Samstag, 6. Juli. Serantwortlich für den allgemeinen und Handelsten: chefredaktenn Dr. Fritz Goldenbaum; den Knzeigenteil. Anten Grieſer Druck u. ag: Druckerel Dr. Haas Mannhelmer Generab Anzeiger G. M. b.., ſämtlich n manngeim— Telegramm, Ad 5 mannheim— Fernſprech · An⸗ —— 7942. 7978. 79%4 0 . 7949 7941. 79⁴³ 23 Ronto“ Ur. 2917 Cubwigsbafen am Mhein Wittags⸗Ausgabe. 1918. Nr. 300. Aszelgespreeſer Due alttgs Kolcnetzetle 40 ig, 90 980 Sieaatg. Reklamen M.— Gimahmeſchluß: a Sormitiags 8% Uhr. att uachmittags% Uhr Für zeigen an deſtimmten Cagen. Stellen und Ausgaben wtro teine Der⸗ rtung über Sezugspreie in Mamitetm unb Ungs Lung monatt m. 2— kit Bringerlohn poßtbezug: Biertell. N einſckl. Suſtellungeqebſchr. Bei der Poſt abgeb...70 Einzel⸗Ar: io Beilagen: Amiſiches Verkündigungsblatt für den Artsbezirk Mannheim.— Oas Weltgelchehen im Bilde in moderner Kupfertiefdruce Ausführung. Trotiy ſchickt Streitkräfle gegen die Engländer. Außlaud und wir. Im Zuſammenhang mit der geſamten weltpolitiſchen Lage ziehen heute die drohenden neuen Umwälzungen in Rußland im beſonderen Maße unſere Aufmerkſamkeit auf ſich. Wir haben erſt geſtern auseinandergeſetzt, warum uns der geplante Ueberfall der Alliierten auf den ruſſiſchen Freund nicht gleichgültig laſſen kann. Nachdem die Alliierten die ruſſiſche Volkskraft in ihrem Dienſte erſchöpft haben, gehen ſie daran, die unerſchöpfliche Bodenkraft des gewaltigen Reiches für ſich nutzbar zu machen— auf dem einfachſten Wege der Vergewaltigung. Sie nennen das Hilfe und Erret⸗ tung Rußlands var den Bolſchewiki. Der Plan iſt klar, wie er durchgeführt werden ſoll, liegt noch ein wenig im Dunkeln. Die Aktion entbehrt der Einheitlichkeit. Die Beuteſäger miß⸗ trauen einander. Vor allem iſt das Verhältnis zwiſchen den Vereinigten Staaten und Japan ſchwierig. Letz⸗ teres treibt eine Politik, die ſeinen eigenen Genoſſen ganz unfaßbar iſt. Geſlern wird aufs beſtimmteſte widerrufen, daß es Truppen in Wladiwoſtok gelandet have, heute ſließt ſein Vertreter in Waſhington von dauernden Freundſchafts⸗ verſicherungen gegen die Verbündeten über— Bindungen und Zuſicherungen geht er freilich nicht ein. Auch Amerikas Polittk greift noch nicht feſt zu, woran natürlich Japans fatal undurchſichtige Haltung ſchuld iſt. Solange Japan ſich nicht gebunden hat, bleibt Amerika in ſeiner Entſchlußfreiheit ge⸗ bunden. Nur England ſtößt feſte darauf los. Es gründet im Norden einen neuen Freiſtaat, die„Eismeer⸗Republik“ und ſetzt ſich an der Murmanküſte feſt. Gleichzeitig wird der Boden unterwühlt, auf dem das Bolſchewiſten⸗Regiment ruht 0 ſchwieriger Lage. und die Gegenrevolution genährt. Die Räte⸗Regierung iſt dieſem Anſturm der Verbündeten gegenüber natürlich in ſehr Sie hat anfänglch laviert, Belagerungs⸗ zuſtand verfügt und mobiliſiert, aber nicht gehandelt. Nun aber ſcheint die Räteregierung den ernſtlichen Verſuch machen zu wollen, Rußland vor der liebevollen Umklammerung durch England von Norden her zu ſchützen. Trotzky ſchickt Truppen ans Weiße Meer lin und um Petersburg ſind nach jüngſten Meldungen etwa 50 000 Mann der neuen roten Armee auf⸗ geboten worden). Ueber Archangelsk iſt der Belagerungszu⸗ ſtand erklärt. Es beſteht die Möglichkeit, daß es zu ernſten Kämpfen zwiſchen Engländern und Ruſſen kommt. Die Kriſe treibt ihrem Höhepunkt zu. Außer mit den Tſchecho⸗Slowaken wird das bolſche⸗ wiſtiſche Rußland auch mit den Engländern nicht um ſeine Regierungsform, ſondern um ſeinen Beſtand kämpfen müſſen. Das iſt der Punkt, an dem unſer Intereſſe einſetzt Wir haben auseinandergeſetzt, daß wir der Aufſaugung Ruß⸗ ladns durch das engliſch⸗amerikaniſche Kapital nicht gleich⸗ gültig und tatenlos zuſehen können. Nachdem wir uns vor weſtlichen Expanſionsgelüũſten Rußlands geſichert haben, könn⸗ ten wir in die Lage kommen, ihm Freundſchafts⸗ dienſte zu erweiſen. Heute ſei daran erinnert, daß Trotzky vor einiger Zeit in einer Verſammlung angekündigt hat, daß man unter gewiſſen Bedingungen die Hilfe der Deut⸗ ſchen anzurufen gezwungen ſein werde. Profeſſor Uebers⸗ berger hat am 28. Juni bereits in der Neuen Freien Preſſe mitgetellt, daß„weite Kreiſe in Petersburg und Moskau ſchon längſt den Einmarſch der deutſchen Truppen in das zentral⸗ großruſſiſche Gebiet wünſchten“. Es könnte zu einer Verbin⸗ dung ad hoc zwiſchen allen Elementen von weit rechts bis nach weit links kommen, die Rußland gegen die Menſche⸗ wiki, die Sozialiſtenrevolutionäre und die Kadetten vor der Invaſion der Alliierten bewahren wollen. Und wenn ſie Rußland aus eigener Kraft nicht ſchützen können, werden ſie die deutſche Hilfe kaum verſchmähen. Sie wird ihnen wert⸗ voller ſein als die„deutſche Revolution“, die nach den geſtern mitgeteilten Aeußerungen Lenin noch immer töricht genug iſt du erharren. G. Ein Beſehl Trotztys zum chutze der Murmanküſte. Moskau, 3. Juſl.(WB. Juchtamillich.) Die preſſe ver⸗ öſſentlicht folgenden Befehl Trotzkys: Zm Rurman iſt fremdes Militär gelandet, trot des ausdrücklichen Proteſtes des fommiſſars für die auswãr · tigen Angelegenhelten. Der Sowjzet der Volkskommiſſare Hreibt vor, dorthin die nöligen Streitkräfte zu ent⸗ ſenden, um die Küſte des Weihen meeres vor der Beſitz ergreifung durch die ausländiſchen Imperia⸗ liſten zu ſchühen. Daher befehle ich folgendes⸗ 1. Wer dem auswärligen Militär Hilſe leiſiei, ob direkt oder indirekt, wird als Lau desverräter betrachtet und revolutionären geſäubert. 2. Der Trausport von Kriegsgefangenen nach Archangelſk, ob in bewaffneten oder unbewaffneien Ableilungen oder in einzelnen Leuten iſt unbedingt ver⸗ boken. Jeder, der hiergegen verſtößt, wird nach dem kriegs⸗ geſetz hingerichtet. 3. Ju einer Fahrt au die Küſte des Weißen Meeres be⸗ nötigen ruſſiſche wie ausländiſche Bürger unbedingi die Er⸗ laubnis des nächſten Kreis⸗Kriegskommiſſars. Paſſagiere, welche ohne eine derartige Erlaubnis an die genannte Küſte reiſen, ſind zu verhaften. Moskau, 3. Juli.(WB. Nichtamtlich.) Der Rat der Volkskommiſſare hat folgende Bekannimachung erlaſſen: Der Vorſitzende des murmanſchen Sowjet Jurew, wel⸗ cher zu den engliſch⸗franzöſiſchen Imperialiſten übergegangen iſt und an den feindlichen handlungen gegen die Sowjetrepublik ieilgenommen hat, wird als Feind derſelben erklärt und als außerhalb des Geſetzes ſiehend be⸗ trachiet. Die die Preſſe meldet, wurde über Archangelsk der Kriegszuſtand verhängt. c. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 6. Juli.(Pr.⸗Tel. g..) Daily Chronicle meldet aus Petersburg, daß auch über die Murmanküſte am 2. Juli der allgemeine riegszuſtand verhängt wurde. Bolſchewi⸗ Kaſe Truppen ſind im Anmarſch zur Murman⸗ kü ſt e, wo man Kämpfe zwiſchen Ententetruppen und den Roten Garden vorausſieht. Der Kampf mit der Gegenrevolution. Moskau, 2. Juli.(WTB. Nichtamtlich.) Die hieſige Preſſe meldet: Das Militärkommiſſariat hat die ſofortige For⸗ mierung von Batter ien zum Kampfgegen die Tſche⸗ cho⸗Slowaken verfügtt Die Weſt⸗Uralbahn iſt von den Gegen⸗ Außer im Abſchnitt Slatouſt haben ſich die Gegenrevolutionäre nach Uſtikinsk zurückgezogen. Die Naphtha⸗ unternehmungen in Jaroslaw, Rybinsk, Kinſchma und Wologda be⸗ finden ſich im Ausſtand. Die Naphthaverſorgung der Nordbahn und die Schiffahrt auf der oberen Wolga iſt faſt eingeſtellt. Engliſche amerikaniſche Machenſchaften in Peiersburg. EBerlin, 6. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Mitte Mai hatte in lettiſcher Nationalrat getagt, der ſich für die Errichtung eines„ſelbſtändigen letti⸗ ſchen Staates“ ausſprach, der Kurland und Südlivland um⸗ faſſen ſoll. Sendboten des Nationalrates werden demnöchſt Weſteuropa unſicher machen. Die Mittel für die Propaganda ſtammen, wie beſtimmt nachgewieſen werden kann, aus Eng⸗ land und Amerika. Freilich gehen die Beſtrebungen der beiden Verbündeten hier ein wenig auseinander. Amerika möchte eine ſtarke föderative ruſſiſche Republik aus dem Krieg hervorgehen ſehen, England indes bemüht ſich um ein„ſelb⸗ ſtändiges Baltikum“, deſſen Selbſtändigkeit dann naturgemäß etwa Hie Formen der Transvaalrepublik annehmen würde. Die Herren vom lettiſchen Nationalrat, die ſich aus den lettiſchen Elementen zuſammenſetzen dürften, die in ruſſi⸗ ſchen Schulen und auf ruſſiſchen Unioerſitäten längſt zu Ruſſen wurden und darum auch beim Herannahen der deutſchen Heere flüchteten— es handelt ſich hier um eine zahlenmäßig ſehr geringe Schar von Intelligenten und Halbintelligenten—, wollen auch eine umfangreiche Schriftenpropaganda in Liv⸗ land und Kurland ſelber betreiben und hoffen ihre Agitations⸗ liſten unter der Hand in die beſetzten Gebiete ſchmuggeln zu können. Es wird alſo nottun, die Augen aufzuhalten und vor allem mit der Notwendigkeit zu rechnen, ſich von den Herrſchaften, die nun bald in Stockholm, Paris und London auftreten werden, keinen blauen Dunſt vormachen zu kaſſen über die angeblich„wahre Stimmung der lettiſchen Bevölkerung“. Nikolaus Nikolajewitſch konferiert mit Skoropadsky. c. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 6. Juli.(Pr.⸗Tel. g. K⸗) Die Neue Korreſpondenz meldet aus Kiew, daß dort eine Konferenz zwiſchen früheren Mitgliedern der Reichsduma und anderen Politikern ſtattgefunden habe. Großfürſt Nikolaus Nikolajewitſch ſoll inkognito Kiew beſucht und mit dem Hetmann Skoropatzky konferiert haben. Lebensmiltelmangel in der Krim Kiew, 3. Juli.(Wz B. Nichtamtlich.) Die Preſſe meldet, daß in Baku traurige Zuſtände herrſchen. Die Waſſerleitung iſt abgeſchnitten und die Verkehrswege nach außerhalb ſind unterbrochen. Brot iſt ſeit drei Monaten nicht mehr vorhanden. Andere Lebensmittel ſind ſehr teuer. Auch in der Krim, be⸗ ſonders im Kreiſe Jalta, ſoll ein Mangel an Lebensmitteln herrſchen. Die ukrain'ſche Regierung hat die Ausfuhr von Lebensmitteln bis zur Klärung der politiſchen Lage in der Krim verboten. Austuſch der Ratifikalionsurkunden zu dem Friedensvertrag zwiſchen Oeſterreich⸗Angarn und der ruſſiſchen Sowpjelrepublik. Wien, 5. Juli.(WTB. Nichtamtlich.) Am 4. Juli hat in Berlin der Austauſch der Ratifikationsurkun⸗ den zu dem Friedensvertrag zwiſchen Ungarn und der ruſſiſchen Sowietrepublik ſowie Oeſterreich⸗ des dazu gehörigen Zuſatzvertrages ſtattgefunden. Der Aus⸗ tauſch wurde vollzogen durch den öſterreichiſch⸗ungariſchen Ge⸗ ſchäftsträger Botſchaftsrat Grafen Lariſch in Berlin und den dortigen bevollmächtigten Vertreter der ruſſiſchen Sowjetr blik Hoffe. Ueber den Austauſch der Ratifikationsurku wurde ein Protokoll aufgenommne. * Kopenhagen, 5. Juli.(WTB. Nichtamtl.) Zu den Nach⸗ richten von finniſchen Truppentransporten nach der Murmanküſte und nach Ruſſiſch⸗Karelien und der Ausweiſung engliſcher Untertanen aus Finnland kann die hieſige finniſche Geſandtſchaft erklären daß die Meldungen jeder Grundlage ent⸗ hehren. Nach einer Meldung der„National Tidende“ aus Stock⸗ holm erklärte Lenin in einer Unterredung mit dem Moskauer Vertreter des Stockholmer Syndikaliſtenblattes„Folkets Dag⸗ blatt aufs beſtimmteſte die Meldung für unrichtig, daß der Zar ermordet worden ſei. Odeſſa, 3. Juli.(WTB. Nichtamtlich.) In der hi Flugzeugfabrik iſt geſtern ein Brand ausgebrochen, dem Flugzeuge zum Opfer gefallen ſind. Kowno, 5. Juli.(WTB. Nichtamtlich.) Die Vertreter der Rigaiſchen Stadtverordneten⸗Verſammlung hat⸗ ten ſich, wie die„Baltiſch⸗Litauiſchen Mitteilungen“ berichten, an den Oberbefehlshaber Oſt mit der Bitte gewandt, die bei der Hindenburg⸗Offenſive 1915 von den Ruſſen aus Riga fortgeſchafften Maſchinen von induſtriellen An⸗ lagen, deren Wert nach vielen Millionen zählt, unter den Schutz des Deutſchen Reiches zu ſtellen und ihre Rückführung zu er⸗ möglichen. Nach dem Beſcheide, den die Rigaiſche Stadtver⸗ ordnetenverſammlung jetzt vom Oberbefehlshaber Oſt erhielt, hat das Auswärtige Amt nunmehr den Rechtsanwalt Magnus dem deutſchen Geſchäfteträger in Moskau mit dem Auftrage — die Rückführung der verſchleppten Werte zu etreiben. Japaus diplomaliſches Spiel. Auch Japan will ſeinen vollen Ankeil am Kriege kragen. Rewyork, 4. Juli.(WB. Nichtamtlich.) Meldung des Reuterſchen Bureaus. Der japaniſche Botſchafter Iſhii hielt in Fairhaven(Maſſachuſetts) eine Rede, in der er verſprach, daß Japan ſeinen vollen Anteil am Kriege in einer Weiſe tragen werde, die ſeiner Anſicht nach am wirkſamſten und am meiſten zum Erfolge beitragen könnte. Er bezeichnete die Gerüchte über die Möglichkeit einer Wiederannähe⸗ rung Deutſchlands an Japan als eine deutſche Intrige, die dazu beſtimmt ſei, die Alliierten voneinander zu trennen. Iſhii teilte folgende Botſchaft des japaniſchen Vol⸗ kes an das Volk der Vereinigten Staaten mit: Wir vertrauen euch und lieben euch und wenn ihr das geſtattet, werden wir in loyaler guter Kameradſchaft alle kom⸗ menden Jahre euch zur Seite wandeln. Ein eugliſcher Rückzug vor Japan. m. Köln, 6. Juli.(Pr.⸗Tel.) Die Kölniſche Zeitung meldet aus Bern: Auf eine Anfrage wegen Verleihung von Bergwerksrechten im Jangtſegebiet an die Ja⸗ paner erteilte Lord Robert Cecil die ſchriftliche Antwort, daß man noch keine amtliche Kenntnis von dem Abſchluß eine⸗ Abkommens habe. Er fügte hinzu, das Jangtſegebiet ſei aller⸗ dings immer von der engliſchen Regierung als engliſche Intereſſenſphäre betrachtet worden, aber ſie ſei der Meinung, daß der Begriff der Intereſſenſphäre nicht ſo weit gefaßt werden würde. daß er gegen die Grundſätze der offenen Tür verſtoße. Eine Frage, ob das auswärtige Amt oder die engliſche Botſchaft vor dem Abkommen zu Rate gezogen wor⸗ den ſei, beantwortete Lord Robert Cecil verneinend. Deutſcher Abendbericht. Berlin, 5. Juli abends.(WTB. Amtlich.) Von den Kampffronten nichts Neues. der Wiener Bericht. Wien, 5. Juli.(WB. Nichtamilich.) Amtlich wird ver⸗ laulbart: 85 Die Kämpfe auf der Piave⸗Ründungs⸗Inſel haben auch geſtern keine Unterbrechung erfahren. Die beider ⸗ ſeiis angeſetzten Kräfte hielten einander die Wage. Starke it a⸗ lieniſche Angriffe gegen unſeren Südflügel wurden durch Gegenſtoß wettgemachl. Bei Ihiefauova warf das alibewährte ſchleſiſche Infanterieregiment 1 durch raſches Zugreiſen den in unſere Siellungen eingedrungenen Jtallener wieder hinaus. 5 Zwiſchen der Pi ave und der Rrenta ſetzte der Feind ſeine Verſuche, die von uns am 15. Juni gewonnenen Stel⸗ lungen zurückzuerobern, mit Zähigkeit fort. Sein Haupiſioß richtete ſich geſtern gegen den Raum des Monte Solarolo. Der bis in unſere Gräben vorgetragene Angriff führte zu erbitterten Nahkämpfen, in denen ein großer Teil des Feindes niedergemacht, der Reſt ver⸗ krieben wurde. Von Batterien der Grazer 1. und der Krakauer 55. Jeld⸗ Attilleriebrigade vortrefflich unterſfüht, haben ſich, ſeir Urel Hhälmiſſen nicht ohne große Gefahr 2. Seite. Nr. 309. Mannheimer General⸗Anzeiger. (Mitiag⸗Ausgabe.) Samstag, den 6. Juſi 1918. Vochen faſt ununterbrochen im Kampfe ſiehend, wieder die Schleſier des Bataillons 2/120 und Bosniaken des 4. Regiments beſonders ausgezeichnet. Die Verluſte des Gegners ſind außerordentlich ſchwer. Auf der Hochfläche der Siebengemeinden und an der Tiroler Front rege Artillerietätigkeit. Der Chef des Generalſtabs. Die feindlichen Heeresberichte. „Franzöſiſcher Heeresbericht vom 5. Juli morgens. Franzöſiſche Patrouillenabteilungen, welche zwiſchen Montdidier und der Hiſe, in der Champagne, auf dem rechten Maasufer und in Lothringen operierten, brachten Gefangene ein. Engliſcher Vericht vom 5. Juli morgens. Die Geſamiſumme der Gefangenen des erfolgreichen Unternehmens vom Donnerstag an der Somme überſteigt 1300. Ein deutſches Feldgeſchütz, 100 Maſchinengewehre und eine Anzahl Grabenmörſer ſind bereits ge⸗ ählt. Ein Gegenangriff in der Nacht vom 4. Juli auf die neuen lungen öſtlich von Hamel wurde leicht abgewieſen. Wir führten einen erfolgreichen Vorſtoß im Abſchnitt Beaumont⸗Hamel aus. Wir wieſen einen Angriffsverſuch in der Nähe von Strazede ab. Die Kriegslage. 3 Baris ein Bild wie mitien im Kriegsgetümmel. e. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 6. Juli.(Pr.⸗Tel. g..) Der Schweizer Allgemeine Preſſedienſt meldet aus Genf: Die 12ſtündige Deffnung der franzöſiſchen Grenze vorgeſtern brachte eine ganze Anzahl reiſender Perſonen, die zurückge⸗ halten wurden, nach der Schweiz, allein in Bellegarde hatten ſich 3000 Perſonen angeſammelt, die nach der Schweiz fahren wollten. Man erfuhr von ihnen, daß laut öffentlicher Bekanntmachung Paris und das ganze Seinedepartement nunmehr zur eigentlichen Kriegszone geſchlagen ſind, daß das Wache habende Militär in der Hauptſtadt mit dem Stahl⸗ helm ausgerüſtet wurde, daß ganze Truppenabteilungen mit der Herſtellung von Schützengräben und Feldbefeſtigungen be⸗ traut wurden und daß überhaupt die ganzen Vorgänge bei und in Paris derart ſind, daß man die Hauptſtadt ſchon mit⸗ ten im Kriegsgetümmel befindlich betrachten könne. Eine italieniſche Ofſenſive läßt ſich nicht ohne große Gefahr 85 improviſieren. c. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 6. Juli.(Priv.⸗Tel., 9..) Die„Reue Züricher Zeitung“ meldet: Die Turiner„Stampa“ ſetzt ſich redaktionell mit jenen franzöſiſchen Blättern auseinander, die dringend fordern, daß Italien ſeinen Erfolg an der Piave aus⸗ nützen und von der Defenſive zur Offenſive übergehen ſolle. Das Blatt meint, dieſer Rat komme entweder verfrüht oder ver⸗ ſpätet; verfrüht, weil ſich eine Offenſive unter den heutigen Ver⸗ improviſieren laſſe, ver⸗ ſpätet, weil die italieniſche Defenſive entſchieden offenſiver Natur ſei. Man ſolle nicht glauben, daß Italien ſeinen Sieg ſpielend er⸗ rungen habe. Sein Widerſtand gegen die öſterreichiſchen Angriffe aus einer Aufeinanderfolge von Gegenangriffen. Die „Stampa“ hält eine italieniſche Offenſive auch darum für gefährlich, weil ſie mit einer deutſchen Unterſtützung des öſterreichi⸗ 1 Heeres rechnet. Deutſchland habe noch immer die Fehler des iſchen ralſtabs am Ende wieder gutgemacht, ſiehe Rußland, Serbien, Südtirol, Iſonzo. Die Wahrſcheinlichkeit der deuiſchen Hilfe ſei zwar durch die ſtarke Inanſpruchnahme der deut⸗ 183 Heere in Frankreich vermindert, aber ausſchließen dürfe man die Möglichkeit doch nicht. Mehr von Italien zu verlangen als es an der Piave getan, ſei unbillig. Von Frankreich und England ſage man, daß es ihre Pflicht ſei, bis zum Eintreffend der Ameri⸗ kaner auszuharren. Von Italien dem ſchwächeren Bundesgenoſſen könne man füglich nicht mehr verlangen als von Frankreich und England. Deulſcher Reichstag. Berlin, 5. Juli. Am Bundesratstiſch: v risber g,v. Payer, v. Stein, v. Ca S unr 8 ehrenbach eröffnete ung 2. uf der Tagesordnung ſtehen in erſter Linie Anfragen. Abg. Trimborn(Ztr.) fragt nach der Stellungnahme des Reichskanzlers zu der in der ſeindlichen Preſſe gegen die deutſche Oberſte Heeresleitung erhobene Beſchuldigung, daß dieſe am Fronleichnamstage Paris beſchoſſen habe. General v. Wrisberg: Paris iſt auf Befehl der Oberſten eier des leitu der — 2. Zunl,—3———— 6915 Franzoſen feiern ttage, ſondern an dem Tag nicht an dem kalendermäßigen Feſt darauffolgenden Sonntage. Auf dieſe Tatſache hat der Kardi⸗ nal von Hartmann die Oberſte Heeresleitung rechtzeitig auf⸗ merkſam gemacht. »Darauf wird die 3. Seſung des Stats ſortgeſetzt. Zu⸗ nüchſt wird über den Antrag Arendt(D. Fr.) abgeſtinunt, nach⸗ dem die Beſchlagnahme der Türklinken zunächſt in öffentlichen Gebäuden vorgenommen und die Entſchädigung ſo geſtaltet wer⸗ den ſoll, daß koſtenfreie Wiederherſtellung des jetzigen Zuſtandes ermöglicht wird Auch bei dieſer Abſtimmung muß Hammelſprung erſolgen, der mit 154 gegen 85 Stimmen die Annahme de⸗ Antrages ergibt. Sodann wird der Etat des Reichsheeres beraten. In Verbindung mit der zweiten Beratung der Geſ⸗ e zur Heranziehung von Heeresunfähigen zum itäriſchen Ar⸗ beitsdienſt und betreffend Milderungen im Straf⸗ geſetzbuch. 8 Präſident Fehrenbach ermahnt die Redner zur Kürze, weil die Etatberatung heute zu Ende geführt werden ſoll: die Red⸗ 1109 2 dafür ſorgen, daß dies vor Mitternacht mög⸗ Abg. Stücklen(Soz.): Wir haben gegen das neue Arbeitsdienſtgeſetz ſchwere Bedenken. Es ſollen mit Zuchthaus Beſtrafte zum Arbeitsdienſt — ezogen werden. es ſetz wird ein reines Polizeigeſetz ir lehnen es ab. Unſere Forderungen läßt der Kriegsminiſter gt. An Stelle des Buchenlaubtabaks ſollte den Soldaten das Geld gegeben werden, das jetzt den Lieferanten Die Beförderung von Ueberzähligen iſt eine fragliche Aus⸗ eichnung. Vizefeldwebel mit Gefreitenlöhnung ſollten nicht denk⸗ ar ſein. Der Verkehr mit den Abgeordneten iſt den Soldaten tat⸗ ſächlich verboten. Zum Aufklärungsdienſt, der im Sinne der Vater⸗ landspartei erfolgt, ſollten einmal Sozialdemokraten herangezogen werden; im Sinne der Soldaten wäre das ſicher gelegen. der Soldat ſollte mit Erreichung des 48. Lebensjahres automatiſch zur Entlaſfung kommen. Abg. Müller⸗Meiningen(Fr. Bp.): Bei einer weiteren Aenderung des Militärſtrafrechts muß auch das militäriſche Strafverfahren im Felde reformiert werden. Die im Felde Verurteilten müſſen das Recht auf Be⸗ rufung und der Reviſion erlangen. Die militäriſche Verwal⸗ tung ſollte auf die Wünſche und Forderungen des Reichstags 2— Ihr— eine Beleidigung der Soldaten draußen im. Sehr richtig.) Die Feldgrauen danken für ſchöne Worte, ſie wollen Taten ſehen. Das ganze Heerweſen muß okratiſiert Nachdem noch die. von Graefe(Konſ.) und Behrens (D. Fr.) zum 8 haben, führte Kriegsminiſter von Stein aus: Die enden Kri — aus———— enen Tages, am haben wir Frieden und keine weiteren Verpflichtungen. Anders liegt es England und Frankreich gegenüber bei den Aus⸗ tauſchgefangenen. Es iſt leichter Klagen, Wünſche und Forderungen vorzubringen, als ihnen gerecht zu werden. Zuſagen ſollten nur dann gemacht werden, wenn man ſie auch einlöſen kann. Gut⸗ mütigkeit und Nachgiebigkeit iſt nicht am Platze. Das haben wir bei den Zuſagen hinſichtlich der Entlaſſung der älteſten Jahr⸗ gänge geſehen. Ueber die Abzeichenfrage wird ſelbſt unter den Beteiligten niemals Einigung erzielt werden. Ueber die Heeres⸗ organiſation der Zukunft laſſe ich mich nicht aus. Ich habe jetzt für die egenwart wichtigere Dinge zu tun.(Lebhafter Beifall.) Abg. Corfaaty(Pole): Bei den bisherigen Streiken in Oberſchleſien iſt nicht nur die Militariſierung der Betriebe erfolgt, die Arbeiter werden ſogar durch Hunger zur Arbeit getrieben. Sie werden ausgeſogen und ausgeplündert.(Präſident Fehrenbach bittet den Redner, ſich zu mäßigen. Abg. Ledebour ruft: Sa hlicher Eingriff in die Debatte, der Präſident ruft Ledebour zur Ordnung, auf einen abermaligen Zwiſchenruf nochmals). In Polen iſt alles verwüſtet. Der Viehbeſtand iſt vernichtet. Wic enthalten uns der Abſtimmung über den Etat. General von Scheuch. Ich hahe jetzt Unterredungen mit Ver⸗ tretern der oberſchleſiſchen Bergarbeitergeſellſchaften gehabt. Dabei wird mehr herauskommen, als wenn wir hier eingehend darüber ſprechen.(Sehr gutl) Uns leitet dabei nur der deutſche Standpunkt. General von Wrisberg: Der Anſchuldigung über das Vor⸗ gehen gegen die Oſtſeezeitung wird nachgegangen werden. In ſeiner damaligen Rede hat Abg. Cohn ſehr leichtferiige Ausführungen gemacht. Er hat von einem Major geſprochen, der garnicht exiſtiert. Präſident Fehrenbach teilt mit, daß der geſamte Etat noch ſes iſt gegen 7 Uhr, abends) erledigt werden muß. Dabei ſeien noch 9 Redner geineldet.(Unruhe.) Abg. Hüttmann(U..) Was ſoll mit den Nichtkriegs⸗ verwendungsfähigen Soldaten geſchehen, die anläßlich des Streits eingezogen worden ſind. Ein Beſchwerderecht gibt es beim Militär in der Praxis nicht. 85 Abg. Erz b erger(Zentr.): Iſt die Zeatralpreisprüfungsſtelle —.— und die Marineverwaltung ihr eigetreten. Der Biſchofsſtuhl in Wilna muß ſchleunigſt wiede 3403 eneralvon Scheuch: Die Preisprüfungeſtelle arbeitet ſchon. Hoffentlich erfüllt ſie die— ſie geſtelkt— Abg. David(Soz.): Wir lehnen das Geſetz zur Heranziehun Militärumtcuglicher ab. Man ſollte den mit Vorbeſtroſteg „Gelegenheit geben, ſich zu bewähren. Abg. Haas(Jortſchr..: In England werden die deutſchen Kriegsgefangenen abſcheulich behandelt. Hoffentlich ſchreitet die eng⸗ liſche Regierung gegen die ſchuldigen Ofſiziere ein, ſonſt muß von unſerer Heeresleitung das Erforderliche geſchehen. In meiner früheren Rede wollte ich die Kriegsberichterſtatter in ihrer Geſamtheit nicht kränken. Die Kriegsberichterſtatter haben zweifellos viel Gutes geleiſtet. Andererſeits bringen ſie doch viel anfechtbare Schilderungen in geſchmackloſer Uebertreibung. Oberſtleutnant von Franſecky: Auf England wird der nötige Druck ausgeübt. Genügt unſer Proteſt gegen die Behandlung ———— nicht, ſo wird mit aller Strenge vorgegaagen Ein anderer Vertreter des Kriegsminiſteriums erklärte, Aufgabe der Kriegsberichterſtatter ſei es, die amtliche Kriegsberichterſtattung Durch eine lebhafte Schilderung eigner Erlebniſſe zu ergänzen. Die Truppen draußen verlangen es. General Freiherr Langermann von Erlenkamp: Bei der Neuordnung des Offizierpenſionsweſens werden die wieder ver⸗ wundeten altpenſionierten Offiziere nicht vergeſſen werden. Abg. v. Tra mpozynski(Pole): Das Kriegsamt begünſtigt den polniſchen Arbeitern gegenüber die Lohndrückerei. General v on S cheuch: Wenn gegen die Auswahl der Ver⸗ 3 5* Einſpruch erhoben wird Kriegsamtes, ſo iſt das durchaus berechtigt. Die 5 ſorgfäniger getroffen werden.— Abg. Bernſtein(u. Soz.) beantragt gegen 9 Uhr Ver⸗ 4 a 9 i0 g. 8 8——9 dis Geſchüftslage 4* ei nicht ſo langen Reden könne das Ziel leich i werden, heute den Etat zu verabſchieden. 8— Der Vertagungsantrag wird nur von den Unabhängi mter⸗ ü Das genũgt icht. Abg. Cohn⸗Nordhauſen(u..): Die Ernährung der Kriegs⸗ gefangenen genügt nicht angeſichts der ſchweren—9 langen Ar. „die von ihnen verlangt wird.(Wegen einer ſpäteren Aeuße⸗ * Abg. Cohn zur Ordnung gerufen.) ach weiteren Bemerkungen wird der Heeresetot bewil⸗ ligt Die beiden Geſetzentwürfe werden in zweiter und ſoforti⸗ ger dritter Leſung angenommen. Es folgt Der Marineetat. Abg. Pfleger(Ztr. i Zöſiſchen eee, uirueen ug— drittel unſerer U⸗Boote verſenkt ſeien. Slaatsſetrelär des Reichsmarineamis v. Capelle: Ueber die in der zweiten Leſung berührte Frage der Deck⸗ offtziere ſind neue Erwägungen angeſtellt worden, ob die Deckoffi⸗ ziere aus dem Mannſchaftsſtand herausgenommen werden ſollen oder ob ein beſonderes Deckoffizierkorps zu bilden iſt. Ich hoffe auf baldigen Abſchluß dieſer Erwägungen und würde keine Be⸗ denken tragen, die 6⸗Jahresklauſel zu beſeitigen.(Beifall.) Der Abg. Dr. Pfleger hat eine Aeußerung des franzöſiſchen Marine⸗ Unterſtaatsſekretärs mitgeteilt, nach welcher Zweidrittel aller unſerer U⸗Boote verſenkt ſeien und doppelt ſo viel U⸗Boote ver⸗ ſenkt würden, als wir bauen können. Vorſtehende Angaben ſind falſch. Ebenſo unrichtig iſt eine vor kurzem erfolgte Erklärung des engliſchen Marineminiſters, daß ſeit Januar ds. Is. mehr U⸗ Boote verſenkt ſeien, als gebaut worden ſind. Das Gegenteil iſt der Fall.(Hört, hört.) Alle Nachrichten über U⸗Bootsver⸗ luſte, die von unſeren Feinden in die Welt geſetzt werden, ſind übertrieben. Unſere U⸗Bootwaffe iſt, ſowohl was die Zahl wie die Qualität der Boote betrifft, im Steigen begriffen. Eine große Anzahl der Herren hat vor kurzem den Vortrag eines gerade aus dem Sperrgebiet zurückgekehrten U⸗Bootkommandanten beigewohnt, in dem der Vortragende eingehend all die Abwehr⸗ maßnahmen, die unſere Feinde gegen die U⸗Bootpeſt zur Anwen⸗ dung bringen, geſchildert hat. Sie werden ſeinen Ausführungen entnommen haben, daß unſere kräftigen U⸗Bootbeſatzungen ſich gegen alle dieſe Mittel bisher behauptet haben, und ich habe die begründete Hoffnung, daß ſie ſich auch weiter behaupten werden. Für die Beurteilung des militäriſchen Ergebniſſes des U⸗Bootkrieges ſind der zuverläſſigſte Maßſtab die amt⸗ lichen Veröffentlichungen des Admiralſtabes über die Verſenkungen. Wenn jetzt noch, nachdem bereits rund 18 Millionen Tonnen, welche unſeren Feinden zur Verfügung geſtanden haben, verſenkt ſind, durchſchnittlich Tag für Tag—5 große Schifſe als verſenkt gemeldet werden, ſo liegt darin die Gewähr, daß die Wirkſamkeit des U⸗Bootkrieges nicht nachgelaſſen hat. Ich möchte mir geſtatten, Ihnen in dieſem Zuſammenhang zwei Aeußerungen amerikaniſcher Autoritäten wiederzugeben, aus denen klar hervor⸗ geht, was man von all den Bruhigungen und Aufmunterungen unſerer Feinde zu halten hat. Am 3. Mai erklärte der bekannte amerikaniſche Admiral Sims in London im National⸗Boarding⸗ Club, daß die ſteigende Kurve der Schiffsbauten in kaum 14 Ta⸗ gen die fallende Kurve der U⸗Bootsverſenkungen ſchneiden würde, die Verbandsmüchte mithin ihre Verluſte voll erſetzen könnten. Beinahe gleichzeitig am 7. Mai aber ſagte jenſeits des Ozeans der Borſitzende des Schifſbauausſchulſes der Handelslammern der Ver⸗ einigten Staaten Herr Filener folgendes: Der nächſte Frühling, alſo 1919, wird heran ſein, bevor unſere Schiffsbaulinie die Linie der U⸗Bootverſenkungen ſchneidet. Alle Angaben, fuhr er fort, die man in den Zeitungen über das Nachlaſſen der Verſen⸗ kungen lieſt, gründen ſich auf Hoffnungen und Träume. Das, meine Herren, klingt ganz anders, wenn vielleicht auch Herr Filener Amerikaner iſt und gewiß auch nicht zu wenig ſagte. Ich hoffe, daß im nächſten Frühjahr, wenn dann der Krieg noch andauern ſollte, die von ihm ausgeſprochene Hoffnung ſich als nicht zutreffend erweiſen wird. Meine Herren! Wie liegen denn die Verhältniſſe? Täglich werden vier bis fünf größere Schiffe mit wertvollen Ladungen an Kriegsmaterial, Truppen, Rohſtoffen und Lebensmitteln verſenkt, denen auf abſehbare Zeit kein annähernd gleicher Schiffszuwache gegenüberſteht, alſo ein dauernder Rückgang des zur Verfügung ſtehenden Schiffsraums Dieſem dauernden Rückgang ſteht aber ein dauernd ſteigender Bedarf gegenüber. Wir alle wiſſen, daß ſchon ſeit geraumer Zeit die vorhandene Tonnage nicht mehr aus⸗ reicht, um die Bedürfniſſe unſerer Feinde in ausreichendem Maße zu befriedigen. Mit jedem amerikaniſchen Soldaten aber, der euro⸗ päiſchen Boden beiritt, wächſt der Bedarf an Schiffsraum einmalig um rund 6 Bruttoregiſtertonnen für den Kopf, um den Mann her⸗ überzubringen, dauernd— und dieſes iſt der ſpringende Punkt—, um den Mann laufend mit der nötigen Zufuhr, im weiteſten Sinne gedacht, zu verſorgen. In allen Tonarten wird in der feindlichen Preſſe verbreitet, der U⸗Bootkrieg wirke nicht mehr, ſei nicht mehr — um mit Lloyd George zu reden— ein⸗* ſondern nur noch eine Beläſtigung. Wir ſollten uns durch ſolche zuverſichtliche Reden unſerer Gegner nicht irre machen laſſen. Selbſtverſtändlich muß auch das Ergebnis des U⸗Bootkrieges einmal geringer werden, wenn der Seeverkehr abnimmt. An dem Enderfolg aber vermag das ebenſowenig etwas zu ändern, wie der Umſtand, daß unter be⸗ ſonders günſtigen Verhältniſſen vorübergehend einmal ein ſtärkerer Verluſt an U⸗Booten als der normale eintritt. Feſter Siegeswille, der unſere Heere im Weſten von Sieg zu Sieg geführt hat, iſt auch in der Marine lebendig und wird auch den U⸗Bootkrieg das ihm geſteckte Ziel erreichen laſſen.(Lebhafter Beifall.) Der Haushalt der Marine wird im übrigen be⸗ willigt. 3 Ohne Ausſprache werden Einzeletats bewilligt, ſo der Kolonial⸗ etat und der Etat der Reichseiſenbahnen und des Reichsſchatzamtes. Beim Etat des allgemeinen Penſionsfonds tritt Abg. Werner⸗Hersfeld(Dr. Frkt) für die Altpenſionäre ein. General Frhr. v. Langermann: Die Altpenſionäre werden mit Teuerungszulagen bedacht. Lange Geſuche brauchen ſie nicht einzuxeichen, es iſt nur ein Schema auszufüllen. Beim Poſtetat beſchwert ſich Abg. Emmel(Soz.) darüber, daß für Mülhauſen nur der private Pakeiverkehr eingeſtellt ſei. Irgend einen Zweck habe die Maßnahme nicht. Sie werde als Schikane empfunden. Staatsſekretär Rüdlin: Die Maßnahme trifft ganz Ober⸗ elſaß; ſie iſt eine militäriſche Anordnung. Die Sache wird geprüft werden. Bis auf den Etat der Reichsſchulden und dem der allgemeinen Finanzverwaltung wird der Etat in dritter Leſung genehmigt⸗ Nächſte Sitzung Samstag 1 Uhr. Kleine Porlagen, Kaligeſeg, Ernöhrungsfragen, Kohlenverſorgung und Reichsbekleidung. Schluß 10 Uhr. 8 Badiſcher Landtag. Erſte Kammer.— 28. öffenkliche Sitzung. Karlsruhe, 5. Juli. Unter dem Vorſitze des Prinzen Max v. Baden ſetzte die Erſte Kammer um 4 Uhr ihre Verhandlungen fort. Es wurden eine Anzahl Petitionen erlebigt. Präſident Dr. Glockner berichtete über die Petition des Ver⸗ bandes der Beamten⸗ und Lehrervereine über die Ver⸗ einfachung der Staatsverwaltung. Die Petition wurde der Regierung zur Kenntnis zugewieſen. Derſelbe Berichterſtatter berichtete dann über die Petition der Stationsvorſteher und Betriebsaſſiſtenten über den Vollzug des Staatsvoranſchlages für 1918/19. Präſident Dr. Glockner berichtete über die Bittſchrift der oberen Beamten des Kreiſes Mannheim, die Notlage des Beamtenſtande⸗ betreffend. Die Petition wurde durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt, Ferner berichtete er über die Eingabe de⸗ Verbandes der Beamten⸗ und Lehrervereine üdber die Teuerungsmaß⸗ nahmen. Die Eingabe wurde für erledigt erklärt. Endlich berichtete Prüſident Dr. Glockner über die Eingaben des Verbandes des deut⸗ ſchen Verkehrs aen Gau Baden, um Erhöhung der Löhne und des Badiſchen Eiſenbahnerverbandes um Maßnahmen gegen die Teuerung. Die Eingaben wurden der Regierung zur Kenntnis überwieſen. 8 Sberbürgermeiſter Hermann berichtete über die Petition des Architekten⸗ und Ingenieurvereins, betr. die Stellung der wiſſenſchaftlich gebildeten Techniker in den Gemeinde⸗ und Staatsbehörden und über eine Gegenpetitioa dazu. Die Petitionen wurden der Regierung zur Kenatnis zugewieſen. Geh. Hofrat Dr. v. Dechelhäuſer hatte dieſen Antrag befürwortet. —— Habermebl berichtete über die Eingabe des Gemeindergts Schopfheim, um Erweiterung der dortigen Realſchule zu einer Oberrealſchule und über die Eingabe der Stadt Säckingen, betr. Ausbau der Realſchule zu Säckingen. Die Petitionen wurden der Regierung* Kenntnis überwieſen. Ja der Ausſprache warnte Bürgermeiſter Dr. Weiß vor dem Zudrang zum Studium, bezeichnete es aber für falſch, wenn man die kleinen Städte in ihren Anſtalten beſchränken würde.—— Bürgermeiſter Viern eiſel berichtete über die zwei Peritionen des Badiſchen Lehrervereins, bete. die Neugeſtaltung des Schul⸗ weſens und betreffend die 33 der in einer außerordentlichen Verſammlung angenommenen aie ungen über Lehrerbildungs⸗ fragen, Stellenbeſetzung uſw. e Petitionen wurden teils der Regierung als Material überwieſen, teils erledigt erklärt. Geh. Rat Dr. v. Oechelhäuſer berichtete über die Petition des Vereins„Alt⸗Heidelberg“ und des Stadtrats Heidelberg über die Errichtung einer Güterabfertigungsſtelle am Karlstor⸗Bahnhof in Heidelberg. Die Petition wurde der Regierung zur Kenntnis überwieſen. Prälat D Schmitthenner berichtete über die Petition de⸗ Bundes für deutſche Familie und Volkskraft gegen die Broſchüre des Profeſſors Dr. Blaſchke. Der Ausſchuß kam zu dem Antrag über die Petition zur—— rzugehen. Perſönlich erelärte Prälat D. Schmitthenner, daß durch dieſe Stellung nicht ausgedrückt werden ſoll, daß die Kammer die Beſtre⸗ bungen des Buades für Familie und Volkskraft nicht billigt. Der Antrag des Ausſchuſſes wurde angenommen. Anſtelle von Geh. Kom.⸗Rat Dr. Koelle wurde Wirkl. Geh. Rat Dr. Lewald in den Landſtändiſchen Ausſchuß Hehert Ferner gehören dem Land⸗ ſtändiſchen Ausſchuß an Dr. Freiherr v. la Roche und Geh. Kom.⸗Rat Engelhard. Damit war die Tagesordnung der Kammer erledigt. Präſident—— v. Baden gab die übliche Ueberſicht über die Arbeit des Ausſcht Danach hielt die Erſte Kammer WW Voll⸗ ſitzungen und 70 Ausſchußſitzungen ab Darin wurden erledigt der Staatsvoranſchlag, die Denkſchriſt der Regierung über ihre Kriegs⸗ maßnahmen, 21 Geſetzentwürfe. 2 proviſoriſche Geſetze, 9 Reſolu⸗ tionen und Aaträge, 12 Denkſchriſten, Nachweiſungen und Rech⸗ nungen, 68 Petitionen. Prinz Max dankte den Mitgliedern für die große Hingabe, mit der ſie ſich den Arbeiten der Kammer idmet haben. Er dankte insbeſondere dem Vizepräſidenten, den Sekretären und den Archivariate für ihre Tätigkeit. Mit großem Danke gedachte der Redner des Umſtandes, daß der Geiſt der Sachlichkeit, des Verſtändniſſes und der Verſöhnung im Hauſe geherrſcht habe, der cuch der Heiſt ſein werde, in dem nach dem Kriege die Neuordnung der Dinge zu erfolgen habe. Daß dieſer Geiſt erhalten bleiben möge, ſei ſein Wunſch. Mit herzlichem Danke an die Mitglieder der Kammer und mit dem Wunf 24 frohes Wiederf Prändent un 7 Ut 20 Nin. die ſehen“ ſchloß der — — 5 Oberfeuerwerker n llen kð moch nicht erfüllen——— 6 * DD N N D. * — Mannheimer General-Anzeiger.(Mithug-Musgube.) Nr. 309. 3. Seite. Aus Stadt und Land. Mit dem ausgezeichnet: MRuſikleiter Albert Bitterwolf, riſche Karl⸗Friedrichs⸗Medaille verliehen worden. auer, Sekretär beim Straßenbahnamt, z. Zt. Tele⸗ Sraphiſt bei einer Fernſprechabteilung, wohnhaft Eichendorffſtr. 15. * Eiſerne Kreuz erſter Klaſſe erhielt Leutnant Schmitt, Inf.⸗Regt. 170. 0 dem kürzlich die militä⸗ Großherzogs Geburtstag⸗Spende. Rote Kreuz bittet nochmals herzlichſt alle Teile der Be⸗ das Liebeswerk, das in nunmehr bald vierjähriger Tätig⸗ aufgebaut und durchgeführt iſt, bei der am Samstag, den 6. Sonntag, den 7. Juli ds. Is. ſtattfindenden Straßen⸗ und Hausſammlung unterſtützen zu wollen. Wir bitten alle Samm⸗ lerinnen freundlich aufzunehmen und bei Abweſenheit vor Weg⸗ gang aus dem Hauſe das Dienſtmädchen oder die Kinder zu be⸗ auſtragen, eine Spende für den guten Zweck abzugeben. allwer Zeugfeldwebel und Oberfeuerwerter Jeug- u. Jeuerwerks⸗Leuinauis des Beurlaublenſtandes. Aktive Zeugfeldwebel und Oberfeuerwerker können nach neueſtem Erlaß———— während des Krieges unter 8 Vorausſetzungen zur Beförderung zu Zeug⸗ und Feuerwerksleut⸗ nants der Reſerve vorgeſchlagen werden. Der Vorzuſchlagende muß: 1. eine mindeſtens 12ſährige aktive Dienſtzeit vollendet haben und 2. während des Krieges ein fortgeſetzt gutes Verhalten gezeigt : S. unter——*—3 dienſtlichen Kenntniſſe und ſen, ſeines ſoldatiſchen Verhaltens, ſeiner militäriſchen For⸗ Führung in und außer Dienſt und allgemeinen Bildung Richtung bin zum Zeug⸗ und Feuerwerksoffizier der Re⸗ geeignet ſein; 4. sverwendungsfähig oder, wenn er eine oder Kriegsdienſtbeſchädigung erlitten hat, voll garniſon⸗ ————————9 83 jährigen er eingerichteten oberen — rfeuerwerkerſchule hioung f Lei men, nach 44 Erfolg beſucht oder die Befähigung Beſuch dieſes Sehrgangs erlangt haben: 6. ſich in freien Zeug⸗ dezm.(Kriegsetatſtelle) befinden; 7. eine Be⸗ oder Mitteilung einer Zwilbehörde oder Privatfirma voriegen, er nach ſeinem Ausſcheiden aus dem Heeresdienſt von zur Probedienſtleiſtung in eine Stelle einberufen geſicherte und den Standesverhältniſſen ſtellung anzuſeben iſt und 8. im ſeiner von einem Offizier aufzuneh⸗ — nenden Verhandlung die Erklärung abgeben, daß er mit ſeiner Be⸗ —— und nach Beendigung des Krieges mit ſeiner Entlaſſung ohne Anſpruch auf Verſorgungsurlaub als Militäranwärter zu einem vom Kriegsminiſterium, Waſſen⸗ und Munitionsbeſchaffungsamt, nach den geſetzlichen*— feſtzuſetzenden Zeitpunkt ein⸗ und er ſich ausdrücklich der ſung unterwirft, eine Wiederübernahme in den aktiven Dienſt als ausgeſchloſſen an⸗ zuſehen. Die Kapitulation erliſcht mit dem Augendlick der Be⸗ förderung zum Zeug⸗ oder Fenerwerksoffizier des Beurlaubten⸗ ofſtzieren der Bienſtſtelle des Borzuſchlagenden beizuflügen, da gegen die nichts einzuwenden iſt. Andernfalls 0 etw Bedenken von dieſen Offizieren zur Sprache zu bringen. Die 2 muß mindeſtens drei Unterſchriften arekes. Kann dieſe bei der eigenen Dienſtſtelle nicht erreicht werden, ſo können auch Zeug- und Feuerwerksoffiziere der früheren Dienſt⸗ ſtellen zur— Meldung aufgefordert werden. Dem Vor⸗ ſchiag zur Beförderung iſt ein Perſonalbogen beizufügen unter An⸗ gabe, in welcher Stellung und bei welcher Zivilbehörde der Vor⸗ geſchlagene eine im Ausſicht hat. Der Dienſtvorgeſetzte hat zu beſcheinigen, daß vorſtehend unter Ziffer 1 bis 4 und 6 geſtellten ingungen erfüllt ſind. Sofern einzelne Zeugfeldwebel oder die in Ziffer 7 Bedingung jetzt ſind ihre Ramen ſpäter dem Waffen⸗ und im Kriegsminiſterium anzugeben. Dieſes wird alsdann die Be gsvorſchläge dem Dienſtalter nach ein⸗ und die B folcher Zeugfeldwebel und Oberfeuer⸗ werker, die ſich noch nicht in einer etatsmäßigen Zeug⸗ oder Feuer⸗ Werksofſtzierſtelle beſinden, in eine ſolche veranlaſſen. B. wurde der ſekretür Albert Umhan beim No⸗ dartat zum Amts Neckarbiſchofsheim. 3 wurde dem Oberreviſor Reinhold Freude · E—* bei der ing in Karksruhe das Stationsamt Die des Geburtstags des Großherzogs in den Schulen. Die Cueen anlüglich 0 eburtsfeſtes des Großherzogs wer⸗ den auch in dieſem Jahre im Hinblick auf den Ernſt der einfacher Weiſe*3 Die Feier hat im weſentlichen in einer Anſprache zu beſtehen, die auf die Bedeutung des Tages im Rahmen der Zeitverhältniſſe hinweiſt und hat im Laufe des Montag vormittag ſtattzufinden. Die kirchliche Feier des Tages findet am 7. Juli ſtatt, der 9. Juli iſt ſchulfrei. Ludendorffſpende. Der Rhenania⸗Rheinſchiffahrtskonzern hat insgeſamt 25 000 Mark gezeichnet. )ESchule und Obſtverſorgung. Das Unterrichtsminiſtexrium hat ſeheft und Lehrerinnen ermächtigt, unter Freigabe des Unterrichts, ſoweit das nötig iſt, zur Zeit der Beerenernte Beerenſammeltage einzurichten. Solche Sammeltage wären jeweils nach Benehmen mit der Ortsſchulbehörde anzuſetzen. Die Verwendung von Kämmen zum Abſtreifen der Beeren iſt bei der Vorleſe auszuſchließen, bei der Vollernte können Kämme benützt werden. Die geſammelten Beeren ſind an die Sammelſtelle der Badiſchen Obſtverſorgung abzuliefern. Die Tätigkeit der Sammler wird nach den für die Heidelbeeren feſt⸗ geſetzten Preiſen vergütet werden. Die Verteilung des Erträgniſſes ſoll durch die Lehrer unter Mitwirkung des Vorſitzenden der Orts⸗ ſchulbehörde geſchehen. 8 Zu Gunſien des Vereins für Ferienkolonien ſind eingegan⸗ gen von Ungenannt 200., Ungenannt 200., Frl. Prof. Dr. Anna Hamburger 100., Firma Weil u. Reinhardt 500., Rheiniſche Creditbank 1000., Südd. Discontogeſellſchaft 1000 Mark, Firma Hirſch Schuſter 100., Ungenannt 100 M. Den verehrlichen Spendern ſei auch an dieſer Stelle wärmſter Dank ausgeſprochen. Weitere Zuwendungen nimmt gerne entgegen das Volksſchulrektorat hier, B 2, 9. * Seinen 80. Geburtstag feierte dieſer Tage Herr Rentner M. A. Kuhn in Neuſtadt a. d. H. Neben reichen Blumenſpen⸗ den gingen dem Geburtstagskinde aus allen Kreiſen der Bürger⸗ ſchaft herzliche Glückwünſche zu. Herr Kuhn und ſeine Gemahlin Franziska geb. Söllner aus Mannheim widmen ſich im Stillen ſehr der Wohltätigkeit, u. a. hat Herr Kuhn eine größere Stiftung für das Neuſtädter Krankenhaus gemacht. Anläßlich ſeines 80. Geburtstages überſandte Herr Bürgermeiſter Wand demſelben einen Roſenſtrauß mit den beſten Glückwünſchen der Stadtverwaltung. 8 Das 3⁰ der ſilbernen Hochzeit feiern am Montag, den 8. Juli Auguſt Hordin und Frau geb. Sufren. vergnügungen. 8Künſtlerkheater„Apollo“. In der heute Samstag und den beiden morgen Sonntag(nachm. 3 und abends 7 Uhr) ſtattfin⸗ denden Aufführungen„Schwarzwaldmädel“ gaſtiert an Stelle des erkrankten Herrn Vogler Herr Heinz Gräf vom Stadttheater Mainz als Richard. Die übrige Beſetzung iſt die der Erſtauffüh⸗ rung.„Unter der blühenden Linde“ von Fr. Gellert befindet ſich in Vorbereitung und wird vorausſichtlich mitte nächſter Woche zum erſten Male gegeben. Die Proben dazu ſind unter Leitung des Komponiſten im Gange. fus Ludwigshafen. Einen wohlgelungenen landwirtſchaftlichen Verſuch unter⸗ nahm in den letzten Jahren die Fleckviehzuchtgenoſſenſchaft Fuß⸗ önnheim mit Unterſtützung: des Bezirksamtes Ludwigs⸗ Bafer und der Gemeindeverwaltung Fußgönnheim mit der Schaf⸗ fung einer ſyſtematiſch angelegten Jungviehweide. Die Ge⸗ meinde ſtellte hiezu eine etwa 400 Ar große Fläche um die jähr⸗ liche Pachtſumme von 320 Mark zur Verfügung, die nahezu völlig verwüſtet war. Im Mai 1914 konnte nach langer Vorarbeit mit der Anſaat von 11 verſchiedenen Weidegräſerſorten, empfohlen von Dekonomierat Oſterſpey in Frankentahl, begonnen werden, die aus der Gärtnerei Velten in Speyer ſtammten und ſich nach ent⸗ ſprechender Düngung prächtig entwickelten. Schon Ende Auguſt konnten entſprechende Mengen tadelloſen Heues geerntet werden(20 Zentner auf dem Morgen). Nunmehr begann die eigentliche Weideanlage. Das Gelünde wurde mit Eiſenbetonpfoſten und Draht umfriedigt, in drei Koppeln von je 4 Hektar Größe ab⸗ geteilt und jede Abteilung mit Waſſerpumpe ſowie Tränkanlage ver⸗ ſehen. Zum Scheuern der Tiere wurden einige Baumſtämme ein⸗ —.—. zum Schattenſpenden verſchiedene Bäume gepflangt. Bei etriebsaufnahme wurde die Neuanlage mit 46 Jungrindern und 7 Fohlen befahren, welche Zahl bald auf 72 und 5 ſtieg, um im letzten Betriebsjahr infolge Viehabnahme etwas zurückzugehen. Die Land⸗ wirte möchten die Einrichtung heute nicht mehr miſſen, weil die rationell betriebene Weidewirtſchaft die Entwicklung des Jungviehes gußerordentlich günſtig beeinflußt und die Tierhaltung ſelbſt ver⸗ billigt. Nus dem Großherzogtum. 33 bei Raſtatt, 7. Juli. In einer der letzten Nächte iſt von der Bleiche weg Wäſche im Wert von mehreren hundert Mark geſtohlen worden. Dieſes Vorkommnis möge anderwärts zur Warnung dienen. )Freiburg, 5. Juli. Nach der„Freib. Ztg.“ hat der Stadtrat dem Leutnant Weber und dem Vizefeldwebel L. Weber, einem Sohne der Stadt, Ehrengaben für den Abſchuß eines feind⸗ lichen Fliegers bei dem letzten Angriff auf Freiburg überreicht. Radolfzell, 6. Juſi. Von einem Gäterzuge ſtürzte bei Fiſch⸗ bach ein Transportbegleiter(Soldat) ab, wurde überfahren und ſo ſchwer verletzt, daß er ſtarb. X Schonach, 6. Juli. In einer der letzten Nächte wurde in der Nähe das Einſpännerfuhrwerk einer Frau angehalten. Bei eit in 7 der Durchſuchun loände wurden erhoben gegen des Fuhrwerks wurde ein Sack Mehl vocgefun⸗ 995 Mehl wurde dem Kommunalverband zur Verfügung geſtellt. )(Villingen, 5. Juli. Der badiſche Waldbeſitzerverband hat Geſchäftsſtelle errichtet. Geſchäftsführer iſt Forſtamtmann ircher. 5 ) Buggingen, 5. Juli. Die Eheleute Ernſt Fünfgeld konnten das Feſt der diamantenen Hochzeit feiern. Der Jubilar 8 früher eine Weingroßhandlung und das Gaſthaus„zum rückle“. (UAeberlingen, 5. Juli. Am nächſten Montag wird Apotheker W. Halm ſein 80. Lebensjahr vollenden. Pfalz, Heſſen und Umgebung. Reuſtadt a. d. 9dt., 5. Juli. Der Stadtrat beſchloß in ſeiner heutigen Sitzung, an die ſtädtiſche höhere Mädchenſchule eine ein⸗ jährige Handelsſchule anzutliedern mit dem Zweck, junge Mädchen, welche den kaufmänniſchen Beruf ergreiſen wollen, eine entſprechende Vorbildung zu gewähren. Auch Volksſchülerinnen können in dieſe Handelsſchule aufgenommen werden, die bereits Anfang September mit dem Unterricht beginnen ſoll. Es iſt ein Jahreskurs mit 27 Pflichtwochenſtunden und außerdem ein ſtündiger Wahlfachunterricht vorgeſehen für ſolche Schülerinnen, ſich in der franzöſiſchen oder engliſchen Sprache weiterbilden wollen. Bedingung für die Aufnahme in die Handelsſchule iſt entweder da⸗ Abgangszeugnis der höheren Mädchenſchule oder das Entlaſſungs⸗ zeugnis der Volksfortbildungsſchule mit mindeſtens der Note 2. Für die Handelsſchule ſoll eine geprüfte Handelslehrerin mit einem Anfangsgehalt von 2480 Mark angeſtellt werden. Das beträgt 100 Mk. und für jedes Wahlfach nochmals 25 Mark. Stadt⸗ rat Dörner befürwortete zwar die Vorlage, gab aber namens der liberalen Fraktion dem Wunſche Ausdruck, recht bald eine ſelbſtän⸗ dige Handelsſchule mit Unterricht in mehreren Jahren und. klaſſen zu errichten. Schließlich wurde das Projekt einſtimmig an⸗ genommen. Die Metallarbeiterklaſſe in der gewerblichen Fortbil⸗ dungsſchule hat einen ſolchen Zulauf erfahren, daß eine Trennung in zwei Klaſſen erforderlich iſt.— Die freiwillige Feldhut, die im vorigen Jahre von der Bürgerſchaft abwechſelnd ausgeübt wurde, ſoll dieſes Jahr in Wegfall kommen. Es machten ſich nämlich Stim⸗ men dahin geltend, daß man der Bevölkerung nicht zumuten könne das Obſt der Begüterten zu ſchützen, während dieſe das Obſt 1 hohen Preiſen nach auswärts verkaufen, ſo daß das einheimiſche ublikum für Es wird deshalb be⸗ chloſſen, auf Koſten der Begüterten Hilfsſchutzleute n Be⸗ zahlung anzuſtellen. Major Liebrich hat ſich außerdem er⸗ klärt, Militärpatrouillen zur Verfügung zu ſtellen. X/ Homburg, 5. Juli. Dem Bezirksausſchuß Homburg für Kriegshinterbliebenenfürſorge, Abteilung Kriegspatenſchaft, wurde von der Regierung der Pfalz die Genehmigung zur Sammlung von Geldmitteln durch Werbung von Mitgliedern im Amtsbezirk Hom⸗ burg erteilt, nach Maßgabe der vorgelegten Satzung. Gerichtszeitung. Jreiburg, 6. Juli. Eine fünfköpfige Diebesgeſellſchaft ſtand vor der hieſigen Strafkammer. Die Burſchen im Alter von 17 di⸗ 20 Jahren hatten zahlreiche Einbruchsdiebſtähle auf dem Gewiſſen und dabei Kleider, Leib⸗ und Tiſchwäſche, Bettwäſche, Schmuck⸗ gegenſtände, Pelzwerk und andere Sachen entwendet. Das Ge⸗ ſtohlene ſtellt heute einen Wert von 6000 Mark dar. Die Diebe erhielten mehrmonatige Gefängnisſtrafen. Bürgerausſchuß heidelberg. NHeidelberg, 4. Juli. In der heutigen 4·ſtündigen Bürger⸗ ausſchußſitzung unter Vorſitz von Oberbürgermeiſter Prof. Dr. Walz gelanglen 10 Vorlagen zur Annahme. Die wichtigſten der⸗ ſelben betrafen: Die Wiedereröffnung des Stadt⸗ theaters, die Kriegszulagen au die ſtädtiſchen Beamten, Lehrer und Arbeiter and die Erwerbung des Hofgutes Kudach bei Altheim. Die Theaterfrage fand eine ſehr eingehende aber, wie der Vorſitzende zum Schluß feſtſtellen konnte, hinſichtlich der Auffaſſung des Theaters als Bildungs⸗ ſtätte ſehr erfreuliche Beſprechung. Die Wiedereröffnung Theaters in eigenem Betrieb anſtelle der in den drei letzten Jahren veranſtalteten Gaftſpiele wurde einſtimmig beſchloſſen. Bankdirek⸗ tor Dorn(natl.) fand Worte warmer Anerkennung für Herrn Direttor Meißner und ſprach die Hoffnung aus, daß es dieſem gelingen möge, auch dem durch die Gaſtſpiele ſehr verwöhnten Ge⸗ ſchmack des Heidelberger Publikums Rechnung zu tragen. Er regte an, es möge die jetzt unvermeidliche Erhöhung der Platzpreiſe ſich nur auf die Plätze über dem 2. Rang erſtrecken, damit nicht eine Abwanderung der Minderbemittelten zum Kino einträte. Das mit dem Eigenbetrieb verbundene Riſiko hält Redner nicht für höher als zur Friedenszeit, in Hinblick auf die erhöhten Eintritts⸗ preiſe. Str. Dr. Leſer(F..) bemängelte, daß die Vorlage erſt eingebracht worden ſei nach Abſchluß der meiſten Engagements⸗ verträge, ſodaß der Beſchluß des Bürgerausſchuſſes 8 feſtum komme. Er äußerte Bedenken hinſichtlich der Kohlenverſorgung des Theaters. Str. Kirchgeßner(.) knüpfte die Zuſtimmung ſeiner Fraktion an die Bedingung, daß der Stadtverwaltung ein gewiſſer Einfluß auf den Soielplan vorbehalten werde.— Die Kriegszulagen an die ſtädt Beamten, Kehrer und Arbeiter wurden nach längerer Ausſprache einſtimmig genehmigt.— Manche Ein⸗ den Ankauf des Hofgutes utes Geld nichts bekommt. 3— Die Beichte. Novelle von Wilhelm von Scholz. E(Rachdruck verboten) es Daß nicht über ſich brachte, durch ein gefahrloſes Ge⸗ — 1— Gewußthabens um die Morde oder ſonſt ihres Anteils — Schweigen verpflichteten Geiſtlichen gegenüber zu be⸗ nicht nur deshalb auf ihr, weil ihr ganzes Weſen en lange dieſer größten Erregung und Senſation, die es jetzt für konnte, zudrängte, neben der ihr alles ſchriftliche Beichten g und weſenlos erſchien; ſondern auch wegen der abergläubiſchen gkeit, unter deren Druck ſie ſtand. Sie wurde immer nach einer unvollkommenen Beichte— deren ſie manche in ihrem Leben Pur abgelegt hatte— für eine Zeit die nagende abergläubiſche nicht los, nun irgend eine Strafe auf ſich herabbeſchworen zu haben, worunter ihr leichtſinnig⸗fröhliches In⸗die⸗Zukunft⸗Denken jedesmal für Wochen litt. Und mehr noch als das Geſchehene quälte ſie der Gedanke, daß ſie es wieder tun müſſe, wenn der Geiſtliche ſie frage. Sie ſtand ſklaviſch unter den Zwangsvorſtellungen der kirch⸗ n Lehre. Ihr Glaube war das ängſtliche:„Man kann doch nicht en“. Und außerdem hatte ihre ſtark ſinnliche Natur tiefe wol⸗ Auäleriſche Demütigungen, Ergießungen, Zerknirſchungen im 8 ſammenhang mit der Sünden⸗ und Strafenidee der Kirche erlebt, aß ſie ſchon dadurch den religibſen Suggeſtionen offen war. Das ſie nie am Sündigen hindern können. Die leiſen Katzenkrallen. der n Suggeſtionen ſchlugen ſich in die Gedanken, in das alltãgli un. Sie konnte wie Gewiſſensbiſſe weh tun und den Senuß s vergiften. Aber ſie waren nicht ſtark genug geweſen, 9 einmal gegenüber einem Schlangenknäuel von Beſitz⸗ gier, erotiſcher Dienſtbarkeit gegen den verbrecheriſchen Geliebten und von wollüſtig grauſamen Trieben in der Seele dieſer Frau geltend zu machen. Wie der Berauſchte die Sorge vergißt, daß ſie für ihn nicht mehr da iſt, wie der Tanzende, zum rhythmiſchen Reigenſchritt erregt, lacht über Schmerz und Tod, deren Namen vielleicht ihm ſonſt ſchon Grauen und Schrecken ſind, ſo war für dieſe Frau alle Religion weſenloſes Ding, wenn ihre Augen über der Sünde funkeiten. Ein— Philoſoph hat es das Gyguſamſte an der Religion Senamnt, daß ſie ſo oft die Untaten geſchehen laſſe, ſich, während ſie 0 werden, verberge, um nachher hervorzukriechen und zu guäten— was ſo viel leichter ſei als abzuhalten. Es war für das Verhältnis dieſer Frau zur Religion charakteriſtiſch, daß ſie mehr urchtſame Vorſtellungen aus einem Begriff wie dem der Sünde bider den heiligen Geiſt ſchöpfen konnte, als aus grauſen Ver⸗ fäbthen⸗ vielmehr ſelbſt als Erinnerung in wollüſtigen Ge⸗ 1 erſchauern ließ. Als der alte Geiſtliche ſie wieder einmal auf einem ſeiner regel⸗ mäßigen Rundgänge beſuchte und ihr ein paar religibſe Phraſen eſagt hatte, die ſich wie von ſelbſt in ſeinem Munde vollendeten, 90 kam ihr einen Augenblick der Gedanke, um die Vergünſtigung zu bitten, daß ſie ihr ehemaliger Beichtvater beſuchen dürfe. Aber gleich gab ſie den Gedanken wieder auf. Sie fürchtete, es könne darin von den Richtern irgend ein Anzeichen von Schuld, die ſie etwa nur einem vertrauten Menſchen offenbaren wolle, geſehen werden; dann hatte ſie auch Angſt, ſo beſtimmt in ihr Schickſal ein⸗ zugreifen, die ſich ihrer unter der Vorſtellung bemächtigte, der Beicht⸗ vater von einſt könne vielleicht ſo viel Gewalt über ſie haben, daß er ſie zum Bekenntnis des Vorgegangenen auch vor den Richtern brächte. Das wollte ſie doch nicht. Sie beklagte ſich bei dem Geiſt⸗ lichen alſo nur über die Wegnahme der Kaſſette und bat ihn, Sorge zu tragen, daß ſie nicht in unberufene Hände käme, vielmehr ihr bald zurückgegeben würde. Nach einigem Ueberdenken des Falles gab ihr der Geiſtliche den Rat, ſie ſolle um Uebergabe der Beichte an ihn, ihren Beichtvater, antragen, wodurch die Beichte vom ſelben Augenblick an unzweifelhaft dem Beichtgeheimnis unterliegen würde. Sofort ſuchte die Marquiſe Ausflüchte. Die Beichte ſei unvollſtändig, ſie ſei durch Wegnahme des Schlüſſels verhindert worden, ſie fertig zu ſchreiben. So möge ſie, wenn man ihr den Kaſten nicht zurückgäbe, auf andere Blätter ſchreiben. Die Mar⸗ quiſe ſann blitzſchnell nach und ſagte dann: ſie könne auch die Niederſchrift im Kaſten, die ſie nicht durchgeleſen habe, die viel⸗ leicht Unrichtigkeiten enthielte, ohne genaue Durchſicht dem Geiſt⸗ lichen nicht übergeben laſſen. Der Geiſtliche meinte zwar, kleine Irr⸗ tümer ſeien belanglos, er könne ja die Niederſchrift mit ihr zu⸗ ſammen leſen, wo ſie dann etwaige Irrtümer zu berichtigen immer Gelegenheit hätte. Aber ſie blieb bei ihrer Weigerung— und zitterte noch vor Aufregung, als der Geiſtliche ſie verlaſſen hatte. Mochte es nun die Gerichtskommiſſion, die ihr die Kaſſette ab⸗ nahm und die ihr Schreibgerät für weitere Beichtnotizen verheißen hatte, angeordnete und die Ausführung der Anordnung einige Tage Zeit gebraucht haben, oder mochte es auf eine Anregung des Geiſt⸗ lichen geſchehen ſein— jedenfalls erhielt ſie bald nach deſſen Beſuch an einem Nachmittag Papier und Schreibzeug. Das lag ſtumm und wartend vor ihr, in den langen, leeren Nachmittagsſtunden. So oft ſie im Auf⸗ und Abgehen am Tiſch vorbeikam, mußte ſie einen Augenblick darauf niederſehen. Sie blieb mehrmals ſtehen und griff das feſte Papier an. Sie dachte flüchtig daran, was für ein Weſen die Leute doch mit dem Beichtkaſten machten und lächelte ſpöttiſch, um gleich wieder einen ſehr ernſten, faſt angſtvollen Ausdruck an⸗ zunehmen, ohne daß ſie den Blick von dem Tiſch mit dem Schreib⸗ gerät weggewandt hätte. Es war ihr nicht ernſt mit dem Schreiben⸗ wollen, aber ſie ſetzte ſich doch an den Tiſch und ſtarrte weiter auf den weißen Bogen. Lange. Sie entdeckte ſich dabei, wie ſie die Rauheit des großgeſchnittenen Papiers, ſeine über das Blatt hin⸗ ziehenden Unebenheiten, die winzigen Höhen und Vertiefungen, den dünnen, zähen, unregelmäßig verlaufenden Rand aufs genaueſte muſterte, ſo daß alle dieſe Dinge in ihrem Auge ganz groß wurden. Sie hob dann, zurückgelehnt, den Blick gegen die graue Wand, und entdeckte da einen Riß in dem rauchigen Verp den ſie bisher nie bemerkt hatte. Ohne den Kopf abzuwenden, ſchloß ſie nun die Augen. Wie mechaniſch ſchoben ihre Arme, die ſich aus⸗ ſtreckten, die Bogen fort. Sie dachte nicht an Schreiben, denn um ſie ſtanden Dinge ſtark wie Wirklichkeit— von denen ſie gar nicht gewußt hätte, wie ſie in Worte faſſen. Es war ein Gefühl, Atem, Berührung und Zittern: Lebuiſſon. Sie hatte ihn ſeit langem nicht ſo lebhaft, ſeine Verſon ſo ſinnlich gefühlt wie jetzt in dieſer regungs⸗ loſen, zurückgelehnten Lage, mit den geſchloſſenen Augen, hinter denen der Nachmittag langſam in Dämmerung überging. Lebuiſſon. Sie fühlte es, wie er ſie zu küſſen pflegte: ſie im linken Arm wie eine Sinkende haltend und ſich ganz von oben über ſie beugend; es war ein Schweben, ein Getragenwerden. hatte er, der gleich ſicher in wilden Grotesktänzen wie in abgemeſſe⸗ nen Pas das Publikum der Komödie zur Bewunderung hinriß, ſie oft durch den Wirbel der taumelnden, ſich ſtauenden, zerreißenden. kreiſenden Menge getragen— auf den öffentlichen maskierten Feſten, die ſie heimlich mit ihm beſuchte. Er war die Muſik und der Tanz. Sie fühlte ihn körperlich nahe. Das Erinnerungsbild aus ihrem Vorſtellen floß bis in die äußerſten Nerven. Ihr Geſicht hatte einen Gnz geſpannten, ganz nach innen gewandten Ausdruck angenommen, über den— aus irgendeinem Hintergrund ihrer Ge⸗ danken— manchmal ihr böſes Lächeln glitt und ſich nach dem Kinn zu verlor. Ohne daß ſie ſich deſſen noch bewußt war, wirkte die Scheinabſicht des Beichtens mit der ſie ſich in die rückſchauende Konzentration hinabgelaſſen hatte, dahin, daß ſie ſich mit Lebuiſſon in Situationen des Verbrechens ſah. Oder waren es dieſe Stun⸗ den, in denen die beiden Menſchen— von denen die Frau den Mann abgründig liebte, der Mann die Frau als eine von vielen, aber als die Zarteſte, Vornehmſte, Feinſte, als den ſeltenſten Biſſen genoß— am völligſten ineinanderfloſſen, während ſie ein eingiges, vielarmiges, vielſüßiges, ſpinnenhaftes Ungeheuer wurden,— lüſtern Schmerz und Tod anderer Menſchen eitete? Es war bei den Vorbereitungen dieſer Morde— deren Ausführung ja nichts war, als das mit ein wenig zitterndem Lächeln von der Frau be⸗ ſorgte Hineinſchütten einer halben Unze weißlichen Pulvers in ein Glas oder eine Taſſe—, daß die Marquiſe den Schauſpieler am tieſſten liebte. Fortſetzung folgt.) 6. Seite. Nr. 309.————— General-Anzeiger.(Mitiag⸗Kusgabe.) Samstag, den 6. Jull 18 SS Autliche Veröffentlichungen der Stadtgemeinde* 3 Bosengarten- MannheimNeues Theater An ru eier Gesamtgastspiel des Albert-Schumann-— N 3 2 2 Operetten-Theaters Frankfurt a. Main. K U rr Vorαm Samstag, den 6. Juli 1918 Das Rote Kreuz bittet um Gaben des Geburtsfeſtes Sr. 9 0 Hoh. 2 5 D— Zum ersten Male: os] zur Großherzogs · Geburistags· d G erzoas ried i 11 E or/e S⁊R Der liebe Pepi ee 1910.—— P Jeder gebe ſoviel er kann, auf daß von Baden. Bermahlte ⁰——— das Role Kreuz ſeine Aufgaben in Der Geburtstag Sr. Königl. Hoheit des Groß⸗ *VFEF der Kriegs⸗ Krankenpflege„ der herzogs wird in unſerer Stadt in nachſtehender Maunheim Nheranftraße 9 eiebesgabenverſorgung der Feld⸗eiſe begenden werben ———— ꝗͤ— ͤôÖibtruppen, der Arlauber, Gefange⸗ 7., e— 22 morgens 8“ r: tſtung de Künstlertheater„Apelle“ im Bürgerausſchußſaale(N 1, Kauf⸗ 9 W 5—3 ern Dien hans); Statt Rurten. ener Bckn Fund ebendk)r UtzJ grauen und des Daterlandes fortführen! moze Gsſh usge,g. r. kt. Grziade Bebbtben, 3 3 der riſtu v r die Gemeinde, u, Schwarzwalcdmäcdel. kann. Fögert nicht, gebt raſch und Vereine, ſowie für einen Teil der im Stand⸗ Haus Gchlumny Richard:. Helnz Grüt vom Stadtth. Mainz a. G. reichlich Euren Beitrag zur** litär, ſowie für Anna Ghlumnn Großherioge-Geburtelagsſpende 1918. Angehörige der Gemeinde, ſoweit Platze veꝛ⸗ oeb. Rulteubach Fr ſecrichs- Park Die Sammlung findet am Samstag 93 80— 0 rben, Nilitär, 8 5 in der Jeſuitenkirche für Behörden, ir, Ber⸗ den 6. und Sonntag, den 7. Juli ſtatt. eine und Gemeinde; Mauuheim, Brahmaſtr. à, 6. Juli 2oiò. Sonntag, 7. Juli, nachm. 4— 8 Uhr 5 1 9,— 4 in der Schloßkirche für die Angehörigen des alt⸗ C K4 Onzerte rtsausſchuß vom en Kreuz katholiſchen Bekenntniſſes; 9 der Kapelle Petermann Swog Mannheim. 3 Gtat Aarten Eintrittspreis 50 Pig. Kinder 20 Pig. Militär 20 Pfa.] Sammelliſten liegen in allen Banken. Sparkaſſen Feuerwehe⸗Ghrenzeichen im neuen Bürger⸗ 8 Abonnenten gegen Vorzeigen der Jahreskarten frei u. ſonſtigen Sammelttellen des Roten Kreuzes auf. ansſchußfaale(K 1, Kaufhaus). Guſtav Frauk Tählich Ausik lische Lbendanterbaltang Spenden nimmt auch die Geſchaſtsſielle Montag, den 8. Juli 1918 des Mannheimer General⸗Anzeigers Schlichte Schulfeiern in den hieſigen Schulen; Helene Frauk F 2 d Ab d 66 eutgegen. 9107 abends 6½ Uhr: Glockengeläute: „Triedens-⸗ eEnde abends 9 Uhr: Zapfenſtreich am Waſſerturm. Ser Geiger 2 5 3— 2 1%„Café Frieden“ 0 5, 9111. Srer, den.—— ee— ittags 12 Uhr: Parolcausga 1 ziere und unheim, 6. Juli 5 8 Seeh eim d B er Strab E Hektographenrollen Unterofſtziere mit Muſik am Waſſerturm.—— 9 kür Schapirograph und Optimus, sowie Sir bitten die Einwohnerſchaft, am Dienstag, ee Wen—* vollständige Apparate, liefert 382m den 9. Zuli 1918, am Geburtstage Seiner Königl. Tten— Inuten vom 8 ã 8 erić Gute und reelle Bedienung.— Telephon 228 Otto Tickendraht— 5 8 9 Amt Jugenheim mannheim, 0 7, 5. e 905 0 Dr. Or t 2001 Bes.: Gg. Heid 1 Der Großh. orſtand: R e: ————— Dr. Strauß. Freiherr von Bodmau. Oberleutuaut ò. R. uuò Nojutant ſ Der R8 Ss Art.um. 429 80 60 er. 93 885 Reise 5 dek Meue Packpapiere Ooſt: Für 1 Pfund die Buttermarke 37 in den Ge⸗ Eliſabeth Orth 8 ſchäften 831—852. Die Marke gilt bis Sonntag geõ. Bieneugtãber in Rollen und Bogen stets vorrätig. Abend 6 Uhr, vorher dürfen dieſe Verkaufsſtellen aller Art versichert, auch gegen Sigmun M Kuhn 132——— 06 abgeben. Das Obſt kriegsgetraut. 2 8 — Pel. 3858. S, S. FPFo rigaw, Beß. Rösliu i. Vom. Dlebstahl und Abhandenkommen 8 Bezimsdirektion Mankelm der Stuttgart- +— Bexilner Vers.-.-., Kalserring 4/, Tel. m 7 8 Generalagent ü Direktor„Die glacliche Geburt eiues ge- Chr. Müsseler, E 5, 7 A. Gutjahr, B 8, 25 * Telephen 1985.. Jnnden 2⁰ ochter chens Jeigen in ba”εαεr Freuòe an — Jabhlmeiſter · Gtalvertreter Rar!l Frieoria Arieg Von der Reise zurück unoò Fran Eugeuie Euiſe geb. Britmaꝝer, E 22, 6. Dr. A. Ranser. 0 Subelberc, Juli Lans. Biu Seraſteru. 8 5 ——— IErgraute Haarel Damen-- Fr isier-Salon 5 erhalten Drachtig, die Naturfarbe wieder mit 9 8, 22 Nennigsen's„„Juleo“ ½ Fl. M.25 und/ Fl. Friere f U 8 M..20 blond, braun u. schwarz. Unübertroffene risieren, Kopfwaschen u. Haararbeiten——— * Shren⸗ Sriszime Busghein. Püe, von Glehsteck, Kuriorsten-Drog, N4, 18f Hull. Lliwassken it rsiren—— ee e e e, Erstklassige Ondulation* in und ausser dem Hause 1 30 zu billigen Preisen. 24874 Erste Mannheimer Gesicht-, Haud⸗- und Fusspflege lertaul zantleher Laararbeitel G1* Gute Bedienung. B. 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