0 — — N d 8 832 8 S Adreſ 9 A f 1 B ſort B der F tigen einige Samstag, 4. Dezembee 0 Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus Sder durch die Poſt monatl..⸗M. 2,50 ohne—* eievtl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ orderung vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. aupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle. R1, 46, aſſermannhaus). Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofſtr.6, chwetzingerſtr. 19/20 u. Meerfeldſtraße 11. Telegramm⸗ reſſe: Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12mal. Fernſprecher 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24953 Beilagen Sfort und Spiel Aus Dariſer Vorkonferenz als Auftakt „ Paris, 4. Dez.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Der Heſtrige Tag war in Paris lebhaften Konſerenzen über die Probleme gewidmet, die offiziell und inofſiziell auf der bevor⸗ tehenden Konſerenz in Genf zur Sprache kommen ſollen. lußer der Unterhaltung Chambe rlains mit den franzö⸗ ſchen Staatsmännern tagte am Quai d' Orſay auch die Bot⸗ afterkonferenz. Sie ſetzte die Prüſung des letzten erichtes über den Stand der deutſchen Bewaffnung ort und erörterte die Maßnahmen, die von der deutſchen Re⸗ gierung ergriffen wurden, um den letzten Forderungen der otſchafterkonferenz hinſichtlich der vaterländiſchen Verbände, er Fabrikation von Kriegsmaterial und der Feſtungen in ſtdeutſchland nachzukommen. Von dem Reſultat uterſuchung wird es abhängen, ob die Botſchafterkonferenz en alliierten Regierungen die Aufhebung der Interalliierten chilitärkontroſle und deren Erſatz durch Inveſtigationsaus⸗ güſſe des Völkerbundes vorſchlagen wird. Gleichzeitig ver⸗ lemmelte ſich auch im Elyſee unter dem Vorſitz des Präſiden⸗ 09 Doumergue der Oberſte Verteidigungsrat, der mit der Frage befaßte, ob eine eventuelle verfrühte Räu⸗ 10 ung des Rheinlandes und der Aufhebung der alli⸗ Militärkontrolle mit der Sicherheit Frankreichs verein⸗ äre. ſra Nach allem, was man bisher über die Stimmung in den Zwezöſiſchen militäriſchen Kreiſen erfahren hat, beſteht kein eiſel darüber, daß der Verteidigungsrat der Regierung mit e Dringlichkeit die Notwendigkeit vor Augen halten wird, und heinlandbeſetzung aufrecht zu erhalten zeit daß er jede Verantwortung für die Folgen einer früh⸗ itigen Räumung ablehnen wird. Die franzöſiſch⸗engliſchen Beſprechungen das Entwaffnungsproblem und den Charakter der künf⸗ n Militärkontrolle geſtaltet ſich äußerſt ſchwierig, wenn in den geſtrigen halbamtlichen Verlautbarungen und in n den Ereigniſſen vorauseilenden Preſſeinformationen einem Kompromiß geſprochen wird. Die franzöſiſche ſp 10 ſcheint tatſächlich unverändert zu ſein. In den Be⸗ tratehüngen Poincarés und Briands mit Chamberlain ver⸗ din en die verantwortlichen Stagtsmänner Frankreichs neuer⸗ rolle den Standpunkt, daß die Aufhebung der Militärkon⸗ Ueh nicht durchgeführt werden könne. Es müſſe vorerſt ein an dergangsſtatut im Einverſtändnis mit ſämtlichen werder Kontrollfrage direkt intereſſierten Mächten geſchaffen ſich en. Die engliſch⸗⸗talieniſche Auffaſſung unterſcheidet über Kheſ re wacon der franzöſiſchen inſoſern, als eine maßvolle Ueber⸗ hung organiſiert werden ſoll. Frankreich und Polen ſind für ein äußerſt wirkſames und Kontrollſyſtem ſowi“ereiten präziſe Vorſchläge über die praktiſche Kontrolle vore über die Zuſammenſetzung der Unterſuchungskommiſſion floſſene franzöſiſchen und polniſchen Militärs haben die ver⸗ ingelh Woche dazu benutzt, um ein ſolches Syſtem bis in alle Ko rlheiten auszuarbeiten. Selbſt über den Standort der organ kommiſſion und über die Vollmachten der Auſſichts⸗ geſtellt ſind franzöſiſch⸗polniſche Vorſchläge bereits fertig⸗ z0ſiſch worden. Nach der geſtrigen Unterredung der fran⸗ wurdeen Miniſter mit dem Vertreter des Foreign Office um D noch davon geſprochen, daß man das äußerſte tun werde, ſchusſchland entgegen zu kommen, doch eine Erfüllung des Trolleches der Berliner Regierung, am 1. Januar die Kon⸗ In(mmiſſion beſeitigt zu ſehen, werde nicht möglich ſein. 3 nicht dürfte noch die Frage zur Diskuſſton gelangen, ob einene ratſam ſein werde, innerhalb des Völkerbundsrates Päiſchen ecnen Oberſten Rat zu ſchaffen, dem die euro⸗ Nedakte Großmächte angehören ſollen. Der diplomatiſche eine des„Intranſigeant“ teilt mit, daß Chamberlain Ehinetartige Anregung gemacht habe. Rußland und denen a ſind zwei weitere Verhandlungsgegenſtände, mit Picchen 0 die in Genf verſammelten Außenminiſter der euro⸗ inds. Großmächte, teils mit, teils ohne Zuziehung Deutſch⸗ e3 heist aſſen werden. Briand und Chamberlain werden, wie ines N„Deutſchland zu einer Erholung und Kräftigung belfen⸗ ſuſehens und ſeiner Bedeutung als Ratsmacht ver⸗ Faktif⸗) in der Hoffnung auf eine ſpätere Gelegenheit, die Plan 05 en Konſequenzen aus dem in Thoiry entworfenen iner Geſamtlöſung zu ziehen. BVedentrame Erklärungen Srianòs-Chamberlains-Salewskis Su u vie, 4. Dez.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) lementen Beſprechungen mit Chamberlain und Za⸗ ſelhſt 5 lieferte der franzöſiſche Außenminiſter Briaud abend 9 Kommentar. Vereitwillig ſtellte er ſich geſtern gewiſſe 95 Journaliſten zur Vert.gung und verſtand es, auf inzugehen ihn geſtellte Fragen zu antworten, auf andere nicht iche en und dort, wo es darauf ankam, geſchickt anszu⸗ lands„Wir haben von der Entwaffnung Deutſch⸗ keine geſprochen, begann Briand, aber ich kann darüber ſion in Beus, witteilen. Die Interalliierte Kontrollkommiſ⸗ gan; erlin beſaßt ſich noch mit der ganzen Angelegenheit. lich ihr Zeit laſſen, ihre Aufgaben zu erfüllen. Mög⸗ enden aß der Völkerbundsrat auf ſeiner am Montag begin⸗ à Seſſion die Frage behandeln wird, in welcher Weiſe Frage uveſtigationsorgan ausgeſtaltet werden ſoll. Dieſe arum 8 umſo leichter angeſchnitten werden, da es ſich gations ndelt, den Nachſolger des Präſidenten der Inveſti⸗ Gen eral mmiſſton zu ernennen. Gegenwärtig iſt bekanntlich rdebni Deſticker Präſident dieſer Kommiſſion. Von dem s der internen Arbeiten hängt vieles ab. Uebrigens dieſer Mütag⸗Ausgabe zaunheimeröeilune Mlannheimer Heneral Anzeiger Seit und Leben. Mannheimer Frauenzeitung. Unterhaltungs⸗Beilage.Aus der Welt der Cechnik. Wandern und Neiſen Niſierung“ von Berſailles? hat ſich der Völkerbund im großen und ganzen über den Um⸗ fang des Jnveſtigationsrechts ausgeſprochen. Man bemüht ſich, eine Milderung der Verſailler Vertrags⸗ beſtimmun gen zu erreichen, um den Geiſt der Annähe⸗ rung zu fördern und das Werk des europäiſchen Ausgleichs weiter ſortzuſetzen. Dieſe„Humaniſierung“ des Vertrages iſt aber äußerſt kompliziert und erfordert Zeit. Das Inſtru⸗ ment von Verſailles iſt ſieben Jahre alt, der Locarnovertrag erſt drei Monate, denn er erhielt ſeine Rechtskraft durch den Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund. Die internationale Politik kann ſich denn doch nicht mit der Schnelligkeit von Filmepiſoden entwickeln.“ Ueber die Eventualität einer Zu⸗ ſammenkunft der Außenminiſter der vier Groß⸗ mächte befragt, ſagte Briand, daß über dieſes Thema mit Chamberlain nicht geſprochen wurde.„Uebrigens iſt mir nicht bekannt, daß Herr Muſſolini geneigt wäre, nach Genf zu kommen.“ Dieſen Bemerkungen Briands fügt Sauerwein hinzu, daß der franzöſiſche Außenminiſter die Notwendigkeit erkannt habe, die von ihm als Humaniſierung bezeichnete An⸗ paſſung des Verſailler Vertrages an die tatſächlichen Verhält⸗ niſſe allmählich durchzuführen. Nicht ſo ſehr Locarno, ſondern die Erkenntnis, daß die reſtloſe Aufrechterhaltung des Verſailler Vertrages nicht mehr möglich ſei, brachte nach der Meinung Sauerweins Briand zu der in ſeiner Preſſebeſprechung zum Ausdruck gebrachten Ueber⸗ zeugung:„Die Mächtekoalition, die den Frieden von Ver⸗ ſailles diktierte, ſei uicht mehr vorhanden. Amerika hält ſich fern, England iſt von ſeinen Dominien durch eine faſt anar⸗ chiſche Verfaſſung getrennt, Italien iſt unzufrieden und ehr⸗ ſüchtig. Von der Entente der Siegermächte zu ſprechen, wäre lächerlich. Von den Großmächten, die den Krieg ſiegteich zu Ende geführt haben, verteidigt nur mehr Frankreich mit ſeinen öſtlichen Bundes⸗ genoſſen das durch den Verſailler Bertrag geſchaffene Statut. Um Konfliktsmöglichkeiten zu beſeitigen und den Locarnopakt ſeinem Geiſt entſprechend zu entwickeln, iſt es notwendig, den Verſailler Vertrag zu humaniſieren und feſte Unterlagen für einen Frieden herzuſtellen, wie er ſich aus den efſektiven Tatſachen ergibt.“ Dieſe Bemerkung Sauerweins zu Briands Preſſeerklä⸗ rungen iſt inſofern von großer Bedeutung, als ſie mit vollſter Deutlichkeit die Beweggründe der franzöſiſchen Annäherungs⸗ politik an Deutſchland ausſpricht. Chamberlain empfing eine Reihe von Preſſevertretern auf der engliſchen Botſchaft.„Als ich aus Locarno zurückkehrte, ſagte ich Ihnen, daß man nach Abſchluß der Verträge ſofortige Reſultate nicht erwarten dürfe. Wir arbeiten weder für uns, noch für die hentige Generation. Wir arbeiten für unſere Kin⸗ der, denen wir die Schrecken des Krieges erſparen wollen. Für den Augenblick iſt das Weſentliche, nicht zurückzuweichen, ſondern langſam, aber ſicher vorwärts zu kommen. Das muß unſere Richtlinie ſein. Sie ſehen, wie beſcheiden meine Politik iſt. Die Umriſſe einer europäiſchen Entſpannung liegen be⸗ reits vor. Nordamerika ſprach ſeine Befriedigung über das in Locarno erreichte Werk ans. Ich glaube, daß wir in ein bis zwei Monaten zur Aufhebung der Militärkon⸗ trolle gelangen werden. Das Gegenteil wäre für die ganze Welt eine große Enttäuſchung. Was die verfrühte Räu⸗ mung des Rheinlandes betrifft, ſo halte ich ſie für eine äußerſt wichtige Sache. Ein ſolcher Akt würde tatſächlich be⸗ weiſen, daß wir auf dem Wege der Verwirklichung der Lo⸗ carnoverträge eine ſehr bedeutende Etappe zurückgelegt haben, doch dürfen wir nicht vergeſſen, daß ein ſolcher gewichtiger Schritt erſt bei Sicherung der ins Werk geſetzten Verſöhnungs⸗ politik gerechtſertigt werden kann. Ich bemühe mich nach allen Kräften, dieſes Reſultat zu erreichen, habe jedoch leider noch keine Löſung gefunden. Ebenſo iſt es aber meine Ueberzengung, daß der Verwirklichung des Friedens unüberbrückbare Hinder⸗ niſſe nicht entgegen geſtellt werden können, ſolange zwiſchen den vier Außenminiſtern eine Verſtändigung vorhanden iſt. Ich hoffe auch, daß wir imſtande ſein werden, ein Jnveſtiga⸗ tionsſyſtem zu ſchaffen, wie es nach Aufhebung der Militär⸗ kontrolle dem Völkerbundspakt entſprechend erforderlich iſt. Jedenfalls beſteht eine Identität zwiſchen der franzöſiſchen und engliſchen Auffaſſung. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß Frankreich, England, Deutſchland und Italien als Locarnomächte in Genf Beſprechungen führen werden. Ob jedoch Muſſolini dieſen Konferenzen beiwohnen wird, kann ich nicht ſagen. Der polniſche Außenminiſter Zalewski gab einem Vertreter des„Matin“ einige Erklärungen ab, in denen er ſich zu Gunſten der Abrüſtungskonferenz ausſprach, unter dem Vorbehalt, daß dieſe Konſerenz das Si Sicherheits⸗ (Fortſetzung auf Seite 2 Preis 10 Pfennig 1920— Nr. 362 Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. Kolonelzeile für Allgem. Anzeigen 0,40.⸗Pt. Reklamen —4.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen Höhere Ge⸗ walt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw. berechtigen Zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Mannheim⸗ Geletz und Necht 4421 Seig K Der ſteile Weg zum Friecec Heute kommt Streſemann nach Genf. Schon lange vor Beginn der diesmaligen Ratsſitzung waren, wie noch jedes⸗ mal bisher, die Federn und Schreibmaſchinenbänder der gan⸗ zen Weltpreſſe in Bewegung, um über das vorausſichtliche Ergebnis der Völkerbundskonſerenz zu orakeln. Diesmal war hierzu beſonderer Anlaß, weil ſich in dieſen Tagen in Paris die Außenminiſter Frankreichs, Englands und Polens zu einer Vorkonferenz zuſammengefunden hatten und gleichzeitig in Berlin Streſemann den Beſuch des ruſſiſchen Außenminiſters Tſchitſcherin empſing. Doch während über die Pariſer Beſprechungen tagtäglich lange Depeſchen mit viel Stimmungsmache und wenig poſi⸗ tivem Inhalt in die Welt gefunkt wurden, hörte man aus Berlin lediglich, daß Streſemann Tſchitſcherin zu Ehren ein Frühſtück gegeben habe und daß im übrigen der Ruſſe nur aus Geſundheitsrückſichten gerade jetzt nach Deutſchland gekommen ſei, um in Frankſurt a. M. einen Spezialiſten zu konſultieren. Bei Lichte beſehen, weiß man jedoch über die Beſchlüſſe der Pariſer Vorkonferenz genau ſo wenig als über das Ruſſen⸗ frühſtück bei Streſemann, bei dem man ſich ſicherlich auch nicht nur über das gegenwärtig ſo trübe Wetter unterhalten hat. Hier wie dort wird man ſich wohl ausſchließlich den Erörte⸗ rungen über die politiſche Atmoſphäre hingegeben haben. Wie es mit dieſer Atmoſphäre beſtellt iſt, wiſſen wir alle. Unfreundlich und nebelhaſt iſt ſie, genau wie dieſes Vorweih⸗ nachtswetter. Müßig iſt es, ſich mit der Frage aufzuhalten, wer von beiden Seiten an dieſer neuen Vergiſtung der politi⸗ ſchen Atmoſphäre, die unmittelbar nach Locarno und Thoiry ſo gereinigt erſchien, die Schuld hat. Daß wir ehrlich beſtrebt ſind, aus dieſer ſeit vielen Jahren über faſt ganz Europa lie⸗ genden Stickluſt herauszukommen, bedarf keiner Beweis⸗ führung. Getreu dem Leitſtern der Streſemannſchen Politik, „durch Opfer und Arbeit wieder zur Freiheit⸗ zu kommen, haben wir in einer Selbſtüberwindung, die auch Unſeren objektiv urteilenden Gegnern Achtung abnötigen muß, alles getan, um mit unſeren Feinden aus dem Weltkriege wieder in ein erträgliches Berhältnis und au') eine Baſis zu kommen, auf der die in faſt allen Ländern Euroaps noch ſchwer leidende Wirtſchaſt und alle Kulturgüter des Friedens wieder wirklich und dauerhaft aufblühen können. Unſerer Initiative entſprang der Dawesvertrag und die Sicherheits⸗ garantie von Locarno und allein dem ganz außerordentlichen Entgegenkommen Deutſchlands iſt es zu verdanken, daß wir ſeinerzeit in Genf, als man uns zu Gunſten Polens ſo übel mitſpielte, unſere nachgeſuchte Aufnahme in den Bund der Nationen nicht noch im letzten Augenblick zurückzogen. Gern wollen wir zugeſtehen, daß auch unſere Gegner in letzter Zeit die bis zur unerträglichen Verzweiflung ange⸗ ſpannten Folterfeſſeln, in denen ſie uns Wehrloſe und Aus⸗ geplünderte all' die furchtbaren Jahre hindurch hielten, ein wenig gelockert haben. Das, was uns am ſchmerzlichſten bedrückt und demütigt, die wie ein Pfahl im deutſchen Volks⸗ körper ſteckende Beſetzung kerndeutſchen Landes durch ſeind⸗ liche Truppengewalt, iſt noch immer vorhanden. Was will es heißen, daß die Franzoſen ein paar Tauſend Mann der Be⸗ ſatzungstruppen in ihre Heimat zurückgeſchicht oder gar nur umgruppiert haben, ſolange die Tatſache beſteht, daß in dem verhältnismäßig kleinen beſetzten Gebiet die fremde Solda⸗ teska noch immer 80000 Mann zählt alſo faſt ebenſo viel wie die ganze deutſche Reichswehr. Müßten die Franzoſen, die doch ſonſt ſo ſtolz und in jeder Weiſe von ſich und ihrer Macht überzeugt ſind, es nicht ver⸗ ſchmähen, von dieſer winzigen deutſchen Wehrmacht ſo viel Aufhebens zu machen, wie es all die Jahre hindurch faſt jeden Tag in ihrer Preſſe geſchieht? Und zwar nicht nur in der von jeher in der ganzen Welt berüchtigten Pariſer Hetzpreſſe, die von der geſchäfts⸗ und gewohnheitsmäßigen Schürung des Deutſchenhaſſes lebt, ſondern auch in den großen Preßorga⸗ nen, die, wie man weiß, der Regierung nahe ſtehen und von ihr inſpiriert werden. Iſt es für alle Friedensſehnſüchtigen in der Welt nicht unſagbar traurig, wenn man unmittelbar vor Beginn der Genfer Ratstagung, die doch zur Konſolidierung des Friedens einberufen iſt, im Pariſer„Temps“ einen ſol⸗ chen verläumderiſchen Hetz⸗ und Alarmartikel gegen Deutſch⸗ land leſen muß, wie den in unſerer geſtrigen Abendausgabe veröffentlichten?..Lug und Trug ſei unſere ganze Verſtän⸗ digungspolitik, wir dächten an nichts anderes als an Rache und Vergeltungskrieg, ſo wird in jenem, ausgerechnet aus der Feder eines Elſäſſers ſtammenden Artikel behauptet. So⸗ lange am Borabend einer Friedenskonferenz ſolche Hetzartikel in einem einflußreichen Organ der Weltyreſſe gebracht und ge⸗ glaubt werden, ſind wir von einem wirklichen Friedenszuſtand noch weit entfernt. Denn daß dieſe perfiden Behauptungen jeder Grundlage entbehren, weiß der elſäſſiſche Artikelſchreiber, der uns die“ geheime Abſicht unterſtellt, nach der Wieder⸗ eroherung Elſaß⸗Lothringens zu trachten, ebenſo genau wie die Pariſer Redakteure, die dieſen lächerlichen Alarmſchrei ſcheinbar ernſthaft aufnahmen. 5 Welchen Zweck ſie damit verfolgen, iſt ohne weiteres klar. Die öffentliche Meinung, die Vielen aus der großen Maſſe, die kritiklos das glauben, was ſie ſchwarz äuf weiß leſen, ſollen aufs neue aufgewiegelt und in Furcht und Sorge vor den Plänen der„hinterliſtigen Teutonen“ verſetzt werden. Gerade ietzt, wo in Genf über das Verlangen Deutſchlands beſchloſſen werden ſoll, die militäriſchen Kontrol⸗ le ure der fremden Mächte aus Deutſchland abzuberufen, iſt das beſonders wichtig, Die Pariſer Hetzpreſſe tut zwar ſo, als ob Briand, Chamberlain und ſelbſtverſtändlich auch der Pole Zaleswki, ſich längſt darin einig geworden ſeien, dieſem deutſchen Erſuchen nicht ſtattzugeben, wir glauben je⸗ 2. Seite. Nr. 572 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den 4. Dezember 1028 doch zuverſichtlich, daß es weiter nichts als verlogene Stim⸗ mungsmache iſt. Denn wäre es anders, dann hätten wir an der ganzen diesmaligen Ratstagung kein Intereſſe mehr. Wir ſind feſt entſchloſſen und alle ſonſt ſo uneinigen deutſchen Parteien ſind ſich völlig darin einig, daß jetzt endlich dem ebenſo un⸗ würdigen wie lächerlichen Zuſtand einer Militärkontrolle über ganz Deutſchland ein Ende gemacht werden muß. Als längſt völlig entwaffnetes und bis über unſere Kraft hinaus mit Tributlaſten beladenes Volk haben wir(wie es die dem Reichskanzler naheſtehende„Germania“ dieſer Tage ſo tref⸗ ſend ausdrückte) nicht länger Luſt mehr, den fremden Kou⸗ krolloffizieren ihre ſo reichlich bemeſſenen Arbeitsloſen⸗ gelder zu zahlen. Wir ſind uns durchaus ktar darüber, daß wir auf dem ſeilen Weg zum Frieden nur ſchwer und langſam vorwärts kommen. Doch darauf müſſen wir jetzt unter allen Umſtänden beſtehen, daß die ſchlimmſten und heuchleriſchſten Ueberbleibſet der militäriſchen Fremdherrſchaft über Deutſch⸗ land nun endlich verſchwinden. Geſchieht das auch jetzt noch hnicht, dann hat die ſoeben zu Ende gegangene Pariſer Vor⸗ konferenz für die Herſtellung eines wahren Friedens genau ſo wenig Sinn und Ziveck gehabt, wie die Nach konferenz, von der man bezeichnenderweiſe ſchon redet, bevor die Hauptkonferenz noch angefangen hat. S——————————————————————————————————— problem Polens eniſprechend berückſichtige. Zalewski er⸗ hofft die Durchführung des Geufer Protokolls. Im Geiſte der Sicherheit Polens müſſe auch die Entwafſnungskontrolle orga⸗ niſiert werden. Begreiflicherweiſe unterſtrich Zalewski ſeine Uebereinſtimmung mit Briand und ſein Einverſtändnis mit ber franzöſiſch⸗deutſchen Annäherung. Das amtliche Kommuniqus Nachſtehendes Kommunique wurde über die geſtrigen Nachmiltagsbeſprechungen des Quai d Orſay ausgegeben: „Nach dem Frühſtück, das im Außenminiſterium ſtattfand, hatte Chamberlain zunächſt eine längere, ſehr herzliche Unter⸗ redung mit Poincare. Die beiden Außenminiſter haben ſich ſo⸗ dann zurückgezogen, um die verſchiedenen Probleme der aus⸗ wärtigen Polilik und insbeſondere die auf der Tagesordnung der Völkerbundsſitzung ſtehnden Fragen gemeinſam zu prüfen. Sie kaben die völlige Uebereinſtimmung ihrer Au ſaſſung ſeſt⸗ geſtellt und beſchloſſen, die Ausſprache über die Einzelheiten, zu deren Erledigung ſie heute keine Zeit gefunden haben, in Genf fortzuſetzen.“ In gewiſſen Kreiſen gtaubt man aus der lakoniſchen In⸗ haltstoſigkeit dieſer Auslaſſung, insbeſondere aus der Wen⸗ dung, daß zu der Ausſprache die Zeit gefehlt habe, ſchließen zu dürfen, daß keine Verſtändigung über die Einzelheiten der zu regelnden Fragen erzielt werden konnte Man betont nämlich, daß, da Ehamberlain noch den ganzen Samstag über in Paris — ſehr wohl Zeit geweſen wäre, die Diskuſſion fortzu⸗ Wen. Abreiſe der deutſchen Delegalion Am Freitag abend iſt Reichsaußenminiſter Dt. Streſe⸗ mann in Begleitung des Staatsſekretärs y. Schubert und des Miniſterialdirektors Dr. Gaus nach Genf abgereiſt. Zum Abſchied hatte ſich Reichsminiſter Dr. Külz auf dem Bahnhof eingefunden. Miniſterialdirektor Dr. Oppermann Aberbrachte im Namen des Reichskauzter und Staatsſekretär Dr. Weizmann im Namen des preußiſchen Staatsminiſteriums Abſchiedsgrüße. Unter den übrigen Anweſenden bemerkte mau Miniſterialdirektor Dr. Göpke vom Auswärtigen Amt und Miniſterialdirektor Dr. Zechlin von der Preſſeſtelle der Reichsregierung. Die deutſche Aborönung für dio Weltwietſchaſtskonferenz Berlin, 4. Dez.(Von unſexem Berliner Büro). Wie wir hören, beſchäſtigt man ſith im Kabinett bereits ſeit einiger Zeit mit der Frage der Zuſammenſetzung der deutſchen Dele⸗ Jation für die Weltwirtſchaftskonſerenz. Es beſteht bei den teilnehmenden Staaten der Wunſch, die Konferenz möglichſt nicht mit offiziellen Regierungsperſönlichleiten zu beſchicken. Als Delegierter ſind hisher beſtimmt in Ausſicht genommen: Der Zeukrumsabgeordnete Lammers und der ehemalige Finanzminiſter Hermes, Dr. Trendelenburg wird, obwohl er aktiver Staatsſekretär iſt, gleichfalls der Delegation ungehsren, da er auch im Ausland als Fachmann für Handels⸗ verkräge gilt. Wer die Delegatton führen wird, iſt bisher noch Richt entſchieden. Es wird ſich nur um eine Perſönlichkeit Fandeln können, die ähnlich wie die Herren Sir Edward Horne und Loucheur gewiſſermaßen einen internationalen Ruf ge⸗ nießt. Mücktritt des bäniſchen Kabinelts Der däniſche Miniſterpräſident Stauning hat am Freitag infolge des Ausgangs der Folkethingwahlen dem König den Mücktritt des Kabinetts, das ſich bekanntlich auf die Sozial⸗ demokraten ſtützte, angeboten. Der König hat die Demiſſion angenommen und Stauning gebeten, bis zum Wiederzuſam⸗ mentritt des neuen Folkething, alſo bis zum 17. Dezember, die Geſchäfte der Regierung weiterzuführen. Als ausſichtsreichſter Kandidat gilt der ehemalige Land⸗ wirtſchaftsminiſter Gutsbeſitzer Mygdak, der diesmal zum erſten Male in den Folkething gewählt worden iſt. Er iſt der fähigſte Kopf der Venſtre Partei. In Venſtre⸗ und kon⸗ ſervaliben Kreiſen glaubt man nicht, da es zu einer Koali⸗ lionsregierung aus dieſen beiden Parteien kommen wird, ſon⸗ dern der Auffaſſung zu, daß die künftige Regierung ein Venſtre⸗Kabinett mit Unterſtützung der Konſervativen— Aünlich wie die Neergaard⸗Regierung von 1920 bis 1924—ſein wird. Der überraſchend große ahlerſolg der deutſchen ſchleswigſchenparlei beſchäſtigt neben der kommenden Re⸗ ſerungsbilbung nach wie vor am lebhaſteſten die Preſſe aller Jarteien. Der Ruſſenkredit 71 Verlin, 4. Dez.(Von unſerem Berliner Büro) Der Ruſſenkredit, deſſen Einzelheiten in dem ſogenannten Ber⸗ Uner Vertrag ſeſtgelegt wurden, iſt bekanntlich bis zum 31. De⸗ gember befriſtet. Die 800 Milltonen, die für den in⸗ duſtriellen Aufbau Rußlands zur geſtellt wurden, ſind iudes nicht ausgenutzt worden Es wird das vor allem auf den Umſtand zurückgeführt, daß das Geſchäft ſpäter als ur⸗ ſprunglich beabſichtigt war, zuſtandegekommen iſt. Die Sowſet⸗ 33 iſt nun um eine Verlängerung des Termins 3 2 zum 80. Juni nächſten Jahres eingekommen. Die Reichs⸗ kegiexung iſt mit Rückſicht auf das verzögerte Inkraſttreten der Abmachung geneigt, dieſem Wunſch zu eutſprechen. Sie dürfte daher, wie wir erfahren, in nächſter Zeit um eine ent⸗ ſprechende Ermächtigung im Reichstag einkommen, die ihr, wie man annimmt, auch erteilt werden wird. In letzter Zeit ſoll. wie verlautet, der Kredit übrigens in ſtärkerem Maße in Ar⸗ ſpruch genommen worden ſein. Dus Antiſchund⸗ 85 Schlußabſtimmung und Kombinationen Berlin, 4. Dez.(Von unſ. Berliner Bürd.) Das ſo heftig umſtrittene Geſetz gegen Schmutz und Schund iſt mit Hilſe der Rechten geſtern vom Reichstag verabſchiodet worden. Noch in der Endphaſe ergab ſich inerhalb der Regierungs⸗ parteien ein Konflikt, der zunächſt ein recht ernſtes Ausſehen hatte. Im Laufe des Tages iſt dann aber doch eine Entſpan⸗ nung eingetreten, ſodaß irgend welche unmittelbaren Folge⸗ rungen aus dem Zwiſchenfall kaum mehr zu erwarten ſind. Die demokratiſcheFraktion batte die Abänderungsanträge der Regterungsparteien am Donnerstag abend gutgeheißen; wenn ſie am geſtrigen Vormittag auf das Eingreifen des Fraktionsvorſitzenden Koch plötzlich beſchloß, ihre Unter⸗ ſchriſt zu verſagen, ſo waren für dieſe Entſcheidung, die zu⸗ nächſt eine neue Verwirrung ſtiftete, im Grunde doch mehr formale Geſichtsvunkte maßgebend. Man wünſchte nicht in ſo enge Gemeinſchaft mit einer Partelt ſich zu zeigen, deren kulturpolitſſche Tendenz, wie Frau Dr. Bäumer ſich aus⸗ drückte, nicht zweifelhaft ſei. Die Deutſchnationalen begriffen, daß ſich für ſie eine günſtige Gelegenheit böte, ihre Koalitionsfähigkeit ins Licht zu rücken und ſie beeilte ſich, ihre Siegel unter die Anträge zu ſetzen. Sie haben damit erreicht, diß die Demokraten abgedrängt wurden. Was dann weiter im Plenum geſchah, war nur das offizielle Nachſpiel zu dieſem Kampf kinter den Kuliſſen. zu deſſen unnötiger Zuſpitzung allerhand gefühlsmäßige Momente beigetragen haben ſollen. Der Verſuch des Abg. Breitſcheid, aus der ſo geſchaffenen Lage Kapital zu ſchlagen und die demokratiſche Fraktion gegen ihren Mintſter Kſils aufzunntſchen, ſtieß indes auf ent⸗ ſchiedene Ablehnung. Die Sozialdemokraten mußten ſogar von demokratiſcher Seite Vorwürſe hinnehmen, auf die ſie offenbar nicht gefaßt waren, mußten ſich bedeuten laſſen, daß die Dinge heute ganz anders liegen könnten, wenn die So⸗ zialdemokratie ſich nſcht im entſcheidenden Augenblick der großen Koalition verſagt ßätte. Da taktiſch die Annahme des Geſetzes von vornberein ſo gut wie geſichert war begnügten ſich die Sosialdemokraten damit, die ortsüblichen Mittel einer milden Obſtruktion anzuwenden. Zwax konnten ſie mit dem geſchäftsordnungsmäßigen Einwand, daß die Anträge noch nicht im Druck vorlägen, die Ein⸗elabſtimmuna nicht unter⸗ binden, woßl aber ſetzteneſie auf die Art eine kurze Verzöge⸗ rung der Schlußabſtimmung durch. Da jedoch ohnehin noch der Geſetzentwurf zur Aen derung der Erwerbs⸗ loſenfürſorgebeſtimmungen auf der Tagesordnung ſtand, fülfte wan die Lücke mit der Beratung dleſer Vorlage aits, die in allen drei Leſungen angenommen wurde. Mittlerweile waren dann auch die Druckſachen zur Stelle und das Zenſurgeſetz konnte in der Faſſung, die ihm durch das Kombromis gegehen wurde. wit Zuſtimmung auch eines Tei⸗ les der demokratiſchen Fraktton verabſchiedet werden. Wenn im Zuſammenhang mit dem geſtrigen Ergebnis hier und da bereits der„Rechtsblock“ proklamiert wird, ſo iſt das eine Schluſfolgerung, die ebenſo wenig ſtich⸗ faltta iſt wie die manigſachen voreiligen Kombinationen über die große Koalition es bisher waren. Es bleibt vielmehr aller Wahrſcheinlichkeit nach dabei, daß wir zum mindeſten vor der Weihnachtsyaute keine Veränderung in der Zuſam⸗ menſbtzung des Kabinetts erlehen werden. Selbſt der Sturm⸗ lanf, der am nächſten Donnerstag bei der Beratung des Nach⸗ tragsetats zum Reichswehrminiſterium eu erwarten iſt, dürfte Herrn Geſtler den Koyf nicht koſten. Dan die Re⸗ gierung mit der So⸗ialdemokratie über das A rbeitszeit⸗ geſetz, das dieſer Tage mit einer ausführlichen Begründung veröffentlicht werden wird, zu einer Einigung gelaugen könnte, gilt in parlamentariſchen Kreiſen als ſo aut wie aus⸗ geſchloſſen. Die Sozialdemokraten hahen ſchon den urſyrüng⸗ lichen Entwurf des Reichsarbeitsminiſters Brauus als für ſie untragbar bezeichnet, die jetzt vom Kabinett beſchloſſene Vor⸗ lage enthält Umänderungen, die ihnen das Geſetz noch weit unſchmackhafter maͤchen müſſen. Infolgedeſſen wäre es wenig zweckmäßig, ſolange dieſe Frage ſchweßt, Koglitionsverhand⸗ lungen nach links zu führen. An ſich iſt die Möglichkeit vor⸗ fanden, daß die Sozialdemokraten das Erſuchen an Herrn Marx kichten, Beforechungen über die große Koalition mit dem Arbeitszeitgeſetz als Kompromißobjekt zu eröffnen. Weihnachtsbeihilſe für die Veamien Um die Weihnachtsbeihilfe für die Beamten doch noch zu⸗ ſtandezubringen, haben im Reichstag in den letzten Tagen Beſprechungen ſtattgefunden. In einer Beratung mit den Regterungsparteien, die am Freitag ſtattfand, er⸗ klärte der Reichsfinanzminiſter, daß die Regierung grundſätzlich bereit ſei, eine Weihnachtsbeihilfe zu gewähren, und zwar in den Grupyen—4 ein Viertel, in den Gruppen —13 ein Fünftel des Monatsgehaltes, mindeſtens aber 30, höchſtens 60 Mark. In der Beſprechung ſtellten ſich die Reglerungsparteien auf den Boden der Vorſchläge des Reichsfinanzminiſters. Zugleich wurde vereinbart, daß die Regierungsparteien ſo⸗ wohl mit den Sozialdemokraten als auch mit den Deutſch⸗ nationalen Fühlung nehmen, damit von den beiden Flügel⸗ parteien keine Mehrforderungen beantragt werden, weil dann die ganze Aktion überhaupt unterbleiben müßte. Der Reichsfinanzminiſter wird zunächſt noch mit den Länderregierungen verhandeln, ſodaß der Reichstag die Weih⸗ nachtsbeihilfe für die Beamten bereits in der nächſten Woche bewilligen kann. Auch der preußiſche Finanzminiſter Dr. Höpker⸗ Aſchoff hat einer Beamtenabordnung erklärt, daß das preußiſche Staatsminiſterium beſchloſſen habe, der vom Reichs⸗ finanzminiſter beabſichtigten Regelung über eine Weihnachts⸗ beihilſe für die Beamten beizutreten, aber er hat darauf hin⸗ gewieſen, daß Preußen angeſichts der angeſpannten Lage ſeiner Finanzen gezwungen wäre, ſich mit Erſatzforderungen an das Reich zu wenden. 4 Danzig, 3. Dez. Von 6450 Beamten, Lehrern und mit Ruhegehaltberechtigung Angeſtellten des Staates haben bisher rund 6200 die Erklärung nur 40 lehnten ab. Von den reſtlichen 800, die ſich teils auf dem Lande, teils in Urlaub befinden, ſteht eine Erklärung not' aus. Der Ausbau von Singapore Das Sekretartat der britiſchen Reichskonferenz veröffent⸗ licht den Bericht über die eichsverteldigung. In⸗ tereſſant iſt die Debatte über Singapore. Sämtliche Dele⸗ gierten erklärten, daß ſie kein weiteres Geld für dieſen Zweck ausgeben könnten. Der auſtraliſche Miniſterpräſident ſtellte über das Notopfer unterſchrieben, E feſt, daß der Beſchluß der Macdonald⸗Reglerung, den Ausbau von Singapoxe einzuſtellen, Auſtralien veranlaßt, habe, ein füntiehrises Warurpggee mit 86 Millionen Pfund auf⸗ zuſtellen. Auſtralien könne daher keine weiteren Laſten auf ſich nehmen. eſct angenommen Wahrſcheinlicher aber iſt, daß die Sozialdemokraten ſich in eine Diskuſſion über den Regierungsentwurf gar nicht erſt einzu⸗ laſſen wünſchen, ſondern ihrerſeits dem Reichstag mit einem Fuitiativantrag kommen werden. Ob aus ſolcher Situgtion dann die Regierung mit heiler Haut hervorgehen wird, iſt eine offene Frage. Es wäre nicht ganz undenkbar, daß ie Deutſchnationalen, wenn ihnen nicht ſüßer Lohn winkt, einen Rückfall in ihre Sabotagetaktik erleiden und für das ſozial⸗ demokratiſche Notgeſetz ſtimmen. Allerdings werden ſie ſich ſagen müſſen, daß ein ſolches Verhalten in dieſem Jalle in den eigenen Reihen noch weit mehr Widerſtand finden würde, als dam bei der 30prozentigen Erhöhung der Erwerbs⸗ loſenſätze. Die Regierung rechnet offenbar damit, auch für dieſes Geſetz die Unterſtützung der Deutſchnationalen zu er⸗ halten. Die Spaltung der Demolralen J Berlin, 4. Dez.(Von unſ. Berliner Büro.) Von ben Mitgliedern der demokratiſchen Fraktion haben geſtern die Abgeordneten Heuß, Profeſſor Götz. Dr. Raſchig, Fiſcaleen, Frau Dr. Bäumer, Kopſch, Dietrich⸗Baden, v. Richt⸗ hofen, Bartſchat, Fiſcher⸗Köln, Külz und Wieland für Vorläge geſtimmt. Die Abgeordnete Frau Dr. Lüders Pa ſich der Stimme enthalten. Dagegen waren: Koch⸗Weſer, Erkelenz, Lämmers, Ziegler, Schneider, Dernburg. Rönne⸗ burg, Hummel. Brodauf, Haas, Sharrer, Schult, Meier⸗Ber⸗ lin, Büll und Dr. Bergſträßer. Man wird vielleicht der Mei nung ſein dürfen, daß die dem Geſetz Zuſtimmenden ſich 1 merhin ſehen laſſen können. Mit all dem wird natürlich nichts daran geändert, daß die demokratiſche Fraktion aus“ ein andergefallen iſt und ißre Taktik und ihren E fluß ſo ſelber aufgibt. Das„B..“ pflanzt dennoch am So die Hoffnung auf. Es bat eine Hoffnung auf Preußen, da dieſes die Vorkage im Reichsrat, an den ſie wegen vom Reichstag beſchloſſenen Aenderungen zurückgeßt, ab⸗ lehnen wird. Indes von der Voſſichen Zta., die bilang im Kamyf gegen den demokratiſchen Miniſter Külz Seite 5 Seike mit dem„Tageblatt“ geſtanden at. muß dieſe) ſi ſagen kaſſen. daß die Hoffnung auf den Reichsrat gering ſei. Der„Vorwärts“ gift ſich dann auch mit Hoſfuunge, nicht weiter ab. Er Föhnt die Demokraten aus und beſcmn den von dieſen geſtelften Miniſter des Innern:„Dieſer ¹ an der Spitze des Reichsinnenminiſteriums bietet jede—5 währ dafür, daß das neue Geſetz zur Feſſelung des geiſtige und künſtleriſchen Schaffens nicht nur gebraucht, ſondern 69 gar mißbraucht werden wird.“ Und Leute, die derart gelk⸗ loſes Zeug niederſchreihen, gefallen ſich in der Rolle Schützer geiſtigen Schaffens. Wichtiger als dieſes Hinübe und Herüber bleibt die von uns ſchon an anderer Stelle er⸗ 1 örterteFrage, ob aus der geſtrigen Abſtimmung irgend welche weiteren Folgen fließen werden. Durch die Hugenbergpreſſe werden 100 Deutſchnationalen wieder einmal als aut und tign offeriert. Lediglich im Arbeitsgerichtsgeſetz gäbe es noch Uebereinſtimmung zwiſchen der Mitte und den Sozialdem kraten. Alle anderen wichtigen Probleme, das Rorg he üüber die Arbeitszeit, das Zollgefetz, di Anträge üler E* ſcheidungsreformen und insbeſondere der Reichswehretat e forderten die Uebereinſtimmung zwiſchen der Mitte und Rochten. Wenn man es ſo hört, möchte es leidlich ſcheinnch Die„Germania“ felich bleibt der Metnung, daß du die, wie ſie es ausdrückt,„ emokratiſchen Hausſorgen“ Koalttkon als ſolchénicht berührk würde. Juben liegt der Ton ſehr wohl auf den zwei Worten„als ſolche Was ſich geſtern begab, kann Epiſode bleiben, kann aber— 5 und nach auch andere Wirkungen auslöſen. Die„German meint: Die parlamentariſchen Vorgänge der letzten ch⸗ werden dann keinen Wendepunkt in der Fnnenpolitik Deut lands ſein, wenn die Linke es mit der Mehrheit des deut 2 Volkes möglich macht, auch mit ihr eine vernünftige Kultu politik zu treiben.“ Noch kühler ſchretbt die„Tägli ge Rundſchau“:„Wenn die Demokraten mehr Wert auf 955 graue Theorie als auf ihre Praxis legen, ſo wird ſie niemag, daran hindern können.“ Aber nahezu die Hälfte der Demez kraten hat doch eben geſtern bewieſen, daß ſie auf die Pras Wert zu legen weiß. Badiſche Politil Leers Nachſolger im Innenminiſteriur⸗ wird porausſichtlich der degenwärtige Konſtanzer Laube kommiſſär Friedrich Foehrenbach werden. Er ſteht 31. Lebensjahre. Von 1907 bis 1000 war er erſter Bürge meiſter in Karlsruhe, betätigte ſich dann im Staatsdienſt u war bereits als Miniſterialrat im Miniſterium des Inner tätig. 1022 wurde er zum Landeskommiſſär in Konſtand Letzte Meloͤungen Sportwetter im Schwarzwald Triberg, 4. Dez.(Eig. Drahtber.) Im geſamten teren Schwarzivald iſt ſeit geſtern abend's Uhr ſeheſt 55 Schneefall eingetreten, der mit geringen Unterbrech t bet heute vormittag noch andauert. Die Schneehöhe b Temperaturen von—2 Grad Kälte durchſchnittlich 20³ timeter Pulverſchnee auf trockenem Boden. Di bahnen ſind bis in die Talſtation fahrbar. ſibenten Ein Vertreter der Saarregierung beim Reichsprä 90 E — Berlin, 4. Dezör. Der Reichspräſident empfing K vormittag das ſaarländiſche Mitglied der Saaxtes Rart Coßmann, nachdem bereits Reichskanzler Drtdent der Herrn Coßmann empfangen hatte. Daß der Präiſiſcht zu. Saarregierung, Stephans, in Berlin weile, trifft 1 errn Alleroͤings war eine Reiſe Stephans gleichzeitig miérkran⸗ oßmann nach Berlin geplant, mußte jedoch infolge kung des Regierungspräſidenten unterbleiben. Spaniſche Militärflieger in Deſſau ſt⸗ U — Berlin, 4. Dez. Die ſpaniſche Militärmiſſion Ureans, ſchiffahrt unter Führung von Prinz Alyhons von ffigierel Bourbon und Oberſt Mindelan, in Begleitung von Offläſchaft der ſpaniſchen Armee und Mitgliedern der Panſſchen obfla⸗ 2 in Berlin, traf geſtern mittag mit einem Junkers⸗ zeug in Deſſau ein, wo ſie von Profeſſor Junkers un Vorſtand der Junkers⸗Werke empfangen wurde. Der Nufſtand auf Java dab — Auſterdam, 3. Dezbr. Aus Java wird aemeldwönfen 380 Kommuniſten ſich der Behörde freiwillig un, it nach haben. Der rerhaſtete Anhänger, Mohammed Ali, Semarang übergeführt worden. eee Dlotkamens, die Kaiſer und Könige, Eamstag, ben 4. Dezember 1020 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 8. Seite. Nr. 502 Exrxichtung einer Schlichtungskammer On einer geſtern nachmittag auf dem Rathauſe abge⸗ haltenen Preſſebeſprechung begründete der Vor⸗ ſitzende des Mieteinigungsamtes,.⸗A. Roediger⸗ die Not⸗ wendigkeit der Errichtung einer Schlichtungs⸗ ammer mit folgenden Ausführungen: „Nach§ 16 des Reichsmietengeſetzes ſind Neubauten und Räume, die durch Umbauten neu geſchaffen wurden, von den Beſtimmungen des Reichsmietengeſetzes ausgenommen, wenn ſie nach dem 1. Juli 1918 bezugsfertig wurden. Ebenſo ſind nach§§ 334 und 33b Mieter⸗Schutz⸗Geſetz neue Wohnungen, ie durch Teilung einer großen Wohnung oder aus gewerb⸗ lichen Räumen, die bis zum 1. Oktober 1918 zu Wohnzwecken nicht benützt waren, neu geſchaffen wurden, frei und ſeit dem 1. Auguſt 1926 auch alte Wohnungen mit einer Friedensmiete von 2500 Mark und mehr und Geſchäftsräume mit einer Frie⸗ densmiete von 1700 Mark und mehr. Für dieſe Räume kann alſo die Miete frei vereinbart werden, unabhängig von den eſtimmungen des Reichsmietengeſetzes. Trotzdem aber darf keine unangemeſſene Miete verlangt werden. Denn der am 1 Juli 1926 in Kraft getretene§ 49a des Mieter⸗ ſchutzgeſetzes bedroht mit einer Geldſtrafe von 3 bis 10 000 teichsmark oder Gefängnis von 1 Tag bis zu 5 Jahren den⸗ jenigen, der für die Ueberlaſſung von Räumen oder im Zu⸗ ammenhange damit für ſich oder einen Anderen einen Miet⸗ Rreis oder eine ſonſtige Vergütung fordert, annimmt oder ſich verſprechen läßt, die unter Berückſichtigung der geſamten Verhältniſſe als unangemeſſen anzuſehen ſind. Wird ein olcher Raumwucher fahrläſſig begangen, ſo iſt die Höchſt⸗ ſtrafe 1 Fahr Gefängnis. Wenn die Tat aus Gewinnſucht be⸗ gangen iſt, kann die Geldſtrafe bis auf 100 000 Reichsmark er⸗ öht werden. Anſtelle einer unbeibringlichen Geldſtrafe tritt Gefängnis oder Haft(§8 16, 27, 27a St...). Ebenſo wird beſtraft, wer für die Vermittlung eines ſolchen Rechtsge⸗ ſchäfts eine unangemeſſene Vergütung fordert, annimmt oder ſich verſprechen läßt. Was eineunangemeſſene Vergütung iſt, hat das Geſetz nicht beſtimmt, es hat lediglich ſich darauf beſchränkt, anzuordnen, daß bei der Beurteilung die geſamten Verhältniſſe zu berückſichtigen ſind. Das hat natürlich eine überaus große Rechtsunſicherheit hervorgerufen, denn einerſeits ſind die Verhältniſſe bei einzelnen Parteien ind in einzelnen Ländern oder Gemeinden, ja ſogar in den einzelnen Häuſern derartig verſchieden, daß in einem Falle eine verhällnismäßig geringe lleberſteigung der Friedens⸗ iete ſchon als Mietwucher ſtrafbar ſein kann, während im anderen Falle eine verhältnismäßig hohe Mehrforderung noch angemeſſen betrachtet werden muß. Andererſeits ſind aber viele Parteien garnicht imſtande zu beurteilen, wo ſelbſt bet Zerückſichtigung der ganzen Verhältniſſe der Mietwucher an⸗ ängt, ſie wiſſen nicht, was bei der Preisbemeſſung berück⸗ chtigt werden muß oder darf, welche Rechtsbehelfe ihnen zu⸗ 6 en und wie ſie ſich gegenüber hohen Angeboten oder umge⸗ kehrt gegenüber hohen Forderungen zu verhalten haben. b1 Der Reichstag hat eine Entſchließung angenommen, durch 1 e auf die Länder dahin eingewirkt werden ſoll, daß ſie Richt⸗ inten über die Vorausſetzungen erlaſſen, die die Annahme bines Raumwuchers rechtfertigen. Auch der Landesverband adiſcher Mieteinigungsämter und das Mieteinigungsamt 7 annheim haben die Erlaſſung von Richtlinien bei der Regie⸗ ung beantragt. Aber ſchon während der Vorbereitung dieſes ſobtrags ſind die größten Zweifel darüber aufgetaucht, ob man che Richtlinien überhaupt erlaſſen könne, da, wie geſagt, die Verhältniſſe ſchon in den einzelnen Häuſern und bei den ein⸗ nen Parteien ſo überaus verſchieden liegen können, daß in mem Einzelfalle eine Miete von 165 v. H. vielleicht noch an⸗ 9 ugig ſein kann, während im anderen Falle ſchon eine Miete — 110 v. H. der Friedensmiete Mietwucher iſt. Dieſen weifeln muß man ſich anſchließen. Kichtlinien müßten zu Schematiſierung ren, dan aber nicht mehr die geſamten Verhältniſſe berück⸗ khligen läßt. Wenn gar ein Höchſtſatz genannt würde, ſo 1 rde dadurch unabweisbar die Gefahr heraufbeſchworen, daß kaſſächſt blindlings überall, wo freie Mietzinsbildung zuge⸗ Rilen iſt, auf dieſen Betrag geſteigert würde. Die badiſche Mäferung hat deshalb nach Anhörung der Organiſationen der de eter und Vermieter mit Rückſicht auf die außerordentlich Sünpare Faſſung des§ 49a und die mit früheren ähnlichen müſtlvorſchriften gemachten Erfahrungen davon abſehen dw ſſen, ſolche Richtlinien zu erlaſſen. Sie hat dagegen als eckmäßig anheim geſtellt, daß die Mieteinigungsämter im enehmen mit den Organiſationen Ausgleichsſtellen, wie ſie das Mieteinigungsamt Mannheim vorgeſchlagen hat, errichten. Dieſe Ausgleichsſtellen ſind umſo nötiger, als ſeit dem 1. Juli 1926 ſich Vermieter ſowohl wie Mieter in zahlreichen“ Fällen ſchon an das Mieteinigungsamt gewandt und um Gut⸗ achten gebeten haben über die Höhe der zuläſſigen Miete. Die Hauseigentümer taten dies hauptſächlich, weil ſie ſelbſtverſtändlich ſich nicht der Gefahr ausſetzen wollten, we⸗ gen Mietwucher beſtraft zu werden, die Mieter, weil ſie auch in ſrei vermietbaren Räumen keine unverhältnismäßig hohe Miete bezahlen wollten. Denn eine auch nur ungefähre Norm für die Miethöhe ſolcher Räume hat ſich noch nicht bil⸗ den können, ſolange der großen Nachfrage noch ein durchaus ungenügendes Angebot gegenüberſteht, Die Koſten der Neu⸗ und Umbauten ſind ja nach der Zeit ihrer Errichtung(man denke insbeſondere an die Inflationszeit) und nach der Art der Geldͤbeſchaffung(ſtaatliche und ſtädtiſche Darlehen, Ar⸗ beitgeberzuſchüſſe, Beihilfen der Mieter uſw.) überaus ver⸗ ſchieden und ſomit auch die Mietyreiſe. Dadurch entſtand eine allgemeine Unſicherheit und unangemeſſene Preiſe waren nicht ſelten, wurden aber zunächſt bezahlt. Die Anfragen beim Mieteinigungsamt vermehrten ſich, als durch die Verordnung vom 13. Juli 1926 die ſogenannten teueren Wohnungen und Geſchäftsräume von den Beſtim⸗ mungen des Reichsmietengeſetzes ausgenommen wurden. Sehr viele Vermieter gingen ſofort mit den Preiſen in die Höhe, andere Leſchränkten ſich auf die Kündigung und überließen es ihren Mietern, durch Anbieten hoher Mieten die Kündigung abzuwenden, weil ſie glaubten, auf dieſe Weiſe mehr zu er⸗ zielen und trotzdem mit§ aga nicht in Konflikt kommen zu können. Für dieſe Räume hatte 8§ 3 Abſ. 3 genannter Lockerungsverordnung vom 13. Juli 1926 außerdem beſtimmt, daß das Mieteinigungsamt, wenn der Mieter nach erfolgter Kündigung, die nach der Lockerungsverordnung ebenfalls zu⸗ läſſig iſt, weiter in der Wohnung blieb über den Zeitpunkt der Kündigung hinaus(wenn der Richter aufgrund des 8 52 Satz 2 Mieterſchutzgeſetz die Vollſtreckung des Räumungs⸗ urteilg von der Sicherung ausreichenden Erſatzraumes ab⸗ hängig gemacht hatte) für dieſe Zeit die Miete feſtzuſetzen habe, jedoch mindeſtens auf den Betrag der geſetzlichen Miete. Auch hier kommt alſo eine andere als die geſetzliche Miete in Betracht, die ſich jedenfalls im Rahmen der angemeſſenen Miete zu halten hat, alſo ebenfalls die Verhältniſſe der Par⸗ teien berückſichtigen muß. Während zur Feſtſetzung der Miete nach§ 3 Abſ. 3 das Mieteinigungsamt zuſtändig geblieben iſt, beſteht keine Inſtanz für die Preisbemeſſung der freien Woh⸗ nungen nach Ablauf der Kündigungsfriſt und für die Gut⸗ achten wegen§ 49a. Trotzdem wurde das Mieteinigungsamt nicht nur von Privaten, ſondern auch von Behörden dauernd um Auskünfte und Gutachten angegangen, weil es die einzige Stelle iſt, die ſich in der Mietpreisbemeſſung auskennt und die Grundſätze anzuwenden verſteht, die nicht nur bei den noch unter Zwangs⸗ wirtſchaft ſtehenden Wohnungen, ſondern auch bei freien Wohnungen anzuwenden ſind. Um nun dieſe Auskünfte und Gutachten in richtiger Weiſe und mit den nötigen Garantien geben zu können, wurde die Ansgleichskammer errichtet. Dieſe Kammer, die mit 1 Vorſitzenden und 4 beſonders ſach⸗ kundigen Beiſitzern beſetzt iſt, wird alſo vor allem tätig werden, wenn die Staatsanwaltſchaft bei Mietwucheranzeigen oder die Gerichte in Mietsſtreitigkeiten Gutachten über die Angemeſſenheit der Miete wünſchen in Fällen, die an ſich nicht zur Zuſtändigkeit der Mieteinigungsämter gehören, alſo in erſter Linie bei freigewordenen Wohnungen und bei Neu⸗ bauten. Sie ſoll auch dort einen Ausgleich verſuchen, wo der Mieter, dem ſeine Wohnung oder ſeine Geſchäftsräume ge⸗ kündigt wurden, für ſeine Exiſtenz fürchtet. Sie ſoll die ge⸗ richtlichen Räumungsklagen nach Möglichkeit zu verhindern ſuchen und auf gütlichem Wege die Zurücknahme der Kün⸗ digung oder Friſtgewährung in den hierzu geeigneten Fällen anſtreben. Sie ſoll auch die Paxteien über die tatſächlichen und rechtlichen Folgen der Kündigungen und Steigerungen belehren. Denn es iſt nicht immer im Intereſſe des Haus⸗ beſitzes gelegen, einen ſcheinbar günſtigen Vertrag mit hohem Mietpreis zu erzielen. Dem Mieteinigungsamt ſind jetzt ſchon überraſchend viele Fälle bekannt geworden, in denen gerade die Mieter den Hausbeſitzer am meiſten geſchädigt haben, die durch ihre hohen Mietangebote den Vorzug vor anderen vielleicht reelleren Mietern erreichten, dann aber die Mietzahlung nach kurzer Zeit ganz oder wenigſtens teilweiſe einſtellten und nur mit großen Verluſten näch längerer Prozeßdauer wieder aus den Räumen entfernt werden konnten. Es iſt dem Mieteinigungs⸗ amt auch bekannt, daß jetzt ſchon verſchiedene teuere Woh⸗ nungen nicht mehr zu vermieten ſind, ſodaß die Befürchtung für den Hausbeſitzer beſteht, daß er durch das Leerſtehen Ver⸗ luſte erleibet und ſchließlich ſogar die teueren Wohnungen unter dem geſetzlichen Mietyreis vermieten muß. Die ge⸗ kündigten Mieter von teueren Wohnungen oder Geſchäfts⸗ räume ſuchen naturgemäß ſich Erſatzräume zu verſchaſſen, die möglichſt von den Beſtimmungen der Zwangswirtſchaft nicht au⸗genommen ſind. Sie werden, wie bisher ſchon viele Wohnungſuchende, verſuchen, durch Zahlung von höheren Ber⸗ mittlungsgebühren oder Abfindungen, fingierte Verträge über Kauf von Möbeln, Bezahlung unangemeſſener Beträge für Herrichtungen, die der Hauseigentümer oder Vorbeſitzer in der Wohnung gemacht hat, und bergleichen möglichſt raſch neue Unterkunft zu ſinden. Auch hier kommen dann ſtrafbare Handlungen nach§ 49a Mieterſchutzgeſetz in Frage. Aber das Bedenklichſte hierbei iſt, daß auf dieſe Weiſe auch billigere Wohnungen mittelbar im Preiſe geſteigert werden und daß dieſer Druck nach unten ſich ſchließlich bis zu den kleinen und kleinſten Wohnungen fortſetzt. Viele Mieter haben ſich bis jetzt geſcheut, die Behörden anzurufen, weil ſie fürchteten, daß ihnen die Wohnung gaus gekündigt werden könne, wenn ſie nicht auf die Mietpreis⸗ forderung eingingen. Sie haben Anzeigen bei der Staats⸗ anwaltſchaft wegen Raumwucher erſt gemacht, wenn es ſchon zu ſpät war und ſie die Räume bereits verlaſſen hatten oder wenigſtens ein Räumungsurteil gegen ſie ergangen war. Die Schlichtungskammer wird die bisherigen Mißſtände vermeiden können, da ſie keine Entſcheidung gibt, wenn nicht beide Parteien dieſe wünſchen. Sie wird nur Gutachten erſtatten, die die Parteien in einem ſpäteren Prozeß verwenden können. Sie wird aber eben durch dieſe Gutachten in den allermeiſten Fällen die Pro⸗ zeſſe überhaupt unnötig machen, da die Betei⸗ ligten gerade aus dem Gutachten erſehen können, wie ver⸗ mutlich ihr Prozeß ausgehen wird. Wenn die Paxrteien aber überhaupt keine mündliche Ver⸗ handlung wünſchen, ſo braucht dies im Antrag nur bemerkt zu werden. Die Kammer wird dann auch dieſe Fälle ge⸗ naueſtens prüfen und ihr Gutachten zu den Akten nehmen. Dieſe Fälle, wie überhaupt alle, die der Kammer vorgetragen werden, werden der Regierung unterbreitet, damit dieſe ſtets auf dem Laufenden iſt über die Wirkungen oder Mißbräuche, die die Lockerungsverordnung vielleicht hervorruft. Bis jetzt ſind in Mannheim eine derartige Maſſe von Kündigungen und ungerechtfertigt hohen Steigerungen trotz aller Mah⸗ nungen des Organs des Hausbeſitzerverbandes vorgekommen, daß nur durch gütliche Erledigung dieſer Fälle vor der Schlichtungskammer die von der Regierung ausdrücklich vor⸗ behaltene Zurücknahme der Lockerungsverordnung vermieden werden könnte. Eine Bekanntmachung über die Errichtung der Ausgleichskammer wird in den nächſten Tagen veröfſent⸗ licht werden. 5 In der kurzen Ausſprache, die dieſen über die Materie ausgezeichnet orientierenden Ausführungen folgte, erklärte Syndikus Dr. Krieger, daß ſich die Mannheimer Ge⸗ ſchäftswelt mit der neuen Einrichtung abfinden und ſie bis zu einem gewiſſen Grade begrüßen werde, wenn der Riechtsweg eingehalten werde, wenn das Spruchamt auf Erſuchen der Parteien in Tätigkeit trete und ſeine Aufgabe darin erblitke, Verhandlungsſtelle zu ſein. Selbſt als grunöſätzlicher Anhänger der freien Wirtſchaft müſſe man zugeben, daß das Mißverhältnis zwiſchen Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt nicht ſo leicht ausgeglichen werden könne wie bei irgend einer Ware. Aus dieſem Grunde werde man ſagen können, daß die ſtufen weiſe Aufgabe der Zwangs⸗ wirtſchaft durchaus richtig ſei. Ueber die Höhe der Stufen könne man geteilter Meinung ſein. Die Schlichtungskammer habe ſich die Grenzen etwas zu weit geſteckt. Die Mitteilung an die Staatsanwaltſchaft, daß Mietwucher vor⸗ liegt, ſollte den Parteien vorbehalten bleiben, damit nicht die Ausgleichskammer, wenn ſie zur gutachtlichen Aeußerung durch Staatsanwaltſchaft oder Gericht aufgefordert wird, von vornherein ſich feſtgelegt hat. Es wäre viel richtiger, die Schlichtungskammer ſtellte ſich der Staatsanwaltſchaſt oder dem Gericht als gutachtliche Stelle zur Berfügung. Wün⸗ ſchenswert wäre auch die Zuziehung namhafter Ver⸗ treter des Einzelhandels als Beiſitzer der Schlich⸗ tungskammer und als Sachnerſtindige..A. Roediger erwiderte, man habe verſucht, Vertreter des Ein⸗elsanbels als Beiſitzer zu gewinnen, aber alle hätten wegen Mangel an Zeit abgelehnt. Es ſei aber beabſichtigt, Sachverſtändige, die pon der Handels⸗ und Handwerkskammer vorgeſchlagen wer⸗ den, zu hören. Die Schlichtungskammer werde keine förm⸗ liche Anzeige bei der Staatsanwaltſchaft erſtatten, ſondern die Akten mit dem Gutachten übergeben. Damit ſchloß die Be⸗ ſprechung, von der wir annehmen, daß ſie auch unter unſeren Leſern aufklärend wirken wird. Sch. Der Amateurkoch Von Hanna Ribeaucourt nich Das Kochen und vor allem das gute Kochen iſt durchaus mht eine ſo ausſchließlich weibliche Angelegenheit, wie die moſſten Menſchen glauben mögen. Es ſei hierbei noch nicht ein⸗ wal an die berufsmäßigen Köche gedacht, ſondern an die viel bacuiger Lekannten Amateurköche, die das Kochen als Lieb⸗ Liſterei, als eine Art Sport betreiben. Es gähe eine lange e, wollte man ſie alle aufzählen, die Träger eines berühm⸗ Päpſte, Feldherren, iaesmaten und Künſtler, die nicht nur Meiſter ihres jewei⸗ beher Faches waren, ſondern auch die edle Kunſt des Kochens errſcht oder gar durch neue Erſindungen und Kombinatio⸗ n gefördert haben. mar Man ſchlage nur ein Kochbuch der ſeinen Küche auf, und eſth wird zahlreiche Namen ſinden, die dem Gebildeten aus ach uchte Und Literatur geläufig ſind. Um dem äußeren Rang Ymit den ganz Großen zu beginnen, ſei erſt Kaiſer Karl v. Hwähnt, der allerdings erſt nach ſeiner Thronentſagung die 0 ze zu eingehender Beſchäitigung mit den Geheimniſſen der geſunden hat. Obwohl er dieſe Liebhaberei neben dem erſehencherbandwerk ſehr eifrig betrieb, was ſchon daraus zu or hen iſt, daß ſich ſeine Korreſpondenz zumeiſt um die Be⸗ „Eiſtg von Delikateſſen und neuen Rezepten drehte, iſt der Genſtebler von St. Juſt“ nicht als eigentlich ſchöpfertſches von is in die Geſchichte der Kochkunſt eingegangen. Dieſe weiß perſon nur ſoviel zu berichten, daß er ſeinen Köchen höchſt⸗ Würſtalich die Zubereitung einer beſonderen Art von Brat⸗ Utät 09 beigebracht habe, deren Herſtellung früher die Spezia⸗ der Königin Juana geweſen war. ein imanderer bervbmter Zeittevyſſe Karlä V. und zugleich kan 5 größerer Meiſter der Küche war Papſt veo., be⸗ indün als der Widerſacher Martin Luthers. Durch die Er⸗ Aus 40 des Frikandeans, das noch bente das beſte iſt. was man u d Kalbfleiſch machen kann, gehört dieſer begabte Kirchenfürſt Miſtor, ganz Großen im Reiche der Kochkunſt. Weiter weiß die vor orie zu berichten, daß Leo X. das Rezept zu einer Art 8 pikanten Würſtchen erdacht habe, die aber ſo wahnſinnig nunt geweſen ſeien, daß Hadrian Vi., als er zufällig die Rech⸗ ſeingen und das Rezeyt auffand, darüber gar heſtig erſchrocken fe Popiere ſchurt ließ Schade, daß dieſe Reife gebracht. Mandarinen ber erſten Klaſſe babe es durch und die Groß iſt natürlich die Zahl berühmter Köche, die der fran⸗ zöſiſche Hochadel geſtellt hat. Es würde aber zu weit führen, auch nur eine Auswahl der kulinariſchen Großtaten auſzu⸗ zählen, die die Welt der Feinſchmecker Richelieu, Conde, dem Prinzen Conti, Soubiſe, dem„Helden“ von Roßbach und ande⸗ ren bekannten Staatsmännern und Heerführern Frankreichs berdankt. Dieſe Namen bürften auch in jedem beſſeren Koch⸗ buch zu ſinden ſein. Weniger bekannt dürſte es jedoch ſein, daß auch der Name des Fürſten Bismarck in der Geſchichte der Gaſtronomie ver⸗ zeichnet iſt. Die ſogenannten Bismarckheringe ſind allexdings keine Erfindung des Fürſten, ſondern haben nux aus Reklame⸗ gründen ſeinen Namen erhalten. Dagegen hat Bismarck ſelbſt, wie Moritz Buſch in ſeinen Erinnerungen berichtet, bei der Tafel in Verſaillet erzählt:„Ich habe mir in jungen Jahren um die Bewohner von Aachen ein Verdienſt erworben, wie Ceres durch die Erfindung des Ackerbaues um die Menſchheit, nämlich dadurch, daß, ich ſie Auſtern braten lehrte.“ Auf Be⸗ fragen hat der Fürſt auch das Rezept ſeiner Brat⸗Auſtern ver⸗ raten, das alſo lautet:„Man beſtreue die Auſtern mit gerie⸗ bener Semmel und Parmeſankäſe und brate ſie in ihrer Schale auf einem Kohlenfeuer.“ Die Kochgelehrten ſind jedoch, der gegenteiligen Meinung, daß Auſtern nur friſch und in ihrem Waſſer ohne Zutaten genoſſen werden müſſen. Neben Bismarck iſt Fürſt Pückler wohl der populärſte deutſche Fürſt im Reiche der Kochkunſt geweſen. Beſonders ſein Rezept zur Bereitung eines„S efrorenen“ hat ihn unſterblich gemacht, denn das Fürſt Pückler⸗Eis kennen auch ſolche Leute, die ſonſt nichts weiter von dieſem merkwürdigen Menſchen und Weltreiſenden wiſſen. Von ſeinen Reiſen hat er übrigens auch ausgezeichnete Rezeyte zur Bereitung eines guten Kafſees nach Euxopa gebracht. In der Kunſt des Kaffee⸗ brauens wurde Fürſt Pückler vielleicht nur von Balzae über⸗ troffen, deſſen Kaſſee es nach dem Zeugnis ſeines Freunde⸗z Levn Gozlan verdient hätte, ſprichwörtlich zu werden. Selbſt der berühmte Kaffee Voltdires ſoll nicht köſtlicher geweſen ſein. Balzae bereitete ihn perſönlich und ſein Rezeyt war„grund⸗ gelehrt, raffiniert und göttlich wie ſein Genie.“ Neben ſeinem berühmten Kafſee hielt Balzae auch auf einen nicht minder norzüglichen Tee, der durchaus der phantaſtiſchen Lobprei⸗ ſung würdig geweſen ſein ſoll. mit der ihn Balzge verherr⸗ lichte, bevor die Freunde ihn koſten durften. Die Sonne habe dieſen Tee einzia und allein für den Kaiſer von China zur Reb höch't intereſſanten Dokumente nicht auf die S obgelegen, ihn zu begießen und zu behüten. ekommen ſind lungfräuliche Mädchen mußten ihn vor Sonnenaufgang pflüt⸗ ken und unter Hymnen zu den Füßen des Kaiſers tragen. Jede Ernte ergab nur einige wenige Pfund dieſes unver⸗ gleichlichen Kaiſertees, und nur in ſeinen huldreichſten Stun⸗ den geſchah es, daß der Kaiſer von China einige Haudvoll des köſtlichen Tees dem Kaiſer von Rußland ſchenkte. Und Balzac wollte nun durch perſönliche Vermittlung des ruſſiſchen Ge⸗ ſandten vom Miniſter des Zaren einige Gramm des unde⸗ heuer koſtbaren Tees erhalten haben, mit dem er ſeinerſeits die Liebenswürdigkeit hatte, ſeine Freunde zu beglücken. Zum Schluß ſei noch eine„wahre“ Geſchichte aus dem Leben Beethovens erzählt, der ebenfalls der Meinung war, ein ausgezeichneter Kochkünſtler zu ſein. Einmal hatte er ſich im Zorn hinreißen laſſen, ſeine Haushälterin wegzujagen. Und da er für denſelben Abend einige Freunde eingeladen hatte, mit denen er bei einem guten Mahl die neue Wohnung ein⸗ weihen wollte, machte er ſich ſchnell entſchloſſen ſelber aus Kochen. Es gab natürlich eine fürchterliche Wirtſchaft in der Küche, und als das Eſſen endlich fertig war, kam der Braten gänzlich verkohlt aus der Pfanne, während das Gemüſe von einer geradezu mörderiſchen Beſchaffenheit war. Es blieb nichts weiter übrig, als die Haushälterin zurückzuholen, da⸗ mit ſie ſchnell ein menſchenwürdiges Eſſen bereite. Die Kunſtſtadt München. Das neue Heft des Bayer⸗ land“ wird bildlich beherrſcht von der Sam des Bayeriſchen Nationalmuſeums“, der Abteilung für Ge⸗ werbekunſt.„Zur Ergänzung der Fachabteilungen des Na⸗ ttonalmuſeums, eine Art Fortſetzung dieſer Sammlungen bis in die Neuzeit und über die bayeriſchen und kontinentalen Grenzen hinaus,“ ſo hat Generaldirektor Geheimrat Halm ſchon 1920 die Aufgaben der„Neuen Sammlung“ umſchrieben. Sie zeigt die Entwicklung der modernen Gewerbekunſt, die Erzeugniſſe auch anderer Länder, ſoweit ſie führend waren für unſere eigene Entwicklung. Ueberall das Streben nach Schönheit: Neben Werken reiner Kunſt wie einem köſtlichen Terrgcotta⸗Kinderkopf Ruth Schaumanns, Porzellangruppen wie, der„Schnitterin“ von Prof. Wackerle,„Ruſſiſchen Hir⸗ ten“ von Ernſt Barlach, bunte Maſoliken eines Profeſſor Läuger, einer Wally Wieſethier, Krüge verſchiedener Techniken aus den Münchener Werkſtätten von Leipfin⸗ ger; Gläſer in mannigfaltigen Formen, beſonders reizvoll in ſeiner anmutigen Eleganz ein Brunnen aus Glas von Edward Hald(Schweden), Silberne Doſen und Platten, Tep⸗ viche und Behänge neben Kannen, Schalen, Korbwaren wei⸗ ſen den Weg zur Gewinnung künſtleriſchen Behagens.a eigenen Heim, ———— —— ——————————————— d. Seite. Nr. 562 „Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den 4. Dezember 1920 Städtiſche Nachrichten Qus der Stadtratsſitzung vom 2. Dezember 1926 Die Friedrich Ebert⸗Brücke wird am 23. Dezember mit einem Einweihungsakt dem Verkehr übergeben werden. Am Abend des Einweihungs⸗ tages wird eine Konturenbeleuchtung der Brücke und ein Feuerwerk veranſtaltet. Stadtrat oder Stadtverordneter Den derzeitigen Stadträten, die, zu Stadtverordneten ge⸗ wählt, dieſes Amt nicht abgelehnt haben, wird die Frage vor⸗ gelegt, welches der beiden Aemter ſie zur Ausübung wählen. * * Die Mannheimer Bautätigkeit im November. Laut Mit⸗ teilung des Städtiſchen Nachrichtenamtes wurden nach den Er⸗ hebungen der Ortsbaukontrolle anläßlich der Rohbaureviſio⸗ nen zum Teil durch Neubauten, zum Teil durch Umbauten im Nopember 220 Wohnungen neu geſchaffen; darunter ſind 161 Wohnungen mit 1 bis 3 Zimmern und 59 Wohnungen mit Jund mehr Zimmern. Die Zahl der Neubauten belief ſich auf 60(davon 9 Kleinhäuſer mit 1 bis 2 Wohngeſchoſſen), die der Umbauten auf 8. * Zuſammenſtoß. An der Straßengabel Schwetzinger⸗ und Seckenheimerſtraße ſtießen geſtern abend ein Perſonen⸗ kraftwagen und ein Radfahrer zuſammen. Es entſtand nur Sachſchaden. * Ernennung zum Ehrenmitglied. Der Kurzſchrift⸗ verein Gabelsberger von 1874 hat ſeinen ſtellv. Vor⸗ ſitzenden, Oberverwaltungs⸗Inſpektor Hildebrand, eine in Stenographiekreiſen wohlbekannte Perſönlichkeit, anläßlich ſei⸗ nes 50. Geburtstages und 25jährigen Jubiläums als Unter⸗ richtsleiter von Stenographiekurſen in Anerkennung ſeiner Verdienſte um Ausbreitung der Kurzſchrift unter Ueberrei⸗ chung eines wertvollen Geſchenkes zu ſeinem Ehrenmit⸗ glie d ernannt. Veranſtaltungen Gaſtſpiel des Jean Gilbert⸗Enſembles im Avollo⸗ Theater. Dieustag, den 7. ds. Mts., gelangt die Volkspoſſe mit Geſang und Tanz in 3 Akten von Georg Okonkowski, Muſik von Jean und Robert Gilbert„Annemarie“ neu einſtndiert zur Aufführung. Die Hauptrollen ſpielen, wie im vorigen Jahre, Fritz Schulz und Uſchi Elleot. Jilm⸗Runoſchau L. Palaſt⸗Theater.„Das deutſche Mutterherz“.— Das Hohelied der Mutterliebe in dramatiſch bewegten, an das menſchliche Mitgefühl appellierenden Szenen, ſingt dieſer Film in hohen Tönen. Die Witwe Erdmann ſchlägt ſich mit ihren fünf Söhnen rechtſſhaffen durchs Leben. Das Leben dieſer Söhne in ſeiner verſchiedenartigen Geſtaltung, bildet den Grundton der Handlung. Friedlich vergehen die Jahre, bis die Kriegsfackel ihren Schein auch in dieſe Familie wirft. Opferbereit ziehen drei hinaus, während der vierte es vor⸗ zieht, daheim ein untätiges Leben in Saus und Braus zu füh⸗ ren. Hier ſetzt die ganze Tragik eines Mutterſchickſals ein. Zwei ihrer Söhne bleiben draußen auf dem Felde der Ehre, während ſie ihr Sorgenkind vor der Schande mit ihrem eigenen Körper deckt. Margarete Kupf er geſtaltet die Mutter lebens⸗ wahr und echt und hat in ihrem ſtummen Sypiel aufrüttelnde Momente. Die übrigen Mitſpieler ſtellen ſich ihr ebenbürtig an die Seite, geben ein naturwahres Bild von Deutſchlands ſchwerem, aber auch heldenmütigem Kampf daheim und an der Front. Die Photographie iſt ausgezeichnet, auch in der Le⸗ kendigmachung feſſelnder Kampfbilder.— Im Beiprogramm laufen zwei der üblichen amerikaniſchen Grotesken und die Mianon⸗Wochenſchau. 2 4 5 ———— Aus dem Lande Aus dem fahrenden Zug geſprungen * Schwetzingen, 3. Dez. Ein, ſchwerer Unglücksfall ereignete ſich geſtern vormittag gegen 9 Uhr in unmittelbarer Nähe des Bahnhoſes Neulußheim. Die 15jährige Käthchen Weber aus Neulußheim war in den um.45 Uhr vormit⸗ tags in Schwetzingen abfahrenden beſchleunigten Perſonenzug eingeſtiegen, um nach Neulußheim zurückzufahren. Dieſer Zug fährt jedoch durch und hält nur in Graben⸗Neudorf. In der Nähe des Bahnhofes Neulußheim ſprang das Mädchen aus dem in voller Fahr befindlichen Zuge und ſchlug, dabei Jo unglücklich auf den Bahnkörper auf, daß es ſchwere innere Berletzungen und eine Gehirnerſchütte⸗ rung erlitt. Es wurde nach der elterlichen Wohnung ver⸗ bracht. Lebensgefahr beſteht nicht. Geſchichte oder Sage? Marſchall Ney wurde am 7. Dezember 1815 im Luxem⸗ burggarten zu Paris wegen Hochverrats erſchoſſen, weil er nach der Landung Napoleons l. von Elba mit ſeinen gegen den Kaiſer vorgeſchickten Truppen zu dieſem übergegangen war. Ein unrühmlicher Lebensabſchluß dieſe in Saarlouis geborenen ehemaligen Schreibers, der es durch hervorragende militäriſche Fähigkeiten und entſcheidende Siege vom Ge⸗ meinen zum Marſchall von Fraukreich und Fürſten gebracht hatte. Daß ſein undankbares Vaterland ihm 1853 auf der Stelle ſeiner Erſchießung ein Standbild errichtete, macht dieſe Erſchießung nicht wett. Von dieſem Marſchall hat ſich bis heute Hartnäckig das Gerücht erhalten, die Hinrichtung ſei nur eine Stheinhinrichtung geweſen, und der Marſchall ſei hierauf mit Wiſſen und Willen der Regierung nach Amerika entflohen, wo er eine Schule unterhalten habe und hochbetagt geſtorben ſei. In dem Staate Nord⸗Carolina war der Schullehrer Peter Stuart Ney allgemein als„Marſchall Ney“ bekannt. Für ge⸗ wöhnlich ſoll er ſehr ſchweigſam und verſchloſſen geweſen ſein, was ſein früheres Leben betraf. Manchmal aber bei einer Flaſche Wein löſte ſich ſeine Zunge, und er kämpfte noch ein⸗ mal ſeine Schlachten durch. Bei ſolcher Gelegenheit erzählte er einmal den Hergang ſeiner Scheinhinrichtung. Es ſeien für dieſe nur ſolche Soldaten gewählt worden, die früher unter jeinem Befehl geſtanden hätten. Sie hätten den Befehl er⸗ halten, über ihn hinweg in die Luft zu feuern. Man habe ihm dieſe Anordnung durch einen Offizier mitgeteilt. Als die Salve fiel, habe er ſich mit dem Geſicht zu Erde fallen laſſen. Die anweſenden Regimentsärzte hätten ihn für tot erklärt darauf ſei er zur Beerdigung ſeinen Freunden übergeben worden, die ihn verkleidet nach Bordeaux geſchafft hätten, von wo er ſich 1816 nach Amerika eingeſchiſſt kabe.— Eines Tages wurde ihm die Nachricht des Todes des Herzogs von Reichs⸗ ſtadt, des Sohnes Napoleons, während der Schulſtunde brief⸗ lich mitgeteilt. Er geriet in große Erregung, zertrat den Brief und ſchrie wütend:„Der kaiſerliche Prinz iſt tot. Jetzt ſind alle meine Hoffnungen vernichtet!“ Als er 1846 ſtarb, waren ſeine letzten Worte:„Beſſièxes iſt gefallen!“ Die alte Garde iſt beſiegt— jetzt will ich ſterben!“— Seine Schüler errichteten ihm eine Marmortafel als Marſchall Ney. S Eliſaberh Kohut⸗Mannſtein J. Mit ihr iſt die älteſte Geſangs meiſterin aus dem Leben geſchieden. Sie war eine Schülerin des berühmten Manuel Garcia iu handlung wurde danach auf morgen vertagt. Auswanderung nach dem früheren Deutſch⸗Oſtafrika * Neckargemünd, 4. Deöbr. Das ausſichtsreichſte Land für Auswanderer Deutſchlands iſt gegenwärtig das frühere Deutſch⸗Oſtafrika. Die deutſchen Einwanderer werden dort wegen ihres Fleißes von den Engländern gern auf⸗ genommen und gut bezahlt. In den nächſten Tagen tritt ein hieſiger Arbeiter die Ausreiſe dahin an. Seine Fa⸗ milie folgt ihm im nächſten Frühjahr nach. Wenn er zu⸗ Nachricht ſendet. wollen noch andere nach⸗ folgen. Selbſttötung auf den Schienen Karlsruhe, 2. Dez. Vom Zuge überfahren ließ ſich in der vergangenen Nacht ein dem Arbeitshauſe ange⸗ hörender bis fetzt noch unbekannter Mann im Alter von 25—30 Jahren. Die Leiche wurde heute früh auf dem Bahn⸗ geleiſe in der Nähe des Mühlburger Bahnhofs aufgefunden. * L. Eppingen, 1. Dezbr. Das Röthig⸗Quartett, das im März vorigen Jahres ſchon einmal hier aufgetreten war, gab geſtern alend in der evangeliſchen Stadtkirche aber⸗ mals ein Konzert. Wie damals, ſo fanden auch heute die als wunderbares Ganzes ſingenden Künſtler für ihre Lieder einen Ausdruck, der allgemein ergriff und entzückte. Das Auftreten des Röthig⸗Quartetts bedeutete für unſer Städt⸗ chen ein Ereignis und die Erfüllung hoher Wünſche. Be⸗ kanntlich hat das Quartett am Montag in Mannheim ge⸗ Aus der Pfalz Neue Eiſenbahndiebſtähle * Ludwigshafen, 3. Dez. Am 1. Dezember wurde ein Wagen eines in Mundenheim verkehrenden Hafenbahn⸗ zuges durch unbekannte Täter erbrochen und daraus zwei Sack grüne Suppenerbſen entwendet, die von den Tätern aus dem Waggon herausgeworfen wurden. Ein Sack Bicſh noch an der Eiſenbahnſtrecke liegend aufgefunden.— Di us⸗ landspropaganda der Reichszentrale für deutſche Ver⸗ kehrswerbung hat ſich bereit erklärt, Werbeaufſätze für die Pfalz auch im Auslande zu verbreiten. Für die Aus⸗ wahl der Vorträge und die Vereinbarung der ſonſtigen Be⸗ ſtimmungen ſind gemeinſam mit dem Landesverein Pfalz im Reichsverband der deutſchen Preſſe und dem Literariſchen Verein der Pfalz vom Pfälziſchen Verkehrsverband Verhand⸗ lungen eingeleitet. Von den Franzoſen verhafte! Ottersheim bei Germersheim, 3. Dezbr. Wie wir erſt jetzt erfahren, wurde der Sohn des zweiten Bürgermeiſters Hofmann am letzten Dienstag von der franzöſiſchen Militärbehörde verhaftet. Die Verhaftung geht auf folgen⸗ den Vorgang zurück: Bürgermeiſter Hofmaun hatte mit mehreren anderen Ottersheimer Bürgern auf dem Ebenberg bei Landau franzbſiſche Baracken geſteigert, die am Diens⸗ tag rechtmäßig abgebrochen wurden. Bei den Abbrucharbeiten war auch der Sohn des Bürgermeiſters Hofmann beſchäf⸗ ligt. Während der Mittagszeit ſoll nun der junge Mann in eine Baracke eingeſtiegen ſein, die noch der franzöſiſchen Militärbehörde gehörte, um dort einen Ofen herauszuholen, in dem er Feuer machen wollte. Dabei ſei er von fran⸗ zöſiſchen Soldaten betroffen worden. Er wurde ſofort ver⸗ haftet und ins Militärgefängnis eingeliefert. Dem Vater des Hofmann wurde am letzten Mittwoch von der franzöſiſchen Behörde erklärt, daß ſein Sohn vorausſichtlich in einigen Tagen gegen Erſtellung einer Kaution freigelaſſen werde. Gerichtszeitung Todesurteil im Neumühler Mordprozeß Vor dem Schwurgericht in Zweibrücken begann am Mittwoch, 1. Dezember, der Prozeß gegen die beiden Maurer Nikolaus Allein und Ludwig Dehaut, beide von Neumühle, wegen gemeinſam verübten Mordes. Die beiden hatten auf dem Heimweg von einer Tanzmuſik im Juni d. Is. den Tagner Peter Flickinger, mit dem ſie ſchon mehrere Male Streit hatten, in der Nähe von Neu⸗ mühle erſchlagen. In der Verhandlung wurden über 50 Zeugen und Sachverſtändige vernommen. Der Nachmittag des zweiten Verhandlungstages in der Neumühler Mord⸗ affäre brachte eine große Ueberraſchung. Während der Mit⸗ tagspauſe haben die beiden Angeklagten im Gefängnis eine Geſtändnis ihrer Täterſchaft abgelegt. Darnach iſt der Angeklagte Allein der Haupttäter geweſen, während der Angeklagte Dehaut ihm Beihilſe geleiſtet hat. Die Ver⸗ Paris, der ihre umfangreiche Sopranſtimme entwickelte, und nahm mit 18 Jahren an einer Konzertreiſe Adelina Pattis teil. Mit 20 Jahren wurde ſie Primadonna an der Großen Oper in Petersburg und wirkte an verſchiedenen großen deut⸗ ſchen Bühnen, bis ſie an der Krolloper unter dem bekannten Kommiſſionsrat Engel für Berlin gewonnen wurde. 1876 heiratete ſie den Literarhiſtoriker Dr. Adolph Kohut, gaſtierte, ſeitdem nur noch, widmete ſich aber hauptſächlich der ſtimm⸗ bildneriſchen Tätigkeit. Seit fünf Jahrzehnten gab die jetzt Verſtorbene, die ſich einer beiſpielloſen geiſtigen und körper⸗ lichen Friſche erfreute, täglich ſieben bis zehn Stunden Ge⸗ ſangsunterricht. Als Altmeiſterin der Sangeskunſt, und letzte lebende Lehrmeiſterin des Belcanto war Eliſa⸗ beth Kohut⸗Mannſtein am 3. Mat 1924, ihrem 80. Geburts⸗ tage, Gegenſtand großer Ehrungen. Kunſt und Wiſſenſchaft DDie Vorarbeiten zur internationalen Urheberrechts⸗ konferenz. Die internationale Urheberrechtskonfernz, die von der italieniſchen Regierung für das nächſte Jahr nach Rom eingeladen iſt, ſollte urſprünglich im Mai ſtattfinden; nach dem jetzigen Stand der Vorarbeiten beim Bureau der Berner Kon⸗ vention und in den angeſchloſſenen Ländern wird jedoch an deutſcher zuſtändiger Stelle jetzt angenommen, daß die Kon⸗ ferenz erſt im Herbſt 1927 zuſammentreten kann. Die vom Reichsjuſtizminiſterium zu Anfang Dezember erbetene Stel⸗ 8 lungnahme der intereſſierten Berbände liegt, gegenwärtig noch nicht von allen Stellen vor. Vorausſichtlich dürfte der gemein⸗ ſame Ausſchuß, der im Rahmen des Vereins für gewerblichen Rechtsſchutz zuſammengeſetzt worden iſt, und der im Oktober dieſes Jahres zum letzten Mal im Plenum zuſammentrat, noch im Lauſe des Dezember eine neue Beſprechung der in⸗ zwiſchen eingelauſenen Unterlagen abhalten. Eröſſnung der Deutſchen Kunſtansſtellung in Tokio. Die Deutſche Kunſtausſtellung in Tokio iſt in den letzten Tagen feierlich eröffnet worden und wird von der japaniſchen Preſſe und Oeffentlichkeit warm begrüßt. Zur Vorbereitung hat die Deutſche Botſchaft eine Anzahl japaniſcher Künſtler ſowie die Mitglieder des Ausſtellungskomitees zum Tee eingeladen; lei dieſer Gelegenheit wurde in einem Vortrag die neuere Ent⸗ wicklung der deutſchen bildenden Kunſt im Umriß dargelegt. Ferner wurde ein Teil des bekannten Films„Schaffende Das Schwurgericht Zweibrücken verurteilte nach dreitägiger Verhandlung den Maurer Allein aus Neu⸗ mühle, der in Gemeinſchaft mit dem Maurer Dehaut den Tagner Flickinger auf der Heimkehr von einer Tanzmuſik aufgelauert und ihn niedergeſch lagen hatte, entſpre⸗ chend dem Antrag des Staatsanwalts z um Tode. Dehau erhielt wegen Beihilfe ſechs Jahre Zuchthaus. Der Staatsanwalt hatte 8 Jahre beantragt. **. Sporlliche Runoſchau Turnen Werbeturnen des Mannheimer Turnerbund Germania er ſeinen Körper geſund und friſch eryält. In dem Werbeturnen ſes Mannheimer Turnerbundes Germania am Sonntag(5. Dezbr. wird ein erleſener Ausſchnitt praktiſchen Turnens für iedermann gezeigt. Wer nur ſeiner Geſundheit dienen will, hat Gelegenheit, Anregungen zu ſammeln, um ſie nutzbringend zu verwerten. Fröh⸗ liches Tummeln der Jugend, zielbewußte Arbeit der Attiven und Ausgleichsturnen der Aelteren einigen ſich zu einem harmoniſchen Geſamtbild, das ieden Beſchauer etwas zu bieten vermag.(Näheres ſiehe Anzeige.) BVoxen Diener unterliegt gegen Maloney nach Punkten Im Madiſon Square Gaarden zu New⸗Nork hatte der deutſche Schwergewichtler Franz Diener am Donnerstagabend den weitaus ſchwerſten Kampf ſeiner bisherigen Laufbahn 3u beſtehen. Nach Bud Gorman, gegen den Diener nach Punkten unterlag und nach dem rieſigen Däuen Knüte Hanſen, den der Deutſche in gleicher Weiſe ſchlug, ſtellte ihm Tex Rickard jetzt den bärenſtarken Amerikaner Jim Malonen entgegen. Malo⸗ ney iſt bekanntlich einer der ernſthafteſten Anwärter auf die Weltmeiſterſchaft im Schwergewicht, alſo allererſte Klaſſe, gegen den zu unterliegen für Diener keine Schande war. Wie man allgemein angenommen hatte, gewann der Amerikaner gegen Diener auch. Der Deutſche hielt ſich jedoch weſentlich beſſer, als man erwartet hatte. Er zeigte vor allem wieder, daß es heute kaum noch möglich iſt, ihn auszuſchlagen. Diener ging gut vorbereitet in den Kampf nud lieferte auch ein in jeder Hinſicht ſchönes Treſfen. Dabei war er phyſiſch gegen⸗ über dem rieſigen Maloney ſtark benachteiligt. Jim war nicht Die Gewichte lauteten: 186,5 Pfd. gegen 200,5 Pfd. Dieſe Minus konnte Diener natürlich ſo leicht nicht wett machen. Er mußte ſtets vor den ſchweren Schlägen des Amerikaner auf der Hut ſein. Es gelang ihm denn auch, ohne Niederſchlas über die Runden zu kommen. Andererſeits erreichte er aller⸗ dings bei Maloney auch nie eine ernſthafte Wirkung. Maloney hatte ſtets Oberhand und brachte ſämtliche 10 Runden an ſich trotzdem machte Diener einen recht guten Eindruck und na Schluß des Kampfes bereiteten ihm die 15000 Zuſchauer leb⸗ hafte Ovationen, während Maloney ausgepſiffen wurde, weil es ihm nicht ein einziges Mal gelungen war, Diener zu Boden zu bringen. Die Einnahme bei dieſem Kampf betrug 48 0⁰ Dollar.— Diener wird ſich jetzt in Begleitung ſeines Trainers Sabri Mahir und des Berliner Federgewichtlers Ziemdor nach Deutſchland zurückbegeben, wo er die Weihnachtsfeiertage bei ſeiner Familie verbringen will. . Meſſen und Ausſtellungen Eröffnung der amerikaniſchen Baukunſt⸗Ausſtellung in Karlsruhe 4 Karlsruhe, 3. Dez. Am Donnerstag vormittag wurde die amerikaniſche Baukunſtausſtellung in der badiſchen Lan⸗ desgewerbehalle eröffnet. Oberregierungsrat Bucerin begrüßte die Anweſenden, darunter Geh. Rat Schüler⸗Berlin⸗ Bürgermeiſter Schneider, den Präſidenten der Oberpoſtdirek⸗ tion Lämmlein, Regierungsrat Schefſelmaier, den Rektor der Techniſchen Hochſchikle und eine Reihe von Vertretern un Angehörigen der Architektenorganiſation und eine Reihe ge⸗ ladener Gäſte. Er berichtete, daß die Ausſtellung neue amerikaniſcher Baukunſt nur zu Stande kommen konnte au einer Geſinnung, die in wirklich großzügiger Weiße Material der amerikaniſchen Architekten zur Verfügung ſtellte. Die Ausſtellung ſoll, in ſachlicher und ernſtlicher Weiſe die Schöpfung amerikaniſcher Baukunit vorführen. Geh. 5 Schüler ergriff darauf das Wort und ſchilderte die Art un das Zuſtandekommen der Ausſtellung in einer kurzen Aus⸗ ſprache, indem er die Ausſtellung als einen Verſuch bezeichnet die große Entwicklungslinie der amerikaniſ 5 Architektur in den letzten zeln Jahren darzuſtellen. A ſchließend an dieſen kurzen Eröffnungsakt fand ein kurge Rundgang durch die Ausſtellung ſtatt, an dem die Fachleu und Gäſte mit großem Intereſſe ſich beteiligten. eeeeeeeeeeeeee eeeee Hände“ vorgeführt. Die Aufnahme, die die Ausſtellung ſindet, läßt ſchon jetzt erkennen, daß der Gedanke ein Erfolg für kulturelle Anſehen Deutſchlands in Oſtaſien iſt. Eine vergeſſene Wagner-Parodie Robert Haas erinnert in einer Wiener Zeitſchrift an, te durch einen lärmenden Theaterſtandal begleiten Wiener Erſtaufführung der„Meiſterſinger bei Jahre 1870 und berichtet weiter, wie dieſer Skandal, der— [der Prügelſzene des zweiten Aktes losbrach, auf der Operette bühne nachwirkte. Das Theater an der Wien brachte dama⸗ nämlich die Operette des Franzoſen Hervé„Le petit Fatiuie unter dem Titel„Dr. Fauſt junior“ zur Aufführung, Ueberſetzung des Gounobs Oper ins Frivole, alſo Be gegenüber eine Verunglimpfung höherer Potenz, die ſich deen auch trotz der ſehr anſprechenden, flotten Muſik auf ar⸗ deutſchen Bühnen nicht hat halten können. Die deutſche Ben beitung dieſer Fauſt⸗Parodie ſtammte von Rich abes Genée, dem bekannten Textdichter der„Fledermaus) 9“ „Zigeunerbaron“ uſw., und dieſer fügte nun als„Intermezis, eine textlich wie muſikaliſch ſehr witzige Walpurg Lr⸗ nachtsſzene ein, in denen durch überaus geſchickte ſiſche wendung Wagnerſcher Motive und entſprechende parodiſti ſo Textbehandlung höchſt draſtiſche Wirkungen erzielt werdetan⸗ wenn Hexen, Kobolde, Gnomen uſw. zum Klange der Joh die nisnachtsweiſe und des Lehrbubentanzes hüpfen oder wenn er⸗ Hexe Sykorax Fazſt in Beckmeſſers Nachtſtändchenton zu führen ſucht. Den Schluß der Szene bildet eine a gs⸗ rügelei, die in einen wilden Tanz übergeht, der ter⸗ lich verſtummt, als die Nachtwächtereule das Ende der Gei am ſtunde verkündigt. Eine Zeitungsnotiz meldet noch, da chon Schluß dieſer Szene Wagners Bild erſchien, doch ſchrn bei der zweiten Vorſtellung infolge eines von den Auhäubder des Meiſters erhobenen Einſpruche durch ein„Tableau. alten Meiſter der Tonkunſt“ erſeyt wurde. Wie's aber in der Welt zugeht, Eigentlich niemand recht verſteht, Und auch bis auf den heutigen Tag Niemand gerne verſtehen mag. Gehabe du dich mit Verſtand, Wie dir eben der Tag zur Hand; Denk' immer: Iſt's gegangen bis jetzt, So wird es auch wohl gehen zuletzt. ch wohl geh Goelbe Wer in trüben Wintermonaten Freude finden wil, tut aut, wenn gur größer als Diener, ſondern auch um 14 Pfund ſchpeeſes N elplingz“ gd suuch und uf diudmnaſſug die ueznal z0caſug iittene en neg uuoagſech dganat 80 Hogaechies abbugegun goch use uv usbog ne 68 uoa z00 eun— uſnoh usgeh igeh ee eee iceneen igob Sogſanigig z0%CRhne aun oanolnuny Se aun daſc, 910 uat unann Sapunvavpou smomnaug 910 zihaat uvan — Jch Sene uobogs uaa ogchneuynunn i0 uuve iol u191 ns udoug aodet suniſvchbogz uolſog ne uoſuvnevnblonvzc Soo dagach zd jog Saeeugeg ezsadiichs die luv uuug eeiieon de nn e een eeng eiee uen uſehur cat uiegunvzec ua oicam uipeneg piopea uvm udſae zuvas eid cang bunvogeo deieee ienee hueunieig 8id udseoſus boschaac uoſſdce udg Puv ½½ Gaavgz Dahſeg aohusch 10 Uoahvizog gec zaavatoqinv uoup udanf uf nojay gun Anchev ahpetz uovob vl z udo uscegnuv Unkaegupog 200 uenahug die zanchh uegeeeneencnen uec a Gai—6 vaisd vunc eun guvs aauevg doſucug uuvg'us9o1 Atd ueziogz ueenng eeeeeenen een ei eiieiniig dig uom duugg uiſnoe e nchebgnn Sohogusnnges enoc ue ch di ueagvatog n ggnach zouſo u Nueeneeein ie üiee ee echaubech Süaau; 0 ana nebiagzda znc Soavguog grscuoleg vatuzeis z0 un gog dutuog udguveoch ude znv Jpo s eun usgaecn ozsumnd unnnec die inv udſum usſokuvnd udqusſchpgosg zen ideeeneneieeen en ie, ie eeeiaz ne dogach eeneeen eche bunbuvzaudc aun joiadſoic v1a 20 v9 e e enehnee eeieeiheiun eneh ſg Aeen en ein ieeee en eenen ee eee eMit Sog eheen eieeeeene igeieen ieieinee eg Uoboſog uoi uen uiee ien een uneieuvaz u „n inee eiie iigenei n e ceibe vunvuſzg S iien bin aihuge gun dounc ji uoziog usgudgſ n Senr cag uboid gaie“ epause 130 Juvi18 ohnd adg 49c ꝛd0 ucg wuvagonbaenvicg ue bohae „Ag Jaheg i eeeneneen ie ne 0 zng) Sanog Siv Jussc 8 en g ueuaginbreuvzcz usgaad Sos Loguche doeg ein einn ee eg enatgzom aünaeg s inn muemneun ee inc uine uebncnagz ne Sien ineeieen en eeemeien ie eeie en anat gagade neogvu zusunaung ue ſgacni uebufbzegeſu diavatunens 9i0 Ino uogignoch dojuns ehn eeiiene eeeuue Lungſosqphogz eeeee eeieeee init eeehhe eg igteg eeen ne eeen eieee i ieee ei i ieeeeene Soheiennen ine ineen in en eeene Seee ieieene e iniu ee iieeg eend Mee uengb g e e eeegug aune unz 80 eeenen iegeeieee ei eeein eangz lbasust abun ueheeoſ ie 64 ee e een iie Saiſcun ee een ieen ieeeeeg ihe eei ie ueeien ee ain ieeeennmcen ie enen e gen ne inen ücnbem doi un ihuueg en rοſ anh einuiee enin iee ene inneiie ie zuuvzch F6z1 zuvlipds un usgurn eeubnn e anen gien un eeeieenn eeee geieeneeeeeeen ieniuze SIv g6eL eun FGeI daobg 1% Suee eeinee 00 ine ⸗mauucg zde ognhs nſune nobunggezzec uga gun zeichiaiozun KEeSS boiB⸗bivzeusc) Lulch) denaeiabg un gaichzv luhreuſch ieheg ie eieeeeieen iieeen iig Jagnlebenv eju zav z0 sana Punanbeng die aun cc u eee ſſpcle Roloach SeeiS udiſgaonesno woguuvzcß aun novufgoaichs con ogen en eineneathen ee Moſaach une ach e engee eie iih ieeneeeen e ieieg iee ollvg gun udunſezg n ineih ün uecenc — n eee e e eiienen ece eenen zuut Dabatunoſs uebhzag 2d0 ꝙpnloc uune dhielavzg cou bunguzuſd zue— Jn ieee een i bung Suigae u nen een e geeen ce iheg u gaogz ꝙpvu Sadavzc uninnge och olio duies een eeen e; Dgeh hig gun uſouch egud guvijchhne u1 eeieeiteind ibeeinveg unneſeuſuinaiug ee udg gun nog rolei eneigeech ihcaans ing uobung eenn iee een ee heiin een chanenz ur Dboiicsfopiuellngg zd uda gondztz Pangog udigh 21 mogz — — ieiieſenz udgah ugund giuchpdeagde uide uogob dudmt zuaiug ee bunyaſaoc eun funzzech 5i0 4dqu usgvonjz diS udgobebuv gidach dſveog aulva z90 1 Uoudunahus Miieeeen ie ieenen ieniee e ie ſſec zuswunaiug e iig ꝛd n e hi iuomzbg“ zu1s uneeienee ie en eeee e eiv hu uoudig Mueunnn iie ugueg„e uuinocnch dvollaggz gun gpi Sacllelaagg unc un nobiſva“ 900 vunggvangog 4% lun„ nboonad nobomogo g99 oopinzch üocz ⸗Mühck uogonch“ ui gun uoguuvzc ne zougvz shpiozuagc ne eeeinene eeieheiieen ein i ein i. ueunaſſug Abanlanz adg gucee nenv gg soenng Saſcav Söeubg 9% aeg ie i ieienn een ehenn m ungog eneee eſen ehen gouvg Evg Toidluenbizz „S, Log chur zoqv oſusgd uobundegavc udg un Si 0102 eenuſcuich iue deee enh önegudloge 119 cbt en ieet ine ieeen eiieee eie eee zubh agag ae udiananß mog icmog moue 6010 ieen it ch geel agug uif dcine Tdmueg uunz ad u guvacß mouſe uca doiſ dig uivg 8 Sadnvch adogh Spis gusgoð ane gun diacg uscheipichnz ub Suteuai ꝛ00 Segune eeeneing ine voaſſogz ule giw udgasat atod anu onv usnoc eun gafscaveoqubhvieusg nehg b di eie ene oneen eeie igeen ieg iag vunpezavc ine uszangx Socushegnvaca zat aeee e ie en iee ei9 aovch digdvabaic seuelſoiun auis 3gen adumt! 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Wohin die Inſtrumente kamen, iſt aus den Akten nicht er⸗ ſichtlich. Wahrſcheinlich blieben ſie in Mannheim; vielleicht brachte man ſie, Barrys Vorſchlag folgend, in der Grube des Jeſuitengartens unter; vielleicht blieben ſie auch an Ort und Stelle, ja, nach Klüber wurden ſie Jahre hindurch im Erd⸗ geſchoß der Sternwarte verwahrt. Die Sternwarte blieb, wie oben ſchon erwähnt, durch das Bombardement der Oeſter⸗ reicher nahezu unbeſchädigt im Schutze der Jeſuitenkirche erhalten. Mannheimer Frauenköpfe Von Erna Reidel Margarete Schwan Wie in ſo mancher anderer Stadt gab es auch in Mann⸗ heim eine Reihe von Frauen, deren Name dauernd der Nachwelt erhalten bleiben wird. Zu ihnen zählt Margarete Schwan. Nicht als ob ſie ſich durch hervorragende eigene Leiſtungen dieſen Nachruhm verdient hätte, ſie war eine huͤbſche, kluge junge Dame, wie es deren ſicherlich mehr gab in Mannheim, aber die Liebe eines großen Dichters, Schillers Liebe, hat ſie wohl auf immer dem Vergeſienwerden ent⸗ riſſen. Ein zierliches Miniaturporträt auf Elfenbein überliefert uns ihr Bild: ein hübſches ovales Antlitz mit blauen Augen, von duftigem, reichem Haar, das nach der Mode der Zeit friſiert iſt, lieblich umrahmt. Freilich, der ſchmallippige, feſt änſammengepreßte Mund wirkt ſkeptiſch⸗ſpöttiſch und damit ein wenig disharmoniſch in dem zarten jungen Mädchen⸗ geſicht. Er läßt vermuten, daß in Margarete das Gefühls⸗ mäßige nicht unbedingt die Oberhand beſaß. Und zweifellos war ſie eben auch die Tochter ihres Vaters, des zwar klugen und vielſeitig gebildeten, aber auch kaufmänniſch nüchternen Verlagsbuchhändlers Schwan, der durch eigene ſchriftſtelle⸗ riſche Arbeiten— Ueberſetzungen aus dem Franzöſiſchen— die Verwendung der deutſchen Sprache auf der Bühne aufs eifrigſte propagierte und ſein Haus zu einem Mittelpunkt geiſtigen Lebens in Mannheim geſtaltete. In dieſem überaus anregenden Milieu, in dem Literatur und Theater keine geringe Rolle ſpielten, wuchs Margarete Schwan heran und verſtand es bald— nach dem frühen Tod der Mutter— als gewandte, liebenswürdige Dame des und klug und intereſſiert, wie ſie war, die zahlreichen äſte des Hauſes, Gelehrte, Künſtler, Ofſiziere zu ſeſſeln. Auch auf Schiller, der damals als Theaterdichter in Mannheim weilte, blieb ihre anziehende Perſönlichkeit nicht ohne Einfluß. Er ward bald ein häufiger Gaſt im Hauſe Schwan, las ihr die neuen Szenen ſeiner Dramen vor und rezitierte ihr ſeine Gedichte. Sie ward ihm eine kluge teil⸗ nehmende Beraterin, herzlicher und wärmer als ſonſt ihre Art war. Und obſchon ſie bereits als Kind dem zwar ge⸗ ſchäftstüchtigen, aber philiſtrös biederen Buchhändler Götz zur Gattin verſprochen worden war, ein Verſprechen, das ſie offenſichtlich nicht als bindend erachtete, ſchien Margarete ihre Neigung dem temperamentvollen jungen Dichter zuzuwenden. Der Stadtklatſch begann von der bevorſtehenden„Mari⸗ age“ zu munkeln, bis Meiningen und bis zur Solitude drang das Gerücht. Schiller ſelbſt ſchrieb ſchwärmeriſche Briefe über Margarete an ſeine Eltern und dachte wohl ernſtlich an eine Werbung. Und ſeine Eltern, vorab ſein Vater, hätten dieſe Heirat ſehr gern geſehen, denn ſein Vater freute ſich, daß ſein Sohn eine„Gehilfin“ gewönne, die ſeine Haushaltung. arrangieren und die Sorge dafür abnehmen könnte.„Denn ich begreife wohl“, ſo ſchrieb Hauptmann Schiller,„daß Er ohne dieſes, ohne jemand, der auf ſeine Wirtſchaft ſieht, je mehr und mehr zurückkommen und dadurch alle Luſt und alles Feuer zum arbeiten verlieren wird.“ Doch bald ſollte dieſe Begeiſterung Schillers ſich mindern, bald das herzliche Verſtehen zwiſchen ihm und Margarete ſich trüben. Biographen Schillers ſchließen aus einer Brieſſtelle ſeines Vaters:„Was die Anmerkung von der Schwanſchen Tochter betrifft, das wundert uns in Rückſicht auf das, was ehedem hiervon gedacht worden iſt, von deren Lob ich Seine eigene Aeußerung in Händen habe“, daß Schiller einmal durch Margaretes ſchnippiſche und launiſche Art gekränkt, eine unfreundliche Bemerkung über ſie an ſeinen Vater ge⸗ richtet habe. Ob Margarete Schwan tatſächlich vou Charakter launiſch und ſchnippiſch war, mag heute mit Beſtimmtheit ſchwer feſtzuſtellen ſein. Wenn ſie es aber in jener Zeit(im November 1784) gegen Schiller war, dann war es vielleicht Aunklug, aber menſchlich durchaus begreiflich. Denn Schiller, der ihr offenkundig ſtark gehuldigt hatte, ging ſchon in dieſer Beit ſtändig bei Frau von Kalb ein und aus.(Schiller, der Frau von Kalb wahrſcheinlich ſchon früher flüchtig kennen ge⸗ lernt hatte, war im Mai 1784 mit ihr und ihrem Gatten in Mannheim zuſammengetrofſen, und im Juli oder Auguſt war Frau von Kalb nach Mannheim übergeſiedelt.) Margarete war ſicher viel zu klug, um nicht zu merken, daß Schillers Liebe ſich dieſer anderen zuzuneigen begann und daß er immer ſtärker in deren Bann geriet. War es da verſtändlich, daß ſie ihn, der ſie durch ſeine Unbeſtändigkeit lden ließ, auch kränken und leiden laſſen wollte? Gerade ein ſo junges Mädchen wie Margarete Schwan mußte ſich durch Schillers Benehmen tief verletzt fühlen, um ſo mehr als ſie die verwöhnte Tochter des wohlhabenden Hauſes dieſen armen Theaterdichter anderen vorgezogen und vermutlich über ihre Gegenneigung nicht im Zweifel gelaſſen hatte. Wenn Wychgram ſagt, ſie habe offen und verſteckt ihre Eifer⸗ ſucht und Enttäuſchung über Schillers Verhältnis zu Frau von Kalb merken laſſen, ſo mag das wohl richtig ſein. Freilich als Schiller Abſchied nahm, mag die Liebe wieder die Oberhand über die Enttäuſchung gewonnen haben. Mar⸗ garete, welcher die Trennung nahe gegangen ſein ſoll, be⸗ ſchenkte ihn mit einer koſtbaren Brieftaſche, die ſie ſelbſt ge⸗ arbeitet hatte, und ſie verabredeten, ſich in Leipzig zu treffen. Und von Leipzig aus warb Schiller, der ſich mannhaft von Frau von Kalb gelöſt hatte, in einem Brief an Schwan um deſſen Tochter Margarete. Jedoch ſcheint er nie eine Ant⸗ wort auf dieſen Brief erhalten zu haben. Mag ſein, daß dein klugen. menſchenkundigen Hofkammerrat Schwan der un⸗ beſtändige, noch ungefeſtigte junge Dichter ohne geordnete bürgerliche Exiſtenz nicht als der geeignete Gatte ſeiner jun⸗ gen Tochter erſchien, mag ſein, daß er ihre Charakteranlagen nicht als zueinander paſſend anſah, jedenfalls ſchrieb er ſpäter an den Rand dieſes Werbebriefes:„Glücklich wäre er mit meiner Tochter nicht geweſen.“ An Oſtern 1786. als Schwan mit ſeinen beiden Töchtern zur berühmten Buchhändlermeſſe nach Leivzig reiſte, beſuchte er Schiller in Dresden. Ob Maraarete von Schillers Wer⸗ bung erfahren hatte, und wie ſie ſich zu der Ablehnung dieſer Werbung ſtellte. weiß man ucht. ebenſowenig. ob bei dem Beſuche in Dresden, der ſehr ſchön verlaufen ſein ſoll, die Syrache davon war. Schillers Neigung war anſcheinend auch ſchon mieder verglommen. Die„Schwanin“ aber— wie Schiller ſie nannte—, die aus hürgerlicher Enge ßinausgeſtreht und in der Sehnſucht nach kößerem Lebensinkalt und Lebensziel nielleicht mirklich den Wunſch gehegt batte, ſich dem genialen Manne zu⸗ zugeſellen, endete im Bürgerlichen. Amalie Venſinger „Es iſt ein eigen Ding un den Nachruhm. Mancher er⸗ hofft ihn auf Grund ſeiner Werke, die er vielleicht in Begei⸗ ſterung für die Kunſt und in heißem Eifer ſchuf. aber durch irgend welche Urſachen geraten dieſe in Vergeſſenheit und da⸗ mit ſein Name; oder ſein Name lebt fort, jedoch weniger in eigenen Schöpfungen, als in denen eines Berühmten, deſſen Lebensweg einmal der ſeine kreuzte. So kennt man die Malerin Amalie Benſinger kaum noch aus ihren Gemälden— ich glaube, nicht einmal ihre Heimat⸗ ſtadt Mannheim beſitzt eines davon—, wohl aber dadurch, daß Scheffel nach gemeinſam erlebten heiteren Begebenkeiten ihren Namen in ſcherzhaft⸗neckender Weiſe ſeinem„Trom⸗ peter von Säckingen“ einfügte und aus einem dieſer Erleb⸗ niſſe, allerdings in freier dichteriſcher Geſtaltung, einen wich⸗ tigen Knoten zur Handlung ſeines„Ekkehard“ ſchürzte. Merkwürdig iſt, daß Amalie Benſinger, die Tochter des ſchon ſie gemeinſame Bekannte beſaßen, ſich anſcheinend nicht etwa in der Heimat trafen, ſondern erſt auf fremdem Bo⸗ den, in der heiteren Künſtlerkolonie des Hotels de Ruſſie in Albano. Amalie Benſinger war nach ihrer Ausbildung in Düſſeldorf nach Albano in dieſen ſröhlichen Kreis, dem die Maler Willers, Hollpein und Engerth, der ſpätere Direktor der Wiener Belvedere⸗Galerie, der Archäologe Braun und unter mehreren Damen auch Engerths junge Gattin ange⸗ hörten, gekommen, um ihr Talent weiter auszubilden und beſonders Landſchaftsſtudien nach der Natur obzuliegen. Für Scheffel mag jene Zeit, da er dem Zwang der un⸗ lieben Juriſterei entronnen, unter Malern in Albano, Ole⸗ vano und Rom ein Maler werden wollte, freilich ein Dichter ward, wohl eine der fröhlichſten und ungetrübteſten ſeines Lebens geweſen ſein, und er mag ſich ebenſo gut dieſer hei⸗ teren Runde eingefügt haben wie die allzeit muntere Lands⸗ männin, der er ſich ritterlich⸗liebenswürdig widmete. So ritten ſie ſelbander zu Beginn des Septembers 1852 durchs Sabinergebirge nach Olevano, jenem romantiſchen Felſenneſt, wo ſich im Caſind Baleli die deutſchen Maler feſt⸗ geſetzt hatten— unter ihnen Scheffels Freund Wilhelm Kloſe und der Frankfurter Otto Donner— und ebenſo fleißig mal⸗ ten, wie ſie eifrig den Humor und zuweilen eine ſcharfe „Trinkung“ pflegten. Seue Monwchewen Deuuns8ð Avs Dea vd Nre ein Wunder, daß Margarete ſich in ihrer Liebe und in ihrem Stolz gekränkt und enttäuſcht fühlte? Und war es niht, Oberhoſgerichtsadvokaten Konrad Benſinger, und Schefſel, ob⸗ und Scheſſels Ankunſt in Olevano. „Mit meinem gelähmten Bein(Donner hatte infolge eines Sturzes ein Knieleiden) ſaß ich eines Abends vor dem Hauſe, als eine kleine Karawane meine Aufmerkſamkeit in Anſpruch nahm, welche ſich den Hügel hinauf gegen das Caſino be⸗ wegte. Sie beſtand aus einem Herrn und einer Dame, beide auf Eſeln reitend, den Eſeltreibern und Packeſeln, und als ſie vor dem Caſino anhielten, gab die arg beſtäubte Erſcheinung der beiden Reiter deutlich zu erkennen, daß ein langer, be⸗ ſchwerlicher Weg hinter ihnen lag. Die junge Damewar einefriſch undroſig ausſehende Blondine mit Stumpfnäschen und munteren Augen..“ In dem jungen Vegleiter erkannte er nach Kloſes Beſchreibung deſſen Freund, den Doctor Joſeph Schefſel. Es ergaben ſich zunächſt Schwierigkeiten, da kein Zimmer für die junge Dame frei war, doch wurden dieſe raſch durch Kloſe beſeitigt, der hinzukam und ihr ſein Zimmer abtrat.„Von da an nahm die junge Künſtlerin auch ganz mutig an dem recht lebhaften Abendtiſch teil.“(Tagsüber nahmen die Maler Eſſen mit und aßen, wo ſie malten.) Auch bei heiteren Exkurſionen in die Umgebung ſehlte die von allen als ſehr munter geſchilderte Mannheimerin nicht.(Demgemäß war ſie eine richtige Mann⸗ heimerin!) Eines Tages kam ſo die luſtige Geſellſchaft auf einem dieſer Ausflüge hungrig und durſtig vor das Kloſter Ara Eoeli von Palazzuola. Auf ihre Bitten ließ ihnen der freund⸗ liche alte Prior vor dem Kloſter Erfriſchungen reichen. Und da ihm Amalie Benſinger offenſichtlich von allen am beſten geſiel, bezeugte er ihr ſeine Verehrung dadurch, daß er ihr, zur nicht geringen Erheiterung der anderen, die beſten Biſſen zukommen ließ. Ein andermal war Scheffel mit Amalie Benſinger und einigen Freunden wieder zu den freundlichen Franziskanern von Ara Coeli gepilgert, die außerhalb der Klaufur in einer Vigne ein Caſino beſaßen, wo ſie Beſuche empſingen. Da Scheffel in öfteren Beſuchen die Freundſchaft die Mönche gewonnen hatte, wurden alle aufs freundlichſte aufgenommen und bewirtet, ſo daß bald eine heitere und viel⸗ leicht auch ein wenig übermütige Stimmung entſtand. Da ſprach Amalie Benſinger den Wunſch aus, auch einmal das Innere des Kloſters zu ſehen; ein Wunſch, der Scheffel ſchon wiederholt gewährt worden war. Einer Dame freilich konnte der Prior dieſe Bitte nicht erfüllen, weil die Klauſur verbot, daß eine Frau die Schwelle des Kloſters überſchritt. Doch fand er hümorvoll in ſeiner Verehrung für die junge Ma⸗ lerin den Ausweg, ihr ſchalkhaft vorzuſchlagen, ſie möge ſich von ihm über die Schwelle des Kloſters tragen laſſen, denn das ſei nicht verboten. Aber Amalie Benſinger ging im Gegenſatz zur Herzogin im Ekkehard auf dieſen wohlgemein⸗ ten Vorſchlag nicht ein, und das Kloſter blieb von ihr unbe⸗ ſichtigt. Begreiflicherweiſe wurde ſie indeſſen von den luſtigen Malern mit ihrer„Eroberung“ gern und häuſig geneckt, und Scheffel hat, wie er dieſe Szene als wichtiges Motiv in ſeinem Ekkehard verwendete, ſo auch dieſe Neckerei in ſeinem Trom⸗ peter von Säckingen gleichſam literariſch verewigt. Denn er ſchrieb: .„es mag das Herz dort ſtille Träume träumen; In Gedanken ſchritt er ſelber, Und, wer weiß warum, ſein Murmeln Klang nicht wie Gebet, es klang wie: „Fahre wohl, Amalia!“ In einem Briefe an Frau Engerth, der ein Dedikations⸗ exemplar des Trompeters begleitete, bemerkt Scheffel ſelbſt hierzu:„Für uns Albaner Geſellſchaft habe ich ausdrücklich eine Stelle im Büchlein ſtehen laſſen, deren Sinn ſonſt nie⸗ mand recht klar ſein kann; Sie finden ſie auf Seite 292 und Fräulein Benſinger wird mir ein ſchön Geſicht dazu machen, wenn ich's ihr zeige.“ Nun, als Mannheimerin hat Amalie Benſinger ſicher auch Spaß verſtanden. Eine Merkwürdigkeit möchte ich ſchließlich nicht uner⸗ wähnt laſſen: die, daß ſich über Amalie Benſingers Geburts⸗ datum ganz verſchiedene Angaben finden. Beringer gibt in ſeinen„Badiſchen Malern des 19. Jahrhunderts“ das Jahr 1835 als ihr Geburtsjahr an. Anderweitig fand ich den Satz, „ſie ſei als 80jährige im Jahre 1889 im Klöſterle auf der Reichenau geſtorben.“ Ferner:„ſie ſei mit Immermann und Felir Mendelſohn bekannt geweſen und habe beide gemalt.“ Daß Amalie Benſinger in Düſſeldorf ihre erſte maleriſche Ausbildung genoß und ſich der Düſſeldorfer Schule zugewen⸗ det hatte, ebenſo, daß ihre frühen Werke ein vielverſprechen⸗ des Können zeigten, darin ſind ſich alle Gewährsleute einig. Wenn ſie aber wirklich Mendelſohn und Immermann gekannt und gemalt hat, dann müßte das 1833 oder 1834 geweſen ſein, denn in dieſen Jahren waren beide in Düſſeldorf; 1835 ging Mendelſohn nach Leivzig und ſtarb ſchon 1817, Immermann ſogar bereits 1840. Mithin könnte ſie nicht 1835 geboren ſein. Wenn ſie aber 1809 geboren wäre, dann wäre ſie, als ſie Scheffel traf, ſchon 43 Jahre alt geweſen. Gewiß fragt man bei Tuſcigen, Thbnen Trauen Wcht noch dem Geburtsſchem. Ob aber daun Donner, der die doch zweiſellos häuſig ſah, ſie als junge Dame, junge Künſtlerim bezeichnet hätte, und ob ihr der 26jährige Scheſſel wie auch der alte Priox dan: ſoviel Verehrung bezeugt hätten, erſcheint mir etwas fraglich, Vielleicht liegt, wie ſo häufig, im Leben die richtige Zahl in der Mitte. Nach Mannheim iſt Amalié Benſinger, die ſpäter zur religiöſen Malerei überging, anſcheinend nicht mehr für längere Zeit zurückgekehrt. Sie blieb in Rom, überhaupt in Italien und zog ſich dann im Alter auf die ſchöne Reichenau zurück, wo ſie 1889 ſtarb. * Neues zur Pfälzer Heimatkunde Von O. E. Heilig Zu den badiſch⸗pfälziſchen Zeitſchriften„Heidelberger Jahroücher“, die vorneymlich die Geſchichte des früheren Ceiſteslevens an der Univerſität Heivetberg erſorſchen, und „Neues Archiv für die Stadt Heidelberg“, das Geſchichte und Kulturgeſchichte inſonderheit der Staot Heidelberg pfiegt, iſt ſeit einiger Zeit das Kurpfälzer Jahr buch(heraus⸗ gegeben von Muſeumsdirettor Dr. Karl Lohmeyer; Verlag von P. Braus in Heidetberg) getreten, das Geſchichte, Kunſt, das geiſtige und wirtſchaftliche Leben des Gerietes der ein⸗ itigen Kurpfalz auf ſeinem Schild trägt. Zum drittenmale tritt heuer dies Jahrbuch als Jahrgang 1927 auf den Plan. Mannheim ſelbſt iſt dabei nicht zu kurz gekommen. Dr. Florian Waldeck ſteuert einen Beitrag bei üver die„Mann⸗ heimer Geſellſchaft zur Zeit der Großherzogin Stephanie“, auf Urteilen der Zeitgenoſſen Varnyagen von Enſe, Alexander v. Ungern⸗Sternberg, Franz v. Andtaw, Fürſt Karl Anton von Hohenzollern, Freifrau v. Bunſen fußend. Leider ſind, wie glaubwürdig berichtet wird, die eigenen Memoiren der Groß⸗ herzogin, die noch viel Stoff liefern könnten, beim Sig⸗ maringer Schloßbrand Ende des 19. Jahrhunderts den Flammen zum Opfer geſallen. Alles in allem ſteilt ſich der Salon Stephanies und ihrer drei bildhübſchen Töchter Luiſe, Joſefine und Maria als ein neutraler Boden dar, auf dem ſich Fürſten, Künſtler, Staatsmänner und Krieger, die Ver⸗ treter aller politiſchen Meinungen, Hofleute, Gelehrte, geiſt⸗ reiche Frauen und feingebildete Männer des In⸗ und Aus⸗ lands zu hochſtehender Geſelligkeit zuſammenfanden. Aller Banane aufreizende Polemik, langweilige Pedanterie war ver⸗ annt. Dr. F. Walter macht uns mit dem Leben und der Kunſt des Hofbildhauers Paul Egell(ſeit 1721 in Mannheim wohnhaft, geſtorben 1752 allda) bekannt, des Schöpfers des wundervollen Hochaltars der St. Sebaſtian⸗Pfarrkirche,(etzt in Berlin), des Altars der unbefleckten Empfängnis im Hil⸗ desheimer Dom, des Grabmals Ernſt Friedrich Feins auf dem alten Friedhof zu Durlach, der Portalbekrönung an der Straßenfront des Palais Thurn und Taxis zu Frankſurt a.., der hervorragenden Stuckarbeiten im Ritterſaal und an den Treppenhäuſern des hieſigen Schloſſes. Hauptſchriftleiter Kurt Fiſcher handelt über bildliche Darſtellungen, Reliquien u. dal,, die die Perſon Sands und die Revolution 1819 betrefſen und die in einem beſonderen Raum des hieſigen Schloſſes aufbewahrt ſind, gleichſam um die innete geiſtige Verbundenheit der Ermordung Kotzebues und der Revolution zum Ausdruck zu bringen. Aus der Fülle der erläutexten Gegenſtände, die für jeden Beſucher des Schloßmuſeums mbn Belang ſein müſſen, ſeien nur heraus⸗ gegriffen: das Original der Immatrikulationsurkunde Sands, die Feder, mit der er den letzten Brief vor ſeiner Hinrichtung ſchrieb, das Original ſeines Totenſcheines; ferner ein„Schuld⸗ ſchein der deutſchen Republik“, Originalabdrucke des bekannten Hecker⸗Liedes, politiſche Karikaturen, Abbildungen des Ge⸗ ſechts von Kadenburg, Darſtellungen der Beſchießung von Bildniſſe der Heeresführer, Revölutionsflug⸗ ätter. Von Man⸗heimer Schriſtſtellern lieſern Beiträge über auswärtige bezw. allgemein pfälziſche Stoffe. Dr. E. Speyer über einen Streitfall zwiſchen dem K. K. Gene⸗ ralfeldmarſchall Lieutenant von Szlarray und zwei Heidel⸗ berger Studenten, der 1800 viel Staub aufgewirbelt hatte; Dr. G. F. Hartlaub über den koſtbaren Cod. Pal. germ. 832 der Univerſitätsbibliothek Heidelberg, ein Kalenderwerk oder Schickfalsbuch großen Stils aus dem 15. Jahrhundert, das einſt im Beſitz des Kurfürſten Otto Heinrich war und das eine Menge aſtronomiſcher und aſtrologiſcher Angaben, Bilder, Tafeln, Heroſkopzeichnungen, Praktiken u. dgl. bietet; Dr. Guſtav Jacob über die geſchichtliche Perſönlichkeit des„Jägers aus Kurpfalz“ und die eruße Porzellangruppe des Jägers in der Sawnlung Cart r(euc in d Räumen des Schloßmuſcem!) Hanns Glückſtein über „Pälzer Gaſchtfreundſchaft“ De Jäger aus Kurpfals“ (ei Gedichte in hieſiger F. F. Rauker üler die„Teufelsmühle“, eine Ee ae als den Wälzer B4 u S Gda aun vo Sun Dunnee NCαuuuur Fl —— 10 Ede Do ver Fridaltung, Sam Stag, den 4. Dezember 1926 Sentralausſchußſitzung der Reichsbank „Trotz der ſeit längerer Zeit im allgemeinen anhaltenden Uſfigteit am deutſchen Geldmarkt vonzog ſich, wie Dr. chacht in der geſtrigen Zentralausſchußſitzung mitteilte, der Ausgleich.oiſchen den einzelnen Gelozentrene des Reichs immer mehr in der erwünſchten Reibungsloſigkeit. nsbeſondere konnten ſich die Provinzplätze die Gelöſülle des erliner Markts zuweilen nicht genügend nutzbar machen, „weil die Technik der Ueberweiſung den heutigen Anſprüchen Rgnamentlich des Großverkehrs nicht mehr voll genügt. teichsbank, die ſeit der Stabiliſierung kein Mittel uuverſucht gelaſſen, aile vorhandenen Geldquellen für die Wirtſchaft in allen Teilen des Reichs zu erſchließen, hat zur weiteren För⸗ erung dieſes Ziels beſchloſſen, den telegraphiſchen Giroverkehr 439 8 einzurichten. Der Zeitpunkt für das Inkrafttreten dieſer Ein ichtung wird noch bekanntgegeben werden. 0 Ferner hat die Rieichsbank zunächſt mit den Notenbanken eſterreichs, der Tſchecho⸗Slowakei und Un⸗ küar ns ein Abkommen getrofſen, wodurch die Giroeinrich⸗ tertgen der beteiligten Banken, die bisher nur der Erleich⸗ erung des inländiſchen Zahlungsverkehrs dienten, für internationale Zahlungen nutzbar gemacht werden. Firmen, die in Deutſchland bei der eichsbank ein Eirokonto beſitzen, ſollen gegen Kieichsmark urch Einreichung eines beſondern Uebertragungsſchecks chilige, Kronen, Pengö uſw. an Konteninhaker bei der Oeſterreichiſchen, der Tſchechiſchen oder der Ungariſchen Natio⸗ nalbank überweiſen können. Umgekehrt wird den Kunden er ausländiſchen Notenbanken die Befugnis zu Giro⸗Ueber⸗ weiſungen in Reichsmark an Girokonto⸗Inhaber ber Reichs⸗ ank gegen die heimiſche Währung eingeräumt. Der Ber⸗ ehr wird ſo bald wie möglich aufgenommen werden. Ber⸗ mundlungen hinſichtlich des Verkehrs mit anderen Ländern erden erfolgen. nah Endlich hat ſich die Reichsbank zu einer weiteren Maß⸗ entſchloſſen, damit die am kurfriſtigen Geldmarkt in gantüttnismäßig großem Ausmaß vorhandenen Beträge or⸗ Res bfer verwendet werden. Unter dem geſtrigen Tage er⸗ — die Golddiskontbank ein Ausſchreiben, in welchem e auf ſie ſelbſt lautende Solawechſel — dreimonatiger Laufzeit und zwar nächſt im Geſamtbetrag zundert Millionen Mark, fällig am 14. März 1927, zum Wech angehietet und in dem ſie zu Geboten auf dieſe Sola⸗ 50000 auffordert. Die Wechſel werden in Stücken von et 0 und 100 000 M. an die Order des Erwerbers ausgefer⸗ Aa und ſind bei dem Girokontor der Reichshauptbank zu Ber⸗ igerablbar. Die Wechſel ſind bei der Reichsbank zu den jewei⸗ bis R offiziellen Sätzen diskont⸗ und lombardfähig. Gebote ſind bei zum 8. d.., mittags 12 Uhr, ſchriftlich oder telegraphiſch verl der Deutſchen Golddiskontbank einzureichen. Neben der dem naten Summe iſt darin der Diskontſatz anzugeben, zu Geb die Uebernahme gewünſcht wird. Von den abgegebenen oten werden diejenigen mit den niedrigſten Diskontſätzen diescnommen. Die Reichsbank glaubt, daß auf dieſe Weiſe für auf Finanzierung der 7proz. Hypothekarſchuldſcheine zurzeit 1 die, Inanſpruchnahme von Auslandskredit verzichtet und nah nländiſche Geldmarkt für dieſe wie evtl. weitere Maß⸗ werdren zur Erleichterung des Kapitalmarl⸗ herangezogen Akti en kann. Im Zuſammenhang mit der bezeichneten neuen f on wird die Goldiskontbank monatliche Ausweiſe ver⸗ lentlichen. Gotß Fuſion der Gothaer Lebensverſicherungsbank a. G.(Alten Die ger) u. der Neuen Gothaer Lebensverſicherungsbauk a. G. gung dar. den ſatzungsmäßigen Organen beſchloſſene Vereini⸗ ihr 1 ex Gothaer Lebensverſicherungsbank a. G. und der mit verſiaht Perſonal⸗Union ſtehenden Neuen Gothaer Lebens⸗ am: cherung a. G. iſt am 30. Nov. d. J. vom Reichsauſſichts⸗ einigtlür, Privatverſicherung genehmigt worden. Die ver⸗ zungsh, Bank führt den Namen„Gothaer Lebensverſiche⸗ werde ank auf Gegenſeitigkeit“. Nach dem Fuſionsvertrag weiterd die Vermögensbeſtände der beiden Banken bis auf der noch getrennt verwaltet werden. Das Vermögen Iubiläieinigten Bank, die im nöchſten Jahre ihr 100 jähriges 80. m begehen wird, beläuft ſich nach dem Stande vom 05 J. auf über 80 Mill.. Ste, Vereinigte Stahlwerke. Die Bildung der für die ehun änder Intereſſen des Stahltruſts unter Hinzu⸗ om 8 einiger anderer Siegerländer Werke in Ausſicht ge⸗ ¹ 0. di 1¹ Fr Geſellſchaftsgründung iſt kaum vor dem die korlahr 1927 zu erwarten. Dies iſt hauptſächlich auf deneblizierten Verhältniſſe des Bezirks mit ſeinen ver⸗ artigen Induſtrien zurückzuführen. Die Deutſchen ukablwerke.⸗G. in Bochum ſind nicht als eine Feon f Charakter biſiexung gedacht, denn das würde dem ganzen des Edelſtahlgeſchäfts nicht entſprechen, das eine an 5 Lolihendviduen zu behandelnde Kundſchaft hat. Eine Mouo⸗ Sondkrbetr e nur neue Betriebe hervorrufen, die dieſen 4 eben nachzukommen verſuchen würden. Kres: Zur Ablehnung d Rredi i Ure g des Krupp⸗Kredites. In intereſſierten Sang 885 Stadt Eſſen erwartet man, daß Bie Reichlregte n 8 ihre zuſtändigen Stellen einen anderen planten 9 vorſchlag machen wird, um Mittel für den ge⸗ beſchaffen usbau der Gußſtahlbetriebe der Firma Krupp zu ſeiten Irgendwelche Entſcheidungen oder Vorſchläge von⸗ egierung ſind jedoch bisher weder bei der Stadt⸗ ried. gr noch bei der Firma Krupp eingegangen. Die eranraſſung ebür aſſung habe, abliabrf un dabdurkive den öffentlichen Geldmarkt für Kredit⸗ Anſpruch zu nehmen, da der Ausbau der Guß⸗ Er für den Fall der Gewährung einer Hilfe als urch weit rwerbsloſenfürſorge geplant worden ſei, um Eſſen a 0 ere Entlaſſungen und Stillegungen für die Stadt liegen in Hirmeiden. Die Hauptintereſſen der Geſellſchaft Notlage⸗ dbeinvauſen und bei den Zechen, ſo daß von einer Es muß piefr Firma Krupp nicht geſprochen werden kann. 8 ſich nur elmehr immer wieder hervorgehoben werden. daf durch die Fir. die gemeinſame Löſung eines Arbeitsproblems *2.8 rma Krupp und die Stadt Eſſen handelt.“ Siſchtag an e errichtet, laut K. 3, gegenwärtig im 6 mwinnung—— Leunawerk eine Benzinfabrik zur inder Oel aus Braunkohle. Bei den Arbeiten wird 20 7 6000 Bauatrbeiter beſchäftigt. Die neue Helfabrik enlagen ureſige Gehäude mit drei gewaltigen Fenerungs⸗ lläſſigt raſen. Die Koble wird in 10 Gebäuden ver⸗ eu en. 15 große Syeicher werden die fertigen Er⸗ gni etwa 0 Auütnebmen. Bei vollem Vetrieb kofft man, fährlich zeit werder ill. To. Benzin herſtellen zu können. Als Bau⸗ ſto u etwa zwölf Monate gerechnet. Für das Stick⸗ f⸗ f60 8 ſelbſt werden noch zwei neue Gasbehälter von je abrik errichteter Faſſungsraum und eine neue Kaliſalpeter⸗ SD0. 2 5 Der 205 480ekraftwerk Homburg wirder in deutſchem Beſitz migte in ſei er Pfalzwerke Lud gigshafen geneh⸗ kolgten Ru trar geſtrigen Sitzung den inzwiſchen bereits er⸗ uf des im Beſitze der Grube Frankenholz be⸗ — runp AG. erklärt dazu, daß ſie im Augenblick keiner⸗ Farbeninduſtrie Ach. in Fraukfurt a. M. Die Herſtelluna billigen Stromes, durchgreiſende Elektriſtzierung. und die biſſie Verſorgunz der Verbraucher. Von den fübdeuſchen Wa Der Getreidemarkt ſteht unter dem Eindruck des Depocts, der von den La Plata⸗Ofſerten ausgeſt. Chicago melbete zwar nach Privatberichten, daß die Ernte in Argen⸗ tinien durch ſchlechtes Wetter beeinträchligt werde. Das ver⸗ anlapte einige Leerverräufer zu raſcher Deckung, ſo daß die Preiſe auch für argentiniſches Getreide ſich vorübergehend leicht befeſtigen konnten. Dieſe Befeſtigung hielt jedoch nicht ſtaud, weil bei den hieſigen La Plata⸗Häuſern eine Beſtäti⸗ gung dieſer Witterungsberichtet nicht eintraf und ſie weiter unveränderte Ofſerten von ihren Abladern erhielten. Man ſtellte feſt, daß die Ernte Argentiniens nur wenig Schaden Wenn auch kürzliche Regenſälle die Ernte im Norden etwas verzögert haben, ſo erwieſen ſie ſich umſo nützlicher für das ſtehende Getreide im Süden. Das Ergebnis im Norden iſt nicht nur im Bezug auf Quantität ſondern auch hinſichtlich der Qualität gut. Wenn Europa auch einen ſtarken Einfuhr⸗ bedarf hat, ſo reicht dieſer doch nicht hin, um die Wirkung der großen Ueberſee⸗Ernten auszugleichen. Canada hat eine Ernte von etwa 51 Mitl. qrs., die Vereinigten Staaten einen Ausſuhrüberſchuz von etwa 10 Mill. qrs., d. h. die verſügbare Menge in Nordamerika iſt etwa zweimal ſo groß als letztes Jahr. Die Sthätzungen über die argentiniſche Ernte ſchwanken, im allgemeinen erwartet man einen Ausfuhr⸗ überſchuß von 18 Mill. qrs. Der auſtraliſche Ueberſchuß dürſte etwa 13 Mill. qrs. betragen. Dies bedeutet einen Aus⸗ führüberſchuß der ſüdlichen Erdhälſte von etwa 31 Mill. qrs. gegen 18 Mill. qrs., die in der verfloſſenen Saiſon aus⸗ geſührt wurden. Hinzu kommt, daß die argentiniſche und auſtraliſche Ernte ſehr bald in Bewegung geſetzt werden dürften. Die ſichtbaren Beſtände in den Vereinigten Staaten werden dieſe Woche mit 99.575 000 gegen 91 267 090 buſhels in der vergangenen Wothe und 62 935 000 buſhels in der gleichen Zeit des Vorjahres angegeben. Es iſt begreiflich, daß die argentiniſchen Verlader verſuchen, möglichſt raſch zu Ab⸗ ſchlüſſen zu gelangen, denn die Wirkung dieſer Erntezahlen kann in den nächſten Monaten nicht ausbleiben. Bei uns halten ſich Einfuhrhandel und Großmühlen aus den gleichen Erwägungen zurück. Aus England iſt bereits eine Ermä i⸗ gung der Kohlenpreiſe gemeldet worden; auch ſind bereits ziemlich viele Dampferfrachten für Januar, Februar und März zu 30 Sh. angenommen worden. Dies drückte ſich naturgemäß im Weizen⸗Preis aus, weil man für jetzt unterwegs beſindliche Dampfer noch 45 Sh. zu zahlen hat, ſo daß ſich Dezember⸗Weizen allein wegen der Fracht mit 15,30 um 1,30 Fl. höher ſtellt, als Weizen auf Januar⸗Febr.⸗ Abladung, der 14,00 Fl. koſtet. Infolge der niedriger ge⸗ wordenen Forderungen für Plata⸗Weizen zeigte ſich dieſe Woche Intereſſe für die Müllerei, wenngleich die Umſätze ſich in mäßigen Grenzen bewegten. Bevorzugt wurde nahe Ware; im übrigen lag das Geſchäft ruhig. Verlangt wurden für Manitoba J(in Fl.) 16,00, Dezember⸗Abladung cif Ant⸗ werpen, fällig 15,85 cif Rotterdam; II 15,50, Dezember eif Rotterdam, fällig 15,50 cif Antwerpen; III 15—15.10, ſchwim⸗ mend und Dezember⸗Abladung eif Antwerpen⸗Rotterdam; IV, ſchwimmend, 13,40 cif Antwerpen; Manitoba II, tough, 14,80, desgl. III 14,25, am 3. Dezember ladender Dampfer; von Plata⸗Weizen wurde 79 Kg. ſchwerer Baruſo angebo⸗ ten auf Januar zu 14.40, Fehruar zu 14,05, März zu 1402/, Ayril in 14,10; Roſa Fé, 79 Kg., auf Januar zu 14.50, Febr. 14,10, März 14,05 und April 14,12/. Inland⸗Weizen iſt im Waggongeſchäft von 30,25—30,50 auf 30,00/ die 100 Kg. waggonfrei Mannheim, zurückgegangen. Ausland⸗Weizen im Waggongeſchäft von 32—33.25 auf 31,25—33,25 /. In Roggen blieb das Angebot kleiner als man bisher erwartet hatte; der Preis im Waggongeſchäft blieb ziemlich unverändert für Inlandware mit 25—25,25/(Vorwoche 25—25,50). Weſtern⸗Roggen II, 72/73 Kg., war promut und auf Januar⸗Februar⸗Abladung mit 12—12,10 Fl. cif Rotter⸗ dam angeboten.— Gerſte wurde zu letztwöchentlichen Prei⸗ ſen gehandelt. Das Angebot darin iſt etwas grö'er ge⸗ worden, weil die Landwirte jetzt die Zeit zum Dreſchen aus⸗ nützen. Futtergerſte wurde zu 20—22,00„/, ie nach Qualität(Vorwoche 21—22,00 /) gehandelt.— Hafer blieb findlichen Aktienpakets der Kraftwerk Homburg AG. Hom⸗ burg(Saar) in Höhe von 52 v. H. des AK. letztgenannter Geſellſchaft, ſo daß das Kraftwerk Homburg mit den Ver⸗ ſorgungsanlagen in der Sagrpfalz wieder vollſtändig in deutſchem Beſitz iſt. §. Verlängerung des Geſetzes über Depot⸗ und Depoſcten⸗ geſchäfte? Das Geſetz über Depot⸗ und Depoſitengeſchäfte vom 26. Jan. 1925 tritt nach§ 12 mit Ablauf des 31. Dez. außer Kraft. Das Reichswirtſchaftsminiſterium hat nun im Einvernehmen mit ſämtlichen Landesregierungen einen Geſetzentwurf ausgearbeitet, wonach dieſes Geſetz aus wirt⸗ ſchaftlichen Gründen auf weitere zwei Jahre ver⸗ längert werden ſoll. 55 ⸗o Tagung der deutſchen elektrotecſniſchen Induſtrie. In Berlin fand geſtern die 8. o. Mitgliederverſammlung des Zentralverbandes der deutſchen elektrotechniſchen Induſtrie ſtatt. An der Sitzung nehmen zahlreiche hervorragende Gäſte teil, ſo die Reichsminiſter Dr. Curtius und Geßler, vom Reichsverband der deutſchen Induſtrie, Generaldirektor wirtſchaftlichen Konſolidierung bemerkbar machen. Es ſei zu erwarten, daß ſich die Spegialkonjunktur in Kohle und Eiſen jetzt allmählich auch auf die geſamte übrige Wietſchaft ver⸗ teile. Als erſter Nedner ſprach ſodann das geſchäftsführende Vorſtandsmitglied des Zentralverbandes Reichsminiſter a. D. von Raumer, der feſtſtellte, daß die Wirtſchaftskriſe noch keineswegs überwunden ſei. Es beſtehe zwar keine Abrutſch⸗ gefahr, aber auch noc NFF techniſche Induſtrie gebe es nur ein Problem, nänlich die eo Rückkauf der öproz. wertbeſtändigen Stabt München vom Jahre 1973. Der Stadtrat München kauf die noch im Umlauf beſindlichen Stücke der 6proz. wertbeſtändigen Anleibe der Stadt Mſinchen vom Jabre 1923 in der Zeit vom 1. Deß. 1926 bis 31. März 1927 zu pari zurück, Deviſenmarkt Franken unter der Stabiliſierungsrelgtion Am internationalen Deyiſenmarkt ſtand die franzöſiſche Währung neuerdings im Mittelvunkt des Intereſſes. Die Aufwärtsbewegung ſetzte ſich in ſtürmiſchem Tempo fort und heute früh notierte Paris ſogar unter der für die Stabiliſie⸗ rung angenommenen Relation von 125 Fr. für ein Pfd. Sterl. und ſtellt ſich auf 124,50 gegen London, was einem.⸗Kurs reN⸗ erlitten hat und di: Ausſichten fortdauernd recht günſtige ſind. d Produktenmärkt und Prooutenmärtten mäßig gefragt; auch für das Ausland iſt etwas Nachfrage aufgetreten vei vouſtändig unveränderten Preiſen.— Far prompten Mais zeigte ſich gute Nachfrage, ohne daß die Forberungen voaſtändig lehauptet blieben. Zuletzt vertangte man im Waggongeſchäft für die 100 Kg. mit Sack 19,75 /1 gegen vorwöchentliche 19,17—20,00 4. Plata⸗Mais im Eif⸗ Geſchäft koſtete auf Januar⸗Februar⸗Abladung 8,10 Fl. Das Mehlgeſchäft verlief ſehr ruhig, wenngleich ſich etwas Nachfrage des Konſums bemerkbar macht. Die Mühlen ſind auch mit ihren Angeboten zur Zurückhaltung gezwungen, da ſich inſolge des Preisunterſchiedes für Weizen auf naye und entfernte Termine kaum eine Kalkulation aufmachen läßt. Aufgrund der jetzigen Einkaufspreiſe ſtellen ſich die vorderen Mehle, alſo Dezember⸗Januar⸗Feoruar⸗ Lieſerung, für die man noch alten Weizen brauchen würde, in der Kalkulation einen vollen Gulden teuerer ahs März⸗ Lieſerung. Verlangt wurde für die 100 Kg. mit Satk Weizen⸗ mehl, Spezial 0, ab ſüddeutſcher Mühle, 41,25—41,50/(Vor⸗ woche 41,50—41,75), für Roggenmehl 34,25—37,00 35—37). Norddeutſches Roggenmehl in 65 proz. Ausmahlung war mit 36.—36,25 /, norddeutſches Auszugsmehl zu 39—39,50/ frei Mannheim angeboten. Futtermittel hatten weiter gute Nachfrage des Konſums zu verzeichnen, der ſich beſonders für Futtermehle intereſſiert, mit deren Ablieſerung die Mühlen tei weiſe rüch⸗ ſtändig ſind. Weizenfuttermehl koſtete 14,50—15,50%, Roggen⸗ ſuttermehl wurde ron den Mühlen nicht angeboten, vom Handel mit 15,50—16,00) /genannt, für Malzkeine und Bier⸗ treber ſorderte man 16—16,50/ einſchließlich Sack frei ſüd⸗ deutſcher Station; für Erdnußkuchen 21,00 /, Kokoskuchen 20,00 /, Palmkuchen 15,50%, Mohnkuchen 16.00 /4. Trocken⸗ ſchnitzel ſind zur prompten Abnahme ſtark offeriert mit 11,00 bis 11,25 /, loſe, ab Fabrik; für ſpätere Lieferung werden .50%/ je 100 Kg. mehr verlangt. Kleie lag feſt. Prompte Ware koſtete 11—11,75%, Januar⸗Februar⸗März⸗Lieſerung 12,25 /. Für Melaſſefutter haben ſich die Forderungen um 0,50/ die 100 Kg. erhöht im Zuſammenhang mit der Preis⸗ ſteigerung für Rohmelaſſe. Malzz lag feſt bei kleinen Umſätzen. Die Mälzereien halten an ihren Forderungen von 48—50,00/ für die 100 Kg. Malz aus prima Pfälzer Gerſte feſt, die Brauereien dagegen ſchieben ihren Einkauf hinaus, weil ſie die Erledigung der erhöhten Bierſteuer abwarten wollen, von der noch nicht feſt⸗ ſteht, ob ſie am 1. Jannar oder am 1. April k. J. in Kraft treten und ob es den Brauereien möglich ſein wird, die er⸗ höhte Steuer auf den Konſum abzuwälzen oder ob ſich dadurch der Verbrauch verringert. Fränkiſche und württembergiſche Malze wurden von kleinen Fabriken zu 41—43,00/ die 100 Kg. offeriert. Für Hopfen iſt die Stimmung etwas freundlicher geworden. In Württemberg und in der Pfalz gingen einige Pöſten an den Handel in der Preislage von 500—550/ für den Zentner. Die Hopfenangebote aus dem Elſaß wurden infolge des gebeſſerten Frankenſtandes jetzt auf 3000—3500 fFr. ab Station, unverzollt, ermäßigt. Tſchechiſche, polniſche und jugoſlawiſche Hopfen wurden auch in dieſer Woche wieder für reichsdeutſche Rechnung erworben. Am ſüddeutſchen Tabakmarkt hat ſich das Einkaufs⸗ geſchäft in 1926er Tabaken in der letzten Zeit fortgeſetzt. Wäh⸗ rend Viernheim Sandblatt zu 112—115/ und dachreifen Tabak zu 72—75,00.% verkaufte, ein Preis, wie er vor dem Kriege nicht erzielt worden iſt, konnte Friedrichsfeld für ſeine dachreife Ware ſogar 83,00/ für den Zentner erzielen. Daß es den Pflanzern möglich iſt, ſolche hohen Preiſe z1 erlöſen, wird auf die ſtarke direkte Beteiligung von großen Fabriken am Einkauf zurückgeführt, deren Beauftragte i amer⸗ bin leichtherziger bohe Preiſe bewilligen mägen als der Wiederverkänfer. In den Schneidegut⸗Diſtrikten iſt der diesjährige Tabak ſo gut wie ausverkauft. Auch der Rück⸗ gang des Tabakanbaues in anderen Pflanzungsgebieten Deutſchlands mag zu den diesiährigen hoben Preiſen bei⸗ tragen. So betrug die Anbaufſäche in der Provinz Sochſen und in Anßalt 1926 nur noch 58 gegen 16,3 Hektar im Jahre Generaldirektor Dorpmüller, Legationsrat Dr. Bücher Dr. Vögler als Vertreter der Großinduſtrie und andere mehr. In ſeiner Begrüßungsanſprache wies Karl Friedrich pon Siemens darauf hin, daß ſich allmählich Anſätze einer ch, noch keine Konjunktur. Für die elektro⸗ Anleite der 1925. Rippven blieben weiter gefragt. ——— von 16,50 entſpricht, entgegen einer Stabiliſierungsrelatian von 16,20. Die italieniſche Lira liegt ebenfalls feſt mit 1127⁶ nach 1136. Von nordiſchen Deviſen konnte ſich die norwegiſche Krone wieder in ihrem Wert befeſtigen, London—Oslo 1909 nach 19,15, in 9R./ 107,30 nach 106,70. Ueberſeeiſche Deviſen liegen weiterhin rußig und ohne beſondere Anregung. Die ./ hat ſich etwas abgeſchwächt und ſtellte ſich auf 4,20,70 nach 4,20,50 gegen Kabel. Im einzelnen notieren heute vormittag: 3 88 4 8 London-Nar's 17CCf24. Scl. Vaild.-Schwe. 27.1721.15Zend.-Stockh. 18.•J 1,20 Kond.-Trü“el 34.r24.95 Holland⸗ Schw. 207.25207.25[Zond.-Madr'd 518/51.85 Lond.⸗Maild. 113.15 112.7r Kabel Holland 50.15 250.150 Mailand-Raris 173.0011150 Habel Schweiz 518,45519.45 Lond.-Holland 12.13 12.13Prüftel-Paris 305.08,50 Lond.-Schweig 25.14 75.14 Sondon- Osio. 19,16 19.00/Holland-Paris 10.80 1858 Paris⸗Schweiz. 19.75 19,90 Lond.-Kopenh. 138.20l 18.20/Kabel London 445.04.65.0 In.⸗Mk. laſſen ſich tolgende Kurſe eſtſtellen gondon. 20.40J 20.46 Prag.15.59.12.E Nabris. 68881 805 Naris... 16.10 16.50 Os 106.70 107.80 Argentinien 176.88 17100 Züͤrich.. 61 10 81.15 Kepenbagen. 117.00 112.05 Javan 406.80 208440 Mailend. 18.00 18.55 Stacteim. 112.45 112.18 Nem⸗Dort..20.5 420%7 Helland... 168.20,168.151 Brüſſel.53.45 58.50 Berliner Metallbörſe vom 3. Dezember Preiſe in Feſtmarl ür 1 Kg. 9 2. 8 Elektrolyt'upfer 130.50 130,25 Aluminium in 8 Rafſinal etupfer—.——.— Darren.14.14 Blei—.——.— Su. ausl. Rohzink Bb.⸗Pr.) 67,68, 87.—.68.— üttenzinn „ Cr. Verk.)—.——.— Näcke⸗.40..50 2/40.250 Platterzint 59.75-60.25 59,75-60,25] Antimon.29- 1,25.20728 Alumin ium.40 2. 0 Silber für 1 Gr. 73,75..78 72,7.79,75 London 3, November. Metallmarkt(In Eſt. f. d. eng. t. v. 1010 Kg. 23. 8. J 2. 80 Kupfer Kaſſa 56 75 56,75, beſtſelect. 64 Jut.— 380 do. Jonat.50 2750 Nicket Bueceſb..Fl. 17,50 1778 do. Eleitrol. 64,50 64.50[Zinn⸗Kaſſa 313.75 914.50 Regulus id: Berliner Kupferkontrakt geändert. Der Berliner Kupferkontrakt iſt geändert Der BSe beſchloß die Abſchläge für Rohkupferſorten mit weniger als bis 98 v. H. Reingehalt von 6 auf 34 herabzuſetzen, was en Uſancen an der Londoner Metallbörſe entſpricht. Der Beſchluß gilt vom 1. Dez. 1926 an für prompte Ware und ab 1. Auguſt 1927 an für Terminware. Außerdem wurden die Terminnotierungen für Kupfer und Blei auf 12 Monate er⸗ weitert Eisber), was ebenfalls ah 1. Dez. 1923 gilt. „ Halbzzugpreiſe. Unſere Mitleilunz in Nr. 550 über eine Aenderung der Halbzeugyreiſe triſft nicht zu, da die darin angeregten Preiſe die Oktoberpreiſe ſind, die unver⸗ ändert belaſſen wurden, Frachtenmarkt in Duis“ rort vom 3. Dez. Die Nachfrage nach Kahnraum war an hentiger Böirſe ziemlich lebhaft. Die Frachten und Tagesmieten behaupteten ihren ſeitherigen Stand. — 8. Seite. Nr. 502 Neue Maunheimer geitung(Mitlag⸗Ausgabe) Samstag, den 4. Dezember 1926 Die große Oppauer Beſtechungs⸗ un Korruptie affé 2 über den ſeit zwei Jahren auch außerhalb der Gemarkung Oppaus immer lauter gemunkelt wurde, bis das Eingreifen des Staatsanwalts und die Verhaftung des ſozialdemokra— tiſchen 1. Berufsbürgermeiſters Süß am 20. Februar d. Js. das Dunkel zu lichten begonnen, das Süß lange Zeit mi. großem Raffinement über ſeine großen Durchſtechereien ge⸗ breitet hatte, wird in der am 6. Dezember beginnender. Verhandlung gegen Süß und Genoſſen ſeine rechtliche Würdigung und ſtrafrechtliche Sühne finden. Dem Ergebni⸗ des Prozeſſes darf und ſoll nicht vorgegriffen werden. Die dem Bürgermeiſter Süß zur Laſt gelegten Straftaten haben. daher bei der Charakteriſtik des Süß auszuſcheiden. Sein Charakterbild ſchwankt heute nicht mehr in der Geſchichte. Die Sozialdemokratie, deren Organe den Parteigenoſſen Sü bis in die jüngſte Zeit deckten, hat das Ergebnis des Pro⸗ —— garnicht erſt abgewartet. Sie iſt vorher von ihm ab⸗ gerückt. Süß gehört der Gattung Revolntionsgewinnler au, jener Abart von Menſchen, die die Nachkriegszeit wie die ebenſo unſympathiſche und gemeingefährliche Spezies de: Schieber und Inflationsgewinnler in Reinkultur ge⸗ züchtet hat. Er iſt der Typ des modernen Kondottiere, des Abenteurers der Nachkriegszeit; ein brutaler Gewaltmenſa⸗ durch keinerlei Hemmungen beſchwert; überall dort zu finden wo etwas los iſt, wo ſich ihm die Ausſicht eröffnet, daß ſein Weizen blüht. Er gehört zu jenen dunklen Geſtalten, die den„Revolutionär“ ſpielten, nicht aus innerſter Ueber⸗ zeugung, die auch der politiſche Gegner achten muß, nicht um Ideen willen, für die der Umſturz keine politiſche und keine Weltanſchauungsfrage war, nur Mittel zum Zweck. Mit dieſer Charakteriſierung tut man Süß nicht Unrec Man braucht nur ſein Vorleben und ſeinen Werdegan, erti und kritiſch zu betrachten. Süß iſt von Beruf Schloſſer. Er war ſchon in Vor⸗ kriegszeiten als gewalttätiger Menſch berüchtigt und ge⸗ fürchtet. Dieſem Gewaltmenſchen eröffnet die Reyolution die langerſehnte Gelegenheit, ſich nach ſei⸗ ner Faxon auszuleben und, befreit von den Schranken des Geſetzes und der ſtaatlichen Ordnung, ſich zu betätigen. Freie Bahn dem Tüchtigen! Süß macht ſich ſofort zum Vorſitzenden dem von ihm gegründeten Arbeiter⸗ und Soldatenrates in Frankenthal, wo er bei Ausbruch der Revolution bei der Firma Klein, Schanzlin u. Becker als Schloſſer beſchäftiat iſt. Es wir! erzählt, er habe damals ſchon ſeinen Preis gehabt und habe den Wert des Geldes ſehr gut zu ſchätzen ewußt, ſo„antikapi⸗ taliſtiſch“ und revolutionär“ er ſich auch nach außen hin gebär⸗ det. Doch ſein Betätigungsfeld in Frankenthal und Oprau ge⸗ nügt bald nicht mehr ſeinem Tatendrang und erwachten Ge⸗ lüſten. Er ſchüttelt den Staub der Pfalz von den Füßen. Man ſagt, er ſei wegen einer von den Franzoſen in Oppau vor⸗ genommenen Waffenſuche aus der Pfalz geflohen; andere be⸗ haupten, München, damals das„Dorado aller Apenteurer und Revolutionäre vom Schlage Süß hätte ihn mit magiſcher Ge⸗ walt angezogen. Wie dem auch ſei; in München ſucht und fin⸗ det Süß ſofort Anſchluß bei den damaligen Machthabern; er kommt raſch zu Amt und Würden, was bei ſeiner hervorragen⸗ den Eignung zum Spartakiſten nicht weiter verwunderlich iſt. Bezeichnend für ſeine politiſche„Geſinnungstüchtigkeit“ iſt es, daß er der ſozialdemokratiſchen Partei brieflich mit der Be⸗ merkung:„Mein Ruck nach links“ ſeinen Austritt aus der Partei anzeigt. Er wird Mitglied des Vollzugsausſchuſſes der Arbeiter⸗ und Soldatenräte. Zeitweilig ſoll er auch das Amt des Polizeipräſidenten von München verwaltet haben. Mit leeren Händen iſt Süß bei ſeiner privatwirtſchaftlichen Ge⸗ ſchäftstüchtigkeit ſicherlich nicht in ſeine Heimat zurückgekehrt, als ihm der Boden in München zu heiß geworden war. Er brachte u. a. einen ſehr ſchönen Pelzmantel mit, den er, wie er ſich ſelbſt in Freundeskreiſen rühmte, einem General „abgenommen“ hat. Nach einem kurzen Aufenthalt in Mannheim, wo er bei einer Zeitung tätig iſt, taucht er mit einem Zulaſſungsſchreiben der franzöſiſchen Beſatzungs⸗ behörde wieder in ſeinem Heimatsort Oppau auf. Wem er dieſes Zulaſſungsſchreiben verdankte, ſeiner Freundſchaft mit den berüchtigten Separatiſtenführern, den„Freien Pfälzern“ Eichhorn und Gumbinger⸗Roxheim, oder direkten Beziehun⸗ gen, dieſe Zuſammenhänge ſind ebenſowenig gekläxt, wie ſein Berhältnis zu dem Separatismus des Jahres 1919. Jeden⸗ falls tritt Süß in Oppau nach Separatiſtenart ſehr ſelöſtherrlich und gewalttätig auf. So verſteigt er ſich, unter Berufung auf ſeinen franzöſi⸗ ſchen Paß, zu der Bemerkung:„Ich überlege es mir gerade, ob ich nicht die zwölf beſten Bürger auf der Straße verhaf⸗ ten und erſchießen laſſen ſoll,“ Nach dem Zuſammenbruch der„Freien Pfalzbewegung“ beſinnt ſich Süß als guter Konjunkturpolitiker wieder auf ſeine alte Partei. Nachdem ex ſeinen„Ruck nach rechts“ voll⸗ zogen hat, kommt er mit Hilfe ſeiner alten ſozialdemokratiſchen Freunde wieder zu Amt und Würden. Er wird im Jahre 1920 zum 1. Berufsbürgermeiſter von Oppau gewählt. Gehalts⸗ klaſſe 13 und etwa 3000 Mark Repräſentationsgelder im Jahre ſind die Vergütung für ſeine Amtstätigkeit. Da er durch ſeine beiden Söhne Arnulf und Siegfried außerdem die Wirtſchaft „Zum goldenen Pflug“ in Oppau führen läßt, iſt er allen ma⸗ teriellen Sorgen enthoben und kann ſich umſo intenſiver ſeinen Amts⸗ und ſonſtigen Geſchäften widmen: Ueber die Art und Weiſe, wie er ſein Amt auffaßte und ausführte, ſind die Mei⸗ nungen ſehr geteilt. Den„demokratiſchen“ Geiſt, in dem er ſein Amt verwaltet, enthüllt am beſten ſein in dem„Oppauer An⸗ zeiger“ vom 31. 12. 1920 veröffentlichter Neujahrsgruß: „An meine Ortsuntertanen“, der alſo lautet:„Ich werde ſicherlich beſtrebt ſein, Euer Ver⸗ trauen nicht zu ſchanden zu machen. Alle Mißſtimmungen und Gegenſätze bitte ich zu begraben und zu vergeſſen. Die Liebe und Achtung vor ſich und ſeinen Mitmenſchen wird dann wie⸗ der zu Ehren kommen und Einigkeit und Bertrauen unter den Einwohnern wieder einkehren. Ich erlaube mir daher, allen Ortsuntertanen in väterlicher Liebe und Hingehung die herz⸗ lichſten Glück⸗ und Segenswünſche zum neuen Jahre zu ent⸗ bieten. Möge das kommende Jahr uns allen beſſere Zeiten bringen, neue Sonnenſtrahlen über uns ergießen und frohe Hoffnung für beſſere Zeiten in jedermann aufkommen(aſſen. Dies alles wünſche und erflehe ich auf das Haupt meiner Orts⸗ untertanen von ganzem Herzen herab. Der Segen wird dann auch nicht ausbleiben!“ Oppau, den 31. Dezember 1920. 1. Bürgermeiſter Süß. Der auf das Haupt ſeiner Ortsuntertanen herabgeflehte Wunſch nach Einigkeit und Vertrauen unter den Einwohnern iſt während der Amtstätigkeit des Süß nicht in Erfüllung ge⸗ gangen. Er hatte in ſeiner„Münchner Regierungstätigkeit“ das„Regieren“ ohne Parlament gelernt. Nach dieſem Rezepte „regierte“ er auch in Oppau mit diktatoriſcher Gewalt und aus eigener Machtvollkommenheit. Seine„Ortsuntertanen“ wur⸗ den nur gefragt, wenn es ihm paßte. Die ſozialdemokratiſche Mehrheit im Gemeinderat war weiches Wachs in ſeiner ſtar⸗ ken Hand. Süß machte Dienſtreiſen, wann und wohin es ihm paßte. Er wußte, was er an Repräſentation ſeiner Gemeinde ſchuldig war; er trat ſehr nobel auf in ſeiner Kleidung, hatte ſehr vornehme Allüren. Kein Wunder, daß er einmal für ver⸗ ſchiedene Dienſtreiſen 3200 RM. Reiſeſpeſen liquidterte, die von der Aufſichtsbehörde beanſtandet wurden. Weniger erfreut — über das feine Auftreten ihres Gemeindeoberhauptes waren auch die bürgerlichen Parteien, die ſich zu einem Ord⸗ nungsblock zuſammenſchloſſen. Es kam zu einem erbitter⸗ ten Kampf. Im„Oppauer Anzeiger“ erſchien eine Reihe von Artikel, die ſich mit der Amtsführung des 1. Bü-germeiſter Süß beſchäftigten und ihn in zahlreichen Fällen des Miß⸗ brauches der Amtsgewalt beſchuldigten. Wenn nur der dritte Teil von dem richtig iſt, was ihm ſonſt noch ſeine politi⸗ ſchen Gegner nachſagten, ſo hätte das nach allgemein üblichen Ehr⸗ und Reinlichkeitsbegriffen vollauf genügen müſſen, Süß zur gerichtlichen Rechtfertigung oder zum ſofortigen Rücktritt zu veranlaſſen.„Heinrich J. von Oppau“, wie ihn der Volksmund nennt, wollte jedoch nicht auf ſeinen Thron verzichten. Auf Betreiben des Bezirksamtes kündigte Süß zwar in dem„Oppauer Anzeiger“ vom 6. 12. 25 ein ſtrafrechtliches Vorgehen gegen alle an den Veröffentlichun⸗ gen beteiligten Perſonen an. Er hatte es jedoch bis zu ſeiner Ende Februar 1926 erfolgten Verhaftung, die dem„Re⸗ giment Süß“ in Oppan ein jähes Ende bereitete, bei der An⸗ drohung bewenden laſſen, aus guten Gründen Eine Lichtſeite hat das bunkle Charakterbild des Süß, die man,— will man gerecht ſein— nicht verſchweigen darf. Er hat als Mann der Tat manchen Vorteil für die Gemeinde Oppau heraud⸗ geſchlagen und ſich um den Wiederaufban des durch die Exploſionskataſtrophe zerſtörten Ortes verdient ge⸗ macht. Sich ſelbſt hat er freilich dabei nicht vergeſſen. Wie aut er das verſtand, darüber wird der Süß⸗Prozeß Aufſchluß geben.— Neues aus aller Welt — Großſeuer in einem Schloßgut. Nach einer Meldung brach am Dienstag abend auf dem Schloßgut Wellenberg ein Großfeuer aus, das ſich mit großer Geſchwindigkeit über den nördlichen und weſtlichen Flügel des Gebäudes ausbreitete, die beide ein Raub der Flammen wurden. In den niederge⸗ brannten Gebäuden waren die Vorräte an Hen untergebracht. Man vermutet Kurzſchluß. Der Schaden dürfte etwa 8000⁰ bis 100 000 Mark betragen. — Ein frecher Ueberfall im Landshuter Bahnhofsgebände, Am Mittwoch früh gegen 8 Uhr erſchienen zwei Männer mit Masken und vorgehaltenen Revolvern an der Auszahlungs⸗ kaſſe für Invalidengelder im Landshuter Bahnhofsgebände und forderten trotz der Anweſenheit von Rentenempfängern von dem anweſenden Kaſſenbeamten die Herausgabe des Gel⸗ des. In der entſtandenen Panik raubten ſie angeblich 5000 Mark und entflohen. Die ſofort aufgenommene Verfolgung der Räuber ſührte zur Feſtnahme des einen. Der andere wurde im Auto verfolgt und konnte ſchließlich beim Afrain ebenfalls feſtgenommen werden Die Täter ſind die Ge⸗ brüder Moritz und Fritz Horn aus Regensburg. Der eine iſt Diplomingenieur, der andere Diplomlandwirt. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monal Rov./ Dez. Röein-Pegel 27 30 1. 2 Schuferintel H1.4101.45.051,(50,9708s0 Manndeim.702.882.6.607,% 888 Rehli. 7 472.32,29 2,252.220Jagſtſeld 070 ö, 78 ö,58,0,61 0• Maran 444.134.08.01.933880 Mannheim.3,252,472,91 2,83 2,7712.69 Caub 42.322,092.09 2,—.921.86 Köln. 26652422425243204165 Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannheim, E 6, 2 Direktion: Ferdinand Heyme. Chefredakteur: Kurt Fiſcher.— Verantwortliche Redakteure⸗ Für Politik: Hans Alfred Meitzner.— Feuilleton: Dr. S. 5 Kommunalpolitik und Lokoles: Richard Schönſeldexr.— Sport un Neues aus aller Welt: Willy Müller.— Handelsteil: Kurt Ehmer⸗ Gericht und alles Uebrige: Franz Kircher.— Anzeigen: Dr. W. ——————————— 84 4. Tecar-Vegelf 27.5⁰ 1 2 8 6. (LSrrbe2 Gen Plenken— rebend Beupfpost —— Dle Verlobung unseter Tochter RNelne Verlobung mit Fröuleln HkEbk mit Henn 5 H or med. Hermann Schũz ede Lochner zelge Ich hlermit an. Obeterzt.d..ſoreub.)San.-Abt. Dr. med. Hermann Schũz geben wir hlermit bekonnt. Direx tor Karl Löchner u Ooerstatl.ö.(oreub.) Sen-Abt. Fianster I. Westfolen Freu Aenni seb. Hänger Worms 8. Rh., Ulmen-Allee 17 Gotttrledstr.4, im Dezember 1026. 8 Herbert Görner und Frau Käthe *604⁵ geb. Köffler Vermählte Schlanktortig 40 Pig. Prana ſber 20 P1d 35 Pfg. Cros- zu110 Wäscherel Peier Gr. Merzelstr. 41 Tel. 22278. Prospekt gratis. ** 4. Dezember 1926. Sel Karlen. AfHu Hebn LLaria Habn geb LEVY Vermähite Holl. Mischung 5 ergiebig, aromatiſch 10 Pfö. M..20 Engi. Mischung feinduftig, ſparſam, ½ Pfd. M. 1 40 Russ. Mischung Nerwheim CSssel Tratuurg: Sohαν S. Dez. 19²⁰, 1 Ubr * Hotel Europäischer Hot, H idelberq. 8 0 4 Pfd. Versielseruns. Greulich, N 4. 13 Montag, den 6. Dezember, vorm. 9½ Uhr IEE-IMPORTr. und an den folgenden Tagen zur gleichen Etunde beginnend, mit Pauſe von 12—2 Uhr, Ferſteigere ich Meerfeldſtr. 27 part. wegen Gebrauchte aulos-äaue- Einstweilige Verfügung Auszug] des Amtsgerichts B G 1 Mannheim vom 3. Dezember 1926, 1. ZAV. 1221½/26. in Sachen der Mannheimer Beamtenbank, Mann- heim und der Großeinkauisgesellschaft Kurpfalz, Ludwigshafen vettreten duich Rechtanw. Dr. Pfeiifenberger gegen Badische Beamtenbank in Karlsruhe, Waldstraße 1. 1. Der Badiſchen Beamtenbank Karlsruhe wird bei Vermeiden einer Geldſtrafe von 1000 Reichsmark bei jedem einzelnen Fall der Zu⸗ widerhandlung verboten, die Nr. 9 vom No⸗ vember 1026 der von ihr herausgegebenen Zeitſchriſt die„Rundſchau“ zu verbreiten und ihr bei Vermeiden der gleichen Geldſtrafe auf⸗ gegeben, ſofort ihre Unterorgane und Aus⸗ gabeſtellen anzuweiſen, die Weiterverbreitung und Ausgabe der genannten Nummer der Rundſchau einzuſtellen. 2. Der Badiſchen Beamtenbank wird wei⸗ ter bei Vermeiden einer Geldſtraſe von 1000 Reichsmark für jeden einzelnen Fall der Zu⸗ widerhandlung unterſagt, über die Antrag⸗ ſteller folgende unwahre Behauptung weiter⸗ hin aufzuſtellen, zu verbreiten, durch ihre Or⸗ gane und Vertrauensleute verbreiten zu laſ⸗ ſen, oder ſonſt zu ihrer Verbreitung mitzu⸗ wirken, nämlich: a) Die Mannheimer Beamtenbank ſei von einigen Quertreibern gegründet. b) Die Kurpfalz in Ludwigshafen bewege ſich auf einer ähnlichen Grundlage, wie die Kaufkredit.⸗G. uſw. Sie ſei eine Grün⸗ dung des Herrn Edelmeyer aus Heidelberg, ſie„verſpreche“ nur ihren Mitgliedern eine Prämie, gewähre Kredit nur nach einer An⸗ zahlung des Preiſes, fordere Verzinſung für die ganze Schuldſumme und zwar in einer Höhe, die den Kredit in allen Fällen weſent⸗ lich teurer mache, als er den Mitnliebern der Badiſchen Beamtenbank bei dieſer zur Ver⸗ fügung ſtehe. Von der Beamtenbank, ſowie der Kurpfalz gelte der Saß„wer auf ſie her⸗ einfällt, dem iſt nicht zu helſen“ und es ſet daher vor ſolchen Unternehmungen zu warnen. 3. Der Meyrfeimer Beamtenbank und der Kurpfalz wird die einwalige Veröfſentlichung von Zifker 1 und 2 der einſtweiligen Ver⸗ ſſtaung binnen 2 Wechen auk Hoſten der Be⸗ klagten in der Badiſchen Rreſſe Karlsruhe, der Neuen Mannheimer Zeitung, der Neuen Ba Beſchäftsaufgabe gegen bare Zahlung: 2 8 ge 1 Lager Kurzwaren und Schneiderin. f d ffen enbedarfsortikel, Wollwaren(Strümpfe und Lagewe uſw.j, Herxenartikel, Schürzen, zäſche, Lederwaren(Taſchen uſw.), am Erleichterung preisw. abzugeben. 2503 Friedrich Schlecht Tel. 30 480. P 2. 8/9. Fchiuſſe die geſamte Ladeneinrichtung. Letzt. un auch aus frrier Hand gekauft werden. 5 Scheuber, 9476 leeidigter Berſteigerer. Tel. 20 245 u. 92 648. * Mannheimer Volkswott und der Peälziſchen wegen Räumung des Rundſchan Ludwigshafen geſtattet(ganz oder Lagers auch m. 1. auszueswelte). 8 8 4. Den Antragsceonern werden die Koſten der einſtweiligen Verftioyng auſerlegt. gez.: Woll. Zur Beoſoußbiaung Rechtsanwalt Dr. Pfeiſſenberger. Komplette Garnituren: Pullover, Rock, Mütze, Schal Schuhe Einzelne Hemdehen, Mützchen Lätzehen, Jäckchen, Schuhe Röckchen, Schlupfhosen Lintl.Voröfenkühungen er Stadt kannheim Am Mitlwoch, den 8. Dezember l. Is., nachmittags 3 Uhr, 6 werden die Plätze auf dem Zeughausplatz, und anſchließend jene auf dem Meßplatze für den Weihnachtsmarkt nux an hier anſäſſige Händler verſteigert. Die Steigpreiſe ſind nach dem Zuſchlag zu bezahlen. 11 Mannheim, den 29. November 1920. Der Oberbürgermeiſter. Berufskundliche Vorträge Am Montag, den 0. Dezember ds. Js., abends pünktlich 8 Uhr, finden im Saale des alten Rathauſes F 1 folgende Vorträge ſtatt: „Die Schneiderin“, Frl. Paula Landauer, Schneidermeiſterin. „Die Weißnäherin“, Frau Hanna Schnabel, Handarbeitslehrerin. „Di: Motiſtin“, Frl. Anna Diel, Meiſterin für Damenputz. „Die Friſenſe“(mit Lichtbildern), Herr Georg Schreiner, Haarſormermeiſter. Zur Teilnahme an dieſen Veranſtaltungen ſind Berufſuchende, Eltern, Lehrer und Ar⸗ beitgeber eingeſaden. Eintritt frei. Arbeitsamt Mannheim, Frauenabteilung. Hachfllschlampen v. M..50 an Sebrelbtischlampen.M. 13.80 an amntenen von M. 12.80 an inſt. Marmorschalen M. 15.— zu 20 Gaswerksraten Iplelwaren.— FRadlo-Artikel Jager, 05, Kind 2, 16 — 5 Planken 604³ Noßhaarbeſen von 1,5 an, Roßhaarhand⸗ ſeger von 4 0,75 an, Haarbürſten von/ 0,55 zan, Kleiderbürſten von/ 0,50 an, Türvor⸗ lagen von.8ä an, Pugartikel, Feinſeiſen, eht Köln. M⸗ſſer. Geichenkkarters ewyiehlt auns Steinmüeb, B 5,4 85974 oruckerel Dr. Kaas, G. m. b. H. E 6,2 diſchen Landesseitun⸗, der Vol'sſtimwe, dem k Drucksa chen maustrie liofert prampt Seld-Verkehk? Hk. 10 000.- auf Ta. Objekt unter eventl. Mitbeteiligung (G. m. b..) gesucht.— Angebote unter P G 350 an die Geſchäftsſtelle. 6⁰30 —————— L Nden S332 ————— Uk. 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