ſchnuet, ſelle, end der lter he⸗ Ausei⸗ 9 00. e Bei⸗ eringen Steſſen⸗ ie vol. ſcrizel Oktober n NN. t unter bon ng des erban⸗ ſtalten Koſten oraus⸗ n fah⸗ td ge⸗ n Ut⸗ es un⸗ eines ſurſag there, wart lo lic in ſtchett erlen Jet b die enten tuer⸗ teil h ein t bel J t bis ngen zu⸗ drei zahn, ditt dann ähne für bon bild llen⸗ gung die 5. ber iber juftl. Mul, ſurlt⸗ — on 110 Amlsblatt der Vürgermeiſterei Viernheim Erſcheinungswetle: Täglich, ausgenommen an 8 en und Bezugspreis: Ins Haus durch die Poſt monatlich 1.60 Nummer 243 etertagen. ebracht monatlich 1.60 RM. elnſch ließlich Botenlöhn. M ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg. Denskag Vertündigungsblal 1 Ned AR. Nlernbelm 5 npteis: Grundpreis für 1 mm Höhe und 22 mm Breite 3 Rypfg., im Text⸗ 211 ur mm Höhe und 67 mm Breite 15 Rpfg. Zur Zeit iſt Anze! enpreisliſte Nr. 6 gültig. Geſchäftsſtelle Viernheim. Bismarckſtr. 14. Fernſpr 153. den 18. Oklober 1938 PSK. L hafen 15101 14. Jahrgang Jetzt ist der zeitpunkt zu weiteren Taten Ward Prite fordert Rü Die Lünder Europas am Scheidewege „Gewiſſe Rüſtungen ſind überflüſſig geworden!“ 8 Breslau, 17. Oktober. Unter der Ueberſchrift„Der nächſte Schritt in Europa“ betont der bekannte engliſche Jour⸗ naliſt und Schriftſteller Ward Price im Hau torgan der ſchleſiſchen Parteipreſſe, der leſiſchen Tageszeitung“ nach einer rück⸗ ſchauenden Betrachtung auf die Entwicklung des tſchecho⸗ſlowakiſchen Konfliktes die Notwen⸗ digkeit, daß dem Münchener Abkommen zwiſchen dem Führer und dem engliſchen Premiermini⸗ ſter bald weitere Taten folgen müßten. Die zwiſchen beiden Staatsmännern beim Abſchluß ihrer Verhandlungen in München un⸗ terzeichnete Abmachung, ſo führt Ward Price aus, umreißt die Baſis, auf der für die Zu⸗ kunft eine beſſere Zuſammenarbeit zwiſchen den beiden Ländern zuſtandekommen kann. Auch hier iſt aber, um ein altes engliſches Sprich⸗ wort zu gebrauchen, der Zeitpunkt die Haupt⸗ ſache des Vertrages. Wenn eine von den bei⸗ den Staatsmännern unterzeichnete freundſchaft⸗ liche Erklärung nicht bald durch Taten unter⸗ ſtrichen werden kann, kann die durch ſie ge⸗ ſchaffene günſtige Atmoſphäre wieder verloren gehen. Auf Grund meiner Beobachtungen im Un⸗ terhaus während der Debatte über die Politik Chamberlains während der Kriſe und auf Grund der Kenntniſſe, die ein britiſcher Jour⸗ naliſt von den Gefühlen ſeines Volkes beſitzt, habe ich die Ueberzeugung gewonnen, daß die Wirkſamkeit bon Reden, Erklärungen und Ver⸗ ſicherungen, die zwiſchen Deutſchland und Eng⸗ land ausgetauſcht werden, nun er ſchöpft i ſt. Nicht Worte, ſondern Taten ſind in Zu⸗ kunft erforderlich, wenn die beiden ſtammes⸗ verwandten Nationen von nun an Seite an Seite in Frieden und ſelbſtverſtändlichem Ver⸗ trauen leben ſollen. Wenn das engliſche und das deutſche Volk, wie es in der Münchener Vereinbarung feſtge⸗ legt worden iſt, niemals mehr in einem Kriege gegeneinander kämpfen wollen, ſo werden,— 15 das kann ein Ergebnis von München ſein — gewiſſe Rüſtungen überfl ü ſ⸗ 11 5 Es würde für beide Völker nützlich ſein em Maße, indem es ihre nationale Sicher⸗ beit erlaubt, den ungeheuren Einſotz an Ma⸗ terial und menſchlicher Arbeit einzudämmen, der heute noch zur Produktion unproduk⸗ tiver Kriegshandwerkszeuge auf⸗ gewandt werden muß. Auch derartige Maß⸗ nahmen. müßten möglichſt raſch ergriffen wer⸗ den. Die Tatſache, daß Europa beinahe am Rande eines allgemeinen Krieges ſtand, wird eine verſtärkte Aufrüſtung zur Folge haben. 15 nicht eine Vereinbarung über ihre Begrenzung erreicht werden kann. Die Vorbe⸗ reitung auf den Krieg ruft eine ſtets wachſende Anſtrengung hervor, ſie ſtellt an die Hilfsquel⸗ len jeder Nation ſo große Anforderungen, daß die Verſuchung, die koſtſpielige Aufrüstung auch zum Einſatz zu bringen, nahezu unwiderſtehlich werden kann. Mehr denn je zuvor ſtehen die Länder Weſt⸗ europas alſo am Scheidewege. Der eine Weg führt zu gegenſeitiger Verſtändigung und einer Beſchränkung der gigantiſchen Zerſtörungs⸗ kräfte, unter deren Schatten wir leben, der an⸗ dere Weg führt unweigerlich zu einem furcht⸗ baren Kriege, der mehr noch als der Welt⸗ krieg zum Ruin führen müßte. Wenn es je⸗ mals Zeit war, die größte Anſtrengung zu un⸗ ternehmen, um die Völker auf den rechten Weg zu führen, iſt jetzt der Zeitpunkt dazu gekommen. Slark überlrieben Die Lücken der engliſchen Aufrüſtung London, 18. Okt. Der bedeutende engliſche Militärſchriftſteller Kenneth Edwards unterſucht in der„Sunday Times“ die Notwendigkeit der Flottenauf⸗ rüſtung für England. Aus den Ausführungen dieſes kompetenten Sachverſtändigen gewinnt man den Eindruck, daß die Lücken in der engli⸗ ſchen Aufrüſtung vielfach ſtark übertrie⸗ ben 9 die ai e künſtlich gefördert wird. Edwards ſtellt feſt, daß zwar mehr Schiffe gewiſſer Kategorien, insbeſondere Zerſtörer und kleinere Schiffe benötigt würden, daß die Kriſe dagegen gezeigt habe, daß die Flotte am beſten von allen Wehrmachtsteilen vorbereitet gewe⸗ ſen ſei. Die Tatſache, daß die halbe Flotte im Mittelmeer und ein ſtärkerer Sektor im Fernen Oſten benötigt würden, habe ſich natürlich auch bemerkbar gemacht. Tendenziöſe Auslaſſungen aus Paris Die Achſe und der vdeulſche Drang nach Often“ Nom, 18. Oktober. Unter der Ueberſchrift„Paris ergreift den willkommenen Vorwand zu einer erneuten Spekulation gegen die italieniſch⸗deutſche Achſe“ läßt ſich„Tribuna“ aus der franzöſiſchen Hauptſtadt über die Tendenzen berichten. die von einer angeblich deutſch⸗italieniſchen Mei⸗ nungsverſchiedenheit hinſichtlich der Löſung des ungariſch⸗ tſchecho ⸗ ſlowaktiſchen Konflikts wiſſen wollen. Der Pariſer Ver⸗ treter des Blattes ſtellt feſt, daß man wieder einmal die Enttäuſchung und Verärgerung zahlreicher franzöſiſcher Kreiſe über die Uner⸗ ſchütterlichkeit der deutſch⸗italieniſchen Zuſam⸗ menarbeit erkennen könne, in der ſie um jeden Preis einen Riß feſtſtellen möchten. Man gehe ſo weit, zu behaupten. daß— wenn Berlin ſich nunmehr Prag nähere— Rom ſich gleichzeitig davon entferne. Man rede da⸗ bei ſogar von einem Block, der zwiſchen Polen. Ungarn und Italien geſchaffen werden ſolle. um den Drang Deutſchlands nach Oſten aufzu⸗ halten, und es werde auspoſaunt, daß— wäh⸗ rend man in Berlin die deutſch⸗tſchecho⸗lowa⸗ kiſche Freundſchaft ſeiere. man in Rom gegen die Tſchecho⸗Slowakei zu Felde ziehe. Man frage ſich wirklich, ob dieſe Einſtellung auf! Verſtändnisloſigkeit oder auf ſchlechten Glauben oder Voreingenommenheit zurückgehe. Jedenfalls könne man aber feſtſtellen. daß Frankreich den ungariſch⸗tſchecho⸗flowakiſchen Streit zum Vorwand nehme, um einen neuen Lügenfeldzug auf Grund tendenziöſer Auslaſ⸗ jungen zu inszenieren. Für eine gerechle Löſung Ungarn zu den Beſprechungen in München und Rom. Budapeſt, 18. Oktober. Zu den Münchener Beſprechungen des ehema⸗ ligen Miniſterpräſidenten Daranyi und den Römer Beſprechungen des Kabinettschefs des Außenminiſters, Graf Cſaky. ſchreibt der diplo⸗ matiſche Koreſpondent des Ungatiſchen Nach⸗ richtenbüros. MTI, daß dieſe Beſprechungen erneut bewieſen hätten, daß der Führer und der Duce mit vollem Verſtändnis die For⸗ derungen Ungarns unterſtützen. Die beiden Großmächte eröffneten den Weg zur Geltendmachung der Rechte Ungarns,. und ihr Standpunkt gegenüber der Frage des Ungartums in der Tſchecho ⸗ Slowakei knüyſe Ungarn mit neuen Banden an jene Achſenvoli⸗ tik, die die ungariſche Regierung entſprechend den Gefühlen des ganzen Ungartums befolge. Auch ſetze ſeitens der beiden Mächte eine kraftvolle diplomatiſche Tätig⸗ keit, um das ungariſch tſchecho⸗ſlowakiſche Problem einer baldigen Löſung entgegenzufüh⸗ ren. Die Löſung ſei äußerſt dringend. insbeſon⸗ dere wegen der bedrängten Lage des Ungar⸗ tums und der Gewalttaten der tſchechiſchen bürgerlichen und Militärbehörden. Die ungati⸗ ſche Nation vertraue auf eine friedliche Löſung der Frage, ſehe aber allen Möglichkeiten ent⸗ gegen. Wenn die friedlichen Verhandlungen nicht zum Ziel führten. dann ſei ſie bereit zu jeder Eventualität. Die ungariſche Re; gierung ſei entſchloſſen, die Frage abzuſchlie⸗ zen und mit allen Mitteln zu einer eee H Löſung zu kommen. ſlungsbegrenzung als Folgerung der Münthoner Erklärung Bon den Ereigniſſen im Fernen Iſien 5 Auf Grund der letzten Ereigniſſe auf dem chineſiſch⸗japaniſchen Kriegsſchauplatz ſah ſich die engliſche Regierung zu einem verſtärkten Schutz der engliſchen Kronkolonie erhtang veran⸗ on laßt,—, Der engliſche Kreuzet„Birmingham“ kurz vor dem Auslaufen, nach Hong g. mit einem Bataillon Seaforth⸗ Fannie an Bord im Hafen von Schanghai. 9 (Aſſociated ch, Gander arultiybez 0 Aümclle am dir ongllich doll Hur bedingke Juſtimmung zu dem Ergebnis von München London, 17. Okt. Die konſervative„Yorkſhire Poſt“ behandelt in einem langen Artikel das in England zur Tagesordnung gehörende Thema der Schaffung der nationalen Einheit und Einheitlichkeit. Die Zeitung hält es dabei zunächſt für zweckmäßig, in Abrede zu ſtellen, daß Eden Einfluß auf die politiſche Haltung der„Porkſhire Poſt“ habe. Angeſichts dieſer vorausgeſetzten Abrede er⸗ ſcheinen die nur bedingte Zuſtimmung zu dem Ergebnis der Münchener Beſprechun⸗ gen u. die daraus gezogenen Rückſchlüſſe auf die engliſche Politik, die das Blatt zieht, bemerkens⸗ wert. Denn nach München, ſo meint die„Vork⸗ ſhire Poſt“, müſſe England ſeine geſamte Poli⸗ tik und bis zu einem gewiſſen Grade auch das ganze Leben der Nation überholen, um der neuen Lage gerecht zu werden. Die Sicherheit des Imperiums. deſſen Zuſammenhalt und ſein weiterer Beſtand ſeien nämlich unmittelbar be⸗ rührt durch einen angeblichen„Fehlſchlag der engliſchen Politik und den Verluſt des engli⸗ ſchen Preſtiges in Europa“. Und man ſtehe da⸗ her— darauf glaubt das Blatt ſchließen zu müſſen— vor der ungeheuer ſchwierigen Auf⸗ gabe, das„erheblich erſchütterte Vertrauen“ in England wieder herzuſtellen.(1). Hierzu benö⸗ tige man nun eine Politik, die von der Unter⸗ ſtützung aller Parteien getragen werde. Das Blatt ſchließt mit der Feſtſtellung, daß England unter den heutigen Umſtänden weder einen Gebiets⸗ noch einen moraliſchen Verluſt zu befürchten brauche. Allerdings ſetze das letz⸗ tere voraus, daß man offen zugebe, ſich in der Beurteilung der Dinge ſchwer geirrt zu haben, Zeichen der Zeit ebenſo falſch verſtanden zu haben wie Anſichten, die der Pſychologie des Engländers fremd ſeien. Wenn man das zu⸗ gebe, ſo würde das eines der ſicherſten Mittel bilden, um eine nationale Einheit zuſtandezu⸗ bringen, die jetzt zum Beiſpiel notwendig ſei. Ein ſolcher Appell, offen in der Zugabe der Nu 920 überzeugend in ſeinem Ernſt, würde eine en; Zuſtimmung von allen Konſer⸗ vativen, Labour⸗Leuten und Liberalen erhalten. Geburtsstätte Christi in arabischer Land Der nationale Charakter des arabiſchen Freiheilskampfes London, 17. Oktober. Die Londoner Abendblätter vom Montag be⸗ richten wieder in großer Aufmachung über die täglichen Unruhen in Paläſtina. Sämtliche Blätter heben hervor, daß in Jeruſalem trotz einer 24ſtündigen„Waffenruhe neue Zwi⸗ ſchenfälle zu verzeichnen geweſen ſeien und daß die Jeruſalemer Altſtadt einer belagerten Fe⸗ ſtung geglichen habe. 12 St tädte in Paläſtina mit arabiſcher Bevölterung ſtünden nun unter Nachtausgehverbot. Das Ausgehverbot in der Altſtadt Jeruſa⸗ lems bleibt weiterhin beſtehen. Alle Tore ſind geſchloſſen und ſtehen unter militäriſcher Be⸗ wachung. Trotzdem ſind wiederholt in dieſem Gebiet Schüſſe zu hören geweſen. In der Ge⸗ gend des Jaffatores wurden heute früh etwa 150 Araber verhaftet, da ſie ſich auf dem Weg zu ihrer Arbeitsſtätte befanden und von dem Ausgehverbot, das lediglich in den Außenbe⸗ zirken plakatiext wurde, keine Kenntnis hatten. In Jeruſalem haben ſich ſämtliche ara⸗ biſchen Geſchäfte auch außerhalb der Altſtadt dem Streik angeſchloſſen. Da die Juden gleich⸗ zeitig Feiertag haben, macht die Stadt einen völlig ausgeſtorbenen Eindruck. Wie bekannt wird, befindet ſich Bet 0. le⸗ hem ſeit Wochen im Beſitz der arabiſchen Frei⸗ heitskämpfer. Kein Soldat der Mandatsmacht Englands iſt noch in der Stadt. Damit iſt auch die Geburtsſtätte und Geburtskir⸗ che Ehriſti in arabiſcher Hand. Der ausgeſprochen nationale Charakter des arabi⸗ ſchen Freiheitskampfes, der weder gegen Reli⸗ gion, noch„gegen die Ausländer an ſich gerichtet iſt, zeigt ſich in der Tatſache, daß die Araber inzwiſchen den chriſtlichen Gottesdienſt in Bethlehem nicht nur geſtattet, ſondern — wie zuletzt noch am Sonntag— ihn ſogar beſchützt haben. Jedermann, mit Aus⸗ nahme 2 Juden und Englän⸗ dern, iſt der Zutritt nach 2 und ſei⸗ nen heiligen Stätten freigegebe Dem bevorſtehenden Großang 4 iff der Engländer mit 25 000 Mann auf die arabiſchen Freiſchärler wird in arabiſchen Krei⸗ ſen mit größter Spannung entgegengeſehen, zumal dieſer Kampf für die engliſchen Truppen ſehr ſchwierig werden dürfte. 1 — 4 rr Wozu das alles? Dr. E. K. Noch iſt kein Monat vergangen, ſeitdem in München im Anſchluß an die Vereinbarungen der vier Staatsmänner eine Urkunde unterzeichnet wurde, die über die am Vortage erreichte Sicherung des europäiſchen Friedens hinaus berechtigtes Aufſehen erregte und eine verheißungsvolle Periode deutſch⸗ engliſcher Zuſammenarbeit und Freundſchaft einzuleiten ſchien. Beide Staaten hatten durch die Erklärung ihrer führenden Staatsmänner ihren Willen zum Ausdruck ge⸗ bracht, nie mehr Krieg gegeneinander zu füh— ren. Es war klar, daß dieſe großmütige und unter dem Eindruck einer geſchichtlichen Stunde ſpontan erfolgte Aktion nicht mit einem Mal ein ganzes Bündel von immerhin noch be⸗ ſtehenden Problemen über Bord werfen konnte. Aber das durfte man hoffen: daß man in einem neuen Geiſt des gegenſeitigen Verſtehens und unter Außerachtlaſſung einer kriegeriſchen Eventualität ſorgſam Stein um Stein ſchichten würde zum Aufbau eines die Zeiten über⸗ dauernden Friedensgebäudes. Schneller als der ſchlimmſte Peſſimiſt ſich das denken mochte, wurden dieſe Hoffnungen gewaltig beſchnitten. Nicht durch Deutſchlands Schuld. Denn Deutſchland hat in dem Flottenabkom⸗ men einen ſo eklatanten Beweis für ſeine friedfertigen Abſichten gegen England gegeben, daß man darüber nicht mehr debattieren kann. Chamberlain hat in München in einem groß— herzigen Entſchluß und als erſter Vertreter ſei— ner Nation ein ermunterndes Wort geſprochen, dem freilich, wenn es ſeine Wirkſamkeit behal⸗ ten ſollte, die befreiende Tat auf dem Fuße folgen mußte. Das iſt, wie heute feſtzuſtellen iſt, leider nicht geſchehen. Man hat, wie das unter einem demokratiſchen Re⸗ gime üblich iſt, das parlamentariſch zerredet, was ſich in der Ausſprache von Mann zu Mann als zweckmäßig und heilvoll ergeben hatte. Die Summierung von Begründungen der Münchener Aktion, die Abwehr der An— griffe aus der Oppoſition haben die Zeit nutz⸗ los verſtreichen laſſen, die nach der Atmoſphäre des günſtigen Augenblicks unbedingt zur er⸗ folgreichen Tat hätte ſchreiten müſſen. Je wei⸗ ter wir uns von dieſer Atmoſphäre entfernen, deſto ſchwieriger wird es ſein, uns wieder zu der Baſis zurückzufinden, die in München ge; ſchaffen zu ſein ſchien. So erklärt in einem höchſt beachtenswerten Artikel Ward Price, der als engliſcher Journaliſt ein Kenner der Politik ſeines Vaterlandes, der zugleich aber auch ein aufmerkſamer Beobachter der deutſchen Politik iſt. Was hat England nach der Münchener Be⸗ gegnung getan? Es wurde nicht von den ver⸗ antwortlichen Staatsmännern darüber beraten, wie der nun einmal aufgezeigte Weg des Frie⸗ dens konſequent weiter beſchritten werden kann, man hat ſich vielmehr unter dem Ein⸗ druck der Anſichten von Ewiggeſtrigen, wie Eden, Duff Cooper uſw., auf eine Ebene zu⸗ rückbegeben, auf der man nur Fortſetzung der gewaltigſten Aufrüſtungspolitik und damit Vorbereitung zu bewaffneten Konflikten kennt. Auch wenn man ſich der Tatſache nicht ver⸗ ſchließt, daß England in der Bereitſchaft ſeiner militäriſchen Sicherheit nicht völlig auf der Höhe war, iſt das Tempo und das Ausmaß der engliſchen Aufrüſtung unverſtändlich, wenn man ſie in Beziehung ſetzt zu der Münchener Urkunde. Das aber muß man tun. Denn die engliſche Aufrüſtung kann nach Lage der Dinge gegen niemand anders gerichtet ſein als gegen Deutſchland. Es iſt verſtändlich, daß man des⸗ halb bei uns mit einiger Verwunderung auf dieſe neuen Orgien eines Rüſtungswahnſinnes blickt, der längſt ſich der Zahlen von Millionen an Koſten entwöhnt hat, der vielmehr nur noch in Milliarden zu denken vermag. Die ganze Tragweite der engliſchen Aufrüſtungspolitik er⸗ gibt ſich mehr noch als aus den bekanntgewor⸗ denen Tatſächlichkeiten aus den immer mehr in den Vordergrund tretenden Debatten über eine mögliche Wehrpflicht oder doch mindeſtens eine ähnliche Einrichtung. Das iſt ein Begriff, der der bürgerlichen Auffaſſung des engliſchen Mannes auf der Straße ſo fremd iſt, daß man aus ſeiner Propagierung die tiefgehende gei— ſtige Wandlung im britiſchen Empire wohl am beſten erkennen kann. Der Artikel von Ward Price, den man als einen Appell an die Vernunft und Einſicht Eug⸗ lands werten möchte, kommt im rechten Augen- blick. Er wird, ſo iſt zu befürchten, nicht den nachhaltigen Widerhall in England haben, den man ihm wünſchen möchte. Aber dieſer Appell eines der bekannteſten engliſchen Publiziſten zeigt doch in überzeugender Klarheit, wie der Ablauf der Weltgeſchichte um ein Stück zurück gedreht wird. Denn die Fortſetzung der maß⸗ loſen Aufrüſtung in den weſtlichen Ländern. die, wie es natürlich iſt und wie es der Füh⸗ rer auch in Saarbrücken erklärte, ein entſpre⸗ chendes Eingehen auch in Teutſchland und Italien erfordert, iſt in der Tat ein Rückfall auf eine geiſtige Verfaſſung, die man mit be⸗ gründetem Optimismus in München als über⸗ wunden erhofft hatte. Flugzeugunglück in As U. Zuſammenſtoß über dem Flughafen Detroit(Michigan), 17. Okt. Bei einem Zuſammenſtoß zweier Flugzeuge über dem Flughafen von Detroit in einer Höhe von 100 Meter gerieten beide Apparate in Brand und ſtürzten ab. Fünf Perſonen fanden den Tod. Berlin, 17. Oktober. Reichswirtſchaftsminiſter Funk hat durch einen an alle Reichs⸗ und Länderverwaltungen ſowie den Deutſchen Gemeindetag gerichteten Erlaß Sudetendeutſchland zum„beſonders auf⸗ tragbedürftigen Grenzgebiet“ erklärt. Dieſe An⸗ ordnung verpflichtet alle Beſchaffungsſtellen der öffentlichen Hand, die gewerblichen Betriebe in dieſem Gebiet bei der Vergebung öffentlicher 3 bevorzugt zu berückſich⸗ igen. Nachdem durch die Verordnung über den arenverkehr mit den ſudetendeutſchen Gebie⸗ ten vom 6. 10. 1938 die Sicherung dafür geſchaf⸗ fen worden iſt, daß kein ungeregelter Abfluß Berlin, 17. Oktober Nachdem das Umrechnungsverhältnis für den Umtauſch der Tſchechenkrone in die Reichs⸗ mark in den ſudetendeutſchen Gebieten be⸗ kanntgegeben worden iſt, erſcheint in der näch— ſten Nummer des Reichsgeſetzblattes eine wei⸗ tere Verordnung mit den näheren Einzelheiten über die Einführung der Reichsmarkwährung in Sudetendeutſchland. Nach dieſer Verordnung wird die Tſchechen⸗ krone bis zum 31. Oktober 1938 aus dem Ver⸗ kehr gezogen mit Ausnahme der Noten über 10, 20 und 50 Ke. und der tſchechiſchen Mün⸗ zen, die aus techniſchen Gründen noch für eine Reis delt als Zahlungsmittel zugelaſſen eiben. Der Umtauſch der Noten über 100 Ke. und darüber findet bis zum 31. Oktober 1938 bei allen in den ſudetendeutſchen Gebieten gelege⸗ nen öffentlichen Kaſſen des Reichs und Reichs⸗ bankanſtalten zum Kurs von 12 Rpfg. für die Tſchechenkrone ſtatt. Nach dem 31. Oktober werden dieſe Noten nur noch zum Berliner Deviſenkurs(zur Zeit 8,6 Rpfg.) umgetauſcht. Die Einfuhr von tſchecho⸗ſlowaliſchen Geldſor⸗ ten in die ſudetendeutſchen Gebiete iſt verbo⸗ ten worden. Die Verordnung beſtimmt ferner, daß alle auf Tſchechenkronen lautenden Forderungen und Schulden, bei denen Gläubiger und Schuldner im Deutſchen Reich leinſchließlich der Paris, 17. Oktober. Die Pariſer Abendpreſſe verfolgt mit großer Aufmerkſamkeit die Rüſtungskampagne in Eng⸗ land und fordert ein gleiches Vorgehen auch in Frankreich. Die Blätter veröffentlichen bei die⸗ ſer Gelegenheit umfaſſendes Zahlenmaterial. beſonders bezüglich der Luftwaffe. So berichtet der Luftfahrtſachverſtändige des„In⸗ tranſigeant“ in einer großen Statiſtik, daß Frankreich in den Jahren zwiſchen 1933 und 1938 nach dem heutigen Heeresſtand 31.28 Milliarden Franken für ſeine Luftwaffe ausgegeben habe. Dieſe Ausgaben(immer auf den heutigen Stand des Frankenkurſes umge⸗ rechnet) ſeien mit jedem Jahre ſehr weſentlich geſtiegen. 1933 und 1934 hätten ſie ſich auf je 3.6 Milliarden. 1935 auf 4.4 Milliarden, 1936 auf 5.6 Milliarden, 1937 auf 5.88 Milliarden und 1938 auf 8.2 Milliarden Franken belaufen. Der Leitartikler des„Temps“ gibt ſeiner Genugtuung über die engliſchen Rüſtungsbeſtre⸗ bungen Ausdruck und erklärt dann. einer gro⸗ zen internationalen Auseinanderſetzung zur Schanghai, 17. Oktober. Der japaniſche Geſandte in Schanghai hat den ausländiſchen Vertretungen drei Noten zu⸗ ſtellen laſſen. In der erſten läßt der japaniſche Flottenchef darauf hinweiſen, daß im Jangtſe⸗ Abſchnitt zwiſchen Hwangſchikang und Hankau größere Kampfhandlungen geplant ſeien. Die Mächte werden erſucht, das neutrale Eigentum, ihre Schiffe und ihre Häuſer klar zu kennzeich⸗ nen, damit Zwiſchenfälle vermieden würden. Die Note enthält im einzelnen folgende For⸗ derungen: 5 1. Die ausländiſchen Schiffe auf dem Jangtſe ſollen oberhalb Hankaus ſtatio⸗ niert werden. Die Mächte ſollen Schritte er⸗ greifen, damit ausländiſche Häuſer und das an dieſe angrenzende Gebiet nicht durch die Chi⸗ neſen für militäriſche Zwecke benutzt werden. 2. Die Mächte ſollen bei der chineſiſchen Re⸗ gierung ſchärfſtens gegen Flaggenmiß⸗ brauch durch chineſiſche Fahrzeuge proteſtie⸗ ren. Die japaniſche Flotte werde gemäß Kriegsrecht alles als chineſiſches Eigentum be⸗ handeln, wenn angenommen werden müſſe, daß die Chineſen fremde Flaggen über einem Eigen⸗ tum gehißt hätten, das nicht vollſtändig neu⸗ tralen Beſitzern gehöre. 5. „ Die Durchfahrtlücken in den Schiffsſperren oberhalb und unterhalb Shih⸗ weihao bleiben für die Schiffahrt— ausge⸗ nommen für japaniſche Marinefahrzeuge— geſchloſſen, bis der Flottenchef entſcheidet, daß die japaniſchen Operationen durch das Befah⸗ ren mit Schiffen dritter Mächte nicht mehr ge⸗ ſtört werden. In der zweiten Note wird deutliche Kenn⸗ zeichnung des ausländiſchen Eigentums in den Städten Poklo und Weitſchau im Kriegsgebiet von Südkwantung angeraten. Der Wirkſchaftsaufbau im Cudetenland Bevorzugte Berückſichligung bei Vergebung öffenllicher Aufträge von Rohſtoffen und Halbfabrikaten aus dem Sudetenland in das Altreich ſtattfinden kann, wird durch die bevorzugte Zuteilung öffent⸗ licher Aufträge eine der weſentlichſten Voraus⸗ ſetzungen für die Wiederingangſetzung der Be⸗ triebe geſchaffen. In enger Zuſammenarbeit zwiſchen den zentralen Beſchaffungsſtellen, ins⸗ beſondere der Wehrmacht und der Reichsaus⸗ gleichsſtelle für öffentliche Aufträge iſt die Er⸗ kundung der für öffentliche Aufträge in Frage kommenden Betriebe bereits ſoweit fortgeſchrit⸗ ten, daß mit Beginn der Auftrogsvergebungen in Kürze gerechnet werden kann, die Errichtung einer Außenſtelle der Reichsausgleichsſtelle für öffentliche Aufträge in Reichenberg⸗Sudetengau iſt gleichfalls in die Wege geleitet. Reichsmark anſtelle von Tschechenkronen der Vährungsumbau im ſudelendeulſchen Land ſudetendeutſchen Gebiete) wohnen, zum Kurs von 12 Rpfg. für die Tſchechenkrone in Reichs⸗ mark umgewandelt werden. Zahlungen, die Sudetendeutſche von der Tſchecho-Slowakei auf Forderungen erhalten, die auf Tſchechenkronen lauten und umgekehrt Zahlungen, die Sudetendeutſche auf derzeitige Verpflichtungen nach der Tſchecho-Slowakei zu leiſten haben, ſind nach der Verordnung über eine Ausgleichsſtelle zu leiten. Der Sinn dieſer Kursausgleichsſtellen beſteht da⸗ rin, auch demjenigen Sudetendeutſchen, der auf Tſchechenkronen lautende Forderungen uſw. gegen tſchecho-ſlowaliſche Schuldner hat, den höheren Umrechnungskurs zugute kommen zu laſſen. Umgekehrt wird der ſudetendeutſche Schuld⸗ ner zu höherem Kurs an die Kursausgleichs⸗ ſtelle zu zahlen haben, da es unbillig wäre, den, der einem Sudetendeutſchen Tſchechenkro— nen ſchuldet, ſchlechter zu ſtellen als denjeni⸗ gen, der Tſchechenkronen nach der Tſchecho⸗ Slowakei ſchuldet. Der Zahlungsvorgang über die Kursaus⸗ gleichsſtelle berührt jedoch in keinem Fall das Schuldverhältnis mit dem tſchecho⸗ſlowakiſchen Schuldner oder Gläubiger; dieſer empfängt zum amtlichen Deviſenkurs. Die techniſchen Einzelheiten für derartige Zahlungen über die Kursausgleichsſtelle werden zuſammen mit den Beſtimmungen über dieſe Stelle in den näch⸗ ſten Tagen veröffentlicht werden. 31 Milliarden Franken in fünf Jahren Was Frankreich bisher für ſeine Luftwaffe ausgab friedlichen Löſung aller ſchwerwiegenden euro⸗ päiſchen Probleme könne man nur dann mit Erfolg begegnen, wenn man nicht wegen unzu⸗ reichender militäriſcher Vorbereitungen die Forderungen derer hinnehmen müſſe, die über eine effektive Macht verfügten und dieſe Macht 4 den Dienſt ihrer Diplomatie zu ſtellen wüß⸗ en. Der bekannte Flieger und Fachmann für Mi⸗ litärfragen, Pierre Faure, beſchäftigt ſich in der„Revue de Paris“ mit den Richtlinien, die Frankreich bei einem weiteren Ausbau ſeiner Luftwaffe künftig im Auge behalten müſſe. Bei der Luftwaffe gebe es gegenwärtig zwei Auf⸗ faſſungen. Nach der einen brauche ein Staat, von defenſiven Grundſätzen ausgehend, in erſter Linie eine ſehr große und mächtige Jagdflie⸗ gerei, nach der anderen Auffaſſung eine offen⸗ ſive Luftwaffe und eine weſentliche Verſtärkung der Bombenflugzeuge. In geiſtiger wie in materieller Hinſicht ſei die erſte Auffaſſung un⸗ haltbar. Nur eine Offenſive könne zum Siege führen. Japan fordert unbedingte Neutralität Das Kriegsgebiet und das verhallen der Ausländer In der dritten Note wird nochmals darauf hingewieſen, daß das Gebiet 200 Kilometer um Kanton und 100 Kilometer um Swatau beſon⸗ ders gefährdetes Kriegsgebiet bil⸗ det, innerhalb deſſen die ausländiſchen Mächte Maßnahmen zur Sicherheit ihrer Staatsange⸗ hörigen und ihres Eigentums treffen ſollten. —— Kein Geld für Prag Frankreich zu finanzieller Hilfe nicht bereit London, 17. Oktober. Die tſchechiſchen Finanzſachverſtändigen, die ſeit einigen Tagen in London weilten, haben London wieder verlaſſen, nachdem, wie Reuter meldet, der britiſche Vorſchuß von 10 Millionen Pfund und ſeine Ver⸗ wendung, zufriedenſtellend beſprochen worden ſind. Die franzöſiſche Regierung ſtehe auf dem Standpunkt, daß ihr eigener Finanzbedarf eine finanzielle Hilfe für die Tſchecho⸗Slowakei aus⸗ ſchließe. Die britiſche Regierung habe darauf erklärt, daß ſie nicht bereit ſei, die Laſt allein zu tragen. In Belgien unbeliebt Konzentrationslager für jüdiſche Flüchtlinge Brüſſel, 17. Oktober Wie der„Soir“ meldet, beabſichtige die bel⸗ giſche Regierung, mehrere Konzentrationslager für jene jüdiſchen Flüchtlinge einzurichten, die ſich ohne Aufenthaltserlaubnis in Belgien be⸗ finden. Man ſchätzt ihre Zahl auf rund 5000. Zahlreiche von ihnen ſind wieder aus Belgien ausgewieſen worden. Das Kabinett wird ſich in ſeiner nächſten Sitzung mit Flüchtlingsfra⸗ gen beſchäftigen. Das Opfer eines Mordes Tragiſcher Tod eines Sudetendeutſchen. Reichenberg, 18. Oktober. Noch jetzt werden zahlreiche Sudetendeutſche vermißt, die vor tſchechiſchen Gewalttätigkeiten gefloben waren oder feſtgenommen und zu Schanzarbeiten gezwungen worden waren. Ueber das Schickſal dieſer Vermißten herrſcht vollkommene Ungewißheit. Es beſteht die Be⸗ fürchtung, daß viele von ihnen nicht mehr am Leben ſind⸗ Wie der Reichenberger Tagebote am Montag meldet, wurde am Sonntag im Iſergebirge unweit Neu-Wieſe der Sudetendeutſche Walter Prediger, der einzige Sohn einer 74jährigen Witwe, tot aufgefunden. Prediger war am 24. September zu Erdarbeiten der Mili⸗ tärverwaltung kommandiert worden. Der To⸗ te hing an einem mit Aeſten von oben bis un⸗ ten bewachſenen Fichtenſtamm, wie angelehnt, an einem grünen Band etwa 50 Zentimeter über dem Boden. Unterhalb des rechten Auges konnte eine Verwundung feſtgeſtellt werden. desgleichen wurden Blutſpuren an der rechten Hand feſtgeſtellt. Die Hände und das Geſicht waren bereits in den Verweſungsprozeß über⸗ gegangen. Nach dem Befund iſt darauf zu ſchließen, daß der Tote das Opfer tſchechiſcher Ge⸗ walttätigkeiten geworden iſt; denn die Lage des Toten(mit dem rechten Fuß ſich förm⸗ lich einſtemmend an einen Stamm gelehnt. ohne ein Aeſtchen zu zerbrechen), ſowie die Wunden ſind Zeugnis dafür, daß Prediger das Opfer eines Mordes geworden iſt. Der tote Sudetendeutſche wurde in ſeinen Heimat⸗ art übergeführt. Rälſelralen in London Die Veränderungen in der Staatsleitung London, 17. Oktober Wie verlautet, wird das britiſche Kabinett am Mittwochvormittag zu einer Sitzung zu⸗ ſammentreten. Die Sitzung ſoll ſich mit fol⸗ genden Fragen beſchäftigen: Verteidigungs⸗ maßnahmen, Paläſtinafrage, Frage der Neu⸗ beſetzung von Kabinettspoſten und die Ange⸗ legenheit der Zurückziehung der italieniſchen Freiwilligen aus Spanien. Wie der politiſche Korreſpondent des„Eve⸗ ning Standard“ hierzu meldet, ſoll auch davon die Rede ſein, daß der Luftfahrtminiſter Sir Kingsley Wood einen beſonderen Poſten zur Beſchleunigung der Aufrüſtung er⸗ halten ſoll. Auch„Evening Standard“ ſpricht von neuen Miniſterien, und zwar für den nationalen Dienſt und für die Munitions⸗ beſchaffung. Ein Munitionsminiſte⸗ rium ſei beſonders notwendig geworden, da die Aufträge der Regierung enorm gewachſen ſeien. Weil durch die Schaffung eines ſolchen Miniſteriums Verteidigungsminiſter Infkip entlaſtet würde, beſtehe übrigens die Möglich⸗ keit, daß Inſkip Lordkanzler werde. Das Blatt übernimmt dann zum Teil die Kombinationen der Sonntagspreſſe. Es hat ebenfalls gehört, daß Lord Stanhope ſehr — als Nachfolger für Duff Cooper genannt verde. „Der politiſche Korreſpondent der„Evening News“(Rothermere) erwartet mindeſtens ein hälbes Dutzend Veränderungen. Kleine poliliſche Nachrichlen Reichsminiſter Dr. Frank wird am 20. Ok⸗ tober nach Budapeſt fahren, wo er einen Vor⸗ trag über die Rechtsentwicklung in Deutſchland halten wird. Nach dem Einlaufen des deutſchen Ge⸗ ſchwaders in Tanger begab ſich Konter⸗ admiral Marſchall mit mehreren höheren Offi⸗ zieren an Land, um den örtlichen Behörden ſo⸗ wie den Vertretern der Mächte einen Beſuch abzuſtatten. Am Montagvormittag haben die Einheiten des Geſchwaders Tanger wieder ver⸗ laſſen und ſind in Richtung Atlantiſcher Ozean ausgelaufen. 9 Der Arbeitsausſchuß des in Liſſabon tagen⸗ den Kongreſſes der Traube und des Weins beſchloß, den nächſten Kongreß Ende Auguſt 1939 in Berlin zu veranſtalten. An⸗ ſchließend wird. wie die offizielle deutſche De⸗ legation bekannt gibt, die zweite Reichstagung vk Weinbaus in Bad Kreuznach ſtatt⸗ inden. f Die italieniſche Regierung hat das Agrement zur Ernennung des bisherigen franzöſiſchen Botſchafters bei der Reichsregierung, Fran⸗ gois⸗Poncet, beim König von Italſen und Kaiſer von Aethiopien erteilt. Die für Ende Oktober vorgeſehene Reiſe des franzöſiſchen Außen miniſters Bonnet nach Ankara wird, wie in unterrichteten Krei⸗ ſen verlautet, zunächſt nicht ſtattfinden, da Bon⸗ net in Paris unabkömmlich iſt. 161 verwundete italieniſche Spanien⸗ freiwillige ſind an Bord des italieniſchen Lazarettſchiffes„Gradisca“ in Neapel einge⸗ troffen, wo ihnen die Bevölkerung einen herz⸗ lichen Empfang bereitete. Die Nachforſchungen amerikaniſcher Vehörden haben ergeben, daß bisher nicht weniger als 2000 Amerikaner in Rotſpanien gefallen ſind. Der ungariſche Geſandte ſprach am Montag im britiſchen Außenamt vor, und er⸗ klärte dort die Gründe zum Abbruch der Komor⸗ ner Verhandlungen und die Bereitwilligkeit Ungarns, die Verhandlungen wieder aufzu⸗ nehmen. Reichsminiſter Ruſt, der zur Zeit im Sude⸗ tenland weilt, leitete in Troppau die Feier⸗ ſtunde der ſudetendeutſchen Schulen ein. Hauptſch riftleiter und verantwortlich fun nden politiſchen Teil: Dr. Eduard Kubn, Worms für den übrigen Teil: Fetedrich Martin Weerndeim. Verlag: Vereinigte Zeitungsvetlag: Envum Haller & Co, Worms Geſchäftsſtelle: Friedrich Matin, Viernheim.— Druck: Wormſer Verlagsdencketer Hal⸗ kenhäuſer. Cnyrim& Co, Worms— DA. IX. 1938 über 2000. Z. Zt. iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 7 gültig. I ö ö ö ö * 2 S — de dus Hei dozeß über⸗ liegen, ſchet Ge denn die 5 ſich ſürm⸗ u gelehnt, ſowie die tediget das n it. det en Heingt⸗ f gleitung Ollober e Kabinett hung zu⸗ 9, mit fol⸗ eidigungs⸗ det Neu- die Ange⸗ alieniſchen des„Eve⸗ uch dabon niſter Sit osten zur tung er⸗ “ spricht zwar füt ſunitions⸗ uiniſtt⸗ orden, da gewachsen es ſolchen t Juli Möglich⸗ Lell die Es hat ope ſeht 1 benannt „Ebening tens ein get. ln 1 2 Ol ſen Lor; ulſchland en be⸗ h Kofter⸗ 55 ren O len. Au⸗ 50 Doe. iche Le⸗ etagufl fach fat Iittnelt fiche . 1 ger Mann Ar„ 247 70 Oer seltsame Fall des Unbekannten von Vollegno/ Achara Hunte (12. Fortſetzung) e Eine glückliche Frau Am 23. März 1927 ſpricht Dr. Marietto in Faſano am Gardaſee bei Profeſſor Canella vor. Giulia empfängt ihn allein. Ihr Gatte iſt mit den Kindern ſpazieren gegangen. Sie iſt er⸗ ſtaunt, als Marietto ſeinen Namen nennt: „Sie kommen von der Polizei? Ja, weshalb denn?“ 5 5 „Nicht, gnädige Frau. So ſtimmt das nicht ganz. Ich bin zufällig in Faſano. Da erinnerte ich mich an Ihren 125 Gemahl. Er war doch einmal mein Patient. Giulia ſchaute den Doktor forſchend an. Ma⸗ rietto merkte ſchon jetzt, daß ſein Verdacht auf ſchwachen Füßen ſteht. Er nimmt ſich zuſammen: Ich dachte mir, du ſiehſt einmal nach. wie es ihm geht, und 1 14 er 8 Fortſchritte macht. eht ihm ſehr gut.“ 5 Ne Und erinnert er ſich wieder? 25 g „An vieles.. er e un⸗ verkennbar geht es mit ihm vorwärts. „So kann 1 Ihnen wirklich Glück wünſchen, nädige Frau.“ V l 0 r ein wunderbares Lächeln um ihren Mund. Ihre Augen leuchten auf. Faſt unmerk⸗ lich ſchüttelt ſie den Kopf:„Wünſchen? Noch mehr Glück—? So viel kann es ja nicht geben. Da iſt Marietto beſchämt. Er kapituliert. Die Frau verſtellt ſich nicht. Die Frau iſt glücklich, ſie glaubt und weiß nichts anderes als: Das iſt Giuljo! Das iſt mein Mann! 5 Und was hat Marietto zu finden geglaubt? Eine Frau, die nach außen wohl ſcheinbar glück⸗ lich lebt, aber im Innern an einem entſetzlichen Irrtum trägt; an dem Bewußtſein: Dein Mann iſt ein anderer, irgendwer, nur nicht Giulio, den der Weltkrieg verſchlang. Das hat der Doktor Marietto zu finden geglaubt, ja gehofft und er⸗ wartet, weil ſonſt ſein ganzer pſychologiſcher Komplex in die Brüche geht. Neue Zweifel Als nach einer halben Stunde Giulio Canella mit den Kindern vom Spaziergang zurückkommt, erhält der logiſche Aufbau des Doktor Marietto den nächſten Stoß. Dieſer hochgewachſene, ſchlanke, ernſt blickende Mann mit ſeinem mächtigen Vollbart, dem ge⸗ pflegten Aeußeren, den ruhigen, beſonnenen Be⸗ wegungen und mit der hervorragenden Aus⸗ drucksweiſe der Sprache, die auf gediegenes Wiſ⸗ ſen und Können ſchließen läßt, ſollte der von der Polzei geſuchte Buchdrucker Mario Bruneri ein?. f„Tünche“ denkt Marietto, der für ſeine Logik kämpft.„So was kann man einſtudieren. Was hat der Mann denn ſonſt zu tun? Ein ganzes Jahr war Zeit.“ 8 Aber was dann Marietto ſo nach und nach im Laufe der Unterhaltung vernimmt, das gibt ihm doch den letzten Reſt. Die Ueberzeugung, daß ſein Pfycholdaie gründlich daneben ging. Er hört, def Canella mit dem Pfarrer in Fa⸗ ſano eng befreundet iſt, nicht jetzt erſt nach der Wiederkehr, ſchon lange vor dem Krieg, viel leicht ſchon zwanzig Jahre lang. Abend für Abend kommt der geiſtliche Herr auf ein Plauderſtündchen herüber, ſpricht ſich mit Canella aus, beſonders über ein gemeinſa⸗ mes Steckenpferd. Das iſt Kirchengeſchichte und Theis Canella iſt fromm und ein gläubiger riſt. Weiß ein einfacher Buchdrucker über Theolo⸗ ie und Kirchengeſchichte Beſcheid? Spricht er Neale Sprachen, alte und neue. Griechiſch, La⸗ tein, Deutſch und Engliſch? Kann ein einfacher Buchdrucker einer höheren Tochter von 14 Jah⸗ ren helfen, die Schulaufgaben zu machen? Alge⸗ bra. Mathematik., Chemie? So wie es Profeſſor Canella bei ſeiner Tochter Rita tut? Marietto erinnert ſich an den Polizeiakt des Mario Bruneri. Von ſeiner Hand geſchrieben ſind ein paar frühere Geſuche und Eingaben da. Was für ein Gegenſatz! Unbeholfene Schrift, 8 WV bkolf hiller beglückwünſchl Ritker von Epp fehlerhafte Worte, ſchlechte Ausdrucksweiſe. Eben ein Mann auf nicht ſehr hoher Bildungsſtufe. Und nun ſoll dieſer Menſch daſitzen und der jungen Rita Canella erklären, was man unter dem„Sieb des Eratosthenes“ verſteht, und daß die Quadratur des Kreiſes eine tranſzendent irrationale Zahl, ein kosmiſcher Begriff iſt. Das klingt tatſächlich wie ein fauler Witz. Aber zum Teufel! Die Fingerabdrücke! ie haben mit kosmiſchen Begriffen nichts zu tun! Die ſind nüchtern verſtandsgemäß! Es fällt Marietto ein Satz ein, den er irgendwo einmal geleſen hat: Unter vierhundert Millio— nen Menſchen gibt es im günſtigſten Falle zwei, deren Papillarlinien an den Fingerſpitzen gleich ſind. Und dieſe zwei Menſchen ſollten ausgerechnet der Profeſſor Canella und der Buchdrucker Bruneri ſein? Eines ſteht für ihn feſt: Sein Beſuch in Fa⸗ ſano, von dem er ſich ſo viel verſprochen hatte, der ihm ſeine kluge Schlußfolgerung beſtätigen ſollte, war ſang⸗ und klanglos in der eigenen Logik erſtickt. And Doktor Marietto begriff zum erſten Mal in ſeinem Leben: Wie armſelig find doch Logik, Bern und Verſtand gegen das menſchliche erz!“* Die Frau des Buchdruckers Bruneri Das Haus Nummer 37 in der Via Milano zu Turin machte einen heruntergekommenen Eindruck. Doktor Marietto, der am Morgen des nächſten Tages nach einem ergebnisloſen Beſuch in Faſano den Hausmeiſter nach der Familie Bruneri fragt, wird in den erſten Stock ver⸗ wieſen. (Fortſetzung folgt.) Kraftwagenunglück in Norditalien Vier Tote, ein Schwerverletzter. Mailand. 18. Oktober. Ein ſchweres Kraftwagenunglück, dem fünf Perſonen zum Opfer fielen, ereignete ſich auf der Autobahn Bergamo- Brescia. Ein Perſo⸗ nenauto fuhr in der vergangenen Nacht in vol⸗ ler Geſchwindigkeit auf einen Laſtkraftwagen auf. der wegen eines Schadens am Straßen⸗ rand halten mußte. Obwohl zur Warnung et⸗ wa 50 Meter vor dem haltenden Laſtwagen eine rote Lampe aufgeſtellt worden war, raſte der Lenker des Perſonenautos gegen das Laſt⸗ automobil. Zwei der Inſaſſen waren auf der Stelle tot, zwei weitere erlagen kurz darauf ihren ſchweren Verletzungen, der fünfte Inſaſſe des Perſonenwagens wurde in hoffnungsloſem Zuſtand in das Krankenhaus gebracht. Die beiden Fahrer des Laſtwagens kamen mit leich⸗ ten Verletzungen davon. 8 Amerikas Allantik-Geſchwader 38 Kriegsſchiffe als Stammflotte New Pork, 17. Oktober. Zu den Gerüchten über die Schaffung einer amerikaniſchen Kriegsflotte im Atlantiſchen Ozean wird nunmehr aus Waſhington be⸗ richtet: Aſſociated Preß will aus gut unterrichteter Quelle wiſſen, die Marineleitung der Vereinig⸗ ten Staaten beabſichtige, das vor zwei Wochen angeblich nur vorübergehend gebildete Atlantik⸗ Geſchwader, das aus 38 Kriegsſchiffen beſteht, als Kern einer ſtändigen Atlantik-⸗Flotte beſtehen zu laſſen. Wie verlautet, ſoll das Ge⸗ ſchwader noch vor Schluß dieſes Jahres durch die Kreuzer„Memphis“ und„Milwaukee“ ver⸗ ſtärkt werden. Außerdem befänden ſich drei Kreuzer, die„Concord“.„Trenton“ und„Cin⸗ cinnati“ bereits im Kriegshafen von Guan⸗ Veihefeier und heldenehrung im Leipziger Völkerſchlachldenkmal Die Feiern zum 125. Jahrestag der Völkerſchlacht bei Leipzig wurden am Sonntag Krypta des Völkerſchlachtdenkmals mit einer Weihefeier und Heldenehrung in der des Deutſchen Patriotenbundes eingeleitet. Die erſte der vielen Kranzſpenden beſtand in einem von Gene⸗ ralleutnant Gabke niedergelegten Kranz des Führers. Während der Heldenehrung ſchoß eine am Denkmal aufgefahrene Batterie 21 Schuß Salut für die Gefallenen. Unſer Bild zeigt die Weihefeier in der Krypta. Anläßlich ſeines 70. Geburtstages heſuchte auch der Führer Reichsſtaſthafter General der In— fanterie von Epp, um ihm perſönlich ſeine berzlichſten Glückwünſche auszuſprechen. — (Scherl⸗Bilderdienſt⸗Autoflex) (Scherl-Bilderdienſt⸗Autoflex) Ein Blick lber die Welt tanamo auf Kuba und auf dem Weg von San Diego in Kalofornien nach Norfolk in Virgi⸗ nia. Dieſe Kreuzer ſeien kürzlich während der Zuſpitzung der Lage in Europa nach der Oſt⸗ küſte der Vereinigten Staaten beordert worden und würden vorausſichtlich ebenfalls im At⸗ lantik⸗Geſchwader bleiben. Von flüſſigem Eiſen verlehl Exploſion in der Automobilfabrik Renault Paris, 16. Oktober. In der Gießerei der großen Pariſer Auto⸗ mobilfabrik Renault ereignete ſich eine Explo⸗ ſion, als der Stopfen eines Gießofens in die Luft flog und das flüſſige Eiſen herausſpritzte. 13 Arbeiter wurden mehr oder weniger ſchwer verletzt und mußten ins Krankenhaus überge⸗ führt werden. Einer von ihnen iſt bereits ſei⸗ nen Verletzungen erlegen. Lelliſches Flugzeug abgeſtürzt Die beiden Flieger tot Riga, 18. Oktober. Ein Flugzeug der Fliegerſtaffel Libau der lettiſchen Schutzwehr ſtürzte bei einem Uebungs⸗ flug bei dem öſtlich von Libau gelegenen Kruh⸗ ten ab. Dabei verunglückten die beiden lettiſchen Flieger tödlich. Das Fluazeug wurde völlig zertrümmert. Es handelt ſich hierbei um ein von den Libauer Werkſtätten erbautes Zwei⸗ ſitzerflugzeug. Die Urſache des Unglücks konnte bisher nicht geklärt werden. Reichsbahnlaſtkraftwagen im Judelenland Ebenſo wie im Perſonen⸗Omnibusverkehr hat die Deutſche Reichsbahn auch für die Güterbe⸗ förderung ihre Kraftverkehrsorganiſation un⸗ verzüglich auf die Gebiete des befreiten Sude⸗ tenlandes ausgedehnt In vielen Orten wur⸗ den Kraftverkehrszentralen eingerichtet. Von hier aus kommen vorläufig etwa 100 Laſtzüge zum Einſatz für den Linienderkehr. Damit wird dem dringendſten Verkehrsbedürfnis der ſudetendeutſchen Wirtſchaft entſprochen. Neuordnung des Organiſalionsweſens Stillhaltekommiſſar im Sudetengau eingeſetzt Der Oberbefehlshaber des Heeres General— oberſt von Brauchitſch hat im Einvernehmen mit dem Reichsminiſter des Innern und dem Reichsminiſter der Finanzen den Reichsamts⸗ leiter Albert Hoffman zum Stillhaltekom⸗ miſſar für Organiſationen im ſudetendeutſchen Gebiet beſtellt. Die weitere Tätigkeit aller Vereine und Or⸗ ganiſationen mit und ohne Rechtsperſönlichkeit, aller Verbände. Stiftungsfonds, vereinsähn⸗ licher Gebilde, die einen Menſchenzuſammen⸗ ſchluß darſtellen, ſowie aller mit derartigen Or⸗ ganiſationen zuſammenhängende Einrichtungen und Unternehmungen iſt bis auf weiteres von der Genehmigung des Stillhaltekommiſſars ab⸗ hängig. Portugal von deutſchen Kolonialforderungen unberührt Paris, 17. Oktober. Die„Agence Economique et Finanziere“ mel⸗ det aus Liſſabon, Miniſterpräſident Salazar habe in einem Interview erklärt, daß Portugal ſeine Intereſſen durch deutſche Kolonialforde⸗ rungen nicht berührt glaube, da ſolche ſich nach den Erklärungen Hitlers nur auf die ehemali⸗ gen deutſchen Kolonien beziehen. Beſorgniſſe um Alalürk Der Geſundheitszuſtand des türkiſchen Staats⸗ präſidenten Atatürk iſt in den letzten Tagen recht ernſt geworden. Wie verlautet, hat ſein langjähriges Leberleiden am Sonntag eine ernſthafte Verſchlimmerung erfahren. Der Zu⸗ ſtand wird als anhaltend ernſt bezeichnet. Ein amtlicher Bericht ſteht noch aus. Cianetti und Robert Ley ſammelten für das WSH W. Der Präſident des ftolſenſſchen Induſtriearbeiterverbandes als Gaſt des Reichsorganiſationsleiters Dr. Lev in Braunſchweig, Sammlung für das Winterhilfswerk teilnahm. Unſer Bild zeigt Dr. Ley in Braunſchweig Cianetti, weflte am Sonnabend wo er auch aktiv an der und Cianetti in Braunſchweig während der WHP W⸗ Sammelaktion(Preſſeamt d. DAF.— Scherl⸗Bilderd.⸗Autofler) —— 1 1 1 1 1 r — esine. uncl. cle. c 5. Fortſetzung Sie hatte Ehrfurcht vor dieſer Welt bewieſen, mehr als es vielleicht manch reiches Bauernmädchen getan haben würde, und doch hatte ſie dieſe Welt erweitert und einen Glanz hineingetragen, der manchmal ſchwach und ſchmerzlich in ihm widerleuchtete, ſo wenn er Muſil hörte wie heute. „Nein“, ſagte er leiſe,„nein, nein...“ „Aber ich bitte Sie, Herr Boſtelmann, ein ſolch ſtattlicher Mann wie Sie, ein wohlſituier⸗ ter Mann von knapp fünfzig Jahren...“ „Sechsundfünfzig“, ſagte der Bauer aufſeuf⸗ zend nach kurzer Pauſe; es klang, als ob er an irgend einem Rechenexempel ſchmerzlich herumrechnete. „Nu ſchön, ſechsundfünfzig, wir ſind ja nicht kleinlich, aber— ich habe da nämlich eine gute Bekannte, eine Kundin, eine Prachtfrau, vier⸗ zig Jahre alt und ſeit einem Jahr Krieger⸗ witwe. Sie ſitzt nun mit ihrer Tochter auf einem Hof von 900 Morgen. Was ſoll denn die Frau ohne Mann und ohne Sohn und Er⸗ ben mit ihren 900 Morgen. Vielleicht ſich von einem Schwiegerſohn mal zu Tode ärgern laſ⸗ ſen? Die braucht noch einen Mann, der ihr beiſteht. Das ſollten Sie ſein, Herr Boſtel⸗ mann. Die ſollten Sie nehmen, Herr Boſtel⸗ mann.“ „Nein“, ſagte Boſtelmann und ſtand auf. „Sie werden ſich's noch mal überlegen, Herr Boſtelmann, das ſage ich Ihnen. Nun müſſen Sie mich entſchuldigen, ich muß in die Stadt zurück. Sie können gern hierbleiben, bis Sie ſich im Büro Ihre Gefangenen abholen. Auf Wiederſehen, Herr Boſtelmann.“ Er ging und ließ den Bauern ſeinen Gedanken. allein mit IV. Die Altenteilersleute auf dem Lampenhofe zu Gummern hatten einige Jahre nach der Heirat ihres Sohnes Abſchied genommen von dem großen Bauernhauſe, das ſie gemeinſam mit ihren Kindern bewohnten. Sie waren in eine Häuslingskate übergeſiedelt, die in einem abgeſchiedenen Winkel des großen Vorderhofes ein vergeſſenes Daſein führte. Vom Wohn- hauſe und den Wirtſchaftsgebäuden trennte das Häuschen nach hinten ein Hain hochſtäm⸗ miger Fichten, ein wildes Gewucher von Stech⸗ palmenbüſchen wehrte den ſeitlichen Zugang vom Hof, und nach der Straße zu lag ein gänzlich verwilderter Garten, deſſen dichte Weißdornhecke nur in einem ſchmalen Pfört⸗ chen ſich lichtete. Längſt wurde die Kate nicht mehr benützt, die Tagelöhner weigerten ſich, dort einzuzie⸗ hen, obwohl das Haus durchaus keine üble Wohnung bot. Außer dem kleinen Flett wa⸗ ren drei leidlich geräumige Stuben vorhanden, der Schlafbutzen nicht zu vergeſſen, die immer noch manchem Heidjer ein mollig⸗warmes, vom feindlichen Zuzug der friſchen Luft nicht bedrohtes Quartier dünkten. Es war eine rechtſchaffene, kleine Diele mit Ställen für Kühe oder Ziegen und für Schweine vorhan- den— nur daß die ſeitliche Ausfahrt zum Hof durch die Stechpalmen lange verbaut war. Das Gebälk war aus beſtem Eichenholz er⸗ richtet und trotzte unverwittert der Zeit, wie auch mit ſeinen Grundbalken aller von unten wohl drohenden Feuchtigkeit. Das Fachwerk dazwiſchen war immer noch feſt und gerade gefügt. Wohl rieſelte der Zug der großen Waldameiſen aus vielen Fugen der Steine, wohl drängte die Neſſel ſich in das Gemäuer, wohl hob der wilde Lattich ſein Haupt und ließ die ſchleimigen Schnecken hinüberkriechen auf die Wände des Hauſes, wohl hatten die Schwalben durch die zerbrochenen Scheiben Einzug gehalten, um ihre runden Neſter unter die Fenſterbretter zu kleben, wohl hatten die Spinnen ſich breitgemacht, die große Kreuz- ſpinne, die ſchwer und lauernd mitten in ihrem klargegitterten Netze am Fenſter ſich wiegte, die Fangſpinne, die aus dem tiefrunden Trich⸗ ter ihres trüben Geſchleiers im Winkel gierig hervorſchoß, die ſchwirrenden Fliegen, die Bie⸗ nen, die Weſpen, ja ſelbſt kleine taumelnde Falter hinunterzuſaugen in ihren Schlund, wohl waren die Igel und Marder längſt ein⸗ gezogen in dieſem Hauſe, aber das Dach aus Stroh und Plaggen und Moos war noch dicht und hatte den ſchlimmſten Gefahren des Re⸗ gens und Schnees noch immer getrotzt. Dennoch war keine Tagelöhnerfamilie zum Einzug in dieſes Haus zu bewegen. In die⸗ ſem Hauſe war vor Jahrzehnten eine unver⸗ heiratete alte Tante geſtorben, eine Vaters⸗ ſchweſter der jetzigen Altenteilerin, die ja die Erbin des Hißes geweſen, denn ihr Mann hatte eingeheiratet. aman van Nac G aste Was Tante Dorette betraf, ſo hatte ſie ſich nach dem Scheitern dreier Verlöbniſſe von ihrem Bruder das Wohnrecht in der gerade leergewordenen Kate ausbedungen, dazu gegen mäßig bemeſſene Hilſe im Haushalt und in der Wirtſchaft, hinreichend Monatsgeld und Natu⸗ rallieferungen, um ein freies und vom Tiſch ihres Bruders unabhängiges Daſein friſten zu können— denn Einſamkeit war es, wonach ſie vor allen Dingen auf Erden verlangte. Dorette Voges war bald ihrer Pflichten im Hauſe des Bruders ledig geworden. Es währte nicht lange, ſo bekam die Bauersfrau, der jetzigen Altenteilerin Mutter, einen ſolchen Abſcheu vor dem Antlitz der Schwägerin, daß ſie auf ihre Dienſte für immer verzichtete, ja ihr noch mehr Geld gegeben haben würde, wenn ſie dadurch für alle Zeiten von jedem Anblick der Hexe verſchont geblieben wäre. Denn eine Hexe hatten ſie insgeheim die Leute ſchon immer genannt. War es das kalte, lauernde Auge, das in tiefliegenden Höhlen unter den wulſtigen Vorſprüngen des Stirn— beins die zögernden Blicke zurückhielt, waren es die buſchig⸗ſtarken und über der Naſenwur⸗ zel zuſammengewachſenen Brauen, war es der weſenlos-dürre, aller menſchlichen Fülle bitter entratende Leib— genug, ſie glich den ver⸗ trauten Bildern der Hexen. Bald aber ward ihr des Unheils ganzes Maß zugeſchrieben, das Hexen jemals verſchuldeten: Ein Söhnchen des Großkötners Voges, ge⸗ boren zu einer Zeit, da die unſelige Tante noch ein⸗ und ausging im Hauſe, ſtarb eines frühen, traurigen Todes. Der Doktor hatte ſich nicht ausgeſprochen über die Urſache ſeines Da⸗ hinſiechens, erſt die weiſe Frau, die man aus einem entfernten Dorfe nächtens geholt, klärte die Eltern auf, das Kind müſſe behext worden ſein. Befragt, ob ſie das teufliſche Weſen nicht nennen könne, ſagte die Frau, nachdem ſie ſich lange geweigert: „Hört zu: Wer in den nächſten drei Tagen zuerſt eure Schwelle betritt, um etwas für ſei⸗ nen Haushalt zu lehnen, der muß der Täter ſein.“ f g Am nächſten Morgen ſchon begab es ſich, daß Dorette, die in der Frühe einiges Leinenzeug gewaſchen, bei der Schwägerin vorſprach und um eine Leine zum Aufhängen ihrer Bettlaken bat. Die Schwägerin nannte ſie Hexe und ſchrie ihr einen Fluch ins Geſicht, der Bruder wandte den Kopf ab und ging in den Stall. Dorette verließ wortlos das Haus und be— trat es nie wieder. Der Fluch der Hexe war mit dem Schrei der Schwägerin auf ſie geſun⸗ ken, und niemals bewegten ſich ihre erſtarrten Lippen zur Abwehr. Der Fluch wuchs in den Mündern zahlloſer Menſchen. Was nützte es, daß die Aerzte einer Klinik, in die das Kind auf die dringenden Vorſtellun⸗ gen des Doktors ſchließlich gebracht wurde, einen Fall von Gehirntuberkuloſe feſtſtellten— Dorette blieb die Hexe, als welche ſie ſich durch das Entlehnen der Wäſcheleine ſo unzweideu⸗ tig erwieſen. In ihrer Einſamkeit wuchs Dorettes Trotz, wuchs ihre Verachtung der Menſchen, wuchs ihre Feindſchaſt wider das ganze Dorf, das ſie verleumdete, wuchſen, wer weiß es, vielleicht auch die Kräfte, die erſt zu wirken beginnen, wo eine Furcht vor ihnen beſteht. Das einſame Weib war nicht nur ſchuld, wenn ein Stück Vieh nicht fraß, wenn die Wäſche auf der Leine oder auf der Bleiche ſtockfleckig ward, wenn ein Waldarbeiter von Ischias befallen wurde, wenn die Kuh des Nachbarn nicht aufnehmen wollte oder ver⸗ kalbte— nicht nur von furchtſamen und miß⸗ trauiſchen Gedanken ward die Frau in Voges Kate derart geſucht und bezichtigt: auch die letzte Hoffnung und das um Hilfe flehende Elend der Aermſten nahte ihr ſchließlich. Jene, die ſo ſehr ihre Seele verhuſtet, in Krämpfen von ſich geſchüttelt, in Nierenſchmerzen ver⸗ ſtöhnt, in den Qualen durchgelegener Rücken auf langem Krankenlager verwimmert, auch jene ſandten nach ihr, vielleicht in dem verzwei⸗ felten Wahne, daß Gott, wo er nicht helfen wolle noch könne, am Ende ſein Antlitz doch fortwende— ja, gnädiglich fortwende ſein Ant⸗ litz, um des Teufels Hilfswerk ſchweigend ge⸗ ſchehen zu laſſen. Dorette ward abends oft abgeholt in ferne Dörfer und Städte, ſelbſt nach Hannover ſoll ſie geholt worden ſein. Oft blieb ſie tagelang ſort, und ſtets geſchah ihre Rückkehr des Nachts. Man ſagte ihr große Kraft, ſo des Hexens wie des Enthexens nach. Auch kannte ſie von ihren langen Streifzügen durch die Heide, aus ihrem Umgang mit alten Schäfern, die keine Furcht mehr hatten vor ihr, die Kräuter, die jede Krankheit verlangte, um linder zu werden. Es war bekannt, daß ſie wohl half, daß ſie ſich ihre Hilfe aber auch teuer bezahlen ließ, was ihrem Haß auf die Menſchen wohl anſtand. Die Goldſtücke, raunten die Leute, hätten ſich ſchon zu hunderten und aberhunderten in ihrer Hütte geſammelt, und das ſei das ſtille Gebet der Hexe, daß ſie abends daſitze und die runden, roten Münzen zähle, ſie wieder und wieder durch ihre knochigen Finger gleiten laſſe. Die dunkle Kunde von ihrem Goldſchatz wurde ihr Unheil. Nachdem ſie lange Jahrzehnte in ihrer ſtillen Kate gelebt, ſtarb ſie daſelbſt in einer Winternacht von Mörderhand. Man fand ſie, nachdem ſie ſchon gut acht Tage in ihrem Blute gelegen. Es fiel ja niemandem gar ſo leicht auf, wenn Voges Dorette ihr Haus nicht verließ. So bedurfte es erſt eines Beſu⸗ ches des Gemeindedieners, der einen Beitrag zu erheben kam, um feſtzuſtellen, daß unter dieſer Dach ſeit acht Tagen eine Tote hauſte. Sie lag mit zerſchmettertem Schädel auf dem Fußboden, mit böſe verzerrtem Geſicht, mit einem Aus⸗ druck, der wohl ahnen ließ, daß ſie unvorberei⸗ tet und ſchreckerfüllt aus ihrem Leben heraus⸗ geriſſen wurde und alſo nicht mit einem ruhi⸗ gen Ende des alten den Anfang eines neuen Lebens hatte gebären können. Der Mörder, der ſo viel Vorſprung gewonnen hatte, wurde nie⸗ mals ermittelt, noch gefaßt. Dorettes Wohnung war wild durchwühlt vorgefunden, ob aber der Mörder den erhofften Goldſchatz entdeckt hatte, war nach Lage der Dinge und bei dem gänz⸗ lichen Mangel an Einblick in ihre Verhältniſſe und Gewohnheiten nicht feſtzuſtellen. Möglich, daß ſie ihr Gold in irgend einem Winkel ſo ſicher verſteckt hatte, daß der Mörder es ſo wenig finden konnte, wie hernach die Erben es finden konnten. Hätte ſo die Vermutung eines verborgenen Schatzes von Goldſtücken die eine oder die an⸗ dere Häuslingsfamilie am Ende wohl locken können, die neu ausgebotene Wohnung zu be⸗ ziehen, ſo ſchreckte bald jeden etwa Geneigten die Kunde, nach der Dorette an dieſes ſchrecklich und unerlöſt jäh abgebrochene Leben qualvoll noch weiter gebunden war als unruhevoller Geiſt, als Geſpenſt, das manche geſehen am Abend, am hellichten Tage, am Morgen, geſehen, wie es ſich aus dem Fenſter der Mordſtube lehnte mit ſchreckhaft von ſich geſtreckten Hän⸗ den als Geſpenſt, das Neugierige wohl auch gehört, wie es im leeren Haufe die Uhr aufzog mit ſchnarchendem Ton, wie es mit Goldſtücken klimperte, wie es den Stampfer im Mörſer rührte, wie es mit ſchlürfenden Schrit⸗ ten die Stube durchging.. So blieb das Haus, was es geworden— ein Geiſterhaus, das niemand bewohnen mochte. Man ließ es, wie es da lag, ließ den Garten verwildern, ließ es im düſteren Schatten der Fichten, im wehrenden Bann der wachſenden Ilexbüſche. der wuchernden Hecke. In Voges Hauſe ward ſpät noch ein Mädchen geboren, zehn Jahre nachdem der Sohn geſtor⸗ ben war. Das Kind wurde die Erbin des Ho⸗ fes, es wuchs heran, aber es zeigte ſich bald, daß es ſehr ſchwer hielt, einen Freier für Emma zu finden. So lockend der große Hof für die nachgeborenen Bauernſöhne des Landes auch war— die meiſten hielten ſich fern, denn Emma, ſo fanden die Leute gar bald, ward der unſeligen Tante dermaßen ähnlich, daß ſelbſt die Eltern Scheu vor ihr zeigten, ſomit das Mädchen einer verhängnisvollen Einſamkeit überantwortend. Als dann die jungen Bur⸗ ſchen behaupteten, ſie hätten ſie eines Abends gar aus dem Häuschen Dorettes heraushuſchen ſehen, war es gänzlich vorbei mit dem Freien. Und wenn nun nicht Lampen Emil geweſen wäre, ſie eine Erbin der Tante eher als eine ſolche des großen Hofes geworden. Wer weiß es... Aber Lampen Emil war da. Er kam eines Tages und lachte mit ſeinem breiten Munde, er zeigte die weißen, funkeln⸗ den Zähne und wußte von keiner Hexe, von kei⸗ ner Tante wußte er, geſchweige denn von ir⸗ gendeiner Aehnlichkeit der Nichte mit ihr. Er lachte, und wenn er die große, rote Hand be⸗ wegte, ſo ſah es aus, als ob er allen Vor⸗ urteilen der Welt den Garaus machen wollte. Lampen Emil war als dritter Sohn auf einem kleinen Abbauernhofe geboren: auf einem Hofe, welcher, ſo winzig er war, acht ge⸗ ſunde und kräftige Kinder hatte erwachſen laſ⸗ ſen. So blieb denn nicht viel für die Nach⸗ geborenen. und Emil mußte mit einer Abfin⸗ dung von fünſhundert Mark in der Taſche, je⸗ doch mit einem unbeugſamen Willen im Her⸗ zen, es zu einem eigenen Bauernhofe zu brin⸗ gen, in fremde Dienſt geben. Lampen Emil ging ſo lange in ſchlichter Knechtsgeſtalt, bis er Copyright by n Verlagsanstalt in Hamburg Witterung bekam von der ſo ungemein fetten. wenn auch ein wenig anrüchigen Beute, die auf dem Vogelshof zu Gummern winkte. Nun ſtand das Ziel für ihn feſt. Er wußte ſich einen vor⸗ züglichen Zugang ins Haus des Bauern zu ſchaffen, indem er ſich dort als„junger Mann“ verdingte, eine Form des Dienſtes, die ſich von dem Knechtstum dadurch unterſchied, daß dem „jungen Mann“ vermehrte Arbeit und erhöhte Verantwortlichkeit oblagen, wohingegen ihm bei der Hälfte des Knechtslohns Familienanſchluß gewährt wurde. Lampen Emil hatte gut daran getan, ſich ſo zu verdingen. Dem Bauern lachte das Herz im Leibe, wenn er dieſen jungen Mann arbeiten ſah., der gut und gern zwei Knechte erſetzte, und dabei mehr Hirn, mehr Weitblick und Auf⸗ faſſungskraft bewies als Voges Vater jemals in irgendeinem Sterblichen vermutet hatte. Die Wirtſchaft gedieh unter der ſtarken und überlegenen Führung, die der Knecht unmerklich an ſich zog. Das Vieh wurde beſſer gepflegt, ſorgſamer gefüttert, und die Kühe gaben mehr Milch, die Aecker dankten der neuartigen Dün⸗ gung mit reicheren Ernten. Aber auch das karge Familienglück blühte ein wenig auf, denn Emil wußte die ſtillen Abende froher zu ma⸗ chen mit ſeiner lauten und breiten Behaglichkeit. Wie er auf alle Art zeigte, daß es für ihn kein böſes Getuſchel gebe, ſo ließ er insbeſondere Emma fühlen, daß er ſie für ein liebes, geſchei⸗ tes Mädchen halte, vor dem er aufrichtige Ach⸗ tung empfand. Er wußte mit Emma umzugehen. Das Miß⸗ trauen und die hämiſche Abwehr ihrer unter⸗ drückten und gänzlich verbitterten Seele ver⸗ ſtand er auf eine wahrhaft kluge Art zu ent⸗ waffnen. Durchaus vermied er es, ihr offen⸗ ſichlich den Hof zu machen. War er mit ihr allein, ſo war ſein Lachen verſchwunden. Dann zeigte er einen Ernſt, ein Aufmerken, das ſich auch bei ihren gehäſſigſten Reden niemals zum Widerſpruch wandte, ſondern ſchweigend und ſchlicht alles Unrecht ertrug. Sie, die ſich in die falſche und unfruchtbare Sicherheit des verach⸗ teten Menſchen hineingeflüchtet hatte wie in eine ſeindlich⸗düſtere Höhle, ſie wurde von ihm unmerklich herausgelockt in den lichten Vorhof eines leiſen Lauſchens auf unbekannte und bittende Töne: der ſtarke und in ſich niemals unſichere Mann brachte es fertig, vor ihr bis⸗ weilen als Schwacher, als Zweifelnder zu er⸗ ſcheinen, er bat ſie um ihren Rat, wo er er ſchwankte, er fragte ſie nach ihrem Urteil. wo er ſich über dieſen oder jenen Menſchen nicht ganz im klaren war— er wußt ihr leiſe und immer wieder zu zeigen, daß er ſie brauche wie das liebe Brot, daß es in ſeiner kraftſtrotzenden Menſchlichkeit ſchwache Stellen, daß es in ſei⸗ ner harten Folgerichtigkeit gleichſam geheime Lücken gebe, die ſie nur auszufüllen imſtande war. Dann kam der Abend, an dem ſeine weiſe Ausſaat eine reiche, eine herrliche Frucht brin⸗ gen ſollte. Emil hatte eine Auseinanderſetzung mit dem Bauern gehabt, in deren Verlauf dieſer ſich un⸗ nötig erhitzte und den jungen Mann eines eigenmächtigen und überheblichen Verhaltens beſchuldigte. Seltſam betroffen über Lampes ſchweigendes Dulden ſeiner Vorwürfe, geriet Voges Vater in eine heftige und in der Sach⸗ lage durchaus nicht begründete Erregung: das könne dem Knecht wohl ſo paſſen, hier den Herrn zu ſpielen und ſich bei kleinem die Rechte des Bauern zu erſchleichen, ſchrie er, mit dro⸗ hend erhobener Fauſt. Emil ſchwieg. Er preßte den Mund zuſammen, um das Funkeln ſeiner Zähne zu verbergen. Es geſchah dieſes alles während des Abend⸗ eſſens. Voges Mutter und Emma mitſamt dem Geſinde ſaßen am Tiſch und lauſchten atemlos dem peinlichen Vorgang. Die Tochter ſaß weit vorgebeugt und mit offe⸗ nem Munde da: ſie ließ Emil nicht aus den Augen, ſie ſah ihm nach, wie er ruhig aufſtand und wortlos aus der Tür ging. Nach einer Weile erhoben ſich unter dem Bann dieſes quälenden Schweigens der zweite Knecht und die Mägde, verließen mit zaghaftem Gutenachtgruß die Stube. Es war ihnen wohl anzumerken, daß ſie verwirrt und verängſtigt waren durch die Ungerechtigkeit, die ſie den Bauern hier begehen ſahen. Die Tochter ſaß immer noch regungslos da, auch ſie verängſtigt im höchſten Maße. und doch war es nur Angſt vor ſich ſelbſt. die ſie lähmte. und Angſt vor dem Unbekannten in ihr: ihr eigenes Schickſal, das geduckt und ſprungbereit in ihr lauerte, war es, vor dem ſie ſchauderte. Tortſetzung folgt) re 1 1 andumg ſelten, die auf f fand en dok⸗ 1 zu Mann- ich ton den ethöhte bm bei cuz ſch h erz im beiten fette, jemals hatte. und zetklich pflegt, Rehr 1 Dün⸗ das „ denn u ma⸗ ichkeit n lein ondete eſchei⸗ e Ab Miß⸗ untet⸗ per⸗ l ent⸗ offen⸗ iht Dann s ſich 11 und in die erach⸗ j ihn zothoj und emals t bis⸗ u er⸗ o et teil, icht ufd pie den ei⸗ heime kande deiſe blin⸗ denn . eines ſtens pes eriet zach⸗ das den echte dto⸗ Et flelt end⸗ den los ole; den 0 den eile in vol fist den ligt ugſt dot fol, vat kinz Eugen, der edle Nilter Zum 275. Geburtstag am 18. Oktober mmer iſt das Medium der Dichtung, des Liedes am wirkſamſten geweſen, eine große Perſönlichkeit volkstüm⸗ lich zu machen; und im Liede lebt auch Eugen, der Held von Belgrad, der Türkenbezwinger, an dem die immer und immer wieder heranbrauſenden aſiatiſchen Wellen endgültig ſich brachen. In dieſer dem Volksbewußtſein ſchon ſeit Hunnen⸗ zeiten eingeprägten Gefahr des Oſtens wuchs die Perſönlichkeit Eugens zum Volkshelden empor, der gleichſam Begriff iſt für ein Stück durch ihn beſiegelter Welt⸗ geſchichte. Noch war das von den Gegen⸗ ſätzen Kreuz und Halbmond beherrſchte Denken nicht ſo weſtlich orientiert, um die von Frankreich drohende Gefahr zu er⸗ meſſen, und von dem Sieger von Höchſtedt, von Eugen dem Franzoſenkämpfer ſingt kein Lied. Und doch war es Eugen, der klarer als andere in Frankreich den eigent⸗ lichen Reichsfeind erkannte. Es mag ſeltſam berühren, daß in jener, wenn auch ſozuſagen vaterlandsloſen Zeit, da das Soldatſein ein Geſchäft und das Dienen unter welcher Fahne völlig gleich⸗ gültig war, ein Franzoſe wie Eugen ſo vollſtändig in der Reichsidee aufgehen konnte, daß an ihm Ludwig XIV. ſeinen Widerpart fand. Aber ſchon von Haus aus mag bei Eugen die Verbundenheit mit dem Reich ſtärker geweſen ſein als mit Frank reich, das ihn, den kleinen häßlichen Prin zen, als eine Art lächerliche Figur auf jenem eleganten Parkett, verächtlich be⸗ handelt, und der Sproß eines angeblich aus Niederſachſen ſtammenden Geſchlechts, das ſeinen Sitz in Piemont hat und erſt durch Eugens Eltern in Frankreich Bürger⸗ rechte erwarb, fühlte ſich am Ende doch mehr als Mitglied des großen römiſchen Reiches deutſcher Nation, zumal dies Frank⸗ reich, ob auch Eugens Mutter eine Nichte des Kardinals Mazarin iſt, das Haus Savoyen ſehr von oben herab behandelte. Eugens Jugend war durch dieſe Miß⸗ achtung, die ſeinen ehrgeizigen Geltungs⸗ trieb nicht anerkannte, niederdrückend ver⸗ dunkelt. Immer hörte er, von dem Lieſe⸗ lotte ſchrieb:„hier plagten ihn alle jungen Leute und lachten ihn aus“, von der ſtolzen bourboniſchen Großmutter, wie unfähig und bedeutungslos er immer bleiben werde; aber um ſo mehr nur fühlte er ſich angeſtachelt, daß ſein Geiſt ſich mit ver⸗ biſſenem Eifer alles nur Erreichbare an⸗ eignet. Noch denkt er über Frankreich nicht hinaus, wo er Soldat ſein und groß werden will, groß vielleicht wie der große Condé oder wie Turenne, den er manchmal ſieht. Aber der König hört an ſeinen heißen Wünſchen, ins Heer eintreten zu dürfen, vorbei und tröſtet den für den geiſtlichen Beruf beſtimmten, ſtets in einer ſchmutzigen Mönchskutte herumlaufenden künftigen Abbé, er werde ihm ſpäter ſchon eine Abtei 7* Dann treten ſchickſal⸗ hafte Ereigniſſe ein; ſeine Mutter iſt, eines — Giftmordes verdächtig, unter Mitnahme des geſamten Vermögens, nach Belgien entflohen. Und während dem plötzlich mittellos gewordenen, von der ſtolzen Großmutter abgewieſenen Eugen der Boden unter den Füßen entgleitet, taucht jenſeits des Rheins, im fernen, ihm unbekannten Reich eine neue Zukunft auf, noch unbe⸗ kannt und verhüllt, aber verheißungsvoller als das, was er in Paris zurückläßt. Als er im Herbſt 1683 bei Köln über den Rhein fährt, da ſchwört er, Frankreich nur mehr mit dem Schwert in der Hand zu betreten. Dunkel liegt über Eugens erſter Zeit in Deutſchland; aber in zähem Aufſtieg und Reiterstandbild des Prinzen in Wien wahrſcheinlich unter Leitung und im Heer ſeines Badener Vetters, kommt er allmäh⸗ lich empor, zeigt in der wieder einmal Wien bedrohenden Türkengefahr ſeine ſol⸗ datiſche Tüchtigkeit, wird dem Kaiſer vor⸗ geſtellt, erhält ein Dragoner⸗Regiment und die Zeit, in der es immer und überall zu tun gibt, kommt ihm mit wachſenden Auf⸗ gaben entgegen. Seiner Umgebung bleibt ſein raſtloſer Geſtaltungswille, mit dem er ſein Regiment mit ſeinem Geiſt erfüllt, nicht verborgen,— auch dem Kaiſer nicht, dem zwar zunächſt dieſe ſtreberiſche Rück⸗ ſichtsloſigkeit des Franzoſen unheimlich ſein mag. Immer ſieht Eugen ſich perſönlichen Feinden, Widerſtänden, Beſchränkungen gegenüber, die ihm die Hände binden und ihm oft genug die reſtloſe Ausnützung ſeiner Siege unmöglich machen. Immer wieder iſt den andern dieſer feurige Geiſt eines in ſeiner Spieler⸗ Alte Stiche Bilderdienst Kieglieh M (Ludwig Prinz Eugen's Armee überschreitet die Alpen natur faſt unheimlichen Tatmenſchen, dem oftmals auch ſeine Kriegführung ein nervenkitzelndes, auf va banque geſtelltes Spiel zu ſein ſcheint, unbequem; und immer wieder doch iſt Eugen der Mann des Augenblicks, der Retter. Wie nahe hätte es gelegen, um den ewigen Zuſam⸗ menſtößen zu entgehen, Wien und dem Kaiſer den Rücken zu drehen, jetzt, da ihm die Welt überall of⸗ fen geſtanden hätte und Peter der Große ihm gar die polniſche Krone zu⸗ dachte. Aber zu tief fühlt ſich Eugen mit dem Reichs⸗ gedanken verbunden und zutiefſt begriff er die das Reich zu ſprengen drohen⸗ de Gefahr aus Weſten, als daß er nicht die Schickſal⸗ haftigkeit ſeiner Sendung fühlte. Dieſer Gefahr hatte er ſich jahrelang in Ober⸗ italien entgegenzuſtemmen geſucht, eingeengt von an⸗ dern, und darum in ſeinen Erfolgen enttäuſchend, die⸗ ſe Gefahr hatte ihn bei den einen Schrei des Ent⸗ ſetzens durch Deutſchland jagenden Franzoſenverwü⸗ ſtungen der Pfalz aufs neue gegen Frankreich ent⸗ flammt. Wien aber zit⸗ terte wieder einmal vor der türkiſchen Flutwelle, wiedermal ſchaute man bang nach dem Retter aus und wußte keinen als Bürger) M Eugen. Jetzt ſteht er auf der Höhe ſeiner Stufenlei⸗ ter, iſt Oberbe⸗ fehlshaber des gegen die Türken geworfenen Hee⸗ res, drängt fie⸗ berhaft in weni⸗ gen Tagen der Entſcheidung zu und erringt den . Sieg ei Zenta,— ein Sieg von in ſeinen 1 Folgen weittragend⸗ ſter Bedeutung, an dem nicht nur die aſiatiſche Welle 70 bricht, der auch dur Eugens geſchickte di⸗ plomatiſche Ausnut⸗ zung die europäiſche Lage entſcheidend verändert, indem er Frankreich zum Ver⸗ zicht auf das rechte Rheinufer und zur Rückgabe Lothrin⸗ gens an das ange⸗ ſtammte Herzogs⸗ haus zwingt. So iſt im Oſten, wo faſt ganz Ungarn mit Siebenbürgen kaiſer⸗ lich wird, auch der Vorſtoß des Weſtens abgeſchlagen; das Kaiſertum iſt wieder eine Macht, die dem gewalttätigen Frank⸗ reich des Sonnenkö⸗ nigs Reſpekt einflößt. Keiner hat beſſer als Eugen begriffen, daß im Weſten die europäiſche Entſcheidung lag. Deswegen war ſeine Aufgabe nicht mit der Gewinnung des Oſtens zu Ende; deswegen war er nicht gewillt, als der um⸗ jubelte, feſtefeiernde Volksheld auf ſeinen Lorbeeren auszuruhen. Kaum kam er nach Wien. Die Gegenſätze aber, die ihn als das Haupt der Kriegspartei immer ſtärker in den umfeindeten Brennpunkt ſtellen, Foto Löhrieh M Marlborough und Prinz Eugen bei Malplaquet (W. Camphausen) M Frankreich endlich zu beugen, um dem Reich und Europa endlich die Ruhe friedlicher Arbeit zu verſchaffen, war das Ziel Eugens. Unter dem mit Malborough er⸗ fochtenen Sieg bei Höchſtedt anno 1704 wankt dies übermütige Frankreich in ſeinen Grenzen; dann bricht auch mit der Ver⸗ nichtung der Po⸗Armee durch Eugen Frank⸗ reichs Herrſchaft in Italien zuſammen. Nun kann der dem Sonnenkönig die demütigſten Bedingungen diktieren, ſo de⸗ mütigend freilich, daß ſie abgelehnt werden müſſen. Vielleicht war es eine Ueber⸗ ſpannung des Bogens aus allzu hartem Siegerwillen heraus, vielleicht wäre auch hier weniger mehr geweſen. Die Zeit, die Ludwig durch die Ablehnung gewann, wurde ſein Gewinn, denn der Abzug der engliſchen Truppen, deren Beiſpiel dann auch die deutſchen Fürſten folgten, machte die W der großen Siege unmög⸗ lich; ſoviel aber war erreicht, daß das Lebensrecht Deutſchlands feſtgelegt ward. Eugens weſtliche Sendung war hiermit erfüllt; und auch im Oſten, wo es wieder einmal von allen Seiten herangezüngelt kommt, kann er jetzt den Schlußſtrich ziehen. Wachſam und gerüſtet, ſchlägt er, völlig überraſchend für die Welt, plötzlich los und erringt 1717 den glänzenden Sieg bei Peterwardein, dem der Fall Belgrads folgt. Eugen hat wieder, wie ſo oft in ver⸗ zweifelten Lagen, alles auf eine Karte ge⸗ ſetzt; blitzartig ſind die Eingebungen, die ihn, die ſchwächſte Stelle des Gegners inſtinktiv erfaſſend, leiten, mit denen er überraſcht und die Herrſchaft über die Lage erzwingt. Von hier aus hat man ihn ſpäter mit Napoleon verglichen, der ihn Prinz Eugen in der Schlacht bei Belgrad werden immer fühlbarer. Dennoch ſteht er mit 39 Jahren auf dem höchſten militäri⸗ ſchen Poſten im Reich, iſt nach einem Wort Friedrich des Großen mehr Kaiſer als der Kaiſer ſelbſt. Und bitter not war es, daß nach den entſchlußlos verdämmerten Frie⸗ densjahren ein Mann da war des Ent⸗ ſchluſſes und der Tat, der ſtarken Fähigkeit zum Sammeln der längſt wieder ausein⸗ anderſtrebenden Kräfte. Nie aber drängt ſich dieſer kleine un⸗ ſcheinbare Prinz, der kränklich und ſo gar keine heldiſche Erſcheinung war, in den glanzvollen Mittelpunkt des Gefeierten; ihm iſt nach den Taten daß abſeitige Leben im kleinen Kreis erwählter Menſchen, in der Stille ſeiner ungariſchen Beſitzungen, unter ſeinen Blumen, die er liebt, genug. Da ſchließt der draußen in der Welt Ver⸗ ſchloſſene ſich auf, der im Grunde nur einem Menſchen gehört,— der Frau, die ihm alles iſt, Geliebte, Freundin, Vertraute und vielleicht auch die treibende Kraft ſeiner großen Pläne. Vielleicht war ſeine Abgeſchloſſenheit ſchuld, daß man ſo wenig die großen Linien ſeines politiſchen Den⸗ kens begriff, das immer Frankreich im Auge hat. Dieſes ewig intrigietende (Georg Bleibtreu) M wie ein Vorbild verehrt hat. Mütig, zu fragen, ob der Feldherr oder der Staats⸗ mann größer geweſen ſei, da er beides in einem war, aus einer Idee handelnd; denn ſo tief war er verwurzelt mit der deutſchen Idee, daß ſie ihn beherrſchte, auf welchem Schauplatz immer ſeine Aufgabe lag. Wenn mehr als 200 Jahre ſeitdem das Weltbild immer aufs neue verändert haben,— die Linien, die er hineinprägte, ſind immer noch unverkennbar. Mag man es in der ſeitherigen Gewohnheit des Ge⸗ wordenen nicht mehr ſehen, mag uns das alte Reich mit der im Mittelpunkt Wien verankerten Kaiſeridee zu fern liegen,— groß und ſchöpferiſch wird immer dieſer unſcheinbare Prinz bleiben, der in jener Idee auch ſchon einem neuen Deutſchland vorgewirkt hat. Wien aber, in dem noch Geiſt von ſeinem Geiſt lebt, in deſſen Stephansdom er ſeine Ruhſtatt fand wo noch ſein Belvedere⸗Schloß als Weſens⸗ ausdruck ſeiner Perſönlichkeit fortbeſteht, dies Wien wird allezeit wiſſen von dem Türkenbezwinger, dem edlen Ritter Prinz Eugen, der das Abendland endgültig von dem Druck des Halbmonds befreit hat. B. Witt —— ä—— — ů— ͥ h — P ˙ 3 2—— —— 8 3 Bekanntmachungen Ortsgruppe der N. S. D. A. P. Viernheim 1 NS.Beratungsſtunde jeden Montagabend von 20—21 Uhr. enſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſtr. 16, 1. Stock Lokale Nachrichten Viernheim, den 18. Oktober 1938 Anſer Tages ſpruch Es gibt keinen beſſeren Bürgen für den Frieden, als die fanatiſche Einheit der Deut⸗ ſchen Nation. Adolf Hitler. 9 9 teligen clie Jaclen Es iſt Herbſt. Auf allen Feldwegen, wo der Herbſtwind kräftig weht, laſſen unſere Buben ihre Drachen ſteigen. Die größeren unter ihnen wiſſen heute ſchon genau, daß der Vau ihres Spielzeugs und die Methode des Steigenlaſ⸗ ſens nach den Grundſätzen der Flugtechnik geht. Aber dieſe wiſſenſchaftliche Gedanken wollen wir heute einmal beiſeite laſſen. Der Sohn meiner Wirtin wollte auch Dra⸗ chen ſteigen laſſen. Geſtern früh um 7 Uhr wachte ich von einem furchtbaren Gehämmer auf, in das ſich plötzlich ein ſchriller Schrei miſchte. Ich ſtürzte in die Küche und ſah den Buben auf der Erde hockend, wie er ſeinen blaurot geſchwollenen Daumen bließ. Vor ihm lagen zwei— man möchte ſagen— armdicke Balken. Auf meine Frage, was los ſei, ſagte er nur weinend, er habe ſich beim Zuſammen⸗ hämmern des Drachenſkeletts auf den Daumen geſchlagen. Ich verſuchte, ihn zu tröſten und half ihm dann zunächſt die Balken zu Hölzern ſchnitzen. Dann hatten wir ein einigermaßen leichtes Skelett fertig, das Papier wurde nach etlichen Schwierigkeiten auch drumgelegt, aus Blättern eines— hoffentlich— alten Schul⸗ heftes entſtanden die beſchwerenden Papier⸗ ſtreifen. Endlich kam noch die Hauptſache— eine leuchtend bunte Trottel an den Drachen⸗ ſchwanz. Fertig! Der Junge hatte ſeinen ſel— ber gebauten Drachen und ich war, ohne es zu merken, auf eine Stunde wieder einmal ein Bub von 12 Jahren geweſen. Es tat mir nicht mal die Stunde Schlaf leid, um die ich gekom⸗ men war. Nachmittags ging der Bub dann hinaus— allein— ich hatte leider keine Zeit, um den Drachen zu erproben. Gegen Abend kam er zurück— ohne Drachen, aber mit viel Ge⸗ brüll und noch mehr Tränen. Der Drachen hatte ſich ſelbſtändig gemacht und ſlog nun lu⸗ ſtig irgendwo in der blauen Herbſtluft umher. Warum haſt du auch nicht feſtgehalten, mein Junge? Aber laß nur! Wenn dein Drachen das einzige iſt, was dir im Leben davonfliegt, kannſt du froh ſein! Du wirſt noch manches, was du gern haſt, in deinem zukünftigen Le⸗ ben hergeben müſſen, wenn dir die Stürme des Lebens um die Naſe pfeifen. * Hilfe für ſudetendeutſche Kinder Der NS⸗Reichskriegerbund hat in ſeinen Kinder⸗ und Waiſenheimen 50 Freiplätze für bedürftige 1. In bie Kinder zur Verfü⸗ gung geſtellt. In dieſen Heimen werden die Kinder unentgeltlich erzogen und dach nach vollendeter Schulpflicht bei ihrer Berufsaus⸗ bildung betreut. Außerdem hat der NS⸗Reichskriegerbund in einem ärztlich geleiteten Kinderheim eines deutſchen Badeortes Freiplätze für 150 unter⸗ ernährte ſudetendeutſche Kinder auf die Dauer von 4 Wochen zur Verfügung geſtellt. Fer⸗ ner werden zu Beginn des nächſten Jahres in den Erholungsheimen des NS. Reichskrieger⸗ bundes zahlreiche ehemalige Soldaten und Kämpfer der ſudetendeutſchen Bewegung Auf⸗ nahme finden. Wohin gehen die Kartoffeln? Dank der bisher erzielten Ertragsſteigerungen im Kartoffelbau können wir wohl damit rechnen, daß die durchſchnittlichen Jahreserträge(Alt⸗ reich) nunmehr bei etwa 50 Millionen Tonnen liegen werden. Davon dienen 13 Millionen Tonnen der menſchlichen Ernährung, mehr als 20 Millionen werden bei der Viehfüt⸗ terung, insbeſondere bei der Schweinefütte⸗ rung verwertet. Weniger bekannt iſt, daß aus dem Rohſtoff Kartoffel eine ganz beachtliche Induſtrie aufgebaut iſt, die Kartoffelſtärke⸗ Jae die Trocknungs⸗Induſtrie und das Brennereigewerbe. Im Betriebsjahr 1937⸗38 hat die Stärke⸗Induſtrie 1 900 000 Tonnen Kartoffeln verarbeitet, die Trocknungs⸗Indu⸗ ſtrie verwertete 1 700 000 Tonnen und das Brennereigewerbe ſchließlich 2 300 000 Ton⸗ nen. Gegenüber dem vorhergehenden Wirt⸗ ſchaftsjahr war damit die induſtrielle Kartof- felverarbeitung um rund 2 Millionen Ton⸗ nen höher. empfunden werden. 8 22.. ̃˙Ü— WWW, n ——— T Ernährungshiljswerk An Viernheims Bevölkerung! Es dürfte allgemein bekannt ſein, daß das Ernährungshilfswerk des deutſchen Volkes auch in unſerer Gemeinde eine Schweinemä⸗ ſterei eingerichtet hat. 10 Borſtentiere ſollen zugunſten der RSV zur Schlachtreife gebracht werden. Das iſt eine Kleinigkeit, wenn jede deutſche Familie auch nur ein ganz klein wenig mithilft. Zur Zeit fallen ſo viele Reſte von Ge⸗ müſe an, daß ſie oft als läſtig im Haushalt Hausfrauen, unterzieht euch der kleinen Mühe, ſtapelt ſie in einer Ecke eueres Anweſens auf. Die Sammler fragen jeden Montag und Donnerstag nach. Denkt daran: das Schwein iſt ein Allesfreſſer. Je vielſeitiger eure Abfälle ſind, deſto be⸗ kömmlicher ſind ſie zur Maſt. Es darf nicht mehr vorkommen, daß Gemüſeabfälle auf den Düngerhaufen wandern oder der Kaffeeſatz in die Pfuhlgrube. Für das Schwein ſind das Leckerbiſſen. Und noch eine herzliche Bitte: Die Kartof⸗ felernte iſt im vollen Gang. Viernheimer Fa⸗ milien, ſtellt euch nicht hinter den underen Gemeinden unſeres Gaues zurück. Spendet die Futterkartoffeln, für die ihr vielleicht doch nicht die nötige Verwertung habt! Selbſt in den Haushaltungen, die ſelbſt Viehhalter ſind, dürfte es nicht ſchwer fallen, ein aue ſenes Quantum von Futterkartoffeln zum A holen bereit zu ſtellen. Viernheims Ruf als gebefreudige Gemeinde wird ſich auch darin wieder glänzend bewähren! Weiſt keinen Sammler ab! Helft mit, die Fettnot zu be⸗ heben! b AAA(( Verſtartte Lufijchutzarbeit Der Präſident des Luftſchutzbundes, Gene⸗ ralleutnant von Roques, erläßt an die Amts⸗ träger des RLB. folgenden Aufruf: Die verſtärkte Luftſchutzarbeit in den ver⸗ angenen Wochen hat mir gezeigt, daß der Reichsluftſchutzbund in allen ſeinen Gliedern feſtgefügt und zu höchſten Leiſtungen befähigt iſt. All denen, die in dieſer Zeit durch Cinſatz ihrer Perſon in unſerer praktiſchen Ausbil⸗ dungsarbeit mit dazu beigetragen haben, daß Deutſchland in den größtmöglichen Stand ſei⸗ ner Verteidigungsbereitſchaft verſetzt wurde, ſage ich meinen herzlichen Dank. In der dauernden unermüdlichen Vervoll⸗ kommnung unſerer Rüſtung— und dazu ge⸗ hört auch der Luftſchutz⸗Selbſtſchutz— liegt unſere Stärke. Nur ein ſtarkes, mannhaftes Reich wird auch in Zukunft den Frieden ver⸗ bürgen! Wir durfen deshalb nicht müde wer⸗ den in unſerer Arbeit und nicht nachlaſſen in unſerem Kampfe. Wer raſtet, roſtet! Durch verſtärkten Einſatz wollen wir die Luftſchutzbe⸗ reitſchaft unſeres Volkes ſicherſtellen.. Der Leitſtern für unſere zukünftige Arbeit ſind Worte des Führers in Saarbrücken:„Jeder⸗ zeit zum Frieden gewillt, in jeder Stunde aber auch zur Abwehr bereit!“ Verjchönerung ber beuljchen Gaſiſtatie Im Gaſtſtätten⸗ und Beherbergungsge⸗ werbe iſt eine„Arbeitsgemeinſchaft für Verſchönerung der deutſchen Gaſtſtätte“ ge⸗ bildet worden, die ſich folgende Aufgabe ge⸗ ſtellt hat: In den Buzelen Wirtſchaftsbezir⸗ ken werden Kommiſſionen zur Beſichtigung der Betriebe gebildet. Erſtklaſſigen Fachleuten des Gewerbes ſtehen in dieſen Kommiſſionen der Bürgermeiſter, der Leiter des Landesfremden⸗ verkehrsverbandes und möglichſt auch ein Be⸗ auftragter der Partei zur Seite. Die Be⸗ triebe ſollen daraufhin kontrolliert werden, ob ihre Ausſtattung berechtigten Anforderun⸗ gen der Gäſte entſpricht. Natürlich denkt man nicht daran, koſtſpielige Aenderungen vorzu⸗ ſchlagen, die für die Wirtſchaftlichkeit des Betriebes untragbar wären. Die für nötig gehaltenen Verbeſſerungen ſollen vielmehr mit erſchwinglichen Mitteln durchzuführen ſein. Es kommt nicht darauf an,„Kritik zu üben“, ſon⸗ dern verſtändnisvoll die Abſtellung der Män⸗ gel im Rahmen des Zumutbaren zu fördern. In dieſem Zuſammenhang iſt z. B. auf das „Zuviel an Werbeſchildern“ hinzuweiſen, denn noch immer iſt manche Wirtshausfaſſade und manche Gaſtzimmerwand in abſtoßender Weiſe mit Reklameflächen überladen. Viel zu oft trifft man auf ländliche Gaſt⸗ häuſer, deren nächſte Umgebung alles andere 4. Große Eröffnungsvorſtellung im Zirkus Holzmüller Wenn ein großer und berühmter Zirkus ſeine Zelte aufſchlägt, ſo iſt dies ſelbſt für eine Großſtadt ein freudiges Ereignis. Man muß es deshalb umſo mehr anerkennen, wenn ein Zirkusunternehmen vom Rufe eines Ma⸗ negenfachmannes, wie es Holzmüller iſt, es auf ſich nimmt, mit ſeinem außerordentlich großen Apparat unſere Landgemeinde Viernheim zu beſuchen, um hierſelbſt zwei Tage große Vor⸗ ſtellungen zu geben, und ſein außerordentlich reiches Menſchen- und Tiermaterial zur Schau zu ſtellen. So war es auch erfreulich, daß die geſtrige Eröffnungsvorſtellung ein faſt aus⸗ verkauftes Zelt erlebte und konnte ſich das wirklich reichhaltige und vielſeitige Programm 100 prozentig abwickeln und dies in einem Tempo, einer Eleganz, wie es eben nur Groß⸗ unternehmen eigen iſt. Was hier geboten wur⸗ de, das ſei vorweg geſagt, ſtand qualitativ auf höchſter Stufe. Einen guten Auftakt erfuhr das Programm mit den zwei Adolfis, die eine vollendete Kunſt im Doppel⸗Jungleurakt zeigten. Das Jonglieren mit brennenden Fackeln war etwas ganz Neues auf dieſem Gebiete. Haffners Signo⸗ Ballett zeigte drei prächtige Mä⸗ dels als Tänzerinnen. Ganz verblüffende Lei⸗ ſtungen brachte Leonidas, eine Kraftgeſtalt von ſeltenem Format. Er jonglierte und han⸗ tierte nur mit den„ſchwerſten Sachen“. Ihm genügten ſchwere Eiſenkugeln nicht; ſelbſt eine 21 em⸗Granate war für ihn eine Kleinigkeit, die er vom Sprungbrett auffing. Echte Süd⸗ weſtafrikaner zeigten Gauklerſpiele, wie man ſie wohl kaum ſah. E. Friedel brachte in dieſer Folge der Spitzenleiſtungen eine ak⸗ robatiſch⸗equilibriſtiſche Neuheit von einzig⸗ artiger Größe. Er zeigt mit ſeinem Schlangen⸗ körper die ſonderbarſten Figuren. Zwei Val⸗ tanos führten rotierende Stirnbalancen mit dem äußerſt gefährlichen Balance-Sturz vor. Das weitere artiſtiſche Programm brachte Jongleurkünſte der Füße in rhythmi⸗ ſchem Tempo, mit einer Geſchwindigkeit, die faſt ans Ungewöhnliche grenzt; ein junges Mädchen zeigt dabei prachtvolle Leiſtungen auf der rollenden Kugel. Die fünf Barbers vollführten in flotter Folge prachtvolle Kraft⸗ ſpiele an den römiſchen Ringen. Auf dem Sprungſeil zeigt Michaelis allererſte Kün⸗ ſte mit Vorwärts⸗ und Rückwärts⸗Saltos. Omankowskys Luft⸗Potpourrie ſtellt ebenfalls etwas ganz Neues vor und fand beim Publikum gebührendes Verſtändnis. Dazwi⸗ ſchen treten ſchön koſtümierte Tänzerinnen in allerlei Tanzarten auf. Was wir mit beſon⸗ derer Freude feſtſtellen konnten, war das Auf⸗ treten einer recht originellen Clowngrup⸗ pe, die manches ſchon, aber immer wieder gern geſehene, im weiteren aber auch ganz neue Sachen bringt und die es verſteht, die Beſu⸗ cher wieder mal herzlich 1 zu laſſen. Mancher gute ganz neue und moderne Witz ging da von Stapel und wurde auch verſtan⸗ den. Eine Klaſſe für ſich ſind die Tierdreſſuren. „Nurmi“, der Rieſenelefant mit ſeinen 80 Zentnern Gewicht, von Herrn und Frau Holz⸗ müller vorgeführt, zeigt ein vielſeitiges Kön⸗ nen und iſt dabei ſo willig, geduldig und ori⸗ ginell, daß man ſeine helle Freude an ihm haben muß. Sein kleiner Bruder, der Elefant „Nelly“, iſt ein Tauſendkünſtler, der ſich im Nu die Sympathie der Beſucher erwirbt. Er iſt nicht nur ein Muſikverſtändiger und moderner Tänzer, ſondern er kann auch rech⸗ nen und unterhält mit ſeinen Künſten aufs beſte. Lotte Frankoni, die Löwenbraut, zeigte ſchöne Dreſſuren mit ihren Löwen und dem Braunbär; ſie iſt mit den Wüſtenkönigen recht vertraulich und legt zum Erſtaunen der Zuſchauer ihren Kopf in den Rachen eines Löwen. Nicht vergeſſen ſei auch die flotte Ka⸗ pelle, die unermüdlich ihre Märſche und Tänze ſchmettert und dem Programm den muſikali⸗ ſchen Rahmen gibt. Die Beſucher waren für alle Leiſtungen recht aufnahme- und beifallfreudig. Alles in allem darf man ſagen, daß das Gebotene, hauptſächlich die artiſtiſchen, akrobatiſchen und equilibriſtiſchen Darbietungen, ohne die ande⸗ ren Leiſtungen zurückſetzen zu wollen, durch⸗ weg Spitzenleiſtungen in ſeltener Vollendung waren, ſo daß es uns ein leichtes iſt, den Be⸗ ſuch der noch bevorſtehenden zwei Vorſtellun⸗ gen wärmſtens zu empfehlen. Die Darbietun⸗ gen ſind ſo vielſeitig und ſehenswert, und die Eintrittspreiſe ſo volkstümlich gehalten, daß ſich jeder den Beſuch erlauben kann. Niemand wird enttäuſcht ſein. „FFT als einen gepflegten Eindruck macht. Da könnte ſo manche Stelle im Garten durch die An⸗ legung eines Blumenbeetes mit den gering⸗ ſten Koſten verſchönt werden, und mancher Strauch bedürfte nur einer liebevollen Hand, um wirklich Zierſtrauch zu ſein. Das mindeſte aber, was man von jedem Be⸗ trieb verlangen kann, iſt peinlichſte Sauber⸗ keit, die immer einladend wirkt. Warum ein verſtaubtes Diplom, für das auch nicht ein einziger Gaſt Intereſſe hat, an die Wand hängen, wenn man von ſeinem Landesfremden⸗ verkehrsverband koſtenlos ein künſtleriſch ein⸗ wandfreies Schmuckbild erhalten kann? Wir begrüßen es, daß endlich auch Kitſch und Plunder in gar vielen Gaſtſtätten und Beherbergungsbetrieben verſchwinden. Es war höchſte Zeit! Auszeichnung beim Amtsgericht Lampertheim. Der Führer und Reichs⸗ kanzler hat folgenden Lampertheimer Veam⸗ ten der Juſtizbehörde als Anerkennung für langjährige treue Dienſte das Treudienſtehren⸗ zeichen verliehen. Das ſilberne Treudienſt⸗ ehrenzeichen für eine 25jährige Dienſtzeit er⸗ hielten: Oberamtsrichter Auguſt Nodnagel, Juſtizſekretär Wilhelm Mandel, Juſtizſek⸗ retär Friedrich Reith, Juſtizwachtmeiſter Jakob Schmitt. Die Zuckerrübenernte. Wenn die Kar⸗ toffelernte beendet iſt, was im Rhein-Main- ebiet in wenigen Tagen der Fall ſein wird, eat man mit dem Einbringen der Zucker⸗ rüben, die nach Möglichkeit vor den erſten ſtärkeren Fröſten aus dem Boden kommen ſol⸗ len. Beſonders im Ried, an der Bergſtraße werden ziemlich viel Zuckerrüben angebaut. Die Zuckerrübenernte ſtellt vor allem an die Reichsbahn große Anforderungen, da täglich zahlreiche Waggons auch an kleinere Bahnhöfe geſtellt werden müſſen, um die leicht verderb⸗ lichen Rüben möglichſt raſch zu den Zucker⸗ fabriken zu befördern. Die meiſten Rüben hei⸗ miſcher Ernte werden in den großen Zucker⸗ fabriken in Groß⸗Gerau, Worms und Fran⸗ kenthal verarbeitet, deren„Kampagne“ dem⸗ nächſt beginnt. Die Zuckerrüben haben ſich übrigens beſſer entwickelt, als man nach den langen Wochen der Trockenheit in den Som⸗ mermonaten erwarten konnte; ihr Zuckergehalt wird als gut bezeichnet. Der Weltmarkt fragt nach deut⸗ chen Fahrrädern. Unſere Fahrradindu⸗ ſtrie hat mit jedem Jahr umfangreichere Aus⸗ landsaufträge zu bewältigen, was ſich in erſter Linie auf den Weltruf unſerer Räder zurück⸗ führen läßt. Der deviſenmäßige Crlös der Fahrradausfuhr hatte ſich ſchon von 0,5 Mill. NM. 1934 bis auf 6,0 Millionen RM. im vorigen Jahr gehoben; nun übertrifft die dies⸗ jährige Auslandslieferung den Vorratswert er⸗ neut um rund 60 v. H., ſo daß diesmal mit einem Wert des Exports von etwa 9,5 Mill. RM. gerechnet werden kann. Die bedeutendſten Abnehmer ſind Braſilien(mit 34 538 Rädern in der Zeit Januar— Auguſt 1938), Eſtland (20 046 Räder), Rumänien(16 223 Räder), die Türkei(13177 Räder) und Litauen (11084 Räder). Schach Nach einer kurzen Ruhepauſe beginnt wie⸗ der in Viernheim ein reges Schachleben. Am letzten Freitag hielt der hieſige Schachklub eine Verſammlung ab, wonach beſchloſſen wur⸗ de, daß in dieſem Jahre die Senioren⸗Meiſter⸗ ſchaft und die Jugend⸗Meiſterſchaft ausgetra⸗ gen wird. Auch wurde der Spielabend auf Dienstags verlegt. Es werden alle Schach⸗ ſpieler Viernheims aufgefordert, ſich an der Senioren⸗Meiſterſchaft zu beteiligen, um den wahren Meiſter feſtzuſtellen. Wer bis heute abend 23 Uhr nicht gemeldet iſt, kann die „ 0 nicht mitmachen. Die Liſte liegt im Klublokal„Zum Grünen Haus“ auf. Auch wird die geſamte Schachjugend Viernheims aufgefordert, heute Dienstag nachmittag um 5 Uhr im Klublokal zu erſcheinen. Die Ju⸗ gendſpieler, die in Arbeit ſtehen, können ſich heute abend um 8 Uhr zur Teilnahme an der Meiſterſchaft der Jugend im Klublokal mel⸗ den. Der Spieltag der Jugend wurde eben⸗ falls auf Dienstags 5 Uhr verlegt. Die Se⸗ nioren⸗Meiſterſchaft beginnt am Dienstag, 25. Oktober 1938, abends 20 Uhr. Der Beginn der Jugend⸗Meiſterſchaft wird noch feſtgelegt. Im allgemeinen trocken Im Bereiche des feſtländiſchen Hochdruck⸗ 0 gebietes zeigte das Wochenende— abgeſehen von mehr oder weniger ſtarker Nebelbildung — freundlichen Wetterablauf. Inzwiſchen hat ſich das Hochdruckgebiet ſüdoſtwärts verlagert, ſo daß die Wirbeltätigkeit wieder weiter auf das Feſtland übergreifen konnte. Dabei kam es vor allem in den nordweſtdeutſchen Gebie⸗ ten bereits zu Regen, doch iſt eine Ausſchal⸗ tung des Hochdruckeinfluſſes bei uns mit dieſer Entwicklung nicht verbunden. Dienstag: Beſonders morgens vielfach dunſtig oder neblig, ſonſt wolkig bis heiter und im allgemeinen trocken. Die Ausſichten für Mittwoch: Abgeſehen von Nebelb' Sung im weſentlichen freundlich. 1 1 4 4 N J zi 51 len gt. nch 50 A. er ſih Hil ne ent dor des trat Nat Ein iht Ein dell et der und ſpiel der Haut euren. ene 8) dean Folz; tiges Kin g und ori e an ihm er Elefant ber ſich r erpirbt. diger und auch lech⸗ asm aufs dwenhraͤt, den und ſenlinigen launen der cen eines flotte ga⸗ und Tänze 1 Leitungen Ales in Gebotene, ischen und die ande⸗ en, durch⸗ allerdung t, den Be⸗ Jorſtellun⸗ darbietun⸗ t, und die en, daß „Niemand 05 Nil. NM. in die dies wert er⸗ mal nit 95 Nil. eutendſten 8 M , Eſtand 9 Mäder) 8 Auer Bunte Tageschronik Tödlicher Motorradunfall Anhänger war nicht beleuchtet Alzey. Auf dem Wartberg, in der Nähe der Arbeitsdienſtunterkunft, ereignete ſich geſtern nacht um etwa 1 Uhr ein tödlicher Motor⸗ radunfall. Der 35jährige Georg Brug⸗ ger. Obermüller in der Rechenmühle, kam mit ſeiner Maſchine von Morſchheim her, und rann⸗ te kurz hinter dem ſog.„Gleichen“ gegen einen unbeleuchtet in der Fahrbahn ſtehenden Anhän⸗ ger. Der Anprall war ſo heftig, das Brugger ſofort tot war. Der Anhänger gehörte zu einem Laſtwagen, an dem ein Defekt eingetre⸗ ten war. Um den Fehler beheben zu laſſen, fuhr der Laſtzugführer in die Stadt und ließ den Anhänger ohne Beleuchtung ſtehen. Als er kurz darauf wieder auf den Wartberg kam. fand er den tödlich verunglückten Motorrad- fahrer. Die polizeilichen Ermittlungen über den Unfall ſind noch im Gang. Ichlügereien in der Nachl Ein Toter und ein Verletzter Frankfurt a. M. In der Nacht zum Samstag gegen 3 Uhr kam es an der Kreuzung Berger⸗ und Ringelſtraße zu einer Auseinanderſetzung zwiſchen mehreren Männern, in deren Verlauf der Johann B. zu Boden geſchlagen wurde und bewußtlos liegen blieb. Er wur⸗ de von der Rettungswache nach einem Kran⸗ kenhaus gebracht, iſt aber unterwegs bereits geſtorben. Der Polizei gelang es ſehr bald, den Vorfall aufzuklären und den Täter feſtzu⸗ nehmen. Nach den Ermittlungen kam B. in etwas an⸗ geheitertem Zuſtand an mehreren Leuten vorbei, mit denen er in Wortwechſel kam. Nach Ausſagen der Zeugen hat B. zuerſt geſchlagen: er erhielt darauf mehrere Borſchläge ins Ge⸗ ſicht, ſodaß er zu Boden ſtürzte. Der Mann, der den B. niedergeſchlagen hatte. verſuchte mit Hilfe ſeiner Bekannten B. wieder auf die Bei⸗ ne zu bringen. Als ihnen dies nicht gelang. entfernten ſie ſich und üherließen es zufällig vorbeikommenden Paſſanten, für Ueberführung des Bewußtloſen in ein Krankenhaus Sorge zu tragen. Zu einer weiteren Schlägerei kam es in der Nacht zum Sonntag in der Weißfrauenſtraße. Eine Gruppe junger Leute geriet mit zwei ihnen entgegenkommenden Männern in Streit. Einer von dieſen griff zum Meſſer und verletzte einen der jungen Leute ſo ſchwer. daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Der Täter iſt mit ſeinem Begleiter geflüchtet und konnte noch nicht feſtgenommen werden. Er ſchlief im Gebüſch Ein junger Ausreißer Wiesbaden. In der Nähe des Kochbrunnens wurde ein 10 jähriger Schüler aufgegrif⸗ ſen, der dort im Gebüſch ſchon mehrere Nächte zugebracht hat. Gegen die Unbilden der Witte⸗ rung hatte er drei Wolldecken und fünf Kiſſen bei ſich. Dieſe Sachen hatte er nebſt einigen an⸗ deren Gegenſtänden aus verſchiedenen Autos geſtohlen. Preisüberſchreitung— Bude zu! Bad Kreuznach. Die Preisüberwachungsſtelle geht jetzt energiſch gegen die Wucherer vor. So wurde der Betrieb eines Kreuznacher Obſt⸗ und Gemüſehändlers wegen Ueberſchrei⸗ tung der Höchſtpreiſe ſofort auf vier Wochen geſchloſſen. Büdingen baut eine Stadthalle Büdingen. Die Stadt Büdingen plant die Errichtung einer Stadthalle, nachdem Bü⸗ dingens bisheriger größter Saal zu einem Licht⸗ ſpielhaus umgebaut wird. Mit dem Entwurf der Stadthalle, in der künftig alle Kundgebun⸗ gen und großen Veranſtaltungen der Partei und der Stadt ſtattfinden ſollen, wurde Stadt⸗ baumeiſter Reibert beauftragt. Todesſturz eines Kindes Freiburg(Br.). Aus dem zweiten Stock eines Hauſes der Paul⸗Billet⸗Straße ſtürzte ein auf die Fenſterbank geklettertes 18jähriges Kind auf eine Steintreppe hinab und erlitt töd⸗ liche Verletzungen. Große Wohnungsbauaktionen in Gießen Gießen. Seit Frühjahr dieſes Jahres ſind in Gießen durch die Initiative der Stadtver⸗ waltung große Wohnungsbauten im Gange, von denen ein Arbeitsabſchnitt allein ſich auf die Schaffung von 306 Zwei⸗ und Dreizimmer⸗Wohnungen in rund 50 Häuſern erſtreckt und gewiſſer⸗ maßen einen ganz neuen Stadtteil darſtellt. Daneben iſt noch in verſchiedenen anderen Be⸗ zirten der Stadt eine ganze Reihe neuer Wohnhäuſer fertiggeſtellt worden bezw. noch im Bau begriffen. Nunmehr iſt von der Stadt⸗ verwaltung ein neues großes Wohnungsbau- projekt vorgeſehen, das ſich auf die Schaf ⸗ fung von weiteren 500 Kleinwoh⸗ nungen in einer ganzen Reihe von Häuſern erſtreckt. Die Inangriffnahme dieſes großen Bauprofſekts ſoll im nächſten Jahr erfolgen, vorausſichtlich wird es auf zwei Jahre verteilt werden. Um allen Anforderungen des Woh- nungsbedarfs in befriedigender Weiſe genügen zu können, wird außerdem noch die Errichtung von weiteren 1500 Wohnungen im Laufe der nächſten Jahre ins Auge zu faſſen ſein. Edelſteininduſtrie zufriedenſtellend beſchäftigt Idar⸗Oberſtein(Nahe). Die Beſchäftigungs⸗ lage in der Idar⸗Oberſteiner Induſtrie iſt, wie das Arbeitsamt mitteilt, allenthalben zufrie⸗ denſtellend. Durchgehend werden in der Diamant. und Edelſtein⸗Induſtrie die Beleg⸗ ſchaften beſchäſtigt. In der Schmuckwaren⸗ induſtrie hält die eingetretene Beſſerung an. Die Zahl der Arbeitsloſen in Idar⸗Oberſtein, die am 1. Oktober 1937 noch 593 betrug, iſt bis zum 30. September 1938 auf 187 zurück ⸗ markſcheine als Wechſelgeld gab. Der gegangen. Das heißt, innerhalb eines Jah⸗ res wurden 406 Arbeitsloſe wieder in Arbeit gebracht. Heute kommen in der Stadt au! tauſend Einwohner zwei Arbeitsloſe. Auf der Flucht erſchoſſen Furtwangen(Bd.) Auf der Kalten Herberge wollte man einen langgeſuchten Sittlichkeits⸗ verbrecher feſtnehmen. Er verſuchte zu entkom⸗ men, ſodaß der Gendarm ſchießzen mußte. Der aus Württemberg ſtammende vierzigjährige Mann wurde tödlich getroffen. Aerzlekagung in Gießen Gießen. Die Vereinigung ſüdweſtdeutſcher Hals-, Naſen⸗ und Ohrenärzte hält in Gießen am 22. und 23 Oktober eine Tagung unter der Leitung des Direktors der Univerſitäts⸗Hals⸗, Naſen⸗ und Ohrenklinik, Profeſſor Dr. Brügge⸗ mann, ab. Zu der Tagung werden viele Fach⸗ gelehrte aus weſt⸗ und ſüdweſtdeutſchen Un⸗ verſitätsſtädten, ſowie eine große Anzahl Fach- ärzte erwartet. Auf dem Programm ſtehen Vor⸗ träge von Fachwiſſenſchaftlern der Univerſitäten Gießen. Frankfurt a. M., Marburg, Heidelberg, Erlangen und Münſter. Ichleuderflug von Bord 5 88 Newyork, 17. Oktober Kurz vor dem Abſchluß der diesjährigen transatlantiſchen Flugzeit, in deren Verlauf die Deutſche Lufthanſa mit größter Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit ihre Probeflüge z wi⸗ chen Newyork und den Azoren in Vor⸗ bereitung eines regulären Poſtdienſtes durch⸗ führte, hatte Botſchafter Dr. Dickhoff am Sonntag einen größeren Kreis amerikaniſcher Flugſachverſtändiger eingeladen, einem Schleu⸗ derflug von Bord des Katapultſchiffes„Frie⸗ ſenland“ beizuwohnen. Etwa 100 Perſonen, darunter Regierungs⸗ vertreter und hohe amerikaniſche Fliegeroffi⸗ ziere, waren zugegen, als die„Nordwind“ unter Flugkapitän von Engel mit dem ame⸗ rikaniſchen Oberſt Lahm als Gaſt einen Probe⸗ ſtart mit anſchließender Waſſerung unternahm. Lahm, einer der erſten amerikaniſchen Armee⸗ piloten, äußerte anſchließend ſeine rückhaltsloſe Bewunderung über die Einfachheit und Zweck⸗ mäßigkeit der Startvorrichtungen. Beſonderes Intereſſe fand auch die Wetterſtation der„Frie⸗ ſenland“, die ſtändig mit den Flugzeugen und feht Katapultſchiff in Horta in Verbindung ſteht. Außer den geladenen Perſönlichkeiten hatten ſich auch zahlreiche Schauluſtige eingefunden, die die Vorführungen intereſſiert verfolgten. Publikum half einem Velrüger Der falſche Herr Oberleutnant Frankfurt a. M. Vor einigen Tagen erſchien in einem Frankfurter Fremdenheim ein angeb— licher Oberleutnant von Kalter und mietete ſich dort für längere Zeit ein Zimmer. Er ent⸗ fernte ſich aber ſofort nach dem Mietabſchluß mit der Angabe, er müſſe ſein Gepäck vom Bahnhof holen. Nach ſeiner Rückkehr in das Fremdenheim bat er, man möge ihm einen Hundertmarkſchein wechſeln. Der Mann beſaß zwar dieſen Hundertmarkſchein nicht, brachte es aber doch fertig, daß ihm ein anderer Gaſt des Fremdenheimes zwei ber err Oberleutnant nahm die Scheine und war bald darauf verſchwunden. Den Hunderter als Ge⸗ genleiſtung hinzugeben, vergaß er dabei voll- kommen. Die Inhaberin des Fremdenheimes hatte aber Verdacht geſchöpft und ging dem „Hern Oberleutnant“ nach, der ſich inzwiſchen eiligſt entfernte. Mit Hilfe eines Telegraphen⸗ arbeiters gelang es dann der Frau, den Bur⸗ ſchen zu ſtellen und ihm auch die beiden Fünfzig⸗ markſcheine wieder abzuknöpfen. Trotzdem Blitk in den Das Ende einer Rheinfahrk Bingen. In Kempten bei Bingen wurde am 9. Oktober der 24 Jahre alte Peter T. aus Köln, geboren in Bonn, unter dem Verdacht, ein Landſtreicher zu ſein, in Haft genommen, Er hatte ſich deswegen vor dem Amtsgericht Bingen zu verantworten, das ihn aber frei⸗ ſyrach, weil er wirklich mit ehrlichen Ab⸗ ſichten nach Bingen gekommen war. Peter hat eine junge, lebensluſtige Braut, die gern einmal Bingen und Rüdesheim geſehen hätte. Peter hat aber kein Geld für eine ſolche Reiſe, denn er iſt ohne Arbeit und auf Arbeitsſuche. Er will bald heiraten und bemüht ſich um eine Lebensſtellung. Dennoch ließ er ſich von ſeiner Braut überreden, an einem Sonntag nach Bin⸗ gen zu fahren. Mit 1.60 RM. in der Taſche Peters wurden beide von einem Laſtkraftwagen mitgenommen. In Bingen wurden ſie abgeſetzt. Da man mit 1.60 RM. ſorgſam haushalten mußte, wollte man über die Hindenburgbrücke nach Rüdesheim gehen, wo ſpäter ſich auch der Kraftwagenfahrer wieder einfinden ſollte. Die Brücke liegt oberhalb Bingen und zuerſt kommt man nach Kempten. Auf dem Wege dorthin traf Peter jemand, der ihm eine Arbeitsſtelle verſprach. Man ſaß dann in einer Kempter Wirtſchaft. Dort kam es zu einem Zwiſchenfall und Peter, der ſchon vorbeſtraft iſt. wurde feſt⸗ genommen. Diesmal jedoch konnte er mit reiner Weſte vor Gericht erſcheinen. Der Haftbefehl ggen ihn wurde aufgehoben. Tolſchlagsverſuch Karlsruhe. Wegen Totſchlagsverſuch ſtand vor dem Karlsruher Schwurgericht, der 45jährige ledige Oskar Lepp aus Unteröwisheim. Der Angeklagte, der ſeit längerem mit ſeinem 72jäh⸗ rigen Vater und ſeinem 32jährigen Bruder Hel⸗ mut auf geſpanntem Fuße lebt, hatte am 1. Juli in der elterlichen Wohnung in Unteröwisheim eine Auseinanderſetzung mit ſeinem Bruder. Der Angeklagte hatte abfällige Aeußerungen über ſeinen Vater ausgeſtoßen, worauf Helmut Lepp gegen ſeinen Bruder tätlich wurde. Der An⸗ geklagte begab ſich darauf in ſein Zimmer, ſteckte einen Walzenrevolver zu ſich und gab von der Küche aus auf ſeinen im Gang befindlichen Bru⸗ der zwei Schüſſe ab. von denen der eine fehlging, während der andere in den Rücken traf. Der Angeklagte glaubte ſich von ſeinem Vater und Bruder bevormundet und war der Meinung, gegenüber ſeinem Bruder benachteiligt zu ſein. Unter Zubilligung von Milderungs⸗ gründen verurteilte das Schwurgericht den An⸗ geklagten wegen verſuchten Totſchlags zu einer Gefängnisſtraſe von einem Jahre, abzüglich drei Monate Unterſuchungshaft. Der zur Tat gebrauchte Revolver wurde eingezogen. Der Angeklagte unterwarf ſich dem Urteil. Ein Roheilsakt Rödgen(Obh.) Anfang Auguſt fuhr der Landwirt und Metzger M. von hier mit ſeinem Kuhgeſpann aufs Feld. Als er nahe der Schwalheimer Gemarkungsgrenze an dem Wei⸗ zenſeld des Landwirts T. vorbeikam, mit dem er in alter Feindſchaft lebt, ſcheute eine Kuh vor einer auf den Weg gefallenen Garbe. Es ent⸗ ſtand ein WVortwechſel, der beinahe ſchon in glückte es dem geriſſenen Burſchen, ſich los z u⸗ reißen und zu flüchten. Wie wir nun von privater Seite erfahren, nahm die Frau kurz entſchloſſen ein Auto und fuhr dem Manne nach. Sie konnte ihn auch einige Straßen weiter ent⸗ fernt erneut ſtellen, aber ſie konnte leider die bei der jetzt folgenden Auseinanderſetzung dazu⸗ gekommenen Paſſanten nicht von ihrem Recht überzeugen. Das Publikum nahm im Ge⸗ genteil für den Betrüger und ge⸗ gen die Frau Stellung, und dieſe Gele⸗ genheit benützte der Gauner erneut, um dies⸗ mal endgültig zu verſchwinden. Wieder einmal ein Beweis, wie hilflos das Publikum in ſolchen Fällen iſt und wie es nur zu leicht dazu neigt, einem gewandten Betrüger mehr zu glauben als ſeinen Verfolgern. Inzwiſchen iſt bei der Kriminalpolizei bereits eine weitere Betrugsanzeige gegen den Schwind⸗ ler eingelaufen, der ſich vorläufig noch verbor⸗ gen hält. Der Mann iſt etwa 22 Jahre alt, klein und ſchlank. Er trägt dunklen Anzug und ſchwarze Schuhe. Wer ihn antrifft, ſoll ihn dem nächſten Polizeibeamten übergeben. Gerichtssaal Tätlichkeiten zwiſchen den Erbfeinden ausge⸗ artet wäre und an dem ſich auch der Geſpann⸗ führer des T. beteiligte. Als letzterer ſich ſchließlich abwandte, erhielt er auf ſeinen we⸗ gen der Hitze nackten Oberkörper von M. wahn⸗ ſinnige Peitſchenhiebe, die blutige Striemen auf die ſonnverbrannte Haut riſſen. Als er vor Schmerzen zu Boden ſtürzte und dabei die Le⸗ derſchnur von der Peitſche ſeines Widerſachers riß, ſchlug dieſer mit dem umgekehrten Peit⸗ ſchenſtiel weiter auf ihn ein. Außerdem drohte er mit Erſtechen, wie Zeugen vor dem Amtsge⸗ richt Bad Nauheim ausſagten. Auch in der Ver⸗ handlung mußte der Angeklagte wegen ſeiner Unbeherrſchtheit in eine Ordnungsſtrafe ge⸗ nommen werden. Obwohl er ſchon wegen Belei⸗ digung vorbeſtraft iſt, kam er noch einmal, das letzte mal, wie ihm geſagt wurde. mit einer Geldſtrafe in Höhe von 50 RM. wegen Miß⸗ handlung und 25 RM. wegen Bedrohung da⸗ von, was inſofern für ihn empfindlich iſt, als er kein eigenes Vermögen beſitzt. da die Land⸗ wirtſchaft ſeinem Vater gehört. Ein Feind der Arbeit Kaſſel. Der 19jährige Kurt Franke, der aus Fulda ſtammt, aber ohne feſten Wohnſitz iſt, rückte ſchon wiederholt aus der Fürſorge⸗ 2 aus, ebenſo verſchwand er aus der Marburger Klinik, als die Gefahr„drohte“, daß er arbeiten ſollte. Der ſchon vorbeſtrafte Taugenichts kam eines Tages wegen eines Lei⸗ dens in das Stadtkrankenhaus in Kaſſel. Als er erfuhr, daß ihn nach der Entlaſſung Arbeit erwartete, faßte er den Entſchluß zu flüchten. Einen Anzug hatte er ſich ſchon vorher von einem Patienten geborgt, von anderen Kranken pumpte er 4.50 Mark zuſammen. Und als ihm ein Patient eine Vollmacht gab und ihn bat, bei einer Werkskrankenkaſſe 23,94 RM. Kran⸗ kengeld abzuholen, legte er dieſe Vollmacht gar⸗ nicht vor, ſondern gab ſich für dieſen Werks⸗ angehörigen aus und quittierte mit deſſen Namen. Mit dem Anzug und dem Gelde ver⸗ ſchwand er. Tagelang trieb er ſich in Frank⸗ furt a. M. umher und übernachtete in Eiſen⸗ bahnwagen. Als er gefaßt wurde, hatte er be⸗ reits mit einem anderen Herumtreiber die An⸗ züge, um nicht erkannt zu werden, vertauſcht. Wegen fortgeſetzten Betrugs und ſchwerer Ur⸗ kundenfälſchung verurteilte ihn das Schöffen⸗ gericht unter Zubilligung mildernder Umſtände zu neun Monaten Gefängnis. gieben Jahre Juchlhaus für Ichwerverbrecher Koblenz. Der 34jährige Schwerverbrecher K. Algermiſſen, hinter dem ſeit einigen Mo⸗ naten die Steckbriefe herjagen, wurde in Em⸗ melshauſen auf dem Hunsrück gefaßt und jetzt vom Koblenzer Gericht für lange Zeit unſchäd⸗ lich gemacht. Algermiſſen iſt über zwanzigmal wegen Einbruchsdiebſtahles vorbeſtraft und wurde erſt 1935 zu einer längeren Zuchthaus— ſtrafe verurteilt. Nach der Verbüßung wurde er nach Schwäbiſch⸗Hall in Sicherungsverwahrung gebracht. Im Sommer dieſes Jahres gelang es ihm, aus det Strafanſtalt auszubrechen. Auf ſei⸗ ner Fahrt tauſchte er die Sträflingskleider mit einem geſtohlenen Anzug. Dann klaute er ein Sie hören im Rundfunk Mittwoch, den 19. Oktober 1938: Reichsſender Stuttgart 5.45 Morgenlied, Zeit, Wetter, landwirtſchaftliche Nachrichten und Gymnaſtik. 6.15 Wiederholung der zweiten Abendnachrichten. 6.30 Freut euch des Le⸗ bens. 8.00 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Markt⸗ berichte, Gymnaſtik. 8.30 Unterhaltungsmuſik. 9.20 Für Dich daheim. 10.00 Hörſzenen. 11.30 Volksmuſik und Bauernkalender. 12.00 Mittagskonzert. 13.00 Zeit, Nachrichten, Wetter. 13.15 Mittagskonzert. 14.00 Fröh⸗ liches Allerlei. 16.00 Kaffee verkehrt aus Wien. 18.00 Blaue Mütze, blaue Jacke, blaue Hoſe. 18.30 Aus Zeit und Leben. 19 00 Schallplatten. 19.15 Von deut⸗ chem Fliegergeiſt. 19.45 Schallplatten. 20.00 Nach⸗ richten. 20.10 Muſik zur Unterhaltung. 21.10 Kon⸗ zert. 22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter, Sport. 22.30 Muſitk aus Wien. 24.00—2.00 Nachtkonzert. Reichsſender Frankfurt 6.00 Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30 Frühkonzert. 8.00 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wetterbericht, Gym⸗ naſtik. 8.30 Froher Klang zur Werkpauſe. 9.30 Gau⸗ nachrichten 9 40 Kleine Ratſchläge für Küche und Haus. 10.00 Schulfunk, 11.45 Ruf ins Land. 12.00 Werkskonzert. 13.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter. 13.15 Mittagskonzert. 14.00 Zcit, Nachrichten. 14.10 Das Stündchen nach Tiſch. 15.00 Bilderbuch der Woche. 15.15 Ein neues Doggererzbergwerk in Süd⸗ baden(Aufnahme). 16.00 Nachmittagskonzert. 18.00 eitgeſchehen. 18.30 Meiſterwerke der Chormuſik. 19.00 liegendes Deutſchland. 19.15 Tagesſpiegel. 19.30 Der fröhliche Lautſprecher. 19.45 Dudelſack. 20.00 Zeit, Nachrichten, Wetter, Grenzecho. 20.15 Volks⸗ tänze aus aller Welt. 22.00 Zeit, Nachrichten. 22.10 Wetter, Nachrichten, Sport. 22.15 Kamerad, wo biſt du? 22.30 Muſik aus Wien. 24.00 Nachtkonzert. Fahrrad und radelte von Heilbronn nach Frank⸗ furt und weiter nach Koblenz. Unterwegs bet⸗ telte er ſich durch und fuhr dann die Moſel aufwärts bis Burgen. Hier brach er in die Ga⸗ rage einer Gaſtwirtſchaft ein und räuberte zwei dort ſtehende Autos vollſtändig aus. Anſchlie⸗ ßend ſchnitt er auf einem in der Nähe befind⸗ lichen Parkplatz an drei Autos die Verdecke durch. Hier fielen ihm verſchiedene wertvolle Gegenſtände und eine Geldbörſe mit etwa 100 RM. in die Hände. Dann fuhr er wieder moſel⸗ abwärts, plünderte ein bei Treis parkendes Auto, um anſchließend bergauf in die Wälder zu flüchten. Unterwegs zog er einen geſtohlenen Anzug an und radelte als gut gekleideter„Fe⸗ riengaſt“ durch die Gegend. Inzwiſchen war in allen Hunsrückorten die Polizei benachrichtigt worden, die den rabiaten Burſchen in Emmels⸗ hauſen ſeſtnehmen konnte. Er wurde infolge Widerſtandsleiſtung in ſtrenge Haft genommen und vom Koblenzer Gericht zu ſieben Jahren Zuchthaus u. zehn Jahren Ehrverluſt verurteilt. Marklberichle Mannheimer Produkten ö Roggen 70/72 Kg.“), Feſtpreiſe, geſ., tr. Durch⸗ ſchnitts⸗Beſchaffenheit exkl Sack Preisgebiet R 15, per Oktober 1938 RM. 18.50. R 18 18.90, R 19 19.10, R 20 19.30; Ausgl. pl. 40 Pfg. Qualitätszuſchläge: Für 1 Kg. über Durchſchnitt 0.07 RM. p. 100 Kg., für 2 Kg. 0.15, für 3 Kg. 0.22 RM. Weizen: 75/77 Kg.) Feſtpreiſe, geſ. tr Durchſchn.⸗Beſchaffenh. exkl. Sack, Preisgeb. We 16, per Okt. 1938 RM. 20.30, W 17 20.40, Wü 19 20.70, W 20 20.90, Wü 21 21.10; Au gl. pl. 40 Pfg. Qualitätszuſchläge: Für 1 Kg über Durchſchn. 0.15 RM. p. 100 Kg., für 2 Kg. 0.30, für 3 Kg. 0.40 RM., Abſchläge je 100 Kg. 20 Pfg. Futte r⸗Gerſte: 59/60 Kg.“) Feſtpreiſe, geſ. tr. Durchſchn.⸗Beſchaffenh. eykl. Sack, Preisgeb. G 7, per Okt. 38 RM. 16.60, G8 16.90 G 9 17.10, G 11 17.40; Ausgl. pl. 40 Pfg. Induſtriegerſte: 100 Kg. ab Erzeugerſtation, Braugerſte: Frei Erzeugerſtation je nach Preis⸗ gebiet RM. 20/22 p. 100 Kg.**), Raps, inl. ab Station 32.00 RM., Mars mit Sack—.—. Fut⸗ ter⸗Hafer: 46/49 Kg.“) Feſtpreiſe, geſ. tr. Durch⸗ ſchnitts⸗Beſchaffenh. exkl. Sack, Preisgeb. H 11, per Okt. 1938 RM. 16.80, H 14 17.30, H 17 17.60; Ausgl. pl. 40 Pfg. Induſtriehafer: Zuläſſiger Preis⸗ aufſchlag bis zu 2.00 RM p. 100 Kg. Mühlen⸗ nachprodukte: Roggenkleie Preisgeb. R 15 10.50, R 18 10.45, R 19 10.50, R 20 10 60; Roggenvollkleie RM. 0.50; Weizenkleie, Preisgeb. W 16 10.70, W 17 10.75, Wö 19 10.90, W 20 11.00, W 21 11.10, Weizen⸗ vollkleie pl. 0.50 RM.; Ausgl. pl. 30 Pfg., dazu 5 Pfg. Vermittl.⸗Gebühr. Gerſtenfuttermehl: Preis⸗ gebiet G 7, per Oktober 1938 RM. 18.60, G 8 18.90, G. 9 19.10, G 11 19.40 RM. Weizenfuttermehl 13.50, Biertreber, ab Fabrik, Höchſtpreis 14.00, Malzkeime 13.40 RM., Ausgl. pl. 30 Pfg. Sonſtige Futterartikel: Erdnußkuchen, prompt, Feſtpreis ab Fabrik, Oktober RM. 15.80, Soyaſchrot, prompt, 15.50, Rapskuchen, inl. 13.70, do. ausl. 14.20, Rapskuchenſchrot 18.70, Palmkuchen 13.90, Kokoskuchen 14.70, Seſamkuchen 15 00, Leinkuchen 16.30 RM. Trockenſchnitzel Fabrikp, loſe, per 1. 10/1. 12. 1938 8.20, Rohmelaſſe 6.00, Steffenſchnitzel 10.40, Zuckerſchnitzel, vollw. 11.40 RM., Ausgl. plus 35 Pfg. Rauhfutter: Wieſenheu: loſes. a) Wieſen⸗ beu, handelsüblich, trocken, mit Beſatz(bis ein Drittel) an minderwertigen Gräſern 5.10, b) Wieſenheu, gut, geſund, trocken, mit unerheblichem Beſatz(bis etwa ein Zehntel) an minderwertigen Gräſern 6.10, c) Acker⸗ und Feldheu(Süßheu), angeſätes Futterheu, ohne nennenswerten Beſatz an minderwertigen Gräſern 6 90 RM. Luzerneheu loſes. a) geſund, trocken, handelsübl., mit bis etwa ein Drittel vollwertigem Gräſerdurchwuchs 7.30, b) gut, geſund, trocken, ſchöne Farbe, mit bis zu etwa ein Zehntel vollwertigem Gräſerdurchwuchs 7.90 RM. Die Preiſe verſtehen ſich per 100 Kg. waggonfrei bad. Erzeugerſtation. Stroh: je 100 Kg. Roggenſtroh: Höchſtpreis 3.30, Markt⸗ preis 2 50—3.00 RM., Weizenſtrob 3.10 bezw. 2.50 bis 3.00, Haferſtroh 3.00 bezw. 2.50—2.70, Gerſtenſtroh 3.00 bezw 2 40—2.60 RM. Die Preiſe gelten als Erzeugerpreiſe für geſunde, handelsübl. bindfadenge⸗ preßte oder gebündelte Ware. Im übrigen gelten die Beſtimungen über den Verkehr mit Stroh in Ab— ſchnin VI der Anordnung vom 1. Juli 1938. Spelz⸗ ſpreu ab Stanton des Erzeugers oder ab Gerbmühle RM.—.— Meblnotferungen: Weizen⸗ mehl: Type 812. Preisgebiet Baden 16, per Okt., 29.25, 17 29.25, 20 29.60. Saa pfalz 19 29.25, 20 29.60 21 29.60(unter Beimiſchung don 4 pCt. Kar- toffelſtärkemehl). Roggen me 01 und Mais- mehl ab Mühle: ab 1 Juli 1938: Preisgeb. Baden 15, Type 997, 22.80, 18 23 35, 19 23.60, Saarpfalz 20 23.50, Type 1150 minus 50 Pfg. p. 100 Kg., Type 815 pl. 50 Pfg per 100 Kg. Maismebl nach Bedingungen der RfG.— Weizenmehl mit einer Bermiſchung von 10 pCt ausl. Weizen RM. 1.50 p. 100 Kg.— Bei 20 pCt. Beimiſchung von deutſchem anerkanntem Kleberweizen Aufſchlag R 1.25 je 100 Kg. zuzügl. Anordnung der HV.—Für alle Geſchäfte ſind die Be⸗ 0.50 RM. Frachtausgl. frei Empfangsſtation gemäß dingungen der HV. bezw. der neue Reichsmühlen⸗ ſchrußſchein maßgebend „) Zu- und Abſchläge auf Grund der reichsgeſetz⸗ lichen Regelung.— 1) Feine⸗ und Ausſtichware RM. 0.70—1.50 per 100 Kg. höher. —— — 2 3—————— —— —— Alles Wintergetreide muß gebeizt werden Kein Saatkorn darf ungebeizt in die Erde Die Beizuna des Getreides iſt faſt All⸗ gemeingut geworden. Doch es bedarf von Zeit zu Zeit des Hinweißes, daß das geſamte Sommer- und Wintergetreide gebeizt wird. Das vorſichtige Abwägen, man möchte faſt ſa⸗ gen, das Mißtrauen des Bauern neuen Er— rungenſchaften gegenüber iſt bekannt. Aber in dieſem Fall iſt es nicht angebracht. Sporen des Schueeichmmels Fruher wandte man das Beizen nur be Steinbrandbefall des Weizens an und unter— ließ es, wenn ſich kein Befall zeigte. Man be⸗ dachte aber nicht, daß z. B. eine Hauptgefah⸗ renquelle die Dreſchmaſchine darſtellte und das alljährliche Beizen eine Vorbeu⸗ gungsmaßnahme bedeutete. Roggen und Wintergerſte kamen überhaupt nicht in Frage, obwohl bei jeder Gelegenheit durch Wort und Schrift auf die Notwendigkeit auch deren Er⸗ faſſung hingewieſen wurde. Welches war wohl der Grund? Man glaubte einfach nicht, daß noch andere Krank⸗ heiten an ihnen auftreten würden. Bei Rog⸗ gen, Weizen und Gerſte tritt zeitweiſe der Schneeſchimmel— kurz Fuſarium ge⸗ nannt— ſtark ſchädigend auf, dazu bei der Gerſte die Streifenkrankheit.— Die Winter⸗ gerſte iſt bereits im Boden, der Roggen teil⸗ weiſe, der Weizen noch nicht. Aus verſchie⸗ denen Gegenden Deutſchlands— darunter auch Heſſen— liegen Meldungen vor, nach denen für dieſes Jahr beſonders das Roggen⸗ ſaatgut ſtark von Fuſarium befallen iſt. Des⸗ halb darf kein Saatkorn ungebeizt in die Erde! Jeder Beizung hat die Saatgutreinigung vorauszugehen, um beſonders für unſeren Fall die Schmachtkörner zu beſeitigen. Denn ſtie ſind von dem Pilz befallen, würden nur der Pilzverbreitung im Boden dienen und bedeuteten ſomit einen Anſteckungsherd für die benachbarten Pflanzen. Der Schaden, den das Fuſarium anzurichten vermag, iſt groß. Mancher ſtand ſchon im Herbſt vor ſeinem ſchlecht aufgelaufenen Roggen⸗ oder Weizen⸗ acker und war erſtaunt, im Frühjahr inner⸗ halb der Drillreihen an vielen Stellen keine Pflänzchen mehr(ohne daß Saatleitungsrohre verſtopft waren) oder nur Kümmerer zu fin⸗ den. Oder es zeigten ſich platzweiſe große Fehlſtellen, ſodaß das Feldſtück umgeacker werden mußte. So mußten z. B. im Jahre 924 im Deutſchen Reich etwa 12—13 v. H. er geſamten Roagenanbaufläche aus dieſem örunde umgebrochen werden. Alſo Verluſt in Zeit, Saataut und Geld. Man nannte der⸗ artige Schäden„Auswinternnasſchäden“, venngleich die Vorausſetzungen hierzu. näm⸗ ich Froſt oder Schneelage. garnicht gegeben waren. Wenn oben die Schmachtkörner als Anſtek⸗ kungsquelle bezeichnet worden ſind, ſo ſind in den meiſten Fällen die anſcheinend ge⸗ zun den Körner die Hauptträger der In⸗ fektion, die bei ungünſtiger Witterung ſchon während der Reife auf dem Halm mehr oder weniger befallen werden. Auch das iſt bewie⸗ en, alſo Tatſache. Durch Infekten, durch Windſtrömung oder auf andere Weiſe ge⸗ langen die nur Tauſendſtel von mm langen, ſchelförmigen Sporen an Getreideähren und tecken bei ihrem Auskeimen das reifende Roggen⸗ oder Weizenkorn an. Der ſich aus ſolchem Korn entwickelnde Keimlina iſt ſo ge⸗ ſchwächt, daß er nur mühſam die Erdſchicht Jubchſtoßen kann oder korkzieherartig ge⸗ krümmt im Boden bleibt und in beiden Fäl⸗ len abſtirbt, während der durch Beizen ge⸗ ſchützte, geſunde Keimling in aufrechter Stel⸗ lung über der Bodenoberfläche erſcheint. Aus dieſen Tatſachen iſt die Lehre zu zte⸗ )en, kein Saatkorn ungebeizt der Erde anzu⸗ vertrauen. Für den Zweck ſind genügend Beizmittel im Handel, die vom Deutſchen Pflanzenſchutzdienſt geprüft ſind und empfoh⸗ len werden. Folgende kommen für 1938/39 bis jetzt in betracht: Abavit =Naßbeize„Schering“, Cereſan- Naßbeize, Fuſariol, Germiſan(Naßbeize), Abavit Neu, Univerſal- Trockenbeize, Fuſariol- Trockenbeize, Germiſan Univerſal- Trocken⸗ beige und Univerſal- Trockenbeize und Uni⸗ verſol— Trockenbeize Cereſan. ee moggenkeimlinge; a links geſund, rechts fuſariös Ueber die Anwendunasweiſe geben die Landwirtſchaftsſchulen oder das Pflanzen⸗ ſchutzamt Gießen mit ſeinen Außenſtellen nä⸗ here Auskunft. Zweckentſprechend ſtehen auch faſt überall[Saatbauſtellen, Genoſſenſchaften, Lohnbeizſtellen, beim Bauer ſelbſt) Beizan⸗ lagen und Beizapparate zur Verfügung, ſodaß den Forderungen des Vierjahresplanes in dieſer Beziehung entſprochen werden kann. Nun kann der Bauer und Landwirt ſeinen guten Willen unter Beweis ſtellen. Denn es geht um die Ernährungsſicherung des Volkes im Großdeutſchen Reich. Dr. Heßler 05 De weibliche Jugend in der Hauswirtſchaft Einſatzmöglichkeiten und Erf olge— Die hauswirtſchaftliche Ertüchtigungspflicht des BdM. Der Mangel an Arbeitskräften in Deutſch⸗ land gibt der weiblichen Jugend im Arbeits⸗ leben heute eine beſondere Bedeutung; ihr Einſatz iſt zu einer volkswirtſchaftlichen Not⸗ wendigkeit geworden. Angeſichts dieſer Ent⸗ wicklung iſt an die geſamte weibliche Jugend immer wieder der Appell zu richten, irgend⸗ eine Arbeit zu leiſten. Auf die Mitarbeit der weiblichen Jugend kann auf keinem beruf⸗ lichen Gebiet verzichtet werden. Am wichtig⸗ ſten iſt die Arbeit der weiblichen Jugend in der Haus⸗ und Landwirtſchaft. Die Jugend⸗ führung ſelbſt hat Maßnahmen getroffen, die darauf ausgehen, die geſamte weibliche Ju⸗ gend hauswirtſchaftlich zu erziehen, zu er⸗ tüchtigen und darüber hinaus der Haus⸗ und Landwirtſchaft Arbeitskräfte zuzuführen. Die hauswirtſchaftliche Erziehung iſt durch die volkswirtſchaftliche Lage begründet. Es iſt nicht das Ziel, dies ſei einmal klar ausgeſprochen, daß ſich die geſamte weibliche Jugenderziehung ausſchließlich um die „Hauswirtſchaft“ zu drehen hat. Im Gegen⸗ teil! Ueber dieſer ſelbſtverſtändlichen Er⸗ ziehungsarbeit an jedem Mädel dürfen die vielſeitigen Erziehungsaufgaben nicht vergeſ⸗ ſen werden, die die nationalſozialiſtiſche Ju⸗ gendbewegung in ihrem Erziehungspro⸗ gramm aufgeſtellt hat. Im einzelnen gehört zu den hauswirt⸗ ſchaftlichen Erziehungsmaßnahmen die haus⸗ wirtſchaftliche Ertüchtigungspflicht für Ange⸗ hörige des BdM. Die Anordnung des Reichs⸗ jugendführers verpflichtet jedes BdM.⸗ Mädel zu einer einjährigen hauswirtſchaft⸗ lichen Tätigkeit oder Ausbildung. Die haus⸗ wirtſchaftliche Ausbildung muß alſo im Er⸗ ziehungsweg des deutſchen Mädels einge⸗ ſchloſſen ſein. Abgeſehen davon, daß dieſe Anordnung auch den Wünſchen der weib⸗ lichen Jugend entgegen kam, hat ſie bereit; mit dazu beigetragen, der Haus⸗ und Land⸗ wirtſchaft jugendliche weibliche Arbeitskräfte zuzuführen. Die hauswirtſchaftliche Ertüchtigungs⸗ pflicht kann von allen Angehörigen des Bd M., gleichgültig, ob ſie im Arbeitsleben ſtehen oder nicht, in folgenden Einrichtungen abgeleiſtet werden: Haushaltungsſchulen des Bd M., ſtädtiſche und ſtaatliche Haushal⸗ tungsſchulen, Landdienſt der HJ., hauswirt⸗ ſchaftliche Arbeitsgemeinſchaften des Jugend⸗ amtes der DAF., Haus⸗ und Landarbeit in Einzelſtellen, befriſtete Sozialarbeit in Ein⸗ richtungen von Partei⸗ und Staatsſtellen. Für Mädel, die von den Durchführungsbe⸗ ſtimmungen für das weibliche Pflichtjahr be⸗ troffen ſind, gilt die hauswirtſchaftliche Er⸗ tüchtigungspflicht durch das Pflichtjahr als abgeleiſtet. Die hauswirtſchaftliche Schulung der be⸗ rufstätigen weiblichen Jugendlichen erfolgt durch das Jugendamt der DAF. Um den be⸗ rufstätigen weiblichen Jugendlichen, die nicht unmittelbar in der hauswirtſchaftlichen Be⸗ rufsarbeit ſtehen, Gelegenheit zu geben, hauswirtſchaftliche Kenntniſſe zu erlangen, richtete das Jugendamt der DAF. hauswirt⸗ ſchaftliche Arbeitsgemeinſchaften ein. Jedes berufstätige ariſche Mädel unter 21 Jahren kann an dieſen Arbeitsgemeinſchaften des Jugendamtes teilnehmen. Dieſe Arbeitsge⸗ meinſchaften wurden von der berufstätigen weiblichen Jugend begeiſtert aufgenommen. Es iſt ſchon heute unmöglich, alle Meldungen zu erfaſſen. Die wirkungsvollſte Erziehungsarbeit auf dem hauswirtſchaftlichen Gebiet leiſtet der Reichsberufswettkampf, der von jedem be⸗ rufstätigen Mädel gewiſſe Grundkenntniſſe verlangt. Wenn ſich im Reichsberufswett⸗ kampf 1938 800 000 Mädel einer hauswirtz PF Der Varenwerk allein Unterbindung von Verloſungen zur Wirtſchaftswerbung. Im Einvernehmen mit dem Reichswirtſchafts⸗ miniſter und dem Präſidenten des Werberates der deutſchen Wirtſchaft weiſt der Reichsmini⸗ ſter des Innern in einem Runderlaß zum Voll⸗ zug der Lotterieverordnung darauf hin, daß die vornehmlich in der Weihnachtszeit veranſtalte⸗ ten Verloſungen zu Zwecken der Wirtſchafts⸗ werbung in der Regel mit den Grundſätzeſt eines lauteren Wettbewerbs nicht vereinbar ſeien. Es widerſpreche guter kaufmänniſcher Sitte, die Aufmerkſamkeit des Publikums an⸗ ſtatt durch Hervorhebung der ſachlichen Vortei⸗ le des Angebots durch Anregung der Sviellei⸗ denſchaft wachzurufen. Veranſtaltungen dieſer Art, ſo heißt es in dem Erlaß weiter, unterlie⸗ gen faſt ausnahmslos der Gnehmigungspflicht auf Grund der Lotterieverordnung, da das für den Begriff der Ausſpielung weſentliche Merk⸗ mal des Einſatzes auch dann gegeben iſt, wenn zwar ein beſonderes Entgelt nicht erhoben wird, die Gegenleiſtung für die Zulaſſung zu der Ausſpielung aber in anderen Leiſtungen (Einkauf bis zu einem gewiſſen Werte oder dgl.) ungeſondert und ziffernmäßig nicht beſtimmbar enthalten iſt. Dies iſt in der Regel auch bei den Pächter für Wirtjchaft nacher die Nachtweide, 2749 qm zu ver⸗ zum Kochen on Gemüsen, mit Saal(2 Vereine) zu günſtigen pachten. 725 n Bedingungen per ſofort geſucht. e e flälsenfrüchfen 48. f Zu erfragen in der Geſchäftsſtelle Weder M ASG! 4 ſucht ö 5 77 2 ſohert Stelert 23 FlklschigR dune en Weinheimerstraße 0. e 5 immer 0 5 schmeckt iel ktöftigef! 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Der Durch⸗ ſchnittskaufmann bezieht in die Preiskalkula⸗ tion ſeiner Waren alle dieienigen Unkoſten ein, die er im Laufe des Jahres gehabt hat, darun⸗ ter befinden ſich auch die Unkoſten für Rekla⸗ me und die durch die Ausſpielung verurſachten Koſten. Sie gehören zu den Geſchäftsunkoſten u. beeinfluſſen als ſolche die Warenpreiſe. Der Verkäufer verſchenkt demnach nichts. ſondern läßt jeden Käufer mit dem Kaufpreis nicht nur den reinen Warenwert zahlen, ſondern gleich⸗ zeitig einen Einſatz für die gewährte Gewinn⸗ hoffnung leiſten. Der Miniſter erſucht daher die nachgeordneten Behörden, in Zukunft die Ge⸗ nehmigung zu Veranſtaltungen der vorgezeich⸗ neten. Art zu verſagen und die Durchführung 1 Veranſtaltungen zu unterbin⸗ n. Der Ambau der Mannheimer Friedrichsbrücke Die Bretterzäune ſind aufgerichtet Wer täglich die Friedrichsbrucke benützt, wird ohne weiteres feſtſtellen können, daß hier wirklich gearbeitet wird und daß Fortſchritte zu verzeichnen ſind. Nicht nur der ſtromauf⸗ wärts gelegene Gehweg wird ſtändig weiter aufgeriſſen, ſondern auch das Pflaſter der Fahrbahn, das zum großen Teil ſchon reſtlos entfernt iſt. Nun hat man auch an den Brük⸗ kentöpfen begonnen, an Stelle der zuerſt auf⸗ geſtellten rot⸗weißen Abſperrbalken die Bret⸗ terzäune aufzurichten, die ſchon von weitem die Sperrung der Brücke erkennen laſſen und richtig die Bauſtelle abgrenzen. Schweinenachzueht hat ſich ver⸗ ſtärkt. Die letzte Schweinezählung hat er⸗ wartungsgemäß zwar einen kleineren Beſtand an Schlacht⸗ und Jungtieren erbracht, jedoch iſt die Nachzucht gegenüber der Vorjahrszäh⸗ lung erheblich geſtiegen. Allein der Beſtand an trächtigen Jungſauen erhöhte ſich um 33 v. H. und der Beſtand trächtiger Sauen um 7,7 v. H. Das ſind Steigerungen um 60 000 bzw. 70 000 Stück. Trotz dieſer Zunahme kann aber die Schweinenachzucht noch vergrößert werden. Schließlich hat auch die Schweine⸗ maſtparole guten Erfolg gehabt, denn die durchſchnittlichen Schlachtgewichte ſind wäh⸗ rend der letzten acht Monate um nicht weniger als 8 kg, d. h. um 8,6 v. H. geſtiegen. Anekdote Die Million Haydn wollte ſich gerade hundemüde und nicht ganz ſatt zur Ruhe legen. Da wurde vor ſeinem Fenſter ſein Name gerufen. Der Komponiſt öffnete und ſah einen Studien⸗ genoſſen, der ihm zurief:„Schnell, komm', wir haben eine Nachtmuſik!“—„A Nacht⸗ muſik? Nicht für eine Million!“—„Se kom⸗ me doch ſchon, jeder bekommt einen Gulden!“ —»Was, einen Gulden? Das läßt ſich eher hören“, ſchrie Haydn freudeſtrahlend,„wart ein biſſel, ich tomme gleich.“ 5 W Ich brit find