1n 88 8— 18 C G — 855 Montag, 4. Oktober ſeue Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatl..⸗M. 2,50 88 Beievtl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ ——— vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. Haupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle: R1, 4⸗6, (Baſſermannhaus). Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofſtr.6, S 24 u. Meerfeldſtraße 11. Telegramm⸗ Adreſſe: Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12mal. Fernſprecher 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24953 Man Mlannheimer General Anzeiger Abend⸗Ausgabe Preis 10 Pfeunig 1926— Nr. 458 nheimer Seitung Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. Kolonelzeile fle Allgem. Anzeigen 0,40.M. Neuamen —4R.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höherberechnet. Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. 4 gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw. berechtigen* keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte usgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Mannheim. Beilagen: Sport und Spiel. Aus Seit und Leben.Mannheimer Frauenzeitung. Unterhaltungs⸗Beilage. Aus der Welt der Cechnik. Wandern und Neiſen Geſetz und Recht — Deutſche Wirkſchaftspolitik Der Reichswwirtſchaſtsminiſter ſpricht Die ſehr intereſſante Rede, die Miniſter Dr. Curtius am geſtrigen Sonntag auf dem Reichsparteitag der Deutſchen Volkspartei in Köln gehalten hat, haben wir im Auszug be⸗ reits in unſerem heutigen Morgenblatt veröffentlicht. Ange⸗ ſichts der Bedeutung dieſer Ausführungen tragen wir er⸗ gänzend darüber noch folgendes nach: Der Miniſter verwies einleitend auf die Dispoſitionen des Parteitages, die ihm Beſchränkung auferlegten und nur die Erörterung einiger Probleme in großen Zügen zuließen. Sodann beſchäftigte ſich Dr. Curtius mit der optimiſtiſchen Beurteilung der deutſchen Wirtſchaftslage im In⸗ und Aus⸗ lande, insbeſondere in den Vereinigten Staaten von Nord⸗ amerika. Er betrachte es als ſeine Aufgabe, Uebertreibungen auf das rechte Maß zurückzuführen.(Sehr richtig!) Fort⸗ ſchritte ſeien gewiß feſtzuſtellen, insbeſondere bei den beiden für die Konjunktur maßgebenden Faktoren, dem Kapital⸗ und Umſatzmarkt. Fremdes Kapital in Höhe von 4 bis 5 Milliarden hätte die deutſche Wirtſchaft befruchtet; auch aus eigener Kraft hätten wir wieder erhebliches Kapital ge⸗ ſammelt, wie z. B. der Zuwachs der Sparkaſſeneinlagen in Preußen von rund 300 Millionen im November 1924 auf 1700 Millionen im Auguſt 1926, und wie auch aus der Zunahme des Pfandbriefumlaufes von 600 Millionen Ende 1924 bis auf rund 1700 Millionen am 31. Juli 1926, ſowie aus dem Anwachſen der Depoſiten bei rund 100 Kreditbanken bis zum Juni 1926 in Höhe von rund 4,7 Milliarden Mark hervor⸗ gehe. Dem Wachſen des Kapitals entſpräche die Senkung des Zinsfußes. Der Debetzins plus Vorſchußproviſion be⸗ trug am 6. Oktober 1924 minimal 18 Prozent, am 1. Septbr. 1026 minimal 9 Prozent; end er gleichen Zeit iſt eine Senkung der Spanne zwiſchen Debet⸗ und Kreditzins von 12 auf 6 Prozent zu verzeichnen. Durch ſtärkſte handelspolitiſche Akti⸗ vität ſei es uns ferner gelungen, auf dem Auslandsmarkt langſam, aber ſtetig an Boden zu gewinnen. Hierfür erwähnt der Miniſter die Steigerung der Ausfuhr von rund 430 Mill. im Januar 1924 auf 833 Millionen im 1 1926. Auch der Inlandsmarkt ſei nach dem völligen Zuſämmenbruch um die Wende 1923 zu 1924 im Ganzen genommen kräftig wieder erholt, alles Anzeichen einer Wiedergeſundung, die die Deutſche Volkspartei umſo freudiger feſtſtellen dürfe, als ſie an der dafür maßgebenden Außen⸗ und Innenpolitik führend mitgewirkt und ihre Verſprechungen auf dem Wahlparteitage in Dortmund im November 1924 gehalten habe.(Lebhafter Beifall.) Dieſen hellen Farben des Wirtſchaftsbildes kon⸗ traſtierten nun aber ſtarke dunkle Töne 3* Der Umfang des Außenhandels habe 1924nur die Hälfte, 1925 nur drei Viertel des Friedensumfanges ausgemacht, das Jahr 1926 werde wieder einen Rückſchlag und wahrſcheinlich nur zwei Drittel des Friedenshandels bringen. Die Aktivi⸗ tät der Monate Dezember 1925 bis Mai 1926 weiche ſchon wie⸗ der einer, vorausſichtlich ſteigenden Paſſivität, die ſich für die 2½ Jahre vom 1. Jannar 1924 bis zum 1. Juli 1926 nach den Feſtſtellungen des Stakiſtiſchen Reichsamtes einſchließlich der ſogenannten Sachlieferungen auf 3,2 Milliarden Mark be⸗ laufe. Innere Schwäche und Zollmauern des Auslandes würden vorausſichtlich noch längere Zeit die Erreichung des Friedensſtandes verhindern. Auf dem Innenmarkt durch⸗ laufe die Landwirtſchaft eine tiefgehende Kriſe; der Aus⸗ fall an Kaufkraft des früheren Mittelſtandes bleibe gewaltie vor allem drücke die Arbeitsloſigkeit, die 1,5 Millionen unter⸗ tützte Vollerwerbsloſe und wohl insgeſamt 8 Millionen eutſche Volksgenoſſen in Ungewißheit, Sorge und Not halte und keineswegs nur konjunkturbedingt ſei, ſondern Ausdruck und Folge tiefgreifender Strukturänderungen in Volks⸗ und Weltwirtſchaft. Die an ſich erſtaunlich hohen Spareinlagen ſtellten doch nur ein Achtel bis ein Zehntel der Sparkapitalien des Friedens dar. Unſere Auslandsguthaben in Höhe von rund 20 Mil⸗ liarden Mark ſeien zum größten Teil verloren, die geflüch⸗ teten Kapitalien zum Wiederaufbau völlig wieder aufgezehrt. Die im vergangenen Winter bei der Aktivität der Handels⸗ bilanz im Auslande erworbenen Guthaben, über deren Höhe die unſinnigſten Vorſtellungen herrſchten, würden zum Aus⸗ gleich der neuen Paſſivität wieder draufgehen. Wohl ſtröme noch ausländiſches Kapital herein. Der Reichsbankpräſident habe aber vor kurzem wiederum auf das Wachſen der hier⸗ durch bedingten Gefahren hinweiſen müſſen. Außerdem be⸗ ſtände kein Verlaß darauf, daß uns ausländiſche Anleihen und Kredite dauernd weiter zur Verfügung geſtellt werden, insbeſondere dann, wenn wir ſie am dringendſten gebrauchten. Schließlich hänge über⸗ der ganzen Wirtſchaft als büſtere Wolke die Reparationsfrage mit all ihrer Unſicherheit und Schwere.(Zuſtimmung.) Die Superlative des Optimis⸗ mus aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika ſeien umſo erſtaunlicher, als die Amerikaner ſonſt immer ge⸗ wohnt ſeien, ſich durch Zahlen und zahlenmäßige Vergleiche die Welt der Wirtſchaft vorzuſtellen und unmöglich überſehen könnten, wie ungeheuer der Abſtand zwiſchen der dortigen Wirtſchaftsblüte und der gedrückten Lage der deutſchen Wirt⸗ ſchaft wäre. Unſerer Wirtſchaſtslage werde man am beſten gerecht, wenn man ſich die deutſche Wirtſchaft im Bilde eines Rekonvaleszenten vorſtelle, der nach ſchwerer, die letzten Kräftereſerven aufzehrenden Krankheit nun die erſten Geh⸗ verſuche mache, aber erſt nach vielen Rückſchlägen in langer, 8 Pflege wieder zu Kräften kommen werde, und eſſen völlige Wiedergeneſung noch ungewiß ſei. Aus dem weiten Gebiet der großen Aufgaben, die der deutſchen Wirtſchaft und der amtlichen Wirtſchaftspolitik in der nächſten Zukunft erwüchſen, griff der Miniſter vier Probleme heraus. Er nannte zuerſt den Finanzausgle ich und die 4 Verwaltungsreform und erklärte, daß dieſe beiden Probleme nach den zwingenden Darlegungen des Reichs⸗ finanzminiſters für die parlamentariſche Erledigung noch eine Weiſe zurückgeſtellt werden müßten. Inzwiſchen müßten alle Wirtſchaftskreiſe gerade an dieſer Frage intenſiv mitarbeiten. Es handle ſich keineswegs nur oder überhaupt in erſter Linie, um Zuſtändigkeitsfragen, um Neuverteilung der Sollſteuern im unveränderten Geſamtbeſtand auf unantaſtbare hiſtoriſche Gebilde. Wir müßten vielmehr durch Reichsreform, Arbeits⸗ teilung und Verwaltungsrationaliſierung, durch weitere An⸗ paſſung aller Steuern an die Wirtſchaft, durch ihre Einordnung in ein lückenloſes Syſtem, auch durch Senkung von Steuer⸗ ſätzen, ſoweit ſie nach den Ankündigungen des Reichsfinanz⸗ miniſters zuläſſig wären, zu einer Erleichterung der Laſten kommen und die Generalunkoſten der Firma Deutſchland ver⸗ mindern, wie gelegentlich treffend bemerkt ſei. Nicht auf den Wegen des Partikularismus und Föderalismus ſei dieſes Ziel zu erreichen. So gewiß Dezentraliſation notwendig ſei, ſo ſicher ſei die hiſtoriſch gegebene Dezentraliſation auf die Dauer nicht mehr zu halen, jedenfalls nicht für die Wirt⸗ ſchaft. Nur eine einheitliche deutſche Wirtſchaft, eine zum Mittelpunkt ſtrebende, vom Mittelpunkt aus geleitete Wirt⸗ ſchaftspolitik werde uns vorwärtsbringen.(Beifall.) Zweitens gebe es das Problem Staat und Wirtſchaft; es bedürfe der Vertiefung, Klärung und Löſung. Dabei ſpiele die Frage der ſogen. kalten Sozialiſierung entgegen der allgemeinen ſtarken Hervorhebung die gering⸗ fügigere Rolle. Hier ſei man im Grunde genommen einig darin, daß der Staat nur die Gebiete der Wirtſchaft für ſich in Anſpruch nehmen ſollte, auf denen die Kräfte der Privat⸗ wirtſchaft verſagten und überwiegendes Allgemeinintereſſe Staatsbetätigung forderte, wie zentrale Kreditregelung, Han⸗ delsverträge, Großunternehmungen des Verkehrs uſw. Auch die ſogenannten Verſorgungsbetriebe der Gemeinden ſeie! außer Streit. Wo der Staat Dinge tun müſſe, die ſonſt über⸗ haupt nicht getan werden würden, dürften Hoheitsrechte und fiskaliſche Intereſſen keine Rolle ſpielen, müßte die gweck⸗ mäßigſte Organiſationsform gewählt und eine Trennung von der eigentlichen Verwaltung durchgeführt werden. Die Frage der Steuerfreiheit der ſogenannten Staatsbetriebe bedürfe ſorgfältiger Prüfung. Wichtiger als die Fragen der Wirt⸗ ſchaftsbetätigung der öffentlichen Hand ſei Zuſammenarbeit aller Wirtſchaftsformen mit dem Staatsganzen Die Wirtſchaft könne kein iſoliertes Leben im Staatsganzen führen; ein Nebeneinander oder gar eine Unabhängigkeit der Wirtſchaft vom Staat ſei unerträglich. Auf einigen Gebieten ſchreite die Einordnung bereits fort. Die Berufsorganiſatio⸗ nen mit ihrer großen Stärke und Mannigfaltigkeit würden im Reichswirtſchaftsrat zu geordnetem Zuſammenwirken mit dem Staat gebracht; der endgültige Reichswirtſchaftsrat werde auf dieſem Grundgedanken aufbauen. Er biete zugleich den ſoge⸗ nannten letzten Verhandlungstiſch zum Ausgleich der Klaſſen⸗ gegenſätze, der eines der vornehmſten Ziele der Staatstätig⸗ keit ſein müſſe.(Zuſtimmung.) Eine große Aufgabe bleibe es weiter, das rechte Verhältnis zwiſchen dem Staat und den or⸗ ganiſationsbildenden Kräften der Wirtſchaft auf den Gebieten der Erzeugung und des Abſatzes herzuſtellen. Der Aufſchub der behördlichen Arbeit an einer Regelung des Kartellproblems hänge mit der Wirtſchaftsenquete, der Entwicklung der internationalen Kartellierung und ihrer Er⸗ örterung auf der Weltwirtſchaftskonferenz ſowie mit den neuen Truſttendenzen und Truſtbildungen zuſammen. Die Arbeiten würden im Laufe des Winters wieder aufgenommen. Sie müßten nicht nur Kartelle, ſondern auch Truſts, und zwar ſowohl nationale wie internationale umfaſſen. Der Einfluß des Staates liege weniger in direkter Beeinfluſſung von Prei⸗ ſen und Konditionen, vielmehr auf dem Gebiete der Steuern, des Kredits, der Frachten und der Zoll⸗ und Handelspolitik. Das wichtigſte Mittel zur Gewährleiſtung einer geſunden Selbſtverwaltung der dafür reifen Wirtſchaftszweige durch Kartelle und Truſts beſtehe in möglichſter Publizität ihrer ge⸗ ſamten Organiſations⸗ und Geſchäftstätigkeit. Die großen modernen Wirtſchaftsgebilde wüchſen über die eigentliche Pri⸗ vatwirtſchaft hinaus; ſie hätten öffentlichen Charakter. Er⸗ freulicherweiſe fühlten ſie auch mehr und mehr den Zwang zur Verantwortung vor der öffentlichen Meinung. Dieſes Verant⸗ wortungsgefühl gelte es zu ſtärken. Eingriffe, direkte oder indirekte, ſollten nur im Notfall und mit allen Garantien ob⸗ jektiver geſamtwirtſchaftlicher Einſtellung vorgenommen wer⸗ den.(Zuſtimmung.) Die deutſche Handelspolitik beruhe auf der Zolltarifnovelle des Sommers 1925. Dieſe habe geſetzliche Geltung nur bis zum 31. Juli 1927. Wir müßten uns entſchließen, ihre Geltung um 2 bis 3 Jahre zu verlän⸗ gern. Es ſei nicht nur techniſch unmöglich, die geſetzgeberiſche Arbeit eines ſo gewaltigen Werkes wie des endgültigen deut⸗ ſchen Zolltarifs bis zum nächſten Sommer zu leiſten. Es wäre auch gänzlich verfehlt, ſo raſch ſchon Endgültiges ſchaffen zu wollen. Die Erfahrungen mit dem geltenden, in wichtigen Teilen noch nicht einmal ausgebauten proviſoriſchen Vertrags⸗ ſyſtem reichen nicht aus; die großen Strukturveränderungen der Weltwirtſchaft träten jetzt erſt ins rechte Licht; bedeutende Vertragsſtaaten richteten ſich handelspolitiſch neu ein; eine Reihe von Staaten hätten ihre Währungen noch nicht ſtabili⸗ ſiert- Vor allem gelte es, die Ergebniſſe der Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz, mindeſtens ihrer Vorkonferenz, für uns nutzbar zu machen. Es ſei nicht utopiſch zu hoffen, daß Beſtrebungen, wie die von Riedl, Neuhaus u. a. ſüber bloß zweiſeitige Handelsverträge, erſt recht über bloße Meiſtbegün⸗ ſtigungsverträge hinaus Kollektivvereinbarungen zu treffen, zu brauchbaren Ergebniſſen führten. Weite Teile der euro⸗ päiſchen Wirtſchaft ſeien reif für Vereinheitlichung des Zoll⸗ tarifſchemas, den Wiederaufbau des internationalen Handels⸗ FCortſetzung auf Seite 2) Der Führer des deuljchen Volkes (Von unſermnach Köln geſandten K..⸗Sonder⸗ berichterſtatter) Es war doch mehr als eine nur liebenswürdige oder gar konventionelle Apoſtrophierung, als der zum ſiebenten Male zum Vorſitzenden des Reichsparteitages der Deutſchen Volks⸗ partei gewählte Neſtor der Reichstagsfraktion, der vierfache Doktor und Geheimrat Kahl— nebenbei bemerkt, einer der letzten noch lebenden Teilnehmer der Kaiſerproklamation in Verſailles— Dr. Streſemann in ſeiner Begrüßungs⸗ anſprache als den„Führer des deutſchen Volkes“ bezeichnete. Daß der Parteitag der 3000 Delegierten ihm zu⸗ ſtimmenden Beifall zollte, war ſelbſtverſtändlich. Wie wäre es auch anders denkbar bei der Gefolgſchaͤft der Freunde Streſemanns, um nicht zu ſagen Hausmacht, die ihm Schemel und Piedeſtal ſeiner gegenwärtigen Stellung iſt! Wenn je die letzten Differenzen zwiſchen Partei und Führer geſchwunden ſind, dann jetzt. Sie bilden zuſammen eine unerſchütterliche Einheit, nicht nur wegen der Erfolge ſeiner Außenpolitik allein, ſondern, weil die Volkspartei ſich heute in einer er⸗ hebenden Einmütigkeit um den Mann ſchart, den ſie in böſen und guten Tagen ſich zum Führer erkoren hat, weil ſie des ferneren ſich deſſen bewußt iſt, daß er vor allen berufen iſt, ihr den Weg zu weiſen. Sehen wir uns den Ausgangspunkt und die Meilenſteine an: die ſtarken, lebenſtrotzenden Wur⸗ zeln, die zur alten nattonalliberalen Partei führen, geben der Volkspartei die Kraft, im neuen Staat der Gegenwart auf feſten Füßen zu ſtehen, das Neue aber in Formen zu preſſen, die den veränderten Verhältniſſen angepaßt ſind und dennoch nicht nur dem kühl erwägenden Verſtand, ſondern auch den Bedürfniſſen des Herzens eutſprechen. Es iſt billiger Spott, die„Einerſeits⸗Andererſeits⸗Politik“ zu ſchmä⸗ len— wer gegenwärtig Politik treiben will mit dem Dog⸗ men⸗Kopf durch die Wand, wird gar bald verſpüren, daß dieſe härter und widerſtandsfähigr iſt, als die eigene Hirn⸗ ſchale. Der Zwang zum Umlernen müſſen iſt im Grunde genommen heute ſchon überwunden— wir haben uns in die Umwandlung und in die Umwertung aller Werte geſchickt und verlangen nun poſitiy die Befreiung des öffentlichen Lebens von unſinnigen, weil antiquierten Schlagworten und freie und offene Bahn für die Politik des Verſtändniſſes und der Vernunft! Das mag vermeſſen erſcheinen— und iſt es doch nicht. In dem Geleitwort zum Parteitag in der„Köln. Ztg.“ hat Streſemann folgende, faſt möchte man ſagen, klaſſiſche For⸗ mulierung gefunden:„Die Deutſche Volkspartei wird gut tun, ſich die Selbſt beſtimmung zu bewahren und ſich vor Augen zu führen, daß ihre parteigeſchichtliche Bedeutung da⸗ rin beſteht, die überparteiliche Zuſammenfaſſung derjenigen Kräfte in Deutſchland zu ſein, die ſich vom Staats⸗ bewußtſein leiten laſſen, den Mut haben, auch gegen den Strom zu ſchwimmen und ſich durch ſachliche Arbeit die Aner⸗ kennung ſchaffen, die ſchließlich über dem Schlagwort des Tages ſtehen wird. Von dieſem Geſichtspunkt aus kann die Partei zur gegebenen Zeit mit allen denjenigen zuſammen⸗ wirken, die für beſtimmte, in der Gegenwart zu löſende Auf⸗ gaben die Gewähr einer innerlich zuſammenarbeitenden und zuſammenhängenden Mehrheit bieten.“ So paradox es klingen mag: die Deutſche Volkspartei iſt niemals ſo ſehr Partei um ihrer ſelbſt willen geweſen, wie gerade jetzt. Gewiß, Parteien müſſen gelten, aber wer ſich verſteift auf Parteiinfallibilität, auf das Dogma der„Partei an ſich“ hat keinen Platz in der Volkspartei. Sie will mehr ſein, als nur Partei, da ſie ſich, der Labilität der gegenwärtigen Parteigrenzen mehr bewußt iſt, als alle anderen Parteien. Streſemanns Definition iſt auch keine Sammlungsparole, ſie iſt lediglich der Wegweiſer aus Wirrniſſen der Gegenwart, nachdem die ſakroſankten Parteien ausnahmslos verſagt haben. Will man durchus Streſemanns Kölner Rede in ein be⸗ ſtimmtes Fach einordnen, ſo iſt die Suche nach der Etikettie⸗ rung nicht allzu ſchwer. Sie erſtritt das Recht des Menſchen, des Individuums, gegenüber der Maſſe— auf der anderen Seite iſt heute„Partei“ mehr denn je Schall und Rauch. Die abſolute Verachtung des Dogmas an ſich iſt das typiſche Merkmal Streſemannſcher Linienziehung. Hier ſpricht ein Mann, ein Politiker, ein Staatsmann, dem Volk und Vater⸗ land keine Lippenbekenntnis gelegentlich nationaler Feier⸗ ſtunden iſt, ſondern dem ſich die Dinge und Menſchen formen wie ſie ſind, um die logiſchen Schlüſſe daraus zu ziehen. Das iſt doch grade das Wunderſame an Streſemanns Reden, daß ſich alles tatſächlich ſo klar und einfach darſtellt, wie er es ſchildert. Das klingt ſo vernünftig, ſo logiſch, ſo ſelbſtver⸗ ſtändlich, daß es garnicht anders ſein kann. Lieſt man dann das Echo in der Preſſe, erſcheinen die Einwände ſo einfältig, daß man ſich über ſoviel Dummheit ſchier verwundern könnte, wenn man ſich nicht überlegte, daß wir im Deutſchland der parteipolitiſch abgeſtempelten Meinungen leben. Vielleicht be⸗ ſteht hier die Gefahr, daß der Zauber des Augenblicks das kritiſche Denken beeinträchtigen könnte. Aber auch hinterher, wenn Worte und Beifall verrauſcht ſind, bleibt doch in jedem ein beglückendes Gefühl der Gewißheit geborgen: So iſt es, und nicht anders! Mag man über die Wege vielleicht im — 3 ſein, dieſer Mann iſt beſtimmt auf dem richtigen eg Daß Streſemann ein gottbegnadeter Redner iſt, wer möchte ihn darob ſchelten? Iſt es nicht ſeeliſcher Gewinn, daß ein Politiker und Parlamentarier im demokratiſchen Zeit⸗ alter über die landläufigen Redensarten des Biſtro, des tpiſchen franzöſiſchen Allerweltsredners hinaus, die Sprache in einer Weiſe meiſtert, daß ſie dem Hörer äſthetiſchen Genuß bereitet? Dieſer Mann iſt doch Gottlob nicht nur in den ———————— ———— einſt Dr. Luther am Sarge Eberts ſprach: nicht, Du ſegneſt mich denn!“, ſo war dies ein Ummünzung in 7 2. Seite. Nr. 458 Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Montag, den 4. Oktober 1926 engſten Bezirk ſeiner Politik und ſeines Amtes gebannt, nein, er ſchöpft immer wieder von neuem aus der Brunnenſtube deutſcher Kultur und deutſchen Geiſtes und bewegt ſich in einem Kulturkreis, von dem man wünſchen möchte, daß in ihn weiteſte Schichten unſeres Volkes einbeſpannt ſein möchten. Soll man die Hörer tadeln, daß ſie ſich Streſemann willig hin⸗ geben, der ſie hinaus⸗ und emporführt zu den Höhen letzter Erkenntnis, daß ihnen der Atem ſtockt und die Pulſe klopfen, Haß ſich ihnen die Augen füllen, weil das Innerſte aufgewühlt wird? Es iſt doch nicht vergänglicher und flüchtiger oratori⸗ ſcher Zauber des Augenblicks, der ſie fasziniert, nein, es iſt ein ſeeliſches Miterleben und Mitleben, wenn die tiefſten Tiefen aufgewühlt werden. Was Streſemann über die drei gefallenen Fung⸗Dichter ſagte, war erſchütternd und erhebend zugleich, und wenn er in die gleichen Worte ausmündete, die „Ich laſſe Dich den Wert der Gegenwart: niemals erleben wir Deutſchlands Urſtänd, es ſei denn, daß wir Tag für Tag darum unter Auf⸗ bietung aller Kräfte, aber auch unter Ertötung des Egoismus kämpfen! So ſpricht kein Partei⸗ Führer, ſo ſpricht ein ganzer Mann. Iſt nun Streſemann wirklich der„Führer des deutſchen Volkes“? Noch nicht, denn noch viel zu ſehr umaeifern ihn Haß, Mißverſtand und Uebelwollen. Aber er wirdes werdenl Sehen wir denn nicht, wie ſich all⸗ täglich die Schar ſeiner Widerſacher lichtet, wie er mit zu⸗ nehmender Anerkennung im Ausland auch im Innern immer mehr den Reſonanzboden findet, der ihm gebührt? So um⸗ ſtritten er auch noch in der Gegenwart ſein mag, eines iſt“ge⸗ wiß: Die Geſchichte wird ihm einſt Gerechtigkeit wiederfahren wiſſen wir heute bereits. Es iſt aber ein ewiger Fluch, daß jene, die das Richtige erkannten, jahre⸗ wenn nicht jahrzehnte⸗ lang Einſame und Mißverſtandene bleiben müſſen. In den Dingen der Außenpolitik ſcheint Streſemann bereits die Höhe erklommen zu haben, denn die Zahl der Ewig⸗Geſtrigen verringert ſich von Tag zu Tag. Innenpolitiſch iſt die Summe der Widerſtände freilich noch gewaltig groß. Aber ſei es drum: ſelbſt ohne die Einſchränkung der captatio malevoten- tiae, daß auch er ſich irren könnte, bekennen wir uns zu Streſemann als dem Führer! Gibt es wohl ein einfacheres Programm als dieſes: das alte Deutſchland wollen und müſſen wir lieben, dem gegenwärtigen Deutſchland müſſen wir leben, für das künftige Deutſchland müſſen wir ar⸗ beiten! Muß denn immer Parteifanatismus Sonder⸗ wege gehen? Iſt es nicht möglich, das Erbübel der Deutſchen, Regierungsſtellen an dieſen Aufgaben längſt 99 laſſen. Zu weſſen Gunſten ſich dann die Schale neigen wird, die Eigenbrödelei zu überwinden. Mag man uns Otpimiſten ſchelten, wir glauben daran, daß unter Streſemanns Führung wir noch einmal den Tag erleben werden, an dem wir mit Goethes Worten aus„Des Epimenides Erwachen“ ſagen können:„Nun ſind wir Deutſche wiederum!“ Köln, 3. Oktober 1926 Kurt Fischer 3 vertragsrechtes, d.., der Schematiſierung des allgemeinen Inhalts der Handelsverträge für die Einſetzung internatio⸗ naler Organe wie etwa periodiſcher Zollkonferenzen und Schiedsgerichten. Der vorgeſchlagene Aufſchub bedeute ſelbſt⸗ verſtändlich nur, daß der Abſchluß des Werkes, das Inkraft⸗ treten endgültiger Verträge und des neuen Zolltarifs heraus⸗ geſchoben werde, während intenſivſte und aktipſte 3—5—365 Gang ſeien und katkräftig weiter geförbert würden.(Beifafl.) Alle vor⸗ OAb treten nach der Wffaffüne des Redners in ihrer Bedeutung zurück gegenüber 8 der Reparationsfrage.— Die Diskuſſion über Durchführung des Dawes⸗Planes und die Endlöſung des Reparationsproblems ſei im Ausland im vollen Gange; in Deutſchland befinde ſich die allein frucht⸗ bringende Methode eindringlicher wirtſchaftlicher Unter⸗ ſuchungen noch in dem Anfangsſtadium. In dieſe Diskuſ⸗ ſion würden nunmehr die Verhandlungen über die wirt⸗ Iiſierung von 1 bis 2 Milliarden deutſcher ſchaftliche Ausführung des deutſch⸗franzöſiſchen Ausgleichs⸗ planes von Thoiry eingeſchaltet. Der Miniſter mit warmen Worten ſein volles Einverſtändnis zur Thoiry⸗ Politik Dr. Streſemanns, hielt es aber für ſeine amtliche Pflicht, nüchterne wirtſchaftliche Erwägungen zur Löſung der Aufgaben beizutragen. In dieſem Zuſammenhang ſchlug Dr. Curtius vor, die Erörterungen auf das an ſich ſchon un⸗ geheuer weittragende und verwickelte Geſchäft der Mobi⸗ Eiſenbahnobligationen zu beſchränken und warnte vor den Gefahren der Verquickung mit der Geſamtlöſung der Reparationsfrage und der interalliierten Schuldenrege⸗ lung. Er betrachtete weiter die Frankenſtabiliſie⸗ rung als eine innerfranzöſiſches Problm, in deſſen Rahmen „Frankreich ſelbſtverſtändlich den größten Wert darauf legen müßte, das wertvolle Objekt der deutſchen Eiſenbahnobli⸗ gationen für ſeine Stabiliſierungszwecke zu verwerten. Zwei Momente änden bei der durch Thoiry ausgelöſten internationalen rörterung der Mobiliſierung von Obligationen im Vorder⸗ grund: die Höhe des Zinsfußes und die Umwandlung der Zinſen aus Reichsmark in Valuten. Der Zinefuß ſtehe — uns feſt; ein Disagio gehe zu Laſten der Gläubiger. Die nach ſeiner werden könnten. mwandlung in Valuten aber bedeute eine Ausnahme vom Transferſchutz, eine Abweichung vom Dawesplan und werde Hadurch für uns eine ſchwerwiegende Angelegenheit. Wie Kaynes wiederholt dargelegt hat, ſei er nur wegen des ſtarken Hereinſtrömens ausländiſcher Kredite bisher nicht Ueber kurz oder lang könne er in Erſcheinung getreten. 1 praknſch Wir hätten um⸗ aber zu praktiſcher Bedeutung gelangen. ſomehr das Recht und die Pflicht, auf unſere Sicherung durch den Transferſchutz zu verweiſen, als der franzöſiſche Miniſter⸗ Präſident in ſeiner Rede in Bar⸗le⸗Due für Frankreich eben⸗ falls in Anſpruch genommen habe, ſeine Verbindlichkeiten nur Leiſtungsfäbigkeit und in den Grenzen der Trans⸗ fermöglichkeit zu tilgen. Aus all dieſen Gründen werde die Transferfrage bei den bevorſtehenden Verhandlungen eine bedeutſame Rolle ſpielen.(Lebh. Zuſtimmung.) Daß wir dar⸗ über hinaus die Einwirkungen, die große Kapitalaufnahmen auf dem internationalen Markt für unſere eigene Kapital⸗ verſorgung haben könnten, ſelbſtverſtändlich. Freilich müßten wir ſolche Sorgen zurück⸗ ſorgfältig prüfen müßten, ſei ſtellen, wenn die anderen ſich aus dem Thoiry⸗Plan für uns ergebenden Fragen in einer für uns erträglichen Weiſe gelöſt Schließlich ſtänden bei heißeſtem Streben nach dem Ziel der Befreiung des Rheinlandes zwei Grundſätze für die kommenden Verhandlungen unabänderlich eſt: keine neuen zuſätzlichen Laſten, keine Beeinträchtigung er Endlöſung der Reparationsfrage.(Beifall.) Der Miniſter ſchloß ſeine Darlegungen mit dem Hinweis auf die bedeutſamen Zuſammenkünfte der großen Verbände in dieſem Herbſt, wie die Erkenntnis der großen wirtſchaft⸗ lichen Zuſammenhänge gefördert, die Selbſtbeſinnung d Wirtſchaft angeregt und einem weitgehenden Aus⸗ gleich ſowie ein Heranrücken aneinander zur Gemeinſchafts⸗ arbeit gebracht hätten. partei im Die Parole, die die Deutſche Volks⸗ Frühjahr 1024 in Hannover gegeben habe, gelte auch heute: Durch Arbeit und Opfer zur Freiheit „(Stürmiſcher, anhaltender Beifall.) Entſchließung der Deutſchen Volkspartei Auf dem Parteitag der Deutſchen Volkspartei wurde ein⸗ ſtimmig folgende Entſchließung angenommen: „Der in Köln verſammelte Parteitag der Deutſchen Volks⸗ partei grüßt in engſter Verbundenheit die deutſchen Brüder am Rhein, in Heſſen, in der Pfalz und an der Saar und dankt ihnen für alle Standhaftigkeit und Treue. Er weiß ſich eins mit allen Deutſchen des noch immer beſetzten Gebiets in dem Willen, die nach dem Eintritt des Deutſchen Reiches in den Völkerbund mit dem Geiſt wahrer Gleichberechtigung und des Friedens unter den Völkern unerträgliche Laſt der Beſatzung und fremder Verwaltung baldigſt zu beenden. Deshalb dankt der Parteitag einmütig dem Führer der Partei und Miniſter des Aeußern, Herrn Dr. Streſemann, für ſeine kluge, von tiefem vaterländiſchen Gefühl geleitete ſtaatsmänniſche Politik, die großzügig und weitblickend dem Ziel der Freiheit und Stärkung des Reiches zuſtrebt, und dankt zugleich der Reichstagsfraktion für ihre geſchloſſene vertrauens⸗ volle Arbeit an der Wiederaufrichtung der inneren Ordͤnung und des Wirtſchaftslebens des Reiches. Der Parteitag ſtellt mit Genugtuung die völlige Einmütigkeit der Deut⸗ ſchen Volkspartei feſt. Die folgerichtige, ſtetige Politik der Partei und ihres Führers hat ſich als richtig und dem Vater⸗ lande förderlich erwieſen. Die Deutſche Volkspartei wird die⸗ ſen Weg einig und im Vertrauen zu ihrem Führer weiter gehen. Alle, die hierbei aus anderen politiſchen Lagern Hilfe leiſten wollen, ſind ihr zur Mitarbeit willkommen.“ Glückwünſche zu Hindenburgs Geburtstag Anläßlich des Geburtstages des Reichspräſidenten ſind mehrere tauſend Glückwunſchſchreiben und Telegramme, ſowie Blumengrüße im Haus des Reichspräſidenten einge⸗ gangen. Der von Berlin abweſende Reichskanzler hat die Glückwünſche der Reichsregierung telegraphiſch ausgeſprochen. Die in Berlin beglaubigten fremden Botſchafter und Geſand⸗ ten haben ſich, ebenſo wie eine große Anzahl führender deut⸗ ſcher Perſönlichkeiten, perſönlich in die Beſuchsliſte im Haus des Reichspräſidenten eingetragen, während der zur Zeit auf Urlaub in der Schweiz befindliche Doyen des diplomatiſchen Korps, Pacelli, auf drahtlichem Weg ſeine Glückwünſche übermittelt hat. Die meiſten Botſchafter und Geſandtſchaften der fremden Staaten hatten aus Anlaß des Tages geflaggt. Streſemann in Düſſeldorſ EBerlin, 4. Okt.(Von unſerem Berliner Büro.) Wie die„B. Ztg.“ berichtet, hatte der Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann urſprünglich die Abſicht, heute aus Köln nach Berlin zurückzukehren. Der Miniſter begibt ſich jedoch heute nach Düſſeldorf, wo er an der Tagung des Guſtav Adolf⸗ Vereins teilnimmt und ſelbſt eine kurze Anſprache an die Verſammelten richten wird. Im Laufe des Mittwoch wird Dr. Streſemann nach Berlin zurückkehren. Auch Reichskanz: ler Marx wird am Mittwoch von ſeinem Erholungsurlaub zurückerwartet. Reichswehr und Kronprinzenſohn EBerlin, 4. Okt.(Von unſerem Berliner Büro). In der Angelegenheit der Anweſenheit des Kronprinzenſohnes in Müſingen wird vom Reichswehrminiſterium erklärt, daß es nicht, wie irrtümlich verbreitet wurde, dieſe Behauptungen, von denen es erſt ſelbſt Kenntnis erhielt, ein Dementi ent⸗ entgegengeſetzt hat. Das Reichswehrminiſterium hat in der Oeffentlichkeit zu der Angelegenheit noch keine Stellung ge⸗ nommen, inswiſchen aber alle Schritte zur Unterſuchung in dieſer Affäre unternommen. Die Polizeikonferenz Die Vollſitzung der allgemeinen Polizeikonferenz im Plenar⸗ ſitzungsſaal des ehemaligen Berliner Herrenhauſes fand am Freitag ſtatt, in der man* mit verkehrspolizei⸗ lichen Fragen beſchäftigte. Miniſterialdirektor Abegg begrüßte die Konferenz namens der preußiſchen Stgatsregierung. Den Vorſitz übernahm Präſident Schober⸗Wien. Zunächſt reſerierte Oberpolizeiinſpektor Bakker⸗Am⸗ ſterdam über Straßenbau und Verkehrsregelung. Er be⸗ tonte, daß beim früheren Straßen⸗ und Städtebau nicht das zu erwartende Anwachſen des Verkehrs in genügendem Maße berückſichtigt worden ſei. Der Vortragende legte dann die Forderungen für den Bau einwandfreier Verkehrsſtraßen dar und betonte in dieſem Zuſammenhange, daß die Koſten für den Umbau veralteter Straßen und Stadtteile ſich faſt ganz durch die Erſparniſſe auf verkehrspolizeilichem Gebiete tilgen ließen. Neben einer genügenden Breite der Straßen, die ſich nach der Fahrzeugbreite richten müſſe, ſei beſonderer Wert darauf zu legen, daß ſich die Straßen rechtwinklig kreuzen und daß die Bürgerſteige möglichſt von allen Anbauten wie Kios⸗ ken, Anſchlagſäulen uſw. frei gemacht würden. In dieſer Be⸗ ziehung müſſe in vielen Städten ein großes Reinemachen ge⸗ fordert werden. An Hand von Zahlen wies Regierungsbaurat Schuppau darauf hin, daß ſich der Automobilverkehr in Berlin ſeit dem Jahre 1914, alſo in zwölf Jahren, etwa verſechs⸗ facht hat. Wünſchenswert ſei auch eine internattonale Feſt⸗ legung der höchſt zuläſſigen Fahrzeugbreite, wie dies bereits für Eiſenbahnwagen der Fall iſt. Sodann ſprach Regierungsrat Völker⸗Hamburg über die moderne Entwicklung der großſtädtiſchen Verkehrs⸗ regelung. Er beleuchtete zunächſt das Verhältnis zwiſchen Po⸗ lizei und Publikum und betonte, daß mit Rückſicht auf das ſtarke Anwachſen des Verkehrs zur Zeit des Arbeitsbeginnes und des Arbeitsſchluſſes eine Feſtlegung dieſer Zeiten mit Rückſicht auf die Verkehrsregelung dringend notwendig ſei. Der Maſſenverkehr müſſe nach Möglichkeit unter die Straße gelegt werden, und bei der Wahl zwiſchen Autobus⸗ und Stra⸗ ßenbahnverkehr im Innern der Stadt müſſe dem Autobus nach ſeiner Anſicht der Vorzug gegeben werden. Beſonders notwendig ſei es aber, daß neben all den Verkehrsregelungen für ausreichende Beleuchtung der Städte Sorge getragen wird und daß auch das Wohl der Fußgänger nicht außer Aacht ge⸗ laſſen werde. In der Ausſprache warnte Regierungsrat Dr. Meyer vom Berliner Polizeipräſidium davor, ausländiſche Vorbilder allzu ſchematiſch auf die heimiſchen Verhältniſſe zu übertragen, denn jede Stadt habe ihren eigenen Rhythmus. Regierungs⸗ direktor Abegg äußerte ſich dann grundſätzlich zu dem Thema und betonte, daß die Hauptſache die Beſchleunigung des Verkehrs ſei. Es ſei zu erwägen, ob man von dieſem Ge⸗ ſichtspunkt aus nicht von einer Feſtſetzung der Höchſtgeſchwin⸗ digkeit abſehen ſolle. Die Anterſuchung der Fememorde aserun, 2. Okt.(Von unſerem Berliner Büro). Vor dem Unterſuchungsaüsſchuß des preußiſchen Landtags hat der Zeuge Schmidt angegeben, daß er in der Lage ſei, die wahren Zuſammenhänge im Falle des Fememordes an dem Oberfeldwebel Wilms mitzuteilen, ſo daß das bisherige Ermittlungsergebnis ein völlig verändertes Bild erhalten würde. Daraufhin hat jetzt der Verteidiger des Hauptange⸗ klagten Leutnant v. Poſer den Antrag geſtellt, Schmidt noch einmal vernehmen zu laſſen und die bereits abgeſchloſſene Vorunterſuchung wieder zu eröffnen. * Hughes amerikaniſcher Vertreter im Haag. Nach einer Havasmeldung aus Waſhington hat Präſident Coolidge den ehemaligen Staatsſekretär Hughes zum amerikaniſchen Mit⸗ glied beim ſtändigen internationalen Schiedsgerichtshof im Haag ernannt. Chamberlain über ſeine Unterredung mit Muſſolini Chamberlain iſt Sonntag wieder in Lonon eingetroffen. Am Bahnhof empfing er bereits die Journaliſten und erklärte ihnen u.., daß die Unterredung von Livorno eine Begegnung zwiſchen zwei Freunden geweſen ſei. Aus den Zeitungen habe er aber entnommen, daß die Unterredung vielerorts als ein Gegenſtand der Unterredung zwiſchen Briand und Streſe⸗ mann in Thoiry ausgelegt worden ſei. Dieſe Auffaſſung ſei ganz und gar falſch. Er habe von der geplanten Zuſam⸗ menkunft in Thoiry ſchon vor ſeiner Abreiſe aus Genf ge⸗ wußt. Er hätte aber gleichwohl unter allen Umſtänden mit Muſſolini eine Begegnung gehabt. In Livorno hätten ſie von Thoiry geſprochen, aber nur, um ſich zu dieſem Anzeichen einer Verbeſſerung der internationalen Lage zu beglückwünſchen. Man lege die Politik Italiens und Eng⸗ lands ſchlecht aus, wenn man glaube, Muſolini oder er ſeien über die Unterredung zwiſchen Briand und Streſemann eifer⸗ ſüchtig geweſen. Seine Begegnung mit Muſſolini ſei ſo herz⸗ lich wie nur möglich verlaufen und habe ihm ermöglicht, alle Fragen zu beſprechen, die Italien und England gemeinſam intereſſieren und die bereits auf diplomatiſchem Wege be⸗ ſprochen worden ſeien. Gleichzeitig aber hätten ſie bei dieſer Gelegenheit Probleme euxopäiſcher Tragweite behandelt und mit großer Genugtuung feſtgeſtellt, daß ſie in den hauptſäch⸗ lichſten Fragen die gleiche Auffaſſung gehabt hätten. Beide Länder wollten die Aufrechterhaltung des Friedens und die Entwicklung des Handels, die für die wirtſchaftliche Reſtau⸗ rierung der Welt ſo notwendig ſei. Verhängnisvolle Auswirkungen des Alkoholverbots § London, 2. Okt.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Nach einem Telegramm aus Waſhington hat das Schatz⸗ amt eine amtliche Mitteilung über die Erfolge des Alkohol⸗ verbots veröffentlicht, wonach bei der verſuchten Erzwingung der Alkoholverbotsakte 335 Menſchen getötet und 460 Millionen Mark vom Staat ausgegeben wurden. Die Getöteten fielen in Schlachten zwiſchen Regierungsbeamten und Schmugglern. Eine noch viel größere Zahl Menſchen iſt an Vergiftung durch geſchmuggelten ober verfälſchten Brantwein zu beklagen. Letzte Melbungen Ein myſteriöſer Zwiſchenfall — Neuſtadt a. d.., 4. Okt. Vergangene Nacht nach 11 Uhr ſpielte ſich in einer Wirtſchaft in der Friedhoſſtraße ein bedauernswerter Unfall ab. Der Küfermeiſter Krautter von hier ſaß mit einem franzöſiſchen Sergeanten beim Schoppen. Während Krautter, der ſich in angetrunkenem Zu⸗ ſtand befand, ſich mit dem Franzoſen ſehr freundſchaftlich un⸗ terhielt und ihn dabei umarmte, ſpürte der Sergeant plötzlich in der Bruſt in der Herzgegend einen Stich. Daß Krautter abſichtlich geſtochen hat, iſt nicht anzunehmen, man hält im Gegenteil einen Unfall für wahrſcheinlich. Die Verletzung des Sergeanten ſcheint nicht lebensgefährlich zu ſein. Die Unter⸗ ſuchung durch die franzöſiſche Gendarmerie iſt eingeleitet. Furchtbarer Kindermord — Buer, 4. Okt. Einem furchtbaren Kindermord iſt man 35 auf die Spur gekommen. Seit Samstag nachmittag wurde er achtjährige Sohn des Bergmanns Langhau aus Herte vermißt. Er ſollte in den Wald gegangen ſein, um Brom⸗ beeren zu pflücken. Seit dieſer Zeit war er verſchollen. Sonn⸗ tag nachmittag machte ein Bergmann eine grauſige Entdeckung. Er fand den vermißten Knaben in einer Waldſchneiſe. Die Leiche des Kindes lag auf dem Bauche, die Kniee waren an den Leib gezogen, während die Hände tief in das Gras griffen. Neben dem Toten lag ein altes roſtiges Brotmeſſer, das über und über mit Blut beſchmutzt war. Die Leiche wies einen tie⸗ fen Schnitt in den Hals auf, der faſt bis zur Wirbelſäule lief. Die ſofort benachrichtigte Polizei ſperrte den Platz ab. Am Sonntag erſchien die Mordkommiſſion am Tatort, ferner ein Vertreter der Staatsanwaltſchaft, die die näheren Ermittlun⸗ gen aufgenommen haben. Die Typhusepidemie in Hannover — Hannover, 4. Okt. Die Zahl der Neuerkrankungen in Hannover beträgt 31 ſeit Sonntag, ſodaß gegenwärtig insge⸗ ſamt 1703 Perſonen an Typhus erkrankt ſind. Die Zahl der Toten hat ſich um 8 erhöht. Sie beträgt heute 176. Ueber 16 000 Hafenarbeiter im Ausſtaud — Hamburg, 4. Okt. Nach der Ablehnung des gefällten Schiedsſpruchs dauert der wilde Streik der Hamburger Hafen⸗ arbeiter fort. Es ſind insgeſamt 16 bis 18 000 Hafenarbeiter im Ausſtand. Man rechnet hier jetzt mit einem Senats⸗ beſchluß, wonach die Techniſche Nothilfe eingeſetzt wird. Es melden ſich bereits viele Arbeitsloſe, die in die Techniſche Not⸗ hilfe eingeſtellt werden wollen. Die Bremer Hafenarbeiter haben ſich geſtern mit über⸗ wiegender Mehrheit mit 560 gegen 450 Stimmen gegen den Streik ausgeſprochen. 9 Kein Verkehrsſtreik in Hamburg — Hamburg, 4. Okt. Der für die Verkehrsarbeiter ge⸗ fällte Schiedsſpruch iſt in einer Urabſtimmung mit geringer Stimmenmehrheit zwar abgelehnt worden, doch iſt die erfor⸗ derliche Mehrheit für den Streik nicht zuſtandegekommen. Die Gefahr eines Verkehrsſtreiks iſt alſo beſeitigt. Die Schweſtern des Berliner Juwelenräubers mitſchuldig — Berlin, 4. Okt. Am geſtrigen Sonntag wurde die Ver⸗ nehmung der beiden Schweſtern Spruchs fortgeſetzt. Die Vernehmung ergab, daß Spruch nach der Tat ſeiner Schweſter Charlotte den ganzen Hergang des Ueberfalls erzählt hat. Dieſe wiederum berichtete ihren Eltern über den Raubüber⸗ fall. Der Vater Spruchs zeigte ſich außerordentlich erregt und verbot dem Sohne das Betreten der Wohnung. Dem Zureden von Mutter und Tochter gelang es, den Vater von einer ſofortigen Anzeige abzubringen. Beide Schweſtern ebenſo wie die Mutter Spruchs waren dieſem bei der Flucht behilflich. Alle vier trafen ſich noch am Montag in einem Kinotheater des Nordens. Die Mutter händigte dabei ihrem Sohne einen anderen Anzug aus. Nach der Verhaftung Spruchs ſuchte deſſen Eltern Charlotte zu überreden, die ihr übergebenen Juwelen in die Spree zu werfen, wozu dieſe ſich nicht entſchließen konnte. Beide Schweſtern bleiben in Haft und werden heute noch einmal Spruch gegenübergeſtellt werden. Rektor Splett tödlich verunglückt — Danzig, 4. Okt. Der Vizepräſident des Danziger Volkstages, der Zentrumsmann Rektor Splett, wurde geſtern das Opfer eines tödlichen Unfalls. Am Hafen von Gbingen wurde er während eines Spazierganges von einem Auto überfahren und tödlich verletzt. Das Auto nahm ihn ſofort nach dem Krankenhaus mit, wo er obends bereits verſtarb. Der Verunglückte war 58 Jahre alt. Grubenunglück bei Metz — Me Okt. 0 nacht ein rderkorb bet der Auffahrt durch Reißen des Seiles abgeſtürzt. Die drei Inſaſſen wurden getötet. S —— In einer Grube bei Metz iſt geſtern ——— Salz enthält, verbunden ſind. Montag, den 4. Oktober 1926 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 458 Als Fachmann auf der Polizeiausſtellung Eigener Bericht von Otto Schwerin Der große Coup in der Tauentzienſtraße— Ich werde ſelbſt verdächtigt— Angerſteins Anzug und ſeine Mord⸗ waffen— Was Haarmann geleſen hat— Aparte Schmugglertricks— Der Luftballon im Warenhaus— Etwas vom Zigeuner und Die Berliner Kriminalpolizei verrät auf einer farbigen Bildtafel die Tricks der Juwelendiebe. Ein Mann„mimt“ den Käufer, während ſeine hübſche Komplizin die„Wand“ macht, d. h. die Aufmerkſamkeit des eigentlichen Diebes ab⸗ lenkt. Oder man kann es auch anders machen, indem man wertloſe Tombackſtücke mit in den Juwelenladen nimmt und ſie gegen ein wertvolles Schmuckſtück vertauſcht. Aber das ſind anſcheinend Stümpertricks einer längſt überholten Epoche. Tollkühne Juwelendiebe wählten ausgerechnet den Eröff⸗ nungstag der Internationalen Polizeiausſtellung, um einen der größten und raffinierteſten Coups zur Ausführung zu bringen, den die Kriminalgeſchichte überhaupt kennt. Ich habe, gerade von der Ausſtellung zurückkehrend, in der Elektriſchen ſitzend, die Kanonenſchläge der Feuerwerkskörper gehört, die die Gauner, um Verfolger abzuwehren, nach dem Raub zur Exploſion brachten. Ich ſah die wie einen Ameiſenſchwarm aufgeſcheuchten Menſchenmaſſen der Tauentzienſtraße in die Häuſer flüchten, um Deckung zu ſuchen. Man darf übrigens der Berliner Kriminalpolizei nicht der Läſſigkeit zeihen. Sie iſt auf dem Poſten, hat in richtiger Erkenntnis der Sachlage eine große Anzahl Kriminalbeamte auf dem Ausſtellungskomplex verteilt und glaubte auch in meiner beſcheidenen Perſönlichkeit einen guten Fang zu tun, denn ein Ausſtellungsbeſucher, der ſich, wie ich, allerlei No⸗ tizen machte, ſchien ihr bedenklich. Er hat nachher ſelbſt herz⸗ lich gelacht, der Berliner Kriminalaſſiſtent, der mich als ver⸗ dächtig„hochgehen“ laſſen wollte. Er wollte ſeinen Lapſus da⸗ durch gutmachen, daß er mich auf einige beſonders intereſ⸗ ſante Ausſtellungsſtücke aufwerkſam machte. Da iſt beiſpiels⸗ weiſe ein vom Frankfurter Polizeipräſidium zuſammengeſtell⸗ ter Schrank, der Bilder und Beweisſtücke jenes Mordfal⸗ les Angerſtein enthält, derſ. Zt. von der Frankfurter Mordkommiſſion überraſchend ſchnell geklärt werden konnte. Mit einem Gemiſch von Grauen und Mitleid betrachtet man die Bilder der Angerſteinſchen Opfer. Die Axt, den Hirſch⸗ fänger, die als Mordwaffen dienten, und den mit Blut be⸗ ſudelten Anzug, der über und über mit kleinen weißen Steck⸗ nadeln bedeckt iſt. Jeder Nadelkopf bedeutet einen Blut⸗ ſpritzer. Ferner hat man das Mordzimmer Haarmanns in Originalgröße nachgebildet und mit den Originalmöbeln verſehen. Ueber einem 1e Erſhie ſchmalen Feldbett hängt ein billiger Farbendruck,„Die Erſchießung der elf Schillſchen Offi⸗ ziere“. Auf einem Tiſch vor dem Fenſter liegen Haarmanns Mordwaffen, ein Totſchläger und ein halbes Dutzend Meſſer jeder Art. Daneben— Ironie des Schickſals— Dudens Rechtſchreibung und über dem Tiſch hängt über einer Pe⸗ troleumlampe ein Kochtopf. Die Lampe dient ſowohl Hei⸗ zungszwecken, als ſie auch das armſelige Zimmer beleuchten muß. Von einem gewiſſen pſychologiſchen Intereſſe iſt die „Bibliothek“, eine Anzahl verdreckte und verleſene Bücher, die auf dem kleinen Ecktiſchchen ausgebreitet ſind. Neben einem Dutzend Schundheften, in denen„der berühmte Detektiv“ Frank Allan kriminaliſtiſche Triumphe feiert, liegen auch einige beſſere Kriminalromane und ein Volksliederbuch, da⸗ neben der Roman„Die Sukoffs“ von Olga Wohlbrück, ſogar ein Band von Wilhelm Raabe. Außerordentlich intereſſant iſt eine Sonderausſtellung, die ſich mit Schmugglertricks befaßt. Man ſieht eine halb⸗ mondförmig gebogene Blechflaſche, die einem großen Hunk auf den Rücken geſchnallt wurde. Der Hund lief jede Nacht, von den Zollwächtern unbeachtet, über die Grenze und be⸗ förderte bei jedem Uebergang ſechs Liter Alkohol. Aehnliche Behältniſſe wurden von Frauen auf dem Unterleib getragen. Auch ein dem Spritſchmuggel dienendes Faß wird gezelgt, das außerordentlich raffiniert zu dieſem Spezialtrick herge⸗ richtet wurde. Innen, um die Spundöffnung herum, iſt ein Metallzylinder eingebaut, der einige Liter Apfelwein auf⸗ nehmen kann. Der Zollbeamte, der eine Probe des Inhaltes nimmt, ahnt natürlich nicht, daß der Reſt des Faſſes hoch⸗ wertigen Alkohol enthält. Neben dem Zigaretten⸗ und Sacha⸗ rinſchmuggel ſteht der Spritſchmuggel an den Grenzen an⸗ ſcheinend in höchſter Blüte. Aber die Zollbeamten ſind für ihren ſchweren Dienſt gut vorgebildet. Die zahlreichen beſchlag⸗ nahmten Gegenſtände und Behältniſſe, die zum Schmuggel dienten und die Ausſtellung zieren, beweiſen, daß jeder Schmuggler über kurz oder lang hereinfällt. Eines raffinierten Tricks bedienen ſich die Sprit⸗ ſchmuggler auf hoher See. Der Alkohol wird in vier⸗ eckigen Blechkannen transportiert, die mit einem Sack, der Sobald Gefahr droht, wirft etwas vom Alkohol der Schmuggler die Kannen über Bord und dieſe ſinken ſo⸗ fort unter. Aber da ſich das Salz im Ballaſtſack nach einigen Stunden auflöſt, ſteigt die Blechkanne wieder an die Ober⸗ fläche, und da ſie mit einem farbigen, Wimpel verſehen iſt, kann ſie, wenn die Gefahr beſeitigt ſchéint, wieder aufgefiſcht werden. Die badiſchen Grenzbeamten entdeckten vor einigen Monaten einen D⸗Zugwagen, der jahrelang im Dienſte des Schmuggels ſtand und in raffinierteſter Weiſe hierzu hergerichtet worden war. In die Wagendecke wurde von den Schmugglern ein doppelter Boden eingebaut, der vom Kloſett aus geöffnet werden konnte. Außerdem enthielt der Wagen verſchiedene falſche Rohrleitungen, die lediglich dem Zwecke dienten, Schmuggelware zu verbergen. Der echte Feuerlöſchapparat, der vorſchriftsmäßig in jeden D⸗Zugwagen ſtehen muß, wurde durch eine Atrappe erſetzt, die 25 Liter Sprit faſſen konnte. Ueberhaupt ſpielt der Alkohol auf der Ausſtellung eine ziemlich große Rolle. Es iſt vielleicht intereſſant zu erfahren, wieviel Schank⸗ ſtätten unſere Großſtädte durchſchnittlich aufweiſen. Frank⸗ furt am Main mit einer Einwohnerzahl von 500 000 beſaß im Jahre 1910 bei ungefähr 350000 Einwohnern mehr als 2000 Schankſtätten, von denen 1200 auch Schnapskonzeſſion hatten. Im Jahre 1925 waren es bereits 500 Schankſtätten weniger. Dafür haben ſich jene Gaſtſtätten, die alkoholfrei geführt wer⸗ den, von 121 im Jahre 1910 auf 235 im Jahre 1925 erhöht. Es iſt bezeichnend für die heutige Zeit, daß eine Großſtadt⸗ polizeidirektion— es handelt ſich um Nürnberg— eine Statiſtik zuſammenſtellt, die die Feſtnahme wegen Trun⸗ kenheit genau erfaßt. Während im Jahre 1918 nur 47 Trunkenheitsdelikte zu verbuchen waren, brachten die folgen⸗ den Jahre eine regelmäßige und zwar ganz beträchtliche Stei⸗ gerung. Die Höchſtziffer zeigt das Jahr 1925 mit 2066„Suff⸗ delikten“. Erfreulich ſcheint die Tatſache, daß die Animier⸗ kneipen nicht mehr recht florieren und von Jahr zu Jahr abnehmen. So beſaß Frankfurt am Main, um nur eine Groß⸗ ſtadt herauszugreifen, noch 74 ſolcher, in der Tat überflüſſiger Lokale, von denen im Jahre 1925 nur noch 41 vorhanden waren. Eine große Plage für die deutſche Poljzei, beſonders füt die Gendarmerie, bedeuten die vagierenden Zigeu⸗ ner, denn zahlreiche Diebſtähle, Einbrüche und ähnliche De⸗ likte müſſen ihnen zur Laſt gelegt werden. Beſonders ſcheint hier die auch ſonſt vorzüglich anbeitende badiſche Gen⸗ darmerie zuzugreifen, denn in den Jahren 1925 bez. 21 wurden allein in Baden 617 bezw. 525 Zigeuner den Ge⸗ richten vorgeführt. Zum Schluſſe noch zwei amüſante Tricks der Diebe und Betrüger, die unſeren Leſern nicht vorent⸗ halten werden ſollen. Die Diebſtähle in den Waren⸗ häuſern haben derart überhand genommen, daß die gro⸗ ßen Unternehmen eine ganze Anzahl Aufſichtsbeamte beſchäf⸗ tigen müſſen, umdieſe Diebſtahlsplage nur halbwegs be⸗ kämpfen zu können. Trotzdem kommen die ſogenannter „Schottenfeller“ immer wieder auf ihre Rechnung. In einem Berliner Kaufhaus erſchien eine elegante Dame mit einem etwa fünfjährigen Mädchen, das einen großen Reklame⸗ luftballon trug. Plötzlich ſtießen Mutter und Kind einen Ueberraſchungsſchrei aus, denn der Luftballon war den Hän⸗ den des Kindes entglitten und ſchwebte nach der Decke des Warenhauſes. Durch dieſen Vorgang war die Aufmerkſam⸗ keit der Käufer und des Perſonals auf einige Sekunden ab⸗ gelenkt, was die elegante Dame dazu benützte, einen Teil der auf dem Ladentiſch liegenden Waren ſchnell verſchwinden zu laſſen. Da ſie die Dummheit beging, den gleichen Trick ver⸗ ſchiedentlich zu wiederholen. wurde ſie eines Tages in fla⸗ granti erwiſcht und verurtellt. Die Tricks der Betrüger, die in Großſtädten ſogenannte Gelegenheitskäufe an den Mann zu bringen ſuchen, ſind Legion. Ein neuer Schwindlertrick ſoll zur Warnung noch verraten werden. Eine gutgekleidete Frau, in manchen Fällen iſt es auch ein Mann, hält vextrauenswürdig ſchei⸗ nende Perſonen auf der Straße an und gibt vor, ſich in einer großen Notlage zu befinden. Um ſofort Geld in die Hand zu bekommen, will ſie ein Paket mit noch neuer, von ihrer Ausſtattung herrührender Küchenwäſche billig verkaufen. Der Intereſſent tritt mit der Verkäuferin unter einen Torbogen, wo das Paket auf einer Seite geöffnet wird, und tatſächlich neue Küchenhandtücher enthält, ſodaß der geforderte Preis in vielen Fällen gerne erlegt wird. Zu Hauſe angelangt, ſtellt der Käufer zu ſeiner Wut einen gehörigen Nepp feſt denn nur die eine Paketſeite, die ihm gezeigt wurde, enthält drei bis vier Wäſcheſtücke, während der Reſt aus wertloſen Lumpen beſteht. Stäbtiſche Nacheichten eee der badiſchen Viehhändler In der am geß n Sonntag nachmittag im Schlachthof⸗ reſtaurant abgehaltéenen Verſammlung der Viehhänd⸗ ler begrüßte der Präſident des Bundes der Viehhändler Deutſchlands die erſchienenen Vertreter der Behörden. Bun⸗ despräſident Daniel⸗Koblenz verbreitete“ ſich über die Hauptſorge der Viehhändler, die Sperr⸗ und Beobach⸗ tungsmärkte, durch die dem Viehhändlerſtand ungeheuerer Schaden erwachſe. Das Reichsviehſeuchengeſetz ſei veraltet und müßten in jeder Hinſicht Verbeſſerungen angeſtrebt wer⸗ den. Man gehe wohl dazu über, anſtelle der Sperrmärkte allenthalben die Schutzimpfung bei Seuchengefahr in Anwendung zu bringen, eine begrüßenswerte Maßnahme, wobei allerdings zu bedauern ſei, daß die Koſten für die Impfungen einzig und allein der Viehhändlerſtand zu tragen habe, der eine ſo ſtarke Belaſtung nicht mehr ertragen könne. Es ſei zu bedauern, daß die verſchiedenen Länder verſchiedene Ausführungsbeſtimmungen hätten. Der Vertreter der Land⸗ wirtſchaftskammer Darmſtadt erklärte, daß ſich die Landwirt⸗ ſchaft den Viehhändlern anſchließen und ſie bei allen Schritten unterſtützen werde. Es wurde beſchloſſen, einen Fachaus⸗ ſchuß der Viehhändler auf jeden Mannheimer Vieh⸗ markt zu entſenden, dem ſich ein Vertreter der Landwirt⸗ ſchaft und des Fleiſchergewerbes anſchließen können und der der Schlachthofdirektion beratend zur Seite ſtehen ſoll, um bei Seuchengefahren auch die Intereſſen der Viehhändler zur Geltung zu bringen. Es wurde enſtimmig eine Entſchließung angenommen, in der die Verhängung von Sperr⸗ und Beob⸗ achtungsmärkten als für die Viehhändler untragbar er⸗ klärt wird, da die Viehhändler dabei ungeheurere Verluſte hätten. Bei künftigen Vorunterſuchungen könnten die kran⸗ ken oder krankheitsverdächtigen Tiere abgeſondert und ge⸗ ſchlachtet werden. Es werde daher an das Miniſterium die dringende Bitte gerichtet, auf die überaus ſchweren Verhält⸗ niſſe der Viehhändler mehr Rückſicht zu nehmen, damit ein Zuſammenbruch dieſes wichtigen Standes vermieden werde, da die Konſumenten letzten Endes auch unter den ſich er⸗ gebenden Folgen zu leiden hätten. Bemerkt ſei noch, daß als Vertreter der badiſchen Regierung Reg⸗Rat Dr. Weis⸗ brod, als Vertreter des Schlacht⸗ und Viehhofes Direktor Dr. Fries und als Vertreter der Stadt Reg.⸗Rat Dr. Hof⸗ mann vom Städt. Nachrichtenamt der Verſammlung bei⸗ wohnten. * * Ernannt wurde zum Verwaltungsſekretär: Verwal⸗ tungsaſſiſtent Rudolf Baron; zu Verwaltungsaſſiſtenten: Kanzleiſekretär Matthäus Bayer und die Kanzleigehilſen Hermann Städler und Wilhelm Ritter, ſämtlich beim Bezirksamt Mannheim. * Schwere Stürze. In einem Hauſe der E⸗Quadrate ſtürz⸗ ten am Samstag mittag beim Anbringen von Gardinen z wei Dekorateure von einer 4 Meter hohen Leiter, wo⸗ bei der eine den rechten Oberſchenkel brach und der andere ſich beide Handgelenke verſtauchte.— Ungefähr um die gleiche Zeit ſtürzte beim Abmontieren eines Leitergerüſtes an der Lindenhofüberführung ein 30 Jahre alter Gerüſt bauer aus etwa 4 Meter Höhe ab und blieb bewußtlos liegen. Er brach beide Unterarme und erlitt einen Schädel⸗ bruch. Der herbeigeeilte Arzt ordnete die Ueberführung des Verunglückten in das Allgemeine Krankenhaus an. * Wer war der unvorſichtige Radfahrer? Am Montag, 27. September, nachmittags gegen 4 Uhr, wurde auf der Breite⸗ ſtraße vor T 1 ein Fräulein von einem bis jetzt noch unbe⸗ kannten Radfahrer angefahren und zu Boden gewörfen. Die Verunglückte konnte allein ihren Weg wieder fortſetzen, wurde aber bald darauf in der Wohnung einer Bekannten be⸗ wußtlos. Der hinzugezogene Arzt ordnete die Verbringung in das Allgemeine Krankenhaus an, woſelbſt eine Gehirn⸗ erſchütterung feſtgeſtellt wurde. Perſonen, die über den Vorfall Auskunft geben können, werden gebeten, ihre Angaben der Polizei zu übermitteln. * Zuſammenſtöße ereigneten ſich im Laufe des Samstags mittags auf der Neckarauerſtraße zwiſchen einem Laſtkraft⸗ wagen und einem Radfahrer, der leicht verletzt wurde und geſtern früh auf den Planken zwiſchen zwei Perſonenkraft⸗ wagen. 8 * Einen Nervenanfall erlitt in der vergangenen Nacht vor dem Hauſe P 2, 14 ein 44 Jahre alter Mann. Man verbrachte den Erkrankten auf die nächſte Polizeiwache und von da in das Allgemeine Krankenhaus.— * Eigentümer geſucht. Mitte Auguſt wurde einem etwa 16—17 Jahre alten Mädchen bei einer Lampionfahrt mit einem Motorboot auf dem Neckar eine Handtaſche mit Inhalt geſtohlen. Die Tätexin iſt ermittelt. Teile des geſtohlenen Guts ſind beigebracht. Die Eigentümerin wolle ſich an die Kriminal⸗Polizei wenden. Stäotiſches Theater Heidelberg „Die Entführung aus dem Serail“ Die neue Spielzeit hat einen verheißungsvollen Anfang genommen. Eugen Keller, der neue Intendant, hat ein Programm aufgeſtellt, das ebenſo ſtark künſtleriſchen Willen als Verantwortungsbewußtſein dem Publikum und ſeinen kulturellen Anſprüchen gegenüber erkennen läßt. So wurde Mozarts„Entführung aus dem Serail“ gewiſſer⸗ maßen programmatiſcher Auftakt für Werk und Art der künſt⸗ leriſchen Arbeit am Werk. Mit dem Werk ſelbſt, mit Mozarts unerſchöpfliche Tonquelle brauchen wir uns heute nicht mehr zu befaſſen. Wem ſolche Muſik nicht ſpontan eingeht, dem hel⸗ fen auch die ausführlichſten Analyſen nicht. Viel zu ſagen bleibt dafür über die Art, wie Eugen Keller dieſe Muſik ver⸗ lebendigt. Wohl zum erſten Male haben wir in Heidelberg erlebt, daß auch die Regie in der Oper ein wichtiges Wort, wenn nicht gar das ausſchlaggebende mitzureden hat. Nicht Wort und Geſchehen allein geben der Szene das Bild, die Muſik erſt drückt ihr das wahre Geſicht auf, aus der Muſik heraus, aus kleinſter muſikaliſcher Phraſe, aus vereinzelt ſtehender inſtru⸗ mentaler Arabeske heraus, wird Geſte und Mimik diri⸗ giert. Wort, Ton und Bewegung werden zur Einheit. Dieſe Einheit iſt Dank Kellers Regie in der Erſtaufführung der „Entführung“ faſt durchweg erreicht worden, ganz und gar im erſten Akt, ſichtbar in Andeutungen und Anfängen in den bei⸗ den letzten Akten, wo manchmal künſtleriſche Intentionen und zielbewußte 5 am ausführenden Objekt ſcheitern mußten, weil die gewollté Leiſtung nicht erzielt werden konnte. Man kann über die Geſa mtaufführung verſchiedener Mei⸗ nung ſein, kann fragen, ob es nötig iſt. den Humor— er ſteckt ja auch unverkennbar in Mozarts Muſik— in den Buffo⸗Sze⸗ nen ſo ſtark abzudämpfen(3. B. Duett Osmin⸗Pedrillo), man könnte ſchließlich einem weniger ſtark gegenſätzlichen Hervor⸗ treten der„opera ſeria“ das Wort reden, aber eines bleibt: die einmal als richtig erkannte und dann konſequent bis ins De⸗ tail durchgeführte große, künſtleriſche Linie, die die Auffüh⸗ rung zu einem in ſich geſchloſſenen Kunſtwerk führt. Beſte Unterſtützung fand Keller bei dem muſikaliſchen Lei⸗ ter, Kapellmeiſter Wilhelm Bachenheimer, dem man ſchon nach dieſer einen Probe das unbedingt nötige„Fingerſpitzen⸗ gefühl“ für die grandioſe Delikateſſe Mozartſcher Muſik zuge⸗ ſtehen kann. Das Tempo der Ouvertüre wird ſicher bei den Wiederholungen noch ſtraffer werden, wenn Herr Bakenhei⸗ 4 mer mit dem— bis auf kleine Fährlichkeiten— ganz prächtig muſizierenden Orcheſter inniger verwachſen iſt. Vom Vorjahre her ſtand nur Liane Müllegger auf der Szene. Stimm⸗ lich und geſangstechniſch ſtand ihre Konſtanze nach Ueberwin⸗ dung anfänglicher Indispoſitionserſcheinungen weitaus an der Spitze. Was immer dieſe Künſtlerin bringt, hat Format. Flory Weidner bringt für die Blonde ſpieleriſche Beweg⸗ lichkeit und ſympatiſche Stimme mit, die nur in der Höhe re⸗ ſonanzlos wird. Der Belmonte iſt di e Tenorpartie aller Mo⸗ zart—(und anderer) Opern. Darſtelleriſch befriedigt Herr Robert Vogel vollauf. Weniger geſanglich. Unzweifelhaft hat er ganz beträchtliche Mittel von ebenſo unzweifelhaft teno⸗ raler Färbung⸗ aber genau ſo unzweifelhaft ſchlechter, direkt unſachgemäße Schulung. Die Stimme hat von Natur aus Klang, iſt biegſam und müßte ſich in der Hand eines geſchickten Geſangsmeiſters ganz vorzüglich bilden laſſen. Jetzt ſitzt ſie vollſtändig falſch, die Tongebung wird gaumig, oft mehr als das, die Höhe iſt ohne jeden Klang, obwohl ſie auch da den vorhandenen Jundus ahnen läßt. Vokaliſation und Behand⸗ lung der Endſilben(Herr Vogel ſingt„Glick“ ſtatt„Glück“, zfeirig“ ſtatt„feurig“) laſſen viel zu wünſchen übrig. Auf jeden Fall waren ſeine Bühnenbilder— das 3. gefiel mir am beſten — beſſer als ſeine rein geſangstechniſche Leiſtung. Ueber Herrn Frohweins Osmin, der am Freitag indisponiert gemeldet war, wird ſpäter etwas zu ſagen ſein. Stark aus dem Rahmen fiel Herr Waldo, der einen ganz unfertigen Pedrillo gab. Bei ſeiner Art des Singens, bei der die Stimme günſtigſten Falls im Halſe ſitzt, ließ ſich nicht feſtſtellen, ob ſtimmliches Material vorhanden iſt, man kann auch die Beweglichkeit, die ein Predillos braucht, nicht durch kautſchukartige Schlenkrigkeit erſetzen. Dieſer Pedrillos war eine Fehlbeſetzung. Aber eines darf nicht vergeſſen werden: wir haben jetzt einen wirklich ſingenden Chor, deſſen Frauenſtimmen vor allem aufhorchen laſſen. Das Publikum zeigte ſich für Heidel⸗ berger Begriffe außerordentlich dankbar und rief Sänger, Re⸗ giſſeur und Dirigent oftmals vor den Vorhang. „Iphigenie auf Tauris“ Von Mozart zu Goethe, von der Simplizität des Ge⸗ ſchehens zum gewaltigen Ringen der Mächte und Seelen. Bei der„Entführung“ hat Mozart tönendes Leben gegeben, in der„Iphigenie“ wurde Goethes Wort allein zum ſtrömen⸗ den Klang. Eugen Kell ers Spielleitung läßt Verſe und Sentenzen verſchwinden, gibt durch Crescendo und Deeres⸗ cendo der Rede dynamiſchen Schwung, macht aus geſprochener Sage, aus altbekannter Geſchichte neues wuchtiges Geſchehen. Maria Andor iſt Iphigenie. Kraft und Milde der Sprache baſieren auf dem modulationsfähigen Organ, das jede Seelen ſchwingung als Oberton mitklingen läßt, werden geſtützt von ſparſamer aber umſo überzeugenderer Geſte. Am ſtärkſten bannt das Auge. Robert Vogels Oreſt läßt aufhorchen, das Aufhorchen wird zum vollkommenen Verſtehen, Mit⸗ gehen und Miterleben, dieſe ſeine Sprache iſt Geſang. Hier wird ſein— durch Pauſen ungehemmtes— Spiel zu über⸗ zeugendem Leben. Harry Noeberts Thoas wuchs aus an⸗ fänglichem Deklamationston, dem ein ſonores, warmes Or⸗ gan zugute kommt. Schwach der Arkas des Herrn Kinzler, unmöglich der Pylades von Hermann Wentz. Trotz dieſer beiden ſchwachen Stellen war der Geſamteindruck doch überwältigend, wie die Wirkung zeigte. „Die Tereſina“ von Oscar Strauß Die Vorſtellung der einzelnen Gattungen unſeres Thea⸗ ters wurde mit der Operette vollendet. Gewöhnlich wird bei einem Theater, das Oper, Operette und Schauſpiel bringt, eine Gattung zum mindeſten etwas ſtiefmütterlich behandelt. Hier ſcheint dem nicht ſo zu ſein. Gewiß nicht bei der Operette, deren erſte Vorſtellung ſchon auf einem hier ungewohnten Niveau ſtand. Auch hier wieder eine Geſchloſſenheit der Auf⸗ führung, ein Einfügen in die Geſamttendenz des Theaters, die hocherfreulich iſt. Aus dem ſtereotyp fabrikmäßigen Text⸗ buch der Herren Schanzer und Welink mit ſeinen in⸗ haltlichen Belangloſiakeiten, üblichen Ein⸗ und Zweideutig⸗ keiten und der ziemlich ſpikigen und geſchickt inſtrumentierten Muſik Oscar Straußens entſteht ein luſtiges Ganzes. Fred Schulze⸗Holz führte die Regie, legte von vorn⸗ herein ein flottes Tempo vor— wie wohltuend wirkt gegen früher ſo ein ruck⸗zuck geführter Dialog—, ſtellt reizende Bilder und Tänze, iſt ſelbſt ein ganz prächtiger Daniel. Fred Schulze⸗Holz hatte ſofort den Kontakt mit dem Pub⸗ likum, mindeſtens in gleichem Maße aber auch die Tereſina der Helene Reffert. Bei ihr iſt alles vorhanden, was man mit Fug von einer Oyerettendiva verlangen muß: Stimme, Raſſigkeit, Schmiß, Gelöſtheit der Glieder, alles zu⸗ ſammengefügt zu packendem Charme. Maxio Sembro iſt in der Darſtellung des Lavalette gegen früher viel freier geworden, auch ſtimmlich iſt ein weiterer Aufſtieg zu ver⸗ zeichnen. Robert Fitz war ein prachtvoller Borgheſe, den man ſchon allein um ſeine Bonaparteimitation(Tanzterzett im 3. Akt) nicht miſſen möchte. Noebert verſtand den Kai⸗ ſer ausgezeichnet zu charakteriſieren. Alle übrigen kleineren Rollen waren gut beſetzt, der Chor präſentiert ſich in erfreu⸗ 4 4 ——— mir noch ſehr viel Ehre machen“, ſagte er jedes Mal, wenn und verbreitete ſich als„chie“ immer weiter und erlangte ſo Oberkirche zu Aſſiſi, ſo Giottos Schüler und Nachfolger. habe und ihm ſofort 4000 Mark geben könne, womit der flüchtia iſt. licher Friſche des Singens und in appetitlicher Anſcha öFeigte Ein kurzes Nachwort: Blickt man auf die drei Eröff⸗ nungsabende der Spielzeit zurück, die gewiſſermaßen einen Wechſel auf die künſtleriſche Geſtaltung des Theaterwinters aufſtrebende Talente, deren Unterricht er ſich ſehr hoch be⸗ iet, von armen Eltern ˖ e Honorar. Unter dieſen vom Glück weniger begünſtigten jun⸗ er aber eine wirklich gelungene Skizze zu ſehen bekam, äußerte 4. Seite. Nr. 458 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) —— Montag, den 4. Oktober 1926 Abſthäffung der Vah, feioſperte Wer hat ſich bei ſtarkem Reiſeverkehr nicht ſchon durch die engen Durchtäſſe zum Bahnſteig hindurchzwängen müſſen, ohne darüber unmutig zu werden? Angeſichts der mit dem Paſſieren der Bahnſteigſperren verbundenen Unannehmlich⸗ keiten, die zu beſchreiben Waſſer in den Rhein tragen hieße, iſt wohl die Frage nicht unberechtigt, ob dies denn unbedingt ſo ſein muß. Durch die Sperre ſoll verhindert werden, daß jemand, ohne im Beſitze einer ordnungsmäßigen Fahrkarte zu ſein, die Eiſenbahn benützt. Wenn dieſer Zweck durch die erwähnte Einrichtung erreicht wird, wozu braucht man dann die Fahrkartenkontrolle im Zuge? Dieſe wäre dann doch vollſtändig überflüſſig. Sie iſt es aber nicht, weil eben die Bahnſteigſperre doch kein unbedingt zuverläſſiges Mittel iſt, um„Schwarzfahrten“ auszuſchließen. In der Schweiz kennt man die Bahnſteigſperren nicht. Man hat noch nicht gehört, daß den Schweizer Bundesbahnen deshalb beſondere Aus⸗ fälle erwachſen wären. Dagegen freut man ſich jedesmal beim Betreten der Schweizer Bahnhöfe über die Annehmlichkeit der freien Bewegungswmöglichkeit. Auch die Amerikaner machen mit ihren Eiſenbahnen ein weit beſſeres Geſchäft als wir ohne die Einnahmen aus den Bahnſteigkarten. Die Deutſche Reichsbahn⸗Geſellſchaft könnte wohl ebenſo gut auf dieſe Ein⸗ nahmequelle verzichten, ohne deshalb einen auch nur einiger⸗ maßen nennenswerten Einnahmeausfall befürchten zu müſſen. Statt der überlebten und unzweckmäßigen Einrichtung der Bahnſteigſperre führe ſie die regelrechte Fahrkartenkon⸗ trolle im Zuge ein, ohne die ſie ja jetzt ſchon nicht aus⸗ kommen kann. Die D. R. G. muß ſich dabei allerdings auf den kaufmänniſchen Standpunkt ſtellen und die Reiſenden als ihre Kunden betrachten, d. h. ſie nicht mit ſtändigem Mißtrauen kontrollieren, ob ſie nicht etwa die Abſicht haben, die Bahn zu hintergehen. Anſtatt der zwei bis drei Striche, die man heute bei einer Bahnfahrt auf ſeine Fahrkarte bekommt, durch⸗ locht der Schaffner dann die Karte. Es entſteht nicht einmal eine Mehrarbeit für das Perſonal dadurch; die erforderlichen Schaffner begleiten den Zug ja ohnedies. Und wenn die Zahl nicht ausreichen ſollte, kann man ja die Bahnſteigſchaffner, die überflüſſig würden, in den Fahrdienſt übernehmen. Even⸗ kuell könnten auf dieſe Weiſe noch Erſparniſſe erzielt wer⸗ den, beſſer jedenfalls— ſo will es ſcheinen— als bei der Streckenkontrolle, die ſehr zum Nachteil der Sicherheit des reiſenden Publikums eingeſchränkt wurde. * «Das Feſt der ſilbernen Hochzeit feiert heute Prokuriſt Otto Rühe, Leiter der Fa. A. Herzberger, D 4, 7, mit ſeiner Gattin. Veranſtaltungen Arien⸗ und Liederabend Feſenmeyer. Ein junger Mann⸗ heimer Künſtler, Herr Otto Feſenmeyer(Bariton) wird, nach⸗ dem er ſeine geſanglichen Studien bei Frau Auguſte Bopp⸗ Glaſer abſolviert hat, ſich zum erſten Male dem kunſtſinnigen Publikum ſeiner Vaterſtadt vorſtellen. In dem für den 12. Ok⸗ tober 1926 feſtgeſetzten Arien⸗ und Liederabend wird der junge Künſtler zunächſt drei Arien von Händel vortragen, dann Ge⸗ ſänge von Schubert, Schumann und H. Wolf, um mit moder⸗ nen Ruſſen und der Arie des René aus Verdis„Maskenball“ zu ſchließen. Am Klavier wird ihn Karl Rinn begleiten, der —35 er Schule von Profeſſor Wilhelm Bopp hervorgegangen ſt. 8 Klavierabend Karl Rinn. Am 8. Oktober wird der Mannheimer Pianiſt Karl Rinn einen Klavierabend geben, an welchem er Werke von Joſef Haas und Egon Kornaut zu Ge⸗ hör bringen wird. Der Künſtler iſt dem Mannheimer Publi⸗ kum durch frühere Veranſtaltungen bekannt. Ein frecher Schwindler. Am. 30. Sept. wurde in Karls⸗ ruhe, wie berichtet, einem 17 Jahre alten Kaufmanuslehrling, der im Arbeitgebers 8000 Mark beim Poſt⸗ ſcheckamt abgeholt hatte, 0 kbgeſchwindelt Der Täter, der offenbar ſein Opfer im Kaſſen⸗ raum des Poſtſcheckamtes auskundſchaftete, ging in der Weiſe vor, daß er ſich vor einer in der Nähe befin 1 Fiſch⸗ und Geflügelhandlung ohne Kopfbedeckung aufſtellte und ſich als Ladeninhaber ausgab. Er ſagte zu dem Jungen, er brauche plötzlich Geld von der Reichsbank, er müſſe eine größere Sen⸗ dung einlöſen, ſeine Mutter habe einen Anfall bekommen, weshalb er ſich nicht vom Geſchäft entſernen könne. In größter Eile begab er ſich in den Kaufladen, kam zurück und ſagte, ſeine Mutter ſei nun mit der Abholung des Geldes einverſtanden, wenn er ein Pfand hinterlege. Er erhalte 10 Mark Belohnung. Der Lehrling erklärte, vaß er 8000 Mek. Sch.pindler einverſtanden war. Im Laden hatte er wegen der Lieſerung von Gänſen verhandelt. Ein ähnlicher Fall würde am 1. September in Mannheim verübt, wo ein Eöuard Kand aus Köln in Frage kommen ſoll, der zurzeit ulich⸗ keit. Dr. Fritz Henn hält alles ſtraff zuſammen und bringt ſchmiſſiges, müſikaliſches Leben in die Sache, darf aber faſt bürchweg mehr abdämpfen. Das da capo-lüſterne Publikum ſich außergewöhnlich beifallsfreudig. ausſtellten, ſo kann man beinahe ſchon fetzt die Einlöfung garantieren. E⸗ wiro ſich nur darum handeln, ob die Garan⸗ ien des Theaters, das Publikum, nun auch ihrerſeits ihre Pflicht erkennen und ſie ausühen. Die Werte ſind da— von einigen eingeſchmuggelten falſchen Münzen. die eliminiert werden müſſen, abgeſehen—, ſie brauchen nur umgeſetzt zu werden. Jul Kraemer. Woher ſtammt das Wort„chit“? Der berühmte Maler David unterhielt eine Schule für zahlen ließ. Wenn jedoch ein Schüler, der Begabung ver⸗ ſtammte, verzichtete er auf jedes en Leuten befand ſich ein gewiſſer Chicque, der Sohn eines ruchthändlers. Die Skizzen des kaum 16jährigen Jüng⸗ Uings gefielen dem Meiſter nicht minder als ſeine Studien in Hel, und David faßte für ſeinen Schüler eine außerordent⸗ liche Vorliebe.„Du biſt die Zierde meiner Schule und wirſt ihm Chicque eine neue Arbeit vorlegte. Aber das Schickſal wollte es anders; der junge Mann ſtarb mit 18 Jahren und David trug ſchwer an dieſem Verluſt. Er konnte den hoff⸗ nungsvollen Jungen nicht vergeſſen und ſo oft ein Schüler ihm einen ſchlechten Entwurf vorlegte, ſagte er zu ihm:„Das iſt nicht Ehicque; der würde es anders gemacht haben.“ Wenn er befriedigt:„Wahrhaftig, das iſt echter Chieque!“ Dieſe Ge⸗ wohnheit, ein künſtleriſches Werk zu beurteilen, wurde auch unter den Schülern üblich, die ſeitdem ſtets von einem guten Werk ſagten:„Das iſt Ehicque“ und von einem ſchlechten: „Das iſt nicht Chicque.“ Aus dem Meiſteratelier Davids Hahm das Wort ſeinen Weg in die Oeffentlichkeit, in die Kaffeehäuſer und Kneipen, wo die Künſtler verzehrten; auf dieſem Wege verlor der Name ſeine letzten drei Buchſtaben von einem Unbekannten 4000 Mark5 ſeine heutige Beliebtheit. Iülm⸗Runoſchan ., Alhambra⸗Theater.„Pat und Patachon auf der Wolfsjagd.“ Wieder ſind dieſe beiden Unzertrennlichen in die Alhambra eingezogen und wieder laſſen ſie alle Regiſter ihres komiſchen Humors ſpielen und erfreuen wie immer ihre Auhängerſchar durch ihre Streiche. Wenn man auch ſchon beſſere und wirkungsvollere Sachen dieſer beiden nordiſchen Humoriſten geſehen hat, ſo erfüllt doch auch dieſer Film ſeinen Zweck: Man unterhält ſich, lacht und iſt zufrieden. Diesmal probutzieren ſie ſich als Wolfsjäger. Im Kreiſe der Honorati⸗ bren des kleinen Städtchens, die alle große Nimrode vor dem Herrn ſind, ziehen ſie aus um Wölfe zu erlegen, ſind tapfer und mutig, aber nur ſolange ſich kein Wolf ſehen läßt, um im kritiſchen Moment das Haſenpanier zu ergreifen. Der Gewinn der Jagd iſt der, daß der dicke Wirt eine Tochter und einen Schwiegerſohn findet, während die Wölſe ſich als Wolfs⸗ hunde entpuppen. Gute Photographien von Jütlands Land⸗ ſchaft und eine ausgezeichnete Regie im Verein mit den üb⸗ rigen Darſtellern, die für flottes Tempo ſorgen, laſſen über manche Schwächen hinwegſehen.— Im Beiprogramm läuft eine der alten amerikaniſchen Groteskfilme mit ſeinem gewaltſam konſtruierten Humor, eine hübſche Studie des Tier⸗ lebens in Haus und Hof und die Emelka⸗Wochenſchau, die mit den neueſten Weltereigniſſen im Bild aufwartet. W. R. Ufa⸗Theater P 6.„Wie einſt im Mai“. Es iſt die Tragik der Kietz, daß ſie den Mund nicht aufmachen können. Dieſe Tragik läßt die Weihnachtstage von 1849 und 1889 zu ſchwarzen Tagen in der Familiengeſchichte der de la Roche und der Kietz werden. Zweimal ſtrebten Glieder die⸗ ſer beiden Familien zueinander und zweimal riß das Schick⸗ ſal Menſchen, die ſich lieb gehabt haben, auseinander. Und nach vielen Jahren ſagt der alte Kietz zu ſeiner bereits ver⸗ witweten Jugendliebe:„Wenn wir beide uns auch nicht ge⸗ funden haben, unſere Enkel werden doch klüger ſein! Aber ſie waren es nicht. Aber noch über den Tod hinaus wollte der alte Friedrich Wilhelm Kietz bei ſeinen Urenkeln das erreichen, was ihm ſelbſt und ſeinem Enkel nicht gelungen war, die Verbindung der Familie Kietz mit den de la Roches. Nur unter dieſen Bedingungen ſollte ſein Urenkel Fritz Uni⸗ verſalerbe eines Vermögens von 50 Millionen Dollar wer⸗ den. Aber wenn die Urenkelin der längſt verſtorbenen Eu⸗ genie Schönlein, geb. de la Roche, ihr Schickſal nicht ſelbſt in die Hand genommen hätte, wäre zum dritten Mal das Un⸗ glück geſchehen. So aber faßte ſie ihren zukünftigen Bräu⸗ tigam, der ihr gar nicht übel geſiel, reſolut an.„Es iſt das Unglück der Kietz, daß ſie nicht zur rechten Zeit den Mund aufmachen können.„Sie ſind verliebt?“—„Ja.“—„In mich?“—„Ja.“— Und nun ſtand ja nichts mehr im Wege. — Durch drei Zeitabſchnitte geht die Handlung. Ellen Rich⸗ ter und Paul Heidemann als Hauptdarſteller werden ihren Rollen in bewährter Weiſe gerecht, ſie machen den Film zu einem Kabinettſtückchen.— Ein gediegenes Beiprogramm: „Koblenz, die Perle des Rheinlandes“,„Alles für Nina“, ein Luſtſpielzwe ikter und die Ufa⸗Wochen⸗ ſchau“ füllt den Spielplan aus, der durch das gute Haus⸗ A orcheſter ſeinen muſikaliſchen Rahmen erhält. H. Ufa⸗Theater„Schauburg“. Ein beſonderer Genuß iſt auch in dieſer Woche wieder der Beſuch der Schauburg; denn auch das neue Programm trägt wieder das Signum des Be⸗ ſonderen und Außerordentlichen. Schon das treffliche Muſi⸗ zieren der wie immer ausgezeichneten Hauskapelle macht einen Hauptbeſtandteil dieſes ungetrübten Genuſſes aus. Was über die weiße Wand läuft, ſind zwet Geſellſchafts⸗ u. Unter⸗ haltungsfilme von hohen filmiſchen Qualitäten. Gewiß nichts Selbſtverſtändliches bei amerikaniſcher Produktion. Der erſte, in ſeiner Wirkung eindringlichere und nachhaltigere Sechs⸗ akter iſt der neue Paramount⸗Film„Durchlaucht macht eine Anleike“, hergeſtellt nach dem Bühnenwerk„Der König“. Adolphe Menjon hat hier in der Titelrolle aus⸗ giebig Gelegenheit, ſein nun ſchon oft anerkanntes dar⸗ ſtelleriſches Können im hellſten Lichte zu zeigen. Wie er dieſen lebensfrohen und doch nicht der Tiefe der Veran⸗ lagung entbehrenden Fürſten gibt, das iſt zweifellos eine ſchauſpieleriſche Glanzleiſtung. In dem zweiten Film, der en Titel„Moderne Jugend, die Geſchichte einer flotten Familie“ trägt, wird gezeigt, wie geſchickte Eltern ihre vom Geiſt unſerer Tage beherrſchten Kinder, zu glücklichen Men⸗ ſchen zu machen verſtehen. Auch hier verbinden ſich eine ebenſo feſſelnde wie lebenswahre Handlung und eine flotte Dar⸗ ſtellung.— Das Beiprogramm bringt dann noch die aktuellen Bilder der neueſten Ufa⸗Wochenſchau und den intereſ⸗ ſanten Film„Vom, rohen Gummi zum Phönix Cord“, der eines modernen Autoreifens anſchaulich dar⸗ ellt. * Seinen 60. Geburtstag fetert am morgigen Dienstag in voller Rüſtigkeit ein biederer Mannheimer Handwerksmeiſter, Herr Georg Steinhart, 0 4, 11. Den Glückwünſchen, die ihm an dieſem Tage von ſeinen vielen treuen Kunden bis hinauf in die beſten Kreiſe der Stadt, ſowie ſeinen Sanges⸗ freunden zugehen werden, ſchließen wir uns an, da der Jubi⸗ lar zu unſeren älteſten Abonnenten zählt. Meſſer eingeſchlagen. Gerichtszeitung Die Meſjerſlecherelen in Neckarau am 12.-13. Juni vor dem Mannheimer Ethwurgericht In der heutigen Sitzung des Schwurge Fachts kamen die Meſſerſtechereien vom 12. auf 13,Junt in Nek⸗ karau zur Verhandlung. Angeklagt* der 1906 ge⸗ borene Muſiker Hermann Heinrich Schmetkert, der 1908 geborene Elektromonteurlehrling Heinrich Arthur Sper⸗ ling, der 1906 geborene Dreher Anton Georg Kurz und der 1905 geborene Taglöhner Erwin Heinrich Schätzle, alle ſeit Juni in Unterſuchungshaft wegen Körperverletzung mit Todesfolge und erſchwerter Körperverletzung. Den Vorſitz führte Landgerichtsdirektor Baumgartner, die Anklagebehörde vertrat Staatsanwalt Dr. Kallowa. Als Geſchworene fungierten Theodor Flachs, Bürgermeiſter von Seckenheim, Hermann Reinemuth, Architekt in Hemsbach, Elſa Jahr in Maunheim, Ludwig Trunk, Kauf⸗ mann in Mannheim und Emil Geiſt, Syndikus in Manu⸗ heim. Der Tatbeſtand Lange ſchon, ehe die Verhandlung begann, war der Ein⸗ gang und das Treppenhaus des Schwurgerichts von Neu⸗ gierigen, hauptſächlich aus Neckarau, dicht belagert, Aber nur weniger erhielten Einlaß. Neben den Angehörigen des erſtochenen Haßler war eine große Zahl Zeugen er⸗ ſchienen. Landgerichtsdirektor Baumgartner eröffnete um 9 Uhr die Sitzung. Nach Vereidigung und Belehrung der Ge⸗ ſchworenen erfolgte die Aufrufung der Zeugen. Als Sach⸗ verſtändige waren Gerichtschemiker Dr. Graff, Medizinal⸗ rat Dr. Mang und Gefängnisoberarzt Dr. Götzmann geladen. Die Angeklagten werden beſchuldigt, daß ſie ge⸗ meinſchaftlich und vorſätzlich Andere körperlich mißhandelt und an der Geſundheit geſchädigt haben, wobei durch Körper⸗ verletzung der Tod eines Verletzten verurſacht wurde und in rechtlichem Zuſammentreffen damit einen andern mit einem Meſſer und anderer gefährlicher Werkzeuge kör⸗ perlich mißhandelt und an der Geſundheit beſchädigt haben. Sie haben zu Neckarau in der Nacht zum 12. auf 13. Juni 1926 auf der Friedrichſtraße den Bäcker Willy Haßler und den Schloſſer Johann Endres überfallen, mit Mef⸗ ſern auf die beiden eingeſtochen, bezw. mit Tot⸗ ſchlägern und Fäuſten auf die beiden eingeſchlagen und mit Füßen getreten, Haßler erhielt einen Herz⸗ und Bruſtſtich und ſtarb nach wenigen Stunden an Ver⸗ blutung, während Endres vier Kopfſtiche, fünf Rip⸗ penſtiche und einen Handſtich erhielt und ſchwer verletzt wurde.(Verbrechen bezw. Vergehen ſtrafbar nach 88 228, 226, 223 a, 73, 47.St...,§ 3.G..) Vernehmung der Angeklagten Es folgte die Vernehmung des 19jährigen Schweikert. us der Frage des Vorſitzenden, ob Schweikert überhaupt ſchon etwas in ſeinem Leben gearbeitet habe, konute man ſich ja ſchon ein Bild über den Angeklagten machen. Schweikert ſagt aus, daß er am Samstag am Strandbad ge⸗ arbeitet habe. Abends habe er mit ſeiner Verlobten Elſe Frank ein Stelldichein in Neckarau gehabt und mit ihr bis 12 Uhr in der„Krone“ getanzt. Um 12 Uhr habe er die Frank zur Straßenbahn gebracht, wo er mit ihr in Wort⸗ ſtreit geriet. Ueber das dortige Zuſammentreffen mit Endres und Haßler macht der Angeklagte widerſprechende An⸗ gaben. Haßler und Endres ſeien in das Kaffee„Tegen“ ge⸗ gangen, wohin die Angeklagten, nachdem ſie ihre„Kollegen“ Schätzle, Weber und Kurz in der„Krone“ geholt hatten, folgten. Schweikert ging ſogar ins Kaffee und holte Ziga⸗ retten, um ſich zu überzeugen, ob die beiden noch anweſend ſeien. Er reizte dieſe ſogar auf jede Weiſe und wartete dann mit den anderen, bis die beiden aus dem Kaffee kamen, worauf ſich dann der unglückſelige Streit entſpann. Zyniſch erzählt der Angeklagte den Hergang der Handlung, aus der die ganze Verworfenheit des Burſchen hervorgeht. In einem Brief an ſeine„Braut“ ſchrieb er ein ſelbſtverfaßtes Gedicht, in dem er ſich mit einem Helden vergleicht. Der Tod des Erſtochenen würde ihm nicht leid tun, führt er darinnen aus, nur daß ſein Meſſer mit Blut befleckt ſei. Nach Schweikert kam Sperling zur Vernehmung. Er erzählte, wie er als„Neuling“ nicht ſo aktiv an der Tat beteiligt geweſen ſei, wie die andern und wie Schweikert ſchon vor dem Tanz ein gezeigt habe, mit dem er ſchon einen Hund erſtochen habe. Er habe ſich mit den Fäuſten gegen Burkhardt, der auf Seiten Haßlers ſtand, gewehrt. Schweikert habe veranlaſſen wollen, daß keiner von der Angelegenheit verraten ſolle, bis er ſelbſt etwas eingeſtehe⸗ „Nach Sperling wurde Weber vernommen. Er möchte ſeine eigene Betetligung völlig in den Hintergrund ſtellen. Nach ſeinen Angaben ſollten ſogar Haßler und Endres die Angreifenden geweſen ſein. Der Angeklagte iſt andauernd bemüht, die Schuld von ſich abzuwälzen. Er habe auf Endres, der ihn am Kittel gepackt habe, nur mit dem geſchloſſenen Von den 13 Stichen, die Endres er⸗ Franz v. Aſſiſi und die bildende Kunſt Zum 700. Todestag des heiligen Frauziskus am 4. Oktober Von Alfred Maderno Es gehört zum Wunderbarſten in der Geſchichte unſerer Kultur, daß vom Weſen eines der ſelbſtloſeſten, opferfreudig⸗ ſten Menſchen, die je gelebt haben, die reichſten Auregungen für die Kunſt des Pinſels ausgingen. Die reichſten deshalb, weil ſie die entſcheidenſten waren. Der hl. Franz von Aſſiſi ſteht am Beginn einer Zeit, da der Menſch die Dümmerung der Myſtik verläßt, um die Myſtik in tieferem, echtem Sinne auf neuem Gebiet zu ent⸗ decken: in der Natur, in der Verbundenheit mit der Natur. Dieſe religibs zu nennende Zugehöbrigkeit zu den Geſchöpfen Gottes hat im Leben des hl. Franz einen beſonderen Platz. Sie iſt die Weihe des Verhältniſſes zu ſeiner Umgebung, der Kern ſeiner Lehren und als ſolcher die Weihe auch des ſpäte⸗ ren Menſchengeſchlechts. Denn das Höchſte, was die reinen Künſte ſeitdem hervorgebracht haben, beſteht in der geiſtigen Durchbringung der Geheimniſſe der Natur, auch der menſch⸗ lichen Natur, in der anbetenden Nachbildung ihrer Erſchei⸗ nungen, in dem gläubigen Bemühen, ſich als Menſch in dieſe Erſechinungen harmoniſch und ſeelenverwandt einzureihen. Dieſes Streben, das in ſeiner reinſten Form 994—6 e⸗ nannt zu werden verdient, begann in jenem fernen 13. lr hundert, da der hl. Franz durch aufopfernde Taten der Näch⸗ ſtenliebe ſeine Lehre ſchuf, da er nach einem Leben voll Liebe und Güte die Augen ſchloß, um in die Reihen der Unſterb⸗ lichen einzutreten. Schon zu ſeinen Lebzeiten, vielleicht zwei, drei Jahre vor ſeinem 1226 erfolgten Tode, wurde der hl. Franz gemalt. Der Name des Meiſters iſt uns nicht erhalten, dem das Verdienſt und der Ruhm gehührt, vielleicht das erſte Bildnis des Mittelalters gemalt zu haben, das wir in der Unterkirche des Sacro Speco zu Subiaco ehrfürchtia und er⸗ freut zugleich beſtaunen. Die vielen ſpäteren Bilder des be⸗ rühmten Ordensgründers ſind Heiligenbilder, das heißt, die Geſtalt ihres Mittelpunktes iſt der irdiſchen Sphäre bewußt entrückt, wenn die Maler auch Vorgänge feſthalten, die das Leben des ſpäteren Heiligen ſchmücken. Franz von Aſſiſi er⸗ ſcheint auf ſolchen Bildern mit lichtumkränzten Haupt, ipio ſich das naive Herz den Begriff der Heillgkeit für Auge gefällig gebildet denkt. Sy walt ihn Giotto auf ſeinen Bithern in der Ueber die Darſtellungen aus dem Leben des hl. Franz hinaus hat die erhabene Sendung dieſes modernen mittel⸗ alterlichen Menſchen ſeinen bildneriſchen Verherrlicher Giotto loder deſſen Schule) zu Gemälden aufgerufen, die als frühe Allegorien(Armut, Keuſchheit, Gehorſam) dem Ethos in Farbe und Kompoſition gerecht werden. Giotto hat Vorläu⸗ fer gehabt, in Cimabue die Pepe, der an die unbekannten Meiſter anknüpfte, die als erſte die Wände der neuen Fran⸗ ziskuskirche zu Aſſiſi mit Gemälden ſchmückten, deren Welt⸗ erſchloſſenheit den Anbruch einer neuen Zeit verkündigte, die ihr Antlitz in der italieniſchen Renaiſſance ſchleierlos ent⸗ hüllen ſollte. Es müſſen nicht immer Darſtellungen des Heiligen und der Legenden ſein, die ihn umgeben— das neue Leben, der neue Geiſt tritt aus allen Vorwürfen der damaligen Malerei klarer und klarer hervor. Nur Margaritone von Arezzo, ein Zeitgenoſſe Cimabues ſei im Zuſammenhang damit genanut. Einer der bedeutendſten Maler von Franziskusbildern, hat er doch auch in Darſtellungen des Einen, dem der hl. Franz nachfolgte, keine ſchwächere Hand bewieſen; von den neuen Marienbildern der nun anbrechenden Zeit gar nicht zu reden. Dieſe kurze Betrachtung hat ſich bewußt enge Grenzen wir weitausſchauen. Wir meſſen es ſicherer mit der Flügel⸗ weite unſerer Ahnung S. Lieder⸗ und Dnettenabend in Ludwigshafen. Zwei verheißungsvoll aufſtrebende Begabungen lernte man am Samstag abend im Geſellſchaftshaus näher kennen. Frau Maria Schleich⸗Baur, aus Konzerten des Landesſym⸗ phonieorcheſters und des Beethorenchors als Inhaberin woßl der ſchönſten Sopranſtimme der Pfalz lereits vorteilbaft be⸗ kannt, entwickelt ſich muſikaliſch in aufſteigender Linie. Ihr klangſattes Organ neigt auch bei voller Entfaltung nicht zur Härte. Geſundheit und Rundheit des Tons beſtehen. Ihrem friſchen Temperament kamen am meiſten die beiden Lieder von Joſeph Haas(Schlaf, müde Seele und Regenwetterlied! entgegen. Auch die Altiſtin Frau Toni Bollenbach er⸗ freut ſich einer großen und warmen Stimme, deren Stärke in einer metalliſchen Mittellage ruht, ohne daß die Höhe weni⸗ ger ausgeglichen wäre. Die üppigen Säuge von Strauß liegen ihr beſonders. In Duetten von Schumann, Mendels⸗ ſohn und Brahms harmonierten die beiden fülligen Stimmen ausgezeichnet; ob man die mitunter allzu überſchäumende Kraft als Fehler betrachten darf? Als Flügeladjutant be⸗ gleitete Dr. Bernhard Bollenbach gewandt und einfühlſam. gezogen. Das Große, Weltbewegende faſſen wir nicht, indem * 1 15 „* ——— * Montag, den 4. Oktober 1920 4 Neue Maunheimer Zeiiung(Abend⸗Ausgabey/ 9 8. Seite. Nr. 458 halten hat, habe er ihm keinen einzigen beigebracht. Nun waren aber in dem Meſſer des Angeklagten Haare von Endres eingeklemmt, von denen der Dr. Graff eine photo⸗ graphiſche Aufnahme hatte. Die Ausſage Schweikerts, daß er, alſo Weber, Haßler den Stich ins Herz beigebracht habe, be⸗ ſtreitet der Angeklagte energiſch. Ueberhaupt iſt es ſonder⸗ bar, daß keiner der Beteiligten, d. h. der Angeklagten, ver⸗ letzt wurde. Bei der Flucht wurde dann verabredet, daß keiner den andern verraten ſolle. Weber hat beim Auskneifen ſein blutiges Meſſer abgewiſcht und weggeworfen, bezw. ver⸗ ſteckt. Die Aeußerung in der„Krone“, daß die Wunde, die er mit ſeinem Dreikant ſtoße, nicht mehr zuwachſe, beſtreitet der Angeklagte getan zu haben. Schätzle beſtreitet jede Schuld und jede Betei⸗ ligung. Die Mitangeklagten bezeugen jedoch, daß er auch mit⸗ gehauen habe. Der Angeklagte 5 dann, wie Schweikert den Haßler an einen Baum gedrückt und ihm einen Stich in die Bruſt beigebracht habe. Haßler ſei in die Knie geſunken, ſei dann vorwärts getaumelt und habe gerufen:„O, mein Herz. Ich bin geſtochen!“ Da ſei Endres weggelaufen, Schweikert ſei ihm aber nach⸗ dem er von hinten Stiche in den Rücken bet⸗ rachte. Auf die Frage des Vorſitzenden, warum er dieſe Dinge nicht gleich am Anfang geſagt habe, ſagt der Angeklagte, daß man Freun de doch nicht ſo ohne weiteres verraten wolle. Seine Angaben ſind dann ſo widerſprechend, daß der Vorſitzende ſich nicht enthalten kann, zu ſagen:„Lügen, wo man hingreift.“ Von den Angeklagten hat bisher jeder etwas anderes erzählt, auch Kurz macht davon keine Ausnahme. Er gibt zu, daß er Burkhardt mit der Fauſt auf die Schläfe ſchlug, daß er umfiel; weiter war nicht viel aus dem Angeklagten herauszubekommen. Er ſtellt den Fall ſo dar, daß Schweikert ſich zuerſt auf Endres geſtürzt, dann Haßler in die Bruſt geſtochen habe, und ſich dann wieder Endres zugewandt habe, dem er in den Rücken ſtieß. Das Verhör der Angeklagten war kurz vor 12 Uhr be⸗ endet. Das Gericht machte darauf eine Pauſe von zehn Minuten. Einvernahme der Zeugen Nach der Pauſe wurde das Beweisverfahren aufgenom⸗ men. Als erſte Zeugin wurde vernommen Elſe Frank, 17 Jahre alt, Arbeiterin. Sie beſtreitet, mit Schweikert Dif⸗ ferenzen an beſagtem Abend gehabt zu haben. Als zweiter Zeuge folgte der Bruder des Angeklagten Weber, Alois Weber, der von der Tat ſelbſt nichts auszuſagen wußte. — Valentin Schmitt ſuchte den Streit mit ſeinen reunden zu ſchlichten, konnte aber die Bluttat verhin⸗ dern. Der Verletzte Johann Endres erzählte dann, wie er mit Haßler aus dem„Deutſchen Haus“ gekommen ſei. Dabei ſei auf der Straße von ſeiten des Schweikert oder des Sperling ein Schimpfwort gefallen, das er auf ſich bezog und deshals den Sperling an der Bruſt packte und ſchüttelte. Darauf ſei er mit der Zeugin Frau Ehrhardt und ihren Töchtern zuſammen mit Haßler ins Kaffee Tegen gegangen. Schweikert ſei mit Sperling nachgekommen, wobei ſie ihnen drohten und ſagten, ſie möchten ſich in Acht nehmen, es würde heute noch rappeln. Nach etwa fünf Minuten brachen ſie auf und kamen auf die Straße, wo Schweikert und Sperling warteten. Haßler fragte ſie:„Was wollt ihr denn ſchon wieder von uns?“ Darauf ſei die Rauferei losgegangen, wobei er gleich zu Anfang meh⸗ rere wuchtige Schläge auf den Kopf erhielt, die ihn ganz tau⸗ melig machten, ſo daß er von dem Weitergang des Streites nicht mehr viel wußte. Zeuge Groß ſagt dann aus, wie Haß⸗ ler nach dem Vorfall noch bei vollem Bewußtſein Schwei⸗ kert der Tat beſchuldigte. Dasſelbe ſagt auch Zeuge Wü⸗ ſtum, Wirt zum„Deutſchen Haus“. Auf die Frage der Mut⸗ ter Haßlers:„Willi, wer hat dich geſtochen?“ antwortete der: „Der Schweikert hat mich geſtochen, Mutter.“ Dasſelbe beſtä⸗ tigt Frau Wüſtum. Der Bruder des Angeklagten Kurz ver⸗ weigert die Ausſage. Kriminalſekretär Remond ſagt dann über den Fund der Meſſer und der blutbefleckten Kleider Schweikerts, die auf dem Tiſche des Vorſitzenden liegen, aus, Mit Schweikert habe er ſchon zu tun gehabt, als der erſt 12 Jahre alt war. Er war auch, wie Schätzle, in Zwangserzie⸗ hung.—Meiſtens iſt der Angeklagte wegen Diebſtahls bereits etwa 11 Mal vorbeſtraft. Er war zuletzt erwerbslos, ebenſo Weber, deſſen Vater Witwer iſt und acht Kinder hat. Schätzle iſt ebenfalls wiederholt vorbeſtraft, ebenſo Kurz, der noch neun Geſchwiſter hat. Ueber Sperling war bisher nichts Nachteili⸗ ges bekannt. Der Vorſitzende verlas anſchliezend die Straf⸗ regiſter der Angeklagten. Darauf gab Medizinalrat Dr. Manz ſein Gutachten ab. Er nahm die Sektion des verſtor⸗ benen Haßler vor. Zwei ſchwere Verletzungen waren es, die den Tod Haßlers herbeiführten. Der eine Stich war in der rechten Schulter, etwa 15 mm groß und klaffte etwas ausein⸗ ander. Die ſchwerere Verletzung befand ſich in der linken Schulter in der Höhe der ſechſten Rippe und endete in der lin⸗ ken Herzkammer. Das gebrauchte Meſſer war ziemlich ſchmal, ſo daß der Tod durch Verblutung nur langſam eintrat. Der Stich muß nach Anſicht des Sachverſtändigen von der Seite und zwar von links geführt worden ſein. Endres habe ſieben Kopfwunden, fünf Rückenſtiche und eine Fingerverletzung er⸗ halten. Von Schlagwunden hat er nichts bemerkt. Sachver⸗ ſtändiger Dr. Graff äußerte ſich über das Meſſer Webers. In der Nähe des Heftes befanden ſich blutbefleckte Spuren. 115 kann man auch am eheſten Blutſpuren erwarten, da die linge meiſtens abgewiſcht wird. So hat auch Weber das Meſſer in die Erde geſteckt, was die einfachſte Reinigung iſt. Zwiſchen der Klinge und dem Heft des Meſſers war ein etwa 10 cm langes hellblondes Haar eingeklemmt, das ſich durch ſchwache Pigmentierung und einen ſchwach unterbrochenen Markſtreifen charakteriſierte. Es dürfte wohl vom Kopf des Endres ſtammen. Das Haar ſah aus, als ob es am dickeren Ende eine Schnittfläche hätte. Dafür zeugt auch, daß es blutig war. Gerichtsarzt Dr. Götzmann ſagt über Schweikert aus, daß er die Diebſtähle nicht aus Not, ſondern aus reiner Luſt am Abentener begangen. Von einer krankhaften Pſychopathie kann bei dem Angeklagten nicht die Rede ſein. In ſeinen Briefen aus dem ſteigerte ſich ſeine Einbil⸗ dungskraft und Phantaſie ſo, daß er ſich zuletzt für ein Genie hielt, was aber auf keinen charakteriſtiſchen Urſprung, ſondern auf die Haft zurückzuführen iſt. Von einem Herzfehler kann keine Sprache ſein. Er iſt nur etwas ſchnell erregbar. Er iſt gut begabt. Von irgend einer geiſtigen Erkrankung kann ab⸗ ſolut nicht die Rede ſein. Damit ſchloß die Beweisaufnahme. Die Sitzung wurde hierauf, es war inzwiſchen 43 Uhr geworden, bis„6ß5 Uhr unterbrochen. W. R. * 22 Speyer, 3. Okt. Auf der Suche nach verbotenen Glücks⸗ ſplelen hat die hieſige Kriminalpolizei in einem Weinreſtau⸗ rant einer Spielpartie das Handwerk gelegt. Es wurden ein Gelöbetrag von 22 Mark, der ſich in der Spiel⸗ kaſſe befand, und die Syielkarten beſchlagnahmt und gegen die betreſſenben Spieler Anzeige erſtattet. Wenernachrichten der Kar'sruhergandeswenerworte Am geſtrigen Sonntag war es in Baden meiſt wolkig. Eine Wärmewelle hat zu beträchtigem Temperaturaufſtieg ge⸗ führt(nahezu 7 Grad gegen den Vortag), ſodaß die mittlere Tagestemveratur über 2 Grad über Normalwert liegt. Der ohe Druck beherrſcht unſere Witterung weiterhin. Kälte⸗ und Würmewellen am Südoſtrande der augenblicklich über Eng⸗ land liegenden Hochdruckſtörungen führen in ganz Deutſch⸗ land zu Bewölkungsſchwankungen. Der Witterungscharakter unſeres Landes bleibt e 0 der allgemeinen nordorſt⸗ lichen Strömung weiterhin gleich. Vorausſichtliche Witterung für Dienstag, 5. Oktober: Vorwiegend heiter, Bewölkungsſchwankungen, meiſt trocken, örtliche Frühnebel. Cportliche Verbanosſpiele im Rheinbezirk Sportverein Waldhof.—Spielvereinigung Sandhoſen:1 13:0) Der Tabellenführer konnte auch geſtern ſeine gute Form unter Beweis ſtellen und gegen den Neuling Spielvereinigung Sandhofen einen beachtenswerten Sieg herausholen. Wald⸗ hofs geſamte Mannſchaft war in tadelloſer Form. Die Hintermannſchaft, in der der Mittelläufer Ph. Bauſch eine Leiſtung bot, die an ſeine beſten Zeiten erinnert, war nicht zu ſchlagen. Der Sturm war ſowohl im Felde, als auch vor dem gegneriſchen Tore ſeinem Gegner weit überlegen. Nur der Linksaußen Hörner fiel etwas ab. Sandhofen kämpfte trotz des hohen Mißerfolges immer fair. Im Ganzen iſt der Neu⸗ ling aber ſolch routiniertem Gegner noch nicht gewachſen. Waldͤhof nahm ſofort nach Beginn das Spiel in die Hand. Das Spiel wurde unter der Leitung von Herrn Störner (Hanau 94) durchaus fair durchgeführt. In der 1. Halbzeit lag Waldhof faſt dauernd im Angriffe und konnte durch Skutlarek, Decker und Brückl 3 Tore vor⸗ fr legen. Nach Wiederbeginn kam Sandhofen beſſer auf. Die nächſte halbe Stunde brachte einen wechſelvollen Kampf, doch hatte Waldhof die beſſeren und zahlreicheren Torchancen. Striehl im Sandhofer Tore zeigte aber gute Abwehr, konnte jedoch 2 weitete Tore von Brückl und Decker nicht verhüten. Bei dieſem Stande erzielte Sandhofen durch Eigentor von Schäfer ſeinen einzigen Treffer. 8S. * ..R. Mannheim—.C. Phönix Ludwigshafen:(:0) Der geſtrige erſte Großkampftag der Favoriten⸗Mann⸗ ſchaften des Rheinbezirks 8 dem hieſigen Vi.f..⸗Platze wohl einen ſtattlichen Beſuch, den Anhängern beider Mann⸗ ſchaften jedoch gewiſſermaßen eine Enttäuſchung, als keine hochſtehenden Stürmerleiſtungen bei beiden Mannſchaften ge⸗ zeigt wurden. Es kam ſchließlich zu einer Punktteilung. In der erſten Halbzeit war Vif. R. ſowohl im Feldſpiele, als auch im beſſeren Zuſpiele tonangebend. Doch mehr wie einmal vermochte ſich der Sturm der Einheimiſchen nicht durchzuſetzen, da es ſehr am Zuſammenhang mangelte. Der Führungstreffer für..R. fiel bereits 3 Minuten nach Spielbeginn durch einen von Fleiſchmann gut plazierten Strafſtoß. In der zweiten Spielhälfte war Phönix bedeutend mehr im Angriffe und zwang als unbedingt beſſere Partei den Bezirksmeiſter gegen Schluß ſtark zur Verteidigung. Phönix erzielte in der 6. Minute durch Hahn den Ausgleich, woran Hügel allein die Schuld trug. ügel rettete dafür nachher einige Male ganz hervorragend. Die beiderſeitigen Verteidigungen konnten die ſchwachen Stürmerleiſtungen ſtets leicht in Schach halten. Das Treffen endete ſomit unentſchieden. Die Leitung lag bei Hünnig(1860 München) in guten Händen. Wenn das Spiel zeitweiſe aufregend wurde, ſo waren hierbei nicht die Spieler beider Parteien der Anlaß, ſondern lediglich ihre Anene die ſich recht unſportlich benahmen. * B. f. L. Neckaran— Sportverein 98 Darmſtadt:3(:0) Eine große Ueberraſchung brachte das Spiel in Neckarau. Daß die favoriſierten Neckarauer auf eigenem Platze gegen Darmſtadt die Punkte einbüßen würden, hätte wohl niemand erwartet. Neckarau hatte wohl auch dieſen Kampf zu leicht genommen, ſchon in den letzten Spielen der Mannſchaft konnte ein Nachlaſſen des Kampfgeiſtes bemerkt werden, ſo daß der Mißerfolg nicht ausbleiben konnte. Die Mannſchaft zeigte keine gute Geſamtleiſtung, trotzdem man zugeben muß, daß durch das Ausſcheiden Otts die Elf benachteiligt war. Darm⸗ ſtadt kämpfte mit großem Eifer und gewann deshalb verdient, In den erſten 45 Min. lieſerten ſich die Gegner einen aus⸗ geglichenen Kampf. Beide Parteien konnten klare Torgelegen⸗ heiten im Uebereifer nicht verwerten. Halbzeit:0. 5 Min. nach dem Wechſel kam Neckarau durch Zöllner zum erſten Tore. Den Verſprung vermochte..L. aber nicht zu halten. Nach 10 weiteren Minuten brachte ein Durchbruch Müllmer⸗ ſtadts den Ausgleich für die Gäſte. Nach verteiltem Spiele konnte Darmſtadt durch den Halblinken Drößler in der 25. Minute die Führung an ſich reißen. Trotzdem ſich Neckarau nach dieſen Mißerfolgen mächtig anſtrengte, konnte die Nieder⸗ lage nicht mehr abgewendet werden. Die Heſſen vermochten durch geſchickte Verteidigung den Vorſyrung zu halten und erhöhten ſogar kurz vor Schluß durch Müllmerſtadt den Sieg auf:1. Schiedsrichter Urnau(Saar) leitete das Tref⸗ fen gut. M. S. Kreisliga Verein für Turn⸗ und Raſenſport Feubenheim—.C. Vorwärts Mannheim:1(:1) Das Verbandsſpiel endete mit einer unverdienten Nie⸗ derlage des F. C. Vorwärts. Dieſer war im Feldſpiele die meiſt überlegene Partei, verſcherzte ſich aber wieder einmal ſelbſt den Sieg. Der Halblinke Kohl ſchoß ſchon in der 10. Spielminute den Führungstreffer für die Grünweißen. Die Anſtürme des Feudenheimer Sturmes vermochte die Vorwärts⸗Hintermannſchaft ſicher zu halten. Auch nach der Halbzeit blieb es lange bei:0 für Vorwärts. Dann wur⸗ den aber Lambacher und Hildebrandt vom Vorwärts verletzt und mußten zeitweiſe ausſcheiden und auch Kohl verließ in unſportlicher Weiſe ſeine Mannſchaft. Der Umſchwung zu Gunſten Feudenheims konnte naturgemäß nicht ausbleiben. In der 30. Minute ſchoß der Feudenheimer Halblinke Bohr⸗ mann den Ausgleich und gleich darnach den Führungstreffer. Lipponer 2 erhöhte das Ergebnis auf:1 für Feudenheim und kurz vor Schluß war der Halblinke nochmals für Feu⸗ denheim erfolgreich, ſo das Reſultat auf 411 ſtellend. Schieds⸗ richter Bähr(F. Kaiſerslautern) leitete das Spiel.—ä— * Fußballv. Hockenheim— Alemannia Rheinau:2(:1) In Hockenheim mußte der Kreisliganeuling eine emp⸗ findliche Niederlage einſtecken. Im Felde waren ſich beide Gegner aber gleichwertig. Hockenheim zeigte aber eine här⸗ tere Spielweiſe als ſein Gegner. Dieſer Umſtand war für den Endſieg ausſchlaggebend. Schon kurz nach Beginn be⸗ kam Hockenheim einen Elfmeter zugeſprochen, der zum 1. Tore führte. Ein prächtiger Schuß des Mittelſtürmers nach Flanke von links ſtellte das Ergebnis auf:0 für Hockenheim. Rheinau vermochte dann durch den Halbrechten ein Tor aufzuholen, aber noch vor der Pauſe ſtellte die Platz⸗ mannſchaft das Ergebnis auf:1. Auch nach dem Wechſel war das Felbdſpiel meiſt gleichwertig. Zunächſt erzielte Hockenheim ein 4. Tor, dein aber der Rheinauer Halbrechte ein 2. entgegenſetzen konnte. Im Endkawyfe batten die cäſte nicht mehr viel zu beſtellen, ſo daß die Plahbernen durch 3 weitere Tore ihren Sieg auf:9 erhißen konnten. De Spiedsrichter Geiger(Frankfurt) leitete das Syfel ⸗u⸗ friedenſtellend. 25 Fahre Mannheimer Schwimmverein Dem Bericht von heute früh tragen wir noch den Bericht über die beiden Waſſerballſpiele nach Poſeidon Köln— Jungdeutſchland Darmſtabt:3 Hier wurde ein flottes Spiel vorgetragen, in dem Darm⸗ ſtadt, die flinkere Mannſchaft, als Sieger hervorging. Darm⸗ ſtadt überraſchte zweimal durch ſeine gut plazierten Fern⸗ ſchüſſe, die ihm den Sieg brachten. Schneefuß⸗Stuttgart als Schiedsrichter hatte kein leichtes Amt und wurden verſchie⸗ S. V. Mannheim— 1. F. C. Nürnberg:1 Die Einheimiſchen führten hier ein lebhaftes, kerniges Spiel vor, dem die Nürnberger in keiner Weiſe nachſtanden. Kipfer, der frühere Mannſchaftstorſchütze war vollkommee Statiſt zu betrachten war. Die Nürnberger famoſe Technik, die ſich auch bald auf die Einheimiſchen über⸗ trug, ſodaß dieſe harten Gegner als ziemlich gleichwertig zu betrachten ſind. Mannheim geht dur :0. Bald darauf gelingt es Gerard das Glück eine große Rolle ſpielte, denn der Ball glitt dem Nürnberger Torwart ganz knapp durch die Finger. Mit dieſem Reſultat ging es in Halbzeit. Nach Wiederanſpiel geht Nürnberg ſcharf aus ſich heraus und kann es auch das Ehren⸗ tor ſchießen. Mannheim geht unermüdlich dran und kann das Reſultat unter den Anfeuerungsrufen der Zuſchauer durch W. Lichdi auf:1 ſtellen, womit das forſche Spiel ſein Ende hat. Schiedsrichter Schneefuß umſichtig und einwand⸗ ei. Mannſchaft Nürnberg: Wißlmann(Tor), Schlötter⸗ Ruder(Vert.), Erdenſchreck(Verbindung), Wehtbveck, Kipfer, Dierig(Sturm). Mannheim: Fernauer(Tor), Schönhütte⸗Schneider E(Verbindg.), W. Lichdi, Oehninger, Gerard urm). In dem Bericht in der erſten Spalte in der drittletzten Zeile muß es ſtatt„Trarl“ natürlich Crawl“⸗Stu heißen. In der großen Bruſtſtaffel 10 mal 50 Meter wurde Poſeidon⸗ Köln Sieger in:29,2 vor 1. Frankfurter S. C.:34 und Mannheimer S. V. 6238. r. 2 einzuſenden, wobei Boxen Verunglückte Mannſchaftsmeiſterſchaften 1. B. C. Mainz ſchlägt M. F. C. Phönix 10:2 Der M. F. C. Phönix hatte zum letzten Samstag abend in den„Gr. Mayerhof“ zu Manſichaneme erſanr he eingeladen. Als Gegner hatte ſich der Erſte Mainzer Box⸗ klub qualiftziert. Da die Ausſchreibungen des Reichsverban⸗ des jedoch genaue Gewichtseinhaltung vorſchreiben und un⸗ glücklicherweiſe 6 Mann, von jeder Mannſchaft drei. Ueber⸗ gewicht auf die Waage brachten, wurden die Kämpfe als natio⸗ werden. Das Haus war mäßig beſetzt, als man endlich gegen 49 Uhr den erſten Kampf vom Stapel ließ. Vierkötters An⸗ weſenheit in Mannheim und andere lokale ſportlichen und ſonſtigen Darbietungen dürfte diesmal manchen Freund des Boxſports am Erſcheinen verhindert haben. Die Mainzer Mannſchaft, die heute als führende im ſüdweſtdeutſchen Lager zu betrachten iſt, war der einheimiſchen phyſiſch und kämpfe⸗ riſch überlegen, ſodaß das Reſultat 10:2 nicht ganz über⸗ raſchend kam. Immerhin ſetzten die Phönix⸗Leute alle Mittel ein, um ehrenvoll über die Runden zu kommen, was ihnen zum Teil auch in bravouröſer Weiſe gelang. Meiſenhelter und Jungmann, zwei Hoffnungen des M. F. C. Phönir, ſchlu⸗ gen ſich ſo, wie man es beinahe von ihnen nicht erwartet hätte: oft in Bedrängnis und der Niederlage nahe, hielten ſie bis zum letzten Gongſchlag durch und bewieſen ſo, neben großen Steh⸗ und Nehmvermögen auch ein großes Kämpfer⸗ herz. Die Organiſation war diesmal nicht gerade die beſten, ſonſt hätten ſich die Pauſen nicht ſo unnötig lang hinziehen dürfen, wozu gar keine Veranlaſſung erſichtlich war. Im Ring amtierte bei den erſten ſechs Kämpfen Wagner⸗ Ludwigshafen etwas nachſichtig, der letzte Kampf, der Wagner aktin innerhalb der Taue ſah, ſtand unter der Leitung des Verbandsſportwarts Bil lo⸗Mainz. Das Punktgericht Flach⸗ Ludwigshafen, Werner und Schwind vom V. f. R. Mannheim war ſachlich. Ringarzt war Dr. Th. Friedmann. Die Kämpfe nahmen im einzelnen folgenden Verlauf: liegengewicht: Imhoff⸗Mainz— Heuberger⸗Mannheim. H. gleicht die trocknen Schläge des maſſiven Mainzers durch ſchnelle Konterarbeit gut aus und liegt beſonders in zweiter Runde durch genaue Geſichtstreffer ſtark in Front. fehlt manchen rechten Haken, der beim Einkommen., ins Schwanken gebracht haben dürfte. Die Schlußrunde iſt eben⸗ falls klar für Heuberger, trotzdem der Mainzer alle Regiſter zieht. H. wird verdienter Punktſieger. 83 Miſchgewicht: Der deutſche Meiſter und Kamyſſpielſieger Mitzel⸗Mainz beweiſt auch heute ſeine—— In äußerſt hartem und anhaltendem Schlagwechſel bringt er den Phönix⸗ mann Steinkönig durch einen Rechten auf die Halsſchlagader ins Wanken, kommt dann ſehr präziſe links auf die Kinnſpitze ein und reißt ihn ſchließlich mit einem weiteren Rechten bis kurz vor das„Aus“ auf die Bretter. ent zeitig fliegt dann das Handtuch des Phönixtrainers und Hauptſekundanten Wutzke zum Zeichen der Aufgabe. St. hät heſtimmt die erſte Runde noch überſtanden, zumal nur no 20 Sekunden zum Rundenſchluß fehlten. Miſchgewicht II. dieſer Kampf zunächſt ſtark, helter⸗Phönix treibt anfangs, einen für ihn nicht ungefährlichen Schlagaustauſch zu kom⸗ men. Geltung und fällt der ſicheren und äuſſerſt ruhigen Tätigkeit des beſonnenen Mainzers, der jede Lücke erhaſcht, trotz ſtärkſter Beͤrängnis gebr bis zum Ende durchhaltend. Weltergewicht: In der zweiten Runde gibt Witſchorke 2 vor Weiner⸗Mainz auf. Des Mainzers Sieg ſteht von Be⸗ ginn an nicht außer Zweifel. Stets in Führung, bringt er W. verſchiedentlich an den Rand der Niederlage. 2. Weltergewicht: Jungmann⸗Phönix kann freilich an den kampferprobten Eckert⸗Mainz techniſch bei weitem nicht hera was mit vier Kämpfen ja weiter nicht verwunderlich iſt. Do gleicht ſein großes Kämpferherz, das nur zu oft all zu wilde Sprünge macht, gepaart mit einem entwicklungsfähigen kräftigen Linken, dem nur die rechte Unterſtützung fehlt, eini⸗ germaßen aus. Der Punktſieg Eckerts, der an dem von Der angriffsluſtigere Meiſen⸗ teilnahm, iſt für ihn keine Schande. Mittelgewicht: Werle büßt von Kampf zu Kampf an Form mehr ein. Das ſah man geſtern abend wieder. Er hat ſeine Glanzzeit lange überſchritten. Im Kampf mit Zimmer⸗ Mainz ſchuf er eine verworrene Lage nach der anderen, ſo⸗ daß nichts klares herauskommen und Zimmer ſich nicht ent⸗ falten konnte. Mehr als nötig ging W. in Doppeldeckung. Zimmer führte klar über die Diſtanz und wurde Punktſieger. 2. Mittelgewich!: Menninger⸗Phönix muß auch heute wie⸗ der einmal mehr Ruße anempfohlen werden. Er war zu wild, ſodaß Wagner⸗Ludwigshafen alle Hände voll zu tun hatte, eine klare Situation herbeizufüßren, was ihm aber nicht immer gelingen konnte. Auf die Fauer wirkte der Kampf unſchön, zumal beide Gegner am Ende deutlich ſichtbare Verlauf des Treffens. Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerel Dr. Neue Mannbeimer Zeitung G. m. Direktion: Ferdinand Heyme.** Chefredakteur: Kurt Fiſcher.— Verantwortliche Redakteure: Für Politik: Hans Alfred Meißner.— Feuilleton: Dr. S. Kayſer. Kommunalpolitik und Lokgles: Richard Schönfelder.— Sport und Neues aus aller Welt: Willy Müller.— Handelsteil: in Vertretung dene Entſcheidungen vom Publikum mit Proteſt beantwortet. Franz Kircher.— Gericht und alles Uebrige: Franz Kircher. Anzeigen: Dr. W. E. Stötzner. durch Schönhüter⸗Mannheim kalt geſtellt, ſodaß er nur als zeigten eine W. Lichdi in Führung nale ausgetragen. Schon am kommenden Samstag ſoll nun in Mainz der ſüdweſtdeutſche Mannſchaftsmeiſter feſtgeſtellt Eigentlich etwas vor⸗ Gegen den vorhergehenden verblaßt anheim, Samſon⸗Körner geleiteten Olympiakurs des Reichsverbandes b.., Mannbeim, E 6. 2, 8 „ ver⸗ um dann mit Bletz⸗Mainz in m weiteren Kampfverlauf kommt M. nicht mehr zur Jomufſnuren banontrugen. Wagners Punktſieg entſprach dem * „Strahlungskeſſel“, Konzern, Mannheim, über Neuerungen auf dem D. E ekt. u. Wechſ. 121,0121,0 Induſtrie⸗Aketien. Bergwerke⸗Aketien. gabe) 16 85 S 0 2 8— 9 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Aus Montag, den 4. Ortob der 1926 7 Neue Mannheimer Seitung« Handelsblatt Berband Südweſtdeutſcher Induſtrieller Plenarverſammlung des Direktoriums in Karlsruhe Nachdem am 23. Septbr. d. J. das Präſidium des Ver⸗ bandes im Verbandshauſe zu Mannheim getagt hatte, fand am Mittwoch, 29. Sept. im Städtiſchen Reſtaurant Tiergarten zu Karlsruhe unter dem Präſidium des 1. Verbandsvorſitzen⸗ den, Kommerzienrat Stoeß⸗Ziegelhauſen⸗Heidelberg die 62. ordentliche Plenarverſammlung des Direktoriums des Verbandes Südweſtdeutſcher Induſtrieller ſtatt. An der Sitzung nahm als Vertreter der Regierung Miniſterialrat Dr. Scheffelmeier vom Badiſchen Miniſterium des Innern teil. Nach Erledigung einer Reihe geſchäftlicher Angelegen⸗ heiten erfolgte die Wahl weiterer Vertreter des Verbandes für den Arbeitsausſchuß und die Mitgliederverſammlung der Badiſchen Landesauftragsſtelle. Hierauf er⸗ ſtattete Dr. Mieck⸗Mannheim, geſchäftsführendes Präſidial⸗ mitglied des Verbandes Südweſtdeutſcher Induſtrieller, ein Referat über den„Stand der Handelsvertrags⸗ werhandlungen und Auswirkungen abgeſchloſſe⸗ ner Handelsverträge“. An das Referat ſchloß ſich eine eingehende Ausſprache an. Sodann wurde über eine Reihe von die badiſche Bauſtoff⸗In duſtrie betref⸗ fenden Angelegenheiten, auch ſolcher“euerlicher Art, zuſ welch letzteren Dr. Schurian, Dezernent für Steuerweſen beim Verband Südweſtdeutſcher Induſtrieller, berichtete, be⸗ kraten und diesbezügliche Beſchlüſſe gefaßt. Anſchließend er⸗ folgte die Erörterung von Maßnahmen zur Förde⸗ rung des Exportes der badiſchen und ſüdweſt⸗ deutſchen In duſtrie. Gleichzeitig wurde mitgeteilt, daß die Herausgabe des Exportadreßbuches der Süd⸗ weſtdeutſchen Induſtrie in Durchführung begriffen iſt. Nachdem Komm.⸗Rat Dr. Stiegeler⸗Konſtanz über verſchiedene die Kohlenverſorgung der badiſchen und füdweſtdeutſchen Induſtrie betreffende Angelegenheiten ge⸗ ſprochen hatte, hielt Oberingenieur Alfred Stober von den Enzinger Union⸗Werken AG., Mannheim⸗Berlin einen inter⸗ eſſanten Vortrag über„Einbau von Zugſperranla⸗ Zen zur Verringerung der Wärmeverluſte an Dampfkeſſeln infolge Betriebsunterbrechung“. Der Redner berichtete hier⸗ mit über eine ſehr beachtenswerte Erfindung auf wärme⸗ zechniſchem Gebiete, um die bei intermettierend arbeitenden Betrieben auftretenden Stillſtandsverluſte an Dampfkeſſeln und Induſtrieöfen zu vermeiden. Aus den Darlegungen des Referenten ergab ſich, daß es ſich um eine Zugſperr⸗ anlage handelt, die hinter dem vorhandenen Abſverr⸗ organ(Rauchgasſchieber) eingebaut wird und den Keſſel während der Stillſtandszeit vollkommen aus der Zugwir⸗ kung des Schornſteins ausſchaltet. Hierdurch werde die im Keſſel während des Betriebes aufgeſpeicherte Wärme des Waſſers und Dampfes und vor allem des feuerfeſten Mauer⸗ werks erhalten. Der Keſſel brauche nicht jeden Tag wieder hochgeheizt zu werden, ſondern bleibe warm und komme ſchneller auf Beharrungszuſtand. Die Unterſuchungen über die zu erzielenden Erſparniſſe ſeien nach—7 monatlichem Dauerbetrieb abgeſchloſſen und ergäben je nach Keſſelart und Anordnung der Feuerung Werte von—12 v. H. der geſam⸗ ten täglichen Kohlenmenge, wobei natürlich die Länge der ſet zu erzielenden harniſſe⸗ ſei ügenieur Stober herichtete, ſo gewwälkic Baß ſech die Anſchäffungskoſten der Zugſperranlage meiſt in wenigen Wochen bezahlt machten. Dazu erwüchſen jedem Keſſelbeſitzer noch zuſätzliche Vorteile dadurch, daß Keſſel und Keſſelmauerwerk vor Schädigungen „bewahrt blieben und die Keſſel in einen Zuſtand erhöhter Betriebsbereitſchaft verſetzt würden. Die Zugſperranlagen werden durch die Enzinger Union⸗Werke AG., Mannheim, HDurch ihre Abteilung Wärmetechnik in Berlin ausgeführt. Keber„Neuerungen auf heiztechniſchem Ge⸗ piet e“ berichtete Oberingenieur Reiſchle von der heiz⸗ Kechniſchen Abteilung der Firma M. Stromeyer Lagerhaus⸗ Konſtanz. Nach Ausführung der Vorteile der Kohlenſtäubfeuerung zeigte eine von dem Referenten mit⸗ Beteilte Statiſtik für das Deutſche Reich ihre raſche Einfüh⸗ rung. Die zweckmäßigſten Mühlen, Brenner und Brennſtoffe würden vom Referenten eingehend erörtert, ferner die Aus⸗ Fführung des Feuerraumes. Die Vorteile der Vorwärmung der Verbrennungsluft wurden ausführlich und zahlenmäßig handelt. Weitere Gegenſtände des Vortrages waren die inführung der Strahlungs⸗Ueberhitzung, ſowie der ſog. von Hochdruckdampf und Großkeſſeln. Schließlich behandelte der Redner noch moderne Roſtkonſtruk⸗ tionen und die Keſſelhausüberwachung. Zum Schluſſe ſprach Direktor Boxmann vom Gerling⸗ 8333 des Verſicherungsweſens. Kurszeitel der Neuen Mannheimer Zeltung Aktien und Auslandsanleihen in Prozenten. bei Stückenotierungen in Mark je Stück Die mit T verſehenen Werte ſind Terminkurſe während ſich die mit + verſehenen 5 2 noch in Bi⸗/ verſtehen. Frankfurter Vörſe vom 4. Oktober 4 „Aktien..14. 8 Bank Aten. 2297 18 i 50 85 135,5135,0 Salzw. Heilbronn 7128. ng. Spinn. Saig. Se. e Sae 68 6e 90,———— Bankf. Brau. Ind. 151,5152,5 B K. u. Laurähütte 68,—[68,50 5 f —.—.—. G. Farbenind. 6 Bahr.Hog u. Bd. 165,0.165,0 Crausport⸗ Alktien. Fahr Gebr. Pirm. 57,—58,— er Battter. 135,00135.0 Schantungbahn..—.8,85 Felt.Guill. Caris T 15,01540 Berlinerandels 227,0/232,0 Habag. 165.60188,5 Feinmech. Jetter..—— FCom. u. Privatb. 144,0 2880 1 5 204,0165,1 Frankf-Pok-& Wit.—— 6650 Darmſt. u. Nat. B 235,0233, U. St. DFuchswagg.0, Baltimore& Ohio 99,5099,50 Goldſchmidt Th.. 124.7125.7 J Deulſche Bank. 178,6.76,5 Sä 1 5 117.50118,5 131,0136,5 rkrftw. Mhm.60%—.—— 2. Bekerke- Bei 114.0116,0 Cichb.-Mannb. T—— Grün, Biifinger 121.0120,0 D. Vereinsbank. 97—97.— H. dempf⸗Sternb. 158,0159,0 Haidè Neu, Näh⸗ 47.75—, T Hisconto⸗Geſ. 164,2164,5 Schöſferh. iadt— 575 8 53 85—5 U erh. Bindg. 5 e rmaturf.— 1 Dresbner Bank 148,2151,0 S Sen 00 100 0 8 ebr... 40,———Holzmann*3 —— 50 8 Accumulatoren ·—.— Selhrtatt Sud. 49.— 49,75 Deſter. Ered. Anſt. 6,60.60 Adler Oppenheim—9950 Junghans Stam. 89,101,50 Pfälzer Hyp.⸗Bl. 138,0136,0 Adler Kleyer 5, 90,163,0 Kammg Kaiſersl. 12.012.0 Rlichsban. 155.2157,5 A. E. G. St.-A. 154,0.— KarlsruherMaſch. 46,5047,50 Rheln. Krrditzaui 129,6130,0 Aſcafl Buſttpap. 129.9 12.9 Semp, Stetin.— Rhein. Hyp.⸗Bank—, Aſchaff. Zellſtoff. 186.7188.5 Klein, Sch& Becker——62,— Südd, Disconto. 140,0142,0 Bahnbed Darmſt. 29,75.29,75 Knorr, Heilbronn——130,0 —————— 5— 6,10 Bab.„Konſerven Braun—.—42,— Württb. Notenbk.—.— Bad. Maſch. Durl. 120,0—.—Krauß& Co., Lock.——61.— MannhvVerſ.⸗Geſ.— Baſt.⸗G...—, 130,5TLahmeyer& Co. 146,0145,5 Frankf⸗Allg-Verſ. 113.5113,5 Bayriſch. Spiegel 62,—61,55[Lech Augsburg.118,0117,7 Sberrh. Berſ.⸗Geſ.——.— Beck& Henkel. 60,—64,— Lederwerk Rothe 34,5 Frankf..u. Mito.——.— PSergui,Elette.. 181,00l6io udrwigsh Walm—.——.— Bing Metallwerke 63,— 69,75 Lutz Maſchinen.—, Brem.⸗Beſigh. Hel 70.——.—[Luz'ſche Induſtr. 25,55—.— 160,5 Cement Heidelb. 145,0ſ135,0 Mainkraftwerke. 105,5106,5 9,— Cement Karlſtadt—.— 1450 Miag, Mühlb.. 117,0117,5 7 TBochumer Guß. 158.0 Buderus Eiſen. 97,75 —.— 10.Luremb, Berg 150,0161.2 Chamotte Annaw. 62,5062,76 Mez Söhne. Elſchweil Bergwrl 15,5/184,0 Cont. Nürnb. Bag. 82,—65 1Gelſenk. Bergw. 173,5174,5 Daimler Motor 83.— 68½5 Rotorf. Sberleſ. 29—875 R 0 otorf. erurſ. 59,—59, Gelſenk. Gußſtahl 23.—23,50 D. Gold⸗u..⸗Anſt 17,7174,7 Nenerf. 8598.98,.—59,25 ThHarp. Bergbau, 172,0171.2 Dyckerh.& Widm. 60,—79,75 Nrh. Leder Spier—.—— Kali Aſchersleben 148,0144,00 Dingler Zweibrück————Peter Union Frtft. 99.—100,0 Kali Salzdetf..—.——Dürkoppwerk St.——68.— Pf. Nähm. Kayſer 55,5060.— Kali Weſteregeln 155,0155,0 Düſſeld-Rat. Dürr 38,—38,50 Philipps.-G. rk.28,.—30.— Klöckner⸗Werke———, Eiſen Kaiſerslaut, 42,—40,50 Porzellan Weſſel—,— IMannesmannr. 147,1147,0%TKlr. Licht u. Kr. 160,0159,4 Rein. Gebb&. Sch. 83,60ſ83,60 TOberbedarf... 72,9071,—Elſ. Bad. Wolle. 50,5050,50 Rheinmetall..— do. Eiſen(Caro——— EmagFrankfurt⸗t- 0,383].380Rheinelektr. Sta. 139,0/188,5 PhönixBergbau—128,51Emaille St. Ullrich 47,6047,50]Rh. Maſch. Leud.——. 7 28 6 Handelsabkommen zwiſchen dem Deutſchen Reiche und Finnland Die Handelskammer für den Kreis Mannheim teilt uns folgendes mit: Das am 26. Juni 1926 in Berlin unter⸗ zeichnete vorläufige Handelsabkommen zwiſchen dem Deut⸗ ſchen Reiche und der Republik Finnland tritt auf Grund des Geſetzes über die vorläufige Anwendung von Wirtſchafts⸗ abkommen vom 10. Juli 1926 am 1. Oktober 1926 in Kraft. Dieſes Abkommen hat eine vorläufige Geltungsdauer von drei Monaten. Die Angehörigen der vertragſchließenden Teile genießen im Gebiete des anderen Teiles in Bezug auf Handel und Gewerbe die gleichen Vorrechte, Befreiungen und Vergünſtigungen aller Art wie die Angehörigen der meiſtbegünſtigſten Nation. Juriſtiſche Perſonen, insbeſondere Aktiengeſellſchaften und andere Handelsgeſellſchaften, einſchl. der Induſtrie⸗, Finanz,⸗ Verkehrs⸗, Transport⸗ und Verſiche⸗ rungsgeſellſchaften werden im Gebiete der vertragſchließen⸗ den Länder als zu Recht beſtehend anerkannt. Die Ein⸗ und Ausfuhrverbote werden aufgehoben, ausgenommen ſolche, die ſich auf geſundheitspolizeiliche und auf die öffentliche Sicher⸗ heit erſtreckende Verbote beziehen. Die Boden⸗ und Gewerbe⸗ erzeugniſſe des einen vertragſchließenden Teiles werden bei der Einfuhr in das Gebiet des anderen Teiles und bei der Ausfuhr aus dem Gebiet des einen in das Gebiet des anderen Teiles in Anſehung der Zölle und Abgaben nach em Grundſatz der Meiſtbegünſtigung behandelt. Auskünfte über Zollſätze der vorgenannten Waren erteilt die Außen⸗ handelsabteilung der Handelskammer. lI Vereinigte Stahlwerke AG. in Düſſeldorf. Wie ver⸗ lautet, wird bei der zur Deutſch⸗Luxemburgiſchen Bergwerks⸗ und Hütten⸗AG., Abteilung Dortmunder Union, gehörenden Abteilung„Eiſenwerk Rote Erde“ in Dortmund die Beſchlagteilfabrik abgebrochen. Es iſt im Rahmen der Rationaliſierung innerhalb der„Vereinigten Stahlwerke“ weiter beabſichtigt, das Stahl⸗ und Walzwerk dieſer Abtei⸗ lung, das bereits ſtilliegt, ebenfalls abzubrechen.— Zu den Meldungen, daß die Transaktion der Sächſiſchen Gußſtahl⸗ werke Döhlen mit den Vereinigten Stahlwerken und auf deren Rechnung erfolgen ſollte, wird von der Verwaltung der Vereinigten Stahlwerke mitgeteilt, daß die Vereinigteno Stahlwerke in keiner Verbindung mit den erwähnten Trans⸗ aktionen ſtehen. )(Die Preußiſche Zentralſtadtſchaft in Berlin ſtellte im Anzeigenteil vom Samstag Abend Sproz. mündelſichere Golödpfandbriefe Reihe VI zum Verkauf. Die Goldpfand⸗ briefe ſind durch erſtſtellige Tilgungshypotheken auf Haus⸗ grundſtücke und außerdem durch die volle und unmittelbare Haftung der Provinzen Brandenburg, Pommern, Oſtpreußen, Hannover und Grenzmark⸗Poſen⸗Weſtpreußen ſichergeſtellt. Der Börſenkurs beträgt z. Zt. 100 v. H. :: Waggon⸗ und Maſchinenbau⸗AG. in Görlitz. Zu der von Berlin aus verbreiteten Nachricht über einen ruſſiſchen Lieferungsauftrag für Waggons an die Geſellſchaft wird von der Verwaltung mitgeteilt, daß dieſe Meldung auf einer irrigen Auslegung beruhe. Es ſei ein derartiger Liefe⸗ rungsauftrag nicht abgeſchloſſen worden. Eine„irrige Aus⸗ legung“ ließe die Verſion zu, daß über den Auftrag mit ruſſiſchen Stellen verhandelt wird. Börſenberichte vom 4. Oktober 1926 Mannheim lebhaft und behauptet Die Börſe hatte heute wieder lebhaftes Geſchäft bei gut behaupteter Tendenz. Stark geſucht waren wieder Hypo⸗ thekenbank⸗Aktien bei weſentlich erhöhten Kurſen, ebenſo Mannheimer Verſicherung. Von feſtverzinslichen Werten lag Kriegsanleihe feſt, Vorkriegs⸗Pfandbriefe behauptet. Es notierten: Pfälz. Hypothekenbank 136, Rhein. Creditbank 129, Rhein. Hypothekenbank 142, Südd. Disconto 140, J. G. Far⸗ ben 290, Rhenania 80, Brauerei Schwartz⸗Storchen 130, Frankfurter Allgemeine 113, Aſſekuranz 177,5., Continen⸗ tale 70, Mannheimer Verſicherung 106., Württ. Transp. 31, Seilwolf 56, Benz 83, Dingler 5,1, Gebr. Fahr 37, Karlsruher Maſchinen 46, Mannheimer Gummi 60, Nähkaiſer 56., Rheinmühlenwerke 76., Freiburger Ziegel 25, Wayß u. Freytag 130., Weſteregeln 152, Zellſtoff Waldhof 187, Zucker Frankenthal 91, Waghäuſel 103, Kriegsanleihe 0,5477, alte Rheinbriefe 11,85, 11,95. Frankfurt unſicher Die Grundſtimmung der Börſe war heute ſchwächer, doch ſorgten noch verſchiedentlich Kundenorder für leichte Kurs⸗ beſſerungen gegenüber den Samstagskurſen. J. G. Farben⸗ induſtrie waren angeboten und 2 v. H. bei Eröffnung niedri⸗ +Schuckert, Nrbg. 141,0141,0 Froi 80 85 3 55,— 9975 e. eilinduſtr. Wo 0* 9.5 Elberfeld. Kupfer——. 93 P Sod. Hrahe—— reemarehrlle, 1222 15 5 6—0,520 .Led. St.Ingbert—— 1 1 6—.— 200, 587 2⁰⁰„ O, 66566 5 — Mansfelder 3% do. von heeb,.—— ee 05000.540 renfabr. Furtw.—.———hn Sohnant—— 0.—.——.— Ber. Deuſch Oelf. 70,2575.— Uhm. Kohlenanl.————3% 1— 38 6 do. ..ch. Ind.Mainz 48,— 49,50 Feſtverzinsliche Werte.%v. P. E. P. 140 1 0. Ver. Ultramarinf.——149,5 4½0/ Mhm.1914—.——,— 8½¼0/ 10.20 Ver. Zellſt. Berlin——110,03%„„1902—,.—440% Heſſ. v. 89 u. 06 0, 480 0, 480 Vogtl. Maſch. St. 60,1061,50 8700„ 1904/5—.——,— 8½%, abgeſt. 0,400—.— Voigt& Häff. St. 115,0114,5 5% Ot. Reichsanl. 0,8370, 5508⸗%.510 Volthom.Seitus 4% do unk. b. 1925—,— 40/ Säch.St-.18—.—— Wayß& Freytag 120,2.181,5% D, Reichsanl, 0,500—.—14% Württ..1915—.——.— Berliner Börſe vom 4. Oktober 1 TAllg. Elektr.⸗Geſ. 164.0163,0Deutſche Kall 1138.0125,0 — 9 5 79 iern 140.0 19 OHAngte, C. Omanb 24.880 20 PHeutſche Maſc⸗ 10078fl10,0 Barmer Bankver. 134,7134,7 Anhalt. Kohlen-., 106,5106,7 Deutſche Steinzg. 149.0149.5 TBerl Handelsg. 228..230.0 Annener Gußſtahl 37.—36,75 Deutſche Wollw.. 66,— 66,75 TSom., Proacg. J44.0 g4 0 haffog Sc 366 Deunch Cenh 68.—83.— THarmſt.u..⸗B. 285,9.284,0 Augsb. No, Maſch 99,.— 1Deutſche Bank. 1745/175.2 Balcke Maſchin..—.———[Dürener Metall, 94,— 94,85 1Dt. Ueberſee Vk. 115.0 116,5 Bamag⸗ Meguin. 45,8546,— Dürkoppwerke,. 67.—67.— JDisc. Command. 165,0164.7 J. P. Bemberg 215.0212.0 Dynamit Nobei. 141,2188,5 TSresdner Bank 147,0147,0 EVergmann Eltt. 160,5150,5 Elberfeld. Kupfer—. J1Mitteld. Kredb. 139.7189.7 Berl.⸗Gub. Hut. 224,7224,7]Elektr. Lieferung. 151,0151,2 Reichsbank 155,8.158.0LBerl.Karlsr. Ind 119.5122,LElktr. Licht u. Kr. 159,2.158,7 Rhein Ereditban' 129,0130,0 TBerlin. Maſchb. 91,2592,—[Cmaille Ullrich. 49,—49.25 Sübdeutſch. Disc 140.0—— Berzelius Bergw.—.———Enzinger⸗Union.—.—94.50 Cra rt Alkti Bing Rürnberg 67,—69,—Eſchw. Bergwerk 155,0159,2 rausport⸗ jen.„Bismarckhütte.——IJ.G. Farbenind. 298,0.290,3 Höhantungbahn. ,39.80 FBochum. Gußſt. 160,0165,00Peſdmühleapier 139,0140. Allg Lok, u. Str. 167.5105,0ſCebr.Böhler Ko.——,— Felten& Guill. 157,2 Halide K 0 129,0 96— 93— 9 3 2 9850 58,— e Br. Beſigh, Oelf. 79, 3,—[Fuchs Waggon 0, 0,550 1Deutſch⸗Auſtral. 158,5.153,0 Bremer Vulkan. 71,5072,.—[Gaggenau.⸗A. 45,50.41,50 9 P— 166,2 Buderus Eiſenw. 97,7598.50[Gebhard Textil. 93,—94,50 19. Südamerika 149,00Chem, Heyden.. 116,0119,5 TGelſent, Bergw. 174,0174.5 5 anſa D 940 8 610 214,00Chem. Gelſenk.. 91,5092,— Gelſenk. Gußſtah. 26,—28,25 Norddtſch.Lloyd 161,0165,0Chem. Albert. 143,0.143,2 Genſchow& Co. 75.—76,— Roland-Linie ce ⸗Concord. Spinner 91,50.94,75 German. Portl⸗3. 157,5157,0 Verein. Elbeſchiff 85.50 60,50TDaimler Motor. 87.— 85,50 Gerresheim. Glas 140,0/141.5 uduſtrie⸗Aktien..Deſſauer Gas 152,5152,8TGeſ..elkt. Unter, 180,0181,8 Accumulatoren 148,0147,0 LDtſch.⸗Luxemb. 160,0/162,7Gebr. Goedhardt 72.— Adler& Oppeny. 125.5 120,2.Eiſenb. Signi, 90,85100,0 Goldſchmidt, Th. 125.0127.7 Adlerwerke.... 91,3590,25 TDeutſche Erdöl 163,5164,0[Goerz C. P. 39,7538,75 .⸗Gf. Verkhrsw.—,——,— Deutſch. Gußſtahl 97.—1 Gothaer Waggon 21.75 1 00,0 Alexanderwerk,. 61, 25084,75[Deutſche Kabelw. 100,0102,0J Gritzner Maſchin. 117,0116,0 — 3 3 98,— Donnersmarckh.. 85,—83,.—C. lag dagegen die Tendenz für Schiffahrtswerte, trotz des Hamburger Streiks, von dem man aber erwartet, daß er bald zuſammenbrechen wird. Die Banken und die Montan⸗ werte eröffneten ungefähr zu nachbörslichen Kurſen vom Samstag, nur Phönix weiter ſtark geſucht und bis faſt 125 hinaufgeſetzt. Im Verlaufe wurde das Geſchäft auf dem Effektenmarkt kleiner und zurückhaltender. Auf dem Renten⸗ markt wurde die Stimmung ebenfalls im Verlaufe etwas leichter, nur Ruſſen weiter ſehr begehrt. Für türkiſche Renten ergaben ſich im Laufe des Geſchäfts Rückgänge von 1 v. H. Deutſche Anleihen dagegen mehr bevorzugt. Kriegs⸗ anleihen 0,550. Berlin feſt Unter Hinweis auf die Ausführungen des Reichswirt⸗ ſchaftsminiſters auf dem Parteitag der Deutſchen Volkspartei, mit Rückſicht auf die Notwendigkeit einer Sanierung bei den Linke⸗Hofmann⸗Werken und auf mögliche Zwiſchen⸗ fälle beim Zahltag ſucht die Spekulation heute ihre Engage⸗ ments herabzumindern. Die Grundſtimmung blieb trotzdem feſt, die Kursbildung war aber uneinheitlich. Schiffahrts⸗ aktien konnten—2 v.., mit Ausnahme von Hanſa, die ſich 2 v. H. niedriger ſtellten, anziehen. Bankaktien waren gut gehalten, Berliner Handelsanteile und Reichsbank—2 v. H. höher. Auf den anderen Märkten ſtanden überwiegenden Kursbeſſerungen von 1 bis vereinzelt 2 v. H. auch Rückgänge gegenüber. Für chemiſche Werte war das Geſchäft verhältnis⸗ mäßig ruhig. Im übrigen zeigte die Börſe gute Widerſtands⸗ kraft. Von heimiſchen Renten waren Sachwertanleihen feſt, ebenſo Vorkriegspfandbriefe, Reichsanleihen und Preuß'iſche Konſols. Von Auslandrenten waren Ruſſen, Rumänier und Türken feſt. Am Geldmarkt blieb die Nachfrage beſtehen. Tagesgeld mit 6,5—7,5 unverändert. Berliner Deviſen Diskonkſätze: Reichsbaulk 6, Lombard 7, Privat 4/ u. 5 v. 5. Imilich 2. Oktober 4. Oktober axität Histont in.⸗M. für G. 2 Q. B. L M. Iſätze ½ Holland 100 Gulden 167,87 168,29 167,36 168,28 168,47 8,5 Buenos⸗Aires.. 1 Peſ. 1,715 1,718J 1,717J] 1,78 10 Brüſſel... 100 Franken 11.365 11.40511.38 11,42 81,.—7 slo 100 Kronen91,84 92,06 91,88 82.10 112.50 5,5 Stocholm.... 100 Kronen 112,08 112,36 112,08 112,36 112,50 4,5 Kopenhagen... 100 Kronen 111,33[111,80 111,33[111,61 112,50 5 Danzig.. 100 Gulden81,42 81.62 81,42 81,62 81,.—.5 Liſſaboen 100 Estudo21,47521.515 21,475 21,515 453,57 8 Helſingfors.... 100 finnl..] 10,549 10.589 10,545 10,585 81.—75 Italien 100 Lire 15,80.15,84 15,81[15,65[51.— 7 London 1 Pfd.20,341 20.391[20,343 20.893 20,48 5 New⸗York.... 1 Dollar4,1925 4,2025 54.1925.2025 4,108] 4 Paris. 100 Franken 11,70 11.80 11,74 11,78 e1.— 7,5 Schweiz... 100 Franken681,01 81,29 81.035 81,285 81,.— 8,5 Spanien.. 100 Peſeten63,47[63,68 63,39 83,55[81,.— 5 Jhnn 1 en„032 2,049 2,084] 2, 2,002 7,8 Konſtantinopel.. L türk. Pfo. 2,157 2,1/7'152] 2,162 16,4[10 Rio de Janeiro.. 1 Milreis 0,826 0,646 0,628 0,646.878] 3,5 Wien„ 100 Schilling] 59,205] 59,94559,19 J 50,33 1,70 7 Pragg. 100 Kronen 12.415 12,455[ 12,413 12,453 85,062 8 Südſlawien..... 100 Dinar 7,418 1488][ 7,418] 7,485 81.—7 Budapeſt... 100 000 Kronen 5,87 5,89 5,967] 5,887 85,062] 6 S 100 Leva].025 3,.025 3,035 81.—10 Athen 100 Drachmen.99.01.04.06[31.— 10 Kairo 1 Pfd.20,874 20,926 20,874 20.926(——— :: Mannheimer Probuktenbörſe vom 4. Okt.(Eigen⸗ bericht.) Die Tendenz am Produktenmarkt iſt anhaltend feſt und die Preiſe für In⸗ und Auslandware ſind anziehend. Gehandelt wuürde Inlandweizen, ſüdd. Ware, mit 29,25 /, mitteldeutſche 29,75/ per 100 Kg. waggonfrei Mannheim. Von Auslandweizen iſt angeboten: Manitoba II zu 16,10 hfl. per Oktober, Manitoba III 15,70, Kanſas 15,75, Redwinter 11 14,65, Baruſſo 76 Kg. disp. 15,00 hfl. per 100 Kg. eif Mann⸗ heim. Inlandroggen 23,75 /, ausl. Roggen 26,00, nominell, Inlandhafer 18—19, Auslandhafer 19—22, Braugerſte inländ. 24,50—28,50, Futtergerſte 19,50—20,00, Mais gelbes mit Sack 10,25, Biertreber 15,25, Weizenmehl ſüdd. 41,75—42,00 J, Roggenmehl ſüdd. 33—34,50, Weizenbrotmehl ſüdd. 31—32 J/, Weizenfuttermehl 13,00, Weizenkleie grob 10,25, fein 9,50, Roggenkleie 10,75—11,00 J. Mannheimer Viehmarkt am 4. Oktober Preis für 50 Kg. Lebendgewicht; Geſamtzufuhr.... 4387 Stück Ochſen.. 440 St. Kühe...542 St. Kälber... 498 St. Schweine. 2627 St. Mk. 49—61 B.„Mk. 48—). Mer.— a).. Mk. 84—85 b).„ S i)„ l BB5B5 PPPTPT Bullen. Me 8 5—„* 7* 2——5 2)„„ 2„—* 8 0 e e 90„„ 68—74 )..„ 87—40 Freſſer..— St. di..„ 34-—46 Arbeitspferde— St. d).„ 32—4f.. Nk.————— Mit Großvieh ruhig, Ueberſtand, Marktverlauf: mit Schweinen mittel, aus⸗ mit Kälbern lebhaft, geräumt; ger. Auch Elektrowerte waren ſchon anfangs angeboten. Feſt verkauft. 4 Ziegen: 10—24 l. 0 60 196,00168.00.850] Grteftw. Mhm oy E. Beb. 23.—11650 Heldb* Rhenania Aachen 80.0080.—Zellſt. Waldhof St 186,„003% D. Reichsanl.—,— 0,65 rkrftw. Mhm. 6%—.———[TOberſchl. E. Bed. 79.—71,50 ſurg... 61.—90,— Rfehec Montan 156,5155,0 ABue8 Was. 105,0102,0 4½0 9•9.⸗Sch. Großmann 60.— 61,.—LSberſchl. Eiſen. 82.—.75,50 Hochfrequenz. 125..— Rodberg Darmſt. 11.——.— Zuckerf. Frankenth 89,.—89,754% D. Schutzg, 08.745.75] Grün& Bilfinger 119.3/120,0TOberſchl. Koksw. 124.8124,00Krügershall Hand 113.0114, TRüttgerswerke. 128,5127,0Juckerf. Heilbronn 104,2104,04% D. Schutzg. 14 0,745 7,75 Gruſchwitz Textil 71,2571,75LOrenſt.& Koppel 119,5120,00Petersb. Int... 3,75 4,2 Schlinck& C. Hbg.——,— Zuckerf. Ofiſtein. 132.0133,0 Sparprämie. 1919 0,31——f Hackethal Draht. 94,2595.50 TPhönix Vergö.. 123,2/124,0 Ronnenberg...—.— Schnellpr. Frank. 75,.—*— 0—.——.—— 4 5 160 49. 0 82.— E„Stuttgart 105,„04% d 9.———.—[Hammerſ. Spinn. 121,„0Reisho apier. 188,„ e 0.. 8,—.— TSchutert Reb 8 40% Preuß. Konſ. 0,5100,530 Hannov. M. Egeſt. 77.—77.— TRheln Braunthl. 227,0226,5 Sloman Salpeter 7⁰.— 3— 0,5. Hann. Waggon. 15,—15,—Rhein. Chamotte.— Südſee Phosphat 57⸗6059.— Panſe 11—f1 S n eſe s—94.39.—3 Hbg.⸗Wien Gum. 71.—71, ein. Maſch Led. 44,— Harfort Bergwrk. 65,7567.—1Rheinſtahl. 188,7168,5 Harkmtann Weaſc, 40.12(.50 Homb. Hüllen. 14.—8,0 Pelrſcade artmann Ma 543, omb.„14.—13, 23— 8 Hedwigshütte..—130,0 Roſitzer Braunk. 98,7536,.— 9413 Hinde. e Muferm. 24,—..— Pgerwerk,. 120,) 4257„, J, Ler.0 te indr.& erm. 72.—72, 9 4 8 5 Hirſch Kupfel 1175114. Sachſenwerk.. 115,81145% Z. Reichsanl..550.69 0,51200 Thirſchberg Leder 105,0127,0 Sacnr rch 7 180 18900/ d Reicsant.50700.5 THoeſch Eiſ. u. St 145,0151,00Sarotti S 7 lohe⸗Wrk. 20,2521,50 Scheidemandel. 40,8540,7540% 9 92 Poll Hotemann 135,5130,0 Schudert 4 Salz. 16,10,53/%Prb- Kanſols 8 Horchwerze...60,—80,— FSchucert KC. 14,5/156,½% 001300.885 umboldt Maſch. 66.—67,— Siemens Elektr.— 0,49000.540 Ilſe Bergbau M. Jüdel& Co. 124,5 % 4 274% Bayer. Anl. 0,5 5 999 LStewer uc 9150 86%% Baper. Ant. 9,4800 810 „Z5%% B. Kohlenanl. 12,5013,12 Gebr. Junghans. 68,65ſ89,75 Stettiner Vulkan 66.—57,.—80% Kahla 85.—0/— StoehrKammgrn 17471720% 53— 75 8* Kaliw. Aſchersl.. 141,7144,8 Stoewer Nähm.. 88,75.88,75 55% Ro 9 0 Karlsr. Maſchin.. 46,8546,— Sübd. Immobil. 66,2568,— 59/ Säch Brauni 3,84.84 Kattowitz. Berg.—.——Teichgräber.——„Landſch Rog 77850.5 M. Kemp...————Teleph. Berliner, 92.—93,25 9. 7, Klöcknerwerke. 127.2 128,0 ThoerlOelfabrit⸗- 87,50ſ87,75b) Ausl. Reutenwerte. C. H. Knorr... 128,0128.0 Unionwerke Maſch—.—— 8 Kollm.& Jourdan 70,.— 70,50 Ver. B. Frkf. Gum. 67,7567,504½ Seſt. Schata., 22.5022,50 Köln Rottweiler. 146,0144,8 Ver. Chem. Charl. 124,0120,04%„Goldrente—.——. Gebr. Körting.. 96,— 96.65 V. Otſch. Nickelw. 172,7178,54%„conv. Rte.——-„ Koſtheimer Cell..——66,500VGlanzſtoff. Elbf. 315,0325,54½%„Silberrte. 8,85 Kyffhäuſer⸗Hütte 67.—69,.—[B. SchuhfBrns W 69.—64.—4¼%), 8 3,50 Lahmeyer& Co. 145,0145,0 BStahlwv. d. Zyp 176,8,182,04% Türt. Ad.⸗Anl.—.—15,30 Laurahütte.. 64,—65,— Ver. Ultramarinf. 146,0,147,04%8„ Bagd.⸗Eiſ. 1 30,50 30.50 Linde's Eismaſch. 164,0165.7 Vogtländ. Maſch. 59,15 60,2540%8 8.2527,50 Lindenberg.. 59,—56,35 Wanderer⸗Werke 183..184,0 4% Türklunif Anl. 18,5018.75 T Carl Lindſtröm 168.0160,2 Weſer Akt.⸗Geſ. 4ᷣ„Zollob. 1911 17,7018.— Lingel Schühfabr. 67,8566,—TWeſtereg. Alkali 153,0155,7„400-.⸗Los 34.—8 JLinte& Hoffm. 82,—75,50 Wicking ⸗Cement. 140,0141,74¼% St.-R1913 21,5021,85 Ludw. Loewe& Co 198,0200,0WieslochTonwar. 109.0108,004¼%„„„1914 22,50 22,50 C. Loreng.. 118,0110,5 Wittener Siahl. 100,0102,004%„ Goldrte 23.5023,25 Lothr. Portl.⸗Cem———,— Wittener Güßſtahl 59,2560.—4%„„ Kronr.—.— Magirus.-G.. 55.7556,.— Buckau.. 48.75 58,35 8% Oe. U. Stb. alte 19,70—,— 147,5147,8 Jeliſtoff. Verein“, 108.5109,03% Se-UiXS(74 TMannesmann—— 121,6122,5 Zellſtoff Waldhof 186,5 TMansfeld. Akt. 1 188,04% De.Goldprior. 16,.—— Mech. Web. Lind. 191,0.190,0.50% SüdöéE.ab—. Nit 4. 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Die nach dem Garten gehende Tür mit den Glasfenſtern war mit einem alten Mantel verhängt, ebenſo das Fenſter nach dem Gerätſchaftsraum. Dort hing, mit Reißnägeln am Kreuzſtock befeſtigt, die grüne Gärtnerſchürze vor den Scheiben. Veit wollte baden. Während das Waſſer draußen warm wurde, machte er in ſeinem Zimmer Ordnung für den kommenden Feſttag; es war kurz vor Neujahr. Seinen Stubenboden hatte er wieder mit einem Kübel voll Waſſer übergoſſen und war nun gerade damit beſchäf⸗ tigt, die Flut wieder aufzutunken, als ſein Lehrmeiſter draußen die Treppe von der Diele herabkam. Hans Herrenſchmitt hatte ſeinem Schüler im Laufe des Nachmittags Unterricht gegeben in Deutſch, Franzöſiſch und Engliſch und freute ſich über die Intelligenz und den Fleiß ſeines Veit. Wenn der ſo weiter machte, konnte er die Prüfung der Handelsſchule gut und in Bälde beſtehen. Nun hatte er Poſt bekommen; einen lieben, großen Brief von Anne, der es in ihrem„Schloß am See“, wie ſie ſelbſt ihren Schweizer Aufenthaltsort zu nennen pflegze, ſehr ge⸗ fiel. Sie war anſcheinend guter Laune geweſen, als ſie ihren Brief an den Vater ſchrieb und hatte es diesmal nicht ver⸗ geſſen, auch für den Gärtner einen Gruß hinzuzufügen. Sie ſchten etwas verwundert darüber zu ſein, daß ihr Vater nun ganz ohne weibliche Bedienung lebte, aber ſeine luſtige Schilderung ihres Robinſonlebens hatte ihr Spaß gemacht. faſt nichts zu tun hatte; im Frühiahr werde er die Küche nicht mehr beſorgen können. Dann gebächte ſie auf einen Monat wieder zu kommen, um dem Vater eine tüchtige Köchin zu ſuchen und nach dem Rechten zu ſehen. Sie könne ſich's ſchon vorſtellen, wie ſich der Staub in allen Winkeln werde geſammelt haben und daß das ganze Haus einer gründlichen Oſterputzerei unterzogen werden müßte. Für die Nachbarn hatte ſie keinen Gruß beigefügt. Theo habe ihr ein paarmal geſchrieben, immer dringender, ſie möchte doch bald wieder heimkommen. Er ſchien ſich neben ſeiner Mutter gar nicht mehr wohl zu fühlen. Er habe, ſchrieb er ihr, viel auf dem Herzen. Da habe er ſie gedauert und ſo habe ſie ihm zuletzt dementſprechend geantwortet. Darüber war Hans Herrenſchmitt weniger erfreut. Er dachte ſchon, ſie hätte den langweiligen, ihm durchaus nicht zuſagenden Menſchen vergeſſen. Annes Gruß an Veit wollte er dem Burſchen nun über⸗ bringen. Als er von der Treppe in den Gang gelangt war, der an der Kellertür vorbei nach der Waſchküche und geradeaus nach dem Gärtnerzimmer führte, ſah er ſchon von weitem, daß Veit wieder am Aufwaſchen war. Ueberall waren Waſſerſpritzer und der Geruch von den friſch geſcheuerten Dielen ſchlug ihm entgegen, obgleich die Stubentüre Veits zu war. Die Türe war mit einem Fenſter verſehen, damit von ſeinem Zimmer Helligkeit in den langen, dunklen Gang fiel und durch die durchſichtigen Vorhänge, welche die Scheiben von innen bedeckten, ſah Herrenſchmitt, wie Veit ſeine nach dem Park gehenden Fenſter gerade mit einem Stück Zei⸗ tungspapier blankrieb. Er war nur mit ſeiner Kniehoſe und ſeinem blauen Flanellhemd bekleidet, an dem er die Aermel hoch aufgeſtülpt hatte. Hans Herrenſchmitt freute ſich über Veits Reinlichkeits⸗ ſinn. Er klopfte an. 90 Auf ein herzhaftes„Herein!“ betrat er den noch feuchten aum. „Ich ſoll dich von meiner Tochter Anne grüßen, ſie hat mir geſchrieben.“ „Danke!“, ſagte Veit und wurde purpurrot bis hinauf in die Haare. Um es ſich nicht anmerken zu laſſen, wie ver⸗ legen und überraſcht er war, vutzte er die Stelle, an der er gerade war, beſonders gründlich.„Wie geht es denn dem Fräulein?“ Darüber, daß Veit die Köchin vertrat, mußte ſie lachen. Das ginge wohl, meinte ſie, den Winter über, wo Veit im Garten „Sie hat ſich gut erholt und es gefällt ihr in der ſchönen Schwetz.“ 2 „Am Vierwaldſtätterſee?— Das glaub' ichl Da tät's mir auch gefallen. Ich hab' ihn einmal im Film geſehen. Wo iſt das, wo ſie iſt?“ „In Brunnen.“ „Das liegt gegenüber vom Schillerſtein, am Anfang der Axenſtraße!“ „Du weißt gut Beſcheid.“ „Ja, was ich einmal'ſehn hab', vergeß' ich net.“ „Du wirſt auch dein Examen beſtehen!“ 4„Wenn's geht wie in der Schul', dann hab' ich keine ugſt.“ „Da, Veit, nimm dir einel Du kannſt ſie rauchen, wenn du hier fertig biſt.“ 000„Ich bin ſo frei. Die rauch' ich nachher, wenn ich badet a 9„ 7 Veit nahm die ihm angebotene Zigarre und da ſeine Hände noch nicht trocken waren, ließ er ſie ſich von ſeinem Herrn zwiſchen den geſpreizten Zeige⸗ und Mittelfinger ſtecken. So trug er ſie nach dem Tiſchrande. Dort legte er ſie auf die Kante. Auf dem Tiſche lag ein aufgerolltes Bandmetermaß, da⸗ neben eine von Veit ſelbſt angelegte Tabelle von ſeinen Körpermaßen im Verlauf der letzten fünf Jahre. „Da können Sie mich nachher meſſen, wenn Sie ſo gut ſein wollen. Selber machen geht ſchlecht. Auf unſer geſtriges Geſpräch hin von dem Athletenweſen hab' ich wieder Freud' dran bekommen.“ Herrenſchmitt fiel es wieder ein, daß ihm Veit am Mor⸗ gen das Geld hatte zurückgeben wollen. Er hatte es nicht erwartet, daß ſeine Belehrungen bei dem Burſchen ſo ſchnell und auf eine ſo anſtändige Weiſe Beherzigung finden wür⸗ den. In ſeiner Freude darüber hatte er es ihm dann ge⸗ ſchenkt. Nun wollte er ihm auch dieſe Bitte nicht abſchlagen. Er fragte ihn daher eingehend nach dem Sinn der Tabelle, auf die ſein Blick ſchon gefallen war, als Veit, der es be⸗ merkt hatte, die Bitte an ihn ſtellte. „Das ſind,“ fuhr Veit, die Tabelle erklärend, fort,„die Idealmaße eines dreiundzwanzigjährigen Athleten in Ruhe vor der Arbeit. Hier in den rechts daneben laufenden Spal⸗ ten hab' ich alljährlich meine Maße eingetragen. Wir vom Athletik⸗Sportklub haben uns nämlich immer wieder ge⸗ meſſen. Nur ſeit ich bei Ihnen im Dienſt bin, hab' ich's nie mehr nachgeholt.“ (Nortſekune folat) 1 B11510 Zurück gelernt. Sein Andenken wird bei uns in Ehren bleiben. Mannheim, den 4. Oktober 1926. Handelsbüro Gestern verschied nach kurzem Krankenlager unser Buchhalter Herr Emil Amail In jahrzehntelanger Zusammenarbeit haben wir ihn als pilicht⸗ getreuen, zuverlässigen Mitarbeiter und Freund kennen und schätzen fürlandw. Efzeugnisseund BedarfsartikelC.h..Mannheim. Frau Lydia Menges-Hoffmann staatl. geprũfte Denti tin Gontardstr. 3 Tel. 21896 +⏑ 7 Von der Reise zurück Kinderart Dr. Strauß Em 1011 N2 9 9198 Eeiephon 30 825 TrhaieMishähenFrxisg für Samthüte anlenen erbitte zwangslose Besichtigung. Entzückende Hüte von 8 Mk. an. 4 Statt hesonderer Anzeige. Heute nacht mußte ich meinen lieben, geliebten Mann, unseren herzensguten lieben Vater, Herrn Adolf Haake im Alter von 75 Jahren dem Himmel zurückgeben. Dies zeigt Freunden u. Bekannten tieferschüttert an: Frau Adolf Haake geb. Johanna Menßen Emmy Haake Leny Wilnelm geb. Haake Otto Wilhelm und 2 Enkel. Mannheim(P 2, Za), Neustadt a. d. Haardt (Hindenburgstr. 21), Köln(Grebenstr.), 4. Okt. 1926. Die Beerdigung findet statt am Mittwoch, den 6. Oktober, 11 Uhr vormittags. 9215 Danksagung. Für die uns beim Hinscheiden unseres Iieben Gatten und Vaters, Herrn Danielschneider- Suuneidermeister erwiesene Anteilnahme, sagen wir allen unseren herzlichsten Dank.*92¹4 Frau UuisrScneider und kinder NB. Das vom Verstorbenen geführte Geschüft wird von meinemSohne in gleicher Weise weiter betrieben und bitte ich, das meinem Gatten erwiesene Vertrau- en auchmeinem Sohne entgegenbringen zu wollen „Verſmischtes In. 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