a ben ge. n 1909 effleiſ werden. dan gag, un moll „ tag in ali i dem Sants⸗ N erſten ut de zoſſſube Hümlich⸗ in ih⸗ sieg. U den e Holz⸗ ne! 0 0 dle hand⸗ Hinter Vit der in i hach⸗ den Ta⸗ ge Tafel , die er halt, le ſich auf der on Mei nſeuchel geht bekamnt mit die⸗ e il Amisblalt der Bürgermeisterei Viernheim Erſcheinungsweiſe: Täg! ach ausgenommen an Sonntagen und Fatetigen. monatlich 1.50 RM. einſchließli M. ausſchließli 9 einſchließlich Bezugspreis: Ins Haus durch die Poſt monatlich 1.60 Nummer 199 ebra otenlohn, ch Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Ng. Sams fag 4 iernheimer den 27. Auguſt 1938 Veorkündigungsblatt der NS DAN. Viernheim Anzeigenpreis: Grundpreis für 1 mm Höhe und 22 mm Breite 3 Rpfg., im Text⸗ teil für 1 mm Höhe und 67 mm Breite 15 wat Zur Zeit iſt Anzei 84. B baer Nr. 6 gültig. Geſchäftsſtelle Viernheim, Bismarckſt ö e eee eee r. 13. Fernſpr. 153. PSK. L' hafen 15101 14. Jahrgang Empfang im Charlottenburger Sthloß Reichsaußenminiſter von Ribbentrop gibt ein Frühſtütk zu Ehren des Neithsverweſers Auch der Führer nimmt teil Sfürmiſcher Jubel begleiter den Pagen des Führers und ſeines Gaſtes Berlin, 27. Auguſt. Zu Ehren S. D. des Reichs verweſers des Königsreichs Ungarn und Ihrer Durch⸗ laucht Frau von Horthy gaben in Anwe⸗ ſenheit des Führers und Reichskanzlers der Reichsminiſter des Auswärtigen und Frau v. Ribbentrop heute ein Frühſtück im Charlotten⸗ burger Schloß. Ehrenſpalier der Wehrmacht. Nachdem ſeit dem frühen Morgen und im Laufe des Vormittags ein anhaltender Regen über die Reichshauptſtadt niedergegangen war. klärte ſich gegen Mittag der Himmel wieder auf. So ſind bereits viele Tauſende von Ber⸗ linern unterwegs und umſäumen ab 12 Uhr in dichter Kette die Anfahrtsſtraßen vom Haus des Reichspräſidenten bis zum Charlottenbur⸗ ger Schloß. Die nahezu ſechs Kilometer lange Feſtſtraße bietet ein beſonders eindrucksvolles militäriſches Bild. denn zuſammen mit den Parteigliederungen bilden diesmal die Ebrenformationen der Wehrmacht Spalier. Als dann der Führer gemeinſam mit Reichsverweſer von Horthy die Fahrt zum Charlottenburger Schloß antritt. branden ſtürmiſche Heilrufe empor, die den Wagen des Führers und ſeines hohen Gaſtes die ganze Strecke entlang begleiten. Der hiſtoriſche Feſtraum Die Innenräume des altehrwürdigen Schloßbaues ſind dem feſtlichen Charakter die⸗ ſes großen Empfanges entſprechend würdig ausgeſtattet. Ueberall ſieht man in gediegener künſtleriſcher Anordnung herrlichen Blumen⸗ ſchmuck. Beſonders die einzigartige Tiſchdekora⸗ tion in der Goldenen Galerie, mit der ſtim⸗ mungsvollen Kerzenbeleuchtung und der far⸗ bigen Blumenfülle iſt dem repräſentativen Stil dieſes hiſtoriſchen Feſtraumes wirkungs⸗ voll angepaßt. von Horlhy und der Führer treffen ein Gegen 13.15 Uhr iſt die Anfahrt der Ehren⸗ gäſte beendet. Brauſende Heilrufe und militä⸗ riſche Kommandos künden ſchon von Fern die Ankunft des Reichsverweſers von Horthy und des Führers. Als Beide im Wagen vor dem Parkeingang vorfahren, präſentieren die Eh⸗ renformationen der Wehrmacht. Am Schloß⸗ portal werden der Führer und Reichsverweſer von Horthy und Ihre Durchlaucht Frau von Horthy. die von Staatsminiſter Meißner be⸗ gleitet iſt, von dem Reichsminiſter des Aus⸗ wärtigen und Frau von Ribbentrop emp⸗ fangen und zur Goldenen Galerie geleitet. An dem nſchließenden Frühſtück nahmen von ungariſcher Seite teil: Miniſterprä⸗ ſident von Imredy. der Miniſter des Aeußern von Kanya, der Chef der Kabi⸗ nettskanzlei Dr von Uray. Honvedminiſter General der Infanterie von Ratz. der Chef der Militärkanzlei Feldmarſchalleutnant Jan yvi. der Königlich⸗Ungariſche Geſandte in Berlin Feldmarſchalleutnant Sztojay, Mi⸗ niſter Graf Cſaky ſowie Preſſechef Miniſte⸗ rialrat von Szentiſtvanp: ferner der erſte Flügeladiutant des Reichsverweſers. Oberſt v Koos. Reichsmarſchall Oberſt von Bruns⸗ wik und die übrigen Herren der Begleitung des Reichs verweſers. Von deutſcher Seite waren erſchienen: die Reichsminiſter Dr. Gürtner. Graf Schwerin von Kroſigk. Dr. Frick. Dr. Goebbels. Darré, Ruſt. Dr. Frank. Dr Dorbpmüller. Funk, der Chef der Reichskanzlei Dr. Lamme'rs. der Chef der Präſidialkanzlei Staatsminiſter Meißner. der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine Ge— neraladmiral D. h. c. Raeder. der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht General der Artillerie Keitel, Reichsführer 1 Himm⸗ ler. Stabschef der SA. Lutze. die Reichsleiter Dr. Ley, Dr. Dietrich. Buch. Bouhler. von Schirach und der Staatsſekretär Ge⸗ neral der Flieger Milch. Reinhardt. Bob le. Hanke, Keppler, von Weiz⸗ ſäcker und Tſchammer v. Oſten. Außer⸗ dem waren anweſend die Reichsfrauenführerin Scholtz⸗Klink, der Oberbürgermeiſter und Stadtpräſident Dr. Lippert und andere füh⸗ Berlin. 26. Auguſt. Der Reichsverweſer des Königreiches Ungarn Admiral von Horthy und Frau von Horthy haben nach zweitägigem Aufenthalt in der Reichshauptſtadt am Freitag um 15.30 Uhr nach herzlicher Verabſchiedung vom Führer Berlin wieder verlaſſen, um ſich über Eberswalde nach der Schorfheide zu be⸗ geben. Der Lehrter Bahnhof trug wieder den über⸗ aus feſtlichen Schmuck. den er bereits bei der Ankunft des Reichsverweſers vor zwei Tagen zeigte. Auf dem mittleren Bahnſteig ſtand der Sonderzug des Reichsverweſers. Auf dem Vorplatz des Bahnhofes marſchier⸗ ten je eine Ehrenkompanie der Wehrmacht, der Luftwaffe und der Kriegsmarine auf. Auf dem Bahnſteig ſelbſt fanden ſich die Mitglieder des Reichskabinetts, die Reichsleiter. die Ober⸗ befehlshaber des Heeres und der Kriegsmarine, der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, der Stadtpräſident und viele andere führende Perſönlichkeiten von Staat. Partei und Wehr⸗ macht ein. Kurz vor 4 Uhr traf die Wagenkolonne auf dem Bahnhofsvorplatz ein. Reichsverweſer von Horthy und der Führer ſchritten die Front der Ehrenkompanien ab und begaben ſich mit Frau von Horthy, die von Reichsminiſter von Ribbentrop begleitet wurde, in die Bahnhofs⸗ halle. Der ungariſche Miniſterpräſident, der ungariſche Miniſter des Auswärtigen, der Chef der Kabinettskanzlei des Reichsverweſers, der ungariſche Honvedminiſter begleitet von den deutſchen Reichsminiſtern ſowie der ungariſche rende Perſönlichkeiten aus Staat. Wehrmacht und Partei mit ihren Damen. An das Frühſtück ſchloß ſich ein Rundgang durch die hiſtoriſchen Räume des Charlotten⸗ burger Schloſſes. Gegen 15 Uhr traten der Reichsverweſer und der Führer und Reichskanz⸗ ler und Ihre Durchlaucht Frau von Horthy, be⸗ gleitet vom Reichsminiſter des Auswärtigen, unter dem begeiſterten Jubel der die Wegſtrecke ſäumenden Menge die Fahrt zum Lehrter Bahnhof an. Der Berliner Beſuch beendet herzliche Berabſchiedung vom Führer auf dem Lehrler Bahnhof Geſandte in Berlin, der Chef der Militär⸗ kanzlei des Reichsverweſers und die übrigen ungariſchen Gäſte ſowie der Ehrendienſt ſchloſſen ſich an. Auf dem Bahnſteig überreichten zwei kleine ungariſche Mädchen in ihrer bunten Hei⸗ mattracht dem Reichsverweſer und Frau von Horthy Blumenſträuße. Auf den beiden ande⸗ ren Bahnſteigen des Bahnhofes hatten Jung⸗ volk und BDM. Aufſtellung genommen, die dem Reichsverweſer und dem Führer freudig zujubelten. Der Reichsverweſer und Frau von Horthy verabſchiedeten ſich durch Handſchlag von allen zur Verabſchiedung erſchienenen Perſönlich⸗ keiten. Der Führer überreichte Frau von Horthy einen großen Blumenſtrauß. Der Reichsverweſer unterhielt ſich noch minutenlang mit dem Füh⸗ rer und ſetzte dieſes Geſpräch auch noch von der offenen Tür des Salonwagens aus fort, als der 0 ſich um 15.30 Uhr bereits in Bewegung etzte. Bei Generalfeldmarſchall Göring Karinhall. 26. Auguſt. Den Nachmittag und Abend des letzten Tages ihres Aufenthaltes in der Mark Brandenburg verbrachten Seine Durchlaucht der Reichsver⸗ weſer des Königreichs Ungarn. Admiral von Horthy und Ihre Durchlaucht. Frau von Horthy, als Gäſte des Generalfeld⸗ marſchalls und Frau Emmi Göring auf Karinhall. Mit dem Reichsverweſer trafen im Sonderzug auf dem prächtig ge⸗ ſchmückten Bahnhof Eberswalde Miniſterpräſi⸗ denen Galerie des Charlottenburger Schloſſes zu r Veranſtaltungen des ffen des Führers und Reichskanzlers, der Ihre Durchlaucht Frau von Horthy führt. Im Hin⸗ weſer mit Frau von Ribbentrop, daneben Reichsminiſter des Auswärtigen Im Bilde rechts Reichsinnenminiſter Dr. Frick und der Berliner Stadtpräſident und Oberbürgermeiſter Dr. Lippert. dent Dr. Imredy, Außenminiſter von Kanva, Honvedminiſter von Ratz, die Chefs ſeiner Kabinetts⸗ und Militärkanzlei Dr. Uray und Feldmarſchalleutnant von Jan yvi, die übrigen ungariſchen Gäſte und der Deutſche Ehrendienſt ein. Kurz nach 4 Uhr trafen der Generalfeldmar⸗ ſchall und Frau Göring auf dem Bahnhof Eberswalde ein. Pünktlich zur feſtgeſetzten Zeit lief der Sonderzug des Reichsverweſers in den Bahnhof ein. Auf dem menſchenüberſäten Bahnhofsvor⸗ platz ſchlug dem Staatsoberhaupt des befreun⸗ deten Königreiches Ungarn und ſeiner Gemah⸗ lin ein Sturm der Begeiſterung entgegen, für den ſie immer wieder danken mußten. Auf dem Wege zur Schorfheide bildeten die Formationen und Gliederungen der Bewegung, die Werk⸗ ſcharen. Gendarmerie, die Belegſchaften der Be⸗ triebe und die Bevölkerung ein jubelndes Spa⸗ lier. Auch hier war es vor allem wieder die Jugend. die. Fähnchen ſchwingend. mit hellen Stimmen ihrer Freude Ausdruck gab. In Fi⸗ now grüßte ein mächtiges Spruchband über die ganze Straßenbreite den Admiral und den Ge⸗ neralfeldmarſchall. Ueber den hellen Streifen der Autobahn und den Finow⸗Kanal ging es dann in die Schorfheide. Im Wiſentge⸗ hege verließen die hohen Gäſte die Wagen, da ſich gerade einige der urigen Tiere in der Nähe des Gatters zeigten. Unter den frohen Klän⸗ en der Waldhörner, die die Gäſte mit dem Jägergruß empfingen, fuhren ſie dann in den Waldhof Karinball ein. Abreiſe nach Nürnberg Friedrichswalde, 26. Auguſt. Nach der Rückkehr nach Karinhall führten der Feldmarſchall und Frau Göring ihre Gäſte durch den Waldhof. Auf Wunſch und zur beſon⸗ deren Freude Ihrer Durchlaucht wurde die kleine Edda Göring gebracht. Eine beſon⸗ dere Ueberraſchung bereitete der Miniſterpräſi⸗ dent ſeinen Gäſten, indem er ihnen die neueſte Filmwochenſchau vorführen ließ, die bereits einen vorzüglichen Bildbericht über den Beſuch der hohen Gäſte in Deutſchland zeigte. Nach dem Abendeſſen geleiteten der General⸗ feldmarſchall und Frau Göring die hohen Gäſte zum Bahnhof Friedrichswalde⸗Schorfheide, wo der Sonderzug des Reichsverweſers abgeſtellt war. Nach herzlichem Abſchied von den Gaſtge⸗ bern ſetzte das Reichsverweſerpaar mit ſeiner Begleitung die Reiſe nach Nürnberg fort. Der feſtliche Empfang zu Ehren der ungariſchen Gäſte im Charlottenburger Schloß Ein feſtlicher Empfang, den der Reichsminiſter des Auswärtigen in der Gol Admiral von Horthys und ſeiner Begleitung gab, beendete die Berline Charlottenburger Schloß ſieht man das Eintre tergrund links folgen der ungariſche Reichsver hren Staatsbeſuches. Auf unſerem Bilde aus dem von Ribbentrop. (Scherl⸗Bilderd.⸗M.) — r — — Z Am Wothenende Der ungarische Besuch Dr. E. K. Es iſt ſicherlich richtig, daß man ſich im Bereiche der Politik nach Möglichkeit nur den Starken und nicht den Schwachen zum Freunde und Verbündeten ſucht. Deutſchland hat ſeinem hohen Beſuch aus Ungarn, dem Reichsverweſer Admiral von Horthy, ſchon am zweiten Tag ſeines Beſuches in Kiel die Stärke der Kriegsmarine im nationalſozialiſti⸗ ſchen Reich gezeigt und gelegentlich der Ber⸗ liner Tage eine militäriſche Parade aufgezogen, die, wie eine engliſche Zeitung feſtſtellte, in der Entfaltung der ſoldatiſchen Stärke wie eine Senſation wirkte. Deutſchland iſt ein Macht⸗ faktor geworden. Dieſe Tage haben es erneut bewieſen, und Horthy konnte Zeuge deſſen ſein, daß er in dem neuen Nachbarn einen ſtarken und mächtigen Freund gewonnen hat. Wir wie⸗ ſen ſchon darauf hin, daß die ungariſch⸗deutſche Freundſchaft ſchickſalhaft iſt. Die Waffen⸗ freundſchaft des Weltkrieges, das gleiche Leid zweier unſeliger Friedensdiktate, die gleiche Ein⸗ ſtellung zum Bolſchewismus, die Tatſache der neuerdings geſchaffenen unmittelbaren Nachbar⸗ ſchaft, die deutſche Intereſſiertheit am ſüdoſt⸗ europäiſchen Raum und nicht zuletzt auch die gleiche Freundſchaft der beiden Nationen zu dem faſchiſtiſchen Italien untermauern dieſe Ver⸗ bundenheit. Wenn der Beſuch des hohen un— gariſchen Gaſtes den Zweck verfolgte, dieſe Freundſchaft zu feſtigen, ſo darf man, wie es auch die Herzlichkeit der Berliner Trinkſprüche bezeugten, mit Sicherheit annehmen, daß dieſes Ziel erreicht wurde. Die Begeiſterung, mit der Admiral von Horthy überall von der deutſchen Bevölkerung begrüßt wurde, mag ihm auch ein Beweis dafür geweſen ſein, daß dieſe Freund— ſchaft auch im ganzen Volk den tiefſten Wider⸗ hall gefunden hat und damit das feſte Funda⸗ ment zu einer gedeihlichen Zuſammenarbeit der beiden geſinnungsverwandten Nationen. Was will England? Stand für uns der ungariſche Beſuch im Vor⸗ dergrund des politiſchen Intereſſes, ſo hat ein anderes Problem deshalb nicht weniger an Be⸗ deutung verloren. Im Gegenteil: immer noch iſt die ſudetendeutſche Frage keinen Schritt weitergekommen. Zwar hat Lord Run⸗ ciman, ſofern er nicht gerade im Wochenende weilte, unermüdlich gearbeitet, um die Anſichten aller Beteiligten zu hören. Von der Reiſe ſei⸗ nes Mitarbeiters nach London zur Unterrich⸗ fung des dortigen Miniſteriums war viel die Rede, man ſpricht auch davon, daß die Miſſion Lord Runcimans inzwiſchen zu Entſcheidungen drängt, aber man ſieht offenbar noch nicht klar darüber, welcher Weg gegangen werden ſoll. Während die Tſchechen mit ihren Provokatio⸗ nen gegenüber der ſudetendeutſchen Bevölkerung fortfahren, werden in England, und das iſt kein Geheimnis, die Sorgen darüber immer größer, wie eine mitteleuropäiſche Kriſe zu vermeiden ſei, die durch das ſudetendeutſche bezw. das tſchechiſche Problem nach Londoner Meinung immer näher heranzukommen droht. Nirgend—⸗ wo zeichnen ſich bisher Umriſſe eines praktiſchen und befriedigenden Löſungsvorſchlages am Ho⸗ rizont der tſchechiſch⸗flowakiſchen Nationalitä⸗ tenpolitik ab. Zweifelt man in London heute ſchon daran, daß, nachdem die Stunde Lord Runeimans gekommen zu ſein ſcheint, dieſe ganze ſchöne Miſſion ſcheitern wird? Man wird morgen klarer ſehen, denn am heutigen Sams- tag wird England durch eine offizielle Regie— rungserklärung aus dem Munde des Miniſters Sir John Simon ſeine Stellungnahme zum augenblicklichen Stand der europäiſchen Politik neuerdings feſtlegen. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß dabei die tſchechiſche Frage im Vordergrund ſtehen wird. Die aus Grund⸗ ſatz deutſchfeindliche engliſche Preſſe behauptet trotz amtlicher Dementis unentwegt weiter, daß ſich die engliſche Politik für ein bedingungsloſes Zuſammengehen mit Frankreich im Falle eines Konfliktes erklären müſſe, während andere eng⸗ liſche Zeitungen eine Warnung an Chamberlain geben, in der ſie darauf hinweiſen, daß die öffentliche Meinung in England anders über dieſe Frage urteile und die Löſung des tſchecho⸗ ſlowakiſchen Problems auch außerhalb eines kriegeriſchen Konfliktes für möglich halte.— Will England mit ſeiner heutigen Erklärung der geſpannten Situation eine neue Wendung geben, beſonders für den Fall, daß Lord Run⸗ ciman unverrichteter Dinge wieder aus Prag abreiſen muß? Man wird morgen klarer ſehen. Und die Nichteinmischung? Die Sorge rund um Prag und Verlin ſcheint ſogar die engliſche Sorge über die Zukunft des Nichteinmiſchungsausſchuſſes im Augenblick zu übertönen. Das iſt immerhin ſchwerwiegend, denn man weiß, wie ſehr man in London da⸗ rauf bedacht iſt, den ſpaniſchen Konflikt zu be⸗ enden oder mindeſtens vorerſt eine ſolche Ver⸗ einbarung in der Frage der Nichteinmiſchung zu erzielen, die es erlaubt, mit Italien durch das Inkraftſetzen des engliſch-italieniſchen Ab⸗ kommens ganz ins Reine zu kommen. Die vor⸗ eiligen Rufe nach der Wiedereinberufung des Nichteinmiſchungsausſchuſſes konnten offenbar nur mit Mühe zum Schweigen gebracht werden. Nun macht man ſich in der engliſchen Politik vermutlich arges Kopfzerbrechen darüber, wie man mit Hilfe von diplomatiſcher Kleinarbeit die auseinanderklaffenden Meinungen in der Nichteinmiſchungsfrage wieder etwas zuſam⸗ menbringen kann, um das vorerſt feſtgefahrene Schiff der Nichteinmiſchungspolitik wieder in Fahrt zu bringen. Denn von dieſem Flott⸗ werden hängt für die Italienpolitik Chamber⸗ lains, mit der er die frühere Außenpolitit Edens Das Ergebnis von Bled Noch leine Juſtimmung Prags zu den Vereinbarungen Berlin, 27. Auguſt Ungarns Miniſterpräſident Dr. von Imredy hat, bevor er am Freitagnachmfttag die deut⸗ ſche Reichshauptſtadt verlaſſen hat. den außen⸗ politiſchen Schriftleiter des„V. B.“, Dr. Theo⸗ dor Seibert, zu einer Unterredung empfan⸗ gen, an der auch der ungariſche Außenminiſter von Kanya teilnahm, und bei der Ungarns Regierungschef zum erſtenmal für die inter- nationale Oeffentlichkeit zu der Konferenz der Kleinen Entente und der Verlautbarung von Bled Stellung nahm. Der Miniſterpräſident, ſo entnehmen wir dem„V. B.“, eröffnete die Unterhaltung mit einer warmherzigen Schilderung der großen Eindrücke, die er und ſeine Reiſekameraden ſchon in den erſten Tagen ihres Deutſchland⸗ beſuches empfangen haben. Es ſei ſchwer, dieſe Eindrücke in Worte zu kleiden, aber eines wünſche er hervorzuheben: „Wir haben in Kiel, auf der Fahrt durch die Nordmark und nach Helgoland, vor allem angeſichts des brauſenden Arbeitslebens im Hamburger Hafen, die Ueberzeugung gewon⸗ nen, daß das neue Deutſchland große Pläne nicht nur ſchmiedet, ſon dern auch ver⸗ wirklicht. Wir haben die Erfolge geſehen, nicht nur die Abſicht!“ Die Frage, ob ſich bisher bereits Gelegenheit zu politiſchen Beſprechungen ergeben hätte, beantwortete Exz. von Imredy bejahend. Beſonders der Tag von Helgoland und die gemeinſame Fahrt auf der„Patria“ haben Gelegenheit zu wertvollen Unterhaltun⸗ gen der ungariſchen Staatsmänner mit dem Führer und deſſen Mitarbeitern gebracht. Das ganze Feld der aktuellen politiſchen Fragen ſei dabei berührt worden, und habe ihm ein um⸗ faſſendes Bild der deutſchen Anſichten gegeben; dabei ſet es ihm möglich geweſen, auch Un⸗ garns Gedanken vor den deutſchen Geſprächs— partnern zu entwickeln. Das Gſpräch wandte ſich dann der Verlaut⸗ barung von Bled zu, die das Verhältnis zwiſchen Ungarn und den Staaten der Kleinen Entente betrifft und durch die verſchiedenartigen Kom⸗ mentare der internationalen Preſſe ein erhebliches Rätſelraten verurſacht hatte. Herr von Imredy erklärte, die unbeſtimmte Art des Kommuniqués von Bled aus der Tatſache, daß in Bled noch kein feſtes Abkommen geſchloſ⸗ ſen, ſondern nur die Abſicht und die rohen Grundlinien einer ſolchen Verſtändigung be⸗ kanntgegeben wurden. Die Wehrfreiheit Ungarns ſei zwar an ſich vom ungariſchen Standpunkt aus eine Selbſt⸗ verſtändlichkeit, bisher aber von den Ländern der Kleinen Entente noch nicht formell anerkannt worden. Der Verzicht auf die Anwendung von Waffengewalt ſei übrigens nichts anderes als eine nochmalige ungariſche Beſtätigung der bekannten Verpflichtung aus dem Kellogg⸗Pakt. Das ganze Abkommen aber ſtehe und falle mit der Haltung der Länder der Kleinen En⸗ tente gegenüber den Teilen des ungariſchen Volkes, die ſeit dem Vertrag von Trianon in⸗ nerhalb dieſer Länder leben. N Außzenminiſter Kanha erläuterte dieſen wich⸗ tigen Punkt auf folgende Weiſe: Es handle ſich um ein klares Junktim(Verbindung) zwiſchen Wehrfreiheit und Verzicht auf Waffenanwen⸗ dung einerſeits und dem Minderheitenſchutz auf der anderen Seite. Und zwar könne 1. das Abkommen erſt in Kraft treten, wenn auch über die von der Tſchecho-Slowakei abzu⸗ gebende Minderheitenerklärung voll⸗ l Uebereinſtimmung erzielt worden iſt, un 2. werde Ungarn ſein Verhalten ſelbſtver⸗ ſtändlich danach einrichten, in welcher Weiſe die in dieſer Minderheitenerklärung gegebenen Ver⸗ ſprechungen eingehalten werden. Dr. von Imredy fügte hinzu, daß eine Ver⸗ ſtändigung mit Jugoſlawien und Rumänien be⸗ reits erzielt und auch ſchon— einſchließlich der Minderheitsverabredungen— formuliert wor⸗ den iſt. Dieſe beiden Abkommen konnten nur deshalb noch nicht in Kraft geſetzt werden, weil Rumänien und Jugoſlawien die Hal⸗ 1 0 der Tſchecho-Slowakei abzuwarten wün⸗ ſche. Sowohl der Miniſterpräſident wie auch der Außenminiſter erklärten hierauf die Gründe, die Ungarn zwingen, für die Behandlung der ungariſchen Volksgruppe in der Tſchecho⸗ Slowakei beſondere und weitge⸗ hende Bedingungen zu ſtellen, als das gegenüber den beiden anderen Ländern notwen⸗ dig erſcheine. Sie wieſen in dieſem Zuſam⸗ menhang auf den Charakter dieſes Landes als eines Nationalitätenſtaates hin. Bisher aber hat die Prager Regierung ihre Zuſtimmung zu dem Plan von Bled noch nicht erteilt, weshalb auch noch keine endgültige Verſtändigung getrof⸗ fen werden konnte. Miniſterpräſident und Außenminiſter ſchloſ⸗ ſen die einſtündige Unterhaltung mit der noch⸗ maligen Verſicherung, welch ſtarken Eindruck die e Gaſtfreundſchaft des Führers und des deutſchen Volkes auf ſie gemacht hat. Celbſthilje der Sudetendeutſchen Gegen die marxiſtiſchen Gewalltäligleiten— ein Aufruf der 505. §8§ Prag, 26. Auguſt Bisher hatte die abſolute Zurückhaltung und die große Disziplin der ſudetendeutſchen Bevöl⸗ kerung die in ſtändiger Zunahme befindlichen Zwiſchenfälle über ſich ergehen laſſen im Ver⸗ trauen darauf, daß der Staat endlich Mittel und Wege finden wird, dem Treiben der mar⸗ xiſtiſchen und tſchechiſchen„unverantwortlichen Elemente“ ein Ende zu bereiten. Da dies bis⸗ her nicht geſchehen iſt oder noch nicht zu dem notwendigen Erfolg führte, hat ſich die Leitung der Sudetendeutſchen Partei veranlaßt geſehen, den folgenden Aufruf zu erlaſſen, der ſich zunächſt einmal gegen den Teil der Wege— lagerer wendet, die dem marxiſtiſchen Mob an⸗ gehören: „Kameradenl Die letzten Ueberfälle auf unſere Kameraden und Angehörigen der Volks- gruppe durch marxiſtiſche Terroriſten beweiſen. daß es ſich hierbei nicht um zufällige Einzel⸗ aktionen, ſondern um ein planmäßiges Vor⸗ gehen der marxiſtiſchen Gegner handelt. Es ſoll dadurch bei den ausländiſchen Beobachtern un⸗ ſerer Verhältniſſe zweifellos der Eindruck er⸗ weckt werden, als ob es hierzulande noch ernſt⸗ zunehmende Gegner unſerer Bewegung gäbe. die bereit und fähig wären, ſich durch Anwen⸗ dung von Gewaltmitteln als politiſcher Faktor zu behaupten. Es geht ſomit den matxiſtiſchen Gegnern darum, ihre tatſächliche Bedeutungs⸗ loſigkeit im ſudetendeutſchen Gebiet zu ver⸗ ſchleiern und durch derartige Ueberfälle und vorbereitete Zwiſchenfälle die Aufmerkſamkeit auf ſich zu lenken. Bisher hat unſere Anhängerſchaft im Sinne unſerer Weiſungen alle dieſe Angriffe duldend hingenommen und ſelbſt auf das geſetz⸗ liche Recht der Notwehr verzichtet, um jede Mißdeutung auszuſchließen. Die Parteiführung ſieht ſich mit Rückſicht auf die jüngſte Entwicklung außer⸗ ſtande, die Verantwortung für Freiheit und Vermögen ihrer Anhänger weiter zu tragen. Sie zieht deshalb die ergangenen Weiſungen, ſogar auf das Recht der Notwehr zu verzichten, zurück und ſtellt es den Anhängern frei, in allen Fällen, in denen ſie angegriffen werden, von dieſem Recht Gebrauch zu machen. Sie weiſt die Kameraden lediglich an, die geſetzlichen Vor⸗ ausſetzungen und Grenzen ſtreng zu beachten. Die Rechtswahrer werden hiermit angewieſen, der Amtswalterſchaft die erforderlichen Veleh⸗ rungen zu erteilen. gez. Dr. Fritz Köllner Karl Hermann Frank.“ Kampfabteilungen der Emigranten Rommuniſtiſche Bürgerkriegs vorbereitungen in der Iſchecho⸗ Slowakei 88 Prag, 26. Auguſt. Die„Sudetendeutſche Bauernzeitung“, ein Zweigblatt der„Rundſchau“ Konrad Henleins, veröffentlicht in vollem Wortlaut ein Doku⸗ ment, das geeignet iſt, die Arbeit der Komin⸗ tern in der Tſchecho⸗-Slowakei und ihre wah⸗ ren Hintergründe von neuem aufzudecken und zu unterſtreichen. Es handelt ſich bei dem Do⸗ lument um einen„Beſchluß der UVK SB.⸗Sek⸗ tion Prag zur Herausgabe eines Mobiliſie⸗ rungsplanes“, der an alle Führer der Sturm⸗ organiſationen und Propagandatruppen der kommuniſtiſchen Partei in der Tſchecho⸗Slowakei geheim gerichtet iſt. Der Beſchluß iſt unterzeich⸗ net von dem Führer der Ortsſektion der Komin⸗ tern., Klement Gottwald. In dem Dokument, das als„Befehl Num⸗ mer 8— J“ herausgegeben iſt, wird zunächſt auf die Notwendigkeit der Aenderung der kommu⸗ niſtiſchen Taktik, die bekanntlich zunächſt unter dem Deckmantel der Demokratie ihre dunklen Ziele verfolgte, hingewieſen und Anweiſung zur Vorbereitung„illegaler Arbeit“ gegeben. Hierzu wird in dem„Beſchluß“ zunächſt von der Ortsſektion der Komintern„proleta⸗ riſche Parteibereitſchaft“() ange⸗ ordnet. Dieſe Aktionsausſchüſſe zerfallen nach der Geheimanweiſung in vier Gruppen, für deren jeder ein beſonderer Leiter ernannt wird, die ſogenannte revolutionäre Gruppe, die Preſſe⸗ gruppe, die Gruppe der Propagandaſektion und die Gruppe der Sturmſektion. Dieſe, ſo heißt es in dem Dokument wörtlich, wird ſich aus den Kampfabteilungen und der Auslandsemigration zuſam⸗ menſetzen. Die Einteilung der Bereitſchaft er⸗ folgt nach den Richtlinien des Moskauer Polit⸗ büros, und zwar werden jeder Gruppe Mit⸗ arbeiter der ſogenannten proletariſchen Vertei⸗ digung zugeteilt. Nach der Geheimanweiſung ſoll die Tätigkeit ſich insbeſondere auf das Land konzentrieren. wo die Polizei nicht genügend Kräfte zur augen⸗ blicklichen Vernichtung der umſtürzleriſchen Ar⸗ beiten hat. Es wird weiter darauf hingewieſen, daß ————— Z. ü—— zu übertrumpfen ſucht, ungewöhnlich viel ab. Die Berechtigung der Einwände Francos haben wir bereits gewürdigt. Was nun weiter ge⸗ ſchehen wird, kann im Augenblick niemand ſagen. Jedenfalls ſteht heute feſt, daß jene da⸗ mals recht hatten, die bei dem Zuſtandekommen des britiſchen Planes ein genügendes Maß von Peſſimismus aufbrachten. Es ſteht außer Zweifel, daß die Hoffnungen auf eine Entſpannung in der europäiſchen Po⸗ litik, die da und dort im Laufe des Sommers aufkamen, verfrüht waren. Gerade die kom⸗ menden Wochen werden von weitreichenden Ent⸗ ſcheidungen getragen ſein, die— hoffentlich— eher einer Befriedung Europas zuſtreben als die der vergangenen Monate. derartiger Zwiſchenfälle innerhalb drei Tagen ein genaues Verzeichnis der unterſtützten und untergebrachten Emigran⸗ ten angefertigt wird und Verbindungen mit den Auslandsemigranten angeknüpft werden. Es heißt in dem Dokument, daß es nach dem Leſen vernichtet werden ſoll, 0 man auf jede Aktion() vorbereitet ſein müſſe und die Befehle für die revolutionären Avantgarde⸗ Truppen der Emigranten dieſe Woche ſtreng vertraulich geliefert würden. Mit der weite⸗ ren Bemerkung, daß„Futtermittel“() zuge⸗ teilt würden, wird 9. umſchrieben, daß die in der Tſchecho⸗Slowakei betriebenen Vorberei⸗ tungen der Moskauer Filiale ſich auch auf den Offenſivcharakter erſtrecken. Beſonders inter⸗ eſſant iſt die hervorragende Rolle, die der aus⸗ ländiſchen Emigration vor allem als Trägerin der in der vierten Gruppe der Sturm⸗ ektion der kommuniſtiſchen Aktionsausſchüſſe zu⸗ ammengefaßten„Kampfabteilungen“ zugewie⸗ en wird. Aus dem Dokument geht hervor, daß ſich mit dem Namen„Kurzweil 9 915 un⸗ ter den„Sturmtrupplern“ eine gere eihe Ju⸗ den befinden. Als einer der oberſten Befehls⸗ geber wird der Prager Stadtrat Egon Er⸗ win Kiſch genannt, der durch ſein berüchtig⸗ tes Wirken als„fliegender Reporter“ und als unmittelbarer Beauftragter der Moskauer Zentrale hinreichend bekannt iſt. Die„Sudetendeutſche Bauernzeitung“ be⸗ merkt zu dem Ken Bürgerkriegs- dokument, daß ſie in der Ueberſetzung aus dem tſchechiſchen Wortlaut lediglich zwei Worte weggelaſſen habe, weil ſie eine Be⸗ ſchimpfung Lord Runeimans dar⸗ ſtellten. Das Dokument bedeute für die Sdp. keinerlei Ueberraſchung, denn ſie ſei immer ſchon davon überzeugt geweſen, daß die„le⸗ gale Linie“ des tſchechoſlowakiſchen Ablegers der Moskauer Internationale doch nur eine plumpe Fälſchung der unveränderten Welt- revolutionspläne war. Das Dokument ſei je⸗ doch geeignet, den vom Kommunismus unter⸗ höhlten bürgerlichen tſchechiſchen Volksfront⸗ parteien die Augen zu öffnen.. Die Veröffentlichung des ſudetendeutſchen Blattes iſt dazu geeignet, auf die von dem tſchechiſchen Unruheherd, wo unter dem Ein⸗ fluß des Veiſtandspaktes mit der Sowjetunion die Komintern in der dort nicht verbotenen kommuniſtiſchen Partei ihre Umſturzvorberei⸗ tungen betreiben kann, ausgehenden Gefahren für den Frieden in Europa erneut aufmerk⸗ ſam zu machen. Proleſſlelegramm an hodza und kord Runtiman i Prag, 27. Auguſt⸗ Die Kreis-, Bezirks⸗ und Ortsleitung der Sudetendeutſchen Partei, die Deutſche Theater⸗ bau⸗Gemeinde und die Deutſche Theatergemein⸗ de in Brünn haben an Lord Runciman und an Miniſterpräſident Dr. Hodza Proteſtte⸗ legramme über den geſtrigen Beſchluß des Brünner Stadtrates gerichtet, in dem der Deut⸗ ſchen Theatergemeinde das bisher ihr zur Ver⸗ fügung ſtehende Redouten⸗Theater ent⸗ zogen wird. ö Die Depeſche an Lord Runciman lautet:„Die unterzeichneten Parteiſtellen und Körperſchaf⸗ ten des Brünner Deutſchtums erheben vor der geſamten europäiſchen Oeffentlichkeit ſchärſſten Einſpruch gegen den heutigen Beſchluß der Brünner tſchechiſchen Rathausmehrheit, durch welchen das Redouten- Theatergebäude dem Deutſchen Theater zugunſten einer fremdvölki⸗ ſchen Mehrheit entzogen werden ſoll. Das Brünner Deutſchtum verliert damit das einzi⸗ ge von der Brünner Gemeinde für deutſche Theaterzwecke bisher zur Verfügung geſtellte Gebäude. Damit wird das dem Brünner deut⸗ ſchen Theaterleben im Jahre 1919 durch Weg⸗ nahme des von den Deutſchen gebauten Stadt⸗ theaters begangene Unrecht durch einen weite⸗ ren ſolchen Akt vermehrt. Wir machen Ew. Durchlaucht auf dieſe ſchwere Schädigung des deutſchen Ku'lturlebens in Brünn aufmerkſam und bitten Sie, ſich durch Entſen⸗ dung eines Beauftragten Ihrer Miſſion über dieſes typiſche Beiſpiel aus der großen Zahl der Schädigungen der deutſchen Volksbelange in der Gemeinde mit der größten deutſchen Ein⸗ wohnerzahl näher zu informieren.“ Die Deveſche an Miniſterpräſident Dr. ö o b⸗ za hat folgenden Wortlaut:„Nachdem wir uns bereits vor Monaten an Sie. Herr Miniſter⸗ präſident, in der Brünner Theaterangelegen⸗ heit gewendet haben, rufen wir Sie wegen des uns endgültig durch die Brünner tſchechiſche Ratsmehrheit zugefügten Unrechts an. Der Brünner Stadtrat hat heute beſchloſſen, das in der Gemeinde dem Deutſchen Theater bisher zur Verfügung geſtellte Redouten⸗Gebäude zu entziehen und dieſes einer kleinen gar nicht deutſchen Intereſſengruppve zu übergeben. Be⸗ vor dieſer Beſchluß von der Gemeindevertretung ſanktioniert wird, bitten wir Sie um Ihr Ein ſchreiten.“ Abgabe der Führermarke zum Reichsparleitag 1938 Berlin, 27. Auguſt. Die von der Deutſchen Reichspoſt zum Reichs⸗ parteitag 1938 herausgegebene Son der⸗ marke mit dem Bilde des Führers und die Sonderpoſtkarte mit demſelben Wert⸗ ſtempel, die außerdem auf der linken Hälfte der Anſchriftſeite am oberen Rand ein Bild der Nürnberger Burg trägt, werden vom 1. Sep⸗ tember an bei allen Poſtämtern und Amtsſtel⸗ len der Deutſchen Reichspoſt abgegeben. Hauptſchriftletter und verantwortlich für den poli⸗ 75 Teil Dr Eduard Kuhn, Worms, für den übrigen Teil Friedtich Martin, Viernheim. Verlag: Vereinigte eitungsverlage Cnyrim, Haller K Co. Worms Geſchäftsſtelle: 2 Martin, Viernheim— Druck Wormſer Verlagsdruckerer Hal⸗ lenhäuſer. Cnyrim 4 Co., Worms.— DA. VII. 1988 über 1900. Z. Zt. iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 7 gültig. 7 Ff, re N ert e 8 Err 8— — Sr. 8220. . — — S erogt, 90 1 70 5 eihe Jus N efehls, on Er. gi nd alz Noshuler ung“ be. gerktiegz⸗ Jung aus ich zue ine Le⸗ 1 dar⸗ die edgh. el immer die„le⸗ Allegers lur eine en Velt⸗ lt ſei je us unter⸗ ollsſront deutſchen von dem em Ein⸗ vjetunion etbotenen worberel⸗ Gefahren auſmerl⸗ I nl. ung der Theater tgemein⸗ man und ſeſtte⸗ laß des et Deut zut Ver regt et: Die werſchaſ⸗ vor der ſhärſtten b det il, burt de dem ndbölli⸗ Das b einii⸗ deutſche getellle et deul⸗ 9 Veg⸗ 1 Stadt u peite⸗ hen Ew. 13118 u Vtünn Entſen⸗ e übet Zahl det ne in 1 bir Hob⸗ dir uns linter gelegen“ geſt 7 5 Der W bisbet ide 1 1. Bes end bt big Mein Freund juli- Bumm Die Abenteuer des Kapitäns Lauterbach von der„Emden“ Hereusgegeben von Grat Felix von Ludner (43. Fortſetzung) Nun es hell wurde, hoben ſich auch wieder die n Lebensgeiſter. Unſer zahmer Moro chien ſich einigermaßen orientiert zu haben und nach anſtrengendem zweiſtündigen Marſch er⸗ reichten wir ein außerhalb des Kopfjäger⸗ ebiets gelegenes Dörfchen, deſſen Bewohner ene prachen. Von ihnen erfuhren wir, daß er Lango⸗See drei Wegſtunden vor uns liege. Wir gaben dem gut ausſehenden Mann, der uns die Auskunft erteilte, einen Dollar und baten ihn, uns zum Seegeſtade zu führen. Etwa zur Mittagsſtunde trafen wir dort ein und wurden vom Befehlshaber der Polizei⸗ ſtation empfangen. Mit hellem Erſtaunen ſtarrte uns der Amerikaner an. In der Hand ſchwenkte er ein Papier. „Wahrhaftig— Sie ſind's!“ rief er.„Sie müſſen es ſein. Hier iſt das Telegramm von Malabang. Kein Menſch glaubte, daß Sie durchkommen würden, ſondern jedermann er⸗ wartete, daß Ihnen die Moros die Hälſe ab⸗ ſchnitten. Na, da ſchlägt's dreizehn!“ „Kann 1 daß wir Duſel gehabt haben“, lächelte ich.„Jedenfalls bekamen wir keinen Moro im Geſicht.“ „Da dürfen Sie allerdings Ihrem Schöpfer danken!“ rief er wieder.„Erſt geſtern ſind ihrer eben aus dem Ortsgefängnis entwichen und n der Richtung verſchwunden, aus der Sie ka⸗ men. Dabei ſind die Kerle völlig außer Rand und Band und bringen jeden um, der ihnen in den e „Ach, dann werden das die Stimmen geweſen lein, die wir zu hören glaubten. Es war wäh⸗ rend des nächtlichen Unwetters und wir hielten das Ganze für Sinnestäuſchung.“ „Donnerwetter!“ ſtieß er hervor und wiſchte 11 das ſchweißgebadete Geſicht mit dem Hemd⸗ rmel ab.„Da haben Sie wirklich unerhörtes Glück gehabt.“ Dann glitt ſein Blick über unſe⸗ ren. Anzug.„Wo find denn Ihre moser „Hier“, lachte ich und hielt ihm den Prügel unter die Naſe, auf den ich mich bisher geſtützt hatte.„Der leiſtete mir vorzügliche Dienſte.“ „Sie wollen damit doch nicht ſagen, daß Sie ohne Schußwaffen herübergekommen ſind?— Nur mit dem Knüppel da? Ich nickte. „Warum denn?“ fragte er verſtändnislos „Was würden Sie ſagen. wenn wir hier mit Revolvern erſchienen wären? Schließlich bin ich doch Deutſcher und befinde mich in neutralem Lande. Ich habe nicht die geringſte Luſt, 75 eingeſperrt zu werden wegen unbefugten Waf⸗ fentragens.“ Run ging meinem amerikaniſchen Freunde ein Licht auf. Uebrigens erwies er ſich in der Tat als Freund, der für gutes Unterkommen und Eſſen ſorgte. Und nach einer erquickenden Raſt ließ er uns quer über den See nach Camp Keithley bringen. Der genannte Ort war recht bedeutend und beſaß eine Garniſon von annähernd tauſend Mann. Mr. Cobertſon, der. nahm ſich unſer in hervorragender Weiſe an und wir wohnten bei ihm. Am 1 0 Morgen brachte uns ſein Motorboot nach Iligan, das wir nach zweiſtündiger, ſauſender Fahrt erreichten, Hier aber harrte unſer eine neue Enttäu⸗ ſchung. Wir 1 gehofft, einen Dampfer an⸗ — doch war es damit nichts. Immerhin gelang es uns, ein ziemlich großes Eingebore⸗ nenboot aufzutreiben, mit dem wir die Reiſe nach der weiter nördlich gelegenen Inſel Cebu ortſetzten. Die Ueberfahrt dauerte genau zwei age. Um Aufſehen zu vermeiden, waren wir an einer ziemlich verſteckten Stelle des Stran⸗ des 1 Wir begaben uns zu Fuß zum Hotel. wo wir erfuhren, daß der Dampfer „O'Neill Me Lead“ im Hafen liege und anderen Tages nach Manila abgehen ſolle. ir übernachteten im Hotel und begaben uns eitig an Bord. Außer uns befanden ſich nur Phillooinos als Fahrgäſte dort. Das Wetter war prächtig und zeitweilig ver⸗ gaßen wir beinahe den Weltkrieg nebſt allem rum und Dran. Erſt dicht vor Manila quer⸗ ab der Inſel Corregidor kam uns die Lage wie⸗ der zum Bewußtſein, als wir mehreren eng⸗ liſchen Haus nicht f begegneten. Sie ſchienen ſich durchaus nicht für uns zu intereſſieren. Wir befanden uns allerdings in neutralen, amerika⸗ niſchen Gewäſſern. An Bord begann ein ge⸗ Helau Treiben. Unbekümmert um etwaige uſchauer zogen ſich die braunen Weiber ſplit⸗ ternackt aus, um friſche Kleider anzuziehen. In Manila lagen auch viele deutſche Schiffe. Eins davon, der Dampfer„Lyemoon“ ſtand unter dem Kommando meines früheren Erſten Offiziers. Man hätte ſein verdutztes Geſicht ſehen ſollen, als ich an Bord enterte. „Kann ich mich hier nicht ein bißchen aus⸗ ruhen?“ fragte ich. 0 „Selbſtverſtändlich!“ ſtieß er hervor.„Aber wo zum Kuckuck kommen Sie denn her und wo wollen Sie hin?“ 5 „Von den holländiſchen Inſeln komme ich“, lautete meine Antwort.„Ich reiſe nach Shang⸗ hai. Dienſtlich. Mit geheimen Schriftſtücken.“ Er verſprach mir ſicheren Aufenthalt auf ſei⸗ nem Schiff und als ich ihm erklärte, daß ich baldigſt wieder aufbrechen wolle, ſagte er: „Schön, ſchön, das wird ſich alles finden, aber nun müſſen Sie mir erſt einmal erzählen.“ Bei einem guten Glaſe Bier erfuhr er alles Wiſſenswerte und bald ſchwelgten wir in alten Erinnerungen. 1 Schönberg begab ſich an Bord der„China““, eines Ozeandampfers. Wir trennten uns, denn von Manila aus gingen unſere Wege ausein- ander. Ich wollte nach Shanghai und er über die Staaten nach Deutſchland. Der Abſchied wurde mir ſehr ſchwer. Trotz ſeiner Abneigung egen das Meer war er ein wahrhaft muſter⸗ 1255 Kamerad. Niemals habe ich einen herz⸗ afteren Mann N Ich erfuhr ſpä⸗ an Francisco erreichte, er, daß er glückli 5 0 5 blieb er drüben in Ame⸗ aber ſo viel ich we Copyriaht by Koehler& Amelang, Lap rika und es gelang ihm nicht, die Heimat zu erreichen.. Schönberg, wo immer du weilen magſt, ich trinke dir zu. Proſt, lieber Kerl. Und wie die Malayen ſagen, möge Allah dir ſeinen Frieden geben und dein Schatten nie kleiner werden! Der Mijnheer Bloow wei nach China beſtimmte Schiffe lagen abfahrtbereit im Hafen; der Engländer„But⸗ terfield Squire“ und der japaniſche Frachtdamp⸗ fer„Otaka Maru“. Der letztere war nach Tſchingmantao an der nordchineſiſchen Küſte be⸗ ſtimmt. Das britiſche Schiff kannte ich. Oefters war ich mit den Offizieren in Shanghai zuſam⸗ mengetroffen. Ausgeſchloſſen, daß ich an Bord gänge.. hätte ich mir gleich eine Fahr⸗ arte nach Singapur nehmen und mich zur Meldung bei den himmliſchen Heerſcharen vor⸗ bereiten können. Blieb alſo nur die„Otaka Maru“. Ich ſuchte das Büro der Firma. Vine& Co. auf, die einen Platz für mich belegen ließ. Das heißt, ſo glatt ging das nicht. Der Angeſtellte war Engkänder. (Fortſetzung folgt) Tſchechiſche Völkerverhebung Uuverſchämte Beleidigungen des deulſchen oldalenlums Prag, 26. Aug. Wie die 1 Blätter gegen das Deutſchtum unter Duldung der Behörden hetzen, zeigt eine im„Moravskoslezſki Denik“ unter dem Titel„Das waren nicht Soldaten, ſondern Vieh“ erſchienene Notiz, welche von Beleidi⸗ 5 gegen die deutſchen Soldaten trieft. Die otiz lautet: „Als die Deutſchen die franzöſiſche Stadt Lille erobert hatten, begannen ſie zu plün⸗ dern. Als ſie ſich gründlich bereichert hatten. ordnete der Befehlshaber die Muſterung der Frauen von 18 bis 30 Jahren an. Dieſe un⸗ glücklichen Frauen ſandte er in die Schützen⸗ gräben als Proſtituierte. Dieſe Schandtat des 20. Jahrhunderts bleibt Eigentum der preußiſchen Kultur, denn bis zu dieſer Zeit war ſie nicht einmal durch die Menſchenfreſſer in Afrika und Auſtralien nachgeahmt wor⸗ den. Wir werden nach und nach Proben der deutſchen Kultur veröffentlichen, damit die Oeffentlichkeit ſie ſich ins Gedächtnis ſchreibe.“ Dieſes Prodult tſchechiſcher Völkerverhetzung ſpricht für ſich. Unverſtändlich iſt aber, daß die egen die ſudetendeutſchen Blätter ſo ſtreng ge⸗ andhabte Zenſur gegen dieſe unerhörten Beleidigungen des deutſchen Volkes und des deutſchen Soldaten nicht einſchreitet noch Die Auslünder in Sowjelſpanien die meiſten Freiwilligen flammen aus Frankreich Bilbao, 26. Auguſt Nach den letzten Kämpfen in Katalonien iſt es jetzt gelungen, eingehende Feſtſtellungen über die Beteiligung von Ausländern bei den ſowjetſpaniſchen Truppen zu treffen. Die auf⸗ edeckten Tatſachen ſind beſonders auf ⸗ ſchlu ß reich, nachdem die Roten kürzlich die Fee der Freiwilligen auf nationaler Seite gefordert haben. Den nationalen Trup⸗ pen ſind während der Schlacht am Ebro die Perſonalpapiere von über 1000 Ausländern in die Hände gefallen Man hat feſtgeſtellt, daß es ſich zumeiſt um Franzoſen, Belgier, Polen, Tſche⸗ chen und Kanadier handelt. Beſonders wichtig iſt, daß nicht die älteren Angehörigen der Internationalen Brigaden, ſondern erſt kürzlich im Frühjahr 1938 rekrutierte Elemente nach der nationalen Frühjahrsoffenſive den Beſtand der Paßinhaber bilden. Die meiſten Ausländer ſind in Frank ⸗ reich, und zwar in den Monaten Mai bis Juli durch Agenten der 3. Internationale angelockt worden, wobei man ihnen hohe Prä; mien verſprochen hatte. Alle Angeworbenen waren über Perpignan an die ſpaniſche Grenze gebracht worden, wo ein gewiſſer Luis Gallo ein Sammellager für die Internatio- nalen Brigaden eingerichtet hatte. An der Schlacht am Ebro haben folgende ausländiſche Brigaden teilgenommen: die 45. Brigade, deren Offizierkorps ſich rein aus Franzoſen. und deren Mannſchaften ſich zu 80 v. H. aus Franzoſen zuſammenſetzen, wäh⸗ rend den Reſt andere Nationalitäten bilden; die 11., 13. und 15., die hauptſächlich Franzo⸗ ſen umfaßt. Im Pandol⸗Gebirge wurden die 14. und 35. Brigade aufgerieben, zumeiſt aus Ausländern beſtehend, ferner die rein franzö'⸗ ſiſche Brigade„Marſeillaiſe“ und die 139. Brit. gade, beſtehend aus Franzoſen und Belgiern. Ueber die Führung der Brigaden wurde feſtgeſtellt, daß die 11. von dem Franzoſen Richard, die 13. von dem Sowjetruſſen Da- nuskin und dem Franzoſen Manet, die 15. von den Sowjetruſſen Kokin und Pe⸗ troff, ſowie die 14. von dem Polen Itens geführt werden. Unter den Stabsgenerälen ſind beſonders bekannt der Amerikaner Wal. ter und der Franzoſe Kleber. Die Inter⸗ nationalen Brigaden unterſtehen nicht direkt dem Barcelona-Ausſchuß, ſondern einem Mos⸗ kauer Komitee. Wie man weiter in Erfahrung gebracht hat, wurden die Brigaden kürzlich als Stoßtruppen am Ebro eingeſetzt, nach Beendigung des roten Offenſiv⸗Verſuches jedoch durch Spanier abge⸗ löſt. Die Artillerie der Roten ſtammt zu- meiſt aus Frankreich, Sowjetrußland und der Tſchecho⸗Slowakei, welche Staaten auch gleich die Bedienung mitgeliefert haben. Man hat ſogar franzöſiſche Artilleriſten in der Uniform der regulären franzöſiſchen Wehrmacht feſtge⸗ ſtellt. Die Luftwaffe iſt zum größten Teil ſowjetruſſiſch. Der neueſte jüdiſche Bombenanſchlag In Jaffa wurden 16 Araber gekötel und 30 verwundel Jeruſalem, 26. Auguſt. Wie ein offizieller Bericht beſagt, hatte der neueſte jüdiſche Bombenanſchlag in Jaffa 16 tote Araber und über 30 Verwundete zur Folge. Die Exploſion der Mine war ſo ſtark, daß ſie in einem großen Teil der Stadt gehört wurde. Der Verſuch der erbitterten Menge, die Anglo⸗Paläſtina⸗Bank anzuzünden, konnte ver⸗ hindert werden. Beim Verſuch. die Barclays⸗ Bank zu ſtürmen, wurde ein Araber erſchoſſen. Der Kraftwagen eines engliſchen Bankbeamten ging in Flammen auf. Kurze Zeit danach wurde in der Hauptſtraße ein arabiſcher Poli⸗ ziſt durch Schüſſe ſchwer verwundet. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung in Jaffa wurden ſtarke Militär⸗ und Polizei⸗ kräfte eingeſetzt. Außerdem wurde mit ſo⸗ fortiger Wirkung ein Ausgehverbot verhängt. In Ramleh auf der Straße Jaffa— Jeru⸗ ſalem wurde eine Bombe aufgefunden und un⸗ ſchädlich gemacht. Dort wurden auch zwei Juden von Unbekannten erſchoſſen. Auf der Straße Jeruſalem— Bethlehem fand eine Mi⸗ litärpatrouille eine Steinbarrikade vor, ſowie eine Bombe, die ebenfalls unſchädlich gemach: wurde. In der Nähe von Sarafand auf der Straße Jaffa— Jeruſalem wurde ein jüdi⸗ ſcher Kraftwagen unter ein Steinbombardement . mehrere Inſaſſen wurden verletzt. uch hier wurden erhebliche Militär⸗ und Po⸗ lizeikräfte eingeſetzt. Das Militärgericht in Haifa verurteilte zwei Araber aus Beiſan zum Tode. weil man bei ihnen Munition vorgefunden hatte. Ueber fünf Beduinenſtämme im Bezirk Beiſan wurde ein Ausgehverbot von 16 bis 5 Uhr verhängt, ſo daß die Beduinen ſich 13 Stunden lang in den Zelten aufhalten müſſen. An der Grenze zwiſchen Jaffa und Tel⸗Aviv wurden mehrere Gebäude angezündet. 23 Todesopfer Jeruſalem, 27. Auguſt. In der Nähe von Jaffa wurde ein Militär⸗ krankenwagen von Unbekannten erſchoſſen. Der arabiſche Chauffeur wurde getötet, der Beifah⸗ rer verletzt. Die Zahl der bei dem jüdiſchen Bombenan⸗ ſchlag in Jaffa getöteten Perſonen hat ſich nach dem amtlichen Bericht auf 23 erhöht. Der Kampf um die 40⸗Skundenwoche Daladier fordert erneut Erzeugungsſleigerung Paris, 26. Auguſt Miniſterpräſident Daladier entwickelte am Freitag vor der radikalſozialen Kammerfrak⸗ tion in Anweſenheit ſämtlicher radikaler Mi⸗ niſter noch einmal ſeinen Stand ⸗ punkt über die Notwendigkeit einer Locke rung der 40⸗Stundenwoche. Daladier wieder ⸗ holte dabei im weſentlichen die Erklärungen, die er bereits in ſeiner Rundfunkrede gemacht hatte. Dieſen Ausführungen, ſo ſagte er, habe er nichts hinzuzufügen, er dente aber auch nicht daran, ſie abzuſchwächen. Der Miniſterpräſi⸗ dent verwies auf die kürzliche Sitzung des In⸗ ternationalen Arbeitsamtes, wo hinſichtlich einer Ausdehnung der 40⸗Stundenwoche kei; nerlei Fortſchritte erzielt worden ſeien. Er habe nie daran gedacht, das Geſetz über die 40 Stundenwoche abzuſchaffen. Nach ſeiner An- ſicht aber erfordere es die internationale Lage, daß man in allen Unternehmen, die für die Landesverteidigung arbeiten, Ueber⸗ ſtunden mache. Sie ſeien für die Durchführung des Rüſtungsprogrammes notwendig. Die Verteidigung des Franc. die finan- zielle Wiedergeſundung und nicht zuletzt der Kampf gegen die unaufhörliche und ruinierende Steigerung der Lebenshaltungskoſten forderten eine Erzeugungsſteigerung. Nach dieſen Erklärungen verabſchiedete die radikalſoziale Kammerfraktion einſtimmig eine Entſchließung, in der ſie die Politik des Mi. niſterpräfidenten billig? und ihm erneut das Vertrauen ausſpricht. Wie Reuter aus Rangoon meldet, beläuft ſich die Zahl der Todesopfer bei den jüngſten Unruhen in Burma auf 149 537 Perſonen wurden verletzt. n Rangoon allein kamen 68 Menſchen ums Leben. dazu, wenn angekündigt wird, daß weitere der⸗ artige Unverſchämtheiten folgen werden, die nur den Zweck haben, die tſchechiſche Pſychoſe gegen das Deutſchtum weiter aufzureizen und zu verſtärken. 5 Das tſchechiſche Blatt produziert, um zu be⸗ leidigen und um zu hetzen, ein Greuelmärchen von beſonders gemeiner Art. Die Veröffent⸗ lichung des tſchechiſchen Blattes iſt ein unge⸗ wöhnlich herausfordernder Verſuch, den deut⸗ ſchen Soldaten des Weltkrieges und in ihm das deutſche Volk zu beleidigen. Wir empfehlen, wie geſagt, die Aeußerung des tſchechiſchen Blattes der allgemeinen Aufmerkſamkeit, beſonders auch ausländiſchen Beobachtern, die neuerdings die Auffaſſung propagieren, die Tſchechen ſeien ver⸗ ſöhnlich, aber die deutſche Preſſe ſei aufgeregt und wirke ſtörend. Was würden engliſche Blät⸗ ter ſagen, wenn etwa Tſchechen verſuchen wür⸗ den, den Ehrenſchild des britiſchen Frontſolda⸗ ten in ſo gemeiner Weiſe zu beſchmutzen? Das tſchechiſche Blatt kündigt weitere Unverſchämt⸗ heiten an. Die tſchechiſche Regierung duldet ein ſolches Betragen und macht ſich dadurch, wie ſchon ſo oft, mitſchuldig an der durch die tſche⸗ chiſchen Hetzer betriebenen Verbreiterung der Kluft zwiſchen Berlin und Prag. Die Sudeleien des tſchechiſchen Blattes rei⸗ chen weder dem deutſchen Soldaten des Welt⸗ krieges noch dem deutſchen Soldaten von heute auch nur bis an die Schuhſohle. Was das tſche⸗ chiſche Blatt ſich hier leiſtet, ſtammt aus den Archiven der Greuelpropaganda unſerer ehema⸗ ligen Kriegsgegner. Es iſt eines der übelſten Stiche dieſer vielleicht nicht wirkungsloſen, im⸗ mer aber zyniſchen und verlogenen Kriegshetze, mit der die Entente Deutſchland während des Weltkrieges überſchüttete. Judekendeulſche Abordnung bei Lord Runciman Prag, 26. Aug. Das Preſſeamt der Sudetendeutſchen Partei teilt mit: Am Freitagvormittag um 11 Uhr empfingen Lord Runciman und ſein Stab eine Delegation, beſtehend aus den Mitgliedern der Verhandlungsdelegation der Sudetendeutſchen Partei Dr. Roſche, dem Hauptleiter für So⸗ zialpolitik, Abgeordneter Bike, dem Ver⸗ bandsleiter des deutſchen Handels⸗ und Indu⸗ ſtrieangeſtelltenverbandes, Franz Möld⸗ ner, dem Vorſitzenden der deutſchen Arbeiter⸗ gewerkſchaft, Joſef Bude, und dem Obmann der Deutſchen Chriſtlichen Gewerkſchaften, Ab⸗ geordneten Schütz. Von der Abordnung wurde die Lage der deutſchen Arbeitnehmer und An⸗ geſtellten im Privat⸗ und Staatsdienſt vorge⸗ tragen. Japaniſcher Generalangriff auf Hankau Einſatz ſtärkſter Kräfte. 88 Tokio, 27. Auguſt Nach einer amtlichen Meldung hat der japa⸗ niſche Generalangriff auf Hankau am Sams⸗ tag morgen um 6 Uhr begonnen. Ausgehend von der Brückenkopfſtellung weſtlich von dem Poyang⸗See erreichten die Angriffs⸗ gruppen bereits eine ſtrategiſch wichtig vorge⸗ ſchobene chineſiſche Verteidigungslinie weſtlich des Poyangſees. Gleichzeitig griffen japaniſche Einheiten nördlich des Vangtſe in der Nähe von Luchau in ſüdweſtlicher Richtung Hankau an. Der Großangriff auf Hankau zu beiden Seiten des Vangtſe erfolgt mit Einſatz ſtärkſter Kräfte in zwei Gruppen, die unter dem Oberbefehl des Generals Hatas ſte⸗ hen. In den letzten Wochen waren die Aus⸗ gangsſtellungen für die Nordgruppe bei Lu⸗ chau und Hofei 150 Kilometer weit nördlich von Nanking ſorgfältig vorbereitet worden. Der nalionale heeresbericht vom Freilag Burgos, 27. Auauſt. Nach dem amtlichen Heeresbericht ſetzten die nationalſpaniſchen Truppen an der Ebrofront ihren Vormarſch fort und brachten den Roten erneut ſchwere Verluſte bei. An einer Stelle wurden 160 Gefangene gemacht. Im Frontabſchnitt von Caſtellon ſetzten die Roten vergebens zu Gegenangriffen an und zwar unter ſtarkem Einſatz von Tanks und Ar⸗ tillerie. Alle Angriffe waren erfolglos. Auch an der Eſtremadurafront ſetzte der Feind ſeine Angriffe fort, die zum großen Teil abgewieſen werden konnten. Neun feindliche Flieger wurden im Luftkampf durch nationale Flak abgeſchoſſen. Am Don⸗ nerstag wurden außer den im Heeresbericht bereits erwähnten Erfolgen im Luftkampf noch vier Abſchüſſe von rotſpaniſchen Fliegern er⸗ mittelt. In Erwarlung der Rede Simons „England wird einen Ueberblick über die augenblicklichen Probleme geben“ Paris, 26. Aug. Allgemein ſieht man in Paris mit einer ge⸗ wiſſen Ungeduld der für Samstag abend ange⸗ kündigten Rede Sir John Simons entgegen. Der Londoner Korreſpondent des„Temps“ nimmt noch einmal zu den am Donnerstagabend umgelaufenen Gerüchten Stellung und meint, in Londoner politiſchen Kreiſen ſei man der Anſicht, daß dieſe Rede Simons keine Ue⸗ berraſchung irgendwelcher Art enthalten werde. Sir John Simon dürfte vielmehr ver⸗ ſuchen, die Probleme ſo darzulegen, wie ſie ſich im Augenblick England ſtellten. —.— — —— — (17. Fortſetzung) „Wohin eigentlich?“ „Nach München.“ „So... hm.. bleibt er längere Zeit?“ „Kaum.. er wollte in zwei bis drei Tagen wieder fer ſein.., ſoll ich etwas beſtellen, oder wünſchen Herr oktor die Münchner Adreſſe Nein... nein.. nichts.. danke Trotzdem bleibt Bernd unſchlüſſig im Korridor ſtehen. Er will nicht nach Hauſe. Scheut das Alleinſein in ſeinen vier Wänden. Möchte es hinausſchieben. Lauter Empfindungen ſeines Unterbewußtſeins „Ich werde Herrn Helbing ein paar Zeilen auf⸗ ſchreiben.“ „Bitte...“ Frau Pauline öffnet die Türe zum Herrenzimmer, knipſt die Schreibtiſchlampe an und ver⸗ ſchwindet in ihrer geräuſchloſen Weiſe. Als Bernd mechaniſches„danke“ erklingt, hat ſie das Bimmer bereits verlaſſen. 4 vor dem Schretbtiſch. Was für eine Nach⸗ richt, will er dem Franz eigentlich hinterlaſſen... Das Ganze iſt doch Unſinn. Er kann ihm nichts ſagen, das in Worte zu faſſen und gar mit dem Bleiſtift aui dem Vormerkblock zu notieren wäre. Aber es ſitzt ſich ganz angenehm hier. Der warme Schein der gelb 1 Lampe beleuchtet gerade nur die Schreibtiſchplatte. Das Zimmer ſelbſt liegt in ſchattenhaftem Dunkel. Ganz gemütlich ſo. Auf demSchreibtiſch ſteht's Telephon, Tintenzeug und Löſchwiege. Dann liegt da eine Mappe, der Notizblock, ein Briefbeſchwerer. Und darnnter ſogar ein gefalteter Brief. Bernd erkennt Ilſe Waldners Schriftzüge unter dem Kriſtall des Sockels. Mechaniſch, ohne es zu wollen, lieſt er: „.„ ſogar auch meine kleine Helma dem Andenken dieſer wunderfeinen Frau Blandine ein Winkelchen ihres warmen Herzens bewahrt... und es iſt freilich mehr als bedauerlich, daß Ihr Freund Rainer, dieſer famoſe Menſch, der ſchon ſo viel Unglück hatte, ſich aus⸗ gerechnet in den Netzen dieſer Olgers verfängt..“ Wie unvorſichtig, ja indiskret von dem ſonſt ſo pein⸗ lich genauen Franz, Privatbriefe ofſen liegenzulaſſen. Wie leicht könnte die Schrag ſie leſen. Aber Neugierde iſt Frau Paulines geringſter frehler. Ihr Intereſſe erſchöpft ſich in der Hauswirtſchaft, ihr Aden darin, ihren großzügigen Brotgeber zufrieden⸗ zuſtellen. Fetzt hört ſie Rechtsanwalt Rainer das Herrenzim⸗ mer verlaſſen und ſofort iſt ſie im Korridor zur Stelle. „Ich habe es mir anders überlegt, Fran Schrag: be⸗ ſtellen Sie, bitte, Herrn Helbing einen ſchönen Gruß von mir, und er möchte mich doch anrufen, oder beſſer, gleich aufſuchen, ſobald er zurückkommt.“ „Sehr wohl, Herr Doktor, wird beſorgt.“ „Danke, Frau Schrag.. gute Nacht!“ zEmpfehle mich.. gute Nacht!“ N Aber Bernd Rainer hat heute keine gute Nacht. Ein paar dumme Kleinigkeiten beſchäftigen ihn mächtig. Und ſchließlich ärgert er ſich auch noch darüber, daß ſeine— eigentlich doch ſelbſtverſtändliche— Empörung een die Waldner und Helbing ausbleibt; daß die erunglimpfung ſeiner Braut andere Gefühle in ihm auslöſt als maßloſe Entrüſtung über die freche An⸗ maßung ſeiner Freunde. ** * Inzwiſchen ſetzte Helbing jenes Geſpräch mit dem Gerichtspräſidenten Burk ab fort, in ö 1 der beiden Herren damals am Bahnſteig o wundervoll ergänzt hatten. Er war eigens zu dieſem Zweck von Berlin nach München gefahren. Und daß der impulſive Gedanke, der ihn dazu veranlaßte, gut und fruchtbar war, bewies die Tatſache, daß er ſich innerhalb der eingehenden, mehrſtündigen Unterredungen dieſer beiden Tage ganz Jas. und reſtlos mit Burkhardt ſenior verſtändigt atte. 8„ Drei Wochen ſind nun ſeit Helbings Münchener Reiſe vergangen. ährend dieſer Zeit iſt er mit Heinz Burkhardt einig geworden. Und inzwiſchen hat auch Rechtsanwalt Rainer er⸗ ahren, daß ſein erſter Referendar ſeine Kanzlei ver⸗ aſſen und in das Runs Sen e Handelshaus ein⸗ treten wird, an Helbings Stelle, der den Schwerpunkt ſeiner Tätigkeit nach Amſterdam verlegt. Das hat Bernd einen gewaltigen Stoß verſetzt. Da hat er Hepzart, wie verwachſen er doch mit dem Freunde iſt, und wie er ſich nach neuer, lieb gewordener Gewöh⸗ nung an ſeinen Franz nur ſchwer wird ohne ihn zu⸗ rechtfinden können. Beſonders, da ein leichter Schleier ſich über ſein ſtrahlendes Glück ſenken will. Denn ſeit ſenem Tage, als ſeine Braut das Zimmer ſeiner verſtorbenen Frau in einer Weiſe mit Beſchlag 4 1 7 die ſelbſt ſeiner Verblendung zu denken gab, wiederholen ſich die Gelegenheiten, bei denen Felieitas' Verhalten ſo gar nicht mit der Kdealgeſtalt überein⸗ ſtimmen will, der ſeine vergötternde Liebe gilt. Es ſind ſtets nur Kleinigkeiten, mitunter kaum nennenswert, allein Bernds Feingefühl, einmal ver⸗ letzt, iſt empfindlicher denn je.. 5 Die Reizbarkeit, ſprunghafte Nervoſttät und Unduld⸗ amkeit, die Felicitas allzuoft an den Tag legt, bereiten hm beinahe körperlichen Schmerz. Zwar findet ſeine ſtets vergebende Liebe immer wie⸗ der tauſend Entſchuldigungen und Erklärungen, und beſonders dann, wenn Felicitas— klug erkennend, wie weit ſie über das wahrlich weit geſteckte Ziel geſchoſſen hat— ihn mit raffiniertem Einlenkungsmanöver durch geſpielte„Demut“„Zerknirſchung“ und„Selbſtanklage verſöhnt; die Verſöhnung ſelbſt dann mit Zärtlich⸗ keiten krönend deren Glut zwar nicht im Einklang ſteht mit der beliebten und bewährten Note„mädchenhafte Scheu“ die den Mann jedoch im Augenblick immer wieder ſiberrump“ und gewinnt. Aber dieſe unausgeglichenen Stimmungen zerren an Bernds Nerven und untergraben, was ſeinem Weſen lebensnotwendig iſt und ihm ſelbſt in der traurigen Zeit ſeiner Erblindung gewahrt geblieben war: die Harmonie des Hauſes- em ſich die An⸗ Dazu kommt, daß er im Unterbewußtſein Felteftas den Nerſuſf des Freundes nachträat Anſtinktin macht er, ſie dafür verantwortlich, daß Helbing Berlin den Rifcken kehrt. Obzwar dieſer natürlich nicht die min⸗ deſte Andeutung darüber laut werden läßt, inwieweit tatſächlich Bernds Verirrung— wie er deſſen Ver⸗ lobung mit Felicitas bei ſich nennt— ſeinen Entſchluß beeinflußt hat. Helbing wiederum hat ebenſowenta eine Ahnung, mieviel ein durch das Spiel des Zufalls erhaſchtes Bruchſtück von Alſe Waldners Brief Bernds verraten, worauf es ihn geſtaßen hat. Denn ſelbſtverſtändlich ſchmeigt Bernd darühber. Aber ſeine große Beſtürzung, als er zuerſt non Hel binas neunen Plänen erfuhr Nlänen, deren Vermirk⸗ lichung ihn ſeiner Gegenwart berauben werden, die hat er nicht einen Atemzug lang verborgen, oder auch nur zu verbergen geſucht. Helbing hat dafür gleich den ſchlagenden Hinweis bereit gehabt: „Räumliche Entfernungen bringen wohl Trennung, niemals aber Entfremdung. Nämlich in eine wahre Frenndſchaft, die erprobt iſt, wie die unſrige.“ „Das iſt ein ungenügender Troſt,“ war Bernds Ent⸗ gegnung,„allein ich weiß, daß ich dich nicht halten kann Ride mir ſomit nichts anderes übrig bleibt, als mich zu ügen.“ Das hat ſo voll trauriger Reſignation geklungen, daß Helbing ſein Entſchluß faſt leid geworden iſt. Faſt nur: denn ſchon das nächſte Zuſammentreffen mit Felieitas das dieſe natürlich wiederum zu einem Zuſammenſtoß zu geſtalten wußte, hat ihn von neuem in ſeinem Vorhaben beſtärkt. Andes der Juli ſich ſeinem Ende zuneigt, fberſieht er die geſchäftliche Lage ſo weit, um ſeine endgültige Ueberſiedlung nach Amſterdam für Mitte September feſtzuſetzen. Felicitas quittiert dieſe Nachricht mit einem un⸗— mittelbaren Waffenſtillſtand. Das heißt, ſie läßt Hel⸗ bing von fetzt ab ungeſchoren; ſie gibt es auf, ihr Müt⸗ chen an ihm zu kühlen und gönnt den beiden Freunden die Wahrung dieſer kurzen Zeitſpanne bis zur Tren⸗ nung zu häufigerem, ungeſtörtem Beiſammenſein. Beileibe nicht Güte oder gar Reue ſind ihre Beweg⸗ gründe. Solche Regungen ſind ihr fremd. Es iſt nur ganz einfach ihr Intereſſe an weiteren Plänkeleien er⸗ lahmt nach dem eindentig errungenen Sieg, den ſie im Kampfe gegen Helbing davongetragen hat, da er, als Geſchlagener, endgültig das Feld räumt. Ihre Geſchäftigkeit gilt jetzt ziemlich ungeteilt aller⸗ hand Anſchaffungen für das Rainerhaus, ſowie für ihren perſönlicher Bedarf, die ſie ffir unerläßlich hält, und wobei ſie Anſprüche ſtellt die ſelbſt den groß⸗ zügigen Bernd mitunter ſtutzig machen. Manchmal ſagt er ihr dies dann wohl auch, ſtets Itebevoll bemüht, in einem ſanften Hinweis auf ſeine Mutter und andere Rainerfrauen eine Kränkuna durch Tadel oder,Vorwurf zu vermeſden. Oefter aber ſchweigt er überhaupt dazu, mag er ihr Gebaren auch noch ſo wenig billigen. Immer ſagt er ſich: Sie iſt ein beſonderes Geſchöpf, das mit dem alltäglichen Maßſtab des Herkömmlichen nicht gemeſſen werden darf und nvertröſtet ſich weiter:.. Bis ſie erſt meine Frau ſein wird Auch Felieitas' Gedankengänge enden oft in dem gleichen Wunſch: Bis ich erſt ſeine Frau ſein werde. Allein das, was ſie an Zukunftsplänen und Abſichten damit verbindet hat gar nichts gemein mit Bernds innigen Herzenshoffnungen. Soweit haben ſich die Dinge— innerlich und äußer⸗ lich— entwickelt, während jener glutvollen Hoch⸗ ſommertage, deren heißer, ſchwerer Atem drückend über dem Hänſermeer Berlins liegt und eine Stimmung ſchafft wie vor einem heraufſchwelenden, verheerenden Gewitter.* 0 4 In Dresden, der anmutig⸗heiteren Garkenſtadt, die landſchaftliche Schönheiten mit berühmten Kunſtſchätzen und hiſtoriſchen Denkwürdiakeiten ſo wunderbar in ſich vereint, wird die ſatte Wärme dieſer ſelben ſonnen⸗ hellen, himmelblauen Julitage als feſtlicher Höhepunkt des verſchwenderiſchen Sommers empfunden. Ganz allgemein von jedem Beſucher dieſer einzig⸗ artigen deutſchen Stadt, und im beſonderen von Helma Valckenaar. In die dankbar und freudia erfühlten Schönheiten Dresdens trägt ſie die ſüße Hoffnung ihres reinen Mädchenherzens. Dabei blüht ſie auf. Eine zarte, noch etwas ſtrenge Knoſpe entfaltet ſich allmählich zur grazjöſen, ſchwebenden Anmut der Blume Mit mittterlichem Stolz ſieht es glſe Waldner, mit unnerhohlener Bewunderung ſtaunen es die zahlreichen Göſte der Penſion„Saxonia“ an. Helma geht durch die huldigenden Blicke mit der lächelnden Unbefangenheit des Kindes, das ſie im beſten Teil ihres klaren Weſens immer noch iſt und die Naturen, wie die ihre nfemals ganz verlieren. Unbeſchwert genießt ſie die goldene Gegenwart kfſt⸗ gelt nicht aroß darüber, was ihr folgen könnte. ſollte. würde oder müßte. Iſt wunſchlos glücklich in ihren unbewußten Erwartung.... Die Pracht des„Grünen Gewölbes“, die erleſenen Koſtbarkeiten des„Zwinger“, die reizvollen Fahrten auf den Elbdampfern bis in die pittoreske ſächſiſche Schweiz, die erquickenden Wanderungen durch die Weite der Dresdner Heide, werden übertroffen von der Be⸗ deutung, die der Poſtbote für Helma Valckengar ge— wonnen hat, ſeit ſie in ſo regem Briefwechſel mit Heinz Burkhardt ſteht.. Mit ſeligem Intereſſe nimmt ſie teil an den großen, neuen Zukunftsplänen, die er voll Eifer und Taten⸗ drang in ſo beglückender Selbſtverſtändlichkeit vor ihr entwickelt. Mit ihr. Für ſie?.. Mit 1 Gruß ſtrebt Heinz Burkhardt an Fe⸗ lteitas Olgers vorbei: am Sonnabendvormittag um 11 Uhr am Spreeweg, der Straße, die. ſowohl zu Helbings n am 420 nzenufer, als auch zum Ratnerhaus in der Moltkeſtraße, wie ſchließlich zur Penſion„Splendid“ in der Roonſtraße führt. Aber Kelicktas ruft inn an: 1 f g Urheberrechtsschutz: Verlag Hanna Paller Oskar Melster— Werdau „Halo, wir haben doch wohl den gleichen Weg,“ und zwinat ihn damit an ihre Seite.. Der Referendar entledigt ſich mechaniſch des ühlichen Maßes herkömmlicher Fragen Zach Befinden, Wetter und ſo weiter. Er fragt, ob Fräulein Olgers ihren Tiergartenſpaziergang gemacht babe. Die liebenswürdige Dame erwidert in entſprechen⸗ der Weiſe, ſo daß das Geſpräch dabinnlätſchert, wie ſolche Geſpräche nun einmal dahin zu plätſchern baben. Mit einem Male verblüfft Felicitas mit der plötz⸗ lichen Frage:* „Was machen Sie eigentlich heute nachmittag? „Ich... oh.. vielleicht...“ entgegnet Burkhardt nicht ſo raſch gefaßt. „Sie haben alſo noch nichts vor“ ſtellt Felicitas be⸗ friedigt feſt.„Das trifft ſich gut. Da kommen Sie mit uns zum 5-Uhr⸗Tee ins„Eden“ auf den Dachgarten. Krampfhaft ſucht Burkhardt nach einer glaubhaften Ausrede; aber als ahnte fFelieitas dies. ſperrt ſie ihm jeden Rückzug ab. indem ſie mit einer Beſtimmtheit verſichert, die nicht im geringſten verrät, daß ſie ſich das alles erſt in dieſem Augenblick blitzſchnell zurechtgelegt hat: „Mein Verlobter legt ganz beſonderen Wert darauf, daß Sie wenigſtens in dieſer Form einmal unſere Ge⸗ ſellſchaft teilen, wenn es leider ſchon nicht angängig iſt, Sie zur Zeit zu uns zum Tee zu bitten.“ Dagegen gibt es für Burkhardt keine Ablehnung. Rechtsanwalt Rainer iſt der Chef. Der ſiberaus ge⸗ ſchätzte, ſehr ſumpathiſche Chef, mit dem man ſich in gegenſeitigem Entgegenkommen gütlich geeinigt bat über den Austrittstermin, der es ermöglichen ſoll, in die Handelsgeſellſchaft einzutreten, deren Schöpfer wiede⸗ rum dieſes Chefs beſter Freund iſt. Und zum Ueberfluß gibt Felicitas jetzt noch als Trumpf darauf: „Herr Helbing hält natürlich auch mit.“ 2 Burkhardt murmelt alſo Dank und Bereitwilligkeit. Inzmiſchen hat man das Rainerhanus erreicht. Burkhardt ſucht ſeinen Arbeitsraum auf, aber Felt⸗ citas kann nicht ſogleich zu Bernd. „Herr Doktor hat gerade eine Beſprechung“ meldet Gödicke und fragt voll Ehrerbietung, ob und wo das gnädige Fräulein zu warten wilnſche. „Bei Ihnen, Herr Bürovorſteher,“ entſcheidet Felf⸗ citas in leutſelig⸗lächelnder Herablaſſung,„wenn es Sie nicht ſtört.“ Gödicke iſt verwirrt oh ſolcher Ehre. Beluſtigt beob⸗ achtet Felieftas die geſchäftige Verlegenheit, mit der er ihr in ſeinem Büro einen möglichſt bequemen Platz zu ſchaffen ſucht. Sie macht ſich gar nichts daraus, ein wenig hier zu warten. Sie iſt glänzend gelannt, weil ihr nun end⸗ lich wieder, nach langer Zeit aufgeswungener Enthalt⸗ ſamkeit, ein Veranügen größeren Stils winkt, wie ſie es liebt. Unerträalich iſt ihr die langweilige Gleich⸗ förmigkeft ihres Brautſtandes. Bernd war bis jetzt nicht zu bewegen geweſen, ein Tanzlokal aufzuſuchen. Nur heute wird er wohl oder übel müſſen; denn er wird ſich ſchwer hüten, ſich bloßzuſtellen, indem er ſie vor ſeinem Referendar gewiſſermaßen Lügen ſtraft. Das hat ſie wieder mal fein eingeleitet. Auch Helbing wird, wenngleich zähneknirſchend, ſo doch brav an⸗ treten müſſen. Drei elegante Herren, mit denen ſie im zEden“ erſcheinen wird. Stattliche Erſcheinungen, zum Teil auch im beſten Sinne bekannte. Ein glänzender Rahmen für ſie, der heute vom Marbach⸗Atelier das Spitzenkleid geliefert wurde, eine A Kopie des in den Büchern genau notierten Modells von Frau Dr. Rainer. Das ſind ſo die kleinen Gemütserregungen, die Felicitas Olgers' Temperament ſich ſchafft wäh⸗ rend dieſer ſchläfrigen Wartezeit bis zu ihrem Einzug ins Rainerhaus. Genüßlich ſaugt ſte an der ſtarken engliſchen Ziga⸗ rette, die ſie mit i Frauleſ Vorliebe raucht. „Wenn gnädiges Fräulein ſich jetzt zu Herrn Doktor bemühen wollen?“ „Vielen Dank, lieber Gödicke.“ Wieder ſchenkt Feli⸗ eitas dem unterwürfigen Männchen einen huldvollen Blick und rauſcht vorbei an ſeiner tiefen Verbeugung. Bernd nes de ſie mit vollendeter Ritterlichkeit, aber ohne jenes beſondere Beglücktſein, das ihr— ob⸗ wohl oft leiſe beſpöttelt— gerade heute wünſchenswert geweſen wäre. Sie tändelt mit ihren Handſchuhen, ein graziöſes, feines Fingerſpiel. „Ich komme nur auf einen Sprung, Bernd. Weiß ja, daß du vor Sonnabendmittagsſchluß noch viel zu tun haſt. Wollte nur etwas für den Nachmittag be⸗ ſprechen..“ „Bitte...“ wirft er ſo müde ein, daß ſie nun doch aufmerkſam in ſeinen trüb n Augen forſcht. „Was haſt du denn, Bernd? iehſt ja aus, als wäre dir die Peterſilie verhagelt.“ „Schlimmer, Fee, viel ſchlimmer. „Geſchäftlich.„.?“ Aufflackernder, ängſtlicher Arg⸗ wohn läßt Felieitas dieſe Frage hervorſtößen. Des Mannes ſchweres Nicken beruhigt ſie ſofort. „Mein Gott, auch der Poße Rainer muß eben mal einen Prozeß verlieren. Das iſt doch kein Grund, um wie das Leiden Chriſti auszuſehen. Felicitas, Ungeduld wird zur Verſtändnisloſigkeit, als ſie erfährt, was die Gemüter hier bewegt; daß näm⸗ lich der Strafgefangene Hugo Lenſing ſich in ſeiner Zelle in Tegel erhängt hat. „Na ja, ſo etwas paſſiert eben. Was hat der Kerl denn eigentlich ausgefreſſen gehabt?“ Bernd verſucht, ihr den Fall menſchlich zu erklären, wirbt mit ſtarken Worten um ihr Mitleid mit dieſem ſchwachen, verirrten Menſchenkind, deſſen hartes Los Dina nach Möglichkeit zu mildern verſuchte und auch gemildert hat, ſo lange ſie lebte. „Alſo, genug von dieſen unerquicklichen Dingen,“ ruft ihn Felieitas', ihm heute ſeltſam ſcharf erſcheinende Stimme in die Gegenwart zurück.„Hole mich heute nachmittag aus der Penſion ab Bringe auch Helbing mit— wir gehen dann zum 5⸗Uhr⸗Tee ins„Eden“.“ „Aber Fee, du weißt doch, daß ich...“ „Ich weiß, daß du dich lange genung dieſer geradezu klöſterlichen Zurückhaltung befleißigſt und auch mich, länger als nötig, dazu verurteilt haſt. Ich glaube der Form dürfte doch nun wohl ſchon Genüae aeſchehen ſein.(Fortſetzung folgt. deln nd Iain Neder b chen rechen, haben, r lz. 10 tönt Hus be. Lie nit arten“ haften de ihm ſunnthelt dic dg helegt dern, ere ge⸗ glg it, chnung. us ge⸗ ſch in ot über in die wiede⸗ ch al igkeit. t Rel meldet 10 das t fell. m es beob⸗ it der N Platz jier zu n end⸗ Ahalt⸗ wie ſie leich⸗ 1 ett ſuchen. en er er sie ſraſt. Helbing 9 al ſie im f, zum zender et das ie des an Dt. ungen, wüh⸗ Einzug Ziga⸗ Doktot f gelt⸗ vollen gung. ſchkeit, — bb⸗ wert niöſes, Weiß iel zu ag be⸗ t rh ft. 1 nal ib, um ſickeit Ham ſeinet gal lären, dece 1 0 0 auch * 0 hende 15 in 5 be mich, hebe Zur Unſerhalilung und Belehrun Kleines Herz hat Kummer And was Peterle und ſeine Mutter daraus gelernt haben— V. H. Linhs⸗Hürter Grabmal ohne Bewohner Maximilian J. und die Innsbrucker Zu den bedeutendſten Sehenswürdigkeiten der Tiroler Hauptſtadt Innsbruck gehört das in der Hofkirche befindliche Grabmal des Kai⸗ ſers Maximilians J., der aber nicht dort, ſon⸗ dern in der Schloßkapelle zu Wiener⸗Neuſtadt ſeine letzte Ruheſtatt gefunden hat. Der Grund dazu iſt eine höchſt ſeltſame Verknüpfung von Umſtänden. Maximilian J. der letzte Ritter, wie man ihn nannte. war ein großer Freund Innsbrucks, und dort. wo es ihm ſo gut gefiel, wollte er auch begraben ſein. Er ließ alſo den Plan zu einem großartigen Grabdenk⸗ mal entwerfen, zu einem mächtigen Sarkophag aus Marmor, in dem auf 24 Bildern ſeine her⸗ vorragendſten Taten dargeſtellt werden ſollten. Auf dem Deckel betete Maximilian ſelbſt im Kaiſerornat für ſein Seelenheil. Rund um den Sarkophag wurden 28 Statuen grup⸗ pie rt, die als Leidtragende gedacht waren und bei Totenfeiern Fackeln tragen ſollten. Dieſe 28 ſtammten aus der Reihe der berühm⸗ Männer jener Zeit und Peter Viſcher in Nürnberg erhielt den Auftrag, einige der vor⸗ eſehenen Figuren in Erz zu gießen. An dem rabmal wurde fleißig gearbeitet, aber als Maximilian fühlte, daß das Ende ſeiner Ta ge herannahte, war es doch noch nicht bis zum letz⸗ ten fertiggeſtellt. Er zog mit ſeinem Gefolge bis vor die Tore Innsbrucks, um dort ſeinen Tod abzuwarten. Aber die Innsbrucker waren böſe mit dem Kaiſer. Er hatte ſich ſeinerzeit von ihnen 24000 Gulden geliehen und ſie, trotz aller Mahnungen, bisher nicht zu⸗ rückerſtattet. Die Innsbrucker wollten das jetzt als Zwangsmittel benutzen. Zahlte der Kaiſer die 24000 Gulden, dann ſollten ihm die Tore der Stadt geöffnet werden und er konnte ſelig ſterben und unter ſeinem ſchönen Grabmal be— graben werden. Die Bürger der Stadt waren hart. Aber der ſtändig in furchtbaren Geld⸗ verlegenheiten befindliche Kaiſer hatte nichts. Draußen vor den Mauern mußte er ſein Lager aufſchlagen, darob ſich ſeine Liebe zu der Stadt in Zorn verwandelte.„Nicht wert ſind die Innsbrucker“, ſoll er ausgerufen haben,„daß mein Leichnam in ihren Mauern verweſet, nie will ich dort zur letzten Ruhe beſtattet ſein, wo man ſo harte Herzen zeigt.“ Sprach's und ließ am nächſten Morgen das Lager abbrechen und zog weiter, bis er in Wels an der Donau end⸗ lich die müden Augen ſchloß. Es dauerte noch Jahrzehnte, bis das Grabmal in der Hofkirche für Maximilian J. wirklich fertiggeſtellt war. Es iſt leer geblieben bis auf den heutigen Tag, hat aber darum nichts an ſeiner Sehens⸗ würdigkeit eingebüßt, und kein Fremder ver⸗ ſäumt, es zu beſuchen. Er ſtahl ein Herz. In Jena— aber auch in mancher anderen kleinen Univerſitätsſtadt— wird eine nette Ge⸗ ſchichte von einem alten Chirurgen erzählt, deſſen Leidenſchaft die Erforſchung des menſchlichen Kör⸗ pers war und der nichts lieber tat, als Leichen ſezieren. Wegen dieſer Paſſion geriet der Arzt in ſeiner Jugend einmal mit dem Geſetz in Konflikt und wurde mit einer Geldſtrafe belegt, denn er hatte heimlich ein Herz aus dem Anatomieſaal nach Hauſe mitgenommen, um es in aller Gründlichkeit und Ruhe unterſuchen zu können. Als er im Alter zu Ruhm und Ehren gekom⸗ men war, geſchah es eines Tages, daß er als Zeuge vor Gericht auszuſagen hatte, und daß der Vor⸗ ſitzende ihm die übliche Frage vorlegte, ob er un⸗ beſtraft ſei. Der alte Herr wurde ſichtlich verlegen und ſtammelte„Nein“. Erſtaunt fragte der Rich⸗ ter, weswegen er denn verurteilt worden ſei. Und da antwortete der Gefragte, indem er einen roten Kopf bekam: 5 „Weil ich ein Herz geſtohlen hatte...“ Schau. Freuden des Angelns Der engliſche Dichter Charles Dickens hatte, gleich vielen ſeiner Landsleute, ein beſonderes Vergnügen am Angeln. Aber er übte dieſen Sport mehr zur Beruhigung ſeiner Nerven und um ungeſtört nachdenken zu können, aus, als um Fiſche zu fangen. Stets ſah man ihn an der gleichen Stelle oberhalb ſeines Hauſes am Fluß⸗ ufer die Angel auswerfen und ſtundenlang in Gedanken vertieft daſitzen.„Hier werden Sie kaum Fiſche fangen“, ſprach ihn eines Morgens ein Vorübergehender an.„Sie müſſen ein Stück⸗ chen den Fluß hinaufgehen. Dort oben, hinter der Mühle, wimmelt es nur ſo von Forellen. Mit jedem Zug werden Sie eine an der Angel haben.“—„Ich danke Ihnen vielmals, lieber Freund!“ erwiderte Dickens, verlegen errötend. „Ich weiß das alles ſelbſt, aber es würde mich zu ſehr ſtören, wenn ich wirklich Fiſche fangen müßte!“ Der Dudelſackpfeifer Ein alter Invalide des Hochlandregimentes — keine Angſt, es iſt kein Schottenwitz!— lag todkrank im Hoſpital zu London. Seine Pfle⸗ rin beugte ſich mitleidsvoll über ihn, um nach fie WMünſchen zu fragen. Er konnte nur leiſe lüſtern: „Einmal noch möchte ich einen Dudelſack hören...“ Die Pflegerin nickte gerührt, ſie verſtand. Dudelſäcke ſind das Hauptmuſikinſtrument des Hochlandregimentes; nach ihren Klängen war der Alte ins Feld marſchiert, hatte er ſeine 8 mitgemacht— ſie nickte gewährend. hne weiter um Erlaubnis zu fragen, tat ſie 10 nach einem Dudelſackpfeifer um und fand ſchließlich einen, der mit ihr kam und in dem 0 Raum, in welchem der alte Invalide ag, einige der alten Stücke blies. Der Invalide wurde geſund. Alle anderen Patienten des Saales gerieten an den Rand des Grabes Peterle iſt ein ſtrammer Abe⸗Schütze. Die Schule, vor der ihm anfangs ein wenig bange war, macht ihm doch nun täglich immer mehr Spaß, und Mutter iſt natürlich froh darüber, daß ſich iht kleiner Liebling ſo gut ſchickt. Aber ſeit ein paar Tagen ſchleicht er recht trübſelig einher. Das Eſſen ſcheint ihm nicht mehr zu ſchmecken. Nachts ſchläft er ſo untuhig, wälzt ſich im Bettchen einher, und Mutter iſt ſchon ganz ernſtlich beſorgt um ihn. Wie ſie am Abend noch einmal ins Schlafzimmer kommt, um nach dem kleinen Trabanten zu ſehen, liegt er noch wach und ſtöhnt leiſe vor ſich hin. „Ach, Mutti, ich hab' ja ſolche Zahnſchmerzen.“ Mutter holt ſchnell ihre Taſchenlampe. Peterle macht den Mund weit auf:„Der iſt's“, und zeigt mit ſeinem kleinen, dicken Finger auf ein böſes, ſchwarzes Loch. Natürlich, das muß ja weh tun. Nun iſt es Mutter auch klar, warum Peterle nicht mehr richtig eſſen wollte oder beſſer konnte, denn mit Zahnweh kann auch ein Großer nicht gut beißen, geſchweige denn ein Kind, und ins⸗ geheim macht ſie ſich einige und leider nicht ganz unberechtigte Vorwürfe. Ihr fallen die vielen „Betthupferle“ ein, die iht das Peterle oft noch nach dem großen, abendlichen Zähneputzen beim Zubettgehen abgeſchmeichelt hat. Da hieß es immer:„Mutti, noch ein Karamellchen!“ oder „Nur ein kleines Stück Schokolade“, und immer wieder hatte ſie ſich erweichen laſſen und ihm noch etwas„zum Einſchlafen“ gebracht. Meiſtens hatten ſie dann beide vergeſſen, den Mund noch einmal gründlich nachzuſpülen. Endlich iſt es ſo weit, daß ſie ſich beide auf den Weg machen. Mutter zittert heimlich vor dem kommenden Exeignis, aber Peterle freut ſich nur, daß er das böſe Ding nun endlich loswerden ſoll. Cr iſt auch gleich ſehr tapfer und ſperrt ſein Mäulchen wacker auf, um den Zahnarzt nach— ſchauen zu laſſen. Der ſchüttelt zwar mit dem Kopf, weil der Störenfried von Backenzahn ſchon längſt heraus gemußt hätte, aber er macht es doch kurz und ſo weit es geht, ſchmerzlos. Die größte Angſt hat auch jetzt merkwürdigerweiſe wiedet Mutter. Wie der Arzt die Zange anſetzt und der Backenzahn nicht gleich will, da hat ſie ein Ge⸗ fühl, als hinge ſie ſelbſt mit an der Zange und müſſe ziehen und rucken, und ſie ſpürt den Schmerz faſt ebenſo deutlich wie das Peterle ſelber. Der kriegte eigentlich nur einen großen Schrecken über den feſten Ruck und daß plötzlich ein Loch war, wo vorher noch der Zahn ſtand. Wie er ſich nach— her den Uebeltäter einpacken darf, da möchte er ihn am liebſten ebenſo plagen, wie er es zuvor ausſtehen mußte. Nach einem Stündchen, während⸗ deſſen er ſchon mit Salbeitee geſpült hat, iſt der Schmerz ſchon faſt gänzlich verſchwunden und bald ſpringt er wieder munter wie zuvor herum Am erſten Tage geht das Beißen zwar noch nicht gut, da gibt es noch Grießbrei, aber am zweiten, da kriegt er einen ſolchen Appetit, daß er ſich eine mächtige Stulle richtigen guten Schwarzbrotes ausbittet. Mutter jedoch hat alles genau gemerkt, was ihr der Zahnarzt geſagt hat. Daß es grundfalſch ſei, wenn man die erſten Zähnchen des Kindes nicht genügend pflege,„weil ſie ja doch wieder herausfallen“. Im Gegenteil. Je ſorgfältiger ge⸗ tade die erſten, ſogenannten Milchzähne betreut werden, um ſo günſtiger ſind die Ausſichten für das zweite Gebiß. In Zukunft wird ſie Peterle gewiß nicht mehr mit ungeputzten Zähnen ins Bett gehen laſſen, und Betthupferle gibt es nach dem letzten Mundſpülen auch nicht mehr. Wohl aber einen Apfel vorher, überhaupt viel Obſt und Nüſſe, Schwarzbrot und Salat. Und jede Woche ſiebt ſie ſich die Zähnchen an, denn wenn man einen ſolchen Schaden rechtzeitig entdeckt, braucht der Zahn ja nicht gezogen zu werden, ſondern man kann ihn füllen laſſen. Erdbeben in Tiefſeegräben Brandung über 600 Kilometer hin ſpürbar— Bautechnik einer Erdbebenwarte Erdbeben ſind Menſchheitskataſtrophen. Ein Mittel gegen ſie gibt es nicht. Wann ſie ſich ereignen, weiß niemand. Sie kommen unver— mutet, verwüſten ganze Landſtriche, zerſtören. ganze Städte— und der Menſch muß ſich er⸗ geben. Ein furchtbarer Feind. Das einzige, was wir mit Gewißheit von ihm kennen, ſind die hauptſächlichen Zentren, in denen er zu Hauſe iſt: einige Vulkangebiete Europas, vor allem aber Aſien und die unermeßlichen Räume des Stillen Ozeans. Dort, in den ſogenannten Tief⸗ ſeegräben, 8000 bis 10000 Meter unter dem Meeresſpiegel, ereignen ſich alljährlich die mei⸗ ſten und gefährlichſten Kataſtrophen dieſer Art. Der bewohnten Welt bleiben ſie zum Glück ver⸗ borgen. Kein Menſchenleben fällt ihnen zum Opfer. Sie ſpielen ſich ganz ohne Zeugen ab. Es ſeien denn die Seismographen der über die ganze Welt verſtreut liegenden Erdbebenwar— ten. Sie wiſſen davon. Ihnen entgeht nichls, ſelbſt in Entfernungen von 20 000 Kilometer. Tag und Nacht liegen dieſe Inſtrumente auf der Lauer. Tag und Nacht laufen die Papier⸗ ſtreifen unter ihren unruhig zitternden Nadeln dahin. Und die Nadeln ſchreiben, ſchreiben. 900 Erdbeben zeichnen ſie im Verlaufe eines Jahres auf. Es iſt vielleicht nur eins darunter, das den Menſchen zum Verhängnis wurde. Geheimniſſe eines Landhauſes Eine Erdbebenwarte hat ſo gar nichts Auf⸗ fälliges nach außen an ſich. Die auf dem Feid⸗ berg im Taunus z. B. gleicht eher einem ſchlich⸗ ten Landhaus, das ſich ein Naturfreund hier oben zwiſchen Wald und Heide errichtet hat. Tritt man allerdings ein, ſo erlebt man etwas Unglaubliches. Man begegnet demſelben Haus noch einmal. Es iſt in verkleinertem Umfang, aber genau ſo mit Türen, Fenſtern und Dach verſehen, in das andere hineingeſtellt. Das empfindliche Inſtrument, das es in einem gro⸗ ßen Raum beherbergt und das mit einer 500⸗ fachen Verſtärkung arbeitet, ſoll auf dieſe Weiſe gegen jeden Einfluß von außen— ſeien es Er⸗ ſchütterungen oder Temperaturſchwankungen— geſchützt werden. Aus demſelben Grunde bittet einen auch ein Schild an der Wand, daß man ſich auf den an der Decke aufgehäng⸗ ten Stegen und nicht auf dem Fuß⸗ boden bewegen möchte. Der Apparat meldet ſonſt wohl Erdbeben, die ſich nie ereig⸗ net haben. Seine Konſtruktion beruht auf dem im Grunde einfachen Gedanken, daß ſich alle gro⸗ ßen Erſchütterungen ſelbſt auf größte Entfer⸗ nungen hin durch die Erdkruſte fortſetzen. Ver⸗ ſenkt man alſo einen Betonklotz in den Fels des Berges, verankert ein Geſtell in ihm und hängt daran eine freiſchwebende Stahlplatte von etwa neun Zent⸗ nern Gewicht auf, ſo wird ſich eine Erſchüt⸗ terung von einem hundertſtel Millimeter im Fels bei der Stahlplatte durch einen Ausſchlag von fünf Millimetern bemerkbar machen, den ſie auf einem unter ihr fortlaufenden berußten Papierſtreifen mit Hilfe einer Nadel aufzeich⸗ net. Iſt das ſchon ein Beben? Die großen Kata⸗ ſtrophen, die ſich 15 000 Kilometer fort in den Gräben der Tiefſee ereignen, laſſen die Nadel über die ganze Breite des Papiers dahin⸗ ſchwingen. Ja, ſie reißen ſie noch weit daruber hinaus. Aus 15 000 Kilometer Entfernung! Stürme im Kanal notiert Aber es ſteht ein noch empfindſameres Gerät im Hauſe, ein Apparat, der mit einer 5000⸗ fachen Verſtärkung arbeitet. Er verzeichnet nicht nur Beben, er meldet auch die Stürme im Kanal. Bei Windſtärke 10 oder 12 z. B. iſt die Brandung an der engliſchen Küſte ſo ſtark, ſchlagen die Wogen mit einer ſolchen Gewalt gegen das Feſtland an, daß ſich die Erſchürte⸗ rungen bis hierher, 600 Kilometer weit ins fte u fortpflanzen. Der Apparat zeichnet ie auf. Die Wellen, Kurven, großen und kleinen Ausſchläge, mit denen die Apparate von einem Erdbeben berichtet haben, ſind für den Luien Hieroglyphen. Aber dem Wiſſenſchaftler ver⸗ raten ſie ungeheuer viel. Nicht nur lieſt er von ihnen auf den erſten Blick ab, ob es ſich um ein Nah⸗ oder Fernbeben gehandelt hat, um ein großes oder kleines, ſie verraten ihm nech mehr. Alle Beben teilen ſich nämlich durch mehrere hintereinander einlaufende Wellen mit, entſprechend der Tatſache, daß ſich Erſchüt⸗ terungen ja nach allen Seiten hin fortpflan⸗ zen. Und ſo meldet ſich alſo die eine Weile direkt, die andere auf einem Umweg beim Seismographen an. Die eine kommt pünktlich, die andere mit Verſpätung. Und aus dieſen Differenzen und aus der Zeit, die eine Welle braucht, ſchöpft der Wiſſenſchaftler ſehr wert⸗ volle Erkenntniſſe über die Zuſam⸗ menſetzung unſeres Erdinn ern. Er ſtößt mit ihrer Hilfe ſozuſagen in das Innere, aus dem die Wellen kommen, vor, in dieſe ge⸗ heimnisvollen Abgründe, in die noch kein Blick hinabgedrungen iſt, und über deren Inhalt wir nur Vermutungen haben. Nun jedoch wird manche Vermutung zur Gewißheit, und auf manches, was wir noch nicht wußten, fällt Klarheit. Und ſo haben alſo ſelbſt Erdbeben ihre nützlichen Seiten. — ———— ͥ— Hochſchule der Straßenhändler Es iſt gar nicht ſo ein einfacher Beruf, in den Straßen der Großſtadt Raſierklingen, Fleckenent⸗ ferner, Patentkragenknöpfe, Füllfederhalter und ähnliche Herrlichkeiten zu verkaufen. Dazu gehört neben der behördlichen Zulaſſung eine nimmer⸗ müde Zungenfertigkeit und ein gehöriges Quantum Witz und Menſchenkenntnis, denn der Großſtädter von 1938 hat es eilig; man muß ihm ſchon etwas beſonderes zu bieten haben, damit er ſtehen bleibt und— zuguterletzt ſeinen Geldbeutel öffnet. So kommt es, daß die Straßenhändler ſich ihre Pro⸗ pagandareden und Reklameſzenen ſorgfältig ein⸗ ſtudieren müſſen. Da iſt nun ein einfallsreicher Mann im Oſten Berlins auf einen guten Gedanken gekommen. Er hat gewiſſermaßen eine— Hochſchule für Straßen⸗ händler aufgemacht.„Bei mir lernt es jeder“, ſagt er,„bei mir wird jeder eine Verkaufskanone“, und er hat regelrechte Kurſe eingerichtet in ſeiner „Rednerſchule und Beratungsſtelle für Straßen- händler“, in denen jeder, der mit dem Wander⸗ gewerbeſchein das Recht hat, ſich auf der Straße ſein Geld zu verdienen, lernen kann, wie man das erfolgreich macht. Es gibt Einzelunterricht und Schnellkurſe, man kann ſich einen„prima Vortrag“ machen laſſen, individuell bearbeitet für Raſier⸗ creme, Halsketten oder Hoſenträger mit garantiert neuen Witzen und Argumenten, denen ſich auch der mißtrauiſchſte Paſſant nicht entziehen kann. „Witz muß man haben, Witz iſt die Hauptſache“, ſagt der Lehrer und lernt gerade einen Mann an, der Vogelpfeifen verkaufen will, mit deren Hilfe man auch dem griesgrämigſten Kanarienvogel wieder das Singen beibringen kann.„Sie müſſen ſagen: Mit dieſer Pfeife kann man ſogar die Hühner ſingen lehren, dreimal da reingeblaſen und der ganze Zoo gibt einen Choral von ſich, daß die die Wände wackeln!“ Es iſt natürlich ſehr wichtig, daß erſt einmal die Paſſanten ſtehen bleiben. Da⸗ zu braucht man einen Mitſpieler: Der erſte„Paſ⸗ ſant“, der ſpricht mit, läßt ſich einen Flecken aus dem Mantel entfernen, gebraucht Einwände, wird durch den Witz des Verkäufers beſiegt und— kauft. Dann iſt meiſtens der Bann gebrochen. Die Zuſchauer laſſen ſich überzeugen und kaufen eben⸗ falls. Da werden alſo in der Schule ganze Szenen Wort für Wort durchgeprobt. Der Krawatten⸗ mann legt ſeinem Mitſpieler einen bunten Selbſt⸗ binder um den Hals:„Probieren Sie mal dieſen Selbſtbinder!“ Der andere ſteht ſtarr und rührt ſich nicht.„Nun?“, fragt der Verkäufer,„warum probieren Sie nicht?“„Ich denke, der bindet ſich von ſelbſt, er heißt doch Selbſtbinder!“ ſagt der andere. Die Zuſchauer ſchütteln ſich vor Lachen, ihre Zahl hat ſich verdoppelt. Die unfehlbare Raſtiercreme wird durch ein paar Schlagworte ein Schlager:„Vor dieſer Creme läuft auch der ſtärkſte Bart davon— dem alten Kaiſer Barbaroſſa hätte nie der Bart durch den Tiſch wachſen müſſen, wenn er das gekannt hätte.“ —„Dieſen Kragenknopf trägt ſogar der König von England!“—„Einmal dieſe mechaniſche Maus durch das Zimmer laufen laſſen und die giftigſte Schwiegermutter brauſt zum Tempel hinaus.“ Unerſchöpflich ſind die Variationen. Zu jedem neuen Patent, ſeien es leuchtende Bleiſtifte, Tropfenauffänger für Teekannen oder transpor⸗ table Kleiderhaken, laſſen ſich ein paar hübſche Verschen oder eine kleine Reklamekomödie zurecht⸗ machen. Das ganze koſtet je nach Länge und Auf⸗ machung drei bis zehn Mark.* r Deutſchlands berühmteſter Orchideenjäger Ernſt Rimann, der„Vater der Millionärsblume“, ſtarb— Ein Leben im Urwald Im Hamburger Vorort Fuhlsbüttel ſtarb ſoeben im 84. Lebensjahr der Bota⸗ niker Ernſt Rimann, der ſich als einer der berühmteſten Orchideenjäger in allen fü Erdteilen einen Namen gemacht hat. Ende des vorigen Jahrhunderts war es, daß ſich auf einem der kleinen Eilande der Anda⸗ manen⸗Inſelgruppe im Indiſchen Ozean ein Deutſcher mit blinkendem Beil einen Pfad durch die undringlichen Urbeſtände der Mangroven⸗ wälder ſchuldig. Als er die Axt wieder einmal anſetzte, blieb ſein Blick plötzlich gebannt auf fünf dunklen Körpern ruhen, die ſich ihm in bedrohlicher Haltung näherten. Fünf Pfeil⸗ ſpitzen waren auf ihn gerichtet, fünf Augen⸗ paare funkelten ihn an und um die Hüften der kaum eineinhalb Meter großen Eingeborenen klapperten unheimlich die Skelette menſchlicher Schädel und Kiefer. Trotzdem der Weiße einen Paß des engliſchen Vizekönigs von Indien vor⸗ zeigte, mußte er eine Woche lang in Gefangen⸗ ſchaft der Inſelbewohner ſchmachten, bis ihn ein handſchriftliches Dekret aus Delhi aus ſeiner bedrohlichen Lage befreite. Der Vizekönig hatte keine Minute gezögert, dem Deutſchen ſeine Hilfe zu bieten, wußte er doch, daß er ſeinen Schutz keinem Unwürdigen angedeihen ließ, ſon⸗ dern Ernſt Rimann. einem der berühmteſten Orchideenjäger der Welt, deſſen Name in den großen Blumenkulturen von Los Angeles ebenſo ein Begriff iſt, wie in den Blütengärten von Sydney. Als Ernſt Rimann vor wenigen Tagen für immer die Augen ſchloß, endete ein langes ar⸗ beits⸗ und abenteuerreiches Leben, das ſich einem einzigen Ziele geweiht hatte: die Jagd auf die „Millionärsblume“, auf die Orchidee. Ueber fünfzig Abarten dieſes begehrteſten Kindes der Blumenwelt verdanken dem Manne ihre Ent⸗ deckung und Erforſchung, der nun in Fuhlsbüt⸗ tel bei Hamburg zu Grabe getragen wurde. Die Wiſſenſchaft entgalt es ihm dadurch, daß ſie eine Reihe der ſchönſten Orchideengewächſe nach ihm benannte. Alle fünf Kontinente hat Ernſt Rimann auf der Jagd nach Orchideen bereiſt, aber nicht allein auf ſicheren Wegen in Eiſenbahnen und Auto⸗ mobilen, ſondern oftmals einſam durch tückiſche Dſchungeln und gefahrvolle Urwälder. Als Sohn deutſcher Eltern, deſſen Wiege in Rio de Ja⸗ neiro ſtand, konnte keiner beſſer wie er die mörderiſche Glut der tropiſchen Gegenden er⸗ tragen, in denen die wilde Orchidee beheimatet iſt. Er war nicht nur einer der erſten Deut⸗ ſchen, ſondern auch einer der erfolgreichſten Botaniker, die ihren Fuß in die ſagenumwobe⸗ nen Länder Siam und Birma ſetzten. Un⸗ ermeßlich war hier ſeine Beute an Orchideen, aber auch an— Erlebniſſen. Die Koffer ſeines umfangreichen Gepäcks bargen immer wenige Produkte der Ziviliſation, dafür aber um ſo mehr der köſtlichſten Orchi⸗ deen in den verſchiedenſten Arten. Farben und Größen. In den Malayiſchen Archipel verlegte er ſein Arbeitsgebiet, in Borneo ſuchte er ſich Jagdgründe aus, und auf CTele⸗ bes ging er ſeinem Beruf, der ihm zur Lei⸗ denſchaft geworden war, nach. Erſt als ſich der Reif des Alters auf ſeinen ſtrapazengewohnten Körper legte, zog es ihn für immer nach der deutſchen Heimat. In Hamburg, an der Küſte des Meeres, das ihn von ſeinen fernen Län⸗ dern grüßte, ſetzte er ſich zur Ruhe, bis ihm jetzt der Tod, dem er ſo oft ins Auge geſehen hatte, Orchideen auf das Grab pflanzte. 1 4 1 1 1 9 1 U 1 * Das find im Sprichwort der Völker Eine Ehe ohne Kinder iſt wie der Tag ohne Sonne.(Wendiſch.) Die Kinder ſind den Armen ein lebendi⸗ ger Schatz.(Serbiſch.) Mit der Elternſchaft beginnt erſt die Ehe.(Lettiſch.) Wenn unſer Herr einem Manne Reich⸗ tümer gibt, und es ſind keine Kinder da, ſo haben die Reichtümer keinen Wert. (Afrikaniſch.) Was ſich zweit, das dreit ſich gern. (Deutſch.) Einer, Keiner, Zwei wie Einer; Dreie ſo ſo; Viere, der Teufel auf Vieren. (Venetianiſch.) Bettelleute mehren ſich, reiche Leute nähren ſich.(Engliſch.) Der Reiche wundert ſich, womit der Arme die Kinder nährt. (Rutheniſch.) Das»gewiſſe Etwas Nein, Sie irren ſich! Es iſt nicht die 999. Betrachtung über jenes vielbeachtete und viel umſtrittene„gewiſſe Etwas“ jenes„ſex appeal“, das vor einiger Zeit alle Gemüter aufregte. Es gibt nämlich noch ein anderes„gewiſſes twas“, das mir ebenſo wichtig erſcheint, wenn man ihm bisher auch weniger Beachtung ge⸗ ſchenkt hat. Von dieſem„gewiſſen Etwas“ ſoll hier die Rede ſein. Es kann ebenſo Frauen wie Männer eigen ſein, aber nicht nur ihnen als ſolchen, ſondern ihnen auch im Zuſammenhang mit allen Dingen, die ſie umgeben, die zu ihrer Umwelt gehören, Dingen, wie Klei⸗ nh Wohnung, Auto und dergleichen mehr. Es gibt dafür keine treffende Bezeich⸗ nung— in deutſcher Sprache jedenfalls nicht. Das Wort„Eleganz“ kommt ihm vielleicht am nächſten. Ich gebe zu, die Aufgabe iſt reichlich kompliziert. Man kommt mit Worten und Begriffen der Sache nicht näher. Alſo will ich es mit Beiſpielen verſuchen. Ich lernte einmal eine junge Dame kennen. Wir waren gut befreundet. Sie ſagte mir oft, ſie wolle einen reichen Mann heiraten, um die eleganteſte Frau der Stadt ſein zu können. Die Art, wie ſie das ſagte, fand ich ſehr reizvoll, weniger reizvoll ſtellte ich mir jedoch die Folgen ihrer Wünſche vor, wenn ſie einmal in Er⸗ füllung gehen ſollten. Die junge Dame tte Glück, doch meine Ahnung bewahr⸗ eitete ſich leider in vollem Maß. Ich traf eines Tages meine Freundin wieder. Sie hielt mit ihrem funkelnagelneuen Auto vor einem luxuriöſem Geſchäft und war im Be⸗ griff auszuſteigen. Ich konnte ſie ebenſo wie ihren Wagen genau betrachten. Der Wagen trug das Zeichen einer Weltfirma. Die junge Dame trug Kleider, die zwei⸗ fellos ſehr teuer waren. Sie beſtätigte mir auch bald, daß ſie ihre Garderobe aus Paris beziehe. Wohlan! Ich fand dieſe kindliche Offenheit wieder ſehr reizvoll. Do Ja, was war nun eigentlich nicht da? Merkwürdig! Der ſchöne Wa⸗ gen, der Hut, das koſtbare Koſtüm. Alles war da, was zu einer Frau gehört, die elegant ſein will. Und doch war ſie es nicht: das„gewiſſe Etwas“ fehlte. Aehnlich ging es mir mit einem promi⸗ nenten Schauſpieler. Auf meine Frage, wo er ſich ſeine Anzüge machen laſſe, ſagte er ſtolz:„Beim erſten Schneider der Stadt.“ Aehnliche Antworten bekam ich auch wegen der übrigen Stücke ſeiner Garderobe. Hemd, Kragen, Krawatte— tadellos, von allerbeſten Lieferanten. Aber— er fiel auf! Nicht unangenehm, nicht aufdring⸗ lich. Man merkte ihm an, daß er vom erſten Schneider gekleidet war, daß er ſeine Hemden und Krawatten aus dem 7 Geſchäft bezog— und das war pein⸗ ich. Das„gewiſſe Etwas“ dagegen, das ich meine, iſt nie auffallend. Im Gegenteil, es hält ſich in den ſehr begrenzten Bereichen des Dezenten. Nicht ein bißchen zu viel— nicht ein bißchen zu wenig, gerade in der Mitte. Aber ich kenne eine ältere Dame, bei der ich das„gewiſſe Etwas“ ſofort zu ſpüren bekomme, ſobald ich ihre Wohnung betrete. Dabei iſt ihre Umgebung durch⸗ aus nicht luxuriös, eher beſcheiden. Sie bezieht beſtimmt keine Modellkleider aus Paris und hat keinen Wagen. Sie empfängt mich meiſtens in einem dunklen Kleid, ſehr einfach geſchnitten, aus keinem koſtbaren Stoff, ſicherlich von einer kleinen Hausſchneiderin gemacht. Und doch! Ja, das iſt zweifellos die eleganteſte Frau, die ich kenne. Das„gewiſſe Etwas“ iſt ein Geheimnis. Man kann es nur deuten. Es iſt etwas wie eine Ausſtrahlung des ganzen Men⸗ ſchen und der Dinge, die um ihn ſind. Es iſt im Blick ebenſo wie im Händedruck, im Schritt wie im Sprechen, in der Art, das Kleid zu tragen ebenſo wie in der Art, unter Menſchen zu ſein. Es iſt eine ange⸗ borene Veranlagung, eine ſeltene Gabe. Wenn man das„gewiſſe Etwas“ mit „Eleganz“ gleichſetzt, ſo gibt es nur ſehr wenige wirklich elegante Menſchen. Sie ſind aber auch ſehr ſchwer zu finden, denn ſie fallen unter den anderen nicht auf Sie bilden nur eine Einmaligkeit in der Gleichförmigkeit der anderen, die in der Mehrzahl ſind, Es iſt ſicherlich nicht möglich, dieſe „Eleganz“ zu erlernen. Vielleicht kann man aber die Menſchen von Kind auf dazu erziehen, dem Ideal nahe zu kommen? Der Verſuch würde beſtimmt lohnen. Oder würde dann der ganze Reiz verloren gehen? Bis 118 Stunden.. Alles wird ſtatiſtiſch erfaßt: die Wirt⸗ ſchaft, der Handel, Ackerbau und Viehzucht, Abſtraktes und Konkretes. Manches iſt unwichtig, aber vieles iſt von großer Wichtigkeit, denn ohne Statiſtik wäre eine Nationaliſierung kaum denkbar. Auch die Aufteilung der Zeit zu erfaſſen, iſt eine dankenswerte Aufgabe. Den Frauen wird im allgemeinen Un⸗ wirtſchaftlichkeit in allen Dingen nach⸗ geſagt. Die„International Home Econo⸗ mics Aſſociation“(der Internationale Ver⸗ band für Hauswirtſchaft) veröffentlichte einen Bericht, der die Hausfrauen aller Länder angeht und für ſie von großem Intereſſe ſein dürfte. Man hat ſorgfältige Feſtſtellungen gemacht, um zu erfaſſen, wieviele Stunden der Woche die Hausfrauen aller Länder auf die Arbeit im Haushalt verwenden. Die Amerikanerin entledigt ſich ihrer Hausarbeit am raſcheſten. Sie verwendet allwöchentlich nur 63 Stunden für den Haushalt. Die Statiſtik hat Befürchtungen, daß man der amerikaniſchen Hausfrau Un⸗ ſauberkeit oder Jene nachweiſen könne. Sie beugt dem vor und führt an, daß der Hausfrau in USA. zahlreiche arbeitserſparende Einrichtungen zur Ver⸗ 2 Bilderdienst Kieglich M Oben: Weiße Pünktchen⸗Streiſen auf dunkel⸗ blauem Grund wirken in ihrer Gegenüber⸗ ſtellung von ſchräg und gerade ſehr reizvoll in dieſem ſchlichten Jerſeytleid, das durch eine rot⸗blaue Kombination in Gürtel und Taſchentuch farbig belebt wird. Nebenſtehend: Ein Streublumenkleid, kurz, knapp, jung, dazu ein aufgeſchlagener Filz⸗ hut und ein Nohſeidenfädchen mit dem Futter des Kleides fügung ſtehen. Und dann auch: die Amerikanerin arbeitet mit genauer Zeit⸗ einteilung. g Nach Amerika rangiert Polen. Die pol⸗ niſche Hausfrau verwendet in der Woche 79 bis 91 Stunden für ihren Haushalt. Man darf den Rückſchluß ziehen, daß die Schnel⸗ ligkeit in der Erledigung der Hausarbeit auf Koſten der Sauberkeit und Gepflegt⸗ heit gehen dürfte. Hernach kommt Italien mit 86 bis 100 Stunden. Die franzöſiſchen Frauen halten ein gutes Mittelmaß. Sie regiſtrieren mit 92 bis 115 Stunden. Man ſetzt das nicht voraus; denn der franzöſi⸗ ſchen Frau ſprach man bisher Intereſſe⸗ loſigkeit für den eigenen Haushalt nach. Ein großer Irrtum, hervorgerufen durch den ſprichwörtlichen Pariſer Schick. Man vermeint leider heute noch, daß eine gute Hausfrau unbedingt bürgerlich auszuſehen habe. Franzöſiſche Hausfrau, wir bitten dir ab. Die Frauen der Tſchechoſlowakei ſind gute und fleißige Hauswirtſchafterinnen. 10⁵ bis 110 Stunden in der Woche opfern ſie Familie und Haus. Und dann kommen Deutſchland und die Schweiz. Die Frauen dieſer Länder gehen nicht ſehr rationell mit der Zeit um. 112 bis 118 Stunden in der Woche benötigen ſie zur Erledigung der Hausarbeit. Das iſt ein ſchlimmes Zeichen für eine gute Organiſation. Dieſe Frauen arbeiten nicht nur den ganzen Tag, nein, ſie nehmen ſogar noch einen Teil der Nacht zur e zur Hilfe. Woran mag das liegen? Die deutſchen und auch die ſchweizer Frauen ſind tüchtig, ſauber und auch nicht ſchwerfällig. Es können alſo nur Einteilung und Diſziplin daran ſchuld tragen. Frauen der beiden Länder, ihr müßt mit dem Stundenplan arbeiten, wie es eure amerikaniſchen Mitſchweſtern tun! Teilt euch den Tag genau ein. Arbeitet kon⸗ zentriert und vertrödelt die Zeit nicht mit Träumereien oder Unwichtigkeiten. Wenn man ſo die Hausarbeit abwickelt, bleibt noch Zeit für Mußeſtunden für Lektüre, für die Künſte und nicht zuletzt für euch ſelbſt und eure perſönlichen Wünſche. Haltung! Haltung! Ein Wort, das ganz anſpruchs⸗ los und beſcheiden klingt. Und doch iſt es oft unendlich ſchwer durchführbar. Es iſt eine Sache des Willens, der Energie, der Selbſtverleugnung, bei allen Gelegen⸗ heiten, in jeder Verfaſſung, bei Schmerz, Enttäuſchung, Glück und Freude Haltung zu bewahren. Das Wort Haltung ſagt eindeutig, was mit ihm gemeint iſt; das Aufrechtſtehen, Aufrechthalten, auch wenn ein ſtarker Wind weht, wenn ein Gewitter über uns herein⸗ bricht. Ein wenig zur Seite dürfen wir uns vielleicht neigen, wenn Sturm und Unwetter gar zu ſehr toben. Aber elaſtiſch ſollen wir uns aufrichten, um dann wieder kerzengerade unſere Haltung einzunehmen, die man von uns erwartet. Gerade von uns Frauen verlangt man Haltung. Man ſagt uns Schwäche nach und erwartet Kraft. Man verzeiht uns Haltloſigkeit, wenn wir unglücklich ſind über ein angebranntes Mittageſſen, über einen abgebrochenen Henkel von der Kaffee⸗ kanne. Man verzeiht uns aber dieſe Halt⸗ loſigkeit nicht, wenn es ſich um größere reiten, wenn man Dinge handelt. In allen Fragen des Herzens, des Gemütes 4 man von uns Haltung. Wir ſollen ſtark ſein, wenn es gilt, einen Schmerz, eine Enttäuſchung zu bekämpfen. Wenn wir durch unſere Ehe enttäuſcht werden, wenn unſere Kinder ſich nicht ſo entwickeln, wie wir es erwartet haben, dann dürfen wir uns nichts anmerken laſſen, dann ſollen wir beweiſen, daß wir unbeugſam ſind.— Schickſalsſchläge bleiben nicht aus. Wenn der Mann den Kopf verliert, wenn er der Verzweiflung nahe, dann iſt es an uns, gerade zu ſtehen und durch unſere Ruhe, unſere Beherrſchung, unſere Selbſtbezwin⸗ gung eine Stütze zu ſein, eine Stütze für den Mann, vielleicht für ſein ganzes Schaffen, für die Familie. 5 Hilfloſigkeit dürfen wir nur zeigen, wenn wir hübſch und jung ſind, wenn es ſich um kleine Nichtigkeiten des Lebens handelt, oder wenn es gilt, die Eitelkeit des Mannes durch eine hilfsbereite Tat, die er für uns leiſtet, zu befriedigen. Unſer Wunſch nach Hilfsbereitſchaft wird uns vielleicht ſogar innerlich gedankt werden, weil dadurch der Mann ſeine Stärke beweiſen kann. Aber ſonſt: Ach, ihr Frauen und Mädchen, enttäuſcht eure Umwelt nicht! Zeigt Hal⸗ tung! Und das Bewußtſein, daß ihr dazu imſtande ſeid, ſoll euch mit Stolz erfüllen. Erprobles für den Alltag Oelfarbenanſtrich kann man gut mit folgender Löſung reinigen: Man miſcht drei Teile Eſſig mit einem Teil Borſäure und reibt mit weichem Lappen die Gegen⸗ ſtände ab. Mit lauwarmem Waſſer muß man dann mehrmals nachſpülen. Winke für die Küche Man kann bei Fleiſchbrühe⸗Bereitung Fleiſch erſparen und die Brühe dennoch ſchmackhaft, kräftig und zweckmäßig be⸗ ſie folgendermaßen her⸗ ſtellt: Man muß das Suppengrün recht reichlich bemeſſen, fein hacken und etwa 10 Minuten in Fett dünſten. Dann gießt man die zur Brühe erforderliche Menge Waſſer hinzu und, wenn dieſes kocht, legt man das Fleiſch hinein. Man reibt dann noch in die Brühe eine rohe Mohrrübe. Auf dieſe Weiſe kann man mindeſtens ein Drittel der Fleiſchmenge erſparen. E Melonen⸗Delikateſſen Nur zögernd bringen die Hausfrauen Me⸗ lonen auf den Tiſch. Die meiſten wiſſen nichts Rechtes mit ihnen anzufangen. Sie be⸗ handeln ſie einfach wie Kürbiſſe, da die Melone eine Kürbispflanze iſt, die zum größten Teil aus Waſſer beſteht. Sie wird wohl eingemacht, einmal ſüß als Kompott und einmal ſauer als Salat. Damit iſt das Me⸗ lonenprogramm erledigt. Man muß den Melonen erſt den richtigen Geſchmack abge⸗ winnen, ehe man ſich zu ihnen bekennt. Und vor allem, man muß ſie zu bereiten wiſſen. Daß ſie ſich zum Roheſſen als Frucht eignen und als köſtliche Erfriſchung dienen, wollen viele nicht anerkennen. Man muß die ſüd⸗ lichen Länder als Vorbild für Meloneneſſen anſehen. Man ſieht ſie auf der Straße oder in Kaffees ſchlürfend genießen. Sie werden in breite Streifen geſchnitten und zum Munde geführt, als ob man Mundharmonika ſpielt: alſo von einem Ende zum anderen geführt und dabei ausgeſchlürft. Am beſten und ſchmackhafteſten ſind die Cantaloupe⸗Melonen, am billigſten und ſaftig⸗ ſten die dunkelgrün glänzenden Waſſer⸗ 9 die ein köſtliches rotes Fruchtfleiſch aben. Bei uns in Deutſchland gibt man ſehr häufig Melonen mit den verſchiedenſten Fül⸗ lungen als Vor⸗ oder Nachſpeiſe. Man be⸗ nutzt die Melonen als Schale für ſchmack⸗ hafte Leckerbiſſen. In dieſem Falle darf die Melone nicht geſchält werden. Der Deckel wird abgeſchnitten und das weiche Innere und die Kerne mit einem ſilbernen Löffel herausgehoben. Dann ſchneidet man vorſichtig einen Teil des Fruchtfleiſches her⸗ aus, das dann für die Speiſe mit ver⸗ wendet wird. Pikante Melonenſpeiſe. In die ausgehölte Melone wird folgende Füllung gelegt: Harte Tomaten werden abgezogen und in feine Scheiben geſchnitten. Die gleiche Menge Melonenfleiſch wird daruntergemiſcht und mit feinen gewiegten Kräutern durchſetzt. Dann wird das ganze in eine recht dicke Mayonnaiſe gegeben und in die Melone ge⸗ füllt und gekühlt gereicht.— Kleine, grüne Melonen, gut geſchält, einige Minuten in kochendes Salzwaſſer gelegt, halbiert und aus⸗ gehölt. Friſche Steinpilze und Champignons, etwas zerkleinert, werden in Butter weich⸗ gedünſtet, mit Peterſilie und kleinen Butter⸗ flöckchen in die warmgeſtellten Melonen⸗ hälften gefüllt und ſo angerichtet. Man kann die Pilzfüllung zuvor mit einer Mehlſchwitze etwas binden. a Auseinandergefallene Klöße ſind der Kummer mancher Hausfrau. Da nützt oft nicht das genaue Einhalten der Maße. Und wenn ſie heute gut geraten, können ſie das nächſte Mal bei den gleichen Zutaten auseinanderfallen. Ein gutes Mittel, um das Auseinanderfallen zu vermeiden, iſt das folgende: Man rühre, etwa zwei Löffel auf einen Liter Waſſer gerechnet, Kartoffel⸗ mehl in kaltem Waſſer glatt und gebe das in das Kochwaſſer der Klöße. Das Kochwaſſer wird dadurch etwas ſämig. In dieſem Waſſer aber bleiben die Klöße ganz und zerfallen nicht. Auch wenn den Klößen kein Ei zu⸗ gefügt wird, halten ſie auf dieſe Weiſe gut zuſammen. Man kann dadurch das Abkochen eines Probekloßes erſparen. itung ennot n her⸗ 1 techt em gießt Nenge b legt dann trübe. is ein 1 Ne⸗ ſichts je be⸗ a die zun wird tt und 3 Ne⸗ den abge⸗ Und viſen. agnen vollen füd⸗ ſeſſen oder erden 45 pielt: 15 ) die aftig⸗ aſer⸗ fleiſh ſeht . 1 be⸗ mad datf Det eiche ten man her ber. die lung n eiche ficht ſezt dicke 11 tune in uus ots eich⸗ tet⸗ fen ann 1 ze da det ten, hen fl it fel 19 is ſer ſſet len fu ut el Nr. 35 Sonntag, den 28. Auguſt 1938 Der ſtamerad Durch den Wald klang das Hämmern des Spechtes; wenn durch einige Lücken des dichten, grünen Blätterdaches die Sonnenſtrahlen fielen, malten ſie zitternde Kringel auf den Erdboden. Der alte Profeſſor des Gymnaſiums ſchritt bedächtig durch all dieſe Schönheit des Waldes; wenn man täglich den ganzen Vormittag in dumpfen und muffigen Schulſtuben ſteht, dann will die Lunge am Nachmittag ihre Erholung haben. Mit⸗ unter blieb Profeſſor Heider ſtehen, ſah ſich um, nickte zufrieden und ging dann weiter. Als er um eine Biegung des Weges kam, ſtockte er überraſcht. Da hockte einige Schritte vor ihm auf einem Baumſtumpf der Oberſekundaner Mannes und rauchte in aller Heimlichkeit eine Zigarette. Blau⸗ grau ſtiegen die Rauchwölkchen empor, der Junge war in dieſen verbotenen Genuß ſo vertieft, daß er das Nahen des Lehrers gar nicht bemerkte, er fuhr erſt erſchreckt zuſammen, als Profeſſor Heider neben ihm ſtand und ſagte: „Nun, Mannes— wiſſen Sie nicht, daß das Rauchen im Walde verboten iſt?“ „Mannes erhob ſich raſch, eine Blutwelle überſtrömte ſein friſches Jungengeſicht, die Hand, die die Zigarette hielt, ſank herab, unwillkürlich ließ er die Zigarette fallen, ſie lag auf dem trockenen Laub und rauchte weiter. Ueber des Profeſſors Geſicht glitt ein Lächeln. d „Mannes, heben Sie die Zigarette auf, wollen Sie denn einen Waldbrand ver⸗ urſachen?“ f f Mannes bückte ſich. „Sehen Sie, Mannes“, ſagte Heider, zwie unvorſichtig Sie ſind; rauchen Sie übrigens Ihre 0 ruhig zu Ende und drücken Sie den Reſt nachher vorſichtig aus. Sie dürfen nicht glauben, daß ich Sie des Zigarettenrauchens an ſich wegen maßregeln will, ich war ja auch einmal jung und weiß, daß verbotene Früchte am beſten ſchmecken. Aber im Walde, nein, Mannes, das iſt wirklich und wahrhaftig verboten, aus anderen Gründen als nur deshalb, damit die Lehrer ihre Schüler tyranniſieren können!“ Sie ſchritten nebeneinander her, eine Weile ſchweigend, dann ſagte Profeſſor Heider: „„Es iſt ganz gut, Mannes, daß wir uns einmal ſo treffen; ich hätte Ihnen man⸗ cherlei zu ſagen.“ Er machte eine Pauſe, ſah den Jungen aufmerkſam an und bemerkte in deſſen Augen wieder den feindſeligen, etwas ſpöttiſchen Ausdruck, den er in ſo vielen Jungenaugen ſchon geſehen hatte in all den vielen Jahren ſeiner Tätigkeit als Lehrer. Dieſe Ueberlegenheit der Jugend über die alten Lehrer, über die Lehrer über⸗ haupt. Und Profeſſor Heider blieb ſtehen und ſagte: Mannes, ich kenne Ihre Gedanken, ich weiß, daß ſo, wie Sie, ſehr viele Ihrer Mitſchüler denken: Sie ſehen in jedem Lehrer einen Feind, der nichts anderes will, als euch jungen Menſchen das Leben ſchwer machen mit Ermahnungen und guten Lehren. Iſt es nicht ſo, Mannes?“ Der Junge ſenkte wortlos den Kopf. „Grade Sie“, fuhr Heider nachdenkilch fort,„grade Sie habe ich in den letzten Monaten beobachtet. Wenn Sie etwas tun können, womit Sie mich zu ärgern denken, dann tun Sie es. Und wenn ich dann gezwungen bin, dagegen einzu⸗ ſchreiten, dann werden Sie noch verſtockter, weil Sie meinen, das tut der alte Profeſſor Heider ja nur, um mich ſeine Macht fühlen zu laſſen!“ Heider faßte den jungen Menſchen an den Schultern und ſagte mit einem leiſen, verſtehenden Lächeln: „Wir Lehrer, Mannes, wir möchten manchmal gern eure älteren Kameraden ſein, aber ihr macht es uns ja ſo ſchwer, denn ihr wollt in uns nur den Feind eurer Freiheit und Jugend erblicken und handelt danach. Sehen Sie, die Ungezogenheit, die Sie vor einigen Tagen gegen mich be⸗ gangen haben— haben Sie ſich nicht fleißige Mufterhände eigentlich ſchon ſelbſt geſagt, Mannes— wie weh Sie mir altem Manne damit taten?“ Mannes ſchluckte, er nickte krampfhaft, dann plötzlich quoll eine tiefe Scham in ihm empor. „Na ja, ſehen Sie. Da möchte man Ihnen gerne die Hand entgegenſtrecken und Ihnen ſagen: Junge, verſteh doch, daß dein Lehrer nicht dein Feind iſt, ſondern dein Freund, daß er dir ein Kamerad ſein will— und was tun Sie?“ Er blickte einem Eichhörnchen zu, das langſam über den Weg hoppelte; dann wandte er ſich wieder dem Jungen zu: „Die Lehren und Beſchränkungen, die Ihnen ſpäter einmal das Leben ſelbſt auf⸗ erlegen wird, Mannes die ſind viel härter und bitterer, als die, die Sie jetzt als ein Unrecht empfinden. Glauben Sie mir, es war mir immer eine Freude, wenn man⸗ cher meiner früheren Schüler ſpäter wieder zu mir kam und ſagte: Sie haben in vielen Dingen recht behalten, die wir heute erſt verſtehen und damals als Unrecht an⸗ ſahen!“ Um den alten Mund zuckte es: „Wir Lehrer wollen euch jungen Men⸗ ſchen kein Unrecht antun oder euch quälen und euch tyranniſieren und maßregeln— wir wollen nur unſere Pflicht tun und euch von unſerem Schatz an Erfahrungen eine kleine Grundlage geben— denn auf⸗ bauen müßt ihr ja ſpäter doch auf eigenem Erleben— wir wollen Kameraden ſein, und zur echten Kameradſchaft gehört es auch, hart und ſtreng ſein zu können! Das aber werdet ihr erſt einmal ſpäter ein⸗ ſehen können, dann erſt, wenn ihr ſelbſt ein⸗ mal aus Kameradſchaft und Freundestreue gegen einen Kameraden und Freund hart und ſtreng ſein müßt!“ And als ſie ſich dann die Hände beim Auseinandergehen reichten, blickten ſie ſich frei und offen an, der alte Lehrer und der junge Schüler— und einige kleine trennende Schranken waren zwiſchen ihnen gefallen. Horst Thieme IUIinunnmu nini Foto Aufsberg M Der Sohn des hofes Mit einem ihrer beiden Berliner Ferien⸗ kinder war Frau Steffen recht zu⸗ frieden. „Den Paul hätten ſie anderswo hintun ſollen“, ſagte ſie zu dem aufſichtführenden Lehrer.„Der ſpricht den ganzen Tag kaum drei Worte und nichts ſcheint ihm recht zu ſein.“ „Er kommt aus traurigen Familien⸗ verhältniſſen“, erklärte der Lehrer ent⸗ ſchuldigend.„Die Mutter ſoll noch einiger⸗ maßen gut mit ihm geweſen ſein— ſie lebt aber leider nicht mehr. Der Vater hat den armen Bengel nicht mit Liebe, ſondern mit Hieben erzogen. Man wollte den Jungen ſchon in Fürſorge geben.“ „Da iſt er gewiß immer recht ungezogen geweſen!“ „Glaube ich nicht“, meinte der Lehrer. „Trotzdem werde ich mal mit Paul reden, daß er ſich mehr zuſammennimmt, ob⸗ wohl——“ Frau Steffen verſtand ſeine Bedenken. „Nein“, ſagte ſie,„er würde ſonſt noch ſcheuer werden.“ Beim Mittageſſen füllte ſie ihm heute reichlicher auf und bezwang ihren Ver⸗ druß, als ihr wieder kaum gedankt und eine weitere Freundlichkeit nicht mal durch ein ſchwaches Lächeln gelohnt wurde. Der muntere Robert ſprang gleich nach beendeter Mahlzeit nach draußen. Paul rührte ſich nicht. „Willſt du nicht mitſpielen, Paul?“ fragte ihn die Pflegemutter. Er ſchüttelte den Kopf. „Was willſt du denn anfangen?“ „Arbeiten will ich!“ „Du haſt ja heute morgen ſchon ge⸗ holfen.“ „Ich will aber arbeiten!“ antwortete er trotzig. K———2“ „Ich will nichts geſchenkt haben-“ „Aber Junge—, brachte die Bäuerin endlich hervor,„du biſt doch hier auf Ferien!“ „Wir ſollen bei der Ernte helfen, hat der Lehrer geſagt. Ich will feſte arbeiten, dgs Vieh füttern will ich auch.“ Die Frau ſah auf das ſchwächliche Groß⸗ ſtadtkind. Elf Jahre ſollte der Junge alt fein. Man hätte ihn für acht halten können.. Die Arbeit iſt zu ſchwer für dich“, ſagte ſie.„Ich gebe dir welche, die du ſchaffen kannſt. Wenn du nicht ſpielen willſt, meinetwegen, komm mit aufs Feld.“ „Morgen ſtehe ich ſchon eher auf“, er⸗ klärte er mit Nachdruck.„Und Robert muß auch mit, oder ich hau ihn raus!“— Die Bäuerin wunderte ſich heute immer wieder: wie er zupackte und kaum auf⸗ blickte von ſeiner Arbeit. Die dicken Schweißtropfen liefen ihm über das Ge⸗ ſicht. Das war unverändert ernſt, aber man merkte doch, daß er Spaß an der Sache hatte. g 1 Am nächſten Morgen war großer Lärm in der Kammer. Paul war ganz früh auf⸗ geſtanden, aber Robert wollte noch im Bett bleiben, und es gab eine Balgerei. Die Bäuerin beſtimmte, daß auch Paul noch liegen bleibe. Er ließ ſich aber nicht halten. „Ich will arbeiten!“ Er ging gleich wieder an ſein Tagewerk. Am Tage bekam die Bäuerin einen Brief von ihrem Bruder, der bei der Armee war. Er ſchrieb, wie ſie viel nach Hauſe dächten, ob ſie da auch die Ernte trocken hereinbrächten. Es hinge doch ſo⸗ viel davon ab. Von den Ferienjungen aus Berlin, von denen ſie ihm geſchrieben, habe ſie wohl mehr Umſtände als Nutzen. Fremder Leute Kinder! Die Frau ſeufzte. Sie konnte noch immer den Verluſt des einzigen eigenen Sohnes nicht verſchmerzen. Der Mann war bei einem Großfeuer ums Leben ge⸗ kommen. Zwiſchen den beiden jungen Gäſten ent⸗ ſtand beim Mittagsmahl Streit. Robert riß ſeine Witze über den arbeitseifrigen Freund. Paul antwortete grob: „Wenn du man bloß eſſen, ſchlafen und nicht arbeiten willſt, biſt du'n richtiger Pennbruder.“ Die Bäuerin nahm heute Robert nicht in Schutz, aber für Paul hatte ſie ein Lob. „So hehr anſtrengen ſollſt du dich auch nicht, Paul; was du. machſt, iſt ſchon ganz gut.“ Da glitt über die verſchloſſenen Züge des Jungen ein froher Schimmer. Am Nachmittag kam der Lehrer wieder. Er gab Frau Steffen einen Wink, daß er mit ihr allein zu ſprechen habe. „Paul muß nach Berlin zurück“ meinte er leiſe.„Sein Vater iſt tödlich ver⸗ unglückt. Er iſt in der Fabrik, wo er be⸗ ſchäftigt war, in ein Triebrad geraten. Die Nachricht hat ſich leider verzögert. Zum Begräbnis wird der arme Junge zu ſpät kommen, aber er wird doch ſofort reiſen müſſen.“ „Großer Gott! Wollen Sie es ihm denn ſagen?“ „Ich muß wohl.“ l Die Bäuerin blickte zu dem Kinde hin⸗ über, das nun vater⸗ und mutterlos war und allein und verlaſſen in der Welt ſtand. Wenn's ihrem Kinde ſo ergangen wäre? „Ich will es ihm ſagen“, meinte ſie,„und wenn er doch zu ſpät kommt, braucht er auch nicht gleich zurück. Hier weiß er, wo er iſt, ich ſorge für ihn. Man kann auch noch manches ruhig überdenken.“ Der Lehrer ſah, wie ſie mit dem Jungen ſprach, ſich zu ihm herabbeugte und ihm die Wangen ſtrich. Das blaſſe Kindergeſicht wurde bei ihren Worten noch blaſſer, die Augen blickten ſtarr. Dann ſtürzten Tränen hervor. Da zog die Bäuerin den Knaben mütter⸗ lich an ſich. And als der ſcheue, abweiſende Paul ſich troſtbedürftig in ihre Arme ſchmiegte, wußte ſie, daß ſie ſein Herz ge⸗ wonnen hatte. Es würde wieder ein Sohn auf dem Hofe ſein. Chr. Walter Drey . —— — —— ———————————ç— ——. — —— Das Goldſtück Wir berichteten bekanntlich“, ſo las man in einer örtlichen Zeitungsnotiz,„vor einigen Tagen von dem Verſchwinden des Lehrlings Friedrich M., der wegen eines Diebſtahls aus ſeiner Lehrſtelle entlaſſen worden ſei und ſeither vermißt werde. Heute hat man die Leiche des Jungen unterhalb der Fähre aus dem Fluß ge⸗ landet. Der Fall iſt um ſo tragiſcher, als, wie ſich einwandfrei herausgeſtellt hat, der freiwillig aus dem Leben Geſchiedene zu unrecht des ihm zur Laſt gelegten Ver⸗ gehens bezichtigt worden iſt. Der Zwanzig⸗ markſchein, den er auf ſeiner Arbeitsſtelle entwendet haben ſollte, wurde nämlich in der Küche, in der Friedrich M. zuſammen mit einem Geſellen beſchäftigt geweſen war, von einer Hausangeſtellten in einer Schub⸗ lade wiedergefunden und war augenſchein⸗ lich nur verlegt worden. Man bringt den ſchwergeprüften Eltern des Jungen, den die Furcht vor unverdienter Strafe und Schande in den Tod getrieben hat, allge⸗ mein wärmſte Anteilnahme entgegen.“ Die Zeitung mit dieſer erſchütternden Meldung ging abends an irgend einem Stammtiſch älterer Handwerker von Hand zu Hand, und die Empörung über die Leichtfertigkeit, die den ehrliebenden jun⸗ gen Menſchen in eine Verzweiflung ge⸗ trieben hatte, aus der er als einzigen Aus⸗ weg die Flucht aus dem Leben fand, er⸗ ging ſich in Urteilen, deren Härte der Un⸗ geheuerlichkeit und Sinnloſigkeit dieſes Schickſals und den Umſtänden ſeiner Ent⸗ feſſelung entſprach. Der und jener hätte überdies Friedrich von Anſehen gekannt und ſchilderte ihn als einen braven, durch eine harte häusliche Zucht etwas ver⸗ ängſtigten Burſchen, und über dieſer Be⸗ ſchreibung erſtand vor dem inneren Auge der Gewährsleute und ihrer Zuhörer das Grauen, das den Jungen gepackt haben mußte, als er im Dunkel des Abends am Fluß herumirrte und ſchließlich den Sprung in die ſtrudelnden Wellen tat. Wie immer, wenn von aufwühlenden Menſchenſchickſalen die Rede iſt, fühlte ſich am Stammtiſch der Handwerksmeiſter der und jener verſucht, aus ſeinem eigenen Leben Fälle hervorzukramen, die er mit⸗ erlebt hatte, und die dem des Friedrich M. mehr oder minder ähnlich ſahen. Nur daß ſie glimpflicher endeten und den wirklich Geſtrauchelten oder zu unrecht in die Ge⸗ fahr der Schande Getriebenen ein Ausweg gelaſſen wurde, der ihnen nicht den Preis des Lebens abforderte. Schließlich ſteuerte auch der Schloſſer⸗ meiſter Huppertz ein Erlebnis bei.„Dieſes Ende eines armen Teufels“, begann er, „weckt in mir die Erinnerung an ein Er⸗ lebnis, das ich ſelber in jungen Jahren hatte. Nur daß es damals nicht um einen verlegten Zwanzigmarkſchein ging, ſondern um ein Zwanzigmarkſtück, das mit Willen und Abſicht gebraucht wurde, um junge Menſchen in Verſuchung zu führen und ihre Redlichkeit zu erproben.“ „Erzählen“, hieß es,„erzählen!“ „Gern“, ſagte Meiſter Huppertz,„aber wenn ich es tue, dann beileibe nicht, um mich zu brüſten, weil ich damals dieſe Ver⸗ ſuchung beſtand, der beſtimmt auch keiner von euch erlegen wäre, ſondern um zu zeigen, wie leicht die gefeſtigte Vollkom⸗ menheit des Alters in einer vielleicht wohl⸗ meinenden und doch recht gefährlichen Ab⸗ ſicht es über ſich bringt, der Jugend Fall⸗ ſtricke zu legen; nur um ſich zu vergewiſſern, ob man ehrliche oder unehrliche Menſchen um ſich hat, denen man vertrauen darf oder vor denen man ſich hüten muß. Ich hatte, als ich das damals erlebte, etwa die Hälfte meiner Lehrzeit hinter mir. Ein Geſelle meines Meiſters war ein Tſcheſche; ein kleiner dunkelhaariger Menſch mit ſtechenden Augen. Skreezek hieß er. Mit ihm hatte ich eines Tages Re⸗ paraturarbeiten auszuführen. Für einen Fabrikanten, in deſſen Gewächshaus einige Heizungsrohre auszuwechſeln waren. Ein mächtig großes Treibhaus war es, mit allerlei fremdartigen Blattpflanzen und Blumen, von denen ich die meiſten bis dahin nicht einmal in den Schaufenſtern der Blumenhandlungen geſehen hatte. Da gab es, ich entſinne mich noch ganz genau, Orchideen in den mannigfachſten Formen und Farben, die mir wie Wunder aus einer Märchenwelt vorkamen. All dieſe fremdländiſchen Blumen füllten das Glas⸗ haus mit einem Duft, der einem den Kopf wirbelig machte. Einmal kam— es war am Nachmittag kurz vor der Veſperpauſe — eine weißhagarige alte Dame zu uns herein, erkundigte ſich artig nach dem Stand unſerer Arbeit, ieß uns recht vorſichtig zu Werke gehen, damit keiner ihrer„Blu⸗ menlieblinge“, wie ſie ſich ausdrückte, zu Schaden käme und erwähnte beiläufig, daß unſer Meiſter einen weiteren, recht anſehnlichen Auftrag zu erwarten habe, wenn die Arbeit, mit der wir jetzt be⸗ ſchäftigt ſeien, zur Zufriedenheit ausfalle. In der Villa dort drüben müſſe nämlich die altmodiſche und untaugliche Heizung noch vor dem Winter durch eine neue er— ſetzt werden. Dann ſaß die Dame ein Weilchen mit einer Häkelarbeit an dem von einer mächtigen Palme überwölbten Tiſchchen und verſchwand gleich darauf ebenſo lautlos, wie ſie gekommen war, wieder nach draußen. Wer beſchreibt nun unſer Erſtaunen, als wir nachher in der Veſperpauſe, unſere Butterbrote in der Hand, uns die grünen⸗ den und blühenden Herrlichkeiten in Töpfen, Kübeln und Steintrögen an⸗ ſchauen, ſehe ich auf dem Tiſchchen, an dem vorher die alte Dame geſeſſen hatte, neben einem offenen Käſtchen mit Stick⸗ oder Häkelgerät ein Goldſtück liegen. Im glei⸗ chen Augenblick hat es auch der Geſelle entdeckt und blitzſchnell ſich ſeiner be⸗ mächtigt.„Wahrhaftig“, ſtellt er feſt,„ein richtiges Zwanzigmarkſtück. Na ja, ſo reiche Leute haben es ja wohl dicke, ſonſt ließen ſie ihren Mammon nicht ſo achtlos hier herumliegen. Aber, nicht wahr, Kleiner“, wendet er ſich mit einem frechen Lachen an mich,„ſo was wiſſen wir beide beſſer aufzuheben.“ Und ſteckte das Geld⸗ ſtück flugs in die Weſtentaſche. „Du willſt doch nicht...“ entrüſtete ich mich ehrlich.—„Aber natürlich machen wir kippe“, verſichert er grinſend.„Du kriegſt heute abend fünf Mark davon ab. Ich denke doch, das nennt man ehrlich teilen.“ — Da packt mich der Zorn:„Entweder legſt du das Geld ſofort wieder an ſeinen Platz oder ich laufe in die Villa hinüber und erzähle es.“ 0 „So einer biſt du“, ſagt er da und pfeift durch die Zähne.„Ein Angeber alſo! Na warte, Freundchen, dir werde ichs noch eintränken.“—„Aber Diebſtahl iſt doch Diebſtahl“, verteidigte ich mich.—„Quatſch nicht“, tut er mich ab und gibt mir einen Stoß in die Rippen, daß ich zur Seite taumele.„Ueberhaupt hätteſt du doch wohl merken müſſen, daß das nur ſcherzhaft ge⸗ meint war. Kerl. Nur ſeinen Jux muß er manchmal machen.“ Und damit zieht er das Gold⸗ ſtück wieder aus der Taſche und haut es auf das Tiſchchen.„Du aber, du Duck⸗ mäuſer... Na, warte! Und jetzt: marſch an die Arbeit!“* In den nächſten Stunden hatte ich aller⸗ lei auszuſtehen. Der Geſelle knufft und pufft mich ein ums andere mal, und als er wieder einmal verdächtig lange verſchnauft und ſich von mir erwiſcht ſieht, wie er einen langen gierigen Blick zu dem Tiſch⸗ chen mit der Doppelkrone wirft, haut er mir eine mächtige Maulſchelle herunter. Schließlich geht es langſam auf den Abend zu, und da paſſiert es nun kurz vor Feier⸗ abend, daß Skreezek mir eines der Hei⸗ zungsrohre in die Hand drückt und mich mit ihm wegſchicken will.„Das Ding muß in die Werkſtatt. Das Gewinde iſt nicht in Ordnung. Los, mach, daß du fort⸗ Der Skrcezek iſt ein ehrlicher kommſt!“— Wie ich ſeinem hämiſchen Blick begegne, ahne ich, was er vorhat: er will, wenn ich weg bin, das Goldſtück an ſich nehmen und, wenn der Diebſtahl Weite⸗ rungen nach ſich zieht, mich verdächtigen. Was dann aber? Der ewig barſche Meiſter, der mich mit Schimpf und Schande davon⸗ jagen würde... der Trunkenbold von Stiefvater daheim, der mich alle paar Tage mißhandelte, auch wenn ich nichts ver— brochen hatte..., kurz, wo wollte hin, wenn der Skreezek mich unglücklich machte? Aber da kommt mit eine jähe und glückliche Ein⸗ gebung und läßt mich handeln. Ich werfe dem Geſellen das Rohr vor die Füße, ſchnelle wie ein Pfeil zu dem Tiſchchen hin, reiße das Goldſtück an mich und renne nach draußen. Und laufe der alten Dame, die ich ſuchen will und die eben aus einem der umbuſchten Parkwege auf das Treibhaus zukommt, mitten in die ausgebreiteten Arme. Gerade als der Geſelle mit drohend geſchwungenem Schraubenſchlüſſel wutver⸗ zerrten Geſichts aus der Tür des Gewächs⸗ hauſes herausſchießt, um mir nachzuſetzen. „Aber, Junge..„Junge, was iſt denn paſſiert?“ erkundigte ſich die dame.„Was will man von dir?“—„Hier, nehmt% ſtammele ich und drücke ihr das Goldſtück in die Hand.„Ich fand es drinnen.“— „Er wollte es ſtehlen“, ſchrie der Skrcezek aus der Tür herüber.—„Wer wollte ſtehlen?“ fragte die Dame zurück. Und als der Geſelle die Sprache nicht wiederfindet, fertigt ſie ihn plötzlich mit einer Strenge ab, die ich ihr nicht zugetraut hätte. „Machen Sie ſchleunigſt“, befahl ſie dem Skreezek,„daß Sie verſchwinden. And morgen brauchen Sie nicht wiederzukom⸗ men. Ich werde mit Ihrem Meiſter ſprechen.“ And dann ließ ſie ſich von mir den Her⸗ gang meines Streites mit dem Geſellen berichten. Ich wollte dem Skrcezek nach Möglichkeit ſchonen, aber das ließ ſie nicht gelten.„Ich habe es ihm vom Geſſcht ab⸗ geleſen“, ſchnitt ſie meine Entſchuldigungen ab,„er iſt ein Taugenichts, und Diebe will ich nicht um mich haben. Das Goldſtück aber gehört nun dir.“ Ich ſträubte mich, es anzunehmen, aber die alte Dame zwang es mir geradezu in die Hand und ver⸗ ſicherte mir, dieſer Lohn ſei ehrlich ver⸗ dient, denn ſie habe das Goldſtück abſicht⸗ lich drinnen im Gewächshaus liegen laſſen, um uns auf die Probe zu ſtellen. Ich war damals noch ſehr jung und be⸗ gnügte mich damit, der Geberin herzlich und erfreut zu danken. Daß ich am anderen Morgen heilfroh war, zu hören, daß der Srcezek ſich ſeinen Lohn habe auszahlen laſſen und über alle Berge ſei, brauche ich wohl nicht erſt zu verſichern. Was aber die Art jener alten Dame angeht“, ſo ſchloß der Meiſter Huppertz,„junge Leute auf die Probe zu ſtellen, ſo möchte ich ſie, ſo an⸗ ſtändig ſie es auch gemeint hat, heute nicht ganz gut heißen. Denn man ſoll es nach meiner Meinung ruhig dem Zufall über⸗ laſſen, ob er einen Menſchen in Verſuchung führt oder nicht. Es gibt ihrer für junge Menſchen ohnehin genug, und man ſoll ſie nicht ohne Not vermehren.“ And es ſaß niemand am Stammtiſch, der dieſer Meinung nicht beigepflichtet hätte. Peter Esten Reporler Glenſon berichlel Mitte Glenſon, ein kleiner, hungriger Reporter einer großen, fetten Chi⸗ cagoer Zeitung ſtolpert mißvergnügt die Treppe hinauf. Sonne fließt durch die hohen Fenſter des Stiegenhauſes und ein wunderſchöner appetitlicher Sonnenkringel feſſelt Mike Glenſons Aufmerkſamkeit. Sein Blick fällt dabei auf etwas Braunes, das am Boden liegt. Ein Notizbuch! Mit einem Fußtritt ſchleudert er es beiſeite. „Sei kein unanſtändiger Menſch, Mike!“ denkt er in der nächſten Sekunde.„Heb' das Notizbuch auf und gib's zurück, Mike!“ befiehlt er ſich. Vorn drin ſteht die Adreſſe. Cheſter T. Anon iſt der unachtſame Beſitzer. Das iſt mein Zimmernachbar, erinnert ſich Mike und tut die wenigen Schritte. Er klopft. Keine Antwort. Mike klopft heftiger und ärgerlich. Der Burſche iſt nicht zu Hauſe, folgert er und blättert gelangweilt in dem Notizbuch. Es iſt ein ſchönes Notizbuch und Mike müßte kein Reporter ſein, wenn er nicht einmal überfliegen würde, was der Be⸗ ſitzer Wiſſenswertes hineingeſchrieben hat. Mike Glenſons Augen wurden ſtarr. Wie? Was? Dieſer Cheſter T. Anon? — Selbſtverſtändlich! Unheimlich iſt ihm dieſer Menſch von Anfang an geweſen. Im nächſten Augenblick fegt Mike Glenſon im Reporter⸗Tempo die Stiege wieder hin⸗ ab, die er vor wenigen Minuten noch mühſelig erklommen hat. Wenn man die Senſation des Tages in der Taſche hat, bedeuten zwei Kilometer keine nennenswerte Entfernung. Da hört jede Verkehrsdiſziplin auf. In denkbar kürzeſter Zeit ſteht Mike Glenſon vor ſeinem Redakteur und diktiert der Steno⸗ typiſtin eine ſenſationelle Geſchichte. Dann ſchleudert er gemächlich zur Bun⸗ despolizei, um das Notizbuch in die Hände von Männern zu legen, die dazu berufen ſind Verbrecher zur Strecke zu bringen. Wonnetrunken wartet er auf die nächſte Ausgabe ſeiner Zeitung. Ha! Auf der erſten Seite ſtehen ſeine aufregenden Zeilen. Die Beſchreibung des Mannes, nach dem bereits gefahndet wird. „Unſer verdienter Reporter Mike Glenſon ſteht da ſchwarz auf weiß. Mike Glenſon hat das Notizbuch des Gangſter Cheſter T. Anon gefunden. And in dieſem Notiz⸗ buch hat der Unhold ſeine Greueltaten auf⸗ gezeichnet. Die Morde und Raubüberfälle der letzten Zeit ſind aufgeklärt. Durch wen? Durch Mike Glenſon! Inzwiſchen ſucht die Polizei den Gangſter Cheſter T. Anon, findet ihn aber nicht. Wenigſtens nicht ſofort. Einen eifrigen Helfer hat die Polizei in Mike Glenſon. Er ſorgt dafür, daß das Intereſſe der Oeffentlichkeit nicht erlahmt. Er kennt den Mann ja ſchon und gibt eine genaue Be⸗ ſchreibung ſeiner Perſon für alle, die willens ſind, einen Gangſter zu fangen. Die Spannung iſt aufs Höchſte geſtiegen, da findet man Cheſter T. Anon. Er wird vorgeführt. Inſpektor Pride, der ihn verhört, zeigt ſich erkenntlich und Mike Glenſon kann berichten. Viele Zeilen von Cheſter T. Anon, dem Mörder und Räuber. Während des Verhörs wiegt Inſpektor Pride das belaſtende Notizbuch in ſeiner Rechten. Sie erkennen dieſes 93 4 als Ihr Eigentum an, Anon?“ fragt der Inſpektor. „Ja!“ antwortet Anon feſter Stimme. 3 f „Es enthält Aufzeichnungen über die Mordtaten in den Villen am Michiganſee am 15. Januar und 7. März dieſes Jahres, Lageplan der Häuſer und Gärten und eine genaue Bezeichnung der Mordſtellen Ferner Skizzen mehrerer Raubüberfälle.— Geben Sie zu, dieſe Skizzen angefertigt zu haben? „Ja!“ antwortet Anon mit feſter stimme. „Gut!“ Anon wird abgeführt. 5 Und dann ſteht Anon vor dem Richter. „Warum haben Sie dieſe Skizzen an⸗ gefertigt?“ fragt der Richter. Und mit feſter Stimme antwortet Cheſter T. Anon:„Ich habe dieſe Skizzen erſt nach Mordtaten angefertigt. Dieſe Mordtaten gaben nämlich den Stoff ab für einen— Kriminalroman, den ich ge⸗ ſchrieben habe.“ Cheſter T. Anon wird entlaſſen. Mike Glenſon kommt zu ihm:„Ich muß Sie um Entſchuldigung bitten, Miſter Anon! Ich hätte Ihnen dieſe Ungelegen⸗ heiten nicht machen dürfen!“ „Keine Urſache!“ entgegnet Anon.„Ich bin Ihnen Dank ſchuldig! Mein Notiz⸗ buch habe ich Ihnen vor die Naſe gelegt, damit Sie es finden ſollten. Es iſt alles ſo gekommen, wie ich es erhoffte. Eine Bombenreklame. Tun Sie ein letztes, lieber Glenſon, und ſchreiben Sie noch einige Zeilen für meinen morgen erſchei⸗ nenden Kriminalroman:„Das Haus am Michiganſee!“ F. M. Gokum Das Drehorgellied Eine Anekdote von Kurt Lütgen Endlich hatte ſich auch der letzte Beſucher empfohlen. Es wurde ſtill im Hauſe, und 8 zog ſich mit ſeinem jungen Freunde trodtmann in ſein Arbeitszimmer zurück. Strodtmann beobachtete den Dichter beſorgt, denn er allein wußte, wie tief dieſen die Ver⸗ haftung getroffen hatte, die nach der Ver⸗ öffentlichung des Freiheitsliedes„Die Toten an die Lebendigen“ erfolgt war. Er fuhr da⸗ her ärgerlich auf, als das Hausmädchen noch einmal eintrat und meldete, ein Mann und eine Frau warteten im Hausflur und ließen ſich nicht abweiſen. Freiligrath ließ jedoch Strodtmanns Einſpruch unbeachtet und fragte, wie denn die Gäſte ausſähen.—„Einfache Leute ſind es“, antwortete das Mädchen achſelzuckend.. j. „Der Dichter befahl ihm, die Wartenden ins Zimmer zu führen. Gleich darauf wurde ein kleiner grau⸗ haariger Mann von einer großen, krä tigen Frau ins Zimmer geſchoben. ö „Sie werden entſchuldigen“, begann der Mann ſtockend, von einem Rippenſtoß der 1 aufgemuntert,„wir wollten nur——— ie werden es hoffentlich nicht übelnehmen—“ mit „J, wo wird er denn“, fiel hier die 45 ein, das Wort entſchloſſen an 5 reißend. „Nicht wahr, Sie ſind gar nicht ſo ſtolz, wie mein Mann ſich einbildet“, fuhr ſie in einem 3 ſich anbiedernden Tonfall fort. „Sehen Sie, wir ziehen mit einer Drehorgel über Land. Als wir nun geſtern davon hörten, daß Sie wieder freigekommen ſind, dacht' ich mir, wir wollen zum Herrn Freiligrath gehen und ihm gratulieren. Und da ſind wir nun und haben auch noch eine kleine Bitte an Sie. Wir brauchen nämlich ein neues Lied für unſere Drehorgel und wollten einmal fragen, ob Sie uns nicht eins machen können, recht ſo eins wie das, wofür man ſie verhaftete.“ Freiligrath antwortete nicht ſofort. Es war nicht zu erkennen, was er dachte. „Sehen Sie, Herr Freiligrath“, fuhr die Frau nun eindringlicher fort,„wir 15 viele neue Lieder und zahlen gut dafür: für jedes einen Taler! Mein Mann malt dann die Bilder dazu. Wenn Sie uns ein Lied machen, ſoll Ihr Bild auf eine beſondere Tafel gemalt werden. Und wir zahlen Ihnen auch zwei Taler für das Bild“, ſetzte ſie als letzten— wie ſie wohl glaubte— ſtärkſten Trumpf noch hinzu. Der junge Strodtmann e meinen, der anreißeriſche Ton der Frau ſei einem Dichter gegenüber nicht recht am Platze. Er trat. daher vor und hatte eine ſcharfe Zurecht⸗ weiſung auf den Lippen. Doch da begann Freiligrath ſchon zu ſprechen:„Ich will euch ein Lied geben, das zwar nicht viel große Worte hat, das aber— wie ich denke— euren Zuhörern etwas gibt. Seht zu, ob ihr es ge⸗ brauchen könnt. Ich ſchenke es euch.“ Er entnahm einer Mappe einige Blätter und reichte ſie dem Mann. Der ergriff ſie, erſchreckt faſt und linkiſch zufaſſend, und blickte ſofort auf die Schrift, ohne ſich um die Rippen⸗ ſtöße ſeiner Frau zu kümmern, die den guten Fang augenſcheinlich lieber unverzüglich in Sicherheit bringen wollte, ehe den Dichter etwa ſeine Freigebigkeit gereuen konnte, Der Mann las unbeirrt zu Ende, und als er dann den Kopf hob, ſchimmerten ſeine Augen feucht, und alle Niedergeſchlagenheit ſchien aus ihnen verſchwunden. Er trat, ob⸗ wohl ſeine Frau ihn an den Nockſchößen zu⸗ rückzuhalten verſuchte, zu Freiligrath, reichte ihm die Hand und ſagte mit freier Stimme: „Ich danke Ihnen auch ſchön!“ Das Gedicht aber, das der Dichter den Drehorgelleuten ſchenkte, hieß„Die Aus⸗ wanderer“, in deſſen Verſen ſich die Ahnung von der weiträumigen Freiheit neuer Länder mit der Klage um die verlorenen Kinder eines raumloſen Volkes zu einer ſchmerzhaften Ver⸗ zauberung vereint. vottet 115 zen Je ab 50 ges 1 Niet egen, 5 10 legt, alles Eine bes, noch ſchei⸗ an un det det 1 rau end. wie gen ot, gel von ind, 0 lid fine lich und ils füt pat die hen lr jed tte en en 05 * 2 Velanntmachungen Ortsgruppe a 0 N S.⸗Beratungsſtunde jeden Montagabend von 20—21 Uhr. tenſtſtunden der Pol. Lettung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſtr. 18, 1. Stock eigslullant Auf Anordnung der Orts⸗Kreisgruppe fin⸗ det am Dienstag, den 30. Auguſt, 1938, abends 20 Uhr(pünktlich) ein Amtsträ⸗ ger⸗Appell in der Luftſchutzſchule(Hügel⸗ ſtraße ſtatt, woran alle Amtsträger und Amts⸗ trägerinnen, einſchließlich der Frauenſach⸗ bearbeiterinnen und Blockhelfe⸗ rinnen, feilzunehmen haben. Die Unter⸗ gruppenführer melden mir um 20 Uhr die Lokale Nachrichten Viernheim, den 27. Auguſt 1938 Anſer Tagesſpruch Tu, was jeder loben müßte, wenn die ganze Welt es wüßte; tu es, daß es niemand weiß und gedoppelt iſt dein Preis! Fr. Rückert. * Es genugt nocli niclit Wenn einer den Brunnen mit Brettern zu⸗ deckt, die jedes Kind beiſeite ſchieben kana, hat er der Form nach den notwendigen Fordecun⸗ en Genüge getan. Aber wenn das Kind in 5 Brunnen gefallen iſt, wird er wiſſen, daß es auf dieſe Form nicht ankam, ſondern auf die Erfüllung des Gebots, die Gefahr zu be⸗ ſeitigen. i Wir ſind vor kurzem durch die Verkehrs⸗ erziehungswoche gegangen, und ſie hat gewiß ihre gute Aufgabe erfüllt. Aber es wird wohl keinen geben, der behaupten möchte, daß damit chon alles getan ſei. Die Chronik der Ver⸗ ehrsunfälle belehrt ſehr eindringlich, daß noch viel zu tun iſt. Es hilft nun nichts, man muß es den lieben Volksgenoſſen ſagen, daß ſie noch immer mit ihrem Leben und mit dem Leben anderer Menſchen recht leichtfertig umſpringen. Wäre das nicht der Fall, würden ſich nicht ſo viele Unglücksfälle ereignen. Denn ein großer Teil dieſer Unfälle ließe ſich leicht vermeiden. Wenn man ſich an die Regeln hält, wena man vor allem dort, wo es gewiß nichts ſchadet, nämlich an unüberſichtlichen Stellen, die Schnelligkeit der Fahrt etwas herabmindert, ſo wird man gewiß bald weit weniger don Ver⸗ kehrsunfällen hören. Aber es iſt leider noch immer b als ob ſich ſehr viele unſerer Ver⸗ kehrsteilnehmer aller Art ſagten: Mir wird ſchon nichts geſchehen! Worauf ſie dieſen Glau⸗ ben gründen, iſt nicht recht zu verſtehen. Denn mit dem Glücksumſtand rechnen, der einen erade noch mit heiler Haut durchſchlüpfen fößt heißt doch recht leichtſinnig ſein. Es kann elingen, es kann aber auch bös daneben ge⸗ 55 Und was dann? Ja, dann iſt natürlich die Beſcherung da und die Reue: Hätte ich doch! Wäre ich doch ein wenig vorſichtiger geweſen! Nein, es kommt zu ſpät und hat keinen Sinn. Rechtzeitig denkt man daran, ein Un⸗ glück zu verhüten. Man hat in allen Fällen des Lebens auch mit widrigen Umſtänden zu rechnen. Der Zufall ſpielt nun einmal ſeine Rolle. Und wir beherrſchen ihn nicht. Iſt es da ſo ſchwer, ſich zu ſagen: Ich gebe mich ihm nicht in die Hand, ſondern ich laſſe Vorſicht walten, ſo viel nur möglich iſt? Und man wird zugeben müſſen, daß auf dieſe Weiſe manches Unheil verhütet werden könnte. Es genügt noch nicht, was wir an Vorſicht im Verkehr aufwenden. Wir werden noch man⸗ ches hinzulernen müſſen. * Die Aſter. Des Sommers letztes Blüten⸗ kind, die Aſter„beginnt ſich jetzt zu erſchließen. Sie verbreitet nicht den betörenden Duft, mit dem ihre ſchönere Schweſter, die Roſe, an heißen Sommertagen Sinne und Herzen be⸗ rauſcht, aber ſie wirkt gleichwohl ſchön in ih⸗ rer zarten Friſche und Farbenpracht. Vom reinſten Weiß bis zum tiefdunklen Lila ſind nahezu alle Farben vertreten und einzelne Spielarten, wie z. B. die ſogenannte Strauß⸗ federaſter, wirken mit ihren gekräuſelt gefaſer⸗ ten Blütenblättern ganz ausnehmend ſchön und vornehm. Bei der Anſpruchsloſigkeit der Aſter in Bezug auf Kultur, die die denkbar einfachſte iſt, hat ſich dieſe Blume auch zahl⸗ loſe Freunde unter den Gartenbeſitzern erwor⸗ ben. Als Schmückblume hält ſie ſich ziemlich lange, wenn man täglich das Waſſer wechſelt, eine Priſe Salz hineintut und vor jedem Neu⸗ einſtellen den Stiel etwas beſchneidet. der A. S. O. A. P. Biernheim Iſt⸗Stärke. Genaue Kontrolle! Nur Krankheit oder Schichtarbeit gelten als Entſchuld'gung. Ich erwarte reſtloſe Beteiligung au dem Appell. Der Gemeindegruppenführer: gez. Lammer, LS.⸗Führer. e* Kitler Jugend Achtung! Kameradſchaftsführer! Heute abend ab 7 Uhr Beitragsabrechnung. Der Gefolgſchaftsführer. Kraftfahrer, vermeibet Wiloverluſte auj der Aeichsautobahn Immer wieder werden Klagen laut, daß auf den Reichsautobahnen ſehr viel Wild zuſchan⸗ den gefahren wird. Hauptſächlich da, wo die Reichsautobahnen durch den Wald gehen, ſind die Wildverluſte ſehr hoch. So hat auch der Wildbeſtand im Viernheimer und Lorſcher Wald in den letzten Jahren ſehr gelitten. Es muß deshalb in einem ernſten Appell an die Kraftfahrer herangetreten werden, damit ſie es vermeiden, das Wild zu überfahren, was bei ein wenig gutem Willen unbedingt möglich iſt. In den wildreichen Gegenden zeigen War⸗ nungstafeln und Lichtſignale die Hauptwechſel an und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß bei entſprechender Vorſicht das Ueberfah⸗ ren von Wild auf das Mindeſtmaß beſchränkt werden kann. Man ſollte es gar nicht für mög⸗ lich halten, daß es immer noch zahlreiche Wa⸗ genlenker gibt, denen es unbekannt iſt, wie leicht es iſt, am Wild vorbeizukommen, ohne es zu beſchädigen. Hat man bei Nacht auf der Straße ein Stück Wild vor ſich, ſo genügt immer ein kurzes Abblenden, und in 99 von 100 Fällen wird das Wild von der Fahr⸗ bahn verſchwunden ſein. Man mache die Probe von dem hier Geſagten und man wird von der Wahrheit überzeugt ſein. Vielfach glauben die Autofahrer, daß es gewiß nicht ſchiimm ſei, wenn einmal ein Stück Wild überfahren werde. Dem iſt doch nicht ſo. Es bird nicht nur ein Stück Wild, ſondern es werden gar viele Rehe, ja gar Rotwild, ein Opfer auf ber Autobahn. Und gar manches Stück Wild wird krank gefahren und muß im Walde, da es nicht gefunden wird, verludern. So iſt in manchen Gegenden der Wildbeſtand faſt um die Hälfte dezimiert worden. Natürlich iſt bei dem Zuſammenprall zwiſchen Auto und Wild, beſonders bei Rotwild, auch eine große Gefahr für die Autoinſaſſen gegeben, denn nicht ſelten ſind hierbei ſchon größere Unfälle paſſiert. Und gerade dieſe Tatſache ſollte die Autofah⸗ rer veranlaſſen, bei der Fahrt durch den Wald vorſichtig zu ſein, etwas langſamer zu fahren und bei dem Bemerken von einem Stück Wild im Lichtkegel abzublenden, damit das Wild weiter ziehen kann. Bei einer Taunus jagd wurden innerhalb zwei Monate 11 Rehe und 7 Stück Rehwild in nächſter Nähe der Auto⸗ bahn gefunden. Und ſo ähnlich iſt es in allen Jagdbezirken, durch welche die Autobahn führt, immer wieder bleibt ein Stück Wild auf der Strecke. Es muß hier alſo unbedingt Abhilfe ge⸗ ſchaffen werden. Jeder Autofahrer muß ſich der Pflicht bewußt ſein, im Walde etwas lang⸗ ſamer zu fahren und darauf zu achten, daß er kein Wild überfährt. 5 Wegeherſtellung im Viernheimer Wald Syenitſteine aus dem Odenwald werden verwendet Im Viernheimer Staatswald ſind zur Zeit Waldarbeiter damit beſchäftigt, das reſtliche Stück der zum Teil ſchon chauſſierten Vaur⸗ ſchneiſe zu ſtücken und herzurichten. 170 Ton⸗ nen Stück- und Bordſteine wurden angefahren, um hiermit dem Waldweg einen feſten Uater⸗ bau zu geben. Weiter ſind noch 40 Tonnen Schotterſteine für den Oberbau notwendig. Die Steine kommen aus dem Syenitwerk Erlenbach im Odenwald. Nach Fertigſtellung des Weges der Baurſchneiſe ſind im Viernheimer Wald zwei große Abfuhrwege(Becker⸗ und Baur⸗ ſchneiſe) chauſſiert und ſomit iſt Gelegenheit eboten, das Nutz⸗ und Brennholz in dieſem eil des Waldes unter günſtigen Umſtänden abfahren zu können, zumal die Waldwege im allgemeinen infolge der mehr anhaltenden Feuchtigkeit, unter der Holzabfuhr ſehr zu leiden haben und oft tief aufgefahren ſind. Jungtierſchau bes Kleimierzuchlvereins Gleich allen anderen Ständen und Berufen im Reiche wollen auch die Kleintierzüchter der Oeffentlichkeit zeigen, was ſie im neuen Zucht⸗ jahr geleiſtet haben und veranſtalten zu die⸗ ſem Zweck am morgigen Sonntag im Karpfen eine Jungtierſchau. Jeder Volksgenoſſe muß wiſſen, welch wichtige Rolle auch die Klein⸗ tierzucht im Rahmen des Vierjahresplanes zu erfüllen hat und beſucht aus dieſem Grunde die Ausſtellung. Der Zuſammenſchluß von Kleintierzucht⸗ verein 1916 und Geflügelzuchtverein 1926 wird mit der Erhöhung des Mitgliederſtandes des nunmehrigen Kleintierzuchtvereins Viern⸗ heim naturgemäß eine Belebung der Zucht⸗ arbeit bringen. Sie wird ſich auch auf die für morgen Sonntag ſtattfindende Ausſtellung günſtig auswirken. Nach den getätigten An⸗ meldungen wird die Ausſtellung alle früheren Jungtierſchauen in Bezug auf Material und auch zahlenmäßig weit übertreffen. Die Wict⸗ ſchaftlichkeit der einzelnen Geflügel⸗ und Ka⸗ ninchenraſſen wird gezeigt, ſo daß der Beſuch der Ausſtellung jedem Züchter, Geflügel⸗ und Kaninchenhalter ſowie Intereſſenten einen tie⸗ fen Einblick in die Arbeit der Kleintierzüchter vermittelt. * Wir jahren zum Wormjer Backjijchjeſt Backfiſchfeſt—— iſt es nicht ein ſympathiſcher Name für ein Feſt, der jedem, je nach ſeiner eigenen Fantaſie, beim Nennen dieſes Namens eine frohe Erinnerung hervor⸗ zaubert. „Sind nun die Backfiſche gemeint, die im Rhein gefangen, knuſprig gebacken, hergerich⸗ tet werden, oder ſind die als beſonders hübſch bekannten Wormſer„Backfiſche“ gemeint?“ — ſo wurde früher oft gefragt und geant⸗ wortet wurde denen: Ja, in der hübſchen Dop⸗ elſinnigkeit liegt der ganze Zauber dieſes elles Gemeint ſind nämlich beide Arten von Backfiſchen, die in der Feſtwoche nicht nur die älteſte Stadt Deutſchlands mit ihren hi⸗ ſtoriſchen Sehenswürdigkeiten beherrſchen, ſon⸗ dern den Wonnegau.— Über eine Woche währt der Feſttrubel auf dem Feſtplaz am Rhein. Samstag nachmittag gegen 4 Uhc ſin⸗ det alljährlich durch den Oberbürgermeiſter der Stadt Worms perſönlich die Feſteseröff⸗ nung ſtatt. Eine ungeahnte Steigerung bringt der erſte Sonntag mit dem nunmehr ſchon traditionellen Feſtzug, dem alljährlich ein neues Motto gegeben wird, das ſich immer um die Backfiſche„dreht.“ Allabendlich iſt der Platz und ſind die Feſtzelte vollgefüllt mit frohen, lachenden Menſchen, die in gordild⸗ licher Gemeinſchaft und Harmonie zu ſeiern verſtehen und ſich erfreuen an all dem, was ein wahres Volksfeſt zu bieten vermag. * Abfuhrſcheine abholen! In ciner heu⸗ tigen Bekanntmachung werden die Ortsbürger zum letztenmal aufgefordert, ihre Abfuhr⸗ ſcheine für Wellen, Stöcke, Knüppelreiſer uſw. abzuholen und zwar am kommenden Montag, den 29. Auguſt. Gleichzeitig wird darauf hin⸗ gewieſen, daß die nicht eingelöſten Abfuhr⸗ ſcheine für derartige Abhölzer am Dienstag, 30. Auguſt, gegen Entrichtung der Auflagege⸗ bühr an Intereſſenten abgegeben werden. Wer alſo von den Ortsbürgern ſeines zugeteilten Holzes nicht verluſtig gehen will, komme der letztmaligen Aufforderung zur Abholung des Abfuhrſcheines unverzüglich nach. a Das Mähen, Aufarbeiten und Heim⸗ fahren von 8 Loſen Ohmetgras für den ge⸗ meinheitlichen Faſelſtall wird an die Wenigſt⸗ nehmenden vergeben. Intereſſenten wollen ſich am Dienstag, 30. Auguſt, vormittags 8 Uhr, im Saale des„Ratskeller“ einfinden, woſelbſt die Verſteigerung erfolgt. Tomaten in der Schul⸗ und Akten⸗ taſche! Es iſt ſchon öfter über dieſe geſunde Frucht geſchrieben worden und mit Recht. Tomaten kann man faſt jeden Tag genießen, roh und gekocht. Da iſt zunächſt das Schul⸗ frühſtück: für jedes Kind mindeſtens zwei Tomaten— ein guter Erſatz für das in dieſem Jahr mangelnde Obſt. Aus dem gleichen Grunde bekommt auch der Mann Tomaten für das Frühſtück in ſeine Aktentaſche gelegt. Ueber die Verwendung der Tomate in der Küche weiß die tüchtige Hausfrau Veſcheid: Frühmorgens, wenn die Hähne krähn— und auch zum Mittagstiſch,— des Abends vor dem Schlafengehn,— Tomaten voh and friſch! Zunehmende Wärme. Heute ſrüh wur⸗ den 16 Grad Wärme verzeichnet.— Wir könnten noch mehr Wärme und Sonnenſchein gebrauchen, denn neben anderen Garten- und Feldgewächſen ſind es beſonders die Tomaten, die ſehr langſam reifen. Führerjchein Klaßſe 4 Für rechtzeitige Erwerbung ſorgen! Nach 8 72 Abſ. 3 der Straßenverkehrs⸗ Zulaſſungsordnung(StVZO) endet die Füh⸗ rerſcheinfreiheit der bisher führerſcheiufreien Kraftfahrzeuge am 1. Oktober ds. Is. Den Führern ſolcher Kraftfahrzeuge wird deshalb im eigenſten Intereſſe dringend euapfohlen, möglichſt bald bei den zuſtändigen Zulaſſungs⸗ ſtellen für Kraftfahrzeuge die Erteilung des Führerſcheines Klaſſe 4 zu beantragen. Eine Verlängerung der Führerſcheinfreiheit ür ge⸗ genwärtig führerſcheinfreie Kraftfahrzeuge über den 1. Oktober ds. Is. hinaus kommt aus Gründen der Verkehrsſicherheit nicht in Frage. Zur Vermeidung ſpäterer Schwierigkeiten wird klargeſtellt: Sollen mit bisher führer⸗ ſcheinfreien Kraftfahrzeugen, die(allein) mit dem Führerſchein Klaſſe 4 gefahren werden dürfen, Anhänger(zum Mitführen hinter Kraftfahrzeugen nach ihrer Bauart beſtimmte Fahrzeuge—§ 18 Abſ. 1 StVO) Lefördert werden, ſo genügt der Führerſchein Klaſſe 4 nicht, wenn dadurch Züge von mehr als drei Achſen(8 5 Abſ. 1 StVO) entſtehea; es iſt dann der Führerſchein Klaſſe 2 erforderlich (8 5 Abſ. 1 StVO). Die Erlangung des Führerſcheins Klaſſe 2 iſt nach 8 5 Abſ. 1 letzter Satz StVZO in der Weiſe erleichtert möglich, daß die Ausbildung und Prüfung nicht auf Laſtkraftwagen, ſondern auch auf anderen Fahrzeugarten der Klaſſe 2, z. B. Zugmaſchinen, ſtattfindet; die i erhalten dann aber einen auf die betreffende Fahrzeugart lautenden Beſchränkungsvecmerk. * Schluß mit Trinkgelo und Bedienungsaufichlag Die DAF., die in ihrer Korreſpondenz ſeit einiger Zeit einen Feldzug gegen das Trink- geldunweſen führt, wird ſich auch aktiv dafür einſetzen, daß eine Bereinigung auf dieſem Ge⸗ biet erfolgt. Und zwar ſoll dies auf dem Ge⸗ biet des Gaſtwirtgewerbes erfolgen. Die Gaſt⸗ wirte ſind der einzige Berufsſtand, der z. T. von den„Sorgen“ um die Gehalts- und Lohn⸗ zahlung frei iſt. Wenn es manchem vielleicht als eine ideale Löſung erſcheinen mag, durch einen Aufſchlag zum Preis für die Ware auch zugleich die Arbeit der Angeſtellten zu entgel⸗ ten, ſo iſt die DAF. durchaus gegenteiliger Meinung. Es kann nicht zugegeben werden, daß durch dieſe Art des Arbeitsentgeltes ein⸗ mal die Arbeit entwürdigt wird und auf der anderen Seite die Schaffenden des Gaſtſtälten⸗ gewerbes keine ausreichende Exiſtenzſicherung haben. Wie die DAK. mitteilt, hat Reichs⸗ organiſationsleiter Dr. Ley, um dieſe Ver⸗ hältniſſe zu bereinigen und einem unwürdigen Zuſtand ein Ende zu bereiten, die Reichsfach⸗ gruppe Gaſtſtätten- und Beherbergungsgewer⸗ be im Fachamt„Der deutſche Handel“ der DAF. den Auftrag erteilt, bis zum Cade die⸗ es Jahres die Löſung zu finden. Die Reichs⸗ achgruppe wiſſe ſchon jetzt, welche Wege ſie dazu beſchreiten müſſe und daß Deutſchland das erſte Land der Welt ſein werde, das auf dieſem Gebiet würdige und geſunde Verhält⸗ niſſe geſchaffen habe. Es ſei ſelbſtverſtändlich, daß die Umſtellung des Arbeitsentgeltes für Hunderttauſende von Volksgenoſſen auf die feſte Gehaltsbaſis neue Situationen ſchaffe. Von Preisſteigerungen könne natürlich keine Rede ſein, wenn der 10prozentige Bedienungs- zuſchlag fortfalle und andererſeits die Preiſe für Speiſen und Getränke um den gleichen Prozentſatz erhöht werden. Der Gaſt werde nicht mehr bezahlen als heute. Aber der Gaſt⸗ wirt tue nichts anderes als jeder andere Ge⸗ ſchäftsinhaber, der die Gehälter in den Waren⸗ preis einkalkulieren müſſe, und für die Ange⸗ ſtellten werde eine feſte geſicherte Exiſtenz ge⸗ ſchaffen. 2 Wer nicht hört. In Mannheim wurden 7 Radfahrern, die ſich verkehrswiorig verhielten, die Fahrradſitze von der Verkehrs⸗ kontrolle abgenommen. Verkehrsordnaug muß ſein! Leicht unbeſtändig Der oſteuropäiſche Tiefdruckwirbel befindet ſich zwar in Auffüllung, hat ſein Schlechtwet⸗ tergebiet inzwiſchen aber weſtwärts über die Weſer hinaus verſchoben. Daher hat auch in unſerem Gebiet ſtärkere Bewölkung und ſtrich⸗ weiſe ſchon Regen eingeſetzt. Die Entwicklung der Geſamtlage verſpricht zwar jür die Folge wieder Wetterbeſſerung, aber keine volle Be⸗ ſtändigkeit. Samstag: Wolklig bis aufheiternd aber leicht unbeſtändig und zu einzelnen Regen- fällen geneigt, tagsüber mäßig warm, ver⸗ änderliche Winde. Die Ausſichten für Sons tag: Im We⸗ ſentlichen freundliches, aber nicht allgemein trockenes Wetter. die ſteuerliche Unbebenklichkeit Ueber die ſteuerliche Unbedenklichkeitsbe⸗ ſcheinigung, die bei der Vergebung öffentlicher Aufträge notwendig iſt, wird in der Zeitſchrift 1 50 Deutſchen Verwaltungsbeamten mitge⸗⸗ eilt: Die Finanzämter beſcheinigen lediglich die ſteuerliche Zuverläſſigkeit. Deſſen ungeachtet bleibt es den öffentlichen Auftrags⸗ ſtellen naturgemäß unbenommen, darüber hin⸗ aus Auskunft über den Ruf, die wirtſchafi⸗ liche Leiſtungsfähigkeit oder über ſonſtige Ver⸗ hältniſſe des Bewerbers einzuholen. Die ſteuerlichen Unbedenklichkeitsbeſcheini⸗ gungen umfaſſen in der Regel ein Jahr. Es ſteht den Finanzbehörden jedoch frei, beim Vorliegen beſonderer Verhältniſſe ohne An⸗ gabe der Gründe auch einen kürzeren Zeitraum zugrunde zu legen. Es liegt auf der Hand, daß die Ausſtellun⸗ gen der ſteuerlichen Unbedenklichkeitsbeſchei⸗ nigungen für ein ſich um einen Iffeatlichen Auftrag bewerbendes Unternehmen von gro⸗ ßer wirtſchaftlicher Tragweite iſt. Die Ausſtellung einer ſteuerlichen Unbe⸗ denklichkeitsbeſcheinigung wird grundſätzlich verſagt, wenn ein Unternehmer in die Liſte der ſäumigen Steuerzahler eingetragen worden iſt. Die Beſcheinigung kann allerdings ausge⸗ ſtellt werden, wenn die rückſtändigen Steuer⸗ ſchulden vor der Stellung des Antrags be— zahlt worden ſind. Da wegen ordnungsgemäß geſtundeter Steuern keine Eintragung in die Liſte der ſäumigen Steuerzahler erfolgt, ſind ſie auch bei der Ausſtellung von Unbedenk⸗ lichkeitsbeſcheinigungen nicht in Betracht zu ziehen. Die Ausſtellung einer Beſcheinigung kann ferner verſagt werden, wenn ein Unter- nehmer dem Finanzamte als unregelmäßiger Steuerzahler bekannt iſt. Iſt ein Bewerber in ein Steuerſtrafverfahren verwickelt gewe- ſen, ſo kann die Unbedenklichkeitsbeſcheinigung auf einen kürzeren Zeitraum als ein Jahr be⸗ friſtet werden, vorausgeſetzt, daß aus dem ſteuerlichen Verhalten des Antragſtellers wäh⸗ rend der letzten zwei Jahre geſchloſſen werden kann, daß er der ordnungsmäßigen Erfüllung ſeiner ſteuerlichen Verpflichtungen die erfor- derliche Sorgfalt angedeihen läßt. Die Erlangung eines öffentlichen Auftra⸗ ges iſt in der Regel nicht nur für den Be⸗ triebsführer, ſondern in einer ſehr großen An⸗ zahl von Fällen auch für die Weiterbeſchäf⸗ tigung der Gefolgſchaftsangehörigen von Be⸗ deutung. Die Finanzbehörden ſind deshalb gehalten, der wirtſchaftlichen Auswirkungen wegen bei der Ausſtellung der Unbedenklich⸗ keitsbeſcheinigungen nicht kleinlich zu verfahren. Steuerliche Unbedenklichkeitsbeſcheinigungen können jederzeit widerrufen werden, insbe⸗ ſondere dann, wenn der Antragſtellet wegen Steuerverfehlungen rechtskräftig beſtraft wor⸗ den iſt, oder wenn während der Gültigkeits⸗ dauer der ausgeſtellten Beſcheinigung neue Steuerrückſtände aufgelaufen ſind, ohne daß eine ordnungsmäßige Stundung der Steuer⸗ beträge gewährt worden iſt. Da es weder gegen die Verſagung, noch gegen den Widerruf ein Rechtsmittel gibt, kann jedem Bewerber um öffentliche Aufträge nur dringend empfohlen werden, den ſteuer⸗ lichen Vorgängen ſeine beſondere Aufmerkſam⸗ keit zuzuwenden. Gegen die Verſagung oder den Widerruf iſt lediglich die Dienſtaufſichts⸗ beſchwerde an den zuſtändigen Präſidenten des Oberfinanzamtes zuläſſig. Weiſt dieſer die Beſchwerde ab, ſo kann eine weitere Dieaſt⸗ aufſichtsbeſchwerde an den Reichsmigiſter der Finanzen gerichtet werden. Der Nachweis, daß ein n der ſich um öffentliche Aufträge bewirbt, ſeinen Verpflichtungen gegenüber den verſchiedenen Trägern der Sozialverſicherung(Krantenkaſſe, Arbeitsloſen⸗, Invaliden⸗ und Angeſtellten⸗ verſicherung) pünktlich nachkommt, kaan durch entſprechende Beſcheinigungen der Verf chee⸗ ungsträger verhältnismäßig leicht beigebcacht werden. Rumäniſche Aepfel für Deutſch⸗ land. Wie aus Bukareſt gemeldet wird, ſoll in den nächſten Tagen eine Sendung rumäni⸗ ſcher Sommeräpfel nach Deutſchland abgehen. Der Ausfuhrüberſchuß an Sommeräpfela wird auf etwa 2000 Waggons geſchätzt. Die Nach- frage für rumäniſche Aepfel iſt wegen der ſchwachen Ernte der Importländer beſonders groß. In Tighina wird für Sommeräpfel, ab Produzenten 5 bis 8 Lei je Kilogramm ge⸗ zahlt, ein Preis, den man lange nicht erlebte. Deutſchland bietet für ein Kilogramm Aepfel 30 Pfennige ab Grenze. Bleibt vom Juden weg— und wir werden bald von ihm befreit ſein, denn: wir brauchen in Viern⸗ heim keine Juden! Olympia Lampertheim auf dem Walbjportplatz In dem Beſtreben, bis zum Beginn der Pflichtſpiele gerüſtet zu ſein, den richtigen Mann an den richtigen Platz zu bringen, nützt die Sportvereinigung jede Gelegenheit zu Pri⸗ vatſpielen aus. Schon am vergangenen Sonn⸗ tag hatte man einen Spielabſchluß mit dem SV. Schwetzingen getroffen, doch fiel dieſe Begegnung der ungünſtigen Witterung zum Opfer. Morgen kommt nun Olympia Lam⸗ pertheim zu unſerer Amicitia, eine hier zwar etwas unbekanntere Mannſchaft, aber in ihrem Bezirk ein gefährlicher und allſeits gefürchteter Gegner. Wir wollen über dieſe Begegnung nicht viel Worte verlieren. Nur das eine ſei betont: es wird ſich ein Fußballkampf ent⸗ wickeln, der beſtimmt in würdiger Weiſe in unſerer Heimatgemeinde die neue Spielſaiſon eröffnen wird. Dafür bürgt uns ſowohl das ausgezeichnete Spielermaterial von Olympia, wie auch die hieſige Mannſchaft, die an ver⸗ ſchiedenen Stellen neue Namen aufweiſt. Wir geben nachſtehend die Aufſtellung: Rüth; Kiß 1, Faltermann; Martine, Mül⸗ ler Joſ., Fetſch; Kiß 3, Kiß 4, Pfeuuing, Kempf Konr., Kiß 2. Erſatz; Burkert Wilh., Hoock Valt.“ Die Erſatzliga trifft ſich im Vorſpiel mit der 2. Mannſchaft des Turnvereins Viern⸗ heim. Aufſtellung: Schmitt Wilh.; Weidner Jak., Dewald: Mandel K., Jak. Ehrhardt, Wörner; Mar⸗ tin Rich., Krug Phil., Wunder Valt., Fal⸗ termann H., Knapp. Erſatz: Reinhardt V. * Turner⸗Handͤballer in ganbjchuhsheim Zu ihrem zweiten Privatſpiel in der neuen Saiſon fahren die Handballer des Turnver⸗ eins morgen Sonntag nach Handſchahsheim. Die dortige Turngemeinde gehört bekanntlich ſchon jahrelang der Bezirksklaſſe an, wo ſie erſt wieder während der letzten Pflichtſpiele mit der Erringung des zweiten Tabelleaplatzes ihr großes Können deutlich unter Beweis ſtellte. Für unſere Turner heißt es deshalb aufpaſſen, ſonſt könnte es evtl. zu einer böſen Ueberraſchung kommen. Wir wollen jedoch hoffen, daß die Turner ſich der Größe ihrer Aufgabe bewußt ſind und mit dem Einſatz der letzten Kraft um den Sieg kämpfen.— Die Mannſchaftsaufſtellung: Effler; Schmitt, Sander; Schneider, Fer⸗ bert, Martin; Thomas, Beckenbach, Martin P., Alter, Kühlwein Sch. Die 2. Mannſchaft iſt ſpielfrei, während die A-Jugend ebenfalls in Fandſchuysheim antritt. Aufſtellung: Wiegand K.; Effler H., Hanf E.; Lammer Ernſt, Buſalt J., Hofmann W.; Reinhardt K., Faltermann E., Martin Helm., Wink⸗ ler K., Werle E. Erf.: Ditſch. Turner⸗Fuß ball Die Spiele der 1. Mannſchaft und Jugend fallen aus. Die 2. Mannſchaft ſpielt gegen Elf Muſterhäußer in einer Straße Eine Londerſchau der deulſchen Bau⸗ und giedlungs-Ausſtellung Die elf Häuſer der Muſterſiedlungsſtraße, die das Gauheimſtättenamt auf dem Freigelände der Deutſchen Bau- und Siedlungs⸗Ausſtellung (3. Sept. bis 9. Okt.) in Frankfurt a. M. errich⸗ tet, ſind jetzt nahezu fertiggeſtellt. Mit dem In⸗ nenausbau dieſer Häuſer iſt bereits begonnen worden, ſodaß in ein paar Tagen ſchon auch die Möbel und Einrichtungsgegenſtände herange- ſchafft werden können. Die Häuſer dieſer Muſterſiedlungsſtraße ſind nämlich keine Modellbauten, wie man ſie ſonſt auf Ausſtellungen antrifft, ſondern es ſind voll ausgebaute Häuſer in Originalgröße. Damit wird dem Beſucher einer Bau⸗ und Sied⸗ lungs⸗Ausſtellung zum erſtenmal überhaupt Ge⸗ legenheit gegeben, verſchiedenartige Häuser, nach Größe und Raumeinteilung unterſchiedlich, aber doch aus einem einheitlichen Stilgefühl geſtal⸗ Belaſtung von 35 RM. Den Ausbau der Räume im Obergeſchoß aber kann der Siedler ſpäter aus eigener Kraft ausführen. An dieſe fünf Einzelhäuser ſchließen ſich dann am Gemeinſchaftsplatz vor dem Gemeinſchafts⸗ haus einige größere Bauten an. Zuerſt die bei⸗ den Einfamilienhäuſer„Rheingau“, ein Ausſchnitt aus Reihenhäuſern, wie ſie zu vieren oder fünfen angeordnet einem ſolchen Gemein⸗ ſchaftsplatz ſein beſonderes Geſicht wohl am beſten geben können. Die längere Bauform, der betontere Dachfirſt verlagern das Gewicht des Baues. Dieſe Einfamilienhäuſer umfaſſen vier Räume. Eine ſparſame Fachwerkkonſtruktion belebt das Bild der Straße. Die beiden näch⸗ ſten Häuſer„Rodgau“ ſind wieder ein grö⸗ ßerer Baukörper mit insgeſamt vier Wohnun⸗ gen. Zwei Wohnungen ſind nur ſogenannte 1 1— e ee h S n n N 8 2 Die Muſterſiedlungsſtraße auf der Frankfurter Vau⸗ und Siedlungs⸗Ausſtellung. Im Hinter⸗ grund der große Fachwerkbau der Gemeinſchaftshäuſer. tet, wirklich zu beſichtigen und nicht nur zu be⸗ trachten. Dieſe Muſterſiedlungsſtraße zeigt ſomit auch, daß Häuſer verſchiedener Größe und verſchiedenen Zweckes ſich ſehr wohl zu einem Geſamtbild von einheitlichem Charakter zuſammenfügen laſſen. Zehn Wohnhäuſer und zum Abſchluß ein großes Gemeinſchaftshaus ſind erbaut worden. Einzelhäuſer größeren Aus⸗ maßes wechſeln mit Doppelhäuſern, einem Aus⸗ ſchnitt aus Reihenhäuſern und kleineren Sied⸗ lungshäuſern ab. Das größte Haus trägt den Namen„Maintal“. Es iſt als Einfamilien⸗ haus oder auch als Zweifamilienhaus gedacht. Das etwas kleinere Daus„Naſſau“ ſchließt ſich an. Aber auch bei dieſem Haus iſt noch die Untervermietung von ein oder zwei Zimmern möglich. Den Bedürfniſſen einer Vollfamilie angepaßt, wenn auch räumlicher etwas ſpar⸗ ſamer geſtaltet, iſt das Haus„Bergſtraße“. Um das Straßenbild zu beleben, iſt das Ober⸗ geſchoß in Fachwerkkonſtruktion ausgeführt. Die beiden nächſten Häuſer der Siedlungsſtraße ſind die Häuſer„Heſſenland“, zwei ausgeſpro⸗ chene Siedlerſtellen, ſo wie ſie vom Gauheim⸗ ſtättenamt ſchon verſchiedentlich im Rhein⸗Main⸗ Gebiet erſtellt wurden. Ausgebaut genügt ſelbſt⸗ verſtändlich dieſes Haus auch den Bedürfniſſen einer deutſchen Vollfamilke, für junge Siedler⸗ familien aber wird es ohne ausgebautes Dach⸗ geſchoß erſtellt und erfordert dann einſchließlich Garten und Stallung nur eine monatliche Aebergangswohnungen mit einer ganz geringen monatlichen Belaſtung, in erſter Linie dazu be⸗ ſtimmt, einer jungen Familie vor dem Erwerb eines Siedlerhauſes Heimſtätte zu ſein. Die beiden anderen Wohnungen ſind muſtergültige Arbeiterwohnſtätten, die bei einer monatlichen Belaſtung von etwa 40 RM. drei Zimmer und Wohnküche umfaſſen. Das kleinſte Haus der Siedlungsſtraße iſt das Haus„Odenwald“, das als Obergeſchoß nur einen Knieſtock hat und keinen Ausbau im Dachgeſchoß geſtattet. In dem lanageſtreckten Fachwerkbau des Ge⸗ meinſchaftshauſes ſind alle für eine neue Siedlung erforderlichen Räume unterge⸗ bracht, der Schulſaal ebenſo wie die Zimmer für den Bürgermeiſter, den Gemeinderat, die Räume für den Ortsgruppenleiter und die Gliederungen der Partei, ſelbſtverſtändlich auch das Beratungszimmer für die Siedler. Eine muſtergültige Kleintieranlage und vorbildlich angelegte Gärten runden das Geſamtbild der Siedlungsſtraße ab. Alle Wohnhäuſer, zum Teil auch das Gemein⸗ ſchaftshaus, ſind vollſtändig eingerichtet. Es ſoll eben auf dieſer Ausſtellung auch gezeigt wer⸗ den, welcher ſchöner deutſcher Hausrat dem Siedler wie dem Bewohner des größeren Ein⸗ familienhauſes zur Verfllgung ſteht. Mannig⸗ fache Anregung vermittelt ſo gerade ein Beſuch in dieſer Muſterſtedlung auf der Deutſchen Bau⸗ und Siedlungs⸗Ausſtellung. 5 dieſelbe der Sporkvereinfgung in ſolgender Aufſtellung: i Werle Joſ.; Adler Ad., Kühlwein H.; Kiß Peter, Winker K., Mandel Ad.; Effler Ad., Buſalt Ed., Mandel Jak., Hofmann Kaſp, Brandenburger Joſ. Der Deulſche Aundjunk; Funk Poſt Das große illuſtrierte Programmblatt. Verlag der Buch- und Tiefdruck-Geſell⸗ ſchaft m. b. H., Berlin SW 68.— Einzelheft 15 Pfg. Poſtbezug monatlich 59 Pfg. zuzüglich 6 Pfg. Beſtellgeld. Das neueſte Heft der Zeitſchrift„Der Deut⸗ ſche Rundfunk-⸗Funk Poſt“, deſſen Umſchlag ein Bild der„Deutſchen Nachtigall“ Eraa Sack ſchmückt, behandelt in der bekannten in⸗ tereſſanten Art und Weiſe das Problem der wirtſchaftlichen Erſchließung der italieniſchen Beſitzungen in Nordafrika und befaßt ſich wei⸗ ter mit der Fühlungnahme zwiſchen dem deut⸗ ſchen Rundfunk und den Kindern der in Afrika lebenden Deutſchen. Wenn wir außerdem noch den deutſchen Dichter Hans Friedrich Blunck im Geſpräch mit alten Bauern aus ſeiner hol⸗ ſteiniſchen Heimat, andererſeits aber auch ein Bild Shirley Temples aus ihrem neueſten Rundfunkfilm und ſchließlich noch die Moden⸗ ſeite mit ſehr anſprechenden modiſchen Abbil⸗ dungen für die Herbſtübergangszeit erwähnen. ſo ergibt ſich wiederum— alles in allem— ein Bild von der außerordentlich großen Viel⸗ ſeitigkeit dieſer ſchönen Programmzeitſchrift. die in dieſer Nummer noch dazu mit einem neuen ſpannenden Roman beginnt. Lampertheim. Ein junger Mann aus Lampertheim, der ſich von Mannheim aus mit der Bahn auf der Feimfahrt befand, ſtand vor dem Abteilfenſter und berührte die Scheibe mit der Stirn, Plötzlich muß er ausgerutſcht ſein; denn er ſtürzte mit dem Kopf gegen die Scheibe, die ſofort in Trümmer ging. Hierbei blieben ihm einige Splitter im Geſicht ſtecken; auch an den Händen trug er Schnittwänden davon. Ein dazukommender Bahnbeamter hatte für den Unfall keinerlei Verſtändnis und nahm den jungen Mann ſofort in Obhut. Der Verletzte mußte auf dem Bahnhof in Lampertheim ſofort den Schaden 85 1 55 Fünf Mark koſtete der Spaß. Geſchäftliches Der heutigen Ausgabe unſeres Blattes liegt ein Proſpekt der Staatlichen Lotterie⸗ Einnahme Kracht, Berlin SW'ö11, Halleſches Ufer 4, über die 52/278. Preu⸗ ßiſch⸗Süddeutſche dalleulotterte bei. — In der Wiederholung liegt der volle Erfolg einer Anzeige! Kirchliche Anzeigen Zeichenerklärung: So.= Sonntag; Mo. — Montag; Di.— Vienstag; Mi.- Mittwoch; Do.— Donnerstag; Ir= Freitag; Sa.— Sams⸗ tag.— M.= Meſſe; HA.= Hochamt; Pr.— Pre⸗ digt; A.— Amt; EA.= Engelamt; SA.— See⸗ lenamt. Gd.— Gottesdienſt; Abdm.= Abendmahl. Kalholiſche Kirche: 12. Sonntag nach Pfingſten Apoſtelkirche: 6.30. Uhr 1. hl. M.; 7.30 2. hl. M.; 9.30 HA.; 1 Uhr Verſammlung f. d. Jünglingsſodalität; 2 Uhr Andacht. Marienkirche: 8 Uhr hl. M.; 10 Uhr Kin⸗ der⸗M.; 1 Uhr Andacht für die Kinder. Mo. 1. und 2. SA. f. Barbara Kaufmann Di. 3. SA. für Barbara Kaufmann; beſt. A. als Jahresged. f. Philipp Köhler. Mi. Seg.⸗M. f. Anna M. Müller, Sohn gef. Krieger Phil. Jak. und Angeh.; deſt. FA. f. Alfons Hanf, Großelt. Hanf u. Haas u. Angh. Do. Beſt. EA. f. Nik. Helbig, Ehefrau Thereſe gb. Alter u. Angh.; beſt. EA. f. Hch. Sander, Großelt. Kaſp. Sander 4., Chefrau Anna Kath. gb. Froſchauer. Fr. Herz⸗Jeſu⸗M. für Jakob Winkenbach, Mutter Marg. gb. Bildſtein, Schwiegecelt. Joh. Haas 9. u. Angh.; beſt. EA. f. Maria Weidner gb. Gärtner, Brud. gef. Krieg. Vat. und Angh. Sa. Beſt. A. f. Adam Babylon u. Aagh.; beſt. A. f. Gg. Knapp 6., Chefr. Marg. gb. Kalt, Sohn Math. und Angh. Mo. und Mi. iſt b. d. Engl. Frl., Di. und Do. b. d. Barmh. Schweſtern hl. M.; Fr. in der Marienkirche hl. M. Do. 5—7 Beichtge⸗ legenheit wegen Herz-Jeſu⸗Fr.; Fr. 7.30 Uhr And. Nächſten So. gemeinſ. hl. Kommunion für d. Erſtkommunikanten 1934 und d. Jung⸗ frauenkongr. Collekte f. d.„St. Joſef⸗Mif⸗ ſionsverein“ und„Reichsverband für die tach Auslandsdeutſchen.“ Evangelſſche Kirche: So. 1.15 Uhr Kirche; Di. Frauenabend. Do. 8.30 Uhr Singſtunde. dit) haſe and eiſtig Abt dutde nen beſaßt püttg fe ab dau dus 8 feln 1 1 ald cheibe Iden inter dns bhül, f in Hen. legt tie I, greu⸗ 2 del 14 unverſtändlicher Weiſe Bunke Tagesthronik Verunglückk und dann überfahren Das Ende einer Schwarzfahrt. „Fulda. Ein furchtbarer Verkehrsunfall er⸗ eignete ſich in der vergangenen Nacht auf der Landſtraße zwiſchen Bad Sälzſchlirf und Ful⸗ da. Ein Kraftwagenbeſitzer lieh einem jungen nn, der weder einen Führerſchein beſaß, noch vorſchriftsmäßig ein Auto zu ſteuern ver⸗ ſtand, ſeinen Wagen zu einer Spazierfahrt mit einem jungen Mädchen. Schon am Eingang des nächſten Dorfes raſte der Wagen gegen einen Baum und ſtürzte in den Straßengraben. Die beiden Inſaſſen wurden herausgeſchleudert und blieben ſchwerverletzt und hilflos auf der Land⸗ ſtraße liegen. Einige Zeit ſpäter kam in ſchneller Fahrt ein Lieferwagen, der die beiden Schwerverletz⸗ ten überfuhr und dabei gleichfalls in den Straßengraben geriet. Die Inſaſſen des Liefer⸗ wagens, drei junge Burſchen, die ihrem Arbeit⸗ geber das Fahrzeug zu einer Schwarzfahrt entwendet hatten, blieben unverletzt und ſuch⸗ ten, ohne ſich um die Verunglückten zu küm⸗ mern, das Weite. Vorher hatte bereits ein Kraftfahrer die Unfallſtelle paſſiert, ehe der Lieferwagen dort vorbeigekommen war. Der Fahrer leiſtete aber den Schwerverletzten keine Hilfe, ſondern beſchränkte ſich darauf, lediglich den Unfall in Bad Salzſchlirf zu melden. Die polizeilichen Ermittlungen führten noch in der Nacht zur Verhaftung der drei jungen Burſchen. Ein Toter, drei Verletzte. Kaſſel. Ein 19jähriger Motorradfahrer kam in voller Fahrt die Schönfelder Straße hinab⸗ efahren. Kurz vor dem Eingang in die Koh⸗ enſtraße fuhr er gegen einen Bord⸗ ſtein und ſtürzte. Er erlitt einen Schä⸗ delbruch und war ſofort tot. Ein zweiter Verkehrsunfall ereignete ſich in der Frankfurter Straße. Als ein 55jähriger Handelsvertreter mit ſeinem Motorrad wenden wollte, kam ein Motoradfahrer mit Sozius in ſchneller Fahrt heran und fuhr dem Handels⸗ bertreter in die Flanke. Beide Fahrer und der Sozius ſtürsten in einem wirren Haufen übereinander. Der Handelsvertreter und der Soziusfahrer erlitten ſchwere Verletzungen, während der andere Motorradfahrer mit Ver⸗ letzungen des linken Armes und des rechten Kniegelenkes davonkam. Teerſaß explodiert Kaſſel. Durch ſeinen eigenen Leichtſinn hat ſich ein 11 Jahre alter Knabe ſchwere Bran d⸗ wunden am ganzen Körper zugezogen. E wollte ein leeres Teerfaß ausbrennen. Al! die Teermaſſe, die ſich noch in dem Faß befand, in Flammen geriet, ereignete ſich eine Explo⸗ ſion. Der Junge wurde von der umherſpritzen⸗ den brennenden Maſſe getroffen und ſtand im Nu in Flammen. Die erlittenen Brandwunden waren ſo ſchwer, daß er dem Kaſſeler Kranken⸗ haus zugeführt werden mußte. In flüſſiges Blei gefallen. Braubach(Rhein). Hüttenmeiſter Schwik⸗ kert von hier rutſchte an einem Keſſel, der flüſſiges Blei enthielt, aus und geriet mit einem Bein in die glühende Menge. Ein Arbeitskamerad riß ihn ſofort heraus und verhütete dadurch größeres Unheil. Der Mann hat ſchwere Brandwunden an dem Bein erlitten ſowie eine ſchwere Verletzung an der Hand. Durch heiße Dämpfe verbrüht. Neuwied(Rhein). In einer Papierfabrik in Raubach wurde ein 63 Jahre alter Maſchi⸗ niſt durch ausſtrömende heiße Dämpfe ſchwer verbrüht, ſo daß er im bedenklichen Zuſtand ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Der Mann arbeitete an einer Dampfmaſchine. Das Unglück ereignete ſich dadurch, daß plötzlich ein Maſchinenſchloſſer die Ventile öffnete. * 8 Kinder am Fenſter. Pforzheim. In der Karl⸗Friedrich⸗Straße lehnte ſich ein vierjähriges Kind auf die zum Fenſter hinausgelegten Betten, die natürlich nachgaben, ſo daß das Kleine in die Tiefe ſtürz te und lebensgefährliche Kopfverletzun⸗ gen davontrug. Bartholomäusnacht— bei den Stallhaſen. Lörrach. In der Nacht auf den 24. Auguſt, die als Bartholomäusnacht(Pariſer Bluthoch⸗ zeit) hiſtoriſch iſt, drang ein Unbekannter in vier Anweſen des Nachbardorfes Hüſingen ein und ſchlachtete sämtliche Stall⸗ haſen ab, insgeſamt vierzehn. Die Tiere fand man nahe bei den Ställen verblutet auf. Nach dem blutdürſtigen Bartel fahndet man eifrig. Diebſtahl nach einem Jahr aufgeklärt Abteiweiler(Glan). Vor etwa einem Jahr wurden einem Imker von hier mehrere Bie⸗ nenſtöcke geſtohlen. Erſt jetzt konnte der Dieb gefaßt werden. Er iſt ein Händler von aus⸗ wärts, der die Bienenſtöcke damals mitnahm. ſie aber jetzt zurückgeben mußte. Familienvater tödlich verunglückt Daun(Eifel). Schneidermeiſter Juchens aus Steffeln rannte auf der Straße bei Gerol⸗ ſtein abends mit ſeinem Leichtmotorrad auf einen Laſtzug. Mit ſchweren Verletzungen wur⸗ de er ins Krankenhaus gebracht, wo er ſtarb. Hochwaſſer in ſchleſien und Böhmen Görlitz, 26. Auguſt. In Görlitz ſteigt das Hochwaſſer der Neiße weiter. Um 16 Uhr verzeichnete der Pegel einen Stand von 3,34 Meter über dem nor⸗ malen Waſſerſpiegel. Sehr ſchlimm haben die Fluten in Hagenwerder gewütet. Der Verkehr auf der Straße wird dort durch Kähne aufrechterhalten. Der Fluß ſteigt unaufhörlich weiter, zumal die Niederſchläge noch nicht nachgelaſſen haben. Der Waſſerſpiegel erhöht ſich in der Stunde um durchſchnittlich 8 bis 10 Ztm. In Lauban wurden die Ortswehren, die Techniſche Nothilfe und die SA. und I alar⸗ miert. Aus Markliſſa wird gemeldet, daß die Talſperre Goldentraum überläuft. Schwere Schäden im Iſer⸗, Rieſen⸗ und Erzgebirge Prag, 26. Auguſt. Viele Flüſſe in der Tſchecho⸗Slowakei ſind außerordentlich angeſchwollen. Die Elbe iſt be⸗ reits um 3 Meter über ihren Normalſtand ge⸗ ſtiegen, ſo daß das bewegliche Stauwehr um⸗ gelegt werden mußte. Durch Hochwaſſer iſt ſtellenweiſe auch die Bahnverbindung Halbſtadt— Braunau — Oelberg in Nordweſtböhmen unterbro⸗ chen. Derzeit ſind Arbeiter mit ihrer Wieder⸗ herſtellung beſchäftigt. Die Reichenberger Tal⸗ ſperre iſt übergelaufen. Die Kamnitz, die ſeit geſtern wiederum um einen halben Meter geſtiegen iſt, hat in Joſefsthal weite Gebiete überſchwemmt. Der Fluß führt geſchlagene Baumſtämme mit, die ſich an den Brücken ſtauen und dieſe ernſtlich gefährden. Im Rieſengebirge ſind viele Stege und Brücken abgeriſſen worden. Alle Neben- flüſſe der Elbe ſind aus den Ufern getreten. In Reichenau ſtehen alle Straßen unter Waſſer. Der geſtrige Sturmwind hat im böhmiſchen Iſer⸗ und Rieſengebirge große Windbruchſchä⸗ den gebracht. Große Schäden ſind auch im Brü⸗ zer und Komotauer Gebiet zu verzeichnen. Aus dem Erzgebirge wird ebenfalls bedeuten⸗ der Waldſchaden gemeldet. Jeefahrk Hapag⸗Schulſchiff„Admiral Karpfänger“ verloren? Hamburg, 26. Auguſt. Nachdem nunmehr etwas ſechs Monate ſeit der letzten Meldung verſtrichen ſind, die das Schulſchiff der Hamburg-Amerika⸗Linie miral Karpfanger“ abgegeben hat, muß leider mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß das Schiff verloren iſt. f Das Schiff hat am 8. Februar den ſüdauſtra⸗ liſchen Hafen Port Germein mit einer Ladung Weizen in Säcken verlaſſen. Seine letzte Nachricht hat es vom ſüdlichen Rande des Stil⸗ len Ozeans gegeben. Da nach Nachrichten ande⸗ rer Schiffsleitungen zur fraglichen Zeit unge— wöhnlich viele Eisberge geſichtet worden ſind, beſteht die Möglichkeit, daß das Schiff mit einem ſolchen Eisberg zuſammengeſtoßen iſt. An Bord befinden ſich 60 deutſche Seeleute. Die Suche nach dem Schiff, die mit Unter⸗ ſtützung der chileniſchen und der argentiniſchen Kriegsmarine eingeleitet worden iſt, hat leider bisher keinen Erfolg gebracht. Obwohl die Hoffnung, das Schiff aufzufinden, nur noch gering iſt, werden alle Verſuche fortgeſetzt. Jenuerkod dreier Kinder Belgrad, 26. Aug. In dem Dorfe Bogomol auf der Adriainſel Hyar brannte ein Bauernhaus nieder, während die kleinen drei Kinder der darin wohnenden Familie Plawſchitſch ſchliefen und die Eltern auf dem Felde arbeiteten. Deutſche Reiſende, die ſich zur Zeit dort aufhalten, holten aus dem brennenden Haus das älteſte Kind heraus, das aber nach vier Stunden an Rauchvergiftung ſtarb. Die beiden kleinen Kinder konnten nicht gerettet werden. Man vermutet, daß durch Fun⸗ kenflug aus dem Herdfeuer, das nicht gelöſcht worden war, dieſe Kataſtrophe entſtand. Blick in den Gerichtssaal den Jechgenoſſen geprellt Frankfurt a. M. Eines Tages zechte ein Fah⸗ rer ſtundenlang in einer Wirtſchaft und hielt auch andere Gäſte frei. Als es ans Zahlen ging, hate er nicht genügend Bargeld, wohl aber einen Scheck über 383 RM. Er wollte von den Wirts⸗ leuten 100 RM. auf den Scheck haben, was dieſe ablehnten. Auf ſeine Frage, wer ihm den Scheck einlöſen wolle, meldete ſich der 38jährige Heinrich S., der ſich erbot, zu der Bank zu gehen. Einer der Zechbrüder B., der den S. nicht kannte, war bereit, mitzugehen, um S. zu„be⸗ aufſichtigen“. Nach zwei Stunden kam B. wie⸗ der in das Lokal und erklärte, der andere Mann ſei, während er ſich Zigaretten holte, ausgerückt. Man traute B. nicht und ließ ihn verhaften. S. tauchte in Eiſenach auf. machte ſich dort einige vergnügte Tage und als es mit dem Geld zu Ende ging, kehrte er nach Frankſurt zurück, wo er gleichfalls feſtgenommen wurde. Er ſchil⸗ derte jetzt vor dem Schöffengericht, wo ſich die beiden„Kaſſierer“ zu verantworten hatten, daß ſchon unterwegs zur Bank der B. von Teilung geſprochen habe, und daß es hierzu auch tatſäch⸗ lich gekommen ſei, denn er habe ihm 170 RM. von dem Geld gegeben. Die Angeklagten wur— den wegen Unterſchlagung in Tateinheit mit Untreue B. zu acht Monaten Gefäng⸗ nis und 50 RM. Geldſtrafe, S. zu ſechs Monaten Gefängnis und 50 RM. Geldſtrafe verurteilt. Brandſtiftung eines Feuerwehrmannes ſw Pfungſtadt. Der 22 Jahre alte Jakob bmann aus Erfelden arbeitete zuletzt als Dienſtknecht in Pfungſtadt. Zu Beginn die⸗ es Jahres hatte er ſich in die Feuerwehr aufnehmen laſſen und war ſehr ſtolz auf ſeine neue Uniform, als er ſie im März er⸗ hielt. Bald darauf, am 23. März bemerkte man plötzlich in der Scheune eines ſeiner Ar- beitsſtelle benachbarten Grundſtücks einen Freiwillige Brand. Ein Strohbündel ſtand in Flammen. die allerdings von den Bewohnern gelöſcht wurden, ehe die Feuerwehr eintraf. Hätte man das Feuer aber nicht rechtzeitig bemerkt, ſo wäre es um die Scheune geſchehen geweſen. Daß vorſätzliche Brandſtiftung vorlag, er⸗ kannte man ſofort und bald hatte man auch her⸗ aus, daß der Knecht des Nachbarhofes der Schuldige war. Dieſer gab es ſchließlich auch zu und erklärte, er habe gern einmal ſehen wol⸗ len, wie die Feuerwehr im Ernſt fall funktioniere. Dieſe merkwürdige Aeuße⸗ rung gab der Großen Strafkammer Darmſtadt Anlaß, den Angeklagten auf ſeinen Geiſtes⸗ zuſtand unterſuchen zu laſſen und der medizi⸗ niſche Sachverſtändige bekundete dann auch, daß erblich belaſtet und daher nicht voll für ſeine Tat verantwortlich zu machen ſei. Das Urteil lautete dementſprechend nur auf eine Gefängnisſtrafe von ſechs Monaten, auf die vier Monate und 10 Tage der Anterſuchungs⸗ haft angerechnet werden. Für einen Kuß ins Gefängnis Simmern(Hunsrück). In einer Eheſchei⸗ dungsſache wurde ein Mann aus Simmern, der mit einer verheirateten Frau aus Simmern ein Freundſchaftsverhältnis unterhielt, von dem Schwurgericht Koblenz zu einem Jahr Ge— fängnis verurteilt. Als in dem Scheidungs⸗ prozeß der Mann der Ehefrau erfuhr, daß die⸗ ſer Freund mit ſeiner Frau eine Reiſe gemacht hatte und in Bingen a. Rh. die Frau beim Tanzvergnügen geküßt hat, machte er dieſe Beobachtung in dem Prozeß geltend. Der feine Kavalier indeſſen bekundete unter Eid, die Frau nicht geküßt zu haben. Die Kußzeugen wurden vernommen und ſo hatte ſich der Mann nun wegen Meineids zu verant⸗ worten. Das Gericht billigte ihm bei der Be— ſtrafung mildernde Umſtände zu. Multer wollte ihr Kind ermorden Fachverſländigen-Gulachlen, Plaidoyers und Urleil im Prozeß herbert Zu Beginn der 3. Verhandlung wurde noch ein Beamter der Staatsanwaltſchaft, Aſſeſſor Dr. Kronenberger vernommen, der bei der Vernehmung der Angeklagten vor dem Staatsanwalt anweſend war. Er ſchirdert, wie die Angeklagte in faſt vergnügter Stimmung ihre Angaben machte, mit einer erſchreckenden Gefühlskälte, daß ſie wiederholt gelächelt habe. Sie habe auch erzählt, daß ſie Marianne Em- mailleſplitter in die Milch gegeben habe, und von ihrem eigenen Kot, um eine Operation her⸗ beizuführen, an der das Kind ſterben müſſe. Sie bezeichnet das als Phantaſie, ſie ſer bei dem Verhör ganz verträumt geweſen, es wäre nach der Rückenmarkspunktion geweſen. Der Zeuge bekundet, daß ſie lebendig war, wie nur einer ſein kann, und das fertige Protokoll ſelbſt laut vorgeleſen, unterſchrieben und genehmigt habe. Der Sachverſtändige bemerkte dazu, daß die Punktion erſt nach dieſer Vernehmung ge— ſchah. Der Sachverſtändige, Dr. Peters⸗ Alzey, führt in ſeinem Gutachten u. a. aus, daß die Angeklagte in der Anſtalt ausfällig war, arrogant und anmaßend, ſie wollte als„Dame“ behandelt werden, demolierte ihre Zelle und verweigerte Nahrungsaufnahme. Sie ſei erblich belaſtet, eine Schweſter leide an Epilepſie. Sie ſelbſt leide an Schwachſinn leichteren Grades. Ihre Berufstätigkeit wechſelte als Kinder-, Servier⸗ und Fabrikmädchen. Ihre Ehe war überſtürzt, und wurde ihrerſeits nur einge— gangen, weil ſie in anderen Umſtänden war. Sie ſagte, die eheliche Harmonie exiſtiere nur im Gehirn ihres Mannes, ſie habe ihn von An⸗ fang an gehaßt. Von ihren Kindern ſagt ſie: „Das erſte war ein Reinfall, zum Zweiten, der Marianne, hat er mich gequält und gezwungen, und vom Dritten weiß ich nicht, wer der Vater iſt.“ Sie iſt von ausgeſprochener Urteilsſchwäche, egozentriſch, und ſieht nicht ein, daß ſie der ſtö⸗ rende Teil in ihrer Ehe war. Körperlich weiſe ſie keine Abnormität auf. Beim Fortſchreiten des gerichtlichen Verfahrens wurde ſie hyſtexriſch, hielt ſich für eine Heilige, hörte Engelsſtim⸗ men und dergleichen. Ihr Auffaſſungsvermögen ſei äußerſt gering. Ihre Urteilsſchwäche und Kritikloſigkeit zeigte ſich in der Ehe. Ihre Selbſtmordabſichten ſeien nie ernſt⸗ licher Natur geweſen. Aus ihren Ehe⸗ brüchen machte ſie ſich nichts, und die Mißhand⸗ lung ihrer Kinder, namentlich der Marianne, verurſachte ihr Luſtgefühle. Sie ſei von affektierter Hemmungsloſigkeit, unausgeglichen und unbeſtändig, gefühlsarm, grauſam und brutal, andererſeits überempfind⸗ lich, ſexuell äußerſt regſam, gemütsſtumpf. Bet der Tat ſelbſt habe ſie völlig bewußt gehandelt, alles genau überlegt, ſie wollte ſie ſelbſt nicht im Unterbewußtſein begangen haben. Aber ſie leide, wie bereits erwähnt, an angebore⸗ ner Geiſtesſchwäche und ſchizoider Pſy⸗ chopathie, weshalb ihr der Schutz des Paragra⸗ phen 51/II, der verminderten Zurechnungs— fähigkeit, zuſtehe. Sie ſei aber auch als ge— meingefährlich anzuſehen, und die öffent- liche Sicherheit erfordere ihre Un⸗ terbringung in einer Heil⸗ oder Pflegeanſtalt. Der Vertreter der Anklage führt aus, daß er am 19. April 1938, als er von Worms die Nachricht von der Tat der Angeklag⸗ ten erhielt, gehofft habe, daß es ſich um eine verirrte Geiſteskranke handle— aber das Er- mittlungsverfahren und das Gutachten des Sachverſtändigen habe ihn eines Beſſeren be— lehrt. Die Angeklagte müſſe, wenn auch unter „Ad⸗ Sie hören im Rundfunk.. Sonntag, 28. Auguſt 1938: Reichsſender Stuttgart 6.00 Frühkonzert 7.00 Kurkonzert. 8.00 Waſſer⸗ ſtandsmeldungen, Wetter,„Bauer hör' zu!“, Gym⸗ naſtik. 8.30 Kath. Morgenfeier. 9.00 Sonntagmorgen ohne Sorgen! 10.00 Wer ſchaffen will, muß fröhlich ſein! 10.30 Frohe Weiſen. 11.00 Chorgeſang. 11.90 Mittagskonzert. 12.30 Blasmuſik. 13.00 Kleines Ka⸗ pitel der Zeit 13.15 Muſik am Mittag. 14.00 Kaſperle zaubert. 14.30 Sport und Unterhaltung. 18.00 Funk- ſpiel. 19.00 Ausſchnitt aus der Großkundgebung von der Reichstagung der Auslandsdeutſchen in der Adolf⸗ Hitler-Kampfbahn in Stuttgart. 20.00 Nachrichten. 20.10 Wie es euch gefällt. 22.00 Zeitangabe, Nachrich⸗ ten, Wetter⸗ und Sportbericht. 22.15„Reichstagung der Auslandsdeutſchen“. 22.30 Unterhaltungs⸗ und Tanzmuſik. 24.00 Nachtkonzert. 2.00—3.00 Nacht⸗ muſik. Reichsſender Frankfurt 6.00 Hafenkonzert. 8.00 Zeit, Waſſerſtandsmeldun⸗ gen, Wetterbericht. 8.05 Wetterberichte. 8.10 Römiſch⸗ katholiſche Morgenfeier. 8.50 Serenaden⸗Muſik. 9.25 Dichter aus der Oſtmark. 9.45 Cyorgeſang. 10.15 Hoch ſteht das Korn, die Aehre reift... 11.00 Feier⸗ liche Verleihung des Goethe-Preiſes der Stadt Frank⸗ furt a. M. an den Dichter Hans Caroſſa. 12.00 Mu⸗ ſit am Mittag. 13.00 Deutſche Jugendmeiſterſchaf⸗ ten 1938 Frankfurt. 13.15 Muſik am Mittag. 14.00 Für unſere Kinder. 14.30 Uns gehört der Sonntag! 15.00 Unterhaltungskonzert. 18.00 Mit dem rechten Fuß zuerſt! 19.00 Kammermuſik. 19.30 Sportſpiegel des Sonntags. 19.45 Deutſche Jugendmeiſterſchaften 1938 Frankfurt. 20.00 Zeit, Nachrichten, Wetterbericht, Sonderwetter für die Landwirtſchaft. 20.10„Hans Sachs“(Komiſche Oper). 22.00 Zeitangabe, Nachrich⸗ ten. 22.10 Wetter, Nachrichten. 22.15 Sportbericht. 22.30 Das Backfiſchfeſt in Worms. 22 40 Unterhal⸗ tungs⸗ und Tanzmuſik. 24.00 Nachtkonzert. 2.00—8.00 Nachtkonzert. Montag, den 29. Auguſt 1938: Reichsſender Stuttgart 5.45 Morgenlied, Zeit, Wetter, landw. Nachrichten, Gymnaſtik. 6.15 Wiederholung der 2 Abendnachrichten. 6.30 Frühkonzert. 8.00 Waſſerſtandsmeldungen, Wet⸗ ter, Gymnaſtik. 8.30 Unterhaltungsmuſik. 10.00 Knüppel aus dem Sack. 11.30 Volksmuſik und Bauernkalender. 12.00 Mittagskonzert. 13.00 eit, Wetterbericht. 13.15 Mittagskonzert. 14.00 Schöne Stimmen— beliebte Orcheſter. 16.00 Nachmittags⸗ konzert. 18.00 Aus Operette und Film. 18.30 Griff ins Heute. 19.00 Tanzmuſik. 19.30 Ausſchnitt aus der Oſtmark-Weiheſtunde aus dem Württembergiſchen Staatstheater in Stuttgart. 20.00 Nachrichten. 20.15 Stuttgart ſpielt auf! 22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter, Sport 22.15 Reichstagung der Auslands⸗ deutſchen. 22.30 Nacht⸗ und Tanzmuſik. 24.00 Nacht⸗ konzert. 2.00—3.00 Nachtmuſik. Reichsſender Frankfurt 5.00 Frühmuſik. 5.45 Ruf ins Land. 6.00 Mor⸗ genlied— Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.80 Frühkon⸗ zert. 8.00 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen. 8.05 Wetter. 8.10 Gymnaſtik. 8.30 Bäderkonzert. 930 Nachrichten. 9.40 Kleine Ratſchläge für den Garten. 9.50 Genü⸗ gend Freizeit für Jugendliche. 10.00 Schulfunk. 11.35 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter⸗ bericht, Marktbericht. 11.45 Volk und Wirtſchaft. 12.00 Schloßkonzert. 13.00 Zeit, Nachrichten, Wetter. 13.15 Schloßkonzert. 14.00 Zeitangabe, Nachrichten. 14.15 Muſikaliſche Kurzweil. 15.00 Für unfere Kinder. 16.00 Nachmittagskonzert. 1800 Zeitgeſchehen. 18.30 Der fröhl. Lautſprecher. 19.10 Ein Herz im Lärm der Zelt. 20.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter. 20.15 Stuttgart ſpielt auf. 22.00 Zeitangabe, Nachrichten. 22.10 Wetterbericht, Nachrichten, Sport. 22.15 Ka⸗ merad, wo biſt du? 22.30 Nachtmuſik und Tanz. 24.00 Nachtkonzert. 2.00—3.00 Nachtkonzert. Zubilligung von Paragr. 51/11 beſtraft werden für ihre ruchloſe Tat, die keine Affekthandlung war, ſondern von langer Hand und in allen Details überlegt. Der Redner ſchildert die grauſame Tat in allen Details, und beleuchtet die Gefühlsrohheit der Angeklagten als Mut⸗ ter, die ſelbſt der Ruf ihres Lieblingskindes Werner„Mutter!“ aus dem Nebenzimmer nicht zum Bewußtſein bringen konnte, ſo daß ſie von ihrem Opfer, der unſchuldigen Marianne hätte ablaſſen müſſen. Nur zwei Gefühle beherrſchen ſie— Haß gegen ihren Mann und das Kind, und Angſt vor ihrem Manne, als ſie ihre eheliche Untreue entdeckt ſah— in ihrer geiſtigen Unzulänglichkeit fand ſie keinen an⸗ deren Ausweg, als zur Stillung ihres Haſſes den Mordverſuch an dem Kinde, und aus Angſt vor ihrem Manne die Flucht ins Ge⸗ fängnis. Die Angeklagte, die nicht den Namen Mutter, dieſen Begriff der Heimat und des Geborgenſeins verdient, vor deren Tat man ſteht, als vor dem Abgrund menſchlicher Ver⸗ worfenheit und Niedertracht, ſie muß unter Berückſichtigung ihrer Geiſtesdefekte die volle Schwere des Geſetzes treffen. Der Antrag lautete auf 7 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverluſt, ſowie nach verbüßter Strafe Unterbringung in eine Heil⸗ Pflegeanſtalt im Intereſſe der öffentlichen Sicherheit, Die Angeklagte, die nach dem Antrag ihrer Verteidigerin, die in wohlgeſetzter Rede auf Verurteilung wegen verſuchten Totſchlags plai⸗ dierte, das letzte Wort hatte, ſagte:„Mir iſt alles egal!“ Das Gericht ſprach nach längerer Beratung Urteil nach Antrag, 7 Jahre Zuchthaus, 5 Jahre Ehrverluſt, Unterbringung in eine Heil⸗ anſtalt. Wegen des Geſtändniſſes wurden der Verur⸗ teilten 4 Monate verbüßter Haft angerechnet. Sie nahm das Urteil an, obwohl der Vorſit⸗ zende ihr zurief:„Ueberlegen Sie, wiſſen Sie, was Sie tun?“ Aber ſprunghaft und thea⸗ traliſch, wie auch ſonſt im Leben, überlegte ſie ſich gar nicht die Möglichkeit der Reviſion, trotz Belehrung. Nun iſt die Komödie für ſie zu Ende. Der Vorſitzende zog in ſeiner Urteilsbegrün⸗ dung eine Parallele zwiſchen der Angeklagten und der vor etwa einem Jahr verurteilten Frau Heucher, die aus Verzweiflung über ihren brutalen Ehemann in den Tod gehen wollte, und dabei das Beſte, was ſie als Mutter be⸗ ſaß. mitnahm, ihre beiden Kinder, die ſie un⸗ weit Bingen ertränkte, in der Reaktion ſich ſelbſt aber trotz heftigſten Kampfes das Leben nicht mehr nehmen konnte, weil ſie ohnmächtig zuſammenbrach.— Dieſer Vergleich beleuchtete grell die Tat der heutigen Angeklagten als eine beſtialiſche. die ihre gebührende Sühne fin⸗ den mußte. oder CCC N 1 —4 Es ladet ein Amtliche Velanntmachung Betr.: Das Mähen, Aufarbeiten und Heim⸗ fahren des Ohmetgraſes für den gemeinheitl. Faſelſtall. Am Dienstag, den 30. Auguſt 1938, vor⸗ mittags 8 Uhr, wird im Saale des Gaſthauſes „Zum Ratskeller“ das Mähen, Aufarbeiten und Heimfahren von 8 Loſen Ohmetgras für den gemeinheitl. Faſelſtall öffentlich an die Wenigſtnehmenden verſteigert. Viernheim, den 25. Auguſt 1938 Der Bürgermeiſter. Bekanntmachung Die Ortsbürger werden hiermit letztmals auf⸗ gefordert, ihre Abfuhrſcheine für Wellen Stöcke, Knüppelreiſer uſw. am kommenden Montag, den 29. ds. Mts., bei der Ge⸗ meindekaſſe einzulöſen. Gleichzeitig mache ich alle Intereſſenten für derartige Abhölzer dar⸗ auf aufmerkſam, daß am Dienstag, den 30. Auguſt, alle nicht eingelöſten Abfuhr⸗ ſcheine gegen Entrichtung der Auflagegebühr abgegeben werden. Gemeinde Viernheim Der Kaſſenverwalter Freiw. Feuerwehr Viernheim Sonntag, 28. Auguſt 1938, vorm. ½6 Uhr, findet bei jeder Wit⸗ terung eine der Freiw. Feuerwehr mit Pflicht⸗ mannſchaft, Jahrgang 1913, ſtatt. Spielmannszug ebenfalls zur Stelle. Signal um 5 Uhr vorm.— Unentſchuldigtes Fehlen wird ge⸗ meldet. Der Wehrleiter: Kempf. ur Vorstadt“ eute Samstag, morgen Sonntag und Montag ahsenius unseres 5 Urogen Preiskegelns wozu wir alle Kegelfreunde recht Famile Helnel. Vereins Anzeiger Sängereinheit Heute abend gemütliches Beiſammenſein bei Mitglied Mth. Kempf im Gaſthaus„Zum Ochſen.“ Der Vorſitzende. Geſangverein Liederkranz Sonntagfrüh 10 Uhr Singſtunde im„Rats⸗ keller“⸗Saale. Der Vorſtand. Deutſches Notes Kreuz Der Nachweis über die Deutſchblütigkeit iſt ſchnellſtens bei mir abzugeben. Die Führerin. Große Karnevals. Geſellſchaft Viernheim Sonntag, 28. Auguſt, Familien⸗Ausflag nach Mörlenbach— Weiher. Mitglieder und ſon⸗ ſtige Ausflügler mögen ſich noch bis Sams⸗ tagabend 17 Uhr bei Mitglied Pfenuing Ad. oder Kühlwein Nikl. melden. Abfahrt: 9.35 Oe. Der Vorſtand. Nadfahrervereinigung Viernheim 07 Morgen Sonntag, 28. Auguſt, mittags 3 Uhr, im„Fürſt Alexander“ Mitgliederver- ſammlung. Um vollzähliges Erſcheinen bittet der Vorſtand. Verein der Hundefreunde Heute abend Mitgliederverſammlung. Da wichtige Tagesordnung zu erledigen iſt, er⸗ warte ich zahlreiches Erſcheinen. Der Vorſitzende. herzl. einladen. Turnverein von 1893 Abtlg. Handball: Sonntag, 28. Auguſt: Privatſpiele der 1. Mſchft. und Jugend in Handſchuhsheim. Beginn: 3 bzw. 2 Uhr. Ab⸗ fahrt: Jugend 11.40, 1. M. 12.40 Uhr OCG. Jeweils 10 Minuten früher erſcheinen! Abtlg. Fußball: 1. Mſchft. nd Jugend ſpielfrei. 2. M. gegen Amicitia 2. Mſchft. Beginn: 1.15 Uhr auf dem Waldſportplaßz. Sportvereinigung Amicitia 09 e. V. Spielbetrieb auf dem Waldſportplatz: Sams⸗ tag, 27. Auguſt: OEG.⸗Mſchft. A⸗Bahn— OeG⸗M. B⸗Bahn. Beginn: 5 Uhr nachm. OCEG⸗Auswahl⸗Mſchft.— Gebr. Brechtel Priv.⸗Mſchft. Beginn: 6 Uhr nachm. Sonntag, 28. Auguſt: 1. Mſchft. Amicitia — 1. Mſchft. Olympia Lampertheim. Beginn: 3 Uhr. 2. Mſchft. Amicitia— 2. Mſchft TV. 1893 Viernheim. Beginn: 1.15 Uhr. Mann⸗ ſchaftsaufſtellungen im Schaukaſten. Die Vereinsführung. Jas Zeitalter des Verkehrs muß jum Zeitalter der Verkehrsgemeinſchaft werben. Benimm bich deshalb als famerad und befolge Zum deutschen Halser“ in dd dnnn Jonnlay — Ihre Verlobung beehren sich anzuzeigen call etii o Hliacſie gecag Eosch auen Viernheim, den 28. August 1938 S— — e 2 ür die uns anläßlich unſerer Dermählung in ſo reichem Maße zuteil gewordenen Glück⸗ 4 1 Morgen Sonntag, den 28. Auguſt 1938, findet im Saale zum„Goldenen Karpfen“ eine Jungtierſchau ſtatt. Ueber 300 Nummern Kaninchen und Geflügel aller Raſſen werden gezeigt. Liebhaber und Intereſ⸗ ſenten, ſowie die ganze Viernheimer Bevölkerung ſind freundlichſt zum Beſuche eingeladen. Der Eintrittspreis beträgt je Perſon nur 20 Pfg. Die Ausſtellung iſt geöffnet von 9—18 Ahr. 5 5 7 5 S N Fungtierjchau Auluuuuuunummmmumammnnnmmmunmnunnnnmammunmmmnanmmumnmnmmmammmnuunnannmamdamummunnumand unnd wünſche und überreichten Ge danken herz ——— Karl Winkler und Frau Maria geb. Halkenhäuſer chene lichſt Allnuknummuummmmmnmnnmnanunanumumnmammmnmmnunmnnnmmmnummmunummmmnaamnmaumanmdmammümanmmaund Veranslallel vom Hlelntlerzuchtverein Uiernneim — Zurück! Dr. Ekert „ llele-waven Wagen mit hohen Rädern! Gedrehte Achsen, leichtlaufend! kauft man beim Fachmann Eine Klingel schrillt— eine zweite— eine d Morseapparate tacken Lautsprecher be heulen auf · ein Flugzeug donnert über die Limousine auf die holländische Grenze Schüsse peitschen durch die Nacht— A nicht oft sieht! Verpassen Sie auf kein gerät, von ihr erpreßt wird u. sie schließl Grogalarm sucht[A 15600 sperrt alle Grenzen!— Polizisten springen auf, reißen den Sturmriemen runter— Automotore Grogalarm Ueber spiegelnden Asphalt jagen die Ueberfall- wagen— mit singendem Kompressor rast eine Das ist die Atmosphäre eines Films, wie man ihn Grohgalarm Ein spannender Kriminalfilm, der eine heitere, volkstümliche Note aufweist, der sich witzig und gefühlvoll, menschlich echt u. durchaus lebens- wahr darstellt. Das ist die abenteuerliche Ge- schichte des Zeitungsfahrers Paul Köppen, der in die Fänge einer internationalen Gaunerbande Hilfe eines tapferen Mädels u. seiner getreuen Kameraden der Gerechtigkeit überliefert. dean Wunderie am Marktplatz Zuverläſſiger Dlenstknecht für kleine Landwirtſchaft(1 Pferd, 1 Kuh, mit Baumſchulen) bei hohem Lohn geſucht. Demſelben iſt Ge⸗ legenheit geboten, die Baumſchulen⸗ gärtnerei mitzuerlernen. Eintritt kann ſofort geſchehen.— Daſelbſt findet läd 1 f für Küche u. Haushalt 0 9 ſofortige gute Stellung deopg flechensleln, Baumſchulen Heddesheim b. Mannheim „Zum freischuiz“ Morgen Sonntag TANZ Had Es ladet freundlichſt ein Die Kapelle P. Jochim Saftladen Jeden Sonntag Jana ritte— fehlen: Bahn- 2u— larml en Fall ich mit Dazu schönes Beinrogramm und neueste ronwoche im Central- Flim- Palast Es ladet ein MI Fam. 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Auguſt 1938 In der heutſgen Vormittagsziehung wurden gezogen 8 Gewinne zu 3000 RM. 45469 236886 340290 881597 18 Gewinne zu 2000 RM. 43550 54249 93093 171330 176599 216977 282741 309704 342584 62 Gewinne zu 1000 RM. 84585 46424 59507 60971 67591 74073 83392 99797 17512 117986 125015 131889 176588 180077 180981 186529 219497 214453 220818 232201 233960 244375 257898 272477 277894 280298 292299 302382 889880 378839 393115 92 Gewinne zu 500 RM. 17788 38512 58699 60754 73307 76310 80164 87775 95281 86477 108573 142389 144449 148200 191561 206255 224785 227090 227741 228212 233800 237789 247826 2501895 251034 253990 273911 283313 287727 292903 303088 317589 329075 329210 337279 339415 850042 372414 373632 873725 874197 274907 387109 887345 388395 398596 158 Gewinne zu 300 RM. 5814 6278 10837 11008 218865 33858 97010 37721 47800 48274 53244 55807 57819 60889 74341 74742 75478 88810 89077 89974 91505 93109 94026 99169 102104 104578 194888 198285 106733 110841 117451 126825 130884 132829 138323 137299 138931 144898 150808 161384 169911 172761 178649 183182 187394 207809 208486 214159 221495 222233 2281381 228819 229880 239418 242442 248371 251729 255047 287509 298682 297885 301594 318439 323388 326229 330087 332004 332984 344363 347785 354376 358500 359890 361094 370677 377919 383313 388084 390642 Außerdem wurden 4862 Gewinne zu 150 RM. gezogen. In der heutigen Nachmittagszlehung wurden gezogen 4 Sewinne zu 5000 RM. 30701 295561 12 Gewinne zu 3000 RM. 2705 57329 117498 153247 166076 284498 12 Gewinne zu 2000 RM. 34291 79205 89825 344233 385837 393483 32 Gewinne zu 1000 RM. 12282 35772 69212 71128 73955 77285 1 166497 195994 210809 211893 263443 271515 292351 325929 78 Gewinne zu 500 RM. 25992 32885 84472 74036 81032 88580 86258 88272 80519 107514 126644 140349 143111 145692 145941 147834 158489 186975 193109 198071 212759 216470 221807 231118 233908 238832 244047 244202 248921 257280 263133 287200 298997 311279 317091 318614 327472 356 166 38 1628 154 Gewinne zu 300 RM. 1645 6326 35200 38893 37465 48879 54677 56807 61177 72629 80080 80656 86402 87462 89880 91470 94280 110262 119613 127820 132440 132753 137145 159253 158848 163348 163794 169809 178922 183387 189533 202794 206010 213898 214714 216888 217225 226780 226929 232175 234179 234550 23888 1 237181 245727 249391 254283 254519 258082 260418 2679891 271928 273903 279002 2 281383 282791 283005 289893 294242 300308 300336 305351 329901 342209 842239 343805 344635 359275 359633 376514 376588 380528 38 1692 385326 389308 39 1884 Außerdem wurden 4208 Gewinne zu 150 RM. gezogen. Im Geboinnrade verblieben: 2 Gewinne zu ſe 1000000, 2 zu ſe 500000, 6 zu ſe 30000, 14 zu je 20000, 52 zu ſe 10000, 88 zu je 5000, 182 zu ſe 3000, 432 zu ſe 2000, 1434 zu je 1000, 2224 zu ſe 500, 4468 zu je 300, 105096 zu je 150 RM. N ö ö Wee 3 Au Ne ter vol len lic ſche bei ein Sit erh ent her lc tet tun ben erh be)