— deder Der Reichspropagandaleiter der nationalſozialiſtiſchen Bewegung, Reichsminister Dr. Goeb⸗ Vol k Amlsblatt der Bürgermeisterei Viernheim 0 Erſcheinungsweile: Täglich, ausgenommen an Sonntagen und Bezugspreis: Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM. einſchließli otenl dur die Bolt monatlich 1.60 RM. ausſchließlich Beſtellgeld. 0 Ryſg. O Nummer 224 Monkag Der Führer ſpricht heute abend in Verlin Große Volkskundgebung im Sportpalaſt— Von allen deulſchen Gendern übertragen Zeuge der hiſtoriſchen Stunde bels, gibt bekannt: Am Montag, den 26. September, abends 8.00 Uhr, findet im Sportpalaſt in Berlin eine große Volkskundgebung ſtatt. der Führer ſpricht Dieſe Kundgebung wird auf alle deutſchen Sender übertragen. Sie wird in allen Städten und Dörfern des Reiches von denjenigen, apparates ſind, im Gemeinſchafts empfang aufgenommen. Die Ortsgruppenleiter der Partei haben ſofort mit den Vorbereitungen zu dieſem Gemein ⸗ ſchaftsempfang zu beginnen. Es darf im ganzen Reich niemanden geben, der nicht über den Rundfunk Zeuge dieſer hiſto⸗ riſchen Kundgebung würde. Eine Rede an die ganze Welt p. Die Welt hat mancherlei Veränderungen erfahren, ſeit der Führer auf dem Reichspartei⸗ tag von Nürnberg der Welt Deutſchlands Stel⸗ Tung zur ſudetendeutſchen Frage klargelegt hat. Jetzt haben bereits huſſitiſche Kampfhandlun⸗ gen und Ausſchreitungen des roten Mobs ver⸗ ſucht, der ſudetendeutſchen Frage, und damit der Frage des Selbſtbeſtimmungsrechts eine Auslegung zu geben, wie ſie Prag verſteht. Die Dinge drängten immer mehr zur Entſcheidung, nachdem die tſchechiſche Regierung in die Go⸗ desberger Verhandlungen mit dem Befehl Be⸗ neſchs zur allgemeinen Mobilma⸗ chung der tſchecho⸗ſlowakiſchen Armee hineinplatzte. Der Führer Deutſch⸗ lands hat auf dieſe Herausforderungen mit Entſchließungen geantwortet, die von einer bei⸗ ſpielloſen Geduld und von dem ehrlichſten Be⸗ mühen Deutſchlands zeugen, den Frieden der Welt zu erhalten. Wenn er in ſeinem Memorandum eine Woche Zeit läßt, um klare Verhältniſſe durch Räumung der ſudetendeutſchen Gebiete zu ſchaffen, ſo iſt das ein Zugeſtändnis, das die ganze Welt ver⸗ ſtehen müßte. Heute abend will der Führer ſei⸗ nem Volke und der ganzen Welt Rechenſchaft geben über die Lage und über ſeine Friedens⸗ bemühungen. Ganz Deutſchland hört mit und Wird die Welt ihm erlauben, Vollſtrecker der Befehle Moskaus zu ſein? Geichnung Karikatur des e e e Sirovy. Lenz— Scherl⸗M.) eiertagen. Berlin, 25. September die ſelbſt nicht im Beſitz eines Rundfunk⸗ wird erfahren, zu welchen Entſchlüſſen der Führer gekommen iſt. Was aber auch immer geſchehe, unſere Loſung heißt: Führer be⸗ fiehl! Wir folgen! Berlins großer Tag Zur Führerkundgebung teilt die Gauleitung der NSDAP. mit: Der Eintritt zu der morgigen Svportpalaſt⸗ kundgebung iſt frei. Die Kundgebung wird durch Lautſprecher auf der Anfahrtsſtrecke des Füh⸗ rers von der Reichskanzlei. Wilhelmſtraße. Leipziger Straße, Potsdamer Platz. Potsdamer Straße übertragen. Berliner, heraus zur großen Volks⸗ kundgebungl! Soweit ihr im Sportpalaſt keinen Platz fin⸗ det, ſtellt ihr für den Führer bei der Hin⸗ und Rückfahrt zum Sportpalaſt ein unüberſeh⸗ bares Menſchenſpalier und bereiten ihm einen Empfang mit den Gefühlen, die uns in dieſen hiſtoriſchen Stunden alle bewegen. ſernheimer eilung Verkündigungsblatt der NS D AN. Blernheim neil für 1 mm L den 26. Jeplember 1938 Anzeigenpreis: Grundpreis für 1 mm 5 Höhe und 67 mm Breite 15 Ryfg. Fut Zeit iſt 1 85 bee Nr. 6 gültig. Geſchäftsſtelle Viernheim, Bismarckſtr. 18. öhe und 22 mm Breite 8 Rpfg., im Text⸗ Fernſpr. 153. PSK. L' hafen 15101 14. Jahrgang Die Diplomatie arbeitet weiter Daladier und Bonnet beſuchten geſlern Chamberlain London, 25. September Von Downingſtreet Nr. 10 wurde am Sams⸗ tag kurz vor Mitternacht folgende amtliche Ver⸗ lautbarung ausgegeben: Der franzöſiſche Mi⸗ niſterpräſident Daladier und Außenmini⸗ ſter Bonnet haben die Einladung der bri⸗ tiſchen Regierung, am Sonntag, nach London zu kommen, um einen Bericht des britiſchen Premierminiſters über ſeine Beſprechungen in Godesberg zu hören und darüber zu bera⸗ ten, angenommen.“ Gegen 14 Uhr am Sonntag trafen der fran⸗ zöſiſche Miniſterpräſident Daladier und Außen⸗ miniſter Bonnet auf dem Flugplatz in Croydon ein. Als er von einem Berichterſtatter gefragt wurde, ob immer noch eine Hoffnung auf den Frieden vorhanden ſei, antwortete Daladier: In Europ r müſſen wir die Hoffnung ſtets auf⸗ rechterhalten. 2 In Begleitung der franzöſiſchen Miniſter be⸗ fanden ſich der Generalſekretär im Außenmini⸗ ſterium, Leger, der ſtellvertretende Direktor für europäiſche Angelegenheiten, Rochert, der Kabinettschef Bonnets, Henry, ſowie der radikalſoziale Politiker Jacques Kahſer. Von Preſſevertretern umringt ſagte der franzö⸗ ſiſche Botſchafter Corbin:„Es iſt ſehr ſchwierig!“ 3 Die Beſprechungen der franzöſiſchen Miniſter mit dem Premierminiſter und Lord Halifax wurden aus Anlaß der um 23.15 Uhr ſtattfin⸗ denden dritten Tagung des Kabinetts am Sonntag kurz unterbrochen. Dieſe dritte Sitzung war gegen 1 Uhr nachts beendet. Hierauf wurden die engliſch⸗franzöſiſchen Be⸗ ratungen wieder aufgenommen, ſie dauerten je⸗ doch nur einige Minuten. Montag vormittag um 10 Uhr ſollen die Be⸗ ratungen mit den franzöſiſchern Miniſtern fort⸗ geſetzt werden. Daladier erklärte beim Verlaſſen von Dow⸗ ning⸗Street einem Vertreter von Preß Aſſocia⸗ tion, er könne nur ſagen, daß es„nicht ſchlecht geweſen“ ſei. Paſſionswoche des harrenden Europas Muſſolini:„Auf dem Jehler beharren, iſt leufliſch!“ Vicenza, 26. Sept. Muſſolini, der am Sonntagvormittag in der Umgebung von Vicenza eine bieihe von An⸗ lagen und Werken beſichtigte, bat am Sonntag⸗ mittag in Vivenza, von Hunderttauſenden ſtür⸗ mit begrüßt, folgende Anſprache gehalten: Wenn Anſprachen Reden im traditionellen Sinne des Wortes wären, würde ich mich hüten, meinen Anſprachen der letzten Tage eine neue hinzuzufügen. Meine Anſprachen ſind aber. we⸗ nigſtens unter dem Geſichtspunkt ihrer Kürze. keine Reden, ſondern vielmehr eine unmittel⸗ bare Fühlungnahme mit der Seele des Volkes. Seit geſtern hat das begonnen, was man Paſſionswoche des harrenden Euro⸗ vas nennen kann. Es iſt heute allgemein aner⸗ kannt. daß in den Friedensverträgen von 1919 Fehler gemacht worden ſind. Ich habe das ſeit 1921 erkannt. Ich bitte Euch aber, mir keine prophetiſchen Eigenſchaften beizulegen. denn die Propheten gehören nicht zu unſerer Naſſe. Es war ſchon damals leicht vorauszu⸗ ſehen, was in dieſen Tagen vor ſich gehen wird. Was muß man aber nach einem Fehler tun? Ihn wieder gutmachen! (Stürmiſche Zuſtimmung und Heil⸗Hitler⸗Rufe.) Nach der Weisheit unſerer Vorfahren iſt Irren menſchlich, aber auf dem Fehler beharren teufliſch. Nun will man aber jene Fehler nicht nur nicht wieder gutmachen, die man z. B. mit der Aufblähung der Tſchecho⸗ Slowakei beging, ſondern man will dieſen Fehler beibehalten, und deshalb ſollen ſich die Völker Europas bekriegen. Bis zu dem Beweis des Gegenteils glaube ich der tragiſchſten und widerſinnigſten Irrtümer der Geſchichte wäre. Die ihrer Verantwortung bewußten Männer müſſen aber auch das, was man als die widerſinnigſten Hypotheſen bezeich; nen könnte, in Betracht ziehen. Bis jetzt hat Italien keinerlei militäriſche Maßnahmen ge⸗ troffen. Wenn aber die Demokratien fortfah⸗ ren, Reſerviſten einzuberufen, die Grenzen zu verſtärken und ihre Flotte zuſammenzuziehen, ſo iſt es klar, und niemand von uns wird ſich wundern, daß auch Italien ſolche Maßnahmen ergreifen wird. Die Welt hat bereits einen Beweis unſerer Entſchloſſenheit und unſeres Willens erhalten. Wir haben Abeſſinien erobert, nicht nur, indem wir gegen die abeſſiniſchen Heere, die von Europäern ausgebildet und geführt wur⸗ den, in den Kampf zogen, ſondern zugleich auch der wirtſchaftlichen Belagerung ſtandbielten. die von 52 Staaten über uns verhängt wor⸗ den war. Je mehr damals auf den Genfer Ti⸗ ſchen die Karten gemiſcht wurden, umſo ſicherer wußte ich, daß das italieniſche Volk niemals auch nur im geringſten ſchwanken würde. Heute ſind alle Verfechter der Sanktionen von der Bildfläche verſchwunden: die einen ſind in Vergeſſenheit geraten. die anderen mit Schimpf und Schande abgetreten. Das italieni⸗ ſche Volk, das in den letzten vier Jahren höchſte Kraftproben beſtanden hat, iſt wie zuvor bereit, auch künftig Kraftproben auf ſich zu nehmen. Das italieniſche Volk hat in dieſen Tagen ein einziges Antlitz gezeigt, das Antlitz der Ruhe und Entſchloſſenheit. Das iſt das Geſicht eines ſtarken Volkes. Der Anſprache des Duce ſolgten toſende, ſich immer wiederholende Ovationen der Zubörer⸗ nicht, daß es zu dem kommen wird, was einer maſſen. Auch Gamelin kommt nach London Wie die franzſiſche Botſchaft heute bekannt gibt, wird der franzöſiſche Oberſtkommandie⸗ rende, General Gamelin, heute auf dem Luft⸗ wege nach London kommen. Ueber den Zweck dieſer Reiſe iſt näheres nicht geſagt worden, man nimmt jedoch an, daß Gamelin in London ſein will, um ſich nötigenfalls an den Verhandlungen mit den britiſchen Miniſtern zu beteiligen. Kabineflsrat in Paris Eine amtliche Mitteilung Paris, 25. Sept. Am Sonntag nachmittag um 14.30 Uhr iſt unter dem Vorſitz des Miniſterpräſidenten Da⸗ ladier ein Kabinettsrat zuſammengetreten. Er endete um 16.30 Uhr. Der Innenminiſter verlas anſchließend vor der Preſſe folgende amtliche Mitteilung:„Der Kabinettsrat hat den Bericht des Miniſterpräſi⸗ denten und des Außenminiſters über das vom Reichskanzler dem Premierminiſter Chamber⸗ lain überreichte Memorandum gehört. Der Kabinettsrat hat einſtimmig die Erklärungen gebilligt, die Daladier und Bonnet in London der engliſchen Regierung abzugeben beabſich⸗ tigen. Die Mitglieder des Kabinetts lehnen es ab⸗ den Preſſevertretern irgendwelche Erklärungen über die amtliche Verlautbarung hinaus zu geben. Daladier beruhigt Paris, 25. September. Miniſterpräſident Daladier gab am Samstag gegen 21 Uhr Preſſevertretern fol⸗ gende Erklärung ab: „Die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen find in ganz Frankreich mit der Kaltblütigkeit und Entſchloſſenheit aufgenommen worden. die die Regierung von der Nation erwartet hat. Frankreich wird auf dieſe Weiſe in der Lage ſein, ruhig und würdevoll die wichtige diploma⸗ tiſche Verhandlung fortzuſetzen, von der die Er⸗ haltung des Friedens abhängt.“ König Boris beim Führer Seine Majeſtät König Boris III. von Bul⸗ garien, der ſich auf der Durchreiſe durch Deutſchland befindet, ſtattete am Sonntag dem Führer und Reichskanzler einen Beſuch ab. Mit der Verkündung der Mobilmachung wollte Beneſch die Godesberger Konferenz torpedieren, Geichnung Lenz— Scherl⸗M.), 1 . 75 1 ö 5 „Prag beſtimmt das Schickſal der Welt“ Die neue polſtiſche Lage im spiegel der inlernaljonalen Preſſe Erleichterung in London London, 26. September Das Bild der englischen Sonntagspreſſe iſt noch immer verwirrt. Im Vordergrund der Berichte ſtehen die letzten Entwicklungen in London, das heißt, es wird beſonders auf die Bedeutung der Tatſache verwieſen. daß die fran⸗ zöſiſchen Miniſter herüberkommen. Die Anſichten, ob die Lage optimiſtiſch oder veſſimiſtiſch beurteilt werden kann, geben aus⸗ einander. Uebereinſtimmend weiſen die Blätter jedoch darauf bin, daß die Entſcheidung jetzt zweifelsohne von der Tſchecho⸗Slowakei ab ⸗ hänge. Die Blätter ſtellen Vermutungen dar⸗ —— an. ob die Tſchecho⸗Slowakei annebmen wird. In den Berichten der Londoner Sonntags⸗ preſſe ſind auch gewiſſe Störungsmanö⸗ ver zu verzeichnen. wie zum Beiſpiel der Be⸗ ticht des diplomatiſchen Korreſpondenten der „Sunday Times“, der zu unterſtellen verſucht, daß die deutſchen Forderungen„weit über das erträgliche Maß hinausgingen“(). Die Blätter betonen, daß Chamberlain nun⸗ mehr wegen ſeines Verhaltens in Godesberg das ganze Land hinter ſich habe. Die Kritik an Chamberlain iſt vollſtändig verſtummt. Die deutſchen Preſſeſtimmen werden ausnahmslos wiedergegeben und zum Teil mit ſichtlicher Er⸗ leichterung verzeichnet. Der„Obſerver“ ſtellt feſt, Chamberlain habe aus Godesberg den Eindruck mitgebracht. daß der Frieden noch immer gerettet werden könne, wenn alle Seiten Zurückhaltung übten. Der„People“ bemerkt, daß Deutſchland mit Ausnahme der zeitlichen Begrenzung des deut⸗ ſchen Memorandums lediglich die Durchführung der Konzeſſionen verlange, denen Prag kurz vor dem Fall der Hodza⸗Regierung zugeſtimmt habe. In London und Berlin erkenne man nun⸗ mehr, daß von der Antwort Prags das Schickſal der ganzen Welt abhänge. „News of the World“(nahezu 4 Millionen Auflage) ſchreibt unter der Ueberſchrift:„Krieg oder Frieden in der Hand der Tſchecho⸗Slowa⸗ kei“:„Der Premierminiſter erklärt, daß die Ausſichten nicht hoffnungslos ſeien“, wenn Frankreich der Tſchecho⸗Slowakei rate, den deut⸗ ſchen Plan anzunehmen, werde der Friede aller Wahrſcheinlichkeit nach gewahrt werden. „Sunday Expreß“(Beaverbrook) iſt optimi⸗ ſtiſch und ſchreibt über ſeine Meldungen:„Neue Hoffnung erhebt ſich in Europa— Werden die Tſchechen Hitlers Ultimatum annehmen?“ Im Leitartikel erklärt das Blatt. daß der neue deutſche Plan von Prag angenommen werden müſſe. 4 Die liberale„Sunday Chronicle“ überſchreibt ihre Meldungen:„Der Premierminiſter erklärt, wir müſſen weitere Anſtrengungen machen, um den Frieden zu ſichern“. Das Blatt hebt in ſei⸗ nem Bericht hervor, daß Großbritannien das deutſche Memorandum, das tatſächlich auf ein Ultimatum hinauslaufe. Prag übermittelt habe, daß aber kein engliſcher Druck auf die Tſchecho⸗Slowakei ausgeübt worden ſei.— Das Blatt berichtet weiter, franzöſiſche Staats⸗ männer hätten, als ſie den Plan durchgeſehen hätten, erklärt, ſie glaubten, daß ſich eine Rege⸗ lung erreichen laſſen werde. Pariser Preſſe redet von Entſpannung Paris, 25. September. In der Pariſer Sonntagspreſſe macht ſich eine leichte Entſpannung bemerkbar. Wenn man ſich auch keinem übertriebenem Optimismus bingibt, ſo hofft man dennoch, daß die kommen⸗ den Tage die Möglichkeit einer friedlichen Lö⸗ ſung der noch beſtehenden Meinungsverſchieden⸗ heiten bringen werden. Bemerkenswert iſt die Einmütigkeit. mit der die Blätter ohne Unterſchied ihrer politiſchen Richtung hinter der Regierung ſtehen. Der„Matin“ hält es allerdings für notwen⸗ dig, im ernſten Tone vor übereilten Maßnahmen zu warnen. Die erſte Pflicht Frankreichs be⸗ ſtehe in der Beibehaltung ſeiner kalten Ueber⸗ legung und darin, daß es ſich nicht durch Her⸗ ausforderungen von Provokateuren übertölpeln laſſe. Sie beſtehe darin, genau abzuwägen. was möglich ſei, um ſich darin zu erinnern, daß Frankreich gegenüber der Menſchheit auch Ver⸗ pflichtungen habe. 5 Die Ehre Frankreichs beſtehe darin, nicht zu dulden, daß ausländiſche Hetzer Herr in Frankreich ſind. Die Ehre Frankreichs bänge weder von der Auffaſſung des Herrn Litwi⸗ now, noch von den Bezügen eines Herrn Be⸗ neſch ab. Das rechtsſtehende„Ordre“ iſt etwa der glei⸗ chen Auffaſſung und ſtellt feſt, man dürſe die Vorſchläge des Führers nicht grundſätzlich zu⸗ rückweiſen. Derſelben Anſicht iſt der Außenpolitiker des „Journal“, der erklärt. die Ausdehnung der Kriſe. die man infolge der Einmiſchung Litwinows befürchte, ſtelle einen wirklich ernſten Faktor dar. Der„Petit Pariſien“ ſchreibt, die Godes⸗ berger Beſprechungen hätten zu einer gewiſſen Entſpannung der internationa⸗ len Lage geführt. Solange die Prager Antwort aber noch nicht bekannt ſei, und ſolange eine endgültige Regelung über die Abtretung der ſudetendeutſchen Gebietsteile noch nicht erfolgt ſei, müſſe die Lage immer noch als ernſt an⸗ geſehen werden. Die Meinung in Rom Rom, 25. September Der Direktor des„Giornale d'Italia“ ſtellt klipp und klar feſt: Der Schlüſſel zur Lage ſei heute weniger in Prag als vielmehr m London und vor allem in Paris zu ſuchen. Nur durch ein entſchloſſenes und rechtzeitiges Eingreifen der franzöſiſchen und engliſchen Regierung, durch das Prag klar erkennen müßte, daß es im Falle der Fortſetzung ſeiner hartnäckigen In⸗ tranſigenz völlig iſoliert wäre, werde man den Frieden in Europa retten können. Werde man in Paris und London eine ſolche Haltung ein⸗ nehmen? 1 N Bis jetzt— ſo meint das halbamtliche Blatt — ſei nichts davon zu ſehen; ſicher aber ſei, daß die gegen den Frieden arbeitenden und mit dem Wahnſinn Prags ſolidariſchen Kräfte im⸗ mer kampfluſtiger aufträten. Unter dieſen Um⸗ ſtänden müſſen Italien und Deutſchland, ſo ſchließt das Blatt, wachſam zuſammen⸗ ſtehen. Wenn es wirklich zu dem Wahnſinn eines Konfliktes kommen ſollte, ſo werde Ita⸗ lien mit unerſchütterlicher Tatkraft ſeinen tehen. W di Roma“ unterſtreicht nochmals, daß es hauptſächlich Deutſchland zu verdanken iſt, wenn ſich die internationale Lage zum Wo⸗ 9 wieder etwas beſſern konnte, Deutſch⸗ land zeige eine wahrhaft langmütige Geduld und höchſtes Verantwortungsgefühl. Mafmah⸗ men wie die der Tſchecho⸗Slowakei und die Manöver ihres Staatspräſidenten hätten jede Gegenaktion des Führers in vollem Maße ge⸗ echtfertigt. a l 2 ttler aber will nicht den Krieg und hat die Gerechtigteſt der von ihm vertretenen Sache auf ſeiner Seite: ex hat aber auch die Mittel und Macht, dieſer Gerechtigkeit zum Siege zu verhelfen, möchte es aber nicht bis zu ihrem Einſatz kommen laſſen.“ Es wäre allerdings ein ungeheuerlicher Fehler, wenn man dieſe deut⸗ ſche Langmut falſch auslegen wollte, und es ſei zu hoffen, daß dies nicht nur in Prag, ſondern beſonders auch in London und Paris verſtanden werde. Die Zeit reiche noch zur Rettung des Friedens, aber nur unter der Vorausſetzung, daß man ſie nütze. De polniſche Preſſe Warſchau, 25. September Die nach der Ueberreichung des deutſchen Memorandums entſtandene Lage iſt in der pol⸗ niſchen Preſſe Gegenſtand zahlreicher Berichte, die aus Godesberg, London und Paris ſtam⸗ men. Im allgemeinen wird feſtgeſtellt, daß das Memorandum eine Entſpannung in den europäiſchen Hauptſtädten ausgelößt habe. Der in Godesberg weilende Sonderbericht⸗ erſtatter der„Gazeta Polſka“ ſchreibt, die Hauptſchwierigkeit liege bei Prag, das den Ein⸗ flüſterungen der Komintern erlegen ſei und ſei⸗ nen letzten Trumpf auf den Tiſch geworfen habe, nämlich die allgemeine Mobilmachung. Die Nachrichten, die indeſſen im Verlauf der letzten Nacht eingetroffen ſind, zeigten, daß dieſe Karte diesmal zu früh ausgeſpielt worden ſei, während die Tſchecho⸗ Slowakei ſich bisher immer mit ihren Trümpfen verſpätet habe. Die ruhige Beantwortung dieſer tſchechiſchen Maß⸗ nahme vonſeiten des Reiches zeige, daß die tſchechiſche Mobilmachung keine Senſa⸗ tion erzeugt habe. „Kurjer Poranny“ ſchreibt, Chamberlain habe Godesberg mit der Ueberzeugung verlaſ⸗ ſen, daß die Beſprechungen mit Deutſchland nicht abgebrochen, ſondern abge⸗ ſchloſſen ſind. Eine neue Etappe in der Fühlungnahme zwiſchen den Großmächten habe begonnen. Ihr Kennzeichen ſei, daß ſich Eng⸗ land aus der Rolle eines Vermittlers zurück⸗ gezogen habe. Dieſe Weigerung Großbritan⸗ niens, ſich noch weiter als Vermittler zu enga⸗ gieren, erkläre 0 aus dem provokatoriſchen Verhalten der tſchechiſchen Regierung, die durch die Mobilmachung während der Verhandlungen in Godesberg die Lage außerordentlich kompli⸗ ziert habe. Auch die Regierung Daladiers werde genau ſo mie bisher ſich nicht für die wahnſinnigen Unternehmungen Prags engagie⸗ ren wollen, und auch in Frankreich werde die tſchechiſche Mobilmachung als eine Provokation empfunden. Wenn Beneſch, ſo ſchreibt„Expreß Poran⸗ ny“, den franzöſiſch⸗engliſchen Plan angenom⸗ men habe, ſo ſei das nur ein Manöver ge⸗ weſen. Er habe ſo Frankreich und anſchließend England zu einer bewaffneten Intervention verpflichten wollen. Die blutige Rückkehr der tſchechiſchen Truppen in die vorher freiwillig geräumten ſudetendeutſchen Gebiete und die anſchließende allgemeine Mobilmachung hätten nur ein Ziel gehabt, Deutſchland zu provozieren. Als Chamberlain Godes⸗ berg verließ, habe er erklärt, daß er die For⸗ derungen Deutſchlands für an⸗ nehmbar hielt, andernfalls hätte er es auch garnicht übernommen, das Memorandum den Tſchechen zu übergeben. Beneſch habe ſechs Tage Zeit zum Nachdenken erhalten. In dieſen ſechs Tagen werde er ſich endgültig davon überzeugen, daß er mit der Hilfe von keiner Seite rechnen könne. Roter Hahn im Braumauer Ländchen Die verhältniſſe zu höchſter Ipannung geſteigerk Waldenburg, 25. September. Die Zahl der aus dem kleinen Braunauer Ländchen geflüchteten Sudetendeutſchen beträgt, ſoweit ſie durch das Flüchtlingslager in Für⸗ ſtenſtein gegangen ſind, bereits über 1000. Un⸗ unterbrochen kommen noch ſtändig Männer und Frauen mit Kindern über den Grenzübergang am Hohen Stein ebenſo wie auch über die grüne Grenze unmittelbar ins Reich. Der Grenzübergang Göhlenau wird von den Flücht⸗ lingen gemieden. Dort können ſie zu leicht ab⸗ geſchoſſen werden von den tſchechiſchen Maro⸗ b die nur auf ſolche Gelegenheiten war⸗ en. Für die fortgeſetzten Terroraktionen der tſchechiſchen Gendarmerie, der Kommuniſten und Soldateska ſind die letzten Vorgänge in Mer⸗ kelsdorf bezeichnend. Es nimmt nicht wunder. daß ſo viele Sudetendeutſche ihre Braunauer Heimat verlaſſen. wenn man aus Merkelsdorf erfährt, daß dort Gendarmerie und Militär, unter denen ſich zahlreiche uniformierte Kommu⸗ niſten befinden, ſogenannte Hausſuchun⸗ gen abhielten. Das bedeute für die Betroffenen nichts ande⸗ res als Raub, Plünderung und Zerſtörung von Bezeichnende zwiſchenfülle in Warnsdorf Hab und Gut, oft genug noch ergänzt durch brutale Gewalttätigkeiten. Insgeſamt haben ſich im Braunauer Ländchen in der letzten Nacht die Verhältniſſe zu höch⸗ ſter Spannung geſteigert. Ueberall raſt iſchechiſches Militär und Gendarmerie auf Laſtautos und in Panzerwagen durch die Dör⸗ fer. Dabei iſt die Stimmung der Soldateska keineswegs roſig, wenn auch dieſe Tatſache von den üblichen Gewalttätigkeiten keineswegs ab⸗ hält. Die Tſchechen klagen darüber, daß ſie den ganzen Freitag über keine Verpflegung bekommen haben und keine Verbindung mit dem Hinterlande haben. Jede Nacht kann man den Schein von größeren Bränden am Himmel wahr⸗ nehmen. Die Beſitzung des Bauern Richard Teuber wurde, dem Vernehmen nach, von kom⸗ muniſtiſchen Brandſtiftern heimgeſucht, ging in hellen Flammen auf und brannte vollſtändig nieder. Die Beſitzung liegt bei Hermsdorf. Auch in Ruppersdorf muß eine Beſitzung niederge⸗ brannt ſein. Während in Merkelsdorf die Sol⸗ dateska durch die Straßen raſt, flattern immer noch munter die kürzlich auf dem tſchechiſchen 1 am Hohen Stein gehißten Hakenkreuz⸗ ahnen. Rommuniſten wurden als Provokaleure vorausgeſchickt Seifhennersdorf, 25. September In den letzten 48 Stunden ſind im Durch⸗ gangslager Seifhennersdorf mehr als 1000 0 Flüchtlinge durchgekommen, die von der Bevölkerung und den Gliederungen der Par⸗ tei in Obhut genommen wurden. Bei den Flüchtlingen handelt es ſich meiſt um Frauen und Kinder aus den ſudetendeutſchen Orten Warnsdorf, Rumburg, Schönborn und Schön⸗ linde. Seit Donnerstagabend der vergangenen Woche wird das ganze Gebiet, in dem dieſe Orte liegen, ſtändig von tſchechiſchem Militär und kommuniſtiſchen Horden, die man in Uni⸗ form geſteckt und bewaffnet hat, durchſtreift. Tagsüber iſt alles ruhig, am Abend aber und während der Nacht tauchen die Kraftwagen und Trupps auf. Meiſt werden den regulären „Man muß neue Situationen ſchaffen“ Eine Prager Aeußerung zur gegenwärkigen Lage Annaberg, 25. September Die tſchecho⸗ſlowakiſche Sonntagspreſſe veröf⸗ ſentlicht eine längere Stellungnahme des amt⸗ lichen Tſchecho⸗Slowakiſchen Preßbüros zur Lage. Darin heißt es u. a.: „Im gegenwärtigen Augenblick, in welchem die europäiſche Kriſe ihren Höhepunkt erreicht hat, iſt die einzige Möglichkeit, mit größter Sorgfalt und ängſtlicher Aufmerkſamkeit nur die Tatſachen und nur dieſe zu prüfen und ſich durch keine ungenauen oder von gewiſſer Seite mit Abſicht tendenziös gefärbten Mutmaßungen der Preſſe beirren zu laſſen. Man muß abwar⸗ ten, bis der genaue Text der Antwort unſerer Regierung auf das Memorandum Hitlers vor⸗ liegen wird. Dieſe hat die Pflicht, jeden Satz und jedes Wort zu prüfen und den Inhalt und den Sinn genau zu erwägen, bevor ſie nach dem eingehenden Studium aller Forderungen und Prüfung der internationalen Situation zu dem Memorandum Stellung nimmt. Vergeſſen wir nicht, daß es ſich um die Frage Krieg oder Frieden bandelt. In ſolchen Dingen darf man ſich nicht übereilen. In ſolchen Dingen muß man veinlichſt alle möglichen Wirkungen un⸗ ſerer Beſchlüſſe erwägen und auf Grund voll⸗ kommener Kenntnis des Sachverhalts ſowie der Dinge die weitere Entwicklung vorausſehen und abſchätzen, wie jeder Staat auf unſer Verhalten reagieren wird.. Man muß neue Situationen ſchaffen, die bis⸗ herigen volitiſchen Inſtrumente ergänzen und vor allem Freundſchaftsbündniſſe feſtigen(). Alle dieſe Tatſachen fordern geſteigerte und nüchterne Vernunft und das iſt heute die Auf⸗ gabe unſerer Regierung und unſerer politiſchen Führer. Sie arbeiten im engſten Einver⸗ nehmen mit der Armee. Anſere Pflicht iſt es. nun durch unſer Vertrauen und unſere Treue ihr jegliche Unterſtützung bei ihren Ent⸗ ſcheidungen zu gewähren. Das Memorandum an unſere Regierung. welches die Forderungen Deutſchlands an uns enthält, wurde Samstagabend unſerer Regie⸗ rung übergeben. Mit dieſem Augenblick begann für alle verantwortlichen politiſchen Faktoren die Arbeit. Die nächſten Tage werden dem Stu⸗ dium des Memorandums u. der Beſchlußfaſſung gewidmet ſein. Die Entſcheidung wird in einer Atmoſphäre der Ruhe erfolgen, welche der Beſchluß der Regierung über die Mobi⸗ liſierung geſchaffen hat(J). Die militäri⸗ ſchen Maßnahmen garantieren uns die Sicher⸗ heit unſeres Staates gegen jeden Angriff, auch wenn er plötzlich unternommen wird. Die geſtrige Konferenz des ſiebengliedrigen politiſchen Ausſchuſſes, welcher unter Vorſitz Dr. Milan Hodzas tagte, war dem Studium der Si⸗ tuation, wie ſie ſich nach dem Abſchluß der Be⸗ ratungen Chamberlains mit Hitler darſtellt, gewidmet. Zur gleichen Zeit fanden Beratun⸗ gen des wirtſchaftlichen Miniſterausſchuſſes ſtatt, in welchem laufende wirtſchaftliche An⸗ gelegenheiten erledigt wurden. Der ſiebenglied⸗ rige politiſche Regierungsausſchuß trat noch Samstagabend zu einer weiteren Sitzung zu⸗ ſammen.“ Ferner wird aus Prag gemeldet. daß Sams⸗ tagnachmittag ſämtliche Mitglieder der Regie⸗ rung mit den Repräſentanten der volitiſchen Parteien auf der Burg beim Präſidenten der Republik zu einer gemeinſamen Sitzung zuſam⸗ mengetreten ſeien. Dieſe Beratung, ſo heißt es in der Prager Meldung weiter, galt den mit der gegenwärtigen internationalen und inner⸗ politiſchen Lage zuſammenhängenden unerläß⸗ lichen Maßnahmen. Bei dieſen Beratungen habe ſich auch das abſolute Einverneh⸗ men und die innige Zuſammenarbeit mit den befreundeten Mächten be⸗ merkbar gemacht. Truppen bei dieſen Aktionen Kommuni⸗ ſten vorausgeſchickt, die die Aufgabe haben, die Bevölkerung zu reizen und zum Widerſtand zu veranlaſſen, damit das Militär Gelegenheit hat zum Ein⸗ ſchreiten. Sie kommen dann mit ſchweren Ma⸗ ſchinengewehren und Infanteriegeſchützen. Auf einer Fahrt durch das Gebiet ergibt ſich ein troſtloſes Bild. Die Städte ſind tot und leer die Straßen, nur einige wenige ſude⸗ tendeutſche Ordner ſind zu ſehen. Die meiſten Häuſer, insbeſondere in der Umgebung der Marktplätze, zeigen zahlloſe Einſchüſſe. n Warnsdorf, einer Stadt von 24000 Einwoh! nern, ſind, wie der dort noch dienſttuende Bür⸗ germeiſter berichtet, nur noch etwa 4000 Men⸗ ſchen im Ort. Wie die Tſchechen hauſen, zeigt ein Zwi⸗ ſchen fall, der ſich in Warnsdorf am Sams⸗ tagnachmittag zugetragen hat. Um 17 Uhr roll⸗ ten plötzlich auf dem Marktplatz von Warns⸗ dorf tſchechiſche Tanks und Schnellaſtwagen heran. Ein Offizier mit einer Gruppe von Soldaten drang in das Haus des Bezirkshaupt⸗ manns Dr. Cziſeck ein, um dieſen als Gei⸗ ſſel zu verhaften Bei dieſem befanden ſich zu dieſer Zeit der Amtsdiener Stainl und der Bezirksſekretär Peterka chung. Dieſe Männer ſind alle Sudetendeutſche, die als tſchecho⸗ſlowakiſche Staatsbeamte ihren Dienſt auch verſehen, um zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung zu ſorgen. Auch ſie wurden von dem Anführer der Gruppe als Geiſeln verhaftet. Man ſchleppte die drei Männer unter wüſten Beſchimpfungen auf den Marktplatz, ſtellte ſie dem Stadthaus gegen⸗ über an die Wand, um dieſes dann zu „ſtürmen“. Für den Fall, daß zur Vertei⸗ digung des Stadthauſes geſchoſſen worden wäre, hätten die Geiſeln ihr Leben verwirkt, wurde ihnen geſagt. Es fiel aber kein Schuß, die Soldaten konnten vielmehr nach Zertrümme⸗ rung der Eingangstür ungehindert in die unte⸗ ren Räume eindringen, wo ſie wahllos in den Zimmern des Erdgeſchoſſes die Einrichtungen zerſchlugen und dann abzogen. Die Geiſeln lie⸗ ßen ſie dann wieder frei. Ueber einen bezeichnenden Zwiſchenfall wur⸗ den folgende Einzelheiten bekannt: In Ehren⸗ berg überfielen in der letzten Nacht zwiſchen 23 und 24 Uhr tſchechiſche Militärtrupps ein allein ſtehendes Haus, in dem ihrer Annahme 1 ein Sudetendeutſcher wohnen ſollte. Tatſächlich war das Haus aber unbewohnt, auch kein Poſten befand ſich dort. Wie nunmehr amtlich zugegeben wird, iſt der private inländiſche und internationale Tele⸗ grammverkehr in der Tſchecho⸗Slo⸗ wakei vorläufig eingeſtellt worden. Haupiſchriftleiter und verantwortlich für den poli⸗ tiſchen Teil: Dr Eduard Kuben, Worms; für den ubrigen Teil: tiedrich Martin. Viernbeim. Verlag: Vereinigte Zeitungsverlage Cnorim Haller & Co., Worms. Geſchaftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim.— Druck: Wormſer Verlagsdruckerei Hal⸗ kenhäuſer, Cnyrim& Co., Worms.— DA. VIII. 1938 über 1906. Z. Zt. iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 7 gültig. Dit ſteibe ſchwe Verf. brach Feue ech um gelan chen Jag übeth then. lalita bung fen! 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September Die ſowjetverbündeten Prager Machthaber neues neue Drangſale und blutige Verfolgungen über die Sudetendeutſchen ge⸗ bracht hat, ihr verbrecheriſches Spiel mit dem Der Mobilmachungs⸗ befehl des moskauhörigen Herrn Beneſch iſt am Samstag bis in die letzten Grenzdörfer gelangt und angeſchlagen worden. Im glei⸗ verſchärfte Jagd auf die Wehrpflichtigen und männlichen ſudetendeut⸗ ſchen Einwohner eingeſetzt, die mit einer Bru⸗ talität durchgeführt wird, die jeder Beſchrei⸗ bung ſpottet Zu ihrem Glück haben 5 mei⸗ luger Vorausſicht auf die Bekanntmachung der Mo⸗ bilmachunng durch den Prager Sender auf der Nacht und am durch die Wälder Grenze überſchritten, um ſo dem Schickſal zu entgehen, zum Kanonenfutter für die von aller Vernunft und Einſicht ver⸗ treiben nach ö ihrem Wortbruch, der ſchweres Leid, Feuer auf die Spitze. chen Augenblick hat eine überhaupt auf alle ſten der männlichen Einwohner in Schleichwegen im Laufe Vormittag des Samstags die reichsdeutſche laſſene Prager Filiale Moskaus zu werden. „Der Mobilmachungsbefehl. erſtreckt ſich nicht ſondern auch auf wohner, als die geräumt hatten, vorſorglich einen Teil ihr Vieh ihrer Habe ſäglichen Strapazen die Rachegelüſten ausgeliefert. Ganze Dörfer an der Grenze ſind entvölkert bis auf we ⸗ nige Kranke, Gebrechliche und alte Leute, die Cowaken ſollen leben, nicht ſterben Manifeſt des Flowakiſchen Nals an die Vellöffenllichkeit Genf, 25. September. Der Slowakiſche Rat hat am Sonntag ein Manifeſt an die Weltöffentlichkeit erlaſſen, in dem er feſtſtellt, daß der entſchei⸗ dende Augenblick gekommen iſt, wo die herr⸗ chenden Nationen Europas ſich anſchickten, die ehler wieder gutzumachen, die ſie auf der Pariſer Friedenskonferenz bei der Tſchecho⸗Slowakei begangen haben. Der Slo⸗ wakiſche Rat weiſt darauf hin, daß Benito Muſſolini dieſer Tage erklärte, daß das Selbſt⸗ beſtimmungsrecht nicht nur den Sudetendeut⸗ chen Völkern gewährt werden müſſe. . 5 ſondern auch allen anderen nichttſchechi⸗ 5 Demgemäß erklärt der Slowakiſche Rat, daß das tſchecho⸗flowakiſche Problem aufrichtig gelöſt würde, wenn es im Zeichen und auf der Grund⸗ lage der Gerechtigkeit geſchehen. Der Wahl⸗ ſpruch der Gerechtigkeit aber laute:„Suum cuiaue: Jedem das Seine“. den Tſchechen alſo die Tschechei, nicht aber die Tſchecho⸗ Slowakei. Man ſolle daher den Tſchechen nur das verbürgen, was auf ethnographiſcher Grundlage das Ihrige iſt, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Würde man ihnen unter Miß⸗ achtung der Gerechtigkeit auch die Slowakei überlaſſen und garantieren, ſo wäre das ein für die ſlowakiſche Aber die Slowaken wollen leben, Wir Slowaken erheben unſere warnende Stimme und erſuchen die zuſtändigen Mächte, Wiedergut⸗ rechtigkeiten nicht unberückſichtigt zu laſſen, die in Paris durch die Angliederung der Slowakei an Böhmen verübt wurden. 1 0 1 0 Auf welcher Grundlage wurde die Slowakei den Tſchechen zugeteilt? Auf der durchaus fal⸗ chen Grundlage, daß wir Slowaken ebenfalls Tſchechen ſeien oder nach einer anderen tſche⸗ chiſchen Formel, daß wir mit den Tſchechen ein Ueber die unverſtändliche Politik Prags ſchreibt die Deutſche diplomatiſch⸗politiſche 0 Korreſpondenz: chiſche Staatskriſe mit all ihren Trotz der raſenden Entwicklung, die die tſche⸗ i 2 äußeren Auswirkungen nimmt, zeigt ſich in der g iſchechſſchen Politit nach wie vor ein feſtſtehen ⸗ des Symptom, eine Zweigleiſigkeit, in der ſich der Gegenſatz zwiſchen der Propaganda und dem eigentlichen praktiſchen Vorgehen der Prager Regierung klar abzeichnet. Auf der einen Seite erklärt die tſchechiſche Propaganda den Blick nach dem Ausland gerichtet, daß ſie nach wie vor auf dem Boden ihrer Er⸗ klärungen der Abtrennung des 5 ſtehe, laut Ae ſie e rankrei egenüber prinzipiell mi a 15 ſabetendeuiſchen Gebietes atte. Dies tat die tſchechiſche Pro⸗ d ee dann noch, als ſie, ermutigt durch paganda au die Sprache Moskaus und gewiſſe Maßnahmen 1 gg en dieſe Erklärungen offenſichtlich auf anderer Länder,„von einer neuen Lage“ die Wirkung im Auslande berechnet 1 waten, um eine unentwegte Verſtändigungs⸗ ein rieſengroßes Plakat, iſt in deutſcher Sprache abgefaßt. Er nur auf die Wehrfähigen. Pferde und Geſpanne, Mo⸗ torfahrzeuge, Flugzeuge und Motorboote Be⸗ reits am Donnerstag haben viele Grenzbe⸗ Grenzpoſten vorübergehend und über die Grenze ge⸗ bracht. Den ganzen Vormittag über hält ent⸗ lang der ganzen Grenze an der bayriſchen Oſtmark der Zuſtrom der Flüchtlinge an, die oft in erbarmungswürdigem Zuſtand nach un⸗ rettende Grenze er⸗ reicht haben. Viele von ihnen ſind den Ban⸗ diten in die Hände gefallen und nun ihren den übermenſchlichen Anſtrengungen einer Flucht auf den unwegſamen Grenzpfaden und Schleichwegen nicht mehr gewachſen ſind. Auf einer nächtlichen Fahrt an der Grenze der bayriſchen Oſtmark entlang waren die militäriſchen Vorbereitungen auf Grund des Mobilmachungsbefehls deutlich feſtzuſtellen. Auf den ganzen Waldrändern entlang ſind neue MG. ⸗Neſter feſtzuſtellen. Die Patrouillen ſind verſtärkt. Man hört das Hereinfahren der Munitionstransporte, die auf die befeſtigten Höhen gebracht werden, und an den Stellen, wo Einſchnitte in dieſem Waldgebiet den Ein⸗ blick in die Straßen jenſeits der Grenze ge⸗ ſtatten, kann man die Kolonnen ausmachen. die nur mit ganz ſchwachem Licht in dichter Folge der Grenze zuſtreben. Man kann ſogar die Ablöſungen der tſchechiſchen Poſten in den Stellungen an der Grenze be⸗ obachten. Auch die Flüchtlinge, die während der Nacht die Grenze überſchreiten konnten, berichten übereinſtimmend, daß die Grenz⸗ poſten in außergewöhnlichem Umfange ver⸗ ſtärkt werden und daß außerordentliche militäriſche Vorbereitungen be⸗ trieben werden. Eine beſondere Tätigkeit ent⸗ falten die Tſchechen an der Further Senke, dem alten Einfallstor in das Do⸗ naubecken, durch das ſchon die huſſitiſchen Mordbrenner ihre bluttriefenden Auszüge in das nahe Deutſchland unternommen haben. Nach den letzten Berichten aus Eger ziehen Gendarmen und Soldaten mit aufgepflanz⸗ tem Bajonett durch die Straßen. Dazu geſel⸗ len ſich die Untermenſchen der Roten Wehr. Die Bevölkerung wagt ſich nicht auf die Straße. Zahlreiche Sudetendeutſche ſind ver⸗ haftet worden. Ueber ihr Schickſal iſt man völlig im Unklaren. Trotzdem iſt die Stim⸗ mung auch unter der Egerer Bevölkerung noch zuverſichtlich. Auf der Straße Aſch—Eger ſind zu beiden Seiten Bäume gefällt und Barri⸗ kaden errichtet. Vor Haslau ſieht man zu bei⸗ den Straßenſeiten tſchechiſches Militär in den der Errichtung Die unverſtändliche Politik Prags Judelendeulſche nicht mehr Unkerkanen der Tſchechen Gräben liegen. tſchecho⸗ſlowakiſches Volk bilden. Gegen dieſe Lüge und gegen dieſe Fälſchung hat das geſamte ſlowakiſche Volk laut und beſtändig proteſtiert u. a. in Zvolen, Nitra. Pöſtyen, ja ſogar be⸗ reits auch auf der Pariſer Friedenskonferenz. wo Andreas Hlinka an der Spitze einer ſlowakiſchen Abordnung mit größtem Nach⸗ druck erklärte: „Wir ſind nicht Tſchechen, wir ſind nicht Tſchecho⸗Slowaken, ſondern Slowaken und wol⸗ len es auch bleiben in alle Ewigkeit.“ Was würde geſchehen, wenn die Tſchechen ge⸗ zwungen ſein ſollten. das Sudetenland, Teſchen und die überwiegend von Ungarn bewohnten Gebiete zu verlaſſen? Alle dieſe Tſchechen wür⸗ den die Tſchecho⸗Slowakei beſetzen und das lowakiſche Volk in kurzer Zeit vollends zu Grunde richten. Darf man das zulaſſen? Nein und tauſenmal nein! Die Slowaken getrauen ſich unter dem der⸗ zeitigen tſchechiſchen Terror nicht frei und offen zu ſprechen. Sie wagen es nicht, weil ſie ſehen, wie grauſam die Tſchechen die Sudetendeutſchen behandeln, die an ſich viel ſtärker ſind als die Slowaken, und hinter denen die mächtige deutſche Nation ſteht. Die Tſchechen würden unſere ſlowakiſchen Brüder einfach zermalmen, wenn ſie ſich zu rühren wagten. Wir Slowaken, die genötigt waren, vor dem tſchechiſchen Terror ins Ausland zu flüchten und im Jahre 1933 in Genf den Slowakiſchen Rat bildeten, wir wen⸗ den uns an die ziviliſierten Völker der Welt und erſuchen ſie, uns nicht zu vergeſſen, und auch unſere Frage gleichzeitig mit den übrigen Pro⸗ blemen zu löſen. Die Welt will den Frieden, Frieden will insbeſondere Mitteleuropa. Es kann aber kei⸗ nen wirklichen Frieden geben, ſolange auch nur ein einziges Volk in Knechtſchaft, Elend und Verzweiflung gelaſſen wird. Das Maniſfeſt iſt unterzeichnet vom Vorſitzen⸗ den des Slowakiſchen Rates, Profeſſor Jehlicka, und Viktor Dvortſchak, Vizepräſident des Slo⸗ wakiſchen Rates. bereitſchaft der Prager Regierung darzutun, ſind andererſeits all jene Maßnahmen, die die Tſchechen gegenwärtig treffen, dem Sinne dieſer Erklärungen ſtracks zu widerlau⸗ fen d. Nicht nur iſt bis heute tſchechiſcherſeits in keiner Weiſe etwas geſchehen, was einen Schluß zuließe, daß es den Tſchechen mit ihrem Verzicht auf Imperialismus und Chauvinis⸗ mus den bisher unterdrückten Volksgruppen gegenüber ernſt und ehrlich ſei. Im Gegenteil, die jüngſten Verordnungen und Gewaltſtreiche, die ſich auch auf die von den Tſchechen beſetz⸗ ten ſudetendeutſchen Gebiete erſtrecken, zeigen, daß man ſich in Prag nach wie vor als unum⸗ ſchränkte Gebieter dieſer volksfremden Lande fühlt, obwohl man dieſen Anſpruch an ſich be⸗ reits offenkundig aufgegeben hatte. Die ſich immer mehr verſchärfende Lage im ganzen Staatsgebiet und ferner die Zweideu⸗ tigkeit, mit der Prag immer wieder auf allen Gebieten vorgeht, erheiſcht heute mehr denn je das unverzügliche Inkraftſetzen deſſen, worüber ſich ja die ganze Welt ohnedies einig iſt. Fak⸗ tiſch und rechtlich iſt nämlich die Lage heute ſo, Mob ilmathungsbeſehl bis ins letzte Dor Die milikäriſchen vorbereitungen im Grenzgebiel— neue Verfolgungswelle i nach dem Aufruf Konrad Henleins wie nach der tſchechiſchen Regierungserklärung ſich nicht mehr als Untertanen der Tſchechen fühlt. Zumutungen, wie ſie vielleicht gegenüber den im tſchechiſchen Gebiet anſäſſigen Perſonen noch als möglich und legal erſcheinen können, ſind heute dem Sudeten⸗ deutſchtum gegenüber ein glatter Miß⸗ brauch einer Hoheit, die nicht mehr rechtlich, ſondern höchſtens— vorübergehend noch faktiſch vorhanden iſt. Sie gleicht jenen Befugniſſen der deutſchen Okkupationstruppen nach dem 11. November 1918 in dem durch den Waffenſtillſtandsvertrag bereits abgetretenen Elſaß⸗Lothringen, das bekanntlich in genau vorgezeichneten kurzen Etappen von den zu keinerlei Hoheitsakten mehr befugten Truppen und Regierungsorganen ſofort zu räumen war. Padua, 24. September In ſeiner nach dem Schlußkommuniqusé über die engliſch⸗deutſchen Beſprechungen mit unge⸗ heurer Spannung erwarteten Rede nahm Muſſo⸗ lini vor einer Maſſenverſammlung vor 150 000 Menſchen ſofort Stellung zur internationalen Lage. Er führte aus: „In Görz ſagte ich, uch wenn auch am Hori⸗ zont eine Aufklärung ſich abzeichne, jeder Opti⸗ mismus in Bezug auf die europäiſche Lage als voreilig betrachtet werden müſſe. In Treviſo kündigte ich an, daß der eng⸗ liſche Premierminiſter im Begriff ſei, das Schiff⸗ lein in den Hafen zu ſteuern. Aber ich ſagte nicht, daß es ankommen werde. Heute ſage ich, daß die Lage der Witterung des heutigen Tages entſpricht. Heute morgen war der Himmel ſehr grau, binnen kurzem könnte die Sonne hervortreten. Es ſchien, daß man mit der von Prag erfolgten Annahme des ſogenannten franzöſiſch⸗engliſchen Planes vor dem Epilog ſtehe. Aber es iſt das eingetreten: Die Regierung, die jenen Plan annahm, hatte die moraliſche Pflicht, im Amte zu bleiben, um den Plan zur Annahme zu bringen. Sie iſt aber zurückgetreten. Ihr Platz wird jetzt von einem General eingenommen, den alle als allzu großen Freund Mos⸗ kaus bezeichnen. Der erſte Akt dieſer neuen Regierung iſt die Ausrufung der allgemei⸗ nen Mobiliſierung geweſen. Gegenüber dieſer Tatſache, die zu dem Terrorregime hinzu⸗ kommt, das die Tſchechen im ſudetendeutſchen Gebiet zur Anwendung bringen, hat Deutſch⸗ land den äußerſten Beweis der Mäßi⸗ gung gegeben. Es hat Forderungen an Prag geſtellt und hat für ibre Beantwortung Zeit bis zum 1. Or⸗ tober gegeben. Es ſind alſo genau ſechs Tage, in denen die Prager Regierung den We zur Einſicht wiederfinden kann, daß es wirkli Dresden, 26. September „Während an den einzelnen Grenzabſchnitten ſeit Samstag die deutſch⸗tſchechiſche Grenze durch tſchechiſches Militär hermetiſch ab⸗ be d errt iſt, befinden ſich an anderen Stel⸗ en erhebliche Lücken durch die immer noch ein unabſehbarer Flüchtlingsſtrom quillt. Ebenſo iſt die Bevölkerung einer großen Anzahl von Dörfern, die vor den tſchechiſchen Befeſtigungs⸗ linien im Bereich der tſchechiſchen Geſchütze lie⸗ gen, auf Reichsgebiete geflüchtet. So ſind z. B. von den 24000 Einwohnern des Ortes Warnsdorf 20 000 geflüchtet; ebenſo befindet ſich die Bevölkerung der Städte Weipert, Graslitz, Rumburg, Schluckenau, Ebersdorf, mehr als 20 000 Menſchen aus Eger und die Bevölkerung zahlreicher Grenzdörfer geſchloſſen auf deutſchem Gebiet. Unter den Flüchtlingen, die in der Nacht vom Samstag zum Sonntag und am e die Reichsgrenze überſchritten, befinden ſich mehr als 50 v. H. im wehrpflichtigen Alter, denen es gelang, ſich den tſchechiſchen Truppen zu entziehen. Ferner haben an einzel⸗ nen Stellen, ſo in der Gegend von Ziegenhals, Zittau und in der Nähe von Seidenberg, Flüchtlinge, um auf Reichsgebiet zu gelangen, tſchechiſche Grenzwachen und Militärabteilun⸗ gen kampfunfähig gemacht und entwaffnet. Insgeſamt wurden im Verlaufe des Sonntags 9 Offiziere und Soldaten in Graslitz auf reichsdeutſches Gebiet gebracht und Einen anderen Rechtstitel beſitzen die tſchechi⸗ ſchen Okkupationstruppen und Behörden im ſudetendeutſchen Gebiet heute nicht mehr; ſie ſind daher für alle Uebergriffe heute ſchon voll verantwortlich zu machen. Die Anwartſchaft des Deutſchen Reiches auf dieſes deutſche Ge⸗ biet iſt heute praktiſch unbeſtritten, und daher iſt auch das Recht Deutſchlands anerkannt, für jede Schädigung und Verletzung dieſes Gebie⸗ tes oder ſeiner Bewohner entſprechend einzu⸗ ſchreiten. Es erſcheint notwendig, daß man ſich in Prag, wo man offenbar immer noch glaubt, dieſe Tatſache überſehen und ignorieren zu können, der Tragweite ſeiner Handlungen be⸗ wußt wird. Im Intereſſe einer friedlichen Auseinanderſetzung und Scheidung iſt es bei der bekannten Mentalität der Tſchechen jeden⸗ falls geboten, daß die Friſt, in der praktiſch Uebergriffe in dem ſudetendeutſchen Okkupa⸗ tionsgebiet noch möglich ſind, auf die allerkür⸗ zeſte Zeit beſchränkt wird. Dies liegt nur im allgemeinen Intereſſe der Beteiligten ſelbſt ſowie auch derer, die ſich mittelbar oder unmit⸗ telbar an der friedlichen Löſung des Problems intereſſiert fühlen. „zwei Lünder in einem Blok“ Eine neue Rede Muſſolinis über die inkernalionale Lage widerſinnig, und ich füge hinzu, ver⸗ brecheriſch wäre, daß Millionen Europäer ſich nur deswegen aufeinanderſtürzen ſollen, um die Herrſchaft des Herrn Beneſch auf⸗ rechtzuerhalten. Aber es wäre ein ſchwerer, ja außerordentlich ſchwerer Fehler, wenn man die⸗ ſer geduldigen Haltung Deutſch⸗ lands eine falſche Auslegung geben wollte. Denn in den demokratiſchen Regimen iſt die Un⸗ verantwortlichkeit an der Tagesordnung, weil jeder daran denkt, die Verantwortung auf den andern, auf den Nachbarn abzuwälzen. In den ſogenannten totalitären Regimen iſt eine Arn Verſchiebung der Verantwortlichteit nicht möglich. 8 Das Problem, das jetzt vor das Gewiſſen der Völker geſtellt worden iſt, muß in integraler und endgültiger Weiſe gelöſt werden. Es iſt Zeit für eine ſolche Löſung. Falls ein Konflikt dennoch ausbrechen ſollte, ſo iſt die Möglichkeit gegeben, ihn zu lolaliſieren. Aber es ereignet ich in dieſen Tagen, daß die Par⸗ teien die Tendenz in den Weſtländern anneh⸗ men, daß jetzt der gegebene Augenblick ee men ſei, um ſich mit den totalitären Staaten auseinanderzuſetzen und mit ihnen abzurechnen. In dieſem Falle werden ſie ſich nicht zwei Län⸗ dern gegenüber befinden, ſondern zwei Länder in einem einzigen Block(Stärkſter Beifall). Falls es in Italien einen Prozentſatz von Leu⸗ ten geben ſollte, die ſich immer hinter den Fen⸗ ſterläden verſtecken, jene Leute, die ich moraliſch als„Bourgeois“ bezeichne, ſo erkläre ich, daß ſie ſofort außer Kampf geſetzt werden. „Ich weiß, daß jeder von euch, daß ihr alle für jedes Ereignis bereit ſeid.(Stürmiſche Ja⸗ Rufe). Dieſe eure Antwort, dieſer euer orkan⸗ artiger Schrei iſt im nämlichen Augenblick von der Welt vernommen worden, und durch mich und euch hat das ganze italieniſche Volt ge⸗ hier interniert. London, 24. September In einer ſpäten Sonderausgabe der„Daily Mail“ berichtet Ward Price aus Godesberg über ſeine Eindrücke, die er auf einer Unter⸗ haltung mit führenden deutſchen Perſönlichkeiten e hat.„Sie würden der Welt einen ienſt erweiſen,“ ſo habe man ihm geſagt, „wenn Sie die Panik zerſtreuten, die wir aus anderen Ländern hören und die nicht der im Hotel Dreeſen vorherrſchenden Atmoſphäre ent⸗ ſpricht.. Hitler und Chamberlain ſind im Augenblick dabei, den Frieden daß die ſudetendeutſche Bevölkerung ſowohl 5 exwägen, nicht aber den Krieg vorzuberei⸗ en. antwortet.“(Ungeheurer, ſtürmiſcher, nicht⸗ endenwollender Beifall). Immer noch Flüchtlingsſtrom Die Flüchllingsziffer auf faſt 200 000 geſtiegen Es befinden ſich darunter vier flowakiſche Offiziere und 96 flowakiſche Soldaten, die an der Reichsgrenze die tſchechiſchen Abzeichen von ihren Uniformen riſſen und fortwarfen und Hochrufe auf die freie Slowakei ausbrachten. Die Gefangenen gehören in erſter Linie den Infanterieregimentern 42 und 44, dem Artille⸗ rieregiment 4 und dem Grenzjägerbataillon 9 an. Eine Zählung in den Flüchtlings⸗ und Durch⸗ gangslagern ergab am Sonntagabend insgeſamt eine Flüchtlingszahl von 194300. Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge iſt bereits in das In⸗ nere des Reiches transportiert worden, um die überfüllten Lager an der Grenze aufnahmefähig für weitere Flüchtlinge zu machen. 400 Reichsbahnbeamke inklernierk! Ausfahrtgleiſe reſtlos verbarrikadiert Eger, 26. September. Während die Hälfte des Reichsbahnperſonals aus Eger mit den Angehörigen die Stadt ver⸗ laſſen konnte und nach Waldſaſſen transpor⸗ tiert worden iſt, ſind etwa 400 Reichsbahn⸗ beamte und der deutſche Konſul von Eger, Stechle, im Warteſaal des reichs⸗ deutſchen Bahnhofes in Eger interniert. Sie hoffen, daß noch eine Abfahrtbeförderung ins Reich möglich ſein wird. Ward Prite über das Memorandum „Nimmt Prag an, dann gibt es keinen Konflikt“ Der Premierminiſter habe ein Memorandum Hitlers vor ſich, ſo berichtet Ward Price weiter, das nichts anderes als die Durchführung der be⸗ reits angenommenen Vorſchläge über die Ab⸗ tretung des ſudetendeutſchen Gebietes enthalte. Wenn die Tſchechen zuſtimmten, ſo habe man ihm erklärt, die Deutſchland durch den franzöſiſch⸗ engliſchen Plan bereits zugeſtandenen ſudeten⸗ deutſchen Gebiete zu räumen, dann werde es keinen Konflikt geben. Sowohl Chamberlain wie der Führer ſind beide für de Frieden And alle, die guten Willens ſind, ſollten ſie beide in ihrer n unterſtützen, ſtatt die Welt durch alſche Nachrichten in Panik zu verſetzen. * Ne 1 8 * 25 8 55 5 9 e — 5 74 79 A — — 5 2 ——— 1107 4 —. . 3 8 r — Anglaubliche Prager Strafandrohungen ... wird auf der Flelle erſchoſſen Dresden, 25. September. Flüchtlinge aus 21 Orten teilen mit, daß dort überall zum Teil gedruckte, zum Teil hektogra⸗ phierte und mit den Unterſchriften der Ge⸗ meindevorſteher bzw. der Bürgermeiſter ver⸗ ſehene Kundmachungen angeſchlagen wurden, in denen ungeheuerliche Stra⸗ fen für die Sudetendeutſchen feſtge⸗ ſetzt werden. Uns liegt ein Original vor, das aus Tiſſa bei Tetſchen ſtammt und die Unter⸗ ſchrift des Gemeindevorſtehers trägt. Die Kund⸗ machung hat folgenden Wortlaut: „Laut Weiſung des oberſten Generalſtabes geben wir folgendes bekannt: 1. Das Aushängen von Hakenkreuz⸗ und Sdp.⸗Fahnen iſt verboten. Im Betretungsfalle 155 das betreffende Haus angezün⸗ et. 2. Wer ein SdP.⸗ Abzeichen trägt, wird auf der Stelle erſchoſſe n. Das gleiche 2 denjenigen. der eine Hakenkreuzarmbinde rägt. 3. Wenn aus irgendeinem Grunde ein Schuß fällt, ſo darf niemand zu der Stelle hinlau⸗ fen oder weglaufen, ſondern ſoll ruhig weiter⸗ gehen, auf Anruf jedoch ſofort ſtehenbleiben. Wer dem zuwiderhandelt, wird erſchoſſen. 4. Auf der Straße dürfen nicht mehr als zwei zufſammengehen. 5. Das Tragen von Waffen, ſowie der Beſitz derſelben, wird mit ſofortigem Er⸗ ſchießen beſtraft. 6. Falls außergewöhnliche Ereigniſſe eintre⸗ ten, iſt den Frauen, Kindern und Greiſen, ſo⸗ weit gegen dieſelben nichts vorliegt, der Grenz⸗ übertritt geſtattet.“ Neuerdings treffen größere Mengen von Flüchtlingen ein, weil die Soldaten Hausſuchun⸗ gen halten und jeden, bei dem Waffen oder Hakenkreuzfahnen gefunden werden. erſchießen. Dieſe Tatſache beweiſt, daß in der Tſchecho⸗Slo⸗ wakei bereits nach dem öffentlichen Anſchlag verfahren wird. Wüſte Ausschreitungen in Mühriſch⸗Oſtrau Raubzüge des ſſchechiſch-lemmuniſtiſchen Mobs Ratibor, 25. Sept. Von Samstagmittag ab trafen die einberufe⸗ nen Tſchechen aus dem Landesinnern in Trop⸗ pau ein, bzw. fuhren nach Mähriſch-Oſtrau. Oderberg und Teſchen weiter. Von Samstag früh ab wurde der normale Zugverkehr ent⸗ lang der Grenze immer unregelmäßiger, um gegen Mittag ganz eingeſtellt zu werden. Im übrigen iſt, wie es in einer tſchechiſchen Ver⸗ lautbarung heißt,„wegen der Unregelmäßigkei⸗ ten an der Grenze“ das„tſchechiſche Militär bis an die Grenzſteine poſtiert“. Nach der Ein: ſtellung des öffentlichen Bahnverkehrs rollten neben den Reſerviſtenzügen zahlreiche Güter⸗ wagen in Richtung Grenze, von denen viele die Deklaration„Zement“ trugen; über ihren Inhalt konnte nichts genaues feſtgeſtellt werden. Die Städte Mähriſch-Oſtrau und Oderberg ſowie eine Reihe von Grenzorten ſind ſeit der Nacht zum Sonnabend verdunkelt, Auto⸗ und Straßenbahnverkehr erfolgt mit verdunkel⸗ tem blauen Licht. Die durch die tſchechiſche Mobilmachung aus⸗ gelöſte Panikſtimmung unter der Bevöl⸗ erung iſt auch in Mähriſch⸗Schleſien unge⸗ heuer groß; auf die Sparkaſſen, die noch in den erſten Morgenſtunden geöffnet hat en, ſetzte ein ungeheurer Anſturm ein. Auch auf die noch offenen Ladengeſchäfte er⸗ folgte ein ähnlicher Run, jeder ſuchte ſich noch mit dem Nötigſten einzudecken, und die Preiſe ſtiegen in kurzer Zeit ſprunghaft. Im Laufe des Vormittags wurden dann, wie vor allem in Troppau beobachtet wurde, ſämtliche Läden und Büros geſchloſſen und dicht vergittert. Die Hotels ſind von den letzten Gäſten verlaſſen und erhalten überall tſchechiſche Einquartie⸗ rung. Bei der nächtlichen Bekanntmachung der Mo⸗ biliſierung kam es— nach Berichten aus Mäh ⸗ riſch⸗Oſtrau— dort zu wüſten Ausſchrei⸗ tungen des tſchechiſch-kommuniſtiſchen Mobs. der vor das„Deutſche Haus“ zog. Zunächſt wurden ſämtliche Fenſterſcheiben eingeworfen, dann das Innere des Hauſes verwüſtet und die geſamte Einrichtung vom tſchechiſchen Jan⸗ hagel zerſtört. In Troppau provozierten bei der Bekanntgabe der Mobilmachung durch den Rundfunk vor dem Rathaus tſchechiſche Ele⸗ mente die dort verſammelten Sudetendeutſchen, die dies jedoch nicht widerſpruchslos hinnah⸗ men. Bald kam es zu einer Schlägerei, bei der es einige Verletzte gab. Im Verlaufe des Samstags holten tſchechi⸗ ſche Militärkommandos das von der ſudeten⸗ deutſchen Bevölkerung zurückgelaſſene Vieh aus den Ställen und trieben es in rieſigen Herden den Städten zu, wo es für die Verpflegung des Militärs verwendet werden ſoll. Dieſer neueſte brutale Raubzug der Tſchechen, die damit den armen deutſchen Gebirgsbauern vielfach ihr einziges Hab und Gut genommen haben, hat unter den Sudetendeutſchen größte Verbitte⸗ rung hervorgerufen. Vieder andere tſchechiſche Kommandos gin: gen von Haus zu Haus und zerſtörten die Rundfunkempfangsanlagen, während ſie die Apparate ſelbſt mitgehen hießen. Die in den Dörfern zurückgebliebenen Frauen und Greiſe müſſen dieſen Raubzügen und Plünderungen hilflos zuſehen. Die durch die Mobilmachung ausgelöſte verzweifelte Stimmung und die neuen Gewalttaten haben den Flücht⸗ lingsſtrom erneut anſchwellen laſſen. Dum-Dum⸗Geſchoſſe bei tſchechiſchen Soldaten gefunden Seifhennersdorf, 25. Sept. Bei Warnsdorf(Böhmen) iſt am Samstag eine größere Anzahl tſchechiſcher Soldaten übergelaufen. Bei der Feſtnahme weite⸗ rer tſchechiſcher Soldaten ſtellte ſich heraus, daß ihre Gewehrpatronen zum großen Teil aus Dum⸗Dum⸗Geſchoſſen beſtanden. Die reichsdeutſchen Zollbehörden haben die tſchechi⸗ ſchen Dum⸗Dum⸗Geſchoſſe, mit denen alſo auf die Sudetendeutſchen geſchoſſen wird, als Be; weisſtücke in Verwahrung genommen. Am Samstag börte man vom reichsdeutſchen Gebiet aus daß in den ſudetendeutſchen Nach⸗ barorten wie Schönborn, Oberhennersdorf. Lichtenberg und anderen das Vieh in den Ställen vor Hunger brüllte. Die Dörfer ſind nahezu menſchenleer. Auf den Straßen laufen die Hunde, die ſich in den Gehöften losgeriſſen haben, Nahrung ſuchend umher. Reichsdeutſche haben ſich über die Grenze begeben, um das Vieh in den verlaſſe⸗ nen Ortſchaften zu füttern. gprengkommando auf deulſchem Gebiet Fünf tſchechiſche Soldaten mit großer Ekraſit⸗ menge feſtgenommen g Neiße, 25. September. In der Nähe von Kalkau(Kreis Neiße) gerie⸗ ten fünf Soldaten vom tſchechiſchen Grenzbatail⸗ lon Nr. 7 in Freiwaldau auf Reichsgebiet. Sie wurden feſtgenommen und vorläufig einem La⸗ ger zugeführt. Das Kommando führte eine große Menge Ekraſit bei ſich. Es hatte die Auf⸗ gabe, in Weidenau Sprengungen vorzunehmen. Dabei hatte es aber den Weg verfehlt und war auf reichsdeutſches Gebiet geraten. Reichsdeulſcher Jug aus Eger zurütk Alle Männer eines ſudetendeutſchen Ortes verhaftet Waldſaſſen, 25. September. Der Zug mit den Reichsdeutſchen, welcher am Samstagfrüh auf dem Bahnhof in Eger von den Tſchechen zurückgehalten worden war, iſt am Samstagabend mit 14 Waggons in Waldſaſſen eingetroffen. Die Inſaſſen dieſes Zuges hatte man in der Zwiſchenzeit im Warteſaal des Bahnhofes in Eger interniert. In der ſudetendeutſchen Ortſchaft Schleppen⸗ bof wurden alle Männer von tſchechiſchen Gen⸗ darmen, die ſich durch Kommuniſten und Sol⸗ dateska verſtärkt hatten, verhaftet. Sie wurden in einer in der Nähe befindlichen Feldſcheune ſchen untergebracht und werden dort ſchärſſtens be⸗ wacht. zußpitzung im polniſchen Siedlungsgebiet Jahlreiche bewaffnete Juſammenſlöße— der Geheimſender arbeilel Warſchau, 25. September. Die Lage der polniſchen Volksgruppe in der Tſchecho⸗Slowakei hat ſich in den letzten Tagen und Stunden ſo zugeſpitzt, daß überall ſort⸗ während bewaffnete Zuſammenſtöße zwi⸗ polniſchen Volkstumsangehörigen und Tſchechen ſtattfinden. Allmählich entwickelt ſich ein regelrechter Kleinkrieg. Das Stichwort hat den Polen der Geheim⸗ ſender gegeben, der von den Tſchechen immer noch vergeblich geſucht wird, obwohl eine mit Spezialgeräten ausgerüſtete radiotelegraphiſche Militärabteilung im polniſchen Siedlungsgebiet eingetroffen iſt. Die Wirkſamkeit des Senders verſuchen die tſchechiſchen Behörden dadurch auf⸗ zuheben, daß ſie überall Empfangsgeräte be⸗ ſchlagnahmen oder doch wenigſtens plombieren. So gilt der Beſitz eines Rundfunkgerätes jetzt ſchon als ſtrafbare Handlung wenn nicht gar als Hochverrat. Dieſer Geheimſender rief nach der Bekannt- gabe der Mobilmachung die Polen auf, dem Befehl nicht nachzukommen, was einen allge⸗ meinen Boykott des Mobilmachungsbe⸗ fehls durch die Polen zur Folge hatte. Ent⸗ weder fliehen ſie über die Grenze oder ſie ver⸗ bergen ſich in den Wäldern, wo ſie einzelne tſchechiſche Poſten überfallen und ſich im Kampf mit ſchechiſcher Polizei und kommuniſtiſchem Geſindel Waffen verſchaffen. Vielfach kommen ihnen hierbei auch die zahlreichen Polen zu Hilfe, die aus tſchechiſchen Truppenteilen ge⸗ flohen ſind. Daraus erklärt ſich auch die Tat⸗ ſache, daß die polniſchen Aufſtändiſchen nicht nur mit Karabinern, ſondern vielfach auch mit Ma⸗ e e und Handgranaten ausgerüſtet ind. In Teſchen entwaffnete eine Gruppe polni⸗ ſcher Militärflüchtlinge eine geſchloſſene tſche⸗ chiſche Militärabteilung und eroberte hierbei wertvolles Kriegsmaterial. Mit einer zweiten tſchechiſchen Abteilung, die zu Hilſe eilte, kam es zu einem Gefecht, bei dem es auf beiden Seiten erhebliche Verluſte gab. In der Umgebung wurde bei einem Zuſammenſtoß zwi⸗ ſchen der dortigen polniſchen Bevölkerung und einer Gendarmerieabteilung eine Perſon getötet und mehrere weitere verletzt. Mit welchen unerhörten und ſkrupelloſen Me⸗ thoden die Tschechen gegen die Polen vorgehen, dafür finden ſich in der polniſchen Preſſe zahl⸗ reiche Beweiſe. „Gazeta Polſka“ berichtet, daß jetzt zahl⸗ reichen Angehörigen der polniſchen Volksgruppe, die nun ſeit 20 Jahren auf die Anerkennung ihrer tſchecho⸗ſlowakiſchen Staatsangehörigkeit wartet, von tſchechiſchen Gendarmen erſt die Einbürgerungs⸗Urkunde überreicht worden ſei, dann der Mobilmachungs⸗ befehl, um ſie mit Waffengewalt zu zwingen, den Weg in die tſchechiſchen Garniſonen ſofort anzutreten. Nach anderen Berichten drohen die Tſchechen die Kinder polniſcher Volkstumsangehöriger als Geiſeln für den Fall eines polniſch⸗tſchechi⸗ ſchen Konfliktes zu verhaften und in die Sow⸗ jetunion zu ſchicken. In mehreren Orten iſt es zu neuen Zuſam⸗ chenſtößen zwiſchen Polen auf der einen Seite und tſchechiſcher Gendarmerie, Soldaten und Kommuniſten auf der anderen Seite gekommen. Leider gab es hierbei auch auf polniſcher Seite Tote und Verwundete. Die Zahl der von der tſchechiſchen Soldateska am Samstag ermordeten Polen ſoll ſechs be⸗ tragen die Stimmung ausgeſprochen deprimiert Die Prager Bevölkerung unzufrieden mit der Regierung Prag, 26. September Die Prager Bevölkerung lebt in einer wah⸗ ren Panikſtimmung. Die Polizei, Be⸗ hörden und insbeſondere auch der Rundfunk verſuchen dauernd, durch Aufrufe, nationale Gedichte und Erzählungen aus der nationalen Geſchichte der Tſchecho-Slowakei die Bevölke⸗ rung zu beruhigen und die Stimmung zu heben. Im Rundfunk jagt eine Verordnung die andere. Faſt ſtündlich werden Aufrufe der einzelnen Organiſationen bekannt gegeben, von denen der eine dem anderen widerſpricht. Immer wieder muß gemahnt werden, den Anordnungen der Behörde zu folgen, woraus zu ſchließen iſt, daß dazu offenbar wenig Neigung beſteht. Die Zenſur der Preſſe iſt noch verſchärft worden. Auch die Vertreter der ausländiſchen Preſſe ſind im Gegenſatz zu denen im Reich unter Zenſur geſtellt worden und müſſen ihre Berichte dem Zenſor vorlegen. Jede Lichtreklame in den Straßen iſt verbo⸗ ten. Mit Eintritt der Dunkelheit wird das Licht in den Schaufenſtern gelöſcht. Läden und Woh⸗ nungen müſſen verdunkelt werden. Die Stra⸗ ßenbeleuchtung iſt ausgeſchaltet. Das einſt ſo le⸗ bensluſtige Prag iſt mit Einbruch der Dunkel⸗ Wehrbereilſchaft jedes Staatsbürgers die Prager Maßnahmen für den Slaalsverleidigungsdienſt Prag, 25. September. Die tſchecho⸗ſlowakiſche Regierung hat als be⸗ ſonderes Miniſterium für alle kriegswirtſchaft⸗ lichen Angelegenheiten ein oberſtes Wirt⸗ ſchaftsamt errichtet. Zugleich hat die Regierung aufgrund des Staatsverteidigungsgeſetzes die Wehrbe⸗ reitſchaft des Staates für jeden Staatsbürger angeordnet. Danach kann allen Perſonen über 17 und unter 60 Jahren beiderlei Geſchlechts die Arbeitspflicht auferlegt werden. Das Eigentum der Staats⸗ bürger kann in hobem Maße für den Staatsver⸗ teidigungsdienſt beanſprucht werden. Der Präſident der Republik hat durch Hand⸗ ſchreiben die Miniſter Cerny. Krofta. Kalfus. Fainor, Kamenicky, Noſal. Zenkl und Dukoyſky zu Mitgliedern des oberſten Verteidigungsrates ernannt. Der tſchecho⸗ſlowakiſche Generalſtabschef, Ge⸗ neral Krejc i. wurde durch Dekret des Präſi⸗ denten der Republik zum Oberkomman⸗ dierenden der tſchecho⸗ſlowakiſchen Armee beſtellt. Wie das Tſchecho⸗Slowakiſche Preßbüro mel⸗ det, wurden die beiden tſchechophilen Profeſ⸗ ſoren der Preßburger Univerſität Matus Cer⸗ nak und Imrich Karvas durch Handſchrei⸗ ben des Präſidenten der Republik zu Miniſtern ernannt. Dazu verlautet aus ſlowakiſchen Krei⸗ ſen, daß die Slowakiſche Volkspartei nicht in die Regierung eingetreten iſt. Bei den beiden neuen Miniſtern handele es ſich um gänzlich un⸗ bekannte, bisher in der Politik noch nicht her⸗ vorgetretene Perſönlichkeiten. Der Inhalt des deutſchen Memorandums Ein neuer Prager Verſuch der Irreführung Der„Völkiſche Beobachter“ ſchreibt: „Die Prager Regierung hat im Laufe des Sonntag in acht Sprachen über alle Sen⸗ der in die ganze Welt ein ſogenanntes Mani⸗ feſt verbreitet, mit deſſen Hilfe ſie die geſamte poſitiſche Lage zu vernebeln verſucht. Dieſes Manifeſt könnte als eine der üblichen ſchwülſtigen Tiraden bingenommen werden, die nun ſchon ſeit Wochen täglich über die Prager Sender laufen, wenn es nicht Behauptungen enthielte, auf deren Richtigſtellung nicht verzich⸗ tet werden kann. Es wird einmal in dieſem Manifeſt die Be⸗ hauptung aufgeſtellt, daß Deutſchland in Godes⸗ berg erneute Forderungen geſtellt und dadurch eine ganz neue Lage geſchaf⸗ ſen habe. Daran wird die Schlußfolgerung ge⸗ knüpft, daß England und Frankreich dieſen neuen Forderungen genau ſo ablehnend gegen⸗ überſtänden wie Prag, und Deutſchland durch ſein Verhalten die Verhandlungen berſchlage. Demgegenüber muß doch ſehr eindeutig zum Ausdruck gebracht werden, daß die Verhand⸗ lungsgrundlage von Godesberg der bereits von der tſchechiſchen Regierung angenommene Berch⸗ tesgadener Plan war, und Deutſchland in Go⸗ desberg keine neue Forderungen erhoben hat. Die Godesberger Verhandlungen haben ſich vielmehr ausſchließlich um die Modalitäten der Durchführung des Berchtesgadener Planes ge⸗ dreht. Alſo darum, in welcher Weiſe der von den Tſchechen bereits angenommene Plan von Berchtesgaden realiſiert werden ſoll. Deutſch⸗ land hat dazu beſtimmte Vorſchläge gemacht, die in dem ſchon genannten Memorandum zu⸗ ſammengefaßt ſind. Wir gehen nicht fehl, wenn wir annehmen., daß dieſe Vorſchläge ſich eng an das Vorbild der Räumung von Elſaß⸗Lothrin⸗ gen durch die deutſchen Truppen im November 1918 und das Nachrücken der franzöſiſchen Trup⸗ pen anlehnen, alſo um Methoden, die von der franzöſiſchen Regierung und vom ganzen fran⸗ zöſiſchen Volte, ebenſo von den damaligen fran⸗ zöſiſchen Bundesgenoſſen gebilligt und hin⸗ genommen worden ſind. Es kann deshalb auch heute um dieſe Methoden der Räumungsbedin⸗ gungen kaum noch eine Diskuſſion geben.“ heit wie ausgeſtorben. Zahlreiche Lokale haben deshalb geſchloſſen. Die Bevölkerung ſteht täglich vor den Ab⸗ gabeſtellen der Gas masken, um ja eine Gasmaske zu ergattern. Die Verſorgung mit Gasmasken iſt außerordentlich mangelhaft. Teilweiſe iſt in den Betrieben das Geld für die Gasmasken ſchon vor Monaten kaſſiert worden, ohne daß die Gasmasken geliefert worden ſind. Wer die wahre Volksſtimmung in Prag er⸗ fahren will, braucht ſich nur vor den Abgabe⸗ ſtellen mitten unter die Wartenden zu miſchen und ihre Geſpräche zu hören. Man kann alles hören, nur keine lobenden Bemer⸗ kungen über die politiſche Entwicklung und über die Regierung Beneſch⸗Syrovy. weil man der Auffaſſung iſt, daß die Tſchecho⸗ Slowakei, wenn ſie wirklich einen Angriff pro⸗ vozieren ſollte, innerhalb einer Woche zu beſtehen aufgehört haben würde. Man gibt ſich keinerlei Illuſionen darüber hin, man fürchtet die mächtige deutſche Luftwaffe und ſpricht von der Gefahr, die ſie für Prag und die anderen Städte der Tſchecho⸗Slowakei bedeutet, zumal die tſchechiſche Abwehr völlig ungenügend ſei. Kabinellsſitzung in London London, 25. September. Das britiſche Kabinett trat am Sonntagvor⸗ mittag, wie vorgeſehen, um 10.30 Uhr zu der Kabinettsſitzung zuſammen, um über die inter⸗ nationale Lage zu beraten. Nach etwa 2½ſtündiger Beratung wurde die Kabinettsſitzung kurz nach 13 Uhr unterbrochen, den König aufzuſuchen. 4 Wenige Minuten nach Abſchluß der Sitzung begab ſich Chamberlain dann in den Bucking⸗ ham⸗Palaſt, wo er dem König ausführlich über ſeine Beſprechungen mit dem Führer Bericht er⸗ ſtattete. Die Sitzung des britiſchen Kabinetts wurde um 15 Uhr fortgeſetzt, nachdem Premierminiſter Chamberlain kurz vorher von ſeinem Beſuch beim König in Downingſtreet 10 wieder ein⸗ getroffen war. An der Nachmittagsſitzung nahm auch der parlamentariſche Unterſtaatsſekretär im Innenminiſterium. Geoffrey Lloyd, teil. Die Kabinettsſitzung wurde um 17 Uhr ab⸗ geſchloſſen. Außenminiſter Lord Halifax begab ſich in das Foreign Office, wo ihn der portugie⸗ ſiſche Botſchafter erwartete. Montag wiederum Kabinettsſitzung Is London, 26. September Im Laufe des Montags wird wiederum eine Kabineftsſizung abgehalten werden, die ſich an die engliſch⸗ franzöſiſchen Beſprechungen an⸗ ſchließen wird. Bei Chamberlain und Halifax Der Londoner tſchechiſche Geſandte macht Beſuche London, 25. Sept. Wie die Tſchecho⸗Slowakiſche Geſandtſchaft mitteilt, hatte der tſchechiſche Geſandte Maſaryk Sonntag nachmittag eine Beſprechung mit dem Miniſterpräſidenten Neville Chamberlain und Außenminiſter Lord Halifax. Die Balas in Jerajewo Belgrad, 25. September. len Bata iſt in Serajewo eingetroffen und hat im Hotel„Europa“ für mehrere Wochen Zim⸗ mer beſtellt. Außer der Frau. der Mutter und den ſechs Kindern Batas ſind noch mehrere Dienſtboten mitgekommen. Die Famtlie des tſchechiſchen Schuhinduſtriel⸗ 7 um dem Premierminiſter Gelegenheit zu geben, Die Stimmung iſt ausgeſprochen deprimiert, 1 a Il e Hoehe gehöriger iche, die Son ien Zuſam⸗ inen Seite aten und gelommen. cher Site Soldaleelt ſehs lie fiel g iche Lolale t den Abe i eine tung mit * votden find. 1 Prag er⸗ en Abgabe⸗ zu mühen lum alles Venet⸗ fklung und deprimiert, ie Aheths⸗ lugriff peo et Vogt 1 pütde rüber hin, Luftwaffe e für Prag 7 Slopalti naht völlig II eptember. onntagbod! chr zu del 1 die intel nude die netbuuhel. it u eben, et Sing en Ludin übrlic über Pericht el iets vulde inter mier en Ben nice eil itung ohn zeltetit in gel Flunball In Zahlen Züddeulſche Meiſterſchaftsſpiele 3 Gau Südweſt intra rankfurt— FK. 03 Pirma 21 Reichsb. Frankfurt— Kickers e er 2:1 * Neunkirchen— FSV. Frankfurt 12 SG. 61 Ludwigsh.— Wormatia Worms 13 FV. Saarbrücken— SV. Wiesbaden 4:0 1 Gau Baden arlsruher FV.— 1. FC. Pforzhei SpVgg. Sandhofen— SV. Walde Phönix Karlsruhe— FV. Offenburg Vf. Neckarau— VfB. Mühlbur Freiburger Fc.— VfR. Mannheim Gau Württemberg to- e =* 5 VfB. Stuttgart— SpVgg. Cannſtatt 151 Stuttgarter SC.— Stuttgarter Kickers 220 1. SSV. Ulm— Union Böckingen 3:3 1 Gau Bayern .„Nürnberg— Jahn Regensbur 32 TSV. 1860 München— Neumeyer Nürnberg 11 SpVgg. Fürth— Schwaben Augsburg 3:0 Bayern München— Pf. Coburg 3:0 BC. Augsburg— 1. FC. 05 Schweinfurt 00 5 8 Gau Heſſen Dunlop Hanau— Kewa Wachenbuchen VfB. Groß⸗Auheim— BC. Sent c SC. 03 Kaſſel— FC. Hanau 93 SpV. Kaſſel— Heſſen Bad Hersfeld Die Bezirksklaſſe im Kampf 8 Gruppe Rheinpfalz Frankenthal— Pf. 47 Speye Olympia Lorſch— Tura Ludwi 8 Blauweiß Worms— Norm. Pfiffligheim Olympia Lampertheim— TSG. Oppau VfR. Bürſtadt— Spielvgg. Oggersheim Spielvgg. Mundenheim— 08 Mutterſtadt VfR. Frieſenheim— Reichsb. Ludwigsh. Gruppe Rheinheſſen 5 Hofheim— FSV. 05 Mainnz 2 8.9 18858 do o S end. 15 2 Vgg. 03 Mombach— TSV. Abenheim ontana Finthen— Sportverein Koſtheim pielvgg. Weiſenau— FV. 02 Biebrich Tura Kaſtel— SV. 09 Flörsheim Viktoria Walldorf— Opel Rüſſelsheim 3:2 g Gruppe Mittelpfalz 1. FC. Klautern— VfR. Klautern TSC. Kaiſerslautern— Sc. 05 Pirmaſens VB. Zweibrücken— FC. Rodalben Homburg⸗Nord— Reichsb. Kaiſerslautern 3: TuS. Landſtuhl— Kammgarn Kaiſersl. 4: SG. 46 Neuſtadt— Pf. Homburg Unterbaden⸗Weſt Seckenheim 98— Olympia Neulußheim VfTuR. Feudenheim— SC. Käfertal Mannnheim 07— Fortuna Heddesheim Amicitia Viernheim— Hockenheim 08 Germ Friedrichsfeld— Alem. Ilvesheim FV. Weinheim— Phönix Mannheim Gruppe Main Germ. Schwanheim— SpVg. 03 Fechenheim 40 SpVg. Bergen/ Enkheim— Sportfr. Frankf. 0:1 Union Niederrad— Pf. 47 Rödelheim 311 121 2:3 3:2 ces 22282 f o N e ο 1 D * e is* VfB Unterliederbach— VfL. Germania 94 SpVg. 02 Griesheim— FV. Sprendlingen SpVg. 03 Neu⸗Iſenburg— Vikt. Eckenheim Gruppe Südheſſen MSV. Darmſtadt— S. C. 07 Bürgel ausgef. Germania Oberroden— BSC. 99 Offenbach 011 SV. 98 Darmſtadt— Haſſia Dieburg 41 SpVgg. Arheilgen— FSV. Heuſenſtamm 2:1 Kick. Obertshauſen— DR. Darmſtadt 011 Germania Bieber— FC. 03 Egelsbach 43 VfB. Offenbach— Kick./ Vikt. Mühlheim 22 Gruppe Saarpfalz Saar 05 Saarbrücken— SV. 09 Völklingen 211 Sportgem. Burbach— Pf. St. Ingbert 6:4 VfB. Güdingen— Pf. Dudweiler 0˙4 Saar Saarlautern— VfB. Theley 7281 VfB. Dillingen— SG. Mittelbexbach 3:2 Quierſchied— Dieflen 45 4:0 handball am Jonnkag Gau Südweſt Pfe. Haßloch— Tura Ludwigshafen 8:6 TSV. Herrnsheim— Germ. Pfungſtadt 713 TSG. 61 Ludwigsh.— DR. Darmſtadt 1176 MSV. Darmſtadt— SV. 98 Darmſtadt 11:10 Gf. Griesheim— Polizei Frankfurt 14:9 Der neueſte Tabellenſtand: TS Ludwigshafen 80 TSWHerrnsheim 3 2914 4.2 DR Darmſtadt 3 36:33 42 Gfe Griesheim 3 35:33 42 — 9 Frankfurt 8 225 42 MSW Darmſtadt 3 29:28 42 VfL Haßloch 3 23:23 42 Germania Wee 3 d. Tura Ludwigshafen J 956 SpW 98 Darmſtadt 3 1930 0:6 Gau Baden TV. Leutershauſen— SV. Waldhof TV. Seckenheim— Freiburger FC. Tſchft. Freiburg— Tſchft. Durlach VfR. Mannheim— TV. 62 Weinheim Tgd. Ketſch— TSV. Oftersheim Handball⸗Bezirksklaſſe TV. Lampertheim— TV. Pfiffligheim 0 TV. Offſtein— TV. Heppenheim a. W. 13: hocken im Gan Jüdweſt Mainzer RV.— TV. 57 Sachſenhauſen Wiesbadener ToC.— Mainzer HC. Allianz N— TV. 60 Fechenheim TV. 60 f furt 1 aan g FSV. Frankfurt— Farben Frankfur 36. Farben Höchſt— Offenbacher RB. DR. Darmſtadt— Sc. Forſthausſtraße Doc. Wiesbaden— SC. Frankfurt 80 Wormatia Worms— HC. Speyer Be. Dürkheim— Tad. 46 Worms Saar 05 Saarbrücken— VfB. Dillingen D D oo O0 e 2 AN 12— d 22 S * to e 2 SNN 22 Auch gegen Rumänien hieß es 4:1! Große Leiſiungen der deulſchen Jußball-Elf in Bulareſt Was die deutſche Fußball⸗Länderelf am Sonntag im Bukareſter ARE ⸗Stadion, Numä⸗ niens größter und ſchönſter Kampfſtätte, erlebte, war einfach einmalig und offenbarte die heiße Leidenſchaft, die der Balkan Fußballkämpfen entgegenzubringen pflegt. 35 000 Rumänen wa⸗ ren in einem wilden Begeiſterungstaumel, der während 90 Minuten herrlichſten Kampfes nicht abriß und faſt keine Schranken kannte. Selbſt dann, als die rumäniſche Elf hoffnungslos ge⸗ ſchlagen war, begleiteten die Tauſende jede Ballabgabe, jeden Vorſtoß und jede gelungene Ab⸗ wehr mit einem Sturm von leidenſchaftlichen Zurufen. Die kleine deutſche Kolonie, darunter faſt 1000 Banat⸗Deutſche, wurden immer wieder überraſcht von der Ausdauer der Zuſchauer, die nie erlahmten und ihre Lungenkraft ſinnfällig unter Beweis ſtellten. Es war gewiß nicht leicht für unſere Länderelf, in einem ſolch tollen Hexenkeſſel die Ner⸗ ven zu behalten. Wenn ſie trotzdem aber gegen einen wirklich gefährlich ſtürmenden Gegner 4:1(1:0) klarer als erwartet gewann, ſo war dies das Verdienſt einer großen Mannſchafts⸗ leiſtung, die in erſter Linie getragen wurde von Helmut Schön, den Wienern Schmaus und Skoumal und dem Duisburger Neuling Biallas. 1:0-aber Rumänien überlegen Bei herrlichem Sonnenſchein und 30 Grad Wärme nimmt der Kampf ſeinen Beginn. Die Rumänen ſind gleich überaus ſtürmiſch und ge⸗ fährlich. Ein Glück, daß der lange Schmaus in ſo prächtiger Form iſt und vor allem den wuchtigen Baratki meiſtert. Appel und Wagner verſtehen ſich zunächſt nicht recht, ſodaß gerade die linke rumäniſche Flanke mit dem ſpurtſchnel⸗ len Dobai für heikle Situationen ſorgt. Erſt nach 10 Minuten finden ſich die Deutſchen langſam. Schön unternimmt einen Alleingang. David im rumäniſchen Tor kann die Bombe des Dresdeners nur meiſtern, indem er ſich dem Geſchoß entgegenwirft. In der 17. Minute kommt Deutſchland durch Biallas, der erſtaun⸗ lich aktiv geworden iſt, zur erſten Ecke. Schon eine Minute ſpäter hieß es 1:0 für Deutſch⸗ land: Schön jagt das Leder mit voller Wucht in die Maſchen. Die Rumänen laſſen ſich aber keineswegs entmutigen. Sie werden von ihren Zuſchauern leidenſchaftlich angefeuert und bleiben leicht überlegen. Die fünf Stürmer feuern das Le⸗ der aus allen Lagen auf Raftls Tor. Es mangelt aber an der Schuß⸗Sicherheit. Bial⸗ las erzwingt auf der anderen Seite die zweite deutſche Ecke. Stroh kann in der 36. Minute aus ſechs Metern Entfernung das rumäniſche Tor nicht finden. Die Südländer kommen ſchließlich zu ihrer erſten Ecke, die aber nichts einbringt. Deukſchland ftürmt jetzt! Die erſten Minuten gehören auch nach der Pauſe wieder den Rumänen, die mit unerhör⸗ tem Einſatz und einer Härte ohnegleichen den Kampf aufnehmen. Dann aber fetzt ſich doch die weitaus beſſere Mannſchaftsleiſtung der Deutſchen durch. In der 51. Minute nimmt Stroh einen Freistoß geſchickt auf und ſein direkter Flachſchuß bringt uns 2:0 in Front. Immer noch laſſen die Rumänen ſich den Mut nicht abkaufen und erzwingen auch einige Ecken. Sie haben aber das Pech, durch ein Eigentor 0:8 in Rückſtand zu kommen: ein Schuß von Biallas prallt vom linken rumäniſchen Vextei⸗ diger Albus ins Tor. Das bedeutet den ſiche⸗ ren deutſchen Sieg! Die Zuſchauer wollen un⸗ ter allen Umſtänden wenigſtens den Ehrentref⸗ 10 ſehen. Es iſt wie in einem Hexenkeſſel. In er 65. Minute wird auf Geheiß des Schieds⸗ richters der weichgewordene Ball ausgewechſelt. Immer mehr ſetzt ſich die ruhigere, taktiſch flü⸗ gere und vielſeitigere deutſche Arbeit durch. Hahnemann und Stroh haben ſchöne Chancen, 1 aber zu lange mit dem Torſchuß. In er 76 Minute hat Stroh beide Verteidiger und ſogar den Torwart überſpielt, ſein Schuß trifft aus ſechs Metern aber nur den Pfoſten. Zum Glück iſt Peſſer aus dem Hinterhalt herbeigeeilt, ſo daß er den Ball nur ins leere Tor zu len⸗ ken braucht. Trotz des 4:0 läßt das Offenſiv⸗ ſpiel der Rumänen nicht einen Augenblick nach, und ſo iſt es kein Wunder, daß in der 80. Mi⸗ nute ſchließlich das rumäniſche Ehrentor fällt, das allerdings längſt verdient war. Nach einer feinen Kombination des ganzen Sturmes kommt das Leder zu dem tüchtigen Rechtsaußen Orza, der läuft noch ein paar Schritte und ſchießt an dem herauslaufenden Raftl vorbei unhaltbar ein. Unheimlicher Jubel begleitet dieſe ſchöne Leiſtung. Am deutſchen Sieg kön⸗ nen alle ſtürmiſchen Angriffe der Rumänen aber nichts mehr ändern. Die deutſche Mannſchaft, deren Kern acht Wie⸗ ner Spieler bildeten, hat ſich in Bukareſt in un⸗ gewohnter Umgebung gut geſchlagen. Die Wie⸗ ner haben uns in Bukareſtt bewieſen, daß auf ſie Verlaß iſt. Es zeigte ſich, daß ihr Spielſyſtem bei rich⸗ tigem Einſatz zu Toren führt, und gerade hier⸗ in liegt die Bedeutung dieſes Länderſpieles. Raftl im Tor kam zugute, daß Rumäniens Stürmer nicht zielſicher waren; ſo mußte er nur in rund fünf gefährlichen Situationen ſein Können zeigen, was er auch prompt tat. In der Verteidigung hatte Schmaus eine große erſte Halbzeit; durch ſeine Körpergröße glänzte er vor allem im Kopfballſpiel, aber auch im Nahkampf(mit Orzal) ſetzte er ſich tatkräfti ein. Appel hatte zunächſt einige Mühe, ſich au die Wiener Deckungsart einzuſtellen, verſtand ſich aber nach der Pauſe recht gut mit ſeinen Nebenleuten und hinterließ einen guten Ein⸗ druck. In der Läuferreihe fiel Mock nach einer uten erſten Halbzeit etwas ab. In der Ge⸗ famtleiſtung gefiel Skoumal beſſer. Im deut⸗ ſchen Angriff war der Dresdener Halblinke Schön der beſte und erfolgreichſte Mann. Wäre er im weiteren Verlauf des Kampfes nicht ſo von Stroh vernachläſſigt worden, hätte Rumä⸗ nien ſicherlich noch höher verloren. Stroh be⸗ gann ſehr tatkräftig, war aber ſpäter zu eigen⸗ nützig und hielt ebenſo wie Hahnemann das Leder zu lange, oder zögerte ſolange, bis ſeine Nebenleute gedeckt waren. Peſſer ſpielte wie in Chemnitz, hatte Licht⸗ und Schattenſeiten und erreichte ſeine Form vom Englandſpiel nicht. Nach einem beängſtigenden Start lief der junge Duisburger Biallas zu einer unerwartet guten Form auf. Biallas hat ſicherlich nicht fir in der Ländermannſchaft ge⸗ pielt. Rumänien: flink und gefährlich Anſer Gegner hat am Sonntag bewieſen., daß der Balkan⸗Fußball ſtark im Kommen iſt. Hier ſpielten elf rumäniſche„Teufel“. Unerhört aus⸗ dauernd, techniſch gewandt, wieſelflink und er⸗ ſtaunlich einſatzfreudig. Was dieſer Mannſchaft fehlte, war in erſter Linie Taktik und Zuſam⸗ menhang zwiſchen den einzelnen Mannſchafts⸗ teilen. Im Sturm gab es einige recht nette Sachen, aber dieſer allzu feurigen Elf fehlte die Ruhe und Schuß⸗Sicherheit. Beſter Spieler war der Torwart David, der glänzend hielt, aber zu viel riskierte. wennn er ſich in den Schuß warf. Der linke Verteidiger Albu, Vin⸗ tila in der Läuferreihe und die Stürmer Do⸗ bai, Bodola und Orza zeigen feines techniſches Können. Es ſoll nicht verſchwiegen werden, daß die Rumänen mit etwas weniger Schußpech ein günſtigeres Ergebnis hätten erzielen kön⸗ nen, wenn ſie auch für einen Sieg nicht in Frage kamen. 10 5 In letzter Stunde mußte der in Ausſicht ge⸗ nommene franzöſiſche Schiedsrichter Capdeville (Bordeaux) wegen zu ſchlechter Reiſeverbindun⸗ gen abſagen. Er wurde durch den Jugoſlawen Mika Popovic erſetzt, der überaus ſicher und korrekt leitete. n Deulſchlands Ruderſporl vor neuen Aufgaben Die internationale Spitzenſtellung ſoll 1940 gehalten werden Mit den großen Erfolgen bei den diesjährigen Europa⸗Meiſterſchaften in Mailand, die Deutſch⸗ lands Ruderer mit vier Siegen und dem Ge⸗ winn des Glandaz⸗Preiſes als die erfolgreichſte Nation ſahen, hat der deutſche Ruderſport in beſter Lage an die Siege bei den Olympiſchen Spielen 1936 und bei den Europameiſterſchaften 1937 anſchließen können. Die führende Stellung im internationalen Ruderſport konnte alſo wei⸗ ter behauptet werden. Es wird nun die Aufgabe der kommenden Arbeit ſein, dieſe Spitzenpoſi⸗ tion bis zu den Olympiſchen Spielen 1940 in Helſinki zu wahren. Das wird erheblich ſchwerer ſein, als man dieſes vielfach annimmt, denn in Mailand waren alle Entſcheidungen ſehr knapp und die deutſche Ueberlegenheit war bei weitem nicht mehr ſo groß, wie beiſpielsweiſe 1936 bei den Olympiſchen Spielen auf der Grü⸗ nauer Regattabahn. In den führenden Krei⸗ ſen des deutſchen Ruderſports ſieht man es da⸗ her auch als beſonders wichtig an, alle zur Ver⸗ 2 ung ſtehenden Nachwuchskräfte zuſammenzu⸗ * 5 und planmäßig weiter zu fördern. In dieſem Zuſammenhang iſt es ſehr weſentlich, daß der Schwerpunkt der Arbeit in den Vereinen bleibt. Der Fachamtsleiter hat auch nicht die Abſicht, für 1940 wieder eine Grünauer Achter⸗ zelle zu ſchaffen, weil der Vereinsarbeit auch fl dieſem Gebiete der Weg freigegeben werden oll. Es wird notwendig ſein, verſchiedene Lücken aufzufüllen. Die Grundlage 15 nicht ſo breit, daß dieſes ohne weiteres möglich iſt. So wer⸗ den denn die Kämpfe der erſten Klaſſe im kom⸗ menden Jahre vom Reichsfachamtsleiter dar⸗ geſtellt gelenkt und geführt werden, daß keine Zerſplitterung der Kämpfe eintritt. Es wird daher auch bereits darauf hingewieſen, daß es nicht möglich iſt, allen Regattaveranſtaltern in der von ihnen gewünſchten Weiſe den Start der Spitzenklaſſe zuzuſagen, zumal mit einer Erhö⸗ hung der Zahl der Rennmannſchaften kaum zu rechnen ſein wird. Das Deutſche Meiſterſchafts⸗ rudern 1939 iſt für den 13. Auguſt vorgeſehen. Es ſtehen alſo von Mitte ab bis zum 6. Auguſt 13 Sonntage für die Veranſtalter zur Verfü⸗ gung, ſo daß bei etwa 70 Regatten im Durch⸗ ſchnitt 5 auf den einzelnen Sonntag entfallen. Die Vorarbeiten, um eine den verſchiedenen Wünſchen entſprechende Regelung zu finden, ſind bereits eingeleitet. Das Fachamt hat an alle Regattaveranſtalter ein Rundſchreiben ge⸗ richtet und um Vorſchläge für die Regattater⸗ mine des nächſten Jahres erſucht. In der umſichtigen und gründlichen Weiſe wie bisher wird auch bis 1940 weiter gearbei⸗ tet. Das Programm des kommenden Jahres wird auch ſchon direkt durch die Olympiſchen Spiele in Helſinki beeinflußt werden. Finnland, deſſen olympiſche Vorbereitungen auf dem Ge⸗ biete des Ruderſports unter deutſcher Hilfe und Unterſtützung vor ſich gehen, will im nächſten Jahre eine internationale Regatta durchführen und möchte in allen Klaſſen deutſche Boote am Start ſehen. Dieſe Generalprobe für 1940 wird, ſo darf man annehmen, von deutſcher Seite ebenfalls unterſtützt werden. Die an ſich größte Aufgabe des kommenden Jahres ſind aber die Europameiſterſchaften 1939, die wieder im Sep⸗ tember vor ſich gehen ſollen und die als die eigentliche Hauptprüfung vor den Kämpfen 1940 in Helſinki anzuſehen ſind. Iwei deulſche Europameiſter Georg Meier ſiegt im„Großen Preis“ von Italien Vor 40 000 Zuſchauern errangen die deutſchen BMB⸗Fahrer im Großen Motorradpreis von Italien einen ſchönen Erfolg. Der junge Georg Meier erzielte die Tagesbeſtzeit als Sieger der 500 ccm⸗Kl., in der Ludw. Kraus Zweiter wurde, und beendete damit das erſte Jahr ſei⸗ ner Rennfahrerlaufbahn als Europameiſter. Ewald Kluge von der Auto Union hatte ſei⸗ nen Titel auch ohne Start ſicher, ſo daß Deutſch⸗ land zwei der zu vergebenden Meiſterſchaften erkämpfte. In der 350 cem⸗Klaſſe bewies der Engländer Mellors auf Velocette ſein großes Können durch einen neuen Sieg und die Europameiſter⸗ ſchaft. Die Geſchwindigkeitstrophäe wurde nicht vergeben, da zu wenig Nationalmannſchaf⸗ ten als Bewerber zur Stelle waren. BMW beſtand ein Motorradrennen auf der 72 Strecke, auf der bei den Rennwagen die utſcheidung in der Europameiſterſchaft fiel. Die Strecke wies allerdings diesmal keine Schi⸗ kanen auf, ſo daß in den 43 Runden 300,7 km zurückzulegen waren. Nur vier von 16 Fah⸗ tern gingen durchs Ziel. Eine fürchterliche Hetzjagd entſpann ſich zwiſchen BMW, Gilera und Guzzi. Die Guzzi fielen trotz des günſtigen Wetters dem Tempo zum Opfer, Gilera wurde mit Runden geſchlagen. Nur die BMW; von Meier und Kraus ſtanden wirklich durch. Nachſtehend die Endergebniſſe: Großer Motorradpreis von Italien 250 cem: 43 Runden= 300,7 km: L. Sopra⸗ ni(Italien) auf Benelli 2:08:45,2= 140,127 ſtdkm., 2. Martelli(Italien) Benelli 2:08:46, 3, Roſetti(Italien) Benelli 2:10:33, 4. Terini (Italien) Guzzi 2:10:34. 4 Runden zur. 7. Let⸗ tes(Deutſchland) DK W., 8. Kohfink(Deutſch⸗ land) DKW. 11 am Start, 9 am Ziel. 350 cem: 1. Mellors(England) Velocette 2:10:11,2 Stunden= 138,585 kmſtd., 2. Corc (Frankreich) Velocette 2:10:54, 3. Binder(Hol⸗ land) Veloc. 2:12:43. 2 Rd.: 6. Anderſon(Eng⸗ land) NSul., 7. Bock(Deutſchland) Norton. 16 geſtartet, 9g am Ziel. 500 cem: 1. Meier(Deutſchland) BMW. 1:54:49 157,136 kmſtd., 2. Kraus(Deutſch⸗ land) BMW 157, 35. 1. Nd. zur.: 3. Vailati (Italien) Gilera, 4. Fumagalli(Italien) Gi⸗ lera. 16 geſtartet. 4 am Ziel. Ergebniſſe der Europa⸗Meiſterſchaft 250 cem: 1. Kluge(Deutſchland) DW 36 Punkte, 2. Petruſchke(Deutſchland) DRW̃᷑ 25 P., 3. G. 14 P., ablenz Hz land) DK 0 4. Woods(England) Exelſior 9 P., 5. Roſetti (Italien) Bonelli 7 P., 6. Kohfink(Deutſch⸗ land) DW und Thomas(England) DKW, Seprani(Italien) Benelli je 6 Punkte. 350 cem: 1. Mellors(Velocette) 34 Punkte, 2. White(England) Norton 15 P., 3. Wünſche (Deutſchland) DW ͤ 12 P., 4. Frith(England) Norton 11 P., 5. Cera(Frankreich) 10 P., 6. Cordy(Schweiz) Norton 9 P. 500 cem: 1. Meier(Deutſchland) BMW 24 P. 2. Daniel(England) Norton 20 P., 3. Frit (Norton) 18, 4. Weſt(England) BMW 12, 5. Kraus elcene BMWͤ8 P., 6. Leyer (Frankreich) Velocette 6 Punkte. neuer deulſcher porlwagen Erfreuliche Nachricht kommt aus Bremen, wo ſich die Hanſa⸗Lloyd⸗Goliath⸗Werke entſchloſſen haben, einen neuen Sportwagen zu ſchaffen und ſo den deutſchen Automobilſport zu beleben. Der Wagen iſt bereits im Bau. Wenn auch nähere konſtruktive Einzelheiten fehlen, ſo kann man doch ſchon ſagen, daß der— 5075 etwa 2000 cem Hubraum haben ſoll. Sicherlich wird die Neukonſtruktion auch ſehr ſchnell ſein, zumal der Hanſa⸗Perſonenkraftwagen gerade in dieſer Hinſicht ja keinen Fähigkeits⸗Nachweis mehr zu erbringen hat.* Die internationale RNad⸗Fernfahrt Como Rom wurde am Samstag mit der Etappe* rabiago— Mailand(204,4 km) geſtartet. Am Start waren 60 Amateurfahrer aus lahr Natio⸗ nen Goſi(Italien) ſiegte nach einer Fahrzeit von 5.20:50 Stdn. vor ſeinen Landsleuten Conte u. de Benedetti. In der 30 Mann ſtarken Spitzen⸗ gruppe war von den Deutſchen lediglich Irr⸗ auf d(Berlin), der mit 16 weiteren Fahrern auf den 12. Rang geſetzt wurde. 5 Hans Stuck(Auto Union) fuhr beim Malo⸗ 5 in der Schweiz mit 3:57,6 Min. 4,7 im) und einen Stundenmittel von 72,7 km/ ſud. die Tagesbeſtzeit. N 5 5 N 3 . 8 5 8 . 2 . 9 n . — e A — 7 — r — —— Bunte Tageschronik Großfeuer im Moſeldorf 3 Wohnhäuſer und 3 Scheunen niedergebrannt Bedeutender Schaden Bernkaſtel. Während ſich die Dorfbevölke⸗ rung größtenteils auf dem Felde befand, ertönte im Kreisort Gonzerath plötzlich Feueralarm. Gegen 5 Uhr war im landwirtſchaftlichen Be⸗ trieb der Wwe. Peter Klingler Feuer auf⸗ gekommen. Durch die reichen Erntevorräte ge⸗ nährt, breiteten ſich die Flammen ſchnell aus und griffen im Nu auf die Nachbaranweſen von Peter Rösler⸗Eiſerloh und Wwe. Peter Stür⸗ mer über. Da der Feuerlöſchzug Gonzerath bei der raſchen Ausdehnung des Feuers dem ver⸗ derbenbringenden Element machtlos gegenüber⸗ ſtehen mußte, wurde die Motorſpritze von Bern⸗ kaſtel⸗Kues angefordert. Nach ihrem Eintreffen wurde die Brandbekämpfung energiſch aufgenom⸗ men, ſo daß nach etwa einer Stunde die größte Gefahr beſeitigt. Ortswehr und Einwoh⸗ ner taten ihr Möglichſtes, das Feuer von wei⸗ terem Uebergreifen zurückzuhalten, dies konnte jedoch nur durch den Einſatz der nachbarlichen Löſchhilfe ganz erreicht werden. Verbrannt ſind bis auf die Umfaſſungsmauern zwei Wohnhäuſer und drei Scheunen. Bei dem dritten Wohnhaus dürfte der innere Ausbau noch z. T. erhalten bleiben. Der Brandſchaden iſt ſehr beträchtlich. Es brannte gleichzeitig eine zu große Gebäude⸗ maſſe, daß es möglich geweſen wäre, wenigſtens einzelne der bereits vom Feuer befallenen Ge⸗ bäude noch einigermaßen zu retten. Die Brand⸗ urſache iſt noch unbekannt. der Goldſchaz im Rhein Rund 35 000 RM. in ausländiſchen Goldſtücken geborgen Köln. Am Rhein unterhalb der Baſtei mach⸗ ten ſpielende Kinder einen ungewöhn⸗ lichen Fund. Sie entdeckten im Waſſer plötzlich ein Päckchen, das ſie zu bergen ver⸗ ſuchten. Dabei zerplatzte die Papierumhüllung und zum größten Erſtgunen ſtellte ſich der In⸗ halt als eine große Anzahl Goldſtücke her⸗ aus. Durch die Beſatzung eines Waſſerauſſichts⸗ bootes und Beamte der Zollfahndungsſtelle Köln wurden mit Hilfe eines Tauchers an der Fund⸗ ſtelle weitere Feſtſtellungen getroffen und Ber⸗ gungsverſuche unternommen. Insgeſamt konn⸗ ten ausländiſche Goldſtücke im Werte von rund 35 000 RM. ſichergeſtellt werden. Es handelt ſich um amerikaniſche Dollars in 20⸗, 10⸗, 5⸗ und 2% Stücken, holländiſche Gulden in 10⸗ und 5 Stücken, Schweizer Franken in 20⸗ und 10⸗ Stücken, engliſche Pfunde und franzöſiſche 20⸗ Franc⸗Stücke. Allem Anſchein nach hat das Gold erſt ganz kurze Zeit im Waſſer gelegen. Zoll⸗ fahndung und Polizei haben eingehende Ermitt⸗ lungen zur Aufklärung des Falles eingeleitet. 71jährige ſprang nachts aus dem Fenſter Baumholder. Eine nervenkranke Frau von 71 Jahren ſprang in geiſtiger Umnachtung nachts aus dem Fenſter ihrer Wohnung in etwa 4 Meter Höhe auf den Hof. Wie durch ein Wunder blieb ſie dabei unverletzt. Hausbewoh⸗ ner fanden die Aermſte auf und ſchafften ſie wie⸗ der in ihre Wohnung. Am folgenden Morgen verſuchte die Frau erneut aus dem Fenſter zu nag n konnte aber im letzten Augenblick ran gehindert werden. Auf dem Schulweg überfahren und getötet Heidelberg. Ein ſehr ſchwerer Unfall ereig⸗ nete ſich geſtern morgen im Stadtteil Wieb⸗ lingen. Dort wurde um 9 Uhr die auf dem eg befindliche 11jährige Helga Wolf, Tochter des Fabrikarbeiters Peter Wolf, von einem Laſtzug überfahren. Sie geriet un⸗ ter den Anhänger und war ſofort tot. Meiſter Reineckes Hühnerbraten Hornbach(Bd.) Ueber die Sommermonate hat Meiſter Reinecke in unſerem Orte rund 137 Hühner geſtohlen. Bei eini⸗ gen Höfen hat er ſiebzehn, neunzehn und ſogar zwanzig Hühner gemauſt. Auch in der Um⸗ bat g unſeres Ortes ſucht man der Räuber hab⸗ aft zu werden. Tomaten und Kartoffeln an einer Staude Mayen. Ein hieſiger Gartenbeſitzer unter⸗ nahm den Verſuch, auf einer Kartoffelpflanze Tomaten aufzupfropfen. Der Verſuch iſt gelungen. Die Pflanze trägt unter der Erde Kartoffeln und über dem Boden Tomaten⸗ behang. Lieferwagen in Flammen Der Fahrer fand den Verbrennungstod Bernkaſtel(Moſel). Auf der Straße bei Mon- zelfeld geriet abends ein Lieferwagen, nachdem er einen Baum umgerannt und im Straßengraben gelandet war, in Brand. Arbeiter, an denen kurz vorher der Liefer— wagen vorbeifuhr, eilten zurück. Sie fanden das Fahrzeug in hellen Flammen. Als man den Fahrer aus dem Führerhaus bergen wollte, war dieſer bereits tot und bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Er iſt der 35 Jahre alte Bauunternehmer Willi Balus aus Mülheim(Moſel), dem das verbrannte Fahr⸗ zeug gehörte. Der Verunglückte hinterläßt Frau und Kind. Wie ſich das Unglück im ein⸗ zelnen zugetragen hat, und was die Urſache war, ſteht noch nicht feſt Balus war der Grün⸗ der der Ortsgruppe Mülheim der NSDAP., war Ortsgruppenleiter und 1. Beigeordneter. Der kodbringende Kieshaufen Mit dem Motorrad tödlich verunglückt Kaſtellaun. Ein 30 Jahre alter Schreiner aus dem Hunsrückdorf Speſenroth fuhr mit ſeinem Motorrad von Bickenbach nach Ebſchied. Dabei geriet er in der Nähe der ſogen. Brauns⸗ horner Lücke gegen einen Kieshaufen. Er wurde auf die Straße geſchleudert und erlitt ſchwere Schädel verletzungen. Von einem Ebſchie⸗ der Landwirt wurde der Verunglückte in ſeinem Blute aufgefunden und dann ſofort in ein Simmerner Krankenhaus übergeführt. Kurz nach ſeiner Einlieferung iſt der junge Mann den Unfallfolgen erlegen. Taſlwagen vom Hunsrückzug erfaßt Kraftfahrer wurde von der Sonne geblendet Simmern(Ssr.). An dem als gefährlich be- kannten Bahnübergang der Hunsrückſtrecke Lan⸗ genlonsheim— Simmern kurz vor dem Dorfe Argenthal ereignete ſich wieder einmal ein ſchwerer Unfall. Ein aus Wiesbaden ſtammender Laſtkraftwagenführer ver⸗ ſuchte im letzten Augenblick das Geleiſe zu überqueren und wurde von einem Güter⸗ zug erfaßt. Während der Fahrer unverletzt davon kam, iſt der Beifahrer am Kopf und der Bruſt ziemlich mitgenommen worden, ſodaß er einem Krankenhaus in Simmern zugeführt werden mußte. Der Fahrer iſt angeblich durch die Sonne ſtark geblendet worden und hat den herankommenden Zug erſt auf eine ſehr kurze Entfernung bemerkt. Da er ſeinen Wagen nicht mehr rechtzeitig zum Halten brin- gen konnte, hat in der höchſten Not der Fahrer Gas gegeben, um noch durchzukommen, was aber mißlang. Aus dem Auto geſchleudert und getötet Frankfurt a. M. Ein in Richtung Wiesba⸗ den fahrendes Auto kam am Samstag um 8 Uhr aus der Umgehungsſtraße ins Schleu⸗ dern. Der Wagen ſtreifte das Geländer und geriet auf das freie Feld. Von den In⸗ ſaſſen wurde eine 25jährige Frau herausge- ſchleudert und tödlich verletzt. 180 Zentner verloren und nicht bemerkt Oberſyay(Rhein). Auf der Ortsſtraße mußte ein Laſſwagen mit Anhänger plötzlich weit nach rechts fahren. Der Anhänger kam ins Schleudern und dabei ſtürzte die Ladung, eine 180 Zentner ſchwere elektriſche Waſ⸗ ſerturbine, von dem Wagen auf die Straße. Der Fahrer fuhr weiter und mußte durch Straßenpaſſenten auf den Vorfall auf- merkſam gemacht werden. Mutter und Tochter verunglückt Geiſenheim(Rhein). Auf der Straße bei Offenbach erlitten die Reichsgräfin H. von Ingelheim geb. von Freyberg, und Blick in den der ſchwindler im Fkrandbad Drei Monate Gefängnis für Betrug Rüdesheim(Rhein). Das Binger Amtsgericht verurteilte am Freitag einen zwanzigjährigen jungen Mann aus Rüdesheim, der wegen Dieb⸗ ſtahls ſchon dreimal vorbeſtraft iſt, wegen Be⸗ trugs zu einer Gefängnisſtrafe von drei Mo⸗ naten. Die erlittene Unterſuchungshaft wird ihm ſeit dem 28. Juli angerechnet. Der An⸗ geklagte tauchte im Juni dieſes Jahres im Strandbad zu Gausheim bei Bingen auf und betrog dort Badegäſte unter Vorſpiegelung fal⸗ ſcher Tatſachen um kleinere Beträge. Er nahm, ohne dazu berechtigt oder beauftragt zu ſein, Schwimmprüfungen ab und händigte gegen ein Entgelt von 50 oder 60 Pfennig Dauerſchwimm⸗ Ausweiſe au. die das Ausſehen hatten. als ſeien ſie von der Deutſchen Lebensrettungsgeſellſchaft ausgeſtellt. Das einzige, was an der ganzen Sache Wahrheit iſt, iſt, daß der Angeklagte ein ausgebildeter Rettungsſchwimmer und Mitglied der genannten Geſellſchaft iſt. Ausdrücklich war ihm auf eine Anfrage hin mitgeteilt worden, daß er ſolche Prüfungen nicht abnehmen dürfe. Dennoch ging er hin, ließ ſich in Rüdes⸗ heim Ausweiskarten drucken. Es gelang ihm. etwa fünfzehn dieſer Ausweiſe an den Mann zu bringen. Er nahm dabei etwa 12 RM. ein. Die Geprellten ſind die Leute, die auf den Schwindel hereingefallen ſind. Auch wegen Zechprellerei in vier Fäl⸗ len war der junge Mann angeklagt. Hier gab er zwar an, daß er das, was er getrunken habe, ſpäterhin noch bezahlen wollte(inzwiſchen hat es ſein Vater bezahlt). Da er außerdem ſchon mehrmals in den Wirtſchaften gezecht hat und auch bezahlte, war ein genügender Nachweis wegen der Zechprellereien nicht zu erbringen. * dieſen Fällen wurde er freigeſpro⸗ e n. Geſchäftsgeheimniſſe verralen Frankfurt a. M. Im Auguſt verurteilte das Frankfurter Schöffengericht einen 40jährigen Angeklagten wegen fortgeſetzter Untreue und unlauteren Wettbewerbs zu zwei Jahren Ge⸗ fängnis und 200 RM. Geldſtrafe. Es handelte ſich um einen Fall von Verrat von Ge⸗ ſchäftsgeheimniſſen bei einer, Firma der Nährmittelbranche in der Umgebung Frank- furts. Durch die Aufmerkſamkeit einer Kon⸗ toriſtin war man hinter ſeine Schliche gekom⸗ men. Dieſe hatte wahrgenommen, daß ſich der Angeklagte im Beſitz von Pausblättern befand, woraus ſich ſein übermäßig ſtarkes und auffäl⸗ liges Intereſſe für die inneren Vorgänge des Fabrikunternehmens ergaben. Man deckte dann folgendes Verhalten des Angeklagten auf: Der Angeklagte hatte einen großzügigen und koſtſpieligen Werbeſeldzug für die Firma in Bearbeitung, teilte aber hinterrücks alle Ein⸗ zelheiten einer auswärtigen Konkurrenz mit, der er auch Direktiven gab, wie ſie am beſten einen Gegenfeldzug einleite. Er bedingte ſich Pauſchalvergütungen für ſeine Mitteilungen aus und ſein Streben ging letzten Endes dahin, bei der Konkurrenz einen leitenden Poſten zu erhalten. Der auswärtige Firmeninhaber, an den er ſich gewandt hatte, büßte ſein an der Sache bekundetes Intereſſe mit 2000 RM. Geld⸗ ſtrafe. Gegen die Verurteilung legte nun der Werbeleiter Berufung ein, die er auf das Straf- maß beſchränkte. Der Fall gelangte vor der Großen Strafkam⸗ mer zu neuer Erörterung, und hier bemühte ſich deren Mutter, Baronin von Freyberg, geb. von Brentano, Geiſenheim, einen ſchwe⸗ ren Autounfall. Es gab mit einem an⸗ deren Wagen einen Zuſammenſtoß. Die Grä⸗ fin, die den Wagen fuhr, erlitt einen Nerven- ſchock, ihre Mutter trug Geſichtsverletzungen davon. Die Verletzten wurden ins Kranken- . gebracht. Das Auto wurde ſtark beſchä— igt. der Fels im Rhein Schiff im Nebel aufgefahren Oberweſel(Rhein). Am Tauberwerth bei Oberweſel fuhr morgens im Nebel das Laſt⸗ ſchiff„Haniel 53“ auf einen Felſen auf. Es befand ſich auf der Bergfahrt und wurde von dem Schlepper„Haniel 15“ befördert. Zu⸗ nächſt waren alle Verſuche, das Schiff wieder loszuturnen, ohne Erfolg. Erſt nachdem auch das Motorſchleppſchiff„Haniel 26“ herbeigeelit war, gelang es den beiden Handelsſchleppern, das Schiff wieder flottzumachen, worauf die Bergfahrt fortgeſetzt wurde. 40 Gräber freigelegt Neuwied(Rhein). In den Bimsgruben bei Irlich wurden in den letzten Monaten zahl⸗ reiche Grabfunde aus alter Zeit ge⸗ macht. Insgeſamt war es möglich vierzig Grä⸗ ber zu bergen. Die Funde ſtammen aus der Zeit des Jahrtauſends vor unſerer Zeitrech— nung; ſie werden pripariert. 900 Jahre alte Kapelle erneuert Ehrung für berühmten Geſchichtsſchreiber Bad Kreuznach. Einer gründlichen Inſtand⸗ ſetzung und Erneuerung wurde die Seiten- kapelle der Kloſterkirche zu Sponheim, die von den Sponheimer Grafen im Jahr 1044, alſo vor faſt 900 Jahren erbaut wurde, unterzogen. Ueber dem Eingang der Kapelle befindet ſich das berühmte Chriſtus⸗Relief des Meiſters Cauer. Mit Fertigſtellung der Inſtandſetzungs⸗ arbeiten brachte man an der Seitenwand der Kapelle eine Inſchrift an. die eine Ehrung des berühmten deutſchen Geſchichtsſchreibers und Ge⸗ lehrten Johannes Trithemius, der bekannteſte der ehemaligen Sponheimer Aebte, darſtellt. Die Inſchrift lautet:„Johannes Trithemius zum Gedächtnis. Geboren 1. Februar 1462 zu Trit⸗ tenheim(Moſel), geſtorben 13. Dezember 1516 zu Würzburg. 1483—1506 Abt des Kloſters zu Sponheim.“ Gerichtsſaal der Angeklagte, darzutun, daß ihn nicht Berei⸗ cherungsabſichten bei ſeiner Handlungsweiſe lei⸗ teten, ſondern daß ſeine Beweggründe idealer Natur waren, und daß es ihm auf lebensrefor⸗ meriſche Beſtrebungen auf dem Gebiete der Er⸗ nährung angekommen ſei. Nachdem er Kennt⸗ nis von der Korreſpondenz der Firma und dem von ihr benutzten Material erlangt habe, ſei ihm klar geworden, daß er auf einem andern Schiff fuhr als auf dem, für das er ſich habe anhauern laſſen. Dieſes Schiff ſei unter falſcher Flagge gefahren, und er habe ſich um ſeine Le⸗ benszukunft betrogen gefühlt. Das Gericht erkannte unter Aufhebung des erſten Urteils auf 15 Monate Gefäng⸗ nis und 300 RM. Geldſtra fe. Der Vor⸗ derrichter habe das Strafmaß etwas zu hoch bemeſſen, da er nicht genügend die Motive des Angeklagten würdigte, die dem Angeklagten zu ſeinem Verhalten Veranlaſſung gaben. Es konnte dem Angeklagten geglaubt werden, daß ihn tatſächlich lebensreſormeriſche Beſtrebungen leiteten, und daß er durch dieſe zu den Straf⸗ taten gelangte. Auch in einem früheren Straf⸗ fall berief er ſich nicht ganz mit Unrecht auf ſeine reformeriſchen Vorſtellungen. Damals handelte es ſich um Untreue gegenüber Bau⸗ ſparern in der bekannten Selbſthilfeaffäre. Der Angeklagte hätte aber kein Recht gehabt, die Grundlagen der Firma, bei der er Werbeleiter war, zu zerſtören. Wenn Auswüchſe bei dieſer Firma vorlagen, ſo hätte er auf andere Weiſe gegen ſie vorgehen können. Er habe die Ge⸗ folgſchaftstreue gebrochen und hätte auch nicht die Geſchäftsgeheimniſſe verraten dür⸗ fen. Das Verhalten des Angeklagten ſei ſchwer zu mißbilligen. Jud Strauß beleidigke deulſches Mädchen Ohrfeigen und ein Eimer Putzwaſſer Bingen(Rhein). Vor dem Amtsgericht Bin⸗ gen ſtand am Freitag der Jude Iſaak Strauß, Ockenheim(Rhh.), weil er am 24. Juli in einer Wirtſchaft in Ockenheim in aller Oeffent⸗ lichkeit ein deutſches Mädchen in gemei⸗ ner und frecher Weiſe beleidigt hat. Bei der Gerichtsverhandlung kamen noch allerlei „Taten“ ähnlicher Art an die Oeffentlichkeit. Schon ſeit vielen Jahren ließ er den Mädchen und Frauen keine Ruhe. Acht Zeugen, bei de⸗ nen er zudringlich wurde, mußten zur Selbſthilfe ſchreiten. Dabei gab es gehörige Ohrfeigen für den Juden und in einem Fall goß eine Zeugin, als ſie ſich keinen ande⸗ ren Rat mehr wußte, einen Eimer Putz⸗ waſſer über den Juden. Auch Kinder ver⸗ ſuchte er in ſeine Wohnung zu locken. Dabei iſt der Wüſtling 70 Jahre alt. Die Sache mit dem Mädchen in der Wirtſchaft gibt er zu, an alle anderen Frechheiten und Gemeinheiten von früher her will er ſich nicht entſinnen können. Nach einer eingehenden Beweisaufnahme kam das Gericht in Anbetracht deſſen, daß der Jude ſeit etwa zwei Jahren nach einem ärzt⸗ lichen Gutachten nur noch minder zurech⸗ nungsfähig iſt, zu dem Beſchluß, ſeine Ueberbringung in eine Heil⸗ und Pflegeanſtalt zu erwirken Das ſei im Intereſſe der öffent⸗ lichen Sicherheit notwendig. Im übrigen hielt das Gericht die Beleidigung nach 8 186 im vol ⸗ len Umfange als erwieſen. Weiterhin wurde feſtgeßellt, daß der Jude im dringenden Ver- dacht ſteht, ſich auch gegen den§ 176, Abſatz 3, vergangen zu haben. Dieſerhalb wurde ein * Sie hören im Rundfunk Dienstag, den 27. September 1938 Reichsſender Stuttgart 1 5.45 Morgenlied, Zeit, Wetterbericht, Landwirtſchaft⸗ liche Nachrichten und Gymnaſtik. 6.15 Wiederholung der 2. Abendnachrichten. 6.30 Frühkonzert. 8.00 Waſ⸗ ſerſtandsmeldungen, Wetter, Marktberichte und Gym⸗ naſtik. 8.30 Morgenmuſik. 9.30 Sendepauſe. 10.00— Leben und Tod. 10.30 Sendepauſe. 11.30 Volksmuſi und Bauernkalender. 12.00 Mittagskonzert. 13.00 Zeit, Nachrichten, Wetterbericht. 13.15 Mittagskonzert. 14.00 Muſikaliſches Allerlei. 15.00 Sendepauſe. 16.00 Mu⸗ ſik am Nachmittag. 18.00 Unſere Wände. 18.30 Griff ins Heute. 19.00 Weber— Stuttgart. 20.00 Nach⸗ richten. 20.10 Unterhaltungs⸗ und Tanzmuſik. 21.15 Kammermuſik. 22.00 Zeitangabe, Nacheichten, Wetter und Sportbericht. 22.30 Unterhaltungskonzert. 24.00 Nachtkonzert. 0 Reichsſender Frankfurt 5.00 Frühmuſik. 45 Ruf ins Land. 6.00 Morgen⸗ ſpruch. Gymnaſtik. 6.30 Frühkonzert. 8.00 Zeit, Waſ⸗ ſerſtandsmeldungen 8.05 Wetterberichte. 8.10 Gym⸗ naſtik. 8.30 Frober Klang zur Werkpauſe. 9.30 Nach⸗ richten. 9.40 Kleine Ratſchläge für Küche und Haus. 10.00 Schulfunk. 10.80 Sendepauſe. 11.35 Programm⸗ anſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetterbericht, Städt. Marktbericht. 11.45 Volk und Wirtſchaft. 12.00 Kon⸗ zert. 13.00 Zeit, Nachrichten, Nachrichten aus dem Sendebezirk, Wetterberich. 13.15 Mittagskonzert. 14.00 Zeitangabe, Nachrichten. 14.10 O holde Frau Muſica. 15.00 Kleines Konzert. 15.30 Sendepauſe. 16.00 Nach⸗ mittagskonzert. 18.00 Zeitgeſchehen. 18.30 Der fröh⸗ liche Lautſprecher. 19.15 Briefe vom Ferienglück. 19.30 Heitere Muſik unſerer Klaſſiker. 20.00 Zeit⸗ angabe, Nachrichten, Wetterbericht, Sonderwetterbericht für die Landwirtſchaft, Grenzecho. 20.15 Die Ma⸗ donna vom Steinernen Haus. 20.30 Großer Tanz⸗ abend. 22.00 Zeitangabe, Nachrichten. 22.10 Wetter⸗ bericht, Nachrichten aus dem Sendebezirk, Sportbericht. 22.20 Politiſche Zeitungsſchau. 22.35 Unterhaltung und Tanz. 2400 Nachtkonzert. 2.00—3.00 Neue deutſche Unterhaltungsmuſik. weiterer Haftbefehl erwirkt. Zuſtändigkeitshal⸗ ber wird ſich nunmehr das Bezirksſchöffen⸗ 17 775 in Mainz mit der Sache zu befaſſen haben 8 1 Juchlhaus für Gewohnheils verbrechen Mayen(Eifel). Der aus Mayen ſtammende 36jährige Joſef Ehrenſtein hatte ſich vor dem Schöffengericht Landau(Pfalz) zuſammen mit ſeinem„Freund“ Engelbert Kapitein wegen mehrfacher ſchwerer Betrugsfälle zu verantworten. Beide befanden ſich auf der Wanderſchaft durch die Südpfalz und begin⸗ gen dabei ſchwere Betrügereien. Ehrenſtein, der ſchon mehrfach einſchlägig vorbeſtraft iſt— ſein„Sündenregiſter“ weiſt eine ganze Anzahl von Gefängnis⸗ und Zuchthausſtrafen auf— wurde als Gewohnheits verbrecher gekennzeichnet und mit einer Zuchthausſtrafe von insgeſamt 13 Monaten bedacht. Strafmil⸗ derung kam bei dem Angeklagten, der beim geringſten Rückfall in Sicherungsverwahrung kommen wird, nicht in Betracht; die 5 Monate der erlittenen Unterſuchungshaft wurden ihm angerechnet. Kapitein wurde zugute gehalten, daß er ſich bei den Betrügereien von E. am Gängelband hat führen laſſen und auch ſonſt unter deſſen verderblichen Einfluß geſtanden hat. Er kam infolgedeſſen mit 7 Monaten Ge⸗ fängnis davon, die durch die Unterſuchungs⸗ haft als verbüßt gelten. den Veihnachkswein nicht bezahlt Drei Monate Gefängnis Linz(Rbeinj. Ein Mann aus Linz, der ſchon einſchlägig vorbeſtraft iſt, beſtellte, um für das Weihnachtsfeſt einen guten Tropfen um Haus zu haben, für 29 RM. ein kleines Fäßchen Wein, das ihm aus einem Ort aus Heſſen geliefert wurde. Auf dem Beſtell⸗ ſchein hatte er ſich als penſionierter Beam ter ausgegeben. Der Weinlieferant wußte aber nicht zu ſeinem Geld zu kommen, da der Mann einfach nicht bezahlte. Es erfolgte daher Anzeige wegen Betrugs und in einer Gerichtsverhandlung vor dem Linzer Amtsge⸗ richt erhielt der Mann im Hinblick ſeiner Vor⸗ ſtrafen wegen Betrugs eine Gefängnisſtrafe von vier Monaten. Dagegen legte er Berufung ein. Die Strafkammer erkannte nun in der Sache auf die Mindeſtſtrafe von drei Mo⸗ naten Gefängnis. Zugute wurde dem Mann gebalten, daß er ſich in den letzten zehn Jahren gut führte und den Schaden zum Teil wieder gutgemacht hat. Gefängnis für jüdiſchen Sleuerbeirüger Frankfurt a. M. Eine herbe Enttäuſchung bereitete das Schöffengericht dem vierzigjähri⸗ gen jüdiſchen Angeklagten Guſtav Ehrmann, der wegen Unterſchlagung, Betrug, Preistrei⸗ berei vorbeſtraft iſt. Er erhielt wegen Hinter⸗ ziehung von Umſatz⸗, Grundſteuer und Ge⸗ werbeertragsſteuer einen Steuerſtrafbeſcheid über 23600 Mark, gegen den er Einſpruch erhob und gerichtliche Entſcheidung beantragt hatte. Das Ergebnis der Verhandlung war— daß der Angeklagte zu acht Monaten Ge⸗ fängnis und 20000 Mark Geldſtrafe verurteilt wurde. „Graf Jeppelin“ über nürnberg Friedrichshafen, 25. September. Bei ſtrahlender Herbſtſonne iſt das Luftſchiff „Graf Zeppelin“ am Sonntag um 11.18 Uhr zu einer mehrſtündigen Fahrt unter Führung von Kapitän von Schiller geſtartet. An Bord befin⸗ den ſich 80 Perſonen. Das Luftſchiff erſchien um 13.30 Uhr über der Stadt der Reichsparteitage, die es in etwa 500 Meter Höhe nahezu lautlos überflog. „Graf Zeppelin“ iſt heute abend, von Lands⸗ hut kommend, auf dem Flugplatz Löwental um 18.24 Uhr glatt gelandet. Mit Autos, Motor⸗ und Fahrrädern waren Tauſende von Zuſchau⸗ ern nach dem Flugplatz gekommen, um der Lan⸗ dung, die ſich in den letzten Strahlen der unter⸗ gehenden Sonne vollzog, beizuwohnen. digleitshal⸗ llsſchöffen⸗ u befaſſen he ſammerde 1 ſich bot ind begin⸗ enſtein, den tust it— tze Anzahl fen auf— tbrecher hausſttafe Ettaſmil⸗ det beim erwahrung 5 Nonate rden ihm gehalten, 1 E am duc dont geſtanden maten Ge⸗ tſuchungs⸗ Hehl Linz, det * N 1 2 in feines nem Ort m Beſtel⸗ geam“ 0 wußte en. da det late babe b in einer „ Autsge! äuſchung etzicleh man l, 7 13 0 1 — —— —— Tropfen —— 1 — „ df Vom Neid der Kinder Es kommt häufig vor, daß Geſchwiſter, die einander ſonſt ſehr lieb haben, neidiſch aufeinander ſind. Man kann dies meiſt dann feſtſtellen, wenn eines der Kinder, vielleicht unabsichtlich, etwas zärtlicher behandelt wird als das andere. Es liegt dieſer Fall vor, wenn ein Kind zarter und ſchwächlicher von Natur iſt und infolgedeſſen uns hilf⸗ loſer erſcheint. Neidvoll wird das andere Kind dann auf das bevorzugte blicken. Seine Liebe wird ſtark abnehmen und je nach dem Temperament des anſcheinend zu⸗ rückgeſetzten Kindes wird es trotzig oder ſtreitſüchtig werden. Neid läßt ſich auch dann feſtſtellen, wenn Süßigkeiten oder Obſt verteilt wird und wir nicht genau ab⸗ wägen, daß die Teile gleich groß ſind oder die Zahl der Stücke Übereinſtimmt. Auch bei neuen Kleidungsſtücken, bei Spielſachen kann man leicht den Neid von Kindern er⸗ wecken, wenn Anſchaffungen nicht gleich⸗ mäßig vorgenommen werden. Kinder wol⸗ len gerecht behandelt werden. Wir ſollen daher nicht gedankenlos dem einen mehr geben als dem anderen, das eine zärtlicher umarmen oder reichlicher mit Spielſachen bedenken als das andere. Wir laufen ſonſt Gefahr, den Charakter des Kindes un⸗ günſtig zu beeinfluſſen. Ergibt ſich der Fall, daß wir ein Kind dem anderen bevorzugen, 5 ſoll das 1 N 28. 5900 bc evorzugung aufgeklärt werden. Läßt ſi dies nicht durchführen, ſo ſoll man bei einer anderen Gelegenheit das vermeint⸗ lich zurückgeſetzte Kind offenſichtlich bevor⸗ ugen. Ein Kind darf nie das Gefühl ben, ſtändig zurückgeſetzt zu werden. Es ſoll ſich gelegentlich mit einem kleinen Schmerz abfinden können, dafür ein anderes Mal aber die Genugtuung haben, das bevorzugtere zu ſein. Vom Weinabziehen, von Flaſchen und Jäſſern Die Monate Oktober, November und Dezember ſind die günſtigſte Zeit, Wein abzuziehen, weil die Kühlung der Luft die Gärungsveränderungen verhindert. Die Weinflaſchen müſſen beſonders gut eſäubert ſein. Man kocht ſie mit einer uge aus oder ſpült ſie mit Waſſer und Aſche rein. Sie müſſen dann mehrmals mit reinem Waſſer nachgeſpült werden. Beim Abziehen des Weines ſoll darauf geachtet werden, daß möglichſt keine Luft in die Flaſche hineingerät und jede Flaſche ohne Schaum 7 0 werden kann. Zwiſchen Flaſchenſtöpſel und Wein muß ein Naum von mindeſtens 3 Zentimetern verbleiben. Die Korkſtöpſel müſſen jedesmal neu und von gutem feſten Kork genommen werden. Sie müſſen auch groß genug ſein, daß ſie ganz feſt eingeſchlagen werden können. Das Lagern des Weines erfolgt am beſten in einem Flaſchenſchrank oder auf hölzernen Geſtellen. Der Keller ſoll kühl ſein. Wenn es einzurichten geht, ſollten in dem Keller, in dem der Wein gelagert wird, keine anderen Sachen aufbewahrt werden. Die Flaſchen müſſen ſtets ſo liegen, daß der Wein den Kork bedeckt. Junge Weine dürfen nicht lange auf Flaſchen liegen, ſolange ſie noch Weingeiſt abſetzen. Weinfäſſer ſind peinlich ſauber zu halten. Iſt ein Faß ſchimmelig, muß man es aus⸗ trocknen. Man gießt ſoviel konzentrierte Schwefelſäure hinein, daß durch Umrollen des Faſſes alle Stellen von der Säure be⸗ netzt werden. Nach etwa einer halben Stunde wird das Faß gut ausgewaſchen und getrocknet. Ein leckgewordenes Faß verdichtet man, indem man zuerſt die ein⸗ zelnen Teile des Faſſes, welche hervor⸗ treten, durch Anklopfen in ihre frühere Lage bringt und dann das Faß mit kochen⸗ dem Waſſer füllt. Zweckmäßige Lichtverteilung Anendlich viel iſt zu prüfen und zu er⸗ wägen, wenn man eine neue Wohnung mietet, die Größe und Höhe der Zimmer, ihre Einteilung, die Heizungsfrage, die Frage der Nebenräume uſw. Ueber dem großen Vielerlei des zu Bedenkenden ſollte man aber nicht vergeſſen, ſich auch mit einem Blick darüber zu vergewiſſern, ob für die nötige Beleuchtung vorgeſorgt iſt, d. h., ob die Zimmer genügend mit Steck⸗ doſen zum Anſchluß von Sonderleuchten verſehen ſind; denn wirklich bequem und behaglich wohnen wird man nur in den Räumlichkeiten, die für jede Arbeit und Verrichtung auch am Abend gut beleuchtete Arbeitsplätze bieten und auch das eine oder andere ſtimmungsvoll beleuchtete Ruheplätzchen. g Eine Steckdoſe in jedem Wohnraum, das dürfte wohl das mindeſte ſein, was der Mieter heute zu verlangen berechtigt iſt. Tatſächlich notwendig für ein behaglich und zweckmäßig eingerichtetes Zimmer ſind aber wenigſtens zwei Steckanſchlüſſe, einer in der Nähe des Fenſters, damit man den Schreibtiſch oder Arbeitstiſch auch am Abend gut beleuchten kann, und ein zweiter in einer gegenüberliegenden Ecke zum An⸗ ſchluß einer Ständerleuchte, die eine behag⸗ liche Lichtinſel für Plauder⸗ und Muße⸗ ſtunden, zum Leſen, Handarbeiten, Tee⸗ trinken, Spielen und dergleichen ſchafft. Darüber hinaus wird aber, jedenfalls im Wohnzimmer, gewöhnlich noch ein dritter Lichtanſchluß wünſchenswert ſein. Ein etwa vorhandenes Klavier braucht eine Sonder⸗ beleuchtung, wenn nicht der Schlagſchatten des Spielenden auf Noten und Taſten fallen ſoll; auch die Arbeit an der Näh⸗ maſchine verlangt ihre beſondere Beleuch⸗ 295— ſo vielerlei verſchiedenen Zwecken muß ja bei der heutigen Raumnot oft ein und dasſelbe Zimmer dienen. Im Schlaf⸗ zimmer werden vor allem zwei Steck⸗ anſchlüſſe für die Nachttiſchleuchten not⸗ wendig ſein. Die richtige Sonderbeleuch⸗ tung am Toiletteſpiegel erfolgt, wie an jedem Gebrauchsſpiegel, aus zwei rechts und links angebrachten Wandarmen. Für den Anſchluß elektriſcher Haushaltgeräte ſind Steckdoſen in jedem Zimmer und in der Küche heute unentbehrlich. Im Kinder⸗ zimmer ſchließlich ſind ebenfalls Steckdoſen ſehr wichtig: im Reich des Kleinkindes für die Sonderbeleuchtung am Wickeltiſch, im Zimmer der größeren Kinder zur Beleuch⸗ tung des Schreibpultes, für die Spielecke und für das häusliche Sonnenbad. Rechlliche Fragen Wie gerne einmal redet man ſchlecht über ſeine Mitmenſchen, wenn man ſich über ſie geärgert hat. Unbedacht ſchlüpft einem da manches über die Zunge. Und von da bis zur Verleumdung iſt kein großer Schritt. Verleumdung wird aber ſehr hart beſtraft. Das Strafgeſetzbuch hat einen harten Para⸗ graphen: Wer wider beſſeres Wiſſen in Beziehung auf einen anderen eine unwahre Tatſache behauptet oder verbreitet, welche denſelben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen oder in der öffentlichen Meinung herabzu⸗ würdigen oder deſſen Kredit zu gefährden geeignet iſt, wird wegen verleumderiſcher Beleidigung mit Gefängnis bis zu zwei Jahren und, wenn die Verleumdung öffent⸗ loch oder durch Verbreitung von Schriften, Abbildungen oder Darſtellungen begangen iſt, mit Gefängnis nicht unter einem Monat beſtraft. Sind mildernde Umſtände vorhanden, ſo kann die Strafe bis zu einem Tag Gefängnis ermäßigt oder auf Geld⸗ ſtrafe erkannt werden. 5 0 Jahrhundertwende ſiegt auf der anzen Leet H cd enotizen. Eine Moderichtung wird bekanntlich nicht von einigen Wenigen gemacht, die ſie„er⸗ denken“, ſie muß ſich vielmehr mit dem Stil⸗ und Zeitgefühl der Gegenwart ver⸗ binden, ſonſt wird ſelbſt der ſchönſte Ge⸗ danke zur Eintagsfliege. Außerdem müſſen Phantaſie und Oekonomie miteinander eine glückliche Bindung eingehen. Sind dieſe Vorausſetzungen vorhanden, dann ſetzen ſich die vorgeſchlagenen Ideen auch durch. Der Augenblick beſchert der weſtlichen Welt ein Wiederaufleben des Modeſtils der Jahrhundertwende, und es erſcheint intereſſant, einmal den Gründen dafür nach⸗ zugehen. Seit langem ſieht die Garderobe der Frau wei Kleiderarten vor. Man unterſcheidet 35555 zwiſchen Tages⸗ und ad schlich Das Tageskleid, der Tageshut ſind ſchlicht, ſachlich, oft ſogar ein wenig nüchtern, ganz auf prak⸗ tiſch und bequem zugeſchnitten, um für Arbeit und Sport zweckentſprechend zu ſein. Am Abend dagegen ſchmücken ſich die Frauen mit anſpruchsvollen dekorativen Kleidern, Män⸗ teln, Kopfbedeckungen, die ihnen einen be⸗ ſonderen Rahmen für ihre Erſcheinung geben. Aber die Frauen verſpüren dieſe in ihrer Gegenſätzlichteit zeitweiſe allzu weſensungleiche Zweiteilung oft als ſtillos. Zwar wird der Reiz der Verwandlung, die dieſe AUnter⸗ ſcheidung bietet, keineswegs verkannt oder ab⸗ gelehnt, aber ein allzu kraſſer Wechſel wird als unvereinbar in einer Perſon empfunden. Bilderdienst Kleßlioch M Die erſtrebte Löſung wäre ein Modeſtil, und er ſcheint ſich ja bereits zu entwickeln, der unter Wahrung der verſchiedenen Frauentypen eine Angleichung der beiden nach Zweck und Gelegenheit differenzierten Kleidungsarten zuwege brächte. Im Hinblick darauf wählte man in dieſem Jahr klugerweiſe eine Epoche als Vorbild aus, die weder etwas mit der Grandezza und der anſpruchsvollen Kühnheit der Renaiſſance, noch mit der übermütigen Laune und ſprühenden Sinnlichkeit des Rokoko * tun hat, man wählte auch nicht das ſteife mpire, noch das Biedermeier, ſondern aus⸗ 165 die Jahrhundertwende, die in dem uf ſteht, keinen ausgeſprochenen Stil be⸗ ſeſſen zu haben, die aber eins hatte: be⸗ aubernde Details in der weiblichen Kleidung! ieſe Hütchen, dieſe Rüſchen, Blumen, Federn, Schleier, dieſe ſchmalen Taillen und wippen⸗ den Röcke— alles ganz anſpruchslos, ſchein⸗ bar, und doch: ſie hatten es in ſich! Selbſt⸗ verſtändlich übernehmen wir nicht den Geſamt⸗ komplex, ſondern nur Einzelheiten und mildern auch dieſe noch und variieren und erfinden neue Zuſammenſtellungen. Auch können und wollen wir beiſpielsweiſe nicht ändern, daß die Kleider am Tage eine andere 11—— haben als am Abend— dieſe Konzeſſion und andere müſſen der heutigen Zeit gemacht werden. Trotzdem 5. in der kommenden Mode das Geheimnis, ag. und Abendkleidung beſſer aufeinander abzuſtimmen. Keine anderen Weſen aus einer anderen Welt wollen die ſie wan nach acht Uhr abends ſein, ſondern ie möchten den gleichen Stil, den ſie am Tage kilegen⸗ in größerer, feierlicherer Weiſe be⸗ unden. Was kun Sie, wenn.. 7 .; unangemeldeter Beſuch kommt? Als erſte Bedingung gilt, ſeine Ruhe nicht zu verlieren, wenn„nichts“ im Hauſe iſt. Der Beſuch muß damit rechnen, daß er keine umfangreiche Mahlzeit vor⸗ geſetzt bekommt. Wenn er das er⸗ wartet, muß er ſich zuvor anmelden. Die Hausfrau darf nur nicht kopflos wer⸗ den, etwa vergeſſen, den Beſuch freundlichſt aufzufordern, dazubleiben, und nicht gleich nervös in die Küche ſtürzen. Man leiſtet zunächſt dem Beſuch Geſellſchaft und reicht ihm ſpäter Tee oder Kaffee, bereitet dieſe Getränke ohne langes Verweilen in der Küche, gibt etwas Brot und Butter oder, wenn Kuchen im Hauſe iſt, etwas Kuchen dazu, und macht ſich vor allem keine Gedanken, ob der Beſucher auch damit zu⸗ frieden iſt. Dieſes Beſchäftigen mit der Bewirtungsfrage ſchafft meiſt eine un⸗ gemütliche Atmoſphäre. Die Hausfrau wirkt dadurch zerſtreut. Sie kann ſich nicht geiſtig auf den Beſucher konzentrieren. Der Be⸗ ſucher, der wohl nur eine Ausſprache, eine Anterhaltung wünſchte, wird dadurch ent⸗ täuſcht. Eſſen und Trinken ſind in ſolchen Fällen in der Tat nebenſächlich. Man kan; als gute Hausfrau ſtets Tee oder Kaffee im Hauſe halten. Brot und Butter und etwas Marmelade ſind wohl zumeiſt vor⸗ rätig. Und dieſe Aufwartung genügt voll⸗ kommen für einen unangemeldeten Beſuch. * : man Kaffee aromatiſch halten will? Vor dem Kaffeekochen muß das Geſchirr, in dem der Kaffee aufgegoſſen wird, mit heißem Waſſer erwärmt werden. In dieſes erwärmte Geſchirr— gleichgültig, ob es Trichter oder eine Kanne iſt— wird der emahlene Kaffee erwärmt und behält ſo 8 aromatiſchen Geſchmack. Ein paar wenige Körnchen Salz machen den Kaffee im Geſchmack beſſer und ſtarker. Ein gutes Mittel, geröſteten Bohnenkaffee lange Zeit aromatiſch zu erhalten, beſteht darin, daß man die Kaffeebohnen mit etwas Zucker — allerdings nur wenig— beſtreut. W Paſtetengerichte— ſchnell und gut! Schüſſelpaſtete von Beeſſteakreſten Von den Reſten eines Rinderfilets ſchneidet man Scheiben, beſtreut ſie mit Pfeffer und Salz, wendet ſie leicht in Mehl um, gibt ſie in die Paſtetenſchüſſel, Butterſtückchen dazwiſchen, ein Güßchen kräftige Fleiſchbrühe hinzu, nach Belieben auch noch würfelig geſchnittene Zwie⸗ beln und Sardellen und ausgerollten Teig oder eine andere Decke darüber. Bei der Anwendung von Speckplatten nimmt man weni ger Butter. Sobald die Decke ſchön hochgelb ſich gefärbt 575 kann die Schüſſel aufgetragen werden. as gilt für alle ähnlichen Fälle. Man kann die Beefſteaks gf zuvor in kochender Butter eben erſtarren laſſen und mit der dazu verwendeten Butter einlegen, ſowie noch mit mehr oder weniger einfachem„Brat⸗ wurſtfüllſel“ überdecken, und in dieſem Falle alles andere Fett weglaſſen, ſowie die an⸗ gebratenen Beefſteaks mit halbgar gekochten Kartoffeln einſchichten und beim Anrichten eine kräftige Kräuterſoße hineinfüllen. Schüſſelpaſtete von Kalbfleiſch mit Schinken Ganz dünn geſchnittene Scheiben von gutem Kalbfleiſch(Reſte) ohne Haut und Sehnen, ebenſo geſchnittene Scheiben von gekochtem Schinken, das Kalbfleiſch mit ganz wenig Salz —, in Rückſicht auf den mehr oder weniger geſalzenen Echinten—, etwas weißem Pfeffer und nach Belieben auch Muskat beſtreut, werden lagenweiſe in die Schüſſel gelegt, K daß Kalbfleiſch den Schluß bildet. Dann gibt man etwas Fleiſchbrühe hinzu, auch 3 ein wenig Lorbeerblatt und auch nach Belieben einige entkernte Zitronenſcheiben obenauf oder dazwiſchen und die Decke darüber. Auch nimmt man zuweilen etwas weniger Schintenf und nur hin und wieder eine Schinkenſcheibe zwiſchen das Kalbfleiſch, durch⸗ ſtreut es auch wohl mit einigen hartgekochten, geriebenen Eidottern und gibt eine Lage mehr oder weniger einfaches Fleiſch⸗ oder Brat⸗ wurſtfüllſel darüber oder auch noch dazwiſchen ſowie 8 oder eingemachte Champignons und kann ſo dieſes Gericht auf mannigfache Weiſe variieren und verfeinern, welches jedoch auch bei der einfachſten Zubereitung vortrefflich iſt. Obgleich der eigene Saft meiſt genügende Soße hergibt, kann ſolche doch— apart und möglichſt kräftig bereitet— nach Wunſch noch zuletzt hineingefüllt werden. Das gilt für alle geeigneten Fälle. Gute Schüſſeln von Fleiſchreſten auf ſchnelle Art ef In eine dick mit Fett beſtrichene Schüſſel, welche ſowohl in die Ofenhitze wie auch zu Tiſch 9 775 werden kann, ſtreut man ge⸗ riebenen Käſe und Reibbrot, gehackte Sar⸗ dellen, Zwiebeln oder Schalotten, auch wohl Kapern, Perlzwiebeln, Pfeffergurken und der⸗ 5 gibt entkernte Zitronenſcheiben und ie in Scheiben oder beliebige nette Stücke geſchnittenen Fleiſchreſte— beſonders geeignet azu iſt Zunge, auch die aus Büchſen—, hin und wieder Butterſtückchen, Pfeffer, etwas Wein und gute Braten⸗ oder kräftige, treffend geſalzene Fleiſch⸗ lahr Fleiſchextraktbrühe bis zum Aeberſtehen, läßt es zugedeckt gut durch⸗ ſchmoren und gibt es auf. Es kann die Stelle von Ragout, nach folgenden Angaben ſogar Paſtete vertreten. Dasſelbe gilt für jede Art von Ragout. Im erſten Falle wird es— 1 8 mit Salzkartoffeln, Kartoffelbrei, Reis, Mak⸗ karoni oder auch von den drei letzteren ein Rand darum gegeben. 5 * 1 . — . — e S ——— Bekanntmachungen Ortsgruppe der A. S. H. A. P. Viernheim N S.⸗Beratungsſtunde ſeden Montagabend von 20—21 Uhr. Dienſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſtr. 18, 1. Stock Aus Anlaß der heute abend 8 Ahr ſtattfindenden Nede des Führers aus dem Sportpalaſt in Berlin fallen die Dienſtſtunden aus. Die beſtellten Volksgenoſſen, Aus⸗ ſchüſſe uſw. finden ſich daher am Diens⸗ tagabend zur feſtgeſetzten Zeit in der Parte dienſtſtelle ein. Die Dienſtſtunden finden am Diens⸗ tag ab 20 Ahr ſtatt. Braun, Ortsgruppenleiter Die Führerinnenbeſprechung heute abend fällt aus. Morgen abend pünktlich 8 Uhr treten ſämtliche Schar⸗ und Schaftsführerinnen im Heim Schillerſchule an. Die Führerin. Volksgenoſſen! Seid vorſichtig auf der Straße! Beachtet die Verkehrsvorſchriften! Lokale Nachrichten Viernheim, den 26. September 1938 Anſer Tagesſpruch Güte iſt eine Macht gleich der leuchtenden Sonne am Firmament und offenbart ſich nicht in ſchönen leeren Worten, ſondern im Handeln und Opfern. A. Donders. Deuljche Männer, deuiſche Frauen, dentſche Jugend von Viernheim! der Führer jpricht! In ſchickſalsſchweren entſcheidungs⸗ vollen Stunden ſpricht heute Mon⸗ tagabend um 8 Ahr aus dem Sport⸗ palaſt in Berlin unſer Führer Adolf Hitler! Das ganze deutſche Volk und die geſamte Welt wird ihn hören! Wer kein Nadio zu Haus hat iſt eingeladen, am Gemeinſchaftsempfang heute abend 8 Ayr im Saale des Natskeller teilzunehmen! Die Beſitzer von Nadiogeräten wollen ihre Mitbewohner, Nachbarn und Bekannte einladen! Die Gaſtſtätten werden ebenfalls allen Voltsgenoſſen zu dieſer Stunde die Möglichkeit geben, bei ihnen dieſe Aebertragung anzuhören! Ganz Viernheim hört den Führer! Heil Hitler! Braun, Ortsgruppenleiter 7 7 Cein exstæꝝ Cant Ergebnis: Schrammen, Beulen und ein zer⸗ riſſener Anzug Der junge Steffens ſtand vor ſeines Vaters Haustür bei ſeinem nagelneuen Motorrad. Mit ſtolzgeſchwellter Bruſt. Drehte da und dort herum, machte ſich überall zu ſchaffen und hatte es wichtig. Verſtohlen ſchweifte ſein Blick umher, ob denn kein Zeuge und Neider ſeiner ſtolzen Errungenſchaft ſich einfinde. Aber die Straße war bei dem Regen wie ausgeſtorben. Ausgerechnet heute mußte es regnen, wo er ſeinen erſten Start mit dem neuen Motorrad vornehmen wollte! Er ſetzte ſich in den Sattel und trat auf den Kickſtarter, daß der Motor aufbrüllte. Selbſt auf dieſes Zeichen rührte ſich nichts; niemand kam, um ihn zu bewun⸗ dern. Aber ſiehe da, war das nicht eben Gre⸗ tens, der hübſchen Nachbars Tochter Geſicht an der Fenſterſcheibe? Sicher, ſie war es! Steffens ließ den Motor noch einmal auf⸗ heulen, gleichſam als Signal kommender Hel- dentaten, vielleicht auch zum Sturmangriff auf Gretens Herz. Nun ſah Steffens Gretens Geſicht nicht mehr, die Maſchine brauſte dahin, das Fenſter lag längſt hinter ihm. Er mußte ſeine Sinne zuſammennehmen und auf die Straße achten. Sie war glatt. Eine Ecke kam, um die er als Fußgänger tauſend Mal gegangen war, die er als Motorradfahrer aber noch nicht kannte. Die Maſchine ſtreifte den Bordſtein des Geh⸗ ſteigs, und Steffens wurde im Sturm gegen eine Hausmauer geſchleudert, die ihm eine tüchtige Beule und etliche Schrammen auf die Stirn zeichnete. Ach, der ſchöne Lack der Ma⸗ ſchine war hin, und der Sonntags⸗Anzug auch ſtark mitgenommen. Gut, daß es ſtille und dämmerige Gaſſen im Städtchen gab, durch die Steffens ſein Rad nach Hauſe ſchieben konnte. Tagelang hat er ſich danach nicht ſehen laſſen, ſo hat er ſich über die erſte verunglückte Ausfahrt geſchämt. Aber ſie hatte doch ein Gutes! Als er ſich ſpäter wieder auf ſein Motorrad ſetzte, tat er es als ernſter Kraftfahrlehrling, der ſich der großen Verantwortung, die das Lenken von Kraftfahrzeugen im Straßenverkehr mit ſich bringt, voll bewußt war. Ein ſchöner gerbülſonntag leuchtete geſtern über das Land. Es war ein Sonntag, wie man ihn ſich nach einer Woche raſtloſer Arbeit zum Sammeln neuer Kräfte wünſcht. Dementſprechend war es im Ort und auf den Durchfahrtsſtraßen recht lebendig. Al⸗ les war unterwegs geſtern. Mit Autos, Mo⸗ torrad, Fahrrad ging es am Morgen darch die Hauptverkehrsſtraßen und am Abend wie⸗ der zurück. Auch in unſerem Ort und ſeiner Umgebung war es recht lebendig von Spazier⸗ gängern, die das prachtvolle Wetter ausko⸗ ſteten. So ſchön warm lachte die Sonne vom Himmel, ſo daß man wieder einmal draußen im Freien ſitzen und raſten konnte. Selbſt in Gartenlokalen konnte man ſeinen Kaffee oder ſein„Viertel“ trinken. Viel freundlicher wa⸗ ren die Menſchen aufgelegt und viel geſprä⸗ chiger. Ja, was doch herrliche Sonnentage nicht alles zuwege bringen, gegenüber den dü⸗ ſteren Regentagen, wie ſie uns der verfloſſene Sommer übergenug brachte. Hochbeladene Wagen von Ohmet, das in Qualität und Quantität dieſes Jahr ganz ausgezeichnet iſt und einen wertvollen Beſtand zur Winterfüt⸗ terung darſtellt, wurden am Abend eingefah⸗ ren. Die Jubiläums⸗Veranſtaltungen unſeres Geſangvereins„Liederkranz“ nahmen einen feierlichen Verlauf. Die ganze Viernheimer Sangeswelt gab ſich mit vielen Ehrengäſten am Samstagabend in einer Jubiläums-Feier⸗ ſtunde ein Stelldichein im„Karpfen“, während am Sonntag ein Feſtkonzert mit außergewöhn⸗ lich muſikaliſchem Programm im„Ratskeller“ Saal ſtattfand. Die Veranſtaltungen des „Liederkranz“ zeugten wieder von einem prak⸗ tiſchen Stück Arbeit, die am unvergänglichen Werk des deutſchen Männergeſangs in den 50 Jahren geleiſtet wurden. 5 Guten Beſuch hatten die Sportveranſtal⸗ tungen auf den Sportplätzen. Die Turner⸗ Handballer ſicherten ſich am Vormittag gegen Jahn Weinheim einen 12:7(7:3)⸗Sieg und damit beide Punkte. Die Amieitia empfing Hockenheim bei ihrem zweiten Heimſpiel in der diesjährigen Verbandsrunde und mußte mit 3:3 Toren einen Punkt abgeben. Tage politiſcher Hochſpannung ſind die ge⸗ genwärtigen und überall, wo auch Menſchen beiſammen ſind, kommt es zu Erörterungen über die Not und das Elend unſerer Brüder in der Tſchechoſlowakei. Mit ehrlichem Mitge⸗ fühl ſind die Gedanken aller bei den von ſo viel blindem Haß und Wut verfolgten Sude⸗ tendeutſchen. Hier hatte wieder das Untermen⸗ ſchentum die Oberhand und gibt deutlich Zei⸗ chen ſeiner Verderbtheit und Verrohung. Faſt zur ſelben Stunde, wo in Godesberg der Füh⸗ rer und Reichskanzler und Englands Premier⸗ miniſter ihr Friedensgeſpräch zu Ende führten, hielt es Herr Beneſch für angebracht, über den Prager Sender die Mobiliſierung der tchechi⸗ ſchen Armee proklamieren zu laſſen. Während in Godesberg ein entſcheidender Schritt zur Ueberwindung der von Prag her Europa und ſeinem Frieden drohende Gefahr getan wurde, machten die Prager Machthaber einen letzten Verſuch, eine friedliche Löſung eines durch ihre eigene Schuld brennend gewordenen euro⸗ päiſchen Problems zu verhindern. Nach Paris und London ſind die Blicke gerichtet zu den Deuljche Männer und beutjche Frauen! Ueber die noch trennende Grenze flüchten in unaufhaltſamem Strom gequälte deutſche Brüder und Schweſtern zu uns ins Reich. Von der Arbeit weg müſſen die Männer ſich retten. Notdürftig gekleidet irren deutſche Frauen, Mütter und Kinder durch die Wälder und ſuchen das ſichere Reich. Alles, Hab und Gut, die Heimat und die Lieben, müſſen ſie hinter ſich laſſen, nur weil ſie Deutſche ſind. Ihnen gilt unſere Hilfe. Wir reichen ihnen unſere Hände und öffnen ihnen unſer Herz. Gebt Kleider, Schuhwaren und Lebensmittel für deutſche Frauen und Kinder, für deutſche Männer aus dem Sudetenland! Die Spenden werden von allen Dienſtſtellen der NS-Volkswohlfahrt entgegengenommen und ihrem Zwecke zugeführt. Helft unſeren Volksgenoſſen, ihr helft damit unſerem Führer! Heil Hitler! Brückmann, Kreisleiter. Entſcheidungen der Staatsmänner der Weſt⸗ demokratien. In dieſen ereignisreichen Tagen gelten wie⸗ der alle unſere Sympathien unſerem Führer, der mit unvergleichlichem Geſchick trotz aller Liſten und böſen Abſichten unſerer Feinde Deutſchland ſicher einer großen Zukunft zu⸗ ſteuert. Unſer Führer Adolf Hitler ſpricht heute Montag abend 8 Uhr zum deutſchen Volk und zur Welt. An den Rundfunk, heißt die Parole, hö⸗ ren wir den Mann, der uns in ſeiner großen Verantwortung das beruhigende Gefühl der Gewißheit gibt, daß er für ſein Volk das Richtige tut. Achtung, Luftſchutzübung! Wegen der heutigen Führrede findet die Luftſchutzübung morgen Dienstag ſtatt. Die betr. Blockleiter müſſen 19.30 Uhr in der Luftſchutzſchule antreten. Der Tod auf der Straße Ein Viernheimer in Mannheim tödlich verunglückt Am Samstag nachmittag kam bei einem Verkehrsunfall in Mannheim der 24 Jahre alte Steinhauer Franz Ka muff von hier, wohnhaft am Tivoli, ums Leben. In der Ro⸗ ſengartenſtraße in Mannheim fuhr er mit ſeinem Kraftrad beim Ueberholen eines Per⸗ ſonenkraftwagens gegen ein ihm entgegen kom⸗ mendes Perſonenauto, wurde von ſeinem Fahr- zeug geſchleudert und erlitt hierbei ſchwere Kopfverletzungen. Der Schwerverletzte wurde ſofort in das Städtiſche Krankenhaus in Mannheim verbracht, wo er, trotz ſofortiger ärztlicher Hilfe an den Folgen des Unfalls geſtorben iſt. Kamuff wird als ein braver, tüchtiger Arbeiter geſchildert. Er befand ſich mit ſeinem Kraftrad nach der um 1.30 Uhr beendeten Arbeit an der BBC-Vauſtelle auf dem Wege nach Ludwigshafen, um dort wei⸗ tere Arbeiten für ſeinen Arbeitgeber zu erle⸗ digen. Herzliche Teilnahme wendet ſich der jungen Gattin des Verunglückten, der ihr Mann erſt vor 14 Monaten angetraut war, und den Eltern und Angehörigen zu. * Erfolgreiche Volksliederſammlung in Heſſen⸗Naſſau Den Beweis dafür, daß immer noch wert⸗ volle Schätze heimatlicher Volkskultur in den deutſchen Landen geboten werden können, er⸗ brachte ein von der Gaudienſtſtelle Heſſen⸗ Naſſau der NS-Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ durchgeführte Preisausſchreiben, das unter der Loſung„Erhaltet das deutſche Volks⸗ lied!“ die ſchaffenden Volksgenoſſen in Stadt und Land aufforderte, ſich an der Einſendung von Liedtexten und Melodien zu beteiligen, die noch irgendwo im Heſſenlande bekannt ſeien. Bedingung für die Wertung war dabei, daß die eingeſchickten Lieder noch nicht in einer der bekannten Volksliederſammlungen enthalten ſein dürften. War die den Wettbewerb veran⸗ ſtaltende KdF.⸗Dienſtſtelle vorher gegenüber den Erfolgsausſichten des Preisausſchreibens ein wenig ſkeptiſch geweſen, ſo ergab ſich, daß auf den Aufruf hin wertvolles Liedgut in un⸗ geahnter Fülle zuſammenkam. Alle Kreiſe der Bevölkerung des Gaues— vom Schüler bis zur Greiſin, vom ländlichen Handwerker bis zum ſtädtiſchen Muſikprofeſſor— beteiligten ſich an der Sammlung. So wurde den Preis⸗ richtern ihr Amt nicht leicht gemacht. Die Preisträger erhielten Gutſcheine für„Kraft durch Freude“-Urlaubsreiſen. Kein Mittel gegen Alkoholrauſch. Auf Grund eingehender Unterſuchungen iſt in der Deutſchen Apothekerzeitung ein Aufſatz erſchienen, in dem behauptet wird, daß es kein Zehn Gebole jür Verdunkelungsübungen Ausſchneiden! Aufheben! 1. Verdunkelungsübungen dienen der Landesver⸗ teidigung. Sie können nur Erfolge haben, wenn alle Hausbewohner gern und gewiſſenhaft ar⸗ beiten. 2. Jeder Volksgenoſſe muß ſich darüber im Kla⸗ ren ſein, daß die Verdunkelung im Ernſtfall ein Dauerzuſtand ſein wird, Alle Vorbereitun⸗ gen müſſen daher allein unter dieſem Geſichts⸗ punkt betrachtet werden. b 3. Insbeſondere muß für Abblendung der Fenſter in jedem Raum(auch an der Rückfront und in den Nebenräumen) geſorgt werden, damit das Leben in der Wohnung in gewohnter Weiſe weitergehen kann. 4. Es iſt falſch, einen Teil der Zimmer während der Uebung abzuſchließen oder die Birnen her⸗ auszuſchrauben. 5. Es widerſpricht dem Zweck der Uebung, in einem Zimmer enggedrängt an einem Tiſch zu ſitzen. Die Abendſtunden der Familie am Ue⸗ bungstag ſollen nicht anders wie ſonſt auch ver⸗ laufen. 6. Alle Volksgenoſſen müſſen ſich— ſoweit ihr Beruf ſie nicht hindert— am Uebungsabend in der Wohnung aufhalten. Die kleinen Un⸗ annehmlichkeiten kann und muß jeder im In⸗ tereſſe aller Hausbewohner auf ſich nehmen. 7. Jeder muß ſich für die Verdunkelung intereſ⸗ ſieren. Es iſt verwerflich, ihr dadurch auszu⸗ weichen, daß man ſich ins Bett legt.. 8. Es iſt auch falſch, mit der ganzen Familie in? 1 Wirtshaus zu gehen und erſt nach Uebungs⸗ ſchluß zurückzukehren. 9. Wer ſich der Uebung entzieht, betrügt ſich ſelbſt und ſeine Angehörigen. Im Ernſtfall würde, weil er ſich nicht richtig vorbereitet hat, er ſelbſt und die Allgemeinheit den Scha⸗ den haben. 10. Es wird bei den Verdunkelungsubungen an die Einſicht und Tatbereitſchaft aller Männer und Frauen appelliert. R 7 ſofort wirkſames Mittel gegen einen Alkohol⸗ rauſch gibt. Weder Inſulni, noch Aſpirin und ähnliche Mittel, Eſſig oder ſtarker Kaffee ſoll den Alkoholſpiegel des Blutes ſofort herab⸗ ſetzen. Obſt— in größeren Mengen genoſſen — kann ſogar einen Alkoholſpiegel im Blut verurſachen, der dem von zwei Glas Bier gleichkommt. Vollſchullehrgänge für Gemeinde⸗ und Sparkaſſenbeamte Die Gemeindeverwaltungs⸗ und Spackaſ⸗ ſenſchule Heſſen/ Heſſen⸗Naſſau richtet Mitte Oktober in Frankfurt am Main Vollſchullehr⸗ gänge zur Vorbereitung auf die Verwaltungs⸗ und Sparkaſſenſekretärprüfung und auf die zweite Verwaltungsprüfung ein. Die Lehr⸗ gänge dauern 4—5 Monate. Unterrichtszeit und Unterrichtsſtoff richten ſich nach den von dem Deutſchen Gemeindetag im Einvernehmen mit dem Deutſchen Sparkaſſen- und Girover⸗ band und mit Genehmigung des Reichsmini⸗ ſters des Innern erlaſſenen Richtlinien. Zuge⸗ laſſen werden Beamte, Dienſtanwärter und Angeſtellte, die bei einer Gemeinde, eines Ge⸗ meindeverbandes oder einer Sparkaſſe des Gaugebietes beſchäftigt ſind. Den Vollſchullehrgängen kommt dadurch, daß ſie ſich zum erſten Male auf das geſamte Gaugebiet erſtrecken, und auch die Gemeinden und Gemeindeverbände des Landes Heſſen er⸗ faßt werden, eine beſondere Bedeutung zu. Das Geheimnis einer gut geführten Küche liegt in der Vermeidung von Abfall und in der Ver⸗ wendung von Reſten! Geſchäftliches (Außer Verantwortung der Schriftleitung) Der heutigen Ausgabe iſt eine Beilage der Firma Gebrüder Braun, Mannheim, K 1, 1, Breiteſtraße, beigegeben, die wir der beſonderen Beachtung unſerer geſchätzten Le⸗ ſerinnen und Leſer empfehlen. große Tad fut N kult flſſe 5 f Mit San fenſe gehöt Vier Cium und! gelha räum Jub durch verei Duve einge Peer dere! komm bracht fin ut g ſcen wich obeth überb Gem Auſp gende Gäſte ſang Mett gen, kunſt Deen Herze treue der übern pflege men beitet leiter herzli Dank Scha Weiter Vulke Vater könne um u und d Jihte an di Wir i treu . gil ein d geiſer en e ſche. E zen leben wir bereit benkn in Lich Antoni alle kön „Lan dens ent in inet e N über lüſſen ſie U er den t date Runner Hale, — . Nuhun! 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In ſinnvoller Weiſe war das Bild des Gründers und erſten Chorleiters des Vereins, des verſtorbenen Herrn Lehrers Schröder, mit Lorbeer umgeben neben der Ver⸗ einsfahne aufgebaut. An Ehrengäſten waren erſchienen Herr Bürgermeiſter Bechtel, als Vertreter der Gemeinde und Partei, für den Deutſchen Sängerbund, Gau und Kreis, war der Kreisführer des Kreiſes Ried, Alles, Groß⸗Gerau, anweſend. Weiter die Herren Ehrenchormeiſter Rektor Mayr, Ehrenchor⸗ meiſter Lehrer Beller ſowie der Ehrenvor⸗ ſitzende des„Liederkranz“, Joh. Hoock 9. Weiter waren neben den Mitgliedern und An⸗ gehörigen des feſtgebenden Vereins, ſämtliche Viernheimer Geſangvereine in vorbildlicher Einmütigkeit mit ihrem Chorkörper vertreten und darüber hinaus Sangesfreunde aus Zie- gelhauſen und Großſachſen. So war der ge⸗ räumige Karpfen⸗Saal ſchön beſetzt, als die Jubiläums⸗Feierſtunde durch das 32 Mann ſtarke Orcheſter des Turn⸗ vereins von 1846 Mannheim, mit der Feſt⸗ Ouvertüre von A. Leutner, in wuchtiger Weiſe eingeleitet wurde. Der Vereinsführer, Herr Peter Bugert, hieß alle Beſucher, insbeſon⸗ dere die Ehrengäſte, in herzlichen Worten will⸗ kommen. Der Männerchor des Jubelvereins brachte ſodann unter der ausgezeichneten Stab⸗ führung ſeines Dirigenten, Herrn Muſikdirek⸗ tor Hans Kuhn, Heidelberg, den Mozart⸗ ſchen Männerchor„Weihe des Geſanges“ in prächtiger Weiſe zur Aufführung. Unſer Orts⸗ oberhaupt, Herr Bürgermeiſter Bechtel, überbrachte die Grüße und Glückwünſche der Gemeinde und Partei, und führte in ſeiner Anſprache zur Führerehrung u. a. fol⸗ gendes aus: Deutſche Volksgenoſſen, werte Gäſte! Das deutſche Lied und der Männerge⸗ ſang wird in Viernheim treu gehegt und ge⸗ pflegt. Und ich kann ohne Ueberheblichkeit ſa⸗ gen, daß die Sangesfreudigkeit und Sanges⸗ kunſt bei uns auf beachtlicher Höhe ſteht. Die große Zahl der Geſangvereine mit ihrer reichen Tradition iſt hierfür genügend Beweis. So ſteht auch der Jubelverein 50 Jahre im Dienſte des deutſchen Liedes, das von Herz zu. Herzen ſpricht und den Geiſt der Vaterlands⸗ treue in uns wachhält, den uns niemand auf der Welt entreißen kann. Er ermahnte, das übernommene Erbe weiter auszubauen und zu pflegen, zum Segen unſerer Jugend. Im Na⸗ men der Gemeinde und im Auftrage des Ho⸗ heitsträgers der Partei, Herrn Ortsgruppen⸗ leiter Braun, übermittele ich dem Verein die herzlichſten Glückwünſche und ſpreche ihm Dank und Anerkennung für ſein Wirken und Schaffen in all den Jahren aus. Möge er weiter blühen und gedeihen zum Segen des Volkes, zum Heil unſerer Gemeinde und des Vaterlandes. Wenn wir heute zuſammen ſein können, trotz all dem Wirrwarr, der draußen um uns tobt, in einem Staate des Friedens und der Ordnung, ſo danken wir dies unſerem Führer Adolf Hitler. Er hat uns den Glauben an die Zukunft wiedergegeben und das wollen wir ihm danken, indem wir jetzt und allezeit treu hinter dem Führer ſtehen. Mehr denn je gilt heute der Ruf: Ein Volk, ein Reich, ein Führer! Adolf Hitler, Sieg Heil! Be⸗ geiſtert ſtimmten alle in den Ruf ein und wie ein Schwur erklangen die Lieder aller Deut⸗ n. e gebeuder Valt. Müller gab in kur⸗ zen Zügen einen Ueberblick über das Vereins⸗ leben der verfloſſenen 50 Jahre, ſo wie wir wir ihn am Samstag in der Vereinschronik bereits gebracht haben. In weihevoller Ge⸗ denkminute wurde all der Toten gedacht, die im Verlaufe der Zeit aus den Reihen des „Liederkranz“ geriſſen wurden. Das Orcheſter intonierte das Lied vom guten Kameraden und alle Beſucher erhoben ſich von den Plätzen. Der Redner ſchloß ſeinen Ueberblick mit dem Zitat „Land der Lieder“ leuchte dir immer des Frie⸗ dens Stern. Treue Sänger werden geehrt Der Kreisführer des Sängerkreiſes Ried, Alles, Groß-Gerau, übermittelte die Glück⸗ wünſche des Deutſchen und Heſſiſchen Sänger⸗ bundes, ſowie des Riedkreiſes. Er gab ſeiner beſonderen Freude Ausdruck, wieder einmal in der Milte der Viernheimer Sänger weilen zu können, wo eine ſolch vorbildliche Chor⸗ gemeinſchaft beſteht. Es iſt eine ſchlichte Feier, die 50⸗Jaht⸗Feier bes Gejangvereins„Lieberkranz“ die wir begehen, und dennoch ſchön, weil wir alle dabei ſind. In herzlichen Worten feierte der Redner die Gründer des Vereins und alle die, welche die langen Jahre durchgehalten, ſo⸗ daß heute dieſes ſchöne Jubiläum begangen werden kann. In markanten, tiefempfunde⸗ nen Worten verwies er auf die Bedeutung des deutſchen Liedes für unſer Volk und ſeine Ge⸗ meinſchaft, verbreitete ſich über die politiſche und kulturelle Bedeutung des Chorweſens und ſchloß begeiſtert, der deutſche Sänger ſingt im Volk für unſeres Reiches Größe und Herrlich⸗ keit. Sodann überreichte Kreisführer Alles dem Jubelverein den Ehrenbrief des Deutſchen Sängerbundes, die höchſte Auszeichnung, die der DSB. zu vergeben hat. Der Ehrenbrief hat folgenden Wortlaut: „Der Deutſche Sängerbund verleiht hier mit ſeinem Mitgliede, dem Geſangverein „Liederkranz“, Viernheim, anläßlich der Feier ſeines 50jährigen Beſtehens die Eh— renurkunde des DSB. Den Mitgliedern Ihres Vereins entbiete ich herzlichen Gruß und Glückwunſch. Möge Ihr Verein weiterhin eine Pflegeſtätte deut⸗ ſchen Singens und ein Hort ſelbſtloſer va⸗ terländiſcher Geſinnung bleiben. Damit allein kann er Mitarbeiter an der Aufgabe ſein, die der Führer uns ge⸗ ſtellt hat. Berlin, den 24. September 1938 Meiſter, Bundesführer des DSB.“ Dem Gründungsmitglied und 50 Jahre ak⸗ tiven Sänger Lorenz Adler wird ebenfalls eine beſondere Ehrung durch die Ueberreichung des Ehrenbriefes des DSB. zuteil werden. Für 25jährige aktive Sängertätigkeit erhiel⸗ ten folgende Sangesbrüder des Jubelvereins die Ehrennadel mit der Zahl„25“ überreicht: Phil. Eufinger, Heinr. Eu⸗ finger, Nikl. Wunder, Michael Bugert, Jakob Bugert, Adam Lammer und Val. Kühlwein. Der Kreisführer heftete den Ge⸗ ehrten die Nadel an und ermahnte ſie, weiter ſo treu der Sängerſache zu ſein, damit ſie der⸗ dereinſt auch das 50 jährige feiern können. Diſ⸗ ziplin erhält, mangelnde Diſziplin zerfällt, haltet ſtand, dann bleibt unſere Sängerſache. Vereinsführer Bugert zeichnete die San⸗ gesbrüder: Joh. Hoock 9., Ehrenvorſitzender Joh. Martin, Lorenz Adler, Jakob Eufinger, Joh. Lammer und Franz Bauer mit der Ehrennadel„Für treue Dienſte“ aus. Den Schluß des erſten Teils bildete ein Violin⸗Solo des Herrn Helmut Weſch, Mannheim, der die Serenade v. Kubelik und als Zugabe einen Chardas ſehr ſchön zu Ge⸗ hör brachte. Am Flügel: Richard Wörz, Mannheim. Im„kleinen Geſangswettſtreit“ des zweiten Teiles kamen alle Viernheimer Geſangvereine, die in anerkennenswerter Weiſe der Einladung des Brudervereins Folge geleiſtet hatten, mit Geſangsvorträgen zu Gehör. Wer die„Sie- gespalme“ errang, ſoll hier nicht entſchieden werden. Auf jeden Fall zeigte dieſe kleine „Heerſchau“ der Viernheimer Sänger, daß die Sangeskunſt hier wirklich in ſchönſter Blüte ſteht. Alle gaben ihr Beſtes. Und es iſt gewiß nicht ſchlimm, wenn von jeder Gruppe einige glauben, daß„ſie am beſten geſungen“ haben. Im Gegenteil, gerade dieſer winzige„Kon⸗ kurrenzneid“ wirkt ſehr befruchtend auf das Sangesleben und eifert zu Höchſtleiſtungen an. Der Männergeſangverein brachte un⸗ ter der Leitung ſeines Chormeiſters Lehrer Klee, die Männerchöre„Die Spielleute“ v. H. Heinrichs, und„Wanderers Nachtlied“ v. B. Stürmer zum Vortrag. Unter Leitung von Chormeiſter Hartmann ſang die Sän⸗ ger⸗Einheit das„Morgenlied“ v. Rietz und„Feldeinſamkeit“ von Wendel. Der Sän⸗ gerbund Flora brachte unter der Stab⸗ führung von Chormeiſter Guſtin Tamberth die Chöre„Sonntagsſeele“ v. Wieſner und „Vaterland“ v. Wohlgemuth zu Gehör und die Sängertreue Harmonie ſang un⸗ ter Leitung ſeines Chormeiſters Kloſa die Männerchöre„Im Hochgebirge“ v. Werth und „Musketiere“ v. Siegl. Sämtliche Viernheimer Brudervereine lie⸗ en durch ihre Vereinsführer dem Jubelverein ihre Glückwünſche übermitteln und überreich⸗ ten Gedenkplaketten ſowie eine Beethoven⸗ und Schubertbüſte zum Andenken. Einen beſonderen und hier ſehr ſeltenen Kunſtgenuß vermittelte das Orcheſter des Turnvereins von 1846 Mannheim, das noch drei Konzertſtücke unter der ſicheren Leitung ſeines Dirigenten Kurt Müller ſpielte. Dieſes 32 Mann ſtarke Orcheſter iſt das größte Mannheimer Liebhaber⸗Orcheſter. Männer, die im Berufsleben am Schraubſtock oder an der Drehbank ſtehen, hantierten hier mit größtem Geſchick den Fiedelbogen, triller⸗ lerten auf der Flöte oder ließen die Trompete erſchallen, in ſolch harmoniſchem Zuſammen⸗ klang, daß man ſeine helle Freude daran ha⸗ ben konnte. Hier herrſcht Idealismus und Freude an ſchöner Muſik, zumal ſich das Or⸗ cheſter in liebenswürdiger und beſonders An⸗ erkennung verdienender Weiſe lediglich gegen Erſtattung ſeiner Unkoſten dem Jubelverein zur Verfügung ſtellte. Begeiſterter Beifall lohnte dem Orcheſter ſeine hervorragenden mu⸗ ſikaliſchen Darbietungen, und erzwang zum Schluſſe noch eine Dreingabe. Mit herzlichen Dankesworten und der Ein⸗ ladung zum Beſuche des Feſtkonzertes ſchloß Vorſitzender Bugert den harmoniſch und ſelten ſchön verlaufenen Abend. Das Feſtkonzert ſtand unter dem Motto: Was Dir die Seele erquicket wieder, verſtehe wohl, mein Volk, 12 es iſt der Schatz deiner herrlichen Lieder, ſinge ſie, mein Volk! Hier hatte der Corkörper des Jubelvereins Gelegenheit, unter der. trefflichen Leitung von Muſikdirektor Hans Kuhn, Heidelberg, ſein reiches Können unter Beweis zu ſtellen. Lei⸗ der wies der Ratskeller-Saal einige kleine Lücken auf, was im Hinblick auf die darge⸗ botenen geſanglichen und inſtrumentalen Ge⸗ nüſſe ſehr zu bedauern war. Drei Männerchöre und zwei liebliche Silcher⸗Volkslieder wurden ſauber und rein zum Vorkrag gebracht und be⸗ wieſen das gut durchgebildete Stimmenmate⸗ rial des Liederkranz⸗Chores ſowie die ſichere Leitung und das gute Können ſeines Chorlei⸗ ters, der ſeinen Chor immer feſt in Händen hatte. Eine beſondere Note erhielt das Feſt⸗ konzert durch die Mitwirkung des 46er-Orche⸗ ſters aus Mannheim, das wieder mit Vir⸗ tuoſität ſeine Konzertſtücke zu Gehör brachte. Es dürfte wohl noch nie ein ſo großes Orche⸗ ſter mit ſolch guter Leiſtung hier konzertiert haben. Die Mitglieder des Orcheſters Heinz Weidenmüller, Violine, und Fritz Carle, Xylophon, erhielten für ihre Sonder⸗ darbietungen reichen Beifall. Den Schluß der ſehr prompt und mit vielen geſanglichen und muſikaliſchen Leckerbiſſen ausgeſtatteten Vor⸗ tragsfolge bildete ein wuchtiger Männer- und Knabenchor mit Bläſerbegleitung„Arbeits- ſegen“ von Fr. Gellert. Wuchtig erklangen die Trompeten und der Geſang des Männer⸗ chors und dazwiſchen die hellen Knabenſtimmen Das iſt Leben, das iſt Freiheit, die aus Kampf und Not erſtand! Gott mit uns und Treu um Treue für das deutſche Vaterland! Dem Feſtkonzert ſchloß ſich im„Freiſchütz“⸗ Saal der gemütliche Teil an. Neben dem Tanztreiben der Jugend gaben die Sanges⸗ kameraden der Einheit eine Liedereinlage. Zwei mit Beifall aufgenommene Lieder erfreuten die Gäſte. Am Abend fand im„Ratskeller“⸗Saal der Feſtball ſtatt. Marlibericht der Landesbauernſchaft Kartoffelgeſchäft im Zeichen des WH W. Die Verladungen nach den rheiniſch⸗weſt⸗ fäliſchen Jnduſtriegebieten ſind weiter ſehr rege, während Verladungen nach anderen Ge⸗ bieten dieſe Woche nicht zu verzeichnen waren, da durch die Aktion des Winterhilfswerks ſich alle Geſchäfte nach dieſer Seite hin abwickelten. Das Futterkartoffelgeſchäft iſt weiter gering. Gegenüber der Vorwoche haben ſich die Preiſe nicht geändert. Reichliche Verſorgung mit Brotgetreide Die Lage am Brotgetreidemarkt iſt wenig verändert. Die Mühlen ſind reichlich verſorgt und nehmen, wenn überhaupt, nur kleinſte Mengen herein. Die zur Anlieferung kommen⸗ den Partien müſſen größtenteils von den Ver⸗ teilern eingelagert werden. Die Umſätze von Gerſte zu Brauzwecken haben an Umfang zu⸗ genommen; das Geſchäft geſtaltet ſich jedoch in dieſem Jahre ſchwierig, weil die Verarbei⸗ tungsinduſtrie nur langſam kauft und an die Beſchaffenheit große Anſprüche ſtellt. Die Um⸗ ſätze in Induſtriegerſte ſind klein, da die Be⸗ zugsſcheine fehlen. Futtergerſte iſt etwas reich⸗ licher aufgeboten, ebenſo kommt jetzt auch Ha⸗ fer heraus, allerdings iſt die Qualität des⸗ ſelben größtenteils gering.— Die Verſor⸗ gungslage in Futtermitteln iſt verhältnismä⸗ ßig günſtig. In ölhaltigen Futtermitteln wurde die erſte Zuteilung abgewickelt. Eine zweite Maiszuteilung ſteht bevor. Mühlennachpro⸗ dukte wurden etwas reichlicher als ſonſt zu⸗ geteilt. In Biertrebern und Malzkeimen be⸗ ſtand reichliches Angebot. Weniger gefragt waren zuckerhaltige Futtermittel, die in jeder Menge lieferbar ſind. Fleiſchverſorgung auch weiterhin ausreichend Der Auftrieb von Großvieh hat etwas zu⸗ genommen, während die Schweineauftriebe auch weiterhin ſchwach ſind und eine Zutei⸗ lung von Gefrierfleiſch notwendig war. Kälber und Schafe bei mittlerer Qualität etwas ge⸗ ringer angeboten. Der Marktverlauf iſt etwas ſchleppend, dagegen das Ladengeſchäft auch weiterhin flott. a Leicht anſteigende Milch- und Buttererzeugung Bei leicht angeſtiegener Milcherzeugung iſt auch der Trinkmilchverbrauch etwas geſtiegen. Auch die Buttererzeugung hat ſich geringfügig erhöht. Das Käſegeſchäft war langſam. Eda⸗ mer und Limburger fehlen faſt ganz, während das Geſchäft in Speiſequark und Rahmkläſe ſehr zu wünſchen übrig läßt. Kleine Beſſerung in der Eier- verſorgung Die Eierverſorgung hat ſich durch Zutei⸗ lungen von hieſigen und auch württembergi⸗ ſchen Kühlhauseiern leicht gebeſſert. Ferner kamen auch weiterhin Anlieferungen aus Süd⸗ oſteuropa. Die verfügbaren Mengen reichen trotzdem nicht aus, um den Bedarf zu decken. Obſt und Gemüſe Bei den einzelnen Kernobſtarten machen ſich nun die Ausfälle durch die Froſtſchäden unan⸗ genehm bemerkbar. Aepfel deutſcher Herkunft ſind augenblicklich nicht mehr reichlich vorhan⸗ den, ſo daß der Bedarf vorwiegend mit Hilfe des Imports aus Jugoſlawien und Bulgarien gedeckt werden muß. Dasſelbe gilt auch für Birnen. Der Anfall hieſiger Zwetſchen iſt ge⸗ ring, ſo daß Anſchaffungen aus anderen Ge⸗ bieten gemacht werden müſſen. Pfirſiche und Pflaumen werden vorwiegend aus Italien ein⸗ geführt. Trauben ſind reichlich vorhanden, teil⸗ weiſe aus den Balkanſtaaten, aber auch aus Italien und Holland. Die Gemüſezufuhren ſind ſehr reichlich. Insbeſondere ſind Weiß⸗, Rot⸗ und Wirſing⸗ kohl, aber auch Kopfſalat, Endivienſalat und Kartoffeln ausreichend vorhanden. Mit Gur⸗ ken, vor allem mit Einlegegurken iſt der Markt ſehr gut beſchickt. Das anhaltende gün⸗ ſtige Wetter hat ſich auf die Tomatenernte gut ausgewirkt, ſo daß ſich die Hausfrau hierin ausreichend eindecken kann. Ein Rückblick auf bas verſloßene Bienenſahr Mit der Tracht aus Heide und Tanne iſt die Honigernte in Deutſchland zur Hauptſache beendet. Da und dort blüht noch Ackerſenf, blühen auch wohl noch einige andere Nektarſpender, aber ihre Zahl iſt doch ſo gering, daß ſie an dem Jahres⸗ ergebnis nicht mehr viel ändern. Wie es ausgefal⸗ len iſt, läßt ſich mit Sicherheit noch nicht ſagen. da hier die Verſchiedenheit der Trachtverhältniſſe eine erhebliche Rolle ſpielt und außerdem die Wit⸗ terung dieſes Sommers recht unterſchiedlich ge⸗ weſen iſt. Zweifellos ſteht aber feſt, daß einzelne Teile des Reiches, ganz beſonders im Lande Oeſter⸗ reich recht gut abgeſchnitten haben. Mit der Eingliederung Oeſterreichs in das Reich iſt die Zahl der organiſierten deutſchen Imker um rund 40 000 auf etwa 220 000 angewachſen, und die Zahl der Bienenvölker beträgt jetzt rund 3 Millionen. Auch in Bezug auf den weiteren Aus⸗ bau der deutſchen Bienenzucht ſind beachtliche Erfolge erzielt worden. So hat beſonders die Wanderung mit Bienen einen Aufſchwung genommen, der weit über das hinausgeht, was früher auf dieſem Gebiet eleiſtet worden iſt. Der deutſche Imker hat er⸗ annt daß Wandern zur Erhöhung der Wirt; ſchaftlichleit eines Bienenzuchtbetriebes notwendig iſt, weil man nur dadurch in der Lage iſt, ſchlechte Trachten auszugleichen. Es gibt heute Imker, die in vier oder gar fünf verſchiedene Trachten wan⸗ dern, mit ihren Bienen alſo während des größten Teiles des Sommers unterwegs ſind. Einen gewaltigen Aufſchwung hat auch das Zucht- weſen genommen. Durch die Einfuhr fremder Raſ⸗ ſen ſind in früheren Zeiten die deutſchen Bienen- völker verbaſtardiert, und ſo war es notwendig, die deutſche Biene neu herauszuzüchten. Das iſt all⸗ gemein mit Erfolg aber nur möglich, wenn ſich die deutſche Imkerſchaft in ihrer Geſamtheit zu der Wahrheit des Satzes bekennt, daß Bienenvölker. die das Erbaut verſchiedener Raſſen in ſich tragen, niemals das zu leiſten vermögen, was eine boden⸗ ſtändige reinraſſige und hochgezüchtete Biene zu leiſten imſtande iſt. Dieſe Erkenntnis iſt heute aber dank der Aufklärunasarbeit der Reichsfachgruppe Imker ſchon ſoweit verbreitet, wie das ſtändige Steigen der Zahl der Belegſtellen zeigt, auf denen reinraſſige Königinnen gezüchtet werden. Hand in Hand mit der Reinzucht geht die Zucht auf Leiſtung, und darum iſt von der Reichsfachgrup⸗ pe eine Körordnung geſchaffen worden, an Hand deren die Völker auf Erbtreue und Leiſtung ge⸗ prüft werden. Auf den anerkannten Belegſtellen werden in Zukunft nur noch angekörte Völker be⸗ ſtimmter Raſſen ſtehen, und nur dieſe Belegſtellen werden auch Zuchtkarten ausgegeben. Damit iſt ein großer Schritt vorwärts getan. Wer dieſen Weg geht, kann auch ohne weiteres die Zahl ſeiner Völker erhöhen, denn er hat die Gewißheit, daß die Unkoſten, die durch die Neu⸗ anſchaffungen entſtehen, durch den Mehrantrag leicht wieder hereinkommen. 8 Die Chriſil vom Heidehof Arm iſt der Boden des Schwarzwaldhochtales. und hart müſſen die Bergbauern um ihr täg⸗ liches Brot arbeiten. Viel Weideland muß zu einem Hof gehören: denn das Gras iſt dürftig, und oft genügt das eigene Heu nicht für das Winterfutter. Die Höfe liegen weit auseinander über das ganze Tal verſtreut. Unter im Talgrund bat der Kroneckerbur neben der Kirche und dem Schul⸗ haus einen neuen Gaſthof gebaut. Nur ein ein⸗ ziger Hof noch iſt hier in der Nähe der Kirche zu finden. Aber hoch oben an den ſteilen Talhän⸗ gen liegen die übrigen Höfe, oft nur durch ſchmale ſteinige Wege mit dem„Dorf“ verbun⸗ den. So iſt auch der Heidehof an den Talſchluß gebaut, dort, wo die kärglichen Wieſen in ra⸗ genden Tannenbochwald übergehen. Der ſteile Weg, der zum Heidehof führt, ſetzt ſich weiter ort in den Hochwald. So kommt es. daß an ſchönen Sonntagen Wanderer und Skiläufer aus der Stadt dieſen Weg benutzen. Aber keiner von dieſen fremden Beſuchern widmet dem Bergweg viel Aufmerkſamkeit. Höchſtens daß er über den Schweiß und die Mübſal ſchimpft, die ihm durch die Steigung abverlangt werden. Die Frem⸗ den ſehen nicht, daß ein Weg, der von einem Bauernbaus ins Tal fübrt, etwas ganz beſon⸗ deres iſt. kein Weg, wie die Wege und Straßen in der Stadt. Die Menſchen, die im Heidehof wohnen, der Hof und der Bergweg beören zu⸗ ſammen. Für alle, die hier jemals in dem alten Bauernhof gewohnt haben, iſt der Berg⸗ weg die einzige Brücke zur Welt geweſen. Die Großmutter, die mit von ſchwerer Feldarbeit ge⸗ beugtem Rücken am Sonntagmorgen mühſam zur Kirche hinabtrippelt, iſt früher einmal ebenſo quicklebendig wie die kleine ſechsjährige Erna den ſteilen Weg zur Schule hinabgeſprungen. Ein guter Teil des Lebens dieſer Menſchen ſpielte ſich auf dem Berghof ab. Tiefer Schnee liegt ſeit dem ſrüben Nachmit⸗ tag auf den Talhängen. Ganz plötzlich iſt der Winter hereingebrochen. Als Erna nach dem Mittageſſen zur Schule hbinunterging, rieſelte Contral-Flim⸗- noch feiner Regen herunter. Nun iſt der Berg⸗ weg unter eine tieſen Schneedecke begraben. Nichts unterſcheidet ihn mehr von den Wieſen⸗ hängen, und zu allem Ueberfluß iſt alles in den gleichmachenden dichten gelben Nebel getaucht. Die zehnjährige Chriſtl ſitzt in der Stube und arbeitet ihre Schulaufgaben. Ab und zu wirft ſie einen Blick auf die drei kleinen Brü⸗ der, die neben der Kunſt ſitzen und ſpielen. Sie iſt die älteſte von fünf Geſchwiſtern. Die Mutter hat wenig Zeit für die Kinder: denn viel iſt auf dem Felde und im Stall zu tun. und ſo fällt ein großer Teil der Sorge für die Geſchwiſter auf die ſchmalen Schultern der Chriſtl. Nun müſſen noch die Rechenaufgaben gemacht werden. Chriſtl legt das Leſebuch weg und ſchaut einen Augenblick durch das Fenſter. Da fällt ihr auch ein, daß die Erna ſchon längſt zu⸗ rück ſein müßte. Ein Schreck durchfährt das Mädchen. Wenn die kleine Erna ſich im Nebel und tiefen Schnee verlaufen hat ils erſter Gedanke iſt die Mutter. Aber nein, die hat ja im Stall bei der Kuh zu tun, die jeden Augenblick kalben kann. Und der Va⸗ ter iſt im Walde, um das Holz zu verladen. „Sagt der Mutter, daß ich ins Dorf gegangen bin. um die Erna abzuholen.“ Nach einigen Ermahnungen an die jüngeren Geſchwiſter ſetzt Chriſtl ſich die Wollmütze auf und legt den dicken Schal um. Als ſie vor das Haus tritt, iſt ſie einen Augenblick erſchrocken über die un⸗ erwartete Stärke des Sturmes. Mit wütenden Atemſtößen treibt er dicke Wolken von körnigem Schneeſtaub vor ſich her. Mit ſeinen Nadeln peitſcht der Sturm in das Geſicht, und Chriſtl kann nicht verhindern, daß Naſe und Ohren vor Kälte ſchmerzen, obgleich ſie die Mütze tief ie das Genick zieht. Ganz elend iſt ihr einen Au⸗ genblick zumute.„Herrgott hilf, daß ich die Erna finde“. Laut hatte die Chriſtl das her⸗ ausgeſchrien, aber vom Munde weg hat der to⸗ bende Sturm die Worte verſchlungen. Nur noch inſtinktiv kämpft ſich das Mädchen vorwärts. Palast Bis Abet die Knie Derffffkeſf ö Belſſe F beit lockeren Neuſchnee. An beſtimmten Bäumen, die wie geſpenſtige Schemen urplötzlich aus dem mit dickem Nebel erfüllten Dämmerlicht auftau⸗ chen, kann die Chriſtl erkennen, daß ſie noch auf dem rechten Wege iſt. Am Anfang hat ſie noch verſucht, nach ihrer Schweſter zu rufen. „Vielleicht iſt Erna in der Schule geblieben.“ Ja, es war natürlich nicht anders möglich: hoff⸗ nungsvoll arbeitet Chriſtl ſich weiter. Dann konmen aber wieder die Zweifel. „Wenn die Erna ſchon auf dem Heimweg war, bevor der Sturm anbrach?“ Energiſch ſchüttelt ſie die Zweifel von ſich, nun mußte ja auch bald das Dorf erreicht ſein. Da war ja auch ſchon die ſteile Wegſtelle kurz vor der Kirche. Nun ſteht Chriſtl vor dem Schulhaus. Gott ſei Dank, die Fenſter des Schulzimmers ſind noch erleuchtet. Aufatmend ſchüttelt ſie den Schnee von Mütze und Schal und betritt das Zimmer. Da ſind ſie ja alle: der Lehrer hatte die Klaſſe nicht weggelaſſen. Exſtaunt blickt der Lehrer auf die Chriſtl, deren Zöpfe ganz weiß vom Schneereif ſind. „Donnerwetter, Chriſtl, bei dieſem Wetter biſt du vom Heidehof heruntergekommen?“ „Ja, ich habe Angſt wegen der Erna gehabt.“ „Nun, da ſetze dich an den Ofen und wärme dich auf. Das haſt du brav gemacht.“ Mehr ſagt der Lehrer im Augenblick nicht. Wenige Tage ſpäter liegt ſtrahlende Winter⸗ ſonne über dem von tiefem, glitzerndem Neu⸗ ſchnee bedeckten Schwarzwaldtal. Im Schulhaus ſind die oberen Klaſſen verſammelt: auch die Chriſtl iſt mit darunter. Sonderbarerweiſe be⸗ ginnt der Lehrer nicht wie ſonſt mit dem Rech⸗ nen. Er erzählt, daß ſich die Schule an dem „Hilf mit!“⸗Wettbewerb„Volksgemeinſchaft— Schickſalsgemeinſchaft“ des NS.⸗Lehrerbundes beteiligen ſoll.„Alle bilden eine Schickſals⸗ gemeinſchaft, und alle müſſen für einander ein⸗ tehen.“ Am Ende der Schulſtunde ruft der Lehrer Chriſtl vor die Klaſſe und hält eine kleine Rede auf ihre tapfere Tat. Etwas rot wird die Chriſtl doch: denn ſoviel Lob iſt ſie nicht gewöbnt. Schlegel cht wilt f. ber NS. 3 bund der deutſchen Schuljugend auch die Be⸗ deutung aufzeigen, die die kinderreiche Fa⸗ milie als Erziehungsſtätte zum Gemein⸗ ſchaftsgedanken beſitzt. —— Sportnachrichten Amicitia Viernheim— 08 Hockenheim 3:3 Amicitia Erſatzliga— Hockenheim Erſ. 50 Amicitia A-Jugend— Sulzbach 3:1 Sp. gew. un. verl. Tore Pkt. Amicitia Viernheim 3 2 1 0 12:5 5 Seckenheim o 4 Ilvesheim e 4 07 Mannheim„ 2 9«· 4 Phönix M'heim A 4 Käfertal I 4 Friedrichsfeld F 3 Neulußheim 11 3 Hockenheim 2 0» 2 09 Weinheim A e, 2 Feudenheim 883%(( 1 Brühl„ 0 Heddesheim 8 0 Handball: TV. Viernheim— Jahn Weinheim 12:7 5 Turnverein A-Jugend— Weinh. A⸗Jug. 6: Turnverein B-Jugend— Weinh. B⸗Jug. 6:5 Turner⸗Fußball: Viernheim A-Jugend— Käfertal A⸗Jug. 1:0 Lützelſachſen Jug.— Viernh. 2. Jug. 5:5 Wir kommen auf den Verlauf der Haupt⸗ ſpiele in unſerer morgigen Ausgabe eingehend zurück. Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt 103 Stück Milchſchweine und 187 Stück Läufer. Verkauft 82 Milchſchweine und 104 Läufer. Milchſchweine das Stück von 14—16 Mark, Läufer das Stück von 20—62 Mark. Marktverlauf mittel. Heute anend 8 Unr demeinschantsemniang der Funrerrede Hernach Flim-Vortunrung von„uskefler Meier lx“ Leher de Stonpein ple der ind 08 schon wird's kühler— der Herbst ist nimmer fern: höchste Zeit, die Betten für den Winter Derzurichbem. Und alles was zum GUTEN BETIT gehört, kaufen Sie preiswert in großer — ihnen e Iltldäiuiitmttdutatsttantunttiüti Auswahl— im größten Spezlalhaus: .— für Betten und Aussteuer. 5 1 5 8 Wagner& C0. truher Liebholdg 5 U 1, 4. U 1. 181i 8 mannheim, Breite Straße— —.. Matratzen, Steppdecken und Daunen- decken aus eigenen besteingerichteten Werk- 8 stätten 8 — 8 — Bedarfsdeckungsscheine und Ehestands-.— darlehen werden in Zahlung genommen 8 gerbitjportjej der Viernheimer Volkschule Montag, den 26. September, nach⸗ mittags 2 Uhr Amicitia⸗ Sportplatz 2 000 Schulkinder marſchieren auf— ſingen, tanzen, ſpielen und kämpfen. 400 Kinder treten zu Ringelreihen und Rei⸗ en an— bunte, feine, farbenprächtige ilder. Alle Viernheimer Einwohner ſind herzlichſt zu unſerem Feſt eingeladen, insbeſondere aber alle Eltern und Freunde der Schule. Heil Hitler! Die Schulleitung Hartmann. Schutz und Gütezeichen der DAF lr deutſclen Nausrat Vom Reichsheimſtätten⸗ amt der DA, Abteilung Deutſcher Hausrat, ſind Mö⸗ bel und andere Gegenſtände des täglichen Bedarfs für deutſche Haushaltungen ent⸗ wickelt worden. Dieſer vom „Neichsheimſtättenamt“ entworfene und anderer gleichwertiger Hausrat aus deutſchen Werkſtoffen wird nach Prüfung durch das Reichsheimſtättenamt mit einem Schutz- und Gütezeichen der DA verſehen. Zweck dieſer Maßnahme iſt, insbeſondere den mit Ehe⸗ ſtandsdarlehen aufgebauten Haushaltungen den Erwerb kulturell wertvollen und preiswerten aber trotzdem guten von 17⸗20 Jahren — Tuchüge Hrls- Lell Man tigt nicht nur am Freitagiſch, am Montag iſt er genau ſo friſch! Hahliau o. K. ſucht 500 9 38/36 Hernhelmer Seelachs o. 5 500 g 30/37 drann 6 ame 500 9.87 Suche ſofort Sünhüchlinge 250 g 20 Madchen] gba Breiling Näh. Nuskunfts⸗ tafel d. Geſchäftsſt. gerren⸗ und Knaben⸗Hemben kaufen Sie preiswert bei g. Manxtin neben der Poſt Jodes- 17 Schmerzerfüllt geben wir Verwandten, Freun⸗ den und Bekannten die tieftraurige Nachricht, daß mein lieber Gatte, Schwiegerſohn, Vruder, Schwager, Onkel und Neffe Anzeige Arbeit und Streben war ſeine Zierde im Leben. unſer guter Sohn, immer Deutſcher und Küche an ältere Leute zu Wermutwein vermieten. feine würzige Art Angebote unter Nr. Liter S0 Pfennig 60 an die Geſchäfts⸗ ſtelle erbeten. 70 Küchen Eine schdner, als die Andere, in allen Größen u. Preislagen. Natur, Ellenbein oder Edelholz. Alte Küche wird in Zahlung ge- nommen. Mobel-Schmidh NMANNu EIN 2 3, 2 Ehestandsdarlehen Teilzahlung Behaun ird immer Darum keine Unterbrechung in der Tollungs- follame Kleine Anzeigen in dieſer Zeitung ſind Ihnen ſtets Herm. Ganske Thams& Garfs Niederlage Hausrats zu ermöglichen. due Heuer 1 Zimmer und Küche evtl. auch 2 Zimmer und Küche von jungem Ehepaar zum 1. Okt. oder 1. November geſucht. Angebote unt. Nr. 48 an die Geſchäftsſt. Es it doch. wer nichts auf ſein Aeußeres gibt, wird nicht beachtet. Auch der Geſchäfts⸗ mann wird beim kaufenden Publikum keine Beachtung finden, wenn er ſich nicht zeigt. Eine anerkannt gute und ſich lohnende Repräſentation für den Kaufmann iſt das Angebot in der „Viernheimer Volkszeitung“, deren Veſer bedarfsreich und kaufkräftig ſind und— was ſehr wichtig iſt— im lokalen Bezirk wohnen. Die Zeit der Beerdigung wird noch bekannt gegeben. Franz Ramult infolge eines tragiſchen Unglücksfalles, unerwartet, im Alter von 24 ½ Jahren, verſehen mit den hl. Sterbeſakramenten, von uns geriſſen wurde. Viernheim, den 25. September 1938 In tiefer Trauer: Greta Kamuff Witwe geb. Bauer Familie Franz Kamuff Familie Bauer Danksagung Zurückgekehrt vom Grabe unſeres lieben Ver⸗ ſtorbenen Bdorg Beromana l ſagen wir für die Kranzſpenden und Stiftern von hl. Meſſen, ſowie allen denen, die ihm die letzte Ehre erwieſen haben, herzlichen Dank. Ganz beſonders Dank der Firma Zellſtofffabrik Waldhof, der hohen Geiſtlichkeit, ſchweſtern für ihre liebevolle Pflege. Viernheim, den 24. September 1938 ſowohl den Kranken⸗ * 2 Der 0/ HFS VER NE ö ⁰ dochHα N90, Frau Gg. Bergmann Wus. und Kinder ain tauslialt ce Zei eitung. Die Zeitung sagt ihren Lesern, was sie wissen müssen. Sie warnt, berät und hilft, unterhält und belehrt. Sie ist billig und pünktlich— kurz Unentbehrlleh für Je den Hleanlieimen Halkszeitung e —— 2 ö Mein Freund juli- Bumm Die Abenteuer des Kapitäns Lauferbach von der„Emden“ Herausgegeben von Graf Felix von Ludener .(57/58. Fortſetzung) „Ein zweitesmal laſſe ich mich nicht fangen und die Engländer ſollen mich nicht hinrichten“, murmelte ich.„Dem kann ich zuvorkommen.“ In dieſem Moment erkannte ich zu meiner Ueberraſchung, daß der Zerſtörer, der uns ſo nahegekommen war. davonfuhr. Er hatte ſich wohl nur von unſerem Zuſtand überzeugen wollen. Bald war auch der Reſt der Flottille im Dunſt verſchwunden. Mit der„Marie“ aber ging es zu Ende. Ihr ſchwerfälliges Schlingern verriet, daß ſie bald abſacken würde. Die weni⸗ gen Ueberlebenden blieben im Qualm unſicht⸗ bar. Man hatte uns unſerem Geſchick überlaſ⸗ ſen. Keiner der Feinde witterte die fette Beute. den dicken Lauterbach auf den Trümmern des brennenden Wracks; jenen Lauterbach, für deſ⸗ ſen Ergreifung oder Erſchießung man ſo viel Geld bekommen ſollte. Die Erkenntnis der veränderten Lage verlieh mir neue Kräfte. Ich ſchob den Revolver in die Taſche zurück und ſah mich um. Im ganzen waren wir unſer noch ſechs an Bord. Mit gro⸗ ßer Mühe brachten wir eins der kleinen Boote zu Waſſer. Dabei aber trieb es ab und es blieb uns nichts übrig, als in die Fluten zu ſpringen. Mit einem dreifachen Hurra auf den Kaiſer und auf unſer Schiff nahmen wir Ab⸗ ſchied von dem Wrack. Gleich darauf wälzte es ſich träge auf die andere Seite und ging mit dem Heck voran unter. Die Kriegsflagge wehte bis zuletzt. Der Sprung ins eiſige Waſſer war gerade das, was ich nötig hatte. Es riß mich aus mei⸗ ner Lethargie, die mich zu überwältigen drohte. Das kleine Boot war ganz mit Waſſer gefüllt und wir klammerten uns von außen ans Doll⸗ bord. Nach und nach aber gelang es uns, hin⸗ einzukriechen. Toll müſſen wir ausgeſehen haben. Unſere Geſichter waren teilweiſe ganz gelb von den engliſchen Pulvergaſen, teils auch rauchgeſchwärzt. Wir glichen wohl eher einer Schar ſeltſam aufgeputzter Vogelſcheuchen, als deutſchen Seeleuten. Aber lächerlich war mir nicht zumute. Nein, gewiß nicht! „Wir wollen verſuchen, die ſchwediſche Küſte zu erreichen“, rief ich meinen Leuten zu. Nun hatten einige noch vor dem Endkampf der„Marie“ aus Planken und Balken ein Floß zuſammengeſtellt. Dieſes Ding trieb in unſerer Nähe umher und um unſere Schwimm⸗ fähigkeit zu erhöhen, machten wir unſer leckes Boot daran feſt. Runmehr fand ich auch endlich Zeit, mich der Leute anzunehmen. Faſt alle waren mehr oder weniger verwunget und mein Herz krampfte ſich bei dem Anblick zuſammen. Am ſchlimmſten ging es einem der Matroſen, dem eine Granate das eine Bein über dem Knie abgeſchlagen hatte. Wir ſuchten es auf primitive Weiſe abzubinden, damit die Blutung zum Stillſtand käme. aber ſpäter iſt der Mann im Hoſpital geſtorben. Unſere Ausſichten zur Erreichung Schwedens ſchienen keineswegs vielverſprechend. Noch im⸗ mer behinderte uns der Nebel und zudem trie⸗ ben wir hilflos mit der Strömung. Fünf Stun. den mochte dieſer erbärmliche Zuſtand gedauert haben, als wir Maſchinengeräuſch vernahmen und ſich gleich darauf der ſchwache Umriß eines Schiffes aus dem Grau hervorſchob. Wie ein Geſpenſt erſchien es im Dunſt. Wenige Augenblicke ſpäter aber war das Fahr⸗ zeug heran und entpuppte ſich als kleiner däni⸗ ſcher Küſtendampfer. Geſtoppt lag er dann in der leichten Dünung. Vor dem undurchſichtigen Hintergrund bot der Dampfer den ſchönſten An⸗ blick, deſſen ich mich erinnern konnte. Man ſchien uns jedoch drüben noch nicht bemerkt zu haben und ſo zog ich meine Batteriepfeife aus der Taſche und ſandte einen gellenden Pfiff über das Waſſer. 5 Sofort erfolgte Antwort und in kürzeſter Friſt befanden wir uns geborgen an Bord des däniſchen Schiffes„Dalgas“. 8 0 Die Beſatzung machte einen ziemlich unlie⸗ benswürdigen Eindruck. Von Anfang an fiel mir eine ſonderbare, beinahe feindſelige Stim⸗ mung auf. „Könnte ich nicht Medikamente. Verbands⸗ material und heißes Waſſer bekommen?“ bat ich.„Meine Leute bedürfen dringend der Hilfe.“ „Wir haben drei Kapitäne an Bord, deren Schiffe von den Deutſchen torpediert wurden, lautete die Antwort.„Wir wollen Sie nicht hindern, aber wenn Sie etwas benötigen, müſ⸗ ſen Sie es ſich ſelbſt beſorgen.“ Gottlob war der zweite Offizier der„Dal⸗ gas“ Deutſcher. Er begab ſich zur Schiffsapo⸗ theke und holte das Erforderliche. Die erſte Verwundetenhilfe leiſtete ich perſönlich. Leut⸗ nant z. S. Greifenhagen hatte eine ſchwere Armwunde davongetragen, aber die Sache iſt t verheilt. Wir alle bemühten uns, in erſter Linie um den armen Menſchen. dem das Bein fortgeriſſen war. Wir ſahen wohl ein, daß ſein Fall hoffnungslos lag, aber wir taten alles, um ihm die letzten Stunden ſo erträglich wie möglich zu machen und— im ſtillen hofften wir wahrſcheinlich doch noch auf ein Wunder. Die„Dalgas“ lief zuerſt Helſingör an, die däniſche Heimat des ſagenhaften Prinzen Ham⸗ let. Dort trafen wir ein däniſches Unterſeeboot, deſſen Kommandant unſeren Schwerverwunde⸗ ien bereitwilligſt an Bord nahm., um ihn ſchnellſtens nach Kopenhagen zu bringen. Un⸗ terwegs befand ſich unſer beklagenswerter Ka⸗ merad in ärztlicher Obhut. Der Seeoffizier lud auch mich zur Mitfahrt ein, der ich gleichfalls mehrfach verwundet war. Ich lehnte jedoch 1 erklärte ich dem hilfsbereiten „Wiſſen Sie“,. l Kommandanten,„wenn ich erſt einmal auf einem däniſchen Kriegsſchiff mich befinde, dann können Sie mich internieren, wenn es Ihnen paßt. Ich aber bin noch nicht fertig mit dem Kriege; ich nicht! Darum ziehe ich es vor. auf dieſem Handelsdampfer zu bleiben. ſpäter Copyright by Koehler& Amelang, Lelpzig Hinter der„Dalgas“ lag ein deutſches Schiff am Kai. Ich ſprach noch mit dem Dänen, als drüben ein kräftiges Hurra erſcholl, gefolgt von einem einzigen Wort, das mich tiefer erſchüt⸗ terte, als alles zuvor. Es hallte in meinen Ohren, in meinen Herzen wider. „Emden“!— Jemand hatte mich erkannt und grüßte mich mit dem Namen unſeres alten ſtolzen Schiffes, das nun ferne im Indiſchen Ozean auf einem Korallenriff roſtete. Mag ſein, daß ich plötzlich bleich wurde, denn der fremde Seeoffizier trat mit beſorgter Miene auf mich zu. „Oh, es iſt nichts“, verſicherte ich ihm, mich zuſammenreißend.„Es geht mir ganz gut.— 2 einen tüchtigen Schnaps könnte ich brau⸗ hen. Gegen neun Uhr abends kamen wir in Kopenhagen an. Man war auf unſer Eintref⸗ fen vorbereitet und ſo wurden wir ſofort in be⸗ reitſtehenden Autos zum Krankenhaus geſchafft Zwar hatte ich eine Menge Blut verloren, be⸗ fand mich jedoch durch den Brandy, der mir ver⸗ abfolgt wurde, wieder elnlgermaßen auf der Höhe. Nachdem meine Leute verſorgt worden waren, zog mir der Doktor etliche Stahlſplitter aus dem Fleiſch und anderen Tages ſchon war ich faſt ganz der Alte. Dann bekam ich Beſuch vom deutſchen Geſand⸗ ten und von unſerem Generalkonſul. Sie über⸗ brachten mir Grüße vom Prinzen Heinrich und ſchickten meiner Mutter auf meine Veranlaſ⸗ ſung hin ein Beruhigungstelegramm. Nach einem Aufenthalt von ſechs Tagen kletterte ich in den D-Zug und fuhr nach Deutſchland zurück. In Swinemünde. wo mir die Kameraden einen herzlichen Empfang bereiteten, fand ich eine Einladung des Prinzen Heinrich vor. Ich trug den Arm in der Schlinge und konnte da⸗ her bei Tiſch nur eine Hand gebrauchen, aber dennoch begab ich mich nach Kiel. Ich bereute es nicht. Der Prinz war ſehr herzlich. Es folgte ein einmonatiger Erholungsurlaub und dann trat ich von neuem zum Dienſt an. Ich wurde zum Kommandanten des berühmten Hilfskreuzers„Möwe“ ernannt. Heirat infolge einer Wette und in Finnland iſt der Teufel los Da ward mir nun die Ehre zuteil, ein Schiff zu führen, deſſen Name fortklingen wird, ſo⸗ lange es eine deutſche Nation gibt. Aber dieſer damals bereits hiſtoriſche Name verpflichtete auch in hohem Maße. Jedermann in Deutſchland kannte die beiden Kaperfahrten des Grafen Dohna. (Fortſetzung folgt) Mit Langrohrgeſchützen beſtückt gländige ſchwerſte Bedrohungen der Judelendeulſchen Ss Reichenau, 24 September Seit den frühen Vormittagsſtunden des Samstags werden die tſchechiſchen Grenzbe⸗ feſtigungen auf der Linie Kratzau, Freuden⸗ höhe—Eduardsbach—Hemmerich—Ferdinands⸗ tal— Wittighaus, die zuſammenhängend eine große betonierte Feſtungsanlage darſtellen, mit Langrohrgeſchützen be⸗ ſtünckt. Die Geſchütze ſind in Richtung Rei⸗ chenau in Stellung gebracht worden. Die ſudetendeutſche Bevölkerung dieſer rein deutſchen Ortſchaften iſt auf das höchſte beun⸗ ruhigt, da die Sprengkammern des unterir⸗ diſch miteinander verbundenen Feſtungsgür⸗ tels in den letzten 24 Stunden geladen wur⸗ den, um gegebenenfalls das ganze Werk in die Luft zu ſprengen. Dieſe Maßnah⸗ men ſind eine ſtändige ſchwere Bedrohung für die genannten Ortſchaften, da eine Sprengung ſie dem Erdboden gleichmachen würde. Prag verhaftet Abgeordneten Kundt Jahlreiche Reichsdeulſche von Tſchechenpolizei feſtgenommen 88 Prag, 24. September. Der Vorſitzende des varlamentariſchen Klubs der Sudetendeutſchen Partei, Abg. Kundt, der ſich während der ganzen letzten 14 Tage in Prag aufhielt, iſt am Samstag von der tſchechiſchen Polizei verhaftet worden. Der Vorſitzende und der ſtellvertretende Vor⸗ ſitzende des deutſchen Hilfsvereins in Prag wur⸗ den am Samstag früh von Polizeibeamten aus ihren Wohnungen geholt und während des gan⸗ 4 Tages feſtgehalten, gegen Abend aber ent⸗ aſſen. Wie verlautet, ſind im geſamten tſchechiſchen Staatsgebiet im Verlaufe des heutigen Tages zahlreiche Reichsdeutſche durch tſche⸗ chiſche Polizei feſtgenommen worden. In Tetſchen wurden nach Berichten von reichsdeutſchen Flüchtlingen eine Anzahl von Zoll⸗ und Eiſenbahnbeamten, die auf den reichs⸗ deutſchen Bahnhöfen Dienſt machten, geſeſ⸗ ſelt durch die Straßen geführt. Ihr Schickſal iſt vorläufig unbekannt. Am Samstagvormittag wurden der Sonder⸗ berichterſtatter des Scherlverlages. Wagner. und der Budapeſter Korreſpondent einer Reihe von großen deutſchen Zeitungen, Riedel, der ſich auf der Reiſe durch die Tſchecho⸗Slowakei be⸗ fand, ohne Angabe von Gründen von der tſche⸗ chiſchen Polizei verhaftet. Das Poſlamt in Eger geplündert Sechs führende ſudetendeutſche Politiker aus Eger verſchleppt Aſch, 25. September. Aus Eger wird berichtet, daß die Tſchechen an dem dortigen Hauptpoſtamt zahlreiche Zer⸗ ſtörungen vornehmen. So entfernen ſie die Kup⸗ ferdrähte und verladen alles, was nicht niet⸗ und nagelfeſt iſt. Ferner wurde in Eger am Samstagnachmittag ein Laſtwagen beobachtet, der neue Fahrräder geladen hatte. Wahrſchein⸗ lich handelt es ſich hier um„beſchlagnahmte“ Fahrräder. Ferner ſtanden auf dem Egerer Marktplatz dicht gedrängt die„reqauirierten“ Kraftwagen. Eine weitere Meldung aus Eger beſagt, daß die Angehörigen des ſogenannten Sechſer-Aus⸗ ſchuſſes verhaftet und offenſichtlich nach Pilſen oder Prag verſchleppt wurden. Folgende Na⸗ men werden in dieſem Zuſammenhange ge⸗ nannt: Dr. Wolf, Dr. Schröpl. Gerichtsrat Börſch. Major Kühnl und die Redakteure Er⸗ kert und Fuchs von der„Egerer Zeitung“. Wer regierk in Prag? Verbot kommuniſtiſcher Hetzblätter auf Befehl Moskaus widerrufen Warſchau, 25. Sept. Wie die Polniſche Telegraphen-Agentur aus Prag meldet, iſt die von dem tſchechiſchen In⸗ nenminiſter Czerny verfügte Einſtellung der kommuniſtiſchen Zeitungen„Rote Fahne“, „Rudo Bravo“ und„Halo Noviny“ wieder rückgängig gemacht worden. Wie die Pol- niſche Telegraphen-Agentur wiſſen will, haben die tſchechiſchen Kommuniſten dies dem direk⸗ ten Eingreifen Moskaus zu danken. Die ſowjetruſſiſche Geſandtſchaft habe gegen die Schließung der kommuniſtiſchen Hetzblätter beim Staatspräſidenten Beneſch und bei dem neuen Miniſterpräſidenten General Sirovy in⸗ terveniert. Prag ſcheul die Wahrheit Das Photographieren Verletzter oder Getöteter verboten Ratibor, 26. September Die tſchechiſche Polizeidirektion in Troppau 15 folgenden bezeichnenden Erlaß herausgege⸗ en: „Im Intereſſe der Erhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit verbietet die Polizei⸗ direktion in Troppau in ihrem ganzen Bereich mit Zuſtimmung der Landesbehörden in Brünn das Photographieren, Filmen oder Herſtellung von Skizzen oder Plänen ſämtlicher Gegenſtän⸗ de, Einrichtungen und Vorkehrungen, welche mit den in der letzten Zeit ſich ereigneten oder noch ereignenden Indizien im Zuſammenhang ſtehen, insbeſondere die Verfertigung von Aufnahmen und Abbildungen der beſchädigten Gebäude und anderer Objekte, Einrichtungen zur Erhaltung der Ruhe und Ordnung. Verletzten oder Getöteten und ähnliches“. g Göring vollftändig wiederhergeſtellt Berlin, 24. September Wie der behandelnde Arzt Dr. Morel! mit⸗ teilt, iſt die Geſundheit des Generalfeldmar⸗ ſchalls Göring vollſtändig wiederher⸗ geſtellt. Tſchechen⸗Terror auch gegen die Polen Jahlreiche Polen gelölet oder verwundet— Schüſſe auf polniſches Gebiel Warſchau, 24. Sept. Die Zuſtände in dem polniſchen Sprachgebiet in der Tſchechei werden immer unerträglicher. In jeder Nacht treffen auf polniſchem Boden außer Männern, die ſich den Geſtellungsbefehlen entziehen, auch Frauen und Kinder, ja ganze Familien ein, die vor dem tſchechiſch-⸗kommuni⸗ ſtiſchen Terror fliehen. In Trzuynietz kam es geſtern zwiſchen der ge⸗ quälten polniſchen Bevölkerung und tſchechiſchem Militär, das von ſeiner Schußwaffe Gebrauch machte, zu einem blutigen Zuſammen⸗ ſtoß. Zwei Polen wurden hierbei getötet und zehn verwundet. Die tſchechiſchen Behörden leh⸗ nen bezeichnenderweiſe jede Auskunft über den Zuſammenſtoß ab. Auch in anderen Ortſchaften haben Ausſchrei⸗ tungen gegen Polen ſtattgefunden. So haben in der umgebung von Trzynietz Kommuniſten Mitglieder der polniſchen Volksgruppe ange⸗ griffen. Der polniſche Geheimſender, der ſeit geſtern arbeitet, gibt den Polen Anweiſungen zum Durchhalten. 5 In Jablunka ereignete ſich nach einem Be⸗ richt des„Kurjer Poranny“ ein blutiger Zu⸗ ſammenſtoß zwiſchen Polen und tſcchechiſcher Gendarmerie. Hier fielen ein Pole und meh⸗ rere tſchechiſche Gendarmen. Das Blatt weiſt weiter darauf hin, daß die Tſchechen immer mehr demoraliſiert ſeien. Da⸗ für wachſe der Widerſtand der polniſchen Be⸗ völkerung. Die Tſchechen verließen jetzt das pol⸗ niſche Siedlungsgebiet in Scharen, um ſich in die Slowakei oder in das Innere des eigent⸗ lichen tſchechiſchen Gebietes in Sicherheit zu bringen. Alle Züge ſeien überfüllt. Beſonders chaotiſch hätten ſich die Zuſtände ſeit der Be⸗ kanntgabe der Mobilmachung in der letzten Nacht entwickelt. In verſchiedenen Orten an der polniſch⸗tſche⸗ chiſchen Grenze kam es in der Nacht zum Sams⸗ tag zu ſchweren Zuſammenſtößen zwiſchen der polniſchen Bevölkerung und der tſchechiſchen Gendarmerie. Hierbei wurde auch von Schuß⸗ waffen und Handgranaten Gebrauch ae Da ſich der Kampf in unmittelbarer ähe der polniſchen Grenze zutrug, ſchlugen die Geſchoſſe zum Teil auf polniſchem Boden ein. So wurden in einer Fabrik, die in dem zu Polen gehörenden Teil der Stadt Teſchen liegt, die Scheiben eingeſchoſſen. Tſchechiſche Gendar⸗ merie riegelte dann die geſamte Grenze in die⸗ 10 000 Freiwillige an einem Tag Ungeheurer Juſtrom zu dem polniſchen Freikorps §8 Warſchau, 24. September Der Zuſtrom zum polniſchen Freikorps iſt anhaltend ungeheuer ſtark. Allein in Warſchau haben ſich am Freitag über 10 090 6 ihre Volksgenoſſen in der Tſchecho⸗Sſlowakei mit der Waffe in der Hand zu befrei⸗ dieſes Opferwillens der pol⸗ niſchen Bevölkerung. der auch auf unzähligen Ausdruck kommt, ſchreibt willige gemeldet, die bereit ſind, en. Angeſichts um Kundgebungen oranny“ u. a:: der„Kurrier Wir können mit Stolz feſtſtellen. daß wir alle ohne jeden feſtgefügten mächtige Einheits⸗ uns alle zur Ver⸗ Unterſchied heute in denſelben Reihen ſtehen und eine front bilden. Wir halten fügung des oberſten Befehlshabers der Ar⸗ mee. Alle Meinungsverſchiedenheiten ver— ſchwinden heute, denn die Größe des zu er- reichenden Zieles überſtrahlt alle anderen Ge⸗ danken. Die geſamte polniſche Preſſe bringt umfaſ⸗ ſende Schilderungen der großartigen Kundgebungen, die im ganzen Lande veranſtaltet werden und an denen Hundert; tauſende die Rückgliederung des Polen⸗ tums in der Tſchecho⸗Slowakei fordern. Die geſamte polniſche Nation richtet an die Re- gierung die Aufforderung, mit Feſtigkeit zu handeln und die heiligen Rechte Polens mit aller Energie zu vertreten. ſem Abſchnitt ab und ließ niemand mehr durch. Die Schießereien dauerten die ganze Nacht an. Man nimmt an, daß die blutigen Auseinan⸗ derſetzungen dadurch ausgelöſt wurden, daß die Gendarmerie dem ſtarken Zuſtrom der Polen entgegentrat, die ſich den Mobilmachungsbefeh⸗ len durch die Flucht auf polniſches Gebiet ent⸗ ziehen wollten. Greiſe wurden geſeſſell Tote können nicht beerdigt werden. Bärenſtein(Erzgebirge), 26. September Die Stadt Weipert im Erzgebirge, die von 95 v. H. der Bevölkerung geräumt iſt, wurde am Samstag erneut durch Militär beſetzt. Das Militär drang in die Wohnungen ein und ver⸗ haftete in erſter Linie Geiſeln, faſt aus⸗ ſchließlich alte Leute, die zur Verſorgung des Viehs im Ort zurückgeblieben waren, darunter ſogar einen Krüppel. Die Geiſeln, unter denen ſich Männer von mehr als 75 Jahren be⸗ finden, darunter der greiſe Rudolf Nitner, wur⸗ den gefeſſelt abgeführt und mit Laſt⸗ kraftwagen abtransportiert. Unter den Geiſeln befinden ſich auch ein Reichsdeutſcher. ſowie ein Schweizer Staatsangehöriger, der ſeit längerer Zeit in Weipert anſäſſig iſt. Ferner wurden im Hotel Stadt Leipzig Sprengungen vorgenommen, weil das Ho⸗ tel Verkehrslokal der Sudetendeutſchen iſt. Auch die Apotheke iſt durch Handgranaten vollkom⸗ men zerſtört worden. Der Apotheker wurde ab— geführt. Es befinden ſich in der Stadt jetzt we⸗ der Arzt noch Apotheker. Vier Tote liegen ſeit drei Tagen in ihren Wohnungen, ohne daß eine Möglichkeit beſteht, ſie zu beſtatten, da es keine 1 gibt und auch der Totengräber geflüchtet iſt. In den Ställen brüllt das Vieh, das ſeit Ta⸗ gen nicht mehr gefüttert und verſorgt worden iſt Während in den letzten Nächten Flüchtlinge die Grenze überſchritten und das Vieh verſorg— ten, iſt dies ſeit der Nacht zum Sonntag un—⸗ möglich geworden. —— 1 . ĩ˙—— 2 penliase Urheber- Rechtsschutz: Roman · Verlag Greiser · Rastatt * 7 e N 1 1 EIN LUSTI GER MILITAR- ROMAN voN BUNIE- C ORTAN (14. Fortſetzung) 7 Er wandte ſich zum Gehen. Ferdinand atmete er⸗ leichtert auf. Schon war der Major an der Tür und hatte die Hand auf der Klinke, da drehte er ſich noch einmal um: „Was ich noch ſagen wollte..? Mein Kleiner Rock noch nicht da?“ Bis in die Schläfen klopfte Haſenbein das Herz. Vor den Augen verſchwamm das Zimmer, der Major, aber er riß ſich zuſammen. „Nein, Herr Major! Noch immer nicht da!“ „Unglaubliche Zuſtände!“ ſchimpfte der Major.„Skan⸗ dal! Einen Tag warte ich noch ab, dann gibt's eine Be⸗ ſchwerde, die ſich gewaſchen hat!“ „fehl, Herr Major! Beſchwerde!“ ſagt Ferdinand tonlos. „Na Sie können ja ſchließlich nichts dafür“, meinte der Major milder.„übrigens, holen Sie mich nachher ab! Ich will die Quartiere revidieren!“ „fehl, Herr Major! Quartiere revidieren!“ Die Tür fiel hinter dem Major ins Schloß. Ferdi⸗ nand wiſchte ſich den kalten Schweiß von der Stirn. Er legte den Haſen auf den Tiſch und zog den Stuhl mit dem Unglücksrock hervor, um den Schaden genau zu beſichtigen. Ein großer naſſer Fleck verunzierte den Rücken. „Verdammtes Pech! Was mach ich bloß?“ Verzweifelt dachte er nach. Endlich kam ihm ein Ge⸗ danke, der ihm neue Hoffnung gab. „Marie! Vielleicht kann ſie mir helfen!“ Schnell packte er den Rock in ſeinen Karton. Schon wollte er damit das Zimmer verlaſſen, da fiel ſein Blick noch auf den Haſen. Er ſtellte den Karton wieder ab. Mit einem Strick band er die Hinterläufe des Haſen zuſammen, dann öffnete er das Fenſter, das nach hinten auf die Stallgebäude zu ging. Unterhalb dieſes Fenſters war eine große eiſerne Krampe, an die hing 5 den Haſen auf. Da war er ſicher! Da konnte niemand ran! Er ſchloß das Fenſter. Dann nahm er den Karton mit dem Rock, um Marie aufzuſuchen. Die Tür der Schreib⸗ ſtube ſperrte er ab, den Schlüſſel ſteckte er ein. Geſchwind eilte er über den Hof in Maries Haus. Kaum war er darin verſchwunden, als hinter einer Ecke Hein auftauchte. a Seit Hein den Haſen geſehen, war er nicht vom Hofe gewichen. Wie ein biſſiger Köter lungerte er darauf herum. Er beobachtete den Fortgang des Majors und war heimlich Zeuge, wie Ferdinand den Haſen aus dem Fenſter hing. „Ja, wer kommt denn da?“ ſchmunzelte er.„Na, endlich!“ i Nachdem er jetzt Ferdinand hatte fortgehen ſehen, hielt er den Zeitpunkt des Handelns für gekommen. Hinter dem Stall hatte er eine Menge langer Bohnen⸗ ſtangen entdeckt, die er für ſein Vorhaben geeignet hielt. Er ſuchte ſich die längſte davon aus. So... nun hieß es aufpaſſen, daß man nicht überraſcht wurde. Aber die Gefahr war nicht ſo groß. Denn dieſe hintere Ecke des Hofes, in der auch der Miſthaufen lag, war von dem vorderen Teil des Hofes nicht einzuſehen. Mit der Stange würde es ein leichtes ſein, den Haſen herunter zu angeln. Dann hieß es nur noch, ihn in Sicherheit zu bringen. Der Ferdinand würde ſchöne Augen machen, wenn ſein Häslein futſch war! Ferdinand dachte in dieſer Minute nicht an Meiſter Lampe, ſondern nur an den Kleinen Rock. Marie hatte es übernommen, ihn wieder in Ordnung zu bringen. „Wird er auch wirklich wieder ſo werden, daß man nichts merkt?“ fragte er beſorgt.„Sonſt habe ich ausge⸗ ſpielt beim Major!“ „Nein, nein, brauchſt keine Angſt zu haben“, be⸗ ruhigte ihn Marie.„Ich mache das ſchon!“ „Marie, wenn du das tuſt...!“ „Schon gut, ſchon gut!“ Sie ſchob ihn zur Tür.„Halt mich nicht auf, um ſo eher haſt du ihn wieder!“ „Alſo, Marie! Ich hole ihn mir nachher!“ Haſenbein war wieder obenauf. Eine große Gefahr für ihn war abgewendet. Mit elaſtiſchen Schritten ſpazierte er über den Hof zurück, da machte ihn ein dumpfer Aufſchlag aufhorchen. Er wollte ſchon weiter⸗ gehen, aber da kam ihm der Gedanke, ſich doch ſeinen Haſen noch einmal von unten zu betrachten. Der Auf⸗ ſchlag war doch aus dem hinteren Teil des Hofes ge⸗ kommen, auf den das Fenſter mit ſeinem Haſen ging. Nichts Böſes vermutend, ſpazierte er um die Ecke und blieb ſtehen, wie vom Blitz getroffen. Sein Haſe hing nicht mehr an dem Haken! Der Atem blieb ihm aus, das war doch!... Gott ſei Dank, nein, da lag ja der Haſe. Oben auf dem Dach des Schuppens, der unterhalb des Fenſters an der Mauer entlang gebaut war. Vorſichtig, um ſich nicht zu beſchmutzen, holte Fer⸗ dinand ſich aus dem Miſthaufen, der ſich vor dem Schuppen wölbte, eine Miſtgabel und angelte ſich mit ihr den Haſen vom Dach. Kopfſchüttelnd beſah er ſich die Hinterläufe. Sie waren noch zuſammengebunden, der Strick war heil. Sonderbar! Sollte er das Vieh ſo ſchlecht aufgehängt haben? Oder ſollte da jemand lange Finger gemacht haben? Ein bißchen lang mußten ſie ſchon ſein, um da oben hinzulangen! Er blickte ſich um. Aber nichts Verdächtiges war zu ſehen. Die Bohnen⸗ ſtange, die vor dem Schuppen am Boden lag, fiel ihm nicht auf. Achſelzuckend zog Ferdinand mit dem Haſen davon. Aus dem Schuppen heraus aber kroch Hein. „Verflucht und zugenäht!“ brummte er.„Da denkſte ſchon, du haſten, da ſprin»“ er aus dem Kaſten!“ Richtig hatte er den Haſen mit der Bohnenſtange von dem Haken geſtoßen. Er war auf das Dach des Schuppens gefallen. Den dumpfen Aufſchlag hatte Fer⸗ dinand gehört. Hein aber hörte die ſich nähernden Schritte. Er ließ den Haſen Haſen ſein, warf die Stange zur Erde und verſteckte ſich ſchnell in dem Schuppen. Zähneknirſchend mußte er zuſehen, wie Ferdinand wieder mit ſeinem Haſen abzog. i Hein huſchte hinüber in den Stall und verbarg ſich dort hinter der Tür, wo er, ſelber unſichtbar, Fer⸗ dinands Fenſter im Auge hatte. Es dauerte auch nicht lange, ſo erſchien Ferdinand oben am Fenſter mit dem Haſen. Er hing ihn wieder auf den Haken, umwickelte dann aber dieſen und die Läufe viele Male mit einem Draht. Befriedigt rieb er ſich die Hände und ſchloß dann das Fenſter. Er machte in ſeinem Zimmer Licht. Es dunkelte bereits. Hein ſchlich ſich wieder aus dem Stall und ſuchte ſich in einer düſteren Ecke des Hofes auf einem Holzklotz ein Plätzchen, von dem aus er das Schreib⸗ ſtubenfenſter und den Haſen beobachten konnte. „O Herr, laß es Nacht werden!“ flehte er. Ec brauchte nicht lange zu warten. Es wurde Nacht. Und dann erloſch auch in Ferdinands Zimmer das Licht. Haſenbein begab ſich zum Major, um ihn bei der Reviſion der Quartiere zu begleiten. Hein ſtellte feſt, wie er aus dem Torweg ſtolzierte. Die Luft war rein. Der zweite Angriff auf den Haſen konnte beginnen! Hein hatte ſich ſchon über die beſte Methode den Kopf zerbrochen. Mit der Stange würde er nichts mehr ausrichten können. Behutſam baute er zwei alte Kiſten, die er unter dem Schuppen gefunden, auf das ein wenig abgeſchrägte Dach. Wenn er nun noch die Kiſten übereinander ſtellte, konnte er gerade den Haſen erreichen. Vorſichtig kletterte er auf die Kiſten. Scheußlich wackelig war die Ange⸗ legenheit! Wenn jetzt bloß keine Störung käme! Doch die Störung kam! 55 Marie hatte den Rock des Majors fein ſäuberlich ge⸗ reinigt und hing ihn über eine Stuhllehne. Dann ſchob ſie ihn zum Trocknen in die nächſte Nähe des Ofens, in den ſie noch ein paar Scheite Holz hineinwarf, ob⸗ wohl er ſchon eine tüchtige Hitze ausſtrahlte. Auch ein Bügeleiſen ſtellte ſie ſchon auf den Ofen. Ferdinand ſollte zufrieden ſein! Nichts würde der Major merken! Sie goß das ſchmutzige Waſſer, das ſie zum Reinigen gebraucht hatte, in einen Eimer und verließ das Zimmer, um es unten auf dem Hof auszugießen. Eben, als ſie aus dem Hauseingang trat, öffnete Klaus das Fenſter ſeines Zimmers und ſteckte die Naſe heraus. „Franz, kommſte mit? Ich mach noch ſo'nen kleinen Spaziergang, damit ich Appetit bekomme!“ 0 Auf ſeiner Laute klimpernd, erſchien Franz hinter m. „Guten Abend, Meisßje!“ rief er. „Spiel mal was Schönes auf deiner Laute!“ forderte ſie ihn auf und blieb ſtehen. „Das iſt keine Laute, das iſt eine Klampfe!“ erklärte Franz und sprang mit einem Satz aus dem Fenſter. Er ſtreckte Warie die Hand hin, wandte ſich dabei zu Klaus um: „Geh du nur allein, ich bin dienſtlich verhindert!“ Uni er begann zu ſpielen und zu ſingen: „Schatz, mein Schatz, reiſe nicht ſo weit von hier! Im Roſengarten will ich deiner warten, im grünen Klee, im weißen Schnee!“ Klaus paffte aus ſeiner Stummelpfeife eine Wolke und ſah ihnen ſchmunzelnd nach, wie ſie langſam ſich zum hinteren Ende des Hofes verloren. Dann kletterte auch er aus dem Fenſter und ging zum Torweg hinaus. Hinten auf den wackeligen Kiſten aber ſtand Hein und vernahm mit Schrecken die ſich nähernde Muſik. Der Satan ritt den Franz, daß er gerade jetzt auf dem Hof herumſpazieren mußte! Vergebens polkte er an dem Drah: herum, mit dem Ferdinand den Haſen befeſtigt hatte. Wütend riß er ſchließlich mit aller Gewalt an dem armen Tier, und der Erfolg war unerwartet. Der Haken löſte ſich aus der Mauer, Hein verlor das Gleich⸗ gewicht, die Kiſten kamen ins Rutſchen, und Holter⸗ dipolter flog Hein mit dem Haſen und den Kiſten vom Dach herunter. Aber er hatte Glück! Er fiel weich! Mitten hinein in den Miſthaufen! Der Miſt dämpfte ſelbſt den Krach der herabpurzelnden Kiſten. Hein lauſchte. Der Franz ſchien nichts bemerkt zu haben. Der ſang eben mehr laut als ſchön: „Drum Mädchen weine nicht, ſei nicht ſo traurig, mach einem Musketier das Herz nicht ſchwer! Denn dieſer Feldzug, er iſt kein Schnellzug, wiſch dir die Tränen ab mit Sandpapier!“ Hein rappelte ſich aus dem Miſthaufen auf. Pfui, Spinne, war das ein Geſtank. Aber ſchneller wie er hochgekommen, verſchwand er wieder hinter dem Miſt⸗ haufen. Ja, er baute ſich ſogar noch eine Deckung aus Stroh und Dreck vor ſich auf. Denn um die Ecke kam jetzt ſpielend und ſingend der Franz mit einem Mädel geſchlendert: mit der Marie! Und jetzt blieben ſie ſoaar noch vor dem Miſthaufen ſtehen, und gefühlvoll ſang Franz: „Soldatenleben, das heißt traurig ſein! Soldatenleben, das heißt traurig ſein! Wenn andre ſchlafen, dann muß ich wachen, muß Schildwach ſtehn, Patrouille gehn!“ Hein kämpfte mit einem Niesreiz. Ein Strohhalm kitzelte ihn in der Naſe. Aber dann ſchaute er verwun⸗ dert auf. Das Lied war plötzlich verſtummt. Franz hielt Marie im Arm und küßte ſie. Ausgerechnet vor dem Miſthaufen müſſen die ſich knutſchen, dachte Hein, und dann mußte er nieſen. Erſchreckt fuhren Franz und Marie auseinander. Was war das? Aber ſie waren gar nicht erpicht darauf, es zu wiſſen. Raſch griff Marie hren Eimer auf und goß das Waſſer— ſchwups— in einem hohen Bogen auf den Miſt, und dann ergriff ſie mit Franz die Flucht. Der unglückſelige Hein aber wiſchte ſich die Duſche aus dem Geſicht.— „Verdammte Zucht!“ fluchte er.„Nix wie türmen!“ Er ſchob die beiden Kiſten wieder unter den Schuppen und packte ſeinen Haſen an den Löffeln. „Hauptſache— dich hätten wir, nöch?“ Der Erfolg ſöhnte ihn einigermaßen mit den unan⸗ genehmen Zwiſchenfällen ſeines Beutezuges aus. An der Pumpe ſäuberte er ſich ein wenig, aber dann mußte er darauf bedacht ſein, ſeine Beute in Sicherheit zu bringen. N Durch das offene Fenſter ſah er im Zimmer Franz und Marie etwas verlegen beieinander ſtehen. „Was ich noch fragen wollte“, ſagte Marie.„Wenn du Wäſche haſt zum Waſchen, ich mach' ſie dir gern!“ „Aber Meisje, das kann ich doch nicht von dir ver⸗ langen!“ 2 „Doch, doch, gib nur her, weil es für dich iſt!“ Franz ging ins Nebenzimmer und kam gleich darauf mit einem Arm voll ſchmutziger Wäſche zurück. „Morgen abend kannſt du ſie wieder haben.“ „Und heute abend?“ fragte Franz.„Gehen wir beide tanzen, nicht?“ 5 Marie nickte. Franz legte den Arm um ſie und zog ſie an ſich. Und beide ſahen ſich in die Augen und küßten ſich 0 5 Draußen ſtand Hein mit dem Haſen und grinſte. Dann ſchlich er ſich vom Fenſter fort zur Haustür. „Wenn ich da nicht zwiſchenfahre, bringe ich mein Häslein nie in Sicherheit!“ brummelte er. Leiſe öffnete er die Zimmertür, den Haſen hielt er hinter ſich auf dem Rücken. g „Achtung... Brennzünder!“ rief er. Wie ſchnell die beiden auseinander kamen! Ganz ent⸗ geiſtert ſtarrten ſie ihn an. „Int Roſengarten will ich deiner warten.“ ſang Hein anzüglich. 5 6 „Lauskerl!“ drohte Franz. Marie aber packte, puterrot vor Verwirrung, die Wäſche in ihren Eimer und lief, ohne Hein anzuſehen, aus dem Zimmer. Sie lief die Treppe hinauf. Außer Atem blieb ſie oben ſtehen. Strich ſich über das Haar. Was hatte ſie getan? Sich einem fremden Soldaten an den Hals geworfen! Schämen ſollte ſie ſich! Aber nein, das war kein Fremder für ſie!l Es war der Mann, auf den ſie ſo lange gewartet hatte, und der einmal kommen mußte! Der Mann, den ſie liebte, vom erſten Augenblick an, wo er ſie in die Arme genommen und ſo ſonderbar mit ſeinen braunen Augen angeſchaut hatte! Und ſie dachte nicht an die Zukunft, nicht an das ungewifſe Grauen des Krieges, ſondern nur an die Gegenwart und die beſeligende Gewißheit, daß ſie wiedergeliebt wurde! Des Glückes voll, trat ſie in ihr Zimmer... und blieb entſetzt ſtehen. Ein ſengeriger Geruch ſchlug ihr entgegen. Am Ofen ſtieg ein dicker Qualm auf. Sie ließ den Eimer fallen und rannte dahin. Der Stuhl mit dem Rock des Majors hatte übergewicht bekommen, war umgekippt und lehnte an dem glutheißen Ofen. Sie riß den Stuhl fort. Ein rieſiges Loch war in den Rock gebrannt. „Oh, du lieber Gott! Oh, du lieber Gott!“ ſtöhnte Marie. Mit einem Tuch ſchlug ſie auf die glimmenden Ränder und erſtickte den Brand. Dann rannte ſie zum Fenſter und riß es auf, um zu lüften. Kam wieder zurück und beſah ſich die Beſcherung. Der Rock war verdorben, der halbe Rücken war herausgekohlt. Da war nichts mehr daran gutzumachen! „Der arme Ferdinand!“ ſagte ſie und ſank auf den nächſten Stuhl. Was nun?— Wenn der Major das erfuhr, dann war es aus mit ihm. Und ſie war mitſchuldig, ſie trug ſogar die größte Schuld. Vielleicht wäre es nicht ge⸗ ſchehen, wenn ſie ſogleich wieder heraufgekomtien wäre. Und ſie, die eben noch ſo glücklich geweſen, ſchluchzte auf, fühlte ſich jetzt tief unglücklich und wurde ſich be⸗ wußt, wie ſchrecklich ausſichtslos doch eigentlich ihre Liebe war. Eine Torheit, die nur Bangen und Schmerzen bringen konnte. ** Franz dagegen war nur fuchtig über Hein, daß er Marie und ihn ſo taktlos geſtört hatte. In ſeinen Glücksbecher war bisher lediglich dieſer einzige Tropfen Wermut gefallen. ortſetzung folgt) N Be dutch 8 I AN 1 —— 28 3 2 S Nn Sedun 4 2 des, U han! 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