Neue Ma Erſcheinungsweiſe: Wöchentlich 7mal. Bezugspreiſe: Frei Haus monatlich.70 Mk. und 30 Pfg. Trägerlohn, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt.70 Mk., durch die Poſt.00 Mk. einſchl. Poſtbef.⸗Gebühr. Hierzu 36 Pfg. Beſtellgeld. Abholſtellen: Waldhofſtr. 12, Kronprinzen⸗ ſtraße 42, Schwetzinger Straße 44. Meerfeldſtraße 13, Ne Fiſcher⸗ ſtraße 1, Fe Hauptſtr. 55, W Oppauer Str. 8, Se Freiburger Str. 1. Abbeſtellungen müſſen bis ſpäteſt. 25. f. d. folgend. Monat erfolgen. —— Mannheimer Neues Tageblatt Verlag, Schriftleitung u. Hauptgeſchäftsſtelle: R1,-6, Fernſprecher: Sammel⸗Rummer 24951 Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe Nummer 175 90— Drahtanſchrift: Nemazeit Mannheim nheimer Seitt Anzeigenpreiſe: 22 mm breite Millimeterzeile 12 Pfennig, 7d mm breite Textmillimeterzeile 66 Pfennig. Für Familien⸗ und Kleinanzeigen ermäßtate Grundpreiſe. Allgemein zültig iſt die Anzeigen⸗Preisliſte Nr. 10. Bei Zwangsvergleichen oder Konkurſen wird keinerlei Nachlaß gewährt. für Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für fernmündlich erteilte Aufträge. Gerichtsſtand Mannbeim. N8 Keine Gewähr 150. Jahrgang Montag, 9. Oktober 1950 Nummer 441 ——— irljchaftsdelegation in Moskau Die gegenſeitigen Lieferungen ſollen ſofort aufgenommen werden (Funkmeldung der NM3.) +E Moskan, 9. Oktober. Die Mitglieder der deutſchen Wirtſchaftsabord⸗ nung, die in zwei Junkers⸗Sonderflugzengen am Sonntagnachmittag auf dem Moskauer Flughafen eintrafen, wurden noch am gleichen Tage von dem Präſidenten des Rates der Volkskommiſſare Molo⸗ tow empfangen. Ueber den Empfang wurde folgende ſowjetamtliche Mitteilung verbreitet: „Der Sonderbevollmächtigte der deutſchen Reichs⸗ regierung für Wirtſchaftsfragen, Botſchafter Ritter, und der Leiter der deutſchen Wirtſchaftsdelegation, Geſandter Schnurre, ſind am 8. d. M. von dem Prä⸗ ſidenten des Rates der Volkskommiſſare der udSSR Molotow empfangen worden. In der Unterredung beſtand ein Einverſtänd⸗ nis darüber, daß das Würtſchaftsprogramm, das während der letzten Anweſenheit des Reichs⸗ außenminiſters v. Ribbentrop in Moskan ver⸗ einbart wurde, von beiden Seiten mit Beſchleu⸗ nigung und in weitem Umfang verwirklicht wer⸗ den ſoll. Dabei wurde insbeſondere vereinbart, daß die UdsSR unverzüglich mit der Verſor⸗ gung Deutſchlands mit Rohſtoffen und Dentſch⸗ 5 mit Lieferungen an die UdSsR beginnen werden. Sämtliche Blätter bringen an hervorragender Stelle auf der erſten Seite die amtlichen Mitteilun⸗ gen der TAsc über die Ankunft der deutſchen Wirtſchaftsdelegation in Moskan und über den Emp⸗ fang der Führer der Delegation, des Botſchafters Ritter und des Geſandten Schunrre bei dem ſowjet⸗ ruſſiſchen Regierungschef Molotow. Moskau entlarot die Kriegshetzer (Funkmeldung der NM3.) + Moskan, 9. Oktober. Unter der Ueberſchrift„Frieden oder Krieg“ bringt die offiziöſe„Iſweſtija“ heute einen be⸗ dentungsvollen Leitartikel, der ſich einerſeits mit dem Friedensprogramm des Führers be⸗ faßt und andererſeits die wahren Abſichten der Kriegshetzer in den ſogenannten Demokratien ſchonungslos brandmarkt. Das Blatt geht davon aus, daß der Krieg in Polen wie niemand mehr beſtreiten könne, jetzt zu Ende ſei: Die polniſche Armee iſt zerniert oder in Gefangenſchaft; die Regierung Polens iſt nach ihrem vollſtändigen Bankerott geflüchtet, und es gibt in Polen mit Ausnahme vielleicht einer dünnen feudal⸗ bitrgerlichen Oberſchicht auch keinen ſozialen Faktor mehr, der das alte künſtlich geſchaffene Staatsgebilde tu erhalten wünſchte, das auf der Rechtloſigkeit und Unterdrückung aller ſeiner Völker, darunter auch des wolniſchen Volkes, aufgebaut war. Die Regierungen Deutſchlands und der Sowjetunion ſtehen nunmehr vor der Aufgabe, Frieden und Ordnung auf dem Gebiet des früheren Polen wiederherzuſtellen und der Bevölkerung eine friedliche, ihren nationalen Beſonderheiten angemeſſene Exiſtenz zu ſichern. Der unerhört raſche Zerfall Polens, der am beſten beweiſe, daß deſſen lebensfähia war, Febe auch die Gründe für eine Fortſetzuna des Krieges in Weſtenrova auf. „Sogar Blinde können jetzt ſehen, daß der pol⸗ niſche Staat in ſeiner früheren Geſtalt und auf dem früheren Territorium nicht mehr wiederhergeſtellt werden wird.“ Deshalb könne, ſo folgert das Blatt, eine Fortſetzung des Krieges in keiner Weiſe ge⸗ rechtfertigt werden und ſei nur als ſinnlofes Blut⸗ vepgießen zu bezeichnen, während die Beendigung des Krieges den Intereſſen aller Völker entſpräche. In dieſem Zuſammenhang komme dem Friedens⸗ programm, das der Führer in ſeiner Reichstags⸗ rede vom 6. Oktober vorbrachte, eine, hohe Bedeu⸗ tung zu. Das Blatt ſchreibt darüber: „Die Vorſchläge Hitlers können angenommen, abgelehnt oder der einen oder anderen Abände⸗ rung unterzogen werden. Aber es iſt unmög⸗ lich nicht anzuerkennen, daß ſie auf jeden Fall eine reale und praktiſche Grundlage darſtellen für Verhandlungen, die auf eine raſcheſte Be⸗ endigung des Krieges hinauslaufen würden!“ Die„Iſweſtija“ meint, das bisherige Echo, das die Rede des Führers in England und Frankreich hervorgerufen habe, laſſe nicht darauf ſchließen, daß die Regierungen der Weſtmächte dem Friedenspro⸗ gramm des Führers mit Verſtändnis begegnen wollten. Dort hätte man vielmehr ein neues Kriegs⸗ giel aufgebracht: Die ſogenannte„Vernichtung des Hitlerismus“. Dieſe Abſicht werde ſogar als haupt⸗ ſächlichſtes und einziges Ziel des gegenwärtigen „Krieges angegeben, demgegenüber die urſprüngliche Forderung der Wiederherſtellung Polens ſogar„be⸗ ſcheidenerweiſe“ in den Hintergrund gerückt wor⸗ den ſeil Mit bemerkenswerter Schärfe entlarvt das Mos⸗ kauer Blatt dieſes angebliche„Kriegziel der Demo⸗ kratien? Es märe eine ſinnloie und törichte(Grhe ſamkeit, Menſchen deshalb zu vernichten, weil irgend jemand deren Weltanſchauung nicht paßt. Nur im finſterſten Mittelalter hätte man Häretiker und An⸗ dersgläubige deshalb ausgerottet, und ſelbſt damals uhne Erfolg, öchen, ſo betont die„Iſweſtija“, ſtaatlicher Organismus nicht Für die Vernichtung des Hulerismus Krieg führen, iſt verbrecheriſche Dummheit“ „mit Feuer und Schwert laſſen ſich keine Ideo⸗ logien und keine Weltanſchauungen ausrotten. Man kann den„Hilerismus“ lieben oder haſ⸗ ſen wie jedes andere politiſche Syſtem. Aber für die„Vernichtung des Hitlerismus“ Krieg führen — das heißt in der Politik eine verbrecheriſche Dummheit begehen.“ Das Blatt folgert dann weiter, die Loſung von der „Vernichtung des Hitlerismus“ für die Demokratien in weitem Umfange könne nur als Aushängeſchild und Maske für andere Ziele dienen. Dieſe Staaten würden ein ideologiſches Ziel, nämlich„die Vernichtung des Hitlerismus“ nur zum Vorwand nehmen, um die bisherige Form ihrer Weltherrſchaft aufrecht zu erhalten, um ihren rieſi⸗ gen Kolonialbeſitz ungeteilt und ohne Berüchſichti⸗ gung der deutſchen Anſprüche im Intereſſe ihrer herrſchenden Kaſte auszubeuten. Darin lägen die wahren Motive, welche die Regierungen Eng⸗ lands und Frankreichs für die Fortſetzung des Krie⸗ ges gegen Deutſchland bewegten. Die„Iſweſtija“ ſchließt ihren Artikel mit den Worten: „Der Verſuch das Friedensprogramm Deutſch⸗ lands zu ignorieren, heißt die Verantwortung für die weitere Entſeſſelung des Krieges auf ſich nehmen und infolgedeſſen auch die Verantwortung für die koloſſalen Opfer und Zerſtörungen, die mit dem Kriege verbunden ſind.“ Die Reutralen fragen London (Drahtbericht unſerer Berliner Schriftleitung) — Berlin. 9. Oktober. Alle heute früh aus den neutralen Hauptſtädten vorliegenden Meldungen und Preſſeſtimmen verheh⸗ len nicht die begreifliche Ungeduld der Neutralen, die zwar außerhalb des Konflikts ſtehen, aber un⸗ nittelbar von ſeinen Ausſtrahlungen betroffen wer⸗ den. Nur ein e Feſtſtellung iſt all dieſen Meldun⸗ gen aus Kopenhagen, Brüſſel, den Haag, Bern, Oslo * und Kopenhagen gemeinſam, daß einzigartige Mög⸗ lichkeiten eröffnet würden und daß ſelbſt die Fort⸗ ſetzung des Krieges nie mehr die Neuordnung auf Grund der deutſchen Siege aufhalten kann. „Warum immer noch nicht Frieden, warum kein Wettrennen zum Frieden?“ fragte geſtern der Amſterdamer„Telegraaf“ und der„Rotterdamſche Courant“ ſchreibt:„Mit Verſuchen einer Polemik zum Zwecke der politiſchen Agktation iſt es heute nicht mehr getan.“ Der„Berner Bund“, das füh⸗ rende ſchweizeriſche Blatt geſteht:„Das Schweigen in Paris und London liegt lähmend wie ein Alp auf den neutralen Ländern und läßt ſie das Weiterrollen der Lawine befürchten.“ Die Havasmeldung Chamberlain werde im Unterhaus und Daladier vor dem Kammeraus⸗ ſchuß neue Mitteilungen zur Lage machen, gloſſiert die„Neue Baſler Zeitung“ mit den Worten:„Die ——— Pe auf ein anderes o. Der Weg, auf dem Europa aus der Zwieſpältigkeit und im achtungsvollen Nebeneinanderwohnen aller Nationen und Volksſtämme gelangen kann, iſt vom Führer einmalig vorgezeichnet worden. Hinweiſe und Mah⸗ nungen werden nicht nochmals wiederholt.“ Was das bedeutet, haben Polens Staatsmänner erfahren, die den gleichen Führerworten im Februar nicht glauben wollten und dadurch Volk und Staat in das Chaos ſpielten. Auch der Friede iſt nur noch einmalig zu haben. ohne daß neue Opfer an Men⸗ ſchen und Glück von Millionen gebracht werden. Das Verſailles⸗Polen erſteht nicht wieder und niemals wieder ein Verſailles⸗Diktat über Deutſchland. Die in der deutſch⸗ruſſiſchen Verlautbarung von Anfang Oktober für den Fall einer Nichtbeendigung des Krieges ausgeſprochene gemeinſame deutſch⸗ruſſiſche Konſultation läßt über die unabwendbare Alterna⸗ tive keinen Zweifel. Um ſo größer iſt die Verant⸗ wortung der Weſtmächte. Die Entſchloſſen⸗ heit des Deutſchen Reiches. einen mög⸗ lichen Krieg im Weſten anzunehmen, die aus der Führerrede der Welt entgegenklang und dieſen Krieg mit Einſatz aller Machtmittel durchzu⸗ führen, iſt eine feſtſtehende Tatſache, über deren Realität und Tragweite man ſich im Weſten keiner Täuſchung hingeben darf. Alle Verantworungen und Entſcheidungen dieſer ſchickſalhaften Tage kon⸗ zentrieren ſich jetzt von Stunde zu Stunde immer eindringlicher auf die beiden Mächte, die heute noch ſchweigen. Der Sturm geht nach Weſten. Er könnte mehr als ein Schickſal werden. Ftaliensgebereinſtimmung ⸗Führerredt „Sie eröffnet Europa die Ausſichten auf eine glückliche Zukunft“ (Drahtbericht unſeres römiſchen Vertreters) — Rom, 9. Oktober. Die römiſche Preſſe beſchäftigt ſich weiter ein⸗ gehend mit der Führerrede und arbeitet in langen Leitartikeln deren konſtruktive Gedanken für die Neuordnung Europas heraus. Dabei werden von allen Blättern im weſentlichen zwei Geſichtspunkte unterſtrichen: 1. Polen kann in der Geſtalt, die ihm Ver⸗ ſailles gegeben hat, uicht wieder auferſtehen, denn es hat in dieſer Form ſeine Lebensunfähig⸗ keit bewieſen. Das„Giornale'Italia“ meint ſogar, das engliſche und das franzöſiſche Volk würden ſich nach den bitteren Erfahrungen, die ſie mit dem Verſailles⸗Polen gehabt haben, ſeiner Wiedererrichtung widerſetzen. 2. Die Grundgedanken, die der Führer für die Einberufung einer internationalen Konferenz gegeben hat, werden von Italien voll und ganz geteilt, denn ſie zielen auf die grundſätzliche Beſeitigung der durch Verſailles geſchaffenen Ungerechtigkeiten ab. Nichts an⸗ deres habe aber der Duce, ſeit der Faſchismus zur Macht gelangt iſt, angeſtrebt. Die„Stampa“ erklärt, die Zukunft. die Adolf Hitler Europa eröffne, ſei glücklich. Wiederbelebung des Welthandels, gerechte Verteilung der Rohſtoffe und Rückkehr des Vertrauens zwiſchen den Völkern guf Grund einer qualitativen Abrüſtung könnten aus der Kriſe dieſer Niche hervorgehen. „Sämtliche Blätter ſtellen in ihren Kommentaren die Uebereinſtimmung Italiens mit der Führerede feſt und drücken damit den Wunſch des italieniſchen Volkes nach einem gerechten Frieden aus. Mit Aufmerkſamkeit regiſtriert man in Rom die erſten Anzeichen der Reaktion der Weſtmächte auf die Vorſchläge des Führers. Ganz allgemein wird jedoch die Auffaſſung vertreten, daß das engliſche und vor allem das franzöſiſche Volk den Krieg nicht wollen. So ſagt z. B. der„Meſſaggero“. der Krieg ſei bei den franzöſiſchen Arbeitern und im mittleren Bürgertum höchſt unpopulär, weil dieſe Schichten keine konkreten Ziele bei dem Kreuzzug gegen das nationalſozialiſtiſche Deutſchland entdecken könnten. Die„Gazzetta del Popolo, z. B. erklärt, man könne dem Führer nicht den Vorwurf machen, er habe zu allgemein geſprochen. Adolf Hitler hätte die Richtlinien aufgezeigt, nach denen Europa befriedet werden könne. Andere Blätter wie Farinaccis„Re⸗ gime und der„Reſto del Carlino“ pole⸗ miſieren heftig mit der anglo⸗franzöſiſchen Preſſe. Der„Reſto del Carlino“ ſtellt feſt, Adolf Hitler ſuche einen Frieden der Gerechtigkeit zu verwirklichen. Mit Genugtuung ſtellt man in Rom feſt, daß aus zahlreichen neutralen Ländern. mit denen ſich Italien in ſeinen Bemühungen um die Lokaliſierung des Konfliktes beſonders verbunden fühlt, zuſtim⸗ mende Aeußerungen zur Führerrede vorliegen. So aus Japan, Bulgarien, Ungarn, Dänemark und Ar⸗ gentinien. Ueberhaupt hebt man in Rom ſehr ſtark hervor, daß London und Paris die Wünſche der neu⸗ tralen Staaten beachten müßten, die nicht taten⸗ los zuſehen könnten, daß ihr wirtſchaftlicher Wohlſtand durch einen jahrelangen Krieg rui⸗ niert würde. Während die italieniſche Preſſe ſo die verantwort⸗ lichen Männer in London und Paris mit größtem Nachdruck davor warnt, Europa in völliger Unter⸗ ſchätzung der gewaltigen Macht Deutſchlands in FFortſetzung auf Seite 2) Die Russen-kieferungen beginnen Soujetnuäland warmt die bemolratien vor fortsetzung des Krieges Das Echo 4 Maunheim, 9. Oktober. Das erſte Echo zur Führerrede aus dem neutralen und dem feindlichen Ausland liegt nunmehr vor. Es iſt, um es kurz zu ſagen, ſo wie es zu erwarten war. Ueberall, wo der Friede noch ſteht und wo man ein Intereſſe hat, daß er nicht zu Fall gebracht wird und wo dieſes Intereſſe ſich zu der anderen Hoffnung weitet, daß auch die unfriedlich gewordene Welt wie⸗ der Frieden finden möge,: alſo im geſamten neutralen Ausland, iſt die Führerrede gerade⸗ zu als Erlöſung begrüßt worden. Es gibt keine neutrale Stimme, die ſich weigern würde, anzuerken⸗ nen, daß der Führer als wahrer Staatsmann Euro⸗ pas geſprochen habe, und vor allem keine, die nicht beſtätigen würde, daß ſeine Vorſchläge für die Wieder⸗ herſtellung des Friedens dieſen Frieden auch wirklich bringen könnten, und zwar als einen Frieden, der nicht nur der deutſchen Ehre und dem deutſchen Recht, ſondern auch der Ehre unſerer Gegner, dem Rechte ganz Europas und dem Intereſſe der ganzen Menſch⸗ heit entſprechen würde. Es iſt, wie wenn ſämtliche neutralen Staaten und Nationen unter den Schntz dieſes mächtigen Wortes geflohen wären und hofften⸗ daß dieſer Schutz ſtark genug ſei, auch ihr Leben und ihr Glück zu ſichern. Ganz anders iſt das Echo aus den Ländern die mit uns im Kriege ſtehen. Und zwar wird man hier auch unterſcheiden müſſen zwiſchen der Aufnahme der Rede in den offiziellen Kreiſen und der Aufnahme, die ſie in der Preſſe ge⸗ funden hat. Die offiziellen Kreiſe halten ſich nach wie vor zurück. Ihre Parole heißt abwarten, ihre Taktik iſt ſichtlich von der Erwägung geleitet, die ungeheuer tiefe Wirkung der Rede in ihren eigenen Völkern verpuffen zu laſſen, ſich vorerſt auf kein Ja oder Nein feſtzulegen und zu verſuchen die ihnen allmählich entgleitende Volksmeinung wieder in die Hand zu bekommen. Immerhin haben ſie eine ſach⸗ liche Prüfung der Rede und ihrer Vorſchläge zu⸗ geſagt, die Kabinette beraten in langen und zweifel⸗ los aufgeregten Sitzungen darüber hin und her und Miſter Chamberlain, der ſich allmählich zum Wort⸗ führer auch des franzöſiſchen Vaſallen entwickelt hat, wird wahrſcheinlich ſchon in den allernächſten Tagen im Unterhaus das Ergebnis dieſer Kabinettsbera⸗ tungen bekanntgeben. Wer will. kann in dieſem Verhalten der engliſchen und franzöſiſchen Regie⸗ rung, ſowohl in dem Stillſchweigen, aus dem ſich kein vorſchnelles Nein hervorwagt, wie in der zugeſagten ſachlichen Prüfung, die immerhin ein Beweis dafür iſt, daß die Argumente der Führerrede auch die Lon⸗ doner Staatsmänner zum Nachdenken zwingen, einen Fortſchritt gegenüber der bisherigen offiziel⸗ len Londoner Haltung erblicken, die ſich darin ge⸗ fallen hatte, Vorſchläge der deutſchen nationalſozia⸗ liſtiſchen Regierung von votneherein als völlig un⸗ diskutabel erſcheinen zu laſſen. Dafür aber möchte man an der geſunden Men⸗ ſchenvernunft vollends verzweifeln, wenn man die Aufnahme der Führerrede in der engliſchen und franzöſiſchen. Preſſe betrachtet— und wenn man, das muß gleich hinzugefügt werden, nicht zweierlei wüßte: daß dieſe Preſſeſtimmen nicht der Ausdruck der wirklichen Volksmeinung ſind, die ſich unter dem terroriſtiſchen Druck der Zenſur keinen Ausdruck verſchaffen kann, und daß zweitens dieſer Haltung der engliſchen und zum Teil auch der fran⸗ zöſiſchen Preſſe in erſter Linie verhandlungstaktiſche Erwägungen zugrundeliegen. Im übrigen iſt die Haltung der Preſſe bar jedes Verſtändniſſes und jedes Ver⸗ antwortungsgefühls. In der begreiflichen Scheu, ſich mit dem ſachlichen Inhalt der Führerrede auseinanderzuſetzen, in dem noch mehr begreiflichen Bemühen, bei ihren Zeſern den Eindruck dieſer Rede zu verwiſchen, beſchränken ſich die Pariſer und Lon⸗ donder Zeitungen darauf, gegen dieſe Rede, die den Friedenswillen der ganzen Welt zum Ausdruck ge⸗ bracht hat und deren Friedensgeſinnung über jeden Zweifel erhaben iſt, mit einer wilden Orgie des Haſſes zu reagieren. Daß man dabei die dümmſten und ſchamloſeſten Verleumdungen zu Hilfe nehmen muß, um die Völker bei Kriegsſtimmung zu halten oder vielmehr die bei ihnen längſt entſchwundene Kriegsſtimmung wieder zu wecken, verſteht ſich von ſelbſt. Nichts iſt bezeichnender, als daß die engliſche und franzöſiſche Preſſe zur bewährten und ſchamloſen Taktik gegriffen hat, die weſentlichen Teile der Führerrede ihren Leſern u unterſchlagen und die Teile, die ſie ihnen vorſetzt, nicht nur in ihrem Sinn ſondern auch in ihrem Inhalt zu fälſchen. Wenn z. B. ein Pariſer Blatt es fertig bringt, die von höch⸗ ſter Friedensverantwortung getragenen Hinweiſe des Führers auf die bei einer Fortſetzung des Krie⸗ 25 —*—— 9 53 5 ——— —— 7 * 1 5 E 2. Seite/ Nummer 441 Neue Mannheimer Zeitung Montag, 9. Oktober 1989 ges notwendigerweiſe eintretende fortſchreitende wechſelſeitige Zerſtörung von deutſchen und fran⸗ zöſiſchen Städten dahin umzufälſchen, der Führer habe in einer Wutkriſe die Ziele der deutſchen Beſchießung angegeben und in dieſem Zuſammenhang Kolmar, Straßburg und Mühlhauſen genannt, ſo kann einem die Verantwortungsloſigkeit dieſer Darſtellung ſchon ein leichtes Gruſeln verſchaffen. Wenn das die wirk⸗ liche Antwort wäre, die die Weſtmächte dem deutſchen Friedensappell geben, dann könnte die Welt wirk⸗ lich Abſchied vom Frieden nehmen. Aber es iſt weder die wirkliche Antwort der Völ⸗ ker noch ſelbſt die ihrer Regierungen. Von dieſen ſteht nur ſeſt, daß ſie die Preſſe zu dieſem frevel⸗ haften Spiel vorſchicken. Aberesſteht noch nicht feſt, zu welchem Zwecke ſie ſie vor⸗ ſchicken: um die Völker für ihr eigenes Nein bereitzumachen oder um ſich für eine friedliche Aus⸗ einanderſetzung von vornherein beim Gegner den Eindruck einer möglichſt großen Stärke und Ent⸗ ſchiedenheit zu geben!? Die Klärung darüber wird die beginnende Woche bringen müſſen.— Im übrigen iſt eines feſtzuſtellen: Der Friede iſt keine Angelegenheit, die Deutſchland und die Weſt⸗ mächte allein angeht. An dieſem Frieden, an ſeiner Wiederherſtellung und an ſeiner dauernden Veranke⸗ rung iſt die ganze Welt der Neutralen intereſ⸗ ſiert. Ihre Intereſſen ſind es mit in erſter Linie, die geopfert werden müſſen, wenn England und Frank⸗ reich den Krieg gegen Deutſchland weiterführen. Sie haben daher ein Recht, bei dieſer ſchickſalshaften Ent⸗ ſcheidung auch mit in erſter Linie gehört zu werden. Oder glaubt England, auch die neutralen Länder, die heute eine ganz andere Zahl und eine ganz an⸗ dere Macht darſtellen als im Jahre 1914, vergewalti⸗ gen zu können, um die kriegslüſternen Bebürfniſſe eines Herrn Churchill zu befriedigen!? Die Stimme der Neutralen war aber bereits laut und vernehm⸗ lich zu hören: Die Neutralen wollen Frieden und zwar einen Frieden auf der Grundlage der Grund⸗ ſätze, die der Führer in ſeiner Reichstagsrede ent⸗ wickelt hat und deren Mäßigung, Loyalität und Ge⸗ rechtigkeit in der neutralen Welt nicht nur Verſtänd⸗ nis, ſondern Bewunderung gefunden haben. England wird dieſe Stimmen bei ſeiner Entſcheidung nicht übergehen können. Denn es ſind die Stimmen der Mächte, die heute das Gewiſſen und die Intereſſen jenes Teiles der Welt vertreten, der, unbeeinflußt von Liebe und Haß, die Intereſſen der geſamten Menſchheit in dieſer Zeit zu vertreten ſein Recht und ſeine Pflicht nennen darf. Dr. A. W. (Fortſetzung von Seite 1) einen ſinnloſen Krieg zu ſtürzen und während das italieniſche Volk hofft, daß in England und Frank⸗ reich hie Männer die Oberhand behalten, die den von allen Völkern erſehnten Frieden wünſchen, ver⸗ harrt die faſchiſtiſche Regierung unbeirrbar in ihrer ruhigen und überlegenen Stellungnahme. Jnzwiſchen kann die italieniſche Regierung und beſonders Außenminiſter Graf Eiauo einen Erfolg ihrer Politik buchen: die auf Jugoſla⸗ wiens zurückgehende gleichzeitige Teildemobiliſierung Rumäniens. Un⸗ garn und Jugoſlawiens, die zweifellos zu einer weiteren Entſpannung auf dem Balkan und da⸗ mit zu der von Italien augeſtrebten Sicherung des Friedens in Südoſtenropa führen wird. Die Nachricht von dieſem Ereignis iſt in Rom mit größter Genugtuung aufgenommen worden, denn dadurch wird endlich die vom Grafen Ciano eit lan-— gem zäh angeſtrebte Ausſöhnung zwiſchen Ungarn und Rumänien erreicht, nachdem die von Rom eben⸗ falls ſeit langem erſtrebte Annäherung zwiſchen Un⸗ garn und Jugoſlawien bereits eine vollovene Tat⸗ ſache iſt. Die unoariſch-jugoflawiſche Ausſöhnung EP. Belgrad, 8. Oktober. Der ungariſche Geſandte in Belgrad. Baron Beſ⸗ ſenyei⸗Bakacs, hatte in den letzten Tagen wiederholt Beſprechungen mit maßgebenden jugoſlawiſchen, Per⸗ fönlichkeiten. Die Belgrader Zeitung„Vreme“ ver⸗ öffentlicht im Zuſammenhang mit den Gerüchten über eine ungariſch⸗jugoſlawiſche Annäheruna eine Erklärung von maßgebender ungariſcher Stelle. in der es heißt, daß die traditionelle Freunoſchaft zwi⸗ ſchen Ungarn und den jugoſlawiſchen Völkern Jahr⸗ hunderte hindurch beſtanden habe. Die Regierung und die öffentliche Meinung in Ungarn verfolgten mit wärmſten Gefühlen und Vertrauen einerſeits die Stärkung und innere Konſolidierung»on Jugo⸗ flawſen, andererſeits die Bemühungen, die unga⸗ riſch jugoflawiſche Freundſchoft zu vertiefen. Dieſe Freundſchaft werde nach Bexeinigung aller Einzel⸗ heiten günſtigſte und fruchtbarſte Folgen zeitigen, nicht nur für beide Länder ſondern auch für die Er⸗ haltung des Friedens und das politiſche Wohlergehen dieſes Teiles von Europa. „Fugoflawien will in Frieden leben Anb. Belgrad, 9. Oktober. Zur jugoflawiſchen' Zwetkowit ſich auf einer poli⸗ tiſchen Kundgebuna in der ſüdſerbiſchen Hauptſt ot Skörpioe(Uesküb) Stellung. Der Miniſterpräſident erklärte u. a. Jugoftawien habe alles erreicht was es erſtrebte, und der einzige Wunſch ſei, das Er⸗ reichte zu behüten und zu entwickeln. Daher wolle Jugoflawien in Frieden leben und ſich einmütia und ausſchließlich von dem Gedanken an den Frieden leiten laſſen. „Ler Fährer iut, was er ankändigr Zu Rede des Führers ſchreibt in der Zeitung „Ikdam“ der Vielbeachtete türkiſche Leitertikler Ebuzzia Velit, Adolf Hitler ſei heute der einzige zeitgenöſſiſche Staatsmann, der unbedingt das tue, was er ankündigt. Man müſſe alſo den ſehr poſiti⸗ ven Ausführungen des Führers im Reichstag aller⸗ größte Bedeutung beimeſſen. Deutſchland habe eine ſolche Macht erlangt, daß es Forderungen verwirk⸗ lichen könne. Der Schlüſſel zu den Erfolgen Adolf Hitlers liege daxin daß er ſeine Pläne erſt nach gründlichſter Vorbereitung zur Ausführung bringe. So habe er die Wöderſtandsmöglichkeiten Polens genau ge⸗ kaunt und berechnet. wälrend die Weſtmächle über Foken 1630 gauz falſche Meinung hatten, denn ſonſt hätten ſie dieſem 4 keinen Blankoſcheck aus⸗ geſtellt. Adolf Hitler hat i Wortgeſprochen und die Wege gewie: ſen, die er gehen wird. Daß er alles in die Tat kEmſetzen wird daran kann nicht gezweiſelt werden. Die Demokratien des Weſtens müſſen ſich das ge⸗ ſaat ſein laſſen und ſi⸗ Graf Bernſtorſſ geſtoyben. In einem Ginſer Krankenhaus iſt am Freitagabend nach langer „Krankheit der ehemalige deutſche Botſchafter in Waſhington, Graf v. Bernſtorff, geſtorben. * wirtſchaftliche und Außenpolitik nahm Mini⸗ + Iſtanbul. 8. Olt. nun, ſo erklärt Velit, ſein müſſen erklären, was ſie wol⸗ len und müſſen danach handeln. ubrer Wieder 21 Leichen gejunden In Polen werden immer noch mehr Oyfer des polniſchen Mordterroes feſtgeſtellt (Funkmeldung der NMz3Z.) + Poſen, 9. Oktober Die abſcheulichen Greueltaten polniſchen Mord⸗ geſindels gegenüber der wehrloſen deutſchen Be⸗ völkerung in den heute befreiten Gebieten ſind mit den bisher bekannt gewordenen Verbrechen noch längſt nicht alle aufgedeckt. Bei Aufräumungsarbei⸗ ten in der Nähe von Kutno fand man dieſer Tage auf einem Acker wiederum 2 bis ur Unkenntlichkeit verſtümmelte Leichen von Volksdeutſchen, die den volniſchen Hen⸗ kern in der erſten Septemberhälfte zum Opfer gefallen ſind. Bei den Ermordeten. denen größten⸗ teils der Schädel geſpalten und der Leiß aufgeſchlitzt worden war, handelt es ſich in der Mehrzahl um. verſchleppte deutſche Volksgenoſſen aus dem Poſener Gebiet und aus der Gegend von Neutomiſchel. Viele von ihnen konnten infolge ihrer unvorſtellbaren Verſtümmelung gar nicht mehr identifiziert wer⸗ den, ſo daß die Beyölkerung durch Anſchlag aufge⸗ fordert iſt, zur Feſtſtellung der Opfer des polniſchen Terrors beizutragen. Ihre Beiſetzuna findet am Mittwoch in Poſen ſtatt. Der Bericht des Oberkommandos (Funkmeldung der NMZ.) +E Berlin, 9. Oktober. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt be⸗ kannt: Im Oſten wurde der Vormarſch gegen die Intereſſengrenze fortgeſetzt. Im Weſten örtliche Spähtrupptätigkeit und ſchwaches beiderſeitiges Artilleriefeuer. der Luft nur geringe Aufklärungstätig⸗ Nicht nur die Technik allein (Funkmeldung der NM3.) + Dudapeſt, 9. Oktober. Im„Ui Maayarſaa“ berichtete der Abgeordnete Rafniß von einem Flug 55 Warſchau und der Be⸗ ſichtigung einiger Schlachtfelder in Polen. Nach einer ſehr ausführlichen Schilderung des Geſehenen ſchreibt der Abgeordnete u..: Die letzte Entſcheidung über die Exeigniſſe im polniſchen Feld⸗ zug wird erſt die Geſchichte fällen können. Das eine ſteht aber heute ſchon feſt daß es unangebracht iſt und zu ſchweren Irrtümern führen muß. wenn anan ſich jene einſeitige Anſicht zu eigen macht, daß in dieſem Krieg die Ueberlegenheit der deutſchen Tech⸗ nik allein die perſönliche Tapferkeit der Polen be⸗ ſiegt habe. Ich habe ſo unzählig viele Beiſpiele von der Tapferkeit kleiner deutſcher Verbände und ein⸗ zelner deutſcher Soldaten gehört, daß man damit Bände füllen könnte. Man darf nicht vergeſſen⸗ daß das Kriegsglück immer auf deutſcher Seite ſtand, EP. Amſterbam, 9. Oktober. Wieder iſt ein neutrales Schiff engliſchen Minen im Kanal zum Opfer gefallen. Es handelt ſich um dey der Holland⸗Amerika⸗Linie gehörigen Dampfer „Binnendijk“ von 6800 Tonnen, der ſich auf der Reiſe von Neuyork nach Amſterdam beſand. Am Sonntagmorgen um 2 Uhr lief das Schiff in der Nähe des Shambles⸗Leuchtfeuers, nicht weit von der Stelle, wo kürzlich der belgiſche Dampfer„Alex van Opſtal“ auf ähnliche Weiſe zum Sinken kam, auf eine Mine und verſank. Sämtliche 41 Mann der Be⸗ ſatzung ſind in Weymouth gelandet. Nähere Einzelheiten über die Verſenkung ſind noch nicht bekannt geworden, da die engliſchen Ma⸗ rinebehörden den Schleier des Geheimniſſes über den Vorfall bveiten und die gerettete Mannſchaft noch keine Gelegenheit hatte, mit ihrer Reederei in Ber⸗ bindung zu treten. Zwei holländiſche Handelsdampfer, land“ und die„Ceres“ ſind am Sonnabend aus Süd⸗ amerika mit etwa drei⸗ bzw. vierwöchiger Verſpätung, verurſacht durch das Feſthalten in engliſchen Kontrollhäfen in Amſterdam eingetroffen. Argentiniſche Neutralitätsentichloſſenheit EP Rom, 9. Oktober Wie der Sonderdienſt des„Giornale'Italia“ aus Buenos Aires meldet, iſt der deutſche Botſchafter v. Thermann aus Deutſchland zurückgekehrt und 8 0 von dem argentiniſchen Außenminiſter Can⸗ tilo empfangen worden. Cantilo verſicherte erneut den Willen Argentiniens ſeine Neutralität aufrecht⸗ zuerhalten und ſeine Lebensintereſſen zu vertei⸗ digen. Dazu gehöre auch die Fortſetzung der argentiniſchen Wirtſchaftsbeziehun⸗ gen zu allen europäiſchen Staaten. unter denen Deutſchland als Abnehmer argentiniſcher Erzeug⸗ niſſe eine bedeutende Rolle ſpiele. was für die abſolute Ueberlegenheit der deutſchen miniſter Erkko ſelbſt werde nicht in Moskau die„Zaan⸗ terview feſt, die finniſche Regierung habe ihre präſident nicht Waffen beredtes Zeugnis ablegte. Die polniſche Armee wurde zerſpreugt durch die überlegene Führuna der deutſchen Soldaten, durch den hervorragenden Nachrichtendienſt und die modernſte Bewaffnung und Ausrüſtung. Weitere Vorausſetzungen für den deutſchen Sieg waren die ungeſtört⸗ Uebereinſtimmung der po⸗ litiſchen und militäriſchen Ziele und die Diſzi⸗ plin der Bevölkerung daheim im Reich. Das Kriegsglück war daher folgerichtig. 85 Abgeordneter Rajniß ſchließt mit der Feſtſtellung, daß die polniſchen Staatsmänner und Generäle die Gegebenheiten zu ſpät erkannt hätten. Wieder Flugverbindung Berlin—Iſtanbul. Die türkiſche Regierung aab ihr Einverſtändnis zur Wiederaufnahme einer regelmäßigen Flugverbin⸗ dung der Deutſchen Lufthanſa von Berlin nach Iſtanbul. 20000 Siedler nach Libyen Drahtbericht unſ. röm. Vertreters — Rom, 9. Oktober. Der unbeirrbare Wille der faſchiſtiſchen Regie⸗ rung, an ihrer Friedenspolitik feſtauhalten und den Arbeitsrhythmus des Landes durch die inter⸗ nationalen Ereigniſſe nicht ſtören zu laſſen, kommt in der Tatſache zum Ausdruck, daß auch in dieſem Jahre wieder 20000 Siedler auf einer Bauernflotte nach Libyen ziehen werden. Wie im vorigen Jahre wird die Siedlerflotte auch diesmal wieder am 28. Oktober aus Genua, Neapel, und Palermo auslaufen und am 30. Oktober in den libyſchen Häfen eintreffen. Diesmal werden 1600 Familien nach Libyen fahren, von denen 1000 aus Venetien, 400 aus den Abruzaen und 200 aus Sizilien ſtammen. Die Mehrzahl wird auf dem fruchtbaren Dſchebel der Cyrenaika in der Nähe der Hafenſtadt Derng angeſiedelt werden. Das Kriegs⸗ miniſterium hat Anweiſung gegeben, daß dieienigen männlichen Familienmitglieder, die gerade im Mut⸗ terland unter den Waffen ſind, mit ihren Familien nach Libyen überſiedeln und in den dortigen Garni⸗ ſonen ihrer Wehrpflicht genügen. Das finniſch-ſotwietruſſiſche Berhültnis Erklärungen des finniſchen Miniſterpräſidenten über die Moskauer Verhandlungen EP. Kopenhagen, 9. Oktober. Der finniſche Miniſterpräſident Cajander hat ſich gegenüber einem Vertreter der„National Tidende in längeren Ausführungen über den Charakter der am Sonnabend in Helſinki geführten Kabinetts⸗ beſprechungen über das ſowjetruſſiſch⸗finniſche Ber⸗ hältnis geäußert. Er habe nach den Beſprechungen im Miniſterrat am Sonnabendabend die Antwort an die ruſſiſche Regierung abgeſandt, die dieſe inzwi⸗ ſchen auch erhalten habe. Finnland ſei ent⸗ ſchloſſen, einen Unterhändler nach Moskau zu ſchicken, und zwar ſei ein beſon⸗ derer Vertreter des ſinniſchen Staates ernannt wor⸗ Außen⸗ ver⸗ In⸗ Be⸗ ſchlliſſe in abſoluter Einigkeit getroffen und ſehe ohne die gerinaſte Nervoſttät den Verhandlungen in Mos⸗ kau enigegen. Einzelheiten konnte der Miniſter⸗ bekanntgeben, er erklärte aber, es ſei Verhandlungen ſich um politiſche und würden.— In der⸗ Miniſterpräſident auch des Außen⸗ den, der die Verhandlungen führen ſolle. handeln. Der Miniſterpräſident ſtellte in dem richtig daß die wirtſchaftliche Fragen drehen Unterreduna dementierte der Mi die Gerüchte von Rücktrittsabſichten miniſters Erkko. Schwedens bewaffnete Neutralität Weſentliche Verſtärkung der Luftwaffe beſchloſſen dnb. Stockholm, 8. Oktober. Dem Schwediſchen Reichstag ſind am Sämstag eine Reihe von Regierungsvorſchlägen zugegangen, von denen zwei beſonderes Intereſſe beanſpruchen. Dyjer engliſcher Minen Holländiſcher Dampfer im Kanal geſunken England ſabotiert Panama-Konferenz Englands Sabotage⸗Politik EP. Neuyork, 9. Oktober. Die amerikaniſche Preſſe übt eine ſcharfe Kritik an der ablehnenden Haltung England gegenüber den Beſchlüſſen der Panamerika⸗Konferenz. Die Blätter wenden ſich insbeſondere gegen die Erklä⸗ rung der Londoner„Times“, daß die Schaffung einer neutralen Sicherheitszone für England und Frankreich„nicht annehmbar“ ſei. „Neuyork World Telegram“ ſchreibt, daß der eng⸗ liſche Botſchafter in Waſhington, Lord Lothian, nach bewährter engliſcher Methode ſich auf Gummiſohlen ins, Staatsdepartement eingeſchlichen habe, um Staatsſekretär Hull„väterlich zu beraten“. Das Blatt ſchließt mit einer Mahnung an den eng⸗ liſchen Botſchafter, die Londoner Regieruna zu einer vernünftigen Haltung zu bewegen. Sabotagealt auf der Arizona⸗ 2 Peinlicher Vorfall an Bord eines amerikaniſchen Schlachtſchiffes EP. Neuyork, 9. Okt. Ein Sabotageakt an Bord des ameritaniſchen Schlachtſchiffes„Arizong“, das Mitte dieſer Voche von Manövern im Paziſik in den Hafen San Pedro zurückkehrte, hat hier lebhaftes, Aufſeben erregt. Ueber die Sabotage veröffentlichen die Neuyorker Blätter ſenſationelle Meldungen. Danach hätten die amerikaniſchen Marinebehörden die Beſatzung unter Verweigeruna von Landurlaub an Bord feſtgehalten. Angeblich ſollen durch die Sabotage auch Mitglieder, der Beſatzung getötet oder verwundet worden ſein. Nach wie vor verweigere das Marine⸗Departement in Waſhington jede Auskunft über dieſen Vorfall. Amerikaniſche Kritik an Heroiſche Haltung! Die Aufgaben der ſchaffenden Jugend in der heutigen geit (Funkmeldung der NM3.) 4 + Berlin, 9. Oktober. Die Deutſche Arbeitsfront führte am Montag früh den dritten Reichsappell für die ſchaffende Jugend durch. Von den Ausbildungs⸗ und Lehrwerk⸗ ſtätten der ACG in Reinickendorf⸗Oſt Leiter des Jugendamtes der DAß, Oberbann⸗ ſührer Schroeder, zu allen berufstätigen Jugendlichen Großdeutſchlands. ſprach der Im Gegenſatz zum Weltkrieg, wo ſich mit zuneh⸗ mender Dauer des Krieges eine durch Juden und Vaterlandsverräter geſchürte Stimmung breit⸗ machte, ſo betonte der Reöner, ſtehe heute das deutſche Volk unter einer Führung, geeint in der Idee bes Nationalſozialismus. Die Front am Feinde und die Front in der Heimat ſeien eine Front. Sie finde ihren ſichtbaren Ausdruck in der Perſon des Führers, der als Feldherr und Soldat bei ſeinen Truppen im Felde ſteht, der aber auch als Führer des deutſchen Volkes den Teil der Front führt, der in der Heimat die Vorausſetzungen ſchuf für den Kampf mit den Waffenn. Ihr Jungen und Mädel“, ſo fuhr Oberbann⸗ Schroeder unter anderem fort,„ſollt die Träger der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung, der Volksgemeinſchaft und des nationalſozialiſtiſchen Staates in der Zukunft ſein. Es gilt, durch beruſ⸗ liches Können nach beruflicher Höchſtleiſtung zu ſtreben. Der ſchnelle und glänzende Sieg unſerer Wehrmacht im Feldzug gegen die Polen wurde nicht zuletzt errungen durch die ausgezeichnete Beſchaffen⸗ heit unſeres Kriegsmaterials. Mehr noch als in Friedenszeiten hrauchen Kriegswirtſchaft und Wehr⸗ macht hochqualifizierten Facharbeiternachwuchs“. Dazu trete als weiteres die Pflicht, geſund zu ſein, denn für eine hohe berufliche Leiſtung und für eine ebenſo hohe Wehrtauglichkeit ſei ein körperlich und geiſtig geſunder Menſch Vorausſetzung. 3 Nach dem Appell an den Geiſt der Gemeinſchaft, der in gleichem Maße bei jung und alt zum Gelingen exforderlich ſei, ſchloß Oberbannführer Schroeder: Zu Härte und Opfer muß jeder Deutſche in der Heimat genau ſo bereiteſein wie der Soldat an der Front. Seid ſtets ſechter einer heroiſchen Haltung, die nur den Willen zum Sieg und zur ſtrikteſten Beſolgung aller vom Führer erlaſſenen Anordnungen und Be⸗ fehle kennt.“ und überall Träger und Ver⸗ In dem einen Vorſchlaa werden 15 Millionen Kro⸗ nen zur Anſchaffung von vier größeren böw. ſechs kleineren Minenſuchbooten angefordert. während ein zweiter Vorſchlag die Beſchaffung von 102 Re⸗ ſerveflugzeugen mit einem Koſtenaufwand von 36 Millionen Kronen vorſieht. An Flugßeugen ſollen beſchafft werden 24 Bombenflugzeuge, acht Aufklärungsmaſchinen für das Heer. ein Torpedo⸗ flugzeug, 12 für die Marine, 45 Jagdflug⸗ zeuge und 12 ulflugzeuge. 8 Wie zu dieſen Vorſchlägen noch erklärt wird, be⸗ ſteht die Abſicht, im nächſten Haushalt, weitere Mittel zu Erneuerung bzw. Verjüngung des Beſtandes an⸗ Minenſuchbooten zur Verfügung zu ſtellen· Hingerichtet Die Sühne für den Landesverrat eines deutſchen Beamten (Funkmeldung der NM3Z.) + Berlin, 9. Oktober. Die Juſtizpreſſeſtelle beim Volksgerichtsho/ teilt mit: Der vom Polkasticsge wegen Landesver⸗ rats zum Tode und zu dauerndem— verurteilte Hermann Krüger aus Kreuz heute hingerichtet worden. Krüger hat, obwohl er als deutſcher Beamter dem Reich zu beſonderer Treue verpflichtet war, im Jahr 1938 Beziehungen zum ausländiſchen Nachrichten⸗ dienſt gufgenommen, weil er durch liederlichen Le⸗ benswandel in Schulden geraten war und hoffte, durch Vervat an ſeinem Vaterland auf bequeme Weiſe zu Geld zu kommen. Durch die Preisgabe deutſcher Staatsgeheimniſſe hat er das Wohl des Reiches ſchwer gefährdet. Zucker auf Karten in Dänemark. Ab Sonntag kann in Dänemark niemand mehr Zucker ohne eine Rationierungskarte kaufen. Muſſolinf ernenn Marſchall de Bono zum Jn⸗ ſpekteur der Truppen in Ueberſee. Muſſolini Marſchall de Bono empfangen, der dem Duce über militäriſche Fragen berichtete. Muſſolint hat Mar⸗ ſchall de Bono ſeine Ernennung zum Inſpekteur der Truppen in Ueberſee mitgeteilt. Schweres Verkehrsunolück in Berlin dub. Berlin, 9. Oktober. Am Sountag gegen 21.20 Uhr fuhr auf Bahnhof Geſundbrunnen der D⸗Zug 17(Stettiner Bahuhof⸗ Saßnitzh auf den ausfahrenden 8 411 (Stettiner Bahnhof⸗Stargard) auf. Der letzte Wagen des Perſonenzugs wurde teilweiſe eingebrückt und Der vorletzte Wagen wurde leichter eſchädigt. ie Zahl der Toten und Verletzten iſt noch nicht genau bekannt. Es iſt zu befürchten, daß über 20 Tote zu beklagen ſein werden. Die Ver⸗ letzten ſind Berliner Krankenhänſern zugeführt wor⸗ den. Der unbeſchädigte Teil des Perſonenzuges hat ſeine Fahrt fortgeſetzt. Der Vorortverkehr war für kürzere Zeit unregelmäßig. Die Unterſuchung über die Schuldfrage iſt eingeleitet. Schlagwettererploſion in Frankreich dnb. Paris, 9. Oktober. Bei einer Exploſion ſchlagender Wetter in einem Bergwerk bei Saint Etienne wurden 37 Berg⸗ leute getötet. Die Exploſion ſoll durch Kurz⸗ ſchluß ausgelöſt worden ſein. Schweres Flugzeugunglück in Etuador 0 EP. Quito, 9. Oktober. Ein großes Militärflugzeug, das von Guayaquil in Ecuador abgeflogen war, iſt in Machalilla von den Flammen vollſtändig zerſtört auſgeſunden worden. Von den zehn Inſaſſen, die vollſtändig verkohlt waren, konnte nur General Rivade⸗ nera. der Generalinſpekteur der Marine, an ſeinen Abzeichen identifiziert werden. Kraftwagen in ein Dock geſtürzt FEP. Brüſſel, 9. Oktober. Der Kraftwagen einer Geſellſchaft aus Lierre, die ſich auf der Heimſahrt von Antwerpen befand, ſtürzte am Sountag in ein Verbinbungsdock am Hafen. Trotzdem ſofort Hilſe zur Stelle war, gelaug es zunächſt nur, vier der Inſaſſen aus dem ſſer zu ziehen. Bei zwei von ihnen waren die angeſtellten Wiederbelebungsverſuche vergeblich. Nachdem der Kraftwagen mit Hilſe eines Kraus aus dem Waſſer gehoben war, faud man im Innern noch zwei Perſonen als Leichen. Haupeſchrifeleitet und verantwortlich für Politik: Or. Alois Winbauer. Otellvertreter des Hauptſchriftlettere und verantwortlich für Kultur⸗ oolitik, Theater und Unterhaltung: Cacl Onno Elſenbaet.— Handel; i. V. R. Schönfelder.— Lokaler Teil: i. B. Dr. Fr. Wil⸗ Kunſt, Film und Geticht: Dr. Fram Uhelnn helm— Koſch.— Sport: Willy Müllex.— Südweſideutſche Umſchau und Bilderdienſt: E. W. Fennel, lämtliche in 4 Schriftieitung in Berlin: Or. E.§. Schaffec. Berlin. Südweſtkorſo 60. „Far unverlangte Beiträge keine Gewäbr.— Rückſendung aa bei Rückporto. derausgebet, Drucket and Verleger: Neue Mannbetmer Reiti Or Fritz Bode& Co., Mannbeim. K 1.—6. Berantwortlich für Anzeigen und geſchäftliche Mitteilung⸗“ 1. V. Robert Göller, Mannheim. Zur Zeit Preisliſto Ne. 10 annheim. hat 4 2. iS o S SSS SSS22223222 823360338282 FCCC000 SS * —— ———————————— Montag, 9. Oktober 1099 „ —— ——*—————— ———————,,———————————— Neue Mannheimer Zeitung — 0 3. Seite Nummer 5 (Von unſerem.⸗Sonder⸗Korreſpondenten) O. E. Kauen, Anfang Oktober 1939. „Der öſtliche Teil des ehemaligen polniſchen Staa⸗ tes, der jetzt zur Einflußſphäre der Sowjet⸗ union geworden iſt, wird durch das Sumpfgebiet Poleſiens und durch die Städtelinie Dawigrodek, Pinſk, Breſt⸗Litowſk in zwei Hälften geteilt, von denen der ſüdliche Teil als Siedlungsraum der Ukrainer und der nördliche Teil als Siedlungsraum der Weißruſſen angeſprochen werden kann. Ethno⸗ graphiſch geographiſch, verkehrspolitiſch und hiſto⸗ riſch findet das weißruſſiſche Sieoͤlungsgebiet im Raum von Minſk ſein Zentrum. Von hier aus wurde denn auch die weißruſſiſche ſoziali⸗ ſtiſche Sowjetrupublik als Gliedſtaat der Sowfetunion mit ihren faſt ſechs Millionen Ein⸗ wohnern aufgebaut, organiſiert und verwaltet. Der mperialismus des neuen polniſchen Staates ver⸗ hinderte, ähnlich wie im Weſten, auch im Oſten die ſtaatliche Einheit völkiſch geſchloſſener Räume. Der von Polen im Jahre 1920 vom Zaun gebrochene Krieg gegen die Sowjetunion rückte die polniſche Staatsgrenze weit nach Oſten vor unhd verleibte einen umfangreichen Komplex weißruſſiſcher Ge⸗ biete im Frieden von Riga dem polniſchen Staat ein. Der einheitliche weißruſſiſche Raum wurde ſo durch die polniſch⸗ſowjetcuſſiſche Grenze zerriſſen. Die polniſche Unfähigkeit in der Nationalitätenpolitik und die geringe Neigung der fremden Volksgrup⸗ pen, ſich dem verhaßten Polentum zu aſſimilieren, führten dazu, daß auch die weißruſſiſchen Gebiete im Rahmen des neuen Polen ein Fremoͤkörper blie⸗ ben. Dieſe natürliche Erſcheinung mußte nach pol⸗ niſcher Anſicht durch künſtliche Mittel radikal beſei⸗ tigt werden. Mit dieſem Programm eröffnete Polen ld nach dem Ende des polniſch⸗ſowjetruſſiſchen Krieges ſeine Volkstumspolitik in Weißrußland. Ueber die Sumpflandſchaft Poleſiens, über die Dör⸗ ſer Nowogrodeks, über die Wälder Podlachiens und über die Ebenen des Wilnalandes legten ſich die dunklen Schatten einer polniſchen Nationalitäten⸗ politik, deren oberſte Geſetze Graufamkeit, Willkür und Gewalt hießen. Nur wer ſich der Mühe unterzog, die weite und Unſtrengende Reiſe in den polniſchen Oſten anzutre⸗ ten, konnte an Ort und Stelle die polniſche Herrſchaft über Weißrußland wirklich kennenlernen und ſtudie⸗ ren. Das Polentum als völkiſche Gruppe war in dieſen Gebieten äußerſt ſchwach. Indeſſen wurde die Fahlenmäßige Unterlegenheit durch die machtmäßige Ueberlegenheit leicht kompenſiert. Staatlicher Ver⸗ waltungsapparat. Polizei. Militär, Entnationali⸗ ſierungspolitik und raffinierte Methoden der Po⸗ Ioniſierung wurden wie Wölfe auf die weißruſſiſche Bevülkerung losgelaſſen. Selbſtverſtändlich reduzier⸗ ten gefälſchte Statiſtiken die Millionenmaſſe der eißruſſen innerhalb der Grenzen des polniſchen Staates auf eine angeblich unbedeutende Gruppe von wenigen hunderttauſend. Der überwiegende Teil der Weißruſſen rangierte in den p lniſchen Sta⸗ tiſtihen als„Hieſige“, das heißt, als Ureinwohner beſtimmter polniſcher Gebiete ohne klare rölkiſche Zugehörigkeit. Mit dieſer orignellen Volkszählung konnte man ſogar ein Uebergewicht des polniſchen Elements konſtruieren. Nachdem auf dieſe Weiſe wiele hunderttauſend Weißruſſen ſtatiſtiſch ſozuſagen Bekannt Der volniſcht zutertſſenraum Rußlands ins Jenſeits befördert worden waren, ging der pol⸗ niſche Staat zur Aktion an Fleiſch und Blut des weißruſſiſchen Volkskörpers über. Syſtematiſch wurden in den weißruſſiſchen Gebieten polniſche Siedler an⸗ geſetzt, die die eingeſeſſene Bevölkerung verdräng⸗ ten und mit Einſatz aller ſtaatlichen Mittel einen offenen und rückſichtsloſen Volkstumskampf gegen die primitiven weißruſſiſchen Bauern eriffneten. Hand in Hand mit der Verdrängung des weißruſ⸗ ſiſchen Elements von der angeſtammten Scholle ging die Vernichtuna des kulturellen Lebens der Weiß⸗ ruſſen. Die weißruſſiſchen Volksſchulen. von denen im Jahre 1921 nach 514 exiſtiert hatten, wurden bis auf einige wenige geſchloſſen. Die weißruſſiſchen Ver⸗ eine und Organiſationen wurden aufgelöſt. Die in weißruſſiſcher Sprache erſcheinenden Zeitungen wur⸗ den verboten. Die weißruſſiſche Bevölkerung und vor allem die Jugend ſollten auf das kulturelle Niveau primitiver Völker herabgedrückt werden, um auf die⸗ ſer Baſis bequemer die polniſche Herrſchaft zu ſtabi⸗ liſieren. An der Vernichtungsſchlacht gegen das Weißruſſentum beteiligten ſich nicht nur polniſche Siedler, Lehrer, Prieſter, Magnaten und Beamte, dieſe„Spezialwaffen“ fanden in dem Heer der pol⸗ niſchen Poliziſten, Gendarmen und Soldaten ihre wirkſame Ergänzung. In regelmäßigen„Pazifi⸗ zierungsaktionen“ wurden die weißruſſiſchen Dörfer von der polniſchen Soldateska heimgeſucht, die wehr⸗ loſen Bewohner verprügelt oder gar erſchlagen. das Eigentum zerſtört, der letzte Funke ohnmächtiger Wut mit dem polniſchen Stiefel ausgetreten. Tau⸗ ſende von Toten und Verletzten ſäumen den Leidens⸗ weg der weißruſſiſchen Volksgruppe in den Grenzen des polniſchen Staates. Es iſt kein Zufall, daß im Oſten gerade die Angehörigen des polniſchen Sicher⸗ heitsapparates als erſte dem zuſammenbrechenden polniſchen Staat entflohen. Sie hatten allen Grund, die Rache der weißruſſiſchen Bevölkerung zu fürchten. Der Widerſtandswille der Weißruſſen gegen die polniſche Willkürherrſchaft iſt während der vergangenen 20 Jahre ſtets wach geweſen. Dabei ging der Kampf der Weißruſſen im Rahmen des nunmehr zerſchlagenen polniſchen Staates um be⸗ ſcheidene Ziele. Die weißruſſiſchen landarmen Bauern verlangten im Wege der Agrarreſorm Grund und Boden, um ein menſchenwürdiges Leben friſten zu können. Sie ſorderten einen Teil jener unermeßlich großen Güter, die die polniſchen Mag⸗ naten des Oſtens ihr eigen nannten. Die Weißruſſen plädierten weiter für eine kulturelle Autonomie, in deren Rahmen ſie ungehindert ihr Volkstum pflegen könnten. Sie riefen nach der Zulaſſung der weiß⸗ ruſſiſchen Sprache vor Behörden und Gerichten, nach der freien Ausübung ihres griechiſch⸗orthodoxen Be⸗ kenntniſſes, nach der Heranziehung der Weißruſſen zu der Adminiſtration des Landes. Indeſſen war ſelbſt dieſes gemäßigte völkiſche Aktionsprogramm für die polniſchen Herrſcher zu anſpruchsvoll. Jeder Weißruſſe, der ſich mit dieſem Programm identi⸗ ſigierte, ſtellte ſich außerhalb der polniſchen Geſetze. iſt die erbarmungsloſe Ausrottung weiß⸗ ruſſiſcher Politiker und die Liquidierung der weiß⸗ ruſſiſchen national⸗revolutionären Organiſation Hro⸗ mada in den Jahren 1927/28. SSSSBBB—————————————————————————————————————————————————— Kuß mit mildernden Amſtänden Auf dem Monte Pineio in Rom geſchah es vor kurzem daß ein junger Mann ein Mäochen, an deſ⸗ ſen Seite er aing, umarmte und küßte. Es kam zu einem Menſchenauflauf, da das Küſſen in der Oef⸗ ſentlichkeit erſtens in Rom verboten iſt, und das Mädchen zweitens um Hilfe rieſ. Ein Poliziſt führte den ſtürmiſchen ſungen Mann ab, der ſich nun vor dem Gericht zu verantworten batte. Das als Zeu⸗ gin auftretende junge Mädchen betonte, daß ihm der junge Mann keineswegs unſympathiſch ſei; es ſei nur furchtbar erſchrocken. weil das Ereignis ſo un⸗ exwartet gekommen ſei. Die Frage des Richters, ob der Schrecken bis zum heutigen Tage angehalten -Habe, verneinte die Zeugin errötend.„Erſcheint Ihnen eine Geldſtrafe von 20 Lire als genügend? erkundigte ſich der Richter.„Vollauf genügend“ er⸗ klärte das Mädchen.„So wollen wir es dabei be⸗ wenden laſſen,“ lautete der Richterſpruch,„denn da die Zeugin zweifellos ungewöhnlich anmutig iſt, muß man bei dieſem Kuß mildernde Um⸗ ſtände gelten laſſen“. Ein Pferd deſertiert Nächtliche Flucht in den heimatlichen Stall Für die Heeresverwaltung war ein prächtiger rauner,„Hans“, des Gutshofes Pobusdorf in Mecklenburg ausgemuſtert worden. Er diente einem Offizier als Reitpferd. Etwa 14 Tage ſpäter befan⸗ den ſich Mann und Roß eine ziemliche Strecke von dem Gutshofe entfernt, als„Hans“ die Ohren ſpitzte, wiederholt nach der Richtung ſeiner Heimat wieherte und nicht von der Stelle zu bringen war. Schließlich wurde er in einem Stall eines Dorfes untergebracht. Als am andern Morgen der militäriſche Pferde⸗ pfleger nach dem Tier ſehen wollte, war es ver⸗ ſchwunden, und als der Geſpannführer des Gutes den Stall betrat, ſtand der Ausreißer wohlbehalten zwiſchen den anderen Pferden.„Hans“ hatte in der Nacht die eiſerne Kette von der Krippe losgeriſſen, die Türe durchbrochen und war auf das heimatliche Gut zurückgelaufen. Auf telephoniſche Anfrage ob „Hans“ wieder zu Hauſe ſei, mußte er nach dem Standort des Reiters transportiert werden und dann ging es heidil— nach Polen. — 90 Johannes Riemann in dem Luſtſpielfilm„Ehe in Doſen“, der in ben nächſten Tagen in Mannheim auf der Leinwand 5 5 rſcheint. folgen ausgebaut und betreut. Die wiedergefundene Tochter Eine höchſt romantiſche Geſchichte Eine höchſt romantiſche Geſchichte hat ſich, wie „Stampa“ und andere Blätter berichten. in Mai⸗ land zugetragen. Eliſa Preſticati. Gattin eines italieniſchen Pelzhändlers, mußte 1922 mit ihrem Manne und ihrer wenige Monate alten Tochter von Minſk über Sibirien nach China fliehen. Unter⸗ wegs wurde der Mann getötet und die Kleine ging verloren. Vor einigen Tagen nun wurde der Dame von einem Herrn Cabetti ihr entlaufener Hund zu⸗ rückgebracht. Dies war der Anlaß zu einem Beſuch im Hauſe Cabetti und hier entdeckte Frau Preſticati am Halſe eines achtzehnjährigen jungen Mäodchens ein Medaillon gleich dem, das einſt ihre Tochter ge⸗ tragen hatte. Die verlorene Tochter war wieder ge⸗ funden! Denn wie ſich herausſtellte, hatte Vater Eabetti das Kind in Kanton chineſiſchen Nomaden abgenommen und mit nach Italien gebracht. Der Intendant der Berliner Volksoper, General⸗ mufikdirektor Erich Orthmann, kann am 11. Oktober 1039 ſein 25jähriges Berufsjubiläum feiern. Den Mannheimer Theaterfreund wird dieſe Nachricht mit be⸗ ſonderem Intereſſe erfüllen, da Orthmann bekanntlich unter Sioli im Herbſt 1926 als Erſter Kapellmeiſter nach Mannheimer verpflichtet wurde und, wie ein gutes Jahr⸗ zehnt vor ihm Wilhelm Furtwängler, auch einige Jahre lang am Pult des Nationaltheaters geſeſſen hat. Nach Ausſcheiden des ihm zunächſt vorgeſetzten Richard Lert wurde Orthmann am 30. März 1930 in Mannheim zum Generalmuſikdirektor ernannt, verließ dann jedoch ſchon mit Abſchluß der Spielzeit 1929/30 die Schillerbühne und wandte ſich nach Berlin, wo er von Herbſt 1930 bis Herbſt 1932 in der Muſik⸗ und Kulturabteilung der NS DAP ar⸗ beitete. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Leiter des Dan⸗ ziger Staatstheaters wurde er 1935 nach Berlin zurück⸗ berufen, wo er ſeither als Intendant der Volksoper mit ſchönem Erfolg tätig iſt. rt. O Ein Puppenſpiel von Alexander von Gleichen⸗Ruß⸗ wurm. Aus Baden⸗Baden ſchreibt unſer Mitarbeiter: Der bekannte Baden⸗Badener Maler und Gebrauchs⸗ graphiker Jvo Puhonny, der im Jahre 1911 als einer der erſten Wiedererwecker des alten deutſchen Puppen⸗ ſpiels mit ſeinen fröhlichen Marionettenfiguren und deren techniſch vollendetem und künſtleriſch entzüchendem Spiel hexvortrat, ſchuf dem Baden⸗Badener Marionettentheater früh einen großen Ruf. Ihn hat ſeit lange ſchon der Direktor und Spielleiter Ernſt Ehlert zu weiteren Er⸗ TJüngſt galt es, ein neues Spiel aus der Taufe zu heben, das Alexander von Gleichen⸗Rußwurm, der durch ſeine eigenen fein⸗ ſinnigen, kulturhiſtoriſchen und dichteriſchen Werken viel⸗ bekannte Urenkel Schillers, für Puhonny und das deutſche Puppentheater geſchaffen.„Arlecchinos Brief“ be⸗ titelt es ſich und wurde gedichtet, um zwei ſchon vorhan⸗ denen Puppengeſtalten Puhonnys, dem alten Pantaleone und der jungen Colombine eine neue Rolle auf den bunt⸗ farbigen Leib zu ſchreiben: Ein venezianiſcher Liebesſcherz von Alterstorheit und Jugendglück. Bei den nur zwei ge⸗ gebenen Figuren ein nicht ganz leichtes Unterfangen, jedoch vom Dichter mit ſo viel Geiſt und Laune und ſpieleriſcher Luſt am Werk gelöſt, daß der Beiſall ſich erſt allmählich legte. Meiſter Ehlert und ſeine Gattin zeigten in einem vorhergehenden Programm auch einen emphati⸗ ſchen Dialog Chriſtian Morgenſterns und ein Varieté mit verblüffenden Groteskleiſtungen. Albert Herzog. O Der Stammtiſchwirt Wilhelm Raabes geſtorben. Im Alter von 88 Jahren ſtarb in ſeiner Geburtsſtadt Hahnen⸗ klee der ehemalige Wirt„Zum grünen Jäger“ bei Braun⸗ ſchweig, Adolf Frick. Hier ſah er in den Jahren 1882 bis 1992 regelmäßig die Stammtiſchrunde des Dichters Wilhelm Raabe. Wie ſo mancher andere wackere Gaſtwirt, der Dichter und Literaturfreunde um ſich verſammelt ſah, hat auch Vater Frick ſtets Verſtändnis und Einſicht für die manchmal kurioſen Launen und Einfälle ſeiner Stammgäſte aus denn Reich der Literatur gehabt. Auch als die Stamm⸗ tiſchrunde längſt nicht mehr im„Grünen Jäger“ tagte, hat Wilhelm Raabe mit Adolf Frick treue Freundſchaft gehalten. Auch als Gaſtwirt war Frick eine bemerkenswerte Er⸗ ſcheinung, hat er doch den„Grünen Jäger“ nicht weniger als ſechzig Jahre lang bewiriſchaſtet. — Aus Polen zurück Panzertruppen, die nach Beendigung des Felozuges werden am Brandenburger Tor in Berlin umjnbelt. in Polen wieder in die Heimat zurückgekehrt ſind. (Preſſe⸗Hoffmaun, Zander⸗Multiplex⸗K.) Der Marſch in die Gefangenſchaft Eine lange Kolonne polniſcher Gefangener auf dem Geſecht geſetzter polniſcher Kamwfwagen. Marſch in dos Lager. Im Vordergrund ein außer (PK. Sommerſchuh, Atl., Zander⸗Multiplex⸗K.) Deutſche Fliegertruppen auf dem Flugplatz von Warſchan (P. Koch, Atl., Zander⸗Multiplex⸗K.) Einer von vielen „Es kann ſchon mal vorkommen, Haß feindliche Flieger nach Deutſchland kommen— rauskommen aber tut keiner!“ ſagte Generalfeldmarſchall Göring. Hier ein neuer Beweis, daß unſere Luftwaffe jeden Gegner runterholt: die völlig zertrümmerte Maſchine des engliſchen Fliegerleutnants Thomas, die bei Saarbrücken abgeſchoſſen wurde. (PK. Tritſchler, Preſſe⸗Hoffmann, Zander⸗Multiplex⸗K.) Neue Bücher „Das Innere Reich“. Zeitſchrift für Dichtung, Kunſt und deutſches Leben. Herausgeber: Paul Alverdes. Sep⸗ tember⸗Heft(Albert Langen/ Georg Müller, München). Mit Gedichten aus Oberſchleſien eröffnet Gerhard Baron das Septemberheft der Zeitſchrift. Ein Beitrag von Clemens Graf Podewils„Weſtböhmiſche Landſchoft“ läßt das Antlitz Weſtböhmens vor uns erſtehen. In die Tieſe der germaniſch⸗deutſchen Vergangenheit läßt uns H. Chr. Schöll einen Blick tun in ſeinen intereſſanten, bebilder⸗ ten Aufſatz über„Die germaniſche Mütterdreifaltigkeit im deutſchen Volksglauben“. Mit großen dichteriſchen Bei⸗ trägen ſind vertreten Fronz Tumler und Georg Britting. Gedichte ſteuerten bei Joſef Weinheber, Georg Britting, Ludwig Tügel(ein Togebuchblatt) und Hans Baumonn „ * Das Oktoberheft der„Neuen Modenwelt“ hat kaut einer Fußnote auf der erſten Seite am B. Auguſt Redaktions⸗ ſchluß gehabt. Es weiß alſo noch nichts von all' den neuen Notwendigkeiten der Textilwirtſchaft, die während der letzten Wochen an uns herangetreten ſind und dem Umgang mit modiſchen Dingen vielfach ein recht anderes Geſicht ge⸗ geben haben. Trotzdem— uno das iſt vielleicht das größte Lob für die Modenwelt⸗Schriftleitung— findet man eine Menge hübſcher und praktiſcher Anregungen, dazu ſogar ein großes Preisausſchreiben„Das ABé vom ſparſamen Selbſtſchneidern“, das beſonders dem heute ſo aktuellen Thema„Neues aus Altem“ gilt. Eine wahre Freude für kunſthandwerklich begabte Frauen mag außer⸗ dem auch die Abhandlung über norwegiſche Strick⸗ jacken ſein, deren köſtliche alte Volkskunſtmuſter man — 0 dieſen Anleitu⸗ ohne Schwierigkeit nacharbeiten Grube ſchleſien), Schwetz Nere Mannbelmer Senf. Mannheim, 9. Oktober. Fehrwiròͤ es aber hoͤchſte Jeit⸗ Morgen ſpäteſtens müſſen die Haus! alts⸗ liſten uſw. für die Perſonenſtandsauf⸗ nahme ausgefüllt werden. Wix verweiſen hier⸗ wegen auf die am vergangenen Freitag erſchienene — des Oberbürgermeiſters. Es emp⸗ fiehlt ſich, vor der Ausfüllung der Liſten die aufge⸗ druckten Anleitungen zu leſen. In der Haushalts⸗ liſte ſind nicht nur die anweſenden, ſondern auch alle zum Haushalt gehörenden nur zufällia oder vor⸗ übergehend abweſenden Perſonen aufzunehmen. Wer ſich z. B. auf Reiſen befindet, kommt in den Abſchnitt A, whrend alle zum Heeresdienſt einge⸗ rückten Haushaltsangehörigen in den Abſchnitt B aufzunehmen ſind. In dieſen Fällen ſind auch der Beruf(Spalte 10) und der ſeitherige Arbeitgeber (Spalte 12) anzugeben. In der Spalte 2 iſt bei Ehefrauen auch der Mäd⸗ chenname anzugeben. Verheitratete müſſen in der Snalte 5 den Eheſchließungstag und außerdem in Spalte 16 angeben, ob aus ihrer beſtehenden Ehe nichtjüdiſche Kinder hervorgegangen ſind, die nicht mehr zum Haushalt gehören. Dieſe Angaben ſind für die Feſiſetzung der Steuergruppe ſehr wichtig. In die Spalte 12 der Haushaltsliſte muß die genaue Anſchrift des Arbeitgebers oder, wenn es ſich um Bezugsempfänger aus öſfentlichem Dienſt handelt, die Anſchrift der zahlenden Kaſſe eingetragen werden. Zur Erfaſſung der Wehrſteuerpflichtigen iſt es notwendig, daß auf Seite 4 der Haushaltsliſte hin⸗ ſichtlich der männlichen Reichsangehörigen der, Ge⸗ burtsjahrgänge 1914, 1915, 1916, 1917, 1918, 1919 und 1920 die verlangten Angaben richtig und vollſtändig eingetragen werden. Verpflichtet iſt der Haushaltsvorſtand für die in ſeinem Haushalt lebenden Perſonen einſchließlich der Untermieter. Wer es unterläßt, die Vordrucke für die Perſonenſtandsaufnahme ſorgfältig auszu⸗ füllen, ſetzt ſich der Gefahr empfindlicher Beſtraſung und Nachteilen bei der Erhebuna der Lohnſteuer aus. Poſibienſt mit Orten der beſreiten Oſigebiete Von ſofort an ſind gewöhnliche Poſtkarten aus dem Reich nach einer Reihe von Orten in den be⸗ freiten Oſtgebieten zu innerdeutſchen Gebühren zu⸗ gelaſſen. In dem Verzeichnis dieſer Orte, das lauſend ergänzt wird, ſind u. a. aufgeführt: Berent (Weſtpreußen), Bismarckhütte(Oberſchleſien), Brie⸗ ſen(Weſtpreußen), Dirichge(Weſtpreußen). Emma⸗ (Sberſchleſten), Graudenz(Weſtpreußen), Kattowitz(Oberſchleſien), Kempen(Poſen), Königs⸗ hütte(Sberſchleſien), Konitz(Weſtpreußen)z, Kulm (Weſtpreußenſ, Laurahütte(Oberſchleſien), Löbau (Weſtpreußen), Loslau(Oberſchleſien), Luhlinitz (Sberſchleſten,, Mewe(Weſtpreußen), Myslowitz (Sberſchleſien), Neuſtadt(Weſtpreußenſ. Oderherg (Oberſchleſien), Orzegow(Oberſchleſien), Pleß(Ober⸗ ſchleſien), Stargard(Weſtyreußen), Putzig (Weſtpreußen), Rawitſch(Poſen), Rybnik,(Ober⸗ ſchleſien), SSoes 0(Poſen), (Weſtpreußen), Schwientochlowitz, Sohrau(Oherſchleſien), 3b Teſchen(Skſagebiet), Thorn(Weſtpreußen (Weſtpreußen). Tuchel iu Eine langjährige Leſerin der NM3.(ſeit 50 Jahren], Frau Luiſe Meiſezahl Witwe, O 4, 16, ſeiert morgen, Dienstag, in voller Rüſtigkeit ihren 72. Geburtstag. Wir gratulieren herzlich! Schoppinitz(Ober⸗ Strasbura(Weſtpreußen), 9** Ern 6 et auf die jügenblichen Jatze axst xect eεα r¹ Sald beginnen die Lehrgemeinschaften der DAff Ueber den Wert und den Sinn der Berufs⸗ erziehung des Schaffenden braucht man wohl kein Wort mehr zu verlieren es könnte höch⸗ N erbrtert werden, ob das große Werk, das ſich ie Deutſche Arbeitsfront zur Aufgabe hat, in der Kriegszeit nicht unterkzohe werden müßte. Aber dieſe Frage duldet im Grunde gar keine Er⸗ örterung mehr. Die Berufserziehung des deutſchen Menſchen iſt eine Ftiedensaufgabe, zugegeben, ſie iſt aber noch viel mehr eine Aufgabe im Krieg wo es darauf ankommt, daß alle Kräfte, die in der Hei⸗ mat die Produktion tragen müſſen, das Aeußerſte leiſten. Ein Maximum kann aber nur von denen Nat e werden, die entſprechend beruflich erzogen nd. Aus dieſem Grunde ſetzt die Deutſche Arbeits⸗ ront auch in dieſem Winter ihre Erziehungsarbeit ort. Es gilt, den ſchaffenden deutſchen Menſchen leiſtungsfähiger und vor allen Dingen auch viel⸗ ſeitiger zu machen, Der Volksgenoſſe, der nur auf eine Speziglbeſ 10 ung eingefuchſt iſt, wird verſagen, wenn die No 10 äuf einen anderen, un⸗ gewohnten Arbeitsplatz ſtellt. Häufen ſich viele Fälle eines derartigen Verſagens, dann muß un⸗ weigerlich eine Stockung der Produktion eintreten, und was eine ſolche Stockung in Kriegszeiten be⸗ deutet, kann ſich wohl jeder ausmalen. Im Plan des Berufserziehungs⸗ werkes hat ſich einiges geündert. Manches iſt als minder 9 6 weggefallen, anderes bam allerdings dazu, in der Hauptſache aber wurde die Zeit der Lehrgemeinſchaften etwas verkürzt. Der Stoff erfuhr eine Vertetlung auf zwölf Abende, anſtatt zwanzig wie bisher. Dafür mußte man ihn alletdings auch konzentrieren. Das mußte ſein, wenn man nicht eine ſeelenkoſe, Schnellpaukerei ein⸗ führen wollte. Was als Wiſſensbeſitz nicht organiſch gewachſen iſt, taugt auch nichts. Das iſt eine der weſentlichſten Grundſätze im Erziehungswerk der Deutſchen Arbeitsfront. Darum lieber etwas weniger Stoff vermitteln, aber den ſo, daß er zeitlebens geiſtiger Beſitz des Volks⸗ ſenoſſen bleibt. Für den Fall, daß es die durch kriegeriſche Ereigniſſe bedingke Wirtſchaftslage not⸗ wendig 318 ſollte, ſind ſogenannte Schnell⸗ unterweiſungen vorgeſehen, die dem Volksge⸗ noſſen raſch das beibringen ſollen, was er zu einer beruflichen Umſtellung braucht. Dieſe Unterweiſun⸗ gen ſollen dann aber nur Notmaßnahmen ſein die eine 1 9 Ergänzung durch eine planmäßige Lehr⸗ gemeinſchaft wünſchenswert machen. Die neuen Arbeitspläne, die bisher für den kaufmänniſchen Beruf herausgekommen ſind— der für die Handwerker erſcheint in den nächſten Tagen— ſtellen gleichſalls eine erfreuliche Neuerung gegen früher dar. Man hat ſich nicht mehr damit begnügt, ſachlich und trocken die Lehrgemeinſchaf⸗ ten aufzugählen, ſondern hat ſchon an die notwendige Werbewirkung gedacht. Die Hefte ſind in Text und Bild ſo geſchickt aufgezogen, daß ſogar der intereffiert werden muß, der ſie nur ganz zufällig in die Hand bekommt. Volr jeder größeren Lehrgemein⸗ ſchaftsgruppe ſteht ein kurzer ganz perſönlich gehal⸗ tener Aufſatz, der gedrängt alles bringt was in die ſem Zuſammenhang grundlegend iſt.„Wie komme ich techniſch vorwärts“, heift der einführende erttkel des Arbeitsplaus für die Technik. Ein Arbeiter und ein Ingenieur halten dabei ein Zwiegeſgräch und ſtreifen kurz aus eigener Erfahrung die Wege, die zum Erfolg und zur Erfolgloſigkeit führen. Sehr wirkungsvoll ſind auch die Bilder, die in glück⸗ lich gewähltem Kontraſt die Kennzeichen von guter und ſchlechter Arbeit zeigen. Da iſt gum Beiſpiel ein Geſchäftsbrief zweimal gefaßt, einmal in über⸗ holter, finnloſer Anordnung und in dem ſchlechten, geſchnörkelten Deutſch wie es früher allgemein im kaufmänniſchen Beruf üblich war, und daneben in einfacher, geſchmackvoller Aufmachung und einwand⸗ freiem, fachlich⸗klarem Stil. Die Beiſpiele ließen ſich häufen. Es ſchaue jeder die Hefte ſelbſt durch, ſie ſind in den Betrtieben und bei den Dienſtſtellen der DAß koſtenlos zu ſaben. Mancher Zweifler wird ſich nach ihrer Prüfung belehrt fühlen. Jeder Volksgenoſſe und jede Volksgenoſſin hat die Pflicht, ſich beruflich nach beſtem Können weiter⸗ zubilden, im eigenen Intereſſe, weil nur überdurch⸗ chnittliches Berufswiſſen den Auſſtieg ermöglicht, Und noch mehr zum Wohl des Staats und der Volts⸗ emeinſchaft. Von der Leiſtung des einzelnen hängt a ſchließlich die ganze Wirtſchaft ab. im Krieg und im Frieden. Anmeldeſchtuß iſt am 25. Oktober. Die werktälige Fugend iſt bereit Reichsfugendappellin den Mannheimer Betrieben Eine Feierſtunde zu ungewöhnlicher Zeit. Am Montag, nach ſieben Uhr in der Frühe verſammelten ſich die jugendlichen Volksgenoſſen in ihren Betrie⸗ ben. In den Großbetrieben ſtanden natürlich die Gefolgſchaftsräume zur Verfügung, kleinere Be⸗ triebe ſchloſſen ſich zuſammen oder marſchierten ge⸗ meinſam in den nächſten Geſolgſchaftsxaum, wo das nicht möglich war, zum Beiſpiel bei den Handwer⸗ Weiſe man die Feier aus Berlin ortswaltungs⸗ e ab. Angetreten war die männliche gend bis zu 18 Jahren, die weibliche bis zu 21 Hahren⸗ Einige erſchienen in Uniform, die meiſten aber in der täg⸗ lichen Arbeitskleidung. Fahneneinmarſch und ge⸗ meinſames Lied bis gum Beginn der Feier. In einem Mannheimet Großbetrieb ſprach der Mann⸗ heimer Kreisjugendwalter Pg. Weber einige Worte der Ermahnung und Ermunterung. Gerade etriebsangehörigen, ſo führte er aus, kommt es fetzt an. Wir ſind zwar nur ein kleines Glied im Volksganzen, aber wir wollen ein ſtarkes Glied ſein, würdig dem grandioſen Beginn eines neuen Jahrtauſends und würdig der Front unſerer Väter. Kaum waren ſeine Worte verklungen, da hörte man auch ſchon aus dem Lautſprecher Fanfaren⸗ „Muienovunulu, ſiu oun Munſiſum. Aber vor dem Mannheimer Arbeitsgericht hörte die Liebe auf „Wenn es um das Geld geht, hört die Freund⸗ ſchaft auf“ 9 Dieſe Binſenwahrheit kommt ſozuſagen auf Dop⸗ pelſohlen daher, wenn es ſich um Verwandte handelt. Dreiſach erhärtet ſich dieſe Wahrheit, wenn, der Fall in der Kleinſtadt ſpielt, wo ſich dann aus einer Geld⸗ ſorderung ein kleines Familiendrama entwickelt. Der Inhaber eines kleinen Geſchäftes hatte den Bruder ſeiner Frau einige Jahre beſchäftigt. Zuerſt erhielt dieſer 20 Mark pro Woche, dann ab 1999 nur noch 15 Maxk. Im Fahre 1938 machte er ſich ſelbſtän⸗ dig und verlangte nun von ſeinem Schwager, 155 réſt⸗ lichen Lohn 300 Mark. In der erſten erhandlung vor dem Arbeitsgericht war ein Vergleich mit 150 Mark protokolliert worden, der aber vom Beklagten widerrufen wurde. Der zweite Akt— Monate ſpäter an glei⸗ cher Stelle— brachte das Auftreten der Kronzeugin, der Schweſter des Klägers. Sie ſagte aus, daß die Frau des Beklagten, das iſt ihre und des Klägers Schweſter, von dem ſchuldigen Betrag gewußt habe. Der Beklagte allerdings hatte behauptet, daß er nie die Schuld anerkannt habe und daß nie von einem Reſtlohn geſprochen worden ſei. Deswegen zahle er auch nichts. Nun mußte die Frau des Beklagten erſcheinen, eine peinliche Konfrontatſon mit ihrer Schweſter, der Zeugin— und ihrem Bruder. dem Kläger. Der Richter hatte dieſe Situation vermeiden wollen und in den vorausgegangenen Terminen widerholt dem Beklagten die gükliche Löſung nahegelegt. Vergeblich. Er mahnte im dritten Verhandlungstermin die Frau des Beklagten ernſt und eindringlich, die Whrheit zu ſagen. Ihre Ausſage gipfelte darin, daß ſie von aar nichts gewußt habe. Nie ſei von Geld die Rede ge⸗ weſen, das ihr Bruder noch von ihrem Mann zu be⸗ kommen hätte. Nun flammten die„Familiengefühle“ auf. Die Kronzeugin iſt entrüſtet. Sie ſagt zu ihrer Schweſter(Frau des Beklagten):„Marie. du lügſt“. Die Frau, zwiſchen Mgun und Bruder geſtellt, ſteht ſichtlich unter Beeſnfkuffung des erſteren Die Schwe⸗ ſter(Zeugin) darüber empört, packt mit Familien⸗ ſachen aus. Sie hatte in einer Sitzung auf Befragen erklärt, daß ſie„nichts gegen jemand“ habe. Jetzt wird erkennbar, daß die Parteien Partei unter⸗ und gegeneinander ergreifen. Das Geld— die paar Mark gemeſſen an dem höheren Prinzip natürlicher menſchlicher Bindung— wird zum Sprengſtoff einer Familie. Keiner der Agterenden in dieſer Alltagskomödte hat das Gefühl. Sa in bem aufgezogenen Rahmen mehr zu ver⸗ lieren iſt als Geld. Jeder einzelne handelt aus ſeinem ſubjektiven Rechtsgefühl heraus und verkennt babet, dan es Situationen gibt in denen man lieber einmäal Geld davonſchwimmen laſſen muß, als es er⸗ kümpfen. 30 Die Se ee e. an der Klippe des eide Schweſter Meeiete t˖ Wafhengtos zugunſten des annes, die andere än⸗ nd bereit, zu ſchwö⸗ gunſten des Bruders. Der Richter, erfüllt von dem Gefühl der Verantworklichkeit, ſpricht noch einmal — zum ſoundſovielten Male— ernſte Worte über die Gefahren unwahrer Ausſagen. Er rät dringend, die Sache nicht zum Eid zu treiben und eine Entſcheibung zu erzwingen. Dieſer Prozeß iſt ein Muſterbeiſpiel ſolcher Verwandtenprozeſſe, die, einmal mit Ge⸗ richtsurteil belegt, niemals enden. Es wird dann weiter prozeſſiert wegen dem Prozeß. Aus dieſem Grunde ſucht der Richter den Fall„gütlich“ zu er⸗ ledigen und damit auch zu beendigen. Der Rechtsbeiſtand der Arbeitsfront kommt in dieſem Dilemma auf den früheren Vergleich zurück. 150 Mark ſoll der Beklagte zahlen. Wieder läuft er weg von ſeinem Pult, er will nicht. Der Richter er⸗ innert an den Eid den er ſeiner Frau zuſchieben muß. Langſam wird er ſich der Schwere der Situa⸗ tion bewußt. Er macht einen Gegenporſchlag auf 100 Mark. Alles atmet auf. Der Kläger macht noch einen kurzen Verſuch auf mehr, aher ſchnell wird der Vergleich mit 100 Mark abgeſchloſſen. Dieſer Fall zeigt, daß es immer noch Menſchen gibt, die, unerſchüttert durch Größeres, ihren eiaenen Krieg für dag wichtisſte halten. Pfingstreise— heimlich. Der Betriebsleiter in einer auswärtigen Fabrik war krank. Es nahte Pfingſten das liebliche Feſt, und der Mann wurde ſo krank, daß er offenbar das Telephon nicht mehr bedienen konnte, er ſtellte es ab. Dies kam dem Beſitzer des Unternehmens merk⸗ würdig vor, er forſchte nach, das Neſt war leer, der Vogel ausgeflogen. Dienstag nach Pfingſten lag der Mann wieder im Bett und erklärte dem Arzt alle Vorſchriften ſtreng befolgt zu haben. Bis alles heraus kam und der Betriebsleiter ſein Verhalten damit entſchuldigte, daß er an Pfingſten ſchnell hätte en müſſen. Der Betriebsinhaber hatte da⸗ ür kein Verſtändnis, ließ durch den Vertreter der Arbeitsfront erklären, daß er ſich keinen„Wau⸗wau“ vormachen kaſſe und die friſtloſe Eutlaſſung nicht zurücknehme. Der Rechtsbeiſtand des Klägers be⸗ zweifelte, ob der Vorfall den vom Geſetz für die friſtloſe Entlaſſung vorgeſehenen„wichtigen ründ“ darſtelle, aber die Parteien vexſuchten doch zunächſt gütlich miteinander zu verhandeln. Es kam nichts Weſentliches dabei heraus. Eine zweite Sitzung beim Arbeitsgericht endete damit, datz der Kläger, der etwa ein Jahr im Betrieb war. weiter keine Anſprüche für Einhaltung der Kündigungszeit ſtel⸗ len und nur eine Vergütung des Urlauhs häben wollte. Dies wurde abgelehnt. weil bei der friſt⸗ loſen Entlaſſung der Urlaub als verwirkt gilt. Die beiden Rechtsbeiſtände der Arbeitsfront nahmen ſich des Falles nochmals an, das Gericht hielt noch zwei Termine ab— alles wegen der„heimlichen Pfingſt⸗ reiſe“— und nachdem inzwiſchen einige Monate über die Sache hingegangen waren. kam ein Ver⸗ gleich mit Zahlung von 50 1 zuſtande. — klünge und den Geſang friſcher junger Stimmen als Auftakt zur Anſprache von Rei Zamtsleiter Schröder, dem Leiter des Jugendwerks der DAx. Die Rede ſelbſt iſt ja in unſerer Zeitung bereits er⸗ ſchienen, ſicher fand ſie freudigen Widerhall in den Herzen aller Jugendlichen. Mit aller Feierlichkeit wurden die National⸗ lieder und dah aufrüttelnde Lied„Unſere Fahne flattert uns voran“ mitgeſungen. 8 Mit dem Fahnenausmarſch war der Appell be⸗ endet. Der Alltag hatte wieder das Wort, der Alltag, in dem es jetzt erſt recht zu werken gilt zum Wohl des Vaterlandes. Sänger ſchließer ſich zuſammen „Lieberhalle“ und„Harmonie“ ſingen zuſammen Unter dem ſo oft ſchon wohlbewährten Dirigenten⸗ ſtabe Muſikdirektor Friedrich Gellerts, unſeres Kreischormeiſters, finden ſich an jedem Sonntagvor⸗ mittag um 10 Uhr die Sängerkameraden der 9 än⸗ nergeſangvereine„Liederhalle“ und„Harmonie, zu gemeinſamer Liederſtunde zuſammen. Erleichtert wurde dieſer beiſpielhafte Schritt zu zeitgemäßer Ge⸗ meinſchaftspflege durch die anheimelnden eigenen Räume, die der„Liederhalle“ als dem zahlenſtärk⸗ ſten Männerchor Badens, im Saal der Bäckerinnung Mannheim, 8 6 40, zur Verfügung ſtehen. Georg Schäfer begrüßte als Vereinsführer der„Lieder⸗ Halle“ die Teilnehmer an der künſtleriſchen Gemein⸗ ſchaftsarbeit und begründete Sinn und Ziel des Zu⸗ ſammenſchluſſes, und gedachte u. a. der mehr als 70 Sängerkameraden der„Liederhalle“. die im feld⸗ Krauen Rock die Heimat verteidigen und immer er⸗ neuk auf Feldpoſtkarten ihre Liebe und Treue zum deutſchen Lied und ihrem Männerchox bekunden Ge⸗ probt wurde vor allem auch der Philippſche Chor „Heilges Vaterland“, den, wie wir kürzlich berich⸗ telen, der hieſige Sängerkreis allen Chören koſtenlos überreichen ließ. Entbindungen möglichſt Laheim Die Dienſtſtelte des Reichzgeſund⸗ heitsführers teilt mit: „Es iſt durch die augenblicklichen Verhältniſſe notwendig geworden, daß die Krankenbetten in den Krankenhäuſern möglichſt nur von ſolchen Kranken in Anſpruch genommen werden die wirklich auch,—— Krankenhausbehandlung bedürfen. Es iſt verſtänd⸗ lich, daß die Zwecke der Wehrmacht und die in iebdem Winter zu erwartende Vermehrung beſtimmter Kraukheiten verlangen, daß eine große Zahl von Krankenbetten aufnahmebereit ſind. Aus dieſen Gründen iſt es wünſchenswert, daß Entbindungen, bei denen vorausſichtlich ein nor⸗ maler Verlauf zu erwarten iſt, wenn irgendmöglich zu Hauſe burchgeführt werden. Ein Anordnung des Herrn Reichsminiſters des Innern hat auf dieſe Notwendigkeit hingewieſen, Es iſt eine Erſahrungs⸗ tatfache, daß ſelböſt Entbindungen untet beſchränkten Wohnverhältniſſen infolge der Einzelbetreuung Rürch die Hebamme im allgemeinen für Mutter und Kin beſſer berlaufen als Entbindungen im überfüllten n it Erkrankten verſchiebenſter Art gefüllten Krankenhäuſern.“ 98 At; Wie ſchnell darf ich fahren? Nach xeichsminiſterieller Vexordnung beträgt ſen dem 4. Oktober die höchſtzuläſſige Fahrgeſchwindig⸗ keit für Kraftfahrzeuge innerhalb geſchloſſener Ort⸗ ſchaften 40 Kilometer ſe Stunde außerhalb cgeſchloſſe⸗ ner BOrtſchaften und auf den Reichsautobahnen für Perſonenkraftwagen 80, für Laſtautos. Omnibuſſe und alle übrigen Kraftfahrzeuge 60 Kilometer ie Stunde. Auch Fuhewerke richtig beleuchten! Es liegt Veranlaſſung vor, darauf hinzuweiſen, daß auch die Lenker von Pferdefuhrwerten mit Eimtritt der Dunkelheit für die vorſchriftsmäßige Beleuch⸗ tung ihrer Fahrzeuge zu ſorgen haben. Selbſtver⸗ ſtändlich müſſen dabei die im Hinblick auf die Ber⸗ dunkelung ergangenen Anordnungen genaueſtens beachtet werden. Die Lampen ſind entweder mit ge⸗ ſchlisten Kappen zu überziehen oder in anderer ge⸗ eigneter und ausreichender Weiſe gegen Fliegerſicht abzublenden. Neue Schlechtwetterregelung für den Winter 1939/ 40 Der Reichstreuhänder der Arbeit für das Wirk⸗ ſchaftsgebiet Heſſen Dr. Schmelter hat als vom Reichsarbeitsminiſter beſtellter Sondertreuhänder der Arbeit auch in dieſem Jahre durch eine Tarif⸗ oroͤnung wieder eine Regelung über die eg eh der im Winter 1939/40 infolge ſchlechten Wetters ausfallenden Arbeitsſtunden für die Bauvorhaben der Reichsautobahnen und der Wehrmacht im Deut⸗ ſchen Reich erlaſſen. Im Gegenſatz zur vorfährigen Schlechtwetter⸗ regelung, die die vom Betrieb auf die Bauſtelle ent⸗ ſandten Arbeiter nicht einbezog erſtreckt ſich die neue Regelung auf alle Arbeitex alſo auch die entſandten Geſolgſchaftsmitglieder(Stammarbeiter). Damit wurde einem vielfach geäußerten Wunſche ſowohl der Bauarbeiter als auch der Betriebsführer Rechnung getragen und die unterſchiedliche Behandlung von Gefolgſchaftsmitgliedern auf einer Bauſtelle beſei⸗ ligt. Im übrigen wurde die vorjährige Schlechtwetter⸗ regelung, die ſich wegen ihrer Klarheit und Einfach⸗ heit ſehr aut bewährt hat, weitgehend übernommen. Dem Arbeiter werden die infolge ſchlechten Wetters ausgefallenen Arbeitsſtunden wieder mit 60 v. H. ſeines tatſüchlichen Lohnes bezahlt, Die Taxiſordnung, die im Reichsarbeitsblatt Nr. 28 vom 5. Oktober 1939 veröffentlicht iſt, tritt mit der Lohnwoche in Kraft, in die der 16. Oktober 1990 fällt. 3 Grauenhaſter Mord Mutter hat ihren Sohn getötet und verſcharrt. Fraukfurt a.., 7. Sept. In dem ſtillen Taunus⸗ ſtädtchen Kronberg wurde abends eine ungewöhnliche Mordta bekannt. In Hanan hatte ſich eine Frau den Behörden geſtellt und bekundet, daß ſie ähren eigenen N getötet und im Wald bei Kronberg vérſcharrt abe. Bei ber Kriminalpolizei in Hanau erſchien eine Fron in den öreißiger Jahren, bie einen verwahrloſten Eindruck machte und völlig verwirrt ſchien. Sie gab an, am 8. Sep⸗ tember d. J. ihren neunjährigen Jungen durch Schlafmittel im Walde zwiſchen Falkenſtein und Oberurſel getötet und verſcharrt zu haben. Sofort fuhren Kriminal⸗ beamte an den von der Frau angegebenen Tatort und ſtellten tatſächlich feſt, daß dort das Kind in einem 44 Waloſtück eingegraben war. 5 Burſchen begingen 30 Diebſtähle Der Kraichgau war ihr„Jagdrevier“ I. St. Leon, h. Oktober. Der Gendarmerie iſt es unläutſt gelungen, fünf Burſchen von hier zu ver⸗ haften, die ſich zu einer Die bes ban de zuſammen⸗ geſchlofſen und die gauze Umgebung unſicher f. hatien. Bis 10 konnten den Verhafleten über J0 Dieb⸗ ſtähle in der Umgebung von Wiesloch, Bruchſal, Philipps⸗ burg uſw. nachgewieſen werden. Das Anglück bei der Anden⸗Kunöfahet Die Leichen der Verunglückten geborgen 2. Sinttgart, 9. Okt. Wie am L. September in der NM berichtet, iſt bei der Anden⸗Kundfahrt 1999 der Leiter der Bergſteigergruppe Hans Shwelzer⸗Stuttgart und ſein Kamerad Slegfried Rohrer⸗München durch eine Läwine töblich vetunglückt. Nach einem in Stuttgort einßegangenen Privattelegramm ſind die Leichen geborgen worden. Die übrigen Teilnehmer äußerten nun die Abſicht, gemeinſam ab Callac heimkehren zu wollen. Die Expedition war— nach bei der Sektion Schwaben ſchon früher eingegangenen Nachrichten— am 20. Mai aus Nungay zu der erſten Reiſe in die ſüoliche Cordillera Blanca aüfgebrohen. Der letzte Erfolg der Kundfahrt war die N Weläs des Noroͤgipſels des Huascaran, mit 6768 Meter Perus Pöchſter Berg. Rahewinzer rechnen mit gutem Herbſt 4 Bad Kreuznach, 9. Okt. An der Nahe ſind die Weinbe 1 überall geſchloſſen. Die allgemeine Weinleſe wird jeboch nicht vor Anfang Oktober einſetzen, bei günſtiger Witterüng äuch ſpöter, do die Traubenquali⸗ tät noch gewinnen könnte. Man rechnet größtenteils mit einen zufriedenſtellenden Ertrag. Durch Traubenfäule iſt mit etwas Ausfall zu rechnen. Im Vorfahr wurden im Naheweinbaugebiet auf 2823 Hektar Rebfläche rund 120 925 Hektoliter Pein geerntet, und zwar faſt nur Weißwein. Auf den Heéktar bedeutet das einen Ertrag von 428 Hl. Im Jahr 1987 wurden nur 114040 Hl. geerntet In dieſem Jahr rechnet man nach den bisherigen Ergebniſſen mit einem guten Mittelwein. Das Keltern beginnt in der Pfalz 4 Neuſtadt a. d.., 0. Okt. In verſchiedenen Gegenden der Pialz iſt auch die Weinkelter ſchon in Tärrpkeit ge⸗ treten. Auch hier wird Güte und Menge die Mühen des Weingärtners belohnen. Eine menſchliche Hyäne Wegen Plünderns im gecäumten Gebiet zum Tobe verurteilt 4* Saärbrücken, 5 Oktober. Wegen Pländerns im geräumten Gebiet verurteitte das Sondergericht beim Landgericht in Trier den 25jährigen Atbeiter Foſef Steinacher zum Tode und zur Aber⸗ kennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit. Steinacher, der in Böblingen(Württemberg) geboren iſt, war bereits dreizehn Mal wegen Arbeitsverweigerung, Diebſtahls, Bettelns uſw. vorbeſttaft und aus der Fürſorge⸗ anſtalt als unverbeſſerlich entlaſſen worden. Er krieb ſich ohne feſten Wohnſitz umher und kam Eude Auguſt nach Saarbrücken, wo er ſich auch noch auſhielt, als die Stabt bereits geräumt war. Hier nutzte er ſich bietende Gelegenheit aus, ſeiner ver⸗ berflichen Geſinnung nachzugehen, indem er außer Lebensmitteln eine große Menge Schmuck und andere Wertſachen eines Juweliergeſchäftes ſich an⸗ eigneie. Bei einem zweiten Einbruch erbrach er einen Koffer, der Parteiabzeichen, Abzeichen der SA. und SS. und weitere wertvolle Gegenſtände enthielt. Der Verbrecher wurde in Hermeskeil verhaftet, wo man noch eine große Menge Schmuckſochen, dutzendweiſe Ringe, Broſchen und Uhren bei ihm fand. Die Verhandlung vor dem Sonder⸗ gericht ergab, daß es ſich bei dem Angeklagten um einen wirklich unverbeſſerlichen Menſchen handelte, dem jeder innere Halt fehlt und der daher als gemeingefährlicher Ver⸗ brechet anzuſehen iſt. Das Gericht folgte dem Antrag des Staatsanwaltes mit ſeinem gerechten Spruch. Am Mitt⸗ woch wurde Steinacher hingerichtet. 2 * Saurbrücken, 9. Okt. Der Polizei gelang nachts die Feſtnahme mehrerer Leute, die in mehreren Wohnungen Sachen raubten. Einer der Plünderer, ein Mann aus Wemmetweiler, hatte ſich auf dieſe Weiſe mit einem neuen Funkgerät verſorgt das bereits in ſei⸗ ner eigenen Wohnung ſtand. * Kalſerstautern, 9. Okt. Das Sondergericht ver⸗ urteilte den aus Miltenberg gebürtigen gjährigen Hubert Heinrich wegen Plünderns zum Tode und zum Verluſt der bürgerlichen Ehtentechte. H. hatte in Luiſenthal aus einer Wohnung Wäſche und einen Damen⸗ mantel geſtohlen. H. war geſtändig. 6 5. Seite 7 Nummer 14¹ Neue Mannheimer Zeitung Jußball im Reich Gau Brandenburg: Vſch Pankow— Minerva d Ber⸗ Iin 223; Tasmania Berlin— Tennis⸗Bor. Berlin 314; Union Oberſchöneweide— Nordweſt Berlin 178; Lufthanſa Berlin— Dt. Bank Berlin:1; Blau⸗Weiß Berlin Preußen Berlin:1; Hertha⸗BSc Berlin— SC Char⸗ lottenburg:1; Berliner S 92— Viktoria 89 Berlin:1; Spandauer SV— Elektra. Berlin 2·4 Gan Schleſien: Alemannia Breslau— Union⸗Wacke Breslau.2; S Klettendorf— Breslauer§ 06 317; Bfc Schleſien Breslau— Breslau 02:2; Hertha Breslau gegen 1.§C Breslau:3; Minerva⸗Raſ. Breslau— Vorw. Breslau 123. 5 Gau Sachſen: Ehemnitz— Gauelf Sachſen 122; Srgeih uts Dresden— SC 04 Freital:2; Vih Dresden Muts Dresden:1; Bé Hartha— SBg 01 Chemnitz 411; SC Planitz— SꝰNiederhaßlau:0; VfL Zwickau— BfB Glauchau 514. Gau Nordmark: Tod Eimsbüttel— Komet Hamburg :0; Altona 93— Hamburger SV 124 St. Pauli Sperber⸗St. Georg Hamburg:1; Polizei Lübeck— Bf Obdesloe:1; Phönix Lübeck— Schwarzweiß Lübeck 42. Gan Oſtpreußen: M7B Ponarth— 5 DS 824; Raſenſp. Pr. Königsberg ViB Königsberg 622; Pruſſia Samland— Reichsb. Königsberg:8. Gau Pommern: Stettiner S— Jahn Odermünde :0; Mi Pommerensdorf Reichsbahn Stettin 10; Blücher Stettin— VfeL Stettin:5; Pr. Bor. Stettin— Hanſa Stettin:1; VfB e Stettin— Germania Frauendorf:0; Züllchower Sc— Vorw. Löcknitz:1. Gan Niederfachſen: Eintraht Braunſchweig— S Brunswick:1; Werder Bremen— Arminia Hannover 151; Schinkel 04— Preußen Münſter 524; Germ. Wolfen⸗ büttel— Vis Braunſchweig:2; Hannover 96— PfB Peine 911. Gau Weſtfalen: Vfs Hörde— Bor. Dortmund 28; Derne:2; Buer 07— Schalke 04 Arminia Marten— Sus 603½ Gelſenkirchen 07— Gelſenguß Gelſenkirchen 22 SC Altenbochum— Weſtfalia Herne:3; Phönix Bochum— Spg Röhlinghauſen:6, Bi Bielefeld— Bielefeld 06⸗07 :1; SC 08 Münſter— BfB Bielefeld:5. 5 Gau Niederrhein: Weſtende Hamborn— Union Ham⸗ born:0; Duisburger FV o8— Hamborn 07:4; Fortuna Düſſeldorf— Henkel Düſſeldorf:0; Rot⸗Weiß Oberhau⸗ ſen— BfB Mülheim:0; SS Wuppertal— SC Cronen⸗ berg 511; Eſcht Düſſeldorf— Turu Düſſeldorf:6; Duis⸗ burg 48⸗09— Thyſſenhütte Hamborn:0; Eſſen⸗Schonnebeck gegen Eſſen:2: Rot⸗Weiß Eſſen— Eſſen⸗ Weſt 81:2; VB Hilgen— Düſſeldorf 99.2. Gau Mittelrhein: Köln— Bonn 531; SpVg Eſchweiler gegen Düren 99:2. Gan Mitte: Wacker Gera— 1.§C Greiz:1; DB Ten⸗ nendorf— Thüringen Weida:4; Tgm Debſchwit— 1. S Gera.7; Bfe Hella 96— SW 99 Merſeburg:0; Schwarz⸗ Weiß Erfurt— SC Erfurt:8; Cricket Vikt. Magdeburg— Krupp Gruſon:0; Roßlau 63— SW 05 Deſſau 018. Gau Heſſen: aſſeler Stadtpokal: Sc 08 Kaſſel— Tuſpo 86⸗09 Kaſſel:0; BC Sport Kaſſel— Spog Nie⸗ derzwehren:1; Sp Kaſſel BVV 06 Kaſſel öeſ; Vfe Wilhelmshöhe— Hermannia Kaſſel:2. Weitere Spiele: VſB Friedberg— Rb 05 Bad Hom⸗ burg:2; SV Horas— Boruſſia Fulda 011. Hauaner Rundenſpiele: VfB Großauheim C Hanau 93., Tes 1860 Hanau— Germ. Niederroden⸗ bah:5; S Steinheim— Dunlop Hanau 311. Die Spiele in Anterbaden-Oſt Ergebniſſe der Staſfel 1(Heidelberg! Kirchheim— Reichsbahn 924 „Auf dem Platz in Kirchheim gab es eine Ueberraſchung. Die Niederlage des Platzvereines iſt auf die unerfahrenen Erſatzleute zurückzuführen, während bei der Reichsbahn im —.— die alten Spieler Krieg und Holter tatkräftig mit⸗ irkten. 9 Union— Eppelheim Auch dieſes Spiel hat mit einer Ueberraſchung geendet. Das erſte Tor gelang Union durch ein Kopfballtor von Fauß, den Ausgleich ſtellte Holzmann durch einen Straf⸗ ſboß wieder her. Nun kam Eppelheim immer mehr auf und holte bis zur Pauſe weitere 2 Tore auf. In der zweiten Spielhälfte waren die Gäſte immer weiter im Angriff und auch in der Lage, ein weiteres Tor zu er⸗ zielen, während Union nur noch 1 Dor aufholen konnte. 86 Handſchuhsheim— 05 Heidelbera 00 Handſchuhsheim trat in dieſem Spiel mit einer neuen Mannſchaftsaufſtellung an, die ſich gut bewährte. Obwohl beiderſeits Torgelegenheiten vorhanden waren, wor der Ausgang des Spieles torlos. Doſſenheim— Rohrbach 1210 Das unter Leitung des Schiedsrichters 3 r ſehende Spiel zeigte eine ſtarke Ueberlegenheit der Rohr⸗ bacher. Obwohl anfänglich Doſſenheim ſehr ſtarken Wider⸗ ſtand leiſten konnte, ſo daß das Spiel bei der Pauſe 31 ſtand, zeigte es ſich in der zweiten Hälſte, daß Rohrbach als Bezirksligiſt eine größere Spielerfahrung beſaß. Ergebniſſe der Staffel 2(Wiesloch) St. Ilgen— Wiesloch:1 Der Platzverein hatte ſich vorgenommen, dem Pſch Wiesloch beide Punkte abzunehmen, was ihm faſt geglückt wäre, wenn nicht in der Verteidigung der Gäſte Gerold geſtanden hätte, der eine vorzügliche Arbeit leiſtete. Das erſte Tor für den Platzverein fiel durch einen Elfmeter, während der Ausgleich auf der Gegenſeite durch Günther erfolgte. Walldorf— Baiertal:0 Unter Leitung des Schiedsrichters Münzer, Rohrbach, den. Die Gäſte, die ſich alle Mühe gaben, konnten durch die klare Ueberlegenheit des Plotzherrn zu keinem Erfolg kommen. Rauenberg— Leimen:4 Durch das Fehlen zweier Spieler von Rauenberg war es den Spielern aus Leimen gelungen, innerhalb kurzer Zeit 8 Tore zu erzielen Kurz vor Ende der erſten Spiel⸗ hälfte konnte Rauenberg ein Tor aufholen. Nach der Pauſe iſt Rauenberg mehr im Vorteil, konnte aber den Vor⸗ ſprung nicht mehr erreichen und mußte deshalb ſich am eigenen Platze geſchlagen geben. *— Friedrichsfeld— Seckenheim:2 Seckenheim wurde als 12. Verein der Gruppe 1 um den„Eiſernen Adler“ zugeteilt. Zum erſten Spiel trat Seckenheim in Friedrichsfeld an. Das Spiel ging trotz guter Leiſtungen knapp 223 verloren. Friedrichsfeld führte bei Halbzeit 211. Nach dem Wechſel erzielten die Seckenheimer den Ausgleich, doch gelang es Friedrichsfeld, durch ein drittes Tor einen knappen:2⸗Sieg zu er⸗ ringen. Frauen-Handball VfR Maunheim— PoſtSp 12:0 T Friebrichsfeld— Bfe Neckarau:4 Sp Waldhof—Kurpfalz Neckarau 42 Die Frauenſpiele wurden am geſtrigen Sonntag gleich⸗ ſalls in Angriff genommen und nahmen den erwarteten Verlauf. Die Raſenſpielerinnen traten erſtmals nach ihrem Duisburger Erfolg wieder auf den Plan. Gegner war der Stelle hatte, ſo daß die gaſtgebende Mannſchaft eindeutig mit 12:0 einging. Der T Friedrichsfeld konnte ſich mit ſeiner jungen Mannſchaft gegen den Vfe Neckarau, der ſchon im Vorjahr ziemlich war der Kompf in Walldorf ſehr flott durchgeführt wor⸗ Poſtſportverein, der leider keine komplette Mannſchaft zur in der Bezirksklaſſe ein gewichtigtes Wort mitſyvach, nicht durchſetzen und mußte mit:1 die Meberlegenheit der Neckarauer Mädels anerkennen. Der Sp Walbhof Hatte im Vorjahr wegen Aufſtellungs⸗ ſchwierigkeiten ſeine Mannſchaft zurückziehen müſſen, aber doch tüchtig weitergearbeitet. Der Erfolg war eine neue Mannſchaft, die nun auch ſchon ihre Feuerprobe beſtand und mit:2 einen feinen Sieg über den Neckarauer Gaſt erfocht. Angarns Rad⸗Amateure in Berlin hoch geſchlagen Auf der Aſphaltbahn des Wannſee⸗Stadions trafen am Sonntag vor zahlreichen Zuſchauern zum erſten Male ſeit dem Weltkriege die Rad⸗Amateure von Deutſchland und Ungarn in einem Länderkampf auf der Bahn zuſammen. Wie erwartet, gewann Deutſchland überlegen und erzielte ein Ergebnis von 35:19 Punkten. Von den vier Wett⸗ bewerben— das Progromm umfaßte die vier olympiſchen Konkurrenzen— gewannen die Deutſchen drei einwandfrei und nur im Zeitfahren gab es ein Unentſchieden. Den Einzelſieg errang wieder Meiſter Gerhard Purann, der zudem ſeine Fliegerläufe und ſpäter auch mit ſeinem Bru⸗ der Kurt das Zweiſitzerfahren ſiegreich beendete. Hart war der Kampf im Verſolgungsrennen, das lange nach einem Siege der Ungarn Er Schluß drehten aber die Brüder —— 1*.— n teten Berliner— und Fahrer der Hitlerſugend. Die Ergebniſſe: Länderkampf: Deutſchland— Ungarn 85:19 P. Flieger⸗ läuſe: 1.: G. Purann(D) beſ. Pelveſſy(); A Lauf⸗ K. Walter(Dy) beſ. Nagy(): 8. Lauſ: K. Walter beſ. Pelvaſſy; 4. Lauf: G. Purann beſ. Nagy. Zeitfahren: 1. G. Purann(D):15,1; 2 Notas(u) 120,0f 8. Eles(u) :20,t; 4. Bunzel(Di:21,1. Verſolgungsrennen(4000 Meter): 1. Deutſchland(G. Purann, K. Purann, K. Wal⸗ —— 598 23——— 5— Nagy) 3 Meter zu weiſitzerfahren: 1. er Pur (Dà, 2. Walter⸗Bunzer(), 3. Notas⸗Pelvaſſy(), 4. Eles⸗Nagy(). Im iugoflawiſchen Fußzball wurden jetzt einer Met⸗ dung aus Agram zuſolge die Differrenzen zwiſchen dem Jugoſlawiſchen Fußball⸗Verband und der Kroatiſch⸗Slo⸗ weniſchen Liga beigelegt. Wiens Ringer und Gewichtheber tragen am 11. oder N. November in Wien einen Städtekampf gegen Prag aus. Die Weltmeiſterſchaften im Rollſchuhkunſtlaufen. die nach Dortmund vergeben waren, werden nun wahrſchein⸗ lich vom italieniſchen Verband durchgeführt. Als Aus⸗ kommen Genua, Rom und Mailand in rage. Jugoſlawiens neue Fußballelj Deutſchlands Gegner im Agramer Länderkampf Dem erſten Länderſpiel der deutſchen Fußball⸗National⸗ elf auf jugoſlawiſchem Boden ſieht man in Agram mit. Sponnung entgegen. Der neue Oberſte Fußballver⸗ band des Königreichs Jugoſlawien hat die Durchführung des Länderſpiels dem kroatiſchen Nationalverband über⸗ tragen und dieſer wiederum beauftragte ſeinen Verbands⸗ kopitän Jozo Jakopic mit allen Vorbereitungen, vor ollem mit der Auswahl und Zuſammenſtellung der neuen jugo⸗ ſlawiſchen Nationalmannſchaft, die nach der kürzlich er⸗ folgten Neuondnung im jugoſlawiſchen Fußballſport zum erſtenmal eine wirkliche Auswahl des ganzen Staates dar⸗ ſtellen wird. Verbandskapitän Jakopic hat bereits ſeine erſte Auswahl getroffen und dem Oberſten Verband fol⸗ ende Mannſchaftsaufſtellung vorgeſchlagen, von der man annimmt, daß ſie bis guf geringfügige Aenderungen die Zuſtimmung aller anderen Nationalverbände finden wird: Glaſer (Gradjanſki Agram) Beloſevie Matoſic (Gradianſki Agram)(Haiduk Split) Maruſic Fazbinſchek Lechner cHajduk Split)(Gradjanſki Agram)(Belgrader SK) Mebaric Hitrec Lesnik Antolkovic Gliſovic Geide HASK Agram)(beide Gradjanſki Agram)(Belgr. SK.) Grſatz: Muradori(Saſk Sarajevo), Pafevie(SASgK Agram). Pferderennen im Reich Karlshorſt(8. Oktober) Tempelhofer Hürdenrennen. 2900 Mark, 1. Stall Steinecks Humbert(R. Mämecke); 3. Athanagild; 4. Quick⸗Trick. Ferner: Fauſt, Blaumeiſe, Schneekönigin, Strandkrabbe, Aitos Ordinarius, Domherr, Agrarier. Michel. Toto: 4, 14, 18, 14, 58:10. EW; 248:10. Og.:——8. Märienſelder Flachreunen 1400 Mark, 1800 Meter: 1. F. W Michaels Märchenprinz(Kreienbring); 2. Oceanus; 3. Siebenmeilenſtiefel; 4. Casco. Ferner: Poſeur, An⸗ führerin, Barſoi, Blaubart, Angona, Citadelle, Toto: 87, 18 14, 11, 28:10. EW: 200:10. WMi——4. Elädower Jagdrennen. 2700 Mark, 8000 Meter: 1. Hptm. Ziervogels Loki(E. v. Breſinſtti); 2. Mapal; 3. Du⸗ katenfalter. Ferner: Feuerſtein, Initium, Mondfahrt. Toto: 25, 12, 12:10. EW: 48:10. Lg.:——W. Lankwitzer Flachtennen. 2900 Mark, 900 Meter: 1. Abt. 1. Stall Neumarks Flambonette(J. Swehla); 2. Edelmar⸗ der; 3. Rara. Ferner: Valona, Mue Carioea, Vo⸗ gelfang, 5 Toto: 56, 18, 14, 16:10. Eds: 264 10. Sg.:—14—1.— 2. Abt.: 1. Stall Meliſſas Lowiſe(P. Ludwig); 2. Dorkas; 3. Corpsbruder. Ferner: Faſolt, Moritz, Santa, Anita, Göſch, Lichterloh Kalippgos. Toto: 128, 37, 20, 45:10. EW: 253210. Og.;—ft. Domino⸗Jagdreunen. 4200 Mark, 4000 Meter: 1. H. L. Puſchs Immerweiter(W. Wolff); 2. Heldenfauſt; 3. 1800 Meter: 2. Maiflieder; Ob. Norddeich, Lorbaß. Ferner: Lare Perlſtab, Horrido, Eiſack, Rhein. Toto: 27, 10, 40, 38:10. EW: 834710. L.——9. Wannſee⸗Flachrennen. 2100 Mark, 2000 Meter: 1. M. Anſpachs Criſpin(J. Svehla): 2. Maxilla; 3. Seeteufel; 4. Heimatfreude. Ferner: Auerhahn, Claudius, Sahara, Tauperle Vierthaler, Glücksmädel, Korporal, Brachvogel. Toto: 143, 24, 15, 14, 73110. EW: 992:10. Lg.: 54—1541—9. Tasdorfer Jagdrennen. 2500 Mark, 3400 Meter: 1. W. Dyhrs und O. v. Eſtorffs Portepee(R. Ebder); 2. Lieber Kerl; 8. Halthari. Ferner: Goldhawk, Lohma, Frieoberg, Bambus, Lautenſpieler, Charlott. Toto: 26, 12, 14, 13110. CW: 192:10. Lg.:—.— 9. Rahnsdorfer Fiacteune 200 Mark, 1200 Meter: 1. Geſt. Zopppts Queen(R. Chapman); 2. Immerfroh; g. Waälküre; 4. Mawall. Ferner: Muskat, Wilderer, An⸗ Pikör, Tiepolo, Ahorn, Gräfin balt, Veracruz, Königsparade Zakuska, Pontiac, Dwiſt, Pepino, Triberg Flamboynella. Toto: 55. 16, 13, 22, 24110. EW: 156:10. Lg.: 42—K. Rennen in Berlin⸗Hoppegarten Travertin⸗Rennen, 3200 J, 1200 Meter. Zweij. Maiden. 1. Hauptgeſtüt Graditz' Wer Weiß(H. Zehmiſch); 2. Bor⸗ deaux; J. Madame Nüßler. Ferner: Trevado, Opal, Möd⸗ ling. Tot.: 16, 11, 15:10. Lg. 174——1½. EW: 4410. Richard⸗Haniel⸗Rennen. 4500 /, 2200 Meter. Ausgl. 3. 1. Heinz Junks Armenienne(5. Zehmiſch); 2. Pompejus; 9. Janitſcher. Ferner: Dürer, Akanthus, Morgenruf, Deutſches Gold, Idar. Tot.: 66, 23, 50, 310:10. Lg. 194—. EWz 146810. Ferro⸗Rennen. 7500“, 1600 Meter. 1. Geſt. Ebbeslohs Funza(O. Schmidt); 2. Prinzenweg; 3. Origenes. Ferner: Mariza. Tot.: 29, 12, 14, 15:10, Lg. 14—1—2. EW: 88:10. 1400 Meter. Zweijährige. RNatibor⸗Rennen. 15 000 1. Geſtük Walöfrieds Finitor(W. Held); 2. Schwarzgold; 3. Organa; 4. Rexow. Tot.: 43, 11, 10. Lg. 74——(4 EW: 96.10. Omnium. 10 000 /, 9000 Meter. Ausgleich 1. 1. Geſtüt Waldfrieds Mauritius(W. Held); 2. Gräfin Iſabella; 3. Sonnenfleck. Ferner: Panheros, Steinbach, Vineta, Herz⸗ ſolo, Trara. Tot.: 47, 16, 16, 28:10. L.——4. Turmfalke⸗Rennen. 3200, 1800 Meter. 1. Fr. Hüners Trojaner(St. Weber): 2. Wiener Walzer; 3. Tempo. Ferner: Goldtaler, Glücksmädel. Tot.: 26, 15, 21:10. Lg.: —½—NA. EW: 100:10. Conteſſa⸗Maddaleng⸗Rennen. 3200 J, 1600 Meter. Aus⸗ gleich 3. 1. R. Dietrichs Luzie(J. Dolff); 2. Maiandacht; . Vinſebeck. Ferner: St. Andreas 2, Staroſte, Muanſa, Goldperle, Bel ami, Faleidig, Linda, Prieſterin. Tot.: 86, 18, 13, 16, 19:10. Lg.——H. EW: 296:10. Ebro⸗Rennen. 3200 /, 2400 Meter. Ausgleich 3. 1. Stall Mülhens Patent(H. Zehmiſch); 2. Laurus; g. Graf Flambo; 4. Panurgie. Ferner: Paſubio, Amaranthus, Fidalgo, Morgengruß, Gutsherr, Smike, Mentor, Scävola. Ghima⸗ phila, Indio, Tot.: 89, 17, 14, 15, 13:10. Lg.———2. EW: 884:10. Laudenbach, Leutershauſen frei. Uhr ohne Wartezeit. Von dieſer Mannſchaft haben nur der ausgezeichnete Torwart Glaſer und der Außenläufer Lechner den erſten Länderkampf mitgemacht. der im Februor ö. J. vor 70000 Zuſchouern im Berliner Olym⸗ pia⸗Stadion ſtattfand und mit einem knampen deutſchen:2⸗ Sieg endete. Hitrec, Matoſic und Gliſovie ſind aber gleich⸗ falls bekannte Nationalſpieler, die ſchon viele inter⸗ notionale Kämpfe mitgemacht haben. In Agram indet dieſe Elf eine ſehr freundliche Aufnahme und man unter⸗ ſtreicht beſonders ihren hohen kämwpferiſchen Wert. Das Länderſpiel wird auf dem Concordia⸗Platz in Agram ſtatt⸗ finden und man erwartet einen Rekordbeſuch. Die deut⸗ ſche Elf erwartet man mit großer Spannung: man wird ihr im befreundeten Jugoſlawien eine herzliche Aufnahme bereiten und den Aufenthalt ſo angenehm wie lich machen. U. a. iſt ein Beſuch des kroatiſchen Natiomal⸗Heilig⸗ tums, des Radie⸗Grabes, vorgeſehen. Mit Sold und Conen! Deutſche Fußballelf gegen Jugoſlawien Die deutſche Fußball⸗Nationalmannſchaft zum zweiten Länderkampf gegen Jugoſlawien am kommenden Sonntag, 15. Oktober, in Agram, ſteht wie folgt: Klodt (Schalke 04) Janes— Moog (Fort. Düſſeldorf)(Bfs 1899 Köln) Kupfer— Sold— Kitzinger GSc os Schweinfurt)(1.§6 Nürnbg.)(l. FC05 Schweinf.) f6 Conen— Szepan— Urban (Schw. Augsbg.)(Dresd.Sc)(Stuttg.Kick)(eide Schalke da) Erſatz: Jakob(Jahn Regensburg), Gelleſch(Schalke 00. um den„Eiſernen Adler“ Eine fünfte Gruppe(Bergſtraße) gebildet ———— der Bergſtraße, die ſich verſpätet mel⸗ eten, egenheit zum Spieben zu geben, wird noch eine Runde Bergſtraße eingeführt. Die Verrechnung erſolgt genau wie bei allen andern. Die Vereine bilden die Gruppe 5. 15. Oktober: Hemsbach— Kützelſachſen, Leutersh⸗ gegen Jahn Weinheim, Laudenbach frei. 22. Oktober: Leutershauſen— Laudenbach, heim— Lützelſachſen, Hemsbach frei. 29. Oktober: Laudenbach— Jahn Weinheim, bach— Leutershauſen, Lützelſachſen frei. 5. November: Weinheim— Hemsbah, Lützelſachſen— Die A⸗Jugend aller Vereine ſpielt jeweils 1 Uhr. Akte Termine ungültig. Die Spiele beginnen jeweils um 14.80 Hems⸗ e Wie unſere Truppen an der Front, ſo wird das geſamte deutſche Volk im Uriegs Wöhw. unſeren Feinden zeigen, daß wir eine unbeſiegbare Schickſalsge · meinſchaft geworden ſind. Eine Jachi kam von Kopenhagen ROMAN VoN Kuxx PBRNGANDBE * Carl Duncker, Verlag. Copyright by Berlin W. 35. „Sie hatten es aber eiligl“ „Saßen Sie ſchon hier, als ich eben vorbeikam?“ „Natürlich. Aber Sie haben mich gar nicht ge⸗ ſehen, ſo eilig hatten Sie'!“ „Nein, ich habe Sie nicht bemerkt. Sitzen Sie ſchon lange hier?“ Anna nickte, blickte über die Fiſchkutter und ſummte. Er räuſperte ſich.„Ich ſuche eine Dame, eine Dame in einem grünen Complet. Oſt ſie vielleicht hier vorbeigekommen?“ „Nein,“ antwortete Anna gedehnt und blinzelte ihn an.„Nein, hier iſt keine gekommen.“ Er nickte ihr haſtig zu, ging weiter und fuhr ſich mit beiden Händen über die Augen. Er verſtand ſich nicht mehr. War ſeine Furcht vor Herta Karl ſo groß, daß er ihr nachlief und wildfremde Leute nach ihrem Verbleib fragte? Aber er mußte ſie ſuchen und finden und zur Abreiſe zwingen, es war undenk⸗ bar, daß ſie in Berührung mit Lampert, Pünktchen und Greta kam.— Als Witthans Lampert verlaſſen batte, verſank Lampert in Grübeln, das ihn unbehaglich ſtimmte. Er glaubte Witthans das Zigarrenholen nicht, er hatte eine kleine Ausrede, eine Notlüge gebraucht, um von ſeiner Seite ſortzukommen, und mit eigen⸗ ſinniger Hartnäckigkeit kehrte bei Lampert der Ge⸗ danke wieder, daß Witthans jener unbekannten Frau nachgegangen war. das war ſonnenklar. Hatte nun auch Witthans Ge⸗ heimniſſe? Wenn man zufällia einem Menſchen be⸗ gegnet und man hat ein reines Gewiſſen, braucht man nicht wie zu Tode erſchreckt und mit grauen Backen zu ſtehen, dachte Lampert böſe. ſolche Dame vorbei⸗ e, Er ſchielte zum Portier hinüber, der mit Schlüſ⸗ ſeln klapperte, er erhob ſich und trat zu ihm. Ein Verſuch konnte nichts ſchaden. Er fragte den Por⸗ tier:„Sagen Sie, hat vor kurzem eine Dame nach mir gefragt?“ Der Portier verneinte.„Nicht nach Ihnen, Herr Lampert. Nach einem Herrn Witthans hat ſie ge⸗ fragt.“ „Ach! War es nicht eine Dame in einem grün⸗ lichen Aufzug?“ „Ganz recht!“ „Alſo nach Herrn Witthans hat ſie gefragt, aber was ſie von ihm wollte, hat ſie natürlich nicht ge⸗ ſagt!“ „Nein. Bei uns wohnt auch gar kein Witthans!“ Lampert guckte verdutzt.„Ach ſo!“ Der Portier hatte ja recht, Witthans wohnte nicht im Kurhaus. Pünktchen hatte Geheimniſſe, Witthans ſchlief an Bord, und der Portier mochte nur die Namen ſeiner Zimmergäſte kennen.„Na, danke ſchön!“ 9 „Bitte ſehr, Herr Lampert.“ Lampert ſuchte wieder ſeinen Seſſel auf, er ſpürte ein Kribbeln in den Fingerſpitzen. Schneller als je zu erwarten geweſen war, hatte er die Beſtätigung ſeiner Beobachtung gefunden. Jene Frau hatte nach Witthans gefragt, und jetzt ſtand für ihn endgültig feſt, daß Witthans dieſer Frau nachgelaufen war Ein kleiner dicklicher Herr ging mit Angelſtock und Fiſchkorb in der Hand vorüber. Jetzt, bei dieſer Fahreszeit noch angeln zu gehen, das iſt auch eine Sache, murrte Lampert halblaut für ſich. Er war ergrimmt, er ſah ſich in die Rolle eines Beobachters und Aufpaſſers gedrängt, Pünktchen, ſein Kind, ver⸗ barg ihm etwas, und Witthans, der ihm über alle geſchäftlichen Beziehungen hinaus menſchlich ar⸗ nächſten ſtand, ging auf einmal auch eigene Wege und flunkerte. Witthans kam zurück, aber im ſelben Augenblick erſchienen auch Greta und Ingrid, und Witthans ver⸗ wickelte Greta ſofort in ein Geſpräch. Lamper horchte verwundert, Witthang ſprach ſo lebhaft und erregt, wie er es noch nie an ihm bemerkt hatte. Witthans hatte ſich ſo geſetzt, daß er durch die Schei⸗ ben auf den Strandweg blicken konnte. Was ſollte er tun, wenn Herta Karl zurückkam? Er hörte ſich ſprechen und antworten und lietz dabei den Strand⸗ weg nicht aus den Augen. Wie, wenn er ſich über⸗ bißchen die Welt anſehen!“ 5 * 7 haupt getäuſcht hatte? fragte er ſich dann auf ein⸗ mal. Es konnte mehr Frauen auf der Welt geben, die ein grünes Complet trugen und ihrem Gang nach Herta Karl glichen. Aber als dann Greta einen kleinen Spaziergang vorſchlug, machte ſeine Zuver⸗ ſicht einer neuen Beklemmung Platz. Mit unruhig klopfendem Herzen und ſuchenden Blicken ſchritt er neben Greta her, während Lampert und Ingrid ſorg⸗ los plaudernd vor ihnen gingen.—— Herta Karl ſah ſie kommen, ſie ſaß an einem Tiſch hinter der großen Spiegelſcheibe ihres Hotels und beobachtete die Straße. Auf der anderen Seite der Straße gingen vier Leute, einer von ihnen war Witthans und dex andere Herr würde Lampert ſein. Die beiden Damen kannte ſie nicht. Sie zog nach⸗ denklich, und ſpöttiſch die Brauen hoch. Wo war Liſelotte Lampert? Witthans trat in ein Zigarrengeſchäft, Lampert, Greta und Ingrid ſchlenderten langſam weiter. Der Zigarrenhändler, ein kleiner weißhaariger Mann mit ſtillen Augen und bleichen Händen, nahm aus einem breittürigen Schrank einen ganzen Stapel Kiſten und ſtellte ihn vor Witthans auf. In der Mitte des Wandſchranks war ein ovaler Spiegel eingelaſſen, darüber hing eine Telleruhr. In der rechten Ecke des Ladens brannte ein kleiner eiſer⸗ ner Oſen. Witthans wählte ſorgſam und umſtändlich. Die kleine Glocke über der Tür ſchepperte abermals, und während der Händler zuſammenrechnete ſagte Witthans:„Sie haben ja ſchon Feuer im Ofen!“ „Jawohl, mein Herr. Rauchwaren müſſen ge⸗ pflegt werden, im Herbſt iſt die Luft beſonders an der See ſehr feucht.“ „Ja, das kann ich mir denken und außerdem kann man abends einen warmen Oſfen ſchon ſehr gut ver⸗ tragen.“ Witthans zahlte und ſah zur Seite: Herta Karl lächelte ihn an. Witthans blickte wieder fort, bleich um die Naſe, und griff nach dͤem Wechſelgeld. „Warte, ich komme doch mit“, ſagte Herta Karl, als er den Laden verlaſſen wollte. „Och bin nicht allein!“ „Wie ſchade!“ Er ließ die Türklinke wieder los und trat auf ſie zu.„Was willſt du hier, Herta?“ Er wurde ganz ruhig. ich bin ja nun frei, Walter! Ich will mir ein „Biſt du wirklich nur zufällig hier?“ „Ach, Walter!“ Sie ſchüttelte mitleidig über ſeine Einfalt den Kopf. „Alſo nicht! Und was willſt du von mir? Warum ſuchſt du mich?“ „Es iſt nicht wenig, was ich von dir will.“ „Woher weißt du überhaupt,“ fragte er nun und gerade als ſei dies wichtig, zu erfahren,„daß ich in Seewalde bin?“ 8 „Herr Jenſen war ſo freundlich, es mir zu ſagen.“ Er verfärbte ſich. Sie hatte mit Jenſen tele⸗ phoniert, war ſie um ihre Sinne gekommen?„Du haſt mir nicht nachzuſpionieren!“ ſtieß er erbittert hervor.„Du brichſt unſere Abmachung und dein feier⸗ liches Verſprechen!“ Sie lächelte und kniff die Augen zuſammen, um dann wie verwundert und unſchuldig zu antworten: „Die Dinge haben ſich inzwiſchen grundlegend ver⸗ ändert, Walter. Ich bin frei und unabhängig ge⸗ worden, du ſelbſt haſt mich darauf hingewieſen, als du mir den Vertrag brachteſt.“ Er drehte ſich wortlos zum zweitenmal nach der Tür zurück, um endgültig zu gehen. Ihr offener Hohn war widerwärtig für ihn, ſie war früher ſchlecht geweſen und war ſchlecht geblieben. „Ich wundere mich, daß du und Herr Lampert noch ſo friedfertig nebeneinander geht, gerade als ſei gar nichtsinzwiſchen geſchehen. Wenn ich über Herrn Jenſen erfahren habe, wo du zu finden biſt, wird Fräulein Lampert es erſt recht gehört haben.“ Er ließ zum zweitenmal die Klinke fahren und ſeine Backen wurden wieder blaß.„Was heißt das? Haſt du vielleicht mit Fräulein Lampert geſprochen?“ „Eben, ich habe ſie geſprochen!“ „Witthans war mit einem großen Schritt dicht vo ihr, vergaß ſich und packte ſie am Handgelenk.„Das iſt nicht wahr!“ „Du tuſt mir weh!“ rief ſie und wurde bleich vor Schmerz.„Biſt du toll!“ „Daß iſt nicht Er gab ſie frei und keuchte wieder: wahr!“ Fortſetzung folgt) Jabn Wein⸗ —