aſſe or ft 18 16 a5 15 15 14 270 13 21 12 728 11 216 J1 128 J. 116 10 220 0 128 7 996 2 Aue; fer.— bon 28 Deine chſalle! N 11 0 — — W — — Alilsblatt der Bürgermeiſterei Wernheim Erſchetnun Bezugspreis: Ins Haus durch die Poſt monatlich 1.60 Nummer 290 ebra s weile: 14999 ausgenommen an Sonntagen und t monatlich 1.60 RM. einſchließlich M. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg. eiertagen. otenlohn, Dienskag Verkündigungsblatt der NS AP. Viernheim Anzeigenprets: Grundpteis für 1 am Höhe und 22 mm Breite 3 Rypfg., im Text⸗ reil für 1 mm Höhe und 67 mm Breite 15 Rpfg. Zur Zeit iſt Anzelgenpreisliſte Nr. 7 gültig. Geſchäftsſtelle Viernheim. den 13. dezember 1938 Bismarckſtr. 13. Fernſpr. 153. PSK L hafen 15101 14. Jahrgang Das Ausland bestätigt: Memelland iſt deutsch Warſthau ſtellt jeſt:„Die Heutjchen im Memelgebiet haben einen bedeulenden Erſolg davongetragen“ Altauiſche Machtkümpfe unmöglich Eine längſt nolwendige Anordnung des Memel-Direkloriums Warſchau, 13. Dezember. Auch die Warſchauer Nachmittagsblätter Re ſich über den deutſchen Erfolg bei den emeler Wahlen völlig einig. 2 Das Regierungsblatt Dobro Wieczor erklärt, obwohl das Wahlergebnis erſt nach acht Tagen vorliegen wird. werde doch der deutſche Erfolg von niemandem, nicht einmal von litauiſcher Seite, in Frage geſtellt. Selbſt nüchterne Beurteiler Litauens rechnen damit, daß die Deutſchen bei den Wahlen drei weitere Mandate erlangt haben, wäh⸗ rend von deutſcher Seite ſogar mit einem viel größeren deutſchen Sies gerechnet wird. wodurch, wie die Zeitung ausführt. die Lage für die litauiſche Regierung im Memelgebiet außerordentlich ſchwierig werden würde. In dem Bericht wird weiter auf den deut⸗ ſchen Charakter in Memel hingewie⸗ ſen, das ſich in keiner Weiſe von irgendeiner oſtpreußiſchen Stadt unterſcheidet. Am Tage der Wahlſchlacht ſeien die Fenſter in allen Häuſern illuminiert geweſen, und überall ſei das Bild des Führers der Memeldeutſchen. Dr. Neu⸗ mann, ausgeſtellt. Selbſt außerhalb der Stadt hätten ſich die Häuſer in den Dörfern feſtlich ge⸗ chmückt. Der rechtseingeſtellte„Wieczor War⸗ ſzawſki“ erklärt, man könne ſchon jetzt ohne die Gefahr eines Riſikos behaupten. daß die Deutſchen im Memelgebiet einen bedeuten⸗ den Erfolg davongetragen haben. „das aulonome Memelgebiel“ keine Plattform für innerlitauiſche Machtkämpfe Memel, 13. Dezember. Die Studenten der beiden litauiſchen Hoch⸗ ſchulen in Memel, des Pädagogiſchen Inſti⸗ tuts und der Techniſchen Hochſchule. die ſich dem Streik der Kownoer Studenten angeſchloſſen haben, wollten am Montagabend eine Kund⸗ gebung gegen die litauiſche Regie⸗ rung veranſtalten. In dem hierzu erlaſſenen Aufruf iſt u. a. ausgeführt. daß eine neue Lage entſtanden ſei und der Rücktritt Smetonas ſo⸗ wie der litauiſchen Regierung gefordert werden müſſe. Auch die litauiſchen Studenten in Memel ſind Woldemaras⸗ Anhänger. Das Memelländiſche Direktorium hat dieſe Kundgebung verboten. weil politiſche Verſammlungen nach den geltenden Beſtimmun⸗ gen 24 Stunden vorher angemeldet werden müſſen, was in dieſem Falle nicht erfolgt war. Im übrigen beſteht bei den verantwortlichen memelländiſchen Stellen keine Neigung, das autonome Memelgebiet als Plattform für innerlitauiſche Machtkämpfe zur Ver⸗ fügung zu ſtellen. Litauiſche Poliziſten— Privalperſonen Memel. 13. Dezember. Das Direktorium des Memelgebietes hat an die memelländiſchen Behörden eine interne Dienſtanweiſung erlaſſen. in der unter Hinweis auf den Artikel 20 des Memelſtatuts folgendes feſtgeſtellt wird: „Angehörige der litauiſchen Staatsſicherheits⸗ polizei im Memelgebiet ſind als Privat⸗ perſonen zu betrachten und gegebenenfalls entſprechend zu behandeln.“ Der angezogene Artikel 20 des Memelſtatuts beſtimmt ausdrücklich, daß die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung im Memelgebiet durch eine örtliche Polizei geſichert wird, die den Be⸗ hörden unterſteht. Es iſt alſo eine kraſſe Verletzung des Sta⸗ tuts, wenn die litauiſche Staatsſicherheitspolizei ſich, geſtützt auf den ebenfalls ſtatutwidrigen Kriegszuſtand, viele Jahre lang Amtshandlun⸗ gen im Memelgebiet anmaßte. Das Memel⸗ direktorium hat nur eine ſelbſtverſtänd⸗ liche Pflicht erfüllt, wenn es jetzt nach Auf⸗ hebung des Kriegszuſtandes die ihm unterſtell⸗ ten Behörden auf die erwähnte Beſtimmung des Statuts aufmerkſam gemacht hat. „Jaſt hunderlprozenkig“ Memelwahlen in Ungarn ſtark beachtet Budapeſt, 13. Dezember. Die Wahlen zum Memelländiſchen Landtag nehmen ſchon ſeit der letzten Woche das In⸗ tereſſe der ungariſchen Oeffent⸗ lichkeit ſtark in Anſpruch. Größtes Aufſehen hat die ſtarke Wahlbeteiligung erregt. Die Blätter bringen die Meldungen unter Ueber⸗ ſchriften wie„Faſt 100prozentige Wahlbetei⸗ ligung im Memelland“, Litauen will Memelſtalut erfüllen Eine Erklärung des lilauiſchen Staalspräſidenlen Imelona Kowno, 13. Dez. Am Montag mittag wurde im Rahmen eines feierlichen Aktes der am 14. November wieder⸗ ewählte litauiſche Staatspräſident Antana eee durch den Kownoer Erzbiſchof ver⸗ eidigt. Der Feier wohnten ſämtliche Mitglieder der litauiſchen Regierung, der Armeeleitung, alle Sejmabgeordneten, die Volksvertreter, die den Staatspräſidenten gewählt haben, und die Vertreter der ausländiſchen Mächte bei. Nach der Vereidigung hielt Staatspräſident Smetona eine Rede, in der er zur innen⸗ und außenpolitiſchen Lage Stellung nahm. Er wies auf die Ereigniſſe der letzten Jahre hin und betonte, daß Litauen bemüht ſei, mitſeinen Nachbarn gute Beziehun⸗ en zu unterhalten. Mit Deutſchland ſeien die eziehungen von Anfang gut geweſen. In Be⸗ ug auf Memel, ſo erklärte der Staatspräſident, fei die litauiſche. gewillt, das Sta⸗ tut zu erfüllen. Mit Polen ſei eine Reihe von Verträgen bereits abgeſchloſſen und auch die weiteren Beziehungen dürften einen nor⸗ malen Gang nehmen. Die litauiſche Staatspräſident ging dann auf die innerpolitiſche Lage ein und nahm ſcharf gegen die Strömungen Stellung, die ſich egen das beſtehende Regime richteten. Es könne heute keine Koalition von Parteien mehr geben, ſondern heute dürfe es nur noch eine e aller litauiſchen Kräfte ge⸗ en. Die litauische Regierung werde ſich nicht von augenblicklichen Strömungen leiten laſſen und verlangen, daß das ganze Volk zu ihr Vertrauen habe. Aus Memel wird gemeldet: Die Zählung der bei der Wahl zum memelländiſchen Landtag abgegebenen Wahlumſchläge iſt bis auf einige noch fehlende ländliche Bezirke be⸗ endet. Die Wahlbeteiligung betrug danach im Durchſchitt rund 97 v. H. gegenüber 91.30 v. H. bei der letzten Landtagswahl. Dieſe für ein Gebiet wie das Memelland außerordentlich hohe Wahlbeteiligung iſt ein bemerkenswerter Ausdruck der einmütigen Geſchloſſen⸗ heit und Bekenntnisfreudigkeit der Memeldeutſchen. Gailius Memel-Gouverneur Kowno, 13. Dez. Die Ernennung des Memel⸗Litauers Vik⸗ tor Gailius zum neuen Gouverneur des Memellandes wurde am Montag mittag durch einen Akt des Staatspräſidenten Smetona voll⸗ zogen. Gailius iſt der zwölfte Gouverneur des Memellandes. Viktor Gailius, der 45 Jahre alt iſt, gehört politiſch zu den„gemäßigten Memel⸗Litauern“. Zur Zeit iſt er Direktor des litauiſchen Verlages Rytas. Standartenweihe bei den erſten„Eiſenbahnern“ der neuen Wehrmacht In Rehagen⸗Klausdorf bei Berlin fand die Standartenweihe und erſte Rekrutenvereidigung beim Eiſenbahn⸗Pionier⸗Regiment 68. den erſten „Eiſenbahnern“ der neuen Wehrmacht, ſtatt. Hier ſieht man den Vorbeimarſch vor Generalleutnant Jacob, dem Inſpekteur der Pioniere und Feſtungen. (Scherl⸗Bilderdienſt⸗Autoflex) Die Rolle des Juden Nathan halle der Mörder Grünspan einen helſershelſer? Paris, 13. Dezember. Bei der letzten Vernehmung des Mörders des Geſandtſchaftsrates vom Rath. des Juden Herſchel Grünſpan, verſuchte. wie die „Action Francaiſe“ mitteilt. der Unterſuchungs⸗ richter feſtzuſtellen, ob Grünſpan bei ſeinem abſcheulichen Verbrechen einen Helfershel⸗ fer gehabt habe. Auf Grund der polizeilichen Vernehmungen habe der Unterſuchungsrichter den Verdacht gefaßt, daß Grünſpan mit einer Reihe anderer Juden. die in Paris anſäſſig ſind, in Verbindung geſtanden hat. Der Onkel Grünſpans, der inzwiſchen bekanntlich zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden iſt, habe nach langem Zögern zugegeben, einen Freund ſeines Neffen, einen gewiſſen Juden Nathan kennengelernt zu haben. Wie feſtge⸗ ſtellt iſt. habe er dies jedoch nicht von ſich aus zugegeben, ſondern erſt nach langen eindring⸗ lichen Vorſtellungen des Unterſuchungsrichters. Herſchel Grünſpan ſelbſt habe ſich. wie bisher. mit ſeinem mangelnden Gedächtnis entſchul⸗ digt(1). Er habe erklärt, daß er verſuchen werde. ſich an dieſen Juden Nathan zu erinnern. Wie die„Action Francaiſe“ weiter mitteilt, hat der Anterſuchungsrichter den Angeklagten lange über die Grün de befragt, die ihn da⸗ zu veranlaßt hätten, trotz ſeiner Ausweiſung in Paris zu bleiben. Ferner habe er von dem jüdiſchen Verbrecher wiſſen wollen. warum er ſich ſchon ein erſtesmal zur deutſchen Botſchaft begeben habe, um angeblich eine Paßangelegen⸗ heit in Ordnung zu bringen, die doch eigentlich das deutſche Konſulat angehe. Die Antwort des Angeklagten, ſo ſchreibt das rechtsſtehende Blatt, ſei in einem Aktenſtück enthalten, das allen Neugierigen verſchloſſen bleibe. Dflbuli⸗Frage wird aufgerollt Nalien drängt Frankreich— das Imperium fordert Löſung Nom, 13. Dez. In Fortführung der Unterſuchung der zwi⸗ ſchen Italien und Frankreich offenſte⸗ henden Probleme befaßt ſich der Direktor des „Giornale d'Italia“ mit Djibuti und betont, dieſe Frage beſtehe nicht etwa erſt ſeit heute, ſondern ſei jetzt nach der Eroberung des Imperiums lediglich aktuell geworden. Nach einem Hinweis darauf, daß Djibuti für Frank⸗ reich ſtets nur eine Baſis für ſeine Expanſions⸗ politik in Afrika geweſen ſei, ſtellt das halb⸗ amtliche Blatt feſt, daß Frankreich von dieſem Gebiet aus von jeher unentwegt gegen die italieniſchen Intereſſen vorge⸗ gangen ſei. Während des Aethiopienkonflikts habe Djibuti die Flanke des italieniſchen Heeres bedroht und ſei zugleich Ausgangspunkt für Waffenlieferungen an den Negus geweſen. Nachdem heute mit der Eroberung des Impe⸗ riums alle Probleme zwiſchen Rom und Paris offenſtünden, bedürften die Beziehungen einer Klärung. Das Problem Djibuti ſtelle ſich für Italien heute ſowohl vom politiſchen wie vom wirtſchaftlichen Standpunkt aus. Vom wirt⸗ ſchaftlichen Geſichtspunkt aus habe Djibuti lediglich den Wert einer äthiopiſchen Zufahrt⸗ ſtraße und zwar heute den eines unter fremder Kontrolle ſtehenden Ein- und Ausfalltores des italieniſchen Imperiums. In dieſem Zuſammen⸗ hang unterſtreicht das halbamtliche Blatt, daß weder der ungenügende Hafen noch die mehr als primitive Eiſenbahn von Djibuti den heu⸗ tigen Anforderungen des italieniſchen Impe⸗ riums entſprächen, daß aber beide durch un⸗ tragbare Gebührenſätze ausſchließlich aus dem italieniſchen Verkehr Nutzen zögen. Mehrfach habe Italien Frankreich zu Verhandlungen ein⸗ geladen. Stets ſei es jedoch auf juriſtiſche Vor⸗ behalte und auf eine ſonderbare Mentalität ge⸗ ſtoßen. Die eigentlich Italien zuſtehenden Eiſen⸗ bahnaktien der ehemaligen äthiopiſchen Regie⸗ rung würden immer noch zurückgehalten, für die Konzeſſion der Eiſenbahn werde im Gegen⸗ ſatz zu früher kein Pfennig gezahlt. Hull ſieht ſchtvarz Dr. E. K. In Lima tagt zur Zeit die ſoge; nannte panamerikaniſche Konferenz. Der amerikaniſche Staatsſekretär Hull, ein treuer Adlatus der Politik Rooſevelts, ſah ſich offenbar im Gewiſſen verpflichtet, in einer „grundſätzlichen“ Rede die ſüdamerikaniſchen Staaten vor der Invaſion einer bewaffneten Macht, ja ſogar einer Gruppe von fremden Mächten zu warnen. Gemeint ſind natürlich die autoritären Mächte, und vor allem Deutſch⸗ land. Denn nichts liegt näher, als in Erman⸗ Felung einer wirklichen Gefährdung wieder einmal das böſe Nazi⸗Deutſchland heranzuzie⸗ hen. Südamerika klegt weit. Aber die Gefahr, daß ein deutſcher Leutnant mit zehn Mann dort eines Tages einmarſchiert und Beſitz von der Vielzahl der dortigen Republiken ergreiſt, iſt nach Hull dennoch enorm groß. Alſo muß der mächtige Arm des guten alten Uncle Sam ſchützend eingreifen. Alſo müſſen ſich die ſüd⸗ amerikaniſchen Staaten ganz eng an Nord⸗ amerika anſchließen: Pan— America firſt! Was die Vereinigten Staaten in Wirklichkeit wollen, das brachte ein bekannter Berliner Karikaturiſt dieſer Tage in einer Zeichnung treffend zum Ausdruck: das kleine ſüdameri⸗ kaniſche Vögelchen ſitzt einſam auf einem ho⸗ hen Baum. Man ſpürt förmlich ſein vor Angſt bebberndes Herz, denn unten naht ſich „hilfsbereit“, ſo wie es Herr Hull ſoeben in Lima verſicherte, die große amerikaniſche Katze, die die Zunge lechzt vor Raubgier. Dieſe Katze will natürlich nicht das arme Vögelchen fre ſen, ſondern nur deſſen Feinde abwehren. Des ⸗ halb könnte das Vögelchen eigentlich ruhig von ſeinem Aſt herunterhüpfen und Spiele mit der befreundeten Katze unternehmen. Wir ſagen, beſſer könne man den von Herrn Hull zugeſagten Schutz der Vereinigten Staa⸗ ten gegenüber dem bedrohten Südamerika nicht illuſtrieren. Daß aber Hull ſo unver⸗ hüllt von Kriegsgefahren ſpricht in dem ſüd⸗ amerikaniſchen Zipfel, wo doch eigentlich noch nie ein Gewehr geknallt hat, es ſei denn im Zuſammenhang mit den bewaffneten Kriegs⸗ ſpielen der Leute untereinander, iſt eine jener amerikaniſchen Unverſchämtheiten, die in den letzten Monaten ſo häufig waren und hinter denen als Drahtzieher unſchwer die Juden Wallſtreets zu erkennen ſind. Herr Hull ruft aber nicht nur das heißblü⸗ tige Volk Südamerikas zur Einigung und ent⸗ ſchloſſenen Abwehr einer furchtbar dräuenden Gefahr auf, ſondern auch die ganze Menſchheit, denn die auf der bolſche⸗ wiſtiſch-demokratiſchen Ebene von Moskau bis Waſhington liegende großartige„Ordnung“ iſt nach ſeiner Meinung wieder einmal durch die Mächte der„Barbarei“ geſtört, und die Menſch⸗ heit ſoll wieder einmal wählen zwiſchen„Frei ⸗ heit und Sklaverei“. Ach, wir kennen dieſe Melodei der Friedensſchalmeien, die Rooſevelt während der Septembertage auch mit ſo ſtar⸗ kem Aufwand blies. Wir aber, wir freuen uns des weihnachtlichen Friedens, und wir lächeln nur ob der Verrücktheiten von jenſeits des Ozeans. Wir lächeln auch dann noch dar; über, wenn Herr Eden in dieſen Tagen bei dem Präſidenten der Vereinigten Staaten weilt, um ihm die Grundzüge einer nach ſei⸗ ner Meinung einzig möglichen Weltpolitik zu unterbreiten. Eden und Duff Cooper ſind Leute, die immer noch nicht begreifen, daß die Geſchichte auch ohne ſie geſchrieben wird. Während man in Paris beim Unterzeichnen der deutſch⸗franzöſiſchen Erklärung einen jahr⸗ hundertealten Konflikt aus der Welt ſchaffte und das Wort„Erbfeind“ aus dem Geſchichts⸗ buch ausradierte, hielt Duff Cooper in Paris eine Hetzrede gegen Deutſchland. Der Ver⸗ trag wurde dennoch unterzeichnet, und die bei⸗ den Völker erfreuen ſich vollen Herzens der endlichen Sanierung der beiderſeitigen Bezie · hungen Urs wenn Herr Eden nach Waſhing⸗ ton reiſt, dann wird auch dies an dem ehernen und nun ſchon ſchickſalhaft gewordenen Ab- lauf der Weltgeſchichte nicht das Geringſte än⸗ dern. Denn, nicht wahr, Herr Eden iſt ja auch oft genug nach Genf gereiſt, und dennoch wurden dort nur tauſend Reden gehalten. während ſich die Geſchicke der Welt gänzlich abſeits von dieſem trauten Verein erfüllten! Naliens Streifkräfle in Libyen Eine Anfrage an das Unterhaus. 8 London. 13. Dezember. Auf Anfrage Henderſons teilte Anter⸗ ſtaatsſekretär Butler im Unterhaus mit, daß die italieniſchen Streitkräfte in Libyen im März d. J. aus zwei Armeekorps beſtanden hät⸗ ten und auch jetzt noch die gleiche Stärke hätten. Man habe aber Grund zu der Annahme, daß ſeit der Unterzeichnung des engliſch⸗italieniſchen Abkommens vom 16. April die Effektivſtärke beträchtlich berabgeſetzt worden ſei. Henderſon fragte darauf, ob die Tatſache, daß ſich in Libven zwei Armeekorps befänden, nicht einen Bruch des Abkommens darſtelle. Butler erwiderte, er könne keine Zahlen über die Eſfektivſtärke dieſer Formationen mitteilen. Frau Gody im Pariser Gerichtssaal Verkehr der Plevitzkaja mit ſowfekruſſiſchen Volkskommiſſaren erwieſen- Eine neue Pendung Paris, 13. Dezember. Zu Beginn des ſiebenten Verhandlungstages im Plevitzkaja-Prozeß machte der Ge⸗ richtspräſident die Feſtſtellung, daß es unmög⸗ lich ſei. den Prozeß ſchon am Dienstag abzu⸗ ſchließen. Wahrſcheinlich werde man erſt am Mittwoch zu Ende kommen. Der Rechtsanwalt des Zivilklägers Ribet verlas ein Schreiben der Frau des ſeinerzeit ebenfalls aus Paris entführten Generals Kut⸗ jepow, die ſich zur Zeit in Jugoflawien auf⸗ hält. Frau Kutjevow ſchreibt u. a.:„Ich weiß nicht, ob Frau Skoblin eine Rolle bei der Entführung meines Mannes geſpielt hat. Aber ſie muß etwas darüber wiſſen. Ich weiß, daß ſie in Riga ſehr ſcharf über General Miller ge⸗ urteilt hat, daß ſie von ihm als einem müden Mann geſprochen hat, der ſein Amt niederlegen müßte. Die Haltung des Ehepaars Skoblin hat mir mißfallen. Ich bin ſicher, daß ſie ein Geheimnis hütet. Die Haltung meines Mannes gegenüber dem General Skoblin war immer ſehr offiziell. Frau Skoblin war über den Gang der gerichtlichen Unterſuchung über das Verſchwinden meines Mannes auf dem laufenden, und ſie erzählte mir oft, was ſich bei der Unterſuchung abſpiel⸗ te. Sie ſagte mir, daß mein Mann am Leben ſei. Ich glaube, daß ſie mich mit ihren Erzäh⸗ lungen nur tröſten wollte. In Riga habe ich die Skoblin mit Agenten der GPU. getroffen.“ Der Verteidiger der Plevitzkaja iſt durch den Brief aufgebracht und fragt, wo Frau Kutiepow dieſe Behauptungen hernehme. Man reicht dar⸗ auf den Brief der Plevitzkaja, die ihn aufmerk⸗ ſam durchlieſt, um dann zu erklären, ich weiß nicht, ob mein Mann in Riga Bolſchewiſten ge⸗ ſehen hat. Wenn ich Frau Kutjepow nach der Entführung ihres Mannes beſucht habe, ſo war es, um„mit ihr zuſammen zu weinen.“ Ich er⸗ kläre nochmals, daß ich nichts von Politik ver⸗ ſtehe. 0 Geheimſchlüſſel im Evangelium Inzwiſchen wurde dem vereidigten Dolmet⸗ ſcher Blumenfeld das Wort ergreift, der eine Reihe von Schriftſtücken, die bei dem Ehepaar Skoblin beſchlagnahmt worden waren, vorlas. Darunter befanden ſich in erſter Linie Ausfüh⸗ rungen verſchiedener Philoſophen und Schrift⸗ ſteller. Weiter befand ſich darunter das Evan⸗ gelium des Heiligen Johannes, in dem ein be⸗ ſtimmter Geheimſchlüſſel zu gewiſſen vertrauli⸗ chen Briefen enthalten war. Dieſe vertraulichen Brieſe ſind jedoch nicht aufgefunden worden. Blumenfeld faßt zum Schluß ſeine Eindrücke dahin zuſammen: Er glaube an die Mittäter⸗ ſchaft der Angeklagten und an die Schuld ihres Mannes. Danach wird die Zeugenvernehmung fortgeſetzt. Der frühere Korvettenkapitän der kaiſerlich⸗ruſſiſchen Marine Alexander Pav⸗ Loher Veſuch in Fallersleben Die Arbeiler zweier befreundeler Nafionen im Gleichſchrilt Braunſchweig, 13. Dezember. Im Rahmen ſeiner großen Deutſchlandsreiſe ſtattete der italieniſche Korporationsminiſter Lantini gemeinſam mit Dr. Ley dem Volks⸗ wagenwerk bei Fallersleben einen mehrſtün⸗ digen Beſuch ab. Dabei fand in der dortigen Cianetti⸗ Halle eine eindrucksvolle Kundgebung der deutſch⸗italieniſchen Freundſchaft und Arbeitsgemeinſchaft ſtatt. Die italieniſchen und die deutſchen Arbeiter, die ſeit Monaten gemeinſam am Bau des Volks: wagenwerkes ſchaffen, waren in der Rie⸗ ee zuſammengekommen, um Dr. Ley und einem hohen Gaſt ihre Treue zum Werk erneut zu bekunden. Nach einer kurzen Begrüßungs⸗ anſprache des Amtsleiters Dr. Laf ferenz, in der die termingemäße Fertigſtellung des Volks⸗ wagenwerkes verkündet wurde, ergriff Dr. Ley das Wort. „Es iſt wohl“, ſo führte der Reichsorganiſa⸗ tionsleiter aus,„das erſtemal, daß eine ſolche Feier zwiſchen deutſchen und italieniſchen Ar⸗ beitern auf einer deutſchen Bauſtelle in An⸗ 1 eines italieniſchen Miniſters ſtatt⸗ indet. Vor mir ſitzen deutſche und italieniſche Ar⸗ beiter Kopf an Kopf und Schulter an Schulter. Sie arbeiten im gleichen Rhothmus und mit gleichem Herzſchlag an einem deutſchen Werk. Dieſe Verbundenheit unſerer beiden Völker iſt nur möglich geworden durch das gemein⸗ ſame ollen des Duce und unſe⸗ res Führers. Als der Duce und der Führer ihre Arbeit begannen. predigten ſie dem Volke Tapferkeit. Treue und Leiſtung. Auf dieſer Grundlage iſt jene Freundſchaft auf⸗ gebaut worden, die ſtärker iſt als alle marxi⸗ ſtiſchen Phraſen der Welt. Unſer Gaſt Lantini iſt ein alter Faſchiſt. Ich grüße ihn, ſeine Be⸗ 7 und all die italieniſchen und deutſchen rbeiter, die an dieſem Werk arbeiten. Wir können mit Stolz ſagen, daß uns die italieni⸗ ſchen Arbeiter in ihrer Leiſtung nichts ſchuldig blieben. Dafür danken wir dem ganzen ita⸗ lieniſchen Volk, und wir bringen dieſen Dank zum Ausdruck in unſerem aufrichtigen Gruß an den Duce.“ Miniſter Lantini führte dann etwa fol⸗ endes aus:„Ich bin ſtolz über das Lob, das uch, meine italieniſchen Kameraden, ſoeben Dr. Ley bezeugt hat. Der Marxismus hat viele Fehler begangen. ſein ſchwerſter war, daß er nicht verſtehen wollte, daß die ſchaffenden Menſchen Ehre und Seele beſitzen. Die neue Gemeinſchaft, die der Duce und der Fübrer zwi⸗ ſchen unſeren beiden Völkern errichtet haben, iſt auf dieſer Erkenntnis der Ehre und der Seele der ſchaffenden Menſchen aufgebaut. Dieſe Gemeinſchaft zwiſchen unſeren beiden Völkern gibt jedem der beiden Völker etwas. Wir grü⸗ ßen in dieſer Stunde in tiefer Verehrung den Führer Großdeutſchlands Adolf Hitler und unſe⸗ ren Duck.“ Nach der Rede Lantinis ſtanden Dr. Ley und ſein italieniſcher Gaſt Hand in Hand vor ihrer begeiſterten Zuhörerſchaft. Von Fallersleben aus ſetzten Dr. Ley und Exz. Lantini mit ihrer Begleitung ihre Beſich⸗ tigungsfahrt nach Braunſchweig fort. Dann wurde die Fahrt im Kraftwagen nach Watenſtedt fortgeſetzt, wo im Laufe des Nachmittags die Reichswerke Hermann Göring aufgeſucht wurden. Die„Gefahren“ für Südamerika Eine merkwürdige Rede des amerilaniſchen Skaalsſekrelärs Hull Lima, 13. Dezember. Auf der vanamerikaniſchen Konferenz in Lima hielt der amerikaniſche Staatsſekretär Hul! ſeine programmatiſche Rede. Die Konferenz ſolle proklamieren, daß ſich die beiden Amerika wie⸗ der ganz der Sicherung der„Menſchenrechte“ und der Schaffung und Erhaltung einer„freien Volks regierung“ widmen ſollten. Jeder ameri⸗ kaniſche Staat müſſe zwar über die von ihm zu ergreiſenden Maßnahmen ſelbſt entſcheiden, doch ſolle keiner von ihnen einen Zweifel an ſeiner Entſchloſſenheit aufkommen laſſen, eine„Inva⸗ ſion“ bewaffneter Streitkräfte in die weſtliche Erdhälfte zu verhindern und jegliche Beſtrebun⸗ gen, die den Traditionen der Neuen Welt feind⸗ lich ſeien, zu unterbinden.„Unglücklicherweiſe haben mächtige Kräfte in manchen Teilen der Welt die Gültigkeit der Grundprinzipien ange⸗ fochten, auf denen wir und die übrige Menſch⸗ heit das Gebäude unſerer ſozialen Organiſation und des internationalen Lebens errichtet ba⸗ ben.“ Wieder einmal ſtehe die Menſchheit vor der Alternative„Freiheit oder Skla⸗ verei, Ordnung oder Anarchie, Fortſchritt oder Rückſchritt, Ziviliſation oder Barbarei“. Dieſe Alternative hänge drohend über der ganzen Welt, und ihr unheilvoller Schatten falle auch auf dieſe Erdhbälfte. Angeſichts dieſer Bedrohung ſei es eine gebieteriſche Notwendigkeit, daß die 21 Republiken der weſtlichen Hemiſphäre ihren Glauben an die Grundſätze bekennten, an denen ſie in den letzten Generationen beſtändig und voll Ernſt gearbeitet hätten. Dann folgten Ausführungen Über die Frage der kontinentalen Verteidigung.„Jeder von uns allen“, ſo erklärte Hull,„hegt den leidenſchaft⸗ lichen Wunſch, mit allen Nationen der Welt in Frieden zu leben. Aber nirgends darf auch nur der geringſte Zweifel über die Entſchloſſenheit der amerikaniſchen Nationen exiſtieren, eine In⸗ vaſion der bewaffneten Kräfte einer fremden Macht oder einer Gruppe von fremden Mächten unter keinen Umſtänden zuzulaſſen.“ Die Ver⸗ einigten Staaten ihrerſeits ſeien entſchloſſen, ausreichende Verteidigungsrüſtungen zu Lande, zur See und in der Luft zu unterhalten, ſolan⸗ ge die Möglichkeit einer bewaffneten Heraus⸗ forderung exiſtiere. Am Schluß ſeiner Rede kam der Staatsſekretär noch einmal auf das gleiche Thema zurück:„Es darf nicht der geringſte Zweifel darüber beſtehen, daß die amerikani⸗ ſchen Völker entſchloſſen ſind, jegliches Eindrin⸗ gen von Beſtrebungen in die weſtliche Erdhälfte abzuwehren, die der Grundlage gegenſeitiger Reſpektierung der nationalen Unabhängigkeit, der Nichteinmiſchung in die inneren Angelegen⸗ heiten des anderen und der Fairneß auf allen Gebieten der zwiſchenſtaatlichen Beziehungen entgegengerichtet ſind. Jeder unſerer Staaten muß ſelbſt entſcheiden, welche Maßnahmen er ergreifen will, dieſen tückiſchen Gefahren zu be⸗ gegnen.“ 8 ———— Jud beſchimpft Ind Jeruſalem, 18. Dezember. Die in Tel Aviv erſcheinenden jüdiſchen Zei⸗ tungen berichten über Ausſchreitungen„jüdi⸗ ſcher Maſſen“ als Proteſt gegen die Erklärung, die Lord Samuel kürzlich im Oberhaus abgegeben hatte. Samuel iſt ſelbſt Jude und war der erſte Oberkommiſſar in Paläſtina nach Beendigung des Weltkrieges. Vor dem Oberhaus, das ſich Ende vergange⸗ ner Woche eingehend mit der Paläſtinafrage be⸗ ſchäftigte, hatte er u. a. erklärt, daß die gegen⸗ wärtige Lage dem Anſehen Englands abträglich 10 Bei den 1 8 Ausſchreitungen wurden ie Straßenſchilder mit der Bezeichnung„Sa⸗ muelkai“ mit Teer beſchmiert, Bilder des Lords Samuel wurden auf die Straße geworfen und mit Füßen zertreten: auch aus den Schaufen⸗ 4 wurden alle Bilder Samuels entfernt; er nach Samuel in Tel Aviv benannte Platz ſoll umgetauft werden. Lo ff wurde aufgerufen. Paploff hatte im No⸗ vember 1984 über General Skoblin einen Be⸗ — verfaßt, in dem dieſer als ein„Agent pro⸗ volateur“ und„Spitzel“ hingeſtellt wurde. In⸗ folge dieſes Berichtes kam es unter den weiß⸗ ruſſiſchen Organiſationen zu Streitigkeiten. Der Zeuge Pavloff ſelber wurde als ein bolſchewi⸗ ſtiſcher Agent angeſehen. Eine Zeitlang ſtand auch er im Verdacht, die Höllenmaſchine am Sitz des weißruſſiſchen Frontkämpferverbandes niedergelegt zu haben, die vor drei Jahren dort explodierte. Der nächſte Zeuge namens Goulevitſch 88 ausführlich das verbrecheriſche Treiben er Komintern und bezeichnet den General von Miller als einen notoriſchen Franzoſenfreund. Frau Skoblin habe eine wilde Vergangenheit, d. h. ſie habe zahlreiche Liebhaber gehabt und ſei mehrmals verheiratet geweſen. Iwei Vollskommiſſare. Der ehemals kaiſerlich⸗ruſſiſche Kapitän zur See Baranoff, der heute in Paris ſein Le⸗ ben als Nachtwächter friſtet, eq aus, daß er früher den Gegenſpionagedienſt der Weißruſſi⸗ ſchen Armee im Kaukaſus geleitet habe und in dieſem Zuſammenhang ſich in Odeſſa mit den . der* 100 770 hatte. ieſe Frau e ausgezeichnete Beziehungen mit den Bolten Bibra und Tſchoulga in Odeſſa gehabt, deren Hände mit Blut beſudelt geweſen ſeien. Die Angeklagte gibt zu, daß ſie die beiden Volkskommiſſare ge⸗ kannt habe,„aber nur wenig“. Sie ſeien Nach⸗ barn von ihr geweſen, bei denen ſie bei der An⸗ kunft der Bolſchewiken Zuflucht geſucht habe. b Frau Gody wird verhört „Inzwischen hat ſich Frau Gody im Ge⸗ richtsſaal eingefunden und wird über ihre Ent⸗ hüllungen, die der„Paris⸗Soir“ am Sonntag veröffentlicht hat, angehört. Sie erklärt den Geſchworenen, daß Senko ihr Freund und Tſchi⸗ merin ihr Vertrauter geweſen ſeien. Beide ſeien auf tragiſche Weiſe ums Leben gekommen. Der Gerichtspräſident iſt jedoch nicht dieſer Anſicht und äußert auch einige Zweifel. Auch der Ge⸗ neralſtaatsanwalt iſt nicht zufrieden und er⸗ klärt,„Alſo Sie wiſſen nichts über die Ange⸗ Base dei von Miller. Wir verlieren nur unſere ei 40 Als Frau Gody nach der Vernehmung des leitenden Polizeibeamten bei der ſeinerzeitigen gerichtlichen Unterſuchung über den Tod Sen⸗ dos und Tſchimerins weiterhin bei ihrer Meinung bleibt und gegen die Ausſagen des Zeugen erregt proteſtiert, wird die Sitzung kurz unterbrochen. Nach Wiederaufnahme der Verhandlung wird ein ehemaliger ruſſiſcheru Staatsanwalt, Serge Verſkoi, angehört, der ſeinerzeit vom Gene⸗ ral Erdely beauftragt worden war, eine Unter⸗ ſuchung über das Verſchwinden der Generäle von Miller und Skoblin durchzuführen. Der Zeuge weiß, daß Skoblin den General von Mil⸗ ker als zu alt beurteilte. der rälſelhafte Marquis Der nächſte Zeuge, der ehemalige Hauptmann der kaiſerlich⸗ruſſiſchen Armee und jetzige Taxi⸗ chauffeur Sayin, bringt eine ganz neue Wendung, indem er erklärt, daß ſeiner An⸗ 5 nach nicht die Stoblin, ſondern vielmehr er General Chatiloff zuſammen mit Koltipin eine Verräterrolle bei der Entführung von Millers geſpielt hätte. Seiner Ausſage zufolge, die im Saal gewiſſes Erſtaunen her⸗ vorruft und zahlreiche Fragen des Gerichts⸗ präſidenten verurfacht, ſei ein gewiſſer Marquis Mendez de Sevilla der Entführer des Generals von Miller. Der Marquis e am 22. 9. 1937 in einem Kaffee auf den Champs Elyſees das Zuſammentreffen mit Skoblin und von Miller gehabt. Der Marquis habe einen ſehr ſtarken Kraftwagen beſeſſen, mit dem er den General Miller entführt hätte. Das Ver⸗ ſchwinden Skoblins kann ſich der Zeuge in die⸗ ſem Zuſammenhang jedoch nicht erklären. Nach einer weiteren Vernehmung verſchiede⸗ ner Zeugen war die Zeugenvernehmung been⸗ det. Die Weiterverhandlung wurde auf Diens⸗ taqmachmittag vertagt, wo der Anwalt der Zi⸗ pilklage, Rechtsanwalt Ribet, ſein Plädoher halten wird. Eiſerne Garde weiter verfolgt Maſſenverhaftungen von Anhängern. Warſchau, 13. Dezember. „Wieczor Warszawſki“ meldet aus Bukareſt, daß wie erſt jetzt bekannt werde, am Freitag und Samstag erneut Hunderte von An⸗ gehörigen und Anhängern der Eiſernen Garde verhaftet worden ſeien. Die Druckerei. in der die Flugblätter der Eiſernen Garde ver⸗ vielfältigt wurden, ſei geſchloſſen und ihr Be⸗ ſitzer mit ſeiner Familie verhaftet worden. Kleine poliliſche Nachrichten Der Führer und Reichskanzler übermittelte —5 8 von ee S ſei⸗ ne„Geburtstages telegraphiſch ſeine herz⸗ lichſten Glückwünſche. J dere „Die Alte Garde der NS Da. veranſtaltete, wie aus Wien gemeldet wird, am Samstag⸗ abend ihre erſte Julfeier im freien Großdeutſch⸗ land. Dabei betonte Reichsführer Himmler, daß das deutſche Volk noch niemals ſo re iche Weihnachten feiern konnte, wie in dieſem Jahr. auptſchriftleiter und verantwortlich für den politiſchen Nel, Dr. Eduard Kubn, Worms; für 1 übrigen Tetl: Friedrich Martin Verlag: Vereinigte eitungsverlage Cnyrim, Haller Co., Worms. Geſchäftsſtelle: 8 Martin, Viernheim— Druck: Wormſer erlagsdruckerei Hal⸗ kenhäuſer, Cnyrim& Co., Worms.— Del 938 Viernbeim. Fl. über 2000. Z. Zt. iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 7 gültig. 90 län zur ſein. „daß er eßrufſ.⸗ e und in mit den f. hatte jchungen su und 5 Agellagte ſare ge⸗ en Nach⸗ der An⸗ habe. b f in Ge⸗ lee Ent Senn irt den de ſelen n. Der Anſicht der Ge⸗ nd er⸗ 2 Anhe⸗ x unte im des ceiligen Sen⸗ ei ihter en des mg lutz n bit „Serge Gend⸗ Umer⸗ generale .* en Nil⸗ buen e Lal neue ter An⸗ telnet en mit führung lusſage fatguis ter des abe an Wand in und . inen dem er g ber in die⸗ f. ſchebe⸗ been⸗ Diens⸗ 2 f. rr 0 ber. tt aus de. at 1 Ui. tel adetel⸗ e N 1 Ve; f. * nn 8 2 „daran iſt noch weniger zu rütteln.“ Roman von Hans Herbst (1. Fortſetzung.) „Du, Walter, untertaß mal bitte derne Spitzfindig⸗ keiten... ich bin heute gar nicht ſo guter Laune.“ „Kann ich mir denken, wenn man einen dicken Kopf hat... aber ſchieß mal los, Junge ich habe nämlich nur noch eine halbe Stunde Zeit.“ „Die Sache kann in einigen Minuten erledigt ſein. Es handelt ſich um deine Abfindung. Da nach unſerem Jamilienkodex der älteſte Sohn beim erreichten ſechzig⸗ ſten Lebensjahr des Vaters das Gut übernimmt, bin ich ja nun der Herr auf Wolperode. Daran iſt nicht In rütteln.“ „Will denn jemand daran rütteln, Horſt?“ 5 „Wieſo... was ſoll denn die dumme Frage, Walter?“ »„Exlaube mal, die Frage iſt doch durchaus nicht „ſondern ſie iſt die notwendige Folge auf eine von dir ausgeſprochene Tatſache.“ „Ach... du biſt ein Wortklauber!“ „Mein Beruf!“ „Gnade Gott dem Menſchen, der in die Hände von euch Rechtsverdrehern fällt.“ Es gibt ſchlimmere Hände, in die man geraten kann.“ „Nun laß aber endlich dieſe ekelhaften Erwiderungen. Alſo.., wie verhältſt du dich dazu? Willſt du das Geld ausgezahlt bekommen?“ „Gewiß, zu dem fälligen Termin am erſten Oktober!“ Horſt machte ein ärgerliches Geſicht. „Warum willſt du es denn nicht ſtehenlaſſen, wie Elſe, mit der ich ſchon darüber geſprochen habe?“ e mir doch die Antwort, Horſt!“ wich Walter „Nein, nein, mein alter Junge! Offenheit gegen Offenheit! So haben wir es immer gehalten.“ „Nun gut, wenn du es durchaus wiſſen willſt. Ich will nicht, daß das Geld verlorengeht.“ Der ältere Bruder war aufgeſprungen. über ſein don dem nächtlichen Zechgelage noch gerötetes Geſicht Ref plötzlich eine fahle Bläſſe. Keuchend ſtand er vor ſeinem jüngeren Bruder, der ihm aber ruhig in die zornigen Augen blickte. „Jetzt erkenne ich dich erſt ganz“, rief Horſt in höch⸗ ſter Wut.„Neidiſch biſt du auf mich, nichts weiter.— Soll mir aber egal ſein. Mit dir habe ich nichts mehr zu ſchaffen. Mit dieſem Wort haſt du das Band, das mans verbindet, zerriſſen. Du ſollſt dein Geld auf Heller und Pfennig erhalten.“ Walter blieb eiſig. Der Zornesausbruch des Bruders berührte ihn nicht im geringſten. „Das iſt mein gutes Recht“, entgegnete er gefaßt, „Nach dieſer Erklärung haben wir uns wohl nichts mehr zu ſagen!“ Horſt wandte ſich zur Tür.„Die Geldſache werde ich durch unſeren Rechtsbeiſtand er⸗ ledigen. Mein Haus bleibt dir für alle Zeiten ver⸗ ſchloſſen. „Wer weiß 8* Horſt drehte ſich blitzſchnell um. „Wenn du es wagſt, meinen Grund und Boden zu 1 jage ich dich davon!“ knirſchte er in höchſter ut Seine Hände hatten ſich zu Fäuſten geballt. In maßloſem Zorn hatte er die Worte herausgeſchleudert. Aber der Zornesausbruch übte keinerlei Wirkung auf Walter aus. Hochaufgerichtet ſtand er da und ſah den Bruder verächtlich an. Die unhei: liche Ruhe ſeines Bruders brachte Horſt zur Raſerei; mit einem Wutſchrei ſtürzte er ſich auf Walter, ſeine Hände griffen nach dem Halſe ſeines Bruders. Doch Walter wirft ſich ihm entgegen. Mit eiſernem Griff umſpannen ſeine Hände die Gelenke des An⸗ greifers, der mit einem Achzen in die Knie ſinkt. Noch benommen erhebt ſich Horſt wieder; ſchwer und beuchend geht ſein Atem; ſtoßweiſe und abgeriſſen kom⸗ men Laute höchſter Wut über ſeine blutleeren Lippen. „Du... du... das bleibt dir nicht geſchenkt!“ Dann verläßt er wutentbrannt das Zimmer und ſchmettert dröhnend die Tür hinter ſich zu. „Alſo auch hier Kampf!“ flüſtert Walter, als er den Bruder durch den Garten eilen ſieht.„Aber ihr wollt ja nicht anders“, ſagt er leiſe vor ſich hin, und geht zur Garage. Als Hildegard ins Zimmer ſtürzt, iſt er mit dem Auto ſchon davon. 0 Horſt inn kam erſt gegen Abend mit dem Zuge auf der eine Viertelſtunde von dem Gute entfernten Station an. Seine Schweſter Elſe erwartete ihn ſchon mit dem Landauer. Nach kurzem Gruß ſetzte er ſich in den offenen Kutſch⸗ wagen. Erſtaunt blickte ihn die Schweſter an. Elſe war im Gegenſatz zu ihren großen, ſchlanken Brüdern ein Heines, zierliches Perſönchen. „Willſt du nicht fahren, Horſt?“ fragte ſie und ſah ihn prüfend an. „Nein, fahr' du nur, Elſe! Ich bin ſcheußlich müde.“ Er gähnte aut und ſchloß die Augen. c Elſe zuckte die Achſeln und ſetzte die beiden Schimmel in Trab. Sicher hatte er wieder tüchtig über den Durſt getrun⸗ ken! Das war ja immer ſo geweſen, wenn er in die Stadt gefahren war! Trübe Gedanken ſchoſſen ihr durch den Sinn, während die über die Landſtraße fuhr. Nie hat ſie au dem älteren Druder in einem deſonders verrragnichen Verhältnis geſtanden; ſchon als ſie noch Kinder waren, hatte ſich ſein zänkiſcher Charakter gezeigt. Oft genug hatten ihr ſeine Hänſeleien die Tränen in die Augen getrieben. Und immer hatte ſie Schutz bei Walter gefunden, der den mutwilligen Bruder für manche an ihr begangene Ungezogenheit und Roheit mit den Fäuſten bearbeitet hatte, trotzdem er drei Jahre jünger war als dieſer. Der Vater hatte ſie ſtets ausgelacht, wenn ſie ihm mit ihren Sorgen gekommen war. Er hatte ſtets geſagt, daß Landmädel eben einen Pfuff vertragen müßten, wenn ſie einmal derbe, tüchtige Landfrauen werden wollten. Immer hatte er Horſt ihnen beiden vorgezogen, und Horſt war bis auf den heutigen Tag, wo ſie ſchon er⸗ wachſene Menſchen geworden waren, der bevorzugte Liebling des Vaters geblieben, dem er alles nachſah und verzieh. Während ihr dieſe Gedanken kamen, näherte ſie ſich dem Gutshaus, das von einer maſſigen Mauer umgeben war. Das ſtattliche Haus, das im Laufe der Jahrzehnte allerhand bauliche Veränderungen erlebt hatte, lag in⸗ mitten eines 9: Parkes, deſſen jahrhundertalte Lin⸗ den und Buchen ein dichtes Blätterdach bildeten. Sie hielt vor dem breiten Portal und übergab dem ſchon wartenden Knecht Pferde und Wagen. Horſt hatte inzwiſchen ſein Nickerchen beendet. Noch etwas ſchläfrig ſtieg er aus. „Der Inſpektor hat angerufen, wenn er den Herrn ſprechen kann“, empfing ihn die alte Mamſell Barbara, die nun ſchon an die dreißig Jahre bei der Familie Brügmann im Dienſt ſtand. „Soll nach dem Abendbrot kommen“, erwiderte Horſt unmutig.„Ich will erſt mal ein Bad nehmen. Iſt der Ofen gebeizt?“ f Jar Herr, wie immer, wenn der Herr es gewünſcht „Gut.., ich bin zum Abendbrot wieder unten.“ Er verſchwand im Hausflur. „Hat der Herr gute Nachrichten vom alten Herrn?“ erkundigte ſich Mamſell Peters. „Doch, Mamſell!“ log Elſe, trotzdem der Bruder mit keinem Worte ihres Vaters erwähnt hatte.„Es geht ibm ſchon bedeutend beſſer.“ Ste ſchamte ich vor der Mamſell, die ſehr an der Familie hing, für den Bruder, der ſich gleich nach der Ankunft auf der Station in den Wagen geſetzt hatte, ohne überhaupt vom Vater zu ſprechen. Er war dann 300 auch eingeſchlafen, ſo daß ſie keine Fragen geſtellt hatte. Sie hatte ihre Sachen abgelegt und ging ans Telefon, um Inſpektor Alferding auf neun Uhr zu beſtellen. Dann folgte ſie der Wamſen in die Küche. Während des Abendeſſens ſaß Horſt ſchweigſam da und aß ohne rechten Appetit. „Willſt du mir nicht ſagen, wie es Papa geht?“ fragte Elſe nach einer Weile in das eintönige Schweigen hinein. „Ach ſo.. ja!“ Horſt blickte zum erſtenmal auf und hielt mit dem Eſſen inne.„Körperlich fühlt er ſich wohl, aber ſonſt iſt die Stimmung ſchlecht. Das Bein wird wobl ſteif bleiben, meinte der Profeſſor.“ „Oh... 7 Elſe zuckte zuſammen.„Das rur mir aber für Papa leid... aber es hätte ja ſchlimmer kommen können. Mit dem Gedanken muß man ſich tröſten.“ „Ja... ich habe es ihm angeſehen, wie er darunter leidet. Aber Mama redet ihm gut zu. Er wird ſchon darüber wegkommen. Sie laſſen dich übrigens beide grüßen.“ „Danke... und was haſt du bei Walter ausgerichtet?“ Eine Weile ſchwieg er und biß ſich auf die Lippen. Schließlich ſagte er:„Gar nichts.., ich habe ſein Haus zum letztenmal betreten.“ Elſe blickte ihn betroffen an. Du baſt dich nicht mit ibm geeiniat, Horſt?“ „Nein erwiderte er varr.„Er verlangt das Geld zum erſten Okiober ausgezahlt. Natürlich erhält er den Betrag, aber wir ſind geſchiedene Leute.. ein für allemal. Meine Schwelle betritt er nicht mehr.“ Elſe legte die Hand auf ſeinen Arm. „Aber, Horſt, wie kann man nur ſo ungerecht ſein! Wenn er ſein Geld haben will, ſo iſt er doch in ſeinem Recht. Ihm ſteht doch das Geld zu. Wenn er es jetzt fordert. io wird er eben feine Gründe dafür haben.“ „Schone Grunder“ vrauſte er grimmig auf.„Neid iſt es von ihm, nichts als der nackte Neid. Er mißgönnt mir das Erbe, das ich angetreten habe. Aus jedem ſeiner Worte konnte ich das herausmerken. Ein ganz niederträchtiger Burſche iſt das... nichts weiter. Aber für mich iſt er geweſen.“ Elſe ſchüttelte den Kopf. „Ich verſtehe nicht, wie ſich zwei Brüder ſo verfeinden können, daß ſie nichts mehr voneinander wiſſen wollen. Das kann ich nicht begreifen. Womit begründet er denn die Forderung? Das Geld ſteht doch hier ſicher, nicht wahr?“ „Begründet, begründet... begründet hat er gar nichts!“ Horſt ſtand erregt auf.„Er verlangt eben ſein Geld zurück und damit baſta. Und dabei benötigt er das Geld gar nicht, denn erſtens hat er eine gute Praxis. und zweitens einen reichen Schwiegervater.“ Urheber⸗Rechtsſchutz: Roman⸗Verlag Greiſer-Raſtatt Er lief aufgeregt im Zimmer herum. Elſe räumte das Eſſen zuſammen und klingelte dem Mädchen.. Als ſie wieder allein waren, wandte ſie ſich wieder an den Bruder, der mißmutig am Fenſter ſtand. „Das letztere wird wohl der Grund für ſeine For⸗ derung ſein. Wenn Walter die Unterſtützung durch ſeine n Schwiegervater läſtig iſt, kann ich das verſtehen. Es muß für einen Mann von Walters Format wirklich beſchämend ſein, ſich von ſeinem Schwiegervater ab⸗ hängig zu wiſſen. Übrigens glaube ich nicht einmal, daß Walter den Zuſchuß ſeines Schwiegervaters für ſich in Anſpruch nimmt. Das verbraucht wohl vielmehr Hildegard, die ein großes Haus führt und zu ver⸗ gnügungsſüchtig iſt. Walters Anſprüche ſind nach wie vor beſcheiden geblieben. Ich kenne ihn doch zu gut.“ Horſt hatte ſeinen Gang unterbrochen und war vor ſeinen Schweſter ſtehengeblieben. „So... meinſt du?“ ſagte er höhniſch.„Du nimmſt ihn ja gewaltig in Schutz. Sprichſt ſogar von einem „Format' bei ihm. Format... Daß ich nicht lache ein ganz durchtriebener, engherziger Egoiſt iſt er. verlaß dich drauf. Format.. einfach lachhaft!“ Er lachte ſchrill auf„Und ich habe kein Format nicht das geringſte... nicht wahr? Das willſt du doch damit ſagen?“ Elſe ſtand auf und zuckte die Achſeln. „Es hat heute keinen Zweck, mit dir zu reden, Horſtk Du biſt augenblicklich empört und verbittert, du ſiehſt wohl heute alles mit anderen Augen an.“ Sie wollte ſich auf ihr Zimmer zurückziehen, aber Horſt vertrat ihr den Weg. „Du willſt dich um die Antwort drücken, mein liebes Kind.. aber das gibt's nicht. Sprich dich nur ruhig aus.— Alſo du hältſt von mir nicht viel?“ Elſe war ſtebengeblieben. „Ich have mir reinem Worte davon geſprochen, daß ich nichts von dir halte“, entgegnete ſie ruhig.„Dieſe Worte haſt du in deiner gereizten Stimmung allein gebraucht. Aber... wenn dir an meiner Meinung über dich gelegen iſt, ſo will ich nicht damit zurückhalten.“ Sie ſah dem Bruder frei ins Geſicht.„Ich denke, ich kenne euch beide ziemlich gut. Ich halte Walter für einen hochanſtändigen Menſchen, der nie zu unlauteren Mitteln greift, dazu iſt er viel zu ehrlich. Außerdem beſitzt er eine ausgeprägte Willensſtärke. Wenn er ſich ein Ziel geſetzt hat, erreicht er es auch, und zwar auf anſtändige Weiſe, ohne Winkelzüge zu machen. Auch dich glaube ich zu kennen. Im Grunde deines Herzens biſt du auch ein ehrlicher Menſch, aber die Charakter⸗ ſtärke, die er beſitzt, fehlt dir, Horſt!“ „So... alſo ich bin gar nicht in einem Atemzuge mit dieſem herrlichen Bruder zu nennen!“ rief er verletzt aus.„Das ſind ja recht erbauliche Offenheiten, die mir mein liebes Schweſterchen an den Kopf wirft.“ „Du haſt von mir eine offene Erklärung gewünſcht, und nun biſt du empört, daß ich meine ehrliche Über⸗ zeugung zum Ausdruck gebracht habe. Wahrheiten kön⸗ nen wohl nur von demjenigen ſchmerzlich empfunden werden, der ſie einſieht. Nur ein Menſch, der von ſeiner Unfehlbarkeit felſenfeſt überzeugt iſt, weiſt jede ehrliche Meinung von ſich.“ „Immer ſchoner wiro das. Ich erlebe heute wirklich allerliebſte Dinge. Der Bruder ſagt mir Grobheiten und Unverſchämtheiten ins Geſicht und die Schweſter wirft mir in aller Seelenruhe meine Minderwertigkeit an den Kopf. Ich muß ſagen, das iſt ein bißchen viel für einen Tag. Na, erledigt! Ich werde mein Verhalten dir gegenüber dementſprechend einſtellen. Ich berück⸗ ſichtige dabei, daß du eine Frau biſt, die wohl in man⸗ chen Dingen andere Anſchauungen hat als wir Männer.“ „Das kannſt du ruhig, Horſt!“ ſagte Elſe kühl.„Wenn dir an mir und meiner Mitarbeit nichts gelegen iſt, ſo kannſt du jederzeit auf meine Tätigkeit, die ja auch nur eine ſehr beſcheidene iſt, verzichten.— Darf ich dich nun bitten, mir den Weg freizugeben?“ Horſt hielt ſie am Arm feſt. „Einen Augenblick noch! Du haſt mir das dir zu⸗ ſtehende Kapital noch bis zu dem Zeitpunkt deiner ein⸗ ſtigen Verheiratung überlaſſen. Ich ſtelle dir aber frei, 55 Geld ebenfalls zum erſten Oktober zurückzufor⸗ ern.“ Elſe richtete ſich hoch. „Ich habe dir meine ſchriftliche Erklärung abgegeben, daran fühle ich mich gebunden.“ „Alſo ſchön... ganz wie du willſt. Ich habe dir be⸗ weiſen wollen, daß ich auch ſo etwas wie eine„‚Charak⸗ terſtärke“ beſitze, wenn ſie auch nicht ſo ausgeprägt ſein ſollte, wie bei deinem vielgeliebten Herzensbruder, der in deinen Augen anſcheinend das Abbild des mit Energie und Tatkraft geladenen Mannes iſt. Na, mei⸗ netwegen.. vielleicht beweiſe ich dir noch einmal, daß andere Leute auch ihren Mann ſtehen, und hoffentlich umgibſt du mich dann mit demſelben Glorienſchein, in den du unſeren herrlichen Bruder als den Vertreter männlicher Willensſtärke einhüllſt.“ „Ich wünſchte, ich könnte es... es wäre gut in deinem Intereſſe“, entgegnete Elfe etwas ſchärfer, als ſie eigentlich beabſichtigte. Dann verließ ſie das Zimmer. * Horſt durchmaß den Raum mit großen Schritten. Das war ja heute ein ganz lieblicher Tag! ging es ihm durch den Sinn. Gortſetzung folgt) —... 9—ů— ä — x — NDieuſcher Arbeiter, Bauer, Beamter, Geschäftsmann, Deutliche Frauen! 20 Uhr morgen Mitiwoch 2 Zu Euch ſprechen: Stelld. Gauleiter Pg. Linder Na in Freijchütz, Gaurebner Pg. Müller⸗Fbſtein im Ratskeller abe,„Männer machen Gejichichte“ Etſcheint alle! Keiner jehle Bekanntmachungen Orisgruppe der N. S. D. A. P. Viernheim NS.⸗Beratungsſtunde jeden Montagabend von 20—21 Uhr. f Dienſttunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſtr. 10, 1. Stock Betr.: Anordnung für die Groß⸗Kundgebun⸗ gen am Mittwoch, 14. Dezember, abends 8 Uhr, im Saale des„Freiſchütz“ und „Ratskeller“. Es iſt für die Teilnahme folgendes zu be⸗ achten: 1. Sämtliche Formationen und Gliederungen treten um 7.45 Uhr vor der Goetheſchule (Schulſtr.) an. In welchen Saal die betr. Formation bzw. Gliederung marſchiert, wird von mir beſtimmt. 2. Alle Pol. Leiter in Uniform(ſoweit nicht anderweitig eingeteilt) ſowie die Fahnen⸗ ruppen(Partei, SA, HJ, DA, NS.⸗ aer aft und RLB) treten um 7.45 vor der Parteidienſtſtelle an. 3. Parteigenoſſen und Parteianwärter, ſoweit ſie keine Pol. Leiter ſind, finden ſich voll⸗ zählig um 8 Uhr im Saale des„Freiſchütz“ pünktlich ein, ebenſo die NS⸗Frauenſchaft und Deutſches Frauenwerk. 4. Pgg. und PA., welche Amtswalter in einer Gliederung ſind, treten bei ihrer Glie⸗ derung an. i 5. HJ und BDM ſammeln ſich 7.45 Uhr an ihrem Stellplatz und marſchieren ge⸗ chloſſen in den Freiſchütz. Sie nehmen den latz rechts in dem Nebenſaal ein. 6. Die Vereine ſind wie folgt eingeteilt: a) die Mitglieder des Männergeſangver⸗ eins im Ratskeller, b) alle übrigen Vereine im Freiſchütz. c) Die Vereinsführer ordnen an, wo ſich die Mitglieder/ Stunde vor Ver⸗ Benne eben ſammeln, damit die ereine ebenfalls geſchloſſen einmar⸗ ſchieren. 7. Die Mitglieder der NSK OW erwarte ich im Freiſchütz ſo zahlreich wie bei ihren Ver⸗ ſammlungen. Ich lade zu dieſen beiden Groß⸗Kundge⸗ bungen die ganze deutſche Bevölkerung von Viernheim ein und erwarte von ihr einen Maſſenbeſuch! Jeder einzelne iſt dies dem Führer und ſeinen Beauftragten ſchuldig, denn daß es jedem einzelnen wieder gut geht, das verdankt er ihnen allein! Jeder Mann und jede Frau bedenke dies beſonders in die⸗ ſen Tagen, wo der Beauftragte unſeres Gau⸗ leiters, der Stellvertr. Gauleiter Pg. Linder zu uns nach Viernheim kommt! Durch einen Maſſenbeſuch aller hieſigen Männer und Frauen muß dieſer Abend zu einer Kundge⸗ bung der Treue für Adolf Hitler und unſeren Gauleiter werden! i Braun, Ortsgruppenleiter. 1 Frauenwerkes um ihr Erſ Achtung, Mitglieder im ND. Sämtliche Mitglieder im Reichsbund der Deutſchen Beamten e. V. ſammeln ſich am Mittwoch zur Kundgebung der NSDAP. um 19.45 Uhr an der Goetheſchule. Die Ver⸗ trauensmänner melden dem Pg. Franzke die Stärke der Fachſchaft. Braun, Ortsgruppenleiter. Heute Dienstag, den 13. Dezember, 8.30 Uhr, W Die Frauenſchaftslei⸗ terin bittet alle Mitglieder der NS- Frauenſchaft ſowie des Deutſchen inen. Zu⸗ gleich wird gebeten, auch die Großkundgebang der Partei am Mittwochabend zu e Näheres im Heimabend. Die Leiterin. 1 2 2 8 Hitler gugend Achtung! Kameradſchaftsführerl Dienſtbefehll Heute abend von 8 bis 8.15 Uhr erſcheinen ſämtliche Kameradſchaftsführer zu einer kur⸗ zen Beſprechung auf der Dienſtſtelle. Sämtliche Kameradſchaftsführer treten am Donnerstag, 8 Uhr, zur Beitragsabrechnung auf der Dienſtſtelle an. Gleichzeitig Ausgabe der neuen Marken.. .* 1 Standortbefehll Sämtliche Hitlerjungen, BDM⸗Mädels ſo⸗ wie die Führerſchaft des Jungvolks und der Jungmädel treten am Mittwoch, pünktlich um 7.30 Uhr 15 Parteikundgebung an. 10 Pfg. ſind mitzubringen. Es wird eine genaue Kon⸗ trolle durchgeführt. Der Standortbeauftragte der HJ. W. Rech. Jungmädel! Die Führerinnenbeſprechung der Jungmä⸗ del findet am Mittwoch, von 7—7.45 Uhr im Heim Schillerſchule ſtatt. Die Standortbeauftragte des BDM und JM M. Arnold Lolale Nachrichten Oleruheim, den 12. Dezember 1938 Unſer Tagesſpruch Lehr nur die Jungen weisheitsvoll, Wirſt ihnen keinen Irrtum ſparen, Was ihnen gründlich helfen ſoll, Das müſſen ſie eben ſelbſt erfahren. Geibel. Das Heulſche Frauenwerküber⸗ gibt Arbeiten jür Sudetenland Im Haus der Flieger in Darmſtadt fand am Sonntag ſymboliſch für den ganzen Gau eſſen⸗Naſſau die Uebergabe der vom Deut⸗ 1 Frauenwerk gearbeiteten Spenden für as Sudetenland ſtatt. Die vom Kreis Darmſtadt ausgeſtellten Arbeiten gaben in ihrer Geſamtheit ein gutes Bild von der kameradſchaftlichen Zuſammen⸗ arbeit aller Frauen im Gau. Nicht nur die Jugendgruppen haben ſich eingeſetzt, die Werk⸗ frauengruppe der DAß ließ ſich nicht nehmen mitzuarbeiten, Schultinder ſtellten Selbſtge⸗ arbeitetes zur Verfügung, und die Mitglieder der NS⸗Frauenſchaft und des Deutſchen Frauenwerkes im geſamten Gau halfen tat⸗ kräftig mit.. Die Gaufrauenſchaftsleiterin Weſternacher konnte dem Gaugmtsleiter der NS, Haug, melden, daß die Kreiſe des Gaues Heſſen⸗ Naſſau mit dieſem Tage Sackſpenden im Werte von RM. 40 000.— an das WSW für das Sudetenland übergeben haben. Das 8 Frauenwerk kann ſtolz 2 auf dies Ergebnis der Opferbereitſchaft und des Flei⸗ es. Es zeigt, wie Parteigenoſſe Haug bei 5 Dank ausführte, da*— Frauen verſtanden haben, was wahre Volksgemein⸗ chaft iſt, und es iſt zugleich ein Dank an den ührer dafür, daß er uns ein Großdeutſch⸗ land ſchuf. Als beſonderes Zeichen der Aner⸗ kennung ſtellte er der Gaufrauenſchaftsleite⸗ rin zur Durchführung weiterer Aufgaben den Betrag von RM. 500.— zur Verfügung. Für alle Mitglieder der NS⸗Frauenſchaft und des Deutſchen Frauenwerks, voran die Ju⸗ endgruppen, die die Feierſtunde in Darm⸗ ſtadt mit Liedern umrahmten, wird die er⸗ reichte Leiſtung nur Anſporn ſein zu weiterer Arbeit. nig. Veſtandsaufnahme aller Pferde(Maultiere, Maul⸗ eſel) und Beſpannfahrzeuge Auf Grund des Wehrleiſtungsgeſetzes vom 13. Juli 1938, 35 Abſ. 2 Satz 2 und 8 15 Nr. 1 und 2 und der gemäß 8 33 dieſes Ge⸗ ſetzes erlaſſenen Pferdeergänzungsvorſchrift vom 13. Auguſt 1938 findet eine Beſtands⸗ aufnahme aller Pferde, Maultiere und Maul⸗ eſel(nachſtehend der Kürze halber als Pferde bezeichnet) ſowie aller Beſpannfahrzeuge ſtatt. dieſem Zweck ſind die Pferde und Be⸗ pannfahrzeuge bei dem Bürgermeiſter der Ge⸗ meinde anzumelden, in der ſie am 15. Dezem⸗ ber 1938 ihren dauernden Standort haben. Die Anmeldung hat bis zum 22. Dezember 1938 zu erfolgen. Zur Anmeldung verpflichtet iſt in erſter Linie der Eigentümer. Befindet ſich das Pferd oder Beſpannfahrzeug nicht im Beſitz oder Gewahrſam des Eigentümers, ſo iſt ſtatt ſei⸗ ner der Beſitzer oder Gewahrſamsinhaber zur Anmeldung verpflichtet. Die Anmeldung kann mündlich oder ſchriftlich erfolgen.(Wir ver⸗ weiſen im übrigen auf die in unſerer letzten Samstag⸗Ausgabe erſchienene diesbezügliche amtliche Bekanntmachung). Buchdruckereibeſitzer Wilhelm Bingener Aus Mannheim⸗Feudenheim erhielten wir eſtern vormittag die Trauerkunde, daß der hier noch in beſtem Andenken ſtehende Buch⸗ druckereibeſitzer und langjährige Verleger des „Viernheimer Anzeiger“ am Sonntagabend, im 74. Lebensjahr stehend, verſchieden iſt. Wilhelm Bingener machte ſich anfangs der 90er Jahre hier ſelbſtändig. Er erwarb von Drucker Baum den wenige Jahre vorher ge⸗ ründeten„Viernheimer Anzeiger“. Seine ruckerei befand ſich zuerſt in dem jetzt Karl Steiert'ſchen Hauſe in der Schulſtraße, ſodann im Hintergebäude Chriſt. Adler 1., Adolf⸗ Hitlerſtraße, bis in den Jahren 1900-1901 das eigene Druckereigebäude mit Wohnhaus (jetzt Geſchwiſter Stephan), Adolf Hitler⸗ ſtraße 19, errichtet wurde. Den mehr als be⸗ ſcheidenen Druckereibetrieb führte er im Ver⸗ laufe der Jahre zu einem großen Druckerei⸗ unternehmen und die Zeitung zu einem an⸗ geſehenen Heimatblatt. Nach dem kurz vor dem Kriege erfolgten Verkauf der Zeitung mit Druckerei an Verleger Dr. Keil 4— Wilh. Bingener die von ihm gegründete Feudenhei⸗ mer Zeitung weiter. Sie erſcheint heute im Verlage ſeines Sohnes Alfred Bingener und liegt in guten Händen. Der Verſtorbene war ihm bis an ſein Lebensende ein treuer Berater, denn Wilhelm Bingener war mit Leib und Seele Buchdrucker, ihm war größter Fleiß und höchſte Gewiſſenhaftigkeit eigen. Durch ſein umfangreiches 85 und ſeine Tüch⸗ tigkeit fand er auch in den Kreiſen ſeiner Be⸗ rufskameraden allgemeine Wertſchätzung und Anerkennung. Möge der nach nur kurzem Leiden Abberufene ruhen in Frieden! Todesfall. Am Montagabend ſtarb nach kurzer Krankheit Frau Barbara Müller geb. Lantz, Witwe des Gaſtwirtes Andreas Müller, Holzſtraße 37. Sie iſt ihrem erſt vor wenigen Monaten verſtorbenen Gatten im 68. Lebensjahre in die Ewigkeit nachgefolgt. Verjammlung bes Kandwerks Am geſtrigen Abend fanden A auf Ein⸗ ladung des Ortsobmannes der DA und des Ortshandwerkswalters die hieſigen Handwer⸗ ker mit 7 und Lehrlingen im Neben⸗ 1 des„Freiſchütz“ zuſammen, um einen ortrag des ſtellvertretenden Gauhandwerks⸗ meiſters Pg. Krauſe, Frankfurt, zu hören. Nach der Eröffnung der Handwerker⸗Ver⸗ ſammlung durch Ortshandwerkswalter Weid⸗ ner gab der Kreishandwerksmeiſter 0 Ger⸗ big, Bensheim, 7 N geſchäftliche Mit⸗ teilungen bekannt. So bat er, die allwöchent⸗ lich Mittwochs von 8—9 Uhr beim Ortshand⸗ werkswalter ſtattfindenden Sprechſtunden zu allen klärenden Fragen aufzuſuchen. Ferner ſollen die Handwerker die Anmeldungen zum kommenden Handwerkerwettkampf tätigen und forderte er eine recht umfangreiche Beteili⸗ gung an demſelben. Ferner forderte er be⸗ ſonders die Handwerksmeiſter, deren Betriebs⸗ erträgniſſe ein anſtändiges Auskommen für eine Familie nicht gewährleiſten, auf, ſi ür das Kd7⸗Wagenwerk Fallersleben zu mel⸗ en. Auch Geſellen werden angenommen. Die Koſten für evtl. Umſchulung trägt das Werk. Während der Dauer der Umſchulung erhält die Familie den regulären Wochenlohn. Dem Meldenden entſtehen ſomit keinerlei Unkoſten. Dafür hat er aber noch den Vorteil, daß ihm damit eine beſſere Zukunft gewährleiſtet wird. Nun erteilte Ortshandwerkswalter Pg. Weidner dem Redner des Abends, Pg. Krauſe, Frankfurt, das Wort über hand⸗ werkliche Allgemeinfragen. Mit Intereſſe ver⸗ olgten die anweſenden Handwerker all die ragen, auf die der Redner zu ſprechen kam. Ausgehend von den Zeiten, als der National⸗ ſozialismus um die Macht kämpfte, als alle Arbeitsmöglichkeiten fehlten, iſt es heute ſo⸗ weit, daß das Recht auf Arbeit reſtlos ver⸗ wirklicht worden iſt, denn wenn man den Weg des Aufſtiegs der deutſchen Nation und damit des deutſchen Volkes verfolgt, dann muß man feſtſtellen, daß dieſen Aufſtieg nur die Arbeit und immer wieder die Arbeit hervorgerufen hat. Als der Führer die Macht übernahm, proklamierte er das Recht auf Arbeit für jeden einzelnen Volksgenoſſen. Wo aber Rechte ſind, da ſind auch Pflichten. Somit hat jeder Volksgenoſſe nicht nur das Recht auf Ar⸗ beit, ſondern auch die Pflicht zur Arbeit er⸗ halten. Es iſt im deutſchen Volk noch nicht ganz ee daß die Arbeit ſo wie⸗ der eine beſondere Würde erhalten hat, dies liegt aber am deutſchen Volk ſelbſt. Das Recht — Arbeit löſt immer wieder Steigerung der⸗ ſelben aus und damit findet eine ee Steigerung des Lebensſtandards ſtatt. Bei dieſer Steigerung der Arbeitsgelegenheiten, müſſen wir dem Führer helfen, durch er⸗ höhte eigene Leiſtungsſteigerung. Immer noch werde in den deutſchen Betrieben nicht plan⸗ mäßig genug gearbeitet, wodurch ein gewiſſer Lehrlauf entſteht, der beſeitigt werden muß. Der Betriebsführer ſei 1 0 Arbeitgeber, ſon⸗ dern der Arbeitvergeber. Der Arbeitgeber ſei die Nation. Groß iſt heute der Arbeitermangel, und ſo kann auf die Dauer nicht geduldet werden, daß 30 Prozent der deutſchen Handwerksbetriebe nur 600, 900 oder 1200 RM. Umſatz im Jahr aufweiſen. Dies bedeute, daß die ge⸗ lernte Arbeitskraft nur bis zu 30 Prozent ausgenützt werde. Dieſe Handwerker friſten ein kümmerliches Daſein, und auf der anderen Seite fehlen die Facharbeiter. Dieſer Zuſtand iſt auf die Dauer nicht tragbar. Hier mu eine Verpflanzung durchgeführt werden, ſelbſt wenn dadurch anfänglich Härten entſtehen, —. oder ſpäter werden dieſe Härten durch erbeſſerung der ſozialen Lage der Betrof⸗ fenen mehr als ausgeglichen. Der deutſche Handwerksmeiſter hat mit der Heranbildung und Erziehung des Nachwuchſes eine ungeheure Verantwortung auf lich e⸗ nommen. Zwiſchen Meiſter und Lehrling 5 ſteht kein Arbeits⸗, ſondern ein Lehrverhält⸗ nis, das dürfe man nicht aus dem Auge ver⸗ lieren. Der Lehrling muß vor allem als tüch⸗ tiger Facharbeiter erzogen werden und dafür iſt der Reichsberufswettkampf eingeführt wor⸗ den. Hier kann man feſtſtellen, ob der Meiſter dem Lehrling gegenüber ſeine Pflicht erfüllt. Wir wollen eine ſtarke Wehrmacht aufbauen, die den Lohn unſerer Arbeit ſchützen ſoll und ſchützt, dann brauchen wir aber vor allem — 5 Menſchen. Man darf dem jungen 2 abel keine Arbeit aufhalſen, die ihn ge⸗ ſundheitlich ſchädigt und man muß vor allem hygieniſch einwandfreie Arbeitsplätze ſchaffen. Der Redner bezeichnete das Handwerk als den Urquell allen Wiſſens und aller Kaltur, das eine große Aufgabe im deutſchen Volke habe. Es muß mithelfen, den Lebensraum des deutſchen Volkes 0 geſtalten. Jedes Erzeugnis muß die nationalſozialiſtiſche Weltanſchauung in ſich tragen, wir müſſen alſo unſere Welt⸗ anſchauung praktiſch geſtalten. Weiter be⸗ merkte der Redner im Verlaufe ſeiner Aus⸗ F daß es bedauerlich ſei, wenn heute ie Betriebsführer des deutſchen Handwerks noch nicht 100 prozentig in der Deutſchen Ar⸗ beitsfront ſtehen. Dieſe Menſchen werden auf die Dauer vom deutſchen Volk abgelehnt wer⸗ den müſſen. Auch forderte er auf, am Handwerkerwett⸗ kampf teilzunehmen. Zum Schluſſe ſeiner Ausführungen forderte der Redner auf, den Führer rückhaltlos zu unterſtützen, denn ſein Ziel ſei das 1000 jährige Reich aller Deut⸗ ſchen. Reicher Beifall lohnte die treffenden Ausführungen. Ortshandwerkswalter Weid⸗ ner ſprach dem Redner Dank für die aufklä⸗ renden Worte. f Anſchließend fand noch eine Ausſprache über Lehrlingsfragen, die Teilnahme am Hand⸗ werker⸗ und Berufswettkampf ſtatt. Nach Worten des Kreishandwerksmeiſters wurde die Verſammlung gegen 11 Uhr mit dem„Sieg⸗ Heil“ auf den Führer geſchloſſen. Ortshand⸗ werkswalter Weidner forderte die verſammel⸗ ten Angehörigen des Handwerks noch auf, an der morgigen Großkundgebung der Partei reſt⸗ 1 los teilzunehmen. K-»„„GGGGGGGGGGGGGGGG0 ost ric Mir cual ſurbelf ten cg 5 letz ti alſo n. anal eilt! werden, ehe g d Nei eilen; debhalh der N jan? bon de kummen naht i nagt! derart Mitte 10 der ige Das 0h en ſchen ſpret Tale ud ge 7 arſch Mate it ube run füt nur du ziehung fung fach ganz fl der de wenn et Tithei hangen hängig itz fir gehen die Aub Mittdo delle, file bi N den I 1 — ö, ſahnn ö Wolſ⸗ Wal hals Jübar, alt he in Ver⸗ let. lem al⸗ lutz vor bung nit 1e Bh, euberhe⸗ heute in eller und ber wit Date, ih und r Fleiß „ Aut * Tc ner Be⸗ ung und kuzen l arb mu 1 Andre erſt bor ten in befolgt. „ind ſo den, daß Bheniebe az in die ge⸗ Pepe ien ein anderen gufund er muß 1, felt ache, in durch Veuof⸗ m der 111 10, ling be⸗ werhüll⸗ ug bel ac 0 dafür tt wol⸗ Meier erl. uſbauen, fall und r allen fungen in ge r allem kalt erk als Kalt, g Vulle un des . A dung N Veli⸗ 1 be u N iu heut ſbwer gen M. den auf I b“, untl be 1. be 22 del Veld ufllo⸗ t lbe * Nach a de 1 1 eil. 1 Das ganze Viernheim ſoll es ſein: in hen Maßſen⸗Kunbgebungen morgen Mittwoch abend 8 Uhr im Freijchütz und im Aatskeller Kundgebung des deutſchen Volkes, nicht Verſammlung! Wenn in gewiſſen Zeitabſtänden die Partei als Führerin des deutſchen Volkes ihren Ap⸗ pell zu einer Kundgebung ergehen läßt, ſo richtet ſich dies nicht an 8 Mitglieder oder an die Männer und Frauen der For⸗ mationen und Gliederungen allein, nein, ſie richtet dieſen Appell zum Beſuch dieſer Kundgebung an die Geſamt⸗ 1 des deutſchen Volkes! Für die beiden Kundgebungen am Mittwoch abend iſt mithin dieſer Appell an alle deutſchen Volks⸗ genoſſen und Volksgenoſſinnen von Viernheim gerichtet! Wir wiſſen, daß ſo viele bei dieſen Worten einfallen, daß ſolche Kundgebungen wohl er⸗ eee. und zweckmäßig ſein werden, aber letzten Endes wäre er und ſeine Familie ja genügend aufgeklärt, ſie würden zum W958 eben, auch zum 8 ſie würden ja auch tets eine oder zwei Plaketten kaufen, ſie ſeien alſo nationalſozialiſtiſch. Und wer ſchon Na⸗ tionalſozialiſt ſei, der brauche ja auch in ſo einer Kundgebung nicht mehr aufgeklärt zu werden, denn man könne ihm ja nichts mehr erzählen, ſchließlich ſtehe ja alles in der Zei⸗ tung drin. Nein, lieber 9 da biſt du auf einem ganz falſchen Weg! Di geht oder warſt deshalb noch nicht in einer Großkundgebung der NSDAP., weil du ſchließlich noch an jenen Typ der früheren Verſammlungen denkſt, von der du und deine Frau damals heimge⸗ kommen ſeid und habt euch geſchworen, nie mehr in eine Verſammlung zu gehen. Tarin magſt du früher Recht gehabt haben, aber eine derartige Großveranſtaltung wie die morgen Mittwochabend, iſt mit dieſen„Verſammlun⸗ en der Syſtemzeit“ in keine Verbindung zu n Das ſind gewaltige und mitreißende Kund⸗ gebungen der Volksgemeinſchaft! Hier ſpre⸗ chen Beauftragte des Führers zum deut⸗ ſchen Menſchen, zur deutſchen Seele! Sie ſprechen von den gewaltigen Leiſtungen und Taten und geben einem jeden einzelnen durch ihre Worte eine innere Ausrichtung, eine neue Marſchrichtung für die kommenden Tage und Monate. Das muß von Zeit zu Zeit ſein und iſt unbedingt notwendig, ob der oder jener das nun für ſich wahrhaben will oder nicht, denn nur durch eine dauernde Formung und Er⸗ ziehung wird auch für alle Zukunft eine Stei⸗ erung des einzelnen Menſchen für die Ge⸗ ſamtheit des Volkes erreicht werden. Es iſt ganz klar, daß es bei jedem Menſchen, in jeder Familie mehr und mehr rückwärts geht, wenn er geiſt⸗ und gedankenlos ſeinen alten Trägheiten und Angewohnheiten nachgeht, ſich 7 5 läßt und von ware ab⸗ ängig iſt. Wer etwas erreichen will, wer et⸗ was für ſein Volk gelten will, der mußmit⸗ gehen und mitkämpfen, der darf nicht die Arbeit anderen überlaſſen! Der darf am Mittwochabend bei dieſen Kundgebungen nicht denken, es werden genug dort ſein und da fällt es nicht auf, wenn ich nicht da bin, oder da brauche ich nicht hinzugehen. Dem und denen muß ganz deutlich geſagt werden: aber Nutznießer dieſes unermüd⸗ lichen Kampfes die Männer, die dich und deine Familie vor dem Untergang, vor dem Bolſchewismus, vor größerer Not und un⸗ 255 Elend bewahrt haben, willſt du ein! Denke daran, wenn es dieſe Männer auch ſo machen würden wie du, der du den lieben Gott einen guten Mann ſein läßt, ſtreckſt die Füße unter den Tiſch, im übrigen nur noch zu zäh⸗ len vermagſt, daß es dir ja heute wieder gut geht, ſo abends wenn man die Ladenkaſſe ſtürzt und dann an den Mehreinnahmen feſt⸗ ſtellt, was man ſeit der Machtübernahme durch Adolf Hitler im Jahre 1933 wieder für ein tüchtiger Geſchäftsmann oder Hand⸗ werker geworden biſt: wo wären wir ſchon wieder. Und du vergißt dann vollends, daß du das alles nicht hätteſt, daß du und du noch heute erwerbslos wärſt, daß du und du noch 15 mehr als 1932 in den Klauen des Juden wärſt, daß du kein Ge⸗ ſchäft mehr hätteſt, wie 17 alle einer wie der andere 1932 keine Hoffnung mehr hattet, daß ihr jemals noch in Arbeit kommen wür⸗ det, daß ihr überhaupt noch jemals euer Ge⸗ ſchäft oder Handwerk weiterführen könntet! In dieſen Tagen größter Not, da ſprachen die 1. Beauftrag⸗ ten des 1 zu den deutſchen Menſchen! Wo ſie ſprachen und klärten das Volk auf, wo ſie davon ſprachen, daß der Führer ſie von aller Not und allem Elend befreien würde, wenn er an die Macht käme, da waren die größten Säle zu klein, ſo viel Menſchen kamen, um ſich an ihren Worten Glaube, Hoffnung und neue Stärke zu holen. Die Zeiten haben ſich geändert! Viele Leute haben das ſchon wieder ver⸗ eſſen, weil es ihnen wieder gut geht, weil 0 in ihrer kleinen Denkungsweiſe überzeugt ind, daß es ihnen auch gut geht, weil es ja allen anderen Leuten auch geht. Und ſo wird von einem in den anderen Tag hineinge⸗ ſchlendert, ein jeder geht ſeiner Arbeit nach, morgens wird der Laden vom Geſchäftsmann ehffnet, Käufer kommen, der Handwerker fehlt mit Geſellen und Lehrling auf die Bau⸗ 3 ins neugebaute Haus, dort arbeiten ie— und ſie alle bedenken esnicht, woher das alles kommt und gekom⸗ men iſt, wie das alles möglich wurde nach — großer Not! Wo ein jeder mit ſeiner amilie nur tiefſte Dunkelheit und größte Hoffnungsloſigkeit vor ſich ſah! Daran warſt du und du nicht ſchuld, daß es euch allen wieder gut geht! Ihr ſeid alle nur die Nutznießer von den gewaltigen Leiſtun⸗ gen und Taten des Führers und ſeiner Beauf⸗ tragten ſamt ſeiner nationalſozialiſtiſchen Be⸗ wegung, die Nutznießer des gewaltigſten Aaf⸗ bauwerkes eines Volkes, eines Staates, das — en jemals in ihrer Geſchichte geſehen at! Deshalb zeige dich dein ganzes Leben dem Führer und ſeinen Mitkämpfern treu und dankbar! Die Politik geht jeden Volksge⸗ noſſen an! Der Führer handelt für das geſamte deut⸗ ſche Volk, auch für jeden einzelnen und ſeine Zukunft! Es darf daher keine Gleichgültigen geben! Ein jeder Volksgenoſſe muß es als ſeine Pflicht betrachten, in dieſe Kundgebungen hineinzugehen! Wir werden ihm ſonſt beſtätigen müſſen, daß es ihm lediglich auf ſeinen Nutzen und Vor⸗ teil ankommt, daß er politiſch gleichgültig iſt und ſich daher bewußt außerhalb der kämpferi⸗ ſchen Gemeinſchaft des deutſchen Volkes ſtellt! Der Führer ruft jeden einzel⸗ nen, den Familienvater mit ſeiner Frau auf, mit den erwachſenen Söhnen und Töchtern: Zur großen National ſozialiſti⸗ ſchen Kundgebung morgen Mitt⸗ woch, 20 Uhr, im„Freiſchütz“ und „Ratskeller“, pw. Jreie Bahn jedem Tüchligen! Atbeilsgemeinſchaft von Staal und Parlkei zur Begablenſörderung Für die ſyſtematiſche Begabtenausleſe, die, unabhängig von der materiellen Lage, jeder Be⸗ abung aus dem Volke den Weg ebnen will, iſt etzt auch die erbbiologiſche Tarſchene eingeſetzt worden. Es wurde dieſer Tage eine von den zuſtändigen Staats- und Parteiſtellen gebildete Arbeitsgemeinſchaft zur erbbiologiſchen Begab⸗ tenforſchung gegründet, die unter Leitung des Leiters der Abteilung Begabtenförderung in der on des Reichsberufswettkampfes, oh l, 5 5 Die Arbeit dieſes Gremiums geht von Punkt 20. des Parteiprogramms aus, wonach die Aus⸗ bildung und M fähiger Menſchen eine nationalſozialiſtiſche Gemeinſchaftsaufgabe iſt. Die Maßzftäbe der politiſch erwünſchten Ausleſe und damit der Baſis jeder Begabtenförderung, ſollen durch die Arbeitsgemeinſchaft einheitli erarbeitet werden. Es wirken dabei mit da Raſſenpolitiſche Amt der NS DA,, das Raſſe⸗ und Siedlungshauptamt der, der Reichsaus⸗ ſchuß für Volksgeſundheitsdienſt, die Berufs⸗ beratungsſtellen der Reichsanstalt für Arbeits⸗ vermittlung und Arbeitsloſenverſicherun„„ die Reichsgruppe Induſtrie, die DAfß., die Rei jugendführung, das Reichsſtudentenwerk und namhafte Hochſchullehrer. Die Ergebniſſe des Reichsberufswettkampfes hatten deutlich geaeigt, daß die Verteilung ma⸗ Die Aufgaben ber Wenn wir im Kraftwagen mit dem Gefühl größter Sicherheit über die Reichsautobahn dahin ⸗ eilen, iſt das nicht zum geringſten Teil den wacke⸗ ren Männern zu verdanken, die in den Straßen- meiſtereien in Hitze und Kälte, bei Regen und Sonnenſchein, in Sturm und Wetter, jahraus, jahr⸗ ein, unverdroſſen ihre Pflicht tun. In Abſtänden von durchſchnittlich 50 km ſind an den Autobahnen Straßenmeiſtereien errichtet, deren Aufgabe es iſt, die Straßen ſtändig fahrbereit zu halten. Sie be⸗ ſtehen im allgemeinen aus einer großen Halle, in der die Wagen und Geräte untergebracht ſind, und aus einer Werkſtätte für kleinere Reperaturen an eigenen Wagen, ferner aus deren Dienſtgebäude mit den Verwaltungsräumen und den Wohnungen des Straßenmeiſters und ſeines Stellvertreters. Ein weiterer Flügel enthält u. a. einen Sanitäts⸗ raum, einen Aufenthaltsraum, einen Aufenthalts⸗ raum für das Perſonal, einen Raum zum Trock⸗ nen der Kleider, ſowie eine Küche, in der die Männer Gelegenheit haben, ſich ein warmes Eſſen zu bereiten. Die Fahrbahnen ſtändig unter Kontrolle Die Reichsautobahnen ſtehen ſtändig unter ſchärf⸗ ſter Kontrolle. Die Fahrbahnen werden durch Streckenwärter, denen beſtimmte Bezirke zugewieſen ſind, abgegangen. Ferner fährt der Straßenmeiſter die zu ſeinem Bereich zählenden Fahrbahnen ab, um ſich von ihrem Zuſtand zu überzeugen. Te⸗ lefonleitungen entlang der Autoſtraßen ermöglichen die ſofortige Weitergabe von Meldungen an eine Straßenmeiſterei. Dieſe wiederum ſind unter ſich verbunden, ſo daß ſich die Straßenmeiſterei jeder. zeit über den Zuſtand der Straßen in den Nach⸗ zargebieten unterrichten kann. Harte Arbeit im Winter. Im Winter werden durch Schnee und Glatt⸗ eis naturgemäß die ſtärkſten Anforderungen an die Straßenmeiſtereien geſtellt. Schon bei geringem Schneefall müſſen die Schneepflüge einach wer ⸗ den, um die Straßen ſchneefrei zu halten. Die ungeheure Arbeit, die allein bei Schneefall von dem Perſonal zu bewältigen iſt, mögen folgende Zahlen beweiſen. Dreimal muß ein Schneepflug die 7,5 bis 8 Meter breite Fahrbahn abfahren, bis. lie pöllig von Schnee frei iſt. um die beiden Tagung ber Schneiber⸗Innung jür ben Kreis Bergflraße Zum erstenmal ſeit Schaffung des neuen Kreiſes Bergſtraße, tagten gedern Nachmittag um 3 Uhr, die Mitglieder der Schueiderinnung der früheren Kreiſe Bensheim und Heppenheim im Saale„Zum goldenen Anker“. Kreishandwerksmeiſter Pg. Keil. eröffnete die Tagung und machte den Anweſenden klar, was die Regierung veranlaßte, daß die bei⸗ den Kreiſe Bensheim und Heppenheim zu einem Kreis unter dem Namen„Kreis Bergſtraße“, zu⸗ feerhen wurden. Gleichzeitig dankte er dem eitherigen Obermeiſter des früheren Kreiſes Bens⸗ heim, Schneidermeiſter Och. Bender, Zwingen⸗ berg, für die während ſeiner 2jährigen Amtstätig⸗ keit geleitete Arbeit. Als Obermeiſter für den neugeſchaffenen Kreis Bergſtraße, zu dem 233 Mitglieder zählen, führte der Kreishandwerksmeiſter im Namen der Handwerkskammer den ſeitherigen Obermeiſter für den Kreis Heppenheim, Schneider⸗ meiſter Ad. Bechtel, Heppenheim, in ſein Amt ein. Obermeiſter Bechtel dankte für das ihm ent⸗ gegengebrachte Vertrauen und u uc auch wei⸗ terhin zum Wohl des Handwerks und des deut⸗ ſchen Vaterlandes ſeine ganze Kraft zur Verfügung f ſtellen. Zum Gedenken der im verfloſſenen Jahr urch den Tod aus den Reihen geriſſenen Kolle⸗ gen, forderte Obermeiſter Bechtel die Anweſenden auf, durch ſtilles Gedenken, ſich von den Plätzen zu erheben. Alsdann gab Obermeiſter Bechtel den Beirat und die e bekannt. Als Beirat wurden folgende Schneidermeiſter beſtimmt: ſtellb. Obermeiſter: Hch. Bender, Zwingenberg; Kaſſenwart: Franz Enſinger, Heppenheim; Wer⸗ be- und Preſſewart: Kurt Pöſchl jun., Bensheim; Kreismodewart: Aug. Antes, Heppenheim; Lehr⸗ lingswart: Wilhelm Ulrich, Heppenheim; Ge⸗ ſellenwart: Karl Glanzner, Viernheim, Schrift⸗ führer: Adam Schneider, Viernheim.— Ge⸗ ſellenprüfungsausſchuß: Vorſ. Jakob Hörr, Gro⸗ nau; Stellv. Lorenz Kopp, Bensheim.— Weiter ſprach der Obermeiſter über die Verwendung des Gütezeichens, das jeder Schneidermeiſter bei Maß⸗ anfertigung anbringen ſoll. Die Einreichung zum Erwerb dieſes Gütezeichens, hat bei Schneidermeiſter Franz Enſinger, Heppenheim, Neckarſtr. 17, zu erfolgen. Zu dem im März kommenden Jahres ſtattfindenden Verarbeitungskurſus, haben ſich be⸗ reits über 20 Meiſter gemeldet, weitere Meldun⸗ gen wurden in der Versammlung entgegengenom⸗ men. Ueber den Beſuch des Schneidertages in Ber⸗ lin, gab Obermeister Bechtel einen ausführlichen Bericht. Schneidermeiſter Ph. Maier, Heppenheim, der im früheren Kreis Heppenheim als Prüfungsmeiſter fungierte, konnte von den 12 ſich zur Geſellenprü⸗ fung Gemeldeten, die alle die Prüfung beſtan⸗ den haben, an 10 Junggeſellen die Geſellen⸗ briefe überreichen, nachdem er mahnende Worte ihnen mit auf den Weg gab. Kreishandwerksmeiſter Keil richtete ebenfalls noch einige Worte an die Junggeſellen und ſprach abſchließend noch über den Reichsberufswettlampf und Handwerkerwettkampf. Nach kurzer Aussprache von Seiten der Innungs⸗ mitglieder, konnte Obermeiſter Bechtel mit dem Gruß an den Führer, die Verſammlung ſchließen. kerkeller Glücksgüter nicht mit der Schichtüfg der Begabungen im Volke übereinſtimmt. Je⸗ der ſachte Reichsſieger des letzten Reichsberufs⸗ wetklampfes war der Sohn oder die Tochter eines ungelernten Arbeiters. Auf den Berufs⸗ Rete der Lohnarbeiter entfielen 86 v. 15 aller Reichsſieger überhaupt. Jeder zweite 3 7 ſieger entſtammte einer kinderreſchen Familie, bei jedem neunten ſteht die Mutter als Witwe allein im Leben. Unter den erwachſenen Sie⸗ gern waren 18 v. H. in den Kriſenjahren lang⸗ friſtig erwerbslos. Bei ben Euwachſenen waren 48 v., H. außerſtande, die zu ihrer fachlichen Fortbildung nötigen Mittel aufzubringen, bei den Jugendlichen ſogar 69 v. H. Der Reichsorganiſationsleiter und der Reichs⸗ jugendführer haben daher das berufliche Begab⸗ tenförderungswerk angekündigt, in das nun auch die erbhiologiſche Forſchung eingeſchaltet wird. Bereits beim letzten Reichsberufswett⸗ kampf hatten 5000 berufsbeſte Wettkämpfer einen beſonderen erbbiologiſchen Fragebogen auszufüllen, der näher nach Geſchwiſtern und Eltern, deren Schulbildung, Beruf und nach dem Aufenthalt in Großſtadt, Mittelſtadt, Kleinſtadt oder auf dem Lande während der Kindheitsjahre und der Berufstätigkeit fragte und auch Angaben über die Großeltern forderte Straßenmeiſtereſen Fahrbahnen einer Bahnmeiſterer zu raumen, muß alſo ein Schneepflug ſechsmal 50 km, d. h. alſo 300 km, abfahren. Selbſtverſtändlich teilen ſich mehrere Schneepflüge innerhalb des Bereiches eſnar Straßenmeiſterei in die Arbeit, damit der Schnee ſo raſch wie möglich beſeitigt iſt. Ein Schnee⸗ pflug vermag bis zu 20 im in der Stunde zu räumen. Es iſt ſchon vorgekommen, daß die Schneepflüge 140 Stunden lang— natürlich bei ſtändiger Ablöſung des Fahrperſonals— un⸗ unterbrochen tätig ſein mußten. Die ungleichmäßig auftretenden gefährlichen Schneewehen, verlangen einen nicht geringeren Einſatz des Perſonals. f Nicht anders verhält es ſich bei Glatteis und Eisregen. Auch in dieſem Falle nehmen die Stra⸗ ßenmeiſtereien Meldungen der Kraftfahrer über den Straßenzuſtand. 10 Tonnen⸗Laſtwagen, die mit einem elektriſch betriebenen Sandſtreuer aus⸗ gerüſtet ſind, fahren die gefährdete Strecke ab und beſtreuen ſie mit Sand. Stellt ſich wieder eine Schönwetter⸗Periode ein, dann ſäubern Kehr⸗ maſchinen die Fahrbahn und der Sand wird in Silos in den Straßenmeiſtereien geſammelt. Im Sommer ſind die Männer der Straßenmeiſtereien ſtändig unterwegs, um die Grundflächen zwiſchen den Fahrbahnen in Ordnung zu halten und klei⸗ nere, meiſt durch Unfälle hervorgerufene Schä⸗ den au der Bahn auszubeſſeru. Weihnachtsgeſchenk. Weihnachten wird ſie ſich verloben. Und damit Sie hat das ſchönſte es alle erfahren, gibt ſie eine Verlobungs⸗ Anzeige in unſerem Blatt auf: denn unſere Zeitung iſt das Blatt der Familie. Vergeſſen Sie nicht, Ihre Verlobungs⸗Anzeige rechtzeitig bei uns aufzugeben. Wie wird das Weite:? Nachts leichter Froſt Noch immer geht ein breiter Strom ſub⸗ tropiſcher Warmluft über das europaiſche Feſt⸗ land nordweſtwärts. In ſeinem Bereich liegen die Temperaturen Südeuropas meiſt über 10 und höchſtens über 15 Grad, während ſein Einfluß bei uns ſich durch die vorgelagerte Alpenkette hauptſächlich in der Höhe bemerk⸗ bar macht und vielerorts ungewöhnlich mil⸗ des Wetter bedingt. Der Frankfurter Wetter⸗ flieger erreichte am Montagmorgen die Null⸗ Grad⸗Grenze erſt in 2 800 Meter Dobe und traf zwiſchen 800 und 1000 Meter Tempera⸗ turen bis plus 15 Grad an. Die Geſamt⸗ wetterlage erfährt vorerſt wenig Aenderung. Die Ausſichten für Mittwoch: Wolkig bis aufheiternd und noch morgens vielfach dunſtig, Temperaturen wenig geändert. Helft Unfälle verhüten! Leichtſinn raubt Menſchen Die langen Haare waren ſchuld! 5 V. A. Ein Arbeiter arbeitete an einer Bohrmaſchine und verſenkte Löcher. Dabei bückte er ſich wohl etwas vor und kam mit dem Haar in die Maſchine.— Ein anderer hatte an der Bohrmaſchine einige Löcher zu bohren. Dabei kam er infolge Unachtſam⸗ keit mit den Haaren in die Bohrſpindel. Die Haare wickelten ſich um die Spindel und wurden aus der Kopfhaut herausgeriſſen. Zu lange Haare ſind ein gefährlicher Un⸗ fallherd. Ein Meiſter hatte aus dieſem Grund einen Lehrling friſtlos entlaſſen, weil er ſich weigerte, ſich die Haare kürzer ſchnei⸗ den zu laſſen. Der Lehrling klagte, das Ar⸗ beitsgericht gab aber dem Lehrherrn recht! Mit dem Elektrokarren verunglückt 60 Ein Arbeiter, der als Elektrokarrenfüh⸗ rer ausgebildet werden ſollte, verunglückte infolge Verwechflung des Schalthebels mit dem Steuerhebel. Er fuhr in voller Fahrt Achtung! gegen einen Wer„ wobei er ſo ſchwere Verletzungen erlitt, daß er daran ſtarb. Dieſer Unfall gibt Veranlaſſung, auf einen zweckmäßig geſtalteten Schutz des Führerſtandes hinzuweiſen. Vom Bohrer erfaßt Zu einem ſchweren Unfall kam es an einer Vertikalbohrmaſchine. Unfallurſache war die loſe Kleidung. Ein Arbeiter wurde von dem großen Bohrer der Maſchine gefaßt. Der Bohrſchlitten hob ſich zur Seite, der Ver⸗ letzte wurde mehrmals herumgeſchleudert. Der Bohrer riß ihm buchſtäblich die Kleider vom Leib. Er erlitt mehrere Rippenbrüche, Blutergüſſe, ſowie Hautabſchürfungen am Rücken, an beiden Armen und Beinen. Schleiſſchraube zerſprungen Durch Zerſpringen einer Schleifſchraube wurden zwei Lehrlinge verletzt, von denen der eine einen Oberarmbruch davontrug. Es ganperre ſrch um erne handperrſebene, unge baute Zentrifuge mit horizontaler Schleif⸗ ſchraube. Aus unbekannter Arſache zerſprang die Scheibe. Da eine Schutzvorrichtung fehlte, 8 die Bruchſtücke ſolchen Schaden an⸗ richten. . Wenn man nicht feſt ſteht. N Wie nötig es iſt, ſich gerade bei Trans⸗ portarbeiten einen ſicheren Stand zu ſchaf⸗ fen, zeigt folgender Unfall: Ein Arbeiter ſtand auf einem Stapel von Winkeleiſen, hatte bereits ein etwa 12 m langes Stück an die Krankette geſchlungen und das Zeichen zum Hochziehen gegeben. Er wollte der ſchwebenden Laſt ausweichen, glitt aus und ſchlug mit der linken Schläfe auf die Winkel⸗ eiſen auf. Die Verletzung war ſo ſchwer, — J 8 E farc daß der Tod ſofort eintrat. Alle Mädel und jungen Frauen über 21 Jahren ſchließen ſich zuſammen in den Jugendgruppen des Deutſchen Frauenwerks. Auskunft erteilen alle Dienſtſtellen der NS-Frauenſchaft und des Deutſchen Frauenwerks. Für Weihnachtsbaſtler: Statt besonderer Anzeige Gobrp fl: u 52 un Für Baumpflanzer: verschiedene Größen u. Stärken HOLZHANDLCUNG Penn. Druchmann öwen) Fernsprecher 26 Wöſche die mit geſpült, duſtet Nach Gottes unerforschlichem Ratschluß ist am Sonntag abend mein lieber Mann, unser guter Vater, Großvater, Schwiegervater und Onkel, Herr Wimeim Bingener Buchdruckereibesitzer .— nach kurzem Leiden, versehen mit den hl. Sterbesakramenten, im 74. Mannheim-Feudenheim, Mannheim, Berlin, Frankfurt a. M., Heilbronn, den 13. Dezember 1938 Die trauernden Hinterbliebenen Die Beerdigung findet Mittwoch, 14. Dezember 1938, nachm. 3 Uhr von der Feudenheimer Friedhofkapelle aus statt. Lebensjahre sanft entschlafen. ee Todes-— Anzeige Gott, der Allmächtige, hat unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwägerin und Tante, Frau Barbara Müller 90 b. Lantz gestern abend nach kurzer Krankheit, ver- sehen mit den hl. Sterbesakramenten im 68. Lebensjahre zu sich in die Ewigkeit ab- gerufen. Viernheim, den 13. Dezember 1938 In tiefer Trauer: Die Hinterbliebenen Die Beerdigung findet am Mittwoch nachmittag 3.30 Uhr vom Trauerhause Holzstraße 37 aus statt. frisch und Mittwoch und Freitag jedes⸗ mal friſch eintreff. ſeefriſche Ranilau. Schelilisen und fllet Heute Dienstag ab uhr, erſiklaſſ Kempf, Hügelſtr. angenehm! Läufer⸗ u. Einlegſchweine zu haben in der Schweinehandlung Georg Helirich, mofnestr. 2 Verloren ging am Samstag abend auf dem Wege Lorſcherſtr — Adolf Hitlerſtr — Bismarckſtr.— Daucæsacien in einfacher bis feinstei Austührung bei billig- Sete. ster Berechnung liefer„ werkzeuge. Um Rückgabe geg. unsere Buchdruckerei Belohnung wird gebeten. Hernnelmerbousszellung Sr r Lorſcherſtr. 38 Aufruf! Zu der morgen Mittwoch, 14. ds. Mts., ſtattfindenden Groß⸗Kundgebung erwarte ich vollzählige Beteiligung der Bauernſchaft. Wir treffen uns pünktlich 7.45 Uhr vor der Milch⸗ zentrale in der Schulſtraße und gehen ge⸗ ſchloſſen in den Ratskeller. Helfrich, Ortsbauernführer. NB. Die Milch wird auf meine Anord⸗ nung von 6 Uhr bis pünktlich 6.45 Uhr ab⸗ genommen, die Milchanlieferer wollen daher rechtzeitig zur Sammelſtelle kommen. Pereins⸗Anzeiget eutſches Notes Kreuz 1 Bereitſchaft m. und w. Mittwoch, 14. Dezember, 19.45 Uhr, in Uni⸗ form am Rathaus. Der Zugführer— Die Führerin. NB. Die Helferinnen werden gebeten, heute abend 8.30 Uhr im Pflichtabend der NS.⸗ Frauenſchaft anweſend zu ſein. Die Führerin. Krieger⸗ und Soldatenkameradſchaft 1875 Die Kameraden werden hiermit aufgefordert, ſich an der am Mittwochabend ſtattfindenden Großkundgebung vollzählig zu beteiligen.— Kyffhäuſeranzug. sind sehr Fesenmeyer- Gescienke sind gern„gewählte“ Geschenke sinds ehr preiswerte“ Geschenke- Uhren, Ringe, Ohrringe in Gold und Silber Sollien Sie ewas ganz Besonderes wählen, dann beaduen Sie bite den sehr interessanten Brillants dim uck in meinen Fenstern 5 3 e „aparte“ Geschenke Was ſchenke ich? Ja, ſche Zumal, wenn man nicht weiß, ob's rei Drum wird ſich freuen jedermann, 655 * ihm der s für ſein Geld er ſchenk— Vergeſſen Sie nicht:. Preislagen von RM. 1.— bis RM. 10.— wer⸗ den immer gern gekauft. Geſchäftsanzeigen, die täglich mit Geſchick darauf binweiſen, 4 den Umſatz bedeutend heben., henke— das iſt die Frage an hört ſie jetzt wohl alle Tage. N nken iſt oft gar nicht leicht, Kaufmann zeiget an, Geſchenkartikel in den werden Labalſachſchaf Der Kameradſchaftsführer. Tabakverwiegungen: Da die Ver⸗ wiegung des Hauptgutes laufend weitergeht, wird vorausſichtlich bis Weihnachten ſämt⸗ licher Tabak verwogen ſein. Am Mittwoch, ab 8 Uhr, verwiegen die Gruppe 9 ganz und von den Gruppen 2 und 15 nur die beſtellten Pflanzer. Donnerstag: Gruppe 4 und 5 ganz und von Gruppe 10 die beſtellten Pflanzer. Freitag: Hageltabak der Gruppen 1—8. Für kommende Woche ſind weitere Termine angeſetzt.. F* Das Schaujenſier allein macht es nicht! Die Waren verkaufen ſich nicht von ſelbſt.— Man muß ſie anbieten garum ulrd in der Mernneimerbolkszelung Kein Naudfalk oA 5 Zeitung/ — Die Zeitung sagt ihren Lesern, was sie wissen müssen. Sie warnt, berät und hilft, unterhält und belehrt. Sie ist billig und pũnktli ch kurz Uentbehrlien für 198011 Heanlieimen Hallæs eltung tödlich Cberbe hon an batte un verbliebe ethtot dyn debaltun Samstag und zug — Veihnac Jugend Anm utltlith lien U haut d 3 90 get ann Selb fe ku es 1 ic em beh 85 Ueihat degtig if 1m Aübts gut eine nag Lerlig 0 ler her 0 lung keiner 80 ane 9 0 0 — 7¹5 * zie d 1 1 f 8 8 8 „* Bunke Tageschronik 80 Jahre Rhein-Main-Bahn Mainz. Nachdem die„Heſſiſche Ludwigs⸗ Eiſenbahn⸗Geſellſchaft zuerſt die Strecken Nains— Worms(fertiggeſtellt 1853) und Mainz-Bingen(fertiggeſtellt 1859) in Angriff genommen hatte. ſchuf ſie auch die von der flarkenburgiſchen Bevölkerung lange herbei⸗ geſehnte Verbindung von Aſchaffenburg über Darmſtadt an den Rhein. der Stadt Mainz gegenüber. Die Konzeſſion zum Bau war Mainz-Bingen im Januar 1856 erteilt wor⸗ den. Dank der günſtigen Geländeverhältniſſe und dem Entgegenkommen der bayeriſchen und heſſiſchen Regierung konnte der Bau ſo beſchleu⸗ niagt werden. daß die„Rhein⸗Main⸗Bahn“ am 18. November 1858 den Güterdienſt und am 20. Dezember 1858 den Perſonendienſt aufneh⸗ men konnte. Dieſe wichtige Verkebrsverbin⸗ dung beſteht alſo jetzt 80 Jahre. der Tod der Lieſel Frank aufgeklärt Koblenz. Der angeblich aus Mannheim ſtam⸗ mende Mörder der Lieſel Frank, ein Mann na⸗ mens Hans Frank, jedoch mit der Getöteten weder verwandt noch verſchwägert, iſt aufgrund der Perſonalbeſchreibungen in den Zeitungen verhaftet worden und hat nach längerem hartnäckigem Leugnen eine eingehende Schilde⸗ rung des Tatbeſtandes gegeben. Er hatte die Getötete in einem Lokal der Koblenzer Altſtadt kennengelernt und ſie nach der Polizeiſtunde bis zu Tatort begleitet, wo er bis früh balb 5 Uhr mit ihr verweilte. Nach der Untat ging Frank zum Hauptbahnhof und fuhr zu einem Bekann⸗ ten nach Neuwied, wo er ſich bis zum Sonntag⸗ abend aufgehalten hat, Die folgende Nacht ver⸗ brachte er im Bahnbofswarteſaal in Andernach und fuhr dann mit dem Frühzug nach Nieder⸗ mendig zu ſeiner Frau. Erſt am Dienstag er⸗ ſchien er wieder auf ſeiner Arbeitsſtelle. Wenige Tage danach konnte er nun verhaftet werden. Der Bericht über die Tat ſelbſt wird erſt nach Abſchluß der im Gange befindlichen Verneh⸗ mung Franks bekannt gegeben werden. 1 Möven auf Noſineniagd Kürzlich ſtürzte von der Landebrücke am Rheinwerft bei Koblenz ein Lieferauto in den Rhein. Die in 22 Kiſten verpackten Roſinen ha⸗ ben nun durch Aufaquellen die Kiſten geſprengt und trieben zur Oberfläche em⸗ por. Kaum geſchehen, ſtürzten ſich hunderte von Möven auf die treibende Beute und fraßen, was der Kropf halten wollte, alles natürlich unter mächtigem Geſchrei. Sogar von der Moſel und ſonſt weither kamen die Möven herbeigeflogen, lich an dem ſüßen Mahl zu beteiligen. Kind von einem Omnibus totgefahren Lich. Das 35jährige Töchterchen des hieſigen Müllers Paſtau lief beim Spielen auf die Fahrbahn und direkt vor einen Kraftomnibus. Das Kind wurde überfahren und auf der Stelle getötet. Erſchlagen Wadgaſſen(Sg.). Durch eine Lagerſchale, die ihm bei Reparaturarbeiten auf den Kopf fiel, erlitt der Einwohner Alfred Veith einen tödlichen Schädelbruch. Opſerſtock erbrochen Eberbach. Ein Unbekannter, der ſich offenbar ſchon am Tage in die katholiſche Kirche begeben hatte, und da bis nach Einbruch der Dunkelheit verblieben war, hat nachts den Opferſtock erbrochen und beraubt. Skelettfund unter der Kirche Pforzheim. Bei den Grabarbeiten zur Um⸗ geſtaltung der Barfüßerkirche ſtieß man am Samstag auf ein ſehr altes Skelett. und zwar an jener Stelle, an der im Mittel⸗ alter das Hauptſchiff der ehemaligen Kloſter⸗ kirche war, ſodaß es ſich um einen in der Kirche . hohen Kloſterinſaſſen gehandelt ha⸗ en muß. Beſtrafter Steuerſünder Kuſel(Pf.). Der Metzgermeiſter Artur Decker in Theisbergſtegen(Bezirk Kuſel) wurde wegen fortgeſetzter Hinterziehung von Umſatz⸗, Einkommens⸗, Gewerbe⸗ und Vermö⸗ gensſteuer und verſuchter Hinterziehung von Einkommens⸗ und Gewerbeſteuer— geſchehen in den Jahren 1930 bis 1987— zu insgeſamt 10 O00 RM. Geldſtrafe veurteilt. Verbrühungstod Kaiſerslautern. Im Krankenhaus ſtarb das diäbrige Töchterchen der Eheleute Schreck, das am Freitag in heißes Waſſer gefallen war und ſich tödlich verbrüht hatte. Todesſturz nach einem luftigen Abend. Speyer a. Rh. Der bei einer hieſigen Firma auswärts— in Kandel— beſchäftigte Georg Lenzer aus Darmſtadt ſtieg nachts nach ſei⸗ ner Heimkehr von einem Kameradſchaftsabend aus unbekanntem Grunde auf das Fenſterbrett ſeines im dritten Stockwerk gelegenen Zim⸗ mers, ſtürzte in die Tieſe und brach ſich die Wirbelſäule. Gummiring brachle den Tod Eigenartiger Anlaß zu einer Blutvergiftung Berlin, 12. Dez. Ein eigenartiger Todesfall, der für viele eine Mahnung ſein follte, ereignete ſich in der Ort⸗ ſchaft Liepe im Kreiſe Angermünde. Ein acht⸗ zehnjähriges Mädchen hatte im Bett ein Buch eleſen und ſich dabei um einen Finger einen aketgummi gewickelt. Offenbar iſt das Mäd⸗ 3 beim Leſen eingeſchlafen, vergaß aber, das ummiband vom Finger zu nehmen. Am ande⸗ ren Morgen erſchrak es, als der Finger an der Spitze ſchwarz angelaufen war, ein Zeichen da⸗ für, daß er bereits abgeſtorben war. Bald war dann der ganze Arm blau verfärbt, ſo daß ein Arzt keine Hilfe mehr bringen konnte. Kurze Zeit darauf ſtarb das Mädchen infolge Blutver⸗ giftung. Wie feſtgeſtellt wurde, hat der Gummi⸗ ring während der Nacht den Finger zum Ab⸗ ſterben gebracht. Die San geſen le verbrei⸗ teten ſich dann nach dem Löſen des Gummis mit großer Schnelligkeit über den ganzen Kör⸗ per und hatten den tragiſchen Tod zur Folge. 1000 Gaſtſtälten enkjudel Wien, 12. Dezember Wie in den anderen Zweigen der Wirtſchaft hatten ſich die Juden in Wien auch ſtark in dem Gaſt⸗ und Schankſtättengewerbe einge⸗ niſtet. Zur Zeit der Machtübernahme waren in Wien 220 Kaffeehäuſer, 216 Gaſthäuſer, 115 Speiſehäuſer und 430 Spiritouſenſchenken in jüdiſchem Beſitz. Sofort nach dem Umbruch be⸗ gann die Gaſt⸗ und Schankgewerbe⸗Innung die Entjudung dieſer rund 1000 jüdiſchen Betriebe. Blick in den Gerichtssaal Betrunken am zleuer Heidelberg. u ſechs Monaten Ge⸗ ängnis wurde wegen fahrläſſiger Tötung der 33jährige Karl Jakob aus Wilhelmsfeld verurteilt. Er hatte in angeſäuſeltem Zuſtand in großer Geſchwindigkeit Ziegelhauſen durch⸗ fahren, in einer Kurve die Herrſchaft über ſei⸗ nen Wagen verloren. und dabei ein 18jähriges Mädchen aus Peterstal tödlich verletzt. Es war unverantwortlich von J., ſich mit etwa zwei Flaſchen Wein im Leibe ans Steuer zu ſetzen und zu fahren. Ein ſauberer„Freiherr“ Zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt Sicherungsverwabrung angeordnet Freiburg. Immer wieder gibt es Volks⸗ genoſſen, die darzuf hereinfallen, Menſchen, die ſich ihnen mit bochklingenden Namen vorſtellen. mehr Vertrauen entgegenzubringen, als es allgemein Fremden gegenüber der Fall iſt. Auf dieſe Schwäche ſpekulierte der 51jährige Albert Wilbelm Frey aus Laufen, um ſeine gut⸗ gläubigen„Kunden“ tüchtig übers Ohr zu hauen. Als„Ingenieur“,„Direktor“,„Wein⸗ gutsbeſitzer“ und ſogar als„Freiberr“ verſtand er es, ſeine Kreditwürdigkeit überall vorzugau⸗ keln. In 16 Fällen gelang es ihm. ſo zu einer Summe von weit über 1000 RM. zu gelangen. die er ſich hauptſächlich in der Gegend von Baden⸗Baden und Raſtatt erſchwindelte. Ne⸗ ben Beſtellſchein⸗ und Quittungsfälſchungen werden ihm Zechprellereien zur Laſt gelegt. Schließlich trat der Angeklagte noch als „Weinreiſender“ auf. und einzelne Wirte zahl⸗ ten ſogar ſchon bei Beſtellung die Hälfte der Rechnungen: ſie konnten natürlich auf die Lie⸗ jerung lange warten. Frey brachte es ſogar fertig, daß er darüber binaus noch Geld gepumpt bekam. Es iſt unglaublich, daß Volksgenoſſen immer wieder auf den Trick der „augenblicklichen Geldverlegenheit“ hereinfal⸗ len. Die Hauptverhandlung vor der Zweiten Strafkammer des Landgerichts Freiburg ergab einwandfrei die dem Angeklagten zur Laſt ge⸗ legten Straftaten, der wegen der gleichen De⸗ likte nicht weniger als 15 Vorſtrafen in ſeinem Regiſter— darunter Zuchthaus und fünfiäb⸗ riger Ehrverluſt— zu verzeichnen hat. Da es ſich bei dem Angeklagten Frey um einen äußerſt gefährlichen Gewohnheitsverbrecher han⸗ delt, dem jeder ſittliche Halt fehlt, erkannte die Strafkammer auf fünf Jahre Zucht⸗ haus unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren. Weiter wurde eine Geldſtrafe von 2 300 RM. ausgeſprochen, die durch die Unterſuchungshaft als verbüßt gilt, und außerdem die Sicherungs⸗ verwahrung angeordnet. Selbſtverſtändlich konnten Frey keine mildernden Umſtände zu⸗ gebilligt werden. Uebermüdel am Skeuer Dirmingen(Sg.). Der 30jährige Wilhelm Gottſchild aus Landsweiler, der im Seyp⸗ tember am hellichten Tage beim Ueberholen eines Kuhgeſpannes dieſes angerempelt und die neben dem Wagen gehende Ehefrau Klein tödlich, eine andere Frau leichter verletzt hatte, erhielt ſechs Monate Gefäng⸗ nis. G. war am fraglichen Tage übermüdet, und hatte das vor ihm fahrende Geſpann ſo ſpät bemerkt, daß er beim Linksſteuern nicht mehr daran vorbeikam. Sie hören im Rundfunk Mittwoch, 14. Dezember Stuttgart 6: Morgenlied, Zeit, Wetter, landw. Nachrichten. 6.80: Frühkonzert. 7: Nachrichten. 8.30: Morgenmuſik. 9.20: Für dich dabeim. 10 Schäfer, ſag, wo tuſt du weiden? 11.30: Volksmuſik und Bauernkalender. 12: Mittagskonzert. 13. Nachrichten, Wette. 13.15: Mit- tagskonzert 14: Fröhliches Allerlei. 16:„Kaffee ver⸗ kehrt aus Wien“. 18: Aus der Schallplatten⸗Wunſch⸗ mappe. 18.30: Aus Zeit und Leben. 19: Gruß aus den Bergen. 19 15:„Bremsklötze weg!“ Von deut- ſchem Fliegergeiſt. 19.45: Oskar gooſt ſpielt. 20 Nachrichten. 20.15: Stunde der jungen Nation. Lied der Oſtmarf. 21:„Sohn eines großen Vaters“, Lebensbild Philipp Emanuel Bach's 22: Nachrichten, Wetter, Sport 22.30: Beliebte Kapellen ſpielen zum Tanz. 24: Nachtkonzert. Frankfurt 6: Dialoque, Morgenſpruch. 6.30: Frühkonzert. 7: Nachrichten, Zeit. Wetter. 8.30: Froher Klang zur Werkpauſe 40 Kleine Ratſchläge für Küche und aus. 10: Schulfunk 11 40: Leiſtungswettkampf der Landjugend. 12: Werkskonzert. 13: Seit. 658. ten, Wetter. 13.15: Mittagskonzert. 14: Zeit, Nach⸗ richten. 14.10: Das Stündchen nach Tiſch. 15: Bilder⸗ buch der Woche 15.15: Politiſcher Scheinwerfer. 15.80: Frauenſchaffen der Gegenwart 15.15: Bei Weih⸗ nachtsgeſchenken— an Bücher denken. 16:„Kaffee verkehrt aus Wien“ 18: Ein Wort an alle. 18.10: Volk und Wirtſchaft. 18.20: Aſphalt, Bohle— Schere. 18.30: Schöne deutſche Weihnachtslieder. 19: Fliegendes Deutſchland. 19.30: Kl. Konzert der Ju- end, 201 Zeit, Nachrichten, Wetter. 20.15: Stunde er jungen Nation. Lied der Sſtmark 91: Lieder von Fr. Schubert. 22: Zeit, Nachrichten, Wetter. 22.15: 7 775 Kolonien. 22.30: Muſik aus Wien. 24: Nacht⸗ onzert. Tragiſcher Wekllauf mit dem Tode Flammen ſchneller als Menſchenkraft Beſancon, im Dezember Im franzöſiſchen Kohlenrevier von Grand' ombe waren im Grubenabſchnitt Bickford Schlagende Wetter aufgetreten. Um ein mög⸗ lichſt ſchnelles Entweichen dieſer gefährlichen Grubengaſe zu bewirken, hatten die leitenden Bergingenieure umfangreiche Sprengungen vor⸗ genommen. Nun galt es, an Ort und Stelle nachzuprüfen, inwieweit Stollen und Schächte von den Schlagenden Wettern frei geworden waren. Mit dieſer ſchwierigen und gefährlichen Aufgabe betraute man zwei zuverläſſige Gru⸗ benarbeiter, den 29jährigen Renée Mathieu und den 25jährigen Georges Bertrand, die ſich beide als Rottenführer beſtens bewährt hatten. Um 1 Uhr nachts wurden beide in einem vorher auf Haltbarkeit nachgeprüften örderkorb den Ricard⸗Schacht, 800 Meter tief, hinuntergelaſ⸗ ſen. Beide waren mit Atmungsapparaten, elektriſchen Sicherheitslampen un Gruben⸗ Gasmeſſern vorſehen. Alles verlief glatt. Nach nicht allzulangem Aufenthalt in der Tiefe ga⸗ ben die beiden das Zeichen zum Emporzuge. Plötzlich bemerkte der Monteur, der die Win des Förderkorbes handhabte, einen dunkelroten Lichtſchein. Zu ſeinem Schrecken ſah er, daß un⸗ ten ein Grubenfeuer ausgebrochen war und zelt Stichflammen gegen den Förderkorb zün⸗ elten. Aus Leibeskräften drehte der Monteur ie Winde, um den Korb emporzuhiſſen, bevor die mit raſender Schnelligkeit emporzüngelnden Flammen das Förderſeil ergriffen. Ein atem⸗ raubender Kampf der Geſchwindigkeit zwiſchen Menſch und Flamme entſpann ſich. Schon war der Förderkorb der Oberfläche nahgekommen, als die Winde plötzlich verſagte. Die Flammen tten das Förderſeil durchgebrannt. Ehe der onteur ſich der Furchtbarkeit der Lage noch bewußt wurde, ſtürzte der Förderkorb mit den beiden unglücklichen Arbeitern durch die ſchwe⸗ lende Flammenſäule in die Tiefe. Beide waren rettungslos verloren. Gleich nachdem die Arbeiter ihre Meſſungen beendet 83 war offenbar ganz unverſehens der Grubenbrand ausgebrochen. Das Feuer konnte erſt nach lan⸗ F am nächſten Abend gelölcht werden. —. ͤ—ö:————————˖jꝙ%—ẽ¹i d ĩ—Üʃp ẽ t-ůLvummꝶꝶmmm¹mÜr-můmjaaurmůmm arr. e Berliner Brief Weihnachtliche Reichshauptſtadt— Handgeübte Jugend—„Jondel“ und die Luftballons— Der Gaſt ohne Flötenſolo Rund zwei Wochen vor Weihnachten kann natürlich auch der Chroniſt ſeine weihnacht⸗ lichen Gefühle nicht unterdrücken. Wo er bin⸗ ſchaut vermeint er Kerzenſchimmer zu ſehen, wo ſeine Naſe ſchnuppert, riecht ſie das Grün jun⸗ ger Tannen und den würzigen Duft vom Harz Selbſt ſeine Gehörgänge ſind nur noch dem Tru⸗ bel des Weihnachtsmarktes zugänglich, wäh⸗ rend ſich der Geiſt angelegentlich mit dem Prob⸗ lem beſchäftigt, wie man die weihnachtlichen Unkoſten beſtreitet, wenn die Ausſicht auf eine Weihnachtsgratiſikation nicht eben hundertpro⸗ zentig iſt. Aber das iſt natürlich in Grimma und in Radebeul genau ſo wie in Berlin. Dort gibts auch verlockende Geſchäfte, deren Auslagen eine magnetiſche Anziehungskraft auf die Sil⸗ bermünzen in unſerer Taſche ausüben. Aber Berlin bat einen Weihnachtsmarkt im Luſtgar⸗ ten, der zu einem beſonderen Anziehungspunkt für jung und alt geworden iſt und entſprechend ſeiner Bedeutung von dem Berliner Stadtpräſi⸗ denten Dr. Lippert und dem Ratsherrn Protze perſönlich eröffnet wurde. Den Weihnachts⸗ mann“ für die Einzugs⸗ und Eröffnungsfeier⸗ lichkeit ſtellte der Reichsſender Berlin, der ſozu⸗ ſagen die Spitze der jugendlichen Weihnachts⸗ demonſtration machte. Zweitauſend Jungen und Mädel beteiligten ſich an dem Feſtzug, deren ſelbſtverfertigte Stocklaternen nicht nur ein buntbewegtes Bild abgaben., ſondern die auch ein Beweis für die Geſchicklichkeit und Handfer⸗ tigkeit unſerer Berliner Jugend ſind. Nur, wer ſich ſeine Stocklaternen nach eigenen Entwürfen zuſammengeklebte hatte, durfte ſich an dem Einweihungszug zum Weihnachtsmarkt beteili⸗ gen, allwo die ſchönſte Stocklaterne prämiiert wurde. Daß man am ſpäteren Abend den Ber⸗ liner Stadtpräſidenten in harmoniſcher Gemein⸗ ſchaft mit dem Weihnachtsmann auf dem Eiſer⸗ nen See Auto fahren ſah, dürfte ganz ſicherlich zur Volkstümlichkeit der beiden Männer des Tages beigetragen haben. Jedenfalls herrſcht nun im Luſtgarten wieder ein Pfundsbetrieb, und es lohnt ſich in dieſen Wochen ein Abſtecher nach Berlin, allein um den Weihnachtsmarkt mit ſeinen Buden. Attraktionen und Ueberraſchun⸗ gen richtig zu erleben. Lobten wir eben Berlins handgeübte Jugend, ſo wollen wir nicht zu erwähnen vergeſſen, daß unſere Pimpfe augenblicklich fürs WH W. aller⸗ liebſtes Spielzeug zuſammenbaſteln. Aus Luffa⸗ Schwamm entſteht ein ganzer zoologiſcher Gar⸗ ten mit Affen, Giraffen, Elefanten und Eſeln. Eine andere Abteilung baut ein Befeſtigungs⸗ werk— natürlich en miniatur und aus Holz. Alle dieſe von Kinderhand gefertigten Gaben werden wieder Kinder erhalten und zwar im Berliner Friedrichshain am 23. Dezember, dem Tag, da in altgewohnter Weiſe die NSV. in ganz Deutſchland ihre Volksweihnachten durch⸗ führt. Luftballons haben ſeit je das Entzücken der Kinder hervorgerufen. Man trifft die bunten, durchſichtigen„Bälle“ auch jetzt wieder allent⸗ halben auf dem Berliner Weihnachtsmarkt an Aber man darf nicht vergeſſen, daß die Reichs⸗ hauptſtadt ſo etwas wie ein„Luftballon⸗Ori⸗ ginal“ hat, nämlich„Jondel“, eine typiſche Ber⸗ linerin, die ebenfalls auf dem großen Weih⸗ nachtsmarkt anzutreffen iſt. Sie hat gerade in dieſem Jahre ihre 30jähriges Berufsjubiläum als Luftballonverkäuferin gefeiert. Einmal kam ein heftiger Windſtoß, erzählt ſie. bei dem ſie um ein Haar von den Luftballons in die Höhe gezogen worden wäre. Die Berliner in Trep⸗ tows Plänterwald, wo„Jondel“ früher die gro⸗ zen Umſätze tätigte, hatten dieſen Vorgang be⸗ obachtet. und ſeitdem hieß das Mädchen eben „Jondel“. Dabei iſt es bis auf den heutigen Tag geblieben. Und„Jondel“ hat auch ihren Mann durch einen Kinderluftballon kennen ge⸗ lernt. Als ſie noch jung und knuſprig war, band ſie eines Tages einen Zettel an einen Luft⸗ ballon: der Empfänger möchte ſich doch mit einem Kartengruß melden. Dieſer Kartengruß ttaf auch ſehr bald aus Kottbus ein, und zu⸗ guterletzt wurde aus dieſer Luftballon⸗Korre⸗ ſpondenz eine Ehe! Es gehört eben gar nicht ſoviel dazu, um in Berlin„berühmt“ zu werden. In einem Berli⸗ ner Kaffeehaus wurde neulich ein Mann be⸗ rühmt, der eigentlich als Griesgrämer und Nörgler verſchrien war. Aber dann ging er eines Tages auf ein ſtilles Oertchen mit„5“ und Sekunden ſpäter vernahmen die Kaffee⸗ gäſte ein zu Herzen gehendes Flötenſolo. Nur merkwürdig, daß das ausgerechnet auf dieſem gewiſſen Oertchen geſchehen mußte, das doch ſonſt dem Schweigen geweiht iſt. Die Gäſte applaudierten, als der Griesgrämer wieder an ſeinen Tiſch zurückkehrte. Erhaben ſtrich er den Beifall ein. Aber dann ſtellte ſich heraus, daß auf dem ſtillen Oertchen ein Fenſter geöffnet war und ein Hofmuſikant auf der Flöte Sol⸗ veygs Lied geblaſen hatte. Der Griesgrämer hatte alſo einen falſchen Ruhm geerntet, aber man iſt ihm nicht böſe darum. Er heißt ſeitdem der Gaſt ohne Flötenſolo! Heiſcha. Der verfolgle Knecht Rupprecht Allerlei Merkwürdigkeiten vom Weihnachtsfeſt. Mit dem Aufſtellen des Weihnachtsbaumes war man nicht immer einverſtanden. Für eine „Barbarei“ hielt es ein Forſtbeamter des Goe⸗ thefreundes Karl Auguſt von Weimar, und er wünſchte, daß dagegen mit aller Strenge vorge⸗ gangen werde. Aber Karl Auguſt hatte ein Ein⸗ ſehen mit ſeinen Landeskindern, er unterſagte es ihnen nur, ſich ſelbſt einen Baum aus dem Walde zu holen, und gab Anweiſung, Bäume zu ſchlagen, um„das Publikum bei der bevorſte⸗ benden Weihnachtsfeier mit dieſer ihm ſo ange⸗ nehmen Ware zu verſehen.“ * Es war nicht immer ſo, daß jedermann in un⸗ getrübter Freude ſein Weihnachtsfeſt feiern konnte, da der Nikolaus u. der Weihnachtsmann mit Rute und Sack ungehindert durch die Stra⸗ zen laufen durften. Zum mindeſten haben ſie ſich einſt in Mecklenburg ſehr vorſehen müſſen. Im Jahre 1682 erließ nämlich Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg eine Verordnung. die recht ſcharf mit dieſem Brauch ins Gericht ging. Sie wandte ſich ausdrücklich gegen das Umherlaufen vermummter Perſonen unter dem Namen des„Sancti Nicolia und anderer“. Es wurde klipp und klar geſagt, daß ſolches Treiben im„ſtockfinſteren Heidentum“ ſeinen Urſprung hätte und„bey unſerer willkürlichen ernſten Strafe gäntzlich abgethan und durchaus bei Adel und Unadel verboten ſeyn ſoll.“ ** Hier irrte ein Dichter! In Schefſels„Ekke⸗ hard“, 10. Kapitel, heißt es:„Der Weihnachts⸗ baum war gefällt, ſie ſchmückten ihn mit Aep⸗ ſeln und Lichtlein. und weiter:„.. da flammte heller Lichterglanz u. feſtlich leuch⸗ tete der dunkle Tannenbaum.“ Dabei iſt zu be⸗ achten, daß Ekkehard, der Mönch von St. Gal⸗ len, der das Waltharilied verfaßte, im Jahre 973 ſtarb, die erſten Nachrichten über den Weih⸗ nachtsbaum aber erſt aus dem 17. und 18. Jahr⸗ hundert ſtammen. Selbſt damals iſt er noch nicht allgemein verbreitet geweſen. Geirrt hat ſich auch Ernſt von Wildenbruch in ſeinem„Heinrich IV.“, in dem ein Weih⸗ nachtsbaum vorkommt. Heinrich IV. lebte von 1050 bis 1106, alſo immerhin mehrere Jahrhun⸗ derte, bevor die erſte Nachricht vom Tannen⸗ baum aus Straßburg kam. * Schließlich die Weihnachtsgeſchenke. Mit ih⸗ nen wurde einſt zum Teil ein wahrer Luxus ge⸗ trieben, der nicht ſelten zu Unzuträglichkeiten zuhrte. Dagegen wendet ſich eine ſächſiſche Ver ordnung aus dem Jahre 1661. Rund fünfund⸗ ſiebzig Jahre ſpäter noch, 1735 wurde den Dienſtboten in Sachſen unterſagt, ſich Weih⸗ nachtsgeſchenke auszubedingen. Jedoch wurde ihnen zugeſtanden, freiwillige Geſchenke anzu⸗ nehmen, die keinen höheren Wert als zwei Reichstaler hatten. Eine wohlgelungene Nachbildung des Oſeberg⸗Schiſſes In dem Berliner Muſeum für Meereskunde wurde jetzt eine intereſſante Nachbildung des berühmten Wikingerſchiffes von Oſeberg ausgeſtellt, deſſen Original ſich in Oslo befindet. Das Modell iſt im Maßſtab von 1:20 angefertigt und fahrt unſerer Vorfahren, die mit ihrem kühnen ſolchen Schiffen nach Amerika gelangt waren. ibt eine lebhafte Vorſtellung von der See⸗ ut bekanntlich bereits vor Columbus auf (Atlantic⸗Autoflex) Diplomaten auf Reiſe Ichacht reiſt nach eondon Berlin, 13. Dez. „ Anſchließend an ſeine Teilnahme an der üblichen Monatsſitzung der Bank für inter⸗ nationalen Zahlungsausgleich in Baſel begab ſich Reichsbankpräſident Dr. Schacht zu einem privaten Beſuch des Gouverneurs der Bank von England nach London. Chamberlains Italien-Beſuch London, 13. Dezember. Premierminiſter Chamberlain teilte im Unterhaus mit, daß ſein Beſuch in Italien in erſter Linie einer perſönlichen F ühlung⸗ nahme mit Muſſolini dienen werde. Wenn irgend ein Abkommen abgeſchloſſen wer⸗ den ſollte, ſo werde dieſes dem Haus zur Aus⸗ ſprache vorgelegt werden. Cano beſucht horlhun Budapeſt, 13. Dezember. Wie hier in unterrichteten Kreiſen mitgeteilt wird, wird der italieniſche Außenminiſter Graf Ciano einer Jagdeinladung des Reichsverweſers noch vor Weihnachten Folge leiſten. —— U—U— „In Ariſierung begriffen“ Eine amtliche Mitteilung. Berlin, 13. Dezember. Amtlich wird mitgeteilt: Sofern an einem bisher jüdiſchen Geſchäft der ſichtbare Vermerk angebracht iſt:„In Ariſierung begrif⸗ Von der Liebe Von Maria Kahle Ein Senſenhändler aus dem oberen Sauer⸗ lande zog jedes Jahr im Herbſt, wenn die Ernte von den Feldern hereingeholt war und nur noch die letzten bereiften Aepfel in den Bäumen hingen, auf die Wanderſchaft. Der Weg war den ſauerländer Handelsleuten wohl⸗ bekannt; er führte bis in die fernen Länder, wo ihre Väter ſchon gute Kundſchaft hatten, nach Riga und Dänemark, nach Antwerpen und Brüſſel. In Brüſſel wußte Kord, der Senſen⸗ händler, ein fremdes ſchwarzlockiges Weib, das ihm mit wilder Liebe zugetan war. Doch ſagte er keinem ſeiner Kameraden davon. Als er nun auf die Dreißig zuging, meinte eines Tages die Mutter, die mit dem jüngeren Sohn den Bauernhof im Bergland verſorgte, es ſei für ihn Zeit. ans Heiraten zu denken. Es war im Juni, und die grüne Fülle der Wieſen und Wälder ſtand in vollem Bluſt und Pran⸗ gen, es wurde ein reicher Sommer, wie man ihn ſelten in dem kargen Tal gekannt hatte. Da vergaß Kord für eine Zeitlang ſeine Sehn⸗ ſucht in die weite Welt. und er verlobte ſich mit dem Mädchen Gertrud, das ihn ſchon lange lieb hatte. Wie ſehr es ihn aber liebte, das ahnte er nicht, denn das blonde Mädchen war ſanft und ſtill. Da er im Herbſt wieder für die Wanderſchaft rüſtete, weinte Gertrud ein wenig und fragte: „Wirſt du mir treu bleiben in den langen Mo⸗ naten bis zum Frühjahr?“ Kord verſprach es mit lachendem Munde, und fröhlich blitzten dabei die dunklen Augen, denn ſeine Gedanken waren ſchon auf dem Wander⸗ weg über die Berge hinaus in die großen bun⸗ ten Ebenen. Das Mädchen faßte nach ſeiner Hand mit dem goldenen Brautring:„Denk an den Ring, den ich dir gab!“ 1 Je näher Kord der großen Stadt Brüſſel kam, umſo unruhiger wurde ſein Herz. Nachts träumte er von der ſchwarzlockigen Liebſten, von dem Silberkettlein mit dem grünfunkelnden Stein. das er beim letztenmal um ihren ſchnee⸗ weißen Hals gehängt hatte. Aber am Tage ſah er das matte Gold des Ringes an ſeiner Hand, und er dachte: Ja, ich bleib dir treu, Gertrud! —• ä———— fen“, kommen Käufe, die in dieſen Geſchäften getätigt werden, nicht mehr dem jüdiſchen Vor⸗ beſitzer, ſondern dem ariſchen Treuhänder zu⸗ gute. Sofern jüdiſche Geſchäfte wieder er⸗ öffnet werden, handelt es ſich entweder um Ge⸗ ſchäfte von Ausländern oder um ſolche Be⸗ triebe, die mit beſonderer Genehmigung des Reichswirtſchaftsminiſteriums wieder aufge⸗ macht werden. Insbeſondere wird zum Fall der Wiedereröfffnung der Eta m⸗Filia⸗ len folgendes feſtgeſtellt: 1. Der Inhaber iſt Ausländer. 2. Die Ariſierung der Firma iſt vom Reichs⸗ wirtſchaftsminiſterium auf Grund der Verord⸗ nung vom 3. 12. 1938 eingeleitet. 3. Es iſt bereits ein ariſcher Treuhänder für den Geſamtbetrieb vom Reichswirtſchaftsmini⸗ ſterium eingeſetzt. 4. Die Genehmigung zur Wiedereröffnung ſämtlicher Etam⸗Läden iſt vom Reichswirt⸗ ſchaftsminiſterium ausdrücklich erteilt worden. Die Schilder„In Ariſierung begriffen“ ent⸗ ſprechen alſo dem tatſächlichen Sachverhalt. Eine Beeinträchtigung ſolcher Geſchäfte ſchädigt da⸗ ber nicht den jüdiſchen Inhaber, ſondern den ariſchen Erwerber. Der Reichstreubund ehemaliger Berufsſolda⸗ ten hielt in Anweſenheit zahlreicher Vertreter des Oberkommandos der Wehrmacht und ande⸗ rer Dienſtſtellen von Partei und Staat ſeine diesjährige Arbeitstagung ab. „Einmal noch will ich ſie ſehen, die Schöne“, ſagte er zu ſich ſelbſt, als er dann durch die hoch⸗ gegiebelten Straßen der Stadt ſchritt. War es nicht, als gehöre dies lockende Weib mit zu der fremden weiten Welt, die ihn mit ihren Düften, ihrem Schaugepränge immer wieder aus den herben ſtillen Bergtälern herzog? In ihren Armen vergaß er alles.— Er ver⸗ gaß ſein Treuwort, er vergaß den Ring. Sie aber ſah den goldenen Reifen. Schmei⸗ chelnd und koſend zog ſie ihn von ſeinem Fin⸗ ger.„Welch hübſches Ringlein! Sag, haſt du eine andere Liebſte?“ als dich allein“, „Ich habe keine Liebſte ſchwor Kord. „Dann laß mir den Ring als Zeichen, als du wiederkommſt. Morgen?“ „Ja, morgen!“ antwortete Kord. Und am andern Tag und in den Tagen und Nächten, die folgten, dachte er nicht mehr an den Ring. Als er heimkehrte, im Frühling. und die hei⸗ matlichen Berge vor ſeinen Augen auftauchten, fiel ihm plötzlich ſeine Schuld aufs Herz.„Nun ſoll es für immer ein Ende haben mit meiner Untreue. Nun bleibe ich bei Gertrud“, dachte er. And durch dieſen Entſchluß fühlte er ſich faſt entſühnt. Das Mädchen merkte am erſten Abend gar nicht, daß der Ring an der Hand des Verlobten fehlte. Sie gingen zuſammen durch die Däm⸗ merung, die ſacht über den Feldern herabſank. „Ein Jahr wollen wir noch warten“, ſagte Kord.„Einmal muß ich noch auf die Wander⸗ ſchaft gehen nicht weit, dann haben wir Geld genug für die Heirat.— dann bleibe ich immer bei dir.“ Sein Herz wurde fromm in ihrer Nähe, und alle Sehnſuͤcht ſchien geſtillt. Am andern Abend jedoch ſah Gertrud mit jähem Erſchrecken auf ſeine Hand.„Wo iſt mein Ring?“ fragte ſie, und in ihr blaſſes Geſicht ſchoß eine glühende Flamme, ſo tief war bren⸗ nende Not in ihr Herzblut gefahren. „Ich habe ihn verloren, man hat mich be⸗ ſtohlen“, ſtammelte Kord. Und als ſie ſchwieg. lachte er mit ſchrillem Ton:„Glaubſt du viel⸗ leicht. ich wär' dir untreu geworden?“ Er riß ſie in ſeinen Arm, vergrub ſeinen Kopf an ihrer Bruſt und flüſterte:„Nur bei dir iſt Ruhe, du biſt die Heimat.“ Halbgoit oder nur Gergeant? Ein Iatsachenbericht von Clemens Laar (26. Fortſetzung Man lacht ein wenig über den kleinen Cap⸗ tain Dricoll, der offenſichtlich beſte verwandt⸗ ſchaftliche Beziehungen haben mußte, da keiner⸗ lei andere rechtfertigende Erklärung für ſein Kapitänspatent zu finden war. Bekannter und geſchätzter ſchon war Captain Dricoll in den unzähligen kleinen Verwaltungs⸗ zentralen des Punjab oder des Kaſhmir⸗Gou⸗ vernements. Auch hier tauchte er nur ſpora⸗ diſch auf, aber man wußte wenigſtens von ihm, womit er ſeine Exiſtenz rechtfertigte. Als Poſt⸗ verwaltungsaſſiſtent oblag ihm die Aufſtellung unverſtändlicher Statiſtiken über die Zu⸗ oder Abmahme des Telegramm⸗ und Poſtverkehrs. Schön, der Generalpoſtmeiſter des Vizekönigs mochte wiſſen, wozu er dieſen Unſinn benötigte. Tatſache blieb, daß dieſer blaßblonde Aſſiſtent Vincent Bridle ein„jolly good fellow“, ein prächtiger alter Kerl, war. Im übrigen ſind wahrſcheinlich nur jene zwanzig Menſchen, die etwas Näheres von einem gewiſſen Mr. Wynd⸗ ham Baldwin wiſſen, auch eingehender über die⸗ ſen Vincent Bridle unterrichtet, der, wenn. er Tiger ſchießen will, plötzlich wieder Captain Leslie Dricoll heißt. „Es geſchieht, daß eines Tages, ſo ganz zu⸗ fällig, dieſer junge Mann durch ſeine ſtatiſtiſche Tätigkeit auch wieder einmal in das Poſtver⸗ waltungsgebäude von Peſhavar gelangt und ebenſo zufällig, zu einem kleinen Plauſch natür⸗ lich nur, in das Arbeitszimmer des gemütlichen, wohlwollenden Mr. Baldwin. Fraglos werden ſie ſich über Narziſſen und Polo in Indien und Cricket und Tennis im alten England unter⸗ halten, und wahrſcheinlich geſchieht es nur ganz nebenbei, daß der kleine Herr Baldwin bemerkt: „Tut mir leid, Dricoll, aber einer muß wie⸗ der hinüber. Sie ſind der beſte Mann, alſo müſſen Sie es ſein.“ Der blaßblonde, nichtsſagende junge Mann nickt ſchweigend. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß er zu gehen hat. Bis zu ſeinem ſiebzehnten Le⸗ bensjahr iſt er hier aufgewachſen, dann traf den alten Oberſt Dricoll eine Mahſudkugel, und die Verwandtſchaft hielt es für angemeſſen, den Jungen nach England in ein feudales Regiment zu holen. Well, jetzt iſt er wieder hier. Er hat im Offizierskaſino der 8. Huſaren nicht ver⸗ geſſen, daß er in ſeinen Knabentagen ſo ganz nebenbei fünf verſchiedene hinduſtaniſche Spra⸗ chen gelernt hat. „Alſo, wie geſagt, Dricoll, es tut mir leid. Machen Sie es ſich nicht leicht dadurch, daß Sie ſich einfach aufhängen laſſen. Sie müſſen zu⸗ rückkommen. Koſten der Unternehmung ſind nebenſächlich. Kaufen Sie, wenn es ſein muß, eine ganze arabiſche Karawane auf. Natürlich eine, die regelmäßig nach Kabul zieht und über Rhorat. Eine, die bekannt iſt. Vielleicht kom⸗ men Sie zwiſchen den Kerlen unbemerkt hinein und heraus. Das Wie iſt Ihre Sache. Good bye, Captain Dricoll.“ Sahib Bridle iſt da So alſo verläuft ungefähr eine Unterredung in Peſhavar, und infolgedeſſen ſind die Herren Dricoll und Bridle wieder einmal für einige Wochen von der Bildfläche des ſogenannten ge⸗ ſellſchaftlichen Lebens verſchwunden.. Es wird Mai, es wird Juni und Juli, und wer ſich in der regenfeuchten Treibhausluft von Peſhavar noch die Mühe nimmt, ſeinen Näch⸗ ſten genau zu betrachten, der muß merken, daß der roſig⸗ rundliche Mr. Wyndham Baldwin eigentlich gar nicht mehr wie die Verkörperung des fröhlichen alten England ausſieht, ſondern Da fragte das Mädchen nicht mehr.— „Was ſoll ich dir mitbringen von der Reiſe“, ſagte Kord zu Gertrud, als dem glücklichen Brautſommer der Herbſt gefolgt war.„Ich weiß, was dir Freude macht: Brüſſeler Spitzen für deinen Hochzeitsſchleier.“ „Brüſſeler Spitzen?“— fragte Gertrud, und ein unerklärliches Bangen war in ihren Wor⸗ ten.„Willſt du denn doch ſo weit, bis Brüſſel, fortgehen?“ „Einmal noch“, erwiderte Kord,„das ſoll mein Abſchied von der Wanderſchaft ſein.“ Einmal noch— dachte er, als er vor dem Hauſe der ſchwarzlockigen Fremden in Brüſſel ſtand. Ein Spitzentuch für Gertruds Braut⸗ ſchleier trug er in der Taſche, und dadurch fühlte er ſich gefeit gegen jede Verlockung. Nein, er war nicht mehr der ungeſtüme Knabe, der in die Welt hinauslief, von jedem Reiz der Ferne verführt. Selbſtbewußt und männlich fühlte er ſich, als er der einſtigen Liebſten den Ring abforderte. Sie lachte läſſig:„Sieh in meiner Schmucktruhe nach. kannſt ihn haben, ich brauche ihn nicht mehr, deinen Ring.“ Er fand ihn unter Perlen und Goldketten, echtem und unechtem gleißen⸗ den Gehänge. ſteckte ihn an den Finger. Da lag auch das Silberkettlein. Er hob es mit ſpitzen Fingern empor. Brennend ſchoß in ſein Blut das Erinnern an jene Nacht. da er es um ihren weißen Nacken ſchlang. Da ſtand ſie neben ihm. die Glühende, Dunkle:„Magſt auch das Kett⸗ lein mitnehmen, für deine neue Geliebte.“ Und wieder geſchah es ihm, daß er alles ver⸗ gaß. Das Spitzentuch ſchlang er um ihre dunk⸗ len Locken. Aber am andern Tag gab ſie ihm beides frei⸗ willig, Ringlein und Spitzenſchleier, und er ſah in ihren Augen zum erſtenmal etwas wie Frauengüte aufſchimmern, als ſie ſagte:„Nun geh, komm nicht mehr wieder. Du träumſt von einer andern, ich hab es gemerkt. Wenn ich wollte, ich könnte dich halten. Doch ich will nicht mehrt. So wanderte Kord heimwärts, aber er trug den Ring nicht. Wie ein Zeichen doppelter Un⸗ treue erſchien er ihm. Als er den Spitzenſchleier in Gertruds Hände gab, zuckte ſein Herz in ver⸗ zweifelter Not, alles zu geſtehen, obwohl er Sarges brach Kord zuſammen. wußte, daß er den Mut dazu nicht finden würde. Conyright by Carl Dunker Verlag, Berlin hager und fiebrig geworden iſt und mehr als ſonſt von Narziſſen redet. Wer wird im Verfolg dieſer Maßnahmen vom Militärgouvernement mit zehn⸗ und zwanzig⸗ facher Verantwortung belaſtet, wer ſoll es ſchon möglichſt ein halbes Jahr vorauswiſſen, wann und wo ein Bataillon gebraucht und wann es nicht gebraucht wird? Ein gewiſſer Narziſſenzüchter namens Wynd⸗ ham Baldwin. Und der Captain Leslie Dricoll dürfte wohl ſchon lange das gleiche Grab gefunden haben wie der alte Oberſt Dricoll, ſäuberlich bereitet von den Geiern der Rohilla⸗Felſen. Durch Mittelsleute im Land, die ſerbſt nicht genau wiſſen, für wen ſie denn R arbei⸗ ten, durch malayiſche Trödler, indiſche Geldver⸗ leiher, arabiſche Schreiber, durch Gaukler, Pil⸗ ger und Steuereinzieher, durch ein raffiniertes Spitzelſyſtem, durch ein Gewebe, bei dem der Knoten nichts vom Faden weiß, zieht man na⸗ türlich alle möglichen Informationen ein, aber zum Schluß iſt es immer dasſelbe: Gerüchte, unſinniges Geſchwätz, phantaſtiſch verzerrte Legenden. In Rhorat ſoll nicht mehr Hlat Prumar herrſchen, ſondern ein Dämon, ein Djin! Hlat Prumar ſoll längſt tot ſein! „Hlat Prumars Krieger ſollen nicht mehr kämpfen, ſondern ſich ausſchließlich mit ihrem Vieh beſchäftigen! Hlat Prumars Krieger aber ſollen auch ur⸗ plötzlich Maſchinengewehre und Geſchütze beſitzen und regelrechte Felddienſtübungen abhalten. Der Teufel kenne ſich zwiſchen dieſem wider⸗ ſprechenden Unfug aus! Sicher iſt nur, daß man nicht weiß, was nun wieder in den Keſſeln dieſes gefährlichen Grenzſtammes gekocht wird. (Fortſetzung folgt) FFFFFCCCCCC Ungarns neuer Außenminiſter In Ungarn wurde jetzt ein neuer Außenmini⸗ ſter ernannt, und zwar Graf Cſaky, von dem die Preſſe ſagt, daß mit ihm die junge diplo⸗ matiſche Generation auch in Ungarn aufſteigt. (Aſſociated⸗Preß⸗Autoflez) „Der Ring hat ſich wiedergefunden, in dem Gaſthaus, wo ich wohnte“, ſagte er und er⸗ bleichte bei dieſer Lüge. Als das Mädchen Gertrud am Hochzeitstage den Spitzenſchleier aus Brüſſel unter den Brautkranz ſchob und die durchſichtigen Falten an ihrem blonden Kopf niederrieſelten, ſagte ſie beklommen:„Es bängt ſo ein ſeltſamer Duft in dem Schleier——“ g Aber ſie vergaß es wieder in der Seligkeit des Jahres, das dem Hochzeitstag folgte. Auch Kord glaubte in der Innigkeit, die aus der Liebe Gertruds auf ihn überſtrömte, alle Schuld auflöſen zu können. Sein Herz aber mahnte Tag um Tag zum Bekennen, zum tapferen Ein⸗ ſtehen, auch für die verhüllte verſchwiegene Seite ſeines Weſens, für dies geheimnisvolle Sehnen und Drängen nach draußen, nach der Ferne, dem Unbekannten, nach dem heißeſten und fremdeſten Leben.—— Als ihnen der erſte Sohn geboren wurde. hüllte die junge Frau Gertrud ihn in Spitzentuch, das ihr Brautſchleier geweſen war. Kord ſah es erſt, als die Paten den Täufling umringten,— und er erſchauerte! Einige Wochen nach jenem Tage ſtarb das Kind. Es traf den Vater nicht unerwartet, denn er hatte im einem verborgenen Grunde ſeines Herzens ſchon längſt einem Blitzſtrahl entgegen gezittert, der ſein auf Lüge und Un⸗ treue erbautes Haus vernichten würde. Den⸗ noch fand er nicht die innere Freiheit zum Ge⸗ ſtändnis. War es denn überhaupt Untreue ge⸗ weſen? War er nicht hin und her geriſſen zwi⸗ ſchen Nahem und Fernem, zwiſchen Heimat und Fremde? Gertrud, im Schmerze tränenlos. wußte den kleinen toten Sohn nicht köſtlicher zu betten als in den Spitzen ihres Hochzeitsſchleiers. Das zarte Geſpinſt, das einmal die blühende Schön⸗ heit und das betörende Lochengewirr der frem⸗ den Geliebten in Brüſſel umwoben hatte, floß jetzt in feierlich ſtrengen Falten an dem wäch⸗ ſenen Todesgeſicht von Kords Sohn hernieder. Vor dieſem Bild im ſtarren Rahmen des „Gertrud, ich habe an dir geſündigt“, ſtöhnte er. Sie aber bog ſich mit mildem Lächeln zu ihm. nahm ſeine Hand und legte ſie auf die erkalteten Hände ihres Kindes:„Still... Er und ich. wir wiſ⸗ ſen alles. Aber wir haben dich lieb — 1 2 bräſdent eten! J begerun dun Miiſter 15 9 0 038 daher ſi den Ne inne, d hrurde. „uns heute und! Euto iſt el en Gla 2 0 a0 Ju Iteundſch