Ates.— belſeit N ſeitg⸗ aſche Amon in feder der Mo⸗ denführer ud h lenuun Vuder⸗ hark, eine a8 Daf Eacheret ahn fir der Nl, 1 eppen⸗ n dul t zum ppenhein nög⸗ begibt ung an 5 För die alle de auch rie⸗ und e Eine richteten itatbeit e feine — —— 1 Vol Amlsblatt der Bürgermeisterei Viernheim ausgenommen an Sonntagen und monatli Erſcheinungsweiſe: Täglich, Bezugspreis: Ins Haus gebracht durch die Poſt monatlich 1.60 RM. ausſchließli Nummer 157 80 eiertagen. ch 1.60 RM. einſchließlich Botenlohn, ch Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg. CC Kb Jams fag iernheimer eilun 9 Verkündigungsblatt der NS AN. Bernheim Anzeigenpreis: Grundpreis für 1 om Höhe und 22 mm Breite 3 Rpfg., im Text⸗ teil für 1 mm Höhe und 67 mm Breite 15 Rpfg. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 gültig. Geſchäftsſtelle Viernheim, Bismarckſtr. 13. Fernſpr. 153. PSK. L'haſen 15101 CCC ˙ AAA ooo den 9. Juli 1938 14. Jahrgang Erifnung des Tages der Deulſchen Kunst Eroßdeulſchland ist angetreten in der festlich geſchmütkten Stadt München Huldigungen an Adolf Hitler Jeierlicher Auflakt im 88 München, 9. Juli Deutſchlands Feiertage der Kunſt haben am „Freitag vormittag ihren Anfang genom⸗ men. München, die Stadt der Kunſt, iſt wie verzaubert und in ein unbeſchreiblich farbenfro⸗ hes und leuchtendes Gewand gehüllt. Aus allen Sauen Großdeutſchlands ſind die Künſtler in München zuſammengeſtrömt zu einer einzigarti⸗ gen Huldigung der Freude über die Wiederge⸗ burt der heiligen deutſchen Kunſt und des Dan⸗ kes an den großen Förderer und Meiſter der Künſte, Adolf Hitler. Vor dem Tage der deutſchen Kunſt 1938, der nun weihevoll anhebt, ſteht leuchtend der Sinn dieſes einzigartigen Feſtes: Zur Ehre der deut⸗ ſchen Meiſter und zur Freude des deutſchen Vol⸗ kes. Es iſt der e des deutſchen ſchöpfe⸗ riſchen Geiſtes. Der Beginn dieſes Tages, an dem die ganze Nation Anteil nimmt, erfolgt auch in dieſem Jahre durch einen großen feierlichen Akt in dem Feſtſaal des deutſchen Mu⸗ eums, dem der Stellvertreter des Führers eichsminiſter Rudolf Heß beiwohnt und bei dem Gauleiter Staatsminiſter Adolf Wagner mit einer Anſprache die weihevolle Eröffnung des Feſtes der Kunſt vollzieht. Von dem mächtigen Bau an der Ludwigs⸗ brücke, der mit grünem Tuch feſtlich umkleidet iſt, flattern im Sommerwinde mächtige rote Banner. Ueber dem Eingang des deutſchen Mu⸗ ſeums aber wehen weithin leuchtend die Fahnen der Nation. Auch das Bild auf den Straßen vor dem Deutſchen Muſeum leuchtet in vielen bun⸗ ten Farben. Die Ehrenformationen der 16, SA., 555 des NSKK., des NSF K., der Politiſchen eiter und des Arbeitsdienſtes ſind aufmar⸗ ſchiert, deren lange Front Rudolf Heß bei ſei⸗ nem Eintreffen abſchreitet. Im Jeſlſaal des deulſchen Muſeums Anmutige Mädchengeſtalten in langwallenden weißen Gewändern umſäumen den Kongreßbau des Deutſchen Muſeums den Weg und die Trep⸗ pe hinauf in den Feſtſaal. Die Seiten des Saa⸗ les, der ſtilvoll und würdig ausgeſtaltet iſt, ſind mit roter Seide geſchmückt, auf der die Wappen der Kunſt prangen. Goldenes Lorbeer⸗ gewinde umfängt den weiten Raum. An der Stirnwand breitet auf hohem roten Poſtament ein goldener Adler ſeine mächtigen Schwingen. Ihn umgeben zu beiden Seiten die ſilberglän⸗ zenden Pfeiſen der neueingebauten gro⸗ ßen Orgel, deren Klang an dieſer Stätte zum erſten Mal ertönen ſoll. Es iſt die größte Or⸗ gel Münchens, ein Wunderwerk deutſcher Or⸗ gelbaukunſt. der erhebende Aufkakl Erwartungsfroh und feſtlich geſtimmt hat ſich die große Zahl der Gäſte verſammelt. Es ſind viele führende Männer des Reiches u. Staates, Männer von Rang und Namen aus allen Ge⸗ bieten des kulturellen Lebens. Vertreter des diplomatiſchen und konſulariſchen Korvs und eine große Reihe bekannter Perſönlichkeiten des Wirkens. Der große Augenblick iſt gekommen. Alles erhebt ſich von den Plätzen. Fanfaren ertönen. Mädchen in feſtlichen Gewändern und mit blu⸗ mengeſchmückten Häuptern. entbieten dem Stellvertreter des Führers und dem Gauleiter Adolf Wagner. die jetzt den Raum betreten, ihren feſtlichen Gruß. Dann ertönt in rauſchenden Akkorden die Stimme der neuen Orgel. Mächtig und klar erfüllt ſie den weiten Raum mit ihrem Klang. rof. Sagerer ſpielt das Präludium Es- ur von Joh. Seb. Bach. Von brauſendem Beifall begrüßt, tritt nun Deutſchlands großer Meiſter aus dem Reich der Töne, Richard Strauß, an das Dirigentenpult. Die Orgel und das Wiener Philharmoniſche Orcheſter klingen unter ſeiner Führung in einem einzigen gro— ßen Zuſammenklang auf. Die gewaltigen Klänge ſind verhallt. Dann tritt Gauleiter Staatsminiſter Adolf Wagner an das Red⸗ nerpult, um den Tag der deutſchen Kunſt zu eröffnen. In ſeiner Eröffnungsrede zeichnete Gaulei⸗ ter Wagner das Antlitz der Revolutionen, die wir in unſerer Zeit erlebt haben. Ddeulſchen Muſeum Er ſchloß: Die alljährlich im Beiſein des Führers hier abgehaltenen Tage der deutſchen Kunſt ſollen der Nation und darüber hinaus der Welt zeigen, wie weit unſere Arbeit gedie; hen iſt. Unſere Künſtler haben wieder ihre be⸗ ſten Werke zur Ausſtellung nach München ge⸗ bracht. Der Feſtzug„Zweitauſend Jahre deut⸗ ſche Kultur“ iſt künſtleriſch vollkommener ge⸗ worden und wird Jahr um Jahr eine Ver⸗ beſſerung erfahren. So ſind wir glücklich, in dieſem Jahre Darſtellungen aus dem mit uns wieder vereinten deutſchen Oeſterreich bringen zu können. Abſchließend entbot Gauleiter Wagner dem Stellvertreter des Führers und damit dem Führer ſelbſt den Gruß. Er begrüßte weiter die vielen tauſend Gäſte aus nah und fern und ſchloß mit den Worten: Ich melde: Das Feſt der Deutſchen Kunſt iſt bereitet, ſo wie der Führer es befahl. Und da⸗ mit eröffne ich hiermit den Tag der Deutſchen Kunſt 1938 zu München. Nules eingenommen! Bilbao, 9. Juli. Die nationalen Truppen unter dem Befehl des Generals Aranda haben am Freitag nach ſiegreichem Vordringen die Kreisſtadt Nu⸗ les beſetzt. Erſt nach hartnäckigem Widerſtand räumten die Roten den Ort. Nules, das über 6 000 Einwohner zählt, liegt 20 Kilometer nördlich von Sagunt. Sagunt aber iſt das letzte Bollwerk vor Valencia. noch 10 lm bis Provinz Valencia §§ Salamanca, 9. Juli An der Caſtellon⸗Front eroberten die Truppen nach erfolgreicher Umgehung die Kreisſtadt Nules. Vor Aufgabe der Stadt hatten die Roten auch hier wieder alle Kirchen und die wichtigſten Gebäude geſprengt, ſodaß die gemeldeten Maßnahmen der Nationalen zur Vermeidung der Beſchädigung des Ortes durch Artilleriefeuer zwecklos wurden. Nach der Eroberung von Nules ſetzten die Nationa⸗ len ſofort ihren Vormarſch nach Sü⸗ den fort, gelangten in die Umgebung von Moncofar und von dort längs der Straße nach Vall de Uxo. Hiermit iſt das Eſpadan⸗ Gebirge, das von den Roten als Hauptvertei⸗ digung für Sagunt gedacht war, völlig um⸗ gangen worden. Die Truppen Garcia Valinos rückten von Norden aus im Eſpadan⸗Gebirge ſelbſt weiter vor und eroberten den größten Teil der dor⸗ tigen Befeſtigungsanlagen. Die Entfernung bis zur Grenze der Provinz Valencia beträgt jetzt nur noch 10 Kilometer. Nach Ausſagen von Überläufern greift die Verzweiflungsſtimmung bei den Roten, die jetzt auch den Verluſt von Nules zugeben müſ⸗ ſen, immer weiter um jh. Die japaniſchen Jugendführer waren Gäſte Hermann Görings in Karinhall Im Beiſein des Stabsführers Lauterbacher wurden die zur Zeit als Gäſte der Reichsjugend⸗ führung in der Reichshauptſtadt weilenden 30 japaniſchen Jugendführet am Donnerstag von Miniſterpräſident Generalfeldmarſchall Göring auf ſeinem Jagdſitz Karinhall empfangen.— Hier ſchreitet Hermann Göring die Front der mit ihren deutſchen Kameraden angetretenen ja⸗ piſchen Jugendführer ab (Atlantik⸗M.) Was geſchah im Memtler gafen? das Memeldireklorium zum Einlaufen der„hanſeſtadt danzig“ Memel, 9. Juli Das„Memeler Dampfboot“ vom 8. Juli ent⸗ hält eine ausführliche, vom Direktorium des Memelgebiets gezeichnete Darſtellung der Vor⸗ kommniſſe, die ſich beim Einlaufen des See⸗ dienſtſchiffes„Hanſeſtadt Danzig“ im Memeler Hafen ereignet haben. Aus dieſer Darſtellung geht u. a. hervor, daß die Vorkommniſſe ſich in ganz anderer Form abgeſpielt haben, als es der Leſer der litau ⸗ 858 Preſſe aus den Artikeln entnehmen konn⸗ e. Auf dem eingelaufenen deutſchen Schiff „Hanſeſtadt Danzig“ herrſchte völlige Ruhe, und es erfolgten keine Schmähungen, weder durch Rufe, noch durch Zeichen. Auch die angeſammel⸗ te Menſchenmenge verhielt ſich anfänglich völ⸗ lig ruhig. Nur etwa 50 Perſonen, die ſich kurz vor dem Auslaufen des Schiffes durch das Tor des Abſperrzaunes drängten, wurden durch die Grenzpoſten zurückgetrieben. Gleichzeitig ſchleu⸗ derte der Eisbrecher„Perkunes“ eine Waſ⸗ deypelin⸗Feier in Friedrichshafen Eine Rede dr. Eckeners über Friedrichshafen, 9. Juli Die Feierlichkeiten am Haupttag des Zeppe⸗ lin⸗Jubiläums wurden am Freitagvormittag durch die Einweihung des neuerbauten Zeppe⸗ lin⸗Muſeums eröffnet, wobei Graf v. Bran⸗ denſtein⸗Zeppelin die Feſtrede hielt. Anſchließend fand in der Ringbauhalle des Luftſchiffbaues Zeppelin eine Gefolg⸗ ſchaftsfeier ſtatt, an der neben Vertretern der Partei und des Staates u. a. auch die Toch⸗ ter des Grafen Zeppelin, Gräfin v. Bran⸗ denſtein⸗ Zeppelin, und Commander Roſendahl aus den Vereinigten Staaten von Amerika als Ehrengäſte teilnahmen. Nach der Begrüßung der Ehrengäſte und der Gefolgſchaft des Zeppelinbaues beſchäftigte ſich Dr. Eckener eingehend mit der Perſönlichkeit des Grafen Zeppelin. Indem Dr. Eckener ſodann auf die Entwicklung der Luftfahrttechnikt zu die künflige Luftſchiffahrt ſprechen kam, beantwortete er auch die Frage, ob die Erfindung des Grafen Zeppelin für die Verkehrstechnik von bleibendem Wert ſein wer⸗ de, zuverſichtlich. Durch die beklagenswerte Kataſtrophe des „Hindenburg“ ſeien wir dazu gelangt, den letz⸗ ten Schritt zur Vervollkommnung des Zeppelin⸗ Schiffes durch eine wirtſchaftlich tragbare Ver⸗ wendung von Helium zu tun. Wir könnten mit Genugtuung ſagen, daß uns dieſer Schritt ge⸗ lungen iſt. Die Frage der Beſchaffung von Helium aus den Vereinigten Staaten, ſo fuhr Dr. Eckener fort, ſei jedoch noch nicht endgültig gelöſt, und es gelte auch weiterhin, das Werk des Grafen Zeppelin zu ſchützen. Hierauf betrat General der Flieger Sperr⸗ le das Rednerpult und überbrachte die Grüße des Generalfeldmarſchalls Göring. ſermenge auf die hinter dem Abſperrzaun ſtehende Menge, und zwar auch dann noch, als die vorgedrungenen Perſonen bereits zurück⸗ gedrängt waren. Es kam zu einem Steinhagelgeſecht, indem aus dem großen Lagerraum des litauiſchen Landwirtſchaftsgenoſſenſchaftsverbandes„Lietu⸗ kia“ und dem Garten der Hafendirektion wie auch aus der Menge Steine geworfen wurden. Die Menge flüchtete vom Hafengelände, gefolgt von einem Steinhagel aus der Gegend des La⸗ gers der„Lietukia“ und aus dieſem ſelbſt. Trupps litauiſch ſprechender Männer, die zum Teil betrunken waren, begannen auf die zurück⸗ weichende Menſchenmenge Steine zu werfen und leiſteten den Aufforderungen der Polizei, ſich zurückzuziehen, keine Folge. Dieſe Leute wa⸗ ren auch mit eiſernen Gegenſtänden und ande⸗ ren Schlagwaffen ausgerüſtet. Der Dienſtkraftwagen des Direktoriums mit dem Polizeidezernent und einem Mitglied des Direktoriums wurde durch Drohungen und Be⸗ ſchimpfungen in litauiſcher Sprache zum Ver⸗ laſſen des Platzes gezwungen. Mit vorgehalte⸗ nem Revolver wurde die Landespolizei auch zur Herausgabe eines feſtgenommenen Rädelsfüh⸗ rers genötigt. Trotz dieſer Bedrohungen mach⸗ te aber die Landespolizei von der Schußwaffe keinen Gebrauch. Es gelang ihr, die Angreifer auf das Hafengelände zurückzudrängen, wo die⸗ ſe jedoch von der dort zuſtändigen Hafenpolizei nicht zerſtreut wurde. Es kam vielmehr zu neuen Angriffen auf die Landespolizei. wobei auch auf dieſe geſchoſſen wurde. Die Po⸗ lizei hatte bereits einen Teil ihrer Munition durch abgegebene Schreck⸗ und Warnſchüſſe ver⸗ braucht, als die Angreifer neue Verſtärkungen erhielten. Es fielen Rufe in litauiſcher Spra⸗ che wie„Männer vorwärts, wir ſind Litauer, das ſind deutſche Hitlereniker“,„Ihr ſeid deut⸗ ſche Hunde, die nach Deutſchland“ uſw. Vor dem Hafengelände kam es dann zu einem neuen Angriff gegen die Landespolizei, wobei die Polizei erſt jetzt nach weiteren Warnſchüſ⸗ ſchen ſcharf ſchoß. Erſt dann gelang es ihr, die Menge zu zerſtreuen. Bei den Vorfällen wur⸗ den 13 Beamte der Landespolizei verletzt, dar⸗ unter fünf ſchwer. Künftlerſchaft beim Führer Feſtlicher Abend im Führerbau zu München München, 9. Juli. Der Führer empfing am Freitag in den Feſträumen des Führerbaues zu München die Gäſte des Tages der deutſchen Kunſt. In gro⸗ zer Zahl waren die namhaften deutſchen Künſt⸗ lerinnen und Künſtler aus dem ganzen Reich erſchienen, um dieſen Abend mit dem Führer in den herrlichen Räumen des monumentalen Hauſes am Königlichen Platz zu verbringen. Außer dem engeren Mitarbeiterſtab des Füh⸗ rers war auch eine Reihe von führenden Per⸗ ſönlichkeiten des deutſchen Kulturlebens, an der Spitze Reichsminiſter Dr. Goebbels, an⸗ weſend. Empfang bei Funk Der Generalſekretär im türkiſchen Außen⸗ miniſterium beim Reichswirtſchaftsminiſter Berlin, 9. Juli. Reichswirtſchaftsminiſter Funk empfing den zur Zeit in Berlin weilenden Führer der tür⸗ kiſchen Wirtſchaftsdelegation, Generalſekretär im türkiſchen Außenminiſterium, Botſchafter Nu⸗ man Menemencioglu, zu einer Aus⸗ ſprache über die deutſch⸗türkiſchen Wirtſchafts⸗ besiebungen. An der Beſprechung nahmen der türkiſche Botſchafter in Berlin, Exz. Hamdi Arpag, und der Staatsſekretär im Reichswirtſchaftsminiſte⸗ rium, Brinkmann, teil. Es wurden die Mög⸗ lichkeiten einer Erweiterung des deutſch⸗ türkiſchen Handels vertrages und einer Verbeſſerung der gegenwärtigen Metbo⸗ den eingehend erörtert. hanna Reilſch führ Als erſter Teilnehmer am Segelflug⸗ Zielſtrecken⸗Wettbewerb in Berlin gelandet. Berlin, 9. Juli. Wegen der bisher durchweg ſchlechten Wet⸗ terlage hat ſich die Wettbewerbsleitung des vom Korpsführer des NSF K. veranſtalteten Segelflug⸗Zielſtrecken⸗ Wettbewerbs entſchloſſen, den Wettbewerb bis 9 13. Juli einſchließ⸗ lich zu verlängern. m Freitag war das Wetter auch nicht übermäßig gut für die Se⸗ gelflieger. Sie 9575 ſtarkten Gegenwind, und vor allem fehlte in den n und Nachmittagsſtunden infolge breiter olken⸗ ſchichten die Einſtrahlung. Später wurde die Thermik etwas günſtiger, ſo daß Hanna Reitſch von Brandenburg nach Rangsdorf gelangte, wo ſie kurz nach 17 Uhr landete. Fick ſtartete ebenfalls in Brandenburg, mußte aber bei Großbeeren landen. Kurt Schmidt ſtartete in Wittenberge, erreichte Branden- burg, wo er landete. Nach kurzer Pauſe flog er weiter und gelangte bis nach Stahnsdorf. Beide Flieger haben ihre Landung außerhalb der Zehn⸗Kilometer⸗Zone durchführen müſſen und ſind nach Brandenburg zurückgekehrt. Paris zu Japaus Paratel-Nole Paris, 9. Juli. In zuſtändigen franzöſiſchen Kreiſen beſtätigt man, das die japaniſche Note zur Angelegenheit der Paracel⸗Inſeln ſeit Freitagvormit⸗ tag im Wortlaut in Paris vorliegt. Die fran⸗ zöſiſche Regierung werde die Note, ſo wird er⸗ klärt, im freundſchaftlichen Geiſte prüfen. Frankreich ſei bereit, der japaniſchen Regie⸗ rung Zuſicherungen für die Sicherheit der japaniſchen Fiſcher in den Gewäſſern der Paracel⸗Inſeln zu geben. Es ſei jedoch un⸗ zutreffend, ſo betont man in gut unterrichteten Kreiſen, daß die japaniſche Regierung die Räu⸗ mung der Paracel⸗Inſeln verlangt habe. To⸗ kio habe lediglich auf die Anweſenheit japa⸗ niſcher Fiſcher hingewieſen und den Wunſch ge⸗ äußert, man möge ihnen erlauben, ſich weiter⸗ hin in den Gewäſſern des Paracel⸗Archivels aufzuhalten. Exlaß eines neuen Eherechts Auch in eſterreich Jivilehe eingeführt— Kalholiſche Ehen ſind lösbar Berlin, 9. Juli Im Reichsgeſetzblatt vom 8. ds. Mts. iſt unter der Ueberſchrift„Geſetz über die Vereinheit⸗ lichung des Rechts der Eheſcheidung im Lande Oeſterreich und im übrigen Reichsgebiet“ ein neues großdeutſches Ehegeſetz verkündet worden. Die weittragende Bedeutung dieſes vom Führer und Reichskanzler und vom Reichsmi⸗ niſter der Juſtiz unterzeichneten umfangreichen Geſetzeswerkes wird durch zwei Tatſachen gekennzeichnet. Zum erſten beſeitigt das Geſetz mit einem Schlage die ſchweren Mißſtände, die ſich im Lande Oeſterreich aus den ſtarr en dogmatiſch⸗ kirchlichen Bin⸗ dungen des dortigen Eherechtes ergeben hatten und die dort über den Rahmen der einzel⸗ nen Familien hinaus das öffentliche Leben zu vergiften drohten. Zum anderen aber unter⸗ zieht das Geſetz auch das bisher im Altreich geltende Recht der Eheſchließung und der Ehe⸗ ſcheidung aus Anlaß ſeiner Ausdehnung auf das Land Oeſterreich einſchneidenden Aende⸗ rung, durch die lichen Geſetzbuches ſchwer wiegende Mängel der Regelung des Bürger⸗ ausgeſchaltet und die Grundlagen für eine künftige ab⸗ ſchließende Geſtaltung des nationalſozialiſtiſchen Ehe⸗ und Familienrechts geſchaffen werden. Das neue großdeutſche Eherecht kennt nur eine Form der Eheſchließung: die im Namen des Reiches zu vollziehende Trauung durch einen Standesbeamten. Damit wird in der deutſchen Oſtmark der für die nationalſozialiſtiſche Staatsführung nicht länger erträgliche Zuſtand beſeitigt, daß die Mehrzahl aller Ehen ohne jede Mit⸗ wirkung des Staates als des Repräſentan⸗ ten völkiſchen Wollens allein durch den Prieſter geſchloſſen wurde und daß ja nach der Konfeſſionszugehörigkeit oder dem Re⸗ ligionsbekenntnis der Verlobten verſchiedene Vorſchriften über die Vorausſetzungen und die Form der Eheſchließung galten. Darüber hinaus kommt aber ſchon in der Tatſache, daß die Trauung künftig im Namen des Reiches vollzogen wird, klar zum Aus⸗ druck, daß es ſich bei der Eheſchließung nicht um einen privatrechtlichen Vertrag der Ehe⸗ gatten, ſondern um einen vom völkiſchen Standpunkt höchſt bedeutſamen Akt han⸗ delt, deſſen Vorausſetzungen und Wirkungen darum auch weſentlich durch völkiſche Belange beſtimmt werden müſſen. Noch deutlicher tritt dies in dem Abſchnitt des neuen Geſetzes hervor, in dem die aus Gründen der völkiſchen Ordnung erlaſſenen „Eheverbote“ nunmehr vollzählig und in überſichtlicher Form zuſammengefaßt ſind, wobei die auf dem Geſetz zum Schutze des deutſchen Blutes und der deutſchen Ehre und auf dem Geſetz zum Schutze der Erbgeſundheit des deutſchen Volkes beruhende Eheverbote wegen Blutsverſchiedenheit und wegen Mangels der Chetauglich⸗ leit an erſter Stelle aufgeführt werden. Die Einführung eines einheitlichen Rechts der Eheſcheidung bedeutet für Oeſterreich die Aufhebung des dort bis⸗ her geltenden Grundſatzes von der Unlös⸗ barkeit des Bandes katholiſcher Ehen. Da⸗ mit iſt zugleich der Weg freigemacht, um die nach bisherigem öſterreichiſchem Recht von Tiſch und Bett geſchiedenen Ehen, de⸗ ren Zahl in die Zehntauſende geht, end⸗ gültig zu löſen. Die Beſeitigung des Rechts⸗ ſatzes von der Untrennbarkeit katholiſcher Ehen ſchafft endlich auch die Vorausſetzung für die Beſeitigung des bitteren Unrechts, das am deutſchen Volke Oeſterreichs durch die Behandlung der ſogenannten Diſpens⸗ ehen begangen wurde; die Zahl dieſer Ehen wird derzeit auf etwa 50 000 geſchätzt. Ueber dieſe für das Land Oeſterreich lebens⸗ wichtigen Fragen hinaus iſt das nunmehr für das Reich einheitliche Eheſchei⸗ dungsrecht auf neuen Grundlagen auf⸗ N Ziel dieſer Neuregelung des Schei⸗ ungsrechts iſt es, der überragenden Stellung, die die Ehe als Grundlage des völ⸗ kiſchen Gemeinſchaftslebens in der national⸗ ſozialiſtiſchen Rechtsordnung einnehmen muß, geſetzgeberiſchen Ausdruck zu verleihen und ſo die Achtung vor der Ehe noch zu ſtär⸗ ken, zugleich aber die Auflöſung ſolcher Ehen auf anſtändige Weiſe zu ermöglichen, die für die Volksgemeinſchaft wert⸗ los geworden ſind. Verweigerung der Forkpflanzung: Icheidungsgrund Von den bisherigen Scheidungsgründen iſt der Ehebruch beibehalten. Zu ihm tritt als neuer Scheidungsgrund die Verweige⸗ rung der Fortpflanzung; danach in rg; kann eln Ehegatte Scheidung begehren, wenn der andere ſich ohne triftigen Grund beharr⸗ lich weigert, Nachkommenſchaft zu erzeugen oder zu empfangen, oder wenn er rechtswidrig Mittel zur Verhinderung der Geburt anwendet oder anwenden läßt. Im übrigen kann die Scheidung begehrt werden, wenn ein Ehegatte durch eine ſchwere Ehever fehlung oder durch ehrloſe oder unſittliches Ver⸗ halten die Ehe ſo tief zerrüttet hat, daß die Wiederherſtellung einer rechten ehelichen Lebensgemeinſchaft nicht erwartet werden 5 scheidung werlloſer Ehen Mit Rückſicht auf völlig zerſtörte Ehen, in denen die Ehegatten häufig jahre⸗ lang ohne Ausſicht auf eine Wiedervereinigung getrennt voneinander leben und die aus kei⸗ nem der bereits erwähnten Gründe geſchieden werden können, iſt ſchließlich vorgeſehen, daß jeder Ehegatte die Scheidung verlangen kann, wenn die häusliche Gemeinſchaft mit dem anderen ſeit drei Jahren aufgehoben und die Wiederherſtellung einer rechten Le⸗ bensgemeinſchaft infolge einer tiefgreifenden unheilbaren Zerrüttung des ehelichen Ver⸗ hältniſſes nicht zu erwarten iſt. Um Mißbräuchen vorzubeugen iſt be⸗ ſtimmt, daß der beklagte Ehegatte der Schei⸗ dung widerſprechen kann, wenn die Zerrüttung von dem anderen ganz oder überwiegend ver⸗ ſchuldet iſt. Dieſer Widerſpruch iſt jedoch un⸗ beachtlich, wenn die Aufrechterhaltung der Ehe nach den beſonderen Umſtänden des Falles ſittlich nicht gerechtfertigt iſt. Das Geſetz tritt am 1. Au guſt 1988 Eine eingehende Uebergangs⸗ regelung ſichert ſeine ſofortige Wirkſamkeit. Der Maſſenmord von Caſtellon Vie die Volſchewiſlen in dem jetzt befreilen Gebiel hauflen Salamanca, 9. Juli Die nationalen Behörden haben in Ca⸗ ſtellon, das am 14. Juni von den natio⸗ nalen Truppen beſetzt wurde, und im Bezirk von Bielſa in den Pyrenäen eingehende Unterſuchungen über den Terror der ſpaniſchen Volſchewiſten durchgeführt. Das Ergebnis iſt erſchütternd: Maſſenmorde, Maſſenbrandſtif⸗ tungen, Räubereien. In Caſtellon wurden die Leichen von 2000 Einwohnern gefunden, die einer gemei⸗ nen„Kriegsliſt“ der Bolſchewi⸗ ſtenn zum Opfer fielen. Die Roten hatten ſich als nationale Soldaten verkleidet und zogen ſo durch die Straßen. Die Bevölke⸗ rung brach in ſpontane Freudenkundgebungen aus, da ſie in dem Glauben war, es handele ſich um Abteilungen der Franco⸗Truppen. Plötzlich wandten ſich die bolſchewiſtiſchen Ab⸗ teilungen gegen die jubelnde Bevölkerung und nahmen etwa 2000 Einwohner feſt. Die übri⸗ gen entflohen. Die 2000 Gefangenen wurden kurzerhand umgebracht. Dann raubten die Bolſchewiſten das Eigentum der Ma⸗ ſakrierten. Kurz vor dem Einzug der Franco⸗Truppen ließ der rote Ortsgewaltige von Caſtellon noch weitere 600 Perſonen ermor⸗ den. Alle Schriftſtücke der kommuniſtiſchen Stellen wurden vernichtet. Bei der Flucht auf dem Seeweg nahmen die Roten in Maſſen Kiſten mit Edelmetallen„ Edelſteinen und Kunſtgegenſtänden mit ſich. Auch im Bezirk des Tales Bielſa in den Pyrenäen wütete der rote Terror. Hier wur⸗ den 12 Dörfer durch abſichtliche Brandſtif⸗ tungen völlig eingeäſchert. Dadurch wurde die Exiſtenz von über 2000 Familien vernichtet, deren einziger Reichtum das Vieh bildete. Die Tiere auf der Weide wurden einfach abge⸗ ſchlachtet und dann liegen gelaſſen. In London beſläligt London, 9. Juli Der konſervative Unterhausabgeordnete Sin Henry Page⸗Croft hatte kürzlich ſchon im Unterhaus die Untaten und Greuel der 43. rotſpaniſchen Diviſion in Bielſa und Ca⸗ ſtellon erwähnt. Nunmehr veröffentlicht ex eine neue Erklärung, in der er mitteilt, daß er aus Caſtellon eine Menge von Telegram⸗ men bekommen haben, die ſe ine dama⸗ ligen Ausführungen beſtätig⸗ ten. Die Wahrheit über Bielſa ſei durch bri⸗ tiſche Zeugen in vollem Umfange beſtätigt wor⸗ den, daß er auf dieſe Tragödie nicht mehr be⸗ ſonders einzugehen braucht. Die Metzelei von Caſtellon ſei eine der be⸗ ſtialiſchſten und willkürlichſten in den Analen der Geſchichte. ——ů—ů—ů Der Paäriſer Miniſterrat war am Freitag ſaſt ausſchließlich dem außenpolitiſchen Vortrag des Außenminiſters Bonnet gewidmet. Der Mi⸗ niſter ging ſowohl auf die europäiſchen Ereig⸗ niſſe wie auf die Fragen des Fernen Oſten ein. Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den poli⸗ tiſchen Teil Dr. Edu ard Kuhn, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Vereinigte Zeitungsverlage Enyvrim, Haller & Co., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlagsdruckerei Hal⸗ kenhäuſer, Cnyrim& Co, Worms.— DA. VI. 1938 über 1900. Z. Zt. iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 7 gültig. kunſt aus dem Volk Von Fritz Hirſchner Von Dürer haben wir das Wort:„Als ich am Morgen aufſtand, malte ich das Traum⸗ geſicht, wie ich es geſehen hatte!“ Es umſchließt das Geheimnis ſeines Schaffens. Und wenn das Blatt„Ritter, Tod und Teufel“ die Jah⸗ reszahl 1517“ trägt, ſo ſpüren wir Heutigen noch im ehrfürchtigen Staunen, wie das Genie an der Schwelle der Renaiſſance nicht nur ſeine Zeit, ſondern ihre letzten bewegenden Kräfte erfaßte und geſtaltete. Darin liegt das wahre Weſen einer jeden echten Kunſt. Es liegt darin zugleich die Ant⸗ wort darauf, was denn deutſche Kunſt über⸗ haupt ſei. Hans Thoma, der Beſinnliche. ſprach das einmal ſo aus. die Kunſt könne ſehr gut Antwort ſein auf die Frage: Was iſt deutſch?, ſie könne ebenſo gut wie die Sprache ein Band unſerer Gemeinſchaft ſein. Liegt darin nicht auch die letzte innere Recht⸗ fertigung jener großen Kundgebungen. die wir in München, der Hauptſtadt der Bewegung, wieder erleben? Der Tag der Deutſchen Kunſt will ja nicht Aus⸗ druck eines Staatswillens ſein, der hier in Mo⸗ numenten ſeinen Willen bekundet, ſondern der Tempel der neuen Zeit, wie er aus der Sprache einer Generation erwächſt, die Zeugnis ihres Schafſenswillens und ihrer Geſtaltungskraft ablegt. Und ſo wie einſt Dürers Genie zum Ausdruck brachte, was an Kämpfen, Leiden, Geſtalten und Sehnen in der Menſchenbruſt gärte, ſo wird dort in München die Kunſt We⸗ ſensausdruck des ganzen Volkes. das in der ſtaatlichen Form den Ausdruck ſeines Lebens⸗ willens und in der Kunſt die Welt ſeiner Ideale prägt. und das in der innerlichen Ver⸗ bindung beider ſeine Stärke findet. Sucht man nach einer kurzen Formel, auf die ſich die Bedeutung dieſes Ereigniſſes brin⸗ gen läßt, ſo kann man vielleicht ſagen, daß mit den Feſttagen in München, in ihrem Stim⸗ mungsgehalt und in ihrer Ausdeutung Macht und Kultur hervortreten nicht mehr als Gegenſätze, wie man ſie ſo gerne der Welt darſtellt, wohl aber als zwei Weſensgrund⸗ lagendes neuen Deutſchlands. Mit dem monu⸗ mentalen Bau des Hauſes der Deutſchen Kunſt, deſſen Pläne der Führer ſchon vor der Macht⸗ ergreifung vorbereitete, tritt die Einheit von Kultur und Macht dem deutſchen Volke in be⸗ zwingender Art ſichtbar vor Augen, und es er⸗ lebt in den neuen bildneriſchen Vorausſetzun⸗ gen, wie ſie der Geiſt der Zeit formte. die große deutſche Kulturſendung. Die Geſchichte mißt ein Zeitalter nach ſeiner Leiſtung. Und ſie wertet nicht den Einzelvorgang, vielmehr die ganze Lebenserſcheinung eines Volkes. Es beſteht aber nicht aus einer Reihe politiſcher Erſcheinungen, wie der Parlamentarismus ſo gern annimmt, vielmehr umfaßt es an Söhe und Tieſe alles, was an Lebensäußerung in den Menſchen ruht. Von hier aus auch beantwortet der National⸗ ſozialismus die letzte Frage nach dem innerſten Weſen ſeiner deutſchen Neugeſtaltung: Wer nur die politiſche Macht will, begnügt ſich mit der Beherrſchung des Staatsapparates. Wer da⸗ gegen den Neubau des Volkes will, der achtet auf jene unwägbaren Dinge, die— unter⸗ irdiſchen Strömen gleich— durch die Stille rinnen, um einmal irgendwie aufzubrechen in elementarer Wucht und in ihre Zeit hineinzu⸗ greifen, wie damals Dürer mit ſeinen Bildern der Apokalypſe. Irgendwie, irgendwann. Mit⸗ ten aus der Not eines Volkes, oder auch mit⸗ ten in einem neuen Werden. Aber immer be⸗ zwingend, vorwärtsreißend, geſtaltend. Dieſes Erlebnis Volk iſt aufgebrochen in den Einzelnen. Es zu geſtalten und zu be⸗ wahren wird Aufgabe derer ſein, in deren Händen die Formung der Volksſeele liegt und von denen Freiligrath ſchon forderte, es ſolle der Dichter mit dem Volke gehen. Was morſch war, fiel. Was aber kraftvoll war, das fand zurück zu dem wahren Weſen deutſcher Kunſt, die nie anders ſein kann denn aus dem Volke ſelbſt geſchöyft. Wenn wir jetzt die ſtol⸗ zen Tage erleben, da aller Welt der deutſche Kulturwille wieder ſo ſichtbar vor Augen tritt. dann iſt nicht nur an der Stelle, wo 1931 der alte Münchener Glaspalaſt einem Brand zum Opfer fiel und unvergängliche Werke eines Philipp Otto Runge, eines Max v. Schwindt und eines Kaſpar David Friedrich untergin⸗ gen, ein neuer ſtolzer Bau getreten, ſtolzer und gewaltiger denn alles bisher, ſondern ein gan⸗ zes Volk bekennt ſich mit dieſen Bauten zu dem deutſchen Schaffen, wie es der Führer bei der Grundſteinlegung zu den herrlichen Bauten am 15. Oktober 1933 ausführte:„Der Menſch lebte nicht vom Brot allein. Wenn wir die Wiederaufrichtung unſeres Volkes als Aufgabe unſerer Zeit und unſeres Lebens empfinden, ſehen wir vor uns nicht nur die Not des Lei⸗ bes, ſondern nicht weniger die Not der Seele, nicht nur die leidende Wirtſchaft, ſondern ebenſo die bedrohte Kultur, und wir können uns keinen Wiederaufſtieg des deutſchen Vol⸗ kes denken, wenn nicht wiedererſtehen auch die 755 Kultur und vor allem die deutſche unſt.“ Was ſpricht zu uns aus Dürers Werken ebenſo ſtark als aus Wagners Opern, Beet⸗ hovens Sonaten oder Goethes Verſen? Es iſt die deutſche Seele, die ſich regt; der deutſche Gleichklang, der anklingt,: das deutſche Weſen, das ſich offenbart: das einigende Band des deutſchen Gefühls. das uns umſchlingt: die Sprache ſchlechtweg des deutſchen Herzens. Mannigfach in ihrem Ausdruck, vielgeſtaltig in der Form, unterſchiedlich auch in den Tem⸗ peramenten ſchichtet ſich aus ihr doch das ſtolze Bild deutſcher Art. Es zu zeigen aber iſt die große Bedeutung der Ausſtellungen und Feſt⸗ ſpiele, die weit hinausreichen über allgemeine Veranſtaltungen, weil ſich in ihnen ein Stück der deutſchen Seele offenbart. Kultur und Kunſt Deutſches Landestheater in Ru⸗ mänien. Das Deutſche Landestheater in Rumänien, das in Hermannſtadt mit dem Ziel gegründet wurde, den vielen in Rumänien lebenden Deutſchen Anteil am kulturellen Leben ihres Volkes zu geben, kann in dieſem Jahre auf ſein fünfjähriges Beſtehen zurückblicken. Dieſe Bühne, die alle Orte bereiſt. wo Deutſche wohnen, hat in Erfüllung ihrer Miſſion einen glänzenden Aufſchwung in der Zeit ihres Be⸗ ſtehens genommen. Sie konnte die Zahl der Aufführungen im Gründungsjahr, die 196 be⸗ trugen, auf 351 ſteigern und die Zahl der Be⸗ ſucher von 62 000 auf 156 000. Neues Freilichtmuſeum. Der Reichs⸗ bund für Deutſche Vorgeſchichte hat auf der Mettnau bei Radolfszell am Bodenſee ein neues Freilichtmuſeum fertiggeſtellt. Zum er⸗ ſtenmale wird hier europäiſchen Wohnbaues von der primitiven Fiſcherhütte der mittleren Steinzeit zum Bauernhof der jungſteinzeitlichen Hochkultur in vorbildgetreuen Holzbauten dargeſtellt. Heinz Hilpert in Wien. Wie aus Wien gemeldet wird, übernimmt Heinz Hilpert. der ſeit mehreren Wochen das Deutſche Theater in Berlin leitet, mit Beginn der kommenden Spielzeit auch die Leitung des Theaters in der Joſefſtadt in Wien. Jan Kiepuras künſtleriſche Pläne. Der polniſche Tenor Jan Kiepura, der ſich zur Zeit in Warſchau aufhält, hat Verhandlungen mit den maßgebenden Stellen aufgenommen, die ihm die Direktion der Warſchauer Großen Oper übertragen wollen. Kiepura will auch ſelbſt einen polntſchen Film drehen und hat das Manuſkript für einen Film, der eine Be⸗ gebenheit aus dem polniſch⸗bolſchewiſtiſchen Kriege im Jahre 1920 behandelt, Die Aufnahmen wird eine italieniſche Produk- tionsfirma machen. die Entwicklung unſeres erworben. Reut unn liſe nen. Vert nisch nali⸗ Sell kinn dete 8 11 g 00 en lig l — ä—— PPP . N 3 8 8 2 2 Jeruſalem, 9. Juli Am Jaffa⸗Tor wurde am Freitag aus einem Autobus eine Bombe in eine Ara⸗ bermenge geworfen. Nach amtlicher Mitteilung wurden vier Perſonen ge⸗ tötet und 15 verletzt. Eine Jüdin, die eine Bombe geworfen hatte, und zwei weitere Ju⸗ den wurden e Offenbar liegt den neuen Zwiſchenfällen ein Beſchluß der jüdiſchen eviſioniſten zugrunde, den Terror mit allen Mitteln fortzuſetzen. Die britischen ilitärbehörden haben auf den neuen Zwiſchenfall hin die Straßen und Haupt⸗ plätze Jeruſalems mit Truppen beſetzen laſſen. Ueberall 55 Poſten in Stahl⸗ helm mit aufgep lanztem Bajonett, und auf den Dächern ſind an vielen Stellen Maſchinen⸗ .— 8 die die Straßenzüge be⸗ herrſchen. lle Geſchäfte in der Altſtadt und ihre Umgebung ſind eitel Selbſt auf den Dächern der Autobuſſe liegen Polizeipoſten mit dem Gewehr im Anſchlag. Man befürchtet, daß es am Freitagabend nach Schluß der moham⸗ medaniſchen Gebete zu neuen Unruhen kommt. In der letzten Nacht unternahmen Frei⸗ ſchärler einen konzentriſchen An⸗ griff auf Nazareth. Sie drangen bis in die Stadtmitte vor, wo ſich das Lager einer Vermeſſungsabteilung befand und ſteckten dort Keine Ruhe in Jerufalem Bier Perſonen gelöfel und 15 verletzt bet Zelte in Brand, die mit ſämtlichen darin befindlichen Vermeſſungsgeräten vernichtet wurden. Als die Polizek eingriff, kam es zu einem längeren Feuergefecht. Die Freiſchärler wurden ſchließlich zum Rückzug gezwungen. Neues Bombenattentat— Eine Jüdin verhaftet Jeruſalem, 9. Juli. In Jeruſalem iſt ein weiteres Bombenatten⸗ tat zu verzeichnen. Am Jaffator wurde aus einem Autobus heraus eine Bombe in eine Arabermenge geworfen. Durch die Exploſion wurden mehrere Paſſanten verletzt. Eine Jüdin, die die Bombe geworfen haben ſoll, wurde verhaftet. Unruhe auch in Transjordanien a Paris, 9. Juli Wie Havas aus Amman meldet, greifen die Unruhen in Paläſtina jetzt auch au 2 rans⸗ fordanien über. Vor der Reſidenz des Emirs Abdallah und des britiſchen Vertreters hätten erregte Kundgebungen ſtattgefunden, bei denen die Menge zum Proteſtſtreik aufgefordert wurde. Ein weiteres Zeichen für das Zuſam⸗ mengehörigkeitsgefühl der Araber dies⸗ und —— des Jordan ſei auch der lebhafte Waf⸗ Rain zwiſchen Transjordanien und Pa⸗ äſtina. a Deulſcher Kraftfahrer in Prag überfallen Juß tritt gegen den Kraflwagenführer des Abgeordneien Frank Prag, 9. Juli. Am Donnerstagabend, etwa um 22.45 Uhr. wurde auf dem Wenzelsplatz in Prag der Kraftwagenführer Uhl des Stellvertreters Konrad Henleins, Abg. Frank, überfallen. Uhl ging zu Fuß über den Wenzelsplatz und wollte in die Heinrichgaſſe einbiegen. Er trug weiße Strümpfe, das Abzeichen der Sudeten⸗ deutſchen Partei am Rockkragen und in der Taſche das ſudetendeutſche Tageblatt„Die Zeit“. An der Ecke Heinrichgaſſe ſtürzten ſich plötzlich zwei Mann auf ihn. Einer entriß ihm die Zeitung, der andere verſuchte. ihm das Parteiabzeichen berunterzureißen. Uhl, der ſich in Begleitung einer Dame be⸗ fand, wehrte ſich verzweifelt gegen die Angret⸗ fer; war jedoch machtlos, als die Menſchen⸗ menge, die ſich um dieſe Zeit noch auf dem Wenzelsplatz befand, mit eingriff und ſich auf ihn ſtürzte. Uhl wurde im Verlauf des Kamp⸗ fes zu Boden geſchlagen und noch am Boden liegend mit Fußtritten traktiert. Schließlich gelang es ihm, mit Hilfe eines Straßenpaſſan⸗ ten in einen Wagen der elektriſchen Straßen⸗ bahn zu ſpringen. Als dies die Menge merkte, verfolgte ſie ſogar die Straßenbahn weiter. Uhl mußte wieder den Wagen verlaſſen und konnte ſchließlich in einer Autotaxe flüchten. Er begab ſich auf die Polizei⸗ wachſtu be, wo man zunächſt keine Notiz von ihm nahm. Erſt als man bei der Aufnahme ſeiner Perſonalien feſtſtellte, daß es ſich um den Kraftwagenführer des Abgeordneten Karl Hermann Frank handelte, wurde ſofort ein Arzt gerufen und Uhl unterſucht. Es wurden Spuren von Fußtritten am ganzen Körver feſt⸗ geſtellt und eine Knöchel verletzung. Obwohl um dieſe Zeit der Prager Wenzelsplatz recht be⸗ lebt iſt, war weit und breit kein Poliziſt zu ſehen. Von den Angreifern wurde nie⸗ mand ſichergeſtellt. Politiſche Tageschronik Auch Moskau nimmt an Meinen es die Sowiets ehrlich mit dem engliſchen Freiwilligenplan? London, 9. Juli. Wie der diplomatiſche Korreſpondent von Reuter meldet, hat ſich die Sowietregierung nunmehr ebenfalls bereit erklärt, den eng⸗ liſchem Freiwilligenplan anzuneh⸗ men. Wie erinnerlich, hatte der ſowjetruſſiſche Vertreter auf der Vollſitzung des Nichtein⸗ miſchungsausſchuſſes am Dienstag nach noch⸗ maliger Abänderung des Artikels über die Seekontrolle dem Plan vorbehaltlich der Zu⸗ ſtimmung ſeiner Regierung in ſeiner abgeän⸗ derten Form zugeſtimmt. Jowiel-A-Boole ſpionieren Stockholm, 9. Juli. Wie„Nya Daglight Allehanda“ am Freitag in großer Aufmachung berichtet, ſollen in der Nacht zum Dienstag vier fremde U-Boote offenbar ſowjetruſſiſcher Herkunft an der nörd⸗ lichen Ausfahrt des Oere⸗Grunds, weſt⸗ lich der Alands⸗Inſeln, geſichtet worden ſein. AuUeichenberg hält die Treue Prag, 9. Juli. Am Freitagvormittag fand die konſtituie⸗ rende Sitzung der neugewählten Stadtvertre⸗ tung von Reichenberg ſtatt. Zahlreiche Volksgenoſſen hatten ſich auf dem Marktplatz eingefunden und erwarteten mit Spannung das Ergebnis der Bürgermeiſterwahlen. Die Frak⸗ tion der Sudetendeutſchen Partei begab ſich ge⸗ ſchloſſen in das Rathaus. Die Bürgermeiſter⸗ wahl ergab 33 Stimmen für den ſudetendeut⸗ ſchen Bürgerſchuldirektor Rohn. Vor dem Rathaus wurde der neue Bürger⸗ meiſter mit Jubelſtürmen begrüßt. Aus der Sitzung heraus wurde an Konrad Henlein ein Treuetelegramm gerichtet. Aufnahmen vom himalaja Die deutſchen Bergſteiger erneut vom Flugzeug verpropiantiert München, 9. Juli. Das Flugzeug der deutſchen Himalaja⸗Ex⸗ pedition konnte am 7. Juli bei wolkenloſem Wetter wiederum Ausrüſtungsgegenſtände und Lebensmittel am Nanga Parbat abwerfen, und zwar ſowohl bei Lager 4(6 200 Meter) als auch beim Hauptlager. Mit leerer Maſchine ſtieg der Flieger dann auf 8 000 Meter und flog um das Gipfelmaſſiv. Dabei wurden photographiſche Aufnahmen ge⸗ macht, die den Bergſteigern zugeleitet werden ſollen, damit ſie Einblick in den Aufbau des Gipfels gewinnen. Die Bergſteiger waren zur Zeit des Fluges noch in Lager 4 und meldeten. daß ſie in guter Verfaſſung ſind. Alles lachte über das Eſel Derby in Marlborough in dem Englands bekannteſte Rennreiter zu ebenſo ſchwierigen wie luſtigen Ritten auf Mei⸗ ker Langohr ſtarteten. Scherl⸗Bilderdienſt⸗M.) Wanna manmrnfeamenganngpanaguna geen ug anmangalubue tente Wachsendes Volk Das Wort von dem 75 Millionen- Volk hat eine neue Beſtätigung durch eine ſtatiſtiſche Veröffentlichung gefunden. Die Be⸗ völkerungszahl des alten Reichsgebietes war demnach Ende 1937 auf 68,072 Mill. errech⸗ net, die des großdeutſchen Gebietes auf 74,826 Millionen. Da noch einige hundert⸗ tauſend Reichsdeutſche hinzutreten, die ſich nur zeitweiſe im Auslande aufhalten, ſo iſt die Zahl von 75 Millionen ſogar überſtiegen. Sie wird ſich in den nächſten Jahren noch weiter erhöhen, denn die Geburtenzahl brachte im alten Reichsgebiet 1937 18,8 pro Mille, da⸗ mit iſt ſie faſt genau ſo hoch wie 1936, obwohl die Welle der Eheſchließungen im langſamen Sinken iſt. Das hat ſeine Urſache darin, daß durch die ſchwachen Kriegsjahrgänge die Zahl der ehefähigen Männer in dieſer Stufe vorübergehend kleiner wird. In Oeſter⸗ reich war die Geburtenzahl übrigens viel ungünſtiger als im alten Reichsgebiet. Da— durch iſt auch der Durchſchnittsſatz für das geſamte Reich um eine Kleinigkeit geſunken Am Rande nolieri. (18,3 ſtatt 18,8 pro Tauſend). Die Sterbe⸗ fälle betrugen 1937 11,7 auf das Tauſend im alten Reichsgebiet, 1158 auf das Tauſend, wenn man die öſterreichiſchen Zahlen hinzu- rechnet. Noch deutlicher wird der Abſtand, wenn aus dem Unterſchied der Lebendgebore— nen und der Geſtorbenen die natürliche Be⸗ völkerungszunahme errechnet wird. Dieſe beträgt für das Altreich allein 7,1 pro 1000, bei Hinzurechnung Oeſterreichs ſinkt ſie auf 6,4 pro 1000 im großdeutſchen Reich. In dieſen Auswirkungen zeigt ſich mit Deutlich⸗ keit, daß die Warnungen vor dem abſinken⸗ den Volkstum in Oeſterreich ihren guten Grund hatten. Politiſche Hoffnungsloſigkeit und wirtſchaftliches Elend führen zum lang⸗ ſamen Tode der Völker. Darüber hat ſich aber niemand im Auslande aufgeregt, am wenigſten diejenigen, die jetzt in den deutſch⸗ feindlichen Blättern laute Klagen darüber er⸗ heben, daß das liebenswürdige Oeſterreich jetzt angeblich in einen Bauplatz und Ar- beitsplatz des Dritten Reiches umgewandelt werden ſolle. 4 LAL Ein Mann erschüttert Afrika Der Kampf um den Sudan/ Von General Nos koOff Copyright by Vorhut-Verlag Otto Schlegel, Berlin SW es (46. Fortſetzung.) Der Anblick des Schlachtfeldes aus der Zeriba war ſchon grauenhaft genug, aber die Bilder, die bei dem Durchſchreiten dieſes entſetzlichen Feldes des Grauens ſichtbar werden, überſteigen jede menſchliche Vorſtellung. Oft lch die vor⸗ marſchierenden Sieger gezwungen, ſich den Weg durch wahre Haufen von Leichen zu bahnen. In wirren Klumpen liegen die Tapferen zer⸗ riſſen und verſtümmelt von den Granaten und Maſchinengewehrkugeln. Furchtbar ſind die Ver⸗ wundungen, die die Toten aufweiſen. Denn es ſind Kugeln beſonderer Art, die hier zur Ver⸗ wendung gekommen ſind. Es ſind die ſogenann⸗ ten„Dum⸗Dum⸗Geſchoſſe“, die ihren Namen nach der großen Munitionsfabrik„Dum⸗Dum“ bei Kalkutta tragen. Die Engländer haben bei ihren Kolonialfeldzügen die Fahrers Gee daß das Stahlmantelgeſchoß ihrer Gewehre keine hinreichende Waffe im Kampf gegen Ein⸗ geborene iſt. Es iſt dieſelbe Erfahrung, die je⸗ der Großwildjäger in den Tropen gemacht hat; das jagdbare Wild verträgt in der tropiſchen Zone Mengen von Blei, die in Europa jedes andere Wild töten würden. Die alten Kolonial- ſoldaten Slatin und Wingate wiſſen, daß in den Sudankämpfen Derwiſche mit Schläfen⸗ und ſo⸗ gar Herzſchüſſen weiterſtürmten, um dem Feind noch das Schwert in die Bruſt zu ſtoßen. So wurde für die Kolonialfeldzüge das„Dum⸗ Dum⸗Geſchoß“ hergeſtellt, indem man den Stahl⸗ mantel abzwickte, ſo daß die vordere Spitze des Geſchoſſes durch den Bleikern gebildet wurde. Soweit das Auge reicht, iſt das Feld von den blutdurchtränkten Gruppen der Derwiſche be⸗ deckt. Nur wenige Sudanneger haben in ihren Nasen gekämpft. Zumeiſt ſind es Araber edler Raſſe, ſchlank und hoch gewachſen, mit ſtolzen Geſichtern, die hier liegen. So marſchiert die Armee vorwärts. Plötzlich iſt die Luft wieder von dem dumpfen Dröhnen der Kriegshörner und Pauken und von dem furchtbaren Todesgeſang der Derwiſche erfüllt. Diesmal richtet ſich der Angriff gegen die Bri⸗ gade Macdonald, die den rechten Flügel der Kitchener⸗Armee decken ſoll. Noch einmal greift Abdullahi an. Rieſig flattert ſeine ſchwarze Paß über den Sturmreihen. un ſteht keine aliſade mehr zwiſchen ihm und den Eng⸗ ländern. Kitchener überſieht die Lage mit einem ein⸗ zigen Blick. Er weiß, daß jetzt tatſächlich alles an einem Faden hängt. Es ſind etwa 15 000 Derwiſche, die unter dem Kommando des Emirs Jakub angreifen. Der Sirdar wirft alle Re⸗ ſerven ſofort Ban Gegenſtoß in die Flanke der angreifenden Derwiſche, und ſo gelingt es im letzten Augenblick, den Angriff zum Stehen zu bringen und die Derwiſche auseinanderzu⸗ ſprengen Dabei ereignet ſich eines der erſchütterndſten Bilder des blutigen Dramas von Omdurman: Die berühmteſten Emire mit ihren Leibgarden haben ſich zu einem Trupp von einigen hundert Reitern zuſammengeſchloſſen und verſuchen noch einmal das Geſchick zu wenden, indem ſie eine Attacke gegen die Maſchinengewehre der Brigade Macdonald reiten. Aber in zwei, drei Minuten iſt alles vorbei, und die Tapferen liegen hin⸗ gemäht in weißen blutüberſtrömten Haufen auf dem Schlachtfeld. In freudiger Stimmung tritt die Armee Kit⸗ cheners den Vormarſch auf Omdurman an. Nur das traurige Geſchick der 21. engliſchen Lanzen⸗ reiter trübt die Siegesſtimmung. Sie ſind in einen Hinterhalt der Derwiſche geraten, der ſie kommandierende Oberſt Martin hat den Kopf verloren und ſo erlitten ſie ſchwere Verluſte, die ſchwerſten, die das engliſche Heer bei Omdurman 4 805 hat. ährend des Vormarſches wird die ſchwarze Fahne des Kalifen, die inmitten eines Haufens von Leichen gefunden wurde, Kitchener über⸗ bracht. Er läßt ſie neben der roten Standarte Aegyptens hinter ſich hertragen. Gegen 3 Uhr iſt die Vorhut ſchon dicht an die Stadt Omdurman herangekommen. Die Ka⸗ nonenboote beſchießen heftig die Befeſtigungs⸗ anlage. Aus der zerſchoſſenen Kubba, dem Grab⸗ mal des Mahds, dröhnt die Umbaia des Kali⸗ fen. Abdullahi ruft ſeine Krieger zum letzten ampf. Aber ehe die Derwiſche ſich noch zum Wider⸗ ſtand ſammeln können, dringen die ſudaneſi⸗ ſchen Bataillone in die Stadt ein. Im ſelben Augenblick öffnet ſich das große Südtor der Kalifenreſidenz, und ein paar hundert Reiter galoppieren in die Wüſte hinaus. Allen voran auf einem Maskateſel der Kalif Abdullahi. Er hat ſeinen Entſchluß, auf den Mauern von Omdurman zu ſterben, aufgegeben. Der Su⸗ dan iſt Eis und Allah iſt barmherzig; er wird ſeinen Eifer und ſeine Ergebenheit belohnen. So beſchließt Abdullahi, nach Kordofan, ſei⸗ nem Heimatland zu fliehen und von dort aus erneut den Kampf gegen die Ungläubigen auf⸗ zunehmen. * Noch ein ganzes Jahr iſt der Kalif eine ſchwere Gefahr für den Sudan und Aegypten. Mehrmals gelingt es ihm, W Truppen⸗ teile vernichtend 10 ſchlagen. ls ihn ſchließ⸗ lich der Oberſt ingate zum letzten Kampf ſtellt und er ſieht, daß es kein Entrinnen mehr gibt, läßt er ſich mit ſeinen Emiren auf einen Hebetsteppich nieder und erwartet mit Gleich⸗ mut den Tod. Mit ihm ſtarb der letzte Kämp⸗ fer für die Sache des, Mahdis, die einſt ganz Afrika erſchüttert hatte und zu einer unermeß⸗ lichen Gefahr für die ganze europäiſche Kolo⸗ niſationsarbeit anzuwachſen drohte. England triumphiert. Die Linie Kairo Kap ſteht wieder unter der Kontrolle der Downing Street, der Längsſchaft des afrika⸗ niſchen Kreuzes gehört den Britten. Nur ein zweifelhafter Faktor iſt in dieſer Rechnung enthalten,— das iſt die Tatſache, daß das Quellgebiet des Blauen Nils, der Tana⸗See, nicht innerhalb der Grenzen des Sudans liegt und damit der Kontrolle der Engländer entgeht. Aber auch Abeſſinien, das um dieſe Zeit in blutigen Kämpfen die Pro⸗ vinz Kaffa beſetzt, wird noch lange nicht in der Lage ſein, das Prinzip der engliſchen Sudan⸗ Politik:„Jeder Tropfen Nilwaſſer gehört Aegypten“ ſchädigen zu können. Daß noch keine 40 Jahre ſpäter auf dem Tana⸗See die gewaltigen Flugboote derſelben Nation liegen werden, die durch die ſiegreiche Beendigung des Sudanfeldzuges aus der Zange Meneliks und der Mahdiſten entrinnen konnte, das kann weder der Sirdar noch einer ſeiner Landsleute ahnen. Am 4. September 1898 geht auf den Trüm⸗ mern des Palaſtes von Khartum, der tragi⸗ ſchen Stätte, an der Gordon unter den Speeren der Derwiſche den Tod fand, die britiſche und ägyptiſche Fahne hoch. Während der feierlichen Zeremonie ereignet ſich ein aufregender Vorfall. Die Vorpoſten längs des Nils melden überraſchend das Her⸗ annahen eines Dampfers aus ſüdlicher Rich⸗ tung. Die ſchwarze Fahne der Mahdiſten weht an ſeinem Maſt. Dicht gedrängt ſtehen die Derwiſche in ihren weißen Gruppen an Deck. Die Garniſon von Khartum wird ſofort alar⸗ miert. Kaum haben die Truppen ihre Stellun⸗ gen bezogen, als der Dampfer in Khartum ſelbſt einläuft. Noch ehe die Engländer das Feuer eröffnen, wird die Fahne geſtrichen, und Speere, Schwerter und Gewehre fliegen in den Nil. Der Dampfer legt am Kai an. Der Emir, der die Derwiſche befehligt, und der Kapitän des Dampfers werden zu Kitchener gebracht. Die beiden können lange Zeit vor Erſchütterung kein Wort ſprechen. Die Tatſache, daß die eng⸗ liſche und ägyptiſche Flagge über Khartum weht, hat ſie wie ein Blitz getroffen, denn der Emir kommt vom oberen Nil; er weiß nichts von der Schlacht von Omdurman. Der Sirdar ſelbſt leitet das Verhör. Es ſtellt ſich heraus, daß der Emir von Abdullahi zuſammen mit anderen Derwiſchen nach dem Süden geſandt wurde, um Getreide zu requi⸗ rieren. Der Emir hebt in tiefer Erſchütterung die Hände gegen den Himmel:„Allah war gegen uns. Ich konnte den Willen des Kalifen nicht 9 Die weißen Teufel ſtehen auch im Sü⸗ en.“ Die Offiziere ſeines Stabes, die an dem Ver⸗ hör teilnehmen, ſind betroffen. Tödliche Bläſſe liegt auf dem Antlitz des Sirdars. Es iſt umſo erſtaunlicher, als er ſonſt nie eine Gemüts⸗ bewegung verraten hat. „Weiße Truppen im Süden?“ Der Emir berichtet, daß es zu einem hef⸗ tigen Feuergefecht mit weißen Truppen gekom⸗ men iſt. (Fortſetzung folgt) Todesurkeil für Wilwe Becker Der Ausgang des Lütticher Giftmordprozeſſes. Brüſſel, 9. Juli. Im Lütticher Giftmordprozeß wurde am Freitag nach einer Prozeßdauer von 25 Tagen das Urteil gefällt. Die des Giftmordes an elf Perſonen und des Gift⸗ mordverſuches an weiteren fünf Perſonen an⸗ geklagte Witwe Becker wurde zum Tode verurteilt. Da in Belgien die Vollſtreckung des Todesurteils abgeſchafft iſt, hat die To⸗ desſtrafe nur theoretiſche Bedeutung. In Wirklichkeit wird die Becker auf unbeſtimmte Zeit ins Gefängnis wandern. Das Grab vorher gegraben Die Geliebte im Wald niedergeſtochen GPK Gräfenberg, 8. Juli Eine entſetzliche Bluttat hat ſich bei dem Dorf Minettenheim unweit Gräfenberg in Oberfran⸗ ken abgeſpielt. Ein aus Schleſien ſtammender Mann hatte den Entſchluß gefaßt, ſich ſeiner Geliebten, die ihm nachgereiſt war, gewaltſam zu entledigen. Mit einer erſchreckenden Kalt⸗ blütigkeit ging er nun an die Verwirklichung ſeines Planes. Er lockte die Frau in den Wald, fiel dort plötzlich mit einem Taſchenmeſſer über ſie her und verſetzte ihr mehrere Stiche in den Hals, bis das Meſſer abbrach. Glücklicherweiſe konnte die Schwerverletzte noch laut um Hilfe rufen, ſo daß ein Radfahrer herbeieilte, der den Täter überwältigte und der Polizei übergab. Der Burſche wurde in das Amtsgerichtsge⸗ fängnis Hilpoltsheim eingeliefert und dort ſo⸗ fort einem eingehenden Verhör unterzogen. Bei ſeiner Vernehmung gab er die Tat unumwun⸗ den zu. Wie ſich ferner herausſtellte, hatte er be⸗ reits einige Tage zuvor in der Nähe des Tat⸗ orts eine Grube ausgehoben in der er die Leiche der Geliebten verbergen wollte.— Die bedauernswerte Frau befindet ſich erfreu⸗ licherweiſe außer Lebensgefahr. Degen Mielpreiserhöhung beſtrafl Kaſſel. Der Polizeipräſident in Kaſſel hat vor einigen Tagen fünf Hausbeſitzer mit zum Teil empfindlichen Ordnungsſtrafen be⸗ legen müſſen, weil ſie gegen die Mietpreis⸗ beſtimmungen verſtoßen haben. Die Hausbeſitzer hatten unter allen möglichen Vor⸗ wänden im Jahre 1937 Mietpreiserhöhungen vorgenommen, obwohl ihnen durch die wieder⸗ holten Bekanntmachungen im Rundfunk, in den Tages⸗ und Fachzeitungen ſowie durch Hinweiſe des Hausbeſitzervereins bekannt ſein mußte, daß Erhöhungen ohne Genehmigung der Preisbil⸗ dungsbehörde verboten ſind. In einem Falle war nach Umbau der Wohnung die Miete ganz er⸗ heblich geſteigert worden. Die Rentabilitäts⸗ berechnung ergab jedoch, daß nur ein weſentlich geringerer Zuſchlag gerechtfertigt war. In einem er hatte der Hausbeſitzer von dem neuen Mieter einen Zuſchlag für Treppenhaus⸗ beleuchtung gefordert, obwohl bei dem früheren Mieter dieſe Entſchädigung bereits im Mietzins enthalten war. Die Behauptung der beſtraften Hausbeſitzer, ihnen ſsien bis heute die Beſtim⸗ mungen der Preisſtoppverordnung unbekannt geweſen, mußte, nachdem die Verordnung bereits 1 e in Kraft iſt, als Ausrede unbeachtet bleiben. Mit drei Tieren 7 Meter tief abgeſtürzt Grünberg(Oberheſſen). Bei einem ſchwe⸗ ren Gewitter verſuchte ein Einwohner des Dor⸗ fes Lardenbach, der mit drei Stück Großvieh auf der Weide von dem Unwetter überraſcht wurde, die Tiere und ſich in einem bedeckten Schuppen des Grubengeländes in Sicherheit zu bringen. Dabei brach der Bretterboden des Schutzraumes infolge der Belaſtung durch die Tiere ein und der Mann ſtürzte mit den drei Stück Vieh in den 7 Meter tiefen Gruben⸗ ſchacht. Er trug dabei ſchwere Verletzungen da⸗ von. Von den Tieren mußte eines notgeſchlach⸗ tet werden, während die beiden anderen leich⸗ tere Verletzungen erlitten. Künſtlicher Regen in der Eifel In der nördlichen Voreifel, im Kreis Eus⸗ kirchen, wurde eine Verſuchsanlage geſchaffen, bei der das Waſſer der Steinachtalſperre aus⸗ genutzt wird, um eine 25 Morgen große Kul- turfläche künſtlich zu beregnen. Das Gelände liegt zwiſchen Euskirchen und Roitz; heim. Man verſpricht ſich durch die künſtliche Berieſelung eine bedeutende Ertragsſteigerung. Die Auswirkung des Verſuches läßt ſich jetzt noch nicht überſehen. Immerhin iſt damit ein Schritt unternommen worden, der ſehr bedeu— tungsvoll werden kann. Die Treue eines Pferdes Schon oft hat man von der Hundetreue— ſie iſt ja ſprichwörtlich— gehört oder geleſen. Aber auch ſchon viele andere Tiere haben eine bei⸗ ſpielloſe Anhänglichkeit an den Menſchen zutage gelegt. So wird uns jetzt der ſeltene Fall von der Treue eines Pferdes aus der Rothen⸗ burger Gegend bekannt. Längere Zeit hindurch war in der Ludleinsmühle bei Rothenburg i. T. ein älteres Pferd beſchäftigt worden, das einem Rothenburger Pferdehändler gehörte. Nun wur⸗ de es vor zwei Wochen, da es in der Mühle nicht mehr benötigt ward, nach Craintal verkauft. Dem Schimmel aber ſcheint das wenig zugeſagt zu haben. Eines Tages machte er ſich in ſeinem neuen Stall los, drückte die Stalltüre ein und trabte von Craintal zu der Ludleinsmühle, deſ⸗ ſen Beſitzer am Morgen nicht wenig erſtaunt war, als ſein altes Pferd, das ſich überdies durch lebhaftes Scharren freudig bemerkbar zu machen ſuchte, auf dem Hofe ſtand. Es hatte einen Weg von 15 Kilometer zurückgelegt. Nachdem es eine ute Mahlzeit erhalten hatte, war zwiſchenzeit⸗ ich der neue Beſitzer, der natürlich den Verluſt des Tieres bald bemerkt hatte, auf der Ludleins⸗ mühle angelangt, um ſeinen„Ausreißer“ wieder in Empfang zu nehmen. Bunte Tageschronik Angewöhnlicher Fang 400 Liter Wein— aus dem Meer gefiſcht Hamburg, 8. Juli Einen ungewöhnlichen Fang machten Fiſcher aus Tönning, die in der Eidermündung mit dem Netz fiſchten. Sie zogen ein Weinfaß von gewal⸗ tigen Dimenſionen an die Oberfläche, das zwar äußerlich ziemlich mitgenommen und alters⸗ ſchwach ausſal, aber ſeinen Inhalt— 400 Liter Wein— beſtens konſerviert hatte. Sachverſtän⸗ dige Anterſuchung ergab, daß das Faß von einem bei Amrum in den Vorkriegsjahren geſtrande⸗ ten Schiff ſtammt. Ueber den Verkauf und die Qualität der Koſtproben des ſo aus kühlem Grunde geborgenen Weins war bisher noch nichts zu erfahren. Schwere Unglücksfälle Sieben Perſonen verbrannt Schweres Autounglück in Algerien §§ Paris, 9. Juli Ein ſchweres Verkehrsunglück ereignete ſich am Freitag in der Nähe der algeriſchen Stadt Conſtantine. Ein mit zahlreichen Ein⸗ geborenen beſetzter Autoomnibus ſtieß an einet Kurve mit einem entgegenkommenden Laſtkraft⸗ wagen zuſammen, wurde gegen einen Baum geſchleudert und geriet im gleichen Augenblick in Brand. Sieben Inſaſſen verbrannten, 17 wel⸗ tere erlitten meiſt lebensgefährliche Verbren⸗ nungen. Großfeuer in lettiſcher Stadt 32 Häuſer vernichtet. Riga. Donnerstagnachmittag brach in dem Städtchen Kraslowa, das unweit von dem kürzlich durch eine Feuersbrunſt heimgeſuchten Ludſa liegt, ein Großfeuer aus. Drei Straßen mit insgeſamt 32 Häuſern fielen dem Feuer zum O'p'fer. Menſchenleben ſind nicht zu beklagen. Der Schaden ſoll etwa 200 000 Lat betragen. Die Urſache des Brandes ſteht noch“ nicht endgültig feſt. Doch ſcheint er auf unvor⸗ ſichtiges Umgehen mit Streichhölzern zurückzu⸗ führen zu ſein. Blick in den Geſtrauchelle Exiſlenzen Frankfurt a. M. Der aus Schleſien gebür⸗ tige 27jährige Gert Gugen war ſchon früh⸗ zeitig mit dem Strafgeſetz in Konflikt geraten und mußte der Vorſtrafen wegen ſeinen Plan, Handwerksmeiſter zu werden, aufgeben. Er ar⸗ beitete ſchließlich für den ihth ſchon länger be⸗ kannten Harry Schröder, der gleichfalls früh⸗ zeitig entwurzelt ünd noch erheblicher vorbe⸗ ſtraft war als ſein Freund Eugen. Als beide jetzt vor der Großen Strafkammer erſchienen, vergoſſen ſie Tränen und zeigten Reue. Die Angeklagten hatten wegen eines vom Schöffen⸗ gericht gegen ſie gefällten Urteils verſchiedene Wünſche. Eugen hatte Urkundenfälſchung und etwa 20 Autoberaubungen begangen und war zu 17 Jahren Gefängnis und zwei Jahren Ehrverluſt verurteilt worden; nun wollte er milder beſtraft ſein und den Ehrverluſt weg⸗ radiert haben. Schröder war wegen Diebſtahls, Hehlerei und Beihilfe zur Urkundenfälſchung zu 22 Monaten Gefängnis und drei Jahren Ehrverluſt verurteilt geweſen. Seine Berufung richtete ſich dagegen, daß er ſich an den Dieb⸗ ſtählen ſeines Freundes beteiligt habe; auch war er mit der Verurteilung wegen e zur Urkundenfälſchung nicht einverſtanden. 6 Tote, 22 Verletzte bei ſchweren Verkehrs⸗ unglücken in Montana Newyork. Im Staat Montana ereigneten ſich am Freitag zwei ſchwere Verkehrsunfälle, die 6 Tote und 22 Verletzte forderten. Bei der Stadt Miſſoula explodierte die Lokomotive eines Frachtzuges, wobei 5 Tote und 15 Verletzte ver⸗ zeichnet werden mußten.— In Billings ſtürzte unmittelbar nach dem Start ein Paſſa⸗ gierflugzeug der Northweſt⸗Air⸗Line ab. Die⸗ ſes Unglück forderte einen Toten und ſieben Verletzte. 22 Menſchen vom Blitz erſchlagen— Schweres Unwetter im Wilnager Gebiet Warſchau. In den letzten Tagen hat ein ſchwe⸗ res Unwetter die Woiwodſchaft Wilna heim⸗ geſucht und einen Schaden angerichtet, der in die Millionen geht. Nach den bisherigen Feſt⸗ ſtellungen wurden 88 Wohnhäuſer und 435 Wirtſchaftsgebäude von dem Sturm zerſtört. Durch Blitzſchlag wurden 22 Perſonen getötet. Sechs Bergknappen verſchüttet Holzwickede i. W. Am Freitag, kurz nach 19 Uhr, wurden auf der Zeche Caroline in Holz⸗ wickede durch Zubruchgehen eines Abbauſtrebs ſechs Bergknappen verſchüttet. Die Bergungs⸗ arbeiten ſind im Gange. Es beſteht leider keine Hoffnung, die Verſchütteten lebend anzutreffen. Exploſionsunglück in Genua Mailand. Auf dem in Genua vor Anker lie⸗ genden Tankdampfer„Ennio“ wurden durch eine Exploſion vier Arbeiter. die Reparaturen an dem Schiff vornahmen, ſchwer verletzt. Man nimmt an, daß die Exploſion ihre Urſache in der Entzündung von Naphthagaſen batte, die in den Tankräumen zurückgeblieben waren, nach⸗ dem das Naphtha ausgeladen war. Eroͤbeben in Oberitalien Keine nennenswerten Schäden Mailand, 9. Juli. In ganz Friaul wurde am 7. Juli um 4 Uhr früh ein leichter Erdbebenſtoß wahrgenommen. dem ein weiterer um 8.55 Uhr folgte. Auch in verſchiedenen Ortſchaften am Alpenrand Vene⸗ ziens wurde das zweite Beben verzeichnet. Es hatte eine wellenartige Bewegung und war von kurzer Dauer. Schäden ſind bis zur Stunde nicht gemeldet worden Gerichtssaal Unter den aus den Autos entwendeten Gegen— ſtänden befand ſich auch ein Picknicktiſch, und als er veräußert werden ſollte, wurde mit einer gefälſchten Erwerbsbeſcheinigung operiert. Eu⸗ gen hatte in erſter Inſtanz recht belaſtend ge⸗ gen den Mitbeſchuldigten ausgeſagt, und es war jetzt zu prüfen, ob ſeine dahingehenden Ausſagen glaubhaft waren oder nicht. Das Gericht gelangte zu dem Ergebnis, daß Eugen nicht glaubwürdig erſchien und milderte das Urteil gegen Schröder auf zehn Monate Gefängnis herab, indem es ihn aus⸗ ſchließlich wegen fortgeſetzter Hehlerei verur⸗ teilte. Bei Eugen kam nur der Ehrverluſt in Fortfall, ſonſt aber blieb es bei der Strafe. Die Vorſtrafen der Angeklagten ſeien nicht ſo groß und ſo ſchwer, daß es angezeigt erſcheine, en Angeklagten die bürgerlichen Ehrenrechte zu nehmen oder ſie gar, wie es bezüglich des einen Angeklagten geſchehen war, unter Poli⸗ zeiaufſicht zu ſtellen. Pfungſtadt. Die Darmſtädter Strafkammer verurteilte unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit eine junge hieſige Frau, Greta E., die ohne in einer Notlage zu ſein, wiederholt Abtreibungs⸗ verſuche gemacht hatte, zu ſechs Wochen Ge⸗ fängnis. * Immer noch Majerus! Verwaecke(Belgien) gewinnt die 4. Etappe der„Tour de France“— Weckerling zurückgefallen Auf der vierten Etappe der„Tour de France“ von Nantes nach Royan(228 km) mußte nicht weniger als dreimal geſtartet werden, da man die Strecke in drei Teilabſchnitte zerlegt hatte. Etappenſieger wurde der Belgier Verwaecke vor Meulenburg(Belgien) und Bini(Italien). Beſter Deutſcher war wieder der Bielefelder Wengler. der im Spurt einen feinen ſechſten Platz belegte und dadurch in der Geſamtwer⸗ tung aufgerückt iſt, während der Magdeburger Weckerling, der nach der dritten Etappe nur 32 Sekunden hinter dem luxemburgiſchen Spitzen⸗ reiter Majerus lag, auf dem letzten Teil der Fahrt einen Defekt zu beheben hatte und mit einem Zeitverluſt von etwa 17“ Minuten im Ziel eintraf. Dadurch fiel er in der Geſamtwer⸗ tung gleich auf den 10. Platz zurück. Dreimal wurde geſtartet Der vierte Tag der Rundfahrt war ein Tag der Belgier, die es offenbar diesmal„wiſſen“ wollten. Jeder Vorſtoß, gleichgültig von wel⸗ cher Seite er vorgenommen wurde, war im Handumdrehen vereitelt, da die wachſamen Bel⸗ gier ſofort nachſetzten. Ihren Landsmann Meu⸗ lenberg ließen ſie allerdings auf dem erſten Teilſtück von Nantes nach La⸗Roche⸗Sur⸗VYon (62 km) entwiſchen. Der belgiſche Weltmeiſter gewannn ganz klar und wiederholte dieſen Sieg auf dem zweiten Wegſtück von La Roche nach La Rochelle über 145 Kilometer. Am kampfreich⸗ ſten geſtaltete ſich die Fahrt von La Rochelle nach Royan über 83 km. Weckerling wurde in einen Maſſenſturz verwickelt und das nutzte das Feld ſofort aus. Es entſpann ſich eine wilde Jagd, in der die Deutſchen kameradſchaftlich bei ihrem Landsmann blieben und bis zum Ziel eine Art Mannſchaftsrennen fuhren, ohne aller⸗ dings das enteilte Feld noch erreichen zu kön⸗ nen. Ein verhältnismäßig geringer Zeitverluſt koſtete dem Magdeburger den zweiten Platz in der Geiamtwertung. Er rutſchte gleich um acht rundenkämpfe gegen die Schweiz zu Plätze zurück an die 10. Stelle. Kurz vor dem Ziel war Verwaecke enteilt und traf 22 Sekun⸗ den vor ſeinen Verfolgern ein. Der Bielefelder Wengler, der ſich auf den erſten Teilſtücken ganz ausgezeichnet gehalten hatte, kam im Geſamt⸗ ergebnis der Etappe noch auf den 6. Platz. Zu⸗ ſammen mit ihm befanden ſich von den Deut⸗ ſchen noch Hauswald, Scheller und Wendel an der Hauptgruyppe.— Geſamtwertung: 1. Majerus(Luxemburg) 28:29:10. 2. Leduca (Frankreich) 28:30:06, 3. Goasmat. A. Magne und Clemens 28:30:14, 6. Speicher, Wengler und Lowie 28:30:32.9, Coſſon(Frankreich) 28:30:51, 10. Weckerling 28:31:00. Handball-Wellmeiſterſchaft Die Zwiſchenrundenſpiele— Schweden trifft auf die Schweiz Am Freitag wurden in Magdeburg die bei⸗ den Zwiſchenrundenſpiele zur Handball⸗Welt⸗ Meiſterſchaft abgewickelt. Vor rund 4000 Zu⸗ ſchauern ſchlug zunächſt in einem Troſtrunden⸗ ſpiel die holländiſche Elf die Mannſchaft Lu⸗ xemburgs mit 9:9(5:0) Toren. Die Holländer treffen jetzt am Samstag in einem weiteren Troſtrundenkampf auf Polen, während Luxem⸗ burg als unterlegene Elf ſich am Sonntag mit dem Verlierer des zweiten Zwiſchenrunden⸗ kampfes, Rumänien, um den 5. bezw. 10. Platz auseinanderzuſetzen hat. Die Rumänen liefer⸗ ten den Schweden im anſchließenden Spiel einen durchaus ebenbürtigen Kampf, wurden aber knapp 7:6(3:3) geſchlagen. Damit haben die Skandinavier das Recht erworben, am Samstag in Berlin einen der beiden Vorſchluß⸗ beſtreiten. Die Spiele des Samstag: Vorſchlußrunde: Deutſchland— Ungarn, Schweiz— Schweden: Troſtrun de: Tſchecho⸗Slowakei— Dänemark: Polen— Holland. Jüdiſche Hochflaplerin Darmſtadt. Die Große Strafkammer verhan⸗ delte gegen die 20jährige in Berlin geborene Jüdin Mirjam Peritz wegen Dieb⸗ ſtahls und Betrugs. Mit 15 Jahren war ſie mit ihrer Mutter nach Paläſtina ausgewan⸗ dert, Anfang 1936 aber wieder nach Europa n. angeblich, weil ſie infolge Streitig⸗ eiten mit der Mutter auf deren Veranlaſſung ausgewieſen worden ſei. Auf den Arbeits- plätzen, die ihr dann jüdiſche Gemeinden an⸗ wieſen, blieb ſie nie lange, wohl weil ſie ſich mit dem Arbeiten nicht befreunden konnte. Im vorigen Jahr kam ſie wiederholt auch nach Deutſchland, nachdem ſie wegen Zechprellereien in der Schweiz eine kleine Strafe erhalten hatte und von dort ausgewieſen worden war. In Karlsruhe wurde ſie bald wieder we⸗ gen Zechbetrugs und Diebereien beſtraft, dies⸗ mal mit 8. Monaten Gefängnis. Nach Ver⸗ büßung der Strafe brachte die jüdiſche Wohl⸗ fahrtspflege ſie in einer Münchener Nerven⸗ klinit unter. Sie lernte in München einen ägyptiſchen Studenten kennen, den ſie um eine Brieftaſche mit 120 RM. erleichterte, und ging wieder durch Nach mancherlei Irrfahrten landete ſie in Darmſtadt, wo ſie in einem Hotel abſtieg, um nach drei Tagen ohne Bezahlung wegzubleiben. Wieder hatte ſie einen jungen Herrn kennen⸗ gelernt, mit dem ſie zwei Tage und Nächte ver⸗ brachte. Die Brieftaſche, die ſie ihm wegnahm, um erneut zu verduften, war„bargeldlos“, weshalb ſie ſie ihm zurückſchickte. Dem Kava⸗ lier war mittlerweile der Verdacht gekommen, daß es mit ihrer ihm vorgeſpiegelten Arier ſchaft nicht ſtimme. Er ſpürte ihr nach und übergab ſie der Kriminalpolizei. Die Angeklagte iſt geſtändig. Der mediziniſche Sachverſtändige ſtellte feſt, daß ſie gemindert zurechnungsfähig ſei. Das Gericht erkannte auf eine Gefängnisſtrafe von einem Jahr und zwei Monaten und ordnete ihre Unterbrin⸗ gung in einer Heilanſtalt an, da die Ange⸗ klagte eine ſtarke hochſtapleriſche Neigung zeige und infolge dieſer Veranlagung immer wieder zu ähnlichen Straftaten gelangen würde. Unwürdige Behandlung von Gefolgſchafts⸗ mitgliedern wird beſtraft Um den von ihm für überzählig gehaltenen Gefolgſchaftsangehörigen die weitere Arbeit im Betrieb ſo unerträglich zu machen, daß ſie ſchließlich von ſich aus den Betrieb verlaſſen ſollten, ließ ſich ein Betriebsführer dazu ver⸗ leiten, aus geringfügigſten Anläſſen ausfallen⸗ de Aeußerungen gegen die Angeſtellten zu ge⸗ brauchen, ſie rückſichtslos zu behandeln und ſie bei jeder ſich bietenden Gelegenheit fühlen zun laſſen, daß ſie im Betrieb überflüſſig ſeien. Dieſes Verhaltens wegen wurde der Betriebs⸗ führer vom Reichsehrengerichtshof zu einer Geldſtrafe von 3000.— RM. verurteilt. Auf dem von dem Betriebsführer gewählten Wege, überzählige Gefolgſchaftsmitglieder zur Aufgabe einer lange innegehabten Arbeits⸗ und Brotſtelle zu bewegen, ſo führt der Reichs⸗ ehrengerichtshof aus, iſt herzlos und böswillig, läßt Sorge und Mitgefühl für die Gefolgsleute vermiſſen und bedeutet einen Mißbrauch der Machtſtellung. Zuchthaus für einen Heiratsſchwindler „Frankfurt a. M. Der 38jährige Karl Mohr zählt zu den nicht anerkannten Erfindern. Er baut Pläne und baſtelt an allerhand Dingen herum, die ſich praktiſch verwenden laſſen ſol⸗ len, ſie ſind aber nicht patentiert worden. Da⸗ gegen wurde jetzt gewiſſermaßen ſtaatlicherſeits ſein Erfindungsreichtum in punkto Ghever⸗ ſprechen anerkannt, indem man ihn als Heiratsſchwindler entlarvte und zu 172 Jah⸗ ren Zuchthaus verurteilte. Zwiſchen ihm und ſeiner Braut war ſchon ſo ziemlich alles ins Reine gebracht. Er hatte ſchon 1600 RM. Erſparniſſe von ihr in der Taſche, als man ſich zur offiziellen Verlobung in die Heimat des Mädchens begab. Ein Verwandter des Mäd⸗ chens hatte Bedenken, die, wie ſich bald zeigte, gerechtfertigt ſein ſollten, denn eines Tages ließ Mohr die Braut ſitzen. In der ge⸗ gen ihn gerichteten Strafkammerverhandlung trug er einen eigenartigen Grund vor, der ihn bewogen habe, ſich von der Braut zurückzu⸗ ziehen; aber dieſer Grund ſchlug nicht durch. Unter Freiſprechung von der Beſchuldigung der Notzucht bekam der Angeklagte ſeine vierte Strafe. Siehoören im Rundfunk. Stuttgart Sonntag, 10. Juli 1938 6.00 Aus Heidelberg: Frühkonzert; 8.00 Aus Frank⸗ furt: Waſſerſtand, anſchl. Wetter,„Bauer, hör' zu!“ und Gymnaſtik; 8.30 Aus Karlsruhe: Evang. Morgen⸗ feier; 9.00 Aus Stuttgart: Feſtkonzert anläßlich des Schwäbiſchen Liederfeſtes 1938; 10.00 Zwiſchenmuſik; 10.15 Schaltpauſe; 10.30 Aus München: Aus dem 5 der Deutſchen Kunſt: Eröffnung der„Großen eutſchen Kunſtausſtellung 1938“; 12.00 Aus Baden⸗ Baden: Mitttagskonzert; 12.30 Blasmuſik; 13.00 Klei⸗ nes Kapitel der* 13.15 Aus Berlin: Muſik am Mitttag; 14.00 Hoch auf dem gelben Wagen... Wie⸗ der daheim!; 14.30 Muſik 155 Kaffeeſtunde; 16.00 Aus Köln: Sport und Unterhaltung; 18.00 Unſere Heimat, Vorarlberg— Bregenzer Wald; 19.00 Tanzmuſik; 19.30 Nachrichten, Sport; 19.45 Deutſche Schwimm⸗ Meiſterſchaften in Darmſtadt; 20.00 Wie es euch ge⸗ fällt(Sonntagsabendmuſik); 22.00 Zeit, Nachrichten. Wetter, Sport: 22.30 Tanz und Unterhaltung; 24.00 bis 3.00 Nachtkonzert. Stuttgart Montag, 11. Juli 1938 5.45 Morgenlied, ede Wetter, Landwirtſchaft⸗ liche Nachrichten und Gymnaſtik 6.30 Aus Franlfurt: rühkonzert; 8.00 Waſſerſtand, Wetter, Marktberichte, vmnaſtik; 8.30 Morgenmuſik; 9.30 Sendepauſe; 11.30 Volksmuſik und Bauernkalender; 12.00 Aus Dresden: Mitttagskonzert; 13.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wet⸗ ter; 13.15 Aus Dresden: Mittagskonzert; 14.00 Aus Stuttgart:„Friſche Briſe“(Ind.⸗Schallpl.); 15.00 Sendepauſe; 16.00 Muſik am Nachmittag; 18.00 Wa⸗ rum fliegen Sie nicht auch? Hörfolge von W. Ehmer; 18.30 Aus Stuttgart: Griff ins Heute; 19.00 Nach⸗ richten; 19.15 Aus Mannheim: Pälzer Kinner. Eine heitere Folge von Karl Hanns Münnich; 20.00 Stutt⸗ gart ſpielt auf! 22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter⸗ und Sportbericht, 22.30 Aus Köln: Nachtmuſik und Tanz; 24.00—3.00 Aus Frankfurt: Nachtkonzert. f dewif niht Est Ste Stun ei i fn Ur ih Vie Sl fit z daf duert kennt Lobe Sole 100 et uch nac delereien erhalten den war. leber he aft, dies. ach Nene U 0„ Lohl⸗ Nerben⸗ en einen um eine und ging ſie in lieg um bleiben, kennen äche her⸗ pegnahm, Rebblos m Kaba⸗ omen, Atier⸗ lach und diziniſce indert erkannte aht und nerbrin⸗ e Auge⸗ ing zeige T wieder f. zun, 9 T fu: ſorgen, lch be filr 8 8 wieder drängen ſich die auf dem Flugplatz um die prachtvolle Maſchine. Aber diesmal iſt es Riga, das von oben be⸗ Sritlout᷑ im Condor Wesſalen: Einmal um den„Kleinen Teich“ Beſuch bei den Nachbarn der Oſtſee. Das„Wunderkind“ des Flugzeugbaues hat ſich bewährt Sonderbericht für unſere Zeitung von Ernſt Günther Dickmann Seit der„große“ Teich, der Ozean, von zünftigen Fliegern auch„Bach“ genannt, im regelmäßigen Streckenflug überquert wird, ſind längere Luftreiſen keine Seltenheit und keine Senſation mehr. Allen Tücken und Widerwärtigkeiten des Meeres und den langen Entfernun⸗ gen zum Trotz hat ſich die Technik durch die Kühnheit und Entſchloſſenheit weniger Pioniere der Luft⸗ fahrt beflügeln laſſen. Lange Tagereiſen von früher ſind heute in Minuten erledigt, und regelmäßig ziehen auf allen Verbindungsſtrecken der großen Städte heute die Maſchinen der europäiſchen Luft⸗ verkehrsgeſellſchaften, an ihrer Spitze die der Lufthanſa ihre Bahn. Das Wetter, jener dem Laien ſo unberechenbar erſcheinende Zuſtand, kann heute kaum noch den regelmäßigen pünktlichen Luftverkehr beeinträchtigen. Die techniſchen Einrichtungen und die Erfahrungen der Piloten machen die Luftreiſe zu einem bombenſicheren, zuverläſſigen Unternehmen. Aber dennoch arbeiten tagtäglich die beſten Konſtrukteure an neuen Modellen, in denen alle bisher geſammelten Erfahrungen berückſich⸗ tigt werden. Auf Hunderttauſenden von Kilometern erprobt ſind ſolche Typen, ehe ſie in den prak⸗ tiſchen Luftverkehr eingeſetzt werden. Sie haben Wind und Wetter, härteſten Zerreißproben, vielen Widerwärtigkeiten unzulänglicher Plätze, kurz, allen überhaupt denkbaren Schwierigkeiten ſtandgehalten, ehe zum erſtenmal ein regulärer Fluggaſt die Kabine betritt.„Sicherheit zuerſt“ iſt der blei⸗ bende Grundſatz der Hanſa, und das iſt gut ſo. Denn dieſes unverrückbare Geſetz erfordert die beſte Qualität an Menſchen und Material, die gründlichſte Ausbildung, die peinlichſte Handhabung. In abſebbarer Zeit wird das neukonſtruierte Großflugzeug der Focke⸗Wulf⸗Werke,„Con⸗ dor“, in den regulären Luftdienſt eingeſetzt werden und damit jenes Höchſtmaß an Komfort, Sicherheit und Geſchwindigkeit in den Luftdienſt mitbringen, das nunmehr ſchon durch mehrfache e eee Langſtreckenflüge bewieſen wurde. Muſter an Bequemlichkeit Gerade hat die„Saarland“ ihren großartigen Flug nach Kairo beendet, da ſtartet auch ſchon ihr Schweſterflugzeug„Weſtfalen“ zu einem Rundflug über die Oſtſee. Einmal, um den„kleinen Teich“, dieſer Flug hat es bewie⸗ ſen, iſt eine Leiſtung weniger Stunden. Aber Stunden des Genuſſes und des uneingeſchränk⸗ ten Flugerlebniſſes. Soeben hat ſich die Maſchi⸗ ne, die in ihrer eleganten, ſchlanken Geſtalt auf allen Flugplätzen Bewunderung hervorruft, über Tempelhof erhoben. Bequem in die brei⸗ ten, weichen Seſſel zurückgelehnt, blicken die 26 Fluggäſte in die Häuſerſchluchten Berlins hin⸗ ab— und ſchon liegt der große Steinhaufen hinter uns. Wälder, Felder, Kanäle. Dörfer, rauchende Schornſtein zu unſeren Füßen. Das breite Band der Autobahn, tief unten. Breit? Schon ſind es zwei kleine, ſchmale Streifen, auf denen winzige Käſer zu kriechen ſcheinen. Wir fliegen 1000 Meter hoch über deutſches Land. Und zur Begrüßung reicht„Fräulein Stewar⸗ deß“, neben dem Kapitän die beliebteſte Per⸗ ſönlichteit an Bord, einen Frühſtückskaffee, während hauchdünne Wölkchen links und rechts wie verwehter Zigarettenrauch an beiden Kabi⸗ nenfenſtern vorbeiſtreiſen. 2000 Meter. Ge⸗ ſchwindigkeit? Wir merken ſie kaum, denn wenn wir aus dieſer Höhe hinabblicken, liegt die Landſchaft wie ein ausgebreitetes Kartenblatt da, über das man langſam mit dem Zeigefinger fährt. Gerade, ſauber, ab⸗ gemeſſen die Feldſtücke in ihrem hellen Gelb. Grün und Braun, dunkel die Kieſerwaldungen, blinkend die Seen Hintervommerns. Tief in die weichen Seſſel gedrückt, blicken wir in den Him⸗ mel hinaus, auf die weißen Wolkengebirge am Horizont, in das herrliche Blau des Zenits. Herr über jede Entfernung Nun legt ſich der„Condor“ auf die Seite, der Horizont ſchwankt, und unter den Flügeln wie⸗ der Häuſerſchluchten, Straßenbahnen, Autos. Plätze. Königsberg, die Hauvptſtadt des deut⸗ ſchen Oſtens, iſt in weniger als zwei Stunden, gewiſſermaßen während des Frühſtücks, er⸗ reicht. In Deutſchland gibt es keine Entfernungen mehr. Selbſt die längſte Strecke quer durch das Reich iſt in wenigen Stunden durchquert. Dann wieder Oſtpreußen tief unten. Ein paar Minuten ſind es nur, und ſchon fliegen wir über Litauen. Noch haben wir die norddeutſche Landſchaft friſch im Ge⸗ dächtnis, und ſchon erkennen wir aus 1000 Me⸗ ter Höhe bereits den Unterſchied. Schwächere Beſiedlung überall, anders die Höfe, anders die Straßen, anders die Dächer. Wir ſind dem Oſten ſichtbar näher gerückt. Einſame Flächen ziehen zu unſeren Füßen dahin, weltvergeſſene Ort⸗ ſchaften, als ſeien ſie ſchlafend, werden über⸗ quert. Und wieder nach wenigen Minuten, er⸗ kennt man intenſivere Bodenbewirtſchaftung, moderne Bauweiſe einzelner Höfe— eine Schleife, eine Stadt ſekundenlang neben unſeren Tragflächen, Landung. Kowno. Graf Schack, unſer Pilot, dreht ein„Ding“, wie auf jedem unſerer Zielhäfen. Mit Vollgas tief über den Platz, mit Vollgas ſteil in die Höhe(bitte Glä⸗ ſer feſthalten!), eine ſteile Linkskehre, eine Schleife links um das Gelände, und ſchon ſchwe⸗ ben wir wieder ein. Rollen bis an das Abfer⸗ tigungsgebäude, wo die Behörden und Gäſte der deutſchen Kolonie mit dem Geſandten des Deutſchen Reiches zur Begrüßung ſtehen. Wäh⸗ rend wir im Kraftwagen der deutſchen Geſandt⸗ ſchaft eine kurze Rundfahrt durch Kowno ma⸗ chen, kreiſt Condor„Weſtfalen“ in kühnen Kur⸗ ven mit ſeinen geladenen Gäſten über der Stadt, ein ſtolzer Rieſenvogel und würdiger Zeuge deutſcher techniſcher Leiſtung. Jede Stunde ein neues Land Eine Stunde ſpäter donnern wieder die vier ſchweren Motore über Fluß und Stadt, und i begeiſterten Beſucher wundert wird. And hier wie dort die gleiche unverhohlene Begeiſterung. Wieviel Kilometer haben wir ſchon hinter uns gebracht? Waren wir eben nicht noch in Berlin? Iſt Europa wirklich ſo klein? Jetzt erſt, da wir eine Stunde ruhig im Flughafenreſtaurant zu Mittag eſſen. begreiſen wir, welche Leiſtung der Condor voll⸗ bringt. Mehr als 300 Kilometer„frißt“ er in der Stunde, und wir erleben es hoch oben, als ſei das ein Kinderſpiel. Zwiſchen Riga und Reval fliegen wir tief über dem Waſſer, an der herrlichen Küſte des Rigaer Meerbuſens entlang. Verſteckte Gehöfte in tiefen Wäldern werden vom Dröhnen der Motoren aufgeſchreckt, Viehherden galoppieren über die Wieſen, die wir in raſendem Tempo überfliegen, ſonnen⸗ glänzend ſchlagen die Wellen greifbar dicht un⸗ ter uns an den Strand. Station Reval. Be⸗ grüßung, Rundflug, Start. Und wieder unter uns das Meer. Steinig ragen die erſten Schären mit einſamen roten Blockhäuſern aus der See, gelegentlich quert langſam ein Schiffs⸗ dampfer keuchend und qualmend unſere Rich⸗ tung. Nun kommen die Inſeln häufiger, ſie wer⸗ den größer und bunter, Anſiedlungen grüßen anheimelnd aus dunkelgrünen Waldſtücken, wei⸗ ße Segel blähen ſich auf der ſchwarzen Flut. Wir ſchrauben uns höher, kurven, ſenken uns und rollen in Helſinki ein. Ein funkelnagel⸗ neuer ſauberer Flughaſen mit hellen Gebäuden nimmt uns auf. Ein Abend in Schweden Letzte Station des Tages iſt Stockholm. Leuchtend hat uns die Sonne über Finnlands Seen und endloſen Wäldern begleitet, glühend ſenkt ſie ſich auf das Meer hinab, als wir über abertauſend Schären hinweg Schwedens Haupt⸗ ſtadt anfliegen, als roter Ball ſteht ſie noch am Horizont, während wir den Fuß auf den Flug⸗ platz Bromma ſetzen, um einen Abend im gaſtlichen Schweden zu verbringen. Aber es wird nicht dunkel. Fahl ſteht der Himmel über der Stadt und den Häfen. Mitternachtſon⸗ ne leuchtet über Schwedens Norden. Zwar er⸗ reicht ſie uns nicht ganz, doch ein Abglanz ihres Schimmers erhellt noch unſeren Weg. Zum Traum wird der Flug, als wir am nächſten Morgen von Stockholm aus tief zwiſchen den Schären nach Süden fliegen. Oft iſt der Abſtand zwiſchen den kleinen Inſeln von einan⸗ der kaum breiter als unſeres Condors Trag⸗ flächenſpannweite, und manchmal iſt uns. als müßten wir die Bäume mit den breiten Flügeln ſtreifen. Als wir ſpäter nach oben ſtoßen und weit ringsum die tauſend Seen aus dem ſteini⸗ gen Dunkel des Landes blinken ſehen, fühlen wir beglückt, in dieſem Flug einen der ſchönſten Eindrücke gewonnen zu haben, den die moderne Fliegerei vermitteln kann. Wieder 2000 Meter hoch. Condor„Weſtfalen“ raſt in Richtung Deutſchland. Ein wolliges weißes Wolkenbeit verhindert die Sicht. Wenn wir uns zurück⸗ legen und die Augen ſchließen, iſt uns, als ſtün⸗ den wir in der Luft. Keine Bö. kein lautes Mo⸗ torengeräuſch, nur ein dumpfes Summen an unſeren Ohren. „Sehen Sie“, erklärt der Flugkapitän,„ſo muß man fliegen, und dafür iſt die Maſchine gebaut. Bei kleinen„Sprüngen“ lernt man ſie nicht kennen.“ „Kleine Sprünge“ durch Europa Kleine Sprünge? Königsberg, Kowno, Riga, Reval, Helſinki, Stockholm— kleine Sprünge? Große Neuzeit, was ſind das für Begriffe! Muß man erſt 1000 Kilometer über den Wolken fliegen, um zu wiſſen, was eine kurze Luftreiſe iſt? Fräulein Stewardeß reicht einen Abſchiedsſchluck. Unter uns iſt das Stet⸗ tiner Haff. Der Höhenanzeiger klettert wieder abwärts. Wieder Häuſerſchluchten rechts und links. Als ob wir eben erſt abgeflogen wä⸗ ren. Tempelhofer Feld. Ein letzter Abſchieds⸗ blick auf den ſchönen„Condor“ und alle Hoch— achtung! Wir wollen den Hut vor ihm ziehen. Aber den Hut haben wir geſtern früh in der Eile in Berlin gelaſſen und es unterwegs gar nicht gemerkt Und gebraucht haben wir ihn auch nicht. Denn wir haben ja nur eine Spritztour über den„Kleinen Teich“ gemacht. Fräulein Lolas Zimmer ö Von Hagen Thürnau Am dritten Tag ſeines Aufenthaltes in Garmiſch hatte Jürgen ein verwirrendes Er⸗ lebnis. Es beſtand darin, daß ſich abends im Kurkonzert an ſeine Seite eine junge Dame etzte. 1 Himmel ſelber ſchien Jürgen zu Hilfe u kommen. Bei Schluß des Konzerts ging ein egen nieder und hielt die Hörer, die unter der offenen Halle ſaßen, auf ihren Plätzen feſt. Es war daher nicht ſchwer, mit der ſchönen Nach⸗ barin bekannt zu werden. Ihr Geſpräch wurde lebhafter, und plötzlich entdeckten ſie, daß der Regen aufgehört hatte und nur ſie allein noch unter der Halle ſaßen. Fräulein Lola war aus Berlin. Sie hatte keinen Beruf und verbrachte einen großen Teil des Jahres in Gaxmiſch. Morgen früh aller⸗ dings, ſo erklärte ſie, müſſe ſie abreiſen. Wie ſchade, daß ſie ſich nicht früher begegnet wären! Doch er ſei ja ebenfalls aus Berlin und könne nach ſeiner Rückkehr ſie anrufen. Jurgen ging die nachſten dret Tage umher in einem ſeligen Rauſch. Immer wieder ſtellte er ſich Lolas Bild vor Augen. Bis ſeine Ein⸗ bildungskraft erlahmte und ihre Züge ſich ver⸗ wiſchten. Es war, als habe er ſein geiſtiges Auge überanſtrengt oder als habe er in die Sonne geſtarrt und erblicke nun anſtelle des geliebten Geſichtes einen ſchwarzen Fleck. Wenn ſich ihm aber Lolas Bild ſo verdunkelte, merkte 1 jedesmal, daß ſie auch ſeinem Herzen ent⸗ glitt. Ihm fiel ein, er könne zu der Penſion gehen, in der ſie gewohnt hatte; es trieb ihn dazu, die Umgebung kennen zu lernen, in der ſie einen großen Teil des Jahres lebte. Er gab an, er ſuche ein Zimmer. Das Haus⸗ mädchen rief die Wirtſchafterin. die das Haus verwaltete, und dieſe, eine Frau mit einem nervöſen, fahrigen Weſen, muſterte Jürgen und ſchien zu einem günſtigen Ergebnis zu kommen. Sie wurde überaus freundlich und ſagte:„Zei⸗ gen Sie dem Herrn Fräulein Lolas Zimmer! Das könnten wir ja jetzt vermieten.“ Jürgen bezog das Zimmer noch am ſelben Vormittag; und damit begannen für ihn wun⸗ derſame Tage. Der Raum war ganz in dem uſtand, in dem er von ſeiner früheren In⸗ aberin bewohnt worden war; auf dem Bücher⸗ geſtell ſtanden ihre Bücher, an den Wänden hin⸗ gen ihre Bilder, manche der Schubladen waren noch angefüllt mit duftigen Sachen, die ihr gehörten. Das junge Mädchen hatte offenbar nur mit einer kürzeren Abweſenheit gerechnet. In einer ehrfürchtigen Scheu, faſt ängſtlich richtete ſich Jürgen in dem Zimmer ein. Alle die Gegenſtände. die ihn bier ſo traulich umaa⸗ ben, drugten erwas vom Weſen tyrer Beſttzerin aus, ließen ihre Neigungen erkennen, legten Zeugnis ab für ihren guten Geſchmack. Jürgen gab ſich willig dem Zauber hin, der von dieſem Jungmädchenzimmer ausging; er ſpann ſich darin ein. Wenn er ſich in dem be⸗ quemen Bett ausſtreckte, dachte er daran, daß auch ſie hier geruht hatte und wenn er mor⸗ gens auf der Terraſſe frühſtückte, ſtellte er ſich vor, wie auch ſie dort geſeſſen und hinüber⸗ geblickt hatte zu den heroiſchen Berggeſtalten der Waxenſteine. Er wollte ſich ganz in dieſes andere Leben verſenken, er las in ihren Bü⸗ chern, um den Gedanken nachzugehen die auch ſie einmal gedacht hatte. Oder war das alles eine Täuſchung? War ſie am Ende dennoch ein ganz anderer Menſch, als er ſich ſelbſt einbildete? Er erhielt Gelegenheit. die Probe zu machen. 90 den Bänden ihrer Bücherſammlung and er ein ausgeſchriebenes Tagebuch. Er er⸗ ſchrak und ſcheute ſich. darin zu leſen. Dann tat er es trotzdem. Durch die wenigen Seiten, die er mit klopfendem Herzen überflog, erhielt er den ſchönſten Beweis, daß dieſes Rädchen ein liebenswürdiger, kluger, ernſtringender Menſch war. Beſchämt und zugleich beglückt, ſteckte er das Buch wieder an ſeinen Platz. Als er ſich eines Tages gerade raſierte, wurde ſeine Zimmertür ohne Anklopfen geöff⸗ net. Auf der Schwelle ſtand ein blondes Mäd⸗ Lut Unierhaliung und Belehrung chen mit einem Koffer in der Hand und ſtarrte ihn aus großen Augen an. Dann errötete ſie und zog ſich mit einer geſtammelten Entſchul⸗ digung wieder zurück. „Wer war das ſoeben?“ fragte Jürgen das Zimmermädchen, das gleich darauf eintrat. Das Mädchen kicherte.„Das iſt das Fräu⸗ lein Irene, das hier bei der Bank angeſtellt iſt und der das Zimmer gehört. Ganz unver⸗ mutet iſts heimkommen vom Urlaub. Da wird der Herr das Zimerl ſchnell räumen müſſen.“ „Ich denke, dies iſt Fräulein Lolas Zim⸗ mer?“ „Ja, mei! Das nennen wir bloß ſo weil voriges Jahr das Fräulein Lola aus Berlin drin gewohnt hat!“ Jürgen war aus den roſenfarbenen Wolken ſeiner Träume auf eine Erde geſtürzt, wo er ſich nicht mehr auskannte. Er hatte doch Fräu⸗ lein Lola geliebt? Und nun ſollte dieſe Lola nichts ſein als eine Maske, hinter der kein Geſicht war? Eine Larvenhülle, in der kein Schmetterling mehr ſteckte, wie er gemeint hatte? Jürgen erhielt ein Zimmer im Dachgeſchoß. Er war wie betäubt, es dauerte Tage, bis 8 die Dinge ihm wieder zurechtrückten. Er mußte umlernen. Sie hieß Irene! Und war ein Mäd⸗ chen mit warmblondem Haar und klaren grauen Augen und einer biegſamen Geſtalt! Ganz das Gegenteil von Lola und lange nicht ſo auffal⸗ lend ſchön! Aber dann erkannte er ſchnell, daß erſt dieſe Irene das verkörperte, was ihr Zim⸗ mer ihm verraten hatte; daß ihre Erſcheinung und der ſeeliſche Schemen. den er kennen ge⸗ lernt hatte, ſich ergänzten wie jene farbigen Teildrucke, die erſt übereinandergelegt das rich⸗ tige Bild ergaben. a Freilich, was nützte das Jürgen! Die Dinge waren nun einmal verfahren. Das Mädchen hatte Zorntränen geweint über das taktloſe Fräulein Wimmer, ſie ſchämte ſich vor dem jun⸗ gen Mann, der in die geheimen Bezirke 15 Privatlebens eingedrungen war; ſie wich ihm aus. ſie haßte ihn! Die beiden Menſchen waren in ein Verhältnis zueinander geraten, das er⸗ regend und quälend geſpannt blieb. War es da nicht das Beſte, wenn Jürgen abreiſte? Er packte ſeinen Koffer und ſtellte ihn zum Abholen an den Hauseingang. Fräulein Irene ging vorüber und ſtutzte. Sie ſuchte nach Worten„Wenn ich Sie vertrie⸗ ben habe— das täte mir ſehr leid!“ Und ihre ſanfte Stimme und ihr Erröten waren ein be⸗ glückendes Wunder für Jurgen. Er faßte einen plötzlichen Entſchluß. „Wollen Sie mir Gelegenheit zu einer Aus⸗ ſprache geben?“ Und dann ſetzte er ſich mit ihr am Kramer⸗ plateau und im Angeſicht der Waxenſteine auf eine Bank und beichtete, was in den letzten Wochen mit ihm vorgegangen war. Sie ſchüttelte vor Verwunderung den Kopf. „Das iſt nun alſo ſo etwas wie eine Liebes⸗ erklärung!“ Und dann lachten ſie beide. Aber ihre Blicke blieben auf eine ſeltſame Weiſe in⸗ einander hängen, als ſuchte ein jeder von ihnen den andern zu ergründen. 0 In der Folge ſetzten ſie ſolche Ergründungs⸗ verſuche des öfteren fort Und das Ergebnis war, daß Jürgen im nächſten Jahr Irene nach Berlin holte. Wiſſenswertes Aller lei Vor einigen Jahrhunderten tauchte in Eng⸗ land das Gerücht auf, daß die ſehr beliebte ſo⸗ genannte„Mince⸗-pie“, eine Paſtete aus ge⸗ würztem Fleiſch, urſprünglich ein heidniſches Gericht ſei. Die Folge war, daß dieſes Gericht vom Speiſezettel aller guten Chriſten verbannt wurde; noch Anfang des vorigen Jahrhunderts gab es in England viele Geiſtliche, die nicht wagten, eine ſolche Paſtete zu eſſen. Heute aber iſt das alte Leibgericht der Engländer längſt zu Gnaden angenommen. Sehr ſtarke Magneten werde heute aus Kunſt⸗ harz hergeſtellt und aus einem Pulver, das aus Stahl mit einem Zuſatz von kleinen Mengen Wolfram, Kobalt. Aluminium. Nickel, Chrom und anderem beſteht. Die Miſchung wird unter hohem Druck in der Form und Größe gepreßt, die man dem Magneten zu geben wünſcht. Heuſchrecken orientieren ſich nach dem Gehör, nicht nach dem Geſicht. Setzt man ein Heuſchrek⸗ kenmännchen vor ein Mikrophon, ſodaß die Tö⸗ ne, die es von ſich gibt, durch Lautſprecher über⸗ tragen werden, ſo kommen Heuſchreckenweibchen, die ſich in der Nähe befinden, möglichſt nahe an den Lautſprecher heran. Dagegen kümmern ſie ſich überhaupt nicht um ein Männchen, das un⸗ ter einer Glasglocke ſitzt, ſodaß man es zwar ſehen, aber ſeinen Geſang nicht hören kann. Was iſt auf dem Mond los? Zwar glückte es bis heute keinem irdiſchen Bewohner, den Boden unſeres engſten Traban⸗ ten, des Mondes, zu betreten. Aber die moderne Forſchung hat ſoviel Hilfsmittel zur Verfügung, daß uns die Verhältniſſe auf dem Mond ſehr vertraut ſind. Wenn wir in der Lage wären, einen Spaziergang auf dem Mond auszufüh— ren, würden wir uns vermutlich erſt einmal über die abſolute Stille wundern. Kein Laut ſtört bei dem Mangel an Luft die eintönige Ruhe. Der Himmel über uns iſt tiefſchwarz, weil ſich das Sonnenlicht nicht in den Dunſt⸗ kügelchen nach blau hin brechen kann. Von Wol⸗ ken iſt ſelbſtverſtändlich keine Spur zu merken. Die ultravioletten Strahlen, die auf der Erde von der Luft zum größten Teil abſorbiert wird, brennen mitleidlos und unſichtbar hernieder und würden in wenigen Selunden jede menſch— liche Haut einfach verbrennen. Sehr intereſſant wäre der Mond für Alpiniſten. Wir wiſſen, daß der Mond zahlreiche ſehr hohe Gebirge aufweiſt, die teils in Kraterform, teils in Ket⸗ tenform auf das uns zugewandte„Mondge— ſicht“ aufgelagert ſind. Man unterſcheidet— die Meſſung iſt durch Berechnung der Schat⸗ tenlänge möglich— Berge zwiſchen 6000 und 9000 Meter. Die irdiſchen Gebirge werden alſo von den Mondbergen an Höhe übertroffen. Nicht ganz genau iſt man ſich allerdings im Klaren über gewiſſe weiße Strich, die auf dem Mond auftauchen. Es kann ſich um Licht⸗ ſtrahlen, aber auch um Riſſe handeln. Aber dieſe kleinen Ungewißheiten beunruhigen den forſchenden Menſchen wenig. Viel neugieriger wäre man, einmal auf die Rückſeite des Mon- des ſchauen zu können. Denn nur 59 Prozent der Mondoberfläche ſind uns ſichtbar. Die an- reren 41 Prozent aber bleiben uns ewig ver- borgen. Es iſt freilich kaum anzunehmen, daß die andere Seite viel anders ausſieht, als die uns zugekehrte Faſſade, in der wir den„Mann im Mond“ zu ſehen glauben. — ——— — copyright 1888 by Aufwärts-Verlag, Berlin SW 6s Roman von Hertha von Futtkamer- Netto p c ̃—————— eure. ˙. ˙—.. (22 Fortſetzung) Wie hat ſie dieſe Hande verabſcheut, ſich bis zum Ekel vor ihnen gefürchtet! Was dieſe Hände berührten, wurde unſauber, was ſie betaſteten, war entweiht. Niemals hat ſie alle dieſe Einzelheiten ſo genau geſehen wie jetzt, wenn ſie aufſchaut und ihr Blick den Spiegel trifft. Und Laszko ſieht ſie an, unentwegt. Carmen friert und ihre Hände brennen, Auf ihrer Stirn bilden ſich winzige Perlen. „Du biſt ſo ſtill, Carmen“, ſagt Oliver Milbrey. Seine Stimme iſt gut und zärtlich. „Verzeih“, ſagt ſie.„Bin ich ſtill? Was willſt du, ich bin glücklich! Ich wünſchte, wir wären allein.“ „Willſt du fort, wollen wir aufbrechen?“ fragt er. „Ach, nein“, ſagt ſie ſchnell.„Es iſt doch ſehr ſchön hier. Ein bißchen viel Menſchen und die Muſik. Ich bin es nicht gewohnt.“ Milbrey ſchaut ſie überraſcht an. „Das heißt“, fährt ſie fort,„das iſt es natürlich nicht, verſteh mich recht; ich meine ja auch etwas anderes. Erſt neulich wieder... Ach ja, es war ſo: da fuhr ich ganz ruhig in der Bahn oder im Auto, ich weiß es wirklich nicht mehr, aber es iſt ja auch gleichgültig, da ſtarrte mich jemand an; ich wußte gar nicht, was der Betreffende von mir wollte. Uebrigens war es eine Dame, eine ſehr nette Dame, wie ſich ſpäter herausſtellte. Und die ſprach mich plötzlich an und fragte mich, ich weiß ſchon nicht mehr, was. Ich dachte erſt, ſie kennte mich. Und ſie kannte mich ja auch. Ob ich die Caſini ſei, wollte ſie wiſſen. Sie wollte es nur eben wiſſen, verſtehſt du, weiter nichts. Und ich ſagte ‚nein', weil ich, ich weiß nicht mehr warum.. aber es iſt mir unangenehm, ſo fremde Menſchen... und ſeit der Artikel hier neulich in der Zeitung ſtand. Dieſe Signora Giulani hat uns doch auch ſo einfach an⸗ geſprochen...“ „Die Caſini kennt man eben!“ ſagt Lionel Smith.„Das war doch ſchon immer ſo.“ „Ja, ja, natürlich!“ ruft ſie.„Aber wenn ich alſo jetzt wieder, auftreten werde..“. 5 „Aber bü bräuchſt es doch gerade nicht“, ſagt Milbrey. „Wenn du nicht willſt, meine ich nur.“ „Ja, ja, ich will natürlich nicht; und ich meine es ja auch nur ſo. Geſetzt den Fall, nicht wahr? Es ſind Nerven, Lampenfieber. Ich hätte auch gar nicht mehr die Kraft dazu. Ich habe immer Lampenfieber gehabt. Weißt du noch, Lionel? Vor jedem Auftritt, ſo lächerlich das iſt. Das haben wir ja alle, mehr oder weniger. Du haſt mich immer ausgelacht damit, und dabei war es doch noch nicht einmal ſo ſchlimm wie bei Milton Pearce— erinnerſt du dich?“ 0„Nein!“ ſagt Lionel Smith.„Wer iſt denn das?“ „Aber Lionel, nun ſtell' dich doch nicht an! Der große Tenor, du kennſt ihn doch...“ „Milton Pearce iſt beim Film“, wirft Colette da⸗ zwiſchen.„Er iſt doch kein Sänger.“ „Ja, richtig, du haſt recht!“ ſagt Carmen.„Entſchuldige, Lionel, ich verwechſle ihn mit— mit— hilf mir doch, Lionel, ich komme nicht darauf!“ „Du biſt zerfahren, Caſini!“ ſagt Lionel Smith in gut⸗ mütigem Spott.„Ich weiß wirklich nicht einmal, von wem du überhaupt ſprichſt.“ Carmen redet und redet. Sie hört nicht auf zu reden. Ihr Auge geht unſtet von einem zum anderen, vom Tiſch zum Spiegel, vom Spiegel zum Tiſch zurück. Jetzt ſchreibt Laszko etwas auf einen Zettel, ſie ſieht es genau. Er winkt einem Kellner und gibt ihm das Blatt. Der Kellner kommt an ihren Tiſch herüber und tritt hinter Carmen. Sie merkt es, zögert, dann redet ſie weiter. „So geben Sie ſchon!“ ſagt ſie, plötzlich auf ihrem Stuhl herumfahrend.„So geben Sie doch! Was ſtehen Sie denn hier herum?“ Der Kellner reicht den Zettel; ſie hält ihn in der Hand. Die anderen am Tiſch ſehen ſie verblüfft an. „Was haſt du denn bekommen?“ fragt Oliver Milbrey. „Zeig doch.“ „Nichts“, ſagt ſie.„Gar nichts. Die Prohaska fragt, ob ſie ſchlafen gehen kann oder ob ich ſie noch brauche— die gute Seele!“ „Aber du haſt es ja gar nicht geleſen“, ſagt Milbrey wieder. 5 „Doch, doch, ich kenne das“, entgegnet ſie.„Ich weiß es genau, es iſt immer dasſelbe. Sie fragt mich jedesmal, ich kann es ihr nicht abgewöhnen.“ „Gib doch“, ſagt Milbrey und will den Zettel an ſich nehmen. „Nein!“ ruft ſie bebend und erregt.„Du glaubſt mir wohl nicht?“ „Verzeih“, erwidert Milbrey begütigend,„ich wollte dich nicht kränken!“ „Der erſte Streit! Proſt!“ ſagt Lionel Smith und lacht laut. Carmen hält den Zettel in der Hand, er iſt zweimal zuſammengefaltet. Ehe ſie ihn in der Hand zerknüllt, hat ſie ſchnell hinein⸗ geſehen und geleſen, was darauf ſteht:„Es reicht nicht.“ Ihre Hand zittert, während ſie das Blatt in ihre kleine Taſche legt. „Biſt du eiferſüchtig, Oliver?“ fragt ſie. „Ja!“ ſagt er. „Komm, gib mir zu trinken! Du haſt keinen Grund dazu, wirklich nicht.“ Sie hält ihm ihr Glas hin; er ſchenkt ein. Als ſie wieder aufſchaut, iſt Laszko plötzlich ver⸗ ſchwunden. Sie atmet auf. Er iſt alſo doch gegangen, und würde nicht wagen, ein zweites Mal zu kommen. Warum hat ſie ſich ſo erſchrecken laſſen? Oder wartet er etwa draußen, daß ſie zu ihm herauskommen wird? Ja, ſicher⸗ lich, ſie kennt ihn; er würde nicht nachgeben. Soll ſie am Ende aufſteben und ibn ſuchen aebenn „Was haben Sie, Carmen?“ fragt Prangins leiſe.„Ich ſorge mich um Sie. Der Mann iſt doch fort...“ „Nichts habe ich“, erwidert ſie.„Wen meinen Sie denn nur?“ Sie weicht ſeinem Blick aus. Plötzlich lacht ſie irrſinnig. Verwundert ſieht Milbrey ſie an.„Die Menſchen machen mich ſo nervös“, ſagt ſie. „Ich glaubte, wir wären hier allein. Die vielen Menſchen...“ „Wollen wir nicht doch gehen?“ fragt Milbrey noch einmal.„Woanders hin? Sag!“ Sie ſchüttelt heftig den Kopf. „Du biſt hyſteriſch, Caſini!“ ſagt Lionel lachend.„Du weißt ja nicht, was du willſt. Die Menſchen biſt du doch gewöhnt, ſollte ich meinen. Komm, ſing! Ja, heute mußt du ſingen.“ „Ja!“ ruft Milbrey begeiſtert.„Sie haben recht, Mr. Smith! Sing! Ich bitte dich! Du darfſt es mir nicht abſchlagen, heute nicht.“ Cecil, Colette und Frau Latour ſtimmen ein und drängen. Nur Prangins bleibt ſtill. „Nein, Kinder!“ ſagt Carmen.„Nein, bittet mich nicht! Wie ſoll ich denn ſingen, hier, ohne Begleitung?“ „Das werden wir ſchon arrangieren“, ſagt Lionel Smith.„Hier iſt ein Muſikzimmer, gleich nebenan.“ „Laßt mich in Ruhe, ich bitte euch!“ bittet Carmen. Ihre Stimme iſt ſchrill vor Erregung.„Ich— möchte nicht ſingen.“ Man überhört ihre Einwände. Cecil und Colette betteln. Lionel Smith will ſich erheben.„Ich werde einen Pianiſten holen“, ſagt er. „Nein, Lionel!“ ſagt Carmen und hält ihn zurück. „Bleib! Ein anderes Mal. Nicht heute, bitte nicht!“ Ihre Beherrſchung droht ſie zu verlaſſen. Die anderen reden und bitten weiter. Nur Prangins hält ſich zurück; ab und zu wendet er den Kopf und ſieht kurz zu Carmen hin. Sie hebt den Blick. Plötzlich ſteht ihr Herz ſtill. Sie bört nichts mehr und ſieht nichts mehr. nur Las⸗kas Goß ut, „ beober und großer zu werden ſcheint— dort vor dem Spiegel, an dem er ſteht! Da reißen ihr die Nerven, mit einem gellenden Schrei ſpringt ſie auf, ſo daß der Stuhl hinter ihr zur Erde fällt: f „Laszko!“ 1 Der ſteht im Zimmer und rührt ſich nicht. Wenige Sekunden iſt alles vollkommen ſtill. Die anderen ſind aufgeſtanden und treten zu Carmen. Sie weicht zurück. Cecil ſteht totenblaß, mit den Händen die Lehne ſeines Stuhls umkrampfend.„Wer?“ ruft er entſetzt. Prangins iſt auf Laszko zugetreten. „Laſſen Sie!“ ſagt Carmen. Man blickt geſpannt zu Laszko hin. „Ich— weiß nicht“, ſagt er endlich,„ach kenne Madame nicht. Sie verwechſelt mich. Madame iſt erregt. Künſtlerin! Nerven— Pardon! Mein Name iſt Petura. Ich...“ Carmen ſteht jetzt vollkommen ruhig. Sie zittert nicht mehr, nur ihre Augen brennen kohlſchwarz und unheim⸗ lich. Laszko macht eine gleichgültige Miene. Ein Schweigen laſtet im Raum. Niemand rührt ſich von ſeinem Platz. Schüchtern koͤmmt jetzt Lionel zu Carmen heran und legt ihr ſanft und liebevoll die Hand auf die Schulter: „Komm, Caſini!“ ſagt er zart, in einem Ton, mit dem man zu ganz kleinen Kindern ſpricht.„Komm, ſei gut, beruhige dich. Du biſt hier nicht auf dem Theater!“ Und er lacht ein wenig beklommen.„Du ſiehſt Geſpenſter, Caſini! Der Herr kennt dich ja gar nicht. Wir werden ihn bitten, uns allein zu laſſen. Du biſt überreizt, vielleicht war es ein bißchen zu viel für dich. Aber du wirſt ſehen: alles wird gut.“ Carmen ſenkt den Blick. Mit einem Male wird ihr klar, was ſie getan. Eine Sekunde lang hat ſie die Gewalt über ſich verloren. Und alles iſt verloren, wenn ſie ſich jetzt nicht zum Lügen zwingt. Cecil iſt inzwiſchen zu Laszko getreten, der ſich zur Terraſſentür hingeſchlängelt hat und im Begriff ſteht, ſich leiſe davonzumachen. Cecil faßt ihn ſcharf ins Auge.„Sie bleiben!“ ſagt er mit ſchneidender Stimme. Prangins miſcht ſich ein:„Kommen Sie, Carmen! Mr. Milbrey wird Sie in Ihr Zimmer hinaufbringen. Warum quälen Sie ſich?“ Oliver Milbrey, der bisher ſchweigend dabei geſtanden hat, tritt einen Schritt vor.„Der Marquis hat recht“, ſagt er.„Komm!“ „Ja!“ ſagt ſie, ſich ſchnell und angſtvoll fügend.„Es iſt nichts. Gehen wir.“ Sie nimmt Milbreys Arm. Prangins und Milbrey ſtehen zu beiden Seiten Car⸗ mens. Sie ſind ſchon halb in der Tür, als Cecil auf ſie zukommt. „Halt!“ ruft er faſt wild.„Nein! Sie ſoll nicht gehen! Ich will wiſſen, was dies hier heißt. Ich will es wiſſen, jetzt gleich. Was bedeutet das alles, Mutter? Ich will die Wahrheit hören!“ Er geht und ſchließt vor Laszko die Tür nach der Terraſſe hin.„Sie bleiben hier, Sie auch!“ Colette, die neben ihrer Mutter ſteht, jammert leiſe. Frau Latour legt den Arm um ſie und weißt nicht, was tun. Carmen und Cecil ſtehen Auge in Auge. Noch einmal nimmt ſie ihre ganze Kraft zuſammen.„Es iſt ein Irrtum, Cil!“ ſagt ſie, aber ihre Stimme bebt. Cecil brauſt auf.„Du lügſt, Mutter!“ ruft er.„Ich habe dieſen Mann ſchon früher geſehen, als er heimlich zu dir kam. Wer iſt er? Was hat er mit meinem Vater zu tun? Warum ſagteſt du Laszko“? Ich will wiſſen, warum! Die Wahrheit, Mutter!“ Prangins tritt zu Cecil.„Kommen Sie, junger Freund“, ſagt er,„beruhigen Sie ſich! Sie hören ja...“ „Die Wahrheit!“ ruft Cecil außer ſich und ſtößt ihn brüsk von ſich. 3 — 55— Plötzlich richtet ſich Carmen groß auf, ein Stück in ihr hat ſich losgeriſſen.„Was es bedeutet, Cecil?“ ſagt ſie. „Die Wahrheit? Du haſt recht zu fragen, du warſt ja nie⸗ mals feige: ich habe dich dein Leben lang belogen, Cecil, indem ich dir ſagte, du habeſt keinen Vater mehr und dein Vater ſei tot. Dieſer Mann, der dort drüben— ſieh ihn dir genau an—, iſt mein Mann, mit dem ich immer noch verheiratet bin. Ich habe Sie, Oliver Milbrey, belogen, indem ich mich mit Ihnen verlobte. Mit Ihrem Geld wollte ich mich von dieſem Manne endlich loskaufen. Ver⸗ ſtehen Sie: mit Ihrem Geld, Oliver Milbrey! Ich habe dich, Lionel, betrogen mit dem Vertrag, den ich unter⸗ ſchrieb. Es war ein Betrug, ihn abzuſchließen: ich hätte ihn niemals halten können, ich habe meine Stimme ver⸗ loren und kann nicht mehr ſingen. Keinen Ton habe ich mehr in der Kehle und deshalb ging ich von der Bühne ab. Kein Menſch hat es erfahren. Ich habe auch Sie, Prangins, belogen. Sie fragten mich, ob Laszko der Mann ſei, von dem Sie gehört hätten, und ich leugnete es. Er iſt es!— Ich habe euch alle belogen, indem ich euch glauben machte, ich ſei reich und hätte Geld. Seit Jahren habe ich nichts mehr und weniger als nichts. Nur Schulden, Schulden, Schulden. Fragt die alte Prohaska, fragt ſie doch, wenn ihr es nicht glaubt. Sie wird euch erzählen, wie wir gelebt haben. Und der Schmuck hier, die Perlen? Alles unecht, Imitation, alles falſch. Der echte iſt längſt verſetzt.“ Sie nimmt die Kette von ihrem Halſe und wirft ſie beſſeite. „Es lehnt nicht einmal, ſich danach zu bücken, ſie iſt nichts wert. Und warum ich das alles tat? Warum ich Oliver Milbrey heiraten wollte? Es war meine letzte Möglich⸗ 43 Carmen wendet ſich an Laszko:„Nur einen einzigen Menſchen auf der Welt habe ich nicht belogen, nämlich dich, Laszko! Nur dich nicht. Weil ich dich haſſe und ſo maßlos verachte, daß du mir nicht einmal mehr eine Lüge wert biſt. Weil du ein Schuft biſt, ein Gauner, ein Lump. Du haſt mir mein Geld genommen, mich ausgeſogen und beſtohlen, mein Leben lang, bis nichts mehr übrig war und alles verloren. Alles haſt du mir genommen. Aber nun iſt Schluß mit allem. Jetzt kannſt du mich nicht mehr erpreſſen! Und dein Zektel da vorhin, mit dem glaupreſt du wohl, auch diesmal wieder zu Geld zu kommen, Geld von Oliver Milbrey! O du Schuft! Du meinteſt, ich hätte Angſt und würde es dir wieder geben, weil ich mich ſchon ſo tief in Lügen verſtrickt habe, daß ich nicht mehr zurüch kann? Diesmal haſt du dich verrechnet, Laszko, diesmal haſt du dich geirrt! Ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr. Einmal muß ich die Wahrheit ſagen, einmal ſollen alle die Wahrheit hören. Und dann Schluß! Und nun ſind wir quitt, Laszko; jetzt können ſie dich holen, denn ſie ſuchen dich ja doch ſicher!“ 6 Carmen ſchweigt. Laszko macht eine Bewegung.„Gul Theater geſpielt, Gnädigſte! Großer Auftritt, ſehr wirkungsvoll. Fabelhafte Frau, hab' ich immer geſagt. Mein Kompliment, Mr. Milbrey! So eine Frau finden Sie nicht zum zweiten Mal. Und— anſtändig, ſage ich Ihnen, anſtändig, daß Sie ſich wundern werden. Da kommt keine mit— nein, nein! Große Gefühle— Haß, Liebe! Wird mir ſchwer, ſie herzugeben, können Sie ver⸗ ſtehen— wie? Gratuliere, Herr Marquis, meine An⸗ erkennung! Die ganze Familie beiſammen. Da kann ich ja gehen. Küß die Hand! Servus!“ „Laszko!“ ruft Carmen. In dieſem Augenblick— einige Neugierige ſind auf einen Wink Prangins' vom Kellner von der Bar zurück⸗ gedrängt worden— in dieſem Augenblick entſteht Unruhe. Man hört ſchnelle Schritte ſich nähern. Little Bit erſcheint im Durchgang, hinter ihm die beiden Beamten. f „Das iſt er!“ ſagt Little Bit aufgeregt und zeigt auf Laszko.„Der da!“ Die Beamten treten auf ihn zu. Laszko iſt blaß ge⸗ worden und inſtinktiv zur Tür zurückgewichen; die iſt ver⸗ ſchloſſen. Er flucht vor ſich hin. 5 „Machen Sie kein Aufſehen!“ ſagt der Beamte.„Folgen Sie mir. Die Herrſchaften entſchuldigen bitte!“ Laszko grinſt zyniſch und murmelt etwas, das keiner verſteht. Little Bits Zähne ſchlagen wie im Fieber auf⸗ einander. Mit einem glühenden Blick ſchaut er ſchnell zu Carmen hin. Die Beamten nehmen Laszko in die Mitte und gehen. Little Bit greift mit der Hand an ſeinen Mützenrand, grüßt ſtramm, mit einer kleinen, kurzen, komiſchen Ver⸗ beugung, und iſt plötzlich verſchwunden. Niemand ſpricht. Carmen tritt zum Tiſch, nimmt eine Zigarette, zündel ſie an einer der brennenden Kerzen an und zieht den Rauch tief in die Lungen ein, mit einem langen Atemzug. Dann ſchaut ſie von einem zum anderen. Ihr Blick bleibt auf Cecil haften. „Geht doch“, ſagt ſie endlich.„Geht, Kinder! Was wollt ihr denn noch?! Es gibt nichts mehr zu erklären. Fragt nicht weiter. Ihr habt die Wahrheit gehört. Und jetzt geht und laßt mich allein.“ Sie tritt zu Milbrey heran. „Es tut mir leid, Oliver Milbrey! Ich weiß, Sie haben an mich geglaubt, und Sie haben geglaubt, eine Frau zu bekommen, die nicht Ihr Geld wollte. Sie werden abreiſen und wir werden uns nicht wiederſehen. Geben Sie mir nicht die Hand. Vergeſſen Sie es, wenn Sie können— verſtehen können Sie es wohl nicht.“ Keiner rührt ſich. „Mutter!“ ruft Cecil jammernd.„Mutter!“ Dann ſtürzt er plötzlich davon. „Dem habe ich am weheſten getan...“, ſagt Carmen, ihm nachblickend; ihre Stimme iſt rauh und brüchig vor Schmerz. Sie wendet ſich ſchnell ab und gebt wortlos hinaus. Gortletzung folgt) / e e., e S 2 belheite t nichtz Oliver löglic⸗ inzigen nämlich und ſo 1e Lüge Lumb, en und ig wat . Abet t meht L Geld hätte ſchon zurüd emal nicht ſollen f ſind im ſis „Gul ſeht geſagt finden ige ich . 0 Haß e ber. e An⸗ im ich 0 auf urid uh. helden t auf ib ge ü ver Jolgen keinet · auf gel zn gehen tand, N Ver- men, 9 vol Nr. 28 bruß aus einer anderen Welt Plauderei von Max Jungnickel = ie Großſtadtſtraße geht zuerſt glatt und leicht, dann aber fängt ſie, wie von einer ſpieleriſchen Laune getrieben, plötzlich an zu klettern. Und dann beſinnt ſie ſich wieder und läuft glatt und breit weiter, als ſei nichts geſchehen. Menſchenfüße und jagende Autowagen überwinden die Steigung der Straße wie ein Nichts. Aber die beiden Pferde, die eine ſchwere. Mauerſteine ziehen, empfinden die Laune der Straße als etwas Tückiſches, das ihnen den Schweiß in Strömen aus dem Körper treibt. Den letzten Funken Kraft müſſen ſie hingeben, damit ſie den kleinen Berg überwinden können. Auf halber Höhe halten die Pferde an, verſchnaufen dampfend, eine Weile, dann ruft der Kutſcher ſein Hallo. Die Pferde ſetzen wieder an, ſtemmen ſich mit den Spitzen der Hufe in das Pflaſter, daß die Funken aus den Steinen ſprühen. Der Wagen ruckt ein wenig und dann ſteht er wieder. Die Kräfte der Pferde ſind offen⸗ bar verbraucht. Die Tiere zittern vor An⸗ ſtrengung. Nun ſpringt der Kutſcher vom Bock, greift ſchnell die Peitſche, zwei, drei Männer ſtemmen ſich gegen den Wagen. Hallo! Hallo! Die Peitſche flitzt über die Pferderücken, wieder ſchlagen Funken aus den Pflaſterſteinen, aber die Räder des Laſtwagens haben ſich nur einmal mürriſch edreht. Nun ſtehen ſie wieder feſt und 8 an das Pflaſter gefeſſelt, als ſei die Straße ein rieſiger Magnet, der den Wagen mit ſtählerner Erbarmungsloſigkeit feſt⸗ hält. Jetzt greift der Kutſcher an den Zaum der Tiere und feuert ſie mit brüllenden Flüchen an. Die Tiere triefen, fliegenden Schaum vorm Maule. Sie können den Berg, die ſataniſche Laune der Straße, nicht überwältigen. Die Pferdeaugen betteln um einen erbarmenden Blick aus den Kutſcheraugen, aber der Kutſcher fühlt jetzt auf einmal, wie ausſichtslos ſein Be⸗ innen iſt. Er hat alle Möglichkeiten ver⸗ ucht. Seine koſtbare Zeit vergeht. Er ſieht ſich ſchon ſtundenlang mit ſeinen Gäulen und mit ſeinen Steinen auf der Straße liegen. Jetzt überlegt er: er muß noch zwei Pferde zu den ſeinigen haben, dann wird der Wagen ſicherlich laufen. Doch ehe er dieſe Rettung beginnt, verſucht er's noch einmal mit eiſerner Kraft. Er haut auf die Tiere ein und ſchreit dabei wie be⸗ ſeſſen. Aber die Pferde ziehen kaum an. Da: vom oberen Ende der Straße kommt ein Menſch, ein ſchwerfälliger, knorriger Menſch. Er geht, als ob er über einen Acker läuft, etwas wiegend und doch wieder feſt im Schritt. Ein bäuerlicher Menſch. Er geht geradewegs auf die Pferde zu. And da fällt der Blick der Pferde in ſeine Augen. Die Tieraugen werden auf einmal groß und ſchmerzlich klar. Es iſt, als ob ſich die Tierſeelen aus dumpfer Einſamkeit löſen, als ob ſich ein Erinnern in den Tier⸗ ſeelen breitmacht. Es ſcheint, als ob ſie dieſen Menſchen erkennen, klar und deutlich erkennen. Und nun ſieht der. Bauer die Pferde an, wie man zwei Kinder anſieht, mit ſanftem Ernſt. Und nun ſtreichelt und tätſchelt er an den Tieren herum, ſpricht zuverſichtlich und zutraulich mit ihnen. Es iſt, als ob jedes ſeiner Worte einen ſtähler⸗ nen Mut in die Tiere flüſtert, als ob ſie ſich jetzt auf einmal wiederſehen, einige Jahre zurück, auf einem Ackerfeld, das im ſilbernen Dunſt liegt, als ob ſie wieder die warme Luft um die Aehren flimmern ſehen und den wandernden Pfeil der Zug⸗ vögel über ſich hören. Und nun greift der Bauer an den Zaum. Auf einmal reißen die Pferde den Karren hinter ſich her, reißen ihn, wie mit neuer Kraft geſegnet, den Berg hinauf und ſtehen nun da: Ueber⸗ winder des Unmöglichen. Stehen und reiben mit ſchwerfälliger Zärtlichkeit ihre Köpfe an der Bruſt des Bauern und traben ihren Weg gleich weiter wie von einem Gruß aus einer anderen Welt berührt. Sonntag, den 10. Juli 1938 Wilke auf der Ceiler Erzählung von H. Klockenbuſch 64 einem Sommermorgen erſchien er bei uns auf der Bauſtelle. Niemand be⸗ achtete den ſchmächtigen, jungen Mann in der etwas dürftigen, aber ſauberen Klei⸗ dung, der da mit dem Polier Sievert ver⸗ handelte. Sievert ſtellte den Neuling zunächſt beim Sandſieben an. Zur Mittagszeit ſchrillte des Poliers Pfeife über den Platz, aber der neue Hilfsarbeiter handhabte unent⸗ wegt die Schaufel.„Kannſt erſt Fuffzehn machen“, ſagte einer der Maurer. Der andere blickte verſtändnislos.„Ach ſo“, grinſte der Maurer.„Pauſe machen, heißt das!“—„Danke ſehr“, ſagte der Neue. Während die anderen ihr Eſſen löffelten, ging der Neuling auf dem Platz umher und betrachtete den Bau von allen Seiten.„Der hat beſtimmt noch nie auf einem Bau ge⸗ arbeitet“, ſtellte der Maurer feſt.„Danke ſchön, hat er geſagt. Und was Fuffzehn iſt, weiß er nicht.“— Grützner wußte, wie immer, ſchon Näheres.„Wilke heißt er und von Beruf iſt er Drogiſt. Paar Jahre ge⸗ ſtempelt. Na, der wird ſich wundern, wenn er erſt mal richtig ran muß——“ Brettſchneider, ein rieſiger Kerl mit einem Stiernacken, warf einen finſtern Blick zu dem Neuling hinüber.„Eingebildet ſcheint er auch zu ſein. Da wird er wohl nicht alt werden bei uns——.“ Den ganzen Vormittag ſiebte der An⸗ fänger Sand. Erſt am Feierabend hatten wir Gelegenheit, ihn aus der Nähe zu be⸗ trachten, Er hatte ſchmale, weiße Hände. Foto Rlederer M Zwei tiefe Furchen um den Mund ließen ihn älter erſcheinen, als er ſein mochte. Sein ernſtes, verſchloſſenes Geſicht war wie eine Maske, hinter der ſich Verlegenheit und Hilfloſigkeit, aber auch Dünkel und Hochmut verbergen konnten. Irgend etwas hinderte uns, Fragen an ihn zu richten, und er ſelbſt ſah ſcheu und unſicher an uns — Vielleicht hatte Brettſchneider doch recht——. Auch an den nächſten Tagen blieb dieſes Trennende zwiſchen uns und dem„Neuen“. Wie auf Verabredung behielten wir dieſe Bezeichnung bei, obgleich ſeit ſeinem Er⸗ ſcheinen bereits zwei weitere Hilfsarbeiter eingeſtellt waren. Vielleicht, weil der Neue jetzt einen alten, viel zu weiten Rock bei der Arbeit trug, in dem er geradezu komiſch wirkte. Vielleicht auch, weil er ſich während der ganzen erſten Woche in den Pauſen von uns abſonderte. Hier und da ließ ihn Polier Sievert beim Abladen der Ziegel⸗ ſteine helfen. Taktmäßig flogen je zwei Steine von Hand zu Hand. Ein paarmal fielen ſie zur Erde, ehe die zerſchundenen Hände des Neuen ſie auffangen konnten. Das gab unnötigen Aufenthalt, und der Neue errötete, obgleich die anderen nach⸗ ſichtig ſchwiegen. Dann warf er trotzig den ſchmalen Blondkopf zurück, und ſeine ſchmächtige Geſtalt ſchien ſich zu ſtraffen. „Er will ſchon, der Wilke“, ſagte hinter ihm Sieverts Baßſtimme,„aber alles will gelernt ſein——.“ In der zweiten Woche erſchien jeden Mittag eine zierliche, blaſſe Frau und brachte dem Neuen das Eſſen, das er jetzt mit uns in der Bude verſpeiſte.— Daß er uns trotzdem fremd blieb, hatte ſeinen Grund wohl in einer von Grützner ge⸗ legentlich geäußerten Vermutung.„Kann ſein, daß es mit ihm nicht ganz ſtimmt. Vielleicht hat er was ausgefreſſen, und eines Tages iſt die Polizei da——“ Es geſchah nichts dergleichen. Nichts änderte ſich. Nur, daß wir den Neuen wiederholt mit dem jüngſten Lehrling die Arbeitsſtelle verlaſſen ſahen. Hochmütig war er alſo wohl doch nicht. Und bald hatten wir uns an ſein ſchweigſames, ge⸗ drücktes Weſen gewöhnt. Nur Brettſchneider hänſelte ihn gelegentlich und ließ ihn fühlen, daß er den„Ladenjüngling“ nicht für voll rechnete. Nach wie vor beſchäftigte Sievert den Neuen mit leichteren Arbeiten. Einmal hatte er beim Mörteltragen ein⸗ ſpringen wollen, aber ehe er den ſchweren Speisvogel auf der Schulter hatte, war Brettſchneider hinzugekommen.„Laß das lieber!“ hatte der geſagt.„Das iſt was anderes, als Hühneraugenpflaſter verkaufen und Mottenpulver abwiegen——.“ Eines Tages war Brettſchneiders am Morgen in Empfang genommene Lohntüte mit ſeinem ganzen Wochenlohn verſchwun⸗ den. Er behauptete, die Tüte gleich nach Empfang in die Taſche ſeines Rockes ge⸗ ſteckt zu haben. Alſo mußte ein Dieb unter uns ſein. Brettſchneider, der Selbſtſichere, ſaß zuſammengeſunken da und ſtarrte ins Leere. Wir verſtanden ſeine Nieder⸗ geſchlagenheit, denn wir wußten, daß er vier Kinder hatte. „Ich kann das nicht glauben“, ſagte end⸗ lich ein älterer Maurer,„daß es ſo einen unter uns gibt. Iſt es nicht möglich, daß du dich irrſt und das Geld verloren haſt? In dieſem Fall wollen wir zuſammen⸗ ſchmeißen, und ich denke, daß jeder mit⸗ macht——.“ „Ein Irrtum iſt ausgeſchloſſen“ erklärte Brettſchneider.„Ich werde die Sache an⸗ zeigen.“ Den ganzen Nachmittag laſtete ein läh⸗ mender Druck auf uns allen. Am Feier⸗ abend aber fiel es auf, daß der Neue gegen ſeine Gewohnheit zuerſt die Bauſtelle verließ. Schon wollte ſich ein Verdacht in uns regen, da überraſchte uns Werner Schütz, der Maurerlehrling, mit der Mit⸗ teilung, er habe vom Gerüſt aus geſehen, daß der Neue Brettſchneiders Lohntüte zwiſchen den aufgeſchütteten Mauerſteinen gefunden und an ſich genommen habe. Er wäre ihm nachgeſchlichen, als der Neue in die Baubude ging, und habe durchs Fenſter beobachtet, daß er die Tüte in Brett⸗ ſchneiders Taſche ſteckte. Gleich darauf erſchien mit verſtörtem Geſicht Brettſchneider und kleidete ſich um. „Sieh lieber noch mal genau nach“, riet ihm Grützner mit verſchmitztem Lächeln. Brettſchneider wehrte mit einer Hand⸗ bewegung ab, griff aber doch in die Taſche und hielt plötzlich verblüfft die verſchwun⸗ dene gelbe Tüte in der Hand. Es fehlte nicht ein Pfennig darin.„Ich wußte es doch“, ſagte er.„Aber wer hier ſolche dummen Späße macht, ſoll ſich nur nicht dabei erwiſchen laſſen!“— Wir verzichteten darauf, ihn über den wahren Sachverhalt aufzuklären. Seitdem aber nannten wir Wilke nicht mehr den „Neuen“ und nahmen nachdrücklich Partei für ihn, wenn Brettſchneider ſich über ihn luſtig machen wollte. Eines Tages nämlich wurde Brett⸗ ſchneider einer Fußverletzung wegen mit Mörtelmiſchen und Kalkrühren beſchäftigt. Sein Fehlen bei den Steinträgern machte ſich ſtark bemerkbar, denn ſein Erſatzmann ſchaffte nicht entfernt Brettſchneiders ge⸗ wohnte Laſten auf den Bau. Polier Sievert nickte halb bedenklich, halb zuſtimmend, als Wilke ein Tragbrett ergriff und mit Ziegel⸗ ſteinen bepackte.„Ausgeſchloſſen, daß der bis zum erſten Stock kommt“, erklärte Brettſchneider, als Wilke mit ſeiner Laſt die Leiter hinaufſtieg. Es wurde Wilke offenſichtlich ſchwer, aber er ſchaffte es doch. Und Wilke ſchleppte den ganzen Nachmittag Steine die Leiter hinauf. „Hätte ich dieſem Wilke nicht zugetraut“, ſagte hernach Brettſchneider. Darin, daß Wilke nicht alt werden würde bei uns, behielt Brettſchneider allerdings recht. Denn ehe der Bau fertig war, fand Wilke wieder Stellung in ſeinem eigent⸗ lichen Beruf. And als vom Dachfirſt die Bänder des Richtkranzes flatterten, dachten wir an ihn und wünſchten ihm Glück. Verlorene Liebesmüh'!/. Jowi, ein igen ge aus dem in Nordtogo anfäſſigen Negerſtamme der Baſſari, verabſchiedete ſich von ſeinem Vater. Seiner Mutter, die mit den anderen Frauen des Häuptlings am Eingang der Rundhütte ſtand, ſchenkte er nach herrſchen⸗ der Sitte keine Beachtung. Schnell verließ er ſein Heimatdorf und wanderte auf ſchmalem Eingeborenenpfad gen Süden. Gering war ſeine Ausrüſtung für den weiten Weg, den er vorhatte. Um die Lenden trug er einen ſchmalen Baſtſchurz und auf dem Kopf eine weite Baſtmütze, die gleichzeitig als Felleiſen diente. In ihr bewahrte er ſein Geld und einige Lebens⸗ mittel auf. Auf der Mütze lag, zuſammen⸗ gerollt, eine Schlafmatte. Ein Schlangen⸗ kopf am Halsband als Fetiſchamulett, Tabak⸗ beutel nebſt Pfeife und ein kurzer Speer durften nicht fehlen. Jowi dachte an die letzten, im Dorf ver⸗ lebten Tage. Wie war er froh, den väter⸗ lichen und den fetiſchprieſterlichen Palavern entronnen zu ſein! Das Jawort zu dieſer Reiſe nach Südtogo hatte er nur ſchwer er⸗ langen können. Was ihm der reiſende, weiße Kaufmann erzählt hatte, von den Wunderdingen zu Lande und zu Waſſer und von dem fliegenden Zauber, der die Luft durchbrauſte, würde er nun bald mit eigenen Augen ſehen. Er wollte auch eine Miſſionsſchule beſuchen, um die Geheimniſſe der Weißen gründlich kennenzulernen. Er wollte aber auch ſolche köſtlichen Dinge, wie Ginſchnaps und Europäertabak, von denen ihm der Weiße mehrere Koſtproben gegeben hatte, wieder genießen. Der Europäer hatte auch vom Chriſtengott geſprochen, von dem es ſo viel in der Miſſionsſchule zu er⸗ fahren gab. Jowi erinnerte ſich dabei der Ermahnungen des Fetiſchprieſters, der mit der Rache des Fetiſchgottes Sé gedroht hatte, wenn er ſeinem Glauben abtrünnig würde. Aber Jowi war ja ſchlau— er würde nur ſo mittun!— Unter dieſen Ueberlegungen machte der Neger durch Buſchwald und Baumſteppe viele Tagesmärſche, bis er zum Bezirks⸗ ort A. gelangte. Hier vernahm er mit Staunen, daß ſich am Orte drei Miſſions⸗ der Kranke/ In trübe Finſternis gehüllt lag der öde, leere Hinterhof einer Mietskaſerne. Das breite, von hohen, ſchmuckloſen Mauern umſchloſſene Viereck unter dem tiefen nächt⸗ lichen Himmel war wie ausgeſtorben Kein Licht fiel aus den endloſen Fenſterreihen. „Hier ſoll man ſich zurechtfinden“, murrte der Kriminalkommiſſar.„Leuchten Sie mal“, befahl er einem der beiden ihn be⸗ gleitenden Unterbeamten. Die Männer ſtiegen die ausgetretenen Stufen empor. „Steiler konnte die Treppe auch nicht ge⸗ baut werden“, brummte der Kommiſſar. „Wenn wir wenigſtens Erfolg hätten“ be⸗ merkte ſein Begleiter. Der Kriminalkom⸗ miſſar zuckte die Achſeln.„Hoffentlich“, entgegnete er,„falls nicht, ſteht uns noch allerhand Arbeit bevor. Je ſchneller wir handeln, um ſo beſſer. Vorwärts, meine Herren!“ „Dritter Stock“, flüſterte der eine Unter⸗ beamte und leuchtete mit der Taſchenlampe die Namensſchilder ab.„Hier—“, er zeigte auf eine niedrige Seitentür.„Läuten Sie“, befahl der Kommiſſar. Sein Gehilfe drückte auf den Klingelknopf. Deutlich war in der Stille das Schrillen der Türglocke zu ver⸗ nehmen. Der Kriminalkommiſſar ſchob lauſchend den Kopf vor: nichts regte ſich, niemand kam, um zu öffnen.„Sollte der Mann nicht zu Hauſe ſein“, wunderte er ſich und blickte auf das Leuchtzifferblatt ſeiner Uhr: es war zwei Uhr nachts. „Klopfen Sie mal!“ Der Beamte pochte ſchallend an die Wohnungstür.„Aha, das hat gewirkt“, meinte der Kommiſſar zu⸗ frieden, als drinnen ſchlurfende Schritte hörbar wurden.„Was gibt es, wer iſt da?“, fragte gleich darauf eine mürriſche Stimme. „Oeffnen Sie, Kriminalpolizei!“ Drinnen ertönte ein unverſtändliches Gebrumme, die Tür ging ſpaltweit auf. Ein Mann, not⸗ dürftig bekleidet, lugte vorſichtig heraus. Er ſtutzte und machte den Eingang frei. „Ach“, ſtaunte er,„Sie ſind's, Herr Kom⸗ miſſar!“ Der Beamte nickte beluſtigt.„Nett, daß Sie Ihre alten Bekannten nicht ver⸗ geſſen. Aber wie ſchauen Sie denn aus?“, fragte er verwundert und zeigte auf das dicke Tuch, mit dem der Mann ſein Geſicht vermummt hatte.„Zahnſchmerzen habe ich, ganz abſcheuliche Zahnſchmerzen“, erklärte der Gefragte kläglich.„Beſtimmt kein Ver⸗ gnügen“, meinte der Kommiſſar teil⸗ nehmend. Er und ſeine Begleiter gingen durch einen kleinen, kahlen Gang in das Wohnzimmer Der Mann räumte eilfertig ſchulen verſchiedener Glaubensbekenntniſſe befanden. Auf gut Glück vertraute er ſich der proteſtantiſchen Miſſton an Er erhielt zunächſt Hoſe und Hemd— unter dem er ſein Fetiſchamulett verbarg. Man lehrte ihn die Landesſprache, Leſen und Schreiben, ſowie das Tiſchlerhandwerk, und er ſog alle Segnungen der Kultur in ſich auf, wie ein Schwamm das Waſſer Das mitgebrachte Geld aber verwendete er zum heimlichen Kauf von Gin und Tabak. Als ihm das Geld ausging, ſtahl er alles mögliche und verſilberte es, um in den Beſitz der Genüſſe zu gelangen. Aber nach ſechsmonatigem Wirken wurde Jowi als Dieb entlarvt, und die Miſſionsſchule gab ihm den Laufpaß. Jowi, weit davon entfernt, die Flinte ins Korn zu werfen, eilte zur katholiſchen Miſſion; er ſpielte den reumütigen Sünder und fand dort Aufnahme. Bald verübte er wieder Diebereien. Er ſtahl dem Miſſions⸗ lehrer Wein und Zigarren, wurde dabei ertappt und— an die Luft geſetzt. Nun begab ſich Jowi zur Küſtenſtadt L. Hier ſprach er, mit allen äußeren Anzeichen europäiſcher Kultur, nämlich Hoſe, Jacke und Stiefeln verſehen, bei der Wesleyani⸗ ſchen Miſſion vor. Vorher hatte er einige tüchtige Züge aus der Ginflaſche getan, und ſo ermutigt bat er den Miſſionar um Auf⸗ nahme, mit der Verſicherung, gern ein guter Chriſt werden zu wollen. Der Miſſionar lobte Jowis Abſicht, ſtellte ihm jedoch vor, daß er ſicherlich eines längeren Anwärter⸗ tums bedürfe. Natürlich war Jowi dazu bereit— aber der genoſſene Gin ließ ihn alle Vorſicht vergeſſen. Er bat den Miſſionar um eine Zigarre. Als dieſer ihn ſtreng abwies, lachte Jowi höhniſch und, jedes Wort mit der Hand unterſtreichend, meine er:„Kein Tabak— kein Hallelujah!“— 5 wies ihm der zürnende Miſſionar die ür.— Jowi blieb nunmehr nichts anderes übrig, als in ſein Heimatdorf zurückzukehren. Dort ſetzte er ſich, wieder mit dem Baſtſchurz „bekleidet“, vor die Rundhütte und rauchte ſeinen ſtinkenden Eingeborenentabak. . O., F, Th. Brassel Kriminal⸗Erzählung von Alexander Roßmann⸗Roß burg ein paar Sachen fort, die auf einem alten Plüſchſofa lagen, ſchob einen Stuhl heran und forderte die Beamten zum Platz⸗ nehmen auf. Danke, danke.“ Der Kommiſſar ſah ſich prüfend in dem ſpärlich erleuchteten Raum um: der Inhaber des 3 ſchien nicht 8 ordnungsliebend zu ſein, auf dem iſch ſtanden Reſte einer Mahlzeit, Kleidungsſtücke lagen nachläſſig über den Stuhl neben dem Bett gebreitet; die Luft war ſchlecht, es roch nach Kamille.—„So, ſo“, machte der Kommiſſar,„Sie ſind krank, Zahnweh, hm, da haben Sie wohl ſtarke Schmerzen?“ Der Gefragte nickte krampf⸗ haft.„Was Sie aber nicht gehindert hat“, ſagte der Beamte ſtreng,„heute in der Halle des Oſtbahnhofes eine Handtaſche mit dreihundert Mark zu entwenden, die einer um zehn Uhr abends aus der Provinz hier eingetroffenen älteren Frau gehört. Wo iſt das Geld?“ Der Mann riß die Augen auf.„Am Oſt⸗ bahnhof— Geld— ich? Ausgeſchloſſen! Wie kommen Sie überhaupt auf mich, Herr Kommiſſar?“—„Weil die ee die die Geſchädigte von einem Manne gab, der ſich im Gedränge einige Zeit dicht neben ihr gehalten hatte, genau auf Sie paßt: mittelgroß, glatt raſiert, nicht mehr ganz jung, dunkler Mantel.“ Der Mann lachte.„Das nennen Sie eine Perſonalbeſchreibung? Die paßt ja auf jeden Dritten!“ „Außerdem“, fuhr der Kriminalkom⸗ miſſar fort,„weil die Arbeit ganz nach Ihnen ausſieht.“ Sein Gegenüber machte ein erſtauntes Geſicht.„Nach mir? Das begreife ich nicht!“ Der Beamte nickte.„Sie werden es ſo⸗ gleich verſtehen: als die Frau, die mit einer Unzahl von Köfferchen und Paketen beladen war, den Bahnhofsausgang erreicht hatte, bemerkte ſie zu ihrem Schreck, daß der Bügel ihrer Handtaſche loſe herabhing. Die Taſche ſelbſt war fort. Auch jener Ver⸗ dächtige, den die Geſchädigte nun beſtimmt für den Dieb hält, war verſchwunden. Was ſagen Sie dazu?“ Der Kommiſſar blickte den Mann prüfend an. Dieſer hob bedauernd die Achſeln. „Der Riemen iſt wahrſcheinlich geriſſen und die arme Frau wird ihre Taſche einfach ver⸗ loren haben.“ „Durchaus nicht“, entgegnete der Kri⸗ minalkommiſſar ſtreng,„die Frau iſt zweifellos beſtohlen worden, denn der ten Gipsfiguren ſt Bügel ihrer Handtaſche war— durch⸗ ſchnitten.“— Der andere blickte den Sprecher überraſcht an.„Durchgeſchnitten? Nicht möglich!“ „Darüber wundern Sie ſich“, ſagte der Beamte unwillig“, haben Sie vergeſſen, weswegen Sie bereits zweimal hinter Schloß und Riegel geſetzt worden ſind? Weil Sie beim Stehlen von Handtaſchen, deren Bügel Sie mit einer ſcharfen Zange durchſchnitten hatten, gefaßt wurden Ver⸗ ſtehen Sie nun, warum heute mein Ver⸗ dacht ſogleich auf Sie gefallen iſt?“ Der Mann hob abwehrend beide Hände. „Diesmal ſind Sie beſtimmt im Irrtum, Herr Kommiſſar Bitte, durchſuchen Sie das ganze Zimmer,— außer den mir ge⸗ 3 paar Groſchen werden Sie gewiß ein Geld finden!“ Der Beamte lächelte.„Das glaube ich gern,— als ob Sie es vorſichtshalber nicht woanders verſteckt haben könnten.“ Sein Gegenüber machte ein gekränktes Geſicht.„Ich war es wirklich nicht“, be⸗ teuerte er,„Sie ſehen doch ſelbſt, ich bin krank, den ganzen lieben Tag habe ich keinen Schritt aus dem Hauſe gemacht, ſo elend fühlte ich mich. Bitte ſehr, Frau Paſchke und Herr Lück können das be⸗ ſtätigen, jawohl!“ Der Kommiſſar 7 105 den Kopf hin und her.„Das iſt natürlich etwas anderes“, meinte er ſchließlich,„wer ſind denn die beiden?“—„Die Paſchke“, erklärte der Gefragte eifrig,„iſt meine Flurnachbarin, eine alte Frau, die mir abends den Kamil⸗ lenaufguß brachte; der ſoll, ſagte ſte, gegen Zahnweh——“ „Gut, gut“, unterbrach ihn der Kom⸗ miſſar ungeduldig,„und jener Herr—“ „Lück? Der wohnt über mir. Er kam gerade nach Hauſe, hörte von der Paſchke, ich ſei krank und gab mir— das war ſo egen acht Uhr abends— ein paar ſchmerz⸗ ſtillende Tabletten. Ich nahm ſie, legte mich hin und ſchlief wie ein Toter bis Sie mich durch Ihr Klopfen weckten.“ Der Kommiſſar hörte ſchweigend zu. Er war aufgeſtanden und wanderte im Zim⸗ mer umher, betrachtete ein vergilbtes Wandbild, das er, weil es ſchief hing, be⸗ dächtig zurechtrückte, ging langſam weiter, blieb vor einem Schränkchen mit verſtaub⸗ en, ſetzte ſeinen Rund⸗ gang fort, kam zu dem Waſchtiſch in der Ecke, auf dem unordentlich Seife, Bürſte, Raſierpinſel und dergleichen herumlagen, ſchob, in Gedanken verſunken, die Gegen⸗ ſtände an ihren richtigen Platz, kehrte Abenleuer in New Pork/ Dick Connor betrieb lange Jahre eine kleine Druckerei in der Nähe von Cathedral⸗ Parkway. Seitdem aber jedes Warenhaus in der City ſeine eigene Druckerei hatte, ging es raſend mit ihm bergab. Die Auf⸗ träge reichten gerade ſo hin, daß er die Miete für die Werkſtatt bezahlen konnte. Er lernte den Hunger kennen, und, was noch ſchlimmer war, er mußte ſein Zimmer aufgeben. An jenem Abend, von dem hier die Rede iſt, hatte er es ſich auf einer Bank im City⸗ Hall⸗Park bequem gemacht, um dort, wenn auch nicht das Ende der Welt, ſo doch wenigſtens das Ende der Nacht abzuwarten. Eben wollte er ſanft hinüberſchlummern, als ſich eine Hand auf ſeine Schulter legte. „Ein Poliziſt“, durchfuhr es ihn im erſten Schreck, und er holte, ehe er ſich aufrichtete, erſt mal tief Luft. „Was ſind Sie von Beruf?“ fragte der Mann, der eine graue Melone trug, auch ſonſt ganz den Eindruck machte, als gehörte er der geheimen Sicherheitspolizei an. Dick Connor beſann ſich alſo darauf, daß er noch einen bürgerlichen Beruf hatte. „Ich bin Steindrucker“, ſagte er ſchlicht, „weiß aber auch in anderen——“ „Genügt“, ſchnitt ihm der andere das Wort ab.„Dort drüben ſteht mein Wagen, ich habe einen wichtigen Auftrag für Sie!“ Na ſchön!— Er folgte dem Manne.— Nach ungefähr zehn Minuten hielt das Auto vor einem Hauſe, welches wahrſchein⸗ lich noch aus der Gründungszeit New Porks ſtammte. Der Mann mit der Melone zog eine ſchwarze Tuchbinde hervor, indem er ſagte: „Eine kleine Verdunkelungsübung, aber Sie brauchen keine Furcht zu haben, Miſter!“ Dick Connor ließ ſich die Augen ver⸗ binden. Der Weg führte über mehrere Innenhöfe. Mal ging es treppauf, mal treppab. Endlich durfte er die Scheuklappe herunternehmen. „Setzen Sie ſich“, ſagte ein breitſchultriges Individuum, welches vor einem Spiegel ſtand und ſich angeſtrengteſt bemühte, einer rotgeflammten Krawatte den letzten Schmiß zu geben. Ein Grinſen überzog das auf⸗ gedunſene Geſicht, als der Mann fragte: ſchließlich zum Sofa zurück und ließ ſich ſeufzend nieder.„Sie ſind alſo“, wandte er ſich wieder an den Mann,„heute weder ausgegangen noch hatten Sie die Abſicht, es zu tun?“ Der Gefragte nickte.„Meiner argen Schmerzen wegen blieb ganzen Tag zu Hauſe.“ „Dann erklären Sie mir gefälligſt“— der Kommiſſar hatte plötzlich jede Gemüt⸗ lichkeit verloren—„weshalb Sie ſich heute ſo ſchön glatt raſiert haben?“ Der andere ſah ihn verblüfft an.„Raſiert — heute? Durchaus nicht, das war doch ſchon geſtern!“ rief er. „Dann nehmen Sie“, befahl der Beamte, „das Tuch ab und gucken Sie in den Spiegel. Wollen Sie wirklich beſtreiten, daß Sie die Raſur erſt vor wenigen Stunden ausgeführt haben? Warum, frage ich nochmals, taten Sie das?“ Der Mann ſtarrte ihn verwirrt an.„Weil ich, weil ich——“, ſtotterte er. „Weil Sie— das iſt jetzt ſonnenklar— auf Diebſtahl ausgingen“, ergänzte der Kriminalkommiſſar,„mit einem Stoppel⸗ bart hätten Sie fraglos verdächtig aus⸗ geſehen und den Argwohn ihres Opfers vorzeitig erweckt.“ „Aber, ich bitte Sie, Frau Paſchke und Herr Lück haben doch——“ Der Beamte winkte ab. über ſpielten Sie den Kranken, um nötigen⸗ falls Zeugen für Ihre Abweſenheit vom Tatort anführen zu können. In Wirklich⸗ keit ſchlichen Sie ſich, als die beiden Sie verlaſſen hatten, aus dem Hauſe. Faſt wäre auch ich“, fuhr der Kommiſſar fort,„auf den Schwindel hineingefallen. Aber als Sie ſich mit mir unterhielten, verſchob ſich ein wenig das Tuch, mit dem Sie ſich ſo ſchön vermummt hatten, und ich konnte Ihre friſch raſierte Wange ſehen. Als ich dann auf dem Waſchtiſch den noch feuchten Raſterpinſel entdeckte, wußte ich, woran ich war und bin nun feſt davon überzeugt, daß Sie der Täter ſind. Wirklich, ich rate Ihnen im Guten, machen Sie uns keine überflüſſigen Schwierigkeiten und geben Sie das geſtohlene Geld heraus.“ Der andere ſchielte zu dem Beamten hin⸗ über.„Ich weiß von nichts“, knurrte er. Der Kommiſſar erhob ſich.„Ihr Leugnen wird Ihnen gar nichts nützen. Verlaſſen Sie ſich darauf, daß ich das verſteckte Geld auch ohne Sie finde!“ Der Mann ſtarrte zu Boden. Der Kriminalkommiſſar trat an ihn heran. „Seien Sie vernünftig“, ſagte er freundlich, „es wird für Sie beſtimmt beſſer ſein, Sie geben die Tat jetzt unumwunden zu.“— Der Mann rieb ſich nachdenklich das Kinn, er ſchien mit einem ſchweren Entſchluß zu ringen.„Tja“, ſeufzte er ſchließlich und hob die Schultern,„— wenn Sie wirklich meinen, dann, na ja, was bleibt mir auch übrig, — alſo ſchön: ich bin's geweſen!“ Erzählung von Bert Brennecke „Beſitzen Sie Kenntniſſe, wie Banknoten hergeſtellt werden?“ Offen geſagt, Dick Connor hatte nicht die eringſte Ahnung davon, trotzdem log er frisch drauflos:„Selbſtverſtändlich, ich war mehrere Monate aushilfsweiſe in der Staatsdruckerei angeſtellt!“ Der Mann zog eine Zehndollarnote aus der Rocktaſche und reichte ſie Dick Connor mit den Worten:„Falch oder echt!“ Dieſer nahm ſie, betrachtete ſie eine Zeit⸗ lang, ſagte dann:„Elende Pfuſcherei!— Ich mache ſie beſſer!“ Der Mann riß die Augen auf:„Donner⸗ wetter, ſie ſtammt von unſerem Spezia⸗ liſten, wir haben den meiſten Umſatz damit gehabt. Haben Sie eine Werkſtatt?“ „Yes!— Mußte die Bude einſtweilen zu⸗ machen, weil mir der Betriebsſtoff geſperrt wurde; zweiunddreißig Dollars bin ich für elektriſchen Strom ſchuldig!“ Eine Pauſe entſtand, die der Mann dazu benutzte, die genannte Summe auf den Tiſch zu zählen. Bis wann können Sie uns die Probearbeit liefern?“ fragte er kurz. „Je nachdem, um was für eine Banknote handelt es ſich?“ „Wir wollen diesmal aufs Ganze gehen, fertigen Sie uns eine Tauſenddollarnote!“ Dick Connor erhob ſich.„Gemacht“, ſagte er, ganz beiläufig hinzufügend:„Sie nehmen doch etwa nicht an, daß ich eine echte Tauſenddollarnote, die ich als Vor⸗ lage benutzen kann, in meinem Beſitz habe?“ Ohne Arg überreichte ihm der Mann die gewünſchte Banknote.„Machen Sie Ihre Sache gut, es ſoll Ihr Schaden nicht ſein, ich zahle für jeden Tauſenddollarſchein fünfzig Dollar, außerdem die Unkoſten!“ „Yes“, verſetzte Dick Connor, das Geſicht zu einem breiten Lächeln verziehend,„es ſoll mir ein Vergnügen ſein!“ Ein Vergnügen war es auch für ihn, als er eine Stunde ſpäter die Pazifikbahn be⸗ ſtieg, die ihn nach den Gefilden des weiten Weſtens entführte. In ſeiner Druckerei hinterließ er einen Zettel, auf dem ver⸗ merkt ſtand, daß die New Vorker Sicher⸗ heitspolizei etwas mehr Obacht geben ſollte auf gewiſſe Leute, die im City⸗Hall⸗Park Steindrucker für eine Filiale der Staats⸗ druckerei ſuchten. ich den „Denen gegen⸗ 1 — — rn— 2— noc G — — S dal lic W. f N 8. an 1 1 0 but 0 er lt, iet en ite lte tt le en n, en he il et l: 8 15 „ i 3 8 I a ä ä e 2 8 Re erſlen Ferientage Die Fühlungnahme mit dem Urlaub- Faulenzen muß man können! Mit den Ferien kann es wie bei der Liebe ſein: der erſte Blick, der erſte Tag, ja die erſte Stunde entſcheidet. Es kann ſo ſein, aber es kann auch anders kommen. Ebenfalls wie bei der Liebe. Es kann ſo kommen, daß man den Ferienort erſt gegen das Ende ſeines Urlaubs richtig verſteht und richtig liebgewinnt. Wie ſich einer bettet, ſo ſchläft er. Wie einer in die Ferien gereiſt iſt, ſo wacht er am Arlaubs⸗ ort auf. Wenig Gepäck, eine ſchöne Reiſe— ein hübſches Vis⸗avis ſchadet nichts— tragen ſehr dazu bei, 1 man ſogar dann gute Miene macht, wenn der erſte Morgen mit grauverhan⸗ genem Himmel grüßt. Leider liegt das Wetter gegenwärtig in faſt ganz Deutſchland ſo, daß man den grauverhangenen Himmel recht oft er⸗ leben kann. Dafür kann natürlich der Ur⸗ laubsort gar nichts und der Wirt, bei dem man wohnt, auch nicht. Die Sonne hält keinen Kontrakt ein, genau ſo wenig, wie der Schnee im Winter. „Der erſte Ferientag an der See oder im Ge⸗ birge gleicht deshalb in vielem dem erſten Stelldichein mit einer ſchönen Frau. Man verſucht ſich ein wenig kennen zu lernen, man plaudert von dieſem und jenem, alles iſt noch ein wenig unverbindlich. vorſich⸗ tig und zurückhaltend. Man taut erſt ein klein wenig auf. Angefähr ſo bietet ſich vielen am er⸗ ſten Tag der Urlaubsort dar. Man geht ein wenig ſpazieren., man ſchaut Menſchen und Häuſer an, man beſucht einen Zigarrenladen und kauft ein paar Anſichtskarten. man verſucht ſich einen gewiſſen Ueberblick zu verſchaffen. Der Menſch, der Urlauber, der dies tut, be⸗ findet ſich eigentlich in einer ſonderbaren Lage. Er iſt ſelbſtverſtändlich Berufstätiger und drei⸗ hundert Tage im Jahr hinter dem Schreibtiſch oder dem Ladentiſch. Der Urlaub bringt ihn nun unvermittelt in die nicht immer einfache Zwangslage, den Tag anders auszufüllen als bisher. Er muß jetzt ſelber ſeine Freizeit ge⸗ ſtalten und muß ſelber dafür ſorgen, daß unter keinen Umſtänden das Gefühl der Langeweile aufkommen kann. Er muß alſo ſeinen Tag ganz anders einteilen, als ſonſt, er muß verſuchen, ſoviel wie nur möglich an Erholung und Aus⸗ ſpannung für ſich herauszuſchlagen. Das hört ſich einfach an, iſt aber oft ein ſchweres, für den Einzelnen kaum lösbares Problem. Es wird leichter, wenn man nicht allein in die Ferien geht. Die Familie ſorgt ganz von ſelber für einen gewiſſen Tagesrhyth⸗ mus, für eine beſtimmte Tageseinteilung. Wenn man allein iſt— und viele Menſchen gehen vorbedacht allein in die Ferien— dann bleiben nur zwei Möglichkeiten: in den Tag hineinleben oder für jeden Tag vorher ein klares Programm machen. Von beiden Methoden iſt die erſtere die ſchwerere. Es iſt tatſächlich nicht leicht, in den Tag hineinzuleben und den Tag ſo zu neh⸗ men, wie er ſich gibt. Es gehören geſunde, unperbildete, friſche Nerven dazu, die Gottes⸗ gabe, mit tiefem Genuß faulenzen zu können, und die Fähigkeit, eine ſchlechte Laune erſt gar nicht an ſich herankommen zu laſſen. Schlechte Laune iſt meiſt das Ergebnis eines inneren Mifßwergnügens mit ſich ſelber und es gibt Menſchen, ausgezeichnete ſogar, die mit ſich ſelber im Grunde herzlich wenig an⸗ fangen können. Ihnen iſt nur mit einem kla⸗ ren, handfeſten Tagesprogramm zu helfen: acht Uhr aufſtehen, neun Uhr frühſtücken, zehn Uhr Aufbruch, zwölf Uhr Erreichung des Zieles. Mittageſſen uſw. uſw. Am Abend ſinkt man dann mit dem beglückenden Bewußtſein ins Bett, ſein Programm auf den Buchſtaben er⸗ füllt zu haben. Auf dieſe Weiſe kommt das Selbſtbewußtſein auch während des Urlaubs nie ins Wanken. Regen gilt einfach als höhere Gewalt! eee Gemüje it Mebizin Gemüſe iſt eine Medizin, ein Heilmittel, das vor allen Dingen im Sommer nicht reich⸗ lich genug genoſſen werden kann. Der große Wert des Gemüſes für die Ernährung liegt in 10 85 ungemein hohen Gehalt an wichtigen ährſalzen, die auf die Beſchaffenheit des Blutes einen großen Einfluß ausüben. Aber auch aus anderen Gründen kann das Gemüſe nicht genug empfohlen werden. Es beſitzt mine⸗ raliſche Salze, vor allem Kalk, Phosphor und Eiſen, die zum Aufbau und für den Stoff⸗ wechſel unentbehrlich ſind. Damit der RNährſalzgehalt nicht verloren geht, muß richtig gekocht werden. Am beſten ſind die Kochgeſchirre, in denen das Gemüſe nicht in Waſſer kocht, ſondern im Dampf ge⸗ dünſtet wird. Kochwaſſer aber, in dem Gemüſe gekocht wurde, wegzuſchütten, iſt geradezu ein Unverſtand, wenn man bedenkt, daß auf dieſe Weiſe die wichtigſten Nährſalze, Nährſtoffe, Vitamine faſt reſtlos verloren gehen. Wer alſo das Gemüſe nicht dämpfen kann, der dün⸗ ſtet es zweckmäßigerweiſe in etwas Fett mit nachträglicher Zugabe einer geringen Waſſer⸗ menge. Töricht iſt es natürlich auch, geputztes Ge⸗ müſe ins Waſſer zu legen, es laugt aus und verliert an Wert. Eine Ausnahme machen Blumenkohl und ganz verwendete Lauchſtan⸗ gen, aus denen ſich Ungeziefer und Sand in einem 10 Minuten dauernden lauwarmen Salzwaſſerbad löſen. 5 Eſſen wir alle Gemüſe, die uns die ſom⸗ merliche Speiſekarte in reichem Maße bietet, Fahrt in die Nordmar Swanzig Viernheimer Hitlerjungen auf großer Fahrt Ein Erlebnisbericht von Haus Bauer 2. Fortſetzung Nordmarkfahrt 1938!— Zum erſten Mal ſtehen Viernheimer Hitlerjungen am Strand der Oſtſee. Deutſchlands größter Kriegshafen, Kiel, iſt beſichtigt worden. Die neue Deutſche Kriegsmarine, Panzerkreuzer, U-Boote, Marine⸗Luftwaffe, be⸗ geiſterte die Jungen. Nun zelten die 800 Hitlerjungen aus Heſſen⸗Naſſau an der Steilküſte der Eckernförder Bucht. Herrliche Tage des Erlebens in weiter Ferne, liegen noch vor ihnen. Hier beginnt unſer Bericht: Lager am Oſtſee⸗Strand Langſam ſteigt die Sonne als eine blitzrote Kugel aus dem Meer hervor, einen ſchönen Tag wird es heute geben. In den Zelten ſchlafen ſie noch. Im Schweiße ſeines Angeſichts ſteht aber ſchon wenig ſpäter unſer„Küchenbulle“, ſonſt wohlbeſtellter Malergeſelle, vor den rau⸗ chenden Feuerſtellen, ſich ganz ſeinen bisher ergebnisloſen Kochverſuchen widmend. Es iſt äußerſt gefährlich, ihn bei ſeiner Tätigkeit zu ſtören oder abzulenken, was er auch ſchon ge⸗ ſtern abend mit erheblichem Stimmaufwand und der Kraft ſeiner 19 Lenze betont hat. Um 6 Uhr fliegen auf ein Kommando die Zelte auf: Frühſport. Dann iſt großes Waſchen in der 3—„Schweng“ tut ganz begeiſtert über die verblüffende„Wärme“ des Meerwaſſers, dabei ſchnattert er, daß ſich die anderen vor Lachen biegen. Hans hat einen phantaſtiſchen Kakao ge⸗ kocht. Heiner kann natürlich nicht die entfern⸗ teſte Aehnlichkeit mit Kakao feſtſtellen, was eine fürchterliche Drohung des„Küchenbullen“ nach ſich zieht. Die ſofort einſetzende allge- meine Debatte kann nur noch Richard ent⸗ 3 75 mit der energiſchen Feſtſtellung:„Es ſt Kakao!“ Trotz alledem, er hat„einzigartig“ 5 ir tummeln uns am Strand. Mehrere hundert Meter wird die Kunſt im„Bockſprin⸗ en“ geübt und nach wilden Raufballſpielen teigt der Fußballmatſch„Italien gegen Abeſ⸗ a ne zu dem ſich ſogar zahlreiche„Einge⸗ orene“ als Zuſchauer eingefunden haben. Na⸗ türlich wurde„abeſſiniſch“ geſpielt, das heißt barfuß und es ging hoch her. Glücklicherweiſe war der knietiefe Sand ein ideales Feld für die Raufereien, die nach Meinungsverſchieden⸗ heiten in den Spielregeln allgemein ausbra⸗ chen. In dichten Knäueln wälzten ſich Italie⸗ ner und Abeſſinier und erſt das Erſcheinen des Negus mit ſeinem Gefolge brachte den Abbruch der„Ausſchreitungen“. Noch zur rechten Zeit kam anſchließend das Mittageſſen, nachdem einige, insbeſondere Fritz, unſer „Kleinſter“, ſchon erklärt hatten: ſie ſeien voll⸗ kommen erſchöpft. Dabei wollten die„Er⸗ ſchöpften“vor dem Eſſen noch Ringkämpfe ausführen Nachmittags marſchieren die einzelnen Fahrtengruppen ab. Wir ſind bei den erſten. Klein-⸗Wittenſee heißt unſer Tagesziel, ein Bauerndorf, direkt am Wittenſee gelegen. Runde 15 Kilometer beträgt die Wegſtrecke. Das wird ein ordentlicher Marſch werden. Immer noch heiß ſtrahlt die Nachmittagsſonne vom wolkenloſen Juni⸗Himmel, als wir ſchon zu Anfang eine längere Steigung nahmen. Einige wundern ſich, denn ſolche Steigungen haben wir hier durchaus nicht erwartet, ſo gibt es ja bei uns daheim keine.— Nocheinmal halten wir und ſchauen hinaus auf die wunder⸗ bar blaue Oſtſee. Weit draußen am Horizont ſtehen zwei, drei Rauchfahnen. Möven jagen ſich in der flimmernden Luft, ein friſcher Wind weht vom Meer herein. Eine ſtumme Frage bewegt wohl alle: Wann werden wir wieder einmal am Strand der blauen Oſtſee ſtehen? Keiner wird wohl jene noch nie n end⸗ loſen Weiten des Meeres jemals vergeſſen können; oder ſeine wildzerklüfteten Steilufer, die rieſigen, vom Wind zerzauſten, ſtolzen Buchen der Küſtenwälder, zuſammen ſo voll herber Schönheit, dieſes unvergeßliche Er⸗ lebnis Eine gute Stunde marſchieren wir ſchon. Die Affen drücken. Da haben einige in der Eile die Seifendoſe oder Schuhbürſte in der Rückengegend verſtaut. Bei der nächſten Raſt wird es ſogleich in Ordnung gebracht, denn und achten dazu noch auf die richtige Zuberei⸗ tung, dann können wir ſicher ſein, daß wir unſeren Körper geſund erhalten und ihn vor Schaden bewahren. Oroͤnung und Sauberkeit erjparen Arbeit Bei einem Rundgang durch bäuerliche und landwirtſchaftliche Gehöfte kann man ſehr oft ſeſtſtellen, daß Ordnung und Sauberkeit ver⸗ ſchieden hoch eingeſchätzt werden. Hier iſt man darauf bedacht, daß auf dem Hofe eine muſter⸗ gültige Ordnung herrſcht, während dort Ord⸗ nung und Sauberkeit als etwas Nebenſäch⸗ liches betrachtet wedren. Hier wird darauf ge⸗ achtet, jedes Ding nach Gebrauch an ſeinen beſtimmten Platz zu bringen, während man auf dem anderen Hof gebrauchte Ackergeräte wahllos in irgendeine Ecke wirft und auch ſonſt auf dem Hofe nicht auf Ordnung hält. Auf dieſen Höfen werden nicht nur Acker⸗ wagen, Ackergeräte und ſonſtiges wichtige Handwerkszeug ſchlecht behandelt, ſondern auch der Wirtſchaftsdünger verkommt auf einer ſchlecht gepflegten Miſtſtätte. So iſt es auch mit der Sauberkeit in den Ställen. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß in Ställen, in denen die Unſauberkeit triumphiert, in denen z. B. PPENNIle SIS SOOOSEWINNE UND 335 PRRMIEN 3. 600 000 ein wundgeſcheuerter Rücken ſoll nicht gerade ſehr angenehm ſein. Das Geſicht des Landes Wir müſſen immer wieder ſtaunen über das ſich dauernd ändernde Landſchaftsbild. Unſere Meinung über Schleswig⸗Holſtein ha⸗ ben wir jetzt ſchon ganz gründlich geändert. Hier iſt nichts zu ſehen von abwechslungsloſen Ebenen mit ewig ſtürmenden Regenwolken, eher denn genau das Gegenteil. Es iſt ein grünes Land, der Oſten von Schleswig⸗Hol⸗ ſtein. Ueberall laſſen noch die hohen, üppig ſtehenden Knicks,(Hainbuchen⸗ oder Schwarz⸗ dorn⸗Hecken), die jedes Stück Feld eingrenzen, ein Bild von dem früheren Waldreichtum der Landſchaft erkennen. Heute hat der Menſch die großen Wälder längſt gerodet, die nach der Eiszeit, die dem Lande ja die eigenartige Form gegeben hat, ſich nach und nach aus⸗ gebreitet hatten. Ueber der Unmenge Geröll, das die ſchmelzenden Gletſcher ablagerten, liegt jetzt fruchtbare Muttererde. Der Pflug führt nun darüber, auf langgezogenen Hügelketten oder an Seeufern. Ganz nach ihren Geſetzen greift die Landſchaft in das Leben der Men⸗ ſchen ein. Schon an der Bebauung des Lan⸗ des zeigt ſich dies. Stolze Bauern, in ihrer breiten Behäbigkeit, ſitzen auf alten ſchönen Erbhöfen, wir konnten ſie bald kennenlernen. Schon blinkt der große Wittenſee in der Sonne, wir haben nur noch wenige Minuten zu marſchieren. Vor den erſten Gehöften la⸗ gern die Erbacher. Sie werden von uns mit herzlicher Freude begrüßt. Um 6 Uhr mar⸗ ſchieren die Fahrtengruppen mit dem Oden⸗ waldlied ein. Blonde Mädel ſchauen aus den Fenſtern, als wir zu unſeren Quartieren weg⸗ treten. Breit und behäbig ſtehen die ſtrohge⸗ deckten Bauernhäuſer, in denen wir bis mor⸗ gen Gäſte ſind. In der geräumigen Diele be⸗ grüßt uns der Bauer, die Freude leuchtet ihm aus den Augen. Wir legen Gepäck ab und gehen dann zum Abendeſſen. Die Dorfleute umſtehen im großen Halbkreis unſere Tiſche, die unter den Linden aufgeſtellt ſind. Lieder werden geſungen, dann bittet Guſtav den Dorf⸗ ſchullehrer, uns, die wir aus dem Südweſten des Reiches heraufgekommen ſind, zu erzählen von Land und Leuten hier oben in Schleswig⸗ 8 Er tut es gern; man kann aus ſeinen orten vieles herausleſen, was uns Deutſchen ſo teuer iſt. Die Heimat, wie ſie ſich zeigt in die Fenſter von einer Schmutzkruſte beſetzt ſind, ſo daß das Tageslicht kaum hindurchdringen kann, und auch ſonſt eine heilloſe Unordnung und Unſauberkeit herrſcht, ſich das Vieh nicht wohlfühlen kann. Krankheitserreger finden ei⸗ nen willkommenen Nährboden und untergraben die Geſundheit und Widerſtandsfähigkeit un⸗ ſerer Leiſtungstiere. i Oft wird angeführt, daß Ordnung und Sauberkeit auch die entſprechenden Arbeits⸗ kräfte verlangen. Das iſt falſch. Richtig iſt vielmehr, daß Ordnung und Sauberkeit Ar⸗ beitskräft erſparen. Wenn man z. B. irgend ein Gerät, das man im Augenblick dringend benötigt, lange ſuchen muß, vergeht damit mehr Zeit, als mit der rechtzeitigen Aufräu⸗ mung des Gerätes auf einen beſtimmten Platz vergangen wäre. So iſt es auch mit Ordnung und Sauberkeit in den Ställen. Auch hier kann man ſich durch Ordnung und Sauberkeit ſehr viel Erleichterung verſchaffen. Fleiſch und Fleiſchwaren aus Oeſterreich. Der Reichsinnenminiſter hat beſtimmt, daß die Ein⸗ fuhrverbote des Fleiſchbeſchaugeſetzes keine An⸗ wendung finden auf Fleiſch⸗ und Fleiſchwaren, die aus Oeſterreich im Reiſeverkehr in das übrige Reichsgebiet zum eigenen Verbrauch ge⸗ bracht werden und deren Geſamtgewicht 5 kgenicht überſteigt. Schweinefleiſch un⸗ terliegt der Unterſuchung auf Trichinen durch eine Auslandsfleiſchbeſchauſtelle. Vor den Eichen mußt du weichen! Jetzt iſt wieder die Zeit der Gewitter. So ſchön auch ein ſolches Naturſpiel vom geſchützten Ort aus zu betrachten iſt, ſo unangenehm kann es aber für den werden, der davon im Freien über⸗ raſch wird. Meiſt ſucht man, um dem nieder⸗ gehenden Regen zu entgehen, die nächſte Baum⸗ gruppe auf, überſieht hierbei jedoch die große Gefahr, daß der Blitz einſchlagen kann. Nicht jede Baumart iſt allerdings gleich blitzgefähr⸗ lich. Durchaus nicht ratſam mag ein Aufent⸗ balt im Gewitter unter Eichen, Pappeln, Fich⸗ ten, Kiefern und Weiden ſein, da dieſe Bäume anſcheinend ſtark leitungsfähig ſind. Seltener noch ſchlägt der Blitz in Buchen. Berken, Erlen und Ahorn ein. Die Annahme, als ob frei⸗ ſtehende Bäume beſonders gute Anziehungs punkte für den Blitz ſind, iſt irrig. Blitzgefähr⸗ lich ſind ſie dannn, wenn ſie in ihren Kronen abgeſtorbene Aeſte aufweiſen. Da der Blitz wie jede elektriſche Entladung vornehmlich hervor⸗ ſtehende Spitzen ſucht, ſo ſtellt man ſich bei Baumgruppen nur unter kleinere Bäume und möglichſt weit vom Stamm entſernt. Iſt kein ſchützendes Regendach in der Nähe, ſo iſt es rat⸗ ſamer, ſich bei ſtarken Gewittern flach auf den Boden zu legen und eher die Kleider zu be⸗ ſchmutzen, als ſich der Gefahr auszuſetzen, vom Blitz erſchlagen zu werden. Im übrigen möge man den bekannten Volksreim erinnert werden: Vor den Eichen mußt du weichen! Und die Weiden ſollſt du meiden. Vor den Fichten ſollſt du flüchten, doch die Buchen kannſt du ſuchen!l den verſchiedenen Jahreszeiten, von Kampf um das Grenzland Schleswig⸗Holſtein. Von den Abſtimmungen des Verſailler Diktates und was ſie der Nordmark brachten. Von alten Bräuchen weiß der Lehrer zu erzählen, bei manchen ſind unſchwer verwandtſchaftliche Beziehungen zu unſerem Brauchtum feſtzu⸗ ſtellen. Er hat eine feine Art an ſich, uns zu begeiſtern. Es iſt ſchon ſpät, als wir zu un⸗ ſeren Quartieren aufbrechen. Im warmen Stall wird gepennt. Fritz hat Glück gehabt, er iſt in der Nacht ein paarmal aufgewacht, wenn ſo ein Bieſt von einem Gaul ihm mit dem Schwanz im Geſicht herumge⸗ fegt hat.„Keine 10 Pferde bringen mich jemals wieder in einen Pferdeſtall“, meint er am Morgen. Einige Tage ſpäter haben wir aber nochmals bei Kühen geſchlafen, dabei gab es noch größeren„Betrieb“. Davon aber ſpäter. Pfingſten..„ 5. Juni—: Der Wittenſee ſchlägt kleine Schaumwellen. Wol⸗ kenloſer Himmel und ſtrahlender Sonnenſchein ſchon in aller Frühe, ein ideales Pfingſtwet⸗ ter. Der Bauer lacht, als er ſeine jungen Gäſte beim„Großreinemachen“ im See findet. In einer halben Stunde ſollen wir in der Küche ſein, zum Kaffeetrinken. Ganz groß hat dort die Tochter den Tiſch gedeckt und wir hauen ordentlich ein. Unſer Appetit iſt aber auch gewaltig, wir wundern uns ſelbſt dar⸗ über. Dann wurde uns das Haus gezeigt. Der Bauer führt uns ſelbſt in alle Stuben. Voller Stolz ſtreift ſeine Hand die ſchwergeſchützten Truhen, die ſich ſchon Generationen vererbt haben. 200 Jahre iſt der Hof alt, wie wir das aus alten, vergilbten Urkunden ſehen können. Wie ein kleines Muſeum iſt eine alte nieder⸗ deutſche Bauernſtube eingerichtet. Steinbeile, Feuerſteinmeſſer und Pfeilſpitzen aus grauer Vorzeit bekommen wir gezeigt, alles haben Ahn und Urahn auf den Feldern gefunden. Wir können jene Bauern in Schleswig⸗Hol⸗ ſtein jetzt verſtehen, wenn ſie mit Stolz, ihre ererbten Rechte wahrend, auf ihren vor S u⸗ berkeit blitzenden Höfen ſchaffen. Herzlich verabſchieden wir uns dann von dem Bauern und ſeiner Familie. Singend ver⸗ laſſen die Gruppen das gaſtliche Dorf am Wittenſee. Heute haben wir nur zwei Stun⸗ den Marſch zu bewältigen, das ſoll ein feiner Tag werden.(Fortſ. folgt). — — Bekanntmachungen Ortsgruppe der N. S. D. A. P. Viernheim N S.⸗Beratungsſtunde ſeden Montagabend von 20—21 Uhr. Ditenſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſtr. 18, 1. Sto Betr.: Appell der Marſchteilnehmer zum Reichsparteitag 1938 in Bensheim. Die Marſchteilnehmer zum diesjährigen Reichsparteitag treten am Sonntag, 10. Juli, pünktlich um 11.30 Uhr, am OéEG⸗Bahnhof an. Anzug: Dienſtanzug, Bluſe, Brotbeutel und Feldflaſche. Die Blockleiter liefern ſämtliche Haus⸗ haltungskarten an ihre zuſtändigen Zellenlei⸗ ter bis ſpäteſtens Samstag, 9. ds. Mts., ab. Die Zellenleiter bringen dieſe Haus⸗ haltungskarten am Montag, 11. Juli, auf die Geſchäftsſtelle mit. Braun, Ortsgruppenleiter. Lokale Nachrichten Viernheim, den 9. Juli 1938 Anſer Tagesſpruch Im ſelben Maß du willſt empfangen, mußt du geben; willſt du ein ganzes Herz, ſo gib ein ganzes Leben. F. Rückert. Jas olitæ sti at Schon vor hundert und zweihundert Jahren haben die Menſchen geglaubt, daß ſie der fort⸗ ſchreitenden Zeit ihre Tribute entrichten. Wenn wir aber auf dieſe„Fortſchritte“ zurück⸗ ſchauen, kommt uns ein Lächeln an. Das war ein Schneckentempo, aber kein Gang. In ſtiller Zurückgezogenheit lebten die Dörfer, die Klein⸗ ſtädte ſchliefen wie im Sonntagsfrieden und ſogar die größeren Städte brauchten ſich von dem, was ihnen Beſitz war, nur dann zu tren⸗ nen, wenn ſie ſelber erkannten, daß ſich einige ihrer Formen überlebt hatten. Unſere Zeit? Sie braucht es gar nicht zu wünſchen, daß das Alte und Veraltete fällt, denn es erledigt ſich von ſelbſt unter der ge⸗ waltigen Sprache der neuen Forderungen. Seit Jahrhunderten ſchlummerte ein kleines Landſtädtchen irgendwo im Frieden breiter Landſchaft. Dann und wann wurde einmal ein baufällig gewordenes Haus erneuert. Das Geſamtbild blieb unverändert. Die enge Straße mit dem holprigen Pflaſter zog ſich in Windungen und Ecken zwiſchen den alten Häu⸗ ſern hin. Die Fuhrwerke ratterten, die Heu⸗ und Erntewagen, die Karren der Marktleute. Und kein Menſch empfand die Notwendigkeit, dieſe Straße zu verlegen. 0 Aber überraſchend ſchnell trat dieſe Not⸗ wendigkeit hervor. Wenn die Autos durch das Städtchen fuhren, war es ein ſtändiges gefähr⸗ liches Spiel mit der Tücke des Zufalls, und jeder atmete auf, wenn er heil durch dieſes Labyrinth gekommen war. Die Form der anderen Zeit forderte gebie⸗ teriſch eine Aenderung. Schon vor einem Jahr⸗ zehnt und länger wäre es wünſchenswert ge⸗ weſen, dieſe Straße zu verlegen. Aber dieſe Zeit hatte ja anderes zu tun. Da mußten ſich die deutſchen Menſchen darüber ſtreiten, auf welche Weiſe ſie ſich das Leben ſchwer machen konnten. Sie brauchten immer neue Männer für die Regierung, die enttäuſchten und das Volk in immer größere Not hineinregierten. Nicht mehr daran denken? Die neue Straße wird gebaut. Geradlinig führt ſie an dem Städtchen vorüber, und die Autos werden nicht um eine Radumdrehung ihre ſchnelle Fahrt zu mäßigen brauchen. Die alte winklige Straße wird nur noch ein par ratternde Karren und Erntewagen ſehen, und der Zufall wird vergeblich auf eine Gelegen⸗ heit warten, ein Bein zu ſtellen. Es werden viele neue Straßen in Deutſch⸗ land gebaut. Geradlinige Straße mit weiter Sicht. für geradlinige Menſchen mit weiter Sicht. Und es wird noch manches ſtürzen, was alt und morſch geworden iſt. Und die Welt draußen hält ſtarrſinnig feſt an den Werten, die Torheit und Unvermögen im Haß der Verblendung gebaut haben, und die ſchon brüchig waren, als ſie errichtet wur⸗ den. Zur Muflerung am 14. Juli 1938 Alle Muſterungspflichtigen er⸗ ſcheinen am Sonntagfrüh 10 Uhr im Rathaushofel Alle diejenigen, welche am 14. Juli 1938 zur Muſterung, Nachmuſterung und Aushe⸗ bung anzutreten haben, haben ſich morgen Sonntag, 10. Juli 1938, vormittags 10 Uhr, im Hofe des Rathauſes zur Belehrung einzu⸗ finden. Es liegt im Intereſſe jedes Einzelnen, hierzu zu erſcheinen.(Die amtliche Muſte⸗ rungs⸗ und Aushebungsbekanntmachung er⸗ ſcheint im geſamten Wortlaut heute Sams⸗ tag nochmals in unſerer Zeitung und iſt eben⸗ falls von jedem Muſterungspflichtigen zu beachten). Auf ber Kartofjelkäferſuche In der Erkenntnis der großen Gefahr, die die Ausbreitung des Kartoffelkäfers für unſer Nahrungsgut, die Kartoffel, in ſich birgt, ha⸗ ben ſich geſtern die ackerbautreibenden Volks⸗ genoſſen, oder deren Angehörige, Kinder u. ſ. f., die geſtern nachmittag hitzfrei hatten, zum Kartoffelkäfer⸗Suchdienſt eingefunden. Unter Anweſenheit von Bürgermeiſter Bechtel und Polizeimeiſter Steinmann erhielten die zur Suchaktion angetretenen Volksgenoſſen am Sammelplatz Dreſchhalle, wohin inzwiſchen auch die urſprünglich für den öſtlichen Ge⸗ markungsteil(Sammelplatz Ortsausgang Weinheimerſtraße) vorgeſehene Suchabteilung beordert war, praktiſche Aufklärung über das Ausſehen des Kartoffelkäfers, die Larven uſw. Sodann ging es nach Bildung verſchie⸗ dener Kolonnen unter Führung des Feldſchutz⸗ perſonals und ſich einſetzender Bauern in die verſchiedenen Feldgewannen des weſtlichen Ge⸗ markungsteils, um die Kartoffeläcker abzuſu⸗ chen. Denn jeden Tag und überall kann plötz⸗ lich ſo ein Verbrecher von Kartoffelkäfer auf⸗ tauchen, der eine ganze Bande nach ſich zieht. Weiterhin Achtung vor dem Käfer mit dem gelben Mantel und zehn ſchwarzen Streifen auf dem Rücken iſt die Parole für alle acker⸗ bautreibenden Volksgenoſſen. Beobachtet Eure Kartoffeläcker, kann nicht eindringlich genug gefordert werden. Darüber hinaus ſind die Grundſtücksbeſitzer im eigenen Intereſſe ver⸗ pflichtet, ihre Aecker laufend nach dem Käfer zu beobachten. Wer dies unterläßt, ſchadet ſich ſelbſt, denn wenn ein Acker einmal von dem Käfer heimgeſucht iſt, dann iſt er auf Jahre hinaus für den Beſitzer unbrauchbar. ** Hat es genug geregnet? Nach wochenlanger ungewöhnlicher Trok⸗ kenheit hat es nun in den letzten Tagen überall in Südweſtdeutſchland geregnet. Teilweiſe ka⸗ men ſtattliche Regenmengen vom Himmel, ſo im Taunus bis zu 22 mm und im Odenwald zwiſchen 15 und 25 mm auf einen Quadrat- meter. Bei normalem Witterungsverlauf hätte der Regen genügt, das Erdreich gründlich an⸗ zufeuchten. Nach den langen trockenen Wochen reicht die bisher gefallene Regenmenge aber noch keineswegs aus. Ziemlich nutzlos waren die teilweiſe recht ſtarken Regengüſſe, die über Heſſen und den Maingau niedergingen, denn auf dem harten, verkruſteten Boden lief das Waſſer ab, ohne einzudringen. Erſt als die Erde etwas„angezogen“ hatte, konnte der Regen die tieferen Bodenſchichten erreichen. So dürften Sandböden im allgemeinen bis zu 6 em Tiefe befeuchtet ſein, Lehmböden etwa 3 bis 4 em. Die tiefer liegenden Bodenſchich⸗ ten ſind nach wie vor trocken und man kann ſich durch Nachgraben davon überzeugen, daß die Erde trocken, ſandig und krümelig vom Spaten fällt. Es muß alſo in den nächſten Tagen noch mehr regnen, damit das Erdreich ſich wieder mit Feuchtigkeit anreichern kann. Zahlung eines Zuſchuſſes zum Krankengeld In zahlreichen Tarifordnungen wird be⸗ ſtimmt, daß den Gefolgſchaftsmitgliedern im Krankheitsfalle für eine gewiſſe Zeit ein Zu⸗ ſchuß zum Krankengeld in Höhe des Unter⸗ ſchiedes zwiſchen dem Krankengeld und etwa 90 v. H. des Lohnes zu gewähren iſt. Zur Behebung von Zweifeln weiſt der Reichsarbeitsminiſter darauf hin, daß dieſe Beſtimmungen auch für die Fälle gelten, in denen auf Grund der Reichsverſicherungsord⸗ nung an Stelle des Krankengeldes Kranken⸗ hauspflege und unter Umſtänden Hausgeld gewährt werden. Für die Berechnung des Un⸗ terſchiedsbetrages iſt in dieſen Fällen das Krankengeld zugrunde zu legen, das das Ge⸗ folgſchaftsmitglied erhalten würde, wenn es nicht ins Krankenhaus aufgenommen wäre. Der Weg ins Krankenhaus iſt kurz— der zur Geneſung manchmal ſehr lang! Darum Vorſicht auf der Straßel Koche mit Gas, ba In den letzten Jahren hat das Gas in ſteigendem Maße bei Induſtrie und Gewerbe Eingang gefunden. Dieſe Entwicklung geht ſehr raſch. Sie iſt ein Ausfluß der beſonderen Vorteile, die die Verwendung von Gas bietet. Zunächſt fallen die Aufwendungen für die Herbeiſchaffung, Lagerung und Verfeuerung von Kohle weg. Des weiteren ergeben ſich Ein⸗ ſparungen an Raum, da Gasöfen bedeutend weniger Platz benötigen als Kohlenöfen. Zum dritten gewährleiſtet die Gasfeuerung eine im⸗ mer gleichbleibende Wärme, die der Qualität des Erzeugniſſes zugute kommt und Verbren⸗ nung des Materials ausſchließt. Außerdem erübrigt ſich das zeitraubende Anheizen, da Gasöfen immer betriebsbereit ſind. Dazu tre⸗ ten dann noch Vorteile geſundheitlicher und hygieniſcher Natur. Und ſchließlich ſpielen na⸗ türlich die Betriebskoſten eine Rolle; durch die Sondertarife, die die Verſorgungsbetriebe bei Großabnehmern anwenden, iſt auch die Frage der Wirtſchaftlichkeit gelöſt. Das alles wirkt zuſammen, die Verwendung von Gas über den Haushalt hinaus auch in der gewerb— lichen Sphäre zu ſteigern. Man wird in den gewerblichen Betrieben, wie Metzgereien, Bäk⸗ kereien, Gaſtſtätten uſw. mehr und mehr zur Heizung mit Gas übergehen. Es wird neben den vielen Vorteilen, die die Gasfeuerung mit ſich bringt, am ſtärkſten auffallen die große f Sauberkeit, da jeglicher Ruß wegfällt, wie er bei der Kohlenfeuerung nicht zu umgehen iſt. Die Verwendung von Gasgeräten erübrigen zudem Nebenräume zur Lagerung von anderen Brennſtoffen. Recht vielſeitig ſind die Verwendungsmög⸗ lichkeiten von Gas in den Haushaltungen mit den von den einſchlägigen Fabriken in den Handel gebrachten Gaskoch⸗, Back- und Brat⸗ öfen. Der Gasherd iſt der Stolz der Haus⸗ frau und jede Frau ſehnt ſich nach dieſem für alles bereiten Gerät, das beſonders jetzt in der Einmachzeit vorzügliche Dienſte leiſtet. Er iſt der Mittelpunkt der Küche und für die Haus⸗ frau ein bequemes, billiges und vor allem ein zuverläſſiges Kochgerät. Mit 1 ebm Gas kann die Hausfrau für 4 Perſonen vier Mittag⸗ eſſen kochen, das ſind bei einem Gaspreis von 18 Pfg. noch nicht einmal 5 Pfg. für das Mittageſſen. Wer wird da der Hausfrau noch zumuten, beſonders in den heißen Sommer⸗ tagen an dem hitzeſpeienden Kohlenherd zu ſte⸗ hen? Die kluge Hausfrau hat die Vorzüge des Gasherdes längſt erkannt und kocht nur noch auf Gas. rasch, jauber, billig! Ein neues Haushaltungsgerät hat in den letzten beiden Jahren viel von ſich reden ge⸗ macht: der Gaskühlſchrank. Als er auf dem Markt erſchien, gab es zwar zunächſt viele ungläubige Geſichter, und immer wieder hörte man die Frage:„Gas erzeugt doch Hitze, wie kann es da kühlen? Inzwiſchen hat man ſich mit dieſer Tat⸗ ſache, die auf ganz natürlichen phyſikaliſchen Vorgängen beruht, längſt abgefunden und in weiten Kreiſen dieſes Kühlgerät als prakti⸗ ſchen, zuverläſſigen Helfer erkannt. Das be⸗ weiſt der überaus rege Abſatz, der ſich ſchon in rund zwei Jahren auf über 30 000 Stück belief. Die Frage, worauf dieſe ſchnelle Ver⸗ breitung zurückzuführen iſt, läßt ſich leicht beantworten: Der zuverläſſige, lautloſe Be⸗ trieb, die ununterbrochene, jederzeit nach Wunſch regelbare Kälteerzeugung und vor allen Dingen die billigen Betriebskoſten ſind ſeine Hauptvorzüge, die dieſe Beliebtheit be⸗ gründet haben; koſtet doch der normale Haus⸗ haltsſchrank in 24 Stunden nur etwa 0,8 Kubikmeter Gas, alſo nur wenige Pfennige. Für die kleine wie die große Familie ſtehen die geeigneten Geräte zur Verfügung. Es ſteht außer Zweifel, daß die Verwen⸗ dung von Gas aufgrund der guten Erfahrun⸗ gen, die man damit gemacht hat, in nächſter Zeit noch weſentlich an Bedeutung gewinnen wird. Koche mit Gas! Bald 50 Jahre ſind es her, daß in Berlin das Schlagwort„Koche mit Gas“ Eingang fand. Es dürfte damals angeſichts der zur Verfügung geſtandenen primitiven Geräte ſchwer geweſen ſein, die Vorteile der Gasküche nachzuweiſen. Heute iſt das Kochen mit Gas eine Selbſtverſtändlichkeit geworden, ſind es doch allein in Deutſchland über 10 Millionen Herde und Kocher, die den Hausfrauen die Arbeit erleichtern. Mit allen möglichen Ein⸗ richtungen zum Braten, Backen und Grillen ind heute die neueſten Herde verſehen, ſodaß ie den verwöhnteſten Anſprüchen der Haus⸗ frau genügen. Kurzum, der Gasherd iſt heute zum unentbehrlichen Beſtandteil ſelbſt der kleinſten Haushaltung geworden. Darum ſollte er auch in keiner Küche fehlen. Durch die begrüßenswerte Einrichtung der Viernheimer Gasverſorgung iſt es wirklich leicht gemacht, in bequemen Ratenzahlungen ein ſolches von „ geſchätztes Gasgerät zu er⸗ werben. Aleiflerſchaftsjeier der Sport⸗ vereinigung Amicitia 09 Heute Samstagabend veranſtaltet, wie an dieſer Stelle ſchon bekanntgegeben wurde, die Sportvereinigung Amicitia 09 im„Freiſchütz“ eine Meiſterſchaftsfeier mit anſchließendem Tanz. Da die Reigenfahrer der Radfahrerver⸗ einigung 07 und auch das Doppelquartett des Männergeſangvereins ihre Mitwirkung zuge⸗ ſagt haben und auch das Tanzbein geſchwun⸗ gen werden kann, ſo wird man einige frohe Stunden verleben können. Mit der Meiſterelf, den Mitgliedern der Sportvereinigung, werden ſich heute abend auch die Mitglieder des Turn⸗ vereins v. 1893 und die der Radfahrervereini⸗ gung 07 in echter Sportkameradſchaft ver⸗ einigen, um gemeinſam mit der übrigen ſport⸗ liebenden Bevölkerung Viernheims den ſchönen Erfolg, die Erringung der Meiſterſchaft von Unterbaden⸗Weſt zu feiern. Ein Blick auf das Programm tut das übrige. In abwechslungs⸗ reicher Form wird es ſehr unterhaltend wirken. So bleibt zu hoffen, daß ſich der heutige Abend zu einem Erfolg geſtaltet und für die Sportvereinigung Amicitia zu dem wird, was er ſein ſoll: ein würdiger Abſchluß der erfolg⸗ reichen Spielſaiſon 1937/8! Alte Soldaten beim Kleinkali⸗ berſchießen. Wie alljährlich, ſtehen auch dieſes Jahr wieder die Schützen der Krieger⸗ kameradſchaften im Wettbewerb um die Kreis⸗ verbandsmeiſterſchaften, die am 17. Juli in Mörlenbach ausgetragen werden. Morgen Sonntag findet auf den hieſigen Ständen ein Vorſchießen ſtatt, an dem die Kyffhäuſer⸗ ſo⸗ wie die Sportſchützen vollzählig teilnehmen. Es wird eine 100 prozentige Beteiligung er⸗ wartet, ſoll doch mit den auszutragenden Kreisverbandsſchießen bewieſen werden, daß der Gedanke bei jedem alten Soldaten wach iſt, ſeine Wehrfähigkeit bis ins Alter zum Wohle des Vaterlandes und der Jugend zum Vorbild zu erhalten. An alle Kameraden er⸗ geht daher der Ruf, an dem Schießen teilzu⸗ nehmen. Feſtpreisgebiete für Stroh. In den neuen Beſtimmungen über den Verkehr mit Stroh wurden für den Verkauf von Stroh durch den Erzeuger Feſtpreisgebiete feſtgeſetzt, wobei das Gebiet des Getreidewirtſchaftsver⸗ gereiht worden iſt. Die neuen Preiſe werden in kurzem bekanntgegeben werden. Aenderung der Feſtpreisgebiete Bei der neuen Feſtſetzung der Feſtpreisge⸗ biete für Weizen ſind die heſſiſchen Kreiſe Bü⸗ dingen und Friedberg von W 16 zu W 18 gekommen. f Bei der Preisfeſtſetzung für Braugerſte ver⸗ bleibt der Bezirk des Getreidewirtſchaftsver⸗ bandes Heſſen⸗Naſſau beim Preisgebiet 4. Der Aufſchlag für feine Braugerſte beträgt RM. 0.70 je Doppelzentner und für die Aus⸗ ſtichgerſte RM. 1.50 je Doppelzentner. Der Aufſchlag ſoll grundſätzlich dem Erzeuger zu⸗ gute kommen. Feine Braugerſte muß hinſicht⸗ lich der Sortierung und Handpunktierung fol⸗ genden Mindeſtanforderungen antſprechen: Vollgerſtenanteil mehr als 90 v. H., Spelzbe⸗ ſchaffenheit gut, Farbe einwandfrei, Verun⸗ reinigung wenig, Geruch geſund, Auswuchs unerheblich. Vorausſetzung für die Gewährung eines Aufſchlages iſt die Beibringung einer Anerkennungsbeſcheinigung von einer durch die Hauptvereinigung zugelaſſenen Unterſuchungs⸗ ſtelle. i PPC ðVvccccc c Deutſcher, bedente, immer iſt der Jude dein Feind— dieſe Mahnung präget euch ein— bringt ſie an jedem Haus, an jeder Tür an— daß jeder die große Gefahr, den Juden, erkenne! eee e eee eee Wie wird das Wetter? Samstag: Heiter bis wolkig, einzelne Gewitterſchauer mit nachfolgender Abkühlung, ſonſt ſchwül, lebhaft und weſtliche Winde. Die Ausſichten für Sonntag: Bei über⸗ wiegender weſtlicher Luftzufuhr vielfach auf⸗ geheitertes Wetter, jedoch leicht unbeſtändig. Geſchäftliches (Außer Verantwortung der Schriftleitung) Unſerer heutigen Ausgabe iſt eine Beilage der Firma Defaka, Deutſches Fami⸗ lienkaufhaus, Mannheim, P 5, 1 bis 4, an den Planken, Anruf, 233 54—56, beigegeben, die wir der Beachtung unſerer ge⸗ bandes Heſſen⸗Naſſau dem Preisgebiet 4 ein⸗ ſchätzten Leſerinnen und Leſer empfehlen. 680 90 0 itt ger l del, 101 die aber sch Di den, der, 15 0 I 4 vort len! mögli Jahre wenn Muſte 93 L. bie ſahr I Ab ini 11 zu .die n lune 10 bon aal 9,1 gt 2 de h en! ae pl 1 5 e da ba 8 fil Der ic, 10) g 9 W. deſels Jahn Lier U 9 U l. 1 et 1 in 10 lr le über bie Auf Grund des Wehrgeſetzes vom 21. Mai 1935, des Reichsarbeitsdienſtgeſetzes vom 26. Juni 1935, ſowie der Verordnung über die Muſterung und Aushebung vom 17. April 1937 und der einſchlägigen Anordnungen des Oberkommandos der Wehrmacht wird folgen⸗ des beſtimmt: J. Muſterung und Aushebung 1938 finden gleichzeitig ſtatt. II. Die in Ziffer 3 genannten Dienſtpflich⸗ 4 ſind gemäߧ 1 Abſ. 3 der Verordnung über die Muſterung und Aushebung ver⸗ Nau t, ſich an den in nachſtehendem Mu⸗ terungsplan angegebenen Zeiten und Orten zur Muſterung bzw. Aushebung zu ſtellen. III. Es haben ſich folgende Dienſtpflichtige einſchl. Nichtarier) zu ſtellen, ſoweit ſie die deutſche Reichsangehörigkeit beſitzen und in den nachgenannten Gemeinden am Tage der Muſterung und Aushebung wohnen oder ſich aufhalten: A) Zur Muſterung: I. die wehrpflichtigen Deutſchen des Geburts⸗ Nordende 1918, 2. die in der Zeit vom 1. Januar bis einſchl. 31. Auguſt geborenen wehrpflichtigen Deutſchen des Geburtsjahrgangs 1919, 3. alle zurückgeſtellten Dienſtpflichtigen der Geburtsjahrgänge 1913 bis 1917, 4. die bisher noch nicht gemuſterten dienſt⸗ pflichtigen Deutſchen der Jahrgänge 1914 bis 1917, 5. diejenigen Dienſtpflichtigen der Jahrgänge 1914 bis 1919(einſchl. Freiwillige), die bei der Einſtellung zur Wehrmacht oder zum Reichsarbeitsdienſt im Herbſt 1937 oder im Frühjahr 1938 oder noch vor der Re⸗ krutenbeſichtigung als„zeitlich untauglich“ oder„für den betreffenden Truppenteil Heraffengattung) untauglich“ entlaſſen wur⸗ en, 6. Wehrpflichtige der Jahrgänge 1918 und 1919(1. Januar bis 31. Auguſt 1919), die bereits zur Truppe einberufen waren, aber als„dauernd untauglich“ oder„be⸗ ſchränkt tauglich“ entlaſſen worden ſind. Die 1938 gemuſterten Wehrpflichtigen wer⸗ den, ſoweit„tauglich“,„bedingt tauglich“ oder„beſchränkt tauglich/ 7“ vom 1. Okt. 1938 bis 31. März 1939 oder vom 1. April 1939 bis 30. September 1939 zum RAD und vorausſichtlich ab 1. Oktober 1939 zum ak⸗ tiven Wehrdienſt(außer„beſchränkt tauglich/ F“) herangezogen. Eine Befreiung vom RAD iſt gemäß den geſetzlichen Beſtimmungen un⸗ möglich, jedoch werden Wünſche bezüglich der Jahreszeit für die Ableiſtung des R AD., wenn angängig, berückſichtigt; ſie ſind bei der Muſterung vorzutragen. BB) Zur Aushebung: U. die tauglichen und bedingt tauglichen Er⸗ ſatzreſerviſten 1 der Geburtsjahrgänge 1916 und 1917, ſoweit ſie bis 30. 9. 1938 ihrer Arbeitsdienſtpflicht genügt haben, ſowie die⸗ jenigen bedingt tauglichen der Jahrgänge 1914 und 1915, die noch keinen Entſcheid zur kurzfriſtigen Ausbildung haben, 2. die bei früheren Muſterungen Zurückgeſtell⸗ ten der Geburtsjahrgänge 1914 und 1915, ſoweit ſie bei der Muſterung 1938 als taug⸗ lich der Erſatzreſerve 1 überwieſen werden (vom Geburtsjahrgang 1915 und 1. Vier⸗ teljahr 1916 jedoch nur, wenn ſie bis 30. 9. 1938 ihrer Arbeitsdienſtpflicht ſchon ge⸗ nügt haben), 3. die bei früheren Aushebungen Zurückgeſtell⸗ ten der Jahrgänge 1914— 1. Vierteljahr einſchl. 1916, ſoweit ſie ihrer Arbeitsdienſt⸗ pflicht genügt haben, 4. Wehrpflichtige der Jahrgänge 1916(1. April bis 31. Dez.)— 1917, die vom Truppenteil bei der Einſtellung oder vor ſud Rekrutenbeſichtigung etlaſſen worden ind. Der Muſterungsentſcheid(abſo ob„taug⸗ lich“,„bedingt tauglich“,„zurückgeſtellt“ uſw.) iſt aus dem Wehrpaß Seite 5 zu erſehen. IV. Die Muſterung und Aushebung 1938 der vorſtehend bezeichneten Dienſt⸗ pflichtigen findet in der Zeit vom 12. Juli bis 20. Juli 1938 wie folgt ſtatt: Muſterung und Aushebung in Hep⸗ penheim in dem Hitlerjugend⸗Heim Ortsausgang nach Bensheim) Donnerstag, den 14. Juli 1938, 7.15 Ahr für die Dienſtpflichtigen des Jahrgangs 1918 der Gemeinde Viernheim. Donnerstag, den 14. Juli 1938, 15,15 Ahr für die Dienſtpflichtigen des Jahrgangs 1919(1. Jan. bis 31. Aug.), die Zurück⸗ geſtellten ſowie die Auszuhebenden der Jahrgänge 1916 und 1917 der Gemeinde a Mabel. V) Zur Muſterung und Aushe⸗ bung hat der Dienſtpflichtige an g Bekanntmachung Aujterung und Aushebung 1938 Perſonalpapieren mitzubringen: a) den Geburtsſchein; ö b) Nachweiſe über ſeine Abſtammung, ſoweit ſie in ſeinem oder ſeiner Angehörigen Beſitz ſind(Ahnenpaß); e) die Schulzeugniſſe, den Lehrvertrag und Nachweiſe über ſeine Berufsausbildung (Lehrlings⸗ und Geſellenprüfung); d) das Arbeitsbuch; dieſes hat der Unterneh⸗ mer dem Dienſtpflichtigen zu dieſem Zweck auszuhändigen; e) Ausweiſe über Zugehörigkeit zur HJ(Marine⸗HJ, Fliegereinheiten der HJ). zur SA(Marine⸗SA), zur SS, zum NS KK, zum NS⸗Reiterkorps, zum Deutſchen Seglerverband, zum NSF(Nationalſozialiſtiſches Flie⸗ gerkorps) u. über die Ausbildung in dieſem, zum R BB(Reichsluftſchutzbund), zum FWGM(Freiwilliger Wehrfunk— Gruppe Marine—), zum DASd(Deutſcher Amateurſende⸗ und Empfangsdienſt), zur TN(Techniſche Nothilfe), zur Freiwilligen Sanitätskolonne(Rotes Kreuz), zur Feuerwehr; f) den Nachweis über den Beſitz des Reichs⸗ ſportabzeichens oder des Su- Sportab⸗ zeichens; g) Freiſchwimmerzeugnis, Rettungsſchwim⸗ merzeugnis, Grundſchein, Leiſtungsſchein, Lehrſchein der Deutſchen Lebensrettungs⸗ geſellſchaft(DRG); h) den Nachweis über fliegeriſche Betätigung; ür Angehörige des fliegeriſchen Zivilper⸗ onals der Luftwaffe, der Luftverkehrsge⸗ ellſchaften und der Reichsluftverwaltung ie Beſcheinigung des Dienſtſtellenleiters über fliegeriſch⸗fachliche Verwendung und Art der Tätigkeit; i) den Führerſchein(für Kraftfahrzeuge, Mo⸗ torboote); k) die Beſcheinigung über die Kraftfahrzeug⸗ ausbildung beim NSKK.— Amt für Schu⸗ len— den Reiterſchein des Reichsinſpek⸗ teurs für Reit- und Fahrzeugausbildung; l) den Nachweis über die Ausbildung beim Roten Kreuz; a m) den Nachweis über Seefahrtzeiten— See⸗ fahrtbuch—, über den Beſuch von See⸗ fahrtſchulen, Schiffsingenieurſchulen, der Debegfunkſchule— Befähigungszeugniſſe; n) das Sportſeeſchifferzeugnis, das Sport⸗ hochſeeſchiffahrtzeugnis, den Führerſchein des Deutſchen Seglerverbandes für See⸗ fahrt oder für ortsnahe Küſtenfahrt, den Führerſchein des Hochſeeſportverbandes „Hanſa“ und das Zeugnis zum„C“-Füh⸗ rer für Seeſport der Marine⸗HJ; o) den Nachweis über geleiſteten Arbeitsdienſt, (ꝰWehrpaß, Arbeitspaß oder Arbeitsdienſt⸗ paß, Dienſtzeitausweiſe, Pflichtenheft der Studentenſchaft); p) den Nachweis über geleiſteten aktiven Dienſt in der Wehrmacht, Landespolizei oder SS⸗ Verfügungstruppe; q) den Annahmeſchein als Freiwilliger der Wehrmacht, des Reichsarbeitsdienſtes oder SS⸗Verfügungstruppe. Zwei Paßbilder(Größe 37 mal 52 Milli⸗ meter, in bürgerlicher Kleidung ohne Kopfbe⸗ deckung) ſind nur dann mitzubringen, wenn ſie bei der Erfaſſung der polizeilichen Melde⸗ behörde nicht abgegeben werden konnten. Dienſtpflichtige mit Sehfehlern haben das Brillenrezept mitzubringen. Das Mitbringen einer Badehoſe oder einer kurzen Sporthose wird empfohlen. VI. Die Dienſtpflichtigen haben gut ge⸗ waſchen 8 ſaubere Fingernägel, ſauberes Innere des Ohres), mit kurz geſchnittenem Haar(auch vorderes Seitelhaar) und mit ſau⸗ berer Wäſche zu erſcheinen. Für die Dienſtpflichtigen beſteht vor der ärztlichen Unterſuchung und bis zur völligen Entlaſſung aus dem Muſterungs⸗ und Aus⸗ hebungsgrundſtück(Rauch⸗ und Alko⸗ holverbot. Wertſachen ſind nicht mitzubringen, da für abhanden gekommene Gegenſtände kein Erſatz geleiſtet wird. Für den Muſterungs⸗ bzw. Aushebungstag beſteht weder Anſpruch auf Fahrt⸗ und Reiſe⸗ koſten, noch auf Entſchädigung für den Lohn⸗ ausfall. VII. Ein Dienſtpflichtiger, ſeine Verwand⸗ ten erſten Grades, 5 ſeine Ehefrau können in dringenden Fällen ſeine Zurückſtellung be⸗ antragen. Der Antrag iſt möglichſt ſofort, ſpäteſtens aber 2 Wochen vor der Muſterung und Aushebung unter Beifügung der erforderlichen Beweismittel und der Stellungnahme des Bürgermeiſters ſeines Wohnortes bei der unterzeichneten Kreispoli⸗ zeibehörde einzureichen. Ein Zurückſtellungsgeſuch ent⸗ bindet den Dienſtpflichtigen nicht von der Geſtellungspflicht zur Muſterung und Aushebung. VIII. Dienſtpflichtige, die am Muſterungs⸗ und Aushebungstag aus zwingenden Gründen vom Ert ihres dauernden Aufent- haltes abweſend ſind, müſſen Dauer und Grund der Abweſenheit und ihre Anſchrift während dieſer möglichſt zwei Wochen vor Beginn der Muſterung der poli⸗ zeilichen Meldebehörde mündlich oder ſchrift⸗ lich mitteilen. IX. Ein Dienſtpflichtiger, der durch Krank⸗ 1 an der Geſtellung zur Muſterung bzw. ushebung verhindert iſt, hat hierüber ein 7 5 des Amtsarztes oder ein mit dem ichtvermerk des Amtsarztes verſehenes Zeug⸗ nis eines anderen Arztes vorzulegen. Völli Untaugliche(Geiſteskranke, Krüppel uw) können auf Grund eines der vorher genannten Zeugniſſe durch die unterzeichnete Kreispolizei⸗ behörde von der Geſtellung zur Muſterung und Aushebung befreit werden. Befreiungsan⸗ träge ſind rechtzeitig vorher zu ſtellen. X. Dienſtpflichtige aus den von der Maul⸗ und Klauenſeuche befallenen Bezirken dürfen zur Muſterung und Aushebung nicht in ihrer täglichen Arbeitskleidung erſcheinen. XI. Wer ſeiner Geſtellungspflicht nicht oder nicht pünktlich nachkommt oder den Vorſchrif⸗ ten der Verordnung über die Muſterung und Aushebung vom 17. April 1937 ſonſt zu⸗ widerhandelt, wird von der Kreispolizeibe⸗ hörde, wenn keine höhere Strafe verwirkt iſt, mit Geldſtrafe bis zu 150.— RM. oder mit Haft beſtraft. Ein Dienſtpflichtiger, der ſeiner Geſtel⸗ lungspflicht zur Muſterung und Aushebung nicht rechtzeitig nachkommt, kann durch die Kreispolizeibehörde mit polizeilichen Zwangs- maßnahmen zut ſofortigen Geſtellung ange⸗ halten werden. i Verſtöße gegen die militäriſche Zucht und Ordnung und Zuwiderhandlungen gegen Dienſtbefehle bei der Muſterung und Aus⸗ hebung werden vom Wehrbezirkskommandeur diſziplinariſch beſtraft. Verſuche Dienſtpflichtiger zur Vortäuſchung von Krankheiten werden nach§ 143 des Strafgeſetzbuches beſtraft. XII. Zuſtändiges Wehrbezirkskommando iſt das Wehrbezirkskommando Mannheim II., Mannheim, C 7, 5. Heppenheim, den 23. Juni 1938. Kreisamt Heppenheim Der Kreisdirettor: Nanz. Vorſtehende Bekanntmachung über die Mu⸗ ſterung und Aushebung 1938 bringe ich hier⸗ mit zur öffentlichen Kenntnis und Beachtung. Viernheim, den 4. Juli 1938. Der Bürgermeiſter als Ortspolizeibehörde Amtliche Bekanntmachungen Betr. Dienſtſtunden. Die beſtehende Arbeitsüberlaſtung gibt Ver⸗ anlaſſung, erneut darauf aufmerkſam zu ma⸗ chen, daß die Sprechſtunden nur vor⸗ mittags von 9— 12 Uhr ſtattfinden. Die Cinwohnerſchaft wird dringend gebeten, ſich hiernach einzurichten. Die N e des Bürgermeiſters ſind an den Wochentagen von Montag bis ein⸗ chließlich Freitag auf die Zeit von 10—12 hr feſtgeſetzt. An Samstagen muß die Sprechſtunde bis auf weiteres ausfallen. 78 mache darauf aufmerkſam, daß Anträge auf Bewilligung einer Ehrengabe bei Goldenen Hochzeiten und bei 85. und 90. Geburtstage von Ortseinwohnern mindeſtens 4 Wochen vor dem betr. Zeitpunkt geſtellt werden müſſen. Vier zuchtuntaugliche Ziegenböcke ſollen ab⸗ geſchafft werden. Angebote ſind bis Montag, den 11. ds. Mts., vormittags 11 Uhr, hier einzureichen. Viernheim, den 8. Juli 1938 Der Bürgermeiſter. ———— Betr.: Bahnübergangsſperre. Wegen Gleisumbauarbeiten muß der Ueber⸗ weg am Lampertheimerweg am Montag, den 11. Juli 1938, von 7—16 Uhr ge⸗ 1— werden. Umleitung erfolgt über Buͤr⸗ tädterweg. Der Bürgermeiſter als Ortspolizeibehörde Arr. Verhütet Waldbrände! Naucht nicht im Walde! Sündet im Wald oder in gefähelicher Nähe desselben kein Feuer an! Ihr ge⸗ fährdet Volksvermögen und ver⸗ jündigt euch am Bol! Ihe ſabo⸗ tiert das Aufbauwerk des Führers! 57 1 7 Kirchliche Anzeigen Katholijche Kirche: 5. Sonntag nach Pfingſten Apoſtelkirche: 4 Uhr hl. M. m. hl. Kom.; 6.30 Uhr 1. hl. M.; 7.30 Uhr 2. hl. M.; 9.30 HA.; 1.00 Verſammlg. f. d. Jünglingsſ. 2 Uhr Andacht. Marienkirche: 8 Uhr hl. M.; 10 Kind.⸗M.; 1 Uhr And. für die Kinder. Mo. 5.40 Uhr 1. SA. f. Eliſ. Jäger; 6.10 beſt. A. f. Ad. Gutperle, Ehefr. Marg. gb. Winkenbach. Di. beſt. A. f. Jak. Faltermann, Ehefr. Kath. gb. Sax, Kind. und Stef. Mandel, Ehefr. Kath. gb. Pauli; beſt. A. für Hch. Ja⸗ kob, Ehfr. Eliſ. gb. Heckmann, b. v. Altersgen. Mi. 2. und 3. SA. f. Eliſ. Jäger gb. Neuhäuſer. Do. beſt. EA. f. Friedr. Knapp 1., Ehefr. A. M. gb. Ehrhardt, Angeh.; beſt. EA. für Peter Ehatt, Ehefr. Mathilde gb. Kinſcherf, Kinder, Mathilde geehel. Fiſcher, Regierungs⸗ aſſeſſor Jak. Wilh. Ehatt. Fr. beſt. A. f. Magd. Werle gb. Grab, beſt. v. d. Schulkam.; geſt. hl. M. f. Pfarrer Ad. Hamman und Dekan Phil. Laiſt. Sa. beſt. A. f. Ad. Adler 5., Elt. u. Jam. Gg. Binninger; geſt. hl. M. f. Joh. Lamberth und Kath. Neuhäuſer; beſt. A. f. Nik. Her⸗ ſchel, beide Ehefr. A. M. gb. Gutperle u. Kth. gb. Winkenbach, Schwiegertochter Maria gb. Winkenbach. Mo. u. Mi. bei den Engl. Frl., Di. u. Do. bei den Barmh. Schweſtern hl. M.— Nächſt. So. hl. Kom. f. d. Erſtkommunik. 1936.— Nächſten So. Kollekte f. d. Jugend⸗Seelſorge. Di. 8 Uhr relig. Vortr. f. d. 1938 aus der Schule entlaſſenen Knaben. * Evangelijche Kirche: So. vorm. 9.30 Gottesd. Mo. 8 Uhr Sing⸗ ſtunde d. Kirchenchors; Di. 8 Uhr Frauenabd. Schulkinder gegen Eindringling Geheimnisvolle Razzia auf dem Acker Es war in der 1 7 nur wenige Kilometer von der franzöſiſchen Grenze ent⸗ fernt. Glühend heiß brannte die Sonne auf die Landſtraße. Da ſahen wir in einiger Ent⸗ fernung auf einem großen Kartoffelacker ein emſiges Gewimmel von Menſchen. Irgend ein geheimnisvolles Syſtem ſchien darin zu liegen, in langen Reihen, dicht nebeneinander zogen die Geſtalten langſam über den Acker, Schritt für Schritt. Sie bückten ſich tief herab und ſchienen mit geſpannter Aufmerkſamkeit etwas zu ſuchen. Von allen Seiten erhielten die Suchenden Zuzug. Arbeitsmänner kamen in ſtrammem Marſchtritt, Maiden flitzten auf ihren Rädern herbei, und ganze Scharen von Schulkindern mit ihren 4 tauchten auf— alle hatten ſie ein Ziel: den großen Acker. Kurz entſchloſſen ſtapften wir den Kindern nach durch die Furchen und vermochten Fetzen ihrer aufgeregten Geſpräche zu vernehmen: „iwer die Grenz ſin ſe komme..“— „... geſtern hawe ſe ſchon e paar erwiſcht ...—„.. mir werre ſo ſcho noch all krieje“. Nanu— wer war da über die Grenze ge⸗ kommen? Gegen wen mochte man die Kinder einſetzen? Erſt der junge Lehrer, der ſeiner Schar vorausſtapfte und unermüdlich die neu⸗ gierig⸗aufgeregten Fragen ſeiner Schützlinge beantwortete, konnte Aufſchluß geben: „Jawohl, Feinde ſind am Werk, und wenn wir ſie nicht bekämpfen, ſo werden es bald viele, viele Millionen ſein und uns unermeß⸗ lichen Schaden zufügen. Aber klein ſind ſie“, fügt er lachend hinzu,„harmlos ausſehende Käferchen— die Kartoffelkäfer— doch im⸗ ſtande, ganze Ernten zu vernichten! Schön ſchwarz⸗gelb geſtreift iſt ihr Kleid. Der kleine Feind ſtammt aus Amerika und wurde durch Schiffe nach Europa eingeſchleppt. In Frank⸗ reich hat er ſich ſchon feſtgeſetzt und verſucht jetzt über unſere Grenzen vorzudringen. Aber wir werden ihn hier ſchon aufhalten. Das er⸗ fordert zwar viel Arbeit und Aufmerkſamkeit, aber es muß uns gelingen. Wenn man bedenkt, daß ein Weibchen im Jahre über 30 Millionen Nachkommen haben kann, ſo kann man die Größe der Gefahr für Deutſchlands Jolks⸗ nahrungsmittel— die Kartoffel— erſt er⸗ meſſen. Wenn wir hier, den Kartoffelkäfer vernich⸗ ten, ſo iſt das auch ein weſentlicher Beitrag zu Deutſchlands Kampf um ſeine Nahrungs- freiheit!“ —— — — „Freischütz Die geſamte ſportliebende Bevölkerung iſt hierzu eingeladen. a ben ds 8.30 Ahr Tasnerde! Moderne Gasgeräte auf 24 Monatsraten übers bei Gaswerk! Jetzt kaufen ban wundere Beachten Sie bitte meinen ollęcom- Automat ail Enwurtschacht für geknipste Filme und Platten! Bis morgens 8 Uhr eingewor- fene oder gebrachte Arbeiten können bis abends 8 Uhr mit Bildern abgeholt werden. Photo-Zentrale door pegel Adolf Hitlerstraße 15 Zuverläſſiger Dienſtknecht Korn auf für kleine Landwirtſchaft(1. Pferd, 1 Kuh, mit Baumſchulen) bei hohem Lohn geſucht. Demſelben iſt Ge⸗ legenheit geboten, die Baumſchulen- gärtnerei mitzuerlernen. Eintritt kann ſofort geſchehen bei lieorg Flechensleln. Baumſchulen Heddesheim b. Mannheim Fahrräder ADLER— OPEI. NSU- DIAMANT Spezialräder v. RM. 46.— an Sämtliche Ersatzteile sowie Gummi äußerst billig! abe l. Eller Rathaus Haus- und Küchengeräte Barenem u. Daunencög. blau und rot Eisenwaren Federn und Daunen. Damast 130 u. 160 brt. kaufen Sie billig bei Robert Sislert Weinheimerſtraße 62 Blechdose(8 Pflaster) 65 Pfg., in Apotheken u. Orogerien. Sicher zu haben: Auch Ihnen senden wir für den niedrigen Preis von 48 RM unser bestes Nr. 1201-28 oder 201-26 mit Torpe · dofreilauf. Es tragt den schwerst. Fah- rer und Ge- päck, auch auf schlecht. We · gen. Der Lauf ist spielend Rußere von großer Schönheit. Ober / Million Edelweißräder haben wir schon seit 40 Jahren überallhin ver- sandt. Neuer Katalog kostenlos. Edelweiß- Decker Fahrradbau und Versand deutsch-Wartenberg 10 leicht, das f 2 Zimmer und Küche m. etwas Gar ten und Stall ſoſort oder ſpäter zu mieten geſucht Ang. unt. J. V. 26 a d. Geſchäftsſt.erb Guterhaltenen Rinder- Wagen zu verkaufen Moltkeſtr. 16 Zu Verkaulen. Heuwagen mit Bordleitern, Häckſelmaſch., Rübenmühle u. verſch. landw Geräte.— Frucht a. d. Halm: 43 Ar Korn, 16 ArGerſte, 26 Ar Hafer. Zu erfrag. Neu⸗ bauſtraße 11 Zu verkaufen: 1 Wochenend⸗ wägelchen und 2—3 Ztr. Futter⸗ kartoffeln Näh. Auskunfts⸗ taf. d. Geſchäftsn 22 Ar dem Halm zu verkaufen Waldſtraße 9. Guterhallene Heu⸗ leitern zu verkaufen Nepsgaſſe 15. 1126 rebhuhnf. Zwerg⸗ hühner zu verkaufen Schl kann angefahren werden. Neubau Wildbannſtr. Baugrund kann abgefahren werden Gg. Heckmann Adolf Hitlerſtr. 7 Ichreib- maschinen EU U. e 7 ANV ETM I 2 1622221 Je jrüher Sie uns Ihren Anzeigen auf⸗ trag und Ihre Anzeigentexte vor d. gewünſch⸗ ten Erſchei⸗ nungstagzuſtel⸗ len, heſto bejjer wird der Satz Ihrer Anzeigen ausfallen, deſto mehr Zeit kön⸗ nen wir auf die Hexlilitet Mall dncle/ wirkſame Aus⸗ geſtaltung Ihrer Anzeigen ver⸗ — Eisgekühlten naturreinen Apfelwein J 2 Süßen Apjelmoj Branntweinbrennerei Ludi Lamhberin . 5 Ltr offen 1.4 Ein ſenſationeller Abenteuerfilm, der ein wichtiges Problem unſerer Tage aufgreift und in einer von ſtarker Dramatik erfüllten Handlung behandelt Mit Viktor de Kowa, Paul Hartmann, Suſe Graf, Paul Weſtermeier, Hans Nichter und H. A. von Schlettow Dazu Beiprogramm und neueste Ton woche Samstag, Sonntag und Montag im bblllrabFllm-Palast Meisterschantstefer mi Tanz Die Vereinsleitung der Sportvereinigung Amieitia 09 e. V. Statt Karten! ELFRIEDE ZIEGLER WILLI WMNKENRBACH Lehrer VERITON Mainz 9. Juli 1938 Dieburg/ Viernheim Nobert Schwytz Finchen Schwyz geb Lamberth Vermãhlte Viernheim. 10. Juli 1938 Eine erstklassige Kleinbildkamera Marat 8, J iu nm. 28. früher RM. 42.— 12 Aulnanm. I. nur fl. 0. 70 Besichtigen Sie bitte mein Schaufenster! Außerdem Pnoto-Apparate von 5.— bis 64.— RM.- Lassen Sie stets Ihre Photoarbeiten u. Vergrößerungen im Fach- geschäft arbeiten. PHOTO-ZENTRALE Rathaus- Drogerie beorg öplegel p S ꝙ ꝙ ꝓęTP PY/ e eme, en d Große kpeissenlung! S/ ß Für die uns anläßlich unſerer Dermählung in ſo reichem Maße zuteil gewordenen Glück wünſche und überreichten Geſchende dan ben herzlich Jakob Knapp und Frau Lybia geb. Brüchmann Aiel⸗ oder Kaujgejuch Suche in Viernheim oder bis in Richtung nach e Fiſr Oühr Zaeltamiennaus mit je 4 Zimmer, Garten u. ſ. w. zu mieten oder zu kaufen. Offerten an F. Eilbrecht, Käfertal-Süd, Edenkobenerſtraße 4. Luiſenſtr. 82. 54. 8 reed Sie Roeder Gasherde günſtig in 24 Monatsraten übers Gaswerk Viernheim bei Hlalhias Faber. Mutterg. e, bende Keſſelöfen ſehr billig ene Deutscher Nalsür OEG. Bahnhof Fernſprecher 10 Samstag ab 8/ Ahr 10 Sonntag ab 5 Ahr Alle kalten und warmen Speisen gut und billig. Die bekannt guten Ausschank- und Flaschenweine. Das vorzügliche Viernheimer Brau- hausbier.- Es ladet herzl. ein Familie Weſchmann 1 (KRulllul-laum auß gllaübln, Wie schmutzie war dies Kleid vor dem Waschen! Und jetzt lat es a0 blütenfrisch und duſtie! Id. farbige Woll-· und Seidenscchen werden durch die Perall-Kalfwäsche quſ schonendate Weise gewaschen und depflegt. Es ist der besondere Vorzug der Kaltwäsche, daß Ferben und Ge- webe in Ihrer Schönheit erhalten bleiben. Dcrum für alles, nn waschbar ist: die schonende Kaltwäsche mit Persill Wer andere rückſichtslos in Gefahr bringt, um ein paar Minuten zu gewinnen, hat den Sinn der Volksgemeinſchaft noch wenden. nicht begriffen! Weil rasch, sauber und billig Weil bequem und hygienisch Weil volks wirtschaftlich notwendis In jeden Haushalt das Gasgerät In den Fachgeschäften durch Vermittlung der Gasversorgung Viernheim gegen Teli- Zahlung. kochen, backen, braten, sterilisie- muge Haustrauen g PM F381 Rat u. Auskunſt beim Gaswerk und in den hiesigen Fach- geschäften. dasbersorpung Viernheim Warum? Deshaln: Ernänllien⸗ Im prächtig illuminierten Freijchütz⸗ Garten morgen Sonntag großes Sommernachlssest mit Tanz und Unterhaltung Bei ungünſtiger Witterung Tanz wie immer Es ladet freundlichſt ein Die Kapelle Fam. Jochim Al.. VERTRETER: NN Raute Luc 5 HENEUHTES Aclam ugeat Ecke Saar- und Friedrichstraße Werde magued der 8 U. Vereins⸗Anzeiger Gefangverein Sängerbund⸗Flora. Heute abend 9 Uhr Singſtunde. Kein Sänger Der Vorſitzende. Große Karnevals Geſellſchaft Viernheim Morgen abend treffen ſich alle Mitglieder im Sälchen des„Löwen“ zu einem gemütlichen Beiſammenſein. Für beſte Unterhaltung iſt Sorge getragen. darf fehlen. Erfaſſe jeder den Ernſt der Sache. Der Vorſitzende. Sportvereinigung Amieitia 09 e. V. Am Samstagabend 8.30 Uhr findet im Frei⸗ . unſere Meiſterſchaftsfeier mit Tanz ſtatt. Zu dieſer Veranſtaltung laden wir vor allem unſere Mitglieder, Ehrenmit⸗ glieder und Vereinsanhänger ein. Auch den Sportkameraden des Turnvereins, der Rad⸗ fahrervereinigung und des Fechtklubs, über⸗ haupt der geſamten ſportliebenden Bevölkerung entbieten wir ein herzliches Willkommen. Die Vereinsleitung. Nadfahrervereinigung Viernheim 07 mens SEL ERNAO El. entworfene und gleichwertiger Hausra mi Neichsheimſtättenamt Sonntag, den 17. Juli, Vereinsausflug mit der Bahn nach Lindenfels i. O. Fahrgeld be⸗ trägt pro Perſon RM. 1.—. Bis Mittwoch, 13. ds. Mts., müſſen alle Teilnehmer bei gchutz⸗ und Gütezeichen der DAf für deutſchen Kausrat Vom Reichsheimkätten⸗ amt der DAF, Abteilung Deutſcher Hausrat, ſind Mö⸗ bel und andere Gegenſtände⸗ des täglichen Bedarfs für deutſche Haushaltungen ent⸗ wickelt worden. Dieſer vom „Neichsheimſtättenamt“ anderer. ˖ aus deutſchen Werkſtoffen wird nach Prüfung durch das einem Schutz- und Gütezeichen der DA verſehen. Zweck dieſer Maßnahme iſt, insbeſondere den mit Ehe⸗ ſtandsdarlehen aufgebauten Haushaltungen den Erwerb kulturell wertvollen und preiswerten aber trotzdem ban Hausrats zu ermöglichen. unſerem Diener Phil. Friedel, Eulerſtraße, 1 gemeldet ſein. Für ſpätere Meldungen kann der verbilligte Fahrpreis nicht mehr in Frage kommen. Der Vorſtand. Krieger ⸗ und Soldatenkameradſchaft 1875 Morgen Sonntag von 9 Uhr ab auf den Schießſtänden am Sandhöferweg Vorübung der Kyffhäuſerſchützen zum Kreisverbands⸗ ſchießen in Mörlenbach. Gleichzeitig findet auch ein Uebungsſchießen für die Kleinkaliber⸗ ſportſchützen ſtatt. Der Kameradſchaftsführer: Roos. Turnverein von 1893 Morgen Sonntagvormittag ab 10.00 Uhr: Trainingsſtunde für Fuß⸗, Hand⸗ und Fauſt⸗ baller, ſowie für Turner und Leichtathleten. — Der Macht der Seitungs⸗ anzeige verdanken ſo viele Firmen ihren großen Run- denbreis.— Ohne Wer⸗ bung ſtocht der Abſaß! Darum werben— ob Rauf⸗ mann oder Handwerker! Wr lh nei Ger heut 855 der 1 kr fn m