SNSSSSS GGEGPGPGGGPPGPGGGGGPGPGGGGGGGGGGGPGGGGGGGGSGGGGGGGGGGGSGGGGG eſteck, baß Frontſtellen c. Der„Corriere della Sera“ melde Rerantworflich für den allgemeinen und Handelstell: Chefredattenr De fritz Goldendaum; für den Anzeigentell. Anton Grieſer. Eu berlag: Druckerei Br. Haas mannheimer General⸗ Anzeiger G. m. 1 ſämtlich in Mannheim.— Lelegramm⸗ Adreſſe: Seneral⸗Anzeiger Rannheim.— Fernſprech ⸗Kn⸗ chluß Amt Mannheim: Ur. 7940, 7041, 7942, 7948, 7944, 7945 and 7940.— Poſtſcheck⸗Konto: Ur. 2917 cudwigshafen am Rhein. Beilagen: Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirke Mannheim. werden, ſagt er, Millionen amerikaniſcher Soldaten und Re⸗ neue Großkampflage. In ſchweren Kämpfen ſtehen unſere heldenhaften Trup⸗ pen im Weſten gegen einen auf immer breiterer Front un⸗ abläſſig anſtürmenden und ganz offenbar Entſcheidung ſuchenden Feind. Es ſind im eigentlichen Sinne Großkampf⸗ tage, die wir durchleben, Schickſalstage, die die Geſtalt des Friedens, die Zukunft Deutſchlands, Frankreichs, Englands weſentlich mitbeſtimmen werden. Ein ſolcher Großkampftag, an dem die Franzoſen mit allen Mitteln ihre weitgeſteckten Ziele zu erreichen ſuchten, war der 19. Auguſt, über den der geſtrige Tagesbericht unterrichtet. ganzen Tag über dauerten die ſtarken Angriffe der Fran⸗ zoſen zwiſchen Beuvreignes und der Oiſe an. Friſch auf⸗ gefüllte kampferprobte Diviſionen ſollten hier entſcheidende Erfolge erzielen, die jedoch dem Feinde trotz ſeiner zahlenmäßigen Ueberlegenheit wie derum völ⸗ lig verſagt blieben. Das Gelände zwiſchen Grapeaumesnil und Fresnieres, zwiſchen Laſſigny und Thiescourt wurde zum Zielpunkt ſtarter feindlicher Sturmläufe, die immer wieder in dichten, aufeinanderfolgenden Wellen von zahlreichen Be⸗ gleitgeſchützen unterſtützt, gegen die deutſchen Linien vorbra⸗ chen. Sie ſcheiterten ſämtlich im deutſchen Feuer, in Ab⸗ wehr und Gegenſtoß. Auch die Vernebelung ſeiner An⸗ griffe brachte dem Feind keinen Vorteil. Die Truppenmel⸗ dungen berichten übereinſtimmend über ſchwere Einbuße des Angreifers an Toten. Ebenſo verluſtreich wie die ſeindlichen Großangriffe zwi⸗ ſchen Beuvreignes und der Oiſe wurden ſtarke Teilangriffe des Gegners, vor allem öſtlich der Oiſe zwiſchen Carlepont und Neuvron, wo der Feind wiederholt ſtarke Kräfte vergeblich einſetzte, abgewieſen, ſüdweſtlich Chaulnes. An der ganzen Front machten unſere Truppen zahlreiche Gefangene und konnten bei eigenen erfolgreichen Vorſtößen nördlich von Lihons, ſowie bei Wegnahme eines feindlichen ckes füdweſtlich Goyencourt erneut die ſchweren des Gegners aus ſeinen letzten Angriffen feſtſtellen, über die die ſeindlichen Berichte mit Erzählungen von angeb⸗ lich mnerhörten deutſchen Verluſten das franzöſiſche Volk hin⸗ wegtäauſchen wollen. Das war der 19. Auguſt, der 20. har dann den Anſtur m der Franzoſen zwiſchen Oiſe und Aisne ge⸗ bracht, der ſich in den Angriffen und Vorſtößen zwiſchen Carle⸗ und Neuoron bereits ankündigte und vorbereitete. Die Abſicht ging hier auf den Durchbruch der deutſchen Linien. Der anſtürmende Franzoſe traf auf einen wohlvorbereiteten Gegner. Es haben ſchwere Kämpfe ſtattgefunden, über die wir noch keine näheren Berichte haben. In ihnen hat ſich aufs neue gezeigt, daß unſere Truppen ihnen ſtandzuhalten wiſſen; der B des Reuterſchen Bureaus hat ja ſchon feſt⸗ der deutſche Widerſtand an allen exponierten Deutſcher Abendbericht. Bertin, 20. Auguſt abends(WTB. Amilich.) Zwiſchen Oiſe und Aisne hat heule der ſeit einigen Zagen erwartete, am 18. und 19. Auguſt durch flarke Angriffe eingeleitete erneute Durchbruchsverſuch der Fran⸗ zoſen begonnen. Nach erbittertem Kampfe wurde der erſte An⸗ turm des Feindes in unſeren Schlachiſlellungen ge⸗ brochen. Die ſeindlichen Heeresberichte. Engliſcher Heeresbericht vom 20. Auguſt morgeas. Wir ſchoben ————— unſere Linien in der Nähe der Straße Vieuy Berquin⸗Gutterſteene bor, wobei wir 182 Gefangene machten. Wir wieſen vier Angriffe gegen unſere Poſten nördlich Chilly ab und machten einen erfolg⸗ reichen Vorſtoß gegen einen Poſten weſtlich Braye. Unſere Pa⸗ trouillen machten weitere Fortſchritte zwiſchen den Flüſſen Lawe und Lys und befinden ſich öſtlich von der Straße Paradis⸗ erville. Franzöſiſcher Heeresbericht vom 20. Auguſt morgens. Beider⸗ Keitige Artillerietätigkeit in der Gegend don Laſſigny und Dreslincourt. Zwiſchen Oiſe und Aisne beſetzten fran⸗ ſalide Truppen abends das Dorf Vaſſeus nordweſtlich Mor⸗ aine. Sin feindlicher Handſtreich weſtlich Maiſons de Champagne sielte kein Ergebnis. Die Nacht verlief überall ſonſt ruhig.— Deutſche Flieger belegten letzte Nacht Naney mit Bonben. Es werden 20 Verwundete unter der Zivilbevöllerung gemeldet. Vermehrte Aushebung in den franzöſiſchen Kolonien. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 21 Aug.(Pr.⸗Tel. g..) t aus Paris: Das franzö⸗ ſiſche Kabinett hat grundſätzlich einer vermehrten Aus⸗ hebung von in den Kolonien falls der Krieg im Frühjahr 1919 nicht beendet in ſollte. Keine ſehr geoße Hoffnung auf die amerikaniſche Hilſe. m. Köln, 21. Aug.(Priv.⸗Tel.) Die Kölniſche Volks⸗ meldet aus Baſel: Der Militärkritiker Oberſt Egli —— äußert ſich in ſeinem heutigen Bericht in-den Ball Rüchten macmals Wer die amerklanicen Kr earli. eeeeee e 5 kruten in Frankreich ſein, aber kein amerikaniſches Heer. Mit dieſer Meinung ſtehe ich nicht allein. Es gibt auch hochgeſtellte franzöſiſche Offiziere, die ich natürlich nicht nennen darf, die dieſe Anſicht haben und daher keine ſehr P Hoffnung auf die amerikaniſche Hilfe ſetzen. Eine neue Hindenburalinie. c. Von der Schweizer Grenze, 21. Aug.(Pr.⸗Tel. g..) Den Baſler Blättern zufolge meldet Havas, daß die Deut⸗ ſchen nur ſchrittweiſe an einigen Stellen zurückgehen und den Abſchnitt von Roye und Laſſigny lit großer Zähigkeit verteidigen. Die Deutſchen beſitzen dort überall außerordentlich ſtorke Gravenſyſteme, deren Ueber⸗ windung viele Schwierigkeiten mit ſich brinat. Zaſſigny ſeien nichtsdeſtowemger für die ſchwer bedroht. Roye und Deutſchen Chaulnes ſei durch franzöſiſche Artil⸗ lerie in Brand geſchoſſen worden. Man vermutet, daß die Deutſchen gegenwärtig an der Herſtellung einer neuen Hindenburglinie arbeiten. Das engliſche Juvaſionskorps bei Archaugelſt geſchlagen. Stockholm, 20. Auguſt.(WTB. Nich tamilich.) Das bolſchewiſtiſche Stockholmer Blatt Folkets Dagblad Politiken erfährt durch die internalionale ſozialiſtiſche Miſion aus Mos⸗ kau, daß die Sowjettruppen das engliſche Inva⸗ ſionskorps bei Archangelſkund onega geſchla⸗ gen und den Sieg errungen haben. Auch im Dongebiet haben die Sowjeltruppen den Geg. ner beſiegt und dringen ſiegreich vorwärts. Skockholm, 20. Aug.(WT B. Nichtamtl.) Laut„Politiken“ aus Moskau teilte der Volkskommiſſar Kedreo dem Vorſitzen⸗ den des Exekutivkomitees im Gouvernement Wolodga mit: Die Lage unſerer Truppen bei Archangelſt iſt vällig zu⸗ friedenſtellend. Die Engländer und Weißgardiſten ver⸗ fügen nur über geringe Kröfte. Der Verſuch unſerer Gegner, uns von der Onega⸗Eiſenbahnlinie abzuſchnei⸗ den, iſt ganz mißlungen. Unſere Truppen warfen auch dort den Feind zurück. Gegenwärtig treffen die Sowjettrup⸗ pen Maßnahmen, um den Aufruhr in Archangelſt raſch zu unterdrücken. Das gleiche Blatt erfährt aus Moskau, daß laut einer Nachricht aus Roſtow die Sowjettruppen mit Hilfe der Flotte Tenſink befeſtigt und die Koſaken und Weiß⸗ gardiſten vertrieben haben. Letztere fliehen in der Rich⸗ tung nach Kamanſkaja. Beitere Erſolge der Bolſchewiki. Wladiwoſtek, 17. Aug.(WTB. Nichtamtl.) Reutermeldung. In Nikolajed am Amur wurde eine Abteilungjapa⸗ niſcher Marinetruppen zum Schutze der japaniſchen Bevölkerung gelandet. Ein heftiges Gefecht zwiſchen den Tſchecho⸗Slo⸗ waken und den Bolſchewiki an der Uſſurifront endete mit dem Rückzug der tſchechiſchen Vorpoſten. c. Von der Schweizer Grenze, 21. Aug.(Pr.⸗Tel. g..) Der Schweizer Preßtelegraph meldet aus Moskau: Bei den Kämpfen um den Wolg aübergang bei Siſzran iſt es den Roten Garden gelungen, Vorteile über die Tſchecho⸗Slowaken zu erzielen und ſie zum Rückzug zu zwingen. Auf das Erſuchen der Tſchechoſlowaken iſt ihnen der Hetman der Terekkoſaken, General Karaulow ſowie ein Teil der Armee Lutow zu Hilſe geeilt. 8 Trotzky an der Fronk. e. Von der Schweizer Grenze, 21. Aug.(Pr.⸗Tel. g..) Die„Ruſſiſchen Nachrichten“ melden aus Moskau: Die re⸗ volutionäre Stimmung unter den Arbeitern und Bauern der Sowjetrepublik iſt durch das Bewußtſein der viel⸗ fachen Gefahren, die der Revolution von allen Seiten drohen, neubelebt worden. Letzten Sonntag fand eine Truppen⸗ beſichtigung der ruſſiſchen Armee ſtatt. Dieſer Truppenſchau mohnte auch Kaminew bei, der aus Finnland zurückgekehrt iſt. Auf dem Ehodinſkifeld in Moskau werden regel⸗ mäßig Schießübungen von der insgeſamt 30 000 Mann ſtar⸗ ken Moskauer Arbeitertruppen abgehalten. Trotzky wurde an der Front von den Arbeitern begeiſtert begrüßt und ſpornte durch ſeine flammenden Redenzdie Kämpfer zum Sieg gegen die gegenrevolutionären Trup⸗ pen an. Kußki und Alexejew. c. Von zer ſchweizeriſchen Grenze, 21. Aug.(Pr.⸗Tel. g..) Der Schweizer Preßtelegraph meldet aus Wladiwoſtok, daß Seneral Rußki das Oberkommando über die in Weſtſibirien operierenden gegenrevslutienären Truppen übernommen hat. General Alexejew, der bis⸗ her die ganzen Operationen der Gegenrevolutionären im fer⸗ nen Oſten leitete, ſoll künftig das Kommands über die von Wladiwoſtok bis zum Baikalſee operierenden Kräfte über⸗ nehmen. Euienle⸗Aufrufe an das ruſſiſche Volk. Moskau, 18. Aug.(Wrw. Nichtamilich.) Die Zei„Is⸗ weſtija drei Vafrufe⸗— engliſchen, der aweziten chen und der japaniſchen Regierung an das — Vas Weltgeſchehen im Bilde in moderner Kupfertiefdruck⸗Ausführung. achlen im Weſlen. 1918.— Nr. 387. ö Anzelgenpreiſer Die 1 ſpalt. Kolonelzeile 40 Pfg, 50 Pfg., Rellemen K..—, Teuerungs⸗Suſchlag 50%. kinnahmeſchluß: Mittagblatt vorm. 8½¼ Uhr, Abendblatt nachm. 2¼ Uhr. An⸗ zeigen an beſtimmten Tagen, Stellen und Kusgaben keine Ber⸗ antwortung uübernommen. Bezugepreie in Manngeim und Umge⸗ bung monätl. M..— mit Bringerlohn. Poſtbezug: Viertell. M. 642 einſchl. Zuſtellungsgebühr. Bei der poſt abgeh. M. b. 70. Einzel⸗Ur:10 pig: ruſſiſche Volk. Das Blatt weiſt auf das Fehlen eines franzö⸗ ſiſchen Aufrufes hin, das nach der Anſicht des Blattes dadurch er⸗ klärt wird, daß die Franzoſen in Nordrußland kein anderes Ziel hätten, als die Kapitaliſten der Pariſer Börſe zu retten. Dieſe Mitteilung ſei allerdings für das ruſſiſche Volk ungeeignet. Die Amerikaner hätten ſich, als die japaniſche Einmiſchung unabwendbar ſchien, dieſer angeſchloſſen, um bei dem Beutezug nicht leer aus⸗ zugehen. Der japaniſche Ruf ſei von einer 88 Offenheit, denn die Tſchecho⸗Slowaken und die deutſchen Kriegsgefangenen in Si⸗ birien ſeien für dieſen alten Feind Nußlands nur ein Vorwand. Am heuchleriſchſten ſei der Aufruf der Engländer, den er lüge den engliſchen Arbeitern vor, daß die Bevölkerung Nordrußlands die Engländer herbeiruſe. Da man dieſes in Rußland nicht glaube, ſo verſuchten die Engländer, den Ruſſen zu verſichern, daß ſie kom⸗ men, um ihnen gegen die Deutſchen zu helfen. Dieſe Hilfe ſei bei den jetzigen Lerkehrsverhältniſſen ein Phantom, das Kanonenfutter müſſe wieder Rußland liefern. Auch mit der wirtſchaftlichen Hilfe der Engländer ſei es nicht weit her. Der Entente⸗Imperialismus, deſſen Arme zu kurz ſeien, werde die ruſſiſchen Kanonen zu hören bekommen. der Skand der polniſchen Frage. EBerlin, 21. Aug.(Von unſ. Büro.) Man hat, wenn man nur die Preſſeäußerungen von Wien und Berlin oder auch die von Budapeſt und Berlin auf ſich wirken läßt, leicht die Empfindung, als ob auch die letzten Verhandlungen über die Polenfrage nicht viel anders ausgegangen wären, als alle die anderen vorher. Damit würde man dem wirklichen Stand der Dinge aber dochnicht gerecht. Es iſt richtig: in Wien und Budapeſt hält man nach wie vor an der Formel der auſtro⸗polniſchen Löſung feſt. Die deutſche Regierung lehnt nach mancherlei Schwankungen, die uns allen bekannt ſind, dieſe Formel a b. Inzwiſchen iſt die ganze Frage aber doch auf ein anderes Gleis gekommen. — Die-dautſche Regierung hat, von der Ueberzeugung durch⸗ drungen, daß es nachgerade Zeit wurde, Polen, den werden⸗ den Staat, das polniſche Volk aus dem auf die Dauer unerträg⸗ lichen Schwebezuſtand zu befreien, vorgeſchlagen, nicht wie bis⸗ her die verbündeten Mittelmächte allein über das Schickſal Po⸗ lens verhandeln zu laſſen, ſondern die Polen, die ja doch nicht nur Objekt zu ſein wünſchen, ſelber zu be⸗ fragen. Dabei hat ſich dann herausgeſtellt, daß die Polen vor allem einen ſelbſtändigen Staat erſehnen, mit einem König in Warſchau, und daß ſie ferner das Verlangen haben, das ſelbſtändige Königreich aufzubauen im engen Anſchluß an den feſtgefügten, einheitlichen Nationalſtaat des Deutſchen Reiches, mit dem ſie durch eine Mili⸗ tärkenvention, dirch wirtſchaftliche Abmach⸗ ungen und ſolche über die Eiſenbahn in ein feſtes Verhältnis kommen möchten. An dieſen Forderungen hat man, wie wir annehmen möch⸗ ten, in Berlin nichts auszuſetzen gehabt. Zu gewiſſen klei⸗ nen Grenzberichtigungen, die von deutſcher mili⸗ täriſcher Seite als wünſchenswert bezeichnet wurden, haben wiederum die Polen ſich bereit erklärt, da es ſich dabei nur um an ſich unbeträchtliche und wenig bevölkerte Grenzſtriche handelt, die man in Polen nicht als unveräußerliche Beſtand⸗ teile des nationalen Bodens empfindet. Die Frage des künftigen Herrſchers iſt für die deutſche Regierung keine Frage von ausſchlaggebendem Ge⸗ wicht. Polniſche Wünſche, die die Warſchauer Königskrone einem preußiſchen Prinzen übertragen ſehen wollten, hat man mit Rückſicht auf die Konfeſſion des preußiſchen Königshauſes dankend ablehnen zu müſſen geglaubt. Dagegen hat man dem dann geäußerten Verlangen der Polen, die Krone dem mehr⸗ fach in dieſem Zuſammenhang von uns ſchon genannten Erz⸗ herzog Karl Stephan anzubieten, bereitwilligſt zuge⸗ ſtimmt. Ueber die alten polniſchen Sehnſüchte, die ſich auf das hiſtoriſche Kolonialland Polens an der Oſtgrenze des künf⸗ tigen Königreichs beziehen, wird noch verhandelt. Das iſt in kurzen Umriſſen wohl der augenblickliche Stand der Dinge. Die„Neue Freie Preſſe“ hat dieſer Tage gemeint:„Die Tatſache, daß eine Löſung der polniſchen Frage einfach unumgänglich wird, berechtigt die Völker der verbündeten Reiche zu zuverſichtlicher Hoffnung.“ Ganz unſere Auffaſſung. Das Deutſche Reich und Bie verbündete Donaumonarchie ſind heute noch ſo aufein⸗ ander angewieſen, wie vor vier Jahren. Sie müſſen ſich eini⸗ gen und ſie werden es. Polniſche Mindeſtforderungen. Wien, 20. Aug.(Rriv.⸗Telegr.) Die„Neue Fr. Preſſe“ meldet aus Krakau: Einer Warſchauer Reldung zufolge wer⸗ den in informierten Warſchauer Kreiſen als ſogenannte Min⸗ deſtforderungen, welche den Ausgangspunkt der Verhandlun⸗ gen zwiſchen dem Prinzen Radziwill und dem deutſchen Hauptquartier bildeten, genannt: Sicherung und Erhal⸗ tung der jetzigen Weſtgrenze Polens, Anerkennung der Bug⸗Linie als Grenze im Oſten, Zuteilung von gewiſſen lit auiſchen Territerien an Polen ggeen eine eventuelle Abtrennung von drei Bezirken im Gouverno⸗ ment Suwolki an Litauen, Zutritt zur Oſtſee durch Neutraliſierung des Unterlaufs der Beichſel und der entlang dieſes Unterlaufes führenden Eiſenbahn⸗ linie, Uebergabe der Zivilverwaltung und des Finanzweſens an die pelniſchen Behörden, Erhöhung der pol⸗ niſchen Wehrmacht auf eine Stärke von 20000 Mann und nach ihrer Umbildung in Kadern die ſofortige Einberu⸗ fung eines nollen Jahrganges, 2. Seite, Nr. 387. Maugheimer General⸗Auzeiger. (Mitiag-Ausgabe.) Miktwoch, den N. Solfs Ankwork an Balſour. Die vielberedete, vielgeforderte politiſche Offenſive(oder Defenſive) unſerer leitende Männer hat begonnen. Dr. Solf eröffnet den Reigen mit einer Nede gegen Balfour, die auf die Hörer ſtarken Eindruck gemacht hat, aber zuverſichtlich weit über den engen Kreis hinauswirken wird, vor dem ſie gehalten wurde. Die deutſche Preſſe würde dieſen Reden ihrer leitenden Staatsmänner einen ſchlechten Dienſt erweiſen, wenn ſie ſie nach ihrem jeweiligen Parteiſtandpunkt kritiſch zerpflucken wollte. Dieſe Reden wollen weit hinaus wirken, aber dieſe Wirkung würde weſentlich abgeſchwächt werden, wenn Das feindliche Ausland ſich gegen den Redner auf deutſche Stimmen berufen könnte. Politiſcher Takt alſo Ichon gebietet mindeſtens Zurückſtellung der Kritik. In dieſem Falle aber, ſo möchten wir annehmen, wird die Preſſe nicht einmal dieſes Opfer zu bringen brauchen, ſondern gerne und freudig zu⸗ Daß die Erhaltung unſeres kolonialen Beſitzes Volksſache, bedarf keiner Worte. Der Schwerpunkt der Rede aber liegt in dem Nachweiſe, daß Deutſchland gegenüber England der Träger und Hort einer höheren Moral iſt, das europäiſche Gewiſſen führt gegen die„Geſinnung der Aus⸗ rottungskriege“, die England vertritt. Je kraftvoller die Rede Solfs in der Frage des kolonialen Beſitzes unſer Recht nach dem Maße unſerer Bulſbnr Ege Kräfte vertritt, je ſchärfer und entſchiedener er Balfours Lügen und Verleumdungen ent⸗ gegentritt, um ſo mehr darf er, ohne die Gefahr, mißverſtan⸗ den zu werden und als ſchwächlich zu erſcheinen, dieſen Appell an das europäiſche Gewiſſen gegen die Knock⸗out⸗Politik Eng⸗ lands wagen. Unſer erſtes iſt der Kampf gegen dieſe Politit bis zur Entſcheidung, aber gegenüber dem Weltverleum⸗ dungsfeldzug Englands haben wir das Recht, der Welt zu Reisen adß wir die Träger einer beſſeren Welt und die Kün⸗ er einer höheren Moral gegen den engliſchen Vernichtungs⸗ willen ſind. Der Feind Deutſchlands iſt auch der Feind Europas. Die Erkenntnis zu verbreiten gerade in dem entſcheidungsvollen Abſchnitte des Weltkrieges if ein Verdienſt, iſt nicht nur eine Pflicht unſeres Verteidigungskrieges, ſondern eine europäiſche Aufgabe. Möge die Solfſche Rede der Er⸗ kentnis immer mehr zum Durchbruch verhelfen, daß der Krieg fortgeht um„Raub und Ruhm“ der Entente. Hie und da leuchtet ſie ja ſchon auf, ſo wenn jüngſt„Diplomaticus“ in der Baſler Nationalzeitung ſchrieb:„Am Friedenswil⸗ len der Mittelmächte zweifelt heute auch der —413 Peſſimiſt nicht. An den Friedenswillen des Ver⸗ bandes zu glauben, vermag ich nicht, es ſei denn, daß der Friede alle ſeine annexioniſtiſchen Wünſche, alle ſeine Vernich⸗ kungsabſichten erfüllt. Der Krieg 93 weiter, weil die Verbandsmächte auf ihre illkürmacht nicht verzichten wollen, weil zwiſchen ihren Kriegszielen und Wilſons vier Punkten vorderhand ein unüberbrückbarer Gegenſatz beſteht.“ Die Bede. Berlin, 20. Auguſt.(WTB. Bei dem Emp⸗ fang in der Deutſchen Geſellſchaft hielt heute Abend der Staats⸗ ſekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf nachſtehende An⸗ ſprache: Meine Herren! 0 Ich habe Sie hierher gebeten, um Ihnen meinen Dank dafür ——— daß Sie ſo energiſch für den kolonialen Ge⸗ danken eingetreten ſind. Der Krieg ſtellt übermenſchliche Anfor⸗ derungen an die Vorſtellungsmöglichkeit des Einzelnen. Die große Kraftprobe an den europäiſchen Fronten, die Kämpfe und Leiden unſerer Volksgenoſſen ſo nahe vor uns nehmen die ganze Aufmerk⸗ ſamkeit für ſich in Anſpruch. Darüber mochte wohl das Schickſal unſexer Kolonien etwas in den Hintergrund treten; ja ſelbſt das Schickſal derjenigen, die ſchon über 4 Jahre lang einen ver⸗ lorenen Poſten mit ſeltenem Mut und beſpielloſer Erfindungskraft und Leidensfähigkeit verteidigen, lief Geſahr— ich will nicht ſagen, unſeren Herzen wohl aber unſerem Bewußtſein ſerner zu rücken, als es die Gerechtigkeit verlangt. Da hat ſich die Preſſe als wahr⸗ hafter Volkserzieher bewährt und das koloniale Gewiſſen des deutſchen Volkes geſchärft. Ich darf heute ausſprechen, daß die Sicherſtellung unſerer kolonialen Iukunft nicht allein das Ziel unſerer Regierung und beſtimmter Intereſſen⸗ E iſt, ſondern daß es ein deulſches Volksziel gewor⸗ ſt. Bis tief in die Arbeiterkreiſe hinein iſt heute das Bewußt⸗ ſein lebendig, daß die Erhaltung unſeres kolonialen Beſitzes eine Ehren⸗ und Lebensfrage für Deutſchland als Großmacht iſt und daß das koloniale Kriegsziel an nationaler Bedeutung keinem anderen Kriegsziel nachſteht. Dieſe Einigteit iſt beſonders wohltuend, angeſichts der Pläne unſerer Feinde, die in den letzten Tagen ſo deutlich enthüllt worden ind wie nie zuvor. Meine Herren! Es 5 heute eine der be⸗ Deutſamſten Aeußerungen der engliſchen Politik vor, die Rede des Herrn Balfcur im Unterhauſe. Der Statsſekretär des Auswär⸗ tigen meldet in aller Form Englands Anſpruch auf An⸗ nexion unſerer Kolonien an und zögert nicht, dieſen An⸗ ſpruch moraliſch zu begründen. Das iſt nun einmal not⸗ wendig in England! Zu dieſem Zweck beſchäftigt er ſich nicht allein mit unſerer kolonialen Methode, ſondern geht mit vollen Segeln in die große Politik, unternimmt einen moraliſierenden Weltſpazier⸗ gang und verkündet am Schluſſe die engliſche Glaubenslehre, die Darauf hinausläuft, das Recht Englands auf Weltherr⸗ chaft als etwas ſelbſtverſtändliches hinzuſtellen. Deutſchlands Anſpruch aber, eine Großmacht zu ſein, moraliſch zu pvernichten. Meine Herren! Balfours Anklage gegen Deutſchland verlangt eeine Antwort. Dazu ſchweigen, hieße die Mitſchuld an der Ver⸗ unglimpfung unſeres Vaterlandes auf ſich laden. Ich will mich da⸗ her mit den einzelnen Punkten des Herrn Balfour, ſoweit ſie im telegraphiſchen Auszug wiedergegeben ſind, auseinanderſetzen. Balfour behauptet, das intellektuelle Deutſchland ſei von einer unmoraliſchen Gewaltlehre beherrſchtl Meine Herren! Hüben und drüben gibt es Chauviniſten und Jingos, hüben und drüben gibt es Leute, die das Ewig⸗Geſtrige an⸗ beten und mit Angſt und Unverſtand den herannahenden Morgen einer neuen Zeit erwarten. Vor dem Kriege bildeten dieſe Leute bei uns eine kleine Gruppe ohne Geltung in der Politik, ohne Einfluß auf die Regierung, die 45 dauernd bekämpften. Während des Krieges iſt ihre Zahl in der Tat gewachſen, nicht etwa weil das Streben nach deutſcher Porherrſchaft in der Welt bei uns tiefere Wurzeln geſchlagen hätte, ſondern weil ſie Zugang bekamen aus weiten Kreiſen beſonnener und beſorgter Patriolen. Unter ihnen ind viele, die vor dem Kriege die Ideen der Völkerverſtändigung, es guten Willens und des Fairplay in den internationalen Be⸗ ungen hoch hielten, deren politiſche Glaubenslehre aber durch die ahrungen des Krieges zuſammengebrochen iſt. Wer trägt die uld? Niemand anders als die Geſinnung unſerer Feinde, die⸗ Geſinnung, die den großen Gedanken eines Völkerbundes durch die gleichzeitige Forderung des Handelskrieges gegen Deutſchland be⸗ antwor + zu einer Spottgeburt gemacht hat.„Können wir Euch nicht militäriſch vernichten, ſo vernichten wir Euch durch den Bölker⸗ bund!“ Wenn ich glaubte, daß die Geſinnung, die heute in England zu cheint und die aus der Rede Balfours deutlich ſpricht, oder die Geſinnung, die uns aus dem e Pemberton entgegentritt, wenn ich glauben müßte, daß dieſe Geſinnung für alle 90 7 9 „wird, iſt erſt in ſeinen erſten Anfängen entworfen. Die deutſch Rujruf des europälſchen Gewiſſens gegen England. Ewigkeit die Oberhand in England hätte, dann würde auch ich dafür eintreten, daß der Kampf auf Leben und Tod ausgefochten werden muß. Ich bin aber der feſten leberzeugung, daß vor dem Kri ende überall eine geiſtige Auflehnung gegen dieſe Knock⸗out⸗Gef nung kommen muß und kommen wird. Sonſt bleibt die Verwirk⸗ lichung der Völkerliga ein utopiſches Kriegsziel. Ich wende mich jetzt zu einzelnen Punkten der Rede des Herrn Balfour. Balfour ſpricht zuerſt von Belgien. Der Herr Reichskanzler hat im vorigen Monat im Reichstag für jeden, der es hören wollte, erklärt,„daß wir nicht beabſich⸗ tigen, Belgien in irgend einer Form zu behalten“. Belgien ſolle nach dem Kriege als ſelbſtändiges Staatsweſen, keinem als Vaſall unterworſen, wiedererſtehen. Meine Herren! Der Wiederherſtellung Belgiens ſteht nichts im Wege als der Kriegswille unſerer Feinde. Eine wie geringe Rolle heute aber die Rückſicht auf Belgien in den Rechnungen der Entente ſpielt, zeigt am deutlichſten ein Zitat aus der a aniſchen Preſſe, das Englands Propaganda⸗Miniſter Lord Northeliffe in einem ſeiner Blätter mit begeiſterter Zuſtimmung abdru Die„New Vorker Times“ ſchreibt;„Deutſchlands Betelierung, daß es nicht die Abſicht habe, Velgien zu behalten, hat weder Inteteſſe noch Wert. Die Alliierten werden Deutſchland aus Belgien und Frankreich ver⸗ treiben.“ Hierzu ſagt Lord Northeliffe(„Evening News“ vom 16. Juli 1918):„Wir ſind hocherſreut eine ſo klare und klingende Stimme aus Amerika zu vernehmen, So ſoll man ſprechen:„Deutſch⸗ land ſoll vernichtet werden im Sinne der„New Vork Times“. Wir meinen, vernichtet durch eine hlutige und abſohnt unheiſvolle Niederlage auf dem Schlachtfelde, ſo daß von Deutſchland nichts übrig bleibt als die Knochen ſeiner toten Soldaten. In Frantreich und Belgien gibt es keinen anderen Weg.“ So ſprechen die Beſchützer, die um Belgiens willen bas Schwert ergriffen haben. Die zweite Anklage Balfours geht gegen unfere Oſtpolitik. Ich antworte ihm darauf: Der Friede von Breſt⸗Litowſk kam zu⸗ ſtande auf grund der einen großen Uebereinſtimmung zwiſchen der ruſſiſchen und der deutſchen Regierung, daß die Jahrhunderte lang Unterdrückten Fremdvölker Rußſands das von ihnen erſtrebte natio⸗ nale Eigendaſein erhalten ſollten. Dieſe Uebereinſtimmung über das Schickſal der Randvölker iſt eine weltbedeutende Tatſache, die ſich aus der Geſchichte nicht mehr auslöſchen läßt. Nicht über das Ziel, wohl aber über die Methoden und über die Wege, die zu dem Eigendaſein der Völker führen ſollten, gingen die ruſſiſche und die deutſche Auffaſſung auseinander. Unſere Auffaſſung iſt nach wie vor die, daß der Weg zur Freiheit nicht über Anarchie und Maſſen⸗ mord führen darf. Zwiſchen der erſten Sprengung der Feſſeln und der vollen Selbſtbeſtimmungsſähigkeit der Randvölker liegt das natürliche Uebergangsſtadium. Bis ſich die ordnenden Kräfte in den verſchiedenen Ländern zuſammenfinden, fühlt ſich Deutſchland zum Schutz dieſer Gemeinpeſen berufen, im eigenen wie im allgemeinen Intereſſe, wie denn auch tatſächlich Deutſchland von den nationalen Mehrheiten und nationalen Minderheiten gerufen worden iſt. Der Breſt⸗Sitowſker Frlede iſt ein Rahmen; das Bild, das darin entſt reſ gierung iſt entſchloſſen, den erbetenen und gegebenen Schutz nicht zu einer gewaltſamen Annexion zu mißbrauchen, ſondern den bisher unterdrückten Völkern den Weg zur Freiheit und Ordnung und zur gegenſeitigen Duldung zu öffnen. Meine Herren! England hat das Recht verwirkt, moraliſch für die ruſſiſchen Randſtaaten in die Schranken zu treten. In ihrer namenloſen Leibenszeit während des Krieges haben ſie ſich einmal über das andere an England um Unterſtützung ihrer Sache gewandt. Sie iſt ihnen ſtändig verſagt geblieben. Es gab eine Zeit, in der England das zariſtiſche Rußland ſchärfer bekämpfte als irgendeine andere Nation. Als aber während des Krieges das zariſtiſche Rußland im eigenen Lande unterbrückte, raubte und mordete, hat England geſchwiegen, ja mehr als das, es hat den ruſ⸗ ſiſchen Tatbeſtand vor der Welt beſchönigt und gefälſcht, und ſo mordete Rußland dank Englands moraliſcher Unterſtützung mit einer unerhörten, durch das Gewiſſen der Welt nicht gehemmten Schwung⸗ kraft. Der Hehler darf nicht Richter ſein. Das Probſem der Fremdoölker, in das ganze ruſſiſche Problem wird von England ausſchließlich unter dem Geſichtspunkt der Erleichterung des engliſchen Krieges betrachtet. Jede Verfaſſung iſt England recht, die Rußland als Kriegsmaſchine tauglich erhält, und würde Iwan der Schreckliche auferſtehen und Rußland zu einem neuen Kampfe zu⸗ ſammenſchweißen, ſo würde er den Engländern ein millkommener Bundesgenoſſe in dem„Kreuzzuge für die Freiheit und das Recht ſein“. Kann aber Rußland keinen Krieg mehr führen, dann wenigſtens einen Bürgerkrieg, bamit keine Ruhe an Deutſchlands Oſtfront entſtehen kann. Die Anerkennung der Tſchecho⸗Slowaken, dieſer landloſen Räuberbanden, als verbündete Macht iſt der lo⸗ giſche Schlußſtein der eigentümlichen Form der engliſchen Ruſſen⸗ freundſchaft. Die wirtſchaftliche Notlage der von uns beſetzten Gebiete iſt ohne Zweifel ſchwey, aber es iſt ein Zynismus im eng⸗ liſchen Munde, davon bedauernd zu reden; denn Englands Hunger⸗ blockade richtet ſich gegen die beſetzten Gebiete ebenſo wie ſie ſich gegen uns richtet, gegen die Neutralen und gegen die ganze Welt. Balfour beſpricht unſer Verhältnis zu jedem einzelnen dieſer Randſtaaten. An die erſte Stelle ſetzt er die Behauptung, die deutſche Intervention in Finnland hätte bezweckt, Finnland in deutſche Abhängigkeit zu bringen, mit anderen Worten, ein deut⸗ ſches Portugal zu ſchaffen. Welche unerhörte Herabwür⸗ digung des finniſchen Unabhängjgkeitskampfes, der ſeit Jahrzehnten alle Freunde der kleinen Nationen begeiſtert hat! Aber Finnland hat, wie es ſcheint, alle Sympathien in Eng⸗ land verloren, ſeit es ſich durch das energiſche Vorgehen in Nord⸗ rußland bedroht fühlt und von der Verbindung mit der eisfreien Murmanküſte nicht abgeſchnitten werden will. Ueber unſer Verhältnis zu den Oſtſeeprovinzen, zu Polen und der Ukraine erhebt Palfour eine ungeheuerliche Beſchuldigung. Wir ſeien mit dieſen Ländern verfahren, ſagen wir kurz, wie Eng⸗ land mit Griechenland, d.., eoir hätten ſie zum aktiven Heeres⸗ dienſt gegen Deutſchlands Feinde gepreßt. Kein einziger Soldat iſt aus dieſen Ländern zum Heeresbtenſt für Deutſchlands Sache gezwungen worden! Weiter, m.., Balfours Anklage gegen die deutſche rumäiſche Politik! Hier iſt England in der Rolle des Diebes, der da ruft: Haltet den Dieb! Aber das Gedächtnis der Welt iſt nicht ganz ſo kurz. Wer hat Rumänien von ſeiner geſunden Tradition abgezogen! Glaubt Herr Balfour nicht, daß Rumäniens Schickſal beſſer geweſen wäre, wenn ſeine Regierung an ihrer Neutralität feſt⸗ gehalten hätte? Im übrigen, m.., darf ich daran erinnern, daß die rumäniſche Preſſe ſelbſt, gerade in den letzten Tagen, gegen⸗ über den Behauptungen Bratianus und ſeiner Genoſſen betonte, daß die Wahlen zu dem Parlament, auf deſſen Mehrheit die Re⸗ gierung ſich ſtützt, ordnungsmäßig und dem Volksempfinden ent⸗ prechend ſtattgefunden haben und ohne Einwirkung durch die eutſche Regierung. Ich komme nun zu dem, was Balfour über die Kolonien ſagte und führe ihn wörtlich an: „Wir haben unſer Gebiet ausgedehnt. Wir haben Deutſch⸗ lands Kolonien genommen und ich glaube nicht, daß jemand, der die deutſchen kolonialen Methoden wirklich ſtudiert hat, über⸗ raſcht ſein wird, wenn wir ſehen, daß die Beſſerung groß ſein wird.“ Dann fährt er fort:„Soll man Deutſchland die Kolonien zurückgeben und dadurch Deutſchland die Unterſeebaſen auf allen großen Handelsſtraßen der Welt(und dadurch dem Welthandel) Er kann ihn nicht vderhindern, ſtiin den Kolonier Eingeborenen beden“ ieen in Mittel⸗ 74 zur Verſügung ſtell Die deutſche Herrf würde eine tyranniſche Herrſchaft übe ten und die Aufſtellung großer ſchwarzer afrika.“ Pe.., das heißt mit Land und behauptet, es beſſer re müßt Beſißer und leitet dara nektieren. Mit dieſer Argume Monroe⸗Doktrin für die Welt erklären. Fragen ſtellen: Weiß der engliſche Staats nichts von der Dez i rung in den verſchi gehen der Entente, nicht⸗ Zwangsaushebun 0 : England erobert ein können als ſein recht⸗ Se ab, es zu an⸗ n eine engliſche te die folgend — —— — 2 zugegebenen rika, nichts von den rieſigen unt ate aus den e ſchen und franze 0 1 vom engliſchen Gingeborenen gegen Ei ren? Hat er e die kolonigle muß, daß man verwendet ernſtlich dar wenn Englan vergeſſen, daß die zie Abſch unter ihre Kriegs Iſt Herr Balfour heute bereit, das g verſprechen und mit franzöſiſchen Method endgültig zu brechen? auf dieſe Fragen. männiſchen Auf werfen ihren Schatten vorau Die kurze Geſchicht Kolonien zeigt, daß wir weder in Afrika noch in der Südf zgreſſtoe Politik treiben wollten und getrieben haben. Wir erſtreben keine Vorherrſchaft und kein Uebergewicht. Wir wollen einen Ausgleich unter den Kolonialſtaalen. Wir wünſchen die Regelung der kolonialen Fragen nach dem Grund⸗ ſatz, daß kolonialer Beſitz den wietſchaftlichen Kräften der europäiſchen Nationen entſprech d ĩ in der Geſchichte bewieſenen Wür⸗ digkeit, de ihnen anvertrauten ſa Bölker zu beſitzen. Die wirt⸗ ſchaftliche Tüchtigkeit allein iſt k gender Rechtstitel. Aoloniſieren heißt miſſionieren. Diejenigen Staaten, die nach dieſem Grundſatz nor dem Kriege zu handeln beſtrebt waren, die Menſchheit auch in den Farbigen zu achten, dieſe Nationen haben das moraliſche Recht erworben, eine Kolonialmacht zu ſein. Dieſes Recht hatte ſich Deutſchland vor dem Kriege erworben. Die Befreiergeſte, mit der die Annexion der deut ſchen Kolonien als gottgewolltes Werk plauſibel gemacht wird, iſt eine Blasphemie. Es erſcheint Balfour als eiwas Selbſtverſtändliches, den Raubinſtinkt der engliſchen Imperialiſten moraliſch zu rechijer⸗ ligen⸗ Es iſt ihm ſo ſel 6 er n merkt, wie lächer, lich es wirkt, in einem Atem; lands nach der allgemeinen Vorherrſche und für ſein Land ein offenes Belenntnis zur 1 ierten Annexionspolitik in Afrika und Aſien abzulegen. Am Schluſſe ber Rede des engliſchen Stgatsminiſters des Aus“ wärtigen ſteht der Satz: Der Abgrund zwiſchen den Zentralmächten und den Alllierten ſei ſo tief, daß er nicht überbrückt werden könne. Herr Balfour kann weitergehen und für ſich in Anſpruch nehmen, daß er dieſen Abgr ich vertieft h Laſſen Sie mich ein Zitat aus Kants Schrift„Zum ewigen Frieden“ anführen die wie ein ſchwerer Vorwurf auf der ganzen Welt laſten:„Irgend ein Vertrauen auf die Denkungsart des Feindes muß mitten im Kriege noch übrig bleiben, weil ſonſt auch kein Frieden abgeſchloſſen werden könnte und die Feindſeligkeiten in einen Ausrottungskrieg ausſchlagen würden.“ Sehen Sie, meine Herren, die Geſinnung des Au zu erhalten, das iſt gerat Herru Balfour. und Volk ſo etw irgendwann muß daraus entſtehen gegen Weiße feit Herr Balfon geweſen wäre, hatte? Hat er gführende Macht iſt, us in Afrika ausdrückli S—— Afrikas mißa eiche für England zu id Churchillſchen Plänen ich erwarte keine Antwo e ſollte nicht der ſtaats⸗ nen. Die Khakiwahlen ———— SSS 8 23CCC00——————— —— zte mönſchliche 9 bänmen gegen jeme die in ihr die tiefinnerſte 0 Gemeinſamteit der ſticken droht. Die Reaktion 0 fürchtet Balſot rum er ſoine Antlagen nicht allein geg hhet, ſondern gegen da deutſche Volk ſelbſt und ſein eigenſtes Weſen. Meine Herren, die 3 pſychologiſche Sitnatjon, aus der heraus der britiſche Stgatsmann R hanbelt, iſt klar: Die Feinde wollen keinen Frieden 0 durch Verhan ngenl Noch einmal geht eine Welle des 11 Uebermuts durch, ib r, wie ſiach dem Eintritt Italiens, wie ü nach dem Eintritt Rumänſens und wie nach jedem vorübergehenden politiſchen oder militäriſchen Erſolge, und ſchon ſind wieder die alten Kriegsziele bei der Hand, die in den noch nicht gekündigten 8 Geheimverträgen ſo deutlich ſeſtgelegt ſind. 0 Der Ententekrieg geht heute wiederum um Raub und Ruhm, Nus dieſem Tatbeſtand ergibt ſich klar 0 die Schlußfolgerung: Wir müſſen die Balfourſche Rede hinnehmen als einen Aufr ruf an das deutſche Volk, im 5. Kriegsſahr von neuem 9 alle ſeine Kräfte des Leidens, Kämpfens und Siegems zuſammen⸗ 4 zuraffe wie in der g en Erhebung vom Auguft 19141 Eine 0 weitere“ Schlußfolgerung ſcheint ſich zu ergeben: Sollen wir ge“ Boden des Vernichtungswillens ſtellen, nach der Knockout⸗Politik handeln und mit allen jenen Zielen brechen, hinter denen der Gedanke eißier Völlerverſöhnung ſteht, nur des⸗ ſwegen, weil den Feinden die Grundlage der notwenbigen Ge⸗ ſinnung fehlt? Meine 9 die denkbar grö fühlsmäßig reagieren, ſollen wir uns ebenſolls auf den Politök ab. Sie wäre wir dil⸗ rren, ich lehne dieſe ßte Erleichterung des feindlichen Krieges, und würden uns die Geſetze des politiſchen Handelns vom Gegner tieren laſſen. Laſſen wir uns durch Herrn Balſonr nicht känſchem! Galfour wehrt ſich mit ſcharfem Blick gegen eine drohende, wenn auch noch weit entfernte Friedensmöglichkeit Wenn die feindlichen Diplomaten vor dem Kriege ſo wachſam ſich gegen den drohenden Krieg gewehrt hätten, wie heute gegen den Frieden, weiß Gott, meine Herren, dann häütte es keinen Welt⸗ krieg gegeben. Meine Herren, in allen Ländern gibt es Menſchen, die man als Zentren des europäiſchen Gewiſſens be. Denken Sie nicht an einzelne Namen— weder bei eſen Zeutren regt ſich 5 eute Gruppen und zeichnen kann. uns, noch in den feindlichen Ländern. In ſo etwas wie eine Erkenntnis 6 der Weg ins Freie nur gefunden werden kann, wenn die kriegf ationen zum Bewußtſein ihrer gemeinſamen Aufgaben zurückerwachen: Wie vermeiden wir künftige Kriege? Wie erzielen wir die Wirkſamkeit internationaler Abmachungen, auch bei einem neuen Kriege? Wie ſtellen wir die Nichtkombattante ſicher? Wie erſparen wir es den neutralen Staaten in Zukun daß ſie für ihre Friedfertigkeit büßen müſſen? Wie ſchüßen wir nationale Minderheiten? Wie regeln wir unſere gemeinf Ehrenpflicht gegenüber den minderjährigen Raſſen dieſer Welt? Meine Herren, das alles ſind brennende Menſchhei 19 fragen. Hinter ihnen ſteht die Stimmung von Millionen. Hinter ihnen iteht unſägliches Leid, ſtehen unerhörte Erlebniſſe. Gerade unter den Kämpfern, unter denen, die gefallen ſend, in allen Län⸗ dern, unter denen, die Kraft, Geſundheit und Lebensfreude ver⸗ loren haben, hat es Tauſende gegeben, Tanſende, denen das Opfer leicht fiel, weil ſie den Glauben nicht verſoren hatten, daß aus dem angeſammelten Leid, aus all der Not und Quak eine beſſere Welt erſtehen würde, die ihren Kindern und Enkern Rue und Sicherheil, den Völkern untereinander aber den guten Willen verbürgt. M Herren, der Sieg zu gunſten dieſer gemeinfamen Ziele iſt ſichex. Herr Balfour kann ihn hinausſchieben, aber 91 * S noo 82 beite 3 Fan n Sta Mttwoch, den 21. Auguſt 1918. Naunheimer Genercl-Anzeiger.(Rimag- Musgabe.) Nr. 387. 3. Seite. RNus Stadt und Land. lung des Fliegerleuinants Haus Pippart. Ein Heldenleben iſt abgeſchloſſen. Hans Pippart, vor gen T* 1 Sroo 1* Sraffot; rkte 2 2 W069 agen als Führer einer Jagdſtaffel im Luftkampf gefallen, 5 der Reihe der Krieger, die im Laufe der Jahre auf dem ſich amer mehr dehnenden Ehrenfriedhofe in der Nähe des Kremato⸗ duns beerdigt wurden. Die Trauerfeier begegnete ungewöhnlichem Mureſſe. Die Leichenhalle konnte nur einen Teil der Trauernden 85 3— ſich zum Grabe. In der er Leichenhalle war der Sarg ig ein: hem Grün aufgebohrt. 1 e Umrahmung von Er verſchwand unter der Fülſe von 63 men und Lorbeer. lugermeiſter v. Die Stadtoerwaltung, die durch die Herren üun Hollander und Stadty.⸗Vorſtand Noll ver⸗ lier 0 1s mit Schleifen in den e legen laiſen. ſt treuer Freunde erwies war, hatte einen 6 Die angenen den letzten Liebesdie Herr Muſt em Harmonium und Herr Hofopernſänger ten Helden ein ergreifendes Lied. 8§ leiteten über zu Schuberts„Alle 0 * 1 dem Heim⸗ rektor Bartoſch Bahling weihte Die Klänge des Harmo⸗ Seelen zuhn in Frieden“. und markig, klagend und tröſtend klang der Bariton 1 tiefe Stigen Sängers durch den Raum und löſte Leifti Daun begann Herr Stadtpfarrr Jundt Hüruche hatte jeinen Abſchiedsworten, die ſo i alterbild des Heimgegangenen zeichneten, S en Paulis an die Philipper zugeunde gelegt, die hsmotto Pipparts bezeichnen darf. Meine Brüder“, ſo heißt es im 3. Kapitet,„ich ſchähe mich lbſt noch nicht, daß ichs ergriffen habe. Eines aber ſage ich: Ich Rüke was dahinten iſt, und ſtrecke mich zu dem, das da vorne iſt. 10 jage nach dem vorgeſteckten Ziele, nach dem Kleinod, welches ſhält die himmliſche Berufung Oottes in Chriſto Jeſu.“ Als Foere noch, ſo führte der Geiſtliche aus, mit einem Lächeln vom ſprachen, hat der Plan in der Seele des ſchlafenen gelebt: n 5 t ſliegea, du mußt das Werkzeug erfinden können, das her Menſchen ermöglicht, die Erdenſchwere zu überrwoinden und Wuer Luſt An werden. Vielen erſchien es als der Traum einez koenten Jünglings. An manche Türe pochte er hilfeſuchend ver⸗ an. Die Beit verſteht nur das, was als vollendeter Erfolg Augen ſteht. In dem nächſten Kreiſe ſeiner Verwandſchaft, bei Schwager, fand er Verſtändnis, freundliche Unterſtützung und ſend das le aus den hian als das 735 kaktiſche hier wurde ihm der Mut gegeben, ſkin Werk zu en. In einem Alter, wo die Seelen noch ſche en in ihrem —18 Sein, ſtand ihm das Ziel unverrückbar ſeſt. Aher die Weh⸗ 8 der Tragik lag auch über ſeinem Leben. Als er ſo weit war, udas Wert ſich geſtalten ſollte, griff das Schickſal mit harter Hand riß ihn aus allen ſeinen Plänen, in den Krieg, der ſo manches 70 dand und Wollen vernichtet hat Leicht und raſch über⸗ 5 er in ſeiner militäriſchen Laufbahn die Hinderniſſe und ſtieg Leiter des Erfolges empor. Kaum 30 Jahre alt, hatte er 40 3 as 98.00 Ziel erreicht, das ein Soldat erringen kann, die es Erfolges. Was er erreicht, hat er verdient un ſchweren Ringen, unter Hingabe ſeiner ganzen ſelbſtloſen t; als Flugzeugführer an der Front, im Unterricht, in der Aiſchen Ausüb ſeines Berufs in der Aufklärung, im Kampfe Aberall ſtellte er ſeinen Mann So jung er war— er war ein ganzer Mann und Soldat. Eiofes Pflichtbewußtſein, das nichts kannte, als das zu tun, ihm vorgeſchrieben war, hart gegen ſich ſelbſt. So ſetzte er ſich und ſo allein war es ihm möglich. das große Ziel zu erreichen. e a E Ewar nicht nur dem Namen nach ein Führer, ſondern aus dem ſſen Kern ſeines Weſens geraus. Die Erfolge, die er hatte, 4 3 75 ſtandemitgliede des Mannheimer Vereins für Flugweſen“ das letzte Liebeszeichen und Herr Hofſchauſpieler Kökert ſprach im Namen der Ortsgruppe Mannheim des Deutſchen Luftflottenvereins. Mit herzergreifenden Vorten wies er auf die ſchweren Blutopfer hin, die das Ringen um Deutſchlands Eriſtenz immer noch von uns fordert, und verband damit die an dieſer Stätte ſo überaus eindriagliche Mahnung. alles zu tun, damit dieſe Opfer an jungem Leben nicht umſonſt gebracht ſind. Mit dem Choral„Es iſt beſtimmt in Gottes Rat“ ſchloß die erſchütternde Trauerfeier. * Kirchliches. Der Großherzog hat den von der Kirchengemeinde t. Georgen gewählten Pfarrer Wilhelm Frantzmann daſelbſt Pfarrer in St. Georgen ernannt. * Uebertragen wurde dem Telegraphenſekretär Jakob Mott⸗ ſche ller aus Frankfurt a. M. eine Telegraphenſekretärſtelle beim Poſtamt in Donaueſchingen. * Plaumäßig angeſtellt wurden die charakteriſierten Tele⸗ graphenſetretäre Karl Här aus Freiburg und„Joſeph Roherz aus Wolfach in Sekretärſtellen beim Telegraphenamt in Freiburg, ſowie der charakteriſierte Poſtſekretär Rudolf Ggle aus Mühl⸗ hauſen(Amt Engen) in einer Sekretärſtelle beim Bahnpoſtamt Nr. 28 in Konſtanz. Ladendoeff⸗Spende im Felde. Daß unſere braven Feldgrauen in dem grauſamen Kriegshandwerk, dem ſie obliegen müſſen, ihr fühlendes Herz am rechten Fleck behalten haben, zeigt die der „Karlsruher Zeitung“ zugekommene Nachricht, daß eine badiſche Landwehrdiviſton zur Ludendorff⸗Spende den hohen Betrag von 20 000 M. aufgebracht hat. (Gegen die Beſchädigung von elektriſchen Starkſtromleitungen, Mehrfach ſind im letzter Zeit elektriſche Starkſtromleitungen durch Zertrümmern von Fſolatoren oder in ſonſtiger Weiſe böswillig be⸗ ſchädigt worden. Von zuſtändiger militäriſcher Seite wird auf das Verwerfliche ſolchen Treibens hingewieſen und daran erinnert, daß Sachbeſchädigungen dieſer Art nach§ 304 des Strafgeſetzbuches mit Gefängnisſtrafe bis zu 3 Jahren oder mit Geldſtrafe bis zu 1500 M. geahndet werden und daß neben der Gefüngnisſtrafe auf Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden kann. W. Nolwendigkelten auf dem Gebiete des Wohnungsweſens. Die geſamte Preſſe hat, ſo ſchreibt man uns, mit Freude die Be⸗ deutung hervorgehoben, die den Verhandlungen der Mieteinigungs⸗ ämter in Frankfurt a. M. in den erſten Auguſttagen zukommt. Allgemein wurde die Notwendigkeit des Ausbaues der Verordnung zum Schutze der Mieter als bringend notwendig bezeichnet; in den ſchwerſten und für den Mieter härteſten Fällen hat die Schutz⸗ verordnung Lücken und verſagt die Zuſtändigkeit. Auch in hieſiger Sladt 85 ſich die Fälle, wo größte Bedenken entſtehen müſ⸗ ſen. Es ſind dies die Fälle wo Häuſerkäufe ſtattfinden und der Käufer mit größter Rückſichtsloſigkeit und mangelndem Ver⸗ ſtändnis für die Gebote der Zeit die Mieter an die Luft ſetzt. Sowohl von Privaten, als auch von induſtriellen Unternehmungen kamen ſolche Häuſerkäufe in der leßten Zeit vor, Es bleibt— dahingeſtellt, aus welchen Bewegzründen die Käufe ſtattfinden, o es reine Spekulationskäufe und Verſchleierungen von Kriegsgewla⸗ nen und dergl. ſind, unter allen Umſtänden muß ſofort etwas ge⸗ ſchehen, es darf nicht gewartet werden, bis eine ergänzte Verord⸗ nung erſcheint. Es iſt Gefahr im längeren Warten. Die Geſetze über das Belagerungzrecht geben ausreichende geſetzliche Unter⸗ lagen, übermäßige Steigerungen der Mleten, Pſonere bei neu ab⸗ geſchloſſenen Mietverträgen, ſowie Häuſerankäufe, bezw. deren Gül⸗ tigkeit von behördlicher Genehmigung abhüngiy zu machen. Gerade der Umſtand, daß dieſe Forherung eines Eingrelſens der Militär⸗ behörden ſo ſtark bekämpft wird, beweiſt am beſten, wie notwendig ein ſolches Eingreifen iſt. * Das Verhalien des Publikums bei Beerdigungen 9 ſchon lange zu Beſchwerden Anlaß. Mit Erſtaunen 3 72 wir geſtern anläßlich der Beſtattung des Fliegerleutnant Pippart geſehen, wie⸗ viel Erwachſene in einer Stunde, in der das Vaterland von uns angeſtrengte Arbeit fordert, Zeit zur Befriedigung ihrer Neugier haben. Henn es war nicht mitfühlende Teilnahme, die geſtern nachmittag viele Hunderte hinaus zum Friedhof lockte, ſondern widerliche Schauluſt. Es nahm ſich ſchon nicht allzu taktvoll aus, als eine Anzahl Frauen und Kinder mit viel Geräuſch zur Galerie der Leichenhauskapelſe hinauſſtiegen. Geradezu empörend aber war das Verhallen des Publikums— ebenfalls faſt durchweg Frauen und Kinder— am Grabe. Als der Trauerzug anlangte, war die Stätte tiefſten Schmerzes bereits von Hunderten umgeben. Wir ſahen Frauen mit kleinen Kindern auf den Armen und eine Menge halbwüchſiger Jungen, ſchmutzig und recht werktäglich, die ſich am ärgſten vordrängten, ſodaß die Leidtragenden nur mit großer Mühe zum Grabe gelangen konnten. Die Empörung unter denjenigen, die nur gekommen waren, um dem heimgegangenen Helden die letzte Ehre zu erweiſen, war allgemein. an fragt ſich unwill⸗ kürlich, warum die Stadtverwaltung hier nicht ganz energiſch ein⸗ ſchreitet und den Friedhof nicht wenigſtens bei Beerdigungen, bei denen ein großei Andrang Unberufener zu erwarten iſt, abſperrt. Bei den jetzigen Zuſtänden wird jede Beſtattung zu einem Schau⸗ ſtück herabgewürdigt. Dabei iſt zu vedenken, daß die Gräber in der Umgebung durch das rückſichtsloſe Verhalten des Publikums ſchwer mitgenommen werden. Wir erwarten, daß die Stadtverwal⸗ tung ſo ſchnell als möglich entſprechende Vorſchriften erläßt, durch die in Züͤkunft derartige ſkandalöſe Vorfälle ummöglich gemacht werden. Soviel wir wiſſen, wird in zahlreichen anderen Städten, z. B. in Heidelberg, der Friedhof ſchon lange abgeſperrt. Für Neugierige iſt an der Stätte erſchütternden Abſchiedes von lieben Angehörigen und Freunden kein Platz. tdankte er in erſter nie ſeiner ſelbſtſicheren, ſelbſtbewußten en Ruhe. Kein Draufgänger war er, keiner, der aus Lieb⸗ War in tiefſter Seele bei ſeinem Beruf, mit ſeiner ganzen uſchlichkeit. Immer dachte er daran, daß er im Dienſte ebenen ſo beliebt machte, dieſe ſichere, feſte ſoldatiſche Menſchlich⸗ Aber bei all deim Großen waren die Schatten der Tragik über den höchſten Orden erworben, den das land durch den* verleiht. Er durfte ihn ſelbſt nicht mehr e . Nachjagend dem hohen Ziel ward er dahingerafſt. Der die ihn rühmte weiter* K ſeine, vornehme Beſcheidenheit, kroßen Liebe, die er im Hauſe der Eltern und der Braut genoß. bie Gedächtuisrede im Gebet ausgeklungen war, ſang Herr — angefügt Die letzten Klänge des Harmoniums geleiteten Unterofftzieren des Erſatzbataillons unſeres Greuadier⸗ kalden Sommernachmittag. Voran ſchritt die Kapelle des Erſatz⸗ alllous und eine Abteüung Grenadiere, hinter dem Sarg die tief⸗ die und die übrigen nächſten Angehörigen. Ihnen ſchloſſen ſich anderen Leidtragenden in langem Zuge an. Die geliebte Waffe, durch zwei Flugzeuge, die mit 8 Trauerfloren in er Höhe über dem Grabe kreiſten. Als der Sarg unter den n 9 bergeben war, trat Herr Fabrikant Böhrin⸗ lex an das Grab, um im Namen des Mannheimer Vereins für Wal Müller widmete dem„langjährigen hochgeachteten Vor⸗ Aus dem Münchner Kunſtleben. Von Richard Rie(München). Su die rechte Seite des rieſigen Glas⸗Palaſtes der Münchener ei und Sport ſeinen Beruf trieb, ſondern aus innerer Berufung. Vaterlandes ſtand Das war es, was ihn bei ſeinen Unter⸗ P ſich mit dem Abſchuß des 20. und 21. das Anrecht au en. Die Früchte ſeiner Siege durſte er nicht mehr nicht prahleriſch und eitel werden ließ, und gedachte der 8⁴ ling den ſelbſtverfaßten Vers, den er dem Schübertſchen von 1 üimentes getragenen Sarg aus dem Halbdunkel der Halle hinaus Ebeugten Eltern, die den einzigen Sohn dahingeben mußten, die * ippart bis zum Tode treu ergeben war, ſandte ihm den letzten We en des— und dem Ehrengruß der präſentierenden ung der Crde Auftfahrt„Zähringen“ einen Kranz niederzulegen. Herr Rechtg⸗ Ausſteuung der alten Glaspalaſt⸗ verbünde. ate iſt der Sezeſſion eingeräumt worden. Die Mitte und der —— die lügel berherbergt die Hausherrren des Ausſtellungsgebäudes: Genoſſenſchaft“, die Gruppen„Bund“,„Bayern“ und die haten ldgruppe“, jene Verbände, die treu am Althergebrachten vorſ und in der Hauptſache auf Anſchauungen fußen, die in der Nteſltoniſtichen Kunſt, alſo in den achtziger Jahren, zur Geltung Ve gten. Damit ſoll natürlich nicht geſagt werden, daß ſich in den moſbänden nicht ouch vereinzelte Maler fänden, die teil haben an lodernem Geiſte und gerade ſo gut Mitglieder der Sezeſſion ſein luſeten. Uns freilich, die wir mit wachen Sinnen die Erſcheinungen Wnthe Le zu verarbeiten ſuchen, die wir erkannten, daß der Iipreſſionismus vielfach ſchon in einer Art neuen Akade⸗ gär us feſte Formeln ſand; die wir die neuen, draufgängeriſchen, Wenden Beſtrebungen unſerer Jüngſten, trotz ihrer Maßloſigkeit alle Jugend muß maßlos ſein—, mit Anteilnahme begleiten, bar Biebe immer und immer wieder grüßen, wir können das meiſte, wir im rechten Seitenbau und in den Mittelräumen des Glas⸗ Pencha nur hiſtoriſch empfinden. Wir werden mit Recht die rühmen, die hier oft hervortritt, wir werden uns wohl das Gebotene und ſeine Vorausſetzungen etwa als Kitſch iſch zu disqualifizieren. Hier ſind vielfach Könner am Werke. 90 und da findet ſich ja auch friſcheres Leben, dem ſich, ſeit Karl Aün Marr Führer der Genoſſenſchaft iſt, auch dieſe ehrwürdige wotlergruppe nicht verſchloſſen hat. Manches Bild, das wir hier Säͤl etwa auch in der Luitpald⸗Gruppe ſehen, könnte auch in den — des rechten Flügels hängen. So z. B. Karl von Marr's Efa nis der Gattin des Künſtlers“, eine ſehr feine, pfychologiſch mette Arbeit, ſo die treffliche Damenbildntsſtudie von E. A. Zim⸗ eins mann, die ihr Modoll durchaus in der Zufälligkeit ihros Da⸗ und impreſſioniſtiſch erfaßt und dabei Tiefe und Gründlichkeit be⸗ —— So Pi ppels Landſchaften mit ihrer kräftig aufgetragenen Co tonigen Farhe und der wuchtigen Betonung der Stimmung. — und nicht zuletzt— Hans Heider, einem prächtigen Ponter und Geſtalter aus eigener Kraft, ein Impreſſioniſt beſter ule, dahei gediegen, erd⸗ und naturnah. Nicht geringer ſind die 0 guras in ihrer geballten dunklen Stimmungswucht, ſchaften von Büchtger, Hagers reichbelichtete Schuee⸗ N 2 5 Hir, Ade BEer, ein Iſarbild von K Srthaus und die Stücke von Dema⸗ rius, der ſich auf die Sonnenmalerei verſteht, wie nur irgend einer. Ein ſehr intereſſantes Stück ſtellt Georg Poppe aus, einen ſzeniſchen Ausſchnitt„Bariante“, ein Eiferſuchtsbild, Pathos, dabei ſehr glücklich in der maleriſchen Durchbildung. Modern iſt vor allem Ludwig Dills reiches Werk. Der greiſe Künſtler gehörte eigentlich auf den linken Flügel der„Sezeſſion“. Ein Reiter⸗ bild hätte Jank nicht beſſer gemalt. Seine Tiere, zumeiſt in der Bewegung feſtgehalten, ſind prächtig im kühnen Erfaſſen, wuchtig und ſatt hingeſetzt, koloriſtiſch ſtark in ihrer flächenhaften Pinſel⸗ technik. Auch ſonſt finden ſich gute, mobern geſehene und geſtaltete Arbeiten: Steinmeetz mit ſeinem Jägerbild, die Stadtausſchnitte von Gerhard Graf, nordiſche Motive, zumeiſt lichte Landſchaf⸗ ten, von Ernſt Liebermann, Metzgers damenhaft⸗zierliche, dabei nicht verniedlichende, ſondern kapriziöſe Tempera⸗Arbeiten, ſtimmungsvolle Naturſchilderungen von Hans Licht, Emil W. Herz, beſonders von Bolgiano und dem an Reiſer erinnernden Schraudolph, Geffkens herb⸗lyriſches Kinderbild, das alles ſind Werke, die man ſich wohl gefallen laſſen kann. Auch die Still⸗ leben des Fräulein Hönigsmann, zumal das aus Porzellan zu⸗ ſammengeſtellte Rabens Schilderungen aus Mecheln, des Karls⸗ ruher Malers P. bv Ravenſteins ſtimmungsſatte Landſchaften, die Arbeiten Max Doerners ſind neben manchen auch für einen modernen Salon guter Wandſchmuck. Sehr fern bleiben jüngerem Empfinden die mit aller Virtuoſität Photographiſch treu gemalten See⸗ und Marinebilder von Elaus Bergen, der eine große Sammelausſtellung veranſtaltet hat, Hier ſehen wir allerlei Schiffstypen, zumal der U⸗Bootswaffe, wir ſehen Gefechte auf hoher See und Erinnerungen an die Schlacht am Skagerrak, Schiffsverſenkungen u. a. Es iſt„naturwahr“, äußerſt illuſtrativ und inſtruktiv. Aber ſelbſt von Schilderungen wie den Schlachtbildern wird man nur intereſſiert, nicht ergriffen. Andere Kollektio⸗Ausſtellungen gelten Verſtorbenen. So eine dem in der Pllotyzeit wurzelnden Toby Roſenthal, die lauter hochwertige künſtleriſche Leiſtungen zeigt. Dennoch werden wir auch hier, vor den Interieurs, die bei aller glanzvollen, gediegenen Malerei allzu ſtofflich orientiert ſind, bei den ſtets als Idyll ge, botenen Landſchaftsbiſdern nicht recht warm. er und da werden Erinnerungen an Spitzweg wach, wenn Roſenthal aber auch nie⸗ mals die überlegene humoriſtiſchellusdeytung des größeren Meiſters erreicht. An Spihweg itt vielleicht auch Splittgerber orien⸗ tiert, ein Landſchaftsidulliker von vornehmer Wirküng, Romantiler alter Münchener Schule. Auch bei ihm waltet hohe Kunſt. Alles iſt gediegen, alles aber natürlich altyäterlich. Weniger als er gilt uns Georg Papperitz mit ſeiner Neiguag zur Verſüßlichung. »Hier erkennen wir das Schönleitsideal, eiger hausbacken⸗ſpieß⸗ transportiert werden ſollte, in ſelbſtmörderiſcher Abſicht Kaninchengucht. Ueber die fleiſchloſen Pochen kaum ſich jedermann leicht hinweghelfen, wenn er ſich entſchließt, Kanin⸗ chen zu halten. Jungtiere ſind zu verhältnismäßig billigen Preiſen zu erſtehen und mit Küchenabfällen und etwas Grünfutter ohne große Mühe aufzutziehen. Mit zwei Zuchthäſinnen kann ſich eine Familie von vier Köpfen innerhalb eines Jahres ſogar ſo viel Fleiſch ſelbſt beſchaffen, wie ihr auf Marken gugewieſen wird. Gs ſollte deshalb jetzt niemand verſäumen, der Kaninchenhaltung ſein Augenmerk zuzuwenden. Die Futternot verbietet zwar eine Zuchi in großem Maßſtabe, die Kleinzucht für den Bedarf des eigenen Haushaltes aber iſt ohne erhebliche Futterſchwierigleit durchzuführen und deshalb jedermann dringend zu empfehlen. * Beſchlagnahme der Bohnen in Heſſen. Mit 5 der Reichsſtelle hat die heſſiſche Landesgemüſeſtelle die öffentliche Be⸗ wirtſchaftung der Bohnen in den Gemarkungen Mombach, Buden⸗ heim, Finthen, Gonſenheim, Bretzenheim und Marienborn verfügt⸗ Da eine Einhaltung der Höchſtpreiſe bei den Erzeugern nicht zu erreichen war, greift die Landesgemüſeſtelle jetzt zu dem Radikal⸗ mittel der öffentlichen Bewirtſchaftung. Alle Bohnen ſind vom Ergeuger an die Landesgemüſeſtelle zum Erzeugerhöchſtpreis ab⸗ guliefern. Jeber anderweitige Verkauf und Kauf iſt mit ſchweren Strafe bedroht. Militärkommandos überwachen die Ortsſtraßen und Wege. Jeder Verſtoß gegen die Anordnungen wird beſtraft. Marmelade ein wichliges Volksnahrungsnültel. Zur Verſor⸗ gung des deutſchen Heeres und der Heimat mit Brotaufſtrichmitteln ſind etwa 7 Millionen Zentner Marmelade erforderlich. Die Fabriken ſind angewieſen, wegen des großen Bedarfs an Marmelsedenobſt alles zu tun, um auch die kleinſten Mengen an Obſt herein zu be⸗ kommen. Es leuchtet ohne weiteres ein, daß, ſe weniger Obſt in die Marmeladenfabriken wandert, entſprechend weniger Marmelade her⸗ eſtellt werden kann. Das ſollten ſich alle diejenigen vor Augen die Obſt noch immer als ein Genußmittel betegchten, während es tatſächlich heute in Form von Marmelade ein wich⸗ tiges Nahrungsmittel 0 iſt Bei den im all⸗ emeinen wenig günſtigen Ausſichten der Obſternte muß jeder erzeuger, ſowie ſeder Konſument ſtrengſtens darauf bedacht ſein, die Aligemeinheit nicht durch ungerechfertigte Anhäuſungen zu ſchädigen. Wer heute im Hamſtern einen Höchſterfolg zu erzielen verſucht, andelt mit Rückſicht auf die ſchlechte Obſternte leichtfertig an der llgemeinheit. Nicht minder wichtig iſt die Mahnung, laßt das Obſt ausdreifen und vermeidet den Unſug, durch frühzeitiges Abreißen den Ernteertrag zu mindern. Bolize iwidrig gul ernährt. Eine neue Bezeichnung für Hamſter, die es 90 ich auch in der Kriegszeit noch gut zu ernähren, wendet der Bürgermeiſter Klein in ingen Rheinland) in ciner amtlichen Bekanntmachung an. Der Vürgermeiſter bat Ver⸗ anlaſſung gegen den Schleichhandel mit Milch vorzugehen. Er erinnerk die Landwirte nachdrücklichſt an ihre Ablicferungspflicht und ſagt dann zum Schiuſſe:„Wenn aber die Milch immer noch im Schleichhandel derwuchert wird, und dazu noch an Perſonen, die ut ernährt ausſehen, dann beklage ſich niemand über unnötige Plackerelen.“ „Extra vortenhaftes“ Schleichhändler Dem Pirnaer Anzeiger ſendet ein Leſer eine mit Schreibmaſchine in ſtark aus⸗ ländiſcher Grammatik und Orthographie hergeſtellte Seite eiger Preisliſte mit der Ueberſchrift:„Extra vorteilhaftes Angebot!“ Da werden angeprieſen: 20 Ladungen echt Edamer Vollfettkäſo (40 pCü. Fettgehalt), ab Duisburg das Pfund 7,50 Mark, 20 La⸗ dungen Gonda⸗Vollfettkäſe, desgl. 200 Zentner Schweiger Schoko⸗ lade in Tafeln(etwa 5 Tafeln 1 Pfund) ab Berlin() das Pfund u 26,50 re()j prima aromatiſche Kernſetfe, 20 Kiſten, Inhalt 20—880 Stück, ab Dresden(Stück 3,50 Mark), die Kiſte 2755,20 Mark. Neben vielen anderen ſchönen Sachen wird auch empfohlen: das ah Berlin zu 19,50 Mark, Wäſche⸗ f0 e zu 13.50 Mark das Kilogramm, rein weißes Paraffin, das Pfund 23—24 Mark(ab Berlin) und endlich als die Krone des Ganzen: Wöchentlich lieferbar 8 Zentner prima Natur⸗Landbutter, das Pfund 15,50 Mark(1) Man ſieht, es gibt von allem, man muß nur das nötige Kleingeld und nicht allzuviel Gewiſſenhaftigkeit ſein eigen nennen. * Verhaftet wurde in Heidelberg eine Händlerin aus Mannheim, die ohne Erlaubnis Bohnen ausführte. Pelijeibericht vom 21. Auguſt. Leichenländungen. In der Nähe der Zellſtofffabrik Waldhof im Altrhein geländeet wurde geſtern Vormittag die Leiche der 62 Jahre alten Ehefrau des Schloſſers Rupert Miller von Sandhofen und in die Leichenhalle nach Käfertal verbracht. Die Geländete, die ſeit längerer Zeit an einer ſchweren Krankheit leidet, hat vermutlich ſich deshalb das Leben genommen.— Geſtern Abend wurde im 4. Hafenbecken in Rheinau eine noch unbekannte männliche Leiche geländet und nach der Leichenhalle in Rheinau überführt. Die nur mit Badehoſe bekleidete Leiche iſt zweifellos 94 des am 16. ds. Mis. abends beim Baden ertrunkenen 22 Jahre alten Unter⸗ lehrers Otio Friſchbier von Altlußheim. Selbſtmordverſuch. In der Nähe des Rangierbahnhofs feuerte geſtern Abend ein 19 Jahre alter Soldat, welcher⸗ durch einen Sergeanten ſeiner Kompagnie zu ſeinem Truppenteil einen Re⸗ volverſchuß auf ſich ab und verletzte ſich leicht an der rechten Bruſt⸗ ſeite, Er wurde mit dem Sanitätsautomobil dem Garniſonlazarett zugeführt. 1 vergnügungen. 3 Künſtlertheater„Apollo“.„Polenblut“ wird noch heute Mitt⸗ woch gegeben. In der morgen ſtattfindenden Aufführung der un⸗ gewöhnlich zugkräftigen Operette„Die Roſe von Stambul“ wird bürgerlichen Zeit, Erinnerung wird wach an jene unſerem Ge⸗ ſchmacke ſehr widerſtrebenden Jahre, die ſchließlich geradezu nach der Reyolution Damals kam dann die Sezeſſion als künſtleriſche, der Naturalismus als literariſche Erlöſung Alte Schüle iſt auch Franz Simm, dem zwei Säle gewidmet worden ſind. Dieſe, als Salons mit allerlei alten Möbeln einge ⸗ richtet, zeigen zierlich ausgeführte, koloriſtiſch ſehr ſeine Bilder: Köpfe und Koſtümſtücke, mit dem ſeinen Pinſel des Genrebildmalers geſertigt, alles in ſachter, behutſamer, miaigturenhafter Art längſt vergangener Jahrzehnte gemalt. Daneben ſind auch größere Ar⸗ beiten zu ſehen: Geſellſchaftsbilder alter Schule, minu⸗ tiös ausgeführt, die rechten Wandſtücke für einen Salon im Ge⸗ ſchmacke des Empire. Einem Jüngeren, dem in frühen Jahren verſtorbenen Ehriſtian Wild iſt gleichfalls ein ganzer Saal eingeräumt worden. Er zeigt ſeinen Künffler als einen, der unvollendet ſtarb. Noch iſt ſeine Eigenart nicht gefeſtigt. Gute Arbeiten ſind ihm gelungen, aber ſie verraten noch allenthalben ein Suchen und Faſten, Da ſieht man Bildniſſe, die Sambergerſchule zeigen neben einem Frauenkopſe, der ganz von dem dekorativen P Stuck⸗ ſcher Menſchenbildnerei erfüllt iſt. Immerhin zeigen ſich allenthalben mächtige Anſätze, die den frühen Tod des Künſtlers umſo mehr bedauern laſſen.— Den ganz großen Stil ſuchen die freskenartigen Monumentalgemälde von Lois Gruber, mit deren Betrach⸗ tung wir unſere Künſtlerbetrachtung beenden wollen. Den Wer⸗ ken 10 viel Geſchmack nachzurühmen. Sie ſind, zumal das Hauptſtück„Saraſtro“ durch die Harmonie in der Aa⸗ ordnung und im Aufbau. Die lichten, ſachten Töne, die geradezu paſtellhaft wirken, ſind Vorteil und Nachteil: Sie ermö ichen viſioxären Darſtellungen durch die größere von m 1 Atmeſphäre überzeugendere Glaubhaffiokeit ber die monumen⸗ tale Wirkung wird dadurch natürlich ſtark beeinträchtigt. 8 Literatur. Bcheinit(8. Juliug Meier⸗Gracſe. iſcher, Berlag, Ber⸗ lin).— 605 einer Prgwigen Sernttetats(hune gegiet Meler Graeſd hekanntlich in fuſſſſche Wefangenſchaft und erz nun in ſeinem Buche„Der Ifcheinik“, waß er 5 den 8 Ebappen in Rußland ung ſchließſch in Sibirſen geſehen und durchlebt hat. Ge⸗ übte Augen und eine ſchriſtſtelleriſche Hanb, bis ſeben, auch den ſlüch⸗ tigſten Eindruck zu erſaſſen weiß, haben das Buch zu einem von un⸗ mittelbarem, angenblicklichem Leben funkelnden gemacht. Maler Müllers Auſerſtehung von Ludwig Fränkel.(B. Behrs Berlag lFriedrich Fedberſenſ, Berlin und Leipzig.) Doſtojewſki. Ein Verſuch von Otto Kaus(R. Piper u. Co. Verlag, Münchenl. L. Seite. Nr. 387. wer, Mannheimer General⸗Anzeiger. (Mittag⸗Uusgabe.) Mittwoch, den 21. Auguſt 1918. Ferr Eruſt Vogler den Achmed Bey ſingen. Freitag iſt Rüſtungs⸗ Porſtellung. Gellert's„Unter der blühenden Linde“ erſcheint am Samstag nochmals auf dem Spielplan. In Vorbereitung befindet iich die vor zwei Jahren mit— Erfolg hier aufgeführte Ope⸗ Lette„Morgen wieder luſtik“ von Wilhelm Jakoby, Muſik von Heinz Eewin, die am 28. Auguſt erſtmalig in Szene geht. Nus Luòwigshafen. * Blindgäuger⸗Sprengungen finden wieder bis auf weiteres att. Um Verwechslungen mit Fliegeralarmſchüſſen vorzubeugen, boird darauf aufmerkſam gemacht, daß bei Blindgänger⸗Sprengun⸗ gen die Detonationen einzeln erfolgen, während bei Fliegeralarm mehrere Schüſſe kurz hintereinander fallen, und daß bei Flieger⸗ gefahr der Straßenbahnvertehr ſofort eingeſtellt wird. Nus dem Großherzogtum. eSchwetzingen, 20. Auguſt. Landwirt Ludwig Hoffmann von hier verunglückte geſtern vormittag mit ſeinem mit Steinzeug⸗ waren beladenen Fuhrwerk auf dem Wege von Friedrichsfeld hierher dadurch, daß vei der Abdeckerei Schweitzer die Pferde ſcheuten und die ab chüſſige Straße herunterraſten. Herr Koffmann wollte vom Wagen abſpringen, er geriet aber dabei unter die Räder und wurde überfahren. In ſchwer verletztem Zuſtande wurde er nach — Das 8 wurde im Ackerfeld von anderen Land⸗ ehalten. ie einzeugwaren gin 5 ils i —— zeug gingen größtenteils in C Weinheim, 20. Aug. Beim Ueberſchreiten der Geleiſe der elektriſchen Straßenbahn wurde der 66jchrige Feldhüter Gg. Adam Schröder, als er einem von Mannheim kommenden Straßen⸗ bahnwagen ausweichen wollte, von einem auf dem zweiten Geleiſe ausfahrenden Nebenbahnzuge erfaßt und zur Seite geſchleudert. Er erlitt eine leichte Gehirnerſchütterung, eine ofſene Kopfwunde und den Bruch zweier Rippen. Der Verunglückte, der ſich in häus⸗ licher Pflege befindet, wird vorausſichtlich mit dem Leben davon⸗ 2 heim, 20. A orzheim, 20. Auguſt. Geſtern nachmittag wurde in der Enz⸗ ſtraße die 25jährige Korſettnäherin Steimel—5 Göppingen von ihrem früheren Verlobten, einem geſtern von Stuttgart zugereiſten dortigen Straßenbahnſchaffner nach kurzem Wortwechſel durch ſechs Dolchſtiche in Bruſt und Leib ſchwer verletzt. Der Täter, den hinzueilende Perſonen zu Boden warfen und verprügelten, wurde verhaftet. Pfalz, heſſen und Umgebung. p. Großniedesheim(Pfalg), 20 Aug. Bei einem hieſigen Groß⸗ bauern, Heinrich Hannſtein mit Namen, der z. Zt. im Felde ſteht, wurde gehamſte rtes Näbgarn im Werte von 8000 Mark beſchlagnahmt. Hannſtein hatte es ſich im beſetzten Gebiet beſorgt und beabſichtigte jedenfalls gute Geſchäfte damit zu machen. Sportliche Runoſchau. E. Der Schmimmklub Salamander beteiligte ſich am vergange⸗ nen Sonntag an dem nationalen Schwimmfeſt in Kaiſers⸗ lautern und konnte im Seniorſeiteſchwimmen durch Berbe⸗ rich den 1. Platz belegen, während Neinhardt und O ehinger in ihren Rennen gute 3. wurden. In der Seniorlagenſtafette, die übrigens äußerſt ſcharf ausgefochten wurde, lief die Mannſchaft als 2. ein. Rachtrag zum lokalen Teil. 8 Glockengeläute. Aus Anlaß des Verfaſſungsjubi⸗ läums am 22. ds. Mts. findet heute Abend 7 Uhr und morgen Vormittag 11 Uhr feierliches Glockengeläute ſtatt. Badiſche Politik. Aus dem Haushaltsausſchuß der Iweilen Kammer. Miniſter Dr. Rheinboldt über ſinanzpolitiſche Maßnahmen Badens. & Karlsruhe, 21 Auguſt. Der Haushaltausſchuß der 2. Kammer erledigte geſtern nachmittag die Zuſchläge zum Einkommenſteuergeſetz. Das Ergebnis des am Vormittag eu einer Sitzung verſammelten Unterausſchuſſes war, daß für Einkommen von 2400 Mk. bis 4200 Mark künftig nur 5 v. H(bisher 10 v. H) als Zuſchlag genommen werden ſoll. Bei den höheren Einkommen bleibt es bei den ſchon mitgeteilten Vorſchlägen der Regierung. Eine Aenderung tritt jedoch bei Einkommen von über 200 0 Mk. ein, in dem der Zuſchlag um 5 Prozent auf 65 v. H. erhöht wurd⸗. Das derart abgeänderte Geſetz bringt der Staatskaſſe eine Mehreinnahme von rund 400 000 Mark und fand einſtimmige Annahme. Vogſeiten der Regierung wurde mitgeteilt, daß ſie beabſichtige den Arbeitern und Beamten eine einmalige Teuerungs⸗ zulage zu gewähren, die 300 Mk und für jedes Kind 10 Prozent betragen ſoll. Der hierfür erforderliche Aufwand wird auf 10,6 Mill. Mark für den Bereich der Eiſenbahnverwaltung und auf 6,3 Mill. Mark der allg. Staatsverwaltung geſchätzt. Sehr anerkennend ſprach ſich der Finanzminiſter über den Ver⸗ lauf der erſten Tages des Landesärbeiterausſchuſſes aus. Der Haushaltausſchuß billigte das Vorhaben der Regierung bezüglich der neuen Teuerungszulage, da allgemein das Bedürfnisnach Erhöhung der Einkünfte für Arbeiter und Beamte 9291——.— e edenklich waren die Mitteilungen, welche Finanzminiſter Dr. Rheinboldt über die 9 waltung machte Trotz erhöhter Einnahmen iſt kaum zu erwarten, daß im Jahre 1918 die Zinſen bezahlt werden könnten, da ſich die Ausgaben bedeutend vermehrt haben. So iſt der Preis für Kohle von 15,65 Mk. auf 37,50 Mk per Toane, für Holz von 50 Mk. auf 185 Mk., für Oel von 370 Mk. auf 1550 Nek., für Blech von 141 auf 387 Mk. geſtiegen. Ebenſo verzeichnet die Beſchaffung von Wagen und Lolomotiven eine Steigerung von 30 bis Über 100 Prozent. Der Haushaltausſchuß befaßte ſich dann weiter mit der Regie⸗ über das Sonderrecht Badens in dem Reichsgeſetz über das Branntweinmonopol und dilligte das Borgehen der Regierung. Ferner erledigte er aoch den Geſetzentwurf über die Gemeindeinkommenbeſteuerung, wonach den Gemeinden das gleiche Recht zuſteht zu ihren Steuern die gleichen Zuſchläge zu er⸗ heben, wie ſie in dem Geſetz für die Staatseinkommenſteuer feſt⸗ gelegt wird. Letzte Meldungen. Der türkiſche Tagesbericht. Konſtantinopel, 19. Anguſt.(W B. Nichtamtlich.) Tagesbericht. Paläſtinafront: Oeſtlich der Eiſenbahn Ludd⸗tul⸗ Zerm wurde eine feindliche Aufklärungsabteilung abgewieſen. Einen flarken Erkundungstrupp des Feindes, der vis Merdſch Kesfa vordrang, warfen wir im Gegenſtoß zu⸗ rück und fügten ihm große Verluſie zu. Senſt nur beider⸗ ſeitiges Artilleriefeuer von geringer Stärke. Auf den übrigen Fronten iſt die Lage unverändert. Die Lage im Oſien. Anterzeichnung des deutſch⸗ruſſiſchen Juſahvertrages. Berlin, 21. Aug.(Von unſ. Berliner Büro.) Die Tägliche Rundſchau“ behauptet, der deutſch⸗ruſſiſche Zuſatzvertrag zum Breſt⸗Litowſker Frieden ſei geſtern Abend unterzeichnet worden, nachdem Herr Joͤffe die Zuſtimmung ſeiner Regierung aus Moskau nach Berlin mit⸗ gebracht hätte. Das Abenleuer der Tſchecho⸗Slowaken. Prag, 20. Aug.(WTB. Nichtamtlich.) Das konſervative Blatt„Hlas Naroda“ ſchreiht zu dem Abenteuer der Tſchecho⸗Slowaken in Sibirien: Den Namen un⸗ ſeres Volksſtammes mißbraucht ein buntes Gemiſch von An⸗ gehörigen verſchiedener Nationen, welche ſich durch ihr Schick⸗ kel dazu hinreißen ließen, im Dienſte der Entente gegen Auß⸗ land und die Zentralmächte zu kämpfen.— in einem anderen Artikel ſchildert das Blatt die nichtswürdigen Mittel der Ita⸗ liener, um die öſterreichiſchen Kriegsgefangenen zum Treu⸗ bruch zu verleiten, und bemerkt: Große Erfolge weiſt dieſe ver⸗ werfliche Tätigkeit nicht auf. Für die Oeffentlichkeit unſerer Heimat iſt es jedoch intereſſant zu erfahren, auf welche Weiſe Italien Legionäre gewinnen will und welches niederträchtige Syſtem es gebraucht, um aus unſeren Gefan⸗ genen Verbrecher an der eigenen Heimat und am eigenen Volke zu machen. Wladiwoſtok. Amſterdam, 20. Aug.(WTB. Nichtamtlich.) Einem hieſigen Blatte zufolge erfährt die„Times“ aus Wladiwoſtok: Die ver⸗ ſchiedenen konkurrierenden Regierungen haben, wie es ſcheint, be⸗ ſchloſſen, eine Kommiſſion oder einen Rat zu bilden, wozu jede drei Vertreter entſendet. Die rein ſozialiſtiſche ſibiriſche Regierung wünſcht ihren Premierminiſter Lasroth zum Vorſitzenden dieſer Kommiſſion, während die Kadetten dieſes Amt Horvath über⸗ tragen wollen. * c. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 21. Aug.(Pr.⸗Tel. g..) Die„Neue Zürcher Zeitung“ berichtet: Der wichtige Eiſenbahn⸗ knotenpunkt Sadrinſk, der auf der Strecke Jekaterinburg und Kurgan liegt, iſt in die Hände der Tſchecho⸗Slowaken ge⸗ fallen. Der örtliche Sowjet wurde nach Eroberung der Stadt von der Bevölkerung ermordet. Moskau, 17. Aug.(WTB. Nichtamtlich.) Die hieſige Preſſe meldet: Die außerordentliche Kommiſſion deckte in Niſhni⸗Nowgorod eine Verſchwörung gegen die Rätegewalt auf. Mitglieder der gegenrevolutionären Organiſation, welche im Zuſammenhang mit der Einnahme Kaſans die Bevölkerung zum Aufſtande zu ver⸗ leiten ſuchten, wurden verhaftet. Der Aufſtand der linken Sozialrevolutionäre in Orſcha wurde durch Abteilungen der Rätetruppen aus Witebsk und Smo⸗ lensk niedergeſchlagen. Laut„Isweſtija“ beziffert das in Moskau angekommene frühere Mitglied der Murman⸗Flotte Popow, die Landſtreitkräfte der Entente im Murmangebiet auf 30 000 Engländer, 800 Franzoſen, 5000 Serben und 300 ruſſiſche Ueberläufer. In Mur⸗ mansk befinden ſich das engliſche Linienſchiff„Glory“, und drei Minenzerſtörer, in Petſchenga der Kreuzer„Kokrin“, der franzö⸗ ſiſche Kreuzer„Admiral Rube“ und der amerikaniſche Kreuzer „Olympia“. Moskau, 17. Aug.(WTB. Nichtamtlich.) Die hieſige Preſſe meldet: Von den 15 000 zur Regiſtrierung verhafteten Offi⸗ zieren ſoll ein Drittel als Militärinſtrukteure Ver⸗ wendung finden; der Reſt ſoll zu Zwangsarbeiten im Hinter⸗ land herangezogen werden. Wegen Choleragefahr wurde der Verkehr auf der Jekaterina⸗ Bahn eingeſtellt. Moskau, 18. Aug.(WTB. Nichtamtlich.) Das Blatt der lünken Sozialrevolutionäre„Snambja Barby“ widmet ſeine heutige Num⸗ mer der Verherrlichung des Mörders des Feldmarſchall⸗ Eichhorn durch ein ſchwarz umrahmtes Gedicht, ſowie mit einem „Tiere“ überſchriebenen Leitartikel von Grigerjew, der zu wei⸗ teren Gewalttaten aufhetzt. Petersburg, 18. Auguſt.(WTV Nichtamtlich) Ein Teil der Garniſon von Krasnoje Selo mit dem Komman⸗ danten an der Spitze hat gemeutert. Er beabſichtigte zu⸗ nächſt, gegen Petersburg zu marſchieren. Die Meuterer ſchie⸗ nen ſich indeſſen wieder zu beruhigen. In Saratow iſt ein außerordentliches Revo⸗ lutionskomitee des Wolgagebiets zuſammengetreten mit Vollmacht für die Gouvernements Saratow, Aſtrachan, Penſa, Tambow und Teile Samaras. Die Befreiung Finnlands. Chriſtiauig, 18. Aug.(WTB. Nichtamtlich.) Unter der Ueber⸗ ſchrift„Finniſches Problem“ verteidigt Hjalmar Kriſtenſen in einem langen Artikel im„Morgenbladet“ die deutſche Oſtpolitik und hebt beſonders die Bedeutung der Befreiung Finnlands vom ruſſiſchen Joch für Norwegen hervor. Er führt im einzelnen aus: Rumänien ſei von den Zentralmächten beſſer behandelt wor⸗ den, wie es verdiente. Polen und viele andere unter ruſſiſchem Joch ſchmachtende Völkerſchaften ſeien durch Deutſchland befreit worden. Die Beſchuldigung gegen Deutſchland, daß es Polen nicht die deutſch⸗ polniſchen Provinzen abtrete, ſei lächerlich. Alle befreiten Staaten, beſonders Finnland, ſchuldeten Deutſchland Dank. Auch Skandinavien müſſe Deutſchland danken, daß es ihm die, moskowitiſche Bedrehung vom Halſe geſchafft und einen Wall gegen das Eindringen der bolſchewiſtiſchen Welle errichtet habe. Deutſchland habe ſtarkes Intereſſe an einem ſtarken Skandinavien. Skandinavien ein ſolches an einem ſtarken Deutſchland. Freilich ſei durch die Beſetzung der Murmanküſte ſeitens Englands eine Sefahr für Norwegen entſtanden und Norwegen leide zur Zeit unter den deutſchen Seekriegsmaßnahmen, aber es habe nicht das Recht, die Dienſte, die Deutſchland ihm geleiſtet habe und die von weitreichender Bedeutung ſeien, zu vergeſſen. Norwegen werde einmal verſtehen müſſen, daß es eine hiſtoriſche Schuld an Deutſchland habe. Polen. Wien, 20. Aug.(Priv.⸗Tel.) Die Polniſche Preſſeagentur meldet: Fürſt Jauus Radziwill, der Chef des polniſchen Staatsdepartemicnts in Moskau, iſt heute Nachmittag in Wien eingetroffen. Er wurde von den Mitgliedern der polniſchen Vertretung in Wien empfangen. Im Laufe des morgigen Vor⸗ mittags findet eine Konferenz zwiſchen dem Niniſter des Llenßeren Graf Burian und dem Fürſten Radzi⸗ will ſtatt, der ein vön Burian zu Ehren des Gaſtes veranſtaltetes Frühſtück folgen wird. Radziwill bat um eine Andienz be⸗ Kaiſer Karl, die vermutlich am Dienstag ſtattfinden dürfte. Der Polniſchen Preſſeagentur zufolge wird für Mittwoch die Ankunft des Berliner Vertreters des polniſchen Staatsdepartements, Graf Adam Ronikier, in Wien erwartet. m. Köln, 21. Aug.(Priv.⸗Tel.) Die„Kölniſche Zeitung“ meldet aus Wien Die Mitteilungen über die Ergebniſſe der Kaiſer⸗ zuſammenkunft beſchäftigen die hieſige Oeffentlichkeit aufs lebhafteſte. Hierbei iſt feſtzuſtellen, daß die Oeffentlichkeit den Hauptton auf die die polniſche Frage betreffenden Beſchlüſſe legt. Offenbar erwartet ſie von der den polniſchen Faktoren zu⸗ geſtandenen Zuziebung zu den Beratungen über die Zukunft und Geſtaltung Volens und die Freiheit der Königswahl eine heilſame Rückwirkung auf die Haltung des öſterreichiſchen Polen⸗ klubs. Von polniſcher Seite werden zu dieſen Beſchlüſſen mannig⸗ fache Mitteilungen gemacht. Die Preſſeverkreier bei Hinte. E Berlin, 21. Aug.(Von unſ. Berliner Büro.) Staats⸗ ſekretär v. Hintze empfing geſtern abend eine Anzahl Berliner Preſſevertreter. Er ſprach zu ihnen u. a. auch üher ſeine Stellung zur deutſchen Preſſe, insbeſondere über die Art, wie er mit den Vertretern der deutſchen öffent⸗ lichen Meinung zuſammenzuarbeiten gedenke. Herr von Hintze betonte, daß nur, wenn Regierung, Preſſe und Nation verſtändnisvoll mit⸗ und ineinander ar⸗ beiten, wir dieſen fürchterlichen Krieg überſtehen können, wobei man ihm ohne weiteres beiſtimmen durfte. Die Rede Dr. Solfs. ◻Berlin, 21. Aug.(Von unſ. Berl. Büro.) Die er ſt e der von uns ſchon vor einiger Zeit angekündigten öffentlichen Mintſterreden, der Vortrag des Staatsſekretärs Solf in den Klubräumen der Deutſchen Geſellſchaft, bot ſchon äußerlich ein eindrucksvolles Bild. Wir befin⸗ den uns ja noch mitten in den nolitichen Ferien, die meiſten von denen, die ſo oder ſo ihren Beruf und ihre Lebensarhein in der Politik finden, ſind noch fern von Berlin, trotzdem ſoh man unter den Männern aus Regierung, Parlament Preſſe, an die Herr Dr. Solf vornehmlich ſeine Ladung hatte ergehen laſſen, manch bedeutende und einflußreiche Perſön⸗ lichkeit. Die Anſprache Dr. Solfs wirkte ſtark und nach⸗ haltig, was ja auch in der Preſſe zum Ausdruck kommt, u eigentlich nur die„Neueſten Nachrichten“ Dr. Solf ihr Miß, fallen ausſprechen, weil er überhaupt von der Möglichkeit e ſpäteren Verſtändigung zu ſprechen gewagt hat. Alle anderen Preſſeſtimmen ſind überwiegend günſtig.— Nach dem Vortrag Dr. Solfs blieb man noch bis zu Mitternachtsſtunde zwanglos beiſammen. Hauptausſchuß. Berlin, 21. Aug.(Von unſ. Berliner Büro.) Die⸗ Einberufung des Hauptausſchuſſes dürſte wohl itte nächſter Woche zu erwarten ſein. — Handel und industrie. Suddeutsche Drahtindustrie-., manehelun-aldre, In der gestrigen Aufsichtsratssitzung der Gesellschaſt wur beschlossen, der demnächst einzuberuienden General die Verteilung einer Dividende won 12(wie 1. V) in Vor. schiag zu bringen. Rheinische Brauerei-Gesellschatt.-G. in CBin- Alieburg. 10 r. Düsseldorf, 21. August.(Pr.-Tel.)) Die Oesetgschalt vom 1. Oltober ab iiir Kontingent dauernd zu einem Preise Je Zirka 600 000 M. mit Genehmngung der amtlichen Steilen an Hirschbrauerei.-G. in Köhn übertragen. Espagit A.-G. vorm. Eiteler sprengstogwerke in CUl Lindenthal. 238 r. Düsseldorf, 21. August.(Pr.-Tei.) Wie die Rbreinische Handels ſt in Büsseldorf zu den Bewegungen der Aktier dieser Ciesellschaft mitteilt, hat sie für die Majorität dieser Aklie ein ſestes, für die Dauer von acht Tagen laufendes Kaufanget das dem heutigen ihren Kurse entspricht, im Auftrag einen bestimmten Gruppe ben. Dieses Gebot sei jedoch nicht 4 genommen worden. Easener Kreditanstalt in Essen. r. Düsseldorf, 21. August.(Pr-Tel.) In der Sitzung de Aufsichtsrats wurde der Hee für 2—— 1018 v0t gelegt. Er weist gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres ere liche Umsätze, oowie steigende Gewinne auf Auf Antrag des Vor, standes stimmte der Aufsichtsrat der Errichtung einer Filiale in Düsseldorf zu, in dem Geschäftsttaus der Firma Tapke u. Weise die demnächst in Liquidation tritt. Die Errichtung der Filiale ge schiehtt im Einvernelmmen mit der Deutschen Bank in Berlin. F. W. Busch.-G. in Ladenscheidt. r. Düsseldort, 21. A Pr-Tel.) In der Haupties sammlung wurde die sofort zahlbare Dividende auf 22 setet. Bie Ceschättslage ist beicredigend unei der Pestand aa f. trägen bilcet auch für die nächsten Momate gute Arbeitsmögü keiben. Ueber die weiteren Aussichten Hßt sich noch niciits sagen. Die Verwendung von Binnenfahrsengen zu Lager“ 4 Eesben, Gig Seiftpee Bünentekree 2 Es hat 2⁰ Se e in st3 kerem Umfange zu Lagerzwechen ogen werden, als 5 angesichts des zur Verfügung stehenden ums mit 5 jeweiligen Transportlage vereinbar ist. Am stärlesten hat sich di 0 am Rlein gezeigt, wo allein gegen Ende 1917 weit über 100 Kähne mit einer Tragfähigleit von insgesamt mehr als 120 000 t zu Lager zwecleen verwandt wurden. Diese Verwendung der Kähne schränt die verfügbaren Wassertransporimittel ein. Sie erhöht die ohnehin schon vorhandene Rnappheit an Kahnraum und wirkt dadurch fracktsteigernd. Zwecks Verhinderung und Beseitigung diese Uebelstandes hat das Generalbommando eine Verordnung erlassen die grundsätzlich ein allgemeines Lagerverbot vorsieht. Lagerverbot soll jedoch nicht schlechthin geiten, es ist vielmel von vornherein die Möglichkeit weitgehender Ausnahmen, je nach e des Verketirs, Ofier gehalten worden. Es ist deswegen nicht vorgesehten, daß die Bienststellen der Schifkahrisabteiung vol Fal zu Fall die ubnis erteilen können, sondern aucl, das die Sciuftahrtsabteilung allgemein oder unter Beschränkun — V——*— vorgesehenen Verpili iung erteilen kann. Von Befrei öglichleit wird die Schiffahrtsabteilung Weitechendste, Gebrauch machen und die Verordnung nur anwenden, wenn 80, in dar Tat eine Nollage herausstelit. Dann wird die Amwendun der Verordnung dazu beitragen, die Schwierigkeiten der Fracht raumbeschaffung zu beseitigen und die Fruchtsteigerung hintanzu halten. Frankfurter Wertpapferdörse. Frankfurt, 20. August. Abendbörse. Der Abendverleft verliel bei giemich Kebhiaftem(ieschäft. Die Lialung war jedoch ungleicinnäßig. Am Nontanaktienmarkt Khwächten sich PHöm Buderus, Oberbedarf ab, während(ielsenkirchen mägig höhe“ gimgen. Am Einheitsmarict begegneten Westdeutsche ſute besonder Nordd. Jute-Vorzugsaktien regerem Interesse bei höherem Kurse, Fest lagen ſerner Motor Oberursel, Scheideanstalt, Elelctron Gries heim, während Metall Gebr. Bing, Berlin-Franlerurter Gummif Gummi-Peter niedriger notierten. Wiener Wertpapierbörse. 3 Wien, 20. August. Die gestrige ſeste Stimmang beilte unter dem Eindrucke der günstigen Kriegsberichte und der freun- lichen Haltung des Berliner Marktes auch der 1 Börse mit doch war die Geschäftstätigleit iniolge des Ausijalls der Budapeste Börse merlclich verringert. In der Kulisse fanden größere Umsäta nur in ungarischen Kohlenalctien statt, welche um 21 Kronen höhet bezahlt wurden. Die übrigen Kulissenpapiere behaupteten sich au fangs annähernd auf ihrem gestrigen Stande, gaben jedoch schli lich unter dem Druche der Geschäftsstille um mehrere Krone! nach. Im Schrankenverkehr bhieb die Tendenz fest unter Bevot zugung von Eisen, Kohlen, Waſſen, Brückenbau, Wollwaren und chemischen Fabrileswyerten. Der Anlagemarict war ruhig Zarcher Dewiseakuree. zonten, den 20. Aug. Wocheelkuree. Dectsctfand. 6078(600) 20. 19, 20. 10. 2. 14 Wien 40.28 29.75[Pare. 74—J72... tet an kHohand... 214.50 211.50itallen...55.78, 55.—Petereberg. 50— 80.— New, Vork...160.e Konenhagen. 130.50.0 Madrid.. 1085019. Londen...19.95 19.55JS0ckholm.. 146.5046.]Buenos Ares 1 84. —— Wasserstandsbeobachtungen im Monat August. Pegelstation vom Datum———— Rhein 16. 17. I 18. J 10. 20. 21. 6 küniagea“).2414 200 192.69.72.8 Abende 6 Uür Kehi. 306297.6 251 255 230 Nachm. 2 U5 Maxan, 4 20 440 J2 1 J7 Lache. 2 WUgr Hannhelndnn 368 383.50.30 413 404/ Korgene 7 U Hainsz„„„.12.09.06.6.82-ü 12 une KaRn„„ 24 27 21 29 18 Vora. 2 ü6 — Kr 2⁰.82 104 acbe. 2 Vom Neekar: Mannhein.60.35.43.31.0 400 Verm. 7 Hellbronn- 0430 825 930 d a21 der 7& Wetteraussichten für mehrere Tage im voraus. (Z..) Unbefugter Kachdruotk wird gerichthoh verfolgt 22. August: Veränderlich, ziemlich warm. 23. August: Wenig verändert. 24. August: Kaum verändert. 1 S1 . ei Ooſt: Für 4 Pfund die Buttermarke 50 in den Ver⸗ Mittwoch, den 2. Auguft 1918. Freunden und Bekannten die auch unser guter hoifnungsvoller S im blühenden Alter von 20½ Jahre am 24. Juli den Heldentod fur sein In Frau Anna Mederseh'n war seine und mmsere Hoffnung! Larl Assenh und Kinder. schmerzliche Nachricht, dass nun ohn, Bruder, Neffe und Kusin n in den letzten schweren Kümpfen Vaterland erlitten hat. tieker Trauer: Assenheimer We. Nr. 387. 5. Sei 7 Statt besonderer Anzeige. und Angehörige. In tiefster Trauer: Franziska Kuhn geb. Sölner Mein lieber allverehrter Mann, unser gütiger Schwager und Onkel Loritz Amadeus Kunn entschliel heute sanft im Alter von 80 Jahren. Meustadt a, d.., Karolinenstr. 89, den 20. August 1919. Die Ueberkührung der Leiche nach Mannheim findet am 21., die Be- erdigung daselbst am 22. August, nachmittags 3 Uhr statt, 52 35a Verwandten, Freunden und schmerzliche Mitteilung, dass Montag nach langem schweren Leiden unser Vater, guter Grossvater, Schwiegerv Onkel und Grossonkel Herr Kapitän im Ater von 72 Jahren verschied. MANNHEIM, B 6, 25. 5 Uhr von der hiesigen Leichenhalle Ingenkamp Die trauernden Kinder. Die Beerdigung ſindet am 23. Aug,, nachmittags Bekannten die früh 12%¾ Uhr unvergesslicher ater, Schwager, 9 Freunden und Bekannten die traurige Mitteilung, dass meine liebe Frau, Mutter, Schwester, Schwiegermutter und Grossmutter Maria Papsdorf nach kurzem, schweren Leiden im Alter von 68 Jahren den 20., morgens 2 Uhr, verschieden ist. MANNHEIM, Langstrasse 16, den 21. August 1918. Die trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung lindet Donnerstag nachmittag 5 Uhr von der Leichenhalle aus statt. 52363 Lampertheim! Kl. Wohnhaus m.., 688 qm,(2 Baupt.) kann a. Geſchäftsh. eing. ., da vorz. Lage. Angeb. 5170a aus Statt. 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