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Nummer 300 Jamskag Heimſtehr und Friede Deuſsche Weihnacht 1938 Don Dr. Eduerd Kufn ie alten Glocken laͤuten weihnachtsnah/ und Kindheitsträume wollen wieder leben./ Nun, da den Weg ich heimwärts fand,/ ſteht rings das Land in weiß erſtarrten Wogen. Oa den Weg ich heimwärts fand.... Iſt Weihnachten, dies deutſche Feſt, das keine andere Nation in dieſer herzlichen Innigkeit kennt, nicht die ewige Heimkehr zur Mutter, in das Haus des Vaters! Wer trüge in dieſen Tagen nicht die Sehnſucht nach dem Herzen der Familie in ſich, in dies Herz, von dem alle Kraftſtröme von Kindheit an ausgingen, dies Herz, das dennoch auch die feſtliche und feiertägliche Ausruh birgt von den Tagen des Kampfes eines harten Geſchlechtes im Alltag, dies Herz, das wahrhafter Inbegriff des weihnachtlichen Friedens iſt. Denn der Familienſinn, der an dem Weihnachtsfeſt ſein ſicherſtes und weiteſtes Ausmaß findet, liegt uns Deutſchen im Blut und iſt eine alte Uberlieferung. Schon unſere Vorfahren ungezählten Grades nannten die Zeit, die unmittelbar der Winterſonnenwende folgte, den„hohen Tag der heiligen Sippe“ und feierten ihn. Jeder Deutſche iſt heute ein Heimkehrer in die Familie, und ſei es, wenn es anders nicht moͤglich iſt, auch nur in Gedanken und Wünſchen, im Geiſte der tauſendfältigen Sehnſüchte. Im nationalſozialiſtiſchen Reich tragen wir gemeinſam unſer Schickſal im bewußten Kampf, aber auch in der Freude des Daſeins. Die vieltauſend Kerzen, die heute auf den ge⸗ ſchmückten Tannen leuchten, vereinigen ſich demnach ſomboliſch zu einem gewaltigen Licht⸗ meer, zu einem wahren Lichtfeſt, das ſeinen leuchtenden Schein über ein ganzes 80 Mil, Uonen⸗Volk ergießt. Wir feiern Volksweihnachten! Wir feiern dies Feſt im Jahre 1938 im Zeichen des weihnachtlichen Friedens, der uns durch die Tat des Führers und durch das Walten der Vorſehung trotz dräuender Gefahren bewahrt blieb. Und mehr noch: Wir feiern dies Feſt wirklich und wahrhaftig im Zeichen der großen und gewaltigen Heimkehr. Zehn Millionen Menſchen gleichen Bluts und gleicher Raſſe, auf deutſchem Boden ſeßhaft, ſind heimgekehrt mit ihrem Lande. Wer kann die jubelnde Freude ermeſſen, die heute die Herzen dieſer Heimkehrer ins Reich, dieſer Söhne, die wieder zu ihrer Mutter, die wieder ins Vaterhaus, dem Quell ihrer Kraft und ihres Lebens zurückkamen, gänzlich erfaſſen! And ſo ſehen wir auch als Volk mit tiefſter und echteſter Gläubigkeit die Idee dieſes Tages, die ewige göttliche Wiedergeburt des Menſchen nicht nur, ſondern die gewaltige Wiedergeburt des ganzen, großen und mächtigen Volkes. So ſtehen wir heute als Menſchen, ſo ſtehen wir heute als Volk da, ergriffen vom Wunder dieſer heiligen Nacht, deren Zauber ſich niemand zu verſchließen vermag, erfüllt von Dankbarkeit für den Mann, der die Größe dieſes wiedergeborenen Reiches erzwang, erfüllt von Dank an den Führer, der der Volksweihnacht 1938 in Wahrheit den Sinn des Friedens und der Heimkehr gab. Vereint in deinem lichle rdlehend iernheimer Verkündigungsblatt der NS AP. Viernheim Anzeigenprels: Grundpreis für 1 m Höhe und 22 mm Breite 3 Ryfg., im Text⸗ reil für 1 om Höhe und 67 mm Breite 15 Rpfg. Zur geit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 7 gültig. Geſchäftsſtelle Viernheim. Bismarckſtr. 13. Fernſpr. 153. PSK. v hafen 15101 — den 24. dezember 1938 14. Jahrgang Zum erftenmal läuten die Weihnachtsglocken über dem Großdeutſchen Reidl (Zeichnung Paul Kahlke— Scherl-M.) In Dunkelheit und Wind verschwebt ein Glockenklingen.„ Horch, lachte nicht ein Kind? O heimchenzartes Singen!* Von meines Nachbars Haus, wie strahlt der kerzenhelle«„ funkelnde Baum hinaus! Auf der vereisten Schwelle„ liegt noch ein Tannen⸗— zweig. Leis heb' ich ihn auf.«„ Wie steigt erinn'rungsreich sein Waldduft zu mir auf. * O du, der uns bewacht, sieh' in der dunk⸗ . len, stillen,„ der heil'gen Weihnachtsnacht mein Volk voll guten Willen.„ Geschwisterlich vereint in deinem Lichte stehend,* in ihm, das uns durchscheint, die Not des Nächsten sehend,«„ in Winterdunkelheit voll Kriegs, Haß und Beschwerden,* zu dienen ON AGNES NMIEGEI ihm bereit, voll Glaube neuer Zeit, daß Friede wird auf Erden! — —. ͤ— 1 0 9 19 4 Wer olksweihnacht im Großdeulſchen Reich Jeſlesfreude für 120 00 Berliner Kinder im Saalbau Friedrichshain Berlin, 23. Dezember In tiefer Dankbarkeit hat ſich unſer Volk der hiſtoriſchen Taten des Führers würdig erwieſen und durch eine beiſpielloſe Opferbereitſchaft dazu beigetragen, daß alle irgendwie teil haben an der erſten großdeutſchen Volksweihnacht der Liebe und des Friedens. Allein in Berlin ſind in dieſen Tagen an Betreute des WSW. 300 000 Lebensmittelpakete und 100 000 Weih⸗ nachtsbeutel abgegeben worden. Am Freitag ſchlug nun für 120 000 Kinder bedürftiger El⸗ tern die Stunde ihres weihnachtlichen Glückes. In allen Stadtteilen führten die Hoheitsträger der Partei zuſammen mit den WHW.⸗Beauf⸗ tragten die Gemeinſchaftsfeiern, insgeſamt 200, in Berlin durch. Die größte Feier fand im Saalbau Friedrichs⸗ hain ſtatt. Der Hauptteil dieſer Feſer wurde über die deutſchen Sender ins ganze Reich und damit auch in die 200 Parallelveranſtaltungen in Berlin übertragen. An 600 Kinder, die mit ihren Eltern gekommen woren, verteilte hier der Weihnachtsmann ſeine Gaben. Im Mittelpunkt der Veranſtaltung ſtand eine Anſprache des Hauptamtsleiters Hilgen⸗ feldt, der in Vertretung des erkrankten Gauleiters, Reichsminiſter Dr. Goebbels, aus⸗ führte: „Liebe Jungen und Mädel! In allen deutſchen Gauen ſind a dieſer Stunde deutſche Jungens und Mädels erwar⸗ tungsfroh zuſammengekommen wie eine große Familie, deren Kinder aus nah und fern zum Weihnachtsfeſt ins Elternhaus zurückkehren. Da ſind nun Eltern, die lange für dieſe frohe Stunde N und überlegt haben. wie ſie jedem ihrer inder eine Freude bereiten können, und nun heißen Sie Euch willkommen, willkommen zu Hauſe unter dem Weihnachtslichterbaum. So habe auch ich Euch und Eure Eltern hier zunächſt herzlich willkommen be heißen namens und im Auftrage unſeres lieben Dr. Goebbels, der leider infolge Krankheit zu dieſer Feier⸗ ſtunde nicht kommen kann. Wir gedenken ſeiner mit den un ge Wünſchen für ſeine baldige Geneſung und hoffen, daß er bald wieder völlig geſund iſt. In den Wochen vor dem Weihnachtsfeſt wird ſich mancher von Euch gefragt haben: Bin ich während des vergangenen Jahres ſo geweſen, daß ich vor den gütigen, aber auch ene Augen des Weihnatchsmannes beſtehen kann, bin ich folgſam geweſen, oder habe ich meinen Eltern 4 Kummer bereitet? Denn wir wiſ⸗ — daß der Weihnachtsmann nur den beſchenkt, der ein ſolches Geſchenk nach ſeinem Verhalten, ſeinem Fleiß, ſeiner Beharrlichkeit, 9 5 Treue und Beſcheidenheit überhaupt verdient. Das Gute ſoll belohnt werden, das Schlechte aber leer ausgehen. Wenn ich mich hier im Saale umſchaue, dann muß ich feſtſtellen daß der Weihnachtsmann nicht en geweſen iſt. Reichlich hat er ſeine Gaben aufgebaut, und er hat mir verſichert, daß er gern hierher gekommen iſt, eben— weil Ihr alle artig geweſen ſeid. Aber mit dem Brapſein allein iſt es noch nicht getan. Wenn Ihr nach unſerem fröhlichen Schmaus an der Kaffeetafel, nach Schokolade⸗ und Kucheneſſen Eure Spielſachen am Weih⸗ nachtstiſch entgegennehmen könnt, dann vergeßt nicht, 900 wir alle das Weihnachtsfeſt ſo froh und fröh ich feiern können, weil einer für uns unermüdlich während des ganzen Jahres ſorgt: unſer lieber Führer Adolf Hitler! Seine Gedanken, ſeine Arbeit gelten dem deutſchen Volk. der großen Familie, die er wie ein Vater betreut. Er ſorgt damit für einen jeden von Euch, auch wenn er Euch nicht 10 kennt, ob ihr nun in Berlin wohnt und heute hier in dieſem Saal verſammelt ſeid, ob Ihr zuſammen ſeid auf den Bergen oder am Meer, ob Ihr in der Stadt oder im Dorf wohnt. Der Führer weiß immer um Euch, Eure Freude iſt auch ſeine Freude. Auch heute iſt er unter uns, auch wenn wir ihn nicht ſehen. Beſonders wir Großen werden uns deſſen bewußt, denn unſer Führer hat uns geeint in der großen Familie des deutſchen Vol⸗ kes, er hat uns ſtark gemacht, daß wir alle Nöte überwinden können, er hat uns froh gemacht, daß wir fröhlichen Herzens unſer gutes, altes, liebes Feſt— unſer.— feiern können. Dafür danken wir unſerem Führer mit dem Rufe: Unſer Führer Heil! Das Führergedenken und die 1 e. nen ſchloſſen die ſtimmungsvolle Feier. Der große Augenblick war eien Mit jauchzen⸗ der Freude begrüßten die Kleinen den eih⸗ nachtsmann, der dann, tatkräftig unterſtützt durch Hauptamtsleiter Hilgenfeldt, Gaupropa⸗ gandaleiter Wächter, Gauamtsleiter Mähler und Frau von Schröder von der Reichsleitung der NSV. die Beſcherung vornahm. Sieg⸗ Das Verhültnis Italien-Frankreich Tunis, Oſchibuli und Zuez bleiben offene Fragen Nom, 23. Dezember Eine amtliche Verlautbarung der Agentur Stefani beſagt, daß die italieniſche Regierung am 17. ds. Mts. durch einen an den franzöſiſchen Botſchafter Francois⸗Poncet gerichteten Brief erklärt hat, daß ſie die italieniſch⸗franzöſiſchen Abmachungen vom 17. Januar 1935 als nicht in Kraft befindlich betrachte. Zu dieſer Mitteilung erklärt der Direktor des halbamtlichen„Giornale d'Italia“, daß das ausführliche, vom italieniſchen Außenminiſter unterzeichnete Dokument nunmehr die unum⸗ ſtößlichen Gründe präziſiere, die die italieniſche Regierung dazu bewogen hätten, ſämtliche ita⸗ lieniſch⸗franzöſiſchen Probleme als nicht ge⸗ Glückliche Kinder bei Onkel Hermann Die Veihnachtsbeſcherung beiceneralſeldmarſchall Görin Berlin, 23, Dez. Ueber 400 Kinder— Buben und Mädel von Holz⸗ und Waldarbeiterfamilien aus der Schorf⸗ heide und von ſehr bedürftigen Arbeitereltern aus allen Berliner Bezirken— konnten in den letzten Nächten vor ſeliger Erwartung nicht ruhig ſchlafen, denn ſie hatten vor kurzem eine buntbedruckte Einladung von Generalfeldmar⸗ ſchall Göring und ſeiner Gattin erhalten, auf der zu leſen ſtand, daß ſie nach„Rückſprache mit Knecht Ruprecht“ zu der Weihnachtsbeſche⸗ rung im Berliner„Clou“ erwartet würden. Den Kindern im Alter von vier bis zwölf Jah⸗ ren und ihren Begleitern wurden Stunden be⸗ reitet, die ihnen ein Erlebnis für das ganze Leben ſein werden. Der Anblick des feſtlich geſchmückten weiten Naumes mit den im hellſten S ze ſtrah⸗ lenden Weihnachtsbäumen, den Gabentiſchen und die Teller mit leckeren Kuchen überall, das verſchlug der kleinen Geſellſchaft beim Betreten des Saales zunächſt den Atem. Bei Kuchen und duftender Schokolade fühlten ſich aber alle bald wie zu Hauſe. und es ſchmeckte auch gar prächtig beim Klang der ſchönen deutſchen Weihnachts⸗ lieder und flotten Weiſen, die das Muſikkorps des Regiments„General Göring“ ſpielte. Heller Jubel drang durch den Raum, als „Onkel Hermann“ und ſeine Gattin dann ein⸗ trafen begleitet von Generalmajor Bodenſchatz, dem Chef des Miniſteramtes, Miniſterialdirek⸗ tor Staatsrat Dr. Gritzbach. Staatsſekretär Kör⸗ ner, SA.⸗Obergruppenführer Reimann und SA.⸗Oberführer Görnert; als Vertreter der Stadt Berlin war Oberbürgemeiſter und Staatspräſident Dr. Lippert erſchienen. Die Bühne des„Clou“ war wirkungsvoll verwandelt worden in eine verſchneite gebirgige Winterlandſchaft mit richtigen Tannenbäumen, im Hintergrund ein täuſchend echter Froſt⸗ himmel mit blitzenden Sternen.„Britte und „Riecke“ traten vor und begrüßten in luſtigen Verſen„Onkel Hermann“ und ſeine Gattin. bis die beiden von dem keſſen„Fritze von de Plumpe beiſeite geſchoben wurden der nun„von Mann zu Mann“ mit„Onkel Hermann“ redete. Da⸗ zwiſchen gab es Darbietungen des Kinderbal⸗ letts der Staatsoper. 8 Endlich erhob ſich Generalfeldmarſchall Gö⸗ ring. Glück und Freude ſtrahlte über ſein Geſicht, als er ſeine kleinen Gäſte und deren Angehörige herzlich begrüßte. die aus den Wäl⸗ dern und aus der goßen Stadt hierhergekommen ſeien.„Zum Teil ſeid Ihr ſchon in dem Alter meine leben Kinder“. ſo ſagte der Generalfeld— marſchall, um zu verſtehen. was um euch her vorgeht. Später als Erwachſene. werdet ih gerade an dieſe Weihnacht 038 zurückdenker die wir feiern konnten in den Segnungen eines Friedens in dem glücklichen Bewußtſein, ein ſtarkes Vaterland zu beſitzen. Wir haben in die⸗ ſem Jahre vom Führer ein herrliches Geſchen! erhalten! Deutſche Menſchen aus dem gleichen Blute wie wir brauchen nicht mehr mit ſehnen⸗ den Augen zu uns herüberzublicken, auch ſie dür⸗ jen als freie Menſchen die deutſche Weihnacht 1 wird. feiern. Eine Deutſchland as He Führers ſchlägt befonders für ſeine deutſche Ju⸗ gend. Immer, zu aller Zeit, wollen wir eins ſein, ein Volk, das feſt zuſammenhält“, ſo ſchloß Generalfelmarſchall Göring und ermahnte die Kinder, ſpäter einmal echte deutſche Männer und echte deutſche Frauen zu werden. Und nun war der große Augenblick gekommen. Der Weihnachtsmann, von Staatsſchauſpieler Albert Florath„ganz echt“ geſtaltet, hielt ſeinen Einzug und der Sturm auf die Gabentiſche be⸗ gann. Liebe und tiefſtes Verſtändnis hatten die 5 055 zuſammengeſtellt. Der Generalfeld⸗ marſchall hatte zuſammen mit ſeiner Gattin und ſeinen engſten Mitarbeitern alles ſorgſam ge⸗ prüft und ausgewählt. Jedes der Kinder be⸗ kam außerdem noch als beglückende Erinne⸗ rungsgabe ein Bild, das Elternpaar Göring mit der kleinen Edda, mit nach Hauſe. Während Soldaten die Herrlichkeiten für je⸗ den einzelnen in große Kartons verpackten, ging der Generalfeldmarſchall mit ſeiner Gattin von Tiſch zu Tiſch und ſagte jedem ein gutes Wort. Es war ein glückhaftes Schenken und ein frohes, dankbares Nehmen, eine echte deutſche Weih⸗ nacht in ihrer ſchönſten Geſtaltung. gewaltige Großmacht iſt aus. eworden, Das Herz unſeres großen löſt zu betrachten. An dieſer Lage ſei aus⸗ ſchließlich die franzöſiſche Regierung ſchuld, die verſäumt habe, alle diplomatiſchen und juriſti⸗ ſchen Schritte zu unternehmen, die für das In⸗ krafttreten der Abkommen von 1935 ihrem eige⸗ nen Wunſch gemäß vorgeſehen waren. und die dieſe Abkommen durch ihren Beitritt zu den Sanktionen, das heißt durch einen offen⸗ baren Kriegsakt, verletzte. Da dieſe Ab⸗ kommen nie in Kraft getreten und deshalb als inexiſtent zu betrachten ſeien, ſei es ohne weite⸗ res klar, daß hinſichtlich der Beziehungen zwi⸗ ſchen Italien und Frankreich alles wieder von vorn in Angriff genommen werden müßte. Die italieniſche Regierung ſei deshalb berech⸗ tigt, gegenüber Frankreich Probleme und For⸗ derungen geltend zu machen, die Italien zu ge⸗ gebener Zeit und in der entſprechenden Form formulieren werde. Was die Haltung der franzöſiſchen Regierung. ſowie die Einſtellung der Preſe und die gegen Italien gerichteten Straßenkundgebun⸗ gen betreffe, ſo könnten ſie die Atmoſphäre, in der die neuen Verhandlungen zwiſchen Rom und Paris ſtattfinden ſollten, nur ungünſtig beeinfluſſenn. 5 41421 Auch die„Tribuna“ betont, daß. nachdem Italien die Abkommen von 1935 als nicht gül⸗ tig betrachte, alles auf den ſtatus quo ante zu⸗ rückgeführt worden ſei und damit alle Zwei⸗ deutigkeiten ausgeſchaltet ſeien. Tunis, Dſchibuti und Suez. ſowie die in Artikel 13 des Londoner Paktes vorgeſehenen territo⸗ rialen Kompenſationen blieben ofſene Fragen, die gelöſt werden müßten. Ein wichtiger Prager Beſchluß Die Kommuniſtiſche Partei verboten Prag, 23. Dezember Der Prager Miniſterrat beſchloß in ſeiner heutigen Sitzung, die kommuniſtiſche Partei ſo⸗ wie ihre Organiſationen im geſamten Staats⸗ gebiet aufzulöſen und zu verbieten. Das Vermögen wird beſchlagnahmt; den kom⸗ muniſtiſchen Abgeordneten werden die Mandate aberkannt. Die entſprechende miniſterielle Kund⸗ machung wird unmittelbar nach den Weihnachts⸗ feiertagen veröffentlicht werden. Die Judenfrage in Angarn gelöſt Ein Londerſlakuk zur ſtaats rechtlichen slellung der Juden Budapeſt, 2. Dezember In der Parteikonferenz von geſtern abend ſprach nach der Verkündung der neuen Juden⸗ vorlage durch den Juſtizminiſter Tasnady Nagy Miniſterpräſident Imredy. Wie er ausführte, ergeben ſich aus dem neuen Judengeſetz vier Geſichtspunkte: 1. wird der Kreis jene Perſonen umſchließen. die als Juden zu betrachten ſind. Hierbei iſt man vom Kriterium der Abſtammung aus⸗ gegangen. 2. Der zweite Geſichtspunkt beſteht darin, daß hinſichtlich der ſtaatsrechtlichen Stellung ein Sonderſtatut für Juden beſtimmt wird. 3. wird die Beteiligung von Juden im wirt⸗ ſchaftlichen, geiſtigen und ſozialen Leben im großen und ganzen auf Grund ihres Bevölke⸗ rungstanteils im Landesdurchſchnitt geregelt. Der 4. Geſichtspunkt iſt, daß dieſe Maßnah⸗ men nur durchgeführt werden können, wenn die Auswanderung der Juden gefördert Hierfür wurde Vorſorge getroffen. und die Regierung wird eine Ermächtigung erhal⸗ ten, um in dieſer Hinſicht vorzugehen. Als Juden gelten nach dem Geſetz alle Juden und Judenmiſchlinge Für Halbiuden findet eine einzige Ausnahme, nämlich bei denjenigen Anwendung, die einer Ehe entſtammen, die vor dem 1. Januar 1938 geſchloſſen wurde, und in welcher Ehe der jüdiſche Teil ſchon vor der Eheſchließzung getauft worden war. Das Staatsbürgerrecht können Juden durch Eheſchließung oder Legitimierung nicht erlan⸗ gen. Das Geſetz ermächtigt den Innenminiſter, die nach dem 1. Juli 1914 erworbenen Staats⸗ bürgerſchaften den Juden zu entziehen, die durch ihre Lebensverhältniſſe darauf angewieſen ſind, im Lande zu verbleiben. Das Wahlrecht üben die Juden innerhalb von 30 Tagen nach den allgemeinen Wahlen beſon⸗ ders aus. Die Zahl der jüdiſchen Abgeordneten wird 6 v. H. der Geſamtzahl der Abgeordneten betragen. Für die geiſtigen Berufe wird folgende Regelung getroffen: In die Rechtsanwalts-, Ingenieur-, Preſſe⸗, Schauſpieler⸗ und Film⸗ kammer dürfen die Juden bis zur Grenze von 6 v. H. der Mitgliederzahl aufgenommen wer⸗ den. Dieſe Beſtimmung will die Vorlage ſofort durchgeführt wiſſen. In der Preſſe und im Thea⸗ ter können Juden leitend nicht tätig ſein. Monopole. Konzeſſionen und öffentliche Lie⸗ ferungen dürfen in Zukunft Juden überhaupt nicht erteilt werden. Für Juden dürſen Gewerbeſcheine bezw. Ge⸗ werbelizenzen nicht ausgeſtellt werden, ſolange deren Zahl gemeindeweiſe nicht auf 6 v. H. ber⸗ abſinkt. Nach der Vorlage dürfen Juden der Exeku⸗ tive oder dem Vorſtand von Arbeitgeberorga⸗ niſationen überbaupt nicht angehören. Beamte oder Angeſtellte von Arbeitsvermittlungsſtellen dürfen keine Juden ſein. Rudolf heß im Rundfunk Berlin, 23. Dezember Der Stellvertreter des Führers. Reichsmini⸗ ſter Rudolf Heß. ſpricht, wie alljährlich, am 2 Abend von 21 bis 21.20 Uhr über den eichsrundfunk zu den Deutſchen in aller Welt. Dr. Jyrup Skaalsſekrelär Berlin, 23. Dezember Auf Vorſchlag des Reichsarbeitsminiſters Franz Seldte ſind durch einen Erlaß des Füh⸗ rers und Reichskanzlers vom 21. Dezember 1938 die Aufgaben und Befugniſſe des Präſiden⸗ ten der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung auf den Reichs⸗ arbeitsminiſter übergegangen. ö Im Zuſammenhang damit iſt der Präſident der Reichsanſtalt. Geheimer Regierungsrat Dr. Syrup zum Staatsſekretär ernannt und in das Reichsarbeitsminiſterium als zweiter Staatsſekretär einberufen worden. Veränderler Nachrichlendienft Die Rundfunkſender an den Weihnachtsfeiertagen Die Nachrichtendienſte der deutſchen Rundfunk⸗ ſender erfahren an den Weihnachtstagen fol⸗ gende Aenderungen: Samstag, 24. Dezember, letzter Nachrichten⸗ dienſt: Mittagsmeldungen; die Durchgaben um 20 und 22 Uhr fallen fort. Sonntag, 25. Dezember; Kurzmeldungen um 22 Uhr. Die ſonſtigen Dienſte fallen fort. Montag. 26. Dezember; Uebliche Sonntags⸗ nachrichten um 20 und 22 Uhr. Eine Iffenſive Francos Die roten Linien an vier Stellen durchbrochen Bilbao, 23. Dezember Die nationalen Truppen begannen am Frei⸗ tag an der Katalonien⸗Front eine Offenſive, die bereits ſeit langem erwartet, deren Beginn aber nicht bekannt war und die die Roten anſchei⸗ nend völlig überraſchte. Nach kurzer, intenſiver Vorbereitung durch die Artillerie, durchbrach die nationale Kavallerie die feind⸗ liche Front an vier Stellen in erheblicher Breite. Der Vormarſch der nationalen Trup⸗ pen dauert an. „Um die Offenſive ungeſtört vorbereiten zu können, waren die Grenzen zwiſchen National⸗ ſpanien und dem Ausland in den letzten drei Wochen völlig geſchloſſen; jeder Briefverkehr war unterbunden. i Nakionalſpaniſche Erklärung gegen die ausländiſche Hetzkampagne Burgos, 23. Dezember Im Sender Burgos wurde am Donnerstag⸗ abend eine Mitteilung verleſen, die ſich gegen die Hetzkampagne gewiſſer ausländiſcher Zei⸗ tungen und Agenturen wendet, deren Unzuver⸗ läſſigkeit bereits notoriſch ſei. deckung der Spionageangelegenheit hätten die⸗ ſe Berufshetzer nichts anderes zu tun, als ſich der Verbreitung von Lügennachrichten über an⸗ gebliche Unruhen und Aufſtände in National⸗ ſpanien zu widmen. Es ſei völlig überflüſſig, derart lächerliche Behauptungen zu dementie⸗ ren, da dieſe ja allzuleicht die Abſicht verrieten. Zu jeder Stunde könnten die Vertreter und Journaliſten des Auslandes in Nationalſpa⸗ nien als berufene Zeugen nachweiſen, daß in dieſem Gebiet völlige Ordnung. Ruhe und Diſ⸗ ziplin berrſche. „Für hervorragende Verdienste“ Präſident Rooſevelt erhielt die amerikaniſche Hebräer⸗Medaille New Vork, 23. Dez. ür ſeine„hervorragenden Verdienſte“ wurde Präſident Rooſevelt die amerikaniſche Hebräer⸗ Medaille verliehen. In der Nach der Auf⸗ 1 Verleihungsurkunde wird beſonders darauf hin⸗ gewieſen, daß Rooſevelt in allen Kriſen des internationalen Judentums immer ſofort die Initiative ergriffen und bereitwilligſtes Entge⸗ genkommen und Verſtändns gezeigt habe Das„Preisrichterkollegium“ bei dieſer be⸗ zeichnenden Prämiierung ſetzte ſich aus einem Ausſchuß berüchtigter prominenter Juden zu⸗ ſammen, dem u. a. auch der Bernard Baruch, der Verleger Paul Bloch, die Biſchöfe Mannig und Mac Conell, ferner Henri Morgenthau ſen., der Stahlinduſtrielle Charles Schwab, der Dirigent Toscanini und nicht zuletzt der New Porker Judenoberhäuptling Laguardia angehörten. Todesurleil an Aukofallenräuber vollſtreat §§ Berlin, 23. Dezember. Am 23. Dezember 1938 iſt der am 11. Juni 1917 geborene Wolfgang Stokloſſa hingerichtet worden, der am 21. Dezember 1938 wegen Verbrechens gegen das Geſetz gegen Straßen- raub mittels Autofallen vom Sondergericht in Hamburg zum Tode und zum dauernden Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt worden iſt. Die Sicherungsverwahrung wurde angeord⸗ net. Stokloſſa, der in demſelben Urteil ferner wegen einer Reihe von Diebſtählen, Unterſchla⸗ ö gung und unerlaubten Führens einer Schuß⸗ Finanzgewaltige waffe beſtraft worden iſt, hat nachts eine Auto⸗ droſchke gemietet, ſich in eine einſame Gegend fahren laſſen und dort den Fahrer mittels vor⸗ gehaltener Piſtole zum Ausſteigen und zur Her⸗ gabe ſeines Geldes gezwungen und iſt dann mit dem Kraftwagen geflohen. Haupiſchriftleiter und verantwortlich fur den poliiſchen 1 Teil, Di Eduard Kubn Worms, für den übrigen Teil: Friedrich Martin Viernheim. Verlag Vereinigte Zeitungsverlage Envrim, Haller & Co. Worms Viernheim— Druck: Wormſer Verlagsdruckerer Hal⸗ kenhäuſer, Cnyrim& Co., Worms.— Da FI. 1938 über 2000. Z. Zt. iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 7 gültig. Geſchäftsſtelle: 8 Martin, 55! Die Straf das ein daß Ehle nom heran Echne weite Das alle if fündig italien des it fes un ug in pile ſattfin Sport leit a. Jräſden letungstat fannt und b ppeitet 1 r Jundſunk. lagen fol- uthricten. gaben un ungen un fort. Sonntags 11 uchbrocen ſgember an gtei⸗ enſtoe, ie ginn abet u anſchei⸗ lutzer, Aitiletie die fein⸗ heblihet en Tuuy⸗ ten zu Matienal⸗ gten drei ſeſperleft I agne genbet nnerstag⸗ ich gegen cher gei⸗ Unzuver det Auf⸗ ilten die⸗ als ſich Abet an⸗ National⸗ berſlüſg, dementie⸗ dertieten. ter und ſonalſpa⸗ dahin 10 10 1 ſuniſche 19 , bülde naniſhe u bet * Die Glückwünſche des Gauleilers NSG. Zur Winter ſon nen wende wie zum Jahreswechſel übermittelt der Gau⸗ leiter den Nationalſozialiſten ſeines Gaues, dem Führerkorps, wie der geſamten Gefolg⸗ ſchaft ſeine beſonderen Dankesgrüße für den reſtloſen Einſatz in der erfolgreichen Arbeit des nun ſcheidenden Jahres, ſowie die beſten Glückwünſche für die kommende Zeit. Er tut dies auf dieſe Weiſe, da die Vielzahl jener, denen dieſer Dank und Glückwunſch gilt, perſönliche Schreiben nicht zuläßt, und er bittet auch ſeinerſeits, von beſonderen Glückwunſch⸗ ſchreiben an ihn abzuſehen. P TTTTTTT0TT0T0T0T0T0T0T0T0T0T0TbTbTbTbTbTbb Jug überfuhr Kraftwagen Der Wagenlenker getötet N Alzey. Die Nebenbahnſtrecke Alzey—Gau⸗ Odernheim Bodenheim hat an einem ihrer ſchrankenloſen Bahnübergänge wieder einmal ein Opfer gefordert. Der au 95 Kraftfahrer Heinrich Schlach aus Mainz⸗ eiſenau fuhr am Donnerstag vormittag mit dem Wagen einer Laubenheimer Wäſcherei von Bodenheim nach Nackenheim. Beim Paſſieren der Bahn⸗ gleiſe wurde der Lieferwagen von einem Zug aus der Richtung Alzey überfahren und unge⸗ 8 60 Meter weit in Richtung Bodenheim ortgeſchoben. Der Lieferwagen wurde völlig zertrümmert. Der Wagenlenker lag auf dem Bahnkörper und war tot. „Die betreffende Kreuzung der Bahn mit der Straße iſt mit einem roten Blinklicht verſehen das nach Zeugenausſagen zur Zeit des Unfalls einwandfrei in Tätigkeit war. Man nimmt an, daß der Fahrer des Lieferwagens infolge des Schneetreibens das rote Licht zu ſpät wahrge⸗ nommen und ſein Fahrzeug erſt kurz vor dem herannahenden Zug abgebremſt hat. Durch die Schneeglätte rutſchte der Wagen jedenfalls weiter und wurde von der Lokomotive erfaßt. Dreifter Raubüberfall Paris, 23. Dezember Mitten in Paris überfielen zwei Banditen am Freitagvormittag zwei Angeſtellte einer gro⸗ ßen franzöſiſchen Bank, erſchoſſen einen von ihnen und raubten dann eine Geldtaſche, mit der ſie entkamen. Zwei Männer ſtellten ſich auf offener Straße 8. mit vorgehaltenem Revolver den beiden ankangeſtellten in den Weg und forderten ſie auf, ihre Geldtaſchen, in denen ſich 1 Mil⸗ lionen Francs befanden, herauszugeben. Als der eine Bankbeamte einen Revolver aus der Taſche ziehen und Widerſtand leiſten wollte, wurde er von einem der Verbrecher erſchoſ⸗ ſen. In der Verwirrung gelang es den Räu⸗ bern, die Geldtaſche des Erſchoſſenen an ſich zu reißen und damit. zu entkommen. Die Polizei hat bereits die Unterſuchung eingeleitet, aber von den Tätern fehlt bisher noch jede Spur. Ingenieur eines deutſchen Dampfers in einem jugoflawiſchen Hafen ertrunken Belgrad, 23. Dezember In der jugoflawiſchen Grenzhafenſtadt Su⸗ chak glitt der Ingenieur des deutſchen. delsdampfers„Juno“, Jakob Brang, beim Einſteigen in ein Ruderboot aus und ſtürzte in das eiskalte Meer. Obwohl ſich ſofort mehrere Matroſen um ſeine Rettung bemühten, verſank er ſofort. Dem Kapitän eines engliſchen Schif⸗ fes gelang es ſpäter, ſeine Leiche zu bergen. Die italieniſche Rugby- Mannſchaft darf nicht gegen Frankreich ſpielen Rom, 23. Dezember Das Italieniſche Olympiſche Komitee, das für alle internationalen Sportveranſtaltungen zu⸗ ſtändig iſt, an denen Italien teilnimmt, hat der italieniſchen Rugby⸗Mannſchaft die Austragung des italieniſch⸗franzöſiſchen Freundſchaftskamp⸗ fes unterſagt. Dieſes Treffen ſollte am Sonn⸗ tag in Perpignan als erſtes der Trainings⸗ ſpiele für den Länderkampf mit Deutſchland ſtattfinden. In unterrichteten italieniſchen Sportkreiſen wird das Verbot mit der Möglich⸗ keit antiitalieniſcher Kundgebungen begründet. Scheuende Pferde gegen Imnibus Nürnberg, 23. Dez. Am Donnerstag gegen mittag ſtreifte auf der Reichsſtraße Nürnberg— Erlangen, etwa 300 m außerhalb Buch, ein Perſonenkraftwagen beim Vorfahren einen mit Pferden beſpannten Leiter⸗ wagen, wobei der neben ſeinem Wagen gehende Kutſcher zu Fall kam. Die Pferde ſcheuten und ſtießen dann mit einem ſtadteinwärts fahrenden, mit 35 Arbeitern beſetzten Omnibus zuſammen, deſſen rechte Wagenwand durch die Wagen⸗ deichſel aufgetiſſen wurde. Durch den Anprall ſtürzte der Omnibus um. Ein Arbeiter wurde lebensgefährlich verletzt, vier weitere erlitten leichtere Verwundungen. Teſlamenk eines Menſchenkenners In Schweden erregt das Teſtament des Groß⸗ induſtriellen Adolf Lindgren, der ſoeben in Stockholm verſtarb, großes Aufſehen. Lindgren war aus beſcheidenen Anfängen durch raſtloſen Fleiß zu einem Rieſenvermögen gelangt. Da er aber im Laufe ſeines Lebens die Beobachtung emacht hatte, daß die Menſchen, denen ein gro⸗ bes Vermögen mühelos zufällt, meiſt nur Un⸗ glück haben und alles raſch in alle Winde ver⸗ ſtreuen, ſo vermachte er ſein rieſiges Vermögen von 6 Millionen Schwedenkronen nicht ſeinen Söhnen Vielmehr ſtiftete er den größten Teil der Summe ſeiner Vaterſtadt mit der ausdrück⸗ lichen Beſtimmung armen und ſtrebſamen jungen Menſchen mit nicht allzu großen Summen einen erſten Antrieb und Stützung zu geben. Zwei Millionen waren außerdem für die Förderung geſunder landwirtſchaftlicher Arbeit beſtimmt. Der Vater wollte offenbar ſeinen Söhnen, wie anderen jungen Leute, die Arbeitserfahrungen ſeiner eigenen Jugend zugänglich machen, wo ihm eine geringe Förderung zur entſcheidenden Anſpornung aller Kräfte und glücklichen Auf⸗ ſtieg verholfen hat. e Seschjoßte eines Copyright Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i. O./ Berlin. Nachdruck verboten. (3. Fortſetzung) Einmal haſchte er— aus dem Trieb der Spielerei heraus— auch danach, ſchwamm eine Weile mit der gewonnenen Beute umher und freute ſich, daß einige Mitgefangene hinter ihm herſchoſſen. Sie verſuchten, ihm den Brocken zu une Als Tur in die Enge ge⸗ trieben wurde und keinen Ausweg erkannte, be⸗ werkſtelligte er das, was jeder Fiſch an ſeiner Stelle getan hätte. Er ſchluckte den Happen hin⸗ unter und ließ zum erſtenmal die Körperteile in W ec treten, die zum Freſſen beſtimmt ſind. Da er Gefallen, ungeheuren Gefallen an die⸗ ſer Beſchäftigung fand, befleißigte er ſich, künf⸗ tighin möglichſt viele der geſpendeten Gaben zu erhaſchen. So ſehr, daß er bald in der Familie, die das Aquarium beſaß, als Vielfraß ver⸗ ſchrieen war. Als aber eines Tages ein Goldfiſch vor den Augen des Hausherrn Tur Dell einen Happen wegſchnappte, dieſer ſich darüber ärgerte, dem Räuber nachjagte und ihn in den Schwanz biß, ſagte der Mann zu ſeinem Jungen:„Der Kerl kommt hinaus, der Ruheſtörer. Fangt ihn ein und tragt ihn zum Strom zurück.“ Die Knaben kamen der Anweiſung des Va⸗ ters nach. Mit einem kleinen Netz fiſchten ſie Tur Dell aus dem gläſernen Behälter und tru⸗ gen ihn in dem gleichen Topf, in dem ſie ihn triumphierend angebracht hatten, zum Fluß. Der Fiſch freute ſich ungemein über die wie⸗ dererlangte Freiheit. Nur im Schwimmen nahm er ſich einige Wochen lang außerordentlich in acht. Er war wie gehemmt, denn von ſeinem Aufenthalt im Aquarium her peinigte ihn das Gefühl, daß er irgendwo gegen eine unſichtbare Wand ſtoßen könne. Die Stelle, an der die Jungen Tur Dell ſei⸗ nem alten Reiche übergaben, wurde dargeſtellt durch einen Bau ringsum abgeſchloſſen und nur bei Hochwaſſer in Verbindung mit dem Strom ſtehend. Ein richtiges Paradies für Jungfiſche, der vortreffliche Ort einer Kinder- wiege für ſich entwickelnde Brut. Raſch fühlte ſich der kleine, jetzt fingerlange Hecht heimiſch„Er hatte nach Kameraden ſei⸗ ner Familie geforſcht, aber nur größere entdeckt. Vor denen warnte ihn ein unerklärliches und unbeſtimmbares Gefühl. Er hielt ſich fern von ihrem Rachen und trieb ſich mit den Abkömm⸗ lingen von Rotaugen und Bräſen umher. Von ihnen lernte er das Nahrungſuchen, das Ab⸗ taſten von Steinen und Halmen, das Hinunter⸗ ſchlucken fetter Waſſerſchnecken und das Jagd⸗ machen auf Waſſerflöhe. Friedlich unter Friedſamen verlebte er einige Wochen, hin und wieder in die Enge getrieben von ſeinesgleichen, in Furcht verſetzt durch einen mächtigen Barſch oder angewidert durch die Sippſchaft wohlgerundeter Döbel, die anſchei⸗ nend von morgens bis abends nichts zu tun hatten, als nach Freßbarem auf der Lauer zu liegen. Zu dieſer Zeit geſchah Abſonderliches. Tur Dell geriet in eine Schar von kleinen Bärſchen, zog mit ihnen umher und vergnügte ſich damit, Fiſchbrut ſo in Angſt zu jagen, wie er ſelbſt des öfteren in Bedrängnis gebracht wurde. Er folgte der Herde, als gehöre er zu ihr, und er beteiligte ſich an dem Einkreiſen von Schwär⸗ men ſo, als ob auch er ſchwarze Streifen an der Seite und eine große Stachelfloſſe auf dem Rücken trüge. Nur— was ſeine Freunde ta⸗ ten, beſchäftigte ihn noch nicht. Er ſchnappte nicht nach Fiſchen. In ſeinem Innern regte ſich wohl eine Ahnung davon, daß er es einmal tun werde, aber jetzt ſchienen ſeine Kauwerk⸗ zeuge noch nicht dafür geeignet zu ſein. In dieſer Zeit entwickelte ſich eine eigentüm⸗ liche Freundſchaft für Tur Dell. Eines Tages geſchah es, daß er einen ungewohnten Schatten, der ſich breit über das Waſſer lagerte, ſah. Als er an die Oberfläche ſtieß, um die Urſache zu ergründen, erkannte er, daß ſie in einem We⸗ ſen, ähnlich den Geſchöpfen, die er in dem Glaskaſten geſehen hatte, lag. Wurden— wie damals— Leckerbiſſen geworfen? Nein. Es plumpſte härter— viel härter ins Waſſer, ſchwamm auch nicht, trieb ab, ſank ſchnell an ihm vorbei, rot und beweglich. Ein Wurm, ein dicker Wurm, erkannte er und ſteuerte, obwohl er begriff, daß der Fraß viel zum umfangreich für ihn war, dem in die Tiefe geglittenen Erd⸗ kriecher nach. Mit ihm andere Fiſchchen, die an der Saftigkeit des Weichtieres nagten. Sie riſ⸗ ſen Stückchen weg und balgten ſich um ſie, haſte⸗ ten mit ihnen fort und ſtießen wieder auf den Wurm vor, der in gewiſſen Zeitabſtänden in die Höhe ſchwebte, um ſich nachher dicht über den Boden zu ſenken. Tur Dell erblickte weder das Hervorlugen einer Angel, noch den dünnen und kaum ſichtbaren Seidenfaden, an dem der Köder hing. Ihn vergnügte allein die Abwechſ⸗ lung und ihm bereitete es Freude, kleine Rot⸗ augen winzige Teile mühſelig abpicken zu laſ⸗ ſen, um ihnen dann die Beure zu entjagen. Er wunderte ſich nur, daß Huck, der größte Barſch des Baues, teilnahmslos unter einer Weidenwurzel ſtand, dem Treiben zuſchaute und keine Miene machte, den begehrenswerten Biſſen für ſich zu gewinnen. Erſt als das Spiel, das Aufſchnellen und Niederfallen des Wurmes — Tur Dell wußte nicht, daß der Angler es durch Heben und Senken der Gerte bewerk⸗ ſtelligte— längere Zeit angedauert hatte, merkte das Hechtlein, wie Huck ſeine rieſige Rücken⸗ floſſe entfaltete, wie ſeine Blicke ingrimmig wurden und wie er blitzſchnell auf den Wurm zuſchoß. 5 Der Angriff ſchlug fehl, Huck haſtete vorbei. Noch erregter machte er kehrt und drang in ge— ſteigertem Ungeſtüm auf den Köder ein. Er er⸗ haſchte den Geringelten, verſchlang ihn mit einem Ruck und zog ſiegesgewiß in die Tiefe. Plötzlich bäumte ex ſich auf und begann unter dem Auseinanderſtieben der ihm gefolgten klei⸗ nen Kameraden, ſich verzweifelt gegen etwas zu wehren, das Tur Dell nicht erkannte und das doch ungeheure Gewalt beſitzen mußte. Der Barſch ſtieß hierhin und dorthin, die Kiemen aufgeſpreizt. Er ſchüttelte ſich und reckte ſich auf, wehrte ſich dagegen, in die Höhe geriſſen zu werden, ſtieß immer dem Boden zu und mußte doch wieder jenem unſichtbaren Zwange nachgeben, der ihn an die Oberfläche bringen wollte. l Der Angler, der den Barſch an der Leine hatte, war ruhig und beſonnen, ein Fiſcher, der es verſtand, auch mit ſchlauen Geſellen unter den Schuppentragern fertig zu werden. Daß er ſich hier nach dem Anhieb erſtaunt zeigte, hing damit zuſammen, daß er von der kräftigen Ge⸗ genwehr überraſcht wurde. War doch die Zeit des Barſchfanges noch nicht gekommen. Sommer ſtand über dem Lande. Wieſen prangten in Ueppigkeit. Schmetterlinge, grüne Mücken, graue und blaue Libellen ſchwebten über dem Flußrande und beſuchten die Waſſer⸗ lilien, die ihre gelben dreikelchigen Blüten zwi⸗ ſchen Schwertblättern emporſtreckten. Das friſche Schilf hatte die Größe eiſds Knaben erreicht und das Binſengewirr ſich ſchon ſo weit ent wickelt, daß ausgewachſene Wildenten ſich in ihm verbergen konnten. Unter der Waſſerober⸗ fläche tanzten Spinnen, unter den Steinen ſchlängelten ſich Egel und beobachteten die Lar⸗ ven der Köcherfliege, die an ihrem Sandge⸗ häuſe oder der hölzernen Wohnung bauten. In dieſer Zeit pflegen Barſche der Ruhe. Ste bezeugen ſich faul und ſind häufig zu bequem, um das Maul zur Aufnahme von Nahrung zu öffnen. Hätte der Angler, in der Abſicht, eine Rotfeder zu erwiſchen, nicht den Wurm zum Anreizen hin und her gezerrt und dadurch auf die Sinne des leicht erregbaren Fiſches einge- wirkt, dann wäre es Huck niemals eingefallen, auch nur einen Floſſenſchlag zu machen. Bloß aus Zorn ſchnappte er zu und nur als Folge von Wut hing er jetzt an dem Haken, den der Fiſcher mittels Schnur und Gerte in der Hand hielt. b Das Zeug war dünn und nicht für einen ſo ſchweren Fang berechnet, deshalb verſuchte der Angler durch Abſchnurrenlaſſen der Rolle der harten Verteidigung zu begegnen. Nach einigen Minuten ſah es danach aus, als ob der Menſch erfolgreich aus dem Kampfe hervorgehen würde. Der Fiſch ermattete. Tur Dell, der immer noch nicht wußte, was das ſonderbare Benehmen des Fiſches bedeu⸗ ten ſollte, bemerkte mit Entſetzen, daß Huck einer Ohnmacht nahe war, ſich auf die Seite legte und nur mehr zaghafte Bewegungen n. achte. Was das Hechtlein mit Schrecken erfüllte, ließ in dem Angler Freude erwachen, denn jetzt glaubte er den Augenblick gekommen, in dem er den Fiſch dem Keſcher nahebringen durfte. Aber— o Jammer, o tückiſches Mißgeſchick, o beiliger Petrus, der du zum Leidweſen aller Weidgerechten häufig kein Einſehen mit den Bitten deiner Jünger haſt, o teufliſche Nieder trächtigkeit und o unbarmherzige Sekunde: Das Gerät hielt die Laſt nicht aus, das Vorfach riß. Der Mann machte ein betrübtes Geſicht, und der Barſch, der noch nicht merkte, daß er frei war, ſchlug in halber Sinnloſigkeit hin und her. Es dauerte eine Weile, bis er entdeckte, daß er nicht mehr gefeſſelt war und abziehen konnte. Dann aber ein Schlag, ein einziger Schwanz⸗ und Floſſenhieb. der Huck in Sicherheit und unter den Wurzelſtock brachte. Erſchöpft und verwirrt. Seine Kiemendeckel fuhren auf und nieder, und durch das Maul gingen auffällige Zuckungen. „Was hat er nur“ dachte Tur Dell,„was mag ihm fehlen?“ Er begriff nicht, daß der Angelhaken ſitzengeblieben war, daß er den Fiſch quälte und daß Huck verſuchte, ihn loszu⸗ werden. Er ahnte auch nicht, daß ihn ſelbſt in kommenden Jahren Dutzende von Malen ähn⸗ liche Erlebniſſe überfallen ſollten. Jetzt empfand er allein, daß der Barſch an etwas litt und daß er zu bemitleiden war. Er, der kaum fingerlange Fiſch, ſtellte ſich demütig neben den rieſigen Geſtachelten, und zwar ſo, als ob er ihn tröſten wollte. Rings⸗ um befanden ſich keine Floſſenträger mehr. In⸗ folge des Kampfes und durch das Anſichtig⸗ werden des Menſchen waren ſie verſchwunden. Nur Tur Dell verweilte und ermöglichte es durch ſein Ausharren, daß ſich eine ſonderbare Freundſchaft zwiſchen ihm und dem Barſch an⸗ bahnte. Als das Heu von den Wieſen verſchwunden war, hielt ſich Tur Dell immer noch zu dem Schwarzgeſtreiften. Wenn der Barſch unter ſei⸗ ner Wurzel ſtand, gab auch er ſich dem Nichts⸗ tun hin, wenn der Geſtachelte ſich von den Strahlen der Sonne beſcheinen ließ, pflegte auch er es zu tun, und wenn wieder der mäch⸗ tige Beherrſcher des Baues jagend hinter Fried- fiſchen her war, dann beteiligte er ſich nicht we⸗ niger an dem wilden Spiel. Fiſche zu ver⸗ ſchlingen vermochte er noch immer nicht. Er begnügte ſich damit, die von ihm in die Enge getriebenen Opfer in die Floſſen zu beißen, ſie ein wenig hin und her zu zerren, ſie wieder los⸗ zulaſſen oder ſie in die Hände des Barſches zu führen. Seine Nahrung beſtand wie früher aus Inſekten. Käfern und jenem Kleintierzeug, mit dem ſich gewöhnlich die Fiſche begnügen, die nicht unter die Gattung der Raubtiere fallen. Die geſunde Natur Hucks hatte die Wunde, die ihm der Angelhaken geriſſen hatte, zuheilen laſſen. Das gekrümmte Eiſen war durch Eiter aus dem Maulfleiſch herausgetrieben worden. Froh, aber doppelt vorſichtig, ging der Fiſch ſei⸗ nen Jagden nach, die er auf die früheſten Mor⸗ genſtunden beſchränkte. Die Tage waren warm. Sie riefen nach wie vor einen unwiderſtehlichen Drang zum Faulſein hervor. (Fortſetzung folgt.) Als Afrika Insel wurde Die abenkeuerliche Geſchichle des Zuezkanals Trotz allen Pompes, mit dem der Durchſtich der Landenge von Suez im Jahre 1869 als Werk moderner Kultur und Baukunſt gefeiert wurde, iſt dieſer Kanal keineswegs eine Errun⸗ genſchaft der modernen Zeit. Er iſt viel, viel älter, ja er iſt der älteſte aller von politiſchen Erwägungen diktierten Großbauten dieſer Art. Vor zweieinhalb Jahrtauſenden Der erſte Bauherr eines Suezkanals war Darius der Große, Beherrſcher aller Perſer und faſt aller bekannten Gebiete ſeiner Zeit. Er lebte und regierte um das Jahr 500 vor der Zeitwende. Was er vollendete, lag aber ideenmäßig noch weiter zurück; der Pharao Necho, etwa hundert Jahre vor ihm geſtorben, trug ſich mit dem Gedanken, eine ſolche Waſſer⸗ ſtraße zu errichten, und als Vorbereitung ließ er phöniziſche Schiffer Afrika umrudern, ein Beweis dafür, daß der große Gedanke ſchon da⸗ mals gans zu Ende gedacht worden iſt. Aber Darius, einer der größten Imperato⸗ ren der Welt, formte den Willen zur Tat; er ſollte der erſte ſein, deſſen Schiffe den Seeweg nach Indien nicht nur ſuchten, ſondern benutz⸗ ten. Es dauerte faſt vierhundert Jahre, bis der erſte Suezkanal verſandete und verkam. Die großen römiſchen Kaiſer hielten ihn nicht mehr für ſo wichtig für den Beſtand ibres Reiches, daß ſie ihn gepflegt hätten. Die Fahne des Propheten über Suez Wiederum ſechs Jahrhunderte ſpäter ent⸗ fachte der Iſlam den Sturm über Afrika und Aſien Als die Araber ſich in Nordafrika, im Nillande, feſtſetzten, um von dort aus das Abendland zu beſtürmen, erkannten ſie ſchon bald die aroße Bedeutung eines Kanals, der das Rote Meer, ihre Kraftbaſis, mit dem Mittel⸗ ländiſchen Meer als ihrem imperialen Ziel ver⸗ band. Aegyptens ungeheure Fruchtbarkeit ſollte auf ſchnellſtem Wege die Wüſten Arabiens le⸗ bensfähiger machen. Und ſo geſchah es. Der zweite Suezkanal wurde errichtet, un⸗ ter Benutzung der Bitterſeen und des Men⸗ ſalehſees wie auch heute. Wieder vergingen einige Jahrhunderte, wie⸗ der änderte ſich die weltpolitiſche Lage, wieder wurde der Sueskanal vergeſſen und verdorben. Das Mittelalter, in ſeinen alten Folianten ver⸗ graben, ſah den Wald vor lauter Bäumen nicht. Es ſuchte den Seeweg nach Indien, aber es tat zunächſt nichts, oder wenigſtens nicht das nächſtliegende, um ihn da zu finden, wo er am erſten zu erwarten war. Der deutſche Anteil am Suezkanal Leibniz war der erſte Denker, der zu Ende des 17. Jahrhunderts den Gedanken eines Suezkanals neu dachte. Aber die famoſen Land⸗ meſſer Napoleons I. verdarben alles, weil ſie falſche Meſſungen anſtellten. Das Rote Meer liege 15 Meter höher als das Mittelmeer, be⸗ haupteten ſie; und man ließ es dabei bewen⸗ den. Da gab Metternich, wiederum ein. Deutſcher, das zweite Stichwort. Die Meſſun⸗ gen, die er anſtellen ließ, bewieſen, daß ein Ka⸗ nalbau doch möglich ſein mußte. Aber es ſollte noch ein ganzes Jahrzehnt dauern, bis der Plan eines ſchleuſenloſen Großkanals, von dem Deutſchen Alois Negrell, Ritter von Mol⸗ delbe, aufgeſtellt und von Ferdinand Vicomte de Leſſeps vollendet wurde. Skandale und kein Ende Die weitere Geſchichte iſt ziemlich bekannt. Leſſeps brachte infolge ſeiner Geſch chkeit 200 Millionen Franken auf; unter ungeheu⸗ rem Tamtam wurde der Kanalbau begonnen; nicht ohne daß in ſeinem Gefolge allerlei dunkle Geſchichten paſſierten. Man munkelte von Be⸗ ſtechungen, als eines Tages ein rieſiges Aktien⸗ paket ſich im Beſitz des Vizekönigs von Aegyp⸗ ten, Said Paſcha, befand, von dem die Konzeſ⸗ ſionserteilung abgehangen hatte; man ſprach von politiſchen Intrigen, als England dieſes Aktienpaket aus dem Beſitz des nachfoldend Vizekönigs verhältnismäßig billig er Napoleon III. ſtand bei dieſer Aktienve bung Pate, die bis heute noch nachwirkt. denn auf ihr baſiert das engliſch-franzöſiſche Neber⸗ gewicht der Kanalpolitik. Leſſeps aber wurde ſpäter in den Panamaſkandal verwickelt, der ſeinen Namen verdunkelte. Der Suezkanal aber wurde Inſtrument britiſcher Weltpolitik rb. ſchie⸗ N Roman von Hans Herbst 2(11. Fortſetzung) Kruppt jetzte ſich gemächlich ſetne Briule auf und langte nach der Celler Zeitung, die auf der Theke lag. Nach geraumer Zeit ſchob er das kleine Schiebefenſter zur anſtozenden Küche hoch. „Du, Mine“, rief er nach hinten zu ſeiner Frau, beute ſind der Maler und die Elſe Brügmann aufge⸗ boten worden. Da, lies doch mal!“ Er drehte ſich er⸗ ſtaunt um, da Alferding plötzlich aufgeſprungen war und mit einem lauten Fluch die Gaſtſtube verließ. Nanu... was war denn dem in die Krone gefahren? Der ſetzte ja ein Geſicht auf wie ſieben Tage Regen⸗ wetter! Was war denn da kaputt? Plötzlich erhellte ſich ſein Geſicht; er pfiff leiſe durch die Zähne. „Du, Mine“, ſagte er durchs Fenſter,„ich glaube, der Inſpektor hat nen Koller gekriegt. Läuft davon wie ein Beſeſſener. Ob das woll mit der Heirat zuſammen⸗ hängt?“ „Wie meinſt du das, Mann?“ Mine ſteckte neugierig ihren Kopf durch die Offnung. „Na“, meinte Kruppke pfiffig,„mir war doch immer ſo, als ob er auf die Elſe Brügmann ſcharf war. Nu — wütend, daß ſie ihm ein anderer weggeſchnappt „Meinſt du, Mann?“ „Beſtimmt iſt das ſo!“ Die Gaſtwirtsleute ſteckten die Köpfe zuſammen und wiſperten noch eine ganze Weile über den Fall. e Alferding ging verdroſſen über die Dorfſtraße. Er war in einer derart verbiſſenen Stimmung, daß er am liebſten ſeine Stellung aufgegeben hätte. Immer⸗ fort ging ihm die bevorſtehende Heirat der Elſe Brüg⸗ mann durch den Kopf. Er hätte ſich ſelbſt backpfeifen können, daß er die Gelegenheit verpaßt hatte. Er war eben ein zu ſchwerfälliger Menſch! ſchalt er ſich ſelbſt. Nun war es zu ſpät. Das nette Mädchen und noch mehr, ein Kapital, mit dem er hätte aufbauen können, war ihm durch die Lappen gegangen... vielleicht nur, weil er nicht den Mut aufgebracht hatte, ſich das Mädchen ſeiner Wahl zu ſichern. Nun ſchnappte ihm ein anderer, wildfremder Menſch, die gute Partie weg. Es war zum Auswachſen! Aber in Zukunft würde das anders werden! nahm er ſich in dieſem Augenblick vor. Er mußte auf irgendeine Art zu Geld kommen, denn er verſpürte abſolut keine Luſt mehr, ewig als abhängiger Inſpektor herumzulaufen, während andere weniger be⸗ fähigte Menſchen den großen Herrn ſpielen konnten. Voller Ingrimm ging er aufs Feld. Seine Leute hatten es heute nicht leicht. A Als er am Nachmittag ins Porwerk geritten war, traf er die blonde Anita Laßberg, die Tochter des Verwalters, die bor einigen Tagen von einem land⸗ wirtſchaftlichen Kurſus aus Roſtock zurückgekommen war. Das junge, ſe. anke Mädchen, das er bisher nicht ſonderlich beachtet hatte, da er ſeine Augen auf Elſe Brügmann geworfen hatte, machte fetzt auf ihn einen überaus günſtigen Eindruck. Und bei ihrem Anblick ſtieg plötzlich in ihm der Gedanke auf, daß es auch noch andere nette Mädchen gab, die begehrenswert erſchienen. Allerdings konnte die blonde Anita, was Geld anbetraf, keineswegs mit der Schweſter ſeines Herrn in einem Atem genannt werden, aber einige zigtauſend Mark würde ſie ebenfalls in die Ehe bringen. Die Laßbergs, die nun ſchon ſeit einigen zwanzig Jahren auf dem Vorwerk ſaßen, waren ſparſame Leute geweſen und hatten ſicher ein ganz nettes Sümmchen zuſammenge⸗ ſpart. Jetzt erinnerte er ſich auch, daß man vor einiger Zeit— drei Jahre waren das wohl ger— von einer Erbſchaft geſprochen hatte, die der alte Laßberg ge⸗ macht haben ſollte. Alſo mußte doch etwas Wahres daran ſein, wenn man munkelte, daß der Verwalter es eigentlich gar nicht nötig hätte, ſich hier ſo abzurackern. Er hätt ganz gut ein kleines Gut übernehmen können. Aber warum tat er das eigentlich nicht? ſchoß es ihm durch den Sinn. Er mußte dem Verwalter doch einmal auf den Zahn fühlen. „Na. Fräulein Anita, wieder zurück?“ fragte er freundlich und reichte dem blonden Mädchen die Hand. Anita nickte. „Ja, ſeit drei Tagen“, antwortete ſie mit einem kleinen Lachen.„Aber ich bin froh, daß die zwei Mo⸗ nate um ſind. Ich habe mich eigentlich in Roſtock nicht ſo recht heimiſch gefühlt. Hier iſt doch meine Heimat.“ „Ja, ja, zu Hauſe iſt's doch immer am ſchönſten“, meinte Alferding, ſie aufmerkſam betrachtend.„Sie können hier auch ſchalten und walten, wie Sie wollen. Iſt doch beinahe ſo, als ob Ihnen das alles gehört.“ „Das Gefühl habe ich manchmal auch gehabt“, ſagte ſie ſinnend,„trozdem Vater doch nur der Verwalter ier iſt.“ 9 Ihr Vater hätte ſich eigentlich ſchon lange ſelbſtändig machen können“, meinte der Inſpektor, das günſtige Geſpräch ausnützend.„Darüber habe ich mich ſchon lange gewundert. Die nötigen Kapitalten dazu ſtehen doch hinter ihm. Warum zögert er denn eigent⸗ lich? Iſt doch wirklich ein ganz anderes Gefühl, ſo auf eigener Klitſche gen zu können. Wenn mir ſo einige Geldmittel zur Verfügung ſtänden, na, ich würde keinen Augenblick zögern.“ „Ja, Sie ſind auch noch ein junger Mann“, ſagte Anita ernſt,„aber Vater iſt doch ſchon ein wenig mürbe geworden. Er traut ſich wohl ſolche Laſt nicht mehr zu.“ „„Recht ſchade!“ meinte Allerding und zeichnete mit der Spitze ſeines Stockes kreuzweiſe auf der Erde Striche.„Sein Kapital könnte doch ganz andere Zinſen bringen. Zu dumm iſt das manchmal im Leben: Ihr Vater könnte etwas beginnen und will nicht... und unſereins möchte etwas anfangen und... kann nicht. Schade, daß ich nicht Ihr... na, wollen mal ſagen Ihr Bruder bin.“ Er ſah ſie keck an. Anita lachte herzhaft. „Ja, einen Bruder hätte ich ganz gern gehabt. Aber der Fall iſt doch nun einmal nicht eingetreten. Damit haben ſich meine Eltern abgefunden.“ „Na, wenn einmal Ihr Herz geſprochen haben ſollte, dann bekommen Ihre Eltern ja doch noch einen Sohn.“ „Ja, wenn..., erwiderte ſie luſtig,„.. aber vor⸗ läufig iſt das noch nicht der Fall.“ „Was nicht iſt, kann ja noch kommen“, meinte Alfer⸗ ding augenzwinkernd. Er brach plötzlich das Geſpräch ab, da es ihm ratſam ſchien, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen.. Während des Geſprächs war ihm der Gedanke ge⸗ kommen, daß ſich hier vielleicht eine Chance böte.„Ich komme mal nachher zu Ihnen. Ich muß jetzt mal nach dem Zuchtbullen ſehen. Alſo bis nachher!“ Er grüßte und ging zu den Ställen. Merkwürdig! mußte er denken. Bei dieſer Anita ver⸗ ſpürte er gar keine Scheu. Mit dieſem Mädchen konnte er frei ron der Leber weg reden, während er beim Zu⸗ ſammenſein mit Elſe Brügmann ſtets eine merkwürdige Scheu empfunden hatte. Dieſes Gefühl fiel bei Anita vollſtändig fort. Dieſe Wahrnehmung ſtimmte ihn ſo froh, daß er ſich mit einem Male wie ein anderer Menſch fühlte und ganz ernſtlich die Abſicht erwog, ſein Augenmerk jetzt auf die Tochter des Verwalters zu richten. Er ging in den Stall, wo er Laßberg vorfand. Sie kamen ins Geſpräch über den Zuchtbullen, der ein wahres Prachtexemplar war. * Als ſie hinterher in der Verwalterwohnung zu⸗ ſammenſaßen, brachte Alferding das Geſpräch auf das vorher mit Anita angeſchnittene Thema. „Sagen Sie mal, Laßberg“, ſagte er ganz unver⸗ mittelt,„warum ſitzen Sie eigentlich noch immer hier! Sie könnten doch glatt auf eigener Scholle ſitzen.“ Der alte Verwalter lächelte vor ſich hin. Dann ſchllt⸗ telte er den Kopf. „Nein, Alferding, dazu fehlt mir doch der Mut. Dazu fühle ich mich nicht mehr friſch genug. Den Sorgen un der Verantwortung für einen eigenen Beſitz bin ich nicht mehr gewachſen. Die Knochen ſind allmählich mürbe geworden. Ich bin doch nun ein alter Krauter! Dagegen iſt nun einmal nichts zu machen.“ „Alſo alles einmal für das Kind!“ ſcherzte Alferding. „Wiſſen Sie, Laßberg, daß ich große Luſt verſpüre, einmal Ihr Schwiegerſohn zu werden?“ Laßberg blickte den Inſpektor groß an. „Sie, Alferding... Ja, ich weiß nicht... Er brach plötzlich ab und ſah ernſt vor ſich hin. Alferding beobachtete den Verwalter ſcharf. „Bin ich etwa in Ihren Augen nicht der Mann, der es wagen dürfte, ſich um Ihre Tochter zu bewerben!“ fragte er dringend. Laßberg ſah dem Inſpektor ins Geſicht. „Ich will ganz ehrlich gegen Sie ſein, Alferding! Sie ſind zweifellos ein tüchtiger Landwirt. Aber als Schwie⸗ gerſohn ſind Sie mir nicht willkommen.“ Alferding lachte ſchrill auf. „Das iſt allerdings ſehr ehrlich herausgeſprochen“, ſagte er ärgerlich.„Und darf ich weiter hören, aus welchem Grunde oder Gründen ich Ihnen nicht als der geeignete Schwiegerſohn erſcheine?“ „Das will ich Ihnen nicht vorenthalten“, erwiderte der alte Mann ernſt.„Man ſpricht in den letzten Tagen wenig nett von Ihnen. Ste trinken jetzt mehr, als Ihnen dienlich iſt.“ „Ach, Unſinn!“ rlef Alferding lachend.„Nicht mehr als jeder andere von uns. Sie werden auch mal über den Durſt getrunken haben in Ihrer Jugend.“ „Gewiß... aber ich habe in dieſer Verfaſſung weder krakeelt noch geſtänkert.“ „Ach ſo... auf den Dreh! Ich bin alſo in Ihren Augen ein... Stänkerer und Trunkenbold?“ „Jedenfalls haben Sie ſich ſo benommen, daß man im Krug über Sie ſpricht.“ Der Inſpektor lachte gezwungen auf. „Na, man weiter ſo... haben Sie ſonſt noch etwas an mir zu bemängeln?“ „Ja wenn Sie meine ehrliche Meinung hören wollen. Ich halte es nicht für richtig, wenn man ſeine Unter⸗ gebenen nur immer mit Flüchen und groben Redens⸗ arten traktiert. Es ſind alles Menſchen, die ſchwer arbeiten müſſen und Ihrgefühl im Leibe haben. Die Leute werden durch übertrieben ſtrenge und ungerechte Behandlung nur mißmutig und verdroſſen.“ „Ach, ſehen Sie einmal an“, rief Alferding auf⸗ ſpringend.„Sie ſcheinen auf dem Standpunkt zu ſtehen, daß man die Herrſchaften in Watte packen muß, um ſie zu guten Leiſtungen zu bringen.“ „Abſolut nicht... nur ſoll man menſchlich mit ihnen umgehen... weiter nichts!“ a „So... na, es wundert mich nur, daß der alte Herr ſo mit mir zufrieden war“, meinte Alferding höhniſch. „Und der junge anſcheinend auch, denn ſonſt hätte man mich doch wohl ſchon lange zum Teufel gesagt. Die beiden hätten eigentlich chan lange merten Urheber⸗Rechtsſchutz: Roman⸗Verlag Greiſer⸗Raſtatt Nein, weswegen?“ gab Anita erſtaunt zurück. 8 was für ein brutaler Kerl ich vin, der alle Menſchen bloß ſchikaniert.“ Laßberg hatte ſich ebenfalls erhoben. Er zuckte die Achſeln. „Möglich, daß Vater und Sohn nichts davon wiſſen“, ſagte er einfach. i „Aha... aber Ihnen iſt zu Ohren gekommen, daß ich ein ganz infamer Menſch bin? Merkwürdig, daß man Ihnen ſo großes Vertrauen entgegenbringt!“ „Das iſt gar nicht merkwürdig!“ erwiderte Laßberg gelaſſen.„Es iſt doch ſelbſtverſtändlich, daß Menſchen, die ſich bedrückt fühlen, ſich mit jemand ausſprechen, dem ſie Vertrauen ſchenken.“ Alferding trat einen Schritt näher. „Alſo ich wundere mich nur, daß Ste jetzt mit einem⸗ mal mir dieſe Vorwürfe an den Kopf werfen. Dazu hatten Sie doch lange Jahre Zett.“ „Sie haben ein ſchlechtes Gedächtnis, Alferding!“ Laßberg ſah ihn ohne Scheu an.„Ich habe Ihnen vor einiger Zeit angeraten, ſich auf andere Weiſe Reſpekt zu verſchaffen. Erinnern Sie ſich nicht mehr?“ „Ach, iſt ja auch egal!“ ſagte der Inſpektor ſchroff und langte nach ſeiner Mütze, die auf dem Tiſche lag. „Der Rede kurzer Sinn iſt der: Ihnen paßt mein Charakter nicht. Aber ich bin nun einmal, wie ich bin. Ich bin ganz gut damit gefahren... und werde es auch weiter.“ Er drehte ſich an der Tür noch einmal um. „Aber.. geſetzt den Fall: Ihre Tochter wäre anderer Meinung, und ich würde mit ihr einig... was dann? Würden Sie ſie dann am Ende enterben?“ „Dieſen Entſchluß würde ich im Intereſſe meiner Tochter ſehr bedauern“, entgegnete Laßberg kühl.„Aber 4% 8 nicht, daß Anita ſich für Sie entſcheiden wird.“ 5 „Soſo!“ Alferding lachte häßlich.„Dann werden Sie ſie alſo dahin beeinflußen, mich nicht zum Manne zu nehmen?“ „Wenn es notwendig iſt, würde ich das tun!“ ſagte Laßberg ruhig. „Das genügt mir vollkommen!“ rief der Inſpektor wütend und verließ mit kurzem Gruß die Stube. ** Einige Tage ſpäter trafen Alferding und Anita auf der Landſtraße zuſammen. „Hat Ihr Voter über mich mit Ihnen geſprochen, Fräulein Anita!“ fragte der Inſpektor, als er vor dem Mädchen ſtand. „Nun... ich habe mit ihm vor einigen Tagen, als ich in Kieſow war, eine Unterredung gehabt. Er war nicht gut auf mich zu ſprechen.“ Anita ſchüttelte den Kopf. „Nein, davon hat er mir nichts geſagt.“ Alferding trat an die Seite des Mädchens. „Die Unterredung betraf Sie, Anita!“ fuhr er fort. „Mich?“ Antta ſah ihn ahnungslos an.„Inwiefern?“ „Ich habe mit ihm darüber geſprochen, daß... daß ich Ihnen gut bin, Anita!“ Alferding blickte das Mäd⸗ chen erwartungsvoll an. „Ach!“ Anita zuckte zuſammen und blieb ſtehen. „Das... das... Sie ſchüttelt den Kopf.„Nein, Herr Alferding, das ſchlagen Sie ſich aus dem Kopf. Ich empfinde nichts für Sie.“ Der Inſpektor biß ſich auf die Lippen, dann lachte er ſpöttiſch auf. „Wie der Vater, ſo die Tochter“, meinte er verletzt. „Sie halten mich alſo nicht für einen geeigneten Be⸗ werber um Ihre Hand?“ Antta ſchültelte wieder mit dem Kopfe. „Bin ja bloß ein Inſpektor, was?“ „Das wäre für mich nicht ſo ausſchlaggebend, wenn ich Sie gern hätte!“ „Wenigſtens ein Troſt für mich! Na, da will ich Sie nicht länger beläſtigen, Fräulein Anita! Ich habe es ehrlich gemeint.“ „Das tut mir in der Seele weh, Herr Alferding!“ Anita reichte ihm die Hand hin.„Aber ich muß Ihnen dieſe Enttäuſchung machen. Man muß doch ehrlich mit ſeinen Gefühlen ſein.“ „Na ja, ſchon gut.“ Alferding nickte kurz und ent⸗ fernte ſich. s Anita blickte ihm eine Weile nach, dann ging ſie mit einem Achſelzucken ins Dorf. N „Warum haſt du mir nichts davon geſagt, Vater“, meinte Anita vorwurfsvoll zu ihrem Vater, als ſie ihn am Mittag in ſeinem Zimmer aufgeſucht hatte,„daß Alferding Abſichten hat.“ Laßberg lächelte ein wenig. „Ja“, ſagte er und legte die Arme um ihre Schul⸗ tern,„das hätte ich tun können, aber ich ſagte mir, daß es ratſamer wäre, dich nicht vorher zu beeinflußen. Mutter und ich haben bisher alles, was dich angeht, mit dir beſprochen. Aber in Herzensangelegenheiten haben wir uns eigentlich nicht zu miſchen. Das muß doch jeder mit ſich ſelbſt ausmachen, finde ich.“ r nickte. „Würdeſt du es denn gern ſehen, daß i eirate Papa?“ fragte ſie lächelnd. 5* 5 „Gott, warum nicht!“ entgegnete der Vater und ſtreichelte ihren Blondkopf.„Mutter und ich würden das ſchon gern ſehen, wenn du uns einen lieben Sohn ins Haus bringſt.“ Er ſtreichelte zärtlich ſein Kind. * doch nicht dieſen Alferding!“ rief Anita leb⸗ Tortſetzung folgt) 71 5 schen be die lere „ daß daß 1 berg ichen, echen, nem, Dazu dingt f bor epelt graf 1 mein 1 auch um. derer ann? einer Mer eiden Sie ie zu ſagte ektor auf chen, dem 1 War ihn daß ul paß el. t, ten 15 le, Ein Meer von Huld und Segen. Mein Herz erhellt. Weihnacht Ich ſeh den Stern zu Häupten mir erſtehen In tiefer Nacht. Ein großer Wille iſt in mir ge⸗ ſchehen: Das Leben wacht! a Zu reiner Höhe ſtrebt auf ſtillen Wegen Empor mein Fuß, Durch meine Seele zieht wie Engelgruß * Dem Sterne folg“ ich, der die Nacht beſiegt, Tief er mir in blaſſem Dämmer egt Die fremde Welt; Die fremde Welt, der meine Seele glühte In dunkler Zeit—— N 115 ich, ſelig Dein in Ewig⸗ e Mein Gott der Kraft und Güte. Anna Dix Feierlag der Liebe Das ganze Jahr hindurch wandern wir dem Weihnachtsfeſt entgegen, wie der Wanderer einem fernen ſchönen Ziel. Der Sommer iſt die Mittags⸗ 1 7 Da lacht das Land rings im lumenſchmuck und Sonnenglaſt; da er wir unbewußt nur die egenwart und 3 von Weih⸗ nachten als von einer Zeit, die auch * Reize hat. Je mehr aber dann die Tage abnehmen und die Blätter von den Bäumen 1 um ſo heller wird das Lichterblinken von Weih⸗ nachten 1200 o mag wohl der Wan⸗ derer beim Abſtieg von den Bergen deutlicher den Lichtſchein im Tale blinken ſehen, der aus dem Dunkel der Nacht Zuflucht verheißt. Dann wird der ſchöne heitere Tag zur licht⸗ vollen Erinnerung, die Lichter aber am heimiſchen Herd zur goldenen Gegenwart. Aus dunkelſten und kürzeſten Win⸗ tertagen, von Allerſeelen und Toten⸗ ſonntag her, nahen wir uns dem Weihnachtsfeſte. Noch iſt unſer Her voll ſchmerzlicher Erinnerungen; vo von wehmütigem Erkennen ob der menſchlichen Vergänglichkeit. Augen ſind gebrochen, die uns jahrzehnte⸗ lang in warmer Liebe geglänzt, Hände ſind welk und ſtarr 1 die uns ein Leben lang behutſam pflegten und ſtreichelten. Je älter wir ſelber werden, um ge zahlreicher werden die Gräber in unſerm Herzen, um ſo kürzer wird aber auch unſer eigener Tag, um ſo dankbarer ſchauen wir zu dem Lichterglanz auf, der dem Dunkel der Nacht und aller Vergänglichkeit ſtandhält— der Glanz der Weihnacht! Mahnung an ein Unvergäng⸗ liches troſtvolles Leuchten in der Dunkelheit des Lebens, wenn wir die Schickungen einer höheren Macht nicht begreifen können und wollen, wenn wir aus inneren Widerſtänden nicht mehr zurechtfinden im Erdentale Fremd und gar feindlich erſcheinen uns viele Menſchen, zum Mißlingen verurteilt ſo manches gutgemeinte Werk, in das man ſeine Liebe und ſchöpferiſche Kraft hinein⸗ gab. Was bleibt bei der Rückſchau? Wollen uns nicht ſchier alle Werte unter den Hän⸗ den zerrinnen? Scheint es nicht oft wirklich ſo, als hätte der Peſſimiſt der vorchriſtlichen eit recht mit ſeiner Behauptung:„Alles iſt eitel!“ Es wäre ſo, wenn es nicht in dieſer ſchwierigen und fraglichen Welt gäbe: die Liebe! Die Liebe, deren hoher Feiertag das Weihnachtsfeſt iſt— der höchſte Feiertag des Jahres 13 Unſere moderne Philoſophie hat einen beſonders fruchtbaren und ſinnvollen Zweig an ihrem Baum 1 die Wertphilo⸗ ſophie. Sie lehrt uns begreifen, daß die Welt der Werte ihre eigene Exiſtenz und ihr eigenes Recht hat neben der Welt der Wirklichkeit; daß alle Schattenſeiten und Fragezeichen der letzteren nicht die Werte an ſich verdunkeln oder in Zweifel ziehen können. Im Gegenteil! Je mangelhafter und verzweifelter die Welt außerhalb unſe⸗ rer Grenzen heute ſich gebärdet, um ſo heller ſtrahlt daraus hervor, daß es Men⸗ ſchen gibt, die die Widerſprüche und Schrecken empfinden; die ſie als etwas empfinden, was nicht ſein ſollte und nicht ee eee Stille nacht, heilige nacht 5 8— 2 8— 2 SS RS R Sr r H———ç—— r—— 9 4 darf; und die dem, was nicht ſein fein en Gedanken gegenüberſtellen, wie es ſein ollte. Dieſer Gedanke wird ſeinem eigenen eſen nach zum kategoriſchen Imperativ Der Wunſch wird zum Ideal. Das Ideal wird zur Pflicht. Ob dieſe daflicht von vielen oder von wenigen anerkannt wird, ob ſie im kleinen oder großen Umkreiſe ver⸗ wirklicht wird, tut nichts zur Sache. Genug, daß ſie beſteht, daß denkenden Menſchen zum Bewußtſein kommt, um was es geht und daß gütige erkennende 3 bereit ſind, etwas zu erfüllen, das zunächſt nur Wunſch und Ideal erſchien. 5 Auch der verbittertſte Peſſtmiſt kommt an dieſer Tatſache nicht vorbei. Ja, ſeine eigene Verbitterung ſtammt oft genug, wenn man ihre Wurzeln bloßlegt, aus der gleichen Quelle: aus enttäuſchter und daher ohn⸗ mächtiger Liebe. Was bleibt bei Schopen⸗ hauer, nachdem er den Willen zum Leben als den Erzſünder zum Tode verurteilt? Nachdem er allem Daſein den Wert ab⸗ geſprochen hat?— Das Mitleid— das große Mitleiden— alſo die Liebe zum Menſchen! Und in Strindbergs Traum⸗ ſpiel, in dem das ganze Leben ſeinen Sinn verliert, in dem der melancholiſche Kehr⸗ reim ſtetig ſich wiederholt: Es iſt ſchade um den Menſchen— iſt die mitleidende Liebe, die für alle Enttäuſchten, Gequälten, Leidenden bei Gott um Hilfe fleht, die poſitive Grundmelodie. Die Liebe, die hilfsbereite Güte iſt überhaupt der poſitivpſte Wert, der ſicherſte Grund für alle übrigen Wertſchätzungen, den wir beſitzen Das Leid, gegen das ſich die n Verurteilung des Philoſophen oder des Dichters richtet, ma o ſo negativ zu bewerten ſein, mag noch ſo ſinn⸗ und zwecklos erſcheinen: das Mitleid als Ausdruck teilnehmender hilfs⸗ und einſatzbereiter Liebe wird immer etwas Poſitives, etwas Bejahendes und Anerken⸗ nendes ſein. Wer könnte die rettende Hand, die ſich ihm einmal in drückender Not ſelbſt⸗ los bot, ausſchlagen, wer ihrer nicht immer und immer mit heißem Dank gedenken? Wer könnte ein N Auge vergeſſen, das auf ihn fiel, als er ſich von aller Welt A 0 glaubte? Wir wiſſen, daß dieſe freundlichen Augen, dieſe rettenden Hände nicht in der Ueberzahl vorhanden ſind und daß mancher ihnen niemals im Leben be⸗ gegnet, ſo nötig er ſie auch hätte. Um ſo dankbarer müſſen wir ſein, wenn ſie unfern Hi gibt, offenbart 115 das Göttliche, nach dem ſich im Grund ſeines Herzens jeder Menſch dringend ſehnt. Und wo wir ſelber nicht Liebe empfangen, ſondern Liebe geben. drückende Feſſeln löſen, tödliche Aengſte verſcheuchen und ein Menſchenau e aus ſtumpfer Ergebenheit wieder aufleuchten laſſen— hinterließ es nicht immer ein Gefühl tiefſten Glückes in uns ſelbſt? Fühlten wir nicht durch uns ſelbſt etwas Göttliches hin urchſtrömen, wenn wir einen Menſchen ſelbſtlos lieben? Der ewig gültige Wert der Liebe in⸗ mitten aller Vergänglichkeiten: das iſt der Sinn dieſes Feſtes. Prof. Dr. Reinhard Strecker Weihnachlen in der Fremde Skizze von der Reichsmarine von Fritz Otto Buſch, Korvettenkapitän a. D. „Ein blitzender Sternenhimmel ſpannt ſich über Hafen und Land Fremde Sterne ſind es, die unwahrſcheinlich klar und funkelnd in den blauſamtenen Teppich dieſer Nacht leuchten. Von Land her weht der Abend⸗ wind ſeltſame Düfte herüber, weich, ſchmeichelnd, voll unbekannter Süße. Wie 9118 kreuzen. Wo es Liebe und ſelbſtloſe f E r Schnee glänzen die andbänke, hoch ragen die Pal⸗ men mit breitgefiederten Wedeln über der ſchimmernden Brandung. Still feierlich liegt der Kreuzer nahe der Küſte zu Anker. Auf der Schanz ſteht der wachthabende Offizier, die Hand an der Mütze, dem Erſten Offi⸗ ier gegenüber: kurzer Bericht, daß die Vorbereitung zur Weihnachtsfeier beendet. Heiligabend iſt es und der Kreuzer hat die Deutſchen des Ortes ein⸗ eladen, die Weihnachtsfeier gemein⸗ ſchaftlich mit der Beſatzung an Bord u begehen Für die Kinder ſind Tische bereitgeſtellt, geſchmückt mit Flachen und Tannengrün aus der adung des ange der die heimatlichen Weihnachtsbäume gerade noch rechtzeitig heranbrachte— über⸗ all haben fleißige Hände ſich bemüht. den Zauber der deutſchen Weihnacht aufklingen zu laſſen. Drüben am Pier ſteht eine bunte Volksmenge und ſieht ſtaunend zu. Rote Pag braune und weiße Bur⸗ nuſſe leuchten im Schein der elektri⸗ ſchen Laternen, Stimmengewirr, da⸗ 1 867 die Rufe der Frucht⸗ und imonadenverkäufer und über den weißen flachen Dächern die Stimme des Muezzins. der zum Gebet ruft. Noch klingen den Anfahrenden die nun ſchon gewohnten, einſt ſo fremden Laute in die Ohren, als die Boote anlegen und der Strom der Gäſte an Deck eilt, hinuntergeleitet wird zum Vorderdeck, wo der Altar aufgebaut iſt, flaggenüberdeckt, das ſchwarze Kreuz, die Kerzen und daneben die beiden größten Tannenbäume, die aus der Heimat kamen— ſchmucklos, nur im Glanz ungezählter Kerzen 1 ſie da— ein Gruß aus fernem eutſchen Wald Glänzende Kinder⸗ augen ſchauen beglückt in dieſes Strahlengefunkel hinein, viele ſind unter ihnen, die 10 erſtenmal in ihrem Leben das Wunder des Tan⸗ nenbaumes ſehen. Einen Tannen⸗ baum ſtatt Palmen. Sie ſehen deutſche Matroſen, den deutſchen Pfarrer, das Eiſerne Kreuz am Nock, verlieſt er die Weihnachtsgeſchichte Nachdenklich lauſchen die Alten: ſind es nicht die⸗ elben Laute, die zu Hauſe im ver⸗ chneiten Dorf 1 0 9 55 der Vater anſtimmte, als die Familie unter dem Baum verſammelt war? Ihre Gedanken eilen zurück, fliegen über Länder und Meere, mit der ganzen Kraft der jäh aufgetauchten Jugend⸗ M macht— ſie ſind in Deutſchland, während deſſen die Worte in den Raum fallen: Es begab ſich aber zu der Zeit, daß ein Gebel ausging vom Kaiſer Auguſtus——.“ Nach der ernſten Feier gehen alle mitein⸗ ander, Gäſte und Mannſchaft, unter Vor⸗ antritt des Kommandanten durch die Räume. Bunte Transparente leuchten in den Kojen, alles was an Luſtigem und Be⸗ merkenswertem im Jahre ſich ereignete, iſt feder un durch Bild und Spruch. Damp⸗ ender Punſch ſteht bereit, auf den Tellern türmen 115 ſtatt der heimatlichen Nüſſe und Aepfel ſüdlichere Jeu— mancher hat ein Paket von daheim vor ſich aufgebaut und gibt ſich ganz der Freude hin. Im Heizerdeck haben ſie Kunſtbauten errichtet, ein Leuchtturm ſteht dort, blinzelnd gleitet ſein Licht durch den Raum, darunter ein Transparent mit dem alten Marineſpruch: „O Roterſand, Du treues Licht, wann kommſt Du endlich uns in Sicht?“ 1 der Beſcherung der Kinder verlaſſen die Mitglieder der deutſchen Kolonie den Kreuzer. Die Feier in der Meſſe beginnt, die Leutnants eilen zu ihren Diviſionen, ſetzen ſich de ihren Leuten und feiern mit ihnen. Ueberall ſtrahlen die Kerzen von den kleinen Tannenbäumen, irgendwoher klingen Geigen, alte Weihnachtslieder er⸗ tönen, bezwingend in ihrer einfachen Wärme und Schönheit Neugierig, kopf⸗ ſchüttelnd umkreiſen ein paar Eingeborene in ihren Booten den Kreuzer— ſeltſam, mögen ſie wohl denken, heute will keiner an and, was tun ſie nur, dieſe merkwürdigen 1 45 Die Riemen eingezogen. ſitzen braunhäutige Geſtalten in den ſchmalen Booten, den Kopf lauſchend nach vorne ge⸗ neigt und die dunklen Augen immerfort auf dies ſeltſame Schiff gerichtet, das die unbegreiflich ſüßen Töne über das ſamt⸗ ſchwarze Meer ſchickt, mit dem ſie nichts an⸗ zufangen wiſſen und das ſie doch geheimnis⸗ voll erregt. b „Es iſt ein Roſ' entſprungen, aus einer Wurzel zart——.“ Unerwartete Bescherung Von Dr. Nudolf Dammert „Herr Hauptmann, haben Sie nicht einen Schnaps?“ Eine matte, ſchlürfende Stimme war in den notdürftigen Unterſtand gedrungen, den wir in den ruſſiſchen Schnee gebaut hatten. „Bedauere, mein Lieber, bei dieſen Eil⸗ märſchen, die wir hinter uns haben, iſt der Gepäckwagen nicht mitgekommen.“ Die durſtige Stimme verſank mit einem gurgelnden Fluch im Dunkel der Hütte. Wir waren nur ein Landwehrregiment, aber wir haben den Ruſſen ein Armeekorps vor⸗ getäuſcht. Der ſchlaue Papa Hindenburg ſchob uns unentwegt hin und her, daß unſere Beine kaum mitkamen Wir hatten heute hier, morgen dort mit unſeren Tſchakos den Feind darzu⸗ ſtellen. Es genügte, daß uns der Muſchik be⸗ merkte und unſere Anweſenheit nach dem ruſſi⸗ ſchen Hauptquartier telephonierte, dann konnten wir wieder verſchwinden. Der Gegner glaubte, wir hätten uns eingegraben, in Wirklichkeit machten wir anderswo Männchen. Und der Feind beſchoß nun einen Gegner, der gar nicht mehr da war, ihm eine Naſe gedreht hatte. Das ſtändige neue Auftauchen von Truppenteilen er⸗ weckte beim Ruſſen den Eindruck eines gewal⸗ tigen Aufmarſches, während die im erſten Kriegswinter geringen deutſchen Streitkräfte im Oſten„Wechſelt das Bäumchen“ ſpielten. Und wegen dieſer Kriegsliſt konnte der ſonſt ſo gebefreudige Hauptmann dem wärmebedürf⸗ tigen Leutnant nicht einen Schnaps ſpendieren. Die Tage und Nächte verliefen in endloſer Eintönigkeit. Im Morgengrauen ſetzten wir uns in Bewegung, 1 75 in die Erwartung, in die Ungewißheit. Hinter dem Rücken des Vorder⸗ mannes, rechts und links in feſten Gaſſen, ging es vorwärts, Stunde für Stunde, Tag für Tag. Was bedeutete die Zeit, der Kreislauf der Geſtirne? Wie im Geſchirr vor dem einförmig furchenden Pflug ging es weiter, immer weiter. Wir fühlten nicht mehr, daß wir gingen. Mechaniſch, ohne Gehirnantrieb, bewegten ſich die Beine vorwärts. Die drückende Laſt des Gepäcks, der Bewaffnung, der Kraftverbrauch der Bewegung, ließen die Sinne unempfindlich werden. Ein Dämmerzuſtand kam über uns. Wir waren im Gehen gleichſam ein„ſchlafendes Heer“. Aber nur 2 Die gepanzerte Rieſenraupe, die ſich ruhelos vorwärts bewegte, war im Innern voll wachſamer Kraft Aus träumenden Sinnen heraus waren die Augen ſcharf, die Ohren ſpitz, die Nerven bereit—— Nun waren wir unweit der Weichſel am Ziel des heutigen Tages angelangt. In dichten Flocken ſank der Himmel zur Erde Ein Bild des Friedens Die Natur kam zur Ruhe. Für uns gab es kein winterliches Verkräumen Der Krieg ging weiter. Gefürchteter noch als die Schießluſt des nahen Feindes war die Kälte Alles warme Leben ſaugte ſie aus den Adern. Mit tauſend Meſſern zerſchnitt ſie erſt die Füße, dann die Gelenke des Körpers, dem bei der Ruhe die wärmende Motorkraft der Bewegung verſagt war.— In einer ſchneebedeckten Mulde hatten wir die Nacht zu verbringen. Es war nicht Zeit, ſich wohnlich einzurichten. Irgendwo unter Bäumen räumten wir die feuchte Flockendecke weg, um dem erſehnten Schlummer zu verfallen. Doch die Kälte war ſtärker als die Müdigkeit. Sie rüttelte uns„Heda, ſteh auf, bewege dich, ſonſt ſtirbſt du den Tod des Erfrierens“ Gefähr⸗ liche 8 die Mahnung zu mißachten, der wonnigen Ermattung zu erliegen. Doch der Lebenswille ſiegte. und man erhob ſich in der Dunkelheit von abends 6 Uhr bis morgens 8 Uhr alle Viertelſtunde aus bezwingendem S laf zu ein paar Schritten wärmender Regung. Unend⸗ lich die Nacht. Der Zeiger der Uhr kroch durch unſere Ungeduld. Am andern Morgen kam Befehl, daß wir hier einen Tag zu verweilen hatten Flugs richteten wir uns etwas ein. Wie Murmeltiere gruben wir uns in die hüllende Erde „Was haben wir heute für einen Tag?“ fragte mich ein Kamerad. „Winter— mehr weiß ich nicht. Den Kalender habe ich vergeſſen, weiß nicht, ob Werktag oder Sonntag iſt.“ Ein anderer zog ein Büchlein aus der Taſche. Er iſt wohl im Beruf Regiſtrator, denn er hatte jeden Tag angeſtrichen. Plötzlich ſchrie er auf. „Kinder, heute iſt ja der 24. Dezember— Weih⸗ nachten!“ „Weihnachten“, wiederholten wir andächtig und ergriffen, und unſere Gedanken eilten über die polniſche Erde, über Trümmer und Gräben in die vertraute Stube zu Hauſe, in der man nun den Weihnachtsbaum ſchmückte. Wir ſahen die ernſten Geſichter, die um uns bangten, wir lächelten in Gedanken an die ſorgloſe Freude der Kleinen. Wir ſchauten uns in die Augen, und unſer Blick fügte ſich feſt ineinander. Er ſagte uns: Wir ſind hier fern den 8 in der Fremde, aber wir ſind nicht einſam. Wir ſind hier unter Kameraden im Kampf um die deutſche Erde. Unſer Deutſchſein ſchlingt um uns ein feſtes und frohes Band. Dieſes Gefühl war der Lichterbaum in unſerem Herzen. Und wider Erwarten gab es noch eine herr⸗ liche Weihnachtsbeſcherung. Mit dem Proviant kamen Weihnachtspakete aus der Heimat Wir hätten den Feldpoſt⸗ meiſter umarmen mögen. Niemals wohl haben wir Pakete mit er⸗ wartungsvolleren Augen geöffnet Jedes Stück, das zum Vorſchein kam, löſte Jubel aus. Da breiteten ſich Schinten und Würſte aus, Doſen mit köſtlichem Inhalt, Wein, Sekt, Schnäpſe, und meine fürſorgliche Frau hatte gar einen kleinen 1 Weihnachtsbaum mit Kerzen n die Weihnachtskiſte gepackt Es war ſelbſt⸗ verſtändlich., daß alles, was kam, allen gehörte. Unterdeſſen waren behelfsmäßige Unterſtände ee worden. Als die Dämmerung anbrach, egann unſer Weihnachtsfeſt In tiefer Erſchütterung ſangen wir das Weihe⸗ lied„Stille Nacht, heilige Nacht——“ Dann ging es ans Schmauſen und Bechern und wir wünſchten nur, unſere Lieben zu Hauſe hätten uns ſehen können, wie wir es uns ſchmecken ließen wie uns der Trunk das Herz öffnete, wärmte, und wie wir in frohem Lebensgefühl in Liebe und Sehnſucht unter ihnen weilten. Da wäre wohl manches traurige Geſicht heiter ge⸗ worden und zuverſichtlich. Unſer Hauptmann war ein Afrikaner, ein 2 Menſch aus dem Geſchlecht der von er Marwitz. Er war faſt ſein ganzes Leben im Felde geweſen. Die Gefahr war fein Zeitver⸗ treib Ein Auge hatte er in Oſtafrika verloren, und er erzählte gern von ſeinen Erlebniſſen in dieſer blühenden deutſchen Kolonie. Der Grog hatte ihn aufgetaut, und er ſah unſere bittenden Geſichter.„Na, wollt ihr wieder was hören von Afrika?“ Freudige Ermunterung ringsum. Er lächelte in ſeiner feinen ſpöttiſchen Art, denn es war ihm eine luſtige Geſchichte ein⸗ gefallen.„Die Schwarzen mochten die Arbeit nicht leiden. Na ja, die Sonne iſt heiß, und es liegt ſich im Buſchgtas bequem auf dem Rücken. Aber es half nichts. Die Plantagen mußten ebaut werden, und die Schwarzen waren ſelbſt ſtolz wenn ſie dann fertig vor ihnen lagen.“ Der alte Haudegen zündete ſich aus dem eingetroffe⸗ nen Vorrat eine neue Zigarette an.„Aber ohne Aufſicht arbeiteten ſie nicht. Ich mußte daher mein Leben damit vertrödeln, ihnen auf die Hände zu gucken Eines Tages mußte ich ſie allein laſſen, um einen Ritt zur Nachbarſtation zu machen Ich überlegte, wie halte ich die Kerls bei der Arbeit Da kam mir ein Gedanke Ich rief die Arbeiter zu mir und erklärte ihnen, daß 4 ſie nun eine Zeitlang allein laſſen müſſe, daß aber mein Auge bei ihnen bleiben wird, das alles ſieht und genau aufpaßt, ob jeder ſeine Pflicht tut Und zum Erſtaunen der Umſtehen⸗ den nahm ich mein Glasauge aus dem Geſicht und legte es auf einen erhöhten Punkt von dem aus es den Arbeitsplatz überſehen konnte. Dann ritt ich beruhigt von dannen.“ Der Erzähler machte eine Pauſe. um unſere Erwartung zu genießen und ſich durch einen Trunk zu er⸗ wärmen„Und was denkt ihr, was die Kerls taten? Als ich zurückkam, lagen ſie ſchlafend auf dem Boden Sie hatten keinen Strich getan. Raſch galoppierte ich zu dem Stein, auf dem mein Glasauge lag. Es war von einem Hut überdeckt Ich hatte die Schwarzen überliſten wollen, aber ſie waren ſchlauer als ich geweſen.“ Schallendes Gelächter brachte die dicken Rauch⸗ wolken in Schwung, die unſere erhitzten Köpfe in Schleier hüllten. 70 Als die meiſten ſchon ſchliefen, trat ich hinaus in die Winternacht Die Wolken hatten ſich ver⸗ dogef. und der Sternenhimmel wölbte ſich über er friedloſen Erde. In der Ferne tobte eine nächtliche Kanonen⸗ ſchlacht. Die erzenen Schlünde brüllten, und Leuchtkugeln ſtiegen auf wie zu einem Feſt. Um mich herum aber war Friede. Die Bäume trugen das glitzernde Winterkleid, das die Aeſte der Tannen zu Boden beugte. Alles um mich war zauberhaft feierlich, auch der Salut in der Ferne. Ich mochte nicht daran denken, daß un⸗ weit von mir Menſchen kämpften und ſtarben. Das Lichtmeer über mir trug meine Seele zur Heimat. Panhuys letztes Experiment. Bon Hans f Ne n e ein ainsi de Während Janſen ſeine kurze Pfeife mit Tabak verſorgte, richtete er an uns die Frage:„Kannten Sie Panhuys?“—— Selbſtverſtändlich, wer hätte Panhuys nicht gekannt, Panhuys, den Mann mit dem ſechſten Sinn, der es wie ſelten einer verſtanden hatte, von ſich reden zu machen und mit ſeinen Experimentalabenden ausver⸗ kaufte Häuſer zu erzielen—. Burkert, der ſkep⸗ tiſche Journaliſt, lachte:„Der größte Schwindler, der je unſern alten Erdball unſicher ge⸗ macht hat.“ Janſen nickte.„Ein großer Schwindler?— Vielleicht in Ihren Augen—— für mich ein großer Menſch.“ Burkert lachte laut.„Eine ge⸗ wiſſe Genialität konnte man ihm allerdings nicht abſprechen——.“ „Nein, nicht ſo, wie Sie denken—“, ſagte Janſen ruhig,„laſſen Sie mich erzählen, dann werden Sie verſtehen——. Ich fuhr damals als zweiter Offizier auf der „Albatros“ War ein 5 alter Kaſten, ſchon allerhand Jahre im Dienſt. Wir wollten nach Rio und befanden uns bereits in der Nähe der ſüdamerikaniſchen Küſte. Es war der letzte Reiſe⸗ tag, und am Abend ſollte ein großes Bordfeſt ſteigen Unter den Paſſagieren befand ſich auch Panhuys. Er hatte einen glänzenden Vertrag für Südamerika in der Taſche und war in auf⸗ geräumter Stimmung. Teils aus Gefälligkeit, teils um vor ſeinem erſten Auftreten in Rio noch einmal zu proben, hatte er ſich bereiterklärt, eine Vorſtellung ſeiner geheimnisvollen Kunſt zu geben——. Panhuys zeigt ſein Programm gewöhnlich in zwei Teilen. Im erſten Teil arbeitete er als Hellſeher, im zweiten Teil brachte er erſtaunliche hypnotiſche Experimente. Zum Schluß wartete er mit einer großartigen Maſſenſuggeſtion auf, in der er die Zuſchauer einen vollſtändigen Theaterbrand erleben ließ. Panhuys ſollte alſo der Höhepunkt unſeres Bordfeſtes ſein Natürlich war feder geſpannt auf ſein Auftreten, und die Paſſagiere waren vollzählig im Feſtſaal verſammelt Panhuys er⸗ klärte mir, er habe noch nie unter ſo günſtigen Umſtänden gearbeitet; denn die ungewohnte tropiſche Hitze machte die Menſchen widerſtands⸗ los, ſo daß ſie dem Willen des Hypnotiſeurs leicht unterliegen mußten. Das Feſt verlief in beſter Stimmung. Man trank, lachte, flirtete, und in angeregter Unter⸗ haltung vergingen die Stunden.“ Endlich kam das große Ereignis: Panhuys begann mit ſeinen Verſuchen. Er zeigte verblüffende Gedächtnisleiſtungen und las ſchließlich einen beſchriebenen Zettel vor, der ſich in einem undurchſichtigen, verſiegelten Umſchlag befand. Schließlich ſuchte er einige verſteckte Gegenſtände und fand ſie durch Gedankenüber⸗ tragung! bereits nach wenigen Minuten.— Dann kündigte der Hellſeher eine Pauſe an, da er zu dem ae ſeiner ganzen Kon⸗ zentration bedürfe——. Als Panhuys den Saal verließ, ſay ich, wie ein Steward zu dem Kapitän eilte und ihm etwas ins Ohr flüſterte. Der erhob ſich ſofort und ging zum Ausgang. Als er mich erblickte, gab er mir ein Zeichen, zu folgen.— Draußen auf der Treppe zum Deck kam uns der erſte Offizier entgegen. Das Schiff brennt!“ Das waren ſeine erſten Worte. Oben ſchlugen uns ſchon Rauchwolken entgegen. Das Feuer war erſt vor wenigen Minuten entdeckt— es griff mit raſender Geſchwindigkeit um ſich, der größte Teil der Ladung ſchien bereits zu bren⸗ nen— aus den Luken ſchlugen die hellen Flam⸗ men. Der Kapitän erteilte mit größter Umſicht die notwendigen Anordnungen. Ließ ſofort SOS. funken und die Boote klarmachen——. Zu mir ſagte er: Setzen Sie vorſichtig die Paſſagiere in Kenntnis— wir müſſen verſuchen, eine Panik zu vermeiden. Davon allein hängt die Rettung ab.“ In dieſem Augenblick ſteht Panhuys hinter uns Er hat die Worte des Kapitäns gehört und blitzſchnell die Lage erfaßt Einen Augen⸗ blick ſtarrt er mich an, dann ſagt er langſam: Laſſen Sie mich weiterarbeiten— ich will ver⸗ ſuchen, die Panik zu verhüten— geben Sie den Alarm für die Paſſagiere erſt, wenn ich es ſage.“ Sekundenlang zögert der Kapitän Dann reicht 8 dem ſeltſamen Mann die Hand. Verſuchen ie es—.“ Panhuys geht in den Saal. Sofort herrſcht Totenſtille. Ich warte an der Tür, wenn er das Zeichen gibt zum Alarm.— Panhuys ſtarrt eine Weile ins Publikum. Zwingt die Menſchen in den Bann ſeines Blickes und beginnt mit ein⸗ dringlich monotoner Stimme zu reden: „Meine Damen und Herren, Sie erleben fetzt den Höhepunkt meiner Darbietungen— ich werde Sie in den Zuſtand der Wachſuggeſtion verſetzen. Sie werden furchtbare Dinge ſehen und doch dabei wiſſen, daß Ihnen nichts ge⸗ ſchehen kann— Sie werden eine Brand⸗ kataſtrophe erleben und trotzdem keine Spur von Angſt empfinden— Sie werden Zeugen ſein eines ſpannenden Dramas, das nur in Ihrer Einbildung exiſtiert— Sie werden ganz ruhig bleiben— werden alles tun, was ich ſa 1 folgen Sie ohne Widerſpruch meinem Willen— dann wird das Experiment gelingen, wie es hundertmal gelungen iſt——.“ Immer eindringlicher wird ſeine Stimme— ich ſehe, wie die Menſchen im Saal an ſeinen Augen hängen— willenlos, gierig die Senſation erwarten—— einen Augenblick denke ich, das iſt heller Wahnſinn! Und weiß doch, wenn eine Panik ausbricht, iſt die die Menſe unvermeid⸗ lich— ſehe im Geist wie die Menſchen die Aus⸗ gänge verſtopfen, ſich egenſeitig zerquetſchen und zertrampeln— ſehe den Kampf um die Rettungsboote— ſehe Menſchen ins Waſſer ſtürzen und weiß. daß unten die Haifiſche lauern — aber da ſind ſchon wieder die unheimlichen Augen, da iſt die bannende Stimme: „Sie* an Bord eines Schiffes— ein Brand iſt ausgebrochen— Sie ſpüren ſchon den Brandgeruch— Sie hören draußen Rufe und Kommandos— Sie fühlen ſich vollkommen ſicher— die Löſcharbeiten ſind bereits im Gange——. Ich krampfe die Hände zuſammen, bohre die Nägel ins Fleiſch. Ich weiß, was die nächſte Stunde bringt, und ſehe, wie dieſer Mann Traum und Wahrheit vertauſcht— ſehe, wie die Menſchen willenlos hinnehmen, was er ſagt, ſehe, wie dieſer Mann langſam verſchwimmt, wie nur noch die Augen da ſind, dieſe zwingen⸗ den Augen, höre wieder dieſe Stimme, die Wirk⸗ liches unwirklich macht und Unwirkliches Geſtalt annehmen läßt—— ich bin ſelbſt nicht mehr Herr meiner Sinne, fühle, wie ſich die Grenzen verwiſchen, höre die eindringlichen Sätze: Das Feuer greift um ſich— die Paſſagiere müſſen gewarnt werden—.“ Ich raffe mich auf— gebe nach draußen das Zeichen. „Sie hören das Heulen der Sirenen— es für Sil auerlich— aber es hat keinen Schrecken ür Sie—.“ Da gellen draußen die Dampfpfeifen— da ſpringt eine Frau auf— ein rei— ein er⸗ ſtickter nur— dann ſind vor ihr die Augen—. „Sie haben ſich erſchreckt— ſind ſchon wieder ganz 9—— wir gehen jetzt langſam hin⸗ aus—. Sie folgen mir— immer zu zweien— zuerſt nur die Frauen— 2 zeige Ihnen Gefahr ein gewaltiges Bild— Sie ſehen ſich in Gefahr und ſpüren keine Angſt——.“ Ich reiße die Türen auf und ſehe, wie der Mann 4 die Menge geht, ſich immer drehend nach allen Seiten, rückwärts erreicht er die Tür, läßt zwanzig, zen fie Aaauf vorbei— ſchlaf⸗ wandleriſch gehen ſie hinauf und werden oben in die Boote geſchafft——. Gruppe auf Gruppe läßt Bald iſt nur noch die Hälfte Saal. In der Ferne heult eine Sirene, 800 werfer blitzen über das Waſſer—— ein Schiff iſt in Sicht! Das iſt die Rettung! Panhuys hält ſich nur noch mit Mühe auf den Beinen, die Anſtrengung iſt zu groß. An den Pfoſten geklammert ſtarrt er auf die Menſchen und redet auf ſie ein. Jetzt läßt er die Männer hinaus.— Die 8951 wird unerträglich— un⸗ endlich langſam ſcheint die Zeit zu verrinnen, und doch geht alles ſo ſchnell——. Endlich verlaſſen die letzten den Saal. Das Deck ſteht bereits in Flammen.— Panhuys taumelt, ſucht einen Halt, greift ins Leere und ſtürzt zu Boden— mit einem Sprung bin ich bei ihm, hebe ihn auf, trage ihn die Treppe hinauf, ſchleppe ihn übers Deck—— am Fallreep wartet der Kapitän— wir drei ſind allein an Bord— unten wartet das letzte Boot auf uns—— da, eine Flammenſäule, ein Praſſeln und Krachen, ich ſpüre einen Stoß, bin ſekundenlang be⸗ ſinnungslos, raffe mich wieder auf——. Vor mir liegt Panhuys mit zerſchmettertem Schädel Neben ihm ſteht der Kapitän, nimmt die Mütze ab. Die Glieder verſagen mir den Dienſt—— der Kapitän packt mich am Arm und zerrt 2 mit—— ich weiß heute nicht mehr, wie ich damals ins Boot gekommen bin.“ Eine Weile ſchweigt Janſen Sieht uns der Reihe nach an. Dann ſagt er leiſe:„Panhuys war das einzige Opfer des brennenden Schiffes. — Sie nannten ihn vorhin Schwindler— viel⸗ leicht war et das auch—— aber ſein größter Schwindel hat ein paar hundert Menſchen das Leben gerettet—.“ er Menſchen im anhuys 3 Weihnachlen im Sprichworl So mancher uralte Aberglaube, der ſich in vergangener Zeit an das Weihnachtsfeſt heftet, hat ſich im Volksmund zum Sprichwort ver⸗ wandelt, ſo daß ſich auf dieſe Weiſe manche alte Volkserfahrung bis heute erhalten hat. Haupt⸗ ſächlich beziehen ſich unſere alten Weihnachts⸗ ſprüche auf das Wetter, und faſt übereinſtim⸗ mend verlangen ſie, daß es zu Weihnachten kalt und trocken ſei„Beſſer die Weihnachten kniſtern, als daß ſie flüſtern““, denn:„Grüne Weihnacht gibt einen fetten Kirchhof.“ Auf kälte, ſchnee⸗ reiche Weihnacht folgt nämlich ein grünes Oſterfeſt, das ſich natürlich jeder wünſcht.„Gibt es aber zu Weihnachten Fliegen, ſo gibt es zu Oſtern Eiskolben“, und ferner heißt es:„Grüne Weihnachtsfeier bedeckt mit Schnee die Oſter⸗ eier!“ Ein anderer Volksſpruch ſagt: 3 1 gelinde der heilige Chriſt, der Winter darüber wütend iſt.“ War es vor Weihnachten ſchon recht kalt und taut es dann auf einmal zu den Feiertagen, ſo iſt man verdrießlich und brummt „Der heilige Chriſt hat das Beſcherte wieder geſtohlen.“ Ein altes rheiniſches Wort, das auf Wahr⸗ heit beruhen ſoll, lautet:„Wenn vor Weih⸗ nachten der Rhein zufriert, ſo friert er im Lauf des Winters noch zweimal zu.“— Die Chriſt⸗ nacht ſelbſt ſoll klar ſein, denn:„Wenn die Chriſtnacht hell und klar, ſo folgt ein geſegnetes Jahr.“ Bedeutſam iſt ferner, wie in der Chriſt⸗ nacht der Mond ſteht, und auch dafür hat der Volksglaube ſein Sprüchlein bereit:„Wenn die Chriſtnacht hell in dem wachſenden Mond ſo ibt es ein Jahr, das ſich reichlich lohnt.“— ind iſt zu Weihnachten ſehr erwünſcht, denn die Bauernregel ſagt:„Iſt es windig in den Weihnachtstagen, die Bäume viele Früchte tragen.“ In der Chriſtnacht aber ſoll der Wind nur aus Norden wehen, weil er nur dann Gutes fürs Jahr mitbringt. WMünſcht ſich jemand etwas was man ihm noch nicht erfüllen kann, ſo ſagt man zu ihm: Ju Weihnachten gibt es noch keine Oſtereier.“ Oder auch:„Wer zu Weihnachten um Mai⸗ blumen bittet, kann lange warten. bis er ſie kriegt“ Wenn der Bauer einen Knecht ent⸗ laſſen will. ſo ſagt er ſchon im Herbſt: Der wird bei uns kein Weihnachtsfleiſch eſſen“, während der Dieb, dem ein hübſches Stück Beute in die Hände fiel, ſchmunzelte!„Es iſt gut, ſeinen„Weihnachtsſtriezel aus fremden Mehl zu backen.“ Ein a Stück ländlicher Proſa liegt auch in dem auernſpruch:„Wenn das Chriſt⸗ kind iſt 1 haben Rüben und Möhren im Geſchmack verloren.“ K. bit den 25 Ee Reit 2 — 1 fre SS e 2— e SA. 2 . * 2 5 hatt dunk quer latte Nl dieſe nich Reif und Leut G. D än laſſer glied ſchtoc tuch datte die k um ehern D. liger ich n. Uhr. offen gannt guten mir finde ſtern, der f ante Jöger Nfeil lioske darau Re ö fen bar h. 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Man möge nicht lächeln, nicht eher, als bis ich zu Ende bin; denn, ja, ich werde es ſel⸗ ber erzählen ich werde mich ſelber belächeln und elber den Spott zum Schaden fügen, der mir ſo tückiſch aus edelſter Abſicht erwachſen iſt. aum zwanzigjährig, ſoeben den Qualen der Schulbank entronnen, durchquerte ich Deutſch⸗ land zu Fuß, per Rad, auf Bauernwagen; zu⸗ weilen(doch ſelten) per Eiſenbahn und dann nur von einer Station zur andern: ein kleines, billiges, erſchwingliches Streckenſtück Da war es in Kolmar. Im Elſaß. Ich hatte ganz einſam die Wälder am Abhang der dunklen Vogeſen durchſtreift und wollte nun, guer durch den Schwarzwald, zum oberen Nek⸗ kartal. Nach Kolmar— poſtlagernd— war Nachricht von Hauſe, von Muttern beſtellt und dieſe nun rief mich— ich weiß ſetzt die Gründe nicht mehr— mit Eile zurück. Ich zählte mein Reiſegeld, ich freute mich, daß es noch reichte, und nahm mir die Karte; ſchlecht und recht, für Leute von meinem Schlag: vierter Kla. Da ich nun einſtieg, hatte ein Trupp von Männern mit großem Gezerre den Wagen ver⸗ laſſen. Es mochten wohl Sänger fein, Mit⸗ glieder eines Geſangvereins, denn mitten aus chwarzem Gewoge der Hüte ſtieg ſteil, in wachs⸗ tuchähnliches Futteral gehüllt, die hohe Stan⸗ darte empor, geſchmückt mit der Lyra, derſelben, die klein und winzig, von farbigen Bändern umweht, im Knopfloch der Männer als ſtolzes, ehernes Kennzeichen ſtak. Das Abteil war leer. Ein einziger, unauffäl⸗ liger Herr ſtieg noch ein. Ich machte mich breit, ich nahm eine Zeitung heraus und ſah nach der Uhr. Die Sänger auf hallendem Bahnſteig, offenbar uns Weiterfahrenden zu Ehren— be⸗ gannen ein Lied, das mächtig, vierſtimmig, mit guten wagemutigen Tenören erklang und das mir(auch dies mag ſpäter der Leſer begreifbar 3 noch heute im Ohr liegt, als ſei es ge⸗ ſtern, heute, heute nachmittag geweſen. Wer recht in Freuden wandern will, Der geh' der Sonn' entgegen, Da iſt der Wald ſo kirchenſtill, Kein Lüftchen mag ſich regen. Bei„Lüftchen“, wenn ich nicht irre, ließ ſchrill der Zugführer die Trillerpfeife ertönen. hm antwortete bündig die Lokomotive, und ohne Ffaer geriet der Zug ins Rollen, ſchob die feiler der Bahnhofshalle, die Erfriſchungs⸗ fioske, die Sängerſchar, die Fahne und die Lyra darauf mit ſtarker, entſchiedener Geſte hinter ſich. Da fiel mir, von meinem Platze aus, ein Regenſchirm ins Auge, der einſam und ſchräg im Fenſterwinkel des Abteils ſtand, offen⸗ bar vergeſſen, offenbar einem der Mitglieder des Geſangvereins gehörend, der draußen noch im⸗ mer ſang, bereits ein wenig entfernt, doch im⸗ mer noch gut verſtändlich, deutlich vernehmbar, Wort für Wort: Die ganze Welt iſt wie ein Buch, Darin uns aufgeſchrieben Von Gottes Güte manch ein Spruch, Wie er uns treu geblieben. Ein Blick hinüber zum einzigen Fahrtgenoſſen überzeugte mich ſchnell, daß dieſer der Inhaber des einſamen, ſchräg im Fenſterwinkel lehnen⸗ den Schirmes nicht ſei, ſo ſprang ich denn auf, ergriff den Schirm und rannte zum Fenſter, von wo noch immer die tapfere Sängerſchar, im Kreis um die Lyra geſchart, zu erkennen war. Ich hielt den Schirm zum Fenſter hinaus, geſti⸗ dulierte damit, winkte, beſchrieb Kreiſe und ſuchte den ehrlichen mitleidswürdigen Eigentü⸗ mer auf alle Weiſe aufmerkſam zu machen: ſchließlich entſchloß ich mich raſch und warf, da eben der Zug in mächtiger Kurve den Bahnhof „Der alte, weißbürtige Herr gab mir zum Danke die Freundschaftshand.“ Der Unenmwegte Texſ und Zeicinungen von ſulius Maria Becher „Die Sänger auf hallendem Bahnsteig begannen ein Lled. berließ, den Schirm in ſchneidigem Boge n. hinaus. Ich hörte ihn klatſchend auf die äußerſte Kante des Aſphalts ſchlagen und war nun gewiß, daß ſicher zum Schirm der Herr ſich fände—: einzig durch meinen Witz, meine Gegenwart des Geiſtes, meine Bereik⸗ ſchaft zur Hilfe, zum Dienſt am Nächſten. 1 Freilich, wir fuhren nicht lange, da ſchob ſich im Abteil aus ſchmaler, diskreter Kabine die Tür auf; ein Mann trat heraus, begab ſich zum Platze, wo eben noch einſam der Regenſchirm gelehnt: ſein Schirm natürlich, der Schirm dieſes Mannes, wie ſelbſt ich mit Schrecken, wie drüben mein ſtiller, unauffälliger Fahrtgenoſſe wohl ſicher mit großer, lauernder Neugier begriff. g Ich ſtellte mich dumm, verkroch mich hinter mein Zeitungsblatt und kämpfte im ſtillen einen wahren Titanenkampf. Denn wahrlich, ich war ja doch derjenige nicht, dem ſonſt der Mut zur rückhaltloſen Beichte, zum Einverſtändnis ſeiner Fehler gebrach! Doch hier! Hier ſchien mir nur Lob, nur Dank, nur Anerkennung, nur Ruhm gewiß und gleich, in nächſter Minute, verlangte man jetzt, zu beichten, mich anzukla⸗ gen, um Entſchuldigung zu bitten Entſchädi⸗ gung anzutragen! Ich hätte geſchwiegen; a der Zeuge ſaß da. Die Zeitung verbarg mi nicht ganz. Ich wagte, den Blick hinüber zu tun, ſehr flach am Rande der Zeitung vorbei, und ſah, wie er ſpähte, jetzt ganz zum Vogel geworden, der zupackt im nächſten Moment, ohne Rückſichtnahme, ohne Erbarmen mit mir. Da merkte nun auch, man ſah es genau, der Dritte, der Eigentümer des Schirmes, den er⸗ littenen Verluſt. Ich ſah, daß er unruhig wurde. Er rückte auf unbeguemem Platze hin und her. Sein derbes Geſicht, nur wenig beherrſcht, nahm abwechſelnd den Ausdruck des Zornes, der Ungeduld, und, wie ich zu meiner ſtillen Er⸗ mutigung feſtſtellen konnte, der Reſignation, der frommen Ergebung an. Ich faßte ein Herz: i „Verzeihen Sie.. die Sache iſt die, aber man kann ja auf nächſter Station, ver⸗ ſtehen Sie, einen Laufzettel ſchreiben, womög⸗ lich ein Telegramm!— Ich dachte nämlich, ver⸗ zeihen Sie, nahm törichterweiſe an...“ II. Sieben Jahre ſpäter. Ich fuhr im D⸗Zug von Salzburg nach der Bayernmetropole Mün⸗ chen, vorbei an der Kette der Salzburger Alpen, die damals— es war im März 1914 — am kühlen, taufriſchen Morgen ihr großes, hingewuchtetes Panorama in mächtigem Bogen vorüberſchwang. Die Gletſcher und Schnee⸗ felder, vom leuchtenden Dunſt des ſonnigen Morgens umlagert, erſchienen jetzt veilchen⸗ blau; man ließ die Fenſter herab, man fühlte es förmlich, wie Luft von oben, wir ſtärkender Hauch der Gipfel mit Schnee und Kriſtall im Atem in muffiges Abteil hereinbach, nahm ihn — Zügen, ſchmeckte ihn wie Quellwaſſer, wie ein. Mit mir war ein Herr im Abteil, ein älterer vornehmer Ruſſe. Er hatte den weißen, am ausraſierten Kinn geteilten, mächtigen Backen⸗ bart, ſprach fließend deutſch und las— ich ſah es am Rücken des Buches— die deutſche Aus⸗ gabe von Jakob Burckhardts„Kultur der Re⸗ naiſſance in Italien“. 5 Er legte das Buch beiſeite; bat mich im höf⸗ lichen Tone, die Gipfel der Kette zu ſagen. Er nannte ſein Reiſeziel: Aroſa bei Chur in der Schweiz, das 1800 Meter über dem Spiegel des Meeres gelegen ſei und wo er die Tochter be⸗ ſuchte, die dort nach ſchwieriger Kriſe der At⸗ mungsorgane, nun endlich vom heilenden Ozon der Berge Geneſung erhoffe. Wir ſprachen von Kunſt, von deutſcher, von ruſſiſcher Literatur, Er liebte wie viele Ver⸗ treter der alten ruſſiſchen Ariſtokratie den gro⸗ ßen Dichter Fedor Doſtojewſiy nicht. verwarf die zyniſche, rückſichtsloſe Preisgabe der Seele in all ſeinen Romanen und lobte nur Puſchkin, Gogol und Turgenjeff. Als um etwa neun Uhr der Schnellzug erſt⸗ mals in Roſenheim zum Halten kam. erkundigte der Ruſſe ſich, lief die Stufen der Unterführung hinab und verſchwand. Ich ſelber blieb gerne im Abteil zurück, be⸗ wachte das Reiſegepäck, bewachte den herrlichen Mantel des Ruſſen, den wahren Kaskadenſturz von koſtbarſtem Pelz; bewachte die Mütze, die weiten, pelzdurchwärmten Reiſeſtiefel, in die man, wenn es kalt wird, ſchlüpft. Ich dachte an Rußland, das große, weite, ſchweifende, ſchwer⸗ mütige; das Land der Großfürſten und Koſa⸗ ken; das Land der Kirchen mit den goldenen Kuppeln, die abendlich glühen und rund und geprägt ſind wie Früchte der Ananas; das Land der Mazurka, der flimmerigen Balalaika; das Land der Herren und Knechte, der Steppe, der Kälte, des Schnees. Doch wie?— 5 Ich ſah auf die Uhr. Der Schaffner hat „Einſteigen“ gerufen? Das kann ja nicht ſtim⸗ men! Erſt fünf Minuten ſind wir da! Das gibt ja ein Unglück! Der Ruſſe! Der Ruſſe! Der Zug fuhr an. Ich eilte ans Fenſter. Der Ruſſe war nirgends zu ſehen. Da galt es, ſich ſchnell zu entſcheiden. ohne Beſinnen die Tat zu tun, denn, nicht wahr, was würde der Ruſſe denn machen, hier in Roſenheim, hier auf zugi⸗ gem Bahnſteig, im Vorgebirge, ohne Mantel, ohne Mütze, ohne wärmende Reiſeſtiefel: ein alter Herr, ein Sechziger, ein Ausländer, ein ruſſiſcher Ariſtokrat? So nahm ich den Mantel, die Mütze, die pelzbekleideten Stiefel und warf ſie hinaus, dort ſollte er ſie finden, ſobald er herüber käme, ein Troſt, ein Freudenſchim⸗ mer im lähmenden Schreck. Ich ging nun ins Abteil zurück. Ich machte mich breit und ſchwelgte im hohen Genuß des männlichen Tuns, des kühnen Entſchluſſes, zu dem nicht viele, gleich mir mit Tatkraft be⸗ fähigt geweſen! Da kam— mein Gott, ich ſeh es noch jetzt! — der mächtige Ruſſe, von Kälte gerötet, vom Laufen noch atemlos, mit zweifach wehendem Backenbart, den ſchmalen Gang des Wagens da⸗ her, erkannte mich gleich und lachte und ſchöpfte Atem und rückte, noch zitternd, die gläſerne Türe zurück. „Das wäre um ein Haar nun ſchief gegan⸗ gen!— Ich hörte zum Glücke den Schaffner rufen.— Ich rannte herüber— nicht unten hindurch!— querweg über die Gleiſe, wie ſehr auch die Leute ſchrieen, und packte noch richtig, auf rückwärtiger Seite, die binterſte Wagentür!“ 8 5 Eine lustige Eis enbahngeschichte mit einem heimtückischen ULeberfall in der Weihnachtszeit Ich aber, lieber Leſer, ich werde noch 1 die Stunde preiſen! Dieſer, mein edler Be⸗ kannter von Roſenheim, der alte, weißbärtige Herr, der Puſchkin, Gogol, Turgenjeff, las, be⸗ griff mein Motiv, verzieh meinem Unbedacht, blieb ganz Ariſtokrat im kritiſchen Moment, meldete dem Führer des Zuges im Flüſterton und gab mir— begreift man dies trotzdem— zum Danke, zur Anerkennung, die Freund⸗ ſchaftshand. II. Da kam nun der Krieg. J Ich hatte— 1916— nach heißen, durſtge⸗ quälten, todesumwitterten Tagen im nahen Be⸗ zirke von Douaumont den Weihnachts: urlaub nach Hauſe erhalten, machte mich auf und ſtieg nun beſackt und bepackt, von vielen beneidet, aufatmend zu Ländern der Erde, der Menſchen empor, ließ hinter mir die Felder aus Aſche, die Nacht des Sterbens. g Bei Lon gwy, wenn ich nicht irre, ſtand ein richtiger Zug im Gleiſe, die Lokomotive da⸗ vor, ein ordnungsmäßiger, vertrauenerwecken⸗ er Eiſenbahnzug. Da ſtieg ich hinein, lud ab, kroch ſtill in den Winkel. Wir fuhren die Kreuz und die Quer. Einmal, nach Stunden, da wurde wohl Metz gerufen. Da ſtieg einer ein, ein finſterer, bärtiger, vielfach verbundener In⸗ fanteriſt. Er grüßte mich„Lands!“ Er ſetzte ſich hin, ſprach nichts den ganzen Nachmittag. Er ſtarrte ins Sonnenlicht, da ſah ich, wie alt ex ſchon war, denn rings die Haare am wuch⸗ tigen Schläfenbein blitzten wie Silber auf: ein Landsknecht von heute, zu Ocker gebräunt, ein Maulwurf der Gräben. Es wurde ſchon dunkel, als Straßburg kam. Der Mann ſtand jetzt auf. Er preßte nur „Lands!“ durch die Zähne und ſchwang ſich hinaus. l Da ſah ich im Dunkeln den Mantel liegen, wahrhaftig ein prächtiges Stück, mit Schaffell efüttert; ein Mantel für Nächte im klirrenden ältezenit; ein Mantel, für den man die Löh⸗ nung, Zigarren⸗ und Zigarettenrationen von Wochen gab; ein Mantel, worin man lag wie im Bett, auf wohliger Ottomane, im Klubſeſſel, ſicher, geſichert, gegen Wunde und Tod. Ich lehnte hinaus, ich rief auch„He, Infan⸗ teriſt!“ Indeſſen der Zug fuhr ſchon an und diesmal, nein diesmal da war ich der Heilige nicht. Der Mantel ſchien gut für mich; ein ſchönes, bequemes, ein wärmendes Lager zur Nacht, ein prächtiges, willkommenes Weih⸗ nachtsgeſchenk. Ich dachte an Kolmar, ich dachte an Roſen⸗ heim. Dies war doch zu etwas gut! So nimmt uns das Leben in ſtraffe Schule, kuriert uns vom blaſſen Idol, ſchafft Männer aus uns, ſchlaue, erfahrene, kühle, erwägende, nüchterne; ja, dies war es: nüchterne, nüchterne Männer vor allen Dingen! Ich ſchlief nicht gut, ich muß es ſagen, auf fremdem, zu Unrecht erworbenen Eigentum. Möglich, der Mantel, mit Schaffell gefüttert, war wohliger Diwan, war ſüße Ottomane, doch eine, lieber Leſer, die tief auf dem Balkan, in Serbien, in Montenegro, in Albanien ſteht. Möglich: der Mantel, mit Schaffell gefüttert, war ganz wie ein Bett, doch eines aus Aſtra⸗ chan, aus Irkutſk am Baikalſee, aus Tiflis im Kaukaſus. Möglich, man war hier auch ſicher, glaubte ſich ſicher gegen Schüſſe und Tod. Aber— dieſer Mantel war mehr als ein Mantel: er war ein heimliches, ausgebreitetes Schlachtfeld für ſich, in dem es Verſtecke, Schüt⸗ zengräben und Ausfallſtellen gab, beſetzt von den kleinen Soldaten, die ſonſt nur ein Vorſtoß mit anderem Pulver, Inſektenpulver, bekämpft. Ach ja, die Legionen der winzigen Plagegeiſter hatten längſt ſchon den Mantel zur Burg ge⸗ macht, von der aus ihr dreiſter Ueberfall in im⸗ mer erneuten Wellen, in immer geſteigerten Of⸗ fenſiven auf mich, den friedlich Schlafenden, erfolgte. Und wahrlich, ich muß es geſtehen, der Blutdurſt war groß. Ihr aber, Lehrer der Menſchenliebe, und ihr aber, Lehrer der Weisheit, der Lebenspraxis, ſagt mir, was recht iſt!— Sagt mir, was ſoll ich künftig denn tun? Selbſtlos ſein? Oder egoiſtiſch? Ich kenne mich kaum mehr aus. Die Welt, ſo ſchön ſie auch iſt, ſcheint dennoch der tückiſchen Fallen ſo reich. Man kommt nicht herum! Man kommt nicht herum! „Der Mantel, wahrhaftig ein prächtiges Stüc, mit Schaffell gefüttert. AAHndbnen in der dalsnn Ogschi:? Der Weinnachisbaum Bei Viktor von Scheffel findet ſich im Roman„Ekkebard“ die Stelle:„Ekkehard las ihnen das Evangelium von des Heilands Ge⸗ burt, dann gingen ſie paarweiſe in den großen Saal, da flammte heller Lichterglanz und feſt⸗ lich leuchtete der dunkle Tannenbaum.“ Des⸗ gleichen erwähnte Ernſt v. Wildenbruch in„Heinrich IV.“ den Chriſtbaum. Da Ekkehard, der Mönch von St. Gallen, be⸗ reits im Jahre 973 geſtorben iſt, und da Hein⸗ rich IV. in der Zeit von 1050 bis 1106 gelebt hat, kann es zeitlich unmöglich zuſammentref⸗ ſen, daß einer von ibnen die Sitte des weih⸗ nachtlichen Tannenbaums kennengelernt hat. Ja, da der Brauch, am Chriſtfeſt Bäume aufzu⸗ ſtellen und zu ſchmücken, erſt in die erſte Hälfte des 17. Jahrhunderts fällt, konnte auch der deutſche Reformator Martin Lutber noch nicht mit dieſer Sitte vertraut geweſen ſein. Trotz⸗ dem ſind von drei Malern bildliche Darſtellun⸗ gen geſchaffen worden, die den Brauch, Tannen⸗ bäume als Weihnachtsſymbol zu verwerten, bereits zu Luthers Zeiten(1489 bis 1546) auf⸗ leben laſſen. Am verbreitetſten iſt das Schwer⸗ geburth'ſche Bild:„Weihnachtsbeſcherung in Luthers Haus“. Die erſten Mitteklungen, die Über den Brauch in ſeiner heutigen Form berichteten, kamen aus der elſäſſiſchen Stadt Straßburg. In die⸗ ſen Mitteilungen aus der erſten Hälfte des 17. Jahrhunderts wird bereits davon geſprochen, es habe ſich die ſchöne Gewohnheit herausge⸗ bildet, ein Bäumchen auszuputzen, um den Ein⸗ druck des Feſtes zu erhöhen. Ungefähr ein Jahrhundert ſpäter kommen ähnliche Darſtel⸗ lungen aus Sachſen. Hier wird unter ande⸗ rem geſagt, daß es feierlich ſtimme, wenn nach dem Auslegen der weihnachtlichen Geſchenke das Familienoberhaupt die Lichter des Chriſt⸗ baumes aufleuchten laſſe. Ein paar Jahrzehnte ſpäter, gegen Ablauf des 18. Jahrhunderts, hatte ſich die ſtimmungsvolle und ſchöne Sitte bereits weit und breit dermaßen Eingang ver⸗ ſchafft, daß die knappe Spanne ihrer Tradition überhaupt nicht mehr zum Bewußtſein kam. und nur dieſer ſtürmiſche Siegeszug des weih⸗ nachtlichen Symbols läßt das merkwürdige Ver⸗ ſehen erklären, das einem Ernſt v. Wildenbruch, einem Scheffel und anderen unterlaufen konnte. Auch in der Pfalz war der Chriſtbaum ziemlich früh zur Anerkennung gelangt. Ein Bericht aus dem Jahre 1785 erwähnt ihn be⸗ reits. Das trifft für eine Reihe anderer Ge⸗ biete aber auch nicht annähernd chronologiſch zu. So zum Beiſpiel hatte dieſe Weihnachts⸗ ſitte noch etwa um die Mitte des verfloſſenen Jahrhunderts in Mecklenburg, in Schleswig⸗ Holſtein, in Oſtpreußen uſw. erſt in recht be⸗ ſcheidenem Umfange Fuß gefaßt. Ja, Mittei⸗ lungen aus München, die aus dem Jahre 1855 ſtammen, ſprechen davon, daß der Brauch, Chriſtbäume auszuſchmücken und mit Lichtern zu verſehen, bis dahin noch in keiner einzigen Landſchaft Altbayerns ſich eingebürgert habe. und daß ihn das platte Land erſt recht noch nicht kenne. Eine einzige Ausnahme bildet München, wo„beim Adel, den Beamten und in wohlhabenden Bürgerhäuſern“ der Brauch des . Aufnahme gefunden atte. a Eigenartigerweiſe ſpricht Goethe, und swar im„Werther“, nur einmal vom Weih⸗ nachtsbaum. Hier wird geſagt:„Er redete von den Zeiten, da einem die Erſcheinung des aufgeputzten Baumes mit Wachslichtern, Zuk⸗ kerwerk und Aepfeln in paradieſiſche Verzückung verſetzte“ Hingegen iſt Goethes Name in anderer Weiſe eng mit den Weihnachtsbräuchen in Verbindung gekommen. Wie ſich nämlich mit ziemlicher Genauigkeit nachweiſen läßt, ſind die erſten Miniatureiſenbahnen und Miniatur⸗ bahnhöfe für den weihnachtlichen Gabentiſch im Jahre 1855 hergeſtellt worden. Allerdings tru⸗ gen dieſe Spielzeuge noch recht deutlich den Stempel des Urſprünglichen, des Unentwickel⸗ ten. Auch den mechaniſchen Antrieb kannte man damals noch nicht. Es vergingen nochmals etwa ein Dutzend Jahre, bis man auch dieſes Problem gelöſt hatte. Trotz der erſt ſpäten Ent⸗ wicklung des Problems bei uns in Deutſchland war Goethe bereits ein Viertelfahrhundert früher in der Lage, ſeine Enkel Wolfgang und Walter mit einer entzückenden Eiſenbahn am Weihnachtsfeſt zu überraſchen. Im Sommer des Jahres 1829 hatte Goethe durch Vermittlung von guten Bekannten aus England eine über⸗ raſchend wohlgelungene Nachbildung der Stephenſonſchen„Rakete“, die erſt wenige Mo⸗ nate zuvor gebaut worden war, erhalten. Goethe ſtellte dann ſeinen Enkeln die„Rakete“ unter den Weihnachtsbaum. Schließlich intereſſiert uns im Wonnegau ein Wormſer Zeugnis aus der Zeit zu Be⸗ ginn dieſes Jahrtauſends über die Geſchichte des Weihnachtsbaumes ganz beſonders. Wir beſitzen nämlich eine Schrift, in der ſich der bereits 1024 geſtorbene Biſchof Burchard von Worms gegen den Brauch wandte, Gaben und Schmuckwerk an Bäume zu hängen,„gleich als ob etwas Gött⸗ liches an ihnen ſei.“ Wenn darin auch nicht cusdrücklich geſagt wird, es handele ſich hierbei um Tannenbäume und das Weihnachtsſeſt, ſo geht doch daraus hervor, daß der Biſchof in ſol⸗ cher Sitte einen Ueberreſt von Verehrung heili⸗ ger Bäume ſah, und ſo iſt es durchaus möglich, daß wir mit dem Weihnachtsbaum einen Brauch fortſetzen. der bereits in vorchriſtlicher Zeit wurzelt. Fritz Wagner „Slille Nachil, heilige Vachi“ Die Geschichte des schönsten deutschen Veihnachitsliedes Das iſt das ſchönſte deutſche Weihnachtslied. Es iſt von einer unſagbaren Innigkeit durch⸗ weht, von einer ſeltenen Herzſüße und Gemüts⸗ tiefe, daß es ganz undenkbar wäre, ohne dies Lied Weihnachten zu ſeiern, Es iſt der Deut⸗ ſchen trauteſtes Lied. 18188 iſt es zum erſtenmal erklungen: am 24. Dezember in der Kirche zu Oberndorf bei Salzburg. Dort lebte als junger Hilfsgeiſtlicher Joſef Mohr, geboren zu Wagrein im Pon⸗ gau. Er iſt der Dichter des Liedes. Sein Salz⸗ burger Land war im Herbſte, bis in den No⸗ vember hinein, von ſchweren Ueberſchwemm⸗ ungen der ſchäumenden Salzach heimgeſucht worden, und auch Oberndorf, ſogar die Kirche und Orgel waren nicht verſchont geblieben. Nun nach all den Schrecken wollte Mohr ſeiner Gemeinde eine beſonders ſchöne Chriſtfeier hal⸗ ten, und im Zauber der nahen Weihnacht fand ſein Herz die herrlichen Worte dieſes Liedes, das die Geburt des Chriſtkindes in ſo unver⸗ gleichlich ſchlichter und ſo wunderſamer Schön⸗ heit beſingt. Es erſchien ihm ſelbſt wie eine Ein⸗ gebung aus der Höhe. Beglückt brachte der junge Prieſter am Mor⸗ gen des Heiligen Abend das Lied ſeinem Freun⸗ de im benachbarten Arnsdorf, dem Lehrer Franz Xaver Gruber, der zugleich der Organiſt von Oberndorf war. Gruber, ganz hingegeben an das ſchöne Lied, fand noch am ſel⸗ ben Tage die feine Melodie dazu, und beide überraſchten in der mitternächtlichen Chriſtmette die Gemeinde mit dem neuen Gefang„Stille Nacht, heilige Nacht“. Mohr ſang die Tenorſtimme und Gruber den Baß, und wie Gruber auf der Gittare das Lied mit leiſe har⸗ fenden Akkorden begleitete und in den Kehr⸗ reim pſalmodierend die Stimmen des kleinen Kirchenchors ſich miſchten, da wurden die Leute im Weihnachtsgottesdienſte zu tiefſter Andacht geſtimmt. Die beiden Freunde hatten das Lied nur als eine beſcheldene Gabe für ihre Heimatgemeinde gedacht und nicht ahnen kön⸗ nen, daß ihr Lied bald einen Siegeszug durch die ganze Welt antreten würde. Nur Gru⸗ bers Frau ſagte damals noch ganz benommen auf dem Heimweg durch die ſchneehelle, ſtille Winternacht zu ihrem Manne:„Franzl, das Lied wird man noch ſingen, wenn wir längſt geſtorben ſind.“ Sie hat recht behalten.„Stille Nacht, heilige Nacht“ iſt ein Kleinod der deutſchen Seele und wird unvergänglich ſein. Freilich, wie es ſo geht, eine Zeitlang ſind ſie, die es uns geſchenkt haben, vergeſſen ge weſen. Der Dichter wie der Komponiſt. Man Der ursprünglidie Text des Iiedes Stille Nacht, heilige Nacht! Alles schläft!— Einsam wacht Nur das traute, heilige Paar, Das im Stalle zu Bethlehem war. Schlaf in himmlischer Ruh'! Stille Nacht, heilige Nachtl Gottes Sohn! O wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund⸗ Jesus in deiner Geburt! Stille Nacht, heilige Nacht, Die der Welt Heil gebracht!— Aus des Himmels goldenen Höh'n Uns der Gnaden Fülle läßt sehn Jesus in Menschengestalt! Stille Nacht, heilige Nacht, Wie sich heut alle Macht Väterlicher Liebe ergo, r r Und als Bruder huldvoll umschloß Jesus die Völker der Welt! Stille Nacht, heilige Nacht, Lang uns schon bedacht, Als der Herr, vom Grimme befreit, In der Väter urgrauer Zeit Aller Welt Schonung verhieß! Stille Nacht, heilige Nacht, Hirten erst kundgemacht. Durch der Engel Halleluja Tönet es laut von Ferne und nah: Jesus, der Retter, ist da! hat das alte herrliche Lied für ein Tiroler Volkslied gehalten. Wohl weil die, die es uns„ins Reich“ gebracht haben, einfache Tiro⸗ lerleute waren. So erſchien denn auch der erſte Abdruck des„Stille Nacht“-Liedes 1840 in Dresden im Rahmen eines kleinen Pro- gramms unter dem Titel„Vier echte Tiroler Lieder für eine Singſtimme, geſungen von den Geſchwiſtern Straſſer aus dem Zillertal.“ Dieſe Geſchwiſter Straſſer, Amalie, Karoline, Joſeph und Andreas Straſſer aus Leimach im Zillertal in Tirol, ſind ehrſame Handſchuh⸗ händler geweſen, die mit ihren Waren die Märkte und Meſſen der größeren deutſchen Städte beſuchten und dabei auch als begabte „Tiroler Sänger“ auftraten. Im Jahre 1831 kamen ſie, wie die„Allgemeine Muſilaliſche Zeitung“ berichtet, auch nach Leipzig und ſan⸗ gen ihr Weihnachtslied in einem der berühm⸗ ten Gewandhaus⸗Konzerte. Es muß ein tie⸗ fer und nachhaltiger Eindruck geweſen ſein; denn bei ihrer Wiederkehr im nächſten Jahre wurden ſie durch eine Zeitungsanzeige gebeten, „bei ihrem diesmaligen Konzert das ſchöne Lied„Stille Nacht! Heilige Nacht!“ wiederum vorzutragen“. Einige Jahre ſpäter kam das Lied bereits in die Schule; 1841 ſteht der 5 mit Noten ſchon in dem Gebhardtſchen „Muſikaliſchen Schulfreund“. Bald zog es durch ganz Deutſchland und von da aus über den Erdball. Doch wie geſagt, es galt für ein Tiroler Volkslied. Erſt viele Jahre ſpäter iſt es dem Berliner Schriftſteller Otto Franz Genſichen nach mehrjähriger Forſcherarbeit im Salzbur⸗ ger Lande gelungen, die Wahrheit aufzuhellen und die zwei Schöpfer des Liedes dem Dunkel zu entreißen. Ihm verdanken wir die heutige Kenntnis von der Entſtehung und der Heimat dieſes ſchönſten aller Weihnachtslieder. Der Urtext des Liedes hatte ſechs ſtatt der heute geſungenen drei Verſe. Die heute übliche vierte Zeile„Holder Knabe im lockigen Haar“ und auch das„Hochheilige Paar“ gehören einer 3 Zeit an, die jene ſchöne Natürlichkeit es Ausdrucks zu verkünſteln ſuchte. Joſeph Mohr— mit einem einzigen Liede hat er ſich in die Unſterblichkeit geſungen. In dem öſterreichiſchen Grenzdörſchen aber Hoch⸗ burg, nahe der bayriſchen Grenze und der Salzach, trägt eine dem romaniſchen Kirchlein auf dem Hügel naheſtehende Hütte eine Mar⸗ mortafel, wo in Goldſchrift die Worte zu leſen 1 1„Andenken an den Komponiſten des deihnachtslieder„Stille Nacht! Heilige Nacht!“, Franz Xaver Gruber, geboren in Hochburg, am 25. November 1787, geſtorben in Hallein am 7. Juni 1833. Gewidmet von ſei⸗ nen Verehrern 1900.“ Das weltferne Arnsdorf iſt Grubers erſte Lehrer- und Organiſtenſtelle geweſen. In der Stadt Hallein war er weiterhin ein getreuer Jünger der Frau Muſika, war Organiſt und Chorleiter bis zu ſeinem Tode. Sein Grab⸗ ſtein zeigt die ſinnreiche Inſchrift: „Was er im Lied gelehrt, geahnt im Reich der Töne, im Jenſeits ſchaut er's nun: und das Schöne.“ Am Schulhaus zu Arnsdorf aber, neben der ehemals berühmten Wallfahrtskirche des klei⸗ nen Ortes, hat eine Gedenktafel die Inſchrift: „Stille Nacht! Heilige Nacht! Wer hat dich, o Lied gemacht? Mohr hat mich ſo ſchön erdacht, Gruber zu Gehör gebracht, Prieſter und Lehrer vereint.“ das Wahre —.———————.......;—.;—.—.—.—.——. Julxlolz brennt vor der Junschäre Germanische Vollisbrduche im Dammerlicit der Weihnachtstage Von Josefine Schultz Das helle Licht der Weihnachtskerzen ſtrahlt ſeit Jahrhunderten in die deutſche Winternacht, und ſeit Jahrhunderten hat dieſe ſchönſte deut⸗ ſche Sitte ihren Weg in beinahe alle Länder der Welt gefunden. Wer den erſten Anfängen der Sitte nachſpürt, findet, daß ſie bis in germani⸗ ſche Zeiten zurückreicht. Denn noch ehe die Men⸗ ſchen am Weihnachtsabend die Geburt Chriſti feierten, gab es um die gleiche Zeit das Julfeſt, das Feſt des wiedererwachenden Lichts, das ein Feſt der Freude war und zu⸗ nächſt mit grünen Zweigen, ſpäter mit brennen⸗ den Feuern und endlich mit ſtillen, leuchtenden Kerzen begangen wurde. Der Thomastag am 21. Dezember iſt der kürzeſte Tag des Jahres. an ihm feierten die Germanen die Winterſonnenwende, das Feſt, da das Licht zurückkehrt und das nächſte Jahr wieder anſteigt. „Thoma, Kehr d' Stund oma(um)!“ ſagt ein alter Spruch dazu. Am 24. Dezem⸗ ber, wenn wir das Weihnachtsfeſt feiern, hat alſo das neue Lichtjahr ſchon einen kleinen Schritt, einen„Mückenſchritt“, bergauf getan, zu Neujahr bereits einen„Hahnenſchritt“, am Dreikönigstag(6. Januar) einen„Hirſchſprung“ und zu Lichtmeß bereits eine„ganze Stund“— ſo beſtätigt es wenigſtens ein Vers in Bayern. Um die Wiedergeburt der Sonne, die Zu⸗ nahme des Tageslichts zu feiern, zündeten un⸗ 1 ee eee eee, ſere Vorfahren Freuden feuer auf den Bergen an, ein Brauch, der heute ſchon in einigen Gegenden Deutſchlands wieder auf⸗ gelebt iſt. Aber auch ſonſt hat am Julfeſt das Feuer eine Rolle geſpielt. Noch heute kennt man in Weſtfalen, in Südbayern, ſowie in Kärnten ten den Brauch, am Weihnachtsabend den „Julklotz“, ein ganz beſonders ſtarkes Scheit⸗ holz, ins Herdfeuer zu werfen, der die ganze Nacht hindurch brennen muß. Ein Nachklang dieſes uralten Lichtkults iſt dann in der Sitte des Weihnachtsbau⸗ mes mit ſeinen brennenden Kerzen wieder⸗ aufgelebt. Uebrigens hat der Weihnachtsbaum ganz verſchiedene Namen.„Tunſchäre“ heißt er in manchen Gegenden, in anderen ſpricht man vom„Klauſenbaum“, und auch die„Weihnachts⸗ pyramide“ iſt heute noch in einigen deutſchen Dörfern anzutreffen. Sie alle aber tragen bren⸗ nende Kerzen, in Mecklenburg beſteht ſogar noch der Brauch, am Weihnachtsabend bei dem Vieh im Stalle Licht zu brennen! Allenthalben ſind noch Spuren des alten ger⸗ maniſchen Lichtglgubens im deutſchen Volks⸗ brauch zu finden. So tritt in Oberfranken zu Weihnachten die„Berta“ auf, eine Geſtalt, die zweifellos mit der germaniſchen Perchta identiſch iſt, deren Name ſoviel wie„die Leuch⸗ tende“ bedeutet. Wer unſere heutigen Weih⸗ nachtsſitten mit den Julſitten unſerer Ahnen vergleicht, der findet auch in unſerem Weih⸗ nachtsbaum einen Nachkommen des ger⸗ maniſchen Lebensbaums. Alte Ueber⸗ lieſerungen erzählen, daß die Sitte, zu Weih⸗ nachten das Saus mit grünen Zweigen zu ſchmücken, bereits im Mittelalter allenthalben üblich war. So berichtet ſchon zu Ende des 15. Jahrhunderts Sebaſtian Brant im„Narren⸗ ſchiff“ von einem ſolchen grünen Reis: „und wer nit etwas nüwes hat und umb das nüw jor ſingen gat und grijen tann riß ſteekt in ſon hus der meint, er leb das jor nit us.“ Alte Gemeindeverordnungen aus dem 15. Jahrhundert verbieten bereits das unberechtigte Schlagen von„Weihnachts⸗Maien“ in den Gemeindewäldern. Der Name„Maien“ für Weihnachtsbaum hat ſich in der Gegend von Blaubeuren als Bezeichnung für„qarüner Baum“ bis heute erhalten. In den deutſchen Landen, von der deutſchen Oſtmark bis zur Nordſee, ſieht der Weihnachtsbaum ſehr ver⸗ ſchieden aus. Und ſteht auch an ganz verſchiede⸗ ner Stelle, jedenfalls durchaus nicht immer in der Stube. Die Bewohner des Kärntner Möll⸗ tales zum Beiſpiel ſtellen ihn zu beiden Seiten des Haustors auf. im oberen Gailtal kann man ihn jeweils an einer Ecke des Gehöfts finden, und garnicht ſelten wird der Weihnachtsbaum ſogar auf dem Düngerhaufen errichtet! Auch die Sitte, als Weihnachtsbaum eine Tanne zu wählen, iſt durchaus nicht einheit⸗ lich. Im Oſtfränkiſchen ſteht eine Fichte in der Stube, in Schwaben dürfte früher einmal der Buchsbaum üblich geweſen ſein, was ſich daraus ſchliezen läßt, daß man dort noch beute die Weihnachtstanne„Buchsbaum“ nennt, und in Blaubeuren gibt es für den„Maien“ noch die Bezeichnung„Nußbaum“. Im Schwarzwald fin⸗ det man noch einmal die„Stechpalme“. Die„Weihnachtspyramide“, ein mit Tannen⸗ oder Kiefergrün geſchmücktes Hola⸗ geſtell, das meiſt an einer Spitze ein waagrecht geſtelltes Flügelrad trägt, findet man noch in einigen Teilen Oberbaverns, in einigen Orten des Erzgebirges und vereinzelt im Fläming in der Mark. Das Flügelrad auf der Pyramide be⸗ ginnt ſich zu drehen, ſobald durch die darunter befindlichen Lichter warme Luft nach oben ſteigt. Obne Zweifel hat ſich in dieſem drehenden Rad ein Sinnbild des ſich drehenden Julfeſtes erhal- ten. In Nordfriesland wird zu Weihnachten ein Geſtell in Hufeiſenſorm ausgeſchmückt, in deſſen Form ſich unſchwer der kleinſte Sonnen⸗ bogen der Winterſonnenwende erkennen läßt. And wie vielfältig iſt der Schmuck der deutſchen Weihnachtsbäume. Abſeits von einer umfangreichen und rüſtigen Chriſtbaumſchmuck⸗ induſtrie ſind noch immer in dem Schmuck der Weihnachtsbäume, ganz beſonders in ländlichen Gegenden. die Spuren uralter Volksbräuche und alten Volksglaubens zu erkennen. Vor Jahr⸗ hunderten ſchon hingen die Menſchen Aepfel und Nüſſe an den Baum, als Sonnen- und Frucht⸗ barkeitszeichen, und wenn ſpäter bunte Glas⸗ kugeln, Sterne und Roſen hinzukamen, ſo laſſen ſich auch darin noch die fortlebenden Reſte der germaniſchen Gedankenwelt erkennen. So ſpannt ſich ein Bogen über Jahrtauſende. In altem. treu geübten Volksbra ich verbindet ſich die Ge⸗ dankenwelt des germaniſchen Julſeſtes mit dem Weihnachtsſeſt unſerer Tage. 2 Ole! 0 nacht = 0 in Voll! wir in in ein. N . 00 niger line asl die Wehn ein de Cit nacht leuchte was Kinder Ag die dan beüklo var 6 J5. Dank Nen ung i dieſe de, d nung Den Deut unſer lf Woch 1 Das Muds den de zur W Tannen Clare irh i de Vintert auc fe Tannen tf ein einmal die Vo Lehne Stube, ar ir 05 i, men un — dau ie ez be* der erie 840 in . Pth⸗ Tholer don den lern“ datoline, mach im nöſchuh⸗ nen die uche begabte 1 1 l flaliſce ind ſan⸗ betühm⸗ ein tie 1 fein; i Hehe gebeten, ſchine leder am das ht det ldtſchen og es l übet eule Helmat att bet übliche Haar“ feiner lichleit Lede en. It Hoch⸗ ud det ſichlein Mar ⸗ 1 leſen u des Heilige n in ben in on ſel⸗ erste qu der, iet ſt und Glab⸗ Neich en det chriſt 0 in 0 die 1 1 fit boli⸗ recht 0 in Otten 1g e h. untet ſeigt. Nad tbal⸗ ichtel nel ö. det einet mul det ichen und at 110 uch⸗ za aſen det ant tell e⸗ dell Bekanntmachungen Ortsgruppe der A. S. D. A. P. Viernheim NS.⸗Beratungsſtunde ſeden Montagabend von 20—21 Uhr. Dienſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſtr. 16. 1. Stock Lokale Nachrichten Llernheim, den 24. Dezember 1938 Unſer Tagesſpruch Wo wir geben, N wir, und je mehr wir geben, deſto mehr empfangen wir. 5 A. Donders. Weihnacht 1938 Lichterjejt des Friebens „Hohe Nacht der klaren Sterne“ Noch nie hat unſer Volk eine ſolche Weih⸗ nacht gefeiert wie dieſes Jahr! Das herrliche Feſt der deutſchen Familie! Ein Weihnachten der Freude, weil wir ein Volk geworden ſind! Seit Jahrtauſend feiern wir im Jahre 1938 das erſte Weihnachtsfeſt in einer gewaltigen und ſtarken Gemeinſchaft: Weihnacht im Großdeutſchen Vaterlandl! 80 Millionen deutſche Herzen feiern in in⸗ niger Gläubigkeit an die Größe der Vorſehung! Unermeßlichkeiten ſtrahlen die Lichterbäume aus! Ein Lichterfeſt des Friedens! Freudiger denn je können wir alle dieſe Weihnacht 1938 feiern, denn es iſt wirklich ein Feſt des Friedens! Eine herrliche deutſche Weih- nacht für unſere Kinder, die wieder leuchtenden Auges all das Schöne erleben, was deutſche Hände geſchaffen haben! Das Kinderherz ahnt nicht, was manch' tränend' Aug' bedeutet, des Vaters und der Mutter, die dann an jene traurige Weihnacht der Ar⸗ beitsloſigkeit, des Hungers und des Elends vor 6 und 7 Jahren denken! Ihre Tränen ſind unbekannter Dank— ohne Worte— an einen Menſchen, der dann mitten unter uns iſt! Dem wir es alle danken— dieſe und jene Weihnacht der Freu⸗ de, des Glaubens und der Hoff- nung, ſeit er unſer Retter wurde! Der Retter von 80 Millionen Deutſchen! Ihn ſchließen wir in unſere Herzen ein! Unſer Weihnachtswunſch gilt wie in den Vorjahren auch diesmal wieder: unſerem Führer Adolf Hitler! pw. * + Mailinacſits morgen/ Das iſt, nächſt dem Erlebnis des Heiligen Abends, eigentlich der ſchönſte Augenblick in den Feiertagen: wenn man morgens die Tür zur Weihnachtsſtube aufmacht und dort der Tannenbaum in ſeinem lichten, ſchimmernden Glanze ſteht. Es iſt ganz anders als am Abend vorher, jetzt brennen keine Kerzen, und durch die Fenſter fällt das helle Licht des klaren Wintertages. Ueber der Weihnachtsſtube liegt noch feierliches Schweigen. Es duftet nach Tannen und nach Lebkuchen, man atmet ihn tief ein, dieſen herrlichen Duft, den es nur einmal im Jahre gibt, wenn die Bäume in die Wohnungen der Menſchen kommen! Der Weihnachtsbaum hat nun, in der warmen Stube, ſeine Aeſte, die zuerſt noch ein wenig ſtarr in die Höhe ragten, weit ausgebreitet. Es iſt, als ſtünde er mit ausgebreiteten Ar⸗ men und wieſe auf den bunten Aufbau zu ſeinen Füßen: Seht, ſo ſchön iſt mein Reich! In manchen Gegenden iſt es Sitte, daß am erſten Feiertag, noch wenn es ganz dunkel iſt, wieder im Schein der brennenden Kerzen Kaffee getrunken wird. Auch das iſt ſchön. Noch einmal wird das Erlebnis des Vorabends lebendig, bis die tiefe Dämmerung allmählich weicht und das Licht des Tages hereinflutet. Erſt dann löſcht man die Kerzen aus. Am hellen Vormittag ſieht die Weihnachts⸗ ſtube ganz beſonders hübſch aus. Man tritt an den Baum heran und möchte ganz ſacht ſeine Zweige ſtreicheln, auch wenn ſie ein biß⸗ chen ſtachlig ſind. Die feinen Lamettafäden glitzern am Morgen noch heller und ſilberner als abends beim Kerzenſchein, und in den bun⸗ ten Kugeln ſpiegelt ſich das Bild der Weih⸗ nachlsſtube mit dem Gabentiſch und manchmal mit allem bunten Durcheinander. Denn es ſieht jetzt in der Frühe ein bißchen bunt Ein frohes Jeſt wünſcht die Heimatzeitung all ihren Leſern, Inſerenten, Geſchäftsfreunden und Mitarbei⸗ tern. Nur eine ganz kurze Spanne Zeit trennt uns noch von der Stunde, wo der Lichter⸗ baum erſtrahlt und ſich die Weihnachtsſtuben öffnen und Glück und Freude auch im kleinſten Raum herrſchen. Weihnachten iſt das Feſt der Kinder. Wie erſtrahlen ihre Augen ob des hellen Scheines brennender Kerzen auf dem geſchmückten Weihnachtsbaum. Weihnachten iſt das Feſt der Familie. Aus vollem Herzen be⸗ ſchenkt man ſeine Lieben, und die Geſchenke drücken die Dankbarkeit aus, die man für⸗ einander empfindet. Weihnachten iſt das Feſt des deutſchen Volkes, und weil es das Feſt der Liebe iſt, ſind dieſe Tage dazu angetan, uns alle in dem Vorſatz zu ſtärken, uns immer beſſer verſtehen zu wollen, einander immer näher zu rücken, eine Gemeinſchaft zu werden wie eine Familie, die in Eintracht ein Feſt feiert, das ihm ein Geſchenk des Himmels iſt. Eintracht und Frieden läuten die Weih⸗ nachtsglocken, Eintracht und Frieden wünſchen wir unſerer Heimat, unſerem Vaterlande. PPS aus. Und man geht daran, unter den Geſchen⸗ ken ein wenig Ordnung zu machen und alles wieder wunderſchön aufzubauen. Man nimmt jedes einzelne Stück zur Hand und betrachtet es noch einmal voller Freude. Wieviel Liebe und Fürſorge ſteckt in allen dieſen Gaben, wie zeugen ſie alle von dem Wunſche, das Rechte zu treffen und Freude zu bereiten. Und wir haben uns gefreut! Wir freuen uns noch und werden uns immer wieder freuen, ſo lange wir jedes dieſer Dinge in unſerem Beſitz haben. Ach, wir wiſſen es zu genau, daß es ar nicht ankommt auf den Wert eines Ge⸗ ſcentes. Daß oft das kleinſte, unſcheinbarſte Angebinde uns glücklicher macht als manche Gabe von hohem Geldeswert. Denn die Liebe und die guten Wünſche ſind es, die ein Ding wertvoll machen. S:⸗ 5* Da ſteht der bunte Teller. Er hat ſchon geſtern abend eine merkliche Breſche bekom⸗ men. Und trotzdem kann man nicht anders, als ganz raſch und unbemerkt ein Stück Pfef⸗ ferkuchen in den Mund zu ſchieben— gleich auf nüchternen Magen! Dann geht leiſe die Tür auf und Bübchen ſteht da, blickt einen Augenblick verzückt auf den Weihnachtsbaum, der heute ſo ganz anders ausſieht, und ſtürzt ſich dann mit einem Schrei der Wonne auf die Eiſenbahn, die das Chriſtkind gebracht hat. Ach, Bübchen hat noch den kleinen Schlafanzug an und ſeine blonden Haare ſind ganz ſtrubbelig— er iſt Mutter ausgerückt, als ſie ihn waſchen wollte. Er konnte es nicht erwarten 0 Die Weihnachtsferien haben be onnen Da wurde einmal ein kleiner Schulbub ge⸗ fragt, welches die ſchönſten Ferien ſind. Was meint ihr, was der Gernegroß nach kurzem Ueberlegen antwortete?„Am ſchönſten ſind Die Vollsweihnachtsfeier im Freijchütz Volksgemeinſchaft unterm Lichterbaum Die Feier der Volksweihnacht durch die Partei mit den WHW- Betreuten und ihren Kindern iſt ein beſonderer Ausdruck der Zu⸗ ſammengehörigkeit und der treuen Verbunden⸗ heit eines ganzen Volkes. So fanden ſich auch geſtern abend um 7 Uhr im„Freiſchütz“ die Väter und Mütter mit ihren zu beſchenkenden Kindern, die politiſchen Leiter, an ihrer Spitze Ortsgruppenleiter Braun, als Vertreter der Gemeinde Herr Bürgermeiſter Bechtel ſowie die ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen des WoW zuſammen, um gemeinſam eine frohe, weihnachtliche Stunde zu verleben. Nach der Anſprache von Reichsamtsleiter Hilgenfeldt, die durch Lautſprecher über⸗ tragen wurde, leitete der Muſik- und Schüler⸗ chor unter Leitung von Herrn Lehrer Meller, die Feierſtunde mit Geſang und ſinnigen Ge⸗ dichten ein. Frohe Weihnachtslieder wurden geſungen. Dann ſprach Organiſationsleiter Pg. Engel zu Eltern und Kinder. Er ſprach in ſchöner Weiſe über Brauch und Sinnbild manen, verbunden ſind. Der deutſche Weih⸗ nachtsbaum iſt ein Symbol des inneren Frie⸗ dens und der Ordnung. Das lleine Geſchenk, das die Kinder erhalten, iſt kein Almoſen, ſon⸗ dern es wird gegeben in treuer Verbunden⸗ heit eines Volkes, und damit ein Wunſch des Führers erfüllt, daß im Großdeutſchen Reich niemand zu Weihnachten abſeits der Freude ſtehen darf. Das„Sieg⸗Heil“ galt dem Führer. Nun ging ein fröhliches Beſcheren los. Das Austeilen der Gaben hatte die NS-Frauen⸗ ſchaft übernommen und bald waren die gielen kleinen Kinderhände— über 200 Kinder wur⸗ den beſchert— gefüllt mit Spielſachen der verſchiedenſten Art. Alles war funkelnagelnen und ſo hatten die Kinder ihre helle Freude, was beſonders an den ſtrahlenden Augen zu erſehen war. Auch die beigefügte Zuckertüte wurde herzlich willkommen geheißen. Und die Eltern freuten ſich mit ihren Kindern. So hat dieſe kurze und erhebende Weihnachtsfeier des Weihnachtsfeſtes, die ſchon uralt und tief] zahlreich Freude und Weihnachtsglück ge⸗ mit den Gebräuchen unſerer Ahnen, den Ger⸗ J ſchaffen. i eee ee eee immer die Ferien, die gerade dran ſind!“ Und jetzt ſind es die Weihnachtsferien, die dran, alſo die am ſchönſten ſind. Daneben haben ſie aber noch etwas ganz Beſonderes an ſich, denn ſo manche geheime Wünſche, wie Trainingsanzug, Rodel, Schlittſchuhe, die das ganze Jahr über ſchon gehegt worden und vielfach gerade in den anderen Ferien entſtanden ſind, verſprechen, erfüllt zu wer⸗ den. Schon aus der Schule haben die Kleinen richtige Weihnachtsſtimmung mitgebracht. Und jetzt zählen ſie die Stunden, bis es endlich Heiliger Abend ſein wird. Erwartungsvoll gehen ſie durch die Zimmer und„ſpanifen“, ob ſie nichts vom Chriſtkind ſehen. Aber da und dort wird ihnen Halt geboten. Da iſt eine Türe geſchloſſen, und man mag ſich anſtrengen wie man will, ſich auf die Zehen ſtellen, das Chriſtkind kommt nicht vor das Schlüſſelloch. Es wird halt doch noch etwas zu früh ſein. Die Ferien ſcheinen ſo endlos zu ſein, wenn ſie anfangen. So viele, viele freie Tage ſind es bis ins nächſte Jahr. Und überhaupt, wer wird ſchon am Anfang der Weihnachtsferien an ihr Ende denken, das doch erſt im Jahr 1939 liegt? Unſere Soldaten im Weihnachts⸗ urlaub. Unſere Soldaten ſind in dieſen Vorweihnachtstagen in ihren Weihnachtsur⸗ laub gekommen. Noch nicht alle zwar, denn die Beurlaubung erfolgt immer in zwei Ab⸗ teilungen. Die erſten Soldaten kamen am 21. Dezember und fahren am 29. Dezember wieder zurück. Die Neujahrsurlauber fahren am 27. Dezember in die Heimat und kehren am 4. Januar 1938 in ihre Standorte zu⸗ rück. Weihnachten und Neujahr werden die Soldaten in ihrer lieben Heimat, am warmen winterlichen Herd bei der Mutter feiern. Freudvoll und weihnachtsfeſtlich begrüßt Viernheim ſeine Männer vom bunten Rock, ob bei der Wehrmacht oder Arbeitsdienſt, und wünſcht allen frohe Tage in der Heimat. * Vom Führer ausgezeichnet. Beim Forſtamt Viernheim wurden die zwei Be⸗ amten, Herr Forſtamtsſekretär Karl Adam Weidner und Herr Revierförſter Otto Albus, für 25jährige treue Dienſtleiſtung mit dem Treudienſtehrenzeichen der 2. Stufe Schon 50 Jahre biſt du alt Zur 50-Jahrfeier der Jubilarengemeinſchaft 1888/89 Im Leben der 1 e bietet ja jeder Ge⸗ burtstag berechtigte Veranlaſſung, Rückſchau zuhalten guf das verfloſſene, Ausſchau zu halten auf das, was der neue Zeitabſchnitt erhoffen und erwarten läßt. Beſonders bedeu⸗ tungsvoll iſt jedoch ohne allen Zweifel die Stunde, da der Menſch das 50. Lebensjahr erreicht hat. Mehr als zu anderer Zeit fühlt der Menſch in dieſen Jahren das Bedürfnis der Geſelligkeit und ſo wird auch der ſchöne Brauch hier freudig begrüßt, alljährlich zur 50⸗Jahrfeier die Volksgenoſſen und Volksge⸗ noſſinnen zuſammenzurufen, die ſich durch ge⸗ meinſam verlebte Kindheits⸗ und Schuljahre, gemeinſame Jugend, verbunden fühlen. Nicht alle hat der Heimatort behalten, viele bauten ſich in anderen Gegenden unſeres Vaterlandes die Exiſtenz oder folgten als getreue Ehegatten dem Manne der Wahl in ſeine Heimat. Und wer nur irgend kann, ſieht zu, daß er in dieſen Tagen im Kreiſe ſeiner Schulkameraden erſcheinen kann. Geſichter, die man lange nicht geſehen hat, tauchen wieder auf, von den Schickſalen erfährt man, die aus dem Blickfeld entſchwunden ſind. Erinnerungen aus den ver⸗ gangenen Lebensabſchnitten werden aufge⸗ friſcht, aus der Kinderzeit, der Schule, der Militär- und Kriegszeit und dem Exiſtenz⸗ kampf. Der Krieg rief die Männer des Jahr⸗ ganges zu den Waffen, fünfzehn der Kamera⸗ den fanden den Heldentod. So trifft ſich die Jubilarengemeinſchaft der 1888/89 er am 2. Weihnachtsfeiertag zur ge⸗ meinſamen Geburtstagsfeier. Eine reichhal⸗ tige Feſtfolge harrt der Abwicklung. Manch freudvolle Stunde, aber auch leidvolle Tage, werden beim Rückwärtsſchauen lebendig, kann ſich doch keiner der Allmacht der Vorſehung entziehen. Nur der hat ſeinen Platz behaup⸗ tet, der in dieſen 50 wechſelvollen Jahren ſeinen Lebenskampf treu, ehrlich und mutig durchgehalten hat, ſo wie es eines guten Deulſchen Pflicht iſt, wenn er von ſich ſagen kann, daß er gegenüber ſeiner Familie, ſeinen Kameraden, gegenüber ſeinem Volk und Vater⸗ land, ſeine Pflicht getan hat. Möge nun die Feier einen ſchönen Verlauf nehmen, den Jubilaren und Jubilarinnen und den werten Gäſten lange in Erinnerung blei⸗ ben. Wir wollen es aber nicht unterlaſſen, allen, die der Jubilarengemeinſchaft 1888,89 angehören, die beſten Glückwünſche für den ferneren Lebensweg zuzuxufen. (ſilbern) vom Führer und Reichskanzler aus⸗ gezeichnet. Beide Beamten ſtehen jedoch nahezu 40 Jahre im öffentlichen Dienſt, ſo daß ſie im kommenden Jahre bereits das Treudienſtehren⸗ zeichen der 1. Stufe(golden) verliehen erhal⸗ ten. Zu der erhaltenen Anerkennung für treue Arbeit im Dienſte des Volkes unſere herzlich⸗ ſten Glückwünſche. Ehrentafel des Alters Am Dienstag, den 27. Dezember, begeht Frau Sophie Buſalt Witwe geb. Bin⸗ ninger, Neubauſtraße, im Kreiſe ihrer Kin⸗ der und Enkel den 70. Geburtstag. Möge ſich die Jubilarin noch viele Jahre der beſten Ge⸗ ſundheit erfreuen. Unſeren herzlichſten Glück⸗ wunſch! Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 9 wegen Vergehen gegen die Reichsſtraßenverkehrsordnung, 3 wegen grobem Unfug und 1 wegen Diebſtahl. Einſtellung von Poſtjungboten. Die Reichspoſtdirektion Karlsruhe ſtellt zum 1. April 1939 eine größere Anzahl Poſtjungboten ein. Die Bewerber müſſen Mitglied in der HJ, geſund und kräftig ſein und die Volks⸗ ſchule mit Erfolg durchlaufen haben. Sie ſol⸗ len am Zeitpunkt der Einſtellung das 14. Le⸗ bensjahr vollendet haben, dürfen aber nicht älter als 15 Jahre ſein. Geſuche ſind bis ſpäteſtens 15. Januar 1939 an das Poſtamt zu richten, in deſſen Bezirk der Bewerber wohnt. Daſelbſt iſt alles Nähere, insbeſondere auch über die dem Geſuch beizufügenden Per⸗ ſonalpapiere zu erfahren. Bei der Weihnachtsreiſe die WH W.⸗Spenden⸗ ſahrkarten nicht vergeſſen. Wie in den vergan⸗ enen Winterhilfswerken beteiligt ſich die Deut⸗ che Reichsbahn auch in dieſem Jahre durch die Ausgabe der Spendenfahrkarten am WSW. Die Spendenkarten ſind ax allen Fahrkarten⸗ ſchaltern im Gau Heſſen⸗Naſſau zum Preiſe von 10. Pfg. erhältlich. Die zuſätzlichen Fahrkarten erſcheinen wieder in verſchiedenen Bildern, die unſerer Jugend als Zuſammenſetzſpiel verwen⸗ den kann. Wenn wir in wenigen Tagen unſeren Weihnachtsurlaub antreten oder zum Winter⸗ ſvort fahren, dann durfen wir dieſe WHW.⸗ Karten nicht vergeſſen. NSG. Des Vögleins Not im Winter Sitzt ein Vöglein auf dem Baum, es regt ſich und es rührt ſich kaum. Iſt doch alles zugeſchneit, Wald und Felder, weit und breit. Find' kein Körnlein, find' kein Brot, bald ſtirbt es den Hungertod! Liebes Kindlein, komm geſchwind, ſtreu ihm Futter, ſtreu geſchwind, daß es nach den Wintertagen, wenn die liebe Sonne lacht, dich erfreut mit ſeinen Liedern, dich erfreut mit ſeiner Pracht. (Geſchrieben im kalten Winter 1928/29. J. M.) —— * 2 + Wie wird das Wetter! Neigung zu Schneefällen Nach den verbreiteten Schneefällen am Don⸗ nerstag iſt allgemein in Deutſchland neue Froſtverſchärfung eingetreten, die beſonders ſtarke Ausmaße in den weſtlichen und ſüd⸗ lichen Teilen des Reiches annahm. Hier wur⸗ den in der Nacht zum Freitag vielerorts Tiefſtwerte zwiſchen minus 15 und 25 Grad Celſ. erreicht. Auch für die Folge bleiben kräftige Fröſte und die Neigung zu Schnee⸗ fällen erhalten. Die Ausſichten für Sonntag: Fortdauer des Froſtwetters mit Neigung zu Schneefällen. Nauhreif— Weihnachtszauber Künſtler Winter hat wieder geſchmückt! Hat in aller Stille ärmliches Grau zu einem prunkvollen Feſtbild gewandelt! Zieht eure Mäntel an, Menſchen, entflieht der Stube, ſei ſie auch noch ſo traulich, ergeht euch in dem Zaubergarten, im flimmernden, ſtillen, feier⸗ lichen Weiß! Nicht alle Tage erlebt ihr das, nicht einmal in jedem Winter. Genießt des⸗ halb die Reifſchönheit in vollen Zügen, ge⸗ nießt ſie wie das Frühlingswunder des Maien! Aber laßt alles Laute zurück, alles Laute in Rede und Schritt, damit ihr den Feiertagsfrieden draußen nicht ſtört, auch nicht das Luſtwandeln der Augen, die ſo viel ſehen müſſen! Mit Zucker haben des Winters Heinzel⸗ männchen alles gemeiſtert. Zucker auf Weg und Steg, auf Baum und Strauch, an Stange und Gitter! Unendlich mannigfaltige Zier. Du alter, roſtiger Drahtzaun, heute ſehen wir dich, deine Nauten, Knoten und Spitzen im duftigen Behang von Kriſtallge⸗ flocke. Verhüllt iſt deine Häßlichkeit von geſtern, die wir gern ins nöchtliche Dunkel eintauchen ſahen. And da oben, ihr ſchwankenden, von wei⸗ Ber Wolle umſponnenen Seile? Ihr wollt die nüchternen Telefondrähte vergeſſen machen, zu denen ſich kein Blick erhebt? Wir warten gern, warten bis zur Dämmerung, vielleicht ſehen wir dann neckiſche Kobolde über euch dicke Taue hingleiten und ⸗ſprin⸗ gen.— Glitzerndes Gezacke, ſonſt ſchwarzes Obſtbaumgezweige, leuchtet durch den Garten, als ſei es nie anders geweſen. Aus allen heraus aber hebſt du dich, ſchlanke Birke, voll vornehmer Schönheit, angelehnt ans Haus, deſſen Wand du jeden Tag hun⸗ Dertmal ſtreichelſt! Wo geſtern noch dunkle Strähnen erregt im Wind ſchleiften, wehen heute läſſig ſanft weiße Schleier 5 Küchen. Der Baumbraut iſt ein Hochzeitsſtaat umge⸗ hängt worben, wie ihn ſchmuckvoller die beſte Schneiderin der Welt nicht ausdenken und anlegen könnte. Auch du, alte Tanne, erwür⸗ dige Dame mit dem ſchweren, dunkeln, abge⸗ tragenen Gewand, biſt nicht vergeſſen. Tau⸗ ſend und tauſend kriſtallene Spitzen und Säume haben einen glitzernden Mantel von erleſenſter Pracht über dein dürftiaes Kleid geworfen. Köſtliches Filigran hängt in dei⸗ ner Krone, zieliche Linde, und vom Straßen⸗ rand unten ſchimmern ſilberne Kandelaber mit feinſten Krönchen und Gehängen zu dir herauf. Iſt es müßig, die Augen in die Runde, zur Höhe, nach dem Boden wandern zu heißen? Ihr Schauenden, ſeht und ſchmecket die Herrlichkeit des Winters! Schreitet durch die Feſtſtraße am Wartberg, taucht in jede Allee von Alzey, der baumreichen Stad ein, löſt die Rätſel, die euch in der geſteiger⸗ ten und ſtrahlenden Formenwirklichkeit der Bäume gegeben werden. Wem es zu weit iſt zu den Wachholdern und Zypreſſen des Friedhofs, zu ſeinen Taxusſchönheiten, zu den weitäſtigen Pappeln, der wandle um den Platz vor der großen Kirche und genieße in aller Muße den weihnachtlichen Schmuck des ſchimmernden Rahmens, den jetzt die Linden⸗ kronen um das freie Revier im geſchloſſenen Häuſerviereck ſpannen. Künſtler Winter hat geſchmückt! Für alle, alle! Hat nichts vergeſſen! Sei es auch nur ein Stück Ackerboden mit dem weißen Streumuſter verzuckerter Schollenfirſte oder ein Rain mit feſtlich aufgeputzten Gras⸗ und Kräuterbüſcheln, denen er ein letztes Leuch⸗ ten ſchenkt.—n. eee eee Brennende Kerzen Heute wird in jedem deutſchen Haus, in jeder deutſchen Familie der Lichterbaum, das Symbol der Winterſonnenwende, in ſtrahlen⸗ dem Lichte den Wiederaufſtieg der wärmenden Sonne verheißen. Aber nicht immer nur Freude und Glück bringen ſeine Kerzen, ſondern ſchon manches Leid war die Folge der Unachtſamkeit von Erwachſenen oder unbeaufſichtigten Kindern. Wie oft ſchon hat das Feſttagsgewand Scha⸗ den gelitten, wenn beim Anzünden der Kerzen an den unteren Aeſten begonnen wurde. Ver⸗ brannte Aermel und Arme ſind das Ergebnis. Noch größer kann der Schaden ſein, wenn Gardinen in Brand geraten. Ein Zimmer⸗ brand, der das Feſt mit ſeinem Glanz und ſeinen Gaben vernichtet und erheblichen finan⸗ ziellen Schaden mit ſich bringt, iſt nicht ſelten die Folge, ganz abgeſehen davon, daß der Schuldige auch einer Beſtrafung entgegenſehen kann. Und noch ſchwereres Leid hat ſchon manche Familie betroffen, wenn durch unbe⸗ aufſichtigte Kinder ein Feuer verurſacht, das Leben des Liebſten ausgelöſcht wurde. Es iſt Pflicht eines jeden einzelnen, im Intereſſe der Familie und der Volksgemein⸗ ſchaft, durch verantwortungsbewußtes Han⸗ deln die Tage der Freude nicht in Tage des Leides zu verwandeln! * Weihnachten bei den Vere enen Unſere Vereine beginnen an den Weih⸗ nachtsfeiertagen nach alter Sitte mit den Fa⸗ milien⸗ und Theaterabenden. So veranſtalten am 1. Weihnachtsfeiertag der Sänger⸗ bund⸗Flora ſeine Winterfeſtlichkeit mit der Aufführung der heiteren Volksoperette „Brautfahrt am Rhein“ im„Karpfen“, und die Radfahrervereinigung 07 im „Fürſt Alexander“ einen Familienabend un⸗ ter Mitwirkung des Humoriſten Hahn und Geſellſchaft aus Mannheim. Mit dem Gebo⸗ tenen werden die Mitglieder der Vereine mit ihren Familienangehörigen, Freunden und Gönnern freudvolle Stunden erleben. Weihnachtsfeier. Die Nationalſoziali⸗ ſtiſche Kriegsopferverſorgung, Kameradſchaft Viernheim, veranſtaltet ihre diesjährige Weih⸗ nachtsfeier am erſten Feiertag in den Frei⸗ ſchützſälen. Wie in all den Vorjahren, wurde auch diesmal wieder ein reichhaltiges und ab⸗ wechslungsreiches Programm ausgearbeitet. Im Mittelpunkt ſteht das Schauſpiel(in drei Aufzügen):„Friſch auf, mein Volk, die Flam⸗ menzeichen rauchen“. Ein Schülerchor wird mit dem Vortrag verſchiedener Lieder aufwar⸗ ten, Muſikſtücke, Weihnachtsgedichte u. dgl. mehr, erfreuen den Beſucher, und um die Sache zu vervollſtändigen, wird noch Fräulein Maltinger, Mannheim, mit einem Tanz(„An der ſchönen blauen Donau“) die Herzen für ſich zu gewinnen ſuchen. Alles in allem: es iſt ein Abend, der ſo recht geeignet iſt, die Kameraden und Kameradenfrauen mit ihren Angehörigen zu einer frohen Gemeinſchaft zu vereinigen, ein Abend, der Herz und Gemüt erfreut und Kraft für die kommende Alltags⸗ arbeit vermittelt. Der Männergeſangverein 1846 bringt am Neujahrsabend 1939 im Rats⸗ kellerſaale für ſeine Mitglieder das Singſpiel „Der Kellermeiſter von Rheinfels“ mit ſeiner bewährten Spielerſchar zur Aufführung. So übel int er gar nicht! Man ſoll den Winter nicht ſchlechter machen als er iſt. So übel iſt er nämlich gar nicht, und alles, was er an böſen Dingen für uns mit ſich bringt, haben wir zunächſt uns ſelber und unſerem falſchen Verhalten zuzuſchreiben. Nur ein paar kleine Beiſpiele: Da jammert einer, der ſich auf der Straße das Bein brach, über den Winter und die verdammte Glätte. Er hätte alle Urſache, ſei⸗ nen Zorn auf den Beſitzer des Hauſes abzu⸗ laden, vor dem das Unglück geſchah. Dieſen kann er zwar nicht für den Froſt verantwort⸗ lich machen, denn den beſtellt der Hauswirt auch nicht, wohl aber kann dieſer die Wirkung der Eisbildung vor ſeinem Hauſe durch Streuen aufheben. Er kann dies nicht nur, er iſt ſogar dazu verpflichtet. Er haftet für alle Schäden, die durch Nichtbeachtung dieſer ſeiner Pflicht entſtehen. Im Winker wird es früh dunkel. Iſt nun aber der Winter ſchuld, wenn ſich nachmittags um fünf jemand auf einer winkligen und daz unbeleuchteten Treppe den Schädel verbeult? Der Hauswirt oder Hausverwalter iſt auch hier der ſchuldige Teil. Der Winter ſchafft nur die Dunkelheit, ſie erhellen muß jener, der dazu geſetzlich verpflichtet iſt. Aehnlich verhält es ſich mit naſſen und glitſchigen Treppenſtufen oder Hausfluren. Im Winter liegt nun mal öfter Schnee auf der Straße und wird an den Füßen mit ins Haus geſchleppt, wo er liegenbleibt und ſchmilzt. Dafür iſt ja der Menſch mit Ver⸗ ſtand und Verantwortungsgefühl begabt— oder ſollte es wenigſtens ſein— daß er dieſe Begleiterſcheinungen des Wiaters beſeitigt, ohne daß ſich jemand den Hals bricht. Beiſpiele dieſer Art könnte man viele auf⸗ zählen, alle würden aber erkennen laſſen, daß in den weitaus meiſten Fällen, wo etwas paſſiert, wir die Schuld daran bei uns ſelber zu ſuchen haben. fg. * Die Männer von 06 und 07 Erfaſſung der Wehrpflichtigen der Geburts⸗ jahrgänge 1906 und 1907 Im Einvernehmen mit dem Oberkommando der Wehrmacht werden in der Zeit vom 16. 1. bis einſchließlich 28. 2. 1939 die Wehrpflich⸗ tigen der Geburtsjahrgänge 1906 und 1907 durch die polizeilichen Meldebehörden erfaßt werden. Der Reichsinnenminiſter gibt hierzu in einem an die Behörden der inneren und all⸗ gemeinen Verwaltung einſchließlich Oeſterreich, jedoch ohne die ſudetendeutſchen Gebiete, gerich⸗ teten Erlaß die erforderlichen Anweiſungen. Stichtag für den Wohnſitz oder gewöhnlichen Aufenthalt der Wehrpflichtigen iſt danach für die Erfaſſung der 16. Januar 1939. Die per⸗ b Anmeldung der Dienſtpflichtigen iſt auf ie für den Erfaſſungsvorgang vorgeſehene Zeit zu verteilen. Die Vorbereitungen ſind ſo voll⸗ ſtändig und genau durchzuführen, daß die Er⸗ faſſung ſelbſt(d. h. die Anlegung des Wehr⸗ ſtammblattes) zum feſtgeſetzten Zeitpunkt be⸗ ginnen kann. Die Vorſchriften über das wei⸗ tere Verfahren ſind nur bis zur Entſcheidung über einen Dienſtpflichtigen bei der Muſterung, dem Beginn der Wehrüberwachung, anzuwen⸗ den. Von dieſem Zeitpunkt an gilt das Ver⸗ fahren als abgeſchloſſen. Um jedoch die Durch⸗ führung der nach den Beſtimmungen über die Wehrüberwachung angeordneten Meldepflicht ſicherzuſtellen, ſind die polizeilichen Meldebehör⸗ den gehalten, ſich bei jeder An⸗ und Abmeldung eines Dienſtpflichtigen des Geburtsjahres 1906 und 1907 durch Einſichtnahme in den Wehrpaß von der erfolgten An⸗ und Abmeldung bei den Wehrerſatzdienſtſtellen zu überzeugen. * Große Briefe gut verſchließen! Es iſt immer wieder zu heahachten⸗ daß Briefe in langen Umſchlägen, ſogenännke' Langbriefe, am Beſtimmungsort offen eingehen, weil der Ver⸗ ſchluß ungenügend iſt und ſich während der Beförderung löſt. Damit entſteht nicht nur die Gefahr, daß der Inhalt der Sendung ganz oder teilweiſe in Verluſt gerät, ſondern in dem Empfänger kommt dadurch auch leicht der Verdacht auf, daß die Briefe von fremder Hand geöffnet worden ſeien. Zum Zukleben der Verſchlußkappe muß guter Büroleim ver⸗ wendet werden. Es empfiehlt ſich, umfang⸗ reiche Briefe auch noch mit einem dünnen Bindfaden zu umſchnüren, damit ein Auf⸗ platzen des Briefumſchlages und der Verluſt des Inhaltes während der Beförderung auf jeden Fall verhütet wird. Wir brauen Dunſch Seit jeher iſt es eine alte Sitte, dem Heilig⸗ abend ſowohl als auch die Silveſternaßht beim dampfenden Punſchglas teils feſtlich-feierlich, teils luſtig⸗ausgelaſſen zu begehen und ſich von dem köſtlichen Getränk die Sorgen und Nöten des grauen Alltags für Stunden ver⸗ ſcheuchen zu laſſen. Aber in dem heißen, ſo ſüffig leicht über die Zunge laufenden Punſch ſtecken auch tauſend übermütige Teufelchen, und wohl dem, deſſen abendliche frohe Puaſch⸗ ſtimmung ſich nicht am nächſten Morgen in einen böſen Kater verwandelt hat. Zuerſt war der Punſch ein Matroſenge⸗ tränk und gelangte auf dem Seewege nach Europa. Andere Zungen behaupten, das erſte Punſchrezept ſtamme aus der Truhe eines Emdener Hanſeaten und ſei 1720 zum erſten Male getrunken worden. Groß iſt jedenfalls jetzt die Auswahl unter den verſchiedenartig⸗ ſten Punſchſorten, die man fertig als Punſch⸗ extrakt bekommt, und die Zubereitung im Haushalt beſchränkt ſich dann darauf, einen Teil dieſes Extraktes mit zwei Teilen kochend heißen Waſſers zum trinkfertigen Heißgetränk zu vermiſchen. In unſeren Bauernhäuſern hat ſich aber die Sitte erhalten, nach überlieferten alten Rezepten den Punſch ſelbſt zu bereiten. Und ſo ein altes, gut erprobtes und viel ge⸗ lobtes Grundrezept zum Punſch ſetzt ſich aus 1 Liter kochendem Waſſer, 1 Tee⸗Ei voll ech⸗ tem Tee, den man mit der Schale einer Zi⸗ trone im Waſſer ziehen läßt, ſowie ½ Liter gutem Rum oder Arrak zuſammen. Zimt, Nelke oder Apfelſinenſchale geben dem Ganzen noch eine beſondere Würze. Die Hauptſache bei der Punſchbereitung iſt die Verwendung eines„neutralen“ Topfes, in dem alſo weder Fleiſchbrühe, noch fette Soßen uſw. gekocht wurden, damit der Geſchmack nicht beeinträchtigt wird. Hauptſache iſt ferner, daß daß der fertige Punſch möglichſt heiß getrunken und heiß gehalten wird; denn nur heißer Punſch iſt das erſehnte Labſal für Zunge und Magen. Anderen, denen es verſagt iſt, in die Kunſt des Punſchkochens einzudringen, ver⸗ ſtehen ſich dafür umſo beſſer auf die Bereitung eines ſoliden Glühweins. Dazu bringt man 1 Flaſche Rotwein mit 100 g Zucker, 3—4 Gewürznelken, 3 Gramm Zimt und etwas Zi⸗ tronenſchale langſam zum Kochen. Längeres Kochen iſt zu vermeiden, weil dadurch der ganze im Wein enthaltene Alkohol und das Aroma verdampfen würden. Aber auch einige Fruchtweine(wie Kirſch⸗, Heidelbeer⸗, Erd⸗ beer⸗ und Johannisbeerwein uſw.) eignen ſich in ähnlicher Weiſe gewürzt, recht gut zu ſol⸗ chen Heißgetränken. Man verachte ſie nicht; denn ſie können es auch„in ſich haben“! Ein anderes gutes Glühweinrezept iſt fol⸗ gendes: 1 Liter Rotwein wird mit 10 g Zimt, 10g Nelken, einem Stück weißen Ingwer und 250g Zucker bis kurz vor das Kochen gebracht, dann durch ein Sieb gegoſſen und ſofort zu Tiſch gegeben. Ein richtiger Erog wird bereitet, indem man in das Glas erſt den Zucker, dann Rum oder Arrak gibt und nun mit kochendem Waſſer auffüllt. Wir wünſchen guten Erfolg und möchten annehmen, daß die fröhliche Stimmung nicht auf ſich warten läßt. Ein„Aeiſterabend froher Anterhallung“ mit La Jana Die berühmte und beliebte Darſtellerin aus vielen Filmen, die herrliche Tänzerin La⸗ Jana, unternimmt erſtmalig eine Tournee durch Deutſchland, um ihren ungezählten Ver⸗ ehrern und Freunden im Reiche die Möglich⸗ keit zu geben, ſie perſönlich zu ſehen und ihre einzigartige Kunſt zu erleben. Eine Reihe her⸗ vorragender Künſtler, man kann wohl ſagen, Lieblinge aller Rundfunkhörer, wirken in dem Abend mit, der unter dem Titel„Ein Meiſter⸗ abend froher Unterhaltung“ Stunden glück⸗ lichſter Entſpannung und beſten heiteren Er⸗ lebens bringen ſoll. Erna Schlüter, die noch vielen Theaterfreunden aus ihrer Mann⸗ heimer Bühnentätigkeit unvergeſſene Sän⸗ gerin, jetzt Opernhaus Düſſeldorf, Wilhelm Strienz, der ſtimmgewaltige Baß-Bariton, faſt täglich Gaſt der Deutſchen Reichsſender, vor allen Dingen des Deutſchlandſenders, der Reichsſender Köln und Stuttgart, Kurt En⸗ gel, der ausgeſprochene und wahre Liebling jedes Rundfunkhörers, der faſt in keinem gro⸗ ßen heiteren Abend der Deutſchen Reichsſen⸗ der fehlt, und der ſein Können ſeinem ange⸗ borenen Sinn für Rhythmus und ſeine große Muſikalität mit Entzücken ſeiner Zuhörer bei⸗ fallumrauſcht auslöſt, Grete Deditſch, die charmante Wiener Vortragskünſtlerin, die Frau, die Temperament hat, wirkliches Tem⸗ perament, Heinz Erhardt, der junge Schla⸗ ger⸗ und Dichterkomponiſt bringt eigene Kom⸗ poſitionen am Flügel. Robert Grüning, der Altmeiſter des Humors, übernahm die Anſage des Abends. An 2 Flügeln ſpielen Rolf Schickle und Franz Sembeck ſoliſtiſch.— Der Abend findet am 28. Dezember im Nibe⸗ lungenſaal des Roſengartens in Mannheim ſtatt. ee 5.— Wer andere rückſichtslos in Gefahr bringt, hat den Sinn der Volksgemeinſchaft noch nicht begriffen! YYY /// ß Mehr Achtung vor den Heilkräu⸗ tern! Wir haben in letzter Zeit wieder ge⸗ lernt, uns in der Geſundheitspflege verſchie⸗ dener guter alter Heilkräuter zu bedienen. Leider mußten wir aber auch alljährlich noch für 10 Millionen RM. Deviſen Heilkräuter im Ausland kaufen. Es ſind deshalb Beſtre⸗ bungen im Gange, dieſe Auslandsheilkräuter hier heimiſch zu machen. So werden Pfeffer⸗ minz, Kümmel, Meliſſe, Eibiſch, Fenchel und Baldrian in erhöhtem Maße angebaut. Die „Deutſche Apothekerſchaft“ nun hat in Binz auf Rügen große Verſuchsfelder angelegt, um zu erproben, ob noch weitere Heilkräuter mit Erfolg in Deutſchland angebaut werden kön⸗ nen, damit wir ſie nicht mehr aus dem Aus⸗ land zu beziehen brauchen. Die deutſchen Apo⸗ theken bieten übrigens jetzt ſchon eine große Anzahl von Heilkräutern an, über deren Gü“ und Bedeutung die freundlichen Männer id der Apotheke gern aufklären. Steigender Fleiſchverbrauch. Der viel erörterte Fleiſchverbrauch hat ſeit 1933 nicht unbeträchtlich zugenommen. Unſer(bis zum Vorjahr) 67 Millionen-Volk hat im vo⸗ rigen Jahre nicht weniger als 62 360 000 Zentner Fleiſch verbraucht, das waren rund 800 000 Zentner mehr als in den Jahren 1932 und 1933. Der Fleiſchverbrauch der deutſchen Familie iſt überdies weſentlich grö⸗ ßer als der Verbrauch in vielen anderen Län⸗ dern. Unſer Je⸗Kopf⸗Verbrauch beziffert ſich nämlich auf 47 Kilogramm, der franzöſiſche Je⸗Kopf⸗Verbrauch von Fleiſch hingegen nur auf 35 Kilogramm(alſo nur rund 3 Viertel). Daneben gelangten 1937 außerdem 1 661000 Zentner Seefiſche auf den Tiſch des deutſchen Volkes. Auch das iſt ein gewaltiger Zuwachs gegenüber den Kriſenjahren. Damals konnten wir uns nur 1100000 Zentner Fiſche leiſten. . Gänse nit) Kotte ruſſit Aus Mesh heine iich.— in Nibe⸗ funnhein WI c bringt, alt noch . illräu⸗ eder ge⸗ derſchr⸗ gediegen. ich noch kräuter N Veſtte⸗ illräutet Pfeffr⸗ cel 1nd lt. Die I Binz legt, In ler nit del löl 1 Aus⸗ en Ayo⸗ 1 goße 11 G — Pokalrundenſpiel antreten.— VfR. Bürſtadt verfügt über eine junge, ſehr flinke Mann⸗ ſchaft, die heute als eine Ueberraſchungself im Südheſſenbezirk gilt. Bei den Punkteſpie⸗ len nehmen ſie den 4. Tabellenplatz ein, ob⸗ wohl die erſten Kämpfe immer ganz knapp ver⸗ ————— hinnehmen mußte. Die letzten Spiele brachten aber den 4. Platz, indem dieſe unermüdliche tag, da VfR. Bürſtadt den an 2. Stelle ſte⸗ 3 Mutterſtadter beide Punkte abknöpfte. ner, deſto beſſer kommt die Turnerelf die von dieſer Einrichtu „FJoriuna“ Hebbesheim auj hem Walbjporiplatz Das 2. Spiel der Rückrunde ſteigt morgen auf dem Waldſportplatz! Weinheim— Seckenheim Neulußheim— Phönix Mannheim Friedrichsfeld— Hockenheim Ilvesheim— Brühl Viernheim— Heddesheim „Fortuna“ Heddesheim iſt hier zu Gaſt. „Fortuna“ Heddesheim iſt die Elf, die das Ende der Tabelle ziert. Dadurch, daß einige Spieler zum Militär und Arbeitsdienſt ein⸗ rückten, iſt dieſe Mannſchaft nicht mehr von der Schlagkraft der vergangenen Jahre. Aus beſtimmter Quelle haben wir aber erfahren, daß dieſe Elf morgen, da alle Soldaten und Arbeitsdienſtmänner zur Verfügung ſtehen, zum erſten Mal wieder komplett ein Spiel be⸗ ſtreitet. Für unſere Grünen heißt dies, den Gegner nicht unterſchätzen, ſondern ſpielen wie dies in der erſten Halbzeit des vergangenen Die Bezirksklaßßen⸗Elj Via. Bürſtabt am 2. Weihnachtsfeiertag auf dem Lorſcherweg⸗Sportplatz! Die Punktekämpfe unſerer Turner werden über Weihnachten und Neujahr eine Unter⸗ brechung erfahren und ein Freundſchaftsſpiel bzw. ein Pokalkampf austragen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag kommt der Vezirksklaſſen⸗ vertreter VfR. Bürſtadt mit der 1., 2. und Jugendmannſchaft und am 1. Januar wird der Turnverein bei„Jahn“ Weinheim zum erſten loren gingen und die Elf vier Unentſchieden Elf ein Sieg nach dem andern erfochte. Die größte Ueberraſchung kam am letzten Sonn⸗ ie wird gegen dieſe Elf der Turnverein ab⸗ ſchneiden? Eins ſteht feſt: je größer der Geg⸗ ins Spiel! Hoffen wir, daß bei dieſer Begegnung Amtliche Bekanntmachungen Betr.: Enthebung von Neujahrsgratulationen Auch in dieſem Jahre werden wieder Kar⸗ ten zur Enthebung von Neujahrsgratulationen gegen Entrichtung von wenigſtens 2.— RM. ausgegeben. Die Namen derjenigen Perſonen, ng Gebrauch machen, werden in der hieſigen Zeitung am 31. ds. Mts. veröffentlicht. Wir bitten um rege Be⸗ teiligung, da der Erlös der Winterhilfe zu⸗ geführt wird. Schluß der Einzeichnung: Freitag, den 30. Dezember, 18 Uhr. Jeder Rundfunkteilnehmer, der Gebühren⸗ befreiung genießt, iſt verpflichtet, etwa erlang⸗ ten Arbeitsverdienſt, Renteneinnahmen uſw. als auch die etwaige Aufgabe der Empfangs⸗ anlage dem zuſtändigen Poſtamt umgehend an⸗ zuzeigen, da er andernfalls Beſtrafung wegen Betrugs zu erwarten hat und er immer von der Gebührenbefreiung ausgeſchloſſen wird. Viernheim, den 23. Dezember 1938. Der Bürgermeiſtr „Deutscher Halser“ O EG. Bahnhof— Fernſprecher 10 Sonnlab . ioliad ab 5 Ahr — An den Feiertagen große Auswahl *„% in kalten u. warmen Speiſen. Gänſebraten mit verschiedenen Gemüſen, Haſenbraten mit Nudeln, Lendenbraten garniert, Rumſteak, Rippchen, Kottelet, Schnitzel, außerdem die ſchöne pikante Platte, ruſſiſche Eier uſw.— Meine Feſttagsweine: Im Ausſchank prima 1937er Gimmeldinger— Weſthofener Riesling— Maikammerer Spielfeld— 1937er Ingel⸗ heimer Rotwein— erſtklaſſige preiswerte Flaſchenweine — Liköre— Schaumwe ene.— Feſttagsbier aus dem Viernheimer Brauhaus. Es ladet herzl. ein Famile Weschmann ——. Sallladen““ 5 Lau Am 1 und 2. Weihnachtsfeiertag TANZ wozu wir höllichſt einladen Die Kapelle Familie Heſch Gute Speiſen und Getränke! Is. Besuchen ste unseren Sylvester- Tanz! 1— e Melde Dich als Mitglied bei der Ortsgruppe der NS. Sonntags Vale Neulußheim der Fall war. Raſch die Bälle abſpielen und vor allen Din⸗ gen das Schießen nicht vergeſſen. Dann kann der Erfolg gegen Heddesheim, das ſich ver⸗ weifelt wehren wird, um endlich von dem abellenende wegzukommen, nicht ausbleiben. Mannſchaftsaufſtellungen: 1. Mſchft.: Krug; Kiß, Faltermann; Mül⸗ ler J., Weiß, Fetſch; Kiß J., Koob, Pfen⸗ ning, Kiß K. 2, Kiß K. 1. 2. Mſchft.: Rüth; Weidner, Burkert; Krug, Ehrhardt, Reinhardt; Faltermann Al., Al⸗ ter, Knapp, Faltermann H., Kempf K. Erſatz: Glaab W. A⸗Jugend: Bergmann, Kiß, Alter; Hönig, Hoock L., Mandel H., Köhler, Bugert, Rhein, Bähr, Friedel. Erſatz: Hofmann W. wieder Fußball gezeigt wird, im Gegenſatz zu den herben Punktekämpfen und der Turnverein ehrenvoll abſchneidet. Aufſtellungen: 1. Mſchft.: Beikert; Adler Hans, Georgi; Müller, Jakob, Pfenning; Winkenbach I., Stumpf, Helfrich K., Alter, Helbig Joh. 2. Mſchft.: Knapp; Schmitt Joh., Adler Ad.; Mandel, Kiß, Kühlwein; Buſalt, Branden⸗ burger, Mandel Jak., Werle Joſ., Pfen⸗ nig. Erſatz: Göbel. A 1⸗Jugend: Jakob; Knapp, Wiegand; Hanf, Roos, Thomas; Jäger, Kempf, Keck, Schneider, Lamberth. Das Pflichtſpiel der A 2⸗Jugend gegen tzelſachſen iſt abgeſetzt und findet am 1. 1. 1939 ſtatt. Aus der Handball⸗Bezirksklaſſe TV. Viernheim führt mit 1 Punkt Vorſprung Von den vier am letzten Sonntag angeſetzten Spielen kamen nur zwei zum Austrag, die wie folgt endeten: Jahn Weinheim— Poſt Mannheim 94 4 i Kirchliche Anzeigen Eaangeliſche Kirche: 5 1. Weihnachtstag: 9.45 Gottesd. Mitwirk. d. Kirchenchor. 2. Weihnachtstag: 9.45 Got⸗ tesd. Mitwirk. d. Kirchenchor. Kindergottesd. Vereins⸗Anzeiger Männergeſangverein 1846 Am 2. Weihnachtsfeiertag findet morgens 10.30 Uhr eine Chorprobe ſtatt, zu der der letzte Sänger unbedingt erſcheinen muß. Bitte aber pünktlich!— Unſer Unterhaltungsabend findet am Neujahrstag ſtatt. Der Vorſitzer. Sängereinheit Erinnere an die Singſtunde am 2. Weih⸗ nachtsfeiertag vorm. 10 Uhr. Der Vorſitzende. HSefzangverein Sängerbund ora. Morgen früh punkt 10.30 Uhr Chorprobe. Bitte dringend, daß alles zur Stelle iſt. Der Vorſtand. Kleintierzuchtverein Viernheim und Selbſtverwertergruppe. Unſere Vollverſammlung findet am 2. Feier⸗ tag(26. 12. 38), nachmittags 2 Uhr, im „Karpfen“ ſtatt. Die Sitzung des Geſamt⸗ vorſtandes iſt am gleichen Tage, von 1.30 Uhr bis 2 Uhr nachmittags. Die Anmeldepapiere zur Kreisgeflügelſchau ſind bei Schriftführer Hofmann, Bismarckſtraße 59, abzuholen. Mel⸗ deſchluß iſt der 26. Dezember 1938. Der 1. Vorſitzende. Sportvereinigung Amieitia 09 e.. 1. Weihnachtsfeiertag: 12.45 Uhr 2. Mſchft. gegen Heddesheim; 2.30 Uhr 1. Mſchft. gegen Heddesheim. 2. Feiertag: 10.15 Uhr Ver⸗ bandswettſpiel der A⸗Jug. geg. Sulzbach hier. Turnverein von 1893 Fußball: 2. Weihnachtsfeiertag Freund⸗ ſchaftsſpiele gegen VfR. Bürſtadt(Bezirkskl.) mit drei Mannſchaften: 1. M. 2.30, 2. M. 3:8 1 Uhr, A 1⸗Jugend um 11.15 Uhr. Nach dem Spiel der 1. M. gemütl. Beiſammenſein mit unſeren Gäſten in der Sporthalle. Handball: 2. Feiertag: A⸗Jug. in Wein⸗ heim gegen„Jahn“. Abf. 1.42 Uhr OCG. Uebrige Mannſchaften ſpielfrei. Das eitalter des Verkehrs muß jum Zeitalter ber Verkehrsgemeinſchaft werden. Benimm dich deshalb als fiamerad und befolge delt Heneln ber Straßenverkehre⸗Orbnung. MTG.— Reichsbahn Mannheim 2:11 Eine große Ueberraſchung erlebten die Wein⸗ heimer, indem ſie auf eigenem Platze eine 3:8 iederlage gegen Poſt Mannheim unter⸗ ſchreiben mußten.— Die Reichsbahn⸗Leute ließen ſich gegen die MTG. auf nichts ein und beſiegten letztere mit 11:2 Toren. Die weiteren Spiele: Luftwaffe Sandhofen gegen TV. Viernheim und Kurpfalz Neckarau gegen 1846 Mannheim kamen nicht zum Aus⸗ lag.— Die jetzige Lage: Erſte Anwärter auf die Meiſterſchaft ſind: Viernheim, Poſt und Rb. Mannheim ſowie Jahn Weinheim. Unſere Turner verzeichnen bis heute drei Verluſt⸗ punkte, während die drei übrigen Vereine mit je vier Verluſtpunkten belaſtet ſind. Es iſt anzunehmen, daß ſich unter den obenerwähn⸗ ten Mannſchaften ein heftiger Kampf um die endgültige Führung entſpannen wird. Vor⸗ erſt bleibt aber alles noch beim Alten, da über Weihnachten und vorausſichtlich auch am Neujahrstag keine Pflichtſpiele ſtattfinden. Die Viernheimer haben auch von der Aus⸗ tragung etwaiger Freundſchaftsſpiele abgeſe⸗ hen, ſodaß über Weihnachten beim Handball⸗ ſport völlige Ruhe herrſcht. Lediglich die A⸗Jugend tritt zum Pflichtſpiel an und zwar geht die Fahrt am 2. Feiertag zu„Jahn“ Weinheim, dem derzeitigen Tabellenführer. Aufſtellung: Wiegand K.; Hanf E., Effler H.; Werle E. Buſalt Jak., Lammer E.; Martin Helm., Schalk Hugo, Faltermann Emil, Winkler Karh, Kühlwein Ed. Unerwünſchter Beſuch im Rathaus Frecher Einbruch in Hohenſachſen Hohenſachſen. Einen frechen Einbruch verübten im hieſigen Rathauſe bis jetzt unbe⸗ kannte Diebe. Nachdem ſie umſonſt verſucht hatten, den Treſor zu öffnen, durchwühlten ſie noch ſämtliche Fächer. Ihre ganze Beute beſtand in der Portokaſſe. Auch dem Nachbar⸗ hauſe Valentin Brunner ſtatteten ſie„einen Beſuch“ ab. Mit Geld hatten ſie auch hier kein Glück. Dafür taten ſie ſich an dem Weih⸗ nachtsgebäck gütlich. in guten Betten Dehalb sollten Sie beim Kauf von Bettstellen, Bettwaren und alles was dazu gehört auf beste Beschaffenheit Wert legen. Lassen Sie sich von uns be- raten und unsere große Aus- wahl vorlegen in: Metallbettsteillen Matratzen Betifedern Betltinletts Schlafdecken Stepp- u. 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Sind die Vorausſetzungen für die Gewährung eines Kinderzuſchlages nicht mehr gegeben, ſo fällt der jeweils niedrigſte Satz des Kinderzuſchlages fort. Für Kinder vom vollendeten 16. bis zum vollendeten 24. Lebensiahr wird der Kinder⸗ zuſchlag nur gewährt, wenn ſie ſich in der Schul⸗ ausbildung oder in der Ausbildung für einen künftig gegen Entgelt auszuübenden Lebens⸗ beruf befinden und wenn ſie nicht ein eigenes Einkommen von mindeſtens monatlich 40.— Mk. haben. Verzögert ſich der Abſchluß der Schul⸗ oder Berufsausbildung durch Erfüllung der Arbeits⸗ und Wehrdienſtpflicht über das vollen⸗ dete 24. Lebensjahr hinaus. ſo verlängert ſich die Altersgrenze dementſprechend. Für Kinder. die wegen körperlicher oder gei⸗ ſtiger Gebrechen dauernd erwerbsunfähig ſind und die nicht ein eigenes Einkommen von min⸗ deſtens monatlich 40.— Mk. haben. wird der Kinderzuſchlag ohne Rückſicht auf das Lebens⸗ alter weiter gewährt. Neue Sprachen⸗Lehrmethode im Volksbil⸗ dungswerk. In einer Reihe von Vollsbildungs⸗ ſtätten des Deutſchen Volksbildungs perkes, ſo in Frankfurt a. M., Verlin, Halle, Hannover, Leipzig und Stuttgart, wird in den kommenden Monaken eine neue Lehrmethode in den Sprach⸗ kurſen ausprobiert werden. Mit Hilfe von elek⸗ triſchen Schallplattenſpielern werden die in den Lehrgängen bearbeiteten Lektionen den Teilneh⸗ mern der Sprachkurſe zunächſt laut vorgeſpro⸗ chen; dann läßt man bei wiederholten Ueber⸗ tragungen die Teilnehmer die Lektionen leiſe mitleſen und bei einiger Sicherheit laut mit⸗ ſprechen, bis ihnen der Klangcharakter der Sprache geläufig iſt. Darauf erſt erfolgt eine gründliche Bearbeitung der jeweiligen Lektionen mit Ueberſetzungsübungen und mehrmaligem Abſchreiben. Auch bei Ueberſetzun zen ſoll an⸗ fänglich gemeinſam geſprochen werden. Bei Bewährung dieſer neuen Lehrmethode mit Ver- wendung von Schallplatten, die zunächſt in den italieniſchen Sprachkurſen zur Verwendung gelangt, ſollen gegebenenfalls alle Volks ⸗ bildungsſtätten mit elektriſchen Schall⸗ plattenſpielern ausgerüſtet werden. Empfehle billigſt Obſt und Gemüje Mandel im„Deutſchen Michel“ Acker in den Milben 8 21,99 qm——.— zu vertaufen Vins. Inh: W. Krauss Db W A, 10 Gegr. 189 fFernsr. 21792 sen durchgeführter Ra blanresgurs zur Vorbereitung für den kaufmännischen Beruf. Unterr.chiszeit: 18- 20 oder 17— 19 Un amal wöcheni.- Beginn: 9. Januar 1939 PrivatHandelsschule darf von Beamtenkindern ohne beson- dere Genehmigung besucht werden. Am 2. Weihnachts- feiertag uad Es ladet freundlichſt ein privat nandelsschule MANNHEIM am 9. Januar 1939 beginnt ein geschlos- Adendkurse mesennen schee 7 Im Fresch TANZ P. Jochim 7 7* n K Näheres bei Moderne V t 9 7 Aeſpeee Familien— e Drucksachen Auch auf Hleln- Anzeigen kann man 7/4, ½ od. Jahres Verlobungs karten Geburtsanzeigen Visitenkarten Todesanzeigen Trauerkarten 2 2 5 a Abjchlüße F machen, man hat 3 ie fert eine billige Rekla me u. ſteht tändig mit den Verbraucherkreiſen die Druckerel der Mernneimerboikszenung in Verbindung, denn Anzeigen bringen: tene Käufer ieee Als Verlobte grüßen Finchen Schneider Wilhelm Kirchner Viernheim, Weihnachten 1938 Anna Kirchner Gustav Reinhard Zur Verlobung uno Hochzeit große Auswahl in Beöchenkarülgein jeder Art, billig und gut bei Rathaus am Rathaus ler 2——*—— Haus- und Küchengeräte Eisenwaren FF Weipnachtszeier us. ⸗Kriegsopferperjoraung Am 1. Feiertag, abends 8 Uhr hält die NS K OV. im Gasthaus zum„Freischütz“ wie alljährlich ihre Weihnachtsfeier ab. eee Alle Angehörigen und Freunde der Gliederung sind zu der Veranstaltung aufs herzlichste ein- geladen. Elnrelchhaltiges Programm sorgt, wie gewohnt, auch diesmal für Unterhaltung und Freude.— Unter anderem wird auch der S chülerchor der hiesigen Volksschule mitwirken. See Die Eltern werden gebeten, wegen der gewohnten Ueberfüllung des Saales, Kinder und Jugendliche fernzuhalten.—— Der Eintritt ist frei, für das Programm sind 10 Pfg. zu entrichten. Die Leitung. 2 N e * 8 68 2 9775 g 9 Jean Helbig Cena&ammenx . 5 Maria Magdalena Helbig Vadenten Aadck geb. Hotz 1 Vein grüßen als Verlobte Viernheim, 27. Dezember 1938 Viernheim, Weihnachten 1938 . 1. Als Verlobte grüßen i 11 MATHILDE RIEHI. HANS ADLER Viernheim, Weihnachten 1938 eee eee eee eee Beſucht an beiden Feiertagen unſere Weihnachtsfeſtprogram mel maENHIAALI-FEII N. AIs f 63 Als Derlobte grüßen CFuiſe Tang Georg Glanzner Mhm.⸗Feudenheim Weihnachten 1938 Viernheim Käte Schalk Hans Deeg VER L OBT E deraluine Rall u. Wi Birgel durch ſein ſtarken dramatiſch. Gehalt, durch die Tatſache einer einzigart. Beſetzung u. durch eine große natürliche Spannung zu den bedeutungs⸗ vollſten Schöpfungen des neuen Filmjahres gezählt werden muß. in dem ſpannendſten Ufa—Spitzenfilm, der In den GI g- Lichts iELEN SFSEIIEE N sind im Anmarsch begriffen! Eine Kratzbürſt ge, eine Engelſanſte, eine Kokotte und eine unerhört Keſſe— das ſind die vier Geſellen, die ſich recht u. ſchlecht durchs Leben ſchlagen. Wie ſie ſich das Leben erträumten, und wie es wirklich ausſieht, das zeigt dieſer wahre und echte neue Ufa-Film. in delden Tneatern schone BeInrogramme und zwei der naussten Ula-Tonwochen An beiden Feiertagen Anfang 7 Uhr, ab 9½½ Uhr 2. Vorſtellung. Viernheim, Weihnachten 1938 Cina Nnapp Albert Pehold Derlobte Viernheim Darmſtadt Flughafen Weihnachten 1938 EMMA Z GBELEIN HUGO PHI Unteroffizier VERLOBTE Mernhelm Horrenberg/ Baden z. Zt. Jbterbog Weihnachten 1938 Sur Derlobung C Am 1. Weihnachtsfeiertage veranſtaltet der Verein im Fürſt Alexander⸗Saale einen Familienabend unter Mitwirkung des Humoriſten Herrn Hahn mit Geſellſchaft aus Mannheim—— Beginn 8 Uhr. Eintritt frei Die Mitglieder und Angehörige, ſowie Freunde u. Gönner ſind hierzu freundlichſt eingeladen. — — — Der Vorſtand. N. B. Die Mitglieder werden gebeten, die Verloſungsge⸗ genſtände am erſten Weihnachtsfeiertage bis mittag 1 Uhr im Lokal abgeben zu wollen. Se — —— Maria Weidner Dhilipp Schär Verlobte Diernheim, Weihnachten 1938 — 12 Val. Winkenbach 2 Anmer-. Wohnung mu küche von jungem Ehepaar zu mieten geſucht. Angebote unter Nr. 140 an die Geſchäftsſtelle erbeten. und Vermählung chöne prahtiſche Geſchenke Weinheimerſtraße 53 Als Verlobte grüßen etel Fallilan Naul c ανννπ Viernheim Jlvesheim Weihnachten 1938 ad 8 K Adolf hitler. Bei der Eröffnungsfeier des Wow. 1938/ 39. Es iſt ſchon ſtolzer, daß wir Deutſche heute entſchloſſen unſere Probleme ſelbſt loöſen und uns auch ſelbſt helfen. Sängerbund Flora Am 1. Weihnachtsfeiertag abends 8 Uhr findet im Saale zum„Karpfen“ unsere diesjährige Winteriestichken Zur Aufführung gelangt statt. Dauanrt am Rueln Eine heitere Volksoperette in 3 Aufzügen Hierzu laden wir unsere Mitglieder mit ihren Ange- hörigen herzlichst ein. SSS SRS rer r Dehne ür 5 SREN OCE EPC — WWW 2 — 8 8 9 15 Votot Telegt ſchwer das K Donne Jae Len gehn uc Lundſt gen ih einen fanden merma Mun J 1 dat ſt es zel gelt zu haäuſet rug holger Del der dbbel N und 25 Mahre. in bine gemach nächte haftet Die Elchſu geſehen gelegen den M. un et Dee ge erhlbt — * 8 J — . TCC ooo 1. hört 108 tb lm. — —— Bunte Tageschronik keichles Eiskreiben auf dem Rhein Nur ganz ſchwacher Schiffsverkehr. Bingen a. 5 Der 22. Dezember, Tag des ſete Ven n Winterbeginnes, brachte für un⸗ ſere Verhältniſſe ſtarken„ Auf dem Rhein iſt der Eis gang tar! zurück Fiege. es herrſcht nur mehr leichtes loltetben. Dennoch ruht die Schi 5 fahrt faſt vollſtändig. Im 8 des Don; nerstag kam ein Schleppzug mit drel Andäͤn⸗ gern, von St. Goar kommend, durch das „Binger Loch“, ferner fuhr ein Motorgüter⸗ ſchiff zu Berg, während talwärts nur ein Schraubendampfer ohne Anhang fuhr, Am unbeſchrankten Uebergang Überfahren. „Mainz. Donnerstag morgen 10 Ubr üderſubt ein aeg am unbeſchrankten Uebergang der Nebenbahn Bodenheim— Gau⸗Oderndeim ſüdweſtlich von Bodenheim den Perſonenkraft⸗ wagen einer Bodenheimer Wäſche rel. Der Fah⸗ rer des Wagens wurde getötet. Die Warnlicht⸗ 5 war in Ordnung und auf weite Sicht zu erkennen. Vom Dach geſtürzt Malnz. Bel Arbeiten auf einem Haufe im Vorort Koſtheim ſtürzte am Mittwoch ein Telegraphenarbeiter vom Dach und erlitt dabei chwere Verletzungen, die ſeine Ueberführung in das— 15 notwendig machten, wo er am Donnerstag früh geſtorben iſt. Iwei Perſonen im Anlo verbrannt Landſtuhl eh Zwei Männer hatten Teil⸗ nehmer einer Weihnachtsfeier mit ihrem Auto nach Mleſau gebracht. Auf der Straße zwiſchen Landſtuhl und Kaiſerslautern geriet der Wa⸗ gen infolge der Glätte der Fahrbahn gegen einen Baum, fing Feuer und verbrannte. Dabei fanden der aus Neuſtadt ſtammende Hans Zim ⸗ mermann und der Kaiſerslauterner Robert Neuner den Tod. Iwei langgeſuchle Verbrecher gefaßt „Karlsruhe. Der Karlsruher Kriminalpolizei iſt es nach wochenlangen Bemühungen gelungen, sei Einbrecher, die infolge ihrer ſich bon Zeit zu Zeit wiederholenden Einbriſche in Kauf⸗ hauſer und Geſcheftshäuſer eine ſtarke Beun⸗ ruhigung in der Karlsruher. r⸗ vorgerufen hatten, unſchädlich zu machen. Bei den beiden Verbrechern handelt es ſich um zwei Burſchen aus Karlsruhe im Alter von 26 und 27 ahren, die bereits porbeſtraft ſind. Wärend der eine der beiden Verbrecher nachts in einer Karlsruher Vergnügungsſtätte dingfeſt gemacht wurde, konnte der andere im Laufe des nächſten Vormittags aus dem Bett heraus ver⸗ haftet werden. Die beiden Verbrecher hatten es bei ihren Einbruchsdiebſtählen insbeſondere auf Geld ab⸗ geſehen, nahmen aber auch Waren, die ihnen 90 egen waren, mit. In einem Falle gelang es en Burſchen, allein 1750 Rhe. in Bargeld und etwa 500 RM. in Schecks zu erbeuten. Wie be jährlich die Verbrecher zu Werke gingen, ergibt ſich daraus, daß ſie bei ihren na 55 Beutezügen ſtets mit geladenen Piſtolen be⸗ waffnet waren. Außer dieſen Piſtolen hatten ſie noch eine Gaspiſtole, etwa 60 bis 70 Schuß Munition, und eine Sammlung von Einbrecher⸗ Werkzeugen in ihrem Beſitz. Das geſtohlene Geld und die geraubten Waren konnten zum Teil ſichergeſtellt werden. Bis jetzt ſind die Verbrecher bereits ſieben ſchwerer Diebſtähle überführt. Es iſt aber anzunehmen, daß ihnen noch weitere Einbrüche, insbeſondere Manſar⸗ deneinbrüche nachgewieſen werden können. In der Begleitung des einen der beiden Burſchen befand ſich eine Frau von 23 Jahren, die in einem der obengenannten Fälle den Aufpaſſer machte und auch ihren Anteil an der Beute er⸗ hielt. Sie wurde gleichfalls feſtgenommen und ins Gefängnis eingeliefert. Da die Verbrecher demnächſt wieder ein „Ding drehen“ wollten, iſt der— Fang der Karlsruher Kriminalpolizei nur lebhaft zu be⸗ grüßen. füchenherd explodiert Drei Verletzte Sondelfingen b. Reutlingen(Wttbg.). In einem Neubau, der demnächſt bezogen werden ſollte, egplodierte in der Küche ein Herd, von dem aus die Heizung des Hauſes, die eben eingebaut wurde, Hatt wird. Der Herd wurde in Stücke zerriſſen Die umherfliegenden Eiſenſtücke verletzten einen Handwerker in der Magengegend, ein anderer wurde ſtark ver⸗ falt ein dritter, der dem Herd am age and, wurde durch den Luftdruck, der ſämtliche enſterſcheiben in der Küche eindrückte, wegge⸗ chleudert, wobei er noch die Treppe hin⸗ unterſtürzte. Am Kopf wurde er ebenfalls durch Eiſenſtilcke verletzt. Die Wucht der Epplo⸗ ſion war ſo ſtark, daß auch die Zimmerwand ein⸗ gedrückt wurde. Großbrand. Immendingen(Bd.) Das Anweſen der Witwe Rapp wurde nachts ein Raub der Flam⸗ men. Die Frau konnte mit ihren beiden Kin⸗ dern nur das Leben ketten. Das Feuer iſt im Kamin entſtanden Sämtliche Fahrniſſe u. Ern⸗ tevorräte find den Flammen zum Opfer gefallen. Zu früh aufs Eis gewagt und 3 ö rettach b Heilbronn. Kaum haben ſich au * 5 ichen 18 etſten Eisſchichten gebildet, da ſſt leider auch ſchon das erſte To esopfer dieſes Winters zu beklagen. Der 17fährige, in einem Betrieb in Kocherſteinsfeld arbeltende Paul Mö ß ging mit einigen Arbeitskameraden auf den Kocher, um die Tlagfählgkeit des Elſes u erproben, Plötzlich bra die Eisdecke und Meß verſchwand ein den Fluten. Obwohl man ihm 90 ort zu Hilfe eilte, gelang es nicht, ihn zu retten. Die eiche konnte noch nicht ge⸗ borgen werden. Hunsrückſtraße drei Monate geſperrt. Koblenz. Nach einer Mitteilung des Polizei⸗ präsidenten bleibt die Hunstückſtraße Koblenz Waldeſch vorerſt bis zum 1. März 1939 geſperrt, um die ungeſtörte Durchführung der reſtlichen Bauarbeiten zu ſichen. Die Sperrung gilt für jeden Fahrzeugverkehr. Keſſelezploſion in einem Sägewerk Simmern(Hunsrück). In dem am Bahnhof 1 gelegenen Sägewerk Konrad ereig⸗ nete ſich aus ſtoch ungeklärter Urſache elne Dampfkeſſelexploſion, die großen Ge⸗ hände, und Materiglſchaden anrichtete. Das Keſſelhaus brauch völlig e Ein großes wungrad wurde etwa 20 Meter weit fortge⸗ ſchleudert und drang beim Aufſchlagen tief in den Boden ein. Menſchenleben wurden bei dem Unglück nicht gefährdet. Bel der Winterfreude in den Tod. Wiltingen(Saar). Ein Mädchen von hier vergnügte ſich auf dem Eis in der Straßentinne, wobei es plötzlich ſtürzte und auf die Fahrbahn fiel. Das Unglück wollte es, daß im gleichen Augenblick ein Laſtwagen vorbeifuhr, von dem das Mädchen Überfahren wurde, ohne daß es möglich geweſen wäre, auszuweichen. Die Verunglückte erlitt ſchwete Verletzungen und ſta b bald darauf. Die Polizei ſchreibt über den kürzlich hier emeldeten Raubmordanſchlag unter obiger auptüberſchrift folgendes: „Am 18. 12. 1938 berichteten wir, daß am 15. 12. 1938, gegen 13 Uhr in Worms in einem Fare an einem Milchausträger ein Raub⸗ berſall verübt wurde. Die von der Kriminal⸗ polizei ſofort aufgenommennen Ermittlungen ergaben noch am gleichen Tage, daß es ſich bei dem Täter um den 8 Günter Scheunert, geboren am 2. 7. 1921 zu Weſter⸗ filde bei Dortmund handelte. Scheunert ging nach der Tat flüchtig und konnte am 20. 12. 1038 . Beamte der Kriminalpolizei ne dortſelbſt feſtgenommen werden. Er iſt geſtändig und bereits nach Worms Übergeführt worden. Scheunert 3 ich nach Begehung mehrerer Dieb⸗ ühle am 22. 9. 1938 von zu Hauſe entfernt. In orms kam er am 12. 12. 1938 an und nahm in einem Gaſthaus Wohnung. In der 9000 enzeit arbeitete er unter falſchem Namen bei Bauern und kampierte teilweiſe im Freien. Da ihm 1 Barmittel ausgegangen waren, faßte er en 694 vic ſich 100 mit Gewalt zu verſchaf⸗ en. Zu dieſem Zweck füllte er einen Gummi⸗ chlauch mit Sand, um dieſen als Schlaginſtru⸗ ment zu benutzen. In der Annahme, in einer 7 Ullten 0 e ein A4 Minn zu elitzen 0 affte ex eine ſolche. Den Über⸗ fäkleneſt Milchaustkikget vorfölgte er tagelang, is es am 15. 12. 1938 zur Tat kam. Vor ſeiner eſtnahme in Karlsruhe trieb er ſich in der falz und im Badiſchen herum. In der Pfalz ahl er einem Volksgenoſſen, der ihn auf Bitten verpflegte, einen größeren Geldbetrag, Scheu⸗ nert wird der Generalſtaatsanwaltſchaft in Darmſtadt Überſtellt und im Sonderverfahren abgeurteilt werden.“ In der Bevölkerung iſt bei Bekanntwerden dieſes Raubmordverſuches eine einzige Stimme der Abſcheu über ein ſolches Verbrechen zu hören geweſen, und die Genugtuung und die Anerken⸗ nung für das erfolgreiche Arbeiten der Krimi⸗ nalpolizei wird heute allgemein ſein. Durch das r Durchgreifen mit Hilfe von Funk und usſchreiben hat der Verbrecher wenige Blitk in den Allzu lebhafte Phanlaſie Und heraus kam ein fahrläſſiger Falſcheid ſw. Darmſtadt. Die 57 Jahre alte Witwe Mar⸗ garethe Aßmuth macht gern ihr tägliches ict Eines Tages vor vier Jahren fiel ihr nichts beſſeres ein, als ihrer Mieterin ein chauetgeſchichtchen von einem anderen Mieter, der noch 2 ihr Vetter iſt, aufzutiſchen. Mit wahrer Wolluſt ſchilderte ſie einen angeblichen Vorgang im Zimmer des Couſins im 1. Stock, wie der 1 an ihrem kleinen Pflegetöchterchen vergriffen haben ſollte und das vor ſechs anderen Zeugen! Natürlich bekamen auch andere Freun⸗ dinnen die Geſchichte zu hören, die bald in Ge⸗ ſtalt eines anonymen Briefes auch an die ehörde gelangte. Als der erſte Brief anſchei⸗ nend keine Folgen l ein zweiter. Als Schreiberin würde die leterin ermittelt, der die Hauswirtin Aßmuth die Moritat zuerſt beigebracht hatte. Da an dem angeblichen Vor⸗ 1 unmöglich etwas Wahres ſein konnte, wurde le Mieterin Je wegen fahrläſſiger fal⸗ ſcher Anſchuldigung zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Dieses erfahren zog ſich über zwei Jahre hin, und zweimal hatte dabei die Urhebe⸗ tin beſchwoten, daß ſie den 4% Vorgang mit eigenen Augen ade abe. Ein driktes⸗ mal würde ſite nſcht vereidigt, weil ſie unglaub⸗ würdig erſchten. Außerdem wurde gegen ſie ein Verfahren wegen fahrläſſigen Falſch⸗ eides eingeleitet. Auch in der Verhandlung vor der Großen Strafkammer blieb ſie dabei, ſie abe alles ſelbſt n und wenn ſie ins uchthaus komme, ſo könne ſie auch nichts ma⸗ en] Die ſechs anderen Zeugen aber, die damals mit in dem Zimmer waren, haben nichts ge⸗ ſehen, und dſe Freundinnen der Angeklagten wollen ihr die ganze Geſchichte Überhaupt nicht geglaubt haben. Der Beleldigte, der nun ein⸗ mal von dem ganzen Geſchwütz, das ihn ſeit vier Jahren verfolgt, genug hat, bekräftigte unter Eid, daß kein wahres Wort daran ſel. Und nun kam etwas Merkwürdiges: Der Staatsanwalt der zu der Auffaſſung gekommen war, daß die Angeklagte ſubjektiv feſt von der Wahrheit ihrer Jugunfall im Zudeienland Marienbad, 23. Dezember Am Donnerstagabend ſtieß auf der Strecke Marienbad— Karlsbad zwiſchen den Bahnhöfen Wilkowitz und Marienbad ein Perſonenzug mit einer aus Marienbad kommenden Hilfslokomo⸗ tive zuſammen. Dabei wurden ein Zugſchaffner und ſechs Reiſende verletzt. Ein Wagen des Perſonenzuges entgleiſte. Verkehrsunglück in England Ein Toter und vierzig Schwerverletzte. London. 24. Dez. Ein ſchweres Verkehrsunglück ereignete ſich am Freſtagabend in New Ferry in der Nähe von Birkenhead(Cheſhire). Ein Omnibus. der mit Leuten vollbeſetzt war, die von ihren Weihnachtseinkäufen heimfuhren, kam auf der vereiſten Straße ins Gleiten, ſtieß dabei mit einem Laſtkraftwagen und einem Pferdefuhr⸗ werk zuſammen und ſtürzte um. Ein dem er⸗ ſten folgender zweiter Omnibus konnte nicht mehr n und rannte in den umgeſtürzten Wagen, als herbeiellende Anwoh⸗ ner der Unglücksſtelle ſich bereits anſchickten, die Fahrgäſte des verunglückten Omnibuſſes zu retten. Soweit bisher bekannt iſt, wurden da⸗ bei eine Perſon getötet und 40 ſchwer verletzt. Raub mordverſuch in Worms aufgeklärt der jugendliche Täler verhaftel— geil drei Monaten Vagabund Tage nach der Tat gefaßt werden können, da er ohne Paß in einer Karlsruher Herberge ange⸗ troffen wurde. Es wird jetzt auch bekannt, daß der Täter Scheunert ſeinem ausgeſuchten Opfer, dem Milchausträger Georg Bernhard, drei Tage lang aufgelauert und den Weg ſeines Botengunges ausfindig gemacht hat, ſodaß Bernhard den Scheunert ſich ſo genau anſehen konnte, um ſpäter entgegen den Erfahrungen der Praxis bei der Polizei ſehr genau beſchreiben zu können. Scheunert war deshalb aus ſeinem Heimatort Dortmund⸗Huckarde ausgerückt, weil bekannt ge⸗ worden war, daß er mehrere Monate lang auf einem Lagerplatz Alteiſen geſtohlen hatte. Als mein ſein Treiben entdeckte und Scheunert die Diebſtähle nicht mehr 1 0 nen konnte, war er ſchließlich geſtändig, riß aber am gleichen Tage noch aus. Intelligent wie er iſt— er war der beſte Schitler ſeiner Klaſſe — machte er ſich einen Schwindel zurecht, den er jedem Ortsbauernftührer vorſetzte, bei dem er um Arbeit vorſprach. Er behauptete, ſeinen ihm tariflich zuſtehenden Urlaub angetreten zu haben und in dieſer Zeit noch etwas Geld ver⸗ dienen zu wollen, und zwar wollte er den Bau⸗ ern delfen. In, Wahrheit vermied Scheunert es nach Möglichkeit, in einem Gaſthof oder eine Herberge zu gehen, obwohl er Geld dazu hatte, denn dort hätte man ihn nach ſeinen Perſong⸗ lien gefragt, und ſein Ausweis wäre kontrol⸗ liert worden. Da Scheunert nun in Worms nicht zu ſeinem Ziel gekommen war und mittellos umherzog, dankte ex einem Volksgenoſſen in der Pfalz für ſeine Eſſengabe guf ſeine Weiſe: er ſtahl ihm einen größeren Geldbetrag. Geſtern iſt Scheunert mit einem Poltzeikraft⸗ ohe an den Tatort, in das Treppenhaus von Kohlgaſſe/ gebracht und dort auch dem ver⸗ letzten Bernhard gegenlbergeſtellt worden. Es hatte ſich bei dieſer Gelegenheit eine größere Anzahl Neugieriger eingefunden. Wie ſchon der Polizebericht erwähnt, wird Scheunert vom Sonderge richt abgeurteilt. Rmr. Gerichtsſaal Behauptungen überzeugt ſei, war bereit, die An⸗ klage wegen fahrläſſigen Falſchelds fallen zu laſ⸗ ſen, und beantragte nur Beſtrafung wegen übler Nachrede. Aber da bat die Ange⸗ klagte, die vorher vor dem Juchthaus nicht zu⸗ rückſchrecken wollte, um eine Geldſtrafe und ver⸗ riet dadurch, 1 innerlich doch nicht ſo über⸗ zeugt war, die Wahrheit geſagt zu haben. Sie wutde nun doch wegen fahrläſſigen 0 verurteilt und zwar zu 300 Mark Geldſtrafe anſtelle einer Ge⸗ fängnisſtrafe von zwei Monaten. An der Pflegetochter vergangen Maing. Die Jugendſchutzkammer verurteſlte den 37ſährigen Rudolf Krämer in Gimbs⸗ heim 1 Verbrechens im Sinne der Para⸗ raphen 176/838 und 174 zu 1 Jahr 6 Monaten uchthaus und 8 Jahren Ehrverluſt. Er hat ſich im Jahre 1937 als Pflegevater an B58 18ſährigen Pflegetochter vergangen. Die erhandlung fand unter Ausſchluß der Oeffent⸗ lichkeit ſtat.(R.) Der liebe Alkohol Bickenbach. Jakob Burkardt aus Heidenheim wurde hier auf der Straße total betrunken und röhlend e und leiſtete zwar dem endarmen keinen Widerſtand, eue ihn aber. Der Pen einſchlägig Vorbeſtrafte wurde vom Schöffengericht Darmſtadt wegen Beamtenbeleidigung zu ſechs Monaten Gefäng⸗ nis verurteilt. Abtreibung bringt 4 Jahre Zuchthaus ein Darmſtadt. Der 60 Fahre alte Joh. Bißdorf aus Neckarſteinach wurde vom Schwurgericht Darmſtadt der vollendeten gewerbsmäßigen Ab⸗ trelbung in dret Fällen, der verſuchten gewerhs⸗ mäßigen Abtreibung in einem Fall und der ein⸗ lachen Abtreibung u drei anderen Fällen, in denen er kein Entgelt genommen batte, für ſchuldig befunden. Straferſchwerend waren ſeine zahlreichen Vorſtrafen, ſtrafmildernd das geringe Entgelt— im ganzen etwas Über 30 Mark— und ſein Geſtändnis. Das in nicht⸗ öffentlicher Sitzung gefällte Urteil lautete auf Sie hoͤren im Rundfunk Sonntag, 25. Dezember Stuttgart 6: Frühkonzert. 8.30. Evangel. Morgenfeier. 9: Franz Schubert. 9.30: Morgenmuſik. 10: Mütter, tief in euren Herzen ſchlägt das Herz der weiten Welt. 10.30: Muſik zu Weihnachten. 11. Kleines Konzert 11.30: Deutſche Weihnacht 12. Mittagskonzert. 13: Muſik am Mittag. 14: Unſer Kaſperl für Groß und Klein. 14.30. Muſik zur Kaffeeſtunde. 16: Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. 18: as Weihnachtsmärchen des 50. Regiments 18.90: Franz Schubert. 19.10: Sport. 19.15: Am Lenkrad des Kdß.⸗Wagens. 19.55: Inhaltsangabe der folgenden Oper. 20: Turandot. 22.10: Nachrichten, Wetter, Sport. 22.30: Abendkon⸗ zert. 24. Nachtkonzert Frankfurt 8.50: Wünſche und Wirklichkeit. 9: 9.45: Dichter unſerer Zeit. Johan⸗ nes Linke. 10: Chorgeſang. 10.80: Wie ſchön iſt ſo ein Feiertag. 11 30. Pflug und Schwert. 12: Mu⸗ ſit am Mittag. 14: Kaſperlſtunde für Groß und Klein. 14.90: Muſtkaltſches Weihnachtskonfekt. 161 Engliſche und deutſche Weihnachtslieder. 15.90: Blauer Dunſt. 16: Mufik zur Unterhaltung. 18: Land ohne Tränen. 18.45: Auch Kleinigkeiten können uns viel Freude be⸗ reiten. 20: Sporiſofegel. 20.10: Feſtliches Konzert. 22: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport. 22.30: haltung und Tanz 24 Nachtkonzert. Montag, den 26. Dezember Stuttgart 6: Frühkonzert, 8.30: Kathol Morgenfeler, 9: Orgel⸗ konzert. 9.30: Morgenſtändchen. 10.90: Ach, wer das doch könnte 115 Reiterleben— Retterliebe. 12: Mittagskonzert. 13: Kleines Kapitel der Zeit. 13.15: Muſik am Mittag 14: Die Hobelbank. 157 Aus un⸗ ſerer Spielzeugſchachtel. 15.40: Rufer ins Reich. 16: Na 8. Parade der Inſtrumente. 19: Der unbedeutende. 20: Nachrichten, Sport. 20.18: Franz Lehar. 22: Nachrichten, Wetter Sport 22.30: Unter⸗ haltungs⸗ und Tanzmufik. 24: Nachtkonzert. 2: Nacht⸗ konzert. Frankfurt 6: Hafenkonzert. 8.10: Evangel. Morgenfeier. 8.50: Deutſchland, das Herzland Europas. 9: Peuiſche Mei⸗ ſter, 9.45: Dichter unſerer Zeit. 10: Alte Weihnachts⸗ muſik, geſpielt und geſungen. 10.30: Die Kraft iſt da, vor der die Nacht entflieht. 11: Komponiſten der Ge⸗ genwart unterhalten uns. 11.30: Fidele Klänge zum Frühſchoppen. 12: Schloßkonzert 14: Der Wunder⸗ baum. 14.30, Die ſechs Muſici auf 18 Inſtrumenten. 15.30: Ueberall, wo Deutſche wohnen. 16: Buntes Un⸗ terhaltungskonzert. Sport am Weihnachtsfeiertag. 18: Pulverſchnee ſchickk uns herab! Keine Sulz und kei⸗ nen Papp! 18.45: Fröhliche Blasmuſik 19.30: Sport⸗ ſpiegel des Tages. 20: Zeit, Nachrichten, Wetter. 20.10: Der Zigeunerbaron. 22: Nachrichten. Wetter, Sport. 22.30: Nachtmuſik und Tanz. 24: Nachtkon⸗ zert. 6: Hafenkonzert. Deutſche Meiſter. Unter⸗ Dienstag, den 27. Dezember Stuttgart 6: Morgenlied, Zeit, Wetter, landw. Nachrichten. 6.30; Frühkonzert. 7: Nachrichten. 8.30: Froher Klang zur Arbeitspauſe. 9.20: Für Dich daheim. 11.30: Volks⸗ muſik und Bauernkalender. 19: Mittagskonzert. 13: Nachrichten, Wettet. 14: Muſtkaliſches Allerlei. 16: Mufik am Mittag. 17: Das ſchretende Dorf. 18: Aus Zeit und Leben. 19: Nichts iſt ſchwerer zu er⸗ tragen, als eine Rethe von Feiertagen. 20: Nachrichten. 20.10: Unterhaltungskonzert. 21: Haydn⸗Zyklus des Reichsſenders Stuttgart. Ein Abend bet W. A. Mo⸗ zart. 22: Nachrichten, Wetter, Sport. 22.20: Polttiſche Zeitungsſchau. 29.93: Unterhaltungskonzert. 24: Nacht⸗ konzert. 2: Nachtkonzert. Frankfurt 6: Morgenlkied, Morgenſpruch. 6.30: Frühkonzert. 7: Nachrichten. 8.90: Froher Klang zur Werkpauſe. 9.40: Kleine Ratſchläge für den Garken und die Zim⸗ merpflanzen. 11.30: Ruf ins Land. 12: Mittagskon⸗ zert. 13: Zeit, Nachrichten. 13.15: Mittagskonzert. 14: Zeit, Nachrichten. 14.15: Das Ständchen nach Tiſch.. 13: Kleines Konzert. 16 30: Frauen der Vergangenheit: Anette von Droſte⸗Hülshoff. 16; Kon⸗ zert. 18: Volk und Wirtſchaft. 18.15: Neues für den Bücherfreund. 18.30: Volkstum und Heimat. 19.15: Tagesſpiegel. 19.30. Kind, die Sterne gehen weit 20: Zeit, Nachrichten, Wetter. 20 15: Bunte Miſchung. 21: Haydn⸗ Zyklus, 22: Zeit, Nachrichten, Wetter, Spork. 22.20: Politiſche Jeitungsſchau. 22.58: Unter⸗ haltung und Tanz. 24: Nachtkonzert. insgeſamt vier Jahre Zuchthaus. Die Unter⸗ ſuchungshaft wurde mit vier Monaten voll an⸗ gerechnet. Schwere Anſchuldigungen als falſch erwieſen Offenbach. Der 40 Jahre alte Offenbacher Anton K. hatte in einem Brief an eine Partei⸗ dienſtſtelle einen mit ſeiner Schwiegermutter befreundeten Mann des Gift mordes an der Schwiegermutter, des Diebſtahls und eines Vergehens gegen das Heimtückegeſetz bezichtigt. Ein deshalb gegen den Angeſchuldigten einge⸗ leitetes Verfahren mußte mangels Beweiſes eingeſtellt werden. Da K. trotzdem ſeine Behauptungen aufrecht erhielt, wurde er vor dem Schöffengericht wegen falſcher Anſchuldi⸗ gung angeklagt. Die Beweisaufnahme ergab die völlige Grundloſigkeit der Be⸗ hauptungen und K. wurde zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Wegen Fahrerflucht ſechs Monate Gefängnis Frankenthal. Das Amtsgericht verurteilte den 2b jährigen verheirateten Friedrich Beiß⸗ wenger von hier wegen Fahrerflucht, fahrläſſiger Körperverletzung und Uebertretung der Reichsſtraßenverkehrsordnung zu ſechs Mo⸗ naten Gefängnis. In der Nacht zum 12. No⸗ vember fuhr Beißwenger mit übermäßiger Ge⸗ ſchwindigkeit nahe dem Wittelsbachplatz einen Mann an, der lebensgefährliche Verletzungen davontrug. Nach dem Unfall flüchtete Beiß⸗ wenger. Ein verfehltes Mittel Frankenthal. Die Große Strafkammer ver⸗ urteilte den 28ſährigen verheirateten Fritz W. aus Ludwigshafen⸗Maudach unter Annahme mildernder Umſtände(Notlage der Familie) we⸗ gen eingeſtandener einfacher Brandſtif⸗ tung und verſuchten Verſicherungsbe⸗ trugs zu ſechs Monaten Gefängnis. Der in ſchlechten Verhältniſſen lebende Mann hatte in der Nacht auf den 20. Auguſt eine Scheune bei ſeiner Wohnung in der Rheinſtraßee in Brand geſteckt. Der ihm gehörende Schlag Brieftauben im Dachgeſchoß war mit 300 Mark verſichert. Mit dieſer Verſicherungsſumme hoffte W., aus ſeiner pekunſären Klemme zu kommen. Statt deſſen kam er ins Gefängnis. Man ſage nicht, das Zeitalter der Technik habe aufgeräumt mit der Romantik. Noch im⸗ mer träumt in deutſchen Herzen der alte Mär⸗ chenglaube, treiben Kobolde und Elfen in der Gedankenwelt ihren Spuk, und immer aufs neue erwacht in den Tagen um Weihnachten all das wieder, was uns als Kindern liebſtes ärchenland zwischen Häuserzeilen Eine Industriestadt zaubert Weihnachtsstimmung in ihre Mauern anlagen an der Peripherie der Stadt entſtan⸗ ſche Anlage mit Blumenrabatten uſw. geſchaf⸗ den. Und als mit der Machtübernahme durch den Nationalſozialismus neue Männer ans Ruder kamen, wurde das Tempo dieſer Ver⸗ ſchönerungsarbeiten noch ſtürmiſcher. Der Er⸗ folg gab den Ludwigshafenern recht und heute präſentiert ſich die Induſtrieſtadt in einem viel Am Wegrand macht der„Geſtieſelte Kater“ ſeine Verbeugung Geheimnis war. Was will da alle Technik ge⸗ gen die Märchen⸗ und Sagenwelt unſerer Kin⸗ dertage? Wir alle kennen Ludwigshafen, die große Induſtrieſtadt am Rhein, mit Worms ver⸗ bunden durch manches Gemeinſame. Man kann unſerer Nachbarſtadt keinen Vorwurf machen, freundlicheren Gewande als die Jahre vorher. Gemeinſchaftsarbeit zwiſchen Stadtführung und Einwohnerſchaft hat ihre. 5 getragen. Erſt in dieſen Wochen erlebte man wieder einen Beweis des Verſchönerungswillens dieſer Stadt. Ein Gedanke, originell und hübſch zu⸗ gleich, wurde aufgeworfen, faßte Fuß— und Wer kennt ſie nicht, die Knuſperhexe und„Hänſel und Gretel“? wenn ſie manchem nicht gefällt. Es iſt eben das Schickſal jeder Induſtrieſtadt, daß Kamine und Schornſteine der großen Fabriken und Werke ſich nicht einfach hinwegſchaffen laſſen, und ſo auch deren Spuren. Es gab einmal eine geit, — ſo nach dem Weltkrieg— in welcher der Fremde das beſonders ſtark fühlte. Aber auch in Ludwigshafen wußte man das und war nicht untätig. Neue Stadtviertel und Grün⸗ e 5 Das hochmuſika ſchon war er auch durchgeführt. Die Ludwigs⸗ hafener werden ſelbſt geſtaunt haben, was ſich da plötzlich in ihrer Stadt getan hat. Wer kennt nicht den Ludwigsplatz, dicht am Hauptbahnhof gelegen? Man konnte nie recht warm werden, wenn man auf dem Wege zur Rheinbrücke den langen, kahlen Platz über⸗ querte. Und wie hat ſich dieſer Platz jetzt ver⸗ ändert! War im Sommer ſchon eine recht hüb⸗ liſche Quartett aus den„Bremer Stadtmuſikanten“ fen worden, ſo präſentiert ſich jetzt der Lud⸗ wigsplatz in einem ganz anderen Geſicht. Auch wir mußten ſtaunen, als wir das zum erſten⸗ mal ſahen. Das war einmal etwas ganz an⸗ deres! Aber ſchildern wir einmal, was da jetzt zu ſehen iſt. Da ſteht plötzlich, mitten auf einem gekieſten Weg, eine altertümliche Kutſche, mit zwei Schecken beſpannt, und obenauf Kutſcher und Diener in Gala⸗Livree. Durch die Glasſchei⸗ ben ſchauen drei Menſchen in ſeltſamer Tracht, und gegenüber der Kutſche ſteht, überlebens⸗ groß, auf einem Sockel ein— Kater, bekleidet wie im Märchen. Doch da iſt auch ſchon das Stichwort gefallen:„Der geſtiefelte Ka⸗ ter“! Richtig! Das iſt es. Das Märchen vom„Geſtiefelten Kater“ iſt hier in Lebens⸗ größe auferſtanden. Man geht weiter und ſieht auf einmal drei Männer entſetzt aus einem Hauſe entfliehen. Was mag das wohl bedeu⸗ ten? Aber nur wenige Schritte, und des Rät⸗ ſels Löſung iſt gefunden. Natürlich kann das: Eſel, Hund, Katze und Hahn, nur das altbe⸗ kannte Quartett aus den„Bremer Stadt⸗ muſikanten“ ſein, das mit ſeinem Konzert die Räuber verjagte. Wieder winkt ein Häuschen aus dem Grün des Fichtendickichts— ja—— das iſt ja das „Hans im Glück“ (Alle Aufnahmen: L. Hanſelmann) Es war beſtimmt ein ſchöner Gedanke der Ludwigshafener, dieſen Märchenwald für die Tage um Weihnachten aufzubauen. Man denke: zwiſchen all den Häuſerreihen ein Wald mit all ſeinen Märchengeſtalten, Kobolden und Tieren, genau ſo, wie ihn ſich das kindliche Gemüt vor⸗ 0 König, Prinzeſſin und der junge Müllerknappe im„Geſtiefelten Kater“ Knuſperhäuschen der Hexe! Und richtig, da ſteht ſie ſelbſt und vor ihr, mit ängſtlichen Ge⸗ bärden,„Hänſel und Gretel“, die allen Kindern liebgewordenen Märchenfiguren. Oben auf dem Dache aber thront die Eule. Die Ueberraſchungen reißen noch nicht ab. Da wandert„Hans im Glück“ auf einem der Pfade, ſeine eben getauſchte Gans unterm Arm und den Stecken in der Hand; da ſteht vor einem Dickicht das arme Mädchen aus dem Märchen von den„Sterntalern“ und hat die zu Gold gewordenen Sternlein in ihrem Hemdchen aufgefangen. Und zwiſchen den Bäumen ſtehen weiter Rehe und Haſen, wachſen große, dicke Pilze— es iſt, als ob der Wald, der ganze ſchöne Märchenwald mit ſeinen un⸗ ſterblichen Figuren, Einzug gehalten hätte in die Stadt. ſtellen mag. Der Wald kam in eine Induſtrie⸗ ſtadt mit ſeinen Wundern! Gewiß hat es den Ludwigshafenern ſelbſt viel Freude gemacht, als plötzlich das alles da⸗ ſtand, und die Nachbarn von„über der Brücke“, aus dem großen Mannheim, kamen bald auch in hellen Scharen geſtrömt, voran das Kinder⸗ volk jeden Alters. Aber man muß einmal die Beſucher vom Lande beobachten, mit welch ſtil⸗ ler Andacht und rechter Einfalt des Herzens ſie vor dieſen Märchenfiguren ſtehen. Sieht man das, danm fühlt man, daß die Romantik doch noch im deutſchen Herzen lebt. Trotz aller In⸗ duſtrialiſierung und aller techniſchen Wunder. Und das iſt gut ſo. g Den Ludwigshafener Verantwortlichen aber darf man zu dieſer guten Idee gratulieren. F. K. 8 * — — ,. . 0 — Ning den . ch gegenſeitig mi 7,— 8 1 Die Eber wurden in einem ſo daß ſie e GEberrampfe ſtattfanden. gegenemnnander gehetzt, rr air ſenſtie, bel, Niroaus Be freſſen ge ſechs Lap Brot. a „Nirolnms, eine Ninder 12e ie eee ben eee e ene een ebe) ep eee eee ee wee eee a0 eee ee eren eee peneedcgung ꝙæpau anu Ao em ed uepensnoq ois gun unload eic enen iet e n eee ee der eu ig Llvlch 1 u de pee en ne eee eee e ue Ino epepon 1“ een eee ee udn nog sn usbon eng ſſicc d do mud sn! u; e nun vz un Suu gun susæpunqpunvg sed ssuuv unde ssd osioech un aun uneins debug ic(quae) unte unlpiaumqnog z auduungz gang ov auss uv quae sebiqab nelle aun 46911 magie eee eee ee ee en Sehe e! eng„szelbgz“ 1 ei on Ahpvusv e uv eien 1 nun ee een nene reed nu sem See eie enen ene bene ee bee gb piplsiumpnvig zusqunm lisa ien ene ee ee un e e ee e eee een e eee eee ene dee eee eee e eee nu pn une eee neun un e eg Inv sun uni o'r eau eee eee eee eine Bun gusmeqz 1 ua n ue ne web sv uv zu c de e enen e ee e e eee ou ue ene eee ee n ene apfo aue eee een ene 0 been ntezq ig so ie ee ehen eee ei e aun eee eee ee ee e een eng i ape e eee“ eg de nian 1% do 301 inte net ee ee e e eee din une rue en een nnr neee zn aun epzimebue donn un eee ae eee eben! unh ee eee ee eee ee in eee eee ene eee cee eee en ep b eee e ee eee en e ene„c eee“ tee en ee e eee; eng ee n e uu; ure de eee eee ee nee enen ie nden een eee een e r es einzg aul neten e ee pee eee e an esslepig ane qa use ne eint inn ene weed pee aun ulssnach nu sun ne ueunmne eees lep c d ng dc feönigz Sunſpnvig soze run uebe uud“ uur ner e endura duref uv nv uno ee dun gang ur Bunpngurz raubte eee ee ee ene use nu Icpiu sun ih zd snoioing sed jannsgong 20 eepluun qusellon qun qusupf usq lee ꝛcnp ed 11 usul zun ute zd a eee eee eee een un ub aul ueleheqeg gun usqupiluebech uoa Bunpeaplun ꝙno z Bun quzqum ueflogpnls uspial mufs es 2108 plc en eee aun neee eee ene eee ben eee ed 0 ue Hun omeq an eibgahquu Soe. beapeme aul needs unpn vie melun Bunjpimun aun Bunqusqun a. e eee ee eee een ee e unjpꝛauunt Spang 4a spa ga uin J ec uenlv 200 u zul eee ieee ee nene e nu pu gd unn a&b e eee ee eesjepiusuegz ue! piaungoan un zun ne ug sun Jaqn 0m se dun een ee e eee h ene neue eee ene eee ee eee en ei -und dei Gunze e 0% eben eee uu eee ee ede ese ee en e; i neee e ee ,es“ wee e ni eee eee eee ee eee zue inn bubgusunuvlng ue ue In geinzd ꝙpnoigz udg an bunucppeeg leid ieh segooqueͥ, Saule uus spa 4 snsafpvusvd sad ua onb 00 au n ebenen eee len eee eee een d ebnen ee eee eee eee ee eee ben ed e e ee eee eee Se 0 Spvus v ue i un gesungene sed p bung o in nene uc eee ee uqunqun gan mu queen %% ¶ f ̃pnuqleſ eee eee eee eee ee ile! nee weer wenne ebe dne gone mu uns; „sſungech sog sun jaq oni d b jeqaaah⁰mg I pezg apimanu gone·: un bing abo an urs ud ⸗unquum mess tene e ee ee ed en e sog bofszeseſtz uv%a denn cue usqpidigu uu eee ebene ben ieee e eie queer cht eee eh eee ed Bunzanb „g%hnn·̃ ehe e een pe ee önesboeuuuo g u eee ee een een wennn; uezequn z ben en ehe enen ee eg ee eee en eee eee pin dun 1501 „ einc ee en iche enen e eee eee n zaun len een e ee hn n ͤbunjne geg; qe bee eius d einc ue n;; Sfepiususgz sed piii 1 Ane) uf ue g bug 1 uog ſazplusuag aaonαuuν,˖j o 10 eee e ee ene 8861 vubvaq of ad que 2 Suajubeaeomag gun ⸗mnzsz10 A 829 bünlaag Ane 2001128 IN 'Ullegugelgz 50 0 1 C 0 snoiec us uv„guns oiun“ 2m uegpllnzz uaa usßunquelng buhlemepaan ahne ene eee ee ne e ebepiusuegz „ en eien enen eee eee ee eee zablusuuo g sendu ue u en eee ae dun ͤſue gg u nee een en eee ee eg e noch nee eee eee ee e ene engl ucuuo g saue anch ee n ehe ieee ieee une ee eee eee een ecigee pilcng aqun zun unbesebeg onel gun jopiususgg a0 wee benen enhnnepnane Hunzp raus) ein;! eee neee ee ene ec ene ne t ee ub esunpnbag ud mne ed epi sehn eee neee eee eee ee e lun sn um nene eee eee e dee ad Inv 0 Bunzqu vg i ur eee een dun e eee lee en eee een eee een dene ee eee e„neee“ 50 neee ee e eee eee eee Veen See ben ieee ee ane eee se. een eee ee ben epusuegz ud 0 Gunung een eben eee ben eie een ee ee ee bene eee ehen ep gene n epiususgz uleſun using uod ungeigsg dbluu: nh e dd nvagz ulld ur use 5 Juuvz e eee ee eee ene wee ne ep sd Menden ed en eee ee e lep ee seule Bunpeibeg u zuuu e eee; qlvgsod e eee e eee eee bn 100 100 usqunqob zaun a ee e en e eee ae ie e neee ee eee ee ne ie e ehe h! moge zee ee ieee eech e du un „u⁰ν, n ahm pong 20 ene e een ed ed nb a0 plebegß obun]f 71d 954 Snvusga pong pong“ 5 :quebne zd un uu ieee del eur pen eee ene enten u ne ound u we en ulc, g un uu e ae ee een nene eee ee cle ene eee we ee eee eesunpn pig zu zus Ind nn eee eee ee ee bend. „isnoz ꝙlviz d eg sn puls s eig zun nv jobbeg 2 Iqlseg nvu dwoc 2d Igls snpianzs“ „isnot pus 2 ute igzg sn vue 2 juuun snou big 120 1616 snom 2“ eee een eee ee eee eee que ace eee e eh be eee 4 I „(Ippdsnvn zwe 2 fes op Ano) ddvg snou(in) 1e 100 uuvoi p! 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Die gleiche oder ähnliche Nute ge⸗ braucht der Pflüger zum Antreiben ſeines Geſpannes und der Fahrer des Leichenwagens(Günterfürſt bei Er⸗ bach i. Odw.). Ruten gehören oft zur Aufnahme der Knaben in die Burſchenſchaft des Dorfes. In Wißmar bei Gießen war es noch bis 1870 Brauch, zur Burſchung „Horrgirten“ zu ſchneiden. Es wazen das Weidencuten, die ſo geſchält wurden, daß ein ſpiraliſches Muſter entſtand. Wenn der Junge 16 Jahre alt war, wurde er in die Burſchenſchaft aufgenommen. Er mußte„Knechtsbier“ trinken und wurde mit der Horrgirte geſchlagen. Ganz alte Leute kennen hier noch den Kinderreim: „Heio, heio, bube, em Wald weht ne Rute, wann däi griſſer wird, kritt mei Kindche demett.“ (Nach einem Vericht von Lehrer Schnorr in Wißmar.) Wir ſehen aus allem deutlich, daß die Rute urſprüng⸗ lich kein Züchtigungsmittel ſein kann für die„böſen“ Buben. Sie war vielmehr eine Lebensrute, durch deren Schlag Lebenskräfte vermittelt wurden. Deshalb beſteht die echte Rute nie aus dürren, toten Zweigen, ſondern man ſchneidet ſie vom lebendigen Holz. Aber damit nicht genug! Die Nebenzweige des Rutenaſtes werden um den Haupt⸗ aſt ſpiraliſch gedreht, ähnlich wie früher um den Burſchen Stroh- oder Efeuſeile gewickelt wurden, damit ein echter Nickel entſtand. Es wird dadurch eine Wendel nachgebil⸗ det, die wir ſchon aus der Frühzeit unſeres Volkes als Sonnenſinnbild kennen. So wird die Rute, ob ſie ſich im Brauch der Mittwinterzeit oder ſonſt im Jahreslauf findet, über ihre Eigenſchaft als Lebensrute hinaus zu einem uralten Sinnbild des Sonnenglaubens unſerer Vorfahren. Der Bensnickel und die Tiergeſtaiten in der Mittwinterzeit. Es erhebt ſich hier die Frage nach dem Zuſammenhang zwiſchen den verſchiedenartigen Tier⸗ und Nickelsgeſtalten. Heute ſind in der Regel die Bohliſchböcke, die Hörnersval⸗ tine, wie überhaupt alle Pferde⸗, Bock⸗ und Bärgeſtalten nur Nikolausbegleiter. Sie werden von einer mehr oder minder neuzeitlichen meiſt vorchriſtlichen Nikolausgeſtalt am Strick oder an der Kette geführt. Viele der einſt tieriſchen Begleiter haben heute vollkommen menſchliche Geſtalt angenommen und verraten ihre tieriſche Abkunft oft nur noch durch ihre Benennung: Hans Muff, Hans Trapp, Belzebub(in den größeren Städten des Rhein⸗ tales), Belzebock(in den abgelegenen Dörſern des Weſter⸗ waldes.) Auch Knecht Ruprecht dürfte früher in Bären⸗ geſtalt aufgetreten ſein. 3 SS r 3 S c ß e r e S3 A 8222 3 SSS S S3 S SSS S 25 8„ S S S SSS E SS S 8 S 8 2 83 8 2 AS,,. S ·˙- o( 2 2 2—— 1— 2 SS= 2 S 1 2 SS S„* N 5—.— 5 2 E SIS S T 8 SS. K *——— 5 5 22 *. N*———————— Wir kennen aber einige vereinzelte Nikolausauftreten, aus denen wir mit Gewißheit ſchließen dürfen, daß der heute mehr oder minder tieriſche oder krüppelhafte Niko⸗ lausbegleiter nicht die Hauptgeſtalt darſtellte. So kam früher in Gadern bei Waldmichelbach nur der bockähnliche Hörnersvaltin. Höchſtens von ein oder zwei leuchtenden Rübenköpfen begleitet. Wie wir bereits in Nr. 23 er⸗ wähnt haben, halten zahlreiche Orte des Odenwaldes den Strohnickel für die alte echte Nickelsgeſtalt. Strohnickel und Strohbär ſind aber einheitliche Brauchtumsgeſtalten. In Steinperf im Kreis Biedenkopf kam früher der Nickel als vierbeiniges Tier, eingehüllt in das Fell eines friſch geſchlachteten Bockes. Den daraus ſich ergebenden Schluß: der heutige Niko⸗ laus geht auf eine alte Tiergeſtalt zurück, dürfen wir nicht ve aligemeinern u. als letztes, endgültiges Ergebnis verbu⸗ chen. Cirſoch ron iger Schluß würde aber nordiſches Raſſe⸗ empfinden verletzen. Zwar wiſſen wir, daß unſeren ger⸗ maniſchen Göttern beſtimmte Tiere als heilig zugeeignet waren.(Wodan-Schimmel, Donar-Bock uſw.) Wir wiſſen aber auch, daß die vermenſchlichte Auffaſſung der Götter erſt in der germaniſchen Spätzeit erfolgte. Für die Früh⸗ zeit unſeres Volkes, wie ſie uns in der Bronzezeit ent⸗ gegentritt, iſt eine klare Umweltsordnung und-wertung in einem feſtgelegten, diesſeits betonten Weltbild die germaniſche Grundhaltung, über der ſich eine ſinnbildhafte Sonnenverehrung wölbt. Betrachten wir aus diefer vertieften Schau heraus unſere tleriſchen Nickelsgeſtalten, ſo fällt uns auf, daß ihr tieriſches Ausſehen meiſt ſehr wenig natürlich wirkt. Be⸗ ginnen wir mit dem Hopſaſchimmel(vergl. Abb. in Nr. 23) Er iſt aus zwei Siebreifen hergeſtellt, zwiſchen denen der Nickel ſteht. Denken wir uns das alles deckende Leintuch und den angeſetzten Hals und Kopf weg, dann haben wir es nicht mehr mit einem Pferd zu tun, ſondern mit einer ſinnbildhaften Darſtellung: ein„Mann“ ſteht zwiſchen zwei Kreisſcheiben(⸗Jahresſonnen). Wichtig in dieſem Zuſammenhang iſt für uns die Feſtſtellung, die wir machen können, wenn wir heilige, im Brauch noch leben⸗ dige Siebpferdformen mit ſolchen älterer Art vergleichen. Je neuer die Schimmelgeſtalt iſt, umſo mehr weicht man von der alten abſtrakten Siebbauweiſe ab und erſtrebt — naturhafteres, verſchönteres pferdeähnliches Aus⸗ ehen. Der Böllſteiner Schimmel(vergl. Abb. Nr. 23) be⸗ nüzt ſtatt der beiden Siebreifen zwei Burſchen, die ſich voneinander abkehren, da ſie mit dem Geſäß aneinander gebunden ſind. Durch ihr beiderſeitiges Hinabbeugen be⸗ kommt dieſe Schimmelgeſtalt 8 Beine. Man iſt deshalb geneigt, in den 8 Beinen die Nachbildung des achtfüßigen Wodansroſſes Sleipnir zu erblicken. Daran iſt ſicherlich viel Wahres. Betrachtet man aber den Böllſteiner Schim⸗ mel ganz nüchtern, dann iſt er ein durchaus unſinniges, man kann faſt ſagen, ein untaugliches Gebilde. Wenn auf ihm eine Nickelsgeſtalt reiten ſoll, ſo müßte ſie zwiſchen beiden Burſchen ſitzen, was praktiſch unmöglich iſt. Es bleibt ihr nur übrig, auf der voranſchreitenden nicht auf der rückwärtsſchreitenden Geſtalt zu reiten. Wir haben es daher mit einer„Manngeſtalt“ zu tun, die auf einer voranſchreitenden Geſtalt reitet und hinter ſich eine abge⸗ tane rückwärtsſchreitende Geſtalt nachzerrt. Ueber das ganze iſt, das Alte und Neue verbindend, die weiße Decle geworſen. Sehen wir richtig, dann liegt auch dem Böll⸗ ſteiner Schimmel der alte, echt germaniſche, durch das alljährliche Sonnengeſchehen bedingte Sinn zugrunde. Bei den Bockgeſtalten können wir, wenn wir das tierhafte Aeußere an ihnen abſtreifen, wieder eine, bei faſt allen Böcken auftretende Einheitlichkeit feſtſtellen. Sie werden mit Hilfe einer Holzgabel hergeſtellt. Holzgabeln ohne tieriſche Anhängſel ſpielen aber an anderen Stellen des Jahresbrauchtums eine Nolle. In der Südpfalz z. B. ſtellen heute noch viele Orte ihren Sommertagsſtecken gabelförmig her. Im Speſſart trägt der Nikolaus ſehr häufig ſtatt der Rute eine Ofengabel, d. h. eine Holzgabel. Er ſchlägt mit ihr die Kinder und läßt ſie über die Gabel 1* 2 — ee. Pp ˙·¹—» — springen. Hier ſteht alſo die Gabel für die Lebensruke, in der Pfalz der gabelförmige Sommertagsſtecken für das Sommermajebäumchen des Odenwaldes. Das legt uns den Schluß nahe, daß die zweizinkige Gabel ein vereinſach⸗ ter, verſinnbildlichter Lebensbaum iſt. Dem Lebensbaum aber wieder kommt in der germaniſchen Vorſtellungs⸗ und Glaubenswelt eine große Bedeutung zu. Als Weltenbaum wächſt er aus den Lebenswaſſern. An ſeinen Wurzeln ſitzen die drei Schickſalsfrauen, ſeine Zweige aber ragen in den Himmel und binden ihn ſo an die Erde. Hat unſere Einſtellung zu den Bockgeſtalten recht, dann haben wir in ihnen in der ſpätgermaniſchen Zeit wohl das Begleit- tier des Bauerngottes Donar zu ſehen, das zugleich ein Sinnbild naturhafter Fruchtbarkeit iſt. In der früh⸗ germaniſchen Zeit aber ſtand für den Bock die Gabel u. ſomit der durch ſie dargeſtellte Lebensbaum, ebenfalls als Bild hoher Fruchtbarkeit, zugleich aber auch als Sinnbild einer klaren, ſonnenbedingten Weltordnung. Dehnen wir dieſe Unterſuchungen nun noch auf den bärenhaften Strohnikolaus aus. Wir können in ihm, da er in dürres Stroh gekleidet iſt und ſich dadurch in Gegenſatz zu den grünen Laubgeſtalten ſtellt, die Verkör⸗ perung des Winters ſehen. Da er aber mit ſpitzem Hut auftritt, eine Keule ſchwingt, Nüſſe, Bohnen und Erbſen praſſelnd auf den Boden ſchüttet, mit ſeiner Kelte raſſelt und früher vorzugsweiſe an Donnerstagen kam, wäre er auch ein Abbild Donars, deſſen Begleittier der Bock war. Betrachten wir aber die Herſtellung ſeines Strohgewandes, das urſprünglich durch Umwicklung von Strohſeilen ent⸗ ſtanden iſt, dann ſehen wir in der Einkleidungsbewegung die Nachgeſtaltung der Sonnenwendel. Da aber dieſe Umwicklung nicht nur bei den Strohmännern und Stroh⸗ bären, ſondern bei allen pflanzlichen Masken vorkommt, und da dieſe Masken älter anzuſehen ſind als das Ein⸗ hüllen in ein Tierfell oder in gewebte Tücher, ſo gehen letzten Endes alle die Brauchtumsgeſtalten auf die Dar⸗ ſtellung einer Sonnenwendel zurück. Dadurch werden ſie zu Sinnbildern der alles bewegenden und ordnenden Sonne. Beſonders wichtig erſcheint dabei die Feſtſtellung, daß Sonne= ordnende Bewegung—„Mann“ geſetzt werden kann, was unſerer nordiſchen Urhaltung weſensgemäß ſein dürfte. Dieſe Unterſuchungen des Zuſammenhanges zwiſchen Bensnickel und den Tiergeſtalten tragen problematiſchen Charakter. Ihre Niederſchrift erfolgte in der Abſicht, den Mittwinterliche Gebildbrote J. 2.3. Hasen und Hasenvater im Odenwald; 4., 5. Schwein und Vogel im Kreis Biedenkopf; 6. Stutzweck im Taunus; 7. Viernheimer Buben- schenkel; 8. Wesseler Gebildbrot; 9. Heppenheimer Bubenschenkel; 10. Neujährchen aus Hartenrod; 11. Neujahrsfuchs in Ober-Schönmatten- Wag; 12. Neujahrsrad(Vogelsbg.); 13. Weihnachtsschnecke in Schaafheim. Blick zu weiten für die alte, umfaſſende deutſche Seelen⸗ haltung. Einer ausgedehnten, den nordiſchen Raum voll erfaſſenden Brauchtumsforſchung muß es vorbehalten blei⸗ ben, hier noch weiter zu klären. Mittwinterliche Gebiidbrote. Neben anderen Gaben bringen die Nickelsgeſtalten den Kindern am Nikolaustag oder an Weihnachten beſonders geformte Teiggebäcke. Die Buben erhalten in der Regel Haſen, die Mädchen Bobben. Vergleicht man die örtlich und landſchaftlich etwas voneinander abweichenden Haſen⸗ gebäcke miteinander, ſo iſt man geneigt, obwohl der Haſe ein altes Fruchtbarkeitsſinnbild darſtellt, in ihm eine Bockgeſtalt zu erkennen. Dies würde auf die Bindung des Bensnickels an eine Bockgeſtalt hindeuten. Neben den Haſen aber erhalten die Kinder Kühe, Schweine, Vögel uſw. Die Bobbe der Mädchen deutet auf die weihnachtliche Frauengeſtalt, die heute wohl Chriſtkind genannt wird, früher aber Hullefrauche— Frau Holle hieß. Zahlreich ſind Gebildbrote germaniſcher Art in der Mittwinterzeit. Ein beſonders ſchönes Neujahrsgebäck iſt der Viernheimer Bubenſchenkel. Er beſteht im weſent⸗ lichen aus einem Teigzopf, der oben und unten in je zwei Schneckenlinien ausläuft. Meiſt aber ſind die Buben⸗ ſchenkel einfacher gehalten. Sie beſtehen aus einem Mi e. ſtück, das oben und unten in einem Knopf, manchmal in einen Kopf ausläuft. Oft iſt das Mittelſtück mit Teig⸗ bändern umwickelt. In der Regel ſieht man in den Bubenſchenkeln Nach⸗ bildungen von Knochen, die ein tieriſches Opfer vertreten ſollen. Legen wir aber unſere Erkenntniſſe zugrunde, die wir bei der Betrachtung der tieriſchen Nikolausbegleiter und des Strohnickels gewonnen haben, ſo erkennen wir in den Bubenſchenkeln deutlich eine ſonnenbildliche Geſtal⸗ tung. Der einfache Bubenſchenkel mit ſeinen beiden einan⸗ der entgegengeſetzt ſtehenden Köpfen iſt die Darſtellung des Jahreswechſels. Hierbei wird der vergehende und kommende Sonnenjahreslauſ durch das Mittelſtück pau⸗ ſenlos aneinande gebunden. Die Umwicklung des Mittel⸗ ſtückes deutet auf den ſtrohumwickelten Bensnidel. Nikolausreime. Wir wollen hier abſehen von ſolchen Kinderreimen, die nur aus der Luſt am Reimen entſtanden ſind, oder die durch Leſebücher mehr oder minder künſtlich in das Volk hineingetragen wurden. Aus allen anderen, volks⸗ echten Nikolausverschen können wir das vielfältige Weſen der Nikolausgeſtalt gut erſchließen. 1. Die„Zippelkapp“ iſt die echte Kopfbedeckung des Nikolaus: „Benſenickel, Klapperbriggel! Wos will du denn von mir? ich nemm dich an de Zippelkapp Un ſchmeiß dich werrer die Deer(Tür)!“ Dieſe Reime findet man mit örtlichen Abweichungen im ganzen Landſchaftsgebiet. 2. Die Kleidung des Nikolaus wirkte durch den Sackanzug, bezw. durch die Strohumwicklung, bärenhaft. „Bin en aarme Bumbernickel, bin en aarme Bär, wie mich Gott erſchaffe hot, ſo komm ich aa doher!“ (Bechtheim Spruch.) 3. Der Nikolaus ſchlägt die„böſen“ Buben und läßt ſie über Bänke und Tiſche ſpringen. „Bensnickel alle Naawe hot mich geſange, hot mich geſprengt iwer Diſch un Bänk. Bin ich unner die Bettlad geſchluppt, hot mich der olt Kerl aach noch geſtuppt. (Oſtern, Grasellenbach). Sehr draſtiſch drückt ein Kinderreim aus dem Bieden⸗ kopf das Schlagen der Kinder aus: