1 al den 0 f um⸗ in ilch Ge⸗ ö den 2 her⸗ nige unſt, ege⸗ den don Ag lal⸗ af fund el. ien che 5 n 0 159 le, bon lück gut. irt tet, ow unternommen und ſich insbeſondere Amlsblatt der Bürgermeisterei Viernheim Erſcheinungsweiſe: Bezugspreis: Ins Haus durch die Poſt monatlich 1.60 Nummer 159 Co ſieht es in Nationalſpanien an Täglich, ausgenommen an Sonntagen und ebracht monatlich 1.60 RM. einſchließlich M. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg. 5 iertagen. otenlohn, S Dienslag Diernheimer Verkündigungsblatt der NS AN. Viernheim teil L den 12. Juli 1938 gültig. Geſchäftsſtelle Viernheim, Bismarckſtr. 13. EEC ²˙: ĩð Anzeigenpreis: Grundpreis für 1 am Höhe und 22 mm Breite 3 Rypfg., im Text⸗ lr Imm Höhe und 67 mm Breite 15. Ryfg. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 Fernſpr. 153. PSK. L hafen 15101 14. Jahrgang Ein franzöſijcher General über das wahre Bild der militärischen und politijchen Lage Ein objektiver Bericht im Temps“ Die mililäriſche schlagkraft Francos iſt geſicherk Paris, 11. Juli Ein 8 Bild über die Lage in National⸗ . gibt der franzöſiſche General Walch, ehemaliges Mitglied des Oberſten Kriegsrates, im„Temps“ wieder. General Walch, deſſen Aufrichtigkeit von niemanden in Zweifel geſtellt wird, hat eine längere Studien⸗ reiſe nach dem nationalen Spanien mit der * Lage in Nationalſpanien beſchäf⸗ 1g Das nationale Heer, ſo ſchreibt er u. a., ſchrecke vor keinem Opfer zurück und liefere täglich durchſchlagende Beweiſe ſeiner Vaterlandsliebe. Ohne auf die alten Ueberlieferungen zu verzich⸗ ten, wünſche es das Land zu erneuern und auf der Grundlage ſozialer Gerechtigkeit unter Ab⸗ ſchaffung jeden Klaſſenhaſſes aufzubauen. Hin⸗ ſichtlich der Effektivbeſtände und des Materials dürfe man nicht vergeſſen, daß die ſpaniſchen Nationaliſten den Bürgerkrieg mit nichts begon⸗ nen hätten. Man ſei deshalb auch in Zweifel darüber, ob man das Vertrauen, ſich mit leeren Händen in ein Abenteuer zu ſtürzen, mehr be⸗ wundern ſolle als das Genie, das ſie bewieſen hätten, um ſich die unerläßlichen Hilfsquellen zu verſchaffen. Erſt nach und nach ſei es möglich geweſen, die Freiwilligen auszurüſten, und zwar zum größten Teil mit dem Material, das dem Feind abgenommen wurde. Die Etoberung Nordweſtſpaniens habe darüber hinaus die Lage weſentlich verbeſſert, ſo daß der Kriegsmarine⸗ miniſter Admiral Cervera ihm perſönlich habe erklären können, daß die Unterſtützung, die das nationale Spanien durch die Metallinduſtrie von Biskaya, Aſturien und Galizien erhalten habe, es ihm erlaube, ſich vollkommen einzudek⸗ ken, ſich unabhängig vom Auslandsmarkt zu machen und faſt ausſchließlich von den eigenen Erzeugniſſen zu leben. Das nationalſpaniſche Heer verfüge heute über etwa 40 00 0 Laſt⸗ kraftwagen, die es ihm erlaubt hätten, vier vollkommen motoriſierte Diviſionen aufzuſtellen. Inzwiſchen habe man große Ausbeſſerungswerke gebaut, insbeſondere in Sevilla, die nebenbei täglich 10 Laſtkraftwagen bauten. Im Gegenſatz zu den nationalen Truppen ver⸗ fügten die Roten über einen ſchlechten Gene⸗ ralſtab und über ſehr mittelmäßige Offiziere. Die Offiziere des alten Heeres dienten zum gro⸗ En, Teil in den Reihen der bolſchewiſtiſchen ruppen nur unter Zwang, um das eigene Le⸗ ben und das ihrer Familie zu retten. General Walch kommt dann auf die angebliche Unterſtützung der nationalſpaniſchen Trup⸗ pen zu ſprechen und erklärt, daß die Effektiv⸗ beſtände ohne irgend einen Nachteil für General Franco ſofort zurückgezogen werden könnten. Im übrigen hielten ſie ſich ſchon jetzt zum größten Teil hinter der Front auf. Im letzten Teil ſeines Artikels weiſt General Walch die in der demokratiſchen Preſſe erhobe⸗ nen Beſchuldigungen zurück, wonach die natio⸗ nalen Luftſtreitkräfte abſichtlich und entgegen jedem menſchlichen Gefühl offene Städte bombatdierten. Der franzöſiſche General iſt der Auffaſſung, daß alle kleinen oder größe⸗ ren Ortſchaften, die in oder hinter der Kampf⸗ zone liegen, und in denen Truppen oder Kriegs⸗ material zuſammengezogen ſeien als ſtrategiſche Punkte angeſehen werden müßten. Der Gegner habe ein militäriſches Intereſſe daran, dieſe Punkte zu vernichten, und das einzige wirkſame Mittel, die Zivilbevölkerung zu ſchützen, ſei, die Ortſchaften zu verlaſſen. „zum Cuatteſſen langt es allemal“ Bolniſche handwerker weiſen Greuelmürchen über deulſchland zurück Bromberg. 12. Juli. Die propagandiſtiſche Wirkung der am Sonn⸗ tag abgeſchloſſenen internationalen Handwerks⸗ ausſtellung in Berlin reicht weit über das fach⸗ liche Gebiet hinaus. In einer Verſammlung der Bromberger Handwerker wurde über die Berli⸗ ner Ausſtellung berichtet u. dabei ihr ſelbſt wie den Veranſtaltern uneingeſchränktes Lob gezollt. Beſonders wurde hervorgehoben. daß die deutſchen Beamten die volniſchen Be⸗ ſucher in polniſcher Sprache ebenſo zuvorkom⸗ mend unterrichten, wie die engliſchen in eng⸗ liſcher oder die italieniſchen in italieniſcher Sprache. Als einer der Verſammlungsteilneh⸗ mer von einer angeblichen Lebensmittel⸗ knappheit in Deutſchland ſprechen wollte. erhob ſich ein allgemeiner Entrü⸗ ſtungsſturm,. und die volniſchen Fleiſcher, die in Berlin geweſen waren. antworteten: „Freilich verdirbt in Deutſchland nicht ſo viel Schweinefleiſch wie bei uns, aber zum Satt⸗ eſſen langt es allemal.“ Die aufklärende Wirkung der Berliner Aus⸗ ſtellung zeigt ein anderer Vorfall: Ein deut⸗ ſcher Stadtverordneter mußte in einem Lokal die Ausfälle des Stadtvetordneten der vol⸗ niſchen Sozialdemokratiſchen Partei über die angebliche Teuerung in Deutſchland über ſich ergehen laſſen. Plötzlich ſtanden meh⸗ rere volniſche Handwerker, die vor kurzem die Handwerksausſtellung beſucht hatten, vom Ne⸗ bentiſch auf und ſprachen. unterſtützt von ihren Frauen, ſo energiſch auf den Hetzer ein, daß die⸗ ſer mundtot wurde und fahzettich kleinlaut abzog. Die Arbeitsloſenziffer wurde halbiert Wien, 11. Juli Der Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit, den der Nationalſozialismus nach der Machtüber⸗ nahme in der Oſt mark als eine ſeiner vordring⸗ lichten Aufgaben mit aller Energie aufnahm. hat im Juni zu weiteren großen Erfolgen ge⸗ führt Die Zahl der bei den Arbeitsämtern in der Oſtmark gemeldeten Arbeitsloſen iſt im Laufe des Monats Juni um mehr als 76 00 0 oder 71.7 v. H. zurückgegangen. Wäh⸗ rend am 31. Mai 1998 noch 350 228 Anbeits⸗ loſe in der Arbeitsloſenverſicherung und bei Notſtandsaushilfen gemeldet waren. wurden am 30. Juni 1938 nur noch 274 627 Arbeits⸗ loſe bei den Arbeitsämtern gezählt. Seit dem Umbruch— am 31. März 1938 waren in der Oſtmark mindeſtens rund 600 000 Arbeitsloſe vorhanden— iſt die Arbeitsloſigkeit in der Oſt⸗ mark damit bereits um melr als die Hälfte vermindert worden. ungelernten Weitere große Erfolge im Aufbau der Oſtmark Die größten abſoluten Rückgänge der Ar⸗ beitsloſigkeit wurden in den Bezirken der Lan⸗ desarbeitssmter Wien(Stadt und Umge⸗ bung) mit 36 268. Graz mit 10 375 und Linz mit 7852 erzielt, Von den verſchiedenen Berufsgruppen erfubr die ſtärkſte Entlaſtung die Gruppe Bauarbeiter (12774) und damit in Zuſammenhang die Gruppe der in verſchiedenen Betriebszweigen vorkommenden Berufe. d. h. im weſentlichen die Hilfsarbeiter(42 303). Hierin bereits ſtärker ſpürbare Bele⸗ in der Oſtmark ſowie beſtehende wirkte ſich die bung der Bautätigkeit auch die im alten Reichsgebiet Knappheit an Bauarbeitern aus. Auch die Sonderaktion für die verdien⸗ ten Kämpfer der Bewegung führte bereits zu beachtlichen Erfolgen: Bisher konn⸗ ten über 9400 wieder in Lobn und Brot ge⸗ bracht werden. Rolle. Dorfes. Derpflegungsſtelle dicht hinter der ſapaniſchen Front Die Verpflegung der Truppe ſpielt auch im japaniſch⸗chineſiſchen Krieg eine ganz bedeutende Hier ſieht man eine Verpflegungsſtelle des japaniſchen hinter der Front. Es wird gerade das Eſſen für die große Blechkeſſel abgefüllt. Im Hintergrund erkennt man die Giebelwände Noten Kreuzes unmittelbar in der Feuerlinie liegenden Soldaten in eines zerſchoſſenen (Scherl⸗Bilderdienſt, M.) London, 12. Juli. In dem am Montag als Weißbuch veröffent⸗ lichten britiſchen Plan ſind die Einzelheiten des Planes in einem langen Anhang enthalten, deſ⸗ ſen vierter Teil ſich auf die Zurückzie⸗ bung der Freiwilligen bezieht. Die Freiwilligen ſollen in der Nähe der Häfen Pa⸗ lamos, Cartagena, Malaga und Cadiz in Höre von insgeſamt 20 00 Mann au f beiden Seiten pro Tag zuſammengezogen wer- den. Falls die Zahl der Freiwilligen auf bei. den Seiten gleich iſt, ſollen täglich auf jeder Seite gleich viel Freiwillige zurückgezogen wer⸗ den. Falls ſich auf einer Seite mehr Freiwil⸗ lige als auf der anderen befinden, wird die Zu⸗ rückziehung in dem proportionellen Verhältnis der auf jeder Seite gezählten Geſamtzahl er⸗ folgen. viel Freiwillige hat als die andere, werden auf dieſer Seite auch doppelt ſoviel Freiwillige zu⸗ rückgezogen als auf der anderen Seite. D. Red.) Das erſte Tageskontingent ſoll am 46. Tag nach der endgültigen Annahme des Freiwilli⸗ genplanes in die Nähe der angegebenen Rück⸗ transporthäfen abbefördert werden. Die erſte Verſchiffung ſoll am 51. Tage nach der An⸗ nahme des Planes erfolgen. Der Abtcansport in die Heimatländer erfolgt ebenfalls in Höhe von 2000 Mann täglich. Die Geſamtausräu⸗ mung ſoll am 135. Tag abgeſchloſſen ſein, ſo⸗ daß die Ausräumungsausſchüſſe 149 Tage nach Annahme des Planes Bericht erſtatten können, daß alle Freiwilligen ausgeräumt ſind. Es wird damit gerechnet, daß die Zählung der Freiwilligen 15 Tage nach der endgültigen Annahme des britiſchen Planes beginnen kann. In dem Plan iſt weiter die Finanzie⸗ rung der Freiwilligenzurückziehung im ein⸗ zelnen feſtgelegt. Die den beiden ſpaniſchen Parteien zuzuerkennenden Kriegsführendenrechte ſollen nach dem Plan den internarional aner⸗ kannten Regeln entſprechen. Als Konterbande⸗ Liſte wird die im Nichteinmiſchungsausſchuß vorgeſehene beibehalten werden. Schiffen, die (Wenn alſo z. B. eine Seite doppelt ſo Der Inhalt des britiſchen Planes Täglicher Rücktransport von 2000 Freiwilligen vorgeſehen ſich an das Nichteinmiſchungsberfahren halten, soll ungehinderte Durchfahrt gewährt werden, es ſei denn, daß ein planmäßiger Verſuch ge⸗ macht wird, die Blockade zu durchbrechen. Der diplomatiſche Reuterkorreſpondent iſt der Anſicht, daß es infolge der Länge und der Kompliziertheit des Nichteinmiſchungsplanes einen Monat dauern werde, ehe die beiden ſpa- niſchen Parteien ihre Antworten mitteilen könnten. Role Auerlreibereien London, 12. Juli Zu gleicher Zeit mit der Veröffentlichung des britiſchen Freiwilligenplanes hat der ſow⸗ jetſpaniſche Ausſchuß in Barcelona der briti⸗ ſchen Regierung in Form einer Note eine Reihe von Dokumenten überreicht, in denen u a. glatt behauptet wird, es beſtehe ein Plan, um italieniſche Truppen in Francos Fremdenlegion unter angenommenen ſpani⸗ ſchen Namen zurückzubehalten(ö). Die Note wurde der britiſchen Regierung zur„Informierung und eventuellen Weiter- leitung an den Nichteinmiſchungsausſchuß“ überreicht. Die Sowjethäuptlinge müſſen aller⸗ dings wohl oder übel zugeben, daß ihre Be— hauptungen nicht Hand und Fuß haben, denn in der Note heißt es, es ſei unmöglich, jede Einzelheit der Dokumente auf ihre Richtigkeit zu prüfen und daß ſie keine Verantwor⸗ tung für die genaue Richtigkeit jedes ein⸗ zelnen Punktes übernehmen könnten(). * General Francos Antwort auf das Erſuchen der britiſchen Regierung um weitere Aufklärun⸗ gen über die Bombenabwürfe auf itiſche Schiffe iſt in London e ang Die Ant⸗ wort Francos, die gewiſſe Punkte ſeiner kürz⸗ lichen Note an die britiſche Regierung erläu⸗ tert, wird zur Zeit geprüft. Landflucht Dr. E. K. In einer von uns bereits ver⸗ öffentlichten Verordnung hat das Land⸗ wirtſchaftsminiſterium in Gemeinſchaft mit dem Beauftragten für den Vierjahresplan Maßnah⸗ men ergriffen, die— durch Gewährung von Sonder darlehen— der Landflucht der Landbevölkerung entgegentreten will. Dieſe Verordnung hat in mancherlei Hinſicht eine be⸗ ſondere Bedeutung. Sie zeigt und beſtätigt vor allem, daß die Erkenntnis vom Bauerntum als Blutsquell der Nation durch das Eingreifen des Staates in eine Realität verwandelt wird. Die Landflucht, d. h. die übermäßig ſtarke Abwanderung junger Menſchen vom Lande in die Stadt, gefährdet in der Tat unſer Bauerntum als Blutsquell der Nation, ſie wirkt ausgleichend, weil trotz aller Zunahme der Geburten die Städte ſich heute immer noch nicht aus Eigenem bevöl⸗ kerungsmäßig erhalten können. Eine übermä⸗ ßige Abwanderung vom Lande bedeutet aller⸗ dings ein immer ſtärker werdendes Verſiegen der Kraftſtröme, die für die deutſche Bevölkerungs⸗ politik von hervorragender Bedeutung ſind. Den Menſchennachwuchs vom Lande her können wir heute, da die Geburtenſteigerung im Bereich der Städte noch nicht das unbedingt erforderliche Ausmaß angenommen hat, unter keinen Um⸗ ſtanden entbehren. Folgt aber das Land ſei⸗ ner geſamtbevölkerungspolitiſchen Verpflichtung, durch ſeine größeren Geburtenziffern die Min⸗ derzahl an Geburten der Stadtbevölkerung vor⸗ erſt auszugleichen und Menſchen an die Stadt abzugeben, dann leiſtet es einen Koſtenzuſchuß zugunſten der Stadt. Denn die jungen Men- ſchen werden abgegeben in einem Alter, da ſie der Kindheit entwachſen ſind und eingereiht werden können in den Schaffens⸗ und Er⸗ werbskreislauf der Geſamtvolkswirtſchaft. Sie werden alſo, die bisher den Eltern Koſten ver⸗ urſachten, in einem Moment an einen Arbeits⸗ bereich außerhalb der Landwirtſchaft abgegeben, da ihre Arbeitskraft beginnt, Werte zu ſchaffen. Die Stadt hat demnach eine an ſich unverdiente Bereicherung ihrer Produktionskräfte erlangt, die auf Koſten des Landes geht. Es iſt durch⸗ aus organiſch gedacht, wenn dafür ein Aus ⸗ gleich geſchaffen wird. Und inſofern ſtellt die Gewährung von Sonderdarlehen an die ehe- freudige junge Landbevölkerung kein Geſchenk dar, ſondern eben einen Aus⸗ gleich für einen Koſtenbeitrag, von dem in erſter Linie die Stadt profitiert. Die Löſung, die damit gefunden wurde, ver⸗ folgt keinen Endzweck. Denn das Ziel bleibt nach wie vor dies, daß die Stadt nämlich ſelbſt für den nötigen Nachwuchs ſorgt. Wir ſind im nationalſozialiſtiſchen Deutſchland dieſem Ziel zwar ſchon ein Stück nähergerückt, aber erreicht iſt es, wie geſagt, noch lange nicht. Im übrigen ſchafft die Verordnung zugleich auch einen Ausgleich für die im Vergleich zur gewerb⸗ lichen Wirtſchaft immer noch ungünſtigere Lage der Landwirtſchaft. Darüber hinaus hat aber die Verordnung noch eine andere weittragende Bedeutung. Der Zuſtrom der jungen Landbevölkerung zur Stadt darf nicht ſo weit gehen, daß die Ernäh⸗ rung des Volkes gefährdet wird. Schon jetzt iſt der Mangel an landwirtſchaft⸗ lichen Arbeitskräften eine akute Erſcheinung, der rechtzeitig begegnet werden muß. Das deut⸗ ſche Volk iſt durch die weitgehende Aufklärung der letzten Jahre ſich heute völlig klar darüber, daß wir unſere Ernährung aus eigenen Kräften des Bodens und der Menſchen ſichern müſſen. Wir können es uns im Zeichen des Vierjahres⸗ planes und im Hinblick auf die großen Ziele der Nation und Volksgeſamtheit nicht leiſten, einen Weg zu gehen wie England, das auf Bauerntum und Landwirtſchaft im eigenen Lande verzichten zu können glaubt und es auch möglicherweiſe durch die Eigenart ſeines impe⸗ rialen Staatsaufbaues und durch den Schutz ſeiner gewaltigen Flotte tun kann. Für uns iſt die Erhaltung der landwirtſchaftlichen Pro⸗ duktivität, ja ſogar ihre Steigerung, eine lebensnotwendige Verpflichtung. Dieſe Ver⸗ pflichtung aber kann nicht eingehalten werden, wenn die Landflucht Ausmaße annimmt, die eine Minderung des deutſchen Bodenertrages zlpangsläufig zur Folge haben. Der bis ins Feinſte veräſtelte organiſche Aufbau des neuen Reiches erfordert den völ⸗ ligen und harmoniſchen Ausgleich aller in der Nation verankerten Kräfte. Die großen Auf⸗ gaben unſerer Zeit werden von der Bevölkerung der Städte genau ſo erfüllt werden müſſen wie von der des Landes. Entſtehen irgendwo Lücken, dann müſſen Maßnahmen durchgeführt werden, um dieſe zu ſchließen. Und eine ſalche Maß⸗ nahme iſt die neue Verordnung, die damit auch keineswegs eine bevölkerungspolitiſche Ent⸗ pflichtung der Stadt bedeutet, ſondern die nur die Löſung eines Problems ſucht, das, wie wir hoffen, durch die ſteigende Geburtenzahl der Stadt von ſelbſt zu beſtehen aufhört. König Georg VI. leicht erkrankt Parisreiſe ſoll nicht verſchoben werden London, 12. Juli. König Georg iſt an einem leichten Anfall von Magengrippe erkrankt und muß auf Er⸗ ſuchen der Aerzte für zwei Tage das Bett hüten. Sollten keine Komplikationen eintreten, ſo wird der König in Begleitung ſeiner Gattin am 19. Juli nach Paris reiſen. Der Beſuch des Königspaares war bekanntlich infolge des To⸗ des der Mutter der Königin vom 28. Juni auf dieſes Datum verſchoben worden. Die Tarifordnung im öffentlichen Dienſt der Reichskreuhänder erläulerk das neue Tarifwerk und beſeiligk Iweifelsfragen Berlin, 11. Juli. Der Reichstreuhänder gibt nachſtehende Er⸗ läuterung zu den neuen Tarifordnungen für den öffentlichen Dienſt: „„Nachdem die neuen Tarifordnungen für den öffentlichen Dienſt am 1. April ds. Is. in Kraft getreten ſind, hat ſich gezeigt, daß bei deren Anwendung vielfach Zweifelsfra⸗ gen aufgetreten ſind. Mitunter wird auch an den Tarifordnungen Kritik geübt, die nicht zu⸗ letzt offenbar darauf zurückzuführen iſt, daß die Beſtimmungen des Tarifwerkes in ihrem Zuſammenhang und in ihrer Auswirkung noch nicht hinreichend überſehen werden. Das gilt auch von den ergänzenden Regelungen, die von den einzelnen Miniſterien für den von ihnen betreuten Kreis von Gefolgſchaftsmitgliedern getroffen wurden. Die Bedeutung des neuen Tarifwerkes liegt im übrigen nicht allein darin, daß es die bis⸗ herige Zerſplitterung der Arbeitsbedingungen der Gefolgſchaftsmitglieder im öffentlichen Dienſt beſeitigt und damit die Einheit aller im öffentlichen Dienſt Schaffenden zum Aus⸗ druck bringt. Es enthält darüber hinaus auch noch eine erhebliche Zahl von Beſtimmungen, die weſentliche Verbeſſerungen wirtſchaftlicher Art für die Gefolgſchaftsmit⸗ glieder darſtellen. Dem Treugedanken iſt Rechnung getragen durch die Verlängerung der Kün⸗ digungsfriſten und die Einführung der Unkündbarkeit nach 25 Dienſtjahren ſo⸗ wie die Dienſtzeitzulagen und das Treugeld für die Lohnempfänger. Die Fürſorge für die Erhaltung und Leiſtungsfähigkeit der Gefolg⸗ ſchaftsmitglieder kommt in den verbeſſer⸗ ten Urlaubsbedingungen und vor allem in der Neuregelung der Kranken⸗ be 2 K zum Ausdruck, da die Gefolgſchafts⸗ mitglieder in Zukunft Krankenbezüge bei jeder Erkrankung, und zwar ſchon vom erſten Tage der Krankheit an, erhalten. Für weibliche Ge⸗ folgſchaftsmitglieder iſt neu eingeführt als Schutz der Mutter und damit des kommenden Geſchlechts eine zuſätzliche Wochenhilfe. In dieſer Richtung wirkt auch die Erhöhung der Kinderzuſchläge und die Gewährung eines Uebergangsgeldes an infolge Verheira⸗ 5 0 ausſcheidende weibliche Gefolgſchaftsmit⸗ glieder. Zu den einzelnen Zweifelsfragen aus den neuen Tarifordnungen für den öffentlichen Dienſt nimmt der Reichstreuhänder für den öffentlichen Dienſt wie folgt Stellung: 1. Lohngeſtaltung: Nach dem Führerwort von den feſten Löhnen, den feſten Preiſen und der feſten Währung war das bisherige 8 in ſeiner bisherigen Linie zu halten. Lohnverſchlechterungen dürfen danach nicht eintreten und ſind auch durch Ein⸗ ſchaltung entſprechender Sicherungen in die Tarifordnungen und die ergänzenden Beſtim- mungen verhindert worden. a) Angeſtellte: Nach TO. A. 8 5, Abſ. 2 erhalten die am 1. April 1938 bereits im Dienſt befindlichen Angeſtellten ihre bis⸗ herigen Dienſtbezüge weiter, und zwar bis zum Höchſtbetrag der Vergütungsgruppe, in die ſie nach der TO. A. einzureihen ſind. Sollten im Einzelfall die bisherigen Dienſtbezüge auch noch den Höchſtbetrag der neuen Vergütungsgruppe überſteigen, ſo iſt auch dieſe Differenz dem betreffenden Angeſtellten im Wege von Aus⸗ gleichszulagen zu gewähren. Für Angeſtellte, die nach dem 1. April 1938 neu eintreten, war eine beſondere Verſicherung gegen Verſchlechterungen nicht erforderlich, weil die neue Gehaltsregelung im allgememen etwas günſtiger, zumindeſt aber ebenſo günſtig iſt wie die alte. b) Lohnempfänger: Nach TO. B.§ 13, Abſ. 6, erhalten die am 1. April 1938 bereits im Dienſt befindlichen Gefolgſchaftsmitglieder, ſolange ſie eine der bisherigen Arbeit gleichzu— bewertende Arbeit verrichten, ihre bisherigen Bezüge weiter, auch wenn ſie höher ſind als die ihnen nach der TO. B. zuſtehenden Bezüge. Um zu verhindern, daß ein Lohnempfänger, der nach dem 1. April 1938 vorübergehend aus⸗ ſcheidet, bei ſeinem Wiedereintritt als Neuein⸗ geſtellter behandelt wird und dadurch ſeine höheren bisherigen Bezüge verliert, iſt in§ 13, Abſ, 6, Satz 2, TO. B. beſonders beſtimmt, daß auch bei Kündigung und Wiedereinſtellung eines Lohnempfängers die alten Bezüge wei⸗ terzuzahlen ſind, ſofern ſich das neue Arbeits⸗ verhältnis als Fortſetzung des alten darſtellt. Lohnempfängern, die nach dem 1. April 1938 zum erſtenmal in den öffent⸗ lichen Dienſt eintreten, ſind die alten höheren Bezüge dadurch geſichert, daß nach Nr. 1 der ADO, des Reichsminiſters der Finanzen zu § 5 TO. B., der zuſtändige Reichsminiſter in dem ſeiner Aufſicht unterſtehenden Bereich aus zwingenden Gründen für Sonderfälle wider⸗ rufliche Lohnzuſchläge feſtſetzen und dieſe Be⸗ Die Ziele der Eudetendeulſchen Eine Unterredung mik einem Pariſer Journaliſlen Prag, 12. Juli Der Preſſechef der Sudetendeutſchen Partei, Dr. Sebekopſky, gewährte einem Vertreter der Pariſer Zeitung„L' Epoque“ eine Unter⸗ redung. Auf die Frage, ob die Sudetendeutſche Partei aufrichtig eine Verſtändigung mit den Tſchechen wünſche, erklärte Dr. Sebekoyſky, daß dieſe Frage von Konrad Henlein in Karls⸗ bad bereits beantwortet worden ſei. Die poſitive Beantwortung der Fade ergebe ſich aus der Tatſache, daß die Sudetendeutſche Partei den Kontakt mit der Regierung aufgenommen habe, um das Problem zu löſen. Die Prinzipien der Sudetendeutſchen Partei hätten einen nüchter⸗ nen und praktiſchen Grundzug, da ſie bereits den Ausgleich zwiſchen den ſudetendeutſchen Forde— rungen und den Notwendigkeiten des Staates zum Inhalt hätten. „Bleibt die Sudetendeutſche Partei den acht Punkten von Karlsbad treu?“, war die nächſte Frage. Dr. Sebekopſky er⸗ widerte, die ſudetendeutſchen Forderungen ſeien gerecht, ſie hielten jeder Diskuſſion ſtand, ſie ſeien kein Maximum. Sie könnten nach der Stimmung der Maſſen eher als Minimum: betrachtet werden. Die Sudetendeutſchen blie— ben dieſen Grundſätzen treu, weil nur ſie die grundſätzlichſte Löſung verbürgen und damit die endgültige Ausſchaltung aller Konflikts⸗ ſtoffe im Intereſſe der Ordnung und des Friedens. „Wenn es unmöglich ſein ſollte, zu einer Vereinbarung zu kommen, wollen Sie die Un⸗ abhängigkeit einer Eingliederung in das Reich vorziehen?“ ſo age ſchließlich der Vertreter des franzöſiſchen Blattes. Er glaube, ſagte Dr. Sebekovpſky, 90 man von einer Unab⸗ hängigkeit der Sudetendeutſchen wohl nicht ſprechen könne, denn ſie ſeien, ohne befragt zu werden, 1919 in die Tſchecho⸗Slowakei ein⸗ gegliedert worden. Das franzöſiſche Volk habe auf der Grundlage der Ideen von 1789 ſeine Nationwerdung vollzogen. Den Prozeß der deutſchen, geiſtigen und kulturellen Einheit zum nationalen Bewußtſein jedes einzelnen vollführe bzw. vollende erſt gegenwärtig das deutſche Volk auf der Baſis der deutſchen Weltanſchauung. Das habe mit imperialiſti⸗ ſchen Gedankengängen aber auch nichts zu tun. Die Frage laute nur, Volkstreue und Staatstreue miteinander in Ein⸗ klang zu bringen. Und gerade in dieſer Hin⸗ ſicht enthielten die Vorſchläge der Sudeten⸗ deutſchen Partei die Löſung. „Es muß Ordnung herrſchen“ Die Schikanen gegen die Sudetendeutſchen nehmen kein Ende Prag, 12. Juni In den letzten Tagen wurden in der Gemeinde Sobruſan bei Dux insgeſamt fünf Perſonen vom tſchechiſchen Gendarmeriewachtmeiſter wegen des Deutſchen Grußes zur Anzeige ge⸗ bracht. Auf eine Beſchwerde erklärte dieſer, daß in Dux und Teplitz ſo gegrüßt werden könne, aber in Sobruſan ſei der Deutſche Gruß verboten und dort müſſe„Ordnung herrſchen“. Auch ein deutſcher Lehrer wurde wegen des Deutſchen Grußes vorgeladen. Als er den Wacht⸗ meiſter erſuchte, ihm zu beſtätigen, daß der Deut⸗ ſche Gruß verboten ſei, weigerte ſich dieſer und ſagte, daß nur ſeine Meinung maßgebend ſei. Bei der ſtaatlichen Polizeibehörde in Dux er⸗ hielt der Lehrer die Beſtätigung, daß der Deut⸗ ſche Gruß erlaubt ſei; nichtsdeſtoweniger wurde der deutſche Lehrer mit einer Geldſtrafe von 100 Kronen von der Duxer ſtaatlichen Polizeibehörde belegt. Eine enklarbte Lüge Danzig, 11. Juli Der volniſche Reiter Oberleutnant Bylczynſki konnte am 2. Internationalen Renntag in Zop⸗ pot am 10. Juli nicht ſtarten. Dieſe Tatſache veranlaßt den„Illuſtrierten Krakauer Kurier zu einer Meldung, die in ihrer Lügenhaf⸗ tigkeit nicht mehr überboten werden kann. So behauptet das Blatt, Polen nehme am 2. Internationalen Renntag in Zoppot nicht mehr teil, weil das Danziger Poltzei⸗Orcheſter nach dem Siege des volniſchen Reiters nicht die pol⸗ niſche Nationalhymne geſp elt habe. Demgegenüber kann feſtgeſtellt werden, daß es überhaupt zu keinem volniſchen Sieg gekommen iſt. Denn der einzige vol⸗ niſche Reiter beim 1. Internationalen Renntag in Zoppot, der ebengenannte Oberleutnant Bylczynſki, ſtürzte und zog ſich eine Armver⸗ letzung und leichte Gehirnerſchütterung zu, ſo daß er nicht in den Sattel ſteigen konnte. Auch am letzten Sonntag war Oberleutnant Byl⸗ zynfki leider noch nicht wieder in der Lage, die volniſchen Farben in Zoppot zu vertreten. Bei dem letzten Internationalen Turnier— alſo nicht Rennen— in Zoppot wurde nach einem eindrucksvollen volniſchen Sieg ſelbſtverſtänd⸗ lich die polniſche Nationalhymne geſpielt, und zwar nicht von der Danziger Schutzpolizei, ſon⸗ dern von der zu dieſem Turniertag nach Zoppot gekommenen deutſchen Militärka⸗ pelle. 8 Lord Perih bei Ciano Nom, 11. Juli Der engliſche Botſchafter Lord Perth iſt am Montagabend vom italieniſchen Außenminiſter Graf Ciano zu einer neuen Unterredung empfangen worden. In politiſchen Kreiſen glaubt man zu wiſſen, daß Lord Perth neue In⸗ ſtruktionen über das Inkraftſetzen des engliſch⸗ italieniſchen Abkommens erhalten hat. fugnis auf die Führer der Verwaltungen oder der Betriebe mit der Beſchränkung übertragen kann, daß dieſe hierbei insgeſamt die Lohnſätze nicht überſchreiten dürfen, die in der vor dem Inkrafttreten der neuen Tarifordnung gelten⸗ den Lohnregelung vorgeſehen waren. Von die- ſer Ermächtigung hat der Reichs⸗ und Preu⸗ eln Miniſter des Innern in Nr. 6, Abſ. 1, einer gemeinſamen Dienſtordnung zur TO. B., § 5, durch folgende Beſtimmung Gebrauch ge⸗ macht: Der Führer der Verwaltung oder des Be⸗ triebes kann durch Dienſtordnung Lohnzulagen bis zu der Höhe feſtſetzen, daß die Löhne nach der TO. B. zuſammen mit den Lohnzulagen den Lohnſtand vor dem Inkrafttreten der TO. B. erreichen. Zu den Löhnen nach der TO. B. ge⸗ hören auch die Dienſtzeitzulagen und ſolche Zu⸗ ſchläge, die nicht in den§8§ 4, 6, 9 und 12 TO. B. oder in den dieſe Beſtimmungen ergän⸗ zenden Vorſchriften geregelt ſind. Zum bis⸗ herigen Lohnſtand gehören Löhne, Dienſtzeit⸗ zulagen und ſonſtige Zuſchläge, ſoweit ſie nicht den Charakter der in den 88 4, 6, 9 und 12 TOO. B. oder in den dieſe Beſtimmungen ergän⸗ zenden Vorſchriften geregelten Zuſchläge haben. 1. Hierdurch iſt der bisherige gemeindliche Lohnſtand auch den neueintretenden Gemeinde⸗ arbeitern erhalten. 2. Ortslohnſtaffeln: Eine Ueberprüfung der veralteten Ortslohn⸗ ſtaffeln der TO. B. befindet ſich bereits in Ar⸗ beit. Bei ihr wird der in vielen Orten einge⸗ tretenen Erhöhung der Lebenshaltungskoſten durch Eingruppierung in eine entſprechend höhere Ortslohnklaſſe Rechnung getragen. 3. Altersverſorgung: Beſonders hervorzuheben iſt, daß das neue Tarifwerk eine Neuregelung der Alters- und Hinterbliebenen-Verſorgung vorſieht. Wenn auch die Einführung der Altersverſorgung dem Leiter der einzelnen Verwaltungen überlaſſen iſt, ſo wird doch die einheitliche Regelung im Tarif dazu führen, daß von der dort vorge⸗ ſehenen Möglichkeit umfaſſend Gebrauch ge⸗ macht wird. Im übrigen iſt auch hinſichtlich der Altersverſorgung ausdrücklich angeordnet, daß bisher beſtehende günſtigere Regelungen aufrecht erhalten bleiben. 4. Urlaub: Die Bemeſſung des Urlaubs richtet ſich in erſter Linie und in der Hauptſache nach dem Lebensalter. Daneben findet eine gewiſſe Erhöhung des Urlaubs nach fünf Dienſt⸗ jahren ſtatt. In den Einzelfällen, in denen ſich aus den neuen Urlaubsregelung für die Gefolgſchafts⸗ mitglieder tatſächlich eine Verſchlechterung der Urlaubsdauer ergeben würde, ſind bereits zur Abhilfe die erforderlichen Maßnahmen vorge⸗ ſehen. Lohnempfänger ſind gegen eine Ver⸗ ſchlechterung ihres bisherigen Urlaubs durch Nr. 3 der ADO. des Reichsminiſters der Fi⸗ nanzen und Nr. 40a der Gemeinſamen Dienſt⸗ ordnung des Reichs⸗ und Preußiſchen Miniſters zu§ 18 TO. B. geſichert. Danach kann Ge⸗ folgſchaftsmitgliedern, die nach der bisherigen Regelung einen längeren Urlaub erhalten ha⸗ ben, ein Zuſatzurlaub bis zur Höhe ihres bis⸗ herigen Urlaubs gewährt werden. 5. Wochenfeiertage und Ueberſtunden⸗ zuſchläge: Nach§ 4, Abſ. 2, TO. B. wird an reichsge⸗ ſetzlichen Feiertagen, die auf einen Wochentag fallen, der Lohn für die ausfallende Arbeitszeit ezahlt, und zwar ohne daß die ausfallende rbeit vor⸗ oder nachgeleiſtet zu werden braucht. Für Ueberſtunden iſt nach§ 9, Abſ. 2, TO. B. allgemein ein Zuſchlag von 25 v. H. zu zahlen. Dazu tritt, wenn die Arbeit an einem Sonntag geleiſtet wird, nach Nr. 1 der ADO. des Reichsminiſters der Finanzen zu § 4 TO. B. ein Zuſchlag von 1,08 RM.,„ſo⸗ fern die Dienſtordnung in bisher üblichem Rah⸗ men nicht etwas anderes beſtimmt“. Dies letztere iſt geſchehen in N. 5a der Ge⸗ meinſamen Dienſtordnung des Reichs⸗ und Preußiſchen Miniſters des Innern zur TO. B., § 4, wonach der Zuſchlag für Sonntagsarbeit 25 v. H. des Lohnes beträgt, die zu dem all⸗ gemeinen Ueberſtundenzuſchlag von 25 v. H. noch hinzutreten. Danach iſt der bisherige Sonntagszuſchlag von 50 v. H. erhalten ge⸗ blieben. Für nichtplanmäßige Arbeit an den in 8 4, Abſ. 2, TO. B., genannten reichsgeſetzlichen Wochenfeiertagen iſt nach Nr. 2 der ADO. des Reichsminiſters der Finanzen zur TO. B.,§ 4, ein Zuſchlag von 80 v. H. zu zahlen, neben dem ein Ueberſtundenzuſchlag nach§ 9, Abſ. 2, nicht gewährt wird. 6. Krankenbezüge: Die Dauer der Krankenbezüge iſt für Ange⸗ ſtellte von 13 auf 16 Wochen und für Lohn⸗ empfänger von 16 auf 26 Wochen erhöht. Da⸗ durch iſt erreicht, daß ſich bei Lohnempfängern die Zahlung einer etwaigen Invalidenrente unmittelbar an die Zahlung der Krankenbezüge anſchließt. Außerdem werden Löhnempfängern nach§ 15, Abſ. 1, TO. B., die Krankenbezüge bereits vom erſten Krankheitstage an gewährt Eisher im allgemeinen drei Karenztage). Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den poli⸗ tiſchen Teil Dr. Eduard Kuhn, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Vereinigte Zeitungsverlage Enyrim, Haller & Co., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlagsdruckerei Hal⸗ kenhäuſer, Cnyrim& Co., Worms.— DA. FVI. 1938 über 1900. Z. Zt. iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 7 gültig. benen die chere fe gert junges ſchlage einen! mehrer. nen de um 0 LD̃int icht des bieden in un den ob kunt. run Nähe biehen. Huge! Atbeite Han in Vorkon Deulli nen, d ben u geelich drei Datüb Der gie l Dt Ju h Deutch blütger 1038 Staats kandes Eht dern bellber ler. Ben Liter! Fteiher ines — em höſlich m San burgten Vor gehe. fl U den du Pirna! beritr Nuß ung! die dn Ungt, wättz ſezen. Brunke Tageschronik mnibus von einem Jug erfaßt Ein Toter, acht Verletzte. Siegen. Ein mit Grubenarbeitern beſetzter nibus verſuchte in Eiſerfeld kurz vor dem Herannahen eines Zuges der Eiſern⸗Siegener⸗ Kleinbahn die Reichsſtraße zu überqueren, hat⸗ te aber nicht einen großen Kraftwagen bemerkt, der auf der Gegenſeite angehalten hatte, um den Zug vorbeifahren zu laſſen. Der Omnibus, der einen Zuſammenſtoß mit dieſem Wagen ver⸗ meiden wollte, kam zu nahe an den Zug heran, wodurch eine Seite des Omnibuſſes vollſtändig aufgeriſſen wurde. Ein 28jähriger Inſaſſe wur⸗ de ſo ſchwer verletzt, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Acht weitere Arbeiter trugen Verlet⸗ zungen davon; vier von ihnen mußten dem Krankenhaus in Siegen zugeführt werden. Der tödlich Verunglückte iſt ſchon einmal einem Un⸗ fall zum Opfer gefallen, wobei er ein Bein ver⸗ loren hatte. Gewiller über der Danziger Niederung §s Danzig, 11. Juli Die Danziger Niederung wurde von einem ſchweren Gewitter heimgeſucht, das zwei Men⸗ ſchenleben forderte und erheblichen Schaden angerichtet hat. In Schön ho r ſt wurde ein junges Mädchen auf dem Feld vom Blitz er⸗ ſchlagen und in Platenhof tötete der Blitz einen Nachtwächter in ſeinem Wachhaus. In mehreren Ortſchaften ſind Ställe und Scheu⸗ nen den durch Blitzſchlag entfachten Flammen zum Opfer gefallen. N Braunkohle im Weſterwald Limburg. Mancherlei bedeutſame Funde ge⸗ ſchichtricher und geologiſcher Art ſind im Zuge des Reichsautobahnbaues bereits in den ver⸗ ſchiedenen Teilen des Reiches, nicht zuletzt auch in unſerem Gau gemacht worden. Dax es auf dem oberen Weſterwald Braunkohle gibt, iſt be⸗ kannt. Unbekannt war aber bisher, daß dieſe Braunkohlenvorkommen ſich bis in die Nähe des Limburger Beckens bin⸗ ziehen. Dieſe Erkenntnis hat man jetzt auch im Zuge des Autobahnbaues gewonnen. Bei den Arbeiten in der Nähe von Nentershauſen ſtieß man in etwa 15 Meter Tiefe auf reichhaltige Vorkommen an Braunkohle beſter Qualität. Deutlich ſind noch die Rieſenbäume zu erken⸗ nen, die hier in vorgeſchichtlicher Zeit untergin⸗ gen und nun als Braunkohle wieder ans Ta⸗ geslicht kommen. Stämme von zwei bis drei Meter Durchmeſſer und noch darüber find zu erkennen. Der Frankfurter Oberbürgermeiſter zum Mit⸗ glied des Vorſtandes des Deutſchen Gemeinde⸗ tags ernannt Frankfurt a. M. Reichsinnenminiſter Dr. Frick hat auf Vorſchlag des Vorſitzenden des Deutſchen Gemeindetages. Reichsleiter Ober⸗ bürgermeiſter Fiehler. durch Erlaß vom 20. 6. 1938 den Frankfurter Oberbürgermeiſter Staatsrat Dr Krebs zum Mitglied des Vor⸗ ſtandes des Deutſchen Gemeiadetages beſtellt. Ehrenſenator der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt Darmſtadt. Die Techniſche Hochſchule hat dem ſtellvertretenden Vorſtandsmitglied der Daim⸗ ler⸗Benz AG. in Stuttgart⸗Untertürkheim und Leiter des Werkes Gaggenau in Baden. Arnold Freiherrn Gedult von Jungenfeld, die Würde eines Ehrenſenators verliehen. Wieder Winzerfeſt der Nahe in Bad Kreuznach Bad Kreuznach. Gaſtſtättengewerbe, Reichs⸗ nährſtand und Kurverwaltung haben beſchloſ⸗ ſen, auch in dieſem Jahre wieder in Bad Kreuznach das große Winzerfeſt der Nahe zu veranſtalten. Das Weinfeſt hatte be⸗ reits in den vergangenen Jahren einen unge- wöhnlich ſtarken Zuſpruch von auswärts. Diesmal wird vom 1. bis 4. Oktober mitten in Bad Kreuznach, auf dem Kornmarkt. ein großes Zelt errichtet, das den ganzen Platz überſpannt und Tauſenden Beſuchern Platz bietet. Die Fachſchaft der Weinverteiler wird dafür ſorgen, daß jeder Volksgenoſſe Gelegen- heit hat, gute Weine von der Nahe zu ange⸗ meſſenen Preiſen zu trinken. Es gibt wieder eine Weinverloſung, und die Winzergruppen der Nahe werden in ihren hübſchen Trachten Volkstänze aufführen. ö Die Schleuſen der Obermoſel wieder geöffnet. Trier. Der Waſſerſtand der Moſel war am Freitag früh mehr als 80 em über Null, wäh⸗ rend drei Tage vorher der Zeiger noch unter Null geſtanden hatte. Diesmal liegt klar auf der Hand, daß das ſchnelle Anſteigen nur durch Oeffnen der Schleuſen an der Obermoſel bei Metz zu erklären iſt. An ſich ſind die Moſelſchiffer und auch die Fiſcher froh darüber, aber ſie wiſſen an- dererſeits genau, daß, ſobald die Schleuſen wieder geſchloſſen werden, der Waſſerſtand über Nacht wieder den Nullpunkt erreicht haben kann. Immer wieder mangelnde Verkehrsdiſziplin Mannheim. Im Laufe des Samstags und in der Nacht auf Sonntag ereigneten ſich in Mannheim fünf Verkehrsunfälle, bei welchen neun Perſonen zum Teil nicht unerheblich verletzt wurden. Vier von die⸗ ſen Unfällen ſind auf Nichtbeachtung der Ver— kehrsvorſchriften zurückzuführen. Goldfund im Hanauer Wald Hanau a. M., 11. Juli In den letzten Tagen verlautete gerüchtweiſe, daß Arbeiter im Hanauer Wald einen rieſigen Schatz gefunden hätten. Es ſoll ſich um mehrere Kilo reinen Goldes und Hunderte von Perlen und in Platin gefaßte Brillanten im Werte von mehreren Millionen Mark handeln. Eine Nachprüfung dieſes ſenſationellen Fundes er⸗ gab, daß tatſächlich Gold und Edelſteine aus⸗ gegraben wurden, allerdings handelt es ſich nicht um Millionenwerte. Die zunächſt ſo hoch⸗ geſpannten Erwartungen ſind auf ein beſcheide⸗ nes Maß zuſammengeſchrumpft. Wie der LPD. von den zuſtändigen Stellen erfährt, fanden am Mittwoch vergangener Blick in den Mit 25 Jahren hochſlaplerin Unter falſchem Namen Betrügereien verübt Jetzt ins Arbeitshaus Bingen. Das Arbeitsgericht in Bingen hatte ſich am 8. Juli mit einer Hochſtaplerin zu befaſ⸗ ſen, die verſchiedene„Gaſtſpiele“ in verſchie⸗ denen Städten am Rhein und an der Nahe gab. In Bingen wurde ſie im Mai dieſes Jahres aufgegriffen. Sie hatte ſich als Marian⸗ ne Schmitt eingemietet und ein Doppelzimmer bezogen. Das zweite Bett hielt ſie für ihre „Fteundin“ reſerviert. Als dieſe Freundin aber nicht eintraf, kam der Vermieterin die Sache verdächtig vor, und ſie verſtändigte die Polizei. Durch einen Kriminalbeamten wurde die Ma⸗ rianne Schmitt feſtgenommen. Sie war ſehr überraſcht darüber und wurde„oh mächtig“. ſodaß ſie ins Krankenhaus gebracht werden mußte Dort ergab ſich, daß die Ohnmacht Thea⸗ terſpiel war, worauf ſie ins Unterſuchungs⸗ gefängnis einzog. Zunächſt wurde alsdann ſeſtgeſtellt, daß man es nicht mit einer Marianne Schmitt zu tun hatte, ſondern mit einer Marianne Welker, die 25 Jahre alt iſt, in Luxemburg geboren wurde und deren Eltern jetzt in einem Ort an der Nahe wohnen. Man hatte eine Abenteuerin und Hochſtaplerin gefaßt. Seit Jahren zieht ſie durch Deutſchland, bettelt, betrügt, ſtiehlt, und auch Unterſchlagungen ſtehen auf ihrem Schuldkonto. Sie ſtand bereits vor den Gerichten in Idar⸗Oberſtein. in Frankfurt am Main und in Berlin, hat in Sobernheim an Woche Arbeiter einer Griesheimer Baufirma bei Ausſchachtungsarbeiten im Hanauer Wald in knapp einem halben Meter Tiefe mehrere Be— hälter, die 620 Gramm Schmelzgut Gold und Silber— ſowie einige Brillanten und ſynthetiſche Steine enthielten. Bei dem Schmelz⸗ gut dürfte es ſich um Eßbeſtecke und einige gol⸗ dene Ketten und Armbänder handeln. Die Brillanten ſind kleine Splitter von geringem Wert. Der Geſamtwert des gefundenen „Schatzes“ dürfte ſich auf etwa 2000 RM. be⸗ laufen. Bis jetzt ſteht noch nicht feſt, ob die Gegen⸗ ſtände aus einem Diebſtahl herrühren und von wem ſie im Wald vergraben wurden. Gerichtssaal der Nahe Unterſchlagungen begangen.„gaſtier⸗ te“ ſchon in Darmſtadt, war in Leipzig. in Halle und anderen Städten. Schon etliche Mo⸗ nate hat ſie im Gefängnis zugebracht. Seit zwei Jahren wußte ihre Heimatbehörde nicht mehr ihren Wohnſitz und vier Staatsanwaltſchaften, die in Bad Kreuznach. Wiesbaden, Düſſeldorf und Berlin waren hinter ihr her. Ein ziemlich bewegtes Leben hat ſie bis jetzt hinter ſich gehabt. Im Herbſt 1937 verließ ſie das Gefängnis in Berlin⸗Moabit. Sie ging nach Leipzig und kam nach Weſtdeutſch⸗ land. In Griesheim bei Darmſtadt arbeitete ſie einige Tage, als man ihre Papiere verlangte, verſchwand ſie. In der Zwiſchenzeit will ſie noch in Idar⸗Oberſtein und in Fiſchbach⸗Weierbach (Nahe) geweſen ſein. Sie log dermaßen vor Ge⸗ richt, daß man ihr nichts mehr glauben konnte und auch heute noch nicht lückenlos feſtſteht. wo ſie ſich in den letzten Jahren überall herum⸗ getrieben hat. Vor dem Gericht in Bingen hatte ſie ſich zu verantworten, weil ſie unter falſchem Namen wohnte und dann wegen Landſtreicherei. Sie erhielt wegen Landſtreicherei ſechs Wochen Haft und wegen der falſchen Namensgebung zwei Wochen Haft. Nach Verbüßung dieſer Strafen wandert ſie ins Arbeitshaus. wo ihr Gelegenheit gegeben iſt, wieder ein ordentlicher Menſch zu werden. Kindestod durch Miß handlung. Frankenthal. Am vergangenen Freitag war Termin zur Hauptverhandlung gegen den ver⸗ Sport vom Tage Leducg knapp vor Wengler! Bei der Frankreich⸗Radrundfahrt ſpielte am Montag auf der 6. Teilſtrecke zwiſchen Bor⸗ deaux und Bayonne(223.5 km), die der Italie⸗ ner Roſſi gewann. der Deutſche Heinz Wengler eine ganz ausgezeichnete Rolle. Er war ſtets im Vordertreffen und ſicherte ſich in der Ge- ſamtwertung mit nur 26 Sekunden Rückſtand hinter dem Franzoſen Leducg den zweiten Platz. Majerus(Luxemburg), der bisher das„gelbe Trikot“ trug, fiel auf den dritten Platz zurück. Auch die übrigen deutſchen Fahrer waren, mit Ausnahme von Oberbeck, in der Hauptgruppe zu finden. 6. Etappe Bordeaux Bayonne(223,5 Km.): 1. Roſſi (Italien) 6:22:54 Std.; 2 Cottur(Italien) 6:24:84; 8. Naiſſe(Frankreich), 4 Le Guevel(Frankreich), 5. Tanneveau(Frankreich), 6. Gianello(Frankreich) alle gleiche Zeit; 7. Servadei(Italien) 6:26:32; 8. Weng⸗ ne 1(Deutſchland), 9. Leſueur(Frankreich), 10. Leducg(Frankreich), 11. Martano(Italien); 18. Gallien(Frankreich) 6:26:86; 17. Langhoff (Deutſchland) 6.28:12; 18 insgeſamt 62 Fahrer, dar⸗ unter die Deutſchen Scheller, Seidel, Hauswald, Wen⸗ del, Arents. Schild, Weckerling und Heide.„ 90. Oberbeck(Deutſchland) 6:47:21 Std. Geſamtwertung: 1. 40:09:20 Std., 2. Std., 3. Majerus(Lexemburg) 40:10:08 Std. 4. Roſſi (Italien) 40:10:20 Std, 5. A. Magne(Frankreich) und M. Clemens(Luxemburg) je 40:11:08 Std., Ledueg(Frankreich) 5 * Wengler(Deutſchland) 40:09:46 heirateten Friedrich Berbereich aus Fran⸗ kenthal⸗Mörſch vor der Jugendſchutzkammer beim Landgericht Frankenthal angeſetzt, wo ſich der in Unterſuchungshaft befindliche Angeklagte wegen Mißhandlung ſeines 11jährigen Sohnes verantworten ſollte. Dieſer unnatürliche Vater hatte am 1. Juni das Kind aus nichtigen Gründen mit einem Lederriemen derartig beſtialiſch mißhandelt, daß die Aeberführung ins Städtiſche Krankenhaus not⸗ wendig wurde. Dort lag der Junge ſeither mit ſchweren Verletzungen darnieder und konnte zu dem angeſetzten Verhandlungstermin nicht er⸗ ſcheinen, ſodaß der Termin vertagt wurde. In Frankenthal hat die gemeine Tat eines entmenſchten Rohlings große Erregung ausge⸗ löſt. Dieſe wurde neuerdings dadurch geſteigert, daß das bedauernswerte Geſchöpf den erlittenen ſchweren Verletzungen in der Nacht zum Sonntag erlegen iſt. Die Leiche des Kindes iſt von der Staatsan⸗ waltſchaft beſchlagnahmt worden. Am Sonntag fand die gerichtsärztliche Unterſuchung ſtatt. Dieb und Wilderer exemplariſch beſtraft. Frankenthal. Vor dem Schöffengericht Frankenthal hatte ſich der verheiratete 33 Jahre alte Balthaſar Kollmannsperger aus Wattenheim wegen Diebſtahls, erſchwerter Jagdwilderei, verbotenen Waffenbeſitzes und verbotener Waffenführung, ſowie wegen ver⸗ botenen Schießens zu verantworten. Die Ver⸗ handlung nahm einen vollen Tag in Anſpruch, weil K. leugnete und ihm ſeine Verfehlungen duch Indizen einseln nachgewieſen werden mußten. Die meiſten auf ſeiner Arbeitsſtätte entwendeten Mertzeuge— es handelt ſich um ein wahres Lager aller möglichen Artikel— wollte er gefunden() haben, andere Dieb⸗ ſtählo end er ein, wenn ihm der Vorſitzende den Diebſtabl einwandfrei nachwies. Zu den Wildererdelikten befragt, bekannte K, daß Jzigerbſet in onen Adern ralle. Das Gericht verhängte über K. eine Geſamt⸗ gefängnisſtrafe von 1 Jahr 3 Monaten, worauf die Unterſuchungshaft mit 3 Monaten angerech⸗ net wurde. Wegen verbotenen Schießens wur— den dem Angeklagten außerdem 6 Wochen Haft auferlegt. In der Urteilsbegründung wurde feſtgeſtellt, daß K. ein gewohnbeit s mä⸗ ziger Wilderer und gemeingefähr⸗ licher Schädling iſt. Er nahm die Stra⸗ fe ſofort an und bewies damit, daß er ſich ſeines unverſchämten Leugnens zu ſeiner Schuld bekannte. „TTT PP—P——GGGGG————————— Umgang mit Reiſenden Philoſophie eines Flegels von Jo Hanns Rösler Wenn du reiſt, ſo bedenke zuerſt eins: wer höflich reiſt, reiſt unbequem. Der Fenſterplatz im Sonntagszug iſt der Beweis für den unbe⸗ ſorgten Muskel. Vor dem Fahrkartenſchalter ſteht eine lange Reihe. Du mußt dich leider hinter anſtellen, falls du nicht einen Schalterbeamten findeſt, den du mit dem Ruf„Schnell eine Karte nach Pirna! Mein Zug fährt in einer Minute!“ verwirrſt und er dich außer der Reihe bedient. Mußt du dich aber hinten anſtellen, ſo kannſt du mit dem ſpitzen Ellbogen trefflich in die Vordermänner bohren, falls es dir ge⸗ lingt, den Ellbogen am richtigen Platz ſeit⸗ wärts in den Bauch des Auserwählten anzu⸗ ſetzen. Dreht er ſich böſe um, haſt du ſchon ge⸗ wonnenes Spiel. Entſchuldige dich, daß du lei⸗ der von hinten gedrängt würdeſt und ſchon biſt du vor ihm, während du freundlich mit ihm plauderſt. Wenn man es geſchickt macht, kann man leicht zehn Wartende überholen: Frauen und Kinder ſchiebt man einfach glatt nach hin⸗ ten. An der Sperre zum Bahnſteig wuchte deinen Koffer gegen die Kniekehle des vor dir Stehen⸗ den. Wenn dann der Vordermann ſich empört umdreht, benütze man die ſo entſtehende Lücke und ſauſe ſchnell an ihm nach vorn vorbei. Haſt du glücklich im überfüllten Zug einen Fenſterplatz unter kühner Nichtbeachtung aller Umgangsformen erobert— glaube mir, es dankt dir keiner, daß du ihm nicht beim Ein⸗ teigen auf die Zehen getreten haſt—. ſo ver⸗ ſuche ſeitwärts noch mindeſtens einen Platz da⸗ uzuerobern. Man ſichert ſich dieſen Platz am beſten beim Einſteigen durch Belegen mit Klei⸗ derſtücken und verteidige den Platz durch ein grobes„Beſetzt!“. Mitreiſende, die Platzſu⸗ chende auf den freien Platz im Abteil auſmer⸗ ſam machen, trete man kurz, aber heftig, ge⸗ gen das Schienbein. Für die eigene Perſon achte man aber keineswegs auf belegte Plätze, ſondern ſchiebe einfach den Koffer oder was dort liegt, beiſeite, werfe den Hut aus dem Fenſter und dann kannſt du getroſt behaupten, der Platz wäre nicht belegt geweſen. Das Ge⸗ genteil kann dir niemand beweiſen. a Schwere und übermäßig breite Gepäckſtücke baue in ein möglichſt entferntes Gepäcknetz. Aengſtlichen Mitreiſenden, die ſorgenvoll nach oben ſehen, erkläre einfach, daß im Koffer ſo⸗ wieſo nichts Zerbrechliches ſei. Wenn dann aber der Koffer doch abrutſcht und jemandem auf den Kopf fällt, ſo freue dich, daß er nicht dir auf den Kopf gefallen iſt. Einen naſſen Schirm lege keinesfalls über deinen Platz: Naſſe Schirme tropfen oft und dies beſſer deinem Gegenüber auf den grauen Hut als dir auf die weiße Weſte. Wird die Luft im Abteil ſehr heiß, ſo ziehe getroſt Rock und Weſte aus. Die Hoſenträger abzuknöpfen iſt unnötig, da ſie ja nicht über⸗ mäßig wärmen. Die Schuhe hingegen ſtreife ruhig ab. a Geleſene Zeitungen und Zeitſchriften ver⸗ leihe man nicht, ſondern biete ſie ſeinen Mit⸗ reißenden zu ermäßigten Preiſen an. Sonſt wirf ſie lieber aus dem Fenſter. Kirſchlterne und Apfelſinenſchalen werfe man unter die Bank. Man findet von weitem dann ſeinen Platz leichter. Sitzt man nicht am Fenſter, ſondern in der Mitte des Abteils, ſo iſt es in der Kirſchenzeit allerdings ein beſon⸗ deres Vergnügen, die Kirſchkerne an der Naſe der anderen Leute vorbei durch das offene Fenſter zu ſpucken. Wer fünfmal ſpuckt, trifft zweimal beſtimmt. 5. Sitzt ein junges hübſches Mädchen mit dir im Abteil, ſo 55 ran wie Blücher! Lehnt ſie zärtliche Annäherungen ab, ſo ſage „Auch gut!“ und würdige ſie keines Blickes mehr, geſchweige, daß du ihr den Koffer he⸗ runterzuheben dich unterſtehſt. Iſt das Mäd⸗ chen aber nicht jung und nicht ſchön ſo be⸗ handle ſie, wie du deine eigene Frau behan⸗ delſt. Dich kennt ja hier niemand!. eiſt du mit deiner eigenen Frau, und ein Herr bietet deiner Frau ſeinen Platz an, ſo einfach nimm keine Notiz von dieſem Vorgang, allen⸗ falls muſtere den Höflichen von Kopf bis Fuß mißtrauiſch. Der nächſte Platz, der dann frei wird, gebührt dir! Dazu iſt der Höfliche ja aufgeſtanden. Menſchen haben Anſtand. Der Flegel hat ſeine Bequemlichkeit. Jedem das Seine! Ohrfeigen Drei Epiſoden und eine Erklärung von A. Neß Nach den Unglücksjahren 1806/07. Einer derjenigen, der die Schmach Preußens am tiefſten empfand, war Turnvater Ja hn, der ſich die körperliche Ertüchtigung der Ju⸗ gend zum Ziel geſetzt hatte. Beſonders ſchmerzte es ihn, wenn er auf einem Gange durch Berlin das von der Viktoria entblößte Brandenburger Tor ſah. Einmal fragte er einen Jungen: 5 denkſt du dir dabei, daß die Siegesgöttin auf dem Brandenburger Tor fehlt?“ „Nichts!“ antwortete der Junge. Da gab ihm der Turnvater einen ſchallende Was „ Ohrfeige und herrſchte ihn an:„Dummer Junge, weißt du nicht, daß wir ſie wieder holen müſſen!?“ Das war eine hiſtoriſche Ohrfeige, ſo recht nach dem Geſchmack aller Patrioten, die Napoleon, den„Pferdedieb von Berlin“, aus tiefſter Seele haßten. * Berlin 1848. In einem Kaffeehaus ſaßen mehrere junge Leute und beſprachen die Tagespolitik. Zwei von ihnen führten beſon⸗ ders das große Wort, von denen der eine in nicht gerade gewählten Worten vom König ſprach. Plötzlich ſtand ein großer, breitſchultriger Herr, der am Nebentiſch alles mitangehört hatte, vor ihm und ſagte gelaſſen:„Mein Herr! Sie haben ſoeben den König beleidigt; entweder Sie widerrufen auf der Stelle, oder ich gebe Ihnen ein paar echte deutſche Ohr⸗ feigen, die Sie ſich merken werden!“ Die rieſige Geſtalt des Sprechers machte Eindruck. Da jedoch der junge Mann nicht wi⸗ derrief, zog der fremde Herr, der kein anderer war als das Mitglied des Vereinigten Land⸗ tages von Bismarck, ſeine Uhr und ſagte: „Ich gebe Ihnen zehn Minuten Bedenkzeit, nach Ablauf dieſer Friſt aber kommt die Ent⸗ ſcheidung.“ Ruhig ſetzte ſich Bismarck wieder an ſeinen Tiſch, legte aber ſeine Uhr vor ſich hin. Minute auf Minute verrann, nichts rührte ſich. Die zehn Minuten waren abgelaufen. Bickmarck erhob ſich, ſteckte ſeine Uhr in die Weſtentaſche, trat vor den jungen Mann und gab ihm ein paar ſo kräftige Ohrfeigen, daß er vom Stuhle ſank. Die Geſellſchaft war im Augenblick ver⸗ ſchwunden, aber ebenſo ſchnell erſchien die Krä⸗ merſeele von Wirt. „Mein Heer“, ſagte er,„mit den Gäſten, die Sie mir vertrieben haben, iſt für mich auch die Zeche verloren gegangen.“ Ruhig zog Bismarck ſeine Börſe und meinte: „Wer A geſagt hat, muß auch B ſagen!“ Dann bezahlte er die Zeche und nahm ſchmunzelnd wieder ſeinen Platz ein. * Was iſt eigentlich eine Ohrfeige? Es dürfte jedem bekannt ſein— wenn er es nicht ſogar ſchon gefühlt hat. Dieſe fühlbare Tatſache und auch die Definition Wilhelm Buſchs:„Ohr- feige nennt man dieſe Handlung, der Forſcher nennt es Kraftverwandlung“, genügte aber vor einigen Jahren einem Frankfurter Gericht nicht. Nach ſicher langwierigen Beratungen kam man in einem Streitfall zu folgender Feſtſtel⸗ lung: „Die Ohrfeige iſt ſeit Jahrhunderten eine volkstümliche Vergeltungsmaßnahme, die, ge⸗ geben zur rechten Zeit, am rechten Fleck, mit gerechtem Maß und zum rechten Zweck in ihrer erzieheriſchen Wirkung unerreicht iſt und we⸗ der durch mildweiſe Ermahnungen noch durch draktoniſch⸗ſtrenge Ehrenſtrafen im Einzelfall erſetzbar iſt.“ ö De Romme&uge —.—— n—.— (24. Fortſetzung) „Doch“, erwiderte er.„O doch. Verzeihen Sie!“ Er wurde plötzlich ganz aufmerkſam. „Sie werden nicht mit uns nach Sizilien kommen ſondern nach Hauſe fahren.“ „Und was liegt Ihnen daran?“ fragte er.„Ihre Mutter meinte doch eben...“ „Ja!“ ſagte ſie ſchnell.„Ja, ſie hat es geſagt! Aber ich ſage nein! Es iſt häßlich von mir, darüber zu reden, und Sie dürfen mich nicht mißverſtehen. Meine Mutter iſt eine gute Frau und ſie hat es vielleicht vorhin auch gar nicht ſo gemeint; aber— ich kenne ſie. Und ich leide ſeit Jahren darunter. Sie will, das ich einen reichen Mann heirate. Wir haben nicht viel Geld. Und daß wir da neulich an Ihren Tiſch kamen, ſehen Sie, das war nicht Carmen Caſinis, ſondern Ihretwegen; ich weiß es doch. Dann verlobten Sie ſich und jetzt...“ Ihre Stimme zitterte ſo, daß ſie verſtummte. Oliver Milbrey war mit einem Male tief erſtaunt. „So viel ich verſtehe, war es Ihrer Mutter nicht recht, daß ich Carmen Caſini heiraten wollte, weil ſie hoffte, daß Sie... Und jetzt meint ſie, wenn ich mit Ihnen käme, daß dann...?“ „Ja!“ ſagte Bianca atemlos.„Man ſoll über ſolche Dinge nicht ſprechen, das weiß ich; aber ich weiß mir eben nicht anders zu helfen. Es war ſchon ein paarmal ſo— ich habe immer geſchwiegen und dann nachher— nein, nein, es iſt zu ſchrecklich. Und wenn Sie jetzt mit uns kommen.., meine Mutter würde es darauf abſehen, Sie würden es vielleicht gar nicht merken. Wenn man traurig iſt und enttäuſcht, iſt das Herz immer weich; dann fragt man nicht weiter viel und tut leicht unüberlegte Sachen. Und— das ſollen Sie nicht tun. Ich will es nicht. Mit Ihnen will ich das nicht erleben...“ Milbreys Erſtaunen wuchs ins Grenzenloſe.„Sie wollen alſo nicht, daß ich mit komme, weil Sie fürchten, ich könnte Sie dann vielleicht heiraten wollen?“ „Ach nein“, ſagte ſie leiſe,„das wohl nicht ſo ſehr, ich würde ja doch nein ſagen; ich will ins Kloſter gehen, müſſen Sie wiſſen. Ich fürchte eben, Sie könnten in eine Lage kommen, die Sie gar nicht wollen. Denn eines Tages würden Sie es natürlich doch merken; und das wäre doch ſchrecklich— für uns alle...“ „Sie würden mich alſo nicht heiraten wollen?“ fragte er.„Selbſt dann nicht, wenn— ich Sie nun liebte?“ Bianca wurde mit einem Male glühend rot.„Machen Sie ſich bitte nicht über mich luſtig, das iſt nicht ſchön von Ibnen!“ ſagte ſie verletzt. a Oliwer Milbrey ſchuttelte heftig den Kopf.„Meinen Sie, weil ich reich bin? Nur weil Sie fürchten, Ihre 1 mich ſozuſagen einfangen wollen?“ „Ja! b „Und“, fuhr er zögernd fort,„Sie machen ſich alſo ſo wenig aus mir?“ „Aber nein!“ rief ſie.„Dann würde ich Ihnen das doch nicht ſagen; dazu habe ich Sie eben zu gern. Verſtehen Sie das doch, bitte! Frauen, die Sie Ihres vielen Geldes wegen heiraten wollen, gibt es doch wohl genug...“ „Ja!“ ſagte er und dachte flüchtig an Carmen Caſini. „Sie haben mich alſo gern, Bianca?“ Sie nickte und nahm ihre Häkelarbeit wieder auf, ließ ſie jedoch wieder ſinken. Oliver Milbrey ſchwieg. Es entſtand eine kleine Pauſe. Aus dem nahen Küchenfenſter vernahm man Teller⸗ klappern, eine weiße Möve ſtrich mit weitgeſpannten Flügeln in der Sonne am nahen Strand hin. Die kurzen, kräftig wuchernden Gräſer dufteten ſtark. Oliver Milbrey war plötzlich ſeltſam zufrieden. Ein Traum lag hinter ihm, verblaßte und verſank, und ein unmerkliches Gleiten in eine köſtliche Verwandlung be⸗ gann— zu einem neuen, vertrauenden Bewußtſein ſeiner ſelbſt. Er ſtreckte ſich wohlig im Stuhl zurück, ſchloß die Augen und atmete tief, gleichſam um die Rückkehr ins Leben zu genießen. Das Leben war ein Ring, und in dieſem Ring waren andere Schickſale mit eingeſchloſſen. „Liebe, kleine Bianca...!“ Sie hob ſchüchtern den Blick zu ihm auf. Er lachte leiſe.„Haben Sie meine Muſchel noch?“ al g „Sie können auch die anderen haben. Ich möchte ſie Ihnen ſchenken— alle.“ Sie ſchwieg verwirrt. Vor ihm wippte ihr ſchmalen Fuß in einer roten Sandale. Sie trug keine Strümpfe, ihre Feſſeln waren ſchlank. „Und“, begann er von neuem,„wenn ich nun doch mit Ihnen nach Sizilien führe?“ „Wie?“ fragte ſie verwundert. „Wenn ich trotzdem, nachdem Sie mir alles geſagt haben und ich es auch verſtanden habe, wenn ich trotzdem oder gerade deshalb jetzt mit Ihnen führe?“ Bianca ſchlug die Hände zuſammen.„Ach!“ rief ſie entſetzt.„Ich wußte ja, daß ich es gerade falſch machen würde. Denn jetzt glauben Sie wohl, daß...“ „Nichts glaube ich“, unterbrach er ſie,„und jedenfalls nicht das, was Sie jetzt denken. Aber es könnte doch ſein, daß es ſehr ſchön wäre. Könnten Sie ſich das nicht vor⸗ ſtellen? Sie haben mir eben geſagt, daß Sie mich gern haben. Und wenn ich Ihnen nun ſage, daß ich— ach, ich rede Unſinn. Sehen Sie, es iſt ja nicht das allein, was Sie mir eben geſagt haben— nein. Sie ſind eine ungeheuer anſtändige, kleine Frau, Bianca! Sie ſind die erſte Frau, die.. Könnten Sie ſich nicht vorſtellen, daß es hübſch wäre, mit mir zuſammen in Sizilien zu ſein, und daf Sie mich dann vielleicht ſogar noch ein(ißchen lieber haben könnten, wenn...“ Jetzt war auch er mit einem Male ſehr verlegen und ſchwieg. i Biancas Auge weitete ſich, die Pupille wurde ganz groß und dunkel in tiefem Erſchrecken. Mr. Milbrev“. copyrignt 1888 by Aufwärts- Verlag, Serin S. S8 Roman von Hertha von Puttkamer Netto ſagte ſie mit Anſtrengung,„das kann ich nicht. Bitte ver⸗ langen Sie das nicht von mir.“ Ihr Herz begann zu zittern; ſie ſtand plötzlich auf.„Es führt ja doch zu nichts und würde nur weh tun. Ich...“, ſie vollendete nicht und ſchluchzte jetzt faſt. „Was?“ fragte er und erhob ſich gleichfalls, ſo daß ſie nun beide mit hängenden Armen voreinander ſtanden. Zwiſchen ihnen an der Erde lag Biancas Häkelarbeit. „Sie glauben, ich ſei vielleicht verrückt geworden und handelte unüberlegt? Herrgott nochmal— ſo laſſen Sie mich doch ſchon!“ Er griff nach ihrem Arm und preßte ihn Bianca kämpfte mit den Tränen. „Iſt es das, daß Sie fürchten, es ſei nicht mein Ernſt, ich ſpielte mit Ihnen und Sie könnten mich zu gern haben und traurig ſein, wenn ich dann wieder fortführe?“ drängte er.. Sie ſchaute ihn groß an und ſenkte den Kopf; dann wandte ſie ſich ſchnell ab und lief plötzlich davon. Oliver Milbrey ſah ihr lächelnd nach. Er ſtreckte die Arme aus, und war mit einem Male ſo vergnügt, wie lange nicht mehr. An der Ecke des Hauſes ſtieß er mit der Signora zu⸗ ſammen. Bei einem Haar rannte er ſie um. „Hallo!“ rief er aufgeräumt„Wir fahren nach Sizilien Abgemacht! Das beſte iſt, Sie packen gleich Ihre Koffer und kommen mit mir. Auf meiner Jacht iſt viel Platz. Ich habe ein gutes Mittel gegen Seekrankheit!“ „Sappermento!“ rief die Signora konſterniert; aber da war er ſchon um die Ecke verſchwunden. SECHZEHNTES K APIT El. In dem Augenblick, als Cecil aus dem„Cap d'Aigle“ fortgelaufen war in die Nacht hinaus, brach in Colettes Herzen etwas zuſammen. Es geſchah ganz ſchnell und ganz plötzlich, mitten in einem Atemholen, inmitten der winzigen Sekunde zweier Herzſchläge, auf der Schwebe gleichſam eines einzigen Pulsſchlages Erſt war ein tiefes Erſchrecken, kaum ein Schmerz, und dann Leere. So ſchnell wie ein Vogel zur Erde ſtürzt, der im erſten verheißenden Morgenglanz mit weitgebreiteten Schwingen dahingleitet, wenn die Kugel ihn trifft. Colette war mit einem Male allein, verlaſſen und abgetrennt von allem Glück. Ehe ihr Verſtand es faßte, hatte ihr Herz es begriffen, was Cecil traf, das traf auch ſie; worunter Cecil litt, das tat auch ihr weh. Sie ſprach nicht und fragte auch nicht; ſie war ver⸗ ſtummt, als wäre ihr der Mund verſiegelt. „Wir reiſen natürlich ab“, hatte Frau Latour geſagt, als ſie im Hotel zurück waren.„Gleich morgen. Onkel Theodore wird wohl auch fahren, denke ich. Ich wollte zwar erſt meinen Hutkoffer reparieren laſſen, aber diesmal wird es noch ſo gehen. Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich ihn erſt gar nicht mitgenommen. Zu Hauſe bringſt du ihn dann gleich fort. Und packen kannſt du morgen.“ „Mutter!“ hatte Colette geſagt. Frau Latour redete von hundert anderen Dingen, die ihr gerade einfielen; nicht aus Zerſtreutheit diesmal, und etwa nur, weil es nun einmal ſo ihre Art war, ſondern abſichtlich und weil ſie wirklich nicht wußte, was ſie zu alledem ſagen ſollte. Daß Colette und Cecil nicht mehr heiraten konnten, ſtand feſt; und daß das ſchwer für ſie war, wußte ſie ebenfalls. Dann aber war es beſſer, den Strich gleich zu ziehen und die beiden zu trennen. Wer wußte denn, ob Cecil die Stellung jetzt noch bekam, die Kaution mußte er doch ſicher zurückziehen, und ſelbſt wenn er ſie bekam, dann blieb ja immer noch all das andere. Mit einem Vater, der im Gefängnis ſaß und der ein Gauner war, wer konnte ſagen, ob er ihm am Ende nicht doch nachgeraten würde? Mit einer Mutter, die.„ o nein! Daß Ceeils Mutter von der Bühne kam, damit hätte Frau Latour ſich allenfalls abgefunden— oder hatte es vielmehr bereits getan—, wenn nicht dieſer Mann Cecils Vater geweſen wäre. Hätte Philipp Latour noch gelebt, ſie wußte es genau, er würde genau ſo gehandelt und niemals ſeine Ein⸗ willigung dazu gegeben haben, daß Colette einen ſolchen Jungen heiratete. So etwas konnten Eltern nicht verant⸗ worten. „Schlaf, mein Kleines!“ hatte ſie zu ihrer Tochter ge⸗ ſagt.„Du wirſt darüber hinwegkommen. Im Herbſt werden wir zuſammen eine Reiſe machen, eine ſchöne, lange Reiſe, wohin du willſt. Sieh mal, daß jemand ſeine erſte Liebe heiratet, das kommt ſehr, ſehr ſelten vor im Leben. Und iſt vielleicht gut ſo. Du mußt verſuchen, ihn zu vergeſſen und tapfer zu ſein, aber das biſt du ja.“ Colette widerſprach nicht; ſie begann, ſich langſam zu entkleiden. Als ſie im Bett lag, ſagte Frau Latour ihr „Gute Nacht!“ und küßte ſie. Colette umſchlang den Hals der Mutter und ſchmiegte die Wange in ihre Hand. „Gute Nacht!“ ſagte ſie und ſank zurück auf das Kiſſen. Frau Latour ging leiſe hinaus. Colette lag flach auf dem Rücken. Die Tränen rannen ihr unaufhaltſam lang über das Geſicht und tropften zu beiden Seiten auf das Kiſſen. Jetzt, wo es niemand ſah, weinte ſie. Die Hände hielt ſie gefaltet über der Bruſt. Sie betete für Cecil. Endlich forderten Jugend und Geſund⸗ heit ihr Recht, und ſie ſchlief dennoch ein. *. Es war ganz früh am Morgen, als ſie erwachte. Ein leiſes Geräuſch hatte ſie aufgeſchreckt. Colette ſetzte ſich im Bett aufrecht und lauſchte. Jetzt hörte ſie es wieder vor ihrem Fenſter, das zu ebener Erde lag. Eine Stimme:„Colette! Ich bin's!“ Sie ſprang vollends auf und lief zum Fenſter. Vor ihr ſtand Cecil. Er hatte ſich umgekleidet und trug einen grauen Anzug. Die Mütze bielt er in der Hand und das Haar hing ihm wirr in die Stirn. Er war ſehr bleich, ſeine Augenhöhlen lagen tief in dunklen Schatten. Er war vollkommen ruhig und ſehr ernſt. „Cecil“, flüſterte ſie,„was willſt du? Du mußt gehen; wenn man dich ſieht! Um Gottes willen! Ich werde mich ſpäter mit dir treffen, ich werde kommen, wohin du willſt; du mußt mir nur ſagen, wo ich dich finden kann.“. „Nein“, ſagte er leiſe und finſter.„Wo und wann wir uns trennen, iſt gleichgültig. Ich bin nur gekommen, dir Lebewohl zu ſagen. Ich mußte dich noch einmal ſehen, Colette!“ Seine Augen waren verzweifelt und wild. „Wo willſt du denn hin, Cecil?“ Sie beugte ſich weit aus dem Fenſter hinaus und faßte nach ſeiner Hand. „Cecil, Cecil, ich will bei dir bleiben, geh nicht fort. Man darf uns nicht trennen. Ich liebe dich doch!“ Cecils Hand lag matt in der ihren. Er zog die Schultern in die Höhe und ſchüttelte den Kopf.„Das geht nicht, Colette— nein, nein. Ich kann dich nicht heiraten, ich kann deiner Familie nicht wieder unter die Augen treten, keinem Menſchen kann ich hier mehr in die Augen ſehen, dazu ſchäme ich mich viel zu ſehr. Niemals könnte ich das, niemals und niemandem, der mich kennt.“ Plötz⸗ lich riß er ſeine Hand heftig und brüsk aus der ihren und trat zurück.„Aus! Schluß! Vorbei! Du haſt ja gehört, wer ich bin. Der Sohn eines.., oh, es iſt furchtbar. Du kannſt nicht einen Mann heiraten, der...“ Er ſtöhnte auf. „Cecil“, ſagte ſie,„du willſt fort und du ſchickſt auch mich fort von dir?“ „Ja.“ „Wohin gehſt du?“ „Ich fahre ab“, ſagte er.„Irgendwohin. Im Hafen liegt ein Schiff; das nimmt mich mit. Ich habe mit dem Steuermann geſprochen. In zwei Stunden...“ N „Iſt das dein letztes Wort, Cecil?“ fragte ſie, faſt be⸗ täubt vor Schmerz. Nun kamen ihr doch wieder die Tränen. „Weine doch nicht!“ ſagte er hart und beinahe feind⸗ lich.„Ja, es iſt mein letztes Wort. Ich fahre.“ „Willſt du es dir nicht noch einmal überlegen, Cecil?“ „Es gibt nichts zu überlegen“, ſagte er wie vorhin. „Ich habe keine Wahl. Es iſt alles klar. Weine doch nicht, Colette!“ Er runzelte die Stirn, biß ſich auf die Lippen und ballte die Hände, ſo daß ſeine Knöchel ſchneeweiß hervortraten. Stramm und aufrecht wie ein Soldat nahm er den Hieb entgegen, den das Schickſal ihm verſetzte. „Und deine Mutter...?“ fragte ſie. „Ach, laß“, ſagte er mit einer verächtlichen Bewegung. „Bitte ſprich nicht von der!“ „Du gehſt alſo fort, Cecil, für Stimme zitterte. Er nickte. „Cecil“, flüſterte ſie überwältigt,„komm näher, komm hierher, ganz nahe zu mir. Ich will noch einmal deine Augen ſehen und deinen Namen ſagen, ehe du gehſt. Küß mich, Cecil.“ Er zögerte. Sie ſtreckte ihm beide Arme entgegen. Da ſtürzte er zu ihr hin. Auf den Zehen ſich hebend, hielt er ſie umſchlungen. Jetzt weinten ſie beide und küßten einander die ſalzigen Tränen von den Lippen. Sie ſtammelten herzzerreißende, kleine, wehe Liebesworte. „Cecil, Cecil, Cecil...!“ Er machte ſich los und rannte fort. Sie ſah ihn nicht mehr. Frierend und ſchluchzend ſank Colette in die Knie. 0 1 Vor dem Fenſter erwachten die Geräuſche des Morgens — mit Vogelſtimmen, Mövenſchrei und fernem Glockenton, * immer?“ Ihre Gegen Morgen kehrte der Marquis Prangins in das Hotel Iles d'Ores zurück. Er war müde und abgeſpannt. Von der Seite her auf das Haus zukommend, ſah er in Colettes Zimmer das Tenſter offenſtehen. Er blieb ſtehen und horchte, aber es ruyrte ſich nichts. Arme, kleine Colette! Das weit aeöfinete Fenſter gähnte wie ein Loch, Er ging weiter und trat in den Hausflur, ſtieg die Treppe hinauf und ſchritt den Flur entlang zu ſeinem Zimmer. Unentſchloſſen, ob er zu dieſer frühen Stunde bereits nach ſeinem Frühſtück klingeln konnte, ohne den gewohnten Gang des Hotelbetriebes allzuſehr zu ſtören, ließ er ſich auf dem Bettrand nieder. Vielleicht würde es das beſte ſein, wenn er verſuchte, noch ein oder zwei Stunden zu ſchlafen. Er fühlte ſich grenzenlos matt und zerſchlagen und blieb untätig ſitzen, die Hände zwiſchen ſeinen Knien, Weder vermochte er ſich aufzuraffen, nach der Klingel⸗ ſchnur zu greifen, noch ſich auf dem Bett auszuſtrecken Es war ſchon alles aleichaültia jetzt. 1 Nicht einmal das batte er fur Carmen tun können! Und zwar das einzige, worum ſie ihn gebeten, das ein⸗ zige, womit er ihr, wie ſie ſagte, hätte helfen können. Es war ihm nicht gelungen, nicht einmal das! ö Cecil war verſchwunden. Seit er Carmen ver N hatte Prangins die ganze Nacht hindurch bis 18. nach ihm geſucht. Es war ihm nicht geglückt, ihn zu ſinden. Er war in Cecils Wohnung geweſen, dem kleinen 1 Zimmer bei der Witwe Boitel. Mitten in der Nacht hatte er die alte Frau aus dem Schlaf geſcheucht. Sie wußte nicht, wo Cecil war, nicht einmal, ob er hier geweſen oder nicht. Prangins hatte eine ganze Weile in Cecils Zimmer zeſeſſen und gewartet, bis ihm klargeworden war, daß er zwar kurze Zeit hier geweſen, jetzt aber wohl keinesfalls zurückkehren würde. Er war zum Kai gegangen, hatte in. mehreren Lokalen geſucht, auch i 15 0 im Hafen. cht, auch in den Fiſcherkneipen unten (Jortſetzung folgt) . 2 2 D ./ 1 6 dunklen t. gehen; de nich wü um wir ien, dit ſchen ch wel Hand. „ Nan zog die as geht einten, Augen Augen könnte en und gehött, dr. Du ſtöhnte ſt auch Hafen 1 it dem fat be⸗ et die feind⸗ Ceeils vorhin. h nicht, Lippen eeweiß nahm le. ſegung. Ihre „ omm l deine geht. ien. Da 5, hielt üßter lüßten n. Sig- te. ichen otgenz dentoll in dal ſpannt. ſah el blieb leine Stund le del ſtöten, 1 odel Immel dh al ite il unten 4 Bekanntmachungen Ortsgruppe der A. S. D. A. P. Viernheim N S.⸗Beratungsſtunde jeden Montagabend von 20—21 Uhr. Dienſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſtr. 18. 1. Stoch Am Mittwoch, 13. ds. Mts., abends 9 Uhr, findet im„Deutſchen Kaiſer“ ein Schulungsabend der Partei ſtatt. Daran haben teilzunehmen: Alle politiſchen Leiter, die Walter, Warte und Wartinnen der DAF, NS und NS⸗ Frauenſchaft. Die Führer der Gliederungen ſind dazu ein⸗ geladen. f Braun, Ortsgruppenleiter. A Fgitler Jugend“ Sportdienſtgruppen Fechten am Dienstag um 6 Uhr im„Rats⸗ leller.“— Achtung! Die geſamte Sport⸗ dienſtgruppe tritt am Mittwoch, 5 Uhr, auf dem Sportfeld Lorſcherſtraße an. Die Fechter brauchen am Mittwoch nicht anzutreten. Der Leiter der Sportdienſtgruppen. * Die Motorſchar tritt heute abend 8.30 Uhr im Sport auf dem Sportplatz Lorſcherſtraße an. Am Mittwoch, 13. Juli 1938, abends 8 30 Uhr, Gruppenappell im Schulhof der Schiller⸗ ſchule. Erſcheinen iſt für alle BDM-⸗-Mädels Pflicht; auch für die Neuüberwieſenen. Die Gruppenfuhrerin. Lokale Nachrichten Viernheim, den 12. Juli 1938 Anſer Tagesſpruch Das Schickſal miſcht die Karten, und wir ſpielen. Kant. qtalte eit den Feucle Aus dieſen Sommerwochen voll Sonne und Ferienglück wollen wir Menſchen Kraft ſchöp⸗ fen für den Alltag, der ja doch wieder kommt und uns einſpannt in Pflicht und Sorge im Kampf um unſer Sein.„Kraft durch Freude“ ſoll uns werden, und es gibt, wie dies in Hamburg auf der KdF⸗Tagung ausgedrückt wurde, keine kürzere Formel, auf die die Idee des neuen Deutſchland gebracht werden könnte. Das wird uns in der Ferienzeit beſonders be⸗ wußt, und es iſt eine beglückende Erkenntnis, daß all das, was das Leben an Schönem zu bieten vermag, ſchließlich auch dem teilhaftig werden wird, dem es bisher verſagt war, über die engen Bezirke ſeines Pflichtenkreiſes hin⸗ auszudenken. Wievielen iſt in dieſen Jahren ſegensreichen Kd-Wirkens die Heimat er⸗ ſchloſſen worden, in wievielen wirkt die Er⸗ innerung an eine KdF-Reiſe in fernes Land noch freudig nach! Welch ein reicher Segen ſtrömte von hier aus ins Volk: Theater und Konzertſäle öffneten ſich für den deutſchen Ar⸗ beiter, gemeinſame ſportliche Betätigung wurde zum Quell von Geſundheit und Freude, das Volksbildungswerk weitete den Blick auf allen Gebieten des Wiſſens, in der Pflege deutſchen Brauchtums wurzeln wir wieder feſt auf deut⸗ ſchem Boden. Und wenn auch in keiner Zeit des Jahres die Sorge um die Hebung des kul— turellen Lebens unſeres Volkes ruht, in den Sommerwochen iſt die hohe Zeit der Freude. Wenn jetzt auf deutſchen Strömen die vollbe⸗ ſetzten Schiffe fahren, unſere Eiſenbahnen in unzähligen Sonderzügen deutſche Menſchen in die ſchönſten Gaue unſeres großen Vaterlandes tragen, dann wiſſen wir angeſichts der drei Buchſtaben Kd, die uns entgegenleuchten, daß das deutſche Volk das Leben bejaht und die Freude will. Wer aber Leben und Freude bejaht, will auch den Frieden. Das iſt die ſchönſte Erkenntnis in dieſer Sonnenzeit, die allen den Blick öffnet für das tiefſte Weſen unſeres neuen Deutſchland. + Schulungsabend. An dem morgen Mitt⸗ woch, abends 9 Uhr, im„Deutſchen Kaiſer“ ſtattfindenden Schulungsabend der Partei haben alle Politiſchen Leiter, die Walter, Warte und Wartinnen der DAF, NSV und NS⸗Frauenſchaft teilzunehmen. Ferner ſind die Führer der Gliederungen dazu eingeladen. Es wird erwartet, daß alle zur Teilnahme an dieſem Partei⸗Schulungsabend Aufgeru⸗ fenen reſtlos und pünktlich erſcheinen.(Siehe parteiamtliche Bekanntmachungen). Mit dem Kd.⸗Sonderzug zu dem Heppenheimer Freilichtſpiel. Am Samstag, 23. Juli, läuft von Lampertheim über Viernheim— Weinheim ein Kdß-Son⸗ derzug nach Heppenheim zu dem Freilicht⸗ Luſtſpiel„Die Erlöſung der weißen Dame“, Luſtſpiel von Hans Holzamer. Todesfall. Heute Nacht ſtarb die Ehe⸗ frau des Simon Bähr, Friedrichſtraße. Arbeitstage, nicht Kalendertage für die Kündigung. Das Reichsarbeits⸗ gericht hat mit Bezugnahme auf die Tariford⸗ nung kann das Arbeitsverhältnis beiderſeits nur mit einer Kündigungsfriſt von drei Tagen gelöſt werden. Das Reichsarbeitsgericht— (RRG 209/37— ſtellt nun feſt, daß dieſe Beſtimmung nach ihrem Zuſammenhang und ſozialen Zweck und Sinn dahin aufzufaſſen ſei, daß unter„Tage“ Arbeitstage, nicht Ka⸗ lendertage zu verſtehen ſind. Daher ſind in die Kündigungsfri ſtnicht Sonn- und Feier⸗ tage oder ſonſtige Tage einzurechnen, an denen für einen größeren Bereich der Betrieb üb⸗ licherweiſe ruht(z. B. Pfingſtdienstag). Das Amt für Rechtsberatungsſtellen der DAF be— zeichnet dieſe Entſcheidung als außerordentlich bedeutungsvoll für das Baugewerbe und ſtimmt ihr ſowohl im Ergebnis wie in der Begründung zu. Amtsbezeichnungen für Kommu⸗ nalbeamte. Durch einen Erlaß des Füh— rers und Reichskanzlers iſt die Ausübung des Rechts zur Feſtſetzung der Amtsbezeichnungen der Kommunalbeamten den Leitern der be— treffenden Körperſchaften, alſo der Gemein⸗ den, Gemeindeverbände uſc., übertragen wor⸗ den. Für die Verleihung der Ratsbezeichnun⸗ gen und die Amtsbezeichnung„Präſident“ für Kommunalbeamte iſt, ſoweit ſie nicht reichs⸗ geſetzlich eingeführt oder zugelaſſen ſind oder noch werden, die Zuſtimmung des Reichsin⸗ nenminiſters erforderlich. Die Vorausſetzungen für die Verleihung von Ratsbezeichnungen werden noch bekanntgegeben. Die Regelung gilt O nicht für Oeſterreich. Der AS⸗Aeichskriegerbund GKyjhäujerbund) Der Führer und Reichskanzler hat ange⸗ ordnet, daß der bisherige Deutſche Reichs- kriegerbund(Kyffhäuſerbund) e. V. als: NS⸗Reichskriegerbund(Kyffhäuſerbund) die alleinige und umfaſſende Organiſation aller ehemaligen Soldaten und der neuen Wehrmacht, ſowie der Reichswehr iſt. Der Führer und Reichskanzler hat zum Reichsführer des NS.Reichskriegerbundes (Kyffhäuſerbund) den SS.⸗Gruppenführe Generalmajor a. D. Reinhard beſtimmt. Mit Freude und Stolz begrüßen es di Soldaten der alten und neuen Wehrmacht, daß ſich der Führer und oberſte Befehlshaber der Wehrmacht den NS-Reichskriegerbund un— mittelbar unterſtellt hat. Es iſt der Wunſch und Wille des Führers, daß alle ehemaligen deutſchen Soldaten ſich: im NS⸗Reichskriegerbund zu einer einheit- lichen und umfaſſenden großen Soldatenkame⸗ radſchaft zuſammenſchließen. Die Frontſolda⸗ ten des Weltkrieges und die jungen aus dem Dienſt der nat.⸗ſoz. Wehrmacht ausgeſchie— denen Soldaten unter dem Symbol des Eiſer— nen Kreuzes und des Hakenkreuzes werden eine machtvolle Einheit bilden und ſomit Vater und Sohn ſoldatiſch und kameradſchaft— lich nunmehr unlösbar miteinander verbun⸗ den ſein. Die Erfüllung der ſoldatiſchen und ſtaats⸗ politiſchen Aufgaben als vor allem die Pflege der Regimentstraditionen, ſowie die Aufrecht— erhaltung der Verbindung mit den Stamm⸗ truppenteilen in der neuen Wehrmacht iſt das weſentlichſte Ziel des NS-Reichskriegerbun⸗ des. Neben den vaterländiſchen Aufgaben ſieht es der Bund als eine beſondere Pflicht an, durch ſeine in den anderthalb Jahrhunderten ſeines Beſtehens geſchaffenen und bewährten ſozialen und kameradſchaftlichen Einrichtun⸗ gen den in Not befindlichen Kameraden, deren Angehörigen und Hinterbliebenen, insbeſondere Altbeteranen, Kriegsbeſchädigten, Kriegshin⸗ terbliebenen und bedürftigen Kriegsteilnehmer durch Teilnahme an den Unterſtützungseinrich⸗ tungen und anderen ſozialen wirtſchaftlichen Einrichtungen zu helfen. Dieſe Einrichtungen werden fortan der Geſamtheit des im NS⸗ Reichskriegerbund geeinten deutſchen Solda⸗ tentums zugute kommen. 1 Alle, die bisher fernſtanden, ſind im NS⸗ Reichskriegerbund(Kyffhäuſerbund) zu guter Kameradſchaft herzlich willkommen. Es gibt im Soldatentum der alten und neuen Wehr⸗ macht nichts Trennendes mehr. Mit ehrlicher Begeiſterung folgen alle ehemaligen Soldaten in einmütigem Zuſammenſchluß dem Be⸗ ſchluſſe des Führers. Sie ſtehen unverbrüch⸗ lich zuſammen in der Erfüllung der vaterlän⸗ diſchen und ſoldatiſchen Pflichten. ö Das Landesgebiet Rhein des NS-Krieger⸗ bundes umfaßt das Gebiet des Generalkom⸗ mandos 12. A. K. und deckt ſich mit dem Gebiet des SS-Oberabſchnitts Rhein. Es werden daher alle ehemaligen Soldaten der alten und der neuen Wehrmacht, ſowie alle Angehörigen der Regimentsvereinigungen und Waffenkameradſchaften aufgerufen, ſich dem NS⸗Reichskriegerbund(Kyffhäuſerbund) anzuſchließen. Anmeldungen können erfolgen bei den Führern der Kameradſchaften, ſowie bei den Kreisverbänden. eee eee Die Gemeinden haben noch nachzuholen Ein kritiſcher Ueberblick über die Entwick⸗ lung der Gemeindefinanzen im abgelaufenen Jahr und über die faſt überall durchgeführte Aufſtellung der neuen Haushaltspläne führt, wie der„Gemeindetag“ mitteilt, zu der er⸗ freulichen Feſtſtellung, daß die Feſtigung der gemeindlichen Haushaltslage weitere Fort- ſchritte gemacht hat. Die etwa noch vorhan- denen Fehlbeträge aus früheren Jahren ſind zum größten Teil beſeitigt, und mit Aus— nahme einiger Gemeinden, deren Finanzkraft ſich aus außergewöhnlichen Gründen noch nicht genügend erholt hat, ſind die Haushaltspläne im allgemeinen ausgeglichen. Andererſeits laſ— ſen die ausgeglichenen Haushaltspläne allein noch kein eindeutiges Urteil zu. Es wird an den Haushaltserlaß des Reichsinnenminiſters erinnert, der für die nächſten Jahre fordert, daß die Gemeinden durch äußerſte Sparſam⸗ Karnevalsſtimmung auch im Hochjommer! Die Ge-Ce-Vau⸗Gemeinde fand ſich im„Löwen“ zuſammen „Bei einem richtigen Narren iſt es das ganze Jahr hindurch Fasnacht!“ Unter dieſem Motto ſtand auch der„Bunte Abend“ am letzten Sonntagabend im„Löwen“-Sälchen, wo ſich an die hundert Mitglieder der„Großen Carnevals⸗Geſellſchaft Viernheim“ mit Frau⸗ en, Kindern, Tantes und Omas eingefunden hatten, um der Oeffentlichkeit zu zeigen, daß die Carnevaliſten nicht nur in den ſechs Wo— chen um Fasnacht herum leben, ſondern daß ſie auch im Dienſte an der Volksgemeinſchaft immer bereit ſind, ihren Mitgliedern und An⸗ gehörigen und all denen, die das Herz auf dem närriſchen Fleck haben, auch nach den närriſchen Fasnachtstagen Freude zu bereiten, ſie einmal auf wenige Stunden aus dem täg— lichen Alltag heraus zu reißen. Und— das ſei vorausgeſagt— dieſer Abend hielt mehr, als mancher von ihm erwartet hatte oder glaubte, einige alte Schlager aufgewärmt zu erhalten— er gab all den Erſchie⸗ nenen Freude mit! Dafür ſorgte ins⸗ beſondere nach herzlichen Begrüßungsworten des geſchäftsführenden Vereinsführers Tell— Hofmann, unſere rheiniſche Stimmungs- kanone, der närriſche Miniſter des Ge-Ce⸗ Vau Schorſch Mierſch, der ein wirklich auserleſenes Programm zuſammengeſtellt hat— te, worin er ſelbſt faſt den größten Teil in ſeiner bekannten rheiniſch-fröhlichen Art be— ſtritt, dazwiſchen auch eine ernſte Rezitation brachte, die ihm immer wieder größten Bei- fall einbrachte und er ſich zu Zugaben bereit finden mußte. Dazwiſchen ſang und ſchunkelte es aus allen Kehlen und von allen Stühlen, die junge Tellin- Hofmann ſpielte dazu wie in ihren beſten Tagen, wie auch der ſtets zu Fröhlichkeit aufgelegte Löwen-Bernhard zu allen Minuten voll in die Taſten griff und zur erhöhten Stimmung beitrug. Zwi⸗ ſchendurch kamen die bekannten Büttenkanonen Oskar Berg mit ganz neuen Schlagern ſowie laut begrüßt mit ſeinem Leiblied„Fuchs du haſt die Gans geſtohlen“ Adam mit ſeinen „Pfennings⸗Witzen“, die, wie auch die beiden Vorträge des Kritzelminiſters Fritz Bender das Haus immer wieder zu Lachſalven hin— riſſen. Eine beſondere Anſprache von Vor⸗ ſtandsmitglied Braun ſtellte nochmals an die GeCeVau-Gemeinde im beſonderen hervor, wie bis jetzt in Viernheim in den zwei Jahren des Mitwirkens aller Kräfte der Verein an An- ſehen gewonnen hat. Er richtete an alle An— weſenden die Aufforderung, mehr denn je ſich zuſammenzufinden, umſo mehr, als dem Ge— CeVau zum großen Volksfeſt am 6.—8. Au⸗ guſt durch die Partei eine beſondere Aufgabe zur Unterhaltung geſtellt worden ſei, die es reſtlos zu erfüllen gelte und woran auch jedes Mitglied ſich beteiligen müſſe. Der Zeiger zeigte bereits auf Montag, als in ſeinem Schlußwort der gleiche Narr, der die Begrü— ßungsworte geſprochen hatte, an alle Mitwir⸗ kenden namens des GeCeVau den beſonderen Danßb ausſprach und verſicherte, daß noch mehr ſolche närriſchen Abende ſtattfinden werden, dazu auch noch ein Familien-Ausflug in die Gegend von Heidelberg. Mit einem kräftigen Alla wurde der Abend beſchloſſen mit der Ermahnung an die ganze Bevölkerung, ſich der Großen Carnevals-Geſellſchaft anzu⸗ ſchließen und jetzt ſchon mitzuhelfen als Mit- glied, daß an Fasnacht 1939 in noch ſchönerer Art auf den Plan getreten werden kann, denn frühzeitig wird mit dem Programm für eine ganz prunkhafte Fremdenſitzung begonnen. Am elften im Elften geht's wieder los— Alla — da muß ganz Verne dabei ſein! keit, weitere Schuldentilgung und Rücklagen⸗ bildung die finanzielle Handlungsfreiheit er⸗ halten, die ſie für die Aufgaben der Zukunft benötigen. Auf beiden Gebieten, Rücklagen⸗ bildung und Schuldentilgung ſei noch nicht das wünſchenswerte Maß erreicht. Auch der Schuldenſtand der Gemeinden und Gemeinde- verbände ſei noch zu hoch. Wenn man die ge⸗ meindlichen Haushaltspläne einer Prüfung hinſichtlich des Umfanges und Ausmaßes der Aufgabengebiete unterziehe, ſo zeige ſich, daß die Gemeinden ihre geſetzlichen Aufgaben im allgemeinen mit den ihnen zur Verfügung ſte⸗ henden Mitteln erfüllen können, für freiwil⸗ lige Aufgaben jedoch nur ein verhältnismäßig kleiner Spielraum bleibt. Dabei ſei zu berück⸗ rückſichtigen, daß vielfach noch Verſäumtes aus der Vergangenheit nachzuholen iſt. Der Deutſche Gemeindetag hat ſich dieſer Frage beſonders angenommen und durch eine Um⸗ frage bei allen Gemeinden über 50 000 Ein⸗ wohner und bei einer größeren Zahl mittleren Gemeinden, ſowie bei den preußiſchen Provin⸗ zen und einer Anzahl Landkreiſe dieſen aufge⸗ tauten Bedarf für Inſtandſetzung, Erweiterung und Erneuerung feſtzulegen verſucht. Die bis⸗ her vorliegenden Ergebniſſe der Umfrage zeigen sereits, daß insbeſondere auf dem Gebiet der Landſtraßenunterhaltung und des Schulbaues ſehr erhebliche Aufwendungen noch erforder⸗ lich ſind. Gleiches gilt für die Verwaltungs⸗ gebäude, Krankenhäuſer und weite Teile der Tiefbauverwaltung ſowie für die gemeindlichen Verkehrs- und Verſorgungsbetriebe. Zerkleinerung von Altpapier. Nach Anordnung des Reichswirtſchaftsminiſters be⸗ dürfen die Aufſtellung und Inbetriebnahme von maſchinellen Einrichtungen für die Zer— kleinerung von Papier(z. B. Kollergängen, Wurſtern, Zerreiß- und Zerſchneidemaſchinen und ähnliche Vorrichtungen) bei Betrieben, die Altpapier nicht ſelbſt verarbeiten, einer Ge⸗ nehmigung, die vom Reichswirtſchaftsminiſter bzw. in ſeinem Auftrage von der Ueberwa⸗ chungsſtelle für Papier erteilt wird. Zuwider⸗ handlungen werden beſtraft. Bleibt vom Juden weg— und wir werden bald von ihm befreit ſein, denn: wir brauchen in Viern⸗ heim keine Juden! Meiſt bedeckt, zeitweiſe Regen An der Südſeite eines ausgedehnten Tief⸗ druckſyſtems wird Europa fortgeſetzt von küh⸗ len, vom Atlantik ſtammenden Luftmaſſen überflutet. Nachdem es bisher dabei noch viel fach zu Gewittern kam, werden die Nieder- ſchläge nunmehr bei weiter fortſchreitendem Tiefdruckeinfluß mehr in Form von Landregen auftreten. Dienstag: Meiſt bedeckt, zeitweiſe Re⸗ gen, kühl, lebhafte ſüdweſtliche bis weſtliche Winde. Die Ausſichten für Mittwoch: Fortdauer der unbeſtändigen und kühlen Witterung. 5 Nn heiten Tagen „ — — — ———u— Auf Grund des Wehrgeſetzes vom 21. Mai 1935, des Reichsarbeitsdienſtgeſetzes vom 26. Juni 1935, ſowie der Verordnung über die Muſterung und Aushebung vom 17. April 1937 und der einſchlägigen Anordnungen des Oberkommandos der Wehrmacht wird folgen⸗ des beſtimmt: J. Muſterung und Aushebung 1938 finden gleichzeitig ſtatt. II. Die in Ziffer 3 genannten Dienſtpflich⸗ tigen ſind gemäߧ 1 Abſ. 3 der Verordnung über die Muſterung und Aushebung ver- flichtet, ſich an den in nachſtehendem Mu⸗ Puig pia angegebenen Zeiten und Orten zur Muſterung bzw. Aushebung zu ſtellen. III. Es haben ſich folgende Dienſtpflichtige einſchl. Nichtarier) zu ſtellen, ſoweit ſie die deutſche Reichsangehörigkeit beſitzen und in den nachgenannten Gemeinden am Tage der Muſterung und Aushebung wohnen oder ſich aufhalten: A) Zur Muſterung: U. die wehrpflichtigen Deutſchen des Geburts⸗ jahrganges 19 18, 2. die in der Zeit vom 1. Januar bis einſchl. 31. Auguſt geborenen wehrpflichtigen Deutſchen des Geburtsjahrgangs 1919, 3. alle zurückgeſtellten Dienſtpflichtigen der Geburtsjahrgänge 1913 bis 1917, 4. die bisher noch nicht gemuſterten dienſt⸗ pflichtigen Deutſchen der Jahrgänge 1914 bis 1917 5. diejenigen Dienſtpflichtigen der Jahrgänge 1914 bis 1919(einſchl. Freiwillige), die bei der Einſtellung zur Wehrmacht oder zum Reichsarbeitsdienſt im Herbſt 1937 oder im Frühjahr 1938 oder noch vor der Re⸗ krutenbeſichtigung als„zeitlich untauglich“ oder„für den betreffenden Truppenteil (Waffengattung) untauglich“ entlaſſen wur⸗ den, 5 6. Wehrpflichtige der Jahrgänge 1918 und 1919(1. Januar bis 31. Auguſt 1919), die bereits zur Truppe einberufen waren, aber als„dauernd untauglich“ oder„be⸗ ſchränkt tauglich“ entlaſſen worden ſind. Die 1938 gemuſterten Wehrpflichtigen wer⸗ den, ſoweit„tauglich“,„bedingt tauglich“ oder„beſchränkt tauglich/ J“ vom 1. Okt. 1938 bis 31. März 1939 oder vom 1. April 1939 bis 30. September 1939 zum RAD und vorausſichtlich ab 1. Oktober 1939 zum ak⸗ tiven Wehrdienſt(außer„beſchränkt tauglich/ 57 herangezogen. Eine Befreiung vom RAD iſt gemäß den geſetzlichen Beſtimmungen un⸗ möglich, jedoch werden Wünſche bezüglich der Jahreszeit für die Ableiſtung des RuD., wenn angängig, berückſichtigt; ſie ſind bei der Muſterung vorzutragen. B) Zur Aushebung: 1. die tauglichen und bedingt tauglichen Er⸗ ſatzreſerviſten 1 der Geburtsjahrgänge 1916 und 1917, ſoweit ſie bis 30. 9. 1938 ihrer Arbeitsdienſtpflicht genügt haben, ſowie die⸗ jenigen bedingt tauglichen der Jahrgänge 1914 und 1915, die noch keinen Entſcheid zur kurzfriſtigen Ausbildung haben, 2. die bei früheren Muſterungen Zurückgeſtell⸗ ten der Geburtsjahrgänge 1914 und 1915, ſoweit ſie bei der Muſterung 1938 als taug⸗ lich der Erſatzreſerve 1 überwieſen werden (vom Geburtsjahrgang 1915 und 1. Vier⸗ teljahr 1916 jedoch nur, wenn ſie bis 30. 9. 1938 ihrer Arbeitsdienſtpflicht ſchon ge⸗ nügt haben), 3. die bei früheren Aushebungen Zurückgeſtell⸗ ten der Jahrgänge 1914— 1. Vierteljahr einſchl. 1916, ſoweit ſie ihrer Arbeitsdienſt⸗ pflicht genügt haben, 4. Wehrpflichtige der Jahrgänge 1916(f. April bis 31. Dez.)— 1917, die vom Truppenteil bei der Einſtellung oder vor der Rekrutenbeſichtigung entlaſſen worden ſind. Der Muſterungsentſcheid(abſo ob„taug⸗ lich“,„bedingt tauglich“,„zurückgeſtellt“ uſw.) iſt aus dem Wehrpaß Seite 5 zu erſehen. IVV. Die Muſterung und Aushebung 1938 der vorſtehend bezeichneten Dienſt⸗ pflichtigen findet in der Zeit vom 12. Juli bis 20. Juli 1938 wie folgt ſtatt: Muſterung und Aus hebung in Hep ⸗ penheim in dem Hitlerjugend⸗Heim Ortsausgang nach Bensheim) Donnerstag, den 14. Juli 1938, 7.15 Ahr für die Dienſtpflichtigen des Jahrgangs 1918 der Gemeinde Viernheim. Donnerstag, den 14. Juli 1938, 15,15 Ahr für die Dienſtpflichtigen des Jahrgangs 1919(1. Jan. bis 31. Aug.), die Zurück⸗ eſtellten ſowie die Auszuhebenden der Jahrgänge 1916 und 1917 der Gemeinde Viernheim. W) Zur Muſterung und Aushe⸗ bung hat der Dienſtpflichtige an Braelkanntmachung über die Mufterung und Aushebung 1938 Perſonalpapieren mitzubringen: a) den Geburtsſchein; 8 b) Nachweiſe über ſeine Abſtammung, ſoweit ſie in ſeinem oder ſeiner Angehörigen Beſitz ſind(Ahnenpaß); c) die Schulzeugniſſe, den Lehrvertrag und Nachweiſe über ſeine Berufsausbildung (Lehrlings- und Geſellenprüfung); d) das Arbeitsbuch; dieſes hat der Unterneh⸗ mer dem Dienſtpflichtigen zu dieſem Zweck auszuhändigen; e) Ausweiſe über Zugehörigkeit zur HJ(Marine⸗ HJ, Fliegereinheiten der ). zur SA(Marine⸗SA), zur Se, zum NSKK, zum NS⸗Reiterkorps, zum Deutſchen Seglerverband, zum N Sci(Nationalſozialiſtiſches Flie⸗ gerkorps) u. über die Ausbildung in dieſem, zum RLB(Reichsluftſchutzbund), zum FWGM(Freiwilliger Wehrfunk— Gruppe Marine—), zum DAS(Deutſcher Amateurſende- und Empfangsdienſt), zur TN(Techniſche Nothilfe), zur Freiwilligen Sanitätskolonne(Rotes Kreuz), zur Feuerwehr; f) den Nachweis über den Beſitz des Reichs⸗ ſportabzeichens oder des SA⸗ Sportab⸗ zeichens; g) Freiſchwimmerzeugnis, Rettungsſchwim⸗ merzeugnis, Grundſchein, Leiſtungsſchein, Lehrſchein der Deutſchen Lebensrettungs⸗ geſellſchaft(DRG); h) den Nachweis über fliegeriſche Betätigung; für Angehörige des fliegeriſchen Zivilper⸗ onals der Luftwaffe, der Luftverkehrsge⸗ ellſchaften und der Reichsluftoerwaltung die Beſcheinigung des Dienſtſtellenleiters über fliegeriſch⸗fachliche Verwendung und Art der Tätigkeit; i) den Führerſchein(für Kraftfahrzeuge, Mo⸗ torboote); k) die Beſcheinigung über die Kraftfahrzeug⸗ ausbildung beim NSKK.— Amt für Schu⸗ len— den Reiterſchein des Reichsinſpek⸗ teurs für Reit- und Fahrzeugausbildung; ) den Nachweis über die Ausbildung beim Roten Kreuz; 8 i m) den Nachweis über Seefahrtzeiten— See⸗ ahrtbuch—, über den Beſuch von See⸗ ahrtſchulen, Schiffsingenieurſchulen, der Debegfunkſchule— Befähigungszeugniſſe; n) das Sportſeeſchifferzeugnis, das Sport⸗ hochſeeſchiffahrtzeugnis, den Führerſchein des Deutſchen Seglerverbandes für See⸗ fahrt oder für ortsnahe Küſtenfahrt, den Führerſchein des Hochſeeſportverbandes „Hanſa“ und das Zeugnis zum„C“-Füh⸗ rer für Seeſport der Marine⸗HJ; o) den Nachweis über geleiſteten Arbeitsdienſt, (Wehrpaß, Arbeitspaß oder Arbeitsdienſt⸗ paß, Dienſtzeitausweiſe, Pflichtenheft der Studentenſchaft); p) den Nachweis über geleiſteten aktiven Dienſt in der Wehrmacht, Landespolizei oder SS⸗ Verfügungstruppe; g) den Annahmeſchein als Freiwilliger der Wehrmacht, des Reichsarbeitsdienſtes oder SS⸗Verfügungstruppe. Zwei Paßbilder(Größe 37 mal 52 Milli⸗ meter, in bürgerlicher Kleidung ohne Kopfbe⸗ deckung) ſind nur dann mitzubringen, wenn ſie bei der Erfaſſung der polizeilichen Melde⸗ behörde nicht abgegeben werden konnten. Dienſtpflichtige mit Sehfehlern haben das Brillenrezept mitzubringen. Das Mitbringen einer Badehoſe oder einer kurzen Sporthoſe wird empfohlen. VI. Die Dienſtpflichtigen haben gut ge⸗ waſchen(auch ſaubere Fingernägel, ſauberes Innere des Ohres), mit kurz geſchnittenem Haar(auch vorderes Seitelhaar) und mit ſau⸗ berer Wäſche zu erſcheinen. b Für die Dienſtpflichtigen beſteht vor der ärztlichen Unterſuchung und bis zur völligen Entlaſſung aus dem Muſterungs⸗ und Aus⸗ hebungsgrundſtück(Rauch⸗ und Alko⸗ holverbot. Wertſachen ſind nicht mitzubringen, da für abhanden gekommene Gegenſtände kein Erſatz geleiſtet wird. Für den Muſterungs⸗ bzw. Aushebungstag beſteht weder Anſpruch auf Fahrt- und Reiſe⸗ koſten, noch auf Entſchädigung für den Lohn⸗ ausfall. VII. Ein Dienſtpflichtiger, ſeine Verwand⸗ ten erſten Grades, ber ſeine Ehefrau können in dringenden Fällen ſeine Zurückſtellung be⸗ antragen. Der Antrag iſt möglichſt ſofort, ſpäteſtens aber 2 Wochen vor der Beifügung der erforderlichen Beweismittel und der Stellungnahme des Bürgermeiſters ſeines Wohnortes bei der. Kreispoli⸗ zeibehörde einzureichen. Ein Zurückſtellungsgeſuch ent⸗ bindet den Dienſtpflichtigen nicht von der Geſtellungspflicht zur Muſterung und Aus hebung. VIII. Dienſtpflichtige, die am Muſterungs⸗ und Aushebungstag aus zwingenden Gründen vom Ort ihres dauernden Aufent- haltes abweſend ſind, müſſen Dauer und Grund der Abweſenheit und ihre Anſchrift während dieſer möglichſt zwei Wochen vor Beginn der Muſterung der poli⸗ zeilichen Meldebehörde mündlich oder ſchrift⸗ lich mitteilen. IX. Ein Dienſtpflichtiger, der durch Krank⸗ heit an der Geſtellung zur Muſterung bzw. Aushebung verhindert iſt, hat hierüber ein Zeugnis des Amtsarztes oder ein mit dem Sichtvermerk des Amtsarztes verſehenes Zeug⸗ nis eines anderen Arztes vorzulegen. Völlig Untaugliche(Geiſteskranke, Krüppel uſw.) können auf Grund eines der vorher genannten Zeugniſſe durch die unterzeichnete Kreispolizei⸗ behörde von der Geſtellung zur Muſterung und Aushebung befreit werden. Befreiungsan⸗ träge ſind rechtzeitig vorher zu ſtellen. X. Dienſtpflichtige aus den von der Maul⸗ und Klauenſeuche ee Bezirken dürfen zur Muſterung und Aushebung nicht in ihrer täglichen Arbeitskleidung erſcheinen. XI. Wer ſeiner Geſtellungspflicht nicht oder nicht pünktlich nachkommt oder den Vorſchrif⸗ ten der Verordnung über die Muſterung und Aushebung vom 17. April 1937 ſonſt zu⸗ widerhandelt, wird von der Kreispolizeibe⸗ hörde, wenn keine höhere Strafe verwirkt iſt, mit Geldſtrafe bis zu 150.— RM. oder mit Haft beſtraft. Ein Dienſtpflichtiger, der ſeiner Geſtel⸗ lungspflicht zur Muſterung und Aushebung nicht rechtzeitig nachkommt, kann durch die Kreispolizeibehörde mit polizeilichen Zwangs- maßnahmen zur ſofortigen Geſtellung ange- halten werden. Verſtöße gegen die militäriſche Zucht und Ordnung und Zuwiderhandlungen gegen Dienſtbefehle bei der Muſterung und Aus⸗ hebung werden vom Wehrbezirkskommandeur diſziplinariſch beſtraft. Verſuche Dienſtpflichtiger zur Vortäuſchung von Krankheiten werden nach 8 143 des Strafgeſetzbuches beſtraft. XII. Zuſtändiges Wehrbezirkskommando iſt das Wehrbezirkskommando Mannheim II., Mannheim, C 7, 5. Heppenheim, den 23. Juni 1938. Kreisamt Heppenheim Der Kreisdirettor: Nanz. Vorſtehende Bekanntmachung über die Mu⸗ ſterung und Aushebung 1938 bringe ich hier⸗ mit zur öffentlichen Kenntnis und Beachtung. Viernheim, den 4. Juli 1938. beschällsübernanme ung-Empienlung Der hiefigen Einwohnerſchaft und Umgebung zur gefl. Kenntnisnahme, daß ich das hieſige Geſchäft der Firma Leder Gallus üdernommen habe u. dasſelbe in meinem Laden⸗ eſchäft f Gina 1 Adolj Kitlerſtraße 36 in unveränderter Weiſe weiterführe. Ich führe ſämtliche Schuhmacherbedarfsartikel wie Sohlen⸗Leder, Gummi-Abſätze, Schuhnägel etc. Gleichzeitig halte ich meine ſämtlichen Leder⸗ waren, Koffer beſiens empfohlen. Ich werde auch ferner beſtrebt ſein, meine Kunden beſtens und billig zu bedienen. Heil Hitler! gans Werle az 36 Fereins⸗Anzeiger Männecgeſangverein 1846 Wir geben unſeren Mitgliedern davon Nach⸗ richt, daß unſer langjähriges Vereinsmitglied Jonas Schmitt verſchieden iſt.— Zwecks Erweiſung der letzten Ehre verſammeln ſich die Sänger heute um 17.30 Uhr im Lokal. Der Vorſitzende. Im filifewerk mutter und zind“ ſorgt die 80. in den findertages · ſtätten für frohes Spiel, geſunde krilehung und planvolle krnährung von 133 397 findern im Monat. Lenens- minel. 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Da⸗ rum darf die Geſchäfts- welt auch mit der Anzetgen⸗ — Sie uns Ihren Anzeigen auf Werbung nicht ausſetzen. trag und Ihre Anzeigentenkte[Der Rabatt für vor d. gewünſch-[ Geschäfts-Anzelgen ten Erſchei⸗ beträgt: nungstagzuſtel⸗ J Bei n Aufgabe 28 len, 1„ 7 24 1 1. 15* beſto beßje:% wird der Satz Ihrer Anzeigen ausfallen, deſto mehr Zeit kön⸗ nen wir auf die wirkſame Aus⸗ wird ſtets mehr durch eine ſachgemäße praktiſche Wer⸗ bung in der ſo weit ver⸗ breiteten Heimatzeitung geſtaltung ihrer Mernhelmer Volks zellung Anzeigen ver⸗ wenden. Daucksacſien in einfacher bis feinster Ausführung bei dillig- umu ster Brechnung liefert lebt man au unsere Buchdruckerei Ohne Seitung . FSR t and ſiind dem Mond! Hernneimerbolnszenung Wer muß Platz machen! Ein Fußgänger, der auf dem Bankett neben der Landſtraße ging, wurde von einem Rad⸗ ahrer durch Klingeln zum Platzmachen aufge- fordert. Der Fußgänger jedoch ſetzte ſeinen Weg ruhig fort. Er wurde daraufhin vom Radfahrer geſtellt, der ihm klarzumachen ver⸗ uchte, daß es„ſein Weg“ ſei, auf dem ein . ihn nicht behindern dürfe. In dieſe Auseinanderſetzung miſchte ſich ein Polizeibeamter ein, der dem Radler wegen ſeiner Unkenntnis der Verkehrs⸗Ordnung Vor⸗ haltungen machte. Denn dieſe beſagt, daß Rad⸗ ler außerhalb geſchloſſener Ortſchaften den neben der Fahrbahn liegenden Seitenſtreifen in ihrer Fahrtrichtung benutzen dürfen, wenn ie den Fußgängerverkehr nicht behindern, d. . alſo, der Fußgänger hat dort das Vorrecht und die Radler müſſen beim Ueberholen oder beim Begegnen dieſen Weg verlaſſen. Auch die in der Fahrtrichtung links liegenden Seiten⸗ Muſterung und Aushebung unter ſtreifen dürfen von Radlern unter den gleichen Bedingungen benutzt werden, wenn rechts ein ſolcher fehlt und wenn der Zuſtand der Fahr⸗ bahn deren Benutzung erheblich erſchwert. Mannheim.(Wieder neue Bubenſtreiche). Wieder wurden im Laufe des Wochenends in der Nacht von Samstag auf Sonntag einige Kraftfahrzeuge— vier an der Zahl— zum Teil erheblich beſchädigt. Leider konnten die Täter bis jetzt noch nicht ermittelt werden. — An Verkehrsunfällen ereigneten ſich in der Nacht vom Samstag zum Sonntag in Mann⸗ Teil nicht unerheblich verletzt. Vier von den Verkehrsunfällen ſind auf Nichtbeachtung der Verkehrsvorſchriften zurückzuführen. Weinheimer Voſtgroßmarkt Marktbericht vom 11. Juli 1938 Die Preiſe für das kg. waren: Johannis⸗ beeren 50; Himbeeren 70—84; Erbeeren A) 54—07; Erdbeeren B) 50; Stachelbeeren 36 bis 64; Bohnen 76. Aufuhr in 100 kg.: 20. heim fünf; dabei wurden neun Perſonen zum 3 2 8 2 25 1 S 2 SS e 3 . 2 * 1 2 „„ 3 „ 66 1 8 ——————— — . r 2 — „Ihis damned Ielephone!“ Engländer, mik denen man nicht kelephonieren kann 6 London, im Juli Vor einigen Wochen konnte ein amerikaniſcher eporter, den ſeine Zeitung nach England ent⸗ ſandt hatte, ein Interview„landen“, das ihm den Neid ſeiner ſämtlichen Kollegen aus den AU. S. A. eintrug: er hatte mit dem König von England telephoniert! Zu die⸗ ſem Zweck hatte er viel Zeit und Geld verwen⸗ det, um das geheime Loſungswort zu finden, das jeder, der mit dem König telephoniert, nennen muß. Dieſer„Code“, für jedes Mitglied der königlichen Familie und für das Kabinett ein anderes Wort, wird jede Woche geändert. Allerdings verſchwieg dieſer Journaliſt, daß das Interview mit dem britiſchen Monarchen merkwürdig kurz war. König Georg VI. fragte, wer am Apparat ſei, daraufhin mußte der Journaliſt Farbe bekennen und— Seine Britiſche Majeſtät gab eine ſehr kurze und wenig ſchmeichelhafte Erwiderung und legte den Hörer auf! Dieſe Codewörter mußten natürlich einge⸗ führt werden, weil die ſenſationsluſtige Menge ſonſt wahrſcheinlich das Telephon Tag und Nacht benutzen würde, um einmal die Stimme dieſer oder jener Berühmtheit zu hören. Nur drei Menſchen benutzen— außer den Mitgliedern der Königsfamilie— die direkte Telephonleitung des Königs: der Erzbiſchof von Canterbury, der Miniſterpräſident Chamberlain und der Privatdetektiv des Königs. Als der Herzog von Windſor noch Prinz von Wales war und im Londoner St. James Palaſt wohnte, mußte ein boy ſcout— ein Pfadfinder — als„Telefonfräulein“ angeſtellt werden, um die Flut von Telefongeſprächen, die täglich aus aller Welt kamen, abzuwimmeln. Reiche Ame⸗ rikaner, Auſtralier und Kanadier ließen es ſich ein Heidengeld koſten, um immer wieder„White⸗ Jall 4104“ zu verlangen; vielleicht meldete ſich der Prinz doch mal und man konnte ihm„§ o w doyou do?“ ſagen! Der jetzige Miniſterpräſident Chamber— lain telephonierte früher gern und häufig. Seit er jedoch Chef des britiſchen Kabinetts ge⸗ worden iſt, haben auch ihn die ſenſations⸗hung⸗ rigen Amerikaner derart oft beläſtigt, daß er grundſätzlich nur dann erſt den Telefonhörer nimmt, wenn ihn ſein Privatſekretär dazu auf⸗ fordert! Bernhard Shaw ließ ſich vor einigen Jahren, als auch bei ihm die Telefonanrufe überhand nahmen, aus dem Telefonbuch ſtreichen und eine Geheimnummer geben. Vorher hatte er die Angewohnheit, ſeine Stimme zu verſtellen, wenn jemand anrief. Seine Bekann⸗ ten und Freunde wußten, daß ſich hinter der Stimme des vermeintlichen Dienſtmädchens er ſelbſt befand. Andere aber konnte er auf dieſe Weiſe ſchnell abfertigen. Immerhin war ihm dieſe Methode mit der Zeit doch zu anſtrengend. So könnte man die Liſte der Namen, die ſchwer durch das Telefon zu erreichen ſind, fort⸗ ſetzen. Der Grund für die regelrechte Furcht vie⸗ ler berühmter Perſönlichkeiten, ſelbſt den Hörer abzunehmen, wenn das Telefon klingelt, iſt allerdings verſtändlich, wenn man ſich vergegen⸗ wärtigt, daß die reine Senſationsgier von den Vereinigten Staaten auf England übergegriffen hat und daß nach den Angaben des Londoner Poſtdirektoriums tauſende von Menſchen täglich ſtundenlang vor einem Telefonapparat ſitzen, um mit einem an⸗ deren Menſchen zu ſprechen, deſſen Leben und Arbeit ſie auch nicht das Geringſte angehen! Am peinlichſten wird ſo etwas für bekannte und berühmte Aerzte, die natürlich grundſätz⸗ lich für jeden Menſchen erreichbar ſein müſſen. Es geſchieht oft genug, daß ein berühmter Chi⸗ rurg ſpät in der Nacht an das Telefon muß, wo man ihm von einem fürchterlichen Unfall mit tränenerſtickter Stimme erzählt— und erreicht der Arzt dann ſchließlich das Haus des vermeint⸗ lichen Patienten, ſo empfängt ihn vielleicht eine hypermondäne Frau, die dieſen unver⸗ 5 Betrug für eine glänzende Idee ält. Man verſteht es, wenn manche dieſer Men⸗ ſchen nervös zuſammenzucken, ſobald nur der Telefonapparat klingelt.. Riedel wurde Erſter Deutſche Segelflieger in Amerika ſiegreich Waſhington, 11. Juli Der Segelflugwettbewerb in Elmira, der am Sonntag abgeſchloſſen wurde, brachte den deut⸗ ſchen Farben den Sieg. An dem Wettkampf waren 18 amerikaniſche Flugzeuge mit 57 amerikaniſchen Piloten und zwei deutſche Flug⸗ zeuge mit zwei deutſchen Piloten beteiligt. Der deutſche Segelflieger Peter Riedel errang die höchſte Punktzahl, Alfred Bayer wurde Siebenter. Riedel gewann den Goldenen Ben⸗ dix⸗Preis für die größte Strecke, ſerner den Preis für den Zielflug nach Washington und den dritten Preis im Höhenflug. Großlat deulſcher Technik Das Unterwaſſerkraftwerk an der Iller Steinbach(Kreis Memmingen), 11. Juli Mit einem feierlichen Akt wurde am Montag⸗ nachmittag das nach den Plänen von Landes- baurat Arno Fiſcher⸗ München erbaute Unter⸗ waſſerkraftwerk an der Iller bei Steinbach im Kreis Memmingen in Anweſenheit des bayeri⸗ ſchen Stgatsminiſters des Innern, Gauleiter Adolf Wagner, und der Gauleiter Karl Wahl⸗ Augsburg und Franz Schwede⸗ Coburg Pommern ſeiner Beſtimmung über⸗ geben. Kein Wehr, kein Staudamm, keine hohen Bau⸗ borgen iſt. Anberührt ſcheint die Natur, und doch waren hier ein Jahr lang Erd- und Betonarbei⸗ ter, Monteure und Ingenieure raſtlos tätig. So ſtellt Geſtaltung und Durchführung dieſes Un⸗ terwaſſerkraftwerks, das bis jetzt zur Zeit zwei Vorbilder hat, eine vollſtändige Umwälzung auf dem Gebiet der Waſſerkraftaus nutzung und der Elektrizitätsgewinnung dar. Staatsminiſter Gauleiter Adolf Wagner be⸗ glückwünſchte Baurat Fiſcher zu der Schaffung des Werkes, dankte vor allem auch der Arbeiter⸗ ſchaft und richtete einen Appell an die Wirt⸗ ſchaft, mitzuhelfen, daß die freien Waſſerkräfte, beſonders die reichen Waſſerkräfte in Bayern, weiter ausgebaut werden. gigi Boſel aus Wien Jüdiſcher Gauner brachte ſeine Wirtſchafterin um alle Erſparniſſe Wien, 11. Juli Gegen den jüdiſchen„Finanzmann“ Sigi Boſe! haben nun auch zwei ſeiner Angeſtell⸗ ten bei Gericht Klagen eingereicht. Seinem Obergärtner blieb Boſel rund 3500 Schil⸗ linge an Lohn ſchuldig. Seiner Wirtſchaf⸗ terin lockte er die geſamten Erſparniſſe in Höhe von 10 000 Schillinge aus der Taſche un⸗ ter dem Vorwand. das Geld gut anzulegen. Beide müſſen nun verſuchen, auf gerichtlichem Weg zu ihrem Geld zu kommen. Ein Mann erschüſfert Afrika Der Kampf um den Sudan/ Von General Voskoff Copyright by Vorhut-Verlag Otto Schlegel, Berlin SW 68 (Schluß) Fünfzehn Jahre hat es gedauert, bis Eng⸗ land den Sudan wieder erobert hatte. Fünf⸗ zehn Jahre, die angefüllt waren mit dem ſchmählichen Tode Gordons und der Nieder⸗ metzelung der Beſatzung von Khartum, mit der „Friedenspolitik“ Gladſtones, die England faſt zu einem Geſpött der europäiſchen Oeffentlich⸗ keit gemacht hätte, mit den langwierigen Kämpfen, deren es bedurfte, um das Verlorene zurückzugewinnen, und ſchließlich hatte England doch triumphiert. Jenes alte Wort, das wie kein anderes tref⸗ fend die engliſche Politik kennzeichnet, hat ſich auch hier wieder bewährt:„England verliert alle Schlachten— außer der letzten.“ England iſt das klaſſiſche Land der Demokra— tie, deshalb trifft England ſeine Entſcheidungen langſam, unbegreiflich langſam manchmal. ſo langſam, daß ſein Zögern als Schwäche, ſein Zurückweichen als das Eingeſtändnis einer Niederlage betrachtet wird. Freilich, wer die engliſche Geſchichte kennt, weiß, daß dieſes Zö⸗ gern nichts anderes zu bedeuten hat, als daß England ſich ſtark macht, um zum Schlage aus⸗ zuholen. Es iſt nicht allein die öffentliche Met⸗ nung, die England mit langen Friſten rechnen läßt, es iſt auch jene ſeit den Zeiten Crom⸗ wells im engliſchen Volk tief verankerte Ab— neigung gegenüber allem Soldatiſchen. Der Soldat iſt in friedlichen Epochen in England nicht ſonderlich angeſehen. Es iſt ſo, wie es Kip⸗ Berlin iſt verkehrsſicherer geworden 408 Tole im Berlehr des Jahres 1937 in Paris Paris, 11. Juli Aus den Statiſtiken geht hervor, daß im Jahre 1937 allein in Paris und UAmge⸗ bung 468 Perſonen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen ſind. Darunter befinden ſich 241 Fußgänger, 91 Kraftfahrer und 136 auf Kraftwagen, Autobuſſen und anderen Ver⸗ kehrsmitteln Verunglückte. 58 p. H. aller töd⸗ lich verlaufenen Unfälle ſind auf eigene Schuld der Verunglückten zurückzu⸗ führen. f Das Departement Seine.„Groß⸗Paris“, das mit der obigen Angabe„Paris und Umgebung“ identiſch ſein dürfte. weiſt eine Bevölkerungs⸗ ziffer von rund 4.9 Millionen auf. Groß⸗ Berlin eine ſolche von rund 4.3 Millionen. Ein Vergleich der Verkehrsunfälle zwiſchen Paris und Berlin vermittelt demnach anhand obiger Zahlen ein durchaus zutreffendes Bild von dem Stand der Verkehrsſicherheit dieſer beiden Großſtädte des europäiſchen Kontinents. Hierbei ſchneidet Berlin weſentlich gün⸗ ſtiger ab als Paris Im Jahre 1937 fielen in Berlin 143 Menſchenleben Verkehrsunfällen zum Opfer. Darunter befanden ſich 59 Fußgän⸗ ger, 41 Radfahrer, 43 kamen auf Kraftfahr⸗ zeugen und anderen Verkehrsmitteln zu Tode. Wenn auf Grund der verſchiedenen Aufklä⸗ rungsaktionen die Zahl der Berliner Toten des Verkehrs im Jahre 1936 von 248 auf 143 im Jahre 1937 verringert werden konnte, ſo iſt dieſer Erfolg durchaus erfreulich. Die immer noch trotzdem hohe Zahl von 143 Todesopfern des Verkehrs in Berlin muß jedoch durch wei⸗ teren Einſatz abermals erheblich verringert werden. Wir haben dabei den Ehrgeiz zu ent⸗ wickeln, überhaupt Todesfälle aus dem Ver⸗ kehr aussuſchalten. ſchweres Aulounglück auf der Reichsautobahn Berlin— Stettin Stettin, 11. Juli Auf der Reichsautobahn Berlin—Stettin er⸗ eignete ſich zwiſchen Kolbitzow und Penkun ein ſchwerer Autounfall. Ein mit drei Berlinern beſetzter Kraftwagen geriet beim unvorſchrifts⸗ mäßigen Ueberholen in großer Geſchwindig⸗ keit gegen das die Autobahn abgrenzende Ge⸗ länder und wurde aufgeriſſen. Während der Lenker des Wagens mit dem Schrecken davon⸗ kam. wurden die beiden anderen Inſaſſen auf der Stelle getötet. Spaziergang auf dem D⸗Jug Kletterübungen bei 120 km Geſchwindigkeit Berlin, 12. Juli Ein ſeltſamer Heiliger brachte dieſer Tage den D-Zug Berlin— Köln zum Stehen, und zwar in Plockhorſt unweit Hannovers. Dem Bahnhof war gemeldet worden, daß auf dem Dache des mit 120 km Geſchwindigkeit fahren⸗ den Zuges ein Mann ſpazierengehe. In Plockhorſt wurde der Mann vom Dache he⸗ runtergeholt. Es war ein Reiſender, der an Verfolgungswahn leidet. Er hatte während der Fahrt die Zugtür geöffnet, war auf das Dach geklettert und turnte dort herum. Zu ſeiner eigenen Sicherheit wurde er unter Bewachung geſtellt. Rekordflug über den Allanlil Howard Hughes in Paris gelandet Paris, 11. Juli. Der bekannte amerikaniſche Flieger Howard Hughes, der an Vord ſeines zweimotorigen Apparates„New Nork Worldfair“ am Sonntag um 23,20 Uhr ME. in New Pork geſtartet war, iſt um 16,55 Uhr auf dem Pariſer Flug⸗ hafen Le Bourget glatt gelandet. Hughes hat damit die faſt 4600 Kilometer betragende Strecke in 17 Stunden 35 Minuten zurückgelegt und eine Durchſchnittsgeſchwindig⸗ keit von über 300 Kilometern erreicht. Alle bis⸗ herigen Rekorde der Nordatlantik-Ueberquerung von Weſten nach Oſten ſind damit gebrochen. Ausbeſſerungsarbeiten am Flugzeug hatten ihn zu einem längeren Aufenthalt gezwungen. Erſt nach Mitternacht gelang es den Mechani— kern, das bei der Landung der Maſchine völlig verbogene Steuerteil wieder zu richten. Howard Hughes wird ſich beeilen müſſen, um die Ver— ſpätung von 6 Stunden, die dieſe Reparaturarbeiten gekoſtet haben, wieder auf— zuholen. N ling in einem ſeiner unſterblichen Lieder über den Soldaten Tommy ſagt: „—— und als ich in die Schenke kam, da ſprach der Wirt zu mir: „Euch Kerls im Soldatenkittel, verſchenke ich kein Bier.“ Die Deerns hinterm Schanktiſch, die lachten ſich halb ſchief. und ich dachte, als ich wieder da draußen lief: „Tommy hin und Tommy her, und immer auf Tommy gehöhnt! Und„bitte ſehr, Herr Tommy!“, Trommel dröhnt'.“ Man weiß von ihm nur, daß er irgendwo auf verlorenem Poſten in Indien, in China, in Aegypten, in Syrien und Paläſtina ſeine Pflicht tut oder an den Päſſen der indiſchen Nord⸗ weſtgrenze im Kampf mit den Afridis, an der Grenze eines Hundertmillionen-Volkes Wache hält. Freilich, im ſelben Augenblick, wo die natio⸗ nale Ehre Englands bedroht iſt, ſteht der Sol⸗ dat in der vorderſten Front. Typiſch iſt in dieſer Hinſicht ſchon der einlei⸗ tende Abſchnitt des Mahdi-Aufſtandes. Als die erſten Anzeichen des nahenden Gewitters ſich bemerkbar machen. ſteht die engliſche Oeffent⸗ lichkeit den Ereigniſſen völlig unvorbereitet ge⸗ genüber. Erſt langſam gewinnt der Gedanke der Befreiung des Sudans an Boden, und als die Liverpooler Baumwollbörſe und das Sudan⸗ Plantagen-Syndikat in den Kampf eingreifen, ſchlägt die Stimmung der engliſchen Oeffentlich⸗ keit um, und es wird dem letzten Stoker von Birmingham klar, um was es geht: Keine europäiſche Macht darf durch den Schaft des afrikaniſchen Kreuzes, die Linie Kairo Kap, durchſchneiden, ſonſt ſind der Sudan. Aegypten, Südafrika und Indien abgeſchnürt und in Ge⸗ fahr. Schon ſitzen die Deutſchen im Tanganji⸗ ka⸗Gebiet. Was ſoll werden, wenn die Fran⸗ zoſen von Weſten aus dem Kongo, die Italiener aus dem Oſten von Erythräa her vorſtoßen? Was ſoll werden, wenn das Quellgebiet des Blauen Nils, der Tana⸗See, der Abeſſinien Weltbedeutung verleiht, unter die Herrſchaft einer europäiſchen Großmacht fällt?! f Zwar handelt England entſchloſſen, aber immer ſo, daß es über ſeinen Kolonialintereſſen niemals ſeine klaſſiſche Politik, die Aufrechter⸗ haltung des europäiſchen Gleichgewichts, aus den Augen läßt. Kennzeichnend für die britiſche Politik nicht nur der Jahre der„Friedenspolitik“ Glad⸗ ſtones, ſondern auch für die darauffolgende Epoche der Entſchloſſenheit der Staatsmänner Roſebery und Salisbury, iſt die klaſſiſche Rolle Englands als Vermittler und der Anſpruch der engliſchen Nation, in der ganzen Welt als der Träger der Friedenspolitik angeſehen zu werden. Deshalb ſichert ſich England bis zuletzt, bis zu dem Augenblick, wo es ſchon zum tödlichen Schlage ausholt, vor dem Forum der Geſchichte das Alibi, alles zur Aufrechterhaltung des Friedens getan zu haben. Erſt als die Greuel des Mabdismus den volkreichen Sudan mit Feuer und Schwert überzogen hatten, ſeine Be⸗ völkerung von 8 Millionen auf 2 dezimierten, als die Araberſtämme ſelbſt ſich gegen Abdulla⸗ hi zu erheben begannen, die ganze europäiſche Koloniſationsarbeit durch den Sieg Meleniks über die Italiener bei Adua ins Wanken kam, die Unruhe in der ganzen farbigen Welt auflo⸗ derte und ſomit der Sudan zu einem Probſem wurde, das von der ganzen europäiſchen Oef⸗ ſentlichkeit eine Bereinigung verlangte, ſpra⸗ chen die Kanonen des Sirdars. Freilich, ſie ſtanden ſchon bereit, es fehlte nicht mehr der Mann am Feſchütz. Der Zeiger der Geſchichte ſtand auf 12 Uhr. und in dieſem entſcheidenden Augenblick der Weltenuhr han— delte England ſo, wie es immer gehandelt hat, wenn es um Sein oder Nichtſein des Imperiums ging, ſchnell, entſchloſſen, ſtark, wohlvorbereitet und rückſichtslos. So gibt die Epoche des Mahdi-Aufſtandes nicht nur ein Bild der britiſchen Kolonialpoli⸗ tik der Vergangenheit, ſondern im wahrſten Sinne des Wortes— einen Schlüſſel zum heu⸗ tigen und zum kommenden Weltgeſchehen. wenn die 2 ten verraten, daß unter den brauſenden Waſſern! der Iller ein gewaltiges Kraftwerk ver⸗ der große Feſtzug in München am Ein Höhepunkt beſonderer Art im Rahmen der Veranſtaltungen des„Tages der Deutſchen Kunſt“ ſich am Sonntagnachmittag durch das Spalier der Hunderttauſe Zug auch das heimgekehrte Oeſterreich, die Oſtmark des Reiches, vertreten. „Tag der Deulſchen Kunſt“ in München war der große Feſtzug, der nde bewegte und überall großen Beifall fand. Zum erſtenmal war in dieſem Unſer Bild zeigt einen Ausſchnitt des Zuges vor der Ehren⸗ tribüne, auf der der Führer mit ſeiner Begleitung und den Ehrengäſten Platz genommen hatte. Im Vordergrund ein Schiff aus germaniſcher Zeit. Hinten ſieht man die Feldherrnhalle. (Scherl-Bilderdienſt, M.) — —— — —— 9 — — —— —— — — ——ů— — Zur Unlethaliung und Belerung Logenbrüder am offenen Sarg Maſſenbeſuch in der einzigen öffentlichen Freimaurerloge der Welt Nachdem über hunderttauſend Beſucher die ehemalige Loge von Erlangen beſich⸗ tigt haben, wird jetzt auch in Nürnberg ein Freimaurermuſeum im Haus der Loge „Joſeph zur Einigkeit“ eingerichtet. Auf wiſenſchaftlicher Grundlage ſoll hier allen Volksgenoſſen ein Studium der Freimaurerei ermöglicht werden. Mitten zwiſchen den herrlichen Univerſitäts⸗ gebäuden Erlangens, wenige Schritte von dem chloßpark und dem prächtigen Barockſchloß mit ſeiner prunkhaften Orangerfe, ſteht ein graues, einfaches und ſchmuckloſes Sandſteinhaus. Nie⸗ mand würde es auf den erſten Blick von einem gewöhnlichen Bürgerhaus unterſcheiden, wenn nicht oben am Giebel des Gebäudes eine In⸗ chrift zu erkennen wäre. die kaum über der illa eines Fabrikbeſitzers oder einer Arbeiter ſchenli⸗ ſtehen würde: 1 Recht, Men⸗ chenliebe“. Geradezu herausfordernd muten dieſe drei Worte an, wenn man einen Blick in das Innere 9. Hauſes geworfen hat. Wir N vor der Johannisloge„Libanon zu den tei Cedern“ im Orient Erlangen, die bis weit über die Grenzen des Städtchens 9 für ganz Bayern und Süddeutſchland Bedeu⸗ tung hatte. 5 f Schon ehe man das eigentliche Eingangs⸗ portal des Hauſes durchſchritten hat, wandert man auf recht ſeltſamem Boden. Die Flieſen der Steinteraſſe find in blauen und weißen Farben ehalten. Sie ſollen den muſiviſchen Fußboden es Salomoniſchen Tempels veranſchaulichen und zugleich Sinnbild für die Unvergäni lich keit der über die ganze Erde verſtreuten Frei⸗ maurer ſein. Wer darauf gefaßt iſt, gleich in den unteren Räumen des zweiſtöckigen Hauſes Dinge zu ſehen, die einen, Schauder über den Rücken jagen, wird enttäuscht ſein. Im Gegen⸗ teil! 12 elegte Klubräume nehmen den Be⸗ . auf. Durch die Fenſter lacht hell und . Sommertag und die Ornamente an den Wänden verraten nichts von den Ge⸗ heimniſſen der Logenbrüder. Hier fanden die öffentlichen Geſellſchaftsabende der Loge ſtatt. rſt oben im 11 5 Stock offenbart ſich dem Gaſt der Kult der Freimaurerei in ſeiner voll⸗ ſten Blüte. Totentafel zwiſchen Schwertern Ueber ſieben Stufen ſchreitet der Fremde vom Erd ache herauf in jene Regionen, die nur ge⸗ weihten Brüdern zugänglich waren, die bei allem, was ihnen heilig war, geſchworen hat⸗ ten, niemals auch nur ein Sterbenswörtchen von dem an die Oeffentlichkeit dringen zu laſſen, was hier gang und Gäbe war. Der Weg führt vorbei an Tafeln, die erſt nachträglich befeſtigt wurden und die Verbrechen der Freimaurerei in der Weltgeſchichte aufzeigen, in das Vorbe⸗ reitungszimmer. In dem kleinen Raum iſt es vollſtändig dunkel. Kein Fenſter läßt einen Lichtſchimmer hereindringen, keine Lampe er⸗ hellt das Schwarz. Nur irgendwo, ganz an der Wand brennen, geiſterhafte und flackernde Schatten an die Wand malend, Kerzen in Leuch⸗ tern mit drei ſeltſam verſchränkenten Armen. Es iſt totenſtille. uf einem kleinen ſchwarzver⸗ hangenen Tiſch liegen einige Bogen Papier, eine aufgeſchlagene Bibel und eine verbogene und n Schreibfeder. Hinter Glas⸗ ſcheiben blicken dem eſchauer Aufforderungen und Sprüche entgegen, die dem„Suchenden“ der Freimaurer, der hier auf die Hauptprüfung vorbereitet wurde, letzte Weiſungen auf den Weg gaben. Man muß ſich bücken, wenn man durch die ſchmale Tür in den anſchließenden, eigentlichen Prüfungsraum treten will. War es in dem Vorzimmer ſchon ſchaurig genug. ſo verſchlägt das, was man hier ſieht. einigermaßen den Atem. Genau wie im Nebenzimmer läßt auch hier kein Fenſter Licht in den ſchwarz ausge⸗ ſchlagenen Raum. Im Scheine von zuckenden und im Winde ſchwelenden Kerzen grinſt von der Ecke her hinter einem zurückgezogenen ſchwarzen Vorhang ein menſchliches Skelett. Auf dem dunkelverhangenen Altar liegen wie⸗ derum zwei Totenſchädel. Ihre leeren Augen⸗ höhlen ſtarren in den Raum. als wollten ſie den Beſucher unwiderruflich in ihren Bann ziehen. Auf dem Altar ſteht ein alter und ſchon etwas blinder Spiegel. Jeder, der hineinſchaut. er ⸗ kennt mitten in ſeinem eigenen Spiegelbild ein rieſiges Gerippe, deſſen ausgeſtreckter Finger höhniſch zu winken ſcheint. Sonnen mit eigen. artigen Strahlenkränzen, Monde mit einer Schar von acht merkwürdig angeordneten Ster⸗ nen. weitere Totenſchädel und gekreuzte Kno⸗ chen ſind die ſchaurigen Ornamente, die von dem Totentuch der Wand herabblicken. Sarg auf dem Tränenteppich Wenige Räume weiter befindet ſich die Mei⸗ ſterloge. Wieder tritt man von dem hellen her in einen verdunkelten Raum. Es Korridor ö 5 1 r iſt ein gruſeliges und eigenartiges Gefühl. die dumpfige Luft einzuatmen. Man iſt in jedem Augenblick darauf gefaßt, von irgendwoher durch eine eiſigkalte Geiſterhand einen Schlag in das Genick zu erhalten. Allmählich haben ſich die Augen an die Finſternis gewöhnt und unklare Konturen löſen ſich aus der Nacht. Dicht vor den Füßen des Beſchauers ſteht im Lichte einer tiefbrennenden und abgeſchirmten Kerze ein langer, ſchmaler, ſchwarzer Sarg. Auf ſeiner Fußſeite ſind gekreuzte Knochen eingeſchnitzt. das Kopfende zeigt einen Totenſchädel. wiederum zwei Beinknochen und das Wort Jehova. Als Untergrund dient ein dunkler Teppich, der mit Tränen bemalt iſt. Zu Häupten des Sarges ſteht der Meiſterſitz. Vor dem breiten, eckigen Stuhl iſt ein altarähnlicher Tiſch aufgeſtellt. von dem ein Totenſchädel grinſend in die Leere ſchaut. Daneben ſteht eine Sanduhr und eine kleine Spirituslampe, die aber nur zu beſon⸗ deren Zwecken angezündet wurde. Die eine Ecke der Meiſterloge füllt der Aufſehertiſch. Dort ſteht die Aſchenurne eines im Jahre 1902 ver⸗ ſtorbenen Bruders. Ueber der ganzen Wand mit dem Sitz des Meiſters flammt ſchwach und ungleichmäßig ein Stern, in deſſen Mitte ſich ein gleichſeitiges Dreieck befindet. Das ganze Zimmer iſt wie Vorbereitungs- und Prüfungs⸗ zimmer fenſterlos und mit ſchwarzen Tüchern ausgeſchlagen. Totengerippe im Spiegelbild Der letzte der ſchwarzterhangenen Räume iſt das Zimmer, das dem Andenken der verſtor⸗ benen Mitglieder der Loge gewidmet iſt. Auf de dunklen Tüchern hängen lange Ordens⸗ ſchwerter mit teilweiſe reichverzierten Klingen, die die Enbleme der Freimaurerei tragen. Für jeden Toten iſt eine dreieckige Tafel angebracht, auf der der Name und das Sterbedatum ver⸗ zeichnet find. Rund um den Rand der Dreiecke läuft eine breite ſchwarze Linie. Der Tempel ſelbſt iſt durch weite Fenſter tag⸗ hell erleuchtet. Aber er macht doch einen frem⸗ den und geſpenſtiſchen Eindruck. Hier auf den langen Stuhlreihen, auf den Einzelſitzen und den Bänken fanden ſich die Brüder„zu gemein⸗ ſamen Kulthandlungen“ zuſammen. Drei Leuch⸗ ter mit je drei Lichtern ſenden von dem Haupt⸗ altar einen fahlen Schimmer in den Raum. Ein weiter Baldachin überdeckt den Meiſterſitz, über dem die drei Roſen, die ſchwarze, die rote und die rosarote Noſe angebracht ſind. In der Mitte des rechteckigen Tempelraumes liegt ein großer Teppich, deſſen zahlreiche Ornamente ein beſonderes Studium erfordern. Hammer und Zirkel, Rechteck und Winkelmaß. Sonne und Mond. Davidſtern und Bibel, Kugeln und ſelt⸗ ſam abſtrakte Bogenanordnungen ſind hier zu einem verwirrenden Durcheinander gemiſcht. deſſen tieferer Sinn auch dem Freimaurer ſelbſt langwierig erklärt werden muß. Der größere Held J ae. mae Wenner „Nein, mein Junge“, erklärte der Hauer Kaldeweit ſeinem Lehrhauer, der neben ihm auf der Gezähkiſte im blinden Ort unter Tage ſaß,„den Gedanken an Lotte kannſt du dir nur aus dem Kopf ane und wenn ihr hundert⸗ mal einig ſeid. Einen Bergmann kriegt ſie nicht und einen wie dich erſt recht nicht.“ „Kaldeweit—!“ 5 „Halts Maul!— Das iſt mein letztes Wort in dieſer Sache.“ Er ſetzte noch einmal an. trank gluckſend aus der Blechbüchſe, wickelte den rgſam gehüteten Priem aus und ſchob ihn zwiſchen ſeine gelben, 8 Zähne— nein, hier halfen keine guten orte mehr. Er kroch auf allen Vieren ins dunkle Flöz hinein und pfi leiſe vor ſich hin. der alte törriſche Graubart, der ſeine einzige Tochter nicht los ſein wollte, dieſer hochnäſige Kerl von einem Kohlenhauer. b Franz ſpuckte aus. verächtlich und in wei⸗ tem Bogen, während er den Schweißkittel ab⸗ ſtreifte und mißmutig zu einen Wagen ging. Sie waren allein in der nachttiefen. brüten⸗ den Einſamkeit des Berges. Nur im Revier acht waren vier Mann beim Hochſchießen des Stapelſchachtes beſchäftigt; manchmal grollte das ferne Dröhnen ihrer Schüſſe pochend im Leib der Erde wie die unwirklichen Stimmen 5 verborgenen. unheimlichen Geiſter der iefe. Franz fuhr ſeine Wagen vom Ort zum Bremsberg, leer hin und voll zurück, naß vom Schweiß und ſchwarz vom wolkigen Staub an der Rutſche ein Ungeheuer der Tieſe, ein Nacht⸗ geſpenſt mit weißen Augen und roten Lippen im klebrigen Kohlenſchweiß des dunklen, böſen Geſichtes. Als er den fünfzehnten Kohlenwagen an der niedrigen Bruchſtelle vorbeiſchob, erſchrak er: Ein übergroßes, giftiges, ganz und gar von Bosheit und Tücke gezeichnetes Geſicht huſchte im Lichtkreis ſeiner Lampe auf— weg war es! „Hä—11“ machte er verdutzt, borchte und ſtemmte ſich wieder mit der Bruſt vor das Eiſen eines Wagens, als alles ſtill blieb. Als er zu⸗ rücklam, machte er an derſelben Stelle Halt und ſtrich mit der Hand nachdenklich den Schweiß vom naſſen Bruſthaar. Ach, ſolch ein Blödſinn! Vielleicht kriecht der Alte da irgendwo? Hier gibt's doch keine Ge⸗ ſpenſter? „Hoho, Kumpel—?“ rief der Lehrhauer in das ſchwarze Loch des Berges binein, darin der Alte hockte. Aus ferner, dumpfer Enge kam der Antwort⸗ ruf. „Willſt du noch Holz, Kumpel?“ Rein, Holz wollte der Alte nicht, aber wie⸗ viel Wagen fort wären? „Fünfzehn!“ Kaldeweit war's zufrieden, ſonſt hätte er geſchimpit. Der Lufthammer ſprana wieder an. Der Mann, der Es war im Wirtshaus zum Weißen Schwan. Drei Männer ſaßen um einen Tiſch. Am Nebentiſch ſaß Bruno. Die Männer erzählten von daheim. Jeder erzählte ſeins. Dann kam Biedermann an die Reihe. Und Biedermann begann: „Ich habe geſtern abend dahein meine Frau ge⸗ chlagen— aber ſchon o geſchlagen— das war direkt eine Freude! Die Freunde jubelten: „Das war auch einmal höchſte Zeit!“ Bruno 2 5 auf. Bruno ſprang zum Tiſch hinüber. „Und das ſagen Sie ſo“, ſchrie er,„und Ihr an⸗ deren ſitzt da und freut euch noch darüber? Pfui Teufel! Wer ſeine Frau ſchlägt, dem ſoll die Hand verdorren! Eine 58 rau ſchlagen Das iſt das Gemeinſte, elgſte, Niederträchtigſte, was es gibt auf der Welt!“ „Aber— aber—“, ſagte Biedermann. Doch Bruno 4 ſich nicht beſchwichtigen. „Schämen Sie ſich nicht? Kriechen Sie in kein Mauſeloch vor Schande? Pfui! Pfui und abermals pfui! Ausſpucken müßte man vor Ihnen! Eingeſperrt gehören Sie! Aber ihr Geſicht werde ich mir merken! Allen Leuten werde ich Sie zeigen, wenn ich Sie treffe, und allen Kindern werde ich ſagen: Dort läuft der Mann, der ſeine Frau ſchlägt! Und de ein roher Patron rühmt ſich noch vor einen Freunden mit ſeiner ſauberen Tat!“ 0 vote tröſtliche Stimme des rollenden Eiſens vor Unfaßbarem, das ſtill und drohend in dieſer Stunde über der Finſternis hockte. Längſt er⸗ ahnt und noch nicht begriffen umgeiſterte es die beiden, fuhr über dem ratternden Wagen des Lehrhauers mit und platzte plötzlich— wieder an der Bruchſtelle— als wieherndes Gelächter in ſeine dumpfen Gedanken hinein. „Da ſtimmt doch etwas nicht“ brummte er und horchte, wobei er den Mund offen bielt und ſtarr in das zitternde Zwielicht ſeines Lämp⸗ chens ſah. Das Blut ſchoß ihm zu Kopf, ſchrie da nicht plötzlich— gottverfluchtſ— jemand in der Stille des Berges? Ein nur dem Bergmann vertrautes, unheim⸗ lich⸗leiſes Knacken im ſchiefrigen Hangenden trieb ihn zur Eile an. Es juchte leiſe im Stein. Er ſang ſein Bruch⸗ und Todeslied, während er langſam riß, kurz und hart knallte und die Stempel unter ſich zuſammendrückte, ſo daß ſie klingend ſplitterten, unhörbar und gefährlich unter der Rieſenlaſt der Erde. „Hoho—?— Kumpel—— 2“ Der alte Graubart ſtöhnte. Da kauerte er im Dunkel vor ſeinem Stempel, den er batte ſetzen wollen und rührte ſich nicht. Seine Lampe war fort. Mahnend ſang der reißende Stein über ihm, es kniſterte verdächtig im Flöz, darin Franz jetzt hochkletterte und ſchnaufend fluchte und ſchimpfte. „Du lieber Himmel—1!“ Das war es alſo: Der Alte ſaß mit der Rechten unter dem Stem⸗ pel feſt!l. Der Berg hatte ihn gefangen in Heim⸗ lichkeit und tückiſcher Dunkelheit: Nun preßte die Nieſenlaſt des Hangenden Mann und Hand und Stempel ſeſt— er war verloren. 0 „Kumpel! Kumpel—! ſchrie Franz dem leise Wimmernden zu. 1 Der Alte winkte mit der Linken ab: Nicht das Holz ſchlagen! Das— Gebirge kommt—! Atemlos taſtete der Lehrhauer das riſſige Holz ab. Es ſaß feſt, eine granitene Säule. Unzweideutig kündete der ſchiebende Berg an, daß er ſeine fallende Wucht in Minuten nieder⸗ ſchmettern würde. 0 Nein, noch hielt der Stempel den Reſt, jun⸗ ges, friſches Tannenholz, das Kaldeweit hatte ſetzen wollen. Fiel er, ſo ſtürzte das Grab über ſie her: lauter ſang ſchon der Tod in den Wet⸗ tern des engen Ortes. „Weg bier! Lauf, Kumpel!“ ſtöhnte der Hauer und ſah nicht auf.„Was ſchadet's um mich! Menſch, ſo lauf doch——“ Ein Held war dieſer Mann, der im Ange⸗ ſicht ſeines Todes des Kameraden gedachte. „Holt mich raus„ ſtöhnte er,„wenn alles vor⸗ bei iſt—“ Krach— huiil! pfiff der Berg, und ſchon ſackte eine Zentner laſt im Wirbelſtaub zehn Fuß über ihn nieder. Lauter, eindringlicher, beſchwor die Stimme des Alten ſeinen Kameraden zur Flucht. Noch ſeine Frau ſchlug Die Freunde ſaßen verdutzt. „Und Ihr, ſchaut nicht ſo blöd!“, ging jetzt Bruno auf die Beiden los,„Ihr ſeid keinen Pfifferling beſſer als dieſer feine Herr! Laßt Euch das ſeelenruhig erzählen und gebt ihm 7 recht! Hört die Schweinerei und bleibt noch mit ihm an einem Tiſch ſitzen! Mit die⸗ ſem Helden, der ſeine eigene Frau ſchlägt?“ Die Tür der Gaſtſtube ging auf. Frau Biedermann erſchien. „Ach, da biſt Du ja“, ſagte ſie zu ihrem Mann. Bruno ſchlug die Hacken zuſammen. „Geſtatten, + 185 Bruno meine Name abe eben Ihrem ſauberen Herrn Ge⸗ mahl Beſcheid geſtoßen— habe ihm eben mal ründlich meine Meinung gezeigt— ſitzt hier m Gaſthof herum und rühmt ſich, Sie geſtern abend geſchlagen zu haben!“ „Das hat er auch“, ſagte Frau Biedermann freundlich. i „Und das laſſen Sie ſich gefallen?“ „Warum nicht? Ich ſchlage ihn 55 auch. Einmal ſchlägt er mich, und einmal ſchlage ich ihn.“ Bruno blieb die Spucke weg. „Na, das ſind ja nette Familienverhältniſſe!“ Frau Biedermann blieb freundlich. Frau Biedermann lächelte und fragte: „Junger Mann, was haben Sie eigentlich da⸗ egen, wenn ich Abend für Abend mit meinem ann Schach ſpiele?“ Jo Hanns Rösler. war es früh genug. Ja, die Lotte ſollte er glück⸗ lich machen und das Maul halten von dem, was er jetzt ſähe— zu keinem Menſchen dieſes elende Bild verraten— pſiakreff, war das Sterben ſchwer—! Franz achtete nicht auf die mühſam daher⸗ geſtotterte Rede des Freundes. Er kroch heran in einer Wolke von Schweißdunſt und Staub, das baumelnde Geleucht im weißen Gebiß, ein Sohn der Hölle, der die Schlägermütze tief im Geſicht ſitzen hatte und nun den Unglücklichen fragend anſah im ſchwachen Schein des rußenden Lichtchens. „Ich laß dich doch nicht hier ſitzen—“, keuchte er und ließ ihn nicht aus dem Blick. Geſicht an Geſicht kauerten ſie voreinander. Guck nicht „Guck weg, Kaldeweit! Trotz ſeiner Schmerzen hatte der Alte ver⸗ ſtanden. Er wandte den Kopf zur Seite— da riß der Lehrhauer das Beil aus dem Stiefel⸗ ſchacht— ſchlug zu— und fing den Alten auf, der aufſchreiend hinübergefallen war. Rutſchend und ſich überſchlagend, ineinander verkrampft und von einem Regen nieder⸗ praſſelnden Steinſchlages überſchüttet rollten ſie auf dem blanken Liegenden nach unten. Franz umfaßte den anderen, der ſchlapp in ſeinen Ar⸗ men hing und zerrte ihn in die freie Strecke hinab. Da brüllte der Berg abgrundtief auf und legte ſich breit mit donnerndem Kreiſchen nie⸗ der— jetzt wäre alles zu ſpät geweſen. Eine erſtickende Staubwolke nebelte alles ein: zehn, fünfzig, Hunderte von Zentnern bra⸗ chen rutſchend lärmvoll in die Strecke ein und riſſen Holz und Eiſenſchienen mit, die Leitungs⸗ rohre ſchrien gellend, ehe der Bruch ſie barg und unter ſich begrub. Da ſaßen ſie nun! Gerettet und doch ver⸗ ſchüttet, und wenn auch balb von Sinnen, ſo doch lebendig 0 Sieh an, der alte Kohlenhauer: Als es ſtiller wurde, als er zu ſich kam und merkte, daß er neben Franz auf der Kiſte ſaß, der ſeinen Arm ſtützend um ihn gelegt hatte, hob er die verſtümmelte Rechte und lachte griesgrämig. „Man ſollte es nicht für möglich halten“, ſagte er. Er konnte verſchiedenerlei damit mei⸗ nen, Franz fragte nicht.„Eigentlich iſt es eine Frechheit, einem alten Mann mir nichts, dir nichts die halbe Hand abzuſchlagen—!“ „Ob, dieſe dreimal verfluchte Nachtſchicht—“, ſeufzte der Lehrhauer.„Hätten wir uns be⸗ ſoffen, hätten wir doch das Taubenfeſt mitge⸗ macht und unſere Schicht verlegt, aber wären wir doch nicht angefahren!“ „Wer plärrt denn wie ein Waſchweib, Junge, wenn er meine Lotte kriegt?“ Alles ſchön und gut, aber die Lotte und der Himmel waren weit weg von hier, wo ſie ge⸗ enen flügellahmen Krähen gleich im ver⸗ chütteten Ort ſaßen, das ihnen über kurz oder lang den ſteinernen Sargdeckel über die Köpfe ſchieben konnte. „Guter Kamerad!“ ſagte der Graubart an⸗ dächtig, während Franz das Hangende ableuch⸗ tete, die T⸗Eiſen prüfte und den Bruch beſah, wobei er wiederholte, daß gleichmäßige Ruf⸗ zeichen der Verſchütteten auf die nach außen füh⸗ renden Rohrleitungen klopfte und dann abwar⸗ tend horchte. Dann hockten ſie lange ſchweigend da und blickten lange in der abgrundtiefen Verlaſſen⸗ heit ihres ſtillen Grabes in das zuckende Licht⸗ chen, das vor ihnen ſtand, zwei Gefangene des Berges und ihrer Gedanken, die auf die retten⸗ den Kameraden von der Morgenſchicht warteten. * Am hohen Mittag des folgenden Tages zog ſie die Mannſchaft auf dem Schleifbrett durch ein enges Loch im Bruch nach draußen. Im hellen Sonnenlicht des folgenden Tages iſt Lotte dem dreckigen naſſen Lehrhauer trotz ihrer ſchneeweißen Schürze im Beiſein der ſchmunzelnden Kameraden am Schachtausgang um den Hals gefallen. Dieſer Beweis ihrer Liebe hat ihn mehr erſchüttert als alles, was er hatte erleben müſſen. Ihm ſind die Tränen gekommen und er hat es nicht hindern können. Und das will bei einem echten Lehrhauer ſchon etwas heißen. Der Graubart aber iſt vollends ſchwach ge⸗ worden, als ihm der Betriebsführer erklärte: „Nun iſt's ja wohl aus mit der Bergfahrt, Kaldeweit? Aber eine künſtliche Hand iſt auch zu gebrauchen, wenn man Nachtwächter auf dem Holzplatz wird. Und den Dobermann ſtifte ich aus meiner eigenen Zucht. In drei Monaten dürfte es ſo weit ſein?“ Da hat der Alte überhaupt nichts ſagen kön⸗ nen vor Freude bei allem Unglück, das der Berg über ihn gebracht hatte. Wiſſens wertes Allerlei Treibhausverſuche haben ergeben, daß inſek⸗ tenfreſſende Pflanzen auch ohne Inſekten gut gedeihen, wenn man ihnen nur genügend Stick⸗ ſtoff zuführt. Es ſcheint alſo, daß dieſe Pflanzen nur deshalb Inſekten verſpeiſen. weil ſie ſich ſonſt nicht genügend Stickſtoff verſchaffen kön⸗ nen. Wenn im Frühjahr das Eis des Lorenzſtro⸗ mes auftaut, bekommt der Kapitän des erſten Schiffes, das danach in Montreal eintrifft. einen Preis in Geſtalt eines Zylinders oder eines Spazierſtockes mit ſilberner Krücke; der Preis wird ibm vom Bürgermeiſter der Stadt eingehändigt. Ein Diamantenhändler in Johannesburg iſt der glückliche Beſitzer einer einzigartigen Dia⸗ mantenſammlung. Sie beſteht nämlich aus 35 Diamanten von verſchiedener Farbe. Es wird behauptet, daß dieſe Sammlung ſämtliche Far⸗ ben enthält, die Diamanten überhaupt haben können, ſo daß ſie ſchon aus dieſem Grunde ſehr intereſſant iſt. eee. Tum 1 0 0 un die 1 it der 1 bunten, che hast inen Het eimuleite Volkerver ſpiel zut den Mel die elt nd und Führer u. kamen. te del det ſtan! bolitik n Nochne Tabouis Methode Pelt Ligen Mun ben wit bon Mog en und Neus it ei Ktiets Jan dn die Ang uns bei! tteiben, Jielen D verbteitet Wie ſich v menden Iten kan ix deu dien au ziſiſche ben und Amer au Naht zu Jpeie anulen; duattere Juflkei, 1 Fimal e Loh geri ——— —