Mittwoch, 26. Januar 1921.— Rr. 41. In Mannheim u. Umgebung monatl. aich M..10 für Bringerlohn u. 8 .40 Poſtbegug 8* M. 34.90 ohne Poſtg eb t widerruflich. Poſtſcheck⸗ Seſchäfts⸗Rebenſtelle in Mannheim: Neckarſtadt:——+9 6.— Fernſprecher Draht⸗Adreſſe: Generalanzeiger Mannheim. ühren. Einz. Nummern 28 Pfg. 9 ſe onto Nr. 17590 Karlsruhe i. B. u. Nr. 2917—— a.— 7940—74. England auf der Konferenz. (Von unſerem Korreſpondenten.) § London, 21. Januar. An dem wirtſchaftlichen Horizont ballen ſich die Wolken immer dichter und ſchwärzer— die Arbeitsloſigkeit ſteigt alle Tage. In den Regierungswerken und vielen Pri⸗ —— werden die Arbeiter auf Halbzeit geſetzt und Tau⸗ — von Arbeitern ſind in den letzten Tagen entlaſſen wor⸗ en.— Die Arbeiterpartei hat den Vorſchlag der Regierung abgelehnt, mit der Regierung ein Komitee zu bilden, welches die Urſachen der ſtudieren ſollte und die nötigen Mittel empfehlen, ſie zu bekämpfen.— Als Grund dieſer ſchroffen Ablehnung gibt die Arbeiterpartei an, daß die Regierung ſchon zweimal einen ſolchen Ausſchuß eingeſetzt hatte in Verbindung mit der Bergwerkskriſe 1919 und mit dem Eiſenbahnſtreik mit der Verſicherung, daß ſie die Emp⸗ fehlungen beſagter Kommiſſionen in Taken umſetzen würde, ſtatt deſſen ſie aber einfach ignorierte.— Folglich hat man kein Vertrauen mehr in die Aufrichtigkeit der Regierung und betrachtet den Vorſchlag als eine neue Falle, um die Führer der Arbeiterpartei in Mißkredit zu bringen.— Statt deſſen hält die Arbeiterpartei allein jetzt eine Umfrage und hat eine Sitzung für den 27. d. M. einberufen, um das Ergebnis zu hören und dann einen Beſchluß zu faſſen, der der Regierung unterbreitet werden wird.— Mittlerweile werden die Ar⸗ beitsloſenkundgebungen immer zahlreicher, das Elend wächſt täglich und Tauſende belagern die Arbeitsbörſen ohne Er⸗ folg.— Selbſt die optimiſtiſchſten Geſchäftsleute gehen jetzt mit langen Geſichtern umher.— Geſchäfte ſind abſolut nicht zu machen, weder im großen noch im kleinen— in den großen Läden hier ſtehen die Angeſtellten umher, Käufer ſind wenig drin zu ſehen.— Und wie ja immer nach einem Sün⸗ denbock geſucht wird in derartigen Kriſen, ſo wird jetzt die Regierung für alles verantwortlich gemacht.— Die un⸗ abänderlichen wirtſchaftlichen Folgen des Verſailler Friedens, die Profeſſor Keynes ja mit unbeſtreitbarer Logik entlarvt hatte, machen ſich jetzt überall bemerkbar und es iſt ganz klar, daß uns noch viel ſchlimmere Zeiten bevorſtehen.— Die gro⸗ ßen Warenhäuſer in der City ſind überfüllt mit Waren, die keine Käufer finden können— weder auf dem Heimats⸗ markt, noch im Auslande.— Die Geſchäftsleute belagern die Miniſter und die finanziellen und wirtſchaftlichen Experts und beſchwören ſie, ein Kreditſyſtem herauszuklügeln, wel⸗ ches möglich machen würde, Handel mit Deutſchland, Oeſter⸗ reich und all den neugeſchaffenen Staaten ſofort zu eröffnen. — Man ſendet Deputationen nach den ſkandinaviſchen Län⸗ dern, Spanien etc., die an Ort und Stelle die Lage und Chancen zur Handelseröffnung ſtudieren und N ungen anknüpfen ſollen. Oft paſſiert es, daß dank des ſchlech⸗ ten(vom deutſchen Standpunkt aus) Wechſelkurſes deutſche Firmen ihnen den Biſſen vor der Naſe fortſchnapyen. Der Sturz des franzöſiſchen Kabinetts und die Wahl von Briand iſt letzten Sonntag von den beiden einflußreichſten Zeitungen—„Obſerver“ und„Sunday Times“— benutzt worden, eine Warnung an den ehemaligen Verbündeten zu richten, daß der Ruin Deutſchlands, auf den Frank⸗ reich ja noch immer hofft und hinarbeitet, nicht geduldet wer⸗ den kann.— Man hat nun gelernt hier, daß England nicht ohne den deutſchen Markt als Abſatz für ſeine Waren be⸗ ſtehen kann, beſonders, da ja Amerika und Japan ſich ein⸗ eniſtet haben als Handelsrivalen in Südamerika, Indien, Südafrika und dem fernen Oſten.— Denn wenn England nicht eine ſehr große Handelsausfuhr hat, ſo kann es nicht enug Nahrungsmittel für ſeine Bevölkerung einkaufen.— Englands Landwirtſchaft allein kann die Bevölkerung nicht ernähren— von einer Einwohnerzahl von 46 Millionen kön⸗ nen nur 27 Millionen von den Heimatprodukten leben.— Frankreich andererſeits hat mehr landwirtſchaftliche Bevölke⸗ rung, die genug Nahrung für die Einwohner produzieren kann.— Das heißt, daß Frankreich ohne großen Ausfuhr⸗ handel beſtehen kann.— Außerdem nimmt die Bevölkerung Frankreichs nicht zu, im Gegenteil, während England jähr⸗ lich einen Geburtsüberſchuß zeigt.— Jeder intime Kenner der beiden Länder wußte ja ſchon lange, daß aus dieſem Grunde allein die Entente einen Stoß erleiden mußte— die Intereſſen der beiden Länder ſind abſolut entgegengeſetzte. Am 24. Januar iſt nun eine Begegnung von Briand und Lloyd George in Paris feſtgeſetzt und es wird überall ſpekuliert, zu was für einem Kompromiß man ſich verſtehen wird. Mr. Lloyd Georges Volkstümlichkeit hat ſolche ſchwere Stöße erlitten durch den Bürgerkrieg in Irland, die koloſſalen Steuern, die Verſchwendungsſucht in allen Miniſte⸗ rien und die Lahmlegung allen Handels, daß er es nicht ris⸗ kieren kann, ſich noch mehr Feinde in der Geſchäftswelt zu machen.— Auf der anderen Seite muß er mit den„wilden Männern“ im Kabinett rechnen, die, blind und taub gegen alle Folgen, die weitere Zerſtückelung und die De⸗ mütigung Deutſchlands als Hauptzweck betrachten. Es iſt dieſe Partei, die— im Intereſſe der darin beteiligten Financiers und Induſtriellen— nach einem hohen Tarif Cocl. die Einfuhr von deutſchen Chemikalien, Farbſtoffen, Spiel⸗ ſachen und optiſchen Gläſer verlangt und einen ſtarken Druck in dieſem Sinne auf die Regierung ausübt. Und ihre Drohun⸗ en haben ſchon ſoweit Erfolg gehabt, daß die— prochen hat, nach der Relerbſfmuntg des Parlamentes, Mitte Februar eine derartige Maßnahme vorzuſchlagen. Die gemäßigten Parteien: Unabhängigen Liberalen, Ar⸗ beiter und einige Konſervativen, andererſeits verlangen, daß man Deutſchland einen langen Kredit gewähren, die Entſchädigungsſumme 11 einer möglichen Grundlage feſtlegen und 83 in klaren Worten erkläre, daß ſie ihre Drohungen und Säbelraſſeln einſtellen muß. Es bleibt nun abzuwarten, ob Lloyd George den mora⸗ liſchen Mut hat, Frankreich gegenüber energiſch aufzutreten. — Es iſt auch möglich, daß man ſich dahin einigt mit Frank⸗ reich, daß man ihm freie Hand gegenüber Deutſchland gibt und ich dafür große Zugeſtändniſſe in Konſtantinopel und dem ittelorient gewähren läßt.— Es iſt der Traum und die olitik Lord Curzons, Winſton Churchills und einer gewiſſen lique unter den Konſervativen, ganz Mittelaſien in eine engliſche Provinz zu verwandeln, reſpektive ein zweites Indien zu ſchaffen und Konſtantinopel, den Schlüſſel zu dem Welthandel zwiſchen Europa und Aſien, in ein zweites Gibraltar unter Englands Oberherr⸗ ſchaft zu verwandeln, ſo daß England vom Kaukaſus bis zu den fernſten Grenzen Aſiens als Alleinbeſitzer der Rohmate⸗ riale für die ganze Welt inſtalliert iſt.— Und die ruſſi⸗ ſchen Petroleumquellen in Baku gedenkt man auch nach und nach in Englands Beſitz zu bekommen, ſo daß mit den Petroleumquellen in Meſopotamien und den rumäniſchen in engliſcher Verwaltung England ein Weltmonopol darin be⸗ ſitzen würde.— Griechenland hofft man zu der Stellung Por⸗ tugals als Englands Helfer hinunterzudrücken und durch Geld⸗ anleihen an Englands Intereſſen zu feſſeln. Dieſer Plan gibt den Schlüſſel zu der Weigerung Eng⸗ lands, den Vertrag mit der Türkei zu revidieren, was Frank⸗ reich nach dem Sturz von Venezilos vorgeſchlagen hatte.— England iſt es vollſtändig gleichgültig, ob Konſtantin oder Venezilos in Griechenland herrſcht, ſolange ſie bereit ſind, Englands Wünſche auszuführen und ihre Hafenplätze, Kohlungsſtationen und eventuell militäriſche Hilfe zur Ver⸗ fügung ſtellen.— Eine ſehr unangenehme Ueberraſchung war es für England, daß durch die Mehrlieferung von Kohlen ſeitens Deutſchland ſeit der Spaer Uebereinkunft, Frankreich ſo viel weniger Kohlen von hier bezieht— dies unvorher⸗ geſehene Reſultat wird auch ſeinen Einfluß auf der Konferenz am 24. Januar in Paris ausüben. Die Meinungsverſchiedenheiten. Paris, 25. Jan.(WB.) Zu der Konferenz der Miniſter⸗ präſidenten ſchreibt der„Eclair“, es ſei nicht erſtaunlich, daa ß Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen den engliſchen und den franzöſiſchen Sachverſtändigen herrſch⸗ ten. England ſei eine maritime Macht, während Frankreich durch ſeine geographiſche Lage den erſten Stoß eines von Revanchegeiſt erfüllten Deutſchlands auszuhalten haben würde.„Oeuvre“ ſagt, Lloyd George habe nicht verheimlicht, daß er die Vorſchläge Bergmanns konſulativ prüfen wolle. Wenn ſich der Wunſch verallgemeinern ſollte, dann könnte die Konferenz des Oberſten Rates einen noch viel bedeuten⸗ deren Charakter annehmen als man vorausſah.„Echo de Paris“ ſtellt feſt, daß die Beratungen, die am Sonntag bei Millerand e haben, den Zweck gehabt hätten, das Syſtem der Pauſchalſumme und dasjenige der Reparations⸗ kommiſſion in Einklang zu bringen. Es ſei übrigens inter⸗ eſſant, feſtzuſtellen, daß Briand das Unangenehme der fünf Jahreszahlungen anerkannt habe und nunmehr dazu neige, zwei oder drei Jahreszahlungen feſtzuſetzen. „Pelit Pariſien“ ſchreibt, deutſche Arbeiter ſollten im Nord⸗ bezirk nur zugelaſſen werden, inſoweit ſie die franzöſiſchen Arbeiter nicht ſchädigen und 0 Produkte nur eingeführt werden, als ſie der franzöſiſchen Induſtrie keine Konkurrenz machen würden.„Journal“ verzeichnet die Nachricht, daß man, um Zeit zu ſparen, vielleicht die deutſchen Sach⸗ verſtändigen in Paris hören werde. Dieſe Proze⸗ dur könnte, wenn ſie mit den nötigen Garantien verſehen werde, einen ernſthaften Vorteil bieten.„Gaulois“ bedauert, daß die Orientfrage vor der Reparationsfrage bshandelt werden ſolle.„'Homme libre“ bemerkt, daß das Schickſal Frankreichs zum größten Teil von der Entſcheidung abhänge, die die Konferenz in der Reparationsfrage kreffen oder andeuten werde. Komme man diesmal zu keinem Ergeb⸗ nis, dann würde dies im ganzen Lande eine große Enttäuſchung hervorrufen, die einen Zornaus⸗ bruch zur Folge haben könnte.„Figaro“ iſt damit zufrieden, daß man nicht ſofort nach der Entwaffnungsfrage die Re⸗ parationsfrage beſpricht. 0, Baſel, 26. Jan.(Priv.⸗Tel.) Daily News melden, daß in der erſten Sitzung der Alliierten⸗Vertreter die Berichte der Generale Nollet und Bingham entgegengenommen wur⸗ den. Die Aeußerungen der beiden Vertreter der in Deutſch⸗ land tätigen Ueberwachungskommiſſionen ſind inſofern intereſ⸗ ſant, als der engliſche General Bingham die Entwaffnung Deutſchlands als vollſtändig durchgeführt bezeichnete und das ſehr loyale Vorgehen der deutſchen Regierung in der Durch⸗ führung dieſer ertragsklauſeln hervorhab. Im Gegenſatz hierzu bemerkte der franzöſiſche General Nollet, er ſei nicht davon überzeugt, daß Deutſchland ſeine Verpflichtungen voll erfüllt habe und daß verſchiedenerorts die Ablieferung der Waffen mit oder ohne Wiſſen der Regierung hintertrieben zu werden ſcheine. Belgien teilt den franzöſiſchen Siandpunkt in der Ent⸗ waffnungsfrage. Paris, 25. Jan.(WB.) Der belgiſche Miniſter für aus⸗ wärtige Angelegenheiten, Jaſpar, läßt durch die Radioagentur dementieren, daß er nach einer Vormittagszeitung behauptet habe, daß er in der Entwaffnungsfrage ſich dem engliſchen Standpunkt angeſchloſſen. Die Belgier könnten in der Ent⸗ waffnungsfrage keine andere Anſicht vertreten als die Fran⸗ zoſen, da ſie unter derſelben Bedrohung lebten. Paris, 25. Jan.(WB.) Das„Journal des Debats“ ſchreibt, daß hinſichtlich der Entwaffnungsfrage die Atmo⸗ ſphäre für gut angeſehen werde. Langfriſtige Kredite für Oeſterreich. Paris, 25. Jan.(WB.) Nach einem Sonderberichter⸗ ſtatter der Havasagentur wurde in der heutigen Konferenz hinſichtlich der Lage Oeſterreichs der Standpunkt vertreten, daß, um die Lage normal zu geſtalten, es notwendig ſei, ein vollſtändiges Hilfsprogramm aufzuſtellen. Die Frage ei ſo geſtellt, daß man 9 8 einerſeits langfriſti 90 e Kre⸗ dite bewilligen müſſe, da aber auch andererſeits Oeſterreich Garantien geben müſſe hinſichtlich der e Finanzen und der Reorganiſation der öffentlichen Dienſte. Nach dem„Temps“ müſſe man Oeſterreich für das laufende Jahr einen Kredit von 80 Millionen Dollar gewähren. Im gangen handele es ſich für 5 Jahre um einen Kredit von 250 Millionen Dollar. —— 3 Kolonelzeile.50 Ml., cusw. 4— Mk., Stellengeſ. u. a 20% Nachl. chtuß: Für d. Mittagbl. vorm. 65½ f. d. Abendbl. nachm. 3½ Uhr. Für Anzeigen n Badiſche Reueſte Nachrichten an beſtimmten Tagen, Stellen u. Ausgaben wird keine Verantw. übernommen. Höhere Gewalt, Streiks -bgl. Betriebsſtörungen Materialmangel uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen fausgefallene od. u. b beſchräntte Ausgaben pd. f. verſpätete Aufnahme v. Anzeigen Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewäbr. ——— die Koſten der Beſagungsarmeen. Berlin, 26. Jan.(Privattelegramm.) Graf Mont⸗ gelas gibt aufgrund von Erkundigungen an unterrichteter Stelle eine eingehende Heſanimentenang der Koſten der alliierten Beſatzungsarmeen im Rheinlande. Danach betragen die Aufwendungen der fremden Mächte, die Deutſchland zurückerſtatten muß, im Monatsdurchſchnitt 1½ Milliarden Ppiermork. Dazu kommen die Aufwendungen, die unmittelbar aus deutſchen Staatskaſſen beſtritten werden, in Höhe von 550 Millionen Papiermark. Das ergibt eine Ge⸗ ſamtſumme von monatlich über 2 Milliarden oder jährlich über 24½ Milliarden Papiermark Beſatzungskoſten. Als Urſache dieſer phantaſtiſchen Ziffern bezeichnet Montgelas die überm ä P1 ge Stärke der Beſatzung und deren übermäßig hohen Gehäl⸗ ter. Im Rheinland ſtehen insgeſamt 135 000 Mann Entente⸗ truppen, während im Jahre 1914 das gleiche Land von deut⸗ ſcher Seite mit etwa 65 000 Mann belegt war. Einſchließlich der franzöſiſchen Truppen in Elſaß⸗Lothringen bewachen 200.000 Mann eine 470 Kilometer lange Grenze gegenüber der deutſchen Reichswehr von 90 000 Mann Verpflegungs⸗ ſtärke einſchließlich ſämtlicher Nichtkombattanten, die zudem im Oſten eine 2000 Kilometer lange Grenze gegen Polen und Bolſchewiſten zu beſchirmen hat. Für die fremden Beſatzungs⸗ truppen bezahlt Deutſchland in Gold umgerechnet 60 Prozent mehr als 1914 für ſein geſamtes Landheer. Während der 15 Jahre Beſatzungsdauer, während der von 5 zu 5 Jahren eine gewiſſe Verringerung eintritt, gleich 10 Jahren Beſatzungs⸗ dauer in der gleichen Stärke wie bisher geſtellt wird, ſo be⸗ trägt die Geſamtſumme der Beſatzungskoſten 225 Milliarden Papiermark. Vorurteilsfreie Hiſtoriker werden über den Unverſtand, der das einfache Mittel nicht einſieht, wie durch eine vernünftige Herabſetzung der Beſatzung mit einem Schlage die Regelung der geſanften Entſchädigungsfrage er⸗ reicht werden könnte, den Kopf ſchütteln. Die Abſtimmung in Oberſchleſien. Miniſter Simons iſt zuverſichllich. Berlin, 25. Jan.(WB.) Reichsminiſter Dr. Simons empfing heute den Vertreter des Wolffbureaus zu einer Aus⸗ über die Abſtimmung in Oberſchleſien. Der Miniſter agte u..: Nach den letzten aus Oberſchleſien eingelaufenen Nach⸗ richten iſt die Stimmung der deutſchen Bevölkerung durch⸗ aus zuverſichtlich. Ueberall herrſcht die Ueberzeugung, daß bei einer dem Friedensvertrage entſprechenden, alſo einer freien, geheimen und unbeeinflußten Abſtimmung, der ge⸗ ſunde Sinn der Bevölkerung dieſe—* zum Bokum für Deutſchland führen wird. 3 An eindringlichen Vorſtellungen der Bevölkerung Ober⸗ ſchleſiens über die Unſicherheit in den Grenzgebieten, über den mit den brutalſten Mitteln arbeitenden Terror und über die geheimen Machenſchaften gewiſſer polniſcher Kreiſe hat es nicht gefehlt. Auch die deutſche Regierung hat hier⸗ über ausführlich, mit überzeugendem Material verſehene Dar⸗ legungen gegeben. Deshalb erwartet man überall mit Be⸗ ſtimmtheit, daß die interalliierte Kommiſſion ſofort alle ihre Machtmittel anwenden wird, um geordnete Zuſtände herzu⸗ ſtellen. Ich ſelbſt erwarte das um ſo ſicherer, als ja die inter⸗ alliierte Kommiſſion ſelbſt nicht im Zweifel ſein kann, daß nur nach völliger Herſtellung von Ruhe und Sicherheit eine Abſtimmung möglich iſt, die der wirklichen Ueberzeugung der Bevölkerung entſpricht und deshalb allerſeits anerkannt wer⸗ den kann. Das geht aus den eigenen Proklamationen der interalliierten Kommiſſion hervor, mit denen ſie früher die gleiche Anſicht zum Ausdruck gebracht hat. Zu dieſem Zweck muß aber in erſter Linie die Grenzie auch gegen Polen abgeſperrt und gegenüber dem gemeinen politiſchen Ver⸗ brechertum im Abſtimmungsgebiet, ſowie gegen alle Ver⸗ ſuche, durch Einſchüchterung und Störung der 5 und Abſtimmung ſelbſt das Abſtimmungsergebnis zu fül⸗ ſchen, rückſichtslos durchgegriffen werden. Ich hoffe beſtimmt, daß die interalliierte Kommiſſion, die ihr Recht in Ober⸗ ſchleſien ſtets zu wahren beſtrebt war, auch dieſe Pflicht mit allem Ernſt und Nachdruck erfüllen wird. Es liegen Anzeichen dafür vor, daß ſie mit ſchärfſt en Maßnahmen vorgehen wird, deren Erfolg nicht ausblei⸗ ben kann. Die Reichsregierung wird es jedenfalls— davon können Sie überzeugt ſein— auch ihrerſeits an nichts fehlen laſſen, um auf die Herbeiführung geordneter Ver⸗ hältniſſe in Oberſchleſien hinzuwirken und eine ruhige Ab⸗ ſtimmung zu ſichern. Pflicht der abſtimmungsberech⸗ tigten Bevölkerung iſt es aber, auch ihrerſeits zu helfen, die Abſtimmung zu einem guten Ende zu führen. Die große Anmeldung auswärtiger Stimm⸗ berechtigter zeigt ſchon jetzt, in welch hohem Maße die heimattreuen Oberſchleſier ſich deſſen bewußt ſind, daß nie⸗ mand bei der Abſtimmung fehlen darf und daß es auf jede Stimme ankommt, um den Sieg zu erringen, der keine andere Entſcheidung als das Berbleiben Oberſchleſiens bei Deulſchland zuläßt. Die Termine für die Eintragung in die Liſten ſind ſehr knapp bemeſſen. Die Friſt für die Eintragung läuft am 3. 2. ab. Es darf keine Stunde für die Anmeldung verloren gehen. Sollte durch Nachrichten über ſchwebende Verhandlungen be⸗ treffend die Abſtimmungsmodalitäten und über die augen⸗ blicklichen Zuſtände in Oberſchleſien da und dort eine Un⸗ gewißheit entſtanden ſein, ſo darf dieſe doch niemanden von ſofortiger Anmeldung abhalten, denn nur dadurch jeder Oberſchleſier ſein Abſtimmungsrecht wirklich ſichern. Wer die rechtzeitige Anmeldung unterläßt, verliert damit un⸗ wiederbringlich die Möglichkeit, ſpäter an der Abſtimmung teilzunehmen und es wird ihn der ſchwere Vorwurf treffen, ſeine Heimat in der Schickſalsſtunde im Stich gelaſſen zu haben. Beuthen, 5. Jan.(WB.) Nach einer Entſcheidung von interalliierter Seite verlieren diejenigen, welche bereits an ſeit dem 1. Januar 1904 ununterbrochen im gebiet wohnhaft ſind. 2. Seite. Nr. 41. Mannheimer General⸗Auzeiger.(Mittag-Musgabe.) Mittwoch, den 26. Sanuar 1921. der Abſtimmung in Oſtpreußen teilgenommen haben, dadurch nicht die Abſtimmungsberechtigung in Oberſchleſien, wenn ſie bſtimmungs⸗ die Landlagswahl in Lippe. Voreiliger Jubel. Das Ergebnis der Landtagswahl in Lippe iſt von ſo⸗ zialdemokratiſchen Blättern bereits bejubelt wor⸗ den als der Anfang einer Beſſerung und Rückkehr der irren⸗ den Seelen. Der Jubel war voreilig. Denn die erſten Zahlen⸗ angaben enthielten einen bedeutſamen Fehler, der die ganze hoffnungsfrohe Rechnung der ſozialdemokraitſchen Blätter umſtößt. Die Deutſche Volkspartei hat nämlich bei der vorjährigen Reichstagswahl nicht 18 000 Stimmen er⸗ halten, wie geſtern gemeldet wurde, ſondern 14 962, wenn ſie jetzt 15 200, nach dem„Vorwärts“ ſogar 15 892 Stimmen erhalten hat, ſo hat ſie alſo einen Zuwachs, nicht einen Rückgang zu verzeichnen. Es iſt alſo nichts mit der„recht kräf⸗ tigen Einbuße“ der Deutſchen Volkspartei und iſt alſo auch nichts mit der erſtmaligen Quittung für nicht gehaltene große Worte und nichts mit der„Abwendung von der Politik der Rechten“. Auch der anſcheinende kleine Stimmengewinn der Demokraten bedeutet kein Symptom in dieſer. Rich⸗ tung; ſie haben nach den geſtrigen Angaben 200, nach der Aufſtellung des„Vorwärts“ 800 Stimmen gewonnen. Dieſe Zunahme beruht darauf, daß das Zentrum mit den Demo⸗ kraten ein Wahlabkommen getroffen hatte, das aller⸗ dings nicht in allen Teilen von den Wählern befolgt worden iſt. Eine erhöhte Anziehungstraft der Demokratiſchen Partei kommt alſo in dem Ergebnis der Lippeſchen Landtagswahl nicht zum Ausdruck: nicht einmal die Zentrumswähler ver⸗ mochte ſie in größerem Maße anzuziehen. Es geht alſo nicht an, auf die Lippeſchen Landtagswahlen ſozialiſtiſche oder demokratiſche Blütenträume zu gründen. Aber vielleicht wer⸗ den die Preußenwahlen ein geeigneteres Material für Betrachtungen über die Abwendung von der Politit der 9 Rechten liefernll Erzberger. Berlin, 26. Januar. (Von unſerm Berliner Büro.) Der Reichstag hat geſtern mit großer Mehrheit der Strafverfolgung des Abg. Erzberger wegen Ver⸗ letzung der Eidespflicht zugeſtimmt. Kommuniſten und Unab⸗ hängige, die im Ausſchuß mit den anderen Parteien für die Strafverfolgung ſich erklärt hatten, haben diesmal wieder ihre tiefinnerliche Illoyalität bewährt: ſie haben nun plötzlich gegen die Strafverfolgung votiert, haben den Fall überhaupt in das parteipolitiſche Gebiet gezerrt und Herr Dr. Levi hat, wo⸗ für ihn freilich ſofort ein Ordnungsruf des Präſidenten ereilte, zur Rechten wäre der Meineid zu ihren Gunſten geleiſtet worden, würden ſie nichts dagegen einzuwenden haben. Um all das handelte es ſich in Wirklichkeit hier nicht, handelt es einſtweilen ſich noch nicht. Der greiſe Abg. Kahl hat in muſterhafter Ob⸗ jektivität über die Ausſprache im Ausſchuß Bericht erſtattet. Man iſt dort nach langen und ausführlichen Beratungen über zwei, wie uns ſcheinen will, unanfechtbare Grundſätze ſich einig geworden, daß die Immunität nicht ſchablonenmästa anzuwenden iſt und daß es kein perſönliches Privileg, viel⸗ mehr ein zur Verfügung des Rei stages ſtehendes kollektives Schutzrecht darſtellt. Wenn aber einem Mann, der im Par⸗ lament und Politik viele Jahre hindurch in allererſter Reihe ſtand, durch ein ſtrafgerichtliches Urteil Verletzung ſeiner Eidespflicht vorgeworfen wird und die Staatsanwaltſchaft daraufhin ein Verfahren einzuleiten wünſcht, dann verlangt Würde und Ehre des Hauſes, dann verlangen auch die ein⸗ fachſten Rückſichten der Menſchlichkeit die Aufhebung der Im⸗ munität. Es wäre unſinnig und es wäre grauſam dazu, den ſo ſchwer Beſchuldigten, nur weil er Abgeordneter iſt, bis zum Schluß der Legislaturperiode, alſo unter Umſtänden jahrelang unter dem Druck dieſer Anklage, gewiſſermaßen als Strafgefangener auf Urlaub, dahinleben zu laſſen. In kom⸗ mumiſtiſchen Kreiſen— die Affäre Eichhorn und Braß haben es erwieſen— mag man darüber anders empfinden. Wer aber in den Ehrbegrifen und Anſchauungen der bürgerlichen Welt aufwuchs, wird den Drang nicht niederzwingen können, ſo ſchnell als möglich von dem Alpdruck befreit zu werden, ſo oder ſo Klarheit zu erzielen. Auch Herr Erzberger hat, wie Dr. Pfeiffer vom trum ausdrücklich feſtſtellte, dieſen Drang verſpürt. Darum, wenn auch vielleicht darum nicht allein, ward dem Antrag des Oberſtaatsanwalts ſtattgegeben. Ein Urteil über Herrn Erzberger iſt damit noch nicht geſprochen. Das wird das Gericht zu fällen haben. Nicht einmal eine Unterſtreichung der Verdachtsmomente bedeutet an ſich der Beſchluß des Reichstags. Trotzdem hatte man geſtern das Gefühl, daß Erzbergers Stern ſich zum Unter⸗ gangneigt. Auch das liegt nicht an der Entſchließung des Reichstages und auch nicht an den geſtrigen Verhandlungen. Der Niedergang hob ſchon früher an, damals als Herr Erz⸗ berger ſeine unruhvolle, emſige Hand, ohne viel zu prüfen und zu ſieben, in hunderterlei Geſchäfte hineinſteckte, bis er ſich in ihnen verſtrickte und ſie ihm über den Kopf wuchſen. Deulſcher Reichslag. WB. Berlin. 25. Januar. Weiterberatung des Reichsiuſtigetats und der dazu geſtellten unabhängigen und kommuniſtiſchen Interpellationen wegen des Amneſtieerlaſſes. Reichsſu Der Neuaufbau unſeres Landes bedingt in erſter Linie den Wiederaufbau der Rechts⸗ Ric e. Genau wie wir nach außen hin den Kampf um unſer echt führen müſſen, müſſen wir auch im Innern das Vertrauen zum deutſchen Recht wieder herſtellen. Die Kriminalität iſt gewachſen und das Volk hat ſich dem Rechtsbewußtſein ent⸗ n, weil wir während des Krieges eine Ueberproduktion an eſetzen hatten und die einzelnen Beſtimmungen dem Volke ent⸗ emdet wurden. Die Geſetzgebung muß weniger kompliziert ge⸗ Teil ganz abgebaut werden. Die Moral muß ge⸗ 955 werden und das dem Volke wieder in leiſch und Blut übergehen. Die Juſtiggeſetze müſſen mit dem Rechtsbewußtſein aber übereinſtimmen. Ein Zuviel der Geſetze muß vermieden werdn. Die Angriffe gegen die Praxis der Gerichte richte ſich kaum gegen die Ziviljuſtiz. Der Fall Marloh iſt auf ein Kriegsgerichtsurteil zurückzuführen. Gegen den General ſ nichts Belaſtendes ergeben. Gegen den Leutnant Vogel uſw. iſt auf der Grundlage der neuen Aus⸗ ſagen des Jägers Runge eln neues Verfahren eingeleitet worden. Die drei Arbeiter ſind abgeurteilt worden, weil ihre Sache geklärt war. Das Kammergericht dat die Amneſtie gegen den Oeutnant Vogel für uneulallg erklärt. Die Gerichte müßten umgebaut wer⸗ den, damit ſie in eine enge Verbindung mit dem Volksempſinden kommen. Volksrichter halte ich nicht für geeignet, denn ein Richter muß doch das Geſeß kennen. Außerdem muß er kühl und un⸗ n jeder Sache gegenüberſtehen. Das kann nur der „Dieſe Reſorm muß ſchon beim Studium begin⸗ mme Richte ewandt, die unſaubere Behauptung aufgeſtellt: nen. Namentlich müſſen die neuen Rechtsgebiete der ſozialen Ar⸗ beiterfragen beim Studium berückſichtigt werden. Das Corpus juris darf nicht vergeſſen werden. Wir konnten auf unſere Recht⸗ ſprechung ſtolz ſein, namentlich auf die des Reichsgerichts, Seine Ueberlaſtung iſt uns der glänzendſte Beweis des allgemeinen Ver⸗ trauens. Die Tätigkeit des Reichsjuſtizminiſteriums erſtreckt ſich auch auf alle Gebiete der Rechtspflege, ſo auf den Entwurf zur Umgeſtaltung des Strafrechts, das ſeit 20 Jahren ſich nicht weiter entwickelt hat und der neuen Zeit entſprechend in Einklang mit den Strafbeſtimmungen gebracht werden kann. Auch auf den Ent⸗ 19 eines neuen Reichsſtrafvollzugsgeſetzes rechnen wir gleich⸗ zeitig. Das bürgerliche Geſetzbuch wird einſchneidende Aenderungen erfahren. Vereinsrecht, Mietsrecht, Dienſtver⸗ trag, Mobiliarhypotheken erheiſchen baldigſte Umgeſtaltung. Die Geſetze über de Unterhaltung der unehelichen Kinder, über die Vorlegung der Bilanzen an die Betriebsräte und über ihre Vertre⸗ tung in den Auſſichtsräten werden dem Hauſe demnächſt zugehen. Im Strafprozeß muß mit dem Prinzip der Sonder⸗ gerichte gebro chen werden, dann laſſen ſich die Kompetenz⸗ —— vermeiden. Enge Verbindung mit dem Leben der rbeiterſchaft wird auch unſere Gerichte zu einem näheren Ver⸗ ſtändnis der Materie bringen. Deshalb möchte ich vot der An⸗ regung. für die Arbeiterſchaft Sondergerichte zu ſchaffen, entſchieden warnen. Zwiſchen Prozeſſen und Rechtseſtreitigkeiten muß ein Unterſchied gemacht werden. Für minderwertige Angelegenheiten darf kein großer Inſtanzenweg zur Anwendung gebracht werden. Daher muß das Einzelrichtertum mehr ausgebil⸗ det und von allen Nebenarbeiten entlaſtet werden. Auch das Rechts⸗ mittel der Reviſion muß umgeſtaltet werden. Die Reviſion liegt nicht im Intereſſe des Einzelnen, ſondern der Rechtspflege. Aber auch bei Zivilrechtspflege wollen wir gewiſſe Aenderungen treffen. Eingehende Vorarbeiten ſind im Gange. Da die Gerichte aber nicht bis zu jener großen Juſtizreform warten können, legen wir dem Hauſe zunächſt eine Entlaſtungsreform wegen der Ueberlaſtung der Gerichte vor. Ich bitte, dieſem Entwurf ohne Parteirückſichten zuzu⸗ ſtimmen. Desgleichen wird ein Geſetz über Jugendpflege dem Hauſe zugehen. Der Redner beſpricht ſodann die Tätigkeit der Wucher⸗ erichte und weiſt dann den Vorwurf zurück, daß die Amneſtie die Knke benachteilige. Nach der Statiſtik des Reichsgerichts ſind die Prozentenzahlen der amneſtierten Linken weit höher als die der Rechten. Das Reichsgericht iſt von den Bahnen des Rechts in keiner Weiſe abgewichen. Auf Hochverrat achtet das Reichsjuſtizmini⸗ ſterium genau. Sobald es ſich nur um geringfügige Delikte hanbelt, ſetzen wir den Reichsanwalt nicht erſt in Tätigkeit. Auch die Bezie⸗ ungen zum Auslande, die uſw. werden Sache des Reichsjuſtizminiſteriums ſein. Namentlich werden wir unſere Geſetze der öſterreichiſchen Suſtth anzupaſſen haben. Was die Kriegsverbrecher anbelangt, in 32 Fäl⸗ len bereits im Auslande Erſuchen um belaſtendes Material an die fremden Regierungen abgegangen. Sobald die Ausſagen vorliegen, werden erſt neue Schwierigkeiten erwachſen, die wir heute noch gar nicht überſehen können. Rur England hat bislang ſeine Fälle erle⸗ digt. Die engliſchen Zeugenausſagen ſind aber nicht ſo abgefaßt, daß ſie gerichtlich verwertet werden können. Wir haben uns nun bereit erklärt, einen Vertreter des Reichsanwalts ins Ausland zu R 5 um die dortigen Regierungen über die Erforderniſſe unſexer Prozeß⸗ führung aufzuklären. Nach England reiſt ein Vertreter bereits in alſo nicht.(Beifall.) 3 Abg. Radbruch(Soz.): Ein Zug tiefer Erbitterung gegen un⸗ ſere Juſtiz geht durch unſer Volk.(Lebhafter Widerſpruch rechts) ins⸗ beſondere durch die Arbeiterſchaft. Die Klagen, die aus unſeren Kreiſen kommen, richten ſich gegen die 83 Die Strafrichter werden leider als Richter zweiten Grades angeſehen. In der Straf⸗ rechtspflege werden zum großen Teil die Richter beſchäftigt, die in der Zivilrechtspflege nicht genügend Scharfſinn bekunden. In allen Fällen, in denen ein Abgeordneter als beleidigt wird, muß die öffentliche Klage erhoben werden. Die Aufnahme einer entſpre⸗ chenden Beſtimmung in die Strafprozeßordnung werden wir bean⸗ tragen. Redner möchte vom Reichsſuſtizminiſter wiſſen, ob denn überhaupt ſchon auch nur ein Kappyerbrecher verurteilt worden iſt. Können Sie, meine Herren von der Rechten, der langen Reihe un⸗ geſühnter politiſcher Bluttaten gegen links gerichtete Politiker uſw. eine Gegenrechnung von ungeſühnten Verbrechen gegen rechtsſtehende Perſönlichkeiten entgegenſtellen? Handelt es ſich in allen dieſen Fül⸗ len wirklich nur um unglückſelige Mißverſtändniſſe? Waren wirklich die Täter in allen dieſen Fällen nicht zu ermittelnd Der Fall der Marburger Studenten wird uns Anlaß geben, bei der Beratung de⸗ Reichswehretats eine Neuordnung der Beſtimmungen über den Waf⸗ fengebrauch und eine Ergänzung der Strafprozeßordnung dahin zu verlangen, daß mehr als bisher auch die Angehörigen von Getöteten und Verletzten als Nebenkläger zugelaſſen werden. Wir fordern, daß die Berufung von Schöffen und Geſchworenen durch Verhältniswahl erfolgt. Das öffentliche Recht muß den Vorrang vor dem Privatrecht haben. Das volkswirtſchaftliche und Juſtizſtudium muß vereinheit⸗ licht werden. Neben der Strafreform brauchen wir auch dringend eine Strafvollzugsreform. Zur Reform unſerer Juſtiz gehört aber auch ein Parlament, das nicht nur kritiſiert, ſondern mitarbeitet und mitregiert.(Beifall.) Abg. Dr. Barth(deutſchnatl.): Die Zeit ſcheint uns für die Durchführung der großen Gedanken des Miniſters nicht recht ge⸗ eignet. Das trifft auch für die geſtellten Anträge zu. Die Angriffe auf den Miniſter und die Juſtiz ſind ſo unerhört, daß der Schmuß, der in dieſen ausgeſprochen wurde, unſere Juſtiz nicht erreichen kann. Sie beſchimpfen die Marburger Studenten und vergeſſen, 55 ſte nur in reſtioſer Vaterlandsliebe dem Aufrufe ihres Miniſters gefolgt ſind. Auf Bayerns Veranlaſſung ſind in das Amneſtiegeſetz diejenigen nicht eingeſchleſſen worden, die gegen Landesgeſetze ver⸗ ſtoßen haben, ferner dieſenigen, die Roheitsverbrechen begangen haben oder die politiſche Lage zur Vornahme eigennütziger Delikte benutzten. Redner ſpricht ſich gegen die Schaffung gehobener Richterſtellen aus und verlangt einheitliche Richtlinien. Die Mit⸗ wirkung der Laien iſt notwendig, aber nur beim Strafrecht. Redner ſpricht ſich für die Beibehaltung der Sondergerichte aus und ver⸗ teidigt die bayeriſchen Volksgerichte. Die Hinzuziehung von Frauen als Schöffen und Geſchworene billige er. Schließlich tritt der Redner für eine Erweiterung der Amtsgerichte ein. Hierauf vertagt 83 das Haus. Morgen 1 Uhr Weiterberatung, kleinere Vorlagen. Schluß nach 6½ Uhr. Badiſcher Landtag. 10. Oeffentliche Sitzung. Karlsruhe, 25. Januar. Präſident Dr. Kopf eröffnete um 3 Uhr 50 die Sitzung. Vor Eintritt in die Tagesordnung begründete Abg. Dr. Scho⸗ fer(Str.) eine Förmliche Anfrage, in der nach Angabe der Gründe perlangt wird, die die Regierung beſtimmt haben, den für den 18. Januar von der Karlsruher Studentenſchaft geplanten Fackelzug zu verbieten. Miniſter Remmele beantwortete die Anfrage und bemerkte: Schon die Tatſache, daß die Regierung gegen die Fackelzüge in Frei⸗ burg und Heidelberg nichts unternommen hat, gibt mir das Recht zu ſagen, daß die Entſcheidung der Polizei im Auftrage des Mini⸗ ſters des Innern in Karlsruhe nicht von politiſchen Erwägungen, die als unfreundlich gegen die Studenten angeſehen werden könnten, die der Miniſter des Innern verantwortlich iſt. Nachdem geplant worden war, daß die Regierung die Reichsgründungsfeier felbſt veranſtalten wolle, wurde bekannt, daß im Anſchluſſe an dieſe Feier ein Fackelzug gepiant ſei. Der Staatspräſident und ich waren der Anſicht, es ſei wünſchenswert, wenn die Studentenſchaft auf ihn verzichte; der Staatspräſident vertrat den Standpunkt, es ſei auz außerpolitiſchen Gründen wünſchenswert, der Miniſter des Innern, daß es bei den unruhigen Verhältniſſen er auf der Straße lelcht zu Kompllkationen kommen konnte. Die od krotzdem den Saantgeg abguhalten. In Karleruhe war eine Span⸗ nung entſtanden und man hatte mit einer Oegendemonſtration gegen den Fackelzug zu rechnen. Deshalb war ich der Meinung, daß die Aufrechterhallung der Ruhe nicht gewährleiſtet war. Im Anſchluß m die Feſtlichkeit ſind kommuniſtiſche Unruhen vor der Feſthalle vorgekommen. Die Unruheſtifter konnten namhaft gemacht worden. * den nächſten Tagen ab. Der Vorwurf der Verſchleppung trifft uns b ausging. Es waren Rückſichten auf die allgemeine Sicherheit, für In der Ausſprache billigte Abg. Dr. Kraus(Soz.) die Ha tung der Regierung. Abg. D. Mayer⸗Karlsruhe(Deutſchnatl.): Das Verbot des Fackelzuges hat außerhalb des Hauſes Erſtaunen erregt, das be⸗ weiſen auch die Anfragen, die aus der Mitte der Regierüngsparteien P ſind Man kann ſich nur freuen, daß in unſerer Studentenſchaft und dem überwiegenden Teile der ein Geiſt vorhanden iſt, der ſich die Erinnerung an Deutſchlands großer Vergangenheit nicht verekeln läßt, wie es immer wieder ver⸗ ſuchk wird, und den Blick aus der trüben Gegenwart auf die große Vergangenheit lenkt und daraus Mut für eine beſſere Zukunft ſchöpft. Unſere Studentenſchaft ſtellt einen wertvollen Beſtandteil der Volkskraft dar, die wir zur Wiedergutmachung im Innern brauchen. Aus der Antwort des Herrn Miniſters aht hervor, daß keine Feindſeligkeit gegen die Studentenſchaft vorlag, ſondern die Sorge für die innere und äußere Ruhe. Innen⸗ und Staatsmini⸗ ſterium veranlaßten, den Fackelzug zu verbieten. Den Herrn Mini⸗ ſter hat zu ſeiner Maßnahme der Beſchluß von Betriebsräten, die Angſt vor der Straße und Gerede bewogen. Die Regierung hätte anſtatt den Fackelzug zu verbieten für beſſere Ruhe und Ordnung ſorgen ſollen. Gerade an dieſem Nachmittag und Abend. Nicht nur vor der Stadthalle, ſondern auch anderwärts kam es zu Zu⸗ ſammenſtößen. Wir nehmen Kenntnis von der Erklärung des Mini⸗ ſters, daß keine Animoſität gegen die Siudentenſchaft vorlag, be⸗ kann uns die Erklärung nicht. Wir hätten Gmunen, daß e auf andere Art und Weiſe für Ruhe und Ordnung geſorgt hätte. Abg. Dr. Schofer(Ztr.): Auch ich bin der Meinung, die Schärfe des Geſetzes hat ſich gegen die zu richten, die die Ordnung ſtören. Deswegen hätten die erſten Maßnahmen gegen dieſe Eie⸗ mente gerichtet ſein ſollen, um ſie in ihrem geſetzwidrigen Tun zu hindern. Gegen die Angriffe gegen den Staatspräſidenten Trunk müſſen wir uns wenden und wir werden ihn verteivigen und ſchützen, wenn er angegriffen wird, wie dies in der„Südd. Zeitung“ der Fall war. Für die Holtung der Regierung haben wir Ver⸗ ſtändnis und die Studentenſchaft hätte das Dpfer des Verzichtes auf den Fackelzug bringen ſollen. Staatspräſident Trunk verteidigte die Haltung der Regie⸗ rung, ebenſo auch nochmals Miniſter Remmele. Abg. Dr. Glockner(Dem.) führte aus: Die rechtliche Be⸗ gründung des Verbotes iſt nicht zu bezweifeln, aber wir waren an⸗ derer Meinung, ob es wirklich notwendig war, das Verbot durchzu⸗ führen. Die Erklärungen des Staatspräſidenten und des Miniſters des Innern billigen wir. Das Haus nahm darauf einen ſozialdemo⸗ kratiſchen Antrag mit 68 gegen 2 Stimmen an, wo⸗ nach es die Erklärung der Regierung billigt. Dann trat das Haus in die Tägesordnung ein, die Fortſetzung der Bergtung über den zweiten Nachtrag zum Staatsvoranſchlag für 1920. Abg. Zehnter(3Ztr.) berichtet namens des Haushaltausſchuſſes über die in Verbindung mit dem Nachtrage zum Staatsvoranſchlage zur Beratung ſtehenden Anträge Albietz über die Aufhehung der Ra⸗ tionierung der Selbſtverſorger für Brotgetreide, Hertle über die reſt⸗ loſe Aufhebung der Zwangswirtſchaft mit Beginn des Wirtſchafts⸗ jahres 1921/22, Fiſcher über die Aufhebung der Landesbrennholz⸗ ſtelle und Weißhaupt über die Brennholzwirtſchaft. Abg. Vielhauer(dem.): Die Produktion der Landwirtſchaft muß geſteigert werden. ir ſind dazu in der Lage. Ich muß aber edauern, daß für die Zweige der Landwirtſchaftsförderung, die der Landwirtſchaftskammer übergeben wurden, keine Mittel eingeſtellt ſind, trotzdem eine Kommiſſion durch den Landtag eingeſetzt wurde, um die Notwendigkeit einer ſolchen Forderung zu prüfen. Nament⸗ lich betrifft dies den Anbau der Brotfrucht und der Kartoffeln. Aus den Erträgen des Branntweinmonopols, die wir vom Reiche erhal⸗ ten müſſen, könnten wir dafür Mittel zur Verfügung ſtellen. Die Kleintierzucht ſollte weiter gefördert werden. Der wirtſchaftspolitiſche Ausſchuß im Reichswirtſchaftsrate hat ſich für die freie Einfuhr von Rohtabaken erklärt, trotzdem wir eine gute Ernte haben und auch die Qualität des Tabaks vorzüglich iſt, ſo daß eine ſolche Einfuhr nicht iſt. Man ſollte aber nur lebenswichtige Gegenſtände ein⸗ führen. In der Pferdezucht beſteht die Gefahr, daß ungeeignete Hengſte aufgeſtellt werden; hier ſollte man nach einem Zuchtziele ar⸗ beiten. In der Rindviehzucht ſollten wir uns möglichſt unabhängig machen von der Schweiz Abg. Spang(Ztr.): Die Einfuhr von Simmentaler Zucht⸗ material unterbleibt ſchon ſeit einiger Zeit. Die Poſition von 100 000 M. für die Entſchädigung der Landwirte für die Verluſte durch die Maul⸗ und Klauenſeuche iſt nicht beſonders hoch. Man muß aber doch berückſichtigen, daß für diecntſchädigung auch noch die ſtaatliche Viehverſicherung beſteht. Die Regierung wird wiſſen, warum ſie keine Poſition für die von der Landwirtſchaftskammer be⸗ arbeiteten Gebiete eingeſtellt hat, denn die Kammer hat große Ge⸗ winne gemacht. Eine Aenderung des bisherigen Syſtems der Zwangswirtſchaft für Getreide muß erfolgen. Das Lieſerungsſoll für die Landwirte darf dabei aber nicht zu hoch angeſetzt werden. Dabei ſollte man auch die Einfuhr von Auslandsmehl ermöglichen. Die Düngemittel können nicht verbilligt werden, wenn die Landwirte im Bezirke Waldshut ihre Düngeſtoffe unmittelbar aus den Lonza⸗ werken in Waldshut beziehen dürfen, ſondern ſie von der Landwirt⸗ ſchaftskammer in Karlsruhe kommen laſſen müſſen. Die Landes⸗ brennholzſtelle könne man aufheben. Abg. Martin(3tr.): bin mir nicht recht darüber klar, wie man das Umlageverfahren durchführen will. Für die Vollzugs⸗ organe wird es jedenfalls nicht erfreulich ſein. Der Redner behan⸗ delte noch eine Reihe von landwirtſchaftlichen Fragen. Um 7 Uhr wurde hier abgebrochen. Fortſetzung Mittwoch vor⸗ mittag 9 Uhr. Letzte Meloungen. Der Fall Dobner. München, 25. Jan.(WB.) Wegen gefährlicher Körper⸗ verletzung und Bedrohung, begangen an dem ehemaligen Reichswehrſoldaten Dobner, wurden vom Schöffengericht Freyſing die beiden Studenten Schuſſer und Bergbold wegen Körperverletzung zu je 150% und wegen Bedrohung zu je 100& Geldſtrafe verurteilt. Dobner ſelbſt wurde wegen des Verdachts des fahrläſſigen Falſcheides in Haft genommen. Der Fall Dobner hatte ſeinerzeit im November 1920 in Mün⸗ chen viel Staub aufgewirbelt und war mit der angeblich beim Münchner Polizeipräſidium beſtehenden Mörderzentrale in Verbindung gebracht worden. Der Stand der Sozialiſierungsfrage. MTB. Berlin, 26. Jan.(Priv. Tel.) Der Verſtändi⸗ ungsausſchuß für die Sozialiſierung des ohlenbergbaues hat nunmehr ſeine Tätigkeit wieder aufgenommen und zwar nehmen an den Sitzungen auch von den Bergarbeiterverbänden Löffler und Imbuſch teil. Geſtern hielt der Ausſchuß eine Sitzung mit einer Anzahl von Mitglie⸗ dern des Reichskabinetts ab.* Wunſch des Miniſteriums, deſſen Tätigkeitsgebiet mit dem Gegenſtand der Verhandlun⸗ gen in Beziehung ſteht, blieben die Verhandlungen geheim. Großer Aufſtand in Aleppo. Moskau, 25. Jan.(WB.) Hier ſind Meldungen eingetrof⸗ fen von einemgroßen Aufſtand im Gebiet von Aleppo. Die franzöſiſchen Truppen hätten Aleppo verlaſſen müſſen. Die Araber hätten ihnen drei Geſchüße, viele Maſchinen⸗ gewehre und Gefangene abgenommen. * c. Baſel, 26. Jan.(Pr.⸗Tel.) Echo de Paris meldet: In einer Beſprechung zwiſchen Briand und Lloyd George kam 85 Ausbruck, datz die engliſche und franzöſiſche Regierung e neuerbings verſuchten Anſchlußdeſtrebungen Oeſterreichs an Deutſchlan ärfſtens ver⸗ urteilen. Die Entente ſei entſchloſſen, jederzeit, gegebenen⸗ falls ſogar unter Anwendung von Gewaltmaßnahmen Ver⸗ ſuche eines Anſchluſſes beider Staaten zum Scheitern zu bringen. Wittwoch, den 26. Januar 1921. Mannheimer General- Anzeiger.(mittag⸗ Ausgabe⸗) 3. Seite. Nr. 41. düſſelors Teuerungszahlen im Jahre 1920. KK. Die Erhebung über Teuerungsverhältniſſe iſt mit Ablauf dies alten Jahres in allen Städten des Deutſchen Reiches, ſoweit ſie mehr als 10 000 Einwohner beſitzen, zum zwölften Male vorgenom⸗ men worden. Die Ergebniſſe liefern für jede Gemeinde, wie auch für peren Geſamtheit ein Bild über den Entwicklungsgang, das Steigen oder auch zeitweiſe Fallen der zur Beſtreitung der Lebenshaltung ſerforderlichen Aufwendungen, ſoweit ſie ſich auf Ernährung, Woh⸗ nung, Hetzung und Beleuchtung beziehen. Den Berechnungen wird hekanntlich als Normalmaß der vierwöchige Bedarf einer fünfköpfi⸗ gen Familie, der im einzelnen zahlenmäßig beſtimmt iſt, zugrunde gelegt Dabei wird angenommen, daß die Deckung des Bedarfs, ſo⸗ weit es möglich iſt, durch Beſchaffung der amtlich zugeteilten Lebens⸗ mittel uſw. erfolgt. Da dieſe jedoch—2 früher aur vereinzelt in dem als Bedarf feſtgeſetzten Umfange zur Verfügung geſtellt worden Ber werden die fehlenden Mengen nach den für die marktgängigen Wa⸗ ren im freien Handel oder Schleichhandel ermittelten Preiſen einge⸗ ſetzt. Die Summe der errechneten Einzelausgaben wird als Teue⸗ bezeichnet. Dieſe Teuerungszahl iſt nun allerdings kein Gradmeſſer für die Geldentwertung, da ſie ſich auch jetzt noch zum Teil auf die künſtlich niedergehaltenen Preiſe der Zwangswirtſchaft(Brot, Nährmittel) ründet. Hierauf ſind zum Teil ſonſt unerklärliche Unterſchiede in er Höhe der Teuerungszahlen bei einzelnen Städten, die im allge⸗ meinen gleich hohe Preiſe im freien Handel zu verzeichnen haben, zurückzuführen. Die Teuerungszahl iſt auch kein Ausdruck für die Summe der unbedingt für die Lebenshaltung zu machenden Aufwen⸗ dungen, alſo nicht 175 das Exiſtenzminimum. Sie ſtellt vielmehr nur einen Gradmeſſer dar, welche Ausgaben zu machen ſind, um die für eine Junfropfic Familie als Normalmaß feſtgeſetzten Nahrungs⸗ mittelmengen uſw. bei ſter Ausnutzung der amtlichen Ver⸗ teilung zu beſchaffen. Sie 1 alſo eine Maßziffer für die unter Ein⸗ fluß der Zwangswirtſchaft beſtehenden örtlich verſchieden hohen Le⸗ — und für deren unterſchiedliche Steigerung. In Düſſeldorf kann man im Jahre 1920 drei Perioden der Teue⸗ rungsverhältniſſe beobachten. Bis Mai ſtarkes Anziehen von Monat zu Monat; von Juni bis September ein Nachlaſſen, das jedoch im Auguſt unterbrochen wird; und von Oktober bis Dezember weitere kräftige Aufwärtsbewegung. Die ſo kurz charakteriſierte Entwicklung der Teuerung iſt der Ausdruck nachſtehender Reihe, die die Teue⸗ rungszahlen fur die einzelnen Monate angibt: Dezember 1919: 450 Mark— Februar 1920: 707 Mark— März 1920: 838 Mark— April 1920: 916 Mark— Mai 1920: 1028 Mark— Juni 1920: 980 Mark — Juli 1920: 887 Mark— Auguſt 1920: 905 Farf— September 1920: 889 Mark— Oktober 1920: 935 Mark November 1920: 1027 Mark— Dezember 1920: 1036 Mark. Im einzelnen iſt zu dieſer Zahlenreihe zu bemerken: Die Auf⸗ wärtsbewegung bis Mai iſt veranlaßt von den drei die Teuerungs⸗ zahl beeinfluſſenden Faktoren. Zunächſt durch die amtliche Minder⸗ ausgabe beiſpielsweiſe von Brot und Dann durch An⸗ ziehen der Preiſe der amtlich verteilten Lebensmittel(um nur eines herauszugreifen: der Preis der zur Verteilung gelangten Brot⸗, Nährmittel⸗ und Kartoffelmengen 00 ſich im Durchſchnitt für das Kilogramm faſt verdoppelt). Und ſchließlich durch das Emporſchnel⸗ len der Preiſe im freien Handel. Hier hatten im Mai, ſoweit Ver⸗ gleiche möglich ſind, von den aufgeführten 34 eee im ganzen 26 eine zum Teil recht erhebliche Preisſteigerung aufzuweiſen. Die rückläufige Bewegung vom Mai bis September könnte durch eine im allgemeinen umfangreichere amtliche Verteilung von Lebens⸗ mitteln herbeigeführt ſein. Das iſt jedoch nicht der Fall. Sie beruht vielmehr tatſächlich auf einem Nachgeben der Preiſe im freien Han⸗ del. Vor allem war für die Höhe der Teuerungszahl beſtimmend der in dieſen Monaten an und für ſich leicht erklärliche Preisabſchlag bei Hülſenfrüchten, Kartoffeln, Obſt und Gemüſe. Die nun folgende weitere Teuerungszunahme iſt auf die teil⸗ weiſe Aufhebung der Zwangswirtſchaft zurückzuführen. So hörte die Ausgabe von Speck und Brotaufſtrich zu niedrigen Preiſen gänzlich auf. An Fleiſch wurden nur im September geringe Mengen zur Verfügung geſtellt. Auch die Fettverteilung war im Oktober und November geringer. Vor allem kam jedoch ein allgemeines Empor⸗ ſchnellen der Preiſe in Frage. Eine allgemeine Preisſteigerung zeigte ſich beſonders im November, wo alle Einzelaufwendungen für Er⸗ nährung(Brot, Nährmittel, Kartoffeln, Gemüſe uſw.) bis auf ein ein⸗ ziges der erfaßten Lebensbedürfniſſe geſtiegen ſind. Für den Dezem⸗ ber läßt die Ausgabe von Fleiſch durch das Lebensmittelamt und eine umfangreichere Fettverſorgung die weiterhin im freien Handel eingetretene Preisſteigerung nicht voll zum Ausdruck kommen. Ueber den Grad der für die einzelnen Monate gegenüber dem Februar zu verzeichnenden Teuerung gibt folgende Reihe Auskunft. Steigerung in Prozenten: im März 19— April 30— Mai 45— Juni 39— Juli 25— Auguſt 28— September 26— Oktober 32— November 45— Dezember 46. Der Dezember war demnach um 46 Proz. teuerer als der Fe⸗ bruar. Gegenüber dem Dezember 1919 hat ſich jedoch hier die Teuerung mehr als verdoppelt. Die Teuerungszahl iſt um nicht weniger als 130 Proz. geſtiegen. Wirtſchaftliche Fragen. Sinken der Lebensmittelpreiſe. Paris, 25. Jan.(WB.) Die Blätter kündigen ein Sinken der Lebensmittelpreiſe an, beſonders in Fleiſch. Der erſte Transport amerikaniſcher Milchkühe. Bremen, 25. Jan.(WB.) Der Dampfer„Weſt Arrow“ mit dem erſten Transport amerikaniſcher Milchkühe hat am 20. Januar Norfolk verlaſſen, um direkt nach Bremen zu fahren. Der Dampfer trifft vorausſichtlich am 4. Februar in Bremerhaven ein. Dem Vernehmen nach haben ſich einige junge amerikaniſche Farmer freiwillig zur Verfügung geſtellt, den Transport zu begleiten und für gute Pflege und Behandlung der Kühe zu ſorgen ſowie eine möglichſt gute Ueberfahrt des Transportes zu gewährleiſten. Deuiſche Wohnungseinrichtungen in Paris. Ende des vergangenen Jahres ging durch die deutſche Preſſe die Nachricht, daß alle nach den Magaſins Géneraux Francais, 236 rue Championnet, Paris, verbrachten Möbel uſw. in aller⸗ nächſter Zeit öffentlich zur Verſteigerung, gebracht werden ſollten. Anträge auf Rückgabe der perſönlichen Effekten, Gegenſtände von eringem Wert, Familienandenken uſw. gemäß des deutſch⸗franzö⸗ ſiſchen Abkommens vom 6. Februar 1920 müſſen deshalb ſofort durch Vermittlung des Bundes der Auslandsdeutſchen, Abteilung Frank⸗ reich, Berlin C 2 Kloſterſtraße 75, eingereicht werden. Ohne dieſe Formulare iſt eine Rückerlangung der Gegenſtände unmöglich. Eine namentliche Liſte der Betroffenen, deren Mobiliar im Februar zur Verſteigerung kommt, liegt in der Abteilung Frankrelch auf und alle welche Kenntnis davon—99 da Mobiliar nach den Magaſins Généraux Francais 236 rue Eham⸗ pionnet Paris, verbracht worden iſt, werden hiermit dieſe Liſte einzuſehen. Die Liſten liegen ferner auf in allen Orts⸗ gruppen des Bundes der Auslandsdeutſchen. Die im Reiche wohnen⸗ den Frankreich⸗Deutſchen wollen ſich deshalb an ihre Ortsgruppen wenden, damit ſie noch das eine oder andere retten können. Wieder⸗ holt wird, daß Anträge nur durch Vermittlung der Abteilung Frank⸗ reich des Bundes der Auslandsdeutſchen, Berlin C 2, Kloſterſtraße 75, übermittelt werden können.—* Eine Iwiſchenſtufe im Brief⸗ und Druckſachenverſand. Berlin, 25. Januar.(Priv. Tel.) In einer Unterredung, die der Reichspoſtminiſter einem Mitarbeiter des Achtuhr⸗Abendblattes ge⸗ währte, erklärte er, daß er geneigt ſei, im Brief⸗ und Druckſachen⸗ verſand eine Zwiſchenſtufe zuzulaſſen bezw. eine Koſtenverringerun bei den vorgeſchlagenen Gebührenſätzen. So könnte beiſpielsweiſe bei Briefen von 20—80 Gramm eine Gebühr von 80 Pfg. die Sätze von 60 Pfg. und.20 eingeſchoben werden. Im Intereſſe der Oeffentlichkeit, vor allem aber des deutſchen Handels, habe man Sr die auf 20 und 40 Pfg. feſtgeſetzten Gebühren für Druckſachen auf 15 bezw. 20 Pfg. herabzuſetzen. Die Fernſprech⸗ gebühren müßten, führte der Miniſter aus, demnächſt wiederum er⸗ höht werden, weil die Erhaltung des Telephonverkehrs im ganzen Reiche ungeheuere Koſten beanſpruche. Mindeſtpreiſe für die nächſte Ernte. Berlin, 26. Jan.(Von unſ. Berl. Büro.) Wie der„Vor⸗ wärts“ uberloſſeg erfahren haben will, hat der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft ſich entſchloſſen, für die nächſte Ernte folgende Mindeſtpreiſe vorzuſchlagen: Roggen 2050 Mark(bisher 1430 Marẽ), und Hafer 2050 Mark(1380 Mk.) und Weizen 2255 Mk.(1570 Mk.) pro Tonne. Sollte ſich eine weitere Erhöhung der Selbſtkoſten herausſtellen, ſo ſollen die Preiſe wie es im Vor⸗ jahre gemacht wurde, vor der Ernte die Mindeſtpreiſe als Höchſt⸗ preiſe zu betrachten ſeien. Städtiſche Nachrichten. Faſinacht. Mit Bedauern muß man, ſo wird uns aus dem Leſerkreiſe geſchrieben, vernehmen, daß die badiſche Regierung das Faſchings⸗ verbot aufgehoben hat, im Gegenſatz zu allen anderen Regierungen des Deutſchen Reiches. Welche Gründe dazu bewogen haben, iſt unverſtändlich. Wenn man bedenkt, welch großes Elend in Deutſch⸗ land herrſcht, Millionen von Menſchen ſind arbeitslos, hunderttau⸗ ſende von Kriegsinvaliden kämpfen um ihre Exiſtenz, dazu die große Zahl der Witwen und Waiſen Hunderttauſende von Kin⸗ dern haben nichts mehr zu eſſen, unſagbar groß iſt das Elend der Armen. Der Friedensvertrag laſtet ſchwer auf Deutſchland, ausge⸗ zogen bis auf die Haut, kaum daß es den meiſten möglich iſt, zu leben, verſucht das deutſche Volk an Faſtnacht zu tanzen auf Maskenbällen. Es iſt dies ein Schlag ins Geſicht. Wie denken hierüber— Gegner? Dies gibt noch mehr Grund, von uns herauszupreſſen wie bisher, denn wenn Geld vorhanden iſt für Faſchingsvergnügen, kann Deutſchland auch mehr an die Entente zahlen. Es wäre viel beſſer, jeder würde einmal einen Betrag zeichnen zugunſten der Armen und Kinder. Vom Ausland ſind wir auf die Stiftungen angewieſen(Quäkerſpeiſungen, Heilsarmee ete.). Iſt das deutſche Volk nicht auch einmal in der Lage, eine ſolche Stiftung ins Leben zu rufen? Sicherlich doch. Mögen alle die, die noch etwas Charakter und Moral in ihrem Herzen beſitzen, von dieſen Faſtnachtspergnügungen fernbleiben. Und wenn tatſächlich das Bedürfnis zu groß zu ſolchen Vergnügungen ſein ſollte, dann ſoll wenigſtens der Reinertrag aller Faſchingsveranſtaltungen einem wohltätigen Zweck zufließen, damit alle etwas davon haben. Soweit die Zuſchrift, der wir uns gemäß unſerer bisherigen Stellungnahme zu der Genehmigung von Faſchingsveranſtaltungen in Baden durchaus anſchließen. Man darf mit Sicherheit erwarte daß das Mannheimer Bezirksamt der in der Zuſchrift zum Ausdru kommenden Stimmung, die in der Bürgerſchaft ſtark verbreitet iſt, Rechnung trägt und durch entſprechende Vorſchriften ihr g dafür 3 daß Auswüchſe nach Möglichkeit vermieden werden. Es wäre ferner die Erhebung einer Extra⸗Luſtbarkeitsſteuer 1 die einem wohltätigen Zwecke, z. B. der Mannheimer inderhilfe, zugeführt werden könnte. Soviel wir wiſſen, iſt in Mannheim die Luſtbarkeitsſteuer für Faſchingsveranſtaltungen verdoppelt worden, eine durchaus zu billigende Maßnahme. Wer ſich unzeitgemäß will, 5 entſprechend zahlen. Man könnte übrigens zu der Meinung verleitet werden, daß das Mini⸗ ſterium des Innern mit der Genehmigung von Faſchingsveranſtal⸗ tungen verkehesfördernd wirken will, wenn es nicht in der im geſtrigen Mittagsblatt veröffentlichen amtlichen Auslaſſung heißen würde, daß„vor allem große öffentliche Veranſtaltungen, wie Umzüge auf den Straßen uſw. vermieden werden“, denn nur „große öffentliche Veranſtaltungen“ üben eine außergewöhnliche Anziehungskraft aus. Wir denken dabei unwillksirlich an den Umzug des„Feuerio“ am Faſchingsſonntag, der ungezählte Tauſende aus der näheren und weiteren Umgebung herbeilockte. dar des Mannheimer Verkehrs— ein weißes Blatt, das hoffentlich recht bald eng beſchrieben iſt mit einem reich⸗ haltigen Programm das unter Berückſichtigung der Zeitverhältniſſe alle Möglichkeiten ausnützt, die dazu geeignet ſind, verkehrsfördernd u wirken Wir haben nicht gehört, daß die hierfür zuſtändige telle die Vorbereitungen zur Schaffung eines derartigen Pro⸗ ramms bereits in Angriff genommen hat. Es wird Zeit, aller⸗ höchſte Zeit, daß man hieran denkt Die ausgelaſſene Faſchings⸗ luſt hat in den Zeiten, in denen wir berechtigt waren, uns in dieſer 5 zu vergnügen, manche originelle Idee ſatyriſcher und humo⸗ riſtiſcher Art zutage gefördert. ielleicht wird in den Faſchings⸗ tagen des„Friedens“jahres 1921 ein Verkehrsprogramm geſchaffen, das dem bitteren Ernſt der Gegenwart entſpricht, zugleich auch mit Würde und Geſchmack dem erſcee⸗ der großen Maſſe Wir hoffen recht b * Der Mitgliederſtand der Mannheimer Krankenkaſſen. Am 1. Dezember 1919 hatte die Geſamtzahl aller Mitglieder der hieſigen Krankenkaſſen genau bis auf den Einſer 100 000 betragen, ſie hält ſich aber ſchon ſeit Monaten um etwa 2000—4000 unter dieſer runden Zahl und betrug am 1. Dezember 1920, alſo gerade ein Jahr ſpäter, 97 513. Die Zerlegung der Mitglieder in freiwillige und Pflichtmit⸗ glieder zeigt aber, daß der ganze Ausfall durch Verminderung der erſteren entſtanden iſt, während die Zahl der Pflichtmitglieder ſich ſogar noch ein wenig— um 179— gehoben hat. Im Vergleich zum Oktober hat ſich die Zahl der männlichen Mitglieder um 633 verringert, jene der weiblichen aber um 570 gehoben, doch kommt dieſe letztere Zunahme lediglich auf Rechnung der Ortskrankenkaſſen. Der Geſundheitsſtand der Kaſſenmitglieder im Monat November war nicht ganz ſo günſtig wie im Vorjahr und auch etwas ſchlechter als im Oktober: die Prozentzahl der Erkrankten betrug 3,90(3,30) * Keine ſchulfreien Faſtnachtstage. In Rückſicht auf die Zeit⸗ lage kommen nach Anordnung des Miniſteriums des Kultus und Un⸗ terrichts auch im laufenden Schuljahre die Faſtnachtstage Montag und Dienstag als ſchulfreie Tage in Wegfall. Dagegen wurde den Schulleitern die Ermächtigung erteilt, am Aſchermittwoch den Unterrichtsbeginn auf 10 Uhr feſtzuſetzen. Dieſe Anordnung gilt auch für diejenigen Volksſchulen, an welchen der Unterricht während der Faſtnachtstage früher ausgeſetzt wurde. Pb. Kleider⸗ und Wäſchediebſtahl. Am 22. ds. Mts. wurden aus dem Hauſe K 7, 7 ein Gehrockanzug, ein ſchwarzer Cutaway⸗ anzug, ein blauer, ein brauner, ſowie ein blau und grün ge⸗ ſtreifter Anzug, einreihig, ſowie ein dunkel geſtreifter zweireihiger Anzug, 2 Covercoatüberieher, eine Fantaſieweſte, 10 weiße Herren⸗ oberhemden, 15 Damenhemden, 9 und 20 Untertaillen entwendet. Die Wäſche iſt mit Namen Guſtel gezeichnet. Ferner wurden eine goldene Herrenuhr, ſowie Standuhr in hellgrauem Marmor geſtohlen Für Wiederbeibringung der Sgchen iſt eine Belohnung von 2000 M ausgeſetzt. Parteinachrichten. „Deuiſche(liberale) Volkspartei. Am Montag, den 24. Januar 1921 abends hielt der Bezirks⸗ verein Oberſtadt 1 der Deutſchen Volksparteéei eine Bezirksverſammlung ab. Sie wurde geleitet von dem Vorſitzenden Herrn Friedrich Hoffmann, Regierungsbau⸗ meiſter. In den Vorſtand wurden neu hinzugewählt: Herr Archi⸗ tekt Chriſtian Baumüller als ſtellvertretender Vorſitzender; Frin. Schnabel als Schriftführerin; Frau v. Gerichten und Fräu⸗ lein Ecker als Vertrauensfrauen.— Es wurde der Wunſch ge⸗ äußert, daß in jedem Monat einmal der geſamte Ortsverein Mann⸗ eine Mitgliederverſammlung abhalten ſolle, wobei namentlich ragen der Gemeinde 5 olitik erörtert werden ſollen. Als eine der wichtigſten Fragen ſolle die Wiederbelebung des Bau⸗ weſens und die Heranziehung der Privatunternehmer hierzu be⸗ andelt werden.— Da in Ausſicht genommen iſt von der Mann⸗ eimer Parteileitung, 55 öfter Mitgliederverſammlungen des Orts⸗ vereins Mannheim abgehalten werden ſollen, bei daſii aber ſcharſe Kontrolle eintreten muß, ſo muß jedes Mitglied dafür ſorgen, daß es eine Mitgliedskarte vorzeigen kann. vereinsnachrichten. 3. Der Unterbadiſche und Mannheim⸗Sudwigshafener Architekten⸗ und Ingenieur⸗Verein(B. D. A..) hielt am 17. Januar ſeine ordentliche Mitgliederverſammlung ab. Vor Eintritt in die Tagesordnung edachte der Vorſitzende, Herr Bauinſpektor Ehl götz, des verſtorbenen —— Baurat Dr 5 Böhmler. Durch& er Rechnung trägt. darüber Näheres zu hören. tes und des Kaſſenberichtes wurde ein Ueberblick über das ver⸗ Die Mannheimer Theaterverhältniſſe. Intendantenfrage und Kündigungen. Zur„Mannheimer Intendantenfrage“ teilt uns der Betriebsrat des Nationaltheaters mit: In„Bochums amtlicher Erklärung“(ſiehe Mannheimer General⸗ anzeiger Nr. 34 vom 21. Januar 1921) heißt es:„Er(Dr. Schmitt) habe ſchon nach vierwöchentlicher Probetätigkeit erkannt, daß weder künſtleriſch noch wirtſchaftlich die Vorausſetzungen für ein befrie⸗ digendes Schaffen in Mannheim gegeben ſeienn Aus dieſer Aeußerung ergibt ſich unzweideutig der Verſuch, die unſtreitbar beſtehende Schuld Dr. Schmitts zum Teil auf das Mannheimer Künſtlerperſonal abzuwälzen, Dagegen muß der Be⸗ triebsrat ſich entſchieden verwahren. Dr. Schmitt erklärte zweimal vor dem Betriebsrat(laut Protokoll zuletzt am 8. November 1920), daß er„mit den Leiſtungen des z. Z. beſtehenden Perſonals außer⸗ ordentlich zufrieden ſei, er an einen Perſonalwechſel garnicht denke, um keine Unruhen in das Perſonal zu tragen.“ Weil verlautete, daß Dr. Schmitt ſeinen hieſigen Poſten nicht antreten wolle, ſtellte der Betriebsrat in ſeiner Sitzung vom 8. November 1920 an den anweſenden Dr. Schmitt eine diesbezügliche Anfrage, die er fol⸗ gendermaßen beantwortete:„Ich bleibe gern in Bochum, gehe aber auch ganz gern nach Mannheim. Bochum hat ja große—— ein neues Theater ohne Schulden und— keine Theaterkommiſſion, wie ſie hier in Mannheim beſteht. In Bochum kann ich ſchalten und walten, wie ich will.“ * Mit dieſer Zuſchrift des Betriebsrats iſt das Kapitel der Kün⸗ digungen angeſchnitten. Wie nicht erſt aus Punkt d der Er⸗ klärungen des Herrn Oberbürgermeiſters hervorging, die wir in Nr. 34 unſeres Blattes veröffentlichten, ſondern wie ſchon ſeit Wochen gerüchtweiſe bekannt war, hat Dr. Schmitt Anfang November die Kündigung von 16 Mitgliedern des Operne, be⸗ ziehungsweiſe onals vorgenommen. Es handelte ſich um die Damen Brewer Flohr, Wolf⸗Ortner, Doerner, Liebenthal, Mohr, Petri und Wiſſer, 1—— um die Herren Frank, Lipmann, Gubn war— eigene Kündigung zuvorgekommen) Egger, Hoff⸗ mann, Renkert, Tautz und Voigt. Die Kündigungen konnten nur mit Zuſtimmung der Bühnen⸗ vorſtände und der Theaterkommiſſion erfolgen. an nahm an⸗ fangs an, daß es ſich um eine Einſchränkung des Perſonals aus Sparſamkeitsgründen handle. Eine Zuſchrift, die Herr Wenzel Hoffmann an einen Teil der Mannheimer Preſſe richtete, machte die Oeffentlichkeit jedoch mit der Tatſache bekannt, daß für ſämtlichch gekündigten Mitglieder Erſatz beſchafft werden würde. Das be⸗ ſätigt uns auch die amtliche Erklärung der Stadtverwaltung zur Intendantenfrage, die wir in Nr. 35 unſeres Blattes veröffent⸗ lichten. Mit dieſer Tatſache erhielt der Fall der Kündigungen für uns ein völlig verändertes Ausſehen. Man durfte ſich mit Recht agen, ob es möglich ſei, daß der neue Intendant, der mit unſerem heater noch gar nicht einmal richtig zuſammengearbeitet hatte, bereits zu entſcheiden vermöchte, mit welchen vorhandenen Künſt⸗ lern eine Zuſammenarbeit ausſichtsreich ſein könne und mit welchen nicht. Die Anſicht lag alſo nahe, daß Bühnen⸗ vorſtände und Theaterkommiſſion den Intendanten beraten haben mußten. Wir haben die künſtleriſche Seite des Falles im Auge und ver⸗ treten den Standpunkt, die Mehrzahl der Kündigungen ſcharf miß⸗ billigen zu müſſen und die anderen nicht gutheißen zu können, ſolange wir die Erſatzperſonen nicht kennen. Es gibt aber noch eine andere Seite des Falls, die menſchliche, wirtſchaftliche, nach der Kündigungen, zu denen kein triftiger Grund iſt, in unſerer ſchweren Zeit aufs ſchörfſte zu verurteilen ſind. Dieſen Punkt dürfte der Betriebsrat des Nationaltheaters am erſten im Auge gehabt haben, als er den Beſchluß des Intendanten mit Recht anfocht. In ſeinen Verhandlungen ſah er ſich den Bühnenvorſtänden und der Theaterkommiſſion Pbere Das Verhalten Or Schmitts war bei aller Geheimnistuerei ſo durch⸗ ſichtig, daß es für ausgeſchloſſen gelten kann,— nde und Theaterkommiſſion hätten ſich auf den Kündigungsbeſchluß des Intendanten ſtützen können. Die größere Anzahl der wurden denn auch rückgängig gemacht. In Sachen der Mitglieber Brewer, Flohr, Egger, Frank, Renkert und Tautz iſt das letzte Wort noch nicht geſprochen; hier liegt die Entſcheidung vielleicht bei einem von der Bürgerſchaft zu bildenden Schiedsgericht. Der Fall würde alſo unters Theaterpublikum getragen werden, das ſich ja ſchon ſehr lebhaft auch für dieſe Vorgänge intereſſiert. Folgende Zuſchrift aus dieſen Kreiſen möge für heute den Schluß bilden: 809 glaube im Sinne vieler Theaterabonnenten zu handeln wenn ich die gegenwärtigen Nurein in unſerem National⸗ theater etwas unter die fentn e Lupe nehme, denn die Abonnen⸗ ten haben doch ein gewiſſes Recht darauf, bei ſo wichtigen Fragen, wie ſie unſer Theater zur Zeit beſchäftigen, gehört zu werden. Nicht nur die e die Zeit, ſondern auch die kurz vor Weihnachten erfolgten Maſſenkündigungen im Solo⸗ perſonal geben allen Theaterbeſuchern reichlich zu denken. Es iſt gewiß dringend nötig, daß bei dem ungeheuren Defizit des Thea⸗ ters an allen nur möglichen Poſten geſpart werden muß, aber dieſe Sparſamkeit darf doch 3 100 auf Koſten der Güte der Leiſtungen e erfolgen. Dies kann aber ſehr leicht mit ſolchen Maſſenkündigungen erreicht werden. Unſer Enſemble iſt in Oper und Schauſpiel ſo gut eingeſpielt, daß jede—— eine nicht— 9 Ethrung. Ferk Beeinträchtigüng und eben die oben befürchtete Herabſetzung er künſtleriſchen würde. Wir haben im Laufe der letzten Jahre manch küchtige Kraft verloren und waren glücklich, doch wieder Erſatz unden zu haben, und nun ſoll die⸗ ſes Enſemb mit diktatoriſchen Kündigungsmaßnahmen aus⸗ einandergeriſſen werden. 5 Wie war es doch früher in unſerem Muſentempel ſo ſchönl Wir en in Oper und Schauſpiel ein—— das ſeinesgleichen 22 Das war eine—— Einheit, die Hervorragendes eiſtete u. die vor allen Dingen Beſtand hatte. Nur in den dringend⸗ ſten Fällen wurde gewechſelt, denn es ſtand ein Fachmann an der pitze, der genau wußte, was er dem Theater und der Kunſt ſchul⸗ dig war. er heute iſt nur noch Beſtändigkeit im— Wechſel. Die Stadtoerwaltung muß daher zunächſt mit aller Beſchleu⸗ nigung für einen in jeder 0 ſ00 befähigten Theaterleiter ſorgen. Dieſer neue Mann möge ſich ſodann die einzelnen Mitglieder des ieſigen Enſembles genau anſehen und eingehend prüfen und feſt⸗ tellen, welche wirklich* gehören und welche unbedingt durch andere Kräfte erſetzt werden müſſen. „Dieſen Entſchließungen des Fachmannes, die dann nur wohl⸗ und rein aus lerſchle ründen erfolgen werden, wird ſich jeder Einſichtige nicht verſchlleßen können. K. vom Sinn der Bücherei. Von Dr. Otto Behm. Wer ein Buch leſen will braucht es darum nicht immer zu — Nutznießung kann das Eigentum erſetzen. Leihe iſt billiger So bildet das Buch ſelbſt aus ſeiner Eigenart heraus das Prinzip der freien, öffentlichen Vücherel statt daß hundert Leute hundertmal dasſelbe Werk erwerben, kauft die Bibliothek es einmal und ſtellt es in einen allgemein zu lichen Raum. Da dieſer nicht mur als Schauſtätte, ſondern als Leſeſaal, als Arbeitsſtelle er gut beleuchtet, heizbar und mit Arbeitsplätzen verſehen Ein Leſeſaal von hundert richtig ausgewählten Büchern, zu deſſen——— Beſuchern hundert Perſonen gehören, kann hundert — 9 5 0 alſo zehntauſend Verührungen zwiſchen Buch und e affen Das Nebeneinander der Benußung im Leſeſaal hat den Bor⸗ ieil, daß jedes Buch der Bücherei ſederzeit für ſedermann zur Ver⸗ fügung iſl. Wünſche, die ſich auf dasſelbe Werk beziehen gleichen ſich Lacht gs lcher der Leſerhun öete, die Unbravemlichketh, daß der Leſer zum Buche kommen muß. rſtattung des Jahres⸗ ——— ſeine Pflicht Darnt das Publikum, ſi F. Seite. Nr. 41. Mannheimer General⸗Anzeiger.(Miſſag⸗Ausgabe.) Mittwoch, den 26. Januar 1921. gangene Bereinsjahr geboten. Der wenig günſtige finanzielle Abſchluß und die dauernde Steigerung der Druck⸗ u. Papierkoſten machte eine Erhöh⸗ ung des Mitgliedsbeitrages für das Fahr 1921 auf 90 Mk. nötig. Außerdem ſoll ein Sonderbeitrag für die in dieſem Jahre in Heidelberg battſindende Abgeordnetenverſammlung des Verbandes Deutſcher Architek⸗ ten⸗ und Ingenienr⸗Vereine erhoben werden. Architekt Singer erſtattete Bericht über die neue Schiedsgerichtsordnung des Deut⸗ ſchen Verbandes techniſch⸗wiſſenſchaftlicher Bereſne und Dipl.⸗Ing. El⸗ Iebi er über die neuen Satungen dez Vereins und der Vereinigung diſcher Architekten⸗ und Ingenieur⸗Vereine. Die neuen Satzungen wur⸗ den gach den Vorſchlägen des Vorſtandes genehmigt. Auf Anregung aus Mitgliederkreiſen ſoll an die im Intereſſenbereich des Vereins liegenden Städte und größeren Gemeinden herangetreten werden, daß in 8 für die Löſung von techniſchen und künſtleriſchen Bauaufgaben Wettbewerbe veranſtaltet werden, wie dies in anderen Städten(3. B. Stuttgart) ſchon Lange Zeit mit Erfolg der Fall iſt. veranſtaltungen. Theaternachricht. 0 ſingt Berta Lampert⸗Eronegi die Partie der„Santuzza“ und Berta Malkin die Partie der„Lola“. Forſchungsgeſellſchaft für Arbeitswiſſenſchaft. Prof. Dr. Mar⸗ 1940 ſpricht heute über das Thema„Die Statiſtik als wirtſchaftliche Hilfswiſſenſchaft“. Sternwarte. Heute ſpricht der bekannte Theologe Prof. Dr. Maxtin ——3(Heidelberg) über den Apoſtel Paulus. Anſchließend Dis⸗ uſſion. Die ſittliche Rot. Fränlein Paula Mueller⸗Otfried, M. d. R. und Vorſitzende des Deutſch⸗Evangeliſchen Frauenbundes, wird am W. Jannar im Harmonieſaal einen Bortrag über die ſittliche Not halten. Der Mannheimer Vereinsabend, der dieſen Vortrag veranſtal⸗ tet, geht dabei von dem Gedanken aus, daß unſere Volksgeſundheit nicht mit mrediziniſchen und polizeilichen Maßregeln zu heben iſt. Auch unſere Volks⸗ ſſittlichkeit iſt mit ſolchen Mitteln nicht zu läutern. Von innen heraus muß die Heilung kommen; unſer moraliſches Empfinden muß vor allem hrechen mit dem Grundſatz der doppelten Moral. Von einer vor⸗ handenen ſittlichen Not wird jeder überzeugt ſein, der die Geſchehniſſe un⸗ ſerer Tage mit offenen Augen verfolgt; die in weiten Kreiſen durch ihre ſogiale und organiſatoriſche Tätigkeit hochgeſchätzte Kednerin wird verſuchen, Witel und Wege zu ihrer Linderung anzugeben. Der Vortrag iſt öffentlich. ——————— Spielplau des National-Theaters Neues Theater Jan. E Vorstellung 1 Vorstellung E 26. M. 280 Tosca 7 27. D. 29C Godiva 7 28. F. 28A Neu einstudiert: Jugenditeunde 7 29. S. 35 K Cavalleria rusticana Zwangs einquartierung 17 Der Bajazzo 7 80. S. 29 B Der Schatzgräber 6 Alt⸗Heidelberg 2 Der Biberpel 7 Stimmen aus dem Publikum. Die Zukunft der Mannheimer Ev. Diakoniſſenanſialt. In Nr. 5 d. Bl. brachte ich einen Artikel hetr. die Zukunft des Diako⸗ ——— Wenn ich mich damals ſo kurz hielt und alle chriſtlich⸗ſozia⸗ len Momente fernhielt, ſo geſchah es, um den Raum nicht allzuſehr in An⸗ 9 zu nehmen. Da nun aber in Erwiderung auf meinen Artikel in Nr. 19 gleich zwei Einſendungen erfolgten, ſo möge es mir geſtattet ſein, hier wenigſtens die beiden Hauptvorwürfe unſozialen, unchriftlichen n⸗ kens zurückzuweiſen. Daß ich jenen Artikel überhaupt gebracht, geſchah in berechtigter Empörung über die——— ſo weiter evangeliſcher Kreiſe gegenüber der Kirche und deren liſche Diakonie gehört zu den kürchlichen Einrichtungenz obwohl dies gewiſſe Kreiſe nicht wahr haben wollen;— einer Teilnahmsloſigkeit alſo, die es glücklich dahin hrachte, daß die, die bislang ihr ganzes Leben gerade den Anteren Volksklaſſen gewidmet, jetzt keinen andern Ausweg fiaden als Hypothek⸗Aufnahme,— ein Schickſal, welches die Diakoniſſenanſtalt übri⸗ gens mit manch anderer chriſtlichen Anſtalt teilt. Durch welcher evangeli⸗ ſchen Kreiſe Schuld aber weite evangeliſche Volksteile ihrer Kirche und deren Einrichtungen entfremdet wurden, dies wird jeder Kenner der Ver⸗ hältniſſe wiſſen;— die beiden Einſender in Nr. 18 wohl auch. Schreiber dieſes hat ſowhl bei der Kirchen⸗ als bei der Hausſammlung getan und würde es— wenn durch allmonatliche Kollekte und Sammlung die Diakoniſſenanſtalt finanziell geſunden kann— auch ſpäterhin tun. Hätte ich in meinem exſten. Artikel ausführlicher ſein wollen, ſo hätte ich hinzufügen müſſen, daß 3 9470 betr. 2. und 1. Klaſſe ſowie des„Damenheims“ nur als Notbehelf für die gegen⸗ wärtigen geradezu berzweifelten Verhältniſſe gedacht war. Und damit bin bei dem mir gemachten Vorwurf„unſozialen Fühlens“. Wenn unſere evangeliſchen Diakoniſſen auch in ſpäteren glücklicheren Zeiten ihrem Gelübde,„zu dienen an des Herrn Armen und Uenben⸗ nachkommen wollen, ſo darf ſich das Mutterhaus in Zeiten Pa⸗ Piergeldes finanziell nicht aufreiben. Daß mein Vorſchlag der 2. und 1. Klaſſe weder„ſozial“ noch„idegl“ iſt, dies weiß ich ſehr gut. Aber iſt es vielleicht ſozial, denen, welche ihr ganzes Leben in ſelbſtloſeſter Weiſe— früh und ſpät— anderen widmen— zuzumuten, mit ihrer Hände Arbeit auch noch die Zinſen für den Geldgeber herauszuwirtſchaften? Oder iſt die Erhebung bön Kirchenſteuer etwa ſozial? Ich e: Gerade die unteren Volksklaſſen werden durchaus Verſtändnis dafür haben, wenn unſere evan⸗ 9—9 Diakoniſſen in dieſer Zeit der Selbſtſucht ſich nicht zu Tode wirt⸗ ſchaften. Wiederholend, daß mein Vorſchlag in Nr. 5 nur für die jetzige en en Soll es mit ihm gehen, 6 entſteht die Entleihung nach Hauſe und das Nebeneinander muß durch ein Nacheinander der gleich⸗ mübg Lur befriſteten Leihzeiten erſetzt werden. ie moderne Bibliothek vereinigt beide Arten des Betriebes. So tritt neben die Leiſtung des Kapitalgebers der Bücherei die Tätigkeit des Bibliothekars: Er iſt es, der den Bücherhaufen erſt zur Bibliothek macht. Er wählt das Wichtigſte aus, ſtellt es auf, ordnet es, breitet es in Katologen vor dem Benutzer aus, ſodaß dieſer ohne Hilfe das Gewünſchte finden kann, und bewacht den doppelten Betrieb. Aber keine Bibliothek iſt ſo groß, daß ſie alle Wünſche befrie⸗ digen, keine ſo reich ausgeſtattet, daß ſie jedes Buch kaufen kann. ——9 gilt es, die gegenſeitige Hilfe der Bibliotheken zu organi⸗ 1. Das deuiſche Büchereſweſen iſt in dieſen Dingen vorbildlich. Die Preußiſche Staatsbibliothek in Berlin, die Rothſchild'ſche Bihliothek in Frankfurt a. M. bieten Zentralkataloge und leicht Wngiche Auskunftſtellen. Der Leihverkehr zwiſchen den deutſchen ibliotheken ſchafft für geringe Koſten ein Buch aus Pommern nach Baden, vom Niederrhein in die Reichshauptſtadt. s eben erſchienene„Verzeichnis der an— 4 Biblio⸗ theken 2— ausländiſchen Zeitſchriften“ iſt geeignet, den deut⸗ ſchen Geiſtesarbeiter bis zu einem gewiſſen Grade von der Valuta⸗ not unabhängig zu machen. Neues Aufblühen der internationalen ———— kann die mit dem Kriege abgeriſſenen Fäden wieder knüpfen und den Leſer, der durch ſeine mit den Bücher⸗ millionen der deutſchen Großbüchereien in Fühlung iſt, aufs Neue mit den Weltbibliotheken des Kontinents verbinden. Sozial in Sinn, Aufbau und Wirkung, erfüllt die öffentliche Bücherei die Forſchung des Buches, den Niederſchlag geiſtiger Ar⸗ beit, das literariſche Gut, nachdem es ſeinem Verfaſſer, ſeinem Her⸗ ſteller und Verbreiter den angemeſſenen Lohn gebracht hat, frei zugänglich für jeden zu machen, der ſeiner bedarf. Die deutſchen Büchereien ſind eine Hilfe aus unſerer Büchernot. Ihre Förderung iſt Pflicht für jeden, der im Buche Freund und Tröſter, Waffe und Werkzeug des Menſchen ſieht. * Die votſtehenden Ausführungen dürften zugleich als Geleitwort dem Thema 35 lickheken als Lebensque en: 5 Auwenung zur 2 ung der Mannheimer Bücherſchätze“ dienen, worüber der Verfaſſer am N. und 28. Januat in der„Akademie für Jedermann“ ſprechen wird. Kunſt und Wiſſen. Die Berſiner Theaterkrilik gegen die Holländerbühnen. Der Serbänd der Berliner Theater⸗Kritiker hat beſchloſſen, die Berſcht⸗ Erſtattung über die Bühnen des Deutſchen ertters miliche Berliner Theaterkritiker werden daher vorläufig über die flührunges des Deutſchen Theaters, der Kammerſpiele und des —650 uſes berichten. Die Achterklärung hat 5 S 0 t* Peu— en erſten Januartagen veröffentlichte. Dieſer Artſkel Senerne ablith** 4——5 8 icauen das Publikum wäre„reifer und weiſer, mutiger un keier a0 J Wl, die es beratetl“(So wörtlich.) Dieſe gweifel⸗ In„Cavalleria xuſticang“ am nächſten Samstag]; inrichtungen— und die evange⸗ U Zeit gemeint war, möchte ich mich jetzt dem Vorwurf„unchriſtlicher Ge⸗ ſinnung“ zuwenden. Und da Anpfehe ich den Herren Artikler in Nr. 13 das eingehende Studium jenes Bibel⸗Gleichniſſes, das wohl der geſamten chriſtlichen Charitas als Grundlage dient,— das Gleichnis vom barmher⸗ zigen Samariter. Da iſt alſo zu leſen:„Und Er gab dem Wirt 2 Groſchen und ſprach: Pflege ſein; und ſo du was mehr tun wirſt, ſo will ich bir's bezahlen, wenn ich wieder komme“. Hier doch Chriſtus in Geſtalt des barmherzigen Samariters klar und deutlich:„Jede Arbeit iſt ihres Loh⸗ nes wert“. Von„Rabatt“ iſt hier ſo wenig die Rede wie von„Gratis“. Aber ebenſo wenig habe ich in meinem Artikel in Nr. 5 den Diakoniſſen zugemutet, ſie ſollten aus ihrem erhabenen Beruf ein„Geſchäft“ machen. 1105 unſere Diakoniſſen kennt, weiß, daß ſie dazu überhaupt nicht fähig ind. Wenn ich nun aber vom„Bildungsgang der„Schweſtern“ ſprach, ſo halte ich vollkommen auftecht;— allerdings in etwas anderem Sinne als mein Gegner II. Ich frage jeden, der ſchon zugeſehen, was für Dienſte die Schweſtern oft leiſten Raſſen— zumal bei gewiſſen Krank⸗ heiten männlicher Kranken— ich frage: Kann es Jeſu Wille ſein, daß die, welche ihr Fealer Daſeiy ihm widmen, ſolche Dienſte leiſten? Liegt der Dienſt an Frauen und Kindern dem„Bildungsgange der Schweſtern“ und überhaupt dem weiblichen 3 nicht viel näher, als die„bisherigen Zuſtände“9? Warum iſt der* aufgetauchte Gedanke„Evang. Mönch⸗ tums“, alſo männlicher Diakonie, nicht weiter verfolgt worden? —.— wäre ein vankbareres Feld für den chriſtlichen Eifer meiner Herren egner in Nr. 18, als mir unchriſtliches Empfinden unterzuſchieben. Wa⸗ rum treten gerade die Töchter der oberen Klaſſen ſo ſelten dem Diako⸗ niſſenberuf bei? Weil ſie wiſſen, daß Charitas denen nichts widernatürliches zumutet, die oft ſchon vom 18. Lebensjahre ab ihre Jugend, ihre Zukunft, ihr ganzes Lebensglück Ihm aufopfern. Weitere Erklärungen lehne ich ab, weil man 1. das Chriſtentum auch von einer anderen Seite betrachten kann, als in den Artikeln in Nr. 18; und dann würde das Ganze doch nur auf unfruchtbares theologiſches Ge⸗ zänke hinauslaufen. Doch möchte ich zum Schluß meine Herren Gegner an jenen Zeitungsartikel erinnern, mit dem die Sammlung im vorigen Sommer eingeleitet wurde. Dort ſtand alſo zu leſen:„Die Diakoniſſen⸗ häuſer ſind am Ende ihrer Kräfte angelangt. Wenn ihnen nicht baldige und ausreichende Hilfe zuteil wird, dürfte die baldige Schließung der An⸗ ſtalten, der wohl auch bald das Eingehen der Gemeindepflege folgen müßte, nicht zu vermeiden ſein.“ Ich frage, war jener Wink mit dem Zaunpfahl eventueller Schließung der Anſtalt, eiwa chriſtlicher, ſozialer, als mein durchaus gutgemeinter Vorſchlag, das Haus über dieſe troſtloſe Zeit ohne die Laſt einer Hypothek hinwegzubringen? Ein kirchlich Se 5 des Diakoniſſen⸗ hauſes. Aus dem Lande. Polizeiliche Reviſion von auszuführendem Umzugsgul. Der Reichsminiſter der Finanzen hat, um eine Entlaſtung der Grenzbahnhöfe 15 angeordnet, daß die zollamt⸗ liche Votabfertlgung von auszuführendem Umzugsgut grundſätzlich am Verſendüngsorte vorgenommen und da ei im mit der Ortspolizeibehörde die polizeiliche Prüfung auf das Vorhandenſein von Waffen, uſw. vorgenommen wird. Die in der Regel in die Wohnung des Abziehenden abzuordnenden Zoll⸗ beamten nehmen hierbei in die Unbedenklichkeitsbeſcheinigung des zuſtändigen Finanzamts und etwa vorliegende Ausfuhrbewillig⸗ ungen über einer beſonderen Ausfuhrgenehmigung bedürfende Ge⸗ genſtände Auſſich und laſſen dann das Umzugsgut unter ihrer 9177— en Aufſicht verpacken. Alsdann wird entweder gleich der öbe gollamtlich verſchloſſen oder das Gut Aufſicht in den Eiſenbahnwagen verladen und letzterer mit aſſce Bleiverſchluß verſehen. Auf dem Frachtbrief und der tatiſtiſchen dung vermerken die Zollbeamten die für wird unter die Ausfuhr erforderlichen Erklärungen. Der beteiligte Polizei⸗ beamte beklebt ſchließlich den Transportwagen(„Möbelwagen ohne mladung“ bezw. Eiſenbahngüterwagen) mit einem— beide Flügel der Verſchiußtür bezw. Wagen eitenwand and Verſchlußtür hinüberreichenden Zettel, der den Aufdruck„Polizeilich reyidiert“ und einen Abdruck des poligeilichen Amtsſtempele krügt. Heidelberger Bürgerausſchuß. c Heidelberg, 26 Jan. Der Bürgerausſchuß hatte ſich am Sel Dienstag mit Geldbewilligungen zu befaſſen, wie ſie in der Geſchichte der Stadt noch nicht dageweſen ſind. Es handelte ſich um die Anforderung von zuſammen über 47½ Millionen Rark für Pohnungsbauten im Jahre 1921. Aus den Ke t Vorlagen ſeien folgende Einzelheiten mitgeteilt: m Stadtteil Handſchuhsheim ſollen auf dem Gelände zwiſchen Mittel⸗ und Rottmannſtraße Goc Atzelhof) 21 Wohnhäuſer mit je vier bis fünf Stockwerken erbaut werden, die zuſammen 202 Woh⸗ nungen Doa und 18 Millionen Mark koſten werden. Es hat ſich eine Geſellſchaft gebildet, für die die Stadt die Bürgſchaft über⸗ nimmt, wenn ſie das Baukapital von privater Seite erhält oder aber das Baudarlehen ſelber zinslos überläßt. Im erſteren Falle hat die Stadt die Zinſen zu zahlen, was der Kapitalhergabe faſt Außerdem beteiligt ſich die Stadt an der Geſellſchaft. ie zweite Vorlage forderte 14717000 Mark für den Ausbau der Siedlung Pfaffengrund im Weſten der Stadt(Ebene). Dort ſollen in kleineren—9 mit zwei Stockwerken in der jetzt ſchon vorhandenen, neuen, vielbeſprochenen Art 193 weitere Woh⸗ nungen geſchaffen werden. Das Baugeld ſoll die Stadt vorſchießen. Wenn jedoch die Kapitalaufnahme auf anderem Wege gelingt, ſoll ———————————— ieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeen haften Liebenswürdigkeiten wurden den Theaterberichterſtattern in einem Organ geſagt, für das die Direktion der Holländerbühnen die Verantwortung trägt und das von Herrn Heinz Harald, dem Ange⸗ ſtellten des Deutſchen Theaters, geleitet wird. Die Direktion lädt alſo die Kritik in ihre Häuſer, läßt aber gleichzeitig zu, daß die Ein⸗ 8 beleidigt werden. Da die Direktion dem Verlangen des Kritikerverbandes nicht nachgibt, die Beleidigung zurückzuziehen, iſ. — die ſämtlichen Holländerbühnen der worden. Ein Tagebuch des Großherzogs Jriedrich 1. von Baden. Aus Anlaß der Reichsgründungsfeier machte der Hiſtoriker der Hei⸗ delberger Univerſität Geh. Hofrat Dr. Oncken wichtige Mitteilungen über die geplante Herausgabe eines Tagebuchs Großherzogs Fried⸗ rich I. von Baden, das über ſein Verhältnis zu Bismarck in den Tagen der 1871 und über ſeinen Anteil an der Schöpfung des Reichs wertvollen Aufſchluß gibt. Geh. Hofrat Dr. Oncken wies dabei darauf hin, daß Großherzog Friedrich, obwohl er ein politiſcher Antipode Bismarcks war, in den Wochen, die der Reichsgründung vorangingen, der Einzige geweſen iſt, der treu zu Bismarck ſtand. Aus dem Tagebuch des Großherzogs werde klar welchen bedeutenden Anteil er an der Schaffung des eiches gehabt hat. Inmitten der ihn umgebenden Leidenſchaften wollte er mit äußerſter natlonaler Pflichterfüllung im Reiche alles geben, was es brauchte. So wünſchte er auch einen Reichsrat ſtatt eines Bundesrates, ein Reichsheer mit den Reichsfarben in den Kokarden, wobei er urſprünglich an Schwarzrotgold dachte Es dürfe dabei der Hinweis nicht fehlen, daß Großherzog Friedrich in dem Hochgefühl des Erreichten die Gefähren nicht verkannte, die allem Menſchenwerk drohen, in dem er ſchrieb:„Bewahre uns Gott auch ferner die Einfachheit und Wahrheit, in denen allein Kraft und Geſundheit zu finden ſind. Die Württemb. Regimenter im Weltkrieg. Die Geſchichte ritikerboykott verhängt Oberſt Nick, in der Chr. Belſerſchen Verlagsbuchhandlung heraus⸗ Po bildet den 10. Band dieſes denkwürdigen Sammelwerkes. as Württ. Infanterie-Regiment 476 war ein Kind des Krieges, aber ein tapferes wie je ein anderes. Sein Heldentum ſpielt ſich nur in Frankreich ab es iſt ein zähes Ringen um Reims, in der Champagne und um Verdun. Der Schützengrabenkrieg wird unter⸗ brochen, wenn das junge Regiment wieder und wieder auf ein Schlachtfeld herangeholt wird, um im Großkampf dem eingebroche⸗ nen Tapferkeit die erſten Häuſer von Reims zu erſtürmen, um an der Arnes, bei Pouziers den ſich heranwäölzenden Maſſen ſich entgegen⸗ und um vor Sedan der feindlichen Uebermacht ein lettes lt 90 Das Buch iſt geſchrieben für die Krieasteilnehmer des Reglments 476 und für die Angehörigen der Helden, welche die mehe geſehen haben, ſendern die der Beden Frerk⸗ reichs deckt. ſchließt mit einem lebendigen Appell, dankber der Tapferen zu nien, die auf dem Felde der Ehre geblieben ſind und aus dem Stolz über die Geſchichte des Regiments neuen Lebens⸗ mut und neue Kraft zu ſchöpfen für die Aufgaben, die die beſſere Zukunft von uns fordert zum Wiederaufbau unſeres Vaterlandes. des Württemb. Infanterie⸗Regiments Nr. 476 im Weltkrieg, von Gegner entgegengeworfen zu werden, um mit altſchwäbiſcher ſie das Kapital verzinſen und tilgen, ſoweit nicht die Mieteinnahme, es tun, Ferner iſt eine neue Siedlung in Handſchuhs⸗ heim am Weſtrand des Vororts geplant, durch die in Einfamiliern⸗ häuſern, die hauptſächlich für Kriegsteilnehmer und Kriegsbeſchädig ſe vorgeſehen ſind, 48 Wohnungen geſchaffen werden ſollen. In dieſem Falle betragen die Koſten rund 4 100 000 Mark. Bauunten⸗ nehmer iſt hier die Stadt, Ausführender die Gemeinnützige Bau⸗ genoſſenſchaft für Volks⸗ und Kriegerheimſtätten, die auch die vorhen erwähnte Siedlung Pfaffengrund ins Leben gerufen hat. Die finan⸗ zielle Frage wird ebenſo gelöſt wie bei den erſten beiden Vorlagen. Dazu kommen Bauten für 26 Miethäuſer im Stadtteil Wieb⸗ lingen zu 2 400 000 Mark, weitere Häuſer mit 11 Wohnungen 30 906 000 Mark in Wieblingen, 13 Wohnungen für 1 400 000 M. in einem Mietshaus in der Stadt(Bergheimer Straße), 12 Wohnungen in der Mönchhofſtraße für 1 435 000 Mark, 8 Wohnungen in der Haydnſtraße für 1 160 000 Mark, 32 Klein⸗ wohnungen im Stadtteil Kirchheim für 2357 000 Mark und 10 Wohnungen in Wieblingen für 797000 Mark, ſowie noch 50 ſer Mark für weitere Nokwohnungen in ſchon vorhandenen äuſern. Es gab lebhafte Debatten, zumal die Deckungs he. age noch ungelöſt iſt, denn die Stadt will die Mittel der Wohn⸗ abgabe entnehmen, die vom Reichstag vorausſichtlich in abſeh⸗ barer Zeit bewilligt werden wird. Trotz dieſer unſicheren Deckung waren alle Parteien für die Bewilligung. Nur über Einzelfragen entſpannen ſich Meinungsverſchiedenheiten, ſo z. B. über die Frage, ob die Kriegerſiedlung in Handſchuhsheim auf dem fruchtbaren Gartengelände der„Pfädelsäcker“ errichtet werden ſoll. Ueber dieſe Frage hatte es im Stadtteil Handſchuhsheim ſchon einigemale Ver⸗ ſammlungen gegeben. Es bleibt aber bei den Pfädelsäckern. Alle Vorlagen des Stadtrats wurden genehmigt, ſo daß mit den Bauten ſo bald wie möglich begonnen wird. Bemerkenswert iſt noch die Erklärung der nur wenige Köpfe Unabhängigen, daß vier von ihnen zu den Kommuniſten übergegangen ſind. * Weinheim, 23. Jan. Die hieſigen Feiern zum Gedächtnis der Reichsgründung haben geſtern abend ihren Abſchluß ge⸗ funden. Die Bemühungen des Gemeinderates, das Feſt durch eine einheitliche Volksfeier zu begehen, kamen zu ſpät, weil die politiſchen Parteien ihre Vorbereitungen zu den Sonderfeiern nicht mehr rück⸗ gängig machen konnten. So haben wir drei von politiſchen Körper⸗ chaften ausgehende Gedenkfeiern gehabt, die ſämtlich im Eintracht⸗ aale ſtattfanden und einen durchweg ſehr erhebenden, von patrioti⸗ cher Stimmung erfüllten Verlauf*— ie erſte Veranſtaltung war die der Demokratiſchen Partei Weinheim, wobei Univerſitäts⸗ profeſſor Dibelius aus Heidelberg die Gedenkrede hielt. In der zweiten von der gehenden——5 ſprach Univerſitätepr r Dr. Ludwig Curtius aus Heidelberg. Die dritte und letzte Feier wurde geſtern abend von der hieſigen Ortsgruppe der Deutſchen Volkspartei ver⸗ anſtaltet. Hierbei wies Herr Walter Freudenberg in der Er⸗ öffnungsanſprache darauf hin, daß— obwohl heute ſo vieles in Trümmern liege— das Reichsgebäude, die Gründung Bismarcks, noch feſt ſtehe. Man dürfe ſagen, die Sehnſucht nach der Dauerhaf⸗ tigkeit der Einheit ſei vom Rhein bis zur Memel heute tiefer gewur⸗ zelt als je. Die Feſtverſammlung ſang anſchließend an dieſe Aus⸗ führungen das Lied„Deutſchland, Deutſchland über alles“. Herr Hauptſchriftleiter Curt Fiſcher aus Heidelberg gab dann in län⸗ — inhaltsſchwerer Rede Aufklärung über die furchtbaren Wir⸗ ungen des Friedensvertrages. Auf die Reviſion dieſes Vertrages müſſe unſer nächſtes Ziel gerichtet ſein, das aber nur dann für uns erreichbar ſein kann, wenn wir Deutſchen feſt zuſammenſtehen und das Wort Schillers beherzigen, ein einig Volk von Brüdern zu ſein. )6Wertheim, 23. Jan. Vor wenigen Tagen wurde berichtet, daß in der Nähe von Wertheim die Frau eines Geſchirrhändlers er⸗ mordet und beraubt worden ſei. Hierzu wird nun mitge⸗ teilt, daß hier von einem ſolchen Vorfall nichts bekannt iſt. Mög⸗ licherweiſe liegt eine Verwechslung mit einem ähnlich lautenden Namen einer anderen Stadt vor. )6 Kartsruhe, 25. Jan. Zu Vorſitzenden der Bezirks⸗ ſchlichtungsausſchüſſe für Gemeinde⸗ und Körper⸗ ſchaftsbeamte wurden ernannt: Im Landeskommiſſärbezirk Mannheim: Bürgermeiſter Walz in Heidelberg, 1. Stellv. Bürgermeiſter Huegel in Weinheim und 2. Stellv. Bürgermeiſter Koch in Seckenheim; im Landeskommiſſärbezirk Karlsruhe: Ober⸗ amtmann Geh. Rat Dr. Guth⸗Bender in Raſtatt, 1. Stellv. Bürger⸗ meiſter Dr. Zierau in Durlach und 2. Stellv. Dr. Grüninger in Bühl; im Landeskommiſſärbezirk Konſtanz: Oberamtmann Geh. Re⸗ gierungsrat Dr. Belzer in Konſtanz(Stellvertreter noch nicht er⸗ nannt). Im Landeskommiſſärbezirk Freiburg iſt die Ernennung noch nicht reiburg i. Br., 24. Jan.(W..) Zu dem Raubmordverſuch im Schnellzug Baſel—Frankfurt bringen hieſige Zeitungen folgende Mitteilung: Aus der ſchweizeriſchen Preſſe(„„Luzerner Tagblatt“) iſt in die deutſche Preſſe eine Darſtellung des Ueberfalles gelangt, deſſen Richtigkeit nicht in allen Teilen nachgeprüft werden konnte. Die beantragte Auslieferung des Täters Mutſchler iſt nämlich bisher nicht erfolgt, ſeine 5 durch die deutſchen Behorden war daher bis dahin nicht möglich. Da die Ausſagen der zum Teil weit voneinander wohnenden Zeugen ſehr widerſpruchsvoll ſind, kann eine abſchließende Darſtellung der Vorgänge im Schnellzug nicht gegeben werden So viel ſcheint aber nach Anſicht der An⸗ klagebehörde feſtzuſtehen: wenn das Zugsperſonal dem Erſuchen der Fahrgäſte, den von vornherein als Täter Bezeichneten feſtzunehmen oder die Türen des Waggons abzuſchließen, nachgekommen wäre, ſo würde eine Entweichung Mutſchlers in Freiburg nicht möglich geweſen ſein. Nus der Pfalz. Reuſtadt a. Hdt., 23. Jan. Das Kinderelend iſt auch in Neuſtadt groß. Von 2108 unterſuchten Schulkindern ſind 401 unterernährt, 704 blutarm, 187 ernſtlich lungenleidend, 254 lungen⸗ gefährdet, an engliſcher Krankheit leidend 366, ſkrophulös 162. So⸗ mit ſind unterernährt und krank 80,60 Prozent. 610 Kinder ſind in Lumpen gekleidet, 20 Schulkinder haben kein Hemd, 64 Kinder keine Lederſchuhe, 155 Kinder müſſen zu drei und mehr in einem Bett ſchlafen. V Zbdeibrücken, 18. Jan. Im Elefantenkino verſammelte ſich am Samstag nachmittag auf Einladung des Bürgermeiſteramtes und des Volksbildungsvereins ein geladenes Publikum, um in Wort und Bild Richtlinien für eine Veredelung des Kinoweſens entgegenzunehmen. Bürgermeiſter Roeſinger begrüßte die zahl⸗ reich erſchienenen— mit der Mitteilung, daß die Lehrerräte Zwei⸗ brückens eine Eingabe an die Stadtverwaltung richteten und an⸗ regten, Schritte zu unternehmen, um auch in Zweibrücken das aus dem öffentlichen Leben nicht mehr auszuſchaltende Kino mehr in den Dienſt der Volkserziehung und der Heranbildung der Jugend zu ſtel⸗ len. Lehrer Ewig ergänzte die Ausführungen vom Standpunkt des Volkserziehers aus. Er beleuchtete die Notwendigkeit der Kino⸗ reform, die Beſeitigung der Auswüchſe des auf reinen Geſchäfts⸗ ſinn eingeſtellten Lichtbildunternehmens und verwies auf den Ein⸗ fluß des Kinos auf täglich tauſende von Beſuchern. Sodann behan⸗ delte er die Wege, auf denen die Kinodarbietungen für Volksbildung und Erziehung dienſtbar gemacht werden können, beſonders auch für die heranwachſende Schuljugend aller Altersklaſſen durch Ein⸗ führung von unterrichtlicher Art und Shfäbemige⸗ Behandlung der verſchiedenartigen Stoffgebiete. An die Darlegun⸗ en ſchloß ſich ſodann die Vorführung einer ganzen Reihe lehrreicher Aufnahmen aus dem Gebiete der Zoologie, Technik, Geographie, Landwirtſchaft, Volkswohlfahrt, Botanik und Medizin. Gerichtszeitung. Mannheimer Sirafkammer. Ein Berliner Schieberprozeß murde aus praktiſchen Gründen hier verhandelt. Angeklagt waren der Kaufmann Moritz Pan⸗ kewski aus Wienſzow, der Spediteur Paul Wilkner aus Ber⸗ ſin, der Zollſekretär Otto Recter aus Nordheim und der Student Jofef Aron Behagon aus Wienſzow wegen Verletzung der Aus⸗ ieeeeee unerlaubtem Handel und Beſtechung. Die beiden len hatten in unſerer Gegend waggonweiſe Eſſigſäure aufge⸗ eutſchnationalen Volkspartei aus⸗ kauft und durch den Mitangeklagten Wilkner in Berlin über Berlin Mittwoch, den 26. Januar 1921. B. Selte. Nr. 41. — Creutz nach Polen ausgeführt. Da die Ausfuhr zu der kritiſchen 1 nicht erlaubt war, hatte Wilkner in Berlin den Zollſekretär er durch das Verſprechen, die Ausfuhrbewilligung noch beizu⸗ briſigen, veranlaßt, den Stempel der Genehmigung aufzudrücken, und dann ſoll der Zollſekretär in den beiden Fällen, um die es ſich für ihn handelte, hinterher je eine Banknote, einmal eine von 50., dars andere Mal von 100 M.„gefunden“ haben. Am 6. Oktober vofrigen Jahres wurden von dieſer Konterbande im Mannheimer Ir iduſtriehafen 72 Korbflaſchen im Werte von 62 000., die von 95 Firma Imhoff u. Stahl erworben waren, beſchlagnahmt und einne Hausſuchung bei dem Aufkäufer, bei dem Studenten Behagon, föhrderte eine ſolche Menge belaſtenden Materials zutage, daß die S taatsanwaltſchuft durch den Fahnder Duttenhöfer die Unterſuchung gh.eich unmittelbar ſelbſt in Berlin und Breslau weiterführen ließ. s ergab ſich dunn, daß ſchon andere Sendungen ihren Weg ins Polniſche vollendet haben. Von Rülzheim aus waren 82 Korb⸗ fläaſchen im Werte von 55 700 M. und von hier 70 Korbflaſchen im Werte von 97000 M. abgegangen. hirkung 5 oder 3 Prozent Proviſion berechnet. Den Fahnder hatte nian mit 2450 M. zu beſtechen verſucht. Die Verhandlung endete ohun ſpäten Abend mit folgendem Urteil: Pankowski(Vert..⸗A. Oskar Meyer) 4 Monate Gefängnis und 10000 M. Geldſtrafe, Wilkner(Vert..⸗A. Dr. Davidſohn⸗Berlin) 4 Monate Ge⸗ fängnis und 4000 M. Geldſtrafe, Zollſekretär Recter(Vert..⸗A. Gentil) frei, Behagon(Vert..⸗A. Dr. Ebertsheim) 3 Wochen Gefüngnis und 1000 M. Geldſtrafe. Die Beſtechungsgelder wurden oingezogen Kehl, 24. Jan.(W..) Das hieſige Militärpolizei⸗ ericht hat die beiden Vorſitzenden der Kehler kommuniſtiſchen — Bieger und Roll, wegen Verbreitung kommuniſtiſcher Schriften, die durch einen Elſäſſer nach Straßburg hinübergeſchmug⸗ gelt worden waren, zu ſechs Monaten bezw. einem Jahr Gefängnis verurteilt. Bieger iſt Mitglied des Kehler Bürgerausſchuſſes. Die Verurteilung Rolls erfolgte im Abweſenheitsverfahren. Sportliche Rundſchau. Allgemeines er. Der Zwiſt zwiſchen Turnen und Sport. Der Gautag des Gaues Frankfuyt a. M. beſchloß dem Mittelrheinkreis der Deutſchen Turnerſchaft vorzuſchlagen, die Kreisleitung möge nunmehr die Leicht⸗ 9 weiter ausbauen und die Veranſtaltung beſonderer Veranſtaltungen ördern. Mit dem Frankfurter Verband für Turnſport ſoll nochmals in rbindung getreten werden, ob nicht doch ein einigender Weg zu finden iſt, der wenigſtens in dem Frankfurter Gebiete Turnen und Sport wie bisher ſo auch weiterhin in gemeinſamer Arbeit zuſammenhält. Rudern. Sr. Süddeutſche Regaltatermine. Auf dem Verbandstage des Süddent⸗ Ruderverbandes am Sonntag in Frankfurt a. M. wurden die Re⸗ ttatermine wie folgt feſtgeſetzt: 11.012. Junit Frankfurt a. M.— 18./19. uni: Mainz— 9,/10. Juli: Jechenheim.— 30./31. Juli: Mannheim. Mannheim iſt außerdem ein Städteachter geplant. Winterſport. * Winterſportfeſt in Oberhof. Die auf den Sonntag feſtgeſetzte Bob⸗ leigbmeiſterſchaft von Thür ingen mußte wegen des einge⸗ iretenen Tauwetters ausfallen.— In den übrigen Wettkämpfen war die Beteiligung recht gut und die Schneeverhältniſſe leidlich, Skilanglauf Kl. 1(über 20 Jahre) 10 Kilometer; 1. H. Gebhardt(.⸗C. Erfurt) 28:49,2. Langlauf Kl. 2, 8 Kilometer: 1. Brandau(Schmiedefeld) 28:15,4. Damenlanglauf, 4 Kilometer: 1. Frl. Brummer(Oberhof) 25.57,2. Sprungrennen Kl.&(über 20 Jahre): 1. K. Hoffmann (Oberhof); Kl. B(15—20 Jahre) 1. R. Wagner(Oberſchönau). Jugend⸗ ſprunglauf: 1. H. Behringer(Oberhof). Rodelrennen. Einſitzer: 1. Eisner(Oberhof):02 leine Vorfahrt, S156 Wettfahrten); 2. Gebhardt (.⸗C. Erfurt):08; die ſchnellſte Zeit erreichte Gebhardt, der die 800 Meter⸗ Bahn im 55,2 Sek. durchfuhr. sr. Die deutſchen Eiskunſtlaufmeiſterſchaften verſchoben. Wie uns aus Breslau gemeldet wird, ſieht ſich der Breslauer Eislaufverein, dem die Austragung der deutſchen Eiskunſtlaufmeiſterſchaften für den 80. Januar übergeben worden iſt, gezwungen, dieſe wegen der ungünſtigen Witterung auf einen noch zu beſtimmenden Termin im Monat Februar zu verſchieben. Skirennen in der Schweiz. Am 15. und 16. Jannar fand das erſte kantonale Skirennen des Kantons Graubünden in Lenzerheide ſtatt. Als erſtes kam ein Langlauf von 18 Kilometer zum Austrag. 1. Alex Gerardbille aus Chaux⸗de⸗Fonds kam in.1089 ans Ziel; 2. Mar⸗ garete Florian aus Lenzerheide in:15:7; 3. Friedrich 3 aus Aroſa, .21:58. 2. Damenlauf: 1. Frau Walty aus Kloſters; 2. Frl. Biaſi aus Fhur. 3. Springlauf: 1. Herr Eidenbenz aus St. Moritz(37 Meter); L. Gerandbille; 3. Paterlini aus Lenzerheide. Briefkaſten. Wir bitten für den Briefkaſten beſtimmte Einſendungen auf dem Umſchlag els ſolche kenntlich zu machen.— Anfragen ohne Nämensnennung werden nicht beantwortet. P. 100. 1. Löſen Sie zuerſt ſämtliche Fleiſchſtücke ſorgfältig ab, waſchen Sie dann das Fell mit Seifenwaſſer u. ſpülen Sie es in fließendem Waſſer aus. 2. Dann wird im Verhältnis wie 10:1 Allaun in Waſſer gekocht und dann ebenſoviel Salz zugeſetzt. 3. Man zieht die Felle durch die lauwarme Brühe und legt ſie dann in ein Faß und wendet ſie täglich um, bis man ſieht, daß ſie beim Ziehen anfangen, weiß zu werden. 4. Dann preßt man das Fell aus und hängt es in den Schatten zum Trocknen auf. 5. Dann wird es leicht angefeuchtet, gerollt und über Nacht liegen laſſen. Darauf ſpannt man es auch mit der Fleiſchſeite nach außen. 6. Dann wird es mit Gips geläutert, geklopft und gekämmt und abermals kurze Beit aufgezogen. 5 10 900 Roſen. Fragen Sie bei einer Buchhandlung nach einer jüngſt er⸗ ſchienenen Broſchüre, die alles“ Wiſſenswerte darüber enthält. A. 80. Sie wenden ſich am zweckmäßigſten an das Bezirksamt wegen unentgeltlicher Aufnahme des Mannes in die Irrenklinik. R. E. Ein Zurückbehaltungsrecht kann wegen eines Anſpruches nur geltend gemacht werden, wenn derſelbe auf demſelben xechtlichen Verhält⸗ niſſe beruht, wie die Verpflichtung zur Zurückgabe des Gegenſtandes. Ihr Darlehen ſteht aber⸗ in keinem Zuſammenhang mit dem Fahrrad. Sie können aber Zahlungsbefehl erwirken und dann das Fahrrad pfänden; wenn beſondere Gründe vorliegen, auch ſofort Arreſt zür Sicherung der künftigen Zwangsvollſtreckung erwirken. F. B. Falls im Mietdertrag nichts anderes ausgemacht iſt, ben Sie jederzeit Zutritt zu dem von K f gemieteten Keller. Die Einſchrän⸗ kungen durch den Vermieter ſind alſo nicht berechtigt. ., Sch. Sie haben als Aftermieter keine Verpflichtung zur Reinigung von Flur und Treppe. 3000 W. Da die Sachen nicht durch Ihr Verſchulden verdorben ſind, haften Sie nicht dafür. eeeeeere⸗ Wasserstandsbeobachtungen im Monat ſanuar Pegelstation vom Hatum Welgnein 21 122 23. 2 26 Bemerkungen 1„„„„„0„.49.60.58.57.75.80 abends 8 Uhr K 7 4 4 10 17 4 1 Kachm 2 Uhr RHaxaun 330 444 337342 31 3 Kachm. 2 Uhr Hannheim% 42446 0 2⸗³⁰ 351.49.70 P Kan 1 1 166 1632 Vorw. 2 Uhr Köin 42.69 Machm. 2 Uhr vom Neckar: Mannheim 267 262 260 251.70.90 Vorm 7 Uhr Hiellbronn 1140.30.86 Vorm. 7 Uhr Windetü, Mebel 30. Wetterausſichten für mehrere Tage im voraus. Unbefugter Nachdruck wird gerichtlich verfolgt. 26. Januar: Wolken, Sonne, kalt. 27. Jauuar: Wolkig, teils heiter, normal temperiert. 28. Januar: Bedeckt, vielfach Nebel, kalt. 29. Januar: Wolkig mit Sonne, teils bedeckt, ziemlich kalt. Witterungsbarient. Baro- 5 Höchste meiel, ureiu,—— lieder.] Tenp. semerkunger 5 Stand Imorgens] in 88* zThlag des Vör- atum NR Jor Racht Utter uut 39 2 Wins SBewol. an Gras.] Oras.J den am arag C. kunz Januat 232 2 24— 69 bewelt 2— 7874.6.5 2..2 82 Dewölkt 2. Januar 788.4.2 30—.5 82 bewölkt 23. Januar 759.3.0.2 0 7³⁰ W. 4 27. Iagus- 23 22 8 25. Januar 2. Januar 3⁵ 22 15 33 4 82 dewölkt —— Wilkner hatte für ſeine Mit⸗ Handel und Industrie. „Betriebsvermögen“ nach dem Reichsnotopfergesetz. Als Betriebsvermögen sind diejenigen Gegenstäude an⸗ zuschen, die dem Unternehmen des Steuerpflichtigen gewidmet sind, die also den Betrieben tatsächlich dienen. Aktien oder Anteile an einer ausländischen Erwerbs-Ge⸗ scllschaft werden daher nur dann als Betriebsvermögen des Steuerpflichtigen gelten können, wenn sie in dem Betriebe des Steuerpflichtigen eine Funktion ausüben, die über das bloße Abwerien von Dividenden hinausgeht und den Betrieb als solchen zu fördern geeignet ist. Dies wird bei Handels- unternehmungen, die Aktien ausländischer Gesellschaften be⸗ sitzen, vor allem dann der Fall sein, wenn durch diesen Besitz die Handelsbeziehungen des eigenen Unternehmens tatsächlich befestigt und belebt oder sonst behoben werden, z. B. wenn der Absatz oder Bezug von Waren erleichtert und vermehrt wird. Die bloße Tatsache dagegen, daß Vermögen eines Kauf- manns in einer ausländischen Beteiligung augelegt ist, vermag die Eigenschaft als Betriebsvermögen nicht zu begründen. Bei der Vielgestaltigkeit der in Betracht kommenden Be⸗ ziehungen kann natürlich die Entscheidung nur von Fall zu Fall getroffen werden. Das dem Betrieb einer von Aerzten unterhaltenen Privat⸗ Kklinik dienende Vermögen(Gebäude, Einrichtung der Zim- mer, Wirtschaftsräume, medizinische Instrumente und Appa⸗ rate) stellt steuerbares Betriebsvermögen im Sinne des 8 362 .O. G. dar, falls das klinische Unternehmen als Gewerbe anzusehen ist. Dies wird an sich regelmäßig der Fall sein. Die Eigenschaft eines gewerblichen Unternehmens fehlt jedoch solchen Privatkliniken, welche von Aerzten lediglich zum Zwecke der Ausübung ihres ärztlichen Berufes ohne die Ab- sicht, aus dem Betriebe einen besonderen Gewinn zu erzielen, unterhalten werden. Ob einer Privatklinik der Charakter eines Gewerbebetriebes innewohnt, ist mithin Tatfrage, die unter Berücksichtigung aller in Froge kommenden Umstände zunächst von dem zuständigen Finanzamt und dann im Rechts- mittelverfahren von den Finanzgerichten zu entscheiden ist. ** Dampfkesselfabrik vorm. Arthur Rodberg.-., Darm- stadt. Die in Darmstadt abgehaltene ordentliche Generalver- sammiung der Gesellschaft genehmigte einstimmig den Ab⸗ schluß und die Dividende von 13% gesen 1094 im Voriahr und eine Sondervergütung von 100& pro Stammakctie, woran die neuen Aktien p. r. t. teilnehmen, als Vergütung für frühere ertraglose Jahre. In den Aufsichtsrat wiedergewählt wurde Herr Rechtsanwalt Friedrich König in Mannheim. Neu gewählt wurden Herr Max Rothschild von der Firma J. Adler jun. in Frankfurt a. M. und Herr Generaldirektor Müller von der Firma Gebrüder Stumm G. m. b.., Neun⸗ kirchen. Die Aussichten für die weitere Entwicklung des Ge⸗ schäftsgangs wurden als befriedigend bezeichnet. Silberwarenfabrik Heinrich Scholl-., Pforzheim. Zu Direktoren der in eine Aktiengesellschaft umngewandelten Silberwarenfabrik Heinrich Scholl.-G. in Piorzheim wurden die Teilhaber der bisherigen offenen Handelsgesellschaft glei- chen Namens, Heinrich Scholl, Gustav Scholl und Ferdinand Adler, bestellt. Schwäbische Treuhandgesellschaft.-., Stuttgart. Die einer Reihe württembergischer Banken nahestehende Schwä⸗ bische Treuhandgesellschaft.-G. in Stuttgart hat im letzten Jahr einschließlich 24 Mill.„ Rückstellungen für Steuern und Tantiemen einen Verlust von 114077 aufzuweisen, der vor- getragen wurde. 10096 Dividende() bei der Flensburger Dampfschiffahrts- gesellschaft 1869. Die Gesellschaft bringt für das abgelaufene Geschäftsjahr 1007% Dividende gesen 20% im Voriahr auf das erhöhte, zetzt 6 Mill. betragende Aktienkapital in Vorschlag. Französische Beteiligung an österreichischen Banken. Die Wiener Kommerzialbank beantragt eine Kapitals⸗ erhöhung von 100 Mill. auf 200 Mill. Kr. Zunächet sollen 50 Mill. Kr. ausgegeben werden, wovon die Hälfte eine nahe⸗ stehende französische Industriegruppe übernimmt. Die andere Hälfte wird den Aktionären angeboten. Kapitalserhöhungen. Die Neckarsulmer Fahr⸗ werke beantragen nunmehr die Ausgabe von 10 Mill. Stammaktien mit Bividendenberechtigung ab 1. Oktober 1920 zum Kurse von 110% und berufen gleichzeitig die erste Zahlung von 75/% auf die alten 400 Stück Aktien ein.— Die Oester⸗ reichische Industrie- u. Handelsbank, Wien, beantragt die Kapitalserhöhung von 120 auf 180 Mill. Kronen. Die Aktien sollen den Aktionären angeboten werden und die nicht bezogenen Stücke werden von einem deutsch-schweize⸗ risch-englischen Konsortium übernommen.— Die Leip⸗ ziger Pianofortefabrik H. Zimmermann.G. beantragt die Erhöhung um 2,3 Mill.&.— Die Vereins⸗ bank in Hamburg beschloſß, ihr Kapital um 25 Mill. 4 auf 76 Mill.& zu erhöhen, wohei mitgeteilt wurde, daß mit einer höheren Dividende als im Vorjahr zu rechnen sei.(9/). Personalien. Geh. Rat Hugo Oppenheim, früher Mit- inhaber des Bankhauses Robert Warschauer, das im Jahre 1904 mit der Darmstädter Bank fusioniert wurde, ist am 23. Januar in Berlin gestorben. Eine Reihe von Jahren kindurch be- kleidete er das Amt eines stellv. Vorsitzenden der Darm- städter Bank, von dem er jedoch in den letzten Jahren zurück⸗ getreten ist. Er verblieb aber noch in einer Anzahl von Ver⸗ Waltungen, u. a. bis zu seinem Tode Mitglied des Zentral⸗ ausschusses der Reichsbank und Vorsitzender des Verwal⸗ tungsrates der Bank des Berliner Kassenvereins. Börsenberichte. Mannheimer Eftektenbörse. Manabain, 25. Jan. Die heutige Börse nahm einen ruhigen Verlauf. Indastriepapiere meistens niedriger. Seilindustrie 267., Benz 252., Waggonfabrik Fuchs 420., Heddern- heimer 437., Schlinck 425., Rhein. Elektrizitäts-Aktien 00 Ve und. Su Prabt 28s N FTeitetofetabri Waldhof 470., Zucker Frankenthal 403 G. und Zucker Washäusel 395 G. Dinglersche Maschinen wurden zu 275% und Frei⸗- burger Zieselwerke zu 235% gehandelt. Frankfurter Abendbörse. 0 Frankfurt, as. Jan. ODrahtb.) Heute hatte die Börse einen flauen Tag, denn es gab Rück gänse, zum Teil erheb⸗ liche, auf der Sanzen Linie. Durch die mäbßige Erholung des Dollars trat an der Mittagsbörse gegen Schluß leichte Be⸗ festigung ein. Da auch die Baissespekulation ihre Angriiie eingestellt hat, erfuhren einige Werte Kurserhöhungen. Dazu gehören Montanpapiere, wo Rheinstahl und Oberbedart besser beachtet, die übrigen mäßig anziehend oder sut behauptet blieben. Elektropapiere lagen ruhig. Licht u. Kraft 67½% höher. Chemische Aktien haben sich teilweise erholt. Infolge Deckungen eriuhren verschiedene Industriepapiere Kurs-Auf- besserungen. Hirsch Kupfer und Maschinenfabrik Eßglingen blieben Sesucht. Bergmann stieger 10% Kaliwerke Weste⸗ regeln bei lebhaften Umsätzen 25,“ anzichend. Valutapapiere waren bei stillem Verkehr meist ſester 596 Goldmexikaner erholten sich um ca. 2096. Von deutschen Anleihen lagen 30 Konsols fest. Im kreien Verkeht nannte man Deutsche Petro- 11 1925. Benz- Motoren erholt. 258—260. Lechwerke 8 Der Schlub 203, dessen Bezüge 1975, Holzmann-Aktien 343. gestaltete sich ziemlich lebhaft bei befestigter Haltung. Die nächste Börse findet am Donnerstas, den 2 7. Januar statt. Heueste Drahtherichte. Die Deutsche Bank im ersten Halbjahr 1920. Berlin, 25. Jan.(WB.) Im Aufsichtsrat der Deutschen Bank berichtete der Vorstand über die Entwicklung des Ge⸗ schäfts im ersten Semester 1920, Die Umsätze auf allen Konten seien außerordentlich stark gestiegen und dem⸗ entsprechend die Gewinne erheblich gewachsen. Auf der anderen Seite erreichten jedoch die Handlungsunkosten bereits im ersten Semester 1920 eine solche Höhe, daß sie über die Ausgaben für das volle Jahr 1919 weit hinausgehen. Die Steigerung aller Ziffern ist eine Folge der fortdauernd zu- nehmenden Inflation. Im zweiten Semester 1920 ist eine weitere Erhöhung eingetreten. = Berlin, 26. Jan.(Eig. Drahtb.) Der Aufkauf der Laura⸗ hütte durch Weimann. Die Aktienmehrheit der Vereinigten Königs- und Laurahütte.-G. ist(was schon längere Zeit be⸗ kannt ist. D. Red.) von einem tschechischen Konzern aufge⸗ kauft worden. An der Spitze steht der bekannte tschechische Finanzmann Weimann. Dazu wird noch mitgeteilt, daß diesg„plötzliche Tschechisierung“ eines führenden deutschen Industriekonzerns umso deprimierender wirke, als gerade der bisherige Generaldirektor, Geh. Rat Hilger, der sonst bei allen Wirtschaftsverhandlungen Deutschlands mit den Alliierten als Vertreter der deutschen Interessen herangezogen wurde, an der Spitze der Gesellschaft steht. Berlin, 25. Jan.(Eig. Drahtb.) Ein- und Ausfuhr aus Ungarn. Wie aus Budapest gemeldet wird, hat die ungarische Regierung beschlossen, die Einfuhr aller Waren und Ar⸗ tilkel freizugeben und nur bei solchen eine Einschränkung eintreten zu lassen, die ausgesprochene Luxusartikel sind, wie 2. B. Parfümerien, Juwelen usw. Für Lebensmittel wird ein Ausfuhrkontingent festgelegt. Die Liste der ausfuhrfreien Ar⸗ tikel gelangt nächste Woche zur Veröffentlichung. Bremens Handelsverkehr. Der derzeitige Verkeht macht nur einen gewissen Bruchteil des Friedensverkehrs aus, aber er nimmt stetig zu. Neben den stündigen Baumwollzuiuhren haben jetzt auch Getreide zufuhren einen größeren Um⸗ fang angenommen. In letzteren ist für diese Woche eine weitere Zunahme zu erwarten, da an Baunwolle zurzeit un⸗ Sefähr 133 000 Ballen für Bremen schwimmen. Die Zufuhren von Tabak und Reis sind auch beträchtlich. .-G. für Verkehrswesen, Berlin. Die Gesellschaft schlägt 45%(i. V. 25//), Gesamtdividende vor. = Hamburg, 26. Jan.(Eig. Drahtb.) Rudolf Karstadt .-., Hamburg. Die.-V. genehmigte die Erhöhung des Aktienkapitals von 30 Mill. auf 110 Mitt.. Die neuen Mittel sollen in der Hauptsache für denAnkauf der Spinnereien und Webeteien S. A. Weyl u. Sohn und der Gebrüder Braun- schweiger in Bochold verwendet werden. = Frankfurt, 26. Jan.(Eig. Drahtb.) Frankfurter Börse. Die Zulassung von 5 Mill.„ Stammaktien Nr. 1 bis 5000 der Dinglerschen Maschinenfabrik.-G. in Zweibrücken zur Frank. furter Börse ist beantragt worden. München, 26. Jan.(Eig. Drahtb.).-G. für Leder- fabrikation, München. Die gestrige.-O..-., in der 11 Axktio- näre 1 576 00 Aktienkapital vertraten, genehmiste ein⸗ stimmig die Erhöhung des Aktienkapitals um 2 auf 4 Mill.. Die neuen, ab 1. Januar foar dividendenberechtigten Aktien werden von der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank zu 10096 übernommen mit der Verpflichtung, sie den bis⸗ herigen Aktionären im Verhältnis von 1 zu 1 zu 110% an⸗ zubieten. Begründet wurde die Kapitalserhöhung mit den kohen Preisen für Rohwaren. München, 26. Jan.(Eig. Drahtb.) Maschinenfabrik Esterer.-., Altötting. Die gestrige.-V. genehmigte ein⸗ stimmig die Vorschläge der Verwaltung sowie die Ausschüt⸗ tung einer Dividende von 12½ und einer Sondervergütung von 10% Das ausscheidende Mitglied des Aufsichtsrats, Kommer⸗ zienrat Scheyer(Mannheim) wurde wiedergewählt. Waren und Märkte. Wormser Warenbörse. Die sestrige Warenbörse war stark besucht. Lebensmittel Waren weiter rückgängig, ohne daß besondere Käufe Setätigt wurden. In Euttermitteln bestand bei billigeten Preisen meht Nachfrage. Trockenschnitzel erzielten 1as U, Treber 200 bie 210 K, Palmkuchen 200—21 4, Kokoskuchen 220—230 K, Rapskuchen nach Qualität 160—180 K, La Plata-Mais 350 I, weißer Mais 360„ per 100 kg. Kleesaaten, nur nach Luzerne etwas stärkere Nachfrage, während Rotklee vernachlässigt ist, Provencer Luzerne 3200—3400 I, ital. Luzerne 2700—2900 1, kranz. Rotklee 2800„, piãlz. Rotklee 1200 20&, gereinigte Ware bis 2500%, Saatmais 400—450 die 100 kg. In Rauh⸗ futter war das Geschäft unverändert ruhig. Berliner Metallbörse vom 26. Januar. Preise In Mark für 100 Kg. 2. Januar J 25. Januar 24. Januar 28. Januar Elextrolytkupfer 1800 166³ Aluminlum J. Barr. 30⁰⁰ 2³⁰⁰ Ratkinadekupfer 1375—1400 1280 1275 Einn, auslünd. 18⁰⁰ 4⁰⁰ Blel 480 490 450—40 Kuttenrina 4³⁰ 44⁰⁰ Rohxink(Vh.-Pr.)——— Miokel 4300 4000—400 00.(ir. Verk.) 5⁰ 490—810 Ankimen 500 223 Plattenzink 350 860 30..340 Slider für 1 8. 1010 ſo 805 Auminlum 2850 27⁰⁰ — Berlin, 26. Jan.(Eig. Drahtb.) Neue Preise für Sommer⸗ saaten. Die Preise für Sommersaaten(Absaaten) werden jetzt neu festgesetzt, und zwar bei Roggen auf 2950—2550, bei Weizen, Spelz usw. auf 3100—2700„, bei Gerste und Hafer auf 2900—2500„ pro Tonne. Die Preiserhöhung im mitteldeutschen Braunkohlenreviet. Ueber die den mitteldeutschen Braunkohlenwerken grundsätz- lich zugestandenen Kohlenpreiserhöhungen zum Ausgleich der Lohnerhöhung der Bergarbeiter schweben zurzeit Verhand- lungen. Das Syndikat fordert für je 1 Lohnerhöhung eine Kohlenpreiserhöhung von.2 für die Tonne Brikett und 66 3 kür die Tonne Rohkohlen, Es ist mit etwa 18 Auf⸗ schlag für die Tonne Brikett und 4 für die Tonne Roh⸗ kohlen zu rechnen. Schifisverkehr. Der Dampfer„Frisia“ des Kgl. Holl. Lioyd, Amsterdam, ist am 29. Dezember von Amsterdam abgefahren und am 19. Januar vormittags in Habana angekommen.— Der Dampfer„Zeeland“ der Red Star-Linie, Antwerpen, ist am 6. Januar von Antwerpen absefahren und am 20. Januar vor⸗ mittags in Newyork angekommen.— Der Dampfer„Man⸗ churia“ der American- Linie, Hamburg, ist am 13. Januar von Newyork abgefahren und am 24. Januar vormittags in Ham- burg angekommen. Berantwortlich für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum: ür Feuilleron: A. Maderno; für Lokales und den übrigen redaktionellen Inhalt: Richard Schönfelder; für Handel: Dr. A. Repplez für Anzeigen Karl Hügel. Druck und Verlag: 93 K Dr. Haas, Mannbdetmer General⸗Anzeiger „ m. b.., Mannbeim. E 6, 2. — 0 — NEe 807. 8 lleinvertrete- für Mannheim: A. Bönig und L. Amling, Weingrophandlung 2% 23 Telelon 8 9 6. Seite. Nr, 41. Mannheimer General⸗Anzeiger.(Mittag⸗Ausgabe.) Mittwoch, den 26. Januar 1921. Statt besonderer Anzeige. Rosengartenstrasse 18. Mein innigstgeliebter Mann und treubesorgter Vater, unser lieber Bruder, Schwiegersohn, Schwager, Neffe u. Onkel Herr Josef Meter ist heute nach längerem Kranksein sanft verschieden. Mannheim, Bruchsal, Cannstatt, den 24. Januar 1921. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Clara Meter geb. Bacheſt Ella Neter Die Beisetzung findet in Kuppenheim, am Donnerstag, den 27. d. Mts., nachmittags 2½ Uhr statt. Es wird gebeten, von Beileidsbesuchen abzusehen. 768³ verehrten Chefs des Kenntnis zu geben. Andenken bewahren. fenm JoSbf Meter Mitinhaber der Fa. J08. Meuberger Söhne Der teuere Verstorbene war uns stets ein Vorbild restloser Pflichterfüllung, der volles Verständnis für die soziale Lage seiner An- gestellten hatte und dessen reiche Kenntnisse unsere Bewunderung hervorrief. Wir werden ihm dauernd ein ehrendes MANNHEIM, 24. Januar 1921. bie Angestelllen und Arheiter der Firma Jos. Neuberger Söhne. 1 8094 langiähriger Teilhaber dupch den Tod entrissen. ehrendes Andenken bewahren. tündt Wir erfüllen hiermit die schmerzliche 1 Lanr fl Pflicht von dem Ableben unseres hoch- + 3, 5 iſt ſtets Donnerstag, Freitag und Samstag in Betrieb.7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends. 7674 1 heißes Wannenbad koſtet mur 3 Mk. Miclad Lunauanud Donnerstag, 27. .02ꝗ., nachmitiags 2 h 3 verſteigere ich im Auf⸗ trage der Erben in J 5. Nr. 6,., lmeiſtbietend gegen—35 lschlung: 2 Betten, 1 gr. Schrank, 1 Kommode, 1 eintür. Schrank, 1 Nachttiſch, 1 Klapptiſch, verſch. Stühle, Tiſche, Hocker, 1 Sofa, 1 Küchenſchrank, 1 An⸗ richte mit Tellerbrett, verſch. 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Detekt.-Drama in S Akt bindiaden, zieht einen vollbesetzten Kahn an Tauen an Zallusdtachh,Ortstichker Tapestry-Betivorlagen„„„ 69 (jeder Teil ist für sich abge- einer Bordwand hoch, befreit Vater und Kind aus einem 2 Ab Preieng 8²⁰0 Luftballon, indem er sich an das herabhängende Seil Imit. Perservorlagen—2 ˙* 29.78 eitag: 79 hüngt und, als dleses ihn mit in die Lüfte zicht, es 8 die brennende— e eeeeee Imit. Smyrnavorlagen 59 Er ist nicht nur allein der Hauptdarsteller, zondern städtcheui Schwarz⸗ Künstler-Druck-Garnituren Zur Mor SrrSie die Sensation. wald oder ſenſt. Plaß lemin Zteilig, schöne Muster 169- 7 Tempo,, Preiheit, Boweklichkeit in di iiieee 38 26 8 àm Ring 8 6. 2 n Einwahnern nach, wwo itallenischen Großfilm, der jeden mitreißt. ſich noch 777 Etamin kartiert, 150 em breit Wein⸗ ABschlas kein Kine ſür Gardinen, Bettdecken etc. Mtr. 29.75 ebsi einem lustigenbeiprosramm! wegen Geschäfesaufgabe befindet. 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Für Briefe bis 20 Gramm 60 Pfennig, über 20 bis 250 Gramm 1,20 Mart, für Poſtkarten 40 Pfennig, für Druck⸗ ſachen bie 50 Gramm 20 Pfennig, über 50 bis 100 Gramm 40 Pfennig, über 100 bis 250 Gramm 60 Pfennig, über 250 bis 500 Gramm 80 Pfennig, über 500 Gramm bis 1 Kilo 1 Mark, für Geſchäftspapiere lebenſo wie für Miſchſendungen) bis 250 Gramm 60 Pfennig, über 250 bis 500 Gramm 80 Pfennig, über 500 Gramm bis 1 Kilo 1 Mark, für Warenproben bis 250 Gramm 60 Pfennig, über 250 bis 500 Gramm 80 Pfennig, für Päckchen bis 1 Kilo 2 Mark, für Pakete in der Nahzone bis 5 Kilo 3 Mark, über 5 bis 10 Kilo 6 Mark, über 10 bis 15 Kilo 12 Mark, über 15 bis 20 Kilo 18 Mark, in der Fernzone dementſprechend 4, 8, 16, 24 Mart. Beabſichtigt iſt ferner die Einführung einer Min⸗ deſtjahresgebühr im Zeitungsverſand von 1,80 Mark für die Jahresnummer, ſowie die künftige Erſtattung der der Poſt, wenn ſie die Verpackung der Zeitungen anſtelle des Verlegers be⸗ ſorgt, hieraus erwachſenden Selbſtkoſten. Hierzu kommen einige Aenderungen von Gebühren der Poſtordnung, die nach Genehmigung durch den Reichsrat im Wege der Verordnung ein⸗ zuführen wären, nämlich die Erhöhung der Einſchreibe⸗ gebühr auf 1 Mark, die Einführung einer vom Empfänger zu entrichtenden Gebühr von 50 Pfennig für die zweite Vorzeigung von Poſtaufträgen und Nachnahmen, wenn der Empfänger Friſt und eine zweite Vorzeigung verlangt hat, ferner die Erhöhung der Eilbeſtellgebühr für Briefe im Orts⸗ bezw. Landbeſtellbezirk auf 1,50 Mark und 5 Mark, ſowie für Pakete auf 2,50 Mark bezw. 5 Mark, ferner beim Verkauf der amtlich herausgegebenen Poſt⸗ karten, Poſtanweiſungen und Kartenbriefe die Erhebung eines Zu⸗ ſchlags in Höhe der Selbſtkoſten für das Papier. Der Entwurf eines Geſetzes zur Aenderung des Poſtſcheckgeſetzes ſieht vor die Feſtſetzung der Zahlkartengebühr auf 25 Pfennig bei Be⸗ trägen bis 50 Mark, 50 Pfennig bei Beträgen über 50 bis 500 Mark, 1 Mark bei Beträgen über 500 bis 1000 Mark und 2 Mark bei Be⸗ trägen über 1000 Mark, ferner bei den baren Auszahlungen durch Poſtſcheck die Erhöhung der feſten Gebühr von 10 auf 30 Pfennig. Nach einem weiteren Geſetzentwurf über die Aenderung der Tele⸗ graphengebühren ſoll die Wortgebühr für Telegramme künf⸗ tig betragen bei gewöhnlichen Telegrammen 30 Pfennig, mindeſtens 3 Mark, bei Preßtelegrammen die Hälfte dieſer Sätze. Von den vom Poſtbeirat angeregten Aenderungen iſt der Reichs⸗ poſtminiſter bereit, dem Reichsrat die Einfügung einer Gewichts⸗ ſtufſe beim Brieftarif für Briefe über 20 bis 100 Gramm zum Gebührenſatz von 80 Pfennig zu empfehlen, ferner bei den Druck⸗ ſachen die Ermäßigung der beiden erſten Gebührenſätze von 20 und 40 Pfennig auf 15 und 30 Pfennig, ſowie die Herabſetzung der Einſchreibegebühr auf 80 Pfennig, dies im Hinblick darauf, daß hierdurch das geldliche Ziel der Vorlage vorausſichtlich nicht in Frage geſtellt wird. Städtiſche Nachrichten. Proteſtverſammlung der Maunheimer Obſt⸗ und Gemüſehändier. Der Verein der ſelbſtändigen Obſt⸗ und Gemüſe⸗ händler hatte, ſo wird uns geſchrieben, vergangenen Samstag in den oberen Saal des„Eichbaüm“ eine ſtarkbeſuchte Proteſt⸗ verſammlung einberufen, um zu den kürzlich in den eitungen erſchienenen Ausführungen des ewerkſchaftlich⸗genoſſenſchaftlichen Verbraucherausſchuſſes betr. den Markt⸗ und Ladenhandel in Ge⸗ müſen Stellung zu nehmen. Die Verſammelten beſchloſſen, folgende Richtigſtellung zu veranlaſſen: Bereits im Herbſte, als der Zwiebelpreis 45 Pfg. betrug, verlangte der Handel eine Erhöhung des Preiſes E5 50 Pfg., da die Preiſe an den Erzeugerplätzen ſteigend waren. D eſe Erhoͤhung wurde in der Preisprüfungsſitzung abgelehnt. Die Preiſe gingen an den Erzeugerplätzen dauernd höher, ſodaß in einer der nächſten Sitzungen der Preis auf 60 Pfg. feſtgeſetzt werden mußte. Es war dem Handel nicht möglich, größere Ankäufe zu machen und ſo mußte der Preis auf 80 Pfg. erhöht werden. Dem Handel war es dort⸗ mals möglich, große Ankäufe zu machen, ſadaß dieſer Preis längere Zeit gehalten werden konnte. Erſt als die Pare zur Neige ging, wurde der Preis auf Verlangen des Hande 73 90 Pfg. erhöht, da die Erzeugerpreiſe weiter geſtiegen waren. Der Handel deckte ſich wieder ein und hat heute noch von der dort gekauften Ware Vorräte. Die Nachfrage nach Zwiebeln iſt ſeit längerer Zeit gering. Auf dem Markte iſt dauernd ein Ueberangebot zu verzeichnen. Es kann alſo von einem Zurückhalten der Ware keine Rede ſein. Der Handel würde die Zwiebeln gerne verkaufen, wenn er ſie nur los⸗ bringen könnte. Hätte man dem Handel ſeinerzeit geſtattet, Zwiebeln — 50 Pfg. zu verkaufen, ſo hätte er noch billig einkaufen und ein eil der Berbraucher hätte ſich billig eindecken können. Genau ſo war es mit den Zwetſchen. Man konnte ſich nicht dazu ver⸗ ſtehen, den Preis um 10 Pfg. zu erhöhen und ließ unſere badiſchen Zwetſchen lieber ins Rheinland und nach Norddeutſchland gehen; die Folge war, daß die Mannheimer Beoölkerung faſt gar keine Sontae zu ſehen bekam. Ein Mitglied der Kommiſſion erklärte denn auch anläßlich der der Preiſe für Aepfel:„Wenn wir für Aepfel keine Preiſe feſtſetzen, die den Preiſen an den Er⸗ zeugerorten entſprechen, bringen wir die Verbraucher genau ſo um die Aepfel, wie wir ſie um die Zwetſchen gebracht haben. Dieſer Vorwurf wurde von der Kommiſſion ſtillſchweigend hingenommen. Der Erzeugerpreis—5 Spinat wechſelt täglich Trotzdem ſucht der Händler den feſtgeſetzten Richtpreis einzuhalten. Daß der Preis trotzdem unterſchritien wird, hat man öfters zu beobachten Gelegenheit, denn bei großer Zufuhr ſinkt er unter den Wenn der eine oder andere Händler ungerechtfertigte Preiſe verlangt, ſo kann man nicht den geſamten dafür verantwortlich machen. Was ſeit Wochen an deutſchem Rotkraut und Weißkraut an den Markt kam, war in der Qualität vollkommen unbefriedigend. Durch den frühen Froſt iſt das Kraut erfroren, es ſieht außen wohl ſchön aus, bei der Zubereitung findet man jedoch, daß ſehr viel weggeworfen werden muß und daß viele Köpfe innen faul ſind. Die Hausfrau kauft deshalb lieber ausländiſchen Rot⸗ und Weißkohl, der ſcheinbar teurer iſt, ſich jedoch in Wirklichkeit nicht teuerer ſtellt wie inländiſches Gemüſe, da er geſund, von guter Qualität iſt und beim Zurichten faſt keinen Abfall ergibt. Daß der Händler in den Preisprüfungsſitzungen mit ſeiner Bemerkung, daß kein Rotkohl da wäre, recht hatte, 11 durch die Tatſachen bewieſen, denn ſeit zirka 14 Tagen ſind die Zufuhren von deutſchem Rotkohl und Weißkohl faſt vollſtändig ausgeblieben. Wenn in den Sitzungen behauptet werd, die en in Rotkohl und Weißkohl genügen pollſtändig, dann muß man doch fragen, ob eine Zufuhr von viel⸗ leicht 20—30 Zentner inländiſchem Rotkohl und Weißkohl für eine Stadt von 250000 Einwohnern genügt. Die Zufuhr genügt aller⸗ dings unter den jetzigen Verhältniſſen vollſtändig, ja ſogar die Hälfte reicht aus, denn die Hausfrau iſt ſchon ſo oft mit dem Gemüſe hereingefallen und läßt es liegen. Man laſſe die Hausfrauen in den Zeitungen zum Worte kommen. Wir wollen dann ſehen, ob ſie in jetziger Zeit lieber deutſchen Rotkohl zu 60 Pfg. oder aus⸗ ländiſchen zu 90 Pfg. bis 1 Mk. kauft. Die Kontrollbeamten dürften doch ſtets Gelegenheit haben, zu bemerken, daß die Hausfrau deutſches Rotkraut und Weißkraut ſtehen läßt, wenn ausländiſche Ware am Markte iſt Wäre das deutſche Kraut gut und billiger, dann würde ſie ſicher kein Holländer kaufen. Uebrigens verlangen die Erzeuger in letzter Zeit für Rotkohl und Weißkohl Preiſe, die ſchon höher als die feſtgeſetzten Richtpreiſe ſind. Auch der Händler hat genügend Nationalbewußtſein, um in gegebenen Fällen der deutſchen Ware den Vorzug zu geben; wenn er die ausländiſche Ware vorzieht, dann tut er dies nicht, weil er daran mehr verdient, ſondern weil die Ware beſſer iſt und vom Ver⸗ braucher verlangt wird. Auch der Gewinn an ausländiſcher Ware wird kontrolliert. Die Preiſe für Rotkohl und Weißkohl unterliegen der Genehmigung der Preisprüfungsſtelle. In der gewerkſchaſtlec genoſſenſchaftlichen Verbraucherſitzung, in der keine Händler an⸗ weſend waren, konnte man gut Behauptungen aufſtellen, da niemand da war, der ſie widerlegen konnte. Es dürfte den betr. Herren aber wer fallen, den Beweis für ihre Behauptungen zu erbringen. enn die Herren den Erzeugern täglich ſagen, ihr braucht euer Zeug nicht zu bringen, die Verbraucher ſollen was anderes eſſen, oder egen die Einfuhr ausländiſcher Gemüſe ſind, ſo muß man doch agen, daß ſie einen ſonderbaren Begriff von der Volksernährung haben. Die Bevölkerung hat während der Kriegsjahre Rüben und Dörrgemüſe zur Genüge hegalee Der Handel iſt gerne bereit, beim Preisabbau mitzuwirken. In jetziger Zeit jedoch, wo wir faſt aus⸗ ſchließlich auf Obſt und Gemüſe aus der Herbſternte angewieſen ſind, das durch Verderb infolge der langen Lagerung jeden Tag weniger wird, iſt an einen Preisabbau nicht zu denken, denn der Händler muß ſich nach den Preiſen richten, die er dem Erzeuger bezahlt. Dder Abbau muß beim Erzeuger einſetzen. Es wäre Sache der zuſtändigen Stellen, dahingehend zu wirken. Wie die den Obſt⸗ und Gemüſepreiſen mit an billigſter Stelle. pp. Der Kampf der Frau im wirtſchaftlichen Leben. Ueber dieſes Thema ſprach geſtern abend in der Aula der Handelshochſchule die Vorſitzende des Verbandes der weiblichen Handels⸗ und Büͤro⸗ angeſtellten(V. W..), Gertrud Israel⸗Berlin, vor einem in der Hauptſache weiblichen Publikum. Die Vortragende ging davon aus, daß die ſtaatsbürgerliche Gleichberechtigung der Frau in der Praxis doch nicht zu einer völligen Gleichſtellung geführt habe. Man müſſe anerkennen, daß ſich im Vergleich zu früher die Betätigungs⸗ möglichkeit der Frau als Glied der Volkswirtſchaft erhöht habe, daß eine Reihe ſozialer Geſetze die weiblichen Angeſtellten den männ⸗ lichen gleichſtelle, daß man aber z. B. die Frau nicht für fähig halte, das Beiſitzeramt bei Kaufmannsgerichten auszuüben, während man ihr z. B. die Mitentſcheidung in Schlichtungsausſchüſſen, bei denen es ſich vielfach um viel bedeutendere Entſcheidungen handelt, zu⸗ geſteht. Aus der Verſchiedenartigkeit der Frau in geiſtiger und ſeeli⸗ das Lebenswerk Wilhelm von Waldeyers. Mit Wilhelm Waldeyer, dem Vierundachtzigjährigen, iſt der Altmeiſter unſerer Anatomie aus dem Leben geſchieden. Genera⸗ tionen von deutſchen Aerzten ſtammen aus ſeiner Schule und ge⸗ denken oft noch nach Jahren der lebendigen Praktika und der ſtrengen, aber wohlwollenden Prüfungen ihres einſtigen Lehrers. Als Zwanzigjähriger, im Jahre 1856, bezog Waldeyer, ein ge⸗ bürtiger Braunſchweiger, die Univerſität Göttingen, um ſich zunächſt dem Studium der Mathematik zu widmen. Aber bald lockten den jungen Studenten mehr die Vorleſungen des Anatomen Henle, der auch bald ihn zum Studium der Medizin hinüberzog. 79—9 ziemlich jung erkannte man in Waldeyer eine zukünftige Größe. Am 23. Juli 1861 beſtand er die Doktorprüfung, ein Jahr ſpäter das Staatsexamen. Seine Aſſiſtentenzeit verlebte Waldeyer in Königsberg und Breslau, bis er 1867 das neugegründete Extra⸗ ordinariat für pathologiſche Anatomie in der letztgenannten Univer⸗ ſitätsſtadt einnahm. Fünf Jahre ſpäter finden wir Waldeyer als Ordinarius für Anotomie in Straßburg. Hier wirkte er bis 1883, um dann einem Ruf an die Univerſität Berlin Folge zu leiſten. Die Reichshauptſtadt ward ſomit dem Gelehrten zur Hauptſtätte ſeines Wirkens und zum Hafen ſeines Alters. Nachdem Waldeyer ſich der Anatomie zugewendet hatte, arbei⸗ tete er zunächſt ſpeziell auf dem Gebiete der pathologiſchen Ana⸗ tomie, wobei ſich ſeine ſämtlichen Arbeiten durch eine vorbildliche Gründlichkeit und Vielſeitigkeit der Behandlung des Einzelgeg en⸗ ſtandes auszeichnen. Um die Wende der ſechziger zu den ſiebziger Jahren hat er vornehmlich über Karzinome gehandelt. In ſeinen Arbeiten trat er in ſchroffen Gegenſatz zu den Anſichten Virchows, in denen er die Krebszellen für Epithelzellen und Abkömmlinge normaler Epithelzellen anſprach. Waldeyers Arbeiten auf dieſem Sebiete ſind grundlegend für die weiteren Forſchungen geworden. Späterhin iſt Waldeyer zur normalen Anatomie zurückgekehrt und hat beſonders den Bau und die Entwicklung der Bindeſubſtanz zum Gegenſtand ſeiner Forſchungen gemacht. Einer Monographie über die Zähne folgten Arbeiten über die Gehirnnerven, die Gehör⸗ ſchnecke und die Herausgabe des Atlaſſes der menſchlichen und tieriſchen Haare. Auf chirurgiſch⸗gynäkologiſchem Gebiete ſind ſeine Arbeiten über die Topographie der Bauchhöhle von Bedeutung ge⸗ worden. Die große Zahl der Referate und Sammelreferate anzu⸗ führen, die Waldeyer in zahlreichen Zeitſchriften veröffentlicht hat, würde zu weit führen. Als Waldever vor vier Jahren ſeinen achtzigſten Geburtstag feierte, konnte er als Dank für ſeine Lebensarbeit eine Fülle von Ehrungen entgegennehmen, die ein dankbares und damals noch ungebrochenes Deutſchland ihm zu Füßen legen konnte. Die Ehrungen waren, wie geſagt, wohl verdient, denn nur ſelten hat Deutſchland einen Gelehrten beſeſſen, der eine ſolche Fülle von Arbeitslaſt auf ſeinen Schultern trug, wie Wilhelm Waldeyer. Bis in ſein Greiſenalter hinein leitete er das anatomiſche Inſtitut der Berliner Univerſität, hielt über faſt die geſamte menſchliche Ana⸗ viomie Vorleſungen, leitete perſönlich den Präparierſaal, beaufſich⸗ tigte ferner die mikroſkopiſch⸗anatomiſchen Kurſe und war auch als Mitglied des Herrenhauſes politiſch in Anſpruch genommen— fürwahr ein Betätigungsfeld, das fruchtbar zu beackern nur einem ganz Großen, wie Wilhelm Waldeyer, möglich war. Runſt und wiſſen. . Die ſterbende Operette. Der Operette, die lange roße Theatergeſchäft war, geht es nicht mehr gut. Die großen erienerfolge der früheren Jahre bleiben aus. Das macht ſich be⸗ onders in Berlin fühlbar. dieſer Spielzeit haben faſt alle erliner Operettenbühnen die von ihnen im Herbſt herausgebrachte Operette durch eine andere Novität erſetzen müſſen. Direktor Charls von der Komiſchen Oper will ſein Haus ſchon zu Oſtern hergeben. Max Epſtein unterſucht in einem Auffatz ſeiner„Freien Deutſchen Bühne“ die Urſachen der ſinkenden Operettenkonjunktur, Er ſtellt feſt, daß ſich„die alte Operette der Wiener Gattung überhaupt auf einer abwärts gleitenden Linie befindet. Nur durch ungeheure An⸗ ſtrengungen an Ausſtattung und Darſtellung iſt es noch möglich, das ganze Genre am Leben zu erhalten und wenigſtens für einige Monate hohe Einnahmen zu erzielen. Neue Formen werden ge⸗ funden werden müſſen, wenn nicht die Gattung der leichten muſi⸗ kaliſchen Unterhaltung überhaupt zugrunde gehen ſoll. Es ſcheint eine Neigung zur Revue, zu einer mehr geiſtreichen Formung des Singſpiels mit geringeren Mitteln an ausführendem Perfonal hoch⸗ kommen zu wollen.“ Direktor James Klein, der an Stelle von Charlé in die Ber⸗ liner Komiſche Oper einziehen wird, will denn auch das Haus in eine Reyue⸗Bühne umwandeln. Mammutknochenfunde in London. Im belebteſten Teile Londons, in Regentſtreet, ſind bei Grabungen Knochen gefunden worden, die von einem Mammut herrühren. Das Tier, deſſen Ueberreſte hier ans Licht traten, iſt vor vielen tauſend Jahren über die Stätte des heutigen Londoner Weſt⸗End geſchritten. Viel⸗ leicht wurden aber auch dieſe Knochen an die Fundſtelle geſpült, denn 83 bat einmal das Flußbett eines mächtigen vorgeſchicht⸗ lichen Fluſſes gelegen. Hochſchulnachrichten. Der langſährige ordentliche Profeſſor * Schweizer Geſchichte an der Univerſität Bern, Profeſſor Dr. obler, wird aus Geſundheitsrückſichten im Frühſahr 1921 zu⸗ rücktreten.— Der bekannte Romaniſt der Berliner Univerſität, S Heinrich Morf, ein Schweizer, iſt an den Folgen einer peration im Krankenhauſe Thun geſtorben.— Wie wir hören hat der Forſtmeiſter Dr. Dieterich in Möſſingen i. W. den Ru als planmäßiger a. o. Profeſſor der Forſtwiſſenſchaft an der Uni⸗ verſität Freiburg unter Verleihung der Amtsbezeichnung und der akademiſchen Rechte eines ordentlichen Profeſſors auf 1. April 1921 angenommen.— Der Staatsſekretär im Reichsminiſterium ſür den Wiederaufbau, Guſtav Müller, ift anläßlich der Jahrhundertfeier des Vereins zur Förderung des Gewerbefleißes zum Dr. ing. ehren⸗ halber von der Techniſchen Hochſchule in Stuttgart ernannt worden. — Im Februar findet eine Konferenz der deutſchen Hochſchulen ſtatt, auf der a. die Frage der Erhöhung der Kollegiengelder beraten werden ſoll. Zeit das Marktberichte ſänntlicher Großſtädte beweiſen, ſteht Mannheim— ſcher Hinſicht gegenüber dem Manne folgert die Vortragende die Notwendigkeit einer rein weiblichen Berufsvertritung bezw. Organi⸗ ſation. Sie beſaßte ſich etwas eingehender mit den Angeſtelltenver⸗ bänden, die auch Frauen als Mitglieder aufnehmen und von denen ſie überzeugt iſt, daß ſie die Intereſſen der weiblichen Mitglieder nicht in dem Maße wahren wie die der männlichen, ja nicht wahren können. Der V. W. A. wolle an ſeinen Mitgliedern Erziehungs⸗ arbeit leiſten, eingedenk der Tatſache, daß heute eine ganz andere Verantwortung auf den Schultern der Arbeitnehmerſchaft ruhe, als früher. Ein großes Maß an Rechten ſei Arbeitern, Angeſtellten und Beamten gegeben worden, aber ſie trügen auch in allererſter Reihe die Verantwortung für die Hebung unſerer Volkswirtſchaft und der geſunkenen Moral, die ja letzten Endes die Triebfeder der Volkswirtſchaft ſei. Frl. Israel ſpricht dem Manne die Fähigkeit ab, Frauen organiſieren zu können. Es ſei die Aufgabe der Frau, in der Wiederheraufholung geiſtiger, ſittlicher und ſeeliſcher Kräfte der Schrittmacher zu ſein. Bezüglich der Zuſammenarbeit des V. W. A. mit dem Deutſchn itionalen Handlungsgehilfenverband ſei zu ſagen, daß der V. W. A. die deutſchvö kiſche Grundlage ablehne, daß beide aber gemeinſam die größeren Geſichtspunkte voranſtellen im Gegenſatz zu den andern Organiſationen, da beide die Ange⸗ ſtelltenbewegung in einem weiteren Sinne auffaſſen, nämlich in der Erziehung zu möglichſt tüchtigen Gliedern der Volkswirtſchaft. Die Ausführungen wurden mit lebhaftem Beifall gedankt. Es ſchloß ſich eine kurze Diskuſſion an. veranſtaltungen. Mitgliederverſammlung des Hausfrauenbundes. Morgen Don⸗ nerstag abend findet im alten Rathaus die erſte Mitgliederver⸗ ſammlung im neuen Jahre ſtatt. Zunächſt werden die zwiſchen dem Hausfrauenbund und dem Zentralverband der Hausangeſtellten verein⸗ barten Richtlinien für Löhne belanntgegeben. Da über die Höhe des 8 für Hausangeſtellte immer noch viel Unklarheit herrſcht wie häufige nfragen beweiſen, wird auch darüber Auskunft erteilt na enauen Informationen beim Finanzamt. Außerdem ſollen die Haus⸗ rauen Stellung nehmen zu der ſtelltenſteuer, die in muͤnchen Städten ſchon beſchloſſen iſt. Die Beſprechung der Lebensmittel⸗ verſorgung und verſchiedener hauswirtſchaftlicher Fragen Einrichtung von Nähkurſen ꝛc.) dürfte die Hausfrauen wohl intereſſieren. Aus dem Lande. Perſonalveränderungen im badiſchen Staatsdienſt. Verſetzt wurde mit Wirkung vom 15. Februar Oberſteuer⸗ inſpektor Scholl beim Finanzamt Mannheim als Vorſtand an das neu zu errichtende Finanzamt Buchen. Ernannt wurden Amtmann Ludwig Gotthold zum Re⸗ gierungsrat im Miniſterium des Innern unter vorläufiger Beur⸗ laubung auf di⸗ Dauer eines Jahres und Oberlehrer Jakob Fath an der Volksſchule in Ziegelhauſen, Amt Heidelberg, zum Schulleiter mit der Amtsbezeichnung Rektor daſelbſt. Vom Evang. Landesverein für Innere Miſſion. Mit der Verwaltung der Erziehungsanſtalt Weingarten iſt In⸗ ſpektor Beck vom Schwarzacher Hof beauftragt worden. An ſeiner Stelle iſt Direktor Brenner, bisher Leiter der Privat⸗Realſchule in Lahr, zum Direktor der Erziehungsanſtalt Schwarzacher Hof er⸗ eP. nannt worden. Ein mißglückter Ueberfall. & 8 26. Jan.(Priv.⸗Tel.) Zu dem aufſehenerregen⸗ den Vorfall in Eberbach, über den wir geſtern berichteten, wird noch folgendes mitgeteilt: Schon vor einigen Monaten 90 hier eine Aufforderung der amerikaniſchen Behörden ein, die beiden Deutſchamerikaner in Haft zu nehmen und——— Da jedoch die Amerikaner nicht berechtigt ſind, ein ſolches Anſinnen zu ſtellen, 98 die Gendarmerie dieſe Aufforderung abgelehnt. In jenem Haft⸗ efehl war angegeben worden, daß beide Männer, bezw. einer von ihnen auf der Flucht aus Amerika einen Mord begangen hätten. Dies wird jedoch von den beiden beſtritten und als Vorwand der amerikaniſchen Behörden bezeichnet. Wie man jetzt hört, haben bereits vor einigen Wochen zwei amerikaniſche Detektivs verſucht, der Beiden habhaft zu werden, die Sache mißlang jedoch damals, — beide Detektive von den amerikaniſchen Behörden entlaſſen wurdeg. Heidelberg, 26. Jan.(W..) Das„Heidelberger Tageblatt“ meldet zu dem Vorfall: Die beiden Deutſchamerikaner entſtammen ſehr und reichen Familien. Es handelt ſich um die Herren Bergdoll, Sohn eines deutſchamerikaniſchen vielfachen Millionärs und Stecker. Ihre Vorfahren ſind in den 48er Jahren nach der Neuen Welt ausgewandert und haben es dort zu—— Anſehen gebracht. Als Amerika an Deutſchland den Krieg erklärt hatte, hatte ſich Bergdoll geweigert, Kriegsdienſte im amerikaniſchen Heere zu leiſten und war dieſerhalb zu einer Zuchthausſtrafe verurteilt worden. Stecker hatte vor dem Kriege 12 Jahre lang in der nord⸗ amerikaniſchen Armee gedient und war, als er gegen das Heimat⸗ land ſeiner Vorfahren kämpfen ſollte, deſertiert. Die verhaf⸗ teten Amerikaner, ein Detektiv und ein Sergeant gaben an, daß ie den +2 hatten, nach den beiden Entflohenen, die auf aben⸗ euerliche Weiſe den Weg über den Ozean nach Eberbach gefunden hatten, zu fahnden. Der Detektiv hatte den Auftrag zur Fahn⸗ dung, aber nicht zur Verhaftung. * & heidelberg, 26. Jan.(Priv.⸗Tel.) Die unbekannte Perſon, die ror einigen Tagen ſpät abends in den Neckar ſprang und wahr⸗ ſcheinlich ertrunken iſt, dürfte ein 16jähriger Mechanikerlehrling von hier ſein, Eppelheimerſtraße wohnhaft. Seine Mütze wurde am Neckarufer gefunden. Wetterdienſtnachrichten der badiſchen Landeswetterwarte in Karisruhe. Beobachtungen vom Mittwoch, den 26. Januar. 1921, s Uhr morgens(MEZ.) 9 Auf Grund land⸗ und funkentelegraphiſcher Meldungen. Luftdruck Temp. Wind Niederſchlag der Ort in NN—— Fichmm. Störte Wetter legten 250 Stund. Hamburggg 757.4 5 SwW ſſchwach Nebel 3 Königsberrg—————— SBPB 769 2 5 NW/ ſſchwach Regen 2 rankjurt a. M 765.5 3 Sw ſichwach Nebel 1 ünchen 767.8—0 SW ſſchwach bedeckt 5 Kopenhagen. 756.4—0 8 ſſchwach Dunſt 1 Stockholmm——————9 Haparanda—————— Bobßz 7504—4 Nſſchwach] wolkig 0 Paris 767.9 7[Wosw ſſchwach bedeckt 1 Surſch 2 96„„*———— R— Beobachtungen badiſcher Wetterſtellen(726 morgens) Lufi⸗Ten 9 55 druck vera- 5 8 2 Wind E 4— Be⸗ S 3 35 8 m 1 G 88 888 8 Richt/Stärt, 8 8 ee Wertheim...151 766.0 2 8 1Sw ſdeicht 0 Königſtuhl. 563 760.2 5] 4—2Sw leicht e 3 Karlsruhe.. 1277667 4 4 3 W lleicht 1 Baden⸗Baden 213 767.00 6 8 4JSWfteicht 3 Villingen.. 715 778 34 2 6—A1ESWmäß Pecat 0 eldherg. Hof 1281 655.00 0 3/ 0Sw ſleicht Kabu 0 P——4— Allgemelne Witterungsüberſicht. Unter dem Einfluß des über Deutſchland lagernden höhon Druckes ließen geſtern im Laufe des Tages die Niederſchläge nach, ohne daß es aber zu Aufklärungen kam. Vielfach herrſchte am Abend Nebel. Ueber nacht hat ſich wieder das nördliche Tiefdruck⸗ gebiet ſüdwärte ausgedehnt und bringt erneut energiſchen Zufluß warmer Weſtwinde, ſodaß die Gefahr eines Kälteeinbruches wieder als überwunden gelten kann. Vorausſichtliche Witterung bis Donnerstag, 27. Jan., nachts 12 Uhr Wolkig bis neblig, zeitweiſe aufklärend, zumeiſt trocken, mild, 3 —————————————————— ** . Seite. Nr. 42. Maunheimer General⸗Anzeiger. cbend· Ausgabe.) Mittwoch, den 26. Januar 1921. ———————— Handelsblaf Das deutsch-österreichische Wirtschafts⸗ Abkommen. Vom Eisen- und Stahlwaren-Industriebund in Elberield Wird uns geschrieben: Da die Voraussetzungen für den im „Jahre 19085 zwischen dem Deutschen Reich und der ehemaligen Ssterreichisch- ungarischen Monarchie abgeschlossenen Han- dels- und Zollvertrag tiefgreifende Aenderungen erfahren haben, die die weitere Anwendung dieses Vertrages in vollem Umfange nicht mehr tunlich erscheinen lassen, haben sich die deutsche und die österreichische Regierung verständigt, bis zum Abschluß eines endgültigen Handelsvertrages ein vor⸗ läufiges Abkommen aur Regelung ihrer beiderseitigen Wirtschaftlichen Beziehungen zu treffen. Dieses Abkommen ist jetzt in Kraft getreten. Es seien aus diesem Ablcommen die folgenden wichtigen Punkte hervorgehoben: Die vertragschlichenden Teile verpflichten sich, mit einigen Selbstverständlichen Ausnahmen, den gegenseitigen Verkehr durch keinerlei Einfuhr, Ausfuhr- oder Durch⸗ fuhrverbote zu hemmen. Solänge die durch die wirt⸗ schaftlichen Folgen des Krieges veranlaßten außerordentlichen Verhältnisse bestehen, behalten sich die vertragschließenden Teile die Freiheit vor, die Einfuhr und Ausfuhr von Waren auch in ihrem gegenseitigen Verkehr Verboten oder Beschrün- kungen zu unterwerien, doch werden die vertragschließenden Teile grundsätzlich bestrebt sein, entsprechend der wirt⸗ schaftlichen Lage auf den Abbau hinzuwirken. Neue Ein⸗ oder Ausfuhrverbote finden keine Anwendung auf Waren, die am Tage der Bekanntmachung bereits zur Beförderung auf⸗ Segeben waren. Die beiden Regierungen sind bereit, den nach Maßgabe der bestehenden Vorschriften erteilten Ein- und Aus⸗ fuhrbewilligungen für die Dauer ihrer Gültigkeit volle Wirk⸗ zamkeit zu sichern, selbst wenn die erwähnten Ein- und Aus⸗- fuhrvorschriften nachträglich eine Aenderung erfahren sollten. Eine erteilte Bewilligung kann widerrufen werden, sofiern sie dringende öffentliche Interessen gefährdet, sofern sie auf Grund unrichtiger Angaben oder durch unlautere Mittel er⸗ Langt ist. Beide Teile sichern sich wechselseitig zu, daß, wenn aus Gründen, die nachweislich außerhalb des Verschuldens der Parteien liegen, bereits erteilte Ausfuhrbewilligunsen nicht rechtzeitig ganz oder teilweise ausgenutzt werden konnten, auf Antrag eine Verlängerung der Bewilligung erfolgen wird, sofern die Voraussetzungen der erstmaligen Bewilligung noch fortbestehen. In keinem Falle wird die Verlängerung lediglich aus dem Gesichtspunkte inzwischen neu eingeführter Ausfuhrvorschriften verweigert werden. Soweit für die Frage der Erteilung von Ausiuhrbewilligungen die Preishöhe der Ausfuhrware entscheidend ist, werden die vor der Aufstellung von Preisbestimmungen oder von neuen Preisbestimmungen abgeschlossenen Verträge hiervon in der Regel nicht berührt, wenn beim Abschluß der Verträge den damals geltenden Preis- bestimmungen Rechnung getragen worden ist und entweder der Käuier bereits Anzahlungen geleistet hat oder der Lieferer bereits Leistungen aus dem Vertrage bewirkt hat, oder der Käufer bereits entsprechende Preiserhöhungen bewilligt hat. Diese grundsätzlichen Bestimmungen finden jedoch auf Ver⸗ träge, die vor dem 18. Juli 1919 abgeschlossen sind, keine An- wendung. Beide Teile verpflichten sich, Anordnungen für das Verfahren bei der Erteilung von Ein- und Ausfuhrbewilll⸗ gungen zu erlassen, wonach der sogenannte kleine Grenz⸗ verkehr den Bedürfnissen entsptechend eérleichtert wird. Es besteht ein Einverständnis darüber, daß die Bestimmungen über die freie Durchfuhr auch auf Durchfuhrsendungen im gebrochenen Verkehr Anwendung finden, sofern die Er- Källung der zur Vermeidung des Verbleibs der Ware im In⸗ lande notwendigen Sicherheitsmaßnahmen gewährleistet ist. Die beiden vertragschließenden Teile werden auf ihre wechselseitigen wirtschaftlichen Beziehungen den Grundsatz der Meistbegünstigung anwenden. Von Waren, die durch das Gebiet eines der vertragschließenden Teile aus oder nach dem Gebiet des anderen Teiles durchgeführt werden, dürien Durchgangsabgaben nicht erhoben werden. Zur Er- leichterung des gegenseitigen Verkehrs wird für Waren(mit Ausnahme von Verzehrungsgegenständen), die auf ungewissen Verkauf versendet werden, beiderseits Befreiung von Ein⸗ gangs- und Ausgangsabgaben zugestanden, sofern die Näm- lichkeit der ausgeführten und binnen einer im voraus zu be⸗ stimmenden Frist wiedereingeführten Waren außer Zweitel ist. Die gleiche Bestimmung gilt für den Markt- und Mes- verkehr. Bezüglich jener Waren, die auf Märkte oder Messen oder auf ungewissen Verkauf eingebracht werden, bewendet es bei der bisherigen Uebung. Kaufleute, Fabrikanten und andere Gewerbetreibende mit Gewerbelegitimationskarte sollen befugt sein, persönlich oder durch in ihren Diensten stehende Reisende in den Gebieten des anderen vertragschließenden Teiles Bestellungen zu suchen, ohne aus diesem Anlaß einer weiteren Steuer oder Abgabe unterworfen zu sein. Die Inhaber der Gewerbelegitimatione- karten dürfen nur Warenmuster, aber keine Waren mit sich führen. Für die an sich zollpflichtigen Muster wird im Falle des Nachweises der Nämlichkeit bei der Einfuhr und der binnen Jahresfrist erfolgenden Wiederausfuhr beiderseits Be- freiung von Die Wiederausfuhr der Muster muß in beſden Ländern bei der Einfuhr durch die Hinterlegung des Zollbetrages oder durch Sicherstellung gewährleistet werden. Zur Erleichterung des gegenseitigen Verkehts in den Grenzbezirken sind nähere Vereinbarungen getroffen worden. Die vertragschliezenden Teile verpflichten sich unter Aufrechterhaltung des Zollkartells zur gesenseitigen Unter⸗ stützung dei der Zollabfertigung und Zollerhebung. zur Ver⸗ hütung. Verfolguns und Bestrafung von Uebertretungen der Zollgesetze und zur gegenseitigen Rechtshilfe. Jeder der ver- tragschließenden Teile wird die Seehandelsschiffe des anderen und deren Ladungen unter denselben Bedingungen und gegen dieselben Abgaben wie die eigenen Schifie zulassen, sodaß ein Unterschied nach der Staatsangehörigkeit der Schiffe der bei⸗ den vertragschließenden Teile in keiner Weise stattfindet. Dieses gilt auch für die Küstenschiffahrt. Personen und Güter des einen Staates werden auf den Eisenbahnen des anderen wie einheimische behandelt. Der Grenzübergang von Personen und Gütern ist besonders geregelt und erleichtert. Die Angehörigen der vertragschließenden Teile sollen gegenseitig in Bezug auf den Antritt, den Betrieb und die Ab- Saben von Handel und Gewerbe den Inländern gleichgestellt sein. Aktiengesellschaften und andere kommerzielle, indu- strielle oder finanzielle Gesellschaften einschließlich der Ver⸗ sicherungsgesellschaften, welche im Gebiete des einen verttag⸗ schließenden Teiles ihren Sitz haben und nach dessen Gesetzen rechtlich bestehen, sollen àuch in dem Gebiete des anderen Teiles gesen Beobachtung der daselbst geltenden einschlägigen Gesetze und Verordnungen befugt sein, alle ihre Rechte gel tend zu machen und namentlich vor Gericht als Kläger oder Beklagte Prezesse zu fühten. Beide Teile sind damit einver- standen, daß über den Ausse hiuf der Deppelbe⸗ steueruns, über gegenseitige Rechtshilfe in Steuerstraf⸗ chen demnächst eine besondere Vereinbaruatg getrofſen wird. 5 wecden Entwürte über solche Abkommen mit tunlichster Besckleunigung austauschen. Dieses Abkommen soli solange in Geltung bleiben, als es nicht von einem der vertrasschliebenden Teile, sofern im Ab⸗ hommen nicht andere Kündigungsiristen vereinbart sind, mit einer Frist von 4 Monaten sekündigt wird. 50 605 7 75 4 des Mannheimer General-Anzeiger ———————————————————::::rrrr.0——˖„— Eingangs- und Ausgangsabgaben zugestanden. ——— Atiengesellschaft kür Trixotweberei vorm. Gebrüder Mann, Ludwigshafen a. Rh. Nach dem vorliegenden Bericht für das Geschäftsjahr 1920 wurde nach 63 390(33 646 1) Abschreibungen einschließlich 99 85t N(25 859 u) Vortrag ein Reinge winn von 479 560 1 (284 834) erzielt, woraus 1095) Dividende und auf Antrag der.-V. eine Sondervergütung von 1096 zur Verteilung gelangen, während 80 104„ auf neue Rechnung vorgetragen werden. Der Sonderrücklage II werden 30 000 K4 (30 000 4) zugewiesen, an Vergütungen an Aufsichtsrat, Vor- stand und Beamte werden 119 456„(69 983„) aufgewendet. 30 000(o) tinden zur Exrichtung einer Unterstützungskasse für Werksangehörige Verwendung und zur Wertausgleichung werden 100 00%(o) herangezogen. In der Bilanz sind demgegenüber stehen auf der Aktivseite 362 311&(6s 986 14) Debitoren und erhöhte Warenvorräte mit 4,58 Mill. (1,34 Mill.). Beteiligungen erscheinen mit 37 o00 α Die gestrige o..-V. genehmigte“ den obigen Abschlub und setzte insbesondere neben der Dividende von 10% einen Bonus von 10% fest. Gegen die Verdoppelung der Gütertarife. Gegen die ge⸗ plante Erhöhung der Gütertariſe um 100% wendet sich der Reichsverband der deutschen Industrie in Berlin. Er verkennt zwar nicht die Notwendigkeit einer Tarit. erhöhung, betont jedoch, daß diese keineswegs schematisch durchgeführt werden dürfe, sondern nach der Tragfähigkeit der einzelnen Güter bemessen werden müsse, und zwar mit zunehmender Entiernung müsse der Gütertarif abnehmen. Es ist zweifelhaft, ob eine Erhöhung in dem vorgeschlagenen Maße notwendig ist, da der Verkehr in den letzten Monaten eine Zunahme erfahren hat, ein Umstand, der zweifellos eine verbilligende Wirkung zeitigen muß. Rombacher Hüttenwerk. Die Gesellschaft beabsichtigt, im Anschluß an die Bergbaugesellschaft„Concordia“, die vor einiger Zeit ganz in den Besitz von Rombach übergegangen ist, ein neues Nickel- und Stahtwerk zu errichten. Amerikanisches Interesse für die oberrheinischen Wasser⸗ kräfte. In einer Arbeitsausschußsitzung des Rheinschiffahrts⸗ verbandes wurde mitgeteilt, daß für den Bau von fünf Kraft⸗ werken, und zwar für Birsfelden, Umhau Rheinfelden, Nieder⸗ schwörstadt, Säckingen und Dogern Konzessionsgesuche vor- — Ein amerikanisches Konsortium interessiere sich für den Aus bau der Gesamtwasserkräfte am Oberrhein. In den Arbeitsausschuß wurde eine Anzahl von Parlamentariern und Vertretern von Handels- und Hand- werkskammer neugewählt. Auch die badische Regierung hat in den Vorstand des Verbandes ein Mitglied entsandt. Der Rheinschiffahrtsverband befaffte sich dann mit der Frage der Schaffung einer Interessengemeinschaft mit ande⸗ ren süddeutschen Wasserwirtschaftsverbänden, hesonders mit dem Sücwestdeutschen Kanalverein. Wirtschaftskrise in der Schweiz. Das ganze wirtschaft⸗ liche Leben in der Schweiz leidet unter der immer schärfer werdenden wirtschaftlichen Krise. Die meisten Fabriken müssen schließen oder einem mehr oder weniger großen Teil ihrer Arheiter kündigen. Der Bundesrat wird mit Gesuchen um Erlassung, von Einfuhrverboten äberschwemmt und soll diesem Drängen nachseben. Nach dem vorläufigen Beschluß wird der Bundesrat zum Schutze der einheimischen Produktion die Einfuhr beschränken. Die belgische Kohlen · Ein- und-Ausfuhr. Die belgische Brennstoffeinfuhr betrug in den ersten 11 Monaten des Jahres 1920 1 500 200 Tonnen gegen 93 500 Tonnen für dieselbe Zeit⸗ dauer des Jahres 1919 und 9 841 900 Tonnen für die gleiche Periode des Jahres 1913. In diesen Zahlen wird die Ein⸗ fkuhr an Kohle mit 1 274 400 t aufgeführt gegen 93 200 t für 1919 und 8 116 200 t für 1913. An Koks beträgt die Zifter 119 oo00 t gegen 300 t für das Jahr i919 und 1 431 200 t für das Jahr 1913, an Briketts 106 800 t 1920, o t 1919 und 387 000 t 1913.— Die Aus fuhr betrug 1 890 700 t für die 11 Monate des Jahres 1920, 3 927 7 t für 1910 und 6 338 100 t fär 1913. Diese Zahlen verteilen sich wie folgt: Kohle 1 300 o00 t für 1920, 3 308 800 t für 1919 und 4 498 300 t für 1013. Koks 196 800. 270 300 und 1 317 200 t. Briketts 193 900, 348 600 und 522 700 t. Deuisenmarki. Frankfurt, 26. Jan. Am heutigen Börsenruhetag zeigte der Devisenmarkt anfänglich eine feste Tendenz. Später trat jedoch trotz lebhaften Geschäfts erneut eine schwanken de Haltuns ein. Die amtlichen Notierungen vollzogen sich ruhig bei schwacher Stimmung. Holland war besonders stärk gedrückt. Newyork 584—57. Paris 414—411—-4ỹ0s. In den Bankseschäften herrschte für polnische Noten tege Kauflust, die morgen zur Ausführung kommen wird. Im freien Frühverkehr wurden folgende Kurse genannt: London 222(amtlich 21756, Paris 411(409). Brüssel 433(42756), New- vork 5856(57), Holland 1940(189740, Schweiz 920(905), Italien 214(1155). Frankfurter Devisen. Heueste Drahtherichie. r. Düsseldorf, 26. Jan.(Eig. Drahtb.) Ausdehnung der Mannesmann- Röhrenwerke, Düsseldorf. Die Gesellschaft er- warb einen bedeutenden Posten von Aktien der Frei- städter Stahl- und Eisenwerke⸗-.-G. in Freistadt (Tschecho-Slowakei), wodurch sie sich einen mabgebenden Einfluf aui dieses Unternehmen sichert. Die Aktien der Frei⸗ städter Gesellschaft betragen 20 Mill. 4. Sie hat ein Martin⸗ werk, Walzwerke für Draht, Stabeisen. Bandeisen, Gruben- schienen und Feinbleche, ein Kaltwalzwerk und Schmiedewerk Bei dem Erwerb war für die Mannesmann-Röhrenwerke die — 65 Vereorsung ihrer Betriebe mit Rohmaterialien mab- gebend. r. Düsseldort, 26. Jan,(Es Drahtb.) Belzische Ver“ wreigerung in Oisdbacher Texuirevier. Die Belrier kielten heute eine relle Kunetwollversteigerunz ub. Wobei 400 o00 kg Kunstwolle zum Verkauf kamen. Ee Waten viele Kauflustice hienen und es wurden nur wenig Festen zurückgerogen. brachten Tibetposten.10—4. 10 pro Kilo, Streichgarne brachten.50, alte dunkle Kammsgarne.20, beste alte dlaue Kammgarne 8 K, alte und neue Militärtuche stellten sick aut .50, 199 und.0. Ein besonders guter Posten wurde zu Kreditoren auf 3,99 Mill.&(.60 Mill.%) angewachsen; amtliod W. Januar 20. Ianuar. Januar 26. Januar Leld LBriet LSeid Briet Seld! Sriet deld Sriet Holland 1889.101881.901698.601892. 40 Morwegen 1098.801101.1001008.801091.10 Seinien 42 0 80 50 42 48—Sehweden 1206 301206.70238.30 1241.30 — 16—3—45*1 tors“——“ 2. aris 0.— 36.94 0 Sohwelz. 81.89 663.40 904.10 905.90 Kich, te 20 2 20 N 2* 07*—75* abg.] 16.60 16.640 16.78 16.77 * 9 8 1—.—44— Dünemark 1133.801188.201148.50 1161.20—.——.— 2 3 Berliner Devisen. Amillon. Januar 28. Januar 8 lIanuar 26. Ianuae Geld Briet Geld] Briet Beld Brief Hdeid Brlet Hollang 1689.101668.901683.10 109 90 ew Vork 88.580 56.680 56 94/ 57.09 Srüssel. 139.55 430.45/ 425 550 426.45 Parls. 420.55/ 421 45/ 405.55/ 406.45 Ouristiania. 1068.901091.1001056 40 1088.60 Schwelz. 681.10 685.95 839.10/ 800 90 Nopenhagen 1143.851149.151118.81121.15 Spanlen..—. 77920 780.80 Sicocholn. 1211.25/1218.751929.78/1828.25[Pest.-Ung.———.— Heisingsiors] 193.80 109 109.60 190 20 Wien abg. 16.48 16. 17.28 1727 Hallen 212.75 28.2/ 214 Erg 176.80 7710 76·02 76.22 Lenden:. 213.—21.0l 218. 28.75S0c5t 11.80 11.840 11.75 1177 .20„ abgegeben. Etwa 200 000 Halbtuche(double) kosteten .50—.70 pro Kilo. Der überwiegende Teil ging an die Gladbacher Spinnereien ab. Berlin, 26. Jan.(Eig. Drahtb.) Nürnberger Versiche- rungs-Gesellschaft. Unter Mitwirkung des Rheinisch-West⸗ fälischen Lloyd in München-Gladbach und der„Agrippina“ in Köln wurde unter der Firma„Nürnberger Versicherungs-Ge⸗ sellschaft“ in Nürnberg eine neue Gesellschaft mit 8 Mill. 4 Aktienkapital gegründet. c München, 25. Jan.(Eig. Drahtb.) Porzellanfabrik Lorena Hutschenreuther, Selb(Oberfranken). Das Unter⸗ nehmen beantragt die Erhöhung des Aktienkapitals auf S Min. durch Ausgabe von 2 Mill. 4 6% iger einstimmiger Vorzugsaktien. Kopenhagen, 25. Jan.(WB.) Eine dänische Stimme über Deutschlands Wirtschaft. In einer Unterredung, die der neu- ernannte dänische Generalkonsul in Hamburg, Ide, Vertretern der dänischen Regierungspresse gewährte. sprach sich der Generalkonsul mit Worten der Anerkennuns über die Arbeitslust in Deutschland aus. Er sagte, Deutschlands Feider seien so wohl bestellt, daß niemand glaube, er befinde sich in einem Lande, das fünf Kriegsjahre hinter sich habe. Er lobte weiter die Leitung der Staats⸗ eisenbahnen, die den Zugverkehr mit bewundernswerter Regelmäßigkeit im Gange halte. Hamburg charakterisiert der Generalknosul als eine Stadt, die alle Nerven und alle Energie einsetze, um ihren Platz wiederzugewinnen. Er glaubt, daß dies in nicht allzu langer Zeit geschehe. Dies würde, sagte der Generalkonsul nur der angemessene Lohn für den aus⸗ dauernden Fleib und die Tüchtigkeit Hamburgs als Handels- stadt sein. Ide drückte die Meinung aus, Kopenhagen habe große Zukunftsmöglichkeiten als Glied des Ostsechandels; dasselbe gelte auch für Hamburg. Beide könnten ausgezeichnet nebeneinander leben, ohne daß sie aufeinander eifersüchtig zu werden brauchten. Diese Ansicht werde sich auch in Kopen⸗ hagen wie in Hamburg durchsetzen. Der Generalkonsul lobte schließlich die Weltwirtschaft und den Handelsstand Ham- burgs, der die Stadt in dem Kampf für eine neue Aera auf kommerziellem Gebiet unterstütze. Waren und Märkie. Berliner Produkteumarkt. Berlin, 26. Jan. ODrahtb.) Am Produktenmarkt blieb das Angebot für inländische Landesprodukte sehr stark, be⸗ sonders in Speiscerbsen und Futterartikeln, ohne daß sich indes eine nennenswerte Kauflust zeigte. Namentlich für Kochware bestand so gut wie gar kein Interesse. Oelsaaten waren zu 250„ aus Schlesien angeboten; die Reflektanten wollen aber nicht mehr als 220 K zahlen. Heu war flau. Stroh wurde wenig umgesetzt. Mais war im Preise etwas fester. Preisermäßigung für Krawatten. Der Verband der Kra- wattenstoffabrikanten ließ den Teuerungszuschlag von 18/“ auf alle Krawatten fallen, sodaß diese Waren nunmehr ohne Erhöhung verkauft werden. ————————..————————.—.———.——————————— Kursbericht über Kali-Aktien und-Kuxe mitgeteilt vom Bankhause E. Calmann, Hannover. Notierungen vom 25. Januar. Nach-] An- 9 Nach-⸗“ An- „Name krage gebot Name trage gebot Aiexandershell.69000 70500 MWerie Lulse„ 20500 20900 Allcenhall.4400 4600 Maan„„22000 23000 Aller Hemmoais. 7100 7250 Meimershausen 50⁰⁰ 28500 29000 Neusollstsde 12700 13000 Beienrode. 45000 40000] Neustessfurt„ 71000 72500 Bergmannssegen 43000 44000 Oberhef 5350 5500 78000 8000 Priaz Eugen 50000 31000 Braunschwelg-Lüneburg. 22800 23400 Ransbech„ 14700 15000 Burbach 67000 C9000 Relchskrone— 80⁰⁰ Burggraek 7800 8000 Reinherdsbrunn 600 6150 Qarſsiuſgqcgeg 25000 2000 Richarcdgd— 80⁰⁰ Serishell— 15200 15000 Rothenberg 8800 9000 Einigkeit 28600 28900 Rothenfeldce 11700 11900 Elletsn 14500 14900 Rösslag Sarnten 22000 22500 Erichssegen 10700 11000 Sachsen Welmar 620⁰⁰⁰ Felsenfest. 19300 19600 Salzmünde„ 424200 24700 Friodrichroda. 11900 12200 Schwarzburg 8700 6900 Fürstenhall 15500 15800 Slegfried 1. 20800 21300 40500 41200 J Siegtcied. Glessen 25500 26500 Sluckaut b. Sondershaus. 67500 69000 Thecdoo 50000 51000 Srossherz. Wilhelm Ernst 20000 20300 Thüringen 13200 13300 Günthershall. 19500 19800 Volkentoda 6* 30300 Hablgshortst 12500 12700 Welbeckk 24900 25400 Hansa Slüberberg.25000 2500 Walter 10200 10500 Heillgenmöhle—*— 3090 WIBelmshefll. 41500 33ʃ000 Heillgentoda„„ 01500 62500 Wünhelmehall-Oelsburg. 1380014100 122 33— 40 Wintershall.. 280000 290000 ſeldrungen 0 FF ees Se 5 Llerraba ii! 000 8200 Srossherzog von Sschsen 510— PRFPR ——5 4 19100 164010 Hannoversche cail Stt..— 2⁰ N ennoversche Kell Vorz.“ 113] 120 Hugo ä—— 31500 32200 Heldburg 30⁰ 20⁵ Immentode 17200 17500 eeee 28 287 Irxmgarcld 83⁰⁰ Krögerstall 39³ Johannsshall. 12500 19800 Ronen 8 370 285 Kelserode 38000 60000 Salzdetiu 23*„ 4 1010 1050 Königshall.346500 39000 Sigmundehall. 655 60⁵ Marseick 0 StsiakSchle 4 280 Marie 20500 20900 Feutonſod 4⁵⁰ Tendenz: Teilweise höher: Salzdetiurth sind jetzt 1509 gestiegen. Haupiſchriftlerung: Dr. Fritz Goldenbaum. Verantwortlich für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum; ür Feuilleton: A. Maderno; für Lokales und den übrigen redaktionellen Ingalt: Richard Schönſelder; für Handel: Dr. A. Nepple; für Anzeigen Karl Hügel. Druck und Verlag: Druckerer Dr. Haas. Mannheimer General⸗Anzetger G. m. b.., Mannbeim. E 6, 2. Geſchäftliches. Die Not der Zeit mit ihrem Rohſtoffmangel, ihrer ſtändigen Valuta⸗Schwankung und ihrer ganzen Unſicherheit drängt im Ge⸗ ſchäftsleben immer mehr zum ſammenſchluß. Nachdem die Schwer⸗ und Chemiſche Induſtrie vorangegangen, iſt nun eine große Fuſion in der Seiſen⸗Induſtrie erfolgt. Eine der älteſten, weit über die Grenzen unſeres engeren Bezirkes wohlbekannte Firma, die Seifenfabrik Adam Helbach- Abin und Bonn, deren Gründung in das Jahr 1868 zurückreicht, hat ſich mit zwölf, ebenfalls bedeuten⸗ den Unternehmungen der Seiſeninduſtrie unter der Firma„Dreiring⸗ Werke“ zu einer Ein⸗ und Verkaufs⸗Organiſation zuſammengeſchloſ ⸗ ſen. Hierdurch werden zwar die Fabrikate dieſer Firma, die ſtets von den Verbrauchern ſo gerne gekauften Rhenus⸗Waſchmiteel, in einem anderen Kleide und auch unter einem anderen Markennamen erſcheinen; ſie werden aber deutlich erkennbar ſein an der„Drei⸗ ringſchutzmarke“, die für die gleiche Güte und Preiswürdigkeit hürgt, welche die alten Friedenserzeugniſſe der Firma Adam Helbach ſtets ausgezeichnet haben.— 8 54 Formamint-Tabletten 2 12 vernlchten die Bakierlen in Mund und Rochen und gewähren Schutz vor Ansteckung Mittwoch, den 26. Januar 1921. Mannheimer General⸗Anzeiger.(Abend⸗Ausgabe.) 5. Seite. Nr. 42. Aus der Welt der Technik Der Techniker, der nach einem Muſter ſich richtet, bleibt bald hinter ſeiner Zeit zurück, und Zurückbleiben iſt in der Technik gleichbedeutend mit nutzlos und ſchädlich werden. Carl Maria v. Weber. Elektriſierung der Eiſenbahn. „Seit vielen Jahren wird die Einführung der elektriſchen Zug⸗ beförderung auf den Eiſenbahnen in Fach und Tageszeltſchriſten behandelt. In der Tat ſind aber in Deutſchland bisher keine ent⸗ ſcheidenden Schritte getan worden. Vor dem Kriege wurde zwar die Eiſenbahnſtrecke Leipzig—Bitterfeld—Deſſau—Magdeburg für elektriſchen Betrieb eingerichtet. Die Fahrdrähte wurden auf einem Teil der Strecke geſpannt und eine Anzahl 8485 2 elektriſch be⸗ fördert. Während des Krieges mußte ge der Wegnahme der Kupferleitungen der Verſuchsbetrieb wieder unterbrochen werden. Außerdem wurde auf einigen ſClelcen Gebirgsbahnen bei Königs⸗ feld und in Bayern auf der Strecke nach Partenkirchen u. a. die Elektriſierung Runrhhefübet um ihre Zweckmäßigkeit im gebirgigen Gelände zu erproben. Darüber hinaus gelangte 83 Zug⸗ kraft, abgeſehen von Stadt⸗ und Vorortbahnen, in Deutſchland noch nicht zur Anwendung. In dieſer Beziehung ſind wir gegenüber an⸗ deren Ländern, den Vereinigten Staaten, Italien. der de Länd chweiz und Skandinavien, im Rückſtand. Vor dem Kriege waren Bedenken der Landesverteidigung nicht ohne Einfluß auf die abwartende Stellung der maßgebenden Stellen. Heute wirken vor allem wirt⸗ Prages Erwägungen bremſend. Techniſch ſind die einſchlägigen ragen genügend geklärt, aber die Herſtellung der Fahrdrahtan⸗ lagen, die notwendige Errichtung großer neuer Kraftwerke, die Beſchaffung der elektriſchen Lokomotiven erfordert ungeheuere Summen, zu deren Aufbringung in einer Zeit größter finanzieller Not ſich der Staat ſchwer entſchließen kann, namentlich, wenn die daraus zu erwartenden Erſparniſſe erſt n einer Reihe von Jahren ſich etwas fühlhar machen können. Ob dieſe Erwägungen Kolks⸗ wirtſchaftlich richtig ſind, ſoll hier nicht entſchieden werden. Eine Aenderung iſt wohl erſt zu erwarten, wenn alle in Frage kommen⸗ den Stellen, Regierung und Parlamente, ſtärker wie heute mit techniſch⸗wirtſchaftlichem Geiſte durchdrungen ſind. Immerhin ſchläft die Frage nicht vollſtändig. Zur Zeit wird der Vorortſtrecken nach Hermsdorf in Berlin an der Elektriſierun und Bernau gearbeitet. Das ſcheint eine Frage von lokalem In⸗ tereſſe. Dieſer kleine Arbeitsrahmen birgt jedoch Erwägungen, die weit über Berlin hinaus von Belang ſind. Regierungs⸗ und Bau⸗ rat Wechmann macht hierüber in einem Leitartikel der Dchcht des Vereins deutſcher Ingenieure“ einige Mitteilungen. Zunächſt finden wir in dieſer fachmänniſchen beſtätigt, daß die Elektriſierung ſehr umfaſſend ſtudiert wurde. 19 man ſich nicht nur mit der Frage der Geſtaltung der Züge, Lokomotiven und Fahrdrahtanlagen beſchäftigt, ſondern auch das große volkswirt⸗ ſchaftliche Problem der Energieverſorgung kräftig angeſchnitten hat. Für Berlin ſpielt dabei die Verwendung der in Mitteldeutſchland vorhandenen Braunkohle und des Torfes die erſte Rolle. In Süd⸗ deutſchland würde das gleiche für die Waſſerkräfte gelten. Wech⸗ mann führt aus:„Vor allem aber iſt es eine der vornehmſten Pflichten des Staates, mit den Bodenſchätzen, dem eigentlichen und wirklichen Reichtum des Landes, ſo haushälteriſch wie nur irgend möglich umzugehen. Dies gilt in epfü Linie— unſere Steinkohle. Daneben beſteht die weitere Verpflichtung, alle Erzeug⸗ niſſe, die für die Induſtrie und die— Volkswohlfahrt von⸗ nöten ſind und die im Inland hergeſtellt werden können, nicht vom Hierzu gehören die Schwer⸗ und Leichtöle, — die künſtlichen Düngemittel. Dieſe beiden volkswirtſchaft⸗ ichen Erforderniſſe drängen förmlich dazu, den Dampfbetrieb durch elektriſchen Betrieb zu erſetzen. Denn das elektriſche Kraftwerk be⸗ gnügt 8 zur Damp 3 338 mit ee en e na Ausland zu beziehen. ich im Grennſlofen, wie Bräunkohlen und Torf, neuzeitlichen — vergaſt werden, wobei Urteer und Stickſtoffverbindungen entſtehen.“ Wir ſehen hier, daß die Forderun 3* Elektriſierung nicht nur darauff geſtützt wird, daß der elektriſche Vetrieb billiger ſei— eine Frage, die mit allgemeiner Gültigkeit in der Tat nicht zu ent⸗ ſcheiden iſt—, ſondern daß die Stützung auf große ortsfeſte Kraft⸗ werte eine vollswirtſchaftüch richtigere Kohlenwirtſchaft ermögliche. Wir wollen nicht unterlaſſen, darauf hinzuweiſen, daß dieſem Ge⸗ ſichtspunkt natürlich auch entſprochen würde, wenn wir die Dampf⸗ lokomotive mit Koks⸗ oder Halbkoks⸗ oder Teerölfeuerungen aus⸗ rüſten oder beſſer noch durch Dieſelmotoren erſetzen würden, welche den flüſſigen Brennſtoff, den wir aus der Kohle gewinnen, noch beſſer ausnützen. In Wirklichkeit wird bei der Elektriſierung der jetzt im Bau begriffenen Verliner Vorortſtrecken dem hier angeführten Gedanken nicht unmittelbare Rechnung getragen. Der Strom wird aus einem vorhandenen Kraftſtromnez entnommen, um Anlagekoſten zu paren. Intereſſant iſt dann noch die Begründung, warum man für die genannten Vorortſtrecken Wechſelſtrom gewählt hat, während ſonſt im bisher ſtets dem Gleichſtrom der Vorzug gegeben wurde. „Hochgeſpannter Gleichſtrom käme für das Berliner Vorort⸗ bahnnetz zwar ebenfalls in Frage, ſolange dieſes für ſich allein be⸗ trachtet wird. Im praktiſchen Betrieb iſt 12990 keine ſchärfe Grenze wiſchen Vorort⸗ und Fernbetrieb, zwiſchen Perſonen⸗ und Güter⸗ etrieb zu ziehen. Vielmehr wird eine Reihe von Strecken für mehrere dieſer Betriebsarten gemeinſam benutzt, auch muß im Not⸗ fall die Betriebsmöglichkeit vorhanden ſein, Fernzüge über die Stadtbahngeleiſe zu leiten und—+ 2 Verſchiehungen auszuführen. Schließlich wird, wie jetzt im Dampfbet Usgleich in der Triebkraftausnutzung dadurch triſchen Betrieb, ein Üherſchüſſigen anzuͤſtreben ſein, daß die feiertags im Lokomotiven im Perſonenverkehr benutzt werden, der ja feiertags den Werktagsverkehr bedeutend überſteigt. Pieſe rwägungen zwingen dazu, auch für den Berliner Worortperſonenverfeße den Fernbahnſtrom zu benutzen.“ Dieſe Ausführungen deuten darauf hin, daß zum mindeſten die Stellen, welche das vorliegende Berliner Unternehmen behandelt haben, feſt daran glauben, daß in abſehbarer Zeit der elektriſche Be⸗ trieb auch auf den größeren Fernlinien ſeinen Einzug hält. Ob dieſer Glaube in Erfüllung geht, hängt aber von vielen oben bereits —— berührten Hattoren ab, namentlich davon, ob es der Technit nicht inzwiſchen gelingt, eine noch beſſere oder techniſch ebenſo gute Löſung zu finden, um die kohlenfreſſenden Dampfloko⸗ motiven zu erſetzen, ais es der— Betrieb iſt, der in ſeiner jetzigen Form ſo gewaltige Anlagekoſten erfordert und daher nur auf ſehr viel befahrenen Strecken Erſparniſſe verſpricht. H. Elektriſche Dampfſpeicheranlage. In dem Beſtreben, die Energie der Waſſerkräfte reſtlos zu ver⸗ werten, ſucht man Verwendung für die Waſſermenge in den Nacht⸗ ſtunden, bei denen die normalen Betriebe ruhen. ielfach hat man in der Schweiz und Vorarlberg Bäckereien mit elektriſchen Oefen ein⸗ gerichtet, die dann Nachts im Betr eb ſind. Neuerdings bringt die „Neue Zäricher Zeitung“ einen Bericht über die erſt vor wenigen Bochen dem Betrieb übergebene hydroelektriſche Dampfſpeicheranlage der Bumwollſpinnerei und ⸗weberei Daniel Jenny in Ennenda (Slarus). Es handelt ſich hier um eine e der während der Nacht, wenn der Betrieb ruht, verfügbaren Energie mit Hilfe elcktriſch geheizter Keſſel Das nach Arbeitsſchluß bisher unbenutzt abfließende Waſſer der Turbinenanlage wird dadurch ausgenütz daß die gewonnene elektriſche Energie ſtatt die Fabrikmotoren zu ſreiben, der He zſtrem für die Keſſelanlage liefert. Die Anlage würde von Eſcher, Wyß u. Cie. gemeinſam mit der Maſchinenfabrik Oerlikon geliefert. Die geſamte erzeugte elektriſche Energie wird der unter dem Namen„Revelkeſſel“ bekannten Elektroden⸗Keſſelanlage Wfe und der von dieſer entwickelte Dampf durch mit 6u,Boſſer angefüllte Dampffpelcherteli geleitet, wo er unier Erwäx⸗ rieb, ſo ſpäter auch im elek⸗ 9 mung bezw. Ueberhitzung des Waſſers kondenſiert. Mit fortſchrei⸗ tender Waſſererwärmung ſteigt der Dampfdruck in dem Speicher. Die in der Nacht aufgeladenen Dampfſpeicher ſind am Morgen be⸗ reit, Dampf abzugeben. Der Dampf reicht aus, den Bedarf des ganzen Tages zu decken, wenn die Mittagspauſe zum Nachladen benützt wird. Bei obiger Anlage ergab ſich ſchon am erſten Verſuchstage eine Wärmeſpe cherung von 30 illionen Kalorien. Bei Ausnützung des ganzen Druckgefälles von 12 bis 2,.5 Atmoſphären läßt ſich eine Wärmemenge von 1 Millionen Kalorien auſſpeichern. Auch in Deutſchland gibt es eine Anzahl Waſſerkräfte, die ſich in dieſer Weiſe ausnützen ließen. Meines Wiſſens iſt bis jetzt noch kein Verſuch in dieſer Richtung hier gemacht worden Dagegen kommen aus Norwegen Nachrichten, daß man dort ebenfalls elek⸗ triſch geheizte Keſſelanlagen aufgeſtellt hat, die eine beſſere Aus⸗ nützung der Waſſerkräfte bezwecken und ganz gute Geheimtelephonie. Langſam lüften ſich die Schleier, die über die kriegswichtigen Erfindungen gelegt waren, zur Freude der intereſſierten Fachteüte. Inbeſondere wird es begrüßt, daß jetzt die während des Krieges er⸗ probten Neuerungen der Nachrichtemechnik, wie Telephonie, der zugänglich gemacht werden. Eines der ſchwierigſten uno auch jetzt noch nicht ganz gelöſten Probleme iſt die Geheimhal⸗ tung von Lelephongeſprächen. Bas Mithören von vertraulichen oder geheimen Telephongeſpräche durch Unbefugte war das ſtete Schmer⸗ zenskind jeder Heeresleitung. Die franzöſiſche Heeresleitung benützte ein Syſtem, das Poirſon im Frühſahr 1920 in der Zeitſchrift„Bull. Soc. Franc. des Electr. veröffentlicht, welches ein ünbefugtes Mit⸗ hören ausgeſchloſſen haben ſoll Das beſchriebene Syſtem beruht daß die— über rotierende Stromwender geſchickt werden. Wird die Umdre⸗ hungszahl der Stromwender richtig gewählt, ſo iſt der ankommende Sprechſtrom ſo verzerrt, daß er keine wahrnehmbare Töne im Hörer Auf der Empfangsſtelle muß natürlich der gleiche tromwender ſein. Um nun die Stimme richtig verſtehen zu können, muß der Stromwender auf der Empfangsſtation die gleiche Umdrehungszahl machen wie der auf der Sendeſtation. In der Technik 99 man: die beiden Stromwender müſſen ſynchron laufen. Die Stromwender werden durch kleine, aus einer O. ts⸗ batterie geſpeiſten Nebenſchlußmotoren angetrieben und im Syn⸗ chronismus gehalten. Die Synchroniſiereinrichtung iſt kompliziert und benötigt außer der doppelpoligen Sprechleitung noch die Erde als Rückleitung. Außer den Sprechſtrömen fließen noch die Syn⸗ chroniſierſtröme, die bei richtiger Einſtellung ſehr klein ſein ſollen, über die Sprechleitungen und geben m. E. zur ſchlechten Verſtän⸗ digung und Störungen Anlaß. Dieſe Nachricht ging Ende voriges Jahr auf die englilh⸗ Zeit⸗ ſchrift Electrical World über und wurde dort eingehend als„En⸗ tente⸗Erfindung“ beſprochen. In Deutſchland waren die feindlichen Einrichtungen Zt. bekannt und die Heeresleitung hat auch ent⸗ ſprechende Maßnahmen Piersegen getroffen. Außerdem beauftragte der 9e Derſun die Herren W. Wagner und O. Reichenbach ähnliche Verfahren durchzubilden. Die Elektrotechn. Zeitſchrift be⸗ richtet in ihrer letzten Rummer hierüber und aus ihr erſieht man, daß das deutſche Syſtem das kage 0 in techniſcher Beziehung Auhegan, ſondern in ſeiner Einfachheit auch übertroffen hat. as deutſche Verfahren ſchlägt ganz andere Wege ein. Es verzerrt nicht die Töne, ſondern es bringt 9 50 Geräuſche in die Leitung, die das Geſpräch übertönen; nur muß dafür geſorgt werden, daß auf der Empfangsſtation die Geräuſche nicht zu hören ſind. Dies wird dadurch*— Die Sprechleitung wird während des Geſprüchs für eine ganz kurze Zeit, etwa/ Sekunde, durch einen Unterbrecher von den beiden Fernſprechapparaten abgetrennt. Während dieſer Zeit wird ein kräftiger elektriſcher Slorfftromftoß in die Leitung geſchickt. Dies geſchieht in der Sekunde etwa 30 Mal. Es 32 en ſomit außer den—— noch die ſtarken Störſtromſtöße durch die Leitung, die ein ſtarkes Knattergeräuſch verurſachen, das die Sprache vollſtändig übertönt. In den beiden, mit Unterbrecher ausgerüſteten Fernſprechapparaten können die Störſtromſtöße nicht elangen, da dieſe jedesmal wenn ein Störſtromſtoß erfolgt, von der eitung abgeſchaltet ſind. Die kurzen ſtören die Verſtändigung nicht, ſolange eine gewiſſe indeſtzahl nicht unterſchritten wird; ſonſt klingt die 0 ig und hart. Die Zahl 80 in der Sekunde hat ſich als die zweckm Figſte herausgeſtellt. Jeder unbefugte Mithörer, deſſen Apparat kene ſolche Unter⸗ brechervorrichtung beſitzt, kann infolge des Knattergeräuſches kein Wort verſtehen. Die altvorrichtungen(Unferbrecher) der Fernſprechapparate werden ebenfalls von kleinen Motoren angetrieben— es können aber auch polariſierie Magnete ſein— und müſſen ſelbſtverſtändlich ſynchron laufen. 0— iſt das Synchroniſieren äußerſt einfach und bedarf keinerlei komplizierter Vorrichtungen. Man braucht auf der Empfangsſtation die Umdrehungszahl des Unterbrechermotors nur zu verändern, bis jedes Knattergeräuſch verſchwunden iſt. Die Apparate wurden ſ. Zt. auf militäriſch wichtigen Leitungen ſowohl in der Heimat als auch auf den Kriegsſchauplätzen erprobt und hat richtung entwickelt, der namentlich für die Front beſtimmt war. Rr. hemiſch reiner Stickſtoff aus der Cuft. Die bekannten Verfahren zur Gewinnung von Stickſtoff aus der Luft, ſei es durch Ueberleitung der Juft über glühendes Kupfer, oder auf dem Umwege über ſune Luft, ermöglichen nicht, unmittelbar Stickſtoff von ſolcher Reinheit zu gewinnen, wie er für die Fabri⸗ kation elektriſcher Glühlampen ſowie für andere Zwecke benötigt wird. Für dieſe Verwendung iſt jetzt, wie die„Umſchau“ berichtet, ein neues, patentiertes Verfahren ausgearbeitet worden, das er⸗ möglichen ſoll, Stickſtoff von mehr als 99,5 Proz. Reinheit unmittel ⸗ bar aus der Luft zu gewinnen. Zu dieſem Zwecke wird der Luft⸗ ſauerſtoff 60 eine Waſſerſtofflamme verbrannt und zwar werden die beiden Gaſe vor der Vermengung auf die Verbrennungstempe⸗ ratur erhitzt, wodurch eine vollkommene—— des Sauerſtoffs mit dem Waſſerſtoff erzielt werden ſoll. ue des Ver⸗ ſahrens dient eine poröſe Scheidewand, dle auf 800 bis 900 Grad erhitzt wird. Das eine der beiden Gaſe wird durch die Poren des Diaphragmas—— wobei es die gewünſchte Tem⸗ en dort gute Dienſte geleiſtet. Für kurze Strecken(30 Km.) peratur erhitzt wird, während das t. durch Vorbeiführen an dem Ofen auf die erforderliche Temperatur gebracht wird. Die bei der Verbrennung des Waſſerſtoffs frei werdende Wärme wird in der Regel ausreichen, das Diaphragma auf der erforderlichen Tempe⸗ ratur zu erhalten, ſo daß eine Erhitzung von außen nur 5 Beginn der Reaktion notwendig iſt. Das den Dfen verlaſſende Gasgemiſch beſteht faſt ausſchließlich aus Stickſtoff und Waſſerdampf. Nach der Kondenfation des Waſſerdampfes wird das Gas noch durch ein mit Kupferoyyd und metalliſchem Kupfer gefülltes. hocherhitztes Rohr ge⸗ leitet, auf welche Weiſe ſowohl Spyren von Sauerſtoff als auch ein etwaiger Ueberſchuß von Waſſerſtoff entfernt werden. Das be⸗ ſchriehene Verfahren kann auch für andere Zwecke wie 7 B. zur kb'chejdung von Argon aus der Suft oder aus ſauerſtoffhautigen Gemiſchen dienen. A. J. A. Lleͤechniſches fllerlei. + nachs M des crſündeſle Ciat fur unſere Mugeu? Unſere Augenlider ſind hierfür der ſicherſte Schätzungsapparat. Denn be⸗ kanntlich vollführen ſie dauernd k zuckende Bewegungen, die um 6 ſchß r Ne dß Dietenig Beleughun art die erau man m„ e 98 e ſadliſe ſein müſe, bet ber innerholb einer gewiſien deit die mei⸗ Reichenbach auch noch einen Apparat ohne Synchroniſiervor⸗g ſten Bewegungen des Augenlides erfolgten. Dieſe Lidbewegungen nennt man mit einem volkstümlichen Ausdruck„zwinkern““ Man zählte alſo in jedbem einzelnen Falle die Häufigkeit des Zwinkerns der⸗ ſelben Verſuchsperſon bei verſchiedener Beleuchtung, wobei die Ver⸗ ſuchsperſon ſtets mit völlig ausgeruhten Augen zu den Experimenten verwandt wurde. Es ſtellte ſich heraus, daß man bei Kerzenlicht 676, bei Gaslicht 276, bei Sonnenlicht 2½ und bei elektriſchem Glühlicht I& Lidbewegungen in der Minute bemerken konnte. Es würde alſo das noch heute von Lobrednern der„guten alten Zeit“ ſo hoch ge⸗ prieſene Kerzenlicht die Augen am meiſten angreifen und das„kalte“ elektriſche Licht das geſündeſte ſein, dieſes ſogar noch gefünder als das natürliche Licht der Sonne. I Aluminium als Jabrikmaterial. In verſchiedenen amerika⸗ niſchen Betrieben beſchäftigt man ſich zurzeit mit der Verwendung von Aluminium als Fabrikmaterial, beſonders zu Gußtiegeln. Während in den Vereinigten Staaten alle leichten Legierungen aus Aluminiumkupfer beſtehen, herrſchen in Großbritannien und ande⸗ ren europäiſchen Ländern die Aluminium⸗Zink⸗Legierungen vor. Es werden jedoch in Amerika zurzeit von der New Jerſey Zinc Company ausgedehnte Unterſuchungen über die Eigenſchaften von Aluminium⸗Zink⸗Legierungen angeſtellt, deren Ergebnis in hohem Maße für die weitere Anwendung dieſer Legierung in Amerikg gusſchlaggebend ſein werden. Wenn der Aluminium⸗Tiegelguß auch viele Schwierigkeiten in ſich ſchließt, ſo iſt es doch immerhin ſchon möglich, mit einem einzigen Tiegel ungefähr 150 000 Güſſe auszuführen. Die Aluminiumproduktion ſteigt ſtändig, ſo daß Opti⸗ miſten der Anſicht ſind, daß ſie 1930, der Kupfererzeugung gleich kommen, wenn nicht ſie überholt haben wird. . Lagerſchalenfutter aus Kieſelſteinen.(Zeitſchrift des Ver⸗ eins Deutſcher Ingenieure vom 11. Dezember.) Lagerſchalenfutter aus Kieſelſteinen nach dem Verfahren von Beuſch werden von der Maſchinen⸗ und Wellenlager⸗G. m. b.., Altona⸗Ottenſen, mit gutem Erfolg hergeſtellt. Das Verfahren bezweckt, die Tragfähig⸗ keit von billigeren Lagerlegierungen, die vorwiegend aus Blei be⸗ — dadurch zu erhöhen, 9 in den Metallausguß der Lager⸗ chalen runde Steine einer beſonderen ölanſaugenden Art einge⸗ bettet werden, die zum Teil auch die Lauffläche bilden. Da ſolche Lager ür Betriebe beſtimmt ſind, die mit großer Ab⸗ nutzung der Laufflüchen durch Staub und dergleichen zu rechnen aben, ſo genügt es, wenn man die Lager über einem vaſſenden orn—* und ohne weitere Nachbearbeitung in Gebrauch nimmt. Die Lager kommen hauptſächlich für Klinkerförderer, Roh⸗ ementSchneckenförderer, Hüttenwagen und Seilbahnantriehe in tracht. Im Hochofenwerk Lübeck haben ſich derartige Lager monatelang gut bewährt, während die üblichen Lager in kurzen Zeitabſtänden ausgewechſelt werden mußten. Elektriſche Sparglimmlampen. Da bei der allgemein üb⸗ lichen Spannung von 220 Volt elektriſche Glühlampen mit genügend langer Lebensdauer und Feſtigkeit gegen Erſchütterungen nicht unter etwa 20 Watt Stromverbrauch hergeſtellt werden konnten, wurden die Stromkoſten für Lampen, bei denen es weniger auf eine aus⸗ reichende Beleuchtung als auf Signal⸗ und Markierungszwecke an⸗ kam, bei den derzeitigen hohen Strompreiſen natürlich ganz beden⸗ tende. Es wird in der neueſten Zeit für ſolche Zwecke(3. B. für Telephonzellen, Hochſpannungsanlagen, Feuermelder uſw.) eine Lampe in den Handel gebracht, die nur etwa 5 Watt benötigt und die auf einer elektriſchen Entladung in verdünntem Neongas beruht. In ihrer äußeren Form unterſcheidet ſie ſich in keiner Weiſe von den gebräuchlichen Glühlampen und kann daher in iede Glüh⸗ lampenfaſſung ohne weiteres eingeſchaltet werden. Das Licht iſt hellrötlich und von verhältnismäßig weitreichender Wirkung. Der Vorteil ſolcher Lampen geht aus einer einfachen Stromkoſtenbe⸗ rechnung ohne weiteres hervor, und ſo hat ſich dieſe Lampe denn auch bereits in Krankenhäuſern, Schlafzimmern uſw., überhaupt überall da, wo es auf langzeitige Beleuchtung mittels Notlampe ankommt, Eingang geſchafft. + Ein internationales Jenkralpatenkamt. Wie die Induſtrie⸗ u aus— gemeldet wird, wurde in Paxis der zwiſchen verſch. alliierten Staaten e Vertrag über die Errichtung eines intern. Zentralpatentamtes in Brüſſel unterzeichnet. Dieſes Zentralpatentamt ſoll ein Organ für die 8 der Patent⸗ angelegenheiten in geſetzgeberiſcher wie in techniſcher Hinſt wer⸗ den und mit der Regiſtrierung und der Erledigung der Patent⸗ feluchn betraut ſein. Den Erfindern ſollen, obwohl das Abkommen ein internationales Patent ſchafft dur—— der Formali⸗ täten und Verminderung der Koſten weſentliche Vorteile geboten und auf der anderen Seite ſollen über den Wert der Erfin⸗ dungen in zuvertäſſiger und unparteiiſcher Weiſe unterrichtet wer⸗ den. Der Gedanke iſt nicht neu, praktiſch jedoch ungemein ſchwie⸗ rig durchzuführen. Vor allem wäre es wichtig, S ob ſich auch Amerika dafür erwärmen will. In der Tat ſind die Auf⸗ faſſungen über den Begriff Patent außerordentlich verſchieden in den einzelnen Ländern; von dem reinen Anmeldeverfahren in wo jede formell in Ordnung gehende Anmeldung„ogne arantie der Reglerung“, d. h. ohne Prüfung zum Patent erklärt wird, ühnlich wie in Deutſchland die Gebrauchsmuſter, dis zu dem in Deutſchland üblichen genauen Prüfungsverfahren ſind Dutzende von Zwiſchenſtufen vorhanden. Jedenfalls iſt es ausgeſchloſſen, daß die Ibee der Entente praktiſch für das Erfindungsweſen utung erhält, wenn nicht ein ſo wichtiges Erfinderland wie Deutſchland ich daran beteiligt. Die am Schluß der angedeuteten, „den Erfindern gebotenen Vorteile“ verraten im übrigen eine ſo eringe Sachkenninis, daß man daran zweifeln darf, ob an dem Plan bisher ernſte Fachleute mitgearbeitet en. + Schonung der Metalldrahtlampen. Die Glühfäden der elek⸗ triſchen Meralldrahtlampen ſind bekanntlich mehr oder weniger emp⸗ indlich gegen Erſchütterungen. Da die Fäden im glühenden Zu⸗ tande weniger ſpröde ſind als im kalten, ſo empfiehlt es ſich, die ampen während des Reinigens brennen zu laſſen, um während dieſer Arbeit das Brechen des Fadens zu vermeiden.*. 24 + Ein neuer Bauſtoff. Das Journal Franklin Inſt. berichtet, daß A. L. Wiliams einen neuen Bauſtoff durch Zuſammenſchmelzen von Kupfer und Glimmer erzeugt, der bemerkenswerte Eigenſchaften zeigt. Zwiſchen einer Eiſenplatte als Anode und einer Kohleneler⸗ trode als Kathode wird ein, Lichtbogen erzeugt, in denen Kupfer und Glimmer in gleichen Mengen in pulverförmigem Zuſtand angehäuft werden. In dieſem Lichtbogen ſchmilzt dann Kupfer und Glimmer au einer glasharten, ſpröden Maſſe zuſammen, das ſich erſt bei 2000 Celſius bearbeiten läßt. Bemerkenswert iſt die elektriſche Leitfähig⸗ keit dieſer Maſſe. Zum Unterſchied von den Metallen wird die Leit⸗ fähigkeit bei ſteigender Temperatur nicht unerheblich größer, d. h. der elektriſche Widerſtand nimmt bei der Wärme ab. Die Maſſe läßt—435 für ſehr temperaturempfindliche Einrichtungen gut ver⸗ wenden. 2 Techniſcher Briefkaſten. Frage: Verliert Gas⸗ oder Zechenkoks durch langes Lagern ſeine Heizkraft? Iſt bei Koksfeuerungen für Zentralheizungen ganz grober Koks, mittlerer oder feiner Koks zu empfehlen? Antwort: Wenn der Koks in luftigem Keller oder Schuppen wocken gelagert wird, iſt die Logerfähigkeit des Kots unbegrenz! ohne an ſeiner Heizkraft zu verlieren. Nur wenn er durch naſſe⸗ Lagern Waſſer aufnimmt, verſchiechtert ſich ſeine Heizkraft. Für Jentratheizungen iſt ein Koks von mittierer Körnun deſſen größte Stücke die Größe einer Fauſt nicht überſchreiten, empfehlen. Bei größeren Stücken liegt der Gots in der Feuerun, zu hohl, es kann durch den Roſt mehr Luft hinzutr⸗ als zur nötig iſt. Das Anwärmen dieſes übergroßen Huft⸗ überſchuſſes bedeutet einen Bärmeverluſt, der unter Umſtänden nicht unbeträchtlich iſt. Bei zu kleinem Koks ſetzt ſich der Roſt zu, es tritt weniger Luft in die Feuerung ein, als zur Verhrennung un ⸗ bedingt nötig iſt. Unverbrannte Gaſe(Kohlenoxyd) zieben durch den Schornſtein ab. Der goldene Mittelweg in der Größe des Kotes iſt hier der beſte, X. Z. ————— 6. Seite. Nr. 42. Statt jeder besonderen Anzeige. Dienstag nacht entschlief nach langem, schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden unsere heiß- geliebte Mutter, Orossmutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Sophio Schrag Wwe. geb. Willstaedter im 64. Lebensjahre. MANNHEIM, den 26. Januar 1921. In tiefem Schmerz: Mathilde Berg geb. Schrag Thekla Zucker geb. Schrag eer 8 uns —— Horécn 5—— I laue Alland herabooselaten brien. ſel. GeSCHW. Schanze 97 124 7²⁷²?⁸ fi Poeke, Lae füonawarn 10 Kapfialaniase Jakob Willstaedter und Familie. Die Beerdigung findet Freitag, den 28. Januar, vormittags ½12 Uhr vom israel. Friedhof aus statt. Verkauſe nur umſtändeh für 3800 Mkum komplette onterr. (Katalogwert 1920 über 5000 Me.). Größere Anzahl deutſche Kolonialmarken zum Katalogpreis. sondern durch unseren Vertreter, Herrn ausgeũbt. 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