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Auf über 20 Kilometer breiter Front zwiſchen Thiepval und Rancourt brachen die Eugländer und Franzoſen nach äußerſter Steigerung ihres Vorbereitungs⸗ feuers zum Angriff vor. Vielfach erfuhren ſie bereils durch unſere gul geleitete Ar⸗ killerie blutige Abweiſung. Eingedrungene Abteilungen unter⸗ lagen in erbitterten Nahkämpfen unſerer unerſchütterlichen Infanterie. Hart nördlich der Somme wurde ein zöſiſcher Teilangriff abgeſchlagen. Die Schlacht dauerie die Nacht hindurch fort 0 iſt noch in vollem Gange. Südlich der Somme keilweiſe lebhafte Artilleriekämpfe. Heeresfront des Deutſchen Kronpeinzen Nördlich von Mesnil(Champagne) brachte eine deulſche Erkundungsabteilung auf einer gelungenen Unternehmung einen Offizier, 830 Mann' geſangen ein. Militäriſche Anlagen von Calais wurden von einem unſerer Luftſchifſe angegriffen. Oeſtlicher Kriegoſchauplatz. Heeresgruppe des Generalfelsmarſchalls Prinzen Leopolò von Gayern Oeſtlich von Luck nahm die Feuerkätigkeit ſtän⸗ dig zu. Anſätze zu ſeindlichen Angriffen erſtickten in unſerem Sperrfeuer. Auch die Verſuche der ruſſiſchen Arkillerie, die Infanterie durch ihr auf die eigenen Schützengräben gerichteies Jeuer vorzutreiben, änderte hierin nichls. Bei Wojnin entſpannen ſich kurze Nahkämpfe. Der von Generalleutnanl Melior geführte Vorſtoß führte zur der von den Ruſſen am 30. Sep⸗ tember genommenen Slellung nördlich der Graberka. Der Jeind ließ 1500 Gefangene in unſerer Hand. Seine Verſuche uns wieder zurückzuwerfen, ſind ebenſo wie ſeine erneuten Angriffe beiderſeits der Bahn Brody⸗Lemberg geſcheitert, wo über 200 Gefangene eingebracht wurden. heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzog kiarl Der Kampf nordweſtlich der Zlola Lipa um geringere, von den Ruſſen gewonnene Slellungen nahm ſeinen Jort⸗ gang. Siebenbürger Kriegsſchauplatz. Beiderſeits der Gr. Kokel haben die Rumänen Gelände gewonnen. Bei und nördlich von Orſova haben Angriffe un⸗ ſerer Verbündelen Erfolge. Im Hetzinger(Halſzeger Gebirge) wurden ſeindliche An · griffe beiderſeits des Strall(Sztrigy)⸗Tales abgeſchlagen. Die Oberco⸗Höhe wurde von öſterreichiſch⸗ungariſchen Truypen ge⸗ nommen. Balkankriegsſchauplatz. Heeresgruppe des Generalfelömarſchall v. Mackenſen Südlich von Bukareſt haben feindliche Truppen auf dem rechien Donauuſer Juß gefagt. Südöſilich von Topraiſar wurden Angriffe des Gegners ab⸗ gewieſen. 9 Mazedoniſche Front Die heftigen Kämpfe bei Kajmakcalan dauerd an. Rordöſtlich des Tahinoſees werden auf das öſtliche Struma⸗ ufer vorgedrungene engliſche Abteilungen angegriffen. Der erſte Generalquartiermeiſter: Ludendorff. Der türkiſche Tagesbericht. Konſtankinopel, 2. Okt.(WTB. Richtamtl.) Amk⸗ licher Bericht vom 1. Oklober. fMaukaſusfronk. Auf dem rechten Flügei halte ein überraſchender Angeiff, den unſere Aufklärungspatrouillen gegen das feindliche Lager ausführten, Erfolg. Auf dem linken Flügel ſchlugen unſere Aufklärungspatrouillen über⸗ „legene feindliche Streitkräfte, die ſich näherten, zurück und erbeuteten eine Anzahl von Waffen und Grabenkampfwerk⸗ zeugen. Sroßfec Kein wichtiges Ereignis von den übrigen Fronten. Anſere an der Galiziſchen Front kämpfenden Truppen ſchlugen lapfer und nach einem erbikterten Kampf, der den ganzen 30. Seytember andauerle, einen heſtigen Angriff, den die Ruſſen mit friſchen, uns vielmals über⸗ legenen, ganz kürzlich herangeführten Kräften unternommen hallen, a b. Es gelang den Ruſſen anfangs einmal bei Novo, das andexe mal nördlich Molhow in vorſpringenden Teilen unſerer Gräben einzubringen, ſie wurden aber daraus infolge eines Gegenangriſſes unſerer Truppen geworfen, die unſere Skellungen vollſtändig vom Feinde ſäuberten und ihm 80 Gefangene abnahmen. Dieſer Angriff war von dem Feind mit ganz friſchen Trüppen herangeführt und mil wuch⸗ kiger Kraft ausgeführk worden. Die Tatſache, daß er ſo ab⸗ geſchlagen werden konnte, iſt von beſonderer Wichtigkeit. 7 9 De Kriegslage. Berlin, 2. Okt.(Von unſerem Berliner Büro.) Das große und erfreuliche Ergebnis auf dem Kriegstheater in den letzten Tagen war die Schlacht bei Hermannſtadt eſen, die, wie ja auch ſchon aus dem Heeresbericht zu erſehen war, einen vollen und ganzen Erfolg für die Mittelmächte bedeutet. Es hat ſich da um eine ausgeſpro⸗ chene Umfaſſungsſchlacht gehandelt. Mit kühnem Mut hat der bayeriſche General Krafft von Delmenſingen, der frühere hecheriſche Generalſt abschef, die rumäniſchen Truppen im Rü icken gefaßt. Gleichzei itig wurden ſie von Norden, Oſten und Weſten angegr riffen und da ein rumäniſcher Entſetzungs⸗ berſuch Wir ihr Schickſal beſiegelt. Von allen Seiten umringt, wurden ſie unter ein vernichtendes Feuer genom⸗ men. In den dortigen Kämpfen ſind auf r uümäniſcher Seite mehrere Diviſionen beteiligt geweſen. Von ihnen ſind baumnochmehrals ſpärliche Reſte vor⸗ handen. Damit hängt es auch zuſammen, daß nur eine ſo geringe Gefangenenzahl gemeldet wird. Unſere Truppen haben mit äußerſter Erbitterung gekämpft And ſich nicht eben darauf verſeſſen, Gefangene zu machen. Ueberaus ſtattlich iſt die Beute, die in unſere Hände gefallen Be⸗ ſonders wertvoll werden für uns wohl die 70, Kraftwagen und die 300 Munitionswagen ſein, von denen der Heeres⸗ bericht zu erzählen weiß. Im übrigen iſt der ganze Umfang der Beute noch nicht feſtgeſtellt. General von Falkenhayn, der frühere Generalſtabschef hat einſtweilen wohl wichtigeres zu tun, als ſich um die Statiſtik der Beute zu kümmern. Die Beſetzung des Roten Turmpaſſes wird für die Weiterentwick⸗ lung der Dinge auf dem rumäniſchen Kriegsſchauplatz un⸗ gemein wichtig ſein. Die Armee Falkenhayn ſteht auf die Art beherrſchend zwiſchen zwei rumäniſchen Armeen. Auch heute ſchon iſt durch den vernichtenden Schlag, den Herr von Falkenhayn gegen die Rumänen ge⸗ führt hat, die Ueberlegenheit unſerer Truppen über die ru⸗ mäniſchen erwieſen. Auf der Oſtfront iſt ſeit dem 29. September derweil eine rumäniſche Offenſive im Gange. Vor ihrer Uebermacht ſinb wie ſchon neulich hingewieſen wurde, die öſterreichiſchen Truppen vorläufig auf die bekannten vor⸗ bereiteten Stellungen zurückgegangen. Südlich von Bukareſt, bei Warjewo haben die Rumänen mit einzelnen Truppen⸗ teilen die Donau überſ chrütten. Ueber dieſe Operationen läßt ſich vorläufig noch 156 t5 näheres ſagen. Jedenfalls iſt ihnen keinerlei Gewicht beizulegen. Sie bedeuten wohl nur eine Zerſplitterung der rumäniſchen Kräfte Ueber die Ergebniſſe auf den anderen Fronten läßt ſich kürzer reden. Infolge des ungünſtigen Wetters hat im Weſten eine kurze Unterbrechung der Angriffe ſtattgefunden. Geſtern ſind auf breiteſter Front nördlich der Somme die Kämpfe wieder aufgenommen worden. Wieder hat die Artillerie heftig gearbeitet und dann iſt es auf einer 25 Kilometer Front zwiſchen Thiepval und Rancourt zu einem eng⸗ liſch⸗ franzöſiſchen Angkiff gekommen. Er iſt aber abge⸗ ſchlagen worden. 00 doch hier und da feindliche Abtei⸗ lungen eingedrungen waren, ſind ſie hernach wieder heraus⸗ geworfen worden. Die Schlacht, die zum Teil für uns günſtig iſt, dauert noch an. luch die Ruſſen haben wieder angegriffen. Weſtlich von Luck iſt es geſtern zu Teilvorſtößen gekommen und zv Artilleriekämpfen von großer Heftigkeit. Nördlich der Gra⸗ berka waren die Ruſſen in unſere Gräben eingedrungen. Sie ſind dann nachher dürch einen Gegenang riff wieder geworfen worden. Dabei ſind 1500 Ruſſen in unſere Hände gefallen. Beiderſeits der Eiſenbahnlinie Brody⸗Lemberg waren dann eichfalls heftige Angriffe der Ruſſen zu verzeichnen. Auch ſe wurden mit großen Verluſten für den Gegner abgeſchlagen. Bei Wiſocko, wo die Ruſſen ſieben mal hintereinander an⸗ grifſen, mußten ſie ſchließlich mit blutigen Verluſten abgehen. Anderwärts ſind ſie dann in unſere Linien eingedrungen. Der Gegenſtoß iſt dort noch im Gange. Die fpiſchen Angriffe der Türken am 30. Sep⸗ tember haben überall ſchönen Erfolg gehabt. In den Karpathen iſt infolge des unſichtigen N Wetters — Nebel und Schneefälle wechſeiten mit einander ab— die Kampftäͤtigkeit ſehr gering. In Mazedonien haben die Kämpfe zum Verluſt des Kaimakealan geführt„den der Heeresbericht erwähnt. An der italieniſchen Front nichts von Bedeutung. an Somme „Die Schlacht bei Hermannſtadt hat zur völligen Säube⸗ Die rumäniſche Niederlage bei Hermannſtadt. Telegramm unſereg zum füdöſtlichen Kriegsſchauplatz entſandten Kriegsberichterſtatters. Deuiſches Kriegspreſſequartier, Südoſt, 1. Oktober. 8 rung des Gebietes von den über den Roten Turm⸗Paß vor ſechs Wochen eingedrungenen feindlichen Kräfte geführt. Ich war geſtern/ auf dem von uns beſetzten Paß und konnte den Auslug bis jenſeits der ſeitherigen rumäniſchen Grenze er⸗ kennen. Es ſah aus auf der Paßſtraße, wo die Rumänen auf regelloſer Flucht einen guten Teil ihrer Ausrüſtung verloren. Aus wildzerſtörten, teilweiſe umgeſtürzten Wagen guellt neben Kriegsgerät jeder Art, mannigfaltiges in Siebenbürgen ausgeraubtes Privateigentum hervor. Fortgetriebenes Vieh und Pferde irrten in Maſſen regellos umher. Die Rumänen hatten vor dem Paß bis ſüdlich Hermannſtadt in einer Brückenkopfſtellung ſtarke Kräfte untergebracht, die ſich ab⸗ wartend verhielten. Sie waren bis zu Beginn der letzten Woche von deutſchen und ungariſchen Truppen, die aus Weſten und Nordweſten vorſtießen, ſtark angegriffen. Die Ru⸗ mänen leiſteten entſchloſſenen Widerſtand, wurden indeſſen durch den wuchtigen Anprall unſerer Stoßtruppen in der Ebene Ortſchaft um Ortſchaft, in den Bergen Kuppe um Kuppe zurückgedrückt. Mitte der Woche rückten ungariſche Truppenteile, zu deren Gefechtsabſchnitt die Stadt gehörte, in dieſe ein. Ungefähr gleichzeitig ſahen ſich die Rumänen böllig unerwartet auch an der öſtlichen Flanke angegriffen. Neue deutſche und ungariſche Truppen hatten ſich im Tale der Alt zwiſchen ſie und die rumäniſchen Truppen bei Kron⸗ ſtadt eingeſchoben. Noch hielten ſie ſtand. Da ſtellte ſich am Donnerstag heraus, daß nunmehr nahezu unerwarteterweiſe auch in ihrem Rücken auf den Bergen am Karſt deutſche Trup: pen erſchienen und im Bagriff ſtanden, die Rückzugsſtraße nach Rumänien abzuſchnbiden. Die Gefahr vollſtändiger Einkeſſelung war in bedrohliche Nähe gerückt. Die ru⸗ mäniſche Führung ſuchte den unaufſchiebbaren Rück⸗ zug durch energiſche Vorſtöße gegen Norden zu 3 decken, wo neuerlich heftige Gefechte ſtattfanden, ſah ſich aber unaufhaltſam auf den Paß geworfen. Der Rückzug wurde zu wilder Panik. Das fahrbare Material wurde mit geſchil⸗ dertem Ergebnis bei fortwährenden Kämpfen gegen die vom Berge vordringenden Deutſchen teilweiſe auch auf Neben⸗ wegen in Richtung auf Südoſt nach Möglichkeit fortgebracht. Die Infanterie war angeſichts der Verſtopfung der Paßſtraße zur Zurücklaſſung von Torniſtern, Munition, vielfach auch Ge⸗ wehren gezwungen und ſuchte durch Wälder abſeits des Ge⸗ birges über den Gebirgsgrat zu entkommen. Das volle Ergeb⸗ nis der Schlacht und der Verfolgung iſt materiell noch nicht zu überſehen. die Gefangenen werden in Gruppen un⸗ unterbrochen zahlreich eingebracht. Die ſtärkſte dieſer Gruppen war bisher ein geſchloſſenes Bataillon, das Bukareſter erſte Grenzregiment. Adolf Zimmer mann, riegsberichterſtatte. —— Der Sieg von Hermannſtadt ein„rumäniſches Tannenberg.“ Zu dem Siege unſerer verbündeten Truppen bei 90 mannſtadt wird uns von unſerem militäriſchen Mitarbeiter heſcheieben. Aus dem jüngſten Generalſtabsbericht erfahren wir, daß General von Falkenhayn, der frühere General⸗ ſtabschef, die gewaltige Umfaſſungsſchlacht bei Hermannſtadt zu einem großen Siege und der Vernichtung der 1. rumäni⸗ 4 ſchen Armee geſtaltet hat. General von Falkenhayn, der ſchon als Generalſtabschef für den Krieg Gewaltiges geleiſtet hat, hat ſeinem Ruhmeskranze ein neues Blatt hinzugeſügt, denn nicht nur die Tatſache des Sieges ſelbſt iſt von großer Bedeutung, ſondern auch der Umſtand, wie er errungen wurde. Es handelt ſich um eine Vernichtungsſchlacht, in des Wortes wahrſter Bedeutung, wie ſie ſeinerzeit von Hinden⸗ burg in der Schlacht von Tannenberg geſchlagen wurde. In unſerem Generalſtabsbericht wird erwähnt, daß die Schlacht bei Hermannſtadt als Umfaſſ ſungsangriff angelegt war. Wir erfahren fernerhin, daß unſere Truppen unter dem Befehl des bayriſchen Generalleutnants Krafft von Delmenſingen ſchon vorher im Rücken der Feinde den Roten Turmpaß be⸗ ſetzt hatten, ein wahrhaſt großzügiges Unternehmen, das nicht nur der ſtrategiſchen Kunſt des Heerſührers, ſondern auch ſeiner zuverſichtlichen Kraft das ehrendſte Zeugnis ausſtellt. Das Hitermehmen⸗ hat auch hier in manchem Aehnlichkeit mit der Anlage der Schlacht bei Tannenberg. Die Folgen dieſes Meiſterwerkes der Feldherrnkunſt waren großartige. Teile der erſten rumäniſchen Armee ſind faſt völlig vernichtet worden. Bei der Anlage dieſer großen Umfaſſungsſchlacht konnte auch der beabſichtigte Entlaſtungsangriff der rumäni⸗ ſchen Nord⸗ und zweiten Armee auf der Oſtfront von Sieben⸗ bürgen keinerlei Einfluß mehr gewinnen. Um ihren bedräng⸗ sgzekely) davarhely gekommen. Befreiung des ſiebenbürgiſchen oriff auf Sofia hat Feind bis zum Balkan, Hhinausbringen ſoll. Vor 40 Jahren, als ich auf dem hölzernen 2. Seite. — Aauubeinter Seneral⸗Atzeiger. Sadiſche Neueſle Rachrichten. Abend⸗Ausgabe) Montag, den 2. Oktober 1916. ten Genoſſen an der Südgrenze Siebenbürgens bei Hermann⸗ ſtadt zu Hilfe zu kommen, hatten die Ruͤmänen der Nord⸗ und zweiten Armee an der Oſtgrenze Siebenbürgens gegen das Georgeny⸗Gebirge von der Linie Paradd⸗Oderhellem einen groß angelegten Angriff unter⸗ nommen. Es handelt ſich um den Frontabſchnitt, der nörd⸗ lich von Kronſtadt ſich hinzieht. Die Rumänen konnten aber hier keinen Erfolg erzielen, trotzdem ſie zur Beumruhigung und Störung unſeres linten Flügels der Front bei Hermann⸗ ſtadt ungeheure Maſſen in die Schlacht warfen. Ihr Ziel ging dahin, durch eine Durchbrechung unſerer öſtlichen Siebenbürgen⸗Front einen Flankenſtoß gegen unſere ſüdliche Siebenbürgen⸗Front zu unternehmen, die ſiegreich gegen Hermannſtadt fortſchritt. Durch dieſen Flankenſtoß ſollte das großangelegte Unternehmen des Generals von Faltenhayn, deſſen Bedeutung die rumäniſche Heeresleitung wohl erkannt haben dürfte, zum Scheitern gebracht werden. So iſt es zu erklären, daß die„Rumänen zu gleicher Zeit, wo die Schlacht bei Hermannſtadt tobte, mit ſtarken Kräften und unter Zu⸗ ſammenfaſſung aller verfügbaren Truppen einen Angriff auf unſere öſtliche Siebenbürgen⸗Front machten. Unſere Linien, welche die Oſtgrenze von Siebenbürgen decken, erwieſen ſich aber als eiſenfeſt, ſodaß der groß angelegte Durchſtoßverſuch der Rumänen völlig ergebnislos zufammenbrach. Ungeſtört von dieſer rumäniſchen Entlaſtungsoffenſive führte Falken⸗ hayn ſeinen großen Umfaſſungsplan durch und errang gegen den treuloſen rumäniſchen Feind einen der ſchönſten Siege. Die Reſte der Rumänen mußten ſich in das unwegſame Gebirge zurückziehen. So haben die Rumänen in den erſten Wochen ihres Krieges ein ähnliches Schickſal erlebt, wie ihre Bundesgenoſſen, die Ruſſen, bei Beginn des Krieges im Jahre 1914. Ein gut Teil der rumäniſchen Streitträfte iſt vernichtet. Die Reſte, welche von der erſten Armee in däs Gebirge flohen, können wohl kaum noch als Streitkräfte ge⸗ wertet werden. Die Befreiung Siebenbürgens vom rumäni⸗ ſchen„Eroberer“ iſt wiederum ein ſchönes Stück vorwärts (B..) m. Köln, 2. Okt.(Priv.⸗Tel.) Die Kölniſche Zeitung meldet vom ſiebenbürgiſchen Kriegsſchauplatz: Um die Mittagsſtunde des 28. September wurden am Turm der ſchönen alten evangeliſchen Pfarrkirche von Hermann⸗ ſtadt die deutſche und die ungariſche Fahne aufgezogen und gaben Kunde, daß die ſeit Tagen vor den Toren der Stadt tobende Schlacht durch den Sieg unſerer Truppen ent⸗ ſchieden ſei. Fortwährend werden neue Gefangene gebracht. In den Bergen ergab ſich geſtern noch ein ganzes rumäniſches Bataillon mit ſeinem Kommandeur und deſſen Stab. Ich konnte meine Wanderung durch den Roten Turmpaß über die Grenze bis in rumäniſches Gebiet ausdehnen. Alles er⸗ zählt hier von den Schrecken des Kampfes und von den furchtbaren Verluſten des Feindes. Zu vielen Hunderten ſtehen in wildem Durcheinander die Wagen ganzer Kolonnen herum, die die Flüchtenden mit ihrem reichen In⸗ halt an Munition, Proviant und Kriegsmaterial, ſowie mit dem in Siebenbürgen geraubten Hausrat zurücklaſſen muß⸗ ten. Maſſen herrenloſer Pferde und große Herden Rinder, die die Eindringlinge mit ſich fortſchleppen wollten, werden auf der Bergſtraße und an den Abhängen eingeſammelt. Aus Schluchten und Seitentälern tönt noch vereinzelt Ge⸗ knatter. Unſere Patrouillen räumen mit dem Reſt zerſpreng⸗ ter und verſteckter Truppen auf. Doch iſt das nur ein Nach⸗ hall der Schlacht, als deren großes Ergebnis ſich die volle Gebietes Hermannſtadt von den rumäniſchen Heeres⸗ um und ſüdlich maſſen darſtellt. der Luftangeiff auf Sofia. Sofia, 2 Ottbr.(WTB. Nichtamtlich) 82* Der Luft⸗ infolge der guten Abwehr⸗ maßnahmen mit einem vollen Mißerfolg geendet. Sobald das Nahen des Fliegers gemeldet war, wurde die Bevölkerung durch Glockengeläute gewarnt und es ſüegen drei Fokker auf. Ein Kampfflugzeug mit dem Feldwebel Wagner flog dem Feind entgegen und ſtellte ihn nahe der Stadt, wobei die Abwehrbatterien durch ununterbrochenes Sperrfeuer den Durchbruch des Feindes nach der Stadt ver⸗ hinderten. Es entſpann ſich ztoiſchen Wagner und den Franzoſen ein erbitterter Kampf, welcher mit dem Nückzug des Feindes endete. Wagner verfolgte den wo der Feind infolge zahlloſer Treffer Unſere Wehr zur See. Von Oſtende bis Libau. Reiſebilder von Kapitän zur See a. D. von Puſt a u. 5 Unſere Schlachtflotte. An Bord S. M. Linienſchiff„“, Auguſt 1916. In raſcher Fahrt ſteuert das ſchmucke Chefboot ſeewärks, das mich zu unſeren auf Vorpoſten ſtationierten Streitkräften Schulſchiff„Renown“— kein Menſch ſtieß ſich damals an der Beibehaltung des engliſchen Namens— dieſe Gewäſſer zum erſten Male kennen lernte, dauerte es manchmal wochen⸗ lang, bis wir ein anderes Schiff zu ſehen bekamen. Wie anders jetzt! Schon gleich beim Beginn der Fahrt kommt eine ſtatt⸗ liche Anzahl mächtiger Linienſchiffe in Sicht. Weiter draußen überholt uns eine Torpedoflottille, ein U⸗Boot läuft, von er⸗ folgreicher Kreuzfahrt heimkehrend, ein, und ein nagelneuer Kreuzer in brauſender Fahrt bellt uns drohend mit der Sirene an, damit wir ihm bei ſeiner Geſchwindigkeitsbeſtimmung nicht in den Weg kommen. Immer weitere Kriegsſchiffe und Hilfsfahrzeuge der ver⸗ chiedenſten Art paſſieren wir, bis endlich unſer Boot am See⸗ allreep von S. M. S.„X“ in der Vorpoſtenkette anlegt, die ich in völliger Gefechtsbereitſchaft klar hält, auf das erſte Alarmſignal, vereint mit den an anderer Stelle harrenden ſenchiſſen, einem etwa unſeren Küſten ſich nähernden Feinde zu Leibe zu gehen. Nach herzlichſter Begrüßung an Bord durch den liebens⸗ würdigen Kommandanten und den erſten Offizier kommt das Geſpräch natürlich ſogleich auf die große Seeſchlacht von Skagerrak. Als ich erwähne, daß der amtliche engliſche Be⸗ richt über unſere angeblichen Rieſenverluſte ſchon allein durch das, was ich während der Fahrt hierher geſehen hätte, von Grund aus Lügen geſtraft werde, meinen die Herren: heber die engliſchen Schwindeleien regt ſich in unſerer 0 Sommefront wurde ein Feſſelballon brennend abgeſchoſſen. in dem Flugzeug, insbeſondere auch in dem Benzinbehälter, bei dem Dorfe Swoge niedergehen mußte. Die Beſatzung, beſtehend aus einem franzöſiſchen Offizier und einem ſerbi⸗ ſchen Offizier als Begleiter, wurde unverletzt ge⸗ fangen. Das Flugzeug iſt ein franzöſiſcher Doppeldecker modernſter Bauart. Der Franzoſe zollte der Geſchicklichkeit und Kühnheit des deutſchen Fliegers die höchſte Anerkennung. Griechentand. Athen, 2. Okt.(WTB. Nichtamtlich.) Meldung des Reuter⸗Büro. Die Regierung iſt noch in Unkenntnis über die Abſichten der Entente. Sie wird wahrſcheinlich am Montag zurücktreten. Es ſcheint, daß die Entente entſchloſſen iſt, ſich eines Druckes auf Griechenland zuenthalten und ihm nicht irgendwelche Politik aufzudrängen. Es ſoll Griechenland geſtatlet werden, ſelbſt über ſeinen Weg zu ent⸗ ſcheiden. m. Köln, 2. Okt.(Priv.⸗Tel.) Die Kölniſche Zeitung meldet aus Amſterdam: Es iſt folgende Reutermeldung zu verzeichnen: Die Kriegervereine, deren Auflöſung das Kabinett Zaimis zugeſagt hatte, zeigen ſich abermals rührig. Anlaß dazu wurden Kundgebungen gegen Veni⸗ ſelos in Nauplia und in anderen Orten. Die Vereine be⸗ ſchloſſen, im Falle der Mobilmachung mit dem König in Verbindung zu treten. Sollten ſie finden, daß die Mehrheit des Volkes niedergedrückt wird, ſo würden ſie ſich weigern, zu den Waffen zu greifen. Perſönlichkeiten aus der Umgebung des Königs erklärten in einem Geſpräch mit Vertretern Reuters, wenn Griechenland mit der Entente gehen ſollte, müſſe man ihm Zeit laſſen, damit der Ein⸗ druck des Zwanges verwiſcht werde, den das Erſchei⸗ nen der Schiffe der Alliierten vor Salamis und andere Handlungen hervorgerufen haben. Andernfalls würde die Kriegserklärung nur Anlaß zu Fahnenflucht und Widerſetzlichkeiten geben. Cuglaubs Vernichtungswille. m. Köln, 2. Oktbr.(Priv.⸗Tel.) Die Kölniſche Volks⸗ zeitung meldet von der Weſtgrenze: Reuter berichtet: In einer Unterredung mit einem Berichterſtatter der Aſſociadet Preß ſagte Lloyd George: Alle Schritte, die jetzt von Amerika, dem Vatikan oder anderen Neutralen zugunſten des Friedens unternommen werden ſollten, werden von England als eine nicht neutrale und deutſchfreundliche Tat betrachtet. Von Frieden kann weder jetzt, noch in einem anderen Augenblick die Rede ſein, bevor die deutſche Bedrohung der Kultur nicht ganz beſeitigt worden iſt. Kein Menſch und kein Staat, der nur eine Ahnung hat von der Auffaſſung, mit der wir jetzt unſere Soldaten ins Feld ſenden, würde den Verſuch machen, dem Krieg ein Ende zu bereiten. Der Berichterſtatter fragte: „Wie lange meinen Sie, daß der Krieg noch dauern wird?“ Lloyd Georges meinte, es gibt im engliſchen Heer keine Uhr und keinen Kalender. FiL Die ſeindlichen Heeresberichte. Die franzöſiſchen Berichte. Paris, 2. Okt.(WTB. Nichtamtl.) Amtlicher Heeres⸗ bericht vom 1. Oktober n achmittags: An der Somme⸗ front ziemlich große Artillerietätigkeit. Die Franzoſen machten im Laufe der Nacht einige Fortſchritte im Handgranatenkampf ſüdlich Morval, längs der Somme und ſüdöſtlich Cléry. Zeit⸗ Geon ausſetzende Beſchießung auf den übrigen Teilen der ront. Paris, 2. Okt⸗ bericht vom 1. Oktober abends: An der Sommefront führ⸗ ten wid im Verlaufe des Tages kleine Teiluntednehmungen aus, die uns geſtatteten, nördlich von Rancourt und ſüdöſtlich von Morval einige Grabenteile zu nehmen. Beiderſeits Ge⸗ ſchützfeuer an verſchiedenen Punkten der Front, beſonders heftig ſüdlich der Somme. In der Champagne in der Gegend ſüdlich von Butte le Mesnil verſuchte der Feind zwei Hand⸗ ſtreiche, die auf eine lebhafte Beſchießung folgten. Unſer Sperrfeuer brachte die Verſuche des Gegners unverzüglich zum Stehen. Ein weiterer Handſtreich öſtlich von Tahure mißlang ebenfalls. Sonſt überall die gewöhnliche Kanonade. Flugdienſt. In der Gegend von Longavesnes an der 5 Marine ſchon ſeit langem kein Menſch mehr auf. Sie haben ſogar ihr Gutes, denn wie jedermann weiß, hat das Gros der britiſchen Flotte ſich 22 Monate hindurch nur immer dort aufgehalten, wo ein Zuſammentreffen mit uns ausgeſchloſſen war. Nachdem aber jetzt Admiral Jelliche von Amts wegen berichtet hat, wie wir nur mit knapper Not nach Verluſt von 7 Schlachtſchiffen der völligen Vernichtung entgangen ſeien, wird das britiſche Volt hoffentlich recht energiſch darauf drin⸗ gen, daß er zur Vollendung des Vernichtungswerkes ſo bald wir nur möglich unſere Flotte von neuem zum Kampf ſtelle, den wir nach den in der Schlacht gewonnenen Erfahrungen noch weit ſiegesgewiſſer als vorher herbeiſehnen.“ „Unſere Hoffnungen wird um ſo eher in Erfüllung gehen, je weniger genaue Kunde die Außenwelt davon erhält, welcher Art dieſe Erfahrungen ſind, und ob auch unſere am ſchwerſten mitgenommenen Einheiten jetzt ſchon wieder gefechtsbereit ſind oder nicht. Hierüber dürfen Sie deshalb Ihren Leſern nichts erzählen.“ Dieſe weiſe Mahnung macht es mir leider unmöglich, über Vieles, was ich während meiner mehrtägigen Einſchif⸗ fung geſehen und gehört habe, zu berichten, woran das deutſche Volk ſeine helle Freude haben würde. Das aber darf ich wohl verraten, daß ich in den eingehendſten Unterhaltun⸗ gen mit den Leitern der Verbände, den Kommandanten, Offizieren und Unteroffizieren der Flotte überall dem gleichen brennenden Wunſche nach einer zweiten Abrechnung mit der engliſchen Hauptmacht, dem gleichen felſenfeſten Vertrauen auf einen noch größeren Erfolg als den vom 31. Mai begegnet bin, wie ſie in der erſten Unterhaltung zu Tage traten. Insbeſondere wies Admiral Scheer, auf deſſen Führer⸗ eigenſchaften die ganze Flotte wie ein Mann ſchwört, und der ſich auch als Menſch der unbegrenzten Liebe und Ver⸗ ehrung ſeiner Untergebenen jeden Ranges erfreut, mich da⸗ rauf hin, daß wir vor 2 Monaten ohne Zögern den Kampf gegen die gewaltige britiſche Uebermacht durchaus nicht, wie die Engländer behaupten, in der Nähe unſerer ngtürlichen Rückzugslinie, ſondern weit draußen auf hoher See aufge⸗ nommen haben. (WTB. Nichtamtl.) Amtlicher Heeres⸗ Die engliſchen Berichte. London, 2. Okt.(WTB. Nichtamtl.) Amtlicher Vericht von 1. Oktober nachmittags. Wir machten zwiſchen Flers und Le Saars Fortſchritte. Wir vertrieben den Feind von dem Gelände, das er bei der Stuffſchanze im Abſchnitt von Thiep⸗ val innehatte. Wir nahmen die Schwabenſchanze ſo gut wie ganz. 16 Streifzüge wurden in der letzten Nacht an unſerer Front zwiſchen Ppern und Neuchapelle mit Erfolg ausgeführt. Es wurde eine Anzahl Gefangener gemacht und dem Feind viele Verluſte zugefügt. London, 2. Okt.(WTB. Nichtamtl.) Amtlicher Bericht vom 1. Oktober abends. Südlich der Ancre eroberte unſer Zentrum ein ganzes Ziel an der Front von etwa 3000 Hards von den Punkten öſtlich Faucourt⸗de⸗l' Abbaye bis zur Straße Albert⸗Bapaume nördlich der Deſtremont⸗Farm. Es wird ge⸗ meldet, daß ſich Eaucourt⸗de⸗l Abbaye in unſeren Händen be⸗ findet. Bereits ſind über 300 Gefangene gemacht. Verluſte ſind gering. Der ruſſiſche Bericht. Petersburg, 2. Okt.(WTB. Nichtamtl.) Amtlicher Bericht vom 1. Oktober. Weſtfront: In der Gegend ſüdlich der Stadt Riga ſchoß unſere Artillerie ein deutſches Flugzeug ab, das in die feindlichen Linien fiel. In der Gegend der Eiſenbahn Brody⸗ Krasne und weiter ſüdlich dauern die Kämpfe an. Unſere Triippen rücken im Verlauf dieſer Kämpfe vor. Der Feind leiſtet hartnäckigen Widerſtand. Wir nahmen hier 59 Offiziere und 1928 Soldaten gefangen. Für uns glückliche Kämpfe ſpielten ſich ſüdlich Brzezany am Fluſſe Ceniowka und in der Gegend der Höhe auf dem rechten Ufer der Zlota⸗Lipa ſüdlich Brzezany ab, wo unſere Truppen ſich durch einen ungeſtümen Handſtreich eines Teiles der feindlichen Stellungen bemächtig⸗ ten, 112 Offiziere und 2268 Soldaten gefangen nahmen und mehrere Maſchinengewehre erbeuteten. Durch unſer Feuer ſchlugen wir einen nächtlichen Gegenangriff des Feindes zu⸗ rück. In derſelben Gegend wurde einem deutſchen Albatros von unſerem tapferen Fliegerkapitän Schirkoff ein Luftkampf geliefert. Schirkoff griff den feindlichen Apparat an und zwang ihn, in der Gegend der deutſchen Linien niederzugehen. Von der Kaukaſusfront iſt nichts wichtiges zu berichten. Der Bericht Sarrails. Paris, 2. Okt.(WTB. Nichtamtl.) Von der Orient⸗ armee wird berichtet. Auf dem linken Struma⸗Ufer nahmen die engliſchen Truppen nach ſtarker Artillerie⸗Vorbe⸗ reitung in einem glänzenden Sturmangriff in der Nähe der Straße nach Seres zwei befeſtigte Dörfer. Mehrere hundert Gefangene, darunter 200 unverwundete, fielen in unſere Hand. Am Fuße der Beles⸗Gebirge Patrouillengefechte. Vom Doi⸗ ran⸗See bis zum Wardar zeitweiſe Geſchützfeuer. In der Gegend des Kaimakcalans griffen die Serben die von den Bulgaren ſtark gehaltenen Höhen an. Die Tapferkeit un⸗ ſerer Verbündeten ſiegte über den erbitterten Widerſtand des Gegners, der die Stellung aufgeben mußte, wobei er zahlreiche Leichen auf dem Gelände ließ. Eine bulgariſche Batterie blieb in den Händen der Serben. Auf dem linken Flügel dauert der Artilleriekampf beiderſeits ziemlich heftig fort. Eines unſerer Flugzeuge bombardierte Sofia, ſetzte ſeinen Flug bis Bukareſt fort und landete dort. London, 2. Okt.(WTB. Nichtamtl.) Amtlicher Bericht aus Saloniki vom 1. Oktober: An der Strumafront eroberten wir unterhalb der Brücke Orljek die vorderſte bulgariſche Linie. Nach hartnäckigem Kampf und heftiger Artillerievorbereitung erweiterten wir abends unſeren Gewinn. Es wurden ſechs Gegenangriffe unternommen. 100 Gefangene ſind bereits ein⸗ gebracht.. Der Kampf dauert an. Der rumäniſche Bericht. Bukareſt, 2. Okt.(WTB. Nichtamtl.) Amtlicher Bericht vom 1. Oktober. Nord⸗ und Nordweſtfront: Teil⸗ unternehmungen an der ganzen Front. 3 Luftangriffe. Feindliche Flieger warfen Bomben auf Bukareſt, wobei 2 Frauen und 5 Kinder getötet wur⸗ den, ferner auf Cernavoda, wo die Bomben auf das Hoſpital fielen. * Berlin, 2. Ottober.(Von unſerem Berliner Büro.) Wie wir hören, iſt der einzige Sohn des nationalliberalen Reichstagsabgeordneten Geh. Regierungsrat Schwabach bei den Kämpfen im Weſten gefallen. — „Selbſtverſtändlich können wir unſere Streitkräfte in der deutſchen Bucht zehnmal rückſichtsloſer einſetzen, als in einer Entfernung von mehreren 100 Meilen von unſeren Häfen zuläſſig erſcheint. Sollte Admiral Jellicoe ſich mit ſeiner Hauptmacht auch nur in die Nähe unſerer Gewäſſer wagen, ſo ſind wir völlig ſicher, ihm Verluſte zuzufügen, die das Stärkeverhältnis der Flotte in bedeutungsvollſter Weiſe än⸗ dern würden. Zweifelhaft iſt einzig und allein, ob er uns jemals dieſe Chance gönnen wird.“* Was mich vor allem ſympathiſch berührt, iſt die ruhige, trotz der errungenen Erfolge von jeder Ueberhebung freie Sachlichkeit, mit der in der Flotte alles beſprochen wird, was ſich auf den Seekrieg bezieht. Jedermann glaubt an den Erfolg durch die eigene Kraft. Niemand denkt daran, die Tüchtigkeit und den Mut des Gegners herabzuſetzen, wie dies in höchſt unwürdiger Weiſe von engliſcher Seite durch die Behauptung geſchehen iſt, unſere Kampfmoral und Treffſicher⸗ heit hätten beim Skagerrak ſichtlich abgenommen, nachdem die erſten Treffer bei uns eingeſchlagen wären. Die Ausländer, die ſo etwas behaupten, haben keine Ahnung von der Kampffreudigkeit und der Disziplin, die auf unſeren Schiffen herrſcht. Sie ſollten nur einmal, wie es mir vergönnt war, auf einem unſerer Schlachtſchiffe einer Klar⸗ ſchiff⸗Uebung auf allen Gefechtsſtationen beiwohnen und ſich davon überzeugen, mit welch unendlicher Sorgfalt die Beſei⸗ tigung jeder nur denkbaren Gefechtsſtörung, der Leckſiche⸗ rungsdienſt, der Verwundetentransport, vorbereitet ſind. Wenn ſie hierbei den freudigen Gehorſam, das vollendete Verſtändnis beobachten, mit dem jeder Einzelne, ob Offizier oder Gemeiner, den ihm zugewieſenen Platz auszufüllen trachtet, dann werden ſie ſich ſagen müſſen, daß man Gegner ſolcher Art nicht beſchimpfen kann, ohne ſich ſelber zu ernie⸗ drigen. Vielleicht werden ſie dadurch auch zum Nachdenken darüber gebracht, woher es kommen mag, daß die deutſchen Torpedoboote ſich mitten im ſchwerſten Feuer an die Bergung havarierter Schiffe machten und unſere Feinde aus dem Waſſer auffiſchten, während die Engländer ihre zuſammen⸗ Unſere — 2 2 2—,2— 22— 2— 9232————+—————————·([ͤ·ͤ— S 2 9 1. Oktober weg, 97 3,22, in Karlsruhe.24, in Srontag, ven 2. Ortober 1916. Mannheimer General⸗Anzeiger„ Vadiſche Neueſte Nachrichten.(Abend⸗Ausgabe) —————————————————————RA¶((((¶¶((¶¶¶¶¶— 8. Seite. Aus Staòt und Land. Mit dem 0 ausgezeichnet Wilhelm Scheefer, Untoff. im Inf.⸗Regt. 170, unter gleich⸗ 7— der 83 ſilbernen Verdienſtmedaille. Alexander Schneider, Sohn des Fuhrmanns Max Schneider, Windeckſtraße 27. * Eine Neuregelung der Poſt⸗ und Telegraphengebühren fand bekanntlich zum 1. Oktober in Oeſterreich, Ungarn und Bosnien⸗ Herzegowina ſtatt. Im Anſchluß daran iſt auch im Telegramm⸗ derkehr Deutſchlands mit den letztgenannten beiden Ländern lufolge der Zahlung von Durchgangsgebühren an Oeſterreich eine Tarifänderung nötig geworden. Seit geſtern beträgt die Wortgebühr für Telegramme nach Ungarn und Bosnien⸗Herzegowing 8 Pfg. (ſtatt bisher 7 Pfg.) mit einer Mindeſtgebühr von 70 Pfg. bis 5 Wörter, von 72 Pfg. für 6 Wörter von 74 Pfg. für 7 Wörter, von 70 Pfe. für 8 Wörter, von 78 Pfg. für 9 Wörter, von 80 Pfg. für 10 Wörter. Im Telegrammverkehr nach Oeſterreich bleibt die Wortgebühr von 7 Pfg. unverändert. ·Der Zahlkartenverkehr vom Felde iſt auf die mit Genehmi⸗ gung der zuſtändigen Militärbehörden im Kriegsgebiete von Deut⸗ ſchen eingerichteten Marketender⸗ und ſonſtigen Wirtſchaftsbetriebe einſchließlich der Feldbuchhandlungen ausgedehnt worden. Zur ſchnelleren Abwicklung von Zahlungen empfiehlt ſich für die Poſt⸗ ſcheckkunden, bei Lieferungen an dieſe Betriebe ihren Sendungen Zahlkarten beizufügen, auf denen die Kontonummer, der Name und Wohnort des Poſtſchecktunden ſowie der Name des Poſtſchechamts borgedrucht ſind. 0 * Böllige Aufhebung der Beſchlagnahme von Zwetſchgen und Pflaumen. Nach einer Verfügung des ſtellv. Kommandierenden Generals des 14.:⸗K. iſt zufolge Antrags des Kriegsernährungs⸗ amts die Beſchlagnahme von Zwetſchgen und Pflaumen im Befehls⸗ bereich des 14..⸗K. aufgehoben worden. Die Beſchlagnahme der Aepfel bleibt in dem durch Verfügung vom 28. Sͤptember 1916 beſtimmten Umfang beſtehen. 8 * Keine babſiche Zentralſchlachtvieh⸗Ankauf⸗ und Verteilungs⸗ ſtelle. Der Kommunalverband Freiburg⸗Stadt hatte beim Mini⸗ ſterium des Innern die Errichtung einer Zentralſchlachvieh⸗ Ankauf⸗ und Verteilungsſtelle für das ganze Land, ähnlich wie im Königreich Bayern, angeregt, um den vorhandenen Mißſtänden auf dem Gebiet der Fleiſch⸗ und Fettverſorgung zu ſteuern. Das Miniſterium hat auf die Eingabe geantwortet, daß die Errichtung einer Kleinoieh⸗Ankauf⸗ und Verteilungsſtelle für das ganze Land zur Zeit nicht beabſichtigt ſei, zumal hierdurch dem Mangel an ſchlachtreifem Kleinvieh, wie er zur Zeit hinſichtlich der * Schweine allgemein herrſcht, nicht abgeholfen werden „könne. E Durchlaufende Zugverbindung Baſel.Dortmund über Frank⸗ furt-Köln. Mit dem Inkrafttreten des Winterfahrplaus werden die Verbindungen zwiſchen dem Oberrhein und dem Niederrhein durch die Herſtellung einer neuen durchlaufenden Schnellzugsverbindung von Baſel/ Weil-Leopoldshöhe bis Dortmund vervollſtändigt. Die neue Verbindung benützt die beſtehenden Schnellgüge rheinabwärts D 15,D 169 und rheinauf⸗ wärts die Schnellzüge P 170/B 78, Züge, die ſeither ihren End⸗ unkt jeweils in Frankfurt a. M. hatten und dort Aufenthalt und ugswechſel Dieſe Unbequemlichkeit fällt mit dem indem die in Frankfurt einlaufenden Züge von Baſel oder Dortmund direkt weiter nach Dortmund oder Baſel ge⸗ 15 werden. Die Verbeſſerung wird durch die mehrfachen An, ſchlüſſe dieſer Züge noch wertvoller. Man fährt rheinabwärts mit 15 aus Weil⸗Leopoldshöhe um 12.00 Uhr nachmittags, aus Frei⸗ durg.03, aus Straßburg über Appenweier.28, aus Karlsruhe .25, aus Stuttgart über Karlsruhe 12.27, aus Konſtanz.34 vor⸗ mittags, aus Heidelberg.23 nachmittags, aus Mannheim.21 über Friedrichsfeld, aus Darmſtadt.30 nachmittags und iſt in rankfurt.57. Von dort geht es nach fünfzehn Minuten Aufent⸗ alt.12 weiter über Mainz, an.55, Kobleitz, an.36, Köln, an 10.33, Düſſeldorf, an 11.19, nach Dortmund, wo die Ankunft 12.52 vormittags erfolgt.— Die Rückfahrt geht aus Dortmund.02 vor⸗ mittags über Düſſeldorf, ab.38, Köln, ab.23, Koblenz, ab 11.12, Mainz, ab 12.58 nachmittags, nach Frankfurt, an.36 nachmittags. Auch in dieſer Richtung ſind fünfzehn Minuten Aufenthalt vorge⸗ ehen. Dann erfolgt die Weiterfahrt.51, die Ankunft in Darm⸗ ſtadt.10, in Mannheim über Friedrichsfeld.28, in Heidelberg Stuttgart über Karlsruhe.38, in Kon⸗ 11.58, in Straßburg über Appenweier.25, in Freiburg.58 und in Weil⸗Leopoldshöhe um.00 nachmittags.„In beiden Rich⸗ tungen werden Speiſewagen in den Hrantf geführt. Für dieſe Linienführung Baſel—Dortmund über Frankfurt gilt für die End⸗ ſtationen wie für die Zwiſchenſtationen die übliche Fahrkarte, die „den direkten Weg ohne die Berührung Frankfurts vorſieht, nicht ohne weiteres, ſondern nur gegen die Löſung einer ſogenannten Umwegskarte, die etwa eine Mark mehr im Geſamtfahrpreis macht. K. * Städtiſche Pilgausſtellung. Am morgigen Dienstag, 3. ds. Mts., mittags 2 Uhr, wird im weſtlichen Anbau der Kunſthalle eine Ausſtellung lebender Pilze eröffnet. Schon bei Gelcgenheit des vom Verein für Naturkunde veranlaßten Pilz⸗ vortrags des Herrn Geh. Hofrats Klein⸗Karlsruhe waren im Vortragsſaal die Pilze unſerer Gegend unter Mitwirkung der Her⸗ ren Prof. Burge r⸗Weinheim und Prof. Rütge r⸗Ludwigshafen zuſammengeſtellt worden; dieſe außerordentlich artenreiche Samm⸗ lung fand ſo großen ſtanz Zuſpruch, daß ſich die Stadtgemeinde entſchloß. dem vorhandenen Intereſſe für die Pilzwelt dadurch ent⸗ gegenzukommen, daß ſie Herrn Hauptlehrer Julius Hauck aus Eberbach beauftragte, eine der Allgemeinheit zugängliche Aus⸗ ſtellung lebender Pilze zu veranſtalten. Herr Hauck hat bereits eine Reihe ähnlicher Ausſtellungen in anderen badiſchen Städten mit beſtem Erfolg zur Ausführung gebracht und wird auch hier unter Zuhilfenahme von Modellen und Tafeln eine eingehende Darſtellung ſämtlicher z. Zt. in unſeren Wäldern wachſender Pilze geben, Beſonders eindringlich wird hierbei auf unſere Giftp ilze hingewieſen ſein, namentlich auf den unheimlichen Knollen⸗ blätterſchwamm, der gerade in unſerer Stadt ſchon ſoviel Unheil verurſacht hat. Es iſt deshalb vom größten Wert für jeden Pilöfreund, der Ausſtellung genaueſte Beachtung zu ſchenken und die Gelegenheit für ſichere Belehrung wahrzunehmen, zumal der Ausſteller zu jeder Auskunft über Pilze gerne Wegen der Beſuchszeiten und ſonſtigen Einzelheiten ſiehe ie Bekannt⸗ machung im Anzeigenteil und an den Anſchlagſäulen. * Das Feſt der ſilbernen Hochzeit feiert morgen Dienstag⸗einer der dienſtälteſten Angeſtellten der Dr. H. Haas'ſchen Buckdruckerei, Herr Hilfsmetteur Georg Fwey, mit ſeiner Gattin Ida geb. Dieterich. Wir entbieten dem wackeren Mitarbeiter unſere herz⸗ lichen Glückwünſche. Möge es ihm vergönnt ſein, an der Seite ſeiner treuen Lebensgefährtin noch recht viele Jahre in beſter Geſundheit zu verleben. * Zum Kapital„Kriegsanleihe“ wird uns von einem Leſer unſeres Blattes geſchrieben: Mein kleines Töchterchon, das vor einigen Tagen als...⸗Schützin in die Schule kam, hinterbrachte mir ſchon nach dem erſten Schulbeſuch freudig die Mitteilung, daß das Fräulein(die Lehrerin) geſagt habe, ſie(die Kleinen) dürften auch Kriegsanleihe zeichnen. Auf ihren diesbezüglichen Wunſch bedeutete ich ihr, daß ſie noch zu klein dazu ſei und erſt mal was lernen ſolle. Nun hatte ſie kürzlich zu ihrem Namenstag eine Mark geſchenkt belommen, die ſie ſeither ſorgſam in ihrem kleinen Geldbeutelchen bei ſich trug. Plötzlich entdeckten wir, daß ihr Geld⸗ beutelchen leer war. Zur Rede geſtellt, wo das Geld hingekommen ſei, gebrauchte ſie allerlei Ausflüchte. Schließlich ließen wir auch in der Schule nach dem Verbleib des Geldes forſchen und da ſtellte es ſich heraus., daß ſie den Betrag als„Kriegsanleihe“ gezeichnet und abgeliefert hattel— II Die Badiſche Gefangenenfürſorge ſchreibt uns: Unter den zahlreichen Fällen, in denen wir badiſchen Frauen bedürf⸗ tiger Kriegsgefangener zu dieſen nach der Schweiz ſen⸗ den, muß ein Fall aus dem badiſchen Lande beſonders bekannt werden. Da war beim Gefangenenaustauſch ein Mann aus fran⸗ zöſiſcher Gefangenſchaft nach Aroſa gekommen, dem im Gefangenen⸗ lager der Keim zu einem Lungenleiden geworden war. Die Ehe⸗ frau hatte während des Krieges bei täglichen Mühen bei einer Er⸗ kältung ſich auch eine Gefährdung zugezogen. Großherzogin Luiſe hat in dieſem Fall die bedürftige Frau auf ihre Koſten nach Aroſa geſchickt, damit ſie ſich dort ausheilen könnte. Die beiden Ehegatten haben zuſammen in einem der ſchönſten Kurorte der Schweiz Geſundheit und Glück wiedergefunden. Wir ſind dem Leiter des Schweizeriſchen Militärſanatoriums, Herrn Dr. Lich⸗ tenhahn, zu lebhaftem Dank dafür verpflichtet, daß er dieſe Möglichkeit geſchaffen hat unter Bedingungen, die für die Hilfe des badiſchen Landes erträglich waren. Solche Fälle mehren die Dankesſchuld, die wir gegenüber der Schweiz für die großzügige Arbeit an unſeren Internierten empfinden. eben der Achtung und der Dankbarkeit für das vornehme neutrale Nachbarland knüpfen ſich Banden herzlichſter den Menſchen, die gegenüber den Unſern in ſo vornehmer Weiſe ihre Menſchen⸗ pflicht tun. Zu der Bluktat, der der Erziehungsgehilfe des Schwarzacher Hofes bei Aglaſterhauſen Emanuel von Siebenthal zum Ofer ge⸗ fallen iſt, wird der„Bad. Pr.“ noch Miſſetäter ſind Zwangszöglinge aus Mannheim und ſeit kurzer Zeit in der Anſtalt untergebracht, der eine 8 Tage, die beiden anderen 3 Wochen. An dem Tage der Untat waren drei Aufſeher und eine größere Anzahl Zöglinge mit Kartoffelausmachen beſchäf⸗ tigt. Gegen 6 Uhr abends ſind die drei mit ihren Hacken in den nahen Wald entwichen. Der Ermordete eilte ihnen allein und ohne jedes Schutzmittel nach. Von da an blieb er verſchwunden. Trotz eifrigen Suchens wurde ſein Leichnam mit ſchweren Kopf⸗ wunden erſt am anderen Morgen gefunden. Die ruchloſe Tat iſt weder aus Rache noch in der Notwehr vollbracht. Der Erſchlagene gehört der Diakonenanſtalt Karlshöhe bei Ludwigsburg an und ſteht ſeit Dezember 1915 in ſeiner bisherigen Arbeit, zu der ihn hervor⸗ ragende Ckaraktereigenſchaften beſonders befähigten. Wie ein älterer Bruder hat er mit den Zöglingen verkehrt. Durch ſein freundliches und gewinnendes Weſen übte er großen Einſluß aus. Er wurde das Opfer gewiſſenhafter Pflichterfüllung ſeines ſchweren Berufes. Die drei Verbrecher, von denen einer noch nicht 18 Jahre zählt, ſind, wie wir gemeldet haben, bei Eberbach herhaftet worden. Die Beerdigung des Erſchlagenen fand heute Montag nachmittag ſtatt. * Berhaftung. Auch der Dritte der Schwarzacher Mörder, die einen Aufſeher der Erziehungsanſtalt niederſchlugen, iſt in der Perſon des 19jährigen Linhuber verhaftet worden. polizeibericht vom 2. Oktober 1916. Todesfall. In der Nacht vom 30. 9. zum 1. 10. ds. Is., etwa 12½ Uhr, wurde von einer Poligeipatrouille auf der Haus⸗ treppe Largſtraße Nr. 1 hier 5 ein 40 Jahre alter verwitweter Taglöhner von hier tot aufge unden. Offenbar hat der Verlebte einen Schlaganfall erlitten; die Leiche wurde in die Leichenhalle des hieſigen Friedhofs verbracht. geſchoſſenen Schiffe und deren Bemannungen einfach im Stich ließen. Um den in allen Teilen der Flotte herrſchenden vorzüg⸗ lichen Geiſt voll zu würdigen, muß man ſich vor Augen, hal⸗ ten, daß der Dienſt an Bord vor dem Leben in der Landfront nur das Eine voraus hat, daß Hunger und Duͤrſt faſt unbe⸗ kannte Größe ſind, und daß die Leute außer Dienſt gegen ſchlecht Wetter Schutz in den unteren Räumen ſuchen können. Dafür wird aber außerhalb der kurzen Erholungs⸗ und Re araturzeiten im Hafen der Wachtdienſt nicht von kleineren Abteilungen ausgeübt, ſondern ſtets von der geſamten Hälfte der Beſatzung. eengthei Räume fehlt es an ausreichender Bewegungsmöglichkeit. In den unteren Abteilungen ſtellen die niemals aufhörenden ver⸗ ſchiedenartigen Geräuſche und die bei abgeblendetem Fahren trotz aller Ventilation dort herrſchende Hitze und dicke Luft auch ſtärkere Nerven auf eine beſländige harte Probe. Die völlige Abgeſchnittenheit von jeglichem Verkehr mit der Außenwelt und die Eintönigkeit der Meersumgebung ſind für viele Naturen ſchwer erträglich. Dazu kommt in See und auf ungeſchützter Neede das ſtändige Bewußtſein der ſchwerſten Gefahren, denen die Beſatzung in ihrer Geſamtheit durch U⸗ und Torpedoboots⸗Angriffe und durch das Auflaufen auf Minen ausgeſetzt iſt. Unter ſolchen Umſtänden iſt es gewiß keine leichte Auf⸗ abe, die körperliche und geiſtige Friſche und Spannkraſt der ſatzungen ſtets unvermindert zu erhalten. Die hauptſäch⸗ lichſten Mittel hierfür ſind Turnen, Bootsrudern, Freiübun⸗ en und Keulenſchwingen nach Muſik, Dauerläufe über das berdeck, Vorträge der Offiziere und in beſonderen Fällen der Kommandanten über die politiſche und militäriſche Lage, Lichtbildervorführungen und die Bildung von Muſikkapellen auf jedem größeren Schiff. Auf diche Weiſe wird es ermöglicht, daß der Geſundheits⸗ zuſtand und die allgemeine Stimmung ſowohl der Offiziere wie der Mannſchaften überall vortrefflich ſind. Auf das ſo intereſſante Thema der Pſychologie des Bord⸗ ilebens im Kriege hier noch weiter einzugehen, verbietet mir Bei der Beengtheit aller der Raum. So ſchließe ich denn mit dem Ausdrucke meiner unbegrenzten Bewunderung für den Geiſt freudiger, verſtänd⸗ nisvoller und aufopfernder Hingebung aller Beſatzungen unſerer Schlachtflotte an ihren aufreibenden und verantwor⸗ tungsvollen Dienſt. Unſere heldenhaften Admirale Scheer, v. Hipper und alle anderen Führer brauchen vor der Schlacht nicht erſt das be⸗ kannte Relſenſignal zu hiſſen:„Das Vaterland erwartet, daß Jedermann ſeine Pflicht tut“. Unſere braven Seeleute haben es ſchon gezeigt und werden es auch weiterhin zeigen, daß ſie von ſelber wiſſen, was ſie zu tun haben, und kühnes Drauf⸗ gängertum mit kluger Beſonnenheit in gleicher Weiſe zu ver⸗ einigen verſtehen, wie ihre Kameraden von dem ſo viel älteren glorreichen Landheere. Großh. hof⸗ und Nationaltheater Mannheim. verheiratete Junggeſellen. (Erſtaufführung im Neuen Theater.) Alt⸗hHeidelberg. (Hoftheater.) Zwei Freunde haben ſich, bei einer Konventionalſtrafe von 20 000 Mark, verpflichtet, nicht zu heiraten. Es liegt in der Natur der Dinge und des Schwankes, daß beide ihr Ge⸗ löbnis brechen, der eine es dem andern verheimlichen, der an⸗ dere es dem einen auf die verſtändlichſte Art beibringen will; denn keiner mag zahlen. Da nun jeder und jede ſich ſo kon⸗ ſus wie möglich anſtellt, die Eltern reſp. Schriegereltern der Reuvermählten und der beſorgte Freund Leidigkeit des an⸗ deren Paares immer zur ungelegenſten Zeit auftauchen, ſind drei Akte und drei Leute nökig, den Unſinn klein zu kriegen und die aus den Fugen geratene Welt wieder halbwegs ein⸗ zurichten. Nur drei Leute ind für alle Schäden und Repara⸗ kuren verantwortlich: Arthur Lippſch itz, der den Schwank, den muſitloſen Verbindungoſteg zwiſchen den einzelnen großen Rummern baute, Will Steinberg, der dieſe textlich, und Rudolph Nelſon, der ſie muſikaliſch ausarbeitete. Nur drei folgendes mitgeteilt. Die drei Unfälle. Beim Fenſterreinigen am Hauſe M 2, 1 hier ſtürzte ant 28. v. Mts., nachmittags 5 Uhr, ein 17 Jahre alter Taglöhner von Eberbach infolge Ausrutſchens auf der Leiter rück⸗ wärts von dieſer herunter und zog ſich eine Verſt auchung des linken Fußes zu. Die Verletzung verſchlimmerte ſich und mußte er am 20. v. Mts. ins Allgemeine Krankenhaus aufgenommen werden. — Einem 63 Jahre alten, verheirateten Schmied von hier fiel am 29. v. Mts. nachmittags in einem Fabrikanweſen auf dem Lindenhof ein Stahlblock auf den rechten Fuß, wodurch dieſer ſtark ge⸗ quetſcht wurde.— In einer Küche des Hauſes J 7, 28 fiel am 28. v. Mts. nachmittags ein Tof mit heißem Waſſer Gasherd erunter und ergoß ſich das Waſſer einer 19 Jahre ae,, Fabrik⸗ arbeiterin auf den linken Fuß, wodurch ſie erhebliche Brand⸗ wunde u erlitt.— Am 30. v. Mts. nachmittags geriet ein18 Jahre alter Taglöhner von hier in einem Fabrikbetriebe an der Friedrichs⸗ felderſtraße mit der linken Hand in eine Fräßmaſchine, wobei ihm der Zeigefinger a bgeſchnitten wurde.— An einem Neubau in Rheinau ſtürzten am 30. v. Mts. zwei 17 und 15 Jahre alte Schloſſer von hier während des Auflegens eines L⸗Trägers infolge Ausrutſchens zu Boden. Erſterer trug erhebliche Verket⸗ zungen im Geſicht und letzterer leichtere Verletzungen an der rechten Ohrmuſchel davon. Sämtliche Verletzten wurden im Allgemeinen Krankenhaus aufgenommen. 5 Tobſuchtsanfall. Auf der Schienenſtr. in Waldhof erlitt in der Nacht zum 1. ds Mts., etwa 12 Uhr, ein 17 Jahre alter Taglöhner von hier einen Tobſuchtsanfall. Von ſeinen Kameraden wurde er auf die dortige Polizeiwache berbracht und von da mit dem Sanitätswagen ins Allgemeine Krankenhaus überführt. Verhaftet wurden 26 Perſonen wegen verſchiedener ſtraf⸗ barer Handlungen, darunter ein Taglöhner von Feudenheim, ein ſolcher von Käferthal, ein weiterer von Dietikon und ein Fabrik⸗ arbeiter von Pirmaſens, alle wegen Diebſtahls. Mannheimer Künſtlertheater„Apollo“. Die Varietéſpielgeit 1916/17 hat ſich am Samstag in ausgezeich⸗ neter Weiſe eingeführt. Herr Direktor Zacharias hat es ver⸗ ſtanden, die großen Schwierigkeiten, die ſich der Zuſammenſtellung einer. dem Renommé des Apollotheaters würdigen Spielfolge ent⸗ gegenſtellten, in der gewohnten routinierten Weiſe zu überwinden und ein Enſemble zu verpflichten, das künſtleriſch durchaus auf der Höhe ſteht. Die Sonne unter den Varieteſternen iſt diesmale Mabel May Hong, eine Künſtlerin, die ſchon vor Jahren im Saalbautheater außergewöhnliche Triumphe feierte. Die Glanz⸗ nummer der bezaubernden Frau iſt diesmal der„Tanz der Liebe“, eine tanzkünſtleriſch nicht zu überbietende Darſtellung des Schick⸗ ſals einer zum Leben erwachten Sphinx, die ſich zu der Erkenntnis durchringen muß, daß die„ſteinerne Ruhe“ turmhoch die arm⸗ eligen Freuden des menſchlichen Daſeins überragt. Hier iſt die o überaus plaſtiſche, die Grenzen der Aeſthetit aues peinlichſte inne⸗ altende Gebärdenſprache zur höchſten Ausdrucksmöglichkeit geſtei⸗ ert. In der Gavotte und im Wiener Walzer hat die Künſtlerin n erſter Linie Gelegenheit, ihre ſeltene Grazie zu entfalten. Der dekorative Rahmen entſpricht in ſeiner ausgeſuchten Vornehmheit durchaus den Gaben Mabel May Yongs, einer Künſtlerin, die in. ihrer raſſigen Schönheit an ſich in böchſten Maße zu feſſeln weiß. Bei den Deſterros, einem hervorragenden Künſtſchützenpaar, tritt auch der weibliche Feil mehr in den Vordergrund. Die ſehr 18 Dame trifft in den ſchwierigſten Stellungen mit Büchſe und iſtole mit verblüffender Sicherheit ihr Ziel. ngelbert Saſ⸗ ſen, der beliebte rheiniſche Humoriſt, eelß ſein Publikum in der bekannten Weiſe durch aktuelle Vorträge, die ſich vornehmlich mit der jetzt ſo wichtigen Magenfrage befaſſen, auf das zugkräftigſte u unterhalten, ſodaß ihm nach jeder Nummer der herzlichſte Bei⸗ 9 dankt. M. und H. Sternegg, ein ſehr graziöſes Weaner Tänzerpaar, weiß ſich auf äußerſt originelle Weiſe einzuführen und ſichert ſich ſo ſchon zu Beginn den Erfolg, den die eigenartige Nummer überall erzielen wird. Alfons Geißler kann als„Meiſter der Gelenke“ zu dem Glauben verleiten, daß ſein ganzer Körper aus einer Gummimaſſe beſteht, ſo unglaublich ſind die auf einem Piede⸗ ſtal ausgeführten Tricks. Fanela ſtellt mit ſeiner netten Aſſiſten⸗ tin lebende Bilder, 0 dem beide den farbigen Hintergrund mit ſchnellmakeriſcher Fixigkeit„bürſten“. Die Schen kfamilie bie⸗ tet erſtklaſſige Akrobatik und Ernſt Scharff hält, da er auf mindeſtens 20 Inſtrumenten muſtziert, unter der Gattung„Inſtru⸗ mentaliſten“ ſicher den Weltrekord. Intereſſante Bilder der Saal⸗ bau⸗Lichtſpiele cte die mit feinem Geſchmack zuſammen⸗ geſtellte Spielfolge. Samstag war mit anerkennenswerter Bereitwilligkeit für die noch nicht eingetroffene Schenkfamilie ein Mannheimer Künſtler, Herr Oskar Albrecht, in die Breſche geſprungen, der mit dem packenden Vortrag ſelbſtverfaßter Gedichte einen ſtarken Erfolg erzielte. Herr Albrecht, der in ſeiner Vor⸗ tragsart bekanntlich ſehr an Danny Gürtler erinnert, befindet ſich z. St. wegen einer Kopfwunde im Lagarett. Hoffen wir, daß er geſund und munter aus dem Feldzug zurückkehrt. Da die beiden geſtrigen Vorſtellungen ausv erkauft waren und die Nachfrage nach Karten ſehr groß iſt, ſind alle Vorverkaufs⸗ ſtellen angewieſen, Karten bis einſchließlich Sdntag, den 8. jetzt ſchon auszugeben. —— Nus dem Großherzogtum. N. Heidelberg, 30. Sept. Auf dem heutigen 36. Va⸗ terländiſchen Volksabend unter Vorſitz des Geh. Kirchenrats Prof. Dr. von Schu bert richtete Herr Bank⸗ direktor Bundſchuh in einem ſachtundigen, gemeinverſtänd⸗ lichen Vortrag über„Kriegsfinanzen und Kriegs⸗ 2 Leute. Das ſind für einen Schwank noch nicht viele; aber ge⸗ rade genug für das tatſächliche Ergebnis. Auch der ſolideſte Unſinn wird, ins Unendliche ausgewalzt, Blech. Und drei Akte täuſchen zuweilen Unendlichkeit vor. Sie angenehm aus⸗ zufüllen, waren geſtern Herr Grünber g und Frau Liſſo am Werk, die ſich als Dr. Wegner und Frau auf eine außer⸗ ordentlich hübſche, unterhaltende und gewandte Art in den Eheſtand hinein und beinahe wieder herausſangen und tanz⸗ ten; Herrn Leidigkeits nicht zu vergeſſen, des trauteſten Männchens aus Oſtpreußen, den Herr Garriſon mit be⸗ hender Poſſierlichteit und fabelhafter Ausdauer beſchenkte (man muß ihn wippen und knicken ſehen). Nicht ganz ſo wichtig und von Beifall umrauſcht ſind die zwei andern Par⸗ teien; das zweite leidtragende junge Paar(Herr Sch letow, der ein wenig kühl und Frau Klaus, die ein wenig zu derb zugriff) und das alte, ehrenfeſte Elternpaar, das in Fräulein Sanden und Herrn Kökert ſeine angemeſſenen Vertreter fand. Herr Reiter war Regiſſeur, Herr Martin der muſikaliſche Leiter, und Frl. Häns hatte um die Tänze Sorge getragen. Die verſchiedenen Schaunummern wurden wiederholt, vom Wohlwollen des ſehr zahlreichen Publikums begleitet; denn die Tänze und Verschen ſind die beifallsſichere Hauptſache, der Schwank iſt die große Nebenſache und das Ganze ſozujagen ein Erfolg. Das Neue Theater hat ſein Stück, das eine Zeitlang vorhält, hoffentlich noch recht viele unterhält und hoffentlich nie ins Hoftheater überſiedelt. Noch eines: es iſt zwur oft geübter und damit ſanktionierter Brauch, die Stimmung patriotiſch zeitgemäß zu beleben. Aher es gibt Werte, deren Einbeziehen in Schwank⸗Couplets nicht nur der gute Geſchmack, ſondern unbedingt ein Gefühl für Un⸗ antaſtbares verbieten ſollte. Und dazu rechne ich die Fahrt der„Deutſchland“ und„Bremen“. Der erſte Schauſpielmonat hielt ſich äußerſt unauffällig. Mit„Alt⸗Heidelberg“ fand er am Samstag den geziemenden Abſchluß. Frl. Alice Plohn führte ſich als Käthie ein. Ein kleines Perſtnchen mit noch vielen flattrigen und nutzloſen Bewegungen, die das Bild des flinken Mädels ins Schämig⸗ Kokette verzeichnen, und ein paar treffenden, lebendigen Mo⸗ e 555— „Alt⸗Heidelberg“ iſt, die Aufführung verpflichtet. E A4. Seite. Mannheimer Seueral⸗Anzeiger Badiſche Neueſte Nachrichten.(Abend⸗Ausgabe) Montag, den 2. Oktober 1916. anleihe“ einen dringlichen Appell an die ſehr zahlreich be⸗ ſuchte Verſammlung, durch Zeichnung der 5. Kriegsanleihe mitzuwirken an Deutſchlands Sieg. Als zweiter Redner des Abends ſprach Herr Oberbürgermeiſter Prof. Dr. Wal 3 über „Eindrücke aus Oſtpreußen“. Zwanglos, aber ſehr wirkungsvoll erzählte er von der Reiſe der Badener„Kriegs⸗ paten“ nach Memel und wußte durch warmherzige Schilde⸗ rungen von Land und Leuten das rege Intereſſe der Verſamm⸗ lung für die ſchwergeprüften, aber unverzagten und tatkräfti⸗ gen Oſtpreußen zu wecken.— In einem Schlußwort teilte Ex⸗ zellenz Jagemann mit, daß der Heidelberger Opfertag am vorigen Sonntag über 60 000 Mark ergeben hat.— Muſi⸗ kaliſche Darbietungen verſchönten den Abend; das reichhaltige Programm hielt die Verſammlung ſolange vereint, daß man erſt in der„namenloſen Stunde“ an der Wende der Sommer⸗ zeit heimkam. Weinheim, 30. Sept. In der hieſigen Kaufmann⸗ ſchaft ſind Beſtrebungen im Gange, nach denen wie in Pforz⸗ heim, Konſtanz, Neuſtadt a. d. H. und anderen Städten, auch in Weinheim der 7 Uhr⸗Ladenſchluß eingeführt werden ſoll. Der Rabattſparverein beſchloß, für den 7 Uhr⸗ Ladenſchluß, mit Ausnahme der Samstagabende und der letzten 14 Tage vor Weihnachten, einzutreten. Gemäß dem Beſchluſſe der Generalverſammlung findet zurzeit unter den hieſigen Ladeninhabern eine Umfrage ſtatt, von deren Er⸗ gebnis die weiteren Schritte in dieſer Angelegenheit ab⸗ hängen. F Karlsruhe, 2. Okt. Der in weiten Kreiſen be⸗ kannte Geheimrat Hennemann, der faſt 20 Jahre hin⸗ durch als Vertreter des Ober⸗Poſtdirektors bei der hieſigen Ober⸗Poſtdirektion tätig war und ſeit mehreren Jahren hier im Ruheſtand lebt, feiert heute mit ſeiner Gattin das ſeltene Feſt der goldenen Hochzeit. Der rüſtige Jubilar ver⸗ lebt den Tag in aller Stille im Familienkreiſe in Scheuern bei Gernsbach, wo er ſich ſchon einige Zeit zur Erholung auf⸗ hält. Pfalz, heſſen und Umgebung. § Deidesheim, 30. Sept. Reichsrat Buhl hat zum Opfertag der Marine 5000“ gezeichnet. Die Denkſchriſt über wirtſchaftiche aßnahmen Dem Reichstag geht heute ein neuer Nachtrag zur Denk⸗ ſchrift über wirtſchaftliche Maßnahmen aus Anlaß des Krieges zu. Sie umfaßt die 6 Monate von Anfang März bis gegen Mitte September 1916. der feindliche Anſturm gegen uns und unſere Verbündeten fort. Iſt es unſeren Feinden, trotz aller Anſpannung ihrer Kräfte, auch jetzt nicht gelungen, den ehernen Wall unſerer Truppen, der den heimat⸗ lichen Boden ſchützt, zu durchbrechen, ſo ſteigern ſie umſomehr ihre Anſtrengungen, uns finanziell und wirtſchaftlich zu⸗ grunde zu richten. Um ſo größer mußten die Aufgaben ſein, die uns in ſolcher Zeit geſtellt waren. Neben den grundlegenden Maßnahmen auf dem Gebiete der Nahrungsmittelverſorgung er⸗ forderte auch die ſonſtige Verſorgung des Wirtſchaftslebens neue und ſchwierige Eingriffe und Leiſtungen. Dank der Hilfsbereitſchaft weiteſter Kreiſe des Volkes, dank der bewährten Anpaſſungsfähigkeit unſerer Erwerbsſtände, iſt es auch-hier gelungen, den Plänen un⸗ ſexer Feinde wirtſam zu begegnen. Ungebrochen und ungeſchwächt iſt auch unſere fitianzielle Widerſtandskraft; die vierte Kriegs⸗ anleihe mit ihrem ſtolzen Ergebniſſe fällt in die Berichtszeit. Gegen die von unſeren Feinden, vor allen von England planmäßig angeſtrebte dauernde Vernichtung deutſcher Erwerbstätigkeit im Ausland und deutſchen Welthandels mußten wir mit wirkſamen Vergeltungsmaßregeln vorgehen. Der gewaltige Stoff, der diesmal darzuſtellen war, nimmt nicht weniger als 238 Quartſeiten ein. Die Anordnung iſt im weſent⸗ lichen die gleiche geblieben wie im letzten Nachtrag zu der urſprüng⸗ lichen Denkſchrift. Es kommen mithin nacheinander folgende Gruppen zur Behandlung: Nahrungsmittelberſorgung. Sonſtige Verſorgung des Wirtſchaftslebens. Beſchaffung und Sicherſtellung von Kriegsbedarf. Finanzielle Maßnahnien. Verkehrsweſen. Zölle und Steuern. Schutz und Ordnung der Rechtspflege. Arbeiterſchutz und Verſicherungsweſen. Kriegswohlfahrtspflege, Kriegsſchäden. — Die Maßnahmen zur Sicherung der Voltsernährung erforder⸗ ten begreiflicherweiſe einen beſonders großen Raum. Die Dar⸗ ſtellung heginnt mit einem geſchichtlichen Abriß der Entſtehung des am 22. Mai errichteten Kriegsernährungsamtes. Dieſer Teil der Denkſchrift iſt ſomit gleichzeitig ein Bericht über die bisherige Tätigkeit dieſer Behörde. Sämtliche zur Preisregelung und Wucherbekämpfſung, zur Förderung der Land⸗ beſtellung und 2 Regelung der Ein⸗ und Durch⸗ fuhr von Lebensmitteln getroffenen Maßnahmen, alle Bekannt⸗ machungen und Verordnungen betreffend Lebensmittel pflanzlichen und tieriſchen Urſprung, ſowie die für den Verkehr mit Futtermitteln erlaſſenen Beſtimmungen werden in der Denkſchrift ihrem Inhalt nach gekennzeichnet. Dar⸗ menten, die Schöneres verſprechen. Der Karl⸗Heinz des Herrn Hoffmann erſetzt durch Gefühl, was ihm an Eleganz mangelt; Herr Grünberg hält ſich als diſtinguierter Lutz. Es iſt ein lobenswerter Grundſatz, jeden auf ſeine Facon ſelig werden zu laſſen, und im Fall von„Alt⸗Heidelberg“ ſcheinen die Verwicklungen dabei nicht groß, ſicher nicht, wo wie hier der alteingeführte Darſtellerkreis in Betracht kommt. Schließ⸗ lich iſt aber doch die Frage einer Erörterung wert, wieviel bei all den beſonderen Bravourſtückchen von dem als Ganzem be⸗ ſtehen bleibt; allzuviel ſcheint mir, nach der letzten Aufführung, nicht. Wenn es auch nur das abgeſchmackte und abgeſpielte P. S. Kunſt und Wiſſenſchaſt. Alexander Moiſſi betrat, wie der„Voſſiſchen Zeitung“ aus Bern gemeldet wird, dort geſtern zum erſtenmal ſeit Kriegsausbruch als Oedi⸗ pus die Bühne. Moiſſi hatte bekanntlich, obwohl geborener Italiener, auf deutſcher Seite an dem Krieg teilgenommen. Er war dann als Offizier verwundet in Gefangenſchaft geraten und wurde als krank in die Schweiz überführt. *** Muſikaliſche Akademien. Die noch verfügbaren Plätze werden ab heute an der Konzertkaſſe der Hofmuſikalienhandlung K. Ferdinand Heckel abgegeben. Sonatenabend Schnabel-⸗Fleſch. Die als wahrhaft„klaſſiſche“ Spieler auch in Mannheim bekannten Berliner Künſtler Karl Fleſch und Artur Schnabel veranſtalten am 3. November im Kaſinoſaale einen Beethoven, Brahms und Mozart gewidmeten Sonaten⸗ abend. linſeren hieſigenKammermuſikfreunden dürfte der, herr⸗ liche Trio⸗Abend Schnabel⸗Fleſch⸗Becker(vom 17. April d..) noch in beſter Erinnerung ſein. Kartenbeſtellungen werden ſchon jetzt im Mannheimer Muſikhaus, P 7. 14a, entgegen⸗ genommen. Unvermindert, ja geſteigert dauert, erfüllen. Der ruſſiſche„Regierungsbote“ ſchreibt: über hinaus wird der Leſer mit den einzelnen Reichsſtellen und Kriegsausſchüſſen für die verſchiedenen Lebensmittel⸗ gattungen bekannt gemacht und in ihr Weſen und in ihre Tätigkeit eingeführt. Zu den wichtigſten dieſer Verſorgungsämter gehört bekanntlich die Reichsfettſtelle. Ihr Wirkungskreis iſt in der Weiſe abgegrenzt, daß der Reichsſtelle die Aufbringung und Verteilung der Butter und aller anderen Speiſefette mit der Ein⸗ ſchränkung obliegt, daß die auf früheren Verordnungen beruhende Zuſtändigkeit des Kriegsausſchuſſes für pflanzliche und tieriſche Oele und Fette beſtehen bleibt. Der Kriegsausſchuß hatte in den letzten Monaten vor allem den Betrieb der Margarine⸗Induſtrie durch Zuführung der erforderlichen Rohſtoffmengen zu ſichern. Von beſonderem Intereſſe iſt es, wie, große Bedeutung die Bucheckern für die Oelgewinnung erlangt haben und wie um⸗ fangreiche Vorbereitungen deshalb zur Erfaſſung der diesjährigen Bucheckernernte getroffen werden mußten. Bei Kr erſten größeren Arbeit des Kriegsernährungsamtes, der Ausgeſtaltung der Fleiſchkarte, iſt es wichtig, ſich klar zu machen, daß die Tragweite dieſer Regelung nicht überſchätzt werden darf. Vorausſetzung einer dauernden gleichmäßigen Ver⸗ ſorgung der deutſchen Bevölkerung iſt, daß überall genügend Schlacht⸗ vieh aufgebracht wird, um 250 Gr. Fleiſch auf jede Fleiſchkarte ge⸗ währen zu könneu. Dies Ziel kann nur erreicht werden durch eine veränderte Zuteilung des Schlachtviehs, die den einzelnen Kom⸗ munalverbänden eine dem tatſächlichen Verbrauch möglichſt ent⸗ ſprechende Fleiſchmenge zuführt.“ Die Denkſchrift hofft, daß die über das ganze Reich ſich erſtreckende Verbrauchsregelung eine ge⸗ eignete Grundlage hierfür ſchaffen wird. II. Unter den zahlreichen Maßnahmen zur ſonſtigen Verſorgung des Wirtſchaftslebens ſind vor allem diejenigen zu erwähnen, welche auf den Schutz des kleinen Handwerkers abzielen. So ſichert die Zigarettentabak⸗Einkaufsgeſellſchaft den mittleren und kleineren Betrieben die Anteilnahme an den non den großen Firmen eingeführten Orienttabaten. Die Reichs⸗ Leder⸗Handelsgeſellſchaft iſt zu dem Zweck gegründet worden, alles für die Gruppe Kleinverkehr freigegebene Bodenleder anzukaufen und auf die Handwerker zu perteilen.— Andere Ver⸗ ordnungen beſchäftigen ſich mit der gleichmäßigen Verteilung der⸗ jenigen Rohſtoffe und Erzeugniſſe, die infolge der langen Kriegs⸗ dauer knapp geworden ſind. Der Reichsbekleidungsſtelle fällt die Aufgabe zu, mit den vorhandenen und noch herzuſtellenden Textilwaren ſparſam zu wirtſchaften und ſie insbeſondere der minderbemittelten Bevölkerung zu angemeſſenen Preiſen zuzu⸗ führen. Beſondere Schutzbeſtimmungen ſind bekanntlich gegen den Ver⸗ trieb unt auglichen Schuhwerks erlaſſen worden. Die Notwendigkeit, alle pflanzlichen und tieriſchen Fette ſoweit wie irgend möglich der Ernährung des Menſchen dienſtbar zu machen, hat zu einer weſentlichen Einſchränkung der Seifenfabrika⸗ tion geführt. Eine beſondere Seifenſtreckungskommiſ⸗ ſion hat ſich das Ziel geſetzt, fettloſe Waſchmittel herzuſtellen. Die Arbeiten ſind noch nicht abgeſchloſſen, jedoch werden die bisher in den Gebrauch genommenen Tonſeifen den zu ſtellenden An⸗ ſprüchen ſchon jetzt in gewiſſer Weiſe gerecht. Die Wichtigkeit der Soda hat zur Schaffung einer Zentral⸗ ſtelle für Sodaverteilung geführt. Eine Beſchlagnahme der Vorräte und der Produktion an Soda konnte vermieden werden, da die Herſteller ſich vertraglich unter einander banden, ihre Erzeug⸗ niſſe durchweg der Zentralſtelle zur Verfügung zu überlaſſen. Zur Beſeitigung der Schwierigkeiten, welche der Verſorgung der Tageszeitungen mit Druckpapier zu angemeſſenen Preiſen ent⸗ gegenſtanden, wurde die Kriegswirtſchaftsſtelle für das deutſche Zeitungsgewerbe errichtet. Durch eine Reihe von Maßnahemn, insbeſondere durch die Einſchränkung des Ver⸗ brauches für Druckpapier in Höhe von durchſchnittlich 11 Prozent der im Jahre 1915 verbrauchten Menge iſt es gelungen, den Tages⸗ zeitungen das erforderliche Druckpapier zu angemeſſenem Preiſe ſicherzuſtellen.„((Schluß folgt.) Die Schutzhaſt während des Kriegszuſtandes. Die nationalliberale Reichstagsfraktion hat als Initiativantrag einen Entwurf über die Schutz⸗ haft während des Kriegszuſtandes eingebracht. Der Ent⸗ wurf enthält unter anderm folgende Beſtimmungen: Die Schutzhaft konn von dem zuſtändigen militäriſchen Befehlshaber nur dann angeordnet werden, wenn der damit beabſichtigte Zweck auf andere Weiſe nicht erreicht werden kann. Der Haftbefehl iſt ſchriftlich zu erlaſſen. In der An⸗ ordnung iſt der zu Verhaftende genau zu hezeichnen und der Grund der Verhaftung anzugeben. Dem Verhafteten iſt der Haftbefehl bei der Verhaftung und, wenn dies nicht tunlich, ſpäteſtens nach ſeiner Einlieferung in die Haft durch Ver⸗ kündung bekanntzugeben. Auf Verlangen iſt ihm eine A b⸗ ſchrift zu erteilen. Gegen die Verhaftung ſteht dem Ver⸗ hafteten das Rechtsmittel der Beſchwerde an das Reichs⸗ militärgericht zu. Bei Zuſtellung des Haftbefehls iſt dies dem Verhafteten zu eröffnen. Der Verhaftete muß ſpäteſtens am Tage nach ſeiner Verhaftung durch den Amtsrichter des Bezirks, in welchem die Verhaſtung erfolgt iſt, darüber ver⸗ nommen werden, ob und welche Einwendungen er gegen ſeine Verhaftung zu erheben hat. Der Haftbefehl iſt auf z u⸗ heben, wenn der in deinſelben genannte Grund oder der damit zu erreichende Zweck hinfällig geworden oder der Kriegszuſtand aufgehoben iſt, oder wenn ſechs Monate nach dem Tage der Verhaftung verfloſſen ſind. Der Verhaftete kann ſich jederzeit der Unterſtützung eines Verteidigers be⸗ dienen. Der Amtsrichter des Bezirks, in welchem die Ver⸗ haftung, oder, wenn der Ort der Einlieferung von dem der Verhaftung verſchieden iſt, die Einlieferung erfolgt iſt, kann dem Verhafteten auf Antrag oder von amtswegen einen Ver⸗ teidiger beſtellen. Die Beſtellung iſt zurückzunehmen, wenn demnächſt ein anderer Verteidiger gewählt wird und dieſer die Wahl annimmt. Dem Verteidiger iſt die Einſichtnahme etwa vorhandener Akten, die den Grund der Verhoftung be⸗ treffen, einſchließlich der Protokolle über die Vernehmung des Verhafteten und der Zeugen, ſowie der Gutachten von Sach⸗ Der geſetzliche Vertreter des Ver⸗ verſtändigen zu geſtatten. hafteten und der Ehemann einer Verhafteten iſt als Beiſtand ſein Verlangen zu hören. zuzulaſſen und auf Ruſſiſche Sorgen um die deutſche Kriegsauleihe. Zu dieſer Zeit, wo ſich arm und reich im anzen deut⸗ ſchen Lande rüſtet, alle verfügbaren Mictel der fünſten Kriegs⸗ anleihe zur raſchen Beendigung des Krieges und zur endgül⸗ tigen Beſiegung unſerer Feinde beizuſteuern, iſt die Erkennt⸗ nis lehrreich und erfreulich zugleich, mit welcher Beſorgnis das feindliche Ausland den einmütigen deutſchen Volkswillen beobachtet, der unbeirrt um das vorzeitige Siegesgeſchrei des Auslandes am Werke iſt, ſeine Pflicht für das Vaterland zu 9„Die Finanz⸗ lage Deutſchlands intereſſiert uns unbedingt, denn ſie iſt eng verbunden mit der Führung des Krieges und ſeiner Dauer. In dieſer Frage iſt viel geſchrieben worden, aber es war ſchwer, in den nicht immer unparteiiſchen auseinandergeſetzten Angaben klar zu ſehen.“ Hervorzuheben iſt hierbei, daß der PRegierungsbote“, das offizielle Organ der ru ſſi⸗ ſchen daß alſo nicht lediglich eine pri⸗ vate Aeußerung der feindlichen Preſſe, ſondern eine amtliche Erklärung der Beſorgnis Ausdruck gibt, daß entſcheidend —4 für die Kriegsführung und die Dauer des Krie⸗ ges das Zuſtandekommen der neuen deutſchen Kriegsanleihe ſein wird. Wir hoffen mit Zuverſicht, daß das deutſche Volk der ruſſiſchen Regierung alsbald voll⸗ auf die von ihr gewünſchte Gelegenheit geben wird,„in dieſer Frage klar zu ſehen“; wir hoffen mit gleicher Zuverſicht, daß wenn es eines Anſporns überhaupt noch bedarf, dieſe ruſſiſche Erklärung dazu beitragen wird, jeden Einzelnen im deutſchen Volke zu belehren, daß es von der Opferfreudigkeit jedes Einzelnen perſönlich abhängen wird, das baldige Ende des Krieges und den Sieg unſeres Heeres herbeizu⸗ führen. Lethte Meloͤungen. Die Lage am Balkan. m. Köln, 2. Okt.(Pr.⸗Tel.) Die Kölniſche Volkszeitung meldet von der Weſtgrenze: Die griechiſche Regierung, die noch immer nichts von den Plänen der Verbündetn weigß, wird wahrſcheinlich Montag zurücktreten. Dem Nieuwe Rotter⸗ damſche Courant wird aus London gemeldet, liberale Kreiſe in Athen ſind davon überzeugt, daß kein Augenblick mehr verloren gehen darf, um die Lage zu retten. Deutſchfreundliche Kreiſe verſichern, daß Rumänieninnerhalbvierzig Tagen geſchlagen ſein werde. Sie verſuchen die revo⸗ lutionäre Bewegung Veniſelos lahmzulegen. * Budapeſt, 2. Okt.(Pr.⸗Tel., z..) Aus Sofia wird gemeldet: Zu den neueſten Meldungen, nach denen die Eiſen⸗ bahnſtrecke Cernawoda durch Fliegerangriffe ſtark beſchädigt worden iſt, wird noch berichtet, daß die, Beſchädigungen das Einſtellen des Verkehrs bedingen. Die Einſtel⸗ lung tritt mit dem heutigen Tage in Kraft. Wien, 2. Okt.(Pr.⸗Tel., z..) Wie das Neue Wiener Journal aus Athen berichtet, hat infolge der Luftangriffe auf Bukareſt General Sarrail Vergeltungsmaßregeln gegen Sofia beſchloſſen, das durch die in Saloniki anweſenden Flieger⸗ geſchwader erreichbar iſt. Der Sieg von Hermannſtadt. Budapeſt, 2. Okt.(Priv.⸗Tel. z..)„Az Eſt“ veröffentlicht an der Spitze des Blattes folgende Draht⸗ meldung aus dem Kriegspreſſequartier: Bei Hermannſtadt war das dort vernichtend geſchlagene rumäniſche Heer runde 30000 Mann ſtark. Bisher haben die deutſch⸗öſterreichiſch⸗ ungariſchen Truppen außer einer gewaltigen Kriegsmaterial⸗ beute, die fortwährend anwächſt, 80 Geſchütze erbeutet. Deutſchland und die Türke. Berlin, 2. Okt.(Von unſerem Berliner Büro.) Die zwiſchen Deutſchland und der Türtei geführten Verhand⸗ lungen über wirtſchaftliche Angelegenheiten ſtehen unmittelbar vor dem Abſchluß. Sie betreffen die wirt⸗ ſchaftlichen Beziehungen 990 den beiden Staaten auch in der Zeit nach dem Krieg. Insbeſondere handelt es ſich auch darum, den Rechtszuſtand zu regeln, der gegenwärtig infolge der Aufhebung der Kapitulationen herrſcht und dringend Ordnung erheiſcht. Der Umſtand, daß die Verhand⸗ lungen jetzt vor dem völligen Abſchluß ſtehen, gab dem Reichskanzler Herrn von Bethmann⸗Hollweg Ver⸗ anlaſſung am Samstag zu Ehren des in Berlin weilenden türkiſchen Miniſterpräſidenten Halil Bei ein Eſſen im engſten Kreiſe zu veranſtalten. Daran nahmen unter an⸗ derem teil: Miniſter Halil Bei mit ſeinen Begleitern, der tür⸗ kiſche Botſchafter Haki Paſcha, Staatsſekretär von Jagow, Unterſtaatsſekretär Zimmermann und einige Herren vom Auswärtigen Amt, die mit der Führung der Verhandlungen betraut ſind, ferner mehrere führende Reichstagsabgeordnete und der zum Botſchafter in Konſtantinopel auserſehene bis⸗ herige Geſandte im Haag, Dr. Kühlmann. Der italieniſche Sericht Rom, 2. Okt.(WTB. Nichtamtl.) Amtlicher Heeresbericht voni J. Oktober: Im Travenanzes⸗Tale griffen unſere Alpen⸗ jäger feindliche Truppen, die ſich ſüdöſtlich von Lagazoni und Pizzo di Fanis verſchanzt hatten, an und vertrieben ſie. Der Gegner ließ auf ſeiner Flucht viel Material und einige Ge⸗ fangene in unſerer Hand. An der Front der Juliſchen Alpen heftige Artillerietätigkeit. Die feindliche beſchoß die Ort⸗ ſchaften Merna und Vertoiba und warf gleichfalls einige Gra⸗ naten auf Görz. gez. Cadorna. Wien, 2. Okt.(Priv.⸗Tel. z..) Die Zeit berichtet aus Lugano: Nach dem Corriere della Sera dauert die Be⸗ ſchießung der hinter der rumäniſchen Front befindlichen Orte und Städte durch die Deutſchen und Bulgaren an. Der Trajanswall wird vorausſichtlich gehalten werden Könne⸗ doch ſteht Raſovo unter feindlichem Feuer. Budapeſt. 2 Okt.(Priv.⸗Tel. z..)„Peſter Lloyd“ läßt ſich von ſeinem Kriegsberichtererſtatter aus Bad a jo z drahten: Als die beiden Kammern in Liſſabon zum Natio⸗ nalkongreß zuſammentraten, um über die Reviſion der Ver⸗ faſſung zu beraten, erwies ſich die aufgebotene Garde als ohn⸗ mächtig gegenüber der Empörung der von Minute zu Minute anwachſenden Volksmenge, die nicht geringeres planke, als den Palaſt 0 ſtürmen, und die fortgeſetzt in Rufe ausbrach: „Wir wollen keinen Krieg! Wir wollen Brot und Arbeit!“ Es kam zu einem blutigen Handgemenge, wobei zahlreiche Perſonen ſchwer verwundet wurden. Kein einziges 090 160 eee mit der eſtimmung nach dem weſtlichen Kriegſchauplatz. Der Rücktri des Miniſterpräſidenten ſteht bevor. 990 ee 69 F * 57 Die Sitzung des haushaltsausſchußes. E Berlin, 2. Oktober.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Haushaltsausſchuß des Reichstags hält heute eine Sitzung mit Ausſchluß der Abgeordnetenöffentlichkeit ab. Da aber nun der Reichstag ſelbſt eine ſolche Ausſchließung der Oeffentlich⸗ keit für die Mitglieder der Kommiſſion nicht beſchließen kann und die Herbeiführung eines ſolchen Beſchluſſes untunlich war, ſo berät der Ausſchuß als freie Konferenz und die dem Aus⸗ ſchuß nicht angehörenden Abgeordneten dürfen ſich im Sitz⸗ ungsſaale des Ausſchuſſes auch als Zuhörer nicht aufhalten. Die Sitzung hat um 10 Uhr begonnen. Der Reichskanz⸗ ler mit ſeinem Stabe iſt zur Teilnahme an den Erörterungen erſchienen. SIwei Eier für die Jeit vom.—21. Oktober⸗ Berlin, 2. Okt.(WTB. Nichtamtlich.) Die Reichseier⸗ ſtelle hat mit Genehmigung des Kriegsernährungsamtes an⸗ geordnet, daß für den 1. Oktober bis 21. Oktober an die verſor⸗ gungsberechtigten Verbraucher nicht mehr als 2 Eier abge⸗ geben werden. 55 FFFPFPPPEAP„ S 8 —....—.—.—.—.:—...—::.—.— ** 10 9 5. Seite. Handel und Industrie. Anerkennung der leistungen der deutschen Imchustrie im Kriege. Als bei Kriegsbeginn die deutsche Industrie ihre gesamte Leistung auf die Bedürfnisse des Krieges einstellte, überwand sie mit bewunderungswürdiger Energie die Hemmungen, die der Um- schwung der Dinge mit sich brachte. Urworbereitet trat sie der Krieg und dennoch vollzog sick die Einstellung ihres Riesenräder- Werks aul die Kriegsbedürfnisse mit erstaunlicher Präzision. Die Folge dieser sclriellen und gediegenen Organisationsarbeit war der große industrielle Vorsprung, den einzuͤholen unsere Gegner noch heute sich vergeblich bemien. Dieser Vorsprung erscheint um so bemerkenswerter, wenn man die Schwierigkeiten unserer Rohstoffversorgung berücksichtigt, im Gegensatz Zu unseren Geg⸗ nern, denen über die ihnen offenen Meere alles in reichstem Maße zuflogß. Mit der Ausdehnung der Kriegsschauplätze uud der Steigerung der Kampfhandlungen stiegen fortgesetzt auch die An- forderungen an unsere ludustrie. Sie wuchsen in besonderem Maße weiter durch das Hinzutreten neuer Feinde. Auch der Laie mag eine dunkle Vorstellung haben von den Erfordernissen un- serer Millionenheere an Wafen, Munition, Ausrüstung, Beklei- dung, Sanitätsmaterial usw. Eine volle Würdigung der gewaltigen industriellen Leistungen, die ihre Befriedigung erforderten, an der Hand von Zahlen, muß einer späteren Zeit vorbehalten bleiben. In ihren Verlustziffern haben unsere Feiude heute vielleicht noch die beste Statistik für die Leistungen unserer Rüstungsindustrie. Um so höher müssen diese Leistungen eingeschätzt werden, wenn man berücksichtigt, daß imsere Industrie nicht nur den unüberseh- baren Bedarf der eigenen Heere zu decken hat, sondern daß aui ihre starken Schultern auck unsere tapieren Verbündeten, Bulgarien und die Türkei, zum größten Teil angewiesen sind. Unser größter Verbündeter Oesterreich-Ungarn hat zwar selbst eine glänzende Waffenindustrie— man braucht nur, den Namen Skoda neben Krupp zu nennen—, aber in einzelnen Zweigen hat die deutsche Industrie auch ihrer österreichischen Schwester kameradschaftlich Zur Seite stehen müssen. Natürlich treten die Lieierungen an unsere Verbünceten gegenüber dem deutschen Heeresbedarf weit Zurück. Was Deutschlands und seiner Verbündeten Wehrkraft in ſort⸗ gesetzt steigendem Maße erforderte, dem ist unsere Industrie rest- Ios gerecht geworden. Und nicht nur das. Sie hat es verstanden, unser Kriegsmaterial andauernd zu vervollkonmmen und Neu⸗ heiten an Kampimitteln hervorzubringen, die uus auch fernerhin eine Ueberlegenheit über unsere Feinde sichern. Auf immer härtere Probe wird ihre Leistucgsfähigkeit gestellt werden. Noch ist nicht abzusehen, wann der Höhepunkt industrieller Leistung er- reicht sein wird. Doch was auch kommen mag, wir haben die be · ruhigende Gewißheit, daß Deutschlands Industrie allem ge⸗ wachsen ist. Vor kurzem hatten die Militärattachés der neutralen Staaten Gelegenheit, in unseren Industriezentren die Riesenwerkstätten zu besichtigen, in denen die deutschen Waffen gehämmert Werden. Es ist gut, daß auch der rumänische Militärattaché an dieser Be- Sichtigung teilnahm, bis ihn der Treubruch seiner Regierung aus dem Kreise der neutralen Offiziere riel. Mag er nun dem neuen Gegner Deutschlands ein Bild geben von der Schaffenskraft der deutschen Kriegsindustrie. Wenn es nötig wäre, das deutsche Volk über die Leistungen seiner Industrie aufzuklären, man brauchte ihm nur die neidvollen Aeußerungen unserer Gegner vorzuhalten! Immier krampfhafter bemühen sich unsere Feinde, neue Völker in ihren Kreis hineinzuziehen in der trügerischen Hofinung, durch die Ueberzahl die deutsche Krait zum Erliegen zu bringen. Sie Haben in ihre Rechnung nicht die Tapferkeit der gutgekührten celitschen Heere eingestellt, ebensowenig aber auch die elastische Kraft des deutschen Volkes und der deutschen Industrie, jener Kraft die an jedem neuen Gegner wächst! Kein guter Deutscher zweiſelt heute an einem für uns siegreichen Ende des Weltkrieges. Dieser Endsieg wird neben unserem tapferen Heer ihrer treuen Helferin, der Industrie, zu danken sein. Auch sie ist mobil wie unser Heer und auch sie wird nicht cher mr Kriegskleid ablegen, als bis Deutschlands Sieg gesichert ist. Inmitten mancher Gegensätze, die in einem großen politischen Gemeimwesen nie ausbleiben, wird es für die deutsche Industrie ein Ansporn sein, zu wissen, daß nichit nur die Heeresverwaltung, deren eigenstes Werkzeug sie ist und die ihr stets Anerkennung Zollte, Sondern daß auch ganz besonders die Oberste Heeresleitung ihre Leistungen vollauf zu würdigen weiß. Die Schnelligkeit, die Sicherheit und de gute Oualität ihrer Arbeit machen der Heeres- leitung den Arm frei für die Verwirklichung weitausschauender Pläne, sie schätzt sie als Kraftquelle ihrer Erfolge. Was von Deutschlands Industrie in diesem Kriege geleistet worden ist, wird nicht vergessen werden. Wer, irgend in ihr tätig War, sei es als Kaufmann, Ingenieur oder Arbeiter, sei es am Hochofen, im Schacht, in der Werit, sei es in der Gießerei oder Werkstatt, ihnen allen gebührt der Dank des Vaterlandes. 4% Preuß. Schatzauweisungen von 1914. Bei der heute erfolgten Auslosung ist die Serie VIII erster und zweiter Ausgabe im Gesamtbetrage von 37½ Millionen Mark gezogen worden. Die findet am 31. März 1917 Statt. Wie schon berichtet(Nr. 454) können die gezogenen Stücke für die fünfte Kriegsanleihe bei allen Reichsbankan- stalten soiort in Zahlung gegeben werden, wobei der am 1. April fällige Ziusschein nicht mitzuliefern ist. Wercen die ausgelosten Stücke für 5prO0:. Reichsan⸗ leile in Zahlung gegeben, s0 erhält der Besitzer 2 Prozent und bei Schuldbuchzeichnungen 2,2 Prozent bar ausgezahlt, da die Rückzahlung zum Nenmwert stattiindet und der Zeichnungskurs um so viel unter dem Nennwert liegt. Der Zinslauf der Reichs- onleihe beginnt genau zu dem Zeitpunkt, wo derjenige der ausge- josten Schatzanweisungen aufhört, so daß der Umtausch ganz glatt vor sich gehen kann. Wäünscht der Besitzer dagegen aul. Grund seiner ausgelosten Stücke 4% PrOZ. Reichsschatzanweisungen au er⸗ werben, deren Zeichnungskurs 95 Prozent beträgt, so erhält er nicht 5, sondern nur 376 Prozent bar ausgezahlt, Weil der Zius- lau der Reichsschatzanweisungen schon am 1. Japuar 1917 be⸗ giunt und der am 1. April fällige Zinsschein der preußischen Schatzanweisungen dem Besitzer verbleibt. Er hat also für die Zeit von 1. Januar bis 31. März 4½ Prozent Zinsen oder 1* Prozent des Nennwerts zu vergüten, da er schon am 1. Juli 1917 4% Prozent Ziusen für ein volles Halbiahr bezieht. Von dem günstigen Umtausch-Angebot dürkte in den meisten Fällen Ge⸗ Prauch gemacht werden. Die Aprozentigen preußischen Schatzanweisungen wurden be⸗ kanntlich 1807 zu 97 Prozent zunächst im Betrage von 400 Mill. Mark ausgegeben. Die zur Zeichnung aufgelegten 350 Mill. Mark fanden gerade wegen der in den Zeichnungsbedingungen festge⸗ legten Auslosung Zum Nennwert in 16 Jahren bezw. Serien eine 80 starke Ueberzeichnung, daß zur teilweisen Belriedigung der Zeichner weitere 200 Mill. M. zu den gleichen Erdingungen aus- gegeben wurden. Oktober zur Rückzahlung auf den 1. April gezogen wird. Bisher Sind die Serien VI, II und jetet VIII ausgelest worden, sodaß am 1. Aprii 1914 nach 487,50 Mill. im Umlaui bleiben werden. lich engen Grenzen. Kahle, Mix und Gennest, sowie Dynamit, Kursbesserungen aufzuweisen hatten. Im ganzen wurden also 600 Mill. ausgegeben, die in 16 Serien eingeteilt sind, von denen jährlich eine im Wanuheimer Heneral⸗Auzeiger Badiſche Neueſte Nachrichten.(Abend⸗ Ausgabe) Neichnungen aut die 5. Kriegsanleihe. Zellstoſſiabrik Waldhof.-G. Mannheim und Tilsit 3½ Mill. Die Chemischen Fabriken und Putzwollwerke Ed. Wöllner, Rheingönheim und Mannheim erhöht von 300 000 M. uni 280 000 M. auf 580 000 M.(insgesamt einschl. der Zeichnungen auf die. bish. Kriegsanleihen 1 Mill..) Trierer Genossenschaitsverband e. G. m. b. H. 3 Mill. M. § Neustadt a. d. Haardt, 30. Sept Bei den hiesigen Ban⸗ lken sind bis jetzt 5½½ Millionen Mark Kriegsanleihe gezeichnet, bei der städtischen Sparkasse 1½ Millionen Mark 55 Vereinigae Freiburger Uhreniabriken 250 000 Mark. Vorschußverein in Villingen(Schwarzwald) 350 000 Mark. Frankfurter Wertnapierbörse. * Fraukfurt a. M, 2. Okt.(Priv.-Telegr.) Bei Eröfinung der neuen Börsenwoche zeigte der freie Effektenerkehr ein ziem- lick lebhaftes Aussehen. Fegere Umsätze bekundete der Montan⸗ warkt, angeregt durch die günstigen Berichte in der Generalver- sammlung des Hasper Eisen- und Stahlwerkes sowie den Ab-⸗ Schluß der Harpener Bergbau.-., trat Interesse für Harpe- ner, Bochumer unc Caro Hegenscheidt hervor. In Küstunge⸗ werten waren die Umsätre bescheidener. Eine Ausnahme machten Deutsche Wallen, Köln-Rottweiler und Rheinmetall, welche vor⸗ übergekend lebhafter umgeestet wurden. Munscheic standen auch heuite im Vordergrunde des liiteresses; junge Munscheidaktien wurden besonders bevorzugt. Von Elektrowerten wurden Felten u. Guilleaume höher genannt. AEG waren ebenfalls fester. Schift- kahrtsaktien und Lederwerte waren ruhiger. Chemische Aktien belauptet. Ausgenommen einzelne Spezialwerte, zeigte sich im Weiteren Verlauf ein merkliches Nachlassen der Geschäftstätigkeit. Am Rentenmarkt nahm das Geschäft keinen erheblichen Umlang an. Heimische Anleihen lagen fester. Von fremden Fonds, Japaner ſester. Privatdiskont 4 Prozent und darunter. Die Schlußtendenz an der Börse war jest bei ruhigem Verkehr. Berliner Wertpapierbörse. Berlin, 2. Oktober(Devisenmarkt.) Auszahlungen für: 2 8 Geld Brief Geld Brief Newyork 1 Dollas..48.50.48.50 Holland 100 Gulden 227.25 227.75 22 22 Dänemark 100 Kronen.. 156.25 156.75 156.25 150.75 Schweden 100 Kronen. 159.— 159.50 159.— 159.50 Norwegen 100 Kronen... 158.75 159.25 158.75 159.25 Schweiz 100 Franken. 106.37½ 106.62½ 106.37½ 106.62½ Oest.-⸗Ungarn 100 Kronen. 68.95 60.05 68.95 60.05 Bulgatien 100 Leva. 79.— 80.— 79.— 80.— Berlin, 2. Okt. Im heutigen Börsenverkehr war die Stim- nuug im allgemeinen recht zuversichtlich zu bezeichnen. Die Umsätze hielten sich indessen wie an den Vortagen in ziem⸗ Bevorzugt waren Oberbedarf, Bochumer, die Sämtlich leichte Am Rentenmarkt zeigte sich nur wenig Veränderung. Die Devisenkurse wurden wie am Samstag notiert. Zur Bekanntmachung des Bundesrats über Wein⸗ trester uud Traudenkerne. Der Kriegsausschuß für Ersatzfutter, G. m. b. H. verbreitet durch WIB. folgendes:„Nach der Bundesratsver- ordnung vom 3. August 1910(Reichsgesetzbl. 178) dürfen alle Trester und Traubenkerne, die bei der Weinkelterung gewonnen werden, nur an den Kriegsausschuß für Ersatzfutter in Berlin ocer an die von ihm bezeichnete Stelle abgesetzt werden. Um einen geregelten Aufkaui und die Bereitstellung einer genügenden Anzahl von Eisenbahnwagen zum Versand der Trester zu ermög- lichen, ist es nicht zu umgehen, daß die Winzer die Menge der bei ihnen anfallenden Trester angeben. Auch soll aus dieser Angabe hervorgehen, welche Trestermengen unverarbeitet an den Kriegsausschüß für Ersatzfutter abgelielert und wieviel zur Haus- trunk- und Branntweinbereitung verwendet wesden sollen, Die Trester, die der Winzer verfüttern will, sind ohne weiteres von dem Aufkaul ausgeschlossen. Diejenigen Trester, die nicht verarbeitet werden sollen, kaufen die örtüchen Vertrauensleute, die im Auftrage des Kriegsaus⸗ Scllusses handeln, sobald wie möglich auf. Sollte die Abnahme Sich verzögern, so sind die Trester, wie dies schon immer für die Branntweinbereitung geschieht, bis zur Abnahme pileglich aulzubewallren. Der kleine Winzer füllt die Trester am besten in Bottiche und bedeckt sie mit einer Lehnischicht. Die Aufbe⸗ Wahrung bann auch in Fässern erfolgen, die unter Einstampien der Trester möglichst vollstindig zu füllen und gut zuzuschlagen Sind. Große Brenner besitzen zur Aufbewahrung der Trester Zementgruben.— Auch der kleine Winzer kann sich eine Grube ausheben und die Trester einfüllen. Erde möglichst zu verhindern, bedeckt er sie mit einer dünnen Schicht Stron, Schilt, Kiefern- oder Tannenreisig; dann erst ist Jurch eine dicke Erdschicht die Luft möglichst abzuschließen. Die Gruben müssen an der Sohle etwas durchlässig sein oder eine Abllußrinne besitzen, damit die sich ansammelnde ausgepreßte Flüssigkeit abfließen kann. zementiert, können aber auch bloß gemauert sein. Die nach dem Haustrunk verbleibenden Trester werden von den Aufkäufern des Kriegsausschusses ebenfalls s0 bald wie mög⸗ lich abgenommen werden. Vielfach sind Beiürchtungen laut geworden, daß das Brennen der Trester nicht gestaltet sei. Dem ist aber nicht so. Im Gegen⸗ teil; da einerseits eine Unterbindung des Brennbetriebes die Wirt⸗ schaftlichkeit des Weinbaues stark herabsetzen würde, andererseits grohe volleswirtsckaftliche Werte in Form von Branntwein ge⸗ Wonnen werden, ohne daß die zurüclbleibenden abgebrannten Trester wesentlich an Futter- und Oelwert verlieren, so lag es durchaus nicht in der Absicht des Gesetzgebers, die Branntwein⸗ bereitung zu unterbinden. Der kleine Brenner wird nach den getrollenen Bestimmungen in keiner Weise im Brennen seiner Frester behindert; wer nur seine eigenen, bei der Weinkelterung gewonnenen Trester abbrennen und keinen Branntwein verkaufen Will, bedarf zum Brennen keiner Erlaubnis, er hat nur anzugeben, wieviel Trester gebrannt werden sollen(siehe oben) und später nach vollstittdigem Abbrennen der Trester den Kriegsausschuß über die Menge der zuin Versand bereit liegenden Trester zu un- terrichten. Der Aufläuf wird dann ebenfalls s0 bald wie Wöglich erfolgen.— Bis dahin sind die abgebraunten Trester wie vor dem Brennen aulzubewahren, vor der Ablieferung cder vor dem Ein- machen aber abzupressen. Nur derjenige Brenner, deren Trester zum Brennen aufkaufen oder Branntwein aus seinen selbstgebrannten Trestern verkauſen Will, oder beides beabsichtigt, bedari zum Aulkauf wd Brennen der Trester der vorher einzuͤholenden Erlaubnis des Kriegsaus- Schusses. Entsprechende Anträge sind noch vor der Weinlese an chen Kriegsausschiuß für Ersatziutter einzureichau. Diese Aufsicht über die Tresterbrennerei erfolgt nur aus dem Grunde, um zu vechindern, daß auswärtige, nicht im Weinbauge⸗ biet ansüssige Großbrenner, zum Schaden der Winzer Trester auf- kaufen. Die Erlaubnis zum Brennen wird deshalb auch nur solchen Brennern erteilt werden, die in dem betreffenden Weinbau- Gebiet ausässig sind und nur dann, wenn sich der Brenner ver- Pflichtet, die abgebranuten Trester an den Kriegsausschuß abzu· lieſern. Um den Winzeru die Erfüllung der neuen Bestimmungen mög⸗ lichst Zu erleichtern, sind zur Erstattung der verschisdenen Au- gaben und zur Stellung von meistcrümtern erhältlich undk geben.“ Anträgen Formulare auf den Bürger⸗ nach Ausflüllung dahin Um eine Vermengung mit Die Seitenwänlle werden am besten zurückzu- Weyersberg. Kirschbaum& Co. A.-G. r. Düsseldorf, 2. Okt.(Pr.-Tel.) Das abgelaulene Ge⸗ Schäftsjahr ergibt einschließlich 129 259(36 232) Vortrag aus dem Voriahr einen Gewinn von 1 360 283 M.(963 435). Dieser soll wie ſolgt verteilt werden: Kriegssteuerrücldlagen 550 000(), Rücksstel- lungen für Neubauten 0(120 000), Ueberweisungen an den Re⸗ Servefonds 50 000(53 000), Unterstützungsfionds 0(50 000), Beam- tenpensionsfonds 0(50 000), Rückstellungen von Talonsteuer 10 000 (15 000), Tantiemen des Aufsichtsrats 38 956(42 176), dann 20 Prozent Dividende(18) gleich 560 000(504 000), Vortrag auf neue Rechnung 151 326(129 250). Das abgelauiene Geschäftsjahr hat mit einem großen Auftrags- bestand begonnen. Die Lieferung in Seitengewehren für die Hee⸗ resverwaltung haben allerdiugs in dem letzten Abschnitt des ab- gelaufenen Geschäftsjahres eine Einschränkung erfahren und be- schäftigt die Gesellschaft. jeizt nur noch kurze Zeit. Dagegen ist man in anderen Heeresartikeln und ebenso in einigen Kriegsarti⸗ keln auf längere Zeit reichlich mit Aufträgen versehen, so daß, wenn nicht unvorhergeschene Zwischenfälle eintreten, für das lau- fende Geschäftsjahr wieder mit einem befriedigenden Ergebnis ge- rechnet werden darf. Wreiserhöhang fär Achsen. r. Düssel dorſh 2. Okt.(Pr.-Tel.) Der Verband deutscher Achsenfabrikanten erhöhte den Gründpreis für Lastachsen um 5 M. pro Doppelzentner unter Beibehaltung der bisherigen Lieierungs⸗ und Zahlungsbedingungen. Die Patentachsen sind derartig erhöht worden, daß die Rabattsätze umd 12,5 Prozeiit reduziert werden, Berliner Prodaktenmarkt. Berlin, 2. Okt. Bei stillem Verkehr konnten sich die Preise am Produktenmarkt gut behaupten, während die Nachfrage für Kraftfutterstoſſe, insbesondere für Mais und Klee nicht befriedigen kann, da keinerlei Ware an den Markt kommt, ging in manches von Ersatzmitteln um. Rüben und Maiskolbenstrot blieben gesucht. Auch Speélzspreumehl wurde zu unveränderten Preisen gekauft. Das Geschäft in Industriehaier beginnt sich regelmäßig zu ent⸗ wickeln, da die neuen Bezugsscheine nunmehr sämtlich ausgegeben sind. Am Markt für Saatartikel bestand Nachfrage für Seracdlella. Vom Holzmarkt. Unser fachwissenschaftlicher Mitarbeiter schreibt: „Der Brettermarkt für Heereslieierung lag in der letzten Woche ziemlich ruhig, da die neuen Bestellungen für den Monat Oktober von Seiten einigen Intendanturen noch nicht vergeben sinch, jedoch in den nächsten Tagen erwartet werden. Ferner spricht der Umstand mit, daß die letzten Bestellungen hier im Westen an Mmfang, gegeiüben den früheren, verloren haben. Die Militärverwaltung ist auch dazu übergegangen, selbst Schnitt- Ware zu erzeugen. Besonders trifft dieses bei einer großen Anzahl Mühlen zu, die aus dem Memelstrom und aus der Weichsel ihr, Rundhiolz beziehen. Es sind wohl in den letzten Wochen von den Flößereikommandos größere Posten Rundholz herange⸗ bracht worden, jedoch nicht dem freien Verkehr zugefihrt. Die Militärverwaltung jührt diese Rundhöker einer Reihe Sägewerken Zzu, die den Aufschnitt in Lohn übernommen haben, und gehen diese Hölzer obwohl sie im Osten erzeugt werden, fast Sämtlich nach der Westfront. In welch eine Lage die Sägewerksindustrie und der legitime Holzhandel durch das Auftreten der Militärver- waltung als Selbstproduzentin kommen, kann man sich ja leicht vorstellen, und dürlte diese Maßnahme in allen Kreisen der Holz- industrie aus leicht begreiflichen Gründen garnicht angenehm empfunden werden. Denn es werden der Holzindustrie dadurch nicht nur die direkten Aufträge der Heeresverwaltung entzogen, sondern es wird ihr auch die Möglichkeit genommen, infolge des Rundhozmangels für den Privatgebrauch und andere industrielle Zwecke Hölzer zum Einschnitt zu bringen. Es ist sehr anzu- nehmen, daß wenn die Militärverwaltung das Selbstproduzieren in noch größerem Umiange auch in anderen Teilen Deutschlauds aufnehmen sollte, Knappheit und weitere Erhöhung der Schnitk⸗ warenpreise eintreten wird. Die Sagewerks-Industrie Rheinlands und Westfalenz ist soweit noch genügend geschulte Arbeitskräfte vorhanden sind, sehr flott beschäftigt und laben auch diese Werke iniolge der weiteren Rohholzsteigerung ilire Preise in den letzten Tagen für Bauholz erhöht. Es kostet heute Bauholz in normaler Liste baukantig, M. 85 pro Cbm, vollkantig M. 95 pro Cbm scharf- kantig M. 105 pro Cbm ab Säge. Für die gute Beschäfti⸗ gung der rheinischen Sägewerkes- Industrie spricht auch die Zalilreiche Verflößung von Meßholz nach dem Mittel- u. Nieder- rhein. In den letzten 14 Tagen kamen etwa 24 Flügel Meßholz für Sägewerke in Köln, Düsseldorf, Duisburg-Hochfeld, Verdingen und Wesel an. Ferner gingen verschiedene Flügel schweres Meß⸗ hok nach Holland ebenfalls zu Tal. Die Preise werden durchweg als hoch bezeichnet, und dürite das Meſßhok sich nicht unter M. 45 Pro Cbm Vassermaß gestellt haben. Auch der Brettermarkt in Süddeutschland hat in den letzten Tagen wiederum eine lebhafte Steigerung im Preise er- jahren. Es kosten heute die 100 Stüch 16“ 1 x12D Ausschußbord jrei Schifft Mittelrhein bis zu M. 205 und 300. Eine Preishöhe, die man selbst vor einigen Monaten noch für unwahrscheinlich ge⸗ kalten hätte. Nürnberger Hopfenmarlct. R. Aus Nürnberg wird uns geschrieben: In der abgelau- ienen Woche waren nur zu Beginn etwas größere Umsätze zu vor⸗ zeichnen, während wegen der israelitischen reiertage von Wochen⸗ mitte ah der Verkauf sehr schwach war. Der durchschnittliche Tagesumsatz belief sich auf etwas über 200 Ballen, während die Balmabladungen doppelt so groß waren. Die Landzufuhren waren iast null. Für gute Ware entwickelte sich ein angenehmes Ge⸗ schäft, während geringe Hopien bereits mit erheblichen Preisab- schligen abschieben werden. Zum Verkauf gelangten in der Be⸗ richtswoche hauptsächlich Markt-, Gebirgst, Hallertauer und Spalter Hopien, von denen geringe 40—50, mittlere bis 60, gute bis 80 Mark und noch mehr erzielen. Die Spalter Produzenten haben ihre Erute Pereits fast ganz und meist billig abgegeben, s0 daß bei der Knappheit an prima Ware die Preise daſuir jetzt anziehen. Für beste Hopfen werden Bayerus mit guter Ware für diese bereits bis 95 Mark gebegen. Die Produzenten, die noch im Besitz solcher Siegelhopfen sind, Wollen dafür 100 Mark und mehr. Die Pllüche des Späthopfens ist überall durchgeführt und zahlreiche Produktionsorte alsbald darnach bereits ausverkauft, da die Ernte vielfach der Menge nach noch erheblich geringer ausfiel als man erwartet hatte und die Produzenten hüufig aus Angst, noch weniger Geid zu erhalten, die Ware losschlagen. Andererseits zeigen die Brauereien und Händler im Einkauf neuer Ware große Zurüclchaltung, da sie mit alten Hopfen noch stark versehen sind, so daß u. a. elsässische Produzenten, die rasch räumen und Geid auf die Hand bekommen wollen, Untergebote bis 30 Mark und weniger für geringe Hopfen jetzt annehmen. bevorzugt. Unübertronen in seiner raschen und vorzüglichen Wirkung. I 7 8 allen Apotheken zu haben. 9007 vom Handel an Produktionsorten 6. Seite. Mannheimer Seneral⸗Anzeiger Badiſche Neueſte Nachrichten.(Abend⸗Ausgabe) Montag, den 2. Oktober 1916. An der Waſſerkante. Roman von K. v. d. Eider. (Nachdruck verboten.) 33 Gortſetzung.) „Großmutter ſaß in ihrem Stübchen und ſtrickte wie ge⸗ wöhnlich an ihren blaumelierten Strümpfen. Dabei ſummte ſie leiſe vor ſich hin: „Dat wär en Sünndag hell und kloar——“ Es war eine liebliche Melodie. Dabei vergaß man, daß es draußen ſtürmte. Man ſah im Geiſte zwei Menſchen Hand in Hand an dem ſchönen Sonntagmorgen durch das wogende Kornfeld gehen. Kaſcha ſaß am Fenſter und las in einem Leihbibliotheks⸗ roman. Sie hatte auch geträumt. Es lag noch etwas davon in ihren dunklen, glühenden Augen. Liete weckte ſie mit demſelben friſchen Ungeſtüm, mit dem ſie ſie morgens aus dem Schlaf riß. „Ach, was wir alles erlebt haben! Hadelev haben wir auch geſehen. Wie ein König ſchritt er daher auf dem Deich⸗ damm zwiſchen Land und Meer.“ In Kaſchas Augen kam ein ſeltſames Flimmern.„Ich habe ihn geſehen; er ging hier vorbei.“ „Ja, ja,“ ſagte Obbe,„er ſtand am Fenſter und guckte hinein. Ich dachte ſchon, er wollte hereinkommen, aber er ging dann weiter.“ Liete beobachtete die Schweſter ſcharf. „Wie findeſt Du ihn?“ Kaſcha ſchüttelte den Kopf, ſtreifen wollte. „Ich mag ihn nicht. Ich kann dieſe Art Männer nicht leiden. Ihre ganze Perſon ſpricht: hier bin ich! Wo ſie ſind, ſieht man nur ſie, hört man nur ihre Stimme. Keine andere kommt daneben auf. Ich mag keine Helden!“ Sie ſagte das in faſt heftiger Weiſe. Liete fing von Heins Helbentaten an. „Das hättet Ihr ſehen ſollen, wie er den Baum aus dem Waſſer zog. Getrieft hat er dabei wie eine verſtopfte Dach⸗ rinne. Ob Hein wohl mal ſo wird wie die alten Dith⸗ marſcher?“ „Ach wat!“ ſagte Obbe,„Hein iſt ein guter Junge und weiter nichts!“ „Aber ſtolz iſt er, mächtig ſtolz.“ Nach dem Abenbrot machten ſich Stine und Liete wieder davon. Wohin ſie gingen, wußte niemand. Sie rannten hin⸗ aus, durch die Küche über den Hof und ließen alle Türen offen ſtehen. Ihre Haare wehten gleich Mähnen im Winde, zwei Pferde ohne Zaum und Zügel. „In dieſer Jahreszeit braucht der Sturm bloß drei Tage, um ſich auszuraſen,“ hatte Fiſcher Bubbers geſagt. Er be⸗ hielt Recht. Nach drei Tagen lag wieder flimmernder Sonnen⸗ glanz auf dem Waſſer, die Wolkenberge hatten vergoldete Ränder, und hier und da leuchtete ein Stückchen blauen Him⸗ mels hervor. 5 110 als ob ſie etwas von ſich ab⸗ ſchlecht, aus einem Geſchlecht von Herrenbauern. Alle Vorfahren waren ſtarke Leute geweſen. Seine Vettern hatten Obbe Dreeſen ſummte ihr Lieblingslied: „Im Roſengarten Will ich Deiner warten———“ Kaſcha ging im Garten umher. Sie ſuchte nach den Blumen, die nach dem Sturm hier und da vorſichtig ihr Köpſchen herausſtreckten. Sie hatte einen weißen Tüllſchleier um den ſchwarzen Scheitel geſchlungen. Das ſtand ihr gut und gab ihrem Antlitz einen eigenen Reiz. Sie liebte die ſpinnwebfeinen Stoffe, die ſich weich an ſie ſchmiegten und ſie umflatterten und umkoſten. Das junge Mädchen langweilte ſich. Stine und Lieſe waren zum Wattenlaufen, und ſie hatte ſich eigentlich vor⸗ genommen heute etwas zu malen; aber dann kam wieder die alte Ruheloſigkeit über ſie und trieb ſie hinaus. „Im Roſengarten Will ich Deiner warten———“ Doktor Stahl kam vorbei. Er ſah, wie ſich Kaſcha über einen Blumenſtrauß beugte, und blieb ſtehen. Sie hielt die langen Wimpern geſenkt, daß ſie wie Schatten auf den Wan⸗ 90 3„Kinderaugen, die von Leid und Luſt träumen,“ achte er. Das junge Mädchen ſchien ſeinen Blick zu fühlen. Es hob den Kopf und ſah ihn erſchrocken und zugleich fragend an. Er trat näher. „Mein Fräulein,“ hub er an,„ich muß noch um Ent⸗ ſchuldigung bitten, daß ich Sie neulich abends ſo hart an⸗ faßte. Ich meinte, es wäre die kleine Stine.“ Sie mußte lächeln. Er ſah gar nicht aus, wie einer, der um Verzeihung bittet. Jetzt lehnte er ſich feſt über das weißgeſtrichene Staket und fing ein Geſpräch an. Er zwang ſie, ihn immer wieder an⸗ zuſehen. Es reizte ihn, die Farbe ihrer Augen zu ergründen. Zuerſt meinte er, ſie wären braun, aber dann ſah er: ſie waren grau und klar, wie das Waſſer der Nordſee, und da⸗ bei glühend wie Lichter in dunkler Nacht. Als er ſo vor ihr ſtand und ſie mit ſeinem Siegerblick an⸗ ſah, kam plötzlich eine heiße Angſt über ſie. Unter einem Vor⸗ wand zog ſie ſich zurück und huſchte hinein. Drinnen erzählte ihr Hanna Bubbers wieder ein Langes und Breites von des Doktors Tüchtigkeit und ſeinem un⸗ geheuren Reichtum. Hartwich Stahl ſtammte aus einem derben Alle ſeine eine Nacken wie Stiere, breite Stirnen und kräftige Arme; die ſchien wäre ihm ein Engel vom Himmel nicht holdſeliger er⸗ chienen. Er war damals ein kräftiger Knabe, dem kein Priel zu tief, kein Damm zu hoch war. Er ritt am liebſten auf un⸗ geſatteltem Pferd und ſetzte lieber über Beete und Hecktore hinweg, als daß er den ebenen Weg ritt. Faſt den ganzen Tag über war er draußen. Aber ſeitdem das Schweſterchen da war, gab es für ihn kein größeres Vergnügen, als am Kinderwagen zu ſitzen, mit der Kleinen zu ſpielen und ihr einen Blick, ein Lächeln oder gar ein paar plappernde Wort⸗ bröckchen zu entlocken Plötzlich ſtarb das Kind, und dies war der erſte große Schmergz in ſeinem Leben, der tief und nachhaltig wirkte, der vielleicht der Wirkſtein zu ſeinem ſpäteren Berufe wurde. Noch jetzt, nach vielen Jahren, war dem Manne das Bild ſeines einzigen, früh verſtorbenen Schweſterleins eins ſeiner lieblichſten und traurigſten Erinnerungen. 8 Dies wurde alles, als er Kaſcha kennen lernte, aufs neue geweckt. So adͤt wie ſie wäre jetzt auch ſein Schweſterlein; vielleicht hätte ſie ähnlich ausgeſehen. Die Erinnerungen wur⸗ den lebendig und grüßten hinein in die Gegenwart. Alles, was zu jener Zeit an köſtlichen Gefühlen in dem Herzen des Knaben entſtanden war, keimte aufs neue ſchöner und mäch⸗ tiger in der Seele des Mannes empor. Hartwich Stahl war ein Mann von ſtarkem Empfinden. Wenn er liebte, ſo liebte er mit der ganzen Kraft ſeiner Seele, und wen er liebte, mußte er auch beſitzen. Es war ſchon öfter vorgekommen, daß es ihn plötzlich ge⸗ packt hatte. Die Liebe flammte in ihm auf, wie von einem entzündet; aber ſie verglühte meiſtens ebenſo raſch wieder. Diesmal war es anders. zu haben, das ihn ergänzte. Hartwich Stahl war Arzt geworden, weil er, ſich zu den Kranken und Schwachen hingezogen fühlte, und er wählte aus dieſer Neigung heraus ſich eine zarte, feine Frau zu ſeiner Lebensgefährtin. Sich ſelber noch unbewußt, hatte er ſie ſich im Herzen ſchon erkoren. · Es war nicht die Schönheit Kaſchas allein, Er hielt ſie vielleicht nicht einmal für ſchön; denn er verſtand ſich nicht auf Frauenſchönheit. Es kam vor, daß er ein hüb⸗ ſches Mädchen häßlich und ein häßliches hübſch fand. Er be⸗ achtete bu wenig, daß ſie elegant und eigenartig gelleidet ging. Ihn feſſelte vor allem das rührend Kindliche ihres We⸗ ſens, ihre ſchmale, ſchlanke Figur, die großen, ſeelenvollen Augen. Er meinte, in ihren Augen eine Seele zu erkennen, Er meinte das Weib gefunden der Starke, die ihn anzog. Couſinen waren wie Männer und hatten grobe Züge und harte, rote Hände. harrlich ſein Ziel verfolgte. Bei einem Sturmangriff erlitt am 21. September langjähriger den Heldentod für's Vaterland unser Mitarbeiter Herr Friedrich eutnant der Reserve, Res.-Inf.-Regt. Nr. 250. bewahren werden. Holzhandlung. leinzer Wir verlieren in dem Gefallenen einen äußerst treuen und tüchtigen Beamten, dem wir ein dauerndes Andenken 46785 Ettlinger& Gasteiger 7 Soatt Karten. Todes-Anzeige. Heute nacht entschlief sanft nach langem mit grosser Geduld ertragenen Leiden unsere liebe, gute Frau, Mutter, Elisabeth Walther geb. Weigand im 48. Lebensjahre. Schwester und Schwiegermutter Um stille Teilnahme bitten: Wilh. Walther Willi Walther, z. Zt. im Felde Frieda Kamp geb. Walther May Walther Ellen Walther Frieda Weigand Carl Kamp. MANNHEIM, Hch. Lanzstr. 19, den 1. Oktober 1916. Die Feuerbestattung findet Dienstag nachm. 3 Uhr statt. Statt jeder besonderer Anzeige teilen wir Freunden und lieber Bruder, Schwager, Onkel und Vetter nach langem schweren Leiden entschlafen ist. Mannheim, den 2. Oktober 1916. Stille statt. Bekannten mit, dass am 29. Sept. 1916 unser 46783 Albert Loeb Dic trauerndl Münterbliebenen. Die Einäscherung fand auf Wunsch des Verstorbenen in aller Nur 4 Dienstag, den 3. bis Sämtliche zur Zeit in un Geöffnet: Dienstag, Mittwoch, den 4. Freitag, den 6. Samstag, den 7. Eintritt: für Erwachſene für Kinder in 0 Pfa. fät. u- im weſtlichen Anban der Kunſthalle unter Leitung des Herrz Mulius Hauck aus Eberbach. Lebende Pilze eßbare, ungenießbare und giftige Arten. Pitzmodele- Pilztafein⸗Literatur Führer durch die Pilzausſtellung 30 Pfg. Hartwich war der einzige Sohn des Hauſes, ein begabter energiſcher Knabe, der ſchon von früheſter Jugend auf be⸗ Eines Tages wurde ihm ein Schweſterchen geboren. Das war ein ſo feines, zartes Ding, daß er garnicht müde wurde, es zu bewundern. Es hatte kleine runde Aermchen und Händ⸗ chen, und wenn es gar die Augen aufſchlug und ihn anlachte, Tage Llastelung Samstag, den 7. Oktober, iſeren Wäldern wachſende den 3. von—6 uhr von 11—1 und—6 uhr 20 Pfg., Begleitung Erwachſener 61708 Mannheim, den 2. Ok (Warena Stidtiſcher Lehensmittelberkauf. Bekanntmachung. 7 Mk. das Kiſtchen von 20 Pfö. netto bringen wir in unſeren Städtiſches Lebensmittelamt. Kaiſer. Läden zum Verkauf. tober 1916. bteilung) Zwangöu erſteigerung. Dienstag, den 8. Oktober, nachm. 2 Uhr erde ich im Pfandlokal 6 6, 2 im Vollſtreckungs⸗ öffentlich verſteigern: und Verſchiedenes, 61719 Mannheim, 2. Oktbr. 1916. Abschriften und Verwielfältigungen aut Schreihmaschi. Angebote an Hanſvertei⸗ hen rasch, billig und lungsſtelle Lagerhaus, diskret. 9056 Maunheim. 4926 Peiffelerure muſikal. f. Schulaufgab. z. 2 Ledernreixigüng. 2 Kind. v. 4 u. 10 J. ſof. gef. aſchine der Neuzeit, PlazIuſtit. Beck⸗Nebiuger Aufarbeitung von Roſt, Gewerbsmäßiger Stellen⸗ Matratzen. S. Bissinger, G 2, 14. wege gegen Barzahlung Gerichesvolzieher(Onene Stellen) Schreſb-Bürof TPDleusetzer Kraus eelucht. 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