1 1 0 1 A 1 2 Amtsblatt der Bürgermeiſterel Bernheim Grlcheinun s wetle: 2 ausgenommen an Sonntagen und Feiertagen. en reis: Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM einſ ließlich Botenlohn, durch die Voßt monatlich 1.60 RM. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Ryfg. Nummer 266 Montag S — —— iernheimer Volkszei Verkündigungsblatt der NS AN. Niernheim Anzetgenpreis: Grundpreis für 1 amm Höhe und 22 mm Breite 3 Rypfg., im Text⸗ zeil für 1 ö Höhe und 67 mm Breite 15 Rpfg. Jur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 7 Bismarckſtr. 13. Fernſpr. 153. PSK L'hafen 15101 gültig. Geſchäfksſtelle Viernheim 7 ͤͥͤ ² ÄÄV1dTdàwVTVTbTTbTbTbTbb den 14. november 1938 14. Jahrgang „Die Regierung ſteht auf der Wacht“ „Die Judenfrage wird in kürzester Friſt einer das Volksempfinden beftiedigenden Löjung zugeführt“ Abrechnung mit der Judenfrage Dr. Goebbels vor den ehrenamllichen helfern des Winlerhilfswerks Berlin, 13. November Gauleiter Keichsminiſter Dr. Goebbels brachte am heutigen Eintopfſonntag den 70 000 freiwilligen Helfern und Helferinnen, die ſeit Jahr und Tag neben ihrer eigenen Berufsarbeit für das Winterhilfswerk in Berlin tätig ſind, ſeinen Dank und ſeine Anerkennung für ihren ſelbſtloſen und opferfreudigen Einſatz dadurch zum Ausdruck, daß er im Kreiſe von 500 Helfern und Helferinnen in den feſtlich geſchmückten Ger maniafeſtſälen im Norden der Reichshauptſtadt das Eintopf⸗Eſſen einnahm. Dr. Goebbels leitete dieſe Stunde der Gemeinſchaft mit einer An⸗ ſprache ein, in der er nach Abſtattung ſeines Dankes und ſeiner Anerkennung für die Helfer des WH W. auch auf den Pariſer Meuchelmord des Juden Grünſpan und die entſprechenden Vergeltungs maßnahmen der Reichsregierung zu ſprechen kam, die zuſammen mit der vom Miniſter in Form einer neuerlichen ſcharfen Abrechnung gegebenen Begründung durch immer wieder aufbrechende, ſtürmiſche Zuſtimmungskundgebungen der Nation als ſolcher eindeutig unterſtrichen wurden.(Die Rede des Reichsminiſters geben wir im Innern des Blattes wieder.) p. Die Klarſtellungen des Reichsminiſters Dr. Goebbels waren notwendig, damit nun end⸗ lich im Ausland reſtloſe Klarheit herrſcht über den Sinn der deutſchen Volkserhebung ge⸗ gen das Judentum. Ebenſo ſicher, wie es iſt, daß es ſich bei dieſer Erhebung nicht um eine von der nationalſozialiſtiſchen Staatsführung provozierte oder gar organiſierte Aktion han⸗ delte, ebenſo ſicher iſt es, daß jetzt, nachdem die nationalſozialiſtiſche Staatsführung mit durch⸗ greifenden Maßnahmen die Folgerungen aus dem verbrecheriſchen Verhalten der Juden gezo⸗ gen hat, jede Einzelaktion gegen das Judentum aufhören wird. Das Deutſche Reich hat der Welt in einer nicht mißzuverſte⸗ * henden Weiſe zu verſtehen gegeben, daß es nicht gewillt iſt, ſeine Friedenspolitik durch planmäßige Querſchüſſe verbrecheriſcher Judenjungen ſtören zu laſſen. Es bat auch klar den wahren Angreifer feſtgeſtellt und ihm durch die Judenverordnungen eine harte, aber gerechte Antwort erteilt. Wenn jetzt die Judenfrage in Deutſchland einer endgülti⸗ gen Löſung entgegengeführt wird. dann iſt das das Verdienſt der nationalſozialiſtiſchen Staatsführung und beſonders des Beauftrag⸗ ten für den Vierjahresplan, der durch ſeine Verordnungen den Weg frei gemacht hat für die reſtloſe Säuberung der deutſchen Wirtſchaft vom jüdiſchen Gift. Staatsbegrübnis für vom Nath Beiſezung am Donnerskag auf dem Düſſeldorfer Nordftiedhof Düſſeldorf, 13. November. Das Staatsbegräbnis für Geſandtſchaftsrat Ernſt vom Rath findet am Donners⸗ tag, 17. November in Düſſeldorf ſtatt. Für die Ueberführungs⸗ und Beiſetzungsfeier⸗ lichkeiten iſt folgendes Programm ſeſtgelegt: Der Sarg mit den ſterblichen Ueberreſten Ernſt vom Raths wird in einem franzöſiſchen Sonderzug m Dienstag zunächſt nach Aachen geleitet, wo er am Mittwochfrüh eintrifft. Kurz nach Eintreffen des Sonderzuges wird die Umbahrung vom franzöſiſchen auf einen deutſchen Sonderzug vorgenommen. Hieran ſchließt ſich auf dem Bahnhof eine kurze Feier. Darauf ſetzt ſich der deutſche Sonderzug zu ſeiner Fahrt nach Düſſeldorf in Bewegung, die über Köln und Köln⸗Mülheim über die rechts⸗ rheiniſche Strecke führt. Auf allen Bahnhöfen, die der Sonderzug in langſamer Fahrt paſſiert. und wo die Angehörigen der Parteigliederun⸗ gen Spalier bilden. iſt der Bevölkerung der weſtdeutſchen Grenzgaue Gelegenheit gegeben, dem für Deutſchland Gefallenen ihren letzten Gruß zu entbieten. Beim Eintreffen des Sonderzuges auf dem Bahnhof in Düſſeldorf findet eine Feier ſtatt. die auf dem Bahnhofsvorplatz, wo ſich inzwi⸗ ſchen der Trauerzug aufgeſtellt baben wird, und auf die umliegenden Straßen, wo die Bevöl⸗ kerung aus dem ganzen Gaugebiet Spalier bil⸗ den wird. übertragen wird. Alsdann ſetzt ſich der große Trauerzug zur Nheinhalle in Bewegung. An den berührten Straßen, die einen würdigen Trauerſchmuck er⸗ halten, ſteht das Volk. Inmitten von Blumen und Kränzen wird dann Ernſt vom Raths Leiche in der Rheinhal⸗ le aufgebahrt. Ihrem Wunſche entſprechend. wird die Bevölkerung dort an dem Sarg vor⸗ beiziehen. In der Röeinballe findet dann am Donners⸗ tag um 12 Uhr die feier ſtatt. Anſchließend wird die Leiche zum Nordfried⸗ hof übergeführt, wo die Beiſetzung in einer Fa⸗ miliengruft erfolgt. Jwiſchenfall bei einer Vaffenſtillſtandsfeier Paris, 14. November. Wie„Matin“ und andere Pariſer Frühzei⸗ tungen vom Sonntag berichten, kam es in Cha⸗ lindrey bei Chaumont anläßlich der Feier des Waffenſtillſtandes zu einem Zwiſchenfall. Auf dem Hauſe, in dem die Veranſtaltung ſtatt⸗ fand, war eine rote Fahne mit dem Sow⸗ jetabzeichen aufgezogen worden. Ein national⸗ republikaniſcher Nationalrat erſuchte darauf vergeblich den radikalſozialen Bürgermeiſter des Ortes um die ſoſortige Entfernung der Fah⸗ ne. Als dann die Frontkämpfer an dem Hauſe vorbeizogen. holten einige beherzte Männer die Fahne vom Dach und verbrannten ſie unter dem Beifall der Bevölkerung. offizielle Trauer⸗ Der nationale Heeresbericht meldet, daß die nationalen Truppen ihren Vormarſch entlang der Straße von Asco fortgeſetzt haben. Mehrere hundert Gefangene, darunter ſechs Offiziere, fielen in die Hände der Nationalen. Die Roten ließen an dieſer Stelle der Front zahlreiche Beute. Waffen u. Munition zurück. Obwohl die Bolſchewiſten an der Segre⸗Front zur Entla⸗ tung ihres Frontabſchnittes am Ebro energi⸗ ſche Angriffe unternahmen, wurden ſie unter gro⸗ ßen Verluſten zurückgewieſen. An der Caſtellon⸗ Front ſind die Roten infolge der verheerenden Niederlage vollkommen untätig. — Langemarck Feier in der Wiener Univerſität Wie im ganzen Reich, ſo wurde auch in Wien eine eindrucksvolle Gedenkfeier für die Helden von Langemarck abgehalten. f g Man ſieht auf unſerem Bild Studentenführer Müller nach der Kranzniederlegung im Heldenſaal der Univerſität Wien. (Scherl⸗Bilderdienſt⸗Autoflex) Au dem Meg der Notverordnungen Re erſie Liſte der franzöſiſchen maßnahmen für Wirlſchaft u. Währung „ Paris, 13. November Die erſte Liſte der vom Miniſterrat am Samstag bewilligten und vom Staatspräſi⸗ denten unterzeichneten Notverordnungen, die im amtlichen Geſetzblatt erſcheint, enthält u. a.: Dekrete für die Arbeitsdauer, über die Arbeitszeit bei den Eiſenbahnen, ein Dekret, das ſich auf die Abänderungen in dem Verſöhnungs⸗ und Schiedsverfah⸗ ren bezieht, ein weiteres über Abänderungen des bezahlten Urlaubs, eines über das Sta- tut der Arbeiter⸗ und Bergarbeiter⸗ obmänner(Delegierten), ferner über Süh⸗ nemaßnahmen für Verſtöße gegen die Regle— mentierung der Arbeitsdauer, über die Verwei⸗ gerung von Ueberſtunden in den Induſtrie⸗ zweigen der Landesverteidigung, ein Dekret über den Kampf gegen die Arbeitsloſig⸗ keit, beſonders durch Berufserziehung und Umſchulung und eins, das eine neue Regelung der Familienzulagen einführt, mit dem Ziel der Hebung der Geburtenziffer u. ſchließ⸗ lich eins über die Preisregelung. Nach den zwei Verordnungen, die die Re⸗ gelung des Marktweſens in den Ge⸗ meinden und Städten beſtimmt, folgt dann eine unter der Sammelüberſchrift„Finanz- dekrete“ zuſammengefaßte Reihe von Notver⸗ Weiterer Vormarſch an der Ebro⸗Front Gegenangriffe der Rolen überall zurückgewieſen An der Ebrofront ſetzten die national⸗ ſpaniſchen Truppen die Verfolgung des Fein⸗ des fort und beſetzten die Umgebung des Or⸗ tes Fatarella. wobei ſie die nach Flix führende Straße abſchnitten. Die Roten verloren über 100 Tote. 204 Gefangene und 8 Maſchinen⸗ gewehre. Bolſchewiſtiſche Gegenangriffe im Gebirge bei Monſech blieben erfolglos und wur⸗ den blutig zurückgewieſen Die Operationen der nationalen Truppen wurden von der Luftwaffe tatkräftig unter⸗ ſtützt, die erfolgreich die Pontonbrücken der Ro⸗ ten bei Flix bombardierte. ordnungen: Neubewertung des Goldvorrates in der Bank von Algerien und in den Kolo⸗ nialbanken, ein Dekret, das ſich auf die Aus⸗ gabe von Schatzanweiſungen und Wertpapie⸗ ren mit Staatsgarantie bezieht, ein weiteres, das die Rückkehr zum gemeinen Recht für Hy⸗ pothekenſchulden vorſieht, ferner über die Ko⸗ ordinierung des Transportweſens und über die Vereinheitlichung des Transportweſens von Groß⸗Paris. Weitere Verordnungen befaſſen ſich mit der Aufbeſſerung der Beamtengehälter und Penſionsempfänger, wofür ein Geſamt⸗ kredit von 1,8 Milliarden Franken bewilligt wird, ſowie mit der Abſchaffung der National- lotterie ab 1. Januar 1940. Ein Dekret behan- delt den Kampf gegen die Steuerhinterziehung, ein anderes die Heraufſetzung der Verkehrs- tarife der Untergrundbahnen und der Pariſer Autobusgeſellſchaft. Ein anderes Dekret befaßt ſich mit Bewilligung des Haushalts der ört⸗ lichen Gemeinden, und eines ſchließlich mit der Kontrolle der Eiſenbahnen. Ein weiteres Dekret ordnet die Neu- bewertung und Revalvation des Goldbeſtandes der Brank vor Frankreich auf der Grundlage von 170 Franken für 1 Pfd. Sterling an. Ein Dekret betrifft die Einführung gewiſſer Steuer maßnahmen: a) eine außeror⸗ dentliche nationale Kontribution von 2 v. H. auf alle Berufseinkommen, b) Erhöhung der Steuerſätze für das Einkommen und für die mobilen Werte, c) der Satz für die Lohnſteuern wird von 7.56 auf 8 v. H. erhöht, d) die Steuer für die Kupons franzöſiſcher Wert⸗ papiere um drei Punkte erhöht, e) Erhöhung der indirekten Steuerabgaben l(insbeſondere für Kaffee, Benzin, Zucker, Tabak, Wein), ) Erhöhung der Abgabenſätze für die Pro- duktion(von 8,70 auf 9, bezw. von 2,20 auf 3 v. H.) Schließlich ſind folgende Steuererleich⸗ terungen vorgeſehen: a) für neugegründete Unternehmen, b) für Familienzulagen, um die Erziehungsmöglichkeit der Kinder zu verbeſ— ſern, c) Feſtſetzung einer Steuerhöchſtgrenze (die Geſamthöhe der Beſteuerung eines Steuer- zahlers darf auf keinen Fall 5— v. H. ſeines Geſamteinkommens überſchreiten. Jer neue herr in Ankara Es iſt immer eine ſchöne, aber auch verant— wortungsvolle und keineswegs leichte Aufgabe, das Erbe eines großen Mannes anzutreten. und im gleichen Geiſte und mit gleicher Tat- kraft weiterzuführen. Der neue türkiſche Staatspräſident, General Ismet Inönü, ſteht vor einer ſolchen reichen wie ſchweren Auf— gabe. Ihm wurde das Erbe Kemal Atatürks der Pflege und Führung übergeben, das heißt, ein Staat, der ausſchließlich das Werk dieſes einen, ſoeben dahingeſchiedenen Mannes iſt. Die Ideen, die das türkiſche Volk beſeelen, ſind Ideen Atatürks. Der Geiſt, der den türkiſchen Staat beherrſcht, iſt der Geiſt, den der verſtor— bene große Staatsmann ihm in 15jähriger Arbeit eingeimpft hat. Selbſt ein Mann aus entgegengeſetztem politiſchen Lager könnte Geiſt und Seele Atatürks nicht aus dem jungen Na— tionalſtaat verbannen, ohne die Grundlagen dieſes neuen kraftvollen und geſunden politi— ſchen Gebildes zu erſchüttern. Allein Präſident Ismet Inönü iſt kein Mann eines anderen Lagers. Er kämpfte vielmehr als türkiſcher Miniſterpräſident 14 Jahre an der Seite Ata⸗ türks und gilt als einer der engſten Kampf⸗ gefährten des verſtorbenen Staatsmannes bei der Erneuerung des kraftloſen und zerfallenen Sultan-Reiches. Er ſtritt gemeinſam mit ihm. Er erweckte als ſeine rechte Hand im türkiſchen Volke den neuen Nationalgeiſt, der es ſeit Jahren beſeelt und den Staat der Türken zu einem nach der furchtbaren Niederlage im Weltkrieg und dem Friedensdiktat von Sev⸗ res unerwartet hohen Anſehen erhob. Auch Staatspräſident Inönü kennt die Schwäche des osmaniſchen Reiches vor dem Weltkrieg und in den Jahren des großen Völkerringens. Er weiß aus perſönlicher Er⸗ fahrung um die haltloſen Zuſtände in Kon⸗ ſtantinopel, der Stadt des„kranken Mannes am Bosporus“, die ein geeignetes Feld für um die Gunſt des Sultans und Kalifen rivaliſie— rende Diplomaten der Großmächte abgab. So kann er den Wandel und Aufſtieg ermeſſen, an dem er als Mitarbeiter Atatürks an ent⸗ ſcheidender Stelle mitgewirkt hat. Es ſteht außer Frage, daß er auch an höchſter Stelle, als Staatspräſident, ſich in jeder Weiſe zu dem Werk ſeines Vorgängers bekennt, das er in gewiſſem Sinne auch als ſein Werk anſprechen darf. Hätte die türkiſche Nation nicht mit Ge⸗ wißheit dieſe tiefe Ueberzeugung, daß General Ismet Inönü das Erbe des Vaters der Tür⸗ ken in gleichem Geiſte weiterführen werde, ſo wäre die Wahl der türkiſchen Nationalver— ſammlung auf eine andere politiſche Perſön⸗ lichkeit gefallen. Denn das ſteht außer Frage: das Reformwerk Kemal Atatürks griff derart in die Tiefe, daß, ſelbſt bei ſachlichen Differen- zen über Einzelheiten der Reform, der Geiſt des revolutionären Werkes in der überwälti— genden Mehrheit der Nation unausrottbar verankert iſt und der Wille zur Fortſetzung des ſo erfolgreich begonnenen Neubaues alles an— dere beiſeite ſchiebt. Staatspräſident Ismet ſchied erſt vor etwa einem Jahr aus dem Amt des Miniſterpräſi⸗ denten. Man führte die Trennung zwiſchen Atatürk und ihm nach 14jähriger fruchtbarer Zuſammenarbeit auf die Veränderung in der türkiſchen Außenpolitik zurück. Unter Ismets Miniſterpräſidentſchaft hatte die Türkei ein koſtſpieliges aber keineswegs er— folgreiches Experiment mit Sowjetrußland, das heißt ſowjetruſſiſchen Krediten und ſowjet⸗ ruſſiſchen Maſchinen gemacht. Als die Türkei auf der Konferenz von Montreux zur Befrei⸗ ung der Dardanellen von den internationalen Entwaffnungsbeſtimmungen engliſchen Wün⸗ ſchen Rechnung trug, kühlte ſich das Verhältnis zu Sowjetrußland merklich ab. Atattürk hielt es dann im Intereſſe ſeiner neuen Außen⸗ politik für richtiger, einen anderen Mitarbeiter mit der Führung der Miniſterpräſidentſchaft zu betrauen, vor allem, da auch die Klärung des italieniſch⸗fürkiſchen Verhältniſſes nicht durch ſowjetruſſiſche Reminiſzenzen erſchwer werden ſollte. Staatspräſident Ismet Inönü trat ſeiner⸗ zeit für ein Zuſammengehen mit Rußland ein, als die Türkei ſich zur In⸗ duſtrialiſierung entſchloß. Dieſe wirtſchaftliche Umſtellung hat dem neuen Staatspräſidenten ſtets am Herzen gelegen. Sie ſteht auch gegen— wärtig im Vordergrund der türkl⸗ ſchen Wirtſchaftspolitik, Der im Zu⸗ ſammenhang mit der Reiſe des deutſchen Reichswirtſchaftsminiſters Funk ſtehende deut⸗ ſche Türkenkredit kennzeichnet die neue, aber Tradition beſitzende Linie des türkiſchen Wirt⸗ ſchaftslebens. Es kann als ſicher gelten, daß Präſident Ismet Inönü an dem Ausbau der Feſtigung dieſer Linie lebhaften Anteil neh⸗ men wird. Es liegt in der menſchlichen Natur, das Werk des Erben mit dem des Exblaſſers zu vergleichen. Auch Staatspräſident Ismet Inö— nü weiß, daß die türkiſche Nation ihre Ge⸗ ſchicke unter ſeiner Führung gerade in der er⸗ ſten Zeit lebhaft dem Schickſal unter der ſtar⸗ r eee eee eee (voziert oder Die Rede des Reichsminiſters (Fortſetzung von Seite 1 dieſer Ausgabe) Berlin, 13. November. Dr. Goebbels, auf deſſen perſönliche Anregung die Einführung der Eintopfſonntage zurückzufüh⸗ ren iſt. wies zunächſt darauf hin, daß dieſe Solidaritätskundgebung des deutſchen Volkes von Jahr zu Jahr volkstümlicher geworden ſei, und ſich zu einem charakteriſtiſchen Kennzeichen des vom Volke und vor allem vom deutſchen Ar⸗ beiter ſelbſt getragenen Sozialismus der Tat entwickelt habe. Wie einſt ſchon mit heiligem Ernſt gerade hier in Berlin um die Seele des deutſchen Arbeiters gerungen worden ſei, ſo ſei auch heute der Staat Adolf Hitlers zutieſſt von dem Wunſche beſeelt, vom Vertrauen und von der Liebe der breiten Schichten des Volkes getra⸗ gen zu werden. Eine Regierung, hinter der nicht als die eigentliche Kraft der Nation die Arbeiter und die Bauern ſtünden, werde zu gro⸗ zen innen- und außenvpolitiſchen Handlungen völlig unfähig ſein. Sie könne ſich nicht ledig⸗ lich auf eine dünne und meiſt recht wankelmütige Oberſchicht von Intellektuellen ſtützen. Wenn Ge⸗ ſchichte gemacht werde, dann müſſe das Volk in ſeiner Geſamtheit die Nerven behalten. Von nichts komme auch in der Politik nichts. Und es ſei meiſt ein großes Riſiko nötig, um einen großen Erfolg zu erzielen. Geſtützt auf die deutſche Nation, die einmütig und geſchloſſen hinter ihm ſtand, habe der Führer in den ver⸗ gangenen 5 Jahren auch dieſe Riſiken nicht ge⸗ ſcheut, und es ſei dabei aus einem ohnmächtigen, getreten und verachtet am Boden liegenden Deutſchland eine Weltmacht geworden, die zugleichk auch die ſtärkſte Militärmacht der Erde ſei. Es ſei kurzſichtig, die Behauptung aufzuſtellen, daß es in einem Staatsweſen, Mann befehle und das Volk folge, ſehr leicht zu regieren ſei. Wenn eine Regierung, ſo in dem ein wie die nationalſozialiſtiſche an ihrem Volk hänge, wenn ſie mit dem Herzen bei ſeinem Schickſal ſei. ja, wenn ſie ihr eigenes Schickſal mit dem des Volkes identifiziere, ſo bedeute es im Gegenteil ein Unmaß von Verantwortung, gewagte Entſchlüſſe zu ſaſſen. von deren Ausgang Führung und Volk zugleich in ihrem Beſtande abhängig ſind. Der Miniſter nahm auch hier weiter Gelegen⸗ heit, dem deutſchen Volk, und in Sonderheit der großen Maſſe ſeiner Werktätigen, des Führers Dank zum Ausdruck zu bringen, daß ſie ſich bei den weltpolitiſchen Ereigniſſen dieſes Jahres ſo treu, ſo tapfer, ſo verſtehend und ſo einſichtsvoll hinter ſeine Führung geſtellt haben. Der Lohn dafür ſei nicht ausgeblieben. Mit tiefer Be⸗ glückung, ſo ſtellte der Miniſter unter ſtür⸗ miſchem Beifall feſt, ſtünden wir dank dieſer Einmütigkeit der Nation heute vor der Tatſache, daß nicht ein einziger dieſer großen und ſchwe⸗ ren Entſchlüſſe des Führers zu einem Fehlſchlag geführt habe, daß ſie im Gegenteil alle von nie geahnten Erfolgen gekrönt worden ſind. Ein großartiger Beweis für dieſes grenzenloſe Ver- trauen des Volkes in ſeine Führung ſei die in der ganzen Welt ohne Beiſpiel daſtehende ſoziale Aktion des Winterhilfswerkes. Was könne die Welt ibm gegenüberſtellen! Das ruchloſe Allenkat von Paris habe unſer Volk erneut nicht zu der an ſich wohl verdienten Ruhe kommen laſſen. Dr. Goebbels erinnerte, von ſtürmiſchen Entrüſtungskund⸗ gebungen begleitet, an den Hergang und die erſten Auswirkungen dieſes feigen Mord⸗ anſchlags, mit dem ein gedungener Juden⸗ junge nicht einem einzelnen Mann, ſondern nach ſeinen eigenen Erklärungen, das deutſche Volk habe treffen wollen. Aber bei dieſem zweiten Anſchlag ſei die Geduld des Volkes und der Re⸗ gierung zu Ende geweſen. Der zwetk der jüdiſchen Mordtat Immer wieder von ſtürmiſchem Beifall un⸗ terbrochen, zerriß Dr. Goebbels das Lügen⸗ gewebe, mit dem die internationale Judenpreſſe das Verbrechen des Juden Grünſpan zu bemän⸗ teln und zu beſchönigen verſucht. Er legte den eigentlichen Plan dar, den das Judentum mit dieſer Tat verfolgte. „Man wollte“, ſo erklärt Dr. Goebbels unter ſtürmiſcher Zuſtimmung,„einen deutſchen Diplomaten niederſchießen, um damit eine Trübung des Verhältniſſes zwiſchen Deutſch⸗ land und den europäiſchen Großmächten her⸗ beiſühren, um ſo die ſich aufhellende inter⸗ nationale Atmoſphäre aufs neue zu ſtören.“ Der Schuß iſt allerdings nach hinten los⸗ gegangen. Das deutſche Volk wurde hell⸗ hörig und reagierte dementſprechend. Mit Nachdruck wandte ſich der Miniſter in dieſem Zuſammenhang gegen die Behaup⸗ tung der internationalen Judenpreſſe, daß die Aktionen gegen jüdiſche Geſchäfte und Synagogen von der Regierung pro⸗ organiſiert worden ſeien.„Das deutſche Volk war“— und ſtür⸗ miſcher Beifall unterſtrich dieſe Feſtſtellung— „von einer nie dageweſenen Empörung erfüllt, es hat ſich übrigens nicht gegen die Perſonen, ſondern nur gegen die Sachen gewandt“. Dr. Goebbels ſchilderte dann die am Sonn⸗ abend beſchloſſenen einſchneidenden Verordnun— gen und Maßnahmen der nationalſozialiſtiſchen Staatsführung, wobei er unter ſtürmiſchem Beifall feſtſtellte, daß ihr Erfolg beſonders dem außerordentlich ſchnellen und radikalen Durch⸗ greifen Generalfeldmarſchalls Göring zu verdanken ſei. Er habe nicht gefackelt und das Problem mutig beim Schopfe gefaßt. Dieſe Ver⸗ ordnungen ſind, wie Dr. Goebbels betonte, er⸗ laſſen worden, weil nach nationalſozialiſtiſcher Staatsauffaſſung das Handeln der Regierung ſich ſtets in Uebereinſtimmung mit dem Willen des Volkes befinden muß. Der immer wieder aufbrauſende ſtürmiſche Beifall zeigte, wie ſehr die vom Miniſter im Einzelnen erläuterten Maßnahmen dem einmütigen Willen des deutſchen Volkes entſprechen.“ Der Jude Grünſpan hat erklärt, er habe das deutſche Volk treffen wollen. Dieſes Volk habe jetzt durch ſeine Regierung eine Antwort er⸗ teilt. Es hat ſich als Volk zur Wehr geſetzt gegen die Raſſe, die durch den Juden Grünſpan auf einen deutſchen diplomatiſchen Vertreter geſchoſ⸗ ſen hat“. gen). In überzeugender Weiſe führte Dr. Goebbels ſeinen Zuhörern vor Augen, wie lächerlich die Behauptungen einer gewiſſen übelwollenden Auslandspreſſe iſt, die deutſchen Juden könnten für das in Paris begangene Verbrechen nicht verantwortlich gemacht werden. (Lebhafte Zuſtimmungskundgebun⸗ Deutſchlands Fuden- die eigentlichen Sthuldigen Er ſtellte demgegenüber unter ſtürmiſcher Zu⸗ ſtimmung feſt, daß gerade die deutſchen Juden die eigentlichen Schuldigen ſin d. Sie arbeiten in aller Welt gegen Deutſchland und müſſen nun auch die Fol⸗ gen ihrer vielfachen Verbrechen tragen. Dr. Goebbels verwies in dieſem Zuſammenhang darauf, daß es in Wirklichkeit den Juden in Deutſchland bisher wirtſchaftlich viel zu gut gegangen ſei Man habe ſie allzulange geſchont aus deutſcher Großzügigkeit und Gut⸗ mütigkeit. Nun aberſei Schluß damit! Mit beſonders ſtürmiſchem Beifall dankten die Anweſenden dem Miniſter für die Mitteilung, daß im Rahmen der jetzt ergriffenen Maßnaß men jüdiſche Geſchäfte aus dem deutſchen Wirt⸗ ſchaftsleben überhaupt zum Verſchwinden ge⸗ bracht und in ariſchen Beſitz übergeführt würden. Mit dem gleichen Jubel wurde die weitere Mit⸗ teilung über die von Dr. Goebbels erlaſſene . aufgenommen, wonach es Juden verboten iſt. deutſche Theater. Kinos oder Varietés zu beſuchen. Es iſt eine Entwürdi⸗ gung unſeres deutſchen Kunſtlebens, daß einem Deutſchen zugemutet werden ſoll, in einem Thea⸗ ter oder Kino neben einem Juden zu ſitzen!“ (Langanhaltender Beifall.) An die Schilderung dieſer geſetzlichen Maß⸗ nahmen knüpfte der Miniſter eine ernſte Mahnung an die Bevölkerung. Durch alle dieſe Geſetze und Verordnungen, ſo erklärte er, wird das Geſchäftsleben des Juden⸗ tums in deutſche Hände übergeführt. „Es gibt alſo heute keine Möglichkeit mehr“, betonte Dr. Goebbels mit Nachdruck, „durch Aktionen gegen Geſchäfte oder Unterneh⸗ mungen den Juden überhaupt zu treffen, da ſein Beſitz in kürzeſter Friſt in deutſche Hände ge— langt. Wer ſich mithin künftig gegen ſolche Geſchäfte chädigt nur das oder Betriebe wendet, deutſche Volks vermögen und hat die entſprechende Strafe zu gewärtigen.“ „Die Regierung ſteht auf der Wacht!“ ſtellte der Miniſter unter immer neuen Zuſtimmungs⸗ kundgebungen feſt.„Sie wird keine Provo⸗ kation des internationalen Juden⸗ tums unbeantwortet laſſen! Ich habe vorgeſtern den Vertretern der Auslandspreſſe in Berlin in aller Deutlichkeit vor Augen gehalten, daß jede Aktion des internationalen Judentums in der Welt nur den Juden in Deutſch⸗ land Schaden zu fügt. Ich bin der feſten Ueberzeugung, daß ſich die deutſche Regierung damit in vollkommener und reſtloſer Uebereinſtimmung mit dem deutſchen Volke befindet! Die Judenfrage wird in kürze⸗ ſter Friſt einer das deutſche Volksempfinden be⸗ friedigenden Löſung zugeführt! Das Volk will es ſo, und wir vollſtrecken nur ſeinen Willen!“ g Daß ein Teil der Auslandspreſſe noch Haß ausſtreue, berühre uns nicht. Deutſchland ſei ge⸗ feſtigt und geſichert, und niemand habe ihm dareinzureden, wenn es ſich gegen läſtige Pa⸗ raſiten zur Wehr ſetze. Dr. Goebbels ſchloß mit einem herzlichen Dank an die vielen ſelbſtloſen ehrenamtlichen Helfer des Winterhilfswerkes. Er empfinde tiefe Freude darüber, ſo viele Menſchen als Mitarbeiter zur Verfügung zu haben. Daß in Berlin und im Reich Hundert⸗ tauſende freiwillig daran mitarbeiteten, ſei ein wunderbares Zeichen unſerer Berliner Be⸗ völkerung, wie für unſer ganzes deutſches Volk. „Als der Führer die Führung des deutſchen Volkes übernahm, befand es ſich in einem er⸗ barmenswerten, heute kaum noch vorſtellbaren Zuſtand. Es hat in dieſen fünf Jahren gewal⸗ tige Erfolge zu verzeichnen gehabt. Er hat gro⸗ ze Gebiete und 10 Millionen Deutſche dem Reich wieder zugeführt, eine Armee errich⸗ ———-A——— Atatürks gegenüberſtellen wird. Es wird ſeiner politiſchen Aktivität außerordentlich zugute kommen, daß er auf eine erfolgreiche und verdiente Ver⸗ gangenheit zurückblicken kann und ſeine Perſönlichkeit aus dieſem Grunde ſehr populär im Lande iſt. Staatspräſident Ismet Inönü k nahm teil an der jungtürkiſchen Revolution 1908, beteiligte ſich an den ſpäteren ken Hand Kemal Kriegen der Türkei in wichtigen Stellungen. Im Weltkrieg leitete er eine Abteilung im großen Hauptquartier und kommandierte 1917 in Paläſtina. Nach dem Anſchluß an die ana⸗ toliſche Volkserhebung von Atatürk erwählte ihn die Nationalverſammlung von Ankara zum Generalſtabschef Von dieſem Poſten rück te er zuerſt zum Miniſterpräſidenten und jetzt zum Staatspräſidenten auf. tet, Autobahnen gebaut, ein Winterhilfswerk durchgeführt. Alles das aber wiegt nur wenig gegenüber der Tatſache, daß er ein anderes Volk erzogen hat, daß das von Neid und Haß zerriſſe⸗ ne Volk von 1933 mit dem von 1938 gar nicht mehr zu vergleichen iſt. Das deutſche Volk von heute iſt eine wirkliche große, kameradſchaftliche Gemeinſchaft! Im Geiſte dieſer Ge⸗ meinſchaft wollen wir dieſe ſchöne Stunde gemeinſam verleben.“ zudelengau erhült eigenen Reichsſender Berlin, 14. November. Im Rahmen der Veranſtaltungen, die der Reichsſender Breslau in der Hauptſtadt des Sudetengaues in Reichenberg am letzten Sonn⸗ tag durchführte, nahm auch Reichsamtsleiter Hans Kriegler, Präſident der Reichsfunk⸗ kammer, das Wort. Präſident Kriegler brachte einleitend zum Ausdruck, daß es den Deutſchen Rundfunk und insbeſondere den Reichsſender Breslau mit Stolz und Freude erfülle, nun⸗ mehr auch unter der ſudetendeutſchen Bevölke⸗ rung unmittelbar weilen und Sendungen ver⸗ anſtalten zu können, nachdem in den vergange⸗ nen ſchickſalsſchweren Zeiten der deutſche Rund⸗ funk in dem Volkstumskampf unſerer ſudeten⸗ deutſchen Brüder die Stimme der Heimat und ihre einzige Verbindung mit dem Reich geweſen ſei. In dieſem Zuſmmenhang gab Präſident Kriegler bekannt, daß Reichskommiſſar und Gauleiter Henlein an Reichsminiſter Dr. Goeb⸗ bels herangetreten ſei mit der Bitte, unter Berückſichtigung der beſonderen Verhältniſſe im Sudetenland und in Würdigung der politiſchen, kulturellen und wirtſchaftlichen Bedeutung des Rundfunks für den ſudetendeutſchen Raum, dem Sudetengau. einen eigenen Reichs⸗ ſender zu geben. Reichsminiſter Dr. Goeb⸗ bels habe grundſätzlich dieſer Bitte zugeſtimmt. Bis der neue Reichsſender gebaut und in Be⸗ trieb genommen werden könnte. würden mit einem Behelfsſender vorläufige Sendungen von Karlsbad durchgeführt. Außerdem werde der Sender Mähriſch⸗Oſtrau mit ſofortiger Wir⸗ kung den Namen„Troppau“ erhalten. Dieſer Nebenſender Troppau werde künftig an den Reichsſender Breslau angeſchloſſen und ſein Wirkungsbereich von Breslau mitbetreut wer⸗ den. Die Anſage des Reichsſenders Breslau werde in Zukunft lauten:„Hier iſt der Reichs⸗ ſender Breslau mit ſeinen Sendern Görlitz, Gleiwitz und Troppau.“ Im weiteren Verlauf 1 Anſprache wies Präſident Krieger darauf hin, daß die Einglie⸗ derung des Sudetengaues in das Reich der Rundfunkentwicklung in dieſem Gebiet einen neuen Auftrieb geben werde. Der Zuwachs von neuen Rundfunkteilnehmern aus dem Sudeten⸗ gau werde ſich beſonders auch auf den Abſatz der neuen Volksgeräte auswirken. Die für die⸗ ſes Jahr geplante Auflage von 700 000 deutſchen Kleinempfängern, deren Auslieferung am 15. Dezember beendet ſein werde. werde durch eine zuſätzliche Quote in Höhe von 3 0 0,0 0 0 Klein⸗ empfängern erweitert werden. ſchnelle Boſtflüge über den Jüdallankik Berlin, 14. November. Die Deutſche Lufthanſa, die ihre bisher im Nordatlantik eingeſetzten Blohm und Voß⸗ Flugſtrecke jetzt auf der alten Luftpoſtſtrecke über den Südatlantik verwendet, erreichte mit die⸗ ſen Maſchinen auf dieſer Verbindung beſonders gute Flugzeiten. Die am Freitagmittag, 12.57 Uhr deutſcher Zeit, mit dem„Nordmeer“ von Natal in Bra⸗ ſilien abgeflogene Poſt erreichte bereits in der Nacht zum Sonntag 1,12 Uhr Frankfurt a. M. Die Sendungen waren alſo nur 36 Stunden 15 Minuten von Südamerika bis Deutſchland un⸗ terwegs. Das Gegenflugzeug„Nordſtern“ brauchte für den reinen Atlantikflug von Bathurſt in Afri⸗ ka nach Natal in Braſilien nur 10 Stunden 30 Minuten, entwickelte alſo eine Reiſegeſchwindig⸗ keit von faſt 300 Kilometern in der Stunde, denn die Entfernung von Küſte zu Küſte be⸗ trägt genau 3100 km. Kleine poliliſche Nachrichlen Staatsſekretär von Weizſäcker hat dem franzöſiſchen Außenminiſter verſönlich ſei⸗ nen Dank für die Haltung der franzöſiſchen Behörden anläßlich des Attentats in der deut⸗ ſchen Botſchaft ausgedrückt. Vor einigen Tagen wurden im Memelland zwei jüdiſche Aerzte wegen Abtreibung in Haft genommen. Jetzt iſt ein dritter jüdiſcher Arzt, Dr. Berger⸗Memel. wegen des gleichen Ver⸗ dachts verhaftet worden. Der Präſident der Republik, Lebrun, hat im Laufe des Samstags nachmittags den neuen franzöſiſchen Botſchafter in Berlin. Coulondre, empfangen. Die Antwort der Reichsregierung auf den jüdiſchen Meuchelmord in Paris wird von der geſamten deutſchen Preſſe mit äußerſter Genug⸗ tuung verzeichnet. Dabei wird einhellig hervor⸗ gehoben, daß nun endlich die ſchon lange fällige Abrechnung mit den Juden vollzogen und ihre Ausſchaltung aus dem kulturellen und wirt⸗ ſchaftlichen Leben erfolgt ſei. Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den politiſchen Teil! Dr. Eduard Kuhn, Worms; für den übrigen Teil: Friedrich Martin, Viernheim. Verlag Vereinigte Zeitungsverlage Cnyrim, Haller & Co., Worms Geſchaftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim.— Druck: Wormſer Vetlagsdruckeret al⸗ kenhäuſer, Cuvrim& Co., Worms.— DA. X. 1938 über 2000. Z. Zt. iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 7 gültig. lber, t in Neß⸗ über die⸗ dera cher Brl⸗ det 5 M. n 15 . füt Afni⸗ n 90 dig unde, bes schell dell fund 9 Utzt, Ver Landſtreicher oder„migs“, ſtändlich ein Kino. beitsloſe. londern allmählich eine neue Abrechnung des Gauleiters Sprenger Maſſenkundgebung im Unkerlaunnskreis Im Rahmen einer Verſammlungswell Haupropagandaleitung im el ſprach am Sanntagabend Gauleiter Sprenger in einer überfüllten Maſſenkundgebung im Kur⸗ haus in Bad Schwalbach. In ſeinen, oft von großem Beifall unterbrochenen Ausführungen rechnete der Gauleiter mit dem internationalen Judentum ab und ſtellte die Einheit des deul⸗ 9 1 1 4 der beſte Garant für ö un s ſtär K den Bolſchewismus iſt. 8 0 In ſeiner Anſprache, die von Hunderten von aännern und Frauen begeiſtert aufgenommen wurde, ging der Gauleiter auf den tiefen Sinn der Volkserhebung in den letzten Tagen gegen das internationale Judentum ein, das der Geg⸗ ner der Partei ſeit ihrem Beſtehen war, weil 7e im Sieg des Nationalſozialismus ſeinen Un⸗ tergang ſchon immer ſah. Konſequent führte der Fehr o erklärte der Gauleiter, den Auf⸗ bau des Reiches auf Grund ſeines Programmes daß, das die Juden aus dem deutſchen Wirt⸗ ſchaftsleben vollkommen ausſchaltet. Der Auf⸗ bau habe der Welt gezeigt, wie duldſam das deutſche Volk gegenüber den Juden wor. Dieſe Großzügigkeit ſei aber in der ganzen Welt ver⸗ nnt worden. Es gebe keine verſchiedenen Ju⸗ den, weil ſie in verſchiedenen Ländern wohnen, ondern nur Angehörige eines Judenreiches, e. iſt die Völker zu n und auf den Trümmern de t. 8 Judentums aufzubauen. e In den Judenknechten hätten ſie etreue Helfer. Die Mittel 11 Erreichung e ſeien Mord und Tot ſchlag. Die neueſte Mordtat gabe das Judentum in Paris ausgeübt. Daz Reich habe die richtige Antwort erteilt. Da der einzelne Jude ſich für Alljuda einſetze, ſoll All⸗ juda auch für den einzelnen Juden einſtehen. Dann ſtellte der Gauleiter heraus, daß der Fobrer bewieſen hätte, daß ein Volk ohne Juden eben könne. Der Ewigkeitswert des Volkes dr. Koblenz, 13. November Das Führerkorps des Gaues Koblenz⸗Trier der NSDAP fand ſich am Sonntagvormittag mit Gauleiter zu einer Ta⸗ in deren Mittelpunkt nach einem Reſerat des Leiters der Kommiſſion für in der Koblenzer Stadthalle Guſtav Simon an der Spitze gung zuſammen, Wirtſchaftspolitik, Bernhard Köhler, Rede des Reichsorganiſationsleiter NSDAP., Dr. Ley, ſtand. 6 Dr. Ley unterſuchte eingehend die Gründe des Verfalls in der Syſtemzeit. Keineswegs habe ausſchließlich Böswilligkeit zur inneren Spaltung des Volkes geführt, ſondern Unver⸗ ſtand, Faulheit des Denkens und die dunklen Irrwege einer unverdaulichen Myſtik hätten zu einer Droſſelung jedes geſunden Inſtink⸗ tes und damit zur Kataſtrophe geführt. In⸗ ſtinkt und Verſtand ſeien zwei ausſchlagende Eigenſchaften unſerer Raſſe.„Wir glauben“, rief Dr. Ley aus,„an das Recht der Idee“. Wir glauben an die Geſetzmäßigkeit unſeres Wollens und das heißt:„Den Herrgott in un⸗ ſerem Volk wieder lebendig machen“.— In ſeinen mit begeiſterter Zuſtimmung aufgenom⸗ menen Ausführungen forderte Dr. Ley eine Schärfung des Inſtinkts, den wiſſenſchaftliche Treſore nicht erſetzen könnten. Dr. Ley beſchäftigt ſich dann eingehend mit n Vorgängen der letzten Tage, dem Pariſer Verbrechens des jüdiſchen Mörders Grünſpan und den Auswirkungen im deutſchen Volk. Er kennzeichnet die Juden als die Paraſiten an je⸗ dem Volkskörper und lehnte jedes Mitleid ihnen gegenüber ab. Gegenüber der Notwen⸗ eine der liege in der Raſſeneinheit. So rein, wie die Partei von Anfang an war, ſo rein müſſe auch das Volk ſein. Der Sieg von 1933 ſei errungen worden, weil keine Spaltpilze in den Rei⸗ hen der Bewegung waren und wenn es heute noch Volksgenoſſen gebe, ſo rief der Gauleiter aus, die gegen die Volksgemeinſchaft ſind, dann 1 55 ſie das gleiche Schickſal treffen wie die In ſeinen Ausführungen ging der Gauleiter auf den Aufbau des Dritten Reiches ein 1 55 den das Volk ſtolz ſein könne. Auch die Lei⸗ ſungen im Gau Heſſen⸗Naſſau dürften für alle ſpruch auf Anerkennung. wenn er da. wo er ſtebe, ſeine Aufgabe erfülle. Das Volt kenne heute keinen Unterſchied mehr, ſondern es ſeien alle Angehörige eines Blutes. Nach⸗ dem der Gauleiter auf die Erneuerung des deutſchen Volkes hingewieſen hatte, ohne die der Aufbau keinen Sinn habe und die ein Volk vor dem Ausſterben bewahre, ging er auf die Stärke, die Einheit und Macht des deutſchen N 21 die in 1 Jahr. das zum Jahr er Erfüllung geworden iſt.. e 54 e l er große Sieg von München ſei ni t ge⸗ ſchenkt worden, ſondern ſei auschließlich 155 Erfolg unſerer Macht und inneren Geſchloſſen⸗ heit. Die Haltung, die das deutſche Volk in den fünf Jahren gezeigt habe, ſoll noch weiter ge⸗ ſteigert werden. Die Partei habe das Selbſt⸗ bewußtſein des deutſchen Volkes geweckt und durch die Partei wird es noch weiter geſteigert werden. Die Einigkeit des Volkes ließ alle Schwierigkeiten überwinden und ſei das Boll⸗ werk gegen den Bolſchewismus. vor dem das Deutſche Volk immer auf der Hut ſein müſſe. Die deutſchen Männer würden in einem Ernſt⸗ falle ſtolz darauf ſein, ihr Vaterland ſchützen und ſchirmen zu dürfen. f Rein Problem, das die Partei nicht angreift Len ſpricht auf der Führerkigung der Gaues Koblenz-Trier digkeit der Ausſcheidung der Juden aus dem deutſchen Volk gebe es keinerlei Kom⸗ promiſſe. Nie dürfe das Elend vergeſſen werden, das die Juden in alle den Syſtem⸗ labren über Deutſchland gebracht haben. Mit dem ſogenannten„Taktgefühl der feinen Leu⸗ te“ käme man den Paraſiten nicht bei. Unſer Abwehrkampf möge rauh erſcheinen, aber er führt zum Erfolg!„Wir haben es lange genug ertragen und hingenommen, daß am Kurfür⸗ ſtendamm Geſchäft neben Geſchäft mit ihren jüdiſchen Firmenſchildern anſtrahlten und her⸗ ausforderten. Wir geben uns nicht dem Fatalismus hin; wir müſſen zähe und fleißig ſein. Wir lehnen den Zufall ab, wir bekennen uns zum Han deln. Es darf kein Problem geben, das die Partei nicht angreift. Eine Angſt vor dem Problem kennen wir nicht. Je mehr dem Menſchen die Natur ofſenbar wird, deſto beſſer iſt es für unſere Idee. Wir laſſen uns von niemand die Exiſtenz unſerer Raſſe wegleugnen.“ Dr. Ley bekundete abſchließend bei der Dar⸗ ſtellung der geſamtdeutſchen Situation die Lei⸗ ſtungsſteigerung auf allen Gebieten, zu deren planmäßiger Fortſetzung nach dem Befehl des Führers Dr. Ley ſeine Hörer in einem mit reißenden Appell aufrief. Am Sonntagnachmittag begab ſich Dr. Ley von Koblenz nach Krefeld, um hier an der Schlußkundgebung des Kreistags der NS DA. teilzunehmen, und auch hier zu ſprechen. Er nahm gleichzeitig die feierliche Einweihung der Kampfbahn der Deutſchen Edelſtahlwerke, eines Muſterbetriebes, vor. „Migs“ überſchwemmen Amerika Ein neues Kapilel der Zieblungsgeſchichle in As A. Auf den Landſtraßen der USA., die nach dem Weſten und Südweſten führen, kann man täg⸗ lich ein ſeltſam ſonderbares Schauspiel bewun⸗ dern. Die Zeit vor 100 Jahren ſcheint wieder lebendig geworden zu ſein. Fuhren ziehen nach dem Weſten. In Zelten lagern ziemlich zer⸗ Iumpte Geſtalten. Ab und zu freilich ſieht man Autos aus der Rumpelkammer. Was bedeu⸗ tet dieſer Spuk? Es iſt eine neue ſoziale Schicht, die ſich hier bildet und marſchiert. Die wie ſie ſich lelbſt nennen, die früher Landarbeiter und zum Teil ſogar Landbeſitzer waren, ſind meiſtens Opfer der furchtbaren Naturkata⸗ trophen, der erſchreckenden Tornados und Ueberſchwemmungen, die, aus der Heimat ver⸗ trieben, ein neues Leben ſuchen. Aus den Zelt⸗ lagern entſtehen allmählich Städte. Da iſt zum Beiſpiel Bagerfield in Kali⸗ fornien, als Vagabundenſtadt weit und breit bekannt. Neben elenden Zelten erhebt ſich ein ſchnell zuſammengezimmertes Bankgebäude, die Schriftleitung einer Zeitung und ſelbſtver⸗ In Lagern kampieren Ar⸗ die zu Gelegenheitsarbeiten heran- gezogen werden. Sobald die Saiſonarbeit be⸗ g ginnt, bereiſen Kommiſſionäre das Land, um Arbeiter zu werben. Tritt Mangel an Arbeits⸗ kräften ein, ſo ſchnellen die Löhne ſtark in die Höhe, oft überſteigen ſie 20 Prozent des Nor⸗ mallohnes. Solche Lager und Halbſtädte ſind in den Weſt⸗ ſtatten überall verſtreut. Es bildet ſich eine Bevölkerung, die nicht nur eigene Sitten hat, Sprache in Umgang bringt. Woher ſtammen dieſe Zigeu⸗ ner Amerikas? Der fünfte Teil kommt, wie man wiſſen will, aus Oklahoma, einem Staat, der von Sandſtürmen am ſchlimmſten heimgeſucht iſt, drei Fünftel aus Arizona, Ar⸗ kanſas und Texas. Der Reſt rekrutiert ſich aus Gewohnheits⸗Tramps und Vagabunden, die über das ganze Gebiet der fremden Staaten wandern. Eins aber hält alle dieſe„migs“, woher ſie auch kommen mögen, zuſammen, die Religion und zwar die ſektieriſch gefärbte Lehre der ſogenannten Pentecoſtekten. Ueberall ſieht man Autos der Pentecoſteprieſter in großen Packardwagen, die mit der Inſchrift:„Jeſus iſt gekommen!“ übermalt ſind. An vielen Stellen ſieht man eine Pentecoſt⸗Kirche zwiſchen ſchmutzigen Hütten. Es gibt Lager, die aus⸗ ſchließlich von Prieſtern und Kirchendienern be⸗ wohnt werden. Die Gemeinde liefert, da ſie mei⸗ ſtens die Beiträge für die Kirche nicht bezahlen kann, lebende Arbeitskräfte, die bei einer Hitze von 35 Grad im Schatten Feldarbeiten ausfüh⸗ ren. Die Pentecoſt⸗Sekte iſt eine Miſchung von anglikaniſcher Glaubensauffaſſung und Neger⸗ kultus mit wilder und aufreizender Muſik— — etwas recht amerikaniſches. In Kalifornien wurde der Verſuch gemacht, genaue Zahlen über die„migs“⸗Ueberſchwem⸗ mung feſtzuſtellen. Im Jahre 1936 allein ſollen etwa 70 000 Perſonen von der„migs“⸗Klaſſe in Kalifornien eingewandert ſein. Man ſchätzt die Zahl der Einwanderer heute auf etwa 150 000 bis 200 000 in Kalifornien allein. Ein neues vagabundierendes Proletariat, deſſen Abſichten noch undurchdringlich ſind, bildet ſich und be⸗ deutet eine Gefahr für die ganze politiſche und ſoziale Struktur der Staaten. —————— 2 Sfurz in den Abgrund erspart? Geleilte Aufnahme der Nolverord nungen in der franzöſiſchen Preſſe Paris, 13. Nov. Die in ihren großen Linien bekannten Not⸗ verordnungen haben in der Preſſe keine ein⸗ heitliche Aufnahme gefunden. Wenn in den großen„Informationsblättern“ ſchon keine reine Freude, vor allem über die ſteuerlichen Maßnahmen, herrſcht, ſo findet ſich in der mar⸗ xiſtiſchen und kommuniſtiſchen Preſſe eine ein⸗ heitliche Ablehnung und Verurteilung des Rey⸗ naud⸗Planes. Der Excelſior erklärt, großen Buße ſei angebrochen. Der Petit Pariſien ſpricht von einem tragiſchen Akt des Mutes, den Finanzminiſter Reynaud und die Reglerung vollzogen hätten um der Nation einen Sturz in den Abgrund zu erſparen. Das Journal erklärt, die Geſamtheit der Maßnahmen entſpreche einem logiſchen Plan, der auf die Wiederherſtellung einer ſozialen Blüte der franzöſiſchen Wirtſchaft abziele. Da Reynaud angekündigt habe, daß der Erfolg ſei⸗ nes Planes zum großen Teil von der Stabilität der Regierung abhänge, werde es alſo von dem Willen und der Entſchlußkraft des Miniſterprä⸗ ſidenten und ſeiner Regierung abhängen, daß ihre Pläne den gewünſchten Erfolg hätten. Der Matin fordert zu völliger und ernſt⸗ hafter Einigkeit aller Franzoſen im Intereſſe der Wiedergeſundung ihres Landes auf. Die Zukunft werde den praktiſchen Wert des neuen Planes erweiſen. Auf alle Fälle liege es im In⸗ tereſſe der Franzoſen, am Gelingen dieſes Pla⸗ nes mitzuhelfen, zunächſt aus Vaterlandsliebe, und dann, weil es ſich hier um die letzte Karte der liberalen Wirtſchaft handele. Der Innenpolitiker der Epoque betont gleich⸗ falls, daß es ſich bei dem Plan des Finanzmini⸗ ſters Reynaud um einen äußerſten und letzten Verſuch handele. Es ſei die letzte Chance, um eine auf dem Eigentum und der Freiheit ba⸗ ſierte Konzeption des ſozialen Lebens zu retten. Man dürfe nun nicht ſagen. daß es keine an⸗ dere Löſung mehr geben könne, wenn dieſer Plan ſcheitern ſollte. Aber alle anderen Lö⸗ die Stunde der ſungen würden zweifellos die Inquiſition, die Beſchränkung oder Unterdrückung aller wirt⸗ ſchaftlichen Freiheiten und die völlige Auf⸗ opferung des Individuums zugun⸗ ſten des Staates bedeuten. Der„Jour“ ſtellt feſt, heute müßten die Fran⸗ zoſen die Rechnung der Volksfront bezahlen. und zwar mit einem äußerſt hohen Preis. Schon begänne ſich in den extremlinken Kreiſen eine Zerſetzungskampagne gegen dieſe Maßnahmen des öffentlichen Wohles abzuzeichnen, die not⸗ gedrungen unpopulär ſeien. Falls wieder auf dem Wege der nationalen Wiedergeburt Hin⸗ derniſſe errichtet werden ſollten, müßte man ſie brechen. Wladimir d' Ormeſſon ſchreibt im „Figaro“, die internationale Konjunktur ſei einer energiſchen Wiederaufrichtung günſtig. Die franzöſiſchen Preiſe lägen unter denen des Welt⸗ marktes. Ein allgemeiner Aufſchwung zeichne ſich in der Welt ab. Jeder verantwortungs⸗ bewußte Franzoſe müſſe jetzt die Aktion der Re⸗ gierung ohne Murren unterſtützen. Im„Petit Journal“ ſprach Oberſt de la Rocque unter Anſpielung auf den für drei Jahre vorgeſehenen Plan und auf die dadurch notwendige Stabilität der Regierung, ob man etwa eine Verlängerung der Mandate der Abgeordneten vorbereite. Eine derartige Maßnahme könne man nicht hinneh⸗ men. Das augenblickliche Parlament könne keine geſunde Mehrheit bilden. Wenn man die mo⸗ raliſche Wiederaufrichtung des Landes durch Verſchiebung der Wahlen verhinderte, dann wäre auch eine wirtſchaftliche Wiederaufrichtung unmöglich. „Oeuvre“ und„Populaire“ ſprechen bezeich⸗ nenderweiſe nur in Anführungsſtrichen von dem neuen Plan zur Geſundung Frankreichs. „Oeuvre“ erklärt, man habe die Ankündigungen Reynauds ohne Freude und große Illuſionen er⸗ wartet. Man müſſe jetzt aber zugeben, daß in den Wandelgängen der Kammer und auch an⸗ derswo die Aufnahme, die der Plan Reynauds gefunden habe, nicht gerade herzlich ſei. Leon Blum hebt im Leitartikel des„Populaire“ her⸗ vor, daß Reynaud und Daladier, deren Plan ein Appell an das Vertrauen ſei, nicht nur das Spiel des Liberalismus, ſondern auch des Ka⸗ pitalismus ſpielten. Auch die kommuniſtiſche „Humanité“ lehnt den neuen Plan mit der Be⸗ merkung ab, er ſei eine Wiederaufrichtung, die auf dem Rücken des Volkes erzielt worden ſei. 40⸗Stundenwoche kann abgeändert werden Die Nokverordnungen des franzöſiſchen Arbeilsminiſteriums Unter den im amtlichen Geſetzblatt erſchei⸗ nenden Notverordnungen befinden ſich auch ſie⸗ ben Dekrete des Arbeitsminiſteriums. Sie be⸗ treffen die Arbeitsdauer, Sühnemaßnahmen ge⸗ gen Arbeitgeber bzw. Arbeiter im Fall der Ver⸗ weigerung der Durchführung von Schiedsſprü⸗ chen, das Statut von Arbeiter⸗ und Bergarbei⸗ ter⸗Delegierten(Obmännern), Sanktionen im Fall der Verweigerung von Ueberſtunden in Betrieben der Landesverteidigung, den Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit durch Berufserzie⸗ hung der Arbeitsloſen, Abänderung der Geſetz⸗ gebung über bezahlten Urlaub und ſchließlich Familienzulagen.. Entgegen der Erwartung iſt kein Dekret für das Streikſtatut(geheime Abſtimmung der Ar⸗ beiter) vorgeſehen. In der Frage einer Ruhe⸗ ſtandsverſorgung für alte Arbeiter finden noch zwiſchen dem Finanzminiſter und dem Arbeits⸗ miniſter Beſprechungen ſtatt. Die Dekrete wer⸗ den wahrſcheinlich erſt am Montag dem Kabi⸗ nettsrat zur Billigung vorgelegt werden. Das Dekret über die Arbeitsdauer iſt das wichtigſte. Es hält zunächſt grund⸗ ſätzlich die 40ſtündige Arbeits⸗ woche aufrecht, beſtimmt aber, daß wegen der augenblicklichen ernſten Wirtſchaftslage für drei Jahre gewiſſe Durchführungsbe⸗ ſtim mungen des Geſetzes über die 40ſtün⸗ dige Arbeitswoche abgeändert werden. Grundſätzlich wird die Einteilung der 40⸗Stun⸗ denwoche in fünf Tage aufgehoben. Die Ar⸗ beitsdauer wird entweder auf ſechs volle oder auf fünfeinhalb Tage verteilt. Das Verfahren für Ueberſtunden ſieht einen Kreditvorſchuß von 50 Arbeitsſtunden vor, der jedem Betriebsführer zur Verfügung geſtellt wird. Um dieſe 50 Arbeitsſtunden zu beanſpru⸗ chen, genügt die einfache ſchriftliche Ankündi⸗ gung an das Arbeitsminiſterium. Eine aus⸗ drücklich Genehmigung iſt hierfür nicht notwen⸗ dig. Falls dieſer Kredit ſich als unzureichend erweiſen ſollte, hat der Unternehmer das Recht, ſoviel Erhöhungen, und zwar in Abſchnitten von weiteren Krediten von 40⸗Stundenwochen 2 beanſpruchen, wie er es wünſcht. Für eine erartige zuſätzliche Beantragung muß eine Ge⸗ nehmigung des Arbeitsminiſteriums eingeholt werden Erfolgt binnen zehn Tagen keine Ant⸗ wort, ſo gilt das als ſtillſchweigende Zuſtim⸗ mung. Die Vergütung für die Ueberſtunden ſieht drei Staffeln vor. Das Dekret über die Sanktionsmaß⸗ nahmen gegen Arbeitgeber und Ar⸗ beiter, die die Durchführung von Schiedsſprü⸗ chen verweigern, zieht für den Arbeitgeber den Verluſt der Wählbarkeit zu Funktionen der Handelsgerichte und Handelskammern und der Schiedsgerichte nach ſich. Außerdem geht der Ar⸗ beitgeber, falls er ſich weigert, Schiedsſprüche durchzuführen, der Zuteilung von öffentlichen Aufträgen des Staates oder der Gemeinden verluſtig. Für den Arbeiter zieht die Weige⸗ rung, Schiedsſprüche durchzuführen, die Kündi⸗ gung des Arbeitsvertrages nach ſich. Ein weiteres Dekret ſieht das Stimm- bzw. Wahlrecht ausländiſcher Arbeiter und Bergarbeiter für die Betriebsobmannwah⸗ len vor. Fortan können nur Franzoſen vom 21. Lebensjahr ab. ſofern ſie unbeſtraft ſind, Wähler ſein oder gewählt werden. Das Dekret über Sühnemaßnahmen im Fall der Durchführung von Ueberſtunden in Be⸗ trieben der Landesverteidigung ſieht als Sank⸗ tionen Kündigung des Arbeitsvertrages und entſchädigungsloſe Entlaſſung bezw Aufhebung des bezahlten Urlaubs vor. Außerdem kann der betreffende Arbeiter ſechs Monate lang keine Erwerbsloſenunterſtützung beziehen und darf während dieſer Zeit in keiner Fabrik, die für die Landesverteidigung arbeitet. tätig ſein. Für die Agitatoren und Aufhetzer zur Verwei⸗ gerung von Ueberſtunden ſind ſogar Gefängnis⸗ und Geldſtrafen vorgeſehen. Das Dekret gegen die Arbeitsloſigkeit und die Berufsſchulung der Erwerbsloſen billigt dem Arbeitsminiſter einen Kredit von 10 Mil⸗ lionen Franken zu. Das letzte Dekret des Arbeitsminiſteriums zieht in Anbetracht der immer ſchwerer wer⸗ denden Laſten für den Arbeiter, der Familien⸗ vater iſt, die Möglichkeit vor, die Familien⸗ unterſtützungen zu erhöhen, was bisher nicht möglich war. Außerdem ſchafft dieſes Dekret eine Sonderzulage für die Mutter. Vomben in Jerufalem heflige und lange Schießereien— Jerſtörung der Helleikung Jeruſalem, 13. November. In den letzten Tagen erfolgten in Jeruſalem wieder zwei Bombenabwürſe. Jetzt iſt auch über das Mus rar a⸗Viertel ein Ausgehverbot von 24 Stunden verhängt worden. Die Verordnung des Oberkommandierenden des Jeruſalem-Be⸗ zirks ſagt, es müſſe angenommen werden, daß die Bomben aus der Jetuſalemer Altſtadt ſtammten. Falls weitere Bombenwürfe erfolgen würden, werde über die Altſtadt wieder das durchgehende Ausgehverbot verhängt werden. Gleichzeitig wird die Bevölkerung vor Aus⸗ ſchreitungen gewarnt. Das Ausgehverbot für die Altſtadt iſt gegen⸗ wärtig etwas verkürzt worden. Heute Nacht kam es in Jeruſalem im Katmon⸗ Viertel zu heftigen und langen Schie⸗ ßereien. Das Musrara⸗Viertel iſt jetzt mi⸗ militäriſch abgeſperrt. In Jaffa wurden erneut Telefonleitungen zerſtört, auch an der Oellinie erfolgten wieder Zerſtörungen. Von Jeruſalem gingen größere Truppenaufgebote zu militäriſchen Operationen in der Richtung nach Jericho ab. Die Waſſerzuführung nach Jeruſalem iſt in den letzten Tagen durch ſchwere Wolkenbrüche unterbrochen worden. Es ſind Rohre zerſtört worden, ſo daß Jeruſalem zum Teil oh⸗ ne Waſſer iſt und mit dieſem Zuſtand auch wohl noch mehrere Tage gerechnet werden muß. Wieder 110 Kilometer Roichsautobahn Strecke Recklinghauſen— Vielefeld eröffnet Recklinghauſen, 12. Nov. Am Samstagvormittag wurde durch den Se⸗ neralinſpektor für das deutſche Straßenweſen, Dr. Todt, die neue Reichsautobahnteilſtrecke Recklinghaufſen— Brackwede(Bielefeld) im Zuge der großen Reichsautobahnverbindung von Rhein und Ruhr zur Reichshauptſtadt, die damit von Köln bis Bielefeld durchgehend be⸗ fahrbar iſt, feierlich dem Verkehr übergeben. Dem Feſtakt an der Anſchlußſtelle Reckling⸗ hauſen— Herne, die wie die ganze Stadt Reck⸗ linghauſen feſtlich geſchmückt war, und der erſten Fahrt auf der neuen 110.6 km langen Strecke ging ein Empfang im Rathaus der Stadt Recklinghauſen voraus, bei dem Ober- bürgermeiſter Niemeyer den Generalinſpek⸗ tor für das deutſche Straßenweſen als den Organiſator des Werkes der Reichsautobahn be⸗ grüßte und ihm eine Grubenlampe, das Wahr⸗ zeichen des Reviers, als Erinnerungsgabe über⸗ reichte. Zugleich würdigte der Recklinghauſer Oberbürgermeiſter die wirtſchaftliche und ver⸗ kehrspolitiſche Bedeutung des zweiten nunmehr in Recklinghauſen zu eröffnenden Teilſtückes der großen Reichsautobahnlinie Köln— Berlin. Generalinſpektor Dr. Todt dankte dem Oberbürgermeiſter für die Grubenlampe, die nicht nur ein Symbol der Bergmannsarbeit, ſondern für ihn zugleich auch ein Symbol des geſamten ſchaffenden deutſchen Volkes ſei. Dr. Todt kündigte dann an, daß in wenigen Tagen auch im Sudetenland mit dem Reichs⸗ autobahnbau begonnen werde. Die Reichsauto⸗ bahnen ſeien mehr als nur ein Verkehrsmittel, ſie ſeien zugleich ein Symbol der Kraft des Dritten Reiches. Zu den dann folgenden Eröffnungsfeierlich⸗ keiten an der Anſchlußſtelle Recklinghauſen— Herne waren Formationen der Bewegung an⸗ getreten. Baudirektor Baetzing gab ein an⸗ ſchauliches Zahlenbild von dem, was an der nuen Strecke wie auch an der bisherigen Ruhr⸗ gebietsſtrecke Duisburg— Oberhauſen— Reck⸗ linghauſen an Arbeit geleiſtet worden iſt. Gau⸗ leiter Reichsſtatthalter Dr. Meyer gab dem Wunſche Ausdruck, daß nun bald auch der Be⸗ fehl zum Beginn der Nord⸗Süd⸗Verbindung Induſtriegebiet und der Weſt⸗Oſt⸗Verbindung Induſtriegebiet— Mitteldeutſchland gegeben werde möge. Generalinſpektor Dr. Todt dankte im Auf⸗ trag des Führers den an dieſer Teilſtrecke be⸗ ſchäftigten Reichsautobahnarbeitern für ihre Arbeitsleiſtung. Trotz der umfangreichen Son- derarbeit bei den Befeſtigungsanlagen an den Reichsgrenzen ſei das Programm 1938 des Reichsautobahnbaues fertig geworden. Der Ge⸗ neralinſpektor ſchloß mit Worten des Dankes an den Führer dafür, daß er nach der Macht⸗ übernahme dieſes gewaltige Arbeitsprogramm in Auftrag gegeben und damit ſofort den deut⸗ ſchen Arbeitern Arbeit und Brot verſchafft abe. Ne gg dieſer Eröffnungsfeier ſetzte ſich die ſtattliche Kolonne der Kraftwagen in Bewe⸗ gung, um zum erſtenmal das neue Streckenſtück Recklinghauſen— Brackwede(Bielefeld) zu be⸗ fahren. Unter dem Jubel der nach Tauſenden zählenden Zuſchauer durchſchnitt der erſte Wa⸗ gen, in dem ſich der Generalinſpektor befand, das weiße Band. Damit war die Strecke nach Bielefeld freigegeben. neue Neckarbrücke dem verkehr übergeben 88 Neckar⸗Gemünd, 12. Nov. Nachdem das Land Baden der Entwicklung des Verkehrs in dieſem Jahre bereits mit der Fertigſtellung der beiden großen Rheinbrücken bei Maxau und Speyer und der mächti⸗ gen Konſtanzer Rheinbrücke Rechnung getragen hat, übergab Miniſterpräſident Koehler am Sonnabend nachmittag als vierten derartigen Bau die neue Neckarbrücke bei Neckar-Ge⸗ münd feierlich dem Verkehr. Die Kdg.⸗Fahrer in Piräus Oriechiſcher Arbeiter drückt ſeine Bewunderung für„Kraft durch Freude“ aus Athen, 12. Nov. Bei prächtigem Wetter und wahrhaft grie⸗ chiſch⸗blauem Himmel machte das KdF.⸗Schiff „Oceana“ am Kai des Piräus feſt. Die Bord⸗ kapelle in ſchmucker weißer Uniform ſpielte zu Ehren der deutſchen Gäſte flotte Märſche. Der deutſche Geſandte, Prinz zu Erbach-Schönberg, der Landesgruppenleiter der NSDAP. Dr. Wrede, Ortsgruppenleiter Leys, der Bürger; meiſter von Piräus, Profeſſor Luwaris, in Vertretung des Arbeitsminiſters Manouskos und Vertreter griechiſcher Arbeiterorganiſatio⸗ nen begaben ſich an Bord. Bürgermeiſter Luwaris begrüßte die deutſchen Gäſte und betonte, daß die Stadt Piräus mit beſonderer Begeiſterung deutſche Arbeiter emp- fange, beſonders deshalb, weil Piräus ſelbſt eine Arbeiterſtadt ſei. Ein Vertreter der Arbei⸗ terorganiſationen Griechenlands nahm dann das Wort. Die griechiſchen Arbeiter, ſo ſagte er, bewunderten das große Werk des Führers. Die griechiſchen Arbeiter verfolgen mit beſon⸗ derer Aufmerkſamkeit die großen Leiſtungen der NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ und verſuchten den gleichen Weg einzuſchlagen. Neuer großer Erfolg der Japaner Tokio, 12. November. Die japaniſchen Truppen, die an der Kan⸗ ton—Hankau⸗Bahn entlang in ſüdlicher Rich⸗ tung vorſtießen, haben am Freitag, wie der ja⸗ paniſche Heeresbericht meldet, die wichtige Stadt DYotſchau eingenommen. PPP Sühne für die Pariſer Bluttat Eine Milliarde Reichsmark müſſen die Juden als Buße zahlen Berlin, 12. Nov. Unter dem Vorſitz des Beauftragten für den Vierjahresplan, Generalfeldmarſchall Göring, fand heute im Reichsluftfahrtminiſterium eine TChefbeſprechung der beteiligten Miniſter mit ihren nächſten Mitarbeitern über die drin⸗ gend notwendig gewordene Löſung der Juden⸗ frage ſtatt. An dieſer Beſprechung nahmen die Reichsminiſter Dr. Frick, Dr. Goebbels, Dr Gürtner, Graf Schwerin v. Kro⸗ ſigk und Funk teil. Die Beſprechung ergab vollkommene Ueber⸗ einſtimmung in der Beurteilung und Behand— lung der zur Debatte ſtehenden Fragen. Es wurden eine Reihe von einſchneidendſten Maß⸗ nahmen zur Löſung der Judenfrage beſprochen und zum Teil ſchon entſchieden. Der Beauf— tragte für den Vierjahresplan, Generalfeld⸗ marſchall Göring, erließ eine Verordnung, derzufolge Juden vom 1. Januar 1939 ab der Betrieb von Einzelhandelsverkaufſtellen, Ver⸗ ſandgeſchäften oder Beſtellkontoren ſowie der ſelbſtändige Betrieb des Handwerks unterſagt wird. Ebenſo kann nach dieſer Verordnung ein Jude vom 1. Januar 1939 ab nicht mehr Be⸗ triebsführer im Sinne des Geſetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit vom 1. Januar 1934 ſein. Iſt ein Jude in leitender Stelle eines Wirtſchaftsunternehmens tätig, ohne Betriebs⸗ führer zu ſein, ſo kann das Anſtellungsver⸗ hältnis durch den Betriebsführer mit einer Friſt von ſechs Wochen gekündigt werden. Weiterhin 33 der Beauftragte für den Vierjahresplan eine Verordnung, derzufolge alle Schäden, welche durch die Empörung des Volkes über die Hetze des internationalen Judentums gegen das nationalſozialiſtiſche Deutſchland am 8., 9. und 10. November 1938 an jüdiſchen Gewerbebetrieben und Wohnungen entſtanden iſt, von den jüdiſchen Inhabern bzw. jüdiſchen Gewerbetreibenden ſofort zu beſeiti⸗ gen ſind. Die Koſten der Wiederherſtellung hat der Inhaber der betroffenen jüdiſchen Gewerbe- betriebe bzw. Wohnungen zu tragen. Verſiche⸗ rungsanſprüche von Juden deutſcher Staats- angehörigkeit werden zugunſten des Reiches be— ſchlagnahmt. Die weiteren einſchneidenden Maßnahmen zur Ausſchaltung des Judentums aus dem deut⸗ ſchen Wirtſchaftsleben und zur Abſtellung pro⸗ vokatoriſcher Zuſtände werden in kürze⸗ ſter Friſt in Form von Verordnun⸗ gen und Geſetzen getroffen werden. Vor allem wurde der Beſchluß gefaßt, den deut⸗ ſchen Juden in ihrer Geſamtheit in Form einer Geldbuße von einer Milliarde Reichsmark die Strafe für den ruchloſen Mord in Paris aufzu⸗ erlegen. Dieſe Strafe verfällt in voller Höhe dem Reich. Der Beauftragte für den Vierjah⸗ resplan hat bereits eine dementſprechende Ver⸗ ordnung erlaſſen. Die erſten Verordnungen Ausſchallung der Juden aus dem deulſchen Wirlſchaftsleben 85 Berlin, 12. Nov. Die Verordnung zur Ausſchaltung der Juden aus dem deutſchen Wirtſchaftsleben, die der Beauftragte für den Vierjahresplan. General⸗ feldmarſchall Göring erlaſſen hat, lautet: Aufgrund der Verordnung zur Durchfüh⸗ rung des Vierjahresplanes vom 18. Okt. 1936 (RGbl. 1. Seite 887) wird folgendes verordnet: 8 1 Juden(8 5 der 1. Verordnung zum Reichs⸗ bürgergeſetz vom 14. 11. 35, RGbl. I. Seite 1333) iſt vom 1. Januar 1939 ab der Betrieb von Einzelhandel- Verkaufsſtellen, Verſandgeſchäften oder Beſtellkon⸗ toren ſowie der ſelbſtändige Betrieb eines Handwerks unterſagt. Ferner iſt ihnen mit Wirkung vom gleichen Tage verboten, auf Märkten aller Art. Meſ⸗ ſen oder Ausſtellungen Waren oder ge⸗ werbliche Leiſtungen anzubieten, dafür zu wer⸗ ben oder Beſtellungen darauf anzunehmen. Jüdiſche Gewerbebetriebe(3. Verordnung zum Reichsbürgergeſetz vom 14. Juni 38— RGbl. I. Seite 627), die entgegen dieſem Gebot geführt werden, ſind polizeilich zu ſchließen. 8 2 Ein Jude kann vom 1. Januar 1939 ab nicht mehr Betriebsführer im Sinne des Geſetzes zur Ordnung der nationalen Ar⸗ beit vom 20. Januar 1934(RGbl. I. S. 45) ſein. Iſt ein Jude als leitender Angeſtellter in einem Wirtſchaftsunternehmen tätig, ſo kann ihm mit einer Friſt von ſechs Wochen gekün⸗ digt werden. Mit Ablauf der Kündigungsfriſt erlöſchen alle Anſprüche des Dienſtverpflichteten aus dem gekündigten Vertrage, insbeſondere auch Anſprüche auf Verſorgungsbezüge und Abfin⸗ dungen. 8 3 Ein Jude kann nicht Mitglied einer Genoſſenſchaft ſein. Jüdiſche Mitglieder von Genoſſenſchaften ſcheiden zum 31. Dezember 1938 aus. Eine be⸗ ſondere Kündigung iſt nicht erforderlich. 8 4 Die zuſtändigen Reichsminiſter werden er⸗ mächtigt, die zu dieſer Verordnung erforderli⸗ chen Durchführungsbeſtimmungen zu erlaſſen. Sie können Ausnahmen zulaſſen, ſoweit dieſe infolge der Ueberführung eines jüdiſchen Ge⸗ werbebetriebes oder in beſonderen Fällen zur Sicherſtellung des Bedarfes erforderlich ſind. Berlin, den 12. November. Der Beauftragte für den Vierjahresplan gez.: Göring, Generalfeldmarſchall. gühne der Juden deulſcher Slaalsangehörigkeit 88 Berlin, 12. Nov. Die vom Beauftragten für den Vierjahres- plan, Generalfeldmarſchall Göring, erlaſſene Verordnung über eine Sühneleiſtung der Ju— den deutſcher Staatsangehörigkeit hat folgenden Wortlaut: Die feindliche Haltung des Judentums ge— genüber dem deutſchen Volk und Reich, die auch vor ſeigen Mordtaten nicht zurückſchreckt, erfor⸗ dert entſchiedene Abwehr und harte Sühne. Ich beſtimme daher aufgrund der Verord- nung zur Durchführung des Vierjahresplanes vom 18. Oktober 1936(RG. I. Seite 887) das Folgende: 8 1 Den Juden deutſcher Staatsangehörigkeit in ihrer Geſamtheit wird die Zahlung einer Kontribution von RM 1000 000 000 an das Deutſche Reich auferlegt. 82 Die Durchführungsbeſtimmung erläßt der Reichsminiſter der Finanzen im Benehmen mit den beteiligten Reichsminiſtern. Berlin, den 12. November 1938. Der Beauftragte für den Vierjahresplan gez.: Göring, Generalfeldmarſchall Wiederherſtellung des Slraßenbildes 88 Berlin, 12. Nov. Die vom Beauftragten für den Vierjahres⸗ plan, Generalfeldmarſchall Göring, erlaſſene Verordnung zur Wiederherſtellung des Stra⸗ ßenbildes bei jüdiſchen Gewerbebetrieben hat folgenden Wortlaut: Aufgrund der Verordnung zur Durchführung des Vierjahresplanes vom 18. 10, 36(RGbl. I. Seite 887) verordne ich Folgendes: 8 1 Alle Schäden, welche durch die Empörung des Volkes über die Hetze des internationalen Ju⸗ dentums gegen das nationalſozialiſtiſche Deutſchland am 8., 9. und 10. November an jüdiſchen Gewerbebetrieben und Wohnungen entſtanden ſind, ſind von dem fjüdiſchen Inhaber oder jüdiſchen Gewerbetreibenden ſofort zu beſeitigen. 8 2 Die Koſten der Wiederherſtellung träg r Inhaber der betroffenen jüdi⸗ de ſchen Gewerbebetriebe und Wohnun⸗ gen trägt Verſicherungsanſprüche von Juden deutſcher Staatsangehörigkeit werden zugunſten des Reiches beſchlagnahmt. 8 3 Der Reichswirtſchaftsminiſter wird ermäch⸗ tigt, im Benehmen mit den beteiligten Reichs ⸗ . Durchführungsbeſtimmungen zu er- aſſen. Berlin, den 12. November 1938. Der Beauftragte für den Vierjahresplan gez.: Göring, Generalfeldmarſchall Bei kulturellen Veranſlallungen nicht zugelaſſen Berlin, 12. Nov. Dr. Goebbels hat in ſeiner Eigenſchaft als 3 der Reichskulturkammer mit ſoforti⸗ er Wirkung allen Theaterleitern, Konzert⸗ und ortragsveranſtaltern, Filmtheaterunterneh⸗ mern artiſtiſchen Unternehmern, Veranſtaltern von Tanzvorführungen und Veranſtaltern öffent⸗ licher Ausſtellungen kultureller Art untet⸗ ſagt, füdiſchen Perſonen den Beſuch ihrer Unternehmen zu geſtatten. Uebertretungen ziehen für die Veranſtalter und 5 onders für die Juden ſchwere Strafen nach In ſeiner Anordnung verweiſt Reichsminiſter Dr. Goebbels darauf, daß der e 17 Staat den Juden ſeit nunmehr ſchon über ünf Jahren innerhalb beſonderer jüdiſcher Organiſationen die Pflege ihres eigenen Kul⸗ turlebens ermöglicht habe. Damit ese keine eee den Juden den Beſuch der bezeichneten Veranſtaltungen und Unternehmun⸗ gen zu geſtatten. Langemarck-FJeiern Deutſchlands Studenten gedenken ihrer heldenhaften Vorbilder J Wien, 12. Nov. Die alljährlich von der Reichsſtudenten⸗ führung an allen deutſchen Hochſchulen durchge- führte Erinnerungsſtunde am Tag von Lange⸗ marck geſtaltete ſich auf Wiener Boden beſon⸗ ders eindrucksvoll, da die Studenten der Oſtmark erſtmalig im gemeinſamen großen Vaterlande ihrer heldenhaften Vorbilder gedenken konnten. In Innsbruck begaben ſich die Teilnehmer an der Feier, unter ihnen Gauleiter Hofer, nach einer Anſprache des Rektors, SA.⸗Sturmführer Prof. Steinacker, und einer Kranzniederlegung vor dem Heldenmal der Hochſchule in die Aulg, um die Rede Dr. Scheels zu hören. Die Studenten der Hauptſtadt der Bewegung gedachten in engſter Verbundenheit mit Wehr⸗ macht und HJ. des Tages von Langemarck. Major Ebeling gab in ſeiner Gedenkrede ein packendes Bild des heldenhaften Ringens der ſtudentiſchen Jugend bei Langemarck, der Lan⸗ desgebietsführer des NS. Reichskriegerbundes, Ritter von Beckh kennzeichnete den Frontgeiſt von Langemarck als die engſte Verbundenheit von Jugend und kämpferiſchem Geiſt, und Gau⸗ ſtudentenführer Dr. Dörfler ſtellte abſchließend feſt, die Kameraden des Studentenbundes dürf⸗ ten heute mit der HJ. und den alten und jungen Soldaten ſtolz bekennen:„Ihr ſeid nicht umſonſt gefallen“. 1 neuer Haftbefehl gegen Abraham und Chana Grünspan 5 88 Paris, 12. Nov. Der Unterſuchungsrichter Teſſingiere, der mit der gerichtlichen Vorunterſuchung über den Mordanſchlag auf den Geſandtſchaftsrat vom Rath betraut iſt, hat gegen den Onkel und die Tante des Attentäters, Abraham und Chana Grünſpan, einen neuen Haftbe⸗ fehl wegen Mittäterſchaft am Mord an Die beiden Mitangeklagten haben zu den bis⸗ her bereits herangezogenen zwei Verteidigern einen dritten Advokaten, den bei früheren anti⸗ deutſchen Hetzkampagnen hervorgetretenen Rechtsanwalt de Moro-Gtafferi, hinzu⸗ gezogen. Bei einer auf Veranlaſſung des Unter- ſuchungsrichters vorgenommenen Hausſuchung in der Wohnung des Abraham Grünſpan wur⸗ den zahlreiche in deutſcher und Sprache abgefaßte Schreiben beſchlagnahmt, die einem vereidigten Ueberſetzer zugeleitet werden. 0 ö Araberhaus dem Erdboden gleich gemacht Zwiſchenfall über Zwiſchenfall im britiſchen Mandatsland Paläſtina ö 85 Jeruſalem, 12. Nov. Die jetzt in ganz Paläſtina zum Ausbruch ge⸗ kommene Revolution der arabiſchen Bevölkerung nimmt immer größeren Umfang an. Im Dorfe Majdal im Bezirk Gaza 1 9 55 Haus eines Arabers aus unbekannten Gründen in die Luft, den Beſitzer und vier weitere Perſonen unter ſich begrabend. Telefonarbeiter, die Lei⸗ tungen inſtand geſetzt hatten und ſich auf dem Rückweg nach Haifa befanden, wurden unter Feuer genommen. Safed, die nödlichſte Stadt in Paläſtina, ſowie die Stadt Faridie wurden von britiſchem Militär aufs ſchärfſte durchsucht. Bei einem Feuergefecht unweit von Furik im Vezirk Nablus wurde ein bri⸗ tiſcher Korporal verletzt. Die Fernſprech⸗ verbindungen zwiſchen Jaffa und Jeruſalem ſind ferner wieder einmal außer Betrieb. a „Ein genaues Bild über die tatſächliche Lage in Paläſtina läßt ſich zur Zeit übrigens nur ſchwer machen, da amtliche Meldungen, die das Land verlaſſen, von der britiſchen Mandatsver⸗ waltung auf das ſtrengſtezenſlert werden. Ein Jwiſchenfall in Lille Statt Trikolore das marxiſtiſche Banner Paris, 12. November. Der„Epoque“ wird aus Lille über einen Zwiſchenfall während der Waffenſtillſtandsfeier berichtet. In dem Augenblick, in dem der feier⸗ liche Umzug ſich in Bewegung ſetzen ſollte, muß⸗ ten Tauſende von franzöſiſchen und auch belgi⸗ ſchen Frontkämpfern, die ſich zur Teilnahme an dem Umzug eingefunden hatten, das überwie⸗ gende Vorhandenſein roter Fahnen in dem Umzug feſtſtellen. Beſonders die gewerkſchaft⸗ lichen und Freidenker-Organiſationen hatten es vorgezogen, ſtatt der Trikolore das marxiſtiſche Banner zu hiſſen. b f Die franzöſiſchen und die belgiſchen Front⸗ kämpfer lehnten es ab, an einem Umzug ſolches Art teilzunehmen, in dem Fahnen mitgeführt werden, deren ideologiſche Gedanken gegen das Vaterland gerichtet ſeien. Erſt nach Beendi⸗ gung dieſes„offiziellen“ Umzuges fanden ſich mehrere tauſend Frontkämpfer vor dem Toten⸗ üiddiſchen gedenkmal ein, das ſie unter Abſingen der Mar⸗ ſeillaiſe mit Blumen und Kränzen ſchmückten. In Anbetracht der diſziplinierten Haltung der Frontkämpfer iſt es zu Handgreiflichkeiten nicht 0 gekommen. Beſtialiſche Tal geſühnk Berlin, 12. Nov. Am 12. November 1988 ſind die am 20. De⸗ zember 1900 geborene Roſa Haſel und der am 28. April 1889 geborene Karl Dudek hingerichtet worden, die vom Landesgericht (Schwurgericht) Berlin wegen gemeinſchaftlich⸗ Mordes zum Tode verurteilt worden ſind. Die beiden Verurteilten hatten den Händler Leopold Kaufer in roheſter Weiſe ermordet und die Leichg zerſtückelt. 1 r oe 2 Vemegun nit Vahr⸗ 0 Langemgitk lltede ein Agens der 6 der Lan; gerbundez N. 2 40 Aontgeiſt dundenheik Und Gau⸗ cht umſonſ faba 1 22. ful. Ingiett g übe * am und en Haſtbe⸗ d erlaſſen. U den bis⸗ erteidigern heren anti⸗ cgettetenen ki, hinzu⸗ 3 Untet⸗ ausſuchung ſſpan wur⸗ iddiſcher blagnahntt, zugeleitet Ahl Hitiſchen 1. ol. 1sbruc ge⸗ wölletung Im Dorfe aus eines in die e Perſonen c die Reit U auf del den unter e Stadt 1 e wurden ſhärfſte N unweit ein bii⸗ Fernptehe Aalen id liche de igens dil 0 das In der Heimat der Prießnitzumſchläge Der Sudetengau rund um den Altvater Das nordmähriſch'ſchleſiſche Siedlungs⸗ Altvatergebirge iſt nach dem Egerland der ausgedehnteſte ſudetendeutſche Siedlungsteil, der im Sudetenlande von der deutſchen Befreierarmee beſetzt worden und ins Reich heimgekehrt iſt. Das Antlitz dieſer unüberbietbaren Lieblichkeit. Rund um das Altvatermaſſiv und Hängen, der Wieſen und Felder aneinanderrainen. In der flachen Schale der ſtillen Täler liegen ſchmucke Dörfer mit ihren hellen Gebäuden und der ſpitztürmigen Kirche. Für den deut⸗ ſchen Ordnungsſinn, für die friedliche An⸗ mut des deutſchen Heimatbegriffes gibt es wohl keinen ſprechenderen Ausdruck als dieſe gebiet um das Landſchaft iſt von einer wellt ſich ein tannengrünes Berg⸗ Hügelland mit ſanft abfallenden auf denen ſich die bunten Gevierte anheimelnden Orte und Städtchen. „Der nördliche Streifen dieſes Gebietes bildet den Reſtteil der ehemaligen öſter— Der Sudetengau iſt weder landſchaftlich noch wirtſchaftlich einheitlich, auch ſeine Menſchen kommen aus mehreren deutſchen Stämmen. Südmähren und der Böhmer Wald haben anderen Charakter als das Egerland, und überraſcht wieder mit anderen Erſcheinungen als Nord- mähren oder das Gebirgsland im Nordoſten. Die Menſchen in Süd mähren und im Wald ſind mit den Bayern verwandt, die Egerländer mit den Franten und die Nordböhmen mit den Sachſen. Nordböhmen ſam iſt ihre Liebe zum großen deutſchen Mitarbeiter aus dem Sudetengau ſeinen Menſchen. Bis in die letzten Jahre wurden am Fuße des Altvatergebirges in Mähriſch-Schön⸗ berg, Sternberg, Römerſtadt, Freiwaldau, Freudenthal und anderswo Leinen-⸗, Seiden⸗ und Jutewaren erzeugt, die Weltruf ge⸗ noſſen, einen ſolchen Weltruf, daß Prag glaubte, im tſchechiſchen Gebiet ungeſtraft Konkurrenzunternehmen errichten zu dürfen, um an den Früchten des guten Namens ſudetendeutſcher Textilerzeugniſſe teilzu⸗ nehmen. Es liegt auf der Hand, daß die reichiſchen Provinz Schleſien, deren größter Teil bereits unter Friedrich dem Großen nach langen Kämpfen den Anſchluß an das große deutſche Mutterland vollzogen hatte. Doch die mundartliche und ſtammesbrüder— liche Gleichheit iſt hier den Menſchen bis auf den heutigen Tag verblieben. Sie ſind von einer netten, behaglichen und auf⸗ geweckten Lebensart, überaus rege, genüg⸗ ſam und einfallsreich. Die dem Schleſier an⸗ geborene Geſchicklichkteit im Weben und Spinnen hat ſich im Laufe der Zeiten auch hier entfaltet. Vor vielen Menſchenaltern iſt aus dem nördlichen Böhmen die Induſtrialiſierung bis in dieſen Erdenwinkel gedrungen. Auch aus dem damals noch deutſchen Brünn, wo 1765 ein Deutſcher die erſte große Feintuch⸗ fabrik begründete, ſtrahlte das große Vor⸗ bild ſeine Anregungen aus. Mit den erſten hydrauliſchen Preſſen für die Tucherzeugung, die man in Brünn herſtellte, wurden die erſten großen Schafwollfabriken im ſchleſi⸗ ſchen Städtchen Jägerndorf ausgerüſtet. Um 1800 ſchoſſen in Nordmähren und Schleſien die Textilfabriken wie Pilze aus dem Boden. Vaterland. Hier erzählt unſer vom Gebiet um den Altvater und Links: Winterlandſchaft im Altvatergebirge. Winter übt in dieſem weiten Gelünde eine Darunter: 5 im Kuhlündchen iſt zuſammen mit dem Schönhengſtgau das Ge⸗ biet des alten Brauchtums. Rechts: Das war einmal: Blick in die Bauer hatte Sudetenland, während ein Teil ſeiner Aecker und Wieſen ſich auf deutſchem Boden befand. Unten: fenberg, bekannt durch ſeine Waſſerkuren. In dieſer Gegend war der brave Prießnitz zu Hauſe, der Prießnitzumſchlag Allen gemein ⸗ Mädchen am Webſtuhl. Auch um das Altvater⸗ gebirge findet man in vielen Häuſern den Webſtuhl. Weberei wird als Beruf betrieben, aber auch für den Hausbedarf, denn die bunten Trach⸗ ten ſind hier wie im Egerland zu Hauſe. Photo: Mauritius(3). Scherl(2)⸗M. Maſſenausfuhr weniger wertwoler Waren den ſudetendeutſchen Qualitätserzeugniſſen ſchwere Wunden ſchlagen mußte. Der Waldreichtum und das Vorkommen von Quarzſand und Kohle fördern auch hier die Glasmacherei. Aber die Textilinduſtrie iſt überall dort, wo nicht— wie im Kuh⸗ ländchen und im Schönhengſtgau— der fruchtbare Boden und das milde Klima einer hochentwickelten Landwirtſchaft und dem Obſtbau Vorſchub leiſten, die hauptſäch⸗ liche Erwerbsquelle der ſchaffenden Schleſier und Nordmährer. Mit der alten heiteren Weſensart hat ſich hier viel anderes ehrbares deutſches Kultur— gut erhalten. Das Auge des Wanderers er— freut ſich an den bunten Trachten, das Ohr an den munteren Volksweiſen und an der Gerade der auf die Skifahrer beſondere Anziehungs⸗ kraft aus. Tracht Kuhländchen. und Das Heimat. Dieſer ſeinen Hof im Der Kurort Grã⸗ hat hier ſeine Heimat. Sangesfreude, die im tiefſten Herzen ver⸗ ankert iſt. Die Eltern des Komponiſten Franz Schubert, deſſen Lieder und Sym- phonien ſich in jedes deutſche Herz ein⸗ geſchlichen haben, ſtammen aus einem kleinen Dorf bei Römerſtadt am Fuße des Altvaters. Wer jemals im Sommer mit dem Wanderſtab in der Hand durch die freundliche, maleriſche Stadt Mähriſch⸗ Schönberg gegangen iſt, dem bleibt eines unauslöſchlich in Erinnerung: Aus jedem offenen Fenſter klingt und ſingt es, ob es nun Geigen- oder Klavierſpiel iſt. Geſangs⸗ vereine ſtehen hier überall in Blüte. Und der eine oder andere angeſehene Textil- fabrikant hat ſich nicht erfolglos im Kompo⸗ nieren verſucht.— So manches nutzbrin⸗ gende Naturheilverfahren hat von hier, wo jeder mit der Natur auf dem Duzſuß ſteht, ſeinen Ausgang genommen. Die Nordmährer ſind in ihrer Geſamtheit Waſſerfanatiker. Und der brave Prießnitz, nach dem der Prießnitz⸗Umſchlag benannt iſt, war hier zu Hauſe. In Niederlindewieſe und in Gräfen⸗ berg ſtehen Sanatorien, die ſich auch außerhalb der alten Staatsgrenzen eines ausgezeichneten Anſehens erfreuten. Es war immer die Art dieſer Menſchen, die Natur als Ganzes zu nehmen, Waſſerkuren und Sport werden hier aufeinander abgeſtimmt. Gegen dieſen gutmütigen, innerlich jedoch feſten Menſchenſchlag hatte Prag vergeblich ſeine Entdeut— ſchungsmaßnahmen verſucht. Die Menſchen ſtanden treu zur Sprache und Art der Väter. So verſuchte denn Prag, durch eine ſtarke Durchſetzung des ge— ſchloſſenen fremden Elementen zum Ziele zu kommen. Das Leben wurde den Deutſchen ſchwer genug gemacht. Aber immer, wenn die Nacht der Sonnenwende kam, da half es nichts, daß Hunderte von tſchechiſchen Gendarmen die Berge einſchloſſen. Immer flammten allen Verboten zum Trotz in der Nacht die Holzſtöße von den Berggipfeln, zum Zeichen, daß alle Schatten der Nacht das heiße Feuer des völkiſchen Bekennt— niſſes nicht zu bannen vermögen. deutſchen Sprachgebiets mit landes- Hans Heiderüſch. . — —— — ——— r ——— —— 5 1 5 11 g 1 1 ——— — Copyright by Zentralverlag der NSDAP, Franz Eher Nachf. G. m. b. H., Münden (2. Fortſetzung) „Wer ſagt das?“ fuhr der Thomas auf. „Das woaß i ganz genau. Das iſt am Tag drauf g'weſen, wia du den Vater auf der Bahr g'ſehn haſt. Da biſt ums Haus geſtrichen und außen gangen überm Acker und haſt den ſchönen, neuen Stutzen, den kreuzverfluchten, wia dein Vater g'ſagt bat, über an Feldſtoan z ſammen⸗ ſchlagen wollen. Ja, ja, ſo iſt es g'weſen, Tho⸗ mele, gell, und da haſt halt Reu und Leid er⸗ weckt.“ „Hackl, laß dös Reden!“ „Reu und Leid erweckt, oder wia man dos auf chriſtlich heißt. Aber da hat grad zur rechten Zeit der Hirſch g'röhrt, oben im Zwieslerwald. Der hat di wieder zur Beſinnung bracht, gell?“ „Wer hat dir das g'ſagt?“ „Gell, da ſchauſt, wia i das woaß. Bald man Reu und Leid erweckt, darf man hat nit auf m Acker gehn, wo ban jeder Menſch ſehn kann!“ „Wer's g'ſagt hat, will i wiſſen!“ „Nit ſo hitzig. Thomele. Ich bin ja dein Freund, und drum will i dir's ſagen. Die Lieſl bat dir zug ſchaut, weil ſie glaubt hat, du tuſt dir was an!“ „Die Lieſl? Was haſt denn mit der?“ Mit der hab i nix. J hab' ſie halt a bißl tröſten müſſen, wie i di tröſten muß. und bald du überhaupt no a Mannbdild biſt, Thomas. nacher gehſt heut mit mir auf die Pirsch!“ „Na, i geh nit!“ „Warum nit?“ „Weil i nit geh!“ Eine Weile war es ſtill. -Facber gehſt nit mit?“ „Na! „Iſt a recht. Geh i halt mit'm Rottenpuecher alloan. Iſt eh beſſer, bald das kloane Böckl lei auf zwoa Teil' geht. nit auf drei!“ „Das gebt auf oan Teil, Haall“ Der Hackl ſtarrt ihn dumm an: Wa rum auf oan?“ „-Weil i das Böckl ſchon geholt hab', geſtern in aller Früh.“ „Höllſakra!“ ſchrie da der Hackl auf, faßte ihn an der Schulter und ſchüttelte ihn und ſtieß ihm die Fäuſte in die Bruſt.„Du ſakriſcher Lotter, du biſt ganz a wilder, du!“ Aber dann lachte er unbändig, und da konnte auch der Thomas wieder lachen. 5 Aus dem Walde ſtieg ein langer, ſchwarzer An der Rottenpuecher⸗Hans:„Seids be⸗ reit? Ueber das tiefverſchneite Joch ſtiegen ſie hin⸗ über ins Ampezzaniſche und jagten das ganze Revier aus. Dreimal zogen ſie den ſchweren Schlitten über die Grenze. Nachts brachten ſie die Beute ins Dorf. Da hatten die armen Kar⸗ ner und Keuſchler weitum in der Gegend Feſt⸗ tage, überall gab es„Ampezzaner Braten“. „Leben und leben laſſen!“ ſagte der Thomas. Die Wildnis war ihm ins. Blut gefahren. Bald war er es, ver ven Anfupter machte und die verwegenen Pläne ausdachte. Sie waren nicht immer ganz ſauber. Es gab Tage, wo ſie aus dem Revier kamen und einen guten Handel machten und die Hoſenſäcke voll klingender Kro⸗ nen hatten. Dann ſtrichen ſie durch die Dörfer und ſoffen den Wein aus vollen Fäſſern. Schließ⸗ lich gab es keinen Tanzboden, wo nicht Thomas Hoffingott auftauchte, und hinter ihm der ſchwarze Hackl und der lange Rottenpuecher. Die Bauerndirnen steckten die Köpfe zuſammen, wenn ſie die drei kommen ſahen. Es gab viel übles Gerede in der Gegend. Beſonders über Thomas Hoffingott zerfaſer⸗ ten ſie ſich die Mäuler. Sie ſagten, der Thomas habe ſchuld, daß der alte Pilater ohne Hilf und Beiſtand verſtorben ſei. Damals, als der Joos zur Taufe gehen mußte, ſei es an ihm geweſen. den Acker zu pflügen. Aber er ſei lieber hinauf in den Wald geſtiegen. Man weiß wohl warum. So habe der alte Bauer ſelbſt die Pflugarbeit tun müſſen, die ſeine letzte war. Dann ſei der Thomas mitten in der Nacht heimgekommen und habe den Vater auf der Bahre geſehen. Das ſei ihm ſo arg ins Herz gefahren, daß er nun nicht mehr loskomme davon. Es ſei doch ganz aus der Weiſ', wenn einer, dem ſolcherart der Vater ver⸗ ſtorben iſt, auf den Tanzboden gehe und ſpringe und juchze, als wäre nichts geſchehen; dabei ſei doch kein halbes Jahr vergangen, ſeit die vier Nachbarn den alten Pilater vom Acker getragen haben. Den Mädchen wurde der Thomas geradezu unheimlich. Aber ſie drängten ſich doch alle an ihn, wenn er in den Tanz ſprang. Obwohl er ſich gar nichts aus ihnen machte und das alles bloß tat aus Luſt an der eigenen Wildheit. Beim Sternwirt in Toblach drüben kam dann der Krach. Er nahm eine Dirne zum Tanz, eine große, ſchwarze, bildſauber und ſchlank. Hackl ſtieß ihn warnend in die Seite:„Thomas, paß auf! Dös iſt dem Kerſchbamer ſeine!“, Thomas Hoffingott lachte laut zurück:„Nacher erſt recht!“ Und faßte die Dirne feſter um die Mitte und juchzte hellauf. Es wurde ſehr luſtig beim Sternwirt. Bis der Kerſchbamer aufſtand, langſam, in ſeiner ganzen Größe richtete er ſich auf, der Kerſchbamer, der gefürchtetſte Rangler im gan⸗ zen Land, der noch jeden geworfen hatte. Er ſchob ſich durch die Reihen der Tanzenden. Nur mit den Schultern machte er ſich Platz die Hände hatte er tief in den Hoſenſäcken, als ginge es um die gleichgültigſte Sache der Welt. Vor dem Thomas pflanzte er ſich auf. Der wollte an ihm vorbeitanzen. Doch der Kerſch⸗ bamer verſtellte ihm den Weg und ſtand wieder vor ihm, breit und ſchwer. „Laß mi her!“ Na!“ „Kerſchbamer!“ kreiſchte die Dirne. Er ſchob ſie mit der Hand weg. Der Hackl ſprang hinzu, auch der Rotten⸗ vuecher. Doch der Thomas winkte ihnen ab. Da wichen die paare zurug, und in der Mitte des Saales wurde ein freier Platz. Die Muſik ſetzte aus. Der Kerſchbamer tat langſam die eine Hand aus dem Sack. dann die andere. In ſeiner ganzen Kraft richtete er ſich auf, langſam, und warf ſich dann mit jähem Ruck über den Tho⸗ mas. Er ſchlug dem die Arme um die Bruſt und preßte ihn an ſich, daß die Knochen krachten in den Gelenken. Doch der Thomas ſtemmte ſich dagegen, ſchlüpfte dem Kerſchbamer aus, drehte ſich flink herum und ſprang ihn über den Nacken an. „Du.... keuchte der Kerſchbamer,„du“ Sie faßten ſich wieder, glitten ab, ſprangen ſich an, hin und her ging der Kampf. Es wurde nichts Rechtes. Da ſetzte der Kerſchbamer von neuem an. Es war. als habe er bisher nur mit halber Kraft gerungen, ſo zwang er den Thomas nieder. ſchleuberte ihn auf und wollte ihn niederſchlagen. Blitzſchnell hatte der Thomas die Abſicht er⸗ kannt und den Arm über Schulter und Nacken des Gegners gezwängt. Jetzt hatte er den ſtarken Menſchen im Zwang. So ſehr ſich der auch da⸗ gegen ſtemmte, er kam nicht frei. Mit eiſerner Kraft hielt ihn Thomas feſt. „Er hat ihn derzwungen... ging es durch den Saal,„der Kerſch kimmt nimmer auf! Der Kerſch iſt verſpielt!“ „Verſpielt?“ ſchrien die Toblacher Burſchen und drängten wütend nach vorn. „Das darf nit ſein! Kerſch, hö, drah ihn um! Kerſch, wirf ihn ab!“ Unter den anfeuernden Rufen ſeiner Freunde verſuchte ſich der Kerſchbamer loszumachen. Das Blut ſchoß ihm in den Kopf, ſo ſtemmte er ſich dagegen, mit letzter Kraft verkrampfte er die Arme. Und einen Augenblick ſah es aus., als ob es ihm gelingen würde, freizukommen. Der Tho⸗ mas wankte. wurde unſicher. Raſch zog der Kerſch das Knie auf und verſuchte Halt zu ge⸗ winnen. Doch ſchon hatte ſich der Thomas wieder ganz in der Gewalt und drückte ihn nieder, ganz zu Boden, mit aller Kraft, ihn. den Kerſchbamer, den noch keiner bezwungen hatte. „Verſpielt iſt er!“ ſchrien die anderen,„aus iſt's! Der Kerſch iſt verſpielt!“ „Was iſt er?“ fuhren die Toblacher auf, und einer von ihnen, der junge Schickl. der noch nichts wußte von den Geſetzen des Rangelns, wie ſie überall gelten in Tirol, ſprang hin, und während die beiden noch ineinander verklammt lagen, riß er dem Thomas den Arm zurück. „Was tuſt denn, Schickl? Das gilt nit!“ Mit einem einzigen Satz ſprang der Hackl den jungen Toblacher nieder. Aber der Kerſch hatte den Augenblick benützt, um ſich frei zu machen, und ſtierwütig rannte er den Thomas von neuem an, um ſich für ſeine Niederlage zu rächen. „Dös gilt nit!“ rief der Hackl.„Er war ſchon verſpielt! Dös iſt gegen Recht und Brauch!“ „A Fremder hat da nix z' reden!“ ſchrien die Toblacher. Da gab der Kerſch das Signal:„Tüen m'r die Fremden außi!“ Die Fremden, das waren alle, die aus dem zwei Stunden entfernten Nachbardorf zum Tanz herübergekommen waren. Sie wehrten ſich ver⸗ zweifelt. Aber ſchließlich unterlagen ſie den Ein⸗ heimiſchen. 1 Als alles vorüber war, luden die Toblacher die Verletzten auf einen Wagen, voran den Tho⸗ mas, den Hackl und den Rottenpuecher, und fuhren ſie hinüber in den Dorf. Dort packte ſich der Kerſchbamer, um ſeinen Triumph voll zu machen, den Thomas, der aus mehreren Wunden blutete, auf die Schulter, trug ihn hinauf zum Pilatushof und legte ihn der alten Bäuerin vor die Türe. Die Mutter fragte nicht viel. Es war nicht das erſte Mal, daß ſie den Thomas geſundpfle⸗ gen mußte. Diesmal dauerte es viele Wochen. Da kam ſie doch auf die Sach zurück und meinte:„Tho⸗ mas, i möcht' nur wiſſen, gfallt, wia du es jetzt führſt?“ Thomas antwortete nicht. Augenſcheinlich wußte er ſelbſt nicht, ob ihm das Leben ſo ge⸗ fiel. Beſſer wär's ſchon, man ließe davon. Aber dann, was blieb dann? Den Knecht machen für den Joos Es wurde Herbſt, und der Hackl, der ſich am ſchnellſten von ſeinen Verletzungen erholt hatte, trug wieder etwas Beſonderes mit ſich herum. „Der Jagdherr kommt, Thomas, und der Jäger will ihm etliche Böck' treiben laſſen!“ Thomas ſann nach. Dann hatte es ihn wieder:„Sakra, is ſchad' um die ſchian Böck'!“ „Freilich, ſchad' iſt drum, aber— es iſt nit leicht diesmal. And nacher— wie tut denn dein Fuß? „Mei Fuß iſt wieder ganz gut!“ „Dös iſt recht. Der Rottenpuecher iſt aa wieder z'ſammgeflickt. Lei a biß'n iſt er worden, ſo ham ſie ihm den Schädel eingeſchlagen. Aber dös tut nix. Paß auf, i denk' mir die Sach' ſo.“ Es war ein Hauptſchlag, den der Hackl ſich ausgedacht hatte. Nichts hatte er vergeſſen. Und ſo ging denn auch alles gut. Sogar die letzten drei Böcke konnten ſie noch rechtzeitig ver⸗ ſchleppen. Wie ſie immer zu tun pflegten, wenn ſie nicht in abgelegenen Revieren waren, ſondern daheim im Dorf im herrſchaftlichen Gebiet, hatten ſie ſich auch diesmal die Sache ſo eingeteilt, daß ſie unmittelbar darauf bei einer Bauernarbeit waren, wo ſie jedermann bemerken konnte. So ſtand der Hackl am Morgen nach der an⸗ ſtrengenden Nacht auf dem Miſtwagen draußen am Oberfeld und lud den Miſt ab, in vielen kleinen, regelmäßigen Haufen, das konnte jeder eben. und er tat. als hätte er jein Leben lang ob dir dös Leben ROMAN vod ils TRENKER nechts anderes getan. Ganz fröhlich machte er ſeine Arbeit und pfiff ſich eins. Am Weg draußen ging der Jäger vorbei mit den Gendarmen. Sie blieben ſteben und ſchauten zu ihm herüber. Jetzt zählen ſie wohl, dachte der Hgckl und griente im Herzen, wieviele Haufen ich ſchon abgeladen hab'? Es waren viele. Da brauchte einer den ganzen Tag dafür, von der erſten Morgenſtunde an. Die da am Weg da draußen konnten ja nicht wiſſen, daß er ſchon in der halben Nacht vorgearbeitet hatte, um ſich im erſten Schußlicht etliche Stunden freizumachen. Sie ſtanden beiſammen und beſprachen ſich eine Weile lang. Dann gingen ſie. Schmunzelnd, nun aber auch ganz äußerlich, richtete der Hackl ſich boch. Und doch— obwohl ihm niemand etwas nach⸗ weiſen konnte, noch ehe der Tag zu Ende war, geſchah etwas, etwas Seltſames, Wunderliches, wie es ſich keiner je hätte denken können. Der Jagdherr kam auf ſeinem Spaziergang am Pilatushof vorüber, der Herr Senator Pier, Reeder und Großkaufmann in Hamburg. ein ſtattlicher, breitſchultriger Herr, jung noch und beweglich, trotz ſeiner fünfundfünfzig Jahre. Er hatte vom Tode des alten Pilater gehört, den er wegen ſeines Fleißes und ſeiner Redlich⸗ keit ſo hoch geſchätzt hatte. Nun trat er zur alten Bäuerin hin. die in der milden Herbſtſonne vor dem Austraghäuſl ſaß und Wolle zupfte, und ſagte ihr, wie leid ihm geweſen ſei, als er dieſe Nachricht erhalten habe. Umſtändlich, wie es in der Art der alten Leute liegt, erzählte ſie ihm von dem ſeltſamen Sterben des alten Bauern. Der Senator hatte ſich neben die alte Bäue⸗ rin auf die Bank geſetzt. Das ſei der ſchönſte Tod, den ein Bauer haben könne, meinte er, ſo am Pfluge ſterben, mitten in der Arbeit. Es dämmerte ſchon unten im Tal. Noch immer ſaß der Senator neben der alten Pila⸗ terin. Sicher wollte der noch was anderes. Die Mannsleute kamen vom Feld herein. Der Senator zeigte zu ihnen hin:„Das ſind Eure Söhne, Pilaterin, wie? Da iſt wohl einer der Bauer jetzt auf dem Hofe?“ „Ja. der Joos, der grad die Senſ' auſhängt. Er iſt der Aeltere und jetzt der Bauer. Und der andere nebenbei, der blondſchopfete, das iſt der Klaus, der jüngſte. Sie ſein Grummet mahn g'weſen, heut.“ Nein, vom Thomas wollte ſie lieber nichts ſagen. „Und zwiſchen dem Joos und dem Klaus?“ „Da iſt der Adam. Aber der iſt fort in die Fabrik, draußen im Deutſchen Reich, in der Stadt Eſſen.“ „Ich meine den andern, den, der dort mit dem Wagen kommt?“ Die Alte beugte ſich tiefer über ihre Wolle. „Der tut beut Miſt fahren. Dös iſt der Thomas.“ Alſo doch. Sie ſchielte ihn von der Seite an. Es mußte ja ſo kommen. Der Senator war aufgeſtanden und hatte den Thomas herangewinkt. Langſam kam der näher. Doch der Senator ſtreckte ihm die Hand ent⸗ gegen:„Ich habe viel von Ihnen gehört, Thomas Hoffingott.“ „So?“ Ach nein, ſo fing der ihn nicht. Der Senator betrachtete den großen, ſehnigen Burſchen. Der Thomas nahm nachläſſig die Miſt⸗ gabel wieder, die er an die Hauswand gelehnt hatte, und wollte gehen.“ „Ich hätte gern mit Ihnen geſprochen.“ „Mit mir, Herr?“ „Könnten Sie mich nicht ein Stück be⸗ gleiten?“ „Ja, i woaß nit. glaubt..“ Der Senator gab der alten Bäuerin die Hand zum Abſchied. Verwundert ſchaute ſie ihnen nach. Jetzt würde es um den Thomas geſchehen ſein. Eine Weile gingen die beiden Männer ſchwei⸗ gend nebeneinander. Dann ſagte der Senator: „Mein Jäger hat mir von Ihnen erzählt.“ Der Thomas blieb ſtehen:„Was Euer Jäger derzählt. gebt mi nir an!“ 5 Aber wann der Herr „Es iſt nicht das, reden will!“ „Dös iſt mir gleich. Seit der Früh' bin i heut bei der Miſtarbeit, und i möcht' no' z' End kommen damit. Kann i wieder gehn?“ „Gleich. Ich will Ihnen nur einen Vorſchlag machen. Ich kann den alten Jäger nicht mehr allein laſſen. Das Revier iſt zu groß. Die Zeit iſt unruhig. Es gibt viel Verdruß, ſehr viel. Ich muß einen zweiten Jäger beſtellen. Da dachte ich an Sie. Thomas Hoffingott. worüber ich mit Ihnen „An mi“ Wie er das verfteyen ſoure, wußte er wirklich nicht.„J ſoll an Jäger abgeben?“ Er lachte heiſer auf. „Ich habe Ihren Vater gekannt, dem Sie ſo A ſind, ähnlicher als die anderen, Ihre rüder „Den Vater... den laſſen mir da aus'm Spiel. Herr!“ ö „Ich weiß, wie Sie das meinen, Thomas. Es wird die Zeit kommen, wo Sie ſpüren, wie ſehr Sie nach ihm geraten. Wenn Sie nur einmal richtig in einer Arbeit ſind. Das iſt es, was — brauchen. Und darum will ich Sie als Jäger haben „Na, Herr, das geht nit. J kann nit. Guet Nacht, Herr.“ Der Senator ſah dem Burſchen in die Augen und ſtreckte ihm die Hand hin. Gradheit ſchaute aus ſeinem offenen Geſicht:„Wollen Sie, Tho⸗ mas Hoffingott?“ „Herr, es iſt alles ſo ſchnell daherkommen. J bin da mitten in der Arbeit,„ Es bat mir no koan Menſch ſo viel vertraut... aber das iſt ja bloß, weil der Herr nit woa „Und wenn ich nun alles wüßte, Thomas?“ „Der Herr woaß nit, wia es bei mir iſt!“ „Aber ich weiß: Ich kann Ihnen vertrauen, und ich will Sie ſo, wie Sie ſind!“ * inn „Ja. 6 Noch eine Weile ſchaute Thomas auf die dar⸗ gebotene Hand. Dann ſchlug er ein. 4. Kapitel Das war der ſeltſamſte Tag im Leben des Thomas Hoffingott, da er in der erſten Morgen⸗ ſtunde verſtohlen, einen gewilderten Bock auf dem Rücken, aus dem Revier herausgeſchlichen war, und in der letzten Stunde des Abends als berrſchaftlicher Jäger heimkam. Er fand keinen Schlaf in dieſer Nacht. War das alles doch nur eine Falle? Wollte ihn der Senator nur binden, um hinter ſeine geheimen Schliche zu kommen. Er, der Thomas Hoffingott, von dem jeder wußte landaus, landein, wie leicht ibm die Kugel im Laufe ſaß, der ſollte nun als herrſchaftlicher Jäger umberlaufen? Dann aber ſah er den klaren, offenen Blick des Norddeutſchen wieder, Augen, vor denen wohl nicht leicht etwas zu verbergen war. Wie batte er geſagt?„Und wenn ich alles wüßte?“ Nein, der meinte es dennoch ehrlich mit ihm. Thomas' Bruſt hob ſich vor Stolz über ſo viel Vertrauen. Dem alten Jäger freilich ging die Sache ordentlich gegen den Strich, das merkte Thomas, als er am Morgen ins Jagdhaus kam, um auf den Herrn zu warten und ſich zum Dienſtantritt zu melden, wenn es alſo wirklich ſein ſollte. Der alte, triefäugige Dachhund, krank und knurrig wie ſein Herr, ſchnüffelte unruhig in der Luft; als ſei ihm etwas Unrechtes in die Naſe kommen, fuhr er dem Thomas unter Aufbietung ſeiner ganzen Lebenskraft an die Beine. Der Alte lachte hämiſch:„Was ſo ein Hund doch die richtige Witterung hat, nit wahr?“ Jetzt erſt recht! dachte Thomas, jetzt erſt recht! Du wirſt mir ſchon reden, dachte der alte Waldmann. drückte die Pfeife tiefer in den Mundwinkel und fragte ſpöttiſch, ob er denn ſchon einmal ein Gewehr in der Hand gehabt habe. Er verhuſtete ſich vor Lachen. Der Herr Senator werde ſchon wiſſen, wen er zu ſeinem Jäger dache, meinte der Thomas leichthin. f „Ja, das weiß er;“ ſuhr der Alte auf, wieder ganz ernſt vor ſo viel Frechheit,„bei Gott, das weiß er!“ Der Hund meldete den Jagdherrn an, und der Alte ſchwieg. Thomas beſah ſich die Geweſhe an der Mand. Had ſchon Beſſe res geſehen. dachter er. Der Senator trat ein und dam gleich auf wn zu, richtig erfreut:„Thomas, da ſind Sie ja] Ich dachte ſchon— nein, ich dachte es eigentlich nicht. Ich weiß ja, ein Haudſchlag gilt bei euch mehr als tauſend Schwäre. Und—“ er ſah ſeinem neuen Jäger noch einmal voll ins Geſicht—„ein 8 iſt ein Handſchlag, nicht mein unge?!“ Da ſtreckte Thomas ſeine Hand gern aus und der Senator ſchüttelte ſie herzlich. Darauf wen⸗ dete er ſich an ſeinen alten Jäger. „Na, und Sie Alter? Schon Freundſchaft ge⸗ ſchloſſen mit dem jungen Mann?“ Der Jäger 5 gegen die Decke. Lachend fuhr der Jagdherr fort: „Das braucht ſeine Zeit, ich verſtehe. Und was macht das Bein?“. „Schlimm, Herr Senator“, knurrte der Jäger, „heut viel ſchlimmer!“ „Da iſt ihm über Nacht wohl ſonſt noch aller⸗ hand ins Bein gefahren, wie? Na, wir wollen das Uebel ſchon kurieren. Einmal die verdammte Stelze tüchtig in Moorerde packen, verſtanden? Das zieht die Gicht nur ſo heraus! Ins Revier St heute der Hoffingott mit. Wir wollen unſere che nochmals in Ruhe bereden!“— Der Anfang war ſchwer, bitter ſchwer für Thomas, Das Bereden mit dem Senator? Da war nichts mehr zu bereden. Bloß die andern. Die hörten nicht auf mit dem Reden. Ueberall ſtieß der Thomas auf Hohn und Mißtrauen. Bald ging ſehr übles Getratſch durch das Dorf. Von Angeben und Verraten und Judas⸗Spielen und ſo weiter. Und daß dies alles viel ſchlimmer ſei als das Leben vorher. Allein das Vertrauen, das ihm der Senator entgegenbrachte. half dem neuen Jäger über die Widerwärtigkeiten hinweg. Boch er mied die Menſchen. Zwar wohnte er noch auf dem Pila⸗ tushof; denn ſdlange die Erbſchaftsſache nicht ge⸗ ordnet war, wollte er auf ſein Anrecht, auf dem Hofe zu bleiben, nicht verzichten. Aber er ging im erſten Morgengrauen hinüber ins Jagdhaus und kam erſt ſpät am Abend aus dem Revier. Es war außerdem nicht leicht, ſich in dem neuen Dienſt zurechtzufinden. Der alte Jäger, der nach einiger Zeit kalten Abwartens froh war über die Entlastung, die ſein Dienſt erfuhr, ging dem Gehilfen an die Hand und als er ſah, wie ſauber und gründlich Thomas ſeine Pflicht er⸗ . nicht bloß mit natürlichem Geſchick und ener bäuerlichen Gewiſſenhaftigkeit, die ihm nun einmal im Bluté lag, ſchmolz bald das letzte Mißtrauen dahin, und hinter der rauhen, ſtach⸗ ligen Schale kam der gute Kern zum Vorſchein. Als es ſo weit war, freute ſich der Thomas zum erſten Male richtig über ſeinen Dienſt. Am ſchönſten aber waren die Pirſchgänge mit m Senator, der nicht nur ein vorzüglicher Weidmann und guter Bergſteiger war, ſondern auch ein verſtändiger Kamerad. Thomas grübelte ſchwer darüber, womit er dieſes Glück verdient hatte. Da war nun ein Menſch, der ihm vertraute wie einem alten bewährten Freund. Er ſpürte dieſes Vertrauen faſt körperlich an ſich, es hob ihn aus dem Taumel der Wirrnis heraus in eine freiere, reinere Luft, es war eine andere Welt, in der er jetzt lebte. (Fortſetzung folgt) d der daz homgs) ile erttauen, die dar ben des 2505 10 auf echlichen ends alz . Nur ihn der heimer ffingott, , wie lte zun en Blick denen u. Mie vüßte?“ it ihm. fo diel e Suche omas, um auf tantritt lte. det kurtig r Luft, ade ge⸗ betung „ Der oh die t tuch. et alte in den n ha t habe. enatot Ager wieder tt, das ind det he as let. er wech 101 50 18 ud ven aft ge⸗ r ſch t ſott: N pas Net, allet⸗ vollen N ä—.———— Der Tag der großen Lolal-Treffen! Kickers Offenbach-J 3 B. 1:1, Un. mannheim-5 B. Waldhof 2:1, Kickers Alullgarl-Bf 5. 3:1, Bayern-1860 münchen 00 Jußballſporkverein ungeſchlagen! Kickers Offenbach— 55. Frankfurk 1:1 lo: 0 Funball in Zahlen Jüddeulſche Meiſterſchaftsſpiele Gau Südweſt Eintracht Frankfurt— Bor. Neunkirchen Kickers Offenbach— FSV. Frankfurt Reichsbahn/ Rotweiß— Wormatia Worms SV. Wiesbaden— TSG. 61 Ludwigshafen FV. Saarbrücken— Fa 03 Pirmaſens Gau Baden — 222 822 SV. Waldhof— VfR. Mannheim 12 1. FC. Pforzheim— FC. Offenburg 6·1 Vf. Neckarau— SpVg. Sandhofen 2:0 Karlsruher FV— Phönix Karlsruhe 1:0 Freiburger FC.— VfB. Mühlburg 3·⁰ Gau Württemberg Stuttgarter Kickers— VfB Stuttgart 3:1 Union Böckingen— FV. Zuffenhauſen 2:0 Ulmer FV. 94— SSV. Ulm 1·1 Gau Bayern SpVg. Fürth— FC. 05 Schweinfurt 2 Jahn Regensburg— Neumeyer Nürnberg 113 Bayern München— TSV. 1860 München 0:0 Schwaben Augsburg— 1. FC. Nürnberg 2:2 VB. Coburg— BC. Augsburg 21 Gau Heſſen a fs Friedberg— Heſſen Bad Hersfeld 0:2 SpV. Kaſſel— Kurheſſen Kaſſel 2:1 Kewa Wachenbuchen— VfB. Großauheim 110 X 5 N Zezirksklaſſe im Punklekampf Rheinpfalz Olympia Lorſch— VfR Frankenthal 2:0 Norm. Pfiffligheim— 08 Mutterſtadt 351 VfR. Bürſtadt— TSG. Oppau 14 Ol. Lampertheim— Vf. Frieſenheim 111 fL. 47 Speyer— Blauweiß Worms 4:0 Turg Ludwigshafen— VfR. Oggersheim 321 Reichsb. L'hafen— Sppgg. Mundenheim 215 Rheinheſſen TSV. Abenheim— Reichsb./05 Mainz 32 03 Mombach— FV. Hofheim 72 Haſſia Bingen— FV. 02 Biebrich 3 Opel Rüſſelsheim— SV. 09 Flörsheim 6:0 Tura Kaſtel— Spielvgg. Weiſenau 2:4 Viktoria Walldorf— Fontana Finthen 311 Mittelpfalz 1. JC. Kaiſerslautern— VB. Zweibrücken 8:0 TSG. Kaiſerslautern— TSV. Landſtuhl 4:2 Pirmaſens 05— Homburg/ Nord 172 FC. Rodalben— fe. Homburg 3:2 Kammgarn Klautern— Vfg. Klautern 4:0 Gruppe Main Viktoria Eckenheim— Union Niederad 18 918. Unterlinderb.—Spog. Berg.⸗Enkh. 2:2 Vf. 47 Rödelheim— Germ. Schwanheim 1:4 SpVg. 02 Griesheim— JG. Frankfurt 3:2 SpVg. 03 Fechenheim— FV. Sprendling. 2:5 VfL. Germania 94— Sportfr. Frankf. 2:4 Gruppen Starkenburg Ge. Darmſtadt— BSC. 99 Offenbach 1:0 Spg. 04 Arheilgen— VfB. Offenbach 3:0 Kick.⸗Vikt. Mühlheim— SC. 07 Bürgel 3:1 FC. 03 Egelsbach— Germ. Oberroden 3:0 SV. Heuſenſtamm— SV. 98 Darmſtadt 5:4 Kickers Obertshauſen— Haſſia Dieburg 611 Gruppe Saar SV. 09 Völklingen— Vf. Güdingen 3:8 FC. Quierſchied— Vf. Dudweiler 1:5 Uf. Dillingen— Sportgemeinde Burbach 1:4 Saar Saarlautern— Saar 05 Saarbr. 4:2 TSV. Sulzbach— FV. Diefflen 1 IC. Mittelbexbach— VfB. Theley 8:0 Unterbaden⸗Weſt Amicitig Viernheim— FV. Brühl 2:0 Germania Friedrichsfeld— SC. Käfertal 111 FV. Weinheim— Olympia Neulußheim 20 Fortuna Heddesheim— Alem. Ilvesheim 13 Hockenheim 08— Phönix Mannheim 321 * Würltembergs Meiſter geſchlagen Stuttgarter Kickers— BfB. Stuttgart 3:1(2:0) Mit einem überraſchenden 3:1(2:0)⸗Siege der Kickers endete der Stuttgarter Lokalkampf ge⸗ gen den VfB. vor 18 000 Zuſchauern in der Adolf⸗Hitler⸗Kampfbahn. Die Kickers hatten die beſſere, durchſchlagskräftigere Elf zur Stelle und ließen dem Meiſter keine Zeit zur Entfal⸗ tung. Dazu hatte der VfB. noch Pech, als Mitte der erſten Halbzeit Koch und Kraft ver⸗ letzt ausſcheiden mußten und erſt beim Seiten- wechſel wieder mitſpielten. a Die Kickers begannen ſofort mit ſchnellen Angriffen und überrumpelten den VfB.⸗Tor⸗ hüter bereits in der zweiten Minute, als Kipp nach einer Flanke von Frey ins Schwarze traf. In der 15. Minute hieß es bereits 2:0, Merz hatte einen Handelfmeter verwandelt. Der durch das Ausſcheiden von Koch und Kraft ſtark geſchwächte VfB. wurde nun ganz in die Verteidigung zurückgedrängt. Als nach der Pauſe der Meiſter wieder mit voller Mann- ſchaft antrat, übernahm er das Kommando, doch konnten die Kickers überraſchend in der 53. Minute durch Kipp auf 3:0 erhöhen. Sechs Minuten ſpäter ließ Lehmann(VfB.) einen Elfmeterball aus. Kurz darauf verwandelte Koch einen zweiten Elfmeter zum Ehrentreffer für den Meiſter. Reinhardt(Stuttgart) pfiff den Kampf. f Nun hat der FSV. Frankfurt auch das ſchwere Spiel in Offenbach erfolgreich über⸗ ſtanden, denn nach Lage der Dinge und bei der bekannten Stärke der Kickers⸗Elf muß die ⸗ ſes auf dem„Bieberer Berg“ erzielte Unent⸗ ſchieden als ein Erfolg für Bornheim gewer⸗ tet werden. Die Kickers lieferten in heimiſcher Umgebung vor mehr als 10 000 Beſuchern das erwartete gute Spiel, und als ſie 13 Minuten vor Schluß das Führungstor erzielten, ſchien ihr Sieg ſicherzuſtehen. Aber der FSV be ⸗ wies auch in dieſem Treffen ſeine Kampfkraft und die Eigenſchaft, ſich bis zum Schlußpfiff einzuſetzen. So fiel, ſozuſagen Sekunden vor dem Ende, doch noch der Ausgleich, nachdem man im Kickers⸗Lager ſchon„auf dem Sprung“ war, einen großen Sieg zu feiern. Als Mannſchaft konnten die Kickers eine Idee beſſer gefallen als der FSV. Die Hinter⸗ mannſchaft der Gaſtgeber war gewohnt ſicher und wurde von dem alles überragenden Lehr geſchickt dirigiert und eingeſetzt. Der Sturm war ſtets ſehr gefährlich, ohne allerdings jene letzte Entſchloſſenheit aufzubringen, die not⸗ wendig geweſen wäre, um die wieder vorzüg⸗ liche FSV.⸗Abwehr ernſtlich in Verlegenheit zu bringen. Bei den Frankfurtern flanden ebenfalls die beſten Kräfte in der Abwehr. Dietſch ſetzte ſich aufopfernd ein, aber auch ſeins Umgebung war vollauf auf der Höhe. Der Sturm ließ oft die notwendige Zuſammen⸗ arbeit vermiſſen und die Einzelaktionen blie⸗ ben gegen die vorzügliche Kickers⸗Abwehr er⸗ folglos. Die erſte Halbzeit verlief bei ziemlich ausge⸗ glichenem Spiel torlos. Nach Seitenwechſel drängten die Kickers etwas und 13 Minuten vor Schluß erzielte Göhlich aus einem Ge⸗ dränge heraus das vielbeſubelte Führungstor. Der FSV. kämpfte verzweifelt und ſchaffte auch eine Minute vor dem Abpfiff durch den Außenläufer Böttgen den Ausgleich. Vormalia ſett ſich durch Reichsbahn Frankfurt Wormatia Worms 123(0:2) Das erſte Spiel der Doppelveranſtaltung auf dem Frankfurter Riederwald Sportplatz, das von Reichsbahn Frankfurt und Wormatia Worms beſtritten wurde, konnte die 8000 Be⸗ ſucher, die ſich bei herrlichem Wetter eingefun⸗ den hatten, wirklich nicht begeiſtern Schwach war vor allem die Reichsbahnelf, die ohne den vom Verein geſperrten Remmert antrat und vor allem im Sturm überaus beſcheidene Lei⸗ ſtungen bot. Am beſten ſchlug ſich noch die Ab- wehr, doch vermißte man auch hier oft die be⸗ freienden Schläge und eine ſichere Deckung. Worms war ſpieleriſch eindeutig beſſer, ohne allerdings voll befriedigen zu können. Die Hin⸗ termannſchaft ſpielte ziemlich fehlerfrei und im Sturm war wieder einmal Eckert, der zwei feine Tore ſchoß, aber zwei weitere„verſchenk⸗ te“, die treibende Kraft. Eckert ſchoß nach einer Viertelſtunde mit Bombenſchuß das erſte Tor und erhöhte wenig ſpäter nach prächtigem Al⸗ leingang auf 2:0. Wormatia beherrſchte klar das Spiel, aber die Stürmer waren im all⸗ gemeinen nicht entſchloſſen genug. Eine Vier⸗ telſtunde nach Seitenwechſel kam Frankfurt durch einen Ueberraſchungsſchuß ſeines linken Flügelſtürmers Winter auf 2:1 heran. Wor⸗ matia machte aber alle Frankfurter Hoff— nungen durch ein drittes Tor zunichte, das Pohle erzielte.— Schiedsrichter war Urnau (Saarwellingen). Glücklicher Gäſte-Sieg! FV. Saarbrücken 5 95 03 Pirmaſens 1:2 00) Zu einem ſehr glücklichen Sieg und damit zu wei wertvollen Punkten kam der F. Pirma⸗ ens in Saarbrücken. Das Spiel näherte ſich ſchon ſeinem Ende, als die Gäſte, die nach Sei tenwechſel in veränderter Sturmaufſtellung ſpielten, durch ihren Linksaußen Bille die Füh⸗ rung errangen. In den letzten Minuten über- ſtürzten ſich dann die Ereigniſſe. Saarbrücken bekam einen Elfmeter zugeſprochen, den Sold mit gewohnter Sicherheit verwandelte, aber dann ſchlängelte ſich wieder der vorzügliche Bille durch die Saarbrücker Reihen und buchte einen zweiten Treffer, der den Sieg bedeutete. Zwar kam Saarbrücken in den Schlußminuten noch zu drei Eckbällen, aber der wohlverdiente Ausgleich ſtellte ſich nicht mehr ein. In dieſen hochdramatiſchen Sekunden hatten die Saar- brücker Stürmer viel Pech, denn zweimal prallte der Ball vom Torpfoſten zurück. So hieß es am Schluß 2:1 für die glücklicheren Pirmaſenſer. Die Gäſte ſtellten eine vor allem in der Ab⸗ wehr ſehr ſtarke Elf ins Feld. Die beſten Kräfte waren wohl Kirchhöfer in der Läufer⸗ reihe und Bille im Sturm. Bei Saarbrücken ließ der im Feld nicht ſchlechte Sturm die not— wendige Durchſchlagskraft vermiſſen. Schieds⸗ richter Schmidt(Frankfurt); 3000 Zuſchauer. 25 000 beim Mannheimer„Derby“ 33. Valdhof- fn. „Das erſte Zuſammentreffen der beiden Orts⸗ rivalen SB. Waldhof und Vfg. Mannheim ging vor 25 000 Zuſchauern unter Leitung von Peiſeler(Karlsruhe) vor ſich. Unter den Beſuchern befand ſich übrigens auch Reichs⸗ trainer Herberger. Der Meiſter Vfdt. kam mit 2:1(2:0) Toren zu einem knappen, aber ver⸗ dienten Siege. Oblvohl Waldhof in beiden Spielhälften jeweils die erſten 20 Minuten überlegen ſpielte, kam in dieſer Zeit doch kein zählbarer Treffer zuſtande. Spielte der Sturm auch noch ſo ſchön im Felde, im VfR.⸗Straf⸗ raum verſagte er zu oft. Dagegen wirkte der Meiſter erheblich durchſchlagskräftiger. Beſter Spieler beim VfR. war jedoch der Torhüter Vetter, dem auch der Erfolg zu einem großen Teil zu verdanken war. Waldhof legte ſich gleich mächtig ins Zeug. Doch in dieſe Drangperiode hinein platzte der erſte Gegentreffer, den Spindler durch einen Strafſtoß in der 13. Minute erzielte. Und in der 28. Minute, als das Spiel ausgeglichener geworden war, erhöhte Striebinger auf 2:0 für den Vfg. Nach der Pauſe bot ſich das gleiche Bild. Zunächſt drängte Waldhof, konnte ſich aber nicht durchſetzen. Erſt als zum Schluß Heermann in den Angriff ging, klappte es beſ⸗ ſer. Güntherrot glückte dann fünf Minuten vor Schluß der Ehrentreffer für Waldhof. Die badiſche Gauliga-Tabelle 0 VfR. Mannheim 9 18:5 12 1.. Poren 1 1 217 11 VfL. Neckarau oe ns Karlsruher FV. s 1419 8 Freiburger FC. 108 14:14 8 SV. Waldhof 18:9 1 VfB. Mühlburg n 6:7 5 FV. Offenburg 66 Phönix Karlsruhe 6 0 1 5 6:14 1 Sp.⸗Vg. Sandhofen 6 0 0 6 2:20 0 Jandhofen weiter ohne gieg Vfe. Neckarau— SpVg. Sandhofen 2:0(1:0) Vor dem großen Mannheimer Lokalkampf SV. Waldhof gegen Vfgt. Mannheim gab es im Mannheimer Stadion die Begegnung zwiſchen dem Vfe. Neckarau und der Spög. Sandhofen. Die Gäſte konnten auch dieſes Spiel zu keinem Erfolg geſtalten und unterlagen 0:2(0:1). Ne arau übernahm ſofort das Kommando und kam mit temperamentvollen Angriffen im⸗ mer wieder vor das gegneriſche Tor. Sand⸗ hofens Verteidigung hielt zunächſt wohl dicht, ließ aber in der 12. Minute Roth zum Schuß kommen, der den Schlußmann der Gäſte zun Mannheim 1:2(0:2 erſtenmal überwand. Kurz darauf hätte es bei⸗ nahe den Ausgleich gegeben, aber der Ball prallte von der Latte ab und rollte ins Feld zurück. Nach der Pauſe war Neckarau* tonangehend und erhöhte in der 20. Minute ſeinen Vorſprung durch Lutz auf 2:0. Damit war das Treffen entſchieden. Zwölf Minuten ſpäter wurde Hack im Strafraum der Gäſte unfair gelegt, aber Wenzelburger meiſterte den Elfmeterball mit großer Sicherheit. Bis zum 3 ereignete ſich nichts mehr von Bedeu⸗ ung. Um den Tſchammer⸗-Pokal Die Paarungen für die 5. Schlußrunde Die Reichsſportführung hat am Sonntag— abend die Paarungen für die 5. Schlußrunde im Tſchammer⸗ Pokalwettbewerb, die am Sonn- tag, 27. November, zur Entſcheidung ſteht, be⸗ . Folgende Spiele wurden aus⸗ geloſt: 1. FC. Nürnberg— Vienna Wien SV. Waldhof— Rapid Wien 1860 München oder Bl. W. Berlin— FSV. Wiener SC.— Grazer AC. Der Gegner für den FSV. Frankfurt ſteht zur Stunde noch nicht endgültig feſt, denn lauweiß Berlin hat gegen die Wertung des von 1860 München mit 221 gewonnenen Spiels der 4. Schlußrunde auf Grund des 8 1 der Sportordnung(Nichtbezahlung von Reichsbund⸗ abgaben!) Einſpruch erhoben. Die Entſchei⸗ dung, ob 1860 im Wettbewerb bleibt oder durch die Berliner Mannſchaft erſetzt wird, fällt ſchon in den nächſten Tagen. Varſchau-Budapeſt-Belgrad Drei Englandſpiele auf dem Kontinent Obgleich eine endgültige Entſcheidung des engliſchen Fußball⸗Verbandes über die im kom⸗ menden Frühjahr auf dem Feſtland auszutra⸗ genden Länderſpiele noch nicht getroffen iſt, ſteht doch ſchon mit ziemlicher Sicherheit der Reiſeplan feſt. Der erſte Beſuch gilt Polen am 7. Mai in Warſchau, am 14. Mai ſpielen die Engländer in Budapeſt gegen Ungarn und ſie beſchließen die Reiſe mit einem Treffen am 21. Mai in Belgrad gegen Jugofla⸗ wien Es iſt anzunehmen, daß die italie⸗ niſche Einladung zu einem Länderſpiel in Rom zurückgeſtellt wird. Die Lage im Gau Südr e l Nach dem 13. November 1938 Eintracht Frankfurt 9 6 0 3 27:13 126 Wormatia Worms 5 2 2 1510 1216 FSV. Frankfurt e Kickers Offenbach i Reichsb. Frankfurt F Bor. Neunkirchen 9 3 2 4 19:14 8.10 FK. 03 Pirmaſens 9 3 1 5 9219 711 SV. Wiesbaden tien 8 TSG. 61 Ludwigshaf. 9 3 0 6 13:24 612 FV. Saarbrücken 8 2 6 1121 11 Kommende Spiele: Worm. Worms— Stadtelf Worms(Mitwoch) Sonntag, 20. November Gau Südweſt— Gau Württemberg e hal) FSB. Frankfurt— JV. Saarbrücken . ˙ mim ꝗ]ꝗꝗ pp Beſſerer Einfrachl-Zlurm enkſchied Eintracht Frankfurt— Boruſſia Neunkirchen 4:1(0:1) Nach einer verhältnismäßig ſchwachen erſten Halbzeit gelang dem Gaumeiſter doch noch ein zahlenmäßig klarer Sieg über die vorzügliche Neunkirchner Elf, die faſt mit dem Pauſenpfiff zuſammen die Führung erlangt hatte. Die Ein⸗ tracht hatte erſtmalig den früheren öſterreichi⸗ ſchen Nattonalſpieler Künz zur Stelle, der ſich als eine Verſtärkung der Abwehr erwies. Zah⸗ lenmäßig iſt der Frankfurter Sieg etwas zu hoch ausgefallen, denn die Boruſſen waren im Feld ziemlich gleichwertig. Auch der Sturm ſpielte gut, vor allem Cerha zeichnete ſich durch gute Aufbauarbeit aus, aber Fiſcher im Ein⸗ trachttor hatte wieder einen Glanztag und wurde auch mit den beſtgemeinten Schüſſen der Gäſte fertig. In der zweiten Halbzeit kam die Boruſſen-Abwehr etwas ins Wanken und der Eintracht-Sturm nützte die Schwächen ſofort aus.— Neunkirchens Führungstor fiel in der 45. Minute durch Cerha. Gleich nach Seiten⸗ wechſel glich Frankfurt durch Wirſching aus und Mitte der Halbzeit ſchoß Schmitt einen Elfmeterball ein. Durch Röll und Groß gab es in den letzten Minuten noch zwei weitere Treffer. Schiedsrichter Becker(Ludwigshafen). Wiesbaden holk Punkte auf SV. Wiesbaden— 1 80 Ludwigshafen 4:1 (1:1) Viel ſchwerer als erwartet, hatte der SV. Wiesbaden gegen Ludwigshafen zu kämpfen, ehe der Sieg feſtſtand. Beim Stand von 211 drängte Ludwigshafen ſtändig, hatte aber ſehr viel Schußpech und konnte ſo das Ergebnds nicht verbeſſern. Wiesbaden dagegen ſtellte in den letzten zwei Minuten das Ergebnis noch auf 4:1. Durch einen von Hörnle direkt ver⸗ wandelten Eckball ſicherten ſich die Pfälzer die Führung, doch glich Wiesbaden noch vor der Pauſe durch Hombach aus. Sofort nach Wie⸗ derbeginn ſchoß Wiesbaden durch Neiße ein zweites Tor, und dieſer knappe Vorſprung wurde mit verſtärkter Verteidigung gehalten. Drei Minuten vor Schluß ergab ein Kopfball von Fleiſch das dritte Tor, und Sekunden ſpä⸗ ter erhöhte Fuchs mit Bombenſchuß auf 411. Riehm und Hörnle taten ſich bei Ludwigshafen hervor; bei Wiesbaden waren Fuchs und Sie⸗ bentritt die Beſten. Schiedsrichter Ferdinand(Frankfurth. Balke ſchwimmk Welfrekord! 100 Mtr. Bruſt in 109,5 Minuten Die großartige Form, die unſer beſter Bruſt⸗ ſchwimmer und Euxropameiſter Joachim Balke(Bremiſcher SV.) in letzter Zeit ge⸗ zeigt hatte, ließ recht bald mit neuen Rekord⸗ leiſtungen des Bremers rechnen. Am Samstag unternahm Balke bei einem Kreisſchwimmfeſt in Bremen unter offizieller Kontrolle einen Weltrekordverſuch über 100 Mtr. Bruſt. Unſer Meiſter legte die Strecke in 1209,5 Minuten zu⸗ rück und verbeſſerte damit die bisherige Welt⸗ beſtleiſtung des Franzoſen Cartonnet um drei Zehntelſekunden. Der Amerikaner Kafley hat zwar ſchon auf einer 25 Pards-Bahn 108,6 Minuten geſchwommen, doch kann dieſe Lei⸗ ſtung als Weltrekord nicht anerkannt werden, da nach den Londoner Beſchlüſſen Beſtleiſtun⸗ gen über 100 Mtr. nur auf einer 25⸗Mtr.⸗Bahn geſchwommen werden können. Balke legte bei ſeiner Rekordleiſtung die er⸗ ſten 50 Meter im Schmetterlingſtil in 31 Se⸗ kunden zurück. Dann wechſelte er zum deut⸗ ſchen Stil, wurde dabei aber nur unweſentlich langſamer. Mit Sicherheit darf man die An- erkennung als Weltrekord erwarten, da die Kontrolle einwandfrei war und in London der deutſche Vorſchlag, nur noch im Wettkampf er⸗ zielte Beſtleiſtungen anzuerkennen, abgelehnt wurde. Balke hat damit ſeinen erſten Welt⸗ rekord und ſeine dritte Europabeſtleiſtung an ſich gebracht. Die bisherige deutſche Beſtleiſtung über 100 Mtr. Bruſt hielt der Magdeburger tudi Ohrdorf mit 1:10,8 Minuten. Sporkneuigkeiten in Kürze Die„Großen Preiſe“ der Reichshauptſtadt wurden am Samstag abend bei den Radren⸗ nen in der überfüllten Deutſchlandhalle ent⸗ ſchieden. Bei den Fliegern gewann Weltmeiſter van Vliet(Holland) vor Richter, Geérardin, Merkens und Scherens und bei den Stehern. kam Stach(Berlin) vor Weltmeiſter Metze, Lohmann und Hoffmann zum Sieg. Das Opfertagsſchießen des Deutſchen Schützenverbandes brachte das anſehnliche Er⸗ gebnis von 23 916,80 Mark, Das bedeutet ge⸗ genüber dem Vorjahr eine Steigerung um das Doppelte. Bei den Punkteſpielen im engliſchen Fuß⸗ ball büßten am Samstag alle führenden Mann⸗ ſchaften Punkte ein. Derby County und Ever⸗ ton wurden ſogar geſchlagen, aber in der Reihenfolge der Tabelle iſt an der Spitze keine Aenderung eingetreten. 5 c——— S 11 7 18 1 194 1 11 —— Bekanntmachungen Ortsgruppe Dienſtſtunden der her A. S. D. A. P. Viernheim N S.⸗Beratungsſtunde ſeden Montagabend von 20—21 Uhr. 0 Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſtr. 16, 1. Stock Lokale Nachrichten Viernheim, den 14. November 1938 Anſer Tages ſpruch Heiterkeit iſt unmittelbarer Gewinn. Sie allein iſt die bare Münze des Glückes. Schopenhauer. Jag dex dleutachen Mauamuock am 15. November Muſik iſt höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philoſophie, hat Beethoven, der Meiſter der Töne, geſagt, und ſollten wir nicht alle dieſer Offenbarung innewerden? Gewiß, wir hören die Meiſterkonzerte im Rundfunk und können ſchwelgen in Muſik. Aber wie we⸗ nige verſtehen es. Feierſtunden auf ſolche Weiſe zu erleben. Man unterhält ſich dabei, lieſt die Zeitung. unterbricht nicht die täg⸗ lichen Verrichtungen und nimmt die Sendung nur allzu oft als ein unangenehmes Geräuſch ohne innere Einſtellung, ohne Vorbereitung. Nein, wer Muſik erleben will, muß ſelbſt mu⸗ ſizieren, ſich allein zur Freude, und glück⸗ lich iſt die Familie, in der geſungen und mu⸗ ſiziert wird, ganz gleich, ob dabei immer alles richtig und vollendet iſt. Es iſt noch kein Mei⸗ ſter vom Himmel gefallen. Darum liegt in der Zeit, da es ſtille wird in der Natur, die Tage ſo kurz und die Abende, ach, ſo lang werden, wo wir alle mehr ans Heim gebunden ſind, der Tag der deutſchen Hausmuſik. Er iſt eine Mahnung: Vergiß nicht, deutſches Volk, die Schätze zu hegen, die Meiſter alle Zeiten dir ſchenkten! Er iſt eine Aufforderung: Greift zur Fiedel, zur Flöte, und muſiziert! Singt ein frohes Lied im Kreiſe der Familie! Muſik iſt Quell der Freude.— Er will auch Helfer — Viele Menſchen leben vom Bau der In⸗ ſtrumente und viele davon, Muſik zu lehren. Laßt euch unterweiſen vom guten Lehrer; weckt in euren Kindern wieder die Liebe zum Muſizieren. Der Junge, der ſich auf der Mundharmonika die erſten Melodien ſelbſt zu⸗ ſammenſucht oder der Blockflöte neue Töne ab⸗ gewinnt, iſt der Hausmuſik gewonnen. Die erſten Anſätze müſſen nur liebevoll gefördert werden. Die Schule tut dies; das Haus muß ie dabei unterſtützen; und ſind die erſten An⸗ feu glücklich überwunden, wird's manche frohe Stunde am Winterabend daheim geben. und dann wird auch die Ehrfurcht vor den Meiſterwerken der Muſik wachſen, wenn ſie uns im Konzertſaal oder in der Oper und auch vom Sendeſaal aus geboten werden. Schönheit un! Freube Immer war der Tanz ein Spiegel, ein Ausdruck des inneren Geſichtes der Zeit. Leid und Verwirrung einer Epocke ſpiegeln ſich in ihm gleichermaßen wie Lebensfreude und Lebenskraft. Das ſteifleinene Menuett des Biedermeier wie die Verrenkungen der Nach- kriegszeit ſind tänzeriſche Reflexe ihrer Zeit. Kunſt aber muß mehr ſein als nur Spiegel⸗ bild. Sie iſt Künderin des Ideals und Wei⸗ ſerin auf dem Weg zum Edlen und Vollkom⸗ menen. „Wir ſind berufen, in die Welt zu ziehen, um den Menſchen Schönheit und Freude zu bereiten!“ Dieſe Worte ſtehen als Motto über der künſtleriſchen Arbeit des Romantiſchen Balletts, das ſich für die NS-Gemeinſchaft „Kraft durch Freude“ auf einer Gaſtſpiel⸗ reiſe durch unſer Gaugebiet befindet. Nicht dämmrige Romantik der„guten alten Zeit“, ſondern die ewig deutſche Romantik: die Sehn⸗ ſucht nach der Schönheit, die Kraft und Innig⸗ keit, Glaube und Lebensluſt in ſich ſchließt, iſt Namenspatin des Balletts. Tanz iſt der Ausdruck, der aus dem Geiſte der Muſik und Poeſie geboren iſt. Er iſt Hin⸗ gabe an das Schöne und Freude am Körper. Und wenn unſer Tanz heute ein Spiegel un⸗ 55 Zeit iſt, ſo ſtrahlt er vornehmlich die efreiung des Körpers im olympiſchen Sinne, im Ausdruck männlicher Kraft und weiblicher Schönheit wider. Ein neuer helleniſcher Geiſt. geboren auf den Sportfeldern und den Kampf⸗ bahnen, ſtrahlt auch auf die Bühne unſerer Kunſt. Die an Andacht grenzende Teilnahme während der Aufführungen gibt die beglückende Gewißheit, daß wir heute wieder vor einem Publikum tanzen dürfen, das zu den Tem⸗ peln der Kunſt als zu einer Stätte ihres ei⸗ genen Dranges nach Schönheit wandelt. Kurzjchriſtleiſtungsſchreiben ber Az Die Deutſche Arbeitsfront führt im Gau Heſſen-Naſſau unter Mitwirkung der Deut⸗ ſchen Stenografenſchaft am 27. November überbetrieblich ein Kurzſchrift-Leiſtungsſchrei⸗ ben durch. An ihm können ſich alle Gebrauchs⸗ ſchreiber(fämtliche Syſteme ſind zugelaſſen) beteiligen. In den mittleren und Großbetrieben wird dieſe Leiſtungsprobe in den Tagen vom 24. bis 26. November ds. Is. vorgenommen. Für den Hauptwettbewerb(überbetrieblich) am Samstag, 27. November 1938, iſt der An⸗ meldeſchluß auf Samstag, 19. November, feſt⸗ geſetzt. Die Beteiligung iſt koſtenlos. Jeder Teilnehmer muß einen beſonderen Anmelde⸗ zettel ausfüllen. Mit dem Kurzſchriftleiſtungs⸗ ſchreiben(beginnend ab 60 Silben i. d. M., ſteigend um je 20 Silben) iſt eine Richtig⸗ ſchreibprobe(5 Minuten a 40 Silben) verbun⸗ den. An jeden deutſchen Stenografen ergeht die Aufforderung, durch ſeine Teilnahme am Wettkampf ſeinen Willen zur Leiſtungsſtei⸗ gerung zu bekunden. Für jede preiswürdige Arbeit wird eine Leiſtungsbeſcheinigung aus⸗ geſtellt; außerdem ſind für die beſten Leiſtun⸗ gen wertvolle Ehrenpreiſe ausgeſetzt, u. a. Reiſeſchreibmaſchinen, KdF.⸗Reiſen, Bücher⸗ ſchränke, Photo⸗Apparate, Fachbüchereien und Einzelbücher. Darüber hinaus ſtehen weitere Ehrenpreiſe zur Verfügung. uſg. * Sparkaſſen im Dienſt der Land⸗ wirtſchaft. Die infolge der Forderungen der Erzeugungsſchlacht notwendige Intenſibie⸗ rung der landwirtſchaftlichen Betriebe iſt viel⸗ fach nur durch eine entſprechende Vermittlung von Krediten möglich. Dabei ſpielt die Frage des Erbhofkredits eine beſondere Rolle, da hier ein ſtärkerer Uebergang von Realkredit zum Perſonalkredit erfolgen muß. Neben den Ge⸗ noſſenſchaften haben ſich auch die deutſchen Sparkaſſen der landwirtſchaftlichen Kreditver⸗ mittlung gewidmet. Sie hatten z. B. im Jahre 1929 für rund 853 Mill. Reichsmark Hypo⸗ theken an die Landwirtſchaft gegeben. Dieſer Betrag iſt bisher weſentlich erhöht worden. Im Jahre 1937 haben die deutſchen Sparkaſ⸗ ſen für 1176 Mill. RM. landwirtſchaftliche Hypotheken gegeben. Freie Vahn hem Tüchtigen! von Kurt Huebner, Gaupreſſe walter der Deutſchen Arbeitsfront Der Reichsberufswettkampf 1939 hat be⸗ gonnen. Alle Schaffenden melden ſich in die⸗ ſen Tagen zur Teilnahme. Viele haben vor fünf Jahren nicht verſtanden, was die Hitler jugend mit der Durchführung des Reichsbe⸗ rufswettkampfes wollte und bezweckte. Heute iſt das Verſtändnis für dieſe bisher einmalige Maßnahme, die wir in keinem anderen Land der Welt kennen, allgemein. Zum ſechſten Male wird der Reichsberufs⸗ wettkampf für die deutſche Jugend durchge⸗ führt. Im vergangenen Jahr wurde er in Zu⸗ ſammenarbeit von Hitlerjugend und Deutſcher Arbeitsfront zu einem Wettkampf aller Schaf⸗ fenden erweitert, ſo daß wir in dieſem Jahr zum zweiten Mal auch die Erwachſenen als Wettkampfteilnehmer finden. Als wir im Jahre 1933 eine ungeheuer große Zahl von Arbeitsloſen vorfanden, da konnten gar viele Menſchen nicht verſtehen, warum wir von einer notwendigen Leiſtungs⸗ ſteigerung ſprachen. Das großartige Aufbau⸗ werk unſeres Führers hat aber ſchnell dazu geführt, daß nicht nur die Arbeitsloſigkeit be⸗ ſeitigt wurde, ſondern daß uns auch die Ar⸗ beitskräfte fehlen, um all die Arbeit für un⸗ ſere Aufbaupläne zu erledigen. Es gilt heute, immer und immer wieder Kräfte frei zu machen. In ſtets ſteigendem Maße ſetzen wir Maſchinen ein, um die Ar⸗ beitsleiſtung zu ſteigern. Wir geſtalten den Arbeitsvorgang ſo einfach, reibungs⸗ und ver⸗ luſtlos wie irgend möglich. Aber wir können die Arbeitskraft des einzelnen Menſchen nicht miſſen und ſuchen ſie ſo weit wie möglich zu ſteigern. Durch die Berufserziehungsmaßnahmen der Deutſchen Arbeitsfront haben wir hier her⸗ vorragende Erfolge zu verzeichnen. Die Ar⸗ beitsleiſtung wird beſſer und größer. Jeder wird dabei an den für ihn richtigen Arbeits⸗ platz geſtellt. N In erſter Linie dient dieſe Arbeit dem deut⸗ ſchen Volk, das die Leiſtung für die Aufbau⸗ arbeit benötigt. Aber auch für den Betrieb iſt die Leiſtungsſteigerung von großem Wert. Schließlich dient ſie dem Fortkommen des Aus⸗ gebildeten. Der Reichsberufswettkampf bringt uns die große Ueberprüfung des Erreichten. In ihm kann jeder ſchaffende Deutſche ſein Können zeigen. Wir ſehen dabei, wie weit wir in un⸗ ſerer Arbeit gekommen ſind und wo wir ver⸗ ſtärkt anſetzen müſſen. Dabei werden die beſten Könner ihre Leiſtungsfähigkeit zeigen können. Die Auswahl bietet die Möglichkeit, daß die Beſten unabhängig von irgendwelchen Mo⸗ menten, die außerhalb der reinen Leiſtung lie⸗ gen, freien Weg auf ihrer Berufslaufbahn und ihrem Werdegang erhalten. So iſt der Reichsberufswettkampf eine An⸗ gelegenheit reinſten Sozialismus. Wer hier zeigt, daß er mehr kann als andere, ſoll und muß die Förderung aller Stellen der Par⸗ tei und des Staates erhalten. Der Reichsbe⸗ rufswettkampf heißt daher: Freie Bahn dem Tüchtigen! f Die Fernſehſtraße in Mannheim. Eines der intereſſanteſten Ereigniſſe der dies⸗ jährigen bad. Gaukulturwoche verſpricht die ſüdweſtdeutſche Rundfunkausſtellung„Rund⸗ funk iſt Freude“ in der Zeit vom 26. Novbr. bis 4. Dezember in den Rhein⸗Neckarhallen in Mannheim zu werden. Und das Intereſ⸗ ſanteſte vom Intereſſanten wird hier zweifel⸗ los das Fernſehen ſein, das wir auf der Mannheimer Ausſtellung zum erſten Mal vor⸗ geführt bekommen. Man bewundert u. a. die Darbietungen einer 8 Der Be⸗ ſucher durchwandert die Fernſehſtraße und ſieht aus dem Dunkel Schriften in geheim⸗ nisvoller Beleuchtung erſtrahlen. Der Auf⸗ bau der von führenden Firmen der deutſchen Rundfunkinduſtrie gelieferten Apparate erfolgt durch das Forſchungsinſtitut der Deutſchen Reichspoſt. a Tabakverkäufe. Am Freitag, den 18. November, wird das Tabak⸗Obergut in Heidel⸗ berg verkauft. Es wird erwartet, daß bis zu dieſem Zeitpunkt das Obergut abgehängt und ſich in trockenem Zuſtande befindet. Fortdauer des ſchönen Herbſt- wetters Nachdem am Samstag in Zuſammenhang mit von Süden vorſtoßende Warmluft tags⸗ über Bewölkungszunahme eingetreten war, brach gegen Abend die Wolkendecke auf. Bei völligem Aufklären in der Nacht kam es dann in den Niederungen verbreitet zu Nebelbil⸗ dung, während ſonſt heiteres Wetter herrſchte. Eine weſentliche Aenderung der herbſtlichen Montag: Vor allem morgens neblig oder dunſtig. Sonſt in den höheren Lagen heiter. Trocken, Nachtfroſtgefahr. Südliche Winde. Die Ausſichten für Dienstag: Noch keine weſentliche Aenderung zu erwarten. ——— Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt 70 Milchſchweine, 156 Läufer. Verkauft 58 Milchſchweine, 86 Läufer. Milch⸗ ſchweine das Stück von 15—20 Mark, Läu⸗ fer das Stück von 25—40 Mark. Marktwer⸗ lauf: mittel. ö — Das Virchweihfeſt Ein ſtrahlender Dovemberſonntag War das wirklich geſtern ein November⸗ ſonntag, dieſer Kirchweihſonntag. Wohl am Vormittag, als undurchdringliche Nebel in den Straßen lagen, aber am Nachmittag glaubte man ſich in den September verſetzt. Ein völlig wolkenloſer blauer Himmel ſpannte ſich über unſerem Ort aus und die Sonne hatte eine Kraft, wie man es in dieſer Jahreszeit abſolut nicht gewöhnt iſt. Die erſten Vorbedingungen für einen ſtarken Zuzug von auswärts waren geſchaffen. Dieſer war es dann auch, ein Be⸗ weis, daß unſere Martinikerwe immer noch ihre alte Zugkraft ausübt. Die Straßen des Ortes waren voll froher, feſtlich geſtimmter Menſchen und bot unſere Adolf Hitlerſtraße — die lange Budenſtraße— einen wunder- ſchönen Anblick, als ſich die Menſchenſchlangen von herbſtlichem Laub und ſtrahlender Sonne übergoldet, das die frohe Laune beträchtlich ſteigerte, hindurchſchoben. Ein wilder Lärm ſchlägt dem Beſucher entgegen, es bimmelt und dudelt und orgelt und pfeift, abgeriſſene Schlagermelodien, Anpreiſungen, karze, ſcharfe Schüſſe, das alles ſtürzt ſich über den ah⸗ nungsloſen und in keiner Weiſe auf Wider⸗ ſtand trainierten Körper. Von all den Wun⸗ derdingen ſieht man noch nichts, nur ein dich⸗ ter Knäuel Menſchen drückt ſich um jeden Stand, kurz entſchloſſen klammt man ſich auch dazwiſchen und ſperrt Augen, Ohren und Naſe auf. Da gibt's nun nichts zu bemängeln. An Abwechslung war hinreichend geſorgt. Die Spiele ſind in einer derartigen Mannigfaltig⸗ keit und dem beſonderen Geſchmack eines jeden Rechnung tragend vertreten, daß man nur be⸗ dauern muß, nicht immer gleich das nötige Kleingeld zu beſitzen, um all die hervor⸗ ragenden Sehenswürdigkeiten ſofort beſuchen und probieren zu können. Eine Menge von Glücksſpielen tat ſich wieder auf. Da ſteht man mit dem Nummernzettel uſw. vor der Tafel oder Scheibe, die den Städtenamen trägt. Oder wenn das Licht hin und her gleich einem grellen Blitze zuckt, um dann ſchließ⸗ lich— um ein Beiſpiel zu iennen— das Pickaß zu beleuchten, dann nimmt der glück⸗ liche Gewinner, auf deſſen Zettel ebenfalls dieſe Bezeichnung iſt, den Hauptgewinn in Empfang. Nicht zu zählen ſind die Verkäufer von Röllchenloſen an den verſchiedenſten Stän⸗ den und ſo gäbe es noch von manchem zu er⸗ zählen— doch das Beſte iſt, die geſchätzten Leſer nehmen ſelbſt heute oder morgen die Sache einmal in Augenſchein— jeder kann ſogar die freie Auswahl haben unter all den ſchönen Sachen. Großes Intereſſe fanden die beiden Karuſ⸗ ſells. Als Senſation beäugelte man die„Ra⸗ ketenfahrten zum Mond“ vor dem Specht'ſchen Hauſe. Eine Gelegenheit für beſonders Kühne und Mutige, den Mars zu beſichtigen. Die leidenſchaftlichen Viernheimer Schützen ſuch⸗ ten ihr Können im Schießſalon unter Beweis zu ſtellen. Großen Zuſpruches erfreuten ſich die Stände der Süßigkeiten. Auch Spielwaren aus Martin's Reiſewarenhaus fanden Lieb⸗ haber. So zeigte unſere Marktſtraße ein ab⸗ wechslungsreiches Bild, wo Jung und Alt ſeine Unterhaltung fand. Mehr wie am Nachmittag erfreuten ſich am Abend unſere Gaſtſtätten und Tanzſäle eines erfreulich guten Beſuches. Es wurde reichlich getanzt und beſonders auch die Küche und Keller der Wirte in Anſpruch genommen. An⸗ genehme Bratendüfte durchzogen die Gaſtſtät⸗ ten, zu kräftigem Schmauſen einladend. Auch in den Familien wurde Kirchweih gefeiert. Einen guten Kuchen hatten ſich alle geleiſtet und fehlte auch der Kirchweihbraten nicht, denn vielfach waren Verwandte und Bekannte zum Kirchweihfeſt eingetroffen, da ſollte es an nichts fehlen. Ein richtiges Heimatfeſt wird unſere„Ker⸗ dieſe Verwandte und Freunde, die ſeit Jahren in anderen Städten und Gauen wohnen, in ihre Heimat zurück. Sie nehmen Gelegenheit, zur„Kerwe“ einmal nach Hauſe zu kommen. So geſtaltete ſich der Kirchweihſonntag wie⸗ der zu einem der ſchönſten Feſttage für un⸗ ſeren Ort. Heute gibt es Fortſetzung, denn „Kerwe“ gibt es ja nur einmal im Jahr. Die Sportvereinigung Amieitia empfing geſtern auf dem Waldſportplatz, bei gutem Be⸗ ſuche der Sportfreunde, die Neuling⸗Elf aus Brühl. Die Gäſtemannſchaft ſchlug ſich tap⸗ fer. Allerdings hatten die Männer um Kiß und Faltermann reichlich Schußpech, denn das Reſultat dürfte beſtimmt 8:0 ſtatt 2:0 lauten. Die Handballer zogen mit den Kurpfälzern in Neckarau ein Remis; 10:10— immerhin noch ein ſchöner Erfolg, erſt recht, wenn man be⸗ rückſichtigt, daß Viernheim dieſes Spiel mit drei Erſatzleuten beſtreiten mußte.— Die Fußballer des Turnvereins pauſierten. Der zweite Eintopfſonntag war geſtern. Früh am Morgen ſchon gingen die Helfer des Winterhilfswerkes, die Lehr⸗ perſonen und andere Volksgenoſſen, mit den Sammelliſten von Haus zu Haus, um die Spenden einzuholen. Es hatte ſich die Haus⸗ frau vorgenommen, an dieſem Kirchweihſonn⸗ tag ſo viel als möglich zu geben und dürfte auch der Erfolg dieſes zweiten Eintopfſonntags ein erfreulicher ſein. Der zweite Eintopf war wieder ein Beweis, wie ſich jeder Deutſche zu dem Volksgenoſſen bekannte, dem es heute noch weniger gut geht, als ihm ſelbſt. Das deutſche Volk gibt ſeine Spende und ſammelt ſich ſolidariſch um den Eintopf, ebenſo wie es ſich ſolidariſch zu unſerem Führer be⸗ kennt, der unſerem Volke das gewaltigſte So⸗ zialwerk der Welt, das Winterhilfswerk, als Prüfſtein der Gemeinſchaft geſetzt hat. Die Größe unſeres Opfers war und iſt der ſicht⸗ bare Gradmeſſer für die Dankbarkeit unſerem we“ bleiben, denn nach altem Brauchtum führt J Führer gegenüber. Hochdrucklage iſt zunächſt nicht zu erwarten. 1 1 — 2 2 2 9 ber her⸗ Gl * ier eitz⸗ deüt⸗ brl⸗ ieh det, lus⸗ die ihn men in⸗ ber⸗ eſten len. die Ho⸗ lie⸗ und M⸗ hier und bar⸗ be⸗ dem 2 ch üu⸗ N fel. it al. 2 i n 9 p 5 5 . il e⸗ it — (Schluß) Im Verfolg der Jahre geſchah dann an den großen internationalen Spielbanken der Ein⸗ bruch der amerikaniſchen Millionäre. Unter ihnen hat ſich kurz vor dem Kriege vor allem der Bankier Kann aus Newyork einen Namen als wilder Spieler gemacht. Noch vor dem Weltkrieg taucht vor allem auch der Name des„Kaiſers aller Schneider“, des Beherr— ſchers der Damenmode ſeiner Zeit, des Pariſers Paul Poiret auf. Er ſpielte leidenſchaftlich 7 und verlor meiſt. Nicht zuletzt das Spiel hat ihn ſchließlich runiert— heute geht Monſieut Poitet, einſt Herr von Millignen. Beſitzer von Paläſten. eigenen Jachten. berühmten Bilder⸗ galerien, in Paris ſtempeln Spekulation und Spiel hat auch einen ande⸗ ren Pariser zugrunde gerichtet; den Par fü m⸗ fabrikanten Coti, den leidenſchaftlichen Deutſchenhaſſer und ebenſo leidenſchaftlichen Spieler, der vor allem in Monte Carlo zuhauſe war, wohin er zum Wochenende von Paris aus im eigenen Flugzeug zu ſtarten pflegte, und wo er lange Zeit die Berühmtheit unter den Spie⸗ lern darſtellte. Bis vor einigen Jahren der Glanz zum Teufel— und Monſieur Coti, nach unbeſchreiblichen Spielverluſten, mit Pauken und Trompen ging f Hochſtapler Sie fehlen natürlich nicht im Reigen der „weltberühmten“ Spieler. Aus unſerer Zeit er⸗ innern wir uns noch deutlich des Herrn Zu b⸗ koff peinlichen Angedenkens. jenes ruſſiſchen Abenteurers, dem es ſogar gelang. Schwager des letzten deutſchen Kaiſers zu werden. Aus ſrüberen Zeiten blieb unvergeſſen ein gewiſſer Herr Roux⸗Martin. Er pflegte an der Bank zu Homburg zu ſpielen. Damals ſpielte man nicht mit Spielmarken, ſondern mit barem Geld. Banknoten, Gold oder Silber. Größere Summen warf man auch in Form von Münz⸗ rollen aus das grüne Tuch, auf deren Papier⸗ hülle der Betrag aufgedruckt war. Dieſe Gepflo⸗ genheit nutzte Herr Roux ⸗ Martin aus, indem er falſche Rollen, die nur an den Außenſeiten wirkliche Münzen zeigten, und im Innern mit Blei angefüllt waren, verwendete. Im Hom⸗ burg glückte ihm dieſes Manöver ſtets. Er konn⸗ te ſich damals zu den„berühmten“ Spielern zäh⸗ len. Bis man ihm endlich in Baden-Baden auf die Spur kam und ihn bei dem gleichen Manö⸗ ver verhaftete. In ſeinem Hotelzimmer wurde eine ungeheure Anzahl ſolcher falſcher, ſehr ge⸗ ſchickt fabrizierter Goldrollen vorgefunden. Gerade die. Zahl der Hochſtapler unter den „großen“ Spielern iſt begreiflicherweiſe Legion: unmöglich, ſie alle zu nennen. Nicht vergeſſen aber dürfen wir den„berühmteſten“ Herrn die⸗ ſer Sorte: Caſanova, der als„Herr des Al⸗ phabets“, kühnlich ſich ſelbſt zum Chevalier de Seingalt ernannte und nicht zuletzt vom Spiel .. und zwar nur zu oft vom Falſchſpiel, lebte. Ein Spielabenteuer Casanovas Eines unter Tauſenden— eines, in dem er am grünen Tiſch gerupft wurde, ſich aber durch die Flucht den Konſequenzen der Partie ent⸗ zog. Natürlich behauptet er, Gaunern in die Hand gefallen zu ſein.... er allein ſteht da 10 Edelmann. Wir wollen ihn ſelbſt erzählen aſſen: Die betrunkene Rieſenpartie In Stuttgart. Als ich von meiner Geliebten fortging, wurde ich ſehr höflich von drei Offizie⸗ ren angeſprochen, die ich im Kaffeehaus kennen⸗ gelernt hatte, und ich machte mit ihnen einen Spaziergang.„Wir haben“, ſagten ſie zu mir. „eine Vergnügungspartie mit einigen gefälligen Schönen vor, und es wird uns freuen, wenn ſie daran teilnehmen wollen.“ Ich fühlte einen ganz beſonderen Widerwillen, ihrer Einladung zu folgen: aber mein böſer Geiſt trieb mich an, an dieſem unglückſeligen Ort nur Dummheiten zu begehen, und ich folgte ihnen gleichſam willenlos. Wir kehrten in die Stadt zurück und ich ließ mich in das dritte Stockwerk eines Hauſes führen, wo die Schönen auf uns warteten. Die Offiziere begannen die Orgie; ich ahmte ihnen nicht nach.. Nach dem Eſſen brachte man Karten. Ein Offizier legte eine Pharao⸗Bank. Ich ſetzte und verlor 50 oder 60 Louis, die ich bei mir hatte. Ich fühlte, daß ich betrunken war, mein Kopf ſchwindelte. Ich wollte aufhören und nach Hauſe gehen. Die Offiziere taten, wie wenn mein Ver⸗ luſt ihnen furchtbar leid täte. Sie wollten mit durchaus Gelegenheit geben, mein Geld wieder zurückzugewinnen, und nötigten mich, mit 100 Louis in Marken, die ſie mir auszahlen, eine Bank aufzulegen. Ich gab nach und verlor. Ich legte eine neue Bank und verlor abermals. Nun erhitzte ſich mein Kopf, meine Trunkenheit wur⸗ de immer größer, und der Aerger machte mich blind. Ich verſtärkte die Bank fortwährend und verlor immerzu. Um Mitternacht hatten meine Gegner keine Angſt mehr vor meinem Zorn und erklärten, ſie wollten nicht mehr weiterſpielen. Sie zählten die Marken— und es fand ſich, daß ich gegen hunderttauſend Franc verloren hatte. Ich war dermaßen bezecht, daß man einen Trag⸗ ſtuhl kommen und mich nach meinem Gaſthof bringen laſſen mußte. Am nächſten Morgen ver⸗ mißte ich auch noch meine Uhren und Tabaks⸗ doſen... Dann erſchienen die Herren. „Meine Herren“, ſagte ich ihnen,„ich habe eine Summe verloren, die ich nicht bezahlen kann, und die ich ſicher nicht verloren haben würde, wenn man mich nicht mit vergiftetem Angarwein betrunken gemacht hätte!“ Sie erhoben ein lautes Geſchrei. Dann mach⸗ ten Sie mir folgenden Vorſchlag: „Wir ſind zu anſtändig, um den Nachteil Ihrer Lage gegen Sie auszunützen. Sie haben eben Unglück gehabt, und das kann jedem paſ⸗ ſieren. Wir wünſchen alſo einen gütlichen Aus⸗ Spieler, von denen die Welt sprach in bonne fer kolenten Kugel Gluck u. Tragik umsSnieltisen- von Lasanova bis Dostofewski Ein Tatsachenbericht von Curt Corrinth gleich. Wir werden uns mit allen Ihren Klei⸗ dern, Juwelen. Diamanten, Waffen und Ihrem Wagen begnügen. Wir werden das alles ab⸗ ſchätzen laſſen, und wenn die Summe, die Sie uns ſchuldig ſind, dadurch nicht gedeckt wird, ſo werden wir für den Reſt Schuldſcheine auf einen beſtimmten Termin annehmen, und ſo bleiben wir gute Freunde.“ Flucht und Ausklang Caſanova verweigerte dies Arrangement, ob⸗ ſchon er ſelbſt im Beſitz von ergaunerten Werten von über dreihunderttauſend France war und bequem hätte zahlen können. Rechtsanwälte miſchten ſich ein in die Affäre. Der Herzog von Württemberg ließ in Verfolg der wilden Ge⸗ ſchichte den„Herrn Chevalier“ zunächſt einmal einſperren— dann ihm ſagen, daß er ihn als einfachen Rekruten in ſeine Armee ſtecken werde falls er ſeine Offiziere nicht bezahle. Caſanova befand ſich in tauſend Nöten. Aber mit Hilfe von käuflichen Frauen und anderen Subjekten gelang es ihm, die Freiheit wieder zu erlangen und mit dem größten Teil ſeines Beſitzes aus Stuttgart bei Nacht und Nebel zu fliehen. Er begab ſich auf neue Fahrten zu neuen Frauen⸗ und Spielabenteuern. Nach Stuttgart aber iſt er danach wohlweislich nie mehr zurückgekehrt: ein Gauner und ja noch heute weltberühmter Spieler hatte immerhin einmal ſeine Lehrmei⸗ ſter gefunden. Auch ihn hat dann ja ſpäter das Glück ver⸗ laſſen: armſelig und verlacht iſt er in einem böhmiſchen Exil geſtorben. Noch nie, auch das lehrt unſere bunte Schau weltberühmter Spie⸗ ler, blieb das Glück den Haſardeuren bis zum Ende treu, ſofſern ſie ſich nicht nach hohen Ge⸗ winnen einen Ruck gaben und dem grünen Tiſch für immer Valet ſagten. Dieſe Wahrheit erweiſt das Leben ſo gut wie der Film„Spieler“, der zum Ausgangspunkt unſeres aberteuerlichen Blickes in die Geſchichte der rollenden Kugel wurde. (Ende.) Bunte Tageschronik Mißlungener Naubverſuch auf der Reichsaulobahn Heidelberg. Am Sonntagvormittag zwiſchen 7 und 8 Uhr wurde auf der Autobahnſtrecke zwiſchen Mannheim und Heidelberg bei der Gemarkung Heidelberg ein frecher Raubüber⸗ fall auf den Bäckermeiſter Müller aus Of⸗ fenbach am Main verübt. Becker fuhr mit ſei⸗ nem Perſonenkraftwagen von Mannheim in Richtung Heidelberg und hatte keine Beglei⸗ tung bei ſich. Unterwegs wurde er durch zwei Burſchen angehalten, Heidelberg mitzunehmen. Gutmütigerweiſe er⸗ füllte Müller die Bitte. Kurz vor Heidelberg erhielt er plötzlich zwei wuchtige Schläge auf den Kopf. Zum Glück blieb er bei Bewußtſein. riß geiſtesgegenwärtig die Wagentür auf und ſprang auf die Straße. Der Wagen fuhr nun die Böſchung hinab und blieb dort liegen. We⸗ nige Augenblicke ſpäter kamen andere Fahr⸗ zeuge, darunter der Kraftwagen eines Arztes aus Mannheim. Die Täter konnten durch die⸗ ſen Arzt durch Piſtolenſchüſſe an der Flucht gehindert und dann feſtgenommen werden, wo⸗ bei die Inſaſſen eines nachfolgenden Kraft- wagens Hilfe leiſteten. Beide Burſchen wurden ins Heidelberger Gefängnis eingeliefert. Es handelt ſich um den am 13. Auguſt 1920 in Wieſenthal in der Rhön geborenen und in Eiſenach wohhaften Herbert Reif und den am 22. Auguſt 1919 in Eiſennach geborenen und dort wohnenenden Hans Horn. Geraubt wurde nichts. Der überfallene Bäckermeiſter Müller wurde ins Heidelberger Krankenhaus geſchafſt: er hat vier erhebliche Platzwunden am Kopfe, die von Schlägen mit einem ſtum⸗ pfen Gegenſtand herrühren. Die Täter behaup⸗ ten, die Verletzungen mit Steinen beigebracht zu haben. Lebensgefahr beſteht für Müller nicht. Dank dem energiſchen Zugriff des Mann⸗ heimer Arztes und der beherzten Hilfe der weiter Hinzugekommenen iſt die ſofortige Feſtnahme der Täter geglückt. Im Rhein ertrunken Vom Rhein. Beim Verladen von Chamotte⸗ Steinen am Rheinufer in Mehlem ſtürzte der verheiratete Peter Gottſchalk aus Muffen⸗ dorf in den Rhein und ertrank. Er ſchob einen Karren mit Steinen vor ſich her. Als er die ihn baten, ſie nach über einen Stein ſtolperte, verlor er das Gleich⸗ gewicht und flog im Bogen in den Strom. Die Leiche des Verunglückten, der Frau und zwei unverſorgte Kinder hinterläßt, iſt noch nicht ge⸗ borgen. Vom fahrenden Laſtauto geſprungen und tödlich verletzt Hersfeld. In der Nähe der Fuldabrücke ſprang ein Mitfahrer von einem in voller Fahrt be⸗ findlichen Laſtauto ab und ſtürzte ſo unglück⸗ lich, daß er mit einem doppelten Schädelbruch ins Kreiskrankenhaus transportiert werden mußte, wo er bald ſeinen ſchweren Verletzungen erlag. Lebensmüde. Bodenheim. Hier erſchoß ſich ein 68jähriger Witwer aus noch unbekannter Tatſache. Er hinterließ einen Brief mit dem Wunſche, in Offenbach beerdigt zu werden. Magere Treibjagd. Alzey. Bei einer von der Alzeyer Jagdge⸗ ſellſchaft veranſtalteten kleineren Treibjagd wurde eine magere Strecke erzielt. 20 Schützen brachten nur 31 Haſen und 3 Karnickel als Beute heim. Elf Schafe kolgebiſſen Simmern(Ssr.) Elf Schafe des Willy Thomas aus Simmern, die in der Nähe des Bergſchlößchens ohne Aufſicht weideten, wurden von dem Beſitzex, als dieſer Nachſchau hielt, tot aufgefunden. Den Tieren war die Kehle durchgebiſſen, einige zeigten auch am Hinterteil ſtarke Fleiſchwunden. Man nimmt an, daß ein wildernder Hund dieſes Blutbad angerichtet hat. In dem gleichen Bezirk ſind bis jetzt fünf ſolcher Fälle bekannt, doch wurden bisher immer nur ein, zwei oder drei Tiere getötet. Die Schafe hatten einen Wert von etwa ſechshundert Reichsmark. Mokorradfahrer ködlich verunglückt Bingen. Auf der Straße zwiſchen Bingen und Kempten erlitt der 58 Jahre alte Eduard Munz aus Kempten einen tödlichen Mo⸗ torradunfall. Anſcheinend dadurch, daß der Reifen am Vorderrad ſeines Fahrzeuges platzte, ſtürzte er, wobei er ſchwere Verletzun⸗ 75. Sie hören im Rundfunk Dienstag, den 15. November 1938 Reichsſender Stuttgart 6.00: Morgenlied, Zeit, Wetter, Wiederholung der 2. Abendnachr., landw. Nachr. 6.15: Gymnaſtik. 6.30: Frühkonzert. 7.00: Frühnachr. 8.00: Waſſerſtände, Wetter, Marktberichte und Gymnaſtik. 8.0: Froher Klang zur Arbeitspauſe. 9.20: Für Dich daheim. 10.00: Schulfunk. 11.30: Volksmuſik und Bauernkalen⸗ der. 12.00: Mittagskonzert. 13.00: Zeit, Nachr., Wet⸗ ter. 13.15: Mittagskonzert(Fortſetzung). 14.00: Kleine Koſtbarkeiten. 16.00: Muſik am Nachmittag. 18.00: Aus Zeit und Leben. 19.00: Einkehr ins klaſſiſche Land der Kalender. 20.00: Nachr. 20.10: Hausmuſik. 21.00: Handn⸗Zoklus. 22.00: Zeit Nachr., Wetter und Sport. 22.30: Unterhaltungskonzert. 24.002. 00: Nachtkonzert.. Reichsſender Frankfurt 6.00: Morgenlied, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30 Frühkonzert. 7.00: Nachr. 8.00: Zeit, Waſſerſtände. 8.05: Wetter. 8.10: Gymnaſtik. 8.30: Froher Klang zur Werkpauſe. 9.40: Was können wir Frauen beſſer machen? 10.00: Schulfunk. 11.45: Ruf ins Land. 12.00: Mittagskonzert 1. 13.00: Zeit, Nachr., Wetter. 13.15: Mittagskonzert 2. 14.00: Zeit, Nachr. 14.10: Das Stündchen nuch Tiſch. 15.00: Kleines Konzert. 16.00: Nachmittagskonzert. 17.30: Werkſingen. 18.00: Volk und Wirtſchaft. 18.15: Neues für den Bücher- freund. 18.30: Neue deutſche Hausmuſik. 19.15: Ta⸗ gesſpiegel. 19.30: Wir muſizieren im eigenen Heim. 20.00. Zeit, Nachr., Wetter, Grenzecho. 20.15:„Deut⸗ ſche Heimat am Oberrhein“. 21.00: Haudn⸗ Zyklus. Wetter. Sport. 22.20: Politiſche Zeitungsſchau. 22.35: r ͤ K ͤ d gen erlitt, denen er im Krankenhaus Bingen war SA.⸗Mann und Politiſcher Leiter. Schon am nächſten Abend. Auerbach. In einem Haus am Bensheime! Weg wurde nachts ein ſchwerer Einbruchsdiel⸗ ſtahl verübt und eine größere Geldſumme ge⸗ ſtohlen. Schon am nächſten Abend hatte die Polizei den Täter feſtgeſtellt und verhaftet.— Auch ein Fahrraddiebſtahl bei der Firmz Trauth und Sohn fand raſche Aufklärung. Diebe beſuchten das Pfarrhaus. Eſchollbrücken. Wie bekannt wird, wurde in den Kirchweihnacht am Sonntag ein Einbruch ins Pfarrhaus verübt. Die Diebe drangen durch das Küchenfenſter ein, brachen einen Schrank auf und ſtahlen daraus 90 Mark. Dann ließen ſie es ſich in der Küche bei Bratwürſten und Wein wohl ſein. Obwohl das Pfarrhaus un⸗ mittelbar am Marktplatz ſtand, wurde man erſt am nächſten Morgen auf den Einbruch auf⸗ merkſam. Im Keller verſchüttet Prüm(Eifel). Bei Bauarbeiten in einem Keller ſtürzte plötzlich die Decke ein und ver⸗ ſchüttete einen 31 Jahre alten Mann. Obwohl dieſer bald von ſeinen Arbeitskameraden ge⸗ borgen wurde, hat er ſchwere, ja, ſogar lebens⸗ gefährliche Verletzungen gelitten. U. a. trug er einen Schädelbruch davon; der Schädel iſt von der Stirne bis zum Hinterkopf geriſſen. Aufgeklärte Brandſtiftung Hilbringen. Der Großbrand, von dem in der Nacht zum 8. November das Anweſen des Land⸗ wirtes Peter Kerber heimgeſucht wurde, hat überraſchend ſchnell Aufklärung gefunden. Nach mehrtägigen Ermittlungen der Kriminalpolizei hat jetzt der 20jährige Sohn des Geſchä⸗ digten das Geſtändnis abgelegt, daß er den Brand angelegt hat. Er hat ferner einge⸗ ſtanden, daß er den glücklicherweiſe noch recht⸗ zeitig entdeckten Brand in dem Anweſen ſeines Bruders Joſef ebenfalls angelegt hat. Er will aus Rache wegen beſtehender Fami⸗ lienzwiſtigkeiten gehandelt haben. Der Täter wurde verhaftet. Er hat eine ſtrenge Strafe zu erwarten. Blitk in den Da wurmle es ihn Neu⸗Iſenburg. Es iſt fünf Jahre her, daß in einer Septembernacht Diebe in die Wohnung einer Witwe einſtiegen und eine Kaſſette ſtah⸗ len, in der ſie große Reichtümer vermuteten. Man war zu vieren mit dem Motorrad von Frankfurt gekommen. Zwei von ihnen, alte Ein⸗ brecher, die ſchon etliche Jahre hinter ſchwedi⸗ ſchen Gardinen zugebracht hatten, führten den Einbruch aus. Dann fuhren ſie gemeinſam zu- rück. Unterwegs ſtieg der eine mit der Kaſſette unter dem Arm ab, und gerade ihn erwiſchte eine SA.⸗Streiſe. Er hatte damals den Dieb⸗ ſtahl geleugnet und wollte die Kaſſette von einem Unbekannten erhalten haben. Da ihm der Diebſtahl nicht nachzuweiſen war, wurde er wegen Hehlerei im Jahre 1934 zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Nachdem er die Strafe längſt abgeſeſſen hatte, wurmte es ihn mit einemmal, daß die anderen leer ausgehen ſollten, und er gab ſeine Mithelfer an: Ernſt Kaiſer, geboren in Gießen und die beiden Frankfurter Arthur Baſtian und Heinrich Oeſt⸗ reich. Die beiden erſtgenannten gaben dann die Sache auch zu. Oeſtreich aber will von allem keine Ahnung gehabt haben. Die drei anderen hätten ihn gebeten, ſie nach Isenburg zu fah— ren, weil ſie dort Aeppelwein trinken wollten. Als die Kumpane mal abgeſtiegen ſeien, habe er weiter keinen Verdacht geſchöpft. Gerade er war aber damals ſchon ein rückfälliger Dieb ge⸗ weſen. Die Große Strafkammer Darmſtadt be— wertete ſeine unglaubwürdigen Einreden da⸗ nach und erkante gegen ihn(Oeſtreich) auf eine Zuchthausſtrafe von zwei Jahren. Baſtian, der ſeinerzeit noch nicht weſentlich vorbeſtraft war und nur wegen Beihilſe zu verurteilen wäre, fiel mit einer Strafe unter ſechs Monaten un⸗ ter die Amneſtie von 1934. Das gleiche gilt für Kaiſer, der ſoſort ein freimütiges Geſtändnis ablegte, weshalb ihm mildernde Umſtände zu— gebilligt wurden. Gerichtssaal 1300 RM. unterſchlagen. Traben⸗Trarbach(Moſel). Bei der Stadtkaſ⸗ ſe Traben⸗Trarbach beging von 1937 bis 1938 ein Mann fortgeſetzt Unterſchlagungen und brachte nach und nach einen Betrag von zu⸗ ſammen 1300 Mark an ſich. Durch falſche Bu⸗ chungen verſuchte er die Verfehlungen zu ver⸗ tuſchen. Wegen des Vergehens ſchickte ihn das Gericht in Koblenz jetzt auf 10 Monate ins Ge⸗ fängnis. Außerdem erhielt er eine Geldſtrafe von 300 RM. In der Urteilsbegründung iſt ſchwere Amtsunterſchlagung in Tateinheit mit Untreue angenommen. Das unterſchlagene Geld hat der Mann, als die Sache herauskam, zu⸗ rückgezahlt. Ein Mann mit Bärenkräften Bingen. Wegen Körperverletzung, Beleidti⸗ gung und Widerſtand gegen die Polizei wurde ein Mann aus Helmarshauſen bei Hannover vom Amtsgericht Bingen zu einem Monat Ge⸗ fängnis verurteilt. Er weilte im Auguſt in Bingen, trank mehr Wein und Bier als er ver⸗ tragen konnte, mußte nachts von der Polizei aus einem Saal gebracht werden, und ſchlug eine halbe Stunde ſpäter in den Rheinanlagen einen Schiffer, der ahnungslos ſein Schiff be— treten wollte, nieder und bearbeitete ihn mit den Füßen derart, daß er— er ſtammt aus Duisburg ⸗ Ruhrort— ins Krankenhaus ge⸗ bracht werden mußte. Mit dem Täter hatte die Polizei viel Arbeit. Es iſt ein großer wuchti⸗ ger Mann mit Bärenkräften. Auf der Wache ſchlug er mit einem Stuhl um ſich, ſodaß er an Händen und Füßen geſfeſſelt in die Zelle gebracht werden mußte. Der rohe Menſch iſt ſchon des öfteren vorbeſtraft. Oeſſentliches Aergernis erregt. Darmstadt. Das Schöffengericht verurteilte zwei Männer, die durch ihr anſtößiges Verhal⸗ ten öffentliches Aergernis erregt hatten. Der 28 Jahre alte Karl Lautenſchläger aus Darm— ſtadt, der ſich an der Gichtmauer betätigt hatte. erhielt drei Monate Gefängnis. Der 70 Jahr; alte Johannes Wetzel aus Trebur, der ſein Un⸗ weſen in ſeiner Hofreite getrieben hatte und zwar ſchon jahrelang, kam wegen ſeines hohen Alters mit ſechs Wochen dave Tödlicher Unfall auf der Autobahn Karlsruhe. Wegen Fahrens ohne Führer ſchein, Uebertretung der Straßenverkehrsord⸗ 4. Große Strafkammer des Landgerichts Karls⸗ ruhe den 36jährigen ledigen vorbeſtraftes Friedrich Heſelſchwerdt aus Sprollenhaus zu einer Geſamtgefängnisſtrafe von ſieben Monaten. Der Angeklagte fuhr am Abend des 17. März, ohne im Beſitze eines Führer⸗ ſcheins zu ſein, mit einem Laſtzug die Reichs⸗ autobahn von Mannheim in Richtung Karls⸗ ruhe. Bei Km. 104 unweit Bruchſal ſtieß er, abgelenkt durch einen aus der Fahrbahn gera⸗ tenen Laſtzug, auf einen zweiten Laſtzug, der vor dieſem hielt, auf. Der Vorderwagen des Angeklagten wurde zertrümmert und ſein mit⸗ fahrender Bruder, der 35jährige verheiratete Karl Heſelſchwerdt, ſo ſchwer verletzt, daß er einige Stunden nach dem Unfall im Bruchſaler Krankenhaus verſchied. Beim erſten Deviſenſchmuggel erwiſcht Lörrach(Bd.). 74 Jahre lang war der An⸗ geklagte nicht mit dem Geſetz in Konflikt gera⸗ ten, aber der Deviſenſchemuggel, von dem er immer wieder hörte, ließ dem Angeklag⸗ ten keine Ruhe und ſo wurde er im hohen Alter zum erſtenmal ſtraffällig. 484 Mark wollte er über die Grenze von der Schweiz nach Deutſch⸗ land bringen; ſeine Unſicherheit machte aber die Zollbeamten aufmerkſam und bei einer körper⸗ Schuhen verſteckt gefunden. Nur dem Umſtand, daß er bis jetzt unbeſtraft durchs Leben gegan⸗ gen war, hatte der Angeklagte das milde Urteil von 10 Tagen Gefängnis und 400 Mk. Geldſtrafe zu verdanken. Die Freiheitsſtrafe iſt durch die Unterſuchungshaft verbüßt. 22.00: Zeit, Nachr. 22.10: Nachr. aus d. Sendebezirk, Unterhaltung und Tanz. 24.00—2.00: Nachtkonzert.. erlag. Munz war Gemeinderechner in Kempten; Hachſüchtiger zohn und Bruder z nung und fahrläſſiger Tötung verurteilte dis“ lichen Unterſuchung wurde das Geld in den N* ——-—-— —— — — ̃—— — — 171 1 f 4 Das Spiel gegen ben Neuling Amicitia Viernheim— FV Brühl 2:0(1:0) Herrliches Fußballwetter hatte der Kirch⸗ weihſonntag beſchert und ſo fanden ſich wieder recht zahlreich die Freunde des Jußballſpiels ein. Leider waren aber die Leiſtungen der Amicitia nicht ſo, daß man unbedingt zufrieden ſein konnte. Hauptſächlich im Sturm haperte es bedenklich, aber auch der Mittelläufer war nicht abſolut ballſicher. Viernheim beſtritt das Spiel gegen Brühl mit veränderter Mann⸗ ſchaft. Für den geſperrten Kiß 4 ſtürmte Koob und für Hoock in der Läuferreihe rückte Mül⸗ ler J. nach rechts, während Weiß A. den Mittelläuferpoſten anvertraut bekam. Das Spiel beginnt für die Platzherren recht verheißungsvoll, ſie hatten ſich ſchneller ge⸗ funden als die Gäſte. Die Angriffe liefen präzis bis in den gegneriſchen Strafraum, und es war ungeheures Pech, daß auch die Tabelle der Fußball-⸗Bezirksklaſſe Sp. gew. un. verl. Tore Pkt. 09 Weinheim„„„%ßCꝙCG é. Amicitia Viernheim 10 5 3 2 27.17 13 Seckenheim„„ Friedrichsfeld C Neulußheim t Phönix M'heim nd eins Käfertal FF Ilvesheim„ ˙ Feudenheim S Hockenheim n nen 07 Mannheim J Brühl F h ‚ ‚‚= iin 8 Heddesheim eie ene beſtgemeinten Schüſſe entweder nur den Pfo⸗ ſten trafen oder aber in letzter Sekunde von dem vorzüglichen Gäſtehüter unſchädlich ge⸗ macht wurden. Ueberhaupt zeigte ſich die Brühler Hintermannſchaft auch den gefähr⸗ lichſten Situationen gewachſen und konnte manchen guten Angriff der Grünen zunichte machen. Aber bald büßten die Angriffe der Einheimiſchen an Gefährlichkeit ein, was auf das Nachlaſſen der Halbſtürmer zurückzufüh⸗ ren iſt. Doch trotz alledem zeigte Viernheim immer noch eine deutliche Ueberlegenheit, und die Brühler brachten das Tor nie ernſtlich in Gefahr. Was die Läufer oder Verteidiger nicht wegbrachten, war eine ſichere Beute Krugs. Endlich reifte doch der erſte Erfolg. Ein Schuß Burkerts wird zwar abgewehrt, aber Kiß 2 beſorgte den Reſt. Nach der Pauſe dasſelbe Bild. Viernheim ſtürmt und ſtürmt, aber auch lange vergebens. Endlich gelingt Kiß 3 ein ſchönes Kopfball⸗ tor. Der Schiedsrichter entſcheidet abſeits. Eine glatte Fehlentſcheidung des ſonſt guten Unparteiiſchen. Dadurch ſcheint aber wieder mehr Leben ins Spiel zu kommen. Viernheims Angriff wird aktiver und erzwingt ſchließlich doch noch durch Koob, der dem Gäſtehüter den Ball vor der Naſe weg ins Tor köpft, den 2. Treffer. Der Sieg war verdient, nach den Torgelegenheiten dürfte er aber höher lauten. Die 2. Mannſchaft ſiegte überlegen mit 7:3 Toren. ube. Turner⸗Hanoballer geben den erſten Punkt ab Kurpfalz Neckarau— T Viernheim 10:10(3:7) Das geſtrige Spiel in Neckarau brachte un⸗ ſeren Turnern den erſten Verluſtpunkt. 10:10 lautete der Schlußſtand, nachdem man bei Seitenwechſel noch mit 7:3 in Führung lag. Die Leiſtungen der Viernheimer waren nicht auf ſonſtiger Höhe. Sämtliche Mannſchafts⸗ teile ſpielten ſo ziemlich weit unter Form. Wenn ein einziger Spieler noch etwas ge⸗ fallen konnte, ſo war dies Werle im Tor. „Kurpfalz“, geſtern erſtmals wieder kom⸗ plett, beſitzt eine flinke, kampfreudige Mann⸗ ſchaft, die in der derzeitigen Verfaſſung noch ein manches Mal für Ueberraſchungen ſorgen wird. Allerdings wurde ihr geſtern durch das mangelhafte Deckungsſpiel der Viernheimer die Arbeit weſentlich erleichtert. Die erſten Spielminuten gehören unſeren Turnern, ohne dies jedoch in Toren zum Aus⸗ druck zu bringen. Die beſten Gelegenheiten werden ausgelaſſen, und erſt als man wieder einmal mit 0:2 im Rückſtand war, ſtellen ſich etwas genauere Würfe ein. Beckenbach ver⸗ ringert auf 1:2 und wenig ſpäter gleicht Tho⸗ mas aus. Beckenbach, Alter und Thomas holen dann nach zeitweiſe ſchön vorgetragenen An⸗ griffen eine 5:2-Führung, die man dann an⸗ ſchließend leicht hätte erhöhen können, wenn das teilweiſe eigennützige Spiel unterlaſſen, und mehr auf gute Ballabgabe und beſonders auch auf plazierte Torwürfe geachtet worden wäre. Kurpfalz ſchlägt Werle zum dritten Male, worauf Viernheim jedoch ſofort mit dem 6. Treffer durch Alter antwortet. Bis zur Halbzeit erhöht Beckenbach auf 73. Nach Wiederanſpiel iſt ſofort der Gaſtgeber mächtig im Vorteil. Viernheims Hintermann⸗ ſchaft läßt ſich förmlich überrennen und ſchon nach 10 Minuten ſteht das Reſultat 7:6. Der Ausgleich von Neckarau ſchien näher, als das 8. Tor der Viernheimer. Zu durchſichtig war heute die Spielweiſe der Fünferreihe. Trotzdem ſcheint ſich die Sache zum Guten zu wenden, als Thomas das 8. Tor anbringen kann. Poſtwendend iſt dann aber Kurpfalz wieder erfolgreich und ſtellt anſchließend die Partie ſogar unentſchieden. Ungeheure Nervo⸗ ſität bemächtigte ſich unſerer Spieler, die ſich noch ſteigerte, als der Schiedsrichter ein klares Tor von Thomas nicht gibt. Zu allem Un⸗ glück muß dann auch noch Martin P. auf einige Minuten wegen Verletzung ausſcheiden. Erleichtert atmet man auf, als Beckenbach den 9. Treffer markiert und zwei Minuten ſpäter ſogar auf 10:8 verbeſſert. Das Spiel ſchien gewonnen, wo zudem nur noch etwa fünf Minuten zu ſpielen waren. Doch man hatte ſich verrechnet. Mächtig drängt der Gegner und eine harte 13⸗Meterentſcheidung verhilft ihm zum 9. Treffer. Immer noch hatte man die Hoffnung auf den Endſieg nicht aufgegeben. Da ein letzter Angriff des Gaſtgebers. Von rechts kommt der Ball in hohem Bogen auf das Viernheimer Tor, ſpritzt an der Latte ab, nimmt den Weg wieder ins Spielfeld. Niemals war der Ball im Tor; aber der Schiedsrichter — der unſere Turner übrigens während der ganzen Spieldauer ſtark benachteiligte und ihnen nicht weniger als 6 teilweiſe ſehr harte 13 Meter zudiktierte— war anderer Mei⸗ nung. Er ſah das Leder in Werle's Gehäuſe, deutet auf den Mittelpunkt. Dann: Anſpiel und Schlußpfiff. Aber trotz alledem hat dieſes Unentſchieden für die Viernheimer ſein Gutes. Zum erſten darf ein Gegner niemals zu leicht genommen werden, und zum zweiten muß dafür Sorge getragen werden, daß man zu jedem Spiel in beſter Verfaſſung ſein muß. Dies iſt die Lehre, die man aus dem geſtrigen Spiel ziehen und für die Folge in Anwendung bringen ſoll. Nur dann iſt der erlittene Punktverluſt von keiner ſchwerwiegenden Bedeutung, während im anderen Fall zu leicht die Möglichkeit be⸗ ſteht, daß ſich weitere Verluſtpunkte einſtel⸗ len. Deshalb heißt's aufpaſſen und ſchon am nächſten Sonntag, wo es in Viernheim gegen die Mannheimer TG. geht, alles in die Waag⸗ ſchale werfen, um die erlittene geringe Scharte wieder auszuwetzen. Die A⸗Jugend des Turnvereins weilte zum fälligen Pflichtſpiel in Großſachſen und holte ſich durch einen 10:9⸗Sieg zwei wertvolle Punkte. —— Banditen ſtreich auf der Autobahn Ein verwegener Banditenüberfall ereignete ſich am hellichten Tage am Sonntagfrüh auf der Reichsautobahnſtrecke in der Nähe von Heidelberg. Bei Kilometer 12,6 der Reichs⸗ autobahn verſuchten zwei Burſchen einen Kraftfahrer durch e zu töten und ſich in den Beſitz des Kraftfahrzeuges zu ſetzen. Glücklicherweiſe mißlang nicht nur ihr Vor⸗ haben, ſondern die Banditen konnten auch noch verhaftet werden. Der Fahrer des Perſonenkraftwagens„VH 19049“, Friedrich Müller aus Offenbach, war auf der Fahrt von Darmſtadt nach Karlsruhe bei Kilometer 69 von zwei Burſchen angehal⸗ ten worden, die ihn baten, ſie in ſeinem Wa⸗ gen ein Stück mitzunehmen. Der Fahrer des Wagens kam dieſer Bitte nach und nahm die beiden Burſchen, den am 22. Auguſt 1919 in Eiſenach geborenen Hans Horn und den am 13. Auguſt 1920 in Wieſendorf in der Rhön geborenen Hilfsarbeiter Herbert Reich in ſei⸗ nem Fahrzeug mit. Bei Kilometer 12,6, kurz vor Heidelberg, wollten die beiden Burſchen ausſteigen. Doch ehe der Wagen ganz abge⸗ bremſt werden konnte— Das Fahrzeug 85 noch eine Geſchwindigkeit von etwa 40 Kilo⸗ meter— erhielt der Fahrer mit einem Ham⸗ mer von dem Herbert Reich einen Schlag auf den Kopf. Müller erkannte die Gefahr und verſuchte ſofort aus dem Wagen zu ſpringen, wobei er jedoch noch einen zweiten Schlag er⸗ hielt. Dabei geriet der Wagen von der Fahr⸗ bahn ab und fuhr auf einen Drahtzaun.— Glücklicherweiſe befanden ſich andere Ver⸗ kehrsteilnehmer in der Nähe, die auch über Schußwaffen verfügten, g daß die beiden Tä⸗ ter, die die Flucht ergriffen, beſchoſſen werden konnten. Das auf ſie eröffnete Feuer zwang die Banditen, ſich auf den Boden zu legen, und es gelang dann ſpäter, ſie feſtzunehmen. Der Kraftfahrer Müller wurde am Tatort verbunden und in das Krankenhaus Heidelberg eingeliefert. Die Wiriſchaſt im Zeichen des Friedens Die Münchener Beſprechungen haben der deutſchen Wirtſchaft mit dem Frieden die Möglichkeit gegeben, ihre große Aufbau⸗ arbeit in Ruhe fortzuſetzen. Schon vor zwei Jahren hieß es in den einſchlägigen Berich⸗ ten, die Wirtſchaft laufe auf hohen Touren. Wie ſehr aber der deutſche Induſtrie⸗ apparat heute in ſeiner Leiſtungsfähigkeit geſteigert iſt, das kann in ganzer Größe und vollem Ausmaß kaum dargeſtellt werden. Immerhin gibt es eine ganze Reihe von An⸗ haltspunkten, die in ihrer Geſamtheit ein eindrucksvolles Bild davon vermitteln. Noch in keinem Jahr ſeit dem Aufkommen der modernen Volkswirtſchaft ſind in Deutſch⸗ land ſo viel Güter erzeugt worden wie 1937, betrug da doch der Bruttoproduktionswert der deutſchen Induſtrieerzeugung zwiſchen 70 bis 80 Milliarden Mark.— Welt 600 Milliarden Mk.— Auf Grund der Ergeb⸗ niſſe des erſten Halbjahres wird das Jahr 1938 eine Erzeugung von ſicher 80—85 Mrd. Mk. bringen, das iſt das Anderhalbfache von 1932 und rund ein Viertel mehr als im bis⸗ herigen Rekordjahr 1928. Mit ſeinen Ex⸗ portgütern war Deutſchland im erſten Halb⸗ jahr 1938 mit 10,7 vH. an der Weltaus⸗ fuhr beteiligt gegen 10 vH. in der gleichen Zeit des Vorjahrs; und nur auf die europä⸗ iſche Ausfuhr bezogen, betrug der deutſche Anteil 20,2 vH. bezw. 19,8 vH. Die Zahl der in der Induſtrie beſchäftigten Arbeiter hat im Auguſt mit 7,42 Mill. im Altreich einen neuen Höchſtſtand erreicht; oder 1936 2 100 geſetzt, betrug der Stand im Auguſt 116,9, gegen 60,5 im Jahr 1932. Dieſe hohe Arbeitsintenſität wird auch im einzelnen recht eindrucksvoll bewieſen durch die Leiſtungen der verſchiedenen In⸗ duſtriezweige. So wenn etwa der Steinkoh⸗ lenbergbau im erſten Halbjahr 1938 mit einer Förderziffer von 92,50 Mill. t auf⸗ warten kann gegen die ſchon ſehr gute Lei⸗ ſtung von 89,27 Mill. t im erſten Halbjahr 1937. Die Ausfuhr von Steinkohlen iſt zwar im gleichen Zeitraum infolge der neuerlichen Depreſſion in den Abnahmeländern der Menge nach etwas zurückgegangen, dem Wert nach brachte ſie jedoch mit 203,6 Mill. Mk. eine Erhöhung um 4,4 vH. In der Eiſeninduſtrie hat die gute Beſchäftigungs⸗ lage der Werke ſich noch weiter verſtärkt. Die Halbjahresziffern lauten hier für Roh⸗ ſtahl 11,2(9,56) Mill. t, für Roheiſen 9,02 7,71) Mill. t, und damit iſt Deutſchland im erſten Halbjahr 1938— angeſichts der ſchwierigen Wirtſchaftslage der Pereinig⸗ ten Staaten— an die erſte Stelle aller Welteiſenländer gerückt. Im Auguſt wurde bei der Rohſtahlerzeugung erſtmalig die Zwei⸗Millionen⸗Grenze überſchritten, und Die erforderlichen Feſtſtellungen nahmen die motoriſierte Gendarmerie Mannheim und die Kriminalpolizei Heidelberg auf, die das Kraftfahrzeug ſicherſtellten und die auch den Hammer fanden, mit dem die Schläge ausge⸗ führt wurden. Daß dieſer gemeine Ueberfall den beiden Banditen ſehr teuer zu ſtehen kommen wird, dürfte nach den neuen Geſetzen nicht zu bezweifeln ſein. wenn Amerika auch inzwiſchen etwas auf⸗ geholt hat, ſo iſt Deutſchland doch unbeſtrit⸗ ten der größte Stahlerzeuger Europas. Die Zahl der unter Feuer ſtehenden Hochöfen belief ſich Ende Juli auf 142 gegen 56 Ende 1932 und 115 im Jahr 1928. Von den 406 zur Zeit(537 Mitte 1932) in der ganzen Welt in Betrieb befindlichen Hochöfen ent⸗ fallen mit 142 allein 35 vH. auf Deutſch⸗ land, 94 Stück auf England, 90 Stück auf Amerika und 80 auf Frankreich Aehnlich haben die anderen Produk⸗ tionsleiſtungen im erſten Halbjahr 1938 zu⸗ genommen. Die Stromerzeugung war um 14 v H., die Gaserzeugung um 9,6 vH. höher. Der Abſatz(In⸗ und Auslands-) von Per⸗ ſonenkraftwagen ſtieg von 195 218 auf 143 428 Einheiten, mithin um 6 vH.— die Ausfuhr allein ſogar um 303 vH. Laſtkraft⸗ wagen hatten eine Steigerung des Inlands⸗ abſatzes um 7,8 vH., des Auslandsabſatzes um 30,8 vH. zu verzeichnen. Schlepper und Zugmaſchinen erzielten mit 10 788 Stück ſo⸗ gar einen Mehrabſatz von 60 vH. Der Ge⸗ ſamtabſatz von Krafträdern übertraf das Ergebnis des erſten Halbjahrs 1937 um 3,2 vH. Zum Vergleich ſei angeführt, daß die Automobilproduktion der Vereinigten Staaten von 1,583 Mill. auf 1,205 Mill. in der erſten Hälfte 1938 zurückgegangen iſt. Weiterhin können gleich günſtige Ergeb⸗ niſſe vom Maſchinenbau, aus der chemi⸗ ſchen Induſtrie, von den neuen Rohſtoff⸗ fabriken uſw. berichtet werden. Beiſpiele aus dem Verkehrsweſen, aus der Tätigkeit der Banken, dem Umſatz des Handels und vieles andere mehr würden dieſe ganze Ent⸗ wicklung nur beſtätigen. Statt deſſen nur noch zwei Einzelangaben. Die eine iſt allgen meiner Beweis für die ſtarke Zunahme der Umſätze und Einkommen, die im Zug des allgemeinen Wirtſchaftsaufſchwungs einge⸗ treten iſt: die ſeit 1933 ohne Unterbrechung erfolgte Steigerung des Steueraufkommens Betrugen die Steuer⸗ und Zolleinnahme des Reiches im Steuerjahr 1933/34 erſt 6,845 Milliarden Mk. oder im Monatsdurchſchnitt 570 Mill. Mk., ſo wurden 1937/38 ſchon⸗ 13,964 Milliarden Mk., das ſind 1,164 Mrd. Mk. je Monat, erreicht, und in den erſten fünf Monaten des laufenden Steuerjahrs ſtiegen ſie ſogar auf 6,291 Mrd. Mk. oder 1,258 Mrd. Mk. im Monatsdurchſchnitt. Die andere Angabe iſt beiſpielhaft dafür, in welcher Richtung die geſteigerte Leiſtungs⸗ fähigkeit jetzt ſchon und in Zukunft— 12855 Erfüllung anderer Aufgaben— noch ſtär⸗ ker eingeſetzt wird: die Wohnbautätigkeit Vom vergangenen Jahr 1937 iſt bekannt daß es als Jahrzmit guten walgiase eg bezeichnet wird. Im erſten Halbjahr 1 hat aber nun in den Groß⸗ und Mittel⸗ ſtädten die Wohnbautätigkeit weitere a achtliche Fortſchritte aufzuweiſen. Die Bau anträge für die Wohnungen in Neubauten ſtiegen mit 63 710 um 19,8 v᷑., die Bau⸗ erlaubniſſe mit 76,063 um 19 vH. und die Baubeginne mit 69 340 um 22,2 vH. An Bauvollendungen wurden 51911 Wohnun⸗ gen gezählt, davon waren 583 55. Klein⸗ wohnungen. R — lassen Bin jetzt zu allen Krankenkassen zuge- Zahnärztin Dr. Fichtl Sprechstunden von 9—12 u. ½3—8 Uhr— Blaueh utstr. 35 wird das ganze Jahr. 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