rhabarber wird geſchält, in kleine Stücke geſchnitten und auf ſchwachem Feuer zu einem kräftigen Saft, ohne umzu⸗ rühren. gekocht Die Stiele dürfen nicht zer⸗ kochen, da der Saft ſonſt unklar wird Er iſt durchzuſeihen und ſe Liter Saft mit 375 Gramm Zucker zu ſüßen Auf einen Liter Saft rechnet man den Saft einer halben Zitrone Eis⸗ gekühlt in hohen Gläſern, denen man eine kleine Haube von Schlagſahne aufſtülpt, iſt er ſehr erfriſchend und bekömmlich Johannisbeer⸗Milchtrunk. 500 Gramm Jo⸗ hannisbeeren werden zu Dickſaft gekocht, geſüßt und mit anderthalb Liter roher Milch ſo lange gequirlt, bis die Maſſe ſchaumig wird. Am beſten ſtellt man die Schüſſel während des Quirlens auf Eis. ſpitze Gläſer damit Weinlimonade mit Kirſchen⸗ oder Apfel⸗ ſinenſaft Man vermiſcht 500 Gramm Zucker mit einer Flaſche leichten Weißwein und fügt einen Viertelliter friſchen Kirſchſaft oder aber den Saft von ſechs friſchen Apfelſinen hinzu. Wenn der Zucker geſchmolzen iſt, vermengt man vor dem Füllen in die Gläſer darunte zwei Flaſchen Selterwaſſer Das Getränk 0 ſehr erfriſchend, wenn es ganz kalt gereicht wird. Dreifruchtgetränk mit Milch. Vier Eßlöffel Erdbeerſaft, vier Eßlöffel Kirſchſaft und vier Eßlöffel Johannisbeerſaft, möglichſt aus friſchen Früchten gepreßt, werden mit andert⸗ halb Liter Milch und Zucker nach Geſchmack gemiſcht, mit dem Quirl gut durchgeſchlagen und in eisgekühlten Gläſern gereicht. Man gibt möglichſt hohe Gläſer und Strohhalme, damit die Zähne nicht durch die Fruchtſäure und die Kälte angegriffen werden. Man füllt eisgekühlte T Nen 10 Jchre hält das große Vertrcuen zu Opekia un- g vermindert qm. Millionen Hausircuen wissen qus eigener Erfahrung. daß es nichis Besseres gibt. — ———— Copyright 1888 by Aufwärts- Verlag, Serlln SW 838 Roman von Hertha von Puttkamer- Netto Jie Momme Auge (20. Fortſetzung) „Ich freue mich“, ſagr der.„Es iſt mir, wen ſagen kann, eine beſondere See e n meiner zukünftigen Frau einen Amerikaner zu Lionel Smith verneigt ſich leicht.„Und ei Freund, Mr. Milbrey, ein Bua guter. 0h e Carmen Caſini ſeit langem und liebe ſie, wenn ich mich ſo ausdrücken darf, wie meine Tochter. Ich habe nämlich keine.“ Er lacht breit und behaglich. Der Kellner bringt einen Aperitif. Sie trinken. „Sie haben Carmen Caſini einmal„gemacht“, wie man ſo ſagt, nicht wahr?“ fragt Milbrey. „Oh, Mr. Milbrey, ſie hat ſich von allein gemacht, da war gar nicht viel dazu zu tun. Aber natürlich, ja, wenn Sie ſo wollen. Und ich werde mir die Ehre geben, ſie auch jetzt wieder herauszubringen.“ „Sie hat einen Kontrakt mit Ihnen unterſchrieben?“ „Ja“, ſagt Lionel Smith und ſchlägt leicht mit der Hand gegen ſeine Weſtentaſche.„Hier] Es gibt eine Senſation!“ „Ich weiß, ich weiß“, erwiderte Milbrey.„Ganz recht, ja. Apropos, Mr. Smith, ſagen Sie mir doch, wer iſt eigentlich dieſer Marquis Prangins?“ .„Ich kenne ihn kaum. Ein Jugendfreund, denke ich, und ein Onkel der kleinen Colette. Sehr vornehmer Mann. Ach, da fällt mir ein: warum war Carmen Caſini nicht in der Vorſtellung des Films? Die Leute waren dog ſehr enttäuſcht.“ „Sie war müde und wollte nicht“, entgegnet Milbrey. »Sie ſagte es mir ſelbſt erſt nachher.“ „So, ſo.“ Prangins tritt ein mit Frau Latour, Cecil und Colette. Man begrüßt ſich. „Es iſt ein Jammer, daß ſie nicht kam“, ſagt Louiſe Latour.„Wo iſt ſie übrigens? Noch nicht da? Ach, ich freue mich ja ſo auf ſie!“ „Ich werde ſie holen“, ſagt Oliver Milbrey. Er geht durch den Saal hinüber und läßt ſich den Lift öffnen. Als er oben an Carmens Tür klopft, ruft ſie leiſe: „Herein!“ Sie ſteht fertig angetleidet am Fenſter. Oliver Milbrey küßt ihre Hand.„Ich komme dich holen“, ſagt er.„Die andern ſind unten. Wir warten nut noch auf dich.“ „Ja“, ſagt ſie,„ich komme.“ Er nimmt ihr Cape und hilft ihr, es umzulegen. „Warte!“ ſagt er dann, greift in die Taſche unt zient ein kleines Päckchen hervor, das er ihr hinhält.„Nimm!“ ſagt er.„Eine Kleinigkeit als Geſchenk für dich.“ Carmen löſt das Seidenpapier und findet ein kleines 3 aus dunklem Samt darin, das ſie öffnet. Sie wird aß. Es iſt Prangins' Ring, den die Prohaska vor ein paar Tagen verkauft hat. Sie ſieht auf und blickt Milbrey hilflos an. „Gefällt er dir?“ fragt er.„Ich fand ihn hier bei einem Juwelter. Es iſt eine ſeltene Arbeit und er ſoll ſehr koſtbar ſein.“ Er nimmt den Ring heraus und ſtreift ihn über ihren Finger, an dem ſie ihn immer getragen. —Und wie er dir paßt!“ ruft er. Carmen ſieht auf ihre Hand nieder.„Ich danke dir“, ſagt ſie.„Es iſt ſehr lieb von dir, ſehr lieb...“ Sie berührt den Ring mit der anderen Hand und nimmt ihn ab. „Willf du ihn nicht tragen?“ fragt er.„Komm, ſteck ihn wieder an, bitte!“ „Soll ich wirklich?“ „Ja, und nun komm.“ Er legt den Arm um ſie und küßt ſie. Carmen ſteht einen Augenblick an ihn gelehnt, dann tritt ſie zurück.„Oliver“, ſagt ſie zögernd,„ich muß dir etwas ſagen, bevor...“ Er ſchaut ſie fragend an. „.. bevor wir jetzt hinuntergehen und unſere Ver⸗ lobung feiern...“ Sie ſtockt ſchon wieder. „Biſt du traurig? Bedrückt dich etwas? Was haſt du?“ fragt er.„Nicht heute, Liebſte! Heute nicht, wenn es etwas Trauriges iſt. Das hat bis morgen Zeit.“ 5 „Es ſteht noch etwas im Wege', ſagt ſie leiſe.„Und du mußt es doch einmal wiſſen. Es war unrecht von mir, daß ich es dir nicht ſchon längſt geſagt habe. Es iſt etwas da, das...“ „Was kann es ſchon ſein?“ unterbricht er ſie lächelnd. „Was ſoll im Wege ſtehen? Das werden wir beiſeite⸗ räumen, verlaß dich darauf. Ein andermal! Und nun wollen wir gehen. Heute wollen wir nur froh ſein und glücklich.“ Sie ſieht ihn ängſtlich an, ſehr zaghaft. Er aber ergreift ihren Arm, ſchiebt ſie ſanft zur Tür hinaus und führt ſie hinunter. Man hat Platz genommen und ſitzt nun an der weiß⸗ gedeckten Tafel in der Mitte des Raumes. Die Kerzen brennen und ſtrahlen von den hohen Spiegelkaminen wider und aus dem Saal klingt gedämpfte Muſik herüber. Man ißt und trinkt. Carmen hat ihren Platz zwiſchen Oliver Milbrey und Prangins. Louiſe Latour hat ſie über den Tiſch hinweg in ein Geſpräch gezogen, lebhaft redend und hundert Fragen auf einmal ſtellend, die Carmen der Reihe nach beantwortet. Lionel Smith hebt ſein Glas zu Carmen.„Auf dein Glück, Caſini, und auf unſern Vertrag!“ Sie trinkt ihm zu.„Haſt du ihn etwa ſchon abgeſchickt, Lionel?“ „Nein, noch nicht, aber ich werde es tun.“ „Freuſt du dich?“ fraat Milbren dazwiſchen.„Freuſt du dich, wieder aufzutreten und zu ſingen; auf den Erfolg und alles das? Auf den Ruhm?“ „Er macht nicht glücklich“, ſagt ſie. Milbrey ſchaut ſie hingeriſſen an.„Mit mir wirſt du glücklich werden“, flüſtert er ihr zu.„Ich will dich glücklich machen.“ Er nimmt ihre Hand und preßt ſie heimlich. „Iſt dir kalt, Liebſte?“ fragt er beſorgt. Carmen lächelt.„O nein, nein!“ Prangins, der auf ihrer anderen Seite ſitzt, hat eine Unterhaltung mit Colette gehabt; jetzt ſitzt er ſchweigend da und ſieht geradeaus vor ſich hin. Frau Latour redet. Colette und Ceeil wechſeln kleine, verliebte Worte. Carmen ſieht einmal ſchnell zu Lionel Smith hin, der vergnügt und heiter am Tiſch ſitzt und ißt. Der gute Lionel, er hat einen Vorſchuß gezahlt auf einen Kontrakt, den ſie nicht halten kann! Das Geld hat Cecil bekommen und— Laszko! Aber den Vertrag hat er noch nicht ab⸗ geſchickt, das wenigſtens iſt gut. Sie muß es in Ordnung bringen, jetzt, jetzt gleich. Ein Schauer rinnt ihr prickelnd über die Haut. Noch immer hält Milbrey ihre Hand feſt in der ſeinen. Mit einem Male ergreift Carmen ihr Glas und leert es auf einen Zug. Der Champagner iſt kalt. Sie wird ſeltſam ausgelaſſen und in einer atemloſen Luſtigkeit, die ſie plötzlich überfällt, empfindet ſie das Bedürfnis, etwas völlia Unſinniges zu tun: eine kranfe Sucht. die Abentener⸗ „elt der Situation vor ſich ſelbſt herauszufordern, in dem ſie mit ihr ſpielt. Ihr Blick fällt auf Prangins, Seine Miene iſt ernſt und undurchdringlich. An was denkt er? Mit einer ſchnellen Bewegung legt ſie plötzlich ihre Hand neben ihn auf den Tiſch und deutet auf den Ring an ihrem Finger.„Sehen Sie, Prangins“, ſagt ſie,„mein Verlobungsgeſchenk. Iſt der Ring nicht herrlich?“ Prangins ſieht auf ihre Hand; er nickt und ſchaut an Carmen vorbei zu Milbrey hinüber. „Jar, ſagt Milbrey beſtätigend.„Finden Sie ihn ſchön, Marquis Prangins?“ „Oh, doch“, ſagt Prangins,„ſehr ſchön, wirklich.“ Wer iſt hier mit einem Male irrſinnig geworden, Carmen oder er oder Oliver Milbrey? Wer wird hier zum Narren gehalten? „Laß ſehen, Mama“, ſagt in dieſem Augenblick Cecil, zudem er ſich vorbeugt.„Aber das iſt doch...“ Carmen nimmt ihn feſt ins Auge.„Las?“ „Du haſt oder hatteſt doch ſchon einmal denſelben Ring“, ſagt Cecil. Milbrey blickt Carmen überraſcht an.„Davon haſt du mir nichts geſagt.“ „Cecil irrt“, ſagt ſie,„es war nicht derſelbe. Er war anders gefaßt und es war kein Rubin, ſondern ein Emaragd.“ „Wirklich, Mama?“ fragt Cecil.„Aber er iſt zum mindeſtens ſehr ähnlich. Du ſagteſt mir einmal, du habeſt ihn von meinem Vater bekommen?“ Carmen antwortet nicht. Ihre Hand liegt auf dem Tiſch, ſie betrachtet den Ring, deſſen Rubin feuerrot er⸗ glänzt. Dann ſchiebt ſie Milbrey ihr Glas hin, der ihr von neuen einſchenkt. Es entſteht ein kleines Schweigen. „Lieben Sie Muſik?“ fragt Lionel Smith jetzt in das Schweigen hinein, zu Milbrey gewandt, den er dann in ein Geſpräch über die Oper in Amerika zieht. Carmen beugt ſich leicht zu Prangins. Er ſpielt mit einem Löffel, der neben ſeinem Teller liegt. Jetzt hebt er den Blick zu ihr und ſagt ſchnell und ſehr leiſe, ſo daß nur ſie es hören kann:„Wie hängt das zuſammen, ich bitte Sie! Können Sie es mir erklären, Carmen?“ „Was wollen Sie, Prangins“, ſagt ſie.„Das Leben iſt widerſinnig, das iſt die einzige Erklärung. Mehr kann ich Ihnen beim beſten Willen nicht ſagen.“ „Carmen“, ſagt er noch leiſer und ganz hart,„man darf mit dem Leben nicht ſpielen. Dazu iſt es nicht da, es iſt zu ernſt. Glauben Sie mir.“ „Das haben Sie mir ſchon einmal geſagt, lieber Freund, und Sie haben natürlich recht. Aber Ihr Rat kommt leider zu ſpät, wie Sie ſehen.“ „Es wäre beſſer geweſen, wenn ich abgereiſt wäre“, entgegnet er verletzt.„Wollen Sie mich das fühlen laſſen?“ „O nein, Prangins“, ſagt ſie,„ſo war es nicht gemeint. Es tut mir leid. Verzeihen Sie!“ Hin und wieder kommt jemand aus dem Saal an der Bar vorbei, geht durch das Zimmer auf die Terraſſe hinaus. Im Speiſeſaal iſt es leidlich voll. An der Bar haben einige Herren auf hohen Stühlen Platz genommen. Wenn die Muſik ſchweigt, klingt Stimmengewirr und Lachen. Ueber den Bäumen des Parkes vor den Fenſtern laſtet die blauſchwarze Dunkelheit. . Little Bits Dienſt dauert heute länger als gewöhnlich; er hat ſich freiwillig erboten, die Urlaubsſtunden nachzu⸗ holen. Am Eingang ſtehend, ſchaut er in die Halle, in der jetzt nur wenige Menſchen ſitzen. Ein Herr kommt mit einer Dame, Little Bit öffnet die Tür, ſpringt hinzu, um der Dame aus dem Mantel zu helfen, nimmt ihn und bringt ihn zur Garderobe. Die beiden gehen in den Speiſeſaal und Little Bit kehrt zu ſeinem Platz zurück. Den ganzen Abend über denkt er an Carmen Caſini. Wenn er die Augen ſchließt, ſo ſieht er ſie, wie er ſie einige Stunden vorher auf der Leinwand geſehen hat. Er iſt noch ganz erfüllt und aufgewühlt wie von einem wunder⸗ baren, ſeltenen Erlebnis. Carmen Caſinis Stimme! Wenn er ſie ſelber nur ein einziges Mal ſingen hören könnte! Der reiche Amerikaner hat für dieſen Abend das Rauch⸗ zimmer reſervieren laſſen, weil man nicht im großen Saal eſſen will. Sie ſitzen jetzt da drüben, Carmen Caſini und er und die anderen. die gekommen ſind. Little Bits Blick wandert in der Halle umher, auf den Springbrunnen in der Mitte, über halbleere Stühle und Tiſche zu der Tür zum Speiſeſaal, auf die Stufen im Hintergrund und ſchließlich hinaus auf den Vorplatz des Hotels, wo der feine Kies im Licht der Laternen weiß ſchimmert. Little Bit iſt müde, er weiß nicht, wie ſpät es iſt. Verſtohlen gähnt er hinter ſeiner Hand. Jetzt gehen zwei Herren draußen über den erleuchteten Platz, bleiben ſtehen, kommen näher, bleiben wieder ſtehen und verſchwinden dann ſeitlich, da, wo die Bäume ſind. Das war doch der Mann! Little Bit hat ihn ganz deutlich erkannt, den größeren von beiden. Petura, den vie Alte oben„Laszko“ genannt hat! So iſt er alſo doch wiedergekommen. Little Bit ſteht ganz ſtill und ſtarr und wartet, ob ſie noch einmal vorbeikommen werden. Aber er vermag nichts zu erblicken, der Platz iſt leer und bleibt leer. Er wirft einen ängſtlichen Blick nach dem Empfangs⸗ raum hinüber. Der Portier iſt nicht da. Nach einer Sekunde Ueberlegung ſchlüpft Little Bit haſtig durch die Tür ins Freie hinaus. Die Nacht iſt ſtill und ſchwarz. Unter ſeinen Sohlen klingt der Kies, alſo muß er ſich dicht an die Mauer herandrücken. Er ſieht nichts und hört nichts. An der Ecke bleibt er erſt einmal ſtehen und lauſcht. Allmählich ge⸗ wöhnen ſich ſeine Augen an die Dunkelheit ringsumher. Jetzt kann er die einzelnen Konturen erkennen.- Stine! 8 5 Little Bit ſchleicht leiſe wie ein Indianer in den Garten hinein in derſelben Richtung, in der vorhin die beiden verſchwunden ſind. Behutſam tritt er auf den Raſen und vermeidet die Wege, deren Weiß bleich aus dem Dunkel ſcheint. Ohne ſich Rechenſchaft zu geben, was er eigentlich vorhat, ſtrebt er weiter, von einem Inſtinkt vorwärts⸗ getrieben. Der Garten iſt leer um dieſe Stunde. Da— er verharrt plötzlich mäuschenſtill auf ſeinem Platz— ſind das nicht Schritte, die er vernimmt? Er horcht geſpannt. Er hat ſich nicht getäuſcht. Weiter unten auf dem Weg, der zum Meer hinunterführt, geht jetzt jemand, es iſt deutlich zu hören. Little Bit eilt lautlos weiter. Manchmal ſtreift er einen Aſt, der leiſe knackt. Dann erſchrickt er und bleibt ſtehen. Irgendwo ſchreit eine Zikade, ſonſt iſt nur das monotone Rauſchen der kleinen Wellen, die am Ufer unten rhythmiſch gegen die Felſen ſchlagen, ſich brechen und zurückſinken. Jetzt bleibt er wieder ſtehen. Diesmal ſind die Schritte ganz nahe. Er unterſcheidet leiſe Stimmen. Sie kommen näher. Ein Streichholz flammt auf und erleuchtet für wenige Sekunden das Dunkel. Little Bit verhalt den Atem und drückt ſich tief in ein Gebüſch hinein. Sein Herz klopft plötzlich wild, ſo daß er kaum Luft bekommt. „Am Bahnhof alſo“, ſagt eine Stimme,„der Zug geht kurz vor zwei. Abgemacht!“ „Und wenn ich es bis dahin nicht habe?“ „Dann kommen wir heute nicht mehr über die Grenze. Es muß ſein. Ich ſtehe für nichts.“ „Ich weiß aber nicht, ob ich ſie gleich ſprechen kann. Sie feiert heute ihre Verlobung. Du haſt doch ſchon genug von mir bekommen. Einmal muß Schluß ſein! Soll ich es denn noch weiter treiben?“ „Ach, haſt du etwa Angſt? Gewiſſensbiſſe? Zu ſpät, mein Lieber! Mitgefangen, mitgehangen! Und für dich wird ſie wohl Zeit haben, ſollte ich meinen. Und Geld!“ Ein gemeines Lachen folgt.„Wozu hat ſie denn ihren Amerikaner? Geh jetzt. Wenn du dich nicht beeilſt, macht der Kerl uns noch einen Strich durch die Rechnung. Er hat die Päſſe beſorgt und will nicht mehr warten mit dem Geld. Und dann wachen wir morgen früh in der Rue Olivier auf, mein Junge!“ Little Bit hat die Fäuſte vor den Mund gepreßt. Sie lommen jetzt langſam an ihm vorbei, dann und wann ſtehenbleibend. Jetzt ſind ſie vorüber. Die Stimmen ver⸗ klingen allmählich. Rue Olivier! Jeder Menſch in Les Sapins weiß, was das iſt. Little Bit ſchauert zuſammen, ſein Rücken iſt kalt wie Eis, der Schweiß bricht ihm aus allen Poren und das Blut in ſeinen Ohren rauſcht. Er muß handeln! Er muß ein Unglück verhüten! Denn daß dieſer Mann Carmen Caſini auf irgendeine Weiſe da mit hineinziehen will, iſt ihm klar. Das aber darf nicht zeſchehen. Sie weiß wahrſcheinlich gar nicht, wer er iſt und er droht ihr nur. In Little Bits Gehirn geht alles wüſt durcheinander und dreht ſich. Mit ein paar kurzen Sprüngen iſt er wieder in der Höhe der Hotelecke angelangt. Er kann gerade noch ſehen, wie Petura⸗Laszko über den Platz geht, auf den Eingang zu, die Tür öffnet und im Innern verſchwindet. Den andern Mann ſieht er nicht mehr. Eben ſchlendert Laszko durch die Halle, dann ſchluckt die Tür des Speiſeſaals ihn ein. Schnell zur Garage. Little Bit hat keine Zei lieren. Die Garagentür iſt angelehnt; ſie e Angeln, als er ſie einen Spalt weit öffnet. Erſchrocken dreht er ſich um, weil er glaubt ein Geräuſch zu hör e in der Nähe. 9 ort hinten links, in dem kleinen abget. raum, ſteht Frangotſes Rad. Den Plath n 3 Er macht kein Licht und findet es im Dunkeln. Fran oiſe wird es gar nicht merken; und außerdem kann 5 ſie owie icht lei g kate nicht leiden. Geſchieht ihr ganz recht, der dummen FFortſetzung folat) — 1 33 Sr E 1 ˙ eibt I itte nen für iz u vie ct het 8 — — 5. —— f Motor ausgewechſelt, Bekanntmachungen Ortsgruppe der A. S. D. A. P. Viernheim NS. Beratungsſtunde ſeden Montagabend von 20—21 Uhr. test ſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſtr. 10, 1. Stod Reichsluftſchutz Dienſtbefehl [Seute Donnerstagabend 8.30 Uhr drin⸗ gende Dienſtbeſprechung, wozu ſämtliche Un⸗ tergruppenführer zu erſcheinen haben. Ent⸗ ſchuldigungen werden nur bei Krankheit oder Schichtarbeit angenommen. Ich bitte um voll⸗ zähliges und pünktliches Erſcheinen. Der Gemeindegruppenführer: gez. Lammer, LS⸗-⸗Führer. n 8 Kirier Jugend Heute Donnerstagabend 8.30 Uhr tre ten die Scharen 3 und 4 zum Sportdienſt an der Schillerſchule mit Sportzeug an. Achtung Heſſen⸗Naſſau⸗Fahrer! Die Fahrtengruppe 3(Scharf. Bauer) bringt heute abend reſtliches Spargeld und Sparkarten zum Dienſt mit. Der Spielmannszug tritt Freitagabend mit Inſtrumenten um 8 Uhr am Tivoli an. Die Motorſchar tritt ebenfalls am Freitag um 8.15 Uhr an der Vorſtadt an. Lokale Nachrichten Viernheim, den 7. Juli 1938 Anſer Tagesſpruch Von Arbeit ſtirbt kein Menſch; aber von ledig und müßig gehen kommen die Leute um Leib und Leben; denn der Menſch iſt zur 8 geboren, wie 1 Vogel zum Fliegen. Achtung! Eigentümer von Krajljahrzeugen! Der Eigentümer eines Kraftfahrzeugs muß der Zulaſſungsſtelle Anzeige erſtatten, wenn er ſeine Wohnung wechſelt, das Fahrzeug ver⸗ äußert, es umbaut oder außer Betrieb ſetzt. Zieht er mit dem Fahrzeug in den Bezirk einer anderen Zulaſſungsſtelle, hat er ſich bei der einen abzumelden und bei der anderen anzu- melden. Wechſelt er ſeine Wohnung im Bezirk der gleichen Zulaſſungsſtelle, ſind die Anga ben über die Wohnung im Kraftfahrzeugbrief und ⸗ſchein und in den amtlichen Karteien zu berichtigen. Es iſt auch der Zulaſſungsſtelle melden, wenn techniſche Aenderungen am 1 vorgenommen werden, z. B. der der Aufbau geändert, zu einem Kraftrad ein Beiwagen beſchafft wird. Dabei iſt immer der Kraftahtzeugkelef vorzulegen. Wird das Fahrzeug— nicht nur vorübergehend— außer Betrieb geſetzt, ſo ſind Kraftfahrzeugbrief und ⸗ſchein abzu⸗ liefern. Ohne pünktliche Erfüllung dieſer Verpflich⸗ kungen durch die Eigentümer der Kraftfahr⸗ zeuge iſt die richtige Führung der Kraftfahr⸗ zeugkartei bei den were nicht möglich. ſen Obliegenheiten 8 daher ſtreng beſtraft werden. und zwar mit Geldſtrafe bis 150.— RM. oder mit Haft bis 6 Wochen. Jeder deutſche Eigentümer eines Kraftfahrzeugs ſollte aber aus eigenem Antrieb dieſe Pflich⸗ ten gegenüber dem Staat, der den Kraftver⸗ kehr vielfältig fördert, erfüllen. *. Erzjeind Kartoffelkäfer! Freitag: Antreten zum Suchdienſt! [Der Erzfeind Kartoffelkäfer iſt im An⸗ marſch. Mit einer beiſpielloſen Zähigkeit hat ſich ber Kartoffelkäfer in weniger als 15 Jah⸗ ren von der franzöſiſchen Weſtküſte bis zur deutſchen Grenze vorgearbeitet. Ganz Frank⸗ xeich iſt von ihm befallen. Der ſtarke Einbruch des Käfers in Deutſch⸗ land wäre ein nationales Unglück, da er dann durch das notwendig werdende ſtändige Sprit⸗ zen der Felder und die unausbleibliche Ver⸗ ringerung der Ernte ein Anſteigen der Kar⸗ toffelpreiſe nach ſich ziehen müßte. Es geht daher an alle Volksgenoſſen, ins- beſondere unſere Bauern und Landwirte, der Ruf; Achtet auf den Kartoffelkäfer und mel⸗ det ſein Auftauchen ſofort bei der Polizei. Er iſt durch die zehn ſchwarzen Längsſtreifen auf der gelben Flügeldecke überhaupt nicht zu verkennen. Jeder, der Kartoffelland beſitz, muß ſich verpflichtet fühlen, es mindeſtens ein⸗ mal in der Woche nach dieſem gefährlichen Schädlin abzuſuchen. Morgen Freitag beteiligt ſich jeder Viernheimer Kartoffelbau⸗ treibende an dem allgemeinen Suchdienst, der von der Behörde angeſetzt iſt.(Siehe Bekannt⸗ machung.) Deutſcher, bedenke, immer iſt der Jude dein Feind— dieſe Mahnung präget euch ein— bringt ſie an jedem Haus, an jeder Tür an— daß jeder die aroße Gefahr, den Juden, erkenne! Pflichtjahr iſt keine Lehre * beſtehen immer noch Unklarheiten über as Pflichtjahr der Mädchen. Man beachte, daß das Pf lichtjahr im Grunde nichts mit den verſchedenen Formen von Lehren zu tun hat, ſondern eine arbeitsbuch- und verſiche⸗ rungspflichtige Tätigkeit iſt, daß außerdem ein Arbeitsvertrag auf ein Jahr abgeſchloſſen wird, der nichts mit einem Lehrvertrag zu tun hat. Daneben kann aber ein 1 angerech⸗ net werden. Es ſei auch darauf hingewieſen, daß das Pf ſche ache auf verſcledene Weiſe abgeleiſtet werden kann, nämlich erſtens im freien Arbeitsverhältnis, außerdem in der Hausarbeitslehre, im Arbeitsdienſt, im Land⸗ dienſt der HJ, in der ungeförderten Land⸗ hilſe, in einem vom Arbeitsdienſt durchgeführ⸗ ten land- oder hauswirtſchaftlichen Lehrgang und in einer nicht arbeitsbuchpflichtigen Tä⸗ tigkeit im Elternhaus oder bei Verwandten, wenn es ſich um Familien mit vier oder mehr Kindern unter 14 Jahren handelt.— Sinn des Pflichtjahres iſt, den Hausfrauen, vor allem den bäuerlichen Frauen, eine Hilfskraft zur Seite zu ſtellen. Gute Fruchternte? Ja, wir glaubens mit Genugtuung feſt⸗ ſtellen zu können, daß in dieſem Jahre eine gute Getreideernte zu erwarten iſt. Der in den letzten Tagen niedergehende Regen kam gerade noch zur rechten Zeit, um der Frucht bei der Entwicklung der Körner noch den nötigen Auftrieb zu geben. Was beſonders angenehm von den Landwirten empfunden wird, iſt der Umſtand, daß die Frucht alle „ſteht“ und nicht durch ſogenannte„Platſch⸗ regen“ umgelegt wurde, wie es in den letzten Jahren meiſt der Fall war. Wir wollen hoffen, daß ſolche unangenehme Wettereinflüſſe auf unſer Getreide auch weiterhin fernbleiben. Heitere Tage mit recht warmen Sonnenſtrah⸗ len wären jetzt nach den Tagen eindringenden Regens, zu wünſchen, damit die Frucht lang⸗ ſam zum Reifen kommt und bald die ſchönſte Arbeit des Jahres, die Getreideernte, einſetzen kann und dem deutſchen Volke ſein Brot werde. Und ſo wie dem Getreide, kam der Regen auch den übrigen Feldfrüchten gut zuſtatten. Sehr im Wachstum vorgeſchritten ſind die Kartoffeln, deren jetziger Stand erwartungs⸗ froh in die Zukunft blicken läßt. Einen nicht minder guten Eindruck erwecken die Tabak— pflanzen, die ſich aufgrund der Feuchtigkeit mächtig herausgeholt haben. Was die Rüben uſw. anbetrifft, kann ebenfalls nur Erfreu⸗ liches berichtet werden, ſodaß bei einigermaßen vorteilhafter, in richtigem Maße abwechs⸗ lungsreicher Witterung eine gute Geſamternte * erwarten ſteht, wie ſie auch im Intereſſe s Volkswohl nur zu wünſchen iſt. Noch kühler wie in den letzten Tagen, war es heute früh. Das Thermometer ver⸗ zeichnete nur 10 Grad Wärme. Ehrentafel des Alters 75 Jahre alt. Am heutigen Tage bege⸗ hen Peter Schloſſer Wtw. Maria geb. Ohneck, Mannheimerſtraße 8, und Peter Hanf, Heddesheimerſtraße, ihren 75. Geburtstag. Beide Jubilare erfreuen ſich noch beſter körperlicher Rüſtigkeit. Möge ihnen ein ſorgenfreier Lebensabend beſchieden ſein. Herz⸗ lichen Glückwunſch! Die Beerdigung des in Auerbach a. d. Bergſtraße verſtorbenen 55 Jahre alten Ar⸗ chitekten Michael Roos von hier, der nach kurzer Krankheit, unerwartet von ſeinen Lieben ſcheiden mußte, fand geſtern unter großer Be⸗ teiligung von Leidtragenden von Auerbach, das ihm eine zweite Heimat geworden war, und ſeinen hieſigen Verwandten auf dem Friedhof in Auerbach ſtatt. Durch ſeine treue Mitarbeit in der NS DA Auerbach ſowie Verheerenbes Auftreten ber Naupe des Schwammjpinners im Viernheimer Wald Mehr als 30 ha Eichenhochwald vollſtändig kahl gefreſſen Im Viernheimer Wald, an der Kreuzung der Baur⸗ und Beckerſchneiſe, iſt die Raupe des Schwammſpinners(Lymantria diſpar) in geradezu verheerender Weiſe aufgetreten. In wenigen Tagen haben dieſe ungemein gefräßi⸗ gen Tiere mehr als 30 ha Eichenhochwald ſamt Buchenunterbau vollſtändig kahl gefreſ⸗ ſen. Der ehedem in vollem Grünſchmuck pran⸗ gende Wald iſt kahl, die Bäume ragen blattlos, wie im Winter, in die Luft und bieten ſo ein wüſtes Bild der Zerſtörung. Das ungeheure Auftreten der gefräßigen Raupen iſt darauf zurückzuführen, daß der Schwammſpinner, ein der Nonne verwandter Schmetterling im Herbſt ſeine Eierſpiegel hoch oben in den Bäumen niederlegte und dieſe da— 5 der ſeiner Zeit durchgeführten Bekämp⸗ fung, entgangen ſind. ie Raupen, die in einem Millionenheer aufgetreten ſind, haben in dem Eichenwald einen großen Schaden angerichtet. Sobald ein Baum kahl gef freſſen iſt, kriechen ſie von dieſem herunter, um auf dem nächſten Baum wieder aufzubaumen, ſo ihr Zerſtörungswerk ſchnell fortſetzend. Die grünen Blätter ſind bekanntlich die At⸗ mungsorgane der Bäume. Durch deren Ab⸗ freſſen ſind die Bäume in ihrem Gedeihen ſehr geſchädigt. Die Bäume werden natürlich ver⸗ ſuchen, nochmals neu aufzugrünen. Sollten aber auch dieſe Schößlinge nochmals ein Opfer der Raupen werden, ſo ſteht zu erwarten, daß zahlreiche Bäume eingehen und langſam ver- dorren. 5 Im Hinblick auf die ungeheure Schädlich keit der Raupen, beſonders die Gefahr der Vermehrung— die Raupen werden ſich bis Ende des Monats verpuppen und aus der Puppe wird in einigen Wochen wieder der Falter ausfliegen, der dann durch das Legen ſeiner Eierſpiegel, die hunderte von Eiern ent⸗ halten, eine koloſſale Vermehrung mit ſich bringen würde— ſind die Bekämpfungsmaß⸗ nahmen in umfangreicher Weiſe aufgenommen worden. Es wurden etwa 300 Schulkinder ein⸗ geſetzt, die die Raupen abtöteten. Aber die Maßnahme war keineswegs ausreichend. Des⸗ halb wurde weiter mittels Waldpflug um das geſamte Fraßgebiet eine tiefe Grube(Sperr⸗ graben) gezogen, der mit Chorkalk beſtreut, ebenfalls zur Vernichtung der Raupen bei⸗ trägt. Weiter iſt die Anlegung einer 10 bis 20 Meter tiefen Kette von geleimten Bäumen um das geſamte Fraßgebiet erfolgt, damit das weitere Umſichgreifen der Raupen verhindert wird. Etwa 50 Waldarbeiter haben mit Spach⸗ tel und Glättholz jeden Baum in einem Um⸗ kreis von 10 bis 20 m mit einem Leimring verſehen, an dem ſich die Raupen beim Auf⸗ baumen fangen werden. Große Mengen von Raupenleim waren und ſind noch erforderlich, um dieſe Maßnahme durchzuführen. Um das Uebergreifen auf den angrenzenden Wald zu verhindern, wurde eine Randabſäumung vor⸗ genommen. Da wurden auf einige Meter Breite die Bäume gehauen, damit der Fraß⸗ herd lokaliſiert bleibt. Darüber hinaus iſt noch eine Arſenbeſtäubung durch eine Mo⸗ torſpritze vorgeſehen. Dieſe Beſtäubung kann jedoch nur bei ſchönem trockenem Wetter durchgeführt werden. Durch das Arſen wird die Nahrung der Raupen, die Blätter, ver⸗ giftet, ſodaß die Tiere, die bei Sonnenſchein beſonders rege und freßluſtig ſind, eingehen. Neben dem Hauptfraßgebiet an der Kreu⸗ zung Baur- und Beckerſchneiſe, ſind in dem ausgedehnten Viernheimer Wald auch an an⸗ deren Forſtorten das Auftreten der Schäd⸗ linge, glücklicherweiſe in kleinerem Maße, feſt⸗ geſtellt worden, wo die gleichen Bekämpfungs⸗ maßnahmen angewendet werden. Doch alle die aufgebrachten Bekämpfungsmittel werden kei⸗ nen hundertprozentigen Erfolg haben, weshalb ſich die Vernichtung der Schädlinge bis zum Herbſt hinziehen wird. Jetzt werden die Rau⸗ pen ſo weit wie möglich vernichtet, dann wird der Kampf gegen die aus den Puppen ge⸗ ſchlüpften Falter aufgenommen und zum Schluß werden noch deren Eierſpiegel durch Beſtreichen mit einer ätzenden Flüſſigkeit zu vernichten ſein. Ein ſo gefährlicher und ausgedehnter Rau⸗ penfraß hat ſich ſeit Menſchengedenken in un⸗ ſerer 9 1 0 und weiteren Umgegend nicht ereignet. Es wird deshalb alles getan, um dem zerſtörenden Wirken der Schädlinge Ein⸗ halt zu gebieten und beſonders ihre Vermeh⸗ rung zu verhindern, damit unſer ſchöner Wald, 5 doch deutſches Volks 15 iſt, uns erhalten leibt. 1 e e bei der Naſſauiſchen Heimſtätte Frankfurt hatte ſich der Verſtorbene ſehr beliebt gemacht, das auch durch die ehrenden Nachrufe am Grabe zum Ausdruck kam. Ortsgruppenleiter Dr. Leip gedachte durch eine Kranzſpende mit ehrenden Worten ſeines pflichttreuen Politi— ſchen Leiters und guten Kameraden, ebenſo wurden ſeitens des Reichsluftſchutzes, von Bür⸗ germeiſter Schweickert, Auelbach, und durch die Noſſauiſche Heimſtätte Frankfurt Kränze niedergelegt. Seiner Familie, die ſo 910 ihres Ernährers beraubt wurde, wendet ſich allge— meine Teilnahme zu. Ein ehrendes Audenten wird dem Verſtorbenen auch über das Grab hinaus bewahrt werden. Lehrbefugnis im graphiſchen Gewerbe Auf Anordnung des Reichswirtſchaftsmini⸗ ſters ſind im vorigen Jahr der Innungsver⸗ band des Buchdruckerhandwerks und die ihm angeſchloſſenen Innungen in die Wirtſchafts⸗ gruppe Druck und Papierverarbeitung einge— gliedert worden. Die kürzlich ergangene Ver⸗ ordnung zur Aenderung der Gewerbeordnung hat den Betrieb des Buchdruckergewerbes vom Beſitz eines Prüfungszeugniſſes abhängig ge— macht. Zur Erhaltung des Leiſtungsſtandes des ehemals handwerklichen Gewerbes hat der Reichswirtſchaftsminiſter jetzt beſtimmt, daß Lehrlinge des graphiſchen Gewerbes grundſätz⸗ lich nur dann in die Lehrlingsrolle einzutragen ſind, wenn der Führer des Betriebes oder ein für die Ausbildung verantwortlicher Vertre- ter zur Anleitung von Lehrlingen befugt ſind. Die Befugnis ſteht denjenigen Perſonen zu, die entweder eine Meiſterprüfung beſtanden haben oder nach der Ueberleitung eine Lehrmeiſter— prüfung bei der Induſtrie- und Handels- kammer. Was gibt es nicht im Sommerſchluß⸗ verkauf? Der Reichswirtſchaftsminiſter veröffentlicht 3 eine Liſte der Waren, die im Sommer⸗ ſchlußverkauf 1938 nicht verkauft werden dür⸗ fen. Darunter fallen weiße Wäſcheſtoffe jeder Art, Taſchentücher jeder Art, Handtücher jeder Art, Erſtlingswäſche einſchl. Einlagen und Windeln, Bettwäſche und Inletts jeder Art, einfarbige gewirkte und geſtrickte Unterwäſche aus Geſpinſten, die Wolle oder Baumwolle enthalten, weiße Hemden jeder Art, einfarbige 15 Melangeſtrümpfe aus Geſpinſten, die Wolle oder Baumwolle enthalten, Bettfedern,] Gebirges liegen, wahrſcheinlich geringer. Kapok und ſonſtiges Bettenfüllmaterial, Ma⸗ tratzen, Matratzenſchoner, Reformunterbetten, Reformauflagen, Bettſtellen, blaue Mützen jeder Art, ſchwarze ſteife Herrenhüte, Seiden⸗ hüte, Klapphüte und ſchwarze weiche Herren⸗ Nun, Berufskleidung(zugelaſſen ſind jedoch Livreen und Sgheif angle) einfarbige Ar⸗ beitskittel und einfarbige Schürzen aus Ge⸗ ſpinſten, die Wolle oder Baumwolle enthalten, Pelze, pelzgefütterte Mäntel, Teppiche, Brük⸗ ken und Verbindungsſtücke jeder Art, Fahnen und Fahnenſtoffe jeder Art, Herrenſtöcke und Schirme jeder Art. „Rundfunk“ ſtatt„Radio“. Einem Wunſche des Reichs miniſters für Volksaufklä⸗ rung und Propaganda entſprechend erſucht der Reichsjuſtizminiſter die Juſtizbehörden, im amtlichen Sprachgebrauch das Wort„Radio“ zu vermeiden und ſtatt deſſen das Wort „Rundfunk“ zu gebrauchen. Willerungsvorherjage für die Zeit vom 7.—16. Juli 1938 Herausgegeben von der Forſchungsſtelle für langfriſtige Witterungsvorherſage des Reichswetterdienſtes in Bad⸗ Homburg v. d. H. am 6. Juli 1938 abends. In den nächſten Tagen ziemlich fend zeitweiſe heiter, tagsüber mäßig warm, im Oſten warm. Oertliche gewittrige Störungen. Später— und zwar wahrſcheinlich bereits nach einigen Tagen— bei überwiegend mari⸗ timer und polarmaritimer Luftzufuhr von Weſten nach Oſten fortſchreitend wieder Ab- kühlung, unbeſtändig, bewölkt bis bedeckt, im allgemeinen nur kurze Aufheiterungen, häufige teilweiſe ſtarke Niederſchläge. Im äußerſten Südoſten(Burgenland und ſüdliche Steiermark) häufig warm und heiter, jedoch nicht ſtörungsfrei. Im Mittel des zehntägigen Zeitraums, vom Nordoſten und äußerſten Südoſten wahrſchein⸗ lich abgeſehen, für die Jahreszeit zu kühl. Geſamtſonnenſcheindauer im Weſten und in der Mitte des Reiches kleiner als 70 Stunden, im Südoſten wahrſcheinlich größer als 70 Stunden. Zahl der Tage mit Niederſchlag von mindeſtens ein zehntel Liter auf den Quadrat- meter faſt im ganzen Reichsgebiet größer als fünf. Stärke und Häufigkeit der Niederſchläge an Orten, die am Süd⸗ oder Südoſtrand eines —— ——— ——— 2—j1u— Die Tore öffnen ſich wie immer, die Maſchinen kommen in Schwung, im Betrieb hat die Arbeit eingeſetzt wie jeden Tag. Nur eine Werkbank bleibt leer, der Mann, der dort ſein Werk verrichtete, geſtern und vor⸗ geſtern und die Tage vorher, der dort mit ſeiner Hände Arbeit die Exiſtenz ſeiner Fa⸗ milie ſicherte und darüber hinaus Werte ſchuf für das Volk, dieſer Mann fehlt. Er kam ſonſt jeden Tag pünktlich auf dem Fahr⸗ rad an und fuhr jeden Abend pünktlich wie⸗ der nach Hauſe. Heute tut er das nicht, und wird es auch morgen und niemals mehr tun können, denn es hat ihn„erwiſcht“, wie der Meiſter in der Frühſtückspauſe ſagt. „Es“, das iſt der Verkehrstod. Der Mann, der geſtern hier noch ſtand, iſt wie immer auch heute von zu Hauſe weggefahren, nun iſt er tot. Tot durch eigene Schuld, wie ſich bald herausſtellt. Er war gewiß keiner von den Nervöſen und Ueberängſtlichen, die ſich ſchon durch ihr unſicheres Gehabe täg⸗ lich ſelber in Gefahr bringen. Er war ruhig und bedächtig, wie es ſich für einen Spezial⸗ arbeiter gehört. Nur heute morgen vielleicht noch etwas müde, da hat er ſo im Duſeln auf dem Rad das Abwinken vergeſſen, und der Lieferwagen hat ihn gefaßt. Nun ſteht ſeine Werkbank leer, vielleicht nicht lange, aber der Mann, der an ſeine Stelle treten wird, wird dann an einem an⸗ deren Platz fehlen, denn wir haben in Deutſchland nicht ſo viel Facharbeiter, daß wir ſo leichthin einen entbehren können. An der Werkbank fehlt ein Mann! So wie dieſe Werkbank bleiben jeden Tag in Deutſchland eine ganze Anzahl leer. Nicht immer wird der Mann tot ſein, dann iſt er vielleicht ein Kr'gpel geworden oder liegt zumindeſt eine Zeit im Krankenhaus. Achttauſend Tote und 160 000 Verletzte nimmt uns in Deutſchland jährlich der Ver⸗ kehrsunfall, wieviel davon ſind Radfahrer! Nicht immer, wenn ein Radfahrer verun⸗ glückt, iſt er der Schuldige, das iſt ſelbſtver⸗ ſtändlich. Aber haben die Radfahrer Ur⸗ ſache, Weh und Ach über das Verſagen der Autolenker oder der Fußgänger zu ſchreien? Halten die Radfahrer alle ihre Gefährte ſo in Ordnung, daß ſie verkehrsſicher ſind und bleiben? Fahren ſie alle hübſch hinterein⸗ ander und nicht nebeneinander? Winken ſie alle vorſchriftsmäßig ab? Wir brauchen das alles gar nicht zu fragen, jedem Rad⸗ fahrer werden ſchon ſeine Sünden einfallen. Und wenn ſie ihm nicht einfallen, weil er gar nicht weiß, wie er ſich zu bewegen und zu benehmen hat, wenn er mit dem Rad un⸗ terwegs iſt, der kann ſich dieſe Kenntniſſe in der jetzt ſtattfindenden Verkehrsunfall⸗ verhütungsaktion verſchaffen, in der unter Verteilung von Merkblättern mit den wich⸗ tigſten Pflichten jedes Straßenbenutzers ein⸗ dringlich an das Verantwortungsbewußtſein appelliert wird. Ihr ſeid doch Kameraden im Betrieb, warum nicht auch auf der Straße? Zum Kameradſein gehört aber in erſter Li⸗ nie, ſich ſelber in Zucht zu halten und an⸗ deren ein Beiſpiel zu geben, gerade in den kleinen Dingen des Alltags, im Verkehr. FFF Lohnzahlung an Feiertagen. Die Frage der Lohnzahlung für landwirtſchaftliche Gefolgſchaftsmitglieder an Feiertagen iſt klar, ſoweit es ſich um Angeſtellte mit feſtem Mo⸗ natseinkommen oder um Beſchäftigte mit feſtem Wochenlohn handelt. Unklarheiten herr— ſchen jedoch noch vielfach hinſichtlich der un⸗ ſtändigen Gefolgſchaftsmitglieder, die im Stunden⸗ und Akkordlohn ſtehen.— Die Bezahlung der Feiertage iſt in der Anordnung zur Durchführung des Vierjahres⸗ planes über die Lohnzahlung an Feiertagen vom 3. Dezember 1937 geregelt. Im einzelnen wird Lohnzahlung für folgende Feiertage an⸗ geordnet: Neujahrstag, Oſtermontag, Plingſt⸗ montag und 2. Weihnachtsfeiertag. Soweit allerdings der Neujahrstag oder die Weih⸗ nachtsfeiertage auf einen Sonntag fallen, be⸗ ſteht kein Anſpruch auf Lohnzahlung. Es iſt alſo dieſelbe Regelung getroffen worden, wie ſie für den 1. Mai als nationalen Feiertag des deutſchen Volkes gilt. Feſtzuhalten iſt daher nochmals, daß an allen ſonſtigen, insbeſondere kirchlichen Feiertagen, kein Lohnanſpruch be⸗ ſteht. In der genannten Anordnung iſt aus⸗ drücklich beſtimmt, daß den Gefolgſchaftsmit⸗ gliedern für die Arbeitszeit, die infolge eines der erwähnten Feiertage ausfällt, der regel⸗ mäßige Arbeitsverdienſt zu zahlen iſt. Soweit eine Tarifordnung für einen Feiertag die volle Bezahlung vorſchreibt, bleibt es bei dieſer Re⸗ gelung auch dann, wenn an dem Werktag, auf den der Feiertag fällt, tatſächlich kürzer ge⸗ arbeitet worden wäre. Ruht an dem Kalender⸗ tag, auf den der Feiertag fällt, an und für ſich die Arbeit im Betriebe, ſo iſt für dieſen Tag kein Lohn zu zahlen. Selbſtverſtändlich aber darf der Betriebsführer nicht den üb⸗ lichen Ausſetztag auf den Feiertag verſchieben, um ſich ſo der Bezahlung dieſes Feiertages zu entledigen. Die Verpackung der Warenproben und Päckchen. Die Reichspoſt hat ſich neuerdings genötigt geſehen, auf die ungenü— gende Verpackung von Päckchen und Waren⸗ proben nach dem Ausland und auf die dadurch zwangsläufig entſtehenden Nachteile warnend hinzuweiſen. Beſonders Sendungen nach wei⸗ ter entfernten Ländern und nach Ueberſee ge⸗ hen dort oft in beſchädigtem oder zerriſſenem Zuſtand ein, weil die Beſchaffenheit des Ver⸗ packungsſtoffes den Anforderungen einer län⸗ geren Beförderungsdauer nicht genügt. Päck⸗ chen und Warenproben nach dem Ausland müſſen unter Verwendung haltbarer Umhül⸗ lungen unbedingt ſorgfältig verpackt werden. Die Reichspoſt hat ihre Beamten angewieſen, ungenügend verpackte Sendungen den Auslie⸗ ferern unter entſprechender Verſtändigung zu⸗ rückzugeben. Warenprobenſendungen müſſen in Säckchen, Kiſtchen oder abnehmbaren Umſchlä⸗ gen ſo verpackt ſein, daß der Inhalt leicht ge⸗ prüft werden kann, ſie müſſen alſo offen ver⸗ ſandt werden. Gegenſtände aus einem Stück, 3. B. Holz⸗ oder Metallſtücke und dergl., brau⸗ chen nicht verpackt zu werden, wenn es nicht handelsüblich iſt. Die Abſchrift des Empfän⸗ gers ſoll, wenn irgend möglich, auf der Ver⸗ packung oder auf den Gegenſtänden ſelbſt ſtehen. Mit„Kraft durch Freude“ in den Arlaub Noch immer beſteht die Möglichkeit, ſich zu den Urlaubsfahrten der NS-Gemeinſchaft „Kraft durch Freude“ anzumelden. In un⸗ ſerem Kdß⸗Monatsheft iſt eine große Zahl von Fahrten bekannt gegeben, zu denen noch Anmeldungen entgegen genommen werden. Schach Rund um die Kreismeiſterſchaft 1938! Am letzten Sonntag begann die Kreismei⸗ ſterſchaft 1938 in Heppenheim. Der Kreis Bensheim und Kreis Heppenheim wurden ver⸗ einigt zu einem Großkreis, ſodaß nun ſechs Meiſter um den Titel kämpfen. Folgende Meiſter nehmen an dieſen Kämpfen teil: Für Bensheim ſpielt Wollenberger, für Heppen⸗ heim Kriz, für Lorſch Gärtner, für Reichen⸗ bach Mink, für Hemsbach Wildrotter und für Viernheim Walter, der zugleich auch Titel- verteidiger iſt, Geſpielt wird nach dem Syſtem Jeder gegen Jeden mit Vor⸗ und Rückrunde. Für jeden Teilnehmer gibt es alſo 10 Tur⸗ niere. Meiſter Walter war in Heppenheim zu Gaſt und ſpielte gegen Meiſter Mink. Mink verteidigte ſich ſehr gut, mußte aber gegen die größere Spielerfahrung und ausge⸗ feilte Technik von Walter zweimal unterlie⸗ gen. Kriz ſpielte gegen Gärtner. Gärtner ver⸗ lor durch Ueberſehen einer Figur ebenfalls zweimal. Die Spiele Wildrotter gegen Wollen⸗ berger ſtehen noch aus. Nachſtehend der Tabel⸗ lenſtand: Walter 2 0 0 2 Kriz 2 0 0 2 Wollenberger 0 0 0 0 Wildrotter 0 0 0 0 Gärtner 2 2 0 0 Mink 2 2 0 0 Von Intereſſe dürfte die Mitteilung ſein, daß der Schachklub Viernheim eine Schüler⸗ abteilung gegründet hat. Alle Schüler und Schülerinnen vom 6. Schuljahr ab können das ſchöne Schachſpiel unentgeltlich erlernen. Die Schüler und Schülerinnen ſind beitrags⸗ frei und brauchen auch für ſonſtige Zwecke kein Geld. Alſo alles iſt vollſtändig koſtenlos. Die Jugend wird ritterlich erzogen und lernt frühzeitig richtig denken. Eltern, ſchickt eure Kinder zu uns, bevor ſie ſonſt ein anderes Spiel, das ohnedies viel Geld koſten kann, erlernen. Heute Donnerstag, nachmittags von 5—6 Uhr, findet die erſte Lehrſtunde im Klub⸗ lokal„Zum grünen Haus“ ſtatt. Meiſter Wal⸗ ter wird der Jugend kameradſchaftlich zur Seite ſtehen und ſie das königliche Spiel leh⸗ ren. Aeltere Jungen und Mädchen können ſich ebenfalls beteiligen. Wieder etwas anſteigende Temperaturen Die Ueberflutung des europäiſchen Feſt⸗ landes mit kalter, teilweiſe arktiſcher Meeres⸗ luft hat ihren Höhepunkt erreicht. Für die Folge kann wieder mit anſteigenden Tempera⸗ turen gerechnet werden, doch läßt die Geſamt⸗ lage weder beſtändiges noch ausgeſprochen warmes Wetter aufkommen. Donnerstag: Zeitweiſe aufgeheiterk, doch noch unbeſtändig mit Neigung zu teilweiſe gewittrigen Regenfällen, Tagestemperaturen leicht anſteigend, Winde veränderlich, doch meiſt Süd und Weſt. Die Ausſichten für Freitag: Zeitweiſe aufheiternd und etwas wärmer, doch noch im⸗ mer unbeſtändig und zu Regenfällen geneigt. Amtliche Betannimachung Betreffend: Die Bekämpfung des Nar⸗ toffelkäfers. Um der Verbreitung des Kartoffelkäfers wirkſam entgegenzutreten, iſt ein intenſives Abſuchen aller mit Kartoffeln bebauten Grundſtücken unverzüglich durchzuführen. Ich ordne daher einen allgemeinen Suchtag für Freitag, den 8. Juli 1938, innerhalb der Gemarkung Viernheim an. Zu dieſem Zwecke hat jeder Grundſtücksbe⸗ ſitzer, der in der Gemarkung Viernheim Kar⸗ toffeln angebaut hat, eine erwachſene Perſon zu dem Suchkommando zu ſtellen. Als Sammelplatz gilt für die Bewohner weſtlich der Adolf Hitlerſtraße und anſto⸗ ßender Saarſtraße der Dreſchplatz Bugert am Sandhöferweg um 14 Uhr. Die Bewohner öſtlich der Adolf Hitler⸗ und Saarſtraße verſammeln ſich um 14.3 0 Uhr am Ortsausgang Weinheimerſtraße. Ich erwarte pünktliches und vollzähliges Erſcheinen aller Verpflichteten und werde jeden unnachſichtlich mit Strafe belegen, der meiner Aufforderung nicht nachkommt. Viernheim, den 5. Juli 1938 Der Bürgermeiſter als Ortspolizeibehörde Jetzt kaufen Sie Roeder Gasherde günſtig in 24 Monatsraten übers Gaswerk Viernheim bei Halhias faher de Mutterg. Herde, Oefen, Keſſelöfen ſehr billig Pereins⸗Anzeiger Kleintierzuchtverein 1916 Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß die erſte Sendung Felle eingetroffen iſt. Ich bitte die Züchter, dieſelben ſo ſchnell wie möglich ab⸗ zuholen. Der Ffw. Sängereinheit Heute Donnerstagabend 8.30 Uhr Singſtunde. Da das Wertungsſingen bevorſteht, bitte ich um vollzähliges Erſcheinen aller Sänger, auch derjenigen, die durch Krankheit oder ſonſtige Fälle ſeither verhindert waren. Der Vorſitzende. Melde Dich als AMutglied bei der Ortsgruppe der N S.! Velanntmachung Betr.: Fettverſorgung der minderbemittelten Bevölkerung; hier für die Zeit vom 1. Juli bis 30. September 1938. Die Ausgabe der Reichsverbilligungsſcheine für Speiſefette und Margarine-Bezugsſcheine für das 3. Vierteljahr 1938 erfolgt im Schalterraum des Rathauſes in nachſtehender Reihenfolge: d. Neichsverbilligungsſcheine für Speiſefette: Montag, 11. Juli 1938, nachmittags von 1—2 Uhr, Buchſtabe Au. B 7. 77 2—3 7 7., E, F, G 77 27 3—4 70 H Dienstag, 12. Juli 1938, nachmittags von 1—2 Uhr,„ In. K 2—3 77 7 u. M 3—4 77 1 N. O, Mittwoch, 13. Juli 1938, nachmittags von 1—2 Uhr, Buchſtabe Rau. 5 T. U, V. Wund 2 * 1 3—4„ B. Margarinebezugssſcheine: Donnerstag, den 14. Juli 1938, nachmittags von 1—2 Uhr, Buchſtabe A- 1 17 e 77 HF 77„ 324„ 77 R Jeder Bezugsberechtigte hat den von mir ausgeſtellten Haushaltsnachweis 1938 für Butter, ſowie Stempelkarte oder Verdienſtbeſcheinigung vorzulegen. Neichsverbilligungsſcheine für Speiſefette erhalten ab 1. Juli 1938: Alleinſtehende bis zu einem Einkommen von wöchentlich 10.50 2. Ehepaar ohne Kinder 14.70„ Ehepaar mit einem Kind 17 70„ Ehepaar mit 2 Kindern 20 70„ Ehepaar mit 3 Kindern 31.60„ Ehepaar mit 4 und mehr Kindern je weitere 4.—„ Witwe mit 2 Kindern 22— Bezugsſcheine für Konſummargarine er⸗ halten ab 1. Juli 1938: Alleinſtehende bis zu einem Einkommen von wöchentlich 17.50 Ehepaar ohne Kinder 24 50„ Ehepaar mit 1 Kind 29.50„ Ehepgar mit 2 Kindern 41.40„ Ehepkar mit 3 Kindern 47.40„ Ehepaar mit 4 Kindern und mehr je weitere 6.—„ Witwe mit Kind 7.—„ Perſonen, die ihren Fettbedarf aus eigener Wirtſchaft oder Viehhaltung decken können, oder deren Einkommen die feſtgeſeßten Richtlinien überſchreitet, können nicht berückſichtigt werden. Alu⸗ und Kru⸗Empfänger erhalten ihre Reichsver⸗ billigungsſcheine beim Arbeitsamt. Viernheim, den 5. Juli 1938 Der Bürgermeiſter Berhütet Waldbrände! Naucht nicht im Walde! Sündet im Wald oder in gefährlicher Nähe desselben kein Feuer an! Ihr ge⸗ fähredet Dolksvermögen und ver⸗ jündigt euch am Dol! Ihr ſabo⸗ tiert das Aufbauwertk des Führers! Allen Aebenbeſitzern zur gefl. Kenntnis, daß ich infolge ſtärkeren Anhäufens geſchäftlicher Ar⸗ beiten nicht in der Lage bin, das Spritzen u. Schwefeln durchzuführen Spritzen Sie jetzt mit 2% iger Löſung (d. h. auf je 1 Ltr. Waſſer 20 gr. Vitriol und 20 gr. Kalk) und ver— geſſen Sie bei ſchönem Wetter das Schwefeln nicht. Friedrich Neuter Zwangsverſteigerung. Morgen Freitag, den 8. Juli 1938, nachm. 2 Uhr, verſteigere ich in Viernheim teilweiſe im Verſteigerungslokal und teilweiſe an Ort und Stelle öffentlich, zwangs⸗ weiſe meiſtbietend gegen Barzahlung verſchiedene Mobiliar⸗, Einrich⸗ tungs⸗ und Gebrauchsgegen⸗ ſtände, darunter insbeſondere 1 Sofa, 1 Chaiſelongues, Sommer! Kahllau o. K. im Ganzen Manliau o. K. im Ausſchnitt„ Schelifisen o. 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Lorschersir. 15 Der Rabatt für Geschäfts-Anzelgen beträgt: Bei 3⸗maliger Aufgabe 3 Proz ** 6 5 LE * 12* 7 10 1 * 24* 1 15* * 52** 20 7 Veakauęt wird ſtets mehr durch eine ſachgemäße praktiſche Wer⸗ bung in der ſo weit ver⸗ breiteten Heimatzeitung ernnelmer Volkszenlung gol — Ohne Seitung A Auna lebt man au dem Mond! Willſt du dich im Verkehr erſt rückſichtsvoll benehmen, wenn du einen Unfall verur⸗ d haſt? Das Wort„zu ſpät“ hat chon manchen für ſein ganzes Leben unglücklich gemacht! 251 prENMNISG . d 5 2 2 31S SOOO GEWINNE UND 335 NAMEN . Z. 600 00 7 * mine r eon