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Bei Zwangsvergleichen oder Konkurſen wird keinerlei Nachlaß gewährt. für Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für fernmündlich erteilte Aufträge. Gerichtsſtand Mannheim. Keine Gewähr 150. Jahrgang Oonnerstag, 10. Oktober 1930 Nummer 451 Ein Bendu des Obetommandos über die Kamninandlungen zeit Kriegausbruch Co ging es bisher im Weſien zu Die bisherigen Kämpfe im Weſten brachten auch hier den Beweis der Aeberlegenheit der deutſchen Waffen (Funkmeldung der NM3Z.) + Berlin, 19. Oktober. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt be⸗ kannt: 3 Zwiſchen der Saar und der Straße Horn⸗ bach—Bitſch warfen unſere Truppen die noch auf deutſchem Boden befindlichen feindlichen Nachhuten nach kurzem hartnäckigem Kampf auf und über die Grenze zurück. An den übrigen Abſchnitten der Weſt⸗ front nur örtliche Artillerie⸗ und Späh⸗ trupp⸗Tätigkeit. An einigen Stellen iſt die Fühlung mit dem Feinde vorübergehend verlorengegangen, da unſere Gefechtsvor⸗ poſten die franzöſiſche Grenze nicht überſchritten haben. Damit kann der erſte Abſchnitt der Kampfhandlungen im Weſten— hervor⸗ gegangen aus der Initiative der Fran⸗ zoſen— als abgeſchloſſen betrachtet und ſol⸗ gender Ueberblick über die Ereigniſſe an der Weſtfront ſeit Beginn des Krieges ge⸗ geben werden: Mit dem Beginn der Operationen in Polen wur⸗ un auch unſere Grenzbefeſtigungen durch ſtarke Kräfte beſetzt. Am 9. September eröffneten die Franzoſen die Feindſeligkeiten und überſchritten mit Spähtrupps an verſchiedenen Stellen zwiſchen Luxembura und Rhein weſtlich Karlsruhe die deutſche Greuze. Seit dieſer Zeit haben an der ganzen Weſtfront an keiner Stelle ernſthafte Kampf⸗ handlungen ſtattgefunden. Die rein örtlichen Kämpfe ſpielten ſich in einem flachen, nahe der franzöſiſchen Grenze liegenden Streiſen im Vorfeld unſeres Weſtwalles ab. Von einer einzigen Ausnahme abgeſehen, führten dieſe Kämpfe auf beiden Seiten nur kleine Verbände, meiſt unter Kompanieſtärke. Beſetzt wurden von den Franzoſen im Laufe des Monats September lediglich 1. einige nahe der franzöſiſchen Grenze ge⸗ legene deutſche Ortſchaften zwiſchen der luxem⸗ burgiſchen Grenze und Saarlautern; 2. das ſüdweſtlich Saarbrücken gelegene, nach Frankreich vorſpringende Waldgebiet„Der Warndt“ und 3. der ebenfalls vorſpringende Gebietsteil ſüdoſtwärts Saarbrücken zwiſchen Saar und dem Pfälzer Wald. Nur in den beiden zuletzt genannten Gebiets⸗ teilen, die von uns planmäßig geräumt waren, hat ſich der Feind unter erheblichen Verluſten in einer Tiefe von drei bis fünf Kilometern auf auf deutſchem Boden feſtgeſetzt. 3 Das ganze übrige deutſche Gebiet vor dem Weſtwall blieb frei vom Feinde. An keiner Stelle ſind franzöſiſche Kräfte auch nur in die Nähe des Weſtwalles gekommen, außer dort, wo der Weſtwall, mie bei Saarbrücken, in unmittel⸗ barer Nähe der franzöſiſchen Grenze verläuft. Dieſer geringen Infanterietätigkeit entſprach auch das Artilleriefeuer. Es beſchränkte ſich, nerer Unternehmungen abgeſehen, auf Störungs⸗ ſeuer gegen Geländepunkte im Vorfeld unſerer Be⸗ ſeſtigungen. In einem einzigen Fall wurde ein Bunker in der Nähe von Saarbrücken mit 80 Schuß mittleren Kalibers ohne jeden Erfolg beſchoſſen. Am Oberrhein von Karlsruhe bis Baſel herrſcht ſeit Kriegsbeginn völlige, faſt friedens⸗ mäßige Ruhe. Dieſen von frauzöſiſcher Seite als großen Erfolg und wirkſame Unterſtützung der Polen hingeſtellten geringen Geländegewinn hat der Feind zwiſchen der luxemburgiſchen Grenze und dem Warndt ſowie zwi⸗ ſchen der Saar und dem Pfälzer Wald freiwillig wieder aufgegeben und iſt, von unſeren daraufhin energiſch nachſtoßenden Truppen gedrängt, bis dicht an und über die franzöſiſche Greuße zurückgegangen. Die Luftkriegfünrung an der Weſifron ging bisher über Aufklärungstätigkeit ſowie Jagd⸗ und Flakabwehr auf beiden Seiten nicht hinaus. Bombenangri wirkungsvollen deutſchen Abwehr durch Jäger und 925 ſind ſeit Kriegsbeginn an der Weſtfront 60 eindliche Flugzeuge, darunter 12 britiſche, erlegen. von der Unterſtützung klei⸗ ffe fanden nicht ſtatt. Der Die feindlichen Flugzeugverluſte im Innern Deutſchlands und im Küſtenvorfeld ſind in dieſen Zahlen nicht enthalten. Die deutſchen Geſamiverluſte durch feindliche Einwirkung an der Weſtfront betragen ſeit Kriegsbeginn bis zum 17. Oktober 196 Tote, 356 Verwundete, 114 Vermißte ſowie insgeſamt 11 Flugzeuge. Demgegenüber wurden bis 18. Oktober allein 25 franzöſiſche Offiziere und 664 Unterofſiziere und Mannſchaften als Gefangene eingebracht. An der 170 Kilometer laugen Oberrhein⸗Front wurde nur ein Maun durch einen gelegentlich eines Flakabſchuſſes herabfallenden Granatſplitter ver⸗ wundet. Britiſche Truypen konnten bisher in der Linie der Weſtfront nirgends feſtgeſtellt werden. Das Parlament perlangt Aufklärung (Funkmeldung der NM3.) + Paris, 19. Oktober. Der auswärtige Kammerausſchuß hat dem Mini⸗ ſterpräſidenten eine Forderung nach Vorlegung der „diplomatiſchen Dokumente über die Kriegsurſachen“ überbracht. Das franööſiſche Parlament bekundet damit, daß es ſich nicht ausſchal⸗ ten läßt und darauf beſteht, daß über die wahren 0 Umſtände, unter denen Frankreich in den engliſchen Krieg hineingezogen wurde, endlich vollſte Klarheit herrſchen muß. 8 Dtulſche Siukas über Stapa Floo Der Anoriff der deulſchen Kampfflieger auf den Schlupfwinkel der Home Fleet 19. Oktober(..) »Am Dienstagfrüh waren deutſche Kampfflieger zum Flug gegen Kriegsſchiſfe auf die in Scapa iow liegenden engliſchen Flotteneinheiten ge⸗ tartet, wobei ein engliſches Schlachtſchiff ſchwer getroffen wurde. Die deutſchen Stukas griffen gerade dieſes Schiff von verſchiedenen Seiten und aus verſchiedenen Höhen an und konnten mehrere Treffer erzielen. Am frühen Morgen des Dienstaa ſtartete unſer Verband, der ſchon am Vortage die Engländer im Firth of Forth beworfen und Kriegsſchiffe mit ſchwe⸗ ren Bombentreffern bedacht hatte, erneut zum Fluge gegen die Schlupfwinkel der engliſchen Home Fleet. K war an dieſem Morgen außerordentlich günſtiges etter für den Angriſf. Die Wolkenlage war ſehr gut und wir hatten einen ſehr ſchnellen Flug in Rich⸗ tung Schottland. Es dauerte gar nicht lange, bis wir den bekannten Zufluchtshafen der engliſchen Flotte vor uns ſahen; doch lagen leider nicht viel Schiffs⸗ einheiten hier. Wir ſuchten das größte der Ziele, ein Schlachtſchiff, und ſtürzten uns mit unſerer Bomben⸗ laſt darauf, die ſo ſchnell abgeladen wurde, daß uns die engliſche Schiffsflak nicht erwiſchen konnten. Wir ſahen zwei Volltreffer auf ſahen hohe Rauch⸗ und Feuerſäulen aufſteigen und dem Schiff, ſahen auch noch. wie gleichzeitig unſere Kameraden von verſchiedenen Seiten angriffen. Rooſebelt ſperrt u8 A⸗Häßen für U⸗Voole Natürlich nur„im Inkereſſe der Aufrechterhaltung des Friedens“ (Funkmeldung der NM.) + Waſhington, 19. Oktober. Bezugnehmend auf§ 8 der Neutralitätsakte proklamierte Präſident Rooſevelt die Sperrung ſämt⸗ licher USA⸗Häſen und Hoheitsgewäſſer für die U⸗ Boote der kriegſührenden Nationen. Ausnahmen ſind nur im Falle höherer Gewalt geſtattet. Dieſe Maß⸗ nahme wird damit begründet, ſie diene der Aufrecht⸗ erhaltung des Friedens zwiſchen den Vereinigten Staaten und den anderen Nationen, der Sicherung amerikaniſcher Handelsintereſſen und dex amerika⸗ niſchen Bürger ſowie der Sicherheit der Vereinigten Staaten ſelbſt. 85 *„*E*. Die Begründung entſpricht jenem, milde geſagt, „Formalismus“, auf den ſich die Waſhingtoner Politik mit Vorliebe zurückzuziehen pflegt, wenn es ſich um Maßnahmen handelt, bei denen die Neu⸗ mac tralität mehr Vorwand als wirklicher Zweck iſt. Es kann auch gegenüber dieſer neuen Maßnahme Royſe⸗ velts nicht verſchwiegen werden, daß ſie in erſter Linie Deutſchland und ſeine U⸗Boote trifft und wohl auch nach dem Willen des Präſidenten treffen ſollte. Denn vor allem ſind es natürlich deutſche U⸗Boote, die bei der Führung ihres legalen Kaper⸗ krieges auf dem Atlantiſchen Ozean in die Notwen⸗ digkeit verſetzt werden können, neutrale, in dieſem Falle USA⸗Häfen zur Ergänzung ihrer Treibſtoffe oder Lebensmittelvorräte anzulaufen. Nach gelten⸗ dem internationalem Seerecht haben Kriegsſchiffe be⸗ kanntlich auch das Recht, ſich zu dieſem Zwecke für 24 Stunden in einem neutralen Hafen auftzuhalten. Wenn Rooſevelt jetzt dieſes internationale Recht aus amerikaniſcher Machtvollkommenheit für die USA außer Kraft ſetzt, ſo iſt das nicht, wie er glauben chen möchte, ein Akt der Neutralität, ſondern eher das Gegenteil! 0 Die Lage 5 Drahtbericht unſ. Berliner Schriſtlig. Berlin, 19. Oktober. Scapa Flow iſt das Thema der geſamten Welt⸗ preſſe. Ueberall im Ausland taucht die Frage auf, wie das möglich geweſen iſt. Der„Maasbode“ ſchreibt:„Die Tat wurde möglich durch die Ueber⸗ legenheit der deutſchen Waffen und der deutſchen Leitung. Ihr gegenüber ſind die britiſche Führung und die britiſche Abwehr völlig unzulänglich. Dieſe Unzulänglichkeit hat den Nimbus der Unbe⸗ ſiegbarkeit der britiſchen Flotte zerſtört.“ Der Führer hat den U⸗Bnot⸗Männern das ausgeſprochen, was das ganze deutſche Volk im Herzen empfindet, daß ſie die ſtolzeſte Tat der deut⸗ ſchen U⸗Boot⸗Waffe vollbracht und daß ſie das deutſche Volk in ſeinem unerſchütterlichen Vertrauen auf den Sieg beſtärkt haben. Die Schläge in Scapa Flow ſitzen jedenfalls und haben England aus ſei⸗ ner Illuſion aufgeſchreckt. Sie ſind ſelbſt in Eng⸗ land, ſo leſen wir im geſtrigen„Rotterdamer Cou⸗ rant“, das Tagesgeſpräch, und Churchills Erklärun⸗ gen, er hätte ein Drittel der deutſchen U⸗Boote bereits vernichtet, bleiben ohne Wirkung auf die auf⸗ geſchreckte Oeffentlichkeit. Von der wirklichen Stimmuna in Englanoͤs brei⸗ ter Oefſentlichkeit gibt auch die Rede des Arbeiter⸗ führers Attlee im Unterhaus deutlich Kenntnis, die die Unzufriedenheit ſeiner Partei mit der mari⸗ timen und wirtſchaftlichen Organiſation Groß⸗ britanniens zum Ausdruck brachte. Die Worte ſeiner Rede:„Es iſt unfaßbar, daß die Deutſchen ein⸗ dringen konnten“ und„Englands Wirtſchaftsorgani⸗ ſation iſt ſchwach“, bringt das geſtrige Londoner Abendͤblatt„Star“ in breiter Schlagzeile an der Spitze ſeines Blattes. So wie England die Flottenniederlage von Scapa Flow hinnehmen mußte und ſich abmüht, nach Er⸗ klärungen hierfür zu ſuchen, ſo zeigt die fran⸗ zöſiſche Preſſe ein lebhaftes Rätſelraten über die Gründe zur Wiederräumung des in den letzten vier Wochen beſetzten deutſchen Vorgeländes. Der„Figaro“ ſchreibt, daß man dieſes Han⸗ deln nicht verſtehe. und der„Matin“ knüpft an die Meldung den Satz:„Hoffentlich wird der Er⸗ folg die Richtigkeit dieſer Taktik beweiſen.“ In der Schweizer Preſſe beſprechen„Baſler Nachrichten“ und⸗ „Neue Zürcher Zeitung“ die Vorgänge an der Weſt⸗ ront ausführlich. Beide Blätter kommen zu der gleichen Schlußforderung, daß die Franzoſen das Geſetz des Hanbelns eingebüßt haben. Auf allen Gebieten wirkt ſich das Kriegsgeſchehen nehr oder weniger fühlbar aus. Die Stillegung des italieniſchen Schiffsverkehrs mit engliſchen Häfen, die der Mailänder„Cor⸗ riere della Sera“ meldet, iſt ein neuer Schlag für Englands Weltmachtdünkel auch in wirtſchaftlicher Hinſicht. Mit franzöſiſchen Häfen wird der italieniſche Schiffsverkehr zur Zeit noch aufrecht erhalten. Der engliſche Hafen⸗ und Güterverkehr iſt ohnehin durch den Ausfall der Lieferungen aus Nordenvopa und (Fortſetzung auf Seite 2) Die Sowjetunion in der Oſtſee (Von unſerem Sonderberichterſtatter für die Sowjetunion.) O. E. im Oktober 1939. In der ungewöhnlich kurzen Zeit von kaum 14 Tagen hat die Regierung der Sowjetunion drei außerordentlich bedeutſame Verträge mit den Oſt⸗ ſeeſtaaten Eſtland, Lettland und Litauen abgeſchloſ⸗ ſen. Dieſe Verträge verfolgen einen doppelten Zweck. Einmal ſoll durch ſie die ſtrategiſche Poſi⸗ tion Sowjetrußlands in Nordoſteuropa gefeſtigt, zum anderen ſollen die Wirtſchafts⸗ und Handels⸗ beziehungen zwiſchen den Baltiſchen Staaten und der Sowjetunion den heutigen Verhältniſſen ent⸗ ſprechend ausgebaut werden. Sowohl in Reval als auch in Riga und Kowno hat man den Intereſſen Moskaus Rechnung getragen und auf dem Verhand⸗ lungswege der friedlichen Neuordnung in dieſem Teil Europas zugeſtimmt. Als erſter der baltiſchen Staatsmänner fuhr der eſtniſche Außenminiſter Selter nach Moskau, um hier in gemeinſamen Beratungen mit Stalin und Molotow die Grundlagen zu ſuchen, auf denen das zukünftige ſowjetruſſiſch⸗eſtniſche Verhältnis endgül⸗ tig bereinigt und ſtabiliſiert werden könne. Der auf der Baſis dieſer Erwägungen mit der eſtniſchen Re⸗ gierung abgeſchloſſene Vertrag hat dann auch als Vorbild für die Pakte gedient, welche die Sowjetunion kurz darauf mit den beiden anderen baltiſchen Staa⸗ ten abſchloß. Dabei war es klar, daß Moskau nach dem Ausbruch des Krieges und der Vernichtung des polniſchen Staates daran liegen mußte, die ungün⸗ ſtige ſtrategiſche Lage ſeines größten Oſtſeehafens Leningrad dadurch zu verbeſſern, daß es die Ein⸗ gänge zum Finniſchen Meerbuſen nach Möglichkeit militäriſch ſicherte. Dieſer Wunſch wurde auch in dem offiziöſen Blatt der Sowjetregierung, der„Iſweſtija“, ausgeſprochen, die dann nach dem Abſchluß der Beiſtandspakte erklärte, daß nun die geſamte ſtrategiſche Lage im öſtlichen Teil der Oſtſee eine radikale Aenderung erfahre. Wie ſchon erwähnt, hat man ſich ſowjetruſſiſcher⸗ ſeits weitgehend von militärpolitiſchen Ge⸗ ſichtspunkten leiten laſſen. Im Ergebnis der Verhandlungen überließ daher die eſtniſche Regie⸗ rung den Hafen von Baltiſchport der Sowjetregie⸗ rung, welcher das Recht zugeſtanden wurde, hier Flottenſtützpunkte zu errichten und in der Nähe die⸗ ſes Hafens auch Flugplätze anzulegen. Um einen etwaigen feindlichen Angriff auf den Rigaer oder den Finniſchen Meerbuſen rechtzeitig abwehren zu können, erhielt Sowjetrußland das Recht, auch auf den dieſen Gewäſſern vorgelagerten Inſeln Oeſel und Dago ebenfalls Flotten⸗ und Flugzeugſtütz⸗ punkte einzurichten. 3 Mit der Ratiſizierung des ſowjetruſſiſch⸗eſtniſchen Beiſtandspaktes, ſo ſtellte dieſelbe„Iſweſtija“ feſt, ſind alle Verſuche, die Sowjetkriegsflotte auf den Finniſchen Meerbuſen zu beſchränken, und ſie dort gewiſſermaßen einzuſperren, geſcheitert. Gewiſſe geg⸗ neriſche Mächte, ſo führte das Blatt aus, hätten ſolche Verſuche bis in die letzte Zeit hinein unternommen und nichts unterlaſſen, um die Baltiſchen Staaten zu Vaſallen zu machen und ihre Märkte zu erobern. Dieſen gegneriſchen Beſtrebungen ſei nunmehr ein Ende gemacht und die Sowjetunion zu einer ausſchlaggebenden Seemacht geworden. Nun würde es den feindlichen Mächten ſehr ſchwer werden, die Sowjetunion anzugreifen uns ſchon daraus ergebe ſich letzten Endes eine Sicherung des Friedens in dieſem Teil Europas. 1 Mit der Durchführung der vereinbarten Maß⸗ nahmen wurde ein beſonderer aus Vertretern Eſi⸗ lands und Sowjetrußlands gebildeter Ausſchuß be⸗ traut. der alle ſich aus der Ueberlaſſung von Stütz⸗ punkten an die Sowietunion ergebenden Fragen zu regeln hat. Eine Einigung iſt ſchon dahingehend erzielt wordͤen, daß dͤͤie zum Schutz der Stützpunkte erforderlichen ruſſiſchen Truppen über die beiden Grenzſtationen Narwa und Iſborſk nach ihrem Be⸗ ſtimmungsort transportiert werden. wobei die Hauptſtadt Reval nicht berührt werden ſoll. Syielten bei den Verhandlungen mit Eſtland vorwiegend ſtrategiſche Geſichtspunkte eine Rolle, ſo waren bei denen mit Lettland weitgehend auch wirtſchaftspolitiſche Erwägungen maß⸗ gebend. Aus ihnen heraus ſicherte ſich die Sowjet⸗ union den ungehinderten Zugang zu den an der offenen Oſtſee liegenden Häfen Windau und Libau. Von beſonderer Wichtigkeit iſt dabei dſe Tatſache, daß dieſe beiden Häfen im Gegenſatz zu Leningrad auch im Winter eisfrei ſind, ſo daß über ſie die ungehinderte Ausfuhr ſowjetruſſiſcher Ex⸗ portgüter vor ſich gehen kann. Gleichzeitig bedang ſich 0 0 ——— —— ihr wirtſchaftliches und ſoziales Leben. 2. Seite/ Nummer 451 Nene Mannheimer Zeitung Donnerstag, 19. Oktober 1989— Moskau das Recht aus, auch hier Flotten⸗ und Flug⸗ zeugſtützyunkte zu errichten und außerdem am Ein⸗ gang zum Rigaſchen Meerbuſen an der Straße von Irben Küſtenbatterien anzulegen. Dadurch wird eine weitere Sicherung der bereits vertraglich feſt⸗ gelegten Stützpunkte auf den Inſeln Oeſel und Dago erreicht. Im Beiſtandsvertrag mit Litauen wird der Sowjetunion das Recht eingeräumt, auf litauiſchem Territorium Garniſonen zu unterhalten, was eben⸗ falls den Zweck verfolgt, die ſtrategiſche Poſition in den Oſtſeeſtaaten weiter zu verſtärken. Durch das Syſtem der Beiſtandspakte iſt, wie die„Prawda“ ſoeben erklärt,„ein Verteidigungswall in den Baltiſchen Staaten“ errichtet worden. Im Artikel 5 der Beiſtandsverträge wird aus⸗ drücklich feſtgelegt, daß die Durchführung der Be⸗ ſtimmungen dieſer Verträge in keiner Weiſe die ſouveränen Rechte der vertragſchließenden Parleien berühren ſolle. Dies bezieht ſich in erſter Linie auf ihre innerpolitiſche Struktur, ſodann aber auch auf Weiterhin wurde beſtimmt, daß die der Sowjetunion über⸗ laſſenen Flotten⸗ und Flugzeugſtützpunkte auch wei⸗ terhin als Territorium der betreffenden Baltiſchen Staaten zu gelten haben. Durch den Abſchluß der Beiſtandspakte zwiſchen der Sowjetunion und den Baltiſchen Staaten ſind in Nordoſteuropa klare Verhältniſſe geſchaffen wor⸗ den. Während bei den Verhandlungen Englands und Frankreichs mit der Sowjetunion über die Sicherheit der Baltiſchen Staaten verhandelt wurde, ohne daß dieſe von ſeiten der Demokratien um ihre Meinung befragt wurden, hat ſich jetzt die Sowjet⸗ union direkt mit ihnen verſtändigt und iſt zu einem Vertragsabſchluß gelangt, bei dem die Selbſtändig⸗ keit Eſtlands, Lettlands und Litauens anerkannt bbeibt. (Fortſetzung von Seite 1) Südoſteuropa den mannigfaltigſten Hemmungen unterworfen und die Macht der Tatſachen iſt heute ſtärker als alle internationalen Beziehungen Groß⸗ britanniens. Es iſt ſchon richtig, wie der Londoner„Star“ in ſeiner geſtrigen Ueberſchrift zum Ausdruck brachte, Englands Wirtſchaftsorganismus wird ſchwach Dafür ſorgt ſchon unſere U⸗Boot⸗Waffe in immer ſchnellerem Tempo und bringt England die ſehr ernſte Gewißheit, daß wir von Tag zu Tag ſtärker werden, ſo oder ſo. * In Deutſchland legen wir auch große Bedeutung dem Erfolg der Wiener Her bſtmeſſe bei, der erſten Kriegsmeſſe Großdeutſchlands. Nach einem Bericht des„Neuen Wiener Tagblatt“ überſteigen in den erſten dͤrei Meſſetagen die Abſchlüſſe faſt in allen Sparten um 30 bis 40 v. H. die Ergebniſſe der letzten Wiener Friedensmeſſe. In dieſer Tatſache können wir mit gutem Recht die unzerſtörbare Ver⸗ 1 Das ſich ſpäter als ben am Meerebgrunde liegen. der Unterſchied zwiſchen einem deutſchen U⸗Boot und ankerung der deutſchen Wirtſchaft auch in dieſem Krieg erblicken. Ein alternder Lügner dnb Berlin, 18. Oktober. Der Deutſche Dien ſt ſchreibt: Die ſtaunenswerten Leiſtungen des britiſchen Lü⸗ genminiſteriums laſſen Herrn Churchill nicht zur Ruhe kommen. Er verſucht jedenfalls auf ſeinem Gebiet, dieſe Konkurrenz erfolgreich zu ſchlagen. Die von ihm ausgegebenen Berichte über die Wirkung deutſcher Angriſſe gegen die britiſche Flotte beginnen bekanntlich mit zerſprungenen Fenſterſcheiben und toten Hunden, die ſich dann nach einigen Stunden oder Tagen in verſenkte Kriegsſchiffe verwandeln. Wenn man dieſe Berichte lieſt, dann ſtaunt man ſchon gar nicht mehr über die Frechheit dieſes Lü⸗ genbolden, ſondern weite Dummheit. Man kann daraus doch ſchon ſehr ſtark auf die zunehmende geiſtige Vergreiſung dieſes alten Engländers ſchließen. Jetzt erfahren wir aus ſeinem Munde neue Aufklärungen, und zwar über die Verluſte deut⸗ ſcher U⸗Bobte. Miſter Churchill, der Tage lang nicht einmal weiß, welche engliſche Kriegsſchiffe, und zwar Schlachtſchiſffe und Flugzeugträger, beſchädigt oder vernichtet worden ſind weiß dafür um ſo beſ⸗ ſer, wieviel U⸗Boote Deutſchland verloren hat. Er ſcheint in letzter Zeit ſo ſeinen Blick von der Ober⸗ fläche des Meeres nur noch in die Tiefe gerichtet zu haben. Er weiß deshalb auch ganz genau, ob dieſe vernichteten deutſchen U⸗Boote große oder kleine ge⸗ weſen ſind, ob ſie einem modernen oder veralteten Dienſt angehörten uſw. Das kann ja Herr Churchill allerdings nur ſeinen Landsleuten erzählen, weil außer ihm in ſeinem Lande ja kein Menſch in der Lage iſt, zu wiſſen, was er gelogen hat, oder in was er einmal durch Verſehen bei der Wahrheit geblieben war. Nur in einem wollte er nicht lügen, nämlich in der Geſamtzahl der verſenkten UPyote. Dieſer würdige Seelord erklärt, daß Deutſchland nach vier Wochen Krieg ſchon ein Drit⸗ telſſeiner U⸗Boote verloren hat. Da nun nach ſeinen Verſicherungen die engliſche U⸗Boot⸗Ah⸗ wehr überhaupt erſt jetzt in Ordnuna gekommen iſt, werden ſicherlich die nächſten zwei Monate zum Ver⸗ luſt der letzten beiden Drittel der deutſchen U⸗Boote führen. Mithin wird nach der Behauptung des Herrn Ehurchill Deutſchland in zwei Monaten über kein U⸗Boot mehr verfügen. Bon dort ab werden dann die engliſchen Schiffe alſo vollkommen frei über die Meere fahren können. Und da hat er in gewiſſem Sinne wieder nicht unrecht. Herr Ehurchill lügt dieſes Mal wirklich nicht. Die deutſchen U⸗Boote, die untertauchen, kommen nämlich tatſächlich immer wieder an die Sberfläche. Nur die britiſchen Schlachtſchiffe und Flugzeugträger, die einmal untergetaucht ſind, blei⸗ Das iſt nun einmal einem britiſchen Flugzeugträger. Nun: Dieſer Mann iſt nicht nur ein chroniſcher, ſondern vor allem ein hlitzöummer Lügner. Man kann die britiſchen Seeleute wirklich nur bemitleiden, von ſo einem geiſtloſen Einfaltspinſel vertreten zu werden. Der Walſiſch als-Boot Bewaffueter engliſcher Handelsdampfer in USA eingetroffen dnb Neuyork, 18. Oktober. Der bewaffnete britiſche Paſſagierdampfer„Sa⸗ maria“ traf am Dienstag, aus Europa kommend, unangemeldet im Neuyorker Hafen ein. An Bord befanden ſich 1059 Fahrgäſte, darunter 259 Amerikaner, die trotz wiederholter Warnungen des amerikaniſchen Außenamts für die Heimreiſe ein Schiff einer kriegführenden Macht benutzten. Sogar ein ehemaliger hoher USA⸗Diplomat, der frühere Botſchafter Gibſon, mißachtete die Warnung. Die Paſſagiere berichteten, daß unterwegs ein von einem weiblichen Fahrgaſt geſichtetes Unterſeeboot, harmloſer Walfiſch entpuppte, 8 aſſa⸗ auslöſte und daß die Schiffsleitung iſchenſan durch Anſchlag erſucht habe, den Zwiſ der USA⸗Preſſe zu beſprechen. Panik giere nicht mit es ein Fehler ausſchließlich über ſeine meer⸗ „Eine Schande für England“ *. Entrüſtungsſturm über Churchill England kann die Verſenkung der„Royal Oak“ nicht verwinden! Drahtbericht unſeres Amſterdamer Vertreters — Amſterdam, 19. Oktober. Ein Sturm der Entrüſtung und Erbitterung über die Verſenkung der„Royal Oak“ geht durch die heutige engliſche Preſſe. Die geſtrige Ent⸗ üllung, daß das Schiff in der Bucht von Scapa low vor Anker lag, als die tödlichen Torpedos trafen, läßt die Zeitungen alle Rückſichten auf den allgewaltigen Zeuſor vergeſſen und der Stimmung der öfſentlichen Meinung unver⸗ blümt Ausdruck geben Eine Schande nennt der„Daily Expreß“, der oft die Gefühle des Mannes auf der Straße wieder⸗ gibt, den Angriff auf Scapa Flow. Das Blatt' nennt den Bericht Churchills über die näheren Um⸗ ſtände der Verſenkung alles andere als be⸗ friedigend. Verſäumniſſe ſeien ans Licht ge⸗ bracht, die die engliſche öffentliche Meinung in höchſte Beunruhigung verſetzten. Unbegreiflich ſei, daß das U⸗Boot nicht nur in dieſen ſicheren Ankerplatz ein⸗ dringen konnte, ſondern nach dem Angriff ruhig nach Hauſe fahren konnte. Es gebe keine Entſchul⸗ für dieſe Verſäumniſſe der Marine⸗ eitung. Die konſervative„Daily Mail“ ſchreibt, England werde dem Feinde die Ehre nicht vorenthalten, die ihm für dieſe Probe von Seemannsmut zukomme. Der„Daily Telegraph“ nennt die Tor pedos Englan ds gefährlichſten Feind und be⸗ fürchtet, daß ſich ähnliche Vorfälle wiederholen könnten, bevor die nötigen Verbeſſerungen im Ver⸗ teidigungsſyſtem von Scapa Flow durchgeführt wor⸗ den ſeien. Man erkennt auch in Regierungskreiſen an, daß Churchills war, in ſeinen früheren Erklärungen die Unterſeeboots⸗Gefahr als bereits überwunden zu bezeichnen Der zunächſt auf Grund ſeiner Lügen Herrn Churchill⸗geſchenkte Glauben iſt durch die wiederholten deutſchen Waffen⸗ erfolge aufs tiefſte erſchüttert worden. Im Parlament und in der Oeffentlichkeit herrſcht un⸗ verkennbare Beſorgnis, dat bei einer Wiederholung deutſcher Angriſſe in aroßem Stil mit der Möglichkeit von Ver⸗ luſten der enaliſchen Hochſeeflotte gerechnet wer⸗ Das aljo ſind Frankreichs Kriegsziele..12 ing Meer geſprungen. den müſſe, die die engliſche Seeherrſchaft in Frage ſtellen könnten. In eingeweihten Kreiſen iſt übrigens Chamberlains Verſuch, das Schlachtſchiff„Iron Duke“ als ver⸗ hältnismäßig wertloſes Schul⸗ und Depotſchiff hin⸗ zuſtellen, mit Kopfſchütteln aufgenommen worden. Denn es iſt bekannt daß ſeit vorigem Jahr an dem Schiff erhebliche Arbeiten vorgenommen worden ſind, um es wieder zu einer wichtigen Kampfeinheit zu machen wenn es auch nicht mehr zu den Schlacht⸗ ſchiffen erſter Linie gerechnet werden kann. „Ein unerhört ſchwerer Schlag“ (Funkmeldung der NM3Z.) Rom, 19. Oktober. Die jüngſten Erfolge der deutſchen U⸗Boote und der Luftwaffe haben auch in Italien ſtärkſten Eindruck hinterlaſſen. Die in dieſen Tagen beſonders heftige deutſche Reaktion auf die engliſch⸗franzöſiſche Blockade be⸗ weiſe, wie„Nacione“(Florenz) betont. daß ſich Eng⸗ land nicht einmal innerhalb ſeiner Kriegshäfen mehr für ſicher halten kann. Dieſes Gefühl der Unſicherheit in den eigenen Häfen und den eigenen Flottenſtütz⸗ punkten ſei für eine Seemacht, die ſeit Jahrhunderten gewohnt war. die Beherrſchung der Meere als eine ſelbſtverſtändliche und grundlegende Realität an⸗ zuſehen. ein unerhört ſchwerer Schlag⸗ Deutſchland. das bereits die Blockade zu Lande zu⸗ nichte machte, beweiſe daß die hauptſächlichen Voraus⸗ ſetzungen der britiſchen Admiralität durch die Tat⸗ ſachen über den Haufen geworfen wurden und daß Churchills Pläne nicht der Situation gerecht werden. „Eine genaue Prüfung der Lage beſtärkt in der Ueberzeugung— ſo heißt es weiter— daß Groß⸗ britanniens Inſellage vom Geſichtspunkt des modernen Seekrieges aus eher zu einem Nachteil als, wie bisher, zu einer Ueberlegenheit geführt hat und daß die famoſen Schutz⸗ und Abwehrvorrich⸗ tungen der Schlachtſchiffe gegen Luft⸗ und U⸗Boot⸗ angriffe einen ſehr relativen Wert haben. Dazu kommt noch, daß eine zahlenmäßig unterlegene Kriegsmarine auch einer ſtark überlegenen viel zu ſchaffen machen kann, wenn ſie gut organiſiert iſt und über ein ſo ausgezeichnetes Material ſowie vor allem einen ſo hohen Angriffsgeiſt verfügt, wie dies die Kriegsmarine des Dritten Reiches in dieſen Wochen bewieſen hat.“ Ein Malroſe derRonal Oal“ erzühlt.. „Nach vier Exploſionen legte ſich das Schiff auf die Seite und ging unter“ EP Mailand. 19. Oktober. Ein Matroſe des verſenkten Schlachtſchiffes „Royal Oak“ gab, wie italieniſche Blätter aus Lon⸗ don berichten, folgende Schilderung von der Tor⸗ pedierung des engliſchen Kriegsſchiffes: Als die erſte, ſtarke Exploſion erfolate, ſei er ſofort auf Deck geeilt, um zu ſehen, was los ſei. Zwanzig Minuten ſpäter ſei der Schiffskoloß von einer zweiten, dann von einer dritten und noch einer vierten Exploſion erſchüttert worden. Das Schiff habe ſich auf die Seite geleat und ſei untergegangen. Der junge Matroſe, der ſchon bei dem Untergang der„Couragous“ dabei war, konnte ſich auch ein zweites Mal retten. Er habe ſich völlig ausgezogen und ſei mit einem Rettungsring 5 Plötzlich habe ſich das Meer mit großen Flächen Oel und Petroleum bedeckt. Ein vorüberfahrendes Boot habe den Schwimmenden zu⸗ Die alte Parole Jochs lommt wieder:. Der Rhein muß wieder die Grenze werden EP. Paris, 18. Oktober. Verſchiedene nationaliſtiſche Blätter haben in den letzten Tagen damit begonnen, die Kriegsziele der Kriegshetzer bekanntzugeben. Nachdem am Samstag die nationaliſtiſche„Epoque“ bereits ge⸗ fordert hatte, Deutſchland müſſe durch eine Kon⸗ trolle und ſtrenge Maßnahmen in einen Zuſtand ſtändiger Ohnmacht verſetzt werden, greift am Montag im„Matin“ der ehemalige Kriegsminiſter Fabry dieſes Thema wieder auf, Fabry bezieht ſich auf die Dentſchrift des Marſchalls Foch vom 10. Januar 1919 und hebt u. a. den Satz heroor: „Von nun an wird der Rhein im Weſten die militäriſche Greuze des deutſchen Volkes ſein müſſen.“ Fabry ſchreibt dazu, was im Januar 1919 wahr ge⸗ weſen ſei, ſei es auch im Oktober 1939. Nachdem Fabry mit dieſer Feſtſtellung bereits bewieſen hat, daß die Kriegshetzer in den Weſtdemokratien durch⸗ aus Angriffsziele haben und keineswegs aus moraliſchen Gründen den Krieg wollen, läßt er in ſeinen weiteren Ausführungen erkennen, daß guch die weitere Agitationsbehauptung, der Kampf richte ſich nur gegen das nationalſozialiſtiſche Regime, Heuchelei iſt. Fabry⸗ wendet ſich nämlich dagegen, daß ein Unterſchied zwiſchen Hitler und Deutſch⸗ land gemacht werde. Auch der„Jour“ enthüllt die wahren Abſichten der Kriegshetzer, indem der nationaliſtiſche Abgeordnete von Paris, Laurent, in dieſem Blatt ſchreibt: „Wir kämpfen nicht nur gegen Hitler, ſondern auch gegen Deutſchland.“ Beide ſtellten nämlich ein und dasſelbe dar. Fer⸗ nand Laurent verlangt, daß die diplomatiſche Aktion und das Vorgehen Frankreichs den dieſer Erkennt⸗ nis beherrſcht ſein müſſen. Das iſt begreiflich!“ EP Kopenhagen. 18. Okt. Der Sonderkorreſpondent der amerikaniſchen Nachrichtenagentur United Preß. Webb Miller hat als einer der erſten Auslandsjournaliſten die Erlaubnig erhalten, die engliſchen Stellungen an der Weſtfront zu beſuchen. Als Zuſammenfaſſung ſeines Eindrucks ſchreibt er am Montaanachmittag im Kopenhagener„Ekſtrabladet“:„Es wenig Begeiſterung und Kampfes⸗ freude bei den Soldaten zu ſpüren. Dieſe ſind ſich im klaren darüber, daß ſie vor einer ſchweren und peinlichen Aufgabe ſtehen. Es ſcheint, als gingen die Engländer nach Frankreich mit dem glei⸗ chen Geſühl, wie wenn man zum Zahnarzt muß. Es iſt die Auffaſſung der Soldaten, daß ſie vor einer Pflicht ſtehen, die zwar ſchmerzhaft ſein kann, aber nicht zu ändern iſt. Ich konnte überhaupt nichts von der Begeiſterung bemerken, welche die erſten eng⸗ liſchen Truppentransporte während des Weltkrieges auszeichneten. Ein ganz anderer Geiſt herrſcht vor. Die Soldaten geben ſich keinerlei Illuſonen über Ruhm und Romantik des Krieges hin.“ Das„Ekſtrabladet“ füllt mit ſeinem Bericht nahezu die ganze Titelſeite und brinat ihn unter einer zweiſpaltigen Schlagzeile. Die Königskonferenz von Stockholm „Neutralität bis zum letzten“/ Die Ruſſen beſetzen ihre eſiniſchen Slützyunkte 8 EP. Stockholm, 19. Oktober. Bei ſtrahlendem Herbſtſonnenſchein fanden ſich am Mittwoch in Stockholm die drei Könige der ſban⸗ dinaviſchen Staaten, König Guſtav von Schweden, König Chriſtian von Dänemark und König Haakon von Norwegen und der finniſche Staatspräſident Callio in Stockholm ein, um in Beſprechungen, deren Dauer auf zwei Tage feſtgeſetzt iſt, die europäiſche Lage und die Stellung der nordiſchen Länder zu er⸗ örtern. In ihrer Begleitung befinden ſich die Außen⸗ miniſter der betreffenden Staaten. Als erſter tvaf auf dem Flugplatz der finniſche Staatspräſident Callio mit Außenminiſter Erkko in einem Sonderflugzeug ein. Kurg darauf kam der König von Norwegen und der König von Dänemark in Salonwagen auf dem Hauptbahnhof an. König Guſtav von Schweden und Kronprinz Adolf waren bei dem Empfang der Staatsoberhäupter anweſend. Neben ihnen waren die geſamte ſchwediſche Regie⸗ rung unter Führung des Miniſterpräſidenten Hans⸗ ſon und des Außenminiſters Sandler ſowie die Mit⸗ glieder des diplomatiſchen Korps zugegen. Die Konferenz begann im königlichen Schloß um 11 Uhr und wurde um 15 Uhr wieder aufgenom⸗ men, nachdem die Staatsoberhäupter mit ihren Außenminiſtern bereits am Vormittag über zwei Stunden konferiert hatten. Wie zu der Vormittagsſitzung verlautet, begrün⸗ dete König Guſtay von Schweden, deſſen Initiative die Stockholmer Zuſammenkunft zu verdanken iſt, ſeine Einladung. Er hoffe und ſei feſt davon über⸗ zeugt, daß die zweitägigen Beſprechungen erneut unterſtrichen, daß die Haltung der fkandinaviſchen Staaten, die Neutralität bis zum letzten, wie in den letzten Wochen auch in Zukunft khar zu⸗ tage trete. Die Sowieltruppen rücken in Eſiland ein dnb Moskau. 18. Oktober Der Einmarſch der Sowjettrupven in die vor⸗ geſehenen Stützpunkte in Eſtland beginnt am Mitt⸗ woch. Einem Bericht der TAScs zufolge handelt es ſich um Truppen des Leningrader Militärbezirks⸗. die unter dem Kommando des Armeekommandanten und Oberbefehlshabers im Leningrader Militär⸗ bezirk Mireſkow den Vormarſch auf die für die So⸗ wietarmee beſtimmten Stützpunkte und Flugplätze in Eſtland antreten. Den Truppen ſei eingeſchärft worden, ſo heißt es in dem Bericht weiter, daß es ihre Aufgabe ſei, den Zugang zum Sowfetterrito⸗ rium mit der Beſetzung der eſtniſchen Stützpunkte zu verteidigen ſowie dem befreundeten Eſtland Unter⸗ ſtützung zu erweiſen. Gebietszunahme Litauens 12,9 v. H. (Funkmeldung der NM3.) + Kowno, 19. Oktober. Nach der jetzt endgültig feſtgeſetzten Grenze iſt feſtgeſtellt, daß das an Litauen zurückkehrende Wilnagebiet 6880 Quadratkilometer umfaßt und ſo⸗ mit 12,9 v. H. des geſamten Territoriums Litauens ausmacht, das nunmehr 60 120 Quadratkilometer umſaßt. Litauen erhält in dieſem Gebiet 200 000 Hektar Land. Die Zahl der Einwohner iſt noch nicht bekannt. Schätzungsweiſe rechnet man, daß Litauen allein an Juden einen Zuwachs von 200 000 Köpfen bekommt, womit der Bevölkerungsanteil der Juden in Litauen auf ungefähr 15. v. H. anſtei⸗ gen würde. Die Rückwanderung der Balten⸗ Deutſchen anb. Berlin, 19. Oktober. Im Wege der Ausſiedlung von Baltendeutſchen, mit der SS⸗Obergruppenführer Lorentz beauftragt iſt, werden vorausſichtlich am Freitag drei Schiffe mit etwa 1500 bis 2000 Perſonen in Go⸗ tenhafen eintreſfen. Dort werden die Rückkehrer ſolange verbleiben, bis ſie von zuſtändiger Seite ent⸗ ſprechend ihrer bisherigen Berufstätigkeit neue Be⸗ ſchäftigung und damit die Möglichkeit der Schaffung einer neuen Exiſtenz erhalten werden. Baltendeutſche, die ſich bereits im Reich befinden und die Ankunft von Angehörigen erwarten, können Anfragen hierüber an die Einwanderungsſtelle mit dem Sitz in Gotenhafen richten. * R nRür gerufen, ſich an ihm feſtzuhalten. Der Matroſe hätte auch gerufen, er ſei aber nicht gehört worden. Darauf ſei er mit vielen anderen weiter geſchwom⸗ men. Viele der Schiffbrüchigen ſeien vom Krampf befallen worden und untergegangen. Der Matroſe glaubt, mehrere Stunden geſchwommen zu haben, als er plötzlich ſeine Füße auf einen Felſen ſetzen konnte. Darauf habe er die Beſinnuna verloren. Viele Stunden ſpäter ſei er aufgefunden und fort⸗ geſchafft worden. Nur wirklich gute Cigaretten bieten wahren Rauchgenuß ArKA5, Gefährliche Senſation für die Edingburgher: EP. Mailaud, 19. Oktober. Wie der„Corriere della Sera“ aus London berich⸗ tet, haben die engliſchen Blätter ſpannende Einzel⸗ heiten über den Luftangriff auf die engliſche Flottenbaſis im Firth of Forth aus Edinburgh erhalten. Da die Behörden kein Signal gegeben hatten, blieb die Bevölkerung während des ganzen Kampfes auf den Straßen, um das ſeltene Schäuſpiel beſſer verfolgen zu können. Obwohl die Flottenbaſis auf dem gegenüberliegenden Ufer der Bucht liegt, haben die Bewohner von Edinburgh vom Ernſt des Angriffes erſt Kenntnis erhalten, als der Luftkampf in vollem Gange war. Auf Anfrage hatten die Behörden erklärt, es handle ſich um eine Uebung des Luftſchutzes. Tauſende von Bewohnern ſtrömten daher auf die Straße und verfolgten ſtun⸗ denlang das Vorgehen der Jagoͤfluggeuge, während die Flak ununterbrochen feuerte und weiße Wölkchen an den Horizont zeichnete. Um das S du genießen, ſtiegen viele Bewohner mit Feloſtechern bewaffnet auf die Dächer oder begaben ſich mit Autos auf die Hügel rings um die Bucht. So entſtanden ganze Menſchenanſammlungen auf den Straßen. Plötzlich begannen jedoch mit unge⸗ heurem Pfeifen Splitter der Luftabwehrgeſchoſſe niederzufallen und man begriff, daß es ſich nicht nur um eine Uebung handelte. Es war klar, daß das Feuer der Batterien gegen Flugzeuge gerichtet war, die in großer Höhe flogen, um ein kleines Ziel zu bilden, in alle Richtungen zerſtreut waren und im Falkenflug über der Reede kreiſten. Nach zweiſtün⸗ digem Kampf ſah man zwei deutſche Fluszenge tiefer kommen und knapp über die Häuſer des Volks⸗ viertels Trinity hinwegfliegen. Die Menge nahm deutlich das Kreuz auf den Maſchinen wahr. Mehrere britiſche Jagöflugzeuge nahmen die Ver⸗ folgung auf, doch waren die deutſchen Bomber ſehr raſch und verteidigten ſich zudem mit Maſchinen⸗ gewehrfeuer. Während des ganzen Kampſes haben die Deutſchen nicht eine Bombe auf die Stadt Edin⸗ burgh oder die umliegenden Ortſchaften abgeworfen. Teuerung in England Die Arbeiterpartei geniert ſich nicht, von einem Skandal zu ſprechen! Drahtbericht unſeres Amſterdamer Vertreters — Amſterdam, 17. Oktober. Das Blatt der Arbeiterpartei,„Daily Herald“, kündigt in einem Leitartikel an, daß die Arbeiter⸗ partei im Unterhaus die beunruhigende Steigerung der Lebenshaltungspreiſe zur Sprache bringen würde. Das Blatt nennt die jetzigen Kriegs⸗ zuſchläge, Entſchädigungen und Penſionen einen Skandal, der in der engliſchen Oeffentlichkeit einen ſtarken Unwillen hervorgerufen habe. Die Lebensmittelpreiſe hätten den höchſten Stand ſeit 1919 erreicht und ſeien zwiſchen dem 1. und 30. September um 10 bis 12 v. H. ge⸗ ſtiegen. Die Kriegsentſchädigungen ſeien jedoch auf der vom Finanzminiſter Sir John Simon verkündeten Anſicht der Regierung baſiert, daß keine Erhöhung der Lebenshaltungskoſten eingetreten ſei. Die Sätze der Entſchädigten ſeien nicht nur geringer als im letzten Kriege, ſondern auch noch weniger als die Eltern für ihre„evakuierten“ Kinder zu zahlen an⸗ gehalten ſeien. Ein Arbeiter mit 4 evakuierten Kin⸗ dern müſſe z. B. 6 Schilling für jedes Kind Unter⸗ haltskoſten zahlen. Ueber die Höhe der Kriegspenſionen macht das Blatt nicht minder niederdrückende Mitteilungen. Das Blatt kündigt eine große Aktion in der Oeffeut⸗ lichkeit an, die mit Vorſtößen der Arbeiterpartei im Unterhaus gegen dieſe ſkandalöſen Zuſtände Hand in Haud gehen ſoll. Donnerstäg, 10. Oktober 19390 Das Rillertreuß des Egt. für Prien Empfang der tapferen-Voots-Beſatzung beim Führer dnb Berlin, 18. Oktober. Der Führer empfing heute mittag in ſeinem Arbeitszimmer in der Neuen Reichskanzlei im Bei⸗ ſein des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine, Groß⸗ admiral Dr. h. c. Raeder, den Kommandanten Kapi⸗ tänleutnant Prien und die Beſatzung des erfolg⸗ reichen U⸗Bootes, das mitten in der Bucht von Scapa Flow den Schlachtkreuzer„Repulſe“ und das Schlachtſchiff„Royal Oak“ torpediert hatte. Kapitänleutnant Prien meldete dem Führer die angetretene Beſatzung des U⸗Bootes zur Stelle. Der Führer begrüßte jeden einzelnen der Offiziere und Männer der Beſatzung oͤurch Hanoͤſchlag. In einer Anſprache brachte der Führer ſodann ſeinen und den Dank der ganzen deutſchen Nation für dieſe Tat zum Ausdruck. Er erinnerte daran, daß die Männer, die heute vor ihm ſtünden, dieſe einzigartige Leiſtung auf jenem Platz vollbrachten, auf dem einſt die deutſche Flotte durch eine ſchwache Regierung ausgeliefert wurde in der trügeriſchen Hoffnung ſie vielleicht zurückerhalten zu können, und auf dem dann ein deutſcher Admiral dieſe Flotte vor der letzten Schande bewahrt und gerettet habe. Die große und kühne Tat der Männer, die er alück⸗ lich ſei, heute perſönlich begrüßen zu können, habe das ganze deutſche Volk in ſeinem unerſchütterlichen Vertrauen auf den Sieg nur noch geſtärkt. Der Führer gab in bewegten Worten ſeinem und des ganzen deutſchen Volkes Stolz auf die Männer der deutſchen U⸗Bootwaffe Ausdruck. Was ſie hier geleiſtet hätten, ſei die ſtolzeſte Tat. die überhaupt ein deutſches U⸗Boot unternehmen und vollbringen konnte. Sie haben nicht nur ganza Deutſchland auf das tiefſte beglückt, ſondern ihr Ruhm ſei in die ganze Welt hinausge⸗ gaugen. 25 Der Führer überreichte ͤem Kommandanten Ka⸗ pitänleutnant Prien als höchſte Auszeichnung, die es für einen deutſchen Soldaten geben kann, das Rit⸗ terkreuz des Eiſernen Kreuzes. Dieſe Auszeichnung ehrt zugleich auch die ganze Beſatzung. Kavpitänleutnant Prien erſtattete dann dem Füh⸗ rer ausführlichen Bericht über ſeine Erlebniſſe in der Bucht von Scapa Flow. Anſchließend waren der Kommandant und die Be⸗ ſatzung des U⸗Bootes Gäſte des Führers zum Mit⸗ tageſſen in ſeiner Wohnung. Co wurde die„Courageous“ verſenkt Ein eindrucksvoller Augenzeugenbericht über die Torpedierung dnb. Amſterdam, 18. Oktober. Ueber die Verſenkung des britiſchen Flugzeug⸗ trägers„Courageous“ am 17. September durch ein deutſches U⸗Boot gib jetzt Kapitän Pilippo des hol⸗ ländiſchen Ozeandampfers„Vendam“ eine eindrucks⸗ volle Augenzeugenſchilderung. An dieſem denkwürdigen Tage konnte in den Mittagsſtunde von Bord der„Vendam“ beobachtet werden, wie der britiſche Handelsdampfer„Kafiri⸗ ſtan“ 375 Seemeilen weſtlich des Kanals durch ein deutſches U⸗Boot verſenkt wurde. Die Mannſchaft wurde durch den amerikaniſchen Dampfer„American Banker“ gerettet. Bereits wenige Stunden ſpäter wurden vom holländiſchen Schiff aus in einer Ent⸗ fernung von etwa ſieben Seemeilen der britiſche Flugzeugträger„Courageous“ geſichtet, der von zwei Kreuzern begleitet war. Drei engliſche Bom⸗ ber hätten nun den holländiſchen Dampfer über⸗ flogen und ſeien dann wieder an Deck der„Coura⸗ geous“ niedergegangen. Eine Zeitlang habe ſich nichts beſonderes eveignet. Plötzlich ſei jedoch beobachtet worden, wie ſich die„Courageous“ durch künſtliche Rauchentwick⸗ lung einem unſichtbaren Gegner habe entziehen wollen. Nur wenige Sekunden ſpäter ſei aber eine ohrenbetäubende Exploſion auf dem briti⸗ ſchen Flugzeugträger erfolgt. Eine rieſige Rauch⸗ und Feuerſäule ſei gen Himmel geſtiegen, und im Laufe weniger Augenblicke ſei dann die„Cou⸗ rageous“, nachdem ſich das Schiff, tödlich getrof⸗ fen, noch einmal aufgebäumt hatte, gekeutert. Wie eine Wand habe ſich dabei das rieſige Flugzeug⸗ deck in die Luft erhoben, um dann nach hinten abzuſacken, während die Beſatzung und Flugzeuge in einem wilden Wirbel in die Fluten geſegt worden ſeien. Der holländiſche Dampfer habe 14 Rettungsboote ausgeſetzt, doch ſei es nicht gelungen, Ueberlebende zu finden. Die Geretteten ſeien bereits durch eng⸗ liſche Kriegsſchiffe aufgenommen worden. Der hol⸗ ländiſche Kapitän nimmt an, daß ein großer Teil der Beſatzung der„Courageous“ in der bis zu fünf Zentimeter dicken Heizölſchicht umgekommen iſt In dieſer Oelſchicht ſei auch das Schiffstagebuch der„Courageous“ ſchwimmend durch die Holländer gefunden worden. Das Tagebuch habe der Kapitän verſiegelt und ſpäter den engliſchen Behörden über⸗ geben. Die engliſche Admiralität habe daher dem holländiſchen Kapitän ein beſonderes Anerkennungs⸗ ſchreiben zukommen laſſen. Das alles habe aber nicht verhindert, daß die „Vendam“ den ganzen Leidensweg der neutralen Schiſfſe in den engliſchen Kontrollhäfen durchmachen mußte. Noch am ſelben Tage ſei das Schiff gezwun⸗ gen worden, nach den Dowus zu gehen, wo es bis zum 4. Oktober verbleiben mußte. Von dort habe es nach Graveſend müſſen, wo die neutralen Fahr⸗ gäſte endlich an Land durften. holländiſche Dampfer in Tilbury einen großen Teil ſeiner Ladung, der von den Engländern beſchlag⸗ wahmt worden war, löſchen müſſen, und erſt am 17. Oktober, alſo nach einem erzwungenen Aufenthalt von einem Monat, ſei ihm die Fahrt nach dem Her⸗ mathafen Rotterdam geſtattet worden. das rieſige Zirkuszelt in Trieſt. 7 ſchen warten geſpannt auf den Anfang der Vorſtel⸗ Iung. kommen, daß in kürzeſter Zeit die Bora, der gefürch⸗ tete Sturm des adriatiſchen Meeres, zu erwarten iſt. In fieberhafter Eile werden die Träger und Ver⸗ ankerungen der Zelte geprüft.“ Endlich kommt die Meldung. daß alles in Ordnung iſt. Die Nachmit⸗ tagsvorſtellung kann beginnen. Drei Minuten ſpä⸗ ter treiben im großen Rundkäfig der Manege die Tiger ihr geſchmeidiges Spiel. In ihrem Wagen bereiten ſich inzwiſchen die drei Montis zu ihrer großen Luftnummer vor. Das Mäöchen ſitzt in der Kabine am Schminktiſch. Nebenan, nur durch eine dünne Wand von ihr getrennt, ziehen ſich die beiden Partner um. Sie ſcheinen eine Mei⸗ nunasverſchiedenheit zu haben. Das Mäochen hört ſie leiſe und erregt ſprechen. Plötzlich fährt ſie auf. Da fiel eben ihr Name. Die Stimmen werden lau⸗ ter, drohend. Aengſtlich preßt ſie ſich an die Wand und lauſcht. Ein wütender Fauſtſchlag dröhnt auf den Tiſch. Klirrend zerſchellt ein Glas..„Ich laſſe mir von dir nichts verbieten——.“ Der andere ſpringt auf. Ein Stuhl poltert am Boden.„Das werden wir ſehen.— Ich habe dir ſchon geſtern ge⸗ ſaat— wenn das nicht aufhört zwiſchen euch, gibt es ein Unglück. Heute morgen habe ich euch wieder zu⸗ ſammen getroffen——“ Dann geht er hinaus und ſchlägt krachend die Türe zu. Dem Mäochen ſtehen die Tränen in den Augen. Sie geht hinüber in die andere Kabine. Am Tiſch ſitzt ihr Partner, der abwechſelnd mit ihr die ver⸗ wegenen Flüge von einem Trapez zum anderen ausführt. Er iſt noch jung, blond, leicht und ſehnig gebaut, im Gegenſatz zu dem ſchwarzhaarigen Monti, dem Fänger, der von muskulöſer Geſtalt iſt.— Sie ſtreicht dem Freund über das Haar.„Mußt nicht trauria ſein—— wir dürfen eben nicht mehr ſo oft zuſammen ſein. Ich habe dich darum ebenſo gern—“ Er antwortet nicht. Langſam ſteht er auf und geht hinüber ins Zelt. Nach einem luſtigen Klown⸗Intermezzo treten im hellblauen Seidenkoſtüm die ͤrei Montis in die Manege. Die buntlivrierte Kapelle ſpielt einen flotten Marſch und die drei klettern an einer Strick⸗ leiter in die Kuppel des Zeltes. Dann beginnt die gefährliche Nummer. Ohne Netz wird gearbeitet. In lautloſer Spannung folgt das Publikum dem atemraubenden Spiel. Zuerſt turnt das Mäochen allein am Trapez. Mit ihren verwegenen Kapviolen erweckt ſie ſtürmiſchen Beifall. Das Arbeiten hier in Trieſt iſt nicht leicht. Die Zuſchauer ſind an das Klima gewöhnt, aber die Ar⸗ tiſten haben ſchwer unter der Hitze zu leiden. Die Trapeze ſind glühend heiß, die Hände werden feucht, mit jedem Griff läßt die Sicherheit nach. Wie eine Befreiung ſpürt das Mädchen einen Luftzug.— Draußen iſt plötzlich ein Heulen und Pfeifen. Sturm peitſcht gegen den Zirkus Die Bora iſt bal Aber die Taue und Maſten ſind feſt, ſie trotzen der ſtärkſten Gewalt. Vergeblich rüttelt und reißt die Bora an ihnen. Nur das Zeltdach hebt ſich ein wenig— gerade ſo viel, wie die Ringe nachgeben, mit denen es an den Zeltwänden befeſtigt iſt. Jetzt beginnen die drei Montis mit ihrer gemein⸗ ſamen Arbeit. In den Knien hängt der Fänger am Trapez. Von dem anderen, weitausſchwingenden Trapez muß der Partner abſpringen. um Montis Hände im Fluge zu faſſen. Oben auf der Plattform ſteht das Mädchen und ſchaut angſtvoll zu. Der Schwarze hat vorhin gedroht.. Wenn er jetzt 7 Pie Vora kommt!/ Glühend heiß brennt die Sonne der Adria auf Fünftauſend Men⸗ Eben iſt ein Anruf von der Wetterwarte ge⸗ Abenteuer in der Zirkuskuppel Von Hans Kerſten nicht rechtzeitig zupackt, iſt der Springer verloren. Kein Menſch kann dem Fänger nachher die Schuld mwachweiſen Jetzt ſauſt der Blonde im Flug durch die Luft. Inn ſelben Augenblick peitſcht ein furchtbarer Sturm⸗ ſtoß durch den Spalt zwiſchen Dach und Wand des Zeltes und reißt ihn aus ſeiner Bahn. Ein tauſend⸗ ſtimmiger Aufſchrei brandet heraus— in zwei Se⸗ kunden muß der Mann unten zerſchellen— da ſchwingt im letzten Augenblick Monti mit ſeinem zur Seite und packt den Partner an einem rm. Einen Augenblick iſt es totenſtill— dann ſchallt lärmender Beifall herauf. Doch jäh verebbt der Jubel wieder. 9 Die Gewalt der Bora hat jetzt ihren Höhepunkt erreicht. Das rieſige Zelt ächzt und ſtöhnt unter den furchtbaren Stößen, Draußen in den Ställen brül⸗ len die Tiere— und oben unter der Zirkuskuppel werden die zwei Männer wie ein federleichtes Bün⸗ del hin und her geſchleudert. Mit ſchmerzverzerrtem Geſicht hängt Monti am Trapez und preßt mit übermenſchlicher Kraft die Knie feſt. um nicht zu ſtürzen. Mit den Händen hält er den Partner—— wie lange noch? Jeden Augen⸗ blick können die krampfhaft geſpannten Muskeln und Sehnen zerreißen, und die beiden ſauſen zwanzig Meter herab.— In ungeheurem Schwung werden ſie durch die Luft gewirbelt. Monti hält feſt. Wenn er jetzt den Partner losließe. könnte er ſich hinaufziehen, könnte die Stricke des Trapezes mit den Händen faſſen. Aber Monti läßt nicht los. Lieber ſtürzt er ſelbſt mit in die Tiefe, ehe er den Partner preisgibt. Auf der Plattform ſteht das Mäbchen, hält ſich feſt an den Seilen und ſtarrt auf das Wunder, das Monti vollbringt. Wie Stricke treten die Sehnen Adern ſeines Körpers heraus. Sein Geſicht iſt Utrot. Immer noch heult die Bora durchs Zelt und treibt mit den beiden ihr grauſames Spiel. Läh⸗ mendes Entſetzen liegt über der Zuſchauermenge.— Kein Menſch waat. ſich zu rühren, kein Laut iſt zu hören, außer dem Toben des Sturms. Ein neuer, furchtbarer Stoß ſchleudert die Männer faſt gegen das Dach. Doch Monti hält ſich und den Partner mit unheimlicher Kraft. Endlich iſt die Gewalt der Bora gebrochen. Die Stöße werden ſchwächer, das Trapez pendelt langſam aus.— Unten wird ein Sprungtuch geſpannt. Jetzt kann der Fänger den anderen loslaſſen. Kaum löſen ſich die ſchmerzenden Hände von deſſen Ar⸗ men.— Der Partner ſauſt kerzengerade hinab, feöͤert ein paarmal im Sprungtuch und ſteht dann, von raſendem Beifall empfangen, in der Manege. Während das Mäochen die Strickleiter hinunter⸗ klettert, richtet ſich Monti mit letzter Kraft auf. Nur mit Mühe kann er die verkrampften Knie bewegen. Auch er läßt ſich ins Sprungtuch fallen. Als ihn die anderen herausheben, kann er nicht ſtehen. Die Beine verſagen den Dienſt. Auf den Schultern tra⸗ gen ihn die Kameraden hinaus. Grenzenlos iſt der Jubel und die Begeiſterung der Manege. Während im Zelt die Vorſtellung weiterläuft, liegt Monti erſchöpft auf dem Bett in ſeinem Wa⸗ gen Der Blonde maſſiert ihn, damit wieder Leben in die erſtarrten Glieder kommt. Das Mäochen ſitzt ſchluchzend dabei. Die furchtbare Spannung der letz⸗ ten Viertelſtunde löſt ſich bei ihr in Tränen aus. Montt faßt die Hand ſeines Partners. „Was ich da vorhin geredet habe, wollen wir ver⸗ geſſen. Wenn ihr euch gern habt, will ich nicht im Wege ſtehen—— die Hauptſache iſt, daß unſere Arbeit nicht darunter leidet.“ 0 Am 9. 10. habe der Englands Gelbkrenz⸗Schande Wir zeigen hier neue Beweiſe für die Anwendung vow Gelbkreuz im ehemoligen Poben. dieſes Mal wieder England unwiderlbeglich als Lieferant feſtgeſtellt wurde. Links oben⸗ Oberpio⸗ nier Knupp, linker Unterarm; Befund Anfang Oktober: Ausgedehnte Geſchwürbildung. Rechts oben; Oberpionier Knupp, nnenſeite des rechten Oberſchenkels; Befund Anfang Oktober: Geſchwüwbil⸗ Innenſ dung, in der Umgebung fetzenartige Ablöſung der Oberhaut, in der weiteren Umgebung färbung der Haut. Links unten: Infanteriſt Trautwein, Außenſeite des linken Kmies; Befund An⸗ fang Oktober: Geſchwürbildung, Umgebung mit Puder abgedeckt. Rechts unten: Oberpionier Befund Anfang Oktober: Ausgedehnte Umgebung mit Puder abgedeckt. Kunmp; Geſchwürbildung an der Innenſeite des linken Oberſchenkeks, Scherl⸗Bilderdienſt, Zander⸗Multiplex⸗K.) In die Heimat zurückgekehrt Die erſten 340 Rückwanderer aus Riga traſen in Dancig ein und wurden in der Sporkhalle werpflent (Preſſe⸗Hoffmann, Zander⸗Murbtiplex⸗K.) Der engliſche Lügenminiſter bei der Arbeit Auf der neuen Notbrücke über die Weichſel bei Dirſchau werden durch unſere Eiſenbahnpioniere die Gleiſe be⸗ feſtigt. Wie bereits berichtet, iſt dieſe Brücke jetzt fer⸗ tiggeſtellt, ſo daß der Zugverkehr ungehinderb durch⸗ geführt werden kann. (Preſſe⸗Bild⸗Zentvale, Zander⸗Multiplex⸗K.) (Preſſe⸗Bild⸗Zentrale, Zander⸗Mulkiplex gR“ So erwürgt Eugland den neutralen Handel Ein engliſches Kommando beſetzt eines der zahl⸗ reichen neutralen Schiff (Aſſociated Preß, Zander Mintkiplez⸗ce Erſter Vorbote eines neuen Jahres! Pünktlich wie immer iſt er auf ſeinem Stelzbein dahergehumpelt: der Lohrer Hinkende Bote, deſſen volkstümlicher Ka⸗ lender aus dem Verlag M. Schauenburg⸗Lahr damit in ſein 140. Lebensjahr eintritt. Wie immer gibt es ein ſchö⸗ nes, zweiſarbig gedrucktes Kalendarium, das zugleich alle aſtronomiſch, meteorologiſch und hiſtoriſch wichtigen Daten vermerkt, und wenn auch die politiſche Jahresrückſchau vom Krieg in Polen, deutſchen Siegen und dem Ringen um unſerm ſüodeutſchen Schaffensraum Frieden in Europa noch nichts weiß, ſo mimant man die mancherlei aktuellen und gemütvollen Erzählungen des biedern alten Kalendermannes und ſeiner, zum Teir auch entſtammenden Mit⸗ arbeiter gern entgegen. Neben Hans Friedrich Blunck, Max Dufner⸗Greif, Friedrich Roth, Agnes Mie⸗ gel, Frieda Schanz und Morgarete Schieſtl⸗Bent⸗ Lage iſt ſogar die Mannheimer Schriſtſtellerin Henrielte Stoll⸗Lohr mit einem Beitrag vertreten. NM. Neue Mannheimer Zeitung Donnerstag, 19. Oktober 92 Mannheim, 19. Oxktober. Die Cufiſchuyrãume weroͤen überyrüfſt Es wurde feſtgeſtellt daß die Splitt erſiche⸗ den Luftſchutzräumen vielfach un⸗ zureichend ſind. Auf ihre Verbeſſerung iſt deshalb beſonderer Wert zu legen. Eine Erdaufſchüttung muß mindeſtens ein Meter, eine Sandſackpackung mindeſtens 50 Zentimeter ſtark ſein. wenn der Luft⸗ ſchutzraum gegen Sprengſplitter geſchützt werden ſoll. Auch bei einer Steinpackung(keine Ziegel⸗ oder Kunſtſteinel) iſt eine Mindeſtſtärke von 50 Ztm. er⸗ forderlich, bei Rundhölzern 40 Ztm., Holzbalken 30 Ztm. und Kies oder Schotter 25 Ztm. Aber nicht nur die Stärke, auch die Art der Anlage iſt ent⸗ ſcheidend. Vor allen Dingen iſt zu beachten, daß der Spl terſchutz ſeitlich mindeſtens um die Hälfte und obo mindeſtens um ein Drittel der Materialſtärke,über die Fenſteröffnung hinausragen muß. Unzweckmäßig iſt es, einfach Sandſäcke in die Fenſteröffnung zu legen weil dieſe vom Luftſtoß mit dem Fenſterſtock in den Luftſchutzraum geworfen werden können. Zu beachten iſt weiter, daß das Material der Splitter⸗ ſicherungen entweder feſt untereinander verbunden ſein oder durch entſprechende een dem Tungen an Auseinanderfallen geſchützt werden muß. Keinen Wert hat es Ziegelſteine, Balken, Sand icke uſw. nur loſe aufeinander zu ſchichten. Vor dem Fenſter muß, ehe man an die Herſtellung der Splitterſiche⸗ rung herangeht, eine ſtarke Holzverſchalung an⸗ gebracht werden. Die Splitterſicherung muß außerdem mit dem Ge⸗ bäude feſt verankert ſein, oder durch mindeſtens 80 Ztm. tiefe, in den Boden eingetriebene Holzriegel an das Gebäude angedrückt werden. Für die Ver⸗ bindung der Splitterſicherung mit dem Gebäude iſt eine Drahtverankerung mit dem Schutzgitter oder dem Fenſterſtock oder damit in der Wand befeſtigten Eiſenſchlaudern liede Art Fenſter⸗Eiſenhaken uſw.) anzuſtreben. Dieſe Art der Verankerung iſt beſon⸗ ders für Fenſter auf der Straßenſeite ohne Vor⸗ gärten maßgebend. Splitterſicherungen, die einen Lichtſchacht ebenerdig bedecken. müſſen ſchräg nach abwärts verankert werden. Feuchtigkeit aufnehmendes Sicherungsmaterial (3. B. Sand und Erde) muß gegen Regeneinwirkung durch Abdecken mit Brettern. Dachpappen uſw. ge⸗ ſchützt werden. Mannheim ſammelte am Sonntag 204 403.10 Reichsmark Die Bevölkerung des Kreiſes Mannbeim hat mit dieſem gewaltigen Ergebnis, das noch nie bei einer Straßenſammlung erreicht wurde, ihren Opfergeiſt unter Beweis geſtellt und damit be⸗ wieſen, daß ſie treu und willig dem Führer auf ſeinem Wege folgt und mit aller Kraft ſein großes Aufbauwerk ſchützt. 204 403,10 Reichsmark als Sam⸗ melergebnis des Auftakts für das Kriegswinter⸗ hilfswerk bedeutet aber auch, daß alle verſtanden haben, um was es heute geht und alle bis zum letz⸗ ten Volksgenoſſen Opfer gebracht haben. Aber am kommenden erſten Opferſonntag werden wir den Feinden Deutſchlands erneut eine Niederlage zufügen und unſer Opfer bringen! a Wie wir erfahren, beteiligten ſich auch die Beamten, Angeſtellten und Arbeiter der Stadt am Winterhilfswerk. Sie leiſten als Beitrag zum Winterhilfswerk 10 v. H. ihrer Lohnſteuer. Der Abzug von 10 v. H. der Lohnſteuer bezieht ſich jedoch lediglich auf die Lohnſteuer ſelbſt, der 50prozentige Zuſchlag zur Lohnſteuer, der als Kriegszuſchlag gilt, bleibt bei der Berechnung des Abzuges von Lohn und Gehalt außer Betracht. Bei den ſtädtiſchen Penſionären und Hinterbliebenenverſorgungsemp⸗ fängern erfolgt die Zahlung von Beiträgen für das Winterhilfswerk aus techniſchen Gründen nicht durch Abzug an der Verſorgung; deren Beiträge ſind unmittelbar an die örtliche Stelle des Winter⸗ hilfswerks abzuführen. Nacſitcice MNontOoꝙ n Bei Dunkelheit und Re rdnung Still war die Mannheimer Nacht und dunkel. Die Paſſanten konnte man zählen, das heißt man konnte ſie nicht zählen aus Gründen der totalen Verdunkelung. Die Polizeiſtreifen machte ihre Runde, die Blockwarte desgleichen, aber auch die Männer von den Bewachungsgeſellſchaften waren auf dem Weg. Gar nicht unintereſſant, ſich einmal einem Wachmann anzuſchließen, die Genehmigung dazu hatte ich ja ausdrücklich von der dazugehörigen Wachgeſellſchaft. Alſo los. Schon kam der erſte Schmerz. Mein Wachmann, der Senior unter ſeinen Kameraden, ignorierte die Dunkelheit vollkommen. er machte Schritte wie einſt im Mai— und ich konnte nur die verkrampften Tippelſchritte dagegen ſetzen. mit denen ſich der Ungeübte durch die nachtſchwarze Stadt be⸗ wegt. Das kann recht werden. Ein Preſſemann darf ſich nicht blamieren. Lieber ſtolpern als um ein ge⸗ mäßigtes Tempo bitten Eben biegen wir in die Prachtſtraße von Mann⸗ heim ein. Aber die Pracht verhält ſich ſehr zuräck⸗ haltend. Mit dem Neonröhrengeleucht iſt es nichts, nur auf dem Boden glänzt es dann und wann ganz ſchwach, das iſt der Schein einer verhüllten Taſchen⸗ lampe in den Regenpfützen Taſchenlampe: Ich habe ein Ding mitgenommen vom Kaliber eines mittle⸗ ren Kanonenrohrs, aber die Batterie hat nicht mehr viel drin. und die Glühbirne ſcheint auch nicht mehr einwandfrei zu ſein, das Luder glimmt nur noch nach eigenem Belieben auf. Zum Glück iſt die Lampe des Wächters intakt. Der Dienſt des Wächters beginnt, und ich habe immer noch nicht die Sicherheit des weit ausholen⸗ den Schrittes. Dieſe Haustüre iſt ordnunasgemäß geſchloſſen, die nächſte auch und die übernächſte, aber die daneben ſteht ſperrangelweit auf. Zu mit ihr. Der Wachmann hat ja für alle ſeine Häuſer Schlüſ⸗ fel. Neunzig Stück muß er bei jedem Gang mitſchlei⸗ fen. Aber die ſcheint er alle am Griff zu kennen. Wenigſtens braucht er kein Licht, um den rechten Schlüſſel für die rechte Türe zu finden. Weiter. Waͤr gehen in ein wildfremdes Haus mit einem noch fremderen Hof. Der Wachmann greift in das Dunkel. Er findet den Wäͤſſerhahn und ſtellt feſt, daß er geſchloſſen iſt. Weiter. Kinder, was ſind in dieſem Hof tückenreiche Treppen, die gabeln ſich ge⸗ radezu und ſteil ſind ſie wie der Weg, zur Tugend. Scharf ran an das Geländer. Was iſt das für ein Verſteck, auf das mein Wachmann jetzt zugeht? Ach ſo, der hintere Eingang zu einem Ladengeſchäft, der muß natürlich auch geſchloſſen ſein. Im nächſten Haus muß er das Schutzgitter hochziehen. gegenüber— oho— brennt eine Lampe, ſo aut wie nicht abgeblendet. „Licht aus!“ ruft er im Hof und hums wird es dun⸗ kel. Luftſchutzbefugniſſe hat der Wächter nicht, aber er ſieht es als ſeine Pflicht an, ſeine Leute auf Schön⸗ heitsfehler aufmerkſam zu machen und ſie dadurch vor Strafe zu ſchützen. enwetter an Vorder- und Hintertüren— mugß sein Wag iſt das? An der Ecke ſteht eine Gittertüre auf. Unſer Wächter rüttelt daran, ehe er ſie ahſchließt. Er rüttelt noch einmal. Und da ertönt eine Mädchen⸗ ſtimme aus dem Hinterhalt:„Wirſindnochdal“. „Gut“, gibt unſer Wachmann zur Antwort und geht weiter. Anderswo iſt eine ganze Flucht von Türen zu kontrollieren. Sie ſind zu. Jetzt tief in den dunklen Hof hinein. Die Taſchenlampe beleuchtet eine neue Türe. Auf? Jawohl, aber das iſt richtig, die führt nämlich zu einem Pferdeſtall. Nach den Pferden ſehen wir auch gleich. Neugierig drehen ſie uns die Köpfe zu. Keine Brandgefahr? Nein. In Ordnung. Nicht weit davon befindet ſich ein Gaſthaus. Man ſieht es nicht, aber man hört die Stimmen hinter den abgedichteten Fenſtern. Der Wachmann lüßt die Lampe aufleuchten. Sucht er das Schlüſſelloch der Haustüred Nein, ein kleines Käſtchen an der Wand ſucht er, in dem ſich die Anmeldeformulare für die Nachtgäſte befinden. Die muß er nämlich zur Poli⸗ zei bringen. Wir müſſen in ein anderes Haus. Dunkel ſchließt der Wachmann auf. Was iſt den das?! Verzeihung, ein Pärchen hatte ſich unter die Türe geſtellt. Jetzt fahren die Leutchen auseinander und geben ſich voll⸗ kommen kühl. Weiter, das kann einen Wachmann nicht erſchüttern. Wieder was. Ich fühle mich ver⸗ anlaßt,„au“ zu ſchreien, denn ich habe mir das Schienbein angeſchlagen. Was war los? Ick bin an eine gefüllte Bütte geſtoßen, die für Luftſchutz⸗ zwecke daſtand. Ich beklage mich nicht mehr über mein Schienbein— ich hätte nämlich ebenſogut in die Bütte plumpſen können. Wieder kommen wir auf die Planken, die in⸗ zwiſchen nicht heller geworden ſind. Wie mollig mag es jetzt in einem oͤͤer großen Kaffees ſein, die ſich nur durch einen ganz ſchwachen Lichtſchein verraten. Bei uns regnet's. Zu den unſicheren Schritten kommt noch das Malhör mit den Waſſerlachen. Was uns da faſt vollkommen unſichtbar an der Naſe vorbeifuhr, war ein Raöfahrer. Danke ſchön. Wir biegen wieder in eine Seitengaſſe ein. Neue Haustüren, neue Gitter, neue Hofkontrollen.„Eben iſt was paſſiert“, ſagt plötzlich ͤer Wachmann. Ich habe auch einen Platſcher gehört. Ableuchten, immer an der Wand entlang. Da haben wir's— ein Mann iſt geſtürzt, wahrſcheinlich über die Sand⸗ ſäcke. Natürlich heben wir ihn auf, obwohl das nicht im Dienſtvertrag des Wachmannes ſteht. Wir brin⸗ gen ihn ſogar vor ſeine Haustüre und ſchließen ihm auf, er wohnt beinahe an der Stelle ſeines Miß⸗ geſchicks. Allerdings war er ziemlich an⸗ geſäuſelt. Weiter. Das heißt, ich mußte mich jetzt von meinem Wachmann verabſchieden für ihn aina die Geſchichte die ganze Nacht weiter. Kein an⸗ genehmer Beruf. dachte ich für mich. Aber um dieſe Zeit hatte ich mich ganz aut an die Dunkelheit ge⸗ wöhnt und meine Beine zeigten ſchon wieder einiger⸗ maßen normale Haltung.—tt. iieeeeeeee Odenwaldwanderung des Piälzerwald-Nereins Freudigen Widerhall im Pfälzerwald⸗Verein fand die Anordnung des Deutſchen Wanderführers, Prof. Dr. Werner, auch während des Krieges den Wander⸗ betrieb aufrecht zu erhalten. So rief der Zweigver⸗ ein Ludwigshaſen⸗Mannheim zu einer Wanderung in den Odenwald. Hoffnungsvoll ſah man dem Wandertag entgegen. Und, obwohl die letzte Zeit mehr als genügend Feuchtigkeit brachte, konnte die„Oberrheiniſche“ in Weinheim eine hübſche Anzahl wetterfeſter Wande⸗ ver landen. Ueber dem netten Amtsſtädtchen grüßte die Burgruine Windeck in blaugrauem Morgen⸗ ſchein, während der Grundelbach im Gorxheimer Tale in höchſter Eile abwärts rauſchte. Herbſtliche Stimmung lag über der buntfarbigen Landſchaft. der das belebende Sonnenlicht leider fehlte. Doch mit zunehmender Höhe eröffnete ſich immerhin ein ſchöner Rundblick über Weinheim und die weite Rheinebene. Als beſonderer Schmuck der Wald⸗ landſchaft erhebt ſich auf 400 Meter hohen Berges⸗ rücken die Wachenburg. Doch vergeblich wartete ſie auf den angeſagten Beſuch, denn der vorſichtige Füh⸗ NFoibun Nin, ſuſou, muuil uin„ Nommnſſun güubim? Auch ohne Pleischkarte kann man in Mannheims Gaststätten für weni Geld Satt werden! So iſt es immer: erſt gibt es Kopfſchütteln und zweifelndes Gerede,— ſind aber die Dinge erſt mal eingeführt, dann ſtellt man ſich nicht nur ſehr raſch darauf ein, ſondern findet oft ſogar noch ausge⸗ ſprochenes Wohlgefallen an der neuen Ordnung. Da hätten wir alſo die verkleinerte Speiſekarte in den Gaſtſtätten. und dazu ſeit einigen Wochen auch die — übrigens ab 22. Oktober weſentlich einfacher geſtaltete Vorſchrift, für Fleiſchgerichte eine Marke abzuliefern. Weil nun aber Leute mit großem Appetit ihre Ration meiſt ſchon zu Hauſe aufbrauchen, und auch die haushali⸗ loſen Gäſte oder Paſſanten von auswärts nicht immer die nötigen Kärtchen bereit haben, ſo giht es ſeit jüngſter Zeit in den Mannbeimer Gaſtſtätten auch täglich das ſogenannte kartenfreie Stammeſſen das ſich laut Beſtätiguna vieler überraſchend ſchnell und gut eingeführt at. Den Löwenanteil an dieſem Erfolg haben hier die tüchtigen Küchenchefs beiderlei Ge⸗ ſchlechts, deren kochkünſtleriſcher Findigkeit es zu danken iſt, daß auf den Speiſekarten immer neue und für den Gaumen intereſſante Gerichte zu fin⸗ den ſind, auch ohne daß dabei mit Fleiſch und Fett aus dem vollen gewirtſchaftet worden wäre. Freilich ſoll das Eſſen nicht nur ſchmackhaft ſein, nicht nur hübſch angerichtet aufgetragen werden. ſondern vor allen Dingen darf der Gaſt nicht etwa hungrig vom Tiſch auſſtehen, ſo wie das einſt in den unſeligen „Steckrübenzeiten“ des Weltkrieges dank einer durchaus mangelhaften Vorratswirtſchaft gang und gäbe war. Wie alle andern Gerichte wird alſo auch das Stammeſſen keineswegs fettlos gekocht, ſondern es ſtehen dafür ſogar beſondere Zu⸗ teilungen zur Verfügung und oft ſind dieſe gaſtro⸗ nomiſchen Darbietungen auch mit Fleiſch, Wurſt oder etwas Speck freundlich verbrämt. Wir haben uns nun einmal in Mannheimer Gaſtſtätten umgetan, um aus der Fülle erprob⸗ ter Vorſchläge nur einige Beiſpiele der letzten Woche herauszugreiſen, aus denen jeder erſehen kann: der alte Satz„Geh auch mal aus!“ hat trotz Le⸗ bensmittelkarten, und erſt recht trotz der uns allen nun ſchon gewohnten Verdunkelung. zu leder Ta⸗ ges⸗ und Abendſtunde noch ſeinen guten Sinn. So gab es in einer Mannheimer Großgaſtſtätte nach der beliebten, fein mit allerlei Wurzelwerk abge⸗ ſchmeckten„bürgerlichen Kartoffelſuppe“ entweder Krautroulade mit Salzkartoffeln oder drei Stück Kartoffelpuffer mit Apfel⸗ brei oder ein vegetariſches Kotelett in pikanter Tun ke mit Salatplatte. Wer ſich nichts Richtiges darunter vorſtellen kann, möge ſelbſt verſuchen,— es ſchmeckt wirklich ausgezeichnet. Auch der Linſenſuppentopf mit lut⸗ wurſteinlage und Mehlſchwämmchen, den ein anderer Gaſtwirt als Stammeſſen auf den Tiſch brachte, erfreute ſich bald ſo großer Beliebtheit, daß er ſeit neueſtem ſogar mittags und abends auf der Karte ſteht. Ebenſo iſt der in den einzelnen Betrie⸗ ben jeweils„nach Art des Hauſes“ abgewandelte Gemüſetopf ſchon zur ſtehenden Einrichtung ge⸗ worden, und den jungen zarten Roſenkohl, den lecker im Oſen überbackenen Blumenkohl mit knuſprigen Röſtkartoffeln wird gewiß auch nie⸗ mand verachten. Seit die Eierwirtſchaft wieder auf⸗ gelockert iſt, kommt auch mal eine Eierſpeiſe wie Makkaroni nach Mailänder Art mit Sa⸗ lat als Stammeſſen auf den Tiſch, und wer für ſeine Mittagsmahlzeit oder eine ſolche, wahrhaft bildlich gemeinte„Extrawurſt“ am Abend mehr als eine Reichsmark auf den Tiſch legen mag, der kann ſo⸗ gar unter hochwertigen Gemüſen wie Spargel Pilze und einer Reihe von Fiſchgerichten wählen, die vom Goldbarſchfilet Italiener Art bis zu Rheinaal in Dilltunke und friſchem Rhein⸗ zander mit Kräuterbeiguß reichen. Man ſieht: auch wenn die Gaſtſtätten heute in Zeiten allgemeiner Einſchränkung nicht mehr wie früher in erſter Linie„Stätten des Genuſſes“ ſein wollen ſondern vor allem einer geſunden und kräf⸗ tigen Ernährung dienen, bleibt für den„Magen⸗ fahrplan“ der Gäſte auch ohne Kartenhergabe immer noch genua Bewegungsfreiheit. Und dann will man ja ſchließlich daneben noch ſein gutes Bierlein ziſchen,— ſein angeſtammtes Viertele vertilgen, was beſonders für die Herren der Schöyfung doch nach wie vor mit der angenehmſte Teil eines jeden „Stammeſſens“ ſein dürfte M, S. — es mal rer. Kamerad Salzmann, vermutete den Zugang in etwas zu anhänglicher Verfaſſung. Die ausſichts⸗ reichen Waldwege aber, auf die leider kein Sonnen⸗ ſtrahl ſiel, waren angenehm und trocken bis zum maleriſch an den Bergeshana ſich ſchmiegenden Dörf⸗ chen Buchklingen. Recht gerne folgte man dort der Einladung, die für den urſprünglich geplanten Marſch nach Oberabtſteinach die nötigen Kräfte brin⸗ gen ſollte. Aber auch Oberabtſteinach wartete ver⸗ gebens; denn der Nachgiebigkeit des Odenwälder Bodens halber gab die Führung in wohlgemeinoͤſter Abſicht dem ſeſten Wea über Löhrbach nach Kallſtadt den Vorzug. Damit traf Führer Salzmann eine aute Wahl. Mit wenig Anſtrengung fand der gute Fahrweg das idylliſche Kallſtadter Tal, durch das der gleichnamige Bach in wilden Sprüngen talwärts ſtrebte. Da hatte der Fuß keine Eile und auch dann nicht. als der Himmel ſich doch noch anſchickte, ſeine Schleuſen für den Reſt des Tages zu öffnen. So eine Stunde dauerte es, bis Birkenau erreicht wurde und damit die„Krone“ in deren Schutz man auf das„Bähnle“ wartete zur Abkürzung des Weges nach Weinheim, zum Endpunkt der Wande⸗ rung. Schw. Fort von der Straße, wenn die Flak ſchießt! Obwohl ſchon zu verſchiedenen Malen darauf hin⸗ gewieſen worden iſt. daß, wenn feindliche Flugzeuge von Flak beſchoſſen werden— auch wenn kein Flie⸗ geralaxm gegeben wird— das Publikum ſofort in den nächſtliegenden Luſtſchutzkeller zu gehen hat, ſo wird verſchiedentlich dieſe Anweiſung immer noch nicht beachtet. Wenn nun ein Unglück geſchieht, ſo hat der Betroffene ſelbſt die Schuld zu tragen. Bei der Beſchießung feindlicher Flugzeuge durch Flak wurden in Mannheim eine Raoſahrerin, und einige Fußgänger durch herabfallende Spreng⸗ ſtücke getroffen und ſchwer verletzt. Es ergeht deshalb nochmals die dringende Mah⸗ nung an die Bevölkerung, bei ähnlichen Ereigniſſen die nächſtliegenden Luftſchutzräume aufzu⸗ ſuchen.. Der ſchwache geuge Ein Mann, nicht ganz unbeſchrieben, ſoll ſich in der Nähe des OEG⸗Bahnhofs ſchamlos benommen haben, der es aber beobachtete und die Feſtnahme des Sünders veranlaßte, war ſelbſt nicht gana ſauber. Wenigſtens wurde von neutraler Seite feſt⸗ geſtellt, daß er ſich in dieſer Gegend längere Zeit und recht verdächtig herumgetrieben habe. Auch das ärztliche Gutachten über den Kronzeugen lautete nicht günſtig. Unter dieſen Umſtänden bezweifelte das Gericht, ob ex überhaupt der rechte Mann ſei, Aergernis zu nehmen, und verurteilte den Ange⸗ klagten nur wegen groben Unfugs. Damit aber fiel er unter die Amneſtie. tt. i 82 Fahre alt wurde heute der frühere Bade⸗ meiſter Johann Kaiſer, Rheinauſtraße 12. Unſe⸗ ren Glückwunſch! u. Auf dem Zeughausylatz iſt man dieſer Tage beim Graben einer Vertiefung einige Meter unter der Oberfläche auf eine Anzahl menſchlicher Knochen geſtoßen, was vielſach zu der Vermutung Anlaß gab, daß ſich hier einſt ein Friedhof befunden habe. Dem iſt jedoch nicht ſo, wohl aber ſtand bier die Garniſonskirche, die im Jahre 1739, alſo genau ror zweihundert Jahren, in Benützung genommen wurde. Die Kirche beſaß eine Gruft, in der ein An⸗ zahl Beſtattungen vorgenommen wurden. Als die Kirche im Jahre 1782 nach Fertigſtellung des Zeug⸗ hauſes niedergelegt wurde, hatte man das Mauer⸗ werk im Boden belaſſen und die Gruft mit Erde zugeworfen; dieſes Mauerwerk iſt jetzt wieder zum Vorſchein gekommen. Aus dieſer Gruft ſtammen die gefundenen menſchlichen Ueberreſte. als Beilage zum Suppenfleiſch, bewußte erſte Geige aus der Reihe Knob zullut auc Joſeon. „Wenn die Heide blüht, zieht der Herbſt ins Land.., das merken ſogar wir Mannheimer an der immer größer werdenden Zahl hübſcher, leuch⸗ tend violetter Erika⸗Stöcke, die nun ſchon ſeit ge⸗ raumer Zeit täglich den Saum unſeres Marktplatzes zieren. Und auch ſonſt läßt ja die fruchtbare Herbſt⸗ lichkeit nichts zu wünſchen übrig. Aepfel, Trauben, Nüſſe beherrſchen das Feld, auch Quitten werden in ſteigendem Maße angeboten, ſo daß die bevor⸗ ſtehende Erhöhung der Zuckerration für Einmach⸗ zwecke vielen Hausfrauen ſehr willkommen ſein wird. Sie wiſſen ja: ihr ſchönſtes Aroma entwickeln die goldgelben, pelzigen Dinger, wenn man ſie nicht gleich friſch vom Baum weg verwendet, ſondern erſt einige Zeit ablagern läßt. Ja, und dann der Kürbis! Wie auch die NS⸗Frauenſchaft dieſer Tage in ihrem Marktgeſpräch feſtſtellte, iſt das eine jener Gemüſefrüchte, an die viele Leute teils aus Unkenntnis, teils aus Bequemlichkeit nicht ſo recht heranwollen. Allenfalls noch ſüßſauer eingemacht, nicht wahr? Aber damit hat ſich's, und die guten Kürbiſſe bleiben weiterhin unverwendet. Hier wäre nun mal ein 3 Vorteſe beĩm Rasierem Wer sich vor dem Einseifen m Nhwee- Cremè einreibt. het drei Vorteile: erstens i81 cics Rosieren angenehmer. zweiten Wirdd die Klinge nicht 30 schnel stumpf und drinens tor men eαs für zeine kiout. Oosen und Tubem 22Pl. bis 90 f1 ein intereſſantes Rezept, deſſen Menge für—5 Per⸗ ſonen ausreicht. Es heißt„Kürbis⸗K art of⸗ felpuffer“ und man ißt am beſten ein Spinat⸗ gemüſe dazu: 500 Gramm rohe Kartoffeln in friſches Waſſer rei⸗ ben(Waſſer öfters wechſeln!), die Kartoffeln gut aus⸗ oͤrücken, mit 500 Gramm gekochten und geriebenen Kar⸗ toffeln, 250 Gramm roh geriebenem Kürbis, ie 10 Gramm Mehl und Zucker durcharbeiten, mit wenig Salz und Muskat würzen, die ganze Maſſe mit ent⸗ rahmter Friſchmilch dickflüſſig verrühren, in wenig Fett hellbraune Pufſer backen. Ja. und dann haben wir doch noch ſo ein herbſt⸗ liches Schmerzenskind, das leider auch immer viel zu wenig geſchätzt und nur als Salat auf den Tiſch gebracht wird, während ſeine große Vitaminhaltig⸗ keit und Billigkeit ihm weit größeres Anſeben ſichern ſollte. Das iſt nämlich die rote Rübe, von der man mit geringer Mühe auch ausgezeichnete warme Gemüſemahlzeiten zubereiten kann. Wir ſchlagen als fleiſchloſe Mahlzeit einmal„Kote Rüben mit Aevfelnoder Birnen“ vor und empfeblen da⸗ zu eine tüchtige Schüſſel Röſtkartoffeln: 500 Gramm dreiviertel weich gekochte rote Rüben grob hobeln; 350 Gramm Aepfel oder Birnen in rohem Zuſtand blättrig ſchneiden, mit den roten Rüben ver⸗ miſchen, in 40 Gramm heißes Fett oder Oel geben, Liter Weiß⸗ oder Apfelwein dazugeben, zuſammen langſam gar werden laſſen, zum Schluß etwa Ltr. ent⸗ rahmte Friſchmilch angießen, mit Salz, Zucker, Zi⸗ tronenſaft oder Eſſig und geriebenem Merrettich ab⸗ Filmrunoſchau Alhambra:„Renate im Quartett“ Ein Quartett hat bekanntlich die Aufgabe, un⸗ entwegt eitel Harmonien unter die Leute und zu Gehör zu bringen. Das tut das Börne⸗Quartett unter ſeinem Primarius Michael Börne(Attila Hörbiger) auch wacker, bis daß der (Harald Paulſen) einen Mißton in das Zuſam⸗ menſpiel bringt indem er aus dem Verband hinaus⸗ ſtrebt. Er will nicht immer nur die Bratſche ſpie⸗ len, er will auch mal als Soliſt die erſte Geige ris⸗ kieren. Die ausgefallene Bratſche wird durch eine neue Bratſche erſetzt, und dieſe neue Bratſche bringt Diſſonanzen ins Quartett. Keine muſiktechniſche Diſſonanzen, oh nein, Käthe von Naqy(Renate) ſpielt blütenrein und ausdrucksvoll und iſt hochmuſi⸗ kaliſch, aber ſie iſt eine Frau unter drei Männern, die ſich verzweifelt bemühen den bei Würzburger Steinwein und St. Nepomuk geſchworenen Schwur, Renate nur kühl⸗ſachlich. eben als Bratſche zu behan⸗ deln, zu brechen und Renatens Herz gleich noch da⸗ zu. Ein jeder beſorgt das je nach Talent und Tem⸗ perament, und das Publikum lacht ſich halb tot, wenn wieder einmal ſo ein Quartettler, etwa eine nicht genug zur Geltung gekommene zweite Geige (Hans Brauſewetter) oder eine ihrer Ueberlegenheit zu tanzen ginnt. Die Bratſchedame benimmt ſich ſehr diplo⸗ matiſch, ſie ſagt nicht nein, ſonſt wäre ſie kein Di⸗ plomat, ſie ſaat nicht ja, ſonſt wäre ſie keine me. Sie will mitſpielen aber ledialich im Quartett. Sie ahnt zunächſt gar nicht, wie ſehr ſie den jungen Män⸗ nern höchſt privat mitſpielt, von denen jeder mehr oder minder befliſſen iſt, ein Duo mit ihr zu grün⸗ den. Die Sache wäre wohl ſchließlich doch ſchief ge⸗ gangen, wenn die Spielleitung nicht auf Grund des Drehbuchs einen ſympathiſchen Hotelbeſiser(Guſtav Fröhlich) in das Spiel gemiſcht hätte. Das iſt ein Tauſendſaſſa. In der Region von Schnee und Stein zaubert er zu allen Tageszeiten die herrlich⸗ ſten Treibhauspflanzen für Renate, er bringt die ausgebrochene Bratſche wieder zurück und geſtattet und geſtaltet der Erſatzbratſche einen höchſt plauſiblen Rückzug vom Konzertpodium ins Privatleben. Und bis es dann ſo weit iſt, hat man ſich höchſt vergnüg⸗ lich unterhalten. Im Beiprogramm ein Kulturftlm über das Streichholz und die neueſte Tobis⸗Wochenſchau mit Bildern aus Berlin und aus Polen. F, W. Koch. e Langfinger am Werk. Auf dem Mittwoch⸗ markt auf dem Marktplatz wurde einer Händlers⸗ frau ihre Geloͤbörſe mit 180 Mark Inhalt entwendet. Leider gelang es nicht den Langfinger zu ſchnappen. Alſo Vorſicht! Alſi 5 und Obarhein! beweiſen wirden Keinden Deutſchlands unſere Unsirſtörbare Gchickſalsgemeinſchaft! 100 Bratſchiſt — !w0 0P0PPPPP SS „ 3 „ — 2 Neun deutſche Europa⸗Rekorde Weſentlich ſtärker als in der Weltrekordliſte iſt Deutſch⸗ londs Schwimmſport in der Europa⸗Beſtenliſte vertreten. Insgeſamt ſind hier neun deutſche Europa⸗Beſtleiſtungen aufgezeichnet, davon allein acht bei den Männern, womit die deutſche Vorherrſchaft auf dieſem Gebiet eindeutig un⸗ terſtrichen wird. Unſere Stärke iſt nach wie vor das Bruſt⸗ ſchwimmen, wo alle vier Europarekorde in deutſchen Hän⸗ Kraul Europa⸗Rekorde — 100 Meter Fiſcher(Deutſchland 56,8 200 Meter B. Borg(Schweden) 211,9 300 Meter Taris(Frankreich):27,6 400 Meter Taris(Frankreich):47,0 500 Meter Taris(Frankreich) 6201,2 800 Meter Taris(Frankreich) 10:15,6 1000 Meter Taris(Frankreich) 12:57,6 1500 Meter A. Borg(Schweden) 19:07,2 47100 Meter Deutſchland:00,5 — Meter Ungarn:10,8 ru 100 Meter Balke(Deutſchland):09,5 200 Meter Balke(Deutſchland) 2237,4 400 Meter Heina(Deutſchland):43,8 500 Meter Heina(Deutſchland):18,0 Rücken 100 Meter Schlauch(Deutſchland) 1206,8 200 Meter B. Borg(Schweden):26,9 400 Meter Schlauch(Deutſchland) 521 Kraul 100 Meter den Ouden(Holland) 1204, 200 Meter Hoeger(Dänemark):21, 300 Meter Hweger(Dänemark):46, 400 Meter(Dänemark):06, 500 Meter Hveger(Dänemark) 6284, 800 Meter Hweger(Dänemark)., 1000 Meter Hyveger(Dänemark) 14:12, 1500 Meter Hyeger(Dänemark) 21:45, — Meter Dänemark:27 ruſt 100 Meter Hölzner(Deutſchland):20, 200 Meter Waalberg(Holland):56, „400 Meter Sörenſen(Dänemark) 6216, 500 Meter Sörenſen(Dänemark) 788, 3 Rücken 100 Meter Kint(Holland):10, 200 Meter van Feggelen(Holland):39, 400 Meter van Feggelen(Holland):41, ⁰ PDoh den ſind. Im Rückenſchwimmen hat jetzt der Schwede Björn Borg die deutſche Front auf der 200⸗Meter⸗Strecke durch⸗ brochen, doch ſind immer noch zwei von den drei geführten Beſtleiſtungen in unſerem Beſitz.— Wie ſtark Europa im Frauenſchwimmſport iſt, erhellt die Tatſache, daß alle 16 Europarekorde zugleich auch Weltbeſtleiſtungen ſind! Däne⸗ mark ſteht hier mit zehn Rekorden weitaus an der Spitze. In der nachfolgenden Europa⸗Rekovoliſte iſt lediglich der Rückenrekord von Björn Borg noch nicht anerkannt. Deutſche Rekorde Fiſcher(Bremen 56,8 Plath(Berlin):12,6 Plath(Berlin) 382,9 Plath(Berli:47,6 Köninger(Magdeburg):15,8 Arendt(Berlin) 10:26,7 Arendt(Berlin) 13:14,6 Arendt(Berlin) 19:51,8 Bremiſch er SV:03,4 Bremiſcher S V 9 16,4 Balke(Magdeburg):09,5 Balke(Magdeburg 2737,4 Heina(Gladbeck):43,8 Heina(Gladbeck):13,0 Schlauch(Erfurt):06,8 Schlauch(Erfurt):29,8 Schlauch(Erfurt):21,8 Frauen Arendt(Berlin) 1206,6 Arendt(Berlin):85,3 Halbsguth(Berlin):18,5 Schmitz(Spandau):40,4 Halbsguth(Berlin) Halbsguth(Berlin):17,0 Schäferkordt(Düſſeldorf) 15:39,2 Pollack(Spandau) 24:31,4 Nationalſtaffel:86,8 Hölzner(Plauen).20,2 Genenger(Krefeld):00,3 Genenger(Krefeld) 6119,2 Genenger(Krefeld):17,5 Weber(Bayreuth) 117,9 Rupke(Ohligs) 2ꝛ56,9 Rupke( Ohligs) Die Keichtathletik- Europarckorde Die Europa⸗Kommiſſion des Internationalen Leicht⸗ ahtbetikverbandes beſchloß bei den erſten, im Jahre 1934 Turin veranſtalteten Euxopameiſterſchaften eine Europarekordliſte aufzuſtellen. Gewählt wurde das aus 20 Uebungen beſtehende olympiſche Programm der Män⸗ ner mit Ausnahme des 3000⸗Meter⸗Hindernislaufes und des Marathonlaufes. Schon in der erſten Rekordliſte war Deutſchland vielfach vertreten. Bei den zweiten Europa⸗ meiſterſchaften 1938 in Paris wurde die Liſte durch die Anerkennung neuer Rekorde auf den damals zeitgemäßen Stand gebracht. Wiederum hatten dabei unſere Athleten mit allein acht Höchſtleiſtungen die meiſten Europarekorde in ihrem Beſitz. Dieſe Liſte hat aber in der verfloſſenen Wettkampfzeit eine gründliche Aenderung erfahren, ſind doch inzwiſchen nicht weniger als 12 Höchſtleiſtungen neu aufgeſtellt worden, die noch ihrer Anerkennung harren. Dabei handelt es ſich mit Ausnahme des ſchon beſtätigten Weltrekords im Diskuswerſen unſeres Willi Schröders um gleichzeitig ſechs neue Weltbeſtleiſtungen. Dem hohen Stand der deutſchen Leichtathletik entſpricht der Anteil an den Rekorden. Elf deutſchen Europa⸗Beſtleiſtungen ſtehen vier finniſche, je zwei ſchwediſche und norwegiſche ſowie ein engliſcher Rekord gegenüber. Dieſe Tatſache wirkt ſo überzeugend, daß ſich weitere Worte erübrigen. Der Deutſche Rudolf Harbig und der Finne Taiſto Mäki, die überragenden Läufer dieſes Jahres, ſind mit ihren insgeſamt 4 Weltrekorden die einzigen Athleten, die zwei⸗ mal in der Liſte erſcheinen. » Den älteſten Europarekord hält der deutſche Altmeiſter Helmut Körnig auf der 200⸗Meter⸗Strecke mit 20,9 Sekun⸗ den ſeit dem Olympiajchr 1928. Die gegenwärtige Liſte der Eu ropa⸗Rekorde hat folgendes Ausſehen, vorausgeſetzt, da olle neuen Beſtleiſtungen auch ihre Anerkennung finden (8= Weltrekord): 100 Meter: Jonath(Deutſchland) 10,3, 1932 200 Meter: Körnig(Deutſchland) 20,9, 1928 400 Meter: Harbig(Deutſchland) 46,0*, 1939 800 Meter: Harbig(Deutſchland) 1246,6*, 1999 1 500 Meter: Andersſon(Schweden) 3148,8, 1939 5 000 Meter: Mäki(Finnland) 14:08,8*, 1939 10 000 Meter: Mäki(Finnland) 29:52,6*, 1939 110⸗Meter⸗H.: Lidman(Schweden) 14,2, 1939 Eine Jact kam von Kopenhagen ROMAN VON KuRxT DEBBGANDE Copyright by Carl Duncker, Verlag, Berlin W. 35. 2 Lampert nagte ſich die Lippen und legte die Zei⸗ tungen fort und ſtarrte gegen die Wand, an der Oelgemälde, alles Seeſtücke, zum Verkauf hingen. Er erhob ſich und ging langſam von Bild zu Bild. Immer war das Waſſer blau oder grünlich oder grau und immer überſchlug ſich als prächtigſter Ein⸗ fall des Künſtlers im breiten Vordergrund eine rrieſige Welle. Er machte auſ den Hacken kehrt und verließ den Eßſaal. Belämmerte Bilder. Das Meer war immer in Bewegung, es atmete leiſe oder hef⸗ tig, aber es gab keine im Ueberſchlagen erſtarrte und blendend weiß eingefrorene Welle. Wem würde es einfallen, als breiten Vordergrund eines Bildes ein Pferd in einer Sprungbewegung, in der es mit allen vier Beinen in der Luft ſchwebte. zu malen! Er ſtellte ſich in die Verandatür zum Garten. Von den Blautannen tropfte die Feuchte des Nebels, von den Birkenzweigen löſten ſich kleine gelbe Blät⸗ ter und ſchaukelten lautlos zur Erde Die Luft war ſchwer und feucht und dieſig, es würde kein ſchöner Tag werden. Wer, genau beſehen, war Witthans? Was wußte er von ihm. Genau beſehen— nichts—! Er kannte ihn ſechs Jahre, aber das war ia keine Ewigkeit. Aber ſo etwas fiel einem immer erſt dann auf, wenn es in einem Rad am Wagen gehörig und vernehm⸗ bar knackte. „Alſo hier ſind Sie!“ rief plötzlich Cutorius hin⸗ ter ihm.„Wir haben Sie geſucht, auf ihrem Zim⸗ mer waren Sie nicht und im Eßſaal auch nicht.“ „Nein, ich ſtehe hier. Wo brennt es? Und dabei wird es beſtimmt nirgends brennen. aber Sie hetzen ſich dennoch ab. Sie werden immer ſo hager bleiben, lieber Freundl“ Städtekämpfe aus. „Vielleicht wird er mich beiſeitebringen.“ 55 400⸗Meter⸗H.: Hölling(Deutſchland) 51,6, 1939 4100 Meter: Deutſchland 40,1, 1939 4400 Meter: Englond:08,9, 1936 Weitſprung: Long(Deutſchlond) 7,90, 1936 Hochſprung: Kotkas:(Finnland) 2,04, 1096 Dreiſprung: Ström(Norwegen) 15,82, 1939 Stabhoch: Kaas(Norwegen) 4,27, 1939 Kugel: Wöllke(Deutſchlond) 16,60, 1936 Diskus: Schröder(Deutſchland) 53,10*, 1935 Speer: Nikkanen(Finnland) 78,80*, 1988 Hammer: Blask(Deutſchland) 59,00*, 1938 Zehnkampf: Sievert(Deutſchland) 7824,30, 1934 Kein Fußballkampf in Velgrad Das am Mittwoch in Belgrad geplante Fußballſpiel zwiſchen der deutſchen National⸗Mannſchaft und der Bel⸗ grader Stadtvertretung fiel aus. barung eines neuen Termins verlegt. Die deutſche Expe⸗ dition hat von Belgrad aus die Reiſe nach Sofia angetre⸗ ten, wo am Sonntag der zweite Fußball⸗Länderkampf zwi⸗ ſchen Bulgarien und Deutſchland ausgetragen wird. Der Fußball⸗Städtekampf zwiſchen Berlin und Sofia wurde nun zum 5. November nach Berlin vereinbart. Wien und Prag tragen am 22. Oktober zwei Fußball⸗ Die A⸗Mannſchaften ſpielen in Prag, die B⸗Mannſchaften in Wien. Kaſſels Gauliga⸗Auswahl trägt am kommenden Sonn⸗ tag ein Fußballtreffen gegen eine Vertretung der Kaſſeler Bezirksklaſſe aus, das zur Ermittlung einer ſpielſtarken Stadtmannſchaft dient. Italiens Leichtathleten ſind immer noch aktiv. In An⸗ tong warf Conſolini den Diskus 48,05 Meter und in Mai⸗ land ſiegte Lanzi über 400 Meter über 100 Meter in 10,8 Sekunden. Die nächſte Boxveranſtaltung irr Berlin bringt am 20. Oktober bekanntlich die nach Heuſer beſten deutſchen Halbſchwergewichtler Jean Kreitz(Aachen) und Heinz Seidler(Berlin) in den Ring. Im Rahmenprogramm trifft der Frankfurter Schwergewichtler Kurt Joſt auf den Berliner Paul Wallner, und im Leichtgewicht kämpfen Seisler(Berlin) und Wöhrer(Wien). Italieniſcher Meiſter im turneriſchen Zwölfkampf wurde in Vareſe wiederum Savine Guglielmetti vor dem zwei⸗ jachen Olmpiaſieger von Los Angeles, Remeo Neri. „Sie werden am Telephon verlangt, Herr Lam⸗ pert.“ „Wenn ſchon. Erſt recht kein Grund, ſich ſo jagen, noch dazu für fremde Leute!“— Lampert folgte Cutorius zur Telephonzelle.„Ich habe das Geſpräch angenommen“, ſagte der.„Ich wollte Sie aber fragen, ob Sie erlauben würden, daß Ihr Fräulein Tochter an unſerem Feſttag auftritt und einige Lieder ſingt?“ „Was ſollte ich dagegen haben, lieber Mann? Sie müſſen aber mit Pünktchen ſelbſt ſprechen, nicht abzu⸗ wahr? Ich kann ſie ſchlecht kommandieren. Ich habe hier überhaupt nichts zu ſagen“, ſetzte er knurrend hinzu. Er griff mit der linken Hand nach dem Hörer, den Cutorius auf das Telephonbuch gelegt hatte, zog mit der rechten Hand die Zellentür zu und meldete ſich. „Hier iſt Herta Karl.“ Nun wirds bunt! Dachte Lampert und ſtarrte ver⸗ dutzt in die Muſchel.„Fräulein Herta Karl?“ fragte er zurück. „Ganz recht. Ich wollte Ihnen den Grund nen⸗ nen, der Ihre Tochter nach Seewalde geführt hat, denn Sie kennen ihn immer noch nicht.“ Junge, Jungel dachte Lampert. Seine Stirn be⸗ kam Falten, als nun vom anderen Ende des Drah⸗ tes die nächſten Sätze folgten. Und Herta Karl ſprach und ſprach. Die Telephonzelle war eng, die Luft ab⸗ geſtanden und ſtickig, das grünliche Tuch, das die Schallpolſterung überſpannte, ſtieß einen muffigen Geruch ab. Lampert taſtete mit der rechten Hand nach der Wand, um ſich zu ſtützen. „Hören Sie noch?“ fragte Herta Karl, als ſie ge⸗ endet hatte. „Ja, ich höre noch.“ Lampert mußte zweimal an⸗ ſetzen, ehe er die Worte hervorbrachte. „Dann ſind Sie alſo im Bilde, Herr Lampert.“ Er ſchloß die Augen. Dieſer offenſichtliche Hohn traf ihn wie ein Hieb.„Sind Sie bereit. Ihre Be⸗ hauptungen in Gegenwart von Herrn Witthans zu wiederholen?“ 3 „Gern, Herr Lampert. Für alle Fälle aber mache ich Sie noch auf dieſes aufmerkſam, Herr Lampert: was auch immer mit mir geſchieht, früher oder ſpä⸗ ter, das hat dann Walter auf dem Gewiſſen.“ „Was meinen Sie damit?“ 8 ————— 88 88—— HunoEls- Uno WIRTScMRETs-AEHUune ——..—————————————————— Kurssieigerungen bei lebhafierem Geschãfi Erneuie Beiesiigung der Reichsalihesitzanleihe Es wurde ohne Verein⸗ in 49,2 und Mariani und ballte nicht die Fäuſte, er verharrte ohnmächtig, Farbe.„Bitte, begleiten Sie rubig Ibre Schweſter.“ Berlin, 19. Oktober. In einzelnen Werten war das Geſchäft an den Aktien⸗ märkten am Donnerstag etwas lebhaſtex. Die bei den Ban⸗ ken eingegangenen Aufträge der Kundſchaft betrafen aaſt ausſchließlich die Kaufſeite und da andereerſeits auch der Be⸗ rufshandel mit Abgaben zurückhielt, ſetzten ſich ſaſt all⸗ gemein Kursſteigerungen durch. Das hervorſtechendſte Mo⸗ ment bildete die erneute Befeſtigung der Reichsaltbeſitz⸗ anleihe, die darauf zurückzuführen At, daß die aus der Juliziehung anfangs Oktober zur Auszahlung gelangten Beträge zum größten Teil wieder in dieſem Papier An⸗ lage ſuchen, eine Erſcheinung, die auch in anderen Werten vielfach zu beobachten iſt. Daneben zeigt ſich weiterhin neuer Anlagebedarf. Am Montanmarkt waren die Kursveränderungen nur gering. Harpener und Mannesmann lagen ie 4 v. H. höher, Hoeſch im gleichen Ausmaße niedriger. Vereinigte Stahlwerke büßten& v. H. ein. Bei den Brannkohlenwer⸗ ten wurden Deutſche Erdöl um 17 v. H. heraufgeſetzt. Demgegenüber ſtellten ſich Ilſe Genußſcheine v. H. nied⸗ riger. Am Kaliaktienmarkt erzielten Salzdetfurth, die aus⸗ ſchließlich Dividende gehandelt wurden, einen Gewinn von 76 v. H. Wintershall kamen 4 v. H. höher an. In letzt⸗ genanntem Ausmaß gebeſſert waren ferner von chemiſchen Werten Goldſchmit, Rütgers ſtiegen um 1½, Farben blie⸗ ben bei einem Umſatz von 30 000„ mit 15676 unverändert. Elektro⸗ und Verſorgungswerte hagen ruhig, aber freund⸗ lich. AEc und Geſſürel ſtellten ſich je 76 v. H. höher, Sie⸗ mens gewonnen 7 v. H. 86 und Schleſien v. H. ein. Von Maſchinenbauaktien gaben Orenſtein um 4 und Deutſche Waffen, letztere nach Pauſe, um 1 v. H. nach. Hin⸗ gegen zogen Demag um v. H. an. Erwähnenswerte Veränderungen erfuhren ferner: Bemberg und Gebrüder Junghans mit je plus 1½, Allgemeine Lokal und Kraft mit plus 1½ und Hotelbetrieb mit plus 94 v. H. Nieriger lagen AG für Verkehr und Bank für Brauinduſtrie um je 1 v.., ferner Felten um i v. H. ſowie Conti⸗Gummi „um 9 Im variablen Rentenverkehr ſtieg die Reichsaltbeſitz⸗ eſſauer Gas büßten andererſeits anleihe auf 134.50 gegen 134.20. Die Gemeindeumſchuldung blieb mit 99.25 unverändert. Im Verlaufe blieb die Tendenz an den Aktienmärkten freundlich. Die zu beobachtenden Kursſchwankungen waren im allgemeinen ſehr gering. Farben zogen auf 157 und Vereinigte Stahl auf 90.50 an. Wintershall ſtiegen um 96 und AEG um v. H. In variablen Rentenverkehr bröckelte die Reichsaltbeſitz⸗ anleihe leicht auf 134.40 ab. Am Kaſſarentenmarkt lagen Hyvotheken⸗ und Liqui⸗ dationspfandbriefe ſowie Komunal⸗Obligationen ruhig und behauptet. Stadtanleihen waren wiederum meiſt geſtrichen. Geld- und Devisenmarkt Am Geldmarkt blieben die Blankotagesgeldſätze mit 2 bis 2/ v. H. unverändert. Von Valuten errechnete ſich der Belga mit 41.95, der Schweizer Franken mit 55.93 und der Gulden mit 132.38. Diskont: Reichsbank 4. Lombard 5 Privat 8 v. B. Hauf neue Rechnung vorgetragen wepden(Vorjahr: Jahres⸗ Amtlich in Rm. Dis⸗ 19 Oktober 18 Oktober für ont geld] Brie geld Krief Aegyypten lägypt.Pfd.) 9,900 10,010 9, 990 10,010 Afahanifan 4 2 18.73[18,77 18,73 18,77 Argentinien 1P.⸗Peſo—3 0,5780 0,582 0,578 0,582 Auſtralien 1 lustral Pid.))...002.008 7,002].003 Belgien. 100Belga 11,8441,92 41,76 41.84 Braſiſſen 1 Milreis 4..1300 0,132 0,1300 0,122 Brit. Indien 100 Ruplen*) 74,53 74.67 74.5374,67 Bulgarien. 100Leva 6 3,047/ 3,053 3,047 2,053 Dänemark 100Kronen 4 48,0548,15*48 05 48,15 England... 1Pfd5B 0 2 9,090] 10,01 9,00. 10.01 Eſtland. 100eſtn Kr. 4 62,440 62,560 62,4400 62,569 Finnlondtoofinn Mk. 4 4,095] 5,005 4,9 5/ 5,005 Mankreich.. 100Fr. 40 2 5,074 5,080 5,074] 5,86 riechenland 100Dr 0 2,353 2,357.353/ 2,357 Holl ind 100Gulden 5 132,22 132,48 132,22 132,48 ran(Teheran) 100 Rlals 14,28 14,30 14.2814.39 N000 100 ist Kr. 5/[ 38,31 38,39 38,31 J38,30 Italien.. 100 Lire 49 13,09 13,11 13.00 J13,11 Japan 19en 3,29] 0,5830 0,585 0,583] 0,585 Jugoſlaw. 100 Dina; 5,604] 5,700 3,604] 5 700 Kanada 1 lan. Dollar)) 2,1900 2,202 2,108] 2,202 Lettland 100 Latts 9 48,75 48,85 48,7548, 85 Litouen„ 10bLitas 41,94 22,02 41,94 42,02 Luxemburg fOlunemb. Fr,. 10,46% 10.480 10,44 10.46 Neuſeeland 1 geussel.P fd.)]7. 7,02.008.092.003 Notwegen Onronen 3 56,5050,71 50.59,50.71 Poriugal 100 Eskudo⸗4½ 9,091/ 9,100 9,0910 9,109 Rumänien. 100Le 3½——2 9— 200 Schweden„100Kr. 2* 59.2950,41 59,2930,41 Schweiz 100Franken 17 55,89 56,01 55.89 50,01 Spanien 10(Peſeten 0 25,01/ 25,67 25,0/ 25,67 Slowatei 100 Kronen* 8,5910 8,009 8,59/]..0 Südafrika 1 Sücatr. Pid.))..900/ 10,010 9,090/ 10,010 Türtei.. itu Pid. 4.9780.982 1,978.982 Ungarn„ 100Pengö 4* 94 2* 282 Uruguay. 1Goldpeſo 99 0,929/ 0,03] 0,929/ 0,931 wer Sſahlen Dollar f.4010 2,4,.491.405 8 Die mit einem*) verſehenen Kurſe finden nur im innerdeutſchen Verrechnungsverkehr amtlichen Gebrauch. „Verrückt!“ flüſterte Lampert.„Verrückt!“ „Sagen Sie das nicht.“ „Wann kann ich Sie erwarten?“ „Wann Sie wollen.“ „Dann kommen Sie, bitte, gleich „Schön, Herr Lampert!“ Als Lampert die Telephonzelle verließ, waren ſeine Backen fahl. Er ſah Cutorius warten und ſah auch, wie deſſen Augen ſich erſchreckt weiteten. Er winkte mit der Hand ab, ganz unbewußt, und Cu⸗ torius ſchlich ſich ſtill und verdattert davon. Nun * hörte Lampert, wie jemand die Treppen von den oberen Zimmern herunterſtieg, er wollte jeder Be⸗ gegnung mit einem Menſchen ausweichen und hatte den feſten Willen, fortzugehen. Sein Denken war nicht getrübt, ganz im Gegenteil, ſeine Gedanken waren unvorſtellbar ſcharf, und dennoch brachte er keine Bewegung zuſtande. Seine Beine gehorchten ihm nicht, er ſtand wie gegen das Holz der Telephon⸗ zelle genagelt. Greta und Ingrid kamen die Treppe hinunter, um in den Eßſaal zu gehen. Ingrid war ſchon reiſe⸗ fertig, denn ſie wollte nun zurück nach Kopenhagen. Als ſie Lampert erblickten, ſtutzten ſie beide und Ingrid ſchickte einen beklommenen Blick zu Greta hin. 3 „Iſt Ihnen nicht gut, Herr Lampert?“ Greta. „Danke, es geht vorüber.“ Dabei hielt Lampert fragte ſich aber die Hand vor den Mund und blähte die Backen, als müßte er ſich gleich brechen. Greta ſah ſeinen Zuſtand und wollte ihm bei⸗ ſtehen, ob er es duldete oder nicht. Wenn einer wie Lampert ſo vollkommen benommen ſtand und die Augen ratlos umherſchickte, dann hatte ihn Schreck⸗ liches befallen. Er rief nicht, war nicht rot vor Zorn ſteif und ſo tief hatte es ihn getroffen. Das größte Leid, der bitterſte Schmerz, überhaupt jedes Uebermaß von Gefühlen und Empfindungen hatte auch den ſtillſten, ſchüchternſten Ausdruck. Sie über⸗ ſchätzte ſich nicht ſie traute ſich aber zu, ſelbſt einem Mann wie Lampert zur Seite ſtehen zu können. Nach einem ſtummen Wink aus ihren Augen ſchritt Ingrid allein weiter. wußte nicht wie. Lampert faßte ſich langſam und bekam wieber Seiten auf. chens Gegenwart ſo notwendig, wie er im erſtet Von Provinz⸗ Dekoſama J ſtellten ſich 74 v. H. höher. waren 20er anleihen, die ſonſt ſtetige Tendenz hatten, Brandenburg um 76 v. H. ermäßigt. Intereſſe beſtand weiter für einelne Alibeſitz⸗Papiere. U. a. befeſtigten ſich Teltower Kreisausloſung um 1 v. H. Am Markt der Staats⸗ und Länderanleihen konnten Wer und 29er Mecklenburg⸗Schwerin ſowie 30er Mecklenburg⸗ Strelitz erneut geringfügig anſteigen, andererſeits waren 26er Thüringer leicht ermäßigt Reichsanleihen konnten ſich behaupten. Induſtrie⸗Obligationen wieſen bei verhältnis⸗ mäßig geringem Geſchäft leichte Schwankungen nach beiden Bei den im Telefonverkehr der Banken genannten Steuergutſcheine 1 war der Dezember mit 90,05 unverän⸗ dert, der Januar mit 98,42½ etwas feſter, desglei hen Fe⸗ bruar mit 9780. März ging geringfügig auf 97,7 zurück. April und Mai blieben mit 97,60 anverändert. Steuergutſcheine 2 wieſen keine Veränderungen auf. Der Privatdiskontſatz wurde bei 2,75 v. H. belaſſen. Mannheimer Geireidegroßmarut Die oberrheiniſchen Weizeumühlen ſind zur Zeit nicht in der Lage, nennenswerte Mengen aufzunehmen, da ſie die ihnen zur Verfügung ſtehenden Lagermöglichkeiten voll⸗ ſtändig ausgenutzt haben. Au, der anderen Seite iſt das Angebot aus der diesmal überaus reichen ſüdweſtdeutſhe Ernte unverändert groß, ſo daß die Verteiler Mühe haben, alle Anfuhren unterzubringen. Berſchiedentlich kommen noch Partien heran, die ſchon vorher hätten abgeliefert werden müſſen; da dieſe aber, wie geſagt, auf volle Löger ſtoßen, wäre es den Mühlen vielfach am angenehmſten, wenn ſie für dieſe Waren von der Abnahmepflicht entbunden wür den. Neben badiſchem, pfälziſche uyd heſſiſchem Weize war auch mitteldeutſcher für November⸗Lieferung zu haben, nord⸗ und oſtdeutſche Herkünfte niht angebote wurden. 9 Roggen wurde eher gekauft, dabei wurden die angelie⸗ ferten Mengen meiſt von den Mühlen des eigenen Ge⸗ treide⸗Wirtſchafts⸗Bezirkes aufgenommen. Mit Induſtriehafer werden die einſchlägigen Betriebe zur Zeit ausreichend verſorgt, während die Liefermöglich⸗ keiten für Futterhafer vorläufig noch beſcheiden ſind, da die anfallenden Mengen meiſt für Zwecke der Heeresverwal⸗ tung Verwendung finden. Die Umſätze am Weizenmehlmarkt blieben weiter rubig. Die Beſtände der Verteiler ſind meiſt eiwas geringer ge wopden; die Mühlen können ihre geſamte Monatsquote ohne Schwierigkeiten—— Für Roggenmehl beſtand gute Nachfrage. In der Hauptſache verkaufen die ſüd⸗ veſtdeutſchen Roggenmühlen ihr Mehl nur innerſeh ih Getreide⸗Wirtſchaſtsbezirkes. Wie man hört, ſollen ſetzt auch aus Oſtdeutſchland gewiſſe Mengen zur Erfüllung alter Verpflichtungen herankommen. Beimiſchungsmehl Type 700 blieb weiter gefragt. Paul Riedel. 3 8 4 * Schütte⸗Lanz Holzwerke Ach, Maunheim⸗Rheinan. Die Bilanz weiſt per 31. Dezember 1938 nach Abzug de Aufwendungen einen Jahresertrag von rund 1400 000 zuzüglich 51 000 Zinſen und außerordentliche Erträge aus Dem ſtehen gegnüber Löhne, Gehälter und ſoziale Aufwendungen rund 1029 000, Abſchreibungen rund 171 000, Steuern rund 147 000, Beiträge rund 7000 4. Rund 20 000 Mark wurden vorweg an die SL⸗Stiftung überwieſen, d dadurch auf 100 000 4 erhöht wurde Danach verbleiben als Gewinn einſchl. Vortrag rund 163 200„, aus denen 10 v. H. Dividende(36 200 /) ausgeſchüttet und 127 000 4 ertrag.5 Millionen zuzüglich 34 200/ Zinſen, wozu aus der Auflöſung ſtiller Reſerven 131.000/ außerordentliche Erträge kamen die zur Erhöhung der Abſchreibungen auf Anlagen verwendet wurden). Grundſtücke, Gebäude, Ma⸗ ſchinen und Einrichtungen ſind wieder auf je 1 /, die Be⸗ teiligungen von zuletzt 101 500%/ 60 50 000„ Zugang a 85 000, abgeſchrieben. Die verſchiedenen Poſten des Um⸗ laufvermögens ſtellen ſih auf insgeſamt 1 862 000, die Ver⸗ bindlichkeiten auf 616 600 J. Für Wertberichtigungen ſind 174 000 4, für ungewiſſe Schulden 394 000 4 zurückgeſtellt. 8* 2*. Haupelcheielelter and oerantwortlich für Politik! De Aioie Windaner Stellpertreter des Hauptſchriftieiters und verantwortlich für politik, Cheater und Unterbaltung: Carl Onno Ellenbart.— Handel: i. V. R. Schönfelder.— Lokaler Teil: i. B. Or. Fr. belm Koch.— Kunſt, Fim und Gericht: Dr. Fram Wilbelm Koch.— Sport: EuB Müller.— Südweſtdeutſche Umſchau und Bilderdienſt: C. Fennel, ſämtliche in Mannbeim. Schriftieitung in Berlin Schaffet, Berlin, Südweſtkorſo 60. Beiträae keine Gewübr⸗ Rückſendung uun bei Rückporto. 5 derausgeber, Drucker and Berleger: Neue Mannheimer geitrng Or Fritz Bode& Co, Mannheim. R 1,—6. Verantwortlich für Anzeigen and geſchäftliche Mittellungen i. V. Robert Göller, Mannheim. Zur zeie Preisliſte Ne. 10 aültig. Dr. E. Füt unverlangte Er zwang ſich dazu, wieder die Herrſchaft über ſich gewinnen.„Es iſt richtig, ich habe Furchtbares zu hören bekommen, Frau Hagen... Ungeheuerliches. Ich muß nun zunächſt... ich muß nun zunächſt zu Pünktchen.“ Er wollte ſich in Bewegung ſetzen, aber Pünktchen war ja fort, fiel ihm ein. Er ſtöhnte. Er matßte Pünktchen erreichen! Er murmelte Unver ſtändliches für Greta und ging zum Portier hinübe⸗ Hier in der Nähe ſet eine alte Burg, auf welchem Wege man ſie erreiche? fragte er den Alte. Der alte Mann prüfte faſt beſorgt Lamperts Ge⸗ ſicht. Lampert hatte in einem Toné gefragt und ſtarrte züdem ſo merkwürdig drein— der alte Man „Und wenn Sie mich für verrückt halten“, ſagt Lampert ſcharf„ſo können Sie mir dennoch worten!“ 5 Zu der Burg führten mindeſtens drei Wege, be⸗ eilte ſich der Portier nun mit der Antwort. Der eine am Strand entlang. dieſer biege ſpäter in den Wald ein, der zweite führe von Anfang an durch den Wald, das ſei der beſte Spaziergang, und der drit „Danke“, unterbrach Lampert ihn. Er ſah daß er Pünktchen nicht mehr erreichen würde, er konnte nicht das geſamte Hotelperſonal auf alle Wegen hinterherſchicken. War aber überhaupt Pü Augenblick geſehen hatte? Kaum! Sie konnte auch nichts mehr ändern ob er ſie zwei oder drei Stun⸗ den früher oder ſpäter ſprach, war jetzt nicht mehr entſcheidend. „Haben Sie Pünktchen nicht gefunden?“ fragte Greta ruhig, als er wieder zu ihr trat. »„Nein. Sie iſt mit Benno fortgegangen.“( ſann. den Blick zu Boden gerichtet, und fragte dan⸗ plötzlich:„Wo. denken Sie, könnte Pünktchen e Schreiben aufbewahrt haben?“ Greta mußte lächeln.„In der Handtaſche?“ „Richtig, ſo wird es ſein!“ Er machte eine Be⸗ wegung zur Treppe hin, als er ſich noch einma Greta zurückwandte.„Falls Herr Witthans kommen ſollte, dann richten Sie ihm bitte aus, daß er in der Halle warten möge. Ich bin ſofort rück.“ „Gern. Ich werde mich in die Halle ſetzen“ Cortſetzung folst) * B. Seite/ Nummer 451 Neue Naunheimer Zeitunng ——————————— ————————— Donnerstag, 19. Oktober 1989 Beitragsfreiheit für Einberufene, aber Erhaltung der Anwartſchaften Der Generalbevollmächtigte für die Wirtſchaft hat eine Verordnung über die Rentenverſicherung der Arbeiter und Angeſtellten ſowie die knappſchaft⸗ liche Penſionsverſicherung während des beſonderen Einſatzes der Wehrmacht erlaſſen. Darin wird klar⸗ geſtellt, daß ſämtliche Bezüge, die Angehörige der Wehrmacht während des jetzigen beſondenen Ein⸗ ſatzes erhalten, nicht Entgelt im Sinne der Reichsverſicherungsordnung ſind. Für ſie ſind daher keine Beiträge zu entrichten. Das gilt insbeſondere für etwaige Zahlungen, die einem einberufenen Ge⸗ folgſchaftsmitglied von dem Unternehmer gewährt werden. Die Zeiten des beſonderen Einſatzes der Wehrmacht werden für die Erfüllung der Wartezeit Zeit Beiträge entrichtet worden, ſo werden für ſie außerdem Steigerungsbeträge gewährt. Sozialverſicherung der Notdienſtpflichtigen Jeder Deutſche kann auf Grund der Notdienſt⸗ verordnung zum Notdienſt herangezogen werden. Da es nicht ausgeſchloſſen iſt, daß die Erfüllung dieſes Dienſtes gegebenenfalls zu geſundheitlichen Schädigungen führt, die den Notdienſtpflichtigen in der Wiederaufnahme ſeiner normalen Berufstätig⸗ keit beeinträchtigen oder ihn zum längeren Krank⸗ feiern zwingen oder auch eine ſtändige Verringerung ſeiner Arbeitsfähigkeit zur Folge haben, hat der Reichsarbeitsminiſter in einer Zweiten Durchfüh⸗ rungsverordnung zur Notdienſtverordnung vom 7. angerechnet und erhalten die Erſatzzeiten ſtehen Pflichtbeiträgen gleich. ſicherten werden nach Eintritt falles für die Zeit des beſonderen Einſatzes aus Steigerungsbeträge gewährt, Mitteln des Reiches deren Höhe ſpäter feſtgeſetzt wird. Anwartſchaft. Dieſe Den Ver⸗ des Verſicherungs⸗ Sind für dieſe Oktober 1939 die Sozialverſicherung der Notdienſt⸗ pflichtigen geregelt. Hierbei wird unterſchieden zwi⸗ ſchen einem kurzfriſtigen Notdienſt, der das beſtehende Sozialverſicherungsverhältnis überhaupt nicht ändert, alſo im Falle einer beſtehenden Ber⸗ ſicherungsfreiheit des Dienſtpflichtigen auch keine Verſicherungsyflicht begründet, und einem laug⸗ friſtigen Notdienſt. Die Verordnung tritt mit Wirkung vom 26. Auguſt 1939 in Kraft. Zu Weihnachten weitere Verleihung des Ehrenkreuzes der deurſchen Mutter Da bei der Verleihungsaktion des Ehrenkreuzes der deutſchen Mutter am 1. Oktober die in Frage kommenden Mütter noch nicht alle erfaßt werden konnten, hat der Führer angeordnet, daß das Ver⸗ leihungsverfahren unverzüglich mit größter Be⸗ ſchleuniaung weitergeführt wird. Wie der Reichs⸗ innenminiſter in einem Erlaß mitteilt, ſoll möglichſt erreicht werden, daß ein großer Teil der in Frage kommenden Mütter vor allem ſämtliche Mütter über 50 Jahre. bis Weihnachten im Beſitz des Ehrenkreu⸗ zes ſind. Ein etwa verbleibender Reſt an Anträgen muß unbedingt bis zum Muttertag 1940 aufgearbei⸗ tet ſein. Als weitere Verleihungszeitpunkte ſind der 24. Dezember 1939 und der Muttertag 1940 vorge⸗ ſehen. Die Aushändigung der Ehrenkreuze zum Weihnachtsfeſt erfolgt bereits am 17. Dezember, dem Sonntaa vorher. Jaule Eier müſſen erſetzt werden Die Hauptvereinigung der deutſchen Eierwirt⸗ ſchaft bat eine Anordnung über die Güteprüfung und den Erſatz des Ausfalles bei Eiern erlaſſen, durch die ſichergeſtellt wind, daß nur ein wand⸗ freie Eier in die Hände der Verbraucher gelan⸗ gen. Nach der Anordnung ſind u. a. die Verteilungs⸗ ſtellen verpflichtet, alle Eier vor Abgabe an den Ver⸗ braucher zu durchleuchten. Erweiſt ſich die an den Verbraucher gelieferte Ware trotz Durchleuchtung als untauglich, ſo hat die Verteilungsſtelle dieſe zu erſetzen. Bei Erſatz des rechtzeitig nachgewieſenen Ausfalles iſt unabhängig von der geldlichen Ver⸗ gütung den Käufern die entſprechende Menge ein⸗ wandfreier Ware nachzuliefern. — Die neuen Lebensmittelmarken in die Praktis che der Neuen Mannheimer Zeltung- Preis 10 Pig. XXXXXXXXPXXPXPXCXCXEQ-' ˖»’»»’»ꝰ ꝰ ꝰ VUVU(·UP ¶P · · ¶¶¶¶¶ ¶ P—'—xö——————————— UNsER Heuſiges Fimblblanm-/ Ein neues amũsantes Lustepiel d. Tobis: „ute in Cuarot mit Käthe v. Magy— Gustau Fröhlich Johannes Riemann— Aitila Hörbiger Has ald Paulsen Taglieh:.00.40.15 Uhr kür Jugendliche über 14 Jahren zudelessen! ScNUBUB Ein spannender Abenteuer Flim der Bavaria. New Frisce“ mit flans Söhnker, Alexander Golling Heute letzter Tag: .00.35.10 Uhr fürlagendliche zugelatsen ———— Traudel Starl Kart Ludwig Oiehl, Oiga Tschechowa Paul Hörbiger, Haria Andergast- in Wu IuMtr id A Pelal ſchule Mannheim, Kaiſerring 8, Fernruf 434 95. Heute letzter Tag: .0).10.20 Uhr atona, Theateruam, Hounerstag, 19. Oktober 1939 Vorstellung Nr. 0 Erste Sondermiete GNr. 2 Der Troubadour Oper in vier Akten von Salvatore Cammerano Musik von Giuseppe Verdi Anfang 19.30 Uhr Ende ges. 22 Uhr Miete GNr.3 0⁰ Schokalee N, 2 6* E4 1, 9 Stellengesuche hahen in der KIA2 gron. Erfolg Auorduungen der NSAx Aus parteiamtlichen Bekanntmachungen Kreisleiiung der NSDAP Riannheim, Rheinstraßei An ſämtliche Propagandaleiter des Kreiſes Maunheim! Am Donnerstag, findet eine Beſprechung in der Induſtrie⸗ und Handelskammer, nachm. 18 Uhr, ſtatt. Kreispropagandaamt d. NSDAP. Amt für Kriegsopfer Die Sprechſtunden auf der Dienſt⸗ ſtelle M 2, 6 werden wie folgt feſt⸗ eſetzt: Montag, Dienstag und ſten von 10— 12 Uhr vorm. und 15—18 Uhr nachm.; Samstag von 10—12 Uhr vorm. Die Sprech⸗ ſtunden der einzelnen NSKOV⸗ Kameradſchaften bleiben wie bis⸗ her beſtehen. Deutſches Frauenwerk Mütterdienſt. Mütterſchule Mauuheim. In der Mütterſchule beginnen jetzt wieder Nähkurſe. Die Mütter⸗ ſchulungsturſe im Nähen ſind ge⸗ rade in der Jetztzeit beſonders wertvoll, lernen doch die Teil⸗ nehmerinnen vor allem das Nähen einfacher Wäſche⸗ und Kleidungs⸗ ſtücke, Flicken, Stopfen ſowie Ab⸗ ändern u. Umarbeiten von Wäſche und Kleidung. Die Kurſe finden ljeweils dienstags und donners⸗ tags nachmittags bzw. abends ſtatt und erſtrecken ſich über acht Nachmittage bzw. Abende. An⸗ meldungen ſowie Näheres über Beginn der Kurſe in der Mütter⸗ Die Deuiſche Arbeitsfront Kreiswaltung'heim, Rheinstr. 8. Betr.: Parole der Woche. Bei der Kreiswaltung ſind umgehend die Wandzeitungen, die für den Anſchlag in den Betrieben be⸗ ſtimmt ſind, abzuholen. Der Kreispropagandawalter. Kraft durch Ireuee Mannheimer Volkschor Mannheimer Volkschor. Nächſte Proben jeweils in der„Lieder⸗ tafel“, K 2: Freitag, 20. Oktober, 20.00 Uhr: Probe für Männer; Sonntag, 22. Oktober, 14.30 Uhr: Probe für Frauen. Syortamt Freitag, 20. Oktober 1939 Deutſche Gymnaſtik für Frauen und Mäbdchen: 19 bis 20 Uhr Gym⸗ naſtikſgal Goetheſtraße 8. Kinderturnen: 14 bis 15 Uhr Ferdenheimſchule. Reiten für Frauen u. Männer: 1821 Uhr /⸗Reithalle Schlachthof. dem 19. Okt., Aufführung des Großfilmes: „PETERSBURGER MAchT paul Rörbiger, Tneo Lingen. Elisa Illiard. Rdele Sandrock. Arihert Wäscher, lacob Tiedine Wegen des zu erwartenden Andranges bitten wir für die Abendvorstellung Karten im Vor⸗ verkauf an der Tageskasse und unter Fern- spbrecher 23902 zu bestellen.—— ober weltberühmte in Mannheim freſteg, den 20. Okt. Persönſicſi αιff̃ der Büüfäne det Scheuburg. Lichtspiele Chor Ein seltener Senus Darbietungen hochster Vollenduns K 1, 3 6 Regie: E. W. Emo— Musik: Franz boelle mit den hervorragenden Darstellern: Breite Straße. „CDs/ Heute letater Fag: Das stärkste Film-Erlebnis seit Jahren EHIE JauMINes ais RoOBERTKOCH e Wa Hes ſodes Werner Krauss/ Viktorla v. Ballaskou.a. 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