—— Berantworinck für den allgemeinen unb Handelstell: Chefredakt Dr. Fritz Goldenbaum; für den Anneigenteil: Ster Frleſer. Druck u. Berlag: Druckerei hr. Haas Rannheimer General⸗ 8 G. m. b.., ſämtlich in Mannheim— Draht⸗Adreſſe: General⸗Knzeiger Mannheim.— F. recher: Ur. 7940, 7041, 79 7943, 7944, 7945.— Poffchen kelder Tir. 2017 Ludwigshafen a. Rb. Der deutſche Tagesbericht. Grohes Hauptauartter, 28. Sept.(BB. Amtlich.) Weſilicher Kriegeſchauplag. des Generalfeld heeresgruppe—9— Kronprinz Nuprecht Auf dem Schlachtfeld in Flandern ſt ——— auf dem Gelände öſtlich von Npern; d ort ſchritten die Eng⸗ länder zu ſlarken Feſlangrilfſen nordöſtlich von Frezenberg und an der Scabe i e Angriffsfeldern wurden ſie durch Feuer und im Nahkampf zurückgeworfen. Am Wege Bpern-— Paſchendaele ſigt der Feind noch in einigen Trichtern unſerer Frontlinie. 3 An der Küſte war abends die Arkillerieté auch an mehreren Abſchnitten der Front zeitweilig zu. des Deutſchen kronprinzen Nördlich der Alsne und in der Champagn ſchlechte Sicht und Strichregen die—— ein, abends lebte ſie auf. An mehreren Stellen hatten unſere Erkundungen guten Erfolg. Vor Verdun wurde am Nachmittag der 2 enlerietamyf ftark. Auf erfolgreichen Kampfflägen ſchoß in den l Oberleutnant Berthold ſeinen 25., 4 wüſhof.— 22., Leutnant von Bülow ſeinen 21. Gegner ab. Oberleutnant Waldhaufen gelang es geſtern, ein Flugzeug und zwei Feſſel⸗ ballone zum Abſturz zu bringen. Oeſtlicher Rriegeſchauplatz. Rur in wenigen Abſchnitten zwiſchen Oſtſee und 8 Giwer⸗ zem Meer erhob ſich die beiderſeitige Feuertätigkeit über 8 li Maß. gewöhnliche Magedoniſche Front. Aufklärergeplänkel am Skumbi und Strumatal; ſtartes Feuer nur im Becken von Monaſtir und ſüdlich des Doiranſees. Der Erſte Generalquartlermeiſter: Ludendo rff. — Neue A⸗Boot⸗Erfolge, Berlin, 27. Sepl.(Wrv. Amilich.) Im Aermelkanal und in der Rordſee wurden durch unſere U⸗Boote wiederum vier Ddampfer, zwei Segler, ein Jiſcherfahrzeug ver ſenkt, darunter drei engliſche Dampfer, von denen zwei aus Geleitzug herausgeſchoſſen wurden, ſerner der engliſche Segler „Hiesmon“(2263 Tonnen) und das Iiſcherfahrzeug ⸗Ja⸗ milys Braide“. Der andere verſenkle Segier, eine große Bark von 2000 Tonnen, halte Stückgut für Le Havre geladen. Der Chef des Admiralſtabs der Marine. Dder bulgariſche Bericht. Soſla. 28. Sept.(WTB. Nichtamtlich.) Amtlicher Bericht des Generalſtabs. Mazedoniſche Front. Die Artillerietätigkeit war wenig lebhafter auf der Stervena Stena, auf beiden Ufern der öſtlichen Cerna und weſtlich des Doiran⸗ ſees. Eine feindliche Kompagnie, die öſtlich von Dofa Tepe vorrückte, wurde durch Feuer empfangen, gurück⸗ geworfen und zerſtreut. Im Strumatal Patrouillentätigkeit. Rumäniſche Front. Eine unſerer Batterien beſchoß mit Erfolg feindliche Vorbe⸗ reitungen im Dorfe Kartal. Die Revolution in Rußland. Die Engländer verlaſſen fluchtartig Petersburg. öln, 28. Sept.(Pr.-Tel.) Die Kölniſche Zeitung meldel kockholm: Nach den übereinſtimmenden Aus⸗ ſagen zahlreicher—9 und heule aus Petersburg hier ein⸗ eiroffener Flüchtlin darunter überwiegend Englän⸗ * r, die oſſen eingeſiehen, daß ſie auf Anradlen des engliſchen Botſchafters Ru ß Mcchesz verlaſſen haben, iebt Si. Petersburg ſtündig in der bangen ſchwer⸗ ſier Unzuhen, welche die Bolſchewili zum Sturze Kerenfkis vorberelten. Auf Grund ſolcher Jeugniſſe iſt ein Umſturz wohl kaum mehr 5 bezweifeln. Ueber die Mög⸗ lichkeit des Gelingens läßt ſich bei den dauernden Schwankun⸗ en des Arbeiter. und Soldatenrales, deſſen. e Kener und Ausſchüſſe einander widerſprechende Beſchlüſſe ſaſſen, nicht einmal eine Vermutung ausſprechen. Die Stim⸗ mung in Moskau, in der Provinz und bei dem größten Teil der Uemee, wo Kerenſki überall ſtarke Anhänger hat, völlig ungeklärt, ſo daß man ſelbſt bei den ſchwerſſen Erſchülterun⸗ „die in Rußland eintreien könnten, die Einwirkung dieſer Reei Faktoren abwarten muß. Neutrale Reiſende erzählien mir, daß ſie in den letzten Tagen vor ihrer Abreiſe eine ſtei⸗ Beilagen: Amtliches Berkeiindigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim.— Das Abend⸗Ausgabe. E An i Sei s: Die Iſpalt. Kolenelzeile 20 Kerl. M..20 Anahmne g: Rinapett—39 Uhr,—1— Uhr. Für Anzeigen an beſtimmten Cagen, Stellen u. Kusgabe wird Ver⸗ antwortung übernommen. Sezugepreis in Rannheim u. Umg. monatl. Mi..70 eiriſchl. Bringerl. Durch die Poſt bezogen vierteli. M. 462 Poſtzuſtellungsgebülhr. Bei der Poſt abgeh. Re..90. Einzel⸗Ur. 10 Weltgeſchehen im Bilde in moderner Kupfertiefdruck⸗ Ausführung. Der Keichskanzier lehnt ab unſere Kriegsziele 2u präziſieren. gende Erregung gegen die Engländer beobach⸗ tel hätten, beſonders ſu Dffizierskreiſen, wo man offen ausgeſprochen habe, daß der einzige Ausweg aus dem unenkwirrbaren Chaos durch die deutſchen af- fen erſchloſſen werden könne. Michaelis u. Kühlmann vor dem Hauptausſchuß. EJ Berlin, 28. September.(Bon unſerem Berliner Büro.) Der Hauptausſchuß des Reichstags hat 0 die nach den großen Ereigniſſen der letzten Wochen dieſesmal mit be⸗ ſonderer Spannung erwartete allgemeine politiſche Ausſprache begonnen. Er hat für die zur Beſprechun ſtehenden Fragen ein umfangreiches Arbeitsprogramm au geſtellt, das vom heutigen Freitag bis zum 11. Okt.— N werden ſoll. Zunächſt kommt die auswärtige Politik an die Reihe, und 7 0 wird ſich der Ausſchuß in 3 beſonderen Ausſprachen eſchäftigen, einmal mit der Antwort auf die Papſtnote, dann mit der Lage der Dinge in den beſetzten Gebieten Polens, Litauens und Kurlands und ſodann mit unſeren Be iehungen K Argentinien, Schweden, Holland und der Schweiz. Nach rledigung der auswärtigen Politik wird ſich die erhand⸗ lung Elſaß⸗Lothringens zuwenden. Eingehend erörtert wer⸗ den ſoll die künftige ſtaatsrechtliche Stellung Elſaß⸗Lothrin⸗ gens, die Verordnungen der Oberbefehlshaber und der Kampf gegen die franzöſiſche Sprache. Sodann wird ſich der Haupt⸗ ausſchuß mit der Zenſur und den Eingriffen der Militär⸗ ewalt in die Zuſtände und in einer beſonderen K mit der Heranziehung der Ausländer zur Dienſt⸗ pflicht im deutſchen Heere—65.— tigen. Die allgemeine Aus⸗ —— mit einer Erklärung ſozialer und wirtſchaft⸗ r Fragen. Zu der heutigen Sitzung war der Andrang von Abgeord⸗ neten aller Parteien und Regierungsvertretern ſo ſtark wie noch nie. Schon lange vor dem auf 10 Uhr feſtgeſetzten Be⸗ ginn hatten ſich Abgeordnete und Regierungsvertreter in roßer Zahl im eingefunden. Faſt alle Staats⸗ wohnen den Verhandlungen bei. 7 vor Beginn er Sitzung erſcheinen die Staatsſekretäre des Aeußern Dr. v. Kühlmann, des Reichsmarineamts v. Capelle und des Reichs⸗ kolonialamts Dr. Solf: gleich nach ihnen Reichskanzler Dr. Michaelis. Q Berlin, 28. Sept.(Von unſ. Berl. Büro.) Der Haupt⸗ ausſchuß des Reichstages begann heute vormittag mit der Beratung über die auswärtige Politik. Reichskanzler Dr. Michaelis, Staatsſekretär von Kühlmann ſind anweſend. Zunächſt wird die Pap behandelt. Dazu ergriff der Reichskanzler das Wort zu einer Rede über die allgemeine Lage. Er begann mit warmen Dankeswörten an Heer und Heimat und mit einem Rückblick auf die Se Erfolge der letzten Wochen. Sodann betonte er die volle Eünheitlichkeit und Ueber⸗ einſtimmung der politiſchen Führung beiuns und unſeren Verbündeten und gedachte in herzlichen Ausdrücken des e Waffenruhmes und der Waffen⸗ brüderſchaft der Vierbundmächte. Er beſprach weiter den be⸗ riedigenden Stand unſerer Beziehungen zu den eutralen, die auch nich die unerhörten Anſtrengungen der feindlichen Preſſehetze nicht werden konnten. Der chweiz, den Niederlanden und Spanien wurde für ihre ſelbſt⸗ loſe Tätigkeit auf dem Gebiet der humanitären Kriegsfür⸗ ſorge unſer beſonderer Dank ausgeſprochen. Der Kanzler hob hervor, daß wir die den Neutralen duch den Wirtſchaftskrieg der Entente, an dem ſich neuerdings die Vereinigten Staaten mit beſonderer Rückſi beteiligen, zugefügten Leiden gufs lebhafteſte bedauern un daß wir ſtets bereit ſind, an der erſorgung der Neutralen mit notwendigen Bedarfsgükern ſoweit teilzunehmen, als die Anſpan⸗ hung unſerer eigenen Kräfte und Hilfsquellen durch den Krieg dies zulaſſen. In knappen Strichen zeichnete der Kanzler hierdluͤf den Stand der Dinge in den feindlichen Ländern. Die wirtſchaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten Frank⸗ reichs nehmen raſch zu. Noch ſchärfer macht ſich die wirt ⸗ ſchaſtliche Not mit ihren innerpolitiſchen Begleiterſcheinungen in Italien fühlbar, wo Regierung und kriegsfeindliche Par⸗ teien die wachſende und immer energiſcher vorgehende Frie⸗ denspropaganda mit den größten Anſtrengungen niederzu⸗ 8 ſuchen. In England übt unſer U⸗Bootkrieg eine ſichere und unerbittliche Wirkung aus. Nur die, krügeriſche Hoffnunig auf inneren ZIwieſpalt bei uns läßt die leitenden britiſchen Stagtsmänner heute noch an Kriegszielen feſthalten oder doch ſolche verkünden, die mit den politiſchen und wirtſchaſtlichen Lebensnotwendigkeiten Deutſchlands völlig unvereinbar 3 In den Vereinigten Staaten ſucht die Megierbel mit allen Mitteln, auch durch un⸗ erhörten Terrorismus die bisher in weiteſten Kreiſen fehlende Kriegsluſt aufzuſtacheln. Wir ſehen dem angekündigten mili⸗ täriſchen Kräfteeinſath der Union ruhig und àuverſichtlich entgegen. In Rußland herrſcht eine ſchwere Wirtſchaftskriſe, insbeſondere ſind die Transportmittel den Aufgaben, die der Friedensſchluß bringen wird, in keiner Weiſe gewachſen. Die Frage einer künftigen Demobiliſation liegt wie ein Alpdruck auf der neuen Regie⸗ rung. Die leitenden Männer, zur Hälfte abhängig von den Soldaten⸗ und Arbeiterräten, zur anderen Hälfte von ihren 8 und amerikaniſchen 8 ſcheinen ſo gut wie keine Bewegungsmöglichkeitnach außen mehr 90 beſitzen. Zur Zeit gibt es in Rußland noch nieman⸗ en, der die Kraft findet, gegenüber dem Ehaos und den 1917.— Ar. 454. Heiger Ententeeinflüſſen die allgemeine Sehnſucht nach Frieden zu verwirklichen. Der Reichskanzler kam dann auf unſere Antwort auf die Payſtnote und auf die Frage der Kriegsziele zu ſprechen. Er führte dazu aus:„Die deutſche Note iſt, ſo⸗ weit es ſich bisher überſehen läßt, bei unſeren Freunden und Verbündeten beifällig, bei der Mehrzahl unſerer Gegner mit offenſichtlicher Verlegenheit aufgenommen wor⸗ den. Soweit eine Kritik, auch von befreundeter oder wohl⸗ meinender Seite, verſucht worden iſt, richtet ſie ſich in erſter Linie dagegen, daß poſitive Erklärungen über Einzelfragen in der Note nicht gegeben waren. Es iſt ſchwer verſtändlich, wie ein Kenner der internationalen Lage und der internationalen Gebräuche jemals daran glauben konnte, wir würden in der Lage ſein, in einer einſeitig von uns gegebenen öffentlichen Erklärung die Löſung ſo wichtiger Fragen, die in unlösbarem Zuſammenhang mit dem ganzen bei ev. Friedensverhandlungen zu beſprechenden Fragenkom⸗ plex ſtehen, durch eine einſeitige Erklärung zu un⸗ ſeren Ungunſtenfeſtzulegen. Jede derartige öffent⸗ liche Erklärung im gegenwärtigen Stadium könnte nur ver⸗ wirrend wirken und die deutſchen Intereſſen ſchädigen. Wären wir auf Einzelheiten eingegangen, ſo würde— das läßt ſich aus der Haltung der uns feindlichen Preſſe ſchon jetzt mit Sicherheit erkennen— die Parole im Lager der Geg⸗ ner geweſen ſein:„Die deutſchen Konzeſſionen ſind als Zeichen der wachſenden Schwäche Deutſchlands auszulegen, ſind vollkommen ſelbſtverſtändlich und deshalb als wertlos zu buchen.“ Wir wären dem Frieden nicht um einen Schritt näher gekommen; im Gegenteil: die Ueberzeugung auf ſeiten der Gegner, daß nur die Ungunſt unſerer Zuſtände uns ver⸗ anlaßt haben könnte, eine für jeden diplomatiſchen Techniker ſo vollkommen unerklärliche Haltung anzunehmen, hätte beſtimmt kriegsverlängernd gewirkt. Ich nehme für die Reichsleitung das Recht in An⸗ ſpruch, das die leitenden Staatsmänner in allen feindlichen Staaten für ſich in Anſpruch genommen haben und noch bis in die neueſte Zeit in Anſpruch nahmen. Ich muß den Stand⸗ punkt der Reichsleitung klar feſtſtellen, von dem wir uns nicht abdrängen laſſen werden, daß ich es zur Jeit ablehnen muß, unſere Kriegsziele zu präziſieren und unſere Unterhändler feſtzulegen. Wenn ſich die Mitglieder des hohen Hauſes und die Preſſe mit uns auf dieſen Stand⸗ punkt ſtellen wollten, würde die Situation unendlich erleichtert und gefördert und der Weg zum Frieden würde von unvermeidbaren Hemm⸗ niſſen zum Segen des Vaterlandes befreit werden.“ Zum Schluß wandte ſich der Reichskanzler gegen die Wilſonſche Antwort auf die Papſtnole. Der Verſuch Wilſons, zwiſchen Volk und Regierung in Deutſch⸗ land Zwietracht zu ſäen, iſt ausſichtslos. Die Note hat das Gegenteil deſſen erreicht, was ſie erreichen wollte; ſie hat uns feſter zuſammengefügt in dem harten Willen, jeder fremden Einmiſchung entſchloſſen und kraftvoll Trotz zu bieten. Die flammenden, von tiefer Empörung heraus geborenen insbeſondere der des Reichstagspräſidenten, haben dies beſtätigt. So wenig wie die Wilſonnote, wird irgend ein anderer feindlicher Verſuch im deutſchen Volke den G eiſt des 4. Auguſt überwinden. Dieſer Geiſt wird leben und ſiegen, ſolange uns der Ring der Gegner zur Ver⸗ teidigung unſeres Daſeins und unſerer Zukunft zwingt. Darauf nahm der Staatsſekretär des Auswärtigen Amts Herr von Kühlmann das Wort: Meine Herren! Anſchließend an die Erklärungen des Herrn Reichskanzlers möchte ich mir geſtatten, noch einige Punkte der, Lage Europas zu beleuchten. Vor allem will ich mit wenigen Worten auf die in den heutigen Morgenblättern erſchienene Nachricht ein⸗ gehen, es epiſtiere eine deutſche Note über Belgien. Ich will den Herren die Nachricht im einzelnen nicht vorleſen, ich kann ſie mit wenigen Worten abtun. Es iſt eine der dreiſteſten Erfindungen, die mir jemals in meiner poli⸗ tiſchen Praxis vorgekommen ſind. Sie iſt wahrſcheinlich franzöſiſchen Urſprungs. An der ganzen Sache iſt kein w ahres Wort. Der Telegraph hat uns geſtern Abend und heute früh die von Reuter über⸗ mittelten Auszüge über eine Rede gebracht, die der Führer der Oppoſition im britiſchen Unterhaus, M. Asquith, gehalten hat. Ein Landsmann von Asquith, ein diſtinguierter politiſcher Schriftſteller, hat einmal den gegenwärtigen Zuſtand der europälſchen Diplomatie dahin gekennzeichnet, daß ſie darin beſtünde, daß die leitenden Staatsmänner der verſchledenen Nationen ſich von öffentlichen Red⸗ hoher Warte ſtehend, geſtützt auf die ehrwürdigen Traditionen des Ich will aber nicht in die ſchlechte Gewohnheit verfallen, auf er⸗ der päpſtlichen Diplomatie erſcheinen werde. Es war eine Tat, daß unſerer Gegner in den Grundlagen unſerer auswärtigen Poli⸗ 2. Seite. Nr. 454. Mannhermer General⸗Anzeiger.(Abend⸗Ausgabe.) Freitag, den B. September 1917. nertribünen aus gegenſeitig anſchrien. Wenn die Reuter⸗Auszüge ein gewiſſes Bild deſſen geben, was Miſter Asquith geſagt hat, ſo glaube ich jedenfalls behaupten zu können, daß er uns auf dem Wege, der für Europa nötig iſt, um keinen Schritt gefördert hat. fahrungsgemäß recht unzuverläſſigen Telegrammauszügen hin meri⸗ toriſch auf den Inhalt der engliſchen Rede einzugehen. Ich komme nun zum eigentlichen Thema unſerer jetzigen Beratung: zur Note Seiner Heiligkeit des Papſtes. Wie immer auch das unmittelbare Ergebnis des päpſtlichen Friedens⸗ ſchrittes ſich geſtalten möge, dies eine ſtehe ich nicht an ſchon jetzt zu ſagen, daß dieſe mutige Initiative des Papſtes, der auf mehr als tauſendjährigen Prieſteramtes, beſonders zum Mittleramt ſich berufen fühlte, in der Geſchichte dieſes ungeheuren Völkerkampfes bedeutet, daß ſie als unverwelkliches Ruhmesblatt in den Annalen der Papſt das Wort vom Frieden in das Getümmel eines Kampfes geworfen hat, der droht, Europa in eine blutgetränkte Trümmerſtätte zu verwandeln. Gerade das deutſche Volk und die deutſche Regie⸗ rung, denen das Bewußtſein ihrer Stärke und inneren Sicherheit es immer leicht gemacht hat, ihre Bereitwilligkeit zu einem ehren⸗ vollen Frieden zu betonen, haben tallen Grund, die Initiative der Kurie dankbar zu begrüßen, die es ihnen ermög⸗ licht hat, die nationale deutſche Politik aufs neue in klarer und unzweideutiger Weiſe darzulegen. Ich ſage mit Abſicht: natio⸗ liche Politik, denn ich hoffe und glaube, daß die Antwortnote der deutſchen Regierung ſowohl ihrem Entſtehen als ihrem Inhalt nach, ſoweit dies überhaupt für irgend ein politiſches Dokument gewährt werden kann, den Willen der überwiegenden Mehrheit des deutſchen Volkes verkörpert, nicht nur durch das erſte Ergebnis einer Zuſammenwirkung zwiſchen allen Vertretern der Regierung und der Vertreter des deutſchen Parlaments, das hier ver⸗ ſucht worden iſt. In ſolcher Intimität iſt das Zuſammenarbeiten, wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt, ſelbſt in rein parlamenta⸗ riſchen Ländern nicht verſucht worden. Gerade dieſes Zuſammen⸗ wirken, ſein Verlauf und ſeine Ergebniſſe können, dies darf ich wohl ausſprechen, einem Staatsmann, dem die deutſche Politik am Herzen liegt, zuverſichtlich ſtimmen. Eine auswärtige Politik, die nicht in ihren weiten weſentlichen Grundlagen von der Zuſtimmung des Volkes, von der Zuſtimmung der erwählten Vertreter des Volkes ge⸗ tragen iſt, die nicht im Parlament unterſtützt wird durch tätiges Ein⸗ greifen in geeigneten Augenblicken, durch ſtaatsmänniſches Gewährenlaſſen der Exekutive kann den ſchweren Kampf gegen das Ausland nicht durchführen. Im Ausland wird häufig mit der Legende operiert, es gebe in Deutſchland eine Politik der Re⸗ gierung und eine Politik des Volkes. Dies iſt heute ganz beſtimmt Legende und nichts kann die Legende gründlicher zerſtören, als wenn auch Sie, meine Herren, ſich geſchloſſen der in unſerer Antwort an Seine Heiligkeit nieder⸗ gelegten Politik anſchließen. Auf die törichten Behauptungen, als beſtünden im Schoße der Regierung ſelbſt weit auseinandergehende Auffaſſungen, als zeigten ſich unter den leitenden Männern ſelbſt oder gar zwiſchen der Reichsleitung und jenen genialen Heerführern, denen wir nebſt Gottes Hilfe verdanken, daß Deutſchland daſteht, wie es heute ſteht. Dieſe Ausſtreuungen ſollten der verdienten Lächerlichkeit preisgegeben werden. Alle genannten Stellen arbeiten täglich und ſtündlich in voller Harmonie aufs engſte zuſammen. Eine Entſcheidung wirklich vitaler Fragen, bei denen der Conſenſus fehlen würde, iſt nicht denkbar. Nun meine Herren, ich ſtehe nicht an zu erklären, daß ich von dem harmoniſchen Zuſammenwirken, wie es ſich in dem engen Zu⸗ ſammenarbeiten für die Papſtnote zwiſchen Parlament und Re⸗ gierung ergeben hat, die beſten für die Zukunft hoffnungsvollen Ein⸗ drücke gewonnen habe. Ich kann bei der Vertraulichkeit, die wir aus ſchwerwiegenden Gründen für die Verhandlungen des Siebener⸗ ausſchuſſes feſtgeſetzt haben, auf Einzelheiten nicht eingehen, halte das aber für wertvoll feſtzuſtellen. Es liegt darin keine Indiskretion, denn dieſelbe Feſtſtellung iſt vor einigen Tagen in der Tagespreſſe erfolgt, daß die Grundlage der deutſchen Antwortnote, ſoweit ſie von der Regierung vorgelegt worden iſt, den Vertretern aller Parteien uannehmbar erſchien und ſomit kann ich, ich glaube mit vollem Recht ſagen zu können, alle Verſuche tik zwiſchen die deutſche Regierung und das deutſche Volk einen Keil zu treiben, die Fiktion, als ſtehe das deutſche Volk in der auswärtigen Politik nicht geſchloſſen hinter Kaiſer und Kanzler, als Fiktion und Erfindung zurückzuweiſen. Die deutſche Politik ſchöpft gerade aus dem Bewußtſein ihrer vollkommenen Einigkeit mit dem deutſchen Parlament und dem deutſchen Volle die Kraft, mit Ruhe und Würde und Zielbewußt⸗ ſein die Wege zu gehen, die für die Größe und die Entwicklung Deutſchlands nötig ſind. Es würde Bedenken haben, auf die Einzelheiten der Note ſehr einzugehen. Sie ſteht als feſtgefügter Bau. Stein iſt mit Stein ſo feſt verklammert, daß jeder Verſuch, einzélnes herauszu⸗ heben, einzelnes zu kommentieren, die Wirkung nur abſchwächen könte. Ich darfn aber kurz verſuchen, darzulegen, aus w elchem Geiſte die Note hervorgegangen iſt und welches die Be dingun⸗ gen für ihre Wir kungen ſind. Englands heikle Lage. Wie der„Kreuzzeitung“ aus Bern geſchrieben wird, ſprechen die dortigen Angehörigen des Verbandes, namentlich diejenigen, die in den franzöſiſchen und engliſchen Geſandſchaften und Konſu⸗ laten in der Schweiz tätig ſind, jetzt unverhohlen die Anſicht aus, datz der Krieg in wenigen Monaten, vielleicht noch in dieſem Jahre beendet ſein werde. Si eſagen dies in einem Tone ſchmerzlicher Reſignation, zu der ſie durch die allgemeine militäriſch⸗ politiſche Lage verurteilt zu ſein erklären. In den erwähnten Kreiſen erwartet man mit Sicherheit, daß Rußland binnen kurzem aus der Reihe der Kriegführenden ausſcheiden werde, da es wegen der inneren Wirren den Krieg nicht ſortſetzen kann. Mit, wenn möglich, noch größerer Beſtimmtheit béhaupten ſie Gleiches von Italien. Die Zuſtände in Italien ſeien miſerabel und verſchlim⸗ merten ſich von Tag zu Tag. Nur die ausgiebige militäriſche Hilfe Englands habe den Italienern die 11. Iſonzoſchlacht ermöglicht, die ſie ohne die engliſche Artillerie und ohne engliſche Offiziere nicht mehr hätten ſchlagen können. Seither hätten aber die Zuſtände in Italien eine ſolche Wendung genommen, daß der Zuſammenbruch Italiens und daher auch ſein Ausſcheiden aus der Reihe der Käm⸗ pfenden vorausſichtlich noch vor Neujahr erfolgen müſſe. Der glei⸗ „Dinge und ſage ſich, daß das Ausfallen Rußlands und Italiens die Kräfteverteilung ungemein zu ungunſten der Entente verſchieben müſſe. Außerdem würden die Folgen des U⸗Bootkrieges in Eng⸗ land immer ſtärker fühlbar und man fücchte, durch den U⸗Bootkrieg ſchließlich doch erſchöpft zu werden. Man werde dies in London nicht abwarten wollen, ſondern trachten, zu einem Frieden zu ge⸗ langen, der Englands Preſtige nicht allzu ſehr ſchädige. In weiten engliſchen Kreiſen ſchätze man überdies die Hoffnung auf die Hilfe Amerikas nur ſehr gering ein. Im Einklang nit dieſer Stimme aus der Schweiz ſteht ein ſchwediſches Urteil. Wir leſen im Stockholmer„Aftonbladet“ vom 23. September: Ueber drei Jahre dauert nun der Weltkrieg, und ein Ende in abſehbarer Zeit iſt noch nirgends zu ſpücen. Bald iſt es ein Jahr her, daß die Mittelmächte den letzten großen Verſuch machten, eine friedliche Abwickelung zu erreichen, von den Verbandsmächten mit einem kalten und höhniſchen Nein beantwortet. Um doch nach Möglichkeit ſchneller zum Ende zu kommen, griff Deutſchland zu dem ſtarken Mittel des verſchärften U⸗Bootkrieges. Was es damit bezweckte, iſt klar. Nicht wollte es, wie der Verband den„Barbaren“ andichtet, Zerſtörung um der Zerſtörung willen, P es wollte England in die gleiche Lage verſetzen, die ihm urch den engliſchen Hungerkrieg zugedacht war. Dies war das Ziel. Die Verſenkungen fahren mit unheimlicher Genauigkeit fort Und ſchon ein Drittel der engliſchen Handelstonnage vor dem Kriege iſt ins Meer geſunken, daneben ein großer Teil neutralen Schiffs⸗ raums, der freiwillig oder unfreiwillig in Englands und ſeiner Verbündeten Dienſt ſtand. Trotzdem iſt man dem Frieden bislang nicht näher gekommen. Hat mon ſich in Deutſchland verrechnet? Genug, die unausbleibliche Folge des U⸗Bootkriegs war der Bruch mit Amerika. Die Mittelmächte ſtehen danach heute im 4 90 oder verkappten Kriege mit faſt der ganzen Welt. Man darf alſo behaupten, daß das deutſche Volk mit ſeinen wenigen Bundes⸗ enoſſen in ungleichem Kampfe ſteht Aber die Kraft, welche die ittelmächte in dieſem Kampfe gegen ſo viele Feinde zeigten, wird ohne Zweifel bis zum Schluß hinreichen. Auf die häufigen Vorherſagen ihrer Zerſchmetterung und Demütigung haben ſie durch Handeln geantwortet. Nach drei Sen der Kämpfe ſtehen ihre Gebiete faſt unberührt; ihre Verbündeten haben ſie geſchützt und unterſtützt und den Feinden unermeßliche Landſtriche weggenommen. Ohne je zu erſchlaffen, hat ihre phyſiſche und moraliſche Stärke die ſchwerſten Proben überſtan⸗ den. Schon aber beginnt die Spannkraft des Umfaſſungs⸗ ringes nachzulaſſen, im Oſten verwittert er von Tag zu Tag. Man wundert ſich nur, warum die deutſche Diplomate der oberſten Heeresleitung Abwarten anriet. Sollte man es in Deutſchland nicht begreifen, daß die Gefahr des Handelns nur gering iſt, während die winkenden Vorteile unſchätzbare ſind? Mit einem eroberten St. Petersburg und einem damit zugleich befreiten Finn⸗ land iſt Rußland als Gegner außer Spiel geſetzt, zer⸗ brochen, zuſammengefallen, gezwungen, um Frieden zu bitien— und damit iſt der Ring geſprengt. Hier ver⸗ läuft der Weg zum Weltfrieden. Der Abfall Ruß⸗ lands, vor langem einmal die Dampfwalze nach Berlin, breitet töd⸗ lichen Froſt über die letzten Verbandshoffnungen. Dieſer Schlag würde auch den hetzeriſchen und unverſöhnlichſten Feind, England, ſo ſchwer treffen, daß ſein Bulldoggengriff erſchlaffen, ſein Traum unbeſtrittener Weltherrſchaft im Nebel zerrinnen würde. Und Amerika müßte ſich ſchließlich mit der Rolle des Weltgläubigers und Rieſenſobbers begnügen. Dal⸗ Schloß zum Weltfrieden iſt das bezwungene Rußland, und der Schüſſel heißt Petersburg. Wird er umgedreht, ſo öffnen ſich die Pforten einer neuen Zeit, trocknen Milliarden vergoſſener Tränen, werden die Schwerter wieder zu Pflugſcharen, kann der Mann wieder zur Arbeit zurückkehren, erſcheint das Lächeln wieder auf den Lippen von Frau und Kind. Läßt man ihn unberührt, dann werden noch Jahre ver⸗ gehen, ehe den Strömen von Blut gewehrt iſt und ſich die Schmer⸗ zensfalten auf dem Antlitze der Menſchen glätten. Die Kriegsziele Frankreichs und Englands unverändert. cC. Von der ſchweizer. Grenze, 28. Sept.(Priv.⸗Tel. 3..) Meldungen zufolge ſchreibt Journal des Debats, daß die Zuſammenkunft Lloyd Georges mit Painleve in Frankreich nur ausſchließlich der Beantwortung der Papſtnote gehört hat. Die Kriegsziele Frank⸗ reichs und Englands ſeien unverändert die glei⸗ chen wie bisher, das ſchließt jedoch die Möglichkeit, ſich mit dem Papſte über die Friedensmöglichkeit zu unterhalten, nicht aus. In den nächſten 14 Tagen wird die Antwort der Entente dem Vatikan überreicht werden. Asquichs Rede keine Regierungserklärung. c. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 28. Sept.(Priv.⸗Tel. z. K) Na ſchweizeriſchen eldungen aus London ſchreibt die„Weſt⸗ minſter Gazette“: Asquiths Rede über die Kriegs⸗ und Friedens⸗ beſtrebungen Englands ſei bei Anerkennung der vaterländiſchen Anſichten Asquiths doch keine Regierungserklärung, das heißt ſie ſei von der Regierung weder veranlaßt noch beeinflußt worden. Ein Nachtrag zur Asquithrede. London, 27. Sept.(WTB. Nichtamtlich.) Reuter verbreitet folgenden Nachtrag zur Asquithrede: Bis die letzte Entſcheidung fällt, und meines Erachtens kann dieſe Entſcheidung nichtlange aufgeſchoben werden, müſſen wir unſer Pulver trocken halten. Gott ſei Dank iſt nirgends ein Anzeichen für das Nachlaſſen des Wollens oder der Hilfsmittel zu erkennen. Unſere tapfere Armee unter ihrem unbezwingbaren Führer treibt eine neue Offenſive in Flandern mit kühner Genauigkeit, glühendem Mute und töd⸗ licher Wirkung vorwärts. Unſere Seeleute, die die Meere behaupten, unſere Munitionsarbeiter, unſere Führer in Induſtrie und Finanz, ſowie die tauſende und Millionen Männer und Frauen jeder Lebens⸗ tellung, die in mannigfachſter Weiſe zur Erhaltung und Ausrüſtung der nationalen Kräfte beitragen, ſind zugleich lebende Zeugen für die Begeiſterungskraft der großen Sache und Erbauer des Sieges⸗ tempels. Unſere Verbündeten in Frankreich und Italien, ſtark und treu bis ins Mark, erwerben friſche Lorbeeren auf den ewig denk⸗ würdigen Schlachtfeldern vor Verdun und am Iſonzo. Rußland weiſt trotz innerer Schwierigkeiten das beleidigende Angebot eines Sonderfeiedens mit Verachtung zurück. Amerika mit ſeinen un⸗ begrenzten Reſerven an moraliſcher und materieller Kraft wirft das mächtige Schwert der neuen Welt in die Wagſchale. In dem Bewußt⸗ ſein, daß alles in dieſen drei Jahren geopferte Gut und Blut für keine ſelbſtiſche und weltliche Sache hingegeben wurde und daß in einem Sieg der Verbündeten allein die Hoffnung auf einen dauerhaften und fruchtbaren Frieden für die Welt liegt, wollen wir mit ruhigem Vertrauen und un⸗ beſchränkter Hingabe bis an das Ende aushalten. Ein Friedensankrag von weitgehender Bedeutung. c. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 28. Sept.(Priv.⸗Tel. z..) Schweizer Meldungen aus London zufolge meldet„Daily Mail“ aus Petersburg, die Abſtimmung im Soldaten⸗ und Arbeiterrat wurde am Montag unterbrochen, weil die Maximaliſtengruppe mit geringer Mehrheit einen Friedensantrag von weit⸗ gehender Bedeutung zur Beſprechung zu bringen ſuchte. Die dentſch-Oeſterreicher gegen einen Herzichtfrieden. Wien, 27. Sept.(WTB. Nichtamtlich.) Meldung des Wiener K. K. Telegraphen⸗Korreſpondenz⸗Bureaus. In einem von zahlreichen Herrenhausmitgliedern, deutſchnationalen Ab⸗ georöneten, Bürgermeiſtern und Vertretern politiſcher und wirtſchaftlicher Körperſchaften*3 Anregung des deut⸗ ſchen Klubs in Wien an die Deutſchen Oeſterreichs gerich⸗ teten Aufrufe, der für die Erwirkung eines geſicher⸗ ten Friedens eintritt, heißt es u..: Nichts wäre verhängnisvoller, als wenn das Hinterland, das mit chen Anſchauung wie dieſe Vertreter der Entente ſeien auch über Italien und zuverläſſig unterrichtete Schweizer Perſönlichkeiten. ee ſchan mit dieie icung ſchiefe Lage geraten, in Erſchöpfung die Ergebniſſe des langen Schlachtenringens beeinträch⸗ tigen würde. Grade die Volks⸗ und Staatstreuen Oeſterreich⸗ haben die erhöhte Pflicht, darüber zu wachen, daß die Friedensſehnſucht und die Unzufriedenheit mit den beſtehenden Lebensverhältniſſen nicht von Parteien und Kreiſen verſchiedenſter Art zum Schaden des deutſchen Volksſtammes für ihre Sonderzwecke ausgebeutet werden. So berechtigt die allgemeine Friedensſehnſucht iſt und ſo begreiſlich die Abſpannung unſerer Körper und Seelen iſt, ſo iſt doch kein Grund vorhanden, mit Verzagtheit und Entſagung in die Zu⸗ kunft zu ſehen. Die militäriſche Lage iſt an allen Fronten ſo günſtig wie nie und die Ausſichten für unſere Ernährung ſind weit günſtiger als im Vorjahre, ſo daß bei einer geordneten Verwaltung und einer richtigen Verteilung das Ausreichen umſomehr geſichert erſcheint, als Oeſterreich, ſo wie von der vorigen, auch von der diesjährigen großen Ernte einen weit größeren Teil als das Deutſche Reich erhält. Auch wir wollen den Krieg nicht um großer Landeseroberungen willen verlängert ſehen, aber wir haben die Ueberzeugung, daß nur ein ſolcher Friede eine wirkliche Dauer verſpricht, der zugleich mit der militäriſchen Sicherung unſerer Grenzen den Schutz unſerer Wohlfahrt und unſerer nationalen Entwicklung gewährleiſtet. Ein Verzichtfriede würde nicht einmal die von uns allen gewünſchte Beſſerung unſerer Ernährungs⸗ verhältniſſe für die nächſte Zukunft herbeizuführen vermögen. Nicht nachdrücklich genug kann betont werden, daß ſich bei dieſem Frieden unſere iele mit denen der Verbündeten, beſonders des Deutſchen Reiches, völlig decken. Mit Entrüſtung wenden wir uns gegen die offenen und verſteckten Quertreibereien verſchiedenſter Art, die unſer Treue⸗ verhältnis zu dem Deutſchen Reich erſchüttern wollen. Auch dagegen wollen wir uns ſchon heute kräftig verwahren, daß auf dem künftigen Friedenskongreß unſeren Kriegsgegnern die Mög⸗ lichkeit gegeben werde, in unſere inneren Verhältniſſe einzugreifen und über die Formen mitzuberaten, in denen das Zuſammenleben der Völker der Monarchie zu regeln wäre. Aus eigener Kraft und aus eigener Erfahrung wollen wir den Aufbau unſeres Staates ſelbſt beſorgen. Vertrauend auf die Einſicht der Krone, deren wahre Intereſſen auch die des deutſchen Volkes in Oeſterreich ſind, geben wir noch nicht die Hoffnung auf, daß es aus allen Wirren heraus gelingen wird, eine Löſung zu finden, die der geſchichtlichen Stellung des deutſchen Volkes in Oeſterreich und den ungeheuren von ihm gebrachten Kriegsopfern gerecht wird. 2 Ium Fall Grimm⸗Hoffmann. Bern, 28. Sept.(WTB. Nichtamtlich.) Die Schweizeriſche De⸗ peſchen⸗Agentur meldet: der Ständerat hat die Angelegenheit Grimm⸗Hoffmann beſprochen. Die Kommiſſionsberichterſtatter Munzinger⸗Solothurn und Bachenal⸗Genf verurteilten die Haltung Grimms und die vom Bundesrat Hoffmann begangenen Fehler, billigten letzterem jedoch den guten Glauben zu. Bundesrat Ador erläuterte die Stellungnahme des Bundesrates zu der Ange⸗ und ſtellte das Fehlen eines jeglichen vorherigen Einver⸗ ſtändniſſes zwiſchen Grimm und Hoffmann feſt. Der Redner führte aus: Hoffmann handelte völlig ſelbſtändig, jedoch nicht als Privatperſon, ſondern als Chef des politiſchen Departe⸗ ments. Der Bundesrat zögert nicht einen Augenblick, die Verant⸗ wortlichkeit für die Handlung Hoffmanns abzulehnen. Zweifelsohne handelte Hoffmann im guten Glauben. Seine Erklärung, die er einzig im ſchweizeriſchen Intereſſe machen wollte, kann nicht ange⸗ zweifelt werden. Er wollte gewiß nicht einen Sonderfrie⸗ den zwiſchen Rußland und Deutſchland. Nichtdeſtoweniger iſt es klar, daß der Schritt Hoffmanns zuführen und ſo notwendig von den Ententeſtaaten ſchlecht aufgenommen werden mußte. Die Schweiz mußte dadurch in eine der die Rolle, zu der ſie berufen ſein werde ſobald es die Umſtände erlauben mit Nutzen zu Gunſten des Friedens zu verwenden, von vornherein verdächtigt wurde. Bundesrat Ador ſprach ſchließlich den Wunſch nach einem dauer⸗ haften Frieden gegründet auf die ewigen Grundſätze der Gerechtigkeit und der Rechte der Freiheit aus.(Beifall.) Bei der Beantwortung Papſtnote erklärte Bundesrat Ador, daß de⸗ Bundesrat dem hohen Gefühl der Note Beifall ſpende, die ſpezielle Forderungen enthalte, denen die ſchweizer Regierung völlig beiſtimme, zum Bei⸗ ſpiel der Abrüſtung, dem obligatoriſchen Schiedsgericht, dem Bölkerbund, der Vorherrſchaft der moraliſchen Kraft über die materielle Kraft. Der Schritt der erſten moraliſchen Autorität der Welt verdiene volle Sympathie der Schweiz. Letzte Meldungen. Der amerikaniſche Berichterſtatter der„Kölniſchen Jeitung“ verhaftet. m. Köln, 28. Septbr.(Priv.⸗Tel.) Die„Kölniſche Zeitung“ meldet aus Amſterdam: Die„Times“ berichtet aus Newyork: Gleich nach der Annahme des Geſetzes über den Verkehr mit dem Feind hat die amerikaniſche Behörde den Vertreter der „Kölniſchen Zeitung“ in Waſhington, Dr. Georg Barthelme, verhaftet, der allgemein im Verdacht ſtand, ein Agent der deutſchen Regierung zu ſein. Barthelme wurde am 25. dieſes Monats in Withita Kanſas auf einem für Ausländer ver⸗ botenen Gebiet entdeckt. Sein Koffer war voll gepfropft von deutſch⸗ freundlicher Literatur, deren Verbreitung hiermit endgültig ein Ziel geſetzt iſt. Die„Kölniſche Zeitung“ bemerkt hierzu: Wir verſehen die vor⸗ liegende Nachricht noch mit einem Frageze ichen, wenngleich 'in dem Amerika des Herrn Wilſon nichts mehr unmöglich iſt. Wir hatten noch vor kurzem von vertrauenswürdiger Seite die Mit⸗ teilung erhalten, daß Dr. Barthelme freies Geleit für die Heimreiſe ſei und erwarteten ihn in Bälde zurück. Selbſtverſtänd⸗ lich iſt er kein Agent der deutſchen Regierung, und die Behaup⸗ tung, er ſei auf ver botenem Gebiet entdeckt worden, kann nur als Vorwand gelten. Ausbau des Haſens von Breſt. Die„Zürcher Poſt“ meldet aus Paris: Der Generalrat von Fini⸗ ſtere bewilligte für den Ausbau des Hafens von Breſt eine Unter⸗ ſtützung von 665 000 Frs. Die Arbeiten dienen vor allem der Er⸗ ſtelkung von Hafenanlagen für die Aufnahme von Rieſen⸗Ozean⸗ dampfern, beonders des jetzt unter amerikaniſcher Flagge fahrenden deutſchen Schiffes„Vaterland“. Die Geamtkoſten werden ſich auf 3,3 Mill. Frs. belaufen. Drei Jahre Juchkhaus für Brotmarkenfälſchung. Halle, 27. Sept. Das Schwurgericht verurteilte die beiden Berliner Arbeiter Franz Korus und Karl Grefling zu drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverluſt, weil ſie in Merſeburg Brot⸗ marken in größeren Mengen gefälſcht und an Arbeiter der Leuna⸗ werke verkauft hatten. Der Verteidiger hatte mildernde Umſtände verlangt, da die Brotmarken der Stadt Merſeburg geradezu ver⸗ führeriſch leicht nachzumachen ſeien, aber die Geſchworenen teilten nicht dieſe Auffaſſung, ſondern ſchloſſen ſich dem Standpunkt des Staatsanwaltes an, der dargelegt hatte, daß ſolche Brotmarken⸗ fälſchungen eine Schädigung des Volksganzen ſeien, für die es keine Milde geben dürfe. Es handelte ſich um eine Menge Marken, auf die etwa 6 Zentner Brot entnommen werden konnten. Amksenthebung von 56 Bürgermeiſtern. c. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 28. Sept.(Priv.⸗Tel. 3..) Nach Züricher Meldungen von der oberitalieniſchen Grenge iſt am Dienstag in Rom ein Erlaß des Miniſteriums veröffentlicht wor⸗ den, welcher die Amtsenthebung von 56 Bürger⸗ meiſtern und Gemeindevorſtänden Hberitaliens ver ⸗ fügt. Es iſt dies die unmittelbare Folge der letzten friedensfreund⸗ Begünſtigun ſo bewunderungswürdiger Kraft und Entſagung durch drei Jahre 33 Schwachmund Mnn I bebärben lichen revolutionären Aufſtände, deren g durch die Orts · geeignet war in Wirklichkeit einen Sonderfrieden herbei⸗ einer Anfrage über die Haltung des Bundesrates zur c. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 28. Sept.(Priv.⸗Tel. z..) Aus dem„Maskenzug 18187“. „Das einzig macht die Kunſt unſterblich Und bleibt der Bühne Glanz und Ruhm, Daß ſie, was groß und würdig, was verderblich, Don je betrachtet als ihr Eigentum. Doch mußte ſie bei Füll' und RKeichtum denken Sich Seit und Ort und Handlung zu beſchränken. Dort wird Verſtand gefordert um zu richten, Ob alles wohl und weislich ſei geſtellt, Hier fordert man euch auf zu eignem Dichten, Bon euch verlangt man eine Welt zur Welt, Wo Dichter, Spieler, Schauer ſich verbinden, Sich wechſelſeits erwärmen und entzünden. Künſtleriſche Freiheit. Von Dr. Panla Scheidweiler. Am 28. September wird der Verband zur Förderung deutſcher Theaterkultur in Mannheim zu ſeiner erſten Haupt⸗ verſammlung zuſammentreten. Seit ſeiner Begründung iſt ein Jahr vergangen; Zeit genug, die Kräfte für und wider ihn auszulöſen, und viel zu wenig Zeit, ihr tatſächliches Ausmaß zu erproben. Es ſpricht für den Verband und ſpricht für unſere Stadt, daß Mannheim als Tagungsort gewählt wurde. Für den Verband, der mit dieſer Wahl den Zuſammenhang ſeiner Abſichten mit den vereinzelten und frühen Verſuchen zur Schaf⸗ fung einer Theaterkultur bezeugt, für die Stadt, der die Erinne⸗ rung an eine ſeltene und reiche Theaterblüte in die innerſt an⸗ erkannte Verpflichtung zu einer lebendigen, fortſchreitenden Theaterkultur mündete. Ein Jahr wird in der einſtigen Ge⸗ ſchichte des Verbandes alles und nichts bedeuten: alles, inſo⸗ fern es klar und unverbogen den Willen der Gründer zu einer fruchtbaren gemeinſamen Arbeit zum Ausdruck bringt, und nichts, als erſt der organiſche Ausbau des Begonnenen über die Gangbarkeit des eingeſchlagenen Weges entſcheiden kann. Was der Verband heute zu geben hat, ſind Anſätze und erſte Arbeiten, iſt der erſte Schritt auf einem neuen Weg zu langumkämpften Zielen. Es iſt Arbeit in dieſem erſten Jahr geleiſtet worden, und ihre Bedeutung zeigt vielleicht am eheſten der Widerſtand an, der ſich gegen ſie erhoben hat. Ein Wider⸗ ſtand, der nicht gering zu bewerten iſt und über alle materiellen Wägbarkeiten hinaus den Widerſtreit der Kräfte im Geiſtigen darſtellt. Denn die praktiſchen Ziele des Verbandes, das iſt das Bedeutſame, ſind in weitem Sinn unangreifbar. Sie be⸗ zeichnen im Grund nichts anderes, als was ſeit der Emanzi⸗ pation der Schaubühne von den Feſſeln ſtändiſcher Gebunden⸗ Goethe. heit und der Beſinnung ihrer beſten Elemente auf die Ernſt⸗ haftigkeit ihrer Kunſt von Mund zu Mund gefordert wurde: Unabhängigkeit der Bühne vom geſchäftlichen Unternehmer⸗ tum, im Künſtleriſchen und im Finanziellen. Eine Befreiung der Kunſt alſo. Es iſt davon zu reden, obwohl Gegner der Organiſation ihren Standpunkt mit eben dem Wort von der Freiheit der Kunſt verteidigen. Es bleibt zu fragen, wo dieſe Freiheit liegt, ob nicht Worte aneinander vorbeiſtreifen, die, gleich geſprochen, Verſchiedenes meinen, ob nicht ein Stand⸗ punkt verteidigt wird, der im weſentlichen abſeits liegt, unan⸗ gegriffen und durch ſich ſelbſt geſchützt. Was iſt dieſe Freiheit der Kunſt und was hat ſie in ihrer eigenſten Bedeutung mit den geſtellten praktiſchen Aufgaben des Verbändes zu tun. Was iſt Freiheit der Kunſt, der Kunſt des Theaters im beſonderen: daß ſie, im Rein⸗Menſchlichen verankert, in ſich ſelber, in dem Grad ihrer Vollkommenheit(in dieſer unbedingten Zuſammengehörigkeit von Gehalt und Form) das Geſetz für ihre Geltung trägt, und daß ſich ihr unangefochten von religiöſen, politiſchen, moraliſchen oder wirtſchaftlichen Konſtellationen der Weg in die Allgemeinheit öffnet. Freiheit der Kunſt geht alſo auf zwei Dinge: einmal auf ihre äſthetiſch zweckfreie Geſtaltung und betrifft die Wer⸗ tung des Kunſtwerkes an ſich, frei von jedem Zuſammenhang mit außerkünſtleriſchen Fragen lein ideell äſthetiſches Problem); dann auf das Verhältnis des Kunſtwerkes zur Welt, zum Publitum, auf ſeine öffentliche Bekanntgabe und Wirkung lein praktiſch geſellſchaftliches Problem). Soweit das Künſtleriſche allein in Frage ſteht, dient der Wille eines Einzelnen der Kunſt beſſer als eine Geſamtheit. Ihre ſtarken Impulſe erfährt die Kunſt— als Kunſtübung— durch die produktive Tätigkeit der Einzelnen, die wagemutig und geſtaut von Neuem ſind. Hier iſt Freiheit der Kunſt, zweckfreie, in ſich geſchloſſene Kunſt; aber eine Kunſt, die einſtweilen außer Zufammenhang rrit der Welt, mit Volk oder Publikum iſt, denn dieſer Zuſam⸗ menhang ſtellt ſich erſt mit der Wirkung ins Allgemeine her, wenn die rein äſthetiſche zur geſellſchaftlichen Werkung gewor⸗ den iſt. Kunſt rückt erſt dann ins Herz des Volkes, wenn das Werk, aus ſeiner ideellen Einſamkeit herausgehoben, als Kulturfaktor wirkſam zu werden beginnt. Die Freiheit der Kunſt, der Theaterkunſt im beſonderen wird damit abhängig von ihrer praktiſchen Erprobung. Dieſe Erprobungen im Sinn von Aufführungsmöglichkeiten ſind heute mehr gegeben als jemals. Die Gefahr liegt heute nicht mehr im Zuwenig des der Oeffentlichkeit übergebenen Schaffens, ſondern im Zu⸗ viel, in der Zufälligkeit der Auswahl, in der gewaltſamen und ſpekulativen Herauszerrung, noch reifender Erſcheinungen. Auch dieſe Freiheit der Kunſt geht heute genau ſo weit, als (vom Zdealismus einzelner Weniger abgeſehen) Mode und Geſchäft erlauben. Beides ſind Dinge, die unabhängig von dem Willen der Einzelnen, unabhängig von äſthetiſcher Wer⸗ tung das Geſicht der Theater beſtimmen. Ausſchlaggebend wird der Wille des Publikums, einer undurchdringlichen, wandlungsreichen Geſamtheit von verſchiedener ſozialer Schichtung, deren Entſcheidung niemals im Sinne des Künſt⸗ leriſchen, vielmehr nach geſellſchaftlichen Vorausſetzungen fallen muß. Mit dieſer Stellungnahme von Publikum zu Werk beginnt der eigentliche Kampf um die Freiheit der Kunſt. Die äſthe⸗ tiſche Geltung eines Werkes kann von Wenigen gehalten wer⸗ den. Die kulturelle hängt von der Beſinnung der Geſellſchaft, der Geſamtheit ab, deren unmittelbare Ziele im Künſtleriſchen praktiſcher, nicht geiſtiger Art ſind. Die Geſellſchaft will Unter⸗ haltung, Ablenkung, Ergriffenſein oder Belehrung, ſie will da⸗ mit etwas nicht weſentlich der Kunſt Zugehöriges, ſondern dem Leben, ihrem Leben, ihrer Welt Eingeordnetes. Eine Ge⸗ ſamtheit wird das unerhört Neue einer Kunſtleiſtung immer ablehnen, weil der Durchſchnitt ihrer urteilenden und empfin⸗ denden Kräfte auf das Beharrende, das Gegenwärtige und Geſtrige eingeſtellt iſt, weil von vornherein die Neues gehären⸗ den und ſichernden Kräfte aus der Gemeinſchaft in die Ver⸗ einzelung hinausdrängen und damit für die Entſcheidung der Geſamtheit, die in Fällen der zeitlichen Geltung immer den Ausſchlag gibt, verloren gehen. Die ideelle Freiheit der Kunſt wird ſich entgegen allen äußeren Hemmungen bewahren, weil dieſe Widerſtände ihr Weſen nicht treffen und ſie unantaſthar in der künſtleriſchen Geſinnung der Einzelnen ruht. Sowie die Kunſt aber, der Entſcheidung der Oeffentlichkeit überlaſſen, aus ihrer Vereinzelung in den Komplex der Kulturgüter eingereiht wird und in Wechſelbeziehung zu der Geſamtheit eines Publi⸗ kums tritt, iſt dieſe Freiheit mehr oder minder illuſoriſch und an die allgemein kulturellen Gegebenheiten geknüpft. Die Kunſt gerät damit in eine beſtimmte Abhängigkeit von der geiſtigen Formation der Zeit. Dies vorausgeſetzt, iſt bei einer Welt mit einheitlichem Kulturwillen wenigſtens ein Maßſtab vorhanden, nach dem inbewußt und automatiſch die Aufnahmebereitſchaft einem Kunſtwerk gegenüber ſich reguliert. Ein Ausgleich herrſcht hier, der die Freiheit der Kunſt auf das der Zeit Angemeſſene beſchränkt und dem das Ungewöhnliche zum Opfer fällt. Opfer alſo auch da. Aber gefordert im Intereſſe einer geſicherten Kultur, nicht aus Wegloſigkeit, Zufall oder Laune. Die heu⸗ tige Aufnahmebereitſchaft, in ihren Aeußerungen hierhin und dorthin flackernd, iſt unbegrenzter und unzuverläſſiger. Lob ſteigt ins Ungemeſſene und verziſcht. Gewiß, ein Dramatiker wird heute nicht verhungern. Die Geſtalt des Dachkammer⸗ poeten iſt dem zwanzigſten Jahrhundert ein Spott und eine Narrheit. Wir leiden an der Ueberſteigerung der Maße. Man hat nicht den Mut abzulehnen, aus Furcht, unbedacht die An⸗ kunft des Meſſias zu verkennen. Man lehnt nicht mehr ab, einerlei ob Kunſt oder Unkunſt, man begrüßt und vergißt und macht aus Kunſtwerken, die Zeit und Vertiefung von der Ge⸗ ſellſchaft fordern, allzu leicht und unbedenklich die Mode vom vorigen Jahr. Das Bekenntnis zu einer eingewurzelten Kul⸗ tur fehlt, weil das Gefühl und die Gewißheit für gemeinſame geſicherte Wertungen fehlen. Der Superlativ der Aeußerun⸗ gen, nicht die Sachlichkeit entſcheidet mehr, wo die vergäng⸗ lichen Beziehungen zwiſchen Werk und Publikum geknüpft werden. Die praktiſche Freiheit der Kunſt wird erſt dort wirkſam, wo der Wille der Geſamtheit ſich zu ihr bekennt. Wenn bisher die Verſuche zur Schaffung des Nationaltheaters, als des ſicht⸗ barſten Symbols einer einheitlichen künſtleriſchen Kultur, ſchei⸗ terten, ergab ſich als weſentlicher Grund dafür die Teilnahms⸗ loſigkeit, das Beiſeiteſtehen der Geſamtheit. Ohne Volk keine Kultur, auch keine Theaterkultur. Und ohne das Beteiligtſein einer Geſamtheit keine praktiſche Erprobung der Freiheit der Kunſt. Der Weg zu einer repräſentativen Theaterkultur führt über das Volk, nicht um es herum. Ihn eingeſchlagen zu haben, um durch eine erzieheriſche Organiſation der Geſamtheit den Boden für eine ſtabile, in gegebenen und erprobten Kunſtwerten wurzelnde Theaterkul⸗ tur zu bereiten, iſt das Verdienſt der neuen Vereinigung, das ungeſchmälert bleibt, wenn auch Möglichkeiten beſtehen, daß im Rahmen eines vielgliedrigen und vielgeſtaltigen Verbandes hier und dort Kräfte Einfluß gewinnen, die den Blick vom Künſtleriſch⸗Zweckfreien weg ins Zweckhafte kunſtfremder Sonderwünſche lenken. Sie werden ſich nicht aufheben laſſen, wenn anders Kunſt nicht nur eine innerliche Angelegenheit Weniger iſt, ſondern einen nach außen wirkenden Kulturfaktor, eine Angelegenheit des ganzen Volkes darſtellen ſoll. Die ideelle Freiheit der Kunſt bleibt davon unberührt. Denn es geht nicht um ſie. Und die praktiſche wird umſomehr zur Geltung gelangen, je ſtabiler und vertiefter das Verhältnis der Geſamtheit zur Kunſt ſich geſtaltet. Auch Theaterkultur wird in dieſer Richtung wirken. In dieſem Sinn ſei der Verband zu ſeiner Tagung be⸗ grüßt und ſeiner Tätigkeit ein reicher Erfolg gewünſcht. 5 ZJiel und Führer. Von Generalſekretär, Hauptſchriftleiter Wilh. C. Gerſt⸗Hildesheim. Will man das Verbandsziel in eine Formel kleiden, an der auch der ä gſte Peſſimiſt teinen idealiſtiſchen Überſchwang bemängeln kann, ſo iſt zu ſagen: Ziel ſchlechthin iſt die För⸗ derung des Theaterbeſuches. Aber Theaterbeſuch und Theater⸗ beſuch können grundverſchiedene Dinge ſein. Vielleicht kommt es gar nicht in erſter Linie darauf an, welche Theatervor⸗ ſtellungen beſucht werden, ſondern auf die Abſicht, in der es Glne t. Die Läuterung des Eeſchmacks, die Verpönung des chmutzes und Schundes, die Meidung des Gemeinen und Herabziehenden reſultieren aus dem Willen zur Kunſt. Wer im Theater nur ſein Abonnement abſitt, zu jeder Premiere läuft, das Theater zur Modeſchau macht, einen terleben, ein Schmarotzer. Es iſt nicht ſeine geringſte Sünde, daß er denen den Platz weg nimmt, die nach Bül nontun hungern. Er ſchädigt ſie ſelbſt dannn riern ſie neben ien oder eingekeilt zwiſchen Kenesglenben jen. Die Atmoſphäre mordend. Sie wälzt ſich wie eine giftige Gaswolke auf dle * und erſtickt jedes künſtleriſche Hochgefühl. Deshalb ſind auch volle Häuſer kein Beweis für Theaterkultur. Noch nicht einmal ein guter Spielplan kann als Beweis angeſprochen werden. Er beweiſt den guten Willen des Theaterleiters, für das Publikum beweiſt er zunßchſt noch gar nichts. Darin liegt der Sinn des Verbandszieles: Förderung des Theaterbeſuches durch Menſchen, die von einem heißen Kunſt⸗ verlangen durchglüht, deren Herzen weit und deren Seelen aufnahmefähig ſind. Solche Menſchen laſſen ſich nicht mehr durch Talmi um Kunſt betrügen. Sie verſtehen auch die Kulturforderung der Zeit und helfen mit, das gleiche Ver⸗ langen in die Herzen anderer zu verpflanzen. Der Theaterkulturgedanke iſt nicht neu. In jeder künſt⸗ leriſchen Leiſtung eines Theaters lebt und lockt er. In jeder ernſthaften Theaterkritik klingt er als Unterton mit. Wo Gleich⸗ geſinnte ſich zum Theaterbeſuch zuſammenfanden, einmal, mehrmals, dort waltete er. Und wo beraten wurde über ge⸗ ſunde wirtſchaftliche Grundlagen des Theaters, angemeſſenes Daſein der Bühnenangehörigen, ihre Ausbildung, wo beraten wurde über Kunſterziehung in der Schule und bei den Er⸗ wachſenen, dort war er am Werk. Er öffnete die Hand der Mäzene, er beſtimmte den Sinn fortgeſchrittener Stadtver⸗ waltungen, er überbrückte die Gegenſätze der Geiſter und ließ ſie das gemeinſame Intereſſe ahnen. Der Mangel war: Nur hier und dort, vereinzelt, ſpora⸗ diſch, unklar ohne feſt umriſſene Ziele trat dieſer Kultur⸗ gedanke ſeither auf. Und wo er auftrat, fehlte ihm die kampf⸗ entſchloſſene Gefolgſchaft. Egoiſtiſche Strömungen machten ihm ſich untertan, das Aeſthetentum verkannte ihn, die Geſchäfte⸗ macher mißbrauchten ihn. Er war noch nicht in das Bewußt⸗ ſein Hunderttauſender Sedtunge Das einigende Band fehlte, die Kraft und das zweckmäßige Handeln. Es wucherte zu ſtark die Beſchäftigung mit dem Trennenden und es fand ſich nicht der Mut zum 3 ꝗ*— Bekenntnis des Gemeinſamen. Der Krieg hat es endlich ermöglicht. Der große Zerſtörer erweiſt auch 0 kulturellem Gebiet, daß ſein tiefſter Sinn nur dann gefunden wird, wenn er zum Aufbau des Neuen, ſeither Unmöglichen hinführt. Parollel mit der politiſchen Entwicklung verläuft die kulturelle. Aus dem Heimatboden ſaugen die Völker die Kraft, einig, ſtark und wiſſend dazu⸗ ſtehen. Sind ſie in ſich geſchloſſen, politiſch und kulturell, dann können ſie die Arme recken und über die Grenzen hinweg den Fremden die Bau am Menſchheitsideal rei⸗ chen.„Die Idee von 1914“ hat es Herniann Bahr genannt. Er ſieht dieſe Idee fortwirken bis zum grandioſen Kuppelhau, der ſich über der ganzen Menſchheit wölbt. Die Leidenſchaften in der Politik werden geläutert durch bie fortſchreitende ul⸗ tur, die ſich darſtellt als„die bewußte Arbeit für die Er⸗ höhung der menſchlichen Art, d. h. des menſchlichen Geiſtes, ſeine Befreiung von der Herrſchaft wilder Triebe, auch un⸗ klaren Haſſes und vernichtender Leidenſchaften, ſein Fort⸗ ſchreiten zur Vernunft und Gerechtigteit.(Wolfgang Heine.) Zuſammenfaſſen will der Theaterkulturverband. Zuſam⸗ menfäſſen alles, was der Veredlung der Schaubühne und ihrer Sozialiſierung dient, aufbauen auf allen vorhandenen Einrichtungen und Organiſationen, anregen, wo der Theater⸗ kulturgedanke noch nicht hingedrungen iſt, helfen, wo ſich Schwierigkeiten zeigen, käm 4 wo ſich Feinde in den Weg ſtellen. Zuſammenfaſſen will er in jeder Stadt zum Heerbann der Kunſt. Wer ſeither auf ſich allein angewieſen dem Theater zu dienen ſuchte, gleich welchen Standes, der ſoll jetzt Gleich⸗ 8 um ſich wiſſen, ſoll Anregung, Stütze, Führung und luswirkungsmöglichkeit finden. Zuſammenfaſſen will der Verband die kleineren Städte, damit ihrem vereinten Be⸗ mühen gelinge, was der einzelnen nicht möglich iſt; zuſam⸗ menfaſſen die Vezirke für die Aufgaben, die auf dem flachen Lande der Löſung harren. 5 Ueber den örtlichen und provinziellen Tätigkeiten ſpannt ſich die Geſamtorganiſation. Von ihr ſoll die vorwärtsdrän⸗ gende, nie erlahniende Kraft ausgehen. Sie erweitert das Neh der Ortsvereine und knüpft es engmaſchiger. Sie macht die Arbeit der Spezialiſten der Geſamtheit zugänglich ſtellt alte und neue Probleme zur 8 und bringt ſie der Löſung näher, iſt Führerin und Helferin zugleich. Als Zen⸗ tralorganiſation ſtellt ſie auch die dauernde 8 mit den Zentralinſtanzen aller in Betracht kommenden Kreiſe her und tritt vor den Staat als Repräſentant des deutſchen Thea⸗ terkulturgedankens, ihn zur Erfüllung harrender Aufgaben auffordernd. So ſoll der Theaterkulturgedanke Gemeingut der Nation werden, eine geiſtige Bewegung, die zu Taten drüngt und nur durch Talen ihren Inhalt auswertet. Eine Liebe des ganzen Volkes ſoll ſie umfaſſen, die Liebe zur Kunſt, die im Dienen empfängt und den Quell zu neuen Lebenswerten er⸗ ſchließt. Aufbauende, ordnende, heſſernde, helfende Liebe, die an die Stelle des Führers das Zielbewußtſein ſetzt. Stäreſte Zukunftshoffnungen gebiert ſie. Noch nie erreichte Freiheit und Selbſtändigkeit der Kunſtſchaffenden und Kunſtgenießen⸗ den winken. Sie werden ermöglicht durch ein geſundes Fun⸗ dament des Theaters, werden erreicht durch Wiſſen und Ver⸗ ſtehen, geklärt durch den Willen zum Wahren, Schönen, Guten. Es werden Wege bereitet dem Werden und Wachſen der Perſönlichkeit. Im Chaos blüht der Weizen der Aben⸗ teurer und Scharlatane, vor einem zuſammengelaufenen Volkshaufen können ſie ſich behaupten. Wo aber geiſtige Triebkräfte, wenn auch verſchieden in Art und Wirkung zur Verſtändigung im Gemeinſamen ſtreben, da bildet ſich das Poſtament, auf dem die Begabung zur Perſönlichkeit und die Perſönlichkeit zum Führer reiſen kann. Es iſt nicht wahr, daß die Organiſation die freiwillige oder gezwungene Ausſchaltung der Perſönlichkeit verlangt und deshalb 250 Organiſationsgedanken Grenzen geſteckt ſeien, wo die Perſönlichkeit das Ausſchlaggebende iſt. Das kann nur der Fall ſein, wenn man das Weſen der Organiſation verkennt. Die richtig verſtandene und angewandte Organiſation weckt die zur Führung berufenen Kräfte und bereitet ihnen den Weg. Sie ſchafft den Führern Gehör und vrmittelt ihnen Gefolg⸗ ſchaft. Wie kann man fürchten, daß der Theaterkulturverband die leeren Abend totſchlagen will, der iſt ein Schüdling im Thea⸗ die von dieſer Sorte Theaterbeſucher ausgeht, iſt ſtimmung⸗ Berſünlichkeit in der Kunſt gefährde, da er ſeiner ganzen Struktyr nach ihr doch nur dienen kann. Sie braucht ja nRur ihre geiſtigen Lualitäſen, ihren Führerberuf zu beweiſen und b en ähn zen zu ſtellen. Die Organiſation Früfftein der wirklichen Verufung. Und nhäüt heh, det eieh Furch ſelbſherahlte Zeitungsreklame zum croßen Lich, auerzſen ließ verſagt, wird in ſeiner ganzen Hohlbeit und Dürftigkeit erkennbar, wenn er in perſönlicher Beziehung mit ernſten und kunſtverſtändigen Menſchen Füh⸗ eerchatſen Der Fachmann, der Theaterleiter ſollte überall in der geiſtigen Führung des Theaterkulturverbandes ſtehen. Iſt er ſich Sor Mittion. die ſein Amt ihm auferleqt, bewußt dann ———————— —— —— ——————— ——— — ——— —————————— — ——— —————————— ———— ——— ———— ———— — — 4. Seite. Nr. 484. Mannheimer Seneral⸗Anzeiger.(Abens⸗Ausgabe.) Freitag, den W. September 1917. braucht er ſie und ſie ihn. Iſt er ein Geſchäftemacher, ein Reißerſpekulant oder einfach nur ein an die Spitze eines Theaters transferierter Handwerker— dann kann er ihr ſo ſo wenig ſein, wie ſie ihm. Ein Jahr Verbanosarbeit hat das zur Genüge dargetan, denn alle Fälle ſind ſchon vor⸗ gekommen. Ausübung der Bühnenkunſt iſt nur möglich durch das Mittel der Organiſation. Wie kann es heute noch Bühnen⸗ fachleute geben, die täglich dieſes Mittel benutzen und ſich ſeiner nicht bewußt geworden ſind? Jede Aufführung iſt eine organi⸗ ſatoriſche Leiſtung und das Glied einer Organiſationskette. Von einem künſtleriſchen Willen beſeelt und von einem einheit⸗ lichen Bewußtſein erfüllt war dieſe Organiſation bislang aber nur auf und hinter der Bühne. Für alles, was vor der Bühne vor ſich ging, ließ man es bei den primitipſten Mitteln bewen⸗ den. Zettelaustragen, Anſchlag an den Litfaßſäulen, Zeitungs⸗ notizen, Freikarten— aber immerhin Organiſation, die ihre Wirkung darin äußerte, daß eine größere Anzahl Menſchen ſich zur beſtimmten Stunde in einem beſtimmten Raume ver⸗ ſammelte. Was bedeutet denn nun der Theaterkulturverband dem Künſtler, der ſeinen Beruf als Theaterleiter richtig erfaßt hat, anders als die Möglichkeit, über die Rampe hinaus auch die Menſchen im Zuſchauerraum mit ſeinem Willen zu durch⸗ dringen, ihnen Künder und Führer zu ſein? Durch das Beſtehen einer Ortsgruppe des Theaterkultur⸗ verbandes iſt ihm die Möglichkeit gegeben, engſte Fühlung mit der Volksgeſamtheit zu gewinnen. Er kann ſie für ſeine Ziele begeiſtern und aus dem Verkehr mit ihren Vertretern gewinnt er einen Einblick in das Sehnen und Verlangen des Volkes, das auf künſtleriſche Weiſe zu befriedigen ſein oberſtes Geſetz bleiben muß. Hier offenbart ſich der letzte und tiefſte Sinn des Theater⸗ kulturverbandes. Er will die gleichgeſtimmte(ꝛnicht gleich⸗ geſinnte) Kunſtgemeinde aufbauen. Ueberall, in jeder Stadt und mit dem Ziel, ſie ſo auszubauen, daß alle Volksgenoſſen ihr angehören können. In der Leitung in allen Kunſtfragen hat ſich der Theaterleiter zu behaupten. Fehlt es an ihm, iſt er ſich der Beſtimmung dieſer Führerſchaft nicht bewußt, für ſie nicht reif, oder hält er es lieber mit denen, die ihm als ziel⸗ loſe, von den Inſtinkten getriebene Maſſe von der Straße zu⸗ laufen, ſo muß der kunſtverſtändige Laie an ſeine Stelle treten und tun, was des Fachmanns Sache wäre. Das Führerproblem im Theaterkulturverband wird erſt in einem ſpäteren Stadium der Entwicklung in ſeiner ganzen Größe vor uns ſtehen. Vorher iſt noch eine Unſumme prakti⸗ —3 Arbeit materieller und ideeller Art zu leiſten. Im§ 3 er Verbandsſatzung ſind einige dieſer Arbeiten aufgezählt. Jede von ihnen rechtfertigt allein die Exiſtenz des Thealer⸗ kulturverbandes. Die Erforderniſſe ſind ſo unendlich viel⸗ geſtaltig, der Möglichkeiten mitzuarbeiten ſo viele, daß auch der Laie neben dem Fachmann als treuer Arbeiter im Wein⸗ berg der Kunſt notwendig iſt und durch die Publikumsorgani⸗ ſation zur Geltung zu gelangen vermag. Körper⸗ und Tanzkultur. Von Hoftheater⸗Intendant Dr. Carl Hagemann. Tanzkunſt iſt Körperkunſt. Die reinſte unter allen Körper⸗ künſten und die beſchränkteſte, wenn man will. Sie bedient ſich ausſchließlich der künſtleriſchen Ausdrucksmittel des menſch⸗ lichen Körpers, ſeines Rumpfes, ſeines Kopfes und ſeiner Glieder, ruht alſo auf einer ſicheren Beherrſchung der körper⸗ lichen Darſtellungs⸗Elemente und, da man nur das wirklich beherrſchen kann, was man ſeinen organiſchen Funktionen nach verſteht, auf der Kenntnis des äußeren Menſchen in ſeiner Bewegungs⸗Fähigkeit und der jedesmal zu der einzelnen Be⸗ wegung führenden notoriſchen Kräfte. Der geſunde und ſchöne Körper, der bei alledem natürlich Vorausſetzung iſt, muß alſo 800 nach jeder Richtung hin durchkultiviert und damit in en Stand geſetzt werden, die verſchiedenen Bewegungs⸗Ele⸗ mente der körperlichen Darſtellungskunſt durchaus eindrucks⸗ voll auszuführen. Mediziniſch⸗äſthetiſch im Allgemeinen und artiſtiſch⸗techniſch im Beſonderen. Der Zögling muß zunächſt vor allem turnen und bald dann auch die Ballet⸗Exerzitien und die hiſtoriſchen Schritte der alten Stil⸗ und Volkstänze zu lernen ſuchen, die namentlich für eine Theater⸗Tänzerin nicht. zu entbehren ſind. Alles Tanzen geht alſo auf Turnen zurück, das von vorn⸗ herein auf die beſonderen Anforderungen der körperlichen Aus⸗ druckskunſt einzuſtellen iſt. Schon hat man es bisher verſehen. In der Tanzſchule unſerer Balletmeiſterinnen fangen die Kinder ſofort zu tanzen an. Sie werden abgerichtet. Für die Meiſterin gibt es keine größere Genugtuung, als wenn ihre Zöglinge nach verhältnismäßig kurzer Zeit die Schritte und der Großen nachmachen können! So lernen be⸗ abte Kinder zwar die Elemente verfloſſener Tanz⸗Methoden, ernen ſie richtig und genau, verſtehen dieſe Elemente aber nicht zu füllen. Sie tanzen ihr ganzes Leben lang Etüden, tanzen allenfalls in der Art, wie eine Phonola ſpielt. Seelen⸗ los, mechaniſtiſch aufgezogen. Ihrem Glieder⸗Anſchlag fehlt die perſönliche Note, fehlt der Ausdruck, der lebendige Wille. Was ſie machen, iſt unfrei, unbeſtimmt, leer und bei aller techniſchen Vollendung letzten Sinnes unintereſſant. Iſt nicht gerade häß⸗ lich, aber ſicher auch nicht ſchön. Die Glieder werden bewegt, ohne daß ſie uns etwas ſagen— ohne daß ſie Gefühle über⸗ tragen, ohne inneres Müſſen, ohne rechte Luſt am Werk. Das Ganze hat mit Kunſt nicht viel zu tun und gehört allenfalls ins Gebiet des Artiſtentums, wenn auch nicht gerade als hohe Stufe, weil das Maß der überwundenen Schwierigkeit ge⸗ wöhnlich nur ende iſt. Die angehende kleine Tänzerin darf keineswegs ſofort tan⸗ en, darf es Jahre lang nicht. Die in letzter Zeit ſo beliebten inder⸗Tänze ſind pädagogiſch vom Uebel. Das Kind muß mit allgemeinen Körperübungen beginnen und darf eigentlich nie damit aufhören. Es muß turnen, vor allem und immer wieder turnen. Und zwar am beſten nach dem gymnaſtiſchen Syſtem der Frau Menſendieck, das ſich inſofern von allen anderen Turn⸗Methoden unterſcheidet, als es bewußt auf den anatomiſchen Bau und auf die Eigenart des weiblichen Kör⸗ Poud Rückſicht nimmt und nicht nur auf bloßen Drill ausgeht, ondern die genaue Kenntnis des menſchlichen, hier alſo des weiblichen Körpers zur Vorausſetzung hat. Bei der Lehrerin und Schülerin in gleicher Weiſe. Es will die Geſamtmusku⸗ latur des Körpers durch geſondertes Bearbeiten aller ihrer einzelnen Teile kräftigen und damit allmählich eine vollſtän⸗ Dige Beherrſchung des ganzen Muskel⸗Apparates für die Zwecke künſtleriſchen Ausdrucks erzielen. Es verlangt in jedem Falle die anatomiſch richtige und damit gleichzeitig auch die umutige Bewegung. Und zwar als Ergebnis geiſtiger, auf mediziniſche Kenntniſſe geſtützter Tätigkeit. Frau Menſendieck erſtrebt durch die Konzentration aller Energie jedesmal gleich⸗ ſam ein vollſtändiges Bewußtwerden der einzelnen Beweg⸗ zungs⸗Funktion, was vor allem dadurch möglich wird, daß die Lehrerin die einzelne Uebung nicht praktiſch vormacht, ſondern den anatomiſch bedingten Verlauf ihrer verſchiedenen Be⸗ wegungsphaſen nur theoretiſch erklärt— daß ſie dieſe Uebung alſo nicht als mechaniſche Nachahmung, ſondern als geiſtiges Eigentum von der Schiüerin fordert. Jede gymnaſtiſche Auf⸗ gabe ſoll durch den eigenen Willen am eigenen, willfährig ge⸗ machten Körper erfunden und erfühlt werden, und zwar auf Grund der ſtatiſch⸗mechaniſchen Geſetze, die den ganzen Bau des Körpers und damit auch ſeine Bewegungsfähigkeit beſtim⸗ men. Wenn das geſchieht, erfüllt ſich auch die äſthetiſche For⸗ derung von ſelbſt. Eine Bewegung kann nur dann ſchön und ausdrucksvoll ſein, wenn ſie richtig gemacht wird— wenn man jedesmal nur die Muskeln, und zwar in angemeſſener Weiſe heranzieht, die ihrer anatomiſchen Lagerung nach dazu be⸗ ſtimmt ſind— wenn man auf jede einzelne Bewegung nur die gerade notwendige Muskelarbeit verwendet und keine Kraft⸗ vergeudung treibt und wenn man ſchließlich die betreffenden Muskeln nach vollzogener Arbeit und Anſtrengung ausruhen läßt, ſie rechtzeitig entſpannt und ſo mit den Kräften unſeres Körpers haushalten lernt. Das Menſendieck⸗Syſtem will alſo den weiblichen Körper in allen ſeinen Teilen durch eine Reihe mediziniſch bedingter Uebungen geſetzmäßig ausarbeiten und durch richtiges An⸗ ſpannen und Lockern gewiſſer Muskelgruppen und durch rich⸗ tige Atmung eine kräftige, ſchöne und zweckvoll arbeitende Muskulatur entwickeln. Die Frau ſoll lernen, ihren Körper nach Maßgabe ſeines ganz beſonderen Rhythmus und ſeines beſonderen Elaſtizitätsgrades zu einer möglichſt vollendeten Harmonie zu bringen. Erſt wenn ſie eine zureichende Herr⸗ ſchaft über ihren Körper erlangt hat, kann ſie ihn als Aus⸗ drucksmittel ihrer Perſönlichkeit benutzen. Erſt wenn ſie durch eine ſyſtematiſche Durchbildung des ganzen Organismus da⸗ hin gekommen iſt, den Körper in allen ſeinen Teilen richtig und damit dann auch anmutig zu bewegen— erſt wenn ſie es verſteht, ſich ihrer ganzen Leiblichkeit in jedem Augenblick zwanglos und ohne jede Anſtrengung bewußt zu ſein, wird der Körper Eindrücke und Empfindungen im Tanze wieder⸗ geben können. Ehe es ans Tanzen geht, muß man wiſſen, wie ſich der Körper für jeden einzelnen Fall der Bewegung in den Raum einſtellt— muß man fühlen lernen, welche Linien und Formen Körper und Glieder in die Luft hineinſchneiden. Nur dadurch wird der nötige Grad von Raumbewußtſein erworben, der die Grundlage jeder körperlichen Darſtellungskunſt iſt. Die vielgenannte Daleroze⸗Methode bildet erſt eine zweite Stufe in der Entwicklung der jungen Tänzerin. Und zwar eine durchaus notwendige. Doch darf ſie auf keinen Fall einſeitig und ausſchließlich angewendet werden und beſteht vor allem nicht als ſelbſtändige und ſelbſtgefällige Art körperlicher Ausdruckskunſt zu Recht. Dalcroze⸗Tänzerinnen ſind ein Un⸗ fug. Was ſie machen, iſt in ſeiner Monotonie auf die Dauer nicht erträglich. Sie langweilen und wirken unrettbar ein⸗ ſchläfernd. Nach der Daleroze⸗Methode kann man nicht tanzen. Man kann nur darnach üben, ſich mit ihren Hülfen weiter zum Tanzen hinan kultivieren. Das aber ſollte von jeder Tänzerin und zwar in ſyſtematiſcher Weiſe geſchehen. Nachdem der Körper gleichſam in die gehörige Form gebracht, das heißt nach dem Menſendieck⸗Syſtem in jeder Weiſe folgerichtig und bewußt durchgebildet wurde und die angehende Tänzerin dazu gleichzeitig gewiſſe Elemente der verſchiedenen geſchichtlichen Tanzformen beherrſchen gelernt hat, muß naturgemäß die Aus⸗ bildung des muſikaliſchen Gefühls einſetzen: muß der Körper fähig gemacht werden, die verſchiedenen und verſchiedenartigen Werte der muſikaliſchen Tanzvorlage als ſinngemäße Aus⸗ drucksformen zu geſtalten, Tonmotive in umzuprägen. Am Anfang war der Rhythmus. Das Bülow⸗ wort gilt für Muſik und Tanz in gleicher Weiſe. Die Tänzerin hat alſo auf der zweiten Vorbereitungsſtufe zunächſt die rhyth⸗ miſche Schulung ihres Darſtellungs⸗Apparates zu leiſten. Und zwar ſicherlich am beſten nach Profeſſor Jacques Dalcroze, 9975 Methode die Uebertragung des muſikaliſchen Rhythmus auf Rumpf und Glieder und damit eine Verkörperung des muſikaliſchen Rhythmus ſchlechthin erzielen will und deshalb mit Recht als rhythmiſche Gymnaſtik bezeichnet wird. Der Rhythmus iſt nun aber doch nicht alles. In der Muſik nicht und nicht im Tanzen. Gewiß erhält auch der Kör⸗ er bei einer Betätigung nach der Muſik einen beſtimmten ythmus: eine Regelung in der zeitlichen Abfolge der Aus⸗ drucksbewegungen. Dieſer körperliche Rhythmus iſt aber ein anderer als der rein muſikaliſche Rhythmus, weil er ſich noch auf andere und andersartige Eindrücke ſtützt und dadurch ohnehin ſchon weniger regelmäßig und weniger ſtraff ange⸗ zogen, ſondern um vieles weicher, fließender und wohl auch lockerer auftritt und vor allem je nach dem rein muſikaliſchen Gehalt der einzelnen Phraſe immer wieder leiſe Verände⸗ rungen erfährt. Er wird eben außer vom muſikaliſchen Rhyth⸗ mus noch von Melodie und Harmonie, von dynamiſchen und anderen orcheſtralen Werten getragen. Die angehende Tän⸗ zerin hat alſo bei der Bewältigung des rhythmiſchen Phäno⸗ mens nicht ſtehen zu bleiben. Da ſie nicht nur den Rhythmus des einzelnen Muſikſtücks, ſondern das Muſikſtück in ſeiner Geſamtheit umſetzen ſoll, muß der ganze, in ſich geſchloſſene melodiſch⸗harmoniſch⸗rhythmiſche Strom ihrer Körperbewegun⸗ gen Kraft, Richtung und Geſetz geben— muß ſie nicht nur Gymnaſtik, ſondern allgemeine Tanzgymnaſtik treiben. Elizabet Duncan hat in ihrer Darmſtädter Tanz⸗ ſchule etwas Richtiges verſucht. Die Mädchen durften hier ganz der Muſik nachgehen. Sie tummelten ſich mehr, als daß ſie tanzten. Und zwar jede in ihrer Weiſe, ja nachdem, was ihr die Muſik gerade zu ſagen hatte, welche Impulſe ausgelöſt wurden. So machte natürlich Jede etwas Eigenes, Jede etwas Anderes— mit ähnlichen Geſten und Schritten, die ſich für beſtimmte Empfindungen als einigermaßen typiſch mit der Zeit herausgebildet hatten. Und der rhythmiſch⸗architektoniſche Bau des Muſikſtücks hielt, wenn es ſein mußte, alle zuſammen, bedingte das Enſemble. Nicht mehr und nicht weniger. Tan⸗ zen iſt kein Exerzieren, ſondern eine freie Kunſtübung. Im Grunde tanzt auch im Chortanz jede Tänzerin für ſich. Der einzelne Menſch ſoll in Haltung und Bewegung den Ablauf der muſikaliſchen Folgen körperlich ausdeuten. In ſeiner be⸗ onderen Art, nach dem Schlage ſeines Herzblutes, im Banne ſeines Temperaments und ſeiner Tanzluſt. Soll die muſika⸗ liſchen Phraſen zum Anlaß nehmen, um erhaltene Eindrücke in körperliche Ausdrucksbewegungen umzuſetzen, ſich alſo ge⸗ nießend davon zu befreien. Jeder einzelne Menſch in ſeiner Weiſe und mit ſeinen Mitteln. Jeder aufrichtig, wahr, frei und damit auch ſchön. Das iſt ja allen Tanzens letzter Sinn. In dieſem Sinne muß alſo auch das wichtige und ſchwie⸗ rige Problem des Chortanzes für die Zukunft gelöſt wer⸗ den. Vor allem iſt das pagodenhaft Einförmige durch Ent⸗ feſſelung der einzelnen Tänzerinnen zu lockern. Der äſthetiſche Organismus des Tanzchors, der gewiß wie bisher auf eine allgemeine, für jede Tänzerin oder doch für gewiſſe Paare und Gruppen unbedingt gültige Schritt⸗ und Bewegungsfolge ruht und eine ſyſtematiſche Auſteilung des verfügbaren Tanzraumes bedingt, ſoll trotz alledem individueller Regungen der Mit⸗ wirkenden nicht entbehren. Das Aufgezogene, Schematiſche, Eingedrillte hat ſich zu verflüchtigen, das allem Chormäßigen anhaftende Typiſche zum Perſönlichen hin aufzulöſen, ohne daß aber das Ganze in Wahlloſigkeit ausartet und den Eindruck des willkürlich Chaotiſchen macht. Im Gegenteil. Die Auf⸗ teilnug des Chors nach Gruppen und Untergruppen und die Ausnutzung des Raumes zu originellen und intereſſanten Grundriß⸗Bildungen und Abwandlungen der verſchiedenen Tanzpaare und Tanzreihen kann nicht planmäßig und bewußt, nicht ſorgfältig und phantaſievoll genug geſchehen. Gerade weil im reinen Chortanz die einzelne Tänzerin künftighin mit ſich ſelbſt freier ſchalten und walten darf und nicht an irgend eine typiſche Durchſchnitts⸗Haltung und an einige wenige mechaniſch hinausgeſchleuderte akademiſche Geſten gebunden iſt, muß die Diſziplin in allem Chormäßigen, in der Durch⸗ führung des peinlichſt feſtgelegten Tanzſchemas und vor allem im Einhalten der muſikaliſch bedingten Normen, der rhythmi⸗ ſchen und dynamiſchen Werte der Steigerungen und Kontraſte, umſo größer ſein. Ein deutſches Stadttheater. Von Eugen Kilian. Als einzige deutſche Städte, die als eigentliche Theater⸗ ſtädte gelten könnten und für eine ernſthafte Theaterleitung deshalb in Betracht kämen, hat Laube einmal Wien, Berlin und Leipzig bezeichnet. Er hat mit dieſem Ausſpruch dem Leipziger Etadltheater eine hervorragende Sonderſtellung unter den deutſchen Stadttheatern eingeräumt. Seine gute Meinung davon hat er praktiſch betätigt durch die Uebernahme der Leipziger Direktion 1869, die freilich nur eine kurze Epi⸗ ſode in der Geſchichte ſeiner theatraliſchen Tyrannenjahre ge⸗ weſen iſt. Seine Ueberzeugung aber, daß Leipzig neben den beiden großen Zentralen des deutſchen Theaterlebens mit den beſten Boden für eine erfolgreiche Theaterführung im großen Stile biete, wurde auch durch den äußeren Mißerfolg ſeiner eigenen Leitung nicht erſchüttert. Leipzigs Bedeutung als Theaterſtadt iſt den Zeitgenoſſen gerade in dieſen Tagen, wo ſeine Bühne die Jahrhundertfeier ihres Beſtehens feſtlich begangen hat, mit beſonderem Nach⸗ druck ins Gedächtnis gerufen worden. Schon lange vorher, in der erſten Hälfte des 18. Jahrhunderts, hat ſich das Leip⸗ ziger Theaterleben in der deutſchen Theatergeſchichte hervor⸗ getan. Das erfolgreiche Wirken der Neuberin hat ihm ſeinen charakteriſtiſchen Stempel gegeben. Gottſched ſuchte hier den Hanswurſten aus der Komödie auszutreiben, anſtelle der extemporierten Komödie hat das regelmäßige Schauſpiel all⸗ mählich Boden gefaßt. Aber noch fehlte eine gehaltreiche deutſche Nationalliteratur, die eine mittelmäßige Nachahmung ausländiſcher Kunſtprodukte entbehrlich machte. Die Secon⸗ daſche Truppe, die vom Dresdener Hof unterſtützt wurde, führte auch dem Leipziger Theater beſſere Kräfte zu. Die ein⸗ ſache Natürlichkeitsſchule, die nach Hamburgs und Mannheims Muſter auch für Leipzig maßgebend war, erlitt erſtmals einen heftigen Stoß durch die Gaſtſpiele des Weimarer Hoftheaters von 1807 und 1808. Ein ſtarker Zwieſpalt zwiſchen den An⸗ hängern der alten Schröderſchen und der neuen Weimarer Schule begann die Leipziger Kunſtfreunde in zwei Par⸗ teien zu trennen. Die Mehrheit entſchied ſich für das Neue. Das Ende der Befreiungskriege hat Leipzig endlich ein ſelbſtändiges Stadttheater geſchenkt. Die ruhmreiche Ver⸗ gangenheit der Leipziger Bühne ſchien dafür Recht und Not⸗ wendigkeit zu geben. Am 26. Auguſt 1817 wurde das hierfür umgebaute alte Komödienhaus unter Theodor Küſtners Lei⸗ tung eröffnet. Die hundert Jahre, die ſeitdem verfloſſen, ſind ein denkwürdiges Blatt deutſcher Theatergeſchichte. Dr. Friedrich Schulze in Leipzig hat in dankenswerter Weiſe eine zuſammenfaſſende Geſchichte dieſes Zeitraums zu ſchreiben verſucht(Hundert Jahre Leipziger Stadttheater. Ein geſchichtlicher Rückblick, Leipzig, Breitkopf u. Härtel 1917). Ein lehr⸗ und inhaltsreiches Kapitel deutſcher Theatergeſchichtel Lehrreich vor allem durch die aktenmäßige Darſtellung, die hier der ganzen Geſchichte der Verwaltung und der finanziellen Baſierung zum erſtenmale zuteil wird. Der Krebsſchaden alles Stadttheaterweſens, das unglückſelige Pachtſyſtem, das die Schaubühne als reine Vergnügungs⸗ und Luxusanſtalt der einzigen finanziellen und künſteriſchen Verantwortung des jeweiligen mehr oder minder zahlungsfähigen Pächters zu⸗ e hat ſeine rächenden Spuren in die ganze Geſchichte ieſes Zeitraums eingedrückt. Kaum einer der zahlreichen Direktoren, die in dieſen hundert Jahren das Szepter geführt haben, iſt der ewigen finanziellen Nöte in ſouveräner Weiſe Herr geworden und hat auf die Dauer künſtleriſche Zuſtände herbeizuführen vermocht, wie ſie eine Stadt von der Bedeutung Leipzigs zu beanſpruchen hat. Die einzige Löſung des ſchweren Problemes, die Uebernahme des Theaters in ſtädtiſche Regie, iſt erſt ein Ergebnis der allerletzten Jahre. Die Wirren des Weltkrieges konnten einer gedeihlichen Entwicklung der neuen Errungenſchaft nicht gerade förderlich ſein. Erſt die ſehnlichſt zu erwartende Wiederkehr normaler Zeiten wird die erhofften Früchte vielleicht zur Reife bringen. Und trotz der Schwierigkeiten und Hemmniſſe aller Art, mit denen jede Direktion in dem verfloſſenen Zeitraum zu kämpfen hatte, fehlt es im einzelnen nicht an zahlreichen wert⸗ vollen künſtleriſchen Leiſtungen, an hervorragenden künſtleri⸗ ſchen Taten und an erlauchten Namen, die als Sterne am Leipziger Theaterhimmel geglänzt haben. Küſtner, der ſeine reiche viergegliederte theatraliſche Wirkſamkeit in Leipzig, Darmſtadt, München und Berlin mit ſeiner elfjährigen Leip⸗ ziger Direktion in ruhmreicher Weiſe begann, hat ohne Zwei⸗ fel einen guten und gediegenen Grund gelegt. Ein praktiſches Verwaltungstalent verband ſich mit einer über das Dilettan⸗ tiſche einigermaßen hinausragenden Begabung für die künſt⸗ leriſche Aufgabe. Obwohl die„höhere dramaturgiſche Leitung“ nach Laubes richtigem Urteil wohl gefehlt hat, konnte er ihm doch das Zeugnis geben:„Literariſch vorgebildet, verſtand er es, alles Beſſere, was die Tagesliteratur bot, raſch zu erlangen und auszufühern, ſogar in Ausſtattungen vorzuführen, welche die Geldkräfte eines mittleren Stadttheaters überſtiegen.— Man experimentierte literariſch mit ſchauſpieleriſchem Maße, und das geſunde Fachmäßige behielt immer die Oberhand. Eine viel beſſere Theaterregierung als die bureaukratiſche an den Hoftheatern.“ Der junge Emil Devrient, ſeine ſpätere Gattin Doris Böh⸗ ler, Eduard Genaſt und der treffliche Komiker Julius Koch zählten zu den Stützen von Küſtners Direktion. Neben den Modeſchriftſtellern wurden die Klaſſiker gebührend berückſich⸗ tigt, ſogar Kleiſt, damals noch ein Fremdling auf den meiſten Theatern, erſchien mit„Käthchen“, dem„Prinzen von Hom⸗ burg“ und der„Familie Schroffenſtein“ in Holbeins(nicht Holteis, wie Schulze S. 22 ſchreibt) Bearbeitung. Bei Shake⸗ ſpeare ging man anſtelle der meiſtens noch üblichen Schröder⸗ ſchen Faſſungen zu neueren Bearbeitungen nach der Schlegel⸗ Tieckſchen Ueberſetzung über. In der Oper bildet nehen an⸗ derm die deutſche Uraufführung des„Oberon“(1820) ein Ruhmesblatt in Küſtners Wirken. Sreitag, den 28. September 1017. Mannhein er General⸗Anzeiger.(Abend⸗Ausgabe.) Nr. 454. 5. Seite. endlich die in München, Karlsruhe, Mannheim u. a. Aber der gute Wille des Direktors, der, ohne an den eigenen Vorteil zu denken, ſeinen ganzen Stolz darein ſetzte, ſeiner Vaterſtadt ein gutes Theater zu ſchaffen, ſcheiterte an der Engherzigkeit der maßgebenden Behörden: ein kleinlicher Streit um die Theatermiete untergrub den Fortbeſtand von Küſtners Unternehmen, deſſen Ende Leipzig ſchon 1828 um die Früchte einer immerhin ſehr achtunggebietenden Führung beraubte. Was folgte, war alltüglicher Theaterbetrieb. Nach der kurzen Epiſode, wo Leipzig drei Jahre unter Remie dem Dresdener Hoftheater zugehörte, folgte der kluge Geſchäfts⸗ mann Ringelhardt, der keinen andern Grundſatz kannte, als dem Geſchmacke des Publikums zu dienen und ſich nur das eine Berdienſt erwarb, die Opern des jungen Lortzing, der damals als Schauſpieler dem Stadttheater angehörte, in reger Pflege für den Spielplan zu gewinnen. Ein höherer Auf⸗ ſchwung erfolgte erſt wieder, als der kunſtbegeiſterte Dr. Chri⸗ ſtian Schmidt 1842 die Direktion übernahm und durch die ſorg⸗ ſame, energiſche Regieführung Heinrich Marrs die Leiſtungs⸗ fähigkeit des Schauſpiels beträchtlich zu heben verſtand. Kräfte wie Joſef Wagner, Karl Meixner, Bertha Unzelmann u. a. gaben dem Perſonale neuen Reiz. Jung⸗Deutſchland kam mit ſeinen berufenſten Vertretern zum Worte. Selbſt Hebbels „Maria Magdalene“ gab in einer der früheſten Aufführungen des Werkes(1846) dem Leipziger Spielplan rühmliche Be⸗ deutung. Aber auch Schmidts treffliche Anläufe ſcheiterten ſchon 1848 an der mangelnden finanziellen Unterſtützung durch die Stadt. 365 Seine undankbare Aufgabe wurde durch Rudolph Wirſing fortgeſetzt, den ſtärkſten thoaterpontiſchen Kopf ſeit den Zeiten Küſtners. Die künſtleriſche Signatur war die der anſtändigen Mittelmäßigkeit. Die wichtigſten Eroigniſſe betrafen das muſi⸗ kaliſche Gebiet: Schumann mit der Uraufführung der„Geno⸗ veva“(1850), vor allem aber Richard Wagner und Verdi hiel⸗ ten auf dem Leipsiger Theater ihren Einzug. Eine alte Schuld der Stadt an ihrem großen Sohne wurde endlich eingebſt: „Tannhäuſer“,„Lohengrin“ und der„Holländer“ kamen in der Vaterſtadt des Meiſters zu Gehör. Im began⸗ nen neben L und Gutzkows gangbaren Stücken Guſtav Freytag, Otto Ludwig, Brochvogel u. a. Raum zu gewinnen. Mit Wirſings r Theodor von Witte erhielt Leipzig einen„tüchtigen Geſchäftsmann mit den gefälligen Formen eines terintendanten“. Er lenkte das Theaterſchiff mit Glück und Geſchicklichteit durch die Klippen und führte das Leipziger Theaterleben durch das neugebaute große Opernhaus einer neuen Entwicklungsſtufe entgegen. Witte hatte, wie Laube erzählt, eine genaue Kenntnis davon, was zu einem guten Schauſpiele notwendig ſei; er verſtand ſelbſt eine ſach⸗ gemäße Inſzeneſetzung, aber ſie mit einiger Regelmäßigkeit auszuführen, habe ihm ſein Geſundheitezuffand nicht geſtattet. So ſuchte er ſich einen Dramaturgen, der allen ſeinen Forde⸗ rungen entſpräche; er ſand ihn in Heinrich Laube. Ihm trat er 1869 als ſelbſtändigem neuem Leiter die Direktion ab. So Herichtet Laube ſelbſt. Andere Gründe des direttionsmäden Witte haben ohne Zweifel mitgewirkt. Ueber die künſtleriſchen Leiſtungen und Erfolge ſeines einjährigen Wirkens hat Laube ſelbſt in ſeinem„Norddeutſchen Theater“ das nötige Licht ver⸗ breitet. Aber ſelbſt ſeine abgehärteten Nerden waren den In⸗ trigen und finanziellen Schwierigkeiten des Leipziger Theater⸗ lebens auf die Dauer nicht gewachſen. An ſeine Stelle traten 1870 Ferdinand von Strantz und Friedrich Haaſe für Oper und Schauſpiel. Die erſtere brachte der Geburtsſtadt Wagners rten längſt geſpielten„Meiſterſinger“(1870), im Schauſpiel inſze⸗ aaſe einige Shakeſpeareſche Stücke nach acichen Vorbild in einem auf der deutſchen Bühne noch nicht geſehenen Glanze und brachte den zweiten„Fauſt“ in Wollheims Be⸗ arbeitung erſtmals auf das Leipziger Theater. Strantz und Haaſe wurden 1875 durch Angelo Neumann und Nuguſt För⸗ ſter abgelöſt. Damit rückte Wagner endlich in den Border⸗ grund des muſikaliſchen Lebens in der Pflege des klaſſiſchen Schauſpiels machten ſich die Wiener Einflüſſe Dingelſtedt⸗ geltend; unter den Dichtern der Gegenwart hat ſich Förſter namentlich um verdient gemacht Noch immer aber blieb nach wie vor trotz aller gegen⸗ zeiligen Bemühungen das alte Pachtſyſtem in Geltung, mit deſſen hemmenden Einflüſſen ſich auch Max Stägemann(ab 1882) und Robert Bolkner(ab 1905) nach beſten Kräften abzu⸗ finden hatten. Erſt 1910 vermochte ſich die Stadt den erlbſen⸗ den Entſchluß abzuringen die Einführung der ſtädtiſchen Ver⸗ waltung und die Ernennung eines von der Stadt bezahlten Intendanten. Mit Marterſteigs künſtleriſchem Wirken, das dem Geiſt der modernen—— in kräftiger Initiative ent⸗ gegenkam, hat die neue Aera des Leipziger Stadttheaters ihren verheißungsvollen eee Friedrich Schulzes ge icher Rückblick iſt ein ſicherer und zuverläſſiger Führer durch die lehrreichen Schickſale des Leipziger Stadttheaters im letzten Jahrhundert. Er ſucht den wierigen finanziellen Entwicklungen und den künſtleriſchen gleicher Weiſe gerecht zu werden. Günes i5 zu bedauern— und das hängt wohl mit dem dem Erſcheinen des Buches geſetzten Termine zuſammen und vermindert ſeine Brauchbarkeit: das Fehlen r geſchen Verzeichniſſes ſämtlicher Erſtaufführungen der, fünſtige Forſcher iſt ge⸗ zwungen, ſich alles Nötige aus 8 Texte zuſammenzuſuchen. Nicht einmal das Datum der erſten Leipziger Lohengrin⸗Auf⸗ führung vermag er dem— 8 1 entnehmen. Auch über die Urheber der verſchiedenen— eſpeare⸗Bearbeitungen und manches andere, vor allem über Inſenierungsfragen möchte man gerne Näheres und Ausführlicheres erfahren. Möge die Ruhe einer baldigen Friedenszeit die Möglichkeit zu einer dies⸗ bezüglichen Ergänzung des an ſich ſo verdienſtlichen theater⸗ geſchichtlichen Buches gebent 9 „Minna von Barnhelm“ auf der Mannheimer Bühne. Ein Beitrag zum„Miuna“⸗Jubiläum. Von Wilhelm Widmann. AUnſer beſtes, wie viele Krititer behaupten: unſer einziges wahr⸗ haft deutſches nationales Luſtſpiel, Leſſings„Minna von Barn⸗ helm“, feiert Ende dieſes Monats ſeinen 150. Geburtstag. Am 30. September 1767 erblickte nämlich dieſes populärſte aller Minnas in dem armſeligen Muſentempel am Gänſemarkt zu Hambu rg das Licht der Bretterwelt. Faſt gleichzeitig wurde das neue Sol⸗ datenſtück von Direktor von Kurtz als dramatiſche Ueberraſchung für die Beſucher der Herbſtmeſſe auf der Frankfurter Bühne vor⸗ geführt. Es ziemt ſich wohl, jenes Theaterereigniſſes zu gedenken, denn mit dem Erſcheinen der„Minna von Barnhelm“ begann der wichtigſte Abſchnitt der deutſchen Bühnendichtung und der deutſchen Schauſpielkunſt. Leſſings Meiſterluſtſpiel iſt das Fundament, auf dem ſich der ſtolze Bau unſerer klaſſiſchen Nationalliteratur erhebt und iſt zugleich auch die Grundlage des Aufſchwungs deutſcher Schauſpielkunſt, denn es hat, wie Eduard Devrient ſich ausdrückt, Edte verierte Schauſpielkunſt für die Wahrheit elektriſiert“. Adolf — ⸗Stahr nennt Leſſing mit Recht den„grundechten Typus, das glän⸗ zende Urbild des deutſchen Nationalgeiſtes“. In„Minna von Barn⸗ helm“ tritt Leſſings kerndeutſches Weſen, ſein heller Geiſt und ſein tiefes Gemüt am klarſten hervor. Major Tellheim, dieſer preußiſche Edelmann und Offizier voll ſtrengſten ſoldatiſchen Ehr⸗ und Pflichtgefühls, iſt ſeinem Weſen nach Tellheim ſelbſt, und in dem Geſamtwerke ſteckt nicht bloß, wie Goethe einmal geſagt hat, Leſſings Verſtand, ſondern auch ſein großes, warmes, edles Herz, ſein Herz voll Ehre und Liebe. Der Dichter liebte das Volk, das er durch und durch kannte, darum iſt ihm auch die Schilderung ber volkstümlichen Geſtalten ſo meiſterlich gelungen. Dieſer pudeltreue, grundehrliche, grobwitzige Bediente Juſt, dieſer biederherzige, liebenswürdig⸗groß⸗ mütige Wachtmeiſter und dieſes neckiſche Frauenzimmerchen Fron⸗ ziska, mit welcher feinſten Kenntnis und Anteilnahme des Herzens ſind ſie gezeichnet! Leſſing ſchrieb ſein Luſtſpiel bereits während ſeines Breslauer Aufenthalts 1763.—65. Den Stoff fand er in der Umgebung des Breslauer Gouverneurs Generalleutnants Tauentzien, dem Leſſing als Sekretär diente, im Verkehr mit Offizieren, die nach dem Hubertusburger Friedensſchluß abgedankt waren. Die Drucklegung des in Berlin abgeſchloſſenen Stückes verzögerte ſich bis zum Frühling 1767, und die Uraufführung konnte infolge kaum begreif⸗ licher Zenſurverbole erſt im Heröſt 1767 ſtattfinden. Jener denk⸗ würdigen Hamburger Erſtaufführung am 30. September 1767 wohnte Leſſing, der inzwiſchen nach Hamburg übergeſiedelt war und dort die Stelle eines Dramaturgen an der neuen Theaterunter⸗ nehmung Seylers übernommen hatte, bei. Der berühmte Konrad Eckhof gab den Tellheim, die treffliche, freilich ſchon ſtark bejahrte Frierike Henſel die Titelrolle. Die beſte Leiſtung des Abends ſoll Konrad Ackermann als Werner geboten haben. In März 1767 zeigte ſich„Minna von Barnhelm“ zum erſtenmale in Berlin, wo ſie noch herzlicher als in Hamburg aufgenommen wurde und binnen 22 Tage 19 Aufführungen erlebte— in damaliger Zeit ein unerhörter Erfolg! Im Triumphe zog dann das Luſtſpiel über alle deutſchen Bühnen. Wann es zum erſtenmale auf Mann⸗ heims weltbedeutenden Brettern erſchien, läßt ſich nicht genau feſt⸗ ſtellen, wahrſcheinlich hat es bereits Dirsklor Sebaſtiani, der in den Jahren 1769 und 1770 mit ſeiner Mainzer Geſellſchaft in Mannheim Vorſtellungen gab, auf ſeinem Spielplan gehabt. Sebaſtianis Nachſolger, Direktor Theobald Marchand, der mit ſeiner Geſellſchaft die Städte Mainz, Mannheim, Straßburg, Frankfurt, Hannover und Pyrmont bereiſte, hat nachweislich Leſſings Luſtſpiel des öfteren aufgeführt, auch in Mannheim. Die älteſten Nachrichten über Mannheimer Aufführungen des Stückes unter Marchand habe ich in Reichardts„Theater⸗Journal für Deutſchland“ entdeckt, deſſen Mannheimer Mitarbeiter bei Schilderung des Marchandſchen Perſonals auch auf die Rallenbeſetzung der„Minna von Barnhelm“ zu ſprechen kommt. Nach jenem Vericht hat in den 1780er Jahren der Schauſpieler Aloys Senefelder, der ſpäter in München durch Erfindung des Steindrucks berühmt geworden iſt, in Mannheim den Tellheim geſpielt. Der in Charakterrollen gern geſehene Künſtler war nach unſerem Gewährsmann als Major „äußerſt ſteif und unausſtehlich“, auch mißfiel ſein predigender Ton. Die Titelrolle war durch Madam Brochard„recht artig“ ver⸗ treten, noch mehr gefiel die mit ihr alternterende Madame Toscani. Frau Direktor Marchand gab die Franziska„mit der ſchalkhafteſten Laune“. Als tüchtige Darſteller des Juſt werden Groſſe und Piloti genannt. Als Riccaut zeichnete ſich Huck befonders aus. Mit„Minna von Barnhelm“ verabſchiedete ſich am 13. September 1778 Marchands Gefellſchaft von den Mannheimern, um dem kurfürſtlichen Hofe nach München zu folgen. Die erſte „Minna“⸗Aufführung im eigentlichen Nationaktheater unter Dalberg fand am 3. November 1770 ſtatt. In ihr war Minna durch die reichbegabte Frau Brandes und Tellheim durch Boek vertreten. Brandes war ein wackerer Werner, Ifland ein feinkomiſcher Wirt und Beil ein rauhbeiniger Juſt. Frau Seyler geb. Henſel, die früher in Hamburg die Minna geſpielt hatte, trat nun in Mann⸗ heim als Dame in Trauer auf, eine ihr weit beſſer zuſagende Rolle. „Madame Brandes als Minna erſchien heuie wieder als große Künſtlerin. Auch gefiel Herr Zuccarini ſehr als Riccaut“, berichtete das Tagebuch der Mannheimer Schaubühne. Bis 1790 folgten noch neun Wiederholungen: am 14. September 1780, 18. und 25. April 1782, 18. März 1783, 19. Oktober und 21. Dezember 1786, 27. September 1787, 27. März 1788 und 17. März 1789. Dann ruhte das Stück auffallend lange: bis 3. November 1803. Im 19. Jahrhundert diente„Minna von Barnhelm“ in neuer Einſtudierung des öfteren zur Einleitung der Spielzeit. Am 22. Januar 1879 erſchien ſie als Feſtvorſtellung zu Leſſings hundertſtem Geburtstag in beſonders ſorgſamer Inſzenierung. In dieſer Feſtaufführung ſpielte Amalie Cramer die Titelrolle und der kurz zuvor neu⸗ verpflichtete Karl Ernſt. den Tellheim. Die beliebte Naive Antonie Jenke ergötzte das Publikum als ſchelmiſche Franziska und Julius Werner ſtand ihr als Wachtmeiſter erfolgreich zur Seite. Ditt war ein trefflicher Juſt, Pichler ein drolliger Wirt, und Jacobi erweckte mit ſeiner wohlgelungenen Charak⸗ teriſtik des franzöſiſchen Glücksritters Riccaut lebhaftes Intereſſe. Frau Rocke gab die Dame in Trauer. Auch bei der Gedenkfeier zu Leſſings hundertſtem Todestag(15. Februar 1881) ging„Minna“ über die Bühne. Bei dieſer Feſtaufführung war Tellheim an J. Neumann übergegangen; inn übrigen war die Beſetzung die gleiche wie 1879. Eine bemerkenswerte Neueinſtudierung folgte am 22. Januar 1885 zur Geburtstagsfeier Leſſings. In ihr glänzte die kurz vorher eingetretene Hanna v. Rothenburg, eine liebenswürdige und geiſtreiche Künſtlerin, als Minna. Den Tell⸗ heim ſpielte nunmehr der ſympathiſche Richard Stury. Polland gab jetzt den Wirt und Frau Jacobi die Dame in Trauer; die anderen Rollen waren noch wie früher beſetzt. 1890 ging die Titelrolle an Sofie v. Dierkes über. Im letzten Jahr⸗ zehnt war Thila Hummel die Hauptvertreterin der Titelrolle; 1913 trat aushilfsweiſe Elſa Mohrmann vom Kartsruher Hoftheater für ſie ein. Als Tellheim erſchienen Götz, Ludewig, Koch und Alberti. Am 16. Juni 1913 zeigte ſich„Minna“ wieder in feſtlichem Gewande, diesmal zur Feier des Regierungs⸗ jubiläums unſeres Kaiſers, würdig beſetzt mit Koch, Thila Hummel, Marianne Rub, Otto Schmöle, Alexander Kökert. Emil Hecht, Toni Wittels, Wilhelm Kolmar und Neumann⸗Hoditz. Als Kammerzöfchen Franziska ſtellte ſich 1911 Vally v. Küſtenfeld vom Ham⸗ burger Stadttheater und 1916 Lucie Höflich vom Deutſchen Theater in Berlin den Mannheimern vor, namentlich die letztere in⸗ tereſſierte ſtark durch ihre originelle Auffaſſung und kräftige Charak⸗ teriſtik. Der nationale Wert und die patriotiſche Kraft des Leſſingſchen Luſtſpiels treten in gegenwärtiger Kriegszeit mehr denn je hervor. Nicht nur auf den heimiſchen Bühnen ſpielt jetzt„Minna von Barn⸗ helm“ wieder eine wichtige Rolle, auch in den eroberten Gebieten erſcheint ſie häufig und bietet unſeren tapferen Feldgrauen in Muße⸗ ſtunden nach ſchweren Tagen angenehmſte Erheiterung, Anregung und Erhebung. Alle Freunde Leſſings und echter, wahrhafter Buſtſpieldichtung bringen der Jubilarin„Minna“ herzliche Glück⸗ wünſche dar. Maskengeſpräche. 1840. Immermann, der Dichter des ſatiriſchen„Münchhauſen“⸗ romantiſchen Zeitgeiſt, gibt in ſeinen autobiographiſchen„Düſſel⸗ dorfer Anfängen“, denen die folgenden Geſpräche entnommen ſind, eine Rückſchau auf Begründung, Arbeit und Ziel ſeiner bedeutſamen künſtleriſchen Schöpfung, der Düſſeldorfer Bühne der Jahre 1832/37. deutſchen Bühne weiter! Die Reden über dieſes Elend ſind mir faſt ſo unleidlich geworden, wie das Elend ſelbſt es mir iſt. Genießt wenigſtens das Gute, wo es ſich einmal wieder empor⸗ ringt, fördert es dankhar, verteidigt es tapfer!— Aber ihr tuts ja nicht. Düſſeldorf hat drei Jahre lang eine Bühne be⸗ ſehr wohl bekannt ſind, nicht ableugnen werde. Aber die Wahrheit iſt, und deshalb darf ich ſie ausſprechen: die Düſſel⸗ dorfer Bühne hatte Tendenzen, wie ſie mir auf keinem andern deutſchen Gerüſte neuerdings erſichtlich geworden ſind, und was menſchliche Kraft vermag, iſt aufgeboten worden, den Tendenzen nachzukommen. Und hat ſich eine kräftige Feder bewegt, iſt ein beredter Mund laut geworden, die Gunſt des Hofes, die Ambition unſerer Reichen und Vornehmen rege zu machen, daß ſie von ihrem Ueberfluß etwas abgeben, um das Inſtitut zu erhaſten? Mit nichten. Man hat uns gelaſſen und gleichgültig fallen laſſen.“— „Den Untergang unſerer Bühne möchte ich weit mehr von inneren Urſachen ableiten,“ erwiderte der blaue Domino. „Ganz gewiß, wenn du dich nur aufrichtig prüfen willſt, ſtan⸗ deſt du einer gewiſſen Ermüdung und Blaſiertheit über die Sache nahe. Und du warſt doch die Feder in der ühr.“— „Es iſt mir lieb, daß ich mich über dieſen Punkt einmal offen ausſprechen darf,“ ſagte der ſchwarze Domino.„Ja, man hat dies verbreitet und drucken laſſen, und es iſt noch zuletzt etwas Aehnliches im Artikel des neueſten Konverſationslexi⸗ kons, der von mir handelt, geſagt worden. Es iſt aber nicht wahr. Ich habe nie die Bühne überſchätzt und bin nicht der daß Deutſchland untergehen müſſe, weil es ſeit De⸗ zennien keine mehr beſitzt. Ich weiſe der Bühne aber aller⸗ dings ihre Stelle im Kulturleben eines Volkes an und bin der Meimamg, daß dieſe nicht vom Pietismus, nicht von der Philoſophie, nicht vom Kommerziellen oder vom Bilderbeſehen oder non hundert andern Dingen, womit die Leute ſich jetzt beſchäftigen und unterhalten, ausgefüllt werden kann. Weil ich mich denn alſo nicht mit einem trunkenen, ſondern mit einem nüchternen, aber liebevollen Blick an die Bühne machte, ſo habe ich ihre Leitung als ein ernſtes Geſchäft angeſehen, bei dem man das Bergnügen bekanntlich nicht in einem wohl⸗ lüſtigen Kitzel, ſondern nur darin ſucht, daß man ſieht, man bringe die Sache vorwärts. Da nun die Reſultate meiner Arbeit augenfällig waren und ſich im Verlauf des Geſchäfts nicht minderten, ſondern ſteigerten, ſo hatte ich als guter Ar⸗ beiter meinen Lohn, fühlte mich in meinem Berufe friſch und verſpürte keinerlei Ermüdung.“— „Aber die Schauſpieler?)— „Dieſen muß ich das Zeugnis ehrenhafteſten Fleißes bis zuletzt geben. Ich habe meinen Schauſpielern nie geſchmeichelt: ich habe ihnen Anſtrengungen zumuten müſſen, wie ſie ſonſt nirgends den Leuten auferlegt werden; ſie haben mir auch durch ihre Trakaſſerien und Grillen tauſendfachen Verdruß acht; aber in der Hauptſache, in der Luſt und Liebe pen zu vergleichen geweſen, welche ſich noch ſchlagen, wenn auch kein Sieg mehr zu hoffen iſt und die Milizen längſt davon⸗ gelaufen ſind. Damit du aber nicht ſageſt, ich brüſte mich nur mit ihnen, ſo erinnere dich gefälligſt, daß die Düſſeldorfer Bühne am letz⸗ ten März 1837 aufhörte, und daß ein Viertelahr dem ganzen Perſonal gekündigt war. Es war alſo eine Zeit da⸗ mals eingetreten, in der ſonſt die Kräfte eines Inſtituts erlah⸗ men, weil die Gedanken, ohne Intereſſe an der Rähe, ſchon wild in der Ferne umherſchweifen. Und da haben die Düſſel⸗ dorfer Schauſpieler am 1. März Egmont, am 16. Julius Cgeſar, an Goethes Todestage, am 22., Iphigenie, am 31. Gri⸗ ſeldis geliefert, neben der übrigen kurzen Tagesware. Egmont war in mehreren Hauptrollen neu, Caeſar, Iphigenie, Griſeldis waren ganz neu. Daß zu den Proben unter ſolchen Umſtänden nicht ſelten ein Teil der Nacht verwendet werden mußte, be⸗ greift ſich; ſie taten und leiſteten aber dieſes, weil ſie ihre Ehre darein ſetzten, daß die Bühne im höchſten Glanze der Tätigkeit untergehe. So lieferten ſie mir den Beweis, daß auch der deutſche Schauſpieler ſogleich wieder ein ganz anderes Weſen wird, wenn man ihn nur richtig anfaßt. Die richtige Behand⸗ lung, welche ich meine, beſteht aber nicht im Kajolieren oder Ordonnieren vom Kabinett des Intendanten aus, ſondern dar⸗ in, daß ihnen, nicht in hohlen Worten, ſondern in der Tat und in der Wahrheit, das Bewußtſein werde von einem in tüch⸗ tigem Sinne unternommmenen Wirken, daß der Intendant ge⸗ ſtaltend, ordnend, erfindend bis in das Kleinſte eingreift, daß und Geſchick wird er nun freilich dazu nur haben, wenn er B558 von der Klinge iſt. Man macht Rechner zu Finanziers, uriſten zu Richtern, Maler oder Bildhauer zu Direktoren der Akademien; aber im Gebiet der ſchwierigſten und verwickeltſten Kunſt macht man Hofleute zu Intendanten. Es iſt ein Wider⸗ ſinn, der kaum widerſinniger gedacht werden kann.“— „Wenn ich dir auch alles das zugeben will, ſo würde doch das Verſiegen des Repertoirs der Sache ein Ende gemacht haben“, ſagte der blaue Domino. „Leben ruht auf ſich ſelbſt, wird durch ſich ſelbſt verbürgt, weiß ſich ſeine Zuflüſſe zu öffnen“, rief der Schwarze.„Ueber einem Inſtitut voll Kraft und Blut waltet ſein Stern. Ich weiß nicht, was ich noch alles hätte geben laſſen ſollen; meine Projektenzettel enthalten manches ſeltſame, phantaſtiſche, poe⸗ tiſche, gewagte Problem verzeichnet. Da fallen mir eben bei⸗ ſpielsweiſe Fortunat, Manfred, Drei Vergeltungen in Einer, Demetrius, den ich fortſetzen wollte, Almanſor, verſteht ſich etwas zugeſtutzt, Grabbes Napoleon, ſzenenweiſe phantasma⸗ behandelt, Oedipus Rex ein. Denn auch mißlungen, was geglückt wäre, wer weiß es? Die Bühne aber würde fortgelebt haben in dem neuen, alles hazardierenden und ſeine Kraft zu einem Theater hingezogen fühlen, welches ihm mehr Chancen für den Erfolg origineller Gedanken darbot, als 7 Rehſt aif 5 7 u ſiehſt alſo, Freund, wie ſich die Sache eigentlich ver⸗ hält. Die Düſſeldorfer Bühne iſt nicht an einem inneren Lei⸗ den, ſondern einzig und allein baran untergegangen, daß die Romans und entſchloſſener Kämpfer gegen den bröckelnden ſpät⸗ „Oh, oh, ohl“ rief der ſchwarze Domino und hielt ſich beide Ohren zu.„Lieber, ich bitte dich, nichts vom Verfall der — Machts beſſer, aber hört endlich mit dieſen Jeremiaden aufl ſeſſen, deren Mängel und Schwächen ich wahrhaftig, dem ſie inge, in der Ausdauer und Beharrlichkeit ſind ſie er, um kurz zu ſagen, das Feuer des Gefechts nicht ſcheut. Mut n die antike Tragödie wollte ich mich wagen. Was davon Geiſte. Konnte mittlerweile nicht ein friſches Talent erblühen ———— ——— 6. Seite. Nr. 454. Mannheimer General⸗Anzeiger.(Abend⸗Ausgabe.) Freitag, den B. September 1r7. mehreren Millionen, welche das Kapital unſerer hieſigen Opti⸗ maten bilden, nicht ein ferneres jährliches Subſidium von vier⸗ tauſend Thalern mehr abwerfen wollten, denn ſo viel etwa be⸗ durfte ſie zu ihrem Fortbeſtand. Ich will dieſes Faktum weder loben noch tadeln; aber konſtatiert muß das Faktum endlich doch einmal werden. Ferner iſt es faktiſch, daß wegen jener mangelnden viertauſend Thaler, und nur wegen ihrer, ein In⸗ ſſtitut zertrümmerte, welches beſtimmt zu ſein ſchien, in die Reihe der rheiniſchen Kulturanſtalten mit einzurücken.“ Die beiden Dominos ſchwiegen. *** „Nein“, rief der Papageigrüne, indem er eine große Auſter verſchlürfte,„vom Theater höre ich gern plaudern. Ihr wißt ja, daß ich ſeit zweiundzwanzig Jahren meinen Platz abonniert halte „Bei Sonnenſchein und Sturm und Regen, jeden Tag, den Gott der Herr gibt, unter klaſſiſchen Himmelszeichen und unter Sternſchnuppen, mochte Seydelmann ſpielen oder der Herr K, die Frau H, das Fräulein“, ſagte der rote Domino.„Ihr ſeid gleichſüm die pensée immuable des Theaterauditoriums“. „Daß ihr mich aufzieht für meine Großmut, vergebe euch Gott der Herr!“ verſetzte der Papageigrüne und trank Cham⸗ pagner.„Das Theater iſt einmal da; alſo müſſen die Leute hineingehen;— ich gehöre zu den Leuten; alſo muß ich ins Thegter gehen.“ „Gegen die Bündigkeit dieſes Schluſſes läßt ſich nicht ein⸗ wenden.— Nun aber erzählen Sie!“ „Seht zuvörderſt in dieſem unſerem ehrwürdigen Freunde den Demos!“ hob der ſchwarze Domino an.„Feſt und uner⸗ ſchütterlich iſt er; die Bretter, wie ſie ſind, gehören zu ihm und er gehört zu den Brettern, wie ſie auch ſein mögen. Jetzt hört von mir! Als ich hier ankam, hatte ich an einem Tage den vertrackteſten Kontraſt zu ſchauen. Mittag war; mein erſter Gang war auf die Akademie. Hallende Gänge, maſſive Räume empfingen mich. Schadow führte mich umher. Hübner malte an ſeinem Fiſcher, Leſſing an der bizarren Landſchaft, die das Licht von hinten empfing, ſo daß ſich das Ritterſchloß in der Mitte wie ein Schattenriß abſchnitt. Hildebrandt machte Romeo und Julia, Sohn Rinald und Armida, Mücke einen Narziß,— junges, verſprechendes, wenn auch noch unentwickel⸗ tes Leben in anſtändiger Wiege. Nachmittags hörte ich in meinem Gaſthofe, es ſei hier auch Theater. Der Name der Geſellſchaft wurde mir genannt, die, im Herbſt zuſammen⸗ geſtoppelt, den Winter durch ſich für das Wohl der Menſchheit bemühe und im Frühling, wenn die Schwalben kommen, wie⸗ der auseinander fliege. Der zweite Gang war alſo abends ins Schauſpielhaus. Es war nicht leicht, in das Allerheiligſte dieſes Tempels vorzudringen; denn dunkel, wie es ſich für die Avenuen zu Myſterien ziemt, waren die Korridors, denen hin und wieder die Bedielung fehlte, ſo daß man in dieſes und jenes Loch trat, und gegen manchen rohen Pfoſten ſtieß man in der Dunkelheit.“ „Ein nichtswürdiges Lokal war's in der Tat, das alte Gießhaus, worin ſie damals ſpielten,“ fiel der Papageigrüne ein.„Man wußte garnicht, was man im Parterre unter den Füßen hatte, ob es noch Bruchſtücke von ehemaligen Bohlen waren oder der reine Müll. Einmal bricht ein dicker Mann mit ſeinem Beine durch den Fußboden ſeiner Loge durch; eine Dame, die in dem Raume darunter ſitzt, fällt in Ohnmacht Vor Schreck über den dunkeln Körper, der da ſo plötzlich vor ihrem Geſichte hängt; der arme Mann renkt ſich aber das Bein aus. Indeſſen ſaß ſich's doch recht hübſch darin, und man war einmal daran gewöhnt. An den Logenbrüſtungen umher ſtanden auch die Namen der Theaterſchriftſteller und Kompo⸗ niſten angeſchrieben; die Theaterſchriftſteller ſchwarz und die Komponiſten rot. Das ſah recht gut aus.“ „Wenn man ſie nur hätte deutlich leſen können!“ rief der ſchvarze Domino.„Aber, Lieber, der Kronleuchter verbreitete doch ein gar zu zartes Dämmerlicht. Sie gaben an jenem Abende ein Stück, ich weiß nicht mehr welches. Darauf folgte eine Merkwürdigkeit. Ein Gaſtwirt aus der Nähe, der ſich bewußt war, daß die Ader des Schönen in ihm rinne, dekla⸗ mierte den„Ausbruch der Verzweiflung“ von Kotzebue. Ich dann nicht beſchreiben, mit welcher Empfindung ich mich nach dieſem + niederlegte, während meine Gedanken zwiſchen der Akademie und der ſogenannten Bühne hin und ſher gingen. (Aus: Immermann, Düſſeldorfer Anfänge.) Johann Chriſtian Brandes. Autobiographiſches. Johann Chriſtian Brandes—„Schauſpieldichter und vor⸗ maliger Schauſpieldirektor“ nennt ihn eine Porträtinſchrift“— iſt der Sohn eines herabgekommenen Magiſters der Theologie und 1735 in Stettin geboren. Nach einigen mißglückten Anſätzen, ſich die Grundlagen zu einer beſchränkten bürgerlichen Exiſtenz zu ſchaffen, macht er in Hamburg ſeine erſten theatraliſchen Verſuche und führt jahrelang das phantaſtiſch ungeſicherte Da⸗ ſein des kleinen Komödianten, das er mit ſeinen Vor⸗ und Nach⸗ ſpielen(er iſt allmählich ein bekannter Mann geworden) in ſeiner„Lebensgeſchichte“ zu erzählen unternimmt. Und er er⸗ gählt gut mit einer merkwürdig ſachlichen Selbſtbeobachtung und Einſchätzung der eigenen Leiſtung, mit einem hellen Blick für die Umwelt, unſentimental und ohne Schnörkelei. Eine freiere gei⸗ ſtige Beweglichkeit und geſchickte Technik verraten ſein zweites Handwerkt er iſt ein geſchätzter und vielgeſpielter Bühnenautor (namentlich eine„Ariadne auf Naxos“ erfreute ſich großer Be⸗ liebtheit), der den wenig bedeutenden Darſteller um Ziemliches hinter ſich läßt. Als ſolcher⸗ſteht er im Schatten ſeiner Frau, der gefeierten Eſther Charlotte Brandes und heftigſten Rivalin der Seyler⸗Henſel, und ſeiner jungverſtorbenen Tochter Minna, einem Patenkind Leſſings. Hamburg, Gotha, Dresden, Mann⸗ heim, Riga bezeichnen die wichtigſten Stationen dieſer Lauf⸗ bahn. Brandes ſtirbt vierundſechzigjährig in Berlin. Seine dreibändige Lebensgeſchichte, in ſeinem Todesjahr 1799 erſchienen, gehört zu den beſterzählten, aufſchlußreichen und wenig bekannten Schauſpieler⸗Memoiren jener Zeit. Ein Exem⸗ plar dieſer Ausgabe iſt im Beſitz der Mannheimer öffent⸗ lichen Bibliothek im Großh. Schloß. Bald nach meinem Engagement ſchloß Schönemann ſein Theater in Lübeck nud ging mit der Geſellſchaft nach Ham⸗ burg. Ich war nun zwar zum Schauſpieler angenommen, noch nicht dazu gebildet. Die wenige theoretiſche Kennt⸗ nis, welche ich bisher beim Anſchauen der Schauſpiele und aus Büchern geſammelt hatte, war bei weitem nicht hinreichend; ich mußte nun auch praktiſche Erfahrungen machen, und dazu war gründlicher Unterricht von geſchickten Schauſpielern not⸗ (wendig. Schönemann hatte mich zwar zu dieſem Zwecke an einige der beſten Künſtler bei ſeinem Theater verwieſen; allein Deſen fehlte es zum Unglück an Zeit oder auch an Luſt, ſich mit dem Unterricht eines Anfängers in der Kunſt zu beſchäf⸗ tigen. Endlich traten ein paar andere Männer auf, die ſich des neuen Lehrlings erbarmten. Der Theatermeiſter— welcher gemeiniglich über alle Schauſpiele und deren Vor⸗ ſtellungen ſein Kennerurteil zu fällen pflegte und nur ſelten eines ohne Tadel durchſchlüpfen ließ— übernahm meinen Unterricht in der Deklamation; und der Ballettmeiſter, welcher auf maleriſche Geſten, Attitüden, Gruppen u. dgl. ſein Augen⸗ merk richtete, erbot ſich zu meiner Bildung in der körperlichen Beredſamkeit. Jener unterſtrich, in den mir zugeteilten Rollen, die Hauptwörter, worauf ich den Akzent legen ſollte; lehrte mich, wie ich nach dem Beiſpiele des großen Künſtlers Ekhof — der ein Mitglied dieſer Geſellſchaft war— von Zeit zu Zeit die Stimme heben und ſinken laſſen, bei welchen Stellen ich Gleichgültigkeit oder Teilnahme, Mitleid, Zärtlichkeit uſw. äußern, bei welchen ich unwillig, zornig werden oder gar wüten ſollte, welche Geſichter ich dei Aeußerungen von Furcht, Hoffnung, Liebe, Haß, Verzweiflung, kurz, beim Autsbruch aller möglichen Empfindungen und Leidenſchaften, machen müßte; der Ballettmeiſter hingegen unterrichtete mich, meinen Körper mit Anſtand zu tragen und Hände und Füße gehörig zu gebrauchen, um dem, was ich zu ſagen hätte, Nachdruck und Grazie zu geben. Z..: Ein Dritteil des Geſichts müſſe alle⸗ mal gegen den Mitſpielenden und zwei Dritteil gegen die Zu⸗ ſchauer gerichtet ſein; bei Hebung der rechten Hand müſſe der linke Fuß, und bei Hebung der linken Hand der rechte Fuß vorgeſetzt werden; bei einer ſolchen Bewegung der Hände müſſe ſich erſt der obere Teil des Armes vom Körper löſen, bis zu einer gleichen Linie langſam erheben und dann in der Mitte ſanft biegen; hierauf würde der untere Teil und endlich die Hand in Bewegung geſetzt, welche nun, mit leicht geſenkten Fingern, den Inhalt des vorzutragenden Textes andeuten nüſſe— dies nannte er eine Schlangenlinie oder auch wellen⸗ förmige Bewegung. Zugleich müſſe ſich das Auge allemal nach der Seite, wo die Hand tätig wäre, hinlenken uſw. Ich war äußerſt lernbegierig, nahm jeden Unterricht, voll Vertrauen auf die tiefen Kunſtkenntniſſe dieſer Männer, ohne Widerſpruch an und befolgte ihn pünktlich. Welch eine Karikatur aus mir wurde, wird die Folge lehren. Meine erſte Rolle, worin ich öffentlich auftrat, war in dem Luſtſpiele Demokrit, von Regnard, der eine Schmeichler. Jugend, gute Geſtalt und ein ziemlich natürlicher Vortrag— denn ich hatte diesmal aus Angſt allen Kunſtunterricht meiner Lehrer anzuwenden vergeſſen, erwarben dem Anfänger eini⸗ gen Beifall; ganz anders aber verhielt es ſich bei der Vor⸗ ſtellung des Trauerſpiels Caeſars Tod, von Voltaire, worin mir die Rolle des erſten Römers und einem anderen ebenfalls angehenden Schauſpieler die des zweiten Römers zugeteilt worden war. Beim Einlernen der meinigen hatten ſich dies⸗ mal die Anſichten des Theatermeiſters und die Kunſtkenntniſſe des Ballettmeiſters, damit ich meinem Kollegen mit Gewißheit den Rang abgewinnen ſollte, gänzlich erſchöpft; auch hatte ich erſt vor kurzem den großen Künſtler Ekhof, in der Rolle des Oedipus, den lauteſten Beifall einernten geſehen, und einem ſo geſchickten Schauſpieler nachzuahmen, ſchien mir Fflicht. Voll lebhaften Zutrauens auf meine Kenntniſſe betrat ich alſo die Bühne, und ohne zu bedenken, daß mein Römer nur Be⸗ dauern über Caeſars Ermordung äußert und nicht, wie Oedi⸗ pus, ſeinen Vater ermordet und ſeine eigene Mutter geheiratet hat und darüber in Raſerei gerät, begann ich, ſowie das Stich⸗ wort mich zum Reden aufforderte, meine Rolle mit einer Art von Gebrülle im tiefſten Baßtone und mit den grimmigſten Geſichtern nach des Theatermeiſters, und mit allen Hebungen der Arme, Setzungen der Füße und maleriſchen Attitüden nach des Ballettmeiſters Unterricht zu deklamieren und zu geſtiku⸗ lieren. Mein Mitrömer ſtand dagegen wie eine Bildſäule, ohne die geringſte Bewegung, und quiekte ſeine Rede in einem Kaſtratentone her. Dieſer abſcheuliche Kontraſt erregte natürlicherweiſe das lauteſte Gelächter. Der in ſeinem Blute ſich noch wälzende Caeſar— Schönemann— ſchimpfte und fluchte:„Daß dich das Wetter! Sind die Kerl des Teufels? Haltet doch das Maul, Ihr verdammten kauderwelſchen Hundel“ uſw. Aber wir ſahen und hörten nicht, vor lauter Angſt und Schrecken über das allgemeine Geziſch und Ge⸗ lächter der Zuſchauer; das Trauerſpiel wurde in dem Tone fortgeſpielt und dann für Hamburgs Bühne auf immer be⸗ graben. Ich, mehr tot als lebendig über dieſe mir widerfahrene öffentliche Beſchimpfung und voll Verzweiflung über meine fehlgeſchlagene Hoffnung, die Zuſchauer durch mein vermeint⸗ liches Meiſterſpiel zu überraſchen und ſo wie Ekhof allgemei⸗ nen Beifall zu ernten, ſchlich mich, ſowie der Vorhang fiel, ganz ſachte vom Theater weg und eilte, ſobald ich mich ent⸗ kleibet und teils ernſtliche Verweiſe, teils Spöttereien in Menge von meinen Mitſchauſpielern aufgeladen hatte, in meine Wohnung, wo ich nun mit Zittern die Folgen dieſen tragiſchen Vorgangs erwartete. Zu meinem großen Schrecken erſchien auch gleich am fol⸗ genden Morgen der befürchtete Theaterbote und berief mich zum Direkteur.„Ich habe mich bei Ihrem Engagement über⸗ eilt— redete mir dieſer beim Eintritt entgegen— Sie haben nicht das geringſte Talent zum Schauſpieler; ich ſehe mich deshalb genötigt, Sie wieder zu entlaſſen. Hier iſt Ihre letzte Gage.“ Zitternd entſchuldigte ich mich zwar, ſo gut ich es vermochte, beſonders damit, daß mich der Theater⸗ und der Ballettmeiſter irregeführt und die Rolle ſo eingelehrt hätten, und bat auf das flehentlichſte um Nachſicht; aber er beharrte bei ſeinem Ausſpruche. Zum Glück für mich erſchien eben jetzt ſeine Tochter, in Ekhofs Begleitung. Beide hörten den Vorgang, äußerten Mitleid gegen mich und taten ihr Möglich⸗ ſtes, den erbitterten Mann zu beſänftigen. Ekhof führte an, daß er ehedem als Anfänger ebenſowenig Hoffnung gegeben und ſein Talent zum Schauſpieler ſich erſt nach Jahren ent⸗ wickelt hätte. Erſtere war der Meinung, daß dies bei mir wahrſcheinlich eben der Fall wäre; behauptete, daß es mir keineswegs an Anlage, ſondern nur an einer gründlichen Zu⸗ rechtweiſung fehle, und erbot ſich liebreich zu meinem Unter⸗ richt. Dieſen und mehreren Vorſtellungen und Bitten gab endlich Schönemann nach, und mein Engagement wurde er⸗ neuert, doch unter der Bedingung, daß ich zugleich Rollen ſchreiben, erforderlichenfalls die Stelle eines Souffleurs ver⸗ treten und auch in den Balletten mitfigurieren müßte, wozu⸗ ich von dem Ballettmeiſter die nötige Anweiſung erhalten ſollte. Ich willigte gern in Alles, und ſo wurde ich für dies⸗ mal meiner Angſt entledigt. Nus alten Mannheimer Theaterkalendern. Erbauliche Anmerkungen unter ein paar Komödienzetteln von der eingegangenen Geſellſchaft der Toskaniſchen Eheleute vom Februar und März 1795. Zum allerletzten Mal: Die Jauberflöte. 1. Dieſes erhabene, unnachahmlich große, mit ſchweren Koſten verbundene Stück, um das ganze Nationen geizen, muß Zeuge meines Unternehmungsgeiſtes, Zeuge meiner unbe⸗ grenzten Dankbarkeit, Zeuge meiner unermüdet angewandten Mühe und Arbeit ſein. Auch würde ich's nicht gewagt haben, dieſes berühmte Stück aufzuführen, wenn nicht einige gnädige Theatergönner durch ihre großmütige Unterſtützüng den Grunbſtein dazu gelegt hätten, wofür ich meinen ergebenſten Dank erſtatte. Der enge Raum des hieſigen Theaters, die zur Aufführung dieſer weltberühmten Oper erforderlichen Präpa⸗ rate, die unendlich vielen koſtſpieligen, bei großen Theatern in die Tauſend laufenden Depancen zur Vorſtellung dieſes Stücks, dieſes alles gibt Stoff an die Hand, die Möglichkeit zu bezweifeln, was heute Aller Erwartung übertreffen wird, dieſes große Gemälde in Miniatur auch ſchön darſtellen zu können. Ich wagte es für Amberg, das ſtolz über andere Städte hinſehen und im Taumel des Ruhms jeder Nachbarn Neid erregen kann; ich opferte ihm mein Vermögen, meine Ruhe, ja ſelbſt meine Geſundheit auf, und ſollte wohl der Preis, den mir der Nationalſtolz und beſondere Theatergönner beſcheren, für meine Aufopſerung zu hoch ſein? Ich würde ich für Sie, gnädige Muſenfreunde, auf das Spiel ſetzte, ver⸗ lieren, wenn Sie nicht durch zahlreiche Zuſprüche ſelbe zu ret⸗ ten trachteten. In dieſer troſtvollen Erwartung empfehle ich mich Ihrem Schutze und verharre in tiefſter Ehrfurcht Dero ergebenſter Diener Karl Joſeph Toskani, Direkteur. 2. Da von der höchſten Stelle die heutige Einnahme mir allergnädigſt zugeſtattet worden iſt, um in Stande geſetzt zu werden, meine Frau an einen auswärtigen Hof ſenden zu kön⸗ nen, wo ich mich mit großem Vorteile anheiſchig gemacht, kom⸗ menden Sommer ſpielen zu bürfen, und wo ich hoffen darf, einen Vorſchuß zu erhalten, um meine hieſigen Creditores be⸗ friedigen zu können und dieſen Ort als ein ehrlicher Mann 10 verlaſſen, wie ich eingetreten bin. Die mir durch die Gnade floſſene Unterſtützung ſoll mir unvergeßlich ſein; auch würde ich nie in die Lage verfallen ſein, wenn die kalte und ver⸗ änderliche Witterung nicht manchen meiner gnädigen Theater⸗ gönner vom Schauſpielbeſuch abgehalten hätte. Da nun von dieſer Reiſe meiner Frau meine Ehre, mein Wohl und mein künftiger Credit abhängt, ſo kann nur die Unterſtützung eines hohen Adels und reſpektiven Publikums durch einen zahl⸗ reichen Beſuch bei der heutigen Vorſtellung ſelbe retten. Und warum ſollte ich, der ich doch meine äußerſten Kräfte aufge⸗ boten, allmögliche Unterhaltung durch mein Theater zu ver⸗ ſchaffen, warum ſollte ich an der gnädigen Unterſtützung und bekannten Menſchenliebe der hieſigen Theatergönner nur den Zweifel hegen? indem Sie mir ſchon die tätigſten eweiſe gegeben? In dieſer tröſtlichen und zuverſichtlichen Hoffnung, meine untertänigſte Bitte umſo mehr gewährt zu ſohcd da dieſe Oper heute zum allerletzten Mal aufgeführt d, verharre ich in tiefſter Ehrfurcht Eines hohen Adels und reſpektiven Publikums untertänigſter Karl Joſeph Toskani, — Direkteur der Geſellſchaft. Dheateranekdote zur Beherzigung für Regiſſeurs. Den Schauſpielern des königl. großen Theaters zu Paris wurde ein Luſiſpiel übergeben, von dem ſie faſt allgemein ur⸗ teilten, es ſei ſchal, langweilig und unwitzig. Das Urteil war eines Kritikers nicht unwürdig; aber der Präſident des Aus⸗ ſchuſſes wollte aus einer Art von daß es angenom⸗ men werden ſollte; auch machten andere Umſtände feine Auf⸗ nahme gewiſſermaßen notwendig. Die Schauſpieler ſtudierten es ein, bedauerten aber höchlich ihre Mühe, weil ſie im pro⸗ phetiſchen Geiſte vorausſahen, daß ſie es nicht zu e ſpielen würden. Indeſſen ward es angekündigt; das Haus war voll und man fing an zu ſpielen. Während des erſten Aktes klaiſchte man ſchon hin und wieder; aber da er geendigt war, zeigte das allgemeine Klatſchen nicht zweideutig den Beifall des Publikums an. Dieſer unerwartete Zufall ſetzte die Schauſpieler in Erſtaunen. Man ſpielte den zweiten Akt; er ward mit noch lauterem Beifall aufgenommen, und bei dem dritten verlangte man ſogar den Verfaſſer zu ſehen, um auch ihm zu klatſchen, wie man ſeinem Luſtſpiele geklatſcht hatte. Die ſtrengen Richter waren außer Faſſung, konnten einander kaum anſehen und murmelten nur vor ſich:„Ich kann nicht begreifen—— es iſt doch ſonderbar—— ich möchte doch wiſſen——“ Einer von ihnen ſagte endlich, nachdem er ſich lange den Kopf zerbrochen hatte, in äußerſt naivem Tone: „O meine Herren! Das kommt daher, weil tauſend witzige Einfälle darin ſind, die wir überſehen haben.“ Eine zweite Geſchichte. Bei einer Vorſtellung der Lanaſſa von Plümike hatten Schneider⸗ und Bäckergeſellen für freien Zutritt zwiſchen den Kouliſſen die Statiſtenrollen zu liefern. Bekanntlich kommt im fünften Akt ein wütendes Gefecht vor, wodurch Lanaſſa vom Holzſtoß gerettet wird. Der Schauſpieler, welcher den komman⸗ dierenden General ſpielte, inſtruierte die beiderſeitige Armee ſorgfältig, bezeichnete jedes Individuum, das fallen ſollte, und machte zum Ueberfluß noch zwiſchen dem Akt eine Probe. Allein da es im Angeſichte des Publikums zur Schlacht kam, blieb beinahe die ganze Armee auf dem Platz. Unter andern lag im Vordergrund der Bühne ein feiſter Knappe der Bäcker⸗ zunft über einen hageren Schneider hingeſtreckt, und zwar ſo unterzurutſcheg. Der Bäcker machte jenem verſtändlich, daß er tot ſei und ſich folglich nicht bewegen könne. Die lnter⸗ haltung wurde ſo hörhax, daß der Offizier laut Friede gebieten mußte. In dieſem Augenblick machte der Schneider ein ge⸗ ſchicktes Manöver, warf den Bäcker ab und ſprang auf. Der Offizier rief ihm zu: Kerll biſt du des Teufels, willſt du ſtill abon 8 Beſcheidenes Selbſtgefühl. Ein gewiſſer Schauſpieler ſchrieb einſt bei ſeinem neu⸗ angetretenen Engagement an einen ſeiner Bekannten folgen⸗ des:„Lieber Freund! Nachdem ich den aten dieſes glückli hier angekommen, hat meine Frau den 10ten debütiert außerordentlich gefallen; ich werde den 20ten debütieren und unausſprechlich gefallen.“ nugl und trollte Kindesliebe eines berühmten Schaufpieſdichters. Ein Stück mißfiel; doch nahms, der Welt zum Trutz, Der gute Autor väterlich in Schutz. Warum' fragt hier erſtaunt die Welt— — Weil man das Unglückstind ſtets für das liebſte hut. das einzige Kleinod, das ich noch habe— meine Ehre—, die eines hieſigen hohen Adels und reſpektiven Publikums zuge⸗ Unbeholfen, daß ihn der Untenliegende kläglich bat, etwas her⸗ liegen?— Herr, ſagte der Schneider, da liegen noch Tote ge⸗ G00 * * aus dieſem Grunde, noch mehr und Lichterſparnis ſympathiſch aufg Freitag, den B. September 1917. Mannheimer General⸗Anzeiger.(Abend⸗Ausgabe.) Nr. 454. 7. Seite. Nus Stadt und Land. Mit dem E ausgezeichnet Das Eiſerne Kreuz l. Klaſſe erhielten: Leutn. d. Reſ. Max Dieterich, Beamter der Firma Heinrich Lanz, und der 20jährige Unteroffizier Karl Gropp, bei einem bayer. Sturm⸗ Bataillon, Inhaber des Eiſernen Kreuzes 2. Klaſſe und der Badi⸗ ſchen Verdienſtmedaille, welcher ſeit drei Jahren im Felde ſteht und ſchon einigemal verwundet war, wegen hervorragender Führung von Angriffen. Genannter iſt der Sohn des Betriebsleiters der Oberrheiniſchen Eiſenbahngeſ., Karl Gropp, Edingen. 7 2 Erhebung über Ernteſlächen und Getreideertrag. Wohl niemand, der ſich an dem augenfällig ſelten günſtigen Stand der Getreidefelder und über die reſtloſe Kisnücn 98 Bodens für landwirtſchaftliche Zwecke im vergangenen Sommer er⸗ freute, hät wohl ſo ſchreibt man uns, gedacht, daß die Feſtſtellungen über die Ernteflächen und die Schätzungen über das Ergebnis der Getreideernte einen Rückgang gegen das bekanntlich wenig ergie⸗ bige Vorjahr ergeben würden. Und doch iſt dem ſo. Für das Reichs⸗ gebiet ſoll die beſtellte Ackerfläche um über 450 000 Hektar kleiner geworden und es ſoll mit einem Minderertrag von 4630 000 Ton⸗ nen Getreide zu rechnen ſein. Dies kann unmöglich den Tatſachen entſprechen, iſt vielwehr zweifellos auf eine ſagen wir, allzu große Vorſicht der landwirtſchaftlichen Betriebsinhaber bei der Anmeldung der beſtellten Flächen und des Körnerertrags des geernteten Ge⸗ treides zurückzuführen, Wohl keiner der Pflanzer hat jedoch die bedenkliche Wirkung überlegt, die mit der von ihm geübten Zurück⸗ haltung verknüpft iſt. Die Zuteilung des Brotgetreides an die Be⸗ völkerung kann zunächſt nur auf der Grundlage der bisherigen Ermittelungen erfolgen; es wird daher im Laufe des Herbſtes eine weſentliche Herabſetzung der Mehl⸗ und Brot⸗ rationen ſtattfinden müſſen. Die ernſten und ſchwerwiegenden Folgen, die eine ſolche Maß⸗ nahme haben müßte, machte es zur unabweislichen Pflicht, die bis⸗ — Erntefeſtſtellungen einer ſorgfältigen, ins Kleinſte gehende achprüfung zu unterziehen. Es iſt deshalb für die Tage vom 1. bis 3. Otober de. I eine neuerliche Erbebung der im Sommer 1917 mit Getreide bebauten Grundſtücke und des Ertrages desſelben angeordnet worden die hierorts in der Weiſe ſtattfindet, daß jeder Einwohner des Stadtbezirks, der im laufenden Jahré Grundſtücke mit Getreide angebaut hatte, einen Fragebogen beim Lebensmittelamt bezw. bei den Gemeindeſekretariaten abzuholen, auszufüllen und mit Unterſchrift verſehen dort mieder abzuliefern, nötigenfalls auch ergänzende mündliche Auskünfte zu geben hat. Die vorſätzliche oder auch nur fahrläſſige Unterlaſſung dieſer Anqaben ſowie jede unrichtige oder unnollſtändige Angabe— empfindlichen Strafen,„ cefängnis bis zu 6 Monaten, daneben Geldſtrafen bis zu 10 000 Mark— beſtraft, abgeſehen vom Verluſt der dem Selbſtverſorger eingeräumten Vergünſtigungen. Auch der durch Bekanntmachungen des Bürgermeiſteramts und Bezirksamtes auf Erund der Reichsgekreideordn ä Verpflichtung der Getreidepflanzer, vor dem Ausdreſchen des geern⸗ teten Getreides die Genehmigung des Kommunalverbandes einzu⸗ holen, ſind viele derſelben nicht nachgekommen. Der Kommunal⸗ verband bietet ihnen nun im Zuſanimenhang mit der neuerlichen Ernteflächen⸗ und Ertragserhebung die Möglichkeit, die hierdurch erwirkten ſchweren Strafen bis zu einem Jahr Gefängnis und daneben bis zu 50 000 Mark Geldſtrafe— dadurch von ſich abzu⸗ wenden, daß ſie bis ſpäteſtens 3. Oktober ds. Js. die Dreſch⸗ anzeige nachholen. Die in dieſer Nummer enthaltenen diesbezüg ⸗ lichen Bekanntmachungen des Bürgermeiſteramts ſind deshalb ſchon aber, weil ſie durch die gewiſſe Erftedi Serkenhiſchen Pfffchr Angaben zugleich einer ſelbſt⸗ verſtändigen 1856 enügen; d i Beachtung der Beteiligten wert. e ee * Militäriſche Beförderung. Der Gefreite Heinrich Schäfer Sohn des Schieferdeckers Karl Schäfer hier, er keit vor dem Feinde das Eiſerne Kreuz und die Badiſche ſilberne Verdienſtmedaille erworben hat, wurde wegen Tapferkeit am Tage ſeine⸗ * Benutzu züge. Das Kriegsminiſteri Se ee, eewe üge gültigen Militärfahrſcheins Schnellzüge benutzen, die höheren Fahrtoſten ſelbſt zu tragen haben. Die Wehrkoſſen werden vor⸗ kommendenfalls 9 eingezogen werden. *Die Fürſorge für Kriegsgefangene. Der Land Bebgen eiersenenfirterhe ir Peeikhr, harau⸗den⸗e eine Statiſtik über die Herausforderung von Gefangenen Frankreich nach der Schweiz gemacht. Vierhundert Badener waren zu dieſem Zeitpunkt in der Schweiz interniert— über 300 Anträge der badiſchen Gefangenenfürſorge waren damit erfolgreich erledigt. Die Zuſchriſten Jahleicher Hite, die ſeither die feindliche Gefangen⸗ ſchaft verlalſen Haberdeſt ſind. Seder Soa die Ergebneſe mgwiſchen nicht ſchlechter gewornen gind. Jedef kriegsgefangene Deutſche weiß, daß in der Heimat für, heſogdeerbeite, wird, auch ohne daß er oder ſeine Angehörigen engedn ſonderen Antrag hierfür 100 badiſche Frauen 9 Krie pen de ſind im vorigen Jahr meiſt mit ihren Kindern 1 oſten des Badiſchen Landes⸗ vereins vom Roten Kreuz dort imlerem Aufenthalte in der Schweiz zu ihren dort internierten Mä 9 Wer bedenkt, wie zahlreichen dieſe glückliche Stunden des Wieder⸗ ehens und der Erholung 111 eſe Weiſe derſchafft wurden, wird ſeine Anerkennung gelegentlich der heute begonnenen Sammlung ür die badiſchen Ausdruck bringen. * Jur Oelfruchlernie. Die„Karler Itg,“ ſchreibt halbamtlich: Vor— Tagen wurde an dieſer Stelle mitgeteilt, dahdie Groth. Regierung beim Kriegsernährungsamt dahin vorſtellig geworden iſt, den Erzeugern von Oelfrüchten möge die Gewinagung der ihnen zu⸗ ſtehenden Delmengen in ſolchen nahe gelegenen Oe mühlen wieder eſtattet werden, die mit— Berwendung beſonderer rbeitskräfte arbeiten.„ Bemühungen der Großh. Regierung ſind von erfreulichem Erfolg begleitet geweſen. Die zuſtändige Reichsſtelle hat ninmehr im— damit erklärt, daß die Erzeuger die Wahl haben, entweder ihre geſamte Ernte abzuliefern und daraus die feſtgeſetzte zu erhalten, oder 30 Ki ener aen 1 smd n zu laſſen. 511 Beſcmaunngen werden denchſt ergehen. u kelſen. Die nöiigen * Eine Tagung des Badiſchen Konditorenverbandes fand am Dienstag in Karlsruhe ſtatt. Neben den üblichen Rechenſchafts⸗ berichten bildete den Kernpunkt der Geſchäftsordnung der genoſſen⸗ ſchaftliche Zuſammenſchluß zum Zwecke der Warenbeſchaffung und die Lage der Rohmaterialienbeſchaffung für die Uebergangszeit nach dem Kriege. Es wurde die Gründung einer ſolchen Ge noſſen⸗ chaft mit Anteilen zu 300 Mark einſtimmig beſchloſſen. Einen weiteren Gegenſtand der Verhandlungen bildet die augenblickliche mißliche Lage des Konditorengewerbes. Die Frage der durch⸗ gehenden Arbeitszeit Hinblick auf die Kohlen⸗ mmen. Der Vorſtand mit Hofkonditor Oehler in Karlsruhe wurde aufs neue beſtätigt. Polizeibericht vom 28. September(Schluß.) Unfälle. Auf der Schwetzingerſtraße bei der Traitteurſtra e lie 5 Nachmittag ein 73 Jahre alter, verheirateter Fabe⸗ arbeiter von hier gegen einen in der Fahrt befindlichen Straßen⸗ bahnwagen der Linie 15 und erlitt dabei eine erhe bliche Quet⸗ chung des rechten Oberſchenkels. Nach Anlegung eines Notver⸗ andes wurde der Verunglückte mit dem Sanitätswagen ins Allge⸗ meine Krankenhaus— In der Küche ſeiner elterlichen Wohnung, Waldſtraße 30a in Waldhof, drang am 26. ds. Mts. abends, einem 14 Jahre alten Schloſſerlehrling beim Befeſtigen eines Beilſtieles das Beil in den linlen Unterarm, wodurch er eine 10 entimeter lange und 4 Zentimeter tiefe Verletzung erlitt. Der erunglückte würde ebenfalls nach Anlegung eines Notverbandes 8 einen Arzt ins hieſige Krankenhaus aufgenommen.— N a Tage fiel in der Kache der ekeriichen Wohnumg Spe—9 ſe 11 ein 2 Jahre alter Knabe beim Spieken in einen mit heißem tellen.— Ueber Waſſer gefüllten Zuber, wodurch er am Geſäß Brandwunden erlitt. Das verletzte Kind wurde von ſeiner Mutter ins Allgemeine Kranken⸗ haus verbracht. Krampfanfall. Eine 38 Jahre alte Fabrikarbeitersehefrau von Neckarau brach geſtern Vormittag auf dem Marktplatz G 1 infolge eines Krampfanfalles zuſammen. Sie wurde von einer Polizeipatrouille in das alte Rathaus verbracht, wo ſie ſich nach einer halben Stunde erholte. Verhaftet wurden 22 Perſonen wegen verſchiedener ſtraf⸗ barer Handlungen, darunter ein Monteur von Breslau, eine Köchin von Hannover, 2 Fabrikarbeiterinnen von Mannheim bezw. Friedelsheim, alle wegen Diebſtahls, und eine Dienſtmagd von Heidelberg wegen Betrugs. 0 Mannheimer Straf kammer. Im Laufe dieſes Krieges ſind bekanntlich die Fenſterriemen in den Eiſenbahnzügen faſt gänzlich verſchwunden und haben Erſatz durch Gurte gefunden, die nicht halb ſo gut ausſehen. Die Riemen waren vor diebiſchen Händen nicht ſicher, aber es kam ſelten vor, daß man eines dieſer Marder habhaft wurde. Vor einigen Wochen ſaßte man in einem Zuge der Rheintalbahn zwei Burſchen aus Plankſtadt, von denen jeder gerade einen Riemen abgeſchnitten hatte. Beide ſind ſchon wegen Langfingerei beſtraft, einer war ſchon in Flehingen. Valentin B. wird zu drei Monaten, Wilhelm W. zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Wormſer Früchtchen unternahmen von Zeit zu Zeit Diebsfahrten nach Mannheim. Als am 20. Januar d. J. eine Frau Margarete Heim mit der Straßenbahn von Ludwigshafen hierher fuhr, vermißte ſie plötzlich ihren Geldbeutel. Kurz vorher waren an der Rheinluſt drei junge Burſchen ausgeſtiegen, obwohl ſie geſagt hatten, daß ſie die Abſicht hätten, in Mannheim Pferdefleiſch zu kaufen. Auf ſie hatte die Frau Verdacht. Die Burſchen, die Arbeiter Wilhelm, Franz und Bernhard Wihler, hatten in dem Wagen die Fahrt als blinde Paſſagiere mitgemacht. Von den 50 Mark, die die Börſe enthielt, ver⸗ putzten ſie alsbald 15 Mark. Sie beſtritten die Bezichtigung, das Geld wollte ſich Wilhelm erſpart haben. Dieſer wird heute zu 10, Franz zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt, der Dritte freigeſprochen. Wegen Koſt⸗ und Wohnungsſchwindel wird gegen die 24 Jahre alte verehelichte Eliſe Marlo eine Gefängnisſtrafe von 3 Monaten ausgeſprochen. Mit einem gefälſchten Beſtellzettel verſchaffte ſich die 24 Jahre alte verehelichte Katharina L. von einem Bäckermeiſter am Luiſenring un⸗ rechtmäßiger Weiſe 5 Laib Brot. Urteil: eine Woche Gefängnis. Um ſich ſeiner Verpflichtung gegen ſeine erſte Frau zu entſchlagen, machte der Sattler Jakob Meiid aus Bieber mit ſeinem Arbeitgeber, Sattlermeiſter Müller, aus, daß von ſeinem monatlichen Einkommen von 350 Mk. ihm nur ein Wochenlohn von 35 Mk. berechnet, das übrige aber ſeiner jetzigen Frau überwieſen werde. Als die erſte Frau klagte, erklärte Meid, zum Offenbarungseid geladen, daß ſein Ein⸗ kommen nicht mehr als 35 Mk. die Woche betrage. So hatte er ſich heute wegen„fahrläſſigen Falſcheids“ zu verantworten. Sein Ver⸗ teidiger(.⸗A. Dr. Katz) war in der Lage, auf ein Urteil des Reichs⸗ gerichts zur Nütze ſeines Angeklagten hinzuweiſen, das in einem gleich gelagerten Fall auf Freiſpruch erkannt hatte. Auch Meid wurde freigeſprochen. Aus ziviliſtiſchen Erwägungen habe man nicht die volle Ueberzeugung ſeiner Schuld gewonnen, wenn auch ſein Ver⸗ halten als verwerflich und unſchön bezeichnet werden müſſe. Das führende Merkzeichen der Propaganda des Vereins Deutſcher Zeitungs⸗Ver⸗ leger zum Gelingen der 7. Kriegs⸗ anleihe mahnt jeden Deutſchen an ſeine Zeichnungspflicht. Es mahnt gleichzeitig, die gute Sache des Ver⸗ eins, der zum Gelingen der 6. Kriegs⸗ anleihe durch eine Propaganda von —7 Millionen Mark mitarbeitete, wirkſam zu unterſtützen. Es ſoll zu einem Wahrzeichen werden, das Volk und Preſſe gemeinſam zu einem herrlichen Erfolge führt. Verein Deutſcher Zeitungs⸗Verleger. iandel und industrie. Gebrücer Sulzer.-d. Tudwigshaten 3. Nh. Der sehr knapp ausgefallene Bericht des Vorstandes über das Geschäftsjahr 1916/17 beschränkt sich auf folgende Fest. stellungen: Das Ergebnis des abgelaufenen(ieschäftsſahres darf wiederum als beiriecigend bezeichmet werden. Die Familien der zum Heeresdienst einberufenen Werksaugehörigen haben wir wie bis⸗ her uuterstützt. Die gesetzliche Rücklageè für die Kriegsgewinn⸗ steuer ist in der Bilanz berücksichtigt. In der gestrigen ordentlichen Hauptversamm⸗ lung wurde äB den Vorschlägen des Aufsichtsrates beschlos- sen, von dem Reingewinn von 675 525.05 Mlc.(427 192.07 Mk.) 320 000 Mk.(240 000 Mk.) zur Verteilung einer Dividende von 8 Prozent(6 Prozent) zu verwenden, 4000 Mk.(8000 Mk.) der Talonsteuer- Ri Zu überweisen und 240 000 M.(90 000 Mark) dem Aufsicirtsrat zur Verfügung zu stellen. Von der hier- nach verbieibenden Summe von 111 525.05 M.(89 19207 M. wer⸗ den die satzungsmäßigen Gewinnanteile im Betrage von 14 770.40 Mark(5431 Mk.) in Abzug gebracht und der Rest von 96 748.65 Mark(S3 761.07.) auf neue Rechnung vorgetragen. Nach der Bilanz für den 31. März 1917 stehen Kreditoren im Betrage von 4 266 703.42 Mk.(1 748 022.73 Mk.) Debitoren in Höhe von 4 531 539.31 Mk.(2 445 749.67 Mk.) gegenüber. Bei einem Akctienkapital von 4 Millionen Mark, einem Reservefonds von 400 000 Mk. und festen Darlehen im Betrage von 4 800 000 Mark stehen Liegenschaften und Fabrikgebäude nüt 3 081 274 Mk. G166 274 Mk.), Wohnhäuser mit 188 000 Mk.(250 000 Mk.) zu Buch, während schon im Vorjahre Maschinen bis auf 2 Mk. und Werkzeuge his auf 1 Mk. abgeschrieben waren. Der Rest der Vor- räte und Fabrikationsbestände hat sich von 3 382 161.06 Mäk. auf 3299 388.92 M. ermäßigt, während sich die liquiden Mittel und von 2 122 027.07 Mk. auf 3 042 023.24 Mk., erhöht 5 Die Gewinn- und Verlust-Rechnung gibt den Be- triehsüberschuß einschließlich des Saldo-Vortrages von 83 761.07 Mark(74 881.83 Mk.) auf 2 278 571.30 Mk.(1 907 249.26 Mkk.) an. Die Cieneralunkosten betragen 760 300.18 Mk.(715 436.98 Mk.), die Zinsen 130 322.20 Mk.(181 639.63 Mk.), die Abschreibungen 790 095.03 Mlc.(657 862.41 Mk). Kretelder Eisenbahugesellschatt in Kreteid. r. Düsseldorf, 28. Sept.(Priv.-Tel.) Die Generalver- sammlung genehmigte den dividendenlosen Abschluß und heschloß im Hinblick auf die Lage des Geldmarktes den Zinsfuß für die in Aussicht genommene Anleihe von 1% Milhonen auf 5 Prozent an- stelle der ursprünglich vorgeschenen 4½% Prozent zu erhöhen. Rodenaktiengesellschatt krayenthal in Köln. r. Düsseldorf, 28. Sept.(Priv.-Tel.) Die heutige Ge⸗ neralversammlung beschloß aus steuertechnischen Gründen ein- 7 stimmig die Aufſösung der Gesellschaft. Schlossiabrik A.-. vorm. Wilhelm Schulte in Schlag⸗ baum bei Velbert. r. Düsseldorf, 28. Sept.(Priv.-Tel.) Der Aufsichtsrat beantragte der Generalversammlung eine Dividende von 15 Proz. und einen Bonus von 100 Mark pro Aktie. Weihersberg. Kirschbnum 4r Co. A.-G. tür Waffen aum d Fabrradteile Solingen. r. Düsseldorf, 28. Sept.(Priv.-Tel.) In der heutigen Hauptyersammlung, in der 1 122 000 Mk. vertreten waren, wurde die sofort zahlbare Dividende auf 20 Prozent festgesetzt. Ueber die Aussichten wurde mitgeteilt, daß der Geschäftsgang befrie· digend sei und daß genügend Aufträge vorliegen. Frunkrurter Wertpapierbòörse. Frankfurt, 28. Sept.(Pr.-Tel.) Bei etwas lebhalterem Ge- schäft eröffnet die Börse, doch war die Tendenz unregelmäßig. Am Montanaktienmarkt macht die seit längerer Zeit erstrebie Erköhung der Kohlenpreise guten Eindruck. Es standen, abge- schen von Phönix, Bochumer, die eine gut behauptete Tendenz Zeigten, auch Harpener, Gelsenkirchen in guter Nachfrage. Bis⸗ marcichütte, Caro und Oberbedarf lagen ruhig. Rüstungswerte wiesen bei wenig umfangreichem Geschäft feste Tendenz auf, wobei deutsche Waffen bevorzugt wurden. Höher bezahlt wurden Fahrzeug Eisenach, welche im weiteren Verlauf ansehnliche Kurs- gewinne erzielten. Benz zogen mäßig an. Unter den Chemischen Aktien wurden Elektron Griesheim lebhaft umgesetzt. Badische Anilin lagen fest, dagegen gaben Holzverkohlung etwas nach. Maschinenfabriken schwächten sich ab, besonders wurden EB. linger gedrückt. Augsburg-Nürnberger besser gehalten. Bei leb- halten msätzen sind Petroleumaktien zu erwälmen, Norddeut- sche Erdöl, Steaua Romana und ganz besonders deutsche Pe- troleumaktien wurden im Kurse erhöht. Für Gummipeter bestand Interesse. Kali- und Kolonialwerte wurden in kleinen Beträgen Zzu besseren Kursen umgesetzt. Feste Haltung zeigten Schiflahrts⸗ aktien. Unter den Eisenbahnpapieren wurden Schantungbahn, sowie österreichische Südbahn fester. Bankaktien wiesen keine nennenswerten Veränderungen auf. Der Reutenmarkt war still. Deutsche Anleihen konnten sich gut behaupten. Von ausländischen Werten Rumänier und Ja- paner fester. Mexikaner standen wiederum in reger Nachir Die Börse schloß in ziemlich fester Haltung bei ruhigem Ge⸗ Schläft. Privatdiskont 4% Prozent und darunter. Berliner Wertpapterbörse. Berlin, 28 September(Devisenmarkt.) 28 Auszahlungen für: 27. Geld Brief Geld Briei Konstantinopel 19.90 20.00 19.90 20.00 Holland 100 Gulden. 301.75 302.25 300.75 301.25 Dänemark 100 Kronen 118.00 218.50 217.00 217.50 Schweden 100 Kronen.. 241.75 242.25 240.75 241.25 Norwegen 100 Kronen.. 218.25 218.75 217.25 217.75 Schweiz 100 Franken 151.25 151.50 150.75 151.00 Oest.-Ungarn 100 Kronen 64.20 64.30 64.20 64.30 Spanreremen I1 127.½ 128.½ Bulgarien 100 Leva 80.% 81.½ 80.½ 81.9½ Kewyerker Wertparpterdoree. Newuyork, 27. Septbr. Nach gut behaupteter Eröfinung machte sich an der Fondsbörse unter lebhaften Deckungen eine ieste Stimmung— In weiteren Verlauf gingen die Kurse Zurück, da die Geldknappheit zu Vorstößen der Baissepartei An⸗ stoß gab, die sich speziell gegen Industrie. und einzelne Eisen- bahnwerte richtete. Gegen uß vermochte sich wieder eine jeste Haltung durchzusetzen, da sich auf dem ermäßigten Niveau er- neutes Deckungsbedürfinis zeigt. Aktienumsatz 400 000 Stück. NEWW VORKk. 27. S pt.(Oevisonmarti) 27. 2⁰. 27. 26. Tondenz für delct iest behaupt Weohsel auf London aut 24 Stunden 3(60 Tage).72.—.72— S 5 4 Weohsel auf London Geld letztes Dariehen.— b—(Cabie Transfers). 478.45.76.4 Siohtweohsel Berlln——.— 101.%8 106.% Siohtwochsei Faris.78 50.78.75 New-Vork, 27. Sept.(Bonds- und Aktienmarkt). Silber Bullion 27. 26. Aoht. Top. Santa F& 6% Missouri Paoifiiod 25% 28/ Bonds. 1108—-106—[Hat. Rallw. of Nexn. 7 B 72/ B United States Corp. Corps New Vork Cen'r. o. 759/28¼ 5% Sonds. 1001% 100.— d0. Ontario& Western. 21 21.— Aoht. Top. Santa fe„ 87— 97.— horfolk à Western.. 112/ 112/ do. pref. col. Divid. 94½ 94%¼ Korthern Paolkic—101% 101%/% Saltimore& Ohlo...6½ 67%8 Pennsyanlle 52/ 88% Oanadian Pacltto.. 160½ 151— feading 83— 83.— Ohes. A, Ohllo 568/%8 56/ Chioago Rook 1s1& Pao. 53— 51 Ohlo. Milw.&, St, Paul. 57%8 59%¼ Southern Paolfio 92 9892%/ Benever 4 Rlo Grande..— 2— Southern Rallxwaß.. 2½ 2% FCSS.„421% 21 Soutbern Rallway pref. 62— 62/ Erie ist preti. 31½ 31½ Union Paclfle 120— 133 Erie 28t pret 24— 23/ Wabash pret. 78% 480½ Great Nothern pret. 104:½ 103½ Amerio. Gan 43⁰ 42%¾ Ulinois Central. 100% 101— Amer. Smelt& Rei. 98ꝙ⁰/ 88/ Interborough Cons. Corp.%8 S4½ Anao. Cogp. Min. 71½ 71% do. do.——93 53— 52— Bethlehem Steel 84% 88% Kansas Oity& Southern 19ſ/ 19—[Oentral Leather 84+ 88% do pref.51% 51¼ Intern. Neroantile Harine*⁸⁶ 29 do. do. pret. 883—/ 88⏑ Moulsville u. Nashultlie 120— 122-Untedstates Steelscorp. 110/ 176 Lissouri Kaue.& Texas%¼/ IUntted Stat. Stoel Corpor 116¼ it7 Aktlen-Umeatz 400 000(580 000) NEW VoRK, 27. Sept.(ErEFUngsungskurse). 27. 26. 27. 2. Balt. Ohio 4½ Sds. 83.—]83— Lehlgh Vallex 62½ 624½ Obes. Ohio 4½% B28. 78½ 70½% HAles Cans. Tex.prr.— 1 8— %0% 0041, 4660) 4 Union Pacitle pret. 8 77˙ Flrstk Rol.& I. B8. 19347.67/ 66— West Marylandtd. ͤ 17/ 179 Morth. Pao. 3 Bds. 61½ 61— Amerloan Canprel. 100% 100½ M. Pao. Pr- Lion 48dvds.. 30— 84— Amerio. Locom. o. 61% 63% St. L. S Fr.-Li. Mortg. 4 8. 59¾ 59— do. Sugar ftef. o. 111—/12%¼ St. Louls& San. F. Inoome Consolldates Gas. 102—102½ Hortgage 6% Serle.52-52½ General Eſeotriio 144⁵ 145%¾8 .Soutäd. Pao 4 /8 1929 8661/ 31½ f Mexio. Pefroleum—383½ 94%¼ UnionPao.S. 4% Bds.. 87 871/, Katlonai Leacdlt. 51— 8 4% Union Siat. 105½ 106¼ Utah Co 2 85½%85% denver Rio Gr. prr. 14—14—[UVirgin. Car. Chem. o. 8/% 88½ Great Northern Ore Cert.“ 34% 38ʃ½ Sears Roehuek com.. 1160½ 158— Pariser Wertyapierbörse. PARIS 27. September(Kassa-Markt.) 27.J265. 3% Rente. 60.60/ 60.75[Saragosse Toulla 6% Anleihe.83.25 69.25 Suez Kanal Rlo Tinto 4% Span. üubl.—.—t11.15Thom Houst. OCape Copper 50/ Russen 1906 71.50—.— Batf Fay Ohina Copper 3% do. 1895—.—J 45.—[Paoutohouo tha Copper. 4% Türken———-—HMalakka Tharsis Bang. de Paris“—.——. IBatu—* De Beers Oréd Lyonnais 11.4/ 11.48 Briank Goldflelds Un. Pr Aslen. S SI7ILlanosoff Lena Gold. Retropolitain 431/ 482Matlzoff Fabr 400 Jagersfont Mord ESspoag. Le Raphie Randmlnes Spasskl Copper 46.—(ruletzt 47.—) Newyorker Warenmarkt. MEW VORK, 2. Sept. Baumwolle 27. 26. 22.25. ſWelzen hard 27. 2⁵³ Zut. Atl. Hät.] 12000——] pr Okt. 23.50—.. Vt..2 neue 226— 228— im innern.17000— pr dez.. 22.89—— u 1Kotbern Exp- n. Engt, 30040/ 12000Terp(Sev.. 42— 4½%(Pulu) 228.—— 228.— Exp. n. d. Ut.—erb(NVorx 18% 45½(dess.Stahl. nom. 65—75 4—* Sohmalr Wst 2— 5——— 218.— 225.— r Oktober Taigspez.Vkt. 16. 16./[Mehi Spr. 97 NoV.. 24. 2360 Zuck. 66 Tst.“.900.90 Wn. oi. Cneu) 1059. 10910.-100 ör Pez.. 28.64 23.50 1oko.%.%[Kleesam 4a 2225 2225 br Jan.. 2350 28K Sept.49.50 do. l 2225 2225 be Febr.. 24 28.57 Katoeſ der 77 7450 Slcktr. Kupf. 28.7 26—7 r Kür: 280 5. 49 Jn. 27% 778 Sobzinn. 50 685 pr April.. 83.83 23.60 Mr.? Mürz.690 782 Petroieum. M. Orieansik 24.18 23.83 Mai.04.07 ICred.Balano.] 350— 350.— 8 Chicagoer Warenmarkt. OHoAco, 22. September. 27. 26. 27. 27. 20. Welzen Septt——Schmalz Speok.. L. N. 00 ſes 88.. 0 pr. Der.———.— pr. Okt..23.02 Sohwelne Hais pez.. 120.½ 121.—Pock: Sept-46.1 lelohte 18.80 28.85 br Mal 117½ 118.— pr Okt.. 46.— schwer 18.90 16.65 Hater Sept. 59. 53%8 Rippen Sohweine- Sohmalz: pr. Sept. 26.75 90zut. 1. Wwest. 39 000 88 000 pr, Sept.. 25.02 24.95 pr. Okt 26.50 dv. Chioan. 12 0⁰⁰ Letzte Handelsnachrichten. Stockholm, 27 Sept.(WTB.) Die Reichsbank hat vom 28. September ab den Diskont von 5,5 auf 6 Prozent erhöht. Schiterbörse zu Duisburg-Bunrort. Duisburg-Ruhrort, 27. Sept.(Amtliche Notierungen.) Bergfahrt. Frachtsätze von den Rhein-Ruhrhäfen nach Mainz Gustavsburg.75, nach Mainplätzen bis Frankiurt à. M..90, nach Mannheim.75, nach Karlsruhe.90, nach Lauterburg 3, nach Straßburg i. E..25; Schlepplöhne von den Rhein-Ruhr⸗ hälen nach Mainz-Gustavsburg.30—.40, nach Mannheim.50 bis.60. 100 fl 300 M. 583 — —9——— ———— ——— — ——————————˖— ———— — —— —————————— ——————— —————— ————— 8. Seite. Nr. 454. Freitag, den 28. September 1917. Kauf der beſchlagnahmten Eiyrichtungsgegenſtünde aus Kupfer, Meſſing, Rotguß, Tombak u. Bronze Die ſeit 20. Juni 1917 beſchlagnahmten Einrich⸗ tungsgegenſtände aus Kupfer, Meſſing, Rotguß, Tombak und Bronze können freiwillig an die Städt Metallſammelſtelle Luiſenring 44, jeweils werktags von.—12 Uhr vormittags und—4 Uhr nach⸗ mittags, abgeliefert werden. Die Annahme für die einzeinen Stadtbezirke ſindet weiterhin, wie ſolgt ſtatt: 1. Bez.& bis mit Du. Parkring am 20.—22, Aug. 1917 2.„ E,„ K am 23.—25, Auguſt 1917 8.„„ O„ 77.—20. Auguſt 1917 4. 5„„ U„ 30.—31. Auguſt 1917 Hungbuſch, Mühlaugebiet und Luiſenring am 1—6. Sept. 1917 „ Oſtſtadt mit Friedrichsring und Neuoſtheim am.—6. Sept 1917 „ Schwetzingerſtadt, Seckenheimerſtraße u. Kai⸗ ſerring am.—10. Sept, 1917 „ Stabtteil Lindenhof am 11.—13. Sept. 1917 „„Stadtteil Neckarſtadt am 14.—18. Sept. 1917 für Käfertal am 19. September 1917, jeweils nach⸗ mittags vou—5 Uhr im Rathaus. für Reckarau am 20.—21. September 1917, jeweils nach⸗ mittags von—5 Uhr im Rathaus, für Feudenheim am 22, und 24. Septbr. 1917, jewetls nachmittags von.—5 Uhr im Rathaus, für Sandhofen am 25.—26, September 1917, jeweils nachmittags von—5 Uhr im Rathaus, für Waldhof am 27.—39. September 1917, jeweils von—5 Uhr in der Luzenberg⸗ ule, für Rheinau am 29. Septbr. 1917, nachmittags von 2 Uhr im Gemeindehaus. Benn die Ablieferung der beſchlagnahmten Ge⸗ genſtände begründeterweiſe bis zu dem genannten Zeitpunkte nicht möglich iſt kann dieſelbe auch an einem andern Tag bis einſchließlich 30. September 1017 an der Sammelſtelle, Lniſenring 44 erſolgen. Unter die Gegenſtände ent⸗ ſprechend dem§ 2 der Bekanntmachung Mc. 1/. 17. .R. A. vom 20, Junt 1917 fallen: * * * 2— Gruppe A Uebernahmepreis. Kupfer M..— per EKg Meſſing uſw. 5„ 4 8 3„* Baſſerpumpen mit Rohrleitungen, Barrierenſtangen, Pfoſten und Stützen, Buchſtaben von Firmen⸗ und Namenbezeichnungen. Garderobenhaken, Huthaken, Mantelhaken, Roſetten, Haltern. Quaſten für Gar⸗ dinen, Stangen und Ringe für Garbinen, Vorhänge und Läuſer, Kontroll⸗ uſw. Marken und Zahlſtücke, Schutzſtangen und Gitter an Fenſtern und Türen, Stoß⸗ und Sockelbleche an Türen Ladentiſchen und Pfetlern, und Endknöpfe dazu, Treppenſchutzſtangen und Geländer, Wärmflaſcheu, Hohlmaße(Maßgefäße). Außerdem können zu dem gleichen Uebernahme⸗ preiſe wie Gruppe A Keld werden: Spielmarken, Schlüſſelſchilder, Einrichtungsge⸗ enſtände aus Ställen, Kuöpſe von Kleidern und niſormen, Bierhähne, Gashähne, Viehglocken, Kämme. Schnallen, Nadeln, Schienen von Treppen, Feuerwehrgeräte, Bettwärmer, Plätten, Bügelge⸗ räte, Badeöfen. Unter Gruppe B Uebernahmepreis Kuypſer M..70 per kg Meſſing uſw. ſallen; Zlerknöpfe an Gittern Geländern, Garderoben⸗ und Schirmſtändern und Betten, Kerzenleuchter von Klavieren, Aushängeſchilder Becken) der Barbiere, Inbehörteile von Markiſen(Stellſtangen, Beklei⸗ dungen von Heizkörpern, Briefkaſtenſchilder, Brief⸗ einwürſe, Füllungen und Handleiſten von Gelündern und Balkongittern. Garderodenzender und Garde⸗ robenablagen ſowie Schirmſtänder, Geländer und Griſfe von Badewannen, Gewichte über 100 6 Stück⸗ gewicht, Griffe, Ketten und Stangen, Bekleibungen von Türen aller Art, von Schaufenſtern und Schau⸗ käſten, von Kaſſenſchaltern, von Fahrſtuhlkgbinen und Umwehrungen und von Telefonkabinen, Namen, irmen⸗ und Bezeichnungsſchilder über 730 dem läche, Bekleidungen von Faſſaden, Türklopfer, nöpſe, Griffe, Handhaben, Stangen von Türen, Bentilationsklappen, Luftgitter. Zu den gleichen Preiſeſ künnen abgegeben werden: Wahrzeichen der Geſchäftsreklame z. B. Aushänge⸗ leſſel von Kupferſchmieden, Butterkugeln, Schlüchter⸗ haken, Zuckerhüte üſw., Gewichte unter 100 8 Stück⸗ Beſchläge von Möheln, Griſſe von Schub⸗ äſteu, Beſtandteile von Beleuchtungskörper, Tür⸗ klinken, Fenſterriegelgriffe, Firmen⸗ und Namen⸗ ſchilder unter 250 qem Fläche, Bürſtenbleche, Zahn⸗ ochergeſtelle, Teeglashalter, Meſſerbänke, Sampen, Leuchtex, Kronen. Unter Gruppe 0 Uebernahmepreis Kugfer M. 6,50 per kg Meſſing uſw.„ 50„„ fallen: Handtuch⸗, Schwamm⸗ und Seifenhalter, Beklei⸗ dungen und Zubehör von Schank⸗ und Ladentiſchen Gegenſtände der Schaufenſterdekoration und Ge⸗ i mit Zubehör, wie: Auſchrauböſen, Zigarxenablagen, Geſtelle, Ständer, Haken, Rahmen, Halter, Hutarme und Ständer, Kartenſtänber, Zahl⸗ Platten, Metallarme für Glasplatten und Schlrme, Packtiſchgitter. Schirmhülſen, chlangenarme, Steck⸗ nadelſchalen, Schaufenſtergeſtelle nebſt Zuhehör, Ver⸗ kaufsbehälter für Kaffee, Tee, Kakao, Schokolade, Konfektſchalen, Konfektkaſten. Kaffeemühlentrichter, Deckel non Standgläſern, Dekorationsſchalen und Abwiegeſchaufeln. Ferner können zu den gleichen Preiſen abgegehen werden: Ausſtattungsbeſchläge an Geſchirren für Zug⸗ tiere, Schlächterhaken, Säulenwagen. Meſſingſchalen zu Säulen und Tafelwagen, Kaffeekannen, Tee⸗ kannen, Milchkannen, Kuchenplatten, Zuckerdoſen, Kaffeemaſchinen, Teemgſchinen, Samowaré, Menagen, Tafelaufſatze, Tafelgeſchirre, Rguchſerviee, Nippes⸗ ſachen, Thermometer, Schreibgarnituren, Bierſiphons, Selbſtſchenker, Vorſtebende Gegenſtände der Gruppe A, B und allen auch daun unter die Be⸗ ſchlagnahmevexorbnung, wenn ſie mit einem Ueher⸗ 100 1* Lack, Farbe und dergleichen ver⸗ ehen ſind. Bei der Hauptſammelſtelle Luiſenxing 44 und bei den bekanntgegebenen Nebenſammelſtellen ſind Beratungsſtellen eingerichtet, bei welchem dem Pub⸗ likum Auskuuft darüber erteilt wird, ob der eine oder andere Gegenſtand unter die beſchlagnahmten Gegenſtände fällt. Auf Wunſch werden die Organe der Bergtungs⸗ ſtelle beſeſtigte Metallgegenſtände an und in Ge⸗ bäuden, Schaukäſten. Ausſtellungsſchränken, Schank⸗ und Ladentiſchen, Büfetts und dergleichen, auch an Ort und Stelle beſichtigen. Die Sammelſtelle zahlt außer den für die ein⸗ zelnen Gruppen angegebenen Uebernahmeyreiſe, ſofern die freiwillige Ablieferun 22 1917 erfolgt, einen Zuſchlag von Mk. „— Per Kg. Wer ſeine Gegenſtände bis zum 30. September freiwillig abliefert, iſt von der dann angeordneten Beſtandsmeldung zwecks Enteignung, in welchem Falle der Zuſchlag von Mk..— per lig nicht be⸗ zahlt wird, entbunden. Mannheim, den 1. September 1017. Swit Die Direktion ber ſtädt. Waſſer⸗, Gas⸗ u. Elektri⸗ zitütswerke. Stüdt. Metallſammelſtelle: bis zum 30. 8 Ausdreſchen von Getreide. Durch Bekanntmachung des Kommunalverbandes] bom 5. Juli und Gr. Bezirksamts vom 5. September ds. Is. ſind die Pflanzer von Getreide verpflichtet worden, vor dem Ausdreſchen desfelben die Ge⸗ nehmigung des Lebensmittelamts bezw. örtlich zu⸗ ſtändigen Gemeindeſekretariat einzuholen. Zuwider⸗ handlungen gegen dieſe Vorſchriften ſind mit Ge⸗ fängnis bis zu 1 Jahr und mit Geldſtrafe bis zu Mk. 50 000.— oder mit einer dieſer Straſen bedroht. Es beſteht Grund zur Annahme, daß ein Teil der Pflanzer dieſer Anzeigepflicht nicht genügt und ſich hlernach ſtrafbar gemacht hat. Swõ Zur Nachholung der Dreſchanzeige unter Augabe der ausgedroſchenen Körnermengen wird eine Friſt 8 ſpäteſtens Mittwoch, den 3. Oktober ds. Js. ge⸗ etzt. Mannheim, den 24. September 1017. Bürgermeiſteramt: Dr. Finter. Erhebung der Getreideernte und Nach⸗ prüfung der Ernteflächenerhebung 1917 Die im Juni 1917 burch Befragen der dem ſtädt. Lebensmittelamte auf irgend eine Weiſe bekannt ge⸗ wordenen Betriebsinhaber bewerkſtelligte Erute⸗ flächenerhebung hatte ein Ergebnis, das zweifellos hinter dem tatſächlichen Anbau erheblich zurückbleibt.“ Es iſt deshalb durch Verordnung des Kriegsernäh⸗ rungsamtes vom 80. Auguſt eine Nachprüfung dieſer Aufnahme in Verbindung mit einer Erhebung der Getreideernte angeordnet worden. rum durch das Lebensmittelamt— bezüglich der in den Vororten wohnenden Betriebsinhaber mit Un⸗ terſtützung der Gemeindeſekretariate— in der Zeit pom 1. bis 3. Oktober 1917 vorgenommenund erſtreckt ſich auf die Anbauflächen und Ernte folgender Ge⸗ treidearten: 1. Weizen, 2, Spelz(Kernen), 3. Roggen, 4. Gerſte— 1 bis 4 getrennt nach Winterfrucht und Sommerfrucht—, 5. Hafer, 6. Gemenge aus den Getreidearten—5. Swõ Alle Einwohner des Stadtbezirks, die im Jahre 1917 Grundſtücke mit Getreide angebaut haben, wer⸗ den aufgefordert, in der Zeit vom Montag, den 1. bis Mittwoch, den 3. Oktober ds. Is. je einen Frage⸗ bogen vorbezeichneter Art auf dem Lebensmittelamt (Tullaſtraße 19 III. Stock), ſoweit ſie in der Altſtadt und auf der Frieſenheimer Rheininſel wohnen, auf den zuſtändigen Gemeindeſekretaxiaten, ſoweit ſie in den Vororten wohnen— die Waldhofer Einwohner auf dem Gemeindeſekretariat Käfertal—, abzuholen, dieſen Bogen genau auszufüllen, zu unterzeichnen und innerhalb des genannten Zeitraums bei den⸗ ſelben Amtsſtellen wieder abzuliefern, ſowie daſelbſt jede etwa noch nötige mündliche Auskunft zu geben, namentlich über den Umfang der landwirtſchaftlichen Eigentums⸗ und Pachtflächen unter Borlage der da⸗ rauf bezüglichen Urkunden. Wer die Abholung, Ausfüllung und Wieberein⸗ lieferung des Fragebogens unterläßt, oder ergänzend von ben ſtädt. Amtsſtellen geforderte Angaben vor⸗ läglich nicht macht, wiſſentlich unrichtig oder unvoll⸗⸗ ſtändig macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten und mit Geldſtraſe bis zu 10 000 Mk. oder mit einer dieſer—— beſtraft. Wer fahrläſſig die Angaben nicht macht oder unrichtig ober unvollſtändig macht, wird mit Geloͤſtrafe bis zu 8000 Mk. beſtraft(8 9 der Verordnung des Kriegsernährungsamtes vom 80. Auguſt 19171 vergl. Amtsverküünbigungsblatt vom 19. September 1917 Nr.)). MRaunheim, den. September 101n. Bürgermeiſterame: Dr. Finter. Umpſehle füßen Traubenmest ver Liter Mk. 4,60 F. E. Hofmann Baen- u. Weingrosshanaduune S 6, 8g. 80823 * SSSSS Schneiderei Blitz 4 S Spenialität: 9 4 Wenclen von Anzügen Paletots, Hosen usw. 4 f2, 44 Jue. 3000 P2,44 ——— § EEee 4 Sie wird wiede⸗ (Abend⸗Ausgabe.) Tieferschũttert teilen wir Freunden dab meine innigstgeliebte Frau, unsere Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante Frau Clara Beer Scb. Weil heute nach kurzer schwerer Krankheit sanft entschlafen ist. Mannheim, Newyork, 28. September 1917. Adolf Beer Emil Beer u. Frau geb. Emsheimer Julius Beer Jacob Beer. Die Beerdigung findet Sonntag, den 30. ds, vormittags 11 Uhr statt. Man bittet von Blumenspenden und Kondolenzbesuchen gefl. absehen zu wollen. und Bekannten mit, herzensgute Mutter, In tiefer Trauer: ———— Nachlahverſteigerung. Im Auftrage des Vor⸗ mündes verſteigere ich am Samstag, 29. Sept. 1917 Nachmittags 2 Uhr im Hauſe Meerlach⸗ ſt r aſß e 5, 1. Stock (Lindenhof) qus dem Nach⸗ laſſe des Spenglermeiſter Wilhelm Baitter, nach⸗ ſtehendechegenſtändegegen bar an den Meiſtbieten⸗ den und zwar: 1 Ladentheke, 1 offenes Warenxregal, 1 Vorfen⸗ ſter ⸗Abſchluß, 1 Löth⸗ lampe, Lampenſchirme, Glocken und Brenner, ferner: 2 vollſt. Betten, Feder⸗ betten, 1 Waſchkommode, 2 Nachttiſche, 2 Chiffo⸗ nier, 1 Sofatiſch, Stühle, Vertikow, 1 Schreibtiſch, 1 Spiegel, 1 Regulator, 1 Wandbrett und Nipp⸗ ſachen, Linoleum, Vor⸗ hänge, Gaslampen, Eru⸗ K0 Waſchgarnitur, 1 chatulle, 1 Küchen⸗ ſchrank, 1 Schränkchen, 1 Leiterſtuhl, Waſchkiſte, 1 Sasherd mit Tiſch, Küchengeſchirre, Porzel⸗ lan, Keſchen t leexe Weinflaſchen und Sekt⸗ flaſchen u. verſchiedenen Hausrat. 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