. Reichstag zugegangen. Freitag, 9. Februar Sezugspreiſe: an mannb uno umgedung frei ins gaus und durch die poſt obne Seſtellgeld monatlich Nart 3000. balbmonatuch mark 15c Rachforderung vordehalten Einzelnummer bis s Seiten Mark 70.— über s Seiten Mart 100.—. poſtſcheckkonto nummer 17800 Karis⸗ kuhe. Hauptgeſchäftsſtelle Mannveim, E 6. 2 Seſchäfts. Nebenſtelle Keckarſtast. Waldhofſtraße Nr. 6. Fernſprecher Nummer 7041, 702, 7033, 7os, 79035. Telegramm-⸗Ndòreſfe: Seneralamzeiger mannheim Erſcheint wöchentlich zwölfmal. — Witkagq⸗Ausgabe Badiſche Neueſte Nachrichlen Beilagen: Der Sport vom Sonntag. Aus der Welt der Coechnik. Geſetz u. Necht. Modezeitung. Aus Seit u. Deben mit Mannheimer Frauen-Zeitung u. Mannheimer Muſile-Jeituno 2923— Nr. 67 Anzeigenpreiſe: gei vorauszaoiung die kl. Zelle me. 200.— Stellengeſ. u. Sam.-Nuzeig aus Mannheim ermäßigte preiſe Reklamen mt. 8o. Annahmeſchluß: Mittagblau vorm. 8¼ Ahr, Abendbl. nachm. 2½ Uhr. Für Anzeigen an beſtimmten Tagen, Stellen u. Rusgaben wird keine verantwortung übern. höhere Bewalt, Streiks, Oetriedeſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen ür ausgeſallene od. beſchränkte Rus⸗ gaben oder für verſpätete Rufnahme von önzeigen. Ruftrüge oͤurch Fernſprecher ohne Sewäbr. Serichts ſtand Mannheim. Der deutſche Proteſt gegen den Einbruch in Gaden Kurze Aeberſicht Im deutſchöſterreichiſchen Nakionalrat kam es geſtern zu einer begeiſterten Kundgebung für die Kämpfer im Nuhrgebiet. * Nach der„Times“ haben ſich die Franzoſen bereit erklärt, die Züge mit Reparakionskohle aus dem Ruhrgebiet nicht durch die britiſche Zone gehen zu laſſen. * Wegen der Kohlenkransportſperre nach der Sschweiz und Hol- land haben dieſe Staaten in Paris ſcharfen Einſpruch erhoben. * Die holländiſche Gewerkſchaft für Binnenſchiffahrt erläßſt einen Aufruf an die Arbeitnehmer der Rheinſchiffahrksbetriebe, im Anſchluß an den Stkreik auf dem Oberrhein auf Schiffen und Schleppern der franzöſiſchen Reedereien keine dienſte mehr zu nehmen. 1 In Recklinghauſen und Sſſen iſt es wiederholt zu keitiſchen situakionen gekommen, doch iſt es bis jetzt noch ohne Blutvergießen abgegangen. * Nach einer Pariſer Meldung ſollen die Belgier im beſetzien Ruhrgebiet eine neue Neihe wirtſchaftlicher Maßnahmen begen Deutſchland zu kreffen wünſchen. * Der vom Keichsrat angenommene Entwurf eines Nolge⸗ ſetzes, das den Behörden ein ſchnelleres Eingreifen gegen Miß⸗ ſtände, namenklich gegen Wucher ermöglicht, iſt nunmehr dem In Wanne wurde ein Lokomokivführer durch Kolben⸗ ſchläge von den Franzof 4 erſchlagen. * In der Militärabteilung des Mainzer Provinzial⸗Areſthauſes be⸗ finden ſich z 31 2 Deutſche in Anterſuchungshaft, gegen die ein militärgerichtliches Berfahren ſchwebk. Die Peoteſtnote der Keichsregierung Worn die Beſetzung von Appenweier und Offenburg hat folgenden ortlaut. „Die deutſche Reichsbahnverwaltung hat ſich infolge Kohlen⸗ mangels und anderer durch den franzöſiſch⸗belgiſchen Einbruch in das Ruhrrevier verurſachten Verkehrsſchwie⸗ rigkeiten zur. Einſtellung einer großen Anzahl fahrplanmäßiger Zugsverbindungen des internationalen und innerdeutſchen Dienſtes gezwungen geſehen. Es iſt richtig, daß ſich darunter auch die beiden in der franzöſiſchen Note vom 4. Februar genannten Zugspaare be⸗ ſinden. Zeit und Umſtände jedoch geben dieſer Anordnung der Reichs bahnverwaltung offenſichtlich den Charakter einer vorüber⸗ gehenden Notſtandsmaßnahme. Von einer Vertrags⸗ verletzung kann daher keine Rede ſein. Selbſt wenn aber eine for⸗ male Verletzung des Vertrages vorläge, müßte es als ein Zerrbild des Friedenszuſtandes bezeichnet werden, daß die franzöſiſche egierung eine Maßnahme von ſo untergeordneter Be⸗ eutung, wie die Einſtellung zweier Zugsverbindungen, zum An⸗ laß nimmt, ohne weiteres ihre Truppen in deutſche Städte einmar⸗ ſchieren zu laſſen. Allerdings hat die franzöſtſche Regierung, um das ſchreiende M ißverſtändnis zwiſchen dem Beſchwerdeanlaß und der von ihr verfügten Maßnahme zu verdecken, den Verſuch gemacht, noch weitere angebliche Vertragsverletzungen Deutſchlands heranzuziehen. emgegenüber verweiſt die deutſche Regierung auf ihren früheren Notenwechſel mit der franzöſiſchen Regierung. Sie ſtellt feſt, daß ſie in jedem einzelnen Falle den gegen ſie erhobenen Vorwurf der Ver⸗ letzung ihrer Verpflichtungen in eingehender Begründung entkräf⸗ tet hat, ohne daß die franzöſiſche Regierung auch nur verſucht hätte, die deutſchen Argumente zu widerlegen. Den Rechtstitel, auf den ſie ihr vermeintliches Sanktionsrecht ſtützen will, führt die franzöſiſche egierung nicht an. Ihr ſtehen alſo in dieſem Falle nicht einmal cheingründe zur Verfügung. In der Tat handelt es ſich um einen Akt reiner Willkür und Gewalt, begangen unter der Ausnützung der Wehrloſigkeit des deutſchen Vol⸗ es. Die deutſche Regierung erhebt hiergegen vor aller Welt fei⸗ erlichen Proteſt. Am Tage der Uebermittlung der Verbalnote an die deutſche Bot⸗ ſchaft hat auch die interalliierte Rheinlandkommiſſion in Koblenz dem deutſchen Reichskommifſfar für die beſetzten rheiniſchen ebiete eine Note zugeſtellt, in der ſie mitteilt, daß ſie unter Billi⸗ gung der von der franzöſiſchen Regierung eingeleiteten Beſetzung von fenburg und Appenweier beſchloſſen hat, dieſe Gebiete unter das egime des Brückenkopfes Kehl zu ſtellen und die Befugniſſe ihres elegierten in Kehl entſprechend zu erweitern. Das Rheinlandabkommen umſchreibt ebenſo wie den materiellen, 5˙ auch den örtlichen Umfang der Befugniſſe der interalliierten Rhein⸗ andkommiſſtion. Nach Artikel 1 umfaßt das ihrer Zuſtändigkeit un⸗ erworfene Gebiet nur diejenigen deutſchen Landesteile, deren Be⸗ etzung in Artikel 3 des Waffenſtillſtandabkommens vom 11. Novem⸗ er 1918 und in Artikel 7 des Zuſatzabkommens vom 16. Januar 1919 vorgeſehen iſt. Die Städte Appenweier und Offenburg liegen außer⸗ alb dieſes Gebietes. Keine Veſtimmung des Rheinland⸗ abkommens oder des Vertrages von Verſailles gewährt der inter⸗ Aliierten Rheinlandkommiſſion das Recht, das Gebiet ihrer Zuſtän⸗ aakeit eigenmächtig zu erweitern. Die von ihr ausgeſprochene 5 illigung“ macht die vertragswidrige Maßnahme der franzöſiſchen egierung nicht zu einem vertragsmäßigen Recht und kann ebenſo⸗ wenig der interalliierten Rheinlandkommiſſion den für ihre Anord⸗ nung fehlenden Vertrags⸗ und Rechtstitel erſetzen; vielmehr zeigt die⸗ ſes Vorgehen erneut, daß die interalliierte Rheinlandkommiſſion ſich zum Werkzeug der franzöſiſchen Politik machen läßt. Auch gegen dieſen Rechtsbruch legt die deutſche Regierung Verwah⸗ rung ein.“ Wegen der Mitwirkung der interalliierten Rheinlandkommiſſion ſind entſprechende Vorſtellungen auch bei der engliſchen und der belgiſchen Regierung erhoben worden. Aus dem neubeſetzten badiſchen Gebiet Die Lebensmittelverſorgung von ſich bisher ungeſtört vollzogen und es war auch möglich, die Milch für die kleinen Kinder und für Kranke in die Stadt zu bringen. Aller⸗ dings geſtaltet ſich die Milchzufuhr immer ſchwieriger, da in den nächſtgelegenen Dörfern die franzöſiſchen Soldaten die Milch für ſich verbrauchen. Die beiden Offenburger Blätter ſtehen unter keiner Zenſur. Es wird nur eine Kontrolle in der Form aus⸗ geübt, daß die erſte aus der Maſchine ommende Zeitung der fran⸗ zöſiſchen Beſatzungsbehörde vorgelegt werden muß. Der Druck kann ungeſtört weitergehen. Die redaktionelle Herſtellung der Zeitungen ſtößt auf recht erhebliche Schwierigkeiten, nachdem Poſt und Tele⸗ phon ſtillgelegt ſind Die Zeitungen, wie viele Geſchäftsleute und auch die Banken laſſen ihre Briefe durch Boten in Renchen und Gengenbach und Ortenberg oder Niederſchopfheim abholen. Der ver⸗ haftete Redakteur Lübke, der dem Poſtdirektor bei ſeiner Verhaf⸗ tung„Nur Mut!“ zurief, war einige Stunden in ein kaltes Zimmer geſperrt und von den franzöſiſchen Soldaten beſchimpft worden. Später wurde er wieder freigelaſſen. Ein eigenartiges Mißgeſchick iſt auch dem Offenburger Ober⸗ bürgermeiſter paſſtert. Er hatte im Krankenhaus ſeine Frau beſucht und wollte erſt zu ſpäter Nachtſtunde in ſeine Wohnung zurückkehren. Am Rathaus verwehrte ihm aber der mit aufge⸗ pflanztem Bajonett daſtehender Poſten den Eintritt. Obgleich der Oberbürgermeiſter ſich ausweiſen konnte, wurde er nicht in das Rathaus hineingelaſſen und er mußte ſchließlich auf die franzöſiſche Wache und dort einen Korporal bitten, ihm Zutritt ins Rathaus zu verſchaffen. Nach einer telegraphiſchen Mitteilung der Oberpoſtdirektion Konſtanz iſt Poſtdirektor Krieg aus Offenburg im Militärgefäng⸗ nis Mainz untergebracht; Oberpoſtſekretär Frey wurde einige Stunden nach feiner Verhaftung wieder frelgelaſſen. Eine badiſche Abordnung in Bern Wie die„Badiſche Preſſe“ aus Bern meldet, ſprach Mittwoch nachmittag eine Delegation der badiſchen Regierung beim Bundesrat vor, um ſeine Aufmerkſamkeit auf die ernſten Folgen der Einſtellung des Zugverkehrs auf der Strecke Frankfurt—Baſel zu lenken. Die Abordnung wurde vom Bundesrat Motta, dem Vorſtand des Politiſchen Departements, und Bundesrat Haab, dem Chef des Poſt⸗ und Eiſenbahndepartements, empfangen. In den Wandelgängen des Nationalrates bildeten die Beſorg⸗ niſſe über die Verkehrsabſchnürung der Schweiz durch das franzöſiſche Vorgehen in Vaden den Gegenſtand eines regen Gedankenaustauſches. Niemand verſchließt ſich der Tatſache, daß durch das franzöſiſche Vor⸗ gehen eine außerordentliche Schädigung des ſchweizeriſchen Wirt⸗ ſchaftslebens hervorgerufen werden wird. Immer noch unglaubliche Serüchte feine Anzeichen für Neubeſetzungen. Die NRegierung wird nur der Gewalt weichen. Seit der Beſetzung von Appenweier und Offenburg durch die Franzoſen jagen ſich auch in Baden die unkontrollierbaren und ver⸗ antwortungsloſen Gerüchte. Man hört ſtündlich, daß dieſer oder jener Ort neu beſetzt ſei, daß die Franzoſen im Vorrücken begriffen ſeien, daß die badiſche Regierung Karlsruhe verlaſſen werde uſw. Demgegenüber iſt feſtzuſtellen, daß, wie wir von zuverläſſiger Seite erfahren, Anzeichen einer Neubeſetzung von Orten nicht zu bemerken ſind. Die badiſche Regierung wird auch ihren Sitz nicht außerhalb der Landeshauptſtadt Karlsruhe verlegen, ſie bleibt, wie die anderen Staatsbürger auch, und weicht nur der Gewalt, wenn Karlsruhe wirklich beſetzt werden ſollte. Aber auch hier deutet nichts auf die Abſicht der Beſetzung hin. In 1. für Baden ſo ernſten Zeit iſt Ruhe und Beſon⸗ nenhei tvor allem gegenüber derartigen Gerüchten, die beabſichtigt oder unbeabſichtigt immer wieder verbreitet werden, erſte Pflicht jeden Bürgers. Alle neuen Vorkommniſſe, die mit der Neubeſetzung zu⸗ ſammenhängen, werden, wie bisher, der Oeffentlichkeit ſofort bekannt gegeben werden. —————— + 515 8* Ggeie ———.—— Hufſenzds,gae Cneld in d Zwiſchenbilanz (Von unſerem Berliner Büro) ¶ Berlin, 9. Februar. Dei Unternehmungen, die aus materiellen und ſeeliſchen Grün⸗ den notwendig ins Dunkel hineingebaut ſein müſſen, wie unſer Ab⸗ wehrkampf gegen den franzöſiſchen Einbruch im Weſten, iſt es be⸗ greiflich, daß man von Zeit zu Zeit das Bedürfnis fühlt, Umſchau und Ausſchau zu halten und eine Art Zwiſchenbilanz zu ziehen. So wird man am beſten die Ausſprache im Haupkausſchuß aufzufaſſen haben. Zuerſt nach den Fanfaronaden des Herrn Hoch mochte es einen Augenblick ſcheinen, als ob die Sozialdemokratie Neigung ſpüren könnte, von neuem aus der Reihe zu tanzen. Dieſe Befürchtungen ſind geſtern durch Hermann Müller beſeitigt worden. Man muß es unterſtreichen und man unterſtreicht es gern: Die deutſche Sozialdemokratie iſt ſich des Ernſtes und der Bedeutung der Stunde durchaus bewußt. Gewiß nicht allerorts und nicht auf allen Stufen ihrer hierarchiſchen Gliederung: Aus der Provinzpreſſe ertönen da und dort noch unerfreu⸗ liche Nebengeräuſche. Im Schatten des unverdauten Mar⸗ xismus wird der große, politiſche Machtkampf, den die Franzoſen im Dienſt ihres Imperiums führen, zu einem platten Streit um die „Quote“ zwiſchen dem Kapitalismen von hüben und drüben. Werden uns die immerhin einleuchtenden Gedankengänge, in denen wenig⸗ ſtens nach den bisher vorliegenden Meldungen die Herren Löbe und Hilferding ſich in Breslau und Lille bewegt haben, werden ein wenig ins defaitiſtiſche gereimt. Aber das ſind doch nur Erſchei⸗ nungen an der Peripherie, wie ſie in einem ſo großen Parteikörper nicht mehr zu vermeiden ſein werden. Die Führung der Sozial⸗ demokratie, die politiſche wie die gewerkſchaftliche, weiß nun, worum es geht und worauf es ankommt und dieſe Führung hat in den Parteikonferenzen der beiden letzten Tage ſich durchgeſetzt. Leipart, der Erbe und Nachfolger Legiens, an der Spitze der freien Gewerkſchaften, hat es am Mittwoch abend im„Vorwärts“ ausgeſprochen. Man habe abſichtlich Unerfüllbares von Deutſchland verlangt; all unſere Erfüllung hätte uns nichts genutzt; denn Frank⸗ reich wollte gar nicht, daß Deutſchland erfüllte. Schärfer und klarer war das weltgeſchichtliche Problem, um das in dieſen Wochen im Ruhrgebiet und den ganzen Rhein entlang gerungen wird, überhaupt nicht zu Ein nackter Kampf um die politiſche Macht; vier⸗ leicht darf man ſogar ſagen um die Herrſchaft in Europa und der Welt, von dem die Franzoſen längſt die letzten ſchamhaften verhüllen⸗ den Schleier fallen ließen. In dieſem Kampf ſtehen wir heute noch ſo allein wie vor 4 ürſen als er begann. ann kann gegenüber Hoffnungen und Entwürfen, die immer wieder 90 um ſchwankende elen ranken, es gar nicht oft genug betonen: Auf Hilfe von draußen haben wir vorderhand nicht zu rechnen, nicht einmar von dem oder jenem uns ſonſt wohlgeſinnten Neutralen. Das hat mit Fragen des Ethos, des ſogen. Weltgewiſſens und irgendwelchen Gerechtigkeitsempfindungen nicht das geringſte zu tun. Man wird ſich wohl oder übel daran gewöhnen müſſen, derlei Dinge einſtweilen als ausgeſchloſſen zu betrachten. Frankreich iſt nun einmat zur Zeit der kraftvollſte, am meiſten waffengerüſtete Staat. Mit ihm in harten Widerſtreit zu geraten, überlegt man ſich im Kreiſe der Mächte eher viermal als einmal. Deshalb iſt der von befreundeter Seite angeregte Gedanke, den Fall dieſes dem internationalen Recht bisher unbekannten. Beiſpiel von Piraterei, Räuberei und gröblichen Vertragsbrüchen dem Völkerbund zu unterbreiten, auch bald wieder. bei Seite gelegt worden. Wir hätten Unrecht bekommen in Genf, wären mit Pauken und Trompeten unterlegen, nicht nur weil der Völkerbund nach ſeiner ganzen Organiſation ein Inſtrument in der Hand unſerer Feinde iſt, eher noch, weil auch der anderen, die nicht im Krieg unfere Gegner waren, die Furcht vor dieſem Frankreich Willen und Initiative lähmt. Dennoch ſteht es nicht ſchlecht um unſere Sache, es geht viel⸗ mehr, nun wir in den beſſer als zuvor. Die Jahrt des Kanzlers in das Ruhrgebiet erweiſt ſich mehr und mehr als ein meiſterlicher Zug in der Politik der Regierung. Man hat am Rhein— Ruhr und Rhein ſind in dieſem Zuſammenhang gar nicht zu trennen, beide Probleme müſſen im Laufe der gewaltigen Auseinanderſetzung, in deren Mitte wir ſtehen, gemeinſam gelöſt werden— bisher immer das beklem⸗ mende Gefühl gehabt, allein gelaſſen zu werden. Dieſe niederſchmet⸗ ternde Empfindung iſt nun von den Feen am Rhein und der Ruhr worden. Sie wiſſen jetzt: Berlin, will ſagen, die offizielle eutſche Welt ſteht hinter ihnen und trägt ihre Sorgen als eigene auf dem Herzen. Aber auch über die feindlichen Grenzen hinaus fängt Dr Cuno an zu wirken Man fängt in Patis, wo die Preſſe bisher ledes franzöſiſche Mißgeſchick ſorglich zu verſchweigen und immer nur von neuen Erfolgen zu berichten wußte. an zu fragen: Was iſt es um die angebliche hermetiſche Abriegelung des beſetzten Gebietes, wenn doch der Kanzler, der Reichsfinanzmmiſter und der Staatsſekretär der Reichskanzlei unbehindert hinein und heraus ge⸗ langen konnten? Und mitunter will es ſcheinen, als ob der Bruch von Lauſanne. der doch wohl einer franzöſiſchen Niederlage gleichkam, auch Empfindungen auslöſen könnte, die man bisher ſtand⸗ ſt im Bufen zu bewahren ſich bemühte. Nun ſteht man in der Pari⸗ Preſſe ſchon auf dem Urteil, Poincarés Politik wäre in Lauſanne genau ſo glücklos geweſen wie am Rhein und am der Ruhr, und es ſieht faſt ſo aus, als ob ſich eine erhebliche Oppoſition zu⸗ ſammenbraute. Im Ernſt: die Lage Frankreichs iſt trotz aller äußeren Macht⸗ entfaltung keineswegs glänzend. Es iſt Spielerglück, was die Franzoſen in den letzten Jahren hinauftrug, die folide Baſis fehlt. Dr. Beneſch, der Poincaré Freund und Bruͤder nennen darf, hat vor ein paar Tagen aus ſeiner intimen Kenntnis ausgeplaudert: Wenn Frankreich nicht bald in den Beſitz ganz großer Summen kommt, würden ſämtliche Staatseinnahmen in den nächſten 10 Jahren nicht ausreichen auch nur den Zinſendienſt zu beſtreiten. Der Fran⸗ ken aber fällt, und muß, je länger das Ruhrabenteuer andauert und je wirkſamer wir es durch jückenloſen Boykott aller franzöſiſchen Erzeugniſſe begleiten, immer tiefer fipken. Je weiter die militäriſche Beſetzungskraft ſich dehnt, je mehr Poilus ſie auf die Beine bringen, um ſo gründlichere Löcher werden in franzöſiſchen Staatsſſäckel geriſſen Woher es wohl auch kommen mag, daß man mit dieſer militäriſchen Beſetzung neuerdings ſichtlich zu ſparen be⸗ ginnt und die Reihen der franzöſiſchen Soldateska immer dünner und lichter werden. Wir ſtehen im Stellungskrieg mit Frankreich. Die Zeit arbeitet anders als im Krieg der 4 Jahre, nicht mehr gegen uns. Wer ſich auf die Dauer im Beſitz der ſtärkeren Nerven erweiſt, dem wird— wir ſchrieben es ja ſchon neulich— der zweiten Abſchnitt des Kampfes treten, 4 8 uer der Gattungen der Echſen an. 10 wunderlich geformten foſſilen noch lebenden Wühlechſe, ſo ſehr glich, daß Profeſſor Leidy da⸗ Tier, 2. Seite. Nr. 67 mannheimer General-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) Freitag, den 9. Februar 1923 Erfolg ſchließlich zufallen. Es iſt erfreulich wahrzunehmen, daß die Regierung unter ſolchen Umſtänden der Stärkung der deutſchen Nerven ihre beſondere Sorge zuwendefſ. Bisher waren höhere Bergarbeiterlöhne allemal mit einem Anziehen der Kohlenpreiſe identiſch. Dieſe Geſchüfte auf Teilung wiſchen nternehmer und Bergarbeitern, von den ſgialiſtiſchen Wirtſchaftsminiſtern immer wleder gefordert, bei dem die Allgemeinheit die Koſten zu tragen hatte, hat ſich, was erade ihm ins Haben zu buchen ſein wird, der jetzige Reichswirt⸗ ſchaftsminter Becker widerſetzt, und es bleibt ein Verdienſt der Reichsregierung, daß ſie durch allerlei vorbeugende Maßregeln bisher zu verhindern gewußt hat, daß der Dollar gleich ins Aſch⸗ 5885 von Tag zu Tag wie man befhechtete, um 5000 Mark ſtieg. aß die Berliner Börſe dieſen Bemühungen vielfach ent⸗ gegenwirkte und der Dollar hier immer höher notierte als in der Fremde, iſt ein Kapitel— kein ſympathiſches!— für ſich. Gegen das Anziehen der Preiſe und die auf dem Boden der entk⸗ wekteten Valuta aufſprießende Verſchwendungsſucht iſt die Regte⸗ rung ohne ſelbſtloſe Mitwirkung der beteiligten Wirtſchaftskreiſe freillch machtlos. die Wuchergeſetzgebung liegt bei den Einzelſtaaten. Eines aber kann und ſollte das Reich tun, endlich einmal ein wertbeſtändiges Papier ſchaffen, das dem Spartrieb genügen und ihn ſelbſt in dieſen Zeitläuften noch zu wecken ver⸗ möchte. Statt deſſen planen, wie man ſich erzählt, die Einzel⸗ ſtaaten den Verſuch einer Selbſthilfe, wie er in den Roggenanleihen und ähnlichem vorliegt zu erdroſſeln. Damit würde allerdings das Pferd beim Schwanz aufgezäumt. Gewalttat über Gewalttat Neue Blulopfer Geſtern kam es kurz nach der Beſetzung des Bahnhofes Wanne durch die Franzoſen zu bluligen Zwiſchenfällen. Ein-Zug und ein Perſonenzug wurden von den Franzoſen ange⸗ halten und das deutſche Eiſenbahnperſonal zum Verlaſſen der Jüge gezwungen. Ein 64jähriger Lokomotivführer wurde von einem franzöſiſchen Soldaten von hinten mehrmals mit dem Aol⸗ ben auf den Kopf geſchlagen. Der Beamte brach zuſam⸗ men und erlag bald darauf ſeinen Verletzungen. Die Reiſenden der beiden Jüge, die ausgeſtiegen waren, wurden von franzöſiſchen Offizieren, die ihre Revolver gegen die Menge richleten, und von den Soldalen, die rückſichtslos mit ihren Bajonet · len gegen die RNeiſenden vorgingen, aus dem Bahnhof gelrieben. Jahlreiche Perſonen, darunter Frauen und Kinder, erlitien Ver⸗ letzungen. Unter Zurücklaſſung des Gepäcks flüchtete die Menge bis weit in die Stadt hinein, und wurde von den Franzoſen mit aufgepflanziem Bajoneit verfolgt. Ein Poſtbeamter des Zuges wurde durch einen Bajonettſtich verletzt, als er ſich weigerte, die ihm übergebenen Gelder herauszugeben. Die Jranzo⸗ ſen beſchlagnahmten drei Kiſten mit mehreren Millionen Mark. Wegen der Beſetzung des Bahnhofes richtete der Oberamkmann einen ſcharſen Proteſt an den Hommandanten mit dem Hinweis, daß mit der Beſetzung des bedeutendſten Eiſenbahnknolenpunkkes die Le⸗ bensmittelzufuhr gefährdet ſei. Dder Bahnhof wurde darauf geſtern von den Franzoſen wieder gerdumk. In Recklinghauſen wurde einem Arbelker durch einen Kol⸗ d benſchlag eines franzöſiſchen Soldaten die Klnnlade zerſchmei⸗ kert. Die Gewerkſchaften haben darauf einen 24ſtändigen Prokeſt · ſtreit verkündet. In Eſſen wurde die große Schaufenſterſcheibe der franzöſiſchen Buchhandlung im Hauptbahnhof zertrümmert. Ein franzöſiſcher Offizier ſtellte einen in der Nähe ſtehenden Schutzpolizelbeamten zur Rede und wollte ihn ohrfeigen. Der Beamte ſetzte ſich zur Wehr. um ein Haar wäre es zu einer folgenſchweren Schießerel gekommen. In Wiesbaden waren geſtern morgen Plakale der deuiſchen Behörden und Parteſien angeſchlagen, in denen Gehorſam den deulſchen Behörden verſprochen wurde. Im Laufe des Vormittags ſanden vor dieſen Plakaten große Menſchenanſammlungen fkalt, bis gegen 11 franzöſiſche Radfahrerpatrouillen die Stadt durchzogen, die Plakate entfernten und die Menſchenanſammlungen zu zerſtreuen ſuchlen. Auch mehrere Trupys beritlener Spahls ritten teillweiſe auf den Jußſteigen der Straßen, um die Menſchenmenge zu zerſtreuen. In der Schwalbacher Straße kam es dabei zu einem bluligen Iwi⸗ ſchenfall. Ein ſunger Mann kam mit einem Franzoſen wegen dieſer militäriſchen Kundgebungen in einen Wortwechſel, der damit endele, daß er zu flüchten verſuchte, worauf der Franzoſe ſeinen Revolver zog und hinter dem Flüchtling herfeuerte, der auch getrof⸗ ſen wurde. Ob die Verwundung ſchwer oder leicht iſt, konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. In den Nachmittagsſtunden herrſchie in der Siadt wleder Ruhe. Der Rohlenraub Da die Zechen ſich andauernd weigerten, den Beſatzun 9* tru 2 Kohlen zu liefern, haben die Franzoſen erklärt, daß ſte Kohl e n beſchlagnahmen werden, woimmer ſie können. Tat⸗ ſächlich ſind bereits mehrere Kahlenladungen und auch Deputats⸗ kohle in den Straßen Eſſens beſchlagnahmt worden. merme Die Unktätigkeit der Ingenieurkommiſſion Der Sonderberichterſtatter des„Mancheſter Guardian“ in Eſſen ſchreibt über die Lage: Seit Beginn der Beſetzung beſtünden ernſt⸗ hafte Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen dem fran⸗ zöſiſchen Oberkommiſſar und Coſte, dem Führer der Ingenieurkom⸗ miſſion. Nicht ein einziger franzöſiſcher Ingenieur wäre bis⸗ her in ein Bergwerk hinuntergeſtiegen. Die Franzoſen wären bis zum äußerſten in der Klemme. Ihre produktiven Pfänder produzierten nichts für ihre Armee. Die Störungen des Eiſenbahnverkehrs Die Franzoſen halten jetzt an der äußerſten Grenze des beſetzten Gebietes auch Perſonenzüge an. So wurden ſämtliche Perſonen⸗ züge auf der Station Scharnhorſt angehalten und kontrolliert. Wie die„Köln. Ztg.“ meldet, wurde der Bahnhof Herne von 1500 Mann franzöſiſchen Soldaten umzingelt, ſämtliches Bahnper⸗ ſonal vom Bahnhbef verwieſen und der Oberbahnhofvorſteher und der Obergütervorſtand verhaftet. Die. Züge wurden darauf ſämt⸗ liche angehalten, die Reiſenden aus den Abteilen geholt und vom Bahnhof verwieſen. Niemand durfte ſein Gepäck mitnehmen. Auch das Ablaſſen des Milchzuges wurde nicht geſtattet. Der geſamte Bahnverkehr von Gelſenkirchen nach Wanne und Hannover ſowie von Wanne nach Eſſen iſt ſtillgelegt. Abbruch der Verhandlungen mit den Eiſenbahnern Die Verhandlungen mit den Wiesbadener Eiſenbahnern ſind von franzöſiſcher Seite abgebrochen worden. Hierdurch wird eine Fortdauer des Eiſenbahnerſtreiks im Mainzer Bezirk bedingt. 4500 franzöſiſche Eiſenbahner Nach einem Telegramm aus Paris ſollen 4500 franzöſiſche Eiſenbahner, angeblich Freiwillige, in das beſetzte Gebiet abgehen. Le Troquer beabſichtigt eine gewiſſe Anzahl von Eiſenbahnern wie⸗ der einzuſtellen, die gelegentlich des Streiks im Jahre 1920 entlaſſen wurden und die nun in das Ruhrgebiet geſchickt werden ſollen. Errichtung franzöſiſcher Funhſtationen Die Franzoſen haben wegen des Widerſtandes der deutſchen Poſt⸗ und Telegraphenbeamten gegen die Herausgabe von Telegraph und Faeee im Embruchsgebiet etwa 30 Funkſtationen errichtet. vier Wochen„produktive Pfänder“ Am geſtrigen Donnerstag waren vier Wochen verfloſſen, ſeit die erſten belgiſch⸗franzöſiſchen„Vegleitmannſchaften“ der Ingenieur⸗ Kontroll-Kommiſſion mit Tanks, Maſchinengewehren, Axtillerie und all dem militäriſchen Drum und Dran, das die Kriegszüge moderner Zeiten auszeichnet, in wehrloſes deutſches Land einfielen. Vier Wo⸗ chen hut Poincare nun Zeit gehabt, das Ruhrpfand„produktiv“ zu geſtalten, mit dem Erfolg dürfte er aber ſelbſt kaum zufrieden ſein. Frankreich erhielt vor der Ruhrbeſetzung monatlich faſt 2 Millionen Tonnen Kohle von Deutſchland, in den letzten vier Wochen gelangten aber nur etwa 30 000 Tonnen nach Frankreich und Belgien, d. h. noch nicht einmal die Hälfte derjenigen Menge, die Deutſchland frü⸗ her aus freien Stücken lieferte. Frankreich, das im vorigen Jahre deutſche Reparationskohle ſogar wieder nach dem Auslande ausfüh⸗ ren konnte, ſieht ſich heute gezwungen, teure engliſche Kohle in gro⸗ ßen Megen aufzukaufen und wegen Koksmangel eine größere Anzahl Hochöfen zu löſchen. Allein in Lothringen und im Becken von. Longwy⸗Nancy ſind insgeſamt 15, in Luxemburg, das heute zum franzöſiſchen Wirtſchaftsgebiet gehört, 5 Hochöfen ausgeblaſen wor⸗ en. Die Ruhrinduſtrie, die Hauptabnehmerin des lothringiſchen Erzes hat zudem die deutſch⸗franzöſiſchen Lieferungsverträge gekün⸗ digt und langjährige Verträge mit Schweden abgeſchloſſen. Da ſich ein neuer Abſaßzmarkt kaum leicht finden läßt, ſind die lothringiſchen Hüttenwerke in eine ſehr bedrängte Lage geraten. Der franzöſiſche Francs, der an der Londoner Börſe am 1. Januar de⸗ Jahres für 1 Pfund Sterling mit 62,70 notierte, hat ſich weiter ſtark entwertet. Heute müſſen die Franzoſen für ein engliſches Pfund etwa 80 Francs bezahlen. Die Ruhraktion bringt Frankreich aber nicht nur nichts ein und ruft nicht nur ſchwere wirtſchaftliche Schä⸗ digungen in Frankreich hervor, ſondern verurſacht auch große direkte Barausgaben. Für die beiden erſten Monate der Ruhrbeſetzung ſind in der franzöſiſchen Kammer 45 Millionen Fran⸗ ken für Beſatzungskoſten angefordert worden. Dieſer Betrag dürfte aber noch bedeutend zu niedrig gegriffen ſein, zumal er in einem Zeitpunkt errechnet wurde, als der franzöſiſche Einfall ſeinen heuti⸗ gen Umfang noch nicht angenommen hatte. Die Erhöhung ſämtlicher franzöſiſcher Steuern um 20 Prozent fiel jedenfalls auch nicht zu⸗ fällig mit der Ruhraktion zuſammen. Wenn Poincare die Vilanz der erſten vier Wochen„produktiver Pfänder“ zieht, wird er von den Erfolgen dieſer Politik wohl nicht gerade ſehr erbaut ſein. Poincarẽ weigert ſich Poincare beſprach, wie aus Paris gemeldet wird, im Kabinett die auswärtige Lage, beſonders im Hinblick auf das Ruhrgebier und Lauſanne. Dagegen hat er es abgelehnt, dem Kam⸗ merausſchuß für auswärtige e Rede zu ſtehen. Vielleicht, ſagt der„Lok.⸗Anz.“ ſei die Weigerung Poincare⸗ darauf zurückzuführen, daß ihm ein Fragebogen unterbreitet werden 1 15 ſ0 daß er die Möglichkeit, mit einigen allgemeinen Wen⸗ ungen über ihm unbequeme Dinge Aen e d zu können, nur in beſchränktem Maße gehabt hätte. an dürfe die Tragweite der Ein Gruß von Wien an die Kuhr Berlin, 9. Febr.(Von unſ. Berl. Büro) Die geſtrige Sl zung des deutſch⸗öſterreichiſchen Nationalrats, in der der Bundes kanzler Seipl über die Ergebniſſe ſeiner Pariſer Reiſe referierte geſtaltete ſich, wie der„Voſſiſchen Zeitung“ aus Wien gemeldet wil u einer ſpontanen Kundgebung des öſterreichiſchen⸗ Parlamen für das Reich und die Bewohner des Ruhrgebiets. Nach einem akten mäßigen Berichts des Kanzlers über die Pariſer Verhandlungg leitste der ſozialdemokratiſche Führer Dr. Otto Bauer ſeine Krit mit folgenden Worten ein:„Man darf dem Kanzler aus ſeiner Fahe nach Paris keinen Vorwurf machen. Wer die Genfer Entmün, digung annahm, mußte folgerichtig auch die Fahrt nach Paris 2 treten, ſobald ſie befohlen wurde Aber es war zuviel, daß del franzöſiſche Vertreter im Völkerbundsrat namens Viviani uns loble/ denn jedes Wort eines Lobes diente nur dazu, die BVeſchimpfungel Deutſchlands noch mehr zu Ein ſolches Lob konnden wir Deutſch⸗Oeſterreicher nicht anders empfinden als eine brennend. Ohrfeige.“ Dr. Bauer erklärte, der Völkerbund ſei eine Kat! katur, und fuhr dann unter ſtürmiſchem Veifall fort:„Wenn w heute einen Gruß entbieten wollen, ſo gilt er den Bergarbeitern, den ergangeſtellten, den Poſtangeſtellten, den Eiſnbahnern und Iu⸗ genieuren im Ruhrgebiet als den Männern, die ſich der Verknechtung mit ſoviel Macht widerſetzen.“ Der Memelkonflikt Die litauiſche Vertretung hat eine Verfügung der litauiſchel Regierung veröffentlicht, nach der alle Litauer, die nach de Memelgebiet übergetreten ſind, um an den Ereigniſſen teilzunehmen, bis zum 9. Februar nach Litauen zurückkehren müſſen, widrigenfa Veſtrafung nach den beſtehenden Geſetzen erfolgt. Wichtig iſt a dieſer Veröffentlichung, daß die litauiſche Regierung hiermit das Hinübergreifen des Aufſtandes im Memelgebiet aus Litauen zugib Nach einem Telegramm aus Paris hat die Botſchafterkonferen beſchloſſen, die Litauen geſtellte Friſt zu verlängern, aber ſt renge Maßnahmen in Ausſicht zu ſtellen, falls Litauen auf der bis⸗ herigen Haltung beharren ſollte. Deutſches Reich Die Ueuregelung der Beamten⸗ uſw. Gehälter Im Reichsfinanzminiſterium haben die Verhandlungen mit den Spitzenorganiſationen über eine Anpaſſung der Bezüge der Be⸗ amten, Angeſtellten und Arbeiter des Reiches an die fortſchreitende Geldentwertung zu einer Verſtündigung geführt. Der durch die widerrechtliche Beſetzung des Ruhrgebietes geſchaffenen Notlage der Reichsbedienſteten der beſetzten Gebiete und des Einbruchsgebietes iſt in beſonderer Weiſe Rechnung getragen.— * *Die ſächſiſche Regierungsbildung. Der radikalen Muün, derheit der ſächſiſchen ſozialdemokratiſchen Partei iſt es ge lungen, neue Verhandlungen mit den Kommuniſten herbel⸗ zuführen, um entweder eine kommuniſtiſch⸗ſozialiſtiſche Regierung oder eine ſozialiſtiſche Minderheitsregterung in Sachſen, wie bishen, zu erreichen. Lethte Meldungen Die Drangſalierung der Pfalz Der im Hauptzollamt Kaiſerslautern wohnende Oberzollrat a. 9 Riedmann wurde von franzöſiſcher Seite angewieſen, binnen 15 Stunden ſeine Wohnung zu räumen. Der gleichfalls— Hauptzollamt wohnenden Familie des Oberzollſekretärs Dackerma wurde der gleiche Befehl mit Friſt von 48 Stunden zugeſtell, Außerdem wurde ein Zimmer des Amtes, deſſen drei Inſaſſen ſe⸗ weigerten, es auf Befehl der Franzoſen zu verlaſſen, mit Zuhilfe, nahme von Soldaten geräumt. Einer der Beamten, Oberzollſekreta Claus, ein geborener Elſäſſer, iſt verhaftet und im Auto mi unbekanntem Ziele weggeführt worden. Er iſt ausgewieſen worden. Auch ein Berhaftungsgrund Barmen, 9. Febr. Der Oberpoſtmeiſter Seſſendrup in Homberg am Niederrhein iſt von den Franzoſen verhaftet worden, weil er ſi geweigert hatte, der Beſatzungsbehörde die Namen der Beziee, her einer beſtimmten politiſchen Tageszeitungmi zuteilen. 55 Eine neue franzöſiſche Forderung Berlin, 9. Febr. Die franzöſiſche Beſatzungsbehörde hat die 5 richtung einer Flugzeughalle auf dem Großen Sand 93 Mainz gefordert. Die Koſten würden ſich auf 100 Millionen Mar belaufen. E Berlin, 9. Febr.(Von unſerm Berliner Büro.) In einer*5 terpellation fragt die deutſch⸗ſozialiſtiſche Fraktion des Prager Abgeordnetenhauſes den Miniſter für augwät, tige Angelegenheiten, ob er bereit ſei, zur nächſten Sitzung des Abge⸗ ordnetenhauſes zu erſcheinen und einen ausführlichen Bericht zu ſtatten, und ob er weiter bereit ſel, eine Fühlungnahme mit den Ver bündeten auf raſche des Ruhrkonflikts zu bewirken. 2„9. Febr. Ab 1. Februar 1923 in den Ruheſtand vee zt wurde der Stationskommandant Klenk in Kuſel auf zwe ahre. Befördert wurde zum Oberwachtmeiſter der Wachtmeſſe⸗ Geib in Rheingönheim. Auf Anſuchen entlaſſen wurde Wach anzen Frage aber nicht überſchätzen. Poincare ſei im Augenblick 115 der Exponent der franzöſiſchen Gloire, wie die Kam⸗ heit dieſe auffaſſe. meiſter Klesbauer in Schifferſtadt. Raturwiſfenſchaftliche Kundſchau Ein vorweltlicher Tank Im Newyorker„Amerikanſſchen Muſeum für Naturgeſchichte“ hat jetzt ein Teil des Skelettes eines vorweltlichen Rieſentieres Auf⸗ ——9 gefunden, 1 W. Gialf im„Kosmos“ ausführlich be⸗ chreibt. Das Tier hat den Namen Paläoſkinkus erhalten und Im Jahre 1857 1 ein ge⸗ rofeſſor Leidy aus Philadelphia einen 5 fe, ſeltenen und Jahn, der dem Zahn Skink, einer dem der gefundene Zahl einſt gehört haben mußte, Paläofkinkus —1— Die Skinks leben meiſt in den flidlichen Müttelmeergebieten in der Saharg und rings um das Rote Meer, in Arabien uſw. In Algier und Tripolis ſind ſie ſogar ziemlich häu N Die Eingeborenen fangen dieſe Tiere gern ein und ußen jeden Teil ſeines Körpers als Heilmittel für hundertelei Gebrechen. Außerdem ſtellt der Skink ein beliebtes Nahrungsmittel dar. Mit dem mfunde ließ ſich aber nicht allzuviel anfangen. Die heutigen Skinke ſind kleine Tiere, während die Paläoſkinke, die vor 7, 8 oder gar 9 Millionen Jahren gelebt haben mögen, rieſige Ungeheuer waren. Im Jahre 1915 kam nun neues Licht in die Dinge. Levy Sternberg grub mit ſeinem Vater zuſammen in Al⸗ berta auf Dinoſaurier und ſtieß plößſen auf ein Skelett, das offen⸗ bar einem der gepanzerten Dinoſaurier angehörte und deſſen Pan⸗ 3 das Skeleit zum Teil noch bedeckend, tadellos und am rich⸗ ſigen plag erhalten ſchien. Die Jahrmillionen und der gewaltige Druck, mit dem die jüngeren Schichten auf dem Urweltrieſen laſteten, 2— war alle die die——9 ogen un müchtigen Beine umter örper gepreßt, aber im Großen und Ganzen war alles verhältnismäßig leicht zu überſchauen und zu trennen und man erwarb deshalb dieſen ſeltenen und für das Muſeum. Man hatte hier das Skelett des Tieres ge⸗ unden, zu deſſen Gattung der 60 Jahre zuvor gefundene Zahn ge⸗ örte. In imendlicher Mühe wurden die einzelnen Stücke aus dem eſtein gelöſt und da faſt alle unter den Fingern zu zerbrechen oder zu zerfallen drohten, mit Schellack oder ähnlichen Stoffen ge⸗ tränkt, ſomit gefeſtigt und an den rechten Platz gebracht. Es gel⸗ ſomit einen Teil der Vorderhälfte des Tieres mit dem Kopf u einem Fuß wieder erſtehen zu laſſen. Wie ſah nun dieſer Urweltrieſe in Wirklichkeit aus? Um ſich ein eee ee Bild zu machen, muß man zum Vergleich einige noch lebende ähnliche Eidechſen heranziehen, die natürlich zu dem Paläoſkinkus nur winzige Zwerge darſtellen. Der Paläoſtinkuß hat einen breiten, kurzen Körper mit ganz unverhältnismäßig ſtäm⸗ migen, klotztgen Beinen. Ein dicker, ſchwerer Schwanz wird nach⸗ geſchlei Der Schädel iſt flach, vorn zugeſpitzt, dreieckig und mit emer dicken Panzerung verſehen. Der Rücken iſt mit ungeheuren Platten gepanzert, die in Reihen regelmäßig angeordnet ſind und an den Seiten in gewaltige Stacheln übergehen, die drohend nach links und rechts hervorſtehen. Der Palöoſbinkus ſtellt ſo gewiſſermaßen eine iane Nerdencge aus der Krötenechſe, deren Breite und vorn und ſeitluch hervorragende Stacheln er beſitzt, aus der Gürtelechſe, deren Stachelringe denen ſeines Schwanzes gleichen und aus dem Molach, von dem er wieder die Stacheln und andere Eigenheiten aufweiſt. Während die Eidechſen wie übrigens auch die Krokodile und Schildkröten nur kleine ſchwache Beine haben, beſaß der Paläo⸗ ſkinkus ſolche von außerordentlich maſſiver Form. Der Paläoſkinkus iſt zweifellos eins der eigenartigſten und ge⸗ waltigſten Tiere aus dem Zeitalter der Dinoſaurier. Rekonſtruk⸗ tionen, bei denen allerdings die Phantaſie eine nicht unbeträchtliche Rolle geſpielt hat, laſſen vor uns ein Tier erſtehen, welches wir modernen Menſchen als lebende Tanks bezeichnen würden. Sie ſicher den Schrecken aller zeitgenöſſiſchen Lebeweſen gebildet aben. verhaßte Lebensmittelvertilger Der Völkerkampf hat uns eine ſich bagtäglich ſteigernde Lebens⸗ mittelnot gebracht, die uns zwingt, noch energiſcher als bisher auch gegen unſere Feinde in der Tierwelt anzukümpfen. In erſter Reihe haben wir es hier mit der Familie der Mäuſe zu tun, die in manchen Gegenden ſich in den letzten Jahren in erſchreckender Weiſe vermehrt, den Bewohnern empfindlichen Schaden zugefügt hatten. Die Mäuſe ſind die ſchädlichſten Nagetiere, die ſich auf Koſten des Menſchen hauptſächlich von Vegetabilien nähren. Die Familie der Mäuſe iſt reich an Arten, die faſt über die ganze Erde verbreitet ſind. In Deutſchland ſind die Haus⸗, die Feld⸗, die Wald⸗ und die Zwergmäuſe am meiſten verbreitet, von denen die erſtere am be⸗ kannteſten und am meiſten gehaßt iſt, während die Feldmaus oft weit größeren Schaden anrichtet. Man bohrt ziemlich tiefe Löcher in den Boden, um ſie darin zu fangen. Die Hausmaus vermehrt ſich trotz der großen Anzahl ihrer Feinde ſehr ſtark und wird nicht nur durch das Verzehren wichtiger Lebensmittel, ſondern auch durch das Benagen anderer wertvoller Gegenſtände ſehr ſchädlich. Die Feldmaus, auch Reit⸗ oder Scheermaus genannt, kann auf den Feldern wegen ihrer Gefräßigkeit und ihrer ungeheuer großen Vermehrung den empfindlichſten Schaden anrichten. Ein einziges Paar kann ſich vom März bis zum Spüätherbſt auf mehr als 23000 Stück vermehren, 5 In einigen Gegenden Deutſchlands haben die Seldmäuß manchmal die Felder ſoweit unterminiert, daß die Ernte vo 0 ſtändig vernichtet war. Mäuſe ziehen Getreidehalme ſehr geſchi herab, um die Körner zu erreichen. Die Zwergmaus klettert ſelh an den ſchwächſten Grashalmen empor, wobei ihr der Wicke ſchwanz ſehr förderlich iſt. Die Zwergmaus baut ſich aus Ried⸗ rasblättern ein zierliches, kugelrundes, fauſtgroßes Neſt, das an 904 eden eines Buſches oder an einem Riedgrasſtengel und derg t; häng Wie die Wanderratte, ſo dringt auch die Hausmaus ſo⸗ gar durch ſtarke Wände in das Haus ein. Ihren ſcharfen Zähne widerſtehen nur harte Steine und Metalle. Die Wanderratte i erſt ſeit etwa der Mitte des 18. Jahrhunderts aus Aſien m Europa eingewandert und hat bei ihrem Vordringen nach Weſten die Hausratte in großen Länderſtrichen ſo gut wie ganz aus gerottet. Jene iſt größer, ſtärken, wilder und biſſiger als dieſe Beide 14 namentlich in Wohnungen, Scheunen und Schiffen ſeh ſchädliche Nager. Der Hamſter, ein Steppentier, iſt zwiſchen dem Ural und den Vogeſen dem Menſchen auf die fruchtbaren Ackerfelder gefolg, wo er in ſelbſtgegrabenen, tief unter die Oberfläche reichenden Erd⸗ höhlen wohnt und den Sommer über große Wintervorräte gut ges ordnet aufſpeichert. Er trägt ſie(Getreidekörner und Hülſenfrüchle) in ſeinen weiten Backentaſchen heim. Da auch er ſich ſtark ver⸗ mehrt, fügt er dem Landwirt ebenfalls beträchtlichen Schaden zu und iſt in Mitteldeutſchland ſogar ſchon öſters zur Landplage ge' worden. Auch die Kaninchen wohnen in ſelbſtgegrabenen Höhlen und breiten ſich oft in dem Maße aus, daß ſie zur Landplage werden, In einigen Gegenden Auſtraliens traten ihnen in den letzten Jahn zehnten nicht genug Feinde 2 und ihre Permehrung wurd beshalb ſo ſtark, daß ſie durch Vernichtung ſaſt allen Graswuchſe; und Unterminieren des Bodens 1 die Viehzucht zum Teil un möglich machten und damit die Anſiedler von Haus und Hof ver“ trieben. Sie verbreiten das Unheil immer noch mehr. Ueberaus läſtig und ſchadlich kann auch die in. Woßz nungen eingewanderte Ameiſe werden. Hier trat in K 10 einmal die kleine rote Ameiſe ſo maſſenhaft auf, daß ſich di Hausfrauen nicht mehr zu raten und zu helfen wußten. Nach einiger Zeit brachte aber die Natur ſelber Hilfe. Die große Küchenſchabe ſtellte ſich maſſenhaff ein und bald hatte die gefräßige Schar di Ameiſen vollſtändig aufgezehrt. Darnach traten Mäuſe guf un⸗ machten der Herrſchaf! der Schaben ein Ende, und endlich wurde Katzen das Amt der Mäuſevertilgung mit Erfolg übertragen. Gölle „ reee B ‚ rrree ee Freſtag, den 9. Februar 1923 Mannheimer General-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) 3. Seile. Nr. 67 Wirtſchaſtliches und Soziales Eiſenbahnbeamkentagung. ):( Karlsruhe, 8. Febr. Der Deutſche Eiſenbahnerverband hielt logter Tage hier eine Beamtenkonferenz für die drei Bezirke Zaden, Württemberg und die Pfalz ab, der auch Staats⸗ präſident Remmele beiwohnte. Der Staatspräſident hielt dabei vor Einritt in die Tagesordnung eine Anſprache, in der er auf die wirtſchaftlichen und politiſchen Momente hinwies, die bei den jetzt von den Franzoſen ergriffenen Geweltmaßnahmen eine Rolle ſpielen. Die Folgen, die ſich aus dieſer Gewaltpolitik ergeben, hat in der Hauptſache die Beamten⸗ und Arbeiterſchaft zu tragen. Nach Erledi⸗ gung verſchiedener Organiſationsfragen wurde in einer Entſchließung ein einheitlicher Kopfzuſchlag für die Beamten bei der kommen⸗ den Gehalts⸗ und Lohnregelung gefordert. Die bisherigen prozen⸗ zualenTe uerungszuſchläge werden abgelehnt. In einer zweiten Ent⸗ ſchließung wird Proteſt eingelegt gegen die Beſetzung der Stationen Appenweier und Offenburg. Die Tagung fordert die Eiſenbahn⸗ arbheiter und Beamten der beſetzten baͤdiſchen Stationen auf, kühles Blut wie die Kollegen im übrigen alt⸗ und neubeſetzten Gebiet zu bewahren, ſich nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen zu laſſen und im übrigen den Organiſationen Folge zu leiſten. Städͤtiſche Nachrichten Maßnahmen für die Erleichterung des verkehrs infolge der Unterbrechung des Betriebs bei Appenweier Vom Donnerstag, den 8. Februar ab werden zur Er⸗ leichterung des Verkehrs für die Reiſenden, die infolge der Unter⸗ brechung des Verkehrs bei Appenweier Hilfsſtrecken benützen müſſen, nachſtehende, ſeit Anfang Februar ausgefallene Züge wieder geführt: D 39 zwiſchen Karlsruhe und Stuttgart, Karlsruhe ab.24 vorm., der jedoch den Anſchluß vom Zug D 2 von Frankfurt a. M. in Karlsruhe abwartet(Abfahrt in Mannheim.17 vorm. über Heidelberg). D 4 Stuttgart—Karlsruhe, Stuttgart ab.40 nachm., der in Karlsruhe den Anſchluß an den Zug D 1 nach Frankfurt a. M. erreicht. 5 277 Stuttgart—Immendingen—Singen—Schaffhauſen(Zürich) Stuttgart ab.35 nachm., Schaffhauſen an.40 nachm. D 278(Zürich) Schafſhauſen—Immendingen—Stuttgart, Schaff⸗ hauſen ab.52 vorm., Stuttgart an.38 nachm. E 384 Freiburg ab.00 vorm. bis Immendingen(an 10.55 vm.) E 385 Immendingen ab.57, Freiburg an.31 um.(Zwiſchen Immendingen und Ulm fallen beide Züge weiterhin aus, weil die Anſchlußzüge auf der Strecke Ulm—München derzeit nicht geführt werden können.) Zwiſchen Karlsruhe und Achern iſt der Verkehr der Pendel⸗ ſchnellzüge unverändert geblieben. Die Züge D 270, Karlsruhe ab .20 nachm. und D 2, Karlsruhe ab 10.00 vorm. halten nunmehr auch in Bühl an. Südlich von Offenburg iſt der Schnellzugsverkehr auf die ledig⸗ lich zwiſchen Baſel und Freiburg verkehrenden Züge D 175, Baſel ab.35 vorm. und D 208, Freiburg ab 10.11 vorm. beſchränkt worden, weil die zunächſt eingelegten Schnellzüge unzureichend beſetzt waren, ſo daß die weitere Beibehaltung angeſichts der notwendigen Beſchränkung des Kohlenverbrauchs nicht vertreten werden konnte. Die Reichbahndirektion Stuttgart wird zur Erleichterung des Umleitungsverkehrs vom 8. Februar an außerdem nachſtehende Züge wieder führen: 735 Stuttgart—Horb—Immendingen, Stuttgart ab 10.26 vorm., Immendingen an.07 nachm.; 736/730 Immen⸗ dingen—Horb—Stuttgart, Immendingen ab.49 vorm., Stuttgart an.57 nachm.; 907 Pforzheim ab 11.13 vorm., Eutingen an 12.55 machm.; 917 Pforzheim ab.25 nachm., Eutingen an.34 nachm.; 937 Pforzheim ab.00 nachm., Nagold an 10.46 nachm.; 916 Eutingen ab.30 nachm., Pförzheim an.18 nachm.; 936 Eutingen ab.20 nachm., Pforzheim an 11.22 nachm. Mit den Zügen D 2/D 59/ D 277 und D 278/D 4/D 1 werden durchgehende Berbindungen Frankfurt—Karlsruhe.—Stuttgart—Im⸗ mendingen—Singen—Schaffhauſen(Zürich) hergeſtellt. In Immen⸗ dingen beſteht Perſonenzugsanſchluß nach Freiburg(an 11.00 nm.). Die gleiche Verbindung wird übrigens auch über den kürzeren Weg Pforzheim—Nagold, bei Abfahrt in Pforzheim um.25 nachm. er⸗ reicht, wobei ſich in Eutingen eine Uebergangsmöglichkeit auf den Zug D 277 bietet. In Singen beſteht Uebergangsmöglichkeit nach Konſtanz auf D 156, an.20 nachm. Im Anſchluß von dem Schnell⸗ zug D 278 beſteht in Eutingen gleichfalls eine Verbindung über Pforzheim, an.18 nachm. Der Anſchluß von Freiburg ergibt ſich durch Eilzug 384, Freiburg ab.00 vorm. mit weiterer Uebergangs⸗ möglichkeit von Baſel. Eine gute Frühverbindung von Mannheim nach dem Bodenſee vermittelt der Zug D 108/ D 23, Mannheim ab .55, Heidelberg ab.26 vorm. über Stuttgart—Ulm, der in Fried⸗ richshafen um 12.46 nachm. eintrifft. Weiterfahrt mit nach Konſtanz, Friedrichshafen ab.05, Konſtanz an.40 nachm. In der umgekehrten Richtung iſt eine Nachmittagsverbindung von Konſtan und von Friedrichshafen durch den Zug D 137/D 37, Konſtanz a .25 nachm. über Singen—Immendingen—Stuttgart, ab Friedrichs⸗ hafen mit D 60 um.22 nachm. über Ulm zum Anſchluß an D 107, Heidelberg an 11.49 nachm., Mannheim an 12.25 nachts vorhanden. In Heidelberg Anſchluß an D 207 nach Frankfurt a..—Köln. Uebergangsmöglichkeit von Freiburg, ab.10 nachm. in Immen⸗ dingen. Kürzere Fahrt, aber mit mehrmaligem Umſteigen von Eu⸗ tingen über Pforzheim—Mühlacker wie folgt: Eutingen ab.58 nachm., Pforzheim an.48, ab 10.05, Mühlacker an 10.22, ab 10.41 mit Schnellzug. Mannheimer Arbeitsmarkt Das Städt. Nachrichtenamt ſchreibt uns: Aus den Berichten des 8 75 Arbeitsamtes für das 4. Vierteljahr 1922 iſt feſtzuſtellen, daß der auf unſerem Wirtſchaftsleben laſtende Druck den Arbeits⸗ markt fortgeſetzt und in ſteigendem Maße beeinflußt hat. Die gün⸗ ſtige Arbeitsmarktlage hatte im vorhergehenden Vierteljahre offen⸗ bar den Höhepunkt erreicht, denn im Oktober und November mußten verſchiedene Betriebe bereits zu Einſchränkungen(Kurzarbeit) ſchrei⸗ ten, während im Dezember durch Enklaſſungen von Arbeitern und Angeſtellten eine unmittelbare Verſchlechterung des Arbeits⸗ marktes eintrat. Die im November ausgebrochenen Streitigkeiten in der chemiſchen Induſtrie unſerer Nachbarſtadt Ludwigshafen be⸗ belaſteten den Arbeitsmarkt ebenfalls erheblich. Wenn unter der Ein⸗ wirkung der vom Feindbund beſchloſſenen Maßnahmen das Wirt⸗ ſchaftsleben weiter zurückgehen wird, eröffnen ſich für den Arbeits⸗ markt unſerer Induſtrieſtadt für die Folge keine günſtigen Aus⸗ ſichten. Die Stadtverwaltung ſah ſich bereits genötigt, die im Jult 1922 eingeſtellte Erwerbsloſenfürſorge mit Beginn des Jahres 1923 wieder einzurichten. Bei Anfang des Vierteljahres waren als Arbeitſuchende 641 männliche Perſonen vorgemerkt; am Ende des Vierteljahres be⸗ trug die Vormerkziffer 9 5 8. Geſucht waren noch ältere Facharbeiter verſchiedener Berufe der Metallinduſtrie; dagegen beſtand nur wenig Arbeitsgelegenheit für jugendliche Berufsarbeiter und für unge⸗ lernte Arbeitskräfte. Arbeitsſtellen in Handwerksbetrieben ſtanden ebenfalls nur in geringer Zahl zur Verfügung. Als ein großer Uebelſtand muß immer wieder bezeichnet werden, daß der öffent⸗ liche Arbeitsnachweis bei der Einſtellung von Arbeitskräften vielfach übergangen wird. Hiedurch gelangen fortgeſetzt ortsfremde und ſogar ausländiſche Arbeitskräfte zur Einſtellung, die nicht nur unnötigerweiſe den hieſigen Wohnungsmarkt zum Nachteil der Allgemeinheit belaſten, ſondern auch nicht ſelten nach kurzer Zeit arbeitslos werden, dadurch die ohnedies große Zahl der Arbeitsloſen vermehren und den e ene zur Laſt fallen. Dieſen Zu⸗ —— könnten zweifellos wirkſamer entgegengetreten werden, wenn ie Arbeitgeber ohne Ausnahme ihren Bedarf an Arbeitskräften dem öffentlichen Arbeitsnachweis aufgeben würden, der allein in der Lage iſt, die Zuweiſung der Arbeitskräfte nach den geſetzlichen Vor⸗ ſchriften derart vorzunehmen, daß in erſter Linie die Eignung fur die zu e. Stelle und daneben der Grad der perſönlichen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe des einzelnen Arbeitſuchenden berückſich⸗ tigt wird. Das unbeſtrittene Recht des Arbeitgebers, ſelbſt zu ent⸗ ſcheiden, wen von den Zugewieſenen er in ſeinem Betrieb einſtellen will, wird dadurch keineswegs Aber erreicht wird durch das empfohlene Zuſammenwirken, daß ſolche arbeitſuchende Perſo⸗ nen, die mangels anderer Einnahmequellen auf eine verdienſt⸗ bringende Tätigkeit unbedingt angewieſen ſind, vorzugsweiſe berück⸗ ſichtigt werden, vor jenen Arbeitſuchenden, für deren Lebensunter⸗ halt dritte Perſonen vorhanden und dafür zu ſorgen verpflichtet ſind. Bei den Arbeitsnachweiſen für Frauen waren bei Beginn 1045 und am Schluſſe des Vierteljahres 802 weibliche Arbeitſuchende vorgemerkt. Die ſtarke iſt als eine vorübergehende Er⸗ ſcheinung anzuſehen und hat ihre Urſache in der Weihnachtszeit, wo ahlreiche Arbeitsſuchende den Arbeitsnachweis nicht aufſuchen, went e durch vermehrte Arbeiten im eigenen Haushalt verhindert ſind, nach Erwerbsarbeit Umſchau zu halten. Die Arbeitsvermittlung für Frauen, die ſchon zu Beginn der zweiten Hälfte des Jahres ungünſtig war, mutz in dem letzten Vierteljahr geradezu als ſchlecht angeſprochen werden. Die Anforderungen weiblicher Arbeitskräfte waren nur ganz vereinzelt, ſodaß nur durch Aushilfsarbeiten— wie Ausmachen und Einkellern von Winterkartoffeln— der größtem Not geſteuert werden konnte. Der Monat Dezember geſtaltete ſich etwas günſtiger, da durch Neu⸗ einſtellungen in einem Zweig der Nahrungsmittelinduſtrie eine Unterbr lichkeit für die bedürftigſten Arbeitſuchenden ge⸗ 7 war. genſatz zu früheren Jahren war der Bedarf an Aushilfskräften für das Verkehrsweſen ganz gering, was wohl eine Folge der erhöhten Poſttarife ſein wird. Bei den Berufen des weiblichen Handwerks machte ſich leider eine der FCC teils wegen zu geringer Nachfrage in den betreffenden Verufszweigen, aus Werkangen nach größerem Verdienſt, den die Induſtrie ietet. Die hauswirtſchaftlichen Berufe zeigen auch weiter⸗ hin einen erheblichen zahlenmäßigen Unterſchied zwiſchen Angebot und Nachfrage, da die Abneigung gegen dieſen Beruf noch immer vorherſchend iſt. Die Nachfrage nach weiblichen kaufmänniſchen Kräften hat ſich in der Berichtszeit ziemlich ſtark vermindert und ſomit auch die Möglichkeit der Unterbringung für eine Anzahl ſtellenloſer Bewerberinnen. Davon wurden hauptſächlich Anfängerimnen be⸗ troffen, die in unverhältnismäßig großer Zahl den Arbeitsmarkt be⸗ laſten. Dagegen beſteht noch immer eine verhältnismäßig günſtige Unterbringungsmöglichkeit für wirklich geübte und gut vorgebildete Stenotypiſtinnen. Die Berufs⸗ und Arbeitsberatung für Frauen und Mädchen enifaltete wiederum eine rege Tätigkeit, da die Frage Ronzerte in Mannheim Philharmoniſcher Verein Mannheim: Drittes Konzert. Ausführende: Rudolf Seckin⸗Berlin(Klavier), Emanuel Feuermann⸗Köln(Violoncello). Eine belangreiche Vortragsfolge in wahrhaft künſtleriſcher Durch⸗ führung. Der erſte Teil war Pietro Locatelli, dem Norditaliener, der vor 200 Jahren in voller Blüte ſtand, und ſeinem großen deut⸗ ſchen Zeitgenoſſen Johann Sebaſtian Bach gewidmet.„Fantaſia chromatika bleibt ſchön in alle Saecula“ und die D⸗dur⸗Suite für die Gamba mit der edlen Sarabande— die aber auf dem Violoncello ihre beſonderen Schwierigkeiten hat— nicht minder. Sie ſtammt aus den Köthener Kammermuſik⸗Jahren des Meiſters, mag alſo heuer ebenfalls an die 200 Jahre alt geworden ſein. Wir waren in der „Kammer“ zu Gaſte, richtiger: im Salon des Fürſten von Anhalt⸗ Deſſau, beim jungen Deſſauer... Der zweite Teil war moderner, leichter zu verſtehen, denn nach dem„Bach⸗Kolleg“ bedurften wir einer Aufmunterung. Freilich, die Klavier⸗Sonate von Adolf Buſch war nicht leicht zu verſtehen, und der naive Hörer mag ſein„Non liquet“ bekennen. Deſto leichter gingen Adagio von Anton Dvorak und Saraſates Zigeunerweiſen ein. Und Liſzts Veränderungen nach Paganinis 24. Capriccio ſpendet Anmut, Witz und behagliche Unter⸗ haltung. Dieſe Paganini⸗Studien, nunmehr 70 Jahre alt geworden, haben heute allerdings den Reiz der Neuheit verloren. Es iſt alſo für den heutigen Pianiſten ſchwer, etwas Neues zu bieten, und ſo mag Herr Seckin auf die Sonate von Adolf Buſch verfallen ſein. In jedem Fall: es ehrt einen jungen Künſtler, für ſolche ſchwierigen, ſpröden Werke einzutreten. Am ſchönſten ſpielte er wohl die Ver⸗ änderungen, die ruhigen Teile des zweiten Satzes, der die Linie Brahms— Reger ſo klar nachzeichnet. Was in den Händel⸗Variationen von Brahms und im„Tagebuch“ von Max Reger vorgefühlt iſt, hier ſprach es zu unſerem Verſtändnis. Ein Mehr wage ich, die außerordentliche Feinheit des Klavierklanges hervorhebend, nicht zu ſagen. Herrlich ſpielte Herr Seckin ſeinen Bach! Schon die erſten akte des„trés vitement“ gedachten Toccaten⸗Barockſtiles waren beglückend. Nichts von dem Schaukeltempo und dem Schnelligkeits⸗ koller, alles in edler Feſſung; ſehr ſchön das leiſe Verklingen des Vor⸗ ſpiels und der Anfang der Fuge. Die ſubtilen Abwandlungen des gemeſſenen Zeitmaßes, die ſtete Rückkehr zu dieſem, die mit zartem Gefühl gegebenen Zwiſchenſätze der Fuge: alles war von be⸗ ſonderem Reiz. Goldklar das Ganze, und ganz ohne Zutaten der Buſoni⸗Schule. Das letztere vielleicht eine negative Tugend, aber dennoch beſſer als gewiſſe Untugenden der Taſtenklingklang⸗Helden „Kniegeiger“ iſt auf Einrichtungen angewieſen, echt war nur ſeine Bach⸗Suite. Sein Locatelli mag auf Rechnung der Gebrüder 3 Klengel kommen; ohne Zweifel war aber ſein Spiel, getragen von einem klangſchönen Violoncello, gehoben durch Stilempfindung und Spiccato⸗Technik, edel und rein. Heinz Mayer begleitete ihn mit improviſativem Verſtändnis auf einem vortrefflichen Bechſtein..Bl. Theater und Muſik Theaternachrichl. Heute abend gelangt das Schauſpiel„Die Wildente“ von Henrik Ibſen in der Neuinſzenierung von Artur Holz im Nationaltheater erſtmalig zur Aufführung. Die Vorſtellung beginnt um 7 Uhr.— Shakeſpeares„Hamlet“ wird morgen Samstag mit Nobert Vogel in der Titelrolle im Nationaltheater wiederholt. Kunſt und Wiſſenſchaſt Die Deutſche Kunſtausſtellung Karlsruhe 1923. Eine große Deutſche Kunſtausſtellung für freie und angewandte Kunſt wird von Mai bis Oktober 1923 in Karlsruhe abgehalten. Die Künſtlerſchaft aller deutſchen Stämme, auch jener außerhalb des Reiches, iſt ohne Rückſicht auf die einzelnen Kunſtrichtungen aufgerufen, ſich mit ihren beſten Werken, Gemälde und Graphik, Plaſtik und angewandte Kunſt, zu beteiligen. An dieſe Aufſtellung der hervorragendſten Werke lebender Künſtler ſchließt ſich gleichzeitig eine rückſchauende Aus⸗ ſtellung auf das künſtleriſche Schaffen der letzten zwei Jahrhunderte am Oberrhein. So verſpricht die Ausſtellung, für die große geeignete Räume in dem während des Krieges vollendeten Kunſtausſtellungs⸗ gebäude zur Verfügung ſtehen, ein künſtleriſches Ereignis von aller⸗ erſter Bedeutung zu werden. Sie wird ein umfaſſendes Bild des ge⸗ ſamten deutſchen Kunſtſchaffens bieten und damit zugleich ein Mark⸗ ſtein deutſcher Kultur in der neuen Weſtmark des Reiches werden. Kleine Chronik. Der Leiter der Karlsrüher Malerinnenſchule, Prof. Otto Kemmer, feierte ſeinen 70. Geburtstag.— Im Alter von 64 Jahren verſchied der außerordentliche Profeſſor der Chemie an der Berliner Univerſität, Geh. Regierungsrat Dr. phil. Paul Jacobſon, früher langjähriger Generalſekretär der Deutſchen chemiſchen Geſellſchaft und wiſſenſchaftlicher Leiter der Abteilung für chemiſche Sammelliteratur bei dieſer Geſellſchaft.— Der in hohem Alter ſtehende Berliner Komponiſt und Sammler Mo⸗ ritz Jaffe iſt im Begriff, einen Teil ſeiner Gemälde zu ver⸗ äußern und den Erlös wohltätigen Zwecken zuzuwenden. Der Ertrag iſt zu gleichen Teilen für die Jafféſche Stiftung„Hilfe für geiſtige Arbeiter“, für die Notleidenden des Ruhrgebiets und für bedürftige Frauen u. Kinder z. H. des Magiſtrats Berlin beſtimmt wor⸗ den. Mit der Ausführung dieſer Abſicht iſt ſchon begonnen worden; aus dem Erlös eines verkauften Gemäldes iſt eine anſehnliche An⸗ zahl von Millionen für die genannten Zwecke angewieſen worden. der Arbeitsbeſchaffung ſchwieriger denn je zu löſen war. Die Inan⸗ ſpruchnahme erfolgte in der Hauptſache durch Kriegswitwen, Klein⸗ rentnerinnen ſowie Frauen und Mädchen, die ſich erſt einer Vorufs⸗ arbeit zuwenden oder aus den verſchiedenſten Gründen einen Wechſel vornehmen möchten Die größten Schwierigkeiten für die Berufs⸗ beraturg liegen heute darin, daß in einer Zeit, in der die Frauen⸗ arbeit in immer weiteren Kreiſen zur Notwendigkeit wird, die Ar⸗ beitsgebiete infolge wirtſchaftlicher Notlage immer enger begrenzt werden. 5 Durch dieſe Tatſache wird die Lehrſtellenvermittlung in dieſem Jahre ganz beſonders ungünſtig beeinflußt. Es iſt daher erforderlich, daß Eltern und Lehrſtellenſuchende die Arbeitsmarkt⸗ lage bei der Berufswahl mehr als bisher berückſichtigen, da es weder im. Intereſſe des Einzelnen noch des Volksganzen liegt, wenn ein⸗ zelne Berufe, wie 3 Zt. der kaufmänniſche Beruf von Bewerbe⸗ rinnen, ob geeignet oder ungeeignet, geradezu überflutet werden, während die ausgeſprochenen Frauenberufe einen Mangel an Ar⸗ beitskräften aufweiſen. Sitzung der Mannheimer Preisprüfungskommiſſion Der Mannheimer Lebenshaltungsindex um das 2288ſache geſtiegen. In der geſtrigen Sitzung der Preisprüfungskommiſſton wurde die Generaldebatte, die der üblichen Feſtſetzung der Richtpreiſe für die Marktwaren voranging, wieder von der unaufhaltſam fortſchrei⸗ tenden Teuerung beherrſcht. Regierungsrat Dr. Hofmann mußte leider die erſchreckende Mitteilung machen, daß die Mannheim er Teuerungszahl, der der monatliche Aufwand für eine fünf⸗ köpfige Familie zugrunde gelegt iſt, von 91910 Mk. am 10. Januar und 157417 Mark am 24. Januar auf 262 198 Mk. am 7. Februar geſtiegen iſt. Der Dezemberdurchſchnitt betrug 73 278 Mk. Wenn man bei der Berechnung des Mannheimer Handelsindex die Frie⸗ denszahl von 114,59 Mk. auf 1 ſetzt, ſo erhält man für Dezember eine 639fache Stigerung aller Bedarfsartikel. Wie ungeheuer dieze Steigerung ſich im Januar fortgeſetzt hat, erhellt die Tatſache, daß am 10. Januar eine 802fache, am 24. Januar eine 1374fache Teuerung feſtgeſtellt wurde. Am 7. Februar wurde die Zahl 2288 erreicht. Vom 10. bis 24. Januar beträgt die Steigerung 71,3 Prozent, vom 24. Januar bis 7. Februar 66,6 Prozent und vom 10. Januar bie 7. Februar 185,3 Proz. Die Teuerung kommt in den einzelnen Gruppen in folgender Weiſe zum Ausdruck: Ernährung da⸗ 3150fache, Bekleidung 2684fache, und Beleuchtung 3178⸗ fache, Wohnung 104fache. Wenn man einzelne Artikel herausgreift, die für Ernäh⸗ rung und Bekleidung von ausſchlaggebender Bedeutung ſind, ſo er⸗ fährt man, daß der Preis des Markenbrotes um das 938fache ge⸗ ſtiegen iſt, für markenfreies Brot um das 3611fache, für Milch um das 1527fache, Eier um das 5000fache, Schweineſchmalz um das 10 286fache, Speiſeöl um das 9167fache, Kaffee um das 8000fache, Schweinefleiſch um das 4800fache, Rindfleiſch 3294fache, Kalbfleiſch 3250fache, Pferdefleiſch 2500fache. Die geringſte Steigerung weiſt Salz mit dem 500fachen auf. Man kann ſich alſo verhältnis⸗ mäßig billig das Leben verſalzen. Das Verſüßen iſt ſchon koſt⸗ ſpieliger, da der Zuckerpreis um das 1840fache geſtiegen iſt. Rels hat eine 6250fache Steigerung erreicht, Erbſen eine 6139fache, Wei⸗ zengries eine 4432fache, Graupen eine 6000fache. Ein einreihiger Herrenanzug koſtet 3171 mal ſo viel wie 1914, ein baumwollenes Männerflanell⸗Hemd das 3600fache, ein Paar Männerſtiefel dar 4471fache, ein Paar Frauenſtiefel das 5172fache, das Beſohlen (Sohlen und Fleck) zweier änner⸗Fortbewegungswerkzeuge das 4322fache. Wenn man in Betracht zieht, daß der von der„Frand⸗ furter Zeitung“ errechnete ee auf das 7159fache bis Anfang Februar und damit um 248 Prozent ſeit An⸗ fang Januar geſtiegen iſt, während der Mannheimer Lebenshal⸗ tungsindex eine 2288fache Steigerung aufweiſt, ſo wird man dem Mannheimer Einzelhandel beipflichten müſſen, daß er beſtrebt iſt, ſic der Teuerung mit allen Kräften en Regierungsrar Dr. Hofmann mußte ſeine einleitenden Ausführungen mit der wentg tröſtlichen Feſtſtellung ſchließen, daß die Teuerung in dem ſcharfen Tempo, das mit der Ruhrbeſetzung begann, wird. Man braucht ja nur auf die Folgen zu verweiſen, die die neue Kohlen⸗ preiserhöhung haben wird. Der Aufforderung, in eine Erörterung des von Regierungsrat Dr. Hofmann vorgetragenen, vom ſtädt. Preisprüfungsamt dcar⸗ beiteten Materials einzutreten, wurde nicht Folge geleiſtet, da Neues über die Urſachen der Teuerung und die Mittel, von denen eine Milderung zu erhoffen iſt, doch nicht mehr vorgebracht werden konnte. Dagegen unterhielt man ſich über die Durch⸗ führung der vom Stadtrat beſchloſſenen Verordnung über die An⸗ bringung von Preisſchildern an den Waren in den Ei⸗ zelgeſchäften. Es wurde u. a. darauf hingewieſen, daß nach der von uns im geſtrigen Mittagsblatt veröffentlichten Meldung ſich die preu⸗ ßiſche Regierung mit der Abſicht trägt, eine Milderung der in Preußen geltenden Beſtimmungen herbeizuführen. Der Vor⸗ b tzen de vertrat die Auffaſſung, daß es beſſer geweſen wäre, wenn ie Reichsregierung eine einheitliche Verordnung für das ganze Reich erlaſſen hätte. Eine Vertreterin der Hausfrauen be⸗ klagte ſich über die großen Preisunterſchiede, die bei einer Wanderung durch die Geſchäfte immer noch feſtzuſtellen ſeien. In der Bekleidungsbranche gingen dieſe Unterſchiede in die Tauſende. Von zahlreichen Geſchäften mürde heute noch die Preisſchilder⸗Ver⸗ ordnung entweder garnicht r nur ſehr mangelhaft beachtet. Ein Vertreter des Einzelhandels ſtellte dem gegenüber feſt, daß die Anbringung der Preisſchilder keineswegs die Erfolge zeitige, die die Verbraucher erwarteten. In der Lebensmittelbranche ſei die Wahrnehmung zu machen, daß die billig ausgezeichneten Waren von dem kaufträftigen ublikum weggehamſtert würden, ſodaß der Minderbemittelte, für den dieſe Waren beſtimmt ſeien, leer aus⸗ gehe. Man ſollte deshalb bei der Ausführung der erordnung nicht 1 ſtreng vorgehen. Der Vorſitzende vertrat den Standpunkt, aß es zwecklos gen ſich über die Zweckmäßigkeit der Verordnung zu unterhalten. Heute handle es ſich lediglich darum, für die Durch⸗ führung zu ſorgen. Die Geſchäftsleute ſeien in allen Stadtteilen auf die Verordnung hingewieſen. Die Kontrolle werde ſich nunmehr au die Feſtſtellung derj. Ladeninhaber erſtrecken, die die Verordnuntz nicht beachten. Gegen Uebertretungen müſſe mit Schärfe eingeſchritten werden. Von Verbraucherſeite wurde betont, daß die Anbringung der Preisſchilder in den für diejenigen ein Bedürfnis ſei, die 119 nicht erſt im Laden über die— 5 orientieren wollter. Die bis kommenden Donnerstag geltenden Richtpreiſe wur⸗ den wie folgt feſtgeſetzt: Kartoffeln bis 15 Mark, inländiſches Weiß⸗ kraut 80—100 Mark, inländiſcher Wirſing 100—120 Mark, Rote Rüben bis 50 Mark, Gelbe Rüben bis 50 Mark, Karotten bis 60 Mark, Zwiebeln bis 50 Mart, Erdkohlraben bis 40 Mark, Obſt(aus⸗ eſchnitklen) bis 30 Mark, Aepfel und Birnen bis 120 Mark da⸗ Pfund, Lauch bis 10 Mark das Stück. Sch. * 2— egelmässige Verbinddung von Bremen über Southampton, Cherbourg nach New Vork duch die prachtyollen amerikanischen Reg erungsdampfer NACHSTRABFAEHRTEN: . 14. Pebrua 21. März 21. Eebruar 28. März President Harding George Washington Piesident Roosevelt 4. April America 15 11. April 16. Mai Abfahrt von Sonthampton und Cherbourg 1 Tag spüter Verlangen Sie Prospelite und Segellisten Nr. 142 28. Feb uar 2553 BERLIN W32 585 MANNH EIMN Unter den Linden 1 Hansahaus, D l, 7/8 Seneral-Vertretung: Norddeutscher Lloyd, Bremen 18 8 Seite. Nr. 67 Nallonad-Huenter lannbeim. Freitag. den 9. Februar 1923 1 in Miete C. Neu einstud ert und neu inszenſert: Mittwoch früh verschied sanſt infolge eines Schlag- St. 5 att besonderer Anzeige. 1 Die Udente ankalles unser guter treuer Vater 8 5 Schauspiel in fünf Akten von Henrik Ibsen. 5 0 in Szene gesetzi von Artur Holz. 690 Heute nachmittag entschlief nach schwerem Kranksein mein lieber 113 30 Heinz Na 10 Ge T Mann, unser guter Vater und Großvater ntang 7 Uhr. nde 10 Uhr. 0O0 8 U eEl 5 100 Werie, Großgkaat Hutten · 0 Oerhart Ritter 8 Herr Bankdirektor Srrrelte 214 Fenn Ma e im Alter von 77 Jahren. 9921 A + H h 1 er aàlte 8 des Alten Sohn, 5 Mannheim, Dammstraße 14, und Töging. U 8 U Err T Scœ E Gina, Hjalmars F Orete äch Nedeeg drf debter, bi hahre it Tivird Ereas Karl Müller im 56. Lebensjahre. Haushälterin Saden ien Reg.-Baumeister a. D. In tiefer Trauer: 8 8 · olf Wutgen 8 a Eegee Theologe Lan neen Helene Müller Pauline eee, geb.—.— 9 1 Hildegard Bassermann geb. Herrsche 0 P Dle Einüscherung findet Freitag 23 Uhr statt. Eriks Herrsshel 5.— L Kökert Dr. Fritz Bassermann 1 8 ibt rr exander e 0 2 Ein— mlt— Olatze—— Köhler Liselotte Bassermann. Ein kurzsichtiger Herr Kurt Reiß Städt. Konzerte im Rosengarten MANNxTIEIM, den 8. Febmar 1923. 9019 Sonntag, den 11. Februar 1923, abends 8 Uhr im Nibelungensaal 20. Veranſtaltung ſazagastspiel Hilde Wernech Mitwirkend: 800 5 Liese Vogel-Mack u. Otto Vogel 8 in heiteren und ernſten Duetten und Liedern. Karten zu M. 250.— bis 800— im Roſengarten und Verkehrsverein.— Tageskaſſe bei erh. Preiſen 5 11—1 und ab 3 Uhr.— Kein Wirtſchaftsbetrieb. Stati jeder besonderen Anzeige. Heute morgen entschllef sanft nach kurzem Krankenlager unser lieber Valer 9915 der Jean Hoefer im 78. Lebensſahre. Die trauernden Hinterbliebenen: Geschwister Hoefer Odetlehrer Karl Winter u. Frau Minna, geb. Hoefer. Mannheim(L 13, 240, den 8. Februar 1023. Die Beerdigung findet Samstag, den 10. Februar 1923, nachmittags 2 Uhr gtatt. Statt Karten! Am Mittwoch abend 7% Uhf wurde uns nach kurzem Krankenlager unser treubesoigter, innigsigeliebter Gatte, Vater, Bruder, Onkel und Schwager, Herr Albert Olfe im 65. Lebensſahre durch den Tod entrissen. Schmerzgebeugt durch Gottes unerforschlichen Ratschluss hringe ich auf diesem Wege allen Verwandten, Freunden und Bekannten die Nachricht mit der Bitte, dem teuren Toten ein treues Gedenken zu hewahren. 9907 In tiefster Trauer im Namen der Hinterbliebenen: Frau Ida Olfe mit ihren Kindern Dorothea und Luise. Mannheim, Braunschweig, Essen, Berlin, Hamburg, Groß-Pankow i. M, den 8. Februar 1923. Die Einüscherung findet Samstag, den 10. Februar, nachmittags 2 Uhr, im Hesigen Krematorium statt. Groge Deutsche Kunstausstellung für freie und angewandte Kunst Karlsruhe 1923 Ei6s — Mai bis Oktober.— SSschSffs-ETOffruurig: Sernsfeg vorrrifteg 9/ Uhr im Selbstverlage des Verfassers ist erschienen: LO80S Philosophie des Weſtbewusstseins von THEODOR ALT. I. Mechanische Kraft und Geist. I. Gefühl und Bewusstsein. III. Deberindividuelle Beseelung u. Gottesidee. Zu beziehen in der Druckerei von MAX HAHN& Co., H 2, 2(Tageblatt) oder durch die Buchhandlungen 93g KOlorueIlWerer. Ul. DeliKctlesser! Nach beinahe 19jahriger Tätigkeit bei unserer Firma ist gestern abend unser Bürovorstand, Herr 2 aus diesem Leben geschieden. Seit Grundung unserer Gesellschaft unserem Hause angehörig, hat er durch treue Pflichterfüllung und sein zu- vorkommendes freundliches Wesen sich die Achtung und das Vertrauen seiner Vorgesetzten und Mitarbeiter zu erwerben gewußt. Ein ehrenvolles Andenken wird ihm jederzeit gesichert sein. 956 D. BOlrer& SoOui Telephon Nr. 554 7850 Seckerheirnersfr. 48, Bœte Wellsfecltetr. AeeeeeeeeeeeeeeeeeAn Mn Mnlnnmrdiaummnlmrunmi 5 f 2 eeeeeeeeeeeteeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee Das Madchen aus der Hölle! Großer Spielfm in 5 Akten Gesamtleiung u. Szenenfũhrung: ER. ZELNIR 8192 Trüägerin der Hauptrolle: ate in diesem Film auch ſhr. 5 Schauspiellalent mit glueklichstem 35 5 55 5 e ee e—95— MANNHEIM, den 8. Februar 1923. MSSROCEEEEIEEREIMII Die Direktion und die Beamten Fen e der Menniachen Hobleubanet- Ind fMaderet-Ceselhaft m. J. I. raAcn otd oNdan vov ASTnod 89366466 8 Zweigniederlassung Mannheim. STEIIA ARBEENINA-CHAROTTE KMIIRotkR 2 CFEORO AlEXANDFR-· PAUIT OTTO- HEHNRT BENHER n: Chaplin hat nen Dalles EeEten scndNeecdEA 2 Ausserdem: 25 DAMENSCHWIMM-SPORT Spotrt-Aufnahme Unerhörte Heiterkeit erregend. Pfof, Mareſ Salzer in„Das Wunderei“. IJNur für Herren! Julius Neter und Frau Marie Llebhabern eines vornehmen Haar- un geb. Oppenheimer Baitschnittes teile leh mit, dass ich Haar- un 4 1 1 Bartschneid jeder eingeführt h d nut teng%½ Wer. Lentte Tomtefung b. 10. vm 4, und s unr imn zeigen die Geburt eines 08bperednisen Dasengs, Walte u. zaubertle Bect 8 oh nes 4˙5 Rasieren nicht. 2 98¹ an. A Bieger. D I. I. genber Hunditorei Tnalzg UNION-THEATER. i tür di ſte lnült- Mannheim, den 8. Februar 1923. + Drucksachen Druokerei Or. Haas, G. m. b.., E M. ANur bis einschliessl. Montag! Das Ccheimnis fler alten Lampe Filmschauspiel in 5 Akten mit Viela Dana in der Hauptrolle. 252 Drama in 6 Akten mit Susanna Primavera in der Hauptrolle 8186 5 2, 6 Kammel-Lichtspiee. e Täglich ab 3 Uhr!i bpDas sensationellste Flimwerk der Saison! debe e Hanseter: EGdie Polo 1. Ten: Der geheimnisvolle Schuss π 2. Teil: Geiangen in Meerestiefe 4 Teil: Betrogene Betrüger Effolgreiche Inserenten õã ² 0ã beurteilen unter den in Mannheim und selner weiteren Umgebung erscheinenden Tageszeitungen AA AanbeinerGenera Aniat als das wirksamste Auzeigenblatt. 1 3. Tell: Von Feinden omringt D5. Teil: Zwisochen Himmel und Erde ̃ 1 6. Teil: Die Insef des Schreckens f Dieser Film ist das Fabeſhaſteste, was bis ſetzt an Sensationsfümen gezeig! Man schreibt uns: Wurde.— Die Leistungen des besten amerikanischen Sensationsdafstelters EDDIEFOLoO übertreften alles, was bisher von anderen Sensations- schauspielem gezeigt wurde! Die Maske„ER“ leh telle Ilhnen mit. daß ich durod den Exfolg des Insetates in Ihrer Zeitung direkt über⸗ rascht bin, da ich Kkürzlich auf das Zlelche Inserat in Siner anderen dortigen Zeltung nut 2 Otferten erhlelt. Anfang 5 Uhr! Letzte Vorstell.8 Uhr! 2 We 9 85 eee Aus dem Leben des Dlamäantkönigs der Welt bester Lustspieldarsteller in Vn-Ihnen, bekam ich 18.(Chem. Fabrio Ge 16 Durg Traynor— 7 Akte! seiner neuesten Groteske 826 .