— Dienstag, 9. Jannar. Maunh Verantwortlich für den allgemeinen und mdelstell: Chef⸗ Ledakteur Dr. Frit Goldenbaum; un den An Otte heinevetter. druck u. Derlag der Dr. h.—9 Buchdruckerei, G. m. b.., ſämtlich in Rannheim.— Braht⸗fidreſſe: General⸗ Anzeiger Mannheim. Fernſprecher: Redaktion 377, 1449— Geſchäftsſtelle 218, 7509 Buchdruck⸗ Abteilung 341. Poſtſcheck⸗Konto 2917 Sudwigshafen a. Rh. Mittags⸗Ausgabe. kimor General⸗A Badiſche Neueſte Nachrichten 1917.— Nr. 13. Die iſpalt. Nolonelzeile 40 Pig, Rerlame⸗ — 12⁰ Mittagblatt„orm. 9½ Uhr, wendblatt nachm. 5 Uhr. Für Anzeigen an Seſtimmien Cagen. Stellen u Kusgabe wird keine Perantwortun .40 einſchl. 9 esie in MRannheim u Umg monatl. B Du⸗ en vierteli N. 4 62 einſchl P Nuſtel. el abgeh. M. 3. 90. Einzel⸗Ur ð pig Wöchentliche Beilagen: Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim.—„Das Weltgeſchehen im Bilde“ in Kupfertiefdruck⸗Ausführung. Die Verfolgung der Ruſſen. Berlin, 8. Jan., abends.(W B. Amtlich.) Bei Riga heftiger Artilleriekampf. Der bei Focſani geſchlagene Ruſſe wird ver⸗ folgt. General Sacharow abgeſetzt. m. Köln, 9. Jan.(Priv.⸗Tel.) Der Sonderberichter⸗ ſtatter der Kölniſchen 4 an der ruſſiſch⸗rumäniſchen Front meldet: Eingebrachte efangene von der rumän ſchen Front geben mit ſelten beobachteter Einſtimmigkeit an, daß der ruſſiſche General Sacharow, der Beſehlshaber der jetzt aufgelöſten Dobrudſchafront fählin gs abgeſetzt wor⸗ den ſei. Der neue Befehlshaber der ruſſiſchen Dobrudſchakräfte hätte den Befehl erhalten, ſich in dem zum Widerſtand weſentlich ungünſtigeren Nordteil der Dobrudſcha dem Vormarſch der Truppen Mackenſens entgegenzuſtemmen. Freilich iſt ihm auch dies nicht gelungen. Gleichzeitig mit dem ruſſiſchen General iſt auch die gan ze rumäniſche Front in die Verſenkung e Man war ge⸗ zwungen, das ganze rumäniſche Heer nicht nur aus der Front, ſondern überhaupt aus dem Kampfraum herauszuziehen. Es bedarf nicht nur einer Wiederherſtellung, ſondern eine voll⸗ ſtändige Organiſation iſt notwendig geworden. Viele Urſachen wirken hier in derſelben Richtung ee Erſtens hat die rumäniſche Armee faſt ihr geſamtes Artillerie⸗ material und ihren Maſchinengewehrbeſtand verloren, zweitens ſind ihre Arſenale und ihre Waffenplätze, die ſie mit Materialergänzungen hätten verſorgen können, in die Hand Mackenſens überge⸗ gangen. Nach ſachverſtändigen Urteilen waren im rumäniſchen Feldzug die Zahl der Toten und Schwerverwundeten weit furchtbarer, als in irgend einem Feldzugsabſchnitt eines Krie⸗ ges zuvor. Der Haußtgrund der Desorganiſatian des rumä⸗ niſchen Heeres iſt, daß alle größeren Verbände allmählich auf⸗ gelöſt wurden. Die rumäniſche Heeresleitung hatte die Ge⸗ wohnheit, ganz planlos auch die kleinſten Einheiten zu verſchieben. Die gänſliche Eingliederung der Front an der Moldau in die ruſſiſche Geſamtfront im Oſten konnte ſich nur langſam vollziehen, denn es ſtanden dem Gegner keine genü⸗ genden Bahnlinien zur Verfügung. Das Anſammeln der ru⸗ mänichen Heerestrümmer hinter der Serethlinie einerſeits, der Aufmarſch der ruſſiſchen Einheiten andererſeits zwingt die ruſ⸗ ſiſche Heeresleitung, ihren für die ſiebenbürgiſche Front be⸗ ſtimmten Erſatztruppen große Marſchleiſtunzen zuzumuten. So konnte man feſtſtellen, daß von Moskauer Marſchſormatio⸗ nen die meiſten zu Fuß marſchieren mußten. Dieſe neuen ruſ⸗ ſiſchen Ttuppen ſollen keineswegs ausgewählte Mannſchaften ſein. Kriegserprobte Soldaten wechſeln ganz unvermitteit mit unausgebildeten Mannſchaften. Manche von den Gefangenen ſind nur vierundzwanzig Stunden an der Front geweſen. Bulgariens Kriegsziele und Hündnistreue. Sofia, 7. Jan.(WB. Nichtamtl.) Das halbamtliche „Echo de Bulgarie“ veröffentlicht einen den pa lamen⸗ tariſchen Arbeiten gewidmeten Artikel, in dem es heißt: Der Miniſterpräſident hat Wert darauf gelegt, auf die von der Red⸗ nertribüne aus erhobenen Einwendungen zu erwidern. Er hat dies getan mit der Einfachheit, die ihn charakteriſiert und ſeine Kraft ausmacht. Er hätte davon abſeken können, dieſe Antwort zu erteilen, denn die Tatlachen ſprechen mit Beredt⸗ 43 5 zu ſeinen Gunſten. Der Miniſterpräſident hat zwei ragen von allererſter Wichtigkeit berührt. die Frage des Friedens im Zuſammenbang mit den Rechten Bulgarlens und die der Beziehungen Bulgariens zu den Verbündeten, ſowie ſeiner Stellung im Bünd⸗ nis. Die Erörterung dieſerFragen im Schoße des Parlaments und die freimütige Antwork, die der Miniſternräſident erteilt, weiſen einerſeits auf die Wachſamkeit der öffentlichen Meinung hin, anderſeits auf die volle Zuverſicht der Regierung. Der Miniſterpräſident hat in feierlichſter Weiſe erklärt, daß die bel⸗ gariſche Sache gewonnen iſt. Dieſe bündige Erklärung wird die nationalen Energien verdoppeln. Bulgarien iſt in den Krieg nicht mit Eroberunesabſichten noch mit dem kindiſchen Ehrgeiz eingetreten, die Weltkarte um⸗uändern; es hatte klar umſchriebene Ziele. Dieſe Ziele wird es nicht preisgehen. Der Krieg hat uns ſchmerzliche Opfer gekoſtet, aber die Opfer des kleinen, heldenmütigen Landes haben ſeine Rechte nur beſſer begründet. Die bulgariſche Sache iſt gewonnen. Zu dem Bündnis, in welchem Bulgarien ſein Nationalprogramm ver⸗ wirklicht hat, bat es die loyale Mitwirkung aller ſeiner Kräfte beigeſteuert. Dies wird ihm loyal anerkannt. Unkere Verbün⸗ deten wiſſen vielleicht beſſer als wir den Anteil Bu“gariens am gemeinſamen Siege zu ſchätzen, der uns allen Frieden und Sicherheit geben wird. Auch unſere Beziehungen ſind durch⸗ aus korrekt und ausgezeichnet. Zwiſchen den verbündeten Ar⸗ meen herrſcht ein rührender kameradſchaftlicher Geiſt, der eins der Geheimniſſe ihrer K Waffentzten iſt. Uebrigens iſt die Gemeinſamkeit der Intereſſen zwiſchen den Völkern des Mittelmächtebundes für die Zeit nach dem Kriege augenſcheinlich. Die Faktoren, denen die Sorge für die Zukunſt obliegt, werden ſorgfältig alles ver⸗ meiden, was die gerinzſte Reibung verurſachen könnte. Unſer Bündnis, das ein Nakt für Erhaltung, nicht eine Raubunternehmung iſt, iſtgegenjede Gefahr gefeit. Der Patriotismus, den unſere Regierun! in entſcheldenden Umſtänden bewieſen hat, iſt die Bür ſchaft für unſere St⸗llung. Unſere Abgeordneten, die nach einer Periode reicher parlamen⸗ tariſcher Arbeit ihre Ferien angetreten haben, werden den Wählern die vom Miniſterpräſidenten feierlichſt verkündete frohe Nachricht bringen. Das bulgariſche Volk iſt in das neue Jahr mit dem feſten Entſchluß eingetreten, im Kampfe für ſeine Einheit auszuharren und die Erfolge, auf die es ſtolz ſein kann, vereint mit dem Verſprechen baldigen Friedens, haben ſein Vertrauen in die Regierung Radoslawow geſtärtt. Der Kriegsrat in Rom. Berlin, 9. Januar.(Von unſerem Berliner Büro.) Aus Lugano wird gemeldet: Der römiſche Korreſpondent der Turiner Stampa iſt in der Lage, einige allgemeine Angaben über die Arbeit der Ententekonferenz zu Allen andern Fragen habe die militäriſche vorangeſtanden, insbeſondere die Feſtſtellung des verwundbarſten Punktes der Mittelmächte und der nächſten großen Oſſen⸗ ive der Ententeheere, ferner die Frage der Form des Zu⸗ ammenarbeitens der verbündeten Heere. In bezug auf das Problem von Mazedonien ſei ſchon die Anweſenheit Sar⸗ rails in Rom eine genügende Wegweiſung zur Erkenntnis der Löſung. Briand hatte mit Sarrall vier lange Unterredungen und es ſei kein Geheimnis mehr, daß eine Beſchränkun 0 des beſetzten Gebietes in Mazedonien bevor⸗ ſtehe. Eine Aufgabe von Saloniki und Balona ſei jedoch nicht 8 Ueber die Frage der Gleichſtellung der militäri⸗ ſchen Kräfte der Entente ſei es nicht möglich, Angaben zu machen. Die Konferenz habe ſich auch mit der Frage der BVerpflegung worauf ſchon die Anweſenheit des talleniſchen Miniſters für Ackerbau und für den Trans⸗ port hindeute. Ferner ſei die Antwort der Entente an Wilſon feſtgeſtellt worden. Sie werde gleich nach Schluß der Konferenz veröffentlicht werden. m. Köln, 9. Jan.(Pr.⸗Tel.) Die„Kölniſche Zeitung“ meldet von der italleniſchen Grenze: Der Avanti beſchäftigt ſich in einem längeren kritiſchen Auſſatz mit dem Kriegsrat in Rom und macht ſich dabei über die italieniſche Preſſe 99 83 welche Dingen ihren Beifall ſpende, von welchen ſie nicht die geringſte Kenntnis beſitze und die in* Finſternis gehüllt eien. In den Mutmaßungen über die Beratungen der Kon⸗ ferenz herrſche der größte Widerſpruch. Während die einen behaupteten, es handle ſich darum, eine Offenſive großen Stils in das Gebuiet eines henachharten Staates zu tragen, werde von den anderen vermutet, der Hauptpunkt der Berhandlungen ſei der Feldzug in Mazedonien. Aus lauter Mangel an beſtimmten Angaben werde auch aus⸗ geführt, dem Kriegsrat komme eine Bedeutung zu, die nicht vrefehlen werde, in Berlin und Wien den größten Eindruck zu machen, da ſein Zuſammentreten beweiſe, daß der Verband noch ſehr weit davon entfernt ſei, durch die Friedensmanöver der Gegner geſchwücht worden zu ſein. Der Avanti ſchreibt am Schluſſe ſeiner Betrachtungen, aus den angeführten Grün⸗ den ſei es ihm nicht möglich, ſich dem Beifall und den Wün⸗ ſchen anzuſchließen, die die übrige Preſſe der Konferenz in dieſen Lagen gewidmet habe. Me Kiiſe in Griechenland Weder Annahme noch Jurückweiſung. London, 7. Jan.(WB. Nichtamtlich.) Das Reuterſche Bureau erfährt, daß die Suechhche Regierung den Alliierten eine Reihe von Erklärungen überreicht habe, die weder auf eine Zurückweiſung*39 90 Annahme der Note der Alliierten hinausliefen. Die griechiſche Regierung wies auf gewiſſe Schwierigkeiten hin, den Forderungen der Alliierten nachzu⸗ kommen. Die Haltung der griechiſchen Regierung, wie ſie ſich in dieſen Erklärunge wüerffiege ſei keineswegs ſo unnach⸗ giebig wie die Haltung der kön 8 geſinnten Preſſe. Die Antwort an die grlechiſche Regierung werde in Romverfaßt, weil ſo viele Miniſter der Alliterten daſelbſt anweſend ſeien. Inzwiſchen dauert die Verſchiebung der königstreuen Truppen fort, die in der Antwort auf das Ulti⸗ matum der Alliierten verſprochen war. Sie geht offenbar in einer Weiſe vor ſich, die die Geſandten der Alllierten zufrieden ſtellt. Bern, 7. Jan.(WTB. Nichtamtl.) Wie der militäriſche Mitarbeiter des„Corriere della Sera“ meldet, ſeien ſeit 40 Tagen in Athen infolge der Blockade keine Zeitungen und keine —9 verteilt worden, nur die amtlichen Heeresverichte der riegführenden, darunter die Berliner Funkſprüche, werden bekannt gegeben. Die deutſche Meldung über den rumäni⸗ ſchen Feldzug machte in der Oeffentlichkeit ſtarken Eindruck. Amer ka und wir. Das Feſtmahl der amerikaniſchen Handelskammer in Verlin wird wahrſcheinlich den Ausgangspunkt mancher Er⸗ örterungen bilden. Der amerikaniſche Botſchafter Gekard hat bekanntlich verſichert, zu keinem Zeitpunkt ſeit Gründung des Reiches ſeien die Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Ame⸗ rika beſſer 0 als gegenwärtig. Er gab dann der Zu⸗ verſicht Ausdruck, daß ſolange Männer, wie der Reichskanzler, Staatsſekretär Dr. Helfferich und Dr. Solf, wie Feldmarſchall Hindenburg und Ludendorff, wie die Admirale von Müller, von Capelle und von und der Stgatsſekretär Zim⸗ mermann an der Spitze der zivilen, militäriſchen und mariti⸗ men Leitung ſtünden, es ſicher keine Schwierigkeiten bereiten werde, dieſe guten Beziehungen aufrecht zu erhalten. Man könnte aus dieſen Worten immerhin ſchließen, daß der Botſchafter Deutſchland den Rat erteilen wollte, nur ja 01 Männer zu behalten und ihre Politik, beizubehalten, die Politit Bethmann⸗Hollwegs, Helſferichs, das als ſehr bereit zu Juge⸗ Wace an Amerika gilt, die Politik Capelles und Holtzen⸗ orfs, die Tirpitz abgelöſt haben— andernfalls könnten doch Schwierigkeiten entſtehen. Alſo in der allerfreundſchaftlich⸗ ſten Form eine ſanfte Drohung? Ein Verſuch einer Einwir⸗ kung auf die Richtung und die Maßnahmen unſerer Kriegs⸗ politik? Selbſt die Münchner Reueſten Nachrichten finden dieſen Satz etwas ungewöhnlich und meinen, es habe auf manche befremdend wirken müſſen, daß der Botſchafter die genannten Perſonen namhaft gemacht und ſeines Wohl⸗ wollens verſichert habe. Aber es häbe ihm ſicher ferngelegen, gewiſſermaßen Zenſuren zu erteilen. Weit ſchärfer urieilt die alldeutſche Rheiniſch⸗Weſtfäliſche Zeitung. Sie ſchreibt u..: Wenn Gerard nur ſolange von Frieden und Freunbdſchaft zu reden wagen darf, ſolange ſein amtlicher Verkehr in Deutſchland ſich auf Männer erſtreckt, die das bisher geltende politiſche Verhältnis Deutſchlands zu Amerika geſchaſſen haben, gibt er damit zum Aus⸗ druck, daß jedes Abweichen von den bisher inngehabten Richt ungen die deutſch⸗amerikaniſche Freundſchaft gefährden könne. Solche Frie⸗ densboten ſind uns verdächtig. Wir führen einen Kampf auf Leben und Tod, und wie der Kaiſex ſelbſi geſagt hat, verlangt der Macht⸗ hunger unſerer Feinde die Vernichtung unſeres Reiches. Von der furchtbarſten Gefahr bedroht, haben wir weder Zeit noch Gelegenheit, von anderen Mächten Rat einzuholen, oder uns Ratſchläge erteilen zu laſſen über Dinge, die ſie nichts angehen. Wir wollen unſere Waffen gebrauchen, wie wir es müſſen, um uns unſerer Zeinde zu entledigen, und wenn wir glauben, daß die Stunde ge⸗ ſchlagen hat. in der rückſichtslos jeder Englandſahrer von unſeren braven U⸗Booten verſenkt werden muß, dann würden wir uns vor Gott und der Menſchheit nicht verantworten können, wenn wir nicht tun würden, was unſere Pflicht iſt. Wir haben den Amerikanern ezeigt, daß wir den Frieden wollen, und ilſon weiß, daß unſer riebensangebot in der beſten Abſicht und mit dem reinſten Herzen gemacht worden iſt. Iſt es Amerika wirklich ernſt mit der Pieder⸗ herſtellung des Friedens, d. 9. iucht es nicht allein Gelegenheit, den deutſchen Schlag aufzufangen, der England zu Tode treffen könnte, dann mag es die Bedingungen ſeiner Freundſchaft nicht in Berlin, ſondern in London nennen. Da die Wiederherſtellung des Friedens nut noch von den Börſen von London und New Bork abhängig iſt, müßten wir meinen, daß ein ehrlicher Friebensvermittler alle die 69 10 S— den Widerſtand zu 5 n einer ſolchen pra en Erkenntnis hab 1 bisher in Amerika nichts zu ſehen vermögen. Die auch unſeres Erachtens wünſchenswerteſte Deutung gibt Heinrich Rippler in der„Tägliſchen Rundſchau“ den Worten des amerikaniſchen Botſchafters. Er hofft, daß die Worte des Herrn Botſchafter Gerard dahin auszulegen ſeien, daß die Beziehungen zwiſchen Deutſchland und den Vereinig⸗ ten Staaten nunmehr ſo gute geworden ſeien, daß ſie auch eine Belaſtungsprobe könnten, wenn dieſe aus der Notwendigkeit unſerer Verte digung bedingt ſei. Der Berliner Korreſpondent der„Frankf. 869. räumt ein, es ſei nicht diplomatiſch geweſen, daß Herr Gerard die deutſchen Staatsmänner und die Admirale Capelle uſw. ge⸗ nannt habe, aber es ſeigutgemeint geweſen! Im übrigen läßt er durchblicken, daß zwiſchen Deutſchland und Amerika über die Frage der bewaffneten Handelsſchiffe verhandelt werde, höhnt über die„Alldeutſchen, die das Heil nur in einem Frieden nach der Niederwerfung Englands er⸗ blicken nud ſpricht von„realpolitiſchen Notwendigkeiten und —1—— in bezug auf den gegenwärtigen Freund⸗ ſchaftsaustauſch zwiſchen Deutſchland und Amerlka. Wir ſind ſehr geſpannt, welcher tiefere Sinn ſich hinter dieſen Worten offenbaren wird. Amſterdam, 7. Jan.(WB. Nichtamtlich.) Nieuwe van der Rag ſchreibt: Die bei dem Feſtmahl der amerikani⸗ ſchen Handelskammer gehaltenen Reden ſeien von großer po⸗ litiſcher Bedeutung. Man könne daraus klar und deutlich ſehen, daß ſowohl die amerikaniſche als auch die deutſche Regierung ſehr viel an der Fortdauer der guten Bezrehungen zwiſchen den beiden Mächten gelegen iſt. Gerard hat Worte gebraucht, die nicht mißverſtanden werden können. Die Friesenshefrehungen. die Reußerungen des Graſen Anòraſyp. Die„Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ hat die in der Preſſe aufgetauchte Behaußtung dementiert, Grof Andraſſy habe in einer Anſprache letzthin mitgeteilt, daß die Frie⸗ densbedingungen des Vierbundes dem Prüſi⸗ denten Wilſon mitgeteilt worden ſeien. Dieſem Dementi kann noch hinzugefügt werden, daß Graf auf An⸗ frage erklärt hat, daß er lebhaft bedauere, daß ſeine Worte zu dieſer Mißdeutung Anlaß gegeben haben. Spaniens Kote an wilſon. m. Köln, 9. Jan.(Pr.⸗Tel.) Die„Kölniſche Zeitung“ meldet aus Madrid: Die Reichweite der Tatſache, daß die Note Spaniens an Wilſon zuvor den konſervativen Führern Maura und Dato bekanntgegeben worden iſt, ſcheint durch die Hal⸗ tung der Epoco und der übrigen Preſſe gegenüber der Billi⸗ Patc des Standpunktes der Regierung durch den Parteimann ato, den ehemaligen Senatspräſidenten Sanecheh Toca ge⸗ nügend aufgeklärt Der weit eſhätzte Schriftſteller Salaverria ſorenet im Korreo Eſpanol, daß die Ausgabe der Note gegen en Frieden, wie ſie nur genant werden könnte, den Augen⸗ blick hedeute, wo ſich die 3 bis zu rletzten Scham ent⸗ kleidet fühlen müßten, weil ſie von den Wegweiſern des alten Heroismus verlaſſen ſeien. Auch die republikaniſche Eſpana Nueva findet Worte kräftiger Mißbilligung über das Vor⸗ gehen der Regierung. Man erhält im allgemeinen den Ein⸗ druck einer— Spaltung der Zerklüftung der öffent⸗ lichen Meinung, der die Ententefreunde mit Hochbruck zu be⸗ gegnen ſuchen. Friedensbesſagungen der ergliſchen Arbeiterportel, Amſterdam, 8. Jan.(W..) Wie„Allgemeen Handelsbiad“ aus London berichtet, erklärte Miniſter Hen⸗ derſon in einer Unterredung mit dem Londoner Korteſpon⸗ denten der„New Nort Tribune“ noch auf die Frage, ob die Arbelterparteiden Krieg ſortzuſeßen wünſche, oder ob ſie ſich mit einem durch Unterhandlungen zuſtande gebrachten Frieden begnügen würde, ſolgendes:„Die Arbeiter⸗ partei wird ſich mit einem Frieden begnügen, der der Nr. 13. 2. Seite. Mannheimer Geueral⸗Auzeiger(ittag⸗Ausgabe) Dienstag, den 9. Jannar 1917. Exiſtenz einer großen, nicht durch moraliſche Erwägungen ge⸗ leiteten Militärmacht ein Ende macht, wenn das durch Unter⸗ handlungen geſichert werden kann. Sicherſte Bürgſchaften für eine Aenderung des deutſchen Charaktets ſind Friedensbedin⸗ gungen, die einerſeits nicht von Rache eingegeben ſein dürfen, andererſeits aber auch deutlich machen müſſen, daß Deutſch⸗ land beſiegt wurde und zwar ſo, daß es ſelbſt für deutſche Ge⸗ ſchichtsſchreiber unmöglich ſein wird, zu behaupten, daß Deutſchland am Anfang des zwanzigſten Jahrhunderts ſeiner Militärkaſte zu Dank verpflichtet wurde. Wir können nicht dulden, daß ein ſo ſtarkes und einen ſo wichiigen Platz ein⸗ nehmendes Heer, wie es Deutſchland, Oeſterreich, die Türkei und Bulgarien aufſtellen können, tatſächlich unter Deutſch⸗ lands Kontrolle ſteht. Wir können das auch mit Rückſicht auf die internationalen Beſtrebungen nach einer friedlichen Zu⸗ kunft nicht tun. Dieſe Beſtrebungen würden alsdann nicht ver⸗ ſich dann vielleicht weigern, einem Friedensoerband, wie er vorgeſchlagen wurde, beizutreten, oder ſich dem Beſchluſſe eines ſolchen zu fügen.“ Die Kriegsziele des Nationalausſchußſes. Wie die„Magdeburger Zeitung“ mitteilt, hat der Natio⸗ nalausſchuß, an deſſen Spitze Fürſt Wedel ſteht, in einer Geſamtſitzung am 12. November eine Erklärung über ſeine Kriegsziele beſchloſſen. Dieſe erblickt die Haupt⸗ gefahr für das Reich in einem Ueberwuchern der Parteikämpfe und nennt als das Kriegsziel„einen Frieden, der uns und unſeren Verbündeten volle Sicherheit für die Zukunft und un⸗ eingeſchränkte Entfaltung unſerer Kcäfte gewährleiſtet, den ungeheuren Opfern an Gut und Blut, ſowie dem Erfolg unſe⸗ rer Waffen entſpricht und die Gewähr der Dauer in ſich trägt“. Weiter heißt es:„Ein ſcharf umriſſenes Friedensprogramm aufzuſtellen, iſt noch nicht an der Zeit; als unerläßlich er⸗ achtet wird aber: 1. Der Friede wird nicht nur ein deutſcher, ſondern zu⸗ gleich ein Frieden unſerer Bundesgenoſſen ſein. Das Jauernde Zuſammengehen der jetzt verbündeten Mächte muß burch ihn geſichert werden. 2. Ueber die von uns eroberten Gebiete iſt auf Grund der Kriegslage unter Betonung der deut⸗ ſchen Intereſſen zu entſcheiden; vor allem ſind die ſtrategiſch erforderlichen Grenzberichtigungen zu erſtreben. Dasschlagwort„Eroberungspolitik“ darf uns nicht ſchrecken. 3. Die Freiheit der Meere für uns und für die übrige nicht⸗engliſche Welt, namentlich für die neutralen Mächte, iſt zu ſchaffen. 4. Ein ſtarkes, lebens⸗ und verteidigungsfähiges Kolo⸗ nialreich muß uns wiedergegeben werden. 5. Eine unſeren Opfern entſprechende Kriegsent⸗ ſchädigung iſt zu erſtreben.“ Zum Schluſſe ſeiner Erklärung fordert der Nationalaus⸗ deren Führung die gewaltigen deutſchen Erfolge errungen ſind. Der U⸗Bostkrieg. Berlin, 9. Jan.(Von unſerem Berliner Büro.) Aus Rotterdam wird gemeldet: Die ſpaniſchen Marconiſtatio⸗ nen in Bilbau, Ferrol und Cullna erhielten drahtloſe Hilferufe von einem franzöſiſchen Poſtdampfer, denen zufolge das Schiff durch ein deutſches Unterſeeboot be⸗ ſchoſſen wurde. Später fing man eine drahtloſe Meldung von einem holländiſchen Dampfer auf, der dem Poſtdampfer Hilfe brachte. Die Hilferufe hielten 23 Stunden an, ehe ſie ver⸗ ſtummten. Kopenhagen, 8. Jan.(WTB. Nichtamtl.) Laut Berlinſke Tidende iſt der däniſche Dampfer„Naesborg“ (1547.⸗R.⸗T.) wahrſcheinlich im Kanal verſenkt worden. Der Dampfer befand ſich mit einer Kohlenladung auf der Fahrt von Sunderland nach Bayonne, eine gewöhnliche Pflicht⸗ reiſe, die die engliſche Regierung von den neu⸗ tralen Dampfern verlangt. 18 Mann der Be⸗ ſatzung der Naesborg ſind wohlbehalten in Breſt gelandet. Der Ansgleich zwiſchen Oeſterreich und Ungarn. Von unſerem zurzeit in Oeſterreich weilenden Berliner Mitarbeiter wird uns geſchrieben: Wien, den 4. Januar 1917. Am berichteten die Wiener Blätter, der Ausgleich zwiſchen Oeſterreich und Ungarn ſei perfekt; am Tage darauf wurde die Nachricht von Peſt wie von Wien aus amtlich widerrufen. Trotzdem zweifelt hier kein Menſch daran, daß das Abkommen zwiſchen den zwei Staaten der Monarchie im weſentlichen abgeſchloſſen iſt und zwar in der Hauptſache auf der ſeinerzeit zwiſchen dem verſtorbenen Gra⸗ ſen Stürgth und Tiſza vereinbarten Grundſatz, alſo in einer Form, die den magyariſchen Wünſchen in weitem Maße ent⸗ gegenkommt. Wie der ſo gefundene Ausgleich in ſeinen Einzel⸗ heiten ausſchaut, weiß, den kleinen Kreis der an den Vor⸗ arbeiten Beteiligten ausgenommen, natürlich noch niemand. Aber die ungariſchen Wünſche kennt man hier ſeit geraumer Friſt und ſo läßt ſich immerhin eine ungefähre Vorſtellung von dem gewinnen, was das Abkommen für Oeſterreich und damit doch wohl auch für eine künftige wirtſchaftliche An⸗ näherung an das Deutſche Reich zu bedeuten haben würde. Aus der Nachbarſchaft der beiden neuen deutſchen Miniſter hört man freilich jetzt die beſchwichtigende Formel: der Aus⸗ gleich ſei nicht ganz ſo ſchlimm wie man das anfänglich ge⸗ glaubt hätte und es mag ja wohl auch ſein, daß über das eine oder andere Detail noch verhandelt wird. Indes die deutſch⸗öſterreichiſchen Politiker, zumal die unter ihnen, die — 5 5 und Tag mit Eifer und Hingabe an einem engeren irtſchaftsbündnis mit Deutſchland arbeiten, ſehen darin nur einen gerin en Troſt und es verlohnt ſich, ſcheint uns, auf alle Fälle, die Gründe für ihre Sorgen und Aae au bei uns im Reich zu vernehmen. Auf vier Ziele vornehmlie ſtreben bei dieſem zum erſtenmal für ein Vierteljahrhundert beſtimmten Abkommen die Ungarn hin. Sie wollen— unter Zugrundelegung eines Minimaltarifs— die Veibehaltung der grarzölle, daneben eine Erhöhung der Vieh⸗ zölle, den ſogenannten Annaberger Eiſenbahnanſchluß, d. 5 ſe für die etwa 3 eter betragende Strecke —4608 N8 und Ki0 60 Er⸗ öhung der öſterreichiſchen quote gemeinſamen Ausgaben der Monarchie. Die Vedenken der deutſch⸗öſterrei⸗ chiſchen Politiker kehren ſich nun hauptſüchlich gegen die bei⸗ den erſten Punkte, von denen ſie meinen, daß ſie für die öſterreichiſche Volkswirtſchaft leicht verhängnisvoll werden könnten. Mit der höheren Quote würden ſie ſich abfinden, wie⸗ —9 ſie glauben, daß über deren Berechtigung billigerweiſe och erſt im Frieden zu ſprechen wäre, weni ſich ablehen wirklicht werden, und die eine oder andere Großmacht würde ſchuß volles Vertrauen zur Reichs⸗ und Heeresleitung, unter ließe, wie die Gebiete Oeſterreichs und der Stephanskrone denn nun wirklich und endgültig ausſchauten. Und auch den Annaberger Eiſenbahnanſchluß würden ſie zur Not noch hin⸗ nehmen. Die wirtſchaftlichen Nachteile— wenigſtens kann man das in Regierungstreiſen hören— ließen ſich durch Tarifmaßregeln ausgleichen; bliebe alſo nur das, wenn man ſo will, äſthetiſche Bedenken, daß Oeſterreich von dem Durch⸗ gangsverkehr zwiſchen Deutſchland und Ungarn, der nun direit hin⸗ und hergeleitet werden könnte, in Zukunft ausge⸗ ſchloſſen würde. Aber über dergleichen kommt man mit der Zeit hinweg. Worüber man in Heſterreich nicht hinwegzukom⸗ men erklärt, ſind die hohen Agrar⸗ und Viehzölle. Schon die bisherigen Viehzölle, die die Baltanſtaaten in ihrem „Schweinefett erſticken“ ließen, haben dort viel böſes Blut gemacht und manches zu dem Zündſtoff beigetragen, der ſich hinterher in der großen Weltkataſtrophe entlud. Ihre Er⸗ höhung, ſagt man in Oeſterreich, würde dieſe unerquicklichen Zuſtände verſchärfen und verewigen und damit käme in die öſterreichiſch⸗ungariſchen Ausgleichsverhandlungen ein inter⸗ nationales Moment, dem man doch bei uns im Reich Beach⸗ tung ſchenken ſollte. Aber auch von den Agrarzöllen gelte, wenn auch nicht in dem nämlichen Maße, das gleiche. Oeſterreich iſt ein Bergland, ſeine Landwirtſchaft beſteht weſentlich aus Viehzucht und Wieſenwirtſchaft. Mehr als ein anderes Land in Europa, bleibt es auf die Einfuhr von Brotkorn angewieſen und hohe Getreidezölle würden in dem ohnehin durch den Krieg ver⸗ armten Land die Lebenshaltung in einer Weiſe verteuern, daß ſie auf die Dauer ſchlechthin ſich nicht aufrecht erhalten ließen und man dann doch wieder zu dem Auskunftsmittel greifen müßte, den Abbau der Zölle Ungarn durch neue Zugeſtänd⸗ niſſe abzukaufen, wobei dann noch keineswegs ausgeſchloſſen wäre, daß die durch den neuen Ausgleich hervorgerufene Teuerung und Not von den Feinden des deutſchen Bündniſſes — es hat ſolche vor dem Krieg in Oeſterreich gegeben und es wird ſie auch nachher geben: die Tſchechen ſind eingeſchüchtert, nicht bekehrt— zu einer Agitation gegen das Deutſche Reich ausgenützt werden könnten, das durch ſeine Weigerung, mit beiden Staaten einzeln zu verhandeln, den Magyaren angeb⸗ lich den Rücken geſtärkt hätte. Die größte Sorge bleibt bei alldem den öſterreichiſchen Politikern: weiß man in Deutſch⸗ land von den Einzelheiten der magyariſchen Forderungen? Billigt man ſie? Iſt man bereit. auch trotz ihrer und mit ihnen in ein engeres Wirtſchaftsverhältnis zur Monarchie zu treten? Iſt das der Fall, wird auch Polen in den Wirtſchaftsbereich der Mittelmächte einbezogen, ſo iſt man gerne willens, die ungariſchen Bedingungen zu tragen. Schließlich wäre es dann immerhin ja noch möglich, die Höhe der Viehzölle durch eine verſtändige Handhabung der Veterinärpolizei— in der Ver⸗ gangenheit war ſie's nicht immer— zu mildern. Das iſt im Augenblick in großen Zügen der Stand der öſterreichiſch⸗ungariſchen Ausgleichsverhandlungen und er ſcheint uns zu rechtfertigen, daß man auch bei uns im Reich ein wenig ernſthafter und eindringlicher als bisher um dieſe Dinge ſich kümmert. Es beſteht bei uns ſeit einiger Zeit eine Neigung, bei Streitfragen zwiſchen Oeſterreich und Ungarn unbeſehen für Ungarn zu optieren. Wir ſind nicht blind für die großen und bleibenden Vorzüge der führenden magyari⸗ ſchen Schicht. Man ſollte daneben aber doch nicht der 10 Mil⸗ lionen vergeſſen, die in der weſtlichen Reichshälfte unſeres Blutes ſind. Sie ſind gewiß weniger glänzend geführt als die Magyaren, aber ſie ſind unſere Volksgenoſſen. Und ſie waren treue und zuverläſſige Anhänger des deutſchen Bündniſſes ſchon zu einer Friſt, als man ſich in Ungarn in der Beziehung doch noch nicht zu der erfreulichen Einmütigkeit durchgerungen hatte wie heute Die neuen handelspolitiſchen verträge mit der Türkei EBerlin, 9. Januar.(Von unſerem Berliner Büro.) Wie die„Voſſiſche Zeitung“ erfährt, werden die zwiſchen Deutſchland und der Türkei vereinbarten handelspolitiſchen Verträge, welche ſchon vor einiger Zeit abgeſchloſſen worden ſind, heute unterzeichnet werden. Die Neuregelung unſerer handelspolitiſchen Beziehungen zum Reich iſt zum Teil durch die Aufhebung der Kapitulation, zum Teil durch die durch den Krieg engere Verbindung mit der Türkei notwendig geworden. Die Verträge umfaſſen das garrze große Gebiet der wirtſchaftlichen Beziehungen. Es mußten daher 10918105 bis fünfundzwanzi inzelverträge abgefaßt werden. Als Bevollmächtigte der Türkei in Berlin werden der hieſige türkiſche Botſchafter und der Generaldirek⸗ tor ber polttiſchen Abteilung im türkiſchen auswärtigen Amt, welcher zu dieſem beſonderen Zweck nach Berlin gekommer iſt, die Verträge unterzeichnen. Ein Teil der Verträge wird wegen ſeiner beſonderen Natur in Konſtantinopel unterſchrieben wer⸗ den und bort wird als Bevollmächtigter des Deutſchen Reichs der Botſchaſter, Herr Kühlmann, fungieren. Mit der Unter⸗ zeichnung dieſer Verträge beginnt ein neues hochbedeutſames Kapitel der deutſch⸗türkiſchen Beziehungen. Der türkiſche Finanzminiſter Dſchavid Bey traf geſtern Abend in Berlin ein. Er 105 die Aufgabe die finanziellen Verhandlungen fort⸗ zuführen, welche ſchon ſeit einiger Zeit zwiſchen unſeren lei⸗ tenden Finanzkreiſen und der türkiſchen Regierung ſchweben. Kuſſiſche Streitkräſte zur Unterͤrückung der Unruhen in Finnland. Kopenhagen, 7. Jan.(WTB. Nichtamtl.) Berlinſte Tidende meldt aus Stockholm: Svenſke Tagebladet zu⸗ folge ſind in der letzten Zeit bedeutende ruſſiſche Streitkräfte nach dem nördlichen Finnland übergeführt worden. Allein nördlüch von Tornea befinden ſich bereits 1000 Mann, haupt⸗ ſächlich die von der Front gelommen ſeien, gleich⸗ eitig ſeien die Grenzen ſo ſtreng abgeſperrt, daß ſie nur bei ornea überſchritten werden können. In den lketzten Monaten ſei es zu zahlreichen Zuſammenſtößen zwiſchen der Bevölke⸗ rung und dem Militär gekommen, wobei es Tote und Ver⸗ wundete gab. Bei einem Kampf am Simoelv, während eines Verſuches von 8 Finnländern, über die Grenze nach Schweden zu 7 iehen, ſeien 5 Ruſſen getötet und mehrere verwundet worden. Wie Naſputin armocbot wwede. 5 90 N 9— Nönee N er jetzt über rmordung bes bekannten 0 in Petersb an ihre Zeitungen kabeln, laſſen einen lang 8 politiſchen Rorb erkennen — eine ſener Tragsdien, 950 am ruſſtſchen wie einſt am byzantiniſchen gell abſpielen können. Man hat Ra⸗ —4— offenbar in eine e gelockt und dann abgeſchlachtet. Er wurde zum Abendeſſen in das Haus des Fürſten Juſſu⸗ pow geladen und fand dort ſechs Perſonen bei Tiſch. Es wurden dann, vermutlich unter dem Vorwand eines Streits, demokratie ſei es, die kapitaliſtiſche von mehreren der Gäſte Schüſſe auf ihn abgefeuert, worauf man den Körper in den ſchneebedeckten Park, dann zur Newa ſchleppte. Raſputin verſuchte, da er nicht tödlich getroffen war, nach dem zweiten Schuſſe zu entkommen, erſt der dritte ſtreckte ihn tot nieder. Darauf befeſtigten ſeine Mörder ein ſchweres Gewicht an dem Körper und warfen ihn von der Petrowſli⸗ brücke in den Fluß. Beim Niederfallen ſtieß aber der Körper an Bauholz, das aus einer Barke herausragte, das Gewicht löſte ſich, und der Körper geriet in die Strömung des Fluſſes, die ihn einige Zeit mit forttrug, bis er unter dem Eiſe ver⸗ ſchwand. Raſputins Wohnung in der Stadt wurde ſogleich ge⸗ ſchloſſen und bewacht, alle Papiere verſiegelt. Das Verfahren gegen die Mörder Raſputins iſt bereits eingeſtellt, da ſie, wie es heißt, in„Selbſtverteidigung“ gehandelt hätten. Solche Selbſtverteidigungen ſind offenbar recht häufig in Rußland. Aus der Sozialdemokratie. ſBerlin, 9. Jan.(Von unſerem Berliner Büro.) Im(Borwärts⸗ wird heute ein offizieller Bericht über die Reichskonferenz der ſozialdemokratiſchen Partei⸗ oppoſition veröffentlicht, die am Sonntag hier tagte. Aus ihm iſt zu entnehmen, daß Herr Ledebour die Erſchienenen be⸗ grußte. Anweſend warer 157, darunter 19 Reichstagsabge⸗ ordnete. Von den Delegierten waren 15 Mitglieder der ſoge⸗ nanntenSpartakusgruppe, die bekanntlich ganz anarchiſtiſch iſt. Vertreten waren 72 Kreiſe. Herr Haaſe hielt das einleitende Referat. Nachher behandelte Herr Lipinski aus Leipzig die organiſatoriſche Notwendigkeit der Oppoſition. Herr Lipinski erklärte ſich gegen die Beitragsſperre. Nach ihm ſprach der Referent der auf dem Boden der Zeitſchrift„Internationale“ ſtehenden Genoſſen. Er erklärte brüsk, mit der Arbeitsgemein⸗ ſchaft durch Dick und Dünn zu gehen, hätten ſeine Freunde kein Vertrauen, ſchon darum nicht, weil die Arbeitsgemeinſchaft keinen einheitlichen Standpunkt habe. Das geht beſonders her⸗ vor aus der Frage der Landesverteidigung. Der Klaſſenkampf müſſe jetzt durchgeführt werden gegen den Parteivorſtand, ge⸗ gen die Scheidemänner und gegen die verſchwommenen Ge⸗ ſtalten der Minderheit. Die parlamentariſche Tätigkeit der Arbeitsgemeinſchaft befriedige nicht. Der Kampf müſſe mit allen Mitteln geführt werden, ſelbſt wenn er in der Folge zur Spaltung führe. Ein anderes Mitglied derſelben Gruppe, der ſogenannten Spartakus⸗Gruppe, verſicherte ſpäter im Gegen⸗ ſatz zu Herrn Lipinski, die Beitragsſperre müſſe unter allen Umſtänden jetzt durchgeführt werden. Bei der Abſtimmung ergab ſich aber die Ablehnung dieſer Auffaſſungen. Später ſprach Herr Kautski über die Friedensfrage, dem der Genoſſe Kurt Eisner aus München beiſprang. Das von Herrn Kautski vorgelegte Manifeſt und die Eisner'ſche Reſolution wurden einſtimmig angenommen. Herr Diitmann entließ die Verſammelten mit dem Schlußwort, in dem es hieß, jede Gruppe hätte ins Land hinauszugehen, um im Sinne ihrer Anſchauung zu wirken. In der Entſchließung, die an⸗ genommen wurde, heißt es u.., der Parteivorſtand hätte die ihm von der Geſamtpartei auferlegte Pflicht, allen Anſchauun⸗ en innerhalb der Partei freie Betätigung auf dem Boden des arteiprogramms zu gewähren, fortdauernd verletzt. Den Parteigenoſſen erwachſe damit die Pflicht, gegen das organi⸗ ſationswidrige, parteigefährdende Verhalten einheitlich und entſchloſſen aufzutreten. Die Arbeiter und kleinen Organiſatio⸗ nen der Mehrheit, die die Auffaſſungen der Oppoſition teilten, hätten in ſtete enge Fühlung zu treten. Pflicht der Sozial⸗ Produktionsweiſe der Anarchie, die ſich beſonders im Kriege gezeigt habe, in die ſozialiſtiſche umzuwandeln und zu dieſem Zwecke die politiſche Macht zu erringen. Damit ſei die vom Parteivorſtand betrie⸗ bene Politik unvereinbar, weil ſie die Bourgoiſie ſtärke und ihre Machterweiterung ſtütze. Ausſchließung der ausländiſchen Thronanwärter in den herzogtümern Roburg und Gotha. Berlin, 9. Januar.(Von unſerem Berliner Büro.) Aus Gotha wird gemeldet: Schon gleich nach Ausbruch des Krieges wurde im gemeinſchaftlichen Landtag der Herzog⸗ tümer Koburg und Gotha beſchloſſen, die ausländiſchen Thron⸗ anwärter von der Thronfolge auszuſchließen. In der letzten Sitzung machte nun der Präſident folgende offizielle Mittei⸗ lung: Die Verfaſſungskommiſſion hat die das Land tief be⸗ rührende Frage der Ausſchließung der Anwärter aus nicht⸗ deutſchen Staaten von der Thronfolge der Herzogtümer Sachſen⸗Koburg und Gotha von neuem mit der herzoglichen Staatsregierung verhandelt. Dieſe hat die Zuſage erteilt, den gemeinſamen Landtag mit tunlichſter Beſchleunigung wieder einzuberufen, ſobald die Vorausſetzungen vorliegen, die als ſolche zwiſchen der und der Verfaſſungskom⸗ miſſion vereinbart worden ſind. Die Bevölkerung des Lan⸗ des darf verſichert ſein, daß der Landtag unabläſſig bemüht iſt, die bedeutungsvolle Angelegenheit en Empfinden entſprechend und dem Geiſt der Reichsverfaſſung unter gleich⸗ zeitiger Wahrung der ſchwerwiegenden materiellen Intereſſen des Landes, baldigſt einer geſetzlichen Erledigung entgegenzu⸗ führen. Von den ausländiſchen Thronanwärtern des weitver⸗ zweigten Hauſes Koburg kommen in erſter Linie die Ange⸗ hörigen des engliſchen Königshauſes in Frage, welchem auch ber ſeit 1905 regierende Herzog Karl Eduard entſtammt. Auch König Albert von Belgien iſt bekanntlich ein Koburger. herr Maeterlink, der Dichter 3 Berlin, 9. Jan.(Von unſerem Berliner Büro.) Aus Bern wird gemeldet: Im Pariſer Trocadero fand am Sonntag eine Proteſtverſammlung gegen den Abtransport der belgiſchen Arbeiter ſtatt. Herr Maeterl ink hielt eine Anſprache, die mit folgenden, für ſeinen Geiſteszuſt and bezeichnenden Worten ſchloß:„Es handelt ſich nicht mehr da⸗ rum, unſere Henker vor den Richterſtuhl der Welt zu ziehen, ſie kümmern ſich um keinen Richterſtuhl mehr, ſie ſind zu einer Tiefe geſunken, wo ſelbſt die Schande ſie nicht meyr erreichen kann, denn ſelbſt die Schande empfindet noch Ekel, welchen ſie nicht mehr haben. Es handelt ſich heute darum, ein Monſtrum zu vernichten, das in ſeinen letzten Zuckungen von Wut und Demeinheit liegt. Man muß es ſchlagen, wo man kann, wann man kann und ſo viel man kann, beſonders an der Börſe und am 925 den beiden Hauptſitzen ſeines Lebens. Man muß 0 durch Taten fühlen laſſen, daß ſie nicht mehr menſchenwür⸗ ig ſind und daß es in Zukunft zwiſchen den Menſchen und ihnen einen Abgrund gibt, den ſie nicht überſchreiten dürfen, ehe 0 Zahre der Buße und der Leiden, der Erniedrigungen ſie end 8 und anderen Menſchen ungeführ ühnlich gemacht haben.“ Es iſt bedauerlich, einen Mann von den Geiſtesqualitäten Maeterlinks auf eine ſo tiefe Stufe platter Schmähungen hinab⸗ leiten zu ſehen. Zu einer ſolchen Schimpforgie wäre jeder chäbige Kneipwirt befähigt; dazu braucht man nicht erſt Dich 3 ter au ſein 3——23 — 2283 82 — Sohn des Werkführers Karl Geiger, gleichzeitiger Ernennung zum Gefreiten. ſilberne Verdienſtmedaille. Wilhelm Kuhbach, im der Reſ. von Karlsruhe, Lt. Wilhelm Markert von Karlsruhe, verbandes badi feldgeiſtlicher Albert Suſann von Baden⸗Baden, Unteroffizie Säger Gottlob Faißt von St. Georgen. linie, Dienstag, den 9. Januar 1917. Maunheimer Seueral⸗Ameiger(Mmittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 13. Nus Staoͤt und Land. Mit dem K ausgezeichnet Anteroffizier Carl Netzer, Sohn des Herrn Philipp Netzer, Recharau, unter gleichzeitiger Beförderung zum Vizefeldwebel. Unteroffizier Peter Graf, beim Reſ.⸗Inf.⸗Regt. Nr. 250, Meiſter bei der Papyrus.⸗G., Waldhof Schütze Franz Geiger, 1..⸗G.⸗K. Leib⸗Gren.⸗Regt. Nr. 8, Waldhof, Papyrusheim, unter Kanonier Peter Henn, Neckarau, zur Zeit verwundet im Lagarett. Gefreiter Otto Neubeck, Krankenträger, Sohn der Reubeck, J 8, 1, für Tapferkeit; gleichgeilig erhielt er die Bahiſche Der langjährige Buchhalter der Süddeutſchen Kabelwerke, Herr nf.⸗Regt. Nr. 185, 6. Komp. * Eiſerne Kreug 1. Klaſſe erhielten: Hauptmann Throm von Karlsruhe, Lt. d. L. Hermann App e n⸗ Das Schnepf, Generalſekretär des Genoſſenſchafts⸗ er landw. Vereinigungen zu Karlsrube, Diviſions⸗ t. d. R. Geo 10 * Sonſtige Auszeichnungen. Das Ritterkreuz des Militär⸗Max⸗Joſeph⸗ Orde us wurde dem Hauptmann der Reſerve Dr. Auguſt Gber⸗ lein, Töchterſchuldirektor von Pirmaſens, verliehen. beruht dieſe hohe Aus⸗ eichnung auf der Waffentat, der der Ausge⸗ Vermutlich deichnete das Eiſerne Kreuz 1. Klaſſe verdankt. Er hat im Herbſte 1914 in den Vogeſen mit 30 Mann hinter der franzöſiſchen Schützen⸗ trotz heftiger Gegenwehr des Feindes, zwei franzöſiſche Ma⸗ ſchinengewehre und zwei beſpannte Geſchütze erobert. Einſchränkung des Perſonenzugs⸗Fahrplans. Der ſteigende Bedarf der Heeresverwaltung an Lokomotiven und Wagen, ihre immer weitergehenden Perſonalanforderungen ſowie die unbedingte Notwendigkeit, den Verbrauch an Kohlen und hmierſtoffen ſoweit wie irgend möglich einzuſchränken, machen, ſo ſchreibt die„Karlsr. Ztg.“ halbamtlich, bei allen deutſchen Eiſen⸗ bahnverwaltungen Einſchränkungen im Perſonenzugsverkehr er⸗ forderlich. Dieſe ſind im Bereich der preuß.⸗heſſ. Staatseiſenbahnen ſum Teil bereits zum 15. November v. J. in Kraft getreten. Auf n badiſchen Staatseiſenbahnen wird der neue Fahrplan, der dem Fahrplan vom 1. Oktober 1916 zum Teil erhebliche lenderungen und Einſchränkungen auſweiſt, zum 10. Januar 1917 eingeführt werden. Auf den gleichen Zeitpunkt wird auch bei den übrigen Verwaltungen, mit Ausnahme von Bahern, ſowie bei einer Anzahl preußiſcher Verwaltungen, ein neuer Fahr⸗ dlan in Kraft treten. In Bayern wird zum 15. Januar ds. Js. ein neuer Fahrplan eingeführt werden. Auf den Seitenſtrecken, die für den Militärverkehr nicht in Betracht kommen, müſſen die Dienſtzeiten im allgemeinen ſo ver⸗ kürzt werden, daß der Dienſt von dem Stations⸗ und Bahn⸗ bewachungsperſonal in einer Schicht verſehen werden kann, ſomit die Bereithaltung Ablösperſonals nicht mehr erforderlich iſt. Da die Frühfahrgelegenheiten mit Rückſicht auf den Arbeiter⸗ berkehr nur wenig beſchränkt werden konnten, mußten hauptſächlich ie in der Regel nur gering beſetzten Spätzüge früher ge⸗ legt oder befeitigt werden. Ebenſo läßt es ſich durch ben egfall von Zügen nicht vermeiden, daß auf den Zugwechſel⸗ und Abzweigſtationen mitunter längere Aufenthalte für die Reiſenden entſtehen. Die Erſchwerniſſe, die dadurch im Reiſeverkehr entſtehen, müſſen, wie manche andere Folgen des Krieges, bis auf weiteres in Kauf genommen werden. Unerſchloſſene Futtermittel⸗Quellen. Am 26. Juni 1916 nahm der Bundestat eine Verordnung über die Verwertung der Küchenabfälle an. Zur Durchführung dieſer rordnung iſt die Mitwirkung der Landeszentralbehörden er⸗ forderlich. Auf Grund von Erfahrungszahlen würden die deutſchen Städte über 40 000 Einwohner, bei Durchführung dieſer Verord⸗ Fung, ſo viel Abfälle ſammeln und an die Reichsgeſell⸗ ſchaft für deutſches Miſchkraftfuttet, Berlin, abtiefern, daß hieraus läglich ö⸗ bis 8000 Zentner wertwollen, Rittlerer Gerſte gleichwertigen Kraftfutters erzeugt werden können. ie genannte Reichsgeſellſchaft(Berlin W 0, Köthenerſtraße 88) bisher Milchkraftfutterfabriken in Seegefeld und Breslau in trieb und iſt mit der Errichtung weiterer Fabriken beſchäftigt. Leider iſt die Verwertung der Küchenabfälle in Deutſchland nicht übevall vollkommen. Glücklicherweiſe ſind ja die Stadt⸗ kiriwaltungen(abgeſchen van Nordweſtdeutſchland) nicht zahfreich, ie die Abfälle in ſtädtiſchen Einrichtungen verbrennen laſſen 0 0 der Bepölkerung zur Verbrennung der Abfälle raten. Aber Eine Franzöſin, die Deutſchland kennt. Aus Lille wird uns geſchrieben: Man iſt es gewohnt, daß die Franzoſen, die ſich im Beſitz Ver Kultur glauben, verächtlich über Deutſchland und deutſches eſen denken. Sie tun wenigſtens ſo, als wenn das Land der ichdes, lauter ungebildete, rohe„Barbaren“ birgt; die franzö⸗ che Preſſe lügt das Uebrige dazu, und das ulwiſſende Volk Kaubt blindlings daran. Und doch gibt es auch unter den Fran⸗ ſoſen Ausnahmen, die der Wahrheit die Ehre geben und ſich nicht am das fanatiſche Geſchwätz ihrer Landsleute kümmern. Vielleicht ind dieſe Ausnahmen zahlxeicher, als man weiß, weil man in kankreich ſyſtematiſch jede freie, offene Gedankenäußerung unter⸗ rückt... Ich hatte dieſer Tage Gelegenheit, eine ſolche Ausnahme ennen zu lernen. In Lille, der Hauptſtadt Franzöſiſch⸗Flanderns, — es, wo ich mich abends im Dunkeln in den Gaſſen verirrt Wtte und eine des Weges daherkommende Dame um den rechten eg befragte. Zu meinem Erſtaunen bekam ich auf meine ſprach⸗ 10 gutgemeinte, aber wohl nicht ganz richtige Frage eine in dadelloſem Deutſch gehaltene Antwort.„Verzeihung,“ ſagte ich erwundert,„ich konnte nicht annehmen, hier eine deutſche Frau treffen.“„Nein,“ entgegnete die ſunge Dame,„ich bin auch keine Feutſche, ſondern eine waſchechte Franzöſin. Uebrigens haben Sie 90 gründlich verlaufen. Ihr Weg geht...“„Danke, meine Gnä⸗ Noſte! Aber ſelbſt auf die Gefahr hin, unhöflich zu ſein, geſtatte 10 mir eine Frage: woher ſtammt Ihre tadelloſe deutſche Aus⸗ Erache? Die Franzoſen ſagen doch häufig genug, daß die deutſche Ahra e ſchwer zu erlernen ſel. Um ſo mehr wundere ich mich Härt hr abſolut reines Deutſch.“„Das will ich Ihnen gern er⸗ ren,“ meinte die junge Dame,„ich habe jahrelang in Deutſch⸗ N geweilt und dort an mehreren Univerſitäten Germaniſtik udiert.“„Da ſind Sie alſo Lehrerin?“„Gang recht! Ich bin Fberlehrerin in Nancy, weilte im Sommer 1914 auf Beſuch einer Wreundin in Lille und bin hier nun noch dank Threr Liebens⸗ daltbigkeit!“ Eigentümlich: die junge elegante Fraitzöſin und der eutſche Soldat plauderten im Abenddunfel an einer menſchen⸗ melen Straßenecke, als wenn Beide gute Freunde wären.„Nun“, Feünte 9„Sie könnten gar bald wieder nach Nanch fahren, wenn ankreich das Friedensangebot Deutſchlands anneßmen wollte!“ Ba, und daß wir das nicht tun, das iſt das Dümmſte, was Prankreich bisger getan holle Peberkaſcht entatoneis ſch. das Sie alſo nicht der Anſieht, daß Deutſchland den Krieg gewollt dat⸗ daß wir als das Barbarenvolk friedliche Völker überfallen, wir—— Frauen und Kindern die Hände abgeſchnitten 7 nein“ antwortete die Franzöſin, ⸗das ſind ja alles ic 1c0) die Städte mit planmäßiger Verwertung der Küchenabfälle, wie Charlottenburg, Leipzig, Breslau, Königsberg i. Pr., Köln bilden noch nicht die Regel. Zumeiſt werden die geſammelten Abfälle friſch verfüttert. Dieſer Weg iſt dann richtig, wenn die Abfälle unmittelbar von der Küche in den Stall gelangen können, alſo vor allem in kleineren Gemeinden. In größeren Gemeinden, beſonders in allen Großſtädten, können die Ahfälle, wenn ſie ſämtlich geſammelt werden, in unverdorbenem Zuſtande der nicht zugeführt werden. Hierauf hat auch ſchon ein an die preußiſchen Städte gerich⸗ teter Runderlaß des Herrn Miniſters des Innern vom 27. Novem. ber 1914 hingewieſen. Dementſprechend laſſen auch die meiſten Städte, in denen die Alfälle bezirksweiſe den Tierhaltern zur Abfuhr überlaſſen ſind, von dieſen nur ſoviel Abfälle ſammeln, als ſie verwerten können; das übrige verkommt. Die Folge iſt, daß der Bevöllerung, die urſprünglich gern auf den Gedanken der geſonderten Sammlung der Küchenabfälle eingegangen war, gar nichts anderes übrig bleibt, als die Abfälle in den Müll zu werfen oder zu verbrennen, da eine regelmäßige Abholung aus allen Häuſern nicht ſtattfindet. Als ähnlich unvollkommen iſt die Sammelweiſe durch Schulkinder zu bezeichnen. Auch hier wird nur ein Teil des Verwertbaren erfaßt. Die Folge iſt, daß ſich vielfach ein Schieber⸗ und Wucherhandel in Küchenabfällen eingeniſtet hat, indem ſogenannte„wilde Sammler“ die Sammelgefäße entleeren und ihren Inhalt unſach⸗ verſtändigen Tierhaltern zu hohen Preiſen verkaufen. Die Abfallverwertung kann nur dann als planmäßig bezeich⸗ net werden, wenn die Einſammlung und Abfuhr der Küchenabfälle durch die Stadtverwaltungen oder durch von ihnen beauf⸗ tragte Organe geſchieht. Dann würden, wie in Charlottenburg, auf den Kopf und Tag 75 Gramm Abfälle, ſelbſt unter den Er⸗ nährungsverhältniſſen der Kriegszeit geſammelt. Dann iſt auch, bei geſchickter Organiſation, zur Abholung der Abfälle von meh⸗ reren 10000 Einwohnern nur 1 Fuhrwerk erforderlich. Dann kämen allerdings ſolche Mengen zuſammen, daß ſich die Abfälle nicht mehr friſch verfüttern laſſen, ſondern daß es erforderlich iſt, ſie auf dem Wege der Trocknung in ein hochwertiges, lagerfeſtes und von dem Vieh gern genommenes Kraftfutter zu verwandeln, wie es die Reichsgeſellſchaft für deutſches Milchkraftfutter liefert. Die Städte ſind an einer Durchführung der Bundesratsver. ordnung um ſo mehr intereſſiert, als ihnen die Reichsgeſellſchaft die Abfälle zu hohen Preiſen ablauft, das aus dieſen Ab⸗ fällen erzeugte Fertigfutter den Städten nach Maßgabe ihrer Rohſtofflieferung zurückgibt und überdies die Städte eventuell an einem entſtehenden Fabrikationsgewinn beteiligt, ſobald die Geſamtorganiſation nach Maßgabe der Bundesratsverordnung erfolgt. Die im Vorjahre eingeführten Metallſammlungen waren obligatoriſch. Es galt, Rohſtoffe für die Munitionserzeugung zu gewinnen. Für die ſiegreiche Durchführung des Krieges iſt aber die Sicherſtellung der Ernährung von nicht geringerer Wichtigkeit, als die Verſorgung des Heeres mit Munition. In den Küchen⸗ abfällen haben wir wertvolle Rohſtoffe, deren planmäßige Aus⸗ nutzung wertvollſte Futtermittel in der am Eingang dieſer Aus⸗ führungen mitgeteilten Menge ergibt. Mit dieſen Futtermitteln werden Milch, Butter, Käſe, Fleiſch und Fett erzeugt. * Militäriſche Beförderung. Der vor Kurzem mit dem Eiſernen Kreuz ausgezeichnete Vizefeldwebel eines Fußart.⸗Regts. im Oſten, Walter Ehmig, Beamter der Bad. Bank, wurde zum Offizierſtellvertreter befördert. * Das Badiſche Kriegshilfekreuz mit Eichenkranz erhielt der im Neckarauer Werk der Süddeutſchen Kabelwerke angeſtellte Elek⸗ tromonteur Leonhard Raab, z. Zt. bei dem mob. Begleittrupp einer Etappen⸗Inſpektion. * Verſetzt wurde Oberbauſekretär Emil Gärtner in Karls⸗ ruhe nach Lauda. Reiche Spenden für den Badiſchen Heimatbank. Von dem Kaiſerlichen Regierungsaſſeſſor W. Seipio in Mannheim iſt dem Verein Badiſcher Heimatdank der Betrag von 100 000 Mark und von Frl. Ida Seipid in Mannheim der Betrag von 20 000 Mark ge⸗ ſpendet worden, wovon je zwei Drittel dem Ortsausſchuß Mannheim und ein Drittel den Landesausſchüſſen zugewieſen werden ſollen. Für dieſe reichen Spenden ſei auch an dieſer Stelle herzlich gedankt. *Von der Handels⸗Hochſchule. Der Vorleſungsbetrieb iſt wieder in vollem Gange. Profeſſor Pöſchl iſt verhindert, in dieſer Woche zu leſen. * Vortragsabend des Vereins Frauenbildung⸗Frauenſtudinm. Einen intereſſanten Abend hat man mit der geſtrigen Veranſtaltung im Vortragsſaal der Kunſthalle dem Verein Frauenbildung⸗ Frauenſtudium zu danken. Auf ſeine Einladung hin ſprach Alice Schalek⸗Wien, die erſte Kriegsberichterſtatterin, über ihre Eindrücke während ihres dreimonatlichen Aufenthaltes an der Iſonzofront. Sie berührte damit einen Abſchnitt des Kriegs⸗ ſchauplatzes, den ſich hier noch kein Kriegsberichterſtatter zum Vor⸗ wurf eines Bortrages gewählt hat und von dem Selbſtgeſchautes und Selbſtgefühltes zu hören, deshalh doppelt willkommen war. Aliee Schalek ſteht ihren männlichen Kollegen in nichts zurück, mutig und unerſchrocken hat ſie Gefahren auf ſich genommen, hat ihre Nerven geſtählt, das atemberaubend Schreckliche, das die Truppen dort unten ausgehalten haben, aus eigener Anſchauung kennen zu lernen, um dann das Lied von der heldenmütigen Tapferkeit der Iſonzotruppen in die Heimat zu tragen. Und wenn man dieſe Frau reden hörte von den Entbehrungen und Leiden der Golbaten, von dem Furcht⸗ baren, das ſie Tag und Nacht auszuſtehen haben, auch dann, wenn der Heeresbericht meldet:„an der Jſonzofront Lage unverändert“, von dem tiefen Ernſt, ber auf dieſen Männern liegt, wenn ſie in vorderſter Stellung ſind, und denen, ſind ſie in Ruheſtellung, das —332 .9 der Entrüſtung ins Geſicht zu treiben. Ich, die ich jahrelang in Deutſchlanb weilte, weiß, auf welch hoher Ihr Land ſteht; ich kenne deutſches Weſen und deutſche Art, deutſche Wiſſen⸗ 9 und Technik, ich kenne die deutſchen Dichter und Künſtler; ich kenne das deutſche Familienleben. Und ich bin empört über unſere franzöſiſchen, Zeitungen, die unſer armes Volk derart be⸗ tören, daß man hierzulande entgegengeſetzter Meinung iſt.“ „Wenn Sie, gnädiges Fräulein, Gelegenheit haben, ſollten Sie es nicht verſäumen, Ihre Landsleute aufzuklären.“„Oh, gewiß, das tue ich ſchon in kleinen Kreiſen und werde es ſpäter— nach dem Frieden— erſt recht tun! Denken Sie nicht falſch von mir! Ich bin ſtolz darguf eine Franzöſin zu ſein. Aber gerade deshalb erfüllt es mich mit bitterer Wehmut, zu ſehen, wie unſer ſchönes Land durch den verblendeten Wahnſinn der Machthaber, durch die unſinnige Allianz mit England, an den Rand des Verderbens getrieben wird. So wie ich die Dinge überſchaue, ſehe ich es kommen, daß Frankreich eines Tages von der Landkarte ver⸗ ſchwinden wird.“„Aus welchen Urſachen, mein Fräulein?“„Ich will Ihnen offen auf dieſe Frage antworten: ich weiß, wie ver⸗ derbt unſere franzöſiſchen Sitten ſind im Vergleich zu denen Deutſchlands, ich kenne das große Grundübel unſeres leichtfer⸗ tigen Volkes, ich ſehe und höre täglich von dem Zerfall des Fa⸗ milienlebens, ich ſchäme mich über die abgrundloſe Ausbeutung des Landes durch ehrgeizige Abvokgten und Maulbhelden, die ſich an die Spitze der Regierung geſetzt haben. Und daneben das große, einige Deutſchland! Das Land der Idegle! Das Land der Gelehr⸗ ten, der Künſtler! Das Land des feſten Wollens! Wo es noch Keuſchheit und edlen Familienſinn gibt. Ein ſolches Land iſt ge⸗ feit gegen alle Feinde! Selbſt das ſtolze, mächtige Enaland wird Ibrem Volke nichts anhaben können. Oh, ich kenne Ihr Land. Ich habe jahrelang dort geleht und gelernt, Land und Volk zu achten, ja zu béwundern. Und deshalb weiß ich, daß Ihr Deutſchen ſiegen werdet, daß die Welt tatſächlich— ja, das Wort kenne ich auch— an deutſchem Weſen geneſen wird!“. Erariffen hatte ich den Worten der jungen Franzöſin gelauſcht. Als ob ſie jöß aus einem Traume erwacht ſei, verabſchicdef ſie ſich plötlich von mir und war bald in dem Diinkel des ſhsten Abends ber⸗ ſchwunden. Ich aber aina nachdenklich nach Hauſe. Es gibt alſo doch Franzoſen, die die Wahrßeit fennen. Wie vieſe ihrer ſind es? Und wann wird des ganze Nofk die Wehrheit wiſſen? Wie lanae werden Dummßeit und Machtdünkel voch trinmyßieren? So es das eiuſt ſo ſtolhs Frankreich keine Rettung lande, his es für mehr gibt?.„. 63..) ———— — Ammenmärchen, erfunden, um uns dummen Franzoſen das Blut harmloſeſte Vergnügen Entſpannung bringt und ein Freudenquell bedeutet,— dann führt man wieder aufs neue, daß wir uns in der ſicher umwallten Heimat nur ein ſchwaches Bild des wirklichen Ge⸗ ſchehens da draußen machen und daß die Aufgabe, die uns bezüglich des Durchhaltens geſtellt wurde, kaum der Rede wert iſt. Was die beredten Worte Alice Schaleks, allein auf ſich geſtellt, vielleicht als Uebertreibung hätten erſcheinen laſſen, das belegten die vorgeführten Lichtbilder ſchlagend. Sie redeten eine eindringliche Sprache, die ſich tief in die Herzen der Zuhörer eingrub, die aber auch mit Bewun⸗ derung erfüllte gegenüber dieſer tapferen Frau, die vor den gefähr⸗ lichſten Situationen nicht zurückſchreckte und Aufnahmen machte, die in ihrer Reichhaltigkeit, in der Erfaſſung charakteriſtiſcher Objekte und der vorzüglichen Ausführung ihresgleichen ſuchen können. pp. Die badiſche Aerztekammer hat in übrer letzten Sitzung be⸗ ſchloſſen, eine ärztliche Darlehenskaſſe zu gründen. Sie hat dafür aus ihrem Vermögen 20 000 Mark zur Verfügung geſtellt. In einer anderen Entſchließung der Kammer werden die Aerzte auf⸗ gefordert, die Beratungsſtellen für Geſchlechtskranke in ihren Be⸗ ſtrebungen ſoweit wie möglich zu unterſtützen. Kaufmänniſcher Verein. Der nächſte Vortrag findet Donners⸗ tag, 11. ds. im Bernhardushof ſtatt und zwar wird Major F. C. Endres über das Thema„Die türkiſche Frau“ ſprechen. Der Rebner, einer unſerer hervorragendſten Militärſchriftſteller, war vor Kriegsbeginn längere Jahre in der Türkei als Generalſt ubs⸗ offtzier tätig und iſt einer der beſten Kenner von Land und Leute des mit uns verbündeten Staates. Major Endres hat das Thema ſeines Vortrags bereits in ſeinem Buche„Die türkiſche Frau“ intereſſant und reizvoll behandelt. Todesfall. Im 60. Lebensjahr iſt in Steinen bei Shrrach Dr. med. Robert Hermann Strübe, Stabsarzt d. L. a. D. nach längerem ſchweren Leiden geſtorben. Nus dem Großherzogtum. OSchwetzingen, 8. Januar. Herr Bürgermeiſter Ding in Edingen hat, wie verlautet, ſein Amt aus Geſund⸗ heitsrückſichten niedergelegt. Er war 15 Jahre lang Ge⸗ meindevorſtand. Im Bezirk Schwetzingen iſt nach Reilingen und Brühl nunmehr Edingen die dritte Gemeinde, die in der Zeit des Kriegszuſtandes eine Bürgermeiſterwahl vorzu⸗ nehmen hat. * Wiesloch, 8. Jan. Als der Frühzug der Wiesloch⸗ Meckesheimer Nebenbahn in Meckesheim zur Rückfahrt ran⸗ gierte, wurde dem 26jährigen, verheirateten Bahnbedienſteten Gg. Kern von hier durch einen Eiſenbahnwagen ein Bein vollſtändigabgedrückt. Der Verunglückte wurde nach Anlegung eines Notverbandes nach Heidelberg in das dortige Krankenhaus verbracht. oc. Weildorf bei Ueberlingen, 6. Januar. Durch Feuer wurde das große Anweſen des Landwirts Franz Martin zer⸗ ſtört. Der große Viehbeſtand konnte gerettet werden, doch ſind die Futtervorräte verbrannt. Der Schaden beläuft ſich auf etwa 30 000 Mark. Ein 15jähriger Dienſtknecht, der in der Tenne Stroh anzündete, hatte den Brand verurſacht. Pfalz, heſſen und Umgebung. SDarmſtadt, 8. Januar. Ein ſchweres Ex⸗ ploſionsunglück, dem bis jetzt zwei Tote zum Opfer fielen, während zwei ſchwer verwundet und zwei leichter ver⸗ letzt ſind, ereignete ſich, wie bereits kurz gemeldet, am Freitag Nachmittag in der hieſigen Eiſenbahn⸗Zentral⸗Werkſtätte am neuen Hauptbahnhof. Der ſchon längere Jahre bei der Baln beſchäftigte verheiratete Schloſſer Aug. Keller aus Arbeili⸗ gen war mit der Reparatur eines Lokomotivkeſſels beſchäftigt und benützte dabei zur leichteren Bearbeitung des Eiſens die in modernen Betrieben vorhandenen Sauerſtofflaſchen, deren Inhalt in den großen Stahlzulinder unter etwa 250 Atmoſphä⸗ ren Druck ſteht, die aber im Allgemeinen auf den doppelten Druck geprüft ſind. Durch irgend einen bisher nicht aufge⸗ klärten Zufall ſchlug wahrſcheinlich die Stichflamme zurück, die Stahlflaſche explodierte unter einem ungeheuren Schlag und ſprang in tauſend Stücke, wobei dem erwähnten Keller der Kopf abgeſchlagen wurde Ein Stahlſtück traf den Schloſſer Peter Deum aus Nauheim b. Mainz u. verletzte ihn ſo ſchwer, daß er ebenfalls geſtorben iſt. Schwer verletzt ſind noch die Arbeiter Ph. Waldmann aus Arheiligen und Georg Debus aus Hänlein, leicht verletzt Adam Ganzer aus Bickenbach und Adam Bauer aus Bickenbach a. Berg⸗ 6 e. Niemand in der weiten Halle, in der noch zablreiche rbeiter beſchäftigt waren, hat den Vorgang beobachtet. Durch den ſtarken Luftdruck wurden ſämtliche Glasfenſter der Seitenwände und Decke hinausgeſchlagen. Sonſtiger Schaden an der modern aus Stein und Eiſen errichteten Halle iſt nicht feſtzuſtellen. Wie wir erfahren, hat die zerſprengte Flaſche vor noch nicht langer Zeit der vorgeſchriebenen Prüfung auf Höchſtdruck unterlegen. Auch eine zweite, dicht dabei ſtehende, aber anſcheinend leer geweſene Flaſche, iſt mitten entzwei ge⸗ ſprungen. Die Stunde des Martin Jochner. Ein Roman aus der vorletzten Zeit. Dieſer erſte Roman von Hermann Keſſer, der ſeinen Verleger in Kurt Wolff, Leipzig, fand, gibt ſich überraſchend; gebändigt und maßlos in Einem, voll ſtarker Bewegung und blaſſer Koloriſtik und von abſoluter Geiſtigkeit. Ausbuchte 909. er ein und ſcheint geſchrieben, die geballte Atmoſphäre feſtzuhal⸗ ten, die heiß und nervenpeitſchend über den Städten lag, ehe ſie ihre Auslöſung in der Tatſache— Krieg— fand, ſie e in der Spiegelung eines mit ihren Spannungen durch 25 und Erlebnisfähigkeit eng und 94 1— verbundenen Menſchen; in drei⸗ 65 Spiegelung: Großſtabt— Preſſe— Politik. Man iſt ver⸗ ucht, ſich an die von Keſſer geiſtvoll umſchriebene Kombination „Der Journalismus und die politiſche Seele“ als an das Kenn⸗ wort des Romans klammern. Um zu entdecken, wie wenig dieſe unmittelbar wirkend mit ihm zu tun haben, wie er auf eine vollkommen andere, ſozuſagen gegenwartsfreiere Ebene drängt, wie ſeine Entſcheidung in einem Rahmen ſich voll⸗ ziehen, der etwas ganz Verſchiedenes von dem vorſtellt, was man als Gehäus zu nehmen gewillt war. Ein Menſch meldet ſich: Martin Jochner, der Redakteur. Er leidet; leidet an Fremdem, das nichts mit ſeiner Arbeit gemeinſam hat und nichts mit der Zeit, das ihn eher fortführt von beidem, an ihm reißt und ſchüttelt, bis er den Widerſtand aufgibt und ſich hineinſtürzt. Er wird hingehen, wird die Frau wieder treffen, die den Rhythmus ſeines Lebens um eine neue Spannung verſchärfte, und wird, wie immer dieſer Druck ſich löſt, verwandelt aus dem Erlebnis, als dem Ventil für alle in ihm zur Entladung drängenden Ener⸗ gien und Hochſpannungen ſeiner Seele, hervorgehen. In Vergan⸗ genes greifende Kapitel werden zwiſchen die wenigen äußeren Stützen dieſes von Abend bis Morgen ſich abſpulenden Vorgänge geſchoben, Sprengſtücke von Erlebniſſen, Erinnerungsſtreifen rücken wie Kinobilder vorbei, dazu beſtimmt, Martin Fochners be⸗ ſondere Reizſamkeit, die ne wendigſten Fundamentierungen für ſein und der Schauſpielerin Leben und die Bedingtheit ihrer Be⸗ ziehungen feſtzuſtellen. Das Buch begiunt als Roman, kurbelt an 5 gemeſſenem Tempo und kommt ins Raſen. Es ſchafft ſich Wilieu bamit: nicht als Gegenſtändlichkeit, ſondern als Ausſtrah⸗ lung geiſtiger Kräfte. Nicht das Zuſtändlſche, ſondern die Stärke, die Sfraffheit, die Skala der geiſtinen Pewegungen von der leiſen Schwingung bis zum furioſen Aushruch, der Froum und Wirk⸗ lihkeit ineinander iagt, iſt ſein Inhalt. Es ſchwenkt ins unge⸗ hemmt Monologiſche. Gegen die Novellen“ gehalten, erſcheint der Roman wie ein Proben neuer Möglichkeiten, ein Sprung an andere Ufer; be⸗ Manuheimer General⸗Auzeiger(Qnittag⸗Ausgabe⸗ Dienstag, den 9. Januar 1017. Am Mittwoch, den 10. Januar gelten folgende Marken: Kartoffeln: Für je 5 Pfund die Marken 8 und g. Kohlrüben: Für 5 Pfund die Allgemeine Lebensmittelmarke N 3. Bryt: Für 750 Gramm die Marken 1 bis 3. Teigwaren: Für 100 Gramm die Marke N1 der Allgemeinen Le⸗ bensmittelkarte. Butter: Für ein achtel Pfund die Marke 42 in den Verkaufe⸗ ſtellen—714 auf Kundenliſte. Für 4 Pfund die Marke 43 in den Verlaufsſtellen—245 auf Kundenliſte. Fett: Für ein achtel Pfund die Marke 21 in den Verkaufsſtellen 200—900; die Marke 22 in den Verkaufsſtellen—200 auf Kundenliſte. Grieß: Für 100 Gramm die Marke M 2. Für ein Pfund die Sebensmittelmarke 2 für Kinder. Graupen: Für 200 Gramm die Marke M 2. Haferflocken: Für 100 Gramm die Allgemeine Lebensmittelmarke N 2(45 Pfg. das Pfund). 150 Gramm die Marke M 3.(Gilt bereits ab Freitag. Eier: Für ein Ei die Eiermarke 7 in den Verkaufsſtellen 475—714, die Eiermarke 8 in den Verkaufsſtellen—139 auf Kundenliſte. Magermilch: Für je Liter die Magermilchmarken—“ am Dienstag im geſamten inneren Sdadtbereich. Kondenſierte Milch: Für jede Haushaltung mit 2 und mehr Mitgliedern 1 Doſe auf Kundenliſte, in den Verkaufs⸗ ſtellen für Butter und Eier Nr.—714, gegen die Haushaltungs⸗ marke 4 der„Ausweiskarte“. Zucker: Für 250 Gramm die Zuckermarken 23 und 25; für 150 Gramm Rohzucker oder Kandiszucker die Allgemeine Le⸗ bensmittelmarke M 4. Süßſtoff: Für jede Haushaltung 2 Brieſchen(je 25 Pfg., Süßwert je ein Pfund Zucker) in den Drogerien und Apotheken gegen die Haushaltungsmarke 5 der„Ausweiskarte“. Außerdem für die Haushaltungen mit 5 und mehr Mitgliedern eine Schachtel Süßſtoff(G. Packung. M..85. Süßwert ⸗7 Pfund Zucker) gegen die Haushaltungsmarke 6. Seife: Für 50 Gramm Feinſeife(Toilette⸗, K..⸗ oder Raſierſeife und 250 Gramm Seifenpulber die Januar⸗Marken der Seifenkarte. Fleiſch: Für dieſe Woche 250 Gramm.(Eine Marke gilt für 25 Gramm Fleiſch mit Knochen oder 20 Gramm Lleiſch ohne Knochen oder 40 Gramm Fleiſchwurſt.) * Die Abteilungen für Butter, Eier, Milch und Krankenernährung befinden ſich ab Mittwoch, den 10. Januar, in der Tullaſtraße 19 gegenüber der Rückſeite des Roſengartens. Der Umzug findet Diensbeg, den 9. Januar, nachmittags ſtatt. An dieſem Nachmittag ſind die genannten Abteilungen geſchloſſen. Auf die Lebensmittelkarte für Kinder, Marke Nr. 2, wird ein Pfund Grieß in den größeren Kolonial⸗ wavengeſchäften verteilt. Eine weitere Ausgabe von einem 14 Pfund Grieß an die Geſamtbevölkerung iſt in Vorbereitung und wird in nächſter Zeit erfolgen. Kartoffelaufnahme. Bei der letzten Berteilung der Lebensmittelkarten gingen den Haushaltungen Fragezettel über die eingetellerten Kartoffel⸗ mengen zu. Obgleich um Rückgabe derſelben bis Ende Dezember gebeken wurde, iſt bis heute eine erhebliche Anzahl nicht zurück⸗ gelnmmen. Diejenigen Haushaltungen, welche die Fragebogen noch nicht zurückgegeben haben, werden daher aufgeſordert, ſie ſchnell⸗ ſtens auszufüllen, und an die Markenverteilungsſtelle im Roſe u⸗ garten abzuliefern. Zur Magermilchverſorgung. Bis zur Einführung der neuen Milchverordnung wird die Nagermilch in der bisherigen Weiſe an die Inhaber der roſa Magermilchlarten weiter verteilt werden. Außer der Milch⸗ emtrale ſind noch folgende Milchhändler zur Verteilung r Magermilch herangezogen worden:(Für die Vororte wird noch eine beſondere Regelung getroffen werden.) 1. Geißler, Joſ., F 7, 13—. 2. Streicher, Fr., G 7, 36— 3. Wörnex,., C 2, 6 — 4. Krehbiel, Georg, E 3, 8— 5. Dörr, Joh., U1 2, ia— 6. Hertlein, Q 5, 23— 7. Breidinger,., I. 4, 14— 8. Jakoby, Kliſab., R 6, 7—0. Kuch, Aug., S 6, 17— 10. Rabold, Auguſt, Böckſtraße 17— 11. Huttmann,., Holzſt 12— 13. Heiß, Ehr., Humboldſtraße 15— 13. Kuch, Alban, Lortzingſtraße 33— 14. rth, Karl, Bürgermeiſter⸗Fuch⸗ſtraße 69— 15. Beckenbach, Karl, Pflügersgrundſtraße 23— 16. Striffler, Fr. Riedfeld⸗ ſtraße 57— 17. Senz, Heinrich Pumpwerkſtr. 38— 18. Markert, Fr., Riedfeldſtraße 4— 19. Dürr, Gottlieb, Liebigſtraße 18— 20. Bortne, Val., Uhlandſtraße 122— 21. Göhring, Friedr., Berſchaffeltſtraße 16— 22. Dietrich, Carl, Riedfeldſtraße 36— 28. Carle, Friedr. Stockhornſtraße 12— 24. Pfaff, Ed., Lenau⸗ ſtraße 21— 25. Schneider, Fr., Eichendorffſtraße 40— 26. Erhard, Otto, Waldhofſtraße 4— N. Faußer, Lindenhofſtraße 14— 28. Bei 88 54— 20. Rheinwald, Eichelsheimer⸗ Schilling, Gichelsheimerſtraße 60— 31. Unger, Pahe 2,— 90 Augartenſtraße 70— 32. Beißwenger,—— 45— 33. Dc, Taſterſelſtraße 7 24 Perberich Schwehingerſtraße 58 35. Marion, Kl. Wallſtadtſtraße 29—86. Mühlhäuſer, Friedrichs⸗ felderſtraße 59— 37. Willig, Hein., Seckenheimerſtraße 70— 38. Appel, Werderſtraße 9. Slädtiſches Lebensmiltelamt. ———————————— 2 Nus Ludwigshafen. * Lokal⸗Vorort⸗Berkehr nach Mundenheim. Bei dem lebhaften Perſonenverkehr zwiſchen Ludwigshafen a. Rh. und dem Stadtteil Mundenheim iſt die von der hieſigen Kgl. Eiſenbahndirektion ein⸗ geführte Tarifverbilligung der Fahrgelegenheiten für das Publikum von großer Wichtigkeit. Mit Wirkung vom 1. Februar dieſes Jahres werden für die Beförderung von Reiſenden zwiſchen Mundenheim⸗Hochfeld— es iſt dies der neu angelegte Stadtteil, die Gartenſtadt— und Ludwigshafen a. Rh. Haupkbahnhof und Ludwigshafen a. Rh.⸗Brücke, Monats⸗ und Abonnementskarten zu folgenden Fahrpreiſen eingeführt: Monatskarten 2. Kl. 6,30., 3. Kl. 4,30 M. Abonnementskarten für Werktags 2. Kl. 4., 3. Kl. 2,50 M. Abonnementskarten für alle Tage 2. Kl. 4,80., 3. Kl. 3 Mark. Dieſe Karten ſind ab 20. ds. Mts. bei der Station Mundenheim zu haben. Die bisherigen Monatsabonnementskarten Maudach⸗Ludwigshafen a. Rh. werden aufgehoben. Die Vollsernähtung. Das Kriegsernährungsamt und öie Städte. Berlin, 8. Jan.(WTB. Nichtamtlich.) Auf das Schrei⸗ ben des Präſidenten des Kriegsernärungsamts vom 5. Januar erwiderte Oberbürgermeiſter Wermuth Unterm 8. Januar aus⸗ führlich. Er betonte unter anderem, zur Verſorgung der Städte mit der zur Lebenshaltung notwendigen Menge von Nah⸗ rungsmitteln müſſe auf dem Wege amtlicher Ergreifung und Bewirtſchaftung der notwendigen Nahrungsmittel unbeirrt weiter gegangen werden. Ein Syſtemwechſel, den das Kriegsernährungsamt zweifellos nicht wünſche, werde von vielen Seiten gleichwohl befürchtet, weil in dem Schreiben des Präſidenten die Frühkartoffeln, Milch und Maſtſchweine ſowohl unter den Gegenſtänden der öffentlichen Bewoirtſchaf⸗ tung und Zwangslieferung, als unter denen genannt würden, die ſich für das Syſtem der Beſchlagnahme zu Höchſtpreiſen nicht eigneten, denen vielmehr durch Lieferungsverträge beizu⸗ kommen ſei. Letztere Einreihung laſſe befürchten, daß die Zen⸗ tralbehörde ſich von der weiteren Fürſorge und Verantwor⸗ tung ſchon dann befreit halten könnte, wenn ſie die Gemeinden auf den Weg der Lieferungsverträge verwieſen hätte, davor müſſe dringend gewarnt werden, beſonders hinſichtlich der in dieſem Jahre ſo ſehr ſchwierigen Kartoffelverſorgung. Auch bei Obſt und Gemüſe ſei in der behördlichen Bewirtſchaftung nicht genug, aber in der Zerſtörung ſtädtiſcher Verträge zuviel ge⸗ ſchehen. Faſt alle Städte hätten in dieſer Beziehung ſehr ent⸗ mutigende Erfahrungen gemacht. Frankfurt a.., 7. Januar. Zu den neuen Vor⸗ ſchlägen Batockis nimmt jetzt auch das Städt. Lebensmittel⸗ amt Frankfurt a. M. in einer Zuſchrift an die Preſſe Stellung. „So oft wir uns bemüht haben,“ heißt es darin,„Lieferungs⸗ verträge mit ländlichen Erzeugern zuſtande zu bringen. ſind ſie vor oder bei der Ausführung durch behör dliche Maßnahmen durchkreuzt und nichtig gemacht worden. Der Gedanke ſelbſt iſt ſo einleuchtend, daß es wirklich nicht der neuen Anregung bedurft hätte. Zur Durchführung haben ihm aber bis jetzt nicht nur die Unterſtützung der maßgebenden Behörden, ſondern auch in den meiſten Fällen die geeigneten Gegenkontrahenten für die Stadiverwaltungen gefehlt. Es iſt daher unbedingte Vorausſetzung, daß die Landes⸗ und Pro⸗ vinzialbehörden Organiſationen zur Erfaſſung der Nahrungs⸗ mittel auf dem Lande ſchaffen, mit welchen dann die Liefe⸗ rungsverträge getätigt werden können.“ Die Zuſchrift ſchil⸗ dert dann die Schwierigkeiten, die der Stadt Frankfurt, namentlich in der Milchbeſchaffung, entgegengetreten ſind, und teilt dann mit, daß die Bezirksfettſtelle die Einrichtung von ſogenannten Wirtſchaftsausſchüſſen in allen ländlichen Gemeinden angeordnet habe, denen neben anderm auch die Feſtſtellung und Erfaſſung der überſchüſſigen Milch obliege.„Wenn die Wirtſchaftsausſchüſſe ſich eingelebt haben, dann können ſie eine geeignete Grundlage bilden für eine beſſere Erfaſſung der Lebensmittel auf dem Lande und für Organiſationen, mit denen dann auch Lieferungsverträge, z. B. für Frühkartoffeln, abgeſchloſſen werden können. Hauptſache iſt und bleibt aber, daß die dahingehenden Be⸗ ſirebungen auch die vorbehaltloſe Unterſtützung der Re⸗ gierungsbehörden finden, und daß bei allen neuen Verord⸗ freiter von Tradition und dem Wollen der Jungen zugewandt. Ein Buch des Uebergangs und darum voll Härten und geringerer Gekonntheit gegenüber der ſeltſam reifen Technik des„Langkofler“, der ſicheren ſzeniſchen Stimmung, die Keſſers frühere Geſtaltun⸗ gen kenngeichnet; eine geringere Erfüllung wie dieſe, aber eine ſtärkere ßung, eine Verpflichtung für Kommendes. 3 Sechſtes Konzert des heidelberger Bachvereins. Das ſechſte Konzert der Kongertreihe des Heidelberger Bach⸗ rereins im fünften Kriegsſemeſter 1916/17 ſtand im Zeichen des Schutzpatrons des Bachvereins, deſſen Viertes Branden⸗ burger Konzert für Solovioline, awei Flöten. Streichinſtru⸗ mente und Continuo, ausgearbeitet zum Gebrauch für die Kgl. Ka⸗ Ale in Berlin von Wolfru m, mit den beiden herrlichen iolinkongerten in A⸗moll und Gedur den ehernen Beſtandteil des amms bildeten. Die Bach'ſchen Werke finden im Heidelberger achberein, dank des innigen Wolfrums zu dem großen Leipziger Thomaskantor, ſeit Jahren eine anerkannt ſtil⸗ volle Pflege, und man erlebte auch geſtern keine Enttäuſchung. Das vierte der 6 in Köthen komponierten und nach dem Auftraggeber, Markgraf Chriſtian Ludwig von Brandenburg, benannten„Bran⸗ denburgiſchen Konzerte feſſelt durch die reizvolle Behandlung, mit der das Concertino der Soloinſtrumente dem Concerto des vom Eimbalo getragenen Orcheſtertutti gegenübertritt. Dem freund⸗ lichen Allegro folgt ein ernſtes Andante in E⸗moll. Weitaus der wertvollſte Satz aber iſt die grandioſe, mit höchſter Meiſterſchaft aufgebaute beſchließende Fuge. Die Wiedergabe war eine ſehr an⸗ erkennenswerte. Herr Prof. Felix Berber⸗ Credner bot den Part der Solovioline mit erleſenem Geſchmack und hoher Muſika⸗ lität. Die Herren Max Fühler⸗Mannheim und Bruno Krä⸗ mers Heidelberg erwieſen ſich in den Partien der beiden Solo⸗ flöten als vortreffliche Ruſiker. Und ſo kam die urgeſunde fch die ja auf der Grenze gwiſchen Kammer⸗ und Orcheſtermuſik ſteht, in der akuſtiſch ausgegeichneten und für Werke dieſer Gattung wie chaffenen— 05 des Neuen Kollegienhauſes in allen ihren Schön⸗ en gu lebendigem Blühen. Dem Bachfreunde boten dann die belden Uiolinkonzerte m A⸗moll und C⸗dur, die der Höthener Schaffene. de entſtammen, beſondere Kunſigenüſſe. Trotz des Marngels herts un guten Violinkonzerten haben dieſe Wach ſchon Perke im Kongert⸗ ſaal noch nicht die verdiente Gerbreltun 95 Würdigung Kefunden. Ein oft beobachteter Mangel iſt die Behandlung des Continuo ſei⸗ iens unſerer Konzertleiter, der meiſtens zu nebenſächlich behandelt und dem alten Cembalo mit ſeinem Tone geſpielt wird und daun das Orcheſtertutti nicht fützt und„bereichert“ Herr Generalmuſikdireltor Wolfrum verwendet als Continuoträger zmit Recht den modernen Flügel und ſaß geſtern ſelbſt au dieſem 9 Den Talllad übergab er in den drei Bach'ſchen Wer⸗ —————— len Herrn Muſikdirektor Radig, der des Meiſters Intentionen folgend, und obwohl ihm dieſe polyphone Muſik begreiflicherweiſe ferner liegt, den Kontakt unter den Spielern mit großer Sorgfalt u wahren ſuchte. Herr Berber erwies ſich beſonders in den io⸗ inkonzerken als ganz hervorragender Bachinterpret. Er f ielte die beiden—.— gedächtnisfrei, mit hochentwickelter Technik und geſchmackvoller Nuancierung. Die langſamen Sätze, vor allem das ausdrucksinnige Cis⸗moll⸗Adagio des motiviſch reizvollen G⸗dur⸗ Konzertes mußten in dieſer Ausführung auch den mit Bach weniger Vertrauten entzücken. Die einleitenden Tatte dieſes göttlichen Ada⸗ gios konnte man ſich allerdings im Orcheſter noch etwas edämpfter, geheimnisvoller denken. Im Allegro aſſai des A⸗mol ⸗Konzertes wußie der Soliſt auch eine ſtilechte Kadenz dem Rahmen einzufügen. Der Geiger, welcher in Feldgrau erſchienen, wurde begeiſtert ge⸗ feiert und dankte mit einer Zugabe für Violine allein. Der Con⸗ tinuo des A⸗moll⸗Konzertes iſt von Max Reger, derjenige des E⸗dur⸗ Konzertes von Ph. Wolfrum ausgearbeitet. Die Bach' ſchen Werke fanden in Mozarts köſtlicher„Klei⸗ ner und R. Volkmanns„Zweiter Se⸗ renade“ in F⸗dur, Op. 63, ihre Umrahmung. Herr Profeſſor Wolfrum brachte beide Tondichtungen mit dem verſtärkten Streich⸗ orcheſter in feindifferenziertem Spiel und treffender Charakteriſtik des Stimmungsgehalts der einzelnen Sätze zu ſchönſter Wirkung. F. A. Aus dem Mannheimer Kunſtleben. Theaternachricht. Der allgemeine Vorverkauf für die Vorſtellungen der Strauß⸗ Woche betzinnt Mittwoch, den 10. Jannar, vormittags 10 Uhr. Am Sonntag, den 14. Januar wird„Salome“, am Dienstag, den 16. Jauuar„Ariadne auf Naxos“ und am Donnerstag, den 18. Fanuar„Der Roſenkavalier“ aufgeführt. Alle Borſtellungen finden außer Abonnement zu hohen Preiſen ſtatt. In der Uraufführung von Dr. Hartlaubs einaktigem Schauſpiel „Maria“ ſinb in den Hauptrollen beſchäftigt: die Damen: Thila Hummel, Alice Liſſo, und die Herren: Franz Everth, Fritz Odemar. In der Erſtaufführung von Paul Sifferers„Helle Nacht“, die am gleichen Abend ſtattfindet, wirken mit die Damen: Love Puſch, cliſe De Nauk, Aenne Neonie, Alice Piſſo, und die Herren: Fritz Alberti, Wilhelia Egger, Rabert Garriſon, Georg Kbhler, Karl Reumann⸗Hoditz, Fritz Odemar, Foſef Renkert, Adalbert Schlettow. Beide Stücke werden von Richard Weichert in Szene geſetzt. Muſikaliſche Akademie. In dem heute abend ſtattfindenden fünften Aladentie⸗Kongert wird Frau Sigrid Hofmann, Onégin nungen der Reichs · und Landesbehörde anders wie bisher auf bereits abgeſchloſſene Verträge Rückſicht genommen wird.“ Letzte Meldungen. Her U⸗Voolltieg London, 7. Jan.(WTB. Nichtamtlich.) Lloyds meldet, der Schoner„Breada“ iſt von einem feindlichen Unterſee⸗ boot verſenkt worden: die Beſatzung wurde gelandet. an glaubt, daß der norwegiſche Dampfer„Laupar“ verſenkt worden iſt. London, 7. Jan.(WTB. Nichtamtlich.) Lloyds meldet, der N Dampfer„Hanſi“ iſt wahrſcheinlich verſenkt worden. Paris, 7. Jan.(WB. Nichtamtlich.)„Petit Pariſien“ zufolge wurden vor Rochelle drei we itere Fiſch⸗ dampfer verſenkt. Die Armeebefehle der verbündeten Monarchen. Wien, 8. Jan.(WTB. Nichtamtlich.) Die infolge de⸗ Doppelfeiertages erſt heute nachmittag erſchienenen lätter beſprechen die Armeebefehle der verbündeten Monarchen und erklären ſie für eine ſchlagende Erwiderun auf die Verwegen⸗ heit, mit der die Entente nach ſo vielen Niederlagen ſich Ber⸗ ausnimmt, von Strafen zu reden, die ſie auferlegen will. Die„Neue Freie Preſſe“ ſchreibt: Die Mittelmächte waren großmütig und wollten die Schlächterei beenden. Die Entente⸗ mächte antworteten mit Hohn, daß der Vorſchlag nur gemacht wurde, weil die Mittelmächte ſchwer erſchüttert ſeien— er⸗ ſchüttert nach den Ereigniſſen in Rumänien? So werden die Völker der Entente belogen und betrogen. Die Mittelmächte wollten den Frieden ehrlich und werden die ihnen aufgezwun⸗ gene Fortſetzung des Krieges mit der äußerſten Kraft bis zu einem ſiegreichen Ende durchführen. Das„Neue Wiener Tagblatt“ ſagt: Eindeutig hat die geradezu frivol ſtiliſierte Antwortnote der Entente bewieſen, daß drüben Wut und Haß den klaren Blick ſo getrübt haben, daß an einen vernünftigen Gedankenaustauſch derzeit noch nicht zu denken iſt. Auf die Feinde allein fällt die Schuld, wenn dieſer unſeligſte aller Kriege noch weitere Opfer fordern ſoll. Nun werden die beſten und tapferſten Armeen der Welt den Gegner endgültig zu Boden ſchlagen und dann unſerem Kon⸗ tinent die Ruhe ſichernde Bedingungen diktieren. Rotterdam, 8. Jan.(WTB. Nichtamtlich.)„Maas⸗ bode“ ſchreibt: In den übereinſtimmenden Armeebefehlen des Deutſchen Kaiſers und des Kaiſers von Oeſterreich hatte man die in direkte Antwort, die die Mittelmächte auf die Antwort der Alliierten zu geben wünſchen, zu erblicken. Kaſputin nicht lot? Stockholm, 8. Jan.(WTB. Nichtamtlich.)„Nya Dag⸗ ligt Allehanda“ meldet: Nach glaubwürdigen Nachrichten aus Petersburg glaube man dort nicht, daß Raſputin wirklich tot ſei. Die von der Auffindung ſeiner Leiche in der Newa ſei nur zu dem Zwecke verbreitet worden, Raſputin Gelegenheit zu geben, zu verſchwinden, oder jedenfalls ſich der Aufmerkſamkeit der Oeffentlichkeit zu entziehen. In letzter Zeit ſeien wiederholt Anſchläge gegen Raſputin verübt worden. Dieſer ſei aber ſo gut bewacht, daß es kaum möglich ſei, ihn zu ermorden. verſchleppung deutſcher Sefangener nach Jndien. Berlin, 8. Jan.(WTB.) Verſchleppung deutſcher Ge⸗ fangener von Blautyre nach Indien. Bei der erliner Miſſion ſind Briefe eingelaufen, aus denen daß von den Gefangenen, die ſich in den Lagern in Blautyre im Schirehoch⸗ lande befanden, 85 Männer im Oktober von ihren Familien getrennt und nach Indien abgeſchleppt wurden. Dabei wur⸗ den auch der ordinierte Geiſtliche und andere, die nie unter den Wafſen geſtanden haben, wie Kriegsgefangene behandelt. Ende Oktober holte ſie ein Dampfer in Beira ab, der über Dar es Salam und Sanſibar am 5. November in Mombaſſa einlief. Hier ſollten ſie auf ein nach Indien gehendes Schiff übergeführt werden. pörendſten, was ſich England gegen deutſche Miſſionare ge⸗ leiſtet hat. Erſt verſchleppte man ohne jeden ernſthaften Grund von den etwa 40 evangeliſchen und katholiſchen Miſſionsſtati⸗ onen im Njaſſalande die friedlichen und wehrloſen Männer, Frauen und Kinder auf eine Entfernun weiter als von München nach Danzig ohne ausreichende ürſorge und ließ ſie an den ungeſundeſten Plätzen wochenlang verweilen. Ihre Stationen ließ man ausplündern und verwüſtete ſo eines der ſchönſten Stücke deutſcher Miſſionsarbeit gründlich. In Blan⸗ tyre aber befanden ſich die Gefangenen wenigſtens auf einem geſunden Platz. Jetzt aber trennt man plötzlich die Männer von ihren Frauen und Kindern, läßt Efat im Herzen Afri⸗ kas allein und bringt die Männer, die faſt alle einen langen Dienſt im äquatorialen Afrika, darunter 2 ½ Kriegsjahre, hinter ſich haben, in das ungeſunde Ahmednagar in Indien, d. h. eben dahin, von wo man vor einem Jahr die deutſchen Miſſionare wegführte, weil ihre Anweſenheit in Indien eine Geſahr für das Land ſeil Dieſe neue Brutalität wird in deut⸗ ſchen Miſſionskreiſen und gewiß auch in manchen neutralen, gerechte Empörung hervorgerufen. Schiffsunfälle. Fredriksſtad, 8. Jan.(WTB. Nichtamtl.) Der große Fiſchdampfer„Jupither“ iſt nachts geſtrandet und wahrſcheinlich wrackggeworden. Erdſtöße in Ligurien. Bern, 8. Jan.(WT B. Nichtamtl.) Dem„Corriere della Sera“ zufolge fanden in Ligurien z wei ſtarke Erd⸗ ſtöß e ſtatt. Unter der ins Freie flüchtenden Bevölke⸗ rung brach eine gewaltige Panik aus. Schaden iſt nicht angerichtet worden. Großer Streik in einer franzöſiſchen Munitionsfabrik. Paris, 7. Jan.(WTB. Nichtamtl.) Der„Matin“ mel⸗ det, daß in der Geſchoßfabrik von Jory, die vorwie⸗ gend großkalibrige Geſchoſſe herſtellt, und über 2500 Arbeitet und Arbeiterinnen beſchäſtigt, ein Streik ausgebrochen iſt. Die 9900 der Streikenden die erſt 600 betrug, iſt bedeu⸗ tend gewachſen. * Vern, 8. San. Grm. Nictant.) Der„Corriere della Sera“ meldet aus Aihen: Die Stadt iſt kufalge Kohlenmangels nur ſpärlich beleuchtet. Die Bevölkerung erträgt mit Ruhe die von der Blockade herrührenden Störungen. Seit vier Tagen ſind auch die Brotmengen für das königliche Haus Sere Ausnahine der Italiener abgereiſt oder haben ſich zum Teil eine Arie aus Nozarts„Titus“ ſowie eine Ausleſe Schuman 5 Meiſterlieber zu Gehör bringen. eingelchiſt. Dieſe Maßnahme gehört zu den Em⸗ Alle Vertreter der kriegführenden Mächte ſind nunmehr mit S „„o 3S — — — Dienstag, den 9. Januar 1917. Mannheimer General⸗Auzeiger(Mittag⸗Ausgabe) 8. Seite. Nr. 13. ——— Gerichtszeitung. Berlin, 8. Jau. tallhochſtpreiſe ſtauden die Kauſteute Engel und Eger vor der 1. Straftammer des Lanogerichts 1. Die Angettagten, die unterarvenen fur eine hienge grote Baorit ausſuyrten, harten lich der Ueberichreitung der Hochſpreiſe beim Ein⸗ uno Bertauf von Weetau ſchulbig gemacht. Wegen oer großen Zahl der Vaue bean⸗ tragte ber Siadsauwalt gegen den ernen Angetlagten 6 Monate Gelanguis uno 9 000 Ware Gelditrale, gegen ben zweiten dagegen Freiprechung. Der Gerichtshof tam zu einer Verurtenung beiber Angenagten, naym aber von ciner Breihenenrafe abſtand und er⸗ kanne auf 40 000 Mart und 2000 Fart Geroſtraſe. Berlin, 8. Jan. Das ſchwere Bootsunglück auf der Dahme bei Grunau, das zahlreiche Groß⸗Bertiner Famt⸗ lien in Trauer verietzt hat, beſchalrigte die 1. Straftammer des Landgerichts 11. Der aus der Unterſuchungshait vorgetüyrte 46 Fahre alte Schiffstührer Gottlieb Kanwiſcher, der in Koſcherewo (Kreis Kaliſch geboren und Rtuſſe iſt, wird beſchuldigt: zu Lopenick⸗ Grunau am 23. Juli 1916 fahrlaig das Sinten oes Kraſtvootes „Anna“ bewirkt und dadurch den Lod von 22 Menſchen ver⸗ urſacht zu haben, indem er die Aufmerkſamkeit aus den Augen ſetzte, zu der er vermoge jeines Berufes beſonders verpflichtet war. um 28. Juli 1916, gegen 3 Uhr 45 Minuten, ſtießen auf der Dahme bei Schmetterlingshorſt der von dem Angetlagten geführte Dampfer „Hindenburg“ der Reederei Nobing und das Kraſtboot „Anna“ des bei dem Unglück ertrunkenen Schiftseigners Wals zu⸗ ſammen. Auf dem Dampler befanden ſich etwa 270 Perſonen, auf dem Kraftboot 42.„Hindenburg“ fuhr von Cöpenick her ſtromauf⸗ wärts,„Anna“ kreuzte ſeine Straße. Das Wetter war klar, die Waſſerfläche wenig belebt. Der Weg des Fährbootes betrug 480 Meter. Etwa drei Fünftel davon hatte ſie bei dem Anprall zurück⸗ gelegt, als der Zuſammenſtoß mit„Hindenburg“ erſolgte. Die Anklage behauptet, daß der Angeklagte das ſchwere Unglück ver⸗ ſchuldet hat, und zwar durch überſchnelles Fahren bis zum letzten Augenblick, ferner durch das Ausweichen nach links ſtatt nach rechts und die Unterlaſſung der Angabe der vorgeſchriebenen Ausweich⸗ zeichen. Der Angeklagte beſtritt ſeine Schuld. Die Ausſagen der Sachverſtändigen lauteten durchweg zu ſeinen Gunſten. Der Staats⸗ anwalt hielt indeſſen den Angeklagten für ſchuldig, denn er ſei rück⸗ ſichtslos losgeſahren und habe erſt im letzten Augenblick geſtoppt, ob⸗ gleich er ſah, daß das Motorboot nicht ihm auswich. Gegen der⸗ artige Rückſichtsloſigkeiten der Schiffsführer müßte das Publikum energiſch geſchützt werden. Deshalb beantrage er 3 Jahre Geſäng⸗ nis. Die Verteidiger beantragten die Freiſprechung, weil die Gut⸗ achten ſolch erfahrener Leute wie der Sachverſtändigen zugunſten des Angeklagten ſprächen, der nicht wiſſen konnte, daß der Motorführer ſo Unſinnig, wie geſchehen, handeln würde, indem er trotz Warnungs⸗ zeichen nicht auswich. Das Gericht kam zu einem Schuldig und ver⸗ urteilte den Angeklagten wegen fahrläſſiger Tötung und Ver⸗ urſachen des Sinkens eines Schiffes zu 1 Jahr Gefängnis, rechnete aber die Unterſuchungshaft voll an und hob den Haſtbefehl auf. Der Angeklagte habe nach dem erſten Warnungszeichen Obacht geben müſſen, ob das Motorboot auswich, und ſei dann, als er be⸗ merkte, daß es nicht reagierte, verpflichtet geweſen, alle Maßnahmen zu treſſen, um einen Zuſammenſtoß zu vermeiden. Mit einem zweiten Signal hätte er ſich nicht begnügen dürfen, ſondern er hätte ſogleich ſtoppen müſſen. Die überwiegende Schuld träfe jedoch den ertrunkenen Motorbootführer, und demgemäß ſei auch die Strafe be⸗ meſſen worden. Handel und industrie. Die Geireidemigernte der Entente und Ententelieferanten. Immer deutlicher tritt die Tatsache zu Tage, daß die Euiente- länder und die ihnen zur Verfügung stelienden Getreideauskuhr⸗ länder ihr Erntejahr nicht nur mit einem auĩ die verminderte An Haufläche zurückzuführenden Ertragsrückgang, sondern mit einer ausgesprochenen Fehlernte abgeschlossen haben. Nack den Angaben des Internationalen Landwirischaitlichen lustituts in Rom betrugen die Rückgänge der Anbau⸗ Hläche für 1016 gegen das Vorjahr in Millionen ha: in den Ver- einigten Staaten 4,2, im europ. Rußland 39, in Kanada 1,1; die Mindererträge in Millionen Doppelzeniner: in den Ver, einigten Staaten 111, im europ. Rußland 42, in Kanada 50, in Eng- land selbst 5. In Prozentsätze umgerechnet und vergleichsweise gegenübergestellt ergeben sich bei Anbaulläche und Ertragsrück⸗ gang jolgende Unterschiede: Rückgang gegen 1915 in Prozent bei der Anbauflache im Ernteertrag Vereinigte Staatn 17,2 40,2 Europ. Rußlant 10,7 20.6 Kanadlaa 223 5757 Englancd 121 23,2 Für Indien liegen über die Anbaufläche keine Zahlen vor, der Rückgang des Ernteertrages wird mit 16,0 Proz. angegeben. Bei sämtlichen in der Taballe angegebenen Ländern übersteigt der proxentuale Ertragsrückgung bei weitem die Anbauflächen⸗ verminderung. Am grögten sind die Unterschiecle in Kanada und den Vereinigien Staaten, wobei noch nicht zu überschen ist, inwie⸗ weit die Abwanderung des Stickstofis in die Munitionsfabriken, landwirtschaftlicher Arbeitermangel oder Witterungseinflüsse an dem ungünstigen Ausfall der Ernte am meisten beteiligt sind. Im einzelnen werden die Angaben des Iutern. Landw. Instituts durch den Bericht des Handelsanttes in Washington bestätigt, der für die Hauptgetreidearien der Vereinigten Staaten folgende Min⸗ dererträge leststellt: Ertrag in 1000 Bushels: 1915 1916 beim Weizeen.011.510 6⁴0 600 beim Mais.054400.583.000 beim Hafer.540.400.252.000 Das bereits angeküncligte Getreideausfukrverbot ist freilich in Amerika bis heute noch nicht Wirklichkeit geworden. Doch nimmt die Bewegung zu, die in Rücksicht auf die Leuerung im eigenen Lande wenistens die Ausfuhr von Weizen verbieten will. Ein ungünstiger Saatenstand im Frühjahr wird das Ausluhrver- bot zweifellos nack sich ziehen. Vorläufig werden unsern auf Importe angewiesenen Gegnern die Wirkungen der Mißernte zusammen mit den durch erlolg- reiche-Bootarbeit entstandenen Trausportschwierigleiten in einer Rechnung durch das Auschwellen der Getreidepreise vor Augen geiährt. Notiert doch nach den neuesten Maßnahmen der englischen Regierung die Lonne Weizen in London mit 440 M. (vor dem Kriege, juli 1914, zahlten die Engländer 175 M. pro Tonne, Juni 1916 20., am 13. November 1916 402., in Berlin gegenwärtiger Höchstpreis 200.). Frankreick hat gleichfalls einen Ernteminderertrag, der weit kinauegcht Üher die durch das Ausscheiden der besetzten Gehiete entstandene Anbaullichenverminderung. Nach dem„Journal olli- cial“ hetrug der diesjährige Ertrag an Weizen, der allein als Brot- getreide in Frage konunt, 5,8 Millionen Tonnen gegen 9 Millionen in normalen Erntejshren; Importpreis vor kurzem 400 M. die Tonne, wobel die französische Regierung die Difſerenz zwischen diesem Satz und dem inländischen Höchstpreis, 200 M.(also über 100 M. pro Tonne) auzul hat. lann der Intente die Ret- tung auch wcht kommen. Argentinien hat aweitelles ein grokes Deilrit gegenüber dem Voriahr, sokaß auck hier sckon von ainczn Ausfuhrverbot die Rede war. Iu Australien sind mindestens die Provinzen Vilktoria und Neu-Süd-Wales an einer Fehlernte betei · ligt, abgesehen davon, daß der Einfuhr aus Australien nach den Worten Lloyd Georges„ſast prohibitiv wirkende Transportschwie riglreiten“ cntgegenstehen. So sehen sich die Aushungerungspoli⸗ titer von chedem heute einer Lage gegenüber, die ein Neatraler, der schwellische Volkswirtschaltler Rud. Kjellen, als die„Nemesis den Kunee“ hercichnet hat.—. Wwethell Geberichreitung der Me⸗ Zur Lage des Ledermarktes. Die Schuhiabriken klagten in jüngster Zeit wieder lebhait über cie ungenügenden Zuweisungen von Bodenleder, durch welche mitunter die Fortiührung der Betriebe in Frage gestellt wurde. Die Bevorzugung bei Verteilung von Unterleder an die Schuhmachereibetriebe übt eben ihren Einfluß vorderhand aus, doch erwartet man, daß späterhin den Schuhſabriken wiecer grö- ßere Mengen überwiesen werden. Die Erzeugnisse der Ersatz- eohlen-Gesellschaſt jür die Schuhmachereibetriebe und Rohstolf- genossenschaften gelangen durch die Verteilungsstelle der Reichs- leder-Handelsgeselischaft und des Reichsverbandes deutscher Lederhändler, nach Maßgabe der Verteilungsschlüssel der Kon⸗ ttollstelle füür freigegebenes Leder, in den Handel. Die Ersatz- sohlen-Gesellschaft verweist aui die heauftragten Lieierern von den Beschaffungsstellen der Heeres- und Marineverwaltung auferlegte Verpilichtung, die nach Fertigstellung jedes Auftrages aus be⸗ schlagnahmtem Leder übrigbleibenden Mengen einschließlich sümt- licher Abfälle ausnahmlos, ihr zum Verkauf anzubieten, und ferner auf die Verbrauchern von freigegebenem Leder von der Kontroll- stelle für freigegebenes Leder auferlegte Bedingung, Abfälle ihr in der vorgeschriebenen Sortierung anzudienen und zu einem Preis, welcher den zwishen der Ersatzsohlen-Gesellsckait und der Be- hörde vereinbarten nicht übersteigt, abzulieiern. Genaue Vor⸗ schriften für die Sortierung der Lederablälle sind jetrt erlassen worden, wie auch eine Bekanutgabe der Bedingungen erfolgte, die für die Uebernahme maßgebend sind. Bemerkenswert daraus ist, daß die Bestände am Ende eines jeden Monats bei der Ersatr- sohlen-Gesellschaft bis spätestens 5. des folgenden Monats der Gesellschait anzumelden sind, und zwar nur in Mindestmengen von 50 kg von jeder Sorie; kleinere Bestände sind zurückzuhalten, bis eine Menge von 50 kg erreicht ist. Die Gerbereibetriebe ar- beiten samt und sonders in eingeschränktem Betrieb. Zugünge zu den Lägern eriolgten in jüngster Zeit nur in mäßigem Umlang. Der Begehr nach Oberleder war auf der ganzen Linie gut. Ine- besonders erfreuten sich feinere Oberleder starken Interesses, die Andienungen darin blieben aher durchweg hinter den Amorde- rungen zurück. Uebrigens sollten jetzt wieder Lederkarten für den Bezug dieser Ware verteilt werden. Nach Futterleder trat große Nachfrage auf, ohne daß entsprechendes Angebot vorlag. Auch die Andienungen in Spalte hätten reichlicher sein dürfen, beson⸗ ders in den freien Sorten, die ohne Bezugskarte erhältlich sind. Sehr beunruhigt hat die bedeutende Erhöhung der Gerbstok- extrakt-Preise die Lederhersteller. Die Kriegsleder-Akt.-Ges. lieſ nämlich einen Aufschlag eintreten, der bei Kastanienholzextrakt nicht weniger als 32.15 M. für den Doppelzentner beträgt; diese Ware kostet jetzt mit etwa 28 Prozent Gerbstoffgehalt 137.25 Mark tür die 100 lg, ferner kosten Eichenrindenextralct mit B5 Prozent Gerbstofigehalt 122.50., Eichenholzextrakt mit gleichem Gehalt 122.50., Fichtenrindenextrakt mit 22 Prozent Gerbstofigehalt 105.60., Akazienholzextrakt mit 5 Proz. Gerbstolgehalt 137.25 M. und Valonea-Extrakt mit 20 Prog. Gerbstoffgehalt 130.25 M. für den Doppelzentner. Die Erhöhung der Extralkct- preise mußte umso mehr überrascken, als am Rindenmarbt wäh⸗ rend der letzten Zeit eker eine Abschwächiung, als Beiestigung ein⸗ trat. Es sind sowohl die Preise der Eichen-, wie auch Fichten- rinden zurückgegangen. Da jeizt bekanntlich die Kriegsleder- Alct.- Ges. große Posten Häute im Lohne gerben läßt, erwarten die Uebernehmer dieser Lohnarbeiien im Hinblick auf die Verteuerung der Exiraktstofle auch eine Höhersetzung der Gerblöhne. In eine Wenig günstige Lage sind durch das Hinauisetzen der Exirakt- preise aber auch die Gerber verseizt worden, weiche Häute für Rechnung verarbeiten, aber an die Höchstpreise gebunden sind. Wiener Wertgapierbörse. Wien; 8. Jan.(WIB.) Nach der zweitügigen Unterbrech- ung wurde der Börsenverkehr unter dem Eindruck cler kort⸗ gesetzten Erkolge in Rumänien in fester Stimmung wieder aufge⸗ nommen. Schwächere Haltung bekundeten nur Montanwerte in Berücksichtigung der steigenden Lasten einzelner Gesellschalten, sowie einzelne Schiffahrtsaktieu, dagegen standen Rüstungs-, Spiritus-, Automobil- und Maschinentabriksaktien zu höheren Kursen in Nachtrage. Anlagemarkt unverändert ſest. Pariser Wertpapierbörse. PAIs 8. Januar(Kassa-Markt.) 8 6.. 0. 6. 8. 5% Rente. 08.40 88.40 Saragossa. 435 435 Toulaa 0 1014/ 1014 30% Anleihs„62.196.—[Suez Kanal 4285/ 434/0fio Tioto. 1770 27c60 4% Span.ul. 102.09/04“.—[ThomHeust...00 704/Cape Copper 120.50.123.— BsHuesen 1906 64.— 04.—Bafk. Fax 42 323/ Ohſna Seper 357.— 3% do. 1696 55.80 55.80Gaoui”ꝛοα 1 131PUtua Cepper. 612.— 4% Torken 60.——.— Kalakka 10 116 Tbarelie.—147.— Bang. de Parls—.—10.37 BC... 10%76e Beers. 358.—358.— Eréd. Lyongala] 1210/ 12.15Brlann. 4 4 GelAfelds 47. 48.— Un. Parislen. 6. 5Llenoseft. 27½— tena geld.—.—45.— Rettopelitain 402/ 410[Matizoft Fant., 395/ 491Tügersfost 63.— 69.— Kord. Espdag. 438] 4360Le Maphte. 485 407Randmines.. 103. 62.— Spasokl Copper—— 52— Zur Förderung des bargeldlosen Zahlangsverkehrs⸗ üht die Direktion der Disconto-Gesellschalt eine kleine Pa- Lal Direktion der D to-Gesellschalt eine kl Propa gandaschrift ereckeinen, die kurz unc anschaulich mit Benutzung farbiger Muster für den Scheck und Ueberweisungsverkrhr die Vorteile des bargelclosen Verkchrs für die Allgemeinheit und deu einzelnen klarlegt. Da die Schriſt zunächst Zür die Kundschatt be- stimmit ist, so bezichen sich die gewählten Beispiele auf den Ver⸗ kehr nüt der Disconto-Gesellschalt. Die Schritt steht aber auch anderen Intereseenten, denen eine kurze Belehrung über Wesen uncl Form des bargeldlosen Verkehrs erwünscht ist, zur Veriügung und kann durch das Haupthaus, die Zweigstellen und Depositen- kassen der Disconto-Gesellschaft hostenlos bezogen werden. Eisenhätcen-Vesellschaſt in Butingen. r. Düsseldort, 9, Jan. Priv.-Tel.) In der am Montag in Düsseldort abgehaltenen auferordentlichien Hauptversammlung, in der 11 Aktionäre 407 Stimmen vertraten, fancden ausgechennte Erörterungen, zumteil persönlichen Charakters zwischen der Ver⸗ waltung und dem ausscheidenden früheren technischen Direlctor des Werkes statt. Der Vorschlag, die Dividende von 8 Prozent auf 10 Prozent zu erköken, wurde mit 352 gegen 555 Stimmen ab⸗ geleknt und die dadurch beschloesenen 8 Prozent sofort zahlbar Kestellt. Auf Auttagen über die Aussichten teilte die Verwaltung Mit, dag das Unternehmen für das laufende Jahr reichliche Be⸗ schäftigung kahen werde, socaß man unter Vorbehalt wieder ein gutes Ergebnis erwarten dürlte. Wegen des Verkauls der Ab⸗ teilung Hilden, deren Erwerb den Erwartungen nicht ent⸗ sProchen habe, bleibt die Verwallung bemünt. Vier der Reihe nach ausscheidende Aufeichtsratsmitglleder unck die zwei Hierren, die aut eine Wiederwall verzichtet hatten, wurden wieder in den Auf- sichtsrat gewählt, Bankdirekter a. D. Kari Wiegand und Baak- cirektor Wilmelm von Preusk von der Deutschen Bauk FHlliale Düsseldori. EHenmcläien- uud kHachgesellschant Magchen,.01. Die im vorigen Jahre einac durchgreienden Neusrdaung unter- 20gene Geselischait hat im Geschäftsjahr 1015-4 unter der Ein- wirkung des Weltkrieges Verkäufe von bebauien Villenplätzen gar nicht und solche von Villenbauplätzen nur in geringem Umkange 31 iehen können. Das Erträé er Eäuser vou eiwa 330 000 SEruch und s auclt im Fiscense ire um mehr als 50 L. Zurück, da die Häuser über-J Proſpekt der genannten Lehranſtalt wirb an alle Intereſſenten koiden⸗ den Krieg besonders schwer betroen wurden. Der Geschäfte- hericht weist aber daraui hin, daß eine Amzahl Mieter, oime durch die Verhältnisse dazu gezwungen zu sein, den Krieg als gute Ge⸗ legenheit benutzten, um die Wohnungsmiete herabzudrüchen bzw. erhöhte Ansprüche an den Hausbesitz zu stellen. Die von der Gesellschaft im Frieden geldlich unterstützten Baugenossenschaften hatten ebenfalls unter diesen Mißständen zu leiden, so daß einige derselhen ihren Hypothekenzinsenverpilichtungen nicht nachkom- men konnten. Das Erträgnis aus Häusern betrug 270 800 M.(G. V. 297 302.), aus Aktivhypotheken und sonstigen Zinsen 45 157 Mark(42 625.), Grundstücksverkäuie ergaben 470 M. 64 683 Marte), Verschiedenes 5890 M.(970.). Im Vorjahr staud noch ein Buchgewinn von.10 Mill. Mark aus der Zu des Aktienkapitals und 1000 M. für eine unentgeltlich überlassene Aktie zur Verfügung. Unter den Lasten erscheinen 370 297 Marte (392 548.) Zinsen- und Häuserausgaben, 54 500 M.(60 251 M) verschiedene Unkosten und 23 201 M. Abschreibungen, darunter 19137 M.(15 920.) auf Hiypothekenziusen. Im Vorjahr wurden noch 58 586 M. Neuordnungsunkosten, 1 506 02 M. Sonderab- schreibungen und 430 532 M. Zuweisung zur Wiederaufri rechmung gebucht. Es ergibt sich ein Verlust von 99 679 M. G. V. 91 208 M. nach Tikzung von 103 858 M. Fehetrag aus 191319, der aus der Wiederautrichtungsrechnung gedeckt werden soll, die danach noch 239 373 M. enthalten würde. In der Vermögensüber⸗ sicht werden Crundstücke mit 2 790 370 M.(2 797 620.), Häu- ser mit 5 830 804 M.(65 818 532.) bewertet. Erstere sind mit 1 508 275(1 536 320.), letztere mit 3 902 220 M. 63900 743) Hypotlieken belastet, während Aktivhypotheken für 742 421 M. (740 606.) ausstanden. Die Gläubiger in lauiender Rechnung sind weiter auf 550 708 M.(623 210.) aurückgegangen, während Forderungen in laufender Rechnung 40 507 M.(164 88 M) vetru⸗ gen. Die geldliche Lage zcigt somit ungeachtet der dureh die Neu- orduung der Gesellschaft zugeflossenen neuen Mittel immer noch eine starke Anspannung, deren Erleichterung in erhablichem Um⸗ fang wohl erst nack größeren Verkäuien erwartet werden kaun, ciie bisher der Krieg verhinderte. Die Beteiligungen, aul die in Voriahr 167 000 M. abgebucht wurden, stehen unverändert mit 17 000 M. zu Buch. Die Aktienicapital-Einaahlungsrechaumg ist mit 408 000 M.(544 000.) auegewiesen. Im neuen Geschäftsjahr scheine sich das Vermietungsgeschäft etwas bessern zu wollen, Verkautsverhandlungen wegen einiger Bauplätze in Harlaching schweben. Bezüglich einer größeren Bauplataſläche iand bedingte Beurkundung statt. Die Verwaltung erwartet, daß wenigstens der letztere Verkaul zum Abachluß gelangt. Im übrigen häugen die Aussichten von der Dauer und dem Ausgang des Krieges ab. Vom amerikanischen Schienenmarkt. Die an den Weltmarkt kommenden Aukträge fallen fortgesetzi den Vereinigten Staaten zu, da die europäischen Linder nicht im- stande sind, üherseeische Aulträge hereinzunehmen. Demgemiß soll die United States Steel Corporation lairzlich einen Auftrag von 6000 t Schienen für Südamerika übernommen haben, der uniet normalen Verliältnissen vermutlich an England geiallen wäre. Die Weree in Ckicago sollen allein Aufträge im Gesamtbetrag von 750 000 t auf schwere und mittlere Schienen zur Lieierung im Jahre 1918 in den Büchern haben. Die Ausrüstung großer Linien mit neuen Schienen steht bevor, obwohl eret kürzlich große Posten, so 2. B. 100 000 t für die Aichinson-Bahn und 50 000 1 Für die Missouri-Kansas- und Texas-Bahn, untergebracht worden sind. Kieinere Abschlüsse über 8000 t sind von der Minneapolis-St. Paul and Sault-Sainte-Marie- und 10000 t durch die New Vorb-Chicago and St. Louis-Bahn getätigt worden. Für das ganze laufende Jahr sind die Stahhwerke mit Aufträgen, die ihrer Leistungsfihigkeit entsprechen, voll gedecłkt. Verbandsverhandlungen im Eisengewerbe. Wie die„Köln. Volkszig.“ erfährt, ist in der am 6. Januar ab- gehaltenen Versammlung der Mitglieder des Siahlwerbesverbaudes auch beschlossen worden, Vorarbeiten ſür die Bildung von Ver- bänden für die sogenannten Erzeunisse Bsofort in Angritt zu nehmen. Ol, den Verhanciungen in der jetzigen Zeit ein Eriolg beschieden sein wird, bleibt ireilich ungerig. Preisvereinigung für Schleitmittel? Zwischen den zum größten Teil dem Elektrizitäts-Gewerbe angehörenden Unternehmungen, cie auf elektrochemt schem Wege Korund und Kaborund herstellen, wird eine Preisvereinigung für diese Schleifmittel angestrebt. Da der Bedarf unserer Kriegsindustrie an Korund kaum mehr gedeckt werden kann, steht die Errichtung einer Verteilungsstelle u. 8. W. bevor. Die geplante Preisvereinigung soll auch für die Zeit nach dem Kriege in Wirksamkeit bleiben, wobei es sich vor- nehmlich darum handeln wird, den norwegischen und amerikani- schen Wettbewerb für Korund- und Kahorundscheiben dem deut- schen Markte fernzuhalten. Letzte Mandelsnachrickten. Berlis, 9. Jan.(Von unserm Berliner Büro.) Aus Ainsterdam wird gemelcet: Bei der neuen 4pO:Z. kolländi- schen Siaatsauleihe, bei der sich das Gesamiergebnis auf 143 Millionen Gulden stellt, werden auf die nicht bevorzugten eZichnungen 85 Proz. zugeteilt. Berlin, 9. Jan.(Von unserm Berliner Büro.) Aus Zürich wird gemeldet: Die 6. Mobilisationsanleihe sol mit 4% Proz. verzinslich sein und von einem Kartell schweizeri⸗ scher Banken und dem Verband der Kantonalbanken mit 1½ Proz. Kommission ſest übernommen werden. Die Ausgabe soll noch diesen Monat erfolgen. Die Inhaber der ersten Aubeihe von 30 Millionen Franteu werden zur Kowersion aufgeiordert, doch scheint beabsichtigt zu sein, nicht meir als 100 Millionen Franken zu begeben, da der Eingaug der ersten Rate aus der Kriegssteuer verlügbar ist. Wasserstandsbeohachtungen im Monat Januar. Peteiststion vem vatum —.—.— R 7).0 28 20 2 28.00 abends 9 Ubr r 48 332.71 3N 34/ Saehm. 2 Ubr BN..51651 657 6. 8.70 Fachm. 2 Uhr Mannheld.65.72.49.29 565.55 Fergens 7 Uhr Maln 46.6.66.7.67.44.-B. 12 Uhr P.85.565.28 Vorm. 2 Uhr. 68 6089 64.6.98 Hachm. 2 Uhe Neckar: S 9 ee 8 eer.0 30 worm. 2 Pör Heildrenn 4801/.9 2419.75 Vorm. 7 Ubr Relter de. Geſchäſtliches. Neue Kurſe zur gründlichen Ausbildung für den kauſmänniſchen Beruf betzinnen in ſämtlichen Handelsfächern und neuen Sprachen Man vorlange oder mündlich am 3. Februar. ſofont ſchriftlich ugkunſt und Proſpekte von der HandelsLehranſtalt P 4, 2, Telephon 3070, Fnhaber und Leiter Dr. phil. Grrfür“ phf Waren ſchon Kieher tüchtige Kenntniſſe die beſte Waßfe im wictſchaftliczen Hriſenzkemple, ſy wird diLs erſt recht der Fal ſein in ber kohmesben Prietenszeit. Bammelt daher kaufmänniſche Keuutgiſſe, bamit ihe nicht unverbereitet den Verhäliniſſen gegen⸗ überſteht, denn Bereitſein iſt alles. Auch an das weibliche Geſchlecht ergeht dieſer Ruf, denn gerade dieſes wird nach dem Kriege vor neuen wirtſchaftlichen Aufgaben ſtehen, die gelöſt werden wollen. Alle Intereſſenten mögen ſich vertrauengvoll an die oben genaunte Lehranſtalt wenden, deren Leitung ihnen bercitwilligſt jede ge⸗ wünſchte Auskunft erteilen wird. Der gut und trefflich orientierende los verſandt. Nr. 13. G. Seite. Mannheimer General⸗Auzeiger(mittag⸗Ausgabe) Dienstag, den d. Jannar 1917. Mathilde Faudreys neue Ehe. Roman von Kurt Moreck. (Nachbruck verboten.) 10(Fortſetzung.) aren erhob„Kommſt du nicht mit?“ fragte ſie Rolhülbe f ch fragte ſi intereſſiert es nicht, antwortele Mathilde gelang⸗ we Maren lief leicht den Weg hinab, auf dem Norbert und Chriſtoph vorangegangen waren. Der weiße Rock ſchlug ihr um die Knöchel. Als ſie um eine Ecke bog, ſchritten die beiden Männer dicht vor ihr. Sie hörten das Flattern ihres Kleides und drehten ſich um, und Norbert fing die Laufende auf. Einen Augenblick blieb Maren ſtehen, ſo ſchlug ihr Herz. Sie lehnte ſich dabei feſt an Rorbert, daß er ihr raſendee Blut fühlte, und ſie ſtützte ſich ſtärker auf ſeinen Arm, als ſie es be⸗ durft hätte. Sie koſtete dieſen Augenblick des Gehalten eins und Ruhens an ſeiner Bruſt gierig aus. Und ſie ließ ſeinen Arm nicht los, als ſie weiterſchritten. „Nun waren ſie beim Weiher. Die beiden Männer ſtanden auf den Brettern des Steges, der ins Waſſer hinauslag. Nor⸗ bert hielt das Netz und Chriſtoph ſchlang kniend die Schnur um — Pfahl. Dann ging er zum Hauſe zuruck, um ſich umzu⸗ leiden. Maren hatte ſich wieder an Norberts Arm gehängt. Barm und ſchwer lehnte ſie ſich an ihn, und er richtete ſeinen Schritt nach ihrem trägen, wiegenden Gange. Ueber den heißen, weichen Wieſenboden führte ſie ihn. Es gefiel ihm, ſich ſo von ihr leiten zu laſſen. Er fühlte eine Befangenheit im Hien. Das Gehen durch die flimmernde Luft und der ſchnell detrunkene Likör hatten ihm eine gelinde Trunkenheit gegeben. Jetzt ſah er Marens Geſtalt in dem weißen Kleide hell und leuchtend neben ſich, und auf ihrem Haar ſprang zuweilen ein Sonnenreflex. Sie kamen auf eine kleine Wieſe, die ſonnig in dichtem Gebüſch lag. Nur drei Birken mit dünnen weißen Stämmen und blaſſem Grün ſtanden, wie verwaiſte Geſchwiſter in zu engen Kleidern, darauf beiſammen. Das kräftigſte Bäumchen ſtreckte einen Aſt, wie zum Daraufſitzen, aus. „Wenn du mir die Hand reichſt, ſchwinge ich mich da⸗ hinauf,“ ſagte Maren. Schwiegervater, Onkel und Vetter Georg Sc Men 7. Januar 1917. Miieſem Schmerz: mittags 3 Uhr statt. Statt jeder besonderen Anzeige. Verwandten, Freunden, Bekannten, sowie meiner werten Kundschaft die Schmerzliche Nachricht, dag mein urwergedlicher Vater, Bruder, Grobvater, Herr Gärtnereibesitzer 66 Jahren 5 Mon. Sanft verschieden ist. Familie Spatzier, Worms 8 Familie Schlegel, Worms Schosso, Newyork Familie Märker, Worms. Die Feuerbestattung findet am Mittwoch, den 10. Januar, nach- Arbeit und Streben waren die Zierde seines Lebeus. „Zu hoch,“ meinte Norbert. „Ach was!“ ſagte Maren.„Damals, als ich noch im Penſionat war, kamen wir bei einem Ausflug in den Wald. Auf einer Wieſe machten wir Picknick, und als die Geſellſchaft aufbrechen wollte, war ich verſchwunden. Alle rannten um⸗ 10 4* ſuchten nach mir. Aber ich ſaß in einem Baum und achte.“ „So wild warſt du?“ ſagte Norbert und prüfte mit einem Seitenblick 5 elaſtiſche Geſtalt. Maren fing den Blick auf. Sie ſtreckte den Arm und legte eine Hand um den ausbiegenden Aſt, die andere ſie auf Norberts Schulter und ſchwebte ſo über dem Boden. „Er trägt dich nicht,“ rief ſie und ihre Stimme bebte an⸗ geſtrengt. Sie ſah ſeine Hände bereit, ſie aufzufangen.„Heb mich!“ Und ſie ließ den Aſt los und glitt zu Norbert herab. Ganz nah ſahen ſich beide in die Augen. Er hielt ſie auf den Armen. Nur das Warme, Zuckende, Lebende ihrer Geſtalt fühlte er. Und er trug ſie leicht wie ein Kind hinüber in den Schatten des Gebüſchs. Dann kag ſie dort als etwas ſchimmernd Weißes im Graſe und war ſehr bleich. Wie in einer Ohnmacht waren ihre Glie⸗ der gelähmt. Nur ihr Mund lebte, wenn Norbert ihn küßte. In ſeinen Küſſen war das treibhafte Handelnde dieſes bewußt⸗ ſeinverlorenen Augenblicks. Er wußte, wollte nicht; er mußte. Sinnlichkeit war hier Sinnloſigkeit geworden und Leidenſchaft war eine Kerzenflamme, auf die geblendet die Motten zuſtür⸗ zen. Durch den Dunſt vor ſeinen Augen ſah er ein blaſſes Antlitz mit geſchloſſenen Lidern. Am Weiher ſang ein melancholiſcher Waſſervogel. Pirol ſchluchzte im Gebüſch und flatterte auf. Drüben, wo ein Weg hinter Stämmen hervorkam, lehnte Mathildens helle Geſtalt unter einer Buche im Halbdunkel. Ihre Hand, die gegen den Stamm lag, zitterte. Sie ſtand und ſchaute über die Wieſe, deren langes Gras ſich leiſe bewegte. Die Zeit war ihr lang geworden, allein auf der Terraſſe. Chriſtoph war zurückgekommen und wußte nicht, wo Maren und Norbert geblieben. Endlich war Mathilde aufgeſtanden und in den Park gegangen, nur um etwas zu tun, und weil das Warten zu nervös gemacht hatte. So war ſie 86 W ge⸗ kommen, und dann hatte ſie das geſehen: Norbert und Ma en. Erſt dachte ſie nur eine Einbildung ihrer Gedanken zu ſehen, ein Phantasma ihres Hi ns. Waren ihr nicht ähnihe Bilder ſchon durch den Sinn gegangen? Aber dann war ihr Ein doch alles tatſächlich, wahrhaftig: die kleine heiße Wieſe, die weiße Maren, die hingebende Linie ihres Körpers, Norbert, mit dem glühenden Antlitz und den geſchwollenen Schläfen. Zetzt hob er den Kopf, kniend, blinzelte ins Licht; jetzt ſah er ſie. Sie merkte es ſeinem Geſicht an, daß er ſie ſah. Er machte eine vage Bewegung mit der Hand. In dieſer Ge⸗ bärde lag etwas Hilfloſes, Verzeihungſuchendes. Er erhob ſich ſchwer, wie ein Trunkener, und reckte die Glieder. Dann kam er über die Wieſe auf ſie zu. Bis dahin hatte ſie— und bewegungslos, in einem maßloſen Erſtaunen dageſtanden. Jetzt wandte ſie ſich und flüchtete gehetzt auf das Haus zu. Als Norbert unter die Buche kam, ſah er ſie nicht mehr. Er ſtützte die Stirn gegen den Stamm und ſtöhnte unter einem Druck. Er empfand ein peinigendes Unbehagen vor en Unannehmlichkeiten einer Auseinanderſetzung. Jetzt mußte er Mathilde doch eine Erklärung geben; das ſtand feſt. Wie unbequem und peinlich das war, und welche Anſtrengung würde es ihn koſten, ſie zu überzeugen, ſie dahin zu bringen, wohin er ſie haben mußte, damit ſie in dem Vorfall nur mehr eine Reaktion ſeiner Stimmung ſähe. O, er wußte, es gab tauſend Entſchuldigungen, die dem Maane für ſo etwas zur Verfügung ſtanden; es gab Beiſpiele und Gründe. Gründe beweiſen zwar nichts, aber ſie 88 Dennoch würde es ihn Mühe koſten bei Mathilde, und die Mühe ſcheute er. Als er über die Wieſe zurückging, ſaß Maren aufrecht im Graſe. Sie wandte ihr klaſſes Geſicht gegen ihn, als habe ſie geſchlafen, und richtete ihre zerdrückte Feiſen Er ſah über ſie inweg, über die Parkbäume fort in die gelbe Luft. Schillernde Käfer flimmerten darin und ſummten wie gezupfte Saiten. Maren ſchaute vor ſich hin und ſagte nichts. Sie hatte ent⸗ täuſchte, leere Augen und einen heißen Mund. Ihre nervöſen Finger pflückten die kleinen Köpfe des weißen Klees, der im Graſe ſtand. Endlich rief Norbert ſie an.„Maren“, ſagte er dumpf und rauh, als mißfiel es ihm, daß ſie ſich jetzt noch in Gedanken mit ſeiner Perſon beſchäftigte, und als verſchlimmerte es ſeine Angelegenheit Er dachte fortwährend an den Konflikt mit Mathilde Maren horchte auf und ſah ihm ins Geſicht. Er wäre gern brutal gegen ſie geweſen. Er beneidete die rohen Natu⸗ ren, die ſich mit einer Kraftäußerung über die Konflikte des Lebens hinwe 4 und alle Konſequenzen auf eine ſo ſelbſt⸗ verſtändliche Weiſe löſen können. (Fortſetzung folgt.) 23 esen-Vareln Elera E. V. Vaterländiſcher besitzer Ggorg 8 am 8. de. Mts. Sänft epie Schon in früheg Jugend unserem Fere Allen unseren Mitgliedern zur Nach- richt, daß unser hochgeschätstes Fr und Gründanesmitglied, Herr Gäx Bätschen Liedes, hat der Wzuletzt treu zur Fahne ine ein dauerndes Denkmal uerbestattung findet am Mitt⸗ E, 10. Jauuar nachmittags 8 Uhr statt. Der Vorstand. Hilfsdienſt. 80 Auf Grund des 3 7 Abſ. 2 des Geſetzes über den vaterländiſchen Hilisdienſt ſtellt das 1. Erſatz⸗Bataill. 2. Bad. Grenadier⸗Regt. K. W. 1. Nr. 110 ſofort ein eifriger Seine Hin- ein. Entlohnung erfykat, ſoweit nicht verzichtet wird, auf Grund freier Bekträge nach Ortsüblichkeit. Meldungen tägkich in der Grenadier⸗Kaſerne, Landwehrſtraße. 8 F 16 Mannheim, 8. Januar 1917. I. Ersdtz-Batalllon, 2. Bad. ärenad.-Regt. K. V. I. Mr. 110 von Kauhn Filiale MANNHEIM. 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Gfollh, Hof- und National-Theater Dienstag, den 9. Januar 1917 4. Bolts⸗ Vorſtellung zum Einh (40 Pfennig der Bl gen von Peter Egge einrich Goebel tzt von Carl Hagemann findet eine größere Pauſe ſtatt Ende 9½ Uhr Mittwoch, 10. Januar. 26 Der Evangelimann Anfang 7 Uhr Mittlere Preiſe Rita Sacchetto die berühmte Tänzerin gastlert bis inkl. Donnerstag * T. er Weg in die Nacht Des starken Andranges wegen bittet man, schon die Nachmittags-Vorstellungen besuchen zu wolien. CASAIHN BUESAAL. Freitag, den 26. Januar, abende 8 Uhr Schumann-Schubert-Abend Artur Schnabel Schumann-Fantasie-dur op. EPapillons 0. 2. Symphonische Etuden op. 13, Vie Bechstein-Flügel vog⸗ Karten zu M..—,.—, P 7, Ida, Heidelbergerstr. 1 .— im agend und erheiternd wirkt 8 Lustsplel in 3 in dem Sllde Akten Schausplel in 8 Akten r Impromptus op. 90 Ferd. Heckel 350 im Mannheimer Musikhaus el. 2379) und an der Abendkasse. ViO .- E Eödngeliſch-Pröleſtanilſche Bemelnde Dienstag, den 9. Januar 1917. Kriegsandacht. 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Grosses Schauspiel in ein spiel und 3 Akten von H in einem vieraktigen Drama. Voranzelge ab Freitag, den 12. Januar: Das kolossal-FUmwerk Der Meineidbauer Schauspiel in 8 Akten. T110 Se * ermischtec) Umtausch. Im Caſe Schmid, D 2, 14 iſi ei ener Schirm u ſilbernem Grif verwechſel orden. Ich bitte del Schirmbei mir umzutauf Café Schmid, D 2. 14.— u. Geſichtsmaß ſagen ꝛc. Gewiſſenh Aus führung, ärztl. Aufträg durch äu M. Bendet nheimerſtr. 31a. 272 Aerztlich geprüft. Damen können ihre Biuſen, Klei der, Koſtüme u. Mänte in eleganter Ausſührung ſelbſt anfertigen. Det Unterri folgt ſtunden weiſe mäch Lielieben, auc in de——— 291¼ Dorner-Bing, G 3, 9, L. Lockenwassel gibt jedem Haar unver wüstliche Locken und Wellenkrüuse. xu.25 Mk. göſt die W ſchlechteſt Uhr wird tadellos repal, Federn u. andere Reparg turen zu bekannt billigen Preiſen m. 2iähr. Garanke H. 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