Samstag, 2. Oltober Neue Maunbeimer Mannheimer General Anzeiger Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus —3— die Poſt monatl..⸗M. 2,50 Beievtl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderun chafcsteller Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe, Haupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle: R1, 46, (Baſſermannhaus). Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofſtr. 6, Schwetzin 24 u. Meerfeldſtraße 11. Telegramm⸗ Adreſſe. Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12mal. Fernſprecher 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24953 Abend⸗Ausgabe ———-———— f——b— äü———iń.⸗2ʒ— Preis 10 Pfennig eitung Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. Kolonelzeile für Allgem.— 0,40 R. M. Netlamen —4R.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet. Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. 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In dieſem Zeichen ſtand der Parteitag und ſtanden die Reden, die immer und immer wieder ſich um den einen Punkt grup⸗ pierten: Die Freiheit der erſten Zone iſt errun⸗ gen, die Freiheit der zweiten unddritten Zone mußunbedingt folgen! Der prachtvoll mit Grün und Fahnen geſchmückte Gür⸗ zenich⸗Saal zeigte in einer Wand von Bäumen die Büſte Hindenburgs und Baſſermanns. Beider wurde im Verlaufe des Tages wiederholt gedacht, ſo als der Vorſitzende des Parteitages, Prof. Dr. Kahl, des heutigen 79. Geburts⸗ tages Hindenburgs mit wärmſten Worten gedachte und als Streſemann im Verlaufe ſeiner Rede darauf hinwies, daß im nächſten Jahre die Nationalliberale Partei ihr 60jähriges Ju⸗ biläum feiern könne, das man nicht würdiger begehen könne, als durch die Grundſteinlegung für ein Denkmal Ernſt Baſſermanns in Mannheim Die über 1500 Delegierten, die den Saal füllten, zu denen ſich noch etwa hundert Preſſevertreter aller Parteirichtungen geſellten, folgten mit muſtergültiger Ruhe den Vexhandlun⸗ gen, die abgeſehen von einigen geſchäftlichen Dingen, vollkom⸗ men durch die Rede Dr. Streſemanns ausgefüllt wurden. Streſemann ging von der auswärtigen Politik aus. Es war ganz ſelbſtverſtändlich, daß die großen außenpolitiſchen Ereig⸗ niſſe den Hauptteil der Rede beſtritten. Dennoch befleißigte er ſich hierbei einer bemerkenswerten Zurückhaltung. Begreif⸗ licherweiſe, denn der Parteiführer darf dem Außenminiſter nicht im Wege ſtehen, ebenſo wie die Deutſche Volkspartei keine Außenpolitik treiben kann, die mit der des Außenmini⸗ ſters nicht übereinſtimmt. Allerdings beſteht dieſe Gefahr, aber dennoch war es durchaus begreiflich, daß Streſemann manches vielleicht nicht ausſprach, worauf man gewartet hatte. Dafür wandte er ſich umſo ſchärfer gegen die Kriegs⸗ ſchuldlüge. Beſonderer Beifall brandete zu Streſemann empor, als er erklärte, daß Deutſchland bereit ſei, ſich jedem unparteiiſchen Gerichtshof zu ſtellen, der die Verantwortung für den Weltkrieg zu erforſchen habe.„Wer mit uns die Wahrheit will, möge unſerem Beiſpiel folgen. Wir werden uns niemals einem unparteiiſchen Schiedsſpruch widerſetzen!“ Der zweite bedeutſamſte Teil ſeiner Rede war der Appell an die Vereinigten Staaten von Amerika. In außerordeutlich geſchickter Weiſe knüpfte Streſemann an Reden Coolidges an, verwies ferner auf die wiederholt kundgegebene Abſicht der Vereinigten Staaten, die Befriedung Europas herbeizuführen. Jetzt ſei der gegebene Moment für Amerika, die Politik des Friedens, die in Thoiry begonnen worden ſei, zu unterſtützen. Denn das ſei das Maßgebendſte: was in Thoiry begonnen ſei, ſei nicht außerhalb der großen europäiſchen Politik denkbar. Es gebe außer Deutſchland und Frankreich noch Andere, die daran die Verantwortung trügen. Mit beſonderer Schärfe wandte ſich dann Streſemann (gegen die Anomalie des Fortdauerns der Beſetzung deutſchen Gebietes. Wer nicht wolle, daß das nachbarliche Nebeneinanderleben den ſchwerſten Belaſtungen ausgeſetzt ſei, der ſchaffe dieſes Unrecht endlich fort. Er hoffe, daß der Klang der Deutſchen Glocke des Kölner Doms bis im Weißen Haus in Waſhington ge⸗ hört worden ſei. Sei einmal das Rheinland von der fremden Beſatzung befreit, dann ſei damit nicht etwa das Ende der deutſchen Außenpolitik gekommen, ſondern der Anfang des deutſchen Wiederaufbaues ſei damit gegeben. Wenn nicht immer alles gleich nach Wunſch ginge, ſo ſolle man daran denken, daß mit Naturnotwendigkeit Rückſchläge eintreten könnten. Man ſolle aber lieber mit nationalem Schweigen abwarten, als mit nationalem Lärmen. Ueber die innere Lage ſprach Streſemann verhältnismäßig kurz. Er wandte ſich, wie ſchon geſtern in der Sitzung des Zentralvorſtandes, gegen die Politik der nationalen Verbände, die ſozuſagen bei ihren Leiſten bleiben und ſich nicht in Dinge einmiſchen ſollten, die ſie nicht verſtehen. Unſer Kampf geht gegen den Klaſſenkampfgedanken auf allen Gebieten. Mit beſonderer Be⸗ tonung wandte er ſich auch nach der rechten Seite hin, indem er abermals unter toſendem Beifall betonte, daß beſtimmte Geſellſchaftsſchichten in Deutſchland nicht das Recht hätten, den Staat zu beherrſchen, dieſelben Geſellſchaftsſchichten, die den Staat nicht hätten halten können. Die ernſten Kräfte des liberalen Bürgertums hätten Anſpruch auf Mitarbeit im Staat. Es ſei viel nationaler, dem Staat ſich zur Verfügung zu ſtellen, als ihm in den Rücken zu fallen. Die Demagogie als Parteiprinzip ſei unter allen Umſtänden zu bekämpfen. Die deutſche Republik würde viel ſicherer daſtehen, wenn nicht 1o viel Kapitolswächter um ihr Beſtehen gackerten. Die Parole ſei: Heran an den Staat! nicht zuletzt auch aus kulturellen Gründen. Die körperliche Ertüchtigung ſolle für das ganze Leben hindurch halten. Die gegenwärtige Rekordjagerei ruiniere die Menſchen. Das, was heute als Sport betrieben werde, ſei eine Groteske auf das Volk der Dichter und Denker. Der Schluß der Streſe⸗ mannrede bildete eine wundervolle Apotheoſe auf das geiſtige Deutſchland. Er gipfelte in dem Andenken an drei im Kriege gefallene Dichter, an den Sohn Lilli Brauns, Walter Flex und Gorch Fock, die das neue Deutſchland im Geiſte geſehen hätten. Dieſen müßten wir folgen in der Liebe zum Vater⸗ land und der höchſten Leiſtung unſerer Kultur. So leben wir für unſer altes Deutſchland, das wir lieben, mit dem neuen Deutſchland müſſen wir leben und wollen wir leben und ſo grüßen wir die Zukunft. Es läßt ſich nicht beſchreiben, welch ungeheurer Jubel, aber auch welch tiefe Ergriffenheit den Parteitag beherrſchte. Es war, als ob eine Meereswelle emporbrauſte, weil hier vor allem auch wieder einmal dem geiſtigen Deutſchland gegeben wurde, was ihm gebührt. Streſemann bewies damit, daß er nicht nur ein guter Politiker, ſondern auch ein geiſtiger Führer iſt, wie wir ihn braychen. Es war daher kein Wunder, daß die darauf folgende kurze Debatte zerflatterte, weil eben alles unter dem überragenden Einfluß von Streſemanns Rede ſtand. Lediglich zu erwähnen ſei, daß der Abg. Burger⸗ Ludwigshafen den Dankder Pfalzin beredten Wor⸗ ten ausdrückte und der Hoffnung Ausdruck gab, auch bald die Freiheitsglocken in der Pfalz läuten zu hören. Eine Ent⸗ ſchließung, die den Gruß dem befreiten und noch zu befreien⸗ den Rheinland ausdrückte, den Dank an Streſemann ausſprach und der Erwartung Ausdruck gibt, daß die Befreiung bald kommen werde, bildete den Schluß des erſten Tages des Parteitages. Heute abend findet im Meſſehof eine mit künſtleriſchen Darbietungen umrahmte Empfangsfeier ſtatt, bei der Dr. Streſemann und der preußiſche Kultusminiſter a. D. Boeli. Anſprachen halten werden. Die Streſemann⸗Rede Einleitend erwähnte Streſemann, daß er niemals in außenpolitiſchen Dingen Parteipolitik getrieben habe. Dann führte er weiter aus: Was wir Erfolg nennen können, kann nur Befreiung von den auf uns laſtenden drückenden Feſſeln ſein. Schritt für Schritt ſind wir vorwärts gekommen. Dort⸗ mund war die erſte Etappe, Köln die zweite und nun kommt die dritte. Der Miniſter ſchilderte dann die Schwierigkeiten, die bei dem Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund zu über⸗ winden waren. Der Abbruch des Ruhrkampfes, ſo führte er weiter aus, war der Anfang der Verſtändigungspolitik. Dieſe Verſtändigungspolitik war unpopulär. Der Kampf mit dem „e wig geſtrigen“ um die Verſtändigungspolitik dauert auch bei den anderen Nationen an. Aber dieſe Verſtändigungspolitik führte über die Londoner Konferenz zum Dawesabkommen, nach Locarno, nach Genf und Thoiry und ſie führt ſchließlich zur Wiederaufrichtung der deutſchen Souveränität über das Rheinland. Es wäre eine Torheit, die internationale Bedeutung des Genfer Forums zu verkennen. Die mehrmals im Jahre ſtattfindenden Konferenzen brächten nicht nur die einzelnen Länder, ſondern auch ihre führenden Politiker einander näher. Das Kernproblem aller europäi⸗ ſchen Befriedung ſei die Verſtändigung. Streſemann glaubt auch an den ehrlichen Verſtändigungswillen des franzöſiſchen Außenminiſters. Es ſei falſch, anzunehmen, daß Politik nur mit Mißtrauen gemacht werden könne. Der Miniſter erinnerte darauf an die Verſtändi⸗ gung der deutſchen Wirtſchaft mit dem Aus⸗ lande, von der vielleicht eine neue Entwicklung der euro⸗ päiſchen Wirtſchaft ausgehen könne, und fuhr dann fort: Es kann nicht Aufgabe der Friedenspolitik ſein, andere Mächte von einer Verſtändigung untereinander auszuſchließen. Das gilt auch von dem deutſch⸗ruſſiſchen Vertrag. Die Politik darf keine Sonderpolitik ſein, die über den Rahmen der allgemeinen Politik hinausgeht. Zur Fortſetzung unſerer Verſtändigungspolitik bedürfen wir auch der Förderung der Beziehungen mit den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Aufklärung iſt zu weit fortgeſchritten, als daß die von den früheren feindlichen Staaten aufgeſtellte Behauptung von der Alleinſchuld Deutſchlands am Kriege auch jetzt noch aufrecht erhalten werden könne. Wir haben eine Unterſuchung in dieſer Angelegenheit nicht zu fürchten und ſind bereit, uns jedem unparteiiſchen Weltſchiedsgericht zu ſtellen, der die Urſache des Weltkrieges unterſucht.(Bei⸗ fall und Händeklatſchen.) Dr. Streſemann ſchilderte darauf die Empfindungen, die das deutſche Volk in der Befreiungs⸗ ſtunde am 31. Januar beſeelt hätte. Die weitere Beſetzung deutſchen Gebietes ſei eine Utopie, nachdem Deutſchland jetzt Mitglied des Völkerbundes geworden ſei. Der Ton der Deutſchen Glocke in der Befreiungsſtunde ſei bis zum Weißen Hauſe gedrungen und er hoffe, daß auch bald alle Kirchen⸗ glocken im Rheinland die Befreiungsſtunde verkünden Drei neue Verhaftungen in Germersheim Wie wir erfahren, ſind drei von der deutſchen Unter⸗ ſuchungsbehörde als Zeugen vernommene junge Leute namens Heinrich Fechter und Kegler, ſowie ein dritter mit Namen noch nicht näher bekannter junger Mann durch die franzöſiſche Gendarmerie feſtgenommen und nach Landau überführt worden. Die deutſchen Behörden ſind unabläſſig bemüht, die Feſtgenommenen wieder freizubekommen. In beſonderer Sorge befinden ſich die deutſchen Stellen wegen des Schickſals von Holzmann, der bekanntlich noch ſeinen Kopfverband trägt und trotz ſeiner Verwundung ohne wei⸗ teres feſtgehalten wird. Uebrigens ließ ſich noch nicht ein⸗ wandsfrei feſtſtellen, wo eigentlich Holzmann untergebracht iſt. Das Militärgefängnis in Landan gibt auf Aufragen der deutſchen Behörden keine Auskunft. Im Hinblick auf die aktive Tätigkeit der franzöſiſchen Unterſuchungsbehörde und der angeblichen Ausſage der Schweſter Müllers wird die Feſtſtellung nicht ohne In⸗ tereſſe ſein, daß die drei Schweſtern des Getöteten mit den Brüdern ſchon längſt entzweit ſind. Die eine der noch leben⸗ den Schweſtern Müllers gilt in Germersheim als die „Freundin“ eines franzöſiſchen Offiziers, während die andere bei einer franzöſiſchen Familie als Dienſtmädchen beſchäf⸗ tigt iſt. Die erſtere iſt übrigens in Germersheim nicht mehr aufäufinden. Es wird vermutet, daß ſie mit dem Regiment 311 abgerückt iſt. Weiter wird uns berichtet, daß die franzöſiſchen Be⸗ ſatzungstruppen in Germersheim Anweiſung erhalten haben, nur mehr in Gruppen auszugehen und bei Zuſammenſtößen mit der Bevölkerung ſofort von der Waffe Gebrauch zu machen. PPSPPPTTT mögen. Dieſe Stunde ſei nicht das Ende, ſondern der An⸗ fang zu dem wirklichen Wiederaufbau. 70 Zur Innenpolitik übergehend, forderte Dr. Streſemann, nicht Tagespolitik zu treiben. Die Regierungsbildung ſei eine Sache der Entwick⸗ lung und der Fraktionen. Die Gründung der vaterländi⸗ ſchen Verbände in dem Gedanken an das große Fronterleb⸗ nis und daran, die deutſche Heimat unverſehrt zu erhalten, müſſe zu dem Ausruf Veranlaſſung geben: Ihr gebt Euer Beſtes weg, wenn Ihr Euch in innere Parteizwiſtigkeiten hineinmengt. Ein Zuſammengehen der Deutſchen Volks⸗ partei mit allen anderen Parteien ſei dann möglich, wenn der Gedanke des Klaſſenkampfes, ſei es von rechts oder von links, ausgeſchaltet werde. Man verkenne durchaus nicht das Gute im kaiſerlichen Deutſchland, aber es dürfe im neuen Deutſchland kein Recht der Parteien geben, die den alten Staat nicht haben erhalten können, nun im neuen Deutſchland eine ausſchlaggebende Rolle ſpielen zu wollen. Jetzt müſſe jeder für das Wohl des Vaterlandes mitwirken, an welcher Stelle er auch ſtehe. Nur die Ueber⸗ windung des Klaſſenkampfes ſei die Vorbedingung für ein gedeihliches Weiterarbeiten. Von der Preſſe forderte Dr. Streſemann größere Objektivität. Es müßten auch end⸗ lich die Verdienſte des erſten Reichspräſidenten Ebert an⸗ erkannt werden. Im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen forderte Dr. Streſemann von der Studentenſchaft, ſich dem Staat im Kampfe um den Wiederaufſtieg mehr als bisher zur Ver⸗ fügung zu ſtellen. Es ſei erfreulich, daß ſich der Gedanke der Sportbewegung in allen Schichten unſeres Volkes Eingang verſchafft habe. Aber es dürfe bei der ſportlichen Betätigung die geiſtige Ausbildung des deutſchen Volkes nicht vernachläſſigt werden. Das lebende Geſchlecht habe die Pflicht, ſich zu lebenden Formen zu bekennen. Der natio⸗ nale und liberale Gedanke im deutſchen Volke ſei das Lebens⸗ ziel der deutſchen Nation. Dr. Streſemann ſchloß mit dem Ausruf: Ich laſſe dich nicht, du ſegneſt mich denn! N3 Demokratiſche Anfragen bei Miniſter Geßler E Berlin, 2. Okt.(Von unſerem Berliner Büro.) Im„B. Reichswehrminiſterium die drei Fragen vor⸗ egt: 1. Iſt es richtig, daß der älteſte Sohn des ehemaligen Krouprinzen zu militäriſchen Dienſtleiſtungen herangezogen worden iſt und wer iſt dafür verantwortlich? 2, Wer hat dem Sohn des ehemaligen Kronprinzen die Manövereinladung zugehen laſſen? N 3. Iſt das alles mit Wiſſen und Genehmigung des Reichs wehrminiſters geſchehen? 5 88 Das Blatt deutet an, daß bei nicht befriedigender Beant⸗ wortung dieſer drei Fragen„eine Klarſtellung auf parlamen⸗ tariſchem Wege“ erfolgen werde. Das ſoll wohl heißen, daß die demokratiſche Reichstagsfraktion beabſichtige, die Angele⸗ genheit im Reichstag zur Sprache zu bringen. 0 ee eeee e. Seeee 1 e ee eeeeee 51 3 9 miniſter dementierte in kategoriſcher Weiſe die in Umlauf ge⸗ der Senatskommiſſion für auswärtige Angelegenheiten nach Polen begeben ſoll, um die politiſchen Verhältniſſe des Landes zwiſchen dieſen beiden Staaten eine Art Locarno zuſtande⸗ alle angeſtellten verſicherungspflichtigen Perſonen ausgedehnt worden. Er iſt weiter ausgedehnt auf die kranken⸗ oder angeſtelltenverſicherungspflichtigen Arbeitnehmer in der Bin⸗ Einbeitslöhnen für jede Klaſſe überzugehen ſei. gegen führten die Beratungen über die Lohnklaſſeneintei⸗ ſonderen Beſtimmungen Kurzarbeiterunterſtützung zu ge⸗ — Baur Geſchichte des Wighllatles Hblätter heraufiſchen. Witzblätter und alles was nach Kari⸗ henehmſte Art iſt man plötzlich mitten drin im kreibt plötzlich Sport, und wenn man lahm wäre und alt iſt. ſeit Jahrzehnten nur an Bitzblättern und Karikaturen. Sie machen mir die verborgenſten Situationen oft mit einem für jenen: das muß 25 Jahre her ſein— mit Feininger über die Straße. b0 aftsrates mit folgendem Ergebnis durchberaten wor⸗ gung. ſich, ſchleimig und unabſchüttelbar, 2. Seite. Nr. 456 Sauerwein über die Politik Vriands M Paris, 2. Okt.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Briands Rückkehr nach Paris belebt die diplomatiſche Tätig⸗ keit in hohem Maße. Briand ſprach geſtern mit dem pol⸗ niſchen Außenminiſter Zaleski über den jüngſt abgeſchloſ⸗ ſenen ruſſiſch⸗litauiſchen Vertrag. Der polniſche Außen⸗ ſetzten Meldungen über eine Mobiliſterung der polniſchen Streitkräfte an der ſowjetruſſiſchen Grenze. Im Laufe dieſer Konferenz wurde beſchloſſen, daß ſich in Kürze ein Mitglied zu ſtudieren und hierüber dem Senatsausſchuß Bericht zu erſtatten. Zaleski verließ geſtern nachmittag Paris und be⸗ findet ſich unterwegs nach Warſchau. Briand erörterte ferner mit dem jugoſlawiſchen Außen⸗ miniſter Nintſchitſch die Lage auf dem Balkan. Seine Beſprechung ſteht im Zuſammenhang mit einem von Briand bereits in Genf diskutierten Plan, der die Annäherung Bul⸗ gariens an Jugoſlawien zum Ziele hat und darauf abzielt, zubringen. Des weiteren erſtrebt die franzöſiſche Diplomatie eine Kräftigung der kleinen Entente durch die Annäherung Bulgariens an Jugoflawien. Die Schwierigkeiten dieſer diplomatiſchen Vermittlungsarbeit tauchten bereits in Genf auf. Briand war nicht imſtande, die Einigung zwiſchen dem bulgariſchen Außenminiſter und Nintſchiſch herbeizuführen und eine bulgariſch⸗jugoſlawiſche Konferenz in die Wege zu leiten. Nintſchitſch kam bei ſeiner Unterredung mit Briand auf dieſe —— zurück und verſprach, daß er die Möglichkeit einer Verſtändigung mit Bulgarien eingehend prüfen werde. Die Frage eines franzöſiſch⸗jugoſlawiſchen Vertrages iſt zwar mit der Umgeſtaltung der jugoflawiſch⸗bulgariſchen Bezie⸗ hungen nicht direkt verknüpft, doch ſcheint die franzöſiſche Diplomatie die Verwirklichung eines Vertrages mit Jugo⸗ flawien nur dann zu empfehlen, wenn ſich die Beziehungen zwiſchen Sofia und Belgrad gebeſſert haben. Die Unterzeich⸗ Rung des Paktes ſteht jedenfalls für die allernächſte Zeit bevor. Spät abends empfing Briand den engliſchen Botſchafter Lord Crewe, der ihm, wie halbamtlich mitgeteilt wird, be⸗ ſtätigte, daß in Livorno über einen engliſch⸗italieniſchen Son⸗ dervertrag nicht geſprochen wurde. Wie Lord Crewe mitteilte, wird Chamberlain auf ſeiner Rückreiſe nach London Paris paſſieren und hier eine wichtige Beſprechung mit Briand haben. Man hat auch den Eindruck, daß mit der Rückkehr Briands die Diskuſſion über die franzöſiſch⸗ deutſche Thoiry⸗Politik in einen neuen Abſchnitt eingetreten iſt. Der dem franzöſiſchen Außenminiſter naheſtehende Publi⸗ ziſt Sauerwein verbrachte, wie man in Preſſekreiſen er⸗ * Geſetzentwurf über die Arbeitsloſen⸗ Verſicherung Der Geſetzentwurf über die Arbeitsloſenverſicherung iſt jetzt vom ſozialpolitiſchen Ausſchuß des Reichswirt⸗ en: Der Kreis der Arbeitsloſen⸗Pflichtverſicherten iſt über die Grenze der Krankenkaſſenverſicherungspflichtigen auf nen⸗ und Küſtenfiſcherei. Die Abteilungen waren einmütig der Anſchauung, daß zum Lohnklaſſenſyſtem a⸗ lung, deren Einheitslöhne und über die Geſtaltung der Hauptunterſtützung und Familienzuſchläge zu keiner Eini⸗ Keiner der von allen Abteilungen hierzu geſtellten Anträge konnte eine Mehrheit erzielen. Die im Geſetzent⸗ wurf vorgeſehene Bedürftigkeitsprüfung wurde als mit dem Verſicherungsprinzip unvereinbar mit 16 gegen 9 Stimmen abgelehnt. An nicht Vollarbeitsloſe nach be⸗ währen, wurde mit 14 gegen 13 Stimmen beſchloſſen. Mit 15 gegen 13 Stimmen wurde ferner beſchloſſen, einem Ar⸗ beitsloſen, der zum zweiten Male ohne berechtigten Grund ihm zugewieſene Arbeit ausſchlägt, den Anſpruch auf Unter⸗ ſtützung für die ganze Zeit ſeiner gegenwärtigen Arbeits⸗ loſigkeit abzuerkennen, ebenſo einen Erwerbsloſen, der ſich weigert, ſich einer Berufsumſchulung oder Fortbildung zu Aunterziehen. Die Pflicht einer Arbeitsleiſtung wurde mit 15 gegen 11 Stimmen auf alle Arbeitsloſen ohne Unter⸗ ſchied des Alters erſtreckt. Die Mittel für die e einſchließlich der Koſten der Arbeitsnachweisämter ſind zu Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) SEtſichtspunkir der Annäherungspolitit zählt, einige Stunden bei Briand und bei dieſer Gelegenheit wurden die Beobachtungen des„Matin“⸗Vertreters während ſeines Berliner Aufenthalts beſprochen. Ein Artikel Sauer⸗ weins im heutigen„Matin“ iſt dazu beſtimmt, die öffentliche Meinung von der irrigen Auffaſſung abzubringen, daß in Thoiry nichts anderes ausgeheckt worden ſei, als ein Privat⸗ geſchäft. In der Hauptſache bekämpft Sauerwein die von den Freunden Poincarés in die Diskuſſion geworfenen Bedenken, daß trotz der Fauſtſchläge des Foch und des Gene⸗ ralſtabschefs Debené das linke Rheinufer vor dem Ablauf der Rückgabefriſt geräumt werden ſoll und zwar gegen eine Reihe finanzieller Zuge⸗ ſtändniſſe Deutſchlands. Der Publiziſt nimmt Briand inſo⸗ fern in Schutz, als er betont, daß es dem franzöſiſchen Außen⸗ miniſter nicht auf ein Finanzgeſchäft oder auf einen Tauſch⸗ handel ankäme, ſondern auf eine großzügige Politik und end⸗ gültige Verſtändigung mit dem Nachbarſtaat.„Mit einer kleinen Zuteilung von zweifelhaften Werten allein wird Briand die Annäherung an Deutſchland nicht vollziehen,“ ſchreibt Sauerwein. Er faßt ſodann die Geſichtspunkte der Annäherungspolitik wie ſie Briand verfolgt, in nachſtehenden fünf Punkten zuſammen: 1. Die franzöſiſch⸗ engliſche Entente lieferte nicht die Reſultate, die man davon erwartete. Beide Mächte zeigten ſich oft unfähig, ihre Ge⸗ ſichtspunkte auszugleichen. Es eutſtand infolgedeſſen für andere Nationen, die ihre politiſchen Richtlinien der engliſch⸗ franzöſiſchen Entente anpaßten, eine große Verwirrung, 2. In der Zwiſchenzeit intereſſierte man ſich immer mehr für Deutſchland, denn das Reich kam wirtſchaftlich und finanziell wieder in die Höhe. Heute ſteht es ſo, daß Deutſchland neben Frankreich und England eine bedeutende Rolle ſpielen kann. 3. Die Politik, die darauf hinausläuft, mit Hilfe einiger europäiſcher Mächte einen dauernden Schutzwall gegen Deutſchland zu errichten, iſt heute nicht mehr möglich. S iſt es umſo weniger, als Frankreich finanziell geſchwächt iſt während Italien und Rußland allzu beunruhigend wirken. 4. Die wirtſchaftliche Annäherung zwiſchen Frankreich und Deutſchland liegt in der Natur der Dinge. Sie hat bereits begonnen und muß bald ausgezeichnete Es iſt nicht möglich, das Problem der interalliierten Schul⸗ den, deſſen Verknüpfung mit der Reparationspfrage offe 3u Tage liegt, in Ordnung zu bringen, wenn nicht Fran eich und Deutſchland gemeinſchaftlich dieſem Ziele zuſtreben. Am Schluß ſeines Artikels hebt Sauerwein hervor, daß weder die Stabiliſierung noch die finanzielle Wiederher⸗ ſtellung ohne Amerika und England möglich ſei, der euro⸗ pääiſche Friede aber ohne Entente mit Deutſchland nicht zu verwirklichen wäre. je einem Drittel durch Beiträge der Arbeitnehmer, der Ar⸗ beitgeber und des Reiches(Länder) aufzubringen. Die Bei⸗ träge der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ſind für das ganze Reichsgebiet einheitlich feſtzuſetzen und in Prozentteilen der Einheitslöhne der feſtzuſetzenden Lohn⸗ und Gehaltsklaſſen zu erheben. Sie dürfen je 1 Prozent für Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht überſchreiten. Soweit hierdurch der Be⸗ darf nicht gedeckt wird, ſoll das Reich bezw. die Länder zu⸗ ſchußpflichtig ſein. Bergarbeiterſtreik und Internationale S London, 2. Okt.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Aus Brüſſel wird gemeldet, daß heftige Auseinanderſetzungen zwiſchen Cook und Hodges auf der Sitzung der Internationa⸗ len Grubenarbeiterföderation ſtattfanden. Die Einzelheiten werden geheim gehalten, doch iſt bekannt, daß das Reſultat ein Sieg Hodges war.„Hier bin ich und hier bleibe ich“, ſagte Hodges lächelnd nach Schluß der Sitzung. Daß die Forderung der britiſchen Delegation, einen internationalen Kohlenſtreik zur Hilfe der ſtreikenden britiſchen Grubenarbeiter zu verlan⸗ gen, abgewieſen wurde, hat hier tieſe Niedergeſchlagenheit in den Kreiſen der Streikleitung hervorgerufen. Man betrachtet die totale Niederlage der Streikenden nunmehr als beſiegelt, Die Abſtimmung der Grubenarbeitervertreter in den Diſtrik⸗ ten über den letzten Regierungsvorſchlag fand erſt an einigen Stellen ſtatt. Soweit ſich bisher erſehen läßt, wird wahrſchein⸗ lich keine Einſtimmigkeit über die Annahme des Vorſchlages zuſtande kommen. Die Streikleitung würde dadurch in eine ſchwierige Lage geraten, da die Regierung erklärt hat, daß ſie ihren endgültig letzten Vorſchlag nicht auf unbeſtimmte Zeit aufrecht erhalten könne. Die Minenbeſitzer hoffen auf ein Scheitern des Regierungsvorſchlages, dem ſie feindlich gegen⸗ überſtehen. Berhör Spruchs fortgeſetzt Am Mittwoch, den 6. Oktober, abends 8 Uhr, findet in der Geſchäftsſtelle Lameyſtr. 17 eine geſellige Zuſammenkunft der Frauengruppe der D. V. P. ſtatt und bitten wir um zahlreiches Erſcheinen.— Taſſen mitbringen.—5 Der Frauenausſchuß. Der Verkauf des Hotels Kaiſerho Berlin, 2. Oktbr.(Von unſerem Berliner Büro.) die Angelegenheit den Reichstag beſchäftigt hat, das kann, falls das Reichsfinanzminiſterium den Weg eines Nachtragsetats wählt. ſchwerlich vor Mitte Novem⸗ ber der Fall ſein. Ein Berliner Blatt behauptet ſogar, was uns freilich nicht einleuchten will, der Reichstag werde wegen Mangel an Beratungsſtoff erſt Ende November zuſammentreten. Der endͤgültige Kauf des Kaiſerhofes aus außerordentlichen Mitteln ohne Nachtragsetat kommt wohl nicht in Frage, da ein ſolches Vorgehen beſtimmt zu ſchweren Angriffen gegen die Regierung führen würde. Die Attien⸗ geſellſchaft, die dem Reich das Hotel zum Kauf angeboten hat, läßt erklären, daß die Kündigung der Angeſtellten bereits zum 31. Oktober nur eine Formſache ſei. Das Perſonal würde im Falle der Schließung anderweitig verwendet oder entſchä⸗ digt werden. Z. Zt. aber wiſſe man noch nicht, was mit dem Kaiſerhof geſchehen werde. Der Betriebsrat des Hotels hat ſich 5 einer Eingabe an Regierung und Parlament ge⸗ wendet. Die Vetriebsſicherheit der Reichsbahn Wie die„Tägl. Rundſchau“ mitteilt, ſind dem interfrak⸗ tionellen Ausſchuß des Reichstags und dem Verwaltungsrat der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft die erſten Berichte der entſandten drei Kommiſſionen übermittelt worden, die die Aufgabe haben, die Betriebsſicherheit der Reichsbahn zu prü⸗ fen. Aus den bisherigen Berichten geht hervor, daß die Be⸗ triebsſicherheit nicht gefährdet iſt. Es wird jedoch vorgeſchla⸗ gen, auf gewiſſen Strecken Bayerns die Fahrgeſchwindigkeit herabzuſetzen, bis der Oberbau in allen Teilen in einen Zu⸗ ſtand gebracht iſt, der den Erforderniſſen der Technik entſpricht. Letzte Melöungen Zum Juwelenraub in der Tauentzienſtraße ſ7J Berlin, 2. Okt.(Von unſ. Berliner Büro.) Durch die Indiskretion eines Berliner Blattes war geſtern abend die Nachricht von der Ueberführung des Juwelenräubers von Breslau nach Berlin und der Ankunft des D⸗Zuges bekannt geworden. Die Folge war, daß eine große Menſchenmenge ſich vor dem Bahnhof Alexanderlatz angeſammelt hatte, um den verhafteten Räuber zu ſehen. Das Gedränge wurde ſchließlich ſo ſtark, daß ein großes Schutzpolizeiaufgebot Ab⸗ ſperrungen vornehmen mußte. Unter den Neugierigen be⸗ fand ſich auch viel zweifelhaftes Geſindel, das bezeichnender⸗ weiſe beim Erſcheinen des Verbrechers ein Hoch auf ihn aus⸗ brachte. Während der ſechsſtündigen Eiſenbahnfahrt iſt das worden. Erſt vor den Toren — Berlins hat er den Beamten ein neues Geſtändnis ab⸗ Ignattiew bei der Ausführung des Verbrechens nicht zugegen war und daß ſeine Angaben hierüber nur ein Märchen wären. In der Tat ſei vielmehr ſein Freund, der 21jährige Schmied Paul Gerlach, beteiligt geweſen. Mit dieſem allein habe er das Verbrechen ausgeführt. Gerlach war bis Donnerstag voriger Woche bei einem Schuhmachermeiſter in Berlin be⸗ ſchäftigt und hat am Tage des Raubüberfalles plötzlich ſeine Arbeit niedergelegt, um angeblich mit Spruch auf die Wan⸗ Der Hamburger Hafenſtreik — Hamburg, 2. Okt. In dem Konflikt der Hafenarbeiter mit den Arbeitgebern hat ſich ſeit geſtern nichts geändert. Die Gewerkſchaftsführer beharren auf ihrem Standpunkt und lebnen die Verantwortung für den begonnenen Streik ab. Zwiſchenfälle haben ſich bisher nicht ereignet. Millionenraub in Paris — Paris, 1. Okt. Auf der Avenue de'Opera ſind geſtern bei hellichtem Tage aus dem Laſtkraftwagen einer Bank über 2 Millionen Franken chineſiſcher Wertpapiere geſtohlen wor⸗ den. Von den Tätern fehlt ſche Spur. ſtoh Von Georg Hermann Och habe von je eine große Freude an Witzblättern. Man kann mich noch heute vor einen Tiſch voll Bücher, Zeitungen und Zeitſchriften ſetzen, und ich werde mir zuerſt die Witz⸗ katur ſchmeckt, hat für mich eine magnetiſche Anziehungs⸗ kraft, ohne daß ich ſelbſt etwa beſonders witzig wäre, oder gar dazu neige, Menſchen, Zuſtände und Dinge zu karikieren. Doch ich liebe wohl die Karikatur deshalb über alles, weil ſie das Leben ſo deutlich macht, und ich liebe ihren Tummelplatz, weil die Kunſt in ihnen in Wort und Bild ſo unerhört eng mit dem Daſein in Verbindung ſich ſetzt. Man ſchlage nur ein gutes Witzblatt auf, und auf die an⸗ Leben— und ar in dem pulſierenden Leben von heute und morgen. Man Man fährt im Auto, und wenn's nicht zur Straßenbahn reicht. Man beſucht Theater, Kino, Bars, wenn man kaum den Groſchen, für Aſchinger hat. Man hört das Neueſte; lacht über den Spießer; liebt und reiſt, wird enttäuſcht, blamiert, vom Daſein geſchunden,— und küßt ihm dabei doch immer wieder die Hände. AUnd nicht nur die intimſte Kenntnis des Alltags verdanke ich dem Studium der Witzblätter. Politiſch erziehe ich mich Wott deutlich, und die Zeichner ſymboliſieren ſie mir un⸗ vergeßlich.— Mein Freund Feininger zeichnet als Titelbild für die„Luſtigen Blätter“ bei irgend einer fatalen Situation Nante von Bulgarien. Seine Naſe liegt als Rieſenggurke auf einem Teller, und auf dieſer Gurke ſchiebt eine Schnecke entlang. Aber Nantes kleine Augen gucken ganz erſtaunt von weit hinten aus einem verängſtigten Geſicht über den Rand des Tellers fort auf dieſe Schnecke. Heute in Mergentheim wird vielleicht der Exkönig dieſe Karikatur verſtehen, die damals wie eine Blasphemie ſchien. Wie nah dieſe Karikariſten dem Leben ſind! Ich gehe— „Wo haſt Du nur dieſe Unſumme von Typen auf Deinen Zeichnungen her?“ frage ich.„Oah,“ die ſieht man doch“, meinte er erſtaunt, mit ſeinem nie zu verleugnenden Nankee⸗ 0 4 3 — b ton...„Erinnerſt Du Dich an jenen amüſanten, alten Mann, der eben an uns vorbeiging?... Der ſah ſo aus!“ Und mit der gleichen müheloſen Sicherheit, mit der unſereiner ſeinen Namen ſchreibt, ſchreibt er— während des Gehens! — mit zehn Strichen auf einen kleinen Block das Geſicht, den Charakter, den Steckbrief dieſes alten Sonderlings, der eben im Straßengewühl ganz unauffällig an uns vorüberſtreifte. ch bin auf einer Karikariſtenausſtellung mit Wiſkelm Schulz. Neben uns ſteht Franz Jüttner.„Hören Sie, Jütt⸗ ner,“ ſagt Schulz,„ich muß heute Ahlwardt zeichnen. Wie ſieht der eigentlich aus?“ Und Jüttner zieht einen Notiz⸗ block, und mit der Schnelligkeit, mit der ein Arzt ein Rezept ſchreibt und dabei die Doſierung genau im Kopf hat— 0,61 von dem, 0,4 von jenem— ſchreibt er mit klaren Strichen, bis auf die Grübchen, den Rektor aller Deutſchen hin und reicht Schulz das Blatt herüber. Welch eine Verbundenheit mit dem Leben! Lange bevor die einzelnen Typen Heilemanns, elégant und etwas verdorben,... die Männer: Eyniker, Börſen⸗ jobber und Konjunkturjäger oder nur Spießer Frauen, die vom Geliebten zu der Modiſtin und von der Modiſtin zum Geliebten gingen(man verſtand garnicht, wo ſie noch die Zeit zu Diners und Premieren hernahmen?!) und die doch beide dabei„Geſellſchaft“ waren,„Damen“ und „Herren“ und die außerdem die erſten Sͤortfiguren waren, wie ſie heute alltäglich geworden ſind.. lange bevor ſie über die Seiten des Witzblattes zogen, kannte ich ſie ſchon vom Pflaſter des Kurfürſtendammes her. Und ich wußte genau, welche Heilemann nun wieder aufs Korn nehmen würde. Wieviele der Kartons habe ich bei meinen Freunden entſtehen ſehen, bei Feininger, bei Chriſtophe, bei Wellner und wem noch alles. Die erſten, und ſchon ſo ſicheren Geh⸗ verſuche Zilles, der heute eine Weltberühmtheit iſt, habe ich begrüßt vor mehr als 25 Jahren. Ich habe Begabungen kommen und gehen ſehen. Denn dauernde und gute Be⸗ gabung für Karikatur iſt ſeltener als die für Violineſpielen. Da tauchte z. B. eine Zeichnung auf, auf der ein Bildhauer mit übergroßen Händen(die doch ganz Taſtnerv geworden ſind!), eine Büſte befingert, d. h. er berüfrt ſie, oßne ſie zu be⸗ rühren. Es war das erſte Blatt. mit dem Trier in den Luſtigen Blättern“ an die Oeffentlichkeit trat. Diefer famoſe ideenreiche Zeichner, der aus dem ganzen Leben ein holz⸗ geſchnittenes Kinderſpielzeug macht und aus dem tragiſchen politiſchen Welttheater eine Marionettenbühne. Och habe mir oft überlegt, warum Deutſchland nicht mehr S. echte Witzblätter trägt. Aber es trägt ſie nicht auf die Dauer. Eigentlich iſt es nur eines in Norddeutſchland und eines in Süddeutſchland, das zählt. Die Erklärung dafür iſt ganz ein⸗ fach. Man nehme eine Lupe, ein Brennglas, halte es in die Sonne, und ſämtliche Strahlen des Lichtkegels werden eben nur auf einen Punkt fallen müſſen. Da wird das Licht ge⸗ ſammelt, und zwar in ſolcher Schärfe und Helligkeit vereint, daß es ſogar in Brand ſetzen kann. Und ein zweites habe ich mich immer wieder gefragt:„Wie kommt es nur, daß ein Blatt ſtets es ſelbſt bleibt?“—„Geiſt⸗ reich“, ſagte Nietzſche,„iſt nur der, der hin und wieder Geiſt“ hat. Vielfach machen ſich die Zeichner die Unterſchrif⸗ ten ſelöſt, wie Simmel, Zille und Th. Th. Heine. Und welche Fülle! Wer einmal hinter die Kuliſſen geſchaut, weiß, wieviel da noch verworfen wird, das uns ganz ſchlagend erſcheint. Wie genau wiſſen ſie alle der Zeit den Puls zu fühlen. Wie eng ſind ſie mit dem Leben verbundenl Ich kenne den Oſten Ber⸗ lins nur durch Zille. Genau wie das Freibad. Den Borſport nur durch Simmel. Und ich kann beide nicht beſſer kennen, und wenn ich Jahre meines Lebens auf ſie verwandt hätte. Aber wie kommt es doch trotzdem, daß ſie nie veralten, nie ſich wiederholen, nie hinterherhinken?! Ja das kommt vielleicht nur daher, weil die kleine Welt des Alltags, der Sitten und Unſitten und die große Welt der Politik ſich ſtändig und eben faſt unmerklich wandelt. Eigentlich ſind ſie ja nur die Leute, die dieſe Lupe halten. Die Strahlen fallen— ohne ihr Zutun— durch die Lupe hindurch. Es fragt ſich bei ihnen nur, wie lange ihre Hände und ihr Geiſt eben feſt ſind und nicht zittrig werden. Denn dann gibt es eben keine Brennpunkte mehr, ſondern nur unregelmäßige und huſchende Kringel, die den, der hinblickt, ſchnell ermüden. Vier Jahrzehnte haben nun Zeichner, Redakteure und Mitarbelter in den„Luſtigen Blättern“ die Zeitlupe in feſten und ſichern Händen gehalten, und immer iſt der Lichtkegel ſcharf und klar, brennend und luſtig hindurch⸗ gefallen. Von Woche zu Woche ſind ſie ein Stückchen weiter gekommen. Und dabei hat's doch ſolch Witzblatt nicht leicht. Es ſteht immer, ſozuſagen, mit einem Fuß beim Staatsanwalt. Was hat's z. B. erſt gekoſtet, bis es einmal die Perſon Wil⸗ helms U, überhaupt in die Debatte ziehen durſte. Vierzig Jahre„Luſtige Blätter“! Das ſind nun vierzig Jahre deut⸗ ſcher Kulturgeſchichte und vierzig Jahre Entwicklung Berlins und vierzig Jahre politiſche deutſche Geſchichte im Brennſpiegel. Es iſt die Selbſtperſiflage des Tages. Und das immer wieder Sich⸗ſeiner⸗ſelbſthewußtwerden der ganzen buntſcheckigen Ge⸗ ſellſchaft. Es iſt das Spottlied hinter dem der Zeit und der Trauerſchoppen nach dem Leichenkondukt.——— Das Schickſal des Kaiſerhofes wird ſich erſt entſcheiden, wenn ordnungsmäßigen Jgelegt. Er gab an, daß ſeine geheimnisvolle Freundin Sonja derſchaft zu gehen. Die Kriminalpolizei fahndet jetzt nach Gerlach. — S ** Samstag, den 2. Oktober 1926 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 456 Mannheim am Wochenend Wie funktionieren die öffentlichen Uhren in Mannheim? Im allgemeinen genau in der Innenſtadt, weniger zufriedenſtellend in den Außenbezirken— Praktiſche und theoretiſche Fortbildungskurſe für die erwerbsloſe Ingend unter 21 Jahren Zeit iſt Geld! Unter dieſer Ueberſchrift brachten wir heute vor acht Tagen unter den„Briefen an die Neue Mann⸗ heimer Zeitung“ eine Beſchwerde, die ſich mit der Ungenauigkeit der öffentlichen Uhren beſchäftigte. Wir haben uns daraufhin veranlaßt geſehen, die behördlichen und privaten Uhren in den Hauptſtraßen einer Kontrolle zu unterziehen, die im allgemeinen befriedigend ausgefallen iſt. Von einigen Ausnahmen abgeſehen, ſtimmte die angezeigte Zeit genau überein. In mehreren Fällen iſt eine Differenz von einer Minute feſtzuſtellen. Den größten Unterſchied entdeckten wir an einem Weinlokal in der Ober⸗ ſtadt. Hier ging die elektriſche Uhr, die über dem Eingang den ein⸗ und ausgehenden Gäſten die Zeit anzeigt, 3 Minuten zu ſpät. Vielleicht ſagt ſich die Uhr: 3 Minuten ſpielen beim Früh⸗ oder Dämmerſchoppen keine Rolle. Du brauchſt in⸗ folgedeſſen nicht ſo guf die Sekunde pünktlich wie die Kollegen zu ſein, die an der Poſt oder am Rathausturm weithin ſicht⸗ bar ihre Zeiger recken. Uhrmacher und Juwelier Feſenmeyer in P1, 3 (Breiteſtraße) legt Wert auf die Feſtſtellung, daß der Ein⸗ ſender nicht ſein Geſchäft gemeint haben kann, als er be⸗ merkte, in der Nähe des Paradeplatzes hinke ſeit Wochen eine elektriſche Uhr elf Minuten hinter der mitteleuropäiſchen Zeit her. Wir haben uns ſelbſt davon überzeugt, daß die vor dem Feſenmeyerſchen Geſchäft angebrachte elektriſche Uhr, die an die ſtädtiſche Zentrale angeſchloſſen iſt, auf die Sekunde mit den übrigen ſtädtiſchen Uhren übereinſtimmt. Es wäre übrigens keine gute Empfehlung für ein Uhrengeſchäft, wenn gewiſſermaßen das Firmenſchild eine Unſtimmigkeit aufwei⸗ ſen würde. Herr Feſenmeyer erhält für ſeine Uhren täglich die genaue Zeit von der Sternwarte in Heidelberg. Wenn ſich zwiſchen den Uhren im Laden und der großen vor dem Eingang eine Differenz ergeben ſollte, braucht er nur die zuſtändige ſtädtiſche Stelle anzurufen und die Unſtimmigkeit iſt nach längſtens einer Viertelſtunde beſeitigt. Auf den Planken ſelbſt(E 2) iſt die elektriſche Uhr 11 Minuten nachgegangen. Aber da ſie entfernt wurde, irritiert ſie nicht mehr die Paſ⸗ ſanten. An der Ecke vom Kaſino am Markt zeigte ſchon ſeit Wochen eine elektriſche Uhr eine falſche Zeit an, weil ſie ſtillſtand. Jetzt hat man das Zifferblatt mit einem Pa⸗ pierſtreifen überklebt. Es iſt zu hoffen, daß dieſe Uhr recht bald repariert wird, denn es iſt ein Unding, daß öffentliche Uhren falſch oder garnicht gehen. Von einem Leſer unſeres Blattes werden wir darauf auf⸗ merkſam gemacht, daß in der Neckarſtadt die Genauigkeit der öffentlichen Uhren ſehr zu wünſchen übrig läßt. Von der Mittelſtraße bis zur Friedrichsbrücke hat er nicht weniger als vier Stück feſtgeſtellt, die in der Zeitangabe nicht überein⸗ ſtimmen. Davon gehört je eine der Staats⸗ und Nebenbahn. An manchen Tagen beträgt der Unterſchied bis zu 5 Minuten Eine elektriſche Uhr in der Nähe des Apollotheaters geht im Monat an höchſtens zwei Tagen richtig. Der Unorientierte wird fragen: Wer reguliert denn nun eigentlich die ſtädtiſchen Uhren? Darauf iſt nach unſeren Informationen folgendes zu ant⸗ worten: Die ſtädtiſche elektriſche Uhrenanlage wird durch die im Trauſaal des alten Rathauſes aufgeſtellte Zentraluhr betrieben, die mit einem Nickelſtahlpendel ausgerüſtet iſt und deshalb einen auf die Sekunde genauen Gang gewährleiſtet. Die Zeitangabe dieſer Uhr wird regel⸗ mäßig nach der Zeitangabe der Sendeſtation in Nauen kon⸗ trolliert. Dies geſchieht durch den Radio⸗Aufnahmeapparat des ſtädtiſchen Maſchinenamtes in der ehemaligen Dragoner⸗ kaſerne. Mit der Zentraluhr ſind 17 Säulen⸗ und Ausleger⸗ uhren in den Straßen, außerdem etwa 50 Uhren an ſtädtiſchen Gebäuden und etwa 100 Uhren in Wohnhäuſern, Bürogebäu⸗ den und Fabriken durch elektriſche Leitungen verbunden. Alle dieſe Uhren werden durch die von der Zentraluhr erteilten Stromimpulſe in genau ſynchronem Gange erhalten. Wenr demnach eine öffentliche Uhr keine genaue Zeit anzeigt, dann iſt anzunehmen, daß ſie an die ſtädtiſche Zentraluhr nich! angeſchloſſen iſt. Der Leiter des ſtädtiſchen Maſchinenamtes iſt dankbar für jede Anzeige, da er mit uns auf dem Stand⸗ punkt ſteht, daß öffentliche Uhren unbedingt auf die Sekunde genau gehen müſſen. Bei dieſer Gelegenheit möchten wir die Poſtbehörde darauf aufmerkſam machen, daß die Lichtuhr, die unter der Kontaktreklame an 0 Paradeplatzfront der Hauptpoſt angebracht iſt, ſchon lange Richt mehr richtig funk⸗ tioniert. Man ſollte hier einmal nach dem Rechten ſehen. Mit Rieſenſchritten nähern wir uns der winterlichen Jah⸗ reszeit. Die ſonnigen, warmen Herbſttage ſind durch trübes, regneriſches, kaltes Wetter abgelöſt worden. Der Ofen, der bisher unbeachtet in der Ecke ſtand, kommt wieder zu Ehren. Wie werden wir über den Winter hinwegkommen? Das iſt die bange Frage, die unwillkürlich geſtellt wird, wenn man vernimmt, daß die Nannheimer Arbeitsloſen⸗ ziffer keine beträchtliche Abnahme zeigen will. Wie ſehr das Arbeitsloſenproblem im Mittelpunkt aller Erdenſorgen ſteht, zeigen die Einſendungen, die uns zugegangen ſind, als das Thema der Entfernung aller weiblichen Perſonen, die nicht unbedingt auf Verdienſt angewieſen ſind, aus den öffent⸗ lichen und privaten Betrieben angeſchnitten wurde.„Dem Manne der Beruf!“ Dieſer Notſchrei wird wohl noch oft im Laufe des Winters ausgeſtoßen werden. In den„Briefen an die Neue Mannheimer Zeitung“ veröffentlichen wir in dieſer Nummer wieder Einſendungen, die ſich mit dieſer im⸗ mer brennender werdenden Frage beſchäftigen. Jeder gerecht Denkende wird die Berechtigung der Forderung anerkennen müſſen, daß alle weiblichen Perſonen, die durch männliche erſetzt werden können, aus den Betrieben verſchwinden müſ⸗ ſen, allerdings mit der Einſchränkung, daß weibliche Ange⸗ ſtellte und Arbeiterinnen, die Angehörige ernähren müſſen, von der Entlaſſung auszunehmen ſind. Es bleiben noch genug Berufszweige übrig, die infolge ihrer Eigenart von männ⸗ lichen Perſonen nicht beanſprucht werden können. Die ſchlechte wirtſchaftliche Lage hat nicht nur die älteren Angeſtellten und Arbeiter, ſondern auch die Jugendlichen in eine ſchlimme Situation gebracht. Im Stadtgebiet ſind etwa 2400 Facharbeiter unter 21 Jahren arbeitslos Dazu kommen etwa 500 ungelernte Arbeiter. Die Stadtverwaltung iſt bemüht, dieſen bedauernswerten jungen Leuten, unter denen ſich eine große Anzahl befindet, die ſchon ein halbes Jahr und länger oder ſeit Beendigung der Lehr⸗ zeit beſchäftigungslos ſind, die beruflichen Kenntniſſe durch praktiſche und theoretiſche Kurſe zu erhalten. Die praktiſche Fortbildung iſt in Verbindung mit der Gewerbe⸗ ſchule in Form eines Werkſtattunterrichts vorgeſehen der durch die Fachlehrer der Gewerbeſchule erteilt werden ſoll. Man beabſichtigt, derartige Kurſe für Elektromonteure, Elektromechaniker, Kunſtgewerbler(Schmiede, Schloſſer, Ziſe⸗ leure, Graveure), Maler und verwandte Berufe, Buchbinder, Former und Kernmacher, Spengler, Gas⸗ und Waſſer⸗Inſtal⸗ lateure, Bau⸗ und Möbelſchreiner, Tapezierer, Polſterer und Dekorateure einzurichten. Die Teilnahme an dieſen Kurſen iſt freiwillig. Leider kann dieſer Werkſtattunterricht, weil nicht genügend Räume zur Verfügung ſtehen, nur einer be⸗ ſchränkten Zahl von Arbeitsloſen unter 21 Jahren erteilt werden. Da jeder Kurs nicht mehr als 15 Schüler bei einem Wochenunterricht von 3 Stunden umfaſſen darf, kann im ganzen über etwa 375 Teilnehmer nicht hinausgegangen wer⸗ den. Das iſt ſelbſtverſtändlich bei etwa 2400 arbeitsloſen Fach⸗ arbeitern viel zu wenig. Man darf erwarten, daß die Stadt⸗ verwaltung bald Mittel und Wege zum weiteren Aus⸗ uau der Kurſe findet. Die Koſten werden vollſtändig aus den Mitteln der Erwerbsloſenfürſorge beſtritten. Der Ver⸗ waltungsausſchuß des Arbeitsamts hat bereits ſeine grund⸗ ſätzliche Zuſtimmung zur Einrichtung der Kurſe gegeben. Die Zuſtimmung des Landesamts für Arbeitsvermittlung liegt ebenfalls vor. Die Kurſe, die auf den Vor⸗ und Nachmittag verteilt ſind— man mußte hierbei auf die Lehrkräfte Rück⸗ ſicht nehmen, die die Gewerbeſchule zur Verfügung ſtellt— werden Mitte Oktober beginnen. Wer ſich gemeldet hat, muß durchhalten. Pflichtverletzungen können eventl. mit der Ent⸗ ziehung der Erwerbsloſenunterſt⸗tzung geahndet werden. Ar⸗ beitsaufnahme iſt ſelbſtverſtändlich ein Grund zur Aufgabe des Beſuchs des Unterrichts. Eine ähnliche Einrichtung wie für die Facharbeiter iſt auch für die männlichen und weiblichen kaufmän⸗ niſchen Angeſtellten vorgeſehen. Eine Umfrage hat er⸗ geben, daß ſich für die Unterrichtskurſe, die nach dem Muſter der von Januar bis kurz vor Pfingſten abgehaltenen veranſtaltet werden ſollen, 299 männliche und 142 weibliche Angeſtellte intereſſieren. Da an den Sommerkurſen 322 Per⸗ ſonen teilnahmen, iſt alſo eine nicht unweſentliche Steigerung der Frequenz feſtzuſtellen. In der Hauptſache wird Unterricht in fremden Sprachen gewünſcht. 124 Perſonen haben ſich hierzu gemeldet. Zum Unterricht in Einheitsſtenographie haben ſich 147 und in Maſchinenſchreiben 108 männliche Per⸗ ſonen gemeldet. Von den weiblichen Angeſtellten wollen ſich 107 in Kurzſchrift und Maſchinenſchreiben weiterbilden. Die Kurſe werden im Benehmen mit der Handelsſthule und den Stenographenvereinen, die die Einheitsſtenographie lehren, durchgeführt. Auch gier ſind Unterricht und Lehrmittel frei. Außerdem erhalten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die in den Vororten wohnen, freie Fahrt auf der Straßenbahn. Der vorgeſehene theoretiſche Un⸗ terricht für die ungelernten jugendlichen Ar⸗ beiter und teilweiſe auch für Facharbeiter umfaßt Deutſch, Rechnen, Wirtſchaftslehre, Bürgerkunde, Staatsverfaſſung uſw. Die allgemein bildenden Vorträge, die ebenfalls in das Programm dieſer theoretiſchen Weiter⸗ bildung der Erwerbsloſen aufgenommen wurden, ſind ſchon im Gange. Dr. Strübing hat bereits elf Vorträge in der Kunſthalle über deutſche Städte gehalten, die hiſtoriſche und kulturelle Bedeutung haben. Dr. Hartlaub ſpricht über deutſche Maler. Bisher wurden Böcklin, Anſelm Feuerbach, Trübner und Laibl in ihrer charakteriſtiſchen Eigenart ge⸗ würdigt. Am nächſten Dienstag folgt Hans Thoma. Die Ge⸗ ſellſchaft der Aerzte hat ſich bereit erklärt, Redner zu Vorträgen über geſundheitliche Fragen zu ſtellen. Muſikſchriftſteller Eberts hat zugeſagt, daß für den Beſuch der Sinfoniekonzerte—300 Freikarten zur Verfügung ſtehen. Mitte Oktober findet das erſte Konzert ſtatt, zu dem die jugendlichen Erwerbsloſen unentgeltlich Zutritt haben. Die Beſichtigung von Muſeen iſt für die Schüler und Schülerinnen vorgeſehen, die ſich mit Eifer und Fleiß am Unterricht beteiligen. Die Vorträge können von Perſonen im Alter bis zu 25 Jahren beſucht werden. Die Frequenz betrug bisher 200—250. Für die Schüler, die an Oſtern die Schule verlaſſen, ſind wieder berufskundliche Vorträge von Handwerksmeiſtern vorgeſehen. Die Vortrüge werden Ende Oktober im alten Rathausſaal beginnen. In jeder Woche ſollen zwei Vorträge gehalten werden. Man erſieht aus dieſen Mitteilungen, daß die Stadtver⸗ waltung bemüht iſt, zur Weiterbildung der jugendlichen Er⸗ werbsloſen ihr Möglichſtes beizutragen. Das weſentliche iſt, daß die jungen Burſchen und Mädchen ihre freie Zeit nutz⸗ bringend verwerten und auf dieſe Weiſe davor bewahrt wer⸗ den, dem Müßiggang anheimzufallen. Richard Schönfelder. Kommunale Chronit Der Biebricher Bürgermeiſter zwangspenſioniert * Biebrich, 2. Okt. Der bisherige Bürgermeiſter Scheff⸗ ler von Biebrich, ein früherer Nachtwächter, der durch ſeine Lebenshaltung viel Aufſehen erregt hatte, wurde durch Be⸗ ſchluß der letzten Stadtverordnetenſitzung mit einem jähr⸗ lichen Ruhegehalt von 4000 Mk. penſioniert. * E. Doſſenheim, 2. Okt. In der jüngſten Sitzung des Gemeindeparlamentes, unter dem Vorſitz von Bürgermeiſter Böhler, wurde als Hauptpunkt der Gemeidevoran⸗ ſchlag 1926/7 beraten. Die Debatte wurde ſehr lebhaft ge⸗ führt. Bei einem großen Teil der Ausſchußmitglieder zeigte ſich Unwillen über die Höhe des Umlagefußes. Dieſer mußte entſprechend einer Einnahme von 284617 Mk. und einer Aus⸗ gabe von 233 382 Mk. auf 55 Pfg. je 100 Mk. Steuerwert feſt⸗ geſetzt werden, Da der Fehlbetrag mit 52 765 Mk. um 14190 Mark höher liegt als im Vorjahre, mußte ſelbſtverſtändlich eine Steigerung der Umlage eintreten. Bei der endgültigen Abſtimmung wurde die Vorlage bei Stimmengleichheit mit der Stimme des Vorſitzenden ſchließlich angenommen. Die übrigen Punkte: Feſtſetzung der Fleiſchſchaugebühren, Geneh⸗ migung eines außerordentlichen Holzhiebes, Veräußerung eines Grundſtückes und Uebernahme einer Bürgſchaft von 5000 Mk. wurden ebenfalls angenommen.— Die ſchlechte Waſſerverſorgung des Unterdorfes und die mangelnde Kana⸗ liſation in einem Teil der Gemeinde wurden heftig kritiſiert und Abhilfe verlangt. — finden schnell: -Smal so susgiebig wie Bohnenkaffee und Malzkaftee ist Quieta. Er ergibt stets guten, billigen und dabei selbst Kindern u. Kranken bekömmlichen Kaffee. Lur iu Paketen: Gold 120 Pig., Geib 90 Pig., Rot 55 Pig., Grün 28 Pfg. Vierzig Jahre, welche Reihe von Zeichnern und Mitar⸗ beitern. Jeder hatte da ſeine Domäne. Selbſt in der Welt, in der man ſich nicht langweilt, gibt es noch Nuancen. Heilemann und Ehrenberger, Wennerberg, Geſtwicki, Heiligenſtaedt und Gino von Finetti... jeder kennt andere Typen von Eleganz, jeder iſt Maler von anderen Steuerſtufen und anderen Geſell⸗ ſchaftsklaſſen. Walter Trier, W. A. Wellner, Paule Simmel und Zille; auch ſie begegnen ſich nie, wenn ſich auch ihre Kreiſe oft ſchneiden. Und welche Fülle von großen Namen haben dem Werk in den vierzig Jahren, auf länger oder vorübergehend, ihre Dienſte geleiſtet. Der famoſe Tierzeichner Peterſen mit ſeiner däniſchen Schalkhaftigkeit. Glänzende und graziöſe Franzoſen, ſpätere Akademiepräſidenten, wie L. Manzel. Faſt alle bekannten Humoriſten der Feder, Moßkowski, Presber, Mühlenſchulte, Roellinghoff, Roda Roda, Hans Rei⸗ mann, Zetterſtröm uſw. haben ſich, vorübergehend oder oft, von dieſem Forum aus an eine breite Menge gewandt. Sie taten es gern, eben weil ſie fühlten, daß ſie hier mit dem Leben des Tages in engeren Kontakt treten konnten als ſonſt an irgend einer anderen Stelle. Und weil ſie weiter er⸗ kannten, daß es die Aufgabe des Witzblattes in der Welt iſt, das Heute zu belachen, zu begraben und das Morgen vorzubereiten. Jan Kubelik Zu ſeinem bevorſtehenden Auftreten in Mannheim Jan Kubelik wurde am 5. Juli 1880 in Michle bei Prag geboren. Sein Vater war Küſter und Muſiker. Er ent⸗ deckte alsbald die außergewöhnliche muſikaliſche Begabung ſeines Sohnes und begann das ſechsjährige Kind im Violon⸗ ſpiel zu unterrichten. Ein Jahr ſpäter gewährte er ſeinem Sohn einen gründlicheren Muſikunterricht und der kleine Jan machte derartige Fortſchritte, daß er bereits in ſeinem achten Lebensjahre gelegentlich eines öffentlichen Konzertes in Prag auftrat und durch die erzellente Bravour im Vor⸗ trag von Kompoſitionen von Wieniawski und Vieuxtemps die allgemeine Aufmerkſamkeit der Oeffentlichkeit auf ſich und ſein außergewöhnliches Talent lenkte. Im Jahre 1892 wurde Kubelik in das Prager Konſervatorium aufgenom⸗ men. welches er im Jahre 1898 mit Auszeichnung abſolvierte. Mit ſeiner einfachen Violine, unbekannt und mittellos, begab er ſich nach Wien, wo er beſcheiden debütierte, durch ſein Spiel jedoch eine derartige Senſation erweckte, daß er gezwungen war, dort ein paar Konzerte zu geben. Der Muſik⸗ kritiker Richard Heuherger ſchrieb damals in der„Neuen Freien Preſſe“:„Im Mittelalter hätte man Kubelik als Zau⸗ berer verbrannt.“ Kubelik erhielt als Geſchenk eine Quar⸗ * nerius⸗Geige, mit welcher er dann ſeine erſte Tournee an⸗ trat. Am Anfang der Saiſon 1898 debütierte Kubelik in Budapeſt mit einem derartigen Erfolge, daß er vierzehn Konzerte bei völlig ausverkauften Häuſern geben mußte, und es gab in ganz Budapeſt keinen Saal, der all' diejenigen hätte faſſen können, welche von Nah und Fern kamen, um den jungen Künſtler zu hören oder wenigſtens zu ſehen. Der Muſikkritiker Auguſt Bahr ſchrieb im„Peſter Lloyd“:„Ku⸗ belik beginnt dort, wo andere aufzuhören pflegen.“ Nach ſeiner Rückkehr nach Wien veranſtaltete er dort in kurzer Zeit ſieben große Konzerte hintereinander unter einem ganz außergewöhnlichen Andrang des Publikums. Der Muſik⸗ referent der„Neuen Freien Preſſe“ ſchrieb:„Seit dem Tode des berühmten Paganini hat man eine derartige Erſcheinung nicht wahrgenommen“, und der berühmte Kritiker Max Kal⸗ beck ſchrieb im„Neuen Wiener Journal“:„Kubelik verſtand es, wie noch keiner vor ihm, ſich mit einem Schwung an die Spitze von allen Violin⸗Künſtlern zu ſtellen.“ Seit der Zeit feierte Jan Kubelik einen Erfolg nach dem anderen. Seine Tournee durch Oeſterreich, Rumänien, Italien, Spanien, Portugal, Belgien, Schweden, Frankreich und England war triumphal. Ueberall erweckte er Senſation, Bewunderung und Erſtaunen. Seine Londoner Verehrer überreichten ihm eine ſchöne Stradivariusgeige. Die Londoner Philharmonie ernannte ihn zum Ehrenmitglied, eine Auszeichnung, die wohl wenigen Künſtlern zuteil wurde, und erteilte ihm die große goldene Beethoven⸗Medaille. Kubelik wurde bereits in ſeinem jugendlichen Alter durch vielfache Auszeichnungen überhäuft; ſo wurde er von der franzöſiſchen Republik durch den Orden Legion'honneur und durch Palmes'officier de'Académie ausgezeichnet, außerdem wurde er mit zahlreichen Orden von faſt ſämtlichen europäiſchen Höfen dekoriert. Seine Erfolge in England fan⸗ den einen Widerhall auch in Amerika, wohin ſich Kubelik ein Jahr darauf begab. Die Triumphe, die er hier feierte, laſſen ſich nicht beſchreiben, ſie ſind einfach unglaublich. In Rußland feierte Kubelik Erfolge, wie ſie, Rubinſtein aus⸗ genommen, bisher niemand erzielte. In einigen Stunden waren auch die größten Konzertſäle ausverkauft. Der Zar lud ihn in ſein Palais ein und dekorierte ihn mit dem Orden der hl. Anna. Im Jahre 1907 unternahm Jan Kubelik eine Reiſe um die Welt, indem er Nordamerika(Vereinigte Staaten und Kanada), Honolulu, Auſtralien und Neu⸗Zeeland durch⸗ kreuzte. Dieſe Tournee dauerte volle 12 Monate. Während dieſer Zeit ſpielte Kubelik 212mal und erzielte überall un⸗ erhörte Erfolge. Gleich ſein erſtes Konzert im Newyorker Hippodrom wurde von 5325 Perſonen beſucht. In Sidney und Melbourne gab Kubelik eine Serie von Konzerten. Die ſtädtiſchen Behörden in Auſtralien veranſtalteten ihm zu Ehren eine feierliche Reception in Town Hall. Die Monate Juni, Juli, Auguſt verbrachte Kubelik in Südamerika. Der Erfolg dieſer Tournee war enorm und dem Künſtler wurde ein neuer Vertrag angeboten und zwar für 100 Konzerte in Süd⸗ und Mittel⸗Amerika während der Jahre 1912 und 1913 unter glänzenden Bedingungen, welche Kubelik akzeptierte. Am Schluſſe des Jahres 1910 gelang es Jan Kubelik, für eine ungeheure Summe die Geige„Emperor“ zu gewinnen, welche zuſammen mit„Meſſie“ und„Allard“ die drei aller⸗ ſchönſten Stradivarius⸗Inſtrumente der Welt bildet. Während des Weltkrieges begab ſich Jan Kubelik auf ſeinen Grundbeſitz und widmete ſich der Kompoſition. In dieſer Zeit wurden ſeine vier Violin⸗Konzerte komponiert, von denen er die drei erſten in einem Prager Konzerte, das ſeinen eigenen Kompoſitionen gewidmet war, ſpielte und ſo⸗ fort ein Renommee eines talentierten Komponiſten errang. Im Jahre 1920 und 1921 beſuchte Jan Kubelik zum achten Male Nordamerika und wurde überall enthuſiaſtiſch aufge⸗ nommen. Seine ungeheuren Erfolge in Amerika wichen alsbald neuen glänzenden Triumphen in England, wo der Meiſter in den Jahren 1921—22 konzertierte. Zu Beginn 1923 veranſtaltete Jan Kubelik in Prag fünf Konzerte und ſpielte dabei ſein viertes Konzert Bedur, welches von der Kritik als eines der ſchönſten Werke der modernen Muſik gerühmt wird. Das Intereſſe für Kubeliks Konzerte war ungeheuer, jedes Konzert war in einigen Stunden auf eine bloße Zeitungsanzeige hin ausverkauft. Die Erfolge des Meiſters waren derart, daß die geſamte Kritik konſtatierte, daß Kubelik durch ſeine gegenwärtigen Leiſtungen alle vor⸗ herigen übertrifft. 3 * „Vom Kölner ſtädtiſchen Schauſpielhauſe. Raynals Tra⸗ gödie„Das Grabmal des unbekannten Solda⸗ ten“ löſte auch bei der am Mittwoch erfolgten Kölner Erſt⸗ aufführung tiefgehende Eindrücke aus. Alfons Godards Spielleitung hat dem Pſuchologiſchen dieſes Stückes ein feines Verſtändnis entgegengebracht und alles Neußerliche recht ſchlicht und natürlich angeordnet. So konnte die von den knap⸗ pen Vorgängen, von den Wahrheiten der Dichtung ausſtrah⸗ lende Stimmung eine ſtetige Steigerung erfahren und da die Herren Adolf Manz(Soldat) und Richard Aßmannalder Vater) Ausgezeichnetes boten, während Frau Dora Her⸗ wellys Temperament und Ausdruckskraft ſich am Geiſte ihrer Aufgabe als Aude zu immer intenſiverer Wärme ent⸗ zündeten, gab es für Werk und Darſtellung einen ſehr großen Erfolg. 0„ Seeeee e Seeen e eeee eeere ————— * 1 Seite. Nr. 486 — Neue Maunheimer Zeiiung(Abend⸗Ausgabe) Samstag, den 2. Oktober 1926 Stäotiſche Nachrichten Menſch und Mimitry Sonntagsgedanken Ein Schmetterling ſitzt auf einem Blatt. Schaut nur, wie glücklich ſeine Färbung iſt, man könnte ihn kaum ſehen wenn man nicht verfolgt hätte, wie er dahingeflogen iſt! Wunderbar ſorgt die Natur für ihre Geſchöpfe, damit ſie ſich nicht gegenſeitig vernichten. Eine Katze läuft über den Weg. Sie geht nicht durch die Sonne, ſondern ſie benutzt den Schar⸗ tenſtreifen, der ſie ein wenig verdeckt; es iſt nicht viel, genügt aber doch, um ſie zu verbergen. So paßt ſich alles ſeiner Um⸗ welt an, auch der Menſch. Wir wiſſen, was das„Milieu“ für ihn bedeutet. Nehmt ein Zigeunerkind und erzieht es in gräflichem Hauſe, es wird ein wunderhübſcher brauner Graf werden oder eine bildhübſche Komteſſe. Das iſt ja das Lieb⸗ lingsthema unſerer Romantiſchen. Freilich, freilich, wird man ſagen müſſen, Art läßt nicht von Art. Sie paſſen ſich an, ſie ändern ſich, aber ſie werden nicht anders. Es gibt Ge⸗ ſetze in ihnen, die ſich nicht austreiben laſſen. Und denen gehorchen ſie mit traumwandleriſcher Sicherheit. Erſtaunlich iſt das Anpaſſungsvermögen von Eheleuten. Meiſtens ſind es hier die Frauen, die ihre Eigenart aufgeben. Es iſt ihr Frauenglück, ſich aufzuopfern, ſich in den anderen hineinzudenken und das Leben mitzuer⸗ leben, das er führt. Man hat nachgewieſen, daß ſie ſogar ihre Handſchrift verändern, wenn ſie ſich an der Seite eines geliebten Mannes umformen. Das zwiſchen ihnen ſtehende Kind nimmt von dem einen und gibt es dem andern, in Wechſelwirkung, ſodaß zuletzt beide ausgeglichen werden um des Kindes willen. Aehnlich iſt es mit aller Freund⸗ Gibt es etwas Schöneres zwiſchen Freunden als ies, daß der eine dem andern ein Opfer bringen kann? Und ſind nicht gerade dies die herrlichſten Opfer, wo man ſich überwinden muß? In ſolchen Augenblicken ſpürt man, daß die Grenzen verwiſcht werden und daß man ſich ihm anpaßt, als gäbe es kaum noch Unterſchiede. Von außen her geſehen wenigſtens verſchwinden die Unterſchiede immer mehr. Und doch bleibt jeder für ſich, einſam in ſeinem Schickſal beſchloſſen. Es gibt Zimmer in der Seele, die jeder nur allein bewohnen will. Da ſind auch keine Fenſter drin, damit man nicht hin⸗ einſchauen kann. In den Fenſtern der andern Zimmer läßt man ſich gern mit ſeinem Freunde ſehen. Groß iſt das Glück der Freundſchaft, tief und reich, Sicherheit aber gibt doch nur das Bewußtſein, daß man die letzten Dinge mit ſich allein auskämpfen muß. RKH. * * Die berüchtigte Weiche am Marktplatzeck, der Schrecken der Anwohner, wird endlich repariert. Wie wir hören, wird am kommenden Montag nach Marktſchluß mit den Aufbrucharbeiten zur Auswechslung der Gleiskreuzung Rich⸗ tung Jungbuſch begonnen. Zu dieſem Zweck muß die Neckar⸗ ſtraße zwiſchen Kirchen⸗ und Jungbuſchſtraße geſperrt wer⸗ den. Es iſt zuverſichtlich zu hoffen, daß mit der Gleisaus⸗ wechslung das donnerähnliche Geräuſch beſeitigt wird, das die Wagen der Straßenbahn beim Paſſieren der Weiche ver⸗ urſachen. Die Anwohner, die unter der nervenzerrüttenden Ruheſtörung litten, werden jetzt hoffentlich nicht mehr in der Nachtruhe geſtört. * 20 118 Erwerbsloſe im Amtsbezirk Mannheim. Am 21. September betrug die Zahl der beim Arbeitsamt Mannheim, öffentlicher Arbeitsnachweis für den Amtsbezirk Mannheim, — Arbeitsloſen 20 118(13 643 männliche, 6 475 weib⸗ iche); davon entfallen 14 163 Erwerbsloſe(9783 männliche, .380 weibliche) auf den Landbezirk. Da am 14. September die Zahl der Vollerwerbsloſen auf 20151 ſich belief, iſt ein Rückgang um Zs eingetreten; und zwar beläuſt ſich der Rückgang bei den männlichen Erwerbsloſen auf 13, bei den weiblichen Erwerbsloſen auf 20. Gegenüber dem 14. Sept. iſt in den Gruppen der Facharbeiter im Handwerk, der Ar⸗ beiter im Verkehrsgewerbe, der Hilfsarbeiter, ſowie bei den ſonſtigen Arbeitnehmern eine Abnahme zu verzeichnen, wäh⸗ rend die übrigen Gruppen eine kleine Erhöhung aufweiſen. Der Arbeitsmarkt war wiederum nur für einige Berufs⸗ gruppen nennenswert belebt. Vor allem war die Nachfrage ſtark in der Landwirtſchaft, im Baugewerbe, woſelbſt Gipſer und Maler ſehr häufig, Maurer etwas weniger angefordert wurden, und im Friſeurgewerbe, wo tüchtige Herren⸗ und Damenfriſeure ſtets Beſchäftigng fanden. Erwähnung ver⸗ dient auch die lebhafte Nachfrage nach Induſtriearbeiterinnen und nach Angehörigen hauswirtſchaftlicher Berufe. Ent⸗ laſſungen erfolgten u. a. in der Metallinduſtrie und beim Bau⸗ gewerbe. Beim Baugewerbe handelt es ſich jeweils um un⸗ gelernte Arbeiter, während in der Metallinduſtrie Fachkräfte betroffen wurden. * Sein 25jähriges Geſchäftsjubiläum beging geſtern Pro⸗ kuriſt Emil Hein richs, Mannheim⸗Neuoſtheim, Paul Mar⸗ tinufer 28—20, bei der Firma Franz Haniel u. Cie., G. m. b. ., Zweigniederlaſſung Mannheim. * Aufgefundene Kindesleiche. Geſtern abend wurde aus dem Rheinſporen an der Rheinpromenade die Leiche eines neugeborenen Kindes(Mädchen) geborgen. Die Leiche, die ſchon einige Tage im Waſſer gelegen haben dürfte, war mit Zeitungs⸗ und Packpapier umwickelt. Anhaltspunkte über die Kindesmutter wollen der Kriminalpolizei mitgeteilt werden. * Der Sprung aus dem fünften Stock, den, wie mitgeteilt geſtern abend eine 18 Jahre alte Fabrikarbeiterin in der Rheinhäuſerſtraße ausführte, ging ein Wortwechſel in der elterlichen Wohnung voraus. Das Mäodchen hat außer einem Schädelbruch ſchwere innere Verletzungen davongetragen. Es beſteht Lebensgefahr. * Ein Zuſammenſtoß ereignete ſich kurz nach 2 Uhr auf den Planken zwiſchen einem aus der Straße zwiſchen P1 und P 2 herauskommenden Laſtkraftwagen und einem aus der Richtung Waſſerturm kommenden Straßenbahn⸗ wagen der Linie 16. Der Straßenbahnwagen wurde an der vorderen Plattform, der Laſtkraftwagen am Kühler beſchä⸗ digt. Im Nu hatten ſich an der verkehrsreichen Stelle etwa 10 Autos angeſammelt, die nicht vorbei konnten. Perſonen kamen nicht zu Schaden. Der Unfall verurſachte einen großen Menſchenauflauf. * Feſtnahme eines Betrügers. Der Polizei iſt es gelun⸗ gen, einen von Ludwigshafen ſtammenden Kaufmann zu verhaften, der in der letzten Zeit dadurch Betrügereien verübt hat, daß er in verſchiedenen Orten der Pfalz ſolche Fa⸗ milien aufſuchte, von denen er wußte, daß ſie Angehörige als Vermißte beklagen. Der ſaubere Kunde ſchwindelte den Leu⸗ ten vor, er ſei vor kurzer Zeit aus ruſſiſcher Gefangenſchaft zurückgekehrt und habe in Rußland den Sohn oder Bruder angetroffen. Zum Zwecke der Freilaſſung des Angehörigen ſei es notwendig, den Betrag von 25 Mark an eine Adreſſe nach Mannheim zu überweiſen. Selbſtredend hat ſich die ganze Sache als plumper Schwindel herausgeſtellt. Bei der Feſtnahme gab der Betrüger noch einen falſchen Namen an. Eine exemplariſche Strafe dürſte ihm gewiß ſein. * Das Feſt der ſilbernen Hochzeit feiert am 3. Oktober Herr Johann Adam Hemmer mit ſeiner Ehefrau Auna geb. Leibold. Marktbericht Wenn der goldene Herbſt ſeine Früchte ausbreitet, denkt die ſorgende Hausſrau vor allen Dingen an den tommenden Winter, und fängt mit dieſer Vorſorge bei den Karto ffeln an. Die Wahl fällt dabei auf die Sandkartoffeln. Warum gerade auf die? Die Furcht vor dem Regen und der Ver⸗ wäſſerung gibt dem durchläſſigen Sandboden den Vorzug. In der Rheinebene darf man die Sandkartoffeln getroſt für den Wintervorrat nehmen, nur iſt es nicht überall ſo. Im Ge⸗ birge, wo das Regenwaſſer ſtändig abfließt, oder auch im welligen Terrain ſind die Kartoffeln mindeſtens ſo wenig waſſerhaltig als die des Sandbodens, denen ſie auch im Ge⸗ ſchmack keineswegs nachſtehen. Drum prüfe alſo, wer ſich in ſeinen Einkäufen jetzt bindet! Die Einkäufer konnten auch heute wieder voll befriedigt werden, ja die reichliche Zufuhr ſah ſich zuweilen nur einer mittelmäßigen Nachfrage gegenüber. Die Gemüſe konnten davon noch in den ſpäteren Marktſtunden etwas erzählen. So mancher Wirſingkofp mußte unverrichteter Sache wieder umkehren. Dem ſchönen Weiß⸗ und Rotkraut gings nicht unähnlich. Grüne Bohnen zeigten ſich dazwiſchen noch da und dort. Für Abwechflung ſorgte in dieſer Reihe u. a. die Paprika. Dieſe iſt ein weſentlicher Beſtandteil des un⸗ gariſchen Temperaments und der mit Recht ſo beliebten Paprikaſchnitzel. Mit ſolchen kann ſich jeder ein großartiges Vergnügen bereiten, zu dem er weder Fleiſch noch ſonſt etwas braucht. Er nimmt einfach das Wort Paprikaſchnitzepl und dreht es, wie ein richtiges, ſtändig herum. Dabei kommen die großartigſten Dinge zum Vorſchein, z. B. Schniprikapatzel uſw. Zur geſunden Verlängerung eines Mittagtiſches ein zuträgliches Vergnügen. Beim Obſt machen an Größe und Zahl die Quitten den Aepfeln energiſch Konkurrenz. Dafür ſind ſich die Aepfel umſo mehr ihrer Ausdauer bewußt. Außer dem bisherigen Steinobſt zeigten ſich wieder Preißelbeeren in größeren Men⸗ gen. Von den Südfrüchten nehmen die Melonen zur Zeit ganz phantaſtiſche Formen an, die von den gebräuchlichen merkwürdig abweichen. Man merkt, daß im Süden ſo manches vorgeht. Geflügel war geſchlachtet und im lebenden Vor⸗ ſtadium äußerſt zahlreich vertreten. Die Feldhaſen ſind bereits als Vorboten der Haſenjagoͤbeute erſchienen. An einem Metzgerſtand gab es Fleiſch für 75 Pfennige. Für See⸗ und Flußfiſche iſt jetzt die richtige Witterung an⸗ gebrochen. Diesmal hat der Chroniſt noch etwas auf dem Herzen. Unter den Blumenverkäufern am Rathaus mit ihren ſchönen Herbſtgrüßen, ſtand ein Blinder, dem die Farbe keiner Blüte in die Nacht ſeiner Augen hineinſchimmert. Und dieſer Blinde kommt mit ſeinen Blumenerzeugniſſen, die er ſelbſt zuſammenſtellt, auf den Markt. Wenn wir damit den Blick — 8 08 * Was wir von den Fapanern lernen können Die Verklärung des japaniſchen Alltags So viele Schilderungen vom japaniſchen Leben es auch gibt, ſo wiſſen wir doch wenig bisher über die Seele des Ja⸗ Paners, denn dies rätſelhafte Kulturvolk des fernen Oſtens gewährt dem Fremden keinen Einblick in die innerſten Vor⸗ gänge ſeiner Entwicklung. Deshalb erſtaunen die Beſucher immer wieder darüber, daß bei den Japanern ſcheinbar die größten Gegenſätze eng beieinanderliegen. Die Untertanen des Mikado haben alle Errungenſchaften der weſtlichen Kul⸗ tur übernommen, aber ſie haben zugleich die Ueberlieferun⸗ gen, die ihr ganzes Leben durchdringen und beſeelen, bewahrt. Nur wenige Heißſporne blicken verächtlich auf die Kulturgüter der nationalen Vergangenheit und möchten ganz im euro⸗ päiſchen Weſen aufgehen. Der echte Japaner nimmt das Fremde an, ohne ſeine alte Lebenskultur aufzugeben. Aus der Welt der exakten Wiſſen⸗ ſchaft und der vorwärts ſtrebenden Technik rettet er ſich tag⸗ täglich in ſein perſönliches Reich, das ihn mit tauſend kleinen Schönheiten umgibt und durch eine hochentwickelte Lebens⸗ kunſt ihm den Alltag verklärt. Derſelbe Mann, der nach gründlichen Studien zu Hauſe die Leiſtungen des Weſtens auf langen Reiſen kennengelernt hat, geht, wenn er nach Hauſe zurückgekehrt iſt, am erſten glückverheißenden Tage mit der alten Großmuttger auf die Wallfahrt in ſein fernes Heimat⸗ dorf, um dem Gott ſeiner Jugend für die Rückkehr zu danken. Selbſt der aufgeklärteſte Univerſitätsprofeſſor befragt ſeinen Kalender, um den günſtigſten Zeitpunkt für eine wichtige Un⸗ ternehmung zu ermitteln. Dieſes feſte Gefüge der japaniſchen Lebenskultur, in der nichts Fremdes geduldet wird, iſt durch den Anſturm der neuen Ideen nicht zerbrochen worden, ſondern beſteht in voll⸗ endeter Einheit fort. Dieſe merkwürdige Erſcheinung betont Eduard Wildhagen in einem Aufſatz des reichhaltigen Sonderheftes für den Orientaliſtentag der„Deutſchen Litera⸗ turzeitung“, in dem er ein japaniſches Werk„Das Jahr im Erleben des Volkes“ von Saburo Nakayama behandelt. In dieſem Buch, das in einer deutſchen Ueberſetzung in Tokio er⸗ ſchienen iſt, werden zum erſtenmal von einem Fapaner ſelbſt die unzähligen Bräuche und Einzelheiten dargeſtellt, die dem Fremden ſonſt unbekannt bleiben. Hier tritt uns die Ver⸗ klärung des Alltags durch den Japaner in lebendigſter An⸗ ſchaulichkeit entgegen. „Jede Stunde des Tages und jeder Tag des Jahres, ſede kleine Handlung, alles Geſchehen“, ſagt Wildhagen,„führt fern von urſprünglicher Zweckmäßigkeit noch ein eigenes Da⸗ ſein in einer ſeeliſchen Welt ſeingeprägter Formen. So wird jeder Tag ein neuer in ſeiner Eigenart vom vorhergehenden unterſchiedener faſt religiöſer Feiertag. Nicht nur der Tag des erſten Reisſäens und des erſten Erntens oder der Geburts⸗ tag des Kaiſers, der Nationalfeiertag, ſteht als geweihtes In⸗ dividuum feſt, dasſelbe gilt auch von dem Tag, an dem man die Kirſchblüte feiert oder den Mond oder die herbſtliche Fär⸗ bung des Ahorn betrachtet. Und alles dies iſt mit einer uns Europäer ſeltſam anmutenden Selbſtverſtändlichkeit als etwas in der Natur der Dinge Liegendes beſchrieben. Immer wieder ſind Anweiſungen gegeben, welche Gefühle dieſe ſtillen Feſte der Seele zu begleiten haben. Auch in dem kleinſten Ge⸗ ſchehnis, das der Japaner mit wachen Sinnen erlebt, ſchwin⸗ gen leiſe die Worte berühmter Dichter mit. Das gilt nicht nur für die nach unſeren Begriffen poeſiefähigen Zuſtände, ſon⸗ dern es trifft auch für die vielen kleinen Verrichtungen des Alltags zu: das Schließen der Haustür, das Schöpſen des Waſſers, das Heizen des Bades, das Schneiden des Reiſes, das Kuchenbacken— es gibt kein Ding ſo unſcheinbar, daß es nicht von einer der ſchlichteſten Einfachheit zuſtrebenden Poeſie geadelt würde, wie ja der gleiche Kunſtſinn auch den trivial⸗ ſten Geräten eine abſolut ſcheinende Form zu geben weiß. Wie kein anderes Volk hat das japaniſche dem alltäglichen Le⸗ ben ſeinen Atem eingehaucht, es in eine ganz perſönliche Be⸗ ziehung zu jedem Menſchen gebracht und auch das Unſchein⸗ barſte zu einer in ſich ruhenden Selbſtverſtändlichkeit erhuben. Selbſt das unvermeidlich Unangenehme, das wir als läſtige Störung empfinden wird in den Sinn eingezogen und damit ſeiner Bitterkeit entkleidet.“ So bietet uns Japan ein großes und beherzigenswertes Veiſpiel, auch bei uns das Altüberkommene unſerer Lebens⸗ kultur zu erhalten und es gleichzeitig mit der Entwicklung modernen Geiſtes in Wiſſenſchaft und Technik zu bewahren. Das Grab von Hermann Löns verſchollen Dr. W. Deimann, der Biograph des Dichters, ſchreibt der„Köln. Ztg.“: In zahlreichen Zeitungen erſcheinen Auf⸗ rufe, Beiträge zu ſpenden, um das Grab von Hermann Löns in den Naturſchutzvark zu Wilſede zu überführen. Indes dürfte die Ueberführung nicht mehr möglich ſein. Zwar lagen die Lönsſchen Ueberreſte bis vor einiger Zeit auf dem Friedhof Luxembourg bei Cauroy les Hermonvilles geborgen, wo ſie ein Bekannter non mir hatte beiſetzen helſen der, als des einen oder anderen Marktbeſuchers auf dieſen alten Mann lenken, der nicht ſelbſt nach Käufern ausſchauen kann, ſo glauben wir, ihm einen kleinen Teil einer großen Mühe abgenommen zu haben. Nach den Feſtſtellungen des Städtiſchen Nachrichtenamts verſtehen ſich die Preiſe, wo nichts anderes vermerkt iſt, in Pfennig pro Pfund. Kartoffeln 4,5—5,5, Salatkartoffeln—12, Wirſing—10, Weißkraut—10, Rotkraut—12, Bohnen, grüne 25—45, Bohnen, gelbe 35—40, Blumenkohl, Stück 10—130, Karotten, Büſchel—8, Gelbe Rüben—10, Rote Rüben 10—12, Spinat 12—18, Zwiebeln—10, Knoblauch, Stück—10, Lauch, Stück —12, Kopfſalat, Stück 10—20, Endivienſalat 10—20, Feldſalat 100, Gurken, große Stück 20—60, Kohlraben, Stück—10, Mangold 10, Rettich, Stück 10—20, Meerrettich, Stück 20—70, Suppengrünes, Bſchl.—10, Schnittlauch, Bſchl.—8, Peter⸗ ſilie, Bſchl.—8, Sellerie, Stück 10—60, Tomaten 15—20, Aepfel 15—35, Birnen 12—35, Zwetſchgen 16—35, Pjfirſiche 10—35, Trauben 35—55, Orangen, Stück 12—20, Zitrouen, Stück—10, Bananen, Stück—15, Nüſſe 45—70, Süßrahm⸗ butter 200—240, Landbutter 180—220, Honig m. Glas 160—180, Eier, Stück 10—18, Aale 140—160, Hechte 180, Barben 80—100, Karpfen 160, Schleien 180, Breſem 80—100, Kabeljau 40—60, Schellfiſche 40—70, Goldbarſch 40—50, Seelachs 40—50, See⸗ hecht 70—80, Backfiſche 50—60, Hahn, lebend, Stück 150—400, Hahn, geſchlachtet, Stück 180—700, Huhn, leb., Stück 150—400, Huhn, geſchlachtet, Stück 200—800, Enten, lebend 350, Enten, geſchlachtet, Stück 400—1000, Tauben, lebend, Paar 200, Tau⸗ ben, geſchlachtet, Stück 80—150. Gänſe, geſchlachtet, Stiick 900 bis 1500, Rindfleiſch 120, Kuhfleiſch 75, Schweinefleiſch 130, Gefrierfleiſch 72, Kalbfleiſch 140, Feloͤhaſen, Ragout 120, Braten 170. Vereinsnachrichten Stecklingsprämiierung im Gartenbauverein„Flora“ Der Gartenbauverein„Flora“ hielt am Dienstag abend in ſeinem Lokal zur„Liedertafel“ eine gutbeſuchte Zuſam⸗ menkunft ab, in der die am 12. Mai an die Mitglieder aus⸗ gegebenen Stecklingspflanzen vorgezeigt wurden. Das In⸗ tereſſe an der Verſammlung und namentlich an der Prä⸗ miierung war überaus rege. Der Vorſitzende, Herr Nik. Roſenkränzer, gab ſeiner Freude über das zur Prä⸗ miierung vorgezeigté Pflanzenmaterial Ausdruck und be⸗ merkte, daß darunter einige ganz hervorragende Exe nplare ſeien, die die Aufmerkſamkeit der Pflanzenliebhaber erregen. Beſonders ſei es der Geranienſtock des Mitgliedes Müller von Waldhof, deſſen Pflanze ausſtellungswürdig ſei. Es ſei außerordentlich ſchwer, einen kleinen Steckling zu einer ſo mächtigen Pflanze heranzuziehen. Auch die anderen Mit⸗ glieden verdienten Dank und Anerkennung für die Mühe und Sorgfalt, die ſie auf die Kultur der Stecklinge verwendet hätten. Die Förderung der Blumenkultur und die Liebe zu den Pflanzen müſſe wieder mehr in die Familie und die Schule hineingetragen werden. Der Gartenbauverein „Flora“ unterſtütze alle dieſe idealen Beſtrebungen und ſei jederzeit gern bereit, mit Rat und Tat den Pflanzen⸗ und Blumenliebhabern zur Seite zu ſtehen. Die„Flora“ ſei heute in der Lage, für jeden ausgegebenen Steckling einen Preis zu gewähren. Redner ſchloß mit der Aufforderung, ſich auch an den nächſten Verſammlungen recht zahlreich zu beteiligen. Es erfolgte hierauf die Preisverteilune Als erſte Preiſe gab es prachtvoll blühende Salvien, die bei richtiger Behandlung his Weihnachten ihren roten Blüten⸗ ſchmuck tragen, dann Aſparagus ſprengeri und reichblühende Chryſanthemen. Die Preiſe erweckten große Freude. ch. * Erwerbsloſenfürſorge und Wochengeld. Es iſt in den letzten Monaten wiederholt Klage über die Anxechnung von Wochengeld auf die Erwerbsloſenunterſtützung geführt wor⸗ den. Wie wir erfahren, hat das Reichsarbeitsminiſterium nunmehr folgendes verfügt: Für die Wöchnerin ſelbſt ruht bei Bezug von Wochengeld der Anſpruch auf Erwerbsloſen⸗ unterſtützung. Dem erwerbsloſen Ehemann ſoll in Zukunft nicht mehr wie bisher die Hälfte des Wochengeldes auf ſeine Erwerbsloſenunterſtützung angerechnet werden. Der Beitrag zu den Entbindungskoſten iſt nicht als Rentenbezug anzu⸗ ſehen und darum nicht anzurechnen. ————————— 9* Bfarrer Heumann NHeilmitte!l Stets auch vorrätig im Alleindepot: Elnhorn-Apotheke(Snürher Mannheim, am Markt R 1, 2/3 Tel. 7125 Das groge Pfarrer Neumann- Buech 620 Senen, 20% Abbildungen) erhän jeder Leser, der seine Adiesse einschickt, von — der Fitma Ludwig Heumann u. Co., Nürn- derg M 4 Eratis und franko zugesandt. Postkarte genügt. Ea?20 — und wieder das Gelände abzuſtreifen, um nach Gräbern Gefallener zu ſuchen. Er ſchrieb mir darüber nach Aufzeich⸗ nungen, die er ſich ſofort an Ort und Stelle gemacht hatte: „Im Dezember 19i9 fand ich mit noch einigen Kameraden das Grab von Hermann Löns. Es lag auf offenem Felde, etwa 13 Kilometer nordweſtlich von Reims entfernt, in der Nähe der Stelle, wo die Straße nach Loivre von der großen Straße Reims—Laon(Ronte 44) abzweigt. An der Ab⸗weigung dieſer Straße ſtand ehemals die Ferme Chauffour, und von dieſer etwa 1200 bis 1500 Meter entfernt, auf der linken Seite des Weges, auf freiem Felde, lag das Grab. Auf dem Grabe lag ein ſchweres Eichenkreuz les war nämlich umgefallen) mit der Inſchrift: Hier ruht in Gott Kriegsfreiw. Herm. Löns gefallen auf Patrouille September 1914. Darunter noch folgende Verſe: 7 Solange noch die Eichen wachſen In Feld und Wald, um Hof und Haus, So lange ſtirbt in Niederſachſen Die alte Stammesart nicht aus. Die Gebeine des Dichters wurden von uns am 11. De⸗ zember 1919 ausgegraben, in einen einfachen Sarg gelegt und auf dem neu angelegten Militärfriedhof Luxembourg bei⸗ geſetzt. Das vorgefundene Kreuz pflanzten wir wieder auf ſein Grab. Das iſt kurz der Tatbeſtand, für deſſen Richtig⸗ keit ich mich verbürge...“ Ein Major Schulze berichtete in Wild und Hund 1922, daß ein Gewährsmann von ihm noch im Jahre 1922 Grab⸗ ſtelle und Kreuz hätte feſtſtellen und photographieren können und veröffentlichte gleichzeitig das Lichtbild. Neuerdings iſt jedoch das Grab, wie es ſcheint, verſchollen, weil die Ge⸗ fallenenüberreſte vom Friedhof Luxembourg nach Loivre ver⸗ legt ſind. Der Volksbund für deutſche Kriegergräberfürſorge c.., dem ich auf Erſuchen meine Unterlagen eingeſchickt hatte, teilte mir unter dem 31. Juli 1926 mit:„Betrifft Her⸗ maun Löns, Loivre, Bg. 30 668. Leider iſt es uns bis heute noch nicht gelungen, die genaue Grablage des Dichters Her⸗ mann Löns zu ermitteln. Die Gräber von dem Friedhof Lurembourg bei Cauroy les Hermonnilles ſind nach Loiyre herlegt worden. In Loiyre iſt aber Hermann Löns als be⸗ kannter Toter nicht feſtzuſtellen, ſo daß anzunehmen itt, daß er als unbekannter Toter in Loivre im Sam⸗ melgrabe ruht.“ e Univerſitätsjußilänm. Am hentigen Tage kann die Kriegsgefangener im Juni 1919 dem Kommando Eiat civil zugeteilt, Gelegenheit hatte, in Begleitung von Poſten hin Heidelherger Univerſität, die erſte deutſche Univerſität auf ein 540jähriges Beſtehen zurückblicken. Samstag, den 2. Oktober 1926 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 5. Seite. Nr. 456 Veranſtaltungen Turnfeſt der Volksſchulen In Ergänzung unſeres Berichts vom Turnfeſt der Volks⸗ ſchulen auf dem Turnplatz von 1846 im heutigen Mittagsblatt iſt noch mitzuteilen: Als Vertreter der Stadt waren anweſend Bürgermeiſter Böttger und Beigeordneter Profeſſor Dr. Brehm. Die Schlußanſprache hielt Schulinſpektor Beck, in der er die Jugend auf die Notwendigkeit der körperlichen Er⸗ tüchtigung hinwies. Das von Geheimrat Reiß geſtiftete Ehrenbanner fiel der Schulabteilung Wohlgelegen unter Oberlehrer Stiefel zu, der das Banner in Empfang nahm und ein Hoch auf Heimat und Vaterland ausbrachte. Für die muſikaliſche Umrahmung des Turnfeſtes ſorgte die Kapelle Mohr. Die beſten Leiſtungen im Dreikampf erzielte Alfred Bauer, Peſtalozziſchule A mit 59 Punkten. Es folgte Wil⸗ helm Au, Wohlgelegenſchule mit 58 Punkten, Karl Grei⸗ ner, Luiſenſchule mit 54 Punkten, Karl Morawetz, Wil⸗ helm Wundt⸗Schule, Neckarau, mit 50 und Siegfried Heſſen⸗ auer von der gleichen Schule mit 49 Punkten. Dieſe Schüler erhielten handkolorierte Holzſchnitte eines badiſchen Künſt⸗ lers, darſtellend das Heidelberger Schloß, Dilsberg, Rothen⸗ burg u. a. Weitere 24 Schüler bekamen Bücherpreiſe. Die beſte Leiſtung beim Staffellauf hatte die Neckarſchule unter Hauptlehrer Altfelix aufzuweiſen. Auch dieſe ſechs Schüler wurden mit hübſchen Büchern bedäacht. W. R. * 3 Klavierabend Lotte und Trude Rittmann. Lotte und Trude Rittmann, beide Schülerinnen des bekannten Pianiſten Hans Bruch, veranſtalten am Mittwoch, den 6. Oktober im Harmonieſaal D 2. 6, ihren erſten Klavierabend. Sie bringen folgende Werke zum Vortrag: Mozart⸗Buſoni, Fantaſie für Orgelwalze für Klavier übertragen, Reger, Variationen über ein Thema von Bach, Mozart, Buſoni Improviſationen über Bach's Choral„Wie wohl iſt mir“(Erſtaufführung.) Dazu gelangt zur Uraufführung eine Sonatine von Trude Ritt⸗ mann. 8 Der religiöſe Beruf der Frau. Ueber dieſes Thema ſpricht am Montag Abend in der Harmonie Gertrud Spörri aus Stuttgart, die als Pfarrer in der Chriſtengemeinſchaft wirkt. Die Vortragende iſt eine der wenigen Frauen, die in den allerletzten Jahren erſtmalig in Deutſchland eine öffent⸗ liche Wirkſamkeit als Geiſtliche begonnen haben. Durch das Ausüben ſakramentaler Handlungen und durch ihr ſeel⸗ ſorgeriſches Wirken iſt ſie in beſonders intimer Weiſe mit den Problemen der heutigen Frauenwelt vertraut. Der Vortrag wird von den Fragen der Modernen Frauenbe⸗ wegung berichten und die Antworten des lebendig erlebten Ehriſtentums darauf zu geben ſuchen. Er ſteht jedermann offen. * Die„Badiſche Hausfrau“ eröffnet den Reigen ihrer Veranſtaltungen mit einer Kaffeeſtun de am Dienstag nachmittag und abends in den oberen Räumen des„Ball⸗ hauſes“. Für Unterhaltung ſind bewährte Künſtler gewonnen. (Näheres Anzeige.) Aus dem Lande OSchwetzingen, 1. Oktbr. Oberpoſtſekretär Moſer kann heute auf eine 40jährige Dienſtzeit, davon ſeit 1902 beim hieſigen Poſtamt, zurückblicken. Der Präſident der Oberpoſtdirektion Karlsruhe hat dem Jubilar ſeine beſten Wünſche ausgeſprochen, verbunden mit dem Danke und der Anerkennung des Deutſchen Reiches für die geleiſteten treuen Dienſte. X Karlsruhe, 1. Okt. Geſtern vormittag wurde im Stich⸗ kanal die Leiche einer 76 Jahre alten Landwirtswitwe von hier geländet. Die Frau hatte ſich vor längerer Zeit aus ihrer Wohnung entfernt. X* Baden⸗Baden, 1. Okt. Die dauernd günſtigen Wit⸗ terungsverhältniſſe haben die Herbſtſaiſon außerordent⸗ lich belebt. Insbeſondere die bekannte Baden⸗Badener Trau⸗ benkur erfreut ſich eines recht regen Zuſpruches. Das ſtändige Theater brachte eine Reihe ſehr origineller Neuein⸗ ſtudierungen heraus, die bei den Kurgäſten Beifall gefunden haben. Neben den regelmäßigen Konzerten des großen Städtiſchen Orcheſters veranſtaltet die Baden⸗Badener Muſik⸗ Direktion im Herbſt eine Anzahl ſoliſtiſcher Konzerte. Die herbſtfarbene Natur zaubert ein ſelten ſchönes Bild, das wohl von keinem anderen Badeort des Kontinents übertroffen werden dürfte. Die Frequenzziffer bewegt ſich nach wie vor über der vorjährigen und beträgt bis beute 67 694. X Obereggenen bei Müllheim, 1. Okt. Unter dem Ver⸗ dacht, den Brandgelegt zu haben, durch den die Scheune des Hirſchwirts vernichtet wurde, wurde der 30jährige Sohn Emil des Altrebſtockwirtes verhaftet. Aus der Pfalz Die Ludwigshafener„Konkordia“ in München * Ludwigshaſen, 2. Okt. Der auf einer Reiſe nach dem rechtsrheiniſchen Bayern befindliche Geſangverein„Konkor⸗ dia“⸗Ludwigshafen, der in Augsburg ein Konzert gab, traf in einer Stärke von 150 Sängern in München ein. Vor dem Pfalzgedenkſtein am Odeonsplatz gab der Verein in mehreren Pfälzer Liedern die treue Anhänglichkeit der ſchwer bedrängten Pfälzer zu Bayern und zum Reiche kund. Im Rahmen eines geſelligen Abends im Münchener Hof⸗ Hräuhaus gaben die pfälzer Gäſte durch zahlreiche Lieder Beweiſe ihres hervorragenden muſikaliſchen Könnens. * * Limburgerhof, 1. Okt. Die J. G. Farbeninduſtrie Lud⸗ wigshafen hat für ihre Werksangehörige in der Limburger⸗ hof⸗Kolonie ein großes Gaſthaus errichtet. Das ſtattliche Gebäude mit ſeinen neuzeitlichen Einrichtungen, gemütlichen Gaſträume, Feſtſaal, Bühne, Kegelbahn uſw. ſoll der Mittel⸗ punkt des geſelligen Lebens der Koloniebewohner ſein und wird am 2. Oktober ſeinem Zweck übergeben. :: Speyer, 30. Sept. In der letzten Zeit wurden mehrere Landwirte aus der Umgegend von Speyer zur Anzeige ge⸗ bracht, weil ſie die für die Stadt beſtimmte Milch mit 15 bis 17 Prozent Waſſerzuſatz zum Verkauf gebracht haben. Dieſe angehäuften Betrugsfälle gaben nun zu einer ſchärferen Kou⸗ trolle Anlaß. ꝛ: Neuſtadt, 30. Sept. Der unter dem dringenden Ver⸗ dacht des Gattenmordes verhaftete Heinrich Größle, der bisher im Neuſtadter Amtsgerichtsgefängnis in Unter⸗ ſuchungshaft war, wurde nunmehr in das Frankenthaler Ge⸗ fängnis überführt. * Winnweiler, 29. Sept. Oberpoſtſchaffner Mandler von hier ſtürzte auf der Heimfahrt von Morſchheim vom Rade und erlitt einen Schädelbruch. :: Waldfiſchbach bei Pirmaſens, 30. Sept. Im Einſchnitt bei den Pfälziſchen Pulverfabriken Sch 918 lagen geſtern beim Paſſieren des Frankfurter Eilzuges, der um 4,58 nachm. die hieſige Station verläßt, 5 große Steine auf den Schie⸗ nen. Die Lokomotive ſchob dieſe beiſeite, ſodaß weiter nichts paſſiert iſt. Ob die Steine abſichtlich zur Herbeiführung eines Unglücks auf die Schienen gelegt wurden oder ob ſie ſich zufällig von der ſteilen Böſchung loslöſten, wird die ſofort ein⸗ geleitete Unterſuchung ergeben. 2: Pirmaſens, 30. Sept. Unter dem Verdacht, der geſuchte Poſträuber zu ſein, wurde am Dienstag abend der 23 JFahre alte Poſtaushelfer Alois Klein verhaftet und in Un⸗ terſuchungshaft eingeliefert. Gerichtszeitung Ein Nachſpiel zum Bothmer⸗Prozeß Unter der Anklage des Meineides hatte ſich der frühere Bürovorſteher Otto Stange vor dem Schwurgericht des Landgerichts Berlin 1 zu verantworten. Die Anklage bildet ein Nachſpiel zu dem erſten Bothmer⸗Prozeß in Pots⸗ dam. Wie erinnerlich ſein wird, hatte ſich, als die Vorunter⸗ ſuchung gegen die Gräfin Bothmer bereits im Gange war, ein gewiſſer Stange gemeldet und war mit der Selbſtbezichtigung hervorgetreten, daß er den der Gräfin zur Laſt gelegten Dieb⸗ ſtahl in Bad Polzin ausgeführt habe. Auf Antrag der Pots⸗ damer Staatsanwaltſchaft wurde Stange vom Ermittlungs⸗ richter in Berlin vernommen und ebenfalls auf Antrag der Staatsanwaltſchaft vereidigt. Auch in der Hauptverhandlung gegen die Gräfin Bothmer hielt Stange die Selbſtbezichtigung aufrecht, wurde vom Gericht jedoch nicht vereidigt. Die ein⸗ dringlichen Ermahnungen des Vorſitzenden brachten Stange, als er in ſeine Zelle zurückgeführt worden war— Stange, ein vielfach vorbeſtrafter Menſch, befand ſich inzwiſchen wieder in Strafhaft— zum Bewußtſein, was bei einem Meineid für ihn auf dem Spiele ſtehe. Er ließ ſich dem Staatsanwalt vor⸗ führen und widerrief ſeine Ausſage. Die Folge war die gegenwärtige Anklage wegen Meineides. Nun war Stange, der ſich zur Zeit in Strafhaft befindet, geſtändig und entſchul⸗ digte ſich nur damit, daß er in Not geweſen ſei und gehofft hätte, ſich durch die erlangten und noch zu erlangenden Ver⸗ gütungen eine Zeitlang über Waſſer halten zu können. Die Staatsanwaltſchaft hielt den Angeklagten des Meineides ſchul⸗ dig, erkannte aber an, daß Strafmilderungen des§ 158 des Strafgeſetzbuches, durch die Strafe auf ein Viertel bis auf die Hälfte herabgemildert werde, hier Anwendung zu finden hätten. Es liege hier ein rechtzeitiger Widerruf des falſchen Eides vor, ehe eine Anzeige erfolgt und ein Verfahren einge⸗ leitet ſei, bder ehe ein Rechtsnachteil für einen anderen einge⸗ treten ſei. Nach den Akten der Potsdamer Stagtsanwaltſchaft habe dieſe ſich damals zunächſt nur mit der Aufklärung des Falles der Gräfin Bothmer beſchäftigt. Nach dem Geſetz müſſe der falſche Eid bei der Behörde widerrufen werden, vor der er geleiſtet worden ſei. Der Geſetzgeber habe dabei aber nicht im Sinne gehabt, daß er vor demſelben Richter, alſo dem Er⸗ mittelungsrichter in Berlin, geſchehe. Bei der ganzen Sach⸗ lage beantrage er die Mindeſtſtrafe für Meineid von einem Jahr Zuchthaus, die er gemäߧ 158 auf die Hälfte, alſo ſechs Monate Zuchthaus, die in neun Monate Gefängnis umzuwan⸗ deln ſeien, zu ermäßigen. Das Schwurgericht billigte dem Angeklagten auch den Milderungsparagraphen 158 zu, ſetzte aber die Strafe an ſich höher ein und erkannte auf ein Jahr Gefängnis. Schwurgericht Mainz Die für den kommenden Montag angeſetzte Verhandlung gegen den 43jährigen Techniker Ernſt Mayer der bekannt⸗ lich im Februar 1925 in Budenheim bei Mainz ſeine Braut und ihre Mutter ermordet hatte, iſt ver⸗ ſchoben worden, da den neuen Beweisanträgen des Ver⸗ teidigers des Angeklagten ſtattgegeben wurde. Die Verhand⸗ lung gegen Mayer iſt auf die nächſtfolgende Schwurgerichts⸗ ſeſſion verlegt worden. Die diesmalige Schwurgerichtsperiode beginnt demnach erſt am 7. Oktober mit der Verhandlung gegen die Separatiſten Kiefer wegen Totſchlags. * § Verwerfung der Reviſion Wegmann, Landau. Das Reichs⸗ gericht hat die gegen das Urteil des Schwurgerichts Landau vom 28. Juni 1926, wonach Friedrich Wegmann wegen Tot⸗ ſchlags zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt worden iſt, eingelegte Reviſion verworfen. Der Verurteilte iſt bereits in eine rechtsrheiniſche Strafanſtalt verbracht worden. Sportliche Runoſchau zum Turntag tes Vadiſchen Kreiſes in Mannbem Herzliches Willkommen! entbietet der Turnverein Mannheim von 1846 im Namen der Mannheimer Turnerſchaft den Vertretern des Kreiſes und der Gaue, ſowie den Abgeordneten der Vereine unſeres ba⸗ diſchen Landes. Willkommen in der Stadt am Rhein und am Neckar, der Stätte von Handel, Induſtrie und Kunſt, in der von jeher die Turnerei eine gute Heimſtätte gefunden hat. Von Anfang an haben Mannheims Turner an der Entwick⸗ lung und Ausbreitung des Deutſchen Turngedankens leb⸗ haften Anteil genommen. Beſonders der Turnverein Mann⸗ heim von 1846, der größte und prominenteſte Vertreter Süd⸗ weſtdeutſchland, der in dieſem Jahr auf ein 80jähriges Be⸗ ſtehen zurückblicken konnte, hat in den langen Jahren vor⸗ bildliches geleiſtet. Auch in der Jetztzeit erfreut ſich das Deutſche Turnen in den Mannheimer Vereinen der beſten und gedeihlichen Pflege. Ueberall herrſcht reges Leben und Treiben in den Turnhallen und auf den Spielplätzen. Mann⸗ heims Turner ſind ſich der Ehre, den Kreisturntag zum 2. Male in den Mauern ihrer Vaterſtadt beherbergen zu dürfen, vollauf bewußt; ſie werden alles daranſetzen, um den Teilnehmern ihren Aufenthalt in Mannheim recht lange wach zu halten. Darum nochmals: Willkommen zum Turn⸗ tag des Badiſchen Kreiſes der D. T. in Mann⸗ heim, der, nach dem Deutſchen Turntag in Bremen und dem im Auguſt d. Is. vor ſich gegangenen Badiſchen Landesturnen in Offenburg, nunmehr vor der Tür ſteht. In den Vereinsräumen des Turnvereins von 1346 in der Prinz Wilhelmſtraße, wo ſich ſonſt Tag für Tag ein lebensfroher Bildͤſtreifen ernſter turneriſcher Arbeit ab⸗ rollt, tagen am 2. und 3. Oktober die Vertreter»des 10. Kreiſes. Bereits am heutigen Samstag hatteu die einzelnen Gauwarte ihre vorbereitenden Sitzungen, desgleichen der Kreisturnrat. Am Abend gibt der Turnverein Maunheim von 1846, der die Durchführung der Tagung übernommen hat, zu Ehren der bereits eingetroffenen Abgeordneten in ſeinem Vereinshaus einen Begrüßungsabend. Der Kreisturntag ſelbſt beginnt am Sonntag, vormittags 9 Uhr, im großen Turnſaale, eingeleitet durch eine Feierſtunde. Auf Veranlaſſung des Turnvereins Mannheim von 1846 wird der Oberturnwart der Deutſchen Turnerſchaft, Studienrat Max Schwarze, Dresden, in einem Vortrag über„Geiſtige Bindungen in der turneriſchen Entwicklung“ ſprechen. Für Intereſſenten und Zuhörer ſteht die Gallerie des Saales unentgeltlich zur Verfügung. Außer den Be⸗ richten der Kreisbeamten und der Berichterſtattung über den Deutſchen Turntag in Bremen, ſtehen eine Anzahl Anträge verſchiedener Art zur Debatte. U. a. wird vom Kreisturnrat gewünſcht, daß Gaue, deren Mitgliederzahl unter 1000 ſinkt, aufgelöſt werden ſollen. Einige weitere Anträge beſchäftigen ſich mit der Zuſammenſetzung des Kreisvorſtandes. Die Gau⸗ jugendwarte machen Vorſchläge zur Förderung der Jugend⸗ pflege. Von verſchiedenen Seiten wird ein Ausbau des Preſſeweſens gefordert und die Errichtung eines Kreis⸗ preſſeamtes in Erwägung gezogen. Außerdem liegen einige Anträge bezüglich des kleinen Kreisturntages und der Zuſammenſetzung der Abgeordneten zu den Deutſchen Turn⸗ tagen vor. Neben den Kaſſenangelegenheiten und den Kreis⸗ veranſtaltungen ſind verſchiedene, ſatzungsgemäße Neu⸗ wahlen nötig, und zwar für den 2. Kreisvertreter, Turnwart für Männerturnen, Frauenturnen u. volkstümlichellebungen, Kreisſchwimmwart, Kreisſchriſtwart(Kreispreſſewart), Kreis⸗ jugendwart und ein Beiſitzer im Kreisturnrat. Gr. 6. Mototrad⸗Dreieck⸗Rennen bei Kä e tal Das Meldeergebnis zu der Veranſtaltung am Sonntag iſt vorzüglich. Trotz des Hinweiſes, daß nach Meldeſchluß keine Nennungen mehr angenommen würden, gingen doch noch zahlreiche Meldungen ein, die nicht berückſichtigt werden konnten. Es werden etwa 70 Fahrer ſtarten. Unter ihnen befinden ſich ganz bedeutende Größen. Der Start befindet ſich hinter Käfertal, das Ziel auf dem Speckweg in der Mitte zwiſchen Käfertal und Waldhof. Die Zufahrt zum Ziel iſt für alle Fahrzeuge von Käfertal und Waldhof nur über Untere Riedſtraße zu erreichen. Kraftwagenparks befinden ſich am Ziel und in Käfertal. Fußgänger erreichen die Strecke bequem mit der Straßenbahnlinie 3 über Waldhof oder Linie 10 über Käfertal. Die Straßenbahnverbindung iſt bedeutend verſtärkt. Auch gehen große Auto⸗Omnibuſſe ab U⸗Schule direkt nach dem Ziel. Am Ziel und an der intereſſanten Kurve in Käfertal ſind Sitzplätze aufgeſtellt. Mit dem Verkauf des Programms iſt eine Lotterie verknüpft. Es gelangt ein 2⸗PS⸗ NSuü⸗Motorrad unter notarieller Aufſicht zur Verloſung. Dieſes iſt im Blumenhaus der Gärtnerei Kocher in O 5, am Strohmarkt, ausgeſtellt. Die Ehrenpreiſe können in den Schaufenſtern der Firma Inkra an den Planken beſichtigt werden. Programme ſind im Vorverkauf und auf der Strecke erhältlich. Auf der ganzen Strecke iſt Wirtſchaftsbetrieb. Das Betreten der Fahrbahn, die für jeden, auch den Fuß⸗ gängerverkehr geſperrt iſt, iſt mit Lebensgefahr für Fahrer und Zuſchauer verbunden. Auch das Vorbeugen iſt zu ver⸗ meiden. Zuwiderhandlungen gegen die Abſperrmaßnahmen werden polizeilich beſtraft. Automobilſport Vorſchau auf das Krähberg⸗Rennen Als Kehraus der ſo erfolgreichen deutſchen Sportſaiſon 1926 veranſtaltet der Heſſiſche Automobil⸗Club Darmſtadt (insgemein mit dem Heſſiſchen Automobil⸗Club Rheinheſſen Mainz) am 10. Oktober das Krähberg⸗Rennen bei Erbach im Odenwald, das ſeit 1923 drei erfolgreiche Wiederholungen erlebt hat. In Anbetracht der großen Autoſportgemeinde im deutſchen Südweſten iſt trotz des ſpäten Termins mit guter Beteiligung zu rechnen. Zugelaſſen ſind Touren⸗, Sport und Rennwagen, die je der Motorſtärke entſprechend in 6 Klaſſen als Sport⸗ und Tourenwagen und in 3 Klaſſen als Renn⸗ wagen ſtarten werden. Für die Sieger jeder Klaſſe, getrennt in Privat⸗ und Induſtriefahrer, ſtehen wertvolle Ehrenpreiſe zur Verfügung,— Sonderpreiſe für jenen Privat⸗ und Induſtriefahrer, der die ſchnellſte Zeit des Tages fährt. Um das Zuſtandekommen des Krähberg⸗Rennens bei Erbach iſt der als Autoſportsmann bereits bekannte und bewährte Erb⸗ graf Alexander zu Erbach⸗Erbach intenſiv bemüht. Die Fahr⸗ zeugabnahme findet am 9. Okt. auf dem Schloßhofe des Er⸗ bacher Schloſſes ſtatt. Kanuſport * Abpaddeln der Mannheimer Kannvereine. Alljährlich veranſtalten die Kanu⸗Vereine im Herbſt ein Abpaddeln, um der ſportlichen Tätigkeit des Jahres hindurch einen würdigen Abſchluß zu geben. Es iſt für den Beſchauer immer ein ſchönes Bild, der Auffahrt der Kanu⸗Vereine in geſchmückten Booten, von gebräunten Paddlern in ſchmuckem Dreß ge⸗ fahren, beizuwohnen. Die dem Mannheimer Kanu⸗Regatta⸗ Verein angeſchloſſenen Neckar⸗Vereine, Mannheimer⸗Kanu⸗ Geſellſchaft und Kanu⸗Verein Neu⸗Oſtheim, veranſtalten am Sonntag, den 3. Oktober gemeinſam ihr Abpaddeln. Durch die Auffahrt einer großen Anzahl von Booten auf dem Neckar werden beide Vereine dem Zuſchauer die Schönheit und den ſportlichen Wert des Kanufahrens vor Augen führen. Die Auffahrt findet nachmittags 3 Uhr auf dem Neckar zwiſchen Jungbuſchbrücke und Krankenhaus ſtatt. Wetternachrichten der KarlsruherSandeswetterwarte Beobachtungen badiſcher Wetterſtellen 7“ morgens) See. Put⸗ Tem⸗ S2 22 22 Wind 2 8 e ee 8 R 8* SKRicht Stärie 288 Wertheim—— 8 14 6 ſtill— Nebel 0,5 Königſtuhl 625770,4] 6 7 5 NO ſteicht— 1 Karlsruhe.12777066 6 12 5 ſtill—[bedeckt 0,5 Bad. Bad. 2131769,5 5 11 3 NoO ſteicht[ Nebe,— Villingen 78077„66 5 10 4 N ſteichtſ Nebel 0,5 Feldbg. Hof14976..16 1 3 0 0 ſtart 1 Badenweil.—————— St. Blaſien(—— 5 9 4NO„ bedeckt 2 Höhenſchw. 1——— 4—————— Nach einem meiſt nebligen Vormittag war es geſtern in Baden wechſelnd wolkig. Vielfach fiel leichter Regen. Die Temperaturen gingen um 1 Grad zurück und lagen 5 Grad unter dem Normalwert. Der Hochdruck liegt ziemlich un⸗ verändert über Europa. Infolge Fehlens einer ſtärker durch⸗ greifenden Windſtrömung iſt jedoch für unſer Land noch mit des teilweiſe nebligen und meiſt wolkigen Wetters zu rechnen. Voransſichtliche Witterung für Sonntag, 9. Oktober: Meiſt wolkig mit Frühnebeln, vereinzelt leichter Regen. —————————————————— Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas, Neue Mannbeimer Zeitung G. m. b.., Mannheim, E 6. 2. Direktion: Ferdinand Heyme. Chefredakteur: Kurt Fiſcher.— Verantwortliche Redakteure: Für Politik: Hans Alfred Meißner.— Feuilleton: Dr. S. Kayſer. Kommunalpolitik und Lokales: Richard Schönſelder.— Sport und Neues aus aller Welt: Willy Müller.— Handelsteil: in Vertretung Franz Kircher.— Gericht und alles Uebrige: Franz Kircher. Anzeigen: Dr. W. E. Stötzner. Lerwößnie ansprüche berriedigt unsere Spezialabteilung rür feine Herren Aagschneiderei Erstł lassige K raſte sowis bestes Material stehen zu Diensten Bitte beachten Siè die ausgestellten Modelle! Gebr. 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Der Reichsbantpräſident hat jüngſt gelegentlich einer Warnung vor einem allzu umfang⸗ reichen Hereinnehmen ausländiſcher Gelder erklärt, daß das Gedeihen einzelner Unternehmungen noch nicht das Gedeihen des Geſamtwirtſchaftskörpers bedeutet. Das iſt zweifellos richtig, Dr. Schacht, der im übrigen die erheblichen Fort⸗ ſchritte unſerer Induſtrie nicht leugnete, vergißt nur, daß die Zahl der wieder rentabel gewordenen Unternehmungen in den letzten Monaten ſtark zugenommen hat. Die Beſſerung der Wirtſchaftslage kommt jetzt auch am Arbeitsmarkt immer deutlicher zum Ausdruck. Es mag ſein, daß hierbei die Nach⸗ frage nach landwirtſchaftlichen Arbeitern für die Hackfrucht⸗ ernte eine Rolle ſpielt, aber die vermehrte Nachfrage nach Facharbeitern und der regelmäßige, wenn auch bisher nur langſame Rück⸗ gang der Arbeitsloſenziffer ſpricht für eine all⸗ gemeine Beſſerung der Beſchäftigung. Nach derſelben Rich⸗ tung weiſt die Tatſache, daß die Bauperiode im Herbſt weſentlich beſſer ausgefallen iſt, als vorher angenommen worden war. Neue Arbeiter eingeſtellt hat vor allem das Baugewerbe, die Elektroinduſtrie, das Textilgewerbe und die Montaninduſtrie. Die Hebung der Beſchäftigung hat auch bereits zu einer weſentlichen Zunahme der Eiſenbahn⸗ transporte geführt. Das Kohlengewerbe hat von dem eng⸗ liſchen Kohlenſtreik ſo weſentliche Vorteile gehabt, daß trotz geſteigerter Produktion die Läger faſt ganz geräumt ſind. Auch die Eiſenproduktion hat zugenommen, gleich⸗ zeitig haben die Exportpreiſe in den letzten Tagen eine wei⸗ tere Verbeſſerung erfahren. Aber auch in der Eiſenfertig⸗ wareninduſtrie hat ſich das Geſchäft etwas gebeſſert, ſo in der Solinger Stahlwareninduſtrie. Auch in der Tertilinduſtrie iſt, abgeſehen von einer Zunahme des Inlandgeſchäftes, ein Wiedererwachen des Exportgeſchäftes zu verzeichnen. Aus Südamerika, Südafrika, Oſtaſien und europäiſchen Staaten liegen Anfragen über die Wiederanknüpfung von Beziehungen zu der deutſchen Textil⸗ induſtrie vor. Viele Länder, die auch noch in der Nachkriegs⸗ geit Erſatzware in Textilfabrikaten aus Feindſchaft gegen Deutſchland verwendet hatten, kehren jetzt zu der guten deut⸗ ſchen Ware zurück, weil die Bevölkerung die ſchlechte Erſatz⸗ ware ablehnt. Zu dieſen Ländern gehören bezeichnender⸗ weiſe Indien, China und Rußland, aber auch Polen, wo die Fabrikanten vielfach ihre ſchlechte Ware mit deutſchen Ab⸗ zeichen verſehen, weil die Bevölkerung eben deutſche Tertil⸗ waren verlangt. Das alles ſind Anzeichen dafür, daß die induſtrielle Weltgeltung Deutſchlands gugenommen hat. Dafür ſpricht auch die Tatſache, daß bei den zahlreichen ſchwebenden internationalen Wirtſchafts⸗ und Truſt⸗Verhandlungen Deutſchland überall eine wichtige Rolle ſpielt. Man denke nur an den internationalen Eiſen⸗ —5 den der Reichsaußenminiſter Streſemann in Genf als as größte wirtſchaftliche Ereignis unſerer Zeit bezei“ at. Man denke an die internationalen Zuſammenſchluß⸗ eſtrebungen in der Elektroinduſtrie, über die die ausländiſche⸗ Preſſe fortgeſetzt berichtet, während die großen deutſchen Elektro⸗Konzerne eine Beteiligung an dieſen Verhandlungen ſeltſamerweiſe immer noch abſtreiten. Ueberaus bemerkens⸗ wert ſind auch die jetzt ſchwebenden deutſch⸗engliſchen Wirt⸗ ſchaftsverhandlungen über das Kohlen⸗, Eiſen⸗ und das chemiſche Problem. Es gewinnt den Anſchein, als ob die eng⸗ liſchen Grubenbeſitzer ſich nach den Erfahrungen des Streiks von der Notwendigkeit eines internationalen Kohlenkartells überzeugt haben. Die Weltkohlenkriſis die eine Folge des Vordringens des Erdöls und der Elektri⸗ zitäts⸗Gewinnung aus Waſſerkraft iſt, ſtellt das Problem der Kohlenverflüſſigung in den Brennpunkt des Weltintereſſes. Deutſchland hat in dieſer Frage durch das Bergin⸗Ver⸗ ahren des Farbentruſts auf der einen Seite und durch as dem Kohlenſyndikat gehörige Syſtem des Geheimrats Fiſcher die Führung. Seine wirtſchaftliche und induſtrielle Geltung, aber auch ſeine Kapitalkraft würde ein großes Stück vorwärts dringen, wenn es Deutſchland gelingt, dieſes Problem bald der praktiſchen Verwertung entgegenzuführen. Die Reaktion gegen die ſtürmiſche Hauſſebewegung in den Sommermonaten hält weiter an, aber nur inſofern, als die Geſchäftstätigkeit an der Börſe weiter ruhig bleibt. Dagegen iſt der Gründton nach der Mutloſigkeit der letzten Wochen entſchieden feſter geworden, nachdem die glatte Erlediaung des Ultimo nach zwei Richtungen hin klärend gewirkt hat: Einmal bewies der Ultimo, daß durch recht⸗ zeitige Vorſorge und durch Entlaſtungsverkäufe ſchwächere Elemente eine gewiſſe Reinigung der Märkte erfolgt iſt und zum andern deutete die Tatſache, daß der Prolongationsſatz mit etwa—7½ v. H. ſich unter den Sätzen zum Medio September hielt, daraufhin, daß der Medio Sep⸗ tember gewiſſermaßen der Höchſtpunkt der Geldſchwierigkeiten an der Börſe war. Mancherlei Anzeichen ſprechen dafür, daß in der nächſten Zeit die Erlöſe aus großen Auslandanleihen eine weſentliche Erleichterung am Börſengeld⸗ markte ſchaffen dürften. Die neuen Pläne des Kohlen⸗ gewerbes, die einmal auf eine Vertruſtung der Kohlen⸗ nebenprodukte durch Gründung einer Geſellſchaft für Gasverwertung und Ferngasverſorgung und zum anderen auf Zuſammenſchlußbeſtrebungen der Kohlenzechen zum Zwecke der Ausnutzung des Kohlen⸗ verflüſſigungsverfahren hinzielen, regten naturgemäß die Phantaſie der Börſe ſtark an. Das Auftauchen des Planes zur Ausnützung des Kohlenverflüſſigungsverfahrens des Kohlenſyndikats lenkte die Aufmerkſamkeit der Börſe auch wieder auf die Aktien des Farben⸗Truſtes. Die Spekulation fühlte heraus, daß ſich hier ein Kampf um dieſes hochwichtige Problem der Verflüſſigung der Kohle zwiſchen Farben⸗Truſt und Kohlenſyndikat ankündige. In den erſten Tagen lagen die Aktien des Farben⸗Truſtes ſchwächer. Sehr bald kam aber die Anſchauung zum Durchbruch, daß der Farben⸗Truſt die Konkurrenz des Kohlenverflüſſigungsverfahrens des Kohlenſndikates nicht zu ſcheuen hat, daß vielmehr das Bergin⸗Verfahren bereits der praktiſchen Verwirk⸗ lichung näher gerückt iſt, während das Kohlenſyndikat ſich bei ſeinen Plänen wohl hauptſächlich von dem Wunſch treiben läßt, in dieſer Frage nicht völlig unter die Botmäßigkeit des Farben⸗Truſtes zu kommen, vielmehr bei künftigen Ver⸗ handlungen über dieſe Frage Kompenſationsobjekte gegen⸗ über dem Farben⸗Truſt vorweiſen zu können. So brachte das Ende der Woche eine neue Aufwärtsbewegung in den Aktien des Farben⸗Truſts und in den Werten, die ihm nahe ſtehen, vor allem in Deutſche Erdöl, ferner in Rütgerswerke, Oberkoks und Riebe⸗Montan. Geſucht waren die Aktien des Stahl⸗Truſtes und der Danatbank. Den Rentenmärkten blieb das Intereſſe der Spekulation treu. Ho. Pfälziſche Pulverfabrik AG., St. Ingbert Reingewinn 488 953 Fr./ Dividende 16 v. H. Die Beſchäftigung des Unternehmens hielt ſich im Be⸗ richtsjahre auf der Höhe des Vorjahres. Eine Steigerung der Produktion ließ ſich nicht erzielen, da der Mehrabſatz bei ein⸗ zelnen Verbraucherkreiſen durch die ſcharfe Verbrauchsein⸗ ſchränkung der Schiefer⸗ und Bauſtein⸗Induſtrie ausgeglichen wurde. Der Schluß des Geſchäftsjahres ließ aber auch in die⸗ ſen Induſtrien wieder eine Belebung erkennen. Die Ver⸗ kaufspreiſe waren in dieſem Jahre noch ſtark gedrückt, doch ſcheint auch hier der Tiefpunkt überwunden zu ſein. Der Ge⸗ ſchäftsverlauf zeigte immer noch außergewöhnliche Störun⸗ gen, die wohl auch für die nächſte Zukunft erwartet werden müſſen, ſolange der Umbildungsprozeß der Geſamtwirtſchaft nicht abgeſchloſſen erſcheint. Hierzu gehört die ſtarke Häufung der Zahlungsſchwierigkeiten im Winter 1925,/26 und die durch eine große Zahl von Kleinkunden bedingte Mehrbelaſtung beim Geldeinzug. Aber bereits im Frühjahr 1926 trat hier eine Erleichterung ein, die ſich bis zum Schluſſe des Geſchäfts⸗ jahres verſtärkte. Erheblich ſtörender und gefährlicher wirkte ſich die Verſchlechterung der franzöſiſchen Währung aus, die wieder alle bekannten Erſcheinungen der Inflation brachte. Einſchließlich Fr. 126 383(60 599) verſchiedene Erträgniſſe beziffert ſich der Warengewinn auf Fr. 1,8(1,3) Mill. Be⸗ triebsunkoſten erforderten dagegen Fr. 815 192(774 620) und Handlungsunkoſten Fr. 410 766(256 822). Nach Abſchreibungen von Fr. 102 580(63 818) verbleibt ein Reingewinn von Fr. 488 954(251 396), aus dem Fr. 5517(12 570) der geſetzlichen Reſerve zugewieſen, ſodaß Fr. 483 437(238 826 zur Verfügung der HV. bleiben. Die ſchwere Exploſion, die die Pulver⸗ fabrik Hasloch betraf, bedingt eine Verminderung der Be⸗ teiligung der Geſellſchaft, was zu einer erſtmaligen Sonder⸗ abſchreibung auf dieſe Beteiligung in Höhe von Fr. 75 000 führt. Nach den üblichen Rückſtellungen gelangt eine Divi⸗ den de von 16(9) v. H. zur Verteilung. Ueber die Aus⸗ ſichten bemerkt der Geſchäftsbericht. daß das laufende Jahr hisher gleiche Ergebniſſe erwarten laſſe, doch bleibe die Markt⸗ lage immer noch ſehr unſicher. O O Rheiniſche Hypothekenbank Mannheim. Wir haben bereits im heutigen Mittagsblatt mitgeteilt, daß das Bank⸗ inſtitut beabſichtigt, auf den 1. Januar 1927 ihren Pfandbrief⸗ beſitzern eine Teilausſchüttung durch Aushändigung von 4% proz. Goldpfandbrieſen zu gewähren. Wir machen darauf aufmerkſam, daß die Bank im Anzeigenteil vorliegender Ausgabe eine diesbezügliche Bekanntmachung erläßt. )1 Badiſche Girozentrale, öffentliche Bankanſtalt, Mann⸗ heim. Die Bad. Girozentrale hat der durch das Brandunglück geſchädigten Stadt Schönau i. W. einen Kredit von 50000 4 eingeräumt. Im Hinblick auf die beſonderen Verhältniſſe, die in dieſem Falle vorliegen, wurden die Bedingungen ohne Rückſicht auf die heutige Lage des Kapitalmarktes feſtgelegt, wie ſie in der Vorkriegszeit üblich waren. Das Darlehen iſt mit 5 v. H. zu verzinſen und innerhalb 20 Jahren zu tilgen. * 70% Gold⸗Kommunal⸗Schuldverſchreibungen der Lan⸗ desbank der Rheinprovinz. Die Landesbank der Rheinpro⸗ vinz in Düſſeldorf bringt den Reſtbetrag von RM. 7,5 Mill. ihrer 7proz. Gold⸗Kommunal⸗Schuldverſchreibungen zum Kurſe von 95 zum Verkauf. Bezüglich der Einzelheiten und Sicherheiten verweiſen wir auf die Anzeige in vorliegender Ausgabe. 3 sl⸗ Rheiniſch⸗Weſtfäliſche Boden⸗Creditbank Köln. Die kürzlich von uns berichtete Kapitalerhöhung bei dieſer Bank wurde in der geſtrigen Generalverſammlung in der vorge⸗ ſchriebenen Form genehmigt. Demnach wird das Kapital um 3 000 000 Mk. Stammaktien auf 6 000 000 Mark Stamm⸗ aktien erhöht. Die neuen Aktien werden von einem Ban⸗ kenkonſortium den alten Aktionären im Verhältnis von 1 zu 1 zum Kurſe von 110 Proz. angeboten. Auf die neuen Aktien gelangen zunächſt 30 Proz. zuzüglich 10 Proz. Agio zur Einzahlung; die Einzahlung von 30 Proz, iſt für das Ge⸗ ſchäftsjahr 1926 voll dividendenberechtigt. Wie die Verwal⸗ tung mitteilt, war der Geſchäftsgang im laufenden Jahr außerordentlich rege. Durch Zuwachs an Hypotheken und Kommunal⸗Darlehen haben ſich gegen Ende 1925 die aus⸗ gewieſenen Ziffern mehr als verdoppelt. Entſprechend iſt auch der Pfandbriefumlauf geſtiegen. In dieſem Jahre hat ſich der Umlauf an Pfandbriefen darnach um über 32 Mil⸗ lionen Goldmark erhöht. Die ſeit Auguſt dieſes Jahres zum Verkauf aufgelegten 7prozentigen Goldpfandbriefe erfreuen ſich guter Nachfrage; es wurden hiervon bereits rund 4 Mil⸗ lionen Goldmark in feſte Hände untergebracht. Der Geſchäfts⸗ gang iſt weiter ſehr rege und es kann deshalb mit einem recht befriedigenden Ergebnis gerechnet werden. Börſenberichte vom 2. Oktober 1926 Mannheim lebhaft und feſt Die Börſe war am Wochenſchluß lebhaft und feſt. Am Aktienmarkt waren Hypothekenbanken ſtark gefragt. Höher notierten ferner Mannheimer Verſicherung, Zellſtoff Waldhof, Wayß u. Freytag und Zuckeraktien. Von feſtverzinslichen Werten konnten Vorkriegs⸗Pfandbriefe wieder ſtark im Kurſe anziehen. Es notierten: Badiſche Bank 150, Rhein. Credit⸗ bank 129, Rhein. Hypothekenbank 135., Südd. Disconto 140, J. G. Farben 294., Rhenania 77, Mannh. Verſicherung 102, Continentale 70, Benz 83, Gebr. Fahr 39, Enzinger 90,5, Knorr 126, Mannheimer Gummi 60, Zement Heidelberg 131,5, Rheinelektra 136, Freiburger Ziegelwerke 25, Wayß u. Frey⸗ tag 129,5, Weſteregeln 150, Zellſtoff Waldhof 187, Zucker Wag⸗ häuſel 105,5, alte Rheinbriefe 12. Frankfurt behauptet, Spezialwerte feſt An der heutigen Samstagsbörſe hielt ſich das Geſchäft in mäßigen Grenzen bei allgemein knapp behaupteter Ten⸗ denz. Am Montanmarkt war das Geſchäft etwas lebhafter und feſter. Auf dem Banken⸗ und Elektromarkt gab es durch⸗ weg Kurseinbußen bis zu 1 v.., ebenſo blieb heute der J. G. Farbenmarkt etwas vernachläſſigt bei kaum veränder⸗ ten Kurſen. Auch Zuckerwerte unverändert. Metallbank erfuhren eine Kursſteigerung von 3,25 v. H. Auf dem Renten⸗ markt hatten Ruſſen großes Geſchäft. Deutſche Anleihen leb⸗ haft und feſt. Kriegsanleihe.530 G. Im weiteren Verlauf konnte ſich die Tendenz für Montanwerte weiter befeſtigen. Die Börſe ſchloß feſt und zuverſichtlich. Tägl. Geld 5 v. H. Berlin: rege Geſchäftstätigkeit Die zuverſichtliche Beurteilung der außenpolitiſchen und wirtſchaftlichen Lage führte zu reger Geſchäftstätigkeit auf allen Umſatzgebieten. In chemiſchen Werten waren die Ver⸗ änderungen nicht bedeutend..G. Farbeninduſtrie behaupte⸗ ten ihren geſtrigen Stand nicht. Elektroaktien wurden leb⸗ haft umgeſetzt. Für Textilwerte zeigte ſich größeres Inter⸗ eſſe. Im ſpäteren Verlaufe änderte ſich der Kursſtand nur wenig, einzelne Realiſierungen vermochten die freundlie Grundſtimmung nicht zu erſchüttern. Der Schiffahrtsaktien⸗ markt und ausländiſche Renten feſt. Tagesgeld 65—7 9. H. Kurszettel der Meuen Mannheimer Zeitung 83 und Auslandsanleihen in Prozenten. bei Stückenotierungen in Mark je Stück ie mit T verſehenen Werte ſind Terminkurſe während ſich die mit verſehenen noch in Bi⸗/ verſtehen. Frankfurter Vörſe vom 2. Oktober -⸗Aktien.. Bank 1Rhein Braunk.. 225.0225,2Enzinger⸗Union 02 J676 Aug. D. Creditbt. 131.5135.5 Salzw. Heilbronn.elCttling⸗ Spinn.! 200,0200,0 adiſche Bank. 150,0149,5 Tellus Bergbau. 69.7569.75 Faber, Joh. Blei———.— ankf. Brau. Iud.——151,5 B..Laurähütte 58,7563,—Farbwerk Mühlh./ ayr. Bodencx, B— C Aketi J. G. Farbenind. 292.2292,7 ahr-Hop. u. Aöb 16,0(186.0 Cransport⸗ Aktien. Fahr Gebr. Pirm. 37.2557,— armer Bantver. 122.5135,0 Schantungbahn. 8,60f7.—, Felt.Guill. Carls T 154.0157,0 erliner Handels 730,7227,0 Hapag. 163,2165.6—7 Jetter.—.—.— TComu Privatb. 140,5144,0 Nrddeutſch Llayd 162,7 194,0 Frankf.PPok Wit. 8288.5 THarmſt. u. Nat. B 235,5235,00Qeſter.⸗U. St. B.— S. Fuchswaggon⸗. 0,5690,505 IDeutſche Bank. 172,0175,8 Baltimore& Ohio 99.—99,50 S. 5 5 HD. Effekt.u. Wechſ. 121.0121.0 Induſtrie⸗ Akctien. itner M. Durl. 115, . 124.00131.0 Grkrftw Mhm.%———— an 1 1—.—— Grün, Bilfinger.——121.0 — 157.6 13 Näh⸗- 1177 1 9 „Geſ. 1 ainger St.⸗A.„O Hammerſen. 5 5 T Slasdner Panf 144,0148.2 Schofferh Pindg. 248.5282.5 He 150 rijrt. Hyp.⸗Bank 126,0—,— Schwartz-Storch. 128,7 180,0 HirſchKupf.Mel. 115,0116,0 elallb, U..⸗G. 148,114,0 Werger 128.0127,0 Hoch- und Tiefbau 86.—87.— Mitteld.Ered.⸗B 137,5140,0 Adt, Gebr..... 42,—40.—Holzmann, Phil. 132,5134.0 üraberg, Be. B.—,——,— Accumulatoren.—.——— Holzverkohl Ind. 50.5049. eſter. Ered. Anſt. 6,65 8,60 Adler Oppenheim—,———Junghans Stam. 89,10ſ88,10 fülzer Hyp.⸗ Bk. 125,2133,0 fdler Ktever 5 9090,Fammg Koſſersl. 131,01820 Riichspan. 156,0155,2 A, E. G. St.⸗A, 101,9164,0 Karlsruher Maſch. 45,—46,50 einErebitbank 127,0129,0 Aſchaff. Buntpap. 129.9129.9 Kemp, Stettin..—, Rhein Hyp.⸗Bank 128,7—,— Aſchaff. Zellſtofl. 133,7186,7 Klein, Sch& Becker 99..—.— Südd, Disconto 140,0140,0 Bahnbed Darmſt. 20,75 29,75 Knorr, Heilbronn 126.—.— Wiener Bankver. 5,95—,— Baß. Elektr.... Konſerven Braun 38.——, ürttb. Notenbk.—.——,— Bad. Maſch. Durl. 119,0120,0 Krauß& Co. Lock. 60,.——,— annhwerf.-Gel. 10,0—— Saſt.: G..—[Iahmmever k. Co. 143.9140,0 rankf.Allg.Ver 114,0113,5 Bayriſch. Spiegel 61,—62,— Lech Augsburg.118.2118.0 0 Berf.-Geſ. 166,0—— Sec& Henkel. 56,.—00,—Lederwerk Rothe 35,—34.5 Hrankf,R. u. Mitv.—.—.—[EBergm Elektr. 157.5161,0 Sudwigsh Walgm—.——— Eing Meiallwerte 64.65 63,— Lutz Maſchinen —.— — BVergwerk⸗Aktien. Brem.⸗Beſigh.Dei——70.— Lux ſche Induſtr. 26.—25,55 IBochumer Guß, 152,1158.0 Cement Heidelb. 181,0 145,0 Main 8 106.0108,5 Buderus Eiſen 99,5097,75 Cement Karlſtadt 144.—.— Miag, Mühlb. 117,5117.0 1D.uremb. Berg 155.0159,0 Chamotte unnaw. 62,—62,50 Mez Söhne—.—. SEſchweil. Bergwri 15/,0157,5 Cont. Nürnb. B3g.—— 62.— Moioren Deutz—.—72.— FöGelſent, Bergw.“1,0473,50Caimler Molor 94.5003.— Motorf. Oberürſ. 59.—59,— Gelſenk. Gußſtahl 23.—23.— O. Gold- u..-Anſt 165,0172,7 Neckerſ. Fahrzg. 97,5099.— Thle an 170.572.00 PDyckerh.& Widm. 79,7580,— Nrh. Leder Spei—.— l1 Aſchersleben 186,043,00 Dingler Zweibrück—Peler Union Frkft. 96,—99.— i1 S Dürloppwert St.——Pf. Nähm Kayſer 52.—55.50 löckner⸗Werke—.——.—Eiſen Kaiſerslaut. 42,25 42,.— Porzellan Weſſel—.— Mannesmannx. 146,7147,1TElr. Licht u. Kr. 155,8160,0 Rein. Gebb& Sch. 63,5083,60 S22 .— do. Eiſen(Caro)—.——.— EmagFrankfurt--.33ſ0,383 Rheinelektr. Sta. 134.5 130.0 TPodnikBergbau 118,5—,Emaille St. Ulrich 47,—147,60 Rh. Maſch. Leud. 43,50—,— TPVerl. Handelsg. 226.0228,0 Annener Gußſtahl 87, 1. 2.— 2 Rhenania Aachen 76.50f89.00[Zenſt. Walbhof St 184.0186,03% D. Reichsanl. 0,650—, Riebeck Montan. 155,5156,5 PZuckerf. B. Wag. 105,0105,04½% 6 9.⸗Sch.—.—— Rodberg Darmſt. 11.5011.—Zuckerf. Frankenth 88,—89.—4% D. Schutzg, 08.600.745 JRüttgerswerke. 125,5 128,5 Zuckerf. Heilbronn 104,9104,24% D. Schutg. 14 7,600.745 Schlinck& C. Hbg.—.——,— Zuckerf. Offſtein. 181,0132.0 Sparprämie. 1919——0,31 Schnellpr. Frank, 75,5075,— Zuckerf. Rheingau 102,0102.5 5% Pr. Schatzanw.—.—. Schramm Lackf.. 74.———Zuckerf. Stuttgart 106.2105.04% do do. 8 4% Preuß. Konſ. 0,4900,510 — — FSchuckert, Nrbg. 137,2141,0 Frei Schuhſabrir Herg 55,30.55,Freiverkehrs⸗Kurſe. 3½%„ 0,4900,520 Salübuſte, Self 58.—. Sloſelh. Aupfe TSiemensäHalst 200,5 204 5 Elberſeld. Kupfer———.— 4% Babnl 1519—.— Südd. Draht-.—.— Entrepriſes. 3¼½% do. abgeſt.. .Led.St. Ingbert—.——,— Mansſelder... 16,5122.2 3% do, von 1896—,——.— Sörenſeb——— Waggon 5 8.500 renfabr:Furtw.———. Rr Kan 1 0. 8—.— Ver. deutſch. Oelf. 70.— 70,25 Mhm. Kohlenanl.————%—“— 2 2 60 do, Bif.ch. Ind Mainz—.—48,— Feſtverzinsliche Werte. 4% Bay. Pf. E. P.—.—.20 Ver. Ultramarinf. 143,6——4½/ Mym.1914———.—3¼%/ do.——.10 Ber. Zellſt. Berün 106,0——3%„ 1902—.——4% Heſſ. v. 80.06.480 ſ0.480 Bogtk, Maſch. St. 60.—(,104¼/„ 1904/—.—½½, abgeſt. 0, 4000, 400 Poigt& Häff, St. 1075115,059¼ Ft. Keichsanl. 0, 5050,28754%„—— Volthom. Seil.K 57.85.—.—4% do unk..1925—.——.— 4% Säch. St.⸗A.18—.— Wayß& Freytag 124,5,129,23% D. Reichsanl, O, 4900, 500 4% Württ..1515——— Berliner Vörſe vom 2. Oltober TAllg Elektr.⸗Geſ. 161.6ſ164.0 Deutſche Kali 114,11118,0 149.0lüngte, Et. Srang 28.2f0s 68 PPeuich Maſc. 100..8 Darmer Pankper. 133. 84,% Anpelt, Goterab39—496— S 8 Aſchaffbg. Zellſt..—.—135,5 Deutſch. Eiſenh. 78,—62,15 TParmſt u. W. S. 232.2 735.9 Aug b. Jie Maſch 55,—60,— Dountersmernh. 29.28ſch.— IDeutſche Bank. 171.0174 5Balcke Maſchin..———.— Dürener Metall 92,75.94,.— IOt. Ueberfee Bt. 111.0115.0 Bamag⸗Meguin. 44,5045,85 Dürkoppwerke, TDisc. Command. 162.0165.5/J. P. Bemberg. 299.0215,0 Dynamit Nobel. 140,0141,2 Tresdner Bank 143,0147,001Bergmann Eltt. 155.2160,5 Elberfeld, Kupfer—.—. ITMitteld. Kredb 137.5 139.7 Berl.⸗Gub. Hut. 223,7224.[Clektr. Lieferung. 148,5151,0 Reichsbank 154,5155,601 Berl.Karlsr. Ind 120,6119.51 Elktr. Licht u. Kr. 155,0.159,2 Rhein Ereditbani 128,0 129.0J Berlin. Maſchb. 90,—91,25 Emaille Ullrich.46,7549,.— Süddeutſch. Disc. 140.0140.0 Berzelius Bergw.——— Enzinger⸗Union 92.50—.— Crausport Aktien Biug Nürnberg 65,—67,—Eſchw. Bergwert 154,5155,0 port⸗ Bismarckhütte.—.———1J.G. Farbenind. 292,0298,0 Schantungbahn 90.500T Bochum. Gußſt. 156,0160,0 FeldmühlePapier 139.5139,0 83 Lot. u. Str. 160.5 167.50Gebr. Böhler KCo.—,——Felten& Guill. 1 FBr.⸗Beſigh. Oelj. 68,25/70. uchs Waggon. 0,5500,550 1 Deutſch⸗Auſtral. 152,0158.5 Bremer Waltan„68,—J1.500 Gaggenau W A. 45,5045,50 13 8 i0 Fk. 165.5 Buderus Eiſenw. 96.—87.75 Gebhard Textil 9, Südamerita 5— 5 115,7118,01Geiſent. Bergw. 175,5174,0 IHanſa Oſchi 208,9219.00Chem. Gelſent 90,5051.50Gelſent. Gußſtah. 24.—46,— JRorddiſch, Llopd 161,5161.60Chem. Albert. 143.5145,0[Cenſchow& Co. 78,50.— Roland-Lime. Concord. Spinner 89.25 91,50 Germän. Portl⸗3. 152,0 Judujtrie⸗Al K 55.50 TDaimler Motor 85,67,—Gerresheim, Glas 180.0140,0 5 5„ Accumulatoren 146,7148,0 Dtſch.⸗Luxemb. 154,7160,0 Gebr. Goedhardt 71,—72.— Adler& Oppenh. 120,2125.5.Eiſend.,Sigm. 26,—99,35 Golbſchmidt, Th. 124,0125.0 Adlerwerke.... 92,3691,35[Deutſche Erdöl 160,0163,5 Goerz C... 40,— 39,75 .⸗Gf. Verkhrsw.—,——„Deutſch. Gußſtahl 95,—97.— Gothaer Waggon 20,.—21.75 Alexanderwerk.. 79,—61,25Deutſche Kabelw. 100,5100,0[Gritzner Maſchin, 116,0117,0 —3 E Deſſauer Gas 150,7152,5 TGeſ..eltt Unter 176,0180,0 1 2 1 2. Grkrftw. Mhm.6%————[Toberſchl. E. Bed. 72.—[73.—[Heldburg. 80,—61.— Gehe⸗ Großmann 62.—60,—[TOberſchl. Eiſen 85,7582,— Hochfrequenz 124,0175.0 Grün& Bilfinger 119,2119.3 TOberſchl. Koksw. 128,5124,80Krügershall Hand 113.113.0 Gruſchwitz Textil 71.—71,25 JOrenſt.& Koppel 114,0119,5 Petersb. Int....05/.75 Hackethal Draht 91.7594,25 TPhönix Bergb.. 113,7123,2 Ronnenberg.. 40.——.— Halleſche Maſch.. 151..150,0 Rathgeber Wagg.—.— 73,15 Ruſſenbank... 5,25.— Hammerſ. Spinn. 117,1121,5 Reisholz Papier. 188.0185,2 Sichel& Co.... 3,—.— Hannov. M. Egeſt. 76,.—77.— TRheinraunthl. 224,0227,0[Sloman Salpeter 70,— 70.— Hann. Waggon. 15,—15,—Rhein. Chamotte. 65.——,— Südſee Phosphat 57.— 57-60 Hanſe 0 1 85 e e 89.50 30.— Hbg.⸗Wien Gum. 69. +Rhein. Ma ed. 1 e Bergwrk. 63.— 65,75 TRheinſtahl. 161.%163,7 4) Reichs-u. Staalspap. Harpen. Bergbau 170,0172,7 Rhenania Chem. 77,7579.—— 9— Harkmann Maſch, 42.7548,15 TRomb. Hütten. 14,—14,— VOI Hedwigshütte 126.—.— Koſitzer Braunk. 93.—95,75 Reichs 9 9235 93 55 Hilperk, Maſch.. 50.505).— Roſiter Jucker. 9090„ 1924e 0,4750.535 Hindr.& Aufferm. 74,—2,—LRütgerswerke.12 8/ B. Reichsanl..5100.888 Kupfer 0 5 TSelsbetfürth.110.5115,8 40%„ 0,5620, Hirſchberg Leder 102, alzdetfurth. 0 3 5 I Eſ u. E 196 6 5 Soo 110 3086040 99 1Hohenlohe⸗Wrk. 20, 92 cheidemandel 60 0 9• P9ll Hol 3 161,2135,5 Schubert& Salz. 167.018/,5* Konſols 5—— Horchwerfe..: Je0.— FSchuckert& G. 1½14)%%%„ 04215 Humboldt Maſch. 64,7566,— Siemens Elektr..—. 4% Ba 75 An 88 0˙490 1Iiſe Bergbau. 170,0170,0 TSiem.& Halste 201.2205.0 3/0, Bu er. Anl.490 6490 M. Jüdel& Co. 126,214,5 TSinner.-G.. 91.5061,50¼ P. K bie 42 12.25 12.50 Gebr. Junghans 88,2588,65 Stettiner Vulkan 65.15.66.— 50% P. Kallanl 509.80 Kahla Porzellan. 88,5055,— Stoehr Kammgru 173,01747/0 0, 55.76 7˙60 Kaliw. Aſchersl.. 135,01417 Stoewer Nähm.. 88.—8,75/), 90 5.86.80 Karlsr. Maſchin. 46,25 46,835 Südd. Immobil. 65,—66,25 59.0 Säch Braunf'32.83 Kattowitz. Berg.—— Teichgräber...— ad0 R980.25⁵.35 C. M. Kemp...— Teleph, Berliner91,6592.—. ⸗Rogg. 7. 9 Kiöcknerwerke.. 124.1127.2 Thoerldelfabrit 63,7567,50b) Ausl. Rentenwerte. C. H. Knorr„. 126,0126,0 Unionwerke Maſch—.——.—%% Mexikaner— Kollm.& Jourdan 71.—70,—Ver. B. Irkf. Gum. 67.—67,754%½ Oeſt. Schatza. 22˙25.22 5⁰ Köln Rottweiler.145,0146,0Ber Chem Charl. 119,0124,04%„Goldrente 24.75—.— Gebr. Körting„. 93.—96,— V. Dtſch. Nickelw. 172,5 172,74%—„conv. Rte. 3,60—.— Koſtheimer Cell.. 65.——BGlanzſtoff. Elbſ. 322,0815,04¼%„ Silberrte. 8,65 8,85 Kyffhäuſer⸗Hütte 62,—67,—B. Schuhf Brng W 67,5069,—4/0%„Papierrte 35,—.50 Lahmener& Co. 144.0145,0 BStahlmo. d. Jyp 160,0176,84/ ürt. Ad.⸗Anl. 16.——.— Laurahütte... 58,5064,—Ver. Ultramarinſ. 145,0 146,04%„ Bagd.⸗Eiſ.1 32,— 30.50 Linde's Eismaſch. 163,0164,00Bogtländ. Maſch.—,—50,154%8,„ 11 26,4026.25 Lindenberg... 158,058.—Wanderer⸗Werke 185,0183. 40% Türtunif Anl, 18.75/1850 1 Carl Lindſtröm 159,7108,00Weſer Att.⸗Geſ.—.——4%„Zollob. 1911 17,20/17,70 Lingel Schuhfabr. 67,5067,85TWeſtereg. Alkali 145,5153,0 1 Linke d Hoffm. 85,—62. Ludw. Loewe& Co 192,0198,00Wieslochronwar. 109,0109.(4¼%,„1814 22,9022.50 C. Lorenz. 112,5113,0Wittener Stahl 140,0100,04%8„„Goldrte 23.78/25,50 Lothr. Portl.⸗Cem———-Wittener Gußſtahl 60,—59,254%„„ Kronr..70—.— Magirus.⸗G. 54,50 55.75Wolh, Buckau. 49.—46,753% Oe. U. Stb. alte 19,50/19.70 IMannesmann 146,0147,5Hellſtoſl Verein 107.0108.53, Oe⸗UIXSr(74—— S 5 TMansſeld. Akt. 117,00121,60Zellſtoß Waldho, 184.5186,54% Oe. Goldprior. 16,40 16.— Mech. Web. Lind. 192,0191,0 3.600% SüdöE. aß—— Min Geneſt. 113,0li6] Sreiverkehrs-Kurſe. 200% meue Br.———— Motoren Deutz 72.—70,0ſudier Kall. 33,——5%„ Obligat.—.— Motorb. Mannh. 39,75 39,75 Bergb. Präfid.—.——,4% Anat. Ser.! 32,8034.— Müllheim Berg 126,5/126,5 Benz⸗Motor.. 80,—82,—%%„„11 80.28 31,25 * Neckar Fahrzg..98.—98,75 Deutſche Petrol.—,——.—4½, III 28,5029,.— Nordd Wollkämm 5Diamondd 28.5055.5015% Teguantebec.—.——.— * „400-.-Los 34.— 34.— 2,—[Wicking⸗Cement. 138,0140,04¼%USt.⸗R1913 21,75 21.50 klautpflecemittel * Samstag, den 2. Oktober 1920 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 456 Brieſe an die Ein Aufruf an alle Abgebauten An alle abgebauten Exiſtenzen, allen voran Ehemännern, die die Pflicht haben, eine Familie zu ernähren, dann alle diejenigen, die im Krieg draußen im Felde waren und abge⸗ baut wurden, richte ich den Aufruf, mit mir in den Kampf zu gehen, gegen die, die heute unſer Leben untergraben. Das ſind die Töchter von Leuten, deren Väter noch im Dienſte ſind und verheiratete Frauen, deren Männer in Stellung ſind. Auguſte Gönner, ſtaatl. Muſikpädagogin, Augartenſtr. 10. * Dem Manne der Berufl Der Einſenderin auf ihren Brief folgende Erwiderung von einem ſtellenloſen Kaufmann, deſſen erwerbsfähige Toch⸗ ter nicht aufs Büro geht, ſondern ſich als ſpätere tüchtige Hausfrau ausbildet: Jeder denkende Menſch hat wohl nichts dagegen, wenn eine Frau, die die alleinige Ernäherin ihrer Familie iſt, bei einer Behörde oder der Induſtrie ihr Brot verdient, doch iſt es geradezu frivol, wenn bei einer Familie außer dem Manne und dem Sohne auch noch die Töchter odor bei einer kinderloſen Familie außer dem Manne auch noch die Frau auf einem Büro beſchäftigt werden und zwar nur aus Geldgier, wogegen ein ſtellenloſer Familienvater nicht weiß, wie er ſeine Familie und kleiden ſoll. Wenn Sie dies ſozial nennen, ſind Sie auf dem Holzweg. Sozial heißt „Leben und leben laſſen“, doch Ihre Anſchauung iſt ſtarker Egoismus. Während der Inflationszeit ſagten die Land⸗ wirte:„Wenn nur mer hewwe!“ und ſo geht es Ihnen ſcheints und vielen Tauſenden Ihrer Kolleginnen auch. Eine Frau, die nicht durch äußerſte Not gezwungen iſt, ſich zur Ernährung ihrer Familie ihr Brot außerhalb zu ver⸗ dienen, gehört in den Haushalt, doch ſind heute die Dämchen hierzu zu fein, denn ſie könnten ſich ja ihre Hände und Klei⸗ der ſchmutzig machen. Nur auf Koſten der Notleidenden Geld verdienen, um in Knieröckchen, Seidenſtrümpfen und Bubi⸗ kopf mit Herrenſchnitt der Welt zu gefallen. Einem Familien⸗ vater, ſowie auch der Mutter iſt bei weitem mehr gedient, wenn die Tochter zu Hauſe tüchtig mithilft im Kochen, Putzen, Waſchen oder Nähen, als wenn ſie am Ende des Monats ihr Geld heimbringt und im Haushaltwird alles vernachläſſigt. Sie werden doch wohl ſelbſt nicht zugeben, daß dies geſpart iſt. Früher haben ſich die Mädchen auch ihre Wäſcheausſteuer angeſchafft, ohne vorher in einem Betrieb zu gehen und zwar von Sparpfennigen, die ihnen die Eltern gaben. So könnte es auch noch heute ſein, doch die Jugend iſt leider anders ge⸗ worden und auf dieſe paar lumpigen Pfennige nicht mehr angewieſen. Sie nennen es ein Heldentum, wenn die Frauen während des Krieges Männerarbeit verrichtet haben. Ich hätte mal ſehen mögen, wenn es geheißen hätte„Freiwillige vor für 33 Pfg. im Tag!“ wie ſich dieſe Heldinnen dann gedrückt hätten. Diefenigen Frauen waren Helden, die ihre ganze Kraft der echten ſozialen Nächſtenliebe opferten. Die Jung⸗ geſellen würden ſchon heiraten, doch kann man einem Manne nicht zumuten, ſich eine Modepuppe ins Haus zu nehmen, um ſich ſein Leben in eine Hölle zu nerwandeln; ein gediege⸗ nes Mäödchen findet immer einen Mann. Viel beſſer wäre es. ein Geſetz zu erlaſſen, wonach die Mädchen vor der Ver⸗ heiratung eine Haushaltungsprüfung ahlegen müß⸗ ten. nach deren Ausfäll die Genehmigung zur Heirgt erteilt wird oder nicht. In dieſer Weiſe wäre dem Volkswohl mehr gedient. denn Heiraten iſt keine Kunſt, wohl aber einen ordent⸗ lichen Haushalt führen. 5 Der Mann im Beruf, die Frau in Familie u. Haushalt In Nr. 432 Ihrer Zeitung brachten Sie einen Notſchrei eines auf der Straße liegenden Familienvaters. Die Abge⸗ bauten können lange warten, bis der gerügte Unfug in den ſtädtiſchen und ſtaatlichen Büros, ebenſo auch den Privatbüros aufgegeben wird. Tauſende wenden ſich dem kaufmänniſchen Beruf zu, wenn auch gar keine Ausſicht auf eine Stelle da iſt. Dieſe Dämchen erhalten, wenn ſie auch nur einen Kurs in einer Handelsſchule mitgemacht haben, bei Stellenloſigkeit Ar⸗ beitsloſenunterſtützung, denn wie kann jemand einer jungen Dame mit Bubikopf, kurzen Röcken und Florſtrümpfen auch zumuten, Haushaltungsarbeiten zu verrichten. Daher die vielen unglücklichen Ehen u. Scheidungen, denn ſo eine Zier⸗ puppe hat keine blaſſe Ahnung von einer Haushaltung. Der Mann, der eine ſolche Partie ſich wählt, iſt unglücklich ſein Leben lang. 0 B. * Trinkhallen Neuerdings wendet ſich ein Trinkhallenbeſitzer wieder an die Oeffentlichkeit und nennt ſeinen Artikel„Der Kampf um die Trinkhallen“. Der Artikel müßte richtig heißen:„Die Zigarrengeſchäfte im Kampf um ihre Exiſtenz“. Der Verband der Zigarrenladeninhaber hat noch niemals den Verſuch ge⸗ macht, die Daſeinsberechtigung der Trinkhallen zu beſtreiten, aber er verlangt Gerechtigkeit und Achtung vor dem Geſetz, wie es die Zigarrenhändler ebenfalls handhaben müſſen. Zu⸗ nächſt wird beſtritten, daß die Waſſerbudenbeſitzer, trotzdem ein Teil Konzeſſion zum Ausſchank alkoholfreier Getränke hat, die Ladenſchlußgeſetze überſchreiten dürfen, da ſie keiner⸗ lei Eigenſchaft der Wirtſchaften haben. Die Gewerbeordnung beſagt klar und deutlich, daß der Wirt nach Schluß der offenen Verkaufsſtellen und während des Sonn⸗ und Feiertags an ſeine Gäſte, die etwas verzehren, Rauchmaterial in kleinen Mengen zum Genuß auf der Stelle verabreichen darf. Damit iſt doch genügend betont, daß die Write keinen offenen Tabak⸗ warenhandel nach Ladenſchluß betreiben dürfen, wie es die Waſſerbudeninhaber in völlig ungeſetzlicher Weiſe handhaben, indem ſie nicht nur den Gäſten, die etwas verzehren, ſondern jedem Paſſanten, und zwar mit Vorliebe größere Quantitäten, am liebſten ganze Kartons mit Inhalt von 10—25 Stück, ver⸗ abfolgen. Der Begriff Genuß auf der Stelle ſcheidet vollſtän⸗ dig aus, da die Waſſerbuden ja gar keine Gelegenheit dazu bieten können und die Verkäufer ſich an die bezirksamtlichen Vorſchriften in keiner Weiſe ſtören, trotzdem ſie davon unter⸗ richtet ſind. Gegen ſolche Geſetzesüberſchreitungen, die gerade in den Hauptbedarfszeiten abends und Sonntags von den Waſſerbuden getätigt werden, müſſen endlich Mittel und Wege gefunden werden, da das Daſein des legalen Tabakwaren⸗ handels in gefährlicher Weiſe bedroht iſt. Oder verlangen die Beſitzer der Waſſerbuden wirklich vom Zigarrenhändler, daß er noch weiter zuſehen ſoll, wie nach Ladenſchluß und Sonn⸗ tags die Konſumenten ihren Bedarf ohne Einſchränkung bei den Waſſerbuden decken unter völliger Mißachtung der Geſetze? Nun beruft ſich ein Kämpfer um die Intereſſen der Trink⸗ hallen auf Gerichtsurteile, die zu ihren Gunſten ausgefallen ſeien. Sicherlich haben dieſe Richter die von uns ſchon oben geſchilderten Zuſtände nicht gekannt. Auch wir ſind in der Lage, uns auf Urteile zu berufen, die gerechter Auffaſſung Rechnung tragen. Es liegt uns ein Urteil des heſſiſchen Ober⸗ landesgerichtes vor, das dem Sodawaſſerbudenbeſitzer jegliche Eigenſchaft als Wirt abſpricht und jeglichen Verkauf von Wa⸗ ren nach Ladenſchluß verbietet. Wenn nun von einem Trink⸗ hallenbeſitzer behauptet wird, daß mindeſtens 50 Prozent der Trinkhallen im Winter ſchließen, ſo möchten wir dies ſtark be⸗ zweifeln. An den verkehrsreichen Lagen iſt dies ſicher nicht der Fall, ſonſt ginge ja der ſo überaus lohnende Verkauf von Tabakwaren verloren und darum handelt es ſich in der Haupt⸗ ſache, da der Ausſchank von Waſſer ja ganz nebenſächlich iſt. Es wurde doch ſchon in verſchiedenen Städten bei Kontrollen feſtgeſtellt, daß überhaupt kein Waſſer vorhanden war, und daß das Offenhalten lediglich den Zweck hatte, Sonntags Ta⸗ bakwaren zu verkaufen, weil die Läden geſchloſſen ſein muß⸗ ten. Wenn nun die Trinkhallenbeſitzer glauben, daß der legale Tabakwarenhandel deshalb eine Aenderung der Gewerbeord⸗ nung durch den Reichstag beantragt, um die Trinkhallen zu vernichten, dann befinden ſie ſich in einem Irrtum. Die Zi⸗ garrenhändler haben gar nichts gegen deren Daſein einzu⸗ wenden; ſie mißgönnen ihnen die Ausübung ihres Gewerbes in keiner Weiſe, das Publikum mit alkoholfreien Getränken zu verſorgen, aber mit Recht wehren ſie ſich dagegen, dch man dem Zigarrenhändler die Einhaltung der Ladenſchlußgeſetze zur Pflicht macht und dann in völlig unberechtigter Form ſich andere an ihre Stelle ſetzen. Wenn die Trinkhallenbeſitzer an die ſoziale Fürſorge appellieren unter Hinweis darauf, daß die Beſitzer vielfach ältere Leute, Kriegsverletzte uſw. ſeien, ſo ſei betont, daß auch unter den Zigarrenhändlern ſehr viele zu finden ſind, die ſich nicht im Vollbeſitz der Erwerbsfähigkeit befinden, vor allen Dingen Witwen, deren Männer dem Krieg zum Opfer fielen. Wir möchten nochmals betonen, daß der Kampf um Recht und Gerechtigkeit geführt wird, und daß das Daſein der Trinkhallen in keiner Weiſe angetaſtet werden ſoll, nur ſollen ſich dieſe der Ordnung fügen. In dieſem Sinne glauben wir die Oeffentlichkeit auf unſerer Seite zu haben. Verein des Spezialhandels mit Zigarrenfabrikaten E. V. Mannheim * Verrammelt nicht die Zugänge zur Friedrich Ebertbrücke Wie ich geſehen habe, iſt die Eiſenkonſtru zer Ebert⸗ brücke nunmehr fertiggeſtellt. Der Fortgang des Baues wird hoffentlich ſo beſchleunigt werden, daß die Brücke dieſes Jahr noch ihrer Beſtimmung übergeben werden kann, eine Not⸗ wendigkeit im Hinblick auf den ungeheuren und lebensgefähr⸗ lichen Verkehr, den die Friedrichsbrücke zu bewältigen hat. Nun wurde die Frage bezüglch des Anſtriches der Brücke aufgeworfen. Die meiſten Brücken, es ſind nur wenige, die ich hierunter nicht einreihen will, fügen ſich, trotz manchmal guter Formengebung, ſchlecht in das Landſchaftsbild ein. Am zweckmäßigſten wäre daher ein Anſtrich, der die Brücke mög⸗ lchſt mt den Ufern verbudet und dieſe nicht ſelbändig her⸗ vortreten läßt. Die geesnetſte Farbe wäre ſomit ein neu⸗ trales Grün. Glücklicherweiſe hat man hier die Flach⸗ brücke gewählt, ſodaß man leicht die Auffälligkeit eine⸗ Fremdkörpers, der die Brücke nun einmal iſt, im Landſchaft⸗ bild vermeiden kann. Durch Erkundigung an zuſtändiger Stelle habe ich er⸗ der Südſeite rechts und links mit hohen Häuſern, die Verkaufsläden unten erhalten ſollen, zu verbauen. Jeder Einſichtige muß ſich doch ſagen, daß hier ein großer Fehler gemacht wird. Der Zugang zur Brücke muß in möglichſt überſichtlicher Weite gehalten werden. Hier ſind wie bei der Friedrichsbrücke nur Anlagen am Platze, die breite Durch⸗ gänge erhalten, ſodaß der Fußgängerſtrom nach Verlaſſen der Brücke ſich ſofort in verſchiedene Richtungen zerſtreuen kann. Ich kann mir auch nicht vorſtellen, daß bei dem heutigen füberaus lauten Verkehr Menſchen mit Nerven hier wohnen wollen. Sollte der Fehler gemacht werden, ſo wird er wie bei den verengten Planken, ſpäter nur mit ungeheuren Koſten gut zu machen ſein. Auch ſoll ſich ja niemand einbilden, daß hier Läden florieren. Man wird wie am Friedrichsplatz Ent⸗ täuſchungen erleben. Wer einkaufen will, geht ins Stadt⸗ innere, wo die nebeneinander ſtehenden Läden Auswahl in Hülle und Fülle bieten. Darum weg mit den projektierten Häuſern vor der Brücke, füllt die Löcher ſeitlich auf und macht Anlagen, daß die Brücke leicht von den ſüdlich Kommenden gefunden werden kann. Die ſpäteren Generationen haben dann nichts mehr zu tadeln. Civis * Das Baden im Freien Am Samstag, 11. Sept. badete ich im Rhein auf Ludwigs⸗ hafener Seite im Strandbad. Als Schwimmer hielt ich mich ſan der Abſperrgrenze auf. Mein Freund ſchwamm mit drei anderen gegen den Strom, ich folgte mit zwei Meter Abſtand. Mein Freund hörte Hilferufe. Er und die andern legten kei⸗ nen Wert darauf. Ich wurde aufmerkſam, als ein Badender rief:„Komms heer, komms heeer, komms he———er!“ Sein Geſicht wurde vor Angſt blaß. Da ich unter mir noch Grund hatte, erfaßte ich die Hand des Rufenden und zog ihn aus der Strömung heraus. Die Umſtehenden wurden erſt aufmerk⸗ ſam, als ſie ſahen, wie ich mit dem Geretteten ankam. Es würde der Oeffentlichkeit vom Nutzen ſein, wenn bei Berich⸗ ten über Baden im Freien darauf hingewieſen würde, daß es die Pflicht eines Feden iſt, die Badenden zu beobachten. Man ſieht es ſchon an den Geſichtszügen, wenn Gefahr im Berzuge iſt. Der eine wird blaß, der andere rot, die Augen werden ſtarr, der Ruf iſt ängſtlich anzuhören. Im Juli ds. Is. badete ich im Neckar. Am Uferrand ſtanden—3 Meter vor mir drei Herren, ein Meter weiter nach links ein Mäd⸗ ſerſtand höher und die Strömung ſtärker. Das Mädthen konnte ſich gegen die Strömung nicht mehr halten und ver⸗ ſank. Die Hilferufe überhörten die Umſtehenden. Ich eilte mit lautem Geſchrei zur Stelle, ſodaß der eine Herr, von dem das Mädchen nur eine Armlänge entfernt war, zugreiſen konnte. Mit dem Schreck und etwas Neckarwaſſer im Magen konnte das Mädchen ans Land gebracht werden. Da das Ba⸗ den im Freien zur Gewohnheit wird, wäre es gut, wenn die Jugend darauf hingewieſen würde, beim Baden auf alle ver⸗ dächtige Vorgänge zu achten, um Unglücksfälle zu vermeiden. Ein aufmerkſamer Freibadegaſt. fahren, daß man beabſichtigt, vor der Brücke den Zugang von zeue Mannheimer Zeitung Unhaltbare Zuſtände im Mannheimer Kunſtleben Am vergangenen Samstag herrſchten im Mannheimer Kunſtleben Zuſtände, die ſich nicht wiederholen ſollten. Ein Beſuch des National⸗Theaters und des Neuen Theaters war nicht möglich, da in beiden Theatern geſchloſſene Vorſtellungen ohne Kartenverkauf ſtattfanden. Man denke: an einem Samstag abend, der beſonders gern für Theaterbeſuch reſer⸗ viert wird. Die Fremden, die ins Theater wollten, mußten darauf verzichten. Und das in der Kunſtſtadt Mannheim, die gerne den Fremdenverkehr heben will. Und nun ein Wort an das Apollo⸗Theater. Es war ein ſehr großes Verdienſt der Leitung, den berühmten Sänger Battiſtini den Mann⸗ heimern vorzuſtellen. Es iſt auch bekannt, daß derartige Künſtlergaſtſpiele ungeheures Geld koſten, aber daß der bil⸗ ligſte Gallerieplatz 2 Mark koſtete, war zu tadeln. Ich kenne manche, die ſich die Ausgabe nicht leiſten konnten, die aber ſehr gerne das Konzert beſucht hätten. Es hätte ſich doch ein Mittelweg finden müſſen, einen ganz billigen, erſchwinglichen Platz zu verkaufen. Warum wurde auf die Kreiſe keine Rück⸗ ſicht genommen, die auch etwas von Kunſt verſtehen, denen aber kein großer Geloͤbeutel beſchieden iſt. Ein Kunſtfreund. Not der Neuoſté⸗imer Es iſt wahrlich an der Zeit, daß die Neuoſtheimer endlich den Mund auftun und der Allgemeinheit ihre Schmerzen und berechtigten Klagen vorführen. Der Zuſtand des Müllab⸗ lagerungsplatzes iſt vor allem vom hygieniſchen Stand⸗ punkt aus unhaltbar. Es iſt zu verwundern, daß die Stadt einem Stadtteil ſolch verpeſtete, ungeſunde Lufft zumutet. Die Typhusepidemie in Hannover ſollte unſeren Stadtvätern die Augen öffnen. M. E. iſt es dringend notwendig, eine Müll⸗ verbrennungs⸗Anſtalt zu errichten. Die ungeſunde Luft und die durch den Müll hervorgerufene Fliegenplage können der Entwicklung von Neuoſtheim ſehr ſchäden. Den Vertröſtungen des Städt. Nachrichtenamtes muß entgegen⸗ gehalten werden: kein einziger Müllwagen mehr auf einen Ablageplatz ſo nahe an bewohnter Gegend. Eine weitere Stimme aus.O. * Lärm durch Straßenhändler Sie haben jüngſt eine Einſendung gebracht, worin über den Lärm geklagt wurde, den die herumziehenden Händler durch ihr Ausrufen verurſachen. Der betr. Einſender hatte vollſtändig recht. Dieſes Ausrufen iſt in der Tat höchſt läſtig, zumal es ſchon in aller Frühe beginnt. Teppichklopfen und ähnliche Verrichtungen dürfen nach den polizeilichen Beſtim⸗ mungen erſt um 8 bezw. 9 Uhr beginnen. Aber ſchon lange vorher erfüllen die„Frankenthaler Kartoffel“⸗Händler mit ihrém Geſchrei die Höfe. In der Oſtſtadt, wo in den geſchloſſe⸗ nen Bauquadraten die ſämtlichen Höfe zu einem einzigen Hofe zuſammenlaufen, hat man den Genuß acht⸗ bis zehnmal, weil es mehrere Händler ſind, von denen jeder wieder in mehreren Häuſern ausruft, ſodaß es im ganzen Quadrate zu hören iſt. Nachdem heute jedermann ſeinen Bedarf zu jeder Stunde decken kann, iſt dieſes Anpreiſen durch Auskreiſchen durchaus nicht mehr nötig, ſondern ebenſo überflüſſig wie läſtig. Es dürfte deshalb an der Zeit ſein, daß die Polizei dieſen Miß⸗ ſtand abſtellt oder ihn zum allermindeſten auf die Stunden be⸗ ſchränkt, die für andere ruheſtörende Verrichtungen, wie Tep⸗ pichklopfen u. dgll., feſtgeſetzt ſind. 5 Ein Oſtſtadtbewohner. Für die Reise! Die Nachsendung der„Neuen Mannheimer Zeitung“ während der Reisezeit kann nach jedem gewünschten Aufenthaltsort unter Kreuz⸗ band erfolgen. Bestellungen sind unter Angabe des seit⸗ herigen Bezugsortes nur schriftlich an die Geschäftsstelle E 6, 2 zu machen. Der Ver- sand kann täglich erfolgen und täglich ein- gestellt werden.— Wird Nachsendung der Zeitung auf unbestimmte Dauer gewünscht dann ist der Geschäftsstelle unserer Zeitung rechtzeitig schriftlich anzugeben, an welchem Tag die Lieferung einzustellen ist, bezw. wieder in die Wohnung weiter erfolgen soll. Zur Vermeidung der Porto- und Einzugs- kosten bitten wir die Gebühren für den Versand im voraus zu entrichten! Diese betragen wöchentlich Für 1 bereiis abonnieries Exemplar M..60 Ausland NM..20 Für 1i besonderes Exempler NM..50 Ausland M..10 Neue hiannheimer Zeiiung 852 chen mit einer Brille. Da ausgebaggert war, waren der Waſ⸗ Ich habe immer wieder en überaus vielen Herzkrenten gLesehen und äàufs eingehendste festgestellt, dab der coffeinfteie Kaffee Hag Selbst in stäfker Konzentration genossen, ihnen keinerſei subiektven oder obiektven Schäden bringt, Wähtend der andere meist ũberhãupt nicht vertragen wird und oft gefährlich Wirkt. professor Br. Martin Mendeisehn, Berlin. Vollkommenstes Gegen rauhe, SPrõde Haut ——— hatte und von der ſie wußte, daß nichts Wahres daran war; auch im Verhältnis zu Veit. ging Loni zu Bett. ein Künſtler ſo wegwerfen! So etwas verſtehe ich einfach 1 Werbemiticl. 8. Seite. Nr. 456 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Samstag, den 2. Oktober 1926 Schwung in den Wipfel Roman eines jungen Schwaben Von Karl Hans Abel 22) Nachdruck verboten. Alle Rechte, auch das der Ver⸗ filmung, vorbehalten. Ueber das Vorhandenſein dieſer geheimnisvollen Akten war ſie von ihrer Köchin unterrichtet worden. Nun mußte die Loni mit dabei ſein, denn ſie konnte am beſten beurteilen, ob ſich die Angaben auf den Gärtnerburſchen bezogen. Sie tat es mit innerem Widerſtreben. Sie mußte eine Komödie weiterſpielen, zu der ſie die Veranlaſſung gegeben und abgeſehen davon war mit dem Mäochen eine Veränderung vor ſich gegangen, ſie war ſeit jener Nacht, in der ſie Veit ver⸗ ſchmäht hatte, eine andere geworden. Loni hatte ſich gebeſſert So ſaß man denn an demſelben Abend, an dem die beiden Männer drüben ihren Glühwein tranken, im Nachbarhauſe über den ahnungsloſen Veit zu Gericht. Nur Theo war nicht dabei. Er hatte ſich, wie ſtets in ſolchen Fällen, in ſein La⸗ boratorium zurückgezogen. Er mochte dieſe Schnüffeleien nicht, wie er ſeiner Mutter unumwunden erklärte. Die alten Protokolle enthielten allerhand Spitzbübereien, von denen aber niemand hätte mit Beſtimmtheit behaupten können, daß ſie ein junger Burſche, wie Veit es damals war, verhrochen haben konnte. Es ſtellte ſich wirklich heraus, daß die Polizei zuguterletzt jedes unaufgeklärte Delikt eine Zeit⸗ lang auf ein und dasſelbe Konto geſetzt hatte, darunter auch manchen harmloſen Schabernack. Damit alſo war gegen den jungen Sturm nichts anzu⸗ fangen, und nachdem ſich die drei hiervon überzeugt hatten, Als die beiden andern allein wären, meinte Steppinski: „Tröſten Sie ſich, meine Gnädigſte, wir werden den Kerl ſchon ausheben aus ſeinem warmen Neſte! Finden wir keinen Fall, an dem wir Ihrem Nachbar ad oculos demonſtrieren können, daß er ſeine ungewöhnliche Güte an einen Unwürdigen ver⸗ ſchwendet, ſo ſchaffen wir einen.“ „Wie meinen Sie das, Steppinski?“ „Nun, das iſt das Einfachſte von der Welt, wir ſchaffen den Fall, den wir brauchen. Wie— das überlaſſen Sie, bitte, voll⸗ ſtändig mir. Ich verſpreche Ihnen, es vergehen keine zwei Monate, und ich habe dieſe— bei dem Worte ſtieß der Ge⸗ heimrat höchſt eigentümlich an— Freundſchaft auseinander⸗ geſprengt.“ „Das wäre ſchön, wenn Sie das fertig brächten!“ „Nur die Ruhe bewahren! Ich wette, ſie fangen ſich in der Schlinge, die ſie ſich ſelbſt legen, und die ich dann bloß zuzuziehen brauche.“ „Aber von Herrenſchmitt laſſen Sie mir die Finger weg, mit ihm will ich keine Feindſchaft!“ ſagte Frau Raab in ent⸗ ſchiedenem Tone. 8 „Ich kenne den Mann nicht,“ ſagte der andere lächelnd., Er iſt nach Ihrer Schilderung für ſeine Jahre ein ganz origi⸗ neller Schwärmer.“ 7 „Ja, Steppinski, ein Schwärmer mit dem Schönheits⸗ durſte der Jugend. Aber wie kann ſich ein gebildeter Mann nicht. „O doch, ſo etwas verſtehe ich ſehr gut. Haben Sie nie die Sonnette Shakeſpeares geleſen? Auch dieſes Genie, dieſer Ganz⸗Große, huldigte einmal in paſſionierter Liebe einem jugendlichen Blender, einem blonden, knabenhaften Jüngling, der ſein liebendes Dichterherz in treuloſem Zynismus verriet und verlachte. Auch Shakeſpeare! Und die Brieſe und Gedichte eines Michelangelo, die Tagebuchblätter eines Lionardo da Vinci? Das ſind nur drei der grüßten Künſtler, herausge⸗ griffen aus ſo vielen andern, die 909 ſelben Schickſal gepackt worden ſind. Geradeſo ſcheint mir Ihr Nachbar zurzeit der Knecht ſeines Knechts zu ſein. Aber wir wollen es verſuchen, zu machen, und er wird es uns vielleicht — danken.“ „Wie edel! Wie ſchön von Ihnem, Steppinski!“ hauchte rau Raab zu dieſen mit Pathos vorgetragenen Worten ihres egenübers, die ſie nur zur Hälfte verſtanden hatte. Und in einer Weile gewichtigen Nachdenkens fügte ſie hinzu:„Mit einem Knecht eine Kameradſchaft nähren!“ „Fa!“ grinſte der alte Heuchler,„es iſt geradezu haar⸗ ſträubend!“ Und in ihrem Eiſer für die gerechte Sache kamen die beiden überein, ſie wollten die beiden Freunde drüben noch in dieſer ſpäten Stunde belauſchen. Der Herr Geheimrat war ja ſozuſggen nur noch für ſelbſtloſe Zwecke auf der Welt, wie er von ſich ſelbſt zu ſagen pflegte. Und da ihm als geweſenem Polizeibeamten die Ver⸗ folgung Veits im Dienſte ſeiner Freundin das größte Ver⸗ gnügen bereitete, hatte er ihr den Vorſchlag gemacht, die an⸗ genehme Winternacht zu einer kleinen Entdeckungsreiſe durch den nachbarlichen Park zu benutzen, in den ſie auch ſofort einwilligte. Am oberen Gittertor, das wie immer offen ſtand, bot er ihr galant den Arm. Ihre Augen hatten ſich ſchon an die Dunkelheit gewöhnt, die Wege waren gut, und kamen Stu⸗ fen, dann konnte Steppinski dieſe mit ſeiner Taſchenlaterne beleuchten. Es war eine ſchneeloſe, mit ſchweren Wolken verhangene Landſchaft. Die Umriſſe der Berge waren kaum zu unter⸗ ſcheiden, man ſah nur an den höchſten Lichtern, wo die Stadt aufhörte und der Himmel begann. Trotzdem hoben ſich von dieſem ſchwarzen Himmel die noch ſchwärzeren Wipfel der Wellingtonien ab, und ihr Gezweige nahm das Ausſehen von phantaſtiſchen Gebilden an. Sie glichen fratzenhaften Kobolsen und grotesken Geſpenſtern. Und dieſe Larven ſchienen alle mit den beiden Menſchen im Bunde zu ſein, die ſich nach der einſamen Villa hinbewegten. Ihre Unterhaltung führten ſie mit gedämpfter Stimme, und als ſie in die Nähe des Hauſes kamen, ſchwiegen ſie ganz. Lautlos, auf den Fußſpitzen ſchlichen ſie um das Ge⸗ bäude herum. Nirgends brannte ein Licht. Auch die drei gardinenloſen Fenſter des Gärtnerzimmers waren verdun⸗ —7 Entweder ſchlief der Burſche ſchon, oder er war nicht aheim. Da gewahrte Steppinski einen feinen Lichtſtrahl, der durch eine Ladenritze aus dem darüber befindlichen Zimmer fiel. Demnach war noch jemand auf. Auch hörte man ſpre⸗ chen. Gewiß waren es die beiden, die ſich noch unterhielten. „Er ſitzt mit ihm im Salon!“ flüſterte Frau Raab und drückte ihren Gefährten bedeutſam am Arm.„Kommen Sie, wir gehen auf die Terraſſe. Wenn ſie uns bemerken ſollten, ſagen wir, wir hätten Herrenſchmitt noch mit einem ſpäten Beſuche überraſchen wollen.“ „Das glaubt er uns nicht. Um dieſe Zeit! Nein, dann gibt es nur eins, was uns aus der Patſche helfen dann— Ferſengeld geben.“ Sie ſtiegen die eiſerne Treppe hinauf, die ſie mit keinem Ton verriet. Von der Terraſſe aus konnten ſie in dem Zimmer zur Linken, aus dem der Lichtſchein herausfiel, nichts erſpähen, die Läden waren verſchloſſen. Aber die Tür, die zwiſchen dieſem Zimmer und dem Bauernſtübchen nach der Diele drinnen führte, ſtand offen. „Welch ein glücklicher Zufalll Kommen Sie! In dem Gang befinden ſich Wandſchränke, und ich wette, wir hören dort, was ſie ſprechen!“ Und ſchon zog Frau Raab, von ihrer Neugierde getrie⸗ ben, den alten Geck mit ſich in das Innere des Hauſes; der wollte ſich anfänglich dagegen ſträuben. Die Sache ſchien ihm doch etwas gewagt. Aber die Gelegenheit war ſo günſtig! Man mußte ſie beim Schopfe packen. Um nicht zu ſtolpern, machte er Licht, und ſo kam es, daß Beit drinnen den Schein gewahrte. Schleunigſt machten ſich die beiden Eindringlinge aber wieder aus dem Staube, als ſie merkten, daß ſie ſich trotz ihrer Vorſicht verraten hatten. „Nur nicht verzagen, meine Freundin!“ tröſtete der Herr Geheimrat ſeine Dame, als er ſich vor dem Eingang ihres Gartens mit einem Handkuß von ihr verabſchiedete.„Was Aber er konnte ihr die Sorgen damit nicht verſcheuchen, heute nicht gelang, gelingt uns das nächſtemal.“ die ſie ſich fortwährend machte. Frau Raab hatte einen ſchweren Kopf. „Trotzdem es nahe an Mitternacht war, konnte ſie ſich nicht dazu entſchließen, zu Bett zu gehen. Das Teſtament beſchäftigte ſie wieder und ihre alte Furcht, wegen Unter⸗ ſchlagung einmal beſtraft zu werden. In der goldenen, koſtbaren Stutzuhr war, ſo ſchien es ihr nun auf einmal, das Vermächtnis vor Diebſtahl weniger ſicher, als in dem unſcheinbaren, alten Tintenfaß, deſſen Geheimfach viel ſchwerer zu entdecken war und von dem niemand etwas zu wiſſen ſchien, auch Loni nicht. Daher nahm ſie die Urkunde aus der Kaſſette unter dem Panther und legte ſie in die unter dem Roß. So brachte ſie ſich ſelbſt um die Entſchuldigung, von allem nichts gewußt zu haben, falls nach dem Teſtament geforſcht werden ſollte. Sie hatte ganz die ruhige Beſinnung ver⸗ ſo ſehr fürchtete ſie ſich vor einer gerichtlichen Ver⸗ olgung. In dieſem Augenblick ſchlug es drunten auf allen Tür⸗ men die zwölfte Stunde. Auch das ſagenumwobene Silber⸗ glöcklein, das in jeder Mitternacht irrende Herzen mahnen will an den rechten Weg, wie es dereinſt den verirrten Wan⸗ derern künden ſollte, wo drunten im Tale die Stadt liegt, erſcholl irgendwo über den ſchlummernden Gaſſen. Aber Frau Raab hörte es nicht. Sie blickte ins Nebenzimmer, in welchem ihr Sohn ſchlief und ſie beneidete ihn um ſeinen feſten Schlaf. Aber ſie nahm ſich kein Beiſpiel an ſeinem Weſen. Es fehlte nicht viel und ſie hätte ihn ſeiner Gleichgültigkeit wegen gehaßt, die er den Dingen gegenüber zeigte, welche ſie ſo ſehr beſchäftigten. Allein, rußelos, getrieben von einem böſen Geiſte, ſtieg ſie hinauf ins Laboratorium. Als Mitarbeiterin ihres Sohnes kannte ſie ſich darin in allem aus. Dort brachte ſie ſich in den Beſitz von einigen wenigen Kriſtallen des furchtbaren, fremden Giftſtoffes. Theo konnte es nicht kontrollieren, ſo wenige nahm ſie. Aber es waren dennoch genug, um einige Pferde damit zu töten. Frau Raab befand ſich in den Netzen eines Dämons, der mit ihr ſpielte, nachdem ſie ihm über ſich Gewalt gegeben falſch Was ſie auch tat wie ſie auch rechnete, es war immer alſch. 9 Mechaniſch trat ſie ans Fenſter und ſchaute hinüber nach dem benachbarten Hauſe, nach den Fenſtern des jungen Gärtners. Auch Veit hatte noch Licht. Er zählte ſein Geld und legte die Summe, die ihm ſein Herr für das Motorrad geliehen hatte, in einen leeren Brief⸗ umſchlag. Er hatte ſich das Rad nicht gekauft und war froh, daß er das Geld noch beieinander hatte. Geſchahen doch die Wettrennen um den Ruf des Rekords, und nun empfand er auf einmal keine Luſt mehr, ſein Leben dafür aufs Svyiel zu ſetzen.(Fortſetzung folat.) Sonderabteilung: 0 8 führendes Spezialhaus für feine damenbekleidung nach Tmaß. kerlige strassen- u. Gesellscheftskleider. 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Danksagung Für die vielen Beweise herzlicher Teil- nahme an dem uns betroffenen schweren Verlust, sagen wir allen recht herzlichen Danłk. 0068 Im Namen der tieftrauernd Hinterbliebenen: SGrete Lobertz geb. Habermehl WW. ** Rheinische Hypotheken-Bank Wir beabſichtigen, gemäß Artikel 84 der Durchführungsverord⸗ nung zum Aufwertungsgeſetz vom 29. November 1925 auf 1. Januar 1927 unſeren Pfandbriefbeſitzern eine Teilausſchüttung durch Aus⸗ händigung von 4½/ igen Goldpfandbriefen zu gewähren. Nach Er⸗ ledigung der erforderlichen Vorarbeiten wird eine weitere Bekannt⸗ machung über die näheren Beſtimmungen dieſes Umtauſches er⸗ folgen, wobei wir bemerken, daß in Ausſicht genommen iſt, die aus⸗ zugebenden Goldpfandbrieſe zugleich mit abtreunbaren und geſon⸗ dert verwertbaren Anteilſcheinen für die künftigen weiteren Aus⸗ ſchüttungen zu verſehen. Im Intereſſe einer raſcheren Abwicklung des Verfahrens em⸗ pfiehlt es ſich, ſchon jetzt die Papiermartplandbrieſe zwecks ſeiner⸗ Umtauſchs bei uns einzureichen. Hierfür iſt folgendes zu eachten: 1. Den Pfandbriefſendungen, welche portofrei an uns zu richten und auf dem Umſchlag mit der Auſſchrift Pfandbrief⸗Aufwertung zu verſehen ſind, iſt ein Verzeichnis in doppelter Fertigung nach dem von uns ausgegebenen Formular beizufügen; eine geſonderte Ueber⸗ ſendung der Verzeichniſſe iſt nicht angängig. Dieſe Formulare wer⸗ den von uns koſtenlos verabſolgt. Sendungen, bei denen unſere Formulare nicht oder nicht vollſtändig ausgefüllt ſind, können nicht berückſichtigt werden und müſſen dem Abſender auf ſeine Koſten zu⸗ rückgeſandt werden. Mitteilungen oder Sendungen anderer Art dürfen dieſen Pfandbriefſendungen nicht beigefügt werden. 2. Soweit Pfandbriefe auf Namen eingeſchrieben ſind, ſind ein beglaubigter Freiſchreibungsantrag ſowie die etwa zur Legitimation des Antragſtellers erforderlichen Urkunden(3. B. Erbſchein) beizu⸗ fügen. Unvollſtändige Nachweiſungen bedingen mindeſtens eine er⸗ hebliche Verzögerung in der Erledigung. 3. Die Ausſchüttung betrifft nur Pfandbriefe, nicht Kommunal⸗ obligationen; letztere ſind alſo nicht einzureichen. 4. Die Ausfolgung der Goldpfandbriefe erfolgt ſ. Zt. an unſerer Kaſſe koſtenlos; bei Verſendung nach auswärts gehen die Verſand⸗ ſpeſen zu Laſten der Pfandbriefbeſitzer und werden in der Regel von uns durch Nachnahme erboben. 5. Die Stückeeinteilung der auszugebenden Goldpfandbriefe erfolgt nach unſerem Ermeſſen; beſondere Wünſche werden nach Möglichkeit berückſichtigt. Vorgeſehen ſind Stücke zu GM. 50.—, 100.—, 200.—, 500.—, 1000.—, 2000.— und 5000.—. Für Beträge von GM. 10.—, 20.—, 30.— und 40.— iſt die Ausgabe von Certifikaten vorgeſehen; Spitzenbeträge unter GM. 10.— werden in bar abgefunden(Art. J, § 7 V. O. v. 28. 7. 26). Em99 Mannheim. im September 1926. Rheinische Hypotheken-Bank. 7 1 35 Dr. Gusta Schmitt Facharzt für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe M 7, 11 Em 99 Tel. 30110 Nachtglocke und Privatwohnung: Charlottenſtraße 3. Sprechstunden: ½3 5 Uhr iſt ab 1. Oktober 1926 zu ſämtlichen Krankenkaſſen zugelaſſen · der Geſellſchaft der Aerzte Tüchtiger Dekorateur empfiehlt ſich zum Delorieren von Schau⸗ fenſtern außerhalb der Geſchäftszeit Angebote 90 Ich habe meine Praxis wieder auf- genommen Prof. Dr. Weinberg Facharzt f. innere u. Nervenkrankheit. Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) begeben ſind, ſtellen wir hiermit den zum gleichen Kurſe von 95.— 97 0 Die Anleiheſchuld wird innerhalb 20 verſchreibungen getilgt. stens zum 1. 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Gold⸗Kommunal⸗Schuld⸗ dem Vermögen der Gewährleistung des Provinzialverbandes der Rheinprovinz geführt wird, der Geſamtbeſtand der auf Grund dieſer An⸗ Gold-Darlehns⸗ forderungen gegen kommunalverbände der Kaufaufträge werden bei der Landesbank der Rheinprovinz und ihren Filialen in Aachen, Eſſen, Köln und Trier ſowie bei allen Banken, Girozentralen und Spar⸗ Landesbank der Rheinprovinz. Eue 7668 kann bis zum 30. Amtliche Bekanntmachungen Bekämpfung der Maul⸗ und Klauenſeuche. Die am 15 September 1926 bezügl. des Schweinebeſtandes der Abraham Ritter Wwe. in Schwetzingen Synagogengaſſe angeordne⸗ ten Sperrmaßnahmen werden hiermit aufge⸗ hoben. Mannheim, den 1. Oktober 1926. 20 Badiſches Bezirksamt— Abt. 4. Aumtl. Veröffentichungon er Staut Mannheim Arbeitsvergebung. Haus für Obdachloſe, Entwäſſerungs⸗ arbeiten. 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Heckel, 0 3, 10, im'heimer Muſikhaus, P 7, 14a, bei Chr. Sillib Nachf., Buchhdla., R 3, 2a, bei Jpachim Alb. Müller, Buchhoͤlg., U 3, 23, bei K. Ega, Buchhandlg., Schwetzingerſtr. 25, außerdem an der Abendkaſſe. 72⁴ Konzert⸗ und Flug Um geneigten Flugplatz Neuosmeim. Männ eims ſchönſter Ausflugsort, täg ich Flug⸗ bet ieb von 18 Verkehrs⸗Flugzeugen. Ang neh⸗ mer Fam lienaufenthalt mit platzkaffee⸗Reſtaurant. Zuſpruch bittet 9 8 A. Paſtors und Fran: 77 0 6 Selbsi Greise iernen Klavierspielen in—3 Monaten. Korrekt nach Noten, qedoch fabelhaft leichte Erlernung. Alles über · ragende Erfindung eines blinden Musikers. Prospekt Nr. B 45 sofort kostenlos durch Musikhaus Jsier, Lörrach Baden). 2 eeseseesesssee Restaurant Merkur Bleltirisdie Auinahmen Naturgetreu/ Plastisch/ Lautstark Kein störendes Nebengeräusch ere Teikscheit„DIE STIMUE“ Das Oktoberheft bringt u. a. folgende 10 EIN HELDENLEBEN. OP. 40 5 Platten Nr. 69 840-44* Pl.-Pr..75 NM. VII. 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