0 ben Portion f bar des edenten, enau ſo orei wie r fuußte wahren. Verrä⸗ cell ig 2 kt he ſind gangen, he und wurden uch für Mlie⸗ en fol⸗ Wal: 10; U-88; metlit⸗ Eim⸗ Noche fung ll. Läufe, Milch⸗ 2 lück U „Mu I :* . 8 2—— durch die Poſt monatlich 1.60 Nummer 177 Amlsblatt der Bürgermeiſterei Viernheim Erſcheinungsweiſe: Täglich, ausgenommen an Sonntagen und Bezugspreis: Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM. einſchllezlic M. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg. ECC ͤ ˙. eiertagen. otenlohn, Dienslag den 2. Auguft 1938 Verkündigungsblatt der N89 Ai. Bernheim Anzeigenpreis: Grundpreis für 1 mm Höhe und 22 mm Breite 3 Rpfg., im Text⸗ teil für L mm Höhe und 67 mm Breite 15 Npfg. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 gültig. Geſchäftsſtelle Viernheim, Bismarckſtr. 13. Fernſpr. 153. PSK. L'hafen 15101 Deere 14. Jahrgang Die große Sparaktion für den Volkswagen Fallersleben wird die größte und vorbildlichſte Fabrik der Welt erhalten Anderthalb Millionen Wagen im Jahr Fünf Mark wöchenlliche Sparrale Dr. Ley gibt die Kaufbedingungen bekannt Köln, 1. Auguſt Aus Anlaß des 75jährigen Beſtehens des Le⸗ verkuſener Werkes der JG.⸗Farben fand am Montagmittag auf dem Gelände der Fabrik in Leverkuſen ein Betriebsappell ſtatt. 15 000 Gefolgſchaftsmitg lieder grüßten freudigen Herzens Dr. Ley in ihrer Mitte, der dort in den Jahren des Kampfes ihr Werk⸗ kamerad geweſen iſt. Gauleiter Florian gab dieſem herzlichen Gruß Ausdruck. Anſchließend gab Generaldirektor Kühne einen kurzen Abriß der Geſchichte dieſes chemi⸗ ſchen Werkes. Er bat dann Dr. Ley, die Grund⸗ ſteinlegung eines großzügigen Kameradſchafts⸗ beimes vorzunehmen, das für die Gefolgſchaft des Werkes Leverkuſen beſtimmt iſt. In großen Zügen legte Dr. Ley den Tauſen⸗ den von Arbeitskameraden dar, wie all die Pro⸗ grammpunkte, die auch hier in den Jahren des Kampfes von den alten Mitſtreitern des Füh⸗ rers vertreten und verkündet wurden, nun der Verwirklichung entgegengehen. Dr. Dey wandte ſich dann der Frage des Volkswagens zu, die ja unter den Leiſtun⸗ gen der Organiſation„Kraft durch Freude“ eine beſondere Rolle ſpielt. Er wandte ſich einlei⸗ tend gegen die Behauptung, daß das Auto ein Luxus darſtelle, der nur für beſtimmte Spitzen des Volkes beſtimmt ſei. Er erinnerte daran, daß ja ſo viele Dinge des täglichen Lebens früher einen Luxus bedeuteten und betonte: „Wir wollen ja nicht die Menſchen zu Proleten herabziehen, wir wollen, daß es in Deutſchland nichts mehr gibt, an dem der deutſche Arbeiter nicht ſeinen Anteil haben kann!(Stürmiſcher Beifall.) So wird es ſchon in einem Jahrzehnt keinen ſchaffenden Menſchen in Deutſchland mehr geben, der nicht ſeinen Volkswagen hat oder ihn zum mindeſten haben kann, wenn er es will.“ Unter lebhaftem Beifall begrüßte Dr. Ley den genialen Konſtrukteur des Volkswagens, der ebenfalls an dieſem Appell teilnahm. Er teilte mit, daß die erſte Serie dieſes Volkswagens, dieſes techniſchen Wunders. vorausſichtlich be⸗ teits Ende nächſten Jahres die Fabrik verlaſſen werde. Nach ihrer Fertigſtellung wer⸗ de die Volkswagenfabrik nicht nur die größte Automobilfabrik, ſondern die größte Fab⸗ rik der Welt überhaupt ſein. Während Ford einer Produktion einer Million Wagen im Jahr habe, würde die Volkswagenfabrik jährlich anderthalb Millionen Wa⸗ gen herſtellen können. Das Unternehmen wer⸗ de gleichzeitig auch in ſozialer Hinſicht eine Muſterfabrik darſtellen. Dieſe Volkswagen⸗ fabrik wird ein großes Olympia der Ar⸗ beit werden, gekrönt von einer Akropolis der Freude, der Schönheit. Der Volkswagen iſt das ureigenſte Werk des Führers. Schon in der Kampfzeit hat ſich der Führer mit die⸗ ſem Gedanken beſchäftigt. Und nach der Macht⸗ übernahme hat der Führer jedes Jahr bei der Eröffnung der Automobilausſtellung den Bau des Volkswagens als ein Hochziel unſeres natio⸗ nalſozialiſtiſchen Willens hingeſtellt. Und nun iſt der Volkswagen wirklich da. Der geniale Konſtrukteur und Erfinder Dr. Por⸗ ſche hat das techniſche Wunder vollbracht und der Führer hat alsdann die Deutſche Arbeits⸗ front mit der geſamten Durchführung— Pro⸗ duktion. Vertrieb. Verſicherung, Garagen uſw. — beauftragt: dadurch iſt nun das Preis- wunder erreicht, daß ein richtiges Automobil! für 990 R M. dem Volk gegeben werden kann. Den Grundſtein zu der größten Fabrik hat der Führer ſelbſt gelegt. In dieſem Jahre noch. wird der erſte Bauabſchnitt, für 450 000 Wa⸗ gen Jahresproduktion gerechnet, unter Dach ſein. Bereits Ende des nächſten Jahres 2 2 2 400 000 erlebien die große schlußfeier auf der Breslauer Frieſenwieſe Mit einer einzigartigen Schlußfeier, bei der 400 000 Männer und Frauen Maſſenvorführungen von 80 000 Turnern und Turnerinnen in Ge⸗ genwart des Führers erlebten, fand das Deutſche Turn⸗ und Sportſeſt am Sonntag in Breslau ſeinen Abſchluß. Dort wurde auch die Sieger⸗ ehrung vollzogen, die jedem, der in dieſen Feſttagen erfolgreich war, wohl unvergeßlich bleiben wird. Kleine weißgekleidete Mädchen ſchritten dabei durch die Reihen der Sieger und Siegerinnen und verteilten den ſchlichten Kranz aus Eichenlaub(Bild links).— Auch bei dieſer eindrucksvollen Schlußfeier wurden dem Führer wieder grenzenloſe Huldigungen zuteil.(Bild. rechts.) Scherl Bilderdienſt⸗M. wird mit der laufenden Produktion begonnen. Der Führer gab dem Volkswagen den Namen: „Kraft durch Freude“. Der Volkswagen iſt mit einer Dauergeſchwin⸗ digkeit von 100 km pro Stunde autobahnfeſt und verbraucht 6 Liter Benzin für dieſe Strecke. Der Motor iſt luftgekühlt, und der Volkswagen hat, das dürfte ſeine ſchönſte Eigenſchaft ſein, für eine ganze Familie mit 4—5 Kindern Platz Der Volkswagen ſteigt ſehr gut. Ohne Unter⸗ brechung wurde der Großglockner mit einer Fahrtgeſchwindigkeit von 36 km ſpielend genom⸗ men. Der Volkswagen wird ſeit anderthalb Jahren in 30 Exemplaren erprobt. Alle 30 Wa⸗ gen haben mehr als 100000 km ohne nennens⸗ werte Reparaturen durchgehalten. Kaufbedingungen für den Volkswagen Ab 1. Auguſt beginnt die große Sparaktion für den Volkswagen„Kraft durch Freude“. Hiermit verkünde ich folgende Bedingungen, unter denen ſich der Schaffende ein Automobil kaufen kann: 1. Jeder Deutſche ohne Unterſchied der Klaſſen, des Standes und des Beſitzes kann Käufer des Volkswagens werden. 2. Die niedrigſte Spar rate einſchließ⸗ lich Verſicherung beträgt pro Woche 5 RM. Die regelmäßige Einhaltung dieſer Sparrate garantiert nach einer noch feſtzuſetzenden Zeit den Erwerb eines Volkswagens. Dieſe Zeit⸗ * wird bei Beginn der Produktion feſt⸗ geſetzt. 3. Die Anmeldung zur Sparaktion des Volkswagens geſchieht bei allen Dienſtſtellen der Deutſchen Arbeitsfront und„Kraft durch Freude“, bei denen weitere Einzelheiten zu er⸗ fahren ſind. Die Betriebe können Sammel⸗ beſtellungen aufgeben. Möge damit ein Werk ſtarten, deſſen Aus⸗ maße wir erſt ahnen, von dem wir aber wiſſen, daß es das deutſche Volk in ſeiner Entwicklung einen weiteren gewaltigen Schritt nach vorne bringt. Jedem ſchaffenden Deutſchen ſein Volkswagen, das ſei unſer Ziel! Wir wollen und werden es erreichen! Helft alle mit, das ſei unſer Dank an den Führer.“ Sowjets provozieren weiterhin Japan Luftangriffe auf Korea— Fünf Flugzeuge herunlergeholl Tokio, 1. Auguſt Sowjetruſſiſche Bomben⸗Flugzeuge haben, einer Meldung aus Söul zufolge, verſchiedene Angriffe auf koreaniſches Gebiet durchgeführt. Ihr Ziel waren Bahnen und Brük⸗ ken im Grenzgebiet. Nach einer Meldung des japaniſchen Hauptquartiers wurden fünf ſowjet⸗ ruſſiſche Flugzeuge, darunter mehrere Bomben⸗ flugzeuge. augeſchoſſen oder zur Lan⸗ dung gezwungen. Von der Preſſeabteilung des koreaniſchen Hauptquartiers in Keijo wird eine zuſammen⸗ faſſende Meldung über die mißglückten ſowjet⸗ ruſſiſchen Fliegerangriffe auf japaniſche Stel⸗ lungen und militäriſche Grenzpunkte in Korea verbreitet. Danach flogen die Sowjetapparate am Montag mittag zweimal über Changkufeng und belegten die Truppen in der vorderſten japaniſchen Linie mit Bomben und MG. verſchärft wird, unmittelbar bevorſtehe. Feuer, ohne ihnen jedoch Schaden zuzufügen. Um 14,30 Uhr am Montag überflogen ſowjet⸗ ruſſiſche ſchwere Bomber in geſchloſſener For⸗ mation die Grenze am Unterlauf des Tumen⸗ Fluſſes; ſie flogen dann weiter über koreaniſches Gebiet und bombardierten die Eiſenbahnlinie bei Kinſojyo ſüdlich von Kogi. Später wurde die Brücke bei Keijo bombardiert, doch wurde auch bei dieſen Angriffen kein ernſtlicher Scha⸗ den angerichtet. Das Hauptquartier in Keijo meldet. daß bei den Luftangriffen an ſowjetruſſiſchen Verluſten 37 Tote feſtgeſtellt wurden, die nach Uniform und Abzeichen dem GPU. ⸗ Grenzſchutz verſchiedener Formationen an⸗ gehören. Unter den Gefallenen befinden ſich Soldaten der Infanterie, Artillerie und Tank⸗ truppe. Im japaniſchen Luftverteidigungsabſchnitt VI wurde für die Provinz Fukucka in Nord⸗Kyuſchu ab Mitternacht erhöhte Alarmbereit⸗ ſchaft durch Verdunkelung angeordnet. Fu⸗ kucka iſt ein wichtiges Zentrum der japaniſchen Induſtrie. ö Japan will die Lage nicht verſchärfen Die japaniſche Generalität trat unter dem Vorſitz des Kriegsminiſters gegen Abend im Kriegsminiſterium zuſammen, um über den ſowjetruſſiſchen Luftangriff auf koreaniſches Gebiet zu beraten. Wie die Agentur Domei mit⸗ teilt, ſei entſchieden worden, alles vorläufig zu vermeiden, was die Lage verſchärfen könnte. Andererſeits ſei man vorbereitet und entſchloſſen, weiteren Provokationen der Sow⸗ jets entgegenzutreten. Man nimmt hier an, daß die Sowjets mit den Luftangriffen eine De⸗ monſtration gegen die Wiedereinnahme Changfengs durch die Japaner beabſichtigten. Die von Moskau verbreiteten Nachrichten, daß dae Flieger Charbin und die korea⸗ niſchen Hafenplätze Seiſchin und Raſchin ange⸗ griffen hätten, werden in Tokio entſchieden de⸗ mentiert. In hieſigen politiſchen Kreiſen herrſcht heute abend die Anſicht vor, daß die Entſchei⸗ dung darüber, ob der Konflikt lokaliſiert oder .. — . e — e — 3 2 9 N — — — — „ * 2— der Koͤß⸗Wagen Dr. E. K.„Jedem Deutſchen ſeinen Volks⸗ wagen, das ſei unſer Ziel. Wir wollen und werden es erreichen! Helft alle mit, das ſei unſer Dank an den Führer.“ Mit dieſen Wor⸗ ten beendete Reichsorganfſationsleiter Dr. Ley die Verkündung der Sparaktion für den Volkswagen„Kraft durch Freude“. Was noch vor kurzem wie ein Märchen ſchien, wird in abſehbarer Zeit Wirklichkeit werden. In wenigen Jahren wird jeder ſchaffende Deutſche ſich einen Wagen anſchaffen können, wenn der den Willen dazu hat. Als der Führer den Grundſtein zu der Volkswagenfabrik in Fallersleben gelegt hatte, deren Erſtellung eine gewaltige Motoriſierung Deutſchlands in greifbare Nähe rückte, als ſ. Zt. der Preis und die Eigenſchaften des Volkswagens„Kraft durch Freude“ bekannt⸗ gegeben wurden, da ſchien es wirklich wie ein großes und faſt unglaubliches Wunder, daß man dem großen Ziel bereits ſo nahegerückt ſei. Inzwiſchen ſind in Fallersleben Tauſende von deutſchen Arbeitern am Werk, um die Erde auszuheben, die Fundamente zu erſtellen und die Werkhallen zu ſchaffen, in denen be— reits bis Ende des kommenden Jahres die erſte Serie des Volkswagens fertiggeſtellt ſein wird. Auch die Beſchleunigung dieſer wahr⸗ haft gigantiſchen Produktionsfrage iſt ein kleines Wunder, das nur erzielt werden kann mit dem dem Weſen des Nationalſozialismus eingeborenen Tatgeiſt und der Entſchlußkraft unſerer Gegenwart. Die fertige Volkswagen⸗ fabrik wird zu den größten Sozialwerken aller Zeiten und Länder gehören. Und wenn die Volkswagen in abſehbarer Zeit durch die Straßen und die Reichsautobahnen Deutſch; lands rollen, dann werden ſie in jedem Augenblick verkünden, daß es die aus den nationalſozialiſtiſchen Impulſen neu geborene Gemeinſchaft des großen deutſchen Volkes war, die nach dem Willen des Führers das Wunderwerk ſchuf. Die Sparaktion für den Volkswagen hat offiziell mit dem 1. Auguſt begonnen. Zu Tauſenden und Abertauſenden werden in dieſen Tagen die Kaufanmeldungen bei den Geſchäftsſtellen der Deutſchen Arbeitsfront einlaufen. Mancher wird in kleinſten Beträ⸗ gen die wöchentliche Rate zuſammentragen, und mancher wird auch bei dem geringen Betrag noch ein kleines Opfer bringen müſ⸗ ſen. Aber das Ziel iſt auch verlockend genug, in abſehbarer Zeit einen in jeder Hinſicht ſchönen, modernen und leiſtungsfähigen eige⸗ nen Wagen zu beſitzen; das Ziel iſt ſo ver⸗ lockend, daß es für viele wohl heute noch wie im Traum klänge, wenn die Wirklichkeit nicht ſo unmittelbar wäre. Ronrad henlein dankt Die herzliche Aufnahme der Sudetendeutſchen in Breslau. Breslau, 1. Aug. Der Vorſitzende der Sudetendeutſchen Par- tei Konrad Henlein hat an den Gauleiter und Oberpräſidenten von Schleſien Joſef Wagner ſowie an den Oberbürgermeiſter der Haupt⸗ ſtadt Breslau Dr. Fridrich Telegramme ge⸗ richtet, in denen er ihnen für die Aufnahme der Sudetendeutſchen dankt. Das Telegramm 3 e Wagner hat folgenden Wort⸗ aut: „Vor Verlaſſen des Reichsgebietes möchte ich Ihnen, ſehr verehrter Herr Gauleiter, für die überaus herzliche Aufnahme der Sudeten deutſchen in Breslau und Schleſien meinen aufrichtigen Dank ſagen. Seien Sie überzeugt, daß alle ſudetendeutſchen Volksgenoſſen aus dieſem Erlebnis von Breslau neugeſtärkt in ihre Heimat zurückkehren. Nehmen Sie bitte auch meinen und meiner Frau herzlichſten Dank entgegen. Konrad Henlein.“ In dem Telegramm an Oberbürgermeiſter Dr. Fridrich heißt es: 1 „Es iſt mir ein aufrichtiges Bedürfnis, Ihnen und der Stadt Breslau noch vor Ver⸗ laſſen des Reichsgebietes für die mir und allen Sudetendeutſchen bewieſene ſo überaus herzliche Gaſtfreundſchaft meinen wärmſten Dank zu ſagen. Konrad Henlein.“ „Die Raſſe iſt das Voll“ „Teveren“ über die Raſſenfrage in Italien Rom, 1. Auguſt. Unter der Ueberſchrift„Raſſe und Volk“ be⸗ tont„Tevere“, daß der Faſchismus ohne Be⸗ jahung des Naſſenprinzips ebenſo unmöglich ſei wie eine Raſſenpolitik ohne der Faſchismus. Da der Faſchismus die Bejahung der böchſten Tu⸗ genden des Volkes anerkenne, müſſe ſeine Grundlage im wiedererſtandenen Raſſebewußt⸗ ſein liegen.„Die Raſſe, die der Faſchismus im Auge hat“, ſo ſchreibt das Blatt weiter,„iſt nicht etwa ein literariſcher, abſtrakter Begriff oder eine Schwärmerei, ſondern die Raſſe, deren le⸗ bende Beſtandteile wir ſind. die vor aller Au⸗ gen lebt, Geſchichte macht und ſich ihrer bereits würdig gezeigt hat.“ Um dieſe Raſſe geht es. Die Raſſenfrage habe bereits vor der Grün⸗ dung des Imperiums beſtanden und ſei jetzt nur noch bedeutſamer und vordringlicher geworden. Ohne religiöſe Gefühlsſchwärmerei werde ſie nunmehr auf das praktiſche Gebiet gebracht wer⸗ den. Die Raſſe ſei das Volk, und durch ihre Verteidigung verteidige man das Volk und ſeine Zukunft. Anlwort auf das Prager Statut Die Broſchüre der öudelendeulſchen Parkei veröffenllichl Prag, 1. Auguſt. Die Sudetendeutſche Partei hat am Montag⸗ abend die am 28. Juli 1938 vom Abg. Ernſt Kundt angekündigte Broſchüre veröffentlicht. Die Sdp. legt Wert auf die Feſtſtellung, daß durch dieſe Veröffentlichung einer politischen Stellungnahme der Partei in keiner Weiſe vor⸗ gegriffen werden ſaoll. In dem Vorwort zur Broſchüre heißt es u. a.: „Die im erſten Teil enthaltene Gegenüberſtel⸗ lung der Regierungsvorſchläge vom 30. Juni mit den bisher für die gleichen Sachgebiete gel⸗ tenden Rechtsvorſchriften iſt deshalb geeignet, in die Problematik der Regierungsvorſchläge einzuführen, weil ſich nur mittels einer ſolchen bis ins einzelne gehenden Ueberſicht feſtſtellen läßt, daß die bisherigen Vorſchläge der Regie⸗ rung keine bemerkenswerte formale. noch viel weniger aber eine materielle Verbeſſerung der bisherigen Rechtsſtellung der nichttſchechiſchen Völker und Volksgruppen darſtellen. Vielmehr iſt der Verſuch zu erkennen, die auf einigen Gebieten bisher einſeitig zu Gunſten des tſchechiſchen Bevölkerungselementes gehandhabte Praxis nunmehr unter dem Titel einer Natio⸗ nalitäten⸗Rechtsordnung auch für die Zukunft zu legaliſieren. Da der Hauptteil dieſes Nationalitäten ſtatuts, ſo heißt es u. a. weiter, in der Wieder⸗ gabe bereits geltender geſetzlicher Beſtimmun⸗ gen beſteht, muß dieſe Vorlage als ein neuer Verſuch aufgefaßt werden, einen Unrechts⸗ zuſtand zu verewigen. Aeberblickt man die bisher vorgelegten Beſtimmungen des Natio⸗ nalitätenſtatuts, ſo ergibt ſich, daß mit Aus⸗ nahme der rechtlich unverbindlichen Verheißung einer Regierungsobſorge für den nationalen Frieden der ganze Aufbau des Nationalitäten⸗ ſtatuts und die darin enthaltenen Regelungen auch weiter grundſätzlich von dem Gedanken des tſchechiſchen Nationalſtaates aus⸗ gehen, d. h. alſo, das tſchechiſche Volk ſoll das Staatsvolk bleiben und die übrigen Völker und Volksgruppen nur ein Recht zweiter Ord⸗ nung beſitzen. Der Geiſt. der aus dieſer Auf⸗ faſſung ſpricht, iſt. ja jede Einrichtung des Staates tſchechiſchen Charakters ſind, daß die übrigen Völker und Volksgruppen dieſe Tat⸗ ſachen anzuerkennen haben und daß man ihnen lediglich einen äußerſt begrenzten Schutz gewährt, der noch weit hinter den tſche⸗ chiſchen Zuſagen auf der Friedenskonferenz und den völkerrechtlich übernommenen Verpflichtun⸗ gen zurückbleibt. Dort aber. wo eine Gleichſtel⸗ lung erfolgen ſoll wie bei den für kulturelle Angelegenheiten beſtimmten Mitteln, dient dieſe in erſter Linie dem Schutz der tſche⸗ „Verewigung Prag, 1. Aug. Vor dem Pilſener Militär⸗Diviſionsgericht fand am Samstag die Verhandlung gegen den Feldwebel Toman ſtatt, der am 1. Juni in dem Gaſthaus„Zur Krämlingsbaſtei“ in Eger die beiden Sudetendeutſchen Kraus und Bayer durch Revolverſchüſſe verletzt hatte. Am Abend des 1. Juni ſaßen, wie ſeinerzeit ge⸗ meldet, mehrere Mitglieder der Sudetendeut⸗ ſchen Partei in dem Egerer Gaſthaus fried; lich beiſammen, als in Begleitung von So- zialdemokraten der tſchechiſche Feld⸗ webel Toman dazu kam und randalierend die Sudetendeutſchen ſofort provozierte. Als der Gaſtwirt Toman darauf hinwies, daß er ſich anſtändig verhalten oder das Lokal ver- laſſen möge, griff der Tſcheche den Wirt mit erhobener Fauſt an, ſo daß die Sudetendeut⸗ ſchen dazwiſchen ſpringen und Gewalttätig⸗ keiten verhindern mußten. Die ſudetendeut⸗ chiſchen Grenzler in deutſchen oder ande⸗ ren nationalen Siedlungsgebieten, die dorthin erſt nach 1918 als künſtliche Vorpoſten des tſchechiſchen Expanſtonsdranges vorgeſchoben wurden. In dem Nationalitätenſtatut iſt bis jetzt aus unſerer Zielſetzung keine wie immer geartete praktiſche und juriſtiſch verbindliche Schlußfolgerung gezogen. Daher bedeutet dieſes Nationalitätenſtatut eine neuerliche Verhinderung der Verwirk⸗ lichung dieſer Zielſetzung trotz theoretiſcher Auf⸗ gabenſtellung und ein weiteres Feſthalten an der verderblichen Idee vom tſchechiſchen Natio⸗ nalſtaat. Wenn der Staat zur Erfüllung ſeiner über⸗ nationalen Aufgaben befähigt werden ſoll. dann müſſen ſeine Organe und Einrichtungen dieſer Zielſetzung gemäß ausgerichtet und um⸗ geſtaltet werden. Dies erfordert die verfaſ⸗ ſungsrechtliche Anerkennung der Völker und Volksgruppen als der konſtituierenden Ele⸗ mente des Staates und die verfaſſungsrechtliche Feſtlegung ihres Anteils an der Führung und Geſtaltung des Staates nach dem Grundſatz der Gleichberechtigung— d. h. die Verwirklichung des bekannten Ausſpruchs Havpliceks(eines be⸗ kannten tſchechiſch⸗-nationalen Vorkämpfers aus der Zeit Metternichts und Bachs):„Ich Herr. du Herr.“ Das Nationalitätenſtatut gibt nun z. B. un⸗ ter der Ueberſchrift„Gleichheit der Staatsbür⸗ ger vor dem Geſetz“ die in der Verfaſſungs⸗ urkunde niedergelegten Beſtimmungen wörtlich wieder. Die bisherigen Gleichheitsgarantien waren kein Hindernis für die ſtändigen nationalen Benachteiligungen, aus denen der häufig fried⸗ loſe Zuſtand des tſchecho⸗ſlowakiſchen Staates als europäiſches Problem entſtanden iſt. Aus dieſer Tatſache hat die Regierung nach der vor⸗ liegenden Faſſung des Nationalitätenſtatuts keine Schlußfolgerungen gezogen, um eine wirk⸗ ſame Garantie des Gleichheitsgrundſatzes vor⸗ zuſchlagen. 5 Die Broſchüre der SdP kommt zu dem Schluß, man könne aus all dem nur auf die tſchechiſche Abſicht ſchließen, mit den bisherigen Regie⸗ rungsvorlagen vor der Weltöffentlichkeit den Eindruck erwecken zu wollen, als würde ein be⸗ deutſamer Schritt zur nationalen Befriedung getan. Die eingehende Kritik der Regierungs⸗ entwürfe durch dieſe Broſchüre wird demgegen⸗ über ihre Wirkung nicht verfehlen. Sie kann den Beobachtern des tſchecho⸗ſlowakiſchen Natio⸗ nalitätenproblems nur dringend zum eingehen⸗ den Studium empfohlen werden. des Unrechts“ ſchen Gäſte zogen ſich dann, um den Probo⸗ kateur allein zu laſſen und weitere Zwiſchen⸗ fälle zu vermeiden, zurück, und im gleichen Augenblick ſanken zwei deutſche Männer, von den Kugeln dieſes tſchechiſchen Verbrechers ge⸗ troffen, zu Boden. Die Anklage des Militärprokurators vor dem Pilſener Militärgericht lautet auf Ueber; tretung gegen die Diſziplin und auf ſchwere Körperverletzung. Obgleich die Zeugen ent⸗ ſprechend ausſagten, erkannte das Gericht To⸗ man nur wegen Verletzung der Diſziplin und Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens ſchuldig, ſo daß das Urteil nur auf ſchweren Kerker von drei Monaten mit hartem Lager und auch noch dazu bedingt auf zwei Jahre lautete. Die Degradierung hielt das Militärgericht nicht für erforderlich, doch hielt ſelbſt der Militärprokurator das Strafmaß für zu gering, ſo daß er Reviſion einlegte. die mandſchuriſche Grenzverletzung Merkwürdige Erklärungen der 0wjelregierung Moskau, 2. Aug. Am Montagabend kurz nach 22 Uhr ME. wurde in Moskau eine amtliche Verlaut⸗ barung über die Lage an der ſowjetiſch-mand⸗ an: Grenze verbreitet, in der es u. a. eißt: Nachdem am 29. Juli eine japaniſche Ab; teilung im Bezirk von Hunſchun durch ſow⸗ jetiſche Truppen vertrieben worden iſt, haben die Japaner neue Truppen in der Stärke einer Diviſion() gegen die dem Haſſan⸗See vorgelagerte Höhe Schangſeng konzentriert, die nach der Sowjettheſe zum Gebiet der Sowjetunion gehört. Am 31. Juli haben die Japaner, wie die Moskauer Verlautbarung jetzt offen zugibt, die Höhe erſtürmt und zu⸗ gleich auch die in der Nähe gelegenen Höben ſowie die Zufahrtswege unter Artilleriefeuer genommen, um den Anmarſch von Verſtärkun⸗ gen auf ſowjetiſcher Seite zu verhindern. Ja paniſche Infanterie iſt angeblich dabei vier Kilometer weit in das Sowjetgebiet einge⸗ drungen. Nach„einigen Stunden“ haben je⸗ doch„reguläre ſowjetiſche Abteilungen“ die Japaner aus dem Bereiche des Sowjetgebiets vertrieben““(An dieſer Stelle der Verlaut⸗ barung fällt allerdings aug daß eine Wieder ⸗ beſetzung der Schangfeng⸗Höhe durch Sowjet⸗ truppen nicht ausdrücklich erwähnt wird.) Die Anzahl der Toten und Verwundeten, die dieſe Zuſammenſtöße nach den Moskauer Angaben forderten, iſt außerordentlich hoch. Bei den Verluſten auf ſowfetruſſiſcher Seite wird erwähnt, das vermutlich auch ein Flie⸗ ger,„der ſich durch Fallſchirmabſprung“ ge⸗ rettet habe, den Japanern in die Hände ge⸗ fallen ſein müſſe. Der Sowjetgeſchäftsträger in Tokio iſt, ſo ſchließt die Verlautbarung, angewieſen wor⸗ den, bei der Tokioter Regierung„energiſch zu proteſtieren“. Sowjetaufmarſch an der Grenze der Inneren Mongolei Peiping, 1. Auguſt Reiſende, die aus Suijuean nach Peiping zu⸗ rückkehrten, berichten, daß ſie am Sonntag Sobjettruppen mit einer Kolonne von 3 0 0 Panzerwagen beobachtet hätten, die an der Grenze der Inneren Mongolei etwa eine Tagesreiſe von Kwei-Hwan zuſammengezogen waren. Schangfeng erneut von ſowjetruſſiſchen Bombern angegriffen 88 Tokio, 2. Auguſt Das japaniſche Kriegsminiſterium teilt einen neuen Grenzzwiſchenfall mit. Am Dienstag ha⸗ ben danach 15 Sowjetflugzeuge die Grenze überflogen und Schangfeng bom⸗ bardiert.. heflige Kämpfe am Janglſe Die Japaner beſetzen wichtige Bergſtellungen Schanghai, 1. Auguſt. Auf dem Nordufer des Jangtſe kam es im Berggelände von Taihu zu ſchweren Kämpfen, da hier die Chineſen zur Verſtärkung ihrer 4. Armee zur Gegenoffenſive übergegangen wa⸗ ten. Nach mehrtägigen Verſuchen gelang es. japaniſchen Angaben zufolge, die chineſiſche Offenſive zum Stehen zu bringen. Die japa⸗ niſchen Truppen beſetzten wichtige Bergſtellun⸗ gen. Da die Operationen auf dem Nordflügel noch im Gange ſind, wurde der Vormarſch des Südflügels vorläufig eingeſtellt, doch beſetzten die Japaner hier Haian an der Bahnſtrecke zwi⸗ ſchen Kiukiang und Nantſchang. Salzburger Jeſiſpiele im Rundfunk Uebertragungen des Deutſchlandſenders Berlin, 1. Auguſt. Der Deutſchlandſender wird in einer Reihe von Uebertragungen ſeine Hörer einen großen Teil der diesjährigen Salzburger Feſtſpiele mit⸗ erleben laſſen. So wird Mozarts„Don Giovanni“ am Mittwoch, den 3. Auguſt, um 19 Uhr aus dem Salzburger Feſtſpielhaus über⸗ nommen. Unter Leitung von Generalmuſik⸗ direktor Profeſſor Karl Böhm wirken u. a. Eliſabeth Rethberg, Hilde Konetzki und Maria Cebotari mit. Am Sonntag, den 7. Auguſt, 11 Uhr, über⸗ trägt der Deutſchlandſender aus dem Mo⸗ zarteum ein Orcheſterkonzert mit Werken von Haydn und Mozart. Es ſpielen die Wiener Philharmoniker unter Leitung von Profeſſor Dr. Edwin Fiſcher. „Figaros Hochzeit“ von Mozart kommt unter Leitung von Generalmuſikdirektor Hans Knappertsbuſch mit Maria Cebotari, Eſzter Rethy, Ezio Pinza und Mariano Stabile am 11. Auguſt. 19 Uhr, zur Aufführung. Am 14. Auguſt. 11 Uhr, ſtehen die Mikro⸗ phone noch einmal im Salzburger Mozarteum. wo Bachs„Kunſt der Fuge“ zu Gehör ge⸗ bracht wird. Am 20. Auguſt. 19 Uhr, folgt eine Uebertra⸗ gung des„Fidel io“. Unter Leitung von General uſikdirektor Knappertsbuſch wirken Gertrud Rünger. Luiſe Helletsgruber, Helge Roswänge, Paul Schöffler. Joſef v. Mano⸗ warda, Richard Sallaba und Karl Biſutti mit, Die Reihe der Uebertragungen wird am 28. Auguſt, 11 Uhr, mit der Uebernahme eines Orcheſterkonzerts unter Leitung von Staatsrat Dr. Wilbelm Furtwängler ge⸗ ſchloſſen. Juſammenkunft Vonnel-Blondel Paris, 2. Auguſt Der franzöſiſche Geſchäftsträger in Rom, Blondel, wird am Dienstag in angeblich pri⸗ vater Angelegenheit in Paris erwartet. Außenminiſter Bonnet wird nichtsdeſtoweni⸗ ger die Gelegenheit benutzen, um mit ihm über den augenblicklichen Stand der franzöſiſch⸗ita⸗ lieniſchen Beziehungen Rückſprache zu nehmen. Role Angriffe zurückgewieſen Bilbao, 2. Auguſt Die Roten unternahmen am geſtrigen Tage an verſchiedenen Stellen der Front Angriffe. Ihre Angriffe wurden ſämtlich unter zahlreichen Verluſten von Menſchen und Material zurück⸗ gewieſen. Im Luftkampf wurden am Montag ſechs bolſchewiſtiſche Flugzeuge abgeſchoſſen. Die na⸗ tionalen Flieger unterſtützten wirkſam die Ak⸗ tionen ihrer Infanterie. Von den nationalen Fliegern wurden am Montag der Flughafen und die Bahnſtation Reus ſowie der Hafen von Tarragona bombardiert. Nizza ohne Straßenbahn Eine neue Volksfrontpleite Paris. 1. Auguſt. Die größte Stadt an der franzöſiſchen Riviera, Nizza, hat ſich infolge von finanziellen Schwie⸗ rigkeiten gezwungen geſehen, ab heute die Straßenbahn ſtill zulegen. Die Stra⸗ ßenbahngeſellſchaft hat ſämtliche Angeſtellten auf einen Schlag entlaſſen. Geplant iſt eine teil⸗ weiſe Wiederaufnahme des Straßenbahnver⸗ kehrs, doch iſt ein Zeitpunkt hierfür noch nicht feſtgeſetzt worden. Iwei hauer gelölei Bergwerksunglück bei Eſſen Eſſen, 1. Auguſt. Auf der Zeche„Heinrich“ in Eſſen⸗Ueberruhr ereignete ſich am Montagvormittag aus noch nicht geklärter Urſache eine Schlagwetterentzün⸗ dung. Vier Bergknappen erlitten leichte Ver⸗ brennungen. Die Schlagwetterentzündung hat auch zwei Todesopfer gefordert. Zwei Hauer, die nach dem Unglück vermißt wurden, wurden Montagnachmittag nach überaus ſchwie⸗ rigen Rettungsarbeiten tot geborgen. Großfeuer in Reval 250 Arbeiter wurden brotlos Reval. 1. Auguſt. Ein Großfeuer wütete in der über die Gren⸗ zen Eſtlands hinaus bekannten Sperrholzfabrik der Luther AG. in Reval. einer der größten Sperrholzfabriken Europas, die hauptſächlich für den Export arbeitet. Das Feuer entſtand im Sperrholz⸗Trockenraum und griff mit großer Geſchwindigkeit um ſich. Als die Feuerwehr, für die Generalalarm gegeben worden war, an der Brandſtelle eintraf, war an dieſem Gebäude nichts mehr zu retten, und ſie mußte ſich daher auf eine Einkreiſung des Brandherdes be⸗ ſchränken. Nach ſiebenſtündiger Arbeit gelang es, des Feuers Herr zu werden. Wertvolle Maſchinen und eine größere Menge halbfertigen Sperr⸗ holzes ſind verbrannt. Der Schaden wird auf 150 000 bis 200 000 RM. geſchätzt. Mit dem Neuaufbau des Gebäudes. mit deſſen Vernich⸗ tung etwa 250 Arbeiter brotlos geworden ſind, wird unverzüglich begonnen. Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den poli⸗ 185 eil Dr. Eduard Kuhn, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Marten. Viernheim. Verlag: Vereinigte Zeitungsverlage Cnvrim. Haller Co., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlagsdruckeret Hal⸗ kenhäuſer, Cnyrim& Co., Worms.— DA. VI. 1938 über 1900. Z. Zt. iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 7 gültig. — 18 eil lau 90 ff no0 1 gar 0 fit eſel N za hier wide am ſich lr zu n cher gerd wurrk welc Sch flag uns chi der een Mitt abge buurd D mein ſchen olle uns 1 „Em liener oſeſſor ut. vietg, cwie⸗ die Stta⸗ n auf keil⸗ ſrver⸗ ict 2 — 55 * 7 Nein Freund juli- Bumm Die Abenteuer des Kapitäns Lauferbach von der„Emden“ Herausgegeben von Graf Fellx von Luckner (19. Fortſetzung) Im großen ganzen benahm lic die Beſatzung einwandfrei. Auf eine lange Seereiſe waren wir eigentlich nicht vorbereitet und nach Ver⸗ lauf von ungefähr drei Wochen beſtand unſere Hauptmahlzeit aus„Profus“, einer Art Kar⸗ toffelpfannkuchen mit Pickles. Zum Glück war noch genügend Bier da, um das Zeug hinunter⸗ zuſpülen. Für unſere Gelben war dieſe Speiſe ganz und gar nichts. Sie lehnten ſich zwar nicht auf, machten aber jämmerliche Geſichter. Nicht mögen eſſen dies Tſchau⸗Tſchau“, er⸗ klärte ihr Wortführer verſchiedentlich.„Wollen eſſen Reis.“ In meinem beſten Pidgin ſuchte ich ihnen war klarzumachen, daß wir ſolange wie möglich ier aushalten müßten und daß wir eben nur noch Kartoffeln hätten. Meine Antwort wurde widerſpruchslos zur Kenntnis genommen, und als ſich die Abordnung zurückzog, ſagte ich noch: „Mich eſſen all ſelbes Futter wie ihr.“ „Chinamann nicht können eſſen“, antwortete der Mann, ſchüttelte traurig den Kopf und ging mit ſeinen Begleitern nach vorn. Wenige Tage ſpäter 0 Nahe ſich das gleiche Theater in derſelben Reihenfolge. Brave Kerle. Als vierzehn Tage ergebnislos vergangen waren, ließ ich Löcher in die Schiffsſeite bohren und durch große Holzpfropfen verſchließen, denn komme. was wolle, dem Feinde ſollte die „Exford“ nicht in die Hände fallen. Am 8. November hatten wir die„Emden“ verlaſſen und bis zum 9. Dezember— alſo einen vollen Monat— hielten wir aus. Jetzt aber wußten wir, daß weiteres Warten keinen Zweck hatte und ich entſchloß mich. daher, der Weiſung des Kommandanten gemäß, einen holländiſchen Hafen aufzuſuchen, und zwar wählte ich das ſiebenhundert Meilen entfernte Padang auf Sumatra, weil ich dort am erſten hoffen durfte, meine Verräte zu ergänzen. Seekarten dieſer Gegend befanden ſich nicht an Bord, alſo mußten wir uns gewiſſermaßen an die Küſte herantaſten und uns dabei, ſo gut es ging, auf eine große Ueberſichtskarte des Indiſchen Oze⸗ ans verlaſſen. a „Herr Kapitän können unbeſorgt ſein,“ hatte ich noch dem Kommandanten geſagt.„Wir ſchaf⸗ fen das ſchon. Mein Leben lang habe ich die aſiatiſchen Gewäſſer befahren und eigentlich niemals Spezialkarten nötig gehabt.“ Nun galt es, mein Wort einzulöſen. Wir machten die Ueberfahrt in drei Tagen. Als wir am 12. Dezember das Leuchtfeuer von Padang ſichteten, war das Wetter ſehr dieſig. Der Fun⸗ ker kam mit einem aufgefangenen Telegramm zu mir auf die Brücke. Er ſagte, es ſei von einem holländiſchen Poſtdampfer. Vor uns lag gerade die äußere Hafeneinfahrt und ich hatte wirklich anderes zu tun, als mich um irgend⸗ welche holländiſchen Radiogramme zu kümmern. Schon ſeit längerem wehte bei uns die Lotſen⸗ flagge und das Lotſenfahrzeug kam bereits auf uns zu. Gleich darauf aber erlebten wir eine chöne Ueberraſchung; zwiſchen den Inſeln kroch der engliſche Hilfskreuzeu„Empreß of Japan“ 595 und nahm Kurs auf uns. Deſſen zitteilungen waren es, die mein Vordfunker abgeleſen hatte. Allmächtiger Himmel, jetzt wurde es ungemütlich. Der Brite kam näher und forderte mich auf, meine Farbe zu zeigen. Alſo hoch mit der deut⸗ ſchen Flagge! bwohl wir uns innerhalb der holländischen Hoheitsgrenze befanden, jagte er uns gleich darauf einen Warnungsſchuß vor den Bug. Stopp!. Auf höchſtens hundert Meter lag uns die „Empreß“ gegenüber. Ein Boot wurde drüben Copyright by Koehler& Amelang, Leipzig zu Waſſer gelaſſen und ruderte auf uns zu. Zum erſtenmal bekam ich ſelbſt einen Geſchmack von dem, was bisher die anderen beim Heran⸗ nahen der„Emden“ empfunden haben moch⸗ ten. Proſt Mahlzeit, da ſaßen wir ja ſchön im Fettnäpfchen! Ein engliſcher Leutnant z. S. ſchwang ſich über die Reling. Es war ein hüb⸗ ſcher, gutgewachſener junger Mann. „Was wollen Sie von uns?“ fragte ich.„Ich erwarte, daß Sie niederländiſche Neutralität reſpektieren werden.“ „Die geht mich'n Pfifferling an“, lautete die Antwort.„Darüber können Sie ſich mit meinem Kommandanten unterhalten.“ Da mir ein derart völkerrechtswidriges Ver⸗ halten nicht in den Simm gekommen war, hatte ich verſäumt, unſere proviſoriſchen Seeventile öffnen zu laſſen. Nun war es zu ſpät. Hingegen gelang es mir noch rechtzeitig vor dem Eintref— fen des Bootes die bleibeſchwerte Taſche mit den Geheimpapieren über Bord zu werfen. Der Brückenkompaß flog hinterher und wurde ſchleu⸗ nigſt durch den ſchadhaften und daher um vier Strich mißweiſenden Kompaß des Handruders erſetzt. Na, wenn die Engländer nach dem ſteu⸗ ern wollten, dann viel Vergnügen! Richtig ſind ſie damit ſehr bald auf die Felſen gelaufen und ſo wurde ihnen die„Exford“ zu guter Letzt doch noch entriſſen. Nachdem er das Schiff durchſucht hatte, trat der Leutnant wieder zu mir. Er war ziemlich zurückhaltend, aber höflich. „Was ſuchen Sie?“ fragte ich. „Die Landungsabteilung der„Emden“, die auf einem Schoner entkommen iſt“, erwiderte fei„Die Leute müſſen hier an Bord verſteckt ein i Was iſt denn aus der„Emden“ gewor⸗ den. (Fortſetzung folgt) Pünktlich wie die Eiſenbahn Berkram über ſeinen„Wellflug auf die Minute“ New Pork, 2. Auguſt. Der deutſche Flieger Hans Bertram, der bekanntlich als erſter Weltreiſender ausſchließ⸗ lich auf fahrplanmäßigen Flugzeu⸗ gen um die Erde fliegt, und Montagabend an Bord des deutſchen Fluabootes„Nordwind“ New Vork zum Weiterflug nach den Azoren verläßt, ſchilderte dem New Vorker Vertreter des Deutſchen Nachrichtenbüros ausführlich den bisherigen Verlauf des„Weltfluges auf die Minute“ ſeit dem Start in Berlin am 15. Juli. Bertram, der beweiſen will, daß die Entwick⸗ lung des internationalen Luftverkehrsweſens bereits ſo weit iſt, daß auch ein Flug um die Welt pünktlich durchgeführt werden kann. legte bisher zwölf eigentliche Flugtage zurück und verbrachte zwiſchendurch vier Tage an Land. Nach ſeiner Ankunft in New Vork be⸗ richtete er: Die Lufthanſa⸗Maſchine„Boelke“ beförderte mich über die erſte Strecke nach Bagdad. von wo ich in einem Flugzeug der Air France nach einem Aufenthalt von vier Stunden 10 Minuten nach Karachi in Indien weiterflog, weil das nächſte Ziel der deutſchen Maſchine Teheran war. In Karachi erlaubte eine Raſt von ſechs Stunden einen kurzen Schlaf. Schon am dritten Tag landete ich mit der gleichen Maſchine in Kalkutta, wo ich ſieben Stunden bis zum Start nach Bangkok warten mußte. Hier verließ ich das franzöſiſche Flugzeug, mit deſſen Mannſchaft ich mich bereits angefreundet hatte. Ich finde, daß Flieger, gleich welcher Nation, immer Kameraden ſind. wo ſie ſich auch treffen. Am nächſten Morgen beſtieg ich eine Maſchine der Imperial Airways zum Weiterflug nach Hongkong. wo der erſte längere Aufenthalt vorgeſehen war. Ueber dem Pazifik herrſchte gerade ein Taifun, ſodaß der„Clipper“ der Panamerican Airways mit dem Aufſtieg war⸗ ten mußte, was mich aber nicht weiter ſtörte, da ich dieſe Verzögerung ſchon von vornherein mit einkalkuliert hatte. Endlich ging es dann Todesopfer der Litze in England Rieſenbelrieb bei der Eröffnung der Ferienzeit London. 1. Auguſt. Wie alljährlich begann England die Haupt⸗ ferienſaiſon am 1. Auguſt mit einem Bankfeiertag. Die bereits ſeit Tagen über dem Inſelreich lagernde Hitzewelle hatte große Maſſen von Reiſe⸗ und Wanderluſtigen auf die Beine gebracht, um den Feiertag. ſoweit der Geldbeutel nicht für einen kleinen Sprung über den Kanal reichte, an der engliſchen Küſte uzubringen. Kein Wunder, daß die Züge mit enſchen vollgepfropft waren. Auf den Land⸗ ſtraßen reihte ſich Wagen an Wagen in langer Kette. Obſchon die Imperial Airways ſämt⸗ liche verfügbaren Flugzeuge eingeſetzt hatte. war auch hier ſeit Tagen kein Platz mehr zu bekommen. g London ſelbſt war trotz dieſes Dranges ins Freie keineswegs menſchenleer. Die„beſcheide⸗ neren“ Ausflügler ſtrömten ſchon ſeit den Mor⸗ genſtunden zu den wenn auch nicht allzu zahl⸗ reichen Erholungsſtätten in und um die Haupt⸗ ſtadt ſelbſt. Eines der beliebteſten Ziele war neben dem Zoo der große Vergnügungspark im Norden Londons. Hampſtead, auf dem inmit⸗ ten einer waldigen Umgebung alles, was man an Rummel platzvergnügen kennt. vertreten war. Neben dieſen Freuden der heißen Tage hatte die große Hitze aber auch ihre Schattenſeiten. Bis in die Nachmittagsſtunden waren nicht weniger als fünf Perſonen der für eng⸗ liſche Begriffe ungewöhnlichen Hitze von etwa 30 Grad zum Opfer gefallen. In Weſt⸗Eng⸗ land ſetzten nachmittags heftige Gewitter⸗ ſtürme ein. die von ſtarken Regengüſſen beglei⸗ tet waren. Zahlreiche Ortſchaften waren bis zu einem halben Meter überflutet. Der Verkehr war zeitweilig lahmgelegt. Die Telephonver⸗ bindungen waren unterbrochen. Der Ernte wurde ſtellenweiſe ſehr ſtarker Schaden zugefügt. De hitze in Frankreich Acht Menſchen beim Baden ertrunken 88 Paris, 2. Auguſt Die Hitzewelle hat in Frankreich am Sonntag und Montag mehrere Todesfälle durch Ertrin⸗ ken verurſacht. In Alenccon im Departement Oran kenterten drei junge Menſchen mit ihrem Kahn und verſanken in den Fluten. Aus Al⸗ gier wird bekannt, daß mehrere Badende durch eine plötzliche Flutwelle überraſcht wurden. Drei Menſchen wurden in das Meer geriſſen und ertranken. Weitere Unfälle beim Baden haben ſich ereig⸗ net in der Nähe von Clermont-Ferrand, wo ein Soldat ertrunken iſt und in Bordeaux, wo eben⸗ falls ein Mann beim Baden ein Opfer der Wel⸗ len wurde. in der rieſigen amerikaniſchen Maſchine weiter über die endloſe Waſſerwüſte des Pazfik nach genau fahrplanmäßigen Zwiſchenlandungen in Guam. Wak⸗Island. Midway⸗Island und Ho⸗ nolulu bis nach San Francisco. Am Goldenen Tor beſtieg ich ſchon nach zwei Stun⸗ den die Maſchine der United Airlines nach New Vork. Auf dieſer Etappe ſchlief ich wie in der erſten Maſchine der Deutſchen Lufthanſa an Bord und begnügte mich ſonſt mit kurzen Ruhepauſen im Hotel.— Lachend erzählte Ber⸗ tram, daß er beim Flug über den Pazifik in einem Buch über Magalhaes' hiſtoriſche Weltreiſe im Mittelalter die Schilderung gefunden habe, nach der Magalhaes für die Reiſe von der ſpaniſchen Küſte nach Guam 540 Tage brauchte.„Ich ſchaffte die Strecke in ſechs Tagen.“ Das wichtigſte am internationalen Flugver⸗ kehr iſt, ſo erklärte Bertram abſchließend, daß die Fahrpläne genau eingehalten werden. Hätte ich auf der Strecke Berlin Bagdad nur wenige Stunden Verſpätung gehabt, dann hätte ich das Flugzeug nach Karachi nicht mehr er⸗ reicht und eine ganze Woche warten müſſen. Heute klappt aber im zwiſchenſtaatlichen Flug⸗ verkehr bereits alles tadellos. Der Flughafen in Bangkok iſt jetzt genau ſo modern, wie der in Tempelhof oder Newark, er beſitzt z. B. alle Vorrichtungen, um auch Landungen bei Nacht und Nebel zu ermöglichen. Die bevorſtehende Reiſe über den Atlantik iſt. genau genommen, kein Paſſagierflug. Die Reiſe mit dem deutſchen Flugboot„Nordwind“ erfolgt jedoch auch bereits vollkommen vlanmäßig und kann daher techniſch durch⸗ aus als ein Teil des fahrplanmäßigen Welt⸗ fluges gelten, wußte ich doch ſchon vor 5 Mo⸗ naten, daß das Flugboot„Nordwind“ in New Vork um 19 Uhr nach den Azoren ſtarten würde. Bereits im Jahre 1936 verſuchten drei ame⸗ rikaniſche Berichterſtatter, in planmäßigen Flugzeugen um die Welt zu fliegen. Sie be⸗ nutzten dabei aber auch andere Transportmittel. wie Eiſenbahn, Dampfſchiffe und Sonderflug⸗ zeuge, um die Anſchlüſſe an fahrplanmäßige Verkehrsflugzeuge abzukürzen. Ueber den At⸗ lantik fuhren alle drei mit dem Zeppelin. Der Schnellſte von dieſen Dreien war Eskins mit 18 Tagen 14 Stunden. Hans Bertram iſt je⸗ doch der erſte, der zu dem Flug um die Welt ausſchließlich reguläre Luftverkebrs⸗ linien benutzt. Bertram in Newnork geſtarkel Newyork, 2. Auguſt Das Lufthanſaflugboot„Nordwind“ ſtartete am Montag 19 Uhr im Flughafen Port⸗ Waſhington nach den Azoren. An Bord befindet ſich auch der deutſche Flieger Hans Bertram, der mit dieſem Flug den letzten be„Weltfluges auf die Minute“ durch⸗ ührt. ——— Rudolf heß bei den Mädeln Beſuch im Hochland⸗Lager des BdM. München, 1. Auguſt. Der Stellvertreter des Führers, Reichsmini⸗ ſter Rudolf Heß, beſuchte am Samstag das Mädellager„Hochland“, das auf dem Gelände des Hochlandlagers bei Königsdorf ſtattfindet. In dem Lager ſind insgeſamt 900 Führerinnen zu ſportlicher und weltanſchaulicher Schulung zusammengefaßt. „Die Mädel zeigten dem Stellvertreter des Führers bei ſeinem Gang durch das Lager Teile ihrer ſportlichen Arbeit, ſo eine Körperſchule und Gymnaſtit, außerdem einen Reigentanz in der bunten Tanzkleidung des BdM. und ein luſtiges Volksliederſingen. Der kleine Scherz Von Peter Feichten „Nein, mit ihr macht man derartige Späße nicht!“ erklärte Arthur Zwieſel und ſah ſich in der Stammtiſchrunde um,„nachts ſchlafe ich, und wenn mich jemand nachts antelefoniert, werde ich ſaugrob! Und wenn mich gar noch je⸗ mand ſprechen will, der mich gar nicht ſprechen wollte, ſondern verſehentlich eine falſche Ver⸗ bindung erwiſcht hat, der kommt bei mir an die richtige Adreſſe. Den lade ich kräftig auf den Beſen. Habe ich recht, meine Herren?“ J 87 Stammtiſchrunde„Die fröhlichen Klöße“ nickte. Nur Kurt Munke meinte? „Das kann auch einmal ſchief gehen—“ Und es ging ſchief. Das kam ſo: Eines Nachts läutete bei Arthur Zwieſel das Telefon. a Es war zwei Stunden nach Mitternacht. Arthur Zwieſel fuhr aus einem wunderſchö⸗ nen Traum auf. Er verheiratete ſich gerade mit dem ſchönſten Mädchen der Stadt. Und da kam das Telefon! Wütend ſchrie Zwieſel: „Hallo? Hallo?“ 5 5 „Iſt dort Bismarck 4711?“ rief eine Stim⸗ me. „Ja“, ſchrie Zwieſel. 65 war zwar Bismarck 4712, aber er ſagte trotzdem:„Ja“. 5 . r „Welcher Koffer?“ fragte Zwieſel. 5 f 12 5 nicht Hotel Habsburger Hof?“ it s „Sind Sie nicht der Nachtportier?“ „Bin ich.“ „Na alſo“, rief die ärgerliche Stimme im Telefon,„hier ſpricht Quirl, Direktor Bruno Quirl aus Königsberg, ich habe doch acht Tage bei ihnen im Hotel gewohnt, heute nachmittag meine Rechnung bezahlt und man hat mir ver⸗ prochen, daß meine Koffer rechtzeitig zum Nachtzug am Bahnhof ſeien. In fünf Minuten —8 mein Zug und die Koffer ſind noch nicht 8„ „Sie können auch nicht da ſein“, antwortete Zwieſel. 9„Warum nicht? Wieſo nicht? Was heißt das?“ „Die Koffer ſtehen noch hier.“ „Schicken Sie ſie ſofort!“ „Ich denke nicht daran“, antwortete Zwieſel, „holen Sie ſie ſich doch ſelber, Herr Quirl, Herr Direktor Bruno Quirl!“ Und damit legte Arthur Zwieſel den Hörer auf und ſich ſelbſt wieder ins Bett, nicht ohne ein leiſes Vergnügen, wenn er an den Herrn dachte, der jetzt auf dem Bahnhof ohne Koffer ſtand und ſicher wütend in das Hotel fahren würde, um dem verdutzten Nachtportier ſeine Meinung zu geigen. Aber er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Am nächſten Tage— es war ein Samstag und Arthur Zwieſel legte ſich einen ſchönen ge⸗ mütlichen Sonntag zurecht— ließ ſich ein Herr melden. „Spreche ich mit Herrn Zwieſel?“ fragte er ernſt. „Ja. Sie wünſchen?“ „Ich bin der Geſchäftsführer des Hotels Habsburger Hof“, ſagte der Herr finſter,„Sie haben ſich heute nacht einen dummen Telefon⸗ ſtreich erlaubt.“ „Was fällt Ihnen ein?“ „Laſſen Sie mich ausreden! Ein guter Gaſt von uns hat in der Nacht wegen ſeiner Koffer angerufen— er wählte aber verſehentlich Bis⸗ marck 4712 ſtatt Bismarck 4711— und Sie haben ſich als unſer Nachtportier ausgegeben und ihm unverſchämt geantwortet. Wir haben einen Ausweis vom Amt, daß der Herr mit Ihnen verbunden wurde. Der Herr war dann in unſerem Hotel und konnte erſt mit dem Mor⸗ genzug abreiſen. Er hat mich beauftragt, Straf⸗ anzeige gegen Sie zu erſtatten und gedroht, nie wieder mein Hotel zu betreten.— Jetzt können Sie reden.“ 1 Arthur Zwieſel wurde abwechſelnd blaß, grün und hochrot. „Ja, wenn dem ſo iſt—“, ſagte er nur, ziemlich hilflos. „Sie geben es alſo zu? „Ein kleiner Scherz—“ „Ein dummer Scherz, Herr, der Ihnen ſehr teuer zu ſtehen kommen kann“, meinte der Ho⸗ teldirektor,„es gibt für Sie nur eine Möglich⸗ keit, die Sache wieder gutzumachen;: ſofort zu Herrn Direktor Quirl zu fahren, ſich zu ent⸗ ſchuldigen und die Sache mit ihm ins Reine zu bringen.“ Arthur Zwieſel atmete erleichtert auf. „Gern. Sehr gern. Und wo befindet ſich Herr Direktor Quirl?“ „In Königsberg.“ „Aber das ſind doch zwölf Stunden Bahn⸗ fahrt!“ ſagte Zwieſel erſchrocken. „Und zwölf Stunden Rückfahrt?“ nickte der andere finſter.„Das Fahrgeld iſt eine gerechte Strafe für Ihre Albernheiten. Wollen Sie alſo fahren?“ „Was bleibt mir übrig?“ 0 7775 Geſchäftsführer vom Habsburger Hof agte: „Nehmen Sie den Mittagszug, dann können Sie morgen nacht zurück ſein. Fragen Sie im Hotel Union in Königsberg nach Direktor Quirl.“ Und damit ging er.— Um Mitternacht kam Arthur Zwieſel in Kö⸗ nigsberg an. Es war eine fürchterliche Fahrt geweſen. Der ſchöne Sonntag mußte auch ge⸗ opfert werden. Und noch viele Sonntage dazu, denn das Fahrgeld riß ein tiefes Loch in Arthur Zwieſels Kaſſe. Arthur Zwieſel begab ſich ins Hotel. „Hann ich Herrn Direktor Quirl ſprechen?“ f fragte er. Der Nachtportier ſchien ſofort im Bilde zu ſein. Er nahm aus dem Poſtfach einen Brief, übergab ihn dem Ankömmling und ſagte: „Ein Herr Direktor Quirl wohnt nicht im Hauſe. Aber hier iſt ein Brief mit der Auf⸗ ſchrift:„Dem Herrn, der Samstag nacht mach Herrn Direktor Quirl fragt“. Das dürfte für Sie ſein.“ Verwundert riß Arthur Zwieſel auf und las: „Lieber Arthur! Wie gefällt Dir Königs⸗ berg? War unſere Idee nicht nett, Dich nachts anzurufen und Dir am nächſten Morgen einen den Brief guten Freund als Hoteldirektor ins Haus zu ſchicken? Wir ſind ſchon ſehr geſpannt, was Du uns für ein Reiſegeſchenk aus Königsberg mit⸗ bringſt. Deine getreue Stammtiſchrunde Die fröhlichen Klöße.“ kultur und Kunſt Simplizius Simpliziſſimus auf der Bühne. Die badiſche Stadt Philipps⸗ burg hat in den Mittelpunkt ihrer 600⸗Jahr⸗ feier, die die Erinnerung an die bedeutſame Geſchichte der einſtigen Reichsfeſtung wachruft, die einmalige Aufführung des deutſchen Spiels „Der Trommler von Philippsburg“ von Hans⸗ peter Moll geſtellt. Die Aufführung des Feſt⸗ ſpiels, deſſen Hauptgeſtalt der Simplizius Sim⸗ pliſſimus iſt, findet durch junge Kräfte der Karlsruher Theaterakademie unter der Spiel⸗ leitung von Hannsheinz Wolfram vom Badi⸗ ſchen Staatstheater am 14. Auguſt ſtatt. Schwediſche Ehrung für Leni Rie⸗ fenſtahl. Der Schöpferin des Olympiafilms, Leni Riefenſtahl, ſteht in Schweden eine Ehrung bevor, die bisher noch nie einem Ausländer zu⸗ teil wurde. Wie„Stockholms Tidningen“ be⸗ richtet, iſt Leni Riefenſtahl für den Porla⸗ Preis vorgeſehen. Es handelt ſich bei dem Preis um ein künſtleriſch wertvolles Glasſervice, das dem verliehen wird, der dem Sport große Dienſte erwieſen hat. Theodor⸗Körner⸗Gedenkſtätte in Dresden. Die Vaterſtadt des Freiheitsdich⸗ ters will die Erinnerung an Theodor Körner durch eine Gedenkſtätte wachhalten. An hiſto⸗ riſcher Stelle wird in Dresden eine offene Halle errichtet werden. deren Rückwand mit einer Reliefplaſtik geſchmückt werden ſoll. Wien erhält ein Theater der S A. Die Renaiſſance⸗Bühne in Wien wird künftig als Theater der SA. geführt werden. an dem vornehmich der aus Bühnenſchaffenden zuſam⸗ mengeſetzte SA.⸗Sturm der 4. Standarte 100 den ſchaffenden Volksgenoſſen Wiens deutſche Kunſt vermitteln wird. — ——— — AAS—— . — —— S Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag Königsbrück(Bez. Dresden) (14. Fortſetzung) Alle Leute ſind wohl zur Kirmes, mußte Eickhoff plötzli denken. Ob der Junge auch hin iſt? Aber 192 2 5 N 1 ja Trauer. nd nun kam ihm ein Gedanke, vor örmli ee U dem er erſt förmlich Wenn er zu Lena Bormann ging, gleich jetzt? War bas nicht der beſte Weg, geradeweg auf das Ziel losgehen, und auch der einzige, der ihm vorerſt blieb? Freilich ſchwer, ſehr ſchwer, faſt— ja, faſt unmöglich! Aber— die Geſtalt des Alten ſtraffte ſich— er war in ſeinem ganzen Leben noch nicht irgendwelchen Schwierigkeiten aus dem Wege gegangen. Hier würde er es erſt recht nicht tun! Minutenlang ſtarrte Eickhoff noch vor ſich nieder, dann erhob er ſich ſteifbeinig und ſtapfte davon. * 5 Lena Bormann ahnte nicht, daß neues Leid und neue Kämpfe wie eine dunkle Wetterwolke über ihrem Leben heraufzogen. l Sie hatte ſich ſehr raſch im Elternhauſe eingelebt. Wenn nicht der jähe Tod der Schwägerin noch wie ein Druck auf allen gelegen hätte, ſie wäre wunſchlos glücklich gaeweſen. Sie ar nun daheim vei ihren Angehörigen, drauchte nicht meh. bei fremden Menſchen leben. Schon des Jungen wegen war das ſo gut. Er hatte nun die Großeltern, den Onkel und vor allen Dingen die beiden Mädel, die ihm bald wie Schweſtern waren. Es war ein ſchönes, harmoniſches Familienleben im Vor⸗ mannſchen Hauſe. Lenas gütiges, ausgeglichenes Weſen ver⸗ breitete eine wohltuende Wärme. Die beiden Mädel hätten die tote Mutter wohl ſehr bald vergeſſen, wenn Lena nicht dafür geſorgt hätte, daß ſie im Gedächtnis blieb. Sie ent⸗ behrten ja nichts. Im Gegenteil! Lenas Liebe erſetzte ihnen reichlich die Mutterliebe, und außerdem hatten ſie nun auch einen Bruder. Freilich, für Spiele mit Puppen intereſſierte er ſich wenig, und warme ſchweſterliche Küſſe wurden kalt abgewiſcht. Aber darum liebten ſie ihn doch leidenſchaftlich. Die Bruckners tröſteten ſich auch ſchwer über den Ver⸗ luſt des kleinen Hermann. Schon nach wenigen Wochen kamen ſie eines Sonntags ganz unerwartet zu Beſuch. Sie hätten es einfach nicht mehr ausgehalten vor Sehnſucht nach dem Jungen, ſagten ſie. Das Haus ſei öde und leer geworden nach ſeinem Fortgange, und auch ſonſt—. Lenas Nach⸗ folgerin ſei zwar ein ganz nettes Mädchen, aber die vergan⸗ genen Jahre wären zu ſchön geweſen, man könne ſie nicht ſo ſchnell vergeſſen. Lena tröſtete in ihrer lieben, herzlichen Art. Ganz ſicher würden ſie ſich bald vollkommen an das neue Mädchen ge⸗ wöhnen. Sie wollte um keinen Preis neue Hoffnungen in Ernſt Bruckner wecken. Von der Begegnung ihres Jungen mit ſeinem Vater und Großvater wußte Lena nichts. Hermann hatte darüber ge⸗ ſchwiegen, weil er fürchtete, daß er wegen der Zeitverſäum⸗ nis geſcholten würde. So blieb ibr dieſe Beunruhigung erſpart. Es war überhaupt alles viel leichter, als ſie es ſich vorgeſtellt hatte. Alle Leute begegneten ihr ſo freundlich, keiner ſchien auf ſie herabzuſehen. Und die ſo ſehr gefürchteten Begegnungen mit Schwiethardt oder ſeinen Angehörigen hatten ſich vermeiden laſſen. An dieſem Sonntagnachmittag ging es auch bei Bor⸗ manns ſehr geruhſam zu. Lena war allein. Die Eltern und der Bruder machten einen Rundgang über die Felder, um den Stand der Feldfrüchte und den Reifegrad des Getreides zu prüfen. Lena hatte ſich erſt anſchließen wollen, aber dann verzichtete ſie doch darauf. Sie fühlte ſich ſo müde und wollte lieber etwas ruhen.. Nun lag ſie in dem einfachen Gartenſtuhl unter der Kaſtanie, ein Buch in den Händen, und genoß den wunder⸗ ſamen Frieden dieſer Stunden. Wie wohl das tat, dieſes Ruhen mit gelöſten Gliedern und dazu noch der im Sommer ſo ſeltene Genuß eines Buches! Sie ſchloß die Augen und ließ das Geleſene in ſich nach⸗ klingen. Von der nahen Wieſe tönte in ihr Sinnen hinein das Rufen und Jauchzen der Kinder. Sie ſpielten dort Fuß⸗ ball. Ernſt Bruckner hatte Hermann bei ſeinem letzten Beſuch einen Kinderfußball mitgebracht und ſtürmiſchen Dank dafür geerntet. Nun ſpielte er gegen die beiden Mädel und brach immer wieder in entſetzte Ausrufe über ihre ſportlichen Unkenntniſſe aus und gab ihnen entſprechende Anweiſungen. „Tor! Sechs zu eins!“ ſchrie er gerade wieder. Dann war plötzlich Stille. Nanu? dachte Lena. Dieſe plötzliche Ruhe— ſollten ſie etwas ausgefreſſen haben? Sie konnte ſich aber noch nicht entſchließen, aufzuſtehen und nachzuſehen. „Mammil!“ klang da die atemloſe Stimme ihres Jungen ganz in ihrer Nähe.„Mammi, wir kriegen Beſuch!“ Leena öffnete die Augen. „Beſuch? Wer kommt denn?“ „Der Onkel, der ſo ſchöne Pferde hat und zu dem ich neulich einmal Opa ſagen ſollte.— Ja“, berichtete er eilig, von ſeinem ſchlechten Gewiſſen getrieben,„ich habe dir das noch gar nicht geſagt. Das war, als ich Frühſtück zur Wieſe bringen mußte.— Guck, da kommt er!“ Lena richtete ſich jäh empor. Ihre Augen folgten der deutenden Gebärde. Da ſtieg eine Blutwelle in ihr Geſicht, um gleich darauf einer erſchreckenden Bläſſe Platz zu machen. Sekundenlana war nichts als das wahnwitzige Klopfen ihre⸗ Herzens. Glutſtröme jagten durch ihren Körper. Dann fluteten ſie langſam zurück; ſie konnte wieder denken. Langſam ſtand ſie auf. „Geh und ſpiele wieder, Hermann“, ſagte ſie zu dem Kinde.„Aber ſei nicht ſo wild mit den Mädchen.“ Dann ſtand ſie Auge in Auge Hermann Eickhoff gegen; über, ſtand ihm gegenüber wie vor fünf Jahren. Sie dachten beide an dieſe Stunde, und dieles Erinnern Die Stimme des Blutes Roman von Marle Schmidtsberg nahm Eickhoff etwas von ſeiner gewohnten Sicherheit. Trotzdem war er es, der zuerſt ſprach. „Hat dein Junge dir geſagt, daß wir uns ſchon kennen?“ fragte er. Hinter Lenas Stirn hetzten ſich die Gedanken. Eickhoff kam zu ihr?! Was bedeutete das? Was wollte er von ihr? Wachſende Unruhe überkam ſie bei ſeiner Frage. Unwillig ſagte ſie: „Er hat mir geſagt, daß er Euch Opa nennen ſollte. Was ſoll das heißen? Warum dieſes Anſinnen an ein Kind, das Euch doch nichts angeht?“ „Oho, nichts angeht! Und was das heißen ſoll? Daß ich gern der Großvater dieſes Kindes ſein möchte!“ Brennende Röte ſtieg wieder in Lenas Wangen. „Seid Ihr hergekommen, um mich zu verhöhnen, Eickhofbauer?“ Das kantige, zerfurchte Geſicht des Alten war ſeltſam hell, und ſeine Antwort klang wie ein Bekenntnis: „Nein, wahrhaftig nicht. Es iſt mir heiliger Ernſt. Als ich den Jungen ſah, da war es, als ob ein Blitzſtrahl ein⸗ ſchlug. Ich habe ihn ſo lieb, wie nur ein Großvater ſein Enkelkind haben kann.“ Die Erinnerung an erlittene Demütigungen überfiel Lena, an Schmähworte, die ſich wie mit Flammenſchrift in ihr Gedächtnis eingegraben hatten. Und zugleich fühlte ſie ein heftiges, inneres Widerſtreben. Dieſer alte Mann ſollte ihr Kind nicht lieb haben! Es brauchte ſeine Liebe nicht! „Das kann ich nicht recht glauben“, ſagte ſie bitter. „Das Kind der Frau, die nicht würdig war, Eickhofbäuerin zu werden? der Balg, der mit Geld abgetan werden konnte?“ Der Mann ſenkte vor ihren flammenden Augen die Stirn. „Ich habe das damals wohl geſagt, ja, ſo blind war ich.“ „Blind? Ja! Und hochmütig, rechthaberiſch! Was ſoll dies alles nun noch? Ihr habt ja erreicht, was Ihr wolltet.“ Eickhoff war wütend auf ſich ſelbſt. Als ein Fordernder hatte er kommen und Lena überrumpeln wollen, und nun wurde er immer mehr in die Rolle eines Bittenden ge⸗ drängt. Verdammt! Er würde doch noch durchſetzen können, was er ſich vorgenommen hatte! Seine Geſtalt ſtraffte ſich. „Du nicht minder“ ſagte er.„Was du mir damals ſo brennend gewünſcht haſt, hat ſich ja auch erfüllt. Du wirſt noch wiſſen, was es war.“ Er wartete auf Antwort, aber Lena ſah mit zuſammen⸗ gepreßten Lippen an ihm vorbei. Wozu ſo viele Worte um Unabänderliches? Wenn er doch gehen würde! wünſchte ſie. Da ſprach Eickhoff weiter, nun ſehr langſam, als müßte er jedes Wort ſorgfältig wägen. „Es iſt nun wohl ſo, daß wir Schickſalsgenoſſen ſind. Ich meine ſo: Unſerem Leben iſt die Erfüllung verſagt. Wir haben beide nur etwas Halbes. Du ein Kind und keine Heimat dafür, ich— wir einen Hof und keinen Erben dafür.“ Wieder machte er eine Pauſe, wartete vergebens auf Entgegnung. Gut, ſo wollte er es jetzt kurz machen! „Seit ich den Jungen geſehen habe, weiß ich, daß es eine Löſung gibt, durch die beiden Teilen geholfen wird. Der Junge ſoll den Eickhof bekommen und hat eine Heimat, und der Hof hat dann einen Erben. Natürlich—“ fügte er raſch hinzu, als er Lenas Augen ſich weiten ſah in tödlichem Schreck—„wird alles gerichtlich gemacht. Der Junge be⸗ kommt unſeren Namen und wird als Erbſohn eingetragen.“ „Und ich?“ Es kam wie ein Hauch von Lenas Lippen, wie eine Frage an ſich ſelbſt, aber es klang ſo verloren, ſo erſchütternd, daß es dem Alten an das Herz griff. Sie hatte beide Hände an die Schläfen gedrückt. Sekun⸗ denlang war wieder dieſe eigentümliche Leere in ihr, die alles ſo fern, ſo unwirklich erſcheinen ließ. Dann hörte ſie Eickhoffs Worte: „An uns ſelbſt dürfen wir dabei wohl nicht denken.“ Da erſt begriff ſie das Anſinnen, das man an ſie ſtellte, in ſeiner ganzen Ungeheuerlichkeit. Das Kind wollte man ihr nehmen! Es riß ſie hoch. „Nein! Das iſt unmöglich! Ich gebe das Kind nicht her! Damals wolltet Ihr es nicht— und jetzt— jetzt! Nein!“ Eickboff holte zu einem neuen Schlage aus. „Ich ſagte ſchon, auf dich darf es hier nicht ankommen. Du wäreſt wahrhaftig eine ſchlechte Mutter, wenn du aus kleinlicher Rachſucht oder aus Selbſtſucht deinem Kinde die Zukunft verbauen wollteſt. Bedenke wohl: Heute iſt der Junge noch klein, heute iſt er zufrieden und glücklich bei dir. Aber er wird heranwachſen, wird verſtändiger werden. Er wird den Makel ſeiner Unehelichkeit ſpüren und ihn wie eine ſchwere Bürde durch ſein ganzes Leben tragen. Und wenn er dann erfährt, daß ihm einmal der Name und der Hof, der ihm zuſteht, angeboten wurde und daß ſeine Mutter ihn aus⸗ ſchlug, weil ſie nur an ſich ſelbſt dachte, muß er dir dann nicht fluchen?“ ö Er ſah mit Genugtuung die deutliche Betroffenheit auf Lenas Geſicht. Aber da warf ſie in zorniger Empörung den Kopf zurück. „Laßt das meine Sorge ſein. Wenn mein Kind alt genug iſt, werde ich ihm die Geſchichte meines Lebens erzählen, und es wird ſeine Mutter verſtehen. Wir wollen dieſe Unter⸗ redung beenden, ſie führt zu nichts.“ „Er wird es nicht verſtehen, ſage ich dir, denn er iſt ein Eickhoff. Sieh ihn dir doch an, wie ſehr er ein Eickhoff iſt. Er gebört zu uns, er gehört auf den Hof— l Hattet Ihr alles vor fünf Jahren bedacht, ſo wäre uns viel Leid erſpart geblieben. Jetzt iſt es zu ſpät. Geht und laßt uns unſeren Frieden.“ a„Du haſſeſt uns und willſt dich rächen. Aber ich gebe mich nicht zufrieden, und wenn ich die Gerichte anrufen müßte—“ „Tut, was Ihr nicht laſſen könnt. J be Euch ni mehr. zu agen.“ 12 e 555 Lena war am Rande ihrer Kräfte. Sie wandte ſich, ließ Eickhoff einfach ſtehen und ging ins Haus. Die Tür riegelte ſie ab. Er ſollte ihr nicht folgen; ſie konnte einfach nicht mehr. Angſtvoll ſpähte ſie durch das Fenſter. Eickhoff ſtand noch auf demſelben Fleck und ſtarrte vor ſich nieder. Wie müde er plötzlich ausſieht, und wie alt er geworden iſt, mußte Lena unwillkürlich denken. Nun wandte er ſich zum Gehen. Zwanzig— dreißig Schritte, dann ſtand er wieder ſtill, ſchirmte mit der Hand die Augen gegen die Sonnenſtrahlen und ſpähte zu der Wieſe hinüber, als könnte er ſich nicht trennen von dem Anblick des Kindes. Lena ſchloß die Augen. Sie konnte das nicht mehr mit anſehen. Eine Welle von Mitleid überflutete ſie jäh. Die Erregung der letzten Stunde machte ſich in einem heißen Weinen Luft. * Hermann Eickhoff verhielt auf dieſem Heimweg zu ſeinem Hofe noch manches Mal den Schritt und blieb ſtehen, um, auf ſeinen Eichenſtock geſtützt, in die Ferne zu ſtarren. Es dauerte eine geraume Weile, bis er dieſen Fehlſchlag überwunden hatte und ſein trotziger Wille ſich regte zu neuer Tat. Ganz langſam kehrte die Überlegung und damit auch die Hoffnung zurück, in Abſchnitten ſozuſagen, und jeder Ab⸗ ſchnitt begann damit, daß er ſtehen blieb und gedanken⸗ verloren ins Weite ſtarrte. g Zuerſt war alles in ihm wütende Enttäuſchung. Er riß ſich förmlich los von dem Anblick des Kindes und ging davon, ſo ſchnell ihn ſeine Füße trügen. Dann blieb er jäh ſtehen und ſchaute zurück. Das Haus und die Wieſe, alles war ſeinen Blicken entſchwunden. Entſchwunden wie die Hoffnung, mit der er hergekommen war! Aber— überlegte er— war das eigentlich ſo verwunderlich? Hatte er wirklich glauben können, eine Mutter würde ſo leichten Kaufes ihr Kind hergeben? Nein, das hatte er nicht. Ein Baum fällt nicht auf den erſten Hieb. Man mußte nur nicht nachgeben, Lena immer wieder vor Augen führen, daß es ihre Pflicht ſei, auf das Kind zu verzichten um ſeiner Zukunft willen. Oh, er hatte wohl ge ſehen, wie es ſie getroffen hatte, als er vorhin davon ſprach Wieder ging er weiter, wieder blieb er ſtehen. Un! wenn ich die Gerichte anrufen müßte, hatte er vorhin geſagt, Das war ihm nur ſo in der Erregung entfahren. Er kannt zwar die Beſtimmungen nicht, aber es würde wohl kein Gericht Lena zwingen können, das Kind herzugeben. Ja, wenn ſie ſelbſt ſich damals geweigert hätte, Schwiethardt zu heiraten, dann läge die Sache wohl anders. Wenn— aber nun zuckte Eickhoff doch zurück vor dem Gedanken, der ihm plötzlich kam. War das nicht doch ungeheuerlich? Daß Schwiethardt ſich ſcheiden ließ, um Lena jetzt noch zu heiraten? Aber wenn ſie ſich dann weigerte, dann hatte man doch einen Grund, ihr das Kind zu nehmen. Oder nicht? Man müßte ſich darum bekümmern. Und nun nef Eickhoff ſo raſch weiter, als ſei er auf der Flucht vor ſeinen eigenen Gedanken. Aber nach kaum fünfzig Schritten ſtand er ſchon wieder ſtill. War es nicht die einfachſte und klarſte Löſung? Wenn Hille verzichtete, wenn ſie ſich ſcheiden ließ und Lena Eickhof⸗ bäuerin wurde—? Dann hatten alle bitteren und ſchmerz⸗ vollen Kämpfe mit einem Schlage ein Ende. Die Mutter be⸗ hielt das Kind und es wurde doch der Erbe des Eickhofes Dann war allen geholfen. Es kam Eickhoff gar nicht zum Bewußtſein, eine wil gewaltige Veränderung ſeine Beſtrebungen erfahren hatten Vor fünf Jahren hatte er alle Hebel in Bewegung geſetzt, um zu verhindern, daß Lena ſeine Schwiegertochter wurde, und jetzt war er bereit, ſie als ſolche aufzunehmen. Und nicht nur, weil er ſie um des Kindes willen mit in den Kauf nahm Das tapfere und ſtolze Mädchen hatte ihm längſt Achtung abgezwungen, wenn er es ſich auch nicht eingeſtand. Immer häufiger und in immer kleineren Abſtänden bliel Eickhoff ſtehen. Er war dabei ſo mit ſeinen Gedanken be⸗ ſchäftigt, daß er nicht auf ſeine Umgebung achtete und faff erſchrak, als der Eickhof plötzlich vor ihm auftauchte. Im goldenen Glanze der ſinkenden Sonne lag er vor ihm, umrahmt von den prächtigen Eichen, die dem Hofe wohl den Namen gegeben hatten. In aufſteigendem Stolz um⸗ fing ihn ſein Blick: den großen, von Wirtſchaftsgebäuden umgebenen Hofraum, ſtill und ſauber in ſonntäglichem Frie⸗ den, das wuchtige alte Fachwerkhaus in niederſächſiſcher Bau- art mit den mächtigen eichenen Ständern und Querbalken, das, bis auf die Dachpfannen am Firſt, noch das wärmende, tief heruntergezogene Strohdach aus der Vorväterzeit trug,. Über der großen Dielentür, durch die ein hochbeladener Erntewagen mühelos einfahren konnte, leuchteten die weiß ausgemalten Schriftzeichen in dem Spruchbalken: „Dat is uſe Stolt: So faſt as Eekenholt“, ſtand dort, und darunter: Anno Domini 1727 neu erbauet. Johann Swiethardt Eickhoff u. Catharine Adelheid geb. Timmermann. 7 Das Herz des alten Eickhoff wurde ganz warm. Er ver⸗ ſpürte noch keine Luſt, ins Haus zu gehen. Es ſchien ja auch niemand daheim zu ſein. So ſetzte er ſich denn, wie das junge Volk es immer ſo gerne tat, auf die Milchbank vor der Hofeinfahrt. Sein Blick ging über üppige, wogende Ge⸗ treidefelder, über die Wieſen mit dem prächtigen Vieh darauf und zu dem etwas weiter entfernt liegenden Eichenwäldchen. Wieder durchflutete ihn eine warme Welle. War das alles nicht wohl wert, daß man Himmel und Hölle in Be⸗ wegung ſetzte a* 0 5 f FCortſetzung folgt) 5 „ * r .. rer n 1 9 0 fh regelte ncht. fund worden eßig and die Die lic des r nt . Die heißen einem im, auf hlchag die zu uch die r Ab⸗ anken⸗ Er riß davon, en und feinen ig, mit ur das können, geben? 1erſten wieder ind zu ohl 98 ſprach Vun Reſagt kann b ken n. N ardt zi ohe/ * ihn Daß ach te man nicht auf del finfzi Wenn fichof mer ler be. dchojes ne wi atzen 5, m e, unt t nur nahm chung 5 bliel len be. 0 ff er bol i oh 5 u bäude N tie t Bal. hallen mende. 1 adenel ö peiß 4 2 3 Zigeunerkinder Hinter den Karawanken, über deren ſchnee⸗ bedeckten Höhen die deutſch⸗jugoſflawiſche Grenze verläuft, beginnt ein Teil Europas, deſſen wechſelreiche Geſchichte ihn zu einem der inter⸗ eſſanteſten Reiſeziele N hat. Balkan! Ein Name, mit dem man oft eine falſche Vor⸗ ſtellung verbindet. Nach der Fahrt über Ljubljana— Agram —. Sunfa, durch fruchtbares Land, deſſen ſanfte Höhenzüge uns an ein deutſches Mittelgebirge erinnern, erreichen wir an einem warmen Maienabend Banja Luka. Hier, in der r Stadt Bosniens, umfängt uns ereits der Zauber des Orients. Die gewal⸗ tigen Naturſchönheiten des Landes lernen wir auf der Reiſe über das alte, befeſtigte Städt⸗ chen Jajce kennen. Hier ließ 1463 nach der Eroberung des Landes Sultan Mohammed II. den letzten 3 Bosniens enthaupten. Steil die Felſenhöhen des wildromantiſchen Tales, in dem tief unter der in den Felſen geſprengten Straße der Vrbas dahinbrauſt. Prächtig der ſprühende Waſſerfall von Jajce, wo die Pliva 30 m tief, wild aufbrauſend, in den in tiefer Schlucht dahineilenden Vrbas ſtürzt. Brücke zum Orient Dann nimmt uns Serajevo auf, die Stadt, deren Namen wohl jeder mit einer ge⸗ wiſſen Bitterkeit der Erinnerung an den ge⸗ ſchichtlichen Junitag 1914 ausſpricht. Hier be⸗ rühren ſich am deutlichſten ſichtbar Abend⸗ land und Orient. Mittwochs, am Markt⸗ tage treten die Gegenſätze beſonders kraß in Erſcheinung. Die Jahrhunderte lange Tür⸗ r hat der Stadt ihren unaus⸗ löſchlichen Stempel aufgedrückt. Am Ufer der Miljacka entlang 4 wir zu der Straßenecke, an der Erzherzog Franz Fer⸗ dinand und ſeine Gemahlin den Kugeln des großſerbiſchen Freiheitsfanatikers Princip zum Opfer fielen. An dem Eckhaus wurde im vergangenen Jahre eine einfache Gedenktafel enthüllt. Sie beſagt,„daß an dieſer Stelle der Student Gabriele Princip die Freiheit des Landes verkündete“. Auch die Brücke an dieſer Stelle trägt ſeinen Namen. Hier ſind alſo am 28. Juni 1914 die verhäng⸗ nisvollen Schüſſe gefallen. Sie gaben den äußeren Anlaß des Weltbrandes, der den Nie⸗ dergang ſo vieler Länder bedeutete, der aber den Gedanken der Zuſammenfaſſung aller Ser⸗ ben in einem großſerbiſchen Reich Immer wieder ragen über die rotbraunen Ziegeldächer der niedrigen Ein Tag in Serajevo Ein jugoſlawiſcher Bildbericht von Hans-Joachim Bandelow Wirklichkeit werden ließ. Deshalb gilt Prin⸗ cip als Freiheitsheld, den man in einem Mauſoleum in Serajevo beigeſetzt hat. Das Verweilen an dieſer Ecke ſtimmt uns für einen Augenblick nachdenklich, aber wir haben nicht lange Zeit, an der belebten Straßenkreu⸗ zung darüber nachzudenken, wie es gekommen wäre, wenn Unweit davon das im mauriſch⸗byzantini⸗ ſchem Stil erbaute Rathaus, von dem aus das e ſeine letzte Fahrt angetreten at. Minaretts über Serajevo Gleich hinter den modernen Gebäuden am Kai, hinter den Geſchäftshäuſern, Regierungs⸗ ebäuden und Banken ziehen ſich bis zu den Jahrhunderte alten Feſtungsmauern hinauf die alten türkiſchen Wohnviertel. Ueber die mit rotbraunen Ziegeln gedeckten Dächer der ſauberen, weiß und gelblich getünchten Häuſer ſtreben die weißen Minaretts der unzähligen Moſcheen— es ſollen etwa 100 ſein — wie Rieſenbleiſtifte zum Himmel. Hier hat ſich Serajevo in ſeiner Carſija, dem alten türkiſchen Handelsviertel, ſein rein orientaliſches Ausſehen bewahrt. Noch ein⸗ drucksvoller iſt hier das Leben als auf dem Markt unter der alten Ferhad⸗Paſcha⸗Moſchee in Banja Luka, Wir brauchen nicht nach dem ei Dinare und er iſt mehr als zufrieden und cheint ſich zu freuen, daß er mich bei dieſem Handel noch gründlich übers Ohr gehauen 8 Selbſt in der heißen Mittagsſonne tragen viele Bauern und Hirten über ihren aus ſelbſt⸗ gefertigtem Leinen gearbeiteten Trachten Jak⸗ en und Umhänge aus dichtem Schafsfell. Begova Dſchamija Mitten in dem Leben und Treiben des Ba⸗ ſars ſteht die ſchönſte und 41 Moſchee Serajevos, die im 16. Jahrhundert er⸗ baute Begova Dfſchamija. Hoch über⸗ ragt das weiße Minarett, von deſſen Umgang der lange Gebetsruf ſchallt, die Buden und Magazine des Marktes. Nur eine hohe Pappel ſcheint mit ihm zu wetteifern. An einem kunſtvollen, überdachten Brunnen waſchen ſich alte Mohammedaner Füße und Hände und gehen dann zum Gebet die wenigen Stufen einer offenen Vorhalle empor. Schwei⸗ gend knien ſie, das Geſicht gen Mekka gewandt, mehrmals nieder. Ihre Stirn berührt den Boden. Bevor wir die Moſchee betreten, müſſen wir Ueberſchuhe anziehen. Herrliche Teppiche mit den überlieferten Muſtern aus Smyrna oder auch aus der noch jüngeren Teppichweberei in Serajevo bedecken den Boden. arbenprächti die bunten, orientaliſchen Arabesken. Sonſt . An den Hängen liegen die kleinen Häuſer der Mahallas, der alten türkiſchen Stadtbezirke Weg zu fragen. Bauern in ihren maleriſchen Trachten treiben Hämmel, Schweine, Kälber und Ziegen zum Viehmarkt, der etwas abſeits von dem übrigen Marktleben am Ufer der Mil⸗ jacka liegt. Tragpferde mit ſchweren Holzlaſten oder großen Heubündeln werden zum Holz- und Heumarkt geführt. Ein Bauer trägt ein quietſchendes Ferkel auf dem Arm. Er iſt da⸗ mit einverſtanden, daß ich ihn fotografiere, allerdings nur für drei Dinare. Ich gebe ihm nv kein Schmuck. Lediglich Sprüche aus dem Koran in den geſchwungenen, alttürkiſchen Schriftzeichen, mit goldener Schrift auf ſchwar⸗ es Glas gemalt, zieren die Wände. Im Gegen⸗ fat zu den mit Gemälden, Ikonen, Reliquien und Ampeln überladenen ſerbiſchen Kirchen wirkt der hohe Kuppelraum der Moſchee klar und groß. Im Hof der Moſchee lernen wir Nurija, einen jungen Mohammedaner kennen, der uns Buden der Carſija die ſchlanken Mina retts ſtellung und arbeitet an einem großen Kupfer- keſſel. Aber als er merkt, daß ich ihn photogra⸗ phieren will, ſpringt er erregt auf und droht mit einem Hammer. Eine halbe Stunde ſpäter gehe ich nochmals vorbei und erwiſche ihn doch. Die alte Türkenſtadt Auf dem Weg zum alten Kaſtell liegen Heu⸗ vnd Holzmarkt, daneben ein großer Fried⸗ hof aus der Türkenzeit mit ſeinen eige⸗ nen Grabſteinen, die wie glatte Kilometer⸗ ſteine ausſehen. Nur die Steine der Männer tragen einen turbanähnlichen Aufſatz. Zwiſchen den Steinen des ungepflegten Friedhofes hohes Gras. Dann gehen wir durch die Straßen der alten Türkenſtadt mit den ſauberen Häuſern. Ueber den Türen meiſt ein ziegelgedecktes Vor⸗ dach, das etwas Schutz gegen die heiße Mittags- ſonne bietet. Häufig findet man neben den Ein⸗ gängen dichte Gitterkaſten vor kleinen Fen⸗ ſtern. Die Straßen ſind ſteil, oft in Stufen an⸗ gelegt Nurija führt uns wieder in das Stadtinnere, zum Ufer der Miliacka. Unſeren Augen bietet ſich ein überraſchendes Bild: Abend⸗ bum mel in Sarajewo. eine Erſcheinung. die man in allen Orten Jugofſlaviens beobachten kann. Wenn die Sonne untergegangen iſt. dann ſuchen die Menſchen in der kühlen Abendluft Erholung von dem heißen Tag. Auch auf der Straßenmitte gehen in kleinen Gruppen lachend und plaudernd Schüler. Soldaten. Offiziere. Mohammedanerinnen— ihre oft vechſchwarzen Augen funkeln ſchelmiſch durch den Schleier— und Popen, meiſt untergehakt. Von dem Bahnhof Biſtrik aus genießen wir einen herrlichen Blick über die Stadt, die in dem engen Tal der Miljacka, eingebettet in die bis zu 1600 m anſteigenden Höhen zu unſe⸗ ren Füßen liegt. Golden verſinkt hinter den Höhen die Sonne. Ein Tag vielfältiger, intereſſanter Eindrücke iſt vergangen. Alter Mohammedaner ſpäter als Führer und Dolmetſcher wertvolle Dienſte leiſtet. Er führt uns in die geheimſten Winkel und zeigt uns ſo viele verſteckt liegende Sehenswürdigkeiten, die wir ohne ihn ſo leicht nicht gefunden hätten. Er ſpricht ein gutes Deutſch und freut ſich, wenn er uns einige Brok⸗ ken jugoſlaviſch oder auch türkiſch, das die mo⸗ hammedaniſchen Kinder noch in der Schule ler⸗ nen, beibringen kann. Beſuch im Baſar In den engen Gaſſen der Baſars lebhaftes Handeln und Treiben. Jedes Handwerk hat ſei⸗ ne eigene Gaſſe. Wie überall im Orient, ſitzen auch hier Händler und Handwerker mit unter⸗ ſchlagenen Beinen vor ihren gleichzeitig als Werkſtatt und Laden dienenden offenen Markt⸗ buden. Wie im Takt treiben Kupferſchmiede große Keſſel, formſchöne Kannen oder die klei⸗ nen Kupfer-und Meſſingkännchen für den turs⸗ kakava, den ſüßen türkiſchen Kaffee. Goldſchmie⸗ de arbeiten geſchmackvollen Schmuck. Schuh⸗ macher machen die ſchnabelförmigen Opanken. mohammedaniſche Frauen in ihren undurchſich⸗ tigen Schleiern, durch deren dünnes Gewebe nur ab und zu die Augen glitzern, verkaufen handgearbeitete Spitzen, Stoffe. Flechtwerk, Be⸗ ſen, Holzarbeiten. Und dazwiſchen immer wie⸗ der die kleinen netten Kavanas— die Kaffee⸗ häuſer, die regen Zuſpruch haben. Für zwei Di⸗ nare bekommt man den zwar ſehr ſtarken, aber vorzüglichen mit Zucker aufgekochten türkiſchen Kaffee. Man iſt allgemein ſehr freundlich und zuvorkommend. Nicht ſelten will man ſeiner Sympathie für Deutſchland Ausdruck geben, in⸗ dem man uns mit„Heil Hitler!“ oder„Sieg Heil!“ begrüßt. Viele laſſen ſich gern photographieren. Wenn einer beſonders maleriſch auszuſehen glaubt, verlangt er vielleicht einige Dinare. Schwieri⸗ ger iſt es, verſchleierte Frauen aufzu⸗ nehmen, die es beſonders ernſt mit ihren reli⸗ giöſen Pflichten nehmen. Wenn ſie die Kamera entdecken., drehen ſie mir den Rücken zu oder gehen in den Schatten. Merken ſie, daß ich ſie trotzdem auf den Film gebannt habe, dann gibt es ein großes Geſchrei, das Nuriia wieder gut machen muß. Ein alter Mekkapilger— erkenntlich an einem weißſeidenen, goldbeſtickten Tuch um den Fez— ſitzt in der charakteriſtiſchen Hock⸗ . uberen Straßen N des Türkenviertels Foto: Hans⸗Joachim Bandelow, Wiesbaden, Worthſtraße 17 JI. r r . r 3 — 3—ð3— Bekanntmachungen Ortsgruppe der A. S. H. A. P. Viernheim N S.⸗Beratungsſtunde ſeden Montagabend von 20—21 Uhr. Olenſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſtr. 18. 1. Stod Ich bitte die Vereinsführer— oder Ver⸗ treter— aller hieſigen Vereine zu einer kur⸗ zen Beſprechung Donnerstagabend 9 Uhr in die Parleidienſtſtile Braun, Ortsgruppenleiter. Jungmädelgruppen Achtung! Alle JM.⸗Führerinnen treten am Mittwochabend 8 Uhr in Uniform mit Schreibzeug am Heim an. Die JM.⸗Führerin. Lokale Nachrichten Viernheim, den 2. Auguſt 1938 Unser Tagesſpruch Willſt du dich ſelber erkennen, ſo ſieh, wie die andern es treiben; willſt du die andern verſtehen, blick in dein eigenes Herz. Schiller. * August Das Jahr neigt ſich. Draußen glänzt das feſtliche Land. Im gelben Korn rauſcht die Senſe. Schon iſt der Großteil des Getreides geſchnitten. Wagen auf Wagen rollt vollbe⸗ laden dorfeinwärts in die Scheune, oder aber an die Dreſchmaſchine zum ſofortigen Druſch. Ernteſtimmung und geſteigerte Erntearbeit ſind porherrſchend. Noch ein paar Tage, und die Getreideernte iſt unter Mithilfe der ganzen Bevölkerung ſicher geborgen. Auguſt— überall reift und wächſt es. In unſeren Gärten prunken die Gladiolen und leuchten die Dahlien. Hochſommerliche Hitze brütet und flimmert über den Hundstagen. Das kühle Waſſer lockt zur Erfriſchung. Viele folgen dem Ruf. Denn Waſſerfreuden— ſie ind etwas beſonderes. Fainter der Pracht des hohen Sommers aber mahnt 05 die leiſe Wehmut des Vergehens. Wir ſehen das erſte fahle Blatt wirbelnd zu Boden fallen... In unſeren Fluren verneh⸗ ſpüren wir des Abends den würzigen Daft der Kartoffelſtauden. Hoch und mitunter recht breitblättrig ſteht der Tabak. Eine ſonderbare Stimmung macht ſich bemerkbar. Wir fühlen den nahenden Herbſt. Die Zugvögel ſammeln ſich. Um eineinhalb Stunden verkürzt ſich aufs neue der Tag. Bild 1 J der Wind über die Se dann ſinken feuchte Nebel auf die Erde 8 Auguſt ſteht im Kalender. Was wir uns wünſchen von ihm? Daß er ſich noch recht ſommerlich gebärden und uns hinüberführen möge in einen ſchönen, milden Herbſt! * Auf Schuſters Kappen Wir leben in der Zeit des Motors, und wir haben alle eine kleine Leidenſchaft für ihn. Wer hätte nicht mit dem ſchmucken Volls⸗ wagen geliebäugelt! O, es muß ſchön 755 am Steuer ſitzen, fahren, fahren, und die Dör⸗ fer und Städte fliegen vorüber, und das ganze Land mit all ſeiner Schönheit tut ſich einem auf, ach, es muß wirklich ſchön ſein! Aber glaubts nur, mit Wandern hat das Fahren aber nicht mehr allzu viel zu tun und gar viele vergeſſen dann, daß man auch mit Hilfe ſeiner Beine ſich fortbeewgen kann. Nein, wir wollen das Fußwandern nicht vergeſſen. Es iſt die fröhlichſte, freieſte und ſorgloſeſte Art des Wanderns. Da gibts keine Sorgen um Tanken und Parken, und die Gefahren ſind ering und im herrlichen Waldesdom gibts keine Verkehrszeichen, aber ganz auf Du und Du ſteht man mit der Natur, man hört ihren heimlichen Pulsſchlag, vergißt die Welt mit Haß und Leid und Kampf und Neid und fühlt ſich als ein Teil von ihr. Das Herz iſt auch ein Motor! Vergiß das nicht! Sein Betriebs⸗ ſtoff iſt Lebenskraft, und die holt man ſich beim Wandern in Leude freier Luft. Man muß nur ſeine Lebensmaſchine richtig in Schwung halten. Wenn die Reifen nicht in Ordnung ſind, gehts Autofahren ſchlecht, und wenn die Beine und Füße nicht gepflegt wur⸗ den, machts Wandern keinen Spaß, und eine dicke Blaſe an der Verſe iſt eben eine Wander⸗ anne, die ſich dazu leider nicht einmal gleich flicken läßt. Aber wer die wenigen Vorbedin⸗ gungen erfüllt: gepflegte Füße, wollene Etelmpfe feſte Schuhe, der hat von eiger Fußwanderung in Heimat oder Ferne denn doch den größten Gewinn für Leib und Seele, für Körper und Geiſt... und geſpart hat er obendrein auch noch. 5 Schweinezählung am 3. September 1938 Auf Anordnung des Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft findet am 3. September ds. Js. im Deutſchen Reich(ohne Oeſterreich) eine Schweinezählung ſtatt. Gleichzeitig mit der Zählung ſind die in den Monaten Juni, Juli und Auguſt 1938 geborenen Kälber und die nicht beſchauten Hausſchlachtungen von Schafen und Ziegen⸗ lämmern(unter 3 Monate alt) feſtzuſtellen. Die Bauern und Landwirte werden hiermit ausdrücklich auf die Bedeutung der Schweine⸗ zwiſchenzählung aufmerkſam gemacht. Da die Ergebniſſe die Grundlage für wichtige Maß⸗ nahmen zur Förderung der Landwirtſchaft und zur Durchführung der Marktordnung bilden, liegen genaue und richtige Angaben ſowohl im Intereſſe der Geſamtheit der landwirtſchaft⸗ lichen Erzeugung wie auch der einzelnen Tier⸗ halter. * Keule abend Empfang der Viernheimer Breslau⸗Fahrer Sie treffen 9.18 Uhr mti der OE G. ein! Mit der Führerkundgebung am vergangenen Sonntag erreichte das Deutſche Turn⸗ und Sportfeſt Breslau 1938 ſeinen Höhepunkt und zugleich ſeinen Abſchluß. Die frohen Tage, die Erbauung und Begeiſterung in überreichem Maße auf alle Teilnehmer ausſtrahlten, ſind beendet und mittels Sonderzügen wird wieder die Fahrt nach der Heimat angetreten. Der Sonderzug, der unſere Viernheimer Breslau⸗Fahrer mit noch vielen anderen der näheren und weiteren Umgebung wieder zu⸗ rückbringt, trifft 5 Dienstag abend ungefähr um 20 Uhr in Mannheim ein, ſo⸗ daß die hieſigen Feſtteilnehmer mittels OCG. um 9.18 Uhr ankommen. Daß die Mitglieder des Turnvereins und mit ihnen die geſamte Viernheimer ſportlie⸗ bende Bevölkerung mit einem herzlichen Emp⸗ fang aufwarten werden, verſteht ſich von ſelbſt. Die hieſigen Wettkampfteilnehmer haben für die Ehre des hieſigen Sportes, für die Ehre unſeres Heimatortes gekämpft und dieſen Kampf mit beſonders gutem Erfolg beſtanden. Jetzt ſind wir an der Reihe, dieſe Erfolge zu würdigen und den Siegern unſeren Dank ab⸗ zuſtatten. Wir wollen dies tun, indem wir 1 5 abend kurz nach 9 Uhr uns am OCG. Bahnhof reſtlos einfinden. Alle Viernheimer Turner und Sportler, die nicht das Glück hatten, am Deutſchen Turn⸗ und Sportfeſt teilzunehmen, werden ihren Kameraden, den Siegern und allen übrigen Breslau⸗Fahrern einen herzlichen Empfang bereiten. Kegeln beim Deutſchen Turn⸗ und Sportfeſt in Breslau Ein Viernheimer Zweiter auf der J⸗Vahn! Warteten ſchon die Turner und Sportler des hieſigen Turnvereins in Breslau mit gu⸗ ten Erfolgen auf, können wir unſeren Leſern noch eine weitere freudige Nachricht übermit⸗ teln, die gleichfalls für uns Viernheimer von Intereſſe iſt. Im Kegeln konnte der in Viernheim geborene und zur Zeit in Mann⸗ heim wohnhafte Peter Winkler 2. Sieger werden. Ja, beinahe wäre er auf der interna⸗ tionalen Bahn unter 14 Bewerbern 1. Sieger geworden, wenn er etwas mehr Glück gehabt hätte. Winkler erreichte zwar, wie der wirkliche Sieger, 1502 Punkte, aber infolge ſchlechteren Abſchluſſes der letzten Spiele wurde er mit gleicher Punktzahl auf den zweiten Platz ge⸗ —— Sie machen alle mit Ganz Viernheim wird ein großes Volksjeſt erleben Nach der gut eingebrachten Ernte frohe Tage und Stunden! Und zwar für alle, groß und klein, jung und alt, ſollen dieſe drei Tage„Viern⸗ heimer Volksfeſt“ mit dem Beginn am kommenden Samstagabend bis zum Montag⸗ abend ſein, herrliche Stunden in der großen Gemeinſchaft aller Deutſchen ſollen uns zu einem Erlebnis werden, zumal dieſes Volks⸗ feſt, von der hieſigen Ortsgruppe der NS DA p ins Leben gerufen und durchgeführt, nicht mit den früher üblichen Waldfeſten verglichen wer⸗ den kann. Bei dieſem Volksfeſt ſteht die ge⸗ meinſame Freude im Vordergrund— und nicht das Geſchäftem achen oder Geldherausſchlagen! Unter dieſem Ge⸗ ſichtspunkt iſt es auch ſeitens der Feuerwehe⸗ kapelle, die im letzten Artikel bezeichnet war als ebenfalls Ausgeſtalter dieſer Volksgemein⸗ ſchaftstage, als unberſtändlich zu bezeichnen, wenn ſie ſich durch eine als überſpannt zu bezeichnende Forderung zur Durchführung des muſikaliſchen Teiles außerhalb der großen Ge⸗ meinſchaft an dieſen Tagen geſtellt hat: weil ſie glaubte, daraus ein Geſchäft machen zu müſſen! Daß dies abgelehnt wurde, das mußte ihnen ſchon von Beginn an klar ſein. So wird eben der muſikaliſche Teil von einer anderen Kapelle durchgeführt werden, während die hie⸗ ſigen Geſangvereine wie auch Turn⸗ und Sportvereine in idealer Weiſe alle dazu bei⸗ tragen werden, um dieſe drei Tage wirklich zu einem Feſt des Volkes werden zu laſſen. Freude und Unterhaltung ſoll es werden in einer ſo ſchönen Art, wie man es hier noch nicht erlebt hat. Dazu wird auch der Ausſchank von Getränken und die Abgabe von Eßwaren ſo niedrig wie möglich geſtellt— 1„Stein“ Bier mit Bedienune 55 Pfg.— eine kalte Küche wird eingerichtet für die Ver⸗ pflegung mit belegten Brötchen mit Wurſt, Schinken, Käſe und Fiſch— von 10 Pfg. ab — alles ſo billig, damit ſich die Familie abends zu Haus nicht noch beſondere Arbeit mit dem Nachteſſen zu machen braucht, das 1 0 man alles auf dem Volksfeſt bil⸗ iger! Schaukel, Karuſſel, Schießbu⸗ den, Gutſelſtände— und ein Zir⸗ kus werden für jedermann etwas zu bieten haben, wobei wir insbeſondere auf den erſt⸗ mals und einmalig auftretenden„Groß⸗ Zirkus Viernheim“ mit ſeinen zwölf ausgeſuchten Programm⸗Nummern hinweiſen — allein ſchon eine Sehenswürdigkeit! Ein ganz erſtklaſſiges Brillant⸗ Feuerwerk wird am Sonntagabend auf dem Feſtplatz in die Luft ſteigen, dazu eine feenhafte Waldbeleuchtung, wie auch die Maſ⸗ ſenaufführungen der teilnehmenden Vereine jeweils in wirkungsvoller Beleuchtung erſchei⸗ nen werden. Und das alles: nur für 20 Pfg.! Dieſer geringe Betrag ſoll kein Eintritts⸗ geld ſein, ſondern ein kleiner Beitrag für die entſtehenden Unkoſten. Wenn daher in den nächſten Tagen die ſchönen Bändchen in den einzelnen Häuſern angeboten werden, die zum Eintritt an den drei Tagen des Volksfeſtes berechtigen, ſo wird ſicherlich gerne zugegriffen, denn wir wollen alle beiſammen 25 und uns miteinander freuen, weil wir alle mit⸗ einander verbunden ſind in der großen deut⸗ ſchen Familie! Nach der gut heimgebrachten und vollen Ernte wollen wir uns an dieſen Tagen des Volksfeſtes zu⸗ ſammenfinden! Und dabei darf niemand fehlen! CCC ſetzt. Wir beglückwünſchen unſeren Landsmann zu ſeinem herrlichen Erfolg auf dem Deutſchen Turn⸗ und Sportfeſt. Tuberkuloſenberatung. Die nächſte Tuberkuloſenberatung findet am Mittwoch, 3. Auguſt, nachmittags von 2—4 Uhr, im hieſigen Krankenhaus ſtatt. Die Herbſtmanbver 1938 Uebungen mit Reſerveverbänden Die Herbſtübungen des Heeres, die zur Er⸗ probung ſeiner Ausbildung und ſeiner Führ⸗ ung in jedem Jahr ſtattfinden, waren im ver⸗ gangenen Jahr in beſonders großem Rahmen abgehalten worden. Damals bien in Mecklen⸗ burg eine Woche lang zwei Korps; mit ihren Gefechtsübungen waren aber auch Uebungen großer Verbände der Luftwaffe und der Kriegsmarine verbunden. Die nächſte derar⸗ tige Uebung ſoll wieder 1940 abgehalten wer⸗ den. In dieſem Herbſt wird der größte Ver⸗ band, in dem geübt wird, die Diviſion ſein. Die Zeit, die durch den Verzicht auf die Korps⸗ und noch größeren Uebungen geſpart wird, ſoll vor allem zu Uebungen mit Reſerve⸗ verbänden verwandt werden. Dabei iſt darauf Bedacht genommen, daß die Einziehung der Reſerviſten über einen längeren Zeitraum ver⸗ teilt wird, ſodaß nicht plötzlich der Wirtſchaft zu viele Arbeitskräfte entzogen werden. Der Schweinebeſtand in Heſſen-Naſſau Die Schweinezählung am 3. Juni 1938 ergab für die preußiſche Provinz Heſſen⸗Naſ⸗ ſau einen Schweinebeſtand von 746 708, d. ſ. 9,6 v. H. weniger als bei der Junizählung 1937. Unter dem jetzigen Beſtand wurden 49 999 Zuchtſauen gezählt. In Heſſen betrug Auch der Miffahrer ist verantwortlich Die Anforderungen, die der erhöhte Kraft⸗ wagenverkehr an jeden einzelnen Verkehrsteil⸗ nehmer, und insbeſondere an die Kraftwagen⸗ fahrer, ſtellt, ſteigern ſich mit jedem Tag. Zu dieſen Anforderungen, die an jeden Kraftfahrer geſtellt werden, gehört auch, daß er ſich vor und während ſeiner Fahrt des Alkohols völlig ent⸗ hält oder aber ihn in ganz unbedeutenden Mengen zu ſich nimmt. Hat er aber das Maß überſchritten und iſt dadurch ſeine Entſchluß⸗ kraft und Aufmerkſamkeit herabgeſetzt, ſo muß er unter allen Umſtänden auf die Lenkung eines Kraftwagens verzichten. Es iſt nicht nötig, daß ausgeſprochene Angetrunkenheit vorliegt, es ge⸗ nügt bereits ein Zuſtand, der die Fahrſicherheit, wenn auch nur in geringem Maße, beſchränkt. Hat jemand auch nur einmal, obwohl er unter dem Einfluß des Alkohols ſtand, einen Kraft⸗ wagen geſteuert, ſo genügt das grundſätzlich, um ſeine Ungeeignetheit zur Lenkung eines Kraftwagens darzutun. Auch ein übermüdeter Fahrer gehört nicht ans Steuer, da ihm ja auch die nötige Sicherheit fehlt. Wenn zwei Fahrer einen Fernlaſtwagen fah⸗ ren, der mit einer Schlafkoje verſehen iſt, ſo trägt auch der Mitfahrer volle Verantwortung. Ueber dieſe Frage fällte das Verwaltungsge⸗ t Bremen ein Urteil, dem allgemeine Bedeutung zukommt. Die Beſetzung eines Fern⸗ laſtkraftwagens mit zwei Fahrern und das Vorhandenſein einer Schlafkoje in dieſem Wa⸗ gen ſollen es ermöglichen, daß die Fahrer ſich abwechſeln können, damit nicht etwa ein Fahrer in übermüdetem Zuſtand fährt. Dann ſind beide in ihrer Tätigkeit für die ordnungsmäßige Abwicklung der Fahrt verantwortlich. Wenn z. B. der eine Fahrer merkt, daß der andere Fahrer übermüdet iſt oder unter der Einwir⸗ kung von Alkohol ſteht, ſo darf er den anderen Fahrer nicht fahren laſſen. Entweder muß er ſelbſt fahren oder die Weiterfahrt unterlaſſen oder verhindern, wenn er ſelbſt nicht mehr ord⸗ nungsmäßig fahren kann, weil er übermüdet iſt, oder ſei es, weil er auch unter der Einwir⸗ kung von Alkohol ſteht. Damit wird geſagt, daß ſelbſt der Fahrer, der weder ermüdet iſt noch Alkohol zu ſich ge⸗ nommen hat, dann die Entziehung ſeines Füh⸗ rerſcheins zu gewärtigen hat, wenn er es zu⸗ läßt, daß ſein etwa ermüdeter oder unter Alko⸗ hol ſtehender Mitfahrer den Kraftwagen fährz * der Geſamtbeſtand 340 435, d. ſ. aber ſogar 12,8 v. H. weniger als im Vorjahre. Da auch in Heſſen die Zahl der Zuchtſauen mit 22 399 Stück noch kleiner iſt, als der Beſtand von 24 428 Stück im Vorjahre, ſo muß in der geſamten Landesbauernſchaft Heſſen⸗Naſſau der Förderung der Schweinenachzucht die al⸗ lergrößte. gewidmet werden, um den Schweinebeſtand auf einen für die Nahrungsſicherung notwendigen Stand zu er⸗ höhen.. Bekämpfung des Zigeunerweſens. 30 den verſchiedenen Reichszentralen, die im ug der Neuordnung der ſtaatlichen Kriminal⸗ olizei im nationalſozialiſtiſchen Reich bereits im Intereſſe eines wirkſameren Schutzes der Volksgemeinſchaft gebildet worden ſind, iſt nunmehr eine weitere gekommen. Der Reichs⸗ führer SS und Chef der deutſchen Polizei im Reichsinnenminiſterium hat angeordnet, daß die Zigeunerpolizeiſtelle beim Polizeipräſi⸗ dium in München dem Reichskriminalamt in Berlin mit Wirkung vom 1. Oktober 1938 als Reichszentrale zur Bekämpfung des Zigeu⸗ nerweſens angegliedert wird. Sie hat die Auf⸗ abe, ſämtliche ſich im Deutſchen Reich. . Zigeuner zu erfaſſen und alle auf dem Gebiet dieſer Spezialfrage ſich ergebenden Maßnahmen im Rahmen der geltenden Be⸗ ſtimmungen zu treffen. Sie hat insbeſondere die bei der Bekämpfung der Zigeunerplage ge⸗ ſammelten Erfahrungen und die durch die raſſebiologiſchen Forſchungen gewonnenen Er⸗ kenntniſſe auszuwerten. Vorſicht! Iſt Ihre Antenne ge⸗ erdet? Bei in jetziger Jahreszeit auftrelen⸗ den Gewittern iſt größte Vorſicht geboten, daß die Antenne gut geerdet iſt, andernfalls durch Blitzſchlag verhängnisvoller Schaden entſtehen kann. Wer nicht ſicher iſt, gehe zum Fach⸗ mann und laſſe die Antenne ie Lieber eine kleine Ausgabe als unberechenbarer Schaden! Schwüle Morgentemperatur. Geſtern früh 6 Uhr wurden ſchon 20 Grad Wärme ge⸗ meſſen, heute waren es 19 Grad. Temperaturen über 30 Grad— zunehmende Gewittertätigkeit Das Wetter ganz Europas wird von einem mächtigen Hochdruckgebiet beſtimmt und bei allgemein heiterem Himmel werden hochſom⸗ merliche Temperaturen, meiſt über 30 Grad, erreicht. Erſt ab Mitte der Woche iſt mit dem Auftreten ſtärkerer Gewitterſtörungen zu rechnen.. Dienstag: Heiter, ſehr warm, ſchwül, gegen Abend vereinzelte Gewitterſtörungen, öſtliche Winde. Die Ausſichten für Mittwoch: Zuneh⸗ mende Gewittertätigkeit. Ma Har Can Kah bn Luft Dan 90 beleit lezte des 0 Ant gerzei Hoff dem! Grafe tenz 5 * zun Leſtes ffn, u und 1 Neut⸗ rund J an i zu⸗ darf ſchur auch 300 d vn i der uss ie al⸗ 1 0 N die zu er zu el⸗ ſens. ie in ninal⸗ gettits Bunte Tageschronik Auto⸗Salto⸗mortale Baumholder. Bei Furſchweiler verlor der auf der Fahrt nach St. Wendel befindliche 31jäh⸗ rige Metzger Willi Morſch die Gewalt über den Wagen. Dieſer geriet von der Straße ab und überſchlug ſich mehrmals. Radoben blieb er liegen. Morſch wurde getötet, der Wagen völlig zertrümmert. Bitte bedienen Sie ſich, Herr Dieb! Pforzheim Baden). Einem Mädchen, das am ingang eines Warenhauſes ſtand und ſeine Geldtaſche für jedermann zu gefälliger Bedie⸗ nung ſichtbar in der Handtaſche obenauf liegen hatte, wurde die Geldtaſche denn auch prompt geſtohlen. Darin lag— der Wochenlohn. Auf Liebespfaden erhängt „Auch im ſchwäbiſchen Oberland herrſcht die Maul⸗ und Klauenſeuche, alſo müſſen die Katzen 8 haben, weil ſie ſonſt mit ihren Samtpfoten die Seuche weitertragen. Ein Katzenliebhaber ſah dieſe Notwendigkeit ein, 1 ſeinem Kater Paule jedoch die kriſ e uft, alſo das offene Fenſter. Um einer Flucht aber vorzubeugen, knüpfte er um Paules Hals ein langes Band und dieſes an ein Tiſchbein. Dann ging er ſpazieren. Was Herrchen kann, das darf ich au„dachte Paule, blieb aber doch im Zimmer, weil er die Schlinge um ſeinen Hals ſpürte. Erſt als er das zärtliche Miauen des ſchönen Geſchlechts draußen vernahm, 2 es ihn nicht, er flüchtete durchs Fenſter in küh⸗ nem Sprung. Leider wurde dieſer durch die Schlinge aufgehalten, ſodaß Paule das Dichter⸗ wort vom„Hangen und Bangen in ſchwebender Pein“ am eigenen Leibe erlebte oder richtiger Dierſtarb. Herrchen fand ſeinen Paule bei der Heimkehr ſteif und kalt, ſoweit das in dieſen heißen Sommertagen möglich iſt. Die Kette riß Welſchweiler. Der hieſige Bergmann Roth berunglückte auf der Durchfahrt durch Kaiſers⸗ lautern ſchwer. Nach dem Reißen der Antrſebs⸗ kette an ſeinem Motorrad verlor R. die Füh⸗ rung und ſchlug ſo hart auf die Abſperrkette in der Straße, daß er mit ſchweren Verletzungen ins Krankenhaus geſchafft werden mußte. Mit Kugeln gegen— Ameiſen! In einer Gemeinde des über ſtarken Wild⸗ ſchaden klagenden Kreiſes Sigmaringen kehrten ein Bauer und ſein Sohn atemlos von einem Spaziergang zurück: ſie hätten unter einer anne etwas Dunkles liegen ge⸗ ſehen. Die Jagdberechtigten im Dorfe machten ſich nun mit froher Eile auf die Beine und glaubten ſchon aus der Ferne durchs Glas das fette Borſtentier zu ſehen. Nun, die Gewehre trugen ſo weit, alſo: Feuer! Und die Schüſſe krachten, worauf das„Borſtentier“ ſich etwas bewegte, offenbar ſchwer getroffen. Vorſichtig pirſchte man ſich heran, denn ſo ein angeſchoſ⸗ ſener Schwarzkittel hat ſeine Tücken, und um⸗ ſtellte den Platz in weitem Umkreis. Als man ſich endlich heranwagte, wurden die Geſichter lang und länger, denn unter der Tanne lag nicht ein Wildſchwein, ſondern ein rieſiger Ameiſen⸗, nicht Bär, ſondern ⸗ Haufen. Sehr ſtill ging man wieder heim.(Dieſe unvorſich⸗ tige Jagdausübung ſollte beſtraft werden.) Vor den Augen ſeiner Kinder ertrunken Heidelberg. Am Sonntag mittag ertrank im Neckar, unterhalb des Schiwabenheimer Hofes, ein 42jähriger Mann aus Weinheim a. d. B. vor den Augen ſeiner beiden mit ihm badenden Kinder. Der nun Ertrunkene hatte die beiden größten ſeiner fünf Kinder auf Rädern mit nach Heidelberg genommen, um hier im Neckar zu baden. Nach langem Suchen wurde die Leiche des Mannes erſt am Abend geborgen. Der letzte Zeuge von Zeppelins Patrouillenritt geſtorben Harſchthal. Der im Ruheſtand lebende Zie⸗ geleiverwalter Jakob Jacky von hier, der letzte aktive Zeuge des kühnen Patrouillenrittes des Grafen Zeppelin im Auguſt 1870, iſt in Frankfurt a. M. geſtorben. Nicht— wie ſei⸗ nerzeit behauptet— der ſogenannte Zeppelin⸗ Hoffmann, ſondern Jacky war es, der den nach dem Ritt tief in Feindesland zurückgeflüchteten Grafen auf verſchwiegenen Pfaden über die Grenze und in Sicherheit brachte. Die Straße war ihnen nicht breit genug Höheiſchweiler b. Pirmaſens. Bei der Poſt⸗ ſtelle(Gaſtwirt Wick) ſtieß das Lieferauto des Lemberger Einwohners Klan mit dem Liefer⸗ wagen des Kohlenhändlers Mettendorf, Zwei⸗ brücken, ſo heftig zuſammen, daß die Karoſſerie des letzteren abgeriſſen wurde. Ein Einwohner aus Leimen mußte mit bedenklichen Verletzungen ins Pirmaſenſer Krankenhaus geſchafft werden. Auch einige andere Inſaſſen des Wagens wur⸗ den verletzt. Wiſſenswerles Allerlei Nach den neueſten Beobachtungen ſcheint es, daß ein Stern, der den Namen„Wolf 424 bekommen hat und der nur etwa 3,7 Lichtjahre von der Sonne entfernt iſt, der der Sonne am nächſten benachbarte Stern iſt. Er 5 ihr ſo „nah“, daß ein Eiſenbahnzug, der am Tage etwa 1600 Km. zurücklegte. 60 Millionen Jahre brauchte, um dieſen Stern zu erreichen. Eine der allererſten Telephonin⸗ haber in 1 war die Königin Victoria. Sie bekam ein Telephon aus Elfenbein vom Er⸗ finder, dem Schotten Graham Bell, geſchenkt. Kurz danach im Jahre 1880, bekam London ſein erſtes Telephonamt, das, ſage und ſchreibe, 8 Anſchlußteilnehmer hatte. Löwen ſind erſt im Alter von 7 Jahren völ⸗ lig ausgewachſen. Die neuen Rundfunkgeräte Techniſche Enlwicklung weiler ſtark im Fluß Es gibt kaum einen überzeugenderen Beweis dafür, daß die techniſche Entwicklung auf dem Rundfunkgebiet noch keineswegs zu Ende iſt, als die jährlichen Rundfunkausſtellungen mit ihrer immer wieder neuen Fülle von Verbeſ⸗ ſerungen und Fortſchritten. Man könnte nun meinen, bei dem gegenwärtigen Stand der Sen⸗ detechnik ſei das Ziel, einen Fernempfänger zu entwickeln, der alle irgendwie hörenswerten Stationen mit ausreichender Lautſtärke in den Lautſprecher bringt, ganz eindeutig und techniſch leicht erreichbar. Das iſt auch tatſächlich der Fall. Aber darum geht es im großen und gan⸗ zen heute ſchon gar nicht mehr; denn die erforderliche Fernempfangsempfindlichkeit iſt längſt erreicht und heute auch bei den mittle⸗ ren und kleineren Geräten ſchon zu finden. Man kann mit ſolchen Geräten, die in Super⸗ bauart auch trennſcharf genug ſind, praktiſch ſe⸗ den ſtärkeren europäiſchen Sender empfangen. Aber die Wünſche verſtummen nicht. Man will nicht nur überhaupt Rund⸗ funk hören, man will auch mit Genuß hören. Deshalb ſind die Techniker ſeit einigen Jahren beſonders lebhaft bemüht, den Rundfunkempfang qualitativ zu verbeſſern, alſo die Klanggüte der Empfänger zu ſteigern. Zwei Dinge haben in dieſer Richtung beſondere Bedeutung erlangt: die Bandbreitenregelung, die es geſtattet, Klang⸗ güte und Trennſchärfe miteinander in den ſe⸗ weils günſtigſten Einklang zu bringen, und die Gegenkopplung, die es möglich macht, be⸗ ſtimmte Tonbereiche des Empfängers bei der Verſtärkung zu bevorzugen oder auch zu benach⸗ teiligen. Heute iſt die Bandbreitenregelung bei jedem mittleren und größeren Gerät zu finden, und ebenſo gehört die Gegenkopplun zu den faſt unentbehrlich gewordenen Schal⸗ tungsbeſtandteilen. Darüber hinaus gibt es noch ein weiteres Mittel, um die Wiedergabegüte zu verbeſſern: die Rückkehr zur Geradeausſchal⸗ tung. Man weiß, daß dieſe Schaltung an ſich die beſte Wiedergabe mit ſich bringt, daß ſie aber normalerweiſe keine ausreichende Trenn⸗ ſchärfe erzielen läßt. Deshalb hat ſie ſich bis⸗ her auf Geräte mit zwei Kreiſen und drei Röh⸗ ren beſchränkt. In dieſem Jahr taucht nun zum erſtenmal wieder ein Vertreter der nächſt⸗ höheren Stufe, ein Geradeausempfänger mit drei Kreiſen und vier Röhren auf, jedoch ganz weſentlich vervollkommnet. Dieſes Gerät hat nämlich im Hochfrequenzteil zwei durch eine Röhre getrennte Kreiſe, die ſowohl als Rück⸗ kopplung wie als(hochfrequente) Gegenkopp⸗ lung arbeiten können. Man hat daher eine ſpitze, ſcharfe, wie auch eine(durch die Gegen⸗ kopplung) gedämpfte, breite Abſtimmkurve und natürlich alle Uebergänge zur Verfügung, mit anderen Worten eine hochfrequente Bandbrei⸗ tenregelung. Mit ihr kann man nun den Appa⸗ rat ebenſo der Empfangsanlage anpaſſen wie den Super. Trotzdem wird das Gerät vorwie⸗ gend für ländliche Empfangsgebiete in Betracht kommen. Bei den großen Empfängern ſetzt ſich mehr und mehr die Druckknopf⸗Abſtimmung durch, bei der man zur Einſtellung einer An⸗ zahl von Sendern Druckknöpfe zur Verfügung hat. Man drückt den Knopf des gewünſchten Senders, und alles weitere macht das Gerät allein: nach wenigen Sekunden iſt der Sender im Lautſprecher. Dieſes Syſtem iſt jetzt weiter ausgebaut worden. Eines der neuen Geräte hat acht, ein anderes ſechs Druckknöpfe für 8 bezw. 6 verſchiedene Sender. Neu iſt nun, daß dieſe Sender nicht ein für allemal feſtlie gen, ſondern daß man ſie ſich ſelber auswählen und jedem Knopf einen beliebigen Sender zuordnen kann. Man kann die einmal getroffene Einſtellung auch wieder ändern und ſich ſo zum Beiſpiel anhand des Funkpro⸗ gramms eine Reihe von Sendern ausſuchen, die man am Abend wahlweiſe hören will. Dieſe Sender kann man dann in beliebiger Reihen⸗ folge den Knöpfen zuteilen. Man braucht dann nur noch die hetreffenden Knöpfe zu drücken, um ſie zu hören. Die neuen Stahlröhren, die in die⸗ ſem Jahr erſtmalig bei einer Reihe neuer Emp⸗ fänger zu finden ſind, entſprechen in ihren Lei⸗ ſtungen im großen und ganzen den üblichen Glasröhren. Für ihre fabrikatoriſche Aufnahme war die Ausſicht entſcheidend, dieſe Röhren im laufenden Betrieb und in Großfabrikation ein⸗ mal billiger bauen zu können wie Glasröhren und ſo auch von der Röhrenſeite einen Beitrag zur Verringerung der Koſten eines Rundfunk⸗ empfängers zu erhalten. Vorläufig ſind dieſe Röhren noch genau ſo teuer wie die Glasröh⸗ ren, indeſſen kann ſich das, wenn erſt die An⸗ laufſchwierigkeiten überwunden ſind, die eine ſo völlig neue Fertigungsweiſe mit ſich bringt, ändern. Intereſſanter ſind Verbeſſerungen im Empfänger⸗Aufbau, die dem gleichen Ziel der Verbilligung dienen, ſich aber jetzt deutlich aus⸗ wirken. Da iſt vor allem die Verwendung ein⸗ heitlicher Bauteile von den kleinſten bis zu den größten Gerätetypen zu nennen, die man bei einigen Firmen durchgeführt hat. Da iſt fer⸗ ner das Verſchwinden des Chaſſis und der Auf⸗ bau der Schaltung, Röhren und Spulen auf einem ſenkrechten Iſolierſtoff⸗Grundbrett. Alles in allem: während bei ein und derſelben Firma 1935 der billigſte 4ꝙ⸗Rohr⸗Super 275 Mark koſtete, war er 1936 auf 255 Mark zurückge⸗ gangen. 1937 koſtete er noch 227 Mark und fetzt kommt er für 205 Mark und obendrein noch weſentlich beſſer heraus. Das iſt eine Ver⸗ billigung um 25 Prozent in 4 Jahren! „Erfinder“ gegen Schienenſtoß höhere Geſchwindigkeit erhöhle Reiſebequemlichkeit Die Erhöhung der Reiſebequemlichkeit auf den Eiſenbahnen durch Verringerung der Schienenſtöße beſchäftigt die Ingenieure in allen Ländern ſchon ſeit Jahren. Soeben wird bekannt, daß die Ame⸗ rikaner eine 12⸗Kilometer⸗Schiene geſchaffen haben. Was iſt daran? Iſt die Idealſchiene ſchon gefun⸗ den?— Unſer Kx.⸗Mitarbeiter hat ſich einmal mit der Deutſchen Reichsbahn über dieſe Fragen un⸗ terhalten, was die Aufmerkſamkeit ſchon im Hin⸗ blick darauf erfordert, daß der„Internationale Schienenkongreß“ in dieſem Jahre zum erſten Male in Deutſchland ſtattfinden wird. So deutlich der Schlag der Räder beim Ueber⸗ eng von einer Schiene zur anderen zu hören ſt, von einem Stoß iſt kaum noch etwas zu lachlich Das fällt den wenigſten auf. Aber tat⸗ ächlich konnte innerhalb der letzten Jahre, be⸗ ſonders auf den Schnellzugſtrecken, das Stoßen der Räder bedeutend herabgeſetzt werden. Dieſes Stoßen macht ſich nicht nur für den Reiſenden unangenehm bemerkbar, auch das Material wird durch die ungeheure Wucht ſtark beanſprucht. Seit vielen Jahren werden deshalb ſtändig Verſuche zur Verbeſſerung der Schienen verbindung durchgeführt, die um ſo wichtiger ſind, als die Geſchwindigkeit von Jahr zu Jahr geſteigert und dadurch die Anforderungen an den Schienenweg dauernd erhöht werden. Schon vor einigen Jahren ſind auf Probefahrten 200 Stundenkilometer erreicht worden, und die Schnelltriebwagen der Reichs⸗ bahn, die bereits auf vielen Strecken eingeſetzt ſind, haben eine Durchſchnittsgeſchwindigkeit von 150 Kilometer in der Stunde. Laboratorium auf Rädern Zur Prüfung der Gleisanlagen und vor allem auch der Schienenſtöße, ſind von der Reichsbahn wei Meßwagen mit Spezialgeräten gebaut wor⸗ N, die jedes Rütteln auf einen Papierſtreifen niederſchreiben. Im Laufe der Jahre ſind eine Menge Erfindungen gemacht worden. Ununter⸗ brochen beſtürmen„Patentreiſende! die Reichsbahn mit ihren Verbeſſerungsvorſchlägen. Immer wieder kommt einer mit Erfindungen an, die ſchon längſt bekannt ſind. Andere en unglaublich komplizierte Zeichnungen, die aber alle geprüft werden, obwohl die Unbrauchbar⸗ keit der meiſten Vorſchläge durch Verſuche im⸗ mer wieder erwieſen wird. Vor langer Zeit iſt man z. B. ſchon darauf gekommen, die Schienen an ihren Enden ſchräg abzuſchneiden. Obwohl zahlreiche frühere Verſuche zeigten, daß dadurch keine Beſſerung des Stoßes erzielt wird, gibt es immer noch Erfinder, die ſich dadurch alles erhoffen. 5 urch Verbeſſerung des Oberbaues iſt es ge⸗ lungen, die Schienen ſo miteinander zu verbin⸗ den, daß ihre Enden dem Druck der Räder kaum mehr nachgeben, und dadurch das Springen der Räder von einer Schiene zur anderen mildern. Schienen— immer länger? Sehr verſchiedener Meinung ſind die Fach⸗ leute über die Länge der Schienen. Bis 1929 benutzten wir in Deutſchland Schienen von 15 Meter Länge, dann kam man von dieſem in der Welt allgemein üblichen Maß ab und baute * von 30 Meter Länge. Die Verſuchsſtrecken erlin— Hannover, Berlin— Frankfurt und Berlin— Hamburg haben ſich ſo gut bewährt, daß heute en die 30⸗-Meter⸗Schiene verwendet wird. Um 1933 erhielten die Wann⸗ ſeebahn und andere Strecken verſuchsweiſe 60⸗ Meter⸗Schienen. Auch dieſe Länge hat ſich tech⸗ niſch bewährt. Während man früher glaubte, der Schienenſtrang verziehe ſich durch Wärme und Kälte, ſieht man heute keine Gefahr mehr in der Zuſammenziehung und Ausdehnung bei Schienen über 15 Meter. Dagegen taucht bei der Wahl langer Schienen eine neue Frage auf: die Wirtſchaftlichkeit. Ein 30 Meter langes Eiſen⸗ ſtück kann noch verhältnismäßig leicht ausge⸗ wechſelt werden, dagegen machen Schienen von 60 Meter und noch größeren Längen mit ihrem ungeheuren Gewicht erhebliche Schwierigkeiten. Deshalb ſind auch die Anſichten über den„end⸗ loſen Schienenweg“ ſehr geteilt. In Tunnels. wo die Temperaturſchwankungen erfahrungsge⸗ mäß ſehr gering ſind, hat man Schienen bis zur Länge von einem Kilometer lückenlos zuſammengeſchweißt. Ebenſo erhalten Brücken, die den Stoß auf die Dauer ſchlecht ver⸗ tragen können, ein ſogenanntes endloſes Gleis. Wird auf einer ſolchen Strecke ein Stück der Schiene beſchädigt, ſo muß es herausgeſchnitten werden; das Einſetzen des neuen Teiles bereitet erhebliche Schwierigkeiten. Endlos— in Karlsruhe! Gegenwärtig werden an der Techniſchen Hoch⸗ ſchule in Karlsruhe Verſuch mit der end⸗ loſen Schiene angeſtellt. Auf einem Verſuchs⸗ ſtand iſt ein 50 Meter langes Gleis durch ſchwere Betonklötze ſo feſt eingeſpannt, daß eine Ausdehnung durch Wärme mig iſt. Die Schienen werden durch eklektriſchen Strom erwärmt, um feſtzuſtellen, bei wel⸗ chen Temperaturen die Spannung in den Schie⸗ 14 N groß iſt, daß ein Gleis zum„ausknicken“ ommt. Alle Eiſenbahnunternehmungen und alle Oberbaufachleute der Welt haben die gleichen Sorgen. Deshalb iſt der Wunſch nach wirklicher Zuſammenarbeit auch überall vorhanden. Als nach dem harten Winter 1928/29, in dem in allen von der Kältewelle erfaßten Ländern zahlreiche Schienenbrüche vorkamen, der ſe weizeriſche „Verband für Mater'alprüfung der Technik“ zu einem internationalen Schienenkongreß in Zürich einlud, ſagte eine Reihe von Ländern zu. Jedes Land hat ſeine eigenen Erfahrungen, und durch ihren Austauſch wird allen geholfen. Der Wunſch nach ſtändiger Zufammenarbeit wurde daher immer reger. Schon 1932 tagte der Kongreß in Zürich zum zweiten Male. Faſt ſämtliche Länder Europas und ſogar Japan und Amerika hatten ihre Vertreter geſchickt. Seit dieſer Zeit iſt der internationale Schienenkon⸗ greß zu einer unentbehrlichen Einrichtung ge⸗ worden. Zum erſten Mal findet er in dieſem Jahr in Deutſchland, in Düſſeldorf, ſtatt. Sie hören im Rund funk. Mittwoch, 3. Auguſt Stuttgart 5.45: Morgenlied, Zeit, Wetter, landw. Nachrichten. 6.30: 1. Freut euch des Lebens. 2. Frühkonzert. 8.30: Morgenmuſik. 11.30: Volksmuſik und Bauernkalen⸗ der. 12: Mittagskonzert. 13: Zeit, Nachrichten, Wetter. 13.15: Mittagskonzert. 14: Fröhliches Allerlei. 16: Nachmittagskonzert. 18: Karl Schmitt⸗Walter ſingt. 18.30: Griff ins Heute. 19: Franz Liſzt. 19.15: Brems⸗ klötze weg! 19.45: Lieder und Märſche der Bewegung. 20: Nachrichten. 20.10: Wie es euch gefällt! 21.30: Beim Meiſter Holzſchnitzer. 22: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport. 22.15: 19. Rhön⸗Segelflug⸗Wettbe⸗ werb. 22.30; Muſik aus Wien. 24—3: Nachtkonzert. 1. Richard Wagner. 2. Kleine Stücke großer Meiſter. 3. Konzert des großen Orcheſters des Reichsſenders Stuttgart. Frankfurt 5: Frühmuſik. 5.45: Ruf ins Land. 6 80: Frühkon⸗ zert. 7: Nachrichten. 8: Zeit, Wetter. 8.30: Bäder⸗ konzert. 9.40. Kleine Ratſchläge für Küche und Haus. 11.45: Volk und Wirtſchaft. 12: Werkskonzert. 13: Zeit, Nachrichten, Wetter. 13.15: Mittagskonzert. 14: Zeit, Nachrichten. 14.10: Das Stündchen nach Tiſch. 15: Bilderbuch der Woche. 15.15: Was weißt du von „Glaube und Schönheit“? 16: Nachmittagskonzert. 18: Zeitgeſchehen. 18.30: Der fröhliche Lautſprecher. 19: Fliegendes Deutſchland. 19.15: Klingende Kurzweil. 20: Zeit, Nachrichten, Wetter. 20.15: Frohe Ferien- grüße aus Oberbayern. 22: Zeit, Nachrichten, Wetter. 22.15: Rhön⸗Segelflug⸗Wettbewerb. 22.30: Muſik aus Wien. 24—3: Nachtmuſik. Aus Starkenburg Darmſtadt. Der Feuerwehrmann Lutz wurde auf der Darmſtädter Straße von einem Perſo⸗ nenkraftwagen angefahren und ſo ſchwer ver⸗ 1 der Tod auf der Stelle ein⸗ Fa, 2*— 66 Iwei im„Langen Ludwig Der Beſchließer ſaß beim Abendſchoppen Darmſtadt. Der„Lange Ludwig“ iſt eigent⸗ lich gar nicht lang, ſondern hoch und zwar 40 Meter oder ſo. Das heißt, auch wieder nicht er, ſondern die Säule, auf der er ſeit vielen Jahr⸗ zehnten ſteht. Ihre Eingeweide beſtehen aus einer ſteinernen Wendeltreppe, die einem recht lang werden kann, bis man zur Plattform ge⸗ langt, von der aus man— gegen einen Obo⸗ lus, verſteht ſich— einen ſchönen Rundblick auf die Stadt und weit darüber hinaus genießen kann. Verkürzen kann man ſich die Zeit des Auf⸗ und Abſtieges, wenn man als ju 155 Mann mit einem ebenſolchen Mädchen ſich ins Innere begibt. Es iſt anzunehmen, aber ſicher weiß man es nicht, und die Beobachtungen der Augenzeugen gehen wie gewöhnlich bei Tat⸗ beſtänden auseinander. Jedenfalls hörten die Vorbeigehenden Schreie aus den Lüf⸗ ten, trauten ihren Ohren nicht und gira. weiter. Andere hörten wieder etwas, und end⸗ lich entdeckte man in der Dämmerung einen Menſchen— oder zwei— auf luftiger Höhe lehhaft geſtikulierend. Und dann begriff man allmählich und alarmierte(ſelbſtverſtändlich) die Feuerwehr. Aber die hatte auch keine ſo hohe Jester; Und dann wußte ſogar einer, wo der Beſchließer des Monuments wohnt, und lief, den Schlüſſel zu holen. Aber der Wärter des „Langen Ludwig“ war nicht zuhauſe. Warum ſollte er auch? Er hatte ſeinen Dienſt verſehen, zur vorgeſchriebenen Zeit beendet und gönnte ſich nun bei der Hitze den verdienten Schoppen. Aber wo? Ein die Abwechſlung liebender Mann hat mehrere Stammkneipen. Das Türſchloß zum Monument-Eingang iſt ſaubere Handwerksar⸗ beit und weicht keinem Dietrich. Und ſchließli kam doch eine Frau, die dem Wärter wohl nich ſehr entfernt verwandt iſt, und hatte einen Schlüſſel, und der paßte. Das Uebernachten im Langen Ludwig wäre auch für zwei— ſo war es ja doch wohl— etwas langwierig ge⸗ worden. ſw. Wolfskehlen. Ein junger Mann, der mit dem Motorrad ſeine Braut in Biebesheim be⸗ ſucht hatte, fuhr auf der Rückfahrt nach Mainz kurz vor Wolfskehlen die 15jährige Tochter des Gemeinderechners Schaffner und deren Freun⸗ din an, die von Goddelau auf dem Heimweg waren. Während Frl. Schaffner mit einer Fleiſchwunde und die Freundin mit leichteren Verletzungen davonkamen, wurde der Fahrer infolge des Sturzes ſo ſchwer am Kopf verletzt, daß man an ſeinem Aufkommen zweifelt. Sport vom Tage Nach der„Tour de Frante“ Die genauen Ergebniſſe Geſamtwertung: 1. Bartali 148:39:12, 2. Ver⸗ waecke 48:57:39, 3. Coſſon 148:58:88, 4. Viſ⸗ ſers 149:04:20, 5. Clemens 14911:20 21. Weckerling 150 11:39, 45. Arents 151:44:26, 52 Hauswald 152:19:58, 53. Wen⸗ del 152:22:09. Länderwertung: 1. Belgien 4471007, 3 Frankreich 447:53:36, 3. Italien 447:54:13, 4. Luxemburg Schweiz 450:13:06, 5. Kadetten 450:18:38, 6. Spanien/ Holland 4502535, 7. Neulinge 451:14:56, 8. Deutſchland 454:16:03. JC im Mitropapokal-Endſpiel Ungarns Fußballmeiſter Ferencvaros Buda⸗ peſt hat mit einem 2:0(0:0)⸗Sieg über Juven⸗ tus Turin die Schlußrunde im Mitropapokal⸗ Wettbewerb erreicht, denn Juventus konnte vor acht Tagen das Vorſpiel nur 21 gewinnen, ſo daß im Geſamt⸗Torergebnis die Ungarn mit 413 das beſſere Ende hatten Der Rückkampf in Budapeſt fand vor 25 000 Zuſchauern ſtatt, die ihre Landsleute ſtürmiſch anfeuerten. Volle 76 Minuten hindurch konnten die Italiener den Kampf torlos halten, dann ichoß, Saroſi III, der füngſte Bruder des bekannten ationalſpielers, das erſte Tor, dem fünf Minuten vor Spielende Kemenyi ein zweites folgen ließ. Im Endſpiel trifft nun Ferencvaros auf Sla⸗ via Prag oder Genua 93, die ihr Rückſpiel am Montag in Prag austragen. . r————— — r r — . —— e Heute Dienstag abend von 8—9 Uhr Auszah⸗ Fachschule oder Wehrdienst? RIP. Um einem Mißyverſtändnis von vorn⸗ 1 65 vorzubeugen: Nicht„entweder—oder“ ann ſelbſtverſtändlich die Frage lauten, ſon⸗ dern lediglich: wann Fachſchule, wann Wehrdienſt, erſt Fachſchulbeſuch oder zu⸗ nächſt Ableiſtung der Dienſtpflicht bei Arbeits⸗ dienſt und Wehrmacht? Das Problem beſchäftigt heute viele junge Menſchen, die ihre Lehrzeit mit gutem Erfolg abgeſchloſſen haben und ſich nunmehr der Fort⸗ bildung für eine gehobene Berufsſtellung zum Werkmeiſter, Techniker oder Ingenieur auf einer Fachſchule unterziehen wollten. Die Frage iſt um ſo mehr aktuell, als der Weg zu dieſen höhe⸗ ren Ausbildungen und Berufen nicht mehr von Geld und Protektionen abhängig iſt, ſondern vornehmlich von den Leiſtungen, die ein Bewer⸗ ber vorzuweiſen hat. Die aufgeworfene Frage nach der zeitlichen Reihefolge von Wehrdienſt und Fachſchule gewinnt ſchließlich erhebliches Gewicht für die techniſchen Lehranſtalten, die zur Behebung des volkswirtſchaftlichen Techni⸗ ker⸗ und Ingenieurmangels einen verſtärkten Zuſtrom fähiger junger Kräfte erwarten. Zuerſt Fachſchule, zuerſt Wehr⸗ ienſt?— Die Meinungen darüber gehen ebenſo auseinander, wie die heute tatſächlich geübte Praxis der Anwärter verſchiedenartig iſt. Wie die Lehrer und Lehrmeiſter abweichende Rat⸗ ſchläge erteilen, treffen auch die Schüler ab⸗ weichende Entſchlüſſe.„Je jünger, um ſo leichter das Lernen“, ſo wird auf der einen Seite geſagt: der Kopf der Jugend ſei immer am aufnahme⸗ fähigſten, auch noch weniger belaſtet von Sor⸗ en des Alltags, von den Gedanken an eine ſpä⸗ ere materielle Berufs⸗ und Lebensſtellung. Folge daher der Fachſchule unmittelbar oder 2255 kurzer Geſellenzeit gleich der beruflichen ehre, ſo lebe der junge Menſch noch ganz in der geiſtigen Welt des Betriebes. [Schon aus dieſem„für“ und„wider“ mag 7 erkennen, daß ſich die Argumente, die auf ie Vorzüge einer beſtimmten Altersſtufe Be⸗ ug nehmen. nur gar zu leicht aufheben können. Eine wichtige Vorausſetzung für einen frucht⸗ baren Unterrichtsertrag auf der Fachſchule 3 die lebendige Verbindung der jungen erufsanwärter mit dem praktiſchen Leben der Wirtſchaft und des Berufes zu ſein. So wird denn geltend gemacht, daß die Fachſchulausbil⸗ dung vor dem Wehrdienſt direkt an die während der praktiſchen Lehrausbildung erworbenen Fer⸗ tigkeiten und Kenntniſſe anknüpfen kann, um dieſe in jeder Weiſe zu feſtigen, zu vertiefen und den jungen Mann ſo in ſeinem Beruf hei⸗ miſch und ſicher zu machen. Der Anwärter kann dann aut vorgehildet zum Militär gehen. wo ſich ihm unter Umſtänden ſogar auf der Grund⸗ lage ſeiner Fachkenntniſſe die Möglichkeit zu einem bleibenden beruflichen Einſatz bietet. Der Hinweis auf eine innige Verbindung mit der beruflichen Praxis iſt zweifellos ſchwer⸗ wiegend. Es fragt ſich nur, ob die Praxisnähe der künftigen Berufsführer in der Tat auf dieſe Weiſe am beſten gewährleiſtet iſt. Gewiß iſt es ein Vorteil, wenn ſich der Fachſchulunterricht unmittelbar auf die vorausgegangene praktiſche Geſellenzeit beziehen kann. Dieſer Vorteil läßt ſich aber nur gewinnen, wenn man dagegen den Nachteil eintauſcht, daß nach abgeſchloſſener Fachſchulausbildung der Schritt ins praktiſche rann, londern der Ehrendienſt bei der Waffe ſeine Erledigung verlangt. Man wird demge⸗ genüber behaupten dürfen, daß unter Umſtän⸗ den den Bedürfniſſen der wirtſchaftlichen Praxis beſſer entſprochen wird, wenn die Ab⸗ alteng des Arbeits⸗ und Wehrdienſtes im An⸗ hluß an die Lehrzeit erfolgt, die Ausbildung uf der Fachſchule ſich dann anſchließt und dann der Einſatz im praktiſchen Beruf die unmittel⸗ are Auswertung alles Erlernten und fachlich Erworbenen geſtattet. In dieſer Betrachtungsweiſe ſcheint alſo die Wagſchale des„für“ und„wider“ doch erheblich zugunſten der der Fachſchule vor⸗ ausgehenden Wehrdienſtzeit zu fal⸗ len. Vorſtärkt wird dieſer Eindruck noch durch den gegenwärtig beſonders raſchen und wechſel⸗ vollen Verlauf der techniſchen Entwicklung, mit deren neueſten Anforderungen der von der Fach⸗ ſchule unmittelbar ins Berufsleben tretende zunge Mann ſtärker verbunden bleibt als der⸗ jenige, der ſich erſt dann ſeinem Dienſt bei der Wehrmacht widmet. Selbſtverſtändlich können dieſe Hinweiſe nur einen allgemeinen Rahmen betreffen, von dem der Einzelfall auf Grund beſonderer Umſtände mit gutem Recht abweichen mag. Grundſätzlich ſollte aber darauf hingewirkt werden— auch auf dem diesjährigen deutſchen Studententag in Heidelberg kam das von maßgeblicher Seite zum Ausdruck—, daß der Ehrendienſt bei der Mehrmacht der ſachlichen Fort⸗ bildung auf einer Fachſchule oder 2111 Lehranſtalt voraus⸗ * en ſollte. Da unter Hinweis auf beruf⸗ iche Bedürfniſſe die Möglichkeit vorzeitiger Einberufung zur Wehrmacht und Arbeitsdienſt gegeben iſt, bleibt die Gefahr vermieden, daß — dieſe Weiſe die Ausbildungszeit verlängert wird und die Ausſichten auf eine frühe Ehe ge⸗ ſchmälert werden.—eb. ichweſternweſen und DA. NSG. Im Einvernehmen mit der Reichswal⸗ tung der NS⸗Volkswohlfahrt und dem Präſi⸗ denten des Deutſchen Roten Kreuzes werden die DAF.⸗Mitgliedſchaft, ſowie das Beitragsweſen der Angehörigen der NS.-Schweſternſchaft, des Reichsbundes der Freien Schweſtern und Pfle⸗ gerinnen, ſowie der Schweſternſchaft des Deut⸗ ſchen Roten Kreuzes neu geregelt. Hierzu wur⸗ de nachſtehende Anordnung erlaſſen: a 1. Mitglieder: a) der NS.⸗Schweſternſchaft. b) des Reichsbundes der freien Schweſtern und Pflegerinnen, c) der Schweſternſchaft des Deut⸗ ſchen Roten Kreuzes ſind in dieſer Eigenſchaft Mitglieder der deutſchen Arbeitsfront. 2. Zum Nachweis ihrer Mitgliedſchaft erhal⸗ ten ſie keine Mitgliedsbücher der Deutſchen Ar⸗ beitsfront. ſondern Ausweiskarten. Die Aus⸗ gabe der Ausweiskarten erfolgt durch die unter 1. genannten Organiſationen. 3. Ein beſonderer Beitrag wird von den Ein⸗ zelmitgliedern der unter 1. genannten Organi⸗ ſationen nicht erhoben: er iſt in dem von der jeweiligen Schweſtern⸗Organiſation feſtgeſetzten Beitrag enthalten. 0 4. Schweſtern, die Einzelmitglieder der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront ſind und nicht einer der un⸗ Berufsleben nicht unmittelbar getan werden Bekanntmachung Auf Grund der Verordnung über den Zu⸗ ſammenſchluß der deutſchen Milchwirtſchaft vom 17. 4. 36(R. G. Bl. 36 1 S. 374) wird folgendes angeordnet: U. Sämtliche Milcherzeuger der Gemeinde Viernheim ſind verpflichtet, die in ihrem Betrieb gewonnene Milch an die örtliche Sammelſtelle abzuliefern. i 2. Von der Milchablieferung iſt ausgenommen diejenige Milchmenge, die zur Verſorgung des eigenen Haushaltes und landwirtſchaft⸗ lichen Betriebes im Rahmen einer ord⸗ nungsgemäßen Wirtſchaft benötigt wird. 3. Der Direktverkauf und die Abgabe von Milch ab Stall oder Haus iſt unterſagt, ebenſo die Herſtellung von Butter⸗ und Milcherzeugniſſen über den eigenen Bedarf hinaus, ſowie die Abgabe derſelben. Vorſtehende Anordnung tritt mit dem 1. Auguſt 1938 in Kraft. Bei Verſtößen gegen dieſe Anordnung kön⸗ nen Ordnungsſtrafen bis zu 10000.— RM. im Einzelfall feſtgeſetzt werden. Zuwiderhand⸗ lungen können außerdem von den ordentlichen Gerichten mit Gefängnis⸗ oder Geldſtrafen bis zu 100 000.— RM., bei Fahrläſſigkeit mit Geldſtrafen bis zu 10 000.— RM. ge⸗ ahndet werden. Karlsruhe, den 21. Juni 1938 Milchwirtſchaftsverband Baden Der Vorſitzende: gez. Mayer. Aaüchausatzgenossensscnalt lung und Einzug ſämtlicher reſtlichen Aus⸗ gleichsbeiträge. Der Rechner. — tet 1. genannten Organſſatſon ängehökeſt, Mil ſenſen ſofort unter Einreichung ihres DA. Mitgliedsausweiſes ihren Beitritt zu einer dieſer Schweſtern⸗Organiſationen erklären. Bei der Erfaſſung der bisher als Einzelmitglieder der Deutſchen Arbeitsfront geführten Schwe⸗ ſtern werden die Verwaltungsſtellen der Schwe⸗ ſtern⸗Organiſationen von den Dienſtſtellen der Deutſchen Arbeitsfront unterſtützt. 5. Die von den Schweſtern nach den Unter⸗ ſtützungsrichtlinien der Deutſchen Arbeitsfront erworbenen Anterſtützungsanſprüche übernimmt die jeweilige Schweſtern⸗Organiſation im Rah ⸗ men der für ihre Mitglieder geſchaffenen ſozia⸗ len Einrichtungen. 1 2 6. Mit Ausnahme der Unterſtützungseinrich⸗ tungen haben die Mitglieder der unter 1. ge⸗ nannten Organiſationen Anteil an allen ſozia⸗ len und kulturellen Einrichtungen der Deutſchen Arbeitsfront. Die Durchführung der neuen Regelungen er⸗ folgt durch die für den Wohnort zuſtändigen Verwaltungsſtellen der Deutſchen Arbeitsfront. in Worms alſo durch die Kreiswaltung der DAF. in der Siegfriedſtraße. Die vielſeiligen Lupinen Eiweiß und Fett aus einer Pflanze Die Pflanzenwelt in Deutſchland. ſo vielſeitig ſie auch iſt, weiſt doch in mancher Hinſicht, ins⸗ beſondere was die Nutzung anbetrifft, gewiſſe Unvollkommenheiten oder gar Mängel auf. Un⸗ ſerer Landwirtſchaft fehlte es bisher an einer bochverdaulichen Eiweißpflanze. Dieſen Mangel batte der bekannte Forſcher, Profeſſor Erwin Baut, in Müncheberg bald erkannt und ſich zum Ziele geſetzt, ein ſolche Pflanze zu ſchaffen. Er nahm zu dieſem Zwecke die Lupine in züchte riſche Bearbeitung und ſchuf in erſtaunlich kurzer Zeit aus der alten bitteren Lupine, die einen hohen Anteil an Giftſtoffen enthält, eine bitterſtoffreie, die ſogenannte„Süßlupine“. Die alte, bittere Lupine war wegen ihres hohen Anteils an Giftſtofſen nicht einmal für Futter⸗ zwecke geeignet. In einem Extraktionsprozeß konnte man zwar dieſen Bitterſtoff bis zu gewiſ⸗ ſem Grade entziehen, doch dabei entſtanden etwa 20 v. H. Nährſtoffverluſte. und außerdem war die entbitterte Lupine dann in der Haupt⸗ ſache auch nur an die Schafe zu verfüttern. Die„Süßlupine“, deren Anbaufläche von zwei Hektar im Jahre 1931 auf 100 000 Hektar im Jahre 1938 allein im Hauptfruchtbau geſtie⸗ gen iſt— außerdem wird noch Zwiſchenfrucht⸗ bau für Futterzwecke getrieben—, eignet ſich nicht nur zur Fütterung, ſondern auch zur menſchlichen Ernährung. Der Eiweiß⸗ gehalt der Bitterlupine von 40 v. H. liegt noch weit unter dem den heute die„Süßlupine“ erreicht. Das Lupinenmehl enthält 56 v. H. Eiweiß. das zu 98 v. H. verdaulich iſt. Damit übertrifft die„Süßlupine“ alle übrigen, in Deutſchland heimiſchen und bisher angebauten Hülſen⸗ früchte. In der Nährmittelinduſtrie wird das Süß⸗ lupinenmehl, ähnlich wie in anderen Ländern das Sojabohnenmehl, zur Soßenbereitung be⸗ nutzt. außerdem zur Teiawarenberſtellung und her Backe rel. If Läböräförfüm Werden heute aus dem Eiweiß der„Süßlupine“ ſeine Gebäckarten, wie Baiſers, hergeſtellt. Dieſes Eiweiß aus der„Süßlupine“ läßt ſich ebenſo ſchlagen wie Hühnereiweiß. 0 Natürlich iſt der Wiſſenſchaftler in ſeinen Verſuchen ſchon viel weiter. Forſcher und Züch⸗ ter befaſſen ſich heute bereits mit dem Problem einer neuen Fettpflanze für den leichten Boden. Auch hierzu ſoll die Lupine benutzt werden. Der Fettgehalt der Bitterlupine iſt un⸗ ter der züchteriſchen Bearbeitung ſeit einigen Jahren bereits von 10 auf 18 v. H. in einigen Zuchtſtämmen geſtiegen. Im Verggleich bierzu ſei erwähnt, daß die Sojabohne einen Fett⸗ gehalt von 17.5 v. H. hat. Natürlich iſt es noch ein langer Weg. bis die Fettlupine der land⸗ mivtſcha ft: h Nygvig iiborgeben werden kann. In dieſem Jahr wie auch in jedem folgenden Jahr werden je 18 0000 Lupinenſtäm⸗ me einzeln züchteriſch, ſowie auf ihren Fett⸗ gehalt und auf ihren Bitterſtoffgehalt zu unter⸗ ſuchen ſein. Dieſe Züchter rechnen damit, dieſe neue Pflanze in etwa 5 Jahren in den Groß⸗ anbau oder auf den Markt zu bringen. P Bleibt vom Juden weg— und wir werden bald von ihm befreit ſein, denn: wir brauchen in Viern⸗ heim keine Juden! 25 000 beſuchten das Mann- heimer Strandbad Wenn auch der Mannheimer Strandbadbe⸗ ſuch des Sonntags nicht gerade einen Rekord bedeutete, ſo erreichte doch die Beſucherzahl mit 25 000 eine für dieſen Sommer ſeltene Höhe. Da der Waſſerſtand etwas zurückgegan⸗ gen war, fand man bei dieſer gewaltigen Be⸗ ſucherzahl genügend Liegeplätze vor. L'diglich unter den ſchattenſpendenden Bäumen„kam⸗ pierte“ man etwas näher zuſammengerückt, denn es war nicht jedermanns Sache, ſich der prallen Sonne auszuſetzen, die vor allem der ungewohnten Haut raſch einen Sonnenbrand verhieß. t Auf den Radabſtellplätzen wurden 11000 Fahrräder gezählt, während der Parkplatz von 650 Kraftfahrzeugen in Anſpruch genommen wurde. In 113 Fällen mußten die Sanitäter Hilfe leiſten. Von einer Ausnahme abgeſehen, handelte es ſich faſt durchweg um leichtere Unfälle. Weinheim.(Ertrunken). Der verheira⸗ tete Lederarbeiter Karl Metz, Vater von vier Kindern, wohnhaft im Prankel, iſt am Sonn⸗ tag beim Baden im Neckar bei Ladenburg ertrunken. Der ſo jäh um das Leben Gekom⸗ mene war ein braver und fleißiger Familien⸗ vater. In Kaninchenzüchterkreiſen iſt er be⸗ kannt als erſtklaſſiger Züchter. Auch bei ſeinen Arbeitskollegen war er geſchätzt und geachtet. fü. Karlollein zu verkaufen. Helbig Pandurengaſſe 11 Erſtklaſſige Schun- Reparaturen Sohlen u. Flecken in bek. gut. Qualität im Fachgeſchäft Heinz, Saarſtr nekaun Wird immer Darum keine Unterbrechung in der Juwelen 8 Uhren MANNHEIM 25 1898-1938 Gold Silber Breite Straße Tüllunbs- g 1 Ohne Seitung Achtung! beute Dienstag ab 4 Ubr] mum 1Transp. Ferkel u. Läuferſchweine zu hab. in der Schweinehandlung Georg Henrich, monnestr.. Turnverein von 1893 Betr.: Empfang der hieſigen Breslaufahrer! Mit beſonderem Stolz vernahmen wir die Nachricht von den beachtlichen Erfolgen un⸗ ſerer Wettkampfteilnehmer beim Deutſchen Turn⸗ und Sportfeſt in Breslau. Wir wollen hierfür unſeren Dank abſtatten, indem wir den Breslau⸗Fahrern einen würdigen Emp⸗ fang bereiten. Sie treffen heute abend 9.18 Uhr mit der OEG hier ein. Wir erwarten, daß alle unſere Mitglieder, vornehmlich jedoch die geſamte Aktivität, beim Empfang zugegen iſt. Der Vereinsführer. lebt man auf dem Mond! Den Tag verſtehen- die Jukunft erkennen: Jeitung leſen 1 Pe FF r