r rnre FFPP N4* — Freitag, 5. November Wonegreite. Manhe preiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus Berdurch die Poſt monatlich.⸗M.2,50 ohne Beſtellgeld. ordertl.lender ung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ 50 erung vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe Bupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle R 1, 46, 8 Alermannhaus) Geſchäfls⸗Nebenſtellen: Waldhofſtr. 6. Ahwezingerſtr. 19/20 u. Meerfeldſtraße 11. Telegramm⸗ reſſe: Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. mal. Fernſprecher: 24944, 24945,24951, 24952 u. 24953 Beilagen Sport und Spiel England und die Propaganda der deutſchen Friedensgeſeilſchaft fiben London, 5. Nov.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Die 10 zalen„Daily Ne ws“ veröffentlichen heute Ziffern über eutſchen Wehrverbände, die ſie einer Broſchüre der Deut⸗ Ste Friedensgeſellſchaft entnehmen. Dazu ſchreibt das Blatt n Leitartikel, der für die Stimmung, mit der man heute iſt e Dinge in England betrachtet, außerordentlich bezeichnend leih“ Man braucht ſich nicht darüber zu täuſchen, daß dieſe Zif⸗ * gewiſſe Elemente der Gefahr für den europäiſchen Frie⸗ ec enthalten. Niemand beſtreitet die Tatſache, daß die deutſche Armee in den Grenzen des Verſailler Vertrages or⸗ ert iſt. Es iſt andererſeits allbekannt, daß die halb mili⸗ * und patriotiſchen Verbände mit ihren unbeſtimmten würd en auf einer Baſis organiſiert ſind, die es erlauben die 50 ſie gleich in regulͤre Truppen umzuwandeln. Daß aber Anfü„verborgene Armee“(vom engliſchen Blatt in 5 ührungszeichen geſetzt) über 2Millionen Mann nur mit veralteten Schießgewehren ausgerüſtet iſt und mi e nennenswerte Materialreſerve bildet und keine un⸗ ein elbare oder poſitive Bedrohung für irgend großes, modern bewaffnetes ſtehendes Heer, wie das fran⸗ foſiſche bedeuten kann, muß auch dem naivſten„ein⸗ lupzten Soldatenklar ſein. Die Zdee iſt einfach a b⸗ 0 Trotzdem bekennen wir, daß wir über die Exiſtenz von Zieleſigen, Körperſchaften von Männern ohne erkennbares geſtt militäriſch trainiert und vorwiegend von monarchiſtiſch Giſuten Berufsſoldaten geführt, beunruhigt ſind. Die 155 ſche Regierung hat es vielleicht an der nötigen Aufklärung E. allijerten Vertreter über den Tatbeſtand fehlen laſſen, doch — man ihr aus dieſer Haltung keinen ernſten Vorwurf ſchben. Die Regierung ieden geſchlagenen Volkes, das eng⸗ bend. nicht ausgeſchloſſen, würde dieſelbe Haltung widerſtre⸗ die er Reſerve gezeigt haben. Wir vergeſſen auch nicht, daß dieſ ründung von vielen dieſer Verbände die direkte Folge —39 unſeligen Ruhrunternehmens Poincarés Thol mmerhin haben ſich die Zeiten nach Locarno, Genf und für 915 geändert. Wir glauben, daß es nunmehr an der Zeit Geb ie deutſche Regierung wäre, ſich auch auf dieſem inneren ein neuer Rekrut des europäiſchen Friedens zu Der Kampf um Thoiry ungez Berlin, 5. Nov.(Von unſerem Berliner Büro.) Die andl uld der öffentlichen Meinung über die Stockung der Ver⸗ ſchu ungen von Thoiry hat auch im Auswärtigen Aus⸗ Ausſch des Reichstages ihren Niederſchlag gefunden. Der zu debuß hat ſich damit in einen gewiſſen Widerſpruch geſetzt holrr Warnung, die er ſelbſt in ſeiner erſten Sitzung nach nahele“ der Regierung zukommen ließ und in der er dieſer ürz egte, die Thoiryverhandlungen nur ja nicht zu über⸗ en Se1 Mit Hemmungen, wie ſie ſich beſonders in der letz⸗ an eit bemerkbar machten, hat man in Berlin von Anfang man kechnet. Nach London und nach Locarno war es, wie ietzt 0 erinnern wird, nicht anders. Vielfach ſcheint man ob ſie uerdings großes Gewicht auf Meldungen zu legen, die, ſichtl aus Paris, London oder Newyork datiert ſind, offen⸗ politit darauf abzielen, den Widerſtand gegen die Thoiry⸗ ſelbſt nicht nur im Ausland, ſondern auch in Deutſchland daß—3 ſtärken. Dahin gehört vor allem die Behauptung, Thoirne Vereinigten Staaten dem Ergebnis von i hiehablebnend gegenüberſtünden. Stimmungsberichte, die gerabeſigen maßgebenden Kreiſen vorliegen, bekunden das Kellorr egenteil. Nach Erklärungen des Staatsſekretärs wie ſte ſteht die Waſhingtoner Regierung der Entwicklung, gegent in, Thoiry angebahnt wurde, durchaus freundlich Engl über. Aehnliche Erklärungen ſind neuerdings auch von and und Italien abgegeben worden. Der Grundgedanke Aus der geſtrigen Reichstagsſitzung de Sozialdemokraten als Schützer der Kommuniſten Donne Berlin, 5. Nov.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Scadennstag iſt ſeit Jahr und Tag ſo etwas wie ein dies 0 für das Reichsparlament. Um 4 Uhr auf den des amtſchlag geht man allemal auseinander, um den Reſt widme ge rochenen Nachmittags den Fraktionsberatungen zu deißen In 1½ Stunden aber laſſen ſich keine Bäume aus⸗ Schund Die Vorlage über den Kampf gegen Schmutz und den. iſt, wie wir vorausſahen, geſtern nicht erörtert wor⸗ und ü9 an hat nur Herrn Eſſer ins Präſidium gewählt für*93 den kommuniſtiſchen Antrag geſtritten: Dann war ar ausgeſprochen. Aber vorher hatte es noch ein Himmerlchenfälke gegeben, nicht gerade beträchtliche, luſi Riſebin ſymptomatiſche, und wer nicht juſt zur Gilde der e pa 9 irauteter zählt, dem war es, als ob er von ferne her das der 85 Töſen der Kommuniſten hörte. Die hatten ſchon bei den? öiſdentenwahl eine Sondernummer ſich geleiſtet. Von ihnen de iſchen war erklärt worden, ſie würden, dieweil man ſich nicht Vorſtand des Reichstags verſchloſſen, an der Wahl weiter beteiligen. Die Kommuͤniſten gingen einen Schritt Hlondhelte behaupteten: Herr Eſſer, der in ſeiner bärtigen aſeineft mit den roten Bäckchen Geſundheit und behagliche „Kommuürende ausſtrahlt, litte an einer ausgeſprochenen parlamerniſtenpfochoſe“ und ſchlugen ſtatt ſeiner zum Hüter der pentariſcher Ordnung Herrn Stöcker vor, der bekanntlich ärmmacher Oberſter iſt. Das war ein Scherz: Zuge⸗ 3 und Herrn Eſſer, der mit 321 Stimmen durchs Ziel at er nichts geſchädet. Aber dann kam der Clou: Der ſchwebendauf Einſtellung des vor dem Staatsgerichtshof n 2 moih Ben, Parteiaantrale⸗ Hier zog Dr. Roſenberg, immer alsbaldrwatdozent der Geſchichte der Berliner Univerſität, d die ſtärkſten Regiſter. Am Staatsgerichtshaf zum annhei Mannheimer General Anzeiger Aus Seit und Leben. Mann Wittag⸗Ausgabe heimer Frauenzeitung hlands verborgene Armee von Thoiry, die zwiſchen Deutſchland und Frankreich noch ſchwebenden Nachkriegsfragen insgeſamt zu einer Löſung zu bringen, hat in den genannten Ländern volle Zuſtimmung ge⸗ funden. Von franzöſiſcher Seite iſt neuerdings eine Verbin⸗ dung der Kernfrage mit dem Problem der Oſtgrenzen und des deutſchöſterreichiſchen Anſchluſſes propagiert worden und zwar mit der Andeutung, daß der franzöſiſche Außenminiſter ſelbſt der Inſpirator dieſes Gedankens ſei. Davon kann, wie uns von unterrichteter Seite verſichert wird, keineswegs die Rede ſein. Briand hat eine ſolche Ver⸗ quickung zweier durchaus zu trennender Fragenkomplexe in beſtimmteſter Weiſe abgelehnt. Es iſt von franzöſiſcher offi⸗ zieller Stelle auch kein Verſuch in der Richtung gemacht worden. Aus derſelben Quelle, von der dieſe Gerüchte verbreitet wurden, ſtammt auch die Behauptung, daß die franzöſiſche Regierung einen Schritt in London unternommen habe, um von England beſondere Zuſicherungen zu erlangen für den Fall, daß die Militärkontrolle in Deutſchland an den Völ⸗ kerbund übergeleitet werden würde, Zuſicherungen, die im Kern darauf hinausliefen, daß bei der künftigem im Inveſti⸗ gationsplan feſtgelegten Form der Ueberwachung Frankreich und ſeinen Vaſallenſtaaten die unbedingte Ueberlegenheit ge⸗ ſichert werde. Auch hier handelt es ſith um ein Gerücht, das in keiner Weiſe den Tatſachen entſpricht. Die deutſche Regie⸗ rung iſt von London darüber orientiert worden, daß eine der⸗ artige Demarche nicht erfolgt iſt. Schließlich hat man von England aus auch noch den Plan einer deutſch⸗franzöſiſchen Anleihe in die Debatte geworfen. Angeblich ſollte es ſich um eine Anregung handeln, die auf deutſche Initiative zurück⸗ zuführen ſei. Demgegenüber kann feſtgeſtellt werden, daß man in den deutſchen maßgebenden Kreiſen niemals eine Lö⸗ ſung auf ſolcher Baſis auch nur in Erwägung gezogen hat. Aus all dem zeigt ſich, daß die grundſätzlichen Gegner von Thoiry nicht ohne Geſchick den Beden zu unterminieren bemüht ſind. Man wird gegenüber Ausſtreuungen, wie ſie hier angeführt wurden, die größte Vorſicht zu bewahren haben. Ueber das Zeitmaß der Verhandlungen heute auch nur eine Vermutung anszuſprechen, wäre müßig, nicht zuletzt auch deswegen, weil möglicherweiſe der in Thoiry gezogene Rahmen ſich weſentlich erweitern wird, damit aber auch die Komplikationen. Bekanntlich wird in internationalen Fi⸗ nanzkreiſen bereits ſehr lebhaft die Frage erörtert, ob die Begebung nicht nur eines Teiles, ſondern der geſamten Obli⸗ gationen ins Auge zu faſſen ſei. Das würde nichts anderes als die Reviſion des Dawesplanes bedeuten. Es wäre verfehlt, gerade von der deutſchen Regierung in dieſer Situation, die erſt ſich ausreifen muß, eine Eutſcheidung zu verlangen, die ſie vorzeitig feſtlegen würde. Die Frage, ob vom deutſchen Standpunkt aus die Forderung des„kleinen“ oder„großen“ Thoiryplanes wünſchenswerter iſt, wird ſchwer⸗ lich von heute auf morgen grundſätzlich zu beantworten ſein. Pariſer Erörterung der Beſatzungsfrage VParis, 4. Nov.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Im heutigen Miniſterrat machte der Außenminiſter Briand die Mitteilung, daß der Generalſekretär des Quai d' Orſay, Berthelot, beauftragt ſei, eine Reihe von Fragen, die ſich auf das beſetzte Gebiet beziehen, mit dem deutſchen Botſchafter zu erörtern. Berthelot hatte heute nachmittag um 5 Uhr eine einſtündige Konferenz mit Herrn v. Hoeſch. Gegenſtand der Beſprechung bildete die Frage der Rheinlandbeſetzung. In franzöſiſchen Kreiſen bezeichnet man die heutige Konferenz als Vorbereitung einer wichtigen Ausſprache, die in der nächſten Woche zwiſchen Briand und dem deutſchen Botſchafter ſtatt⸗ finden wird. Da der Außenminiſter augenblicklich ſehr ſtark durch die italieniſch⸗franzöſiſchen Zwiſchenfälle in Anſpruch ge⸗ nommen iſt, ſo läßt ſich eine Verlangſamung der deutſch⸗fran⸗ en Verfahrens gegen die Mitglieder der kommu⸗ zöſiſchen Beſprechüngen beobachten. Schutze der Republik wirke der Senatspräſident Niedner, der, wenn es um Kommuniſten ſich handle, bewußt das Recht beuge. Herr Bell— es war wohl ſeine Jungfernrede im neuen Amt— hat lebhaft, nachdrücklich und tapfer dieſen Anwurf zurückgewieſen und er hat des weiteren dargetan, wie der Beſchluß des Geſchäftsordnungsausſchuſſes die Immunität in dieſem Falle aufzuheben, erſt nach gewiſſenhafter Prüfung gefallen ſei. Das hinderte nicht, daß Herr Dittmann auch ein Vizepräſident des Reichstags— ſich von ſeinem Sitz löſte und die Ausführungen des Juſtisminiſters„be⸗ dauerte“: Die arme kommuniſtiſche Einfalt würde mit allen juriſtiſchen Fineſſen verfolgt. Die Böſewichter zur Rechten läßt man entwiſchen.“ Der kommuniſtiſche Antrag iſt dann der Geſchäftsordnungskommiſſion überwieſen wor⸗ den, die ihm vorausſichtlich das verdiente Schickſal bereiten wird. Dennoch bleibt die Epiſode des Anmerkens wert. Immer wieder breiten die Sozialdemokraten über die Kom⸗ muniſten die ſchützende Hand. Glaubt man wirklich, in ſolchen Zeichen die Große Koalition zimmern zu können? Um den Zeugniszwang der Preſſe — Berlin, 5. Nov. Geſtern abend fanden im Reichstag Beſprechungen über die ſchleunige Einberuſung eines Ini⸗ kiativgeſetzes ſtatt, das den Zeugniszwang für die Preſſe auf⸗ heben ſoll. Die Verhandlungen ſollen derart günſtig ver⸗ laufen ſein, daß mit der Einbringung des Entwurfes bereits in den nächſten Tagen gerechnet werden könne. * Die deutſche Reichsbahn⸗Fahrplankonferenz, zu der 28 deutſche Reichsbahndirektionen und eine ausländiſche Verwal⸗ tung 70 Vertreter geſandt hatten, wurde am Mittwoch im Kurfürſtlichen Schloſſe in Mainz eröffnet. Die viertägige Konferenz hat eine außerordeutilche Tagesordnung, auf der vornehmlich eiſenbahntechniſche Fragen zur Diskuſſion ſtehen, zu bewältigen. or Soit Unterhaltungs⸗Beilage. Aus der Welt der Cechnik Preis! 0 Pfennig 1920— Nr. 512 Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. Kolbndlzeile für Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. Reklamen —4.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet. Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu leinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen, Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Mannheim. Wandern und Reiſen Geſetz und Recht Hände weg von der Reichswehr Vom Reichstagsabgeordneten Admiral Brüninghaus Der ſozialdemokratiſche Reichstagspräſident Paul Löbe hat kürzlich die Entdeckung gemacht(vergleiche ſeinen Artikel „Der Heereserſatz der Reichswehr“ in der„Schleſiſchen Volks⸗ wacht“ vom 21. Oktober 1926), daß unſere Reichswehr noch heute ein„Fremoͤkörper“ in der deutſchen Republik ſei. Der Umſtand, daß es eben dieſer„Fremdͤkörper“ geweſen iſt, der den heutigen Staat verſchiedentlich am Leben erhalten hat, ſcheint ihm nur von untergeordneter Bedeutung zu ſein. Selbſtverſtändlich'muß auch die an ſich ſehr überflüſſige, aber auch maßlos aufgebauſchte Manöverübung des älteſten Kron⸗ prinzenſohnes für die Beweisführung des Herrn Löbe die⸗ nen. Alles in allem laufen die Vorſchläge auf eine vollkom⸗ mene Politiſierung der Heeresmacht hinaus, alſo auf das ge⸗ naue Gegenteil von dem, was eigentlich— bisher jedenfalls — von allen Parteien, ſelbſt von der ſozialdemokratiſchen, als richtig und notwendig anerkannt worden iſt. Aus einem Einzelfall, deſſen Zuverläſſigkeit ich nicht prüfen kann, den ich aber als richtig unterſtellen will, wird gefolgert und flugs verallgemeinert, daß die für die Anwerbung zuſtändigen Stellen der Heeresverwaltung ſich nicht von rein ſachlichen, ſondern von nationaliſtiſchen und monarchiſtiſchen Geſichts⸗ punkten leiten laſſen. Ein anderer Beweis für dieſe groteske Behauptung wird nicht erbracht, kann auch nicht erbracht wer⸗ den, da ja gerade die ganze bisherige Haltung der Reichs⸗ wehr den ſchlüſſigen Beweis für das Gegenteil erbringt. Und ſchließlich kommt es doch letzten Endes darauf an, daß die Reichswehr ein zuverläſſiges Inſtrument in der Hand der Regierung iſt. Wer das„heute noch“ zu leugnen wagt, verſündigt ſich an der Reichswehr, ſetzt ſie in den Augen, gerade der werktätigen Bevölkerung, herab und bringt Gedankengänge in die Front, die allerdings unter Umſtänden geeignet ſein können, den geſunden, gut diſzipli⸗ nierten, verfaſſungstreuen Geiſt unſerer Wehrmacht zu unter⸗ graben. Die Löbeſchen Vorſchläge, die in einem Artikel der „Voſſiſchen Zeitung“ lebhaft begrüßt werden, ſind, wenn man ſie durchdenkt, aufgebaut auf der ganz unhaltbaren Auffaſ⸗ ſung, daß nicht nur die Reichsregierung, ſondern die„reyu⸗ blikaniſche Union der Parteien“ die Veräntwortung für den Heereserſatz und damit für die Wehrmacht ſelbſt überneh⸗ men muß. Kraſſer kann man kaum vor aller Oeffentlichkeit den Standpunkt zum Ausdruck bringen, daß die Reichswehr zu einem Tummelplatz parteipolitiſcher Kämpfe gemacht wer⸗ den ſoll. Geſchieht das, dann wird es allerdings ſehr hald rechte trübe um die Aufrechterhaltung der Ordnung in Deutſchland beſtellt ſein. Herr Löbe macht zwei konkrete Vorſchläge: 1. Die Anſtellung erſolgt in der Reihenſolge der Anmeldungen, ſoweit die körperliche Tauglichkeit nor⸗ liegt und die ſonſtigen Vorbedingungen erfüllt ſind. Aus an⸗ deren Gründen kann kein Bewerber zurückgewieſen werden 2. Die Ausſührung dieſer Beſtimmung wird an jeder Werbeſtelle durch zwei zivile Parlamentskommiſ⸗ ſare überwacht. Wünſchenswert wäre außerdem, daß dieſe Kommiſſare wie in Oeſterreich Beſchwerdeſtellen für den Soldaten auch während ſeiner Dienſtzeit bleiben, die unter Umgehung des Dienſtweges angerufen werden können. Der Verfaſſer des ſchon erwähnten Artikels in der„Voſſ. Zeitung“ meint, daß ſich die Löbeſchen Vorſchläge etwa mit dem ſeit langem in England üblichen und erprobten Syſtem der Werbung decken. Mir iſt vollkommen neu, daß in Eng⸗ land die Anwerbung der Freiwilligen unter der Kontrolle von Parteipolitikern geſchieht. Ich halte die Engländer auch für viel zu vernünftig, als daß ſie auf eine dergrt gekünſtelte Konſtruktion verfallen würden, die den Keim üller möglichen Reibungen und Unzuträglichkeiten in ſich trägt. Eine Orga⸗ niſation mit einigen wenigen zentralen Werbebüros, wie ſie die Engländer haben, ſcheint mir ſolange für uns nicht nyt⸗ wendig, wie das jetzige Syſtem einwanfrei arbeitet. Herr Löbe ſagt ſelbſt:„Die Reichswehr ſoll ein Organ der Republik ſein.“ Ich vermag nicht zu erkennen, inwiefern das bisher nicht der Fall geweſen iſt. Jeder objektiv denkende Menſch wird anerkennen müſſen, daß, ſicherlich bei manchen Offiszieren unter anerkennenswerter Hintanſtellung rein ge⸗ fühlsmäßiger Hemmungen, die Reichswehr als ein perfaſ⸗ ſungstreues Inſtrument ſich erwieſen hat. Gelegentlich der Debatten über den Reichswehretat iſt die traurige Tatſache der Selbſtmorde in der Armee mehrfach eingehend erörtert worden. Herr Löbe ſollte alſo eigentlich wiſſen, daß dieſe Erſcheinung mit dem Syſtem der Anwerbüng auch nicht das Geringſte zu tun hat, ſondern ganz anderen Urſachen ſeine Entſtehung verdankt. Wenn ferner von einer Rückkehr zum„Kadavergehorfam“ geſprochen wird, ſo iſt dies lediglich eins jener abgebrauchten Schlagworte mit denen man ernſthaft lieber nicht operieren ſollte. Man denke ſich einmal den Zuſtand in der Wehrmacht der eintreten würde, wenn etwa die gemachten Vorſchläge verwirklicht würden. Parteipolitiker, denen im allgemeinen die rein militäriſchen Dinge doch recht fern liegen, üben die Kontrolle darüber aus, wer als Offizieranwärter oder als Freiwilliger einzuſtellen iſt. Wenn das angeblich an⸗ geſtrebte Ziel erreicht werden ſoll, dürſen dieſe Parlamen⸗ taxier nakürlich nur der„Republikaniſchen Union“ eninom⸗ men werden, denn ſonſt beſtände ſa wieder die Gefahr, daß vielleicht einmal jemand in die Reichswehr käme, der unter Umſtänden— und zwar nur rein theoretiſch der Anſicht 8 6 S 2 wäre, es gäbe Stagtsformen, die noch beſſer ſeien als die Republik. Mit Demokratie würde, das wird man zugeben müſſen, ein derartiges Syſtem nichte un hab ſondern es liefe ledigli 0 Bae bie ſich im R ichsb. iglich darauf hinaus, gewiſſen Parteien, 84 0 11 eichsbanner vereinigt finden, einen beherrſchen⸗ en Einfluß auf rein militäriſche Dinge einzuräunten, gommt dann noch hinzu, daß dieſe Parlamentarier Be⸗ ſchwerdeinſtanz für die Reichswehrangehörigen ſind, die un⸗ mittelbar angeruſen werden können, ohne Innehaltüng irgend eines Inſtanzenweges, ſo kann man ſich ungefähr vor⸗ ſtellen, wie in kürzeſter Friſt die Reichswehr ausſehen würde, nachdem anſtelle des doch notwendigen gegenſeitigen Ver⸗ trauensverhältniſſes zwiſchen Vorgeſetzten und Untergebenen Mißtrauen und Geſinnungsſchnüffelei getreten iſt. *2· 2. Seite. Nr. 512 Freitag, den 5. November 19²⁰ Zweiter Nachtragsetat für 1926 Berlin, 4. Novbr.(Von unſerem Berliner Büro.) In der heutigen Sitzung des Reichsrats wurde unter dem Vorſitz des Reichsfinanzminiſters Dr. Reinhold über den zweiten Nachtragsetat für 1926 beraten. Miniſterialdirektor Sachs machte dazu als Berichterſtatter der Ausſchüſſe folgende Ausführungen: Der der Reichsregierung vorgelegte zweite Nachtrags⸗ etat für 1926 bringt Mehrausgaben im Geſamtbetrage von 801,8 Millionen Mark. Die Mehrausgaben ſind überwiegend bedingt durch die wirtſchaftliche Notlage, und zwar unmittelbar durch weitere Aufwen⸗ dungen auf dem Gebiete der Erwerbsloſenfürſorge, durch „Kredite an die notleidenden Winzer, durch Ausgaben für das Wohnungs⸗ und Siedelungsweſen. Auch mittelbar ſollen die Mehrausgaben in der Hauptſache der Milderung der Wirt⸗ ſchaftsnotlage dienen. Sie ſind beſtimmt, die Ausführung des ſogenannten Arbeitsbeſchaffungsprogramms zu ermög⸗ lichen. Zu dieſem Zweck werden auch weiter ein Darlehen an die Reichsbahn und ein ſolches an die oberſchleſiſche Eiſen⸗ induſtrie hergegeben, den Ausbau von Waſſerſtraßen zu för⸗ dern und Arbeitsgelegenheit für Exwerbsloſe durch För⸗ derung wirtſchaftlich wertvoller Arbeit zu beſchaffen. Eine weitere Steigerung der Ausgaben ergibt ſich aus dem Verſailler Vertrag. Hier kommen in Betracht, Mehraufwendungen für die Liquidationsgeſchädigten, für das Saargebiet, die kulturelle Fürſorge im beſetzten Gebiet, für die oſtpreußiſchen Landteile, zur Ablöſung von Markanleihen und zur Bereitſtellung des Härtefonds für Notopferabfin⸗ dungen; endlich ſind zuſätzliche Mittel zur Förderung des Luft⸗ und Kraftfahrweſens bereitgeſtellt, zur Beſeitigung von Witterungsſchäden im vergangenen Halbjahr ſollen insgeſamt 10 Millionen aufgewendet werden. Die Mehrausgaben des ordentlichen Haushalts ſollen ge⸗ deckt werden durch Mehreinnahmen auf dem Gebiet der Zölle von 90 Millionen, an Münzgewinnen von 93,2 Millionen, durch einen Reſt der Ueberſchüſſe aus 1924 und 1925, durch ein Mehr an Zinſeneinnahmen von 10 Millionen und durch zu erzielende Erſparniſſe in Höhe von 280⁰ Millionen in ordentlichen Ausgaben der allge⸗ meinen Reichsverwaltung. Die Ausgaben des außer⸗ ordentlichen Haushalts ſollen ganz auf Anleite genommen werden. Der Reichshaushaltplan für 1926 brachte einen An⸗ leihebetrag von 293.8 Millionen. Dazu treten jetzt weitere 572,5 Millionen, ſo daß ſich für 1926 ein Geſamtanleihebetrag von 866,3 Millionen ergiht. Hinzu treten weitere 100 Mil⸗ lionen, die in dem Nachtragshaushalt für 1926 als Anleihe⸗ betrag für ein Darlehen an die Reichsbahn erſcheinen und noch nicht gegeben ſind. Hiernach ergibt ſich für 1926 ein Geſamtanleihebetrag von 966,3 Millionen. Ein gewaltiger Betrag, der das Aufkommen der äuße⸗ ren, ſogenannten Dawes⸗Anleihe überſchreitet und als An⸗ leihebetrag eines Jahres etwas beträchtlich erſcheint, wenn man in Rechnung zieht, daß es ſich um einen Staat handelt, der ſich in wirtſchaftlicher Notlage befindet und gezwungen iſt, Erſparniſſe zu machen. Es iſt übrigens feſtzuſtellen, daß, trotzdem wir uns im achten Monat des Rechnungsjahres be⸗ finden, die Reichsfinanzverwaltung von der bisher ſchon be⸗ ſtehenden Anleihekreditermächtigung noch nicht hat Gehrauch machen müſſen. Eine Ausgabe von 109 Millionen erſcheint im Haushalt für die Kriegslaſten als Ergebnis der Ab⸗ machungen zwiſchen dem Reichsftnanzminiſter und dem Re⸗ parationsagenten hinſichtlich des ſogenannten kleinen Beſſerungsſcheines. Die Londoner Abmachungen ſchreiben vor, daß, wenn die verpfändeten Einnahmen aus Zollen und Steuern im drit⸗ ten Reparationsjahr eine Milliarde und im vierten Repa⸗ rationsjahr 11,4 Milliarden überſteigen, ein Drittel des Ueberſchuſſes, aber nicht über je 250 Millionen, als zuſätz⸗ liche Zahlung zu den Jahresleiſtungen zu bewirken iſt. Dieſe Zahlungen, deren Notwendigkeit für das dritte Reparations⸗ jahr bereits feſtſteht und für das vierte Reparationsiahr währſcheinlich iſt, wären an ſich nach Ablauf des dritten und des vierten Reparationsjahres, alſo im vierten und fünften Reparationsjahr zu leiſten und würden durch die Notwendig⸗ keit, ſo hohe Beträge neben der eigentlichen Jahresleiſtung aufszubringen, eine beſonders ſchwere Belaſtung der deutſchen Wirtſchaft und eine ſtarke Steigerung der an ſich ſchon ſo hohen Jahresleiſtungen der beiden in Betracht kommenden Reparationsjahre bedeutet haben. Die mit dem Reparationsagenten getroffene Abmachung geht nun dahin, daß an Stelle dieſer beiden Leiſtungen von zweimal 250 Millionen, alſo 500 Millionen eine ſolche von Rnur 300 Million en tritt, daß aber dafür die Zahlung be⸗ reits jetzt und zwar am 5. Oktober 1926 ihren Anfang nimmt und in zwölf Monatsraten— ſieben zu je 18 Millionen und fünf zu ſe 34,8 Millionen— geſchieht. Sechs Monatsraten von je 18 Millionen, alſo 108 Millionen belaſten das Rech⸗ nungsjahr 1926. Dieſe Ausgabe war daher in den Nachtrags⸗ Ro 01 einzuſtellen. Der Vorteil der Abmachung für den Reparationsggenten liegt darin, daß er anſtatt im Spätjahr 1927 und möglicherweiſe 1928 in den Beſitz des Geldes zu gelangen, bereits zu einem beträchtlich früheren Zeitpunkt darüber verfügen kann. Für Deutſchland liegt der Vorteil in dem Rachlaß von 200 Milltonen, ſowie darin, daß es nun⸗ mehr möglich geworden iſt, die aufzubringenden Leiſtungen greichmäßig zu verteilen und die ohnehin ſchon ſo hohe vierte und fünfte Jahresleiſtung vorſo beträchtlicher weiterer Stei⸗ gerung zu bewahren. Ein weiterer Vorteil iſt darin zu erblicken, daß nach den getroffenen Vereinbarungen die verpfändeten Einnahmen nicht nur wie bisher nach ihren Aufkommen ſechs Wochen lang, ſondern nur noch jeweils eine Reihe von Tagen der Berfügung der Reichsfinanzverwaltung entzogen bleiben ſol⸗ len, ſodaß ſich eine willkommene Rückwirkung auf die Be⸗ kriebsmittel der Reichsfinanzverwaltung ergibt. Auch iſt zu⸗ geſagt worden, daß die Zuſatzleiſtungen nicht in bar übertra⸗ gen, ſondern in Sachleiſtungen, die bei der deutſchen Indu⸗ ſtrie beſtellt werden, geleiſtet werden können. Ein Nachteil für Deutſchland kann darin erblickt werden, daß unſere vorzeitige Zahlungsbereitſchaft noch über die uns durch die Londoner Abmachungen angeſonnene Jahres⸗ leiſtung hinaus, auf der Gegenſeite den Eindruck erwecken kgnn, daß Deutſchlands Leiſtungsfähigkeit bereits jetzt die „Schätzung der Sachverſtändigen überſchreitet. Das kann ein völlig unrichtiges Bild von unſerer Wirtſchafts7age hervor⸗ rufen und bei den unerläßlichen Beſtrebungen, eine Milde⸗ derung der Londoner Abmachungen zu erreichen, hinderlich ſein. Der Nachtragsetat wurde darauf bewilligt.— In der weiteren Sitzung, die unter dem Vorſitz des Reichsinnen⸗ miniſters Dr. Külz ſtattfand, wurde der Handelsver⸗ 39 91 9** dem Deutſchen Reich und der Schweiz ge⸗ nehmigt. Ein Bergwerk unter Waſſer-65 Bergleute eingeſchloſſen —Newyork, 4. Nov. In dem Eiſenbergwerk Iſhpeming (Michigan) wurde durch eingedrungenes Waſſer infolge einer Ueberſchwemmung ein Stollenbruch hervorgerufen, der die tauſend Fuß tiefen Schächte erſaufen ließ. Das Unglück er⸗ „elgneke ſich, als eine Schicht zu Tage fahren wollte. Insge⸗ ſamt 65 Bergleute befinden ſich noch unter Tage, deren Ret⸗ klung ſo gut wie ausgeſchloſſen iſt da die ganse Zeche bexeits bDis beinahe an die Oberfläche unter Waſſer ſteht. 3 8* 5* 5 5 3 1 * 5 3 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabeſ Die Sühne für Leiſerde Todesſtrafe für Schleſinger und Willi Weber Das Schwurgericht Hildesheim verkündete geſtern Prozeß gegen die Eiſenbahnattentäter folgendes Die Angeklagten Otto Schleſinger und Willi Weber werden wegen fortgeſetzten Verbrechens der Trans⸗ portgefährdung mit Todeserſolg in Tateinheit mit vollen⸗ detem Morde zum Tode und zum dauernden Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Walter Weber wird aufgrund des§ 231 wegen Nichterſtattüng einer Anzeige zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Vier Monate der Unterſuchungshaft werden ihm auf die Strafe angerechnet. Auf die Frage des Vorſitzenden an die Angeklagten, ob ſie ſich mit dem Urteil begnügten oder Rechtsmittel einlegen wollten, behielten ſie ſich ihre Entſcheidung vor, die ſie inner⸗ halb einer Woche zu treffen haben. Nach Schluß der Ver⸗ handlung brach Walter Weber völlig zuſammen, während die beiden anderen Angeklagten, vornehmlich aber Schleſinger, äußerlich ruhig blieben. In der Begründung führte der Vorſitzende aug, daß die Angeklagten überführt worden ſeien, drei Eiſenhahntransportgefährdungen verſucht bezw. verübt zu haben. ging dann nochmals auf das Er⸗ gebnis der Beweisaufnahnz ein, in der er ausführlich würdigte und betonte, alles ſpreche dafür, daß die Angeklagten Schle⸗ ſinger und Willi Weber vorſätzlich und überlegt ge⸗ handelt, daß ſie mit dem Tod von Menſchen gerechnet hätten. „Das Urteil iſt gerecht“, ſo betonte der Vorſitzende.„Wenn ein Millionenvolk leben will, müſſen einzelne den Tod er⸗ leiden, wenn ſie das Leben der anderen gefährden.“ Bezüg⸗ lich des Angeklagten Walter Weber habe das Gericht die Mit⸗ hilfe nicht für feſtgeſtellt erachtet. Er habe nicht mit Rat und Tat bei der Ausführung des Attentats geholfen, aber er habe habe gewußt, daß das Attentat geplant geweſen ſei und trotz⸗ dem nichts getan, es zu verhüten. Auf ſein Schuldkonto gehe es auch, daß Menſchen ums Leben gekommen ſeien. Aus Grund des§ 139 zu zwei Jahren Gefängnis unter Anrech⸗ nung der erlittenen Unterſuchungshaft verurteilt worden. *** Der Prozeß hat das Ende gefunden, das allgemein er⸗ wartet worden iſt: Die furchtbare Tat von Leiferde ſoll mit der ſchwerſten Strafe, die das Strafgeſetzbuch kennt, geſühnt werden, mit dem Tode! Hier kommt nun die Abſchreckungs⸗ theorte der Strafrechtler zu ihrem Recht. Nach der Tat von Leiferde ſetzte geradezu eine Attentatsſeuche in Deutſchland ein. Faſt kein Tag verging, an dem nicht irgendwo ſich Bubenhände an der Eiſenbahn vergingen, gottlob ohne Er⸗ folge. Erſchreckend war dabei die Tatſache, daß es ſich faſt eimmer um Jugendliche handelte. Nun mag ihnen und allen anderen, die vielleicht heute noch mit dem Gedanken eines Anſchlags ſpielen, das Urteil von Hildesheim eine ein⸗ dringliche Warnung ſein. Leiferde hat die Wachſam⸗ keit der verantwortlichen Stellen erhöht, die Sicherungsmaß⸗ nahmen ſind vermehrt worden, ebenſowenig wie Schleſinger und Weber, die ſich völlig in Sicherheit glaubten, der Nemeſis entrannen, würden jetzt die Täter dem Arm des Geſetzes bleiben, ſchwerſte Sühne würde auch ihrer Tat olgen. kehrs in Deutſchland geſichert iſt“. Sühne, die ihnen nicht verſagt bleiben darf. der ein ſolcher Prozeß aus ſolchem Anlaß beſchieden ſein! —r. Nachtrag zum lokalen Teil Andern mehrere Stein Wirtſchaftstüre einge werden und wurde vorläufig liefert. 45 S 10 926, abends 8 ſtatt, in der Landta Haas und macher⸗Obermeiſter die ſprechen werden. Wir bitten um vollzählige nb. Tragödie aus der engliſchen Hochfinanz unſerem Pariſer Vertreter.) VParis, 5. Nov.(Von r Die Tragödie des City⸗M London wird berichtet: Sir Roſſoe Brunner, der mit ſeiner G a aufgefunden wurde, umſo größeres Aufſehen, da die polizeili ſtellen konnte, daß Sir eit offen in Zwietracht lebte, ſprüngliche Verſion eines Dopp aufrecht zu erhalten. ſonals geht hervor, daß unmittelbar vor Streit zwiſchen den Eheleuten ausbrach. ſeine Gattin befanden ſich im vor der Tür ſtand, hörte, wie die „Du biſt verloren, zahlen. Als ehrloſer Mann bleibt Di als aus der Welt zu gehen.“ allein. Ich will Dich mitnehmen. und eine Minute ſpäter ein zweiter. Diener den Leichnam Sir Bru d. Die Frau hatte eine ſchwere Wun inen Schuß in der Schläſe. werden in der City a Es wird u. a, erzählt, daß ter mit dem öſterreichiſchen das Vermögen Brunner Der Heiratskontra t koſtſpieliger geweſen ſein. ſondern auch ſtarke Verlu ten dazu, daß die finanzielle Aus dentlich verſchlechtert wurde. die Sir Brunner vor Wo Mitchef des von Brunner naten erregt in der Londoner Geſellſchl che Unterſuchung Roſſoe ſeine Gattin, 1 erſchoſſen hat. elſelbſtmordes Mitteilungen des meht Dienſtp in heitiag Sir Brunner m Ein Diener, e. Frau zu ihrem Mann ſ Schlafzimmer. 99 hr be⸗ Es handle ſich um Mord und darauf ſtehe die Todesſtrafe. Du kannſt Deine Schulden nicht me r nichts anderes u darauf:„Do “ Kurz darauf fiel ein Als man die Tür 9 nners über Er erwiderte ſeiner Gattin liegen der Kehle, Sir Brunner e die Finanzlage Sir Brunners rende Mitteilungen gemacht. die Verheiratung ſeiner Toch ſten Liechtenſtein leidenſchaft gezogen wurde. Familie Brünner ein äußerſ nicht allein dieſes Geſchehnis, ſeinen Unternehmungen fü des City⸗Magnaten außeror einer Beſprechung, Alfred Mond, dem Syndikats für chemiſche Induſtrie hatte, g Brunner infolge ſeiner unhaltbaren finanzie gezwungen worden ſei, de Die Schulden Brunner Pfund Sterling beziffern. Der ſpaniſche Verſchwörungsplan Der Plan der ſpaniſchen B Katalonien aus die Ber Provinzen zu tragen, Regime in Spanien zu ändern. Die P aufmerkſam dadurch, Touriſten gekleidete Reiſende die Züge nach der Grenze überfüllten. Die Verſchwörer waren von mit Geld und allem Nötigen ſollten ſie an einer beſtimmten Sammelſtelle erh meiſten ſtehen im Alter von 25 bis 30 des 3. Nopbr. ſollte die Bewegung an ihren Anfang nehmen. Weiter wird jetzt bekannt, ſeit Anfang Oktober von und daß die franzöſiſche Polizei alle Vorbereitungen Macia hatte ſeinerzeit ſein die ſpaniſche Grenze an ſich inſofern ſtrafbar gemacht, als er ein ſchweres bevor⸗ ſtehendes Verbrechen nicht der Behörde angezeigt habe. Er dieſem Grunde ſei er wegen Unterlaſſung einer Anzeige auf n Vorſitz des Syndik s ſollen ſich auf 4 Million erſchwörer geht dahin, vegung über die anderen den Diktator zu ſtürzen u olizei wurde llend iſ lis 8 die W 9 iſch das ga aranf daß ungewöhnlich ausgeſtattet. Nicht nur rein objektiv wegen des Tatbeſtandes ihrer Verbrechen mußten deshalb die Täter von Leiferde mit dem Tode beſtraft werden. Wer wollte andererſeits die Gefühle des Mitleids gänzlich unterdrücken? Selbſt der Staats⸗ anwalt hat ſich ihnen nicht verſchloſſen, indem er bei der Be⸗ gründung ſeiner Strafanträge hervorhob, daß es menſchlich verſtändlich wäre, wie das auch der ärztliche Sachverſtändige geſagt hat, daß„auch Regungen des Mitleides in dieſem Falle auftreten, da es ſich ja um junge Leute handelt, die auch viel gelitten haben. Aber wenn man ſich vorſtellt, wie eine ſolche Tat auf die Allgemeinheit wirkt, und daß nicht nur dieſe 21 unglücklichen Opfer zu beklagen ſind, ſondern daß die Gefahr für zwei andere Züge noch beſtand, daß alſo Hunderte von Menſchen in Gefahr geſchwebt haben, ſo muß man doch ſagen, daß keine Strafe hart genug ſein kann, um vor der Wiederholung ſolcher furchtbaxren Taten a bzu⸗ ſchrecken. Ganz Deutſchland und das Ausland erwartet eine Antwort auf die Frage, wieweit die Sicherheit des Ver⸗ der ſpaniſche Sathe tnis traf, un daß Innenminiſter der Verſchwörung Kenn rechtzeitig einzugreifen. wort gegeben, ſich in keinem an den Departement niederzulaſſen und war deshalb gekommen. Mit den italieniſchen Verbannten, unter die Verſchwörer eingereiht hatte, getroffen haben, daß er ſeinerſeits revolutionäre Bewegung der Gegner nen Augenblick unterſtützen wolle. dem Oberſten Macia ergab, hatten die ſpaniſchen bereits Marken und Geldſcheine lik“ vorbereitet. de antifaſziſtiſ Muſſolinis im g ng 5⁰ talont der verhafteten e ein regelrechter Militärpaß gefun Hauptquartier der Verſchwörer ſind 150 Dokumente, Verſchwörung Bezug haben, beſchlagnahmt worden, Generalſtabskarten von Katalonien. In einem klet ſchen Dorf an der Grenze, Las Ill deckt worden! Die Grenze iſt von der ſ Wie die Hausſu ſchwörer wurd dte au 1 runte ſoa, ot en, eite 9e Die Nutzanwendungen zum Schutze arbeitsloſer Jugend⸗ licher, die obendrein vom beſten Arbeitswillen beſeelt ſind, werden auch aus dieſer furchtbaren Tragödie gezogen werden müſſen. Der Verſuch jedoch, daraus ſo etwas wie eine Schuld⸗ frage des Staates oder der Geſellſchaft zu konſtruieren, weil ſie beide„verſagt“ hätten, muß aufs ſchärfſte zurückgewieſen werden. Die Schuld Schleſingers und Willi Webers bleiht juriſtiſch beſtehen— dafür müſſen ſie die Strafe auf ſich nehmen. Selbſt ein Gnadengeſuch hätte kaum Ausſicht auf Genehmigung, die 21 unſchuldigen Opfer von Leiferde heiſchen as, iſt ein Waffen Die in Perpignan bis jetzt verhafteten mehr ſpaniſchen Verſchwörer werden dort einzeln durch und durch die Staatsanwaltſchaft vernommen Ein Garibaldi als italieniſcher Lockfplgel, V Paris, 5. Nov.(Von unſerem Pariſer Vertretezi, ſio, Nachforſchungen der Polizei über das Komplott an lieniſch⸗franzöſiſchen Grenze haben geſtern eine nelle Wendung genommen. Unter einem ſa war vor einigen Wochen in Nizza der Generalinſpe italieniſchen Polizei, Kommandant Lapolla, 0 um über die antifaſziſtiſche Bewegung in Fran terſuchung anzuſtellen und vor allem einen gewiſſe überwachen, der bei der franzöſiſchen und italieniſche im Verdacht ſtand,e in Attentat gegen M planen und der mit dem Führer der Antifaſz Oberſt Ricciotti Garibaldi, in Verbindung ſtand. L es jedoch unterlaſſen, ſich mit der franzöſiſchen bindung zu ſetzen. Er führte Bald erregte er jedoch die Aufmerkſamkei Staatspolizei, die ſich nun ihrerſeits mit der ſchäftigte. Da er gegen internationalem Brauch ve wurde er aufgefordert, Frankreich ſofort zu v ſeine Bitte wurde ihm ſchließlich geſtattet, noch Nizza zu verbringen. Lapolla wurde jedoch genau 1 und es zeigte ſich, daß er in ſeinem Hotel mit dem Garibaldi zuſammentraf. Am nächſten Tage 1 nach Rom und Scivoli reiſte kurz darauf nach R. im Dienſte des Bruders von Garibaldi ſteht. Oberſ wurde ſeinerſeits von der Polizei überwacht und nac ten Attentat gegen Muſſolini vernommen. t mit der größten Zähigkeit, aber ſchließlicher geſtändnis gedrängt, vom Kommandanten Lapolla Nizza 100 000 Franken erhalten zu haben. gens nicht die erſten Gelder, die Garibaldi v ſchen Polizei angenommen hat. Im Ganzen bedog er Lockſpitzeldienſte etwa 400000 Franken. Garibald nur mit dem Kommandanten Lapolla in Verbindu auch mit einem Vertreter des italieniſchen Zunenmt derſoft unter der Maske eines Kaufmannes na und mit ihm verhandelte, auch enge Beziehungen Gar Geſtern abend Wir haben in den unxuhigen Nachkriegszeiten manches erlebt, was vordem unmöglich erſchien. Auch das Eiſenbahn⸗ attentat mar etwas außergewöhnliches— möge es dies blei⸗ ben! Auch wer Verſtändnis hat für menſchliche Fehler und Schwächen, darf ſich nicht von der Grundeinſtellung entfernen, daß es bei der Bekämpfung und Sühne gemeingefährlicher Verbrechen hart auf hart gehen muß. So ſchwer dabei die Strafe iſt, die das Hildesheimer Schwurgericht ausgeſprochen hat, ſo gerecht und berechtigt iſt ſie auch. Möge uns, und das iſt die Erwartung, die das Volk an das Uxteil knüpft, nie wie⸗ 8 lichen Na e 4 B Poliene auſt. Wal e⸗ 94 e n e Swach die Unterſuchung au * Folgenſchwerer Wirtshausſtreit. Geſtern abend ent⸗ ſrund in der Wirtſchaft„zum goldenen Krug“ in der Mittel⸗ ſtraße ein Streit dadurch, daß ein Erwerbsloſer mit zwei Bier trank und ſich weigerte, ſeinen Anteil zu bezahlen. Nachdem die drei Zecher aus der Wirt⸗ ſchaft entfernt waren, haben ſie von außen die verſchloſſene ſchlagen, ſind in das Lokal eingedrungen und haben ſowohl den Wirt, als auch die anweſenden Gäſte mit Biergläſern und Krügen beworfen. Der Wirt und die Gäſte flüchteten nach dem Hofe, nur der 21 Jahre alte, ledige Kellner Siegfried Jäger blieb dem Bombardement aus⸗ geſetzt und wurde durch Gläſerwürfe mehrmals getroffen. Darauf hat er angeblich in Notwehr aus einer kleinen Selbſt⸗ ladepiſtole zwei Schüſſe in Richtung auf die Angreifer abgegeben und hat dabei den Hauptbeteiligten, den 38 Jahre alten, verheirateten Taglöhner Theodor Schöpperle, Lang⸗ ſtraße 82 wohnhaft, in die linke Bruſtſeite getrofſen, ſodaß dieſer ſchwer verletzt auf der Straße zuſammenbrach. Er wurde alsbald mit dem Sanitätswagen nach dem ſtädtiſchen Krankenhaus verbracht, iſt aber bereits au dem Wege dorthin. geſtorben. Der Täter konnte heute früh fe ſtgenommen in das Bezirksgefängnis einge⸗ ber eiſte Lapp er i „Die Unterſuchung des ibaldis zum kataloniſchen wurde er von Poliziſten na geführt, wo die Unterſuchung ihren Fortgang nehmen Deulſchr Lolksvartet Mannheim⸗Sandhofen Am Freitag, den 5. November 1 findet in Sandhofen im Lokal„Rebſtock“, Kriegerſtraße 25, eine Mitgliederverſammlung gsabg. Stadtrat Gruber über die Gemeind 8 Erſcheinen. eſt⸗ f i0 el⸗ det brig, nicht chuß ffacle dem de an ebet dur ü! Mi die Doch 876 in rten ie kontrolli erhältniſſ ats aufzuge* on 1 136 7 905 aſhee ant tte muten 1 5 9 egene rer ſche Ver⸗ Im fdie unben e Woloe ten der 0 oegen, eftieſen⸗ oli 50 ibel 9100 arib, ſchen tte⸗ 5 it 10 1en fl. 0 * 110 — „———————————— —— — ——————— — Breitag, den 5. November 1920 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 512 Stäodtiſche Nachrichten Max Marterſteig 7 Im hohen Alter von 73 Jahren iſt Geheimrat Max Mar⸗ erſteig geſtorben; mit ihm ſinkt eine unſerer bedeutendſten heaterperſönlichkeiten ins Grab. Max Marterſteig, am 11. Februar 1853 in Weimar ge⸗ boren, empfing früh im Elternhauſe künſtleriſche Anregung. 0 ährend ſeines Militärjahres kam er zu Otto Devrient, der em Kunſtbefliſſenen bereitwillig ſchauſpieleriſchen Unterricht keteilte. Marterſteig übte dann ſeinen Beruf als Schauſpieler n Döbeln, Roſtock und Frankfurt a. O. aus und kam wieder 0 Weimar, wo er eine muſtergültige Monographie über ius Alexander Wolff veröffentlichte. Nach dreijährigem erweilen rief man ihn 1879 als Regiſſeur nach Mainz, dann D100 Aachen und Kaſſel. 1885 übernahm er die künſtleriſche 4 berleitung und Oberregie in Mannheim und gab hier die TPerſt wichtigen Protokolle des Mannheimer heaters heraus. 6 Schon nach fünf Jahren wurde er als Direktor nach Riga halt en. wo er ſechs Jahre blieb. Ein mehrjähriger Aufent⸗ kalt in Berlin, nur durch eine winterliche Tätigkeit als Ober⸗ egiſſeur in Newyork unterbrochen, brachte ihn mit dem geiſti⸗ Ain Leben der Reichshauptſtadt in Veribndung. Während in e Zeit der vorangegangenen Wanderjahre außer einigen ugendwerken die Dichtungen„Felta und Ruben“ und„Wer⸗ — von Kuonefalk“ fallen, in die Rigaer Zeit die Vollendung ad Bearbeitung von Hebbels„Demetrius“, gab er ſich in Wörkin neben redaktioneller und Lehrtätigkeit beſonders kunſt⸗ Rüllenſchaftlichen Studien hin, als deren Ergebniſſe eine Studie her„Segantini“ anzuſehen iſt und die Herausgabe der 10 ahrbücher für bildende Kunſt“. Neben aller dieſer Erwerbs⸗ ätigkeit ging aber die fleißige Forſcherarbeit, die 1904 zur Irausgabe ſeines Hauptwerkes„Das deutſche Theater im ſte Jahrhundert“ führte. Dieſe recht bedeutende Publikation eUt das Verhältnis des Theaters zum Kulturleben in um⸗ Khender Weiſe dar. Er gelangte darauf an die Spitze des Blner Stadttheaters und wirkte hier acht Jahre in einer eiſe, die ihm viel Anerkennung errang. 10 Seit April 1912 war Marterſteig Intendant der Städti⸗ Hen Theater in Leipzig. Nach dem Kriege nahm er eine kuttigkeit als Dozent an dem theaterwiſſenſchaftlichen Inſti⸗ 5 in München auf, von wo aus er zahlreiche Vortrags⸗ eiſen durch Deutſchland unternahm. R Als Theaterſchriftſteller ſteht Marterſteig in allererſter hiet e. Seine Geſchichte des deutſchen Theaters im 19. Jahr⸗ Dmderts iſt das einzige Werk, das würdig erſcheint, neben werxients Geſchichte der deutſchen Schauſpielkunſt geſtellt zu leexden. Sein allzeit reger Geiſt nahm für ſeine ſchriftſtel⸗ Griſche Tätigkeit ſtets die modernſten Anregungen auf allen ebieten, insbeſondere auf dem der pſychologiſchen Aeſthetik zu ſtaunenswerter Verwendungfähigkeit auf. So wurde er einem geiſtigen Mittelpunkt für alle Fragen des Theaters, eine Fülle von fruchtbaren Ideen ging von ihm aus. 6 Als Menſch war Marterſteig eine überaus imponierende mileinung. Obwohl viel Leid dieſen Mann ſeinen Namen Stt. geradezu unheimlichem Recht tragen ließ, hat ihn die pannkraft und Vitalität bis ins Alter nie verlaſſen. Un⸗ zurgeßlich für jeden, der das Glück hatte, ihm menſchlich näher treten, war die feurige Lebendigkeit, mit der dieſer nie jugendlichem Feuer Verlaſſene in anregender Unterhal⸗ 0 ſeiner ſtets die ſtarke Individualität offenbarenden Mei⸗ von ng Ausdruck verlieh. Und wenn wir jetzt von ſeinem Tode Fernehmen, ſo können wir dieſen heldenhaften Menſchen ſucht anders in der Erinnerung behalten, als den allezeit mit feig'iger Inbrunſt ringenden, jugendfriſchen Max * kitc, Rückſichtsloſe Autler. An der Halteſtelle der Eler⸗ 5 IPen beim Kaufhaus Gebr. Rothſchild ſteht geſtern abend ſäbreubr ein Doppelwagen der Linie 5. Ein lunger Rad⸗ Rer ſteigt ordnungsgemäß ab und ſtellt ſich mit ſeinem brrad neben den Bürgerſteig. Jetzt kommt ein mit vier urſonen beſetztes Auto, überfährt nahezu den Radfahrer, die ih ſaſſen ſchnauzen den jungen Mann an und einer verſetzt —7 noch einen Schlag an den Kopf. Dann ſauſen die Autler ſo der noch haltenden Straßenbahn vorbei. Der junge Mann, wie die Zuſchauer waren von dem Verhalten der Autler der⸗ art überraſcht, daß verſäumt wurde, die Autonummer auf⸗ kuſchreibanch 7 5 ſ 7 98 Erneute Verkehrsſtörung auf der Friedrichsbrücke. Die n ufsfeuerwehr mußte geſtern nachmittag noch einmal wegen 6 rVerkehrsſtörung auf der Friedrichsbrücke bemüht werden. aatſtt, balb 6 Uhr blieb infolge eines Motordefekts ein mit 8 üſteinen beladener Laſtkraftwagen mit Anhänger auf der inder ſtehen. Die Berufsfeuerwehr beſeitigte das Verkehrs⸗ rnis durch Abſchleppen. Tätigkeit der Berufsfeuerwehr Laut Mitteilung des Städtiſchen Nachrichtenamts wurde die Mannheimer Berufsfeuerwehr im Monat Oktober 21mal alarmiert: Smal nach der Neckarſtadt, 7mal nach der Innenſtadt, je imal nach der Oeſtlichen Stadterweiterung, nach der Schwetzingervorſtadt, nach dem Lindenhof, nach dem Jungbuſch, nach Walohof und nach Neckarau. Nach der Art der Brände handelte es ſich in 1 Falle um Großfeuer (Schwetzingervorſtadt), in 4 Fällen um Mittelfeuer, in 3 Fällen um Kleinfeuer, in 1 Falle um Kaminbrand. In 12 Fällen wurde die Berufsfenerwehr zu ſonſtiger Hilfeleiſtung in Auſpruch genommen. Die Alarmierung erfolgte 12mal in der Zeit von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends und gmal in der Zeit von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens. Der Krankentransportwagen wurde in 320 Fällen be⸗ nötigt; hiervon entfallen 17 Fälle auf Krankenanſtalten, 23 Fälle auf öffentliche Straßen und Plätze, 268 Fälle auf Woh⸗ nungen, Fabriken uſw., 12 Fälle auf auswärts. Von dieſen 320 Transporten wurden 202 auf ärztliche Anordnung ausge⸗ führt, 33 auf polizeiliche oder ſonſtige behördliche Anordnung und 85 auf Anſuchen von Privatperſonen. * * Zuſammenſtoß eines Laſtkraftwagens mit der Straßen⸗ bahn. In der vergangenen Nacht kurz nach 11 Uhr fuhr Ecke Hirſchland/ Badiſche Bank die Linie 16 zwiſchen einen mit Weinfäſſern beladenen Laſtkraftwagen mit Anhänger der Güterbeſtätterei Gebr. Gräff. Infolge des heftigen Anpralles wurde die Elektriſche aus den Schienen geſchleudert. Außer⸗ dem wurde die vordere Plattform eingedrückt. Der Laſt⸗ kraftwagen und der Anhänger wurden ebenfalls erheblich beſchädigt und mußten abgeſchleppt werden. Nach“ Stunden konnte die Strecke wieder freigegeben werden. Die Schuld an dem Unfall trägt zum Teil die ſchlechte Beleuchtung nach 11 Uhr an dieſer Stelle, wie überhaupt auf den Planken. Man muß ſich wundern, daß nicht mehr Unfälle paſſieren. Solange die Straßenbahn verkehrt, ſollte unbedingt für beſſere Beleuchtung geſorgt werden. * Ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem Lieferwagen und einer Radlerin trug ſich geſtern Abend gegen 7 Uhr an der Ecke M 2 und N 2 zu. Das Fahrrad wurde dabei derart be⸗ ſchädigt, daß die Fahrerin ihren Weg zu Fuß fortſetzen mußte. Der Zuſammenſtoß war anſcheinend nur auf die Unſicherheit der Fahrerin zurückzuführen. Es iſt dringend zu raten, daß Perſonen, hauptſächlich Frauen, die unſicher auf dem Rade ſind, die verkehrsreichen Straßen unbedingt meiden. * Unaufgeklärte Diebſtähle. entwendet: Eine Autojacke aus ſchwarzem Leder, gut erhal⸗ ten, zweireihig mit Rückengurt und ſchwarzem Rockkragen, in der Werftſtraße.— Eine goldene Damenuhr mit rundem Bügel ſchwarzen römiſchen Ziffern, weißem Ziffernblatt, der Rückdeckel trägt eine Verzierung in Form von Vergißmein⸗ nicht und auf der Innenſeite ein Monogramm H. B. in der Habichtſtraße in Käfertal.— Ein Zentner Birnen nachts aus einer Waſchküche in der Caſterfeldſtraße in Neckarau.— Ein Schirm und mehrere Hand⸗ und Putztücher nachts aus dem Warteraum der Bedürfnisanſtalt am Marktplatz. Außerdem wurde ein Bleirohr von der Waſſerſpülung abgeſchnitten.— Vier vernickelte Waſſerhähne nachts aus einem Neubau in d der Karl Ladenburgſtraße.— Eine neue, wollene gelbkarierte Pferdedecke vor einem Hauſe in 8 2 In letzter Zeit wurde u..“ * Die Attentate auf die Eiſenbahn durch Jugendliche. Der badiſche Miniſter des Kultus und Unterrichts hat an ſämtliche Lehranſtalten in Baden nachfolgenden Erlaß gerichtet:„Der Herr Reichsminiſter des Innern hat mitgeteilt, daß nach einer ſtatiſtiſchen Aufſtellung des Reichsverkehrsminiſters, die ſich über die Zeit vom 1. Januar 1925 bis 30. Juni 1926 erſtreckt, die Anſchläge auf Züge durch Jugendliche ſich in erſchreckender Weiſe vermehrt haben. Im Bezirk der Reichsbahndirektion Karlsruhe beträgt die Zahl dieſer Ausſchreitungen nicht weinger als 49. Bei vielen dieſer Atten⸗ tate ſind Jugendliche beteiligt geweſen. Es kamen Unfälle vor durch Steinwürfe, Schießereten auf Züge, das Abgeben von Lichtſignalen und das Legen von Verkehrshinderniſſen auf Schienen. Ich erſuche die Lehrer eingehend auf das erwerf⸗ liche einer ſolchen Handlungsweiſe und auf die großen Ge⸗ fahrenmomente der Mitmenſchen gegenüber hinzuweiſen. Dies kann beſonders im Rahmen des Religionsunterrichts und außerdem bei der ſtaatsbürgerlichen Unterweiſung und in anderen Unterrichtsfächern geſchehen. Bis 1. Januar kom⸗ menden Jahres ſehe ich einem Bericht darüber entgegen, in welcher Form im Dienſtbereich dieſer Anordnung Folge ge⸗ leiſtet worden iſt. Die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft beab⸗ ſichtigt, eine Tafel herzuſtellen, die in eindrucksvollſter Weiſe die Gefahren zeigt, die Steinwürfe auf Züge mit ſich bringen. Ich erſuche, den Bedarf an ſolchen Tafeln der Zahl nach un⸗ mittelbar bei der Reichsbahndirektion Karlsruhe, von wo aus der Verſand erfolgt, anzumelden.“ Die Gemeindewahlen 1926 An die Frauen! „Ach, ſchon wieder wählen? Wozu denn? Es wird ja doch nicht beſſer!“ Dieſen, ſo bekannten, Seufzer kann man ietzt leider im Hinblick auf die bevorſtehenden Gemeinde⸗ wahlen täglich wieder hören. Aber— meine lieben Mit⸗ ſchweſtern— habt ihr denn ſchon alle ganz die ſchweren Jahre 1921—1923 vergeſſen, in denen man tatſächlich kaum mehr an eine Beſſerung glauben konnte? Und doch ging es wieder aufwärts! Der Aufſtieg kam, ein Aufſtieg, den wir kaum zu hoffen wagten. Wenn auch heute die Not noch vielfach groß iſt, ſo iſt doch ſo vieles ſchon beſſer oder gar gut geworden, daß wir heute zuverſichtlich in die nächſte Zukunft ſchauen dürfen. Nur müſſen wir auch das Vertrauen, was wir bisher in unſere Führer geſetzt haben, weiter behalten und nicht in gedankenloſer Kurzſichtigkeit uns zerſplittern. Leider ſind auch dieſesmal die bürgerlichen Parteien nicht einig; im Gegenteil, ſie ſplittern ſich wieder in Gruppen und Grüppchen, bei denen die letzteren doch nur dazu dienen, die größeren Parteien zu dezimieren, ohne den geringſten Erfolg erzielen. Jeder klar denkende Menſch ſagt ſich doch, aß eine Partei mit zwei Leuten oder, wenn es hoch kommt, dreien, abſolut nichts erreicht, dafür aber die Parteien, die bisher uns ſchon vieles erkämpft haben, ſchwächt. Deshalb möchte ich gerade den Frauen dies noch einmal eindringlich vor Augen führen— keine Stimme den Aufwertungsparteien. Wenn wir einmal wieder ſo vermögend im Reiche ſind, daß wir mit gutem Gewiſſen aufwerten können, dann werden auch wir eine neue Auf⸗ rollung und Löſung der Aufwertungsfrage verlangen! Auch keine Stimme den Parteien, die einſeitige Intereſſen vertreten. Sie erreichen ihr Ziel nicht allein, ſondern müſſen ſich anderen Parteien anſchließen, die ſogar im Gegenſatz zu den Wählern ſtehen können. Deshalb: Frauen! Wer von Euch ſozial fühlt und für Alle, nicht nur für eine beſtimmte Schicht der Bevölkerung Liebe und In⸗ tereſſe hat und helfen will, wer von Euch liberal handelt und jedem ſein Recht und die Entfaltung ſeiner Perſönlichkeit zuge⸗ ſtehen will, wer von Euch national, d. h. vaterländiſch aus ſeinem fraulichen Empfinden heraus, ohne ins Extreme zu verfallen, denkt und tatſächlich am Wiederaufbau unſeres ſchönen Vaterlandes und unſerer lieben Heimatſtadt mit⸗ helfen will, der wähle am 14. November die Liſte der Deutſchen Volksparteil VX. 0 7 N 8 Veranſtaltungen Klavier⸗ und Liederabend Man vergaß, daß der primäre Zweck dieſes Abends die erſte Vorführung des mit dem„Kaim⸗Cautator“ aus⸗ geſtatteten Konzertflügels der Kaim⸗Pianoforte.G. Kirch⸗ heim⸗Teck(Württemberg) in Mannheim war und ging ganz 901 in dem Muſizieren zweier Künſtler. Oswin Keller, der Leiter der Meiſterklaſſen des Leipziger Konſervatoriums, dem er Ruf eines vorzüglichen Technikers des Klavierſpiels vorauseilt, ſtellte ſich dem Mannheimer Publikum vor. Mit 2 Bach⸗Präludien beginnend, bot der Pianiſt im Verlaufe es etwas bunt geſtalteten Programms zwei Stücke von Cl. Debuſſy(Ballade k⸗dur und Lisle joyeuſe) und Robert Schumanns unvergänglichen„Carneval“ Op. 9. Trat die virtuoſe Technik des Künſtlers deutlicher noch bei dem den Abend beſchließenden Liſzt(Ung. Rhapſodie) in Erſcheinung, P bei den„Scenes mignonnes“ kam der Muſiker Keller zum urchbruch, Schumanns ganze Eigentümlichkeit enthüllend. Zwiſchen den Klaviervorträgen ſang der einheimiſche Tenor Max Lipmann eine italieniſche Arie von Händel, drei ent⸗ zückende Lieder von Hugo Raſch und drei Geſänge von Peter Cornelius mit dem Schmelz und der Wärme ſeiner Stimme. Es waren köſtliche Gaben, alle mit reichem inneren Leben er⸗ füllt. Die Corneliuslieder zweifellos der künſtleriſche Höhe⸗ punkt. Dem Beifall des bis auf den letzten Platz beſetzten großen Harmonieſaales dankten die Künſtler mit gern ge⸗ ſpendeten Zugaben. Ueber die auf dem Prinzip der völligen Entlaſtung des Reſonanzbodens beruhende Erfindung des Kaim⸗Cantators erübrigt ſich an dieſer Stelle eine eingehendere Betrachtung. Der Abend hätte zu dem Erfolg nicht werden können ohne den ſingenden, zart verhallenden, dabei ſehr tragfähigen Ton (— im Diskant wird ſeine Schönheit beſonders auffallend empfunden— des Kaim⸗Flügels. Die Klavierfirma Kaim, die auch die Schöpferin des einſt ſo berühmten Kaim⸗Orcheſters war, ſtellt ſich mit dieſer für den Klavierbau höchſt bedeut⸗ ſamen Erfindung in die vorderſte Reihe des Intereſſes an muſiktechniſchen Neuerungen. Dem Muſikhaus A. Donecker —— Anerkennung für den bedeutſamen Abend nicht geſſen. Benedig und zie Muſil Von Egon Wellesz Die nachſtehenden Ausführungen ſind von beſonderem Intereſſe, weil ihr Verfaſſer, Dr. Egon Welleſz, ſeine Vortragsreihen in der hieſigen Muſikhochſchule durch einen in ſich geſchloſſenen Vortrag über „Morgenland und Abendland in der Muſik“ am heutigen Abend be⸗ ginnen wird. leia Benedias Größe beginnt mit dem Niedergang von Aqui⸗ beund Ravenna. Die aufblühende Stadt übernimmt deren Unte, Pforte des Orients im abendländiſchen Weſten zu ſein. dert wan den byzantiniſchen Kaiſern vom 6. bis 9. Jahrhun⸗ geſat lindet orientaliſch⸗chriſtliche Liturgie, findet der Kirchen⸗ Rer Einach der im byzantiniſchen Reich gebräuchlichen Art nach dengang. Im 11. Jahrhundert wird die Markuskirche Byz em gleichen Bautypus erbaut wie die Apoſtelkirche in anz, und beide ſind in Europa iſolierte Vertreterinnen im Orient verbreiteten Bauart. Hier wie dort ſangen als manger nach orientaliſcher Weiſe doppelchörig, und man tan den Geſang mit der Orgel zu begleiten begann, ſtellte Su der Markuskirche zwei Orgeln auf. iſt es keine„Erfindung“ des an der Markuskirche die kirürkenden Niederländers Adriano Willaert, wenn er in ſonderchliche Pokalmuſik die doppelchörige Schreibart einführt, teten n die Anwendung einer im liturgiſchen Dienſt verbrei⸗ krinas raris auf die Kunſtmuſik. Und wenn uns in Pale⸗ einand„Stabat mater“, oder in den Paſſionen von Bach die ug er reſpondierenden Chöre mit faſt dramatiſcher Wir⸗ das wicgreifen, iſt dies letzten Endes ein Geſchenk des Orients, v der Vermittlung Benedigs danken. nahme 5,den Feſtſpielen mit Muſik, aus einer bewußten Auf⸗ —5 9— antiken Dramas war um 1600 die Form der Oper feſtliche en und hatte ſolchen Anklang gefunden, daß bei allen Kufgefünzelegenheiten nunmehr Drammi per muſica eSwbrt wurden. Aber immer waren dies noch— ſowohl ſchied pernaufführungen in Florenz wie in Rom wie an ver⸗ in ddenen Fürſtenhöfen— Gelegenheitsanfführungen. Erſt kultuene ig wurde die Oper zu dem überragenden Faktor im Dillen Leben, der ſie bis heute geblieben iſt. für 5 ie venetianiſche Bevölkerung hatte einen lebhaften Sinn ungens Theater. Nachdem die düſteren Zeiten der Verwal⸗ die styrannei vorbei waxen, lebte die Bepölkerung der Stadt, fahreth aus Adeligen, Bürgern, fremden Reiſenden, aus See⸗ rn und Abenteurern zuſammenſetzte, in einem ewigen Feſtestaumel. Bearbeitungen lateiniſcher Komödien, Volks⸗ ſtücke im venetianiſchen Dialekt entzückten gleicherweiſe die Gebildeten wie die Menge. Ueberall gab es dramatiſche Auf⸗ führungen, auf öffentlichen Plätzen, in den Paläſten, in den Klöſtern. Palladio erbaute 1565 eine ſtändige Bühne aus Holz, Sanſovino ein anderes Theater. In der Commedia dell' Ar te bewunderte man die freien Improviſationen von Zanni und Brighella, Pantalon und Arlechin. 8 Als erſtes Operntheater wurde 1637 das Teatro San Caſſiano mit einer„Andromeda“ von Benedetto Ferrari, Mu⸗ ſik von Francesco Manelli eröffnet; der Erfolg dieſes Unter⸗ nehmens war ein ſolcher, daß im kommenden Jahre ſchon das Teatro SS. Giovanni e Paolo hinzugenommen werden konnte, wo im Karneval 1639 Monteverdis„Adone“ aufgeführt wurde, und bald darauf das Teatro S. Moiſé, wo man die ganze Spielzeit 1640 ſeine„Arianna“ gab. Aus einer äſthetiſchen Angelegenheit, den Feſtvorſtellungen von Florenz, Ferrara, Mantua und Rom war ein Volksbedürfnis geworden. In der Zeit von 1637 bis 1700 wurden 16 Opernbühnen gegründet, von denen immer 3 bis 4 gleichzeitig geöffnet waren. Aber dieſe Pachttheater konnten an Prunk der Auf⸗ machung nicht mit den Hoffeſtlichkeiten konkurrieren. Es waren einfache Säle mit ſparſamen Nebenräumen, von vene⸗ zianiſchen Patriziern und Bürgern gebaut und erhalten. Zwei Oelkandelaber erhellten rechts und links die Szene; der Zuſchauerraum blieb während der Aufführung unbeleuch⸗ tet. Das Orcheſter war klein, der Chor beſtand aus Statiſten, die nur mit einzelnen Rufen die Handlung zu begleiten hat⸗ ten. Dafür beſtand das Enſemble der Soltſten aus hervor⸗ ragenden Künſtlern, deren Namen über Italien hinaus Be⸗ rühmtheit erlangten. 6 1 10 Hahrhundert erwächſt der venezianiſchen Oper in der neapolitaniſchen eine Rivalin. Abor ſie wird nicht ent⸗ thront; beide beginnen zuſammen den Siegeszug durch Eu⸗ ropa. Und mehr denn je wird Venedig ein Zentrum der Muſik. Hier wirkt jetzt Antonio Lottt, Organiſt an der Markuskirche, der 17 Opern für Venebdig ſchreibt; hier Bene⸗ detto Marcello, deſſen Pſalmen von den Zeitgenoſſen aufs böchſte bewundert werden; hier Galuppi, deſſen Opern von Madrid bis Petersburg aufgeführt werden; hier wirken Do⸗ menieo Scarlatti, Porpora, Haſſe, Jomelli, Sacchini. Von Venedig ſtammten Tartini und Vivaldi und an allen Thea⸗ tern Europyas ſindet man venezianiſche Muſiker. War die Oper im 17. Jahrhundert eine ſtändige Quelle des Genuſſes und eines leidenſchaftlichen Intereſſes für die Patrizier und die Bürger geweſen, ſo drang ſie jetzt im 18. Fahrhundert ins Volk. Immer breiteren Raum nahmen die Partien ein, in denen volkstümliche Geſtalten, Diener und Dienerinnen, komiſche Figuren ihre Lieder ſangen. Das Theater ſelbſt iſt der Ort, wo die vornehme Geſellſchaft wäh⸗ rend der Aufführung in ihren Logen Gäſte empfängt, wo ich das eigentliche Leben abſpielt. Es iſt nicht mehr das rama, das intereſſiert, ſondern der Geſang, die Muſik. Und von Muſik iſt die Stadt erfüllt. In Goldonis Me⸗ moiren kann man leſen:„Man ſingt auf den Plätzen, auf den Straßen, auf den Kanälen; die Händler ſingen, wenn ſie ihre Ware anbieten. Die Arbeiter beim Heimgang, die Gondolieri, wenn ſie auf ihre Herrſchaft warten.“ Und Dr. Burney, der 1770 in Benedig iſt, erzählt, daß um Mitternacht die Kanäle voller Menſchen ſeien und von allen Seiten Muſik töne.„Wo nur zwei Menſchen von der niedrigſten Klaſſe Arm in Arm ſpazieren gehen, ſcheinen ſie ſich im Geſang zu unterhalten, mit Geſellſchaften zu Waſſer in einer Gondel iſt dasſelbe; eine bloße Melodie ohne zweite Stimme bekommt man in dieſer Stadt nicht zu hören. Alle Lieder auf den Gaſſen werden als Duette geſungen.“ Und die Frauen von Pelleſtrina und Malamocco, ſo ſchreibt, Goethe aus Italien, ſängen auf alte Melodien den Taſfs und Arioſt, wenn ihre Männer zum Fiſchen ausgefahren 9355 Dann ſetzten ſie ſich ans Ufer und ließen mit durch⸗ ringender Stimme abends dieſe Geſänge erſchallen, bis ſie auch von ferne die Stimme der Ihrigen vernehmen und ſich ſo mit ihnen unterhielten. Kein Tag iſt da, wo nicht in irgend einer Kirche eine muſikaliſche Feier vor ſich geht, wo nicht Muſik die Prozeſſion der Dogen, die Erinnerung an einen Sieg, die Wiederkehr eines frommen Feſtes begleitet, wo nicht in einem der Hoſpitale, in denen Waiſenmädchen in der Muſik unterwieſen werden, ein Konzert ſtattfindet. Es iſt, als ob die Stadt in dieſen letzten Jahrzehnten, die dem Ende der Republik durch Napoleon vorangingen, das Tempo ihres Lebens vervielfacht hätte, um vor der Kata⸗ ſtrophe noch einmal allen Glanz des Lebens zuſammenzu⸗ ſaſſen. Und was in dieſer Zeit geſchaffen wurde, iſt ſo groß, daß es bis zur Gegenwart herüber leuchtet und wie durch 201 nichts von ſeiner jugendlichen Schönheit verlo⸗ „Iſt es nicht vielmehr, daß gerade heute aufs neue die Geſtalten der Commedia dell' arte die Bühne zu bevölkern beginnen; daß die Madrigale eines Cipriano de Rore zu nus ſprechen, als wären ſie aus uns entſtanden; daß die Größe eines Monteverdi, das Feuer eines Cavalli lebendige Gegenwart ſind; daß wir uns an der Anmut der Melodien des Settecento erfreuen, und daß Goldoni und Gozzi mit ihren Dramen die Muſiker dieſer Zeit wie einſt inſpirieren, ſo daß aus dieſer Vergangenheit eine neue Gegenwart an⸗ zuheben ſcheint? 4. Seite. Nr. 512 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Freitag, den 5. November 1920 * Vorträge Fregattenkapitän Graf zu Dohna⸗Schlodien, der Kommandant der dritten Möve, ſpricht, wie mitgeteilt, am heutigen Freitag abend im Fried⸗ richsparkſaale. Hierzu wird uns vom Marine⸗Verein Mannheim geſchrieben: Die Kriegsaufgabe des Hilfskreuzers Möve, deſſen Kom⸗ mandant der tapfere Korvettenkapitän Graf zu Dohna⸗ Schlodien war, war nicht leicht ausführbar. Kurz aber beſtimmt lautete der Marſchbefehl, den der Kommandant Ende des Jahres 1915 von der oberſten Leitung erhielt „Minenlegen an verſchiedenen Stellen der feindlichen Küſte“, dann Kreuzerkrieg führen“. Das war alles, was im Befehl ſtand. Man überlege ſich, fernab von der heimatlichen Küſte, ohne jeglichen Schutz auf ſich ſelbſt angewieſen⸗ war der tapfere Kommandant mit ſeinem Schiffe dem Schickſal über⸗ laſſen. Minenlegen und Schädigung des feindlichen See⸗ handels, das war zwar beibes an ſich nichts Neues für die Marine. Aber neu war es doch, daß dieſe Aufgabe einem einzigen Hilfskreuzer zufiel, der dazu noch die feindliche Borpoſtenkette ungeſehen paſſieren mußte und der dann die Frechheit beſaß, ganz nahe an der engliſchen Küſte, wie es im Befehl hieß, an mehreren Plätzen Minen zu legen, ohne von engliſchen Beobachtungsfahrzeugen geſehen zu werden. Es gehört viel Umſicht und eine gute Portion Kenntnis des Seemannsberufes dazu, ſo etwas fertig zu bringen. Beides beſaß dieſer kühne Seefahrer und, was ebenſo ſo ſehr ins Gewicht fällt, eine muſtergültige Beſatzung hatte er auch. Man hätte annehmen müſſen, daß die Möve, nachdem ſie die Minen gelegt hatte, von dem Engländer mit ſeiner rieſen⸗ großen Flotte zum mindeſten unſchädlich gemacht worden wäre. Aber nichts von alledem. Sie hat es ſogar fertig gebracht, ungeſehen den atlantiſchen Ozean zu erreichen und dort die engliſche Schiffahrt ganz gehörig zu ſchädigen. Der Graf ſelbſt ſagte in ſeinem Tagebuch: Mir aber ſollte es vergönnt ſein, einen deutſchen Kreuzer wieder einmal draußen auf dem weiten Weltmeere zur Geltung zu bringen, wo ſich infolge der ungeheuren Uebermacht der Gegner die deutſche Kriegsflagge leider nicht mehr hat zeigen können, und er hat es fertig gebracht, von November bis März un⸗ beobachtet und unbemerkt dem Engländer ganz gewaltige Verluſte beizubringen. Graf Dohna hat noch nie Gelegen⸗ heit gehabt, in Mannheim über ſeine Kreuzerfahrten zu ſprechen. Wo er aber geſprochen hat, hat man ihm begeiſtert zugejubelt. Der Beſuch des Vortrags kann deshalb als empfohlen werden. Gr. etwas ganz beſonderes Vereinsnachrichten Familienunterhaltung der Ludwigshafener und Mannheimer Kriegervereine Am Sonntag nachmittag fanden ſich die Mitglieder der Ludwigshafener und Mannheimer Kriegervereine im Ball haus zu einer außerordentlich gut beſuchten Familien⸗ unterhaltung zuſammen. Die Kapelle Mohr leitete den Reigen der Darbietungen mit dem ſchneidig geſpielten Marſch „Deutſchlands Ruhm“ von Schröder ein. Es folgten der „Bayriſche Defiliermarſch“ von Scherzer und die ausge⸗ zeichnet vorgetragene„Feſtouvertüre“ von Leithner, ſowie noch verſchiedene Militärmärſche. Darnach betrat der Vor⸗ ſitzende des Rhein⸗Neckargaumilitärverbandes Kreutzer die Bühne. Der heutige Tag, ſo führte der Redner u. a. aus, hat für uns eine beſondere Note. Iſt es doch ſeit Kriegsende das erſte Mal, daß ſich die Ludwigshafener und Mannheimer Kameraden zur Pflege der Kameradſchaft zuſammengefunden haben. Können wir uns doch einmal ausſprechen und auf einige Zeit des Alltags Sorgen abſtreifen. Wir Mannheimer wollen euch Ludwigshafenern zeigen, daß ihr nicht vergeſſen ſeid, daß wir immer an euch denken. Treue Kameradenherzen ſchlagen euch entgegen. Wir wünſchen ſehnlichſt, daß die Räu⸗ mung der Pfalz bald in Erfüllung geht. Im Dienſte der Friedenszeit hat ſich die Kameradſchaftlichkeit gebildet, ſie hat ſich geſtählt in ſchwerer Kriegszeit. Gerade dort iſt ſie empor⸗ geblüht und hat ihre Probe beſtanden. Der Redner begrüßte dann eine Anzahl Ehrengäſte und Vertreter und gab dem Wunſche Raum, daß alle Mitglieder treu bei der Sache blei⸗ ben und dazu beitragen, daß es im deutſchen Volke wieder vorwärts und aufwärts gehe. Vertreten doch gerade die Kriegervereine den Gedanken der Einigkeit und Geſchloſſen⸗ heit. Unter ihren Mitgliedern gibt es keine Klaſſen⸗ und Standesunterſchiede. Uns eint das Wort Kameradͤſchaft. Im das Hoch auf die alte Kameradſchaft ſtimmten die Verſam⸗ melten kräftig ein. Fräulein Emmy Deutſch trug dann ein Gedicht vor, „Heimatliebe“ benannt, an das ſich das Deutſchlandlied anſchloß, das die Verſammlung ſtehend ſang. Die Geſangs⸗ abteilung des Vereinsehemaliger Unteroffiziere udwigshafen, die im ſpäteren Verlauf noch viel zu der gehobenen Stimmung beitrug, brachte tonſchön und ausdrucks⸗ voll zwei Chöre zum Vortrag„Vaterland“ von Scheller und „Pfälzerlied“ von Wohlgemuth. Nach dem„Huſarenwalzer“ ſang man gemeinſam das Schillerſche„Wohlauf Kameraden aufs Pferd aufs Pferd“, worauf nach einer Pauſe die Dar⸗ bietungen ihren Fortgang nahmen. Hauptmann Stepp, Be⸗ zirksobmann Ludwigshafen, dankte für die freundliche Auf⸗ nahme in Mannheim und brachte auf die Kameradſchaftlichkeit zwiſchen Ludwigshafen und Mannheim ein begeiſtert auf⸗ genommenes Hoch aus. Mit ſeinen humoriſtiſchen Vorträgen fand Herr Wanick großen Beifall. Mit prächtiger Stimme ſang im weiteren Verlauf des Programms cand. jur. Max Then⸗München das Lied des Bafazzo und„Am Rhein, am Rhein am deutſchen Rhein“ von Ries und erntete damit ſtür⸗ miſchen Beifall. Fanfarenmärſche, Geſangsvorträge und an⸗ dere Darbietungen füllten das Programm aus. * * Beſichtigung des Großkraftwerks Rheinan durch den Schleſier⸗Verein Mannheim. Den Mitgliedern des Schleſier⸗ Vereins wurde von der Direktion des Großkraftwerks in bereitwilligſter Weiſe geſtattet, das Werk zu beſichtigen. An die 50 Teilnehmer(die Zahl war der räumlichen Verhältniſſe wegen beſchränkt) waren trotz des ſehr unfreundlichen Wet⸗ ters erſchienen. Von der Direktion des Werkes empfangen, wurde in drei Gruppen geführt. Die Teilnehmer konnten in der zweiſtündigen Beſichtigung den ganzen Werdegang des elektriſchen Stromes und die muſtergültige techniſche Anlage in Augenſchein nehmen. Recht belehrende Erläuterungen gaben die Beamten des Werkes, die Herren Kru m ſchmitt, Krebs und Preßler. Nach Schluß der Beſichtigung ver⸗ ſammelten ſich die Teilnehmer mit den Herren des Werkes im Gaſthaus„zum Lamm“ in Neckarau. Für den unter⸗ haltenden Teil ſorgte die Tochter des Vorſitzenden, Frl. Tru⸗ del Kloſe mit Herrn Joſef Karl. Kommunale Chronik sch. Hockenheim, 2. Nov. Die Bürgerausſchuß⸗ ſitzung war nur ſchwach beſucht, was wohl auf das baldige Auseinandergehen des jetzigen Bürgerausſchuſſes zurückzu⸗ führen iſt. Der erſte Punkt der Tagesordnung, die Einführung der amtlich hergeſtellten Stimmzettel bei den Gemeindewahlen fand einſtimmige Annahme. Der 2. Punkt betraf die Einfüh⸗ rung eines Schulgeldes an der hieſ. Gewerbeſchule, da durch die Errichtung der Gewerbeſchule bedeutende Aus⸗ gaben erwachſen, kam auch dieſer Punkt debattelos zur An⸗ nahme. Künftig wird alſo für den Schüler ein Schulgeld von 28 Mark erhoben werden. Bürgermeiſter Rinklef konnte die Sitzung ſchon nach einer Dauer von 5 Minuten wieder ſchließen Kleine Mitteilungen Der Gemeinderat Kehl hat ſich in ſeinen zwei letz⸗ ten Sitzungen eingehend mit dem neuen Gebäudeſonderſteuer⸗ geſetz beſchäftigt. Nach den Berechnungen des Rechnungs⸗ amtes beträgt das endgültige Soll in Kehl im Rechnungsjahr 1926/27 303 527 RM. Nach ſämtlichen Abzügen auf Grund § Sa und9 des Geſetzes ſowie nach Abrechnung der Anteile des Staates und des Wohnungsverbandes verbleiben der Ge⸗ meinde für allgemeine Zwecke im ganzen Rechnungsjahr 16—17 000 RM., die ſich im günſtigſten Falle auf 30 000 RM. erhöhen. Auf Grund des Abkommens im vergangenen Rech⸗ nungsjahr konnte die Gemeinde bei den niederen Sätzen 70000 RM. in den Voranſchlag 1926/7 einſtellen. Das Geſetz mit ſeinen erhöhten Sätzen bringt der Gemeinde 40 000 RM. weniger ein, was eine Nachtragsumlage von mindeſtens 10 Pfg. zur Folge hat. Die zur Prüfung der Nachlaßgeſuche eingeſetzte Kommiſſion hat in 117 Fällen völlige und in 57 Fäl⸗ len teilweiſen Nachlaß gewährt, die einen Betrag von faſt 105 8 ausmachen. Ueber 200 Geſuche ſind noch nicht ver⸗ a edet. Der Bürgerausſchuß in Radolfzell hat den An⸗ kauf der Mettnau einſtimmig beſchloſſen. Alle Parteien begrüßten dieſe Vorlage, die den Zweck verfolgt, die Mettnau, alten Radolfzeller Beſitz, aus dem Güterhandel und aus der Hand landfremder Perſonen herauszunehmen und wieder in den Beſitz der Stadt zu überführen. Es handelte ſich um über 88 Hektar Land, das für 95 000 Mk. angekauft wird. Dieſe Summe wird in 20 Jahresraten getilgt werden. Darüber, was nun mit der Mettnau, dem ehemaligen Heim Viktor von Scheffels, geſchehen ſoll, iſt man ſich noch nicht ganz klar. Auf jeden Fall haben bei dem Ankauf auch die Beſtrebungen zum Schutze des Bodenſeeufers eine ſehr erhebliche Rolle geſpielt. Der Bürgerausſchuß Ueberlingen beſchloß mit 35 gegen 15 Stimmen, den Umlagefuß von 65 Pfg. wie bis⸗ her zu belaſſen. Es wurden verſchiedene Abſtriche im Voran⸗ ſchlag, u. a. auch am Gehalt des Bürgermeiſters vorgeſchlagen, ſchließlich aber erklärt, daß der Voranſchlag genehmigt würde, wenn der Gemeinderat dafür ſeine Zuſtimmung erteile, für die ſtädtiſchen Arbeiter eine Ruheſtandsverſorgung einzufüh⸗ ren. Tagungen Tagung des Bad. Stenographen⸗Bundes Stolze⸗Schren Das vom 30. Oktober bis 1. November in Oppenau abge⸗ haltene Bundesfeſt des Badiſchen Stenographen⸗Bunde Stolze⸗Schrey(Bund für Einheitskurzſchrift) und der damit verbundene Bezirkstag des Mittelbadiſchen, Bezirksverbandes waren ſtark beſucht. In der Bundesvertreter⸗Hauptverſamm⸗ lung erſtattete der erſte Vorſitzende Kreisſchulrat Profeſſor Iſchler den Tätigkeitsbericht und ſtellte dabei feſt, daß trotz⸗ dem die Einheitskurzſchriſt erſt ein Jahr alt iſt, im Verbande während dieſer Zeit ſchon Spitzenleiſtungen von 280, 300, 320 und 340 Silben in der Minute erzielt worden ſind. Der Bund umfaſſe zur Zeit zwanzig Vereine mit 2280 Mitgliedern. n dieſer Vereinszahl zwanzig ſeien die kleineren Vereine nicht enthalten. In der anſchließenden Ausſprache wurde zum Aus⸗ druck gebracht, daß der Staat, nachdem er mit ſtarker Hand eine Einheitskurzſchrift eingeführt und auch von ſeinen mittleren und unteren Beamten die Kenntnis der Stenographie in den Prüfungen verlangt habe, die Anwendung der Stenographie bei den dienſtlichen Erledigungen in viel weiterem Maße als bisher durchführen und auch von den oberen Beamten die tal Kenntnis und den Gebrauch der Stenographie verlangen müſſe e Nachdem das Ehrenmitglied des Bundesvorſtandes Pro⸗ Al feſſor Dr. Frey⸗Karlsruhe, über die diesjährige Deſſauer⸗ bi⸗ Tagung des Bundes Stolze⸗Schrey berichtet hatte, wurde fü der Kaſſenbericht erledigt und die Neuwahl des Bundesvor⸗ bl ſtandes vorgenommen. Kreisſchulrat Iſchler lehnte eine Wie- ar derwahl aus dienſtlichen und anderen Gründen ab. Bei der ſei Neuwahl wurden dann gewählt Profeſſor Dr. Fiſcher di zum erſten und Hauptlehrer Hans Riegler zum zweiten tr. zum Kaſſier Joſ0 d, als Statiſti“ Fritz Engle⸗ Vorſitzenden und zum Unterrichtsobmann, Köchling und zum Schriftführer E. Leopol Nutſch, ſämtliche aus Karlsruhe, als Korrektor aus Freiburg. Bei det am Sonntag vorgenommenen Wettbewe legten etwa 140 Perſouen Probe ihres Könnens ab. Nachmittag des Sonntags fand die Vertreterſitzung der mittel⸗ badiſchen Vereine ſtatt. Für die nächſte Bezirkstagung wur Offenburg beſtimmt. Die Preisverteilung am Sonntag abend ergab folgende Reſultate: Die beſte Leiſtung des Tage wurde Karl Stolz aus Mannheim mit 320 Silben auf 3/4 Fehlern zuerkannt. Er erhielt den erſten Preis m Ehrenpreis. 1b m „SSS8S S2S3S3.22522523 2 — Nationaltheater Mannheim Neu einſtudiert:„Wallenſteins Tod“ „Der Menſch iſt ein nachahmendes Geſchöpf, Und wer der Vorderſte iſt, führt die Herde.“ Wallenſtein. In der Tat: das war Wallenſteins Tod; vielmehr der Tod dieſes Todes, keine Auferſtehung des Werks. Die lange Zeit, die man ſeit der Aufführung der erſten Teile der Tri⸗ logie warten mußte, hatte einige Hoffnungen erwecken laſ⸗ ſen: 10 ſind geſtern mit Pauken und Trompeten zunichte geworden. Beſinnen wir uns! Was iſt dieſe Tragödie? Eine dra⸗ matiſierte Hiſtorie, geboren aus dem philoſophiſchen Geiſt Schillers; ſo hat Goethe das Werk geſehen, und ſo werden es alle Zeiten ſehen müſſen, oder ſie beſitzen es nicht mehr. Wer die Grundtonart der Gelaſſenheit nicht aus dem Ganzen heraushört, ſondern nur Lärmen und Geklirr, dem iſt dieſe Dichtung größten Ausmaßes innerlich fremd geblieben. Gewiß, der Wallenſtein iſt auch ein Theaterſtück, in vielem das theatraliſch Stärkſte, was Schiller geſchaffen hat. Und deshalh ſoll und muß er auch als Theaterſtück gegeben wer⸗ den. Aber doch ſchließlich nur im Schillerſchen Sinn. Um aus ſeinem Wallenſtein einen tragiſchen Helden zu machen, hat Schiller nach eigenem Wort ihm den„Ideenſchwung“ ge⸗ geben. Was macht nun die neue„Einſtudierung“ daraus? Zunächſt iſt zu betonen, daß dem Spielleiter Sioli in dem Darſteller des Wallenſtein Ewald Schindlerx ein Künſtler zur Verfügung ſteht, deſſen ſtarke geiſtige Quali⸗ täten das hauptſächliche Rüſtzeug ſeiner auf ſehr ſpezielle Dinge— wir nannten ſchon ſeinen Marinelli als Beiſpiel— gerichteten Begahung bilden. Wenn nun die geſtrige Vor⸗ ſtellung auch erwieſen hat, daß dieſem an ſich hervorragenden Schauſpieler die ihm anvertraute Rolle eigentlich nicht liegt, ſo hätte die„Regie“ dennoch einen Teil des Unmöglichen an dieſem Wallenſtein vermeiden können. Zugegeben, das Syrechorgan Schindlers beſitzt nicht die Mobulakionsfähigkeit, die in dieſem Fall muß er barum in einem ſtändigen ontrierten Keifton reden? Wenn es damit gar nicht mehr geht, wird plötzlich aus der Eharaktertragödie ein neuropathiſcher Fall. Illo bringt die Nachricht, Mar ſei tot.„Wo iſt der Bote? Bringt mich zu hinzuſetzt, den Schauplatz verlaſſen. Das geht natürlich nicht für die„Regie“lbedürfniſſe; die Neubrunn darf nicht herein⸗ ſtürzen und von Theklas Schmerz melden, was bei Schiller die Verbindung mit den kommenden Szenen bedeutet,— nein, Wallenſtein bekommt vielmehr einen epileptiſchen An⸗ fall, ſinkt zweimal zuſammen, ſodaß ihn ſeine Getreuen auf⸗ heben und hinausſchleppen müſſenl!! Epilepſie iſt hier am beſten mit Einfallſucht zu überſetzen.— Aber es kommt noch beſſer; daß Wallenſtein in der Maske plötzlich zu altern be⸗ ginnt, geht hin, obwohl es einfältig genug iſt, er muß noch ganz andere Sachen machen plötzlich in der letzten Szene fängt er bei der, in dieſem Ausmaß ganz ungerechtfertigten Muſik in graziöſem Menuettſchritt an, über die Bühne zu tänzeln. Die baſſermänniſche Art, in der Schindler ſich in dieſer Szene gab, ſtand ihm noch am beſten; auch wenn ſein Auge aufleuchtete, ſprach großes Erlehen aus ihm. Alles Dinge, die ein gutes Geſchick in dieſen Regiekrampf hinüber⸗ gerettet hatte. Schade um den Künſtler! Schade auch um all die offenkundige Arbeit und Mühe. Es geht nur nicht ſo; man kann nicht im ſtändigen Krawallton einen Schiller zur Geltung bringen. Der beſte Beweis dafür war das Verhalten des Publikums. Während ſonſt auf den theatraliſch grandioſen dritten Aktſchluß ein brauſender Bei⸗ fall antwortete, blieb es diesmal nicht trotz, ſondern wegen des Radaus, den die in unmöglicher Poſe aufgeſtellten Küraſſiere veranſtalteten, im Hauſe mäyrschenſtill. Keine Hand rührte ſich nach dieſer hinreißenden Szenel Dabei half über ihre inſzenatoriſche Hinrichtung der ganz aus⸗ gezeichnete Max Adolf Zieglers noch einigermaßen hinweg. Im übrigen zeigte ſie weiter, in welch ſinnloſer, Willkür drauflos inſzeniert wird. Kein Menſch weiß, warum plötzlich die Nacht hereingebrochen iſt; alles vollzieht ſich nämlich beim Kerzenſchein. Wie ſich Wallenſtein den Seinen vom Balkon aus zeigen will, iſt ſeine Sache. Wie aber will die„Regie“ dieſe Nächtlichkeit gegenüber den von Wallenſtein geſprochenen Worten rechtfertigen„. wir verlaſſen Pilſen noch vor Abend“,— während bereits finſtere Nacht iſt!?— Dabei waren Anſätze zu Ideen da, aber ſie taugten nichts. Sogar Olly⸗Polly hatte ſich in dieſe„Inſzenierung“ ver⸗ irrt, nämlich in der Geſtalt der beiden Hauptleute Macdonald und Deveroux, die wie Pat und Patachon auftraten! Nebenbei: zweireſolute Hauptleute nennt ſie Schiller in einem Brief an Goethe. Reſolut— und dieſe Karikaturen als Mörder Wallenſteins! O ja, es war Wallenſteins Tod Aus dieſem Gemiſch von Unſinn, Radau, Willkür und Neu⸗ freulichere Ergebniſſe der im Ganzen vergeblichen Mühe kennen ließen. So außer dem, mit wirklicher Tragik gegebe Max die kluge, beherrſchte Gräfin Terzky von Hildeg Grethe, der nicht einmal die gegenſeitige Anbrüllerei! Anfangs ernſtlich ſchaden konnte, und die im letzten Akt 1 allein die echte Schweſter Wallenſteins, vielmehr auch die ⸗ merkenswerte Vordeutung der Lady Macbeth gab. Erſche⸗ nungen wie der Iſolan von Langheinz und vor allem in, ruhige Gegenpol zu dem ſanatoriumreifen Regiewallenſteſ⸗ Kolmars Oktavio, bedeuteten Erholungspauſen. Der Bie⸗ ler, als Rolle nicht umzubringen, iſt dem Siegelbewahr 3 älteſter Darſtellertradition am hieſigen Theater, Johanne Heinz, anvertraut. Von den übrigen Mitwirkenden ſeien noch die Dowez, Blankenfeld und Behrens, die Herren Bir 9 4 Barthel, Godeck, Köhler, Linn, Renkert 75 von Rappard genannt. ach 3* 3 Der Beifall für die Hauptdarſteller war am Schluß kies den hervorgehobenen poſitiven Momenten des letzten Al en verſtändlich, ebenſo wie die vorherige Reſerviertheit. Einen ſogenannten Klaſſiker zu ſpielen und vor allem die geeignet Darſteller zu finden, iſt heute ein Kunſtſtück. Dabei wäre en g⸗ entſprechende Beſetzung der Wallenſteinrolle hier ſogar 93 lich: der Regiſſeur dieſer Vorſtellung müßte ſich nur n. Darſteller verwandeln. Dann würde auch das dieſem Motto noch einen ganz anderen Sian K. Kunſt und Wiſſenſchaft Der Hiſtorienmaler Egger⸗Lien n St. Gaſten (Tirol) ſtarb im 58. ah ber R Egger⸗Fer Er iſt zu Steinbach bei Lienz in Tirol geboren, war Schin der Münchener Akademie, bis 1912 Profeſſor für bi Kunſt in Weimar, ſeit 1921 an der Wiener Akademie. S. künſtleriſche Eigenart verdankt er neben Meuniers und Mi vor allem auch den Anregungen Hodlers. Seine Bild dem Tiroler Bauernleben ſeien neben dem Wiener Ratha gemälde„Einzug der Nibelungen“ genannt. ie Tutankhamons Grab. Vor einigen Tagen wur de 05 dritte Kammer des Grabes Tutankhamons geüöffnet, ſten, wohl ſie nicht ſo reich ausgeſtattea war, wie die beiden er! lle, ſo iſt doch ihre geſchichtliche Bedeutung ſehr groß, da ſie Ge⸗ 3 ihm,“ ſagt Wallenſtein und will, wie der Dichter anmerkend raſtbenie xagten wenieſtens einiae Leiſtungen bernor. die er⸗ * * 85 auch bei Begräbnisfeierlichkelten jener Zeit gebrauchten genſtände enthält. —2— ——— ein Freitag, den 5. November 1926 Nene Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 5. Seite. Nr. 512 Wirtſchaftliches · Soziales Geſcheiterte Verhandlungen in der Rheinſchiffahrt Die am geſtrigen 4. November abgehaltenen Tari fver⸗ handlungen in der Rheinſchiffahrt im Reichs⸗ arbeitsminiſterium in Berlin ſind geſcheitert, da ſich die Arbei tnehmer auf keinerlei Zugeſtändniſſe einlaſſen wollten. Trotzdem haben die Arbeitgeberverbände beſchloſſen, unabhängig von der neuerlichen Entſcheidung, die im Schieds⸗ pruch vorgeſehene Zulage zunächſt ab 29. Oktober zur uszahlung zu bringen. Altersverſorgung im chriſtlichen Metallarbeiterverband 6 Wie wir erfahren, plant der chriſtl. Metallarbeiterver⸗ and in Kürze die Einführung einer Altersverſorgung. Be⸗ reits auf der Generalverſammlung in Fulda im Jahre 1922, bann im vorigen Jahre in Osnabrück wurde von dieſem Ver⸗ 3 dieſe Frage ernſthaft beſprochen. Der Plan geht dahin, aß durch Beſchluß des Vorſtandes nach Rückſprache mit unktionären und Mitgliedern vom 1. Januar ab ein Kapi⸗ albeſchaffungsfonds gebildet werden ſoll, aus deſſen Erträg⸗ niſſen für die Zukunft den Mitgliedern nach Erlangung einer eſtimmten Mitgliedſchaftsdauer und bei einer beſtimmten lltersgrenze eine monatliche Rente gezahlt werden ſoll, die füt zum Ende des Lebens des betr. Mitgliedes nach Er⸗ üllung ſeiner ordnungsgemäßen Verbandspflichten in Kraft leiben ſoll. Die geſunde Finanzpolitik des chriſtl. Metall⸗ arbeiternerbandes in Verbindung mit dem freudigen Opferſinn feiner Mitglieder hat es ermöglicht, ſchon jetzt recht früh an Retenſung der Altersverſorgung ſeiner Mitglieder heranzu⸗ —— Aus dem Lande 2 Schwetzingen, 2. Nov. Am Sonntag wurbe die neue urnhalle des Tuxnvereins 1864, die durch Brand zerſtört war und deshalb wieder vollſtändig hergerichtet werden mußte, keierlich eingeweiht. Zum Wiederaufbau waren eigene Mittel e Turnvereins in erheblichem Maße nötig. Baurat Blank Mergab die neue Halle im Auftrag des Bezirksbauamt aunheim an den Turnverein. Profeſſor Delphen⸗ 90 l, der erſte Vorſitzende des Turnvereins, hielt die Weih⸗ ede. Realſchuldirektor Weiß dankte dem Turnverein für mus Entgegenkommen, daß die Turnhalle auch der Realſchule dieder als Turnſtätte dienen kann. Weiter überbrachte er ie Glückwünſche des 10. Kreiſes der Deutſchen Turnerſchaft. In Auftrag des Kreisturnrats übergab er dem Turnbruder elphendahl den Ehrenbrief des 10. Kreiſes. Der Sän⸗ kerbu nd brachte zwei Männerchöre audrucksvoll zum Vor⸗ Zuß. Auch das Schülerorcheſter der Realſchule muſizierte zur Fufriedenheit aller Zuhörer. Nachmittags fand ein Schau⸗ ürnen ſtatt, das deim Publikum lebhaften Beifall fand. sch. Hockenheim. 3. Nov. Kürzlich weilte der hieſige Tur⸗ lüerbun d in Langenbrand zum fälligen Rückſpiel in volks⸗ einnlichen Mannſchaftskämpſen gegen den dortigen Turnver⸗ —. Gleichzeitig war damit ein Familienausflug ver⸗ en. und 1500 enſtaffel, Folgende Kämpfe kamen zum Austrag: 100, 400, 800 Meter⸗Läufe, 4 mal 100 Meter⸗Stafette und Schwe⸗ Kugel⸗ und Steinſtoßen, Schlagballweitwurf, ſowie och., Weit⸗ und Stabhochſprung. Die Mannſchaſt des hieſi⸗ Eu. Turnerbundes ging mit 62:51 Punkten als Sieger hervor. e erhielt ein ehrendes Andenken im Werte von 40 Mark. Aus der Pfalz Schwerer Unglücksfall in Werk Ludwigshafen der J. G. Farbeninduſtrie Drei Arbeiter tot, mehrere ſchwer verletzt * Ludwigshaſen, 5. Nopbr. Ein Deſtillations⸗ l, der mit Dampf geheizt wurde, und nicht unter ck ſtand, flog infolge Exploſion geſtern nachmittag aus unaufgeklärter Urſache auseinander. Dabei wurden ir eLeute verbrüht. Von den verletzten Arbeitern einer geſtorben. u dem Unglücksfall wird uns weiterhin noch gemeldet: it Unfall ereignete ſich im Bau 546 der alten Fabrik nach⸗ tags nach 4 Uhr. Der bei der Exploſion getötete Mann Die er 25 Jahre alte Arbeiter Dries aus Mannheim. Schwerverletzten befinden ſich im Ludwigshafener heſtonkenhaus. Zwet Arbeiter ſind im Laufe der Nacht wi er. In der Stadt waren aus Anlaß der Exploſion 8 er die tollſten Gerüchte im Umlauf. ie Fabrikleitung gab über das Unglück folgende Mel⸗ bekannt: mit Bei einer druckloſen Verſuchsdeſtillation, die nicht direkt bish euer, ſondern mit Dampf geheizt wird, flog aus der er unbekannter Urſache geſtern nachmittag der Deckel det Deſtkllationsblaſe ab. Acht in dem Raum achäftigte Arbeiter wurden verbrüht. Einer uf dem Transport zum Krankenhaus, zwei weitere e der Nacht geſtorben. Bei einem der Arbeiter noch Lebensgefahr. Eine Muſikbücherei in Ludwigshafen * 5 iſt in Ludwigshaſen, 4. Nov. Zur Freude aller Muſikfreünde Kusſchihieſtger Stadt auf Veranlaſſung des ſtädtiſchen Muſik⸗ die inlies eine ſtädtiſche Muſikbücherel errichtet worden, dem Stenem ſtädtiſchen Gebäude in der Limburgſtraße neben umfaſſendthaus Norb untergebracht iſt. Die über 1000 Bände für Klarde Bibliothek enthält theoretiſche Werke und Noten vier, Harmonium, Orgel, Violine, Cello und für alle L kereht r Blas 8* 332 4 gaben und Holzinſtrumente. Auch Partituren und Geſamtaus⸗ lung Ebor und Srcheſter ſind vorhanden. Die Samm⸗ mit der Zeit noch weiter ausgebaut werden. * 38 Purdeendiwiashaſen, 4. Nov. Geſtern abend zwiſchen 6u. 7 Uhr nem ledigen Anwaltsgehilſen von Ruchheim ſein im „Hauſes in der Amtsſtraße abgeſtelltes Fahrrad zKaiſer“ im Werte von 130 Mark durch Unbekannte 0 r Desgleichen am Dienstag vormittag ein Fahr⸗ eines verke„Allxight“ im Werte von 80 Mark zum Nachteile gelangterbeirateten Heizers von hier.— Wegen Unterſchlagung Er Zeit ein 20 Jahre alter Tagner zur Anzeige, der vor eini⸗ reis——— auf Teilzahlung gekauftes Fahrrad um geringen — Geſter! er verkaufte ohne dasſelbe bezahlt gehabt zu haben. E a vormittag gegen 12 Uhr geriet eine 34 Jahre alte rade durch von Frieſenheim auf der Fahrt mit ihrem Fahr⸗ das durch die von der Tannſtraße, in ein Perſonenauto Straße 100 die Prinzregentenſtraße fahrend, vor genannter letzte ſichteuzte. Die Radfahrerin ſtürzte vom Rade und ver⸗ digt. G² au den Armen. Ihr Fahrrad wurde ſtark beſchä⸗ ledi ttern vormittag zwiſchen 9 und 10 Uhr verunglückte ünbeſmm 20 Jahre alter Mechaniker von Rhein⸗ ekrieh um, auf ſeiner Arbeitsſtelle in einem Spezial⸗ Aluminint ſüdlichen Stadtteil, in dem ihm beim Gießen von Hranzwumteilen der Guß in das Geſicht ſpritzte, was Unfallwanden zur Folge hatte. Der Verletzte wurde durch die den flüſſthe in das Krankenhaus verbracht. Der Verletzte ſoll wodurch gen Guß in die noch feuchte Form gegoſſen haben, Augenli eine kleine Exploſion entſtand. Gefahr für das cht des Arbeiters beſteht nicht. tszeitung Amtsgericht Mannheim Der Herr Volkswirtſchaftler als Winkeladvokat Aus der Haft vorgeführt wurde der 1898 in Wien ge⸗ borene Volkswirtſchaftler Joſef FJerabet, Mit⸗ glied des deutſch⸗öſterreich⸗ungariſchen Volksbundes. Dieſer Bund hatte bei einem hieſigen Bankdiener ein Zimmer gemietet, aber nichts oder nur wenig bezahlt. Aus dieſem Grunde beſchlagnahmte der Vermieter die Möbel. Es kam zu einem Prozeß. Da hielt der Volkswirtſchaſtler Boſef Jerabek ſeine Zeit für gekommen. Er erbot ſich, den Prozeß zu führen, verlangte aber von dem Bankdiener zu⸗ nächſt die Hergabe von 25 Mark für Zeugengebühren. Dies war der erſte Stteich, der zweite folgt zugleich. Zunächſt aber erfuhr der Herr Jerabek eine gehörige Abfuhr vom Vor⸗ ſitzenden, der feſtſtellte, daß der Angeklagte überhaupt kein Boltswirtſchaftler iſt, da er kein Examen gemacht hat. Im zweiten Falle ſpielte ſich Jerabek als edler Menſchenfreund auf, indem er ſich einer armen Witwe, deren Mann in einem Betrieb tötlich verunglückt war, erbötig machte, behufs Scha⸗ denerſatzes einen Rechtsſtreit zu führen, der vorher von zwei Inſtanzen abſchlägig beſchieden wurde. Der Angeklagte hat der armen Frau, die nur über 45 Mark Bargeld verfügte, dieſe zur Führung des Prozeſſes abgenommen. Damit nicht genug, verlangte er ſpäter noch 18 Mark für Gebühren und 20 Mark für Zeugen. Der Vorſitzende hielt dem Angeklagten das Ehrloſe ſeiner Handlungsweiſe vor. Jerabek erwidert, daß er verſchiedene Kapazitäten über die Rechtslage ge⸗ fragt habe. Als der Vorſitzende droht, dieſe Kapazitäten laden zu laſſen, wird der Angeklagte doch etwas kleinlaut. Auch gibt er die Namen dieſer Kapazitäten nicht an. Im dritten Falle handelt es ſich um die Anbringung eines elephons. Bei einer Sanierung eines Geſchäfts ſei die Rechtslage ſo ſchwierig geweſen, daß ſie von keinem Rechtsanwalt in Mannheim hätte gelöſt wer⸗ den können(Heiterkeit). Der Vorſitzende kritiſiert dieſe überhebende Ausdrucksweiſe, wie auch die über⸗ hebende Art, mit der ſich der Angeklagte fortgeſetzt ver⸗ teidigt. Für die Vermittelungsgebühr des Telephons erhielt Jerabek 15 Mark. Außerdem verlangte er noch 50 Mark für deſſen Ueberlaſſung, die er dem Telegraphenamt bezahlen müſſe. Er lieſerte den Betrag jedoch nicht ab, ſon⸗ dern behielt die 50 Mark für ſich. Sein Auftraggeber er⸗ zählte vor Gericht, daß ihm Jerabek morgens, mittags und abends ſtets auf dem Geldbeutel gelegen und fortge⸗ ſetzt Geld verlangt habe. Der vierte Betrugsfall betraf die Unterſchlagung einer Summe von 23 Mark, die ihm für die A ufhebung einer Pfändung für den Gerichtsvollzieher übergeben wurde. Eine weitere ſchofle Handlungsweiſe machte ſich der Winkeladvokat einer Kellnerin gegenüber dadurch ſchuldig, daß er ihr die Zeche im Betrag von 70 Mark ſchuldig blieb und ſchließlich das Servierfräulein mit einem wertloſen Studentenſcheck abſpeiſte. Seine Verteidigung war in allen Fällen von einer ſo kindlichen Naivität und einer ſo komiſch⸗merkwürdigen Rechts⸗ auffaſſung, daß der Vorſitzende meinte, es wäre beſſer ge⸗ weſen, wenn er in Oeſterxeich geblieben wäre, anſtatt nach Mannheim zu kommen. Erſter Staatsanwalt Dr. Luppold geißelte das Verhalten des Angeklagten, insbeſondere den Betrug an der armen Witwe, in ſehr ſcharſen Worten. Das Gericht, Vorſitzender Amtsgerichtsdirektor Dr. Wolf⸗ hard, ſah dieſen Betrug ebenfalls als den ſchwerſten Fall an und verurteilte den Angeklagten wegen Betrugs, Urkundenfälſchung und Unterſchlagung zu einer Geſamtge⸗ fängnisſtrafe von 6 Monaten. Der Angeklagte, der ſich mit großer Zungengewandtheit verteidigte, will die Strafe nicht annehmen. ch. Wegen eines Falſcheides verurteilt Wegen zweier fahrläſſiger Falſcheide hatte ſich der An⸗ geklagte Meßmer vor dem Schöfſengericht am Mittwoch zu verantworten. Zu der Verhandlung, die teilweiſe unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit ſtattfand, waren 10 Zeugen geladen. Der Vertreter der Staatsanwaltſchaft, Gerichts⸗ aſſeſſor Dr. Stallmann, beantragte eine empſindliche Ge⸗ ſängnisſtrafe. Rechtsanwalt Dr. Ka tz plädierte auf mil⸗ dernde Umſtände und geringe Beſtrafung. Der Einzelrichter, Amtsgerichtsrat Schmitt, verurteilte den Angeklagten M. wegen eines Falſcheides zu einer Gefängnisſtrafe von 5 Monaten. Von der Anklage eines zweiten Falſcheides —* freigeſprochen. Die Verhandlung dauerte fünf Stunden. Erwerbsloſe haben jeden Nebenverdienſt ſofort anzumelden Der bisher unbeſtrafte Arbeiter B. hatte ſich von ſeinem Arbeitgeber zur Anſchaffung von Kleidungsſtücken 50 Mark Vorſchuß geben laſſen, die er ratenweiſe wieder zurück⸗ zahlen wollte. Infolge des ſchlechten Geſchäſtsganges wurde der Arbeiter erwerbelos und bezog Erwerbsloſenunter⸗ ſtützung. Dieſe Unterſtützung reichte aber zur Bezahlung der Schuld nicht aus. Da drängte der Gläubiger mit der Rück⸗ gabe des Geldes. Da B. zur Rückzahlung der Schuld nicht imſtande war, beſchäftigte ihn der Arbeitgeber, gab ihm aber kein Bargeld, ſondern rechnete die Schuld auf. Nichts⸗ deſtoweniger erhob B. auch weiterhin ſeine Erwerbslofen⸗ unterſtützung. Nun hatte ſich die Frage erhoben, ſoll man dieſen Mann, der die ihm geborgten 50 Mark durch Arbeit wieder zurückzahlen wollte, in dieſem konkreten Falle be⸗ ſtrafen oder nicht? Nach§ 7 Abſ. 4 der Reichsverord⸗ nung über Erwerbsloſenfürſorge vom 26. Februar 1924 muß jeder Nebenverdienſt eines Erwerbsloſen ſofort dem Arbeitsamt mitgeteilt werden, damit das Arbeitsamt entſchei⸗ den kann, ob und in welchem Umfange der Verdienſt auf die Erwerbsloſenfürſorge angerechnet werden kann. Auch in dem vorliegenden Falle hätte der⸗Verdienſt angerechnet werden müſſen, wenn das Arbeitsamt Nachricht erhalten hätte. Ob⸗ iektiv hat der Arbeiter einen Betrug begangen. Trotzdem aber kam der Einzelrichter, Amtsgerichtsrat Sa mitt, zu einem freiſprechenden Urteil, weil der Arbeiter den Begriff „Verdienſt“ im vorliegenden Falle verkannt hat. Der Gerichtsvorſitzende ſtellte ausdrücklich feſt, daß jeder Erwerbs⸗ loſe geſetzlich verpflichtet iſt, jeglichen Nebenver⸗ dienſt ſofort dem Fürſorgeamt mitzuteilen, damit die Erwerbsloſen mit dem Strafgeſetzbuch nicht in Konflikt ge⸗ raten. ch. Dürkheimer Strafgerichtsſitzung. Der Spengler Rein⸗ 355 Hie 25 nymus 198 Niederkirchen bei Deidesheim, der angeklagt war, fahrläſſiger Weiſe den am 19. Auguſt dieſes Jahres in der mit Holz, Stroh und Heu gefüllten Scheuer ausgebrochenen Brand verſchuldet zu haben, wurde vom Ge⸗ richt zu 40 Tagen Gefängnis ev. zu 200 RM. Geldſtrafe und zur Tragung ſämtlicher Koſten verurteilt. Der Brand⸗ ſchaden belief ſich auf einige Tauſend Mark. § Für dreißig Mark Falſchgeld ſechs Monate Gefängnis. Der verheiratete Graveur Georg Luttner von Nürnberg, der ſich zur Zeit in Unterſuchungshaft befindet, iſt vom Schöffen⸗ gericht Nürnberg wegen Münzfälſchung zu ſechs Mo⸗ naten Gefängnis verurteilt worden. Der Verurteilte hatte nicht nur in ſeiner Wohnung, ſondern auch im Geſchäft ſeines Arbeitgebers falſche Fünfzig⸗Rentenpſennig⸗Stücke aus Meſſing hergeſtellt und von den Falſifikaten etwa 60 Stück in den Verkehr gebracht. Sportliche Rundſchau Internationales Nikarſchwimmfeſt in Heideiberg Nur noch wenige Tage trennen uns vom erſten Interna⸗ tionalen des Nikars am nächſten Sonntag nachmittag im Hallenbad. Das inzwiſchen erſchienene Programm läßt erſt den vollen Umfang dieſes würdigen Jubiläumsfeſtes richtig erſehen, das 25 ſüd⸗ und weſtdeutſche Vereine, faſt alle führen⸗ den dabei, mit den beiden Straßburger Klubs in Wettkampf bringt unter Schiedsrichter Walter Blank(Mannheim). Am Start beſinden ſich folgende Meiſter: Friedel Berges Jungdeutſchland Darmſtadt, unſer beſter deutſcher Freiſtil⸗ meiſter und Rekordinhaber, diesjähriger Europameiſter über die 1500 Meter(hinter dem in Budapeſt von Rechts wegen nicht mehr ſtartberechtigten ſchwedtſch⸗amerikaniſchen Amateur Arne Borg); Heinz Fauſt, Göppingen 1901, ſüddeutſcher Bruſtmeiſter, diesjähriger Zweiter der deutſchen Meiſterſchaft hinter Weltmeiſter Rademacher; ſein Klubkammerad Erich Günther, Rekordmann über die 400 Meter Rückenſtrecke, dem unſer heimiſcher diesjähriger Hochſchulmeiſter dieſes Stiles Robert Frank diesmal entſcheidend entgegentritt, und endlich die beiden„Ueberrheiner“ Emil Zeibig. Sociéts de Nation, Straßburg franzöſiſcher Olympiateilnehmer 1924 und diesjähriger Freiſtilmeiſter, ſein Landsmann Guſtay Klein von der Aſſociation Sportive, der Rekordhalter über die Kurs⸗ ſtrecke und elſaßlothringiſcher Meiſter 1926. Von den beiden Waſſerballſpielen exregt nach dem vorher⸗ gehenden Spiel des engbefreundeten Poſeidon Kaiſerslautern (wo man jetzt auch ernſtlich an einen Schwimmhallenbau denkt) mit der 2. Nikarmannſchaft dann das ſtärkſte Intereſſe, die Begegnung des nachbarländiſchen diesjährigen Meiſters Aſſociation Sportive, Straßburg mit der 1. Nikarmannnſchaft, die bekanntlich 1920 deutſcher Mei⸗ ſter wurde und darnach noch zweimal im Endſpiel gegen die „Waſſerfreunde Hannover nur knapp unterlag. Als unterhaltſame, zum Teil gleichfalls recht ſpannende Einlagen folgen ſich die beiden Schulſt a ffeln um die Stadt preiſe für Volks⸗ und Mittelſchulen, der Kun ſtreigen der Damenabteilung unnd die große Polizeiſtafſel über 10 mal 2 Bahnen. Die Preisverteilung erfolgt abends im Hotel Schrieder. Das 17. Berliner Sechstagerennen hatbegonnen Berlin, 5. Nopbr.(Von unſerem Berliner Büro.) Das 17. Berliner Sechstagerennen hat geſtern um 10 Uhr im Sportpalaſt begonnen. Schon vor 7 Uhr fing der Zuſtrom der Neugierigen an, um 9 Uhr ſah ſich die Erwartung zum erſten Male belohnt. Als Vorſpiel für die 6 Tage wurde ein 50 Kilometerrennen für Amateure ausgetragen. Unmittel⸗ bar nach dem Verſchwinden der Amateure erſchienen dann die 6 Tage⸗Männer in ihren neuen bunten Trikots auf der Bahn und zeigten ſich der ihnen lebhaft zurufenden Menge. Um halb 10 Uhr wurden die Vorſtellungsrunden gefahren, nacheinander gingen die Fahrer unter den Klängen der ver⸗ ſchiedenen Nationalhymnen über die Bahn. Kurz vor 10 Uhr ſetzte ſich das Feld für einige toten Runden langſam in Be⸗ wegung und pünktlich um 10 Uhr kündete der vom Meiſter⸗ trabrennfahrer Charlie Mills abgegebene Piſtolenſchuß an, daß das Rennen ſeinen Anfang genommen hatte. 0 * Das Sechstage⸗Feld des 17. Berliner Sechstageren⸗ nens. Die vierzehn Mannſchaften für das im Sportpalaſt beginnende 17. Berliner Sechstagerennen ſtehen jetzt endgül⸗ tig feſt. Das Ausland iſt vertreten durch die Amerikaner Horan und Horder, die 8 Blanchonnet, Mareillac, Lacquehay und Wambſt, die Belgier Aerts, van Hevel und Verſchueren und den Italiener Tonani. Von Sechstage⸗Neu⸗ lingen ſind Buſchenhagen und Fricke verpflichtet worden. Die Starterliſte bietet nachſtehendes Bild: Kerts⸗van Hevel, Bauer⸗Junge, Behrendt⸗Longardt, Blanchonnet⸗Mareillac, Buſchenhagen⸗Lewanow, Fricke⸗Verſchueren, Golle⸗Huſchke, Gottfried⸗Nebe, Horan⸗Horder, Koch⸗Miethe, Knappe⸗Rieger, Lacquehay⸗Wambſt, Lorenz⸗Tonani. ———— Neues aus aller Welt S 30 Lauben ausgeraubt. Der Schrecken der Grünauer Laubenbeſitzer war ein Einbrecher, der ſeit etwa einem Ro⸗ nat in der dortigen Gegend ſein Unweſen trieb. Da ſtieß vor einigen Tagen ein Schupobeamter bei einem Streifgang in einer Waldlichtung auf einen jungen Mann, der auf einigen Bündeln lag und ſchlief. Als der Burſche ſich pltzlich dem Poliziſten gegenüber ſah, ließ er alles im Stich und verſuchte zu entkommen. Ein Schreckſchuß brachte ihn aber zum Stehen Die Bündel enthielten Diebesbeute. Der Ertappte wurde als ein 21— alter Kaufmann Helmuth Janneck entlaryt. Janneck war kürzlich bei einem Einbruch abgefaßt worden. Ex war in die Geſellenſtube eines Bäckers eingedrungen u. hatte ſich als er Entdeckung fürchtete, in dem kalten Backofen verſteckt. Statt ſich durch die Gefängnisſtrafe von 8 Tagen, die ihm dieſer Einbruch einbrachte, warnen zu laſſen, legte er ſich nach Ver⸗ büßung der Straſe ſofort auf den Laubeneinbruch. Man fand bei ihm eine ganze Anzahl Pfandſcheine und Gepäck⸗ ſcheine vom Wriezener Bahnhof. Seine Beute hatte er zum Teil verſetzt, zum größeren Teil aber auf dem Bahnhof in Verwahrung gegeben. So oft er Geld brauchte, holte er An⸗ züge und anderes von der Verwahrungsſtelle ab und verkaufte alles in der Münzſtraße. Der Verhaſtete iſt geſtändig, in einem Monat nicht weniger als 30 Lauben ausgeplün⸗ dert zu haben. — Der Trick des Zechprellers. In einem angeſehenen Hamburger Reſtaurant beſtellte ein gut gekleideter Herr für ſich und ſeine beiden Kinder ein Mittageſſen, das ſich zur Freude des Kellners über 50 Reichsmark belief. Während die Kinder noch mit den Leckerbiſſen des Nachtiſches beſchäftigt waren, wünſchte der vornehme Gaſt den Geſchäftsführer zu ſprechen, und bat ihn, ſich für zehn Minuten mit ſeinen Kin⸗ dern zu beſchäftigen, da er einen Geſchäftsfreund in wichtiger Angelegenheit an der nächſten Straßenecke treſſen wolle. Nach⸗ dem der fürſorgliche„Vater, nach Verlauf einer Stunde noch nicht zurückgekehrt war, mußte der Geſchäftsführer zu ſeinem Schrecken feſtſtellen, daß es ſich um zwei Kinder handelte, die auf der Straße der freundlichen Aufforderung eines ihnen unbekannten Herrn zu einem„freien Mittageſſen“ Folge ge⸗ leiſtet hatten. Waſſerſſandsbeobacheünge⸗ im Monat 5/ 700. Rbein-Pegel 31.1. P2T775 PP Schnſterinſel1../1.202.36 1,30.35 1,40 Mennbeim 4394714 70407 5170 l 48582.24.872823 68—.591/46 l,20157 Makan;: 54814 82,4.59.64 4 55 ſetd 0,66— ,89 6,4,% E8 Maunheim..4 4,57.26.87 3,50.6“ Caub.208.358.09 2 Küln...J68“8,44204.04103.54 Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas, Neue Mannbeimer Zeitung G. m b.., Mannbeim. E 6, 2 Direktion: Ferdinand Heyme. Chefredakteur: Kurt Fiſcher.— Verantwortliche Redakteure: Zür Politik: Hans Alfred Meißner.— Feuilleton: Dr. S. Kayſer. Kommunalpolitik und Lokales: Richard Schönſelder.— Sport und Neues aus aller Welt: Willy Müller.— Handelsteil: Kurt Ehmer. Gericht und alles Uebrige: Franz Kircher.— Anzeigen: Dr. W. E. Stötzner. 2 16 8 Bom ſüdbeutſchen Holzmarkt L Am ſüddeutſchen Holzmarkt hat ſich das Geſchäft, trotz der vorgerückten Johreszeit, im Verhältnis zu den Sommer⸗ monaten etwas belebt. Dies dürfte wohl damit zuſammen⸗ hängen, daß man die tiefſten Preiſe für überwunden hält und vor allem, daß die Vorräte überall ſehr klein ſind. Aller⸗ dings legen ſich die Händler im Eingehen größerer Verpflich⸗ tungen noch die gröͤßte Zurückhaltung auf, zumal ſie mit einem ruhigen Wintergeſchäft rechnen. Da jedoch auch die Sägewerke mit dem Verkauf nicht drängen, ſoweit es ſich nicht um Kleinbetriebe mit dringendem Geldbedarf handelt, mußten doch höhere Preiſe angelegt werden. So kommt es, daß heute an den bayeriſchen Holzplätzen 1“ Bretter unter 43,00/ für den Kbm. nicht mehr zu kaufen ſind; niedrigere Angebote werden von den großen bayeriſchen Sägewerken abgelehnt; der Schwarzwald gibt die gleiche Ware nicht unter 50,00/ bahnfrei Verladeplatz ab. Wenn es ſich um Erzeuger handelt, deren Sortiment als gut bekannt iſt, werden auch höhere Preiſe bezahlt. Unſortierte Dielen in der Ab⸗ meſſung von 16˙ 12“.—2“ koſten ab bayeriſchen Verſand⸗ ſtationen 4547,00 /, teilweiſe mehr. Gute und reine und halbreine Ware iſt ziemlich geſucht und knapp und unter 80 bzw. 95,00/ für den Kbm. frei Mannheim iſt ſchwer anzukommen. Die Bauholz⸗Preiſe lagen unverändert ziemlich ſtetig mit 5458,00 frei Mannheim je nach Liſte, vollkantige Ware ſtellte ſich noch um—2,00 über dieſe Sätze, ſcharfkantige Ware etwa 5 höher; gute Rahmen⸗ hölzer erzielten etwa 57—60,00, waggonfrei Karlsruhe⸗ Mannheim. Der Markt für Latten zeigte keine große Nachfrage; gute Latten ſind mit 7 Pfg. für lfm. und Ab⸗ katten mit 6 Pfg. frei Mannheim erhältlich. Im Rhein⸗ land ſind die Verhältniſſe des Holz⸗ und Brettermarktes noch recht unbefriedigend. Dieſes Gebiet iſt von früher her als der größte Konſument bekannt und dort konzentriert ſich deshalb auch heute alles um zu verkaufen; Polen bietet dort ſehr billig an und wenn auch infolge des Einfuhrverbots ſehr wenig hereinkommt, ſo betrachten die rheiniſchen Händler dieſe Preiſe doch als Baſis, auf der ſie auch non Süddeutſch⸗ land kaufen wollen und wer einmal zum Verkauf dort iſt, möchte auch nicht unverrichteter Sache heimkehren. 2: Nordſtern AG.— Vaterländiſche und Rhenania. Zu den Mitteilungen, nach denen die Baterländiſche und Rhenania ein Aktienpaket der Nordſtern AG. übernehmen wird, erfährt die K. Z, daß geſtern eine grun dſätzliche Einigung erzielt worden iſt. Das AK., das zu einem den Börſenkurs weſentlich überſteigenden Preis Abernommen worden iſt, dürſte von einem aus befreundeten Geſellſchaften beſtehenden Konſortium ge ſperrt wer⸗ den. Es verteilen ſich 10 v. H. der übernommenen Aktien auf die Alba Allgemeine Verſicherungsbank AG. in Berlin und einige Prozent auf die Colonia und die Schleſiſche. 22 AG. in Mülheim⸗Ruhr. Der AR. beſchloß der HV. am 27. Nov. die Ausſchüttung einer Dividende von 4 v. H. vorzuſchlagen. Dieſer Beſchluß iſt bemerkenswert, da es ſich um das bekanntlich wenig günſtige Kalenderjahr 1925 handelt. )0( Der Kredit für Gebrüder Mannesmann. Die Ver⸗ an die Gebr. Mannes⸗ mann zu gewährenden Kredites von 8,5 Mill. laut parlamentariſcher Genehmigung und im Einverſtändnis mit den Kreditgebern bilden ſollten, ſind nunmehr unter⸗ zeichnet worden. Bekanntlich waren von dem Geſamt⸗ Hetrage, den gemeinſam die Dresdner Bank und die Reichskreditgeſellſchaft hergeben, Teilbeträge bereits vorſchußweiſe ausgezahlt worden. Die Hinderniſſe, die aus der Geſchäftslage der Mannesmann⸗Mulag und den daraus reſultierenden perſönlichen Verpflichtungen der Gebrüder Mannesmann der Abwicklung der Transaktion entgegenſtanden, ſind inzwiſchen durch den beſtätigten Ver⸗ gleich mit den Gläubigern dieſer Geſellſchaft beſeitigt worden. Die Beteiligung des Reiches bei dieſer nunmehr durchgeführten Kreditaktion beſteht bekanntlich in der Aus⸗ all⸗Garantie für das gewährte Darlehen und ſtützt ſich in der Hauptſache auf den marokkaniſchen Beſitz der Gebrüder Mannesmann, bezüglich deſſen die Auseinander⸗ ſetzung oder Liquidierung im Hinblick auf die beſonderen komplizierten gegenwärtigen Verhältniſſe in Marokko voraus⸗ träge, die die Grundlage des ſichtlich noch lange Zeit in Anſpruch nehmen dürften. 20: Stinnes⸗Anleihe. Zu dem Ausgabe⸗Syndikat der Stinnes⸗Anleihe gehört von deutſcher Seite die Commer ö⸗ und Privatbank in Hamburg⸗Berlin. Unter Zugrunde⸗ legung der Einnahmen und der Bewertung der Vermögens⸗ werte wird die Tilgung der aufgenommenen Schuld auf durch⸗ ſchnittlich 1250 000 Doll. für das Jahr geſchätzt. n. Dampfkeſſelfabrik vorm. Arthur Rodberg AG. in Darmſtadt. Der Zwangsverg leich mit den Gläubigern iſt rechtskräftig beſtätigt worden, ſo daß die Geſchäfts⸗ aufſicht über die Geſellſchaft beendigt iſt. „ Waggonfabrik Joſeph Rathgeber AG. in München. Die Verwaltung der Geſellſchaft gibt bekannt, daß der in den letzten Tagen erfolgte auffällige Kursrückgang ihrer Aktien an den Börſen in Berlin und München in keiner Weiſe mit den inneren Verhältniſſen im Zuſammenhang ſteht, ſich viel⸗ Neu eingegangene ſchaft volle Be⸗ ſchäftigung bis in den Mai 1927 und die im Geſchäfts⸗ bericht vom Auguſt 1926 ausgeſprochenen Hoffnungen über den Abſchluß des laufenden GJ. bleiben nach wie vor fort⸗ * mehr im Gegenſatz zu dieſen befindet. Aufträge ſichern der ſeitherigen Beleg beſtehen. Schwierigkeiten bei der Sanierung der Gothaer Wag⸗ Bekanntlich ging der Sanierungsplan für die zothaer Waggonfabrik dahin, daß neben der Stadt Eiſenach, die ſich zur Uebernahme einer Bürgſchaft für eine Oyli⸗ gationsanleihe von 1 Mill./ bereit erklärt hat, auch die Stadt Gotha mit einer Bürgſchaft für eine Obligations⸗ anleihe im gleichen Ausmaße herangezogen werden ſollte. On der geſtrigen Stadtverorͤnetenverſammlung der Stadt — bewegen. Man betra wieder aufgeſchoben wird. 42. Siemens u. Halske Ac. in Berlin⸗Siemensſtadt. Auf rwaltung mitgeteilt, daß der Beſtellungseingang bei der Siemens u. Halske AG. und bei Anfrage wird von der Ve 7 ene Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Freitag, den 5. November 19²⁰ 6. Seite. Nr. 512 0 2 1 Sölügallonen mil Veteiligungsrechten Induſtrieanleihen, denen das Recht anhaftet, durch Kon⸗ vertierung Aktien des Schuldners zu erwerben, ſind uns weſensfremd, ein Grund, weshalb man dieſe Kategorie von 7 v. H. Harpener Bergban: Wertpapieren lange Zeit kaum beachtet hat. Erſt in jüngſter Umtauſchquote:1 ‚˖ Anf. 9 Beitcewiuntengeſihnd des manhaſten Kuro ſeunnes der Arllen 1% auſchgewinn angeſichts des namha ten Kursvorſprunges der Aktien erkannt wurde. 80 5 Hier iſt ſeit Jahresfriſt die Nominalverzinſung ſchon Die rechtliche Stellung der Obligationen iſt di i 9 5 Option 1 die Aktien Gcheitio die e 3 ganz außer Acht gelaſſen, weil ſeit dieſer Zeit die Umwang es ſindet alſo ein vollkommener Umtauſch ſtatt lung in eine Aktie einen Gewiun mit ſich bringz, Jedoche Srecht iſt alſo in ein Anteilsrecht übergegangen, 8 Fri Ende 19e0 mbelich. 138 daht 1* 9 Wlcbnen Gläubiger wird Mitbeſitzer der Geſellſchaft. Kurs der Aktien natürlich noch nicht abzuſehen. Des n Anlehnung an das iſ 0 0 0 e 9 0 0 nicht gleich blieb. Anfang November ſtanden die Aktien ſchon egenſtand lebhafteſter Erörterungen Es kam 78 Anleihen. 5 da vor allem darauf an, zu unterſuchen, ob vom wirtſchaft.[“ Umtauſchverhältnis: 13.1 17. 158. 109. 1119. 420 29 Das Bezug gationen Wan Juriſtentag G lichen Standpunkt aus der Zeitpunkt für eine Uebernahme Anleihe: 5 5 ihe: 106 8 26 v. H. derartiger Anleiheformen ſchon gekommen war. Angeſichts Atlen: 5 141 5 2 171 v. H. der ablehnenden Haltung führender Wirtſchaftskreiſe iſt nicht[ Spanne: 34 34 36 44 36 v. H. anzunehmen, daß weitere Emiſſionen dieſer Art zu den be⸗ Auch hier erſt Konvertierung Ende 1929 deshalb die ſtehenden drei noch hinzukommen, auch ſchon deshalb nicht,[Differen 17 5 8 abe weil die Kapitalverhältniſſe bedeukend leichter gemorden ſr. S 6 95 S 0 ſo daß beſondere Anreize für die Begebung fortfallen können.hinzu, daß das Umtauſchverhältnis hier um 30 v. H. Und daß die Convertible Bonds bei ihrer Einführung in günſtiger iſt. Erſt für 1300/ Anleihe erhält man 1000 Deutſchland ſo begründet werden können, liegt auf der Hand. Aktien. So würde z. B. ein Anleihekurs von 126 v. H. einem Bei den vorhandenen drei Schuldverſchreibungen ſind die Aktienkurs von 164 v. H. entſprechen. Unter Berückſichtigung Optionsmöglichkeiten verſchiedene, weshalb ſchon von vorn⸗ dieſes Konvertierungsquotienten iſt die Spanne ſehr viel herein 64 bloße 1 0 niedriger. Zur Zeit beläuft ſie ſich auf nur 4 v. H. usſchlag nicht geben kann. a nicht einmal ein Es bleibt nun no i e Umtauſchverhältnis iſt allein maßgebend es kommtAnlagecharakter haben. Des triſft 9 ſſächlich auf die Konvertierungsfriſts oder Zeit au, Umtauſchmöglichkeit nicht vorhanden iſt, alſo bei den beiden ganz abgeſehen natürlich vom inneren Wert der Aktien. Da⸗ Harpener und Rheinſtahl. Jedoch würde ein Erwerb zu 5 5— Jahren ſtatthaft iſt, heutigen Kurſen nicht zweckmäßig ſein für jemand, dem ee Charakter— E nur an dem ungeſtörten und ungeſchmälerten Zinsgen Der jeweilige Kurs muß die Entwicklaud derſliegt. Wer heut kaußt tut es mit Rückſicht auf die Um, Aktien berückſichtigen, und jwar den Kurs, der zur Zeit derſ wandlung in Aktien. Bei den Baſalt iſt die Konvertierung Option der wahrſcheinliche iſt. Der Kursverlauf war in den bereits jetzt zuläſſig. Hier wird aber ein ſpekulative letzten Monaten folgender: Moment inſofern hereingetragen, als es ſchwer iſt den rig 31 8 v. H. Baſalt: Umtauſchquote:1 mit, daß eine wird ihnen ſti Der Aktienkurs iſt dauernd unter alſo der Umtauſch nicht. Wenn der Oktober gleich blieb und vor allem über dem der Aktien lag, ſo hat das ſeinen Grund lediglich in der 8 proz. Verzinſung. zu ſetzen, Gegen Ende Oktober ſtieg er gleichzeitig mit den Aktien bezüglich der Kapitalinveſtierung durchaus riſtkols weſentlich an. der Siemens⸗Schuckert G. m. b. H. ſich gegenüber der erſten ö Hälfte des Jahres um einige Prozent gehoben hat. Bei der D eviſenmarkt 0 er Siemens u. Halske A6. iſt die Beſchäftigung nicht einheitlich.] Franzöſiſcher Franken anziehend/ Pfund und Mark ſchwäch 5 In einzelnen Abteilungen iſt die Geſchäftslage befriedigend. Am internationalen 0 Die übrigen Be von Aufträgen. Zeit einige belangreich Beſchäftigungsgrad, beſonder kation noch erheblich unter der norma Er hat ſich heute vollſt 2: 4 v. H. Dividende des Mülheimer Bergwerksverein 8——————2— triebe 1 Bei den Siemens⸗Schuckertwerken ſind wohl konnte ſtark im Kurſe anziehen. London-—Paris, das a zu⸗ Verkaufsgeſellſchaft elektrotechniſcher Spezialfirmen. 52 8„engliſche Pfund ſchwächer mit 484,75 gegen Kabel, da Wie verlautet, haben einige mittlere Firmen der elektro⸗ geſtern erwartete Diskonterhöhung erneut ausgebiteree iter Induſtrie vor kurzem eine„Verkaufsgeſellſchaft 5 Elektrotechniſcher Spezialfirmen G. m. b..“ gegründet, und 55 eng chenreeſſthen Deiſe zwar zur Dürchführung von Reparationsaufträgen. Beteiligtli nes E Feice, ſind folgende Firmen: Schwar kopf, Sachſenwerk liegt ſehr feſt der japaniſche Den mit 206,3 nach 20⁵.8 it 4 2 39 K„weiterer Annäherung an die Borkriegsparität. Die Maren Pöge, Boigk u. Häeffner, Lloyd Dyne uglung ke,J international etwas ſchwächer mit 4,206 nach 4,203 ge Dr. Paul Meyer und Max Levy. Die Fühlung mit den maßgebenden Stellen in Paris iſt bereits aufgenommen Kaber. 7 23 5 SerkePenſer EStse cl ln e. 55 cſen-Se 155 200 rüninghaus Söhne AG. in Barmen⸗Rittershauſen. Cond.-Wald. 11280 11280 Lbel Botand 00 204. Mallend- Bor, 182 le 190 Für das am 30. Juni abgelaufene GJ. ergibt ſich ein Ver⸗Kabei Schweiz 518.05598.65 Lond.⸗Holland 12.12 12.120Brüſſel-Paris 490, 180 25.13 25.14 Lendon-Oslo. 19,35 19.35 Holland-Paris 2.644 kuſt von etwa 12 000 4, der aus einem beſonderen Reſerve⸗ Lond.-Schwes fonds gedeckt werden ſoll. Parls, Schwen 16.70 17,40J Lond.-Kopeny. 18.25 18.351[Kabel London 8; ondon.. 2087] 20.30J Prag..12449.1249 Madrid.. 89 . Württembergiſche Cattunmanufaktur ig Heidenheim Larien::: 14 1400 10479J195.4 Argentnten. 174 70 a. d. Brenz. Der Verkaufsüberſchuß des 68. G8. wird Sunen 1105 1115 Suenwier. 11525 1110 Kn Horr: 5203,40 37 7 5 2 ailand tockbolm ew⸗Hork..20, 183 769(546 800)/ ausgewieſen. Der nach 181774(151762)—% Haienb... 183.45 158 20 Sriſe.. 5650, 8480 Dor Abſchreibungen verbleibende Reingewinn von 47 093(395 098) lich auf neue Rechnung vorgetragen werden, Die Mannheimer Produktenbörſe Bilanzentwicklung begründet der Bericht mit den Die Kurſe verſtehen ſich per 100 Kilo netto waggonfrei Mannheim mit Sack, za roßen Deckungen im In⸗ und Ausland. die Artliche Preisnotierungen vom 4. November 1826. 0 ten eine Ueberver ſorgung zeitigte Weizen in neuer 32.-94. Hafer ausländ. 20.—24.—.-—. ſoll bekannt vorgenommenen g in 9 82005 und die— verſchärft durch die rückläufige Koninaktur derſns⸗ aus 9 durch die Einwirkungen der ſtaatlichen Wmehl.Speg.0e.42.75-43.— Scee e e— 10 K die[Brau-Gerſte lin Roggenmehl mit S. 35.—.— ein berechtigtes Maß weit überſchritt und ſi ei den vor⸗ 00 genommenen allgemeinen Seeeee en durch die Jaſer iwtand. 19.88.20.15 Sohmel 0 0 inſti n ei iſenhaf 7 0 0 1 37530 5 95 uit Kberſepende Brlue Verteilungspreiſe für die zweite Hälfte Obtobhr 6050 Konkurſe und Betri⸗hseinſchränkungen in größtem Ausma“—985 5925 7 inläud, 2500, waren die weiteren Folgeerſcheinungen denen ſich das Werk Futiergerſte 18 60 5 achedis gelbes L0 Plat 18 nicht entziehen konnte und welche das Betriebsergebnie 1575% Der Verrechuungs reis für ausländisch Ware wirn ungünſtig beeinflußten.—— 5 echnungsp iſche ter den .1. Huao Stinnes Acz, für Oſttandelss und Induſtrie⸗ Empfängern kommt nicht in Frage. unternenmungen in Mülleim. Die Geſellſchaft hat nunmehr ihren Sitz nach Hambura verleet und ſirmiert ſet Hug Berliner Metallbörſe vom 3. November K Stinnes Reederei AG. Als Gegenſtand des Unter⸗ Preiſe in Feſtmart ür 1 Ka. 4 nehmens wird bezeichnet die Send 18395 11805—— 8 Art ſowie Unſchlag und Logerung. erner der Handel im In⸗ ektrolptkupfer 9—— uminium 24 und Ansland mit allen Erzenaniſſen des Berabaues, der R 14 Hütteninduſtrie. der Metallinduſtrie. der und elek⸗ Aowin ei 67.75-88,25 67.75•68.25— 35.355 549.540 Induſtrie ſawie der Handel mit Waren, Fertig⸗mcktenint. 50880-.— 68. 710 4 n, Halbfobrikaten und Roßprodukten aller Ark. S 2 Siber r1 66 1—— :: Göppinger Möbel⸗ und Sitzmöhel⸗ Werke Ach. in gondon 4 November⸗ Metälkmartt(In Oſt. f. d. eng. t. o. 1016 260 Fahrikant Dr. Herm Guhl und Gen.⸗Dir. Ferd er Sie, 05 Rub, beide in Karlsruhe, ſind aus dem AR. der Geſeſlſchaft! Kr ohbngt 5,68 290 R S,— Gotha fiel ein dahingehender Antraa der Vertagung anheim. Da die Sckroierigkeilen von den Linksparteien aus⸗ zugehen ſcheinen, handekt es ſich vielleicht gar nicht um eine Abneigung der Stadt Gotha gegen das Proſekt an ſich, ſondern möglicherweiſe nur um eine Oppoſition gegen den Sanierungsplan in ſeiner letzigen Form. Die Binken, die on der Sanſerung mitwirken wollen ſind natur⸗ gemäß über die neuerliche Hinausſchiebung der Entſcheidung unangenehm überraſcht. Sie dürften neuerdings bei der Gemeindererwaltung der Stadt Gotha vorſteſſig werden, um dieſe zu einer endgültigen Beſchlußfaſſung zu chtet in dieſen Kreiſen das geſamte Sanierungsprogramm. als gefährdet, wenn die Berhandlungen noch weiter in. die Länge gezogen und die Suſtimmung der Gothaer Stadtverwaltung verweigert oder ausgeſchieden. * Einführung des telegraphiſchen Giroverkehrs. Mit der hat 16 abri 00 120 hat ihre Lagerpreiſe für gewalzte und gepreßte Bleiſ herab, nnerhalb Deutſchlands den telegrauhiſchen Siroverkel⸗ 4geſetzt 99 5—— 5 910 . ee ee e ee e eer ſeh e ee e e bis drei Wochen zu rechnen ſein. Es müſſen rund 400 Bank⸗ daß dieſer Preis als Richtpreis zu verſtehen ſei, er das neue Verſahren inſtrniert und für ſede ein⸗freien Markt ſei heute noch bis zu 5 M. niedriger anzukeſle Schlüſſel ausgearbeitet werden, um jeglichenf men. Es ſei daher nicht ausgeſchloſſen, daß auch der offiöi, 8 zuführen, dür anſtalten ül zelne ein Chiffre⸗ Mißbrauch auszuſchalten. Preis der Vereinigung in den nächſten Tagen no nii⸗ Verlängerung der Mittelſtandskredite des Reichs. Dieſtere Herabſetzung erfahren könne. ber vom Reich urſprünglich für ein halbes Jahr, gewährten Frachtenmarkt in Duisburg⸗Rubrortvom 4. Rovem* Mittelſtandskrebite im Betrage von 2 Mill.% ſind nach einem Abkommen mit den Zentralbodenkxeditinſtituten ab] Das Geſchäſt an der heutigen m a uf März 1927 in Vierteliabrsraten zu ſe 25 v. H. zurückzuzahlen unverändert. Die Tendenz war jedoch mit Rückſicht mutlich dem Mittelſtand des beſetzten Gebiotes gewährte] Witterung etwas feſter und die Frachten werden verm 10⸗Mill.⸗A⸗Kredit wird erſt in drei Jahren fällig. in wenigen Tagen etwas ansiehen. — ˖ Convertible Bond zinſung gelöſt; er iſt höher als der Aktienſtand, weil deren weiteres Anziehen erwartet wird. Shal mußte eine gewiſſe Riſikoſpanne gehalten werden, die aber 7 un, 4 „ ihen die tigen Zeitpunkt der Option zu wählen. Ein Zwang 2 ˖· e Anf. Nov. Umtauſch beſteht zwar nirgends, es muß aber beachtet wer, 97 98 98,5 106 v. H. den, daß wohl der größte Teil der Beſitzer von dem Recht 70 7⁰ 88 81 95 v. H. Gebrauch machen wird, ſo daß nur ein kleiner Teil rege, Pari; einen Zweck hatrechte Anleihetitres behält. Ob dieſe dann ſpäter wegen Anleihekurs bis Mitte Geringfügigkeit des Umlaufes börſenfähig ſind, iſt fraglich Bei Baſalt iſt alſo der Anlagecharakter ſchon jetzt in Zweife was natürlich nichts daran ändert, daß auich Pele 0 ind. St⸗ ——— 8 ändig von der Ver⸗ 5 Deviſenmarkt ſtand die franzöſiſ leiden noch ſtark unter dem Fehlen] Währung auch geſtern im Mittelpunkt des Intereſſes der n e Aufträge eingegangen, doch Vorbörſe mit 148,50 einſetzte, vermochte ſich im Laufe des 4 3 5 in der Maſſenfabri⸗ lichen Verkehrs auf 143,50 befeſtigen, was einem R.(⸗Kur len Leiſtungsfähigkeit.] von 14 nach 13,75 Pfg. entſpricht. Die italieniſche Währung hingegen liegt unverändert bei 112,50 gegen London, bie —— In.⸗Mk. laſſen ſich tolgende Kurſe feſtſtellen 88 88 38 —2 hibar in**. — 5— loſe ottleehen 11. Lag. Kech. loſel129-1050 „„ neues 4655 77 reß⸗Siroh 3 Gebend Stroh 4—. — 32.—-34.—[Mais gelbes m. Sack20.25-.— —.——.—[Beizenbrotm. m. S. 32.75-39.— auel. 26.75 29.75 Weizenkleiem. Sack 11.50- te, ausl. 0t Galſez unverzollt per 100 Kg. feſtgeſetzt. Ein Frachtabzug unte do. Eleltrol. 67.— 67.— Zinn Kaſſa 300.25 200.75] Regulu⸗ e Preisermäßigung ſür Bleifabrikate. Die Rheininf 897 151gn, 1d weſtfäliſche Bleifabrikate⸗Händlervereinigung in bes Reichsbaukdirettorinme, mit Wirkung ab 26, Oktober um 5 M. pro ico Kihro Pon, eine wel⸗ Börſe war im allgemf die 9 5* — Mböuy abpar udgdg ugoean uobunucſdegog uondoung ragg Je e ee in ien iehnh eiten iie iemig ueg zu geuuvulezlüchloch 990 bolnc 40% 9/ usgungada nomoz6 ul een eiei eeieee heen n ne eheinigeiie asheanunz bunzjohuvgog 10 usſdigoch udouron u uovunm Sgougoſun udzvugjog gaolun 200 usbunzeanog usꝙhhoum SOd daoun diat uoqog ieneelee e umndgeg dajoſbie die uscnhada ueogneie gochlontz Leaegun uogactusgnz ughes enhing d Sospohvugiſvzc 80 aehveog u an uuen g gvunſhogzehqios uneguch enugzujanvge uſdg i 9c u913 gum ne anyngz uduobſe zuſe dopiqunach oineg 910 1910 Sad Bigudauau uoch 100 zlac uoufoig ulsg 8 jidat ueunn niav Indg PPion6 2ve an] Bunznsgog uschiwctuoan a019 un caaS dieanaagahb gvo auat uusat uobungoſonnogon usilog udzelun uv neogvneb gun uobigunlada u87 uogoat urhe vai Uunpjsb 8161 81g gun a diat guviogsuemivꝛg uteg uv useeuut uine he inae a ehcen ecut undez vuageg env a gavojecugzc gavnoqzugzc env gun uoungg udhoapnane z0αο ͤnmn· oihch gvitz gog ꝙnv aat uuog usachuene uollitoch dpuapvu evg z0n zouun oun Atun eic ee en die eeeinicene ie eigeg u Inv ogvolnz daoquscoachhabialne zuld uinvz jqib 90 h ucund Sun Haan! nebusng 1% Sene iggebu duſe be Pfontz gog u90 Bee ueiheerem iee ign i ung vouvovdoacanynzz De einee ee cdun unnrece eueguelebussun 9461 eneeuiuiecuen aogeun vunymvatobaog 910 Npgae na uuvg ecusctuv uovunucpfekegginc udngu di0 Rogzieasaſg Svu Sueee eeeeeeee en eeneeeeeee n 12 Cuvichhne ahv undat— cun uscgat uommausbaga uobungeg suxndagusmpzg 90 udorchs udnsd ue uobrugloic squohoa unu uuegx gaggevuv Spaganung uchndg ude ueſeomut uine adga u SHnee vunzegigadg 10 1 eeeg ie emut hou jovis z0%% ui g uutgeuahvat Gau ueſavatnd adodat tonhogz udbh eite en eineh ien an zuuvgo g ꝙppquvg Admbzc uschhnde ug zun anu nogz zde in gun gylog u9f Hacnvenvchlech nohueto une A ugergeg uiu aca oæpou javns dlee gvo noſſiat ne augoa 19 vuvljquſg cwu et Sueuvug umdat ge ucnlobong z0 abgi104 zun jnvlrea Mpaie eg 0 oun uogog Smirat gvo u Plgulch udufez gun 14519 foach ne foc uca 290 Bouenois 2 ee eieeeeeeeeiee eihe einenee ehack ad0 gnv du anl Gi ee eeeenene ieeeheieheie n hee eie ch ucnaczvuciſvu udd uscs dhie gvo nvusons ann Aelktat z deg uug eeienen echeihgg bunuueuegun 2% Bungaig euswmumeggagega 9% Oo a00 diai aluegs Man! Luiaaac duſe n ieece ieheieeeen eiun in epubpamneun uslangve ne joaheus u umvugſac uechhnse 49% bunpheatgegß 10 avo Juuvzequn ſchiu qnanzpu 80 41ʃ1 ' L aduſhog moc coaiat ushaches opougneeeg uougr uaa 9 inv uqnz uuſs gun uigo udzde anv Hgoilog Usuvzg uga dutuens udgoab rue un uneheue 0 Sog oaign die un uoſlicg un Jru ecieieee ee ee enein ieie Diddvabadch oinac die gvg n a undc usbozoq ne obvaa⸗ enet uem ee een i ugel%6 uio inv zbcupienjis 2 coc Hbiolse uuniggiaeß zudbſe gvg uobob ohich üsgusge da aauſe it gvabundg vabogſoch bangenoſogh onvs mog u1 Nat e uuet gnen eineit uobunucfoeoggzic uoguin! udg u bunjauvg gol jgdaig Puuieck uong mgcutea n Adzunagz uv uobogoc ueienen ieie en eein ieein r rbtao qun nogchuchos opvu usgeaieg utonſot un n 200 Sueg iceee iengnee eineieneeez e gun bunj ünvusgche usjvuovu ine fbhnn Sbnchin envaoqn uid uob unucppegei bungusatae ubiichn a un er e Sicnehun due eung uneeun dh— gunchhnec ui„uvm“ Susſſbiudat unzg Subzs eueinee ieeehe anges Sniö duse an ushscunschvu Shvl 91 vunſohun o10 Muogean goel jannzae gun Sagenog ujvuaſouneſm g90 deunzg Sv munſch116 SiaS gouie nduvzcé ude Jechpvaieg uvu uduugat gupgaogc dic ogbigywpoaie vac dzuuvudbal 910 400 ie zh ug neu eie eune g al gong 89 Uduuvbog usuunn a0n gusgunlduucd uovuanvu gogdlun nohenc ooünobaisuyr 896 e in behen en eh eeeinne ieeng e eee 10 Unzcjuc uſs— udvoh dvund adg 6f dia uouueu n ol S eeee beun iechnee ee ehen geed ieg 95 Gabat G1vasi g en een eeie eeeiceg; ugue ie eeeeen ien eie eeieeg ne pvad de ee een een geigeen eungeesg; DüP atat gun aihac eet iht iiein en oi gue eneeeeee ienide iieebeingigeg ee Dne 200 ieeiecehen n eet een eee ie obſgun) Seeee in ieinz gur uenb gun Ueinvcs'nvz Solch eenh een eeeeee geien een ien bi Mat uobunucdoggſa ohneg anvan aipzcg oae uung Pboia usug uoſue enr menen e nv junvia D eeen ieeing eucach gun aiauves coggz uin vav6108 gun afonsacit oboln uin ſwagmoh gun unga9g, anmvzg dch deis un goog 900 Sga uocanaz Nolun 9118 Doublenzz uu ubunucpseeogenc uhndg di:uoſſyg Joiſnob gollnj! 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⸗ais goo ogusſaog u oi cusmunpz ue oſat uig cum aga avl aun Lvach cono Sve un oiun 919% POS 9049 400 dnz aueh geeie aeu an vgung gun Joh uoboebgvulg ndug n en ieen einig ie oiebunben uoguu usluigz dig gun zuꝙͤhbe e lovoſds zohung uel udgaigz aun ud0 neibun e eene ſen i æpau 98 ueuz mduie uv an guv unvc usbobſus duuag uonoqzchuhun Sau 2% Knaeeeeeee ienhet een ben eic gt uüyjgz 510 u e en eien eeſe ge eic 0 end 910 rnS n in neieinh eienieg ui i enee gun gag Anagz utem Ang a0 un at ne iee eie ee cgnig ii enſ ieent ihenn ün hi ece Sduhazch 90 200 zunzaß dian ing aumt uonn uunjquza 200 uoonſs Invigi618 usans noufem ne g0 onva oſc Soavagolgvun gonochn u Pat unad auu zaa cioeh eienig ee güvn v luicklob nee en einen een ghene i eh enieg; %uene g iee nn e eenee eneee Adulomu gunach adg gog av uacateb Gujack avat uogneack e eeee eieeeeene eie ce uvg Soſeie aug eeee ee eeiheeiieeh i eie eee eei ihee ee e n e ee iiee eun 89 910S udbiendal noa zoͤnj5 udönzz uonvjg guiel uonog „ueiieen eieihnee e igndſogz uunz zcpvzgß ee eeee ng e ein 4188 chhindg usqieig nat “ zövob gun Rounchlob güvch 910 uuvzcß uaopvat mog dh n gun„usgiig oundg üonaai gun Pns un 8 aublach 910 uona Sog“ zagß duſel Inv Giut 61 üuvleg ciiinen ee eee geng at au aun nzunajeb eh e eie eie in ih ieeg eine en iei eeneeiin eh iee eeen en eiihei GPnoc Mugact apygc 2d mnſg uin noc gvg guvn 2p0 10% u, 9148 gu een ieeine ee en in ee ieeen hein anct ing in en ieienn eeie n anlech Sobuvg uie eit inehn eneen emog den ein cn 9 929607 zadis z cun nocſ eeeicn eeet ee ngivit 8vg aval usgzuvc doad an guouungg gund zollogz 9g 1011 ugzee een n ie ee e ee eee ien auvc zonnut due det iee inen ie r ineg nucoö unabusquig eun qnozushne ui ieh iuen iienet vatch haa gonv zva givmuvg nonohn ne uzmonuzgon eiee eeen ieneen en eie eeng e eeeee ſine uel ne ieeee een eie i ic e in 10111 nbunmmman die gipuve c J agog döunn zun usheſos agen ein gnecien e eeh ihe uns bunſavar 6 uga haa ol zwa Laoc uſom ueſpich ahom ichiu diuuaz or uocusmma usg u ueuih n een eie im 80 vas vc 30cvzc oun bor uochhiene eehin ee i au awa gohie aanusd gg uv jvn 00 uhoc und 316923 Dunes ade n inen ien een ein iatao c 81v J u0 asan uiegee eeenn een en aen in eeie dguhvzcß Coaluvuc lavg uga giugen? eu Sieenee eeieeeneeeg? * Jen in iinh eheieeie ieee e Hegiac ung dee dagab 4d0 gve uollſat hol zaog zeu zjevg qun ahumec eee eeeig eeien-movg gun phndc inv iunzngnchsit z0un aeſ amunt uhaat 4198 neeieeeeeeee dien an ieg ahen ee eungnene 29% ꝰPou 909 A unzces uiie ſn ein ieeeeenee bene een iiee ien ee ieee ieeneen eeiinen n eineen n n ieneen ine nenen einemeeee cene iee ⸗uvb ad egusbeebuvguoezc-na 215 uehnoane ꝙpvai 9va a10ar i uehem aj88 aunz uolupopgzegc uobavatusse u0 ꝛun zq usungz gog uſeh aſeg Paen uohoa 8 eueg 000 Ce cun shαmn” 000 Ose un oi Moauvg 80 Je eidahens 10% giunaaoz S einenene ieneen znn gun gogs ueſen ui Bunbor asueiinh zd0 inv as usg⸗ zvg urz Neene nugeg iee eiheiceheeiene eune g niiee ee eeg een e -Hoa 2% ½ geunz 9% ag Sbie 0 Lagpatob oüh 0 ααααααοσε afi⁰αieᷣ̃ anbi Bunbſr e u u⁰n m⁰οοοαα οαο pꝙhνεααꝙ ινααe ο uαοαοe ſuadas qun na guα bunag aamauur 83 P 2 Neue Maunheimer Zeitung(Aus Zeit und Leben) vergeſſen ſind, ſind die alten deutſchen Worte, die man beliebig austauſchen kann. unſer großes, reiches Volkstum, das bei ihrer Nennung ſofort mittönt und das Denken und Fühlen des fremden wie des eigenen Volksgenoſſen in gans beſtimmte Bahnen lenkt. In⸗ ſoweit wir dieſe Möglichkeit der einfachen Namenepropaganda von uns ſelbſt preis und dürſen uns nicht wundern, wenn unſer geiſtiger Einfluß auf wiſſenſchaftlicher Meiſter⸗ leiſtungen, trotz wirtſchaftlicher Großtaten und techniſcher Er⸗ preisgeben, geben wir einen Teil die Menſchheitsentwicklung, trotz findungen mehr und mehr zurückgeht. Was die Wahl der richtigen bezw. Bezeichnung für außerordentliche Folgen haben kann, brau⸗ chen wir uns nur aus der jüngſten Geſchichte zu vergegen⸗ Durch die Beſeitigung des Namens Böhmen hat te das Ausland glaubt, wärtigen. die Prager Regierung erreicht, daß heute da an der„tſchecho⸗ſlowakiſche“ Staat ſei eine rein flawiſche Ange⸗ legenheit, in der die lärmende Minderheit der Deutſchen zu⸗ frieden ſein müſſe, wenn man ihr innerhalb ſeiner Grenzen zu leben geſtatte; die völlig irreführende Bezeichnung„Saar⸗ ſtaat“ anſtatt Saargebiet erweckt den Anſchein, als ob es ſich hierbei tatſächlich um einen Teil des deutſchen Reiches handele, der ſchon immer ein Eigenleben geführt und eine Ausnahme⸗ ſtellung in unſerer Weſtmark eingenommen habe; und wenn in der Oeffentlichkeit von„Polniſch“,Oberſchleſien anſtatt von ſo wird damit die völlig Oberſchleſien zerfalle in einen polniſchen und einen deutſchen Teil(während es ſich in Wahrheit um ein gemiſcht beſiedeltes Land handelt), ſtill⸗ ſchweigend anerkannt. Solche Beiſpiele ließen ſich zu Dutzen⸗ den anführen,— ſie laſſen ohne weiteres erkennen, wie wich⸗ die Oeffentlichkeit und die verantwortlichen Be⸗ Oſt⸗Oberſchleſien geſprochen wird, irreführende Behauptung Polens, tig es iſt, Namen mehr als bloße hörden immer aufs neue auf die Be Orts⸗ und Länderbezeichnungen hinzuweiſen. Wenn ſich unſer Volk endlich darauf beſinnt, daß anſtelle des jetzigen Sprach⸗ wirrwarrs planmäßige Klarheit treien muß, die einzig unter unſeres kulturpolitiſchen Vorteils ge⸗ wonnen werden kann, ſo tut es immer nur erſt das, was an⸗ beſtem Erfolge betrieben dem Geſichtswinkel dere Völker vor ihm ſchon längſt mit haben. Die deutſchen Auslandsſchulen und ihre Bedeutung für das deutſche Vollstum Von Staatsrat Dr. Block, Darmſtdt Das Schickſal hat es gewollt, daß das deutſche Volkstum weit hinausgreiſt über die ſtaatlichen Grenzen. turelles Vaterland umſchließt nahezu 100 Millionen Volks⸗ tſchen Staat der Gegen⸗ genoſſen: im deutſchen Reich, im deu wart, leben nur wenig mehr als 60 Millionen. Die dieſes 60 Millionen⸗Staates kann allein nicht die Auſgabe erfüllen, die das 100 Millionenvolk kulturell zu leiſten hat. die deutſche Auslandsſchule. deide müſſen ſich gegenſeitig anregen, befruchten, nur durch ihre Wechſelwirkung kann die Kulturaufgabe des geſamten Volkstums klar erkannt und gelöſt werden. Freudig und lebendiger als vor dem Kriege ſind die Fä⸗ den geſponnen, die auf dem Weg über die Schule die geiſtige Einheit mit dem öſterreichiſchen Brudervolke ſichern, das gerade in der Ausgeſtaltung ſeines Schulweſens mutig Sie muß ergänzt werden durch neue Bahnen betritt und der Rei regung gibt. Mit den Grenzlanden, de ſprachige Staatsbürger durch die Friedensſchlüſſe der Gefahr der Entdeutſchung ausgeſetzt ſind, w nommen als ehedem, nicht im Sinne einer Irredenta, ſon⸗ dern im Sinne einer verſtändigen und völkerverbindenden auf Mutterſprache und Mutterſchule und das geiſtige Verbundenſein mit dem Volks⸗ ium als berechtigt anerkennt, fordert und auch den anderen Viel enger ſind auch hi Minderheitspolitik, die das Recht gewährt. ziehungen zwiſchen den Lehrern des deutſchtums, der Gedankenaustauſch regung geworden. Aber größer als die Zahl der Grenzlanddeutſchen iſt die die mehr oder weniger Zahl der Auslanddeutſchen, geſchloſſene Inſeln im fremden Volkstum bilden. wie dort auch nach dem Krieg ſeit langem beſtehende Schulen wieder aufblühen, ſich ausbauen, wie neue überall entſtehen, wie der Geiſt dieſer Schulen(Auslandsſchulen im engeren Sinne) auch dort auf die Deutſchtumserziehung eingeſtellt iſt, wie die Pioniere des Deutſchtums, die der Hanſageiſt hinausgeführt hat, trotz aller Schwierigkeiten der wirtſchaftlichen Lage doch noch freudig Oyfer für die deutſche Erziehung ihres Nachwuchſes bringen, wie ſie ſich zuſammenſchließen in Schulvereinen und ſie zum Träger der deutſchen Auslandsſchulen machen. wirken zahtreiche Lehrer aus allen Ländern des Reiches und aus dem deutſchen Sprachgebiet in friedlichem Wettbewerb hohem Grade erfreulich, zu ſehen, ch falſchen geographiſchen ird regere Fühlung ge⸗ er die perſönlichen Be⸗ Reichs⸗ und des Grenz⸗ und die gegenſeitige An⸗ Hinter ihnen ſteht deutung der deutſchen Unſer kul⸗ Die Schule wertvolle An⸗ Sſchule deren deutſch⸗ Es iſt in An dieſen nebeneinander, man kennt keinen Hader der Partei, der Kon⸗ feſſion, des Stammes, man kennt nicht die trennenden Schranken zwiſchen ſeminariſch oder akademiſch gebildeten Kollegen, man iſt lediglich in glühender Liebe zum Deutſch⸗ tum tätig, an dem da draußen fern vom Mutterland auf⸗ wachſenden deutſchen Jungvolk. Man wirkt auch friedlich zuſammen mit den fremden Lehrern, die Angehörige des Gaſtlandes ſind, man lernt ſie kennen, als Mitarbeiter an der deutſchen Schule, aber auch durch die mancherlei Be⸗ ziehungen und die Rückſichtnahme, die von der deutſchen Schule auf das Schulweſen des fremden Landes genommen wird und aus praktiſchen und wirtſchaftlichen Erwägungen genommen werden muß. Und nur durch dieſen Gleichklang der Einſtellung iſt es möglich, die beiden Hauptaufgaben der deutſchen Aus⸗ landsſchule zu erfüllen. Die erſte und wichtigſte iſt die, die deutſche Fugend zu ſammeln, ſie in der Liebe zur Hei⸗ mat zum Volkstum und Deutſchtum zu unterrichten, ihr die deutſchen Kulturgüter zu erſchließen, die deutſche Sprache ihnen ſo vertraut und ſo lieb zu machen, daß ſie ſich auch in der Fremde ihrer bedienen und ſie nie vergeſſen oder ver⸗ lengnen. Die Schule will durch Spiel und Sport, durch Turnen und Wandern, durch Sang und feſtliche Feier dafür ſorgen, daß auch das deutſche Gemüt ſich da draußen ent⸗ wickeln kann, wie im heimiſchen Mutterboden, daß deutſche Sitte und Art und deutſches Weſen neue Wurzeln ſchlagen. 5 9 Schule wird zum Mittelpunkt der deutſchen olonie. Die andere Aufgabe iſt die, auch Angehörige des Gaſtlandes und anderer Völker durch die Gründlichkeit und Gediegenheit ihrer Leiſtungen und durch die wiſſenſchaft⸗ liche Wahrhaftigkeit ihrer Darbietung für die Schule und damit für die gerechte Beurteilung alles Deutſchen zu ge⸗ winnen. Der unwahren Weltpropaganda gegen Deutſchland wird auf dieſem Weg mit Erfolg begegnet. Mit dieſen moraliſchen und ethiſchen Wirkungen der deut⸗ ſchen Auslandsſchulen ſtellen die materiellen, die wirtſchaft⸗ lichen von ſelbſt ſich ein. Aus den umfangreichen und den oft reich ausgeſtatteten Jahresberichten unſerer deutſchen Auslandsſchulen können wir ſehen, welch reges Leben an ihnen herrſcht, wie auch ſie im flutenden Leben des Alltags ſtehen, nicht raſten und nicht roſten, ſondern ſich bemühen, auch in pädagogiſchen Dingen, wie in der Heimat, neben der Schätzung des bewährten Alten, den friſchen, freudigen Mut zum Neuen zu beweiſen. Nicht behindert durch amtliche Schranken können dieſe Schulen in mancher Hinſicht ſich freier ausleben, freier auswirken, können Anregung und Förderung geben für die heimatlichen Schwe⸗ ſter⸗Anſtalten. Und wenn wir ſehen, wie groß die Zahl der deutſchen Lehrer iſt, aus allen Grenzen des Vaterlandes, die draußen an dieſen Schulen wirken, die dort ihren Geſichts⸗ kreis erweitern, nach einigen Jahren bereichert an Wiſſen und Können, an Liebe zum eigenen, an Verſtändnis für fremdes Volkstum in die Heimat zurückkehren, um durch neue Scharen ebenſo begeiſterter Pioniere des lehrenden Deutſchlands ab⸗ gelöſt zu werden, ſo können wir überſehen, welch reicher Segen in Geben und Nehmen von den deutſchen Schulen des Inlan⸗ des und Auslandes hinüber⸗ und herüberſtrömt, daß tatſächlich ein gemeinſames Band dieſe Schulen, dieſe Kulturſtätten des geſamten Volkstums, verbindet. Ein Band, das auch die Schü⸗ ler umſchlingt, in denen durch die Hinführung auf die kul⸗ turelle Gemeinſchaft auch der Wunſch rege mird, in Gedanken⸗ austauſch mit ihren Mitſchülern zu treten. Und ſo gehen denn die Briefe vom Reich nach dem Ausland, vom Auslond nach dem Reich, es werden Freundſchaſten von Schüler zu Schüler, von Haus zu Haus, von Klaſſe zu Klaſſe geweckt, die auch zu perſönlichen Beziehungen vorübergehend oder dauernd führen. Es iſt das Verdienſt des Vereins für das Deutſchtum im Ausland(B. D..), der ſich ehrlich bemüht, alle Deutſchen zu ſammeln und ſo der Verein all derer zu werden, die deutſch fühlen und denken, daß er gerade auch nach dieſer Seite ſeine Tätigkeit ausübt. An zahlreichen deutſchen Reichsſchulen, an den höheren und an den Volksſchulen ſind unter ſeiner Füh⸗ rung Schulgruppen des V. D. A. entſtanden, immer neue tre⸗ ten hinzu. Die Jugend unſerer Schulen wird auf dieſem Wege abgelenkt von all dem vielen, das ſie trennt, ſie wird hingewie⸗ ſen auf ein Betätigungsfeld. auf dem ſie ihrem inneren Drange, der Heimat und dem Vaterland zu dienen, ſich in Be⸗ geiſterung einer idealen Aufgabe zu widmen, eutſprechen kann. Durch die Schulgruppen wird der Blick gelenkt auf das große Volksganze, auf das neue Großdeutſchland, das auf dem Bo⸗ den des Rechts und aus der Kultureinheit aller. die in deut⸗ ſcher Zunge reden, erwachſen ſoll. Höne die deutſche Auslandsſchule und ohne die geiſtige Verbindung unſerer Jugend mit ihr iſt dieſes aroße, erhabene und friedliche Ziel nicht zu erxeichen. und deshalh der heise Dank der deutſchen Auslandsſchule für das Werk der Somm⸗ lung, das ſie durch ihre norbildliche Arbeit für die Einheit des deutſchen Volkstums leiſtet. Reue Mauwhelwer Bekunt Aus Den uud Deberc Das ladiniſche Boltstum in Südtirol Von W. Lamerdin Wo das Land der dunklen Fichtenwälder ſich ſcheidet nom Gebiete des Oelbaumes, alſo an der Salurner Klauſe, ſollte die Grenze deutſchen und italieniſchen Landes ſein. Der italieniſche Geograph Marinelli aber hatte die Waſſerſcheiden⸗ theorie aufgeſtellt, obwohl die Natur Mitteleuropas weit über den Alpenkamm hinübergreift und erſt in der Nähe des Gardaſees die erſten Oelbäume grüßen. Dieſe Theorie hatte in Italien die politiſchen Wünſche geboren, die nicht ruhten, bis die Brennergrenze erreicht war. Obwohl Wilſon am 12. Februar 1918 erklärt hatte:„Die Völker und Provinzen dürfen nicht hin⸗ und hergeſchoben werden, wie die Figuren in einem Schachſpiele“, wurde nicht nur das Trentino, ſon⸗ dern das ganze Land ſüdlich vom Brenner italieniſch. Wir reden von ſchamloſem Raub. Die Staliener aber haben das Schlagwort gefunden, in deſſen Licht ihr Vorgehen als ein berechtigtes, mit Wilſons Gedanken übereinſtimmendes er⸗ ſcheinen ſoll:„Italien vollzieht nur eine„Desannexion“. Es macht nur altes Unrecht gut; denn die Deutſchen ſind Einwanderer. Südtirol war im frühen Mittelalter roma⸗ niſch.“ Letzteres ſtimmt. Aber iſt denn romaniſch gleichbedeu⸗ tend mit italieniſch? Nimmermehr! Die heutigen Nach⸗ kommen der rhätiſchen Urbevölkerung, die Ladiner, unter⸗ ſcheiden ſich ſehr weſentlich von den Italienern, und die meiſten von ihnen haben ſich im Herbſt 1918 keineswegs nach italieniſcher„Befreiung“ geſehnt. Während man nun bei uns im allgemeinen über das Deutſchtum in Südtirol ztemlich gut unterrichtet iſt, da keines der abgetrennten Gebiete mit Ausnahme des ſiebenbürgiſchen Sachſenlandes dem deutſchen Gemüte ſo teuer iſt wie Südtirol, weiß man kaum etwas von dem ladiniſchen Bölklein, das Ende Oktober 1918 in einem ergreifenden Aufruf erklärt hat:„Wir ſind keine Italiener, wir wollten von jeher nicht zu ihnen gezählt ſein und wollen auch in Zukunft keine Italiener ſein. Ein ſelbſtändiges Volk, das ſeine Geſchicke ſelbſt beſtimmt! Tiroler ſind wir, und Tiroler wollen wir bleiben.“ Geſchichtliches und Geographiſches Die Ladiner in Südtirol ſind der Ueberreſt der rhätiſchen Urbevölkerung, die von den Quellen des Rheines bis zu den Quellen des Iſonzo die Alpen bewohnte. Der Blick auf eine Sprachenkarte belehrt uns, daß es drei von Rhätoromanen dewohnte Gebiete gibt: Graubünden, Südtirol und Friaul. In Graubünden mögen etwas über 40000 Romanen im Ober⸗ kand, Oberhalbſtein, Albulatal, Engadin und Münſtertal leben. In Friaul, am Tagliamento, ſpricht noch Million ſurlaniſch. Für ganz Südtirol berechnet Rohmeder die Zahl der ladiniſch Redenden mit 83 000. Die drei auseinander geriſſenen Reſte der Rhätoromanen bilden alſo zuſammen ein Völklein von noch nicht 4 Million, von dem freilich nur die Graubündener, die Dolomiten⸗Ladiner und die Nousberger ihr Volkstum bewußt pflegen. Uns intereſſieren hier aus⸗ ſchließlich die Tiroler Rhätoromanen und von dieſen beſon⸗ ders die zum deutſchen Gebiete zwiſchen Brenner und Salurner Klauſe gehörenden Ladiner der Dolomitentäler Enneberg, Gröden, Faſſa, Ampezzo und Buchenſtein, zu denen noch ein paar Tauſend Ladiner des Fleimſertales hinzu⸗ ſind, die offiziell als„italteniſch oder ladiniſch“ edende bezeichnet werden. Im Jahre 15 v. Ch. hatten Druſus und Tiberius die rhätiſche Bevölkerung unterworfen. Die römiſche Herrſchaft beſchränkte ſich jedoch auf die Sicherung der Heer⸗ und Han⸗ delsſtraßen vom Po zur Donau und zum Rhein. Die Romaniſierung war alſo keine gründliche und ſie beſchränkte ſich auf die Haupttäler. Regelrechte Beſiedelung und Blut⸗ miſchung fand nicht ſtatt. Nach der Völkerwanderung er⸗ — raſcher Wechſel der Gebieter: Oſtgoten, Oſtrömer, dann Jajuwaren, denen Enneberg, Buchenſtein und Gröden zu⸗ fielen, und Langobarden, die Faſſa und Ampezzo beſetzten. Um 765 kam Faſſa mit Bozen an Bayern. Die Verbindung der abgelegenen Dolomitentäler mit Bayern war eine loſe. Dies änderte ſich erſt, als die Täler in den Beſitz benachbarter Herren kamen, ſo der Stifte Sonnenburg und Brixen. Die Chriſtianiſierung war nicht von Trient, ſondern vom deutſchen Kloſter Säben bei Klauſen aus erfolgt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ſtanden alle ladiniſchen Täler unter der Herr⸗ ſchaft des tiroliſchen Landesherrn. In der napoleoniſchen Zeit war der größte Teil von Ladinien vorübergehend bay⸗ riſch; Fuſſa, Buchenſtein und Ampezzo wurden 1810 für kurze Zeit italieniſch, proteſtierte aber entſchieden gegen dieſen Zwang und begrüßten mit hellem Jubel die Wiedervereini⸗ gung mit Tirol. So beſteht alſo ſeit Jahrhunderten eine innige Schickſalsgemeinſchaft zwiſchen Deutſchen und Ladinern in Südtixol. Ladinien hat mit Ausnahme von Ampezzo nie längere Zeit unter italieniſcher Herrſchaft geſtanden. Dagegen kann auch abgeſehen von der typiſch baſuwariſchen Siede⸗ lungsweiſe der Ladiner in Form von Einzelhöſen oder Wei⸗ im ladiniſchen Volkstum geredet werden. Dieſer hat ſich ganz natürlich aus der verkehrsgeographiſchen Orientierung Ladi⸗ niens ergeben: Gröden und Enneberg haben direkte Verbin⸗ dung mit dem Eiſack⸗ und Puſtertal, Buchenſtein nimmt ſeinen Weg zum Gadertal, und die Bewohner des Faſſatals kommen über den Karerpaß viel ſchneller nach Bozen als talabwärts nach Trient. Nur Ampezzo hat gute Verbindung mit dem Süden. So gravitieren die Dolomitentäler wirt⸗ ſchaftlich durchaus nach Deutſchtirol. Sie beziehen Lebens⸗ mittel, Stoffe und Maſchinen von Bozen und Bruneck und bringen dahin ihr Schlachtvieh und ihr Holz. Alſo eine tradi⸗ tionelle und verkehrsgeographiſch bedingte Gemeinſchaft von Ladinern und Deutſchen! 8 Die ladiniſche Sprache. Die Ladiner ſind ein Völklein für ſich. Zwar ſprechen ſie eine romaniſche Sprache. Aber dieſe unterſcheidet ſich ſehr weſentlich vom Schriftitalieniſchen und von den italieniſchen Mundarten. Sie hat mehr Berührungspunkte mit dem Süd⸗ franzöſiſchen und dem Kataloniſchen. Somit ergibt ſich die eigenartige Tatſache: Ein Bauer aus der Gegend von Flo⸗ reng und ein Ladiner verſtehen ſich nicht; dagegen kann ſich ein ſpaniſcher Ziegenhirt vom Monſerrat bei Barcelong mit einem ladiniſchen Holzſchnitzer des Grödenertales verſtändi⸗ gen. Der große italieniſche Forſcher Ascoli kann nicht anders als die völlige Scheidung des Rhätoromaniſchen vom Ita⸗ lieniſchen zugeben. Zu einer Schrift⸗ und Kirchenſprache haben freilich die tiroliſchen Ladiner ihre Volksſprache nicht erheben können, wie dies den Romanen in Graubünden ge⸗ lungen iſt. Letztere beſitzen ſchon ſeit der Reformatlon ihre eigene Schriſtſprache und Literatur. Das hängt natürlich mit den konfeſſionellen Verhältniſſen zuſammen: Die Roma⸗ nen in Graubünden ſind bis auf die Bewohner des Vorder⸗ Rheintales(von Flanz an gegen den St. Gotthard) evan⸗ geliſch, während die Ladiner alle katholiſch ſind und ſomit bei ihnen dem Gebrauche der Volksſprache im Gottesdienſt nicht die gleiche Bedeutung zukommt wie bei den Engadinern. Doch fehlt es im tiroliſchen Ladinien ſeit dem Beginn des 19. Jahr⸗ hunderts nicht an beachtenswerten Anſätzen zu einer Lite⸗ ratur in der Mutterſprache und an trefflichen, begeiſterten Männern wie Vian, Moroder, Perathoner und beſonders Alton, die ihrem Völklein mit ſeinen verſchiedenen Dialekten eine gemeinſame Schriftſprache beſcheren möchten. Nur mit der Erhaltung der eigenen Sprache kann ein Volk auf die Dauer ſein Volkstum wahren. Nun ſind durch die italieniſche Beſitzergreiſung Südtirols und durch eine ſchamloſe Schul⸗ politik Sprache und Volkstum bei den Ladinern Südtirols noch anehr bedroht als bei den Deutſchen. Wird dies wackere es allen Bosheiten zum Trotz im Bunde mit den Deutſchen in unbeugſamer, echt tiroliſcher Zähigkeit ſeine Güter ſich erhalten können, ſeine Sprache und ſein Volks⸗ tum? Ueber das ladiniſche Volkstum noch ein kurzes Wort. Das ladiniſche Volkstum. Das Völklein in den ſtillen Tälern um die Sellagruppe den Langkofel und wie die herrlichen Berge alle heißen, ilt erſt nach der Mitte des vergangenen Jahrhunderts mit der Außenwelt in Berührung gekommen. Dadurch hat ſich in ſeiner Eigenart manches geändert. Seine ſchöne, prunkvolle Tracht iſt größtenteils verſchwunden. Doch iſt es immer noch als auch von den Italienern unterſcheidet. Der deutſche Süd⸗ tiroler iſt ein prächtiger Menſch, beſonders im Harn⸗ und Paſſeiertal und im Burggrafenamt. Aber der Ladiner iſt aufnahmefähiger, weltgewandter, ſprachbegabter nud biswei⸗ len auch ſauberer als der Deutſchtiroler. In letzterem Punkte unterſechidet er ſich ſehr vom Italiener, dem trotz allen Faſzismus noch keineswegs Ordnungsliehe und Reinlichkeit in Wohnung und Kleidung in Fleiſch und Blut übergegangen ſind. Der Ladiner iſt auch kein Wortheld und Sprüchemacher wie der Italiener. Man darf wohl ſagen: Dem Ladiner eignet die ſchlichte, gediegene, nüchterne und rührige Art des Graubündeners und des Deutſchweizers. Aus ſeiner Abnei⸗ gung gegen den Italiener hat der Ladiner nie ein Hehl ge⸗ macht. Im Grödner Tal gilt der Italiener als Typ der Ver⸗ lotterung und Unredlichkeit. Das Volksleben, der Volks⸗ glaube und Sagenkreis der Ladiner und der Deutſchen weiſen viel Gemeinſames auf. Immer wieder offenbart ſich im Volkscharakter der Ladiner der Anſchluß an die deutſchen Nachbarn und der Abſtand von den Italienern. Gleichwohl betrieben dieſe vor 1914 mit viel Eifer und wenig Erfolg die „Befreiung der ladiniſchen Brüder“ Aber die Brüder woll⸗ ten gar nicht befreit ſein. Die Irredenta konnte in Ladinien keinen Boden gewinnen. Das Bölklein blieb gut tiroliſch und öſterreichiſch geſinnt. Es hat in den Tagen Napoleons und im Weltkrieg ebenſo wie die Deutſchtiroler Gut un dahingegeben. Es hat im Krieg und in der Zeit der Beſeseg die Italiener aus der Nähe gründlich kennen gelernt. E Bolksgenoſſen in ohnmächtiger Wut und kaum verhaltenem lern(bayr. Einödshof) von einem ſtarken deutſchen Einſchlag Völklein in der italieniſchen Sturmflut untergehen, oder wird köſtlichſten ein Völklein für ſich, das ſich ſowohl von den Deutſchtirolern d Blut hat ſich nach dem Frieden von St. Germain mit den deutſchen Jugrimm unter die italieniſche Fauſt gebeugt. Freitag, den 5. November 1926 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) — 1 Doppelvaggon ca. 200 Stück der beliebten frisch geschlacht. nüchternen Holland-Kälber Haxen Pfd.86 Mais Pĩd Eraten pid.08 Ferner bieten an aus frischer Zukuhr: 2 la Ochsenfleisch die vorzügl. k. gefr. 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Nr. 512 ſſatſonal- Theater Iüannheftt GrsIRESERO Freitag, den 5. November 1926 ENGE BDHANKEN PG6 Vorstellung Nr. 65, Th.-G. Nx. 9 Heute und 0 Für die Theatergemeinde— Freie Volksbühne Nr. 601—1200, 2301—2700, 3101—3150, uuacannaduu Eu Der Zum Segen 2 Der Großfilm: Rreuzzue 8001—8050, 10001—10200 (ohne Kartenverkaut) Die Boheèeme. Szenen aus H. Murgers„Vie de Bohème“ in 4 Büldern von 6. Ciacosa und L. Illica Deutsch von Ludwig Hartmann Musik von Ciacomo Puccini Spielleitung: Richard Meyer-Walden Musikalische Leitung: Erich Orthmann. —— katang 739 Uhr. Eude 10 Ubr in ihrer neuesten Rolle: Personen: Sudolt Ladislas Vaſda Schaunard Hugo Voisin —— Könker Bernard Rodoll Wänzer Ment Marianne Keller ein Beitrag zu dem Problem 3 Rose, Lind 1 66 Aebcor— * re ndory— 0 5 2 2 — Adoll Karlinger Ein Film für reite Menschen mit Kari Zöller Eonrad Veidt. Nalp Delscharft erner Nirauſs, Narru Liedthe Jugendliche haben keinen Zuiriii e Beginn: 3, ½5, ½7, ½9 Uhr. 9 4 8— GScUBU 886 ſmude Veiein, Pmwöt, anepstlüt. — c1. NArE FREDRIctHiSSRUCKEKV Eesnde e Neslioneltheaten Ab B Eulte! Zu elnem am 6. Nov. beglnnenden Kurse Ein Meister der Maske! ist qie Anmeldung einiger Damen u. Herten ron Snum, Win SixrEx an: Delftex Potiſche, Baſen, Bronzen, ——— Teatro del Piccoft Norstellungen im Riusensaal u der gestrigen muß es 9 5. Novbr. u. 6. Novbr. nachmittags 4t — U Apollc Heute àabend 8 Uhr Premlèrez Der Nobeipreis Komöoie in 3 Aklen von Hjalmar Bergmann DIE e In der Hauptrolle: Eugen Klöpfer noch erwünscht. Anmeldezelt 10-1 und —7 Unt. 871⁴4 — 7. Nov., nachm. 3½ Uhr: HAIUL Soininren, Gendde Smel, Snſchenfreunde Schauspiel in 3 Akten von Richard Dehmel Win SucriEx: mit Eugen Klöpfer nach der weltberühmten Opereite t S Sn ne an antike 66 m e 1, Karten · Verkaur ab 10 Uhrununterbrochen Won Viktor Leon. 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