—..——.—.————. Vol Amlsblatt der Bürgermeiſterei Viernheim Erſcheinungsweiſe: 1 gba ausgenommen an Sonntagen und t monatlich 1.60 RM. einſchließlich M. ausſchließlich Bezugs reis: Ins Haus gebra durch die oſt monatlich 1.60 Nummer 270 eiertagen. otenlohn, Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Ryfg. Samslag G ſernheimer Seilung Verkündigungsblatt der NS AN. Viernheim veil für L den 19. November 1938 Anzetigenpreis: Grundpreis für 1 mm Höhe und 22 mm Breite 5 Ryfg., im Text⸗ eil mm Höhe und 67 mm Breite 15 Ryfg. gültig. Geſchäftsſtelle Viernheim. Blemaräſtr 1 Zur Zeit iſt Anzeigen 10 Nr. 7 „13. Fernſpr. 153. PS L'hafen 15101 14. Jahrgang Die furchlbaren Britengreuel im Burenkrieg 20000 Frauen und Kinder als Opfer englijcher kolonialer Willkür⸗Ferrſchnft Eine nolwendige Erinnerung Dr. E. K. Die Auseinanderſetzungen über die Judenfrage, die die Entwicklung der inter⸗ nationalen Beziehungen in dieſer Woche be⸗ herrſchten, überſchatteten ſelbſt erſtrangige welt⸗ politiſche Ereigniſſe wie etwa das Inkrafttre⸗ ten des italieniſch-engliſchen Abkommens, den bisher görßten Sieg Francos über die bolſche⸗ wiſtiſchen Truppen am Ebro, die Reiſe des ſüdafrikaniſchen Verteidigungsminiſters Pirow u. a. Wir wieſen ſchon darauf hin, wie ſelt⸗ ſam es ſei, daß das engliſche Weltreich, das einen weſentlichen Teil des Erdballes be⸗ herrſcht, trotz der infamen Hetze gewiſſer eng⸗ liſcher Politiker gegen die deutſchen antijüdi⸗ ſchen Maßnahmen, nicht willens iſt, auch nur in einer einzigen ſeiner zahlreichen Kolonien den Juden eine Heimſtatt zu gewähren. Die judenfreundliche Clique in England, die Deutſchland zur Zeit mit einem Hetzfeldzug ohne gleichen überzieht, verſucht es vielmehr mit allen Mitteln, es dahin zu bringen, daß das übervölkerte Deutſchland die Juden be⸗ halte. Es liegt auf der Ebene dieſer ſchamloſen Hetze, daß auch die Kolonialfrage in die Debatte gezogen wird, daß man alte Laden; hüter hervorholt und neue Greuelmärchen über Deutſchland häuft. Wie England es von jeher verſtanden hat, die ungeheure Brutali⸗ tät ſeiner Koloniſierungsmetho⸗ den vor der Welt zu verſchleiern, ſo unter⸗ drückt man zur Zeit jede Meldung über die grauenerregenden„Strafmaßnahmen“ des Em⸗ pire gegen die Araber in Paläſtina. Die Geſchichte der engliſchen Kolonialgreuel iſt aber reich genug an Methoden der„friedlichen Er⸗ oberung“ fremder Länder. Und gerade im Augenblick, da die Scheinheiligkeit jüdiſch⸗eng⸗ liſcher Kreiſe auf höchſten Touren läuft, iſt es gut, ſich des einen oder anderen„Vorkomm⸗ niſſes“ im Bereiche der engliſchen Unterdrük⸗ kungsmethoden auf kolonialem Gebiet zu er⸗ innern. Wir beginnen heute damit, ein Ereig⸗ nis ins Gedächtnis zurückzurufen, das um die Wende des Jahrhunderts den Schickſalskampf eines hochziviliſierten Volkes, der Buren, ſo ſchmachvoll abſchloß. Die„humanitäre“ briti⸗ ſche Kriegsführung im Kampf mit den Buren geht aus den Kriegserinnerungen des tapferen Burengenerals de Wet hervor, die wir nach⸗ ſtehend im Auszug veröffentlichen: Aus den Erinnerungen de Wels „Am 27. Dezember 1900 ging ich von Tafel ⸗ kop weg und kam 2 Tage darauf bei Frone⸗ mans Kommando an, wo ich bis zum Abend des 31. Dezember bleiben mußte, ehe die nöti⸗ gen Wagen und Ochſen beſchafft wurden, um die Munition zu holen. Es war nicht mehr leicht, Wagen zu bekommen, weil die Englän⸗ der ſie nicht nur aus den Bauernhöfen wegge⸗ nommen, ſondern auch viele verbrannt hatten. Wo vorher auf einem Hofe zwei, drei und ſelbſt vier Ochſengeſpanne geweſen waren, mußten dieſe ſtets für die Frauen bereit ſtehen, damit dieſe vor den feindlichen Kolonnen flie⸗ hen konnten. Die Frauen wurden fetzt ſchon in die Konzentrationslager gebracht, welche man überall dort, wo ſich engliſche Garniſonen befanden, errichtete. Lord Roberts hatte ver⸗ ſchiedene Proklamationen erlaſſen, durch welche angeordnet wurde, daß jedes Gebäude inner halb 10 Meilen von einer Eiſenbahn, die von den Buren zerſtört oder beſchädigt worden war, verbrannt werden ſollte. Bald darauf wurden die Pferde haufen⸗ weiſe erſchoſſen. Tauſende von Schafen von den Kaffern und den National⸗Scouts tot⸗ eſchlagen oder von den Soldaten mit ihren ajonetten erſtochen. Von Tag zu Tag wurde die Verwüſtung furchtbarer und grauſamer.. Und die Frauen der Buren? Ließen ſie bei all den Greueln, die ſie mitanſehen mußten, den Mut ſinken? Mit nichten, denn als die Gefan⸗ ennehmung dieſer Frauen oder vielmehr der Krieg gegen ſie und das Eigentum des Burs begann, flohen ſie, um nicht in Feindeshand zu fallen. Um noch etwas für ſich und ihre Kinder zu haben, hatten ſie die Wagen mit Ge⸗ treide und dem nötigen Hausrat beladen, und wenn ſich dann eine feindliche Kolonne dem Hofe näherte, mußte manches junge Mädchen, elbſt bei Nacht und Wind und Wetter, das eitſeil der Ochſen nehmen, während die Mut⸗ ter die Peitſche handhabte. Manches Mädchen, das eine feine Erziehung genoſſen hatte, ſaß auf dem Pferde und trieb das Vieh, um den Verfolgern ſo lange als e zu entrinnen und nicht in die Konzentrationslager gebracht zu werden, welche von den Engländern„Zu⸗ fluchtslager“ genannt wurden. 2 Hätte ſich jemand vor dem Kriege träumen laſſen, daß das 20. Jahrhundert Zeuge ſol⸗ cher Greuel würde? Ich wußte ebenſo gut, wie jeder andere, daß in jedem Kriege entſetz⸗ liche Grauſamkeiten, gegen welche ein Mord faſt ein Kinderſpiel iſt, verübt werden, aber meinen Kopf hätte ich zum Pfande geſetzt, daß es in einem von dem gebildeten engliſchen Volke ge⸗ führten Krieg unmöglich ſein würde, daß wehrloſe Frauen und Kinder auf direkte und indirekte Weiſe hingemordet würden — und dennoch iſt es geſchehen! Auf Lager, in denen ſich nur Frauen, Kinder und abgelebte Greiſe befanden, wurde mit Kanonen und Ge⸗ wehren geſchoſſen, um ſie zum Haltmachen zu zwingen. Ich ſage dies alles nur beiläufig, denn in Südafrika und England ſind ehrliche Federn genug, um dieſe Schandtaten an den Pranger zu ſtellen und weltkundig zu machen. Ueberdies verſagt mir auch die Feder, um die entſetzlichen Szenen, die ſich hier abſpielten und über die nicht genug geſprochen werden kann, nach Ge⸗ bühr zu ſchildern.“ Und was ſagt der britiſche Commiſſär General Kitchener? Damit die Darſtellung des Burengenerals de Wets trotz ihrer großen Zurückhaltung nicht als einſeitig bezeichnet werden kann, bringen wir zur Ergänzung die letzte Proklamation des britiſchen Oberbefehlshabers in Südafrika, Ge⸗ neral Kitchener. Sie erfolgte in einer Zeit, als bereits 35 000 Buren in den engliſchen Konzentrationslagern gefangen ſaßen und 20 000 Frauen und Kinder ihr Leben gelaſſen hatten. Was wagte man gegen die Reſte des tapfer kämpfenden Burenvolkes anzuordnen? „Da die Bürger der geweſenen Republiken, welche jetzt noch gegen Sx. Maj. Truppen unter den Waffen ſtehen, nicht nur der Anzahl nach gering ſind, ſondern beinahe alle ihre Kanonen und Kriegsmaterial verloren haben und des⸗ halb nicht imſtande ſind, einen regelmäßigen Krieg zu führen, oder den Truppen Sr. Maj. in irgend einem Teile des Landes einen orga⸗ niſchen Widerſtand zu bieten, ſo iſt es, daß ich, Horatio Herbert Baron Kitchener von uſw. uſw. proklamiere und bekannt mache, wie folgt: Alle Kommandanten, Feldkornetts und Vor⸗ männer bewaffneter Banden, welche Bürger der geweſenen Republiken ſind und noch Sr. Maf. Streitkräften in der Oranſeriver⸗Kolonie und Transvaal oder einem ſonſtigen Teil von Sr. Mai. ſüdafrikaniſchen Beſitzungen Widerſtand leiſten, und alle Mitglieder der Regierungen des geweſenen Oranjefreiſtaates und der gewe⸗ ſenen Südafrikaniſchen Republik ſollen, wenn ſie ſich nicht vor dem 15. Sentember 1901 er⸗ geben, für immer aus Südafrika verbannt werden. Die Koſten des Unter⸗ halts der Familien ſolcher Bürger ſollen aus ihrem beweglichen Eigentum in den beiden Ko⸗ lonien beſtritten werden. Gott ſchütze den König! Kitchener, General⸗Commiſſär“. * Mit dieſer Brutalität beendete man den Krieg gegen ein ehrliches, tapferes und ziviliſiertes Volk, das ſich mit der Waffe in der Hand gegen den ach ſo„moraliſchen“ britiſchen Raub ⸗ imperialismus gewehrt hatte. In Pa ⸗ läſtina aber kämpft England heute gegen die Araber mit den gleichen Mitteln und Grau⸗ ſamkeiten. Und wer ſind ſeine Schützlinge und Helfer? Die Juden! Anlkerzeichnung des ilkalieniſch⸗engliſchen Ablommens Im Palazzo Chigi fand die Anterzeichnung des italieniſch⸗engliſchen Abkommens, durch das England das italieniſche Imperium anerkennt, ſtatt.— Unſer Bild zeigt den britiſchen Bot⸗ ſchafter Lord Perth bei der Unterzeichnung, neben ihm Graf Ciano. 0 Zander⸗Multiplex⸗K.) London, 18. Nov. Der britiſche Indien⸗Miniſter Lord 8 land hielt am Freitag in Torquay eine Rede, in der er ſich auch mit den deutſchen Vergel⸗ tungsmaßnahmen gegen die Juden nach dem fei⸗ gen Meuchelmord des Judenjungen Grynſzpan ſca eint jungen Geſandtſchaftsrat vom Rath be⸗ äftigte. In l Verſtändnisloſigkeit gegenüber der 5 bwehraktion des geſamten deutſchen olkes gegen die neue Herausforderung des Weltjudentums erklärte der Miniſter, daß ſeine im Anſchluß an München gehegten Hoffnungen durch die Ereigniſſe der letzten Wochen in Deutſchland ſtark erſchüttert worden *() Zwar llc auch Lord Zetland zugeben, aß man nur Abſcheu für das ſcheußliche Ver⸗ brechen empfinden könnte, das der polniſche Jude begangen abe. Dann aber 1 ſich der Lord unbekümmert in die deutſche Innenpolitik und lamentiert:„man ſtehe beſtürzt vor den Ver⸗ eltungsmaßnahmen, die Deutſchland gegen auſende von unſchuldigen Perſonen er kiſßen habe.“ Dr. Goebbels habe erklärt, daß die Berlin, 18. November Der„Deutſche Dienſt“ macht die Ergebniſſe des Monats September mit all ſeinen Span- nungen und hiſtoriſchen Entwicklungen zum Gegenſtand einer Betrachtung und weiſt erneut auf die grundſätzlichen Unterſchiede zwiſchen der verantwortungsbewußten, ſicheren Nach⸗ richtenpolitik des Reiches und den oft recht vagen, lediglich aus Gerüchten aufgebauten deutſchfeindlichen Zweckmeldungen gewiſſer Kreiſe des Auslandes hin. In dem Artikel heißt es: Die Ereigniſſe des Monats September d. J. ſtellten der deutſchen Preſſe und dem deutſchen Rundfunk Aufgaben von einer Bedeutung und einem Umfang, wie nie zuvor. Lügenmeldungen ſollten das Volk verwirren Deutſchland war in den Wochen der Kriſe von einem ganzen Netz von Rundfunkſendern umringt, die es darauf anlegten, das deutſche Volk zu verwirren und eine Gerüchtebildung Was geht das Englund an? Immer wieder engliſche Einmiſchung in die deulſche Innenpolifil Reichsregierung es nicht wünſche, daß England daran Intereſſe nehme, wie Deutſchland die der A löſe. Für dieſe eindeutige und in jeder Weiſe gerechtfertigte Erklärung findet der britiſche Miniſter eine im höchſten Grade er⸗ e Erklärung. Der einzige Kommentar, en er dazu abgeben wolle, ſo erklärte er, ſei lediglich der, daß ſelbſt ein ſolcher Wunſch einer 1 hochgeſtellten 1 e wie der des eichsminiſters für Volksaufklärung, nicht im⸗ ſtande ſei. das„Gewiſſen eines ganzen Volkes“ und zwar nicht nur des engliſchen, Maden der „ganzen ziviliſierten Welt“ zu unterdrücken.() Schon aus menſchlichen. erheiſche das deutſche Judenproblem eine eilige W 5 lung auf internationalem Gebiet. Man könne verſichert ſein, daß die britiſche Regierung die⸗ ſem Problem ſeine 0 rwägungen“ widme. Dabei ſoll es aber offenſichtlich— wie ſtets bisher— im weſentlichen bei den„Erwä⸗ . bleiben, denn der Lord fügt hinzu, daß ie britiſche 751 bereit ſein werde, eine Freiſtätte innnerhalb des britiſchen Imperiums für„einige von ihnen“ zu finden. Die Wahrheit ſiegte Slaalliche Führung in Preſſe und Rundfunk in der Kriſenzeit größten Ausmaßes hervorzurufen, um dadurch Einigkeit, Zuverſicht und Zukunftsglauben des deutſchen Volkes zu lähmen. Zu den deutſch⸗ ſprachigen Sendern Straßburg, Luxemburg, Beromünſter, Prag l und Mähriſch⸗Oſtrau trat in dieſen Wochen eine ganze Reihe von engliſchen und franzöſiſchen Sendern, die plötz⸗ lich ebenfalls Nachrichtenſendungen in deutſcher Sprache veranſtalteten, deren Zweck und Ziel nicht gerade die objektive Unterrichtung der deutſchen Oeffentlichkeit war Deutſchfeindlichen CCC TTT Bolſchafler Dr. Dieckhoff nach Berlin berufen Berlin, 18. Nov. Der deutſche Botſchafter in Waſhington, Dr. Hans Dieckhoff, iſt heute zur Berichter⸗ ſtattung nach Berlin berufen worden. Auslandszeitungen kann man noffalls die Einfuhr über die Reichsgrenzen verweigern, wenn ſie Deutſchland beleidigen und gegen Deutſchland ſchüren und hetzen, damit ſie nicht noch obendrein aus dem Zeitungsverkauf in Deutſchland Nutzen ziehen. Den Aetherwellen kann man den deutſchen Luftraum nicht ver⸗ ſchließen. Hier hilft nur eine geſchickte und der rechtlichen Denkweiſe des deutſchen Volkes Rech⸗ nung tragende Gegenwehr. Der deutſche Rund; funk beſchränkte ſich aber nicht nur auf die Ab⸗ wehr, ſondern ging zum ee über, und zwar mit großem Erfolg. Erfolgreiche Gegenaktion des deutſchen 1 Rundfunks Zunächſt wurden über den Reichsſender Wien tſchechiſche und ſlowakiſche, ſpäter auch ukrainiſche Sendungen veranſtaltet, die an be⸗ ſonders kritiſchen Tagen auch von den Sen— dern Leipzig und Breslau übernommen wur- den. In den Tagen, als die doktrinären De⸗ mokratien in der Welt darangingen, eine Kriegsſchuldlüge zu konſtruieren, und mit der erlogenen Behauptung, Deutſchland habe in Godesberg ganz neue Forderungen aufgeſtellt, die weit über die Berchtesgadener Vereinba- rungen hinausgingen, die ganze Welt gegen Deutſchland aufzubringen verſuchten, da war für den Rundfunk die Aufgabe von ſelbſt ge⸗ geben, dieſer Stimmungsmache mit allen Mit- teln in der Welt entgegenzutreten und insbeſondere der Bevölkerung in England und Frankreich Gelegenheit zu geben, ſich anhand der wahren Vorgänge ſelbſt ein Bild zu ma⸗ chen. Schweigen als Waffe Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß die deutſche Preſſe ebenſo wie der deutſche Rundfunk ſich während der einzelnen Verhandlungsphaſen Zurückhaltung auferlegen und ſich davor hüten mußten, wie die Auslandsſender und Aus- landszeitungen halbſtündlich und ſtündlich Meldungen über den angeblichen Gang der Verhandlungen zu geben. Es iſt bekannt, daß bei derartigen Verhandlungen ſich die Situa- tion innerhalb der Beſprechungen nicht ſelten mehrfach verſchiebt. Es wäre ſinnlos geweſen, der deutſchen Oeffentlichkeit vor Abſchluß der Verhandlungen und vor Vorliegen eines Er⸗ gebniſſes dauernd Gerüchte über die einzelnen Phaſen der Verhandlungen vorzuſetzen, um ſchließlich dann am Schluß des Verhandlungs- tages erklären zu müſſen, daß ſich alle Mut⸗ maßungen als falſch erwieſen hätten und das Endergebnis ganz anders ſei. Damit wäre dem deutſchen Volke nicht ge⸗ dient worden. Gerade das Schweigen hat ſich an dieſen Verhandlungstagen als eine ganz beſonders wirkſame Waffe erwieſen. Die deut⸗ ſche Führung hatte ebenſo wie die deutſche Oeffentlichkeit gute Nerven. Und während die deutſche Führung aus den faſt ſtündlich von ausländiſchen Rundfunkſen⸗ dern und ausländiſchen Zeitungen verbreiteten Meinungen und Gerüchten die Stimmung und die Auffaſſung der anderen entnehmen konnte, ſuchten Deutſchlands Gegner vergeblich nach ſolchen Stimmen aus Deutſchland, die ihnen vielleicht taktiſche Hilfsmittel hätten ſein oder ihnen Anhaltspunkte hätten geben können. Man konnte an ihren Meinungsäußerungen ableſen, wie ſie von Stunde zu Stunde ner⸗ vöſer nicht zuletzt dadurch wurden, daß die deutſchen Informationsinſtrumente beharrlich ſchwiegen. Tatſachen ſchlugen Lügen Mit den Ergebniſſen der Verhandlungen allerdings waren dann die deutſche Preſſe und der deutſche Rundfunk zuerſt da und am ſchnellſten in der ganzen Welt. Sie hatten da⸗ durch die ſonſt ſo ſeltene Möglichkeit, die Lüge, die immer ſchneller iſt als das Dementi, zu überholen und durch die Tatſache empfindlich zu ſchlagen. Der deutſche Hörer fiel nicht herein. Noch eins kann nach Abſchluß dieſes ganzen Nachrichtenſfeldzuges feſtgeſtellt werden. Die Wirkung des deutſchen Rundfunks im Sude⸗ tenland und in der Tſchecho⸗Slowa⸗ kei durch ſeine tſchechiſchen und flowakiſchen Sendungen war infolge ihrer Beſchränkung auf Tatſachen und des bewußten Verzichts auf die in den tſchechiſchen Sendern üblichen, mit Pa⸗ thos vorgetragenen Reden, Aufrufe und Be⸗ ſchwörungen im Stile des Herrn Joſef Cak eine ungleich größere als die Wirkung etwa dieſer deutſchſprachigen Sendungen der Sender Prag II und Mähriſch⸗Oſtrau auf die Hörer im Sudetenland und im Reich. Es hat ſich gezeigt. daß auch im Aetherkrieg der deutſche Hörer ein außerordentlich feines Unterſcheidungsvermö⸗ gen hat, was Tatſachenmeldungen ſind und was gegneriſche Zweckmeldungen, und ſich durch Zweckmeldungen nicht aus der Ruhe bringen läßt Als Gaſt 1 des Generalfeldmarſchalls Göring Berlin, 18. Nov. Miniſterpräſident Generalfeldmarſchall Gö⸗ ring gab Freitag zu Ehren des ſüdafrikani⸗ ſchen Verteidigungsminiſters Pirow und Frau —— ein Frühſtück, an dem neben dem ſüdafri⸗ aniſchen Geſandten und ſeiner Gattin von deut⸗ ſcher Seite Generaloberſt Milch. Staatsſekretär Körner, General Stumpff. General Udet und die Herren der näheren Umgebung des Feldmarſchalls mit ihren Damen teil⸗ nahmen. Der Reichsminiſter des Auswärtigen, von Ribbentrop, empfing am Freitag nachmit⸗ tag um 5 Uhr in Anweſenheit des Berliner Ge⸗ ſandten der Union von Südafrika. Dr. S. F. N. Gie, den zu einem mehrtägigen Aufenthalt in der Reichshauptſtadt weilenden Wirtſchafts⸗ u. Verteidigungsminiſter der Union von Süd⸗ afrika, Oswald Pirow. „Jöre Iſrael!“ Eine Varnung Walter Ralhenaus aus dem Jahre 1897 Berlin, 18. Nobember. Die durch den Pariſer Mord eingeleitete Zu⸗ ſpitzung der Judenfrage beſchränkt ſich nicht auf Deutſchland. Man kann ſagen, daß es heute kein Land auf der Erde gibt, in dem man noch glaubt, an dieſer Frage vorbeigehen zu können. In einigen von dieſen Ländern wurden die Dinge noch vor wenigen Jahren gern ſo dar⸗ geſtellt, als ob die Judenfrage im Jahre 1933 erfunden worden wäre. Dieſe allzu einfache Auffaſſung iſt nun zwar überwunden, aber die deutſchen Verteidigungsmaßnahmen, die als Antwort auf den Mord von Paris ergriffen worden ſind, werden in einem Teil der auslän⸗ diſchen Preſſe mit einem ſolchen Maß von Ver⸗ zerrung und Verdrehung behandelt, daß man ſolche Kritiker zu ihrer eigenen Aufklärung nütz⸗ licherweiſe auf eine Warnung verweiſt, die von einem Juden ſtammt. Wir finden dieſe Warnung adgedruckt in dem Buch„Die Juden in Deutſchland“, das vom Inſtitut zum Stu⸗ dium der Judenfrage herausgegeben und im Verlag Franz Eher Nachf. erſchienen iſt. „Von vornherein will ich bekennen, daß ich Jude bin.“ Durch dieſe klare Einleitung ge⸗ winnen ſeine Darlegungen beſonderes Gewicht, auch wenn ſie eine bittere Abrechnung mit den Sünden ſeiner Raſſe bedeuten. 5 Schon mit den erſten Sätzen trifft er den Nagel auf den Kopf bei der Rlarlegung des Problems Er ſchreibt:„Die Philoſemiten pflegen zu verkünden:„Es giht keine Judenfrage. Wenn die Juden ihr Land ſchädigen, ſo geſchieht es durch unzuläſſige Handlungen einzelner. Hier⸗ beſteh ſchaffe man Geſetze oder verſchärfe die beſtehenden.“ Sie haben nicht unrecht. Die Beantwortung der wirtſchaftlichen Frage iſt Sache der Geſetzgebung. Aber von der wirt⸗ ſchaftlichen Frage will ich nicht ſprechen. Drohender erhebt ſich die geſellſchaft⸗ liche, die Kulturfrage. Wer ihre Spra⸗ che vernehmen will, mag an Berliner Sonn⸗ tagen mittags um 12 Uhr durch die Tiergarten⸗ ſtraße gehen oder abends in den Vorraum eines Theaters blicken. Seltſame Viſion! Inmitten deutſchen Lebens ein abgeſondert fremdartiger Menſchenſtamm, glänzend und auffällig ſtaf⸗ fiert, von heißblütig beweglichem Gebaren. Auf märkiſchem Sand eine aſiatiſche Horde. Die ge⸗ zwungene Heiterheit dieſer Menſchen verrät nicht, wieviel alter, ungeſättigter Haß auf ihren Schultern laſtet. Sie ahnen nicht, daß nur ein Zeitalter, das alle natürlichen Gewalten gefeſ⸗ ſelt hält, ſie vor dem zu ſchützen vermag, was ihre Väter erlitten haben. In engem Zuſam⸗ menhang unter ſich, in ſtrenger Abgeſchloſſen⸗ heit nach außen—: ſo leben ſie in einem halb freiwilligen, unſichtbaren Ghetto, kein lebendes Glied des Volkes, ſondern ein fremder Orga⸗ nismus in ſeinem Leibe. Es beſteht die unbeſtreitbare Wahrheit, daß die beſten Deutſchen einen tiefen Widerwillen gegen jüdiſches Weſen und Treiben hegen, die am meiſten, die nicht viel Worte davon machen und etliche Ausnahmen— gleichſam als ſelt⸗ ſame Naturſpiele— zugeben. Und wenn die Juden über Breite und Tiefe der Strömung ſich zu täuſchen trachten— ein beklommenes Gefühl der Einengung und Verlaſſenheit wer⸗ den ſie nicht los. Der alte Herrlichkeitsgedanke iſt verrauſcht, und ſehnſüchtiger, als ſie es ge⸗ ſtehen, blicken ſie aus nach Verſöhnung. Aber das Meer der Abgeſchloſſenheit will ſich vor keinem Zauberſpruch verteilen.“ 22. Der Spiegel vor den jüdischen Naſſegenoſſen Rathenau hält dann weiter ſeinen Raſſege⸗ noſſen mit rückſichtsloſer Offenheit den Spiegel vor. Er redet ſie unmittelbar an mit den Wor⸗ ten:„Seht euch im Spiegel! Das iſt der erſte Schritt zur Selbſtkritik!“ Er ſpricht davon, daß ſie„ein Volk von Krämern und Maklern ge⸗ worden ſind, an dem der Herr des Zornes und des Sieges keinen Gefallen haben könne, denn dieſen habe ex nur an einem Volk von Kriegern gehabt.“ Mit ſchneidender Ironie fährt er dann fort: „Der Staat hat euch zu Bürgern gemacht, um euch zu Deutſchen zu erziehen. Ihr ſeid Fremde geblieben und verlangt, er ſolle nun die volle Gleichberechtigung ausſprechen. Ihr redet von erfüllten Pflichten: Kriegsdienſt und Steuern. Aher hier war mehr zu erfüllen als Pflichten: nämlich Vertrauen.“ Und in der weiteren Ausführung des prak⸗ tiſchen Weges predigt er ſeinen Raſſengenoſſen vor allem a Beſcheidenheit und Verſtändnis für die Seele der Landesgenoſſen. N Was er in dieſem Abſchnitt ſagt, iſt eine ſo tref⸗ fende Charakteriſtik des modernen Großſtadt⸗ judentums, daß es hier in vollem Wortlaut wiedergegeben zu werden verdient: „Freilich ſteht euch keine Bahn offen, auf der euer unbändiger Ehrgeiz ſich ausgaloppieren kann. Als Rechtsanwalt, Kaufmann und Arzt beſteigt man den kuruliſchen Stuhl nicht. Das ehrliche Bewußtſein eines ehrlichen Wertes gibt heute das einzig Erſtrebenswerte, das ein Jude erreichen kann. Aber das muß euch genügen. Darum drängt euch nicht nach kargen Auszeich⸗ nungen, ſelbſt wenn ihr glaubt, ein Anrecht darauf zu haben. Ein reicher jüdiſcher Bankier zu ſein, iſt an ſich keine Schande; aber der Ele⸗ fantenorden von Honolulu oder das Konſulat von Kamtſchatka kann daran nichts beſſern. Hal⸗ tet euch in bürgerlichen Schranken und ihr wer⸗ det euch nicht über zunehmende Kurzſichtigkeit eurer Freunde zu wundern haben, wenn ſie, die Aren bei euch zu Tiſch waren, euch auf der traße nicht wiedererkennen. Ihr beklagt euch, daß man an eurer Unter⸗ haltung kein Gefallen findet. Eure Konverſa⸗ tion iſt ein Kampf. Den Partner„zu unterhal⸗ ten“, durch mitteilen und teilnehmen zu er⸗ freuen, iſt nicht die Abſicht; man ſucht durch Superlative, durch grauenhafte Uebertreibun⸗ gen und durch ſtimmliche Kraftentfaltung zu ſiegen. Würde auf den Rekord der Redensarten: „Ich für meine Perſon“ und„Meiner Anſicht nach“ ein Preis geſetzt, ſo wäret ihr die erſten am Ziel. Es verlangt ja niemand von euch ſo etwas wie Gemüt; was dem ähnlich ſah, habt iht mit manchem anderen Gut in den Ghettos beibien Eure Väter waren in ihrer Frömmig⸗ eit gemütvoll: ihr ſeid aufgeklärt und witzig. Aber ihr ſollt die Seele und das Gemüt eurer Landesgenoſſen begreifen und ehren, anſtatt ſie durch vorlautes Urteil und frivole Ironie zu verletzen. Worte ſind die Waffen der Schwa⸗ chen; wehe dem, der mit vergifteten Pfeilen kämpft. Man wird euch den Vorwurf machen, inter⸗ national zu ſein, ſolange ihr mit allen auslän⸗ diſchen Cohns und Lewys verſippt und ver⸗ ſchwägert ſeid. Laßt die exotiſchen Vettern und Baſen, die trotz ihres Leugnens in Paris, New Pork oder Budapeſt vielleicht mißliebiger ſind, als ihr hierzulande, bleiben, wo ſie ſind. Renomiert nicht mit ihren Anſichten und Ma⸗ nieren und ſchämt euch nicht, wenn eure Kinder früher deutſch als franzöſiſch ſprechen lernen. Wer ſein Vaterland liebt, der darf und ſoll ein wenig Chauviniſt ſein.“ Kontributionen der Beſatzungszeit Jur Auffriſchung des Gedächlniſſes weſtlicher demolralien Berlin, 18. November. Die„Berliner Börſen⸗Zeitung“ greift drei Fälle der Beſatzungszeit aus dem vorliegenden reichen Material auf, um den ſelbſtgerechten Kritikern in den weſtlichen De⸗ mokratien weiteres Material für ihre Entrü⸗ ſtung über die Anwendung von Kontribu⸗ tionen gegen Unbeteiligte zu liefern: Erſtens der Fall Mannheim. Am 12. Juli 1919 wurde der franzöſiſche Sergeant Paul Mannheim bei einer nächtlichen Schlägerei in der Friedrichſtraße zu Berlin von Unbekannten erſtochen. Marſchall Foch forderte umgehend von der Reichsregierung nicht nur eine offizielle Entſchuldi⸗ gung und für die Angehörigen des Toten eine Entſchädigung von 100 000 Goldmark, ſondern legte auch der Stadt Berlin eine Million Goldfranken als Buße auf. Die Reichsregierung weigerte ſich, dieſe Buße anzuerkennen und Marſchall Foch hätte ſich zweifellos an den deutſchen Volksgenoſſen im beſetzten Rheinland ſchadlos gehalten, wenn nicht von unbekannter brivater Seite dieſe Million zur Perfü⸗ gung geſtellt worden wäre. Zweitens die Zwiſchenfülle von Paſſau und Ingolſtadt. Im Oktober 1922 wurde ein franzöſiſcher und ein engliſcher Offizier der Interalliiecten Mili⸗ tärkontrollkommiſſion, deren Tätigkeit begreif⸗ licherweiſe bei jedem ebrliebenden Deutſchen die tiefſte Erbitterung hervorrufen mußte, bei ihrer Kontrollarbeit in der Kaſerne des 20. Infante⸗ rie-Regiments in Paſſau beſchimpft und das Auto mit Steinen beworfen, wobei der franzöſiſche Offizier leicht durch Glasſplitter verletzt wurde. Am 22. November des gleichen Jahres kam es in In⸗ golſtadt bei einer Kontrollhandlung derſel⸗ ben Offiziere zu Zwiſchenfällen, wobei dieſes Mal der engliſche Offizier eine Schramme abbekam. Reichsregierung und Oberbürgermei⸗ ſter der beiden Städte entſchuldigten 1 Die dienſttuenden deutſchen Offiziere wur⸗ en ihres Amtes enthoben, gegen die Demon⸗ ſtranten Strafverfahren eingeleitet. Der Bot⸗ ſchafterkonferenz in Paris war das aber noch nicht genug. Neben einer ausdrücklichen Ent⸗ ſchuldigung der Reichsregierung und einer ſchriftlichen Entſchuldigung des bayeriſchen Mi⸗ niſterpräſidenten wurde eine Kontribution von je 500 000 Goldmark auferlegt mit der Drohung, im Falle der Weigerung wür⸗ den die alliierten Regierungen in der von ihnen beſetzten Pfalz mit Gewalt eintreiben, d. h. Un⸗ beteiligte, die in der Gewalt der Beſatzungs⸗ truppen waren, ſollten für Taten haftbar ge⸗ macht werden, die ſich in Bayern ereignet hat⸗ ten. Um unſere Volksgenoſſen in der Pfalz und im Rheinland vor dieſen Zwangsmaßnahmen zu ſchützen, ſtellte die Reichsregierung die eine Million Goldmark zur Verfügung. Drittens der Fall Gelſenkirchen. Während des Ruhrkampfes hielt im Februar 1923 in Gelſenkirchen ein deutſcher Polizeibe⸗ amter den mangelhaft beleuchteten Wagen eines franzöſiſchen Gendarmen an. Der Franzoſe ſchoß den deutſchen Polizeibeamten nieder und wurde daraufhin ſelbſt verletzt. Die franzöſi⸗ ſche Truppe umzingelte ſofort die Stadt Gel⸗ ſenkirchen, beſetzte die öffentlichen Gebäude und ſperrte die Innenſtadt völlig ab. Zur Eintrei⸗ bung der alsbald verhängten Kontribution von 100 Millionen Mark wurde das Not⸗ geld der Stadt in Höhe von 66 Millionen Mark beſchlagnahmk und die franzöſiſchen Sol; daten ermächtigt, unſeren Volksgenoſ⸗ ſen auf offener Straße und in den Straßenbahnen die Taſchen zu leeren. Der Beutezug ergab 70 Mil⸗ lionen Mark. Um den Reſt von 30 Millionen ſicherzuſtellen, wurden die verantwortlichen Be⸗ amten der Stadtverwaltung als Geiſeln ins Hauptquartier nach Recklinghauſen mitgenom⸗ men. Da es ſich in allen dieſen Fällen nur um Re⸗ reſſalien gegen deutſche Volksgenoſſen han⸗ elte, hat man ſelbſtverſtändlich in den weſt⸗ lichen Demokratien alles in beſter Ordnung gefunden. Dr. Goebbels eröffnet den ſudelendeulſchen Wahlkampf Maſſenkundgebung in Reichenberg Berlin, 19. November Reichsminiſter Dr. Goebbels begibt ſich am heutigen Samstag nach Reichenberg, um dort zuſammen mit Gauleiter Konrad Hen⸗ lein in einer Maſſenkundgebung den Wahl- kampf für die am 4. Dezember ſtattfindenden Ergänzungswahlen zum Deutſchen Reichstag zu eröffnen. Die Kundgebung, die um 19.30 Uhr in den Reichenberger Meſſehallen beginnt, wird von den Reichsſendern Breslau und Leipzig über⸗ tragen. Erinnerungsbeſuch des Führers in Landsberg Landsberg am Lech, 18. Nov. Der Führer beſuchte am Freitag das Gefäng⸗ nis in Landsberg, in dem er vor 15 Jahren, vom 11. November 1923 bis zum 20. Dezember 1924 in Feſtungshaft ſaß. Mit Panzerwagen gegen Araber Wieder ſchwere Kämpfe in Paläſtina Eine energiſche arabiſche Erklärung London, 18. November Der Präſident der arabiſchen Verteidigungs- partei von Paläſtina Ragheb Bey Naſha⸗ ſhibi ſtritt heute in einem Telegramm an den Vorſitzenden des Interparlamentariſchen Kongreſſes mit allem Nachdruck ab, daß unter den Arabern, wie das in der engliſchen Oef⸗ fentlichkeit kürzlich behauptet worden war, ir⸗ gendwelche Meinungsverſchiedenheiten beſtün⸗ den, Es gebe keinen Araber in Paläſtina, ſo heißt es in dem Telegramm, der nicht bis zum Tode ſich dem Mandat und der Balfour-Erklä⸗ rung widerſetzen würde. Unter den arabiſchen Parteien Paläſtinas gebe es keinerlei Mei⸗ nungsverſchiedenheiten. „In Paläſtina ſelbſt iſt es im Laufe des heu⸗ tigen Tages wieder zu Gefechten zwi⸗ ſchen dem Militär und Arabern gekommen. In der Nähe von Beitjallah nörd⸗ lich von Hebron kam es zu einem heftigen Ge⸗ fecht zwiſchen Engländern und Arabern. Dabei verloren die Engländer einen Mann, während fünf verletzt wurden. Das engliſche Militär, das rückſichtslos eingeſetzt wurde, ſoll einer Reutermeldung zufolge den Arabern ſchwere Verluſte beigebracht haben. Auf 40 Me⸗ ter Entfernung brachte das engliſche Militär mit Maſchinengewehrfeuer den Araberangriff zum Stehen. Unterſtützt von Panzerwagen und weiteren Verſtärkungen, konnte das engliſche Militär dann die auf der Straße errichteten Barrikaden beſeitigen. Nalien denkl an die Fanklionen Eröffnung einer Bergwerksausſtellung durch Muſſolini Nom, 18. Nov. Im Mittelpunkt der Veranſtaltungen des dritten Jahrestages des Sanktionskrieges ſtand Freitag abend die Eröffnung der italieniſchen Bergwerksausſtellung durch Muſſolini. Von ſtürmiſchem Jubel begrüßt erſchien der Duce 75 vor 18 Uhr im Circus Maximus, wo 3000 Arbeiter als Vertreter der italieniſchen Bergleute Aufſtellung genommen hatten. Unter dem nicht endenwollenden Beifall der Menge ſetzte Muſſolini von einer Zentralſtelle aus die zahlreichen Maſchinen in Gang und nahm dann zuſammen mit Parteiſekretär Starace, der zuvor den Aufbau und die Ziele der Ausſtellung dargelegt hatte, ſowie 1 Mitgliedern der 1 Partei, Wehrmacht und der Behör⸗ den eine Beſichtigung der Ausſtellung vor. Kleine polifiſche Nachrichten „Ungarn beabſichtigt neue Judengeſetze ein⸗ führen. die eine Heimatrechtkontrolle und eine Erleichterung der jüdiſchen Auswanderung be⸗ zwecken. Der CGT.⸗Gewerkſchaftsverband, der geſtern ſeine Tagung beendete, hat nach ſeiner Kampf⸗ anſage gegen die Notverordnungen der Regie⸗ rung Daladier für den 26. November einen Tag des Proteſtes“ beſchloſſen, der in ganz Frankreich mit entſprechenden Kundgebungen begangen werden ſoll. Der neue franzöſiſche Botſchafter in Berlin, TCoulondre, hat am Freitagabend mit dem Nordexpreß die franzöſiſche Hauptſtadt verlaſſen. Der franzöſiſche Diplomat wurde vor ſeiner Ab⸗ fahrt auf dem Bahnhof vom deutſchen Botſchaf⸗ ter in Paris,. Graf Welczeck, begrüßt. Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den politiſchen Teil: Dr. Eduard Kuhn, Worms; für den übrigen Teil: Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Vereinigte Zeitungsverlage Cnyrim, Haller & Co., Worms Geſchäftsſtelle: 8 Martin, Viernheim.— Druck: Wormſer Verlagsdruckeret Hal⸗ tenhäuſer, Cuyrim& Co., Worms.— DA. X. 1038 über 2000. Z. Zt. iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 7 gültig, e⸗ 1e 5 * Gau Württemberg in Frankenthal Am Lonnlag Vergleichslampf gegen den Gau Küdweſt Kann Jüdweſt gewinnen? um Gau-Bergleichskampf am Sounlag im Frankenlhaler Sladion Am Sonntag, 20. November 1938, ſtehen ſich im Frankenthaler Stadion zu einem Fuß⸗ ball⸗Vergleichskampf die beiden Gaue Südweſt und Württemberg gegenüber. Dieſes Spiel wird im Gau Südweſt und vor allem aber in der geſamten Rheinpfalz großes Intereſſe finden. Die ſeilherigen Spiele zwiſchen den befreundeten Gauen Südweſt und Württemberg waren immer eine ſportliche De⸗ likateſſe. Erſtens wurden alle bisherigen Spiele in beſtem ſportlichen Geiſte ausgetragen, und gweitens wurde jederzeit Fufchall geboten, der über den Rahmen des Alltäglichen hinausging und daher begeiſtern konnte. Hierbei ſpielte es gar keine Rolle, wer als Sieger den Platz ver⸗ ieß. Der Gau Südweſt blieb bei den letzten Begegnungen in Stuttgart und Breslau über⸗ legener Sieger, umſomehr iſt der Gau Würt⸗ temberg jetzt darauf bedacht, die letzte Scharte durch einen Sieg in Frankenthal auszuwetzen, und die gemeldete Mannſchaft läßt 3 ſchließen, daß dieſes Vorhaben durchaus ern gemeint iſt. Die würklembergiſche Mannſchaft Wenn man die würtembergiſche Gaumann⸗ 1 betrachtet, dann ſieht man ſofort, daß ieſelbe mit einer Ausnahme nur von Spielern der beiden Spitzenvereine Kickers Stutt⸗ 5 und SSV Ulm gebildet wurde. Da⸗ urch wird natürlich die Schlagkraft und die Einheitlichkeit der Mannſchaft ungemein geför⸗ dert, zumal die meiſten Spieler ſchon in der Gaumannſchaft geſtanden haben. Da ſteht vor dem bekannten Torhüter Deyhle(Kickers) ſein Vereinskamerad Cozsa, deſſen Name ebenfalls einen guten Klang beſitzt. Ergänzt wird die Hintermann⸗ ſchaft durch Mack(SSV. Ulm) und den aus⸗ gezeichneten Mittelläufer Picard(SSV. Ulm). Dieſe Hintermannſchaft läßt an Ein⸗ heitlichkeit nichts zu wünſchen übrig. Auf dem rechten Läuferpoſten ſteht Fröſchle(Kickers), der auch kein Unbekannter mehr iſt und den Gau ſchon des öfteren vertreten hat. Auch der linke Läufer 0 K. ſter(Kickers) ſteht nicht um 1. Male in der Gauelf. Im Sturm werden er rechte Flügel und die Mitte durch Spieler des SSV. Ulm gebildet, was natürlich ein gro⸗ 5 Vorteil für die Aktionen des Angriffes der Schwaben ſein dürfte. Aubele und Tröger haben ſchon wiederholt in der Gaumannſchaft geſtanden und dort gute Leiſtungen gezeigt. Mohn iſt weniger bekannt, ſcheint aber der gegebene Mittelſtürmer zu ſein, da er für würdig befunden wurde, den Gau Württem⸗ berg zu vertreten. Der halblinks ſpielende Wörner aus Sontheim ſtammt aus einem Verein der Bezirksklaſſe und hat ſich vor allem durch ſeine, zuletzt in Neuſtadt im Sommer ds. Is., gezeigten Leiſtungen für die Gau⸗ mannſchaft beſtens empfohlen. Auf dem Links⸗ außenpoſten ſteht der Stuttgarter Frey, der eine der Hauptſtützen bei den Kickers iſt und auch ſchon wiederholt mit Erfolg in der Gau⸗ mannſchaft geſpielt hat. Wie fleht die Züdweſt-Elf? Die Südweſt⸗Gaumannſchaft für Treffen iſt wie folgt vorgeſehen: 2(Frankenthal); Herchenhan(Reichs⸗ ahn⸗Rotweiß), Kern(Wormatia); Kie⸗ fer(Wormatia), Ullrich, Hübinger(beide TSG. Ludwigshafen); Reinhardt, Müller (beide Frankenthal), Eckert(Wormatia), Pfirſching, Jung(beide Frankenthal). Das iſt an ſich eine feine Mannſchaft. Die drei Wormſer Kern, Eckert und Kiefer ſind ſtändige Mitglieder der Gauelf und auch die dieſes Ein neuer deulſcher Fporkwagen Im Jahre 1937 fand der Berliner In⸗ genieur Gerhard Macher in einer Münchener erkſtatt einen der drei Motoren, die der ver⸗ ſtorbene Konſtrukteur Zoller für ſeine Renn⸗ wagen geſchaffen hatte. In mühſeliger Klein⸗ arbeit beſeitigte Macher die dem Motor noch anhaftenden Mängel und entwickelte einen 1500⸗cem⸗Zweitaktmotor mit ſechs Zylindern ſo weit, daß er für Sportwagen rennreif wurde. In dieſen Tagen wurde die Maſchine trotz größ⸗ ter Schwierigkeiten fertiggeſtellt. Im Hof der Reichsfachſchule für Stellmacher und Karoſſerie⸗ bauer in Bernau, die für den neuen Wagen die zweiſitzige Karoſſerie in handgefertigter Son⸗ derausführung ſchuf. wartet der ſilbergraue neue deutſche Sportwagen auf ſeine erſte Fabrt. Die niedrige, gedrungene Form ſeiner Karoſ⸗ ſerie gibt dem Modell das Gepräge Anterhalb der Klappe, die den Einfüllſtuteen für das Kühlwaſſer verdeckt, kündet beſcheiden ein ſchwarzes„M“ von dem Mann, der den Wagen baute. Bei einer kurzen Probefahrt auf der Reichsautobahn zeigte ſich ein ſtarkes Anzugs⸗ und Beſchleunigungsvermögen. Kaum ſind die vier Gänge durchgeſchaltet, iſt bei noch nicht 3 000 Touren eine Geſchwindigkeit von 145 bis 150 km. /ſtd. erreicht. Die Spitze liegt bei 190 Em. /ſtd. Machers„M“⸗Wagen ſoll zunächſt in Sport⸗ wagen⸗Rennen der 1.5 l⸗Klaſſe eingeſetzt wer⸗ den. Ueber dieſe Vorſtufe hinaus wird er zum Rennwagen entwickelt. der in dieſer Klaſſe in⸗ ternational immer mehr an Bedeutung ge⸗ winnt, ſodaß man ſchon für das Jahr 1941 eine 1500 cem.⸗Grand⸗Prix⸗Formel vorausſagt. geir ſind gute Gauklaſſe. Der Frankfurter Ver⸗ teidiger H erchenhan hat ſich in der Gau⸗ Nachtwuchself ebenfalls ausgezeichnet, und auf die fünf Frankenthaler iſt ebenfalls Verlaß. Ittel im Tor und Reinhardt als Rechts⸗ außen gehören ſowieſo zur Gauauswahl, und unſer Wormſer Nachwuchsmann Müller, ſowie der linke Flügel Pfirſching— Jung ſind ebenfalls Könner, ſodaß man die⸗ ſer Mannſchaft ſchon mit Vertrauen entgegen⸗ ſehen kann. g Leider ſcheint es aber, daß es Aenderungen in der Mannſchaft geben wird. Die Einberu⸗ fungen zum Arbeitsdienſt und Militär könnten das möglicherweiſe erfordern. Gaufachwart Zimmer hat ſich auch in dieſen Tagen ent⸗ ſprechend vorgeſehen und als Erſatzleute den zwei Ludwigshafener Ullrich und Hübin⸗ Eintracht⸗Mittelſtürmer Adam Schmitt und den Verteidiger Künz nach Frankenthal be⸗ ordert. Beim eventuellen Fehlen eines Stür⸗ mers würde man alſo in Schmitt beſtimmt einen vollwertigen Mann finden, und wenn ein Verteidiger fehlen ſollte, ſo wird der ehema⸗ lige Verteidiger der öſterreichiſchen Amateur⸗ Nationalelf Künz auch am Platze ſein. Auf alle Fälle wird eine Südweſtmannſchaft in Frankenthal ſtehen, die dem ſtarken Gegner das ewinnen ſchwer machen wird. Wir hof⸗ fen ar, einen neuen Südweſt⸗Erfolg ver⸗ melden zu können. Frankenkhal erwarkel Maſſenbeſuch Daß man das Treffen nach Frankenthal ge⸗ legt hat, geht ganz in Ordnung. Unſere fuß⸗ ballfreudige Nachbarſtadt iſt bei ſolchen Ver⸗ anſtaltungen gut für einen entſprechenden Be⸗ ſuch und auch das Hinterland wird ſtark ver⸗ treten ſein. Und natürlich auch Worms. Das Frankenthaler Stadion wird daher mit ſtarkem Zuſpruch rechnen können. Das Spiel beginnt um 14,30 Uhr. Spielleiter iſt, wie man hört, Peters(Berliner FC. Preußen). Jußball⸗Gauliga im Kampf 550. Frankfurk will an die Tabellenſpitze Der Spielbetrieb im ſüddeutſchen Fußball bewegt ſich am kommenden Sonntag in etwas beſcheidenen Grenzen, denn die Großkämpfe der erſten Runde ſind ſo ziemlich unter Dach und Fach. Das nachſtehende Programm gibt am beſten Auskunft: Gau Südweſt FSV. Frankfurt— FV. Saarbrücken Gau Baden Phönix Karlsruhe— VfR. Mannheim VfL. Neckarau— 1. FC. Pforzheim SV. Waldhof— Karlsruher JV. Gau Württemberg Ulmer JV. 94— VfB. Stuttgart Stuttgarter SC.— Spfr. Stuttgart SV. Feuerbach— SpVgg. Cannſtatt Gau Bayern 1. FC. Nürnberg— 1860 München BC. Augsburg— Bayern München Gau Heſſen Kurheſſen Kaſſel— Fe. Hanau 93 EC. Sport Kaſſel— Dunlop Hanau VfB. Großauheim— VfB. Friedberg Im Gau Südweſt ſollten am Sonntag überhaupt keine Punkteſpiele ſtattfinden, aber die Bornheimer müſſen nun gegen den FV. Saarbrücken antreten, da ihnen ja ſchon genug Termine durch den Polakwettbewerb verloren⸗ egangen ſind. Der FSV. gilt natürlich in eimiſcher Umgebung als Favorit, und wenn nicht alles trüat, wird er gegen die im Sturm ſchwachen Saarländer zu einem ſicheren Sieg und damit wieder zum erſten Tabellenplatz kommen.— Im übrigen gilt das Intereſſe im Gau am Sonntag dem Frankenthaler Gau⸗ vergleichskampf gegen Württemberg. Im Gau Baden hat der immer noch ſieg⸗ loſe Karlsruher Phönix im Wildpark⸗Stadion den Meiſter und Tabellenführer zu Gaſt. Wenn es im Fußball auch keine Seltenheit iſt, daß der Letzte den Erſten bezwingt, ſo glauben wir doch nicht, daß in Karlsruhe eine Ueberraſchun Fin iſt. Dazu iſt der VfR. doch zu ſtark 5 ein guter Sturm wird auch mit der erſtklaſ⸗ ſigen Phönix⸗Abwehr fertig werden. In Mann⸗ heim ſtellt ſich erneut der 1. FC. Pforzheim vor, diesmal beim Vf. Neckarau. In früheren Jahren hat Neckarau gegen die Goldſtädter zu⸗ ate faſt ſtets gewonnen, aber diesmal ge⸗ ührt Pforzheim das größere Vertrauen, weil es den beſſeren Sturm hat. Der SV. Waldbof wird ſelbſt zuhauſe gegen den kampfkräftigen KFV. einen ſchweren Stand haben, aber mit einem Punktgewinn der Gäſte iſt kaum zu rechnen. In Württemberg, das ebenfalls durch den Frankenthaler Gaukampf betroffen wird, hat der Kampf zwiſchen dem Ulmer FV. 94 und dem VfB. Stuttgart als das wichtigſte Ereignis zu gelten. Der VfB. könnte wieder Tabellenführer werden. In Bayern ſind die Spitzenmannſchaften spielfrei. Der 1. FC. Nürnberg, der mit ſeinen Spielen arg im Rückſtand iſt, hat die Münche⸗ ner„Löwen“ zu Gaſt. Sollte der„Club“ ge⸗ winnen, dann wird er am Sonntag in der Spitzengruppe auftauchen. In Heſſen ſteht von den führenden Mann⸗ ſchaften nur der Meiſter Hanau 98 im Kampf. Berlins Fußballelf zum 48. Städtekampf gegen Hamburg, der am kommenden Sonntag in Hamburg ausgetragen wird, ſteht wie folgt: Schwarz; Bilek, Krauſe(alle Hertha); So⸗ banſki, Appel(BSV.), Raddatz(Union); War⸗ zecha(Blauweiß), Berndt(Tennis), Hallex (Elektra), Berner(BSV.), Wilde(Tennis). die Mokorradrennen 1939 Acht internationale Veranſtalkungen in Deulſchland Im Haus des franzöſiſchen Automobilclubs in Paris hielt der Weltverband für den Mo⸗ torradſport(JJC M.) ſeine Jahresverſamm- lung ab. Deutſchland war dabei durch Ober gruppenführer Krauß(München) vom NS. KK. vertreten. Die Aufſtellung des Termin- kalenders für das Jahr 1939 war der wich tigſte Punkt der Beratungen. Es zeigte ſich eine erfreuliche Unternehmungsluſt und für verſchiedene Internationale Prüfungen wur⸗ den mehrere Bewerbungen abgegeben, Deutſchland führt acht internationale Veran- ſtaltungen durch. Das Eilenriederennen leitet überlieferungsgemäß am 16. April das inter⸗ nationale Rennjahr ein. Am 7. Mai folgt das Hamburger Stadtparkrennen und am 21. Mai das Eifelrennen. Vom 31. Juli bis 2. Auguſt führt die ONS. die Internationale Alpenfahrt durch. Der Große Bergpreis von Deutſchland wird zuſammen mit dem der Wa⸗ gen am 6. Auguſt abgewickelt und der Große Motorradpreis von Deutſchland findet eine Woche ſpäter ſtatt. Die erſte Langſtreckenfahrt Berlin—Rom wird in deutſch⸗italieniſcher Ge meinſchaftsarbeit am 14.—15 September ent ſchieden. olens Antrag auf Durchführung der Internationalen Sechstage⸗ fahrt wurde abgelehnt und die Einladung von Korpsführer Hühnlein, dieſe ſchwerſte Ge⸗ ländeprüfung in Deutſchland auszutragen, an⸗ enommen. Schauplatz dieſer bedeutendſten eranſtaltung des Jahres wird das Gebiet der Bayeriſchen und Oſtmark⸗Alpen in der Gegend von Salzburg, Kitzbühel und Reichen⸗ hall ſein. Aus Vertretern von Deutſchland, England, Frankreich, Italien und Holland wurde ein Arbeitsausſchuß eingeſetzt, der während der Internationalen Automobil- u. Motorradausſtellung in Berlin zuſammen⸗ tritt. Der Sechstagefahrt iſt die Zeit vom 20 bis 27. Auguſt vorbehalten Der Große Mo; torradpreis von Europa wurde Bel ⸗ er übertragen, das ihn am 16. Juli zur Entſcheidung bringt Dem Antrag, den Brenn⸗ ſtoffverbrauch bei internationalen Rennen in die Wertung einzubeziehen, wurde nicht ſtatt⸗ gegeben. die Termine. (Deutſchland) Internationales April: 16. Querieldein⸗ Eilenriederennen; 30.(Belgien) fahrt. Mai: 7.(Deutſchland) Hamburger Stadt- parkrennen; 7.(Finnland) Tiergartenrennen in Helſinki; 11.—14.(Belgien) Internationale Dreitagefahrt; 21.(Deutſchland) Intern. Eifel; rennen; 28.(Belgien) Großer Grenzpreis; Juni: 4.(Belgien) 24 Stunden⸗Rennen; 11. (Jugoſlawien) Großer Preis von Jugofla⸗ wien, 12.—16.(England) Intern. Engliſche Touriſt Trophy; 25.(Frankreich) Langſtrecken⸗ fahrt Mühlhauſen⸗Paris; 30.(Belgien⸗Frank⸗ 1 76 Langſtreckenfahrt Lüttich-Chamonix⸗Lüt⸗ ich; Juli: 1.(Holland) Großer Preis von Hol⸗ land), 9.(Schweiz) Internationale Sternfahrt; 9.(Frankreich) Großer Preis von Frankreich in Reims; 16.(Belgien) Großer Motorrad⸗ preis von Europa und Großer Preis von Bel⸗ gien; 16.(Frankreich) Rundſtreckenrennen von Albi; 31. Juli bis 2. Auguſt:(Deutſchland) Internationale Alpenfahrt; Auguſt: 6.(Frankreich) Großer Preis von Comminges, 6.(Schweden) Großer Preis von Schweden, 6.(Deutſchland) Großer Bergpreis von Deutſchland; 13.(Deutſchland) Großer Preis von Deutſchland; 15. i Loiblpaß⸗Bergrennen, 19.(Irland) Großer Preis von Ulſter; 20.—27.(Deutſchland) In⸗ ternationale Sechstagefahrt; 26.(England) Rundſtreckenrennen in Doningtonpark; September: 3.(Polen) Gr. Pr. von Polen; 6.(Jugoſlawien) Intern. Geſchwindigkeits-⸗ prüfungen; 10.(Schweiz) Gr Pr. von Lu⸗ gano; 10.(Belgien) Querfeldeinmeiſterſchaft: 14.—15.(Deutſchland/ Italien) Berlin- Rom; 17.(Belgien) Gr. Pr. von Lüttich; 24.(Ita⸗ lien) Gr. Pr. von Italien; Bom Nadſpork Neue Winkerbahnen eröffnen Recht umfangreich iſt das deutſche Radſport⸗ programm am kommenden Wochenende. Zu den Bahnen, die mit ſchönem Erfolg die Winter⸗ kampfzeit bereits früher einleiteten. kommen am Samstag Stuttgart und Münſter hinzu. Auf die Erfahrungen der letzten Jahre aufbauend, er⸗ öffnet Stuttgart mit Dauerrennen der Be⸗ rufsfahrer und einem Städtekampf gegen Mün⸗ chen bei den Amateuren. Als Steher wurden Schön(Wiesbaden), Gilgen(Schweiz) und Um⸗ benhauer(Nürnberg) verpflichtet. Stuttgarts Amateure ſollten den Städtekampf gewinnen können. Münſter in Weſtfalen bietet ein Mannſchaftsrennen mit Tertilte⸗Küſter, Zims⸗ Ippen, Wengler⸗Dieterichs, Ehmer⸗Plappert, Schildt⸗Langhoff, Arents⸗Roth. Schenk⸗Siehl, Siebelhoff⸗Korsmeier und Cieſinki⸗Ilſe.— Die Berliner Deutſchlandhalle bringt, ebenfalls am Samstag, wieder einen internationalen Renn⸗ tag für Dauerfahrer. Metze, Merkens, Stach und Hoffmann vertreten in einem Stundenrennen die deutſchen Farben gegen Groenewegen, Ga⸗ bard. Heimann und Wals. Antwerpen iſt der Schauplatz eines Län⸗ derkampfes Frankreich Belgien mit Scherens. Kaers. Cools, Gerardin, Renaudin und Geor⸗ get im Fliegertreffen. Paris veranſtaltet am Sonntag gleichfalls ohne deutſche Beteiligung. Auch die Radballſpieler feiern am Wochenende nicht, in Singen findet ein deutſch⸗ſchweizeri⸗ ſches Turnier ſtatt, in das die Eidgenoſſen die erfahrene Mannſchaft Oſterwalder⸗Gabler ent⸗ ſenden. Luxemburgfahrt mit Deutſchen Die deutſchen Berufsſtraßenfahrer werden im kommenden Jahre mit wenigen Ausnahmen alle Radrundfahrten Europas mitbeſtreiten. Feſt ſteht bereits die Teilnahme an der Tour de France, ſowie an den Rundfahrten von Luxem⸗ burg und der Schweiz. Rund um Luxemburg wird vom 20. bis 23. Mai ausgetragen. Es ſtar⸗ ten elf Sechſer⸗Mannſchaften, unter denen Bel⸗ gien, Frankreich und Luxemburg je zweimal vertreten ſind. Deutſchland, Schweiz. Italien und Holland. ſowie eine gemiſchte Mannſchaft England⸗Spanien vervollſtändigen das Feld. Kilian⸗Vopel kehren heim Die Dortmunder Sechstagefahrer Kilian und Vopel haben nach ihrem Sieg im Chicagoer Sechstagerennen den Entſchluß gefaßt, für ein paar Wochen nach Europa zurückzukehren. Den Anlaß hierzu dürfte wahrſcheinlich ein Vertrag mit der Pariſer Winterbahn gegeben haben. fl die Dortmunder am 4. Dezember ſtarten ollen. hocken am Jonunlag Noch einmal Niederrhein— Württemberg Eigentlich ſollte der Silberſchild⸗Wettbewerb im Hockey bereits am kommenden Sonntag mit dem Endſpiel ſeinen Abſchluß finden, da es in dem einen Vorſchlußrundenſpiel zwiſchen Würt⸗ temberg und Niederrhein in Stuttgart ganz un⸗ programmgemäß keine Entſcheidung gab, mußte das Endſpiel verſchoben werden. Am Sonntag treten nun Niederrhein und Württemberg in München⸗Gladbach zum zweiten Gang an, und es iſt zu erwarten, daß diesmal der Schlußrun⸗ dengegner Brandenburgs ermittelt wird. Nie⸗ derrhein ſpielt diesmal in heimiſcher Umgebung und hofft, ſich durch einen Sieg die Berech⸗ tigung zur Teilnahme am Endſpiel zu erwer⸗ ben. Beide Gaue bieten im großen und gan⸗ zen die gleichen Spieler auf. die kürzlich in Stuttgart im 1:1⸗Spiel mitwirkten. Wenn Württemberg am Sonntag wieder ſo aufopfernd kämpft wie im erſten Spiel, und daran iſt wobl kaum zu zweifeln, dann wird der favoriſierte Niederrhein keinen leichten Stand haben. Der Spielbetrieb im Gaugebiet Der Südweſt⸗Hockeymeiſter T V. 57 Sachſen⸗ hauſen ſetzt die Reihe ſeiner großen Freund⸗ ſchaftsſpiele am Sonntag mit einem Treffen gegen eine ſpielſtarke engliſche Mannſchaft fort. Die„Suffolk County Eleven“, die ſchon bei dem alljährlichen Turnier in Lowestoft die Schläger mit den Frankfurtern kreuzten, treten auf dem Platz des SC. Frankfurt 1880 den 57ern gegen⸗ über. Schon am Samstagnachmittag wird man die Engländer mit einer Frankfurter Nachwuchs⸗ elf im Kampf ſehen. In Worms empfängt die Tad. 1846 den beſtbekannten T. u. H. C. Wiesbaden zu einem Vereinswettkampf. Es ſpielen 1. und 2. Mann⸗ ſchaft, ſowie die Frauen. keine Rückſicht für Schädlinge der Gemeinſchaft Von amtlicher Seite iſt zu dem Fall des Wiener Fußballſpielers Jeruſalem, der in der vergangenen Woche ohne Abmeldung bei ſeinem Verein Auſtria nach Frankreich reiſte, um dort als Berufsſpieler beim FC. Sochaux tätig zu ſein, eine grundſätzliche Stellungnah⸗ me zu dieſer Angelegenheit erfolgt. Es heißt darin zum Schluß: „Unſere Stellungnahme dazu iſt klar. Es denkt niemand daran, einen Fußballer, der ſeinen Sport beruflich ausüben will, ein Hin⸗ dernis in den Weg zu legen. Jeder kann das werden, wozu er ſich berufen fühlt, aber eines iſt dabei wichtig: die Verpflichtung ſeinen Ka⸗ meraden, ſeiner Nation gegenüber darf er nicht als Nebenſache auffaſſen und lächerlich machen. Wer dies tut, kann nicht damit rechnen, daß er — wieder in unſere Reihen zurückkehren ann. „Er muß auch damit rechnen, daß alle Be⸗ ſtimmungen, die uns die internationalen Satzungen geben, gegen ihn angewendet wer⸗ den, denn für Schädlinge der Gemeinſchaft gibt es keine Rückſicht.“ In dieſem Zuſammenhang hat der Reichs⸗ ſportführer eine zweijährige Wartefriſt für jene Spieler, die jetzt Profeſſionals werden und ſich ſpäter wieder reamateuriſieren laſſen wollen angeordnet. LEUeHIEN Copyright by Zentralverlag der NSDAP, Franz Eher Nachf. G. m. b. H., München (8. Fortſetzung) „Ste muſſen zuerſt auf einer Farm arbeiten Thomas. Am das Land und Leute kennenzuler⸗ nen, ſich richtig einzuleben und ſich an das Klima zu gewöhnen. Ich habe meinem Sohn geſchrieben er ſoll einmal Umſchau halten danach. Danr müſſen Sie ſich Land pachten. Es gibt da Land zur Auswahl, tiefer unten, wenn Sie zum Bei⸗ ſpiel Zucker bauen wollen, höher oben für Kaf⸗ fee, Bananen, Gemüſe.“ „Je höher, deſto lieber, Herr, mir kann's nit hoch gnug ſein!“ „Alſo da gehen Sie eben auf weitauſend, zweitauſendfunfhundert, hier zum Beispiel am Hang 105 Mawenzi.“ a fuhr es aus Thomas heraus:„ 1 Geld, Herr?“ g 0 e „Es gibt da günſtige Pachtverträge für deutſche Giebter Thomas. Sie müſſen nur einen Menſchen haben, der für Sie bürgt. Dann können Sie pachten und ſich in wenigen Jahren herauf⸗ arbeiten zu eigenem Beſitz. Und einen Menſchen, der für Sie bürgt, den haben Sie ſchon, nicht?“ homas wußke zuerſt nicht, ſollte er nun was ſagen, beſchämt ſein, oder ganz einfach ſich freuen. Er lachte ſchließlich laut los und haute ſich vor unbändiger Luſt auf die Schenkel, daß es 1 8. „Ja, ſo leicht iſt das aber nicht, für mi Bürgſchaft ſtehen!“ 1 25 1 „So!“ Der Senator lachte auch. „Weil i—“ und er ſtraffte ſich, als müßte er ſeine ganze Kraft bereit machen,„gar nix hab und viel Land möcht'...“ So war es ausgemacht: Thomas Hoffingott geht nach Afrika. Und ein Wunder war es nicht, daß er die erſten Nächte nicht ſchlief. Der Senator hatte wieder Abſchied von den Bergen genommen; er wollte ſchreiben, ſobald er Nachricht von drüben hatte und alles vorberei⸗ tet war. Thomas blieb alſo geit, ſich in die Sache hineinzufinden, die eine Sache war für ſein ganzes Leben, das ſpürte er. And der Senator ſchrieb, Thomas ſolle in drei Wochen zu ihm nach Hamburg kommen, bis da⸗ hin ſei alles geordnet. Da packte der Thomas ſeine Sachen zuſammen und ging das letztemal auf den Pilatushof. Der Joos ſtand an der Türe und ſtreckte ihm die Hand hin:„J wünſch' dir Glück, Thomas!“ „J dank' dir Joos!“ Die Sabina kam aus der Küche.„Da hab' i dir no a Wegzehrung herg'richt“, ſagte ſie und ſteckte ihm ſauber verpackt, einen Renken Speck zu,„der Weg nach Afrika iſt weit!“ Dann ging er hinüber in das kleine Austrag⸗ ſtübl zur Mutter. Er mußte ſich bücken, wie er in den niederen Raum trat. „Mutter, i geh' jetzt!“ Sie ſchob das Spinnrad beiſeite und ſtand auf. 5 Er ſah, wie alt ſie geworden war, und dachte: „Wird wohl ein Abſchied ſein für immer!“ „J hab' dir's gut g'meint, Thomas, alleweil!“ „Woaß woll, Mutter!“ „Aber du biſt halt a richtiger Hoffingott. Einen Schädel haſt, eiſenhart 1 „Mutter, es iſt halt ſo. J will mir a Hoamat ſchaffen.“ 10. Kapitel. Die Tage in Hamburg waren für Thomas wie in der Schenke die Stunden vor einem gro⸗ ßen Rauſch, wie auf dem Anſtand die Minuten vor dem Schuß. Hamburg, das war nun zwar auch eine rieſengroße Stadt mit hohen Häuſern und Fabriken und heulenden Sirenen, aber ſo viel anders war das alles als damals in Eſſen beim Adam. Wenn er am Hafen ſtand und auf das Waſſer ſah, und die Schiffe lagen da, ſo glaubte er, am Ende einer großen Brücke zu ſtehen, und er brauche nur loszugehen, und das war alles doch das* Deutſchland.„Ja“, ſagte der Senator,„Berge und Aecker ſind nur ein Teil vom Vaterland, und Bauern und Jäger auch nur. Wir brauchen Fabriken und Schiffe ebenſo, wie wir Scheunen und Pflüge brauchen.“ „Wann wir nur Arbeit hätt'n für alle“, ſagte Thomas und dachte an ſeine Eſſener Zeit. „Und einen Schutz der Arbeit“, fügte der Senator hinzu. Thomas ſah auf. Wie meinte er das? War da nun hier die andere Organiſation zu ſehen, von der Adam geredet hatte? Er blickte auf den Mann an ſeiner Seite. Wie er da vorwärts ſchritt, durch dieſes Schreien, Haſten, Lärmen, Laufen, durch all das verwirrende Hin und Her, das Auf und Nieder, das Heulen, Hämmern, Dröhnen, mit dem feſten und klaren Blick, erſchien er Thomas als der Schöpfer und Lenker des ungeheuren Werkes, als der Mann, der all dieſe Dinge, die ſinnlos ver⸗ worren ſchienen, in ſeiner Hand zuſammenhielt und ihnen Sinn gab, Ordnung und Ziel. Dabei ſah er in dem ſchlichten grauen Mantel, den Kragen hochgeſchlagen, die dunkle Mütze in die Stirn gezogen, nicht anders aus als einer von den Tauſenden und aber Tauſenden, die hier im Gelände waren und das Werk in Arbeit und Gang hielten. Und doch, an wem immer ſie vor⸗ überkamen, und war es auch nur für einen Augenblick, jeder ſchien zu ſpüren: der Herr. Tippten ſie auch nur an die Mütze und grüßten mit einem„Tag, Herr Pier!“ Thomas war richtig ſtolz, wie er ſo an ſeiner Seite durch die Werft gehen konnte. „Dort liegt die Uſambara'!“ ſagte der Sena⸗ tor.— Thomas blickte hinüber zu dem Dampfer, der ihn nach Afrika tragen ſollte, und das Gefühl eines großen Glückes und eines noch größeren Arbeitswillens ergriff ihn. Ueberall war Leben an Bord des Schiffes. Die Ladeluken waren geöffnet. Auf einer langen Holzrinne glitten unaufhörlich Säcke nieder. Es war immer die gleiche Bewegung. mit der der ** 8——— n r eee eee, eee ee Arbeiter den Sag erfaßte, aufrichtete und im Laſtwagen hinſtellte, auf die Sekunde genau der nächſte Sack, der übernächſte! Der auch des Schiffes ſchien unerſchöpflich zu ſein; Sack folgte auf Sack, ſo ging es ohne Unterlaß. „Kaffee, Thomas! Kaffee aus Afrika!“ Von der Waſſerſeite her arbeiteten die Kran⸗ ſchiffe, ſchwenkten mit langen Armen über das Deck, nahmen rieſige Ballen auf und hoben ſie hoch im Bogen in ſpieleriſch leichter Bewegung hinüber in das Frachtſchiff. „Baumwolle!“ Etwas Wunderbares entdeckte Thomas: Rie⸗ ſige Baumklötze, drei Meter im Geviert! Die Fläche, die geſchnitten war, lag bloß. Da ſah er das Holz, Holz, das hart wie Eiſen war. Er be⸗ griff gar nicht, daß dies Holz ſein ſollte. Wie fremdartig das roch. wie merkwürdig eng die Jahreringe liefen, ganz ſeltſam der bläuliche Schimmer. der über der Schnittfläche lag! Holz, das war ſein Element. Hier an dieſem Holz ſpürte er zum erſtenmal das andere, das Fremde, das Unbekannte, das ihn lockte, Afrika. Farbholz. Edelholz, und wieder Ballen, Säcke, Tee, Siſal, Kakao, Kopra, Rubber. „Und alles aus Afrika?“ 5 „Alles aus Deutſch-⸗Afrika, Thomas. Begrei⸗ fen Sie jetzt, was es für ein Volk bedeutet, Ko⸗ lonien zu beſitzen? Und Koloniſten zu haben, die was können? Das alſes hätten wir nämlich nicht ohne unſere tüchtigen Leute drüben!“ Thomas bedauerte bloß, noch nicht zu ihnen zu gehören. Da ſagte der Senator auch ſchon: „Na, Farmer Hoffingott, was werden Sie liefern, Kaffee, was? Ziemlich viel Sonne nötig, etwas unangenehm viel, und ſcharfe Konkurrenz. Aber trotzdem noch viel zu holen. Tee? Nicht ſonderlich rentabel, die Monſungebiete ſind kaum zu übertreffen, überlaſſen wir alſo lieber unſeren engliſchen Vettern! Kakao, Rubber, Kautſchuk — das hat eine große Zukunft, täglich neue Fahrräder, Autos. Und dann Siſal, Kopra.“ „Ich dächt', man ſollt' das Korn nicht ver⸗ geſſen, Herr Senator!“ Der Senator lachte vergnügt auf.„Korn, richtiges Korn? Menſch, Thomas, dazu brauchen wir keine Kolonien, Korn wächſt auch in Pom⸗ mern und Schleſien und Bayern, nicht?“ Da hatte er ſich alſo blamiert, der neue Far⸗ mer Hoffingott. Das kleine flinke Motorboot, das am Bug die beiden Seeadler führte mit den gekreuzten Schwingen, legte an der„Uſambara“ an. Durch den Hafen fuhren ſie zurück in die Stadt. Der Senator war nachdenklich geworden. „Was Sie da gemeint haben, Thomas, von Korn— Sie haben ſich wohl weiter nichts ge⸗ dacht, als Sie das ſagten. Sie haben das nur ſo geſpürt. Aber vielleicht iſt das, was Sie da meinen, richtiger als alles, was unſere Herren Profeſſoren von der Volkswirtſchaft dozieren. Korn in den Kolonien! Sie werden ſehen, wie dieſe Herren umfallen vor Schreck, wenn ich ſage, Herr Bieſedrop, Sie geſtatten, dies iſt Thomas Hoffingott, ein Bauer aus den Bergen. Er geht nach Deutſch⸗Oſt. um dort Korn zu bauen, ja⸗ wohl, meine Herten, ganz gewöhnliches Korn wie daheim. Verrückt, werden ſie ſagen, irrſinnig Korn in den Kolonien!“ Er war jetzt ganz ernſt. In ſeinem Geſicht 217 etwas wie eine ſtumme Sorge. Er blieb —— und faßte Thomas an der Schulter. „Manchmal wird einem bange vor unſerm Reich⸗ tum. Dann denk' ich mir, es könnten Zeiten kommen, in denen wir von unſern Kolonien nichts hereinbekommen, die Menſchen da drüben aber froh wären, hätten ſie ihr Brotkorn im Land. Aber damit ſollen Sie ſich den Kopf nicht beſchweren, Thomas! Wenn Sie durchaus Korn bauen wollen, ſo werden Sie es auch unter den heutigen Zuſtänden in der Kolonie reißend los. Bloß gut muß es ſein! N fein nichts dran fehlen, Herr Sena⸗ tor.“ Nein, an Zuverſicht fehlte es Thomas Hoffingott nicht. 1 Sieben Tage und Nächte fuhren ſie nun ſchon auf dem Meer, im gleichmäßigen Spiel der Wogen hob und ſenkte ſich der Stahlrumpf. Groß, unabſehbar und voll ewiger Unruhe kamen die Wellen, gingen, wanderten und blieben doch. Der Horizont lag fern, immer wieder kamen neue Silberkämme, zogen neue Wolken, wehte neuer Wind! Es war immer gleich und immer wieder anders. Drüben auf dem Sonnendeck gingen ein paar amburger Wandervögel, ein hellköpfiger, lankäugiger Burſche hielt den blauen Greifen⸗ wimpel über der kleinen Schar, daß er recht luſtig im friſchen Seewind knatterte. Es waren ihrer vierzehn. Thomas kannte ſie gut,— wollten von ihm immer Geſchichten erzählt haben von den Bergen und vom Win⸗ ter und vom Schnee. Dann waren Schutztruppler da aus Deutſch⸗ Oſt, Feldwebel und Sergeanten, die vom Ur⸗ laub zurückkehrten. Sie hockten viel beiſammen. 3 an einem windgeſchützten Fleck hatten ſie ſichs auf einigen ſchweren Schiffstauen gemütlich gemacht, ſpielten Karten und erzählten Ko⸗ fa ten mit und ohne Schutztruppen⸗ atein. Thomas hätte ſie am liebſten alle ausgefragt. Auch die ganz„erfahrenen“ Afrikaner, Einkäu⸗ fer von den großen Bremer und Hamburger Kunden; Farmer, Arbeiter, Techniker und. uswanderer. Doch dieſe waren meiſt ſehr ſtill. Manch hartes Los mochte hinter ihren Geſich⸗ tern verborgen ſein. Viele Schickſale waren an Bord, hoffnungsvolle, freudige Menſchen, deren Blick ſiegesfroh in die Ferne gerichtet war, und andere, denen das Heimweh. die Un⸗ fähigkeit des Ertragens ſchon fetzt aus furchtſam verſchüchterten Augen ſah. Eine Krankenſchweſter war auch. unter den ES LAND ROMAN vod ls TRENKER Reiſenden, vie ging zuruc nach Deunch⸗Ort. Thomas hatte ſie ſchon oft geſehen. Ihre Art zu reden und zu lachen war ſo einfach und an⸗ genehm, daß die Augen des Tirolers fedesmal aufleuchteten, wenn ſie auf Deck erſchien. Die mußte doch eigentlich viel wiſſen von Afrika. Die Hamburger Jungens nannten ſie Fräulein Doktor. Am Bug des Schiffes, wo auch ſie gerne war, wurden ſie miteinander bekannt. Leiſer, kaum merkbarer Wind ſtrich durch die Haare der jungen Frau, während das Schiff gleich⸗ mäßig ſeine Spur durch die Wogen zog. Thomas ſtand ganz in ihrer Nähe, und ſein Herz. allem Großen und Schönen in der Natur ergeben, nahm voller Freude und Andacht das ſchöne Bild in ſich auf. Gern hätte er mit ihr geredet, aber das wagte er nicht, da hatte ſie doch zu viel Vornehmes an ſich. Zu ſeinem grenzen⸗ loſen Erſtaunen ſagte ſie da verträumt und ſtill, und es war vielleicht nur für ſie allein gedacht:„Das Schönſte ſind die Wolken!“ „Thomas wagte nichts darauf zu agen. So blieben ſie noch lange ene ſtehen 5— hatte er gefragt, ohne es eigentlich zu wollen: „Bitt ſchön, wie heißen Sie denn?“ Daß Mädchen ſah ihn erſtaunt an. Dann 11775 12 1 290 98 So, ſagte Thomas raſch, Lena 5 ich heiß“ Thomas Boffingöll⸗ 0 ber dann war ſie plötzlich fortgegangen, ohne zu grüßen, ohne„gute Nacht“ gefa⸗ haben hne„gute Nacht“ geſagt zu Als er allein war. haute Thomas mit der Fauſt auf die Planken der Reling, dann ſchlug er ſich mit derſelben Bergführerpratzen zweimal feſt auf den Kopf und ſagte:„Depp!“ Und dann ündete er ſich eine Pfeife Tabak an, lachte und gte:„A ſchön's Madel. Vielleicht das ſchönſte Madel von der ganzen Welt! Aber irgend⸗ etwas hab' ich da verpatzt.“ Am andern Morgen ſah er ſie mitten unter den Hamburger Buben ſitzen. Etwas unbeholfen ging er näher. Doch ſie ſtreckte ihm die Hand hin und ſagte:„Guten Morgen, guten Mor⸗ gen!“ ſo freudig daher, daß ſie alle lachten. Während Thomas verlegen nach einigen Worten ſuchte, enthob ihn England ſeiner Be⸗ mühung. Der ſteile Fels von Gibraltar tauchte auf, und alle ſchauten hinüber, ſtaunten frag⸗ ten. Der Student aus Greifswald erzählte den Jungen, was Gibraltar bedeute. Thomas konnte nur ſtaunen und ſchauen. Ein Berg war das. Ein Berg. das war im erſten Moment alles, was er denken konnte, und das Mädchen ſtand wieder neben ihm, das war das andere, was er dachte. Da hörte er. wie der Student den älteren der beiden Schiffsoffiziere fragte, ob die Feſtung im Ernſtfalle wirklich eine Sperrung der Straße von Gibraltar be⸗ deute. Thomas trat näher und hörte, was der Offizier ſagte:„Mit dieſem Felsklotz und dem Suezkanal beherrſchen die Engländer ihren Seeweg nach Indien. And damit das Mittel⸗ meer! Da haben ſie außerdem noch Malta, Cypern, Aegypten. Es dürfte genügen.“ Der Student ſchüttelte den Kopf:„Ich finde es merkwürdig, daß ſich Italien, Frankreich, Spanien und die anderen Mittelmeermächte ſolche Kontrolle gefallen laſſen.“ „Sie laſſen ſich das auch nicht gerne gefal⸗ len, zumal Italien mit ſeinem ungeheuren Ueberſchuß an Menſchen und ſeiner Armut an Rohſtoffen.“ Nach einer kleinen Weile ſetzte er hinzu:„Einſtweilen leiden alle unter dieſer engliſchen Vormachtſtellung. Auch wir. Im Ernſtfalle wärs ſofort aus mit unſeren Kolonien da unten. Wir können denen in Deutſch⸗Oſt nicht einmal ein paar Kiſten Pulver oder Kon⸗ ſerven ſchicken. Na, und daß die ſich ſelbſtändig verteidigen könnten, das iſt unmöglich!“ „Denken Sie an ſo etwas wirklich?“ fragte der Student haſtig. „Das liegt lediglich in der Luft“, ſagte der Schiffsoffizier,„immer, wenn wir an Gibraltar vorbeifahren, werden einem dieſelben Fragen geſtellt Gibraltar, das iſt anſcheinend für die eiſenden aus allen Teilen Europas ſo etwas e Fauſt, die auf einem fremden Tiſch iegt.“ „Uebrigens halte ich es für ganz ausgeſchloſ⸗ ſen, ſagte der Student,„daß England jemals gegen Deutſchland Krieg führen könnte. Wegen Afrika und in Afrika ſchon gar nicht. Außerdem haben ie germaniſches Blut wie wir, das ver⸗ pflichtet, Vielleicht ſchützt deshalb Gibraltar gar noch unſere Kolonien.“ „Sie haben den Vorzug, noch ſehr jung zu ſein, Herr Wirt“, lachte der Offizier und ging weiter. Am andern Morgen ſaßen die Jungen ſchon in aller Frühe vorne am Bug und ſchauten ge⸗ ſpannt nach Oſten aus. Sie wollten den Aetna ſehen, und einige hofften beſtimmt, daß er ihnen zuliebe Feuer ſpeien würde. Sie hatten ſchon alle ſieben ihre Ranzen gepackt, denn in einer Stunde gingen ſie in Palermo an Land, um ihre große Fahrt quer durch Italien zu begin⸗ nen. Ueber ihren Köpfen flatterte der blaue Wi „Eigentlich waren es liebe Kerle!“ ſagte Lena Helldorf. Ja, i hab ſie richtig gern ghabt!“ Sie ſah ihn mit einem fragenden Lachen an:„Jetzt muß ich auch mal geradezu fragen: Was ſuchen Sie denn eigentlich ſo ſern der Heimat auf dem weiten Meer, Herr Hoffingott?“ „Ja“, meinte Thomas,„da fahr i in die Welt und ſuch Land.“ „Land? Sie ſind doch nicht Farmer?“ „Noch nicht. Aber wenns gut geht, werd' is bald.“ J fahr' hinüber nach Deutſch⸗Oſt!“ „Deutſch⸗Oſt? Ich bin drüben Krankenpfle⸗ gerin im Regierungshoſpital von Moſchi, das mein Bruder geleitet hat.“ „Iſt das nicht in Uſambara?“ „Nicht weit davon! Für afrikaniſche Ver⸗ hältnilie.“ 7 77 8 „Nachher könnten wir Nachbarn werden. Ich geh' zuerſt auf die Farm Leitgebel zum Ein⸗ g'wöhnen und um die Farmarbeit z' lernen!“ „Auf die Farm Leitgebel am Kilimandſcharo?“ „Ja, ſie iſt ganz nah am Berg, und mein Land, das nimm i mir nachher ein Stückl höher oben! Erzählen S' mir, bitt' ſchön, wie's da ausſchaut!“ Thomas wollte das im Spaß ſagen, das von ſeinem Land, aber es klang ganz feierlich. Schweſter Lena war ganz verlegen geworden beim Vernehmen von ſo viel Eifer. Dann er⸗ zählte ſie ihm aber von den endloſen Grasfluren, die unabſehbar wie das Meer wären, von dürren, ausgebrannten Steppen, ſchön dennoch in ihrer Einſamkeit und Weite, vom Urwald— „Wald“ dürfe er ſich da nicht vorſtellen— breite, undurchdringliche Mauern oder trockenes Stachelbuſchwerk wie das Pori, und dann vom Schönſten, was es drüben für ſie gäbe, von dem herrlichen Leuchten des Landes und den wun⸗ derbargn Wolken. Sie war ſeit drei Jahren drüben, hinüber⸗ gekommen eigentlich, ohne es zu wollen. Ihr Bruder, ſchon ſeit langem als Tropenarzt in den Kolonien tätig, hatte das Muſterhoſpital in Moſchi eingerichtet. Dann war er ſchwer er⸗ krankt, hatte aber den Eltern in der Heimat verſchwiegen, wie es um ihn ſtand, um ſie nicht unnötig in Sorge zu ſetzen. Sein Mitarbeiter und Freund aber, Doktor Hellige, der ſeinen Krankheitszuſtand kannte. fühlte ſich verpflichtet. die Angehörigen zu verſtändigen. Es gäbe, ſchrieb er, wohl nur ein einziges Mittel zur Heilung: farück in die Heimat. Doch der Kranke weigere ſich, ſeinen Platz zu verlaſſen. Da war denn Lena, die damals mit ihren zwanzig Jah⸗ ren eben die Pflegeſchule abſolviert hatte. hin⸗ übergefahren. Sie kam zu ſpät. Der Bruder war acht Tage vorher geſtorben. Das erſchütterte ſie ſo, daß ſie ſelbſt ſchwer erkrankte. Sie blieb bis zu ihrer Geneſung, half da und dort mit, und als ſie ſah, wie arg es mit einer fach⸗ gemäßen Pflege beſtellt war, weil es überall an geſchultem Perſonal fehlte, beſchloß ſie zu blei⸗ ben. Dies war vor drei Jahren. Und jetzt ſei ſie das erſtemal ſeitdem daheim geweſen, zwei Monate auf Heimaturlaub, aber ſie ginge gern wieder zurück.„Die Heimat iſt ſchön, gewiß, aber es iſt doch alles zu klein. Alles ſo nahe beiſammen, ſo eng. Ich war die Weite gewöhnt. das Unbegrenzte, die Freiheit des Sichbegegen⸗ können. Da konnte ich mit all dieſen Zäunen und Schranken und Verbotstafeln nichts mehr anfangen. Ich wurde nirgends mehr ſo richtig froh daheim. Ja, und ſo bin ich nun wohl ſchon ſo etwas wie ein alter Afrikaner geworden. Geben Sie acht, daß es Ihnen nicht auch ſo geht!“ „Soll's fa; ſoll's ja!“ Thomas ſchüttelte ihr vor lauter Begeiſterung die Hand. Sie freute ſich an ſeiner ug warmherzigen Art, und weil er alles Neue ſo unmittelbar mit einem kerngeſunden Urteil aufnahm. Der würde mal anders als mancher von denen, die ſich auch da unten eine ſogenannte„beſſere“ Geſellſchaft zurechtgemacht hatten und von denen einer au dem Schiff war und noch dazu unvermeidli⸗ de ihrer Geſellſchaft gehörte: ein Großfarmer, em die afrikaniſche Sonne zwar Reichtum ge⸗ bracht, aber auch den letzten Reſt Lebensfreude ausgebrannt hatte. Angſt und bange konnte einem werden, wenn er ſeine endloſen peſſi⸗ miſtiſchen Darlegungen begann. Aber Thomas ließ ſich nicht ankränkeln er hatte ſchon immer die richtige Antwort für ihn. Worüber ſich Lena Helldorf beſonders freute. Die Tage vergingen, und dann kam ein Mor⸗ gen über dem Meere herauf, der ſie zum letzten Male zuſammen an der Bugreling des Schiffes fand. In einer Stunde war Tanga erreicht, die die nördlichſte Hafenſtadt von Deutſch⸗Oſt, die zugleich Ausgangspunkt der ins Innere führen⸗ den Uſambarabahn iſt. Alles auf dem Schiff war in Bewegung. Die letzten Sachen wurden gepackt, überall nahm man Abſchied, tauſchte Adreſſen aus. Die beiden hatten ſich damit nicht zu beſchäftigen. Lena Helldorf hatte zwar eine Verabredung, den Tag bei Bekannten im Be⸗ zirkshoſpital in Tanga zu verleben, aber am andern Morgen wollte ſie mit demfelben Zug nach Moſchi, der auch Thomas dorthin bringen ſollte. Daß dieſer Zug nur alle Woche einmal fuhr, begriff der Tiroler nicht ſogleich, da waren ſie auf der Heimatſtation Welsberg fortſchritt⸗ licher. Lena Helldorf freute ſich auf dieſe Bahn⸗ fahrt, es mußte ſchön ſein, die erſten Eindrücke zu beobachten, die der begeiſterte Mann von der afrikaniſchen Erde empfing. Langſam zog die flache, mit Palmen und Mangroven beſtandene Küſte vorbei. Die bei⸗ den Menſchen am Bug der„Uſambara“ ſchauten ſchweigend über das Meer hinüber zum Land. Dann trat die Bucht von Tanga deutlicher aus dem grünen Rahmen. Blau und durchſichtig ſchimmerte das Waſſer, eine Inſel hob ſich daraus hoch. 1 9 1 die Anker allen. Eine Han e ſich au as“ Arm: „Wohlan, wir ſind da“ 28 Als er ſich wieder beiſammen hatte, ſah er, daß Lena Helldorf zu einem Motorboot hin⸗ unterwinkte. das am Dampfer anlegte. Da iſt das Boot vom Bezirkshoſpital!“ Sie reiche ihm die Hand:„Auf Wiederſehen alſo ane früh!“ dank Schweſter Lena! J bin dal“ „Einen Augenblick ſah ſie nieder, wie ihre leichte ſchmale Hand in ſeiner wettergebräunten Pranke lag. Dann lächelte ſie, und ait ihrer 1855 eee 5 9 1 Knabenſtimme ang, ſo friſch, vo raft, examinierte ſie: „Wie heißt Ihr Hotel?“ 1 „Prachmeier“, antwortete er wacker„und i ſoll ihn grüßen von Schweſter Lena aus Moſche.“ Als ſie im Boot war, rief ſie fröhlich her⸗ auf:„Verlaufen Sie ſich nicht, Hoffingott.“ (Fortſetzung folgt] 2 3 e — — Bekanntmachungen Ortsgruppe N S.⸗Beratungsſtunde jeden Viernheim g Montagabend von 20—21 Uhr. Dlenſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſtr. 16, 1. Stock Betr.: Formaldienſt der Polit. Leiter. Am Sonntag, den 20. November, findet Formaldienſt aller Politiſchen Leiter ſtatt. Teilzunehmen haben alle Politiſchen Leiter— auch in Zivil—. Antreten pünktlich um 9.30 Uhr an der Parteidienſtſtelle, Bürſtädterſtraße 16. Braun, Ortsgruppenleiter. Achtung! Spielmannszug! Der geſamte Spielmannszug tritt heute Samstagabend(ohne Inſtrumentel) pünktlich um 8 Uhr an der Dienſtſtelle, Bürſtädterſtr., an. Nichterſcheinen wird ſtreng beſtraft. * S⸗Führerbejehl Auf Befehl des Bannführers findet am Sonntag, 20. November, vormittags 7.30 Uhr, in Viernheim eine Unterführer⸗Schulung ſtatt. Verſchiedene Lehrkräfte vom Bann wer⸗ den anweſend ſein. 1 ordne deshalb an: Am Sonntag, den 20. November, vorm. 7.30 Uhr, hat die ge⸗ ſamte Führerſchaft einſchließlich Nachwuchs⸗ führer der HJ, in tadelloſer Uniform und pünktlich an der Schillerſchule anzutreten. Verpflegung iſt mitzubringen. Nichterſcheinen wird vom Bannführer beſtraft. Der Gefolgſchaftsführer. . 5 G.„S NE RHITF WERK B Es ku rscHEN VOLKES Betr.: Pfundſammlung November 1938. Die Pfundſammlung für Monat November findet nächſte Woche von Montag bis Mitt⸗ woch ſtatt. Wir bitten die Spender, die Gaben bereit zu legen, damit eine Nachſammlung vermieden wird. Die Sammlung wird wieder durch die Frauenſchaft ausgeführt. . Betr.: Kohlengutſcheine. Diejenigen Hilfsbedürftigen, welche ſich zum Winterhilfswerk angemeldet und keinen ab⸗ lehnenden Beſcheid erhalten haben, werden ge⸗ beten, ihre November⸗Kohlengutſcheine am Montag, den 21. November, von 9—12 Uhr, in unſerer Dienſtſtelle, Bismarckſtraße 24, ab⸗ zuholen. Lokale Nachrichten Viernheim, den 19. November 1938 Anfer Tagesſpruch Wir wollen uns den Wiederaufſtieg der Nation durch unſeren Fleiß, unſere Beharr⸗ lichkeit, unſeren unerſchütterlichen Willen ver⸗ dienen. Adolf Hitler. . Clnupfen Mit einem unvermuteten, heftigen Nieſer fängt es meiſtens an. Einem Nieſer, der ei⸗ gentlich zuerſt befreiend wirkt. Denn ſo richtig von Herzen nieſen iſt ein Genuß. Meine Mutter pflegte zu ſagen, wenn ſie einmal herz⸗ haft nieſen kann, ſo ſei ihr das lieber, als wenn ihr einer eine Mark ſchenkt. Der eine Nieſer aber bleibt nicht der einzige. Es folgen mehrere, und unverſehens verwandelt ſich die Naſe in eine Art Regenrinne— das Taſchen⸗ tuch bekommt die Aufgabe eines emſigen Trop⸗ fenfängers. Der Schnupfen iſt da. Cin rich⸗ tiger Schnupfen, die traditionelle Herbſterkäl⸗ tung, gehört zum Herbſt genau ſo wie der Blätterfall, wie die erſte Kälte. Und wer den Schnupfen nicht ſelber bekommt, der erlebt ihn zum mindeſten an ſeinem lieben Nächſten. Die Entwicklung iſt immer die gleiche, und das Spannende daran iſt nur, ob am Ende der Schnupfen in einen eruptiven Huſten ausartet. oder, bildlich geſprochen, im Sande verläuft. Schnupfenleute ſind intereſſante Studien⸗ objekte. Und wer Jahr für Jahr, die eigenen Schnupfen und die Schnupfen lieber Ver⸗ wandter und Freunde an ſich vorüberwan⸗ dern ſieht, bekommt eine gewiſſe Schnupfen⸗ erfahrung. Aus dieſer Erfahrung ließe ſich folgendes feſtſtellen: es gibt ſympathiſche und unſympathiſche Schnupfen. Die ſympathiſchen Schnupfen erwecken Mitleid und herzliches Verſtehen, die unſympathiſchen Zorn und Em⸗ pörung. Der unſympathiſche Schnupfen näm⸗ lich tobt ſich hemmungslos aus. Er nimmt vor allen Dingen keinerlei Rückſicht auf die Um⸗ gebung. Man erlebt manchmal dieſe Schnup⸗ fen im Beruf oder in der Eiſenbahn, wenn man einem ſolch Schnupfenmenſch gegenüber⸗ ſitzt. Es kann ſein, daß der Unglückliche nicht weitſchauend genug war und ſich nicht genü⸗ gend Taſchentücher eingeſteckt hat— 10 Ge⸗ genüber muß darunter leiden. Der Schnupfen⸗ mann nieſt, mit Vehemenz geradezu geſchüttelt von der Heftigkeit eines Schnupfens. Fontäne winziger Waſſertröpfchen ſprüht um⸗ Eine her— man möchte einen Schirm aufſpannen! Und wenn ſich der Schnupfenmann wirklich entſchließt, ein Taſchentuch zu zücken(ſelbſt⸗ verſtändlich erſt nach der Fontäne!), ſo iſt es beſtimmt ein kleiner naſſer Ball, in dem ſozu⸗ ſagen pfundweiſe die Bazillen ſitzen. Dagegen der ſympathiſche Schnupfen. Er ſtimmt milde. Man ſieht, wie der Schnupfen⸗ behaftete dagegen ankämpft: mit vielen, häufig gewechſelten Taſchentüchern, mit Desinfek⸗ tionstabletten und beſcheidener Zurückhaltung. Kein Nieſer, der nicht rechtzeitig noch von einem aufnahmefähigen Taſchentuche abgefan⸗ gen würde! Dies ſtimmt weich. Mitleid erfüllt unſer Herz, und jeder beeilt ſich, dem Schuup⸗ fengeplagten mit vielen guten Ratſchlägen zur Seite zu ſtehen. Ein Schnupfen, der Sympa⸗ thie erregt. Es ſollte nur noch ſolche Schnup⸗ fen geben. * Der amtliche Teil unſerer heutigen Ausgabe enthält wichtige Bekanntmachungen, deren Beachtung und Befolgung im eigenſten Intereſſe liegen. Von der Ortspolizeibehörde wird aufgefordert, zwecks Erneuerung des Wandergewerbeſcheines für das Jahr 1939 alsbald Antrag zu ſtellen.— Zur Verhütung von Froſtſchäden an Leitungen, Waſſermeſſern werden die Hausbeſitzer darauf aufmerkſam gemacht, dieſe rechtzeitig und ausreichend zu ſichern. Kellerfenſter ſind zu ſchließen, Garten⸗ leitungen zu entleeren. Waſſermeſſerſchächte abzudichten uſw. Entſtehende Froſtſchäden muß der Hausbeſitzer tragen.— Ferner wird immer wieder darauf hingewieſen, daß die Kraft⸗ ſtromverbraucher die angeſetzten Sperrzeiten — von Eintritt der Dunkelheit bis gegen 9 Uhr— einhalten, damit eine Ueberlaſtung des Ortsnetzes und damit eine Verteuerung des Stromes vermieden bleibt. Von der Temperatur. Heute früh ge⸗ gen 6 Uhr verzeichnete das Thermometer nur 3 Grad Wärme. ber A. S. D. A. P. Viernheimer Hausfrauen! Die Pfundſammlung für den Monat No⸗ vember ſteigt nächſte Woche von Montag bis Mittwoch. Legen Sie bitte Ihre Spende be⸗ reit. Laſſen Sie die ehrenamtliche Helferin nicht mehrmals zu Ihnen laufen, denn ſie tut es ja nicht für ſich, ſondern für die Allge⸗ meinheit und hat auch ihre Hausfrauenpflich⸗ ten. * Gelb abgezaͤhlt bereit halten Dieſen Grundſatz ſollte die Bevölkerung auch bei der Geldeinzahlung bei öffentlichen Kaſſenſtellen mehr wie bisher befolgen. Den einzuzahlenden Betrag, wie er auf dem An⸗ forderungszettel vermerkt, abgezählt bereit⸗ halten, gewährleiſtet eine abſolut ſchnellere Ab⸗ fertigung der Einzahlenden bei jeder Kaſſe, ſo daß unnötiges Warten vermieden wird und Zeitgewinn entſteht, der beträchtlich iſt, wenn jeder Volksgenoſſe dies befolgt. Man vermeide es daher, bei Pfennigen oder bei Einzahlung von kleineren Markbeträgen mit größeren Pa⸗ piergeldſcheinen zahlen zu wollen. Etwas rüpelhaft war geſtern das Benehmen eines jungen Mannes bei der Sammelkaſſe des Fi⸗ nanzamtes beim hieſigen Zollamt, Weinhei⸗ merſtraße. Als er nach Vorlegen eines Papier⸗ geldſcheines bei Wechſelgeldmangel, wie er gerade jetzt nach Kirchweih eintrat, um die Zurückgabe von etwas Kleingeld befragt, die Antwort gab: das ſei Arbeit der Kaſſe, das Kleingeld zu beſchaffen. Eine gehörige Abfuhr des dienſttuenden Beamten für ſolch eine Ant⸗ wort dürfte wohl am Platze geweſen ſein. Be⸗ ſtimmt muß der junge Mann noch viel lernen in der Schule des Lebens.— Noch immer iſt vielen Volksgenoſſen nicht bekannt, an welchen Tagen und Stunden die Sammelkaſſe des Fi⸗ nanzamtes geöffnet iſt, trotzdem dieſe ſchon wiederholt an dieſer Stelle veröffentlicht wur⸗ den. Die Kaſſenſtunden ſind nur vormit⸗ tags von 8— 12 Uhr und zwar am Mon⸗ tag, Dienstag, Donnerstag und Freitag jeder Woche. Die Umgehungsſtraße nach Wein⸗ hei m, an der immer noch gearbeitet wird, iſt dem Verkehr noch nicht freigegeben, ein Befahren und Betreten iſt daher bis auf weiteres verboten. Wir verweiſen auf die Bekanntmachung des örtlichen Bau⸗ leiters des Heſſiſchen Straßenbauamtes Darm⸗ ſtadt in geſtriger Ausgabe. Zuwidergandelnde gegen obige Anordnung werden beſtraft, da das vorzeitige Befahren der neuen Straße die Be⸗ endigung der Straßen⸗ und Brückenbauarbei⸗ ten beeinträchtigen. Veteran der Arbeit. Vg. Johann Hanf 8., Neuhäuſerſtraße 27, hat in dieſen Wochen ſein Arbeitsvenrhältnis bei den Drais⸗ werken, Mannheim⸗Waldhof, bei denen er 42 Jahre beſchäftigt war, gelöſt. Er iſt in den wohlverdienten Ruheſtand getreten. Herr Hanf hat der Firma in all den Jahren treu und ehrlich gedient und hat deren Aufſchwung vom „Neſerve hat Nuh“ Reſerve hat Ruh'!, dieſe alte, fröhliche Weiſe des Abſchieds aus Kaſerne und Gar⸗ niſon iſt nun verklungen. Ein letzter Hände⸗ druck mit dem Kameraden, ein letzter ſtrammer Gruß vor den Vorgeſetzten; Waffen und Uni⸗ form ſind auf Kammer abgegeben und als fröhlicher junger Mann iſt der Soldat in ſeine Heimat gezogen. Die ſoldatiſche Erziehungsſchule hat ihn zum ganzen deutſchen Menſchen erzogen und jene Werte mit auf den Weg gegeben, die ihn befähigen, im zivilen Berufsleben ſeinen Mann zu ſtellen zu Nutz und Frommen der deutſchen Volksgemeinſchaft. Zwei Jahre liegen zwiſchen dem Ziviliſten von geſtern und heute. Als er den Soldaten⸗ rock anzog, befand er ſich noch in dem Deutſch⸗ land der Verſailler Grenzen und als er wie⸗ der zu Muttern kam, fand er das vom Führer geſchaffene Großdeutſchland vor. Mit Stolz darf er von ſich ſagen, daß er in den Reihen der Wehrmacht mitgeholfen hat, die Leiſtungen der deutſchen Friedensarbeit zu ſichern. Die wehrhafte Geſinnung aber ſtreift ſich nicht ab mit dem Soldatenrock. Wenn die Waffe auch jetzt mit Pflug oder Meiſel, Feder oder Schraubſtock vertauſcht ſind, ſo bleibt man doch Soldat in ſeinem Herzen. Aber nur der wird ſtets bereit ſein, ſeine ſoldatiſche Diſziplin, Mut, Manneszucht, Ehre und Treue zu bewahren, der weiterhin den Kameraden wie ſeither in Reih und Glied neben ſich fühlt und die Kameradſchaft fort⸗ führt, die dem Soldatenſein jene Weihe gibt, von der ein Ernſt Moritz Arndt ſeinerzeit rühmt: „Ihr, die Ihr beim hehren Aufgebot des Vaterlandes Euch fandet und felſenfeſt in Not und Tod mit treuer Liebe ſtandet, Ihr Brüder, ſeid mir lieb gegrüßt in Fernen und in Nähen: ſoll Was Euer Bund zuſammenſchließt, nimmermehr vergehen.“ Die Kameradſchaft des ſoldatiſchen Geiſtes wird nach dem Willen des Führers fortge⸗ führt vom NS⸗Reichskriegerbund. Vater und Sohn ſtehen fortan nicht mehr in getrennten Bünden, ſondern in dem einen einzigen, alle gedienten Soldaten des Heeres, der Kriegs⸗ marine und der Luftwaffe von einſt und jetzt umfaſſenden NS⸗Reichskriegerbundes; über ihnen allen ſteht dasſelbe Zeichen des Kriegs⸗ kreuzes von 1914/18 mit dem Hakenkreuz des nationalſozialiſtiſchen Sieges. Offizier, Un⸗ teroffizier und Mann finden hier in der leben⸗ digen Verbindung mit der aktiven Truppe die Pflegeſtätte des Wehrwillens, der Tradition und der ſoldatiſchen Erinnerungen. Alle ſind ſie Kameraden, ob Frontſoldat oder Soldat der alten und neuen Wehrmacht, zuſammen⸗ gefaßt in dem ſoldatiſchen Volksbund, dem NS⸗Reichskriegerbund. Iſt es doch der Wunſch des Führers, daß künftig in dieſem großen deutſchen Soldaten⸗ bunde alle ausgeſchiedenen Soldaten der neuen und alten Wehrmacht zuſammengeſchloſſen werden, ſo darf von den ausgeſchiedenen Re⸗ ſerviſten nicht einer dieſem Bunde fernbleiben. Denn jeder, der ſofort in den Reichskrieger⸗ bund eintritt, hat die Vergünſtigung, für drei Monate beitragsfrei zu ſein. Darum noch⸗ mals: Alle müſſen kommen, keiner darf ſich ausſchließen! Anmeldungen und Aufnahmen bei dem Ka⸗ meradſchaftsführer Roos, Mannheimerſtr. 42 oder bei dem Kas ſenwart Joh. Beikert, Wie⸗ ſenſtraße(Gartenfeld). Das habe ich nicht gewußt! In wievielen Fällen iſt dieſe Rede der erſte Verſuch zur Flucht aus der Verantwor⸗ tung. Ob es ſich um Verkehrsregeln handelt, um wichtige behördliche Bekanntmachungen, um wirtſchaftliche Mitteilungen,— ſobald die Zeitung ſie bekannt gemacht hat, wird an⸗ genommen, daß ſie jeder kennt. Eine Ausrede wie dieſe: Ich leſe keine Zeitung!, hilft nichts. Der Staatsbürger von heute hat die Pflicht, ſich durch das Leſen einer Zeitung auf dem Laufenden zu halten. und er hat die Folgen einer leichtfertigen Unkenntnis zu tra⸗ gen. Die Zeitung iſt das wichtige Sprachrohr des Geſetzgebers. Die Zeitung, die heute im Schutze des Staates ſteht, und eine öf⸗ fentliche Aufgabe erfüllt, über⸗ nimmt die Pflicht, ihre Leſer ſorgfältig zu un⸗ terrichten. Wer nicht die Fühlung mit dem wirtſchaftlichen, politiſchen und heimatlichen Leben verlieren will, wer ſich vor Schaden bewahren will, der leſe die Zeitung. kleinen Geſchäft bis zum großen aufſtrebenden Werk miterlebt. Er legte jahraus, jahrein den Weg zur Arbeitsſtätte mit dem Fahrrad zurück. Möchte der Arbeitsveteran, der jetzt im 78. Lebensjahre ſteht, ſich bei weiterer beſter Geſundheit noch viele Jahre der wohl⸗ verdienten Ruhe erfreuen. Biernheimer Aelruten rückten ein! Die jungen Jahrgänge der Rekruten ſind in ihre Garniſon eingezogen. Auch hier von Viernheim iſt am Anfang dieſer Woche an ver⸗ ſchiedenen Tagen eine ſtattliche Anzahl junger Leute zu allen möglichen Truppenteilen ein⸗ gerückt. Man ſah gar manchen Koffer leicht be⸗ ſchwingt von ihren Trägern zum Bahnhof wandern, damit den Rekruten lennzeichnend. Gar mancher zog in weite Ferne, bis nach Norddeutſchland, andere ſüdwärts; wieder an⸗ dere zogen in die nähere Umgebung. Mit dem Eintritt in den Militärdienſt wird bei den meiſten der richtunggebende Weg für das ganze Leben feſtgelegt und der Gang der Er⸗ eigniſſe wird das Schickſal aller beſtimmen. Vorläufig aber gilt es viel zu lernen, ſowohl theoretiſch als auch N Auch iſt bei allen Truppenteilen für viel Abwechslung ge⸗ ſorgt, ſo daß keine Langeweile aufkommt. Aber eines macht den jungen Rekruten ihren Ein⸗ tritt in das Heer und die Anfangsarbeiten leichter, das iſt ihre Tätigkeit im Reichsar⸗ beitsdienſt, wo ſie in ſechs und teilweiſe in ſieben Monaten bereits eine gründliche Vor⸗ bildung in Ordnung, Diſziplin und Arbeits⸗ leiſtungen aller Art erfuhren. Unſere neue Zeit im heutigen Großdeutſchland ermöglicht auch jedem Soldaten in unſere Oſtmark zu kommen. Wir wünſchen unſeren jungen Viernheimer Rekruten, daß es ihnen wohl gefallen möge und daß ſie das alte ſchöne Rekrutenlied„Für Deutſchlands Ruhm und Ehr ja alle ſtreiten wir“ wahr machen. Die welle Eiche Die Bäume verlieren ihr Laub. Innerhalb des Ortes vollzog ſich dieſer herbliche Wandel ſchneller. Draußen behalten die Bäume länger ihr Laub. Aber bei manchen Bäumen iſt das Laub wohl gewelkt, aber ſie verlieren die wel⸗ ken Blätter nicht. Bis in den Winter hinein bleibt das welke Laub der Blätter an den Zweigen. Die Eiche gehört hierzu. Woche auf Woche wird vergehen, aber die Eichen behalten ihr welkes herbſtliches Laub. Auch hierin ſind ſie das Sinnbild des Trotzes. Mag ſelbſt der Froſt die Entlaubung ſonſt fördern, ja mag auch ſchon Schnee die Erde bedecken, die Eiche legt ihr welkes Laub nicht ab. Auch bei der Hainbuche können wir die⸗ ſen Vorgang beobachten. Ein Wall erſtarrter Blätter füllt den Raum zwiſchen den Zweigen. So geht auch ſie in den Winter und erſt die jungen Triebe im Frühling werfen das alte Laub ab, damit neues Laub ſprießen kann. Wie kommt es nur, daß einige Bäume und Sträucher ihr Laub behalten? Die Botanik nimmt an, daß dieſe Bäume und Sträucher von immergrünen Vorfahren abſtammen. Vor langen Zeiten hatten dieſe Bäume den ganzen Winter über ihr grünes Laub, wie heute un⸗ ſere Nadelgewächſe den ganzen Winter über ihr grünes Kleid behalten. Und als Reſt jener Urart bleibt dieſen Bäumen, ſo ſagt man, heute den ganzen Winter hindurch das vertrocknete Laub. So ſtark kann ſich im Leben die eigene Art lange Zeiten hindurch erhalten. Ein Zeichen ewiger Jugend iſt das trockene Laub. Erinne⸗ rung aus der Jugendzeit erhält lach in ihm lebendig. Aus der Tiefe des Lebens wirkt ewige Jugend herauf. Alle Schaffenden treten zum Reichsberufswett⸗ kampf an! Seckenheim Viernheim Brühl— Weinheim Friedrichsfeld— 07 Mannheim Phönix Mannheim— Feudenh im Neulußheim— Heddesheim Hockenheim— Ilvesheim In der Gruppe Weſt findet das wichtigſte Spiel wohl in Seckenheim ſtatt. Für unſere Sportvereinigung gilt es, den Anſchluß an den Tabellenführer nicht zu verlieren. Secken⸗ heim iſt mit dem Tabellenführer punktgleich, während unſere Sportvereinigung zwei Ver⸗ luſtpunkte mehr hat. Es wird einen harten Kampf geben, einen Kampf auf Biegen und Brechen, bei dem die Tagesform der einzelnen Mannſchaft wohl ausſchlaggebend ſein wird. Nur ein unbeugſamer Siegeswille, ein Ein⸗ ſetzen jedes einzelnen Mannes iſt erforderlich, um in Seckenheim ehrenvoll zu beſtehen. Wohl hat Seckenheim den Vorteil des eigenen Plat⸗ zes, doch ſollten wir das, was Friedrichsfeld und Käfertal fertigbrachten, auch erreichen können. Ein ebenſo wichtiges Spiel ſteigt in Brühl, wo der FV Weinheim zu Gaſt iſt. Der Neu⸗ ling entwickelt zu Hauſe eine beachtliche Kampfſtärke und die Weinheimer werden ſich in acht nehmen müſſen, wollen ſie ungerupft Die Sportvereinigung jpielt in Seckenheim den Platz verlaſſen.— Phönix Mannheim muß infolge Platzſperre nach Feudenheim und wird bei der derzeitigen Form der Feudenhei⸗ mer wohl kaum zu Punktgewinn kommen.— Heddesheim wird in Neulußheim und 07 Mannheim auch in Friedrichsfeld nichts zu beſtellen haben, denn wir halten die Platz⸗ vereine für ſtark genug, um beide Punkte auf ihr Konto bringen zu können.— Offen ſcheint der Ausgang des Spieles in Hockenheim, wo Ilvesheim weilt. Eine Punkteteilung oder ein knapper Sieg von Hockenheim ſteht zu erwar⸗ ten.— a Unſere Zuſchauer bitten wir, recht zahlreich die Mannſchaft bei dieſem ſchweren Gang zu begleiten. Die Privatmannſchaft der Sportvereinigung ſpielt um 10.30 Uhr gegen die Privatmann⸗ ſchaft von Olympia Lorſch. Mannſchaftsaufſtellungen: 1. Mſchft.: Krug; Kiß, Faltermann; Müller J., Weiß, Fetſch; Kiß J., Pfenning Mich., Burkert, Koob, Kiß K. Erſ.: Hoock Valt. „Mſchft.: Rüth; Krug, Weidner; Rein⸗ hardt, Ehrhardt Jak., Ehrhardt Matth., Helfrich, Faltermann, Wunder, Alter W., 10 Kempf Konr. Die Turner⸗Handballer zind morgen zu Haufe Mannheimer TG. auf dem Lorſcherwegſportplatz!— Beginn: vormittags 10.30 Uhr Noch ſelten waren die Spiele der Hand⸗ ball⸗Bezirksklaſſe ſo ſpannend und intereſſant, wie es heuer der Fall iſt. Das liegt nun ein⸗ mal begründet in der großen Spielſtärke der beteiligten Mannſchaften ſelbſt, zum anderen aber auch darin, daß die Begegnungen in vorbildlich raſcher Folge zur Durchführung gelangen. Auf dieſe Weiſe bleibt das Intereſſe ſtets wach und kaum gehören die Spiele der Vergangenheit an, erhebt ſich auch ſchon die Frage nach den nächſtſonntäglichen Begeg⸗ nungen. Viernheims Handballer haben ſich bis jetzt ſehr gut gehalten. Mit fünf Spielen und 9 Punkten nehmen ſie den zwei⸗ ten Tabellenplatz ein, hinter Reichsbahn Mannheim, das mit 6 Spielen und 12 Punk⸗ ten die Spitze inne hat. Dieſen beiden Mann⸗ ſchaften ſchließen ſich noch an Jahn Weinheim, Poſt und TV 1846 Mannheim, die gleichfalls mit nur zwei bzw, vier Verluſtpunkten An⸗ ſpruch auf den Meiſtertitel erheben und hierzu auch die beſten Ausſichten haben. Ohne weite⸗ res kann man hieraus die Schwere der Kämpfe ermeſſen. 0 Angeſichtsdeſſen löſt das bis heute ſo gute Abſchneiden unſerer Turner⸗Handballer all⸗ gemein beſondere Freude aus, umſo mehr, als vor nur wenigen Jahren der Handballſport hier noch in Kinderſchuhen ſteckte und nun in⸗ nerhalb kurzer Zeit einen ſo großen Auf⸗ ſchwung erlebte. Fürwahr, hier kann man mit Recht der Hoffnung Ausdruck geben, daß dieſe edle Sportart auch hier in Viernheim weiter wachſe, blühe und gedeihe, ſich immer mehr ausbreite und ſelbſtverſtändlich auch die Ju⸗ gend hierfür gewonnen wird, damit dermaleinſt der unentbehrliche Nachwuchs zur Stelle iſt. Zum 6. Pflichtſpiel tritt morgen vormittag die MTG. unſeren Turnern gegenüber,. Wie ſpielſtark dieſer Geg⸗ ner iſt, beweiſt am beſten das von ihm gegen den Tabellenführer erzielte Reſultat, das mit 7:9 denkbar knapp ausgefallen iſt. Dies muß den Viernheimern zu denken geben. Jetzt heißt's durchhalten. Niemals ein Spiel zu leicht nehmen, ſondern immer mit vollem Ernſt bei der Sache ſein. Ueberdies iſt anzunehmen, daß das Unentſchieden gegen Neckarau für die Viernheimer zum Lehrmeiſter geworden iſt, und werden letztere künftighin beſſer zu han⸗ deln wiſſen. Da morgen auch wieder Effler. Beiner und Martin zur Verfügung ſtehen, ge⸗ winnt die Mannſchaft ſowieſo ſchon an Selbſt⸗ vertrauen. So darf man alſo beruhigt dem morgigen Punktekampf entgegenſehen. Spielbeginn iſt vormittags 10.30 Uhr.— Im Vorſpiel treffen ſich die 2. Mannſchaften. Die Aufſtellungen: 1. Mſchft.: Effler; Sander, Schmitt; Beiner, Herbert, Martin 1; Martin 2, Thomas, Alter, Beckenbach, Burkert. 2. Mſchft.: Sander E.; Alter Ad., Effler A.; Hoock, Effler Jak., Unrath; Kiß K., Diehl, Weiß, Schneider, Helbig. Die Sportfreunde Viernheims werden ſich dieſen Handball-Großkampf nicht entgehen laſ⸗ ſen. Alle werden ſie kommen und die Mann⸗ ſchaft unterſtützen. Beginn iſt vormittags 10.30 Uhr. Weitere Spiele der Handball⸗Bezirksklaſſe: Luftwaffe— TV 1846 Mannheim Poſt Mannheim— Sa 171 Kurpfalz Neckarau— Jahn Weinheim Ein jchwerer Gang jür bie Turner⸗Fuß baller „Viktoria“ Wallſtadt Was es heißt, auf dem Platze eines Tabel⸗ lenführers anzutreten, wird ſchon jede Mann⸗ ſchaft erfahren haben und für Viernheim iſt es noch ſchwerer, da Wallſtadt durch die 2:5⸗ Niederlage am letzten Sonntag in Ladenburg, um die Tabellenführung bangt. Unſere Turner waren durch die Heimniederlagen in der Mei⸗ ſterſchaftsfrage ausgeſchaltet, liegen aber jetzt wieder, durch den Ladenburger Sieg über Wallſtadt, gut im Rennen. Bis jetzt hat Edin⸗ gen 3 Verluſtpunkte, Ladenburg und Wallſtadt je 4 und Viernheim 5 Verluſtpunkte; die an⸗ deren Vereine folgen mit 8, 9 und 10 Ver⸗ luſtpunkten. Alſo wird es morgen auf dem Wallſtadter Gelände einen großen Punkte⸗ kamp fgeben, denn für beide Mannſchaften ſteht viel auf dem Spiel. Für die Viernheimer Tur⸗ nerelf gibt es nur eins und das iſt ſiegen, da⸗ mit der Anſchluß an die Spitzengruppe nicht wieder verloren geht. Die Turner werden dieſen Kampf in der derzeit ſtärkſten Aufſtel⸗ lung beſtreiten. In der Hintermannſchaft wird wieder unſer früherer Verteidiger Joſ. Adler Rau Poſten beziehen und den in den Arbeits⸗ ienſt eingerückten Gg. Kühlwein vertreten. 1. Mſchft.: Beikert; Adler Joſ., Schmitt J.; Müller Jak., Jakob Gg., Pfenning; Win kenbach, Stumpf, Bergmann, Alter, Hel big Joh.— Erſ.: Kiß Peter. 2. Mſchft.: Jakob; Adler, Kühlwein; Man⸗ del, Effler, Kiß, Buſalt, Brandenburger, Werle, Pfenning. — WV. Viernheim Tödlicher Betriebsunfall Am 15. November 1938, früh 3 Uhr, wollte in einem Werk in Rheinau ein 54⸗ jähriger Arbeiter eine Kohlenſtaubmühle rei⸗ nigen und wurde dabei in einem Schacht beim Oeffnen eines Schiebers von Kohlenoxydgaſen überraſcht. Der Arbeiter war alsbald tot. Heinz Rühmann in;„13 Stühle“ Nr. 10 Zeichnung: Bob HMuadersin Terre Heinz Rühmann als Friseur- gehilfe Felix Rabe. den die Erbschaft der„13 Stühle“ in eine Serie von Abenteuern treibt, die er gemeinsam mit dem Trödler Alois Hofbaues (Hans Moser] durchsteht. wie ſonſt, iſt es nicht nur möglich, die kulturelle Bebeulung des Verufswellkampfes NS. Mit dem„Berufswettkampf aller ſchaf⸗ fenden Deutſchen“ verhält es ſich wie mit vielen anderen Neuerungen im Gemeinſchaftsleben unſeres Volkes: Sie wachſen über ſich ſelbſt hinaus und bewirken Veränderungen, an die man urſprünglich kaum oder überhaupk nicht gedacht hat. Aus dem Winterhilfswerk wurde ein Faktor, der geradezu charakteriſtiſch für unſer Volk in dieſer Zeit iſt; das Feierabendwerk„Kraft durch Freude“ iſt längſt ein Gemeinſchaftswerk geworden und damit eine Sozialeinrichtung, ohne die unſer Leben über⸗ haupt nicht mehr denkbar iſt. Und ſo wird der „Berufswettkampf aller ſchaffenden Deutſchen“ all⸗ mählich auch ein feſter Beſtandteil unſeres natio⸗ nalen Seins. Im Anfang ſteht auch hier das unmittelbare Bedürfnis des Tages: Wir müſſen im Intereſſe des nationalen Aufbaues unſere Leiſtungen ſteigern. Die logiſche Folgeerſcheinung iſt die Begabtenaus⸗ leſe: die Könner ſetzen ſich durch. Talente ſtehen auf. Unbekannte Facharbeiter ziehen durch ihre Leiſtung die Aufmerkſamkeit auf ſich.„Angelernte“ beweiſen ihren Anſpruch auf berufliche Förderung. Damit wird der Berufswettkampf eine ethiſche Frage. & Das berufliche Können allein genügt noch nicht zum Siege in dieſem Kampf. Gefordert wird außer dem Nachweis der Sicherheit in weltanſchaulichen Fragen ein beſtimmtes Maß der körperlichen Tüch⸗ tigkeit und Leiſtungsfähigkeit. Das heißt: Ausſchal⸗ tung des einſeitigen Strebers, Förderung der beruflichen Perſönlichkeit. Der Berufswettlampf wird ſomit in den Dienſt der Perſönlichkeitsbildung geſtellt. Er wird zu einem Element der Volks- erziehung im höchſten Sinne. In dem Augenblick, in dem man dem Berufs⸗ wettkampf Aufgaben zuweiſt, die über das Maß der unmittelbaren Zweckmäßigkeit hinausgehen, wird er ein Kulturproblem. Wenn wir auch heute noch nicht abſehen können, wohin im einzelnen die Ent⸗ wicklung auf dieſem Gebiete führen wird, ſo er⸗ mutigen uns doch Vergleiche mit dem Winterhilfs⸗ werk und der NS.„Kraft durch Freude“ zu einem berechtigten Optimismus. In den Einrichtun⸗ gen und Bauten der NSV.(Müttererholungshei⸗ me, Kindergärten uſw.), hat ſich bereits ein künſt⸗ leriſcher Stil durchgeſetzt. das Amt Schönheit der Arbeit, hat im Laufe der Jahre verbindlich⸗ äſtetiſche Forderungen aufſtellen können; die Ur⸗ laubsreiſen haben ein beſtimmtes Geſicht bekom⸗ men; im Schiffbau haben ſich neue Geſetze der Raumgeſtaltung ergeben, Dieſe Beiſpiele mögen ge⸗ nügen, um den Optimismus zu rechtfertigen, mit dem wir die Weiterentwicklung des Berufswettkam⸗ fes verfolgen. Auch er wird uns nicht nur wirtſchaft⸗ lich, ſozial und ethiſch, ſondern in hohem Maße auch kulturell fördern. Praktiſch hat heute bereits jeder ſchaffende Volks⸗ genoſſe die Möglichkeit, durch beſondere Leiſtungen ſeinen Anſpruch auf eine weitere Förderung in be⸗ ruflicher Hinſicht zu erhärten. Die Gau⸗ und Reichs⸗ ſieger nötigen den Staat moraliſch zur Bereit⸗ ſtellung von Mitteln für ihre Weiterbildung. Dieſe Weiterbildung aber darf man nicht als im engeren Sinne beruflich werten. Wenn, was vielfach ge⸗ ſchah, einem Sieger in dieſem Wettbewerb der Weg zur höheren Fachſchule oder gar zur Hoch- ſchule geebnet wird, dann iſt das gleichbedeutend mit dem Eintritt in höhere kulturelle Bereiche. Der ſo Geförderte gewinnt praktiſch viel mehr als die Möglichkeit einer beruflichen„Karriere“, um ein⸗ mal dieſes häßliche Wort zu gebrauchen. Er wird darüber hinaus zu einem Mitverwalter und»ge⸗ ſtalter des geiſtigen Lebens der Nation über⸗ haupt. Er wird zum Ideenträger. Für die Nation iſt dieſe Auffriſchung des Gei⸗ ſteslebens vom heute noch nicht abzuſchätzender Bedeutung. Hier beginnt ein Regenerationsprozeß von enormen Ausmaßen. Wenn man bedenkt, daß ſich die ſogenannte geiſtige Elite unſeres Volkes bisher faſt ausſchließlich aus ſich ſelbſt ergänzte, dann wird man erſt verſtehen, wie es zu einer unleugbaren Erſtarrung oder Degeneration in künſt⸗ leriſchen und wiſſenſchaftlichen Bereichen kommen konnte; man wird aber auch begreifen, daß der Einbruch in dieſe geiſtige„Schicht“ von Perſönlich⸗ keiten neuer Prägung, ſo wie ſie aus dem Berufs⸗ wettkampf hervorgehen, große Veränderungen in unſerem Geiſtesleben hervorrufen wird. 1 Heute ſind wir noch nicht in der Lage, dieſen Einfluß abzuſchätzen; aber daß er ſich bald be⸗ merkbar machen wird, ſteht außer Zweifel. 77 — Nebel „Onkel Hugo iſt der pünktlichſte Menſch, den ich kenne. Nur geſtern, als er ſich bei uns zum Abendbrot angeſagt hatte, kam er zum erſten⸗ mal in ſeinem Leben zu ſpät. „Was heißt hier zu ſpät kommen“, ſagte er, als wir ihn alle grimmig anſahen.„Die Brat⸗ kartoffel ſind bald wieder aufgewärmt. Wenn ich aber in dem verrückten Nebel, der heute abend draußen herrſcht, dasſelbe Tempo fahre ſondern wahrſcheinlich, daß dabei etwas paſſiert. Das ſcheint mir doch ſchlimmer zu ſein, als euch zehn Minuten warten zu laſſen. Gegen ſtarken Ne⸗ bel auf der Straße iſt kein Kraut gewachſen, Die einzige Möglichkeit, ſicher hindurchzu⸗ kommen, iſt eben langſam und vorſich⸗ tig zu fahren.“ F. G.(RAS) Die Jigarellenſchachlel Schon wieder leer? Du rauchſt zu viel, mein Lieber. Schau dir einmal deine gelben Finger⸗ ſpitzen an. Glaubſt du, daß es deiner Geſundheit ſehr zuträglich iſt?— Mit dieſen Gedanken will ich die leere Zigarettenſchachtel wegwerfen. Aber mitten in der Bewegung halte ich inne, Da haben ſich die Leute nun allerlei Mühe ge⸗ geben, eine geſchmackvolle Hülle für die Zigaret⸗ ten herzuſtellen. Man hat Schriftkünſtler darum bemüht, ſogar einen Maler zu Rate gezogen, und der Reklamefachmann hatte auch ein Wört⸗ chen mitzureden. Keine Frage, ſie iſt geſchmack⸗ voll geworden. Jetzt hat ſie ihren Dienſt erfüllt und kann weggeworfen werden. Halt. Da ſind ſogar noch einige andere Ge⸗ danken. die um die Zigarettenſchachtel kreiſen. Wenn ſie nicht ſo effektvoll wäre, hätte man ſie dann gekauft? Nein, man iſt beim erſten Kauf von der ſchönen Hülle angezogen geweſen. Pro⸗ bieren wir ſie mal! Und ſie ſchmeckte. Sie duf⸗ tete ſogar recht angenehm. Und dann hat man ſie immer wieder gekauft, und jede Hülle bat man gedankenlos fortgeworfen. Indeſſen— auch dieſe kleine Schachtel ſtellt ja einen Wert dax. Einen ganz kleinen Material⸗ wert. Aber wenn man zum Beiſpiel alle die leeren Zigarettenſchachteln ſammelte und als Altpapier wieder verwendete, ſo müßte doch ein ganz achtbarer Wert herauskommen. Denn die Zahl geht in einem Jahr in viele Millionen. Und wenn jede nur einen Bruchteil von einem Pfennig wert wäre, es ergäbe eine Summe, die — nicht auszudenken— in die Millionen ginge. Ja, mein Lieber, das haſt du eigentlich noch gar nicht bedacht. Alſo iſt es Zeit, daß du es bedenkſt und daß es mit dir alle die Millionen Raucher tun. Es iſt wirklich nicht nötig, daß wir in unſerem Va⸗ terlande irgendetwas verloren gehen laſſen, was bewahrt werden kann. Und nimmt man alles richtig wahr, ſo läßt ſich für unſer Volk allerlei erſparen, das auf anderer Seite wieder verwertet und eingeſetzt werden kann. Es greift ja eins ins andere. Jede Verſchwendung ver⸗ mindert unſeren Wohlſtand, jede Achtſamkeit vermehrt ihn. Und Nutznießer davon iſt das deutſche Volk in ſeiner Geſamtheit, alſo bin ich es, du biſt es, der dort iſt es und alle die vielen Unbekannten, die doch zu mir gehören. Ich habe die Schachtel nicht ſortgeworſen, und auch alle die folgenden werden nicht ſortgewor⸗ fen werden. Die Altpapierſammlung braucht ſie. Urter Noff hreucht 5e Keine Wade der an Weihnachten und am Jahresende. Wie die Reichsbahndirektion Karlsruhe mitteilt, werden von Mitte Dezem⸗ ber bis zum 6. Januar leine Sportſonderzüge den Markenbogen werden durch die NS.⸗Volks⸗ wohlfahrt vertrieben und können außerdem ſchriftlich bei der Verſandſtelle für Sammler⸗ marken in Berlin Wü 30 beſtellt werden. Die Bogen enthalten nicht— wie in der Meldung geſagt— 10, ſondern jeder nur 6 Heftchenblät⸗ ter. Der Preis des Bogens ermäßigt ſich daher entſprechend von 9 auf 5.40 RM. für den einen. von 11 von 6.50 RM. für den andern, und von 20 auf 12 RM. für beide Bogen zuſammen. Pereins⸗Anzeiger Männergeſangverein 1846 Heute Samstagabend, 8.30 Uhr, Hingſtunde. Der Vorſitzende. Gefangverein Sängerbund⸗Florc. Heute abend 8.30, Uhr vollzählige Singſtunde. Der Vorſitzende. Geſangverein Sängertreue⸗Harmonie. Heute Samstagabend Singſtunde. Die Sänger wollen vollzählig erſcheinen. Der Vorſtand. Geſangverein Liederkranz Sonntag nachmittag 1 Uhr wichtige Sing⸗ ſtunde. Keiner fehle! Der Vorſtand. Deutſches Notes Kreuz Vereitſchaft m und w. Abfahrt zum Kameradſchaftsabend nach Hep⸗ penheim 19.42 Uhr mit OEch in Zivil. Der Zugführer— die Führerin. Große Karnevals Geſellſchaft Viernheim Heute Samstag, 21.11 Uhr, ſteigt der große „Bunte Abend“ des GeCeVau. im„Löwen“. Für Stimmung und Humor iſt geſorgt. Der Vorſtand. Verein der Hundefreunde Heute Samstagabend 8.380 Uhr wichtige Mit⸗ gliederverſammlung im Waldheim. Vollzählig erſcheinen! Der Vorſtand. Kleintierzuchtverein Viernheim Abt. Kaninchen⸗ und Selbſtverwertergruppe Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß die Tiere, welche zur Kreisſchau nach Bensheim kommen, bis ſpäteſtens heute abend bei Vorſ. Wunder. Friedrichſtr. 40, gemeldet ſein müſſen. Auch Pelzſachen, zur Frankfurt- und Bensheim⸗ Schau müſſen bei Vorſ. Frau Baus, Kreuz⸗ ſtraße 9, bis dahin gemeldet ſein. Die Vorſtände. Turnverein von 1893 Handball: Morgen Sonntag Pllichtſpiele gegen MTG. auf dem Lorſcherweg⸗Sportplatz. Beginn: 1. Mſchft. 10.30 Uhr, 2. M. 9.15 Uhr.— Fußball: Wichtiges Pflichtſpiel in Wallſtadt. Spielbeginn: 1. M. 2.30 Uhr, 2. M. 12.45 Uhr. Abfahrt: 2. M. 12 Uhr, 1. M. 1.30 Uhr, jeweils per Rad ab Drehſcheibe. (Bei ſchlechter Witterung 1.04 Uhr Oc.) Die Mitglieder wollen die Mſchft. begleiten. Sportvereinigung Amieitia 09 e. V. Sonntag, 10.30 Uhr Privat⸗M.— Olympia Lorſch hier. 1. Mannſchaft in Seckenheim Spielbeginn 2.30 Uhr, Abf. 12.18 Uhr, 2. M. in Seckenheim, Spielbeginn 12.45 Uhr, Abfahrt 11.18 Uhr, — . 9 1 5 51 der onna Nr. 47 Sonntag. den 20. November de 1938 Wohl iſt alles in der Natur Wechſel, aber hinter dem Wechſelnden ruht ein Ewiges. Goethe. colenſonniag Auch du wirſt heute hinausgehen und am Grabe eines Menſchen ſtehen, den du einſt⸗ mals ſo ſehr geliebt. Heftiger denn je wird dein Schmerz heraus- brechen in dieſem 18 das ſo überreich an gewaltigen Geſchehniſſen war, daß du oft erzitterkteſt in banger Furcht. Schmerzhafter denn je wird dein wundes Herz ſich zuſam⸗ menkrampfen unter der grauſamen Wahr⸗ heit: Nie mehr werdet ihr euch bei den Hän⸗ den halten. Nie mehr wird eins dem anderen mit zärtlicher Geſte über das Haar ſtreichen. Nie mehr! Aus, verloren, geſtorben! Un⸗ erbittlich fallen dieſe Worte gleich dumpfen Hammerſchlägen in deine Seele, öffnen die Tür zu jenem Tage, als dieſer Hügel noch dffen war. Wieder ſiehſt du den Pfarrer, ſein blondes Haar flog im plötzlichen Wind, ſein ſchwarzer Talar bauſchte ſich hoch auf, ſüßlich und welkend dufteten die Blumen, ſchwer tropften die Sätze des Geiſtlichen in dich hinein— alles war dunkles Geheimnis. Faſt körperlich fühlſt du die Qualen noch einmal, die Hilfloſigkeit und dann das erſte Leichter⸗ werden, den erſten Troſt, der ſich dir zuneigte, du wußteſt jetzt, daß du oft hier würdeſt Zwieſprache halten, weil die Seele des Toten dich anrührte mit einem Hauch aus der Ewigkeit. 5 Diu weinſt, leiſe, dann heftiger, nur mit Mühe hältſt du das Schluchzen zurück. Gib dich ihm hin, lebe deine Erſchütterung ganz zu Ende, aus ihr quillt Kraft. Später wirſt du den Garten Gottes ruhig verlaſſen, weil du gegen die Unerbittlichkeit des Schickſals nicht ankämpfen darfſt. Du weißt. daß du trotz deines Schmerzes tapfer ſein mußt. Dein eigenes Leben wartet darauf, von dir ge⸗ ſtaltet, von dir auf Händen getragen zu wer⸗ den, weil es koſtbar und einmalig iſt. Und Menſchen warten auf dich, die dich notwendig brauchen. Wunderbar, wie ein Licht der Er⸗ kenntnis trifft dich ein neues großes Wiſſen: Vor dir ſiehſt du hunderttauſend Gräber, die nicht gegraben zu werden brauchen, weil dein Führer unſer aller Schickſal in ſeinen begnadeten Händen hielt. Hunderttauſend Gräber, die nicht gegraben zu werden brau⸗ chen! Hunderttauſend Mütter. Väter, Bräute und Schweſtern, die nicht an ihnen weinen müſſen! Ein Meer voller Schmerzen, die nun nicht ausgetragen werden müſſen. Wie im Gebet falten ſich deine Hände. Unſere Kräfte, unſere fungen geſtählten Kräfte ſollen nicht im Leiden verſtrömen, ſondern ſich ballen und formen, damit ſie ſinnvoll werden für Gegen⸗ wart und Zukunft. Dein eigenes Lefd wird klein vor dieſer Einſicht, demütig verlierſt du jede Ungeduld: Was du gabſt an geliebtem Leben iſt nicht mehr bei dir. Der Herrgott ſelbſt hat es dir genommen, weil er andere Wege mit euch vorhatte, als ihr ſie erdachtet. Aber in deinem Herzen wird es unſterblich ſein. 81 ris Fenger klopft ans Fenſter Von Waldemar Kabus Alois Renglers Wirtſchaft war wohl die kleinſte im Umkreis, dafür aber ſauber und ordentlich wie keines der großen Güter es beſſer ſein konnte. Etwas abſeits lag das Ge⸗ höft. Scheune und Stall ſchmiegten ſich ans Wohnhaus, als gelte es, Platz zu ſparen. Hedwig Rengler hantierte in der niedrigen Stube. Ihr war beklommen zumute; wenn ſie durchs Fenſter auf den Himmel ſah, ſchien es, als ziehe ſich ein Wetter zuſammen. Immer wieder riß ſie ſich jedoch von ihren Gedanken los und werkte um ſo eifriger. Als ſie einen Eimer im Hof ausgoß, ſah ſie den Bauern. Er führte gerade eine Ziege in den Stall, die vor kurzem erſt ein blendendweißes Böcklein geboren hatte. Das ſtreichelte Rengler mit einem guten Lächeln im Geſicht. Es war auch ein allerliebſtes Tierchen. GSchilt nimmermehr die Stunde hart, Die fort von dir was Teures reißt; Sie ſchreitet durch die Gegenwart Als ferner Zulunft dunkler Geiftz 1 Foto: Aufsberg M Sie will dich vorbereiten, ernſt, Auf das, was unabwendbar droht, Damit du heut entbehren lernt, Was morgen ſicher raubt der Tod. Friedrich Hebbel Im Kopf der Frau wirbelten die Gedan⸗ ken. Er war ein guter Kerl, ihr Alois. Wochen und Monate tat er pünktlich— 8 Arbeit. Dann aber kam es plötzlich über ihn, als würde er von irgend etwas getrieben, wie einſt ſein Vater, der ſich im Taumel der Be⸗ ee drüben in der Scheune erhängt atte.— In den erſten Jahren ihrer Ehe war es noch gegangen, aber als ſie drei Kinder kurz nach der Geburt verloren, brach unaufhalt⸗ ſam jenes Dunkle über den Mann herein. Es war dabei ſtets ſo, als ſammle 12 der furcht⸗ bare Trieb in ihm, ſteigere ſich von Tag zu Tag, bis er ſich in grauſamem Vernichtungs⸗ willen entlud. Einmal, als er torkelnd aus dem Wirtshaus 5 0 0 hatte er die Frau in jäher Wut niedergeſchlagen, daß ſie be⸗ ſinnungslos liegen blieb. Wäre nicht die Magd dazugekommen, wer weiß, was ge⸗ ſchehen wäre. Am nächſten Morgen wußte der Bauer nichts mehr davon. Als man ihm ſagte, was er getan, ging er in den Stall— und weinte wie ein Kind. Der ſchwere Schritt des Bauern erklang im Flur, jetzt ſchob ſich ſein gedrungener Leib durch die Tür. „Schwül iſt's,“ er wollte ſich leben Da klopfte es ans Fenſter. Die Bäuerin erſchrak und wurde weiß im Geſicht, als ſie den Mann draußen erkannte. Der Fenger Franzl Ein knochiges Geſicht mit zottigem Spitz⸗ bart lugte durch die Scheiben. Ein Hut mit kleiner Feder, nach Jägerart, ſaß darüber. Keinen Augenblick hielt der Mann den Kopf till, ſondern ließ ihn auf dem Hals wackeln, aß es lächerlich gewirkt hätte, wenn nicht brennende, dunkle Augen einem den gut⸗ mütigen Spott von den Lippen geſtochen ——5 Man mußte ſich wundern, daß die eute dem Fenger überhaupt etwas abkauf⸗ ten, er war nämlich Hauſierer. Die Kneipen kannte er im ganzen Kreiſe! Rengler winkte ihm mit der Hand, er ſolle doch eintreten Der andere verneinte und rief, als der Bauer das Fenſter öffnete:„Kommſt mit zum Kunſchke⸗Wirt? Ich geb' eenen aus!“ Sekunden ſtand der Mann in der Stube ganz ſtill. Die Frau faßte einen Stuhl, wie um Halt zu ſuchen, und hielt den Atem an. Jetzt mußte es ſich entſcheiden! Da tat Rengler drei haſtige Schritte— riff nach der Mütze an der Wand und ſagte, ereits unter der Tür:„Haſte gehört, ich geh!“ Draußen ſchlug das Hoftor zu.—— Die Frau ſank auf einen Stuhl und ſtarrte vor ſich hin, während 95 Finger auf der Tiſchplatte griffen, als ſortierten ſie Saat⸗ getreide aus. Stunden gingen darüber hin, bis das Vieh muhend ſein Futter einmahnte. Da ſchrak die Bäuerin aus ihrem Sinnen, fuhr ordnend übers Haar, als könne ſie damit alles ins Gleis bringen. Sie redete ſich ein, ihre Angſt ſei bloß Einbildung, der Alois würde bald zurückkommen. Warum ſollte er nicht einmal einen Schoppen trinken gehen, 1 7 andere doch auch! Er brauchte ja nicht gleich. Da griffen ihre Hände bereits zu, werkten mit Kübeln und Eimern, bis das Vieh ge⸗ ſättigt grunzte Als ſie aus dem Stall trat, ſah ſie ins feierliche Antlitz des Sternen⸗ himmels. Jäh befiel ſie wieder Sorge und zaghaft ging die Frau in die dunkle Stube, als ſchlafe im Haus ein Grauen, das ſie mit ihrem Schritt nicht wecken dürfe. Lange war die Magd ſchon in ihre Kam⸗ mer gegangen, und noch immer wartete Hedwig Rengler. Sie wußte, daß, je weiter die Zeiger der Uhr vorwärtsdrängten, mit gleicher Unerbittlichkeit für ſie Not heran⸗ rückte. Und doch mußte die Stille der Nacht auch ihre Augen für eine Weile zugedrückt haben, denn ſie hörte den heimkehrenden Rengler erſt, als er durch den Flur ſtapfte. Ein plötzlicher Schreck riß ſte hoch! Schon an dem unſicheren Griff nach der Klinke er⸗ kannte ſie ſeinen Zuſtand. Schließlich ſchwankte er in die Stube. Als er die Frau noch wach ſah. ſtutzte er. Seine Augen glühten auf— wurden tückiſch. Schon ſtürzte er ſich auf die Bäuerin. Mit einem ſchrillen Schrei wich ſie ihm aus. Reng⸗ ler faßte den Tiſch, hob ihn und ließ ihn darauf mit ganzer Schwere zu Boden fallen. Dabei ſtürzte die Schublade heraus. Der Mann faßte ein großes Küchenmeſſer, das mit herausgefallen war, und ging auf die Frau zu. „Alois, Alois, du wirſt doch nicht!“ Ihre Stimme überſchlug ſich. Er holte mit dem Meſſer weit aus. Sie riß die Tür auf und batte ſich gerade dahinter in Sicherheit ge⸗ bracht, als das Meſſer ſplitternd ins Holz fuhr. Eine Weile blieb es drin ſtill. Dann ſchlug Geſchirr zu Boden. Fenſter klirrten in Scherben... Die Frau ſchluchzte auf. Tritte polterten nun gegen die Tür, ſetzt ging ſie krachend in Splitter. Der Bauer tappte durch den Hausflur und kam in den Hof. Nun riß er die Stalltür auf. Plötzlich durchgellte ein Schrei die Nacht, dann wim⸗ merte etwas, bis die Stimme langſam ver⸗ löſchte Rote Glut zog im Oſten auf. Der Morgen⸗ himmel ſchwamm wie in Blut. Trübe ſickerte das Licht durch das ſchmutzige Stallfenſter auf dem Renglerhofe. Mühſelig taſtete es bis hin auf die Spreu und fuhr dem Mann, der da ſchnarchend lag, wieder und wieder über die Augen, bis er ſich ſchwerfällig zu wälzen begann. Dabei kam ihm wohl Stroh 1 88 Naſe, er mußte nieſen und erwachte arüber. Er fühlte um ſich, wie um feſtzuſkellen, wo er ſich eigentlich befand. Plötzlich griff ſeine Hand in etwas Klebriges. er hielt ſie vor die Augen— Blut! Mit einem Ruck richtete er ſich vollends auf Seine Hoſen und die Jacke zeigten auch Blutſpuren— und dort lag das Küchenmeſſer! Er mühte ſich ſein vom Alkohol dumpfes Gehirn klar zu bekommen, bis ihm einfiel. daß er geſtern mit dem Fenger Franz ins Gaſthaus gegangen war. Und dann— da war eine Lücke bis zum Erwachen. ſicher war er 1 geweſen— aber das Küchenmeſſer — Blut „Hedwig, Hedwig!“— Rengler haſtete über den Hof ins Haus. Leichenblaß lehnte er ſich an den Türpfoſten und ſah auf die Trümmer des Geſchirrs und der Möbel. Das hatte er getan? Nein, nicht er! Ihm graute vor dem, was ihn reaierte und für ihn han⸗ delte, wenn er betrunken war. „Hedwig Hedwig!“ Nichts rührte ſich. Im Stall etwa? Schnell ſtürmte er zurück und ſah. mas ihm vorhin entgangen war. In einer Ecke lag blutübergoſſen das— Böcklein, das er am Nachmittage noch geſtreichelt hatte. Sein Fell leuchtete ſtellenweiſe noch in alter Reinheit, ſeine Augen waren weit aufge⸗ riſſen und klagten an.— „Alſo nicht ſie!“ dachte der Mann noch, dann ſank ſein Geiſt ins Schwarze, wo Ge⸗ danke und Erinnerung niemals hinreichen.— Als Rengler nach tagelangen Fieber⸗ phantaſien ermattet zu ſich kam, beugte ſich ſein Weib über ihn. Da ſchloß er die Augen und ſchlief in die Geneſung hinein.— Jedes⸗ mal, wenn der Bauer fetzt den Stall betritt, ſieht er in der Erinnerung das tote Böcklein dort liegen. Stiller und ernſter iſt er darüber geworden aber er dankt dem Schickſal. daß es ihm eine dauernde Mahnung ſchenkte. Der Fenger Franz pochte nur einmal noch ans Fenſter, doch er mußte allein zum Bier gehen Von da ab blieb er aus— und mit ihm der Verſucher. Tee zu dritt Novelle von Georg W. Piſet Loni hatte alles entzückend hergerichtet. Der kleine, niedrige Rundtiſch war vor den Kamin geſchoben, auf deſſen kupfermattierten Kacheln ſich das orangefarbige Licht der Stehlampe ſpiegelte. Koſtbares Porzellan glitzerte auf der weißen Decke, unterbrochen durch den matten Schein ruhenden Silbers. Drei ſchmale Polſterſeſſel umrahmten dieſes heitere Stilleben. Das war das Merkwür⸗ dige. Wenn Lonl die drei Seſſel Überſchaute, mußte ſie ſtill vor ſich hinlächeln, wobei etwas Feierliches in ihr Geſicht trat. Dann ſchob und rückte ſie noch an dem einen oder anderen Seſſel, um ja den Abſtand zwiſchen ihnen zu wahren. Auch in dieſem Rücken lag etwas Feierliches. Mit jener köſtlichen Abgeſpannt⸗ heit, die einen vor großen Feſten be ällt, ſank Loni auf die Couch und faßte von hier aus nach einmal das ganze Bild ins Auge, Sie war mit ſich zufrieden. Wenn nur der Abend auch ſo glücklich verlaufen wollte! Ach, ſie wußte ſa, wie alles werden würde— wußte es ſo genau— wie dieſe abendlichen Tee⸗ ſtunden ſchon ſind. Gert wird wieder in ſei⸗ nem ſchrecklichen Sportanzug kommen und um Entſchuldigung bitten, daß er keine Zeit mehr N Umziehen gefunden habe Ein winziges eilchenſträußchen wird er ſchüchtern hinter ſeinem Rücken hervorholen und ihr etwas un⸗ geſchickt zuſtecken Und dann wird er ſich für den Reſt des Abends in ſeinem Seſſel ver⸗ graben, var ſich hinträumen, ab und zu ein Wort dazwiſchenwerfen, das nicht einmal recht paßte, melancholiſch in ſeiner Taſſe rüh⸗ ren und endlich ein Gähnen zu verbergen ſuchen. Und Helmut? Er würde wieder in Schwarz kommen, ſich ſteif perbeugen, daß man Angſt um ſein Rückgrat bekam, und einen protzigen Blumenſtrauß mit elegantem Bogen in ihre Arme legen. O ja, Helmut verſtand es. Er wußte zu unterhalten und mit ſeinen hüb⸗ ſchen Artigkeiten und reizvollen Bewun⸗ derungen manch Frauenherz in Feuer zu ver⸗ ſetzen. Wie ein grandioſes Feuerwerk wirkte ſein Vortrag. Aber ſonſt? Manchmal war es Loni, als bringe ihr Gerts Schweigen mehr Bewunderung entgegen, als Helmuts laute Geſchwätzigkeit. Gerts Schweigen... Wie gerne hätte ſich Loni ihre Ohren zugedrückt und wäre mit ihm darein verſunken— in ſeinen Träumen und ſeinem Lächeln, das immer ſo rätſelvoll über ſeinem Geſicht ſchwebte. Das waren alſo Lonis Freunde. Gute Zuge de Wenn ſie irgendwann mal ihre ilfe benötigte— keiner ließ ſie warten. Doch zwiſchen zwei Männern kann ſich eine Frau nicht verſpielen. Dieſer abgewogene Abſtand zwiſchen ihr und den beiden Seſſeln umſchloß ſte wie eine Mauer. Heute wollte ſie dieſe Mauer einſtoßen— nach irgendeiner Seite hin. Das Spiel mußte ein Ende haben. Gert oder Helmut? Heute wollte ſie ſich entſchelden. Sie fühlte heute die Gabe in ſich, den beiden Freunden ins Harz zu ſchauen. Gert oder Helmut? Wer würde ihre Prüfung beſtehen? Es klingelt. Flott. Alarmſerend. Helmut, dachte Loni und lief zur Tür. Ein wenig war ſie enttäuſcht, als hätte ſie gewünſcht, daß Gert zuerſt käme. Sie öffnete. „Guten Abend, Loni...“ flog's ihr fröh⸗ lich entgegen. Loni vergaß ſich vor Verwun⸗ derung. „Gert, du?“ ſtotterte ſie. „Na ja. Haſt du mich vielleicht nicht er⸗ wartet?“ „Aber gewiß. Aber du ſchauſt heute 10 anders aus. Nein... Ich weiß gar nicht, wie 6 „Ich habe mal meinen Sportanzug ausge⸗ zogen. Loni. Vielleicht iſt's das?“ „Beſtimmt, Gert, beſtimmt.“ „Iſt doch auch ſo nett?“ „Wundervoll, Gert.“ „Danke für das Kompliment. Darf ich dir ein kleines Sträußchen..“ „Und Roſen haſt du. Gott! Man kennt dich gar nicht wieder, Gert.“ „Ja, Veilchen auf die Dauer. Ich habe mal anders gewählt.“ „Glü 1. von dir. Ich freue mich.“ „Wirklich?“ „Ja. Siehſt du mir das nicht and“ „Natürlich, Loni, natürlich ſeh ich dir's an.“ Strahlend führte ſie ihn ins Zimmer. Eine freudige Befangenheit hemmte ſie.„Helmut wird ſa gleich kommen,“ ſetzte ſie verlegen inzu. Nh unuer Ach, daß ich's nicht vergeſſe, Loni. Helmut läßt ſich entſchuldigen. Eine unaufſchiebbare—* Erſchrocken ſchaute Loni aus der Dunkel⸗ heit zu Gert hinüber.„Helmut kommt nicht?“ fragte ſie. Ein herrliches Zittern klang aus ihrer Stimme. 1 es dir leid, daß er nicht kommt, oni?“ „O, ich weiß nicht recht. Aber ich fürchte nur, du wirſt mich dann heute unterhalten müſſen Sonſt nahm dir doch Helmut immer dieſes Amt ab.“ Gert nickte leicht und blickte wieder ſo rät⸗ ſelhaft lächelnd über den Tiſch hinweg. „Einmal das ſagen, was du ſonſt nur für dich denkſt Gert.“ „Soll ich das. Loni?“ „Ja, ich habe es immer bedauert, daß du ſo gar nicht ſprichſt.“ Das ſcheulten ſie der derkiel über das Papier gleiten. Von Zeit blickt er auf und ſieht ſeinen drei den forſchend ins Geſicht. Das Morphium tut ſeine Wirkung Zweimal, in einem Abſtand von einer halben Stunde. hat ſeder von den per Männern eine rößere Menge Morphium eeenamen. Und as Morphium tut ſeßt ſeine Wirkung. „Allgemeine Röte, die 7 ax in den Augen ſichtbar iſt, überzieht das 5 vorzüglich die Wangen. Die Lebenstätigkeit cheint im 1 meinen geſteigert.“— Das hat Sertlürner gleich a0 Wan feſtſtellen können. Dann wird es rnſt. „Neigung zum Erbrechen, ein dumpfer Schmerz im Kopf, Betäubung.“ f Ganz ſachlich gibt jeder an, welche Erſchei⸗ nungen er an ſſch feſtſtellt. Niemand ſpricht ein ue Nr 8 ſuch nicht abgeſchloſſen. T 0 er Verſuch nicht abgeſchloſſen. Tro der dcn höchſt uangeenen Palla trink jeder noch einmal 3 Gran Morphium. Wieder greift der Apotheker zur Feder. Aber nur unter benen aller Willenskräfte kann er ſich zum Schreiben zwingen: „Schnelle Fortſchritte der Vergiftung, Fh in der Mageſgegend. Ermattung. An O 15 9 4 5 Manbunz Traumartiger Zuſtan Zucken in Armen und Beinen..“ Alles iſt totenſtill. Sertürners Kopf ſinkt auf die Tiſchplatte.—— Im Schloßpark zu Neuhaus Den Blick traurig geſenkt, ſchlendert ein fünf⸗ zehnjähriger Knabe durch den Schloßpark der fürſtbiſchöflichen Reſtdenz Neuhaus. Er kann es nicht begreifen, daß es 0 1 A ene zu nehmen gilt von dieſem paradieſiſch ſchönen Fleckchen Erde und vom Elternhaus. Aber jetzt iſt der Vater tot, hat ihn und ſeine Geſchwiſter mittellos Ae Tot iſt auch der Pate, der Fürſtbiſchof Friedrich Wilhelm von Paderborn und Hildesheim. Was nun? Es fehlen ja alle Mittel, die vom Vater begonnene endet abzuſchließen. Der Traum, einmal der Rachlelder es Vaters in werden, 1 ausgeträumt, Um 7 weiterhin Gelegenheit zur Beſchäftigung mit den Natur⸗ wiſſenſchaften zu haben, muß er Lehrling in einer Apotheke werden. sit zu reun⸗ Zum letzten Mal almet er die würzige Luft des Parks. „„ erwarb ſich meine Zufriedenheit!“ Vier Lehrjahre in der Cramer'ſchen Hofapo⸗ theke ſind vergangen. Friedrich 155 Ser⸗ ne hat ſich tüchtig uUmgetan und fleißig ge⸗ ernt. Mit wohlwollenden Worten überreicht ihm ſein Lehrherr, der Apotheker F. A. Cramer, das Lehrzeugnis. Darin heißt es: „Durch Ordnung und Treue erwarb er ſich meine Zufriedenheit, und durch ſeine geſammel⸗ ten Kenntniſſe meine Achtung!“ „.. bon dieſes jungen hoffnungsvollen Mannes trefflichen Kenntniſſen ſo vollkommen überzeugt. daß ihm als einen brauchbaren, ſehr tüchtig befundenen Apotheker die Geſchäfte der Apotheke anvertraut werden können.“ Noch zweieinhalb 22 bleibt Sertürner als Gehilfe in der alten Hofapotheke. Das unzuverläſſige Medikament Die Klagen der Aerzte, daß eines ihrer wich⸗ tigſten Medikamente, das Opium, in ſeiner Wir⸗ kung durchaus ungleichmäßig ſei, wollen nicht verſtummen. Jetzt wird auch Friedrich Ser⸗ türner dem Problem zu Leibe gehen. Er hat es dabei nicht leicht. Ihm ſtehen ſa nur die primitiven Gerätſchaften der alten Apo⸗ theke zur Verfügung. Menſchheit Wenig belannte deutſche Geiſtes taten/ von gans Boachm Frohner Friedrich Sertürner, Entdecker des Norphiums Das hannoverſche Städtchen Einbeck liegt in tiefem Schlaf. 5 Apotheker Sertürner beugt ſich über ſeinen Arheitstiſch, läßt mit zitternder Hand den Fe⸗ Endlich, nach langen, zielbewußten AUnter⸗ ſuchungen, stellt er feſt. daß im Opium eine freie Säure enthalten iſt. Ein Geſchent für die Menschheit Mit Feuereifer ſtürzt ſich der junge Apotheker⸗ ehilfe 155 neue Verlage Schelte für Schritt ommt er weiter. 0 Der zweiundzwanzigjährige Forſcher iſt ſich der Tragweite ſeiner Entdeckung durchaus be⸗ wußt. Es iſt ein ſegensreiches Geſchen das er der Menſchheit macht. Stolz, blättert ex das„Journal der Phar⸗ macie“ durch, das ſeinen neuen Bericht und die ate: ſeiner 57 weſentlichſten Versuche en 0 Da ſtößt er am Schluß ſeiner Arbeit auf einen A es Herausgebers, Sertürner ſtutzt, als r lleſt: „Die Verſuche des Herrn Verf. enthalten manche ſehr intereſſante Anſichten, woflür ihm das chemiſche Publikum viel Bank put ſt. So vlelſach aber nun auch die Arbeiten Über das Opium ſind, ſo darf man doch die Akten noch keineswegs als geſchloſſen anſehen, und es iſt vielmehr zu wünschen, daß dieſer Gegenſtand noch weiter unterſucht werden möchte, um manche noch obwaltende Dunkelheit in ein helleres Licht zu ſetzen.“ 1 „ greift mit letzter Kraft nach der bereitgehaltenen Eſſigflaſche ſcha Der„Schwindler Sertürner“ „In der wiſſenſchaftlichen Welt wird dann auch die Arbeit kaum beachtet. Man prüft die Ver⸗ ſuche des Apothekergehilfen nicht nach, wie kann ſich das ſchon lohnen? So alſo wird das ſegensreiche Geſchenk eines Genkes an die Menſchheit abgetan! Er verläßt Paderborn und ſiedelt nach Einbeck Über, wo er mit ausdrücklicher Genehmigung der Behörden eine eigene Apotheke eröffnet. Und hier, dieſe Apotheke in Einbeck, wird der Schau⸗ latz des Selbſtverſuches, den Sertürner und 1090 reunde unternahmen, um die Wirkung es Morphiums beim Menſchen zu ſtudſeren. Eſſig bringt die Lebensgeiſter zurück Iſt es die größere Lebenskraft, oder die un⸗ bewußte Erkenntnis der Verantwortung für das Leben der Freunde, die Sertülrner plößlich aus ſeinem Traumzuſtand hochreißt? Er taumelt von ſeinem„ ſieht die Freunde regungslos am Boden liegen, wankt, klammert ſich an das hohe Regal, greift mit letzter Kraft nach der bereitgehaltenen Eſſig⸗ flaſche, trinkt und trinkt. Da kehren die Lebensgeiſter zurück, Jetzt raſch auch den Freunden Eſſig eingeflößt, bevor es zu ſpät iſt— oder iſt es gar ſchon zu ſpät? Nein, einen nach dem anderen kann Sertürner aus der Bewußtloſigkeit wecken. Goethe greiſt ein Die erſte Ehrung, die dem Morphiumentdecker zuteil wird geht von keinem anderen als Goethe aus, Die Sozietät für die geſamte Mineralogie in Jeng, deren Vorſitzender der Dichter iſt, er⸗ nennt Sertürner zum auswärtigen, ordentlichen Mitglied. Kurz danach verleiht die Philoſophiſche Fakultät in Jena dem verdienſtvollen Apotheker den Doktortitel. Er übernimmt die alte Ratsapotheke in ameln. Das„Hochzeitshaus“, dier berühmte Renaiſ⸗ ſancebau in Hameln, ſoll ſein Heim bis an ſein Lebensende werden, Hier feiert er 1821. 13 hier verlebt er glückliche Jahre im Kreiſe ſelner heranwachſenden Kinder. Man nimmt ihn nicht ernſt Aber dann wird ihm das Leben verbittert. Die offizielle Wiſſenſchaft nimmt ihn. den ganz ſeiner Forſchung Hingegebenen, nicht ernſt. Mit vollem Recht kann ſich der aer fran⸗ K 5 Phyſtter Gay⸗ zuſſac, nicht genug Über die 0 verwun⸗ dern, daß eine Entdek⸗ kung wie die Sertlür⸗ ners. die auch für die geſamte Alkaloidfor⸗ chung von e 05 e⸗ eutung iſt, ſo wenig in Dfadlcland anerkannt W rd. Sertürner beſchäftigt ſich mit dem Aetzka Er weiſt nach, daß Aetz⸗ kalt die Verbindung eines Metalls mit Sau⸗ erſtoff darſtellt. Er chickt einen entſprechen⸗ en Bericht an das „Journal der Chemie“, er die Veröffentli⸗ chung der Arbeit wird abgelehnt. Sertürner ſtellt eine neue Theorie über die Aetherbildung auf, die prompt abgelehnt wird, Haber viele Jahre ſpäter doch anerkannt werden muß. Den Lebensmut gebrochen Helles Gelächter tönt allenthalben auf, als der Apotheker von Ja⸗ meln, dieſer kraſſe Au⸗ Fase der iſſen⸗ t“, ſeiner Ueberzeu⸗ gung dahin Ausdruck . gibt, daß der Erreger der Cholera e nee belebtes, alſo ſich ſelbſt fortpflanzendes Weſen“ fei. „Aber unter dieſem Gelächter zerbricht Ser⸗ türners Lebensmut,„Seine Verbitterung legt,“ wie ein N feſtſtellt.„den erſten.- 4 0 — — 5 5 2 r Zeichnung: Kießlich M baren Keim des frühen Todes in ſeinen Geſam organismus.“ 3 Doe it dae Sghichot eines Vahnbrechers ber as as al eines Bahnbrechers de Wiſſenſchaft. Das iſt das Schickſal des Mannes, dem ſeither Millionen von Menſchen die Linderung qual⸗ voller Schmerzen verdanken. Friedrich Wilhelm Sertürner ſtirbt aus Gram! l dlln ali dd d dlꝙ dd d did dle dlm dd dip dlo dlm did d dd dv dd ulm alp aim alm U dllp ell al uo dlm dl dl all d um dl all ali dip dlm dd um dl allo m did „Weißt du, Loni, es gibt Leuke, denen fällt das Erzählen leicht. Und ſie wiſſen ſo viel Neues und Nettes zu berichten. Ich habe kein Gedächtnis dafür. Was ich rede, das auh . in mir gewachſen ſein. Jedes Wor ſoll einen Sinn haben, nicht nur einen ſchö⸗ nen Klang.“ „Sehr ſchön haſt du das geſagt, Gert.“ „Ich will ſprechen. Loni. Ich will ſprechen, aber etwas, von dem ich nicht weiß, wie du es auffaſſen wirſt. Ich habe es mir lange überlegt an den vielen Abenden, da ich dir egenüber ſaß. Nun wil ich es 10 en. Viel⸗ eicht findeſt du es ein bißchen komiſch...“ „Das glaube ich nicht, Gert.“ „Oder ich bringe es etwas ungeſchickt her⸗ aus. „O, wenn es das iſt.. Darüber brauchſt du dich nicht zu ſchämen.“ „Wirklich nicht. Loni?“ Sie ſchüttelt innig den Kopf. „Dann darf ich es 8 ſagen. Schau, ich habe mir ſo gedacht: ir ſind drei gute Freunde, nicht wahr? Eine Freundſcgaft kann ein Leben lang dauern. Dann war ſie gut und echt. Aber in der beſten Freundſchaft liegt ein Körnchen Fremdheit. Der Tiſch iſt aud J uns, viele Taſſen, viele Menſchen und Worte. Manchmal möchte ich etwas ſa⸗ en, aber es verklingt in einem, weil man 1 vor den anderen ſchämt. Loni. ich möchte ir mehr ſein, als ein Freund auf einem hin⸗ eſtellten Stuhl. Ich mochte dir nahe 145— W mmer nahe, nicht nur, wenn du mich rufſt, So nahe, wie du dir ſelber biſt.“ Gerts Augen waren auf ſie gerichtet. Sie zitterte ein wenig, während ſie ihnen begegneke. Wie verändert Gert auf einmal war! Sie möchte 1 letzt einen Kuß auf den Mund drücken für dieſe Worte, aber ſie lächelte nur vor Glück und Verlegenheit vor ſich hin. „Schau, Loni, ich möchte nicht nur bei dir zu Gaſt ſein und du bei mir— ſondern ich möchte zu dir gehören— und du zu mir. Haſt du ſchon einmal daran gedacht?“ „O ja, Gert,“ hauchte ſie leiſe. Wirklich, Loni?“ beſtürmte er ſie und drückte ihre Hände. „Oft., atmet ſie. Faſt ſank ihr Geſicht auf ihre Hände herab. „Und was haſt du dir gewünſcht?“ „Daß du das ſagen möchteſt, was du heute geſagt haſt, Gert...“ Heuke blieben die Teeſchalen unangerührt. Gert fand keinerlei Veranlaſſung, ſeine Langeweile darin ſpazierenzuführen. Obwohl kein Feuerwerk über den Tiſch ziſchte, ſpann ſich eine Vertraulichkeit zwiſchen den beiden Stühlen. Und nicht immer gebrauchten ſie orte dazu, um zu verſtehen. Wie ſchön war das Schweigen, das oft minutenlang zwiſchen ihnen ſchwebte und noch wonniger war als alle Worte. Sie verſanken darin mit Blicken und Gedanken. Darin ſchlug ihr tiefſtes Erlebnis. 123 Als ſich Gert heute— ohne ein Gähnen unterdrücken zu müſſen— von Loni verab- ſchiedete, war noch längſt nicht alles ge⸗ ſprochen und geklärt. Nur das Allernotwen⸗ digſte war in Ordnung gebracht. Aber man 89 ſich— verſtand ſich ja ſo wunder⸗ oll. „Und daß du dich nicht wunderſt, Lon, wenn Helmut morgen anruft. Ich habe ihm heute nämlich in deinem Namen abgeſagt.“ „ Daß du ſo etwas kun ann „War es nicht gut. Liebſte?“ 0 ja. das Wunderſchönſte, was dir ein⸗ fallen konnte.“ X n 2 2 in I ft U 7 95 e U ch . U l U U 10 I 1 % 5 . 7 . e e 95 1 1 Amtliche Bekanntmachungen Betr.: Wandergewerbeſchein für das Jahr 1939. 9 ſchein f Jah Die Wandergewerbetreibende werden hier⸗ mit aufgefordert, zwecks Erneuerung ihrer Wandergewerbeſcheine für das Jahr 1939 als⸗ bald bei der Ortspolizeibehörde— Zimmer 11 — Antrag zu ſtellen. Nur bei rechtzeitiger Antragſtellung kann mit der Erteilung bis Anfang 1939 gerechnet werden. Die Lichtbilder müſſen aus neueſter Zeit und dürfen nicht abgeſtempelt ſein. Sie dür⸗ 2 ferner den Antragſteller nicht in der Uni⸗ orm der Partei oder einer Gliederung dar⸗ ſtellen. Gegen früher iſt inſofern eine Aenderung eingetreten, als die Gebührenerhebung für die Wandergewerbeſcheine nicht mehr durch das Finanzamt, ſondern durch das Kreisamt Bergſtraße erfolgt. Hierdurch iſt die Voreinſendung der Gebühr notwendig gewor- den. Die Koſten werden direkt von dem Kreis⸗ amt Bergſtraße bei den Antragſtellern ange⸗ fordert. Die Aushändigung der Scheine erfolgt nach wie vor durch das zuſtändige Finanz⸗ amt. Dieſes wird den Inhaber zur Abholung auffordern. Vorſprache bei dem Kreisamt Bergſtraße iſt daher zwecklos. Bei der Antrag⸗ ſtellung iſt anzugeben, wie hoch ſich der Um⸗ ſatz für die Zeit vom 1. Januar bis 30. Sep⸗ tember belief. Soweit Begleiter mitgeführt werden ſollen, ſind dieſe bei der Krankenkaſſe anzumelden. Eine Beſcheinigung über die erfolgte Anmel⸗ dung iſt dem Antrag beizuſchließen. Viernheim, den 17. November 1938. Der Bürgermeiſter als Ortspolizeibehörde Betr.: Schutz der Waſſerleitung vor Froſt. Mit Beginn der kälteren Jahreszeit mache ich die Hausbeſitzer auf ihre Verpflichtung aufmerkſam, die Waſſerleitungen einſchließ⸗ lich der Waſſermeſſer rechtzeitig und ausrei⸗ chend gegen Froſt zu ſichern. Die Kellerfenſter ſind zu ſchließen und mit Stroh uſw. abzu⸗ dichten. Soweit erforderlich, ſind auch die Rohre der Hausleitung und des im Keller befindlichen Anſchluſſes durch Umwickeln mit Lumpen etc. entſprechend zu ſchützen. Ebenſo ſind auch die Waſſermeſſerſchächte entſpre⸗ chend abzudichten. Gartenleitungen ſind zu entleeren und während des Winters leer zu halten. N Ich mache ausdrücklich darauf aufmerkſam, daß der Hausbeſitzer für den Schutz der in ſeinem Anweſen befindlichen Waſſerleitungs⸗ einrichtungen zu ſorgen hat und bei Unterlaſ— ſung der erforderlichen Schutzmaßnahmen für den etwa entſtehenden Schaden haftbar iſt. Es empfiehlt ſich, ſofort die notwendigen Schutz⸗ maßnahmen zu treffen, damit bei einem plötz⸗ lichen Kälteeinbruch Schaden vermieden bleibt. Viernheim, den 17. November 1938. Betr.: Sperrzeiten für Kraftſtromverbraucher Ich mache die Kraftſtromabnehmer auf die Einhaltung der Sperrzeiten während der Win⸗ termonate aufmerkſam. Bei Eintritt der Dun⸗ kelheit bis abends 9 Uhr ſind die Motore ab⸗ zuſchalten. Die Durchführung dieſer Anord⸗ nung werde ich ſtreng überwachen laſſen und bei Zuwiderhandlung geeignete Maßnahmen treffen. Viernheim, den 18. November 1938. Ein zuchtuntauglicher, ſchwerer Eber ſoll abgeſchafft werden. Der Käufer muß das Tier kaſtrieren laſſen. e Angebote für das kg. Lebendgewicht ſind bis Montag, den 21. November 1938, vormittags 11 Uhr, hier einzureichen. Viernheim, den 17. November 1938 Der Bürgermeiſter Deze. CNC. inken kurz vor dem Jubettgehen möglichſt heiß zweimal je d We a g 8 0 ucker mit etwa der e einen e ßlöſſel e und a 2.80, 1.65 und—.90. ſers gut verrührt. Kindern gebe man die Hä chläft man gut und fühlt ſich am andern Morgen meiſt merk; lich wohler. Zur Nachkur nehme man noch einige Tage die halbe Menge. Die erhalten.*—. Flaschen zu l i drei Nonnen in Apotheken un rogerien i 260, 165 un Wieſes Rezept bitte außſchneiden! Zwangsverſteigerung Das nachſtehend bezeichnete Grund⸗ 118 chſteh zeich 5 Jakob Dewald 4. in Viernheim ſoll Donnerstag, den 5. Januar 1939, nachm. 3 Uhr durch das unterzeichnete Ge⸗ richt, in Viernheim(Gaſthaus Ratskeller) ver⸗ ſteigert werden. Die Verſteigerung erfolgt im Wege der Zwangsvollſtreckung. Bezeichnung der Grundſtüchke: Betrag der Schätzung: Ord⸗Nr. 1 Flur 1 Nr. 174 Hofreite Ludwigſtraße 588 am 9000 Nm. Einheitswert 18000 Rm. Lampertheim, den 12. November 1938 Amtsgericht Grosse Auswahl in allen Splelwaren Bekannt preiswert und gut Nürnberger Spielwarenhaus E 2, 1—3 Mannheim Planken Bei geringer Anzahlung stelle ſch gekaufte Oegenstände getae dis Weihnachten zurück 4 Frauen und Töchter häkeln, ſtichen, ſtrichen ſchon an den langen Abenden fürs große Feſt des Schenkens. Im Heimatblatt wird nach Anzeigen Umſchau gehalten, wo man die nötigen Zutaten zu den Geſchenk— arbeiten gut einkaufen kann. Darum: Jeßt die paſſenden Anzeigen aufgeben! Ss Evangeliſche Kirche: Totenfeſt. 9.30 Gottesd.; Mitwirkung des Kirchenchors. Di. 8 Uhr Feierſtunde d. In⸗ neren Miſſion.(Film: Helfende Liebe in der Großſtadt). Do. Kirchenchor. Neigung zu Regenfällen Die Großwetterlage befindet ſich in Um⸗ geſtaltung. Dabei wird die vom Atlantik aus⸗ gehende und ſich verſtärkende Wirbeltätigkeit immer weiter auf das Feſtland übergreifen. Das Wetter wird daher auch bei uns unbeſtän⸗ diger, doch wird durch größere Lebhaftigkeit die Neigung zu Nebelbildung ſich ſtark ab⸗ ſchwächen. Samstag: Zunächſt noch vielfach neblig, ſonſt Uebergang zu mehr wechſelnd bewölktem Wetter mit Neigung zu einzelnen Regenfällen, im ganzen milder, Winde meiſt um Süd. Die Ausſichten für Sonntag: Bei wech⸗ ſelhafter Bewölkung einzelne Regenfälle, tags⸗ über mild, lebhafte Winde aus Süd bis Weſt. 1.7 Donten Sie daran. eine Nähmaschine schafft man sich nur einmal für's ganze Leben an. Wählen Sie deshalb die erst- ſte. chen zu R * ein Stertes ANad ist Edelweiß das kann ich be- kräftigen. Das vor S 28 jahren bezog, 8 Edelweißrad lau Strota starkerlnan- Junges Ehepaar ſucht bis 1. Dez. ober ſpäter in Viernheim 2 Am- konnuno womöglich mit Bad. Angebote unter Nr. 200 an die Geſchäftsſtelle ds. Bl. klassige, ruhig laufende spruchnahm. heute noch sehr gut. * 1 tudlenrat, 26. 7. 1937, Andernach Rh. Fernerschrieb am 15. 1. 1938 Landw. R. Schänke, Rlein-Preesen: Vor 24 jahren bezog ich ein Edelweiß rad und eine N à Beide sind heute noch sehr gut.— Neuer Fahrradkatalog auch über Zubehör und Nähmasch. kostenlos. Edelweiß- Decker Fahrradbau und Versand Deutsch- Wartenberg 12 Es ijt doch jo. wer nichts auf ſein Aeußeres gibt, wird nicht beachtet. Auch der Geſchäfts⸗ mann wird beim kaufenden Publikum keine Beachtung finden, wenn er ſich nicht zeigt. Eine anerkannt gute und maschine. ſich lohnende Repräsentation für den Kaufmann iſt das Angebot in der „Viernheimer Volkszeitung“, deren Veſer bedarfsreich und kaufkräftig ſind und— was ſehr wichtig iſt— im lokalen Bezirk wohnen. Kl. Anzahlung Kl. Raten Martin Decker G. m. b. H. 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November 1938 hre Vermählung beehren sich anzuzeigen Johann Maas Er ika Maas geb. Ochsmann 19. November 1938 Viernheim Breslau Tivoli 96 Bin zu sämtlichen Krankenkassen zugelassen Maximilian Wolf Hügelsr. 11 Dentist Staatl. gepr. Bin jetzt zu allen Krankenkassen zuge- lassen Zahnärztin Dr. Fichtl Sprechstunden von 9—12 u. ½3—8 Uhr— Blauehutstr. 35 4 4 2 In jede Familie die Diernheimer Dolksztg. Große Auswahl in g. Maxtin neben der Post J edu, x 5 2 ge, am am Rathaus 0 Rathaus —*——— Haus⸗, Küchengeräte, Eiſenwaren I Beachten N(Allesbrenner) J deine e 8 Djenjchirmen un! melne nzZeigen J meine Schaufenster 8 Zimmerkohlenkalten 8 N Anſere herrlich. Nach⸗ kirchweih Programme In Centra-Für Paast Samstag, Sonntag u. Montag Der ſchönſte Zirkusfilm, der je da war Q Das Spitzenfilmwerk europäiſcher Filmkunſt Noch Mitwirkende: Hannes Stelzer und Camilla Horn. Ein Filmwerk, das man un⸗ bedingt geſehen haben muß. DDD Achtung! Samstag u. 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Seit einigen Tagen iſt der Taucher⸗ chaft Nr. 4 der 5 er Koblen er Schiffbrücke damit beſchäftigt, Holzpfähle, die im Bereich der Brückenjoche aus em Flußgrund herausragten und beim Aus⸗ und Ein. ren hinderlich waren, zu entfernen. Auf dieſes Pfähle war man geſtoßen, als die Verankerungspfähle für die Ketten der Schiff⸗ brücke eine Nachprüfung unterzo ücke b un; gen wurden. 869% ſind 17 dieſer uralten Holz⸗ pfähle herausgezogen worden, was keine leichte Arbeit war. Bei einem Durchmeſſer von 32 em beträgt die Länge etwa 2 m. Mehle ind mit einem Eiſenſ 10 verſehen, der tief in er Rheinſohle feſtſaß. Nach der Beſchaffenheit des Holzes zu urteilen, mögen die Stämme über 1990 Jahre unter Waſſer ge⸗ weſen ſein. Die Vermutungen gehen dahin, daß es ſich hier um die Pfahlroſte einer alten Römerbrücke handelt. Muſeumsdirektor i. R. Günther(Koblenz), der ſich ſchon ſeit Jahren mit der Frage einer römiſchen Rheinbrücke bei Koblenz befaßt, hat als Beauftragteer des Pra⸗ vinzialkonſervators der Rheinprovinz eine Klä⸗ rung in die Wege geleitet. Es beſteßt noch eine zweite Möglichkeit, die man als die wahrſchein⸗ lichere betrachtet, daß es ſich nämlich um die Reſte jener Brücke handelt, die von 1653—1670 bei Koblenz über den Strom führte und damals 05 Eisgang zerſtört worden iſt. Aber auch Ende des 18. Jahrhunderts hat hier eine Brücke eſtanden, als die Franzoſen von der Stadt Be⸗ itz ergriffen und auch bereits im Dreißigjäh⸗ rigen Krieg gab es einen Uebergang. „Backfiſche“ ſpielten Selbſtmord ſw Mainz. Zwei Mädchen im Alter von 15 und 16 Jahren fand man am Mittwochabend in dem faſt 40 Meter tiefen Tunnelaufſchnitt an der r bewußtlos auf. Da die Stelle durch einen Bauzaun abgeſperrt iſt. nimmt man 5 5 75 fend MSelpſt die 0 9 125 leicht zt ſind,„Selbſtmord ſpielen“ wollten und abgeſtürzt ſind. f Wenn die Waffe losgeht. Mainz. Die in einem Mainzer Miethaus wohnende Berta Henrichs machte ſich unvor⸗ ſichtigerweiſe an einer Kleinladepiſtole zu ſchaf⸗ jen. Die Waffe hatte die H. einem Bekannten, der ſich in ihrem Zimmer befand, weggenom⸗ men. Als ſich plötzlich ein Schuß löſte, traf dieſer die Henrichs in die rechte Schläfe. An den Fol⸗ gen der ſchweren Verletzungen ſtarb ſie auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Beſitzer der Waffe wurde bis zur Klärung der Angelegen⸗ heit in Haft genommen. Durch Selbſtmord geendet ſw Wöllſtein. Der 74 Jahre alte frühere ſeinem Stall den Hals durch. Auch ſein Vater, eine Schweſter und eine Tochter endeten vor Jahren durch Selbſtmord. Tödlicher Unfall im Nebel Nieder⸗Ingelheim(Rhh.). Ein 36 Jahre al⸗ ter Mann aus Ober⸗Ingelheim wurde auf dem Bahndamm bei Nieder⸗Ingelheim tot aufge⸗ 3 An der Schädeldecke wies er eine ſchwere erletzung auf. Nach den bisherigen Feſtſtellun⸗ gen hatte ſich der Mann von zu Haus entfernt, um noch 120 Einkäufe zu machen. Dies tat er auch. Er dürfte dabei auch nochmals in ſei⸗ nen Garten gegangen ſein. Infolge des herr⸗ ſchenden Nebels iſt er auf dem Nachhauſewege auf den Bahndamm geraten und dort von einem Zug erfaßt worden. Er hinterläßt Frau und zwei Kinder. Blultat bei Korbach Den Verführer der Tochter niedergeſchoſſen Kaſſel. Eine ſchwere Bluttat ereignete ſich auf einem Gut bei Korbach. Der Gutsvpächtersſohn war in Verbindung zu einem 16 Jahre olten Mädchen, der Tochter eines Bauern von Kor⸗ bach, getreten. Dieſes Verhältnis blieb nicht ohne Folgen und vor kurzer Zeit wurde die Tochter des Bauern von einem Kind entbun⸗ den. Der Bauer und ſeine Tochter verſuchten ver⸗ geblich, den Gutspächtersſohn dazu zu beſtim⸗ men, daß er die Heirat einging. Darauf fuhr der Bauer auf ſeinem Motorrad nach dem Gut, und verſuchte nochmals in Güte, den Sohn des Pächters, den er bei der Feldarbeit traf, zu einer Heirat zu bewegen. Als der junge Mann die Heirat wiederum ablehnte, geriet der Bauer in Erregung. Er zog ſeinen Revol⸗ ver und gab vier Schüſſe auf den Pächters⸗ ſohn ab, der ſofort tot niederſank. Auto die Rheinufermauer hinuntergeſtürzt Lorch(Rhein). Ein noch faſt neuer Perſo⸗ nenkraftwagen aus Wuppertal⸗Elberfeld kam auf der Rheinuferſtraße in Lorch ins Schleu⸗ dern, rannte das Straßengeländer um und ſtürzte eine tiefe Böſchungsmauer hinunter. Aus dem völlig demolierten Fahrzeug wurden die drei Inſaſſen verletzt geborgen. Schwere Verletzungen erlitt eine Frau, die ins Kranken⸗ haus nach Rüdesheim gebracht werden mu zte. Der Fahrer und ein dritter Inſaſſe wurden leicht verletzt. Nach zweiundzwanzig Jahren. Nieſeen(Bd.) Im Jahre 1916 war der Ein⸗ wohner Guſtav Hittler aus Kiefern, der als Kriegsteilnehmer in Frankreich kämpfte, nach einer Schlacht als vermißt gemeldet worden, Dieſer Tage ging nun beim Bürgermeiſteramt Niefern ein Schreiben von einer Engländerin ein, die zur Zeit in Sigmaringen zu Beſuch weilt, in dem ſie mitteilt, daß in ibrem Heimat⸗ ort in England ein Metzgermeiſter, der da⸗ mals in Frankreich kämpfte, auf dem Schlacht⸗ feld, eine Erkennungsmarke gefunden habe, die den Namen Guſtav Sittler trage. Der in Niefern lebenden Witwe des Gefallenen iſt vom Inhalt des Schreibens Mitteilung gemacht worden. Bunte Tageschronik Zweijähriges Kind tödlich verbrüht Monzingen(Nahe). In Seesbach fiel das Ane Bei Söhnchen des Hugo Kleine in ein Gefäß mit heißem Waſſer und erlitt ſo * Verbrennungen, daß es bald darauf ſt ar b. Der elektriſche Tod in der Badewanne. Ein eigenartiger tödlicher Unfall hat ſich am Bußtag in Tübingen⸗Derendingen zugetragen. Ein ſechzehnjähriges Mädchen hatte zu Hauſe gebadet. Nachdem es auffallend lange in dem Badezimmer war und trotz Rufens kein Le⸗ benszeichen von ſich gab, wurde die Tür geökf⸗ net und man fand das Mädchen tot in der Badewanne vor. Die Unterſuchung ergab. daß ſich von der lektriſchen Lichtleitung der Strom auf die Badevorrichtung übertrug und daß das bedauernswerte Mädchen mit dieſem Strom in Berührung gekommen und dadurch vom Tode ereilt worden war. Drei Lehrer verunglückt Manen. Ein Perſonenkraftwagen, in dem ſich drei Lehrer befanden, iſt in der Nähe von Polch ſchwer verunglückt. Dabei wurden die Inſaſſen durch das Verdeck geſchleudert und erlitten be⸗ trächtliche Verletzungen, die ihre Aufnahme im Krankenhaus notwendig machten. Der Auto⸗ fahrer ſah in der Dunkelheit zwei Pferde vor ſich auftauchen und wollte ausweichen; dabei iſt dann der Wagen ins Schleudern gekommen. Stichflamme entwickelt ſich zum Großfeuer Bad Hönningen. In den frühen Morgen⸗ ſtunden kam im Betrieb der Mannesmann⸗ Röhrenwerke, wahrſcheinlich durch Selbſtent⸗ Blick in den b Juchlhaus für Gewohnheilsverbrecher Karlsruhe. Wegen insgeſamt 35 im Rückfall verübter, verſuchter und vollendeter Dieb⸗ ſtähle verurteilte die Karlsruher Strafkammer den 38jährigen vorbeſtraften Ernſt Hodel aus Reinberg zu ſechs Jahren Zucht⸗ haus, auf welche Strafe ſechs Monate Unter⸗ ſuchungshaft angerechnet werden. Der Ange⸗ klagte hatte von Februar bis Mai ds. Is. in Köln, Koblenz, Kaſſel, Berlin, Leipzig, Ham⸗ burg, Chemnitz, Mannheim und Frankfurt faſt ausſchließlich in Werkſtätten und Büros ein⸗ gebrochen und dabei Kleidungsſtücke, Büro⸗ artikel, Werkzeuge, Bargeld, Briefmarken, Blattgold und Ausweispapiere entwendet. Der Wert der Beute beläuft ſich auf 3000 Reichs⸗ mark. Der Angeklagte war in vollem Umfange geſtändig. In der Nacht zum 2. Mai ſtahl er von einem Fernlaſtwagen die Lederjacke des Kraft⸗ fahrers. Der Beſtohlene erkannte ihn am näch⸗ ſten Tage und veranlaßte die Feſtnahme des Gewohnheitsverbrechers. Da der Angeklagte Ausländer iſt und nach Verbüßung der Strafe abgeſchoben wird, hat das Gericht von der An⸗ ordnung der Sicherungsverwahrung abgeſehen. Strafe auf das Vierfache erhöht Frankfurt a. M. Einen gründlichen Rein ⸗ fall mit ſeiner Berufung erlebte vor der Großen Strafkammer der Johannes Arnold, ein u. a. wegen Totſchlags mit zehn Jahren Zuchthaus vorbeſtrafter Angeklagter, der im September vom Schöffengericht wegen verſuch- ter Erpreſſung und Beleidigung zu drei Mo⸗ naten Gefängnis verurteilt worden war. Der Angeklagte verlobte ſich vor einiger Zeit mit einer geſchiedenen Frau, die ihm von ihren früher beſtandenen intimen Beziehungen zu einem Zeugen erzählte. Während ihrer Ehe hatte ſie einem Kind das Leben geſchenkt und ſie behauptetet, daß der Vater des Kindes nicht ihr Mann, ſondern jener Zeuge ſei. Eine An⸗ fechtung der Ehelichkeit des Kindes iſt ſeitens des Ehemannes aber nie erfolgt. Nach ihrer Scheidung verſuchte die Frau von dem Zeugen Geld zu erpreſſen, was im Januar 1987 zu ihrer Verurteilung wegen verſuchter Erpreſ⸗ ſung zu zwei Monaten Gefängnis führte. Nach⸗ dem der Angeklagte von dem Vorleben ſeiner wütenden Element zündung, ein Großfeuer auf, das in ganz kurzer Zeit bedeutende Ausmaße angenom⸗ men hatte. Ein Arbeiter, der die Runde durch die Betriebsanlagen machte, ſah plötzlich aus einem Fabrikteil eine Stichflamme hochſchlagen, die mit raſender Geſchwindigkeit um ſich griff und im Nu zwei Ofenhäuſer ver⸗ nichtete. Mehrere Feuerwehren von Bad Hönningen und Neuwied mit ihren Großmo⸗ torfahrzeugen rückten dem Rieſenbrand mit 15 Schlauchleitungen zu Leibe. Nach über zwei⸗ ſtündiger angeſtrengter Arbeit gelang es, dem Einhalt zu bieten. Der Sachſchaden iſt ſehr hoch, da die beiden Ofen⸗ häuſer außer Betrieb geſetzt ſind und nur noch in einem Ofen weiter gearbeitet werden kann. Das Werk ſtellt feuerfeſte Erzeugniſſe her. Ein Feind der Volksgemeinſchaft Frankenthal, Scharf durchgegriffen hat Kreis⸗ leiter Gauweiler in Frankenthal in einem Fall unanſtändiger Geſinnung, womit er Intereſſen der Volksgemeinſchaft gewahrt hat. Er gab be⸗ kannt, daß der Hausbeſitzerverein. aufgelöſt und deſſen ſeitheriger orſitzender Jakob Forcht des Vereinsleiterpoſtens ent⸗ hoben ſei. Dieſer darf auch nicht mehr in An⸗ gelegenheiten des 3 beratend auftre⸗ ten und wurde ſämtlicher Aemter, beſonders im Luftſchutz, entkleidet. Der Kreisleiter hat ſich die Neugründung eines Hausbeſitzervereins und die Ernennung des Vorſitzenden ſelbſt worbehal⸗ ten. Forcht hat ſich über die einfachſten An⸗ ſtandspflichten hinweggehend in unſozialer Weiſe benommen und ohne erſichtlichen Anlaß eine einfache Arbeiterfamilie in ſeinem An⸗ weſen tyranniſtert, das alles unter der Maske des Biederen, der ſeine Mieterfamilie„ſogar mit abgelegten Kleidern unterſtützt“ haben will. Als Judenfreund lud er noch in dieſem Frühjahr einen Juden regelmäßig zu den Verſammlungen des Hausbeſitzervereins ein. Gerichtssaal Braut Kenntnis erhalten hatte, ſuchte er ſeiner⸗ ſeits ohne Wiſſen der Braut den Zeugen durch ein erpreſſeriſches Schreiben zur Geldhergabe zu bewegen. Auf Antrag des Staatsanwalts er⸗ höhte das Berufungsgericht die Strafe auf e in Jahr Gefängnis, da es ſich um ein ungewöhnlich gefährliches und gemeines Ver- brechen handelte und die Tatvorgänge in der Vorinſtanz anſcheinend nicht ſo deutlich wie jetzt hervorgetreten ſeien. Als der Angeklagte den Sitzungsſaal verlaſſen wollte, ließ ihn der Staatsanwalt verhaften. Volksbetrüger unſchädlich gemacht Mannheim. Die Große Strafkammer ver⸗ urteilte den 52jährigen Ernſt Scholz aus Mannheim wegen Betrugs zu zwei Jahren Zuchthaus und wegen gemeiner Geſinnung wurden ihm auf die Dauer von drei Jahren die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt. Der ſchon zehnmal Vorbeſtrafte mußte im Jahre 1930 den Offenbarungseid leiſten. 1937 hatte ihm ein neuer Betrug 5583 Reichsmark einge⸗ bracht und auf Grund ſeiner Redegewandtheit erhielt er die Vertretung einer hieſigen Spiel⸗ warenfabrik. Scholz, der total verſchuldet war, inſerierte in der Zeitung und ſuchte Angeſtellte und Teilhaber, die allerdings eine entſpre⸗ Kaution ſtellen mußten. Auf dieſe Weiſe er⸗ gaunerte er ſich 5000 Reichsmark, mit denen er ſeine alten Gläubiger zufrieden zu ſtellen ſuchte. Einen großen Teil des Geldes ver⸗ brauchte er für ſeine Privatzwecke. Nach Erhalt der verſchiedenen Kautionsbeträge ſuchte er durch Beſuch der Rennwettbüros und in Baden- Badener Spielſälen ſein Glück zu machen. Doch waren alle ſeine Bemühungen erfolglos. Er verlor immer mehr.— Die Geldſtrafe von 700 Reichsmark gilt durch die erlittene Unter⸗ ſuchungshaft als verbüßt. Zechbetrüger unter falſchem Namen. ſw. Neu⸗Iſenburg. Der von hier ſtam⸗ mende, aber ohne feſten Wohnſitz umherzie⸗ hende 30 Jahre alte Friedrich Mühl⸗ ſchwein, der ſchon wegen Zechbetrugs mit Zuchthaus vorbeſtraft iſt, zechte im letzten Winter in Ebersheim und Weſterburg und verſchwand unter Hinterlaſſung von 5 Mark Schulden. Dann arbeitete er wieder einmal und tauchte mit ſeinem Wochenlohn in der Taſche in Bodenheim auf, wo er einem Wirt 20 Mark ſchuldig blieb, obwohl er hätte zahlen Das Alzeyer Verkehrsunglück geſühnt Der Laſtzugfahrer erhielt ſechs Monate Gefängnis. Alzey. Der tödliche Verkehrsunfall, der in der Nacht zum 17, Oktober, gegen 1 Uhr, auf dem Wartberg ſich abſpielte, kam vor der Zweiten Großen Strafkammer in Mainz zur Verhandlung. In der bezeichneten Nacht be⸗ 3 ſich der Müller Georg Brugger von er Rechenmühle auf der Heimfahrt von Kirch⸗ heimbolanden. In der Nähe der Arbeits- dienſt⸗Unterkunft auf dem Wartberg fuhr er auf einen unbeleuchteten, quer über der Fahr⸗ bahn ſtehenden Fernlaſtzug-Anhänger mit ſol⸗ cher Wucht auf, daß er einen doppelten Schä⸗ del⸗ und einen Schädelbaſisbruch erlitt und ſofort ſtar b. Der Anhänger gehörte zu einem Fernlaſtzug und war von deſſen Fahrer abge- hängt worden. Dieſer, der Z1jährige Alois Szezotka aus Minden in Weſtfalen, war mit dem Motorwagen nach der Tanlſtelle Maurer gefahren, da ihm der Betriebsſtoff ausgegangen war. Nach ſeiner Angabe hatte er den Wagenanhänger abgehängt und paral⸗ lel zur Straße geſtellt. Daß er keine Beleuch⸗ tung hatte, gibt er zu. Der Vertreter der Anklage nahm an, daß S. wußte, daß der Wagen quer zur Straße ſtand, und erblickte in dem Verhalten des An geklagten eine kaum zu überbietende grobe Fahrläſſigkeit, ferner darin, daß der Ange- klagte ſich nicht über den Zuſtand der Brem⸗ ſen vergewiſſerte, ſondern ſich darauf verließ, daß der Wagen erſt unmittelbar vorher über: holt worden war. Der Getötete trage zwar ein ziemlich Teil Mitſchuld, weil er, wie feſt⸗ geſtellt, links fuhr und die Blutprobe außer⸗ dem ziemlich ſtarken Alkoholgenuß ergab. Dies ſpricht mildernd zugunſten des Angeklagten, ferner auch ſein jugendliches Alter, ſeine bis⸗ herige Unbeſtraftheit und eine 10jährige Fahr- zeit ohne jede Beanſtandung. Trotzdem müſſe ſein fahrläſſiges Verhalten mit den äußerſt ſchweren Folgen doch eine empfindliche Straſe erfahren— denn auch die Verkebrsgemeinſchaft beruht auf gegenſeitigem Vertrauen, und hier hat die Enttäuſchung des Einen der Ver⸗ kehrsteilnehmer häufig verhängnisvolle Fol- gen. Der vorliegende Fall bedinge als Sühne und auch zur Warnung für andere eine Frei⸗ heitsſtrafe von 1 Jahren. Das Gericht hatte trotz des Sachverſtändigen⸗ gutachtens Zweifel, ob nicht vielleicht doch die Angaben des Angeklagten ſtimmen und der Anhänger durch irgend einen nicht feſtgeſtell⸗ ten Zufall erſt nachträglich auf der abfallenden Straße ins Rollen geriet. Denn der Ange— klagte hätte beim ſofortigen Querſtehen des Anhängers nur ſchwer mit dem Motorwagen an demſelben vorbeifahren können und hätte es auf alle Fälle wahrnehmen müſſen. Aber er hätte ſich genauer über die Bremſen verge— wiſſern müſſen, da er Berufskraftfahrer iſt. Das Gericht hielt nach Abwägen aller Mo— mente für und wider den Angeklagten eine Strafe von ſechs Monaten Gefängnis wegen fahrläſſiger Tötung und Uebertretung der Vorſchriften der Reichsſtraßenverkehrsord— nung für angemeſſen und ausreichend. Die Unterſuchungshaft wurde angerechnet. Sie hören im Rundfunk Sonntag, den 20. November 1938: Reichsſender Stuttgart 6.00 Sonntag⸗Frühkonzert. 8.15 Gymnaſtik. 8.30 Kath. Morgenfeier. 9.00 Kleines Konzert. 10.00 Höl⸗ zerne Kreuze. 10.30 Morgenmuſik. 11.15 Was ſterb⸗ lich iſt, das ſtirbt: die Tat bleibt leben! 12.00 Muſik am Mittag. 13.00 Kleines Kapitel der Zeit. 13.15 Muſik am Mittag. 14.00 Wir ſpielen die„Wichtel⸗ männchen“. 14.45 Muſik zur Kaffeeſtunde. 15.45 Der letzte Mann von Notre Dame. 16.00 Muſik am Sonntagnachmittag. 18.90„Meiſter Holbeins Toten⸗ tanz“. 19.00 Schöne Abendmuſik. 19.30 Sport am Sonntag. 20.00 Nachrichten 20.10 Die Opern des Reichsſenders Stuttgart. 22.00 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport. 29.80 Unterbaltungskonzert. 24.00 — 2.00 Nachtkonzert. Reichsſender Frankfurt 6.00 Hafenkonzert. 8.00 Zeit, Waſſerſtands⸗ meldungen, Wetter. 8.05 Wetter. 8.10 Evangeliſche Morgenfeier. 8.45 Um den Glauben der Jugend. 9.00 Deutſche Meiſter. 9.45 Dichter unſerer Zelt. 10.80 Ehorgeſang. 11.00 Du biſt beſchloſſen in meinem Her⸗ zen. 11.30 Wachet auf, ruft uns die Stimme. 12.00 Muſik am Mittag. 14.00 Für unſere Kinder. 14.30 Konzert. 15.30 Im Heimattal von Hans Thoma. 16.00 Nachmittagskonzert. 18.00 Konzert. 18.45 Hörfolge. 19.30 Sportſpiegel. 20.00 Zeit, Nachrichten, Wetter. 20.10 Großes Konzert. 22.00 Zeit, Nachrichten. 22.10 Wetter, Nachrichten aus dem Sendebezirk. 22.15 Sport⸗ bericht. 24.00—3.00 Nachtkonzert. Montag, den 21. November 1938: Reichsſender Stuttgart 6.00 Morgenlied, Zeit, Wetter, Nachrichten. 6.15 Gymnaſtik. 6.30 Frühkonzert. 8.00 Waſſerſtands⸗ meldungen, Wetter. 8.10 Gymnaſtik. 8.30 Fröhl. Morgenmuſik. 9.20 Für Dich daheim. 10.00 Vom Keller bis zum Dach. 11.30 Volksmuſik und Bauern⸗ kalender. 12.00 Mittagskonzert. 13.00 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter. 13.15 Mittagskonzert. 14.00 Eine Stund“ ſchön und bunt. 16.00 Unterhaltungskonzert. 18.00 Aus Zeit und Leben. 19.00 Woran man denkt, wenn vom Hanauer Land die Rede iſt. 20.00 Nach⸗ richten. 20.15 Stuttgart ſpielt auf! 22.00 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter, Sport. 22.30 Unterhaltungsmuſik. 24.00—2.00 Nachtkonzert. Reichsſender Frankfurt 6.00 Morgenlied, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30 Frühkonzert. 8.00 Zeit, Waſſerſtand. 8.05 Wetter⸗ 8.10 Gymnaſtik. 8.30 Froher Klang zur Werkpauſe. 9.40 Kleine Ratſchläge für den Garten und die Zim⸗ merpflanzen. 10.00 Schulfunk. 11.45 Ruf ins Land. 12.00 Schloßkonzert. 14.00 Zeit, Nachrichten. 14.10 Das Stündchen nach Tiſch. 15.00 Für unſere Kinder. 16.00 Nachmittagskonzert. 1800 700 000 Zigarren in einer Woche. 18.15 Beim NSKK.⸗Verkehrserziehungs⸗ dienſt. 18.30 Großreinemachen am Rhein. 19.15 Tagesſpiegel 19.30 Der fröhliche Lautſprecher. 20.00 Zeit, Nachrichten, Wetter. 20.15 Stuttgart ſpielt auf. 22.00 Zeit, Nachrichten. 22.10 Wetter, Nachrichten, Sport. 22.15 Kamerad, wo biſt du? 22.30 Nacht⸗ und Tanzmuſik. 24.00 Nachtkonzert 1. 2.00 3.00 Nachtkonzert 2. CCC ðͤ f ͤ Ad können. Bei ſeinem Dienſtherrn hatte er einen falſchen Namen angegeben. Er wurde vom Amtsgericht Mainz zu einem Jahr 2 Mona- ten Zuchthaus verurteilt. Ein Gauner beſtellt viele Grüße Bad Kreuznach. Das Schöffengericht Bad Kreuznach verurteilte einen jungen Mann aus Berlin wegen ſchweren Diebſtahls und Unter⸗ ſchlagung zu acht Wonaten Gefäng⸗ nis. Dieſes erſt 21jährige Bürſchchen hat ſeit ſeinem 15. Lebensjahr ſchon viel Zeit im Ge⸗ fängnis zugebracht. Im April 1938 kam er nach Wiebelsheim im Hunsrück in den Ar⸗ beitsdienſt. Zuerſt gefiel es ihm gut, doch dann kniff er aus und machte den Hunsrück unſicher. Eine ganze Reihe von Motorrädern und Fahrrädern ſtahl er. Eltern von Arbeits⸗ dienſtmännern überbrachte er„viele Grüße“, ließ ſich bewirten und Geld geben oder Klei⸗ dungsſtücke, die er angeblich abgeben wollte. Als er in Liebshauſen wieder ein Motorrad ſtehlen wollte, wurde er gefaßt. Vom Sondergericht verurteilt. ſw. Butzbach. Der Berliner Rolf Win⸗ ter, ein Mann mit langer Vorſtrafenliſte, verbüßt im Zuchthaus Marienſchloß eine mehrjährige Strafe wegen Rückfalldiebſtahls und verſchiedener anderer Straftaten. Dort ſpielte er ſich anderen Gefangenen gegenüber als ehemaliger Kommuniſten-Jugendführer auf, erzählte abenteuerliche Dinge über ſeine Vergangenheit und beſchimpfte die Reichs⸗ regierung. Vor dem in Butzbach tagenden Sondergericht leugnete er, wurde aber durch Zeugenausſagen überführt und erhielt weiter ein Jahr ſechs Monate Gefängnis. Iu 18 Monalen Gefängnis verurkeilt Bromberg, 19. November, Das Thorner Bezirksgericht verurteilte heute ſieben Polen. die im Sommer dieſes Jahres einen ſchweren nächtlichen Ueberfall auf Volks⸗ deutſche unternommen und einen von ihnen zum Krüppel gemacht haben, zu je 18 Monaten Gefängnis. Die Ausſagen der Zeugen ſowie der Angeklag⸗ ten, deren Schuld die Gerichtsverhandlung ein⸗ deutig bewies, ergab folgenden Tatbeſtand: Bei einem Tanzvergnügen in der Ortſchaft Ro⸗ gowo, Kreis Thorn⸗Pomerellen, an dem ſowohl Deutſche wie Polen teilnahmen, kam es Anfang Juni dieſes Jahres zu einer wüſten Schlägerei. Unmittelbarer Anlaß dazu war ein deutſches Lied, das von einigen tanzenden Paaren ange⸗ ſtimmt wurde. Die anweſenden Deutſchen verließen um des lieben Friedens willen ſofort das Lokal, wur⸗ den aber von den Polen verfolgt. Auf dem Hof des deutſchen Bauern Trenkel kam es erneut zu einem Zuſammenſtoß. Ein Bretterzaun, der auseinandergenommen wurde. lieferte den An⸗ greifern die Wurfgeſchoſſe, mit denen ſie das Bauernhaus zu demolieren verſuchten. Vom Klirren der zerbrechenden Fenſterſcheiben alar⸗ miert, verließ der Beſitzer das Haus. Als er aus der Tür heraustrat, wurde er hinterrücks über⸗ fallen. Dabei wurde dem 77 Jahre alten Mann eine Zaunlatte mit voller Wucht ins Geſicht ge⸗ ſtoßen, ſodaß der Greis das Augenlicht verlor, 9 0 2— .——— ̃— —r.. Junge Burſchen als Autoräuber Ein 13jähriger und 20jähriger näuber ſchoſſen vier Perſonen nieder Graz. 19. Nov. Freitagnachmittag hielten zwei junge Bur⸗ ſchen bei Huettenberg in Kärnten durch eine Autofalle ein Auto an. Als der Lenker des Wa⸗ gens ausſtieg, um das Hindernis zu beſeitigen, erſchoſſen ihn die zwei Wegelagerer und fuhren mit dem Wagen davon, den ſie aus bisher noch unbekannter 8 5 im Lavanttale ſtehen lie⸗ zen. Von dort begaben ſie ſich zu Fuß um den 3 in die Steiermark in die Gegend von Perchau. Durch einen über die Straße ge⸗ worfenen friſch geſchlagenen Baumſtamm ſtell⸗ ten ſie wieder eine Autofalle her und lauerten am Wegrande auf ein neues Opfer. Gegen 19.15 Uhr nahte ein Auto des Arbeits⸗ amtes Judenburg. Die drei Inſaſſen des Wagens, zwei Ingenieure des Judenburger Ar⸗ beitsamtes und der Lenker des Autos namens Reinhard Zoehrer ſtiegen aus, um das Hindernis zu beſeitigen. Dabei wurden ſie von den zwei Mordbuben überfallen. Der eine von ihnen 13 auf Zoehrer und tötete ihn durch einen Bruſtſchuß. Der eine Ingenieur konnte flüchten und die Gendarmerie von Neumarkt alarmieren, die die ganze Umgebung unter Einſatz von SA. abſtreifte. Den anderen Inge⸗ nieur nahmen die Jugendlichen als Geiſel mit. Es handelt ſich um einen Ingenieur des Ar⸗ beitsamtes Judenburg mit Namen Perra. Sie fuhren in der Richtung nach Unzmarkt davon. Während der Fahrt bedrohten ſie ihren Ge⸗ 1 dauernd mit vorgehaltener Piſtole. nzwiſchen waren Unzmarkt und die Orte der Umgebung von dem Ueberfall bereits verſtän⸗ digt worden. Die Banditen raſten mit dem Wagen und ihrem Opfer durch Unzmarkt, ſtie⸗ ßen aber außerhalb des Ortes gegen den ſtei⸗ nernen Pfeiler einer Brücke. Der agen ſtürzte in den Graben, überſchlug ſich und die drei In⸗ ſaſſen wurden hinausgeſchleudert. Da⸗ bei gelang es Ingenieur Perra ebenfalls zu entfliehen. Eine Zeitlang blieben die zwei Verbrecher ſpurlos verſchwunden, dann wurden ſie aber in der Gegend des Bahnhofes von Unz⸗ markt von einer SA.⸗Streife geſtellt. Es entſpann ſich ſofort ein heftiger Feuer⸗ wechſel, in deſſen Verlauf der SA.⸗Skurm ührer Je Hebenſtreit und der SA.⸗Mann Fritz eiler getötet wurden. Der ältere Bruder des Mörderpaares erlitt ebenfalls Schußverletzun⸗ gen. Auch der Jüngere wurde leicht verletzt. Die zwei Mörder, einer von ihnen iſt 13 Jahre, der andere 20 Jahre alt, wurden hier⸗ auf feſtgenommen und nach Judenburg gebracht. Zu ihren Taren hatten ſie ſich eines Trommel⸗ revolvers und einer kleinkalibrigen Piſtole be⸗ dient. Ihr Ruckſack, den ſie mit ſich ſchleppten, war ganz mit Munition angefüllt. Ueber das Motiv zu den furchtbaren Verbre⸗ chen gaben die beiden vorläufig keinerlei Aus⸗ kunft. Eigenartig iſt, daß ſie weder bei dem Er⸗ mordeten in Huettenberg nach bei dem Ueber⸗ fall in der Steiermark weitere Raubabſichten zeigten, ſondern es nur auf die Autos abgeſehen zu haben ſchienen.* Vollſtreckung eines Todesurleil Berlin, 18. November. Am 18. November 1938 wurde die am 17. November 1903 in Viereth bei Bamberg gebo⸗ rene Kunigunde Krämer, geb. Reus, ere Küng zum Tode verurteilt worden iſt. ie Kunigunde Krämer hat in der Nacht zum 9. März 1938 in Nürnberg ihre 73jäh⸗ rige Mutter durch Gas vergiftet, um in den Beſitz der Erbſchaft zu kommen. Jude wollle 17000 Reichsmark ſchmuggeln Im 100⸗Kilometertempo über die Grenze Flensburg, 18. Nov. Bei der Uebergangsſtelle Schuſterkate im Süden des Kreiſes Apenrade ſauſte am Don⸗ nerstag plötzlich ein Motorradfahrer im 100⸗ Kilometertempo über die Grenze, paſſierte den deutſchen und den däniſchen Grenzbeamten und verſchwand in nördlicher Richtung. Der däni⸗ ſche Beamte machte unverzüglich dem nächſten däniſchen Polizeipoſten telefoniſch von dem Vor⸗ 25 Mitteilung, dem es dann auch gelang, des lüchtlings habhaft zu werden. Der Feſtgenom⸗ mene, ein Jude aus Breslau, hatte verſucht, einen Betrag von 17000 Reichsmark über die Grenze zu ſchmuggeln. Glienicker Raubmörder verhaftet Berlin, 18. November. Nach umfangreichen Ermittlungen und Fahn⸗ dungen, die ſich über das ganze Reichsgebiet erſtreckt haben, konnte jetzt in Trier der 58 Jahre alte Peter Zunker feſtgenommen werden, der am 3. ds. Mts. die 28jährige Ehe⸗ frau Johanna Mayer in ihrer Wohnung in der Hubertusallee 69 in Glienicke(Nord⸗ bahn) ermordet, beraubt und an ſeinem Opfer 5 noch ein Sittlichkeitsverbrechen verübt atte. Schon bei den erſten Feſtſtellungen am Tat⸗ ort war ſeinerzeit der Verdacht aufgetaucht, daß Zunker die Mordtat verübt hatte. Er war ein Bekannter der Familie Mayer, hatte dieſe des öfteren beſucht und kleine häusliche Arbeiten für ſie erledigt. Auch an dem Tattage war er, wie einwandfrei von den Beamten der Berliner Mordkommiſſion feſtgeſtellt werden konnte, in der Wohnung geweſen, hatte ſich dann aber ſchleunigſt entfernt und war ſpurlos verſchwun⸗ den. Auf Grund der Veröffentlichungen in der Tagespreſſe gingen der Kriminalpolizei in der Folgezeit aus allen Kreiſen der Bevölkerung eine Unmenge Hinweiſe zu, die alle in mühe⸗ voller Kleinarbeit nachgeprüft wurden. Im Laufe des geſtrigen Tages gelang es der Kri⸗ minalpolizei, Zunker überraſchend feſtzunehmen. Beamte der Berliner Mordkommiſſion begaben ſich darauf ſofort nach Trier, um den Verbre⸗ cher nach Berlin zurückzubringen. 5 Geburt im ägyptiſchen Königshaus Kairo, 18. Nov. Dem ägyptiſchen Königspaar iſt geſtern in Alexandrien eine Tochter geboren worden, die nach der Mutter des verſtorbenen Königs Fuad den Vornamen Ferial erhalten wird. Dieſer Name iſt türkiſcher Herkunft und bedeutet die Lichtreiche Es handelt ſich um das erſte aus der am 22. Januar 1938 geſchloſſenen Ehe Kö⸗ nig Faruks mit der damals 17jährigen Farida Zulſikar hervorgegangene Kind. 5 in ge richtet, die vom Schwurgericht Nürn⸗ Die Tragik in der Dichtung Von Eduard Kuhn Wo das rein Menſchliche, auf den einfachſten Grad ſeiner Subſtanß gebracht, zu uns ſpricht, findet es in der Geſtakt jedweder künſtleriſchen Formung und Artung das bereitwilligſte Echo in Herz und Seele. Die letztliche Erſchütterung und Aufwühlung, das Anpochen an die ſublim⸗ — ſeeliſchen Empfindungen des Menſchen, die erklärung des Leides als höhere Sinngebung der Daſeinsbedingtheiten, dies alles kann uns immer nur von den tragiſchen Bezirken jeder möglichen Art der Kunſt aus erreichen. So iſt der Kern jeder wahrhaft großen und monumentalen Regung, der künſtleriſch in letzter und meiſter⸗ licher Vollendung Ausdruck verliehen wurde, im wahrſten Sinne kragiſch. Tragiſch iſt freilich auch immer das große und elementare menſchliche Grunderlebnis, das der künſtleriſchen Geſtaltung als Fundament dient. Und es iſt zweifellos nur ein ſcheinbareer Widerſpruch, wenn man be⸗ hauptet, daß die vornehmſte und reinſte Be⸗ glückung, auch die fruchtbarſten Anregung nicht in den heiteren Gefilden des Daſeins wurzelt, ſondern in den tragiſchen. Wir die wir die Zeitgenoſſen einer elemen⸗ taren Umordnung der Welt ſind, einer Umord⸗ nung, die mindeſtens mit dem Beginn des Welt⸗ krieges ihren Anfang nahm, ſtehen noch durch⸗ aus unter dem Erlebnis dieſer gewaltigen und titaniſchen Völkertragödie. Der Weltkrie war gerade für das deutſche Volk die größte Tragö⸗ die in ſeiner Geſchichte. Aber mit dieſer Tra⸗ ödie, die nicht nur dem Volke in ſeiner Geſamt⸗ heit, ſondern mehr noch dem Einzelnen zu einem Grunderlebnis ſchlechtweg wurde, war zugleich der Grundſtein gelegt zu einer Zuſammenraf⸗ fung aller Kräfte, zu einem nur unter dem Schickſalszeichen eines 3 Niederganges hervorquellenden mächtigen Willen zum Wie⸗ deraufbau, zur Bereitſchaft. a Na⸗ tion, in völliger Hingabe an die Führung Stein um Stein wiederzuſammenzutragen zum Aufbau eines größeren und mächtigeren Reiches. Das Ereignis des Weltkrieges demnach, das eine Tragödie unendlichen Aus⸗ maßes war, wandelt ſich in unſeren Tagen, da es die edelſten Schwingungen eines Volkes regte, zu einem Erlebnis der beglücken⸗ den Tat.— Wir feierten in dieſen Tagen das Gedenken von Langemarck. Als damals zehntauſend junger deutſcher Menſchen mit dem Deutſchlandlied auf den Lippen in den ſicheren Tod ſtürmten, verzeichnete die Geſchichte der Menſchheit eine ihrer erſchütterndſten Tragö⸗ dien, die in die Herzen zahlloſer Familien namenloſes Leid brachte. Und dennoch wird auch aus dieſer tragiſchen Tat für unzählige Genera⸗ tionen, für die Ewigkeit des deutſchen Volkes, das beglückende Erlebnis verwurzelt von dem unvergänglichen Vorbild deutſchen Heldenmutes und deutſcher Einſatzbereitſchaft bis zum Tode. Die auf eine erhabene Höhe geſteilte Form menſchlicher Höchſtwerte nennt Goethe„Ur⸗ phänomen“. Das iſolierte menſchliche Grund⸗ erlebnis in tragiſchem Sinne iſt ein ſolches„Ur⸗ phänomen“, und wo in der Kunſt die höchſt mögliche Stufe menſchlichen Darſtellungsvermö⸗ gens erreicht wird, kreiſt die Geſtaltung immer um einen der menſchlichen Höchſtwerte. Das iſt am klarſten erſichtlich im Bereich der Dich⸗ tung. Wenn Liebe und Tod die beiden elementaren Begriffe im tragiſchen Daſein des Menſchen bilden, dann iſt es leicht, die Gipfel⸗ 8218 dichteriſcher Verklärung im Raume der eltliteratur zu finden. Liebe und Tod finden ihren höchſten dichteriſchen Ausdruck in den gro⸗ ßen Tragödien dieſer Kunſtart: in der Tragö⸗ die des Oreſt, in Hamlet, König Lear, Romeo und Julia, bei Kleiſt in Kätchen von Heilbronn und Pentheſilea, bei Goethe im Fauſt, bei Heb⸗ bel in Herodes und Marianne und Gyges und ſein Ring. Immer aber ſteht die Tragödie, die den Menſchen iſoliert, für ſich betrachtet und in⸗ nerhalb der Grenzen, die ihm ſein ureigenſtes von allem anderen differenziertes Weltbild er⸗ möglicht, in der Mitte. Das große tragiſche Er⸗ lebnis demnach iſt immer auf den kleinſten Nen⸗ ner des perſönlichen Ich gebracht. So iſt auch unſere Anteilnahme an dem großen und gewal⸗ tigen Geſchehen einer in ſich verſchmolzenen Ge⸗ meinſchaft begründet auf dem Bewußtſein der Zugehörigkeit zur Gemeinſchaft, wobei dieſes zur Tat geſteigerte Bewußtſein auch einer der menſchlichen Höchſtwerte iſt. Das große Leid, die gänzliche Tragik eines Schickſals kann nur der Einzelne mit höchſter Inbrunſt empfinden. Ein kleines Beiſpiel mag dies erklären: Für uns junge Menſchen, die wir in den E Jahren des Krieges erſt zu dem Alter heranwuchſen, da die Frage der ſoldatiſchen Gefolgſchaft an uns herantreten ſollte, war die Anteilnahme an dem großen Ge⸗ ſchehen gewiß groß und gewaltig. Auch wir empfanden den W wir von den Maſ⸗ ſenopfern einer der aterialſchlachten hörten. as die Tragödie des Krieges aber in Wirk⸗ lichkeit bedeutet, erfuhr mancher dennoch an dem kleinen, im Grund freilich doch entſcheidenden Erlebnis des Leides von Menſch zu Menſch. Galbgon oder nur Gergean? Ein Jatsachenbericht von Clemens Laar (3. Fortſetzung.) Seit bald hundert Jahren liegt das Regi⸗ ment im alten Palaſt von Barunda. Viele Tei⸗ le des Palaſtes ſind fünftauſend Jahre alt. Von dem Brunnen und den Arkaden rings um den Maidan, dem Palaſthofe, weiß man, daß ſie über tauſend Jahre alt ſind. Die Marmor⸗ flieſen, auf denen jetzt die Sporen klirren und die Hufe der Pferde poltern. haben noch die Handwerker des großen Akbar gelegt. Sie kommen aus den berühmten Steinbrüchen in Mooltan. Jede Fußbodenplatte iſt mit der Hand gearbeitet. Man ſieht noch, wo der Mei⸗ zel des Handwerkers entlanggefahren iſt. Das iſt ſo ungefähr fünftauſend Jahre her. Nach einer Weile ſteht Hara Singh auf. Er ſtreicht ſich ruckhaft die knielange Tunika zu⸗ recht. Wie immer leuchtet ſein Turban in blen⸗ dendem Weiß. „Ich werde beſſer nach den Pferden ſehen. Es gibt ſicher bald Alarm.“ „Aber Hara Singh. Ihre Lieblinge, die Ka⸗ mele vergeſſen Sie ganz?“ Leutnant Dillon funkelt ihn fröhlich aus dem Einglas an. Die beiden, die verſchworene Freunde ſind, führen einen ewigen Plänkel⸗ krieg der Spöttereien. And der Jamadar Hara Singh wird nebenbei der Kamelreiter genannt, weil er vor kurzem allen Ernſtes behauptet hatte, ſtatt der einen Kamelreitertruppe beim Regiment ſolle man überhaupt alles auf Ka⸗ mele beritten machen. Er hatte vollkommen ernſthaft ausgeführt, daß die perſiſchen Kamele in der Hochebene dem Pferd weitaus überlegen ſeien. Sie ſeien be⸗ dürfnisloſer, man könnte ganz andere Marſch⸗ leiſtungen mit ihnen zurücklegen. „Schön und gut, Hara Singh“, hatte Tarrant gemeint, und ſein Kneiſer hatte bedrohlich zu ſchaukeln begonnen, was immer ein Zeichen hei⸗ terer Dispoſition ſeines Trägers war.„Was wollen Sie aber mit den Kamelen im Gebirge anfangen?“ Kampf ohne Sieg Der Jamadar hatte ihn böchſt ernſthaft an⸗ geblickt.„Sicherlich, in das Gebirge können wir dann nicht mehr, Sir. In den Bergen ſind die Kamele völlig nutzlos. Doch das iſt gut. Die Berge jenſeits der Grenze ſind nicht günſtig für uns. Sie bringen uns Ruhm ohne Ernte und koſten Blut ohne Sieg.“ Betretenes Schweigen hatte damals in der Offiziersmeſſe geherrſcht. Jeder hatte begriffen, was der Jamadar ſagen wollte. Jeder ver⸗ wünſchte auch innerlich die gottverdammte ſtei⸗ fe und unbeugſame Unverlogenheit dieſes in⸗ diſchen Ariſtokraten. Immer mußte er ausſpre⸗ chen, was nach geheiligter engliſcher Tradition Da ſaß er nun, und ſeine Zähne glänzten in dem ſchwarzen Bartviereck, und das ſchlimm⸗ ſte war, er hatte verteufelt recht. Immer wieder ſtieß das Regiment über die Grenze vor, ſetzte den afghaniſchen Räuberban⸗ den nach, ritt unerſchrocken hinein in eine voll⸗ kommene Hölle aus Staub, Glut, Felſen und unſichtbarem Tod, bewies ſtets aufs neue den Copyright by Carl Dunker Verlag. Berlin alten Elan und tat dies doch im Grunde ohne Sinn und Nutzen. Das Ende war immer das gleiche. Wenn das Kriegsglück lächelte, ſchnappte man mal eine kleine Abteilung des Gegners, zehn oder fünfzehn Mann. ſchlug ſich mit ihnen herum, Reiterdegen und Tulwars, die breiten Krumm⸗ ſchwerter der Eingeborenen, klirrten gegenein⸗ ander, es ſetzte einen kurzen, herrlichen Reiter⸗ kampf und zum Schluß hatte man drei oder vier der Burſchen gefangen und knüpfte ſie am näch⸗ ſten Baum auf. Dann ging es zurück, und noch bis in die Ebene hinein pfiffen aus unſichtbaren Rohren dem Regiment die Kugeln nach, dann und wann gabs einen leichten Aufſchrei, eine der ſtaubüberkruſteten Geſtalten in Khaki ſchwankte leicht im Sattel, fiel dann mit dumpfem Prall zur Erde. Der Teufel hol's! Es war immer das gleiche. Das Regiment kam zurück, und am Ende ſchleppten die Maul⸗ tiere der Maſchinengewehrabteilung braune, in die Schutzhüllen verſchnürte Bündel, Fünf, zehn, muchmal auch viel mehr. So ſahen die Strafunternehmungen aus. Ruhm ohne Glanz, Aufopferung ohne Sinn, Kampf und Tod ohne Sieg. Denn kaum ſtanden die Pferde in den Boxen, da kam ſchon wieder ein eingeborener Läufer in den Maidan getaumelt und hrachte Kunde von neuem Einfall. So war es. und man wußte es, und doch konnte keiner gegen das Soldatenblut an. Zu allerletzt Oberſt Tarrant. Er hatte als Kommandeur eines Grenzvpoſtens abſolute Freiheit in ſolchen Einzelunternehmun⸗ gen, wenn ſie notwendig erſchienen und Well, es gb keinen im Regiment vom letzten Pferdejungen bis zu Tarrant, dem nicht das Blut kochte und der nicht von der Notwendig⸗ keit einer ſolchen Unternehmung überzeugt war, wenn einer der Agenten zurückkam und erzähl⸗ te, wie dieſer oder jener Kamerad auf dieſem oder jenem Feldpoſten an der Grenze abge⸗ ſchlachtet worden war. f Hat der Jamadar recht? Manchmal kam auch keiner der Agenten zurück. Dann lag am Morgen ein Sack vor dem Tor. und in dieſem Sack lag ein Kopf, der keine Augen und keine Ohren mehr hatte, dem die Lippen abgetrennt waren und die Zähne aus⸗ brochen. (Fortſetzung folgt) der Dank der Eltern vom Ralhs Paris, 18. November. Die Eltern des Geſandtſchaftsrates vom Rath und die deutſche Botſchaft haben über die fran⸗ zöſiſche Preſſe ihren Dank für die zahl⸗ reichen Beileidskundgebungen an⸗ läßlich des Ablebens des Geſandtſchaftsrates vom Rath zum Ausdruck gebracht, da ſie wegen der großen Zahl der Beileidskundgebungen nicht in der Lage ſind, ſofort auf alle Beileidsbeweiſe zu antworten. Einmal, ſo erinnere ich mich, war von dem Bruder, der draußen an der Front ſtand, in Wochen kein Brief mehr gekommen. Man wax⸗ tete zu jeder Stunde darauf, daß der Briefträ⸗ ger läuten würde. And Tag für Tag läutete er nur in der Wohnung nebenan, wo eine Mutter mit gleicher Sehnſucht auf ein Lebenszeichen ihres im Schützengraben liegenden Sohnes war⸗ tete. And einmal, ja, wir ärgerten uns faſt dar⸗ über, läutete es auch wieder in der Nachbar⸗ ſchaft und bei uns nicht. Eine Minute ſpäter freilich hörten wir von drüben einen wahrhaft markerſchütternden Schrei: die Mutter hatte einen von ihr an den Sohn geſchriebenen Brief urückbekommen mit dem Vermerk:„Auf dem Felde der Ehre gefallen“. Dieſer Schrei einer Mutter, der das tragiſche Erlebnis von dem Tode ihres Sohnes zum Bewußtſein gekommen war, iſt unvergeſſen bis heute, wurde auch uns 5 dem erſchütternden Erlebnis, das uns die eite des Schmerzes ſtärker und gewaltiger ver⸗ 52 als unendliche Zahlen in der Verluſt⸗ iſte. Allein die Tragik vermag dem Leben, vermag aber auch der Dichtung das edle Ausmaß von Nichten Rang und letzter Würde zu geben. iebe und Tod als die beiden tragenden tragi⸗ 5 9 unſeres Empfindens, wo fänden ie in der Kürze ihrer dichteriſchen Verklärung einen grandioſeren und genialeren Ausdruck als in dieſem überlieferten bretoniſchen Lied: Es war einmal ein armer Wicht, der liebte eine, die mochte ihn nicht. „Und haſt du mich lieb, ſo bringe zur Stund' das Herz deiner Mutter für meinen Hund“. Der ging und ſchlug ſeine Mutter tot und nahm ihr Herz, es zuckte ſo rot. Und als er es trug in zitternder Hand, da fiel er— es glitt das Herz in den Sand. Und als es ſo vor ihm im Staube lag, Oh ſieh, es ſprach— Es ſprach, das hörte wie Weinen ſich an: „Mein Sohn, haſt du dir weh getan?“ Das von Baldur von Schirach herausgegebene Büchlein mit Verſen ungenannter öſterreichi⸗ ſcher Hitler-Jugend„Das Lied der Ge⸗ treuen“ iſt ein lebendiger Beweis dafür, wie das tragiſche Erlebnis jedes dieſer jungen Kämpfer und Zugehörigen zu einer Gemeinſchaft ſich zu einer künſtleriſchen Form erhob, deren Echtheit im Empfinden ergreifend iſt, zu einer Form, die durchaus begründet iſt auf dem tra⸗ giſchen und dennoch beglückende Erlebnis jedes Einzelnen. Einmal heißt es in dieſem Büchlein „Vor dir, mein Führer“: And mögen tauſend Menſchen vor dir ſtehen, ſo fühlt doch jeder deinen Blick allein und denkt, es muß für ihn die Stunde ſein, und du willſt tief in ſeine Seele ſehn. And das tragiſche Erlebnis des Einzelnen, zugleich aber auch die Zugehörigkeit zu der in der gemeinſamen Not des Schützengrabens er⸗ härteten Gemeinſchaft ſpricht auch aus den Ver⸗ ſen, die der fränkiſche Lyriker und Dramatiker Julius Maria Becker während der Kampf⸗ zeit ſchrieb: Entſchloſſenes Lied Aus Kratern und Trichtern geſtiegen kommt es, unſer Geſchlecht, eglüht und gehärtet im Feuerofen. ir hören noch immer die donnernden Strophen furchtbarer Schlachten. Wir blieben noch Knecht des ſinkenden Geſtern. Wann kommen die Neuen? Es trägt noch im Herzen die vieltauſend Kreuze, unſer Geſchlecht. Wir müſſen in Träumen durch Friedhöfe— 9 7 eln, wir können nicht feilſchen und können nicht handeln mit jenen, die immer Vergeſſen kredenzen. Es wäre nicht recht! Wir ſind die Getreuen. Es blutet ſich heute mit Wiſſen zu Tode, unſer Geſchlecht. Mit Brüdern dort draußen im heimlichen Bunde ſind wir und harren der fern— fernen Stunde, da ſie erſtanden zum letzten Gefecht, zum letztlichen Kampf der Hyänen und Leuen. Es wird noch im Sterben das Menſchbild be⸗ unſer Geſchlecht.(hüten, Es ſollen vor Dirnen und Wechſlermienen die Mütter und Helden den Kronreif verdienen; doch gieres Gemächt, wer ſollte es auszutilgen ſich ſcheuen? Das tragiſche Erlebnis des Krieges in der alleingültigen dramatiſchen Form der„Tra⸗ gödie“ iſt bis jetzt noch nicht geſchrieben, ſo viel Anſätze in der dramatiſchen Literatur auch gemacht wurden. Vielleicht kann ſie erſt in dem Abſtand des Jahrhunderts geſchrieben werden. In einem aber hat man eine wahrhaft monu⸗ mentale Formulierung des ſoldatiſchen tragi⸗ ſchen Kriegserlebniſſes gefunden, indem man das„Grabmal des unbekannten Sol⸗ daten“ ſchuf. Es heißt mit Bedacht nicht das Grabmal der unbekannten Soldaten“, ſondern des Einzelnen, der auf ſein ureigenſtes Ich ge⸗ ſtellt und getragen von ſeinem perſönlichen Weltbild die große Tragik aber auch die heroiſche fan dische Größe des Weltkriegserlebniſſes emp⸗ fand. Hier wurde— wir betonen: wenig⸗ ſtens in der Formulierung!— das Thema geklärt, das auch in der Tragödien⸗Dich⸗ tung der Zukunft irgend einmal ſeinen blei⸗ benden künſtleriſchen Ausdruck finden wird. . ̃ ̃——. ̃————— — — — — r