K— * — 7 „ N. 27 ol 9 Amlsblatt der Bürgermeisterei Viernheim Erſcheinungsweiſe: 3 ausgenommen an Sonntagen und t monatlich 1.30 RM. einſchließlich M. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg. FFP Bezugspreis: Ins Haus gebra durch die Poſt monatlich 1.60 Nummer 175 Der Aufmarſch des geſamten Deulſchtums Feierstunde der Deulſthen in aller Well beim Deutjchen Turn⸗ und Sportjeſt in Breslau 7 genlein und Dr. Goebbels sprachen Bekenntnis zum ewigen Deulſchland Breslau, 30. Juli Im Ablauf des Deutſchen Turn⸗ und Sport⸗ feſtes iſt nun auf den„Tag der Jugend“ und den „Tag der Wettkämpfer“ der„Tag der Mann⸗ ſchaft“ gefolgt. In der ſinnvollen Steigerung wird der Samstag den Tag der Gemeinſchaft, der 11 die Schlußfeier bringen, in der 59 einmal der Grundgedanke des Feſtes— Volk in Leibesübungen— ſichtbar zum Ausdruck gebracht werden wird. Der ganze von hohen Tribünen eingefaßte Schloßplatz, in dem girlandengeſchmückte Fahnentürme das gewaltige Viereck andeuteten, bietet mit der Silhouette der Stadttürme über dem Grün der Bäume ein impoſantes Bild. Hochauf ſteigen die von Fahnenmaſten einge⸗ faßten Tribünen, die ſeit Stunden Kopf an Kopf von einer erwartungsfreudigen Menge beſetzt ſind. Unmittelbar vor der Tribüne iſt eine breite Gaſſe freigelaſſen, in die die Fahnen einmarſchieren. Zur Rech⸗ ten und Linken dieſer Gaſſe, unmittelbar vor dem Rednerpodium ſtehen die Blocks der deutſchen Brüder aus aller Welt. Hinter den Sudetendeutſchen folgen die Abordnungen aus dem übrigen Europa und aus Ueberſee, alle mit ihren Fahnen, viele in ihren Trachten oder im ſportlichen Gewande. Kurz vor 22 Uhr zieht die ſudetendeut⸗ ſche Jugend einen feurigen Saum um das gewaltige Rechteck, das nun ein einziger Menſchenblock geworden iſt. Scheinwerfer huſchen über die Kolonnen und erhellen lauter glückſtrahlende, freudig erregte Geſichter. Plötzlich tönt vom Hotel Monopol her, wo eine dichte Menſchenmauer Spalier bildete, das Brauſen der Heilrufe. Fanfaren erklingen und miſchen ſich darein, und dann fällt auch der Muſikzug des Reichsarbeitsdienſtes auf dem Schloßplatz ein. Konrad Henleins Treuebekenninis Dank an Adolf hiller, den Führer der deulſchen Konrad Henlein führte u. a. aus: Beſſer als Worte es könnten. beweiſt dies großartige Treffen deutſcher Menſchen aus aller Welt. daß es wieder ein einiges, ein großes und ſtolzes deutſches Volk gibt, durchdrungen von einer Weltanſchauung und er⸗ füllt von einem ſtarken Glauben. Wir Auslandsdeutſche geben dem Staat, was des Staates iſt. und dem Volk, was des Volkes iſt. Als Deutſche ſind wir gewohnt, übernom⸗ mene Pflichten gewiſſenhaft zu erfüllen. So neh⸗ men wir auch die Erfüllung unſerer Pflichten gegenüber den Staaten, denen wir angehören, ernſt und gewiſſenhaft. Aber auch als Staats · bürger der verſchiedenſten Länder und Mächte ſind und bleiben wir deutſche Volksbür⸗ ger, die ſich freiwillig unter die Geſetze deut⸗ ſchen Volkstums ſtellen. Wir ſind ein Volk ge⸗ worden, die Gemeinſchaft aller Deutſchen in der Welt. Wir ſehen das Reichsvolk Großdeutſchlands am gewaltigſten Aufbauwer! ſeiner Geſchichte und ſchöpfen daraus auch für uns und unſerem Kampf neuen Glauben und neue Zuverſicht. Wir Auslands deutſche erleben das Werk der deutſchen Revolution in einer Stärke und in einem Ausmaß. wie es ſich der Binnendeutſche kaum vorzuſtellen vermag. Denn wir wiſſen Größe und Glück des Großdeutſchen Reiches iſt Größe und Glück des ganzen deut⸗ ſchen Volkes, iſt aber auch Größe und Glück ganz Europas und aller ſeiner Völker. Daß wir Deutſche zu dieſer großen inneren Einheit gefunden haben, danken wir einem ein⸗ zigen Mann: Adolf Sitler! Wir werden von hier wieder in unſere Heimatländer zurückleh⸗ eiertagen. otenlohn, S Jams lag Der Jubel ſchwillt zu ohrenbetäubendem Brauſen, als Reichsminiſter Dr. Goebbels erſcheint, begleitet vom Gauleiter und Ober⸗ präſidenten, dem Reichsſportführer, dem Gau⸗ leiter und Staats ſekretär Bohle, dem Kom⸗ mandierenden General des XIII. Armeekorps, Konrad Henlein und dem ſchleſiſchen Führer⸗ korps. In feierlichem Zug marſchieren die Fah ⸗ nen, an der Spitze das nene Bundesbanner des Reichsbundes für Leibesübungen, flankiert von zwei Hakenkreuzfahnen und begleitet von den älteſten Traditionsfahnen der deutſchen Turn⸗ und Sportvereine im Ausland, in die in der Mitte freigelaſſene Gaſſe, gefolgt von der ſtattlichen Abordung der ſchwarzweißen Fahnen des Sudetendeutſchen Turnverbandes und den Bannern der deutſchen Turn- und Sportvereine in aller Welt. Mit erhobener Rechten ſind die heiligen Zei⸗ chen gegrüßt worden. Dann intoniert die Mu⸗ ſik unter atemloſer Stille eine feierliche Weiſe, und die Wiener Singgruppe fällt mit dem Lied „Heiliges Vaterland“ ein. Bald ſtim⸗ men alle deutſchen Brüder und Schweſtern, die ſich unter dieſem nächtlichen Himmel zu⸗ ſammengefunden haben, in dieſen Sang höch⸗ ſter Vaterlandsliebe. Ergriffen lauſchen die Deutſchen aus dem Altreich dieſem herrlichen Bekenntnis zum deutſchen Blut und zur deutſchen Art. Der Reichsſportführer, Staatsſekretär von Tſchammer und Oſten, eröffnet die nächtliche Feierſtunde und gibt dem Vorſitzen⸗ den des Sudetendeutſchen Turnverbandes, Konrad Henlein, das Wort. der herzlich begrüßt wurde. ren, ſtolz darauf, daß uns das Schickſal eine beſondere und ſchwere Aufgabe zugewieſen hat: Die deutſche Scholle und das deutſche Blut treu zu hüten und mitzuhelfen, dem ganzen deutſchen Volk den Frieden zu ſichern. Als Spre⸗ cher der größten deutſchen Volksgruppe in Euro⸗ Verkündigungsblatt der NSd AN. Viernheim Anzeigenpreis: Grundpreis für 1 mm Höhe und 22 mm Breite 3 Rpfg., im Text⸗ für 1mm Höhe und 67 mm Breite 15 Rpfg. Zur Zeit iſt Anzei 8. 2 baer Nr. 6 teil 2 gültig. Geſchäftsſtelle Viernheim, Bismarckſtr. 13. Fernſpr. 153. den 30. Juli 1938 SK. L'hafen 15101 14. Jahrgang villorio Muſsolinj in Berliner Filmakeliers Der Präſident der Aera⸗Film, Vittorio Muſſolini, der älteſte Sohn des Duce, weilt zur Zeit zum Studium des deutſchen Filmweſens in Berlin. Reichsminiſter Dr. Goebbels und Vittorio Muſſolini beſuchten die Ufa⸗Stadt Babelsberg und wohnten den Aufnahmen zu dem Film„Preußiſche Liebesgeſchichte“ bei. Von links nach rechts: Reichsminiſter Dr. Goebbels, Staatsſekretär Hanke, Willi Fritſch(in Uniform), Vittorio Muſſolini. (Preſſe⸗Hoffmann, Zander⸗Multiplex⸗ R.) 5 pa bekenne ich zugleich für alle übrigen Deutſchen außerhalb der Reichsgrenzen: Wir alle ſind unlösbare Teile des großdeut⸗ ſchen Volkes! Dem Manne, der Europa und der Welt das gewaltigſte Beiſpiel eines friedlichen Aufbau⸗ werkes gibt, dem Manne, der das deutſche Volk vor dem ſicher ſcheinenden Untergange gerettet hat, dieſem Manne ſchlagen die Herzen von Mil⸗ lionen deutſcher Menſchen auch außerhalb der Neichsgrenzen in tiefſter Dankbarkeit entgegen. So grüßen wir ihn hier bei der Feierſtunde der Auslandsdeutſchen und bringen ihm unſere Liebe und unwandelbare Treue zum Geſchenk. Dem Führer Adolf Hitler: Siegheil— Sieg⸗ heil— Siegheil!“ Am Sonntag Führer⸗Kundgebung Uubeſchreiblicher Jubel um Reichsminiſter Dr. Goebbels Nachdem der Reichsſportführer ſo⸗ dann den deutſchen Brüdern und Schweſtern aus dem Ausland den Gruß der Heimat ent⸗ boten hat, nimmt, von einem erneuten Jubel⸗ ſturm ohnegleichen empfangen, der geniale Propagandiſt des Dritten Reiches. Reichsminiſler Dr. Goebbels, das Wort. Dr. Goebbels, ſichtlich bewegt von dem Geiſt der Stunde und von dem zauberhaften Bild der wie durch einen glühenden Ring durch die Fackelträger zuſammengeſchloſſenen Gemeinſchaft aller Deutſchen, vermag bereits mit ſeinen erſten Worten die Herzen ſeiner Zuhörer zu packen. Es iſt„unſer Doktor“, wie wir ihn aus der Kampfzeit und den großen Tagen des Dritten Reiches kennen: fanatiſch und idealiſtiſch, von unerbittlicher logiſcher Schärfe und Konſequenz, von beißender Ironie, aber auch von jenem glü⸗ henden Idealismus. der die Sterne vom Him⸗ mel zu holen vermag. Als er in ſeinen Schlußworten die Grüße Adolf Hitlers überbringt und dabei ankündigt, daß der Führer am Sonntag als der Vertreter der deutſchen Nation vor ihnen ſtehen wird, hallt ein einziger Schrei der Freude über den gewaltigen Platz, der ſich bis in die Nachbar⸗ ſtraßen fortpflanzt und als ein tauſendfältiges Echo wieder zurückklingt. Mit grenzenloſem und unbeſchreiblichem Jubel wird das Siegheil, das der Miniſter auf den Führer ausbringt, aufge⸗ nommen. Mit bebenden Lippen ſingen nicht nur die Deutſchen aus dem Ausland, ſondern alle, die dieſer herrlichen nächtlichen Stunde beiwoh⸗ nen, die Lieder der Nation. Das Jahr der Erfüllung Reichsminiſter Dr. Goebbels wies in der Rede, die er anläßlich der erhebenden nächtlichen Feierſtunde der Auslandsdeutſchen auf dem Schloßplatz zu Breslau hielt, eingangs darauf hin, daß er vor dem gleichen Kreis deutſcher Männer und Frauen von jenſeits der Grenze vor nunmehr fünf Jahren auf dem Deutſchen Turnfeſt in Stuttgart geſprochen habe. Damals habe das Reich noch am Beginn der größten Aufgaben geſtanden, die jemals einer deutſchen Staats⸗ und Volksführung geſtellt worden ſeien. Die Tage von Stuttgart ſeien noch als ein Feſt der Hoffnung und des Vertrauens gefeiert worden, in unerſchütterlichem Glauben an den neuen Stern, der damals über dem Reich gerade aufgegangen war. Stürmiſcher Beifall erſcholl ringsum auf dem weiten Platz, als Dr. Goebbels fortfuhr: „Aus dieſem Feſt der Hoffnung vom Jahre 1933 iſt nun heute, im Jahre 1938, das Feſt der Erfüllung geworden. Aus dem Glau⸗ ben von damals wurde die Gewißheit von heute, und es iſt aus Niederlage und Verfall der größte Triumph unſerer deutſchen Ge⸗ ſchichte entſtanden. Den Krieg hatten wir ver⸗ loren. Aber wir haben die Revolution gewon⸗ nen. Und was wir in den ſchmachvollen Jah⸗ ren von 1918 bis 1933 aufgeben mußten, das haben wir in den vergangenen fünf Jahren wieder asſfgeholt.“. Das Deutſchland von heute ſei ein ernſt zu nehmender Faktor. Da man nun nicht mehr den Mut habe, das Deutſchland Adolf Hitlers mit Gewalt anzutaſten, verſuche man, ſein An⸗ ſehen und ſeinen Kredit durch eine lügneriſche Preſſekampagne zu untergraben. „In dieſes Reich“, fuhr Dr. Goebbels fort, 2drau en vielfach verleumdet, mit Haß und Lüge überſchüttet, ſind nun in dieſen Tagen 1 0 ſende unſerer auslandsdeutſchen Brü⸗ dern und Schweſtern aus allen Teilen der Erde hineingeſtrömt. Sie, von denen Unge⸗ zählte ihr deutſches Vaterland überhaupt noch nicht geſehen haben, wollen wir in dieſen feſt⸗ lichen Tagen in Breslau ganz beſonders feſt in unſer deutſches Herz ſchließen!“ Mit endloſem Jubel dankten die Auslandsdeutſchen, die den weiten hiſtoriſchen Platz vor dem Schloß füllten, dem Miniſter für dieſe Verſicherung. In eindrucksvollen Ausführungen, die immer wieder von ſtürmiſchen Heilrufen und endloſen Kundgebungen der Freude und des Dankes un⸗ terbrochen wurden, ſchilderte Dr. Goebbels den Unterſchied zwiſchen dem vergan⸗ genen Reich und dem nationalſo⸗ zialiſtiſchen Staat. „Eine ſtürmiſche Revolution“, erklärte der Miniſter,„iſt über Deutſchland hinwegge⸗ brauſt, eine neue Geſinnung iſt entſtanden, und ohne zu übertreiben kann man heute ſagen: Aus dem geknechteten und unterlege⸗ nen Volk von 1918 iſt eine neue Großmacht geworden!“ Mit einem leidenſchaftlichen Bekenntnis zum Führer ſchloß der Miniſter. Mit den Liedern der Nation klang die feſtliche Stunde aus. Dr. Frick in der Grafſchaft la Waldenburg, 30. Juli. Reichsminiſter Dr. Frick fuhr am Freitag⸗ morgen auf ſeiner Fahrt durch Schleſien von Bad Salzbrunn aus in die Grafſchaft Glaz. Die Fahrt führte zunächſt über Walden⸗ burg. Oberweiſtritz an der Wenzeslausgrube vorbei über das Eulengebirge nach Neurode. Von dort ging der Weg weiter nach Kudowa, wo eine längere Beſprechung mit den dortigen Partei⸗ und Behördenleitern ſtattfand. Am Nachmittag wurde die Reiſe über Ha⸗ belſchwerdt und die Stadt Glaz mit Ziel Salzbrunn fortgeſetzt. Heute wird die Beſich⸗ tigungsfahrt durch Schleſiens Gebiete voraus⸗ ſichtlich zum Abſchluß gebracht. Eiger⸗ Bezwinger bei Tſchammer Breslau. 30. Juli. Die vier Bezwinger der Eiger⸗Nordwand. Harrer, Heckmaier, Kaſpareck und Vörg trafen, der Einladung des Reichs⸗ ſportführers nach Breslau folgend, am Freitagmittag in der Feſtſtadt ein. Der Reichs⸗ ſportführer empfing die kühnen Bergſteiger und ließ ſich eingehend über den Verlauf der einzig⸗ artigen Leiſtung unterrichten. Der Gauverlag Schleſien hat die Bergſteiger im Anſchluß an ihren Aufenthalt in Breslau zu einer acht⸗ tägigen Erholungsfahrt durch Schle⸗ ſiens Berge eingeladen. hierl in Breslau Breslau, 30. Juli. Am Freitag um 13.40 Uhr traf der Reichs⸗ arbeitsführer Hierl mit dem fahrplanmäßi⸗ gen Berliner Schnellzug zum Deutſchen Turn⸗ und Sportfeſt in Breslau ein. Zu ſeinem Emp⸗ fang hatten ſich im Hauptbahnhof außer einem Vertreter des DR. Generalarbeitsführer Dr. Decker, Generalarbeitsführer Roch eingefunden. Medaille des 13. März 1938 Berlin, 30. Juli Einem Runderlaß des Reichsführers 4 und Chefs der Deutſchen Polizei iſt zu entnehmen: Durch Verordnung vom 1. 5. 1938 hat der Füh⸗ rer und Reichskanzler die Medaille zur Erinne⸗ rung an den 13. März 1938 geſtiftet. Die Me⸗ daille ſoll grundſätzlich nur an ſolche Perſonen verliehen werden, deren Mitarbeit an der Wiedervereinigun S mit dem Reich vor dem 10. April 1938, und zwar innerhalb des Landes Oeſterreich, geleiſtet wor⸗ den iſt. Verdienſte, die mit der ſpäteren Durch⸗ führung der Wiedervereinigung zuſammenhän⸗ gen, erfüllen ſomit nicht die Vorausſetzungen für die Verleihung. Für die Verleihung kommen im Bereich der Polizei und des Sicherheitsdien⸗ ſtes des RF SS. des alten Reichsgebiets in Be⸗ tracht: Sämtliche Beamte, Angeſtellte und Arbeiter ſowie Angehörige des Sicherheitsdien⸗ ſtes des RF SS., die in der Zeit bis zum 10. 4. 38. innerhalb des Landes Oeſterreich eingeſetzt oder dienſtlich verwendet waren, ferner Witwen oder Eltern von vorſtehend genannten Perſonen, die an den Folgen von Erkrankungen oder Unfällen in Zuſammenhang mit ihrem Einſatz oder dienſt⸗ licher Verwendung verſtorben ſind. Prag infrigierk Prag, 30. Juli Die politiſchen Beratungen begannen heute am Vormittag mit einer Konferenz des Sechſer⸗ Ausſchuſſes über die Selbſtverwaltung in den Bezirken und Gemeinden. Im Verlaufe des heu⸗ tigen und des morgigen Tages ſoll über dieſen Teil der Verwaltungsreform zwiſchen dem Sechſer⸗Ausſchuß und der Regierung Einigkeit 3 werden, damit der ganze Nationalitätenkodex(Nationalitätenſtatut, Sprachengeſetz, Verwaltungsreform) Montag von der 8 Koalitionskonferenz der Partei⸗ und Klubvorſitzenden genehmigt werden kann. Damit wäre die Vorbereitung des Nationalitä⸗ tenkodex auf tſchechiſcher Seite beendet und der Weg zu den Verhandlungen mit der Sudeten⸗ deutſchen Partei und den übrigen Vertretern der Nationalitäten frei. Der endgültige Verhand⸗ lungstext wird ins Engliſche überſetzt und Lord unciman zur Verfügung geſtellt werden. Ueberdies arbeiten bereits die einzelnen Mi⸗ niſterien an der Beſchaffung von kommentieren⸗ dem Material für Lord Runciman, das ver⸗ faſſungsrechtlichen, geſchichtlichen, ſtatiſtiſ don, wirtſchaftlichen uſw. Inhalts ſein wird. Kleine poliliſche Nachrichlen Am Freitagnachmittag haben die Internatio⸗ nalen Kongreſſe für berufliches Bildungsweſen mit einer gemeinſamen Schlußſitzung ihr Ende genommen. Der Führer und Reichskanzler hat den Hau⸗ leiter Alfred Prokſch Wien zum Reichstreuhän⸗ der der Arbeit ernannt. Der Reichsjugendführer Baldur von Schirach beſuchte überraſchend das Hochlandlager des BdM. in der Nähe von Bad Tölz und über⸗ zeugte ſich von dem guten Stand der Ausbildung der Mädel. Gymnaſtik, Sport, Singen und Märchenſpiele bilden das Leben und Treiben der Mädel. In der Begleitung des Reichs⸗ jugendführers befanden ſich die Reichsreferentin des BdM., ſowie die Führerin des BdM.⸗Ober⸗ gaues Hochland. Der politiſche Korreſpondent des„Daily Te⸗ legraph“ ſchreibt in der Spätausgabe des Blat⸗ tes zu den engliſch⸗amerikaniſchen Handelsver⸗ tragsverhandlungen, man erwarte, daß die bri⸗ tiſche Abordnung jetzt neue Anweiſungen erhal- ten werde, um den in den Handelsvertragsver⸗ handlungen eingetretenen toten Punkt zu über⸗ winden. Durch die neuen Anweiſungen werde es möglich werden, daß die Verhandlungen in we⸗ nigen Tagen das Endſtadium erreichen.— Die Unterzeichnung des Vertrages werde für den 3. Auguſt erwartet. Miniſterrat in Paris »Marchandeau über den Zinn des Beſuchs Morgenkhaus Paris, 30. Juli Die franzöſiſchen Miniſter ſind am Freitag⸗ vormittag im Elyſée unter dem Vorſitz des Staatspräſidenten zu einem ausgedehnten Mi⸗ niſterrat zuſammengetreten. Auf Vorſchlag des Miniſterpräſidenten wurde eine Neuregelung der paſſiven Landesverteidigung vorgenommen, General Aube, der bisher das Amt eines Generalinſpektors der Luftverteidigung inne⸗ hatte, iſt zum Generalinſpektor der geſamten paſſiven Landesverteidigung ernannt worden. General Daudin wurde zum Direktor der paſ⸗ ſiven Landesverteidigung ernannt. Auf Vor⸗ ſchlag des Miniſterpräſidenten wurde der Ge⸗ neralpräſident von Marokko, General Nou⸗ ges, auf ein weiteres Jahr im Amt belaſſen. Außenminiſter Bonnet berichtete über die außenpolitiſche Lage, während Finanzminiſter Marchandeau ſeine Kollegen über die Un⸗ terredungen unterrichtete, die er mit dem ame⸗ rikaniſchen Staatsſekretär Morgenthau hatte. Die Unterredungen ſollen zu der Feſtſtellung geführt haben, daß zwiſchen den beiden Regie— rungen volle Einigkeit über die Anwendung des Dreierabkommens im Geiſte ver⸗ trauensvoller Zuſammenarbeit beſtehe. Schließ ⸗ lich ſetzte der Miniſterrat den Zeitpunkt für die kommende Neuwahl eines Drittels 85 Se nats feſt. Als Stichtag wurde der 23. Oktober angenommen. r Luflſchutz bei der U-Bahn Paris, 30. Juli Die Tunnels der Pariſer Unter⸗ rundbahn ſollen in Kriegszeiten bei uftangriffen auf die Hauptſtadt von der Bevöllerung als Schutzräume benutzt wer⸗ den. Nach einem genauen Plan, der jetzt im Pariſer Stadtrat zur Sprache kam, ſoll im Kriege über die Hälfte des 158 Km. langen Untergrundbahnnetzes ſtillgelegt und als bom⸗ benſichere und gasgeſchützte Luftſchutzkeller ein⸗ gerichtet werden. 62 der wichtigſten Stationen, insbeſondere die Umſteigebahnhöfe, bleiben ge— öffnet, doch werden beſondere Vorrichtungen angebracht, um das Vordringen des Gaſes zu verhindern. Etwa 150 000 Perſonen können in den Untergrundbahnen im Falle eines Flieger⸗ alarms untergebracht werden. Mieder Bomben in Paläſtina Ein Bahnhof in Brand geſteckt— Eiſenbahnbrücken zerſtörl Jeruſalem, 30. Juli Nachdem wieder in den verſchiedenen Lan- desteilen zahlreiche Bomben funde zu verzeichnen waren. wurde heute morgen auf dem jüdiſchen Gemüſemarkt in Jeru⸗ ſalem eine große Bombe entdeckt, die aber un⸗ ſchädlich gemacht werden konnte, bevor ſie explodierte. Auch zahlreiche Schießereien ſind wieder zu verzeichnen, z. B. an der Straße Je⸗ ruſalem—Jerichow und zwiſchen Jeruſa⸗ lem und Jaffa. Nach der arabiſchen Zei⸗ tung„Addifaa“ wurde der Bahnhof Asdod in Südpaläſtina an der Strecke nach Aegypten von bewaffneten Angreifern in Brand geſteckt und das Bahnhofsgebäude ein Raub der Flammen. Die Telefondrähte hatten die Brand⸗ ſtifter vorher durchſchnitten. Bei Tulkarem wurde eine Eiſenbahnbrücke vom Feuer zer⸗ ſtört. Bei einem Bombenwurf auf die Polizei⸗ tation in Nablus wurden mehrere Araber⸗ rauen verletzt. Das Dorf Eltirem nördlich von Tulkarem wurde von Militär nach Waf⸗ fen durchſucht. 31 Araber wurden verhaftet. Zwiſchen Nablus und Tulkarem wurden 90 Telegrafenſtangen zerſtört. Zwei Araber wur- den wegen des Beſitzes von Waffen bzw. Bom⸗ ben von den Kriegsgerichten in Jeruſalem und Haifa zum Tode verurteilt. Jyrien kämpft um Freiheit Jeruſalem, 30. Juli Nach dem Freitagsgebet hielt der ſpyriſche Miniſterpräſident Mardam Bey in Da⸗ maskus vor vielen tauſend Mohammedanern eine Rede. In der augenblicklichen ſchwieri⸗ gen Lage Syriens, ſo führte er u. a. aus, ſei Zuſammenarbeit und Einigkeit unbedingt er⸗ forderlich. Nur durch ein einmütiges und ent⸗ ſchloſſenes Zuſammengehen werde ſich die Un— abhängigkeit erreichen laſſen. Der Mi⸗ niſterpräſident teilte ferner mit, daß er nach Paris fahre, um auch dort den Freiheitswillen der Bevölkerung Syriens kundzutun. Seine Regierung werde den beſtehenden Schwierig⸗ keiten nicht aus dem Wege gehen, ſondern ſie löſen. Abſchließend richtete er ſcharſe Angriffe gegen oppoſitionelle Kreiſe. Kevolle auf Krein zufammengebrothen Auftuf des Miniſterpräſidenten Mekaxas an die Bevölkerung Athen, 30. Juli Auf Kreta iſt eine Revolte ausgebro⸗ chen, die von Mitſotakis angezettelt wurde. Mitſotakis hat mit 500 Mann Kanea und die Radioſtation beſetzt, ſowie den Gou⸗ N der Inſel und andere Beamte feſtge⸗ etzt. Nachdem der ſtellvertretende Gouverneur der Inſel Kreta, Markellos, bereits zu Beginn der Revolte berichtet hatte, daß die Bevöl⸗ kerung der Inſel Kreta die Revolte miß⸗ billigt, ſind vom Generalgouverneur der Inſel an den griechiſchen Miniſterpräſidenten Metaxas neue Nachrichten telegrafiſch ge— langt. Danach iſt die Revolte bereits voll⸗ ſtändig niedergeſchlagen worden. Metaxas hatte an die Bevölkerung von Kreta vor Niederwerfung der Revolte nach⸗ ſtehende Proklamation gerichtet: In dem Augenblick, wo ſich das Werk des nationalen Wiederaufſchwungs mit aller Kraft vollzieht, ſind bewaffnete Meuterer in der Stadt Kanea eingedrungen und haben die Stadt beſetzt. Ich bin feſt entſchloſſen, die Aufrührer mit allen Mitteln zu bekämpfen und der Ordnung zum Sieg zu verhelfen, und dem Volk von Kreta Ruhe und Ordnung zu ſichern. Indem ich mich auf die patriotiſchen Gefühle der kretiſchen Bevölke- rung und auf die mir erwieſenen Beweiſe des Vertrauens ſtütze, fordere ich jeden auf, den Aufrührern jegliche Hilfe zu verſagen und dem griechiſchen Volk zu zeigen, daß Kreta in Einigkeit an der Seite der ganzen Nation ſteht. In ganz Griechenland herrſcht abſolute Ruhe und Ordnung. und das ganze Volk ſteht auf der Seite der Regierung. Abſage an die Aufrührer Athen, 30. Juli Alle griechiſchen Zeitungen verurteilen mit großer Schärfe die niedergeworfene Revolte auf Kreta. Die Preſſe unterſtreicht beſonders, daß dieſer Akt des Aufſtandes nicht nur dumm, ſondern auch verbrecheriſch war, denn er fand ausgerechnet kurz vor dem hiſtoriſchen Augenblick des zweijährigen Jubiläums des 4. Auguſt 1936 ſtatt, in einem Augenblick alſo, als das geſamte helleniſche Volk, insbeſondere auch das auf Kreta, ſich feierlich darauf vor— bereitet, der nationalen Regierung das Be⸗ kenntnis der Dankbarkeit und Verehrung in Kundgebungen zum Ausdruck zu bringen. Als beſonders verwerflich wird gekennzeichnet, daß die Revolte zu einer Zeit ſtattfand, wo das Land ſich in vollem Aufbau befindet. Klinſtlerempfang im Laus Wahnfried Die Darſteller Gäſte des Führers und Frau Winifred Wagners Bayreuth, 30. Juli Wie alljährlich, wurden auch in dieſem Jahre die an den Bayreuther Bühnenfeſt⸗ ſpielen beteiligten Künſtlerinnen und Künſt⸗ ler am Donnerstag im Beiſein von Frau Wini⸗ fred Wagner vom Führer empfangen. Sie verbrachten den Abend als ſeine Gäſte im Hauſe Wahnfried. Goelhes„Egmonl“ in Jalzburg Salzburg, 30. Juli Der zweite Schauſpielabend der Salzburger Feſtſpiele war, wie die DD. berichtet, mit vielleicht noch größerer Aufmerkſamkeit erwartet worden als der erſte. Man war ſehr geſpannt darauf, wie Heinz Hilpert die einzigarti⸗ gen, von den großen Barockmeiſtern in den Fel⸗ en des Mönchsberges errichteten Bauten der Felſenreitſchule für die Aufführung von oethes„Egmont“ nützen werde. Nun, auch dieſer zweite Schauſpielabend, an dem wie⸗ der zahlreiche Vertreter der Partei, des Staates und der Wehrmacht und viele Theaterfachleute aus allen Gauen des Reiches teilnahmen, er⸗ füllte alle Erwartungen. Schon die Wahl des 2Egmont“ für dieſen Platz zeugt von ſicherem Theaterinſtinkt. Die weit auseinandergezogene Kuliſſe der Naturbühnen geſtattet eine natür⸗ liche Aufteilung der drei Ebenen des Schau⸗ ſpiels: der politiſchen Szenen, der Volksauf⸗ tritte und der Klärchen⸗Tragödie, 1 ließ die politiſchen und die Klärchen⸗Sze⸗ nen in den hohen Logenbauten ſpielen, wäh⸗ rend er die Volksſzenen auf die ebene Erde verlegte, wo ſich zwiſchen den Häuſern ein bun⸗ tes Hin und Her entwickelte. Ewald Balſer geſtaltete ſeinen Egmont vom Sprachlichen her, wohl die günſtigſte Löſung bei den beſonderen akuſtiſchen Verhältniſſen der Naturbühne. Da⸗ durch gewannen insbeſondere die Szenen mit Alba. Werner Krauß ſchuf mit dieſem Alba wieder eine ſeiner eindrucksvollen Menſchendar⸗ pig ent Er ſpielte ihn nicht als Theaterböſe⸗ wicht, ſondern faſt als einen Wiſſenſchaftler, einen Theoretiker, einen Methodiker der Inquiſi⸗ tion, Eine ganz große Leiſtung vollbrachte Hans Thimig. Sein Barkenburg war von tragi⸗ ſchen Schauern umwittert. Großartig in erſter Linie Eliſabeth Flickenſchildt in der Rolle der Regentin. Das Klärchen Angela Sal⸗ lockers knüpfte würdig an die Tradition der großen Verkörperinnen dieſer Rolle an. Der Hilpertſchen Inſzenjerung des„Egmont“, von der unſterblichen Muſik Beethovens um⸗ rahmt, wird der ganz große Erfolg der erſten Aufführung treu bleiben. Sie bildet eine dauernde Bereicherung der Feſtſpiele in der alten Mozartſtadt. Japaner in Juſung Schanghai, 30. Juli. Wie erwartet, iſt Suſang am Donnerstag von den japaniſchen Truppen beſetzt worden. Die Ausweitung der Teiloffenſive auf dem Nordufer des Jangtſe hat ſich planmäßig voll⸗ zogen. Die japaniſchen Truppen haben ihren Vormarſch in Richtung Wangmei fortgeſetzt und dabei bereits die Grenze der Provinz Hopeh überſchritten. Chineſiſche Jenkralbehörden nach Tſchungküng übergeſiedelt Hankau, 30. Juli Die chineſiſchen Miniſterien beginnen jetzt mit der Ueberſiedlung nach Tſchungküng. Der Außenminiſter iſt bereits am Freitag abgereiſt. Die übrigen Miniſterien und die oberſten Ver⸗ waltungsorgane ſollen bis zum 3. Auguſt über⸗ geſiedelt ſein, während die militäriſchen Behör⸗ den einſtweilen noch in Hankau bleiben. Veilerer Vormarſch der Nalionalen Ununterbrochener Einſatz der Luftwaffe Bilbao, 30. Juli Wie der nationalſpaniſche Heeresbericht mel⸗ det wurde der Vormarſch an der Eſtremadura⸗ front fortgeſetzt. Dur iet Operationen konnte ein kurzer, 4 Km. langer Streifen von Bolſchewiſten befreit werden. Im Luftkampf haben die nationalen Flieger 6 Apparate der Roten und einen Bomber abge⸗ ſchoſſen. In der Nacht zum Samstag bombar⸗ dierte die Luftwaffe Gandig. Zahlreiche 1 ſchuppen gingen dabei in Flammen auf. Am Donnerstag wurden Hafen und Bahnanlagen von Cartagena angegriffen. Auch hier konnten ſtarke Exploſionen und Brände, beſonders bei einer Kriegsmaterialfabrik beobachtet werden. Einen weiteren erfolgreichen Angriff unter⸗ nahm die nationale Luftwaffe 9 den Hafen von Valencia, der 99713 wirkungsvoll mit Bomben belegt wurde. —— A5 A.-Paſſagierflugzeug überfällig Manila. 30, Juli. Am Samstag. dem 23. Juli, ſtartete in Frisko ein viermotoriges Großpaſſagierflug⸗ eug der Panamerican Airways vom Typ„Hawai Clipper“ zu einem Transozean⸗ flug nach den Philippinen, Dieſes ang zeug, das am Donnerstag von Guam aus wei⸗ terflog, um die letzten 1600 Meilen lange Ctappe nach den Philippinen zurückzulegen, lt 110 über zwölf Stunden überfäl⸗ ig. An Bord des überfälligen Flugzeuges befin⸗ den ſich neun Mann Beſatzung und ſechs Flug⸗ gäſte. Das 26 Tonnen ſchwere Flugboot hielt ſich nach dem Start in Guam ſüdlich von der normalen Route, um einem tropiſchen Sturm auszuweichen. Am Donnerstag ſandte es um 22 Uhr New Porker Zeit das letzte Lebens⸗ zeichen, Am Freitag wurde daher eine umfaſ⸗ lende Suchaktion, an der ſich zahlreiche Marineflugzeuge und Kriegsſchiffe beteiligen, eingeleitet. Anmnweller im Waldenburger Bergland Waldenburg, 30. Juli Ueber dem Waldenburger Bergland ging am Donnerstag in den ſpäten Nachmittagsſtunden ein entſetzliches Gewitter nieder. Ins⸗ beſondere die Umgebung des Bades Char⸗ lottenbrunn wurde davpn betroffen. Unter ſchweren Gewittererſcheinungen ergoß ſich ein furchtbarer Wolkenbruch, der binnen wenigen Minuten die Felder völlig unter Waſſer ſetzte. Ihm folgte auf einem ſchmalen Streifen von etwa einem halben Kilometer Breite ein noch nicht erlebter Hagelſchlag. Es waren Hagelan⸗ häufungen bis zu einem halben Meter Höhe zu ſehen. Die auf der Reichsſtraße Waldenburg Bad Charlottenbrunn—Neurode befindlichen Fußgänger, Radfahrer und Kraftfahrzeuge muß⸗ ten augenblicklich halten, da es unmöglich war, bei dem Unwetter vorwärts zu kommen. Der Felder bieten nach der Kataſtrophe einen troſt⸗ loſen Anblick, das Getreide iſt völlig niederge⸗ ſchlagen, das Korn mit ſtarker Gewalt an den Boden gepreßt. Wo einſt Kartoffeln ſtanden, ſieht man nur noch ein paar kümmerliche Strünke. Auch in Charlottenbrunn richtete das Unwetter beträchtlichen Schaden an. Kurz nach dem Unwetter befuhren zahlreiche Behördenver⸗ treter das Schadensgebiet, um die nötigen Hilfs⸗ maßnahmen einzuleiten. Neue Fluglinie London-Kopenhagen London, 29. Juli Am Donnerstag traf das erſte Flugzeug der neuen Luftverkehrslinie London— Kopen⸗ hagen in London ein. An Bord des Flugzeu⸗ ges befanden ſich Prinz Axel von Dänemark und Mitglieder der däniſchen Königsfamilie. Damit wird ein regelmäßiger täglicher Flug⸗ verkehr zwiſchen London und Kopenhagen ein⸗ geleitet. Die Flugzeit beträgt fünf Stunden. Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den poli⸗ 11 70 ell Dr. Eduard Kuhn, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Vereinigte Zeitungsverlage Envrim, Haller & Co., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlagsdruckexei Hal⸗ 0 Enyrim& Co., Worms.— VI. 1989 über 1900. Z. Zt. iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 7 gültig. 2 2 pit mei bab 4 22 Die Abenfeuer des Kapitäns Lau ferbach vn der Emden Herausgegeben von Graf Felix von Luckner (16. Fortſetzung.) Wir nahmen ihm den Wunſch keineswegs übel, zumal als wir erfuhren, daß die Be⸗ ſatzung bereits eine ähnliche Argonautenfahrt hinter ſich hatte. Damals war der Prahm zu guter Letzt im Indiſchen Ozean koppheiſter ge⸗ gangen, d. h. gekentert. Und jetzt befand ſich der Erſatz bereits ſeit vier Monaten von Eng⸗ land her unterwegs. Ob Tasmanien mittler⸗ weile endlich zu ſeinem Bagger gekommen iſt?! Dieſer jedenfalls erhielt ſeine zwei Granaten und empfahl ſich prompt in der Vertikalen. Mehrere weitere Tage vergingen ereignislos. Eines Morgens ſaß ich mit einer ſchriftlichen Arbeit beſchäftigt in der Kommandantenkajüte, als Kapitän v. Müller eintrat. „Nun, Lauterbach“, neckte er.„Was iſt denn los? Weit und breit kein Wild im Revier?“ Ich deutete mit dem Finger auf einen Punkt der vor mir ausgebreiteten Karte.„Vierzig Meilen weiter nördlich könnten wir uns auf den Dampfertreck Ceylon— Bombay legen.“ Der Kommandant ſchien nachzudenken.„Wir werden mal ſehen“, ſagte er endlich. Zwei Stunden ſpäter meldete der Poſten Ausguck eine Rauchfahne. Mit hoher Geſchwin⸗ digkeit hielten wir darauf zu. Fregattenkapitän v. Müller fragte mich nach meiner Meinung. „Das iſt einer der ſchönſten engliſchen Fracht⸗ dampfer, Herr Kapitän“, erklärte ich, nachdem ich durchs Glas geſehen hatte.„Der zur Blue Funnel⸗Linie gehörige„Troilus“.“ Es ſtellte ſich heraus, daß er neuntauſend Tonnen Gummi und tauſend Tonnen Kupfer führte. Als ich das Schiff betrat, waren Ka⸗ pitän und Beſatzung ſchon fertig zum Ausſtei⸗ gen angetreten. Ich ſprach deswegen meine Verwunderung aus, doch ſchien man das als Scherz aufzufaſſen. „Ja, wiſſen Sie“, lachte der Schiffer,„die meiſten meiner Leute gehörten zu einem Damp⸗ fer, den Sie vor ungefähr Monatsfriſt verſenkt haben, und ſo ſchrien ſie denn jetzt auch ſofort bei Ihrem Anblick:„Jungens, ſchnürt eure Bündel— die„Emden“ iſt da!“ Der Führer des„Troilus“ war übrigens ein ſehr netter Kerl und obendrein ein Muſiklieb⸗ haber. Als er erfuhr, daß ſein Schiff der Ver⸗ nichtung anheimfiele, fragte er, ob es möglich ſei, ſein Klavier zu retten. Tatſächlich wurde es an Bord der„Markomannia“ geſchafft. Ein Matroſe bat, ſein Motorrad mitnehmen zu dür⸗ fen. Auch dies wurde bewilligt. Als aber ein anderer, der ſich etwas elend fühlte, eine Kiſte mit Apollinariswaſſer mitnehmen wollte— doch hören wir lieber, was eine engliſche Zei⸗ tung meldete, die wir ſpäter auf einer anderen Priſe fanden. Es hieß da: „Der Priſenoffizier der„Emden“ iſt ein ganz umgänglicher Menſch. Wir baten ihn um eine Anzahl von Mineralwaſſerflaſchen und er gab uns dafür eine ganze Kiſte Champagner.“ Auch auf dem„Troilus“ fiel mir eine Zei⸗ fung in die Hände.„Auf der„Emden“ befin⸗ det ſich ein alter Handelskapitän“, lautete die Nachricht,„der in Oſtaſien wohlbekannt iſt. Kapitän Lauterbach. Kein Wunder, daß unſere Schiffe alle der„Emden“ ins Garn laufen.“ Mit echt engliſchem Sportgeiſt ſchloß der Ar⸗ tikel:„Weiß der Himmel, Lauterbach, Sie ha⸗ ben ganze Arbeit geleiſtet, wenn wir das auch nur widerſtrebend anerkennen!“ Ein dickeres Lob konnte ich mir kaum wün⸗ ſchen, und im Geiſte trank ich meinen freund⸗ lichen Feinden mit einem herrlichen Glaſe Ale zu, das uns ebenfalls der gute„Troilus“ be⸗ ſchert hatte. 3 Der„Troilus“ war ein verhältnismäßig ſchnelles Schiff. Ich übernahm das Lom ⸗ mando und nun waren wir unſer drei. Schon Bismarcks Geſtall Zum 40. Todestag des Eiſernen Kanzlers 5 am 30. Juli Ein tiefer Schatten legte ſich über den Som⸗ mer des Jahres 1898, als, plötzlich und viel zu früh, am 30. Juli die Kunde ins Land ging und über die Grenzen Deutſchlands hin aus:„Bismarck iſt tot!“ Eine ſeltſame Starrheit bemächtigte ſich der Welt; es gab wohl keinen, der nicht empfand, daß er einen roßen Augenblick durchlebte, und ſelbſt in den Menſchen anderer Nationen entſtand das Be⸗ wußtſein, daß ein großer Mann, der über ſein eigenes Volk hinaus der Geſchichte der Menſch⸗ heit angehörte, das Ziel ſeines irdiſchen Da⸗ ſeins erreicht hatte. 5 Es iſt das Eigentümliche in der Geſtalt Bis ⸗ marcks, daß er, deſſen Werk, die„Staatskunſt“, ſich nicht an das Gemüt wendet, es erreicht hat daß ſeine Perfſönlichkeit keinem Zeitge noſſen gleichgültig war; er hat entweder Liebe geerntet oder Haß. Das Geheimnis der Größe, die den Menſchen Trauer einflößt, wenn ſie von dieſer Welt ſcheidet, hat unter den Staats⸗ männern der Zeit Bismarcks keinen umgeben, nicht Metternich, nicht Gortſchakoff, nicht Sa, lisbury, nicht Gambetta, nicht Cavour. Gleich manchem Staatsmann der Geſchichte hatte auch er lange vor ſeinem Tode die Macht verloren, aus der ſeine Größe gewachſen war, und den- noch war er geblieben, der er geweſen war, ja er wurde noch mehr: er wurde das lebendige Gewiſſen ſeines Volkes, der große Mahner und Warner im Hintergrunde des Geſchehens, deſſen Daſein allein den Menſchen ſeines Vol⸗ kes Ruhe gab und Zuverſicht, ſo lange er lebte, Sein Stern hatte ſich helleuchtend am Fir⸗ mament erhoben. als Napoleons Geſtirn zur Rüſte ging. Der Knabe, der am 1. April 1815, während der letzten 100 Tage Bonapartes zwi ſchen Elba und St. Helena. zu Schönhauſen in der Altmark geboren wurde ſollte berufen ſein, am dritten Napoleon für das, was der erſte an Deutſchland geſündigt hatte, Vergeltung zu üben. Als der Greis 80 Jahre ſpäter, am Abend ſeines Lebens, die Aeußerung tat, er 1 1 eee copyrignt by Foenler& Amelang, Leipzig aber erſchien ein neuer Engländer, der„St. Egbert“. Er fuhr in Ballaſt und wir behiel⸗ ten ihn bei uns, damit er unſere Gefangenen nach Indien bringe. Als nächſter lief uns zur allgemeinen Freude der Dampfer„Exford“ mit ſechstauſend Tonnen beſter Kohle in die Quere. Am folgenden Tage geſellte ſich der britiſche Poſtdampfer Chilkana“ zu uns. Jetzt gingen wir daran, die beabſichtigten Umladungen auf die„Markomannia“ vorzunehmen. Die Gefan⸗ genen kamen auf den„St. Egbert“ und wurden in Richtung Heimat entlaſſen. Die übrige Ver⸗ ſammlung, mit Ausnahme des„Exford“, ver ſchwand von der Meeresoberfläche.„Exford“ aber bekam ſeine Priſenbeſatzung und wurde nach den Kokos⸗Inſeln geſandt, wo er uns er⸗ warten ſollte. Mit der„Markomannia“ im Kielwaſſer, ſteuerte unſer Kreuzer die Nicobar-Inſeln an. In einer ſtockdunklen Nacht kamen wir dabei abermals an unſerem lieben Freund, dem Panzerkreuzer„Hampſhire“ vorbei, der dies⸗ 8 mal obendrein noch einen Hilfskreuzer in der Nähe hatte. Im Schutze wir und beſprachen danach unſere weiteren Maßnahmen. Ich entſann mich, von einem norwegiſchen Seemann gehört zu haben, daß die Verbündeten ihre Schiffe großenteils in Pulo⸗Penang an der malayiſchen Küſte zu re⸗ parieren pflegten. Wie, wenn man ihnen dort einmal einen Beſuch abſtattete—? Kapitän v. Müller beſchloß, das Wagnis zu andmummdmumummue unternehmen. (Fortſetzung folgt) Sag es aui„schwyzerdütsch“ Die Eidgenoſſen des Kantons Zug haben ſich ſo etwas ähnliches wie eine Sprachauto⸗ nomie geſchaffen! Sie haben beſchloſſen, in ihrem Parlament die Verhandlungen künftig⸗ hin nicht mehr ſchriftdeutſch, ſondern ſchwy⸗ zerdütſch zu führen. Wollte man damit nun der verhaßten Sprache der„Hacke⸗ krüzler“ ein Schnippchen ſchlagen, oder glaubte man in einem Kanton mit 34 500 Seelen das Anrecht auf eine eigene Landes⸗ ſprache erworben zu haben? Irgendwo ſpricht man im Zuſammenhange mit dieſem Parla⸗ mentsbeſchluß von einer begrüßenswerten Maß⸗ nahme gegen die„pangermaniſtiſche Propaganda“, und die Kantönlipolitiker haben gezeigt, daß ſie erfinderiſch genug ſind, eine Sprache ſozuſagen zu mixen, frei nach den bekannten Silbenkettenrätſeln: Aus zwei mach' eins! Nun eröffnen ſich ja nach dieſem Entſchluß für Provinzen, Städte, Gemeinden und Gaue in aller Welt ungeahnte Perſpek⸗ tiven. Sie alle haben jetzt gleichſam das An⸗ recht erworben, ſich eine neue Nationalſprache zuzulegen, womit die europäiſche Sprachenkarte Am Rande nolieri: um einige tauſend neue Sprachen bereicherk werden dürfte. Aber wer ſo anfängt, ſollte bei der Parlamentsſprache mit nichten Halt machen. Der muß auch Attacke gegen die Lite⸗ ratur reiten. Gottfried Kellers„Ge⸗ ſtohlene Liebesbriefe“ werden fortan in„ſchwy⸗ zerdütſch“ im Buchhandel zu haben ſein, und Conrad Ferdinand Meyers„Nächt⸗ liche Sternenfahrt“ kann man ſich fortan nur noch vorſtellen, wenn die Anbetung der All⸗ macht Natur auf„ſchwyzerdütſch“ vonſtatten geht. Hier wird wirklich einmal produktive Arbeitsbeſchaffung für das graphiſche Gewerbe betrieben! Solange das noch nicht alles „gleichgeſchaltet“ iſt, muß der geſinnungstüch⸗ tige Volksvertreter des Zuger Kantönli ſeine literariſchen Bedürfniſſe mit dem Studium der Protokolle und Sitzungsberichte verbringen. Für uns iſt die ganze Angelegenheit aber längſt nicht ſo bedeutungsvoll, wie für eine gewiſſe Preſſe, die unter iſchechiſchem Einfluß ſteht und glaubt, ſich eins ins Fäuſtchen lachen zu müſſen, indem ſie ſchreibt, daß es die Eidge⸗ noſſen des Kantons Zug fürderhin ablehnen, in„pangermaniſtiſcher Sprache“ zu verhan⸗ deln! der Inſeln kohlten ae eee Rekord eines deutschen Neiſeflugzeuges Flugzeugführer Seelbach fliegt 227 Stundenkilometer ö Berlin, 30. Juli Die deutſche Luftfahrt konnte heute vormittag erneut eine Weltbeſtlei ſt ung aufſtellen. Wiederum waren es die Ara do⸗ Flugzeugwerke in Brandenburg, die ſich mit ihrer bekannten Reiſeflugmaſchine AR 79 Jenny Kammersgaard ſchwamm 41 Stunden durch die ſtſee Die bekannte jugendliche däniſche Schwimmerin Jenny Kammersgaard, die im Vorjahr durch ihre Durchquerung des Kattegatts die Welt aufhorchen ließ, hat jetzt wieder ein großes Lang⸗ ſtreckenſchwimmen beendet: Von Mittwoch abend bis Freitag mittag legte ſie Stunden die 48 Kilometer lange Entfernung von Gjedſer bis in die Nähe von Warnemünde zurück, wo ihr Bevölkerung und Badegäſte einen begeiſterten Empfang bereiteten. Auf un⸗ ſerem Bilde ſieht man, wie die Dänin unterwegs vom Begleitboot aus mit ihrer Lieblings⸗ (Aſſociated⸗Preß⸗M.)glückwünſcht wurde. ſpeiſe, gebratener Aal und eingemachte Früch ſei ſeinem Herrgott dafür dankbar, daß er es ihm vergönnt habe, ſeinen Namen dauernd in die Rinde der deutſchen Eiche einzuſchneiden, da gab es im ganzen deutſchen Volke nieman; den, der nicht gefühlt und gewußt hätte, daß Vor 40 Jahren ſtarb Otto von Bismarck Am 30. Juli jährt ſich der Tag, an dem Alt⸗ reichskanzler Fürſt Otto von Bismarck in Fried⸗ richsruh die Augen für immer ſchloß, zum 40. Male.(Scherl⸗Bilderdienſt⸗M.) die Erdenſpur des Eiſernen Kanzlers nicht ausgelöſcht, daß die Bewunderung und Dank; barkeit für ihn nicht aufhören werde, ſolange ein deutſches Herz ſchlagen, ein deutſcher Mund reden würde. Und dieſes Bewußtſein iſt un⸗ ſerm Volke geblieben. Bismarck war nicht wie ſein gleich ihm un⸗ vergeßlicher Nebenmann, der alte Feldmarſchall Moltke, der„ſtill im reinen Aether unper⸗ ſönlicher Betrachtung kreiſende Aar“. Er war in rund 41 te,„gefüttert“ wird. eine Löwennatur, er ſtand auf der Erde im Staube ſeines Kampfes, er hat bis zuletzt nicht aufgehört, mit Leidenſchaft zu kämpfen, für ſein Ziel, das erſt Preußen, das dann Deutſch⸗ land hieß. Den Garten der alten Plahmann⸗ ſchen Erziehungsanſtalt in der ſüdlichen Wil⸗ helmſtraße in Berlin hat er ſpäter„die Ge⸗ burtsſtätte ſeiner Luftſchlöſſer“ genannt. Er ſollte die ganze Welt umgeſtalten, als er nach einem Menſchenalter in die nördliche Wilhelm⸗ ſtraße zurückkehrte und die bis dahin größte Epoche der deutſchen Geſchichte mit eiſernem Griffel zu ſchreiben begann. Zuerſt errichtete er den Bau eines ſtarken Preußen, dann ſchuf er auf dem Fundament des preußiſchen Staates das neue Deutſche Reich, und als es ſtand, ſicherte er ihm und der Welt in einer Mäßigung und Selbſtbeſchränkung, die an Größe der Ener⸗ gie der Kampfzeit gleichkam, den Frieden. Er hat, um mit Fichte zu reden, das deutſche Voll „aus dem Gröbſten herausgehauen“. Er hat, um mit ſeinen eigenen Worten zu reden, das deutſche Volk„in den Sattel gehoben“, was kei⸗ nem vor ihm geglückt war. Und er wurde zugleich der Ausgangspunkt und Bahnbrecher einer neuen Zeit für das deut⸗ ſche Volk. Er hat ſein Volk gelehrt, daß nicht perſönlicher Augenblickswille, nicht populäre Augenblicksſtrömung, nicht Theorie, ſondern im⸗ mer nur das wirkliche u. dauernde Intereſſe der Volksgemeinſchaft, die„ſalus publica“— das öffentliche Wohl—. die Richtſchnur einer ver⸗ nünftigen und ſittlich berechtigten Politik ſein darf; daß es in der Politik darauf ankommt, in jedem Augenblick die Grenzen des Erreich⸗ baren deutlich zu erkennen, an die Erreichung des zu Nutz und Frommen des Vaterlandes Erreichbaren dann aber auch alles zu ſetzen. Er gab ſeinem Volke das Beiſpiel, nie zu ver⸗ zagen, auch in ſchwierigſten und verworrenſten Zeiten nicht; er lehrte es, ſich ſelbſt treu zu bleiben; er gab ihm Selbſtbewußtſein, Unter⸗ nehmungsgeiſt und nationales Leben; in ihm konnte ſich, wie in einem Spiegel, die Nation ſelbſt erkennen,— er war vor allem ein Deut⸗ ſcher im vollſten Sinne des Wortes, er iſt nur auf deutſchem Boden denkbar, nur für den Deutſchen ganz verſtändlich. Darum gehört er, nunmehr zum fünften Male in die Liſte der internationalen Rekorde einſchreiben konn⸗ ten. Flugzeugführer Seelbach flog auf die⸗ ſer Maſchine eine Geſchwindigkeit von 227.03 Stundenkilometer über eine Meßſtrecke von 2000 km und damit einen neuen inter natio⸗ nalen Rekord in der Klaſſe der N zeuge. Bisher war dieſer Rekord noch nicht auf⸗ geſtellt worden, da Flugzeuge dieſer Kategorie mit Motoren bis zu vier Litern Zylinderinhalt überhaupt eine Strecke von 2000 km Länge kaum erreichen konnten. Wenige Minuten vor fünf Uhr früh war der mit einem Hirthmotor ausgerüſtete blaue Kabinen⸗Tiefdecker D⸗EHCK t vom Werkflugplatz in Brandenburg geſtartet und raſte auf die ſüd⸗ liche Wendemarke der amtlich vermeſſenen 100⸗ km⸗Strecke zu. Von Thornau in der Nähe von Stendal, wo ein weiß leuchtendes Signal⸗ tuch ausgelegt war, flog, das Flugzeug zum nördlichen Wendepunkt, der Turmſpitze eines Ausflugslokals am Tegeler See. Zehnmal ging es nun in beiden Richtungen zwiſchen Thorgau und Berlin⸗Tegel über die Strecke. Das regne⸗ riſche Wetter, das mit ſeinen tief hängenden Wolken von der fünften Runde an dem Rekord⸗ flugzeug den Weg erſchwerte, konnte den Flug⸗ zeugführer Seelbach nicht behindern, der die Maſchine immer wieder geſchickt in niedriger Höhe um die Wendemarken brachte. Wenige Minuten nach 2 Uhr ſchoß das Rekordflugzeug. aus ſeiner letzten Runde kommend über das Zielband und landete 10 Minuten ſpäter wieder auf dem Brandenburger Flugplatz der Arado⸗ Werke, wo der Rekordflieger Seelbach von ſeinem Betriebsführer Wagenführ und dem Konſtrukteur der Maſchine, dem ehemaligen Pour⸗le⸗Mérite⸗Flieger Blume zu ſeiner her⸗ vorragenden Leiſtung auf das herzlichſte be⸗ —.—————————————————————————————— als nationales Eigentum der ganzen deutſchen Nation. Aber, ſo ſchreibt ſein Biograph Erich Marcks: „Auch auf das Zeitalter als ganzes, außerhalb der eigenen Nation, hat er unermeßlich einge⸗ wirkt; unter allen Deutſchen des 19. Jahrhun⸗ derts iſt Fürſt Bismarck der perſönlich gewal⸗ tigſte, in Taten und Wirkungen mächtigſte, mit dem entſcheidenden Neuen, das dieſes von ſei⸗ nem langen Leben durchſpannte Jahrhundert erfüllt hat, am ſichtbarſten und allſeitigſten ver⸗ bundene geweſen; ſoweit das Menſchenalter von 1850 und 1860 bis 1890 nach Einem zu benennen iſt, kann es nur ſeinen Namen tragen.“ Es gilt noch heute das Wort, mit dem ein geiſtreicher Mann einſt die Summe von Bis⸗ marcks Daſein zog:„Er wurde geboren in Preußen, er ſtarb in Deutſchland, er wurde betrauert in der Welt!“ Johannes Moeller. Kultur und Kunſt Wagner ⸗Feſtlkonzerte auf Schloß Neuſchwanſtein. Auch in dieſem Som⸗ mer werden wieder auf dem ehemaligen bay⸗ riſchen Königsſchloß Neuſchwanſtein Richard- Wagner⸗Feſtkonzerte veranſtaltet. Das Pro⸗ gramm umfaßt je ein„Tannhäuſer“,„Lohen⸗ grin“,„Holländer“,„Triſtan“ und ein„Mei⸗ ſterſinger“⸗Konzert. Als Soliſten wurde eine Reihe namhafter Wagner-Sänger der großen deutſchen Opernbühnen verpflichtet. Richard Strauß Präſident des nächſten Bühnenkomponiſten⸗Kon⸗ greſſes. Auf der 13. Tagung des Inter⸗ nationalen Kongreſſes der Bühnen-Autoren und»Komponiſten, die vor kurzem in Stock⸗ holm ſtattfand und auch von einer deutſchen Abordnung unter Leitung von Regierungsrat Dr. Drewes beſchickt war, wurde Richard Strauß zum Präſidenten des nächſten Kon- 9 e der 1939 in London veranſtal⸗ et wird. — — ——' — ———- Die Stimme des Blutes Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag Königsbrücc(Bez. Dresden) (12. Fortſetzung) f Wieder Schweigen. Dann fragte der Mann: „Und wann— läßt du deine Sachen und den Jungen abholen?“ „Aber Ernſt! So gehe ich doch nicht von euch. Ich komme ſelbſt und hole alles ab und bleibe vielleicht noch ein paar Tage. Ich hoffe ja beſtimmt, daß ihr ein anderes Mädchen findet, bevor die Frühjahrsbeſtellung losgeht. Wenn ich etwas höre, ſchicke ich euch ſelbſtverſtändlich Nachricht.“ „Dann möchte ich dir ſchon jetzt Lebewohl ſagen und nicht erſt draußen vor den Leuten.“ Sie nahm ſeine Hand. „Warum denn Lebewohl? Wir ſehen uns ja doch wieder.“ „Aber dann iſt alles anders.“ Leena verſtand. Eine Hoffnung war dann begraben; er mußte ſie dann mit anderen Augen ſehen. Da ſchwieg ſie und erwiderte nur ſtumm ſeinen langen Händedruck. Draußen wollte Bruckner ſich von Lenas Angehörigen verabſchieden, aber man ließ ihn nicht fort. Wenigſtens ſollte er erſt eine Taſſe Kaffee trinken. Dabei wurde dann noch einmal Lenas Fortgang von Bergeloh beſprochen und aus⸗ gemacht, daß ſie Anfang der nächſten Woche für einige Tage kommen und ihre Sachen und den Jungen holen ſollte. Man trug Ernſt viele Grüße für ihn auf, auch für ſeine Mutter. Lena ſah ihm lange nach, als er fortging. f * Der Frühling meinte es gut in dieſem Jahre. Schon der ſonſt ſo launiſche April beſcherte ſchöne, warme Tage, und auch der Mai machte ſeinem Namen als Wonnemonat alle Ehre. Die Nachtigall ſchluchzte in Hecken und Büſchen; die Gärten ſchienen in einem Blütenmeer zu ertrinken. So ſehr das Auge des Landmanns ſich an dieſem Bild erfreut, ſo ſchweift es doch bald ab zu den Garten⸗ und Feld⸗ früchten. Sie ſtanden gut in dieſem Frühjahr. Und das Gras in den Wieſen wuchs bei der Wärme und verſprach eine reichliche und frühe Heuernte. Man wollte ſchon mit dem Grasſchnitt beginnen, da ſetzte eine zweiwöchige Regenperiode ein und zögerte ihn hinaus. Aber dann ging es mit doppeltem Eifer an die Arbeit. Die Mähmaſchinen ratterten, und die Senſen blitzten. Dann traten Heurechen und Harken in Tätigkeit, und nicht lange, da ſchwankten die erſten hochbeladenen Wagen dem ſchützenden Dache entgegen. Goldener Sonnenſchein durchflutete die Tage; kein Wölkchen ſtand am klarblauen Himmel. Das günſtige Wetter ließ keine Atempauſe in der Arbeit aufkommen; von früh bis ſpät wurde heiß und unermüdlich geſchafft. Abends und morgen. warb en die vollen Wagen abgeladen, und es wurde wieder gemäht. Beſonders das Mähen iſt ja eine ſchwere Arbeit, die Menſchen und auch Pferde bei des Tages Glut⸗ hitze nicht machen können. So and denn auch Schwiethardt Eickhoff eines Abends vor ſeinem Vater und ſagte: „Morgen früh will ich die Bruchwieſe mähen; das Vor⸗ mähen haben die Knechte heute abend ſchon gemacht. Willſt du mit mir fahren und helfen, Vater? Dann könnten die jungen Leute in der Zeit die vollen Wagen abladen. Wir müſſen ſie ja nachmittags wieder gebrauchen.“ f Der Alte nickte. 51 „Iſt gut. Wann willſt du anfangen?“ „So gegen fünf, denke ich.“ a Schwiethardt war froh, daß ſein Vater zuſtimmte. Nicht der Zeiterſparnis wegen, ſondern weil er längſt erkannt hatte, daß Arbeit das einzige war, was dem Alten über ſeinen Kummer hinweghelfen konnte. Darum fragte er ihn nicht nur nach allem und jedem um Rat, um feiner erſchreckenden Gleichgültigkeit zu begegnen, ſondern er ſorgte auch immer wieder für körperliche Arbeit. Den Körper müde arbeiten, das war das beſte Mittel für einen einigermaßen guten Schlaf. Das wußte Schwiethardt aus eigener Erfahrung. Freilich, das war die bittere Frage: Für wen? Wozu? Hille ging dann immer ſtill beiſefte, aber in ihren Augen war ein erſchütternder Ausdruck von Qual.— Am andern Morgen ſtieg Schwiethardt pünktlich um 5 Uhr in der Bruchwieſe auf den Sitz der Möhmaſchine und trieb die beiden prächtigen Füchſe mit einem energiſchen Hüh“ zur Arbeit an. Der Morgen war wunderbar. Blitzender Tau perlte an den Grashalmen. In den Büſchen am Wieſenrande ſchmet⸗ terten die Vögel ihre Lieder mit ſolcher Inbrunſt heraus, als ſei die kleine Kehle zu eng geworden für ihre Seligkeit. Auf der nahen Jungviehweide flog ein Kiebitz hoch und ſchimpfte mächtig auf den Störenfried Menſch: Kiwitt! Kiwitt! Schwaden um Schwaden ſank. Der alte Eickhoff ſchnitt mit der Senſe die Halme nach, die die Maſchine an den Grabenrändern verſchont hatte. Oder er zog die Schwaden zurück, wo ſie zu dicht lagen und Schwiethardt am Mähen hinderten. Die Arbeit ging auf dieſe Weiſe flott vonſtatten. Gegen 9 Uhr war der Grasſtreifen auf der Wieſe ſchon ſehr ſchmal geworden. Der Alte ſtand am unteren Ende der Wieſe, wo ſie durch einen ſchmalen Graben vom Fahrwege getrennt wurde. Er mähte den Graben aus und war ſo in Gedanken vertieft, daß er ordentlich erſchrak, als eine helle Kinderſtimme ihm„Guten Morgen“ wünſchte. Er ſah auf, und im nächſten Augenblick wäre ihm faſt die Senſe entfallen. Lena Bormann hatte immer wieder bei ſich feſtgeſtellt, daß ihr Kind aufs Haar den Kinderbildern glich, die auf dem Eickhofe in der Wohnſtube hingen, und es mußte wohl wirk⸗ lich etwas daran ſein, denn ſonſt hätte der alte Eickhoff wohl nicht auf den erſten Blick dieſes Kind als ſein Enkelkind erkannt. Ja, unter Tauſenden hätte er es erkannt! Das war Schwiethardts Geſicht, ſein Mund, ſeine Augen! Ja, ſogar den eigenwilligen Haaranſatz hatte er von ihm geerbt. — Der Alte war nicht imſtande. den Gruß zu erwidern. Er mußte ſich auf die Senſe ſtützen, ſo zitterten ſeine Knie. Seine Augen ſtarrten auf den Jungen, auf dieſen prachtvollen, ſtrammen kleinen Kerl. Der Kleine ſchickte ſich ſchon an, weiterzugehen. In der einen Hand trug er einen Frühſtückskorb und in der anderen eine große Kaffeekruke. Da rutſchte ihm die letztere plötzlich aus ihrer Umhüllung, und er mußte den Korb hinſtellen. Nun fand der Alte plötzlich Worte in dem unwider⸗ ſtehlichen Beſtreben, das Kind feſtzuhalten, es nicht fort⸗ zulaſſen. „Soll ich dir helfen?“ fragte er heiſer. „O ja, wenn du willſt“, kam es bittend zurück. Mit ſteifen Beinen ſtieg Eickhoff über den ſchmaler Graben. Der Kleine hielt mit einem Fäuſtchen die wärmende Kaffeehülle umklammert und wartete, bis der fremde Mann mit bebenden Händen die Kruke wieder darin verſtaut hatte. —„Danke ſchön!“ ſagte er dann artig. „Wie heißt du denn?“ würgte Eickhoff hervor. Das Kind hob ohne Scheu das klare Geſichtchen, in dem die Augen mit dem blauen Morgenhimmel um die Wette ſtrahlten. „Hermann Bormann.“ Hermann! Mein Vorname!' dachte Eickhoff. Aber nein, der alte Bormann hieß wohl auch ſo. „Und wo willſt du hin?“ forſchte er weiter, immer in dem unbewußten Streben, den Jungen feſtzuhalten. Wie ein Verdurſtender trank er ſeinen Anblick in ſich hinein: Dieſes wohlgeformte Körperchen, die nackten, braungebrann⸗ ten Arme und Beine, den ſonnenhellen Schopf— „Opa und Onkel Wilhelm Frühſtück bringen. Sie mähen dahinten“, gab das Kind Auskunft und deutete mit dem Händchen in eine unbeſtimmte Weite. N Opa! Wie das klang von den ſüßen Kinderlippen! Wie Muſik! Opa hätten ſie ihn auch genannt, wenn... Ein unbeſtimmtes Gefühl bemächtigte ſich des Alten, das ihm die Bruſt zu ſprengen drohte. War es Schmerz? Sehnſucht? Glück? Plötzlich wußte er es. Es war die Stimme des Blutes, die in ihm wuchs, übermächtig! Die ſchrie nach dieſem Kinde, laut, unbezwinglich! Sein altes. müdes Herz hämmerte ſo laut gegen die Rippen, daß es ihm faſt den Atem nahm. Vergeſſen war der Sohn, der irgend⸗ wo in der Wieſe mit ſeiner Maſchine mähte. Es gab im Augenblick nichts anderes auf der Welt als dieſes Kind! „Nenne mich auch einmal Opa!“ bat er erſtickt. Ein leiſes Verwundern kam in die Augen des Kleinen, aber vielleicht zog auch ihn jenes Wunderbare, Unnennbare zu dem alten Manne, denn er ſagte bereitwillig und zutraulich: „Opal“ 8 Und dann rafften ſeine Hände den Korb. „Ich muß nun wohl weg. Mammi hat geſagt, ich ſoll nicht bummeln.“ Bei der Nennung des Namens flog ein Schatten über das Geſicht des Mannes. Der Junge ſah es, aber deutete es falſch. „Ich ſage immer Mammi. Aber wenn ich erſt in die Schule gehe, dann bin ich groß: dann ſage ich das nicht mehr.“ Und plötzlich leuchteten ſeine Augen auf. Er ſtellte den Korb wieder hin und deutete mit beiden Händen nach vorne: „Oh, die ſchönen Pferde!“ Der Alte drehte ſich langſam um. Da hielt Schwiethardt mit dem Geſpann knapp hinter dem Graben. Sein Vater trat mit tappenden, ſchwerfälligen Schritten näher. Die Blicke der Männer wurzelten ineinander. Dann tropften zwei Worte von den Lippen des Alten in die Stille: „Dein— Kindl“ Schwiethardts Geſicht wurde aſchgrau. Seine Fäuſte um⸗ klammerten die Leine. Der Kleine achtete nicht auf das Tun der Männer. Seine ganze Aufmerkſamkeit galt den Pferden. Er faßte mit der Hand die Hoſe des alten Mannes und ſah bittend und ver⸗ trauend zu ihm auf. „Darf ich ſie wohl einmal ſtreicheln?“ „Ja, das darfſt du. Schwiethardt, heb' ihn über den Graben!“ Schwiethardt gehorchte wie unter einem Zwange der befehlenden Stimme. Er nahm ſein Kind auf den Arm und fühlte die Wärme des kleinen Körpers wie einen Feuerſtrom durch ſeine Adern rinnen. Er hielt es hoch, damit es den Hals der Pferde zärtlich umſchlingen und ſein Köpfchen anlehnen konnte. Aber plötzlich ſetzte er es mit einem ſtöhnenden Laut zu Boden, wandte ſich und lief fort, in die Wieſe hinein, immer weiter, ohne ſich umzuſehen. Verwundert und fragend blickte das Kind ihm nach. „Tut ihm was weh?“ A Ich glaube, jar, kam es leiſe zurück.„Aber ſag, magſt du die Pferde gern leiden?“ 5 ö „Ja, ſehr gern. Aber mein Opa hat bloß eins. Dieſe hier ſind ſchön!“ Ein zärtlicher Blick nach den Pferden, dann heftiges Er⸗ ſchrecken:„Ich muß ja weg! Opa hat ſicher Hunger und Durſt. Wenn man ſchwitzen muß, hat man Durſt.“ Er maß den Graben mit einem kritiſchen Blick, nahm einen Anlauf und kam glücklich hinüber „Ich kann gut springen, nich?“ ſtrahlte er. „Kommſt du gleich zurück?“ fragte Eickhoff. „Nein, ich darf bei Opa und Onkel Wilhelm bleiben, bis ſie fertig ſind, hat meine Mammi geſagt. Wiederſehen!“ Die kleinen Hände winkten, bevor ſie das Frühſtücks⸗ geſchirr aufnahmen. Eickhoff ſtand und ſah dem Kinde nach, bis es hinter einem Gehölz am Wegrande verſchwand. Es war ihm, als müſſe er es zurückrufen, feſthalten. Als müſſe er es an die Hand nehmen und dahin führen, wohin es von Rechts wegen gehörte: Auf den Eickhof! Die Pferde hinter ihm wurden unruhig. Ihr Zerren und Staufen rie ihn in die Wirklichkeit zurück. Wo war Schwiet⸗ Roman von Marle schmidtsberg zardt? Woh war er geflüchtet vor der Qual, die der An? blick ſeines Kindes in ihm auslöſte? 5 Der Alte nahm die Leine und wendete das Geſpann. Dann kletterte er auf den Sitz, ließ die Meſſer herunter und begann zu mähen. Er ſaß ſo gerade und aufrecht wie lange nicht. Seine Schultern ſchienen plötzlich wieder die Kraft zu haben, ſich zu ſtraffen. Plötzlich hielt er noch einmal an. Wenn der Junge nur gut an dem Bach vorbeikam! Aber es war um dieſe Jahres- zeit wohl nicht viel Waſſer darin. Wohin ging das Kind denn überhaupt? Er hatte in früheren Jahren nie bemerkt, daß die Bormanns hier vorbeikamen zum Heuen. ö Aber da fiel ihm ein, daß vom Schultenhofe allerhand Wieſen verpachtet worden waren; vielleicht war Bormann unter den Pächtern. Beruhigt trieb er die Pferde wieder an. Suchend ſchweifte dabei ſein Blick umher. Wo war nur Schwiethardt? Endlich ſah er ihn. Am äußerſten Ende der Wieſe ſaß Schwiethardt Eickhoff zuſammengekauert unter einem Erlenſtrauch, das Geſicht in den Händen vergraben. über Nacht ſchienen die Rollen auf dem Eickhoſe ver⸗ tauſcht worden zu ſein. Es war beinahe wieder wie vor vier oder fünf Jahren. Der Alte war wieder der Herr und Ge⸗ bieter. Seine Stimme ſchallte laut und herriſch durch das Haus wie ehedem: ſein Gang war feſt und aufrecht. Er kümmerte ſich wieder um alles, ordnete an, was geſchehen ſollte, und ſchalt und wetterte bei dem kleinſten Verſehen, daß die jungen Leute erſchrocken davonſtoben. Wie weggeblaſen war ſeine Gleichgültigkeit, ſein an Schwermut grenzender Tiefſinn. Schwiethardt dagegen ging plötzlich wortkarg und gedrückt umher. Er ſtand oft in Gedanken verſunken und erſchrat/ wenn ihn jemand anredete. i Natürlich blieben dieſe Veränderungen keinem im Hauſe verborgen. Die beiden Frauen ſahen ſich ratlos an, und das junge Volk machte ſich ſeine Gedanken und tauſchte ſie heimlich aus. Seit dem Mähen der Bruchwieſe ging das ſo, ja, das wußten ſie ganz genau. Ob es da Krach gegeben hatte zwiſchen den beiden? Vielleicht hatte der junge Bauer gewollt, daß der Alte ihm ſchon den Hof überſchreiben ließ, und er hatte nicht gewollt? Deshalb kehrte der Alte auch jetzt wohl wieder den Herrn heraus! Und war es nicht auffallend, daß der junge Bauer ſeitdem nicht wieder zur Bruchwieſe geweſen war? Immer hatte er gerade was anderes zu tun. Aber der Alte war immer dabei, und das Kommandieren hatte er wahr⸗ haftig noch nicht verlernt. i So ſprachen ſie auch an dieſem Nachmittage beim Heuen avon. „Wenn ſch erſt verheiratet bin, will ich ganz allein das Steuer haben. Dann laß ich mir von niemand dreinreden“ prahlte Harm, der Großknecht, und ſchielte herausfordernd zu Guſte hinüber, mit der er heimlich verſprochen war. eO, lachte die,„auch von deiner Frau nicht?“ 120 „Nein! Denn ich bin der Mann und Herr im Hauſel „Wenn fe nu aber de Büren antrekt?“ ſpottete Guſte. 4 „Oha, ich will's ihr ſchon zeigen—!“ Und ehe Guſte es ſich verſah, lag ſie rücklings in dem duftenden Heuhaufen, den ſie gerade auftürmte. 1 „Heißt ihr das arbeiten, ihr Bande? Macht mal 2 Sebt ihr denn nicht. daß ſich da im Weſten was zuſammen⸗ braut?“ tönte da eine ſcheltende Stimme von dem Eingang der Wieſe. „Der Alte!“ a Erſchrocken fuhren ſie herum und nahmen eilfertig die Arbeit wieder auf. Sina öltierte nur noch raſch halblaut das niederdeutſche Sprichwort von der Kuh, die vergeſſen hat, daß ſie mal ein Kalb geweſen iſt. Daß ein Gewitter im Anzuge war, ſahen ſie nun aller⸗ dings auch, und es hätte keines Anſpornes mehr bedurft; ſie arbeiteten jetzt in größter Eile. In der Ferne grummelte es ſchon verdächtig. Es wurde immer ſchwüler und drückender. Der Schweiß drang aus allen Poren. Aber ſie ſchafften es. Das Heu ſtand in großen Haufen aufgeſchichtet, auch ein ſtarker Regenguß würde ſie nicht durchnäſſen.. Sie erreichten auch den Hof noch, bevor das Unwetter losbrach. Es wurde ziemlich arg. Der Sturm und der heftige Regen richteten im Garten allerhand Verwüſtungen an. Sobald er nachließ und der Donner ſchon ferner klang, erhob ſich der alte Eickhoff. „Muß doch mal hinaus aufs Feld und ſehen, ob ſich das Getreide gelagert hat. Wäre ſchade. Gehſt du mit, Schwiet⸗ hardt?“ Schwiethardt ſtand ſchweigend auf und zog ſeine Haus⸗ joppe über. Sie gingen nebeneinander zwiſchen den Ackern hin. Die Hackfrüchte hatten ziemlich gelitten und lagen wie gewalzt. Mit dem Getreide war es nicht ganz ſo ſchlimm. „Wenn die Sonne morgen ſcheint, wird ſich alles ſchon wieder aufrichten“, meinte der Alte und ſog wohlgefällig den kräftigen Erdgeruch ein. Die ganze Natur war wunderbar erfriſcht. „Ja, der Regen war auch wirklich nötig. Er war nur etwas zu heftig“, entgegnete Schwiethardt. Sein Vater ließ noch einmal ſeine Blicke über die Acker ſchweifen, dann ſah er Schwiethardt von der Seite an und fragte ohne Übergang: a „Nun, Schwiethardt, haſt du dir die Sache überlegt? Ich hatte dir doch geſagt, daß wir nach einer Woche wieder darüber ſprechen wollten.“ „Ich habe eigentlich gedacht, daß du inzwiſchen das Unſinnige deiner Idee eingeſehen haſt“, gab Schwiethardt zurück. Aber er ſprach nicht die Wahrheit. Das Weſen ſeines Vaters hatte ihm deutlich gezeigt, daß dieſer unentwegt daran feſthielt. (Fortſetzung folgt.) 1 die n m. fur a5 er 1 en * 1 a die 0 o, ſie 5 85 * . 8— Nr. 31 1938 Ehe in Zucker Von Richard Mattheus err Alois Traum, ſeines Zeichens Zuckerbäcker, war ein fleißiger Mann. Sein Geſchäft hatte er vom Vater geerbt, der es auch ſchon vom Vater hatte. Die Traums waren in der Stadt alteingeſeſſen und Zuckerbäcker ſeit vielen Geſchlechtern. Alois Traum hatte das Geſchäft ſehr zeit⸗ gemäß geſtaltet. Der Laden funkelte und 5 Glasſchränke, Spiegel, geſchliffene riſtallſcheiben, dazu die leckeren Auslagen, die ſich kunſtvoll auf Schalen und Ständern auftürmten und in den zarteſten Farben vom leiſeſten Roſa zum feinen Gelb und lichten Blau hinüberſpiegelten, das alles verlieh dem Laden eine Anziehungskraft, mit der ſich keiner desſelben Zeichens in der Stadt meſſen konnte. Die Traums, die längſt als hervorragende Zuckerbäcker an⸗ erkannt waren, wurden jetzt geradezu be⸗ rühmt. Die Damenwelt ſorgte vor allem dafür. Man blieb entzückt vor den Schau⸗ fenſtern ſtehen und ſchwärmte von der „Träumerei“, wie jetzt allgemein das Ge⸗ ſchäft hieß. Alois Traum war ſehr zu⸗ frieden. Er war auch mit ſeiner jungen Frau ſehr zufrieden, ſeinem Röschen. Sie ſaß wie in einem Glasſchrank an der Kaſſe, ſtempelte, verbindlichſt lächelnd, die kleinen Rechnungsſcheine, die ihr Mann und die Verkäuferinnen den Kunden ausſtellten, und nahm das Geld ein. Er hatte lange geſchwankt, Röschen zur Frau zu nehmen, Sie kam aus einer angeſehenen Beamten⸗ familie. Würde ſie ſich für das Geſchäft eignen? Aber ſchließlich hatte die Liebe alle Bedenken beiſeitegeſchoben, und Rös⸗ chen hatte verſprochen, ſich jede erdenkliche Mühe zu geben. So waren ſie ein Paar geworden. Saß ſie nicht inmitten dieſer Zuckerſtürze und Schokoladengüſſe wie eine Göttin auf ihrem Thron? Eine lebende Reklamefigur für die ſüßen Waren ringsum, wie ſie wirkſamer und anziehender kaum vorzu⸗ ſtellen war! So appetitlich, ſo roſig, ſo rund, das friſche geſunde Geſicht aus Ei und Marzipan, das war ſein Röschen. Er⸗ munternd lächelte er zu ihr hinüber, ſie winkte mit den Augen zurück. Beinahe hatte er darüber vergeſſen, die Mohren⸗ köpfe der Frau Geheimrätin einzupacken. Er entſchuldigte ſich lebhaft und trieb die flinken Verkäuferinnen zu noch größerer Eile an. Von Mittag ab ſtand er ſelbſt hinter dem Ladentiſch und bediente ſeine Kundſchaft. Das war ihm eine Ehre und Bedingung des Erfolgs. War am Abend das Geſchäft geſchloſſen, gingen ſie die Treppe hinauf in ihre Wohnung. Dann nahm er ſein Röschen in den Arm und ſie tanzten beide um den runden Efßtiſch. „Sind wir nicht glücklich?“ rief er einmal über das andere, bis Röschen mit einem herzhaften Kuß ſeine Lippen ſchloß und ihr Glück beſtätigte. Plötzlich trat eine Wand⸗ lung ein. Röschen war die Urſache. Ent⸗ ſetzt ſah ſie ſich eines Tages im Spiegel. War ſie denn das noch, dieſe reichlich mol⸗ lige und füllige Perſon, deren Rundungen ſchon ins Breite zu gehen drohten? So durfte eine Frau von vierzig Jahren aus⸗ ſehen, aber mit fünfundzwanzig? Nein, die Figur iſt alles, um die Jugend zu be⸗ wahren. Röschen war tief erſchrocken und ging ernſtlich mit ſich zu Rate. Es mußte etwas geſchehen, und zwar sogleich. Zu allererſt verbot ſie ſich jeden Kuchen und alle Zuckerwaren. Das war eine ſchwere Auf⸗ gabe. Wie gern griff ſie nach den ſüßen Sachen! Wie gut ſchmeckten ſie erſt, wenn man ſie nicht mehr eſſen darf! Aber es mußte ſein. Für die Schlankheit iſt kein Opfer ſchwer genug. Röschen zog einen Arzt ins Vertrauen, der ihr mancherlei Verhaltungsmaßregeln mitteilte und ihr den Rat gab, täglich körperliche Uebungen abzuhalten. Alois Traum ahnte von alledem nichts. Röschen fühlte, daß dieſe Wandlung ihm nicht gefallen würde, und ſagte nichts. Wenn er ſie auf eine gute Gabe ſeines Geſchäfts aufmerkſam machte, ſo lehnte ſie freundlichſt ab. Als er zu ihrem Geburts⸗ tag eine beſonders ſchöne Torte gebacken hatte, auf die er ſeine ganze Kunſt und 1 Das Boot ird klargemacht Foto Walter Remmel M IIe Liebe verwandt hatte, und ſie dieſe wahre Leckerheit nicht einmal anrührte, wurde er ſtutzig. Es gab die erſte Verſtimmung. Als ſie ihn dafür mit der Mitteilung über⸗ raſchte, ſie würde von jetzt an zweimal in der Woche abends an einem gymnaſtiſchen Kurſus teilnehmen, ging er ſtill hinaus. Monate gingen dahin. Seit jenem erſten Zwiſt beobachtete Alois Traum ſeine Frau. Er fühlte, ſie gehörte ihm nicht mehr ſo ganz, wie es früher war. Wenn er nun an den Nachmittagen in der regſten Geſchäfts⸗ zeit bediente, ſo warf er immer wieder einen Blick auf ſeine Frau an der Kaſſe. Manchmal ſchon hatte er den Eindruck, ſie habe nicht mehr das roſige und geſunde Ausſehen wie ſonſt. Oder war das eine Täuſchung? Alois Traum begann, ſich ernſtlich Sorge zu machen. Mit Röschen aber ging eine neue Wand⸗ lung vor. In den Kurſen, denen ſie mit Eifer oblag, und die ſie längſt auf vier Abende in der Woche vermehrt hatte, ent⸗ wickelte ſie ſich zu einer leidenſchaftlichen Anhängerin der ſchlanken Linie. Sie wurde fanatiſch und meinte, überall für ihre Leidenſchaft werben zu müſſen. Wenn ſie nun auf ihrem Kaſſenthron ſaß, begann ſie die Kundinnen aufzuklären und davor zu warnen, zuviel Kuchen und Süßzeug zu eſſen.„Sehen Sie, wie ſchlank ich geworden bin! Ich rühre kein Stück Kuchen mehr an!“ rief ſie feurig, Die Damen hörten ſie verwundert an, nickten und gingen. Der Erfolg war, daß manche Kundin wegblieb. Als Alois Traum zum erſten Male dieſe ſonderbaren Reden ſeiner Frau hörte, traute er ſeinen Ohren nicht. Er mußte noch einmal zuhören, bis er es glaubte. Am Abend ſtellte er oben in der Wohnung ſeine Frau zur Rede und ſchlug einen be⸗ greiflichen Lärm. Er verbot ihr aufs ſtrengſte, noch einmal die Kunden abzu⸗ halten, Kuchen zu kaufen. Röschen trotzte auf, ſie werde tun, was ſie für richtig halte. Geſundheit ſei wichtiger als das Geſchäft. Als am nächſten Tag Röschen auf ihrem Kaſſenthron wieder einen Werbevortrag für die Schlankheit hielt, rannte Alois Traum wutentbrannt aus ſeinem Laden zum nächſten Anwalt, um die Scheidung zu beantragen. Dieſe Mitteilung rührte Röschen nicht und änderte keineswegs ihren Sinn. Vor Gericht erzählte Alois Traum weinend ſeinen Kummer,„Soll ich mein ſchönes Geſchäft durch die Narrheit meiner Frau zugrunde gehen laſſen?“ rief er ſchluchzend in den Saal.„Sehen Sie ſie an: Früher war ſie mein rundes, molliges Röschen, jetzt iſt ſie eine langſtielige, dornige Roſe. Aber ich liebe ſie trotzdem und flehe ſie an, ihrer Narrheit abzu⸗ ſchwören. Dann iſt ja alles wieder gut“, ſchloß er ſeufzend ſeine Ausſage. Röschen aber blieb unerbittlich, obwohl auch der Richter ihr gut zuredete. Sie liebe ihren Mann, über alles aber die Schlank⸗ heit, erklärte ſie mit ſtiller Hartnäckigkeit. Der Richter, der gern dieſen merkwürdigen Fall zum Guten geführt hätte, mußte die Scheidung ausſprechen, denn Schlankheits⸗ werbung in einer Zuckerbäckerehe ſei zweifelsohne verwerflich und ehewidrig, man könne einem Zuckerbäcker nicht zu⸗ muten, mit einer Kuchenfeindin von ſo heftiger Art, wie Frau Röschen Traum ſich gezeigt habe, verheiratet zu ſein. f Die Damenwelt der Stadt, die begreif⸗ licherweiſe an dieſer Geſchichte lebhafteſten Anteil nahm, teilte ſich in zwei Lager. Die jüngere Jugend feierte begeiſtert Frau Röschen, die für ihr Ideal Glück und Gut aufgegeben habe. Die reifere Jugend da⸗ gegen trat für Alois Traum ein. Die „Traumerei“ nahm einen ungeahnten Auf⸗ ſchwung, nicht zuletzt durch manchen Ueber⸗ läufer aus dem jüngeren Lager, denn ein⸗ 105 mußte ja ein neues Röschen auf dem Kaſſenthron der„Traumerei“ Platz nehmen. heinis Skolz lein⸗Heini, drei Jahre alt, ging ſtolz mit ſeiner Mutter zur Straßenbahn⸗ Halteſtelle. Das war eine Freude, beſon⸗ ders heute, wo ſie einſtiegen und ein Stück mitfahren würden! Heini kannte den Weg ſehr genau, wenn er artig war, durfte er zuweilen ganz allein das Stück vorlaufen und ſtand dort, beſchaute die Straßenbahn⸗ wagen und ſtrahlte hell auf, wenn Nr. 7 herankam. Freilich mußte es der„richtige“ Wagen ſein, war er's nicht, ſchüttelte Heini ſtill mit dem Kopf, ſchickte ſich aber an, ſtandhaft zu warten. Meiſt dauerte es auch nicht lange und der„richtige“ Wagen kam. Heini ſtieg nicht etwa ein, bewahre, er hatte ganz etwas anderes zu tun. Solange die Straßenbahn hielt, ſtand er etwas abſeits, wie Mutter es ihm ge⸗ zeigt hatte, und guckte nur immer den Schaffner an, der da zuerſt herausſtieg, den Andrängenden wehrte, den Ausſteigen⸗ den Bahn ſchuf, den Müttern mit kleinen Kindern freundlichſt half, alte Leute am Arm hielt und kräftig herauf⸗ oder her⸗ unterleitete, zwiſchendurch für alle Fragen richtige Antwort fand, den einen hinüber⸗ wies nach der Linie 3, den anderen ſagte: „Nummer 2 wird gleich kommen!“ Wenn dann der Schaffner ſich zuletzt, zu allerletzt auch wieder aufſchwang, wirklich, ja, da drehte er den Kopf nach dem an⸗ dächtig ſchauenden Heini herum und nickte oder winkte kurz. Darauf hatte Heini gewartet, er hatte ſchon lange das Händ⸗ chen oben, damit er zum Winken bereit war, und wenn's mal an der Halteſtelle recht lebhaft geweſen war, alſo der Schaff⸗ ner auf dem„richtigen“ Wagen recht viel zu tun hatte, kam es vor, daß der kleine Junge vor Freude gleich mit beiden Beinen in die Höhe hopſte oder mit offenem Mund geſpannt zuſah, daß er faſt das Winken vergaß. 5 Man konnte es ihm auch nicht verdenken, daß er ſtolz war, denn der Schaffner auf dem„richtigen“ Wagen war ja ſein Vater, und nur der Wagen war der„richtige“, auf dem ſein Vater fuhr. Weil Heini zu⸗ verläſſig abſeits ſtand, wo er nicht ſtörte, erlaubte die Mutter faſt jeden Tag einmal, daß er die paar Schritt zur Halteſtelle laufen durfte, der Vater konnte ja angeben, zu welcher Zeit er ungefähr durchfuhr, und die Frau wußte wohl, welche Freude ihr Mann hatte, wenn er ſo im Tagesgetriebe auf kurzen Augenblick ſeinem Aelteſten zu⸗ nicken konnte. Aber heute! Da der Kleine mit Mutter wieder einmal in den„richtigen“ Wagen einſteigen durfte! Heini wollte ja eigent⸗ lich ſchon groß ſein, aber heute ließ er nur zu gern zu, daß der Vater auch ihn mit einem großen Schwung auf die Plattform hob! Drinnen erſt! Freilich mußte er meiſt auf Mutters Schoß, die ſetzte ſich dann möglichſt ſo, daß Heini den ganzen Gang entlang ſehen und alles beobachten konnte, was Vater zu tun hatte, wie Vater das alles konnte! Fahrkarten knipſen, das Geld herausgeben, Fragen beantworten, Platz anweiſen, wie Vater wollte, mußten die Leute tun, ſo ſtrahlte der kleine Junge vergnügt in den Tag hinein. Dann kam die Zeit zum Ausſteigen und der Mann fand wohl noch Zeit, Frau und Kind guten Weg zu wünſchen. Wie ſtolz war Heink, als die Leute merkten, daß der Schaffner ſein Vater war. Mutter mußte noch warten, bis nichts, aber auch gar nichts vom„richtigen Wagen“ zu ſehen war! Ja, Heinerle, ſei du nur ſtolz auf deinen Vater! E. R. Das„Billeldoux“ im Kaffeehaus Ein kleines Erlebnis von Margit Lindt ch fitze im Kaffeehaus, trinke meinen Mokka, ſchlemme in Kuchen und leſe in meinem Leib⸗ und Magenblatt ſehr inter⸗ eſſiert die neueſten Film⸗ und Theater⸗ nachrichten. Plötzlich fühle ich mich beobachtet. Selt⸗ ſam, daß man das ſofort merkt. Da drüben, links in der Ecke, ſitzt ein eleganter Herr, der mich mächtig„aufs Korn nimmt“. Natürlich freue ich mich, daß ich gefalle, ich geſtehe das freimütig ein. Jede Frau, die glaubt, Eindruck gemacht zu haben, iſt ſtolz darüber. Verſtohlen beobachte ich mein Gegenüber. Ein intereſſanter Kopf, feine durchgeiſtigte Züge, unverkennbar: Gelehrtentyp. Ich werde ſtolz. Ganz heimlich flitzen meine Blicke hinüber, groß und fragend ruhen die Augen des Mannes auf meinem Geſicht. Eigentlich wundere ich mich über dieſe ſtumme, ſichtliche Huldigung des Herrn, weil in ſeiner nächſten Nähe eine ganz ent⸗ zückende junge Dame ſitzt, mit der ich nicht im geringſten konkurrieren kann, die auch iemlich ungeniert mit ihm zu flirten ver⸗ ucht. Aber vielleicht— ſo denke ich ſehr überheblich— bin gerade ich der Geſchmack, der„Typ“ dieſes Mannes. Ich werde noch ſtolzer. Warum auch nicht? Erſtens iſt der Geſchmack verſchieden— Gott ſei Dank!—, zweitens ſoll man ſein Licht nicht unter den Scheffel ſtellen, drit⸗ tens, ich bin ehrlich, war es in meiner Ecke ziemlich dunkel— etwas kurzſichtig ſchien mein ſtiller Verehrer auch zu ſein. Seine Blicke werden immer kecker, durch⸗ dringender, werbender. Er wird beſtimmt bald eine Annäherung verſuchen. Neu⸗ gierig bin ich nur auf das Wie. Auf den Anknüpfungspunkt. Es wird ſicher ein ſehr geiſtreiches, ein banales Allerweltsgeſpräch werden. Nun, ich habe keine Angſt, auch mit einem Intellektuellen die geiſtigen Waffen zu kreuzen. Mein ſtiller Bewunderer wird unruhig, nervös. Begreiflich. Die klügſten und be⸗ deutendſten Männer haben Lampenfieber, wenn ſie ſich einer Frau nähern ſollen. Ich tue ſo, als ob ich eifrig leſe, luge aber von Zeit zu Zeit über die Zeitung hinweg zu ihm hinüber. Natürlich ganz diskret. Er gefällt mir immer beſſer. Ich ihm ſcheinbar auch. Denn er läßt fortan kein Auge von mir. Alſo kleidet mich der neue Hut doch gut. Da kann man wieder ſehen, wie neidiſch die beſte Freundin iſt. Ilſe fand ihn ſchrecklich. Ich überlege, was ich ſagen werde, wenn er mich anſpricht. Jetzt, mein Herz ſchlägt heftig, geht er zur Attacke über. Er nimmt eine Karte aus der Brieftaſche und ſchreibt mit einem gezückten Füllhalter einige Worte darauf. Ich bemerke, wie ſeine Hand vor Erregung zittert. Dann winkt er dem Kellner und gibt dieſem, auf mich augendeutend, dieſes Billetdoux. Herrlich, ſo eine fabelhafte Eroberung machen zu können. Den Verlobungsring nehme ich gehämmert, das iſt jetzt große Mode. Der Kellner ſteht vor mir und reicht mir, etwas malitiös lächelnd, dieſes Liebes⸗ brieflein. Das Herz klopft mir bis zum Halſe hin⸗ auf, was werde ich leſen— ich ſchließe einen Augenblick in ſeliger Erwartung die Augen, dann laſſe ich ſie auf den Zeilen ruhen. Auf der Karte ſteht geſchrieben: „Gnädigſte, leſen Sie noch lange die Zeitung, oder kann ich ſie jetzt endlich auch haben?“ Landregen über dem Grunenberghof Martin Grunenberg ſitzt am Fenſter. Er ſtopft ſich ſeine kurze Pfeife, ſteckt den Tabak in Brand und blickt hinaus. Das Unwetter hat ſich ausgetobt. Ein letz⸗ ter Blitz zuckt auf, und der Donner rollt dumpf hinterdrein. Dann iſt nur noch das eintönige Rauſchen des Regens zu hören. Grunenberg blickt in die Waſſerlachen, in denen die fallenden Tropfen viele Blaſen ſchlagen.„Es wird ſich einregnen“, brummt er und wiederholt es nach einer Weile und bläſt den Rauch gedankenverloren an die Scheiben. Der Bauer Grunenberg beginnt, wie ſchon oft in der letzten Zeit, zu grübeln. Es iſt einſam auf dem Hof geworden, ſtellt er feſt. Lachen und Singen ſind ſchon lange nicht mehr darin, und auch Zank und Streit find ſchon längſt verſtummt. Aber es iſt beſſer ſo. Gertrud wollte ja nicht auf dem Hof bleiben, wünſchte ſich immer nur Leben und Trubel und Freiheit. Was meinte ſie wohl mit dieſer Freiheit? Ob ſie jetzt glücklich iſt, da ſie keinem Bauern zu ge⸗ horchen braucht? Oder ob ſie ſich wieder zurückſehnt auf den Hof? Martin Grunen⸗ berg runzelt die Stirn. Soll ſie ihrer Wege gehen, ſoll ſie bleiben, ich mag ſie nicht mehr ſehen! Nein, gewiß nicht, Gertrud taugte nicht für den Hof. Es iſt dunkler geworden, der Bauer blickt noch immer aus dem Fenſter. Es hat keinen Zweck, heute noch etwas zu begin⸗ nen, denkt er und blickt den Weg zum Dorf hinab. Dort ſchreitet ein Menſch herauf, und als er näher kommt, erkennt Martin Grunenberg die Marthe Ruhwald. Martin tritt vom Fenſter zurück. Nein, mit Marthe will er nichts zu ſchaffen haben. Erzählen doch die Dörfler von ihr, daß ſie ihr Kind umbrachte. Sie ſoll ja auch in Unterſuchungshaft geweſen ſein, ſo ſagte ihm neulich Bauer Lehmpul. Man i hatte ihr aber nichts nachweiſen können, und ſo ſei ſie denn wieder da und ſuche Arbeit, doch keiner wolle ſie haben. Nein, er, Bauer Grunenberg, will ſie auch nicht haben, will ſeinem Haus die Schande er⸗ ſparen. Sie braucht gar nicht erſt vorzu⸗ ſprechen. Der Bauer hört die Haustür knarren und klappen, dann iſt es wieder ſtill. Und als es auch weiterhin ſtill bleibt, geht er in den Flur hinaus. Dort ſteht Marthe, hat die Klinke noch immer in der Hand und ſieht ſcheu zu ihm auf. Und da er ſie nicht anredet, da das Schweigen immer bedrückender wird, deutet ſie endlich auf ihre naſſen Kleider und fragt, kaum, daß es der Bauer verſtehen kann:„Darf ich hier bleiben, bis der ärgſte Regen vor⸗ über iſt?“ Grunenberg hat das Gefühl, als ſei er ganz unerwartet vor eine ſchwierige Ent⸗ ſcheidung geſtellt. Irgend etwas ſpricht in ihm für das Mädchen, macht ſie ihm nicht gleichgültig. Deshalb brummt er endlich zur Antwort:„Hier auf dem Flur? Nein, wenn du ſchon unterſtehen willſt, um den Regen abzuwarten, kannſt du auch in die Stube kommen.“ Marthe Ruhwald nimmt ihr naſſes Kopftuch ab und folgt dem Bauern. In der Stube weiſt er ihr den Stuhl am anderen 3 an und raucht und ſchweigt und grübelt. Nach einer Weile fragt er: „Wo willſt du denn hin, Marthe?“ „In die Stadt“, ſagt ſie kurz. „Sooo?— Hm, was willſt du denn da?“ „Arbeit ſuchen.“ Wieder iſt es für eine Weile ſtill. Dann fragt der Bauer:„Warum bleibſt du nicht im Dorf?“ 0 Marthe ſchweigt. Endlich ſagt ſie leiſe, und ihre Stimme zittert dabei:„Im Dorf? Nein, da könnte ich nicht bleiben.“ Abermals währt das Schweigen, aber⸗ mals hört man nur das eintönige Rauſchen des Regens, bis Martin Grunenberg von neuem das Wort ergreift.„Warum kannſt du denn nicht im Dorf bleiben, he?“ Da fährt Marthe auf. Ihre Augen blicken gequält, und ihre Stimme bebt. „Du weißt es doch wie jeder andere, Bauer! Frage doch nicht ſo— ſo—“ und nun ſteht ſie wieder an der Tür. Ein ſtärkeres Zittern noch iſt in ihrer Stimme, und ihre Hände umklammern die Klinke. „Ich will nun gehen“, ſagt ſie,„der Regen hat wohl nachgelaſſen.“ Grunenberg könnte dazu ſchweigen, dann wäre er ſie los. Doch ſchon wieder iſt etwas in ihm, was er nicht erklären kann und was immer ſtärker Beſitz von ihm ergreift. Hat er Mitleid mit dem Mädchen? Gefällt ſie ihm nur? Er weiß es nicht. Er zeigt nur aus dem Fenſter und ſchüttelt den Kopf.„Es iſt ein Landregen geworden. Wenn du's nicht ſonderlich eilig haſt, kannſt du die Nacht bleiben.“ Marthe blickt auf, blickt ihn erſtaunt an. „Du weißt es doch, was man von mir er⸗ zählt, und du willſt mich dennoch hier be⸗ halten?“ „Ja, ich weiß alles“, entgegnet er ge⸗ laſſen,„aber es wird manches erzählt, und ich gebe nicht viel auf das Gerede.“ Marthe läßt die Klinke wieder los. Ein leichtes Lächeln ſteht plötzlich um ihre Mundwinkel, und ſie zittert auch nicht mehr. Sie geht ein paar Schritte und hält Grunenberg die Hand entgegen.„Ich danke dir, daß du ſo anders zu mir biſt als die Bauern im Dorf. Man hat dabei wieder ein wenig Glauben an die Zukunft, und man findet ſich nicht ganz verachtet. Oh, das iſt ſchön, das iſt kaum zu begreifen.“ And dann flüſtert ſie:„Nein, Bauer Grunenberg, es war nicht mehr zu er⸗ tragen. Erſt das Unglück mit dem—“ „Mit dem Kind?“ ſpinnt Grunenberg nach einer Weile fort,„hatteſt du es denn lieb, Marthe?“ Es kommt keine Antwort. Aber Martin hört durch die Dunkelheit ein haltloſes Schluchzen, und das iſt ihm Erwiderung genug. Leiſe verläßt er das Zimmer.—— Am nächſten Morgen regnet es noch immer. Martin Grunenberg zieht ſich die Joppe über. Er will hinausgehen, um das Vieh zu füttern. Wie er über den Hof ſchreitet, kommt ihm Marthe Ruhwald ent⸗ gegen.„Ich hab's ſchon erledigt“, ſagt ſie, als wüßte ſie ganz genau, was er tun wolle, und geht ins Haus zurück. Er blickt ihr nach Dann betritt er den Stall. Die Kühe mahlen geruhſam im Heu, und auch die anderen Tiere ſind ver⸗ ſorgt, als habe er ihnen ſelbſt das Futter gegeben. Er denkt. darüber nach. Dann verläßt er den Stall und blickt noch einmal nach dem Wetter. Der Himmel iſt gleich⸗ mäßig bezogen, und eintönig fallen die ſchweren Tropfen in die Waſſerlachen. In der Stube iſt der Tiſch gedeckt. Dort ſteht ſeine Taſſe, auch das Brot und die Butter liegen bereit, und der Kaffee iſt nicht gewärmt, ſondern friſch gebrüht. Nichts iſt vergeſſen. Er blickt lange auf den Tiſch, als ſei er es nicht gewohnt, derart bedient zu werden. Dann greift er das Meſſer und das Brot und legt beides wieder hin.„Marthe“! ruft er. Marthe Ruhwald tritt in die Stube. „Bringe noch eine Taſſe“, ſagt er. Das Mädchen kommt wieder und ſetzt die Taſſe auf den Tiſch.„Erwarteſt du Beſuch, Grunenberg, dann lege ich die Decke auf.“ „Ja, tu' das“, ſagt er und fügt hinzu: „Nun ſetze dich, dort! Mir gegenüber! Hörſt du, du biſt heute mein Gaſt. Es wird vor Abend nicht aufhören mit Regnen.“ Marthe aber ſetzt ſich nicht.„Nein, Grunenberg, das geht nicht an. Ich will dich nun wirklich verlaſſen.“ „Aber weshalb? Bleib'! Setz' dich!“ Nein, Marthe tut es nicht. Sie ſteht vor dem Bauer und ſchüttelt den Kopf.„Wenn ich nicht gehe“, ſagt ſie ernſt,„will deine Magd, die Katrin, nicht bleiben.“ Da ſchlägt Martin Grunenberg die Fauſt auf den Tiſch, daß der Kaffee aus der Kanne ſchweppt.„Wer iſt hier Herr im Hauſe?! Ich meine doch, ich allein! Und wenn die Katrin nicht bleiben will, mag ſie gehen! Gleich! Ich wollte ſie ſowieſo fort⸗ jagen, hab' nichts mit ihr im Sinn! So. Und nun, Marthe, ſetz' 85 Ich hab's gern, wenn der Tiſch nett gedeckt iſt. Das macht froh und arbeitsfreudig für den ganzen ag.“—— Es regnet drei Tage und drei Nächte, und erſt am vierten Tag kommt die Sonne durch die Wolken. Da tritt Marthe in des Bauern Stube. Sie hat etwas auf dem Herzen, ſie muß etwas ſagen, was ihr nicht leicht fällt, man ſieht es ihr an.„Grunen⸗ berg“, beginnt ſie endlich,„ich habe es dich in dieſen drei Tagen mehrmals wiſſen laſſen, daß ich den Hof verlaſſen wollte. Du hatteſt aus dem Fenſter in das Wetter ge⸗ zeigt und ließeſt mich nicht fort. Deine Magd hatte dir die Arbeit aufgeſagt, und du warſt froh, daß ſie ging. Und nun muß ich dir wieder und zu Recht ſagen, daß ich gehen muß, aber ich weiß dennoch nicht, ob ich dich gleich verlaſſen darf und was wer⸗ den ſoll. Es iſt ja alles ſo ſchwer——.“ Grunenberg überlegt. Auch ihm ſcheint etwas ſchwer zu fallen. Dann blickt er hin⸗ aus.„Nein, es regnet wirklich nicht mehr. And was nun werden ſoll? Ich kann dich ſchließlich nicht halten, Marthe. Aber eines wollte ich dir noch mitteilen, ich habe viel darüber nachgedacht. Nein, Marthe, ſchlecht biſt du nicht. Ueberhaupt— ich hab's gleich am erſten Tag gemerkt. Und nun, meine ich, da mir die Magd weggelaufen iſt, könnte ich eine Frau im Hauſe recht gut brauchen, eine Frau, die mir das Vieh füttert wie du, die das Haus in Ordnung hält wie du und— willſt du dich nicht ſetzen und erſt einmal Kaffee mit mir trinken?“ Marthe bringt kein Wort heraus. Nur ein paar Tränen kommen in ihre Augen, und ihre Hand ſtreicht über das Holz des Tiſches, als ſtreichle ſie irgendwen, der gut zu ihr geweſen war. * Viele Wochen vergehen. Eines Sonntags jedoch, ſchon zu ſpäter Stunde, da Marthe dem Bauern eine gute Nacht wünſcht, ſagt Grunenberg:„Marthe, ſetz' dich hier ans Fenſter.“ „Und nun erzähle einmal. Wenn du's jedoch nicht vermagſt, laß es auch ſein.“ Weiß ſie, was er zu wiſſen wünſcht? Ja— und ſie blickt in das Dämmern des Spätſommertages hinaus und beginnt: „Du weißt, Bauer, daß es ein uneheliches Kind war. Du kennſt auch den Vater, der Wolken eber dieſen Steinbezirken Ziehen Wolken ſtill dahin; Und man ſieht das wilde Wirken Einer großen Weberin. Und die vielen Wolken ſchweben, Und ſie wachſen, und ſie leben Jeden Tag. Wolken gibt es viele Arten, Dunkle voll Gewalt; Und du ſiehſt der ſtillen, zarten Liebliche Geſtalt. Auf und nieder ſiehſt du ſchweben Dieſe Wolken wie das Leben Jeden Tag. Manche Wolken ſind wie Bäume In den Raum geſtellt; Andre Wolken ſind wie Träume Hoch am blauen Zelt. Ach, wer wollte da nicht ſchweben Hoch wie ein erfülltes Leben Jeden Tag! Wolken gibt es, die wie Fiſche, Andre, wie die Vögel ſind, Und das Licht, das zauberiſche, Spielt mit ihnen wie der Wind. Sehnſucht, in den Raum gegeben, Siehſt du wie den Traum verſchweben Jeden Tag. Max Barthel mich und das Kind verließ. Ich weinte ihm nicht nach, denn er war es nicht wert. Dem Kind aber ſchenkte ich meine ganze Liebe, das Kind war fortan mein ganzes Leben.“ „Ich nahm dann“, fährt Marthe zu be⸗ richten fort,„eine zweite Arbeit an, um mehr zu verdienen und um mir Geld zu ſparen. Es ſollte dem Kind zugute kommen. Und wenn die anderen Mägde des Wullen⸗ hofes Feierabend machten, nahm ich mein Strickzeug, um Weſten und Jacken, Hand⸗ ſchuhe und Strümpfe für ein Geſchäft in der Stadt zu fertigen. Sonnabend ging ich liefern, die Wullenbäuerin hatte es mir erlaubt.“ Marthe ſtreicht mit dem Handrücken über die Augen und beſinnt ſich.„Eines Sonn⸗ abends nun, du weißt ja den Tag, kam ich ſpät nachts nach Hauſe. Ich ging in meine Kammer hinauf und ſah nach dem Kind. Ich hatte den Gurt wohl nicht feſt genug gebunden— ja— und da— da hatte ſich das Kind losgeſtrampelt und hing mit dem Kopf im Gitter des Bettes— und war erſtickt.“ Marthe Ruhwald ſchweigt. Schon lange währt dieſes Schweigen, und draußen iſt es vollends dunkel geworden.„Und dann“, ſagt ſie,„dann kam zu allem, daß man mich zur Mörderin meines Kindes ſtempelte. Vielleicht bin ich es auch, da ich den Gurt nicht feſt genug band, vielleicht bin ich trotz des gerichtlichen Freiſpruchs vor Gott den⸗ noch ſchuldig— ich weiß es nicht. Ich weiß nur, was mir das letzte Jahr gebracht und angetan hat, und das wünſchte ich mit⸗ unter, vergeſſen zu können.“—— Wieder gehen Wochen und Monate ins Land. Der Winter hat Einzug gehalten, und nun iſt für Martin Grunenberg wenig zu tun. Oft ſitzt er bei Marthe Ruhwald in der Küche und ſieht zu, wie ſie ihr Tage⸗ werk verrichtet und hat im ſtillen ſeine Freude an der Emſigkeit des Mädchens. „Marthe“, fragt er eines Tages,„weißt du eigentlich, daß ich verheiratet war und nun geſchieden bin?“ Marthe Ruhwald hantiert weiter, etwas haſtiger vielleicht als ſonſt, doch ihre Stimme iſt ruhig.„Ja, ich weiß es, Grunenberg.“ „Weißt du auch, weshalb ich geſchieden bin? Du ſchüttelſt den Kopf? Nun, ich will es dir ſagen. Meine Frau verſtand nichts von dem, was du 8 5 Sie taugte nichts für einen Bauernhof und ſagte es mir und wünſchte, daß ich verkaufen und mit ihr in die Stadt gehen ſollte. Ich ſchlug es ihr ab. Wo mein Vater, mein Großvater und mein Urgroßvater ge⸗ arbeitet hätten, da ſei auch mein Platz, ſagte ich, und dieſen Platz würde ich halten. Ich habe nichts an ihr verloren. Nicht einmal den Tiſch hat ſie mir morgens ge⸗ deckt. Nein, es war nicht ſchwer, ſich von Gertrud zu trennen. Nur eines war faſt unerträglich, es wurde ſtill und einſam auf dem Hof— und da dachte ich——“ Marthe hat ſchon lange zu arbeiten auf⸗ gehört. Jetzt blickt ſie zu Grunenberg hin⸗ über.„Und nun, meinſt du, würdeſt du es gern ſehen, wenn es nicht mehr einſam und ſtill um dich wäre? Du mußt dich eben nach einer Frau umſehen, Bauer Grunen⸗ berg, und dann——“ Martin unterbricht.„Ja, Marthe, ich hab' mich ſchon umgeſehen— und deshalb wollte ich dich fragen, ob du es ſein magſt, die dem Hauſe vorſteht als Frau und als Mutter, von heute ab und in Ehren, ſo, daß niemand etwas gegen ſagen kann.“ Da lacht Marthe Ruhwald, leiſe und froh und mit einem ſtillen Glück im Herzen. „Martin, ich habe es kommen ſehen und habe es mir überlegt. Ich bin ſchon lange mit mir einig. Ja, Martin, ich will deine Frau und die Mutter deiner Kinder werden.“ Kurt Stein Fr 5 0 U Der erſte Großkampftag hat ſchon gründli Unter den Wettbewerbern aufgeräumt und au die Zahl der Wettkämpfer iſt durch die Ermitt⸗ lung der Sieger in den turneriſchen Mehrkämp⸗ fen und die Vor⸗ und Zwiſchenkämpfe der ſport⸗ lichen Wettbewerbe erheblich vermindert wor⸗ den. Geblieben iſt nur die Vielfältigkeit der Sportarten, zu denen noch Rudern und Rad- 1 hinzugekommen iſt. Die Turner beſtrit⸗ en nunmehr den volkstümlichſten Dreikampf der Klaſſe Ib, beſtehend aus 100⸗Meter⸗Lauf, Weitſprung und Stabhochſprung, mit über 330 Wettkämpfern. Dem„Tag der Mannſchaften“ entſprechend, zeigten 1500 Vereine des 78 amtes Turnen Ausſchnitte aus der vielfältigen Vereinsarbeit, eine Breitenarbeit der Maſſe, die die Sinngebung der neuen Leibesübungen auf⸗ zeigt. Mit 6000 Turnern zeigten Altersriegen bunte Spiele und unvorbereitete Freiübungen. Unter ihnen befanden ſich allein 1000 über 60 ahre, 164 über 70 und 17 über 80 Jahre! eit 7 Uhr früh ging es auf den einzelnen Kampfſtätten ſchon wieder hoch her, beſonders auf der Jahn⸗Kampfbahn, auf der die Leicht⸗ athleten ihre Titelkämpfe fortſetzten, und in der Schwimmbahn. Bei beiden Wettkampfſtät⸗ ten waren trotz der frühen Morgenſtunde die Tribünen wieder dicht beſetzt, ſodaß dort bei beſtem Willen weitere Zuſchauer nicht mehr un⸗ terzubringen waren. Auch die großen Maſſen⸗ vorführungen des NSKK., des Reichsarbeits⸗ dienſtes, der Polizei, des Gaues Oſtmark des „der Luftwaffe, der SA. und der Reichs⸗ akademie in der Schleſier⸗Kampfbahn verfehlten nicht ihre Anziehungskraft. Der„Tag der Mannſchaft“ klang aus mit der Feierſtunde des Deutſchtums im Auslande auf denn Schloßplatz, bei der Reichsminiſter Dr. Goebbels das Wort an die deutſche Turn⸗ und Sportgemeinde richtete. * Kurk neter ſiegk im Vorlauf Bei den am Freitag durchgeführten Vorläu⸗ fen der Ruderer konnte der Skuller der RG. Worms, Kurt Netzer,(9./ J. Regt. 115) ſei⸗ nen Vorlauf im Einer mit mehreren Längen Vorſprung klar gewinnen. Die erzielte Zeit und der gezeigte Stil Netzers berechtigen zu den beſten Hoffnungen für den Entſcheidungskampf. die Fuß ball-Troſtrunde Sachſen und Mittelrhein im Endſpiel An der Vorſchlußrunde des Troſtrunden⸗Fuß⸗ ballturniers blieben die Gaumannſchaften von Sachſen und Mittelrhein erfolgreich. Sie werden am Samstag zum Endſpiel antreten. Auf dem großen Ballſpielplatz des Hermann⸗ Göring⸗Sportfeldes lieferten ſich Sachſen und Bayern einen ziemlich ausgeglichenen 3 den die Sachſen knapp und glücklich mit 2:1(1:0) zu ihren Gunſten entſcheiden konn⸗ ten. Der Rechtsaußen Mende ſchoß in der 26. und 50. Minute zwei Treffer für Sachſen, dann war in der 67. Minute Gorſki für Bayern er⸗ 9— Bayern drängte, ſcheiterte aber an em vorzüglichen ſächſiſchen Hüter Kreß. Im Treffen zwiſchen Mittelrhein und Weſtfalen, das die Rheinländer 2:1(1:1) gewannen, ging es oft ſehr hart her. Mittel⸗ Thein kam ſchon nach fünf Minuten durch ſeinen Linksaußen Herbſt(Bonn) zur Führung; Weſt⸗ falen glich eine halbe Stunde ſpäter durch den Ublinks ſpielenden Tibulſki aus. In der 74. inute ſchoß Herbſt dann das entſcheidende Tor für Mittelrhein. das Hand ball-5kädfeklurnier In der zweiten Zwiſchenrunde des Handball⸗ Städdteturniers blieben die Mannſchaften von Magdeburg, Breslau, Weißenfels, Leipzig und Hamburg erfolgreich. Mit acht Spielen wurde die Troſtrunde abgeſchloſſen. Von den ſüddeut⸗ ſchen Mannſchaften ſiegten Frankfurt und Stutt⸗ art, während Göppingen von der ſudetendeut⸗ chen Auswahl geſchlagen wurde. Ergebniſſe: 2. Zwiſchenrun de: Magdeburg— München 9:8 n. Verl.; Breslau— Mannheim 11:6; Weißenfels— Wien 8:7; Leipzig— Berlin 9:7; Hamburg— Hannover 12:10. Troſtrunde: Frankfurt/ M.— Bremen 13:8; Bamberg kampflos gegen Siebenbürgen; Stuttgart— Linz 6:4; Koblenz— Stettin 9:7; Duisburg— Polen 17:10; Danzig— 2 2:10; Dresden— Inſterburg 12:8; udetenland— Göppingen 16:8; Gras— Hamm 92. In der dritten Zwiſchenrunde des Handball⸗Städteturniers der Männer kam es zu zwei Begegnungen. Hamburg bezwang Magdeburg mit 10:5(6:3) und Wei⸗ ßenfels war mit 12:7(7:1) über Leip⸗ gig erfolgreich. Hamburg ſteht nun bereits im Endſpiel, während Weißenfels noch ein Aus⸗ ſcheidungsſpiel gegen Breslau auszutragen hat, das am Samstagvormittag ſtattfinden wird. Breslau hatte in der dritten Zwiſchenrunde Freilos. Hocken-gilberſchildſpiele Im Gruppenturnier um den Hockey⸗Silber⸗ ſchild hat die Gauelf von Sachſen, die den eigenen Nachwuchs mit 5:1(1:1) beſiegte, be⸗ reits das Endſpiel erreicht. Sie trifft auf Oſt⸗ mark oder Bayern, deren Treffen trotz Verlän⸗ gerung torlos blieb und wiederholt werden muß. n der Troſtrunde qualifizierten ſich Chile und aherns Nachwuchs für das Endſpiel. Ä Die Ergebniſſe: Vorſchlußrunde: Sachſen(Gau)— Sachſen 5 5:1(1:1), Oſtmark(Gau) Bayern(Gau) 90:0 n. Verl.— Troſt⸗ undes Chile— Schleien 48. Weſtfalen Bayern(Nachwuchs) 1:2.— Frauen ⸗Tur⸗ nier: Sachſen— Oſtmark 5:1, Mitte— Schleſien 3:0. Turneriſche Mehrkämpfe Die Errechnung der Sieger bei den zahlrei⸗ chen turneriſchen Mehrkämpfen nahm eine ge⸗ raume Zeit in Anſpruch, erſt am Freitag wur⸗ den folgende Sieger verkündet: Volkstümlicher Dreikampf: Män⸗ ner, Klaſſe 1: 1. Cramer(Nürnberg) 69 P.; 2. Janſen(Berlin) 67; 3. Großfengels(Duis⸗ burg) 65. Klaſſe 2: 1. Bader(Wuppersdorf) 68; 2. Batſchauer(Lahr) 65; 3. Hinze(Gleiwitz) 69. Klaſſe 3a: 1. Hanig(Berlin) 73; 2. Söl˖⸗ linger(Darmſtadt) 69; 3. Prelle(Osnabrück) 68. Klaſſe 3b: 1. Bloch(Duisburg) 73. Klaſſe 1b(mit Stabhochſprung): 1. Müller(Kuchen) 73; 2. Endreß(Berlin) und F. Schröber(Graz) je 67. Klaſſe 3c: 1. Beyer(Düſſeldorf) 67 P. Frauen: Gymnaſtiſche Mehrkämpfe, Sechs⸗ kampf: 1. Seider(Oels) 104 P.; 2. Fremd (Wetzlar) 103; 3. Kloefkorn(Hamburg) 102. Siebenkampf: 1. Kopp(München) 128.5; 2. Köhnemann(München) 124; 3. Höfle(Göp⸗ pingen) 112. Achtkampf: 1. Grunert(Forſt) 157, 2. Schlieper(Eſſen) 154; 3. Stratner (Graz) 151 Volkstümlicher dreikampf: Frauen: 1. Buſch(Wuppertal⸗Elberfeld) 73 P.; 2. Strake (Siegen) und Friedrich(Würzburg) je 67 P. Der frühere deutſche Stabhochſprung⸗Meiſter Müller(Kuchen) überſprang im Rahmen des Breslau im zeithen der Mannſchaften keichlalhlefil-Großlampftag- Fußball und Handball im Endkampf Volkstümlichen Dreikampfes der Klaſſe 15 die beachtliche Höhe von 4.00 Metern. die er be⸗ kanntlich im Titelkampf des Stabhochſprungs nicht zu ſchaffen wußte. Die amtlichen Ergebniſſe zum gemiſchten Zwölf⸗ kampf und Zehnkampf der Frauen Die Bekanntgabe des amtlichen Ergebniſſes zum gemiſchten Zwölfkampf der Männer brachte inſofern eine Ueberraſchung, als der Sieger Hans Friedrich(München) mit einem weit grö⸗ ßeren Vorſprung zum Meiſtertitel kam, als man urſprünglich angenommen hatte. Das Ergebnis: Gemiſchter Zwölfkampf: 1. Hans Friedrich(MTV. 79 München) 226; 2. Leinz Sandrock(TV. 50 Köln⸗ Mülheim) 217 und Kurt Krötzſch TSV. Leuna) 217; 3. Ulrich Spengler(TSV. Dillingen) 215: 4. Willi Breitkopf(MTV. Glatz) 212; 5. Hans Schmidt(Tg. Nürnberg) 211; 6. Karl Bornemann(TV. Bielefeld) 210; 7 Helmut Radſcha(Gedern) 209,5; 8. Georg Göbig (Mainz⸗Mombach) u. Heinrich Thölke(Berlin) je 209; 9. Ruiſing(Kaſſel) 208,5; 10. Kanis(Zoppot) 208. Zehnkampf der Frauen: 1. Bertha Rupp(Berlin- Köpenick) 194,5. 2. A. Bagerwirth(Kiel) 183; 3. Grete Zſchorn(Frakenberg) 182; 4. Irma Dumbſki(Nürn⸗ berg) 181,5; 5. K. Schmidt(Oldenburg) 178; 6. Paula Pöbſen(Hamburg) 177,5; 7. Irma Ruhſer(Hamburg) 177; 8. Grete Schmidt⸗Sohnemann(Kiel) 176.5: 9. Hertha Herbsleb(Rudolſtadt) 176,5; 10. Kreyſer (Hamburg) 174 und Klein(Hannover) 174 und Len⸗ zing(Mettmann) 174 Punkte. Im reinen Geräte⸗Zwölfkampf der Männer wurde das amtliche Ergebnis beſtätigt; lediglich Stangel (München) gewann mit 235,5 Punktegn. Prüchtige Kümpfe bei den Schwimmern Gau Mitle gewinnk die 10mal 50 m Gauſtaffel Auch am Freitag war wieder das Schwimm⸗ ſtadion bis auf den letzten Platz beſetzt, obwohl die Wettkämpfe bereits zu früher Morgenſtunde begannen und ſogar größtenteils nur den un⸗ teren Klaſſen vorbehalten waren. Der SV. Gladbeck 1913 bewies, daß er gute Bruſtſchwim⸗ mer beſitzt. Die Weſtfalen gewannen die 100⸗, 200, 200⸗, 100⸗Meter⸗Bruſtſtaffel in 8:35,8 vor EWAScC. Wien in 8:44,1 und Weſtfalen⸗ Dortmund in 8:51. Die Wiener entſchädigten ſich dafür durch einen Sieg in der 3 mal 100⸗ Meter⸗Lagenſtaffel der Männerkl. 2 in 4:00, 5. Der Hauptwettbewerb des Freitagnachmittags bei den Schwimmern war die Gauſtaffel über 10 mal 50⸗Meter⸗Bruſt, in der die Vertretung des Gaues Mitte ihre Ueberlegenheit bewies. Mitte ſiegte in 5:40,7 vor Schleſien in 545,6, Oſtmark in 5:53, 1, „ in 5:55 und den Sudetendeutſchen in Spandau 04 zeigte ſeine zur Zeit große Stärke im Kraulſchwimmen und ſtellte ſowohl den Sieger in der 4 mal 100⸗Meter⸗Kraulſtaf⸗ fel der Männer⸗Klaſſe 1 in 4:17,7 vor Bor. Sileſia Breslau(4:20,5) und GW ASC. Wien (4:26,6) als auch in der 3 mal 100⸗Meter⸗ Kraulſtaffel der Frauen⸗Klaſſe 1 in 3:38,2 vor Nixe Charlottenburg in 3:48,2 und dem Alten SV. Breslau in 3:44, 8. Sehr fleißig waren aber auch inzwiſchen die Springer. Zander(Berlin) ſiegte im Turm⸗ ſpringen mit 111,04 Punkten vor Jaiſer Stutt⸗ gart) mit 108,02 P. und Feyl(Stuttgart) mit 100,30 P. Im Kunſtſpringen der Frauen ſiegte Klacker(Klagenfurth) mit 93,30 P. vor Kapel⸗ ler(Wien) mit 91,96 P. Bemerkenswert iſt noch, daß Altmeiſter Küppers gleich dreifacher Sieger wurde. Für Männer über 32 Jahre gewann er die 50⸗Meter⸗Bruſt in 33,5, die 50-Meter⸗ Rücken in 32,8 und die 50-Meter⸗Kraul in 27,6 Sekunden. Weitere Ergebniſſe: 4 mal 100⸗Meter⸗Bruſtſtaffel, Klaſſe 2: 1. SV. Schöneberg 5:44,1, 2. SV. Oppeln 5:46,33, 3. ASV. Breslau 5:47,7; 4 mal 1000⸗Meter⸗Kraul, Kl. 2: 1. ASV. Breslau 4:52,3, 2. EWA SC. Wien 4:53,8; 400⸗Meter⸗Lagenſtaffel, Klaſſe 1: 1. SV. Gladbeck 1913 5:12, 2. EW ASC. Wien 5:16,6, 3. ASV. Breslau 5:21,8: Turmſpringen, Frauen: 1. Behrens(Ham⸗ burg) 37,35, 2. Bertſch(München) 37,23, 3. Bauer(Dresden) 36,56, 4. Dr. Mund/ Bogs (Chile) 35,01 P. Die neuen Leichtathletik⸗Meiſter Ichwere Rennen auf naſſer Bahn- Großer Marathonlauf Obwohl am Freitagvormittag mit Ausnahme von zwei Junioren⸗Entſcheidungen nur Vor⸗ kämpfe auf dem Programm der Leichtathletik⸗ Meiſterſchaften in der Jahn⸗Kampfbahn ſtan⸗ den, hatten ſich hierzu doch ſchon gegen 10 000 Beſucher eingefunden. Die drückende Hitze machte den Athleten etwas zu ſchaffen, aber die Lei⸗ ſtungen waren doch durchweg ausgezeichnet. In den frühen Nachmittagsſtunden ſetzte dann ein gewaltiger Gewitterregen die Lauf⸗ bahnen im Hermann⸗Göring⸗Stadion völlig unter Waſſer. Zwar trocknete die Oberfläche verhältnismäßig ſchnell wieder ab, doch blieben die Bahnen derart weich, daß die erzielten Zeiten keinen rechten Maßſtab für das wirk⸗ liche Können unſerer Läufer bilden. Wenn dennoch Linnhoff die 400 Meter in 47,6 Sek. lief, Harbig die 800 Meter in 1:52,8 Min. ge⸗ wann und auf der langen Hürdenſtrecke nicht weniger als vier Mann unter 54 Sekunden blieben— von den 14:50 Minuten Syrings über 5000 Meter gar nicht zu reden— ſo ſtellen dieſe Zahlen dem Können der Männer das beſte Zeugnis aus. Der Sieger der 400⸗Meter⸗Hür⸗ den, der Berliner, Glaw, ſtellte mit ſeiner Zeit von 53,2 Sekunden ſogar den deutſchen Rekord von Scheele ein. Der vielleicht hervorragendſte Kampf des Ta⸗ ges war der einzigartige Marathonlauf. Trotz der drückenden Hitze, die durch den Re⸗ gen nur unweſentlich gemildert wurde, tobte auf der ganzen Marathonſtrecke ein erbitterter Kampf. Zunächſt lag der Lauterbacher Wohl⸗ gemuth in Front, der die 5000 Meter in 16132 Min. durchlief. Dann ſchloß der Marienburger Hofmann auf und erreichte in 33:54 Min. als Erſter die 10⸗Klm.⸗Grenze. Zuſammen mit Wohlgemuth, dem Vorjahresſieger Gnädig(Ber⸗ lin), Wiedemann(München) und den beiden Stuttgartern Helber, ſowie Bertſch(Stutt- gart), bildete er die Spitzengruppe, die ſchließ⸗ lich von Bertſch geſprengt wurde. Mit jedem Schritt gewann der Stuttgarter Boden und lief ſchließlich in der glänzenden Zeit von 2:3725 Stunden als vielumjubelter Sieger in der Jahn⸗Kampfbahn ein. Hinter ihm belegte der Potsdamer Puch in 2:39:03 vor den beiden Berlinern Borgſam und Gnädig den zweiten Platz. 5 De Leichlalhlelik-Ergebniſſe 200 Meter(Männer): Deutſcher Meiſter: Scheuring(Ottenau) 21,7; 2. Fiſcher(Berlin) 22,0; 3. Hornberger(Frankfurt/ M.) 22,2; 4. Gillmeiſter(Stolp) 22,2; 5. Riether(Krefeld) 22.2; 6. Schein(Hamburg) 22,3. 400 Meter(Männer): Deutſcher Meiſter: Linnhoff(Berlin) 47,6; 2. Bues(Berlin) 49,0; 3. Blazejezak(Hannover) 49,0; 4. Klupſch (Jena) 49,2; 5. Rinck(Berlin) 49,6; 6. Ro⸗ bens(Nürnberg) 49,6. 800 Meter(Männer): Deutſcher Meiſter: Harbig(Dresden) 1:52,8; 2. Eichberger(Wien) 1:54,9; 3. Schumacher(Düſſeldorf) 1:55,8; 4. Brandſcheid(Berlin) 1:56; 5. Heß(Bar⸗ men) 1:56,1; 6. Bott(Kaſſel 1:57,2; 7. Mer⸗ tens(Wittenberg) 1:58. 5000 Meter(Männer): Deutſcher Meiſter: Syring(Wittenbg.) 14:50,0; 2. Eitel(Berlin) 14:50,2; 3. Fellersmann(Stettin) 15:01,4; 4. Eberlein(München) 15:11,2; 5. Eder(Mün⸗ chen) 15:11,1; 6. Pietzke(Marienwerder) 15,12. 110 ⸗Meter⸗ Hürden(Männer): Deutſcher Meiſter: Kumpmann(Köln) 15,0; 2. Wegner (Berlin) 15,0; 3. Beſchetznik(Berlin) 15,4; 4. Pollmanns(Düſſeldorf) 15,6; 5. Schellin (Stettin) 15,6; 6. Stöckle(Stuttgart) 15,6. 400 ⸗Meter⸗ Hürden(Männer): Deutſcher Meiſter: Glaw(Berlin) 53,2; 2. Hölling (Breslau) 53,6; 3. Klix(Berlin) 53,9; 4. Scheele(Hamburg) 53,9; 4. Mayr(München) 54,3; 6. Darr(Gotha) ohne Zeit. Hammerwerfen(Männer): Deutſcher Mei⸗ ſter: Hein(Hamburg) 56,49 Meter, 2. Storch (Fulda) 55,52 Meter, 3. Blask(Berlin) 55,25 Meter, 4. O. Lutz(Dortmund) 52,32 Meter, 5. Mayr(München) 50,33 Meter, 6. Becker Saarbrücken) 49,64 Meter. 4 mal 1500 m⸗Staffel(Männer): Deutſcher Meiſter: Hamburger AK(Berberich, Kröger, Körting, König) 16:28,2; 2. TSV. 60 München 6:32,56, 3. Vict. Hamburg 16:41,4; 4. Allianz Berlin 16: 51,8; 5. Stuttgarter Kickers 16:55,5; 6. RAD. Gau XXI 17:03,8. Kugelſtoßen(Männer): Deutſcher Meiſter: Wöllke(Berlin) 15,69 m; 2. Stöck(Berlin) 15,31 m; 3. Lampert(München) 15,18 m 4. 1:1 gegen Jugoſlawien Henkel geſchlagen, Metaxa blieb Sieger Der Davispokal⸗Schlußrundenkampf der Europazone zwiſchen Deutſchland und Jugoſla⸗ wien, der am Freitag nachmittag bei brütender Hitze auf der Berliner Rot/ Weiß⸗Anlage am Hundekehlenſee vor faſt 5000 Zuſchauern in An⸗ griff genommen wurde, begann für Deutſchland wenig verheißungsvoll. Unſer Spitzenſpieler Heinrich Henkel wurde nämlich Einzelſpiel von Franz Puncec, dem jugoſla⸗ wiſchen Meiſter, in drei Sätzen glatt mit 611 7:5, 63 geſchlagen. Puncec bewies im Kampf gegen Henkel, daß er in die Reihe der Welt⸗ klaſſenſpieler eingetreten iſt. Daß Deutſchland nicht gleich am erſten Tag ausſichtslos ins Hintertreffen geriet, dafür ſorgte unſer zweiter Mann, Georg v. Metaxa, der gegen Joſef Palada in einem nervenauf⸗ reibenden Fünfſatzkampf mit 1:6, 6:4, 6:1, 3:6, 12:10 die Oberhand behielt und damit für den Gleichſtand ſorgte. * Cramer 1 14,58 m; 5. Trippe(Düſſel⸗ dorf) 14,31 m; 6. Sievert(Eimsbüttaf) 14,29 m; Dreiſprung(Männer): Deutſcher Meiſter: Kotratſchek(Wien) 14,82 m; 2. Wöllner(Leip⸗ zig) 14,52 m; 3. Gottlieb(Landau) 14,36 m; 4. Drechſel(Thalheim) 14,27 m; 5. Kegel(Ham⸗ burg) 14,22 m; 6. Engelhardt(Nürnb.) 13,94 m. Marathonlauf: Deutſcher Meiſter: Bertſch (Stuttg.) 2:37:25; 2. Puch(Potsd.) 2:39:03; 3. Borgſen(Berlin) 2:41:00: 4. Gnädig (Berlin) 2:41:35; 5. Wohlgemuth(Lauter⸗ bach) 2:43:54; 6. Wieczorek(Berlin) 2:44:43; 7. Balaban(Wien) 2:46:09: 8. Weber(Stutt⸗ gart) 2:48:24; 9. H. Helber(Stuttgart) 2:48:29; 10. Orbanz(Dresden) 2:48:85. Reichsſieger der Junioren Stabhochſprung(Junioren): N Glötzner(Weiden) 3.80 m; 2. Kroll(Lucken⸗ walde) 3.70 m; 3. Merz(Berlin) 3.70 m; 4. Waibel(Mannheim) 3.50 m; 5. Quittan(Wien) 3.50 m; 6. Ziehl(Berlin) 3.40 m. Diskuswerfen(Junioren): Reichsſieger: Nie⸗ mela(Hindenburg) 39.31 m; 2. Marktanner (Stuttgart) 39.08 m; 3. Beyer(Hamburg) 38.60 m; 4. Rother(Magdeburg) 38.56 m; 5. Pflüger(München) 38.22 m; 6. Figgen(Dort⸗ mund) 37.54 m. 200 Meter(Junioren): Reichsſieger: Huth (Hanau, M.) 22,3; 2. Struckl(Wien) 22,4; 8. Pfäffle(Eßlingen) 22,5. Dreiſprung(Junioren): Reichsſieger: Phi⸗ lippi(Stendal) 14,05 Meter, 2. Voigt(Dort⸗ mund) 13,98 Meter, 3. Mähnert(Halle) 13,44 Meter. 3000 m(Jun.): Reichsſieger: Friedrich(Ham⸗ burg) 9:09; 2. Schubert(Darmſtadt) 916.4; 3. Hirſchberger(Dresden) 922,2. Die Siegerinnen der Frauen: 100 m(Frauen): Deutſche Meiſterin: Krauß (Dresden) 12,2; 2. Albus(Berlin) 12,4; 3. Kohl (Frankf. a. M.) 12,5; 4. Kühnel(München) 12,6; 4. Eckardt(Frankf. a. M.) 12,7; 6. Wen⸗ del(Mannheim) 12.8. Kugel(Frauen): Dt. Meiſterin: G. Mauer⸗ meyer(München) 13,62 m; 2. Schröder(Mun⸗ denheim) 12,95 m; 3. Kirchhoff(Dortmund) 12,08 m; 4. Tr. Mauermeyer(München) 12,00 m; 5. Roſſow(Berlin) 12,00 m; 6. Richters (Hamburg) 11.97 m. Weitſprung(Frauen): Dt. Meiſterin: Prätz (Salzwedel) 5,68 m; 2. Junghaus(Naumbg.) 5,55 m: 3. G. Mauermeyer(München) 5,53 m; 4. Wilkening(Mörs) 5,50 m; 5. Stracke(Sie⸗ gen) 5,30 m; 6. Schulz(Münſter) 5,28 m. Borer in der Iwiſchenrunde Im Freiluftring des Hermann⸗Göring⸗Sport⸗ feldes wurde am Donnerstag die Zwiſchenrunde des Mannſchafts⸗Boxturniers durchgeführt. Weſtfalen ſiegte über Nordmark mit 12:4 Punkten, obwohl die Punkte im Halb⸗ ſchwergewicht infolge einer Verletzung Schnar⸗ res kampflos abgegeben werden mußten. Einen Sieg in gleicher Höhe errang Mittelrhein über Niederſachſen(1274), während Brandenburg mit 10:6 über Nieder⸗ rhein die Oberhand behielt. Hier kam der mit Spannung erwartete Leichtgewichtskampf zwi⸗ ſchen Europameiſter Nürnberg(Berlin) und dem deutſchen Meiſter Heeſe(Düſſeldorf) leider nicht zuſtande, da Nürnberg erkrankt war. Im vierten Treffen der Zwiſchenrunde trennten ſich Schleſien und Mitte 8s, die Schleſier ver⸗ zeichneten aber im Ring vier Siege, während Mitte unter ſeinen vier Erfolgen einen kampf⸗ loſen Sieg aufwies. Die Fachamtsleitung ent⸗ ſchied aus dieſen Erwägungen heraus zu Gun⸗ ſten der Schleſier. Im Boxen: Weſtfalen— Brandenburg Im ſtark umlagerten Freiluftring des Her⸗ mann⸗Göring⸗Sportfeldes ermittelten am Frei⸗ tag die Boxer ihre Schlußrundengegner. Harte und ſpannende Kämpfe gab es zwiſchen Weſt⸗ falen und Mittelrhein, wobei die Weſt⸗ falen mit 10:6 die Oberhand behielten. Sie treffen am Samstag auf Brandenburg, das gegen Schleſien mit 12:4 gewann. In der brandenburgiſchen Staffel wirkte auch wie⸗ der Europameiſter Nürnberg mit, der ſich von ſeiner Erkältung überraſchend ſchnell erholt hatte und gegen Büttner J nach Punkten ſieg⸗ reich blieb. Die Meiſterſchaflen der Kegler Bei den Keglern war den ganzen Donnners⸗ tag über Betrieb. Auch die Frauen ermittel⸗ ten ihre Reichsſieger. Ergebniſſe der Meiſterſchaften: auf Schere: 1. Maurer(Kaſſel) 1182 Holz, 2. Heutz(Eupen/ Malmedy) 1155, 3. Erhardt 3 1153, 4. Schilling(Rbevdt) 1137 O18: auf Aſphalt: 1. Zeunert(Dresden) 858. 2. Pfahl Markleberg) 856, 3. Krämer(Gronach 856, 4. Niehoff(Braunſchweig) 852, 5. Thorn Kaſſel) 852 Holz:. 19 4 im erſten Bekanntmachungen Orisgruppe der A. S. D. A. P. Viernheim NS.⸗Beratungsſtunde ſeden Montagabend von 20—21 Uhr. Dlenſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſte. 10. 1. Stod Nachſtehend gebe ich allen Ig. den Dienſt⸗ plan bekannt: Schar 1: Montag, Schillerſchule 8.30 Uhr; Donnerstag Sportplatz Lorſcherſtr., 8 Uhr. Schar 2: Montag Heim Schillerſchule 8.30; Donnerstag Sportplatz Lorſcherſtr. 8 Uhr. Schar 3: Dienstag Heim Schillerſchule 8.30; Donnerstag Sportplatz Wieſenweg, Antre⸗ ten Waldheim 8.00 Uhr. Schar 4: Dienstag Waldheim 8.30 Uhr; Donnerstag Sportplatz Wieſenweg, Antre⸗ ten Waldheim 8.00 Uhr. Schar 5: Dienstag Sportpl. Lorſcherſtr. 8.00; Donnerstag Heim Schillerſchule 8.30 Uhr. Motorſchar: Montag Waldheim 8.30 Uhr Freitag Antreten an der Vorſtadt, 8.30. Spielmannszug: Dienstag und Donnerstag Waldheim, mit Inſtrumenten, 8.30 Uhr. Alle Sonderfälle werden an dieſer Stelle bekannt gegeben. Aus obigem Dienſtplan er⸗ ſieht jeder Ig., wann er anzutreten hat. Ich möchte die Eltern darauf hinweiſen, daß der Dienſt für jeden Hitlerjungen zweimal wö⸗ chentlich ſtattfindet, pünktlich um 8.30 bzw. 8.00 Uhr beginnt und um 10.00 Uhr beendet iſt. f Der Gefolgſchaftsführer. em, Schützt deuijches Volksgut! Verhütet Waloͤbrände! D e e 2 DA deutſche Arbeitsfront Am Samstag, den 30. ds. Mts., veran⸗ ſtaltet die Ortswaltung Viernheim eine Fahrt ins Blaue. Hierzu ſind ſämtliche Amtswalter, Zellen- und Blockobmänner ſowie die Be⸗ triebsobmänner, alſo alles, was zur DAfF.⸗ Ortswaltung Viernheim gehört, nebſt Fami⸗ lienangehörigen herzlich eingeladen. Abfahrt mit Rad pünktlich 17 Uhr. Treff⸗ punkt vor der DA ⸗Dienſtſtelle. Räder nachſehen und Licht mitnehmen.— Für gute Unterhaltung iſt geſorgt. Der Ortsobmann: Mögelin. Lokale Nachrichten Viernheim, den 30. Juli 1938 Anſer Tagesſpruch Kein Menſch auf der Erde hat das Recht, ſeine Kräfte ungebraucht zu laſſen und durch fremde Kräfte zu leben. Joh. Gottlieb Fichte. * en UaaufntckkIge Was immer man tut, man will wiſſen, woran man iſt, wo immer man ſteht, man will die Poſition kennen. Im Verkehr mit dem Unaufrichtigen iſt man ſtets wie ohne Kompaß in ſternenloſer Nacht. Sein Ja iſt ein verklau⸗ ſuliertes Ja, das auch als Nein gelten kaun, wenn er es als Nein braucht. Sein Nein iſt ein halbes Ja, aber ohne Gewähr nach der einen oder anderen Seite. Seine Freundlichkeit iſt eine Maske, hinter der ſich ſeine Abſicht verbirgt. Selbſt ſein Zorn verfolgt ein be⸗ ſtimmtes Ziel, nur nicht das, das man zu er⸗ kennen glaubt. i Man vertraut ihm, denn er hat eine ge⸗ winnende Geſte, bis man einmal der Geprellte iſt. Aber das wäre noch nicht ſchlimm. Er hat die Fähigkeit, es ſo hinzuſtellen, daß die Schuld an dem Fehlſchlag nicht auf ſeine Jacke fällt, ſondern auf den Fehler, den er einem ſelbſt zuſchiebt. Und ſchließlich iſt er der Wohltäter, der alles wieder in Ordnung bringt. Aber auch darin ſucht er ſeinen Vor⸗ teil. Vor allem aber: er hat ſchon wieder das Vertrauen gewonnen, mit dem er einen neuen Schlag führen kann. Solche Prachtexemplare der Unaufrichtigkeit ſind ſelten und es iſt möglich, daß man für ſie menſchliche und ſeeliſche Entſchuldigungen finden kann. Das iſt nicht ſo wichtig. Wichtig aber iſt es, daß man ſich nicht dem Krummen verbindet, ſondern das Gerade und Aufrechte ucht. Die Flucht vor ihm iſt die Flucht zu ſich ſelbſt. Sei du, der du biſt, iſt eine alte Forderung. Es iſt ſehr ſchwer, wenn man ſich mit dem Krummen eint, und es iſt leicht, wenn man nur das Gerade und Aufrechte an ich ſchließt. Vor Schlägen iſt trotzdem keiner ſicher, und Erfahrungen muß jeder gewinnen. Nur ſoll man dieſelben Erfahrungen nicht immer wieder machen, denn ſie ſind zu teuer für dieſes kurze Leben.„Fliehe, mein Freund, in die Einſamkeit“, ſagt Nietzſche. Da iſt der Gipfel, den man erſtreben kann. Nicht jeder iſt dafür geboren. Aber zuerſt ſlieh den Un⸗ aufrichtigen! Denn der Peſthauch der Unauf⸗ richtigkeit vergiftet auch dich, wenn er dich nicht umbringt. Erntewagen rollen dem Dorf zu Trotz etwas ungünſtiger Frühjahrswitter⸗ ung iſt die heurige Getreideernte gut geraten und verſpricht einen ſehr guten Druſch bzw. Körnermenge. Das iſt eine große Freude für den Bauersmann, daß ſich ſeine viele Arbeit lohnt, zugleich aber auch für unſer ganzes Volk in ſeinem Selbſterhaltungstrieb, das auch im nationalſozialiſtiſchen Staate die Arbeit des Bauern und Landwirts mehr zu ſchätzen weiß als früher, denn ohne tüchtigen Bauerg⸗ ſtand keine arbeitsfähige Volksgemeinſchaft. — Schrieb doch einſt Max von Schenkendorf: „0 Bauernſtand, o Bauernſtand, du liebſter mir von allen!“— In einem anderen deut⸗ ſchen Erntelied heißt es:„Es kreiſte die Seuſe mit ſcharfem Schwung, es fielen die Halme, es ſank das Gras und die Sonne lachte der Ernte. Der Himmel war blau und die Luft war heiß und die Schnitterin ſchnitt und lachte dazu: O du Sonne, du Sonne, du gute!— Schon ſehr viel Getreide iſt geſchnitten. Helfe du nun, Volksgenoſſe, daß die ſchöne Frucht wohlgeborgen in die Scheune zu liegen kommt. Stelle dich, wenn es gilt, auch mor⸗ gen, und dann die folgenden Tage dem Bau- ern zur Verfügung. * Doppeltes Jubiläum. Vg. Jakob Bumenſchein, Am Fronberg 1, kann am Montag, den 1. Auguſt, auf eine 25 jährige Dienſtzeit bei der Deutſchen Reichsbahn zu⸗ rückblicken. Am gleichen Tage iſt der Arbeits⸗ jubilar 50 Jahre alt. Zu dieſem Doppeljubi⸗ läum entbieten auch wir unſere herzlichſten Glückwünſche. Todesfall. In der verfloſſenen Nacht ſtarb die Witwe des Feldſchützen Michael Fa⸗ ber 3., Frau Margareta Faber, Luiſen⸗ ſtraße 7. Drei Tage Viernheimer Volksjeſt Vom 6. bis 8. Auguſt 1938 f im herrlichen Wald bei der Freilichtbühne Schon einige Wochen ſind es her, ſeit zum erſten Male die Kunde vom großen Viern⸗ heimer Volksfeſt laut wurde. Mit allſeitiger Genugtuung wurde dieſe Nachricht aufgenom- men; iſt es doch längſt kein Geheimnis mehr, daß unſer Heimatort, entgegen anderer umlie⸗ gender Ortſchaften, ziemlich arm an beſonderen Veranſtaltungen iſt. Wir alle ſind deshalb der hieſigen Ortsgruppenleitung der NSDAP., die den Gedanken zur Durchführung dieſes Volksfeſtes aufgriff und jetzt auch verwirk⸗ licht. Nicht nur, daß der Bevölkerung einige frohe Stunden bereitet werden, ſondern dar⸗ über hinaus bietet dieſe Veranſtaltung man⸗ chem Gewerbezweig, vornehmlich aber dem Gaſtſtättengewerbe, eine willkommene und not⸗ wendige Einnahmequelle. An der Mitwirkung und Ausgeſtaltung des Feſtes beteiligt ſind alle Viernheimer Geſang⸗, Turn- und Sportvereine, die Radfahrerverei⸗ nigung, die Große Karnevalsgeſellſchaft, die Feuerwehrkapelle u. a. m. Man kann ſich alſo lebhaft vorſtellen, welches Ausmaß das viel⸗ ſeitige Programm annehmen wird. 1 Bis vor wenigen Tagen noch war über die Art und Weiſe der Durchführung des Viern⸗ heimer Volksfeſtes, die näheren Einzelheiten uſw. herzlich wenig bekannt. Ein undurch⸗ dringlicher, dunkler Schleier lag über der ganzen Angelegenheit. Sichtliche Spannung und große Erwartung bemächtigte ſich eines jeden. Und dies mit beſonderem Grund. Einer Sache, der man mit Intereſſe begegnet, die man mit der ganzen Freude ſeines Herzens herbeiſehnt und gar ſchon die Tage zählt bis zur Erfüllung, zur Vollendung, und ſchließ⸗ lich einer Sache, die geſchaffen werden ſoll zur Unterhaltung, zur Erholung und Erbauung des ſtändig im Alltag ſtehenden und mit Sor⸗ gen gequälten Menſchen— ja, wahrhaftig: gegenüber einem ſolchen Ereignis weicht von ſelbſt alle Gleichgültigkeit! Wo trifft dies mehr zu als bei dem bevorſtehenden Viernheimer Volksfeſt? Mit Freude verfolgte man deshalb am letzten Donnerstag die erſten Zeilen über das„Vernemer Volksfeſcht“ in Form eines Zwiegeſpräches, die das große Geheimnis ein wenig lüfteten und Licht in die ſeither noch dunkle Angelegenheit brachten. Großes Er⸗ ſtaunen lag da über manch einem Geſicht: man hatte ſich ja ſchon allerhand vorgeſtellt, doch eine derartige Aufmachung und Aaf⸗ ziehung des Feſtes wurde nicht erwartet! An alles, auch an die kleinſte Kleinigkeit iſt ge⸗ dacht. Keine Hoffnung bleibt unerfüllt und kein Wunſch bleibt unbefriedigt. Die Verant⸗ wortlichen— und dies iſt die Partei— ſcheuen weder Mühe, noch Arbeit, noch Koſten! Wenn ſchon— denn ſchon... Wenn Dlumpia Feſt der Schönheit Zweiter Film von den Olympiſchen Spielen Berlin 1936 im Central⸗Film⸗Palaſt In den Namen, die Leni Riefenſtahl ihren beiden Olympia⸗Filmen gegeben hat, liegt auch der Weſenscharakter der Filme beſchloſſen: „Feſt der Völker“— bewegtes Leben, mit al⸗ ler dazugehörenden Dramatik,—„Feſt der Schönheit— beſchaulites Genießen, Schwel⸗ gen in Bildern und Stimmungen lyriſchen Ge⸗ präges, künſtleriſcher Ausdruck der Schönheit des der Sportidee dienenden Menſchenkörpers. Eine wunderſame„Wach auf!“-Stimmung lei⸗ tet das„Feſt der Schönheit“ ein, Ruhe und Stille in Verklärung, begleitet von der Muſik Herbert Windts, die auch im zweiten Olympia⸗ Film mit dem Bild die Dominante bildet, breitet ſich aus, verdichtet ſich mit dem heller werdenden Tag zum Klang, der in der Melo- die aus der Idylle des morgenlichen Olym⸗ piſchen Dorfes mit ſeinem geheimnisvollen, vorbereitenden Treiben hinüberwechſelt in den neuen Tag, in das Stimmengewirr der Hun⸗ derttauſende im Olympia⸗Stadion. Die Kämpfe des zweiten Films gipfeln in Zehnkampf und Gelände⸗Sprungreiten. Zwi⸗ ſchen dieſen Höhepunkten breiten ſich— wie liebliche Täler— Bilder von einer Schönheit nie geſehener Größe aus. Die Zeitlupenauf⸗ nahmen verleihen den Bildern der ſpringen⸗ den, turnenden, ſchwimmenden und vom Turm fliegenden, den reitenden, fechtenden, rudern⸗ den und ſegelnden Menſchenkörpern eine We⸗ ſenheit, die jenſeits aller Erdverhaftung liegt. Alles reißt zu intenſivſtem Miterleben hin. Die folgenden Turnvorführungen üben eine hart entgegengeſetzte Wirkung aus: Schöaheit in Vollkommenheit, ſowohl im Ebenmaß, wie auch in den Diſziplinen des Körpers. Geheim⸗ nisvolle Schattenbilder löſen ſich in hellen Lichtbildern; in charakteriſtiſchen Ausſchnitten werden die Segelregatta auf der Kieler Föhrde und die Ruderregatta in Grünau zum einpräg⸗ ſamen Eindruck. Die erregenden Box⸗ und Fußballkämpfe werden durch die Reit⸗ und Spielkünſte der Poloſpieler ausgeglichen. Die Schlußbilder im Schwimmſtadion klingen zu⸗ ſammen in einer berauſchenden Symphonie: der Menſch ſcheint mit den Elementen Luft und Waſſer eins zu werden, fliegend und tau⸗ chend und ſchwebend ſcheint er alle Erden⸗ ſchwere überwunden zu haben. Der einzelne tritt nicht als Individuum in Erſcheinung, wie auch ſchon bei den anderen Kämpfen, der Kör⸗ per des Menſchen triumphiert in Harmonie und Schönheit über alle Kampfanſtrengungen, von denen in dieſem zweiten Film kaum eine Andeutung zu ſehen iſt. Dieſe Schau von der Schönheit verweiſt in die Sphären der Kunſt, iſt zeitlos. Es tut der bezaubernden Harmonie der Bilder keinen Abbruch, daß zwiſchen ihnen das Publikum mit ſeiner leidenſchaftlichen An⸗ teilnahme auftritt, daß der Rundfunkſprecher ſeine feſſelnden Beobachtungen mitteilt. Das alles erhöht nur das Schwelgen in den Bildern der Schönheit und des harmoniſchen Rhyth⸗ mus.— Ueber beiden Filmen triumphiert die ſich offenbarende Idee vom Sport, die im„Feſt der Völker“ in der Dynamik der Kämpfe mehr hervortritt als im„Feſt der Schönheit,“ wo ſie im beherrſchten Spiel des Körpers ihren äſthetiſchen Ausdruck findet. Wer ſchon den erſten Teil des Olympia⸗ Films miterlebt hat, der wird es nicht ver⸗ ſäumen, auch den zweiten Teil ſich anzuſehen; wer jedoch aus irgendwelchen Gründen am Beſuch des„Feſt der Völker“ verhindert war, der wird dieſe Woche unter allen Umſtänden dem Central⸗Film⸗Palaſt einen Beſuch ab⸗ ſtatten und der Aufführung„Feſt der Schön⸗ heit“ anwohnen; denn auch der zweite Teil des Olympia⸗Films vermittelt gewaltige und un⸗ vergeßliche Erlebniſſe. man ſchon ein Volksfeſt durchführt, dann ſoll es dies auch im wahrſten Sinne des Wortes werden! Halbe Arbeit gibt es bekanntlich nicht. Jedem etwas bieten und für jeden etwas Be⸗ ſonderes, das iſt der Grundſatz, von dem aus alle Vorbereitungsarbeit in die Wege geleitet wurde. Hier ſoll ſich wieder einmal mehr beweiſen, daß Viernheims Einwohnerſchaft wohl ein Völkchen der Arbeit, der raſtloſen Tätigkeit iſt, daß man aber auch Feſte zu feiern verſteht, und dies mit ganzer Herzlich⸗ keit und Ausgiebigkeit. Dies iſt eine altbe⸗ kannte Tatſache; nicht nur innerhalb unſeres Heimatortes, nein, auch darüber hinaus in der näheren und weiteren Umgebung iſt man ſich deſſen bewußt. Und ſo iſt es ja auch kein Wunder, daß die Kunde von dem großen Viernheimer Volksfeſt die örtlichen Grenzen überſchritten hat und überall freudige Auf⸗ nahme fand. Für zahlreiche Auswärtige iſt dieſe Veranſtaltung ein Anziehungspunkt von beſonderer Bedeutung. * Was wird nun alles zur Unterhaltung ge⸗ boten? Eigentlich ſollten wir ja nichts„aus der Schule“ verraten. Jedoch wir wiſſen um die Neugierde der Viernheimer und dieſerhalb wollen wir Nachſicht üben, den Deckel der großen„Vorratskiſte“ ein wenig öffnen und Etliches durchſickern laſſen: Da ſind es Rei⸗ gen, Tänze, turneriſche und radſportliche Vor⸗ führungen, geſangliche und muſikaliſche Dar⸗ bietungen, Stellung von Pyramiden(verſchie⸗ denartig beleuchtet“), Vorträge von Angehö⸗ rigen der Karnevalsgeſellſchaft, die übrigens den geſamten unterhaltenden Teil übernommen hat, Kletterbaum und weiterhin noch—— halt! Bis hierher und nicht weiter! Alles ſei nun doch nicht verraten. Nur das eine wollen wir noch ſagen: man wird aus dem Staunen und aus der Verwunderung nicht mehr her⸗ auskommen! Man wird lachen und fröhlich ſein, wird ſingen und tanzen und—— alle Sorgen des Alltags vergeſſen, wenn nicht für immer, dann ſie aber wenigſtens für dieſe drei Tage in die hinterſte Ecke verbannen! Alles in allem: Viernheim wird ein Feſt erleben wie noch ſelten zuvor! Es wird ein Feſt der geſamten Bevölkerung, ein Feſt der Volksgemeinſchaft werden! Und das iſt das Schöne, das Herrliche! *. Haltet bie Ortsflraßen ſauber! Muß es immer erſt 1.— RM. koſten? Wenn man durch unſere Ortsſtraßen geht, iſt es eine Freude zu ſehen, wie die ſchön hergerichteten Straßen von einer großen An⸗ zahl der Anwohner, man möchte faſt ſagen liebevoll gepflegt werden. Jeden Mittwoch und Samstag, wie es die Vorſchrift erheiſcht, dar⸗ über hinaus tun es einige noch öfters, werden die Straßen gefegt und ſo trägt jeder ſeinen Teil zur Verſchönerung unſeres Straßenbil⸗ des bei. Daneben gibt es natürlich auch ſolche, die für Schönheit überhaupt keinen Sinn ha⸗ ben und die erſt dann, wenn der Polizeibeamte erſchienen iſt, um die fällige 1.— RM. wegen Lichtreinhaltung der Ortsſtraßen zu kaſſieren, ſich aufraffen und für Reinhaltung Sorge tragen. Warum gehts denn dann? Kann man denn dies nicht gleich tun? Muß es immer erſt 1.— RM. koſten! Und wenn gar Bös⸗ willigkeit feſtgeſtellt mird, dann folgt ſogar ein Strafmandat, das gewiß mehr als 1.— RM. koſtet. So mußten im Monat Juli wie⸗ der insgeſamt 50 gebührenpflichtige Verwar⸗ nungen ausgeſprochen werden und zwar teils gegen Verkehrsſünder, die ja auch nie alle wer⸗ den wollen, und beſonders ein Großteil gegen ſolche, die nicht ſür ordnungsmäßige Reinhal⸗ tung unſerer Ortsſtraßen ſorgen. Das wollen wir uns in Zukunft abgewöhnen und nicht erſt dann die Reinigung vornehmen, wenn man eine Mark bezahlt hat. Und noch etwas. An vielen Häuſern bildet ſich nach Regenwetter an den Sockeln eine grüne Schicht. So ſchön an ſich eine Grünfläche, allerdings 7580 wirkt, in dieſem Falle ſieht dies unſchön aus und muß ebenfalls entfernt werden. So wollen wir alle immer und immer wieder mithelfen, unſer Straßenbild rein und ſchön zu erhalten. * * Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Tierquä⸗ lerei, 1 wegen Uebertretung der Gewerbeord⸗ nung(Hauſieren ohne Wandergewerbeſchein), 6 wegen Vergehen gegen die Straßenverkehrs⸗ ordnung und 1 wegen Milchfälſchung bzw. Vergehen gegen das Lebensmittelgeſetz. Im Monat Juli wurden insgeſamt 50 gebühren⸗ pflichtige Verwarnungen ausgeſprochen. Hel fahle 1 Mich füll 10 Kinde Zeitul Weibe Hau Ki! elſel. N get, in el einen ſich., leber Tic vutde Eike Ein fach tuts ſahteſ Elo chele einen holen. und e Al Theo Reichs nit ſe gleich bet, Wucht bäſchu liegen Boy der au beimft Salzig ſchwer Tod ei 1 7 2 Pri fact Kindet Tod d bericht kraft einer gen! dem blit! Elten it gut ar lich ve falls Wer nach d den ei Main den L gehöre Stelle des gi etfreul zettet! 8 Am i da ſuht, vom J borger belehn Md Mibeit beraß Stroh hebel! ihm de eintrat 6 f ff N. 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So kommt jetzt aus Weißenthurm(Rhl.) die Nachricht, daß auf der Hauptverkehrsſtraße ſich ein ghiähriegs Kind von der Hand ſeines Vaters riß und in einen Laſtkraftwagen lief, der das Kleine tötete. — In Auingen(Wttbg.) lief ein dreijähri⸗ ger Knabe in einem unbewachten Augenblick in einen fremden Pferdeſtall und erhielt von einem erſchreckten Pferd einen Huftritt ins Ge⸗ ſicht, der das Kind furchtbar verletzte.— In Ueberlingen(Baden) fiel das 2 jährige Töchterchen eines Einwohners in den See, wurde aber von einem beherzt nachſpringenden Eiſendreher gerettet. Die Gefahren der Flraße Eiweiler. Auf der Straße von Heusweiler nach hier wurde der 1 jährige Junge des Mon- teurs Werner von einem Laſtkraftwagen ange⸗ fahren und erlitt ſehr ſchwere Verletzungen. Elversberg. In der Nähe der hieſigen Apo⸗ theke wollte der 52jährige Fritz Konrad mit ſeinem Fahrrad zwei andere Radfahrer über⸗ holen. Er wurde dabei von einem Auto erfaßt und erlitt tödliche Verletzungen. Achern. Der verheiratete Straßenwart Theodor Ell aus Oensbach wollte auf der Reichsſtraße zwiſchen Oensbach und Fautenbach mit ſeinem Rade nach links hinüberbiegen. Im gleichen Augenblick fuhr ein Kraftwagen vor⸗ über, der den Radler erfaßte und mit ſolcher Wucht über die etwa zwei Meter hohe Straßen- böſchung hinabſchleuderte, daß der Mann tot liegen blieb. Boppard a. Rh. Ein Reichsbahnbeamter, der auf ſeinem Fahrrad nachts aus dem Dienſt heimfuhr, wurde zwiſchen Boppard und Bad Salzig von einem Fernlaſtzug erfaßt und ſo ſchwer verletzt, daß bereits kurze Zeit ſpäter der Tod eintrat. Nach den Ellern auch der Lohn Drei Todesopfer des Prümer Unglücks Prüm(Eifel). Schwer vom Schickſal heimge⸗ ſucht wurde eine Prümer Familie, wo nun 8 Kinder, teilweiſe noch unter 14 Jahren, um den Tod der Eltern und des Bruders trauern. Wie berichtet, war ein Erkelenzer Möbeltransport⸗ kraftwagen, an dem die Bremſen verſagten, in einer Kurve mit erheblicher Geſchwindigkeit ge⸗ gen die Umfaſſung eines Hauſes gerannt. Vor dem Anweſen befanden ſich in dieſem Augen⸗ blick Mann, Frau und ein 12jähriger Sohn. Die Eltern wurden auf der Stelle getötet und nun iſt auch ihnen das Kind in den Tod gefolgt. Es war bei dem ſchrecklichen Unglück lebensgefähr⸗ lich verletzt worden. Der Autofahrer liegt gleich⸗ falls noch ſchwerverletzt darnieder. Iwei Pferde erkrunken Wertheim. Am Mittwoch nachmittag rollte nach dem Abladen von Stammholz beim Wen⸗ den ein Fuhrwerk die Böſchung hinab in den Main und zog zwei wertvolle Pferde mit. Die dem Landwirt Heinrich Hörner 3. aus Naſſig gehörenden Tiere gingen an der Am tiefen Stelle ſofort unter und ertranken. Der Lenker des Fuhrwerks, ein Sohn des Hörner, konnte erfreulicherweiſe im letzten Augenblick noch ge⸗ rettet werden. Beim Paddeln auf der Lahn ertrunken Limburg. Ein Feriengaſt aus Hamburg, der in Fachbach auf der Lahn in einem Paddelboot fuhr, kenterte mit dem Boot etwa 8 Meter vom Ufer und ging unter. Obwohl er ſofort ge⸗ borgen werden konnte, blieben alle Wieder⸗ belebungsverſuche ohne Erfolg. An der Strohypreſſe totgedrückt Nidda. Der 31 Jahre alte landwirtſchaftliche Arbeiter Fritz Groß aus Nidda wurde auf dem benachbarten Häuſerhof bei Arbeiten an der Strohpreſſe mit dem Kopf zwiſchen den Preß⸗ hebel und ein Rad eingeklemmt. Dabei wurde ihm der Kopf eingedrückt, ſodaß der Tod alsbald eintrat. Frankfurk— Aſchaffenburg 4 Zubringer auf der 38 km langen Autobahn⸗Strecke Frankfurt a. M. Die Oberſte Bauleitung Frankfurt am Main der Reichsautobahn hat jetzt die Linienführung der Autobahnſtrecke Frankfurt— Aſchaffenburg freigegeben. Die neue Linie iſt ein Teil der großen Weſt⸗Oſt⸗ Strecke, die von der großen Nord⸗Süd⸗Strecke am Kilometer 0 geſchnitten wird. Sie zieht quer durch den Kreis Offenbach. Im rechten Winkel, an der Stelle des erſten Spatenſtichs beginnend, läuft die Linie zunächſt durch den Frankfurter Stadtwald, überquert die Bahnſtrecken Frankfurt— Mainz, Frankfurt— Groß⸗Gerau und Frankfurt— Darmſtadt. Zwi⸗ ſchen Sportfeld und Gehſpitz läßt ſie dann Neu⸗ Ifenburg auf der Höhe des Schuppens vor der Straßenbahnhalteſtelle rechts liegen, durchzieht den Offenbacher Stadtwald, geht über die Reichsſtraße 46(Offenbach⸗Sprendlingen) rechts am Weißen Kreuz vorbei bis zur Eiſenbahn⸗ ſtrecke Ofſenbach— Dietzenbach. Dann nimmt ſie ihren Weg zwiſchen Heuſenſtamm und Oberts⸗ hauſen, mündet in den Stockſtädter und Groß⸗ Oſtheimer Gemeindewald. g 5 Die 38 km lange Strecke von Frankfurt bis Aſchaffenburg erhält vier Zubringer. Der erſte Zubringer(Anſchlußſtelle Frankfurt/ Süd) iſt die neuerrichtete Frankfurter Saar⸗Allee kurz vor dem Iſenburger Bahnhof. Die zweite(An⸗ ſchlußſtelle Offenbach) liegt an der Kreuzung mit der Landſtraße Offenbach— Sprendlingen. Sie macht eine Verlegung der Straße Sachſen⸗ hauſen— Gravenbruch notwendig. Der dritte Zubringer(Anſchlußſtelle Hanau) befindet ſich zwiſchen Weiskirchen und der Tannenmühle, noch etwa 500 Meter tiefer nach Seligenſtadt zu. Die Straße Groß⸗Steinbach— Tannenmühle wird kurz vor dem Straßenknotenpunkt nach Süden verlegt, wo ſie bei den„Rülgen“ auf die Autobahn ſtößt, nachdem ſie zuvor noch die Strecke Tannenmühle— Seligenſtadt mit ſich vereinigt hat. Von der anderen Seite her wurde ebenfalls eine ganz neue Zubringerſtraße ge⸗ baut, um eine Durchfahrt durch die engen Stra⸗ ßen von Weiskirchen, Jügesheim und Duden⸗ hofen zu vermeiden. Die Anſchlußſtelle Aſchaf⸗ fenburg(als vierter Zubringer) iſt unmittelbar hinter Stockſtadt. Schon 31 500 km Flugſtrecke Fünfter Wettbewerbstag der„19. Rhön“ Wenn auch der fünfte Wettbewerbstag der 19. Rhön mit ſeinem Rekord⸗Tagesergebnis von 12 500 km Flugſtrecke große Anforderungen an die Flieger geſtellt und die Geſamtflugſtrecke auf 31500 km Luftlinie geſchraubt hakte, ſo brachte doch auch der fünfte Wettbewerbstag ſchöne ſegelfliegeriſche Leiſtungen. Bereits in den frühen. Morgenſtunden trafen die erſten „Berlin⸗Flieger“ wieder im Lager ein; ſofort machten ſie ſich bereit, um in den Wettbewerb für Zielflüge einzugreifen. Die Witterungsverhältniſſe waren diesmal nicht ſo günſtig wie am Vortage; umſo höher muß man die Leiſtungen werten, die am Frei⸗ tag vollbracht wurden. An die Spitze der Lei⸗ ſtungstabelle ſetzte ſich am Freitag Opitz von der NSF K.⸗Gruppe Heſſen/ Weſtmark mit einem Zielflug nach dem Flugplatz Weiden(Ober⸗ pfalz) mit 184 km. Wolfgang Späte, der am Donnerstag mit ſeinem Fluge in die Nähe von Blick in den Dom Bibelwort zum Vurſtmarkt OL, Bad Dürkheim.„Man ſoll dem Och— ſen, der da driſcht, nicht das Maul verbin— den.“ Nach dieſem Bibelwort richteten ſich hier die Eheleute Franziska und Fritz L. Sie ſättigten ſich aber bei dem Bäcker und Kolo— nialwarenhändler, der ſie beſchäftigte, nicht nur am Brote, ſondern eigneten ſich Geld, Lebensmittel und Zigaretten an, obwohl be— ſonders von letzteren an keiner Stelle der Bibel die Rede iſt. Den Erlös— etwa 350 RM.— verjubelte der Ehemann auf dem Dürkheimer Wurſtmarkt. Als zweifelhafter Galan fertigte er nun im Unterſuchungs- gefängnis eine Liſte an, die dartun ſollte, daß nur die Frau die Diebſtähle begangen habe und er ein Unſchuldslämmchen ſei. Er will ſich nämlich von ihr ſcheiden laſſen! Das Ge— richt verurteilte den Anſtifter und Hehler zu drei, die Frau zu zwei Monaten Gefängnis. Zuchthaus und Sicherungsverwahrung wegen gewerbsmäßiger Abtreibung. PD. Hanau. Das Schwurgericht Hanau verurteilte die 36 Jahre alte geſchiedene Mar⸗ garete Friedrich wegen gewerbsmäßiger Ab- treibung zu ſechs Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverluſt. Außerdem wurde auf Sicherungsverwahrung erkannt. Das Gericht betonte in der Urteilsbegründung, das bis herige Leben der Angeklagten habe gezeigt, daß ſie den Weg zur Beſſerung nicht zu finden gewußt hat. Gefüngnisſtraſe für Nichtablieferung ſozialer Beiträge. LPD. Frankfurt a. M. Das Schöffengericht verhängte eine empfindliche Freiheitsſtrafe ge⸗ gen einen Handwerksmeiſter, der ſich nach § 1492 der Reichsverſicherungsordnung ver⸗ ging. Der Angeklagte hatte früher ſchon ge“ gen dieſes Geſetz verſtoßen und hatte jetzt 996 Mk. Beiträge nicht abgeführt. Er wurde zu ſechs Wochen Gefängnis verurteilt. Juchlhaus für ein Läſtermaul ſw. Guntersblum. Die 59 Jahre alte Ehe— frau Frieda Weis von hier war wegen ihres ſpitzen Mundwerks zuerſt vom Schöffengericht zu 2, dann in der Berufung von der Großen Strafktrammer Mainz zu 4 Monaten Gefäng⸗ nis verurteilt worden. Sie hatte ſchon frü⸗ her politiſche Läſterreden geführt und dann den katholiſchen Pfarrer verleumdet, in dem Verfahren aber außerdem eine Zeugin zu ver⸗ leiten verſucht, zu ihren Gunſten auszuſagen. Das Urteil lautete hierfür auf 1 Jahr 6 Mo⸗ nate Zuchthaus. Der mitangeklagte Ehemann wurde mangels Beweiſes freigeſprochen. 72 Teile Vaſſer, 28 Vollmilch Ein Jahr Gefängnis für Milchpantſcher. LPD. Kaſſel. Der 35jährige Milchverteiler Bruno Zintigall aus Kaſſel, der am 1. Juni wegen Rückfalldiebſtahls zu vier Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt wurde, weil er dem frü— heren Pächter ſeiner Verteilungsſtelle zwei neue 20 Liter-Milchkannen geſtohlen hatte, ſollte ſich eigentlich nicht Milchverteiler, ſon— dern Waſſerverteiler nennen, denn vom Januar bis April dieſes Jahres hat er fort- geſetzt gepanſcht. In die eigenen Kannen, die er zum Milchempfang mitzubringen hatte, und in die er die ihm zugeteilte Kannen mit fri— ſcher Vollmilch zu entleeren hatte, füllte er ſchon vorher Waſſer. So fand man in einer 15 Liter-Kanne einen Liter Waſſer. Außerdem aber miſchte er zu Hauſe viel Waſſer mit et⸗ Stettin eine nicht geringe Senſation geſchaffen hatte, gelangte bis zum Flugplatz Plauen (Vogtland) und legte dabei 153 km zurück. Nach dem Flugplatz Bayreuth kamen im Zielflug Ruthard(DVes Stuttgart), Ruhnke(NSF K.⸗ Gruppe Oſtpreußen) und Kurt Schmidt(NSF K⸗ Gruppe Baden). Schmidt liegt nunmehr in der Punktwertung klar und unangefochten an der Spitze. Oblt. Flachowſki(Luftwaffe) erreichte den Flugplatz Fürth(Bayern) und brachte da⸗ mit eine Strecke von 133 km hinter ſich. Verkehr fordert junges Menſchenleben Pirmaſens. Im benachbarten Oberſimten half der 8 Jahre alte Emil Wick ſeinem Vater beim Zeitungsaustragen. Als der Junge, aus einem Hauſe herauskommend, auf die andere Straßen⸗ ſeite gehen wollte, lief er einem Lieferauto direkt in die Fahrbahn. Er wurde überfahren und war ſofort tot. Den erſten Goldbarren gebaggerl Der„Lutine“-Schatz wird gehoben §8S Amſterdam, 29. Juli In der Nacht zum Freitag hat der holländi⸗ ſche Bagger„Karimata“ den erſten Goldbarren der„Lutine“ aufgefunden. Der Barren iſt 20 Zentimeter lang und 6 Zentimeter breit. Die „Lutine“ iſt eine engliſche Fregatte, die, mit Schätzen reich beladen, 1799 vor der hollän⸗ diſchen Kü'ſt'ie unterging. Nach immer wieder in Angriff genommenen, bisher aber vergeblichen Verſuchen, hofft man mit Hilfe des modernen holländiſchen Zinnbaggers„Karima⸗ ta“, der der ſchlechten Zinnpreiſe wegen an ſei⸗ nem eigentlichen Beſtimmungsort, den hollän⸗ diſchen Beſitzungen in der Südſee. zur Zeit nicht beſonders dringend gebraucht wird. jetzt die Schätze heben zu können. Nachdem nach wochenlangen, zum Teil ſehr ſchwierigen Vor⸗ arbeiten, vor einigen Tagen die erſten Münzen ans Tageslicht gefördert werden ſcheint man nunmehr in der„Lutine“ bis zu den großen Schätzen vorgedrungen zu ſein. krichtsjaal was Milch, ſodaß eine weißliche Flüſſigkeit entſtand, die er gleichfalls in einer Kanne mit⸗ brachte. Wenn er aus einer der ihm zuge— teilten 40 Liter-Kannen nur noch einen Teil Milch entnehmen durfte, den Reſt aber ſofort zurückzugeben hatte, ſo fiel es nicht auf, wenn er dieſe weißliche Flüſſigkeit aus einer Kanne in die andere goß. Die amtliche Unterſuchung dieſer Flüſſigkeit ergab in einem Falle 72 Teile Waſſer und 28 Teile Vollmilch. Wegen fortgeſetzten Betrugs in Tateinheit mit fort⸗ geſetztem Vergehen gegen das Lebensmittel⸗ geſetz verurteilte das Amtsgericht Zintigall zu einem Jahr Gefängnis, außerdem wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren aberkannt. Der Ver⸗ urteilte wurde ſofort verhaftet. Er war reif fürs Zuchthaus! OL. Karlsruhe. Wegen Zuhälterei verur- teilte die III. Karlsruher Strafkammer den nicht weniger als 18mal vorbeſtraften ledigen Kurt Kaſper aus Karlsruhe zu 1 Jahr Zucht⸗ haus und ſprach außerdem die Zuläſſigkeit der Polizeiauſſicht aus. konnten. Sie hören im Rundfunk. Sonntag, den 31. Juli Reichsſender Stuttgart 6.00 Frühkonzert, 7.00 Kurkonzert aus Bad Cann⸗ ſtatt, 7.50 Wetterbericht, 8.00 Reichsſendung:„Tag des Bundes“, Der Feſtzug und Vorbeimarſch der Teilnehmer am Deutſchen Turn⸗ und Sportfeſt Bres⸗ lau 1938 auf dem Schloßplatz, 11.00 Frohe Weiſen, 11.30 Mittagskonzert, 12.30 Blasmuſik, 13.15 Muſik am Mittag, 14.00„Kasperle auf der Löwenjagd“, 14.30 Muſik zur Kaffeeſtunde, 16.00 Reichsſendung: Die Schlußkundgebung und Siegerehrung des Deutſchen Turn⸗ und Sportfeſtes Breslau 1938, 21.00 Unter⸗ haltungskonzert, 22.00 Sportbericht, 22.30 Zu Tanz und Unterhaltung, 24.00 bis 3.00 Nachtkonzert. Reichsſender Frankfurt 6.00 Hafenkonzert aus Hamburg, 7.30 Wetterbericht, 8.00 Reichsſendung:„Tag des Bundes“, Der Feſtzug und Vorbeimarſch der Teilnehmer am Deutſchen Turn⸗ und Sportfeſt Breslau 1938 auf dem Schloß⸗ platz, 11.00 Krönungsmeſſe v. Mozart, 11.40 Hochzeits⸗ mufik v. Jenſen, 12.00 Mittagskonzert, 14.00 Für unſere Kinder,(Kaſperle auf der Löwenjagd), 14.30 Uns gehört der Sonntag. 15.00 Steh' auf hohem Berge, ſchau in das Tal hinunter, 16 00 Reichsſendung Die Schlußkundgebung und Siegerehrung des Deut⸗ ſchen Turn⸗ und Sportfeſtes Breslau 1938, 21.00 Unterhaltungskonzert, 22.00 Nachrichten, 22.10 Wetter⸗ bericht, 22.15 Groß⸗Flugtag in Frankfurt a. M., 22.30 Unterhaltung und Tanz, 24.00 3 00 Nachtmuſik. * Montag, 1. Auguſt 1938 Reichsſender Stuttgart 5.45 Morgenlied, 6.30 Frühkonzert, 8.00 Wetterbe⸗ richt, Gomnaſtik, 8.30 Morgenmuſik, 11.30 Volksmuſik und Bauernkalender, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Nach⸗ richten, 13.15 Mittagskonzert, 14.00 Eine Stund' ſchön und bunt, 16.00 Nachmittagskonzert, 18.00 Volksmuſik, 18.30 Griff ins Heute, 19.00 Der Himmel voller Geigen, 20.10 Sonnenſtiche und Eisbomben,(Bunter Abend), 22.30 Nachtmuſik, 24.00—3.00 Nachtkonzert. Reichsſender Frankfurt 5.00 Frühmuſik, 5.45 Ruf ins Land, 6.00 Gymnaſtik, 6.30 Frühkonzert, 8.00 Wetterbericht, 8.30 Froher Klang zur Werkpauſe, 9.40 Kleine Ratſchläge für den Garten, 9.50 Die Neunmalklagen, 11.45 Volk und Wirtſchaft, 12.00 Schloßkonzert, 14.00 Nachrichten, 14.15 Muſikaliſche Kurzweil, 15.00 Für unſere Kinder. 16.00 Nachmittagskonzert, bunte und fröhliche Muſik, 18.00 Zeitgeſchehen, 18.30 Der fröhliche Lautſprecher, 19.00„Figaros Hochzeit“, 22.30 Wetterbericht, 22.43 Nachtmuſik. 2 y Marklberichle Mannheimer Produkten. Rauhfutter, Heu, Wieſen⸗ heu(loſes): a) Wieſenheu, handelsüblich, geſund, trocken, mit Beſatz(bis ein Drittel) an minderwertigen Grä⸗ ſern RM. 4.80 je 100 Kg.; b) Wieſenheu, gut, geſund, trocken, mit unerheblichem Beſatz(bis etwa ein Zehn⸗ tel) an minderwertigen Gräſern RM. 5.80 je 100 Kg.; e) Acker- und Feldheu(Süßheu), angeſätes Futter- heu, ohne nennenswerten Beſatz an minderwertigen Gräſern RM. 6.60 je 100 Kg. Luzerneheu(loſes): a) geſund, trocken, handelsüblich, mit bis etwa ein Drittel vollwertigem Gräſerdurchwuchs RM. 7.— je 100 Kg.; b) gut, geſund, trocken, ſchöne Farbe, mit bis zu etwa ein Zehntel vollwertigem Gräſerdurchwuchs RM. 7.60 je 100 Kg. Kleeheu(loſes): a) geſund, trocken, handelsüblich, mit bis etwa ein Drittel voll⸗ wertigem Gräſerdurchwuchs RM. 6.60 je 100 Kg.; b) gut, geſund, trocken, ſchöne Farbe, mit bis etwa ein Zehntel vollwertigem Gräſerdurchwuchs RM. 7.— je 100 Kg. Die Preiſe verſtehen ſich waggonfrei Erzeu⸗ gerſtation. Milch⸗Einteilung Unſerer werten Kundſchaft zur Kenntnis, daß ab 1. Auguſt 1938 die neue Bezirkseinteilung in Kraft tritt. Ab 1. Auguſt wird derjenige Milchhändler die Verbraucher beliefern, in deſ— ſen Bezirk ſie eingeteilt ſind. Jeder Milchhänd— ler gibt darüber Aufklärung. Alles andere wer⸗ den die Verbraucher in den nächſten Tagen in amtlicher Bekanntmachung leſen. —— Für die langjährige Unterſtützung, die uns unſere Kundſchaft zukommen ließ, ſagen wir beſten Dank; wir werden beſtrebt ſein unſere neue Kundſchaft auch zufriedenzuſtellen. Alle Milchhändler der Gemeinde Viernheim. Die- Einteilung des Gemeindegebiets Viern⸗ heim erfolgt in 9 Bezirke. Bezirk 1 umfaßt: Wieſenſtraße ganz(mit Aus⸗ nahme der Siedlung) Hansſtraße ganz, Pan⸗ durenſtraße ganz, Hofmannſtr. vom Ende bis Metzger Bauer, Ringſtr. vom Anfang bis Zeppengaſſe, Zeppengaſſe ganz, Karſtr. ganz, und wird von dem Milchverteiler Valentin Hanf bedient. Bezirk 2 umfaßt: Saarſtr. von Metzgerei Bau⸗ mann— Hofmannſtr.(Ebert), Ludwigſtraße ganz, Luiſenſtr. vom Anfang Lorſcherſtr. Ecke „Traube“, Lorſcherſtraße von Ecke Metzgerei Heckmann bis Anfang, Adolf-Hitlerſtr. vom Anfang Lorſcherſtr. bis Kirchenſtr.(Specht), Aljcenſtr. ganz, Bismarckſtr. vom Anfang bis Aünaſtr.(Bäckerei Jäger) und wird von dem Milchverteiler Karl Alter bedient. Bezirk 3 umfaßt: Lampertheimerſtr. von An⸗ fang bis Ende und Sandhöferweg, Schiller⸗ ſtraße ganz, Molitorſtr. ganz, Annaſtr. von Nr. 1 bis Bismarckſtraße(Bäckerei Jäger), Goetheſtr. ganz, Verlängerte Alexanderſtr. von Gregor Gärtner bis Ende, Römergarten⸗ ſtraße ganz, Seegartenſtr. von Nr. 1 bis Ende(ausgenommen Krankenhaus), Bür⸗ ſtädterſtr. von Winkenbach Lampertheimerſtr. bis Ende, und wird von dem Milchverteiler Johann Gallei bedient. Bezirk 4 umfaßt: Siedlung„Tivoli“ ganz, Sandſtr. ganz, Wilhelmſtr. ganz. Kiesſtr. ganz, Steinſtr. ganz, Mannheimerſtr. von Rudershauſen bis Holzſtr.„Stadt Mann⸗ b heim“, Holzſtraße von Anfang Neuhäuſerſtr. bis Adolf⸗Hitlerſtr., Adolf⸗Hitlerſtr. vom Ende bis Uhrmacher Specht, Jägerſtr. ganz, Jahnſtr. ganz, Neuhäuſerſtr., Kl. Annaſtr. von Adler bis Bäckerei Jäger, Bismarckſtr. von Bäckerei Jäger bis Kreusſtr. Kalt, Molt⸗ keſtraße ganz, und wird von der Milchvertei⸗ lerin K. Eppel bedient. Bezirk 5 umfaßt: Horſt⸗Weſſelſtr. ganz, Ring⸗ ſtraße von Zeppengaſſe bis Schluß, Weinhei⸗ merſtraße vom„Lamm“ bis Holzſtr.„Stadt Mannheim“, Heddesheimerſtr. ganz, Holzſtr. von Mannheimerſtr. Ecke„Stadt Mannheim“ bis Neubauſtr., Neubauſtr. ganz, Eulerſtr. ganz, Kirchſtr. ganz, Siedlung Ziegelhütte u. Neuzenlache und wird von dem Milchvertei⸗ ler Johann Winkenbach bedient. Bezirk 6 umfaßt Lorſcherſtr. von Heckmann Ecke Ludwigſtr. bis Ende, Nibelungenſtr. ganz, Kirſchenſtr. ganz, Berth. Pfenninghſtr. ganz, Kühnerſtr. ganz, Alexanderſtr. bis Metzger Beyer von Kirſchenſtr. ab, Friedrichſtr. von Anfang bis Sander und wird von dem Milch- verteiler Martin Faber bedient. Bezirk 7 umfaßt Friedrichſtr. von Sander bis Ecke Metzger Adler, Waldſtr. von Nr. 1 bis Ende(Wieſenweg), Blauehutſtr. von Nr. 1 bis Weinheimerſtr., Weinheimerſtr. von Nr. 1 bis einſchl.„Lamm“, Saarſtr. von„Lamm“ bis„Rheingold“, Hofmannſtr. von Metzger Bauer bis Feinkoſthaus Gg. Hoock, Adolf-Hit⸗ lerſtr. von Feinkoſthaus Hoock bis„Walfiſch“, weiter einbiegend Gäßchen bis Luiſenſtr., Hügelſtr., Repsgaſſe ganz, Luiſenſtr. von Blauehutſtr. bis Lorſcherſtr., Schulſtr. ganz, Bürſtädterſtr. von Nr. 1 bis„Rebſtock“, See⸗ gartenſtr., Krankenhaus und wird von dem Milchverteiler Stephan Schüßler bedient. Bezirk 8 umfaßt Ernſt⸗Ludwigſtr. von Nr. 1 bis Ende, Weihgartenſtr. von Nr. 1 bis Ende, Eliſabethenſtr. ganz, Wieſenweg, Siedlung, Kapelle, Siedlung vom Gaswerk bis Sport- platz, Friedrichſtr,. von Wieſenweg bis Saar⸗ ſtraße Ecke Metzger Adler, Saarſtr. von Metz⸗ gerei Adler bis Ende und wird von dem Milchverteiler Karl Schüßler bedient. Bezirk 9 umfaßt die geſamte Siedlung„Worms— heck“ und wird von dem Milchverteiler Adam Kadel bedient. —— ————— r—— — 3——— . Freischütz Morgen Sonntag im feſtlich illuminierten Garten u. in den Sälen bei jed. Witterung großes mit Tanz u. Unterhaltung Wir laden unſere geſchätzten Gäſte, Freunde und Gönner hierzu herzlichſt ein. Für Speiſe und Trank iſt wie bekannt Wi danken herzlich für alle erwiefenen Nufmerkſamkeiten zu unſerer Vermãhlung Robert Schwytz u. Frau Finchen geb. Camberth In Sommer- chlugverkaul finden Sie: Kleider- und Blusen Sommerstoffe, Tennishosen, Golf- hosen, seid. Hemden, Polo-Hemden, Charmeus-Wäsche, Strümpfe, Viernheim, Juli 1938 beſtens geſorgt.* 1 Söckchen und noch andere Artikel due kapelle famila uochim WO. eO LVM PI A en ee ene werkszeuge u. sonst. Artikel Sschlelten7 NUR bein Fachmann EST DER SCHOENHEIIT Elsapen Senunmacner Adolt Hiuerstrase 30 Pereins⸗Anzeiger Heute abend Singſtunde im Lokal. Da wir einem Sangesbruder ein Ständchen zu ſingen kinzeigen helfen verbaufen 15 Männergeſangverein 1846 an mer dener Heute Samstag abend 8.30 Uhr Singſtunde.] n Nr J das Erſchei ines jeden Sän⸗ — 5 as eee Er l Hel Le Auto- und Deutscher Kalser Sängereinheit Eisenwaren Motorrad Se. Bahnhof Fernſprecher 10 N Samstag 8 Ahr u. Sonntag ab 5 Ahr Derelung. haben, bitte ich um pünktliches Erſcheinen. a ri Der Vorſitzende. Kaktoſſeln in all. Dimenſionen f Geſangverein Liederkranz 2 laufend ſtets am Lager It 4 2 preis Heute Samstag abend Vorſtandsſitzung im f K 800 e ee Lokal. Sonntag morgen 10 Uhr Singſtunde. Jos. Fel. Muller napp A e Lampertheimer⸗ Der Vorſtand. Geſangverein Sängerbund⸗Flora. ſtraße 31/10 Lorſcherſtraße Fernſprecher 89 Caclia- ze Sz fen J E SH A-.—— Die Sänger treffen ſich heute abend reſtlos molorrauer im Lokal zwecks Beſprechung des Familien- Sant Rien in 9 8 55 1 Für ben Siebler u. . Der Vorſtand. Motor-(Brauſelimonade 5* Ae er Vorſtand. Nundken-Pienst fig u. agel billigſt abzugeben Kleingärtner 5 Geſangverein Sängertreue⸗ Harmonie. Knapp Cat ˖ Anpfle 5 N 9 3 f Lorscherstraße[n ale Schorn einbau Haas leg Heute abend Hingſtunde Alle Sänger pünkt⸗“ Farmer h ESCHER Blauehutſtraße 22 Sämtliche Garten- und 1 lich zur Stelle! Anſchließend kleine Ueber⸗— Ernſt Ludwig Feldgeräte, Draht ge⸗ 15 raſchung. Der Vorſitzende. Täglich friſche 9. 7 Ars Hand denen aller f 9———ů—— 8 9 rt, Handwagen in be⸗ 10 Kleintierzuchtverein 1916 Gurke Zurückgen. Zweiter film III den kannt erſtklaſſiger Qualität. 5 Samstagabend 8.30 Uhr außerordenkliche N f f g 0 am am D. Mitgliederverſammlung. Erſcheinen iſt Pflicht. zu verkaufen mobel Olympischen Spielen Berlin 1036 Rathaus l. lle Rathaus de Der Vorſtand. Gg. Renner—— eee. Haus⸗, Küchengeräte, Eiſenwaren 10 hei 5 müſſen ſofort dei ihrer* Nadfahrervereinigung Viernheim 07 Mannheimerſtr. 255 Küchen i—— ſon —, Jamns! Sonn ont Aufgabe auf unſerer Ge⸗ Werdet Mitglied der S5 1 Heute Samstag, 30. Juli, abends 9 Uhr, Junges 3 850 Mi Noch amn a0, Oln 90 U. I 9 ſchäftsſtelle bezahlt werden, ib. im„Füͤrſt Alexander“ Mitgliederverſamm⸗ 0 N 5 Schlafzim. namen da ſonſt ihr Erſcheinen in Zerpissene Srumle 5 lung. Um vollzähliges Erſcheinen bittet ad 0 1 1 Frage geſtellt iſt. e Wag l . Der Vereinsführer. s ſenn Haushalt 155, 24 M. Ce ntral-· F ilm-Palaſt Brieflichen guſendungenmuß nagbar für—. 70 Angeſuß. 1 Turnverein von 1893 jahr mach. möchte, H. Baumann der entſprechende Betrag in Maſchen werden aufgefangen. 05 0 e ung Training fürſtude gegen gut 8 nunmunmmmmmmmmnmnmmnmnmmmenenenenmmmnmu e eee e eee orgen Sonntag vormittag Training für Werk b ½9 Uhr, 1 Fuß⸗, Hand⸗ und Fauſtballer, ſowie Uebungs⸗ Aal. Autan e e ee ab 7 Uhr, ab 90/1 Uhr 2. Vorstellung bie deschänsstelle. gedwig Weißenberger 1 ſtunde der Turner, ſoweit nicht in Breslau. taf. d. Geſchäftsſt T 1, 7.8 Weißwaren, Viernheim, Saarſtraße fi 1 ſpo Landuirischaticne 0 e. G. m. b. H. Viernheim in 10 Kleines Licht!— i Wir k 0 5 eines Licht! d Brotgetreide 12415 einſchließlich Brau · und W'᷑ 15 5 Induſtriegerſte, ſowie 0 nun„ 5 Futterhafer zum Feſtpreis.. 3 bei eee Ein kleines Licht im Dunkel der Nacht! Spender von 2 Saftladen Lebenskraft für manchen verzweifelnden Wanderer! 1 e Wenn aber gegen ſolch ein kleines Licht in der Nacht 1 7. ein Rieſenſcheinwerfer mit ſeinen Spiegeln Strahlen⸗ 5 Es ladet ein bataillone anmarſchieren läßt, und wenn ſie ſich dem 55 N. Fam. Heſch Wanderer in die Augen ſtürzen, dann übertönt die ud 7. 7 7 7 Nut Blendung den heiteren Schimmer des Lichts, und die 10 geleauf Frage drängt ſich auf:„Was nun?“... Dem Unter⸗ ein wird das ganze Jahr. Da⸗ rum darf die Geſchäfts⸗ welt auch mit der Anzetgen⸗ Werbung nicht ausſetzen, ſchiede zwiſchen dem kleinen Licht und dem großen entſpricht der Anterſchied zwiſchen der beſchaulichen Empfehlung des Kaufmannes der alten Zeit und der modernen Werbung durch die Anzeige. Der Kaufmann kann nicht mehr an ſeiner Ladentür mit einer freundlichen Handbewegung den Käufer einladen, die Ware oder wenigſtens das Schaufenſter zu beſichtigen. Er iſt ſich bewußt, daß er viel mehr Menſchen als Käufer erreichen kann, wenn er die Möglichkeiten ausnutzt, die ihm die Zeitungsanzeige 2 2 E 8 Der Rabatt für Geschätts-Anzelgen beträgt: Bei 3⸗maliger Aufgabe 9 6 — 3 711 5 6 an die Hand gibt. Sie erlaubt ihm, die Freundlichkeit des ſchlichten, kleinen Lichtes mit 8 1 der Ktaft des Rieſenſcheinwerfers zu vereinigen: und ſie ermöglicht ihm eine außerordent⸗ b liche Vermehrung ſeiner„Schaufenſter“ Die Zeitungsanzeige ſtellt täglich dem Geſchäftsmann hellerleuchtete„Schaufenſter“ innerhalb jedes Hauſes und jeder Familie zur Verfügung. Nicht bloß das, der Werbungtreibende kann nach und nach ſein ganzes Lager, jeden Sonderartikel, in ſeinem gedruckten Schaufenſter mit all der Liebenswürdigkeit ausſtelſen und anbieten, die den alten Geſchäftsmann an der Ladentür auszeichnete. Er kann jeden Wunſch des Käufers vorausahnen, auch deſſen Wunſch, Preiſe zu wiſſen. Das gilt auf dem Lande, für die Kleinſtadt, die Mittelſtadt und die Großſtadt in gleicher Weiſe Aue Anzeige in der Viernheimer Vollszeilung. hilft jedem verkaufen! P—.— Hexkauęt wird ſtets mehr durch eine ſachgemäße praktiſche Wer⸗ bung in der ſo weit ver⸗ breiteten Heimatzeitung Wiernnelmer Volks zelung 5 Ss r A ‚ H.. Q p ga? a S SS„„ . S S 882 S 5. Hexlũitet Mala dnclæa-