—— — Bezugspreiſe: In mannheim u. umgebung frei ins haus ſowie durch die poſt bezogen ohneseſtellgeld monatl. Mk. 1400.— freibleibend. Einzelnummer mk. 30.— bie 30.—. Poſtſcheckkonto Nr. 17890 Kartsruhe in Haden und Nr. 2917 Ludwigshafen am Rhein. Hauptgeſchäftsſtelle maunheim, E 6. 2. Geſchäfts⸗ nebenſtelle Ueckarſtadt, waldhofſtraße Ur. 6. Fernſprecher nummer 7031, 702, 7033, 704a, 705. Telegramm-⸗Adòreſſe: Seneralanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentlich zwölfmal. Beilagen: Der Sport vom Sonntag. Aus der Welt der Technik. Seſetz u. Recht. Niodezeitung. Aus Seſt u. Leben mit Nia ECͤ ²·dq— ̃ ⅛˙—ev!᷑' 80 n 5 ee rel ege Anzeigenpreiſe: Sei voranszahlung die kl. Zelie Mk. 120 Stellengeſ. u. Familien⸗Atiz. 500% Nachl. Reklamen Mk. 800.— Annahmeſchluß: mittagblatt vorm. 8¼ Uhr, Abendbl. nachm. 2½ Uhr. Kür Anzeigen an beſtimmt. Tagen, Stellen u. Ausgaben w. keine berantwortg. übern. höhere Gewalt, Streiks, detriebs⸗ ſtörungen uſw. berechtigen zu kein. Erſatzanſprüchen f. ausgef. oder beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete ufnahme von Anzeigen. Rufträge durch Kernſprecher ohne Oewühr⸗ unheimer Frauen-Jeitung u. Mannheimer Muſilk⸗Zeitung bTTT0T0T0TTTb Die deutſchen Friedensgarantien J Berlin, 2. Jan.(Bon unſerm Berl. Büro.) Die Agence Havas läßt ſich von ihrem diplomaliſchen Milarbeiter melden, daß die drikte Machk, die das deulſche Angebot wegen der Friedens⸗ garantien erhalten hat, dieſes Angebot nicht weiter gegeben habe, weil es ihr nicht ausführlich genug erſchien. Frankreich ſei deshalb gar nicht in die Lage gekommen, dieſes An⸗ gebol abzulehnen. Außzerdem ſlehe Jrankreich auf dem Stand⸗ punkt, daß der Friedensverirag, insbeſondere ſeine Beſtimmungen über den Völkerbund, bereits eine Garantie des Friedens böte. Demgegenüber wird von zuſtändiger Seite feſtgeſtellt, daß das deulſche Angebot von der dritten Macht Frankreich in offiziöſer Jorm zur Kennknis gebracht worden iſt. Von Frankreich wurden aber formelle verfaſſungsrechkliche Bedenken vorgeſchützt. Was den Völkerbund anbetrifft, ſo iſt darauf hinzu⸗ weiſen, daß gerade Frankreich mehrfach ſich dagegen gewandt hal, daß Deulſchland den Völkerbund anruft, weil es nicht Mitglied des Völkerbundes ſei. Deutſchland habe durch ſein Angebok Frankreich über den Friedensvertrag hinausgehende Garantieen bieten und da⸗ mit endgillig das Gerede von den deutſchen Revancheabſichten wider · legen wollen. *** ö Wie die Dinge auch liegen mögen, jedenfalls war die Be⸗ kanntgabe der Ablehnung zuerſt von deutſcher amtlicher Seite ein überaus geſchickter Schachzug, da Frankreich mora⸗ löſch ins Unrecht geſetzt wurde. Ein weiteres kritiſches Urteil kann erſt abgegeben werden, wenn ſowohl die deutſchen Garantie⸗ angebote und die Gründe der Ablehnung im Wortlaute vorliegen. Ueber die Vorgeſchichte des deutſchen Friedensvorſchlages teilt die„B. Zt.“ mit: Wie die e— iſt das deutſche Friedensangebot dem amerikaniſchen Staatsſekretär Hughes von dem deutſchen Bot⸗ ſchafter Wiedfeld und von Hughes dann wieder über den fran⸗ zöſiſchen Botſchafter der Pariſer Regierung übermittelt worden. Weiter wird mitgeteilt, daß das deutſche ngebot auch von der amerikaniſchen Botſchaft nach Paris übermittelt worden iſt. Die amerikaniſche Gedankenwelt iſt einem ſolchen Garantievorſchlag in dem Maße geneigt, wie ſie einem militäriſchen Vorgehen abhold iſt. Es kann ſich daher in dieſem Augenblick nur darum handeln, eine vermittelnde Formel zu finden, zwiſchen der ſchen ablehnenden Haltung und dem amerikaniſchen feſten Willen, Europa wieder auf die Beine zu helfen. Das Verliner Blatt entkräſtet übrigens das Argument, das von übelwollender Seite eingewendet werden könnte, daß man eine Volksabſtimmung ja ſo arrangieren könnte, wie man es für gut hält. Demgegenſtber ſei zu bedenken, daß eine derartige Volksab⸗ ſtimmung denn doch einen viel zu komplizierten Apparat darſtellt, als daß eine zum Kriegführen entſchloſſene Macht ein ſolches Hindernis in den Weg legen würde. Der Ausdruck„Menſchenalter wurde von Deutſchland gewählt, um einen gewiſſen Spielraum für die zeitliche Ausdehnung dieſes Begrifſes im Falle von Verhand⸗ lungen zu laſſen und ferner deshalb, um damit Frankreich wenig⸗ ſtens für einen Zeitraum von 30 Jahren die Garantie zu geben, daß es innerhalb dieſes Zeitraums vor jedem deutſchen Angriff ge⸗ ſichert ſei. Die Fixierung der Reparationsſumme EBerſin, 2. Jan.(Von unſ. Berl. Bülro.) In amtlichen Kreiſen werd über die Vorſchläge, als deren Ueberbringer Staatsſekretär Hergmann heute in Paris eingetroffen iſt, weiterhin Zurückhaltung beobachtet. Soviel kann aber ſchon geſagt werden, daß ſie bdeſtimmte Summen enthallen. 1 Die„B..“ glaubt folgende Einzelheiten berichten zu können: Feſtlegung der Reparationsſchuld auf eine beſtimmte Summe, die ſich jedenfalls innerhalb der Grenzen der deutſchen Gutſcheine Serie und B und der von Bonar Law genannten, mit 50 Milliar⸗ den Goldmark freilich außerordentlich hochbemeſ⸗ ſenen Geſamtverpflichtung halten wird, unter der Vorausſetzung des Gelingens einer Anleiheoperation, die allmählich im Sinne eines Beſſerungsſcheines ausgedehnt bezw. wiederholt wer⸗ den ſoll. Das„Berl. Tagebl.“ ſchreibt, die Ablehnung der deutſchen Vor⸗ ſchläge durch Frankreich ſei nicht überraſchend. Frankreich habe nicht die ſtärkſte Waffe aus der Hand geben wollen, die ihm die Verwirklichung ſeiner durch die Iswolskipapiere enthüllten letzten Ziele der Vernichtung der politiſchen und wirtſchaftlichen Kraft Deutſchlands ermöglichen kann. Frankreich habe durch die Ablehnung des deutſchen Vorſchlags vor der ganzen Welt die ſtärkſte mora⸗ liſche Waffe, auf die es ſich bei den Reparationsverhandlungen hätte ſtützen können, aus der Hand gegeben. Sktimmungsmache um jeden Preis 5 Das„Journal“ ſchreibt, zu Bebinn der neuen Konferenz müſſe eine Vorfrageerledigt werden. Deutſchland wolle durch eine mündliche Auseinanderſetzung das Terrain abhorchen, um ſpäter ſeine Anſichten in einer Diskuſſion genauer darzulegen und hierauf feſte Vorſchläge zu machen. Werden ſich die Verbündeten zu einem derartigen Manöver hergeben? Entweder habe Deutſchland ſich ent⸗ ſchloſſen, dem Entſchlüpfen ein Ende zu bereiten und die nötigen Anſtrengungen zu machen, um ſich wieder emporzuarbeiten und ſeine Gläubiger zu befriedigen. Dann könne man einer klaren Darlegung eines ebrlichen Planes nicht ausweichen. Oder aber Deulſchland ſuche, wie ſeine Taktik andeute, und wie die Rede des Reichskanzlers in Hamburg beweiſe, noch einmal mehr Zeit zu gewinnen, um auf die uneinigkeit der Verbündeten zu ſpekulieren. Dann habe die Konferenz anderes zu tun, als ihre Zeit damit zu verlieren, ſich zu einem Spiel herzugeben und unnütze Reden anzu⸗ hören. Die erſte Entſcheidung der Konferenz müſſe alſo Herrn Berg⸗ mann bedeuten, daß er eine Darlegung zur Kenntnis bringen könne, wenn er genaue Vorſchlüge vorzubringen habe, daß aber im gegen⸗ teiligen Fall ſeine Reiſe nach Paris ebenſo unnütz geweſen ſei, wie die nach London. Der Standpunkt Marſchall Jochs Der„Matin“ glaubt in der Lage zu ſein, den Standpunkt mitteilen zu können, den Marſchall Foch in der Frage der Ruhr⸗ beſetzung einmmmt. Der Einfluß des Marſchalls richte ſich gegen jede verzögerte und beſchränkte Operation, die die Umkreiſung des Ruhrgebiets zum Zwecke habe. Der Marſchall habe nichts gegen eine derartige Maßnahme einzuwenden. Wenn ſie notwendig werde, müſſe ſie mit genügend militäriſchen Kräften verwirklicht werden kön⸗ nen. Aber es mißfalle ihm, im Innern eines Induſtriebezirks oder um dieſen herum kleine Abteilungen zum Schutz für die Zivilbeamten zu verwenden. Die Herabſetzung ſeiner Kräfte und ihre Verſtreuung dauf einem Gebiete, wo gewiffermaßen die Häuſer ſich berührten, könnten Zwiſchenfälle hervorrufen, die Sanktionen erforderten. Dadurch würde das gegenteilige Ziel erreicht, das die franzöſiſche Re⸗ gierung wolle und das darin beſtehe, die produktiven Pfänder auf das Ruhrgebiet auszudehnen. Dieſe autoriſierte Anſicht in Rechnung ſtellend, ſei die franzöſiſche Regierung zu der Ueberzeugung gekom⸗ men, daß es nicht nötig ſei, das Ruhrgebiet zu umkreiſen, um die Zolleinnahmen einzukaſſteren, ſondern, daß durch ein zentrali⸗ ſiertes Syſtem dieſe Einkünfte von einer Anzahl von Büros er⸗ hoben werden könnten, die man in den großen Städten errichte und deren Ueberwachung viel leichter ſei. Im Uebrigen gibt der Matin den franzöſiſchen Pfänderplan faſt genau ſo wieder, wie er durch die Havasagentur verbreitet wurde. Was den engliſchen Standpunkt betrifft, ſo ſchreibt das Blatt, daß ein Einverſtändnis zwiſchen der franzöſiſchen und der engliſchen NRe⸗ gierung nicht unbedingt ausgeſchloſſen ſei, denn die Pfänder, die Bo⸗ nar Law bewilligen wolle, ſeien noch zu verſtärken. Das„Echo“ iſt anderer Anſicht. Es vertritt den Stand⸗ punkt. daß noch ein breiter Graben die Regierungen von London und Paris von einander trenne. So plane Bonar Law das grad⸗ weiſe Verſchwinden der Reparationskommiſſion, die aufgehen ſolle in einer Art Schiedsgericht, dem Deutſche und Neutrale angehören ſollen. Auch bemühe ſich die engliſche Regierung durch die Repara⸗ tionen von Deutſchland die ungefähr 20 Milliarden Goldmark wieder⸗ zugewinnen, die England Amerika bezahlen müſſe. Jedes andere Vorgehen der Reparationskommiſſion, wegen der Kohlen eine beab⸗ ſichtigte Verfehlung Deutſchlands feſtzuſtellen, ſtoße auf Widerſpruch. Nach Anſicht des Blattes iſt es wahrſcheinlich, daß Poincare die Hal⸗ tung Frankreichs in der Reparationskommiſſion rechtfertigen und er⸗ läutern würde. Nach Anſicht des Blattes würden einige Stunden Ausſprache genügen, um feſtzuſtellen, ob die Zuſammenarbeit der beiden Länder in den deutſchen Angelegenheiten möglich ſei oder ob die Konferenz hierauf aufgegeben werden müſſe. Arbeiterproteſte gegen die Ruhrbeſetzung Eine in Bochum abgehaltene Konferenz der Bergarbeiter des Ruhrgebiets nahm mit 250 gegen 4 Stimmen eine Entſchließung an, in der es heißt: Die Konferenz der Bergarbeiter erhebt entſchieden Einſpruch gegen die von der franzöſiſchen Regierung angedrohten Maßnahmen, die auf Beſetzung und wirtſchaftliche Ausbeutung des Ruhrgebiets hinzielen. Die Bergarbeiterſchaft des Ruhrgebiets erblickt in der an⸗ gedrohten Politik der Pfänder nicht ein Mittel, Beziehungen zwiſchen den Ländern herzuſtellen, wie es die Intereſſen der Völker erheiſchen. Jeder gewaltſame Eingriff der franzöſiſchen Regierung muß zur Ver⸗ ſchärfung der wirtſchaftlichen Notlage der Arbeiter und damit zu einer Vertiefung der nationalen Gegenſätze führen. So entſchieden die deut⸗ ſchen Bergarbeiter die den Frieden und den wirtſchaftlichen Wieder⸗ aufbau ſchädigende Politik der franzöſiſchen Regierung ablehnen, ebenſo entſchieden bekunden ſie jedoch ihren feſten Willen im Rahmen des Möglichen an der Erfüllung der deutſchen Reparationsverpflich⸗ tungen mitzuarbeiten. Dieſer Wille zum Wiederaufbau war es nicht zuletzt, der die Bergarbeiter veranlaßt hat, ungeachtet ihrer körper⸗ lichen Erſchöpfung und Unterernährung mehrmals in Ueberſchichten⸗ abkommen einzuwilligen. Die Vergarbeiter des Ruhrgebiets erſuchen die Arbeiter der Entente, auf ihre Regierungen ein⸗ zuwirken, damit das Problem der Reparationen nicht Anlaß gebe zu neuen Schwierigkeiten, die die Gefahr gewaltſamer Auseinander⸗ ſetzungen fefürchten läßt.“ Die ſozialiſtiſche Partei Frankreichs erläßt gemeinſchaft⸗ lich mit dem Allgemeinen Arbeiterbund einen Aufruf, in dem ſie gegen die Zwangsmaßnahmen gegen Deutſchland Einſpruch erheben. In dem Aufruf heißt e: „Alles läßt vorherſehen, daß die franzöſiſche Regierung dem Oberſten Rat unter der Bezeichnung„Pfänder und Garantien“ vor⸗ ſchlagen wird, die Hand auf das Induſtriebecken an der Ruhr zu legen und eine verſtärkte Beſetzung auf dem linken Rheinufer herbei⸗ uführen. Es iſt zu befürchten, daß die franzöſiſche Regierung, wenn ſie keine Einigung mit den Verbündeten erzielt, entſchloſſen iſ. ſchon jetzt die vorbereitenden Zwangsmaßnahmen allein durchzuführen, getreu der Verpflichtung, die wir auf dem Weltkongreß im Haag übernommen haben, erklären wir dieſer Politik der Brutalität und der Abenteurer den entrüſteten Widerſpruch der Arbeiter entgegen⸗ zuſtellen. Die beiden Organiſationen fordern einen Schiedsſpruch durch den Völkerbund.“ Von der Sachverſtändigen⸗Konferenz Berlin, 2. Jan.(Von unſerm Berliner Büro.) Der Pariſer Berichterſtatter der„Daily Mail“ iſt zu der Mitteilung ermächtigt worden, daß die britiſche Regierung ihre warme Billigung der durch Staatsſekretär Hughes gemachten Vor B9l äge zum Aus⸗ druck gebracht hat und daß der Schatzkanzler Baldwin bereits er⸗ mächtigt wurde, bei der Erörterung darüber im Namen der britiſchen Regierung zu handeln. Bonar Law würde bereit ſein, die Repara⸗ tionsfrage einer derartigen Konferenz von internationa⸗ len Sachverſtändigen zuzuweiſen, wenn es ſich als unmöglich herausſtellen ſollte, in Paris eine Vereinbarung zu erzielen. Auslanòsrundſchau „Ein engliſches Eiſenbahnprojekt in Braſilien. Wie„Morning Poſt“ aus Rio de Janeiro berichtet, ſind Unterhandlungen zwiſchen der braſilianiſchen Regierung und einem engliſchen Syndikate betreffs einer transbraſilianiſchen Eiſenbahnſtrecke zum Abſchluſſe gelangt. Die Koſtenvoranſchläge der Engländer waren um 20 Prozent minder als die der Amerikaner. * General Haking, der Völkerbundskommiſſar von Danzig iſt zum Oberbefehlshaber der britiſchen Truppen in Aegypten er⸗ nannt worden. * Immer noch die Der aus Lauſanne nach Eng⸗ land zurückgekehrte General Towusend hat erklärt, der Stillſtand in den Lauſanner Verhandlungen ſei a eee die Folge der Mof 15[frage. Die britiſche Beſetzung Moſſuls in ſtrategi⸗ ſcher Beziehung eine Torheit und bilde eine große Gefahr. Die Not der Preſſe Neue Papierpreiserhöhung Nach ſehr langwierigen Verhandlungen iſt am 29. Dezember vom Reichswirtſchaftsminiſterium der Januarpreis für das Zei⸗ [tungsdruckpapier auf 560(Dezember: 444 /) je Kilo feſt⸗ geſetzt worden. Dieſer Preis wird durch Rückrechnung der Zellſtoff⸗ fabriken um etwa 35 je Kilo herabgeſetzt werden, ſo daß der Nettopreis von etwa 405 auf 525„ ſteigt und ein Waggon Papier auf 5½ Millionen zu ſtehen kommt. Hierbei iſt jedoch die im Januar zu erwartende Kohlenpreiserhöhung noch nicht berückſich⸗ tigt, die gemäß der Kohlenklauſel eine weitere Steigerung des Ja⸗ nuarpreiſes nach ſich ziehen würde. Die Vertreter der Zeitungsverleger haben gegen dieſe Preisfeſt⸗ ſetzung Proteſt erhoben, weil ihnen die Grundlagen der Preis⸗ berechnung un richtig erſcheinen. Die franzöſiſche Kirchenpolitik und das Kheinland O Paris, 31. Dez. Stückweiſe wird das Kirchentrennungsgeſetz, das den Triumph der altradikalen Partei in Frankreich bekräftigte, abge⸗ ſchafft. Während des Krieges erforderte die„heilige Einigkeit aller politiſchen Gruppen Wiederherſtellung geiſtlicher Würden und Rechte. Die Generäle an der Front verlangten Beſeitigung aller das religiöſe Empfinden der Soldaten verletzenden Einſchränkungen des Gottesdienſtes. Unmittelbar nach den Parlamentswahlen von 1919, die den nationaliſtiſch⸗klerikalen Block ans Ruder brachten, wurde die Aufhebung wichtiger Grundſätze des„areligiöſen Frankreich“ durch⸗ geführt. Trotz allen Proteſten der altradikalen Senatoren, fand die Wiederherſtellung der franzöſiſchen Geſandtſchaft am päpſtlichen Stuhle ſtatt, und kein Geringerer als Jonnart, der im Jahre 1906 mit dem damaligen Kultusminiſter des Kabinetts Clemenceau, Ariſtide Briand, an dem Separationsgeſetze(der Trennung von Kirche und Staat) mitgearbeitet hatte, vertritt heute die Republik beim Vatikan. Die Blockparteien verknüpften ihre Forderung, das Kir⸗ chentrennungsgeſetz allmählich abzuſchaffen, mit ihren rheinlän⸗ diſchen Projekten. Mehrfach wurde in Kammerdebatten, die ſich mit der„religiöſen Beruhigung Frankreichs“ beſchäftigten, darauf hingewieſen, daß eine aktive Rheinlandpolitik nicht allein wirtſchaft⸗ liche, ſondern auch konfeſſionelle Ziele zu verfolgen habe. Aus dieſem Grunde fand auch der Dariaeſche Plan der Loslöſung des linksrheiniſchen Gebietes vom Reiche eine geteilte Zuſtimmung in der Kommiſſion für finanzielle Angelegenheiten. General Caſtelnau z. B. betonte, daß Dariac, bei aller Schärfe der Beurteilung für die „Wünſche der rheinländiſchen Bevölkerung“, den wichtigen Punkt, die religibſen Empfindungen des Rheinlandes, nicht berückſichtigte. Da⸗ riat überſah die im Rheinland herrſchende Stimmung katholiſcher Kreiſe, die Frankreich noch immer für eine„ungläubige Nation“ hal⸗ ten. Demgemäß wurde der Dariacſche Plan von den rechtsſtehenden Gruppen als unzureichend angeſehen. Intereſſant iſt, wie Miniſterpräſident Poincare, der mit der radikalen Linken(Herriots Partei) liebäugeln muß, aber auf die Blockmehrheit nicht verzichten kann, die kirchenpolitiſchen Wünſche der Rheinlanderoberer zu erfüllen bereit iſt. Mitten im Sturm des Reparationsſtreites hat er dem Parla⸗ mente einen Geſetzentwurf zugehen laſſen, der einfach die Grund⸗ feſten des Kirchentrennungsgeſetzes antaſtet; der Geſetzentwurf enthäl: nämlich die Wiederherſtellung der Kongregationen. der franzöſiſchen Kloſtergemeinſchaften, die— unter dem Kabinett Clemenceau(1908— mit der Waffe aufgelöſt wurden! Der da⸗ malige General Caſtelnau, heute Deputierter, weigerte ſich damals dem Befehle Clemenceaus nachzukommen und wurde ſeines Poſtens erſt bei Ausbruch des Krieges fand ſeine Rehabilitierung tatt. Poincare geht ſchrittweiſe vor. Sein Geſetzentwurf gliedert ſich in vier Teile; es wird die„Autoriſierung“ für die Franzis⸗ kaner, die afrikaniſchen Miſſionen, die Levante⸗Miſſion und die „Péres Blancs“ beantragt. Die gutunterrichtete klerikale Zei⸗ tung„La Croix“(das Blatt hat die ſtärkſte Auflage in Frank⸗ reich) weiß mitzuteilen, daß dieſem erſten Projekte die vollſtändige „Wiederherſtellung der religiöſen Orden“ folgen werde. Jeſuiten, Kapuziner, Aſſomptioniſten werden, wie„Croix“ erfährt, im fol⸗ genden Jahre wieder ihre Kongregationsrechte erhalten. Die Block⸗ zeitungen finden freundliche Worte für das kommende Geſetz. Sie legen den Nachdruck auf die„Hgünſtige Aufnahme, die das Geſetz im Rheinland finden wird.“ Und ſie bedienen ſich eines in der„Kölniſchen Volkszeitung“ veröffentlichten Manifeſtes deutſcher Prieſter, die auf den verwahrloſten Zuſtand der ſran⸗ zöſiſchen Klöſter, auf den Tiefſtand des religiöſen Lebens hinweiſen. Gegen dieſe unwahre Darſtellung erhebt das„Echo de Pasis“ Proteſt.„Es iſt nicht wahr“ ſchreibt das Blatt, daß die franzöſiſchen Kirchen verwahrloſt ſind. Die rheinländiſche Bevölkerung wird ſchlecht unterrichtet. Man wird ihr den Beweis liefern, daß Frank⸗ reich ein tiefgläubiges Volk beſitzt.“ In der Kammerkommiſſion für innere Angelegenheiten wird Maurice Barrss als Berichterſtatterd die kirchlichen Angelegenheiten behandeln. Es iſt nicht daran zu zweifeln, daß er die Frage im Hinblick auf das Rheinland unterſuchen wird, * E Die Hochverräter an der Arbeit In der Silveſternacht ſchlugen die wenigen Jünger des rheini⸗ chen Sonderbündlers Smeets an die ſbeine 8 der Stadt Main z lakate mit einem Aufruf an das„Rheiniſche Volk“ an, in dem be⸗ ſonders auch auf die Vorteile des rheiniſchen Franken hingewieſen wurde. Noch ehe der 89 raute, waren die Plakate bereits von der Polizei entfernt und eſchlagn hmt. Wie nunmehr verlautet; iſt die Ausrufung der rheini⸗ ſchen Republik für die Nacht vom 2. auf 3. Januar beſtimmt in Ausſicht genommen. Nach den bisherigen Erfahrungen dürften ſich die Smeetsianer aber ihre Bemühungen erſparen. Letzte Meldungen Kündigung des Aeberſchichtenabkommens Bochum, 2. Jan. Die Konferenz der Bergarbeiter des Ruhr⸗ gebietes hat am Sonntag beſchloſſen, das Ueberarbeitsabkommen für den Ruhrbergbau, das für den 15. Dezember bis 15. Januar außer Kraft geſetzt worden war, zum 28. Februar zu kündigen, da die Ernährungslage der Bergarbeiter immer übler geworden ſei. Gewinnausloſung der deutſchen Sparprämienanleihe Berlin, 2. Jan. Bei der heute vormittag erfolgten 7. Gewinn⸗ ausloſung der— e fiel der Haupttreffer in Höhe von einer Million Mark auf die Gruppe 1324 Nr. 135. Er wird viermal für die Gruppe A bis D ausgezahlt. Ferner fiel ein Gewinn von 300 000 Mark auf Gruppe 1254 Nr. 13. Leipzig, 2. Jan. Hier ſind etwa 60 000 Mieter wegen Er⸗ höhung der Miete auf das 42fache der Friedensmiete in deß Streik getreten. UJ Berlin, 2. Jan.(Von unſerm Berliner Büro.) Der Beginn der heutigen Verhandkungen gegen Klante und ſeine ⸗ angeklagten verzögerte ſich um mehr als eine Stunde. Es ver⸗ lautet, daß Klante im Gefängnis Lungenbluten erlitten hat und —95 ſeine Verhandlungsfähigkeit von den Aerzten ſtark bezweifelt wird. IBerlin, 2. Jan.(Von unſerm Berliner Bürd.) Die Stand⸗ inhaber der Zentralmarkthallen haben ihre Drohung gemacht und ſind heute in den angekündigten Streik gegen hohen Standmieten und Eiſenbahntarife eingetreten. e e D N 5 2. Seite. Nr. 2 Mannheimer General-Anzeiger(Abend⸗Ausgabe) Dienstag. den 2. Januar 1923 Stadtiſche Nachrichten. RNeuregelung des Steuerabzugs Mit Wirkung vom 1. Januar 1923 treten in den Vorſchriften über den Steuerabzug folgende Aenderungen ein: Der einzubehaltende Steuerbetrag von 10 v. H. des Arbeits⸗ lohnes ermäßigt ſich: 1. für den Steuerpflichtigen und für ſeine zu ſeiner Haushaltung zählende Ehefrau à) im Falte der Zahlung des Arbeitslohns für volle Monate um je 200 monatlich; b) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns für volle Wochen um je 38 wöchentlich c) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns für volle Arbeitstage um j käglich; ) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns für kürzere Zeit⸗ räume um je 2 für ſe zwei angefangene oder volle Arbeits⸗ ſtunden; 2. für jedes zur Haushaltung des Steuerpflichtigen zählende minderjährige Kind im Sinme des§ 17 Abſ. 2 des Einkommen⸗ ſteuergeſetzes: à) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns für volle Monate um 1000 K monatlich; b) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns für volle Wochen um 240 l wöchentlich: c) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns für volle Arbeitstage um 40&A täglich; d) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns für kürzere Zeiträume um 10 für je zwei angefangene oder volle Arbeitsſtunden. Kinder im Alter von mehr als 17 Jahren, die Arbeitseinkommen beziehen, werden nicht gerechnet; 3. Zur Abgeltung der nach§ 13 Abſ. 1 Nr.—7 des Geſetzes zuläſſigen Abzüge: à) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns für volle Monate um 1000 4 monatlich: b) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns für volle Wochen um 240 wöchentlich; c) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns für volle Arbeitstage d) um 40 A täglich: im Falle der Zahlung des Arbeitslohns für kürzere Zeiträume um 10 A für je zwei angefangene oder volle Arbeitsſtunden. Auf Antrag iſt eine Erhöhung dieſer Beträge zuzulaſſen, wenn der Steuerpflichtige nachweiſt, daß die ihm zuſtehenden Abzüge im Sinne des§ 13 Abſ. 1 Nr.—7 des Geſetzes den Betrag von 120 000„ um mindeſtens 10 000 A überſteigen. Ueber den Antrag entſcheidet das Finanzamt. Wird der 3 nicht für eine beſtimmte Arbeitszeit ge⸗ zahlt, ſo trikt an die Stelle der obigen Ermäßigungen eine feſte Ermäßigung von 6 v. H. des Arbeitslohns; es ſind alſo in ſolchen Fällen ſtatt 10 v. H. nur 4 v. H. des Arbeitslohns einzubehalten; weitere Ermäßigungen ſind aber dann nicht auch noch zu berück⸗ ſichtigen. Weiſt der Arbeitnehmer nach, daß die Zahl der zu berückſich⸗ tigenden Familienangehörigen oder der von ihm zu unterhaltenden mittelloſen Angehörigen größer iſt, als im Steuerbuch angegeben— ſei es nun, daß dieſe Zahl im Steuerbuch von vornherein unrichtig war oder daß ſich die Zahl dieſer Perſonen ſeit der Ausſtellung des Steuerbuchs vermehrt hat—, ſo kann er die entſprechende Be⸗ richtigung des Sdeuerbuchs beantragen. Der Antrag iſt, wenn es ſich um mittelloſe Angehörige handelt, beim Finanzamt, ſonſt bei der GSemeindebehörde zu ſtellen. Die weitere Ermäßigung tritt dann bei 8e— auf die Ergänzung des Steuerbuchs folgenden Lohnzahlung in Kraft. An Stelle der auf den Steuerbüchern für 1923 vermerkten müſſen die oben angegebenen neu feſtgeſetzten Ermäßigungen be⸗ rückſichtigt werden. Die Einträge im Steuerbuch darf der Arbeitgeber jedoch nicht ändern; auch bleibt der im Steuerbuch angegebene Fami⸗ lienſtand für den Arbeitgeber beim Steuerabzug unbedingt maß⸗ gebend; Berichtigungen dürfen nur durch die oben bezeichneten Be⸗ hörden vorgenommen werden. Im übrigen hat ſich an den Vorſchriften über den Steuerabzug nichts geändert. Ernannt wurden: Gerichtsverwalter Joſef Birkenmeyer beim Amtsgericht zum Koſtenoberinſpektor beim Land⸗ gericht, Gerichtsverwalter Leopold Steffen beim Amtsgericht Mannheim zum Gerichtsoberverwalter, Juſtizinſpektor Cornelius Boxheimer beim Notariat Heidelberg zum beim Amtsgericht Mannheim, Juſtizoberſekretär Karl Kammerer bei der Direktion des Landesgefängniſſes Mannheim, Karl Tril! beim Amtsgericht Mannheim zum Juſtizinſpektor, Juſtizſekretär Emil Ritter beim Amtsgericht Mannheim zum Juſtizoberſekretär und Kanzlefaſſiſtent Rudolf Gindorf beim Amtsgericht Mannheim zum Kanzleiſekretör. Die Erhaltung der badiſchen Steuereinnehmereien. Der Ver⸗ ein der Untererheber Badens iſt bei der Regierung um Erhaltung der badiſchen Steuereinnehmereien vorſtellig geworden und hat dies ver allem mit dem Hinweis darauf begründet, daß infolge der Ueberlaſtung der Finanzämter und deren Beitreibungsbeamten etwa 30 Prozent der badiſchen Gefälle für Juſtiz und Verwaltung nicht zum Einzug gelangen und dadurch der badiſchen Staatskaſſe ver⸗ loren gegangen ſind. Bei der derzeitigen geſpannten Finanzlage aller Länder ſollte dieſe Tatſache für den badiſchen Staat Grund ge⸗ nug zu Errichtung neuer Badiſcher Finanzämter ſein. Die Badiſche Landwirtſchaftskammer hat dieſe Eingabe der Untererheber unter⸗ ſtützt vor allem mit Rückſicht auf die Landbevölkerung. Für den Jandwirt bedeutet es natürlich große Erleichterung, dann aber auch Portoerſparnis, die mit jeder Portoerhöhung fühlbarer wird, wenn er ſeine Steuer in ſeinem Orte perſönlich bezahlen kann; in pielen Fällen konnte er natürlich auch Auskunft über alle möglichen Steuer⸗ fragen erhalten. Der neue Juckerpreis. Nach einer Berliner Meldung iſt auf Grund einer Vereinbarung der Zuckerinduſtrie mit amtlichen Stellen damit zu rechnen, daß der Kleinhandelspreis für Zucker auf 270 Mk. für das Pfund erhöht werden wird. Der gegenwärtige Preis be⸗ trägt Mk. 250.—. „Jubilare der Arbeit bei der Spiegelfabrik Waldhof.⸗G. Am Samstag, den 23. Dezember 1922 fand im Speiſeſaal des Schweſtern⸗ hauſes der Spiegelfabrik.⸗G. eine Jubiläumsfeier ſtatt, die bei ſämtlichen Teilnehmern tiefen Eindruck hinterließ. Der Vorſtand des Unternehmens, Direktor Dr. phil. P. Brock, hielt eine Anſprache an die Jubilare, die ſich mit wenigen Ausnahmen alle noch ſeltener Friſche und beſter Geſundheit erfreuen. Redner dankte in herzlichen Worten für langjährige Pflichterfüllung und treue Hingabe an die Intereſſen des Betriebs während der 25, 30, 35, 40 und ſogar 45 Dienſtjahre. Namens der Geſellſchaft überbrachte der Direktor den Jubilaren die beſten Glückwünſche u. überreichte als äußeres Zeichen der Anerkennung zeitgemäße Geldgeſchenke. Die Namen der Jubilare ſind: Für 25jährige Dienſtzeit: Betting Joſef, Jakobs Nikolaus, Schlayer Friedrich und Decker Johann; für 30jährige Dienſtzeit: Brauch Carl, Leippe Wilhelm, Maurer Bernhard, Straub Joſef und Wormer Joſef; für 35jährige Dienſtzeit: Siegel Roman, Klein Jakob, Diehl Valentin und Keltz Joſef; für 40jährige Dienſtzeit: Herzog Anton, Hörner Johann, Bugert Andreas und Sponnagel Albert; für 45jährige Dienſtzeit: Kempf Johann. eeeeeeeee ee Mannheimer Notgemeinſchaſt Die Mannheimer Notgemeinſchaft wartet auf Spenden zur AUnterſtützung der Notleidenden! Die Geſchäftsſtelle des General⸗Anzeigers nimmt jederzeit Spenden entgegen! y ͤ vVVd ĩͤee *Körperverletzung mit Todesfolge. Ueber die bereits im Mittags⸗ blatt gemeldete Meſſerſtecherei ſchreibt der Polizeibericht: Am 31. Dezember 1922 mittags 12 Uhr wurde der 23 Jahre alte ledige Gärt⸗ ner Alfred Hilger im Gaſthaus zum„Frankfurter Hof“ S 2, 15a von dem 20 Jahre alten Arbeiter Theodor Schwing, wohnhaft im ge⸗ nannten Gaſthaus, ohne weiteren Grund mit einem Dolch in die linke Bruſtſeite geſtochen, ſo daß der Tod alsbald eintrat. Der Ge⸗ tötete wie der Täter waren angetrunken und haben ſich in dieſem Zuſtand gegenſeitig geneckt. Schwing wurde alsbald nach Verübung fef Tatfeſtgenommen und in das Amtsgefängnis, Schloß, einge⸗ liefert. * Tolſchlagsverſuch. Geſtern nachmittag kurz vor 7 Uhr gab der verheiratete Hafenarbeiter Guſtav Zimmermann im Hauſe F 7, 9 auf ſeine Schwägerin und ſeinen Onkel drei ſcharfe Schüſſe aus einem Revolver ab, ohne jedoch zu treffen. Gleichzeitig verübte der Täter dadurch Sachbeſchädigung, daß er 2 Glasſcheiben an den Haustüren F 7, 9 und 10 einſchlug. *Tödlicher Anfall. In der Nacht vom 30. auf 31. v. Mts. fiel das 10 Monate alte Kind eines im Hauſe Seckenheimerſtraße 47 wohnenden Gerichtsbeamten im elterlichen Schlafzimmer aus dem Kinderwagen heraus auf den Zimmerboden. Der Wagen fiel mit um und begrub das Kind unter ſich, ſodaß es erſtickte. „Vorgetäuſchter Raubüberfall. Zu dem von verſchiedenen hieſi⸗ gen Zeitungen gebrachten Raubüberfall am 7. Nopember v. Js. im Hauſe B 6, 29 meldet der Polizeibericht, daß nach den angeſtellten Ermittelungen weder ein Raub noch ſonſt eine ſtrafbare Handlung vorliegt. Der ganze Vorfall iſt von dem angeblich überfallenen Dienſtmädchen vorgetäuſcht worden. * Ruheſtörungen und Verhaftungen. Nach dem Polizeibericht gelangten wegen Ruheſtörung 64 Perſonen zur Anzeige, davon 54 allein in den beiden letzten Nächten.— Infolge ſinnloſer Trun⸗ kenheit mußten in den letzten 3 Tagen 7 Perſonen auf verſchie⸗ dene Wachen verbracht werden, wo ſie bis zur wiedererlangten Nüch⸗ ternheit feſtgehalten wurden.— Wegen Körperverletzung ge⸗ langten in den letzten beiden Tagen 23 Perſonen zur Anzeige.— Wegen verſchiedener ſtrafbarer Handlungen wurden 66 Perſonen feſtgenommen. Pb. Juſammenſloß. In der Silveſternacht gegen ½2 Uhr ſtieß das Perſonenauto IVg 7953 auf der Seckenheimerſtraße bei der Wirtſchaft zur„Jägerluſt“ mit einer Droſchke zuſammen, wobei die Fahrgäſte beider Fahrzeuge zum Teil ſchwer und zum Teil leichter verletzt wurden. Der entſtandene Schaden iſt ziemlich erheblich. 5( Feſtgenounnene Ddiebe. Zwei Familien aus Oberflocken⸗ bach bei Weinheim wurde die geſamte zum Trocknen aufgehängte Wäſche im Werte von 200 000 Mark geſtohlen. Die beiden Täter — ein Chauffeur und ein Taglöhner aus Mannheim— wurden auf dem hieſigen Bahnhof feſtgenommen und ihnen die Beute wieder abgenommen. Die lachende Maske Roman von Paul Oskar Höcker Copyright by J. Engelhorns Nachf. 40 Machdruck verboten) Fortſetzung) Aufgeregt erſchien die Heroine auf der Bühne.„Ich hab' da ein Telegramm vom Herzog bekommen, muß ſofort abreiſen. Am Sonntag ſoll ich in einer Separatvorſtellung mitwirken.“ „Siril“ rief der Direktor, der hinter ihr her geeilt war, mit vorwurfsvoll flehendem Ausdruck. 8 Brandt atmete auf. Alſo blieb ihm die„Gießkanne“ erſpart. 5 Aber Wiedemann rang verzweiflungsvoll die Hände.„Du weißt nicht, was du tuſt! Ich will nicht davon ſprechen, was du an mir tuſt! Du haſt mich ja nie geliebt, nie! Aber unſer ganzes En⸗ ſemble? Es iſt unſer Ruin!— In Landeck iſt mir Garantie geboten von der Saalbaugeſellſchaft. Fünf Abende. Damit wären wir ge⸗ ſichert. Aber wenn wir hier nach allen Ankündigungen verſagen, die Landecker doch ſofort zurück. Haſt du denn kein Ein⸗ ehen? „Die Schaffner kann das Klärchen' ſpielen.“ „Mit einemmal? Vorher haſt du erklärt“ „Ach, ich erkläre viel; macht, was ihr wollt, ich reiſe.“ „Bleibe bis Montag, Siri!“ „Sonntag werde ich erwartet.“ „So? So? Dann ſage deinem Herzog „Keine Familienſzene, bitte!“ ſagte die ſchöne Frau hoheitsvoll. Seine Separatvorſtellung koſtet mich mein ganzes Unter⸗ nehmen! Ja, bitte ſchön, fag' ihm das, deinem Herrn Herzog!“ Mit wutverzerrtem Antlitz ſtand er da. Aber ſeine Verzweif⸗ lung, ſo tragiſch ſie war und jo derhängnisvoll die Entſcheidung in Weaßeheit ar das gartze Enſemblegaſtſpiel werden konnte, fand beim Perional dach nicht die rechte Würdigung. Der Komiker, der den „Vanſen“ ſpielte, ſagte zum„Alba“ unter einem nur halbverſteckten Grinſen:„Separatvorſtellung iſt gut.“ Und der Intrigant murmelte: „Ich gäb' was drum, wenn ich nur wüßt, wer heut der Herzog' iſt!“ Das parodierte Zitat wanderte hinter den Kuliſſen dvon wn zö Mind. Eine Lachwene pftanzte Rch ft. Der Direktor war ſehr beliebt, auch als Geſchäftsmann benahm er ſich dem Enſemble gegenüber ſelbſt in ſchweren Zeiten durchaus anſtändig, er war einer der wenigen Theaterleiter, die den weiblichen Mitgliedern die hiſtoriſchen Koſtüme lieferten; man ſchätzte ihn als Künſtler, als Regiſſeur— aber als Ehemann wirkte er auf alle Eingeweihten unbeſchreiblich komiſch, ob er nun ſchweigend duldete und klaglos entſagte, oder ob er den aufgeregten Othello ſpielte. Der Kapellmeiſter ſtampfte mit dem Fuße auf.„Erbärmliche Wirtſchaft!“ Die Muſiker mußten bezahlt werden, alſo galt es, die Zeit aus⸗ zunutzen. Thomas Brandt probte die Duvertüre und die Zwiſchen⸗ ſpiele, während Fräulein Schaffner, die Soubrette, die daheim mit heißen Backen und brennendem Schädel die„Melitta“ in der „Sappho“ für die erkrankte zweite Liebhaberin einpaukte, herbei⸗ geholt wurde. Die„Klärchen“⸗Szenen wurden dann wiederholt, Fräulein Schaffner markierte die Partie mit dem Buch in der Hand in ihrem hellen Wieneriſch. „Unmöglich!“ ſchrie der Direktor und raufte ſich die Haare. Gereizt begann er ſeine Szene noch einmal.„Ich verſprach dir, ein⸗ mal ſpaniſch zu kommen..Aber, Herzenskind, Schaffnerin, dabei dürfen Sie doch nicht das Mäulchen verziehen, als würden Sie gekitzelt. Dann hätte doch Goethe das Klärchen' ſagen laſſen: Igitti⸗ gittigitt! Hat er das? Nein. Alſo nochmal von vorne.— Ich ver⸗ ſprach dir, einmal ſpaniſch zu kommen... Halt, halt. Ich bin jetzt nicht in Sammlung. Kapellmeiſter, bitte, nehmen wir mal die beiden Lieder vor. Damit wir die verdammte Muſik endlich wegſchicken können. Die Schaffner kann ja ein biſſel ſingen.“ Er hatte nun den Mut einer Malice gegen ſeine abtrünnige Frau.„Was man bekanntlich nicht von jedem„Klärchen' behaupten kann.“ Die Soubrette bekam die Noten in die Hand.„O du mein—! Einen richtiggehenden Beethoven ſoll ich ſingen? Und vom Blatt?“ Sie machte eine komiſche Grimaſſe.„Na, wenn's das Publikum nicht geniert, mich genierts nicht.“ Thbomas Brandt half ein. Aber es ging nicht. „Liebes Fräufein,“ ſagte er endlich,„wenn Sie wollen, hilft Ihnen meine Frau beim Einüben. Bloß mehr Ruße und Geduld müſſen Sie haben.“ „Die hätt' ich ſchon.“ Sie lachte.„Aber ob Sie ſie haben werden? Sie ſolſen einen ja gleichs verwichſen, weun Sie wiſd werdent e e *Jahrläſſige Brandſtiftung. In der Nacht zum 24. Dezember iſt in dem Unteren Mühlaugelände 1 Scheuer, in welcher einige Zentner Heu aufbewahrt waren, abgebrannt. Es wird vermutet, daß in der Scheuer obdachloſe Perſonen genächtigt und die Scheuer durch Rauchen fahrläſſiger Weiſe in Brand geſteckt zu haben. * Ein Hafenſchlepper geſunken. Heute früh iſt im Mühlauhafen der Hafenſchlepper„Pionier“(Beſitzer Joh. Faßbender⸗Mann⸗ heim) geſunken. Es wird vermutet, daß ein Racheakk vorliegt, da heute früh zwiſchen 2 und.30 Uhr drei fremde Perſonen auf dem Schlepper bemerkt wurden. Von Schiffsbeſitzern wird über die Zunahme von Schiffsdiebſtählen ſehr geklagt. Veranſtaltungen * Der kraditionelle Neujahrs Herrenabend der Maunheimer Liederkaſel, der geſtern im großen Saale des Geſellſchaftsheims ab⸗ gehalten wurde, übte die gewohnte Anziehungskraft aus. Man mußte ſehr eng zuſammenrücken, um für alle Erſchienenen Platz zu ſche An der Ehrentafel ſaßen im Kreiſe des Vorſtandes U. a. die Stadträte Haas und Hartmann, Oberverwaltungsrat N Dr. Zeiler und Direktor Dr. Fries. Präſident Gg. Müller hielt die Begrüßungsanſprache, in der er unter allgemeinem Bei⸗ fall einleitend die Anweſenheit einer Abordnung der Liedertafel Weinheim feſtſtellte. Bei dem Rückblick auf das vergangene Jahr gab der Redner der berechtigten Enttäuſchung Ausdruck, wobei er der Not vieler Volksgenoſſen, u. a. der geiſtigen Arbeiter, gedachte, denen Deutſchland ſeine hohe Kultur verdanke. Gegen den ſeeli⸗ ſchen Druck, der auf allen laſte, helfe nur feſter Zuſammenſchluß zum Wiederaufbau des Vaterlandes. Den Männergeſangvereinen falle auch im neuen Jahre die dankbare Aufgabe zu, das deutſche Lied zu pflegen und damit deutſche Art und deutſches Weſen. Möge dem Vaterland im Jahre 1923 ein Stern leuchten, der auf⸗ wärts und vorwärts führe. das geliebte Vaterland, in das die warmherzige Anſprache aus⸗ klang, den Saal und ebenſo machtvoll erklang der deutſche Sänger⸗ ſpruch. Die Vortragsfolge brachte in guter Miſchung ernſte und heitere Gaben. An der Spitze ſtanden drei Lieder von Jenſen, die der bewährte Soliſt der„Liedertafel“, Präſident Jakob Groß, mit reifer Künſtlerſchaft vortrug. Mancher Berufsfänger würde ſich glücklich preiſen, wenn er über derartige Stimm⸗ und Ausdrucksmittel verfügen würde. Nicht minder gefiel der Tenoriſt Hans Marx mit drei Liedern von Bohm, Fleiſchmann und Strauß. Auf humoriſtiſchem Gebiet hatte vor allem eine„fidele Gerichtsſitzung“ einen großen Erfolg. Die Herren Ruckmich, Sonntag und Teller erwieſen ſich hier als gute Sänger und Darſteller. Ein Gaſt, Herr Hermann Appel, und Herr Joſeph Götz, waren ebenfalls recht erfolgreich. Die Aktivität, die ſich in ſtattlicher Zahl auf dem Podium verſammelte, brachte unter Herrn Edgar Hanſens anfeuernder und fein empfinden⸗ der Leitung mehrere Lieder mit prächtiger Tongebung und ſorg⸗ fältigſter Abtönung zum Vortrag und die Hauskapelle muſizierte unter Herrn Tunzes ausgezeichneter Führung ſo hervorragend, daß der rauſchende Beifall Zugaben erzwang. In Konzertmeiſter Anger war für die ſoliſtiſchen Gaben ein vorzüglicher Begleiter gewonnen. Als der Schlußmarſch der Hauskapelle die Seßhafteſten verabſchiedete, fanden ſich bereits diejenigen ein, die an der nach⸗ folgenden Januar⸗Geburtstagsfeier teilnahmen. Möge die gute Stimmung, die geſtern unter den Liedertäflern herrſchte, ſymptomatiſch für das ganze Jahr ſein. 3 Mannem 1830. Am Samstag, den 6. und Sonntag, den 7. Januar 1923 findet als Sonderveranſtaltung der ſtädtiſchen Konzerte im Nibelungenſaal des Noſengartens eine große hiſtoriſche Revue— Mannem 1830(Das Biedermeierfeſt im Mühlauſchlößchen) mit vielen Mitwirkenden ſtatt. Im Rahmen einer luſtigen pfäl⸗ ziſchen Aufführung, nerfaßt von Lokaldichter Karl Noll, Mannheint entwickelt ſich ein Bild Altmannemer Lebens zur Biedermeierzeit. Das einſt unter Kurfürſt Karl Philipps erbaute Luſtſchlößchen auf der Mühlauinſel iſt die Grundidee dieſer großzügigen Veranſtal⸗ tung. Mit Muſik und alten Fahnen ziehen die Zünfte zum frohen Feſte, an welchem ſogar die uniformierte Bürgerwehr von anno 1830 nebſt Trommlerkorps teilnimmt. Der hohe Magiſtrat, Büttel, Feſtdamen und Poſtillione fehlen nicht, und der bekannte Mühlau⸗ wirt Ludin nebſt Frau ſprechen im Garten launige Worte. Bithnenmaler Heinrich Bornhofen ſorgt für die dekorative Aus⸗ ſchmückung von Podium und Saal und die Koſtüme wurden in Verſtändigung mit Profeſſor Walter ſorgfältig ausgewählt, die Mitwirkung bewährter Künſtler, darunter Opernſängerin Vogel⸗ Mack, der Pfälzer Heinrich, Lautenſängerpaar Kölle, ein Männer⸗ doppelquartett und viele Mikwirkende unter Puſchachers Regie. Ballettmeiſterin Anny Häns arrangiert die Tänze und die Geſamt⸗ leitung von Karl Eberts bürgt für ein ſorgfältiges Arrangement. Den muſikaliſchen Teil beſtreitet die Kapelle Becker, zu der ſich noch Bühnenmuſik geſellt. Schweißfuß im Wint ist noch unangenehmer als im Sommer, schlägt sich immer an dem kalten, undurchlässigen Leder des Schuhwerkes nieder, durchfeuchtet die Strümpfe und verursachit außer Frostheulen auch Erkältungen. Das Kuktirol-Fußbad verhütet dieses. Es hält die Füge warm und trocken und krältigt Muskeln und Sehnen. Eine Packung Kukirol- Fußbad, ausreichend für zwei Bäder, kostet nur 150 Papiermark. Machen Sle bitie einen Versuch. Verkaufsstellen: Drogerien Th. v. Eichstedt Kunststr., E. Huppertz, Schw.etzingerstr. 20. 25 B197 denn die feuchte Ausdünstung In dieſem Durcheinander durfte ſie ſich ſchon eine Anſpielung auf ſeinen vielbeſprochenen Skandalprozeß erlauben. Sie fand eine verſtändnisvolle Aufnahme beim Perſonal. Der Kapellmeiſter war in den Krautgarten gelaufen und rief Hella zu, um was es ſich handelte. „Bſcht, bſcht! Hanſi ſchläft!“ Sie beugte ſich noch einmal lauſchend über den Wagen, dann legte ſie das Jäckchen auf die Bank und folgte ihm ins Haus. Etwas neugierig waren die Mitglieder nun doch. Sie ſtanden mit der Frau des Kapellmeiſters ſonſt nur auf„Guten Tag— guten Weg“. Frau Brandt war nicht etwa hochmütig, aber ein undefinier⸗ bares Etwas zog eine Scheidelinie. Mit der Sicherheit der erfahrenen Sängerin brachte Hella das erſte Liedchen heraus. Sie wußte, es kam hier nicht darauf an, Ton zu geben, nur die Melodie mußte angedeutet werden; alles andere war Rhythmus und deutliche Ausſprache des Textes. Aber unwillkürlich regte ſich das Theaterblut in ihr, und ſie ſpielte auch gleich die Szene. „Ja, Liebſte, Sie können's ja eh,“ ſagte die Soubrette,„was ſoll da ich mich quälen?“ Hella lachte.„Es iſt kinderleicht. Ich hab' ja keinen Ton mehr in der Kehle und bringe es. Sie mit Ihrem friſchen Stimmchen haben es in ein paar Stunden heraus.“ Ohne Ruhepauſe ging man zu dem„Freudvoll und ſeidvoll“ über. Eine ganz eigene, ergreifende Wirkung lag doch ſelbſt noch in dem gebrochenen Organ Hellas. Thomas war verwundert, mehr und mehr geſeſſelt. Ihre alte Technik überwand alle Schwierigkeiten. Sie ſprach ja nur die Worte, aber ſie ſprach ſie genau im Nhythmus und in der richtigen Tonhöhe, und der durchgeiſtigte Ausdruck des Vortrags zeigte die Meiſterin. Nun kam das aufſtürmende„Himmel⸗ hochjauchzend“.. Die paar Violinen nahmen den großen Lauf zu dem hohen Ton empor. Hella ſtand auf der Szene, ganz dem Spiel hingegeben, und ſchlug die Worte an, wirklich mit einem hellen Jubel, der von innen herausquoll,— aber ſie gab nicht die lang⸗ ausgehaltene Note, ſie rief es, nein, ſie jauchzte es. Und glelch Tode betrübt!“ Flüſternd, verträumt, hinhuſchend, mit einem ver⸗ klärten Ausdruck nahm ſie dann die beſchleunigte. Schlußdadenz⸗ 1* 78 I. „Gficnich alen iſt die Seele, die ſiebt Mächtig durchbraufte das Hoch auf darauf kam es ganz dunkel gefärbt, leiſe, ſchmerzverhalten:„— zu 8 „ * Dienstag, den 2. Jauuar 1923 Maunheimer General ⸗Anzeiger(Abend · Ausgabe) 3. Seite. Nr. 2 Aus dem Lande J Heidelberg, 1. Jan. Die Eiſenbahngeneraldirektion hat zehn Siedlungshäuſer bei Handſchuhsheim für den Preis von 30 Millionen Mark für ihre Beamten käuflich erworben. Hierdurch iſt die Fertig⸗ ſtellung der Siedlungshäuſer in bieſer Gegend ſichergeſtellt. *Karlsruhe, 30. Dez. Von zuſtändiger Stelle wird uns mit⸗ geteilt: Wie ſehr die Geldentwerrung und die Entwicklung der ſtaat⸗ Achen und ſtädtiſchen Finanzen die Lage der deutſchen Theater ge⸗ fährdet, iſt in den Zeitungen oſt erörtert worden. Viele Städte haben ihre Bühnenbetriebe ſchos geſchloſſen. Um rechtzeitig der Gefahr einer ſolchen Notwendigkeit zu hat der Verwal⸗ tungsrat des Badiſchen Landestheaters(Unterrichtsminiſterium, Finanzminiſterium und Stadtverwaltung Karlsruhe) ſich zu Ein⸗ ſparungen im Perſonalaufwand entſchließen müſſen. Nach der Art der vorgeſehenen Einſchränkungen iſt die Erhaltung des künſtleriſchen Standes der Leiſtungen des Landestheaters gewährleiſtet. Karlsruhe, 2. Januar. Wegen ſchwerer Kindesmißhandlung iſt der 26 jährige von ſeiner Fran geſchiedene Maſchinenformer Schätzle von der Polizei verhaftet worden. Er hatte am 2. Feier⸗ tag in ſeiner Wohnung, in der er mit einer Witwe zuſammen⸗ lebte, ſeinen drei Jahre alten Knaben durch Schläge mit einem Buch auf den Kopf und Fußtritt auf den Leib derart ſchwer miß⸗ handelt, daß das Kind an den erlittenen Verletzungen geſtorben iſt. Karlsruhe, 1. Jan. Ab 2. Januar koſtet die kürzeſte Strecke auf der ſtädtiſchen Straßenbahn 80 Mark. Müllheim, 1. Jan. Zwei Tage vor Weihnachten ſind drei ehe⸗ malige elſäſſiſche Altpfründner, eine Frau und zwei Männer von nahezu 80 Jahren von den Franzoſen ausgewieſen und über die Rheinbrücke bei Neuenburg geſchafft worden. Sie wurden im Spital von Neuenburg aufgenommen. :: Konſtanz, 1. Jan. Der Mörder Karl Maier aus Konſtanz ſteht im Verdacht, im März dieſes Jahres in Steinalben in der Pfalz einen Mord on einem Bahnbeamten ausgeführt zu haben. Der Mörder wird jetzt ins Konſtanzer Unterſuchungsgefängnis gebracht. Gerichtszeitung Klante und Senoſſen vor Gericht Erneute Juſammenſtöße in der Vexhandlung. Die letzte, diesfährige Verhandlung im Rieſenprozeß Klante begann, da der Angeklagte Dethlefſen plötzlich erkrankt und nicht erſchienen war, erſt Freitag nachmittags um 4 Uhr. Dethlefſen war vpn einem Richter aus ſeiner Wohnung in Karlshorſt vorgeführt worden und erſchien, da er an Gelenkrheumatismus leidet, mit dick verbundenem Fuß. Er erklärte, heftige Schmerzen zu haben und auf keinen Fall lange verhandeln zu können Rechtsanwalk Bahn wider⸗ prach der Verleſung des von dem Trepiower Kreisarzt erſtatteten Atteſtes und wandte ſich in heftigen Worten gegen die gewaltſame Vorführung ſeines Mandanten. Das Automobil von Karlshorſt nach Moabit habe rund 20 000 Mark gekoſtet und werde für die Rückfahrt noch einmal dieſe Summe koſten. Nachdem der Vertei⸗ diger geendet hatte, unterbrach Klante immerwährend die Sitzung mit Zwiſchenrufen wie:„Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben.. So was iſt nur in Preußen möglich.“ Nach der Ver⸗ leſung des Atteſtes in dem Dethlefſen nicht ausdrücklich als verhand⸗ lungsfähig erklärt wurde, ſtellte der Verteidiger den erneuten An⸗ trag, die Verhandlung abzutrennen. Er ſchloß ſeine Ausführungen mit den Worten:„Ich proteſtiere hier vor der ganzen Oeffentlichkeit 95 ein ſolcher Verfahren, das nicht nur den Angeklagten Dethlef⸗ en öffentlich blamiert, ſondern auch ihn als kranken Mann un⸗ nötigerweiſe vor Gericht ſchleppt.— Dder Antrag auf Ab⸗ trennung des Verfahrens wurde abgelehnt, weil das Gericht der Rendein ang war, daß Dethlefſen für einige Zeit ſehr gut ver⸗ handeln Rechtsanwalt Bahn abflauen wollte, ſprang Klante erregt empor, griff einige aus dem Zuſammenhang geriſſene Worte des Vorſitzen⸗ den auf und ſprudelte eine Flut heftiger Angriffe gegen den Richtertiſch. Auch Dethlefſen wehrte ſich erregt gegen den Vorwurf des Gerichts, daß er ſimuliere. Zeitweiſe ſprachen vier bis fünf Per⸗ ſonen durcheinander. Der Vorſitzende konnte erſt durch die wieder⸗ holte Drohung, Klante abführen zu laſſen, und ohne ihn weiter zu verhandeln, die nötige Ruhe. herſtellen. Vor der weiteren Verneh⸗ mung des Konkursverwalters Wunderlich wurde noch der Zeuge Brandt gehört, der über an Klante verübte Erpreſſungsverſuche ſagt über ſeine Unterſuchungen agte. Die Verhandlung wurde daraufhin auf Dienstag vertagt. Wetterdienſinachrichten der badiſchen Landeswellerwarte in Karlsruhe Beobachtungen badiſcher Wetterſtellen(75 mor gens) Tüft⸗Tem⸗ſr 8 5 See⸗ bruch pera⸗ 2 8 5 83 Win!— 2 2 Be⸗ böhe in deteſ tur 328 45 3merkungen m wm Ce.8 Richt. Srärte 8 8 Wertheim.—— 4 6 3— ſtifl nedn 0 Königſtuhl. 563 768.44 1] 3—0 8(leicht bede.5 Karlsruhe..127 768.2f 2 6 2 SW leicht kuer.5 Baden⸗Baden 213 768.6—0 7—0 NNWjleicht Lerel.5 „Billingen..780 770.2—1]—1 W ſeicht wn.] 0 Jeldberg. Hof 1281 654 1—5—2—5 8 leicht allis 1 Badenweiler. 715—————4——ũ——— St. Blaſien——————— Allgemeine Witterungsüberſicht Der Einfluß tiefen Drucks blieb auch in den beiden letzten Tagen vorherrſchend und bedingte unbeſtändige Witterung. Nach ſehr ergie⸗ bigen Regenfällen iſt im Verlauf des 31. Dezember 1922 ein allmäh⸗ licher Temperaturrückgang erfolgt und im Hochſchwarzwald Schnee gefallen, während es ſonſt noch zeitweiſe regneriſch blieb. Seit geſtern iſt ſtarke Druckzunahme umd heute Aufheiterung zu verzeich⸗ nen. Die Beſſerung hält aber nicht an, da ein neues Sturm⸗ und Regengebiet vom Ozean vordringt, das abermals in ſtürmiſcher Be⸗ wegurcgz warme Luftmaſſen aus Süden heranführt. Borausſichkliche witlerung für Mittwoch bis 12 Ahr nachts wieder ſehr mild und regneriſch, föhnartig ſtarke bis ſtürmiſche Süd⸗ bis Südweſtwinde. Gebirge Schneeſchmelze. Badiſche Wir kündigen hiermit gemäß 8 4 reſp. 8 noch nicht ausgeloſten Stücke unſerer Tbilschudgendeibungen dee zur Rückzahlung auf den 1. Juli 1925, ſowie Loachaadverschroibungen dofte zur Rückzahlung auf den 1. April 1923. HBeide Anleihen werden zum Rurſe von 102% und zwar die Serie A vom 1. Juli 1923 ab, die Serie B vom 1. April 1923 ab gegen Rückgabe der Obligationen ſowie der nicht verfallenen Zinsſcheine bei den bekannten Hahlſtellen unſerer Gefellſchaft eeker Sertigſtellang erſolgen wird. Ludwigshafen /aheſn, den 50. Dezember 1922. 5 eingelöſt. ee önne. Als das Rededuell zwiſchen dem Vorſitzenden und in der Angelegenheit Klante aus⸗ Handel und industrie Steigerung des Wocken-Preisniveaus um 5 v. H. Der Großhandelsindex für die letzte Dezemberwoche: 1725,01. In der abgelaufenen Woche beginnend mit Samstag, den 23. Dezember und endend mit Freitag, den 29. Dezember, stan- den die deutschen Großhandelsmäarkte unter dem Einfluß eines nicht unerheblichen Wiederansteigens der Devisenkurse „auf der einen Seite, das die börsenmäaßlig notierten Waren verteuern mußte, anderseits ermäßigten sich einige Syndikats- preise um ein geringes auf Grund der in der Vorwoche statt- gefundenen Devisenabschwächung, so wurden die für die„In- dustrie- und Handels“-Mefziffer geltende Roheisenpreise ab 24. d. Mts. um 4,1 v. H. ermäßigt, während einige andere ge- bundene Preise, wie die Kohlenpreise, unverändert blieben. Die ab 26. Dezember in Kraft tretende geringe Ermäbigung des Zollaufgeldes konnte eine wesentliche Verbilligung der Einfuhrwaren kaum erwirken; vielmehr mußte die bevor- stehende, ab 1. Januar in Kraft tretende Erhöhung der Güter- tarike um durchschnittlich 70 v. H. zu einem Eindeckungs- begehren führen und damit preissteigernd Wirken. In der Be- richtswoche betrug die Wochenmehziffer 1725,01, d. h. die zu- grunde gelegten 44 Waren im Großhandel wiesen das 1725. Fache ihres Preisstandes zu Ende 1913(gleich 1) auf, so daß damit die Kaufkraft der Mark auf den inlän- dischen Großhandelsmärkten ein ½ ihres Vorkriegswertes besaſl. Im Dollarmittelkurs in Berlin betrug im Durchschnitt der Berichtswoche 7334,13 Mark für 1 Dollar, so daß sich egenüber dem Durchschnittskurse der Vorwoche von 6662,50 Mark für 1 Dollar eine Steigerung um 10, v. H. ergab. spiegel der Großhandelswaren am Index der„.- und.“ ge- messen um 5 v. H. seit der Vorwoche(1642,28), so daß die Aufwärtsbewegung der Großhandelspreise nur zur Hälfte der Devisenverteuerung gefolgt ist, und das Preisniveau nach seinem Ueberholen des Dollarkursniveaus in der Vorwoche Wieder unter dasselbe geglitten ist. Während alle Warengruppen eine stärkere oder geringe Steigerung aufweisen, ist die Gruppe der Häàute, Felle, Leder und Gummi um rund 4 v. H. zurückgegangen, was auf einer recht erheblichen Abschwächung des Fellpreises beruht, Während Leder und Häàute demgegenüber noch ganz geringe Steigerungen aufweisen. Unter den Metallen erhöhte sich be- sonders stark der Preis für Elektrolytkupfer(um 15,4) und der Bleipreis(um 13,4) seit der Vorwoche. Unter den Textilien, die durchschnittlich um 2,4 v. H. gegenüber ihrem Preisstande der Vorwoche stiegen, erfuhr Baumwolle einen Wochendurchschnittlichen Preiszuschlag um 11,1 v.., Flachs um 2,4 v.., während der Garnpreis demgegenüber um 3,2 abnahm. Der Schmalz- und Zuckerpreis erhöhte sich an- nähernd der Devisenverteuerung entsprechend, während der für Margarine nochmals eine geringe Ermäßigung erluhr. „Freibleibende“ Verkäufe nach der Schweiz. In den Kreisen schweizerischer Importeure deutscher Waren wird darüber geklagt, daſ deutsche Firmen neuerdings dazu über- gehen, zum Schutz gegen einen steigenden Markkurs die Klausel„freibleibend“ auch in Fällen anzuwenden, in denen sie in Franken fakturieren. Die schweizerische Geschäfts- welt lehnt diese Art von Fakturierung entschieden ab. Mit Rücksicht auf die ohnehin schon erheblichen Schwierigkeiten, auf die der Absatz deutscher Waren in der Schweiz heuteé schon stößt, wird den deutschen Esporteuren dringend empfohlen, bei der Fakturierung in Franken von der Bei- fügung der Klausel„Freibleibend“ Abstand zu nehmen. Börsenberichie Frankfurter Wertpapierbörse Frankfurt, 2. Januar. Der Devisenmarkt zeigte am ersten Geschäftstag des neuen Jahres eine ausgesprochen lustlose Tendenz. Der Dollar, der heute Morgen mit 7150 bis 7300 zu hören wWar, wurde später mit 7400 bezahlt. In den übrigen Noten war nur wenig Geschäft. Sonst war vom Börsenvor- stand jeder Handel untersagt. Soweit im Verkehr von Büro zu Büro festzustellen war, dürfte für Morgen mit einer vor- Wiegend festeren Stimmung zu rechnen sein. Von Speziali- täten wurden chemische und Maschinenaktien gesteigert ge- handelt. Bemerkenswertes Interesse zeigte sich von unnotier- ten Werten für Inag und Krügershall. Montanaktien nicht ganz einheitlich. Von ausländischen Werten waren ent⸗ sprechend der Besserung des Dollars mäßig erhöhte Kurse zu hören. Türkenwerte fanden Beachtung. Der Dollar wurde gegen 1 Uhr mit 7350—7250 genannt. Die Unsicherheit dieser Anilin⸗& Soda⸗Fabrik Ludwigshafen a. Rh. Bewegung gab wieder Anlaß zur Zurückhaltung der Speku⸗ lation. Berliner Wertpapierbörse *Berlin, 2. Januar.(Eig. Drahtb.) Am Devisenmarkt herrschte keine ausgesprochene Tendenz. Im Hinblick auf die Pariser Konferenz wurde allseitig weitgehende Zurück- haltung beobachtet. Die Schwankungen hielten sich in engen Grenzen. Vorübergehend kam eine pessimistische Auffassung über die weitere Entwickelung zum Durchbruch und führte zu einer Befestigung, die aber bei kleinen Umsätzen bald wie- der ein wenig nachgab, so daß Notierungen folgten. Der Dieser Devisensteigerung gegenũber erhöhte sich der Preis-“ Dollar stellte sich auf ungefähr 7275. 7 unſerer Anleihebedingungen die en Ae unſerer Betrag eingeräumte Bezugsrecht der Bankſirma gart oder Dbronn uen Jahe% 5 Banken erhältlich und gurückgegeben. 1. Das Bezugsrecht iſt bei Vermeidung des Ausſchluſſes in der Zeit vom 4. bis 18. Jaunuar 1923 bei der Heilbronner Privatbank Eugen Koraszkiewiez u. Co. in Heil⸗ welche das Bezugsrecht ausgeübt worden iſt, werden abgeſtempeli 2. Bei der Ausübung des Bezugsrechts iſt der Bezugspreis don 140% des Nennwerts bar zu zahlen. 8. Nhein, den 0. Dezemde 8 Devisenmarkt Mannbheimer Devisenmarkt, 2. Jan. Mitteilung der Mitteldeutschen Creditbank, hier): New Vork 7300(7100), Holland 2895(2850), London 33000(32900, Schweiz 1385(1360), Paris 535 520), Italien 371.50(360). Frankfurter Devisen Frankfurt, 2. Januar.(Eig. Drahtb.) Die Devisen- bewegung war in den ersten Morgenstunden unregelmäaßlig. Zunachst schwächer, dann befestigt, als sich Käàufe für die Industrie einstellten. Die Höchstkurse konnten sich, da die Spekulation sich zurückhaltend verhielt, nicht behaupten. Man wartet die Beratungen der Pariser Konferenz ab. Im kreien Frühverkehr wurden folgende Kurse genannt: London 33400—34500(amtlich 33450), Paris 530—540(536), Brüssel 480—500(490), Newyork 7250—7350(726256), Holland 2850 bis 2900(2880), Schweiz 1350—1400(1386), Italien 371(3705). Amtlioh(. 30. 12. B. 30 2. G6. 2. f. B. 2. f. Amtiſon f. J0. 12. B. 30 12. G. 2. l. B. 2. f. Hollandl.. 2897 2912 2872 2887[Horwegen. 1380 1393 1346 1353 Belglen. 495 498 488 491Sohweden. 1970 1979 1950 1950 London. 24039 34210 33605 2384[fleisingfors 184 185 174 17³ Faris 327 329 534 537[New-Vork. 7350 7293 7244 7280 Sohwelz.. 1347 1350 1375 1353 Vien, abg.. 10.47 10.53 10.97 11.05 Spanlen.. 1137 1142 1137 1142] audapest..01.05.99.01 Itallen. 370 371 300 Iintn 214 224.— 226.— Dänemark, 1485 1493 1438 149Agram 77.80 78.20-——— Frankfurter Notenmarkt 30 Dez. geld Brlef deld Bris! Amerlkanische Moten 7217.50 7257 50 Oesterr.-Ungar,, alte————— Belglsche 4J486.— 489.— Norwegischs—.— Düänlsohe 1475.— 1495.— Rumänfsche—.— 5 Englisode. 33030.— 3.—Sdanlache. 1110.— 1120.— 2 Fränzöslsohge.. 323.50 331 50 Sohwelzer 1335.— 1375.— Holländisohbe.. 2302.50 2892.59 Sohwedische 1910.— 1910.— Itallenishe. J91. 304. Tschecho-Slavak..——— Oesterreloh abgest. 10.05 10.45 J Ungarische.47.53 Berliner Devisen Amtlioh 30. 12. 3 30. 12. 2. 1. B. g. l. Amtiloh.30 f2. 3 30 12 fl. 2. f. 8. 2. 1. Holland. 2897 2912 2855 2809 Farls„ 11 Buen.-Alres 2753 2765 2718 2731 Sohwelz.. 1384 1290 1371 1378 Brüüssel. 488 421 401 493 Spanlen. 1150 1155 1137 1142 Ohristlania 1361 1368 1350 1363 lapan. 3356 3533 3501 3˙78 Kopenhagen 1481 1488 1475 1483 Rlo de Ian. 872 877 857 862 Stookholm. 1955 1904 1040 1949 Wien abg.. 10.52 10.58 1039 10.45 Helsingfors 182 183 17 180 Pragäů⸗-ů tallen. 369 370 309 370 Budapest. 301 303.01.03 London. 33915 34085 33416.5 3 Sofia.. 49.37 49.03 50.12 30.38 New-Vork. 7331 7368 7241 7278 Jugoslavlen 73.81 74.10 7461 74.69 Waren und Härkte Beriner Froduktenmarkt * Berlin, 2. Januar.(Eig. Drahtb.) Das neue Jabr brachte dem Produktenmarkt keine Belebung des Geschäfts. Die Ungewißheit wegen des Verlaufes der Pariser Konferenz veranlaßte allgemeine Zurückhaltung. Weizen wurde zu kaum veränderten Preisen nur wenig umgesetzt. Roggen und Gerste hatten ebenfalls nur sehr ruhiges Geschäft. Für Mais stellten sich die ausländischen Forderungen etwas fester. Es zeigte sich auch weniger Begehr in naher Ware. Alle übrigen Artikel blieben sehr still. * „Wochenbericht der Deutschen Metallhandel-., Ber. Iin-Oberschöneweide. In der letzten Berichtswoche des Jahres War die Geschäftstätigkeit weiter außerordentlich ruhig. Die nur kurz anhaltende Aufwärtsbewegung, welche am Vor- mittag, den 28. Dezember ganz plötzlich aufgetreten War, hatte vorübergehend das Geschäft etwas belebt, doch wurde die Umsatztätigkeit sofort wieder ruhiger, als die Bewegung nachließb und der Devisenmarkt auf den vorher eingenom- menen Standpunkt zurückging. Der, Konsum hielt sich in der abgelaufenen Woche fast vollkommen vom Markte zurück und kaufte nur den allerdringendsten Bedarf. Mit Rücksicht auf die am Ende des Jahres stattfindenden Inventuren wollte man keine größeren, neuen Engagements eingehen. An der Lon- doner Metallbörse war das Geschäft ebenfalls ziemlich ruhig. Die Tendenz des Marktes war allerdings weiter fest. Preise sind ziemlich unverändert, eine Kleinigkeit höher als vor 8 Tagen. Die heutigen Preise für den deutschen Ronsum stellen sich ungefähr wie folgt: Elektrolykkupferkathoden 2200—2300 Mk., Raffinadekupfer 2100—2150, Hüttenweichblei 900—925 Mk., Hüttenrohzink, Marke Ziro RR 1350—1450 Mk., Feinzink, Marke Zero 99,9 prozentig 1600—1700 Mk., Banka- zinn 6350—6450 Mk., Hüttenzinn 99pTOz. 6250—6350 Mk., Anti⸗ mon regulus 800—850 Mk., alles per 1 kg. »Neue Richtpreise in der Schokoladen-Industrie. Die In- teressengemeinschaft deutscher Kakao- und Schokoladenfabri- ken G. m. b.., Dresden(Ideka) gibt bekannt, daß infolge wWeiterer Erhöhungen aller Materialien. Löhne, Betriebs- und Handlungsunkosten die Richtpreise für Kakaoerzeugnisse weiter haben erhöht werden müssen. Die neuen Richtpreise stellen sich wie folgt: Kakaopulver, schwach entölt 4600—5700 Mark p. kg, Kakacpulver, stark entölt 5600—4000 Mk. p. kg. Vanille-Schokolade aàaus fester Masse 40/60 360—510 Mk., feine Vanille-Schokolade 50/%0 400—450 Mk., Schmelz-Schokolade 50/50 470—520 Mk., Schmelz-Schokolade bitter 60/0 520—570 Mark, Milch-Schokolade 540—590 Mk., Nuß-Schokolade 540 bis 590 Mk., Milch-Nuß-Schokolade 540—590 Mk., Mokka-Schoko- lade 50/50 540—590 Mk., Krem-Schokolade 300—340 Mk., alles per 100 g. —ä—ñññññññ——̃̃——— Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas, Mannheimer General⸗Anzeiger, G. m. b.., Mannheim, E 6. 2. Direktion: Ferdinand Heyme.— Chefredakteur: Kurt Fiſcher. Verantwortlich für Politik: Kurt Fiſcher; für Handel: Nis Peterſen; für Feuilleton: Dr. Fritz Hammes; für Sport: Willy Müller; für Lokales und den übrigen redaktionellen Inhalt: Franz Kircher; für Anzeigen: Karl Hügel. Tehabau Tief-& Hochbau-Aktiengeselschaft Ludwigshafen a. fthein. Die am 28. Dezember 1922 ſtattgehabte.⸗o. Generalverſammlung hat beſchloſſen, das Grundkapital der Geſellſchaft durch Ausgabe von 9400 Stück Stammaktien und von 600 Stück Vorzugsaktien zum Nennwert von je 1000.—, letztere mit zehnfachem Stimmrecht, von 5 000 000.— auf HU 15.000 000.— zu erhöhen. 0 88 an gewinnanteilberechtigt. Die Ausgabe der Aktien erfolgt für den ganzen von 10 009 000.— zum Kurſe von 140%. Das geſetzliche Bezugs⸗ recht der Aktionäre wurde ausgeſchloſſen. 8 Die neuen Aktien ſind von einem Konſortium übernommen worden mit der Verpflichtung, von den neuen Stammaktien 2350 Stück den bis⸗ Kauf-Gesuche. Tads A Taden mögl. Mitte Stadt, zu kaufen geſucht. 7387 Angeb. unt. P. H. 40 an die Geſchäftsſtelle. Tillanten Perlen, Schmuck- Die neuen Aktien ſind vom 1. Januar 1923 herigen Aktionären derart zum gleichen Kurſe von 14075 zum Bezuge an⸗ zubieten, daß auf je zwei alte Stammaktien eine neue bezogen werden kann. Uhren u. Pfand- Die Aktisnäre unſerer Geſellſchaft werden hiermit aufgefordert, das ihnen scheine üb. Juwe unter folgenden Bedingungen geltend zu machen: ſen kauft, tauscht streng reell zu hohen Preisen. Gunther-Sommer 24, 1, 2 Trepp. Q4, 1 Uhrwacher—— Juclte* G. Beißwenger, Kommanditgeſellſchaft in Stutt⸗ 879 tszuüben. Die alten Aktien ſind— ohne Gewinnanteilſcheinbogen— Ib dch 0 0 mit zwei gleichlautenden Anmeldeſcheinen, die bei den genannten lel, 0 I0 l 0 hei dieſ 112 10 je Akti f̃ ſind, bei dieſen einzureichen. Die Aktien, euf] Brillauten u. Zahngebiſſe kauft z. Selbſtverarbeitung „Oskar Solda, brmscher, G 4, 19. 2 Treppen. 879 epfangsbeſcheinigung erteilt, Aushändigung der neuen Aktien nach Flaſchen, kauft 18Fl. Wachtel, ** ber 1822. 5— Die Metalle, Eisen — 4. Seite. Nr. 2 Dienskag, den 2. Januar 1923 Bekanntmachung. Am 1. Januar 1923 treten bei der folgende Aende⸗ Aft: rungen der Niederlegungsbedingungen in Nr. 1: Vor dem fettgedruckten Teil vo wenn dazu wenigſtens 100 Mark verfügbar n c iſt einzuſchalten: ſind, und ſeitens des Berechtigten nicht eine andre Grenze gezogen worden iſt. Hinter k iſt als neuer Abſatz einzuſchalten der Rechnungen des Kontors für Wertpapie Pfennigbeträge werden unberückſichtigt gelaſſe Nr. 2 lautet in den geänderten Teilen : Bei den Endbeträgen re etwa vorkommende n. fortan: Die Gebühren für dieſe Leiſtungen werden ohne Rückſicht auf die Dauer der Auf⸗ bewahrung und Verwaltung eines Depots je derjahr im voraus in Rechnung geſtellt. Si gefangene 1000 Mark des Nennwerts jedes desmal für ein Kalen⸗ e betragen für je an⸗ einzelnen Depots a) bei inländiſchen, feſtverzinslichen Wertpapieren einſchließlich der 1 Mark, b) bei ausländiſchen, feſtverzinslichen Wertpapieren einſchließlich verzinslichen und unverzinslichen der perzinslichen und unverzinslichen Prämienanleihen, ferner bei in⸗ und ausländiſchen Aktien und Vorzugsaktien jeder Art 5 Mark(bei nicht vollgezahlten Aktien wert). ſtets vom vollen Nenn⸗ Bei Papieren, deren Wert nicht in einer beſtimmten Geldſumme ausgedrückt iſt betragen die Gebühren 100 Mark. Bei Hypotheken⸗ und Grundſchuldbriefen werden die Gebühren verbrieften Forderung berechnet, betragen je nach dem Betrage der doch auch bei Briefen über mehr als 100 000 Mark, ſofern die Einzahlung der Zinſen bei der Reichsbank(Nr. 8) unterbleibt, nur 100 Mark fährlich. Im Dezember errichtete Depots bleiben für dieſen Monat ge⸗ bührenfrei, doch werden darauf ſofort volle Gebühren für das folgende Kalenderjahr angerechnet Zu dieſen Verwaltungsgebühren tritt für jedes einzelne Depot eine einmalige Einrichtungs Auflöſungsgebühr von je 20 bezeichneten Depots ausgenommen. ebühr und bei * 2* 2 4 Für die Einziehung und Auszahlung von baren Geldern bei ausgeloſten, gekündigten oder konvertierten Papieren(1), ferner fürr Einzahlungen(1 f) berechnet die Reichsbank außer den Auslagen des einzuziehenden oder auszuzahlenden Betrages, auf volle Mark nach oben abgerundet, mindeſtens aber 5 Mark und für die Ausübung von Bezugsrechten an Porto und dergleichen„ vom Hundert die allgemein üblichen Gebühren. Nr. 14: Form. B iſt in Wegfall gekommen. (Im übrigen inhaltlich unverändert.) Berlin, den 27. Dezember 1922. Reichsbank⸗Direktor „Havenſtein. v. Glaſ ſeiner Auflöſung eine ſtark. Hiervon ſind die in Nr. 4 d. Bed. i u m. enapp. Pfälzische Mühſenwerke in Mannheim. Auf Grund der Beſchlüſſe unſerer außerordentlichen Generalverſamm⸗ lung vom 14. November d. J. fordern wir hierdurch unſere Aktionäre zur Ausübung des Bezugsrechtes unter nachſtehenden 1. Auf je& 2000.— alte Aktien können 3 Kurſe von 200% zuzügl. Schlußnotenſtempel für Bezugsrechtsſteuer für jede Bedingungen auf: 000.— junge Aktien zum und/ 135.— Pauſchale Aktie bezogen werden. Das Bezugsrecht iſt bis zum 15. Januar 192g einſchließlich bei der Rheiniſ hen Creditbank, Mannheim während der üblichen Geſchäftsſtunden ausz der Bezug proviſionsfrei, ſofern die Altien uüben, und zwar erfolgt — nach der Nummern⸗ folge geordnet— ohne Gewinnanteilſcheinbogen am Schalter zur Ab⸗ ſtempelung eingereicht werden. rechtes im Wege des Briefwechſels erfolgt, Soweit die Ausübung des Bezugs⸗ wird die Bezugsſtelle die übliche Bezugsproviſion in Anrechnung bringen. zugspreis von 200% nebſt Schlußnoten Bezugsrechtſteuer zu entrichten. 4. die jungen Aktien nach Fert Mannheim, den 30. Dezember 1922. Fene 5 Ea Pfälzische Mü Bei Ausübung des Bezugsrechtes iſt für 785 e 1 e Be⸗ empel un auſchale für Ueber die Zahlungen wird Quittung erteilt, gegen deren Rückgabe igſtellung ausgehändigt werden. Iihlenwerke. en Tapalpienen Taprſt und Raucherartlkel⸗Großhandlung(ſpez. Bruyere⸗ pfeifen) ſucht tüchtigen, gut einge ührten 50 Vertreter Nur erſte Kräfte wollen ſich melden und Referenzen aufgeben. Angaben unter J. G. 14429 an Rudolf Mosse, Berlin SW. 19. E¹ Jungeres Fräulein perſett in Stenographle und Schreibmaſchine, mög⸗ lichſt mit Mittelſchulbildung und aus guter Famlie für angenehme und gutbezahlte Duuerſtellung geſucht. Nechtzanwalke Pros. Zolh l. örle8haher,) Hr.9. 8 Größere chemiſche Fabrik in einer Stadt Nähe Frankfurt a. M. ſucht einen 11166 tüchtigen Aaachnen⸗Jecnter nicht unter 30 Jahren, mit Büro⸗, Vetrlebs⸗ und Baupraxis, die in chemiſchen oder ver⸗ wandten Fabriken erworben wurde. Verlangt wird: zuberl. 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