Freitag, 29. Juni. Kräſte. Nach erbittertem Nahkampf ſehten ſi 9 0 00 opyy und der Windmühle Veräntwortlich für den allgemetnen urd Handelsteil: Chefredakteur —* Pritz den Kinzeigenteil: Auton Grieſer. K i u berlag der Dr. H. Haas ſchen Buchdruckerei,(. m. h.., ſämt⸗ Uch in Maunin Draht⸗Adreſſe: General⸗Knzeiger Mannheim. Fernſprecher; Rx. 7919, 7941, 7942, 7945, 7944, 7945. Poſiſcheck⸗ ——VBoc̃nto Ur. 2917 Ludwigshaſen a. Rh. 8 Ammtliches Berkündig Wöchentliche Beilagen: ungsblatt für den Amtsbezürk Mannheim. Neueſte Nachrichten Das Weltge — rrrr 1917.— Kr. 298. nzeigenpreis: Die iſpalt Rolonelzeile 40 Pfg., Reklamezeile M. 1 20 Kumehmeſchinß Mittagblatt vorm. 8½ Uhr, Abendblatt nachm. 5 Uhr. Für nzeigen an beſtiminten Cagen, Stellen u Rusgabe wird keine Der⸗ antwortung übernommen Bezugspesis in Mannheim u. Umg monatl. M..20 einſchl. Bringerl. Durch die Poſt bezogen viertelt M. 4 62 95* Poſtzuſtellungsgebühr. Bei der Poſt abgeh. M..90. Einzel⸗Nr. 5 Pfg. ſchehen im Bilde“ in Kupfertiefdruck⸗Ausführung. Starke Erfolge deutſcher Angriffe gegen die Franzoſen. Der deutſche Tagesbericht. Gtoßes Hauptquarkiet, 29. Jull.(wrv. Amilich) Weſtlicher Kriegoſchauplag. Heeresgruppe des Generaiſeldmarſchalls Uronprinz nuprecht von Bayern. In Flandern war nur in wenigen Abſchnitten die Jeuer⸗ käligkeit lebhaft. Heftige Kämpfe ppielten ſich geſtern zwiſchen o a Baſſee⸗ Kanal und der Scarpe ab. In dem ſeit längerer Jeit von uns als Kampfgelünde aufge⸗ gebenen, in den Jeind vorſpringenden Raum weſllich und füdweſtlich von Leus wurde ein früh morgens läugs der Skraßſe nach Artas votbrechender Angriff ftarker engtiſcher Atäſte zum Süie ends griſſen mehrere Dioiſionen zwiſchen Huliuch und Reticouri und Fresnoy bis nach Gävrelle neich Trom · melfeuer an. Bei Hulluch ſowie zwiſchen Loos und der Straße Heng⸗ Olevin wurde der Feind durch Jeuer und im Gegenſtoß zurückgeirieben. Weſtlich von dens kam nach heftigem Kampf init unſeren Vor⸗ feldteuypen ein geuer Angriff des Gegners nichtzur Hurch⸗ führung. Bei Avion ſcheikerle ſein mit beſonderem Nachdruck geführter erſter Anſturm völlig. Hier geiſf er erneut nach Heranziehung von Verſtärkungen an. Auch dieſer Angriff wurde im Jeuer und im Jum Scheitern gebracht. Zwiſchen Jresnoy und Gavrelle nährte der Jeind ſeine anfangs verluſſreich in unſerer Artilleriewirkung zuſammenbtechen⸗ den Sturmwellen dauernd durch 59 friſchet ch die Engländer 4 von Gävrelle in unſeren vorderſten Linien ſeſt. Auſere Truppen haben ſich dorktefflich geſchlagen; der 3 Feind hat in der gut zuſammenwirkenden Abwe hr und 2 28 rN ültten. 11„ ö nehmen weſifäliſcher uhe Le vollen Erfolg. hier wurde die franz Breite und ein zäh verteidigter Tunnel geſtürmt und Sttaße Malancourk⸗ d der iſ die Lage unverändert. im Kamyf Mann gegen Mann hohe blutige Verluſte er⸗ Heeresgruppe des Deutſchen Kronprinzen. Am Chemin des Dames hatien bei Forl de Malmai⸗ ſo n, füdlich von Courtecon und füdweſilich von Ailtes ört⸗ che Vorſtöße, öſtlich von Cerny ein geößeres Anter⸗ ſche Steuung in über iauſend meter gegen heftige Gegenangeiſſe gehalten. Im ganzen ſind bei dieſen Kämpſen über 150 Geſangene und eitige Maſchinengewehre eingebracht worden. Auf dem Weſtuſer der Maas kam ein ſorgfältig vor⸗ führung. Nach kurzer Feuervorbereitung nahmen Foſener Regi⸗ nenter in kräſtigem Augriff die franzöſiſche Sellung beiderſeits der R Cre e e Peeſke an 500 Meter Tieſe. Abends einſetzende feindliche Angriſſe wur⸗ den vor den gewonnenen Linien zurückgeſchlagen. Heule früh ſtürmte ein würktembergiſches Regiment im Walde von Avocourk einen 300 Meier breiten Ste llun gskeil der ftanzöſiſchen Beſeſtigungen. Hierbei ſind an beiden Ein⸗ bruchsſtellen über 550 Geſangene gezühlt worden; die Beute ſieht noch nicht feſt. esgruppe des Generalſeldmarſchalls Herzog Albrech von Württemberg. Rerzog Albrecht Keine beſonderen Ereigniſſe. Auf dem Oeſtlichen Kriegsſchauplatz Maze doniſchen Front Der Erſte Generalquarkiermeiſler: eudendorff. Die neuen U⸗Booterſolge. Berlin, 28. Juni.(WB. Amtlich.) Im Engliſchen Kanal un Allantiſchen Ozean und in der Norbſee wurden durch unſere Unierſeeboote weitere 24500 Beuttoregiſtertonnen Lerſenet und zwar ſvei unberannte bewaffnete engliſche Dampfer, * che Dampſer„Angitan“(5532 Pr.R. r) wit Muninion und Skückgut nach Englernd, die engliſchen Segler Wilheim“ mit Kohten nach Frankreich und„Benita, der franpöſiſche Segler Dibartaiſes“, ſerner ein großer bewaffaeler engliſcher Dampfer nach dem Schornſteinab zeichen von der Linie W. Thomas Sons u. Co. Id., ein miktelgroßer Dampfer, der aus Geleitzug heraus⸗ chehhen wurde und eine große Viermaſtbark ohne Flagge und de ichen, die don Zerſtörern geſichert war. Eines der Unterſeeboote iſt im Aklantik wiederholt durch auf.⸗ 3 ſattend viele Schiffstrümmet und geeßen Rengen JLefrierſteiſch gefahren. Dasſelbe U⸗Boot hatte auf der Heim⸗ eiſe mit einem ſeindlichen U⸗Boot ein Arkillerlegefecht, in deſſen Verlauf ſich das ſeindliche U⸗Boot dem Feuer durch Tauchen entzog. 7 Der Chef des 9152 der Marine, der Wiener Gericht. Wien, 20. Junl.(WB. Nichtamti.) Amtlich wird verlaulbart: Oeſtlicher und ſüdöſtlicher Kriegsſchauplatz. Lan ethehter Geſechtstafge 1 G411510 uichis zu melden. Italieniſcher Reiegsſchauplatz. Südöſtlich von Görz und im Ploeckenabſchnitt war das eindtiche Artillerieſener lebhafter. Der ſtellverkrelende Chef des Oeneralſtabs. beteiteter Angriff am Weſthange der H öhe 304 zur Durch⸗ Der bulgariſche Bericht. S0fia, 29. Juni.(WB. Nichtamtlich.) Amtlicher Bericht des Generalſtabs vom 28. Juni: Mazedoniſche Front. Schwache Kampftätigkeil an der gauzen Fronk. In der Gegend der Moglena, auf dem techten Wardarufer bei Altſchak⸗Mahle und an der unteren Siruma bei Eniköf wurden feindliche Erkundungsabteilungen durch unſer Jeuer zurückgeſchlagen. Rumäniſche Fronk. Bei Mamuhdia und Tulcea verein⸗ zeltes Artilleriefeuer. der türkiſche Tagesbericht. Konſtantinopet, 29. Juni.(WrB. Nichtamilich) Amtlichet Heetesbericht vom 28. Jun: 8 Euphrat gingen die Engländet bis Jelludſcha zurück. Kaukaſusfront. Auf dem äuſſerſien rechten Flügel ſüd⸗ lich des Wahnſees griff eine flarke ſeindliche Aufklärungsabteilung utiſeren Poſten an. Nach einem hälbſtündigen Geſecht wurde der Gegner in öſtſicher Richtung zurückgedrängk. An der übrigen Front außer Batrouitlengeſechten nur an zwei Stellen leb⸗ hafkeres ie ges Arkilleriefeuer. Jeilens umſerer Arrlilerie würde gule Wirkung beobachtet, während die ſeindliche Arkllierie, —* an einet Sielle über 400 Schüſſe abgab, keine Wirkung erzielen onnte. Sinaiftont. Um ſich für unſere im geſtrigen Heeresbericht gemeldeten, im ehrlichen Lufkkampf erzieiten Erſolge zu rüchen, bewarſen engliſche Flieger die mohammedaniſche und chriſt⸗ liche heilige Stadt Jetuſalem mit 50 Bomben, die erfreulicher⸗ weiſe keinen Schaden anrichteten. Die Möglichkeiten der Sommeroſſenſive. Alle Welt ſpricht von der kommenden Sommeroffenſioe, die Vorſpiele der ruſſiſchen Angriffe haben die Unterhaltung erſt recht in Fluß gebracht. Nach neueſten Meldungen ſoll die ruſſiſche Offen⸗ ſive in Schwung gebracht werden durch ein Freiwilligenbataillon, das ſeine Anführer ſelbſt wählt und dann alles mit ſich fortreißt! Wir wünſchen viel Glück zu dem gental erſonnenen Unternehmen, das ganz nach Revolutlon ſchmeckt. Inzwiſchen machen die deutſchen Truppen einige größere erfolgreiche Unternehmungen gegen die franzöſiſchen Stellungen, die die Spannung wohl noch erhöhen wer⸗ den. Die Militärkritiker aber zerbrechen ſich die Köpfe, was werden wird. Noerregaard, den wir hier ſchon oft angeführt haben, ſtellt in„Morgenbladet“ vom 24. Juni die folgenden Erwä⸗ gungen an: Kecke Streifzüge und heftige lokale Kämpfe kennzeichnen die gegenwärtige Lage. Die Ergebmiſſe können im günſtigſten Fall der Gewinn einiger hundert Meter Schützengraben ſein, die unter einem Gegenangriff oft am ſelben Tage wieder verloren gehen. Trotzdem ſtehen ſich ſechs bis ſieben Millionen bewaffneter Männer und Zehn⸗ tauſende von Kanonen gegenüber. Ende September ſetzt Igen wie⸗ der der Herbſteegen ein, und im Oktober iſt die Zeit für eine große Sne vorbei. Insgeſamt ſtehen noch 12 bis 13 Wochen für eine Offenſive zur Verfügung. Warum fangen weder die Deutſchen noch die Engländer an? Dis Deutſchen wollen offenbar ihren Gegnernden Vor⸗ tritt laſſen, ehe ſie ſich ſelbſt auf einen größeren Ane einlaſſen. Ihre Gegner ſollen ſich den Kopf einrennen und ihre gewaltigen Mu⸗ nitionsvorträte verſchießen. Die Deutſchen rechnen auf die direkte und 5 990 Wirkung des Unterſeebootkrieges. Ihre Zeit iſt noch nicht da. Wo aber bleiht die Offenſive des Verbandesd Die Ver⸗ zögerung erklärt ſich möglicherweis daraus, daß die Vorbereitungen noch nicht beendet ſind; denn diesmal gilt es die Entſcheidung und die umfäſſendſten und genaueſten Vorbereitungen, Bereitſtellung un⸗ geheurer Munitionsmengen, taltiſche und ſtrategiſche Vorbereitungen 7 dazu 10 Möglicherweiſe wartet man auch auf die Unter⸗ tützung durch die Ruſſen, damit wenigſtens ein Teit der drei Mil⸗ lionen Deutſchen an die Oſtfront abgezogen werde. Es iſt ja möglich, daß ein ruſſiſchet Angriff ſo viel wenigſtens erreichen kann, und vielleicht hat die Oberſte Heeresleitung des Verbandes eine güm⸗ ſtigere Auffaſſung von den ruſſiſchen Kräften als wir, Möglicherweiſe auch verzichten die Verbandsmächte für 10 Jahr auf eine Sommeroffenſive im Weſten, da dieſe zu koſtbares Men⸗ ſchenmaterial erfordern würde. Mit Hilſe Amerikas und der begin⸗ nenden Ueberlegenheit im Luftkriege ſcheint es möglich, daß es für den Verband genügen wird, Deutſchland 7 6560 und es nut eingeſchloſſen zu halten. Aber dann erhebt die Frage, ob die Deutſchen länger die Aushungerung durch die Blockade oder die Ver⸗ kandsmächte die Blockier ung durch die U⸗Boote aushalten. Wir erinnern daran, daß bisher über 37 Millionen Tonnen verſenkt worden ſind, und daß der Juni wieder eine ſteigende Tendenz Eigt.“ Man ſieht lauter intereſſante Möglichkeiten und— Ungewiß⸗ heiten. Aber der Norweger Noerregaard gibt ein Bild der Lage, das uns jedenfalls nicht peſſimiſtiſch zu ſtimmen braucht. Und noch weniger gibt dazu Anlaß eine Betrachtung von Stegemann im Berner„Bund“. Er ſtellt einen Vergleich über die Streit⸗ kräfte beider Partelen an und kommt zu folgendem Ergebnis: „Die Widerſtandskraft der Mittelmächte iſt unerſchüttert, ihre Angriffskraft trotz der Beharrung in der Verteidigung noch nicht verbraucht, und ſie wird um ſo ſtärker nachwachſen, je länger ſie innerhalb vernünftiger Friſten ſäumen, noch einmal zur Offenſive zu greifen. Die Angriffskraft der Verbandsmächte iſt eben⸗ falls noch nicht verbraucht und wird gleichfalls in einem gewiſſen Umfange nachwachſen, wenn die Amerikaner Zeit behalten, ſich den Offenſidoperationen anzuſchließen, In welchem Maße die Berteidi⸗ Singskraft der Berbandemächte abgenützt iſt. läßt ſich nicht ſagen. Im Weſten iſt der Verband ſehr ſtark, doch iſt zu bedonken, daß er als die außenſtehende und auf verſchledenen eyzentriſchen Kriegs⸗ ſchanpiätzen fechtende Pertei viel größere Lerteidigungs⸗ kräfte nöti g hat als die auf den inneren Linien operierenden Mittelmächte, denn die Verbandsmächte müſſen ſedem von innen nach außen zielenden, an der Stelle minoris reſiſtentice angeſegten Angriffsfeldzug unerſchütterlich Widerſtand leiſten könmen. die Es ſei daran erinnert, daß die Stelle des geringeren Widerſtandes im Laufe dieſes Krieges von den Mittel⸗ mächtenſtetsherausgeſunden wurde und ſie jedesmal ver⸗ anlaßt hat, das ſtrategiſche Schwergewicht auf den ſch wa⸗ chen Punkt zu verſchieben. Auf dieſe Weiſe ſind die Deutſchen durch Belgien nach Frankreich gelgngt, hat Mäckenſen bei Gorlice, Hindenburg am Narew die ruſſiſche Front durchbrochen, auf dieſe Weiſe und dieſem klaſſiſchen Grundſatz der—9* folgend, ſind Deutſche, Oeſterreicher und Bulgaren konzentriſch Poie Serbien und Rumänien vorgegangen, und auf dieſe Weiſe hat Oeſterreich big italieniſche Defenſioflanke auf dem Plateau von Aſiago erſchüttert. Der Krieg nähert ſich dem eniſcheldenden Augenblick. c. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 29. Juni.(Priv.⸗Tel., z..) Der Pariſer Verſchterſtatter des„Journal de Geneve“ meldet, daß ch der Krieg dem entſcheidenden Augenblick nähere, weshalb die Alliierten im Begriff ſeien, ihre geſamte n. R eſer⸗ ven aufzubleten.— Der Militärkritiker der Zürcher Poſt“ ſchreibt, die Ruhe der letzten Woche ſei die eigenartigeſte Erſcheinung des bis⸗ ſetigen Feldzuges geweſen. Die neuerlichen ſchweren Artillerie⸗ ämpfe und ſchärfen Erkundungsvorſtöße könnten als Lorzeichen füt die Wiederaufnahme eines Hauptangtiffes ge⸗ deutet werden. e. Bon der 9 Grenze, 29. Juni.(Priv.⸗Tel. z..) Laut Züricher Blättern berichtet der Temps aus London, daß der bgeordnete King im engliſchen Unterhaus die Frage ſtellte, ob art der Front ein Generaliſſimus der 3 ierten wirke und wer dies ſei. Der Unterſtaatsſekretär des Krie⸗ 5 erwiderte, die Beantwortung dieſer Hreße würde dem öffent⸗ chen Intereſſe widerſtreben. Der Abgeordnete fragte weiter, wann vorausſichtlich der Krieg zu Ende gehe und der Unterſtaatsſekretär erwiderte, dieſes würde wenigſtens die Frage klären, wer Sieger im Kriege bleibe. Die neue ruſſiſche Offenſive. 9 4 e; Bon der ſchweizeriſchen Greuze, 29. Juni.(Priv.⸗Tel. 3. K) 86 Baſler Sai e Möglichkeit einer rüſfſchen ffenſive und kommt dabei zu dem Schluß, die Voraus⸗ ſetzungen für eine bedeutende Offenſive nicht ge⸗ eben ſcheinen, ja, überhaupt** a bzu⸗ fenen ſei, ob und wann ſie wieder vorhanden ſeien. rößere örtliche Handlungen einzelner Heeresteile hingegen ſeien recht wahrſcheinlich. Biloung einer revolutionären Armee von Freiwilligen. Petersburg, 28. Junl.(WTB. Nichtamtlich.) Meldung des Reuterſchen Büros. Auf Anregung der militäriſchen Abordnung der Schwarzmeerflotte, der St. Géorgsrltter, der Vertreter der Kofaken und der militäriſchen und ſozialiſtiſchen Organiſationen 77 ſich in Petersburg ein Ausſchuß zur Bildung einer revolutlonären Armee von Freiwilligen geblldet. Der Ausſchuß plant ein Bataillon von Freiwilligen aufzuſtellen, die zum An⸗ griff übergehen und durch ihren Schwung die Truppen zum Sturm mitreißen ſollen. Die Anführer ſollen von den reiwilligen gewählt werden. Der bereits zahl⸗ reiche Beitrittserklärungen aus allen Gegenden Rußlands. Sperrung det ſüditalieniſchen Häſen. c. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 29. Juni.(Priv.⸗Tel. g..) Nach einer Mailänder Nalbng berichlet„Corriere della Seta“ daß fadttalkeniſchen Häfen geſperrt wurden, Von der italieniſchen Gtenze meldet man die Uebel ührung der italieniſchen Kolonialtrup⸗ pen von der tripolitaniſchen Küſte an die italieniſche Front. die Reyolution in Rußland. Der allgemeine Koſakentag. Petersburg, 28. Juni.(W7 BNichtamtl.) Meldung der Peters⸗ burger Telegräphen⸗Agentur. Der allgemeine Koſakenigg hat einſtimmig beſchloſſen, nachdrücklich jeden Gedanken an einen Sonder⸗ frieden zurückzuweiſen und auf die Notwendigkeit zu beſtehen, den Krieg im engen Einvernehmen mit den Alllierten bis zu einem vollſtändigen Siege fortzuſetzen. Der Beſchluß tadelt ſcharf die — und erklärt ſie als Verräter und fordert die evölkerung auf, die Freiheitsliebe zu unterſtützen. Die Anruhen in Sibirien. c. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 29. Juni.(Prio.⸗Tel, 3..) Laut„Neuen Züricher Zeitung“ meldet Havas aus Petersburg: In Byek in Sibirien überfielen zehn Anarchiſten die Filialen der ruſſiſch⸗ſibiriſchen Bank, töteten den Wächter und verleßten zehn Per⸗ ſonen und raubten 100 000 Rubel in Wertpapieten und Efferten. Die vergewaltigung Griechenlands. c. Bon der ſchrreizeriſchen Grenze, 29. Juni.(Priv.⸗Tel. z..) Noch Schweizer Herichen aus London meldet Huün News aus Athen, die in den griechiſchen Häſen Nauplia und Eglamia ausge⸗ ſchifften Teuppenabkeilungen der Alllierten ſeien auf Transportſchif⸗ ken, zurückgebracht worden. Man ſchägt die im Peloponnes unter der aufſtändiſchen Offiziere Widerſtand leiſtenden grie⸗ iſchen Lruppen auf vier Diviftonen. Einberufung der griechiſchen 99 c. Von der eizeriſchen Grenze, 29. Juni.(Priv.⸗Tel. z. K. Nach Schweizer Long3n herichtet die e aus Athen, die griechiſche Kammer ſei für die letzte Juliwoche ein⸗ berufen, um den Griechenkands an die En⸗ tente vertraglich ſeſtzuſetzen und Beſchlüſſe über die Verwen⸗ dung des griechiſchen Heeres zu faſſen Uritiſche Lage des italieniſchen Miniſteriums. Bedenkliche Auftritte in der italieniſchen geheimen Kammerſitzung. c. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 29. Juni.(Priv.⸗Tel. z..) Schweizer Blätter bringen Mailänder Telegramme, denen zufolge ſich im„Corriere della Sera“ und im„Avanti“ Andeutungen be⸗ finden, daß esz in der geheimen Sitzung der Kammer zu bedent⸗ lichen Auftritten gekommen ſei. Dic Gegenſätze zwiſchen den einzelnen Parteien hätten ſich außerordentlich verſchärft. Gegen die Regierung wurden in der mehrtägigen Kammerſitzung die ſchwerſten Anklagen gerichtet, ſodaß der Miniſterpräſident mehr als einmal mit dem Rücktritt des geſamten Kabinetts drohte. Es wurde der Regierung unter anderem der Vorwurf ge⸗ macht, ſie ſei unfähig, die Organiſation im Lande beſſer zu ge⸗ ———* 4 ——— Mit aller Energie muß ich deshalb dem ob Hoffmann in ein Friedenskomplott verwickelt geweſen ſei. 8 Kac einer neuen Monumentalität und ſinnlichen Ausdruckskraft * zone“ des Sophokles dieſer Neuorientierung unterworfen. 2. Seite. Nr. 208. Mannhein er General⸗Anzeiger.(Abend⸗Ausgabe.) Freitag, den 29. Juni 1917.* ſtalten. Einige Abgeordneten bezeichneten den Kohlenmangel als kataſtrophal und erklärten, der Krieg könne den Winter nicht durch⸗ gehalten werden, wenn ſich der Kohlenmangel nicht beheben laſſe. Die Einſtellung von drei Viertel aller Fabrikbetriebe ſei unver⸗ meidlich. Schwere Angriffe wurden auch gegen die Heeresleitung gerichtet und es wurde erklärt, man betraue viel zu viel junge un⸗ erfahrene Offiziere mit führenden Kommandoſtellen. c. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 29. Juni.(Priv.⸗Tel z..) Die Züricher Blätter berichten aus Mailand: Der„Avanti“ mel⸗ det, daß in der ſeit ſechs Tagen andauernden geheimen Sitzung der Kammer bis Dienstag Abend 41 Redner geſprochen haben, darunter 7 Sozialiſten und 15.Giolittianer. Der Fall Grimm— Hoffmann. Bern, 28. Juni.(WTB. Nichtamtlich.) Heute wurde die Be⸗ ratung des Falles Hoffmann fortgeſetzt. Der Waadtländer Jaton begründete, unterſtützt von mehreren welſchen Rednern, einen Antrag auf Aufhebung der außerordentlichen Vollmachten des Bundesrats. Als dabei Willemin⸗Genf Hoffmann den Vorwurf machte, immer deutſche Intereſſen in der Schweiz vertreten zu haben, weiſt Präſident Bühler dieſen Vorwurf entſchieden zurück und ſtellt unter dem ſtürmiſchen Beifall des ganzen Hauſes feſt, daß Hoffmann immer nur ſchweizeriſche In⸗ tereſſen vertreten habe. Nachdem noch Haeberlin⸗Thurgau, der Präſident der radikal⸗demokratiſchen Gruppe, die Demiſſion Hoff⸗ manns als unvermeidlich bezeichnet, zugleich aber deſſen hohe Ver⸗ dienſte um das Vaterland und ſeine reinen Beweggründe hervor⸗ gehoben hatte, ergriff der Bundespräſident das Wort zur Darſtellung des Standpunktes des Bundesrates zur wirtſchaftlichen Lage der Schweiz und zur Angelegenheit Grimm⸗Hoffmann. Er führte im weſentlichen aus, die Schweiz iſt wirtſchaftlich abhängig von beiden Gruppen der Kriegführenden, von denen keine die andere erſetzen kann, da die eine uns Getreide und die übrigen Nahrungs⸗ mittel verſchafft oder durchläßt, während die andere uns mit Kohlen und Eiſen für unſere Induſtrie und die Eiſenbahnen verſorgt. Die großen Schwierigkeiten, mit denen die Kriegführenden ſelbſt zu kämpfen haben, und die Transportkriſe, die die Welt gegenwärtig beherrſcht, führen zu dem Schluß, daß nur noch der gute Wille der Kriegführenden veranlaſſen kann, freundſchaftlich der Schweiz zu ge⸗ denken und es ihr zu ermöglichen, zu leben und zu arbeiten. Wenn die Entwicklung ſo weitergeht, und wenn die Zufuhren von beiden Seiten ſo mangelhaft bleiben wie in der letzten Zeit, ſtehen wir vor einer ſchweren Kriſe.(Bewegung.) Der Präſident wies einer⸗ ſeits auf die Ausſicht einer guten Inlandsernte, andererſeits auf den Mangel in Schiffsraum hin, der dazu zwingen werde, einen Teil der Transporte über Holland zu leiten. Aus dieſer Sorge her⸗ aus, ſagte der Präſident, habe Bundesrat Hoffmann dieſen Zuſtand des Landes durch Begünſtigung des Friedens beſeitigen wollen. Seine Beweggründe waren durchausreine. Von dem Beſtreben, dem Lande zu dienen, geleitet, hat er ſich vergriffen. Nach meiner Ueberzeugung iſt die Depeſche Hoffmanns an Odier in Petersburg durch die ruſſiſche Regierung entziffert worden. Soweit ich die Aktenlage kenne, ſpricht nichts da für, daß Grimm ein deutſcher Agent geweſen iſt. Was Hoffmann betrifft, fällt die Behauptung kopfloſer Leute, daß er ein Agent Deutſchlands geweſen ſei, ſchon mit der Tatſache in ſich zuſammne, daß Grimm nicht im deutſchen Auftrag handelte. Hätte Grimm als deutſcher Agent gehandelt, ſo hätte er ſich ſicher ſeine Informationen direkt aus Deutſchland zu verſchaffen gewußt und nicht den gefähr⸗ lichen Weg der indirekten Uebermittelung an Hoffmann gewählt. edanken entgegentreten, als Weiter hob der Präſident Hoffmanns Verdienſte um die wirt⸗ ſchaftlichen Verhandlungen mit dem Auslande hervor und ſagte dann, Hoffmann hätte von ſeinem Schritt unbedingt dem Bundesrat Kennt⸗ nis geben müſſen. Hätte er das getan, dann wäre die Depeſche nicht abgeſchickt worden; denn das Kollegium hätte ihn von ſeiner Re⸗ gierung des Herzens und Vertrauens durch den Hinweis auf die internationale Lage und auf die Möglichkeit der Auslegung ſeines als unfreundlichen Akt erſtens der einen Mächtegruppe ab⸗ gebracht. Der Bundesrat iſt der Anſicht, daß eine weitere Unter⸗ ſuchung Platz zu greifen hat, welche alle Begleitumſtände des Zwi⸗ ſchenfalles feſtſtellen ſoll. Wir wollen nichts verbergen und haben nichts zu verbergen. Weiterhin richtete der Präſident an die ro⸗ maniſche Schweiz die dringende Mahnung, den Gang der Unter⸗ ſuchung ruhig abzuwarten und das Vertrauen zum Bundesrat zu daß die Angelegenheit eine Erledigung finden wird, die dem atbeſtand der Abſichten und Vorgänge entſpricht. Er fuhr fort: Die verl etzten Gefühle der deutſchen Schweiz haben ihr Echo gefunden in dem Votum des Nationalrates Jaeger. Es iſt feſt⸗ zuſtellen, daß die bedauerlichen Ausſchreitungen in Genf nicht nur von der öffentlichen Meinung der deutſchen Schweiz, ſondern beſon⸗ ders von den Behörden mißbilligt wurden, die ihrerſeits alle Ge⸗ nugtuung gegeben haben, die verlangt werden konnte. Der Kern der romaniſchen Bevölkerung mißbilligte dieſe Dinge immer genau ſo, wie wir ſie mißbilligen. Beſonders ſchmerzlich war der Vorgang im Teſſin. Man ſoll aber dieſen Erſcheinungen nicht eine über⸗ triebene Bedeutung zumeſſen und ſie nicht als Symptome, ſondern zielten 7 Treffer auf Zelte. als Einzelvorgänge bewerten. Der Präſident ging darauf auf die Neuverteilung der Departaments im Bundesrat ein und betonte ſo⸗ dann: Die Schweiz verfolgt eine Politik der abſolutenloyalen Neutralität, eine Politik, die eigentlich den Grundſatz in ſich ſchließt, daß ſie keine Politik treibt. Es liegt auf der Hand, daß durch die getroffene Neuorganiſation und durch den Uebergang der Leitung des politiſchen Departaments an Ador eine Aenderung in dieſer Politik nicht eintreten kann. Wir können den Vorwurf, daß die Schweiz als ſolche ſich unnneutral verhalten haben, auf keinen Fall annehmne. Der Bundesrat iſt für den begangenen Fehler nicht verantwortlich. Der Bundesrat wird beſtrebt ſein, gegenüber ſämtlichen Mächten die freundſchaftlichen Bezie⸗ hungen, die die Schweiz bisher unterhalten hat, aufrechtzuerhalten. Bei der Abſtimmung wurde die ſofortige Einſetzung einer be⸗ ſonderen parlamentariſchen Unterſuchungskommiſſion mit 99 gegen 12 Stimmen und die ſofortige Einſchränkung der außerordentlichen Vollmachten des Bundesrats auf wirtſchaftliche Fragen mit allen gegen 2 Stimmen(Willemin und Garbani) abgelehnt. Mit 95 gegen 16 Stimmen wurde entſprechend dem Antrag der Kommiſſion beſchloſſen, die allgemeinen außerordentlichen Vollmachten unan⸗ getaſtet zu laſſen. Eine Anſprache des Bundesrats Ador. c. Von der ſchweizeriſchen Greuze, 29. Juni.(Priv.⸗Tel. z..) In ſeiner Anſprache auf dem„Neuen Platz“ in Genf betonte Ador vor einer tauſendköpfigen Menge, er ſei entſchloſſen, eine freie, loyale und offene Politik zu verfolgen.„Unſere deutſchſchweiger Kameraden,“ ſo erklärte er,„haben uns ihre loyale Hand angeboten. Sie haben der romaniſchen Schweiz im Bundesrat eine einflußreiche Stellung gewährt. Man muß auch die Hoffnungen derer verſtehen, die nicht denken wie wir. Dieſer Pflicht werde ich jederzeit nachkommen. Wir müſſen auch alles vermeiden, was unſeren Kanton Genf in Mißkredit bringen könnte, unſeren Kanton, welcher im Schoß der Eidgenoſſen⸗ ſchaft einen ehrenvollen Platz einnimmt. Arbeiten wir gemeinſam, ſeien wir einig. Ich werde verſuchen, den Anforderungen und Hoff⸗ nungen der Stunde gerecht zu werden. Es lebe die Schweiz, es lebe Genf!“ Die Bürger antaworteten mit dem Ruf:„Es lebe Ador!“ und mit Abſingen der Schweizer Hymne. die ſeindlichen Heeresberichte. Die franzöſiſchen Berichte. Paris, 29. Juni.(WTB. Nichtamtl.) Amtlicher Nachmittags⸗ bericht vom 28. Juni. Beſonders lebhafter Artilleriekampf in der Gegend des Denkmals von Hurtebiſe und des Cornilletberges. Ein deutſcher Angriffsverſuch gegen einen Vorſprung von Watweiler nordöſtlich von Thann ſcheiterte. Der Feind ließ mehrere Tote, darunter einen Offizier, zurück. Patrouillengefechte vor Flirey und Betzanvaux ermöglichten uns, Gefangene zu machen. Es beſtätigt ſich, daß am 25. Juni ein von unſeren Fliegern angegrif⸗ fener Albatros öſtlich von Crateuil in die deutſchen Linien abſtürzte. Geſtern wurde ſüdlich von Moronvillers ein Albatros abgeſchoſſen. Paris, 29. Juni.(WTB. Nichtamtlich.) Amtlicher Abendbe⸗ richt vom 28. Juni. Zeitweilig Geſchützfeuer in der Gegend des Denkmals von Hurtebiſſe auf der Spitze des Petonberges, Blond⸗ berges und Cornilletberges. Die feindliche Artillerie wurde an der Front von der unſerigen heftig bekämpft, namentlich auf dem linken Maasufer und auf den Abhängen des Felſenberges. Nördlich von Juy wurde eine ſtarke feindliche Patrouille die einen Hand⸗ ſtreich verſuchte, zurückgeſchlagen. Ein deutſches Flugzeug wurde von einem der unſrigen zum Abſturz gebracht. Es fiel im ſüdlichen Teil des Waldes Beaumaris ſüdlich Craonne nieder. Der Führer, der verwundet war, und der Beobachtungsoffizier, der leicht verletzt war, wurden gefangen. Die Deutſchen fahren fort Reims zu be⸗ ſchießen, das heute 1200 Granaten erhielt, davon 800 die Kathe⸗ trale. Belgiſcher Bericht. Dieſe Nacht warf der Feind, nachdem er unſere vorgeſchobenen Gräben ſüdlich St. Georg beſchoſſen hatte, eine Sturmabteilung gegen einen unſerer Poſten vor, es gelang ihm dort einzudringen, wurde aber ſogleich allein durch die Be⸗ ſatzung nach einem Kampf Mann gegen Mann, wobei der Feind ernſte Verluſte erlitt, wieder herausgeworfen. Sehr lebhafter Ar⸗ tilleriekampf an der ganzen Front namentlich im Abſchnitt Steen⸗ ſtraate. Bericht der Orientarmee. Paris, 29. Juni.(WTTB. Nichtamtlich. Amtlicher Bericht der Orientarmee vom 28. Juni. Zeitweilig mittelmäßige Ar⸗ tillerietätigkeit an der geſamten Front. Der engliſche Vericht. London, 28. Juni.(WrB. Nichtamtl.) Die Artillerie beſchoß unſere Stellungen bei Fontain le Croiſſelles heftig. Deutſche Sturm⸗ abteilungen drangen in unſere Gräben öſtlich Formeles, wurden aber wieder hinausgeworfen. Bericht aus Meſopolamien. London, 28. Juni.(WTB. Nichtamtl.) Amtlicher Bericht aus Meſopotamien. Unſere Flugzeuge warfen auf einen türkiſchen Fluß⸗ dampfer Bomben, welche ihn trafen. Feindliche Flugzeuge warfen mittag, ohne Schaden anzurichten, Bomben auf Lager. Wir warfen als Vergeltungmaßregel Bomben auf die feindlichen Lager und er⸗ 7 N Letzte Maldungen. Das endgiltige Ergebnis der 6. Uriegsanleihe. Berlin, 29. Juni.(WTB. Nichtamtlich.) In der heutigen Sitzung des Zentralausſchuſſes der Reichsbank bezeichnete der Vorſitzende, Reichsbankpräſident Havenſtein, die Lage der Reichsbank nach wie vor befriedigend. Der Präſident erklärte im An⸗ iſchluß heran, daß nunmehr das Endergebnis der Zeichnun⸗ gen auf die 6. Kriegsankeihe vorliege. Eingegangen ſind ein⸗ ſchließlich der nachträglichen Feld⸗ und überſeeiſchen Zeichnungen 7063347 Zeichnungen mit über 13122069600 Mark, davon entfallen auf Reichsanleiheſtücke 9 182 863 500 Mk., auf Reichs⸗ anleiheſchuldbucheintragungen 2 575 054 900 Mk., auf Reichsſchatz⸗ anweiſungen 1 364 151 200 Mk., zuſammen 13122069000 Mark. Nicht berückſichtigt ſind ſelbſtverſtändlich in dieſer Zahl die Anmeldungen zum Umtauſch älterer Kriegsanleihen in 4/ prozentigen auslosbaren Schatzanweiſungen. Aufhebung der Neutralitätsdekrete Braſiliens. Amſterdam, 29. Juni.(Priv.⸗Tel.) Die„Times“ berichtet aus Rio de Janeiro vom 25. Juni: Der Miniſter des Aeußern teilte mit, daß er ermächtigt ſei, ein Dekret zu unterzeichnen, durch welches Braſilien ſeine Neutralität aufgebe. Der Miniſter warte mit der Unterzeichnung nur noch auf die amt⸗ liche Mitteilung, daß das britiſche Embargo auf den braſilianiſchen Kaffee aufgehoben ſei. Rio de Janeiro, 28. Juni.(Priv.⸗Tel.) Meldung des Reuter⸗ ſchen Büros. Der Präſident hat die Neutralitätsdekrete im Krieg zwiſchen den Alliierten und Deutſchland aufgehoben. Oeſterreichiſches Herrenhaus. Wien, 28. Juni.(WTB. Nichtamtl.) Herrenhaus. Bericht⸗ erſtatter Freiherr von Plener beantragte die Annahme des Budget⸗ proviſoriums in der Faſſung des Abgeordnetenhauſes. Er erklärte, trotz des Ernſtes der finanziellen Lage die Hoffnung nicht aufzugeben, daß durch die Hebung der Produktion und der Volkskraft im Laufe der nächſten 10 oder 20 Jahre die Schuld zu tilgen möglich ſei. Graf Pininski erklärie, aus der Thronrede und den anderen Kund⸗ gnebungender Regierung ergebe ſich, daß Oeſterreich⸗Ungarn gegen⸗ wärtig lediglich einen dauernden Verſtändigungsfrieden anſtrebe, und zwar nicht aus Schwüche, ſondern aus dem richtig er⸗ kannten edlen eMnſchlichkeitsgefühl. Ein vollſtändiger Friede werde nur auf Grund eines allgemeinen Weltkongreſſes er⸗ folgen können, von dem auch die Polen erhofften, daß er zur Grün⸗ dung eines geſunden Staatsorganismus führen werde, der ſür die Zukunft eine neue und wertvollen Bürgſchaft für einen allgemeinen Frieden bleiben werde. Der Redner ſchloß: Wir haben an der Ueber⸗ zeugung feſtgehalten, daß wir in dem erhabenen Träger der Oeſter⸗ reichiſchen Krone einen Förderer unſerer durchaus legitimen Beſtreb⸗ ungen und Hoffnungen finden werden. Der Druck Amerikas auf die Neutralen. London, 29. Juni.(WTB. Nichtamtlich.) Wie das Reuterſche Büro erféhrt, ſchreiten die Verhandlungen zwiſchen der engliſchen Re⸗ gierung und den Vereinigten Staaten über die Einfuhrgüter, die bis⸗ her aus den Vereinigten Staaten an neutrale Länder gingen, fort. Während die Vereinigten Staäten in der Vergangenheit mit den Neu⸗ tralen uneingeſchränkten Handel trieben ohne Rückſicht auf die letzte Beſtimmung der Waren, verlautet jetzt, daß die amerikanniſche Re⸗ gierung nunmehr von der engliſchen Regierung aufgefordert wurde, die gleiche Haltung einzunehmen, zu der die Alliierten nach den drei Kriegsjahren kamen, nämlich daß die an Deutſchland angrenzenden Länder nur diejenigen Waren empfangen ſollen, die für ihren eigenen Gebrauch unbedingt notwendig ſeien. * Beru, 28. Buni.(WerB. Nichtamtlich) Die„Agence Havas“ verbreitet den Inhalt einer langen Unterredung des ehe⸗ maligen Geſchäftsträgers von Haiti in Berlin mit dem Genſer Berichterſtatter der„Daily News“ über die Lage in Deutſchland. Vei der Wiedergabe der Meldung im„Temps“ am 27. Juni wurden die fünf, dem Satze„In deutſchen amtlichen Kreiſen weißt man verächtlich olle Anſpielungen auf die Abtren⸗ nung von Elſaß⸗Lerhringen zurück“ folgenden Zeile von der Zenſur nachträglich ausgemerzt. Nach dem urfprünglihen Wort⸗ laut ſchaltete Fourhard ar dieſer Stelle folgendes ein: Gleich⸗ zeitig beobachtet: ich unter den großen Finanziers und den Kaufleuten Bereitwilligkeiten für den Verſuch, mit Frankreich über dieſe heikle Frage zu einem Vergleich zu kommen. Dieſe Leute) ſind geneigt, die Regierung zu veranlaſſen, Frankreich einen Teil von Lothringen anzubicten urter der Vorausſetzung natürlich, daß Frantreich Kolonialer lchädigungen gewährte. Es mag für die Vor⸗ ſtellungen der Entente lächerlich klingen, aber ich habe Grund zu der Annahme, daß in der Formel„Keine Annexionen, keine Ent⸗ ſchädigungen“ wirklich die deutſche Idee des Friedens zuſammen⸗ gefaßt iſt. Der Grund, warum die Zenſur der Herren Poincare 0 Ribot die fraglichen, die Geneigtheit einflußreicher deutſcher Kreiſe, zur Verſtändigung betonter Stellen dem kriegsmüden fran⸗ zöſiſchen Volke vorenthielt, liegt auf der Hand. Großh. Hof⸗ und Nationaltheater Mannheim. Antigone. euinſzeniert.) Die charakteriſtiſche Erneuerung des antiken Dramas auf der modernen Bühne iſt um die Jahrhundertwende an die Namen Hof⸗ mannsthal und Reinhardt anzuknüpfen. Pſychologismus und ſee⸗ liſche Affektmalerei des Nachdichters auf der einen Seite, der Verſuch i der Maſſen auf ſeiten des Spielleiters. Zwei Dinge, die ſchlechterdings unvereinbar ſcheinen und dennoch beide hervorgewachſen aus den Bedürfniſſen einer Zeit und dem gleichen, unausgeſprochenen Streben, fremde Inhalts⸗ und Ausdruckswerte der eigenen Zeit irgendwie anzugleichen und ihr zum Erlebnis werden zu laſſen. iſt uns— als Inhaltswert— der Menſch der griechiſchen ragödie, der noch nicht gelernt hat,„ich“ zu ſagen und der Einzel⸗ ſeele keinen Raum läßt, der rein als Typus— ſei er Heros oder ein auf ſeeliſche Urerlebniſſe gegründeter Menſch— aufſteht gegen ein Geſetz oder verhängtes Schickſal. Fremd iſt unſerem an Gegen⸗ ſätzen ſich entwickelnden Drama— als Formwert— jener innerſte Kern des griechiſchen: der Chor, in dem ſich der dauernde Ausgleich zwiſchen Menſch und Gottheit, zwiſchen Endlichem und Ewigen voll⸗ eehe deren unüberbrückbarer Zwieſpalt für uns gerade Keim und etzte Bedeutung der Tragödie darſtellt. Indem Hofmannsthal das griechiſche Drama pſychologiſch unterbaut, den großen Flächen ner⸗ vöſe Leidenſchaft und individuell beſtimmtes Fühlen untermalt, folgt er damit nur der von dem Drama allgemein genommenen Entwick⸗ lung zur Individualiſierung und Vermenſchlichung, um, da alte und neue Formwerte nicht ineinander aufgehen, zum Zerſtörer der rei⸗ nen, ungebrochenen Form griechiſcher Monumentalität zu werden. Dieſe der modernen Bühne zu gewinnen und dem Chor die nötige Expanſionsfähigkeit zu ſchaffen, ſiedelt Reinhardt mit dem griechi⸗ ſen Drama in die Arena über. Durch Herſtellung des direkten ntaktes zwiſchen Spielern und Publikum ſucht er die Wirkung der antiken Tragödie zu erreichen, den großen Zuſammenklang aller Verſammelten in einem Gefühl: der tragiſchen Erſchütterung. Die religiöſe Weihe der antiken Chorgeſänge(in ihrer unmittelbaren Anrufung der dem Volk vertrauten Götter) iſt hier ſomit zu erſetzen durch ein abſolut äſthetiſches Erlebnis, dieſes hinwiederum hervor⸗ gerufen durch außerkünſtleriſche Momente der Maſſenſuggeſtion. Der ———— Arena⸗Experimentes ſchlägt, formal, nach zwei Sei⸗ ten: Vereinſachung und Klärung der Darſtellung auf Notwendiges und bedingungsloſe Beſtätigung der unmittelbar ſinn⸗ lichen Kraft des Wortes in ſeiner melodiſcherhythmiſchen Folge. Ein Gewinn, lebendig genug, um auch bei den Bedingungen des heutigen Bühnenhauſes erprobt und für ſeine Maße nutzbar gemacht zu werden. Als ſpäte Neuinſzenierung des Spieljahrs wurde die„A 8 t i⸗ err eichert, deſſen letztjährige„Iphigenie“ſchöpfung bereits unter dem kam i eiterführung des darin angeſchlagenen Prinzips zu einer — dramaturgiſch begründeten— in ihrer Wirkung nicht unanfecht⸗ baren Zweiteilung der Geſtaltung. Das Handlungsgefüge der„Anti⸗ gone“ erſcheint, im Galenſtie zu den fließenden Konturen der„Iphi⸗ genie“, in ſeiner Linienſtrenge und ſparſamen Ausnutzung des ortes. Die eigentlich wortmuſikaliſche Geſtaltung und monumen⸗ tale Ausdruckskraft ruht bei dem Chor, der zum Mittelpunkt aufrückt, in deſſen Spiegelung erſt das Schickſal der leidenden Menſchen uns anrührt. Die Szene ſelber iſt auf ſeine Bedürfniſſe eingeſtellt. Das von Herrn Sievert geſchaffene Bühnenbild nimmt den Ton düſterer Feierlichkeit auf: ein auf hohen Sockel geſtelltes Palaſttor, zwiſchen ſchweren Pfeilern und den Hintergrund abſchließenden ſchwarzen Vehängen in die Höhe ſtrebend; ein Treppenpodeſt davor, von dem die Stufen nach rechts und links abfallen; ſchmale ſeitliche Ausgänge zwiſchen im Vertikalen ſich verlierenden Pfeilern. Dem Chor iſt mit dieſer Keneſche Löſung reiche Entfaltungsmöglichkeit gewährt: beruhigtes Nebeneinander, flutendes Gewog über die Trep⸗ pen, Zuſammendrängen vor einbrechendem Schiciſal und ehernes Zueinanderſtehen beim Anruf des Gottes. Der Einzeldarſteller, ſo Unverwiſcht er vom Hintergrund ſich abhebt, verliert in dieſer auf Maſſe geſtellten Umgebung an Monumentalität. Auch das Wort ſtützt ihn nicht. Denn der Blankvers der den Dialogpartien zu Grund gelegten Vollmoellerſchen Uebertragung(dem Hofmannsthals verwandt, jedoch weniger ſinnlich und ungelenker im Ausdruck) iſt ſeiner ganzen Struktur nach zu modern und kurzatmig, um ein brauchbares Gegengewicht zu bilden(womit nicht geſagt ſein ſoll, daß die abſtrakten, hölzernen Trimeter früherer Ueberſetzungen ſchätzenswerter ſind). Immer iſt feſtzuhalten: die moberne Tragö⸗ die iſt reines Willensdrama, entwickelt am individuell beſtimmten Menſchen. Das Volk als Maſſe gewinnt darin nur dramatiſche Be⸗ deutung, ſofern es Willen ausdrückt, verkündet zumeiſt durch den Mund eines Einzelnen, durch die Einzelſtimme genauer geſagt, die über den Chor ſich emporſchwingt(in ſeinem„Guiskard“ ſtieß Kleiſt In ſolchen allgemeinen Willensentladungen und Stürmen des Ge⸗ fühls lebt ſich heute die Gewalt der Antike aus. Das grie⸗ chiſche Drama in ſeiner Kultform auf die moderne Bühne bringen, bedeutet dagegen einen kaum zu umgehenden Kompromiß, eine Ver⸗ ſchiebung ins pfychologiſch differenzierte bei Betonung der eigent⸗ lichen Handlung, ins muſikaliſch Allgemeine bei betonter Einſetzung des Chores. Merkmal der neueſten Entwicklung und ihres auf große Linien drängenden Geſtaltungswillens iſt es, daß dieſer letz⸗ tere Weg heute bewußt genommen wird und daß das bislang be⸗ deutſamſte Ergebnis in der Werfelſchen Nachdichtung der„Troerin⸗ nen“ zu ſuchen iſt, in denen von vornherein jede Handlung aus⸗ gelöſcht iſt und nur der furchtbare Klagegeſang über das Leid alles Endlichen an den Himmel ſchlägt. Der Chor der„Antigone“ hält ſich fern von dieſer unbedingten Verſchmelzung. Ins Allgemeine erhoben, nimmt er das Thema des jeweils vorangehenden Handlungs⸗ abſchnittes auf, es durch Reflexion von den Schlacken des zeitlich Zufälligen befreiend und an Ewig⸗Gültiges anknüpfend. Der un⸗ einer muſikaliſchen Monumentalität geſtanden hatte. in ein ſocher Tor zu neuen muſikaliſch⸗dramatiſchen Möglichkeiten auf). — ebändigt aufbrechende Dionyſos⸗Dithyrambus an den Schußzgolt hebens iſt die Ausnahme. 8 Die Regie des Herrn Weichert ſuchte alſo dies choriſche Gefüge ſo zu geſtalten, daß die unmittelbar ſinnliche Ausdruckskraft des Wortes die monumentale Linie des Ganzen ins Slühen brächte, muſikaliſch⸗allgemein im flutenden Bild und Rhythmus durch den Chor der thebiſchen Greiſe ſelber, um in ſcharfer Abſetzung dagegen die durchſichtige Klarheit des ſophokleiſchen Dialogs zu gewinnen, unbeſchwert von verkleinernder pfychologiſcher Darſtellung. Eine ähnliche formale Scheidung wollte ſchon Nietzſche, von weltanſchau, lichen Erwägungen ausgehend, der griechiſchen Tragödie gewahrt wiſſen. Aber es bleibt dabei die Frage, wieweit dieſe Abſichten auf der heutigen Bühne ſich realiſieren laſſen, wieweit überhaupt wort⸗ muſikaliſche Wirkungen— das unbedingte Erfordernis— ſich heute erzielen laſſen, in Anbetracht des zum guten Teil dafür wenig ge⸗ ſchulten Darſtellermaterials und des noch größeren Nachteils einer für ſolche Wirkungen kaum zureichenden Ueberſetzerſprache, auch der beſten noch. Die Kraft der Verſinnlichung machr den Künſtler. Und nicht die Bilder an ſich machen die Sprache ſinnlich, ſondern der ſie innerlich zuſammenſchweißende Rhythmus, der innere Nerv de⸗ Geſtaltenden. Es kann ſich nicht darum handeln, die griechiſche Metrik gewaltſam dem Deutſchen aufzupreſſen, denn Verſe leben nur dort, wo ſie dem Lebensgefühl ihres Schöpfers entquellen; darum handelt es ſich, dieſem erkannten Lebensgefühl nachſchaffen den adäquaten ſinnlichen Ausdruck zu vermitteln. In jener rhyth⸗ miſch⸗metriſchen Geſtaltung, der das Abſtrakte anhaftet, ſcheint mit ein Teil der geringeren ſeeliſchen Reſonanz des geſtrigen Abende zu ſuchen. Rhythmiſcher Fall der Worte ohne die ſinnlich malende Kraft, die Bilder melodiengleich heraustreibt, den geiſtigen Geha im Bild greifbar zu machen, verſtrömt ſich leicht ins Monotone, daß allein noch der Rhythmus ſchwingt und der Sinn in die 10 akuſtiſchen Wirkung auffliegt. Der Gefahr der Monotonie ſuch man allerdings durch Verteilung gewiſſer Chorpartien an gut geſter einander geſtufte Einzelſtimmen zu entgehen und, wus die eingelne in ſich Chorgeſänge anlangt, mit Glück. Die unter⸗ ſchiedlichen empi und Stimmungsgehalte der Chöre gegeneinander ſchöpfte man, ſoweit ſie nicht von illuſtrativ unaufdringlicher Muſt ſeitenden 1 nen F hinter der Szene vorbereitet wurden, weniger aus, Die Rollen der eigentlichen Handlungsträger wurden durch Frau Hummel(Anti⸗ gone), Frl Buſch(Ismene), die Herren Kolmar(reon) ung Odemar(Hämon) in ihrer ſchönen allgemeinen Umreißung drg typiſche Linien gegeben. Eine leichte Ueberſteigerung dieſer Lin machte ſich anfangs bei der Darſtellung des Kreon bemerkbar. Ben Treireſias geſtaltete Herr Alberti, den Wotan Herr Hoffman 12 in beſtgelungenen Szenen. Die lange Reihe der übrigen Spracht (Chorführer: Herr Godeck) wahrte im graßen Ganzen gutes Maß· Der Wächter des heitlicher einfügen. Bei der ungewöhnlich zahlreichen Hörerſchaft fand dieſer intere!, ſante Formungsverſuch der neubelebten, Krggödie heraliche Lul Herrn Garriſon dürſte ſich dem Ganzen ein 8. 4 SS= 23 2S2 Sreitag, den 29. Juni 1017. ——— Mannheimer General⸗Anzeiger.(Aben⸗Ausgabe.) Nr. 298. 3. Seite. Nus Stadt und Land. Mit dem 0 ausgezeichnet Landſt. Karl Leibig, Uhlandſtraße 4, wegen Tapferkeit vor dem Feinde. Sonſtige Auszeichnungen. Friedrich Holl, Unteroffizier in einem Reſenf.⸗Rgt., Sohn des Ofenfabrikanten Friedrich Holl, K 1, 15, vor kurzem mit dem Eiſer⸗ nen Kreuz ausgezeichnet, erhielt nunmeyr die Badiſche ſilberne Ver⸗ dienſtmedaille. * Vom Hofe. Der Großher zog hat ſich geſtern für einige Tage nach Schloß Königſtein begeben.— „Verſetzt wurde Obereiſenbahnſekretär Max Oehmke in Pforz⸗ geim zur Zentralverwaltung in Karlsruhe. * Ernannt wurde Juſtizſekretär Guſtav Schneider beim Land⸗ gericht Mannheim zum Reviſor beim Miniſterium des Großh. Hauſes, der Juſtig und des Auswärtigen. Konſulatsdienſt. Infolge Abbruchs der diplomatiſchen Beziehun⸗ gen zwiſchen Deutſchland und Honduras ſind die Konſuln dieſes Staates im Reich zur Ausübung irgendwelcher amtlichen Befugniſſe nicht mehr berechtigt. Die Wahrnehmung der Intereſſen der Republik Honduras hat der Königlich Spaniſche Generalkonſul in Hamburg übernommen. e Verpflichtung zur Anmeldung von Druckſchriften. Der ſtellv. komm. General des 14. Armeekorps hat angeordnet, daß Drucker und Vervielfältigungsanſtalten alle nicht zum öffentlichen Verkauf oder Vertrieb beſtimmten Bücher, Denkſchriften, Broſchüren, Flugblätter, Geſchäftsberichte, Korreſpondenzen, Aufrufe und ſonſtige literariſche Erzeugniſſe, in denen öffentliche oder die Allgemeinheit berührende Fragen behandelt werden, ſpäteſtens nach Fertigſtellung der Verviel⸗ fältigung vor Verbreitung bei den örtlich zuſtändigen Preſſeüberwachungsſtellen GBezirksämter) anzumelden ſind. Es iſt verboten, das angemeldete Erzeugnis vor Ablauf einer Friſt von 48 Stunden oder entgegen einer innerhalb dieſer Friſt er⸗ gehenden Anordnung zu verbreiten oder auszuhändigen. Die Beseich⸗ nung als„Manuſkript“ ader als„Brief“ oder als„Vertraueich“,„Nur für Mitglieder“, um Privatgebrauch“ uſw. entbindet nicht von der Unmeldepflicht, desgleichen iſt die Höhe der Auflage und Umfang der Berbreitung für die Anmeldepflicht ohne Belang. Als Bervielfälti⸗ gungen ſind anzuſehen: Kliſchees, Matritzen und ähnliche, zur Herſtellung von weiteren Vervielfältigungen dienende Erzeugniſſe. Den Preſſeerzeugniſſen ſtehen alle auf mechaniſchem oder chemiſchem Wege bewirkten Verrielfältigungen einſchl. der Abzüge und Durch⸗ ſchläge von Schreibmaſchinenſchrift ſowie Abbildungen gleich. Zu⸗ widerhandlungen werden ſtreng beſtraft. Dieſe Verordnung tritt ſo⸗ fort in Kra „Berkehr mit militäriſchen Siegeln und Stempeln. Der ſtellv. komm. General hat angeordnet, daß Siegel oder Stempel mit auf Militärbehörden bezüglichen Inſchriften und dergl. Zeichen, ſowie Vordrucke für militäriſche Ausweiſe nur dann angefertigt werden dürfen, wenn ein ordnungsmäßig unterſchriebener Auftrag einer hei⸗ matlichen Militärbehörde vorliegt, der außerdem einen datierten Sichtvernerk mit beigedrucktem Dienſtſiegel der vorgeſetzten Dienſt⸗ ſtelle träat. Erzeugerhöchſtpreiſe für Gemüſe. Die Badiſche Gemüſeverſor⸗ gung gibt folgende von der Preiskommiſſion feſtgeſetzten Erzeuger⸗ Ralh bekannt: Grüne Erbſen ab 20. Juni 20 Pfg., Grüne Buſch⸗ Hohnen 18 Pfg., Grüne Stangen⸗, Wachs⸗ und Perlbohnen 24 Pfg., Puffbohnen 15 Pfg., Rhabarber 10 Pfg., Mairüsen 7 Pfg., Gelbe⸗ rüben(längliche) bis 30. Juni 14 Pfg., Gelberüben vom 1. bis 15. Juli 12 Pfg., Gelberüben vom 16. bis 31. Juli 10 Pfg., Karotien(runde) bis 30. Juni 18 Pfg., Karotten vom 1. bis 15. Juli 16 Pfg., Karotten vom 16. bis 31. Juli 14 Pfg., Kohlrabi bis 30. Juni 16 Pfg., Kohtrabi vom 1. bis 31. Juli 14 Pfg., Weißkraut bis 15. Juli 11 Pfg., Weißkraut vom 16. bis 31. Juli 10 Pfg., Frühwirſing bis 15. Juli 12 Pfg., Frühwirſing vom 16. bis 31. Juli 10 Pfg., Zwiebeln(ohne Kraut) 20 Pfg., Gurken: a) Eſſiggurken 100 Stück 1 Mk., b) Salzgurken 100 Stück—2,50 Mk., c) Salat⸗ urken bis 31. Auguſt(1 Stück) 15 Pfg., ab 1. September(1 Stück) 0 Pfg., Tomaten vom 15. bis 31. Auguſt 20 Pfg., Tomaten vom 1. bis 15. September 15 Pfg., Tomaten ab 16. September 10 Pfg. für das Pfund. Vorſtehende Preiſe gelten als Er zeugerhöchſt⸗ preiſe ſo lange, als von der Reichsſtelle für Gemüſe und Obſt nicht beſondere Höchſtpreiſe feſtgeſetzt werden. Abgeerntetes Gemüſe darf daher nicht zu höheren Preiſen oder günſtigeren Bedingungen 5— abgeſetzt werden. Der Erzeugerpreis umfaßt die Koſten der rung zur nächſten Verladeſtelle und der Verladung im Bahnwagen oder im Schiff. « Sendung von Liebesgaben an deutſche Gefangene in England. In Uebereinſtimmung mit einem vom Holländiſchen Roten Kreuz ausgeſprochenen Wunſche wird davor gewarnt, Gaben für Gefangene in Eugland bei privaten Firmen oder Vereinen in Holland zu be⸗ ſtellen, da ſie zum Teil unzuverläſſig, zum Teil ungeeignet für dieſe Tatigkeit ſind. Insbeſondere ſteht die„Erſte Niederländiſche Reg. Aushilfsaktion für deutſche und öſterreichiſch⸗ungariſche Kriegs⸗ gefangene“ im Haag mit keiner anerkannten Organiſation in irgend⸗ welcher Verbindung. Sie dient ausſchließlich ihren Inhabern als Erwerbszweck, ſodaß von einer Inanſpruchnahme unbedingt ab⸗ geraten werden muß. Es wird dagegen dringend empfohlen, ſich der von den deutſchen Rote⸗Kreuz⸗Organiſationen in Holland geſchaffenen Einrichtungen zu bedienen, durch die es möglich iſt, neun verſchiedene Sorten von Paketen, enthaltend Lebensmittel, Rauchwaren und Wäſche, an die Gefangenen in England zu verſenden. Ausgenommen von der Verſendung ſind Brot und andere Teigwaren, die nicht aus Holland ausgeführt werden dürfen. Die deutſche Rote⸗Kreuz⸗Orga⸗ niſation wird auch, wenn angängig, beſondere Wünſche der Gefan⸗ genen in England gern berückſichtigen. Sämtliche deutſchen Gefangenen⸗Aus chüſſe des Roten Kreuzes nehmen dieſe Beſtellungen entgegen und leiten ſie an den Ausſchuß für deutſche Kriegsgefangene in Cöln weiter, der den Verkehr mit den in Holland tätigen Stellen bermittelt. Wenn auch wegen der U⸗Bootgefahr keine Gewähr für die Sicherheit des Transportes von Holland nach England über⸗ nommen werden kann, ſo bietet die Benutzung der empfohlenen Ein⸗ richtung doch den großen Vorteil, daß nicht nur die deutſchen Vor⸗ räãte geſchont werden, ſondern daß auch infolge des Einkaufens der Sachen im Großen die Preiſe verhältnismäßig niedrig ſind. Außer⸗ dem verbürgt die Abſendung der Pakete im Namen einer neutralen Roten⸗Kreuz⸗Organiſation zweifellos größere Sicherheit gegen Deiebſtahlsgefahr, als wenn die Pabete von Privatperſonen abgeſandt würden. * Sommerurlaub der Reklamierten. Bereits im vorigen Jahre war auf Anfrage hin vom Kriegsminiſterium die Entſcheidung ge⸗ troffen, daß Erholungsurlaub auch reklamierten Angeſtellten und Arbeitern bewilligt werden könne, ohne daß dadurch der Grund zur Reklamation hinfällig würde. Ein neuer Erlaß des Kriegsminiſte⸗ riums, Abteilung Kriegsamt, Kriegs⸗Erſatz, und Arbeits⸗Departe⸗ ment eſtätigt auch dieſes Jahr die damaligen Entſcheidungen. Für die reklamierten Angeſtellten wird ein Urlaub von 7 Tagen für ohne weiteres zuläſſig erklärt, unter Umſtänden auch ein längerer o Urlaub, wenn dies nach ärztlichem Ausſpruch notwendig iſt. Der NMafßſtab bei der Urlaubsbemeſſung ſoll ſein, die Angeſtellten in dem erforderlichen Stande des Leiſtungsvermögens zu erhalten, doch dür⸗ fen die Betriebe ihre volle Arbeitsbereitſchaft nicht einbüßen. Au reklamierten Arbeitern kann, nach demſelben Maßſtabe gemeſſen, ein Erholungsurlaub von einigen Tagen gewährt werden. * Forkſetung der Obſtbeſchlagnahme. Von unſerem Weinhei⸗ mer(J⸗Korteſpondenten wird uns unterm 28. ds. berichtet:„Am hieſigen Nebenbahnhofe der elektriſchen Straßenbahn Mannheim.— Weinheim wurden geſtern abermals 12 Körbe Kirſchen, Johannis⸗ und Stachelbeeren durch Gendarmerie und Polizei beſchlagnahmt, und zwar bei ſolchen Perſonen, die ganze Körbe von Obſt mit ſich führen, obwohl ſie nicht mehr als Pfund zum Verſand 190 dürfen. Ebenſo erfolgten in Leutershauſen und anderen Orten de Bergſtraße Beſchlagnahmen, und zwar unter Auſſicht des hieſige Vertreters der Badiſchen Obſtverſorgung Karlsruhe. Das Zurück⸗ verwiegen der Ware wird durch zwei Frauen ausgeübt. In ein⸗ Fällen, wo die Leute das Obſt ſelbſt bis zu 50 Pfg. das Obſt bezahlt hatten, erſolgte gegen die Erzeuger Anzeige wegen Ueberſchreitung der Höchſtpreisbeſtimmungen.“— Daß jetzt noch Obſt beſchlagnahmt werden muß, iſt uns unerfindlich. Die Ver⸗ Sraucher müſen doch jetzt wiſſen, wie ſie ſich zu verhalten haben, daß e nämlich ohne einen von der Badiſchen Obſtverſorgung ausgeſtellten Beförderungsſchein kein 6 Pfund überſteigendes Obſtquantum über den Amtsbezirk des Erzeugers hinaus weggeſchafft werden darf. Entweder haben die Leute, die jetzt noch die neue Verordnung der Badiſchen Obſtverſorgung überſchreiten in den letzten Tagen die Zeitung nicht geleſen oder ſie ſind der Meinung geweſen, ungeſehen durchſchlüpfen zu können. * Im Friedrichspark gab es geſtern Abend einen beſonderen Ge⸗ nuß. Neben der Kapelle Petermann, die unter Leitung ihres Kapell⸗ meiſters Becker ein gediegenes Programm zur Abwicklung brachte, war Herr Kammermuſiker L. Kümmel aus Darmſtadt erſchienen. Er iſt ein hervorragender Piſtonkünſtler, der mit dem prächtigen Vor⸗ trag einer Phantaſie über Kompoſitionen von Haendel und einer von ihm ſelbſt ſtammenden Fearbeitung von Saraſate'„Zigeunerweiſen“ erfreute. Seine Vorträge erweckten reichen Beifall, ſodaß er ſich zu einer Zugabe verſtehen mußte. Die Kapelle Petermann war ihm dabei eine feinfühlige Begleiterin. pp. * Wohltätigkeiiskonzerl auf dem Kümmelbacher Hof. Wir machen auch an dieſer Stelle darauf aufmerkſam, daß am morgigen Sams⸗ tag nachmittag 4 Uhr auf dem Kümmelhacher Hof, dieſem beliebten Ausflugsort der Mannheimer, ein Wohltätigkeitskonzert zugunſten der Hinterbliebenen un Kriege gefallener Jäger und Oberjäger des Großh. Mecklenb Jäger⸗Batls. 14 ſtattfindet. Das Konzert wird von dem aus dem Feld anweſenden Muſikkorps des aktiven Jäger⸗Bataillons 14 unter Leitung des Herrn Muſikmeiſters Meiſter und unter Mitwirkung mehrerer Künſtler ausgeführt. Wir geben uns der Erwartung hin, daß die Veranſtaltung einen ſtarken Beſuch aufweiſen wird, weil der Aufenthalt in den Garten⸗ lokalitäten des Kümmelbacher Hofes ein beſonderer Naturgenuß iſt. zum andern aber vornehmlich des edlen Zweckes wegen, damit ein ſtattliches Sümmchen für die Hinterbliebenen der fürs Vater⸗ land gefallenen Helden der 14er Jäger, die in dieſem Kriege ſchon ſo Hervorragendes geleiſtet, abgeliefert werden kann.— Wie uns noch mitgeteilt wird, befindet ſich uner den Mitwirkenden Herr Kammermuſiker L. Kümmel vom Darmſtädter Hoftheater, der in dem geſtrigen Konzert im Friedrich fark einen großen Erfolg er⸗ zielte. Der Künſtler wird verſchiedene ſeltene Muſikſtücke auf dem Piſton vortragen. Das Konzert finder bei jeder Witterung ſtatt, da genügend gedeckte Näumlichkeiten zur Verfügung ſteyen. Für grüßere Geſellſchaften einpfiehlt es ſich, im voraus Tiſche zu be⸗ ſtellen. Polizeibericht vom 29. Juni(Schluß). Zuſammenſtoß. Auf der Friedrichsbrücke erfolgte geſtern Nachmittag halb 7 Uhr ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem mit Brettern beladenen und mit zwei Pferden beſpannten Fuhrwerk eines hieſigen Wirtes und einem Straßenbahnwagen. Perſonen wurden hierbei nicht verletzt; an dem Straßenbahnwagen wurden die Scheiben der vorderen Plattform eingedrückt. Unfälle. An der Straßenkrümmung bei L 8 ſtürzte geſtern Abend halb 11 Uhr ein 50 Jahre alter Fahrgaſt von der vorderen Plattform eines Straßenbahnwagens der Linie 6 heraus auf den Geh⸗ weg und blieb einige Minuten bewußtlos liegen. Verletzungen hat der Verunglückte anſcheinend nicht erlitten. Er konnte ſeinen Weg alsbald wieder fortſetzen.— In einem Fabrikanweſen in Neckarau von dort einen Schlag mit einem Eiſenſtab auf die linke Hand, wo⸗ durch dieſe erheblich gequetſcht wurde. Der Verletzte mußte mit dem Sanitätsauto ins Allgemeine Krankenhaus überführt wer⸗ den.— Ein 12 Jahre alter Volksſchüler von hier trat am 27. ds. Mts. am rechtsſeitigen Neckarvorland mit einem Fuße in einen Glasſcherben und zog ſicherhebliche Verletzungen zu. Von zwei Soldaten wurde der verletzte Knabe ins Allgemeine Krankenhaus verbracht, Krampfanfall. In einem elektriſchen Straßenbahnwagen ſtürzte geſtern Abend, etwa 10 Uhr, ein verh. Mouteur von Ludwigs⸗ haſen, von Krämpfen befallen, zu Boden. Er wurde von einer Schutz⸗ mannspatrouille mit Hilfe von Soldaten in die Rheinbrückenwache und von dort mit dem Sanitätsauto ins Allgemeine Krankenhaus verbracht. Berhaftet wurden 8 Perſonen wegen verſchiedener ſtrafbarer Handlungen, darunter ein Taglöhner von Feudenheim wegen Be⸗ trugs ein ſolcher von Siedlee wegen Diebſtahls und ein ſolcher von Worls wegen Biderſtands gegen die Staatsgewalt. Nus Luòwigshafen. Drei Wagen mit Gemüſe, die ohne Ausfuhrbeſcheinigung von Schifferſtadt nach Mannheim befördert werden ſollten, wurden Donnerstag früh hier beſchlagnahmt. Das Gemüſe wurde zum Verkauf dem Konſumverein und einigen Händlern zugeteilt und fand ſchnellen Abſatz. RNus dem Großherzogtum. Weinheim, 28. Juni. An vielen Orten der Bergſtraße laſſen nunmehr die Kirchenglocken ihr Abſchiedsgeläute er⸗ tönen, bevor ſies der höheren vaterländiſchen Zweckbeſtimmung zu⸗ geführt werden. Geſtern wurden in Heddesheim die Glocken abge⸗ führt, heute geſchieht dies in Hemsbach und Schriesheim; morgen werden an den evangeliſchen Kirchen in Weinheim die Glocken zum letzten Male ertönen. Auch in Großſachſen werden die Kirchen⸗ glocken vorausſichtlich dieſen Samstag abmontiert. oc. Sulzbach bei Mosbach, 28. Juni. Durch Feuer wurde das Anweſen des Landwirts Heinrich Straub faſt völlig in Schutt und Aſche gelegt. Von den Fahrniſſen konnte ſo gut wie nichts ge⸗ rettet werden. Handel und Industrie. Fruankfurten Werstpapierdörse. Frankfurt, 29. Juni.(Pr.-Tel.) Bei allgemeinem sehr ruhi- gem Geschäft stand die Börse auf einzelnen Gebieten unter dem Einfluß weiterer Gewinnabgaben, da aber in diesem Momente Aufnahmelust hervortrat, so konnten sich die Kurse auf den mei- sten Gebieten behaupten. Einzelne Montanpapiere schwächten sich ab. Gelsenkirchen, Buderus und Luxemburger waren angeboten, sind vernachlässigt. In Frage kamen Köln-Rott- weiler bei fester Tendenz. Autowerte behaupteten den Kursstand. Für Zementwerte trat Nachfrage hervor, besonders für Karlstadt und Zement Heidelberg. Höher umgesetzt wurde Metall⸗ Warenfahrik Bing. Von chemischen Aktien schwächten sich Bad. Anilin ab, dagegen wurden Rütgerswerke besser bezahlt. Elelctri- Zitätsalctien sind bei bescheidenen Umsätzen preishaltend. Zell- Stoffabriken neigten zur Abschwächung. Maschinenfabriken be⸗ hauptet. Heimische Banken fanden bei befestigten Kursen mehr- fach Käufer. Am Rentenmarkt ziemlich fest, von sualändischen Rus⸗ sen schwächer. Türkenerte, auch Mexikaner sind mehr beachtet. Privatdiskont 496 Prozent. Die Börse schloß bei Sehr stillem Ge. Schäſt und behaupteter Tendenz. Berliner Wertpapierbörse. Berlin, 29. Juni. An der Börse nahmen die Realisationen in Industriewerten aus den schon gestern angegebenen Gründen zunächst ihren Fortgang. Die damit in Zusanmenhang steliende Abschwächung hielt sich jedoch in mäßigen Grenzen und als im Verlaufe Kauflust für Pfiönix sich geltend machte und russische Eisenbahnprioritäten und Banken sicſi besserten, trat allenthalben eine merkbare Besserung ein. Die Umsätze hielten sich in sehr bescheidenen Grenzen. Von deutschen Anleihen waren wiederum 3 und 35% Prozent begehrt. Geld über Ultimo 5 Prozent. Berlin, 29. juni(Devisenmarkt.) Auszahlungen für: 29. 28. Geld Brief Geld Brief Konstantinoptkt. 20.55 20.65 20.60 20.70 Holland 100 Gulden. 2274.75 275.25 274.75 275.25 Dänemark 100 Kronen.. 1809.50 190.00 189.50 100.00 Schweden 100 Kronen.. 190.25 100.75 199.25 199.75 Norwegen 100 Kronen.. 193.75 19425 103.75 104.25 Schweiz 100 Franken e e Oest-Ungarn 100 Kronen 64.20 64.30 64.20 64.30 S 125.½ 120½ 125.% 120.½ Bulgarien 100 Leva 80.7 81.52 80./ 81.½ bekam am 27. ds. Mts., abends 7 Uhr, ein 66 Jahre alter verh. Dreher⸗ Amsterdamer Wertpapierbörse. AusTERDAM, 26. Juni. 29. 27.—3 Soh. Berlin. 34.90—34.—45% ederld. 101¼16/ 101½6[South. Pao. 99% 83/ „ Wien. 22.20— 21.85%—8„ 73/ 735/„ Raliv.— 25½ „ Schwelz. 51.— 51.15—[Kgl. Petr. 6 551½ 548—[Union Fao. 139¾ „ Kopenhg. 70.65.—70.60—tioll.-Am.-I. 255] 356½ Knaconda. 172—173.— „ Stookhol.“ 74.10 73.60 fMl.-ind. Hl.. 244— 241—8Steels. 12% 123% „London.. 11.5711.56—[Atchison 101½ 101¼6 Franz.- engl 2 „ Farls, 42.40—42.30—IRock island 9— ½% Anlelhe(— 1 34 Scheck auf New-Vork 242.75(241.50). * Hamburg-Amerlka-Linie-.— Pariser Wertpapierbörse. PARIS 28. Juni(Kassa-Harkt.) 4 2³ 27.* 28. 2. 3% Rente. 60.25 60.25 Saragossa. 412 40 Toulla 928 4 5% Anleihe.68.25 88.25 Suez Kanal. 4390/ 4390 Bio Tinto. 17.30 17.9 4% Span. äub. 104.25103.10 Thom Houst.. 719% 710[Cape Copper 123.—124.— 5% flussen 1808 74.— 74.50Raff. Fayßg. 4900 430[China Copper 3% do. 1896/ 28.——26.25 Caoutohous. 1900 190 Utha Copper. 4% Türken 61.— 61.—[Malakkaa 135 Tharsis 1 Bang. de Paris—.—10.—[BaKku. 1325 1350 De Beers Créd Lyonnais 11.05 11.01Brilansk 325]/ 362 Goldfleids Un. Parislen. 612] 615 Lianosoft.. 329 329[Lena Gold Metropolitain 414/ 410[Matlzoff Fabr.— 473 Jägersfont Nord Espdag. 406]—[Le Naphte. 330 3325 fRandmines, Spasski Copper 49.—(zuletzt 49.50) Londoner Wertpapierbörse, L. ONDOORN 28. Juni. 2 2N. 28. 27. 28. 2% Konsol. 54.½ 54/J Baltimorxe.—— Rie Nnto. 614. 5 Argentin.—— Canad. Pao. 177½% Chartered12 4 Brasilian. 68.——.—Erie—— 29%[de Beers 14¼ 4Japaner. 77%8 78—Pennsyvaen.—— Goldfidels%6 Fortuglegen, 58½ South-Pao.———[Kat. R. Mex. 5½% 5 Russeni906 75%8 75½ Union Pao.—. Randmines. 3½ 4½Russ.1909———Steeis. 137[136¼ Pr. Diskont. 45%8 3½ Krlegsl“ 66 86¼ Anacondad.———[Silber 39½ 50% Kriegsanleihe 94¼6(9/00, 4½0% Krlegsanlelhe 86./(66/). London, 28. Junl.(W...) Weohsel auf Amsterdam 3 Monate 11.70½ kurz 11.54— Wechsel auf Parls 3 Monate 27.75—, kurz 27.39.— auf Fetersburg kurz 206.— Bis 2. Juli 1917 geschlossen. Newyerker Wertpapierbörse. Newyork, 28. Juni.(WIB.) Die Fondsbörse war heute nicht so lebhaft wie an den vergangenen Tagen. Die Umsätze be- liefen sich auf 760 000 Stück Aktien. Nach fester Eröffnung, wobei Metallwerte bevorzugt waren und zu höheren Kursen gekauft wurden, wurde die Kauflust etwas zurüclchaltender, da erneute Be- fürchtungen auftraten, daß die Regierung doch zu der Kontrolle über die Preisgestaltung der wichtigsten Produktionen schreiten werde. Die Baissepartei nutzen die Lage für ihre Zwecke aus und so kam umfangreiches Angebot heraus, so daß die Kurse ab- bröckelten, besonders Steels, Oel- und Automobilaktien lagen matt. Schluß schwach. 3 NEW VoRk. 28. Jun!(Devisenmarkt.) 28. 27. 28. 27. 1 Tendenz füür delct“—— Weohsel auf London 4 Geld auf 24 Stunden(60 Tage). 472.—.72.— (Durchschnittsrate)“.—.— Wechsel auf London Geld letztes Darlehen.—.½(Cabie Transfers).48.45.28.45 Slohtweohsel Berlin.—.— Sliber Bulllon„ 78½ 78.1 Siohtwechsel Paris..75.—.75.50 New-Vork 28. Juni(Bonds- und Aktienmarkt). 2³. 27. ht. Top. Santa Fé 4% Missouri Paoifie 55 101— 101.— Kt. Raihw, of. Mex United States Corp. Corps Mew Vork Centr. o. 50% Bonds. 104½ 104½ do. Ontario& Western. Achi. Top. Santa fe. 100% 100/ Morfolk& Western do. pref. eol. Divid. 99/% 97½% Northern Paolflo Baltimore& Olrod 73/ 740 Pennsyluyanlae Canadlan Paclftoo 153½ 159½ Roadinnung Ches.& Ohloo 60¼[61¼ J Ohio. Rok. Isl.. Pao. Chio. MII.&. St. Paul. 76½ 75/ Southern Paolfo Denever& Rlo Grande. 7— 8— Southern RallWaß/ BISSB 5 26% 265¾] Southern Rallway pret.. Erle ist preet. 385% 39.— Unlon- Facifilio Erie 28t pref 20¼[29. Wabash pret.. Great Moihern preti.. 107½ 107%[Amerlo. Gan Unnols Centra. 103.—103— Amer. Smelt.&. Ref. nterborough Cons. Corp. 9⁰ 9½ Anao. Copp. Miin. do. do. pref. 55½j 56— Sethlehem Steel Kansas City& Southern 22% 23—Central Leather do. prei. 55½ 55½[lntern. Meroantlle Marine do. do. pref. Loulsville u. Nashville 127½/, 125%] United States SteelsCorp. Miesourl Kans.& Texas 6% 7— I UnitedStat Steel Horppr. Aktlen-Umsatz 760 000(1002 000) MEW VOnx, 28. uni(Eroüagsungskurse). 28. 27. Balt. Ohio 4½ Bde. 89½ 89— UnionpPao.8.% Sds. Ches. Ohio 4½ Bs. 76/[79— 4% Unlon Stat. 4% Chig..lsl.& PaX Denver Rio Gr. pr. Firsté R.&.B8.9347. 21—71— Hiss. Cans. Tex.pr. North. Pao. 3 Bds. 62¾ 62¼ West Harylanctd M. Pao. Pr.Lien A8ds. 67—37/ Amerloan Canprei. Amerio. Looom. o St. 1- S Fr.-LI. Kortg. 4 B. 62¾ 63T do. Sugar Ref... St. Louls& San. F. Inoome Mexio. Fefroleum Mortgage 69%— Serie A. 49— 49/ Virgin. Car. Chem. o. Soutn. Pab.o 4/ 192988] bz2— 62—[Sears Roebuek oom. Berliner Produtenmarks. Berlin, 19. Juni. Im Berliner Warenverkehr nichtamtlich ermittelte Produktennotierungen: unverändert. Berlin, 29. Juni. Am Saatenmarkt hält der lebhafte Begehr für Zwischenfrüchte an, doch bleiben die Umsätze imolge der Knappheit an Material sehr beschränkt. Das Geschäft in Heu und Stroh ist regelmäßig. Heidekraut war teilweise gesucht, doch sind die Zufuhren infolge des andauernden Arbeitermangels gering. der Molkereigenossenschaften zeigt sich Iuteresse für üben. eeeeee Amsterdamer Warenmarkt. AusTERDAM, 28. Iuni. 27. 0 0 3 26. Rüböl loko.—.—110.½ fper Iuni—.½% per Sepft. per Febr.—.—-— per luli 70.½[69.½ Kaffee Sant. 58.— einöl loko 68.½] 66./ J per August—— 70.“&lava-Kaffes—.— (oele zu den Bedingungen des Hiederländlschen Ueberseetrustes.) Newyerker Warenmarkt. MEWVORK, 26. Junl. 5 Baumwolle] 28.27. 26. 27.[Welzen hard zuf. Al.Hat.———+r or luli.. 25.91/ 25.69 Wt..2 neueß— im innern——- br okt...25.71/ 24.95/0 1 Mothern Exp. n. Engl. 20000— 7(Sav. 33.½/ 30½(Duluth)—.— Xp. n. d. Et. 7000——Terp(xvorE 42. 42.½[Bess.Stabl.“ 80— AWorkioco 27.15 27.400 Schmalz WSst] 21.65 21.52/Ms. 10K0 a. L 18 169.— pr Juli.. 26.75 26.90 Taig spezial 17/ 1 mehi Spr. br August. 26.760 26.690 Zuck. 96 Tst. 602 602 Wk. ol. Cneu)—11 pr Septemb.] 25.54 26.59 loko.½ 9. ½[Kleesam la 18.50 pr Okiober 26.42 26.61 Kafi Juli.45.430 do. la 13.00 10 br Nov... 26.45 26.70K oe Sept 7664½.62/Elektr. Kupf. Se 294½-33 pr Dez. 28.59 26.75 flo, JDe: 77 P75/Pohzinn. 41440 62•63 pr Jan... 26.64 25·66 Mr. Jan..0 77/Petroieum. NM. Orieansik] 26— 26.10 März.69.69ICred.Balano,] 310—]310.— ) die ersten drel Auartale 29½—34—(29½—34—). Calcagoer Warenmarkt. CH1CA0o, 28, Juni. 28.] 27. 26.27. 28. 27. Welzen Juli 201.—205.—Sohmalz Speck.-2497 Ad en pr Sept. 281.½ 183.— pr. Sept.. 21.50 21.37/ Sohweine Mais Juil.156. 158.9% Pork: Zull. 39.35 39.30 leichte. 14.55 14.70 pr Sept. 147./ 147.— pr Sept..33.55 33.50—— 15.10 15.45 54 63.½ Rippen ohweine⸗ — 0 P..21.62/ 21.60 zut. l. West.] 35 000 103 000 pr. Juil.. 21.25 21.22J br. Sept...72 21.671 dv. Chloag. 16 00⁰0 30 0⁰⁰ Londoner Metallmarkt. London, 28. Junl. Kupfer: Kassa 130.— 3 Honate 129.½ Elektrotio per Kasse 142/136, per 3 Menate—.— Best-Selekted p. Kasse—.—, per 3 Honate — einn per Kasse, 21.—. per 3 Monate, 241.— Siel 10ko ber Kassa 30% per 3 Monate—. Zink: der Kassa—.—. Spezlal—.— Latzto Pandelsnachrichteen ):CGroßgerau, 29. Juni. Auf einer außerordentlichen Generalversammlung der Konservenfabrik Helvetia.-G. Wurde beschlossen, eine Erhöhung des Grundkapitals von 3 Mill. auf 5 Mill. M. vorzunehmen. Dies soll durch Ausgabe Altien im Wert von je 1000 M. ertcigenn von 2000 heuen eeeeeeeeee 8 Sei—*— Mannheimer General⸗Anzeiger.(Abend⸗Ausgabe.) Freitag, den 29. Juni 1917. 97 8 bewußt ward,“ führ er fort,„da blickte ich in eine weite Ferne. Ich„Es iſt das ſchwarze Schloß,“ ſagte Karſten Hennigs. 5 eerumſchlung en ſah die Sonne aufgehen und ſah ſie untergehen. Wenn ich ſang,„Das ſchwarze Schloß? Wie intereſſant! Ja, mir war es gleich, ſchallte meine Stimme in die Weite. Kein Echo ſtörte mich, kein] als ſtecke eimas Poeſievolles, Märchenhaftes in dem Slumentopf⸗ K Roman von K. von der Eider. Wall erhob ſich vot meinen Augen. Bei uns gibt es kein Verſteck⸗] häuschen. Bielleicht ſtetkt gar eine verwunſchene Prinzeſſin drin, die 50(Nachdruck verboten!) ſpielen, leine Schliche, kein Hemmnis. Es iſt alles frei, offen und auf ihren Erretter harrt. Aber eigentlich ſieht es nicht wie ein Schloß Jortſetzung. ehrlich. Wer in einem ſolchen Lande geboren wird und aufwächſt,, auss. 33 8 2 5 der bekommt einen weiten Blick, einen ſtarken Willen und einen„Es iſt auch kein Schloß, es iſt eher eine Höhle zu nennen, und Er forderte vom Himmel das höchſte, ſchönſte Glück für die Ge⸗ liebte. Wäre ſie eines Tages an ihm borbeigefahren in einer Staatskaroſſe, hätte ein Prinz neben ihr geſeſſen, er würde zur Seite getreten ſein mit freudigem Stolz in der Bruſt; aber daß ſie hier mit einer Kaffeekanne in die Tüt trat und die Frau ſeines Schul⸗ kameraden, des„dämlichen Jungen“ aus der Geeſt, war, das wurmte ihn. Wie hatte ſich dieſer ſchmalbrüſtige Geeſtiunge an ihn gehängt in der Schule, ſo, wie ſich die Weinrebe an die Mauer klammertl Dett war die Rebe über die Mauer hinweggewachſen. Die Rebe hatte die Roſe erreicht. 1009* ernſt 50 1 ja zuſammengeſunken der lange, träume⸗ kiſche Mann neben ihm ſaß; er ſchien ſich gar nicht ſeines gr Glückes bewußt zu ſein. Sener war ja gewiſſermaßen ſein Vorgeſetzter. Er hatte ſtudiert, war Paſtor, während Karſten Hennigs ein einfacher Schulmeiſter geworden war. Dennoch fühlte ſich der junge Lehrer ihm überlegen. Er war kraftvoll, geſund, ein ſtarker Chärakter; er war eine Mauer, jener eine haltloſe Rebe. Konnte der eine Stütze füt die Roſe werden? „Sie müſſen auch bald heiraten, Hennigs,“ redete die Frau Paſtox den jungen Mann, der noch immer ins Leere ſtarrte, an. Er runzelte die Stirn.„Solange ich hier Schulmeiſter bin, denke ich nicht daran; hier bringe ich keine Frau herein.“ Er PPpech die Worte in herbei Tone, und ſeine Augen hefteten ſich mit dem Ausdruck bitteren Vorwurfs auf das Antliß des Paſtors. Detlef Gröhn ſtellte fäſt erſchrocken die Kaffeetaſſe hin.„Warum denn nicht?“ Weil ſich eine junge Frau aus anderen Verhältniſſen hier todt⸗ unglücklich fühlen muß, und die, welche hier leben, ſind nicht nach meinem Geſchmack.“ Die junge Frau lachte, ihr helles, fröhliches Lachen, das wie Muſik klang. Sie wühlte ihr Köpfchen in das weiche Polſter der Sofalehne.„O, ich glaube, ich werde mich hier ſehr wohl fühlen, ſo wohl wie— na, wie ſagt man doch?“ „Als ein Kücken in der Tranktonne, das verr „Pfui] Sie ſind ſchlechter Laune, Hennigs.“ „Ich bin ein Kind der Marſch,“ entgegnete er ſchroff, „Iſt es denn etwas ſo Großes, hier geboren zu fein?“ „Ja und nochmals ja!“ antwortete Karſten Hennigs, und er ſprach ſo laut, als ſtünde er auf ſeinem Katheder in der Schule und ſäße nicht hier am Kafſeetiſch der Frau Paſtor.„Als ich das erſte Mal erwachte, d i — ertrank!“ als ich des erſte Nal wich meines Leben⸗ feſten Charakter; das wird ein Mann. Ich bin nur ein Arbeiter⸗ ſohn, aber ich ſtamme aus der Marſch.“ Thora blickte ihn intereſſiert an. So känmte ſie ihn noch gar nicht. Alſo aus dem Holze waren hier die Leute geſchniht.„Sie haben viel Selbſtbewußtſein,“ ſagte ſie. „Ja, das hatte er ſchon als Junge,“ fiel der Paſtor ein.„Da⸗ iſt- den Marſchleuten ſo angeboren. Erinnerſt Du Dich noch des Abends bei Bydekarken, Karſtens? Mir iſt es, als wäre es erſt geſtern geweſen. Was wir für einen Täg feierten, weiß ich nicht mehr. Wir waren eine ganze Kolonne, und feine Jungen waren dabei, Profeſſoren⸗ und Regierungsratsſöhne. Da fragte Dich je⸗ mand, dem wohl Dein kantiger Kopf aufgefallen war, woher Du ſtammeſt, und Du antworteteſt ſo laut, wie Du vorhin ſprachſt, der ganze Sacill hörte es:„Ich hin aus det Matſch, ein Arbeiterſohn!“— Den letzten Satz hätte er ſich ebenſogut ſparen können, aber er tat es nicht; das iſt gerade der Stolz der Marſchleute, anders zu ſein als andere. Ihr Selbſtbewußtſein wurzelt in ihrem Boden.“ Nachdenklich, wühtend 6 mechaniſch mit dem Löffelchen in ihrer Taſſe rührte, ſah Thora auf den kraftvollen, ſungen Mann. Er war ihr plötzlich ein ganz anderer geworden, fremder, nein vertrauter. „Stammen Sie aus Olderswort, Hennigs?“ fragte ſie. „Ja, Frau Paſtor. drüben auf dem Weſterdeiche hinter dem Keoßen, Baum, das kleine Häuschen war mein Elternhaus.“ „War?“ „Ja. Meine Eltern ſind lange tot. Sie ſtarben, als ich zwölf Jahre alt war. Ich kam dann zu meiner Mutter Bruder nach Hu⸗ ſum; dieſer ſorgte für mich und ſchicke mich auch aufs Seminar.“ Frau Thora war ans Fenſter getreten und blickte hinaus. Rechts von ihnen lagen die Kirche und die Dorfſtraße, links ſah man den Weſterdeich mit den Arbeiterkaten und in der Ferne einige große Gehöſte, von Bäumen umgeben. Auf den Deichkaten blieb der Blick der jungen Frau haften. Sie wandte ſich um.„Iſt es das Häuschen, das ausſieht wie ein um⸗ geſtürzter Blumentopf?“ „Nein, es iſt das Häuschen daneben.“ „Umgeſtürzter Bluſtentopf?“ fragte Paſtor Gröhn.„Was Du für eine Phantaſie haſtl Aber ſo ganz unrecht haſt Du nicht. Das Häuschen mag etwas windſchief ſein, dazu iſt es an der einen Seite ganz kahl, während an der anderen ein mächtiger Baum oder wohl eigentlich ein Buſch ſteht. Ja, es ſieht beinahe aus wie ein auf die Seite gefallener Rieſenblumentopf.“ Iks⸗ doch iſt es noch beſſer zum Anſehen als zum Wohnen. Der Volks⸗ muftd hat es das ſchwarze Schloß getauft, weil drinnen alles ſchroarz und vertäuchert iſt und weil es von einer ſchwarzhaarigen Familie bewohnt wurde.“ „Wer wohnt denn därin?“ „Die ſchwarze Triengret mit ihrer Tochter. Die Sanna wird die ſchwarze Prinzeſſin genannt; ſie iſt ein wildes Ding mit ſchwarzem Struwwelhaar.“ „Wie häßlich! Sie rauben mir alle Illuſionen!“ „Ja, Illuſionen kann man hier nicht gebrauchen. Ich ſagte Ihnen ja, hier iſt alles nüchtern, kahl und kalt.“ „Aber die Menſchen haben doch auch hier ein warmes Herz, nicht wahr?“ Er ertötet ein wenig.„Dielleicht. Gewalt, ſie halten es feſt verſchloſſen.“ „O, ich werde ſchon die Herzen gewinnen! klein und krieche durchs Schlüſſelloch.“ Der ſchweigſame Paſtor ſtrich ihr liebkoſend über das volle Haar und flüſterte:„Du gutes Herzchen.“ Karſten Hennigs erhob ſich. Kurz, faſt ſchroff empfahl er ſich. Thora ſah, daß er litt, und daß er unfreundlich war, um es zu verbergen; das griff ihr anz Herz. Draußen auf der Straßẽ drückte Karſten Hennigs einen Aligen⸗ blick die geballte Fauſt gegen die Stirn.„Eine verrückte Welt!“ ſprach er bei ſich, während er die Straße hinunterſchritt.„Wäre ſie mir doch niemals wieder in den Weg gekommenl Pſut, Karſten Hennigs, eine verheirateie Frau... Sei auf deiner Hut, Karſten Hennigs, halte dein Herz im Zaum! Ich habe ihr weh getan; ich ſah es an ihren Augen, ſie wurden ſo groß und feucht. Warum müßte ich ſo unfreundlich ſein ſo ſchroff? Ja, ſo war es immer: Karſten Hennigs, wenn du jemand gern hatteſt, kniffſt du ihn in den Arm, daß er ſchrie. Du biſt ein brutaler Menſch, Karſtenl. Als er in ſeiner Stube war, öffnete er ein Schubfach ſeiner Kommode und nahm aus einem Papier ein paar getrocknete Blüm⸗ chen heraus, die vielleicht einmal am Wegesrande geblüht hatten und von blauer Farbe geweſen ſein mochten. Er vetrieb ſie zwiſchen ſeinen Händen und ſtreute ſe zum offenen Fenſter hinaus. So verſtob und verwehte, was Jahre hin⸗ durch ein Schatz in der Erinnerung eines Mannes geweſen war. * 8 4 Am nächſten Tage beſuchte Paſtor Gröhn mit ſeiner Frau die alte Paſtorswitwe in ihrem Häuschen hinter dem Kitchhofe. (Trtietung ſolgt) Aber ſie haben es in ihrer Ich mache mich ganz A. Bekanntmachung. Obſtverteilung betr. Auf Grund der Anoroͤnung des Kommunalver⸗ bandes vom 23. Mai 1917 über Obſtverteilnng wird unſere Aenderung der Bekanntmachung des ſtädt. Lebensmittelamtes vom 20. Juni 1917 beſtimmt: Dem Markenzwang untertiegt die Abgabe und Entnahme aller Kirſchen, Heidelbeeren und Johan⸗ nisbeeren, die durch den Handel oder auf dem Markte in Mannheim feilgeboten werden. Die jeweils gel⸗ tenden Obſtmarken werden täglich vom Lebensmittel⸗ amt bekannt gegeben. Swas Mannheim, den 28. Junt 1917. Stäbtiſches Lebensmittelamt: Dr. Mayer. 6 5 K 8 25* E2 Versicherungsgesellschaftübernimmtnachwievor Lebensversicherungen mit Einschluss der Kriegsgefahr Unter Garantie für Auszahlung der vollen Gestern veérschiéd nach längerem Krankenlager unser langjähriger Prokurist utid Mitarbeiter Heinrich Tauwel Der Entschlafene hHät in fastloser Arbeit am Ausbau utiseres Geschäftes gewirkt. für uns ein unersetzlicher Verlust. Ehre seinem Andenken. MANNHEIM, 29. Juni 1917. Herr im Sein allzufrühes Hinischeiden ist 11 Firma Jacob Wey. Versicherungssumme im Kriegssterbefalie Die Aufnahme ist auch dann noch möslich, wenn sich der Antragssteller bereits im Felde befindet. liche Mitteilung, dass unser lieber, guter Sohn u. Bruder enttissen würde. Abstand 2u nehmen. Verwandten, Freunden und Bekannten die schmerz- 10. Lebensjahr uns durch einen Unfall plötzlich 2755a MANNEEIM, 28. Juni 1917. Die trauernden Hinterbliebenen: SEV Maes Sisca Naas geb. Joseph Wilnelm Naes Robert Maes. Die Beerdigung fündet Songtag, den 1. Juli, vorm. Ikr von der Leichenhalle des isr. Frièdhoks aus stätt. Von Blumenspenden und Beileidsbesuchen hitte Die General-Agentur Maunheim E33a Hans Mord, P 3, 1. Tüchtige Vertreterlauch Stillevexmittler) gesucht. Statt jeder besonderen Anzeige. THot-Kalligraphen Gander's Fehreib- Ad Handelskurse. Gegründet 1857.— Wiplom 4488. Tages- und Abendkurse 2= in sämiiehen kaufm. 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