Berantwortlt den und ERnrn 1 e. Ferrſprecher: Ur. P049, P041, Nl 8 7944 ——Bente Ur. 7017 Cudwigs en a Mh.—.— Abend⸗Ausgabe. Genoral Auze Badäiſche Neueſte Nachrichlen 1917.— Nr. 150. iger enis: Die Iſpatt Kolonelzeile 40 Pfg., Rell le M. 1 SuneeeBiab: iäa tant pargt. V. Mr Abrnslan aee Für Anyelgen an beſtimmten Cagen, Stellen u Kusgabe wird keine Dor⸗ antwortung Ubernommen 9. 5 deis in Mannheim u. Umg monatl. m.40 einſchl Bringerl. Durch dſe Peſt dezogen vierteli M. 482 Poſtzuſtellungsgebühr. Bei der Poſt abgeh. M..90. Einzel⸗Nx. 5 Pig. Wöchentliche Beilagen: Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim.—„Das Weltgeſchehen im Bilde“ in Kupfertiefdruck⸗Ausführung. Cebhalter Geſchütkampl zwiſchen Der deutſche Tagesbericht. Großes haupltquartier, 29. März.(WB. Amilich.) Weſtlicher Kriegsſchauplat. Lebhafter Geſchützkampf zwiſchen Leus und Arras, der auch nachts anhielt. In einem geſtern vor Tagesaubruch ſich entwickelnden Seſecht bei Troisilles und Gcouſt-St. Mein(nord⸗ *—— die Eugländer außer zahl⸗ xei 0 ur orſtoß un 5 n 1 Offlzier ee 1 In der Champagne ſchlugen mehrere im Lauſe der Tages unternommene Angriffe der Jranzoſen zur Wieder⸗ gewinnung der ihnen entriſſenen Gräben verluſtreich fehl. Auf dem liaken Maasufer vereltelte geſiern unſer Abwehrfeuer ſich gegen die Höhe 304 vorbereitende franzöſiſche Vorſtöhe. heute morgen ſcheiterte ein auf breiter Jcont vorbrechender Angriff im Jeuer, an einer Slelle im ERF Oeſtlich von Verdua ſchoſſen unſere Jlie 1Feſſel⸗ ballous ab. In Luftkdmpfen und durch——4—— 4 Ilugzeuge der Gegner zum Abſturz gebracht worden. Oeſtlicher Kriegsſchauylag. Im weſentlichen Ruhe. mazeooniſche Kroun. Die Lage iſt unveründert. 45 Der Erſte Generalauartiermeiſter: udenderff. Der franzsſiſche Bericht. Paris, 28. rg.(We. Nichtamtl.) Amtklicher Rach⸗ mittagsbericht. Hwiſchen Somme und Otſe und füdlich N7 Ciſe war während der Nacht kein Ereignie zu melden. Ziemlich lebhafte Artillerietätigkeit auf beiden Seiten in der end des unteren Waldes von Coucy. Nördlich der Ailette machten wir weitere Fortſchritte, ebenſo im Abſchnitt öſtlich Reuilly und Neuville und ſüdlich Magival, wo wir mehrere wichtige Stützpunkte nahmen. In der Gegend von Reims unternahmen wir einen Kr öſtlich La Neuville, wo wir—+79797 mach⸗ ten. In der Champagne nahm geſtern en Ende Tages und in der Nacht der Arkilleriekampf einen heftigen Charakter an, beſonders in der— von Butte de Mesnil und von Maiſonotte de Champagne. Ueberall ſonſt ruhige Nacht. Neuerliche Einberufung in der Schweiz. c. Von der E Grenze, 20. Märg.(Privo.⸗ Tel. z..) Schweizeriſchen Bl rat Peſchio en, die erſte ſchweizerlſche Diviſton auf den 16. und 17. April neuerdings aufzubieten. Ende April ſoll auch die dritte Diviſton aufgeboten werden. die engliſchen Munitionsvorräte nicht auoreichend. c. Von der ſchweiz. 90 29. März.(Priv.⸗ Tel. 1.) Wie das„Berner Tageblatt“ aus Rotterdam meldel, hat ſich ein dort eingetroffener der Munitionsinduſtrie, der in Holland Zink kaufen ſoll, über die Munitionsverſorgung der engliſchen Ar⸗ mee in Frankreich ſehr ernſt aus eſprochen. Er betonte, daß die Vorräte in Frankreich für eine lange Dauer der Offenſive nicht ausreichen, die Seetrans⸗ porte ſeien bereits ſehr geſtört, die Beſorgnls der engliſchen Regierung ſei ſehr ernſt. ** Rotterdam,.—(WrB. Nichtamtl.) Die Verluſtilſte der„Times“ vom 22. März enthält die Namen von 55 Oſſtzieren und 1360 Mann. (Priv.⸗ c. Von der ſchweiz. Grenze, 29. März. „Tel. z..) Der„Züricher Tagesanzeiger“ meldet aus dem Haag: Die engliſchen Geſamtverluſſe betruen im Monat Februar 41 390 Mann und 9652 Offigtere aus⸗ ſchließlich Marine. Der Wiener Bericht. Wien, 20. März.(WB. Nichtamtlich.) Amelich wird verlaulbart: Oeſtlicher Rriegsſchauplatz. Außer reger Täligkeit unſerer Erkundungsabtellungen nichts zu melden. Jtalieniſcher Kriegsſchauplatz. An der Karſthochfläche drangen Sturmbataillone des Infanteriereglments Nr. 74 weſtlich von Jamniano in die ſeindlichen Sräben ein, machlen 20 Gefangene und erbeuteten 2 Maſchinengewehre. * Unſere Flieger warſen auf die llalleniſchen Cager bei Podſobotin Bomben ab. Süsooſilicher Kriegsſchauplat. Unverändert. Der Stellvertreter des Cheſs des Generalſiabs: v. Höſer, Jeldmarſchalleutnant. ättern zufolge hat der Bundes⸗ Petersburg wird gemeldet, daß der Die R vo ut on in Rußland. Far Rikolaus ll. c. Von der ſchweiz. S 29. März. riv.⸗ Tel. z..) Das„Berner Tageblatt“ meldet aus Peters⸗ burg: Bevor Nikolaus 11. Mohiliew verließ, betete er in der Kirche des Hauptquartiers, dann ſtand er auf und ſagte zu ſeiner Amgebung⸗„Ich bin ſchuldig, aber man hat mich getäuſcht.“ die Reſormierung der ruſſiſchen Rrmer. Amſterdam, 20. März.(W. Nichtamtlich.) Das„All⸗ gemeen Handelsblad“ meldet aus Petersburg, datz die Kommiſſion zur Reformierung der Armee ſich auf die folgenden drei Punkte geeinigt hat: 1. Abſchaffung des Rechtes der Anciennität für die Ernennungen vom Oberkommando und Generalſtab; 2. freie Wahl der ſubalternen Offigiere durch ihre unmittelbaren Vorgeſetzten und B. perſönliche Verantwortlichkeit der Vorgeſetzten für die von ihnen gewählten Subalternen. Aborbnungen von Soldaten und Offiszieren kommen täglich von den Fronten, um der Kriegs⸗ kommiſſion der Duma zu erklären, daß es der feſte Wille ihrer Truppenabteilungen ſei, den Krieg bis zu dem entſchei⸗ denden Sieg fortzuſetzen. Engliſche Offigiere beſuchten die Garniſon von Zarskoje Selo und die Kavallerieſchule Nikolaus. Sie teilten ihre Auffaſſungen über die Reformierung der ruſſiſchen Armeen nach dem Muſter der inneren Organiſation der engliſchen Armee. Franzöſiſche und italieniſche Offiziere beſuchten in der⸗ ſelben Abſicht verſchiedene Regimenter. Der Präſident der Duma fordert die Grundbeſitzer und Bauern in einem Aufruf auf, alles verfügbare Land zu beſtellen, damit der Bebatf der Armee und des Landes gedeckt werden kann. Die Mitglieder der früher regievenden Familie haben an die proviſoniſche Regierung Briefe geſchrieben in welchen ſie ſich mit der Akte, in welcher Großfürſt Michael Alexandrowitſch den Thron⸗ vechten entſagte und den Wunſch ausſprach, dem Vaterlande dienen gu dürfen, einverſtanden erklärten und gleichzeitig mitteilten, dat 0—1 den Auffaſſungen ber prooiſoriſchen Regierung fügen W 4 4 Kundgebung für den Krieg. Petersburg, W. März.(WTB. Nichtamtlich.) Mel⸗ dung der 8 Telegraphenagentur. Das Wol⸗ iment, deſſen Eingreifen zugunſten des olkes des ickſal der Revolution entſchied, veranſtaltete eine eindrucksvolle Kundgebung für den Krieg. Der eines bis zum volltommenen Siege fongeh Krieges, der in den beiden** Tagen einmütig ausgedrückt wurde, laſſe keinen Zweifel Über die Abſicht der Armee und des Volkes, die Eroberung der inneren Freiheit durch den äußeren Sieg zu verſtärken. Selbſt die radikalſten Elemente unter den Albeitern beſtätigten, wie die Agentur behauptet, dieſe Notwendigteit, höchſtens mit dem Unterſchiede, daß ſie teine Annexionen erſtreben. Von der Nordfront Regierungsvertreter hätten mitgetellt, die Sol⸗ aten ſeien feſt entſchloſſen, keinen 2 nationalen Bo⸗ dens i e Aus Reval und Sebaſtopol werde berichtet, die Einigteit unter allen Gliedern der Flotte ſei feſter als ſemals. Zeitungsmeldungen zufolge ſollen die Gerüchte über gewiſſe Reibungen unter der Dfihecflotee übertrie⸗ ben ſein. Man habe nur 92 Opfer gezäblt. Alle Schiffe der Flotte ſeien völlig bereit, gegen den Feind zu kämpfen, Kerenokis Ruf nach der Republlk. m. Köln, 29. März.(Priv.⸗Tel.) Die„Kölniſche Stg.“ meldet aus Amſterdam: Rach einer Meldung der„Times“ aus Petersburg erklärte der neue ruſſiſche Ke⸗ renski einem Vertreter der„Central Rews“, er ſei über⸗ zeugt, daß das ruſſiſche Volk ſich in ſehr gegſer Mehrheit fllr eine Republik werde. Täglich erhielt er, der Miniſter, aus ſämtlichen Kreiſen Telegramme, worin der neuen Regierung Unterſtü E. gelobt und dem Verlan⸗ en nach voller Freihelt Ausdruck gegeben wird. Er ſei feſt Überzeugt, daß es zu einer demokratiſchen Re⸗ ublik kommen werde und daß die Ausſicht für die Herſtel⸗ ung einer Monarchie äußerſt gering ſei. Die Bauern ſeien in —. Dörfern ſtets kommumiſtiſch derwaltet worden, ſobaß 0 republikaniſche Staatsſorm für ſie keine unbekannte Frei⸗ eit wäre. Die Autonomie orderungen der Fremoſtämmigen. m. Köln, 29. März.(Priv.⸗Tel.) Die„Kölniſche Ztg.“ meldet aus Kopenhagen: In ganz Rußland tauchen Anzeichen von Autonomie unter den verſchiedenen Nationen auf. In der Hauptſtadt trafen dieſer Tage eine Anzahl Vertreter Eſthlainds ein, um die Reglerung zu erſuchen mit ihnen den Entwurf einer eſthländiſchen Autonomie auszuarbeiten. Auch im Kaukaſus und unter den Georglern iſt be⸗ reits eine ſtarke Bewegung für die Erlangung der Selbſtäͤn ⸗ digkelt im Gange. Verkehrszuſtͤnde in Rußland. ORotterdam, 29. März.(Pelv.⸗Tel. z.* Aus ertehr zwiſchen dem hinteren Rußland und der Front faſt gänz⸗ Lens und Arras. lich aufgehört hat. Seit 14 Tagen verkehrt die Feld⸗ poſt nicht mehr und ſeit 8 Tagen iſt auch der übrige Poſt⸗ dienſt eingeſtellt worden. Es iſt unmöglich, irgend welche Nachrichten von der ruſſiſchen Front nach dem Kriegsgebiet gelangen zu laſſen. England und wir. wie können wir Englands Sreherrſchaſt brechen? Zn ſeinem ſoeben erſchienenen Buche: Englands Weltherrſchaft und ihre Kriſis unterſucht der Heidelberger Geograph Alfred Hettner die Frage, auf welche Weiſe Englands Seeherrſchaft gebrochen werden kann. Bis Gu einem gewiſſen Grade, meint er, könne man ſie durch die Ausbildung der Wege des Landverkehrs umgehen: die amerikaniſchen Transkontinentalbahnen und die ſibiriſche „Eiſenbahn hätten der Bedeutung der engliſchen Seeherrſchaft zweifellos Eintrag getan, und auch die Bagdadbahn würbe, wenn ſie in unſerer Hand bis an e Meerbuſen durchgeführt würde, in dieſer Richtung wir⸗ ken. Aber dazu müfe ch der direkte Kampf gegen Englands Beherrſchung der Meere geſellen; denn noch auf lange hinaus, wenn nicht für immer, würden die Meere die Hauptträger des Welthandels ſein. Dieſen will Hettner nach folgenden Geſichtspunkten durchgekämpft ſehen: „Es kann einen Zuſtand allgemeiner Freiheit der Meere, der offenen Ozeane ebenſo wie der Nebenmeere und Meeres⸗ ſtraßen, geben, bei dem die Handelsſchiffahrt 23 im Kriege keiner unterliegt, die S der Zufuhr und damit der Volkswirtſchaft und des Lebens aller Völker zu allen Zeiten gewahrt iſt. Natürlich würde dafür keine pa⸗ pierene Beſtimmung des Völkerrechtes ge⸗ nügen, ſie würde vielmehr nur durch ein Gleichgewicht der Macht und durch Freiheit der wichtigſten die Schiffahrtsſtraßen beherrſchenden Punkte Wenn Englands Uehergewicht zur See, das heute dieſes Gleichgewicht hindert, gebrochen wird, ſo beſteht keine Gefahr, daß ein anderer Staat ſolches Uebergewicht gewinnt; wenn England die Meere frei gibt, ſo braucht es keine Angſt u haben, daß andere ihm ſeinen freien Verkehr unterbinden. reiheit der Meere iſt keine Utopie, ſondern ein reales Ziel; um ſie, nicht um eigene Seeherrſchaft, führen wir den Kampf. Aber können wir denn gegen Englands Seeherrſchaft an⸗ kämpfen? Auf dieſe Frage antworte ich mit der Gegenfrage: warum nicht? Englands geographiſche Lage vor der Nord⸗ ſee und vor unſeren Ausgängen zum atlantiſchen Ogean können wir allerdings nicht aus der Welt ſchaffen, denn wir können die britiſchen Inſeln nicht in den Grund des Meeres ſchießen. Es mag dahingeſtellt bleiben, ob wir durch Aus⸗ dehnung nach Weſten eine entſcheldende ſtrategtſche Poſttion gegenüber England gewinnen können. Aber die Zwing⸗ burgen, die es an den wichtigſten Straßen des Seeverkehrs hat, können wir— vielleicht nicht jetzt und auf einmal, aber im Laufe der Zeit, mit der Hilfe der anderen Staaten— brechen, und ſeinen Flottenſtützpunkten können wir eigene entgegenſtellen, die unſeren Kreuzern und Handelsſchiffen Zuflucht und Hilfe gewähren. Und wir können unſere Flotte oder, allgemeiner geſagt, unſere Wehr⸗ kraft zur See, ſei es durch weiteren Aushau unſerer Unterſeebooteflotte, die England ſchon ſetzt ſo großen Ahbruch getan hat, ſei es durch Vermehrung unſerer Schlachtſchiffe und Kreuser, der engliſchen immer mehr ebenhürtig machen, ſo daß dieſe nicht mehr ſo in der Uebermacht iſt und die Vorteile ber geographiſchen Lage ſo ausnützen kann wie in dieſem Kriege, ſondern doß wir imſtande ſind, ihr Gleiches mit Gleichem zu vercelten. Englands Seeherrſchaft erſcheint dem Untergange geweiht.“ Man wird dieſen Richtlinien im allgemeinen zuſtimmen können, mit einer Einſchränkung: den Wert der flandri⸗ ſchen Küſte für das zu erreichende Ziel ſchlagen wir höher an als Hettner. Aumtliche engliſche Bekenntniſſe über die Rahrungsmittelnot. * tellbertretende Nahrungsmittel⸗Biktator Engfands. Ca⸗ pitain 35 hielt am 10. März, wle die„Mornintcz Poſt“ be⸗ kichtet, eine lüngere Rede über die engliſche Nahrungsmittelver⸗ ſorgung.—0 der Rebe wurde der Stand der Verſorgung der ein⸗ gelnen Nahrungsmittel durchgeſprochen. Ueber den Fleiſchver⸗ drauch ſagte der hiebner, baß ſeine Verminderung gwar wichtig, aber doch uſcht mit der notwendigen Sparſamkeit„in dem Ver⸗ brauche von Brotgetreide und Kartoffeln zu vergleichen ſei, weſche heutgutage uünglücklicherweiſe nicht nur innerhalb' des vereinigten Köntgreichs, ſondern auf der ganzen Welt ſo knapp ſeien“. Ja, es könne eine Einſchrünhung des Fleiſchverbrauchs ſeitens der Reicheren, wenn ſie gleichzeitig gugunſten eines 79 Brotverbrauches geſchähe, für die ärmeren Klaſſen ſogar ſchädlich ſein. Das Brot müſſe in err Sacengeae welche es neiterdings erhalten ein a ausreichendes Nahrungsmittel werden, und es würde völlig ausreichen, wenn Margarine oder Butter hinzukäme. Ueber Kas⸗ toffeln ſagte der Redner: „Es beſteht eine ernſte Knappheit an Kartoffeln. Dieſe Kugpp⸗ heit iſt größer, als ſie zu irgendeiner Zeit in den) Jahren eweſen iſt. und wenn der Verbrauch ſo weiter 9 t, werden wir 0 ungefähr 6 Wochen überhaupt keine Kartoffeln mehr baben.“ Die Knappheſt in der enaltſchen Hucerveſenheng verſuchte der Redner damſt zu erklären, daß die keichen Leuke üngerechterweiſe mehr bekämen, als ihnen We Trotzdem iehnte Bathurft die Rationierung auf das ſchärfſte ab, er erklärte: Man hat viel von der zwangsweiſen Rationierung und der Ausgabe don Nah⸗ * 5 bvon Nahrungsmitteln anzufeuern, gehalten, welche die— Zan großen unregelmäßigen Steinen Pflaſter bekle derte von Krähen verdrängen die 9 e Breite. Wenn aber eine weiche edecke, Straßen bedeckt, die Schäden verſchleiert und eine tade 2 in der Nähe geweſen, aber ſtets führte uns der Ma in he g— 78 wagen bei grimmiger Kälte zurückgelegt werden mußte. Und Nr. 150. 2. Seite. Mannbeimer General⸗Anzeiger.(Aben“⸗Ausgabe.) Donnerstag, den 29. März 1917. Die deutſchen Generalgouverneure zur ſechſten Kriegsanleihe. „In heiligem Zorn hat ſich unſer Volk aufs neue erhoben, um in ungebeugter Kraft und eiſernem Siegeswillen den Fein⸗ den die Stirn zu bieten, deren Kriegsziel die Vernichtung un⸗ ſeres Vaterlandes iſt. Sind die zu bringenden Opfer auch noch ſo groß, wir wollen ſie freudig bringen, ſind uns doch in un⸗ ſerem Heere und unſerer Flotte, zu Lande, in der Luft und nicht zum wenigſten auf dem Waſſer Kriegswerkzeuge entſtan⸗ den, die unſere ſich unüberwindlich haltenden Gegner zu Boden zwingen ſollen. Können wir ſie aber handhaben und weiter ausbauen, wenn uns nicht die Mittel zur Verfügung ſtehen? Darum, Deutſcher, werfe dein Geld, deine Erſparniſſe auf den Altar des Vaterlandes, um der neuen Kriegsanleihe die Mittel zu ſchaffen, die wir benötigen, um die feindlichen Horden vom Boden des Vaterlandes freizuhalten. Kein Opfer iſt zu groß, das wir freiwillig bringen, im Verhältnis zu denen, die uns der Feind auferlegen würde, ſtünde er im Herzen des Vater⸗ landes. So gebt in echt vaterländiſchem Gefühl, damit unſere Väter, Brüder und Söhne da draußen durch euch die nach⸗ haltigſte Unterſtützung erhalten.“ Büſſel, 24. März 1917. Der General⸗Gouverneur von Belgien Freiherr von Biſſing, Generaloberſt. „Deutſchland muß den nach der Ablehnung ſeines Frie⸗ densangebotes weiter tobenden Weltkrieg nicht mit einer ſchwächlichen Verſtändigung, ſondern mit einem entſcheiden⸗ den Siege beendigen. Die Kämpfer in dem unerhörteſten Völkerringen aller Zeiten ſtehen nicht nur in den Reihen unſerer tapferen Krieger und wackeren Arbeiter: ein jeder Volksgenoſſe kann den Sieg erringen helfen, der die wirtſchaftliche Kraft der deutſchen Nation ebenſo auf die Probe ſtellt, wie ihre Kriegstüchtigkeit. Arm und reich, jung und alt,—„wo Kraft im Arm noch ſehlt und ſchon verging—“ ſollen mitkämpfen in dem großen Freiheitskampf unſeres Volkes: auch wer Schwert, Pflug oder Hammer nicht führen kann, ſtärke nach ſeinem Vermögen die Kraft unſerer Waffen und Arme durch freudig und reichlich dem Vaterland dargebrachte Opfer an Gut und Habel Deutſchland wird es ſeinem Volke zu danken wiſſen! „Keiner bleibe zurück beim Zeichnen der Kriegsanleihei“ Warſchau, den 25. März 1917. v. Beſeler, General der Infanterie und General⸗Gouverneur. PPPPoooooöTT.... rungsmittelkarten geſprochen. Wir wollen auf ein ſolches un⸗ engliſches Syſtem nicht zurückgreifen.“ Die ganze Rede dieſer führenden Perſönlichkeit der engliſchen Nahrungsmittelberſorgung trägt den Stempel der Hilfloſag⸗ eit. Die Ablehnung der Rationierung wird damit begründet, dieſes Syſtem nicht dem engliſchen Volkscharakter entſpreche, 600 während in Wirklichkeit der Mangel an Organiſation und die tech⸗ niſche Unmöglichkeit, dieſes Syſtem mit Schlage für alle Sebensmittel einzuführen, die Urſache für die Unterlaſſung iſt. Intereſſant iſt, daßz jetzt der verringerte Fleiſchberbrauch der oberen Klaſſen, für den eine ſo eifrige Propaganda gemacht wurde, inſofern als bedrohlich hingeſtellt wird, als er zu einem ſtärkeren Brotverbrauch führen könne. Da bekanntlich die reicheren Schich⸗ ten einer Volkswirtſchaft nur einen 9 5 Bruchteil des jähr⸗ lichen Brotverbrauchs des Landes dartzuſtellen pflegen, ſo muß es um die engliſchen Brotgetreidevorräte recht f Vat ſe beſtellt ſein, wenn ein etwas ſtärkerer Verbrauch bon Brot ſeitens dieſer Gefahr hingeſtellt wird. Jedenfalls liegt es auf der Hand, daß bei dem von dem iſchen ſtellver⸗ tretenden Nahrungsmittel⸗Biktator erwarteten völligen Ausbleiben Klaſſen ſchon als beſondere von Kartoffeln der gerade in denjenigen Kreiſen erheblich ſteigern wird, welche e e Maſſe des Volkes aus⸗ machen und deren Brotverbrauch 5 wirklich bedeutſam in die Wag⸗ Während Bathurſt eine von Patriotismus getränkte Rede an die reicheren Klaſſen halten wollte, um dieſe im Intereſſe der großen Maſſe des Volkes zu erler Sparſamkeit im Verbrauch hat er in eine Rede e Maſſe des engliſchen Volkes auf das ———— ſchale fällt. „Wir ſind vollsſtarr, aber landſchwach.. Ohne genügen⸗ des Sand keine banerude Macht! Der Ohnmächtige ver⸗ mag auch nichts Gutes; wenn das dentſche Gernegeltenlaſſen anderer, die deutſche Richtung nach oben, der deutſche Sachſinn der Menſchheit weiter zugute kommen ſoll, bedürſen wir eines Gebietes, das, ver⸗ glichen mit den Gebieten der anberen Großvölker, nicht mehr in ichreiendem Nißverhältris zur Volkskrafe Reht“ (GAus„Rees von Eſenbeck, Kriegs Sinnſpeszche“) —. Ein Tag 5*— in Wilna. Von einem Kriegsteilnehmer. Ruſſiſche Städte muß man im Winter beſuchen. Im Sommer ſehen ſie für unſere Anſprüche in vieler Pflaſtes troſtlos aus. Die Straßen weiſen ein eniſetzli Pflaſter auf, die——— ermüden, und tiefe Abzugsgräben, mit 8 idet, ſtören das ruhige Straßenbild, die öffent⸗ ckplätze, + die die Einwohner lichen Anlagen und Schmu recht ſtolz zu ſein ſcheinen, ſtoßen uns faſt ab, benn ſie ſind, auch bei altem Baumbeſtand, nüchtern,—— igt, gvõgel; iſt es Hoch⸗ ſommer, dann brennt eine pralle Sonne die faſt ſchatten⸗ loſen Plätze und Straßen in ſhrer troftioſen und w ie e Sauberkeit vorzaubert, vermag ſich der Beſucher mit freiem Auge der Beobachtung des Straßenlebens und des Straßenbildes hinzugeben. Eine Urlaubsfahrt in die Heimat benutzte ich, um Wilnu, die alte Hauptſtadt Litauens, auf einen Tag zu beſuchen. Mehrfach war ich im Sommer und Herbſt mit meiner Truppe im e mir denn im Winter 657 ront, die leinbahn⸗ Bogen um die St eine Ausruheſtation ſein nach der Reiſe von der meiſt im ungeheizten Auto und ebenſo kaltem ſuchen, hatte S als ich ſpät abends den Bahnhof Wilna verließ, um einen — ſchwerſte enttäuſchen muß, nicht nur wegen der Feſtſtellung der tatſächlich beſtehenden Lebensmittelknappheit, ſondern vor allem auch wegen der Ablehnung durchgreifender Maßnahmen der Ver⸗ teilung. Das engliſche Volt wird ſehr genau wiſſen, daß, ſo dankenswert die Einſchränkung des Verbrauchs bei den reicheren Klaſſen iſt, dieſe Einſchränkung doch niemals die tatſächliche Nah⸗ rungsmittelnot des ganzen Volkes beſeitigen kann, und daß ſie auch nicht zu einer beſſeren Verteilung vom ſozialen Standpunkt führt. Für die engliſche Regierung iſt freilich der patriotiſche Appell an die reicheren Klaſſen das beguemſte Mittel. Aber das engliſche Volk wird bald einſehen, daß gerade 9 dem Gebiet der Nah⸗ rungsmittelnot Taten bedeutend erſprießlicher ſein würden, als die ſchönſten aufmunternden Reden. Brotrationſerung in Holland. Amſterdam, 29. März.(WrB. Nichtamtl.) Der Ackerbauminiſter hat mit Rückſicht auf die unzulängliche überſeeiſche Zufuhr von Brotgetreide die Brot⸗Rationierung empfohlen. Die Verordnung tritt am 2. April in Kraft. Kürzung der Juckerralionen in Mailand. c. Von der ſchweiz. Grenze, 29. März.(Priv.⸗ Tel. z..) Das„Berner Tageblatt“ meldet aus Mailand: Der Bürgermeiſter von Mailand gibt bekannt, daß dort ſtatt der erwarteten 500 Gramm Zucker für den Monat und Kopf der Bevölkerung vorläufig nur 100 Gramm zur Verteilung kommen können. Eine neue franzöſiſche Anleihe in Amerika. Newyork, 28. März.(WTB. Nichtamtl.) Meldung des Reuterſchen Büros. Morgan teilt mit, daß eine neue franzöſiſche Anleihe von 100 Millionen Dollar ab⸗ geſchloſſen worden ſei. Sie wird die Form von 2jährigen Noten zum Zinsfuß von 5,5 Prozent haben. Die Ueberlragung der däniſch⸗weſlindiſchen Inſeln. Kopenhagen, 28. März.(WTB. Nichtamtl.) Nach einem Telegramm des däniſchen Geſandten in Waſhing⸗ ton erfolgt die Uebertragung der däniſch⸗weſtindiſchen In⸗ ſeln an die Vereinigten Staaten am 31. März. Der Krieg in Meſopolamien. c. Von der ſchweiz. Grenze, 29. März.(Priv.⸗ Tel. z..) Laut„Züricher Tagesanzeiger“ melden eng⸗ liſche Blätter, daß die Vereinigung der Ruſſen und Eng⸗ länder an der perſiſch⸗meſopotamiſchen Grenze ſtündlich er⸗ wartet wird, nachdem die ruſſiſchen Vortruppen die türkiſche Grenze bereits überſchritten und in der Richtung Kermand⸗ ſchah⸗Bagdad weiter vorrücken. Japaniſche Kriegsſchiffe in mexikaniſchen Gewäſſern. c. Bon der ſchweizeriſchen Grenze, 29. März. (Priv.⸗Tel., z..) Laut Genfer Blätter meldet der Newyork Herald, daß in den mexikaniſchen Gewäſſern japaniſche Kriegsſchiffe kreuzen, um im Falle von Unruhen in e e ee London, 28. März.(WTB. Nichtamtl.) Unter⸗ haus. Mit 341 gegen 62 Stimmen wurde eine Ent⸗ 9— die— von aller arteien empfohlenen Maßnahmen gut t, die chie⸗ denen Fragen der Wahlreſorm betreffend und das Frauen⸗ ſtimmrecht befürwortet. 9— Die ſechſe Kriegsanleihe. Ein niederträchtiger Geteugsverſuch unſerer Gegner. m. Köln, 29. März.(Priv.⸗Tel.) Die„Kölniſche Itg.“ meldet von der ſchweizeriſchen Grenze: Wie groß die Furcht unſerer Gegner vor dem Erfolg der deutſchen 6. Krie gs⸗ anleihe und daß ihnen kein Mittel ſchlecht genug iſt, ihr entgegenzuarbeiten, geht aus einem niederträchtigen Be⸗ tru hervor, den man dieſer Tage unter dem Schüld des Berner Tageblattes“ ausführen wollte. Der Fall iſt umſo bemertenswerter, als er den Ausdruck zu⸗ läßt, daß auch in der Schweiz die Nachfrage nach der 6. deut⸗ ſchen Kriegsanleihe techt gut iſt. Das mit geſunden und 910 rechten Augen die Kriegsereigniſſe betrachtende Blatt ftellt die Angelegenheit folgendermaßen dar: Die neue deutſche Kriegs⸗ anleihe bereitet den Gegner des Reiches großes Unbehagen, obſchon noch keine Kunde von dem Erfolg der Anleihe in die Oeffentlichkeit gedrungen iſt. Einige e der Entente nommen werden kann. ſi ein Schmähblatt drucken, das inmitten einiger nachgemachten deutſchen Banknoten einen zerriſſenen Bettler darſtellt, der die Hand hinhält und zur Zeichnung der neuen Keiegsanleihe auffordert. Das Blatt iſt ein Kunſt⸗ blatt und hat jedenfalls viel gekoſtet. Hergeſtellt iſt es ent⸗ weder in Genf oder in Paris. Es iſt kaum anzunehmen, daß die Freunde, die die Vertretung des Blattes beſorgen, ſelbſt ⸗ die Koſten auf ſich genommen haben, es muß ein Stärkerer dahinter ſtecken. Wenn die Entente glaubt das deutſche Kunſt⸗ erzeugnis könne einen Erfolg erzielen, ſo hat ſie ſich gewaltig geirrt, denn wir haben dieſes Kunſtblatt wie ſo manches an⸗ dere in gleichem Sinne nicht beachtet. Das ſind ſchließlich auch Kriegsmittel, wenn auch weder wirkſam noch fein. Allein nun gingen die Herren einen Schritt weiter, die uns zwingen, unſere Leſer mit der Sache zu behelligen. Am Montag wurde nämlich von Unbekannten unſere ganze Ausgabe aufgekauft, auch wurde die Dienstagausgabe ſtark verlangt. In dieſe nun ſteckten die Herren je ein Exemplar des Fetzens und verſandten das Blatt nun an viele Adreſſen der Staatsbahnen, vielleicht auch nach auswärts. Wir ſind jedem dankbar, wenn er auf eigene Koſten für unſer Blatt Propaganda macht. In dieſem Fall möchten wir jedoch bemerken, daß weder die Redaktion noch die Expedition bei der Verſendung beteiligt iſt. Es iſt das erſtemal, daß für unſer Blatt mit Ententegelder Propaganda gemacht wird. Wir haben ſoviel Entgegenkommen wirklich nicht verdient und Se e e müſſen beſtens dafür danken. Die Bolssernährusz. herabſetzung der Brotrationen und herſtellung pDon Kuchen. Man ſchreibt uns: Die in der gegenwärtigen Zeit ſehr uner. wünſchte Herabſetzung der Brotration iſt notwerdig geworden, weil die noch zur Verfügung ſtehenden Getreidevorräte ſich als geringer herausgeſtellt haben, als urſprünglich angenommen wurden. Obwohl alſo für die nächſte Zeit die Brotration für weite Kreiſe der Bevölkerung den tatſächlichen Bedarf nicht deckt, findet noch immer in einer ſehr großen Zahl von Gemeinden eine Verwendung von Mehl zur Herſtellung von Kuchen ſtatt. Und wenn es ſich dabeꝛ auch um Erfatzmehle handelt, wie Kartoffelmehl, Maismehl, Gerſtenmehl ufw., ſo können Erfahrungsgemäß auch dieſe Mehle zur Herſtellung von Gebäck Verwendung finden. Beiſpielsweiſe hat die Stadt Wien längere Zeit nahezu ausſchließlich Maismehl als Erſatz für Weizenmehl verwenden müſſen. Je knapper die unenk⸗ behrlichen Nahrungsmittel ſind, deſto notwendiger iſt ihre gleich⸗ mäßige Verteilung auf alle Kreiſe der Bevölkerung. Es widerſpricht aber dem Grundſatze einer gerechien Verteilung der Lebensmittel, wenn heute bei der beſchränkten Bvotration noch immer erhebliche Mengen— und um erhebliche Mengen handelt es ſich tatſächlich — von Mehl zur Herſtellung von Kuchen verwendet werden, die immer nur einen Teil der Bevölkerung zugute dommen. Es erſcheint ein uneingeſchränktes Verbot der Herſtellung von Kuchen in jeder Form, zu dem Mehl, das allem oder vermiſcht für Gebäck Verwendung finden kann, unerläßlich. Daß ſich hieraus für das Konditoreigewerbe Schwierigkeiten ergeben würden, iſt nicht zu beſtreiten. Aber viele Gewerbe haben im Intereſſe der Allgemein⸗ heit Opfer, und zwar noch ſchwerere, bringen müſſen. Rückſichten auf die Kondiwreien können daher nicht maßgebend ſei, wenn es ſich darum handelt, alle verfügbaren Rohſtoffe für ein Nahrungs⸗ mittel heranzuziehen, das gegenwärtig für die Volksernährung von allergrößter Wee iſt. verſtärkte Kartoffelzuſuhven an die Bedarſsſtellen. lee. Wenn der Froſt, der jede größere Kartoffelverſendung un⸗ möglich macht, jetzt endlich aufhören wird, hat die Reichskarkoffel⸗ ſtelle die Hauptaufgabe, den unter dem Kartoffelmangel der ver⸗ angenen ngte ſchwer leidenden Städtern mit äußerſter Be⸗ fenr möglichſt große Mengen Kartoffeln zuzuführen, da⸗ mit die Die verſtärkte Zufuhr von Kartoffeln an die Bedarfsſtellen iſt der Reichskartoffelſtelle nur unter der Vor⸗ ausſetzung möglich, daß in den Lieferungsbezirken ſofort erhebliche Mengen Kartoffeln zur Ablieferung greifbar gemacht werden. Zu genauen Berechnungen der einzelnen Lieferungsmengen iſt vor⸗ läufig keine Zeit mehr; es war daher notwendig, ebenſo wie im vorigen Frühjahr die Lieferungskreiſe zu ermäch gen, von jedem Kartoffelerzeuger, der eine Anbaufläche über 24 ha im Jahre 1916 gehabt hat, 4 Doppelzentner Kartoffeln füx den Hektar ſeiner An⸗ bauflüche ohne Rückſicht auf ſeinen Wirtſchaftsbedarf abzufordern. In ſolchen Wirtſchaften, oo die Kartoffeln ſchon ſehr knapp ge⸗ worder, ſind, kann dadurch unter Umſtänden eine Verkleinerung der Ausſaatfläche herbeigeführt werden. Das iſt bedauerlich. Alle Bedenken müſſen aber gegenüber der unbedingten Notwendigkeit zurückftehen, wenn endlich mildes Wetter eintritt, ſchnell Speiſe⸗ kartoffelu heranzuſchaffen. Für eine glatte Abwicklung des um⸗ fangreichen Eiſenbahntransportes iſt nach Möglichkeit vorgeſorgt. Es iſt dringend nötig, daß auch jeder Landwirt mit allen ſeinen Kräften dafür ſorgt, ſeine Kartoffelpflichtmenge auf Abruf ſo raſch wie möglich regelmätzige Lieferung der wieder aufge⸗ Teil der Kälte hinter mir zu haben. Der klare Froſt war einem luſtigen Schneetreiben gewichen. Das Licht der elektri⸗ ſchen Bogenlampen war durch die wirbelnden Flocken ge⸗ dämpft, aber emſiges Leben herrſchte in dem Halblicht. Dutzende von einſpänmigen Schlitten huſchten heran und ebenſo flott verſchwanden ſie wieder im Weiß, nur leiſes Schellenheren verriet dann noch ihre Spur. Und dieſe Schlitten gaben auch dem ganzen Stadtbild ſein Gepräge, als ich am anderen Morgen mich einem dieſer hübſchen S e einer Fahrt durch die Stadt anver⸗ traute. Das S iſt nicht gerade übermäßig lebhaft, aber— geſchäftig. Ueberall immer nur der leiſe klingende Schlitten, wenn nicht gerade ein 8 Militärauto ſich den Weg durch den Schnee bahnt. den Höfen und an ruhigeren Straßenecken hat ihn der Wind zu anſehnlichen Hügeln getürmt, in der Fahrbahn der Straße iſt er ſchon zu einer glatten, weichen Bahn geworden. Die kleinen, ſtruppi⸗ gen Pferde mit der ſtarken, doppelſeitigen Mähne und dem treuherzigen Haarſchopf zwiſchen den Augen kommen flott von der Stelle, die unvermeidliche, hohe Gabel verbindet die Wagendeichſeln über dem Kopf des Pferdes, der Kutſcher ſitzt Peh quer vor dem Fahr 108 in einem mächtigen, blauen elzmantel, er trägt als Abzeichen ſeiner Würde eine Art oon niedrigem Zylinderhut und einen Ledergürtel mit einem Schmuck von Meſſingknöpfen. Ich fahre quer durch die Alt⸗ ſtadt zum Fluß, der Wilja, die dicke Eisſchollen treibt, und nach Erledigung einiger Beſorgungen wandete ich aufs Ge⸗ ratewohl durch die Straßen. Das Straßenbild wird nicht, wie in einer 8 alten deutſchen Stadt durch das wohlhabende Bürgerhau⸗ beherrſcht. Entweder ſind die Häuſer recht klein und unan⸗ ſehnlich, zu ebener Erde von Geſchäften eingenommen, die man bei uns nur als Kramladen bezeichnen würde, oder ſie ſind, wenn ſie aus neuerer Zeit ſtammen, von einer hohlen nichisſagenden Protzigkeit; ihrem Stil nach, der durch zuſam⸗ mengekleiſterte Zementfaſſaden vorgetäuſcht wird, könnten ſie ebenſogut in jeder anderen neuen Stadt der Welt ſtehen. Ral it. und en iſt eden daa Rormale Aus dem Mittelalter iſt ſo 900 da nichts übrig in Rußland, wo für den Häuſerbau das das Baumate⸗ leder aus Holz gebauten Stadt, von Zeit zu Zeit einer Feuersbrunſt anheim zu fallen. Um ſo ſtattlicher ſind die Kirchen. Blickt man von dem Burgbeig, den bie Ruine einer alten Burg ſchmückt, ſetzt ſtolz überr ſ ⸗weiß⸗roten Fahne, über das tweite Tal gren maleriſch abſchüſſigen Ufern, über die 3 id Gehöfte in der Schneeland⸗ ſchͤſt, über d locker gebauten Vorſtädte, ſo er⸗ ſcheint die zu rgberges an faſt nur aus ail beſtehen. Katholiſche Kirchen in wuch⸗ tigem Barockſtii und ruſſiſche Kirchen mit ihren mehr ſpiele⸗ riſchen Zwiebeltümen ſtehen bisweilen dicht nebeneinander und verſuchen einander auszuſtechen. Nur der Dom liegt ſtolz und 8 5 Seine große vorgelagerte Säulenhalle, ſein reich Giebelſeld, ſeine bekrönenden Heiligenfiguren bilden auf der einen Seite, der zugehörige, geſondert ſtehende Glockenturm auf der anderen Selte die Umrahmung eines ſchönen, monumentalen Platzes, der nach der Flußſeite freien Ausblick bietet und im Hintergrund durch den Schloßberg und die Burgruine abgeſchloſſen wird. Die Straße wimmelt von Soldaten aller Waffengattun⸗ en, Feldgraue, Offiziere und Aerzte, deutſche und ruſſiſche Krankenf weſtern, freio Krankenpfleger laſſen auf zahlreiche Dienſtſtellen und Lazarette ſchließen. Die ene nichtdeutſche Uniform iſt die der 10 Feuerwehr. Aber auch die ein⸗ heimiſche Bevölkerung iſt faſt—5 hier geblieben. Da es Sonmtag 0 ſteht man auch die polniſche Bevölkerung viel auf der Straße, zu Fuß und noch mehr in Schlitten, ſchweres und reiches Pelzwerk iſt bei Herren und Damen die landes⸗ übliche Eleganz. Der Handel iſt ganz in den Händen der Juden. Alles auf der Welt, was käufich iſt, wird einem hier angeboten. Die Geſchäfte der Stadt enthalten anſcheinend noch einen rieſigen Vorrat an Pelz, und ich glaube, daß ein Sach⸗ verſtändiger auch preiswert kaufen kann, wenn er zu handeln verſteht. 1. 0 oldarbeitergeſchäfte ſind zahlreich vorhanden, die ſich alle ſchon der Zeit angepaßt haben und zahlloſe Schmuckſachen als Andenken für deutſche Soldaten feilbieten, beſonders die viel gekauften Schmuckſachen, die aus kleinen, ſilbernen 10 Kopenſtücken gearbeitet ſind. Auch die Buchhand⸗ u Bahen. In lungen haben die Sache erfaßt, deutſcher Leſeſtoff iſt überall ——. e an aeke Kec, * — * 4 Dernersiag, den 29. März 1917, Mannheiner General⸗Anzeiger.(udend⸗Ausgabe. 8. Seite. Nr. 150. AKus Stadt und Land. Mit dem ausgezeichnet—0 Wehzwann, Uüzi Kunze, Langfähricer Puchhalter bei der Riema Sofie Link hier. Des Eiſerne Kreuz 1. Klaſſe erhſelten: 8 R. 17 1 5 0 Fre eee nde 93 feuder u Raſtatt, Nt. d. R. Johann Keller von Malſch bei Wlesloch und Li, d. R. Gmil Maher von Renchen. * Sonſlige Auszeichnungen. Minen⸗Obermaat Gg. Croiſſant, Inhaher des Eiſernen Freuges und des Eiſernen Halbmondes, wurde jetzt mit dem Eayriſchen Berdienſttreuz mit Krone und Schwertern 3. Klaſſe ausgeseicmet. 7 Rotes Rreuz Mannheim. Oſter⸗Sammiung am Sonntag, den 1. und Montag. den 2. April 1917. Das gewaltige Ringen des Weltkrieges drängt immer näher ur Entſcheidung. Heldenmütig kämpfen unſere tapferen Krieger, m das Vaterland vor dem Feinde zu bewahren und einen ehren⸗ bollen Frieden zu erlangen, der Deutſchland eine geſicherte Zukunft derbürgt. Viele ſchon haben ihr Leben und ihre Geſundheit für das Vaterland geopfert, manche befinden ſich in Feindeshand, wo Dnen leider oft ein trauriges Los beſchieden iſt. Das deutſche Lolt muß einmütig und entſchloſſen auch hinter der Front alle Kräfte daran ſetzen, dem Baterlaud in ſchſperer Zeit zu dienen. Das Rote Kreus Mannheim hat ſeit Kriegsbeginn nicht allein Kine eigentliche Aufgabe, die Pflege und den Transport er Verwundeten und Kranken, durchgeführt, ſondern entſprechend der Größe und Dauer des Krieges zahlreiche andere Aufgahen dazu übernommen, ſodaß wohl faſt jede Familie in Mannheim und Umgebung ſchon da und dort ſeine Tätigkeit kennen elernt hat. Tauſende und abertauſende von Liebesgaben⸗ ſapen en ſind an unſere Truppen im Felde ab eſandt worden. nter den erſten hat das Rote Kreug Männheim die Verſorgung der bedürftigen Kriegs n aus dem Amtsbezirk Manngeim in weitem Umfange ſelbſtändig übernommen und es werden fort⸗ Hufend ſehr bedenſende Geldſummen und Naturalgaben an die Gefangenen übermittelt, um ihre Stimmung und Zuverſicht zu eben und ihre Kraft dem Vaterland zu erhalten, Zahlreiche eime und Schulen für Verwundete und Kranke ſind entſtanden. eſondere, ſich ſtändig vergrößernde Einrſchtungen wurden ge⸗ affen zur Auskunft und Nachforſchung über Gefangene, Ver⸗ mißte und Verwundete. Die vielſeitigen großen Aufgaben des Roten Kreuzes Mann⸗ heim erfordern bedeuſende Mittel. Wir wenden uns verkrauenspall 8 die Einwohner Maynheims und Umgebung mit der herzlichen itte, unſere Sammlung, welche diesmal nur dem Umtsbezirk Nannheim und zwar vor allem un⸗ eren Gefangenen und Truppen im Felde zugnie ommen ſoll, mit großen und kleinen Gaben zu unterſtützen. Geldſpenden nehmen entgegen die Sammler und Sammlerin⸗ nen, welche am 1. und 2. April d. Is. mit Abzeichen und Sammel⸗ büchſen auf den Straßen und in den Häuſern ſammeln werden, ſowie ſämtliche hieſigen Banken und Bankgeſchäfte, Mannheimer Darleihkaſſe B 2, 1, Städtiſche Sparkaſſe K 1, 2/9 und 7/9, Bu⸗ reau des Verkehrsvereins(Rathaus). Ein zum Verkauf gelangendes Metall⸗Abzeichen„Kriegs⸗ Oſtern 191?“ wird namentlich auch unſerer Jugend Gelegen⸗ Reit geben, ſtatt der ſonſt ihr gewidmeten Oſtergabe, eine ſolche dem Paterlande zu ſpenden.(Siehe Anzeige in latzter Nummer.) Handwerkskammer Männhein. Vei der letzten Vorſtandsſitzung, die am 23. Märg ſtatt⸗ gefunden hat, wurde zumächſt der übliche Tätigleitsbericht Viſtattet, aus dem hervorgeht, daß mit fortſchreitender Zeit die Kammer ſtets ſteigende Aufgaben zu erledigen hat, daß namentlich je Vermittlung und die Ausführung von Heeresgufträgen fort⸗ heſetzt angeſtrengteſte Aufmerkſamkeit erſordert.— Ein Geſetz⸗ uf betr. Gewährung von Beihilfen an durch den Krſeg n eine Notlage geratenen Angehörigen des ittelſtandes wurde beratan und daran aaſſchließend be⸗ Oloſſen, eine Beſprechung der badiſchen Handwerkskammern in ieſer wichtigen Frage zu veranlaſſen. Die Anmeldungen zu den Geſellenprüfungen aus den länslſchen Bezirken zeigen keine weſentlſchen Veränderungen gegen feühere Jahre, dagegen iſt in den grüßeren Städten mit einem erheßlichen Rückgung hinſichtlich der Teilnehmerzahl zu rochnen. u den Meiſterprüfungen, die bereits im Gange ſind, haben ſich 0. Kandidaten bezw. Kandidatinnen gemeldet, darunter 11 Kriegs⸗ heſchädigte. Eine größere Zahl pon Lehrlingsangelegen⸗ e wurde verbeſchieden, Geſuche um Heurlaubung, Ver⸗ letzung oder Zurückſtellung von Heerespflichtigen wurden an die ſchen Noten die ruſſiſche Gitarre mit 7 Saiten und die drei⸗ eckige Balalaika, ſaſt der einzige, echtruſſiſche Verkaufsgegen⸗ ſtand. Trot eifrigen Suchens konnte ich nirgends die ſchönen kuſſiſchen Heiligenbilder und Kruziſixe entdecken, wie ſie die ruſſiſchen Kirchen ſchmücken, ſie wären ein hübſches Andenken geweſen. Die berühmteſte Kirche der Stadt iſt die Oſtra brama. Die Kapelle, welche das Wallfahrtsbild enttält, liegt über einer Straße, ſo daß der Straßenverkehr durch eine Tordurchfahrt unter der Kapelle durchgebt. Die Straße ſteigt von der Mitte r Stadt in ziemlicher Steigung gegen die Kirche an, die mit hren drei großen Fenſtern quer vorgelagert ein ſchönes, ab⸗ Reſchloſſenes Straßenbild ſchafft. Die Straße wird mie eine Nirche beilig gehalten, keiner der Eingeimiſchen durchſchreitet bedeckten Hauptes, und auch die durchfahrenden Kuiſcher alten den Hut in der Hand. Zu einem prächtigen Bild aber wurde dieſer Stadtwinkel gegen Abend. Bön ferne ſchon Keuchtete der über und über mit Goldſchüldern hedeckte Altar des Gnodenbild befeuchtet. DasbMittelfenſter war geöffnet, um den Anblick igugeben, und ein ſchöner, machtvoller, inniger Volksgeſang er andächtigen Menge in der Kirche quoll hernor und fand in „er engen Straße eine gute Reſonanz. Die Farrbahn blieb e. aber rechts und links knieten Hunderte von Männern und Frauen im Schnee. Longe ſtand ich und lauſchte dem Geſang, er zu dem Gnadenbilde emporſtieg. Nun wurde es bald ſtill auf den Straßen, und auch in den Kaffeehſuſern, von denen die meiſten ihren Betrieh fart⸗ Uhren und ſogar die Muſik ſpielt, war nicht ſehr niel Lohen, Kotz des Sonntags. Die Kommandantur ſorgt ſchon dafür, aß in der Nacht die Straße von Bettelei und anderen üblen egleiterſcheinungen freigehalten wird, die in den Städten des Pfiens zu den Seſhſinerſtöndlichkeiten zu gehären ſcheinen. Als om ſpäten Abend durch wirbelndes Schneetreiben meinem aſthof zuging, war in den durch Bogenlampen gut erleuchte⸗ Straßen niemond zu erblicken, außer den militäriſchen Ba⸗ uillen und den Nachtwächtern in den Hauseingängen. So IPnte, ich mich noch einmal des maleriſchen Winkels vor der ſkra brama erfreuen, die ſent ſtill wie ein deutſches Winter⸗ hüld in lautloſem Flockentreiben lag. ———— 9 83 in die Nacht hinein, von zablreichen Kerzen zuſtändigen Behörden und Dienſtſtellen weitergeleitet. Gutachten an Staats⸗ und Gemeindebehörden wurden erſtattet und Auskünfte über gawerbliche Fragen und Angelegenheiten erteilt. Der Entwurf eines Aufrufs an die gewerblichen Vereinigungen, ganz beſonders auch an die Spargenoſſenſchaften des Kämmer⸗ bezirks zur Zeichnung der 6. deutſchen Kriegsanleihe fand einſtimmige Genehmigung.— Von einem Gutachten des Deutſchen Handſperks⸗ und Gewerbekammertags zur Denkſchrift über die—— wirtſchaftlichen Zentralſtelle für den Handwerkskammerbezirk Mannheim wird mit Befriedigung Kenntnis genommen. Militärſſche Beſörberung. Offizierſtellbertreter Karl Fics, in einer Garde⸗Diviſion ſtehend, Inhaber des Eiſernen Kreuzes und der Padiſchen ſilbernen Verdienſtmedaflle, wurde zum Leutnant d. Landw. befördert. * Poſt und Hilfsdienſtmeldung. In der Preſſe wird ver⸗ ſchiedentlich über die Meldung der Hilfsdienſtpflichtigen durch die Poſt berichtet und dabei bemerkt, daß der die Mitteilung anneh⸗ mende Beamte den abtrennbaren Streiſen mit dem Tagesſtempel und ſeiner Unterſchrift verſehen würde. Dies iſt nicht zutreffend, Der Poſtbeamte verſieht den Streifen(Meldebeſtätigung) nur mit dem Tagesſtempel. Die Unterſcheift hat der Meldepflichtige ſelbſt, und zwar vor Abgabe beim Poſtamt zu leiſten * Mißbräuchliche Abgahe ſchmerzſtillender Mittel. anlddräuchchen Abgabe ven ſchmerzſtillenden Mitteln entgegen⸗ zutreten, die während des Krieges und infolge des Krieges erhes⸗ lich zugenommen hat und für die beteiligten ſchwere geſundheitliche Nachteile zur Folge haben kann, hat der Bundegrat durch eine Verordnung vom 22. März angeordnet, daß künftighin bei Ver⸗ meidung von Gefängnis, bezw. Geldſtrafe Opium, Morphin und andere Betäubungsmittel gußerhalb des Großhandels nur in Apotheken und nur als Heilmittel abgegeben werden dürfen. Im Großtzandel dürfen ſie nur an Apotheken und an ſolche Perſonen abgegeben werden, denen ber Erwerb von der Landeszemtralbehörden oder von der durch ſie beſtimmten Behörde geſtattet iſt.(WTB,) * Zwecks Stürkung des Gölbvoreates dex Reichsbank, die be⸗ kanntlich im allgemein wirtſchaftlichen und Kriegs⸗Intereſſe liegt, iſt die Reichsbank gerne bereit, Goldmünzenſammlungen Privater und einzelne Preis⸗, Denk⸗ und andere Münzen aus Gold zum Feingoldwert angukaufen, unter der der Rückgabe innerhalb 12 Monaten nach Friedens⸗ chluß. Feichnet die ſechſte Kriegsanleihel Durchführung des Baterländiſchen Hilfsbienſtgeſetzes. Nach⸗ dem in den letzten Wochen die im Geſetz vorgeſchriebenen Wahlen der Angeſtellten⸗Ausſchüſſe in den hieſigen größeren Betrieben ſtattgefunden haben, hat es ſich als notwendig erwſeſen, die eingelnen Ausſchüſſe zuſammenzuſchließen. Es wurde daher die„Bereinigung der Manüheimer Angeſtellten⸗ Aüsſchüſſe Nauynheim! gebildet. Zweck der Vereinigung iſt eine einbeitliche Stellungnahme der Angeſtellten⸗Ausſchüſſe zu allen Angeſtelltanſragen, die mit der Durchführung des vaterlän⸗ diſchen Hilfsdienſtes verbunden ſind. Der Vorſitz liegt in den Händen des Herrn Ingenieur W. Fritſche, Käfertalerſtraße 45. Bortrag. Auf Beranlaſſung der Deutſch⸗Türkiſchen Bereinigüng, Hadiſchzyfälziſche Gruppe, ſprach geſtern abend im ſpärlich heſetzten Sgal der Kunſthalle Herr General⸗ konſul z. D. Dr. Galli aus Freiburg über„weſen, Wandel und Wirken des helligen Krieges des Iſlams.“ Der 19 die fleißige tüchtige Arbeit eines Kenners, aber er war weidlich trocken, E es abgeſpannſen Nerven ſchwer gemgcht wurbe, ungeteiltes Intereſſe bis zum Schluß 565 u behalten. Dr. Gallt hielt ſich bei ſeinen Ausführungen über das Weſen des heiligen Krieges au den Koran als bie züverläſſigſte Zuelle, Obengn ſteht der Grundſatz.: Der hetlige Krieg iſt nur gegen Nichtmofleme zuläſſig. Durch Allahs Nachfolger ergeht der Aufruf an alle Gläubigen, Auch die Nichtwehrfähigen haben ſich auf dieſen Aufruf hin in den Dienſt Allahs zu ſtellen, nur bei Irgüen und Kindern giht es bedingte Ausnghmen. Dieſe von Mohawmed eingeführte Zivilbienſtpflicht gibt dem heiligen Krieg ſeine Bedeutung, Allah übernimmt die Sae e wird blindes Vertrgiſen der Gläubigen gefordert, der Kampf iſt geſtattet gegen alle Ungläaubigen, womit Seklen gemeint ſind. Wäh⸗ rend'des Kampfes darf das Gebet nicht fehlen. Selbſt bei einer Niederlage wird willenlͤſe Esgehenheit geſordert. Die Hauptkraft des heiligen Krieges liegt in Allahs Lohnverheißung. Höher als der materielle Lohn aber ſteht Berzeihung und Harmherzigkeit, die Allah ben Gläubigen zuteil werden läßt, höher der Lohn im Jenſeits. Allahs Weg iſt mannigfaltig. Es iſt erlaubt zu kämpfen, falls die Moflems bekämpft werden, Der Krieg iſt alſs als Verteibigungskrieg gedacht, aber eß wird die Bereitſchaft 0 jeherzeitſger Berſtänbigung geſor⸗ dertl. Wir müſſen brechen mit dem Gleben gu den Chriſten 91 ger Mohammedaner. Viel Unſriehe künnte vermieben werden, würde man hedenken, daß ſich der Kampf nicht gegen Andersglänbige, ſondern ezen Ungläubige richtet. Des Propheten 1, Kriegsfährten waren von lüsgleichsgedanken, ae von ſeiner Mebinaer⸗geit an aber ward der Krieg iu einem Angriſſskrieg. Der heilige Krieg machte mguchen Wandel durch. Hetzt in unſerem Weltkrieg erſchien er von Schlaken gereinigt. Zum erſten Mal erſcheint er in der vem Koxren gewollten Form, teilweiſe ſogar gemildert. Neduer ging dann über guf die Exfelte, die 0 heilige Krieg i ſein Konto buchen kann, in fran⸗ zöfiſch Narbafrikg, in Tripolſs, Kunſt und Wiffenfche. Strauß und ſeine Künſtler. e F, n eſe e Meiſe in der Schlpeiz, wo ſie bekanntlich in den Aufführungen von Richard „Elektra“ mit ihrey bedeutenden Klytämneſtra mitge⸗ wirkt hat, in der„N. r. Pr.“ allerhand Unterhaltendetz und In⸗ texeſſantes. Wir leſen da u,.: „Am Abend vor der Vorſtellung fand die erſte und einzige Probe ſtatt; ſie verſchah ſich bis neun Uhr, da fraf Richard Strauß berſpätet érſt ein. Alle Mitzoirkenden, die Gutheil, Weidemann, Luiſe Perarb⸗Petzl, Ernſt Kraus und ich, wir hatien ſchon alle einmal irgendwo unter ihm uns ſeine „Glektra“ nicht ſchon geführt, wie viele ſchäne Grinnerungen hatten wir ſeinem Werke zu danken! Wie oft ſah ich ihn in aller Herren Ländern ſchon aus dem Orcheſter heraufgrüßen und uns zunicken wie alten guten Bekannten, mit denen man ſich gern wieder zu⸗ ſammenfindet! Bei der erſten Probe mit einem Gnseg Orcheſſer gewirkt, wohin hatte iſt er leicht ein hißchen nervös und ungeduldig, Seine Tempi- ſind den Leuten neu, äuch mit den Freiheſten ſeiner Soliſten⸗da oben muß er die Muſiker erſt verirgut mgchen, muß ſie ſich wohl erſt ſelbſt wieber ins Godächtnis rufen. Die vorige Elektra machte an einer beſtimmten Stelle eine Fermate, die vorvorige eilte daxüber weg, die heutige ſingt ſie, wie eris komponiert hat, gibt es in der Klytämneſtra, wo plötzlich ich die Rolle des Dirigenten übernehme und Strauß unten mit erhobenem Taktſtock wariet, bis ich meinen hochgeſchwungenen Elfenbeinſtab wuchtig auf den Boden aufſtoße: dies iſt der Moment, wo er mit dem Orcheſier einfällt. Ginmal, da dachte Richard Strauß wohl an eine andere Klytäm⸗ neſtra und ging trotz meines noch hscherhobenen Stoges weiter. Im ſelben Auzenblick fiel ihm aber auch ſeine Gigenmächtigkeit ein, er ſah mich beſtürzt und ich ihn vorwurfsvoll an. Das war ſo komiſch, daß wir beide großſe Luſt hatten, hell aufzulachen und ſchnell voneinander wegſehen ue. Und ſo hat jedes von uns ſeine Willkürlichkeiten die von Richard Strauß aufs geduldigſte akzeptiert werden, aber ihm die Aufgabe des Dirigenten nicht gepabe erleichtern. Ich glaube ja nicht, daß uns paar erbgeſeſſene „Elektra“⸗Gänger noß iigend etwas mit dem Dirigenten Stionß auseinanderbringen kann. Wir ſtehen in ſtändigem Kontakt mit ihm, ater einem Kentakt, den nicht Zeichen und Blicke herſtellen. Innerlich exraten wir uns und finden wir uns mit ihm zuſammen, und das iſt mir gerade in meiner Szene immer ein beſonderer Reig. Ohne weitere Abmachung mit ihm im blitzſchnellen Aufein⸗ andereingeben wird es immer wieder etwas anderes, etwas Neues, und ſo kommt es auch, daß er faſt ſedesmal nach der Vorſtellung wieder ſagt: Alſo Kinder, ſo wie heute war's nach nie, womit er nicht imwer gerade meinen wird, daß wir beſſer, ſondern nur, daß wir wieder anders waren und er mit uns anders als je war.“ Um einer „Tannhäuſer“, ſowie das iieeeeee 2 dem künſtleriſchen Erfolge dieſes Abends bei. mung, die dem ganzen Abend das Gepräge verlieh. Eine Stelle unſerer jetzigen einſten Soheleng einer Reichsſtelle zur Vertretun von§ Indien. Er hat übexall große Truppenteile feſtgehalten, denn die ohammedaner in dieſen Ländern ſind keine angenehmen Untertanen ſeit dem Kriege und ſie machen den Behörden zu ſchaffen. Zum Naau gab Dr. Galli ſeiner Feeude über das Zuſammenhalten von reuz und Halbmond Ausdruck und ſeine Zukunftswünſche erweckten warmen Beifall, BB. * Einen ſehr intereſſanten Bortegg über das aktuelle Thema „Mit dem. Boct gegen England“ hielt geſtern abend im gutbe⸗ ſuchten Caſinoſaale Herr Kapitänleutnant a. D. van Bobher. Im erſten Teil ſeiner Ausführungen erklärte er die Konſtruttion ünſerer Waffen zu Waſſer: Minen, Torpedos und Tauchbogte, um dann im aweiten Teil über die Tgten unſerer U⸗Bagte zu berichten. Aus ſeinen Worten klang die Zuverſicht auf en für uns gutes Enbe des Weltkrieges. Die klaren Ausführ angen wurden durch Lichtbilder bereichert. Die Erſchienenen dankten durch warnien Beifall, pp· * Kleine Beitrüge für die Kriegsanleihe. Zu einer ſehr nütz⸗ lichen Maßnahme hat ſich die ſtädtiſche Sparkaſſe ent⸗ ſchloſſen. Sie gibt, um die Möglichkeit zu bieten, auch Beiträge unter 100 Mark zur Kriegsanleize zu zeichnen, zur 6. Kriegs⸗ Kie Scheine über 1 Mark, 5 Mark, 10 Mark und 50 Mark mit der Verpflichtung aus, die eingegangenen Beträge Wr Zeichnung von Kriegsanleihe für die Sparkaſſe zu verwenden. ie Sparkaſſe wirb dieſe Scheine vom 1. April 1921 ab mit 120 Mark, 6 Mark, 19,10 Mark und 60,70 Mark wieder einlöſen. Die Scheine haben bis jetzt erfreulicherweiſe ſchon einen recht ſtarken Abſatz gefunden. Es wäre durchaus zu begrüßen, wenn alle Sparkaſſen ſich zu gleichem Vorgehen entſchlöſſen, ſofern ſie nicht ſchon ähnliche Ein⸗ richtungen getroffen haben. Stabtkinder auſs Land. Der Charitasverband der Grzdiözeſe Freiburg, der es ſich mit zur Aufgabe ge⸗ macht hat, in großem Umfang Hinder in geſunde, bäuerliche Ver⸗ hältniſſe zu bringen und dadurch auf die Geſundheit der Kinder füt, einzuwirken, wird jetzt in ſeinem Beſtreben dadurch unter⸗ t 9 ützt, er Verwaltungsrat des St. 3 ee in St. Peter ich entſchloſſen hat, von nun an ſein Kurhaus in ein Gene⸗ ungs⸗ und Erholungsheim für Kinder umgugeſtal⸗ ten, Es ſollen erholungsbedürftige und kränkliche Kinder im Alter von 5 bis 15 Jahren dort Aufenthalt finden. Der 60. Robel⸗ und Skitag in Heidelberg. Der Bor⸗ ſitzende des Heidelberger Rodelklubz ſchreibt uns, daß geſtern wieder anhaltender Schneeſall auf den Höhen ſich einſtellte, und die Schneebecke noch zugenommen hat. Das Winterbild nach dem Kohlhof ſowie nach dem Hohlen Käſtenbaum iſt blendend ſchön. Auffallend iſt der Kontraſt der Küdſeite(Philoſoghenweg) die pöllig ſchneefrei iſt, während jenſeits des Reckars die Schneedecke bis herunter zum Schloß reicht. vergnügungen. Das felbgraue Spiel„Der Hias“ im Avollothester wird nur noch an 6 Kügen aufgeführt. Morgen Freitag findet die 200.„Hias⸗ Vorſtellung“ der hier gaſtierenden Weſtgeuppe des feldgrauer Spiels ſtatt. In dieſen 200 Borſtellungen hat die Spielleitung nahe⸗ 500 000 Maxrk füx Zwecke der Kriegsfürſorge vereinnahmen können. wird auf dieſe Aufführung heſondere Sorgſalt verwendet werden, ſo baß ſie ſich auch in künſtleriſcher Hinſich als Feſn zeſellung erzeigen wirb. Die bisber angehaltene Juskraft, des Soldarnſtückes dürfte an dieſem Tage noch einmal Manchen ins Theater führen, der den Hias auch ſchon einigemale geſehen hat, Nus dem Großherzogtum. UJLadenbur 90 24. März. Am vergangenen Sonntag fand im großen Saale des arneſere der 3. und letzte Vaterländiſche Unterhaltungsabend unier dem Zeichen der 6. Kriegsanleihe ſtatt. Eröffnet wurde die ſehr gut beſuchte Veranſtaltung durch Herrn Bürgermeiſter Dr. Fritſch, der in ſeiner hinreißenden Art Worte der Be⸗ grüßung an alle Erſchienenen richtete und beſonders der ſetzt einſetzenden ſchweren Zeit gedachte. Als Soliſtin war Frl. Käthe Max von hier gewonnen. Die ſympathiſche, ſtimm⸗ begabte, junge Künſtlerſn verfügt über einen edlen und trag⸗ fähigen Sopran. Sie ſang äußerſt beifallswürdig, in guter Auffaſſung und ſicherer Technik. Ihr Gebet der Eliſabeth aus Heimweh von H. Wolf und May⸗ nung von H. Hermann waren Darbietungen von ſeltener Schönheit in der Tongebung. lauſchend ließen die Zuhörer die recht einſchmeichelnde Stimme auf ihr Eemüt wirken und zollten der Sängerin ſtürmiſch Beifall, daß ſie ſich nicht nur zu einer Einlage ver ſeitigen Wunſch gegen Schluß der Vortragsfolge eine weitere tehen, ſondern auch auf all⸗ Nummer einfügen mußte, Die Begleitung hatte ihre Mutter, Frau Max, in dankenswerter Weiſe mit ihrem ſeinſinnigen muſikaliſchen Verſtändnis übernommen. Auch die§händigen Klavierſtücke, vorgetragen von Frau Max, Frl. Käthe Max, Frl. L. Seitz, Herrn Hauptlehrer Henninger und Herrn K. Bläß, ſowie die Miögerhen deklamatoriſch⸗muſikaliſchen Dichtungen der Frqu Notar Dr. Ritter trugen weſentlich Noch ver⸗ tärkt wurde die vaterländiſche Note des Abend durch die bei⸗ den Lichtbildervorträge der Herren Stadtyfaxrer Arnold⸗ Wiesloch und Reichsbankbirektor Benſch⸗ Weinheim. Er⸗ ſterer, ein geborener Rumäne, ſprach über„Rumänien, Land zund Leute“, letzterer über Deutſchlands finanzielle und Wirt⸗ ſchaftskrüfte. Beide verſetzten durch ihre volkstümlichen An⸗ ſprachen die Zuhörer in eine bogeiſterte vaterländiſche S eider rief die eingeſchrünkte Aaſe c eiden Redner vor⸗ zeitig we„obet nicht nur die Vortrüge äußerſt eingeſchränkt wurden, ſondern derſenige über Rumänien von Heirn Prof. Wollenſchläger zu Ende geführt werden mußte. Jum Schluſſe bE Bürgexmeiſter Dr. Sritſch in ſeiner ſchlichten, herzlichen Art, allen, die zum Gelingen der Ver⸗ anſtaltung beigetragen haben, den Dank aus und gedachte be⸗ ſonders der Leiter, Reglſchuldirektor Metzger und Stadt⸗ haumeiſter Molitor. Allen aher, die ſich um das Zu⸗ ſtandekͤmmen⸗und die vorzügſiche Durchführung dieſer Abende verbient gemacht haben, ſei herzlicher Dank gusgeſprochen. Der ſchönſie Lohn aber möge das Bewußtſein geben, daß das Bürgermeiſteramt, an 99* unſer allverehrter Bürger⸗ ein A meiſter, Herr Dr. Fritſch, erkt gefördert hal, wie es in ett nicht ſchöner gebacht werden kann. h. Karlsruhe, 29. März,(Pr.⸗Tel.) Die Handels⸗ kammer Karlsruhe befaßte ſich dieſer Tage mit der Frage der der Intereſſen nduſtrie und Handel, insbeſondere im Hinblick auf einen künftigen Krieg. Sie ſprach ſich für die Errichtung eines Reichswirtſchäftsamtes aus, deſſen Aufgahe guch —die wirtſchaftliche Vorbereitung künftiger Kriege ſein ſoll. Fer⸗ ner beſprach die Kammer den von der Regierung ausgehen⸗ den Entwurf eines Geſetzes betreſſend die Gewährung von Beihilfen an die durch den Krieg in eine Notlage geratenen Angehhrigen des Mittelſtandes und beauftragte den Vor⸗ ſigenden, einige gegen den Geſetzentwurf geäußerte Bedenken in der am 24. April im Miniſterium ſtattfindenden Sitzung vorzutragen. Ferner nahm die Kammer mit Intereſſe Kennt⸗ nis von der Anregung der Handelskammer Leipzig. ein Kriegswirtſchaftsmuſeum zu errichten. Die Kammer beriet quch über die von gerſchiedener Seite vorgeſchlagene Einfüh⸗ kung der ungeteilten Arbeitszeit in Stagts⸗, Gemeinden⸗ und Großbetrieben und ſprach ſich für eine Vertagung der Ange⸗ legenheit aus. 5 9 95 1 6354 10 4. 3 66 9 9 7 * 0* 4 7 3 4 3 8 4 3 3 3 3 0 üit Nr. 150. 4. Seite. Mannheimer General⸗Anzeiger.(Abend⸗Ausgabe.) Donnerstag, den 29. März 1917, — Der Elat des Reichskanzlers. QBerlin, 29. März. (Von unſerem Berliner Büro.) „Vor ein paar Tagen ſagten wir hier, es ſei nicht wahr⸗ ſcheinlich, daß der Kanzler bei der Beratung ſeines Etats zur inneren Politik ſprechen würde. Wir haben uns dabei auf Mitteilungen von durchaus zuverläſſiger Seite geſtützt. Tat⸗ jächlich war das auch die urſprüngliche Abſicht des Kanzlers. Der Lauf, den die Dinge inzwiſchen genommen haben, hat dieſen—— nim doch ein wenig verruͤckt. Es darf als ſicher gelten— da ür zeugen auch ſchon die Verfaſſungsanträge der Nationactiberalen und der Sozialdemokraten— daß das Feld der inneren Politik ſehr ausgiebig und von manchen vielleicht ausſchließlich beackert werden wird, und da wird es ſich kaum umgehen laſſen, daß der Kanzler auch über dieſe Probleme ſich äußert. Nach wbie vor beſteht aber die Abſicht bei Herrn von Bethmann, erſt im Laufe der Erörterungen und ſo könnte immerhin die vierte Nachmittagsſtunde herankommen, ehe der Kanzler ſich äußert. Wir möchten übrigens annehmen, daß der Konzler bei dieſer Gelegenheit auch ein paar Worte übec die neulich von Prof. Martin Spahn in der„Voſſiſchen Zeitung“ vorgetragene Torheit ſagen wird, daß wir an dem Zcrenregiment beſonders intereſſiert wären und nun nach deſſen Sturz mit doppelter Bravour auf Rußland losſtürmen könnten. Wie oft ſoll man es denn wiederholen, daß uns die inneren Zuſtände, will ſagen, die Regierungsform in Rußland höchſt gleichgültig ſein können. Wir haben mit Rußland nur als mit unſerem äußeren Feind zu tun und der war es unter dem Zarismus ſicher nicht minder, als unier dem gegenwär⸗ tigen Regime: 558 8 Ehe es zu dieſen hochpolitiſchen Auseinanderſetzungen kommen wird, hat man indes noch einige Sandflächen zu durchqueren. Zunächſt ſteht auf der Tagesordnung der Notetat. Die Vorlage wird ohne Debatte angenommen, nachdem Herr Be ruſtein einen Monolog gehalten und den Notetat ſelbſt⸗ verſtändlich abgelehnt hatte. Dann folgte die dritte Leſung der Steuergeſetze. Dieſer verlief heute ſchmerzloſer als man ſie eigentlich annehmen durfte. Eine Vorlage nach der andern wird, nachdem dieBeſchlüſſe der zweiten Leſung wieder im weſentlichen mit denen des Ausſchuſſes und dem urſprüng⸗ lichen Regierungsentwurf identiſch ſind, erledigt. Ein Ab⸗ änderungsantrag, den man geſtern Herrn Mumm verdankte, wird dann noch beſtritten und nun kann das Hauptſtück der Etatberatung ſeinen Anfang nehmen. Eingeleitet wird ſie durch ein langes Referat des Prinzen Schönaich⸗Caro⸗ lath, der ſich in dieſem Zuſammenhang beſonders warm der Auslandsdeutſchen annimmt. Dann ſprach Herr Spahn und ſo ſchwer verſtändlich er auch heute wie immer iſt, man vernimmt doch ſchon, daß er ſich gegen das Herrenhaus und deſſen Uebergiffe wendet. Lebhafter wurde es, als dann Herr Noske von der Sozialdemokratie die Tribüne beſtieg. Herr Noske verbreitete ſich im erſten Teil ſeiner Rede über die Re⸗ volution in Rußland, zu welchem Thema er allerlei Un⸗ gereimtheiten zutage förderte. Die Entwicklung der ruſſiſchen Dinge iſt den ſozialdemokratiſchen Herren noch recht unklar. Vor, allemtäuſchen ſie ſich unſeres Erachtens wohl darin, wenn ſie die Umwälzung als endgültig anſehen. Herr Noske erzählte, die ruſſiſchen Sozialdemokraten, die bislang in Kopenhagen lebten, hätten vor ihrer Abreiſe eine Prokla⸗ mation an die deutſche Sozialdemokratie gerichtet, in der ſie ihren Willen zum Frieden ausſprachen, aber davor warnten, daß man in Deutſchland Beſtrebungen unterſtütze, welche auf Wiedereinſetzung des früheren Zaren abzielten. Dieſe Prokla⸗ mation zu veröffentlichen iſt ſonderbarerweiſe vom Ober⸗ kommando verboten worden. Als Harr Noske dieſe Tatſachen mitteilte, wurden auch von der äußerſten Linken ſtür⸗ miſche Pfuirufe laut. Herr Noske ſprach den ruſſiſchen Revolutionären die, Bewunderung und Sympathie ſeiner Par⸗ teifreunde aus und riet der deutſchen Regierung, ſobald ſich die Verhältniſſe in Rußland einigermaßen kriſtalliſiert hät⸗ ten, mit aller Kraft auf einen ehrenvollen Frieden mit„dem großen Nachbarn“ hinzuarbeiten. Dann wandte Herr Noske ſich der inneren Politik zu und forderte, wie das auch im Zentralorgan der Partei in der letzten Zeit faſt Nef geſchehen iſt, eine ſofortige Einleitung von Reſormen. Für die Nationalliberalen wird der Abgeordnete Stre⸗ ſemann heute ſprechen, die zweite Rede wird Herr S chif⸗ ker halten. Sitzungsbericht. Berlin, 29. März. 95. Sitzung. Am Bundesratstiſch die Staatsſekretäre Dr. Helffe⸗ rich und Graf Rödern, Havenſtein. ſe Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung um 11.08 Uhr. Auf der Tagesordnung ſteht als erſter Gegenſtand die Beratung des Notetats. Abg. Bernſiein(Soz. Arbeitsg.) erklärt namens ſeiner Fraktion, daß ſie wie den Haushalts⸗ etat auch den Notetat ablehnen, da ſeine Freunde dadurch die Ablehnung der Kriegspolitik der Regierung zum Aus⸗ druck bringen wollten. Seine Freunde glaubten, durch ihre Haltung dem Volk den beſten Dienſt zu keiſten, indem ſie als einzige deutſche Partei den Geiſt des Militarismus unver⸗ ſöhnlich bekämpften. Ohne weitere Ausſprache wird die erſte Leſung beendet. Auch in der ſofort zweiten Leſung wird der Natetat angenommen. Auf Antrag des Abg. Dr. Spahn erfolgt auch ſofort die dritte Beratung. Ohne Ausſprache wird ſo⸗ dann der Notetat endg gegen die Stimmen der bei⸗ den ſozialdemokratiſchen Fraktionen angenommen. Es folgt die dritte Beratung der Steuervorlage, Zuſchläge zur Kriegsſteuer. N18 75 8 Abg. Keil(Sdz.): Diüeſer Steuer ſtimmen wir zu, ebenſo der Vorlage zur Sicherung der Kriegsſteuer, nicht aber der Verkehrsſteuer und der Kohlenſteuer. Leider ſind unſere im Volksintereſſe liegen⸗ den Abänderungsanträge, die namentlich im Intereſſe einer eſunden Wohnungspolitik gelegen ſind. in der zweiten eſung abgelehnt worden. Wir werden ſie auch in der dritten Leſung nochmals durchzubringen verſuchen. 3 Präſident Dr. Kämpf teilt mit, daß zur Verkehrsſteuer ein Kompromißantrag vorliege, der die Steuer für den Güter⸗ ——— auf Straßenbahnen fallen laſſen will, ſobald die Straßenbahnen an die Stelle der Speditionsunternehmen treten. 3 Abg. Heuke(Soz. Arbeitsg.): Dieſer Entſchließung können wir zuſtimmen. Die Ver⸗ kehrs⸗ und Kohlenſteuern lehnen wir ab. Sie ſind ein Ver⸗ brechen am Volke.(Der Redner wird zur Ordnung gerufen.) ſowie Reichsbankpräſident Der Zuſchlag zur Kriegsſteuer und die Sicherung der Kriegsſteuer wurde endgültig einſtimmig angenommen. Es folgt die Beſteuerung des Perſonen⸗ und Güterverkehrs. Hierzu liegt ein Antrag vor, den Antrag Mumm(Deutſche Fraktion) auf Freilaſſung der Fahrkarten bis zu 35 Pfg. zu ſtreichen. Abg. Müller⸗Reichenbach(Soz.): Ueber dieſen Antrag muß namentlich abgeſtimmt wer⸗ den. Der Antrag Mumm gibt eine ſo wichtige Verbeſſerung, daß er nicht wieder beſeitigt werden darf. Abg. Henke(Soz. Arbeits.): Wir wünſchen, daß dieſe Grenze auf 60 Pfg. erhöht wird und ſtimmen zunächſt für den Antrag Mumm. In der namentlichen Abſtimmung ſtimmen 142 Abgeord⸗ nete für die Aufrechterhaltung des geſtrigen Beſchluſſes, 159 dagegen; 17 Mitglieder geben ihre Stimmen nicht ab. Der Antrag Mumm iſt ſomit wieder geſtrichen. Die Verkehrsſteuer wird angenommen. Die Entſchließung betr. den Straßenbahngüterverkehr wird angenommen. Es folgt die Kohlenſteuer. Hierzu liegt ein ſozialdemokratiſcher Antrag vor auf Rückerſtattung der Steuer für Kohlen, die an Gemeinden ge⸗ liefert worden ſind. Die Abſtimmung über dieſen Antrag iſt ebenfalls eine namentliche. Dafür ſtimmen 136, dagegen 181; 5 Abgeordnate enthalten ſich der Stimme. Der Antrag iſt ſomit abgelehnt. Abg. Wallſtein(Fortſchr. Vp.) erklärt, daß infolge der Frageſtellung des Präſidenten bei einer Reihe von Abgeordneten Irrtümer unterlaufen ſeien und die daher falſch abgeſtimmt hätten. Die Kohlenſteuer wird angenommen. In der Geſamtabſtimmung wird das ganze Geſetz gegen diie Stimmen der Sozialdemokraten und Polen ange⸗ nommen. Es folgt der Etat des Reichskanzlers, der Reichskanzlei und des Auswärtigen Amtes. Hierzu liegen mehrere Anträge vor. heantragen die Einſetzung eines Ausſchuſſes zur Vorberatung von Reformen zur politiſchen Neuordnung im Deutſchen Reich. Die ſozialdemokratiſche Arbeitsgemeinſchaft beantragt die Vorlegung eines Geſetzes auf Einholung der Zuſtimmung des Reichstags beim Abſchluß von Bündniſſen ſowie bei Kriegserkläcun⸗ gen und Friedensverträgen. Sie fordert den ſchleunigen Abſchluß des Friedens ohne Annexionen, die Aenderung des Wahlrechts in Verhältniswahlen, Herabſetzung des Wahlalters, das Frauenſtimm⸗ recht und Sonntagswahlen; ferner eine Aenderung des einzel⸗ ſtaatlichen Wahlrechts und Aufhebung aller Ausnahmegeſetze. Die Nationalliberalen beantragen die Einſetzung eines 23 köpfigen Verfaſſungsausſchuſſes zur Prüfung verfaſſungsrechtlicher Fragen, beſonders hinſichtlich der Zuſammenſetzung der Volksvertretung und ihres Verhältniſſes zur Regierung. Dier Bericht des Hauptausſchuſſes wird von dem Abgeordneten Gröber(Ztr.) und Prinz Schönaich⸗Carolath erſtattet. Abg. Dr. Spahn(Ztr.): Das preußiſche Herrenhaus hat ſich in der letzten Zeit des öfteven mit unſeren Angelegenheiten beſchäftigt, namentlich mit der Weitertagung der Reichstagsausſchüſſe und uns den Vorwurf gemacht, wir miſchten uns in die Exekutive. Nichts iſt unrichtiger als dies. Zu Beginn des Krieges haben wir auf unſere geſetz⸗ geberiſche Mitwirkung im Intereſſe des Vaterlandes verzichtet und zum Zwecke der ſchnelleren überlaſſen. Wir haben uns begnügt mit einer Kenntnisnahme der Maßnah⸗ men. Dagu iſt die Weitertagung unſerer Ausſchüſſe unerläßlich. Das Herrenhaus möge vor ſeiner eigenen Türe kehren und uns in Ruhe laſſen. Der Reichskanzler hat im Abgeordnetenhauſe geſagt, wir wünſchen eine Politik der Stärke nach außen und nach innen. Wir wollen ein ſtarkes, junges Volk aus dem Kriege herausbringen. Das kann nur gelingen, wenn der Geiſt der treuenPflichterfüllung erhalten bleibt, der Geiſt treuer Arbeit, der Großzügigkeit, der gewiſenhaften Sorgfalt und auch des Verantwortlichkeitsgefühls eines jeden vor ſich, dem Nächſten, vor Gott und vor den ewigen Geſetzen.(Der Reichskanzler betritt den Saal). Abgeordneter Dr. Spahn(Zentrum) fährt fort: Zu be⸗ grüßen iſt es, daß au sder geſtrigen Rede de spreußiſchen Eiſen⸗ bahnminiſters von Breitenbach zu entnehmen iſt, daß die Aus⸗ nahmegeſetze gegen die Polen beſeitigt werden dürfen. Bei unſe⸗ ren Feinden ſehen wir, daß die meiſten Länder ihre Selbſtändigkeit verlieren. Wo die Herrſcher nicht außer Lande gehen, werden ſie entthront. Auch in Italien ſcheint ſich die Revolution anzubahnen. Die Seeſperre muß aufrecht erhalten bleiben, auch wenn Amerika ſich zum Krieg entſchließen ſollte. u Waſſer und zu Land auch mit ihm fertig werden.(Lebhaftes ravo!) Die Wirkſamkeit unſerer U⸗Boote iſt auch für England empfindlicher als man angenommen hat. Die Tragweite der ruſ⸗ ſiſchen Vorgänge iſt angeſichts der Unpollſtändigkeit der Nachrichten noch nicht zu überſehen. Wie es auch ſein mag, wir müſſen uns ieder Einmiſchung in die inneren Verhältniſſe eines Landes ent⸗ halten, auch Rußland gegenüber. Ungarn iſt für uns eine Lebensnotwendigkeit. Geſegnet iſt, wer Die Sozialdemotraten den Oelgweig des Friedens zuerſt erhebt und dem Feind die Hand bietet. Wir haben dieſe Borausſetzung erfüllt. Wie alle Völker, ſehnt ſich auch da sdeutſche Volk nach dem Frieden. Unſere Geg⸗ ner wollen ihn nicht. Wir haben ihn ernſtlich gewollt.(Beifall.) Abgeordneter Noske(Soz.): Die am Krieg beteiligtren Völker werden in ihren Grund⸗ ſätzen immer mehr erſchüttert. ZJu beklagen iſt, daß alles Neue ſo teuer mit Menſchenblut bezahlt werden muß. Aber die Feinde wollen ohne Sieg und Eroberungen nichts vom Frieden wiſſen. Deshalb hat Deutſchland den Verteidigungskrieg notgedrungen auszuhalten. Deshalb wuſchen wir, daß die neue Kriegsanleihe möglichſt erfolgreich ausfallen möge.(Lebhafter Beifall.) Die Aeußerung des Miniſterialdirektors Kirchner, wir ſtänden im erſten puniſchen Krieg, iſt zu bedauern. Wie begrüßen den kaiſer⸗ lichen Erlaß, die Zwangsverſchckung der belgiſchen Arbeiter ein⸗ zuſtellen und rückgängig zu machen. Die Beziehungen zu China möchten baldmöglichſt wiederhergeſtellt werden. Mit Genugtuung hauen wir vernomen, daß die Reibereien unter den amerilaniſchen Völkern von uns nicht hervorgerufen worden ſind. Die mexika⸗ niſche Angelegenheit war kein Meiſterſtück des Auswärtigen Amtes ⸗ Auf die dauernde Eroberung Belgiens müſſe verzichtet werden. Ich appelliere an die amerikaniſchen Arbeiter ſich nicht als Werkzeug der Kriegshetzer benutzen zu laſſen. Der Brief Belgiens dürfte in dieſer Richtung wirken. In Rußland iſt das unhaltbare Regierungs⸗ ſyſtem zuſammengebrochen. Die neue Regierung will von Frieden nichts wiſſen und die engliſchen Miniſter ſind voll Genugtuung dar⸗ über, daß die Ruſſen weiter für ſie ſterben wollen. Jetzt iſt die Stim⸗ mung in England weſentlich gedrückter, denn die engliſchen Maſſen ſind Friedensfreunde.(Bravo.) Sie verlangen den Frieden.(Bravo.) Von amtlicher Seite muß betont werden, daß Deutſchland ſich nicht für die Wiedereinſetzung des Zarismus vrewendet. Der Appell der ruſſiſchen Sozialdemokraten hat hier nicht nachgedruckt werden dürfen. In ihm wurde verlangt, daß Deutſchland ſich nicht für den Zarismus einſetze.(Hört, hört, Pfuil) Es ſcheint keine Narrheit und Dumm⸗ heit zu geben, die bei uns nicht gemacht wird.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Es gibt kein wirkſameres Mittel den entſtehenden Frieden zu erſticken, als ſolche Maßnahmen. Das ruſſiſche Volk haben wir für den Krieg nie verantwortlich gemacht. Es findet bei uns volle Sympathie und wir verlangen, daß alles unternommen wird, mit Rußland zu einem baldigen ehrenvollen Frieden zu kommen. (Bravo.) Das Kaiſerwort:„Mich treibt keine Eroberungsſucht“ muß wahrhaft bleiben. —— Erledigung alles dem Bundesrat Dann werden unſere Truppen Das Bündni smit Oeſterreich⸗ tempo erfolgen. Sie müſſen Schritt halten mit den Exeig⸗ niſſen in der Welt. Daran ändern alle Herrenhausredel nichts. Frühere Unbilden vergeſſen wir nicht. Wenn die Siche rung des Landes erreicht iſt, muß eine gründliche Neuorien tierung erfolgen. Das Unrecht, das den Polen angetan wurd zu beſeitigen, ſoll in Erwägung gezogen werden. Wesh ſoll altes Unrecht auch nur einen Tag länger beſtehen bleiben! Bei der Neuorientierung in Elſaß⸗Lothringen dürfen dyn ſtiſche Rückſichten nicht mitſpielen. Wir wollen nicht no mehr Bundesſtaaten, ſondern ein feſtes Reich haben. warne die Regierung, die Stimmung im Volke zu unten ſchätzen. Was an Neuorientierung gemacht werden kann, muß ſofort geſchehen. Der Krieg iſt ebenſowenig ein Hinderung grund für die Reformen, wie für die neuen Steuern.(Seh ut!) Die rieſigen Wahlkreiſe müſſen aufgeteilt werden, do f0 reibt die Verfaſſung ſogar vor. Mit der mecklenburgiſcher Verfaſſung hätte mit einem Federſtrich gleich zu Kriegsbegin aufgeräumt werden können. Das wäre ein großer moraliſche Erfolg geweſen. Wenn etwas mit dem Herrenhaus nicht erreichen iſt, muß es gegen dasſelbe geſchehen. Eine Unſere inneren Reformen dürfen nicht im *. durch den Kanzler würde den beſten Eindruck machen. Un die konſervativen Herren bei guter Laune zu erhalten, ſieh der Kanzler zu, wie der Unmut der Volksmaſſen immer meh wächſt. Nur keine Konzeſſionen machen, war immer der Roat der Reaktionäre und der Ratgeber der Könige. Der Zar wird jetzt ſeinen Ratgebern ſchwerlich Dau wiſſen. In welchem Tempo Deutſchland ſchließlich modern —— hängt pon dem Willen und der Tatkraft de⸗ kes ab. Letzte Meldungen. Die ruſſiſche Nevolution. Das Schweigen über das Kriegeprogramm der Kadeiten. Kopenhagen, 29. März.(WTB. Nichtamtlich.)„Po⸗ litiken“ behandelt im Leitartikel die Stellung des— Ruß, land zum Krieg und ſchreibt u..: Wir machten ſchon einmal darauf aufmerkſam, daß ſeit dem erſten Tag der Revolutiol bezüglich des imperialiſtiſchen Kadettenprogramms vollſtäl digesSchweigen eingetreten iſt. Die Note, die Miljukow al die ruſſiſchen Vertreter im Ausland richtete, enthält in der Kopenhagen eingetroffenen Faſſung nichts über die Krieg ziele. Charakteriſtiſcherweiſe iſt jedoch nun feſtgeſtellt, daß jedenfalls in dem Text, der nach Frankreich und Italien ging ein energiſcher Paſſus über Rußlands Willen, den Kamp gegen den gemeinſamen Feind zu Ende zu führen, enthallel war. Auch in zahlreichen Ausführungen der Miniſter, die ruſſiſchen Blättern erſchienen ſind, wird man vergebens übll das Programm der Regierung hinſichtlich der äußeren Politil ſuchen. Man wird andauernd nur auf die große innere A gabe hingewieſen. Bezeichnend iſt auch ein Artikel in del großen liberalen Blatt„Dien“, das für eine Politik noch etwo⸗ weiter nach links als die Kadetten eintritt. Es heißt daril wörtlich: Die konſtituierende Verſammlung muß ſich in e Reihe endgültig über die Frage klar werden, ob Krieg ode Frieden. Aber ſchon vorher kann die vorläufige Regierun erklären, daß ſie alle Eroberungsziele zurückweiſe, die fälſchlih Befreiungsziele genannt werden. In dieſer Hinſicht iſt de⸗ Volkswille deutlich zum Ausdruck gekommen, daß man nich mehr im Irrtum darüber ſein kann, welche Haltung die koh ſtituierende Verſammlung einnehmen wird. Nicht ein ſoziall ſtiſches, ſondern ein einflußreiches liberales Blatt ſpricht dieſ Worte. Die Geſchichte wird vielleicht das Urteil fällen, daß del Friede an jenem Sonntag einen Schritt vorwärts machte, ah dem die Kriegspartei glaubte, die Macht in Rußland erhaltey zu haben. Der heutige Leitartikel in„Sozialdemokraten“ trägt 8 Ueberſchrift: England und die Revolution. Das Blatt beſchäſ tigt ſich zunächſt mit den Beſtrebungen der engliſchen Preſſ die ruhige Entwicklung der ruſſiſchen Revolution zu zerſtö und erwähnt die von England verbreitete Meldung ühen einen angeblich beabſichtigten deutſchen Offenſivvorſtoß an den Nordoſtfront gegen Petersburg und führt aus: Ueber die Ab ſicht dieſer Meldung kann man ſich nicht täuſchen. Rußland ſoll zu einem wilden Deutſchenhaß aufgehetzt werden. Sie ſind darauf berechnet, den Mut in England, Frank⸗ reich und Italien aufrecht zu erhalten und die Neutralen zur handelspolitiſchen Nachgiebigkeit gegenüber England ein, zuſchüchtern. Die Northcliffepreſſe arbeitet gerade in dieſel Zeit mit Hochdruck, um Holland und Dänemark den lettel Reſt ihrer handelspolitiſchen 8 zu berauben, natürlich namens der Freiheit der kleinen Nationen. Rußland und die ruſſiſche Revolution braucht den Frie den, die Freiheit ruhiger Entwicklung. Aber das chauvin ſtiſch⸗imperialiſtiſche England, das England Northcliffe⸗ nicht da engliſche Volk, will einen noch längeren Krieg und verſuchen, ob es doch noch gelingen ſollte, den unangeneh men deutſchen Konkurrenten auf dem Weltmarkt zu ver⸗ nichten und ihn für alle Zeit lahm zu legen. Was tul es, dah Frankreich verblutet und Italien vernichtet wird, Rußland hungert und alle kleinen Neutralen immer härter von der, Krieg betroffen werden. Ein demokratiſches Rußland, ein föderative ruſſiſche Republik könnte gerade für den britiſche Einfluß in Aſien läſtig werden, darum muß Rußland j lieber weiter hungern, bis zum äußerſten geſchlagen un in ſeiner revolutionären Befreiung gelähmt werden, denn d ruſſiſche Volk will den Frieden. Es wird ſchließlich enttäuſch und erbittert ſich gegen jede Nactemung wenden, die nicht d Frieden bringt. Es war ja immer die Politik im imperioll ſtiſchen England, das europͤiſche Feſtland zu zer chmettern. 99 Ein ruſſiſch⸗deutſch⸗franzöſiſches Friedensbündnis wär der Untergang des engliſchen Imperialismus und der Sieg, der Sozialdemokratie über die engliſche Ariſtokratie zum ßen Segen für das arbeitende engliſche Volk. Schon die M lichkeit eines Friedens Lord Northeliffes außer denn dieſer würde die Früchte ſeiner 15jährigen„Arbeit“ nichten. England hat ſich ſeinerzeit angeſtrengt, um die 0% zöſiſche Revolution zu vernichten; wir wollen hoffen, da⸗ 1 — nicht gelingen wird, die ruſſiſche Revolution zu 9e nichten. Ein Fluchtverſuch des Generals Grigoriew. c. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 29. Mü (Pr.⸗Tel.,.) Der Baſler Anzeiger meldet über Petersboh 9 9 aus Orel, daß General Grigoriew, der wegen Uebergabe von Kowno ſeinerzeit verhaftet wurde, bei 90 Befreiung politiſcher Gefangener zu flüchten verſuchte, Gefangenen hatten ihn ſedoch entdeckt, ſelbſt wieder feſtgt nommen und den Behörden ausgeliefert. 850 3 wegen R zu verantworten. Donnerstag, den 20. März 1917. mannbeimer General⸗Anzeiger.(Abend-Ausgabe.) 5. Seite. Nr. 150. Cadorna beſchwichtigt. e. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 29. März. (Pr.⸗Tel., z..) Das Berner Tagblatt meldet aus Mailand: General Cardorna hat es als nötig erachtet, einen be⸗ ruhigenden Aufruf an das italieniſche Volk zu richten, das — wie er ſelbſt ſagt— Beſorgnis wegen einer großen Offen⸗ ſive der Zentralmächte gegen Italien empfinde. Die Tatſache eines ſolchen Aufrufes allein ſchon iſt bezeichnend für die Stimmung in Italien, die keineswegs zuverſichtlich genannt werden kann. Es ſcheint auch nicht, als ob der Aufruf in vollem Umfang die gewünſchte Beruhigung herbeiführte. * c. Von der eece e Grenze, 29. März. (Pr.⸗Tel., z..) Schweizeriſche Blätter melden aus Newyork: Die Südamerikaniſchen Staaten haben Carranzas Ein⸗ ladung zu einer Pan⸗Amerikaniſchen Staatsſitzung zur Beſprechung über die Kriegsfragen angenommen. Nus dem Großherzogtum. QWeinheim, 27. März. In den beiden hieſigen evangeliſchen Kirchen wurden 248 Kinder konfirmiert, und war 119 Knaben und 129 Mädchen.— Die Leder⸗ fabrik Freudenberg hat während der Kriegszeit an ihre Arbeiter 1½ Millionen Unterſtützung ausgezahlt. Für die 6. Kriegsanleihe zeichnete die Firma Freudenberg zwei Millionen Mark. Ferner ſtiftete die gleiche Firma für den Badiſchen Heimatdank 100 000., mit der Beſtimmung, daß 10000 M. im hieſigen Bezirk bleiben. N. Heidelberg, 27. März. Die heutige Generalver⸗ ſammlung des Vereins für deutſche Frauenkleidung und Frauenkultur, die mit einer Ausſtellung von Kinder⸗ u. Jungmädchenkleidung ſowie einfachen Kleidern für Erwach⸗ ſene verbunden war, zeigte aufs neue, welche wichtigen kul⸗ turellen und wirtſchaftlichen Aufgaben dieſer Verein gerade ietzt zur Kriegszeit erfüllt; denn außer ſeinen Beſtrebungen auf Einführung einer zweckmäßigen, künſtleriſch ſchönen Frauenkleidung hat er ſich jetzt zur Aufgabe gemacht, der Stoffverſchwendung durch die modernen weiten Röcke ent⸗ egenzuarbeiten und die in der Kriegsfürſorge ſo wichtige eimarbeit durch forklaufende Aufträge und gute Lohn⸗ zahlung zu heben. Außerdem liegt es auf der Hand, daß die Geſunderhaltung des weiblichen Körpers durch zweckmäckige nicht einengende Kleidung jetzt von beſonderer Wichtigkeit iſt. Die Vorſitzende, Frau E. Cadenbach, berichtete über die Arbeit des Heidelberger Vereins ſowie des Badiſchen und des Deutſchen Verbandes für deutſche Frauenkleidung und Frauenkultur und erntete den warmen Dank der Ver⸗ ſammlung. 85 h. Karlsruhe, 26. März. Das Städtiſche Nachrichten⸗ amt teilt mit: In der Bevölkerung herrſcht vielfach die An⸗ ſicht, daß mit Eſſig getränkte Tücher ein Schutzmittel gegen! giftige Gaſe ſeien, die etwa in Fliegerbomben enthalten ſein können. Demgegenüber muß feſtgeſtellt wer⸗ den, daß Eſſig gänzlich wirkungslos iſt, wird empfoh⸗ len, öprozentige Pottaſchelöſung bereit zu ſtellen, mit der man die Taſchentücher befeuchtet und ſie ſo lange vor Mund und Naſe hält, bis man ſich aus dem Bereich der Gasentwicklung entfernt hat.— Der Kreisausſchuß des Kreiſes Karlsruhe hat ſoeben ſeinen Bericht über die Tätigkeit des Ausſchuſſes im Jahre 1916 herausgegeben. Er ſtellt dar⸗ in an die demnächſt zuſammentretende Kreisverſammlung den Antrag, die Zahl der Mitglieder von acht auf zehn zu erhöhen und mit 5000 Mark dem Badiſchen Heimatdank beizutreten. Der Voranſchlag des Kreiſes ſchließt für 1917 ab mit 392 300 Mark in Einnahme und 1 038 718 Mark in Ausgabe. Zur Erhebung kommt wie bisher eine Umlage von 18 Pfennig. Die Kreisſteuerkapitalien haben ſich um 184 587 848 Mark vermehrt. rr. Baden⸗Baden, 25. März. In der im„Schwarz⸗ waldhof“ hierſelbſt ſtattgefundenen Hauptverſamm⸗ lung der Ahteilung Baden⸗Baden der Deutſchen Ko⸗ lonial⸗Geſellſchaft widmete Herr Landgerichtsdirek⸗ tor a. D. Max Sengel dem bisherigen erſten Vorſitzenden der Abteilung Herrn Grafen Vitzthum von Eckſtaedt, der 10 Jahre an der Spitze ſtand und vor einigen Wochen den Strapazen des— erlag, Worte f0 fn und ehren⸗ den Gedenkens. Die nweſenden erhoben ſich zum Andenken an den Heimgegangenen von den Sitzen. Zum erſten Vor⸗ ſitzenden der hieſigen Abteilung wurde ſodann Herr Land⸗ gerichtsdirektor a. D. Mar Sengel gewählt und die übrigen Vorſtandsmitglieder in ihren Aemtern beſtätigt. In ehrenden Worten wurde vom Borſitzenden auch der tapferen Verteidiger unſerer Kolonien gedacht. . Pfalz, Heſſen und Umgebung. § Edesheim, 28. März. Der 60 Jahre alte Land⸗ wirt und Gärtner Fritz Schreiner erlitt geſtern, als er Pfuhl ins Feld fahren wollte, auf dem Wagen einen Schlag⸗ anfall, fiel herunter und wurde von ſeinem eigenen Fuhr⸗ werk überfahren, ſo daß er ſofort kot war. * Landau, 28. März. Die hieſige Weingroßhand⸗ lung David Weil, Hoflieferant, hat dem Kommandanten S. M. Hilfskreuzer Röve“ eine Sendung edelſten Pfalzweines und für die Mannſchaft 1000 Flaſchen Dürkheimer zur Verfügung geſtellt. * Frankfurt a.., 28. März. Die Kohlennot zwingt die Bibliotheken wieder zur Schließung. So ſind auch Leſeſaal und Bibliothek des Goethemuſeums wegen Kohlenmangels bis auf weiteres geſchloſſen.“— Nach langem ſchweren Leiden iſt der kgl. preußiſche Hofopern⸗ ſänger Max Bauernfeind verſchieden. der Ver⸗ ſtorbene mußte ſich ſchon vor längerer Zeit wegen eines Herzleidens von der Ausübung ſeines Berufes fernhalten. Mainz, 24. März. Unter der Leitung der Stadtver⸗ ſwaltung Mainz wurde in Mainz eine gemeinnützige Geſell⸗ ſchaft gegründet, die eine Förderung des Kleinwoh⸗ nungsbaues bezweckt, um nach dem Kriege der Gefahr einer Wohnungsnot entgegenzuarbeiten. Es händelt ſich um eine Geſellſchaft m. b. H. deren Stammkapital 1 800 000 Me. beträgt, von denen die Stadt über eine halbe Million über⸗ nimmt. Der Reſt wird von Privaten, Firmen und Körper⸗ ſchaften zuſammengebracht. Die einzelnen Anteile betragen 1000 Mark und ſind mit höchſtens 5 Prozent verzinslich. Zu⸗ nächſt iſt der Erwerb des geeigneten Geländes ins Auge eſaßt. Gerichtszeitung. iſchofsheim, 27. März. Vor dem hieſigen hatten ſich nicht weniger als neun Perſonen Mit einer Geldſtrafe dabei der Milchhändler Max Schlachter von — — + N 8 * E * —* reu Beträgen aus dem Markt genommen. Dörlesberg und einer ſolchen von 100 Mk. die Ehefrau Wolvert von Sachſenhauſen bedacht. Die anderen kamen mit etwas niederen Geldſtrafen davon. )(Freiburg, 27. März. Vor der Strafkammer kam die Be⸗ rufungsſache eines Viehhändlers aus Rheinbiſchofsheim zur Verhand⸗ lung. Um dem Vieh ein höheres Gewicht zu geben und ſo, wie er behauptete, den Unterſchied zwiſchen der Dorfwage und der Bahn⸗ wage auszugleichen, hatte der betreffende Viehhändler, der nach der „Freiburger Zeitung“ in einem Monat 6000 Mark verdiente, ſeine Angeſtellten aufgefordert, beim Wiegen an der Bahn in Krotzingen auf die Wage zu ſtehen. Das Schöffengericht Staufen ſah in dieſem Tun Urkundenfälſchung und erkannte auf drei Monate Gefäng⸗ nis. Die Strafkammer verwarf die Berufung des Vieh⸗ händlers. )6Konſtanz, 22. März. Von der Strafkammer wurde wegen Betrugs im wiederholten Rückfalle und Urkundenfälſchung der wiederholt mit ſchweren Zuchthausſtrafen vorbeſtrafte 50jährige Martin Schick von Bitz, Oberamt Balingen, zu 2 Jahren Zuchthaus, 1000 Mk. Geldſtrafe oder weiteren hundert Tagen Zuchthaus und zehn Jahren Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt.— Ein gerie⸗ bener Gauner iſt ber 34 Jahre alte Dienſtknecht Albert Stehle von Mimmenhauſen, der ſich in den Bezirken Ueberlingen, Stockach und Pkullendorf ganz gewaltige Diebereten und Betrügereien zu ſchulden kommen ließ. Wegen ſchweren Diebſtahls, Urkundenfälſchung, Be⸗ trugs und unhbefugten Tragens einer Kriegsauszeichnung wurde Stehle zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis verurteilt. 0 Bergzabern, 28. März. Einen merkwürdigen„Elfer“ hatte die Firma Kimmle, Weinhandlung in zuſam⸗ mengemiſcht und zwar nach den Feſtſtellungen von Weinkontrolleur Weißer aus 1910er, 11er, 12er, 13er gezuckertem und ungezuckertem Wein der Gegend um Bergzabern, ferner auch unter Zugabe von Griechenwein. Dieſes Gemiſch gelangte unter der Bezeichnung: Garantiert 1911er Naturwein aus den Reben von Dörrenbach uſw. in Verkehr, Ebenſo merkwürdig wie. dieſe Zuſammenſetzung war die Erklärung der Weinkommiſſionäre, daß der Wein großen Anklang gefunden habe. Das Schöffengericht war indeſſen anderer Anſchauung und verurteilte Kimmle wegen der Täuſchung in 8 Fällen zu 200 Mark Geldſtrafe. Kommunales. hi(Ettlingen, 27. März. Rach dem„Mittelbad. Kurier“ wird die ſtädtiſche Umlage auch in dieſem Jahr wieder 80 Pfennig betragen. Es iſt eine Erhöhung der Gas⸗ und elektriſchen Strom⸗ preiſe beabſichtigt, ſodaß künftig Leuchtgas 18 Pfennig und Kraftgas 16 Pfeunig koſten wird. Der elektriſche Strompreis ſoll um 5 Pfennig pro Kilowattſtunde erhöht werden. »Frankfurt a.., 28. März. Um eine gleichmäßige und ge⸗ regelte Verteilung der Kohlen unter die Bevölkerung und die gewerblichen Betriebe herbeizuführen, hatte der Magiſtrat der Stadt⸗ verordnetenverſammlung einen Antrag zur Schaffung eines Koh⸗ lenamtes geſtellt und hierfür die Bereitſtellung von 50 000 Mark gefordert. Die Sitzung überwies die Vorlage zur weiteren Prüfung an den Finanzausſchuß. * Fulda, 28. März. Die Stadtverwaltung käßt zur Behebun des Kleingeldmangels für 10 000 Mark 10 Pfentaſäige und für 20 000 Mark 50 Pfennigſtücke prägen. Das Notgeld hat achteckige Form und erhält das Stadtwappen mit entſprechender Inſchrift ein⸗ geprägt. Handel und iIndustrie. Rheinische Nypothekenbank, Mannheim. In der heutigen Generalversanumlung wurden die Anträge der Verwaltung genehiigt. Dem Vorschlage entsprechend wurde die Dividende für das Geschäftsjahr 1916 auf 9 Prozeut iestge⸗ Seizt. Demgemäß gelangt der Dividendenschein Nr. 24 der Aktien zu 000 Mark mit 54 Mark, der Aktien zu 1200 Mark müt 108 Mark Zur Einlösung. Die satzungsgemäß auscheidenden Mitglieder des Auisichts⸗ rats, Geheimrat von Lavalle, Reichsrat der Krone Bayern, Heidelberg, und Herr Oberamtsrichter a. D. Herm. Hilde⸗ brandt-Heideiberg wurden durch Zuruf einstimmig wiederge⸗ wählt. Das Piandbrieigeschäft nimmt, wie der Vor⸗ sitzende erklärt, einen sehr ruhigen Verlauf. Man habe keinerlei Anlaß, es irgendwie zu ſorcieren, mit Rücksicht auf die Kriegs⸗ auleihen des Reiches. Das Hypothekengeschäft bewege sick ebenfalls in ruhigen Bahnen, weil keine Neubauten auigefichrt werden und somit neue Hypothekkenobjekie nicht entstehen. In Kommunaldarlehen sei das Geschäit etwas lebhafter, na- mentlich in den Beziehungen zu badischen Gemeinden und Städten, jedoch halte es sich im allgeneinen in der vorgeschriebenen Schablone. Lebliaft sei der Geschäftsverkehr der badischen land- Wirtschattlichen Kriegsgenossenschaiten mit der Bank, die ein be- deutencles Plus ihrer Rechuung erzielten. Was das laufende Jalir anbelangt, so sei wieder mit einem ähnlichen Ergebnis wie im vergangenen zu reclmen, Lalls nichit gauz außergewöhnliche Ereig⸗ nisse eintreten. 60 Frankfurter Wertpapierbörse. Frankfurt, 29. März. Bei vorwiegend gut behaupieter Disposition der Börse war die Umsatztätigkeit im allgemeinen wenig umlangreich, nur ſür wenige Spezialwerte trat einiges In⸗ teresse hervor. Mundscheid wurden bevorzugt und reger gehan⸗ delt. Auch junge Aktien erfreuten sich besserer Nachirage. Auf dem Montanaktienmarbet wurden Deutsch-Luxemburger in größe- Phönix und Buderus schwächten sich aufi Realisierungen etwas ah. Gelsenkirchen und Bochumer besser gehandelt. Rüstungspapiere wiesen gute Haltung auf, eine merkliche Beſestigung erfuhren Deutsche Waffen, welche ansehnlich im Kurse auzogen. Auch fanden sich für Fahrzeug Eisenack zu erhöhtem Kursniveau Käufer. Die führenden Elektro- werte zeigten durchweg behauptete Teudenz. Chemische Werte begegneten einiger Kauflust, wodurch sich Griesheim vorüber⸗ gehend im Kurse heben kounten. Schifiahrisaktien lagen ruhig. Bankaktien verharrten in fester Haltung. Oesterreichische Kredit- austalt, Lombarden ‚äund Staatsbahnen wurden auf Wiener An⸗ regung fester. 1 Aui dem Fondsmarkt ist die Kursbewegung geringiügig. Der Geschättsverkehr ließ später merklich nach, docli blieb ein ſester Grundton bis zum Schlub erhalten. Etwas reger wurden EBlinger Maschinen, Hilger und Benz umgesetzt, letztere nahmen Schwankende Haltung ein. Privatdiskont 4% Prozent. Berliner Wertpaplerdörse. Berlin, 29. März(Devisenmarkt.) 29 Auszahlungen für: 28. Geld Brief Geld Briet Newyork 1 Dolla 582 554. 332.54 Holland 100 Gulden 245.75 246.25 244.75 245.25 Dänemark 100 Kronen 169.— 169.50 168.50 169.— Schwecen 100 Kronen. 1175.25 175.75 174.75 175.25 Norwegen 100 Kronen n 16 Schweiz 100 Franken 122.—8122.—5121.—/ 122.—½ Oest.-Ungarn 100 Kronen 64.20 64.30 64.20 64.30 Konstantinopel 20.65 20.75 20.65 20.75 Bulgarien 100 Levaan Se./, 80.5% Spanien. 120% 125., 120.½ Berlin, 29. März. Die Börse zeigte bei großer Zurück⸗ haltung nur geringe Geschäitstätigkeit, die Stimmung erwies sich Wieder als zuversichtlich, es war eine ganze Reihe von Kursbesse- rungen festzustellen, s0 besonders für Benberger Baumwoll-Indu- strie, oberschlesische Kokswerke, Phönix, Gelsenkirchen und Bo⸗ chumer. Von Anleihen waren dreiprozentige deutsche Reichsau- leihen zu gestrigem Kurs gefragt. Geld über Ultimo—5½ Pro⸗ zent. Privatdiskont 46 Prozent und darunter. Newyerker Wertpapterbörse. MEW vonRk. 28. Mürz(Devisenmarkt) 28 27. 2. 27. Tendenz für Gelc.. fest stetig Wechsel auf London Geld auf 24 Stunden(50 Tage).71.—.71.— E.— 2, Wechsel auf London Geld ſetztes Barlehen 2½ 2. Cable Transtere).28.15 4. 28.45 Slchtwechsel Berlln 69. 69.½ Siber Buflion. 4 72% 71.U Siohtwechsel Faris..3d.73(884.64* New-Vork. 28. Bürz(Bonds- und Aktienmarkh). 20. 27. 27. Acht. Top. Santa Fé 4% Missouri Facifio. 3½ 30/ Bonds. 104— 104— Lat. Raihw, of. Bex. 6——6 United Stutes Corp. Corps uew Vork Oea'r. 0 87 22 5% Sonds. 106 106— do. Onterio&4 Western. 24 Achi. Toy. Santa PT.. 104% 104½ Korfolk 4 Western 13½ 132½ 00. pret. eol. DlbId. 96/% 89¾ Rortnern Pacifllo 108½ 105.— BSaltlmore 6 Ohio 79½ 7% Sennsxyvenlla 5½ 54½% Sanadlan Paolfto. 164162—- fleadingg 90½ 97% Ohes.& OIo 50½ 50/ Ohio. Bek. 1sl.& Pao..„„ 4½ 1⁴ Chio. MHIw.& St. Paul..84.—- 83—Soumern Paoifo 86% 8 Denever& RIO Grande, 12¾] 14—[Southern Rallwa/ 23—9 F.„30% 29%/ Southern Rallway prei. 5947/ Erle ist prei. 41%/ 41½ Union faclfile. 141—140%/ Erie 28t prei. 34— BDe Wabash prei.. 81% 50%ò8 Great Moihern pret. 114¼½ 114— Amerio Can.. 49½ 48% Uunols Central.. 105— 10½ amer-Smelt.&. Rol. 104½ 104½ nterborough Cons. Corp. 14— 13— Anad. Corp, Hin. 84½ 8½ 00. do. pret. 65— 65—[Sethienem Steel. 1 15— Kansas Oity&. Southoen 22½ 22—[Geniral teatier 91— 81 do. preti.. 550— 36— 3 Pret. 9034 K touleville u. Mashuilie.129.—128— Balted States Steelsderp. 116% 1144 Risscuri Kans. 4 Teras 8˙/[8— J UnttedStat. Steet Corppt. 116— 116 Aktien-Umsetz 570000(620 0009 EEW VORk, 28. MArz(Ergängsungskurse). 2. 27.. 27. Balt. Ohla 4½ Bes. 9½ 94% Unfonbao. 3.%/ Bds.%/ Sdes. Gbie 4 BS. 8„4% Union Stall. 110 116 %Ohl 6800 933 Denver Rlo gr. pr..„ 35—- S3n Firstäk.Bs.834). 7½ 78˙% Hles Cans. Tex. pr.,„„ 16% 18% Rerib. Pac- 3 RS. 66— 68½ West Harytantd 22½ 22½ H. Pac. Pr.Lien aSds.. 8j, 99%8 Amerloan Canprot... 108— 106 Amerio. Lo0. o. ꝗͥ 7½ 7½ St.-8 Fr.-Ll. Horto.4 8. G/ 67 d0. Suger Ret... 118—118½ St. Louis 4 San. F. inoome Hexio. Pefroſeum„ 50/ 89% Morigage 4 4½[5— Virgin. Cer. Chem... 42% 40% Sontn. Pad.o 4οs 1929 88 65/ 85½ J Seare Roebuok oen.. 169— 188— Londoner Wertpapierbörse. LONMDOR 28. Warz. 2. 2 23. 27. 2. 2½ Konsol. 52% 52%8 lBaltimore——— Bio Tinto. 63— 62/½ 5 Argentin.— 91—[Sanad. PAo.— 17½ fChariered 1½ 1½ 4 Brasilian. 90½——[Erie—30%[de Seers 13%/ 18% Japaner. 72 72— Pennsyva.—— Solefdeis 1% 1690 Poriugiesen 52/8——[South P.— 10% Nat. R. Mex. 6% 4⁴ 5Russent906 28% 78½ Unlon Pao..—— 17½ Randmiaes. 5½ 3½ 4½ Russ.1309 20¼ 61—[Steeis. 120% 120%[ Pr. Diskont. 4% 4% 8% Kriegsi65/ 68½8 Anacondac. 17 J7%/ L Sliber 364½ 5% Krlegsantelhe 9495 605—9. Vereinigung Deutscher Starkstromkabel⸗Fabrikanten 5 Berlin. Die Vereinigung, die bis zum 31. März verlüngert war, ist, Wie wir vernehmen, bis zum 30. September dieses Jahres weiter verlängert worden. 4 Vaterlaudische Vieh-Versicherungs-Gesellschatt zu Dresden- Der in der Generalversammlung am 24. März einstimmig ge⸗ nehmigte Recheuschaitsbericht für das 29. Geschäftsjahr weis: trotz der ungünstigen Zeitlage wieder die hesten Ergebnisse auf Es stiegen die Versicherungssumme um 3001 297 M. aui 10 115 448 Mark, die Prämien⸗ und Nebenkosteneinnahmen um 110 150 M. aui 416 b02 M. Die Schäden erfiorderten einschließlich 32 745 M. Er⸗ lös aus der Verwertung von Vieh und 24 359 M. aus dem Voriahr übernommene Schäden, sowie 47 735 M. neugestellte Schaden- reserve 275 003 M. Die Reserveionds einschließlich der Prämien⸗ reserve beziffern sich auf 1 147 908., die zinstragenden Kapital- anlagen aui 1 220 743., die Zinseneinnahmen aui 84 494 Mark gegen 1 607 000., 1074811., 44887 M. im Vorjahre. Die bisherige Versicherungsumme beträgt 213 550 319., die bis- berige Entschädigungssumme einschlietzlich Vieherlös 8 122 970 M. Der Ueberschuß beträgt 37 324 M. und wird daraus wieder wie in den Vorſahren eine nachträgliche Erhöhung der statutarischen Normalentschädigungsquote um 8 Proz. der Versicherungssumme vorgenoinmen, während die andere Hälite zur Verstärkung der Re · Serven dient. Die Gesellschaft versichert zu jesten Prämien ohue jede Nacftschußpllicht der Mitglieder. Berliner Proauktenmarkt. Berlin, 29. März. Frühmarkt. m Warenhandel er⸗ mitielte nichtamſliche Preise.) Großhandelspreise. Die Preise siud gegen gestern unverändert. Berlin, 29. März. Die weiter fortschreitende Erwärmung ist willkommen für unsere Landwirtschaft und man hofit, daß die Feldarbeiten nuumehr rasch in Gang kommen. Am kiesigen Pro- duktenverkehr waren die Preise wenig verändert. Für Sämereien hielt das Interesse an, doch blieb in manchen Artikeln das Ange⸗ bot sehr knapp. Die Zuluhren an Rauhfutter leiden unter den an- dauernden Transporischwierigkeiten, sodaß die zur Verfügung stehenden Mengen nicht ausreichen. 5 Newyorker Warenmarkt. MEW Vonx, 26. Kürz. 993 1 27. 28. 27, IWeizen hard] 26. 27. 20t. Aibüt 3—br Mal. 13.40/ 18.26 Wi..2 neue 217./ 217.— im innern,————br Jun. 16.29 16.60d0 1Mothern Exp. n. Engl. 2000——rerscSv 14.0 44½(Pulutn) 234 23.— ERp. n. d. Et.“ 00—— Terpéxvork 4% 47% Bess-Stai. 76 70.— Nvork i0kO 8 23 Sohmalz—9 150 + 131.— 1310, r April 19.05 18.86/ Taig spezia—*94—44 1 9—.——.— * Kal 1 65 19.61 16.630 Zuck, 96 Tst.) 58.604501-57 Fh. ol.(neu) f 870.890 870.890 pr Junl..16.30 18.75 1oko.½./ Kleesam a 1 19.0 or Juil.. 18.82 19.88/Kaftee]Ma.60.65 do. ie 17.— 12.— pr August, 18.76 1864/KeeJu.24% 780 Elektr. Kupt. pr Septemd. 1819 18.130 Ur. 2 USept.85.92 Bohzinn.53.5055—8 pr Oktober 1600 16.— M. dez.02.09 Petroleum N. Orleanslk 16.63 16.63 Jan..00.10 fored.Baland] 305— 305.— ) die ersten drel duartale 31—35—(31—35—9. Chicagoer Warenmarkt. OHA00, 26. März. 27. 20 27. 168.%Sohmatz Spsck.. 168-10216i6 167.% pr. Iull!. 1 19.87/ Schweine 28. Welzen Mal 194. r Juli..166.½ Nai 17 117.0 Pock: Hai. 34.5 34.45 leichte 14.601460 We ise 115.55 pr Iull..33.67 33.50 9„14.80 14.60 .½ 61.½ Rlppen ohwelne- Scümal. pe el. 1840 ks0. ert 110 O00108 0 pr. Mal.. 19.85/ 19,80J pr. Juli 1 18.22/ dv. Chioag. 34 000 19 0⁰00 Londoner Metallmarkt⸗ 3 London, 28. März. Kupfer: Kassa 133.—— 3 Honate 738.½ Elekteotio per Kasso 151/147, per 3 Konate—.— Best-Selekted p. Kasse——, per 3 Monate — Tinn per Kassa 207., per 3 Ronate, 206./, Siei loke per 3 Monate——Tink: per Kassa 58.—. Spozlal 54.— Selclluunsirzer 9 Abicilung Installationen O 4, 8/8. Fornspr. 602, 980, 2082, 2 rlauptniedertage der Osra 6% per Kaesa 30.½ — — —— Sοοοο‚e“9⏑9 Jeerseeeereennnereeeeee 5 43 3 Nr. 150. 6. Seite. Mannheimer Heneral⸗Anzeiger.(Abend⸗Ausgabe.) Donnerstag, den 20. März 1917. Die Löſung. Roman von Emma Haushofer⸗Merk. (Nachdruck verboten!) 13)(Fortſetzung.) Marianne arbeitete mit Feuereifer; ſie fand es reizend, wirklich was zu tun zu haben, ihre Kochtünſte aus der Wirt⸗ ſchaftsſchule zeigen zu dürſen: Torten zu backen, Fiſche zu marinieren, 23 Sulzen zu verzieren, Früchte zu kändieren. Auch ſie ſah ja dieſem Feſi mit freudiger Erwartung, mit un⸗ ——9— Spannung entgegen. Dr. Götz hatte gubggagt: er würde kommen; er würde ihr Tiſchnachbar ſein, ihr„ ränzel⸗ herr“ neben dem ſie, mit dem Brautſungfernkranz im Haar, zur Kirche ging! Der Gedanke an dieſes Wiederſehen ver⸗ mochte ſie ſogar über den Aſchied von der Freundin zu tröſten. Als man eben die 8 im Garten aufhängen und die Tafel für den Polterabend richten wollte, zogen, vom plötz⸗ lich aufkommenden Weſtwind geſagt, ſchwarze Wolken über den 1— die große Fläche, die tagelang bleiern ſtill ge⸗ legen hatte, ſchäumte weiß auf in düſterer Pracht. Kaum vermochten die* üchten; ſchon goß eine wahre ſſerflut nieder. Unaufhör⸗ ch flammten die Blitze, die Wände zitterten von dem an den Bergen widerhallenden Donner; der wilſende Sturm riß das Obſt von den Bäumen, knickte die Aeſte und tobte ſo toll um das Haus, daß man fürchten mußte, er würde die Wände ein⸗ drücken. Schließlich praſſelte auch noch Hagel auf das Dach, an die raſch geſchloſſenen Läden. Blaß und— von dieſer ſo jählings hereinbrechenden elementaren Gewalt ſaß die Famille im Wohnzimmer; der Freiherr zeigte freilich eine gelaſſene Miene, aber auch er hachte an ſelne gefüllten Scheunen, die ein Blitzſtrahl vernich⸗ ten konnte; er wußte, was eine Brandgefahr bei dieſem Sturm bedeutete. Die Damen fühlten in der nervöſen timmung, die eine Hochzeit im 5 die Heirat eines lieben naheſtehen⸗ den Menſchen hervorruft, mit beſonderer Schärfe das Un⸗ behagen des ſchrecklichen Gewitters. War's doch, als ſollte in den Feſtjubel der tiefe Lebensernſt hereindringen, die heimat⸗ Natur dem ſcheidenden Kinde ein drohendes Lebewohl agen. Freilich, Dorag Glückszuverſicht konnte auch der Ge⸗ witterzorn nicht erſchüttern; ſie hörte keine düſteren War⸗ nungen, keine prophetiſchen Stimmen durch den Sturm klingen. Ihre einzige Sorge war, daß ihr gellebter Alfons⸗ Die Aulegung von Kriegergräbern auf den ſtädt. Leute noch ins Haus zu Amtliche Scanuinschoagen Bierkr Wolle um Peſglasneümer Bferlar- udf———— el aus Iiun, ſowie bie frei⸗ René auf dem Gute untergebracht werde. Wenn es auch nicht der Brauch war, daß der Bräutigam im Hauſe wohnte, ſo ſollte man ihm doch nicht zumuten, noch bis zu dem Marktflecken zu gehen, wo er ſich ein Abſteigequartier beſtellt hatte. Als dann die Botſchaft kam, es ſei eine Brücke vom Hochwaſſer abgeriſſen worden, konnte man auch auf das Herkommen nicht weiter Rückſicht nehmen und mußte ihm wohl ein Zimmer anbieten. Marianne fragte voll Unruhe:„Wie ſollen wohl am nüchſten Tage die Gäſte durch die Näſſe auf das Gut ge⸗ langen?“ Aber ſie dachte dabei nur an den einen Gaſt, den ſie erwartete. Man mußte ſich entſchließen, die ſchwerfälligen Lan⸗ dauer aus der Remiſe hervorzuziehen und etwas herzurich⸗ ten; es blieb auch nichts anderes übrig, als die Brautkutſche für die Fahrt zur Kirche zu ſchmücken; unmöglich, daß die Damen am nächſten Tage durch die Bäche wateten, die über die Straße floſſen und die der Regen noch immer verſtärkte. Baron Mahrbach war während des Gewitters ſehr ſtill und bleich geweſen; er fand es ungemütlich in dieſem von Blitzen umloderten Haus auf der Höhe. Doch als dann die Gefahr vorüber war, zeigte er eine ſehr vergnügte Laune. Nun war ja dieſe für ſein Empfinden ſo geſchmackloſe Feſtlichkeit, vor allem der Zug in die Kirche, der 55 ſo lächerlich erſchien, in vollem Sinn des Wortes zu Waſſer geworden. Er fand ſchon die Böllerſchüſſe, die am Morgen der ganzen Gegend in weitem Umkreis den Hochzeitstag verkündeten, eine Barbarei und warf ſeinem Schwiegervater die ſpöt⸗ est⸗ Bemerkung hin:„Beneidenswerte Nerven habt Ihr ier! Marianne hatte die Ungeduld nicht ſchlafen laſſen, der Gedanke: Mit welchem Zuge wird er kommen? Ob man ihm wohl an dem Bahnhofe mitteilt, daß die Brücke abge⸗ riſſen iſt, daß er einen Umweg machen muß? Schon waren die nächſten Verwandten an* Station abgeholt worden, der Miniſter von Löhn, auf deſſen Anweſenheit Mahrbach am meiſten Wert legte, mit Frau und Töchtern; zwei rot⸗ wangige Kuſinen Doras und deren Brüder, der Trauzeuge des Barons, ein Graf Truchheim und ein paar würdige ältere Damen aus der Familie der Freifrau. Nur Dr. Götz fehlte noch. Man verſammelte ſich in dem mit Tannengrün ge⸗ ſchmückten Salon, in dem der Bürgermelſter aus dem näch⸗ ſten Ort die Ziviltrauung vornahm. Baron Mahrbach, der telegraphiſch ſeinen Diener mit dem Koffer auf den 901 ge⸗ ruſen hatte, ſah in dem ſchwarzen Anzug mit dem frackarti⸗ — ——— gen Rock, den er ſich, um kein Verbrechen gegen die Grund⸗ fätze des„Gent“ zu begehen, nach langer Konferenz mit ſeinem Schneider beſtellt hatte, ſo herrorragend fein und vornehm aus, daß nicht bloß Dora ihn ſelig anlächelte, daß auch die Gäſte ihn bewunderten und der jüngere Löln, der gerne ein Lebemann werden wollte, ihn als ideales Vorbild anſtaunte. Dora war entzückend in ihrem weißen Atlas mit dem Schleier, der wie ein zarter Dufthauch ihr helle⸗ Geſicht, ihre zierliche Geſtalt umfloß. Keine Rührung trübte ihre Augen; kein elegiſcher Zug lag um ihren roſigen Mund; mit klarer Stimme ſagte ſie ihr Ja und freute ſich, als ſie zum erſten Male ihren neuen Frauennamen unter⸗ ſchrieb. Als ſchon die Wagen vorfuhren, um einen Teil der Hochzeitsgeſellſchaft zu der Trauung zu fahren, kam eine Depeſche an den Baron. „Sie hätte ſchon geſtern abgeliefert werden gellen,“ ent⸗ ſchuldigte ſich der Bote,„aber es war unmöglian den Weg zu machen.“ „Sie haben ſich allerdings auch heute nicht ſehr beeilt,“ hemerkte der Baron, währenb er dem Mann mit vorne mer Noncholance ein Geldſtück verabreichte. Dann ſich an die Braut wendend, ſagte er, nachdem er die Depeſche überflogen hatte:„Nichts von Bedeutung, darling! Dr. Götz entſchul⸗ digt 82 Er kann wegen einer Gerichtsſitzung nicht kommen und ſchickt ergebene Glückwünſche.“ „Wie ſchade!“ rief Dora und unter dem Brautſchieier ſuchten ihre Augen nach der Freundin, die in zartem Roſa, mit einem Roſenkranz auf dem braunen Haar, im rollen Liebreiz ihrer jugendlichen Schöntzeit hinter ihr ſtand, die plötzlich ſo tief enttäuſcht den Kopf ſenkte. Marianne war froh, daß ſie nun allein blieb. Da nur drei Wagen zur Verfügung ſtanden, die bei dem Hochwaſſer einen Umweg zur Kirche machen mußten, konnten nur die nächſten Verwandten an der Trauung teilnehmen. Während wieder die Böllerſchüſſe erklangen und die Hochzeitsglocken läuteten, lehnte ſie in dem weiten, ſtillgewordenen Saal am Fenſter und ſchaute hinab auf den verwüſteten Garten. Alle Blumen waren geknickt, verwaſchen, zerſtört von Regen und Sturm; die halbreifen Aepfel und Birnen lagen auf den We⸗ Man hatte noch nicht Zeit gehabt, die herabgeriſſenen lätter und Zweige wegzukehren. Wie ein Bild eigenen Lebens erſchien ihr die troſtloſe Landſchaft. besorgter Vater, Suatt besouderer Anzeige. Verwandten, Freunden und Bekanhege gchmerzliche Nachricht, dall anger li Priephöfen hier, die Atänderung der Srtspolizei⸗ lichen Vorſchrift vom 16. April 1399 beir. Nachſtehend bringen wir die mit Zuſtimmun des Stabtrote Mannheim erlaſſene und von Groß Herrn Landeskommiſſär unterm 21. Februar ds. 38. für vollziebbar erklärte ortspolizeiliche Vorſchrift, wonach ſene vom 12. April 1899 die Regräbnis⸗ und riebbolordnung für die Stadt Maunbeim betr. urch Hingufügung des weiteren 6 87 a ergänzt wird, gur öffentlichen Kenntnis Mannheim, den 26. Februar 1917. Oroßh. Bezirksamt. Abt. III. Ortspoligeiliche Vorſchrift! Die Antegung von Rriegergräbern auf den ſtävt. Driedhöfen hier, die Abänderung der Eetevoli⸗ zeilichen Vorſchrift vom 16. April 1899 tetr. Auſgrund des K96 Abſ. 2 des, Pol.⸗Str.⸗G.⸗B. wird nach Zuſtimmung des Stadtrats für die Stadt Mannheim ortspolizeilich 9% vorgeſchrieben: Die Begräbnis⸗ und F5 edboſortnung für die Stadt Mannheim vom 12. Rpril 1899 wird dahin ab⸗ . daß hinter F7 als als weiterer Paragrapt a hinzugefügt wird: „An den Grätern auf den Kriegerbegräbntoſer⸗ dern des Hauytſriedhoſes und der Vorſadtfriebhöfe dürken Denkmäler. Einfaſſungen und Anpflanzungen von den Hinterbliebenen oder öritten Rerſonen nur mit* des Bürgermeiſteramts angebracht werden. Mannheim. den 26. Februar 1917. Grotzh. Bezirksamt. Ubt. III. Borſtebendes bringen wir mit dem Aufügen zur Keuntnis, daß bie Züſtimmung von uns* er Regel nicht erteilt wird. Mannheim, den 12. März 1017. Swe Bürgermeiſteramt: Brehm. Settler. Arbeitsvergebung. ür den Krantenhaus⸗Neu vau ſoll a) das Lieſern und Auſchlagen der Fenſterbe⸗ ſchläge, ſowie b) das Lieſern und Anſchlagen der Druckhebel⸗ verſchlüſſe für die Kippfl 91 für den Bau für Haut⸗ und Geſchlechtskranke und Sonderbau im Wege des öffentlichen Angebots vergeben werden. Angebote bierauf ſind verſchloſſen mit entſprechender Aufſchriſt verſehen ois ſpäieſtens Dreitag, den 30. Maez 1917, vormittags 11 uhr an die Kanzlei des unterzeichneten Amts— 0 haus N 1, 8. Stock) Zimmer Nr. 125 einzureichen, 8 woſelbſt auch die Eröffnung derſelben in Gegen⸗ wart etwa erſchienener Bieter oder deren bevoll⸗ mächtigte Vertreter erfolgt. Angebotsſormulare werben unentgeltlich auf dem Baubürs des Krankenhaus⸗Neubaues Zimmer Nr. 4 abgegeben, woſelbſt auch nähere Auskunft erleilt wird. S76 Mannbeim. den 19. Märg 1917.* Städt. Hochbauamt. Perrey. In dem neuerdauten Transſormatorenhänschen bei ber Peſiulozziſchule— Seckenheimerſtraße— iſt ein Verkaufsraum ſoſort zu vermieten. laden, ſchriftliche Offerten unter Angabe der Waren, die zum Berlauf 8 ſollen, bis ſpäteſtens Dienstag, den 10. April bei uns— 14— einzureichen. können auch die näheren Bedingungen eingeſehen werden. Sꝛ77 den 26. Märg 1917. n der ſtcdt. Waſſer⸗, Oas⸗: und Elettri 3 er. Wann Tapezierakderin nimmt noch Borben0u 6 K Uour 24⁰⁵5 aind c adee abzugeben. 17 Monaie. Mäochen, adoptiert. Vorzuſpr. 8½.— läſtize * ernz Intereſſenten werben einge⸗ vormitiags 11 Uhr Daſelbſtj“ willige Zlungegenſtände Die Kädtiſche Metallſammelſtelle, Luiſenring 44, tſt zur S en von freiwillig zur Ablieferung kommender Gegenſtände aus Zinn geöffnet: von 2 bis 4 Uhr nachmittags, Samstags uur von 10 bis 12 Uhr vormittags. Im vaterländiſchen Fntereſſe ergeht an die Ein⸗ wohnerſchaft das Erſuchen, möglichſt alle entbehr⸗ lichen Zinngegenſtände zur Ablieferung zu bringen. Mannheim, den 13. März 1917. Glektrisitätswerke, Städt. Metallſammelſtelle: Pichler. Auunülnbeſclägvahne 9 Vetzter Meldetag: 30. März 1917. .) Die Meldung iſt einzureichen bei der Städt, Mannheim, Luiſen⸗ ring 44. .) Lorgeſchriebene Melvevordrucke 4 erhält⸗ lich außer bei der Meldeſtelle Huiſenring 44 elbſt bei ſämttichen Polizeiwachen, ſowte en Gemeindeſekretarſaten der Vororte, ur Meldung veryllichtet ſind: alle Beſitzer natürliche und juriſtiſche Perſonen, einſchliet⸗ Verbände) auch Erzenger und Händier der von der Beſchlagnahme betroſfenen UAlumi⸗ nium⸗Gegenſtände. 8 Wer die Meldung verſäumt macht ſich ſtrafbar. 6) Die Enteignung und Ublieferung wird ſpäter angeordnet. Swis Mannhelm. den 28. März 1017. Die Direktion der ſtädt. Waſſer⸗, Gas⸗ und Eleltrizitätswerke. Städt. Metallſammelſtelle: Pichler. Bekanntmachung. Der hat heute die Herren Stadt⸗ rat Rechtsanwalt De. Theovor Alt und Stadtver⸗ ordneten Redakteur Oscar Geck zu Mitgtiedern des Stiftungsrats der Moritz und Karoline Lenel⸗ Stiftung auf eine Kicn bgt, 0 Die Wahlakten liegen während 8 Tagen bei der Stabtratsregiſtratur im Rathaufe— Lit. N 1, 8. St., immer 101— zur Einſicht der Wahlberechtigten auf. inſprachen oder Beſchwerden gegen die Wahl ſind innerhalb der gleichen Friſt bei dem Bürgermeiſter⸗ amt unter ſofortiger Bezeichnung der Beweismittel anzubringen. den 27. März 1917. M annheim, Oberbürgermeiſtert Dr. Kutzer. Spꝛ7 Theater Teleph. 2017 „7 Teieph. 2017 reitug g rch die Dobrudscha., AF. Toucs5 Bei-Programm. den 81. de., von jeden Werktag von 10 bis 12 uhr vormittags und Die Direktion der ſtädtiſchen Waſſer⸗, Gas⸗ und lich öffentlich rechtlicher Körperſchaften undo und Vetter, Herr Sesteru nachmittag 9½ 4 Krankenlager im Bite 0 entschlafen ist. Grobvater, Schuaser, bestattung kindet Samstag nach⸗ im Ref iarfEm Offene Stellen Meister kür Gummiwalzwen Dr. Oassiver& Oharlettenburg. Keplerhrasse 1/9. V7 32 90 fical. eriaswr 746 t0 neue Kriegean⸗ ielhe, 4½% m. Sohnts- anweisung., rückzahlh K 110, 115 u. 20 pro 100. rlegsnuleine- VSi wicherung M. 1009 har n. 10 Jahr. od. b. Kirchen⸗ Wahltätigteits⸗ unb Herbeloſe. 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