ä 1 vert Ind die ahl 5 aan . cher 10 2— peiſelaur ul, Rahn⸗ gent Eier, autations⸗ beauf mit R ige Bent aun — „ Nl. . 1 1 U ab! neben der Post 9 „ — 2 it den emel füngste gefün Erol einen 1 zeln · lor 2 — fle abe — 4 Vol Amisblatt der Bürgermeiſterei Viernheim Erſcheinungswetſe: Tägli„ausgenommen an Sonntagen und Feiert Bezugspreis: Ins Haus 5 monatlich 1.60 RM. einſchließlich 2 durch die Poſt monatlich 1.60 RM. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg. Nummer 254 Monkag ternheimer Meilung Verkündigungsblatt der NSDAP. Viernheim Anzei reil ür 8 enpreis: Grundpreis für 1 mm Höhe und 22 mm Breite 3 Rpfg., im Text⸗ mm Höhe und 67 mm Breite 15 wat. gültig. Geſchäftsſtelle Viernheim. Bismarckſtr. 13. den 31. Oklober 1938 a . Zur Zeit iſt Anzei. Nr. 6 Fernſpr. 153. PSK. L hafen 15101 14. Jahrgang Das Buch ein Kraflauell der Nation Reichsminiſter Or. Goebbels eröffnet die erſte Buchwothe im 6 Der Feſtakt in Weimar Anſprachen von Dr. Goebbels und Reichsleiter Bouhler Weimar, 31. Okt. Die Gauhauptſtadt ſtand am Sonntag im Zeichen der Eröffnung der erſten großdeut⸗ ſchen Buchwoche. Vor Beginn des Staats⸗ altes nahmen der Oberbürgermeiſter und die Ratsherren der Stadt Gelegenheit, in feſt⸗ licher Ratsherrenſitzung im Rathaus dem Reichsminiſter Dr. Goebbels die Ehren⸗ bürgerwürde der Stadtgemeinde anzutragen. Die Sitzung fand in Anweſenheit des Reichs⸗ ſtatthalters und Gauleiters Sauckel, des thüringiſchen Miniſterpräſidenten Marſch⸗ ler ſowie des Reichsleiters Bouhler und einer Reihe von Ehrengäſten aus Staat, Wehrmacht und Partei ſtatt. Oberbürgermeiſter Koch bat den Miniſter, die Ehrenbürgerſchaft zu übernehmen. Sichtlich erfreut nahm Reichsminiſter Dr. Goebbels die Ehrung entgegen. Huldigung an der Fürſtengruft Vom Rathaus aus begab ſich Reichsminiſter Dr. Goebbels nach der Fürſtengruft. In der Halle begrüßte er eine Abordnung der zum Dichtertreffen in Weimar weilenden deutſchen Dichter. Darauf legte er an den Särgen Goethes und Schillers in der Gruft große Lorbeerkränze nieder. Die ſtille und ſchöne Huldigung vor dem Genius Weimars, in dem das geiſtige Deutſch⸗ land ſeine Großen ehrt, wurde zum würdigen Auftakt für die nun folgende Kundgebung. Von der Fürſtengruft fuhr Reichsminiſter Dr. Goebbels zur Weimarhalle. Der bis auf den letzten Platz beſetzte Saal bot ein feſtliches Bild. Fahnen, Blumen und Lorbeer⸗ grün ſchmückten die Halle und das weite Chor⸗ rund, das beherrſcht wurde von einem großen plaſtiſchen Hoheitszeichen, über dem auf einem Spruchband in goldenen Lettern das Leit⸗ wort der Woche des deutſchen Buches 1938 zu leſen war:„Das Buch— ein Kraft⸗ quell der Nation“ Zu beiden Seiten des Hoheitszeichens hatten Standarten und Fahnen der Partei und ihrer Formationen Aufſtellung genommen. Die Ouvertüre zum„Barbier von Bagdad“ von Peter Cornelius, geſpielt von der Wei⸗ marer Staatskapelle unter Leitung von Gene⸗ ralmuſikdirektor Paul Sixt, leitete die Eröff⸗ nungskundgebung ein. Darauf ſprach Reichs⸗ ſtatthalter und Gauleiter Sauckel herzliche Worte der Begrüßung. Er gedachte dabei auch des durch Krankheit am Erſcheinen verhinder⸗ ten Präſidenten der Reichsſchrifttumskammer, Staatsrat Hanns Johſt, dem er baldige Ge⸗ neſung wünſchte. Anſchließend ſprach Reichsleiter Bouhler. Als Reichsleiter Bouhler geendet hatte, klan⸗ en hell die Stimmen des HJ.⸗Chores auf. r ſang unter Begleitung des Gebietsmuſtk zuges das Lied„Die Welt gehört dem Füh⸗ renden“, Stürmiſch begrüßt trat dann der Präſident der Reichskulturkammer, Reichsmini⸗ ſter Dr Goebbels, an das Rednerpult. Der ſtürmiſche Beifall nach der Rede ließ die große Beliebtheit und Volkstümlichkeit erken⸗ nen, der ſich der Miniſter erfreut. Die Rede war ein erneuter Beweis dafür, wie es der Reichsminiſter immer wieder verſteht, die gro- ßen Lebensfragen des Volkes dem einzelnen nahe zu bringen. Nachdem die Staatskapelle das rhapſodiſche Vorſpiel des ſudetendeutſchen Komponiſten Rudolf Peterka„Triumph des Lebens“ zu Gehör gebracht hatte, das mit großem Beifall aufgenommen wurde, beſchloß Reichsſtatthal⸗ ter Gauleiter Sauckel mit dem Gruß an den Schöpfer und Führer Großdeutſchlands die eindrucksvolle Kundgebung, die mit dem ge⸗ e Geſang der Lieder der Nation aus⸗ ang. (Auszüge aus den Reden bringen wir im Innern des Blattes.) Alle Kolonien zurückgeben! General von Eyp über Deulſchlands Kolonialanſpruch Ladeburg bei Berlin⸗Bernau, 31. Okt. Deutſchlands erſte kolonialpolitiſche Schu⸗ lungsſtätte der NSDAP. wurde am Samstag durch Reichsſtatthalter Ritter von Epp in ſeiner Eigenſchaft als Leiter des Ko⸗ lonialpolitiſchen Amtes der NSDAP. und Bun⸗ desführers des Reichskolonialbundes ſeiner Be⸗ ſtimmung übergeben. Im Mittelpunkt der Feier ſtand dann die großangelegte Rede des Verbandsleiters Rit⸗ ter von Epp, der einleitend einen Ueber⸗ blick über den Stand der kolonialen Frage gab. Er unterſtrich mit allem Nachdruck den deutſchen Standpunkt in der Kolonialfrage. Deutſchland laſſe ſich den Zeitpunkt nicht auf⸗ zwingen, an dem dieſe offene Frage einer Löſung entgegengeführt werden ſolle. Es bean⸗ ſpruche nichts für ſich, was einem anderen von rechts wegen gehöre. Es verlange dagegen die Beſitzungen. die ihm aufgrund verleumderiſcher Behauptungen einſt weggenommen worden ſeien, alſo unſeren kolonialen Beſitz als Ganzes. Das frühere Unrecht, ſo betonte Reichsleiter Epp, müſſe endlich wieder beſeitigt, und der Treuhänder müſſe dem das Eigentum wie⸗ der übergeben, dem es unter falſchen Voraus⸗ ſetzungen weggenommen worden ſei. Die Ini⸗ tiative zur Bereinigung dieſer Angelegenheit liege nicht bei Deutſchland. ſondern bei all denen, die für die Wiederaufnahme der Wie— dergutmachung verantwortlich ſeien. alſo bei den Mandatsinhabern unſerer Ge⸗ biete. Mit beſonderer Entſchiedenheit unterſtrich Reichsleiter Epp die Notwendigkeit, alle Maß⸗ nahmen einzuleiten, die für eine neue deutſche Kolonialpolitit einmal ge⸗ troffen werden müßten. Wenn die Führung des neuen Reiches uns wieder kolonialen Le⸗ bensraum verſchafft haben werde. müſſe auch ein kolonialbegeiſtertes Volk da⸗ ſtehen, das dieſen Beſitz als ſein Eigentum feſt⸗ halte, müßten die Kolonien ſeeliſch ebenſo feſt mit der Heimat verbunden ſein wie die Pro⸗ vinzen im Heimatland. Epp erinnerte an das Beiſpiel Italiens. das ja die nordafri⸗ kaniſchen Kolonien in den Verwaltungsbereich 1 Heimat als italieniſchen Boden einbezogen abe. Reichsleiter von Epp ſchloß mit einem Appell an die Teilnehmer des erſten Lehrganges in dem jetzt eröffneten Schulungshaus, den kolo⸗ nialen Gedanken, das koloniale Wiſſen und das koloniale Wollen im deutſchen Volk voranzu⸗ treiben für den Führer und für Deutſchland. „Das Schulungshaus ſei dienſtbar dem Füh⸗ rer und ſeinem Wollen, es helfe unter ſeiner Führung an der Verwirklichung deſſen, wofür wir kämpfen: der Wiedererſtehung unſerer kolo⸗ nialen Macht und unſerer kolonialen Tätigkeit, eingeſetzt und geführt von Adolf Hitler.“ deulſch-polniſche Verhandlungen Berlin, 31. Oktober. In der Frage der Behandlung der in Deutſch⸗ land lebenden polniſchen Staatsangehörigen iſt heute nachmittag zwiſchen der deutſchen und der polniſchen Regierung ein Einvernehmen dahin erzielt worden,. daß am Beginn der näch⸗ ſten Woche Verhandlungen darüber in War⸗ ſchau ſtattfinden. Infolgedeſſen ſind die beiderſeitigen Maß⸗ nahmen der Ausweiſung von Polen aus Deutſchland und von Deutſchen aus Polen ein⸗ geſtellt worden. Meſenbtand in Matseile während des Kadilaſſozialen Kongeeſſes roßdeuljthen Reich Während der Parteitag der Radikalſozialen in Marſeille tagte, brach im größten Waren⸗ haus der Stadt auf der berühmten Hauptſtraße Canebisre ein gewaltiges Feuer aus, das bei dem herrſchenden Sturm. dem bekannten Miſtral, einen großen Umfang annahm. Verſchiedene Hotels, u. a. auch das. in dem Daladier und andere Parteimitglieder wohnten, wurden von den Flammen erfaßt und eingeäſchert. Die Zahl der Todesopfer ſteht noch nicht feſt. Unſer Bild⸗ telegramm zeigt einen Teil der brennenden Häuſer in der Canebiere. 30 Millionen Sachschaden (Scherl⸗Bilderdienſt⸗Autoflex) bei der furchtbaren Brandkataſtrophe von Marſeille.— Die wenigen Ueberreſte der„Nouvelles Galeries“. (Preſſe⸗ Hoffmann,. Zander⸗Multiplex) Flalien und Deulſchland als Schiedsrichter Enlſcheidung über die ungarischen Minderheilen ist endgüllig Berlin. 31. Oktober. Nachdem das Problem der ungariſchen Min⸗ derheiten in der Tſchecho⸗Slowakei und die Frage einer gerechten ethnographiſchen Grenzziehung zwiſchen Ungarn und der Tſchecho⸗ Slowakei in den letzten Wochen durch direkte Verhandlungen der beiden Regie⸗ rungen nicht gelöſt werden konnte, haben ſich die ungariſche und die tſchecho ſlowakiſche Regie⸗ rung mit der Bitte an die deutſche und die ita⸗ lieniſche Regierung gewandt, dieſe Fragen durch einen Schiedsſpruch zu löſen. Der Reichsminiſter des Auswärtigen von Ribbentrop hat anläßlich ſeines Beſuches in Rom mit dem italieniſchen Außenminiſter Graf Ciano auch dieſe Frage beſprochen und die italieniſche Regierung bereits dahin informiert, daß Deutſchland dem Grundſatz einer ſolchen ſchiedsrichterlichen Regelung zu⸗ ſtimme. Nachdem ſich die tſchecho⸗lowakiſche und die ungariſche Regierung heute bereit erklärt haben, den Schiedsſpruch als definitive Regelung vor⸗ behaltlos anzunehmen und ihn unverzüglich durchzuführen, haben ſich die deutſche und die italieniſche Regierung nunmehr entſchloſſen, den Schiedsſpruch zu fällen. Reichsminiſter des Auswärtigen von Rib⸗ bentrop und Außenminiſter Graf Cia no werden deshalb am 2. November in Wien zu⸗ ſammentreffen. Der ungariſche und der tſche⸗ cho⸗ſlowakiſche Außenminiſter ſind für den glei⸗ chen Tag nach Wien eingeladen worden. 15 0 b . ——— —— — c * Der Mittelland⸗Kanal iſt eröffnet Jeſlalt in Magdeburg in Gegenwark des Slellverkrelers des Führers Magdeburg, 31. Oktober. Der Stellvertreter des Führers. Reichs mini⸗ ſter Rudolf Heß, eröffnete am Sonntag vor⸗ mittag im Rahmen eines großen Feſtaktes der Reichswaſſerſtraßenverwaltung den Mittelland⸗ kanal. Zugleich wurde das Schiffshebe⸗ werk Magdeburg⸗Rothenſee in Be⸗ trieb genommen. Zu der Feier waren auch neben anderen führenden Perſönlichkeiten aus Staat und Partei die Reichsminiſter Dr. Dorpmüller und Seldte ſowie der Ober⸗ befehlshaber der Kriegsmarine, Generaladmiral Dr. h. c. Naeder erſchienen. Die Vollendung des letzten Teilſtückes des Mittellandkanals zwi⸗ ſchen Braunſchweig und Magdeburg verwirklicht den ſeit mehr als fünf Jahrzehnten gehegten, in den Parlamenten der Vor- und Nachkriegszeit heiß umſtrittenen und immer wieder hinausge⸗ zögerten Plan einer Weſt⸗Oſt⸗QAuerver⸗ 2 zwiſchen den großen Strömen Deutſchlands. Der Stellvertreter des Führers durchfuhr nach der Eröffnung des ſpäter noch durch die Elbeüberquerung zu ergänzenden Schlußabſchnittes und nach der Einweihung des Schiffshebewerkes zuſammen mit den übrigen Ehrengäſten auf dem Regierungsdampfer„Her⸗ mes“ das Schiffshebewerk, das damit ſeinen Be⸗ trieb aufnahm. Die Feſtanſprache hielt Reichs⸗ verkehrsminiſter Dr. Dorpmüller. Der hiſtoriſche Tag der Eröffnung des Mittellandkanals ſtand ſchon in aller Frühe im Zeichen des feſtlichen Ereigniſſes Auf den prächtig geſchmückten Straßen Magde⸗ burgs brachte ſchn am Morgen eine lange Kette von Autobuſſen, Privatfahrzeugen und Laſtkraftwagen die Teilnehmer an N denk⸗ würdigen Feier nordwärts zum Schiffshebe⸗ werk Rothenſee. 27 Sonderzüge der Reichs bahn brachten aus der näheren und weiteren Umgebung Magdeburgs und anderen nord- und mitteldeutſchen Gauen Gäſte und Schau⸗ luſtige zum chiffshebewerk. Dieſer „Fahrſtuhl für Schiffe“, der den Ab- tieg vom Mittellandkanal zur Elbe und um⸗ gekehrt den Aufſtieg ermöglicht, überwindet ie nach dem Elbwaſſerſtand einen Höhenunter⸗ — von mindeſtens 11 und höchſtens 18,7 Meter. Schon lange vor Beginn der Feier iſt das Gebäude ringsum dicht beſetzt. an ſieht auch Faſchiſten in ihrer Uniform unter den Zuſchauern, wie überhaupt aus einer ganzen Reihe von fremden Staaten Fachleute aus Verkehr und Technik in großer Zahl ge⸗ kommen ſind. Viele Fahrzeuge liegen auf dem Abſtiegskanal am Oberhafen und harren des Signals zur Eröffnung des Schiffshebewerks. Sie alle, voran der ſchmucke Regierungsdampfer„Hermes“, Motorboote Jachten und Laſtkähne haben zur Feier des Tages über Toppen geflaggt. Bunte Wimpelketten von Bord bis zum Heck ſchmük⸗ ken Schiff um Schiff und Kahn um Kahn und beleben das feſtliche Bild. Beſonders ſchön hergerichtet iſt der Regierungsdampfer, Gir⸗ landen und Tannengrün zieren die Außen- wände des weißen Schiffskörpers. Wie die hier verſammelte, bunt zuſammen⸗ geſetzte Flotte, ſo haben auf Anordnung der Reichsverkehrsgruppe Binnenſchiffahrt heute und Montag— zur Eröffnung des deutſchen Binnenſchiffahrtstages 1938— alle deutſchen Binnenſchifſe feierlich die Flagge geſetzt. Sie alle unterſtreichen damit die große Bedeutung, die der Fertigſtellung des Kanals für die ge⸗ ſamte deutſche Binnenſchiffahrt zukommt. Der Jeſlakt Rudolf Heß ſchritt zunächſt unter den Klän⸗ gen des Präſentiermarſches die Front der Ehrenformationen der angetretenen Partei⸗ gliederungen ab und begab ſich dann mit den übrigen Ehrengäſten auf die Kommandobrücke des Hebewerks, womit der Feſtakt ſeinen An⸗ fang nahm. an ſah in ſeiner eng die Reichsminiſter Dorpmüller un Seldte, Generaladmiral Dr. h. e. Raeder, den Chef der Präſidialkanzlei Staatsminiſter Dr. Meißner, Staatsſekretär Dr. Königs vom Reichsverkehrsminiſterium u. a. Oberpräſident von Ulrich überbrachte zunächſt die Trauerbotſchaft, daß bei einem ſchweren Verkehrsunglück am Sonntagmorgen elf SA.⸗Männer, die ſich auf dem Wege zur Feier befanden, ihr Leben laſſen mußten. Er gedachte in warmen Worten dieſer Toten und der 13 Verletzten, während ſich die Tribünen befucher von den Plätzen erhoben und die Häupter entblößten. Dann begrüßte der Oberpräſident in ſeiner Eigenſchaft als Chef der Elbſtromverwaltung den Stellvertreter des Führers ſowie die Ver⸗ treter des Staates, der Wehrmacht, der Partei und der Gliederungen. Der Redner unter⸗ ſtrich des weiteren die geſchichtliche Bedeutung dieſes Tages für die Reichswaſſerſtraßenver⸗ waltung und die geſamte deutſche Binnen- ſchiffahrt. an dem man feſtſtellen könne, daß der Mittellandkanal vom Rhein bis zur Elbe und darüber hinaus der Binnenſchiffahrtsweg zur Reichshauptſtadt und zum deutſchen Oſten befahrbar ſei Darauf bielt der Reichsver⸗ kehrsminiſter Dr. Dorpmüller die Feſt. anſprache. Seine Ausführungen wurden oft von Beifall unterbrochen, beſonders als der Miniſter unter Hinweis auf die überwundene politiſche Spannung bervorhob, daß wir es dem Führer zu verdanken haben, wenn ſtatt Kriegsgut Friedensgut die Laſt des neuen Kanals bilden werde. Auch Dr Dorp müller gedachte in tief empfundenen Worten der Opfer vom Sonntagmorgen. Zum Schluß erſtattete Elbſtrombaudirektor Dr. Petzel den Baubericht, der ein ein! drucksvolles Bild von den von deutſchen Ar- beitern der Stirn und der Fauſt geleiſteten techniſchen Arbeiten vermittelte. Beſonders intereſſant war die Mitteilung, daß die Lei⸗ ſtungsfähigkeit des Schiffshebewerkes Ro⸗ thenſee geſtattet, im durchgehenden 24⸗Stun⸗ den⸗Verkehr bis zu 15 Millionen Tonnen Gü⸗ ter jährlich zwiſchen Elbe und Kanal zu be- fördern, und daß der Kanal nicht nur der Schiffahrt dient, ſondern auch der land⸗ wirtſchaftlichen Nutzung weiter Gebiete, und namentlich dem ſogenannten Droemling(einem Niederungsmoor bet Magdeburg) zugute kommt. Hier werden rund 25 000 Hektar Land durch Ableiten von Hoch⸗ waſſer in den Kanal vor unzeitigen Ueber⸗ ſchwemmungen geſchützt. Starker Beifall folgte der Meldung des Elb⸗ ſtrombaudirektors an den Stellvertreter des Führers: „Das Schlußſtück des Mittellandkanals iſt fertig“ Es ſchließt die bisherige Lücke zwiſchen Weſt und Oſt. Die jetzt verbundenen Waſſer⸗ ſtraßen werden der deutſchen Binnenſchiffahrt und Wirtſchaft neuen Auftrieb geben und dem ganzen deutſchen Volke zum Segen gereichen.“ Empfang auf Rudolf heß eröſſnet den Kanal Nunmehr tritt Rudolf Heß, umbrandet von den Heilruſen der Menge, an das Mikrophon der Kommandobrücke und vollzieht den Ein⸗ 1 mit den weithin hallenden Wor⸗ n: „Der Mittellandkanal iſt eröffnet.“ Inzwiſchen hebt ſich faſt lautlos der gewal⸗ tige Hubtrog aus der Tiefe. Rudolf Heß be⸗ gibt ſich zu dem oberhalb des Hebewerkes auf dem Kanal bereitſtehenden Regierungsdampfer „Hermes“, Das Hubtor wird geſchloſſen und lautlos, faſt ſpielend, gleitet der Trog nach unten. Ein wahres Wunderwerk deut⸗ ſcher Ingenieurkunſt und deutſcher Arbeit be⸗ ſteht hier ſeine glänzende Probe. Dann öff⸗ net ſich das andere Tor des Trogs und lang- ſam, begleitet von den Jubelrufen der Menge und den Klängen des SA.-Muſikzuges, gleitet der Dampfer aus dem Hebewerk hinaus und fährt vorbei an feſtlich geſchmückten Dampfern und Kähnen, den Kanal hinunter der Elbe dem Verghof Kronprinz Amberlo von Nalien beim Führer Berchtesgaden, 31. Okt. Prinz Umberto von Italien, der ſich zur Zeit aus einem privaten Anlaß in Deutſch⸗ land aufhält, ſtattete am Sonntag dem Füh⸗ rer auf dem Berghof einen Beſuch ab. Feier des Faſtio Bayern München, 31. Okt. Den 16. Jahrestag des Marſches auf Rom feierte die italleniſche Kolonie in München mit einem eindrucksvollen Feſtakt im Cherubinſaal des Hotels„Vier Jahreszeiten“. Zu Beginn der Gedenkſtunde hatte die kleine Kolonie die große Freude, den italleniſchen Kronprin⸗ en Umberto daaſenſcc zu können, der in egleitung des ttalleniſchen Botſchafters in konſuls in München, Miniſter Pittalis, erſchie⸗ Auͤlgſe iſt ſehr alli Nom, 31. Okt. Zum Bed des Reichsaußenminiſters in Rom bemerkt„Tribuna“ in ihrer Abendausgabe, man könne ſchon aus der Dauer ſeiner Beſpre⸗ chungen mit Muſſolini und dem italieniſchen Außenminiſter den Schluß ziehen. daß eine ganze Anzahl wichtiger Fragen behandelt wurde. Die Achſe ſei offenbar auf allen Gebieten außer⸗ ordentlich aktiv. Jede Veränderung in der inter⸗ nationalen Lage werde mit der größten Auf⸗ merkſamkeit geprüft und mit entſprechendem Weitblick gewertet. Das ſollten ſich jene verär⸗ gerten Leitartikler geſagt ſein laſſen, die im⸗ mer noch verſuchen, Illuſionen über von ihnen erhoffte Schwächen in der ſtalieniſch⸗deutſchen Berlin, Attolico, und des italieniſchen General⸗? Zuſammenarbeit wach zu erhalten. Ein deutſch⸗kchechiſches zufatyrotokoll Berlin, 31. Oktober. Zur Durchführung des Münchener Vier⸗ mächteablommens vom 29. Septem ⸗ ber 19388 iſt zwiſchen der Deutſchen und der Tſchecho⸗Slowakiſchen Regierung in den letzten Tagen eine Reihe weiterer techniſcher Ver⸗ einbarungen abgeſchloſſen worden. Von unterrichteter Seite erfährt das DNB. dazu folgende Einzelheiten: In einem Protokoll zur 3 des Münchener Abkommens 55 die Grundſätze feſtgelegt worden, die für ie Uebergabe der abgetretenen Ge; biete maßgebend waren. Als oberſter Grund⸗ ſatz iſt dabei aufgeſtellt worden, daß das abge⸗ tretene Gebiet in„ordnungsmäßigem“ Zuſtand zu übergeben war, und daß, ſoweit Viederingangſetzung des Eiſenbahnverkehrs/ Rückgabe des Eigenkums dies nicht geſchehen iſt, Rückerſtattung oder Er⸗ ſatz zu leiſten iſt. f ie Rückgabe der danach zurückzuliefern⸗ den Gegenſtände iſt im Gange. Es iſt bereits eine erhebliche Zahl von Lokomotiven, Triebwagen, Perſonen⸗ und Güter⸗ wagen von der tſchecho⸗ſlowakiſchen Eiſen⸗ bahnverwaltung an die Reichsbahn zurückge⸗ liefert worden. Weitere Rücklieferungen wer⸗ den in den nächſten Tagen erfolgen. Ebenſo iſt mit der Rücklieferung von Pferden und Kraftwagen, die von den tſchecho⸗ſlowa⸗ kiſchen Militärbehörden requiriert worden ſind, bereits begonnen worden. Es iſt der ernſte Wille der beiden Regierungen, dieſe Rücklie⸗ fetungen ſchnell auf allen Gebie⸗ ten durchzuführen. rung des für die Verwaltungsbehörden nok⸗ wendigen Schrifttums(Verwaltungs⸗ und Berichtsakten, Regiſtraturen. Pläne uſw.) iſt bereits im Gange. Die zweite wichtige Vereinbarung betrifft die Wiederingangſetzung des Eiſenbahnverkehrs Am heutigen Montag, dem 31. Oktober, wird auf etwa 50 Stellen an der neuen Grenze der Eiſenbahnverkehr zwiſchen Deutſchland und der Tſchecho⸗Slowakei wieder in Gang geſetzt werden. Das bedeutet, daß die Tſchecho⸗Slowakei wieder an den internatio⸗ nalen Perſonen⸗ umd Gütereiſenbahnverkehr angeſchloſſen wird. Bei dieſer Gelegenheit wurde zwiſchen den beiden Eiſenbahnverwaltungen auch ein privi⸗ legierter Perſonen ⸗ Güterverkehr zwiſchen Schleſien und der Oſtmark auf den zwei Eiſenbahnſtrecken Annaberg— Lundenburg und Mittenwalde— Lundenburg vereinbart. Dieſer Verkehr iſt von den ſonſt üblichen Zoll-, Paß⸗ und Deviſenkontrollen befreit. Ex wird ſich da⸗ her für den Handel und die Reiſenden leicht und ſchnell abwickeln. Ferner iſt eine Vereinbarung über den Zah⸗ lungsverkehr zwiſchen dem abgetretenen Gebiet und der Tſchecho-Slowakei getroffen worden. In der kommenden Woche wird auch der regelmäßige Poſt⸗, Telephon⸗ und Tele⸗ grammverkehr zwiſchen Deutſchland und der 5 Tſchecho-Slowakei wieder aufgenommen werden. Nakionalfeierflag in der Slowakei Preßburg, 31. Oktober. Nach Verwirklichung der Autonomie feierte die Slowakei zum erſten Mal im feſtlichen Rah⸗ men den 30. Oktober, den Tag der Unabhän⸗ gigkeitserklärung von St. Martin, als Natio⸗ nalfeiertag. In den größeren Orten fanden Aufmärſche der Hlinkagarde und Volksver⸗ ſammlungen ſtatt, bei denen Miniſterpräſident Dr. Tiſo und die übrigen Miniſter und Po⸗ litiker in Anſprachen die Bedeutung des Tages und den Erfolg des Freiheitskampfes der Slo⸗ wakei würdigten. General Imuks iſt opfimiftiſch London, 31. Oktober. Der ſüdafrikaniſche Juſtizminiſter General Smuts, der Kimberley(Südafrika) kurs be⸗ ſuchte, äußerte ſich bei ſeiner Ankunft mit einigen Worten zur außenvpolitiſchen Lage. Er meinte, daß Kimberley, das ſo ſtark auf die Ausfuhr angewieſen ſei, von der erheblichen Verbeſſerung der volitiſchen Lage in Europa Nutzen ziehen werde. Seiner Meinung nach brauche man für die nächſten Jahre nichts zu befürchten. Die europäiſche Kriſe ſei für jeden eine große Warnung geweſen. Er rechne mit Jahren des Friedens und der Ruhe. f Pirow flog nach Salamanca. Liſſabon, 31. Oktober. Der Kriegsminiſter der Südafrikaniſchen Union, Pirow, ſtartete am Samstagvormit⸗ tag mit ſeinem Flugzeug der Lufthanſa nach Salamanca. Am Rollfeld des Liſaboner Flug⸗ platzes hatten ſich neben diplomatiſchen Vertre⸗ tern Englands und der Südafrikaniſchen Union Spitzen der vortugieſiſchen militäriſchen und zivilen Behörden zum Abſchied des Kriegsmi⸗ Auch die Rückliefe⸗ 1 niſters eingefunden. Das Buch ist Erzieher der Nation die Anſprache dr. Goebbels' zur Eröffnung der Buchwoche Zur feierlichen Eröffnung der Woche des Deutſchen Buches hielt Reichsminiſter Dr. Goebbels am Sonntag eine Rede, in der er u. a. folgendes Ausführte: 5 Die Bücher ſind unſere beſten und vor allem unſere treueſten Freunde. Sie beglei⸗ ten uns von früheſter Kindheit an durch das ſanze Leben, ohne uns jemals du verlaſſen. s iſt nicht wahr, daß die Bücher freunde die Außenſeiter des Lebens ſeien, die für die prattiſche Arbeit nicht in Frage kommen könnten. Bücherwurm Bücherfreund Wir müſſen hier einen ſcharfen Unterſchied machen zwiſchen dem Bücherwurm und dem Bücherfreund. Der Bücher wur m iſt jener Menſch, der ſein Leben ausſchließlich durch das Buch beſtimmen läßt, ohne die Wirk⸗ lichkeit des Tages und die Härte des Daſeins zu ſehen. Er baut ſich aus Büchern eine gei⸗ ſtige Exiſtenz auf, die keinerlei Ergänzung findet durch die Erfahrungen und Lehren des Lebens ſelbſt. Das Buch allein aber kann im⸗ mer nur einen Teil des Lebens widerſpiegeln und wirkt deshalb in ſeiner Ausſchließlichkeit eher verwirrend als klärend. Der Bücherfreund dagegen iſt jener Menſch, der im Buch die wertvollſte geiſtige Er⸗ gänzung ſeines Lebens ſieht, der aus dem Buch Kraft ſchöpft für Beruf und Pflicht, dem das Buch mehr iſt als eine zeitweilige Entſpannung oder nur eine geiſtige Dekoration des Alltags, der im Buch den ewigen Menſchen zu finden verſucht und von Menſchen wieder den Weg zum Buch zurückfindet. Deshalb ſind tätiges Leben und Freude am Buch keine Gegenſätze, ſondern Dinge, die ſich ergänzen und gegenſeitig unend⸗ lich bereichern. Bücher und„Bücher“ Man muß hier wiederum einen ſcharfen Un⸗ terſchied zwiſchen Büchern und„Büchern“ ma⸗ chen. Es gibt Bücher, die wir flüchtig durch⸗ blättern, ohne aus ihnen irgendeinen Gewinn für unſer Leben oder für unſere geiſtige Exi⸗ ſtenz zu ziehen. Es gibt aber andere Bücher, die unſere Entwicklung und unſer geiſtiges Da⸗ ſein maßgeblich beeinfluſſen, ja beſtimmen. Es ſind das jene Bücher, die wir ein erſtes Mal mit heißem Kopf und klopfendem Herzen leſen, die wir in wilder Haſt durchfliegen, nach denen wir nach einiger Zeit wieder greifen, die wir in den verſchiedenen Entwicklungsſtadien unſeres Lebens mit ver⸗ ſchiedenen und immer wechſelnden Einſtellun⸗ gen leſen, die wir jedes Jahr erneut zur Hand nehmen, und zu denen wir dann jedesmal ein anderes Verhältnis gewinnen. Sie ragen als einſame Denkmäler unter der Maſſen⸗ produktion der Literatur heraus. Das gute Buch jedenfalls wird zu allen Zei⸗ ten ſeinen ewigen Wert behalten. In ihm lebt die eigentliche Quelle der geiſtigen Kraft einer Nation. Das Buch als Erzieher Das Buch iſt nicht nur dazu beſtimmt, die Menſchen zu unterhalten; es ſoll die Men⸗ ſchen auch erziehen. Und da wirkt wohl meiſtens das geſchriebene Wort viel dauerhaf⸗ ter und einprägſamer als das geſprochene. Es kann manchmal ganz große geiſtige und welt⸗ anſchauliche Epochen eines Volkes oder eines Erdteiles einleiten. Es weht dann ſozuſagen als Fahne über dem Anbruch einer neuen Zeit. Meiſtens ſind ja vor allem in revolutio⸗ nären Entwicklungen die großen Red⸗ ner auch die großen Schriftſteller einer Zeit. Es handelt ſich bei ihnen um einmalige Erſcheinungen einer geſchichtlichen Ver⸗ kündung des Evangeliums einer Epoche. Sie ſprechen dann mit der Gewalt ihrer Zunge oder der Kraft ihrer Feder zu den Men⸗ ſchen, und die Menſchen fühlen ſich von ihnen angeſprochen. Ton und Wort der Rede ver⸗ klingen und verhallen. Bleibend aber iſt der Wert des Buches, dort verewigt ſich ein Volk und eine Zeit für immer. Für uns hat das Buch ſeinen bleibenden Wert als ein überaus wertvolles Mittel der Volksgeſtalt ung und Volkserzie⸗ hung. Und darum wird auch die Arbeit, die wir zur Verbreitung des Buches in den Millio⸗ nenmaſſen unſeres Volkes leiſten, großzügig und unter Einſatz aller uns zur Verfügung ſtehenden organiſatoriſchen Mittel angefaßt und durchgeführt. Ich kann dieſe Arbeit für das deutſche Buch auch heute wieder, wie in den vergangenen Jah⸗ ren, durch imponierende Zahlenreihen belegen. Wiederum ſind die Abſatzziffern unſerer Verlage um ein Bedeutendes geſtiegen. wiſſenſchaftliche Verlag hat im lau⸗ fenden Jahr ein Mehr von 11,2 v. H. aufzu⸗ weiſen gegenüber nur 5,6 v. H. im vorange⸗ gangenen Jahr. An dieſer Steigerung iſt der populärwiſſenſchaftliche Verlag ſo⸗ ſar mit 12 v. H. beteiligt. Aber auch der ch öngeiſtige Verlag zeigt eine Abſatzſtei⸗ gerung von 4 v. H. Die Umſatzſteigerung im Sortiment für das erſte Halbjahr 1938 beträgt gegenüber der gleichen Zeit des Jahres 1987 rund 7,5 v. H. 1 Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den politiſchen Teil: Dr. Eduard Kubn. Worms; für den übrigen Teil: Feiedrich Martin, Viernheim. Verlag: Vereinigte Zeitungsveclage Cnvrim. Haller & Co, Worms Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim.— Druck: Wormſer Verlagsdrucketel Hal⸗ kenhäuſer Cnyrim& Co., Worms.— DA. IX. 1938 über 2000. 3. Zt. iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 7 gültig. Der 100 lun die eich Thi allen pant haub gegen gebt teiln ange tönt Rui. De bine E tale batte Bag ſehte Pfeife feinet della ben 1 ſozial b ging Die flätte ten) lizei 1 keis nußte vorgen überte unter perloh jedoch Auf dungs ſchuß der 2 die Nutse arbeit ge gett lipfu daß a gtoß ben, b ſcen die ef mat! lber und 5 wehr let zu dem don Die verler der 8. 9 Feuern entlich 10 m ſind zu einen f dem Anbeau lieder Votden toten „ bird ige det and der in d* aß die natio⸗ derleht 1 den hrivi⸗ wischen zwei i und eser N Paßz⸗ ich da⸗ leicht Jah⸗ tetenen troffen 1 ber Tele und ammen 10 lober. te die Nab⸗ abhän⸗ Ratio unden lksbet⸗ iltdent d Po⸗ Tages t Elo⸗ 0 ktobet. enetal 1 be⸗ mit ge. 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Als ſich der radikal-ſoziale Delegierte Ba yet für die Fortſetzung der Volksfront ein⸗ ſetzte, wurde er durch die Proteſtruſe und das Pfeifen des ganzen Saales an der Fortſetzung ſeiner Rede gehindert. Die Kongreßteilnehmer verlangten, daß das Wort an Daladier gege⸗ ben werden ſoll. Der Vorſitzende der radikal. ſozialen Parlamentsgruppe ſetzte ſich dafür ein. daz Bavet das Wort erhielt, ſeine Stimme ging jedoch im allgemeinen Tumult unter. Die Daladier behauptet ſich Die Anhänger der vollsfronk niedergeſchrien Marſeillaiſe wurde angeſtimmt und Daladier erneut zur Beſteigung der Rednertribüne auf⸗ gefordert. Erſt allmählich wurde die Ruhe im Saale wiederhergeſtellt. Großer Erfolg Daladiers Paris, 31. Oktober. Abgeſehen von der äußerſten Linkspreſſe u. chauviniſtiſchen uns moskaufreundlichen Blät⸗ ter wie dem Ordre und der Epoque, die in er⸗ ſter Linie die außenpolitiſche Haltung der Re⸗ gierung angreifen, ſind die Pariſer Frühblätter vom Sonntag einmütig in der Feſtſtellung eines ungeheuren verſönlichen Erfolges des Miniſtervräſidenten Daladie r. den dieſer trotz einiger Quertreibereien auf dem radikal⸗ ſozialen Parteitag errungen habe. Der Bruch der Radikalſozialen mit den Kommuniſten und der Volksfront ſei die Vorausſetzung dieſes Erfolges geweſen, was von den meiſten Blät⸗ tern vorbehaltlos herausgeſtellt wird. Daladier erläßt Nolverordnungen Paris, 31. Oktober. Der franzöſiſche Kabinettsrat wird heute um 7 Uhr zuſammentreten, um über die auf dem Marſeiller Kongreß in Ausſicht genommenen Maßnahmen in wirtſchaftlicher und finanzieller Sinſicht zu beraten. Am Freitag oder Samstag wird dann ein Mi⸗ niſterrat ſtattfinden. Die Arſache der Marſeiller Katastrophe Einſetzung eines Unterſuchungs ausſchuſſes i Paris, 31. Oktober. „Die Aufräumungsarbeiten an der Unglücks⸗ ſtätte von Marſeille werden mit immer größe⸗ tem Nachdruck fortgeſetzt. Abteilungen der Po⸗ lizei und der Truppe ſperrten im weiten Um⸗ kreis die Stätte des Grauens ab. Zweimal mußten bereits Dynamitſprengungen vorgenommen werden. um noch ſtehende Mauer⸗ überreſte zu beſeitigen. Immer wieder werden unter den Trümmern verſtümmelte und völlig verkohlte Ueberreſte der Opfer gefunden. die jedoch nicht mehr identifiziert werden können. „Auf Veranlaſſung des Marſeiller Unterſu⸗ chungsrichters wurde ein Sachverſtändigenaus⸗ ſchuß zur endgültigen Feſtſtellung der Urſache der Brandkataſtrophe eingeſetzt. Marſeille iſt empört Die Blätter berichten nach wie vor über die Marſeiller Kataſtrophe, über die Aufräumungs⸗ arbeiten, und befaſſen ſich auch mit den zu Ta⸗ ge getretenen Unzulänglichkeiten bei der Be⸗ kämpfung des Brandherdes. Sie melden weiter, daß am Samstagabend auf der Cannebiére große Kundgebungen ſtattgefunden ha⸗ ben, bei denen der Rücktritt des ſozialdemokrati⸗ ſchen Bürgermeiſters Tasco verlangt wurde. Die empörten Marſeiller Bürger verlangen vom marriſtiſchen Stadtrat Rerchenſchaft über die Verwendung der Steuergelder und und wollen wiſſen, warum vor allem die Feuer⸗ wehr mit vorſintflutlichen Löſchgeräten ausge⸗ rüſtet wor, was bereits Innenminiſter Sarraut zu dem Beſchluß veranlaßt habe. die Feuerwehr von Marſeille zu verſtaatlichen. Die Gewerbekammer der Marſeiller Hand⸗ werker hat einen Proteſt gegen das Verſagen der Stadtverwaltung und der Organiſation der Feuerwehr veröffentlich. Nach wie vor veröf⸗ fentlichen die Zeitungen Einzelheiten über die kommuniſtiſchen Plünderungen. So ſind zwei Perſonen verhaftet worden. als ſie einen Kraftwagen ſtehlen wollten, der von ſei⸗ nem Beſitzer im Augenblick des Brandunglücks unbeaufſichtigt ſtehen gelaſſen worden war. Ver⸗ ſchiedentlich ſind auch Taſchendiebe verhaftet worden, die ſich ebenfalls aus Elementen der roten Marſeiller Unterwelt rekru⸗ tieren. Im Hotel de Noailles wurde ein 28jäh⸗ riger Mann verhaftet. Bei der Durchſicht ſeiner Taſchen fand man Briefe und Schriftſtücke, die an den Außenminiſter Bonnet gerichtet wa⸗ ren. Die Polizei hat ihn ins Gefängnis ein⸗ geliefert. Zu den Aufräumungsarbeiten berichten die Blätter, daß die Bergungsmannſchaften bereits an die großen Fahrſtühle des Kauf⸗ hauſes. in denen ſie zahlreiche verkohlte Leichname wahrgenommen haben, herangekom⸗ men ſind, die ſie aber noch nicht freilegen konn⸗ ten. f 75 Tote und Bermißle Marſeille, 31. Oktober. Bei den Aufräumungsarbeiten in Marſeille werden unter den Trümmern immer mehr. meiſt völlig verkohlte Leichen gefunden. Nach den letzten Berichten der Zeitungen hat ſich 3 122 der Vermißten und Toten bereits auf erhöht. Wie der„Temps“ aus Marſeille meldet. hat der Unterſuchungsrichter am Sonntagvor⸗ mittag mit der Vernehmung der Augenzeugen begonnen. um die Urſuche des Bran dun⸗ glücks aufzuklären Soweit bisher feſtſtehe ſei das Feuer in der Abteilung Kinderkleidung des Warenhauſes„Neuvelles Galeries“ ausge- brochen, die im erſten Stock des Kaufhauſes lag. Und zwar ſollen die Flammen von einem De⸗ korationsgerüſt ausgegangen ſein. bei dem vier Arbeiter beſchäftigt waren. Dieſe vier Arbeiter werden vermißt und ſind wahrſcheinlich in den Flammen umgekommen. keller leer genumpl Marſeille, 31. Oktober. Bei den Aufräumungsarbeiten iſt man jetzt bis zu den Kellern des niedergebrannten Kauf⸗ hauſes vorgedrungen, die aber bei den Löſchar⸗ beiten voll Waſſer gelaufen ſind und erſt leer⸗ gepumpt werden müſſen. Man vermutet. daß Angeſtellte des Kaufhauſes während der Kata⸗ ſtrophe in die Keller geflüchtet ſind und dort ums Leben kamen. nach der Eröffnung. Die Eröffnung des Miktellandkanals— Aeberblick über das hebewerk während der Durchfahrt vom Oberwaſſer zum Unterwaſſer mit dem Staatsdampfer„Hermes“ (Weltbild, Zander⸗Multiplex). 11 5A.-Männer gelölel Zuſammenſtoß zmiſchen Kleinbahnzug und Omnibus Magdeburg, 31. Okt. Am Sonntag morgen um 4 Uhr ereignete ſich auf der Kleinbahnſtrecke Genthen Jerichow ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem Kleinbahnhzug und einem Omnipus der mit SA.⸗Männern be⸗ ſetzt war. Elf SA.⸗Männer wurden dabei ge⸗ tötet und mehrere verletzt. Ramon Franco lödlich verunglückt Bei einem Beobachtungsflug ins Meer geſtürzt. 88S Burgos, 31. Okt. Wie heute hier bekannt wird, iſt der Bru⸗ der des Generaliſſimus, Oberſtleut⸗ nant der Luftwaffe und Chef der Luftſtreit⸗ kräfte der Baſis Malorca,. Ramon Franco, bei einem Dienſtflug ums Leben gekommen. Neun Meilen nördlich von Kap Formentera — 955 die Leiche im Meer treibend aufgefun⸗ en Oberſtleutnant Franco, Hauptmann San⸗ gro, Oberleutnant Dominguez, ein Mechaniker und ein Funker waren am 28 d. M. zu einem Beobachtungsflug aufgeſtiegen. Man ver⸗ mutet. daß ſie die Richtung verloren haben und auf dem Meer niedergehen mußten. Ra- mon Franco wurde weltbekannt, als er 1926 mit dem Flugzeug„Plus Ultra“ einen Transatlantikflug von Palos nach Buenos⸗Aires unternahm, begleitet von dem nachmaligen Falangueführer Ruiz de Alda, der 1936 von den Roten im Madrider Ge⸗ fängnis ermordet wurde. Franco war auch bekannt als Kampfflieger, als der er mit ſei⸗ nen reichen Erfahrungen und ſeinem Wage— mut ſeinem Vaterlande unſchätzbare Dienſte geleiſtet hat. Pefroleumvorkommen im Fuſhiſama Erſte Bohrungen am Heiligen Berg ö Tokio, 28. Oktober Nach Anſicht japaniſcher Geologen enthält Japans Heiliger Berg, der Fuſhijama, abbau⸗ würdige Petroleumvorkommen. Es wurde eine Geſellſchaft gegründet, deren Zweck es iſt, das Vorhandenſein von Petroleum nachzuweiſen Ein Blick über die Welt und ein etwaiges Vorkommen auszubeuten. In neunmonatiger Arbeit erreichten die Bohrun⸗ gen bereits eine Tiefe von 1500 Fuß. Die Ko⸗ ſten betragen bisher 235 000 Yen. Reichskhealerwoche der 93. Hamburg, 31. Oktober. Als zweite Uraufführung der Reichsthe⸗ aterwoche der Hitlerjugend 1938 ging am Samstagabend im Deutſchen Volks⸗ theater Hamburg⸗Altona Thile von Trot⸗ has Komödie„Prinzeſſin Plumpudding“ in Szene. Poſtagenkur beſtohlen Trier. Ein dreiſter Einbruchsdieb⸗ ſtahl wurde nachts in die Poſtagentur des Saarortes Kirf verübt. Die Ehefrau des Poſtagenten hatte einen Betrag von 1700 N M., in der Hauptſache der Erlös von der von ihr verwalteten Tankſtelle, im Dienſtraum der Agentur hinterlegt. Noch in den ſpäten Abend⸗ ſtunden war das Geld vorhanden. Am Morgen ſah man. daß ein Unbekannter nachts das Fen⸗ ſter des Raumes eingedrückt hatte, dann durch das Eiſenagitter des Fenſter geklettert war und in dem Raum das Geld an ſich genommen hatte. Wertſachen der Poſt ließ der Dieb un⸗ — 95 Bis jetzt iſt der Täter noch nicht er⸗ mittelt. Brokpreis ſtoiaf weiler Paris, 31. Oktober. Vom 1 November ab wird in der franzöſi⸗ ſchen Hauptſtadt der Brotpreis erneut um fünf Centimes erhöht. Für das Kilogramm Brot wird man in Zukunft 3.05 Franken bezahlen. Andrej Brody verhaftet Prag. 31. Oktober. Der ſtändige Ausſchuß der Nationalverſamm⸗ lung hat, wie das Tſchecho⸗Slomakiſche Preß⸗ büro mitteilt. in ſeiner letzten Sitzung ſeine Zuſtimmung zur Strafverfolgung des Abg. Andre Brody wegen ſchwerer Delikte gegen die Sicherheit des Staates erteilt. Infolgedeſ⸗ ſen iſt Abg Brody verhaftet und in Haft des Kreisſtrafgerichtes in Prag eingeliefert worden. Beichsminiſter Dr. Goebbels empfing die Glückwünſche zu ſeinem Geburks dag ans allen Kreiſen der Bevölkerung An ſeinem 41. Geburtstag empfing Reichs miniſter Dr. Goebbels in ſeinem Miniſterium zahlreiche führende Perſönlichkeiten und Vertreter aus allen Kreiſen der Bevölkerung, die ihm ihre Glückwünſche darbrachten. Unſer Bild rechts zeigt Generalintendant Eugen Klöpfer. der die Glückwünſche der Künſtlerſchaft überbrachte. ſpieler Heinrich George. Links ſieht man Bauarbeiter, die an dem Erweiterungsbau der Reichskanzlei beſchäftigt ſind und von ihr ihn zu beglückwünſchen. — 54 7 3 Rechts neben dem Miniſter Staatsſchau⸗ er Arbeitsſtelle weg zu dem Reichsminiſter kamen, um (Scherl⸗Bilderdienſt— Autoflex) . —— ——ͤů—k[ ua ——— ͤ— — ͤ— Menſchen am Spieltiſch— eines der auf⸗ wühlendſten Kapitel der Menſchheitsgeſchichte! Gleichgültige, lächelnde, ernſte, geſpannte, ver; zerrte, entſetzte, verzweifelte Geſichter— Men⸗ chen am Spieltiſch! Unbeirrt von den Emp⸗ indungen derer, die ſie bewegen, nimmt die rollende Kugel ihren Lauf, ein Phantom, das nicht danach fragt, ob es Glück oder Unglück, ſtrahlenden Reichtum oder bitterſte Armut bringt. Männer, die ihren Namen in das Buch der Welthiſtorie eingeprägt haben, Frauen, von deren Geiſt oder Schönheit die Jahrhunderte ſprachen, ſie alle hat man ſchon am Spieltiſch gefunden, vom Ruhm entblößt und nichts als ein haltloſes Nervenbündel. Jetzt hat ſich auch der Film dieſes Themas bemächtigt, und auf der Leinwand erſcheint das hinreißende Seelengemülde, das Doſtojew⸗ ſki in ſeinem Roman„Der Spieler“ entwirft. Unſere Artikelreihe führt uns mit den be⸗ kannteſten Erſcheinungen zuſammen, die in der näheren und ferneren Vergangenheit im Spielſaal auftauchten, mit Fürſten und Künſt⸗ lern, Generälen und Staatsmännern, Groß⸗ induſtriellen und Hochſtaplern. Ein Film menſchlicher Leidenſchaften rollt vor unſeren Augen ab— wir blenden auf! Wagen muß man! „Als ich aus dem Kurſaal taumelte, hatte ich alles, buchſtäblich alles verſpielt. Mechaniſch griff ich in die Weſtentaſche— und erhaſchte noch einen letzten einſamen Gulden. Ah, dachte ich, alſo werde ich doch noch Mittag eſſen kön⸗ nen. Doch nach hundert Schritten dachte ich an⸗ ders und lief zurück, Ich ſetzte dieſen einen Gul⸗ den auf„manque“(eben war„manque“ bereits herausgekommen), und es iſt wahrhaftig ein eigentümliches Gefühl, wenn man ganz allein im fremden Lande, fern von der Heimat und den Freunden, ohne zu wiſſen was man am Tage eſſen ſoll, ſeinen letzten, einzigen Gulden ſetzt! Ich gewann und nach verließ ich den Kurſaal mit hundertſiebzig Gulden! Das iſt eine Tatſachel. So viel kann zuweilen ein letzter Gulden bedeuten. Was aber wäre aus mir geworden, wenn ich damals den Mut verloren und nicht gewagt hätte, das letzte, das allereinzige aufs Spiel zu ſetzen? Nun wohl, auch morgen werde ich wagen und alles, alles wird gut gehen!“ Mit diefen Worten ſchließt der berühmte Ro⸗ man„Der Spieler“ von Doſtojewſky. Dieſer Ro⸗ man iſt im Grunde nichts, als ein großes Selbſtbekenntnis, die grandioſe Darſtellung ur⸗ eigenſter Erlebniſſe des ruſſiſchen Dichters. Roulettenburg, der Schauplatz des Romans— im Film Hohenburg genannt— iſt in Wirklich⸗ keit Homburg, in deſſen Spielſaal Doſtojewfki ſo manche Schlacht ſchlug... und verlor. Ein anzes Jahrzehnt ſeines Lebens hatte ihn der pielteufel auf furchtbare Art in den Klauen. Immer wieder mußte er„wagen“... So iſt er in den Kreis der weltberühmten Spieler eingegangen und in einer Welt heimiſch gewor⸗ den, die er in ſeinem großartigen Erlebnisbuſt geſtaltet hat. Der Weg zur Hölle Doſtojewſki hatte gerade ſeinen erſten Roman „Arme Leute“ veröffentlicht— da verurteilte man ihn, weil er angeblich ſich an den Umtrie⸗ ben eines ſozialiſtiſchen Schwärmers beteiligt hatte, im Jahre 1849 zum Tode. Er ſteht be⸗ reits auf der Richtſtätte, gefeſſelt an den Pfahl, wartend auf die tödliche Salve, zu ſeinen Füßen das offene Grab, das ſeinen Leichnam aufneh⸗ men ſoll. Kaum noch auf dieſer Welt, harrt er grauſend des Feuerkommandos— und da wird ihm eröffnet, daß man ihn zur Zwangsarbeit in Sibirien begnadigt habe Zehn Jahre Sibirien. Feſtungshaft. Während dieſer Zeit, während der langen Tag⸗ und Nachtſtunden der Beſchäftigungsloſigkeit, ver⸗ ſchenkt ſich Doſtojewſki dem Spiel. Vor allem am Billaxd und im Pharao erleidet er ſtändige, an den Umſtänden gemeſſen, erhebliche Geldverluſte. Als er entlaſſen wird, iſt ex ein kranker, epilep⸗ tiſcher Mann— und der Urtyp des Spielers ge⸗ worden. In der Freiheit verfällt er dem Spiel⸗ teufel endgültig und ſcheinbar hoffnungslos. Es dämmern die furchtbaren Jahre von 1862 bis 1872 herauf. Ex iſt unglücklich verheiratet. Seine kalt berechnende Frau betrügt ihn jahre⸗ lang mit einem unbedeutenden Mann und macht ihm hyſteriſche Szenen, in denen ſie ihm den eigenen Betrug und ihre donze. ins Geſicht ſchleudert. Unter dem Unglück dieſer Ehe packt, ihn die Leidenſchaft: in raſender Liebe zu einer anderen Frau, der Studentin Pauline Suſlowa, verliert er den letzten Halt. Er wird nicht wieder geliebt, ſondern mit allen möglichen Geldleuten betrogen. Alſo muß man Geld, Geld, Geld haben, um glücklich zu wer⸗ den.. a Verzweifelt ſucht Doſtofewſki an der Roulette Geld und Glück zu erobern. „Abſcheulich, kein Geld zu haben! Ich erkenne die ganze Niedrigkeit dieſer ungeheuerlichen Leidenſchaft und auch, daß ſie eine teufliſche Sache iſt, und doch zieht es mich nur ſo hin, ſaugt es ſich geradezu in mich hinein.— Es handelt ſich darum, daß eine Umdrehung der Roulette alles ändern kann. Was bin ich jetzt? Zero! Was kann ich morgen ſein? Morgen kann ich von den Toten auferſtehen und neu zu leben anfangen!“ Mit dieſer Einſtellung flieht Doſtojewſki in die Welt. Der Teufel reicht den kleinen Finger In Petersburg hörte der Dichter die Berichte zahlreicher aus den rheiniſchen Badeorten zu⸗ rückkehrender Landsleute. die die Freuden der Roulette in den verführeriſchſten Farben ſchil⸗ derten. So ſah er in den lockenden Gewinnen die Möglichkeit, mit einem Schlag aus ſeinen ſeeliſchen und materiellen Kümmerniſſen her⸗ auszukommen. Es kam zu ſeiner erſten Reiſe zwanzig Minuten. Spleler, von denen die Welt sprach Im Banne der rollenden Ruge! Gluck u. Tragik am Spielusch- Von Casanova his bostolewski Ein Tatsachenbericht von Curt Corrilnth ders deshalb ſehr ſchwierig, nach dem Weſten Europas, in Begleitung ſeiner „ewigen Geliebten“, der Pauline Suſlowa. Im Jahre 1862 kehrte er im Spielſaal zu Wiesba⸗ den ein. Er bahnte ſich einen 9 an den Roulettetiſch, magiſch angezogen von dem Sur⸗ ren der rollenden Kugel. Er eroberte ſich einen Sitzplatz; hinter ihm ſtand, kühl beobach⸗ tend, die Suflowa. Niemand hatte des 5 den Ruſſen acht. Er begann zu ſetzen. Anfangs ögernd— aber dann verlor er bei ſeiner heiß⸗ lütigen Natur in kürzeſter Zeit alle Ruhe und kalte Ueberlegung. Er konnte nur mit be⸗ ſchränkten Mitteln ſpielen; aber er wagte ſie alsbald hemmungsloſer; der typiſche, zu Verluſt beſtimmte Kurgaſt. Doch der Teufel ſtand heimlich auf der Lauer und wußte, daß man einem derart organiſierten Menſchen zunächſt einmal den kleinen Finger reichen müſſen, um ihn alsdann mit Haut und Haaren zu verſchlucken. Doſtojewſki gewann. Er gewann an dieſem Tage eine für ihn und ſeine Begleiterin beträchtliche Summe. Schon ſah er ſich am Ziel all ſeiner Wünſche:„Wie kinder⸗ leicht iſt es, ſich auf dieſe Art ein Vermögen zu machen! Man muß nur fortfahren, zu ſpielen!“ Und er fuhr fort. Ohne Wehrnis ließ er, mit einem Teil des gewonnenen Geldes, die Freun⸗ din nach Paris 4 15 er ſelbſt blieb in Wies⸗ baden. Aber die rollende Kugel zeigte ſich nicht 5 ſo gnädig wie am erſten Tag. Gewinn und Verluſt begannen ſich aufzuheben. Auf dem Weg zum Abgrund Doſtojewſki entſchloß ſich, das Mileu zu wech⸗ ſeln. Seine Spielerfahrten begannen. Von Wiesbaden aus reiſte er nach Baden-Baden; im Oktober 1863 landete er an der Spielbank der Gebrüder Blanc zu Homburg, ſeinem„Roulet⸗ tenburg“, allwo er nun ſtändiger Gaſt wurde. Tag und Nacht ſaß er am Spieltiſch, das Haupt⸗ haar geſträubt und den Bart zerwühlt, mit zerriſſenem Geſicht und hektiſch flackernden Augen. Und der Teufel narrte ihn höhniſch. Noch in dieſem Herbſt kam es ſo weit, daß er am Roulette den letzten Gulden verlor und faſt be⸗ ſinnungslos vor Entſetzen aus dem Spielſaal taumelte. Er verſetzte eine Uhr und drahtete der Suſlowa nach Paris um Hilfe. Die Freun⸗ din war immerhin anſtändig genug, ihre Schmuckſachen zu verſetzen und ihm Geld zu verſchaffen. Aber auch dieſe Summe ging den Weg in den Rachen der allmächtigen Spielbank. Nur tiefſte Entwürdigung vermochte dem Dichter neue Kapitalien zu verſchaffen, mit denen er erneut ſeiner unſeligen Leidenſchaft fröhnte. Er wurde ſtändiger Gaſt und— Ver⸗ lierer an den weſteuropäiſchen Spielbanken. Auf dieſen Reiſen notierte er ſeine Erlebniſſe flüch⸗ tig auf kleine Papierzettel; ſie wurden zur Grundlage für den autobiographiſchen Schlüſ⸗ ſelroman„Der Spieler“. Wie der Roman entſtand Inmitten der Spielaufregungen, im April 1864, ſtarb ſeine Frau. Dazu bedrängten ihn die Gläubiger ſeines verſtorbenen Bruders, deſſen Familie im ärgſten Elend zurückgeblieben war, worauf Doſtojewſki die Verpflichtungen des Toten übernommen hatte. Dieſe ſchon qualvolle Lage nützte wie Egon Caeſar Conte Corti in ſeinem Tatſachenbericht„Der Zauberer von Homburg und Monte Earlo“ ſchildert, der Verleger Stelowſki aus, um einen Vertrag zu erpreſſen, wonach Doſtojewſki bis zum 1. Novem⸗ ber 1866 einen Roman abliefern mußte, widri⸗ genfalls auch bei einem nur eintägigen Verzug alle früheren Werke dem Verleger verfielen und eine Strafe zu zahlen war. Gerade damals arbeitete der Dichter an dem Roman„Raskolin⸗ koff“. Es wurde Oktober. Doſtojewſki hätte niemals das umfangreiche Werk fertigſtellen können. Daher entſchloß er ſich plötzlich, die ſchon lange gehegte Idee eines Spielerromans noch am 4. Oktober 1866 mit Hilfe einer ausge⸗ zeichneten Stenographin, Anna Grigorjewna Snitkin, in Angriff zu nehmen und womöglich bis zum feſtgeſetzten Termin, dem 1. November des gleichen Jahres, fertigzuſtellen. So entſtand in vierundzwanzig Arbeitstagen der Roman „Der Spieler“, dem Doſtojewſki zur Hauptſache ſeine Erlebniſſe in Homburg zu Grunde legte. In der Tiefe Man hätte glauben ſollen, der Dichter habe ſich, derart geſtaltend, von ſeiner Leidenſchaft diſtanziert und ſie überwunden. Aber das Ge⸗ genteil war der Fall. Er heiratete damals, ſechsundvierzig Jahre alt, ſeine Helferin am Werk, Anna Grigorjewna. Aber weder die Lie⸗ be zu dieſer Frau noch die geiſtige Vertiefung in Weſen und Charkter des Spiels und der Menſchen, die es betrieben. waren imſtande, Heilung zu bringen. Die nächſten Jahre ſehen Doſtojewſki überall in Weſteuropo, wo öffentlich geſpielt wird: in Baden⸗Baden, in Saxons⸗les⸗bains, in Wies⸗ baden und vor allem in Homburg, wo er die tiefſte Tiefe ſeiner Spielerexiſtenz erreicht. 1867. Homburg. Doſtojewſki iſt völlig im Ban⸗ ne der Roulette, Es vergehen Wochen. Er hat den letzten Gulden verſpielt. Seine Frau, die bei ihm weilt, hat keine Macht über ihn. Oh, man darf nicht verzweifeln, muß immer von neuem wagen— morgen, morgen, wird der gro⸗ ze Schlag gelingen! Der Dichter verſetzt ſeine Uhr, ſeinen Ring. Steht erneut dem Nichts ge⸗ genüber. Er rafft alle entbehrlichen Kleidungs⸗ ſtücke zuſammen, trägt ſie zum Trödler. Spielt. Verliert. Das Nichts iſt da. ortſetzung folgt) zur Brandkatastrophe in Marſeille Rauborgien der rolen Unlerwelt in einem ganzen Fladkvierlel Paris, 29. Oktober. Das rieſige Schadenfeuer in Marſeille, dem drei große Häuſerblocks des belebteſten Teils der Stadt zum Opfer fielen, war am Samstag⸗ morgen gegen 10 Uhr ſo gut wie gelöſcht. Nur hier und da ſtiegen aus den unüberſehbaren Trümmerhaufen noch ſchwarze Rauchſchwaden empor. Immer noch ſchütten die Feuerwehren aus unzähligen Rohren gewaltige Waſſermaſſen auf die Trümmerſtätten, die das Bild der In⸗ nenſtadt von Marſeille völlig verändert haben. Nach wie vor herrſchen beſorgte Befürchtun⸗ gen über die vermutliche Zahl der Todesopfer. Bis in die frühen Morgenſtunden fand man ſechs Leichen, aber weitere 43 Perſo⸗ nen werden vermißt, und in Kreiſen der Marſeiller Polizeipräfektur befürchtet man, daß möglicherweiſe ſogar dieſe Zahl noch hinter der traurigen Endbilanz zurückbleiben wird. Die große 1 dieſer 48 Vermißten ſetzt ſich aus Verkäuferinnen zuſammen, die in dem völlig niedergebrannten Warenhaus an⸗ geſtellt waren. Inzwiſchen werden aber in der Marſeiller Polizeipräfektur immer neue Vermißtenmeldungen eingebracht, und man befürchtet, daß auch von den 30 Perſonen, die ſich in den Mittagsſtunden des Freitags in dem genau über dem Ausbruchs⸗ herd des Brandes gelegenen Teeſalon des Wa⸗ renhauſes befunden haben, die eine oder andere zum Opfer der Flammen, des Rauches oder der einſtürzenden Mauern geworden iſt. Um 11 Uhr belief ſich die Zahl der Vermißten bereits auf 57. Der Sachſchaden iſt gewaltig Er überſteigt alle bisherigen Schätzungen und wird von dem„Paris Midi“ bereits auf drei⸗ ßig Millionen Franken beziffert. Die Aufräumungsarbeiten werden zweifellos längere Zeit in Anſpruch nehmen. In dem ganzen, von dem Feuer heimgeſuchten Stadtteil iſt der Straßenverkehr völlig eingeſtellt worden. Verſchiedene Straßenbahnlinien mußten für einige Tage aus dem Verkehr gezogen werden. Die Aufräumungsarbeiten geſtalten ſich beſon⸗ weil immer neue Häuſerwände einzuſtür gen drohen. Während des Brandes ſelbſt iſt ein roßer Schweröltank explodiert. Die Flüſſig⸗ eit ergoß ſich über den ganzen Trümmerhaufen des ehemaligen Warenhauſes, ſodaß an den verſchiedenſten Stellen plötzlich immer wieder kleine Flammen hervorbrechen. Die wahren Urſachen des Jeuers ſind nach wie vor unbekannt. Mit Sicher⸗ heit weiß man nur, daß der Brand im erſten Stockwerk des Warenhauſes an einer Stelle aus⸗ C iſt, an der gerade verſchiedene Um⸗ auarbeiten durchgeführt wurden. Beſonderes Aufſehen hat es erregt, daß ſchon kurz nach Ausbruch des Brandes die ganze fragwürdige Unterwelt von Marſeille in der Nähe des Brandherdes umherſtrich und wahre Plünderungsaktionen vor⸗ genommen hatte. Geldſchränke wurden erbro⸗ chen, in den Hotels wurden die Gepäckſtücke der Reiſenden geſtohlen; in den Kaffeehäuſern wurde eingebrochen und zur nächtlichen Stunde ſah man aus den verſchiedenen Reſtaurants manche Geſtalten mit großen Schinken und Würſten unter dem Arm herauskommen. In zahlreichen Privatwohnungen in der Nähe des Brandherdes erſchienen dieſe Geſellen und er⸗ klärten, ſie hätten aus Sicherheitsgründen von der Polizeipräfektur den Auftrag erhalten, die Wohnungen zu räumen. Mancher Mieter mußte voller Entſetzen ſehen, wie all ſein wertvoller Beſitz auf die Straße getragen und auf Pferde⸗ oder Laſtkraftwagen gepackt wurde, die alsbald wohl für immer das Weite ſuchten. Inzwiſchen iſt bekannt geworden, daß Innenminiſter Sarraut im Namen der Re⸗ gierung und im Einvernehmen mit dem Mini⸗ ſterpräſidenten den Präfekten ſeines Poſtens enthoben hat. An die Familien, deren Angehörige den Flammen zum Opfer gefallen ſind, wurde am Samstagvormittag eine erſte Nothilfe in Höhe von 100 000 Franken verteilt. „deulſchland“ in Nem Vork Fahrplanmäßige Rückfahrt am 3. November Hamburg, 29. Okt. Der Hapagdampfer„Deutſchland“ iſt am Frei⸗ tag um 17.55 Uhr im Hafen von New Pork ein⸗ getroffen. Wie wir von der Reederei erfahren, hat der Kapitän ſofort alle Maßnahmen getrof⸗ fen, um den Brandſchaden, der durch das auf hoher See im Laderaum II ausgebrochene Feuer entſtanden tſt, zu unterſuchen und auszu⸗ beſſern. Der Dampfer wird jedoch fahrplan⸗ mäßig am 3. November die Heimfahrt antre⸗ ten und am 17. November in Hamburg ankom⸗ men. ö Italiens Sicdlerflotte unterwegs 16 Transporldampfer bringen 1800 Siedlerfamilien nach Libnen Genua, 29. Okt. Die aus acht Transportdampfern beſtehende Libyen⸗Siedler⸗Flotte iſt unter Füh⸗ rung des Flaggſchiſſes„Vulcania“, an deſſen Bord ſich Marſchall Balbo befindet, am Samstag kurz nach 13 Uhr von Genua ausge⸗ laufen. Die Abfahrt fand unter dem unbeſchreiblichen Jubel der geſamten Bevölkerung ſtatt, die am Hafen und auf den umliegenden Hängen zu⸗ ſammengeſtrömt war, um mit den Behörden und Schwarzhemden ſowie den Parteiorganiſa⸗ tionen den Pionieren italieniſcher Kultur und Arbeit den Gruß ihrer engeren Heimat mit auf den Weg zur neuen Heimatſcholle zu geben. Von Genua hat die Flotte Richtung auf Nea⸗ pel genommen, wo ſie ſich mit weiteren acht Siedler⸗Schiffen vereinigt und von wo aus Marſchall Balbo ſeine Reiſe im Flugzeug fortſetzen wird, um die Siedler am 2. November in Tripolis zu empfangen. Zuvor wird der Duce auf der Höhe von Gaeta mit einem Kriegsſlot⸗ tengeſchwader die Parade der Siedlerflotte ab⸗ nehmen. An Bord der Siedler⸗Schiffe, wo ſich unge⸗ fähr 100 italieniſche und ausländiſche, darunter auch zahlreiche deutſche Preſſevertreter befinden, iſt die Geſundheit und die Stimmung bei den 1800 Siedlerfamilien, die als erſte von insge⸗ ſamt 3000 in den Jahren 1938/9 einzuſetzenden Bauernfamilien nach Libyen unterwegs ſind, vorzüglich. In jeder Hinsicht Aebereinſtimmung Reichs außenminiſter Ribbentrop über ſeine römiſche Ausſprache Der Reichsminiſter des Auswärtigen von Ribbentrop begab ſich Sonnabend nachmit⸗ tag 3 Uhr, noch einmal zu einer Beſprechun zum italieniſchen Regierungschef Muffel n in den Palazzo Venetia. Die Unterredung, die 11 Stunden dauerte, fand in Anweſenheit des italieniſchen Außenminiſters Graf Ciano ſtatt. Der Beſprechung mit dem italieniſchen Regierungschef Muſſolini ſchloß ſich noch eine kurze Ausſprache zwiſchen Reichsaußenminiſter von Ribbentrop und Außenminiſter Graf Ciano an. Der Reichsminiſter des Auswärtigen von Ribbentrop erklärte den deutſchen Preſſever⸗ tretern in Rom, daß die Ausſprachen mit dem italieniſchen Regierungschef Muſſolini und ſei⸗ nem Außenminiſter Graf Ciano. in denen alle gegenwärtigen aktuellen Pro⸗ bleme der europäiſchen Politik be⸗ ſprochen worden ſeien, im herzlichſten Ein⸗ vernehmen ſtattgefunden haben. Sie haben erneut gezeigt, daß die gegenwärtig ſchwebenden politiſchen Probleme ſowohl von Italien wie von Deutſchland in dem der Achſe Rom— Berlin eigenen Geiſte der Freund⸗ ſchaft und engſten Zuſammenarbeit eine in jeder Hinſicht übereinſtim⸗ mende Beurteilung erfahren. Litauen will das Memelſtatut erfüllen Aufhebung des ſeil 1920 beſtehenden Kriegszuſtandez Wie amtlich gemeldet wird, hat die litauiſche Regierung den Kriegszuſtand vom 1. November ab aufgehoben. Damit wird u. a. auch eine der dringendſten Forderungen des Memelgebietes erfüllt. Der Kriegszuſtand beſtand in Litauen ſeit dem Jahre 1920 und im Memelgebiet ſeit 1926. Am Sonnabend mittag empfing der memel⸗ ländiſche Gouverneur den Präſidenten des Di⸗ rektoriums des Memelgebietes und teilte ihnen offiziell mit, daß der Kriegszuſtand mit allen ſeinen Folgen in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November für das Memelgebiet aufgehoben wird. Ueber das Schickſal des umfangreichen Staats⸗Sicherheitspolizei⸗ apparates im Memelgebiet, dem Organ der Kriegsbehörden, beſteht zur Stunde noch Un⸗ klarheit. Ob mit dem Fallen des Kriegszuſtan⸗ des auch die Wirkſamkeit des alten Staats⸗ ſchutzgeſetzes erliſcht, iſt ebenfalls noch völlig ungewiz. Weiter iſt dem Präſidenten des Direktoriums mitgeteilt worden, daß der Termin der Neuwahlen zum 6. Memelländiſchen Land⸗ tag auf den 11. Dezember endgültig feſtgeſetzt worden iſt. Der Gouverneur des Memelgebietes hat die Behörden und Betriebe der litauiſchen Zentral⸗ 7 1 im Memelgebiet, der Bahn, Poſt, Zoll und Finanzen angewieſen, die Schilder in ihren Amtsräumen, die bisher, alſo 16 Jahre lang, nur litauiſch beſchriftet waren, dahin⸗ 77 zu ändern, daß auch die deutſche e zeichnung hinzukommt. Die l⸗ der am Memeler Bahnhofgebäude ſind bereits am 29. Oktober überſtrichen worden. Damit ſoll nun endlich der erſte Schritt zur Erfüllung des Artikels 27 des Memelſtatuts getan werden, der da lautet: Die litauiſche und die deutſche Sprache werden als ſprache im Memelgebiet Seene Werre den, gewor ITitgendfriſches. nicht während des Schreibens entſtan Irtrterlich ſie der Di AunhBerte emes duges an bas ranren bett 2. 171‚ Derr 711 gleichberechtigte Amts⸗ anerkannt. 3 5 3 fie waren ehe ner Stoffe Ich ten, Seima tialekt: Geſtalt Ueber die Wahl fei 11 td Haben einmal in ſeinem rich chter nieberſchrie p. ausgereift er Darin etwas überaus 1 Lebt rind er, er Gelegen bet zur WMiedbe ſanm ſich nicht lan 1 feinen er fU¹ D RHeherſied ſfernes BVBaters Deer „ 0 Gelegen beit ge ind die e re 5. gerufen, Sell diefer giite D. ee een rt Stad dichen eine erlebte. Er be 1e De. 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Dem Stuhle meines Großvaters gegenüber ſtand eine Holzkiſte, auf welche er ſeine Gäſte zu plazieren pflegte. Manchmal kamen Verwandte zu Beſuch, manchmal auch arme Teufel, die Geld brauchten. Das Geld ſtak in der Kiſte, nach 83 geordnet, in irdenen Milchtöpfen. Hatte der 1 te gehört, weshalb der Beſuch gekommen, ſo hieß er ihn aufſtehen und holte das Geld aus ſeinem Ver⸗ ſteck hervor. Er lieh ohne Zinſen aus. Eine Hand⸗ ſchrift als Sicherheit ließ er ſich nicht geben, und doch verlor er niemals einen Groſchen. Wehe dem, der ver⸗ ſucht hätte, die Güte des Alten zu mißbrauchen und ihn zu betrügen. Mein guter Großvater hätte einen ſolchen Schurken wahrhaftig zu Brei geſchlagen.“ [Bon Hartenrod war Karrillons Vater im Juli 1850 nach Waldmichelbach übergeſiedelt und hier war es, wo der kleine Adam im Schulhaus in der„Kirchhohl“ zur Welt kam und ſeine Jugendjahre verlebte. Die Stube der Lehrerswohnung nahm inſofern eine beſondere Stel⸗ lung im Dorf ein, als zur Winterszeit die Frauen der Nachbarſchaft dorthin ihre Spinnräder brachten, weil der Lehrer mit Beſoldungsholz heizen konnte und weil ſie der ſtets kranken Lehrersfrau die langen Stunden des Krankenlagers verkürzen wollten. Der Knabe ſaß an ſolchen Abenden ſtill in der Ecke hinter dem Ofen, ein rechtes Brutneſt ſeiner jugendlichen Phantaſie, von wo er die Landkarten, die der durch das offene Schuldach einfallende Regen auf die Decke des Wohnzimmers gemalt hatte, erforſchen konnte. Weil ſeine Mutter an„ewigem Kopfweh“ litt und die teure Brühe, die ihr der Kreis⸗ phyſikus verſchrieben hatte nichts nützte, mußte die alte Karoline, eine Steinhauerswitwe mit elf Kindern herbei, die wahrſagen und bei Vieh und Menſch„brauchen“ konnte. So oft nun die Mutter ihre Kopfſchmerzen bekam, mußte die Prozedur, die in einem umſtändlichen Hände⸗ falten, Kreuzſchlagen in der Luft, Anblaſen des Kopfes und Streicheln der Schläfen verbunden war, wiederholt werden. Die Unbequemlichkeiten des nächtlichen Aufſtehens 3 nach längeren Unterredungen zu dem Ergebnis, aß die Sybille den Wortlaut ihrer Beſchwörungsformeln an den kleinen Adam abtrat, der ihr„das Näuſpern nd Spucken“ ſchon längſt abgeguckt hatte. Dies aber ſatte zur Folge, daß ſich die Kunde von ſeinen Fertig⸗ eiten im Ort verbreitete und daß er in mancher Nacht n die Kuhſtälle der Bauern oder von Bett zu Bett getra⸗ gen wurde, wo er dann mit ſympathiſchen Mitteln die Krankheiten vertreiben half. So unheimlich die Geſchichte war, ſo gab ſie ihm doch ein ſtarkes Gefühl ſeiner Perſönlichkeit und trug ihm auch ab und zu„ein Honig⸗ brot oder einen Apfel“ ein. Man könnte noch eine ganze Reihe weiterer ernſter und ergötzlicher Geſchichten aus Karrillons Jugendzeit Hier anführen; ſie gaben ſpäter Hintergrund und Geſtalten ſeiner Romane, Erzählungen und Schnurren ab und vermitteln uns nachhaltige Eindrücke vom Leben und Treiben der Bewohner des Odenwaldes zu ſeiner Zeit. In der Schule ſeines Vaters glänzte er mehr durch Be⸗ gabung als durch Fleiß. In die Anfangsgründe des Lateiniſchen und Franzöſiſchen ſuchten ihn der aus Wald⸗ michelbach ſtammende Gerichtsakzeſſiſt und ſpätere Erſte Staatsanwalt zu Darmſtadt Chriſtoph Arnold und der Kaplan Johann Alois Werner einzuführen. Da aber dieß« Würde reſigniert den Knaben mehr der Wald als die lateiniſchen und fran⸗ zöſiſchen Vokabeln intereſſierte, und er lieber in die Schu⸗ ſterſtube des Nachbarn ging, wo die Geſellen im Scheine der Glaskugel um die Werkbank herumſaßen, als in die Studierſtube des Kaplans, ſo ſchenkte dieſer ſeinem Vater eines Tages reinen Wein ein, und inſolgedeſſen Adam das Stundenlaufen einſtellen„durfte“. Drei Tage nach ſeinem zehnten Geburtstage ſtarb ſeine Mutter. Der Knabe, der ſo oft und inſtändig für ihre Geneſung gebetet hatte, grollte dem lieben Gott und noch mehr dem aufgeſchwemmten Kreisphyſikus, deſſen Rezepte nichts genutzt hatten. Er grüßte ihn nicht mehr und warf heimlich mit Steinen nach den Hinterſchenkeln ſeines Kleppers. Drei freudloſe Jahre vergingen ihm unter dem„liebe⸗ leeren Regiment ſeiner Stiefmutter“. Da wurde es ihm zum Segen, daß ſich der junge Gaderner Lehrer Georg Pfuhl, der ſpäter nach Amerika auswanderte und in St. Louis Schulinſpektor wurde, ſeiner annahm. Mit Karrillon zuſammen bereitete er Chriſtoph Haag, den Neffen des Waldmichelbacher Pfarrers Arnold Haag, (geſtorben als Poſtdirektor in Bensheim) zur Aufnahme- prüfung in das Mainzer Gymnaſium vor. Mainz. „Sechs Jahre polierte er mit dem Hoſenboden die Bänke des Mainzer Gymnaſiums“, glücklicherweiſe,„ohne daß ſeine Erzieher merkten, welch ein literariſches Reptil an den Brüſten der Wiſſenſchaft großgeſäugt wurde.“ Im Deutſchen ragte er wenig hervor. Seine Aufſätze er⸗ hielten meiſt die Beurteilung:„Wie die Schrift, ſo der In⸗ htalt. Hudelei, zwei bis drei“. Einmal ſagte ſein Deutſch⸗ lehrer zu ihm:„Hopfen und Malz ſind an dir verloren, o du Setzkartoffel aus dem Odenwald! Wäreſt du zu Haus geblieben, du Unkraut aus der Klaſſe der Solaneen, was wäreſt du für eine Zierde deiner ländlichen Gefilde geworden. Statt deſſen denkt ſo ein Vieh, er wäre zu etwas Höherem geboren, kommt hierher und verbittert ſeinen armen Lehrern das Leben“.(Am Stammtiſch zum ſau⸗ len Hobel, S. 228 f.) In Mainz ſah Karrillon im Jahre 1871 den Einzug der ſiegreichen Truppen in die Stadt. Rheinufer, Dom, Ludwigſtraße waren ein Feuermeer. Glühende Transparente, Raketen und Feuerſchlangen, ein buntes Menſchengewühl, das die Straßen füllte. In der Unterprima ſtellte ſein Profeſſor eines Tages das Aufſatzthema„Mein künftiger Beruf“. Karrillon hatte ſich zwar noch nicht eindeutig in dieſer wichtigſten Lebensfrage entſchloſſen. Aus einer gewiſſen Zuneigung heraus ſchrieb er jedoch„ein begeiſtertes Eſſay über die Schönheiten des ärztlichen Standes“, das ihm am Schluß des Schuljahres den Preis im Deutſchen eintrug. Im biſchöflichen Konvikt, wo der Aufſatz auch geleſen wurde, ſchloß man daraus, daß der Verfaſſer keine Luſt mehr zum geiſtlichen Stande hatte, zu dem er eigentlich beſtimmt worden war. Man legte ihm deshalb nahe, auszutreten. „'s Schullehrers Adam kann koan Parrer net wern, er hoat Kurferſchteblut— und die Merercher ſo gern.“ ſagte man von ihm in Waldmichelbach. Mit Beginn des Winterſemeſters 1873/74 bezog er die Univerſität Gießen, um ſich dem Studium der Heilkunde zu widmen. Gießen und Würzburg. In Gießen war es der ſpätere Tiermediziner Auguſt Weber, den ſich Karrillon zum Leibburſchen erwählte, weil dieſer ihm„durch ſein hehres Ausſehen“ gewaltig imponiert und er wohl als erſter ſein Dichtertalent er⸗ kannt hatte. Er intereſſierte ſich für Karrillons Erzäh⸗ lungen und verſchaffte ihm weitere Zuhörer, unter denen einmal ein höheres Semeſter ſein Urteil über die Dar⸗ bietungen des„krummen Fuchſes“ in die prophetiſchen Worte kleidete:„Junge, aus dich wär' was zu machen, wennſte Talent hätteſt“. Im übrigen hat Karrillon der Aufenthalt in Gießen, wie er ſpäter ſchrieb, durchaus Sc———— . nicht gefallen, weder die Kneipereien noch die! olzereien, noch die erbärmlichen Wohnungsverhältniſſe der Stu⸗ denten. Er beendete ſeine Studienzeit in der Univerſitätsſtadt Würzburg, wohin er mit dem feſten Vorſatz gegangen war,„ſeine Studien nicht zu vernachläſſigen, im übrigen aber von den Lebensfreuden an ſich zu raffen, was ſich von einem geſunden jungen Menſchen nur ergattern ließ“. Mit dem Schlußeramen aber„hatte ſich dem jungen Arzte mit einem Schlage die Welt umgeſtaltet. Schal er⸗ ſchien ihm mit einem Male das ſtudentiſche Treiben, wo ihm nun der Lebensernſt mit ſtrengen Problemen ge⸗ bieteriſch ins Geſicht ſah. Daß der Jüngling in ihm abge⸗ tan war und der Mann von ihm gefordert wurde, machte ihm doch das Fortgehen aus der Muſenſtadt zu einem ſchmerzhaften Ereignis“. Darum war er auch bei ſeiner Heimfahrt„das Maintal hinab und durch den waldigen Speſſart nicht beſonders freudig geſtimmt. Das Gefühl, nun ganz auf ſich geſtellt zu ſein, machte ihn unſicher, zu⸗ mal, wenn er ſich vorſtellte, daß er demnächſt ganz unter Bauern leben müßte, ohne daß er von der Landwirt⸗ ſchaft und Viehzucht mehr verſtand, als den Unterſchied zwiſchen einem Kalb und einem Hammel.“ Arzt.. Nach zwei Vertretungsſtellen in Waldmichelbach und Bad Nauheim führte ihn ſein Lebensweg nun zuerſt nach Eich in Rheinheſſen, wo er unter mehreren Bewerbern zum Armenarzt gewählt worden war. „Seine Wohnung war ein verlaſſenes Bauernhaus mit vielen Stuben, in die er ſich mit den Natten teilte, während in der halbleeren Dunggrube die Fröſche zu nächtlichen Serenaden ungebeten ihre Inſtrumente ſtimmten. Was der Hofreite außer einem Stall voll Vieh noch fehlte, fand er in einer Wirtſchaft, die ihm gerade gegenüber in der Dorfgaſſe ſtand und den Namen„zum Löwen“ führte.“ In dem benachbarten Ibersheim lernte er ſeine ſpä⸗ tere Frau, Berta Laiſe, die Tochter des Landwirtes Jear Laiſe, kennen. In Eich hätte er lange und gut leben kön nen, wenn ihn das vegetabile Hinleben befriedigt hätte. Da ihn aber das Daſein in der flachen Gegend und „rohrbeſtandenen Sumpflandſchaft“ ermüdete, ſchmiedete 5 Tag und Nacht Pläne, wie er aus der Enge heraus⸗ önne. Nachdem er zwiſchendurch in Freiburg promoviert und 3 Jahre in Nockenhauſen ſich niedergelaſſen hatte, e 1%%¼ n, = nung 1% a 1 3323. 81 duns ub a 99 010 3 og 4d nagen 14 ti 4 ien ons 220 ua ꝗpoꝛg Judas 39 5116 oel 2 od q 10 u 401 a dun aum ma uud 2 eas oz er nne u Unens Vun nn t uu D q N 2 ino 1 n e 14151% 42 42986002» D u,mp o! ins Sed dna — 1 n n 1d Wau unos ushiluao gas aan na Ada a umbaasassun uo A uad ia au u D 1 r u ed baia us hig 1 n no aD DN 2 α⏑2 e 2 7 2 — a Eilan aan 122 1 1 1 1p * en —8 Dunlop Hanau— Kurheſſen Kaſſel 5:2 Heſſen Bad Hersfeld— VfB. Großauheim 5:0 SC. 03 A— Kewa Wachenbuchen 10 Jührungswechſel im Gau Jüdweſt Wormalia in Frankfurk 6:3 geſchlagen— 583. ſiegt 6:0 in Pirmaſens Bornheim erſchießt ſich die Spitze Fuhall In Zahlen Jüddeulſche Meiſterſchaftsſpiele Gau Südweſt Eintr. Frankfurt— Worm. Worms 6:3(21) FK. 03 Pirmaſens— FSV. Frankf. 0:6(0:1) TSG. Ludwigshafen— Reichsb. Frankf. 4 FV. Saarbrücken— Kickers Offenbach 0: Boruſſia Neunkirchen— SV. Wiesbaden 1 Gau Baden VfR. Mannheim— 1. FC. Pforzheim 3:0 VfB. Mühlburg— SV. Waldhof 55 Freiburger FC.— FV. Offenburg 3 Karlsruher FV.— VfL. Neckarau a Gau Württemberg VfB. Stuttgart— SSV. Ulm 2:0 SpVg. Cannſtatt— Union Böckingen 0:2 IV. Zuffenhauſen— Stuttgarter SC. 0:3 Ulmer FV. 94— SV. Feuerbach 2855 Gau Bayern d FTC. 05 Schweinfurt— Neumeyer Nürnbg. 3:0 Gau Heſſen SpV. Kaſſe Bezirksklaſſe im Punktekampf Rheinpfalz Blauweiß Worms— Tura Ludwigshafen 3 Normannia Worms— TSG. Oppau 5 Olympia Lampertheim— 08 Mutterſtadt 0 Spielvgg. Mundenheim— Olympia 1 1 8 — VfB Friedberg * Bf. Frieſenheim— VfR Bürſtadt: Spgg. Oggersheim— VfR. Frankenthal VfL. Speyer— Reichsb. Ludwigshafen Rheinheſſen FV. Hofheim— Viktoria Walldorf 0: pel Rüſſelsheim— TSV. Abenheim 14: FV. 02 Biebrich— FVgg. 03 Mombach 1 4. 2 5 6 3 1 1 ·0 25 1 * Sportverein Koſtheim— Haſſia Bingen SV. 09 Flörsheim— Spielvgg. Weiſenau Reichsbahn/ 5 Mainz— Tura Kaſtel Gruppe Main SpVg. 03 Fechenheim— VfL. Germania 94 Vikt. Eckenheim— VfB. Unterliederbach VfL. 47 Rödelheim nſeSportfr. Frankfurt SpVg. 02 Griesheim— SpVg. Bergen JG. Frankfurt— SpVg. 03 Neu⸗Iſenburg FV. 09 Sprendlingen— Germ. Schwanh. Gruppe Starkenburg BSC. 99 Offenbach— Germania Bieber 1: VfB. Offenbach— FSV. Heuſenſtamm 0: SC. 07 Bürgel— FC. 03 Egelsbach 4 75 3: S— 22 2 221 272 0:1 2 04 4:0 Germ. Oberroden— Kickers Obertshauſen DR. Darmſtadt— SV. 98 Darmſtadt Haſſia Dieburg— SpVg. 04 Arheilgen Gruppe Weſtpfalz SG. 46 Neuſtadt— TuS. Landſtuhl 1. FC. K'lautern— Reichsb. K'lautern TSG. 61 K'lautern— Homburg/ Nord VfL. Homburg— PfR. Kaiſerslautern * Rodalben— SC. 05 Pirmaſens ammgarn K'lautern— Niederauerbach Gruppe Saarpfalz Vf. St. Ingbert— PfB. Dudweiler SC. 09 Völklingen— Sportgem. Burbach FC. Quierſchied— Saar 05 Saarbrücken VfB. Dillingen— JV. Diefflen VfB. Tholey— SV. Sulzbach SG. Mittelbexbach— Saar Saarlautern Unterbaden⸗Weſt: Amicitia Viernheim— 07 Mannheim Germania Friedrichsfeld— JV. Brühl 115 Weinheim— SC. Käfertal — 222— 2— es en t S e d D dd dos s o- 282 * is hönix Mannheim— Olympia Neulußheim ort. Heddesheim— PfTuR Feudenheim 8 Hockenheim— Seckenheim 98 228828 1 e S Nationalelf— Bürklemberg Winterhilfsſpiele der Fußballer Für den 16. November, der unter dem Motto „Fußball und Winterhilfe“ ſteht, ſind vom Fachamt Fußball viele zugkräftige Auswahl⸗ ſpiele angeſetzt, die bei etwas gutem Wetter ſicher ihren Zweck erfüllen werden. Im Mittel⸗ punkt der Spielfolge ſteht auch diesmal wieder ein Spiel der Nationalelf, das diesmal in der Stuttgarter Adolf⸗Hitler⸗Kampfbahn ſteigt und bei dem die Gauelf von Württem⸗ berg den Gegner abgeben wird. Daneben wer⸗ den vor allem die Skädteſpiele zwiſchen Mün⸗ chen— Wien und Augsburg— Wien ſowie einige größere Spiele zwiſchen führenden Ver⸗ einsmannſchaften großen Anklang finden. Das bisherige Programm der WHW.⸗Spiele lautet wie folgt: in Stuttgart: Gauelf Würtemberg— Natio⸗ nalelf; München— Wien; Augsburg— Wien; anau 93— PfR. Mannheim; 1. FC. Pforz⸗ eim— Eintracht Frankfurt; 1. FC. Nürnberg — Rapid Wien; Wiener SC.— 1860 München; SC. 03 Kaſſel— Schwarz Weiß Eſſen; Boruſ⸗ ſia Neunkirchen— Stuttgarter Kickers; DS. 05 Hagen— Schalke 04; Fortuna Düſſeldorf— Hannover 96; Hamburger SV.— Berliner SV 92; BC. Hartha— SV. 05 Deſſau; Stettiner SC.— Hertha/ BSC. Berlin; in Hindenburg: Oberſchleſien— Mittelſchleſien. hoher 6:0 Sieg des 550. Zu einem bemerkenswert klaren Erfolg kam der FSV. Frankfurt auf dem gefürchteten Pir⸗ maſenſer Gelände. Mit 6:0 Toren ſicherte er ſich zwei weitere wertvolle Punkte, die ihm gleich⸗ eitig die Tabellenführung einbrachten, da ja ormatia und Reichsbahn Frankfurt geſchla⸗ gen wurden. In der erſten Halbzeit des Pir⸗ maſenſer Spiels ſah es noch gar nicht nach einem Sieg der Gäſte aus, denn Pirmaſens ſpielte im Feld ſehr gut und wartete mit ge⸗ fährlichen Angriffen auf Die Frankfurter Ab⸗ wehr zeigte ſich aber der Lage gewachſen und da zudem auch noch Torhüter Wolf einen Glanztag hatte, blieben alle Bemühungen der Gaſtgeber erfolglos. Kurz vor der Pauſe kam Frankfurt durch Doſedzal zum Führungstor und gleich nach der Pauſe erhöhte der gleiche Spieler auf 2:0. Pirmſens ließ immer mehr nach und der FSV. beherrſchte nun klar die Lage. Vier wei⸗ tere Treffer durch Schuchardt(3) und Fauſt waren der Ausdruck eines klaren und zielſtre⸗ bigen Stürmerſpiels. Doſedzal, Schuchardt und Wolf waren die beſten Spieler beim Sieger. Bei Pirmaſens enttäuſchten Sturm und Ab⸗ wehr gleichermaßen. 3500 Zuſchauer; Schieds⸗ richter Multer(Landau). Vormalia in Frankfurt geſchlagen Eintracht Frankfurt— Wormatia Worms 6:3 Der Südweſt⸗Gaumeiſter bewies in ſeinem Treffen gegen die Wormſer Wormatia, daß ſein hoher Sieg über den FV. Saarbrücken vor acht Tagen nicht etwa dem Zufall und allein der ſchwachen Leiſtung der Saarländer entſprang. Die Wormatia, die ſich große Hoffnungen auf den einen oder anderen Punktgewinn am Rie⸗ derwald gemacht hatte, wurde von der Eintracht in recht imponierendem Spiele geſchlagen und verlor dadurch die Tabellenführung. In der erſten Halbzeit war die Wormatia⸗Elf ziemlich gleichwertig, im Feld hatte ſie ſogar oft Vor⸗ teile, aber nach Seitenwechſel traten doch Schwächen zutage, die ſchließlich zu der hohen Niederlage führten. Torhüter Schwind und der lange Mittelläufer Selbert waren auf die Dauer der Beanſpruchung nicht gewachſen und ſo hatten die Eintracht⸗Stürmer in der letzten halben Stunde ziemlich leichtes Spiel. In der ſiegreichen Elf gab es anfangs in der Hinter⸗ mannſchaft Unſicherheiten, aber insgeſamt bot die Abwehr doch eine gute Geſamtleiſtung. Im Sturm erwies ſich der frühere Nationalſpieler Lindner, der anſtelle von Linken Linksaußen ſpielte, als eine Verſtärkung und da auch Wir⸗ ſching diesmal wieder freier ſpielte, war die Fünferreihe eine überaus ſcharfe Waffe. Bei Wormatia zeichneten ſich Kern, Eckert und Mit⸗ telſtürmer Kiefer beſonders aus. Das torreiche Treffen war, wie ſchon geſagt, in der erſten Hälfte ziemlich ausgeglichen und . ſpannend. Wirſching ſchoß das Führungs⸗ or, das von Kiefer durch Verwandlung eines 20⸗Meter⸗-Freiſtoßes ausgeglichen wurde. Wor⸗ matia hatte wiederholt Gelegenheit, das Füh⸗ rungstor zu erzielen, aber das Glück war den Wormatia⸗Stürmern nicht hold. Eintracht er⸗ zielte kurz vor der Pauſe durch Arheilger ein weites Tor.— Nach Seitenwechſel zog die intracht durch Lindner und Wirſching auf 41 Frankfurt in Pirmaſens davon, dann holte Eckert durch Elfmeter ein Tor auf. Zwei Tore von Schmitt, darunter ein Elfmeter, ergaben das 6:2 und dann war noch einmal Eckert erfolgreich. Als Schieds⸗ richter ſah man Fuchs(Saarbrücken); 8000 Zuſchauer. erdienler Offenbacher sieg! FV. Saarbrücken— Kickers Offenbach 0:3(0:3) Die Saarbrücker beſtritten das Spiel gegen die Kickers Offenbach faſt in der gleichen Be⸗ ſetzung wie am Vorſonntag den Kampf gegen die Eintracht. Nationalſpieler Sold führte alſo wieder den Angriff und auch diesmal blieb der Sturm weit hinter den Erwartungen zurück. Nur ſelten konnte dieſe Fünferreihe der vor⸗ züglichen Abwehr der Offenbacher, in der ſich beſonders Eigenbrodt, Hohmann und Keck her⸗ vortaten, in Gefahr bringen. Die Kickers, bei denen wieder Mittelſtürmer Staab dabei war, warteten mit einer prächtigen Geſamtleiſtung auf. Sehr gut war die Hintermannſchaft und im Sturm ſpielte man ſchnell und flüſſig zu⸗ ſammen. Alle drei Treffer, die ſchon in der erſten Halbzeit fielen, waren die Früchte famo⸗ ſer Zuſammenarbeit. In der zweiten Halbzeit kam Saarbrücken etwas beſſer zur Geltung, aber der Sturm blieb bis zum Schluß harmlos und konnte ſich nicht zu einem einzigen erfolg⸗ reichen Torſchuß aufſchwingen. Torhüter Schwarz und Mittelläufer Koch waren noch die erfolgreichſten Spieler des Gaſtgebers. Göbel eröffnete in der 19. Minute den Tor⸗ reigen und Staab erhöhte mit einem erfolg⸗ reichen Schuß aus dem Hintergrund auf 210. Emrich war der Schütze des dritten Tores und beim Stand von 310 pfiff auch Schiedsrichter Groß(Ludwigshafen) ab. 2500 Zuſchauer. Wieder 1 Punkt für Wiesbaden! Boruſſia Neunkirchen— SV. Wiesbaden 11(0:1) Die Wiesbadener ſpielten in Saarbrücken von vornherein ſtark defenſiv und mit dieſer Spielweiſe erreichten ſie immerhin den Gewinn eines wertvollen Punktes. Neunkirchen be⸗ herrſchte von Anfang an klar das Spielgeſche⸗ hen, aber dieſe allzu große Ueberlegenheit war nicht gut und zweckmäßig, denn ſie nahm den Stürmern die Ueberſicht und führte zu einem unproduktiven Spiel. Wiesbaden, zeitweiſe mit zehn Mann im eigenen Strafraum, verteidigte aufopfernd und zähe und beſchränkte ſich auf gelegentliche Vorſtöße, die aber ſtets ſehr ge⸗ fährlich waren. In der ſiebten Minute wurde ein ſolcher Angriff von Fleiſch mit einem er⸗ folgreichen Kopfball abgeſchloſſen. der das Führungstor einbrachte. Bei der Pauſe lag Wiesbaden mit 11:0 in Front, erſt nach Seiten⸗ wechſel gelang es den ſtändig ſtürmenden Bo⸗ ruſſen, durch den Rechtsaußen Kiefer auszu⸗ leichen. Obwohl das Eckballverhältnis auf 10:0 für Boruſſia anſtieg, blieb der Stand in der Folge unverändert. Torhüter Wolf, Verteidiger Siebentritt und Holz ſowie Mittelläufer Vogel am Wiesbadener hatten den Hauptanteil Schiedsrichter Punktgewinn. 1500 Zuſchauer; Bauer(Saarbrücken). Ifn. Mannheim ohne Verluflpunkle! Die Lage in den ſüddeulſchen Fußballgauen Der letzte Oktober⸗Sonntag brachte in den ſüddeutſchen Gauen eine Reihe wichtiger Fuß⸗ ballkämpfe mit vorentſcheidendem Charakter. Dieſe Tatſache wurde 418 gekennzeichnet durch verhältnismäßig hohe Beſucherzahlen, die bei dieſen Begegnungen zu verzeichnen waren. Be⸗ ſonders groß war das Fußballintereſſe in Frankfurt, Mannheim und Schweinfurt, wo weit über 10 000 Zuſchauer gezählt wurden. Im Gau Südweſt mußte die Wormſer Wormatia, die in Frankfurt von der Eintracht mit 613 beſiegt wurde, die Führung an den FSV. Frankfurt abgeben, der in Pirmaſens einen ſenſationell hohen 6:0⸗Sieg landete. Im Gau Baden konnte der VfR. Mannheim die erſte Auseinanderſetzung mit dem bisher füh⸗ renden 1. FC. Pforzheim mit 310 recht eindeutig zu ſeinen Gunſten entſcheiden, womit ihm auch die Tabellenführung zufiel. In Bayern end⸗ lich kam der 1. FC. 05 Schweinfurt ebenfalls zu einem 3:0⸗Sieg über die Wa. Neumeyer Nürnberg, ſo daß auch hier ein Führungswech⸗ ſel eintrat. In Württemberg und Heſſen verteidigten dagegen VfB. Stuttgart und Heſſen Bad Hersfeld die führende Stellung durch klare Siege erfolgreich. Nach den Spielen des Sonntags ſteht der VfR Mannheim weiterhin als einzige ſüd⸗ deutſche Mannſchaft verluſtpunktfrei da. Die Zahl der noch unbeſiegten Mannſchaften hat ſich nach den Niederlagen von Pforzheim und Neumeyer Nürnberg weiter verringert. Außer VfR. Mannheim ſind es nur noch FSV Frank- furt, VfB Stuttgart, 1. FC. 05 Schweinfurt, 1860 München, Heſſen Hersfeld und der Neu⸗ ling Dunlop Hanau! Die Tabellen nach dem 30. Oklober 1938 Gau Baden — S288 VfR Mannheim 1. FC. Pforzheim SV. Waldhof Vf. Neckarau Karlsruher JV. Freiburger FC. VfB. Mühlburg FV. Offenburg Phönix Karlsruhe SpVg. Sandhoſen Gau Württemberg VfB. Stuttgart 5 Ulmer FV. 94 Kickers Stuttgart Union Böckingen Stuttgarter SC. 1. SSV. Ulm JV. Zuffenhauſen Sportfreunde Stuttgart SpVg. Cannſtatt SV. Feuerbach —— —— do-e E — ON — SO O= 88888—— 2 * dne AN 0= —— D O - 2 -es * nne 2D Do E e v D= E Gau Bayern FC. 05 Schweinfurt. Neumeyer Nürnberg. SpVg. Fürth. Jahn Regensburg ne e uns 1. FC. Nürnberg i BC. Augsburg Dir er 8s TSV. 1860 München F Schwaben Augsburg n Bayern München e VfB. Coburg on deen 2 Gau Nordheſſen Heſſen Hersfeld„ FC. Hanau 93 11 Dunlop SV. Hanau 41 8 0 988 VfB Großauheim 4 2 0 2 10:10 4 Sp V. Kaſſel 1„ ˙ Kewa Wachenbuchen VV VfB. Friedberg 1 BC. Sport Kaſſel e SC. 03 Kaſſel ee Kurheſſen Kaſſel A1 de Die Lage im Gau güdweſt Nach dem 30. Oktober 1938 FSV. Frankfurt 6„ 0 s 10 Eintracht Frankfurt 7 5 0 2 1 10 Wormatia Worms„ 9 Reichsbahn⸗Rotweiß F ⁴ ñ Boruſſia Neunkirchen 7 2 Kickers Offenbach„„ TSG. Ludwigshafen 13 FC. Pirmaſens r FV. Saarbrücken 8 ‚ SV. Wiesbaden 7 ͤ 0 2 5 n Ludwigshafen läßt nicht locker! TS. 61 Ludwigshafen— Reichsb. Frankfurt 4:3(1:0) In einem ſchnellen, kampfreichen Spiel kamen die Pfälzer zu einem knappen Sieg über die rankfurter„Reichsbahner“, die diesmal in der bwehr nicht ſo ſtark waren wie ſonſt. Lud⸗ wigshafen, ohne Maſſar und Degen ſpielend, ſtürmte recht erfolgreich und lag ſchon 3:0 in Führung, ehe die Gäſte endlich zum Zug kamen und dann den Kampf bis zum Schluß ziemlich ausgeglichen geſtalten konnten. Ludwigshafen hatte ſchließlich Mühe, das knappe Ergebnis zu halten. Das einzige Tor der erſten Hälfte erzielte Dattinger 2; ſpäter erhöhten Richm und Dattinger auf 3:0, ehe Frankfurt durch Beck und Lautz auf 3:2 herankam. Ein viertes Tor durch Dattinger brachte den arg bedräng⸗ ten Pfälzern wieder Luft und drei Minuten vor Schluß ſtellte Weller das Endergebnis her.“ 2000 Zuſchauer; Schiedsrichter Horlemann (Waldfiſchbach). 0 FJührungswechſel im engliſchen Fußball 1. Liga: Birmingham— Aſton Villa 3:0; Bolton Wanderers— Arſenal 1:1; Vharlton Athletie— Brentford 1:1; Chelſea— Derby County 0:2; Leeds United— Portsmouth 22; Leiceſter City— Everton 3:0; Liverpool— Huddersfield Town 3:3; Mancheſter United— Sunderland 0:1: Middlesbrough— Wolver⸗ hampton 1:0; Preſton Northend— Blackpool 1:1; Stoke City— Grimsby Town 112. 2. Liga: Burnley— Bury 0:1; Coventry — Cheſterfield 2:0; Luton Town— Blackburn Rovers 1:1; Newceaſtle Utd.— Bradford 1:0; Norwich City— Millwall 0:2; Nottingham— Swanſea 1:2; Plymouth— Fulham 0:0; Shef⸗ field Utd— Sheffield Wed. 0:0; Southamp⸗ ton— Tranmere 3:1; Tottenham— Weſtham Utd. 2:1; Weſtbromwich Albion— Mancheſter City 2:1. * Nachdem die Mannſchaft des FC. Everton im Kampf um Englands Fußballmeiſterſchaft von Beginn der Spielzeit an in Führung ge⸗ legen hatte, mußte ſie jetzt den erſten Platz an die auch in Deutſchland bekannte Elf von Derby County abgeben. Everton verlor nämlich am Samstag in Leiceſter glatt mit 0:3, während die Derby County in London gegen Chelſea mit 2:0 ſiegreich blieb und da⸗ mit— bei einem Spiel mehr allerdings!— einen Vorſprung von zwei Punkten erlangte⸗ Liverpool und Bolton Wanderers, die zuhauſe gegen Huddersfield bzw. Arſenal nur einen Punkt ſchafften, ſtehen gemeinſam auf dem dritten Platz. Im Birminghamer Lokalkampf blieb der an letzter Stelle ſtehende FC. Bir⸗ mingham mit 3:0 über Aſton Villa erfolgreich. Die Tabellenſpitze zeigt folgendes Bild: 1. Derby County nn 2. Everton 12 26 3. Liverpool 5 12 n 3. Bolton Wand. n In der 2. Liga konnte Fulham London die führende Stellung behaupten, da in Ply⸗ mouth ein Punkt gewonnen wurde. Newceaſtle United iſt auf den zweiten Platz vorgerückt! 1. Fulham London 18 A1 18 2. Neweaſtle Utd. F 3. Blackburn Rov. 13 2920 18 4. Weſtbromwich 1 218 In Schottland kamen die Favoriten- mannſchaften Celtie gegen Third Lanark 6:1 und Rangers gegen Raith Rovers 4:0 diesmal zu glatten Erfolgen, ſodaß ſich an der Spitze nichts änderte. 5 1. Celtic Glasgow 2. Glasgow Rangers 14 3. Queen of South 14 Almark- Fußballer in Frankfurt Am 4. Dezember Südweſt— Oſtmark In den kommenden Wochen wird es, ge⸗ wiſſermaßen als willkommene Abwechſlung im Reigen der Meiſterſchaftskämpfe, in Süd⸗ deutſchland zu einigen bedeutenden Fußball- ſpielen kommen, an denen die Vertreter des Gaues Oſtmark und der Stadt Wien maß⸗ gebend beteiligt ſein werden. Am Bußtag, 16. November an dem der Fußballſport bekannt⸗ lich im Dienſte des Winterhilfswerkes ſteht, werden zwei Wiener Städtemannſchaften in München und in Augsburg ſpielen. Wenn Wien auch mehrere ſehr ſtarke Auswahl- mannſchaften ins Feld ſtellen kann, ſo geht man wohl nicht fehl in der Annahme, daß vor allem dem Spiel in der Hauptſtadt der Be— wegung eine große Bedeutung zukommt, und daß Wien hier jene Mannſchaft ſtellt, die mit der Gaumannſchaft identiſch iſt. Am Sonntag, 4. Dezember, treten dann die Oſtmark⸗Fußballer an mehreren Fronten an, und zwar ſind Gauſpiele mit Südweſt in Frankfurt a. M., mit Branden burg in Berlin und mit Südmähren in Znaim vereinbart. Die ſüdmähriſche Aus⸗ wahlmannſchaft wird vorausſichtlich ſchon am 16. November in Wien antreten. 13 52:13 20 49:27 20 29:26 19 ———— ———ͤ—— (16. Fortſetzung) Er war ſehr erregt, und das ſchon, ehe er unter die Wirkung des Weins geriet. Er war, mit einem Wort geſagt, eiferſüchtig auf jene Gäſte, denen ich dieſelbe Freundlichkeit erwies, die ich ihm ſtets erwieſen hatte. Kindiſche Eiferſucht und Alkoholrauſch überwältigten Ihren Vater im Lauf des Abends ſo ſehr, daß er ſich ſchließlich auf meine Gäſte ſtürzte, um ſie mit ſeinen Fäuſten zu mißhandeln, bis die Opfer um Hilfe ſchrien. Die Polizei wurde Zeuge dieſer entſetzlichen Prügelei. Man ſtellte feſt, daß die beurlaubten Lagerinſaſſen verbotenerweiſe in meinen Räu⸗ men bis in die Nacht hinein mit uns gefeiert hatten. Ein rachſüchtig mich ſchon lange um— ſpionierender Beamter nahm das Protokoll auf und ſorgte für eine Darſtellung der Vor⸗ gänge, die mir das Genick brechen mußte. Bei der Beurteilung jener Vorkommniſſe fiel dann noch erſchwerend ins Gewicht, daß kurz darauf gegen einen Freund meines Hauſes, Profeſſor Bock nämlich, der Vorwurf unvaterländiſchen Verhaltens erhoben wurde, ſo daß man nun behauptete. an jenem Abend einen glücklichen Stich in ein wahres Weſpenneſt dunkler Um⸗ triebe getan zu haben. Profeſſor Bock, dieſer Unglücksrabe, dieſer wirklichkeitsfremde Schwärmer für alles „Neue“, beſonders auch für alles„Fremde“, hat ebenſo wie ſeine ja reichlich einfältige Frau das krampfhafte Bedürfnis, ſich um jeden Preis mit jedem Ausländer anzubiedern, oder „menſchlichen Kontakt zu finden“, was ſchöner klingt. Er hat nun einige Franzoſen, die ja, wie auch andere entſprechend zahlungsfähige Gefangene, bisweilen unter der Bewachung von bewaffneten Lagerſoldaten gewiſſe, vorher genehmigte Einkäufe in ſtädtiſchen Geſchäften machen dürfen, beim Konditor Mooshake ken⸗ nengelernt. Er hat ihnen alsbald ſein weites Menſchheitsherz angetragen, mit ausgezeichne— tem Erfolg. Die Franzoſen haben über man— gelnde geiſtige Anregung geklagt, was Bock mit tiefem Kummer erfüllte. Insbeſondere haben die Herren ihr Verlangen nach der Lektüre franzöſiſcher Zeitungen zu erkennen gegeben, worauf Herr Profeſſor Bock ſofort verſprochen hat, den Herren das ſchmerzlich Vermißte zu beſorgen. Er hat es ſich denn auch nicht Koſten und Mühe verdrießen laſſen, franzöſiſche Blät⸗ ter aufzutreiben, die er dann mit Falkenſteins Hilfe regelmäßig ins Lager geſchmuggelt hat, was ja ſtreng verboten iſt. Das ganze iſt einer von Bocks Großzügigkeitsanfällen, die halb dem Idealismus, halb der Eitelkeit entſprin⸗ gen. Na— man hat das ja nun ganz gehörig aufgebauſcht, als es zufällig entdeckt wurde; gegen Bock iſt ein, Diſziplinarſtrafverfahren mit Antrag auf Dienſtentlaſſung angeſtrengt worden, der Volksmund ſpricht von„Spio⸗ nage“, was natürlich total ſinnlos iſt, und Vocks werden gemieden wie der leibhaftige Böſe. Nun fällt das alles plötzlich auch mir mit zur Laſt. Die unglückſelige Toberei Ihres Vaters, welche der Polizei die Zuſammen⸗ ſetzung der in meinem Hauſe feiernden, völlig harmloſen Geburtstagsgeſellſchaft vor Augen führte, hat bewirkt, daß ich in einem Atem- zuge mit„Spionen“ und„Vaterlandsver— rätern“ genannt werde. Ich überlaſſe es Ihrer Urteilskraft, derartige Vorwürfe auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Aber ich verſichere Ihnen, daß ich vor meinem Gewiſſen rein und unerreicht von ſolchen Anwürfen daſtehe. Was Ihr Vater angerichtet hat, iſt, um es mit we⸗ nigen Worten zu ſagen: mein Ruf iſt vernich⸗ tet, meine wirtſchaftliche Exiſtenz iſt aufs ſchwerſte gefährdet; man hat mich wiſſen laſ— ſen, daß keine Aenderung in der öffentlichen Einſchätzung meines Geſchäftes und meines Lokals eintreten wird, ſolange ich die Ge— ſchäftsführerin bin. Mein Beſitz würde total herunterkommen, wenn ich, die Verfemte, ihm nicht den Rücken kehrte. Ich habe zum Quar⸗ tal rſten alles verpachten müſſen, um nur die Subſtanz des Geſchäftes geſund zu erhalten, wenn auch unter fremder Verwaltung. Da ich an die Zukunft meines Jungen denken muß, konnte ich nicht anders handeln. Dies alles iſt mir vom Schickſal widerfah⸗ ren, weil— nun weil Ihr lieber Vater meine ihm ſo oft bewieſene Freundlichkeit mit einem Ausbruch blinder Raſerei belohnte. Was ſoll ich nun anfangen in meiner Ver⸗ laſſenheit? Ihr Vater hatte mir an jenem Abend den Vorſchlag gemacht, zu ihm auf den Boſtelhof zu kommen und ſeinen Haushalt zu führen. Sie können ſich denken, wie wenig ich zu— nächſt dieſen Gedanken ernſt nahm, Ich hörte ein Kind ſprechen, das irgendein großes Spiel⸗ Fesine-, uncl. lie. ¶ᷓ c stelmd nne aman van Kamal Gaste zeug, das es im Laden geſehen, mit nach Hauſe nehmen möchte, um es ganz für ſich allein zu haben. Und außerdem war er ja auch leider nicht mehr ganz nſichtern. Nun aber, nachdem meine Stellung vernich⸗ tet, mein Heim mir genommen iſt, mußte ich wieder an Ihres Vaters Worte denken. Es war mir, als ob ſie mir einen Weg wieſen aus dieſer für mich ſo ſchrecklichen Situation heraus. Ich ſprach mit Ihrem Vater. Ich ſagte ihm, daß die Entwicklung der Verhältniſſe ſeinem Vorſchlage, mochte er auch unüberlegt und in einer Stunde des Rauſches gemacht worden ſein, einen neuen Sinn gegeben hätte, daß meine Ueberſiedelung auf den Boſtelhof mir eine vorläufige Geborgenheit und einen neuen Pflichtenkreis, ihm aber die ſo ſehr vermißte Häuslichkeit wiedergeben würde. Ihr Vater hielt ſeinen Vorſchlag ernſthaft aufrecht; er war völlig einverſtanden mit mei— nem Kommen. Es beruhigte offenbar ſein Ge— wiſſen, mir die ſchlimmſten Folgen des von ihm verſchuldeten Skandals zunächſt einmal zu erleichtern. Ja— nun werde ich zum Herbſt auf dem Boſtelhof einziehen. Ich werde nach meinem Auszug aus dem verpachteten Geſchäftshauſe zunächſt einmal für einige Wochen auf Reiſen gehen. Mein Bruder in Stuttgart hat mich eingeladen, meines Vaters Schweſter in Ham- burg, alle wollen ſie mich haben, alle mir ihr Mitgefühl mit meinem unverſchuldeten Miß geſchick beweiſen. Aber ich kann ja nicht immer auf Reiſen und zu Gaſte ſein— ich brauche eine Stätte, an der ich wieder Pflichten er— füllen kann. Ohne das kann ich nicht leben. Ich werde verſuchen, Ihrem Vater das Be— hagen und die Ordnung zu ſchaffen, die er nun einmal braucht. Eine richtige Bauersfrau werde ich vom erſten Tage an nicht ſein können, aber Ihr Vater ſagte mir, daß ſeine liebe Frau ihren Hauptberuf darin erblickt habe, ſein Haus zu einem Heim zu machen. ö Uebrigens bin ich der bäuerlichen Welt nicht fremd. Mein Vater ſtammte von einem gro— ßen Hofe im Braunſchweigiſchen, und ich habe beinahe alle meine Ferien dort verlebt, war ſpäter übrigens auch ein halbes Jahr in einem Gutshaushalt tätig. So traue ich mir zu, wenigſtens die Ueber⸗ ſicht über das Wirtſchaftsbereich einer großen Bauersfrau bald zu erwerben und dann eine gehörige Aufſicht ausüben zu können, was unter Umſtänden noch einträglicher iſt als das fortwährende harte Mitzupacken. Aber auch davor fürchte ich mich nicht, wenn's not tut! Und vor allem möchte ich Ihnen eines ſa— gen: Ich betrachtete meine Tätigkeit auf dem Boſtelhofe als einen Verſuch, als das Ausfül⸗ len einer Lücke, die durch Ihr Fortſein, Kar- ſten, entſtanden iſt. Wenn Sie wiederkommen, werde ich gehen. Dann werden Sie nicht ſäumen, ſich eine junge Frau zu holen, und dann werde ich nicht mehr benötigt. Aber wann Sie wiederkommen— wer kann das wiſſen...? Wie lange wird dieſer furchtbare Krieg noch toben. Und wann wer⸗ den dann die Gefangenen nach Hauſe kom: men... Das ſteht bei Gott. So lange will ich Ihrem Hofe und Ihrem Vater dienen. Hernach haben Sie das Wort. Dieſe Erklärung glaubte ich Ihnen ſchuldig zu ſein, Karſten. Entſchuldigen Sie, wenn in dieſen Brief vieles hineingefloſſen iſt, was vielleicht nicht ohne weiteres hineingehört und was vor Ihren ſtrengen Augen vielleicht nicht beſtehen kann... Ich bin eine Frau, und die Erinnerung an ſehr ferne Tage hat mich beim Schreiben überwältigt. Ich grüße Sie als Ihre— nun, da ich die⸗ ſes ſchreibe, kann ich mich nicht anders nen⸗ nen—. Ihre Ingeborg Engelbrecht. Das war der Brief, den Ingeborg Roſe an Karſten Boſtelmann ſchrieb. Es war der erſte, nicht aber der letzte. Kar⸗ ſten antwortete ihr auf dieſen Brief, und er ver⸗ ſicherte ihr, daß es ihn freue, ſie bald auf dem Boſtelhofe zu wiſſen. Es entſpann ſich ein Briefwechſel, der in den langen Monaten, die er der Heimat noch fern bleiben ſollte, Ingeborg Engelbrechts Bild im⸗ mer heller erſtrahlen ließ vor ihm. Er vergaß darüber bei Gott nicht, an ſein Patenkind zu ſchreiben. O nein, er wußte Geſine in der tieſſten Verlaſſenheit, vaterlos und mut⸗ terlos, und dann unter einem verhaßten, fluch⸗ beladenen Dache. Das quälte ihn oft, und ſeine Briefe waren voll zarter Sorge um ſie. Doch Ingeborg Roſes tat er nie Erwähnung in dieſen Briefen. Es war ein Kind, das er verlaſſen hatte, und ein Weib, dem er zuſtrebte.— XI.— Der Herbſt kam prächtig ins Land, ein feuer⸗ trunkener Oktober, die Birken glühten wie dunk⸗ les Gold, die Buchen im nahen Staatsforſt hat⸗ ten in dieſem Jahr die ſeltene Frucht der Eckern getrieben, und die Schulkinder bekamen bisweilen freie Tage, um mit den dicht herab— gefallenen Früchten das Oel gewinnen zu hel⸗ fen, danach die hungernden Städte ſo ſehnlich verlangten. In den Städten fieberten die Menſchen der letzten traurigen Entſcheidung entgegen— eines Volkes Glaube zerging, ein Heer löſte ſich auf, ein Staat verkam zu einer Tribüne für ahnungsloſe Schwätzer. Aber auf dem immer geſegneten Lande ver⸗ ſtrömte der Herbſt ſich in einer ſeltenen Ver- ſchwendung. In den Wäldern wuchſen die Pilze ſo üppig, wie ſeit Jahren nicht mehr. der Steinpilz hob zu ganzen Familien ge— drängt ſein fettes Haupt aus dem Kraut der Birkenwegränder, der Pfifferling wölbte die gelben Kelche hervor aus dem Moosgrund des Fuhrenwaldbodens, des Champignons Aus⸗ ſaat machte die Weiden weiß— ach, über den Segen des Spätjahrs in der ſchönen, ſchwei— genden Heide. Im Dorfe Gummern war die Ernte einge⸗ bracht, eine reiche, freudloſe Ernte. Die Ernte⸗ feier, die in dieſem Jahr folgte, rüſtete ein anderer, ein mächtiger Herr. Kaum daß die letzte Senſe geſunken, war er ſchon leiſe erſchienen, hatte ſchon mahnend an manche Türe gepocht, brachte Huſten und Kopf⸗ weh und ſchwere Glieder. Als die Rüben ge⸗ rodet wurden, ward er ſchon härter, brachte Fieber und banges Lager, doch als die Kar⸗ toffeln geborgen wurden, da holte er aus zu tödlichem Schlage und feierte ſeinen Sieg mit neuer furchtbarer Ernte. Er zog drohend die Straßen entlang, ſchlich von Hof zu Hofe, öffnete jegliches Tor und ſtreckte in jedem Haus einen Kranken danieder. Viele erhoben ſich nicht mehr: von übermäßi⸗ ger Arbeit geſchwächt, von Sorgen um ihre Männer und Söhne im Felde zermürbt, er- lagen die Frauen, erlagen die Alten dem hit⸗ zigen Anſturm der Grippe. Auf dem Lampenhofe legte als erſte Geſine ſich nieder. Sie hatte die ſchweren Ernten des Sommers und Herbſtes mit einbringen helfen, ihr her⸗ anwachſender Körper hatte weit über ſeine Kräfte hergeben müſſen im Schaffen für Wiri⸗ ſchaft und Hausſtand dazu. Todmüde ſank ſie abends aufs Lager, halb ausgeruht fuhr ſie empor bei der harten ſchrillen Mahnung des Weckers, ſtürzte ſich ruhelos in immer neue Arbeit, begrub mit jedem Tage mehr ihre Kindheit in Sorge und Staub und Schweiß. Ein Beſinnen gab es nicht mehr, es gab kein Verweilen mehr im warmen Glanze der Lampe, es gab auch nicht mehr die Pein der leer dahinfließenden Stunden an der Seite der ſchweigenden Mutter— es gab nur Schaf— fen und Schlafen. ſonſt nichts. 70 Nun lag ſie mit brennenden Augen, mit ſchmerzendem Rücken und bleiernen Gliedern im Bett. Es kamen die Fieber und brachten ihr Hirn in wilden, wirren Aufruhr. Die kleinen Dinge ihres täglichen Tuns tanzten vor ihren Augen einen ſchrecklich zerriſſenen Reigen; bisweilen ſah ſie des Vaters ernſtes Antlitz ſie ſuchen, und Karſtens ruhige Blicke gingen über die ohnmächtige Qual ihres La⸗ gers dahin. „Hilf mir, hilf mir...“, wimmerte es dann in ihr— er aber nickte gelaſſen und gütig, bis dann ſein Auge wieder verſank in den Ne⸗ beln neuer trüber Wirrnis.. 1 Wenn ſie einmal erwachte, ſah ſie das ſtarre Geſicht der Mutter vor ſich. Sie fühlte in ihren klaren Augenblicken, daß der Mutter Seele ſich weit verirrt hatte in eine fremde Welt, in der ſie vielleicht auf unbegreiflichen Wegen dem Vater begegnete. Auf Wegen ge— wiß, von welchen ſie jeden anderen Menſchen ängſtlich fernhielt— das war der Gewinn der wenigen wachen Stunden. Eines Tages ſtand eine andere Frau vor ihrem Lager; ein freundliches, von weißer Haube umrahmtes Geſicht beugte ſich über ſie, eine ſanfte Hand ſtrich über ihre Stirn. Geſine richtete ſich auf; ſie erkannte die Ge⸗ meindeſchweſter. „Schweſter Agnes... flüſterte ſie,„wo iſt Mutter?“ Schweſter Agnes war ein beherztes Mäd- chen; ſie lächelte, als ſie ſagte:„Deine Mutter Copyright b 7 Verlagsanstalt in Hamburg iſt drüben im Häuschen. Dein Bruder liegt dort; er iſt ſehr krank, und ſie pflegt ihn nun geſund.“ Geſine drückte ihre Hand; ſie ſagte nichts. Sie ſpürte die leiſe Rückkehr ihrer Kräfte; ſie ſank ins wohlige Dämmern des erſten zarten Geneſungsgefühls... g 7 Sie wartete auf die Mutter. Eines Tages ſagte ihr Schweſter Agnes, die Mutter habe ſich niedergelegt, ſie habe ſich wohl bei Chri- ſtians Pflege angeſteckt. Geſine erwiderte kein Wort, aber ſie zitterte vor Angſt... Am nächſten Tage kam Schweſter Agnes nicht; es gab ja zuviel Häuſer, in denen man ſie erwartete. Es kam eine Magd, nach Geſine zu ſehen. Minna hieß ſie; ſie war eine Zeitlang in der Stadt geweſen und nun in Bauerndienſte zu⸗ rückgekommen. Sie ſchämte ſich dieſes Ab— ſtiegs, und ſie haßte die Bauern. Minna brachte Geſine das Eſſen— die aber fragte, ehe ſie die Speiſen anrührte, mit feſter Stimme:„Wo iſt meine Mutter?“ „Deine Mutter iſt tot“, ſagte Minna und ſah am Geſicht des Mädchens vorbei. 0 Geſine ſaß halbaufgerichtet in den Kiſſen, und ſo blieb ſie ſitzen, auf ihre dünnen, zit⸗ ternden Aermchen geſtützt. Es kam keine Träne, wohltätig die Erſtar⸗ rung ihres Herzens zu löſen; ſie blickte mit leeren Augen die Magd an und wußte kaum mehr, wo ſie war auf der Welt. Die Magd erſchrak angeſichts dieſes Blickes. „Siehſt du...“ begann ſie, in haſtige Rede ſich flüchtend,„das kam davon, daß ſie ſelbſt nichts mehr auf ihr Leben gab. Gegeſſen hat ſie wochenlang überhaupt kaum noch was, da war ſie natürlich ganz von Kräften. Nun hat ſie eben nicht ſtandhalten können. Na ja, viel hat ſie ja doch nicht mehr gehabt auf der Welt; ſie lief ſchon lange rum wie ein Ge⸗ ſpenſt... Ja, dein Bruder, der iſt auf der Beſſerung, aber was dein Großvater iſt, Lam⸗ pen Emil, der liegt auf den Tod. Als ſie deine Mutter weggebracht hatten, da hat der Alte deinen Bruder gepflegt und hat nicht wollen fort vom Kra kenbette; deine Groß— mutter, die hat ſich ja natürlicherweiſe um nichts bekümmert. Tag und Nacht hat der Alte an deinem Bruder ſeinem Bette geſeſſen, ſo hat er ſich gehabt um den Jungen. Das hätte man gar nicht hinter ihm geſucht, ſagen die Leute, der täte nur ſein Geld lieb haben. Aber ich ſage, das iſt nicht wahr, das iſt wohl ein alter habgieriger Bauer, das ſtimmt ſo⸗ weit, aber an ſeinem Großſohn da hat er einen Narren gefreſſen. Das iſt ſchon mehr Affenliebe— kann ſein, daß er ſie mit ſeinem Leben bezahlen muß. Nun will ich man ge⸗ hen— laß dir's Eſſen gut ſchmecken.“ Sie ging. 0 Die arme kleine Geſine war allein. Es dauerte eine Weile, ehe ſie ſich der grenzenloſen Einſamkeit ihres Waiſentums bewußt ward; ſie ſaß noch eine Zeitlang ſtarr da, bis ſie zu⸗ rückſank, weil ihre kraftloſen Aermchen ſie nicht mehr tragen mochten... So lag ſie, bebte in Angſt und Not und weinte endlich, heiß und in wildem Schmerze um Vater und Mutter und in endlich erwach⸗ tem Verlangen nach Troſt von dem Dritten. der ihre Kindheit geleitet hatte und ihr nun als Einziger nahe war auf Erden. Auch der ſtarke Eichbaum auf dem Lampen⸗ hofe ſank unter dem Gluthauch der Seuche; der rieſige Rücken des Greiſes krümmte ſich im To- deskampf... Doch ſeine ſechsundſiebenzig Jahre erloſchen in der dienenden Sorge um die achtzehn Jahre des Enkels. Mit ſeinem Tod voller Liebe ſühnte er ſeines langen Lebens Liebloſigkeit. Sein Weib wehklagte viel; ihr dünnes Ge⸗ jammer drang aus dem Hexenhäuschen ins große Haus und an Geſines Ohren. Das Mädchen war ſchon ſo weit geneſen, daß ſie am Fenſter ſitzen konnte in dieſen Ta⸗ gen. Der Oktober hatte eine milde Sonne ge⸗ bracht, blutrot leuchteten die Blätter der Eichen, der Häher ſchrie hämiſch im Gezweig und zer⸗ riß die Stille des herbſtlich feiernden Hofes. Wenn dann die Stille ſich wieder ſchloß, wehte bisweilen mit dem Winde das Wimmern der Großmutter herbei. Oh— es war ein dünnes, ein zähes, ein unheimliches Wimmern, das Klagen eines verwundeten Tieres, das keinen Gott kennt. Geſine erſchrak, wenn ſie es hörte. Dann kam ſie einmal herein, die Ahne zu der Enkelin. Gebeugt, zuſammengedrückt durch die Bürde der letzten Zeit, geſtützt auf einen Stock, ſchlich ſie über den Hof, Ihr langes wollenes Um⸗ ſchlagetuch flatterte im Winde, ihres Haares gelöſte Strähnen wehten ihr ins Geſicht. (Fortſetzung folgt.] ... 1 W 2— — r llt der! 25 109 eite 5 Folſ 1 aug liegt u nun nichts ez ſie daten Vages habe Chri⸗ te lein Agnes man ſehen. in der ſe zu⸗ 5 Ab⸗ e abet mit ö und Riſſen, „ zit irſtat⸗ e mit kaum lickes. Rede selbt n hat 8, da hat viel det f Ge⸗ der Lam⸗ l ſie det nicht oh um det een, Das ſtgen hen. wohl ſo⸗ iet meht nem 1 ſoſen ard; 1 nich und netze vach⸗ ten. un pen det — fig die 70 7 ell Ge ins fen, . gen 7 ie det Bekanntmachungen Ortsgruppe der N. S. D. A. P. Viernheim N S.⸗Beratungsſtunde jeden Montagabend von 20—21 Uhr. „Dlenſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſtr. 18, 1. Stock Die Zellenleiter wollen heute abend 8.30 Uhr in der Parteidienſtſtelle erſcheinen(oder der betr. Vertreter). Die Blockleiter holen im Laufe des Diens⸗ kag unbedingt bei ihrem zuſtändigen Zellen⸗ leiter Formulare zur Ausfüllung ab. Dieſe Formulare ſind doppelt genau auszufüllen und dem Zellenleiter bis Donnerstag, 3. Nov., zurückzugeben, weil die Zellenleiter ſolche un⸗ bedingt am Donnerstagabend auf der Partei⸗ dienſtſtelle an den Preſſeamtsleiter abliefern müſſen. Die genannten Termine ſind dringend ein⸗ zuhalten! Braun, Ortsgruppenleiter. Lokale Nachrichten Viernheim, den 31. Oktober 1938 Anſer Tagesſpruch Was man nicht aufgibt, hat man nie verloren. Schiller. prakettacble Henkel sgemeln scha Der ſtändig im Wachſen begriffene Verkehr bedingt eine ſtändig ſich enger geſtaltende Ka⸗ meradſchaft der Verkehrsteilnehmer unterei⸗ der. Dieſe beginnt bei der Hilfeleiſtung für einen Verletzten, den man auf der Straße trifft, und endet bei dem kleinſten Dienſt, den man einem Mitbenutzer der Straße, der in Schwierigkeiten iſt, erweiſt. Auch wenn man „bloß“ fehlendes Benzin von der nächſten Tankſtelle holt oder einem in den Graben ge⸗ ratenen Wagen auf die Räder hilft. Ein ſchö⸗ nes Beiſpiel praktiſcher Verkehrskameradſchaft hat ſich kürzlich zugetragen: Ein Volksgenoſſe, der im Geſchäft zu tun hatte, wollte ſeinen Wagen vom unbewachten Parkplatz holen und fand ihn in einem trau⸗ rigen Zuſtand wieder: Kotflügel eingebeult, Stoßſtange geknickt und die Scheinwerfer zer⸗ trümmert. Vom Täter weit und breit keine keine Spur. Als unſer Volksgenoſſe ſeinen Wagen beſtieg, um ihn zur nächſten Repara⸗ turwerkſtatt zu fahren, fand er einen Zettel, auf dem ein Straßenpaſſant Zeit des Zu⸗ ſammenſtoßes, ſowie die Nummer des ram⸗ menden Wagens und ſeinen eigenen Namen aufgeſchrieben hatte. Das war außerordent⸗ lich anſtändig von dem anderen Volksgenoſſen. — Wer hätte in dieſem Falle das Gleiche getan, da er doch nicht an der Sache beteiligt oder intereſſiert war. Der Geſchädigte ging nun nicht gleich zur Polizei und erſtattete An⸗ zeige, obwohl eine offenſichtliche Fahrerflucht vorlag, ſondern erzählte den Vorfall dem Meiſter der Reparaturwerkſtatt, welcher zu⸗ fällig den Beſitzer des angegebenen Wagens kannte. Nach einem Fernruf bei ihm erklärte dieſer ſich bereit, die Reparaturkoſten des Wagens zu tragen. Auch der Geſchädigte übte alſo Kameradſchaft— ob richtig oder falſch, mag dahingeſtellt bleiben— indem er den an⸗ deren vor einer geſetzlichen Strafe bewahrte. Nicht kameradſchaftlich handelte der, der nach dem angerichteten Schaden Gas gab und„ab⸗ haute“. Hoffentlich hat er durch die Anſtän⸗ digkeit des anderen gelernt und ſteht das nächſtemal für ſeine Tat ein! Beſucht die Landwirtjchaftsjchulen! Ein Aufruf des Landesbauernführers Mit der Erringung der Nahrungsfreiheit unſeres Volkes und der erfolgreichen Durch- führung der Erzeugungsſchlacht ſind dem deutſchen Bauern Aufgaben geſtellt, wie ſie größer und bedeutungsvoller nicht gedacht werden können. Von ihrer erfolgreichen Löſung hängt der Beſtand und die Sicherheit des deut⸗ ſchen Volkes ab, denn erſt ein ſtarker Wehr⸗ ſtand und ein einſatzbereiter Nährſtand ver⸗ bürgen den Schutz und Beſtand von Groß⸗ deutſchland, des gewaltigen Werkes, das der Führer jetzt geſchaffen hat. Das Landvolk kann jedoch ſeinen ihm zu⸗ ewieſenen Aufgaben und Pflichten nur nach⸗ kommen, wenn es ſeine ganze Kraft, ſein gan⸗ zes Wiſſen und Können reſtlos einſetzt. Dies wird immer dann der Fall ſein, wenn alle in der Landwirtſchaft tätigen Menſchen ſo aus⸗ gerichtet und ausgebildet ſind, daß ſie gena⸗ wiſſen, worum es geht. Ganz beſonders gilt dies für die heranwachſende Landjugend. Sie kann und wird ihre Aufgabe im ſpäteren Le⸗ ben nur dann erfüllen, wenn ſie eine ſorgfäl⸗ tige weltanſchauliche und fachliche Ausbildung erhält. Hierfür kommt in erſter Linie die Landwirtſchaftsſchule in Frage. Die⸗ ſe hat die Aufgabe, die jungen Söhne und Töchter, unſere Bauern und Landwirte in einem lebensnahen Unterricht, der ſich aufs engſte an die Erfahrungen der Praxis anlehnt. weltanſchaulich zu ſchulen, mit einem gründ⸗ lichen und gediegenen Fachwiſſen auszurüſten und körperlich auszubilden. Sie ſind dann in der Lage, als charakterfeſte, echt deutſche, mit der Scholle verbundene Menſchen, die ſich ihrer Pflichten gegenüber Volk und Staat voll bewußt ſind, die Aufgaben zu meiſtern, die ihnen das Leben ſtellt. Wenn daher jetzt am Anfang November die Landwirtſchaftsſchulen wieder ihre Pforten zum Lehrgang 1938⸗39 öffnen, ergeht an euch Eltern mein Ruf und die Aufforderung, eueren Kindern den Schul⸗ beſuch zu ermöglichen. An dich, heſſen⸗naſ⸗ ſauiſche Landjugend, aber ſei die Mahnung gerichtet, für gründliche Ausbildung in jeder Weiſe beſorgt zu ſein. Mein Wunſch iſt es, daß alle Landwirtſchaftsſchulen in dieſem Jahre wieder voll beſetzt ſind und die Geſamt⸗ zahl der Schüler und Schülerinnen noch grö⸗ ßer iſt als im vergangenen Jahr. Deshalb, Landvolk, ſchicke deine Söhne und Töchter in die Land⸗ wirtſchaftsſchulen! Dr. Wagner, Landesbauernführer. * Ehrentafel des Alters 79 Jahre alt. Am morgigen Tage, 1. November, wird Herr Nikolaus Lurker 13 Alexanderſtraße 5, 79 Jahre alt. Dem Jubi⸗ lar, der ſich noch beſter geiſtiger und körper⸗ licher Friſche erfreuen darf, herzliche Glück⸗ wünſche! 1. Vortragsabend der Wir verweiſen nochmals auf den am Mitt⸗ woch, 2. November, im„Ratskeller“ ſtattfin⸗ denden Experimentalvortrag des Pg. Polſter über das Thema:„Schickſal und Lebensplan“. In ſämtlichen Orten wurde dieſer Vortrag bis⸗ her mit großem Beifall aufgenommen. Kürz⸗ 56 ſchrieb die NS-Preſſe aus Waldmichel⸗ ach: „Faſt 3 Stunden feſſelte Pg. Polſter, Of⸗ fenbach, ſeine Zuhörer durch einen Experimen⸗ talvortrag im Rahmen des Volksbildungswer⸗ kes der NSG.„Kd.“ über das Thema: „Schickſal und Lebensplan“. Ausgehend von den Grundgedanken abſoluter Lebensbejahung und der Verneinung des Unmöglichkeitsbegrif⸗ fes, entwickelte er in anſchaulicher, überzeu⸗ gender Weiſe den Grundſatz der entſcheidenden Beeinfluſſung des Schickſals ſowohl des Ein⸗ zelmenſchen, als auch einer Gemeinſchaft durch den unbeugſamen menſchlichen Willen. Nicht ziel⸗ und planloſes Herumtaſten kann Erfolg bringen, nur die zielſtrebige Verwirklichung eines vorher gefaßten„Lebensplanes“ wird zu Höchſtleiſtungen befähigen. Dieſer Plan kann im einzelnen Abänderungen, beſonders in der Art der Ausführung, unterworfen, die große Linie muß jedoch gegeben und unabänderlich ſein. In ſcharfen Worten wandte ſich Pg. Polſter gegen die zu allen Zeiten zu beobach⸗ tende, auf den Trägheitsmoment beruhende Ablehnung und Bekämpfung einzelner Vor⸗ kämpfer auf kulturellem, politiſchem, techni⸗ ſchem, überhaupt allen Lebensgebieten. Er wies im einzelnen nach, daß ſie ſich kraft des Willens und dank des Feſthaltens an dem ein⸗ mal gefaßten Plan durchſetzten. eme Volksgasmaske und Schule Auch die Schule hilft an ihrem Teil mit, auf die Wichtigkeit der Volksgasmaske hinzu⸗ weiſen. Unter dem Leitwort:„Sie rettet uns vielleicht einmal das Leben“ werden im Phyſik⸗ unterricht, in Rechtſchreibe- und Aufſatzſtunden ſowie im Zeichnen Bau und Wirkung. Beſtand⸗ teile und Größe, Wert und Anſchaffungsart der VM. den Schülern ans Herz gelegt. Wie in vie⸗ len anderen Fächern zeigt es ſich auch hier, daß die Schule nicht mehr eine bloße Lernanſtalt iſt. die den Kindern gegenwartsfremde Wiſſensſtoffe eintrichteit, ſondern daß der deutſche Erzieher in vorderſter Linie im Kampf um die Erhaltung und Geſtaltung ſeines Volkes ſteht. Gar manche Zweifler und Nörgler unter den Eltern werden gewiß durch Aufſätze und Zeichnungen ihrer Kinder belehrt und bekehrt werden Der letzte Oktoberſonntag Vovemberbeginn— Man gedenkt der Toten Grau und trüb begann der geſtrige Sonn⸗ tag; er glich ſchon einem Novembertag, dieſer verletzte Tag des ſcheidenden Herbſtmonats Ok⸗ tober, der uns noch mit ſo manchem ſonnigen Tag beglückte. Die Blätter fallen, es be⸗ ginnt ſtill zu werden in der Natur. Ueber den Feldern iſt das Schweigen. Kein froher Vogel⸗ ruf mehr. Verlaſſen liegen die Gärten. Alles Blumenglück verging, und auch letzte Sträuße von Winterchryſanthemen können uns nicht darüber hinwegtäuſchen, daß es Winter wer⸗ den wird. Zwei Drittel des Tages ſind in Dunkel gehüllt, und wie oft ſind auch die acht Stunden, die es nicht Nacht iſt, ohne Sonne. Nebelverhüllt erwacht der Tag, Stürme und Regenſchauer begleiten ihn, und wenn es doch noch eine Reihe Sonnentage und einen Wär⸗ meanſtieg wie ſo oft im November geben ſollte, ſie vermögen den Ruf des Uebergangsmonats nicht zu beſſern. Ernſte Tage liegen im No⸗ vember: Mit Allerheiligen und Allerſeelen be— ginnt es, und der Totenſonntag gegen Ende des Monats iſt voll ernſter Weiheſtunden an der Stätte ewigen Friedens. Der Bußtag ſoll ein Tag der Einkehr ſein, wo der haſtende All- tag ſchweigt. 9. November, Trauertag des deutſchen Volkes, mitten in der Reihe der ernſten Tage voll ſchwerer Akkorde, die denen erklingen, die um deutſcher Größe willen von uns gehen mußten.— Ernſter Monat Novem⸗ ber... und dennoch! Grünen nicht ſchon junge Winterſaaten? Knoſpen dem Lenz entgegen? Iſt der Schmuck der Gräber unſerer Lieben nicht Freude auch darüber, daß ſie nicht vergeſſen ſind. Iſt der Ruf am 9. November: Und ihr habt doch ge⸗ ſiegt! nicht voll von glühender Dankbarkeit und auch voll von Freude? Wir müſſen hin⸗ durch durch ernſte Tage, daß wir das Ad⸗ ventsglück recht erleben können. Denn das bringt auch der ernſte November: den erſten Weihnachtsſonntag mit erſten Kerzen, erſtem Tannenduft und der Freude um die Märchen der deutſchen Weihnachtszeit. * Näher rückt der Tag, da die Lebenden in beſonderer Weiſe ihrer lieben Verſtorbenen gedenken. Ob dieſe Toten nun auf dem heimat⸗ lichen Friedhof, ob ſie in der Ferne oder gar in einſt heißumkämpfter Erde ruhen, ſie haben im November ihren Gedenktag. Und ſo lenkten auch am geſtrigen Tage, an dem faſt ohne Träumen nicht ſchon. Pauſe ein feiner Nebelregen niederging, wie die letzten Tage vorher, viele unſerer Einwoh⸗ ner ihre Schritte unſerem Friedhofe zu, der in dieſem Jahre eine ſorgfältige Umgeſtaltung erfahren hat. Unter Bezugnahme auf die im Dezember vorigen Jahres erlaſſene neue Fried⸗ hofsordnung für unſere Gemeinde und die dar⸗ aufhin erfolgte Umlegung der beiden Gräber⸗ felder am Eingang zum Friedhof bieten dieſe uns jetzt eine Stätte gemeindlicher Pflege, die unſerer großen Gemeinde würdig iſt. Fürwahr, die ſchönen Anlagen im grünen Raſenteppich ſind nicht nur Friedhof, ſondern zugleich ein ausgezeichnet gepflegter Garten mit Gräbern früherer Jahrzehnte— eines wie das andere in muſtergültigem Zuſtand. Schon iſt nach der Umlegung der Grabſtätten der verbreitete Weg geſchaffen, der zu der am nördlichen Teil des Friedhofes zu erſtellenden Leichenhalle führen ſoll. Wie alljährlich, ſchmücken wir in dieſen Ta⸗ gen die Grabſtätten unſerer lieben Verſtor⸗ benen mit herbſtlichen Blüten und Kränzen. Wir erfüllen damit eine Dankespflicht gegen⸗ über den Toten, die vor uns waren und die uns den Weg ins Leben geebnet haben. Zwar erinnern wir uns unſerer Toten das ganze Jahr über, aber an den Tagen des allgemei⸗ nen Totengedenkens fühlen wir uns mit ihnen beſonders ſtark verbunden. Schön in Ordnung ſind nach mühevoller Arbeit der Angehörigen die meiſten Grabſtätten in dieſen Tagen. Aber warum findet man das ganze Jahr über und an Allerſeelen ſelbſt immer noch einzelne Grabſtätten, die beſſer unbeſchrieben bleiben? Der Einwand, daß bei ungepflegten Gräbern keinerlei Angehörige mehr da ſind, die das Grab in Obhut nehmen könnten, hat nur zum geringen Teil ſeine Berechtigung. In dieſen Fällen iſt es ſchon beſſer, wenn das Grab ganz geräumt wird. Beſſer keine Grabſtätte mehr, als eine verwahrloſte, die einem zeigt, wie„lieb“ der Tote war. Auch ſonſt muß Ordnung ſein im Friedhofe. Aller Abraum, alle verdorrten Blumen ge⸗ hören an den hierfür beſtimmten Platz, denn nicht immer iſt, wie man ſagt, der Bahnhof die Viſitenkarte eines Ortes, aber immer iſt der Friedhof ein Spiegelbild des Gemein⸗ ſinnes und Ordnungsliebe der Bürgerſchaft insgeſamt und ganz beſonders jedes einzelnen, der ein Grab zu betreuen hat. Wirkliche Pietät AS.⸗Kulturgemeinde Zu welchen Leiſtungen ein ſolcher Wille in Verbindung mit einer aufs höchſte entwickelten Beobachtungsgabe den Menſchen befähigt, er⸗ läuterte der Vortragende dann an Hand der verſchiedenſten Experimente. Man hätte dieſe Leiſtungen, ohne ſie mit überſinnlichen Kräf⸗ ten zu erklären, kaum für möglich gehalten. Pg. Polſter führte damit den überzeugendſten Beweis, daß die manchmal verblüffenden Er⸗ folge auf dem Gebiet der Pſeudowiſſenſchaften — Telepathie, Okkultismus, Spiritismus und wie ſie ſich ſonſt noch nennen— nichts mit überſinnlichen Kräften zu tun haben, ſondern. auf natürliche Weiſe zu erklären ſind, ſoweit nicht überhaupt reine Täuſchungen vorliegen. Auf das ſchärfſte verurteilte er den mit dieſen Dingen immer wieder getriebenen Unfug und wandte ſich gegen die Leichtgläubigkeit und Verblendung weiter Kreiſe. Das Wunder der Gedankenübertragung, faulem Heiligenzauber Geſundbeten uſw. zerriß er ebenſo wie die be⸗ rüchtigten Zukunftsdeutungen oder ſpiritiſti⸗ ſchen Kunſtſtücke. Durch dieſe Dinge läßt ſich das Schickſal nicht beeinfluſſen. Als ſinnfälligſten Niederſchlag des Einzel⸗ ſchickſals einer Perſönlichkeit, führte der Red⸗ ner dann die Handſchrift an, aus deren Be⸗ ſchaffenheit deshalb Schlüſſe auf Fähigkeiten, Fehler, Charakteranlagen uſw. und damit auf eine beſtimmte Berufseignung gezogen werden können. Die von ihm vorgenommenen Schrift- deutungen zeigten geradezu erſtaunliche Er⸗ gebniſſe. Sogar körperliche Merkmale eines Menſchen vermochte er aus deſſen Schrift zu erkennen.“ Beſucht den Vortrag am Mittwoch! drückt uns von ſelbſt die Mittel in die Hand, und treibt uns an, das friedliche Land der To⸗ ten mit dem Würdigſten an Form und Ge⸗ ſtalt zu betreuen, denn Pietät heißt— Ehr⸗ furcht. * Es iſt ein ſchöner Brauch geworden, daß ſich im Alter von 50 Jahren Frauen und Männer, die einſt ihre Kindheit miteinander erlebten, die Schulbank drückten und ihre Jugendzeit meiſt noch miteinander verbrachten, ſich zuſammenfinden, um auch ihrer verſtor⸗ benen Kameraden und Kameradinnen zu geden⸗ ken. So traf ſich geſtern nachmittag 4 Uhr die Jubilarengemeinſchaft des Jahrganges 188889 auf dem Friedhof, um die Gefallenen und die verſtorbenen Kameraden und Kamera⸗ dinnen zu ehren. Schon die Art dieſer Ehrung gleichen Weges gegangen ſind, innerlich mit⸗ einander verbunden bleiben, auch wenn Le⸗ benskampf und Schickſal ſie mehr oder weniger früh auseinanderbrachten. Vollzählig waren wohl die hieſigen Kameraden und Kameradin⸗ nen erſchienen, als ihr Kamerad Hans Win⸗ kenbach in einer erhebenden Gedenkanſprache mit der von ihm gewohnten Meiſterſchaft ſich der ehrenvollen Aufgabe entledigte. Er ge⸗ dachte der 40 Schalfameraden und ⸗Kamera⸗ dinnen, die teils cn im Mutterſchoß, teils in der Jugend, als Kämpfer auf dem Schlacht⸗ feld, auf dem Felde der Arbeit oder auf dem Krankenbett in dieſen 50 Jahren geſchieden ſind. Sein beſonderes Gedenken galt den 16 Gefallenen des Weltkrieges, deren Namen auf dem Mahnmal des Heldenfriedhofes verewigt ſind. Seine erhebenden Gedenkworte abſchlie⸗ ßend, legte er einen Kranz nieder mit der Widmung:„Den Toten unſeres Jahrganges — Die Fünfzigjährigen 188889“. Der ſtil⸗ len Feier wohnten viele Friedhofsbeſucher bei. * Dieſer Sonntag brachte uns den Beginn der Herbſt⸗Veranſtaltungen der Vereine. Im „Freiſchütz“ fand ſich die große Familie des Turnvereins zuſammen, um an dem Herbſt⸗ Schauturnen der Aktiven des Vereins teilzu⸗ nehmen. Auch die Geſangvereine treten im Herbſt und Winter mit einem Konzert an die Oeffentlichkeit; es ſoll gezeigt werden, was in emſiger Kleinarbeit ſich gebildet hat. Viern⸗ heim iſt von jeher eine Hochburg des Männer⸗ geſangs geweſen und ſeine Chorvereinigungen beſitzen weit über ſeine Mauern hinaus ein gewiſſes Anſehen. Der Geſangverein„Sänger⸗ treue-Harmonie“, der geſtern abend im Schüt⸗ zenhof mit einem Konzertabend an die Oef⸗ fentlichkeit trat, hat im letzten Jahre unter Leitung von Chormeiſter Kloßa⸗Großſachſen, einen beachtlichen Chorkörper herangebildet, der am geſtrigen Abend einen Erfolg buchen konnte. Das Orcheſter hat ebenfalls viel Freu⸗ de bereitet. Die Beſucher kamen voll auf ihre Koſten und hatten von Anfang bis Ende viel Freude. Der reiche Beifall mag dem Dirigen⸗ ten und den Sängern wie auch dem Orcheſter Mut für die weitere Arbeit gegeben haben. Wetterausſichten für Dienstag Vorwiegend bedecktes, nicht ganz nieder⸗ ſchlagsfreies Wetter. — zeigte, daß Menſchen, die zuſammen ein Stück — —— — a S — — —. ——ů— 8 Bunke Tageschronik Aulo raſt in einen Reilerlrupp Frankfurt. Am Samstagabend ereignete ſi in der Nähe der Gehſpitze im Frankfurter Eat wald ein ſchwerer Verkehrsunfall. In der Dun⸗ zelheit fuhr ein Auto in voller Fahrt in eine Reitergruppe hinein, die ſich auf dem Heimweg von der Herbſtiagd des Fränkfurter Reit⸗ und Fahrklubs befand. Dabei wurde ein Reiter ſchwer, ein anderer leicht verletzt. Auch drei Pferde wurden ſtark in Mitleidenſchaft gezogen. Ein Omnibus überſchlug ſich 5 e e bei einem Verkehrsunglück a etzlar. Am Samstag morgen fuhr der Poſt⸗ omnibus der Linie Wetlak-Erbe.- Herborn, der voll beſetzt war mit Volksgenoſſen, die zu ihren Arbeitsſtätten wollten, beim Eingang in das Dorf Bicken die ſteile Böſchung hinunter, Zuſahe tee ſich und ſtürzte auf die gepflaſterte Zufahrtsſtraße eines Grundſtückes. Ein Acker⸗ wagen, der zufällig unten an der Böſchung 1 N verminderte die Wucht des Sturzes, ſo aß glücklicherweiſe der Oberbau des Omnibuſ⸗ ſes nicht vollkommen zuſammengedrückt wurde. Feuerwehr und Sanitätskolonnen befreiten die unter dem Omnibus begrabenen Männer. Ein Kurzſchlußbrand konnte im Keime erſtickt wer⸗ den. Neun„Schwerverletzte, darunter einer lebens efährlich, wurden in das Krankenhaus geſchafft. Die übrigen Inſaſſen des Omnibuſſes trugen mehr oder wenige w 9 ger ſchwere Verletzungen Bahnſchaffner lödlich verunglückl Der Unfall erſt auf der nächſten Station bemerkt 1 Tragiſche Umſtände Baumholder. Anter beſonders tragiſchen Am⸗ ſtänden kam der Bahnſchaffner Ferdinand Ko⸗ ber aus dem Naheort Simmern bei Aus⸗ übung ſeines Dienſtes ums Leben. Er wurde auf dem Eiſenbahnhaltepunkt Eitzweiler der Einbahnſtrecke Kuſel— Türkismühle von einem Perſonenzug überfahren und dabei 00 ſchwer verletzt. daß er am Tage darauf im Krankenhaus Baumholder ſtarb. Auf der Halteſtelle war Kaber ausgeſtiegen und beſorgte das Ein⸗ und Ausſteigen der Rei⸗ ſenden. Bei der Weiterfahrt wollte er, als ſich der Zug bereits wieder in Bewegung fand, aufſpringen. Dabei rutſchte er aus fiel zwiſchen die Räder des Zuges, die über ihn hinweggingen. Der Anfall war nicht be⸗ merkt worden und erſt auf der nächſten Station ſtellte der Zugführer feſt, daß ſein Schaffner fehlte. Nichts Gutes ahnend fuhr er ſofort mit dem Zug zurück. Man fand Kober ſchwer verletzt auf den Gleiſen liegen und neben ihm eine große Blutlache. Sofort wurde er ins Krankenhaus nach Baumholder gebracht, ſein Leben konnte aber nicht mehr gerettet werden, da der Blutverluſt zu groß war. Vom führerloſen Laſtwagen totgedrückt Trier. Auf tragiſche Weiſe kam in Wiltingen u. d. Saar ein älterer Mann ums Leben. Auf einer Bauſtelle war ein unbeſetzter Laſt⸗ wagen ins Rollen gekommen und rannte führerlos auf eine Schmiedewerkſtätte zu. Dort ſtand der Verunglückte, der den an⸗ kommenden Wagen zu ſpät ſah und ſich nicht mehr in Sicherheit bringen konnte. Er wurde gegen die Wand der Schmiede ge⸗ drückt und ſo ſchwer verletzt, daß er auf dem Transport ins Krankenhaus ſtarb. Großes Möbellager abgebrannt Nächtliches Großfeuer in Mayen— Gewaltiger Brandſchaden Mayen(Eifel). Von einem ſchweren Brand⸗ unglück wurde das Möbelhaus Giel in Mayen betroffen. Nachts brach in ihrem drei Stockwerk hohen und voll beſetzten Mö⸗ bellager ein Feuer aus, dem faſt das ganze Lager zum Opfer fiel. Als der Brand bemerkt wurde, ſtand das Haus ſchon lichterloh in Flammen. Zuerſt griffen vorbeikommende SA.⸗Männer und Politiſche Leiter ſowie Nachbarn zu und verſuchten zu retten, was zu retten war. Bald darauf war auch die Feuerwehr zur Stelle. Ob⸗ wohl alles getan wurde, um das Feuer einzu⸗ dämmen, griffen die Flammen auf das anlie⸗ gende Wohnhaus über, wo auch großer Brand⸗ ſchaden angerichtet wurde. Viele Stunden wütete das Feuer, das ſehr großen Schaden an⸗ gerichtet hat. Die Brandurſache konnte noch nicht ermittelt werden. Zwei Bauernanweſen in Flammen Hermeskeil(Hochw.). Von einem ſchweren Brandunglück wurde der Hochwaldort Wahlen bei Losheim heimgeſucht. In dem land⸗ wirtſchaftlichen Anweſen N. Schommer wurde das Feuer bemerkt. es griff raſch um ſich und ſetzte auch das angrenzende Anweſen Schmal in Flammen. Die Ortsfeuerwehr bekämpfte mit der Feuerwehr Losheim den Brandherd. Scheune und Stallungen wurden ein Raub des Feuers, ebenſo die Erntevorräte. Futter⸗ vorräte und landwirtſchaftliche Maſchinen. Das Wohnhaus Schmal wurde beſchädigt, während das Wohnhaus Schommer unverſehrt blieb. Das Vieh wurde gerettet. Diebe machen Nahedorf unſicher Bingerbrück. Bisher noch nicht gefaßtes Die⸗ besgeſindel hat nachts dem Nachbarort Weiler ſeinen Beſuch gemacht und dabei in der übelſten Weiſe gehauſt. Zunächſt niſteten ſich die Spitz⸗ buben in einem Neubau ein, wo ſie vermutlich ihres Diebesbeute in Sicherheit bringen woll⸗ ten. Alsdann ſtiegen ſie in das Gaſthaus„Zur Sonne“ ein. Dabei verſuchten die Täter zunächſt den Fenſterrahmen durchzubohren, als dies nicht gelang, drückten ſie die Scheibe ein. Un⸗ bemerkt packten ſie in dem Lokal Wein. Spiri⸗ tuoſen, Zigarren, Zigaretten uſw. ein, plün⸗ derten die Ladenkaſſe und die Sa m⸗ melbüchſen des WSH W. und nahmen Oßwald ausgeſprochen, weil es dann aus einem Vorrats raum Lebensmittel mit, nachdem ſie ſich ſchnell noch an dem Vorge⸗ fundenen geſtärkt hatten. Mit guter Diebes⸗ beute zogen ſie ab. Unterwegs wurde dann noch in die Gaſtwirtſchaft„Deutſches Haus“ einge⸗ ſtiegen. Hier war das Ergebnis nicht ſo gün⸗ ſtigt. Anſcheinend ſind ſie geſtört worden und unter Mitnahme eines Herrenmantels und ſon⸗ ſtigen Kleinigkeiten verſchwanden ſie. Am Mor⸗ gen wurden ſofort umfangreiche Ermittlungen nach dem Geſindel angeſtellt. „Geheimpoliziſt“ feſtgenommen Bacharach(Rhein). Hier wurde ein Schwind⸗ ler feſtgenommen, der unter dem Deckmantel „Geheimpoliziſt“ Betrügereien verübte, Zechen prellte uſw. Er iſt beſonders auch in der Nahegegend und erſt kürzlich noch in Bad Kreuznach geweſen, wo er als Zechbe⸗ trüger auftrat und ſich als Beamter der Ge⸗ heimen Staatspolizei ausgab. Ein Schüler wird vermißt Bad Homburg. Seit dem 26. Oktober wird der in Bad Homburg bei ſeinen Eltern woh⸗ nende Schüler Herbert Wenden, 12 Jahre alt, vermißt. Er war an dieſem Tage bis gegen 18,30 Uhr im Jungvolkdienſt, iſt dann mit einem Kameraden zu deſſen Eltern gegan⸗ gen und hat dort die Nacht geſchlafen, weil an⸗ geblich ſein Vater verreiſt ſei, um die Mutter abzuholen. Seit dieſer Zeit fehlt dann jegliche Spur von dem Jungen. Er iſt 1,40 Meter 5 hat mittelblonde Haare, Scheitel links, friſches Ausſehen. Belleidet iſt er mit voller Jungvolk⸗ uniform, dunkelblauer Skimütze, dunkelgrauen Strümpfen und ſchwarzen Schnürſchuhen. Sach⸗ dienliche Mitteilungen werden an die Kriminal⸗ polizei Bad Homburg erbeten. Bügeleiſen iſt keine Wärmeflaſche Bad Homburg. Ein Einwohner des Stadt⸗ teils Kirdorf hatte ſich das elektriſche Bügel⸗ eiſen als„Wärmeflaſche“ ins Bett ge⸗ ſtellt und war fortgegangen, ohne den Strom abzuſchalten. Bald ſtand natür⸗ lich das Bett in Flammen und der ſtarke Sturm bedeutete bei einem Brand Gefahr für den gan⸗ zen ländlichen Stadtteil. Es wurde deshalb Großalarm gegeben, aber es gelang dem ört⸗ lichen Feuerlöſchzug rechtzeitig, den Brandherd abzulöſchen. Ankobusunglück bei Nizza Vier Tote, 20 Verletzte. Paris, 31. Oktober. Am Sonntag ereignete ſich vor einem Fried⸗ hof in der Nähe von Nizza ein Zuſammenſtoß zwiſchen zwei Autobuſſen. Der Zuſammenſtoß war äußerſt heftig. Alle Reiſenden, die ſich in den beiden Fahrzeugen befanden, ſind mehr oder weniger verletzt worden. Vier Reiſende, deren Identität noch nicht feſtſteht. wurden bei dem Unglück getötet und 20 verletzt Blick in den Gerichtsſaal Jür Volksverrat 1 Jahr Juchlhaus Mannheim. Das Sondergericht verurteilte den ledigen 43 Jahre alten Johannes Oßwald aus Wieslet, wohnhaft in Kehl am Rhein, wegen Volksverrats(Deviſenver⸗ brechen) zu einem Jahr Zuchthaus und drei Jahren Ehrverluſt. Drei Monate der er⸗ littenen Unterſuchungshaft wurden in Anrech⸗ nung gebracht. Das Arteil iſt rechtskräftig. Das Gericht hat die Mindeſtſtrafe gegen den ö 5 von ihm den Eindruck eines geiſtig verminderten Menſchen gewonnen hatte, der wohl wußte, daß ausländiſche Werte anzumelden ſeien, der aber nicht davon überzeugt war, daß auch dieſe Ver⸗ mögenswerte gleichzeitig der Reichsbank zum Kauf anzubieten ſind. Es handelte ſich um insgeſamt 3471,25 Schweizer Franken, die er auf einer Baſeler Bank angelegt hatte. Unverbeſſerlicher beſchimpt eigenen Verteidiger. Darmſtadt. Der 34 Jahre alte Ernſt Schel⸗ ler aus Aue(Erzgebirge), gegen den 1926 ein Strafverfahren wegen Beleidigung lief, be⸗ ſchimpfte und beleidigte in der Folge in Eingaben an alle möglichen Behörden ſeinen damaligen Verteidiger in gröblichſter Wei⸗ ſe. Er iſt verſchiedentlich wegen ähnlicher Din⸗ ge vorbeſtraft, und der mediziniſche Sachverſtän⸗ dige hält ihn nicht für voll verantwortlich, er ſei der Typ eines un verbeſſerlichen Querulanten. Der Angeklagte wurde von der Großen Strafkammer zu einem Jahr Ge⸗ fängnis unter Anrechnung von 3 Monaten Un⸗ terſuchungshaft verurteilt, außerdem wurde ſer⸗ ne Unterbringung in einer Heil⸗ und Pflege⸗ anſtalt angeordnet. Stimmts oder ſtimmts nicht? Darmstadt. Den Darmſtädter Gg. H. hatte ſeine Tochter beſchuldigt, ſich jahrelang an ihr vergangen zu haben. Sie hatte ſich mit den Eltern entzweit, ſtellte Geldforderungen an ſie. und da dieſe nicht erfüllt wurden, zeigte ſie den Vater an. Als ſie ihm jedoch vor der Großen Strafkammer gegenüberſtand,. verweigerte ſie die Ausſage. Damit konnte das Gericht trotz bleibendem Verdacht zu keiner Verurteilung kommen De Uffenbacher Ausbrecher abgeurkeilt Offenbach a. M. Von dem Sondergericht in Offenbach wurde nach viertägiger Verhandlung der bereits vorbeſtrafte 18 Jahre alte Heinrich Stenger aus Seligenſtadt wegen Gefange⸗ nenmeuterei, Totſchlagsverſuchs, Widerſtands und mehreren Diebſtählen zu insgeſamt 12 Jahren Zuchthaus verurteilt, ſowie die Sicherungsverwahrung über ihn angeordnet. Der mitangeklagte und ebenfalls ſchon vorbe⸗ ſtrafte 17 Jahre alte Adam Heß aus Seligen⸗ ſtadt wurde wegen Gefangenenmeuterei, Tot⸗ ſchlagsverſuchs, unberechtigter Autobenutzung und mehrerer Diebſtähle zu insgeſamt 6 Jah⸗ ren Gefängnis verurteilt, wobei ihm ſeine r 0 zugute gehalten werden mußte. ie beiden Verurteilten waren anfangs Mai mit ihren anderen Komplizen, die bereits vor einiger Zeit in Darmſtadt ihrer Strafe zuge⸗ führt wurden, in das Amtsgerichtsgefängnis Offenbach wegen der von ihnen begangenen Diebſtähle in Unterſuchungshaft gebracht wor⸗ den. Stenger und Heß ſowie der ſeinerzeit auf der Flucht erſchoſſene Krepp hatten ſich verab⸗ redet, den ſie beaufſichtigenden Hilfsgefangenen⸗ aufſeher zu überfallen. Nachdem ſie aus ihrer elle ausgebrochen waren, haben ſie den Auf⸗ eher mißhandelt, bis er bewußtlos liegen blieb. Auf der Flucht ſetzte das Verbrechertrio die Diebſtähle fort. Wie die beiden Angeklag⸗ ten jetzt vor Gericht angaben, hatten ſie noch ge⸗ plant, Autofallen zu ſtellen und einen Kaſſen⸗ boten zu überfallen, um mit dem geraubten Geld dann ins Ausland zu flüchten. Ehe ſie ihr Vorhaben aber ausführen konnten, waren ſie wieder dingfeſt gemacht worden. Liebes verhältnis endet mit einem Mord Auf dem Weg zum Standesamt die Braut erſchlagen und verſcharrk Trier. Vor dem Schwurgericht Trier begann die Verhandlung in dem Bettenfelder Mordprozeß, der ſich vorausſichtlich über drei Tage erſtrecken wird. a Der erſte Tag war ganz mit der Vernehmung des Angeklagten, des 20jährigen Werner Leit⸗ gens aus Bettenfeld in der Eifel(Kreis Witt⸗ lich) ausgefüllt. Seit dem 2. September 1938 war die 21jährige ledige Anna Steffes aus Bettenfeld(Kreis Wittlich), die ein Verhältnis mit dem heutigen Angeklagten unterhalten hatte, verſchwun⸗ den. Da die Steffes von Leitges in Hoffnun war, trat am 24. September der Verdacht auf. daß dieſer die Steffes beſeitigt haben könnte. Bis dahin hatte man angenommen. daß die Steffes ſich bei Verwandten oder Bekannten autzerhalb Bettenfeld aufhalten würde. Die unter Leitung der Trierer Staatsanwalt⸗ ſchaft von der zuſtändigen Polizei⸗ und Geſdar⸗ meriebehörde angeſtellten Ermittlungen beſtä⸗ tigten die Vermutung und führten bereits am 24. September zur Auffindung der Leiche der Vermißten, die in einem Walde bei Bettenfeld verſcharrt war Nach einem abgelegten Ge⸗ ſtändnis des Leitges hat er ſeine Braut in den frühen Morgenſtunden des 2. September in dem Waldſtück durch mehrere mit einem Stein auf die Stirn ausgeführte Schläge zu Boden geſchlagen und alsdann mit einem Ta⸗ ſchenmeſſer dem Mädchen die Kehle durchſchnitten. Die noch Röchelnde hat er dann in ein Dickicht gelchueppn und ſie dort mit Reiſern zugedeckt. Am Nachmittag des gleichen Tages hat er die 9 im Walde verſcharrt und einige gefällte Bäume darüber gelegt. Die von der Ermordeten mitgeführten 15 ark Bargeld hat der Mörder nach der Tat an ſich enommen und das Geld in Alkohol und ee umgeſetzt. Zwei Tage nach der grau⸗ ſamen Tat beſuchte Leitges ſogar die Kirmes in Meerfeld. Die ermordete Anna 1 lernte der Ange⸗ klagte im Frühjahr 1938 kennen. Zwiſchen ihr und dem Angeklagten entſpann ſich bald ein Lie⸗ besverhältnis, das dadurch erleichtert wurde, daß die Steffes in dem väterlichen Betrieb des Leitges zur Verrichtung von landwirtſchaft⸗ lichen Arbeiten beſchäftigt wurde. Dieſes Ver⸗ hältnis iſt nicht ohne Folgen geblieben, und ſo⸗ wohl der Vater des Leitges wie die Mutter der Steffes waren dafür, daß beide heiraten ſollten. Der Angeklagte war aber von dieſem Vorſchlag nicht begeiſtert, da er, wie er ſagte, nicht die richtige Luſt verſpürte, die Steffes zu heiraten. Der 2. September wurde ſchließlich zum Termin beſtimmt, an dem er und die Steffes nter Stan⸗ desamt nach Manderſcheid gehen 05 lten. Am Morgen des 2. September holte Leitges ſeine Braut in deren Wohnung ab, und beide traten den Weg nach Manderſcheid an. Dabei wußte es der mag etagt ſo einzurichten, daß ſie in entge⸗ Erewäß lte ichtung einem Wäldchen zugingen. Er wählte dieſes Wäldchen, um das Mäd⸗ chen ungeſtört töten zu können. Als 1 an dem Wäldchen anlangten, machte Leitges en Vorſchlag, von der Straße abzugehen. Er ließ das Mädchen nun vorgehen, und während ſie ſich unterhielten, hob er einen Stein auf und wartete dan auf den geeigneten Augenblick. An einem kleinen Abhang kam das Mädchen ins Rutſchen. Dieſen Moment nutzte Leitges aus, um ſeinem Opfer einen Schlag mit dem Stein zu verſetzen. Insgeſamt verſetzte er der Unglück⸗ liſten vier bis fünf Schläge gegen die Stirn. durch die der Schädel vollſtändig zer⸗ trümmert wurde. Darauf durchſchnitt der Rohling ihr mit einem Taſchenmeſſer den Hals. Am Freitag fand eine Ortsbeſichtigung und die Vernehmung der in Frage kommenden Zeu⸗ gen 255 Das Urteil wird am Samstag er⸗ wartet. aler und ſchweſter ſagen aus Im Bettenfelder Mordprozeß wurden am Freitag der 64jährige Vater des Ange⸗ klagten Leitges und ſeine 12jähr. Schwe⸗ ſter als Zeugen vernommen. Der alte Va⸗ Sie hören im Rundfunk Dienstag, den 1. November Stuttgart 6: Morgenlied, Zeit, Wetter, landw. Nachrichten. 6.30: Frübkonzert. 8 30. Konzert zur Arbeitspauſe. 9.20: Für Dich daheim. 10 Hünengräber auf der Heide 11.30. Volksmuſik und Bauernkalender. 12: Mitragskonzert. 13: Zeit, Nachrichten, Wetter. 13.15: Mittagskonzert. 14 Muſikaliſches Allerlei. 16: Nach- mittagskonzert. 18: Aus Zeit und Leben 19: Am Brunnen vor dem Tore 20. Nachrichten 20 10: Nacht⸗ geſang. 21: Haydn Zyklus. 22 Zeit, Nachrichten, Wet⸗ ter, Sport. 22.30: Unterhaltungskonzert. 24—3: Nachtkonzert. Frankfurt 6: Morgenlied, Morgenſpruch. 630: Frühkonzert. 8.30: Froher Klang jur Werkpauſe. 9.40: Was kön⸗ nen wir Frauen beſſer machen? 10. Schulfunk: Hünen⸗ gräber auf der Heide. 1145: Ruf ins Land 12: Mit⸗ tagskonzert. 13. Zeit, Nachrichten, Wetter. 13.15: Mit⸗ tagskonzert 14. Zeit. Nachrichten. 14 10: O holde Frau Muſica. 16. Nachmittagskonzert. 18. Volk und Wirtſchaft 18 15: Querſchnit! durch die Jahresſchau 1938. 18.30: Klang der Landſchaft 19 15: Tagesſpiegel. 19.30: Feſtlicher Muſikabend der Jugend. 20: Zeit, Nachrichten, Wetter. 20.15: Unterhaltungskonzert. 21: Haydn⸗Zyklus. 22: Zeit, Nachrichten. Wetter. 22.20: Politiſche Zeitungsſchau. 22.35: Unterhaltung und Tanz. 24—2: Nachtkonzert. ter des Angeklagten leidet unter den furchtbaren Geſchehniſſen ſehr. Sein offenes und freies Weſen ſteht im Gegenſatz zu dem verſteckten Verhalten ſeines Sohnes. Er verzichtete auf das Zeugenverweigerungsrecht und ſchilderte zu⸗ nächſt die Vorgänge ſeit dem Tage, als die Anna Steffes ſich ihm offenbarte. Er habe ſei⸗ nem Sohn geraten, das Mädchen zu heiraten,, nicht nur, weil er moraliſch dazu verpflichtet ſei, ſondern auch weil es ſich bei der Anng Stef⸗ fes um ein fleißiges und ehrliches Mädchen ge⸗ handelt habe. Er hätte es mit Freuden be⸗ grüßt, wenn die Ehe zuſtande gekommen wäre. Auch die Mutter der Anna Steffes habe ihre Zuſage gegeben und ſie ſei bereit geweſen, dem jungen Ehepaar mit Geld unter die Arme zu greifen. Sein Sohn habe ihm gegenüber er⸗ klärt, daß er die Anna heiraten werde und es habe zwiſchen den beiden Familien ſchon da⸗ mals ein inniges Verhältnis beſtanden. Als ſein Sohn am 2. September allein von Manderſcheid zurückgekommen ſei, habe er ſein Befremden darüber zum Ausdruck gebracht. Sein Sohn habe aber erklärt, die Anna ſei noch nach Wittlich gefahren, aber nicht mehr zur rechten Zeit zurückgekommen. Aus dieſem Grunde habe er den Nachhauſeweg allein an⸗ treten müſſen. Irgend eine Unſtimmigkeit zwi⸗ ſchen ihnen bͤiden liege nicht vor. Er, der Zeuge, habe ſich allerdings ſpäter gedacht, daß etwas nicht ſtimmen könne, aber an ein Ver⸗ brechen habe er nicht geglaubt. Sein Sohn habe ſich nichts anmerken laſſen und auch gegeſſen wie ſonſt. Der wahre Charakter des Angeklagten wurde dadurch eindeutig gekennzeichnet, daß er wenige Tage ſpäter auf die Frage des Vaters nach dem Verbleib der Anna Steffes geantwortet hat, „vielleicht ſei ſie nach Trier zu einem ihrer früheren Liebhaber gefahren“. Intereſſant und ſicherlich auch wichtig waren die Ausführungen des Zeugen über den geiſti⸗ gen Zuſtand ſeines Sohnes. Einmal ſei er ſehr fleißig geweſen und dann wieder habe er meh⸗ rere Tage ausgeſetzt, ſei fortgelaufen und ein⸗ mal erſt nach vier Tagen wieder zurückgekehrt. Er habe auch öfters ſich zu Hauſe auf eine Bank gelegt und dann in die Luft geſtiert. Ex, der Zeuge habe ſchon darüber nachgedacht, ob ſein Sohn dieſes Verhalten nicht von ſeiner Mutter ererbt habe. Dieſelbe ſei ſieben Monate vor der Geburt ſeines Sohnes von einem Gehiruſchlag betroffen worden. Seine Mutter, die Ehefrau des Zeugen, habe ſich früher auch ſo verhalten und ſei ſchon mal zwei Tage fortgelaufen. Der Zeuge nannte eine Nachbarin als Zeugin, die geſehen habe, wie ſein Sohn am Tage vor der Tat plötzlich aufgeſprungen ſei und laut geſun⸗ gen habe, obwohl keine Veranlaſſung Hierzu vorgelegen habe. Für ihn, den Zeugen, ſei die furchtbare Tat ſeines Sohnes unbegreiflich und auch unerklärlich. Aehnlich äußerte ſich die 12jährige Sch we⸗ ſteir des Angeklagten, die angab, ihr Bruder ſei an ſich gut gegen ſie geweſen, habe ihr aber einmal in ſeiner Verärgerung ein Meſſer nachge worfen. Eine vorbengende Maßnahme Abſchub unerwünſchter polniſcher Staats⸗ angehöriger 88 Berlin, 29. Okt. Nach einer vor kurzem ergangenen Verord⸗ 15 er polniſchen Regierung müſſen polniſche Auslandspäſſe einen Prüfungsvermerk der polniſchen Auslandsvertre⸗ tung enthalten, da ihre Inhaber ohne einen ſolchen nicht mehr auf polniſches Staatsgebiet zugelaſſen werden. In Deutſchland befinden ſich ſchätzungsweiſe 150 000 polniſche Staatsangehörige. Falls dieſe den Prüfungsvermerk nicht erhalten. würden ſie Deutſchland für alle Zeiten zur La ſt fallen. und die deutſche Regierung hätte nicht mehr die Möglichkeit, von dem ſonſt in allen Staaten den Ausländern gegenüber beſtehenden Recht der Ausweiſungals läſtige Aus⸗ a nder Gebrauch zu machen. Da ein deutſcher Verſtändigungsvorſchlag polniſcherſeits nicht angenommen wurde, und da nur bis zum 29. Oktober mit einer Uebernahme von der deutſchen Regierung ausgewieſener läſtiger pol⸗ niſcher Staaksangehöriger durch die polniſche Regierung aufgrund ihrer bisherigen Päſſe ge⸗ rechnet werden konnte, mußten die deutſchen Be⸗ hörden Maßnahmen ergreifen, um die Zahl der⸗ ſenigen zu vermindern, die den polniſchen Prü⸗ fungsvermerk vorausſichtlich nicht erhalten würden. Infolgedeſſen ſind einige tau⸗ ſend polniſche Staatsangehörige, — e 3 9 unerwünſcht 0 en, na abbefördert worden. e 5 5 888 — e — „ Ein Abend bei unjeren Turnern und Turnerinnen Glänzender Verlauf des enen vor überfülltem Haus Wenn trotz des geſtern abend wenig einla⸗ denden Wetters das Herbſtſchauturnen des Turnvereins ſich eines übervollen Hauſes— — wohl weit über hundert Volksgenoſſen mußten wieder umkehren— erfreuen durfte, ſo iſt dies einerſeits einmal ein deutlicher Be⸗ weis für die Beliebtheit dieſer Veranſtaltung, zum anderen aber auch dafür, daß das Turnen als ſolches ſich wieder mehr und mehr durchſetzt und auch in Viernheim größerem Intereſſe begegnet. Ein überaus eindrucks⸗ volles Bild vermittelte»der geräumige Frei⸗ ſchützſaal. Friſch⸗fröhliche Menſchen, unter ih- nen die jungen Rekruten und dieſer Tage ent⸗ laſſenen„Zweijährigen“, belebten den mit der Reichsflagge ausgeſchmückten Raum; Men⸗ ſchen heiteren Gemütes, die hier an der Pflege- ſtätte der deutſchen Turnkunſt von den Sorgen und Mühen des Alltags Erholung ſuchten und auch fanden. Man kann es mit ruhigem Ge⸗ wwiſſen ſagen: Das Herbſtſchauturnen 1938 hat ſeinen Zweck erfüllt. Es hat gehalten, was man ſich verſprochen und beſtimmt waren viele der Beſucher überraſcht ob der Fülle der Dar⸗ bietungen und der höchſt formvollendeten Uebungen. Wenn man heute fragt: Ja, was bildete den Höhepunkt, welche der Programm⸗ Nummern hat am meiſten imponiert, erweckte die größere Begeiſterung? So müſſen wir ſagen: am beſten gefallen hat uns— gar nichts und alles! Dies iſt wohl die rich⸗ tige Antwort und würdigt am eheſten die Aus- geglichenheit des Gebotenen. Fürwahr, hier iſt ſchwer zu urteilen. Jede der Uebungen hatte etwas Beſonderes für ſich; das eine hervor⸗ heben hieße das andere zurückſetzen. Ob es nun das Pferdſpringen, das Bodenturnen der Jugend, Gymnaſtik, Reigen oder Keulen⸗ ſchwingen der Turnerinnen waren, oder ob die Turner ihre Kraft und Mut mit reich- lichem Erfolg an den Geräten erprobten— es waren Dinge, die begeiſterten und die den Beſucher zu unwillkürlichem Beifall veran⸗ laßten. So wurde geſtern erneut die Idee un⸗ ſeres unſterblichen Turnvaters Jahn in das Volk hineingetragen. Alle, die gekommen wa⸗ ren, wurden überzeugt von dem hohen Wert der Turnerei für Körper und Geiſt. Und, wie geſagt, wir freuen uns, daß gerade das Turnen in unſeren Mauern wieder neuen Aufſchwung erhält und beſonders auch die Jugend ſich der guten Sache mit Intereſſe und Eifer widmet. Wir haben ſie geſtern abend geſehen, unſere mutigen Jungens, wie ſie, frei von aller Angſt und Zaghaftigkeit, ihre oftmals recht gefähr⸗ lichen Uebungen vollendeten. Wahrhaftig, dieſe Jugend iſt auf dem richtigen Weg; dieſe Ju⸗ gend bereitet ſich auf große Aufgaben vor und wir wiſſen, was es bedeutete, als dieſe Jugend ſich in der letzten Strophe des geſtrigen Ein⸗ marſchliedes ſich zu den Worten bekannte, die gleichſam wie ein Schwur erklangen: Wir ſind heut und morgen. Alles was die Zeit erſchafft, iſt in uns verborgen, bildet unſre Kraft. 4 Stürmen und Bauen, Kampf und Arbeit unentwegt wird in uns zum Pfeiler, der die Zukunft trägt! Der erſte Teil des Programms wurde er⸗ öffnet mit dem Einmarſch aller Mitwirkenden. Herzliche Begrüßungsworte fand ſodann der 2. Vorſitzende Herr Karl Hook. Er begrüßte insbeſondere unſer Ortsoberhaupt, Herrn Bür⸗ germeiſter Bechtel und Herrn Ortsgruppen⸗ leiter Braun mit ſeinem Stab und verſicherte allen Anweſenden, worunter ſich auch Beige— ordneter Weitzel ſowie der Ortsgruppen⸗ führer des RfL., Herr Sutter befand, einige recht vergnügte Stunden. Mit dem Pferdſpringen der Jugend wurde die Reihenfolge fortgeſetzt, worauf ſich die Gymnaſtik der Turnerinnen anſchloß. In hei⸗ terſte Stimmung wurden die Beſucher durch das Bodenturnen der Jugend verſetzt, wie auch deren Kurzſtabübungen und das Keulenſchwin⸗ gen der Turnerinnen reichen Beifall fanden. Was nun folgte, war für die meiſten der An⸗ weſenden etwas neues: das Ringturnen. Mut und Entſchloſſenheit und Kraft um hier an den Ringen etwas leiſten zu können. Die Fortſet⸗ zung bildete das Barrenturnen, dann folgte ein Reigen der Turnerinnen„In fröhlichem Kreiſe“ worauf die Turner mit Kürfreiübun⸗ gen aufwarteten. Nicht wenig Erſtaunen rief der Reigen„Frühlingserwachen“ hervor. Al- lein ſchon die feenhaften Kleider im verein mit der farbenprächtigen Beleuchtung ver⸗ mittelten ein zauberhaftes Bild. Als Abſchluß — es war mittlerweile ſchon 11 Uhr gewor⸗ den— facht das Reckturnen der Turner. Ganz dicht aufeinander folgten die einzel- nen Programm⸗Nummern und— was die Hauptſache war— in abwechslungsreicher Form trug man auf dieſe Weiſe ein gut Stück Vereinsarbeit in die Oeffentlichkeit. Der 2. Teil des Abends brachte noch ein gemütliches Tänzchen, dem Jung und Alt in ausreichendem Maße huldigten. Zum Schluß ſei nun allen Mitwirkenden herzlichſter Dank ausgeſprochen; beſonders Oberturnwart R. Friedel wie auch Turn⸗ wart Valt. Träger, der ſich an der Jugend verdient machte. Dank auch der Leiterin der Turnerinnenabteilung, Frl. Maria Kumpa, die mit der Einſtudierung der Reigen viel Ar⸗ beit zu bewältigen hatte und in ihrer Schwe⸗ ſter, Frl. Tilly Kum pa, hierin reichliche Unterſtützung fand. Es waren herrliche Stunden, die wir in frohem Turnerkreiſe verleben durften und be⸗ ſtimmt wird die Erinnerung daran noch lange wachbleiben. Den Turnern und Turnerinnen aber wünſchen wir in ihrer ferneren Arbeit alles Gute. Sie haben geſtern Rechenſchaft. von ihrer Jahresarbeit abgelegt. Nun geht es weiter, mit friſchem Mut und neuer Kraft, zum Wohle des Einzelnen, zum Wohle des Volksganzen. Alle Mädel und jungen Frauen über 21 Jahren ſchließen ſich zuſammen in den Jugendgruppen des Deutſchen Frauenwerks. Auskunft erteilen alle Dienſtſtellen der NS-Frauenſchaft und des Deutſchen Frauenwerks. EEG (Ausbau der Sozialarbeit in der heſſen⸗ naſſauiſchen Hitler⸗Jugend) Die Heimabende der Hitler-Jugend des Ge⸗ bietes Heſſen-Naſſau ſtehen in den Monaten November, Dezember und Januar 1939 in ihrer Geſtaltung im Zeichen der Sozialſchu⸗ lung. Der Führer des Gebietes, Gebietsführer Brandt, hat deshalb angeordnet, daß nun⸗ mehr jede Gefolgſchaft der HJ einen Kamera⸗ den als Sozialwart einzuſetzen hat. Dieſe So⸗ zialwarte, die nach der beſonderen Eignung für ein ſolch wichtiges Arbeitsgebiet ausge⸗ ſucht werden, erhalten ergänzend durch die Sozialreferenten der Banne eine Schulung. So u. a. über das Jugendſchutzgeſetz, den RBWeK., den Landdienſt und über die Fragen der beruflichen Ertüchtigung. Zum Zwecke der Vorbereitung dieſer bedeutenden Erweiterung auf dem Gebiete der Sozialarbeit der HJ hat der Leiter der Sozialabteilung des Ge⸗ bietes Heſſen⸗Naſſau, Bannführer Becker, die Sozialſtellenleiter der Banne, die Sozialrefe⸗ rentinnen der Untergaue des BdM. und die Mitarbeiter der Sozialabteilung des Gebietes nach Wiesbaden einberufen. Im Rahmen einer Arbeitstagung hat er ſeinen Mitarbeitern das geſamte Arbeitsgebiet umfaſſend dargelegt und hierbei vor allem auf die Durchführung des RBW. und die Sozialſchulung der HJ.- und Jungvolkeinheiten hingewieſen. Auf dem Walbiportplatz: Ein Kampf, wie man ihn gerne ſieht Amicitia Viernheim— 07 Mannheim 6:0(2:0) Die zahlreichen Zuſchauer, die ſich auf dem lange, da lenkt der Gäſteverteidiger einen ge⸗ Waldſportplatz einfanden, erlebten einen vor⸗ bildlichen Fußballkampf. Schnell vom Anfang bis zum Ende und trotz des Einſatzes aller Spieler fair und ritterlich. Die O7er ſind eine gute Mannſchaft, ihr ſchwächſter Teil war der Sturm. Außer dem Mittelſtürmer und dem Linksaußen konnte derſelbe nicht den Anfor⸗ derungen genügen, die in Viernheim an ihn geſtellt wurden. Dabei iſt zu berückſichtigen, daß die einheimiſche Abwehr, vor allem Fal⸗ termann, den Gegner kaum zur Entfaltung kommen ließ. Die Gäſteabwehr ſchlug ſich im Verein mit ihrer Läuferreihe wacker, aber dem unheimlichen Druck konnten ſie auf die Dauer doch nicht ſtandhalten. Viernheims Mannſchaft zeigte ſich heute von ihrer beſten Seite. Ihr abſoluter Sieges⸗ wille in allen Mannſchaftsteilen, ihre energi⸗ ſchen Vorſtöße im Verein mit ihrem techniſch reifen Spiel, machte ſie für die Gäſte zu einem Gegner, dem wohl kaum ſtandzuhalten war. Viernheim hatte die Führung des Sturmes einem jungen Nachwuchsſpieſer anvertraut und damit keinen ſchlechten“ getan. Es iſt zu hoffen, daß er ſeinem g e Anfang eine ebenſo gute Fortſetzung ſeiner Leiſtungen hin⸗ zufügt. Viernheim betrat mit Krug; Kiß 1, Faltermann; Hoock, Müller I., Fetſch; Kiß 3, Pfenning, Burkert, Kiß 4, Kiß 2 das Spiel⸗ feld. Man ließ alſo Koob pauſieren. Die Ver⸗ teidigung mit Schlußmann ſchlugen ſich ſo wie das„zu Null“ verrät. Die„gefährlichen Sa⸗ chen“, die Krug zu meiſtern hatte, waren al⸗ lerdings nicht zu zahlreich. Die Arbeit beſorg⸗ ten meiſtens ſchon die Vorderleute. Die Läu⸗ ferreihe war auf dem Poſten, der beſte Mann war hier Fetſch, mit ſeiner brillanten Technik. Im Sturm lag die Hauptſtoßkraft bei dem lin⸗ ken Flügel, die beiden Kiß Karl waren un⸗ übertrefflich. Aber auch die drei anderen Stür⸗ mer waren auf dem Poſten und drehten manch gefährliches Ding. Burkert in der Mitte war immer da, wenn es etwas zu ernten gab, und hatte zweimal rieſiges Pech, ſonſt wäre er ſchon beim erſten Auftreten„Schützen⸗ könig“ geworden. 07 kommt gleich zu Beginn mit einem ſchö⸗ nen Lauf des linken Flügels gut durch, aber deſſen muſtergültige Flanke fängt Krug mei⸗ ſterhaft. Dann antwortet Viernheim mit ſchö⸗ nem Gegenangriff, der aber nichts einbringt. Der erſten Viertelſtunde fehlte noch der Zu⸗ ſammenhang. Doch plötzlich klappt es. Einen von links vorgetragenen Angriff ſchießt Kiß J. zum Führungstor ein. Dann vergeht faſt die ganze Spielhälfte, bis Kiß 2 eine Minute vor Seitenwechſel ins Schwarze trifft. Nach der Pauſe greifen die Grünen ſtür⸗ miſch an. Die beiden Halbſtürmer arbeiten un⸗ ermüdlich und ſchicken immer wieder ihre drei Nebenleute ins Gefecht. Und es dauert nich Die Weihnachiseinkäufe beginnen ſchon Für den Einzelhandel iſt es Zeit, an Weihnachten zu denken. Seit mehreren Jah⸗ ren liegt die Umſatzbewegung während des Weihnachtsverkaufs in einer anſteigenden Kurve. Die vorausſchauenden Planungen zum Weihnachtsgeſchäft ſind daher im allge⸗ meinen mit geringeren Unſicherheitsſaktoren belaſtet als in pergangenen Zeitabſchnitten. Das Datum des Feſtes iſt unveränderlich. Das Oſter⸗ und Pfingſtgeſchäft iſt infolge der zeitlichen Beweglichkeit dieſer Einkaufs⸗ termine Jahr um Jahr ſtarken Schwankun⸗ gen ausgeſetzt, für deren Art und Größe namentlich auch die Wetterverhältniſſe ent⸗ ſcheidend ſind. Dem Weihnachtsgeſchäft iſt dieſes„wetterwendiſche“ Weſen jedoch nicht eigen. Mildes Winterwetter kann gewiß von nachteiligem Einfluß auf das Pelgzgeſchäft zur Weihnachtszeit ſein, ungünſtige Wetter⸗ verhältniſſe für den Winterſport können den Abſatz von Sportgeräten und Sportbeklei⸗ dung beeinträchtigen. Dieſe Einflüſſe des Wetters können Vearſchiebungen der Abſatz⸗ ausſichten zwiſchen den verſchiedenen Wa⸗ rengruppen hervorrufen, ohne indeſſen die Möglichkeiten des Weihnachtsgeſchäfts im ganzen zu ſchmälern; denn auch der Kauf⸗ zweck des Weihnachtseinkaufs, der in der Sitte des Schenkens beruht, ſteht feſt und iſt unverrückbar an dieſe Zeit gebunden. Kauft man keinen Pelz und keine Winter⸗ ſportkluft, ſo kauft man etwas anderes— doch man kauft. Die Steigerung und Sicher⸗ ung der Einkommen, die dem Weihnachts⸗ geſchäft in den letzten Jahren ſeine alte Bedeutung zurückgegeben hat, haben ange⸗ halten. Sie bilden weiterhin die ſichere Vor⸗ ausſetzung der Belebung des Kauſwillens und der Kauffreudigkeit der Verbraucher⸗ ſchaft. Im vergangenen Jahr, als dieſe mate⸗ riellen und kaufpſychologiſchen Bedingungen für ein günſtiges Weihnachtsgeſchäft bereits die gleichen waren wie gegenwärtig, hat ſich nun gezeigt, daß mit den Weihnachtsein⸗ käufen auffallend früh begonnen wurde. Eine lange Reihe von Fachzweigen des Einzelhandels erzielte ſchon im November 1937 erhebliche Umſatzſteigerungen im Vergleich mit den gleichen Monaten des Vorjahrs. In manchen Zweigen, deren An⸗ gebot vielerle: Geſchenkwaren enthält, war die Umſatzerhöhung gegenüber dem Vorjahr im November ſogar größer als im Dezember. Das trifft für Wirk⸗ und Strickwaren, für Damenkleidung, Herrenkleidung und Wäſche zu. Der Herbſtverkauf ging hier unmerklich in das Weihnachtsgeſchäft über. Man wird nicht fehlgehen, wenn man in dieſer Erſcheinung einen Erfolg der Wer⸗ bung des Einzelhandels für den frühzeiti⸗ gen Weihnachtseinkaufs erblickt Es iſt aber nicht minder wahrſcheinlich, daß der zeitige Beginn der Einkäufe dem Beſtreben ent⸗ ſpringt, die Weihnachtsausgaben über meh⸗ rere Lohn⸗ oder Gehaltszahlungsabſchnitte zu verteilen. Dieſes Beſtreben iſt nicht neu, doch die Art ſeiner Verwirklichung hat ſich entſcheidend verändert. Früher wurde ihm dadurch Rechnung getragen, daß man einen Teil der Weihnachtsgeſchenke in einem Troſt auf den dicht bevorſtehenden„Inventur⸗ verkauf“ beſtehen ließ. Auch auf dieſe Weiſe wurden die Ausgaben über einen längeren Zeitraum verteilt. Nun aber, nachdem die nahe Lockung des Winterſchlußverkaufs mit ihren nachteiligen Wirkungen für das eigent⸗ liche Weihnachtsgeſchäft weggefallen iſt, geht man, um einer Häufung der Ausgaben in einem engen Zeitraum vorzubeugen, den umgekehrten Weg: Man vertagt die Käufe nicht mehr auf einen ſpäteren Ter⸗ min, ſondern nimmt ſie zum Teil ſchon im November vorweg. Die Mahnung des Ein⸗ fährlichen Ball des Amicitia⸗Linksaußen ins eigene Tor. 3:0! Das iſt der Sieg. Dann iſt Burkert blitzſchnell zur Stelle, als der Gäſte⸗ hüter am Boden liegt, nachdem er einen ſchar⸗ fen Schuß nur abſchlagen konnte. Aber der Neuling ſchießt daneben. Und abermals iſt es Burkert, der mit einer feinen Vorlage abzieht — aber er wird etwas unfair gelegt. Dieſer Regelverſtoß bleibt ungeſühnt. Einen ſchönen Flankenball ſchießt Pfenning ſcharf und flach ins Eck. 4:0. Endlich kommt auch Burkert zu ſeinem längſt verdienten Erfolg. Er geht mit einer Vorlage davon und ſein ſcharfer Schuß aus dem Lauf ſpritzt vom Pfoſten ins Tor! 5:0. Der ſechſte Treffer entſprang aus einem tadelloſen Strafſtoß von Fetſch. Der Ball kommt zu Kiß J., dieſer legt ſich denſelben durch die Verteidigung und ſchon iſt es ge⸗ ſchehen. Beinahe haͤtte 07 Namenstag gefeiert, als die beiden Außen nochmals gut durch⸗ kommen, aber der Verteidiger kann im letzten Augenblick retten. Die 2. Mannſchaft konnte ebenfalls ſiegen und zwar mit 2:1 Toren. ube. * Tabelle der Fußball⸗Bezirksklaſſe Sp. gew. un. verl. Tore Pkt. Amicitia Viernheim 8 4 3 1 24.13 11 Seckenheim B 09 Weinheim FTT Neulußheim F nne Friedrichsfeld F Phönix M'heim VVCCCTCb Käfertal e 07 Mannheim CCTV Ilvesheim 6 ‚ ‚ ‚ Nied 6 Feudenheim N.„ Hockenheim„%% Brühl e Heddesheim VVV Lorſch Priv.⸗Mſchft.— Amic. Privat 2.2 Sportdienſtgruppe Amicitia— Sportdienſt⸗ gruppe TV. 21˙0 * Das Pflichtſpiel der Turner in Schriesheim endete 3:3 unentſchieden. Felilt es an Nunclocſlaęt dann muß man werben! Lu αννανανναενονiοοιαννiUuiν uiii uνiνiUiνuuννiαuναννννuνννi Die Zeitungsanzeige ist der beste Mittler zwischen Angebot und Nachfrage Eln vorzugliches Werbeorgan ist dle „Viernhelmer Volkszeſtung“ 7 KKK—KTPTPTP zelhandels für den frühzeitigen Einkauf wird darum nicht überflüſſig, ſie gewinnt aber größere Ausſichten, befolgt zu werden. Eine zweite Erſcheinung, die im vorigen Jahr auffiel, betrifft die Warenarten, die bei den Einkäufen zum Feſt den Vorzug ge⸗ noſſen. Neben den üblichen Geſchenkwaren, die jedem Kaufmann bekannt ſind, und neben Lebens⸗ und Genußmitteln, deren Einkauf der Erhöhung des leiblichen Beha⸗ gens an den Feſttagen dient, hatten alle Hausratswaren im November und Dezem⸗ ber 1937 bedeutende Umſatzerhöhungen zu verzeichnen. Das gilt für Wäſche, die ſchon erwähnt wurde, dann für Bettwaren, Tep⸗ piche, Haus⸗ und Küchengeräte, Funkgeräte, ja ſelbſt für Möbel und Eiſenwaren. Es zeigt ſich daran immer wieder, daß in zahl⸗ reichen jungen Familien zur wechſelſeitigen Ueberraſchung oder infolge gemeinſamer Ueberlegung Gegenſtände als Geſchenke ge⸗ wählt werden, die der Ausgeſtaltung und Verſchönerung des neu begründeten Haus⸗ ſtandes dienen. Und da die Häufigkeit der Eheſchließungen und des Einzugs junger Haushaltungen in neu erbauten Wohnungen weiterhin zunimmt, dürfte dieſes Moment auch fernerhin bei der Vorausſchätzung der Art der Weiſmachtseinkäufe Beachtung ver⸗ dienen. Nimmt man dann hinzu, daß auch alle Bekleidungswaren im Weihnachtsverkauf ſtark begehrt wurden, ſo kann man folgern, daß die Neigung, praktiſch zu ſchenken, den Weihnachtseinkauf weiterhin beherrſcht. Der erweiterte Spielraum, den die Gewiß⸗ heit des dauernden Einkommens dem Ver⸗ brauch gegeben hat, macht ſich zu Weihrach⸗ ten auch im geſteigerten Erwerb von Waren bemerkbar, deren Verbrauch lediglich der Er⸗ höhung der Feſtſtimmung dient. Aber der praktiſche Sinn für den wietſchaftlichen Nut⸗ zen und den Dauerwert der Geſchenkein⸗ käufe behieltdbei der Verwendung der zum Feſt verfügbaren Mittel die Oberhand. . n ———— r . e 3 — Zur Woche des deutſchen Buches Kein Leben ohne Buch Von Günther Gablenz Bücher haben mich umgeben, ſoweit ich zu⸗ rückdenken kann. Das Buch, das als Firmen⸗ ſchild über Großvaters Ladentür hing, erregte zuerſt meine kindliche Aufmerkſamteit. Von Mutters Arm getragen, ſtreckte ich ſehnſüchtig die kleinen Aermchen nach dem Buch aus. War's auch nur eine Blechattrappe, es ſah doch aus wie ein Buch und intereſſierte! Dies war meine erſte platoniſche Bekanntſchaft mit dem Schrifttum. Schon größer geworden, tip⸗ pelte ich auf ungeſchickten Beinchen, aber doch unermüdlich, in Großvaters Buchbinderwerk⸗ ſtatt. Was war's, das mich darin ſo anzog? Der Geruch des Leims, den Fritz, der Lehr⸗ ling, rührte, die große Buchpreſſe, die Schnei⸗ demaſchine, die die Buchſeiten ſo ſchön gleich⸗ mäßig glattſchnitt? Richtige Bücher gab es hier zu ſehen, nicht ſolche aus Blech, ſondern Bücher aus Papier, die in Pappe gebunden wurden! Ich ſah zu, wie Großvater den Buch⸗ block in die Decke hängte, lernte zwiſchen Lei⸗ nen, Kartonage, Halbfranz, Leder und Per⸗ gament unterſcheiden. So wurde das Buch mir frühzeitig vertraut. roco( Amtliche Bekanntmachungen Betr.: Sammelkaſſe des Finanzamts Hep⸗ penheim. Ab 1. November 1938 wird die Sammel⸗ kaſſe des Finanzamts Heppenheim durch die ollkaſſe Viernheim übernommen.— 0 ſind: Montag, Dienstag, Donners⸗ tag und Freitag, von 8—12 Uhr. Viernheim, den 27. Oktober 1938. Betr.: Schädlingsbekämpfung im O bſtbau. Nach den Beſtimmungen der Polizeiver⸗ ordnung des Kreisamts Heppenheim vom 2. März 1936 hat die Beſeitigung der Raupen⸗ neſter, Reinigung der Obſtbäume, Entfernung der dürren Aeſte und der abgängigen Obſt⸗ bäume in den Monaten November, Dezember und Januar zu erfolgen. Ich mache die Baum⸗ beſitzer hierauf beſonders aufmerkſam und empfehle Durchführung der notwendigen Maß⸗ nahmen ſobald als möglich, da eine Friſter⸗ ſtreckung nicht in Frage kommt und die Durch⸗ führung der weiter notwendigen Maßnahmen nicht gefährdet werden darſ. Viernheim, den 29. Oktober 1938 Der Bürgermeiſter 1 1 Dann, als mir Großvaker eines Geburts⸗ tages mein erſtes eigenes Buch— ein Bilder⸗ buch— ſchenkte, lernte ich erkennen, daß ein Buch nicht nur aus einem Einband beſtand, daß vielmehr der Bucheinband einen noch viel intereſſanteren Inhalt umhüllte! Schon bevor ich zur Schule ging, begann ich zu buch⸗ ſtabieren. Man brauchte mich nicht anzutrei⸗ ben, es machte mir von ſelbſt Spaß, zu erfah⸗ ren, was denn eigentlich in dieſen Büchern ſtand, die Großvater ſo ſorgfältig band. Eine ganze neue Welt tat ſich mir da auf! Die Kuh, das Pferd, der Hund, die ich täglich auf der Straße ſah, die ich als etwas Selbſt⸗ verſtändliches hinnahm— das Buch brachte ſie mir noch näher, das ſo ſchön von ihnen zu erzählen wußte. Ich war kein Stubenhocker und kein Bücher⸗ wurm. Genau wie andere Jungens war ich einer ſolennen Prügelei keineswegs abgeneigt. Aber mitten im ſchönſten Spiel zog es mich doch immer wieder plötzlich zu irgendeinem geliebten Buch mit magiſcher Gewalt zurück. Erſt waren es die Märchenbücher, die von „Rotkäppchen“,„Dornröschen“ oder„Schnee⸗ wittchen“ erzählten, die mich frühzeitig an⸗ regten, ſelbſt kleine Geſchichten aus freier Phantaſie heraus zu erfinden. Dann, als die Zeit kam, wo man es für unter ſeiner Würde hielt, ſich mit„Märchenkram“ noch zu befaſ⸗ ſen, reizten die Abenteuergeſchichten von „Winnetu“ und„Old Shatterhand“. Im Geiſte ſah man ſich ſelbſt als ſolch einen Hel⸗ den, wie Karl May ihn ſchilderte. Man zog ſelbſt auf Indianerpfad, vergaß aber doch nie⸗ mals, das liebe Buch in die Taſche zu ſtecken, um womöglich in einem einſamen Waldwinkel unbemerkt von den anderen, nach Herzensluſt weiterzuſchmökern. An die Stelle der In⸗ dianerlektüre trat dann die geſchichtliche Dar⸗ ſtellung. Mit Max Eyth kämpfte ich um die Cheopspyramitde, fand aber auch Gefallen daran,„Hinter Pflug und Schraubſtock“ mich in eine Welt ernſter Arbeit entführen zu laſſen. Ich las die Lebensläufe berühmter Männer, die durch Fleiß aus kleinſten Anfängen ſich emporgearbeitet hatten, und ſo wurde mir das Buch auch in dieſer Hinſicht zum Wegweiſer. Es lehrte mich, ſelbſt zu arbeiten, meinen Mann zu ſtehen wie dieſe, ſei's auch nur, um meinen beſcheidenen Platz unter anderen aus⸗ zufüllen. Ich drang in die Welt der großen Dichter ein, begeiſterte mich an Schillers edlem Pa⸗ thos, an Hölderlins hymniſchem Schwung, an Goethes maßvoller Bändigung, an der ge⸗ zügelten Form der Gedichte, Epen und Er⸗ zählungen Conrad Ferdinand Meyers. Das alles erſtand mir im Buch. Ja, ich begann das Buch als ſolches noch genauer zu betrachten. Es wurde mir ſchließlich zum Sinnbild des menſchlichen Lebens überhaupt. Muß nicht der Menſch, ſo wie Buchinhalt und Einband un⸗ trennbar zuſammengehören, auch eine Ein⸗ heit aus Leib und Geiſt, aus Körper und Idee bilden? Zeit meines Lebens iſt mir das Buch erzie⸗ hender Begleiter geweſen, ja mehr als das: Freund, Bruder, Seelenverwandter! Wenn ich nun ein Buch aus meinem Bücherſchrank neh⸗ me, verſchmilzt mein Eigen⸗Ich mit dem Buch⸗ Ich. Das Buch und ich, wir werden ein Zu⸗ ſammengehöriges, ein Ganzes, das ſich nicht zerreißen läßt. Ein Leben ohne Buch? Ich ver⸗ mag mir's nicht zu denken! Vol wertige Tucker chnitze! Ein hervorragendes Pf defutter Wenn man den Ertraa der Lerſchiedenen Feldfrüchte miteinander veroleickt. kann man feſtſtellen, daß in Bezug auf den Cehalt an Stärkewerten die Zuckerrſtben an der Spitze aller Kulturpflanzen ſtehen. Sie lie⸗ fern unter Zugrundeleaung des Durchſchnitts. ertrages der verſchiedenen Feldfrüchte im Deutſchen Reich ſe ha Anbaufläche ſoaar noch um ein Drittel mehr Stärkewerte und faſt ebenſoviel reines Eimeiß wie die Kartoffeln Im Veraleich zum Getreide laſſen ſich ie ha Anbaufläche durch die Zuckerrüben dreimal ſovjel Störkemerte erzeugen. Aus dieſer Erkenntnis hergus wurde vom Reichsnährſtand der Anbau der Zucker⸗ rüben im Jaſire 1937 ſtark gefördert. Die Anbaufläche iſt im Deutſchen Reich laltes Reichsgebiet) um 17 v. H. auf 455 000 ha aus⸗ gedehnt worden, und die Erntemengen konn⸗ ten ſoaar um 30 v. H. auf 15,7 Mill. t erhöht werden. Auch im Jahre 1938 iſt eine Anbau- fläche auf 494000 ha, das ſind rund 10 v. H. mehr als 1937, vorhanden. Der Mehrertraa an Zuckerrüben gegen⸗ über früheren Jahren ſollte nicht nur für eine arößere Zuckergewinnuna für die menſch⸗ liche Ernährung Verwendung finden, ſon⸗ dern vor allem iſt er dazu beſtimmt, ein wertvolles Futtermittel zu liefern. Daher wurden im Herbſt 1937 außer den gewöhnli⸗ chen Zuckerſchnitzeln. die aus den Rückſtän⸗ den der Zuckerrüben bei der Zuckeraewinnung herrühren. ogenannte vollwertige Zuckerſchnitzel erzeugt, die nichts an⸗ deres ſind, als geſchnitzelte und getrocknete Zuckerrüben. Durch die Trocknung wird den Zuckerrüben ledialich das Waſſer entzogen. ſodaß die Nährſtoffe in den Schnitzeln ſtark angereichert ſind. Da es ſich um ein neuartiges Futtermittel handelt iſt es der breiten Maſſe der Land⸗ wirtſchaft noch nicht ausreichend bekannt. Des- halb ſoll nachſtehend kurz angegeben werden. wie vollwertige Zuckerſchnitzel mit beſtem 75 Pferdefütferung Verwendung ſünven nnen. 100 ka enthalten ungefähr 70 ka Stärke⸗ wert. das ſind rund 15 v. H. mehr Stärke wert, als die aleiche Gewichtsmenge Hafer enthält. Fütterunasverſuche haben folgendes ergeben: Für ein mittleres Pferd bei mittle⸗ rer bis ſchwerer Arbeit können folgende Futtermengen täalich gegeben werden: 4 ka vollwertige Zuckerſchnitzel, 2 ka Hafer, 4 kg Luzerne. oder Kleeheu, 2 ka Häckſel und Futterſtroh nach Bedarf.— Bei ſehr ſchwerer Arbeit ſind die Futtergaben um 155 kg Schnitzel, 1 ka Hafer und 1 ka Heu zu er⸗ höhen. 4 Bei hoben Gaben an vollwertigen Zucker⸗ ſchnitzeln iſt ein Einauellen vor der Ver⸗ fütteruna erforderlich. Die Einweichbehälter müſſen täglich gereinigt werden, ebenſo die Krippen. Je Pferd und Tag ſind 50—100 a eines Mineralſtoffgemiſches Jeizufüttern, das zu je einem Drittel aus kohlenſaurem Futter⸗ kalk in Form von Kreide oder Kalkſteinmehl, phosnhorſaurem Kalk und Viehſalz beſteht. An Ruhetagen müſſen die Pferde auf halde Ration geſetzt werden und bei längerer Rupe⸗ zeit ſind ſie täalich zu bewegen. N 5 Die vollmertigen Zuckerſchnitzel aus der Ernte 1937 können im Oktober zu dem um RM 6,.— felt niedriaeren Preis ab fracht⸗ günſtig gelegener Station abgegeben werden. Im Nonember beträgt die Verbilliauna RM 4,.— je t. im Dezember RM 2.— je t. Dieſe Preisminderung bei Oktoberabnahme gilt auch für Trockenſchnitzel und getrocknete Me⸗ laſſeſchnitzel⸗Milchfutter. Es iſt deshalb zu empfehlen, möglichſt frühzeitig den Bezug vorzunehmen. 1938/59 2 2 ——+ deinheimer Schwe inemarkt. Zugeführt 47 Milchſchweine, 77 Läufer; verkauft 47 Milchſchweine, 63 Läufer. Milch⸗ ſchweine das Stück 13— 20, Läufer das Stück Erfola an Stelle teurerer Futtermittel bei 25—48 RM. 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Klein: Nun hör' aber auf! ich tue doch alles, was nötig iſtl Ich ändere alle Augen; blicke meine Schaufenſter, ich hänge ſchön geſchriebene Angebote aus, und abends iſt mein Ladenſchild hell erleuchtet! Was willſt du eigentlich von mir? Groß: Alles ſchön und gut. Alles das iſt richtig und auch unbedingt notwendig für die Leute, die an deinem Laden vorübergehen. Nun kommt das Aberl Wie kommſt du an die Leute heran, d ie durch andere Straßen gehen, die viel⸗ leicht noch niemals an deinem Laden vorübergekommen ſind? Ja, da ſtaunſt du! Darunter ſind doch ſicher eine Menge Intereſſenten gerade für deine Waren. Gottlob gibt es ein ausgezeichnetes Mittel, dieſe Leute anzuſprechen, ja, ihnen ſogar täglich ein Angebot zu machen: die Zeitungs ⸗Anzeige, mein Lieberl Klein: Zugegeben, aber koſtet das nicht zuviel? Froß: Das iſt ja gerade das Vorurteil Fang' erſt einmal klein an, und wenn ſich das Geſchäft dann entwickelt, werden auch deine Anzeigen größer. Nicht nur du, auch deine deiner Werbung: Denn bei größe Kundſchaft hat Vorteile von rem Umſatz kannſt du bei ſo manchen Waren günſtiger einkaufen und deshalb billiger werden, und im übrigen wiſſen die Hausfrauen immer, was es bei dir alles gutes gibt und was du b eſonders zu empfehlen haſt. Alſo, gehe hin, mein Sohn, und werde groß durch Anzeigen in *„Viernheimer Volkszeitung“ ——— r