¹ 9 . c Dienskag, 2. Oketober Wamhoimer Genem Bezugspreiſe: In mannheim u. umgebung in der laufenden 70a4, 708. Telegramm-⸗òreſſe: Oeneralanzeiger Mannheim Erſcheint wöchentlich zwölfmaall. 22* Wittag⸗Ausgabe wWoche Me. 6o ooo o00. die monatlichen Sezieher verpflichten 6 lich bei der Seſtellung des. Abonnements die während der 2 Sezugszeit notwendigen preiserhöhungen zu bezahlen. poſt⸗ ſcheckkonto nummer 17890 Karlsruhe.— Hauptgeſchäftsſtelle Mannhelm E 6. 2.— Seſchüfts ⸗nedenſtelle Neckarſtadt, Waldhofſtraße 6. Lernſprecher nummer 7031, 702, 7083, Verkaufspreis 6 Willionen Mark 1923— Nr. 451 Bbig 4 Anzeigenpreiſe ab 20. September. gei vorauszahlung Rllg.nzeig.: Srundzahl zoo Schlnſelzahl so ooe20 000 000 Fam.⸗Anzeig:: 200 Kc d. vereins d. 0 o00 10000 000 Reklamen: 16& Jeitungsverl. S0 o00. 80000 000 Alles andere laut Tatifſ. Für Anzeigen an deſtimmten Tagen Stellen u. us gab.wird keine vei antwort. übern. hõh. Sewalt, Streiks, Setriebsſtörung. uſw. derechtig. zu keinen Erſatzanſpr. ſür aus gefall. od. beſchrünkt. Aus gab. od. f. verſp. Rufnahm. v. Rnzeig. Ruftr. d. Fernſpr. ob. Gewühr. Gerichtsſt. Mannbeim Beilagen: Der Sport vom Sonntag— Modezeitung— Aus Seit und Leben mit Mannheimer Srauen-Seitung und Mannheimer Muſik-Seitung Die inneren deutſchen Kriſen Dder Kanzler ſpricht heute Berlin, 2. Okt.(Von unſrem Berl. Büro.) Die Abſicht, die Reichstagsausſprache um einige Tage hinauszu⸗ ſchieben iſt unter dem Eindruck der letzten Stunden nun doch wieder aufgegeben worden, ob definitiv iſt im Augenblick wohl auch noch nicht ſicher. In dieſen Tagen ändert ſich leider die Lage von Stunde zu Stunde. Geſtern ſpät abends iſt man jedenfalls zu dem Entſchluß gekommen, heute eine Sitzung abzuhalten und in ihr wenigſtens den Kanzler zu Wort kommen zu laſſen. Vor⸗ ausſichtlich aber wird die Sitzung von 3 Uhr nachmittags auf 5 Uhr verſchoben werden; dann ſollen die Fraktionen beraten. Im An⸗ ſchluß an die Ausſprache, die erſt morgen erfolgt, ſoll eine Ver⸗ trauenskundgebung für die Regierung beſchloſſen werden. In parlamentariſchen Kreiſen, wo ſeit 8 Tagen Geſchichten⸗ erzähler mehr gedeihen denn je, ging geſtern das Gerücht, der Zentrumsführer Dr. Marx ſei beim Kanzler geweſen, um auf eine Umbildung des Kabinetts anzutragen. An dem Gerücht iſt kein wahres Wort. Wohl iſt im Anſchluß an eine Fraktionsſitzung des Zentrums Dr. Marx zum Kanzler gegangen, aber die Zentrumsfraktion hat ſich nicht gegen, ſondern für die Aufrechterhaltung der großen Koalition ausgeſprochen und Dr. Marx war nur der Ueberbringer ſolcher Botſchaft. Die Erklärungen, die der Kanzler heute geben ſoll, ſind in der geſtrigen Kabinettsſitzung unter dem Vorſitz des Reichs⸗ präſidenten feſtgeſetzt worden. Heute früh wird der Kanzler die Führer der Koalitionsparteien empfangen und ſie über den weſent⸗ lichen Inhalt der Regierungserklärung unterrichten. Der Partei⸗ führerbeſprechung beim Kanzler wird man beſondere Wichtigkeit beimeſſen müſſen, angeſichts der Treibereien, die z. Zt. gegen den Beſtand des Kabinetts gerichtet werden, wie denn überhaupt, was wir ſchon am Freitag hier ankündigten, der Rede des Kanzlers zu den ſchwebenden Fragen beſondere programmatiſche Bedeutung beizumeſſen ſein wird. Außer den Führern der Koalitionsparteien will Dr. Streſe⸗ mann im Laufe des Vormittags auch die Deutſchnationalen empfangen, dann werden die Fraktionen zu Sonderberatungen zuſammentreten. Zu der Erklärung des Kanzlers bemerkt der ſozialdemokratiſche Parlamentsdienſt: Der Kanzler würde in ihr auf den widerrechtlichen Ausnahmezuſtand in Bayern Bezug nehmen. Von der Abſicht, ein Schreiben an die bayriſche Regierung zu richten, in dem die Rechtslage klar gelegt wird, ſei aus be⸗ ſtimmiten politiſchen Gründen abgeſehen worden. Das Reichskabinett ſetzte geſtern nachmittag unter dem Vorſitz des Reichspräſidenten ſeine 8 über die in der heutigen Reichstagsſitzung vom Reichskanzler abzugebenden Erklärungen fort. Es wurde in mehr⸗ ſtündiger Sitzung völlige Uebere nſtimmung über alle in Frage kommenden Punkte erzielt. die Reichswehr wieder herr von Küſtrin Die Führer der Putſchiſlen verhaftet Berlin, 1. Okt. Ueber die Lage in Küſtrin wird vom Reichs⸗ wehrminiſterium mitgeteilt: Durch ſofortiges energiſches Eingreifen wurde der Kommandant in kurzer Zeit Herr der Bewegung. Die Garniſon drang in die Stadt und ſchlo ß die Unruheſtifter im Zeughaus ein. Mehrere Führer wur⸗ den verhaftet. Die von den Nachbargarniſonen anmarſchieren⸗ den Verſtärkungen werden vorausſichtlich nicht mehr einzu⸗ greifen brauchen. Wie dazu noch ergänzend gemeldet wird, kam es bei einem Entſatzverſuch, den die Aufſtändiſchen zur Befreiung der im Zeug⸗ hof eingeſchloſſenen Aufrührer unternahmen, zu einem kurzen Feuergefecht. Die Aufſtändiſchen haben Verluſte an Toten und Verwundeten. Bei der Reichswehr ſind bis⸗ her keine Verluſte gemeldet. Am Abend waren die Aufrührer von der Außenwelt völlig abgeſchloſſen. Die Entwaffnungsaktion iſt eingeleitet. Die Säuberung der Umgegend von Küſtrin iſt eben⸗ falls im Gange. Berlin, 2. Okt.(Von unſrem Berl. Büro.) Mit Rückſicht auf die Küſtriner Ereigniſſe befindet ſich die Berliner Schutz⸗ polizei ſeit geſtern in erhöhter Alarmbereitſchaft. Das B. T. macht darauf aufmerkſam, daß in der Verordnung des Reichspräſidenten über Verhängung des Ausnahmezuſtands aus⸗ drücklich beſtimmt wurde, daß zur Aburteilung von Verſtößen gegen die Verordnung Sonderger ichte eingeſetzt werden können. Man darf wohl annehmen, daß dies auch in dieſen und ühnlichen Fällen geſchehen wird. v. Kahr über ſeine Politik Generol⸗Staatskommiſſar Dr. v. Kahr legte in einer Be⸗ prechung mit Preſſevertretern die Richtlinien ſeiner Politit dar und betonte, ſein Hauptziel ſei die Samm⸗ lung oller vaterländiſchen Kräfte zur Schaffung einer feſten und ſtraffen Staatsautorität. Dabei könne es ein Paktieren mit dem Marxismus nicht geben. Die immer wieder auftau⸗ chenden Gerüchte vom Separatismus und Beziehungen zwiſchen ihm und Frankreich ſeien abgebrauchte unwahrheiten. Wenn davon geſprochen würde, er wolle die Mon ar chie ausrufen, o ſage er, ſolche Dinge rufe man nicht aus: ſie würden ſelbſt herauswachſen, wenn ſie geſund ſeien. Eine Kampfesweiſe, wie ſie der„Völkiſche Beobachter“ treibe, die die Staatsautorität anfreſſe, werde er mit aller Entſchiedenheit niederſchla⸗ gen. Die Mitarbeit des Deutſchen Kampfbundes, der zurzeit noch abſeits ſtehe, ſei willkommen; jedoch könnten Extratouren nicht ge⸗ duldet werden. Es ſei zu hoffen, daß eine Einigung zuſtande komme. Warten müſſe man auch, daß jeder, der in Bayern wohne, ſich der großen nationalen Sache angliedere Durch die Zuſammenfaſſung der nationalen Kräfte ſolle ein ſtarkes Bayern geſchaffen werden. Erreiche man dieſes Ziel, ſo diene man damit auch dem Reiche. Neue Verordnungen Die e eee Hoffmann meldet: Wie aus dem Generai⸗ ſtaatskommiſſariat verlautet, iſt eine Streikverordnung er⸗ laſſen worden zu dem Zweck, Sicherungen für Arbeiter und Betriebe zu ſchaffen. In dieſer Verordnung werden Streiks und Ausſper⸗ rungen verboten, ebenſo Sabotageakte, d. h. widerrechtliche Stillegung und Hemmung von öffentlichen und privaten Betrieben. Als Strafen werden Gefängnis⸗ und Geldſtrafen bis zum 15 19 5 in befonders ſchweren Fällen Zuchthausſtrafe. Iſt das Ableben eines Menſchen verurſacht worden, ſo kann auf Todesſtrafe erkannt werden. Mit gleich ſchweren Strafen ſollen Arbeitswillige geſchützt werden. Auch Terrorakte durch Beleidigung- uſw., die wirt⸗ ſchaftliche Schädigungen von Beamten, Arbeitern und Angeſtellten wegen ihrer vaterländiſchen oder patriotiſchen Geſinung zeitigen, fallen ebenfalls unter die Verordnung. Der Generalſtaatskommiſſar hat ferner eine Verordnung erlaſſen, 2 der Landesverrat mit dem Tode beſtraßt werden ann. Das am Samstag ausgeſprochene Verbot der ſogenannten „Schutzabteilungen“ der ſozialdemokratiſchen Partei wird durch eine Verordnung im„Staatsanzeiger“ in den Einzelheiten be⸗ kannt gemacht. Es erſteckt ſich auf die rechtsrheiniſchen Gebiete Bayerns. Die Sicherheits⸗ und Selbſtſchutzberbände und ähnliche Einrichtungen der vereinigten ſozialdemokratiſchen und kommuniſti⸗ ſchen Partei werden verboten und aufgelöſt. Die Waffen, die zu Zwecken der aufgelöſten Verbände dienten, insbeſondere Schußwaffen nebſt Munition, Hieb⸗, Stich⸗ und Schlagwaffen aus Gummi, Holz, Metall oder ſonſtigen Stoffen ſind ddem Staatohne Entſchädigung verfallen. Wer hiernach einem aufgelöſten Verbande angehört oder ſich einem aufgelöſten Verband anſchließt oder einen ſolchen aufgelöſten oder neugebildeten Verband unter⸗ ſtützt, wird mit Gefängnis, neben der auf Geldſtrafe, deren Höchſtmaß unbeſchränkt iſt, erkannt werden kann, beſtraft. Der Bürgermeiſter von Bamberg hat den für dieſe Woche geplanten„Deutſchen Tag, in Bamberg verbaten, weil er eine politiſche und⸗keine vaterländiſche Kundgebung ſei. um den„Völkiſchen Beobachter ſel Berlin, 2. Okt.(Von unſerm Berliner Büro.) Der„Völkiſche Beobachter“, das Münchener Hauptorgan der Nationalſozialiſten, iſt entgegen dem vom Reichswehrminiſter über ihn verhängtes Verbot am geſtrigen Mittaa in zwei Ausgaben erſchienen. Wie wir hierzu erfahren, wird das Verbot durch den für den Wehrkreis Bayern eingeſetzten militäriſchen Befehlshaber ſelbſtverſtändlich durchgeführt werden. General v. Loſſow hat den Befehl falls das Blatt ſein Erſcheinen nicht freiwillig einſtellt, die Druckerei durch Reichswehr beſetzen zu laſſen. Bayeriſche Sozialiſten in Berlin Miniſter Geßler hatte eine Beſprechung mit den von München nach Berlin gekommenen Vertretern der bayeriſchen Sozialdemokratie über die Frage des Verbots der ſozialdemokratiſchen Schutzorganiſa⸗ tionen in Bayern. Die Münchener Herren, beſonders Auer, haben ſich dabei erfreulicherweiſe weniger aufgeregt gezeigt. als die Ber⸗ liner oder die„Frankf. Zta.“ Sie haben auch dringlichſt vor jeglicher Bayernpſychoſe gewarnt und u. a. erklärt, daß General v. Loſſo w durchaus treu und loyal ſei und daß er jeden Befehl des Oberbefehlshabers Geßler rückhaltlos durchführen werde. Gegen das bisherige Verhalten des Reichskabinetts hätten die bayeriſchen Sozial⸗ demokraten keinerlei Einwendungen zu erheben. Sie hätten in die Reichsregieruna und in den Reichspräſidenten das Vertrauen, daß ſie den rechten Weg einſchlagen werden. Sächſiſche„Verteidigungs“⸗Maßnahmen Nach den Blättern aus Dresden haben die Kommuniſten bei den Verhandlungen über ihren Eintritt in die ſächſiſche Regierung eine Reihe von Forderungen aufgeſtellt. Sie verlangen u..: ſofortige Mobiliſierung der Maſſen, ſofortige Ein⸗ berufung des Landtages, Beſeitigung des Ausnahmezuſtandes, Ver⸗ ſtärkun 8 und Bewaffnung der Abwehrorganiſationen, die auch die Grenze gegen. Bayern ſichern ſoll, ſofortige Ein⸗ ſetzung gemeinſamer Aktlonsausſchüſſe, Vorbereitung und Durchfüh⸗ rung des politiſchen Maſſenſtreiks und Bildung eines mitteldeutſchen Abwehrblocks Sachſen⸗Thüringen. Wie die Voſſ. Ztg. erfährt, finden heute nachmittag in Leipzig die Schlußbeſprechungen zwiſchen Sozialiſten und Kommuniſten über die Bildung gemeinſamer Hundertſchaften ſtatt. Rommuniſtiſche Unruhen Wie aus Wolfenbüttel gemeldet wird, kam es am Sams⸗ tag Nachmittag zu kommuniſtiſchen Unruhen. Eine kommuniſtiſche Verſammlung wurde auf Grund des Verbotes des kommandierenden Generals von der Polizei 5 Die abziehenden Verſammlungs⸗ teilnehmer begannen nun in Bürgerhäuſer einzudringen, ſie zu belagern und verſchiedene Bürger zu mißhandeln. Am in der Nacht mußte Polizei mehrmals mit die Demonſtranten vorgehen. Herangezogene brauchte jedoch nicht einzugreifen. Braunſchweig, 1. Okt. Laut„Braunſchweigiſcher Landeszeitung“ kam es am Freitag in Halberſtadt zu kommuniſtiſchen Kund⸗ gebungen. Die Polizei mußte von der blanken Waffe Gebrauch machen. Von den Polizeibeamten wurden einige durch Steinwürfe leicht verletzt. Verletzungen bei der Menge wurden nicht bekannt. Jeitungsverbole Das„Göttinger Tageblatt“ wurde für vier Tage ver⸗ boten, weil es eine Rede des Hauptmanns Heiß abgedruckt hatte. Die kommuniſtiſche„Süddeutſche Arbeiterzeitung“ in Stuttgart wurde wegen Aufforderung zum gewaltſamen Umſturz durch den Militärbefehlshaber für Württemberg verboten. Unter der Fremoͤherrſchaſt Naabe geiſtesgeſtört Der zum Tode verurteilte Student Raabe aus Düſſeldorf, der auf franzöſiſche Truppen eine warf, zeigt, wie aus dem beſetzten Gebiet gemeldet wird, Spuren von Geiſteskrankheit. Raabe wurde einer Irrenanſtalt zur Beobgchtung über⸗ wieſen. Es iſt deshalb mit der Aufhebung der verhängten Todes⸗ ſtrafe zu rechnen. London, 2. Okt. Durch ſchweren Nebel ſind ein däniſcher und zwei franzöſiſche Ddampfer geſunken. Mehrere Dampfer wurden beſchädigt, darunter der deutſche Dampfer„Gas⸗ feld“. Die beiden Transatlanticdampfer der Wite Star Line „Scythia“ und„Cedric“ ſind im Nebel zuſammengeſtoßen. Tage und r blanken Waffe gegen Reichswehr Separatiſten⸗Offenſive unter franzöſiſchem Schutz Aus dem beſetzten Gebiet wird uns berichtet: Daß die verbündeten Separatiſten von der„Ausrüfung der un⸗ abhängigen. weſtlich orientierten Rhein⸗Republik“ für den Augen⸗ blick abſehen wollen. hängt mit einigen Maßnahmen zuſammen, deren Bedeutung man erſt jetzt, nach Einſtellung des paſſiven Widerſtandes, deutlich erkennen kann. Die ſogenannte„Frei⸗Rheinland ⸗ Gruppe“,(ſie trägt auch mit Stolz den franzöſiſchen Namen: „Parti républicain populaire de la Rhénanie“) übernahm offiziell die Miſſion, für alle adminiſtrativen und verkehrstechniſchen Betriebe, deren Kontrolle die Franko⸗Belgier übernommen haben und künftighin in der Hand behalten wollen. eine auf ſeparatiſtiſche Geſinnung geaichte Arbeiter⸗ und Beamtenſchaft zu re⸗ krutieren. Um dieſe an und für ſich ſehr ſchwierige Rekrutie⸗ rungs⸗Propaganda durchzuführen. und nach vollbrachter Arbeit mit den angeworbenen Angeſtellten die Losmachung vom Reiche ins Werk zu ſetzen, haben die Separatiſten ihren Ausrufungsplan momentan beiſeite geſtellt. Da ſie ſtramm nach franzöſiſchen Ratſchlägen han⸗ deln, ſo braucht es nicht Wunder zu nehmen, daß man in Paris über alle Unternehmungen der ſubventionierten Frei⸗Rheinland⸗Gruppen vollkommen informiert iſt. Für die Dorten, Matthes und Genoſſen muß es manchmal veinlich ſein, in den Boulevardzeitungen zu finden, was noch nicht einmal ihnen bekannt iſt, doch einige Stunden nachher zu ihrer„amtlichen Kenntnis gelangt. In Paris, wo ſich die Fäden der franko⸗rheiniſchen Propaganda konzentrieren, wurde jetzt beſchloſſen, daß die Regiebahnen und alle Verwaltungsinſtitutionen von„preußiſchen“ Angeſtellten ge⸗ ſäubert werden ſollen. Mit anderen Worten: die linksrheiniſchen Beamten ſollen ſich der Frei⸗Rheinland⸗Partei anſchließen, andern⸗ falls verlieren ſie ihre Stellung, wenn die unabhängige Republit mit franzöſiſcher Orientierung errichtet wird: die Eiſenbahner, die ſich wieder melden, um bei der Regie zu arbeiten, müſſen ein Formu⸗ lar ausfüllen, in dem ſie ihre Beitrittserklärung zur Separatiſten⸗ partei abgeben und ſich verpflichten, nichts zu tun, was gegen die In⸗ tereſſen der Alliierten(1 verſtößt. Sie löſen ſich dadurch von ihrer Zugehöriakeit zur reichsdeutſchen Arbeiterſchaft ab, bilden höchſtens eine auf ſich ſelbſt angewieſene Gemeinſchaft, die beſtenfalls bei den Franko⸗Belgiern um Schutz ihrer Intereſſen anſuchen könnte. Wenn in den Pariſer Regierungszeitungen— mit immer größerer Gleichgültigkeit— geſagt wird, Frankreichs Regierung bliebe im„Kampfe der Rheinländer gegen Preußen“ neutral, ſo beweiſen die unter Obhut der Herren Tirard, Degoutte und Breaud erlaſſenen „Kundmachungen“ der Frei⸗Rheinlandgruppen gerade das Gegen⸗ teil. Tatſächlich ſorgt der Separatiſtenklüngel mit Hilfe der franko⸗ belgiſchen Beſatzungsbehörden für eine Arbeiter⸗ und Beamtenſchaft, die man im günſtigen Augenblick in den ſogenannten Kampf um die„Freiheit des Rheinlandes werfen kann. Schon die letzten Ver⸗ ſammlungen der Separatiſten haben gezeigt, wie die bisher rekru⸗ tierten Arbeiter zu Werkzeugen der Agitation gemacht werden. Man zwingt(h ſie, ſich an den Kundgebungen in den verſchiedenen Städten teilzunehmen, natürlich gegen freie Fahrt und Speſen. Jeden Sonntag durchziehen ſolche Wandertrupps rheiniſche Städte und erregen durch den Gleichmut, mit dem ſie ihren„Umzug“ hal⸗ ten, Kopfſchütteln der Einwohner. Aber das ſoll viel beſſer werden. Der paſſive Widerſtand iſt beſeitigt; ſchnell ſollen ſich die Reihen füllen, denn man packt die Beamten und Eiſenbahner an der Kehle. „Wenn Du Deine Stellung behalten, wenn Du wieder Arbeit be⸗ kommen willſt, ſo mußt den Pakt ſignieren, den wir Sepa⸗ ratiſten mit den Franzoſen geſchloſſen haben“— das iſt die Alter⸗ native, vor die man dieſe Leute ſtellt. Wahrhaftig ein Schamd⸗ denkmal deſſen, was Frankreich ſeit Jahr und Tag als„Selbſt⸗ beſtimmungsrecht der Nationen“ bezeichnet. Wir werden es in Kürze erleben: wenn die Arbeit im beſetzten Gebiete wieder aufgenom⸗ men werden ſoll, ſo werden Erwerbsloſe, nicht Ausgewieſene unter dem harten Druck der Lebensnotwendigkeit ihre Signatur unter das ihnen vorgelegte Schriftſtück ſetzen. Ueber die ſüttliche Bin⸗ dung, die aus einem derartigen Erpreſſungsakte entſteht, iſt wicht zu ſtreiten. Für die Separatiſten bedeutet aber der erbärmliche Handlangerdienſt, den ſie auf franzöſiſche Rechnung mit dieſen er⸗ preßten„Beitrittserklärungen“ eine eklatante moraliſche Niederlage, die ſich ſchwer rächen wird und rächen muß, wenn im unbeſetzten Gebiete die von jedem Rheindeutſchen ſehnſüchtig erwartete Beſſe⸗ rung der inneren Verhältniſſe eintritt. Nur im trüben können die Separatiſten mit ihren franzöſiſchen Angeln„Anhänger“ fiſchen. Es gibt keinen beſſeren Beweis für dieſe Tatſache als eine Main⸗ zer Meldung, die in Separatiſtenkreiſen zirkuliert und franzöſiſchen Urſprungs iſt. Sie lautet dahin, daß van Paris aus Alles ge⸗ tan werden ſoll, um durch ein hinhaltendes Manöver die Ver⸗ handlungen zwiſchen Paris und Berlin zu verzögern, damit die Separatiſtenbewegung, begünſtigt durch die Unruhen und Gäh⸗ rungen in Deutſchland, den„großen Schlag“ richtig vorbereiten und ſiegreich realiſieren könnne. In der Mainzer 1 wird be⸗ reits von der Bildung eines Rheinland⸗Schutzes(Miliz) ge⸗ ſprochen, dex die„Ordnung in der neuen Republik“ aufrechterhallen ſoll. Unbedingt wollen die Mainzer Organiſatoren(franzöſiſcher Nationalität) verhindern, daß den Rheinländern via Köln eine Bun⸗ desverfaſſung angeboten werde. Als das beſte Mittel dagegen er⸗ ſcheint ihnen das Chaos, der Bürgerkrieg drüben im Reiche. 84 Die vorfälle in düſſeldorf 10 Tote, 74 Verletzie Bei den blutigen Zwiſchenfällen am Sonntag 157 es, wie bis⸗ her feſtgeſtellt wurde, 10 Tote und 74 Verletzte. Unter den Toten befinden ſich drei Poliziſten. Wie der Voſſ. Ztg. aus Düſſeldorf gemeldet wird, halten die Unruhen infolge der Vorgänge am Sonntag noch an. In den Abendſtunden des Montag zeigte ſich verdächtiges Geſindel⸗ das ſich die Entwaffnung der grünen Polizei zu nutzen zu machen ſucht, in den Straßen. Verſchiedentlich iſt es zu Zufammenſtößen mit den Kommuniſten gekommen. Soweit Schupomannſchaften nicht verhaftet 15 werden ſie entwaffnet und von den Franzoſen in den Knaſernen be⸗ wacht. Der Hindenburgwall, der Schauplatz der Kämpfe, wurde von zahlreichen Leüten beſucht. Wie Havas aus Düſſeldorf berichtet, iſt die Nachricht, der Be⸗ lagerungszuſtand ſei in Düſſeldorf verhängt worden, nicht richtig. Die Haltung der Schupo Gegenüber den Behauptungen der Agentur Havas ſowie den Angaben anderer franzöſiſcher Korreſpondenken, wonach die Zmiſchen⸗ fälls in Düſſeldorf durch ein rigoroſes, nicht zu gerechtfertigendes Vergehen der Schutzpolizei entſtanden ſeien, die blindlänge, ohne herausgefordert worden zu ſein, in die Menge geſchoſſen hätte, 2. Seile. Nr. 451 Manngheimer General-Anzeiger(Mittag-Ausgabe) Dienskag, den 2. Oktober 1923 auf Grund weiterer im Laufe der Nacht eingetroffener amtlicher Mel⸗ dungen erneut feſtzuſtellen, daß die Schutz olizei erſt nee at, nachdem mehrere blaue Poliziſten von den Sonder⸗ ündlern aufs ſchwerſte mißhandelt und ein blauer Poliziſt von ihnen niedergeſchoſſen worden war. Erſt danach hat die Schug⸗ polizei eingegriffen und den Platz geräumt. Sodann wurde von den Sonderbündlern das franzöſiſche Militär zu Hilfe gerufen, das die Schutzpoliziſten entwaf nete und es zuließ, daß die Entwaff⸗ neten mißhandelt und zum Teil ſchwer verletzt wurden. Nach einer Londoner Meldung der„K..“ beſchreiben viele engliſche Journaliſten alz wie ein Dutzend Rheinwehrleute beim Breidenbacher Hof einige franzöſiſche Kapaleriſten herbeiholten, die zwei dienſttuende deutſche Pol iz i ſten entwaffneten und dabeiſtanden, als die Rheinwehrleute ſie mit Knüũüppeln totſchlugen, worauf die Franzoſen und die Rhein⸗ wehrleute ſich die Hände ſchüttelten(h. Nach einer Havasmeldung aus Düſſeldorf hat die Separatiſten⸗ partei von der Beſatzungsbehörde verlangt, daß die Stadtver⸗ waltung von Düſſeldorf für die Zwiſchenfälle verantwort⸗ lich gemacht wird und die Beerdigungs⸗ und Spital⸗ koſten von ihr angefor dert werden. Wie die„Rheiniſche Zig.“ meldet, wurden in einem Zug von Köln nach Werringen eine Anzahl Kölner Sonderbündler ver⸗ haftet, die Waffen bei ſich führten. Das Blatt wirft die Frage auf, wie es möglich ſei, daß die zur Düſſeldorfer Tagung fah⸗ renden Separatiſten ſo vorzüglich mit Waffen ausgerüſtet waren, ob⸗ wohl der affenbeſitz von den Beſatzungsmächten mit hohen Strafen bedroht ſei. Die Möglichkeit, daß bei Schießereien auch Angehörige der Beſatzungsmächte betroffen werden könnten, ſtehe wohl außer allem Zweifel. Franzöſiſche Kritik Verſchiedene Pariſer Blätter ſind mit dem Eingreifen der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde in Düſſeldorf keineswegs ein⸗ verſtanden. Es ſei ein gefährliches Spiel, die Separatiſten zu unterſtützen.„Ere Nouvelle“ vermutet, daß ſich Poincare zur Sache der Separatiſten bekannt habe. Vielleicht könne man ſo die Einheit Deutſchlands zerſtören. Damit würde aber nicht der moraliſche Zu⸗ jammenhalt auseinanderreißen und man würde nur Haß gegen Frankreich ſammeln. Der„Gaulois“ ſagt. Frankreich könne nur dann einareifen wenn die Sicherbeit der Beſatzungstruppen bedroht ſei. 2Paris Midi“ äußert ſich, man ſolle ſich nicht in Dinge einmiſchen, die einen nichts anaingen. Die Welt könne den Eindruck gewinnen, daß Frankreich die ſepargtiſtiſchen Kundaebungen inſzeniere. Nach Einſtellung des vaſſiven Widerſtandes ſei die Lage für Frankreich günſtig. Man dürfe ſie nicht durch Zwiſchenfälle gefährden. Deukſcher Proteſt Wie wir von zuſtändiger Seite erfahren, iſt beabſichtigt, wegen der Vorfälle in Düſſeldorf und des Eingreifens der franzöſiſchen Truppen gegenüber der Polizei und Schupo bei der franzöſiſchen Re⸗ gierung Proteſt einzulegen. Die zu erwartende Proteſtnote wird ſofort nach Eingang der amtlichen Unterlagen aus Düſſeldorf, die bei den Verkehrsſchwierigkeiten mit dem beſetzten Gebiet immer⸗ hin noch einige Zeit auf ſich warten laſſen werden, nach Paris abge⸗ ſandt werden. 2 2 „Frankreich iſt Herr der Lage“ Eine Poincare-Rede in Bar le Duc Poincare hat am Montag bei der Eröffnung des Generalrates des Maasdepartements eine ſeiner bekannten Reden in Bar le Duc gehalten. Ex betonte am Anfang, wie gut es für Frankreic, ſei, daß die franzöſiſchen am Rhein ſtünden. Ohne auf die geringfügige Menge der Reparationslaſten einzugehen, die den Einmarſch ins Ruhrgebiet veranlaßten, ſprach er von der langen Geduld, die Frankreich gezeigt habe. Nunmehr ſei aber der Faälligkeitstag gekommen. ich der Meinung Poincares ſoll die — das Nachgeben zubilligerkauft haben. Sie könne den Kampf nicht mehr fortſetzen. Die Verordnungen über die Aufgabe des paſſiven Widerſtandes habe Deutſchland in zweideutiger Form zurückgenommen. Poincare warnte vor enthuſtaſtiſchen Ausdrücken. Vermutlich würden die Schwierig⸗ keiten künftig noch zahlreicher ſein. Man müſſe in Ruhe abwarten, was ſich ereignen werde. Wenn Poincare zum Schluß behauptete, daß Frankreich Herr der Lage ſei, ſo will er vermutlich damit ſagen, daß Frankreich die Verſprechungen, die es an das Aufhören des paſſiven Widerſtandes knüpfte, nicht einhalten will. 8 Deufſchlands Gegenwehr DBerlin, 2. Okt.(Von unfrem Berliner Büro.) Die„Zeit“ weiſt in einem Artikel, den man wohl auf den Kanzler ſelber zurückführen kann, darauf hin, wie Frankreich im Gegenſatz zu Belgien das Chaos in Deutſchland herbeizuführen ſuche. In dieſem Zuſammenhang ſchreibt, ähnlich wie wir das getan haben, die„Zeit“: Friür die deutſche Deffentlichkeit ergibt ſich klar und deutlich, was wir gegenüber dieſer franzöſiſchen Taktik zu tun haben, Es iſt geradezu verantwortungslos, in dieſer Zeit der ſchwerſten gußen⸗ und innenpolitiſchen Belaſtungen Fraktionspolitik zu betreiben und ſich dabei mit dem Gedanken einer Kabinetts⸗ umbildung zu befaſſen, die nichts weiter als eine neue ſchwere Be⸗ 5 2 laſtung herbeiführen würde; nur darum kann es ſich jetzt handeln, daß wir im Innern ſo feſt und geſchlofſen wie möglich ſind. Die Regierung wird den Beweis erbringen, daß ſie durch⸗ aus nicht gewillt iſt, das Rheinlgnd und das Ruhrgebiet völlig unter franzöſiſchen Einfluß geraten zu laſſen und die fran⸗ zöſiſchen Bedingungen anzunehmen. Wenn Poincare dies glaubt, ſo wird er ſich täuſchen. Der paſſive Widerſtand iſt aus innenpolitiſchen Gründen eingeſtellt worden. Im übrigen hängt die Regelung der Fragen, die ſich daraus ergeben von der Stellung ab, die Frankreich einnimmt, und es kann ſicher ſein, daß es bald vor die Notwendigkeit einer klaren und deutlichen Ent⸗ ſcheidung geſtellt ſein wird. Wie der ſozialdemokratiſche Parlamentsdienſt erfährt, iſt die franzöſiſche Regierung durch ihre Botſchaft in Berlin von deutſcher Seite um diee Einleitung offizieller Verhandlungen über die Wiederaufnahme der Arbeit im Ruhrgebiet erſucht worden. Eröffnung der britiſchen Keichskonferenz In London wurde geſtern die britiſche Reichskonferenz durch Baldwin eröffnet. Er ſchilderte zunächſt die inzernationale Lage. Ueber die Reparationsfrage hätten ſchwere Meinungsverſchieden⸗ heiten mit Frankreich beſtanden. England verſuche als mäßigende und vermittelnde Macht tätig zu ſein. Es wolle die Freundſchaft mit Frankreich erhalten. Es hätte jſetzt den Anſchein, als ob Eng⸗ land und Frankreich in eine neue Phaſe der freundſchaft⸗ lichen Beziehüngen träten Baldwin erwähnte darauf die Einſtellung des paſſiven Widerſtandes im Ruhrgebiet. Nur im engen eeee mit Frankreich könne man der Schwierig⸗ keiten Herr werden. Baldwin drückte ſeine Zufriedenheit über den beendeten Konflikt zwiſchen Italien und Griechenland aus und hob die guten Verdienſte des Völkerbundes hervor. Dann ſprach er über den Friedensvertrag mit der Türkei, über die Tilgung der britiſchen Schulden und zum Schluß über die Verrechnung der Schulden unter den Alliierten, die zur Wiederherſtellung des Wirt⸗ ſchaftslebens der Welt notwendig ſei. Das Problem der Reichs⸗ verteidigung müßte geprüft werden. Großbritannien habe ſich nur zögernd zur Verſtärkung der Luftflotte verſtanden. Es würde gern mit anderen Staaten über eine Einſchränkung der Rüſtungen verhandeln. Die Konferenz wurde auf Mittwoch vertagt. Die Vertreter der Dominions wollen erſt ſprechen, wenn auch Lord Curzon und der Herzog von Devonſhire ihre Erklärungen abgegeben haben. Die wirtſchaftliche Abteilung der Reichskonferenz tritt heute zu einer Sitzung zuſammen. Die engliſchen Blätter betonen das Recht der Dominions, bei der Regelung der europäiſchen Wirren um Rat gefragt zu werden. Die Blätter wollen vor allem wiſſen, was ſich bei der Begegnung Baldwins mit Poincare in Paris zugetragen habe.„Star geht vor allem auf die Ereigniſſe in Düſſeldorf ein und fragt, in wieweit der Premierminiſter das engliſche Weltreich zu einer ſtillſchweigenden Duldung ſolcher Vorgänge ver⸗ pflichtet habe.„Mancheſter Guardian“ äußert ſich, man habe ge⸗ glaubt, daß Poincare in Paris Zuſicherungen gemacht habe. Poin⸗ care täte aber nicht anderes, als auf die Zertrümmerung Deutſchlands hinzuarbeiten. Wenn er Baldwin ver⸗ ſprochen habe, daß er keine derartigen Abſichten hätte, weshalb ſpäche Baldwin dies nicht offen aus? Vor allem müſſe jetzt die Frage beantwortet werden, ob England Deutſchland Hiefe leiſten wolle. RNoch eine ſcharfe Kritſk Sir Robert Simon erklärte in einer Rede in Tonquay, der größte Fehler, der nach dem Waffenſtillſtand gemacht worden ſei, ſei die Tatſache, daß der deutſche Reparationsbetrag nicht endgültig feſtgeſetzt worden ſei. Wenn geſagt werde, Frankreich habe einen großen Erfolg davongetragen, und der Zuſammenbruch Deutſchland zeige, daß die Franzoſen recht gehabt hätten, ſo frage er,„Recht worin“ und„Erfolg wobei“? Franzoſen ſeien in das Ruhrgebiet eingedrungen, um Reparationen von Deutſchland einzutreiben. Aber wo ſeien dieſe Reparationen? Man ſtehe jetzt der erſtaun⸗ lichen Mitteilung gegenüber, daß der britiſche Premierminiſter im Verlaufe einer Unterredung von 20 Minuten mit Poincare auf die eine oder andere Weiſe die Lage umgewandelt habe. Man warte auf die Auslegung dieſes Myſteriums. und 42 2 8 Prodòuktionsſteigerung Berlin, 2. Okt.(Von unſ. Berl. Büro.) Wir haben ſchon angedeutet, daß in allen bürgerlichen Koalitionspar⸗ teien die Ueberzeugung ſich immer mehr verſtärkt hat, daß eine Währungsreform ſcheitern muß, wenn ihr nicht „. Natte eine Produktionsſteigerung zur Seite ſteht. ie Parteien der Arbeitsgemeinſchaft haben in der Beziehung ganz beſtimmte Wünſche formuliert und ſie in einer Partei⸗ führerbeſprechung der Koalition, die geſtern vormittag ſtattfand, den Sozialdemokraten vorgelegt. Von ſonſt durchaus zuverläſſiger Seite wird uns berichtet, die ſbzialdemokratiſchen Führer hätten, ſoweit ſie in der Beſprechung anweſend waren, im Gegenſatz dieſen Vor⸗ ſchlägen zugeſtimmt. Von anderer Seite freilich wird das beſtritten, währungsreform wird die Abſtimmung als noch keineswegs bindend erachtet. Jeden⸗ falls bleibt es ein Ziel, aufs innigſte zu wünſchen, daß es hier zu einer Einigung kommt. Eine Kabinettskriſe, wenn ſie auch nur in einer Umbildung beſteht, ſollten wir uns nur im äußerſten Notfall leiſten. 8 Zu derſelben Angelegenheit ſchreibt die„Voſſ. Zig.“: Wenn der offizielle Bericht über die geſtrige Miniſterſitzung mitteilen kann, daß eine völlige Uebereinſtimmung über alle in Frage kommenden Punkte erzielt worden iſt, ſo darf man daraus ſchließen, daß auch die ſozialdemokratiſchen Mitglieder des Kabinetts ſich die Forderung einer Produktionsſteigerung zu eigen gemacht haben. Auf geſetzlichem Wege wird ſich die Frage der Pro⸗ duktionsſteigerung kaum regeln laſſen. Die Regierung pürfte ſich darauf beſchränken, vom Reichstag gewiſſe Vollmachten zu erlangen. Im Zuſammenhang mit den Erörterungen über das Währungs⸗ und Wirtſchaftsproblem iſt von den Parteien der Ar⸗ beitsgemeinſchaft Kritik an der Führung der in Betracht kom⸗ menden Reſſorts geübt worden. Inwieweit dieſe Kritik ſich aus⸗ wirken wird, ſteht dahin. In parlamentariſchen Kreiſen iſt geſtern von der Möglichkgit einer entſprechenden Kabinettsumbildung ge⸗ ſprochen worden. Gemein ſind die beiden Reſſorts der Finanz und der Wirtſchaft, ſowohl gegen den Sozialiſten Dr. Hilferding wie gegen den Volksparteiler Dr. Raumer ſind in den letzten Tagen und Wochen allerlei Stimmen des Unmuts laut geworden. Wertbeſtändige Steuern Der finanzpolitiſche Ausſchuß des Reichswirtſchafts⸗ rats begann die Beratung des ihm vom Reichsminiſter der Finan⸗ zen zur Stellungnahme überſandten Entwurfs eines Geſetzes über wertbeſtändige Steuern und die Vereinfachung des Beſteue⸗ rungsverfahrens. Der Vertreter des Reichsfinanzminiſteriums führte aus, mit dieſer Vorlage ſei die Vorbereitung einer endgültigen Löſung des von allen als allmählich unhaltbar empfundenen Steuer⸗ ſyſtems beabſichtigt und zum anderen käme es darauf an, die jetzige Wirrnis zu löſen, die in den Mißverhältniſſen von Papiermark und Goldrechnung zueinander lägen. Bei der Frage der Erleichterung des Veranlagungsverfahrens käme es darauf an, zu entſcheiden: Wo lohnt es ſich, eine Steuer einzuziehen, wo lohnt es ſich, eine Steuer aufzuwerten und wie ſeien die Rechtsmittel zu behandeln? Weiter bezeichnete der Regierungsvertreter die Feſt⸗ ſtellung der Vermögen noch als notwendig im Hinblick auf die in der Schwebe befindliche Währungsbank und auf die neue Brotver⸗ ſorgungsabgabe. Beſonders ſchwierig läge die Entſcheidung der Frage, die in der Vorlage angeſchnitten ſei und die eine Verein⸗ fachung der Rechtsmittel vorſehe. Die Entwicklung eines großen all⸗ gemeinen Steuerprogramms fehle in der Vorlage noch und deshalb ſei auch die Einkommen⸗ und die Körperſchaftsſteuer beiſpielsweiſe noch nicht behandelt. Techniſche Gründe verhinderten die Löſung der Aufgabe auf einmal; es müſſe ſchrittweiſe vorgegangen werden. In der Ausſprache wurden namentlich Bedenken erhoben gegen die Einbringung von Teilplänen in der Vorlage. Die wei⸗ tere Behandlung wurde drei Arbeitsausſchüſſen überwieſen, und zwar einem für die Vermögens⸗ und Erbſchaftsſteuer, einem zweiten für die Umfatzſteuer und einem dritten für die Kapital⸗, Verkehrs⸗ und Börſenſteuer. Badiſche Politik Am Sonntag nachmittag fand in Mannheim unter dem Vorſitz von Stadtrat Ludwig Haas eine von ſämtlichen Organi⸗ ſationen des Wahlkreiſes 6 beſchickte Konferenz ſtatt, die ſich vor⸗ nehmlich mit den Tagesfragen befaßte. An ein von Hauptſchriftleiter Kurt Fiſcher gehaltenes Referat über die politiſche Lage knüpfte ſich eine rege Ausſprache, deren Niederſchlag folgende einſtimmig angenommene Entſchließung bildete: „Die am 30. September in Mannheim verſammelten Vertreter des Wahlkreisverbandes Mannheim, Weinheim, Schwetzingen der Deutſchen Volkspartei ſprechen einſtimmig ihrem Führer, dem Reichskanzler Dr. Streſemann das Vertrauen aus und ge⸗ loben ihm auch weiterhin wie bisher treueſte Gefolgſchaft zu leiſten.“ Des weiteren wurden Organiſationsfragen behandelt. Aus den Berichten der einzelnen Verkreter ging die erfreuliche Tatſache her⸗ vor, daß ſich die Deutſche Volkspartei im 6. Wahlkreis überall im Aufſchwung befindet. N Letzte Meldungen Gasexploſion Berlin, 2. Okt. Im Gebäude des Potsdamer Ringbahnhofes liegen an der Durchgangsſeite nach dem Wannſeebahnhof die Dienſt⸗ räume des Eiſenbahnbetriebsamtes Nr. 7. Heute nachmittag erfolgte in den unter dem Betriebzamt liegenden Kellerräumen eine heftige Exploſion, durch die die Wände und Decke eingeriſſen wurden. Die in den Dienſträumen des Betriebsamtes 7 arbeitenden Beam⸗ ten wurden mit der zuſammenbrechenden Decke in die Tiefe ge⸗ riſſen und verſchüttet. Die ſofort herbeigerufene Jeuerwehr machte ſich ſchleunigſt an die Aufräumungsarbeiten. Sie konnte bis jetzt drei verletzte Perſonen bergen. Man vermutet, daß ſich unter den Trümmern noch mehr Perſonen, ſogar Tote, befinden werden. Die Urſache der Exploſion iſt noch nicht mit Sicherheit feſt⸗ geſtellt worden. Einige Perſonen, die dort aus⸗ und eingingen, be⸗ haupten, kurz vorher einen ntenſiven Gasgeruch wahrgenommen zu haben. Die Aufräumungsarbeiten der Feuerwehr werden fortgeſetzt. Jiee größer die Herrenkraft des Willens iſt, um ſo viel mehr Frei⸗ 7 darf den Leidenſchaften gegeben werden. Der 5Jgroße Menſch“ oß durch den Freiheitsſpielraum ſeiner und durch die 2 größere Macht, welche die prachtvollen Untiere in Dienſt zu benen weiß. Rietzſche. Mit dem Frachtdampfer nach dem polarkreis 5 II. Alsdann fübrt uns das Motorbost über den Luleafſord und wir heſichtigen die kleine aber ſehr ſaubere Stadt Lulea, die auf einer ſpitzen Landzunge erbaut iſt, zunächſt von der Waſſerſeite. Wir gehen an Land und ſtaunen über die ſehr ſchönen ſauberen Straßen, monu⸗ mentalen öffentlichen Gebäude. einen ſchönen Park mit dicken Birken bepflanzt, der Baum, der in dieſem Klima am Beſten gedeiht. Die Stadt hat 14000 Einwohner und übertrifft damit Haparanda, das nur 3090 Einwohner hat, trotzdem aber von jedem Kind als nörd⸗ lichſte Stadt gekannt wird, erheblich. Lulea liegt faſt auf gleicher Höhe wie axanda auf dem 65. Breitegrade und wir ſind nur 180 ſchwediſche Meilen vom Polarkreſs entfernt. Lulea wurde häufig von großen Bränden heimgeſucht und infolgedeſſen iſt die Stadt jetzt mei⸗ ſtenteils in maſſiver Bauweiſe erbaut. Dem Ffremden fällt die ſtarke Benutzung des Fahrrades auf. Alt und Jung. Mann und Weib be⸗ nützen das Jahrrad und um eine Einrichtung beneiden wir die Schweden. Vor jedem Gaſthaus und vor ſedem größeren Geſchäft ſtehen auf der Straße Fahrradgeſtelle. Hier ſtellt man ſein Fahrrad ein ohne es anzuſchließen und wenn man nach Stunden wieder⸗ kommt, ſteht es noch da. Glückliches Schweden! Nach eingehender Beſichtigung der Stadt fübrt uns unſer freundlicher Führer in ein bvornehmes Gaſthaus, wo wir echt ſchwediſch bewirtet werden, begin⸗ nend mit dem landesüblichen Smörgas. Der Tiſch reicht kaum, um alle uns heute ſo fremden Leckerbiſſen aufzunehmen. Dem Deutſchen fällt als etwas Unbekanntes beſonders der äußerſt ſchmackhafte Renn⸗ tierſchinken auf. Lulea verfügt auch über eine Brauerei, deren ſehr gutes Erzeugnis wir koſteten. Däniſcher Korn und auch der Rhein⸗ wein fehlt nicht. Im Nebenzimmer iſt inzwiſchen von der faſt 6 Fuß aroßen Schwedin der Kaffee bereit geſtellt. bei dem der ſchwediſche Bunſch auf Eis nicht fehlt. Die Stimmung hebt ſich und freundliche Worte über die engen Beziehungen Schwedens u. Deutſchlands würzen die Freude der Tafel. Wir erfahren noch manches Intereſſante auch über das einſame Leben im Winter bei Temperaturen von 30—40 Grad Minus bei 6 Monate andauernder Dämmerung, wo man nur zwiſchen 10 Uhr vormittags und 2 Uhr nachmittaas ohne Licht leſen alſo bei der Größe der Stadt ein außerordentlich ſtarkes Bildungs⸗ kann. Wir erfahren, daß Lulea über 2 höhere Lehranſtalten verfügt, V bei der Kürze der Sommerzeit wohl nur durch den nur durch wenige Nachtſtunden unterbrochenen Sonnenſchein ſich erklärt. Bald ſteht das Motorboot wieder bereit und wir fahren an Bord und verabſchieden uns von unſerem freundlichen Führer mit der Hoffnung, auch ihm unſer ſchönes Deutſchland zu zeigen und ſchwediſche Gaſtfreundſchaft erwidern zu können. Das Schiff hat inzwiſchen ſeine Ladung beendet und gegen Abend geleitet ein ſtarker Schlepper unſer jetzt 7 Meter tiefgehendes Schiff aus dem engen Hafen. Unruhige See empfängt uns im Botni⸗ ſchen Meerbuſen und noch lange ſehen wir die Türme von Lulea vor der untergehenden Sonne, ein herrlicher, nie zu vergeſſen⸗ der Anblick. Unſer Schiff nimmt den gleichen Kurs wie auf der Her⸗ reiſe. Wieder paſſieren wir Finnland, die Aalandsinſeln und Got⸗ land, nähern uns diesmal aber der Küſte Oelands, eine reiche Inſel, ihrer vielen Kirchen wegen die Kircheninſel genannt. Durch das Glas ſieht man wäbrend der Fahrt das fruchtbare Land und die vielen freundlichen Orte. An den engen Stellen bei den Aalandsinſeln iſt ſtarker Schiffsverkehr. Faſt alle Schiffe ziehen leer nach Norden und fahren beladen nach Süden. In der Nacht wird die See rauh und das Schiff rollt und ſtampft. Morgens ſetzt Nebel ein und ohne Un⸗ terbrechung ertönen die Dampfpfeifen. Geſpenſterhaft aleitet hart an Backbord ein aroßer ſchwediſcher Dampfer vorbei, von dem man nur die Maſtenſpitzen durch die dichte Nebelwand erkennen kann. Der Nebel iſt das Gefährlichſte für den Seemann, denn ein Zuſammenſtoß führt in den meiſten Fällen zum Verluſt des Schiffes. Ein vollbela⸗ dener Erzdampfer kann bei einem Zuſammenſtoß in zwei Minuten ſinken. Gegen Morgen fahren wir durch ſchwimmendes Holz, ſtarke ſchwediſche Dielen in großer Zahl. Hier hat alſo in der vorhergehen⸗ den Nacht infolge des Sturmes ein mit Holz beladener Dampfer ſeine Decklaſt über Bord werfen müſſen, um das Schiff zu retten. Wir nähern uns Bornholm, gegen Mittag kommt die däniſche Inſelfeſtung Chriſtianſö in Sicht, eine kleine, ſetzt aber natürlich nicht mehr mo⸗ derne Feſtung. Bald ſind wir an der Oſtküſte von Bornholm, Ham⸗ merhuis und Spaneke. ſowie Nexö kommen in Sicht. An Backbord taucht ein ſchwediſches Schulſchiffgeſchwader auf. ein herrlicher An⸗ blick. Zwei alte Korvetten und eine Briga mit vollen Segeln kreuzen im hellen Sonnenſchein. Die Sonne ſcheint heiß und die Paſſagiere erfreuen ſich nach dem ſchönen aber kalten Norden ihrer warmen Strahlen. Gegen Morgen des zehnten Tages der Reiſe nähern wir uns der Bucht von Swinemünde. Bei Tagesanbruch genießen wir hier noch einen ſchönen Anblick. In den Strahlen der Morgen⸗ haben wir die Einfahrt paſſiert, ſo erſcheint auch ſchon die gewiſſen⸗ hafte deutſche Strompolizei und ſtellt feſt, daß drei Paſſaalere an ord ſind. Telephoniſch wird dies nach Stettin gemeldet und als wir gegen Mittag uns der alten Hafenſtadt nähern, fährt ſchon ein Mo⸗ torboot länasſeits mit zwei Kriminalbeamten, die hochnotvpeinlich die bedürfnis vorhanden iſt. Trotz des kurzen Sommers ſehen wir blü⸗ Gärten, Gemüſe und Kartoffeln. Auch der Hafer reift bier, was ſonne fährt die Fiſcherflottille von 40 Seglern aus den Molen. Kaum wiſſenhafte Prüfung anſcheinend nicht immer und nicht überall geübt wurde, ſodaß es möglich wurde, daß Deutſchland von vielen unge⸗ betenen Gäſten überſchwemmt wurde, die wie das Ungeziefer am kranken Baum im kranken Deutſchland einzuheimſen ſuchen! Um 12 Uhr mittags fällt der Anker und wir ſind nach 100 tägiger Reiſe wieder im Vaterland und erfahren mit Schrecken die fortſchreitende Geldentwertung unſerer Mark und das Abwärksglei⸗ ten unſeres Wirtſchaftslebens. Alle Sorgen der Heimat ſtürmen auf uns ein und wir beneiden den Seemann, den ſein Beruf hinausführt in fremde Länder und der wenjaſtens vorübergehend nichts ahnt von all den Sorgen. die uns täglich in den verſchiedenſten Geſtalten gegen⸗ übertreten. Nach einem kurzen Beſuch auf der Reederei Emil Retz⸗ laff, die uns die ſchöne Reiſe ermöglichte, eilt ſeder nach dieſer nerven⸗ ſtärkenden Ausſpannung wieder ſeinen Geſchäften zu. Perrey. Lebensſtil Im„Zwiebelfiſch“,(Hans von Weber, Verlag. Münchens der ſich ſoeben durch Aufnahme neuer namhafter Mitarbeiter erwei⸗ kert hat. aibt Kurt Martens eine etwas melancholiſche Betrach⸗ kung über unſere gegenwärtige kulturelle Lage: Nach der großen franzöſiſchen Revolution fand ſich die Kultur überraſchend ſchnell wieder in ihre Gleiſe zurück. Da war ein intel⸗ ligentes tapferes Bürgertum ans Ruder gelangt, das ſchon unter dem Directoire ſich einen neuen anmutigen Stil zu ſchaffen verſtand. Frei⸗ lich ward es geſtützt und gehoben durch die Siege ſeines Heeres. Als dann das Directoire abgelöſt wurde vom Empire, war dieſer Stil des verfüngten Frankreich reif geworden zu einer friedlichen Exoberung von ganz Europa. Ddie deutſche Revolution von 1918 dagegen traf ein zermürbtes Volk, ward zum Ausgang eines latenten Kriegs⸗ zuſtandes und eines verſchärften Klaſſenhaſſes, deſſen Ende nicht ab⸗ zuſehen iſt, proklamierte den Reagierungsantritt eines darauf vpöllig unvorbereiteten Proletariats. In ſeiner beſten Zeit, die etwa von 1750 bis 1850 reicht, ſchuf ſich das geiſtige Deutſchland einen Lebensſtil, der im Goetheſchen Weimat zur glangvollſten Blüte gedieh. Dem Rom unter Leo., dem Zeit⸗ alter der Eliſabeth von England, dem Hof Louis XIV. ſtellt ſich der geſellige Genius von Weimar ebenbürtig zur Seite. Dort war, un⸗ geachtet des Druckes politiſcher Schwäche und feindlicher Invaſionen. die gleiche Harmonie, Würde und Beſeeltheit des Dafeins gewonnen, wie im Athen der Antike und im zeitloſen vegetativen Orient. „Stilfeindlich wirkt jede Revolution und ihr Widerſpiel, die banau⸗ ſiſche Bürokratie. Umſturz einer verhaßt gewordenen Geſellſchafts⸗ ordnung begreift notwendig auch den Kampf gegen deren äſthetiſche Werte in ſich. Revolution wie Bürokratie ſind beſeſſen vom Staats⸗ gedanken: alle Kulturfaktoren dienen ihnen nur als Mittel für ihre Päſſe und das Wober und Wohin vrüfen. Nur ſchade, daß dieſe ge⸗ rein politiſchen Zwecke. In der Revolution wie in der Bürokratie iſt die Kunſt verraten und verkauft. Die merkwürdige Erfahrung, daß 5 Kus der Deutſchen Volkspartei 2—— — 2 Diensfag, den 2. Okkober 1923 Mannheimer General-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) Seite. Ar. 451 Wohnungsnot und Wiederaufbau Neben den großen außen⸗ und innenpolitiſchen Problemen gibt es zurzeit in Deutſchland wenige Fragen, die in ſo hohem Maße das öffentliche Intereſſe in Anſpruch nehmen, wie die kataſtrophale Wohnungsnot der Nachkriegsjahre. An die Löſung dieſer in wirt⸗ ſchaf licher, ſozialer und hygieniſcher Hinſicht eminent wichtigen Frage muß mit allen Mitteln und mit aller Energie herangetreten werden. Wohl war ſchon in Vorkriegszeit die Wohnungsfrage in den Städten von großer Bedeutung, aber es handelte ſich dabe! doch lediglich um eine Qualitätsfrage, während heute nur von einer reinen Quantitätsfrage geſprochen werden kann. Es fehlen nicht nur gute, unſeren Anſprüchen genügende Wohnungen, es iſt über⸗ haupt keine Deckung des Bedarfs mehr vorhanden. Der Nachfrage entſpricht kein Angebot. Und zwar gilt das nicht nur für die Groß⸗, ſondern ebenſo für die Mittel⸗ und Kleinſtädte; ja, auch auf dem Lande iſt die Wohnungsnot nicht viel geringer, ein Zeichen, wie tief der Fehler liegt. Daß die Wohnungsnot durch das bisher geübte Verfahren nicht gelöſt werden kann, ſondern nur durch eine ſtark belebte B a u⸗ tätigkeit, dieſe Anſicht dürfte inzwiſchen Allgemeingut geworden ſein. Und daß die Finanzfrage wiederum mit dem Probſem der Zwangsbewirtſchaftung auf⸗ engſte verknüpft iſt, dürfle benfalls ſelbſtverſtändlich ſein. Sehr intereſſant iſt es, in dieſem Zuſammen⸗ hang die Ausführungen zu leſen, die in den Sozialiſtiſchen Monatsheften Georg Wolff in einem Artikel:„Wohnungs⸗ not und Wiederaufbau“ macht. Auch er ſſeht die Urſachen des vollſtändigen Stilliegens der Bautätigkeit in der Zwangs wi rt⸗ ſchaft.„Die Zwangsbewirtſchaftung“, ſo ſchreibt er„die auf allen anderen Gebieten aufgehoben iſt, beſteht hier fort und hält, angeb⸗ lich im Intereſſe der Wohnungsinhaber, die Mieten künſtlich niedrig. Für den Unternehmer fehlt deshalb der Anreiz. neue Wohnungen herzuſtellen. Die Folgen treten von Tag zu Tag er⸗ ſchreckender hervor: Die alten Häuſer verfallen, neue werden, außer von ein paar„Großverdienern“ für Zwecke der Eigenwoh⸗ nung, kaum gebaut. Aus dem organiſchen Gefüge der im übrigen freien Geſamtwirtſchaft wird ein einzelner Zweig, das Wohnungs⸗ weſen, herausgenommen, durch geſetzliche Preisregulierung ſtarr ge⸗ macht und von der ſonſtigen Preisentwicklung ausgeſchloſſen. Das bedeutet, daß wir heute alle mehr oder weniger auf Koſten der früheren Hauseigentümer leben und auch unſeren beſcheidenen Stand an Ernährung und Kleidung nur dadurch noch aufrecht⸗ erhalten können. Die Einſchränkungen unſerer Lebenshaltung hätten ohne dieſe Exproprierung noch ſtärker ſein müſſen, aber unſere Wohnungen wären nicht dem Verfall preisgegeben, eine Wohnungshygiene nicht zur Unmöglichkeit geworden, weil eine Vier⸗ zunmerwohnung heute ſopiel koſtet, wie etwa ein Pfund Butter, eine Rentabilität des Wohnungsbaues alſo vollkommen illuſoriſch geworden iſt. Es iſt eben unſinnig, bei ſonſt freier Konkurrenz einen Wirtſchaftszweig durch Gewaltvorſchriften niederzuhalten. Das iſt nicht Planwirtſchaft, ſondern Ver gewaltigung. Ent⸗ weder Preisbeſtimmung und Planwirtſchaft, wenn die vorhandene Güterproduktion dies zuläßt, oder freie⸗ Spiel der Kräfte, in dem Angebot und Nachfrage die Preisregulatoren ſind.“ Man wird dieſer Anſicht durchaus zuſtimmen können, und man wird auch dem Verfaſſer beipflichten, wenn er verlangt, daß durch Wohnungsbau die Grundlage einer neuen Geſundheits⸗ und A⸗ kultur geſchaffen werde. Auch er iſt der Meinung, daß die Auf⸗ hebung der Zwangswirtſchaft kommen wird. Zurzeit wird aber unſere Inflationswirtſchaft nicht mehr imſtande ſein, auch dieſe neue Belaſtung von heute auf morgen zu ertragen. Nimmt man nur einen Dollarſtand von rund 110 Millionen Papiermark, rechnet nur mit einer 24 millionenfachen Entwertung, ſo müßte nach Aufhebung der Zwangswirtſchaft eine mittlere Wohnung, die früher 600 Gold⸗ mark Miete koſtete, heute 14% Papiermark⸗Milltarden wenn eine Rentabilität für den Unternehmer durch eine geringe Verzinſung des inveſtierten Kapitals erzielt werden ſoll. Sie würde wahr⸗ ſcheinlich aber noch erheblich teurer werden, denn dem Mietzins von 600 Goldmark lag noch nicht Sſtündige Arbeitszeit zugrunde, die naturgemäß die Koſten erheblich vergrößern muß. Die Folge dieſer Anpaſſung der Mieten an ihren früheren Goldwert wäre alſo eine erneute Rieſeninflation. Man wird dem Verfaſſer auch zuſtimmen, wenn er zum Schluß ſagt; es gibt nur einen Weg. Man muß die Aufhebung der Zwangswirtſchaft im Wohnungsweſen durch eine Vermehrung des Ar⸗ beitsprodukts unſerer geſamten Wirtſchaft mög⸗ lich machen. Durch die Aufhebung der Zwangswirtſchaft wird dann eine gerechte Anpaſſung der Mieten an den Preisſtand der übrigen Produkte erfolgen, die Enteignung des Hausbeſitzes rückgängig ge⸗ macht und ſo der Anreiz zum Wohnungsneubau gegeben. Das geht nur durch die Vermehrung des Arbeitsproduktes der deutſchen Wirtſchaft. Um dieſe Erkenntnis und ihre praktiſchen für alle Teile der Bepölkerung kommen wir nicht herum. ur auf dieſem Wege iſt auch die Wohnungsnot zu beſeitigen. KI FFFEFCFCCCͤͤ ⁵˙¹¹ AA ĩ» Städtiſche Nachrichten Rein verſammlungsverbot in Baden Die auch von uns verbreitete Meldung, daß der Militärbefehls⸗ haber des 5. Wehrkreiſes General Reinhardt ein Verſammlungsver⸗ hot erlaſſen habe, entſpricht nach Mitteilung des badiſchen Mini⸗ ſteriums des Innern nicht den Tatſachen. Fortſchreitende Teuerung der Lebenshaltung Steigerung der Lebenshallungskoſten um 77,7 Proz. Obwohl der Außenwert der Mark im Durchſchnitt de⸗ letzten Woche— gemeſſen am Einheitskurs des Dollar in Berlin— in⸗ 6355 der neuen Stützungsmaßnahmen der Regierung etwas ge⸗ tiegen iſt, hat die Inlandskaufkraft der Mark eine neue erhebliche Einbuße erlitten. Das Dollarkursniveau erfuhr, im Laufe der Ve⸗ richtswoche eine Senkung um 779 Proz. gegenüber der Vorwoche; einem wochendurchſchnittlichen Dollarmittelkurs von 151,24 Mill. Mark in der Vorwoche ſtand ein Kurs von 139,28 Millionen Mark in der abgelaufenen Woche gegenüber. Die Teuerungsmeßziffer der„Induſtrie⸗ und Handels⸗ Zeitung“ ſtieg von 18 564 556 auf das 32 982 431fache in der Be⸗ richtswoche(beginnend mit Samstag, 21., und endend mit Freitag, 28. September), was eine Teuerungszunahme um 77,7 Proz. gegenüber der Vorwoche bedeutet. Während im Laufe der Woche bei einigen mit der Valutageſtaltung im engeren Zuſammen⸗ ang ſtehenden Waren(wie Schmalz, Kokosfett, Reis, Weizenmehl, affee, Tee, Kakao und Petroleum) vorübergehende Preſs abſchläge feſtzuſtellen waren, haben im allgemeinen die Klein⸗ handelspreiſe weiter angezogen. Der Index der Er⸗ währungskoſten ſtieg von 25 141 362 auf 43 139 384, d. h. um 71,6 Proz.; zu ſeiner Erhöhung truag weſentlich die Heraufſetzung des Markenbrotpreiſes, die Verdoppelung der Kartoffelpreiſe und des Milchpreiſes, die weitere Steigerung der Fleiſchpreiſe(9. 81,4 Proz.) bei, während die Fette im Durchſchnitt nur um 38 Proz. höher im Preiſe lagen. die Meßziffer der Bekleidungs⸗ koſten blieb hinter dem Steigerungsgrabd der Nahrungsmittel zu⸗ rück und ging um 35,3 Proz. auf das 49 430 02gfache hinauf. Eine Verdoppelung weiſen die Koſten für Heizung und Beleuch⸗ tung auf, deren Meßziffer von 34 363 780 auf um 100 Proz. ſtieg: eine Zunahme, die vorerſt auf das Konto der Gas⸗ und Kohlenpreiserhöhung zu ſetzen iſt 8 Unter den häuslichen Gebrauchsartikeln, deren In⸗ dex mit einer 114proz. Steigerung bereits das 81,8millionenfache er⸗ reichte, ſind es immer wieder die weiteren Preisheraufſetzungen bei wichtigen Gütern des täglichen Bedarfes wie Streichhölzer(1 Million Mark für eine Schachtell), Seife, Seifenpulver, Schuhwichſe u. dergl. mehr, die dieſe Steigerung verurſachen. Einen beſonders hohen Teuerungsgrad wieſen die Güter für den kultur ellen Bedarf auf, deren Index vom 12 584 541fachen um 287,7 Prozent auf das 48 792 271fache der Vorkriegspreiſe emporſchnellte, infolge der beſon⸗ ders großen Preiszuſchläge beim Zeitungsabonnement, Kino, Thea⸗ ter, Rauchmaterial und der Erhöhung der Friſeurtarife. Die Ver kehrskoſten, die früher gewohnheitsmäßig hinter der allgemeinen Verteuerung zurückblieben, haben, nach ihrer beſonders ſtarken Auf⸗ wärtsbewegung in der Vorwoche, in der Berichtswoche eine Steige⸗ rung um 52,1 Proz. auf den 28 435 374fochen Vorkriegsſtand er⸗ fahren; beſonders ſtarke Tariferhöhungen gingen bei der Straßen⸗ bahn vor ſich. Wie ſich in den letzten vier Wochen die Bewegung der Lebens⸗ haltungskoſten im Vergleich zu der Steigerung bezw. Senkung des Dollarkursniveaus ſowie des Großhandelspreisſpiegels verhalten hat ſann aus nachſtehender Ueberſicht erſehen werden: ( Steigerung.(—) Ab⸗.9. 8. 9. 15. 9. 22. 9. nahme gegenüber der bis bis bis bis Vorwoche in v. H. 7. 9. 14. 9. 21. 9, 28. 9. Großhandels⸗Preisniveau 162.8 + 223,1 + 148,2— Dollarkursniveauu 215,9 + 206.9 + 78,5—.9 Lebenshaltung 85,3. 248,9. 14½. 77,7 der Steuerabzug vom Arbeitslohn Mit Wirkung vom 1. Oktober 1923 an treten für den Steuer⸗ abzug vom Arbeitslohn arundlegende Aenderungen ein. Bisher wurde der 10prozentige Steuerabzug. nach dem Familfen⸗ ſtande und um die Werbungskoſten ermäßiat, zahlenmäßig feſtgeſetzt und veröffentlicht, ſobald die Lohnentwicklung eine Neuregelung er⸗ forderlich machte. Die fortſchreitende Geldentwertung und die damit verbundene Erhöhung der Löhne und Gehälter ſowie der Werbungs⸗ koſten haben es erforderlich gemacht. die Erm äßiaung in kür⸗ zeren Abſtänden als bisher der Entwertung anzu⸗ paſfen. Die Verordnung vom 27. September 1923 ſieht daher eine automatiſche Anpaſſung der Ermäßaung durch Anſchluß an den ſeweiligen Lebenshaltunasinder vor. Hiernach hat der Ar⸗ beitgeber künftig die Ermäßiaung ſelbſt zu berechnen. Dabei iſt von den in der zweiten Septemberhälfte in Geltung geweſenen Ermäßi⸗ gungsſätzen auszugehen. Dieſe Sätze ſind mit einem vom Reichs⸗ miniſter der Finanzen auf Grund der Entwicklung des Lebenshal⸗ tungsinder ermittelten und öffentlich bekanntgegebenen Verhält⸗ Künſtler zunächſt einmal jede Revolution als Erlöſung begrüßen. bald aber angewidert ſich von ihr abwenden, läßt ſich nur aus dem Gefühl beſtändiger Feſſelung erklären, das den auf Erden heimatloſen Send⸗ boten des metaphyſiſch Schönen ſchmerzlich beenat und jedem Herolds⸗ —.— von Freiheit, ſelbſt einer trügeriſchen, nur allzu willig lauſchen läßt. Das Interreanum ſozialer Auflöſung, des Mangels an Lebeneſtil und Sebensfreude auf der einen Seite, das eines erbitterten bürpkra⸗ tiſchen Widerſtandes auf der andern. das wohl noch jahrelana jeden geiſtigen Aufſchwung lähmen wird, hat unſere Geſellſchaft zerklüftet und in hilflos umherwirbelnde Atome geſpalten. Liebe iſt zum Muythos geworden, brüderliche Anteilnahme und wechſelſeitiges Ver⸗ ſtändnis haben ſich zur Literatenphraſe verflüchtigt, Gemeinſchafts⸗ ſinn findet, fanatiſiert und lärmend⸗ nur noch in politiſchen Parteien und Klüngeln ſeine Stätte. Die Geſelligkeit iſt tot, es ſei denn, daß ſie unter falſcher Flagae der Anbahnung und Abwicklung von Ge⸗ ſchäften dient Theater und Muſik die Kriſe am Oldenburger Landestheater. In den Streitig⸗ keiten innerhalb der Oldenburger Theaterleitung iſt eine Wendung da⸗ durch eingetreten, daß Intendant Mor do um ſeine En tlaffung gebeten hat. Wie wir dazu erfahren, dürfte Mordo zu dieſem Schritte weniger veranlaßt worden ſein durch das Vorgehen des Aus⸗ ſchuſſes in dem Kampfe um„Frühlin serwachen“, als vielmehr durch eine wichtigere Frage. Intendant ordo kämpft ſeit einem Jahre um die Einrichtung eines Kammerſpiels im Schloß. Im vorigen Winter wuchs die Beſucherzahl im Landesthegter derart an(auch aus Aachen wird das gleiche gemeldet! Es ſcheint alſo dach nicht 7217755 zu ſein, wie man Theater macht! D. Schr.), daß die hedtergemeinden nicht die verlangten Theatervorſtellungen erhalten konnten, weil nur mit Mühe die 120 Abonnementsvorſtellungen un⸗ terzubringen waren. In dieſem Winter mußte der Kammerſpielring aufgegeben werden, weil dieſe Vorſtellungen ſich nicht mehr in den Spielplan des Theaters einfügen ließen. Mordo ſchlug vor, im Schloß ein Kammerſpieltheater einzurichten, was ohne große Koſten möglich war. Dieſe Angelegenheit, die dem rührigen Intendanten ſehr am Herzen lag, würde vom Theaterausſchuß(ſollte Oldenburg auch die ſegensreiche Einrichtung einer„Thegterkommiſſion“ kennen?) unendlich hinausgeſchleppt, bis ſchließlich überhaupt nicht mehr die Rede davon war. Auch munkelte man von ernſten Reibereien zwi⸗ ſchen dem Intendanten und dem muſikaliſchen Oberleiter Kopſch, ein Zuſtand, unter dem das Theater natürlich leiden mußte. Das Gegen⸗ einanderarbeiten zeigte ver 9 Folgen bei den Engagements der Opernkräfte. Tatſache iſt, daß einige der neuverpflichteten Opern⸗ kräfte, und zwar ſolche, die für tragende Rollen in Frage kommen, vollſtändig verſagten. Einige Opernaufführungen mit dieſen Kräften zeigten einen bedenklichen Niedergang der im Vorjahre ſo hochſtehen⸗ den Oldenburger Oper. Wenn Mordo nun, da er auch in dieſem Kampfe um die Kompetenzen des Theaterleiters vom Ausſchuß nicht treu, die Gattin des früheren Direktors unterſtützt wurde(Ahal) die Konſequenz zieht, und ſeine Entlaſſung nimmt, ſo war das die einzige Möglichkeit, die Verantwortung für eine Entwicklung des Oldenburger Kunſtlebens abzulehnen, die ſicher nicht in Sinne iſt. — errundſchau. as neue hat das heitere Spiel„Utopia“ von Hanna Rademacher ur Uraufführung angenommen.— Das Koburger Landestheater ereitet für die kommende Spielzeit folgende Uraufführungen vor: Schauſpielhaus Königs⸗ „Kaiſer von Rom“ von Dr. Ingd. Krauß,„Ddon Gue⸗ vara“, Oper von Franz Höfer, und„Aennchen von Tharau“, Singſpiel von Hugo Röhr.— Max Terpis, der Ballettmeiſter der Berliner Staatsoper, hat das Buch zu einer Die Nächtlichen“ betitelten Tanz infonie verfaßt, die Egon Wel⸗ leſz vertont. Die Neuheit, die etwa die Länge der Straußſchen „Joſefslegende“ haben wird, kommt noch im Lauf dieſer Spielzeit in der Staatsoper zur Uraufführung.— Wie au Wien gemeldet wird, iſt der Opernſängerin Marie Jeritza die Ehrenmitgliedſchaft der Wiener Oper erteilt. Die Burgſchauſpielerin Hedwig Bleib⸗ ulſen, und Lotte Me⸗ delsky ſollen zu Ehrenmitgliedern des Burgtheaters ernannt wer⸗ den.—. ie Wiener Blätter berichten, ſchweben zwiſchen der Stadt⸗ Wien und der Staatstheater⸗Verwaltung Verhandlungen, ie darauf hinzielen, daß die Gemeinde die Staatsoper und das Burgtheater in ſtädtiſche Regie übernimmt.— Wie die Lei⸗ tung der Bayreuther Bühnenfeſtſpiele meldet, ſind die Generalmuſik⸗ direktoren Fritz Buſch und Dr. Muck als Dirigenten für die nächſt⸗ jährigen Feſtſpiele gewonnen worden. Fritz Buſch wird die„Meiſter⸗ ſinger“, Dr. Muck den„Ring“ und„Parſifal“ dirigieren. Runſt und Wiſhenſchaſt eAKleine Chronik. In Köln wurde die zweite rheiniſche Literatur⸗ und Buchwoche in den großen Meſſebauten, die den Zwecken der Wirtſchaft gewidmet ſind, ſeierlich eröffnet. Sie enthält als neue Abteilungen die Gruppe Muſik und Theater und das Buch in Haus und Befuf. Die Literatur⸗ und Buchwoche ſoll auf breiteſter Grundlage zu einer dauernden Einrichtung gemacht werden,— Das Defizit der Romantiſchen Woche in Augsburg beträgt 20 Milliarden Mark, von denen vier Milliarden auswärtige Verbindlichkeiten darſtellen. Den Reſt mit 16 Milliar⸗ den, hauptſächlich für Leiſtungen des ſtädtiſchen Orcheſters und fur andere Verpflichkungen, dürfte die Stadt Augsburg übernehmen.— Paul Schwers, der Herausgeber der„Allgemeinen Muſikzeitung“ blickt auf eine ununterbrochene 25jährige muſikkritiſche Tätigkeit zu⸗ rück. Er wirkte bis Ende 1905 als erſter Muſikreferent der Ger⸗ mania, trat dann in enge We e Allgemeinen Muſikzeitung, die im Frühjahr 1907 aus den Händen Otto Leßmanns in ſeinen Beſitz überging. Schwers, der ſich auch als Tonſetzer einen geachteten Namen gemacht hat, ſteht jetzt im 50, Lebensjahr.— das Münch⸗ ner Mu ikleben iſt von einem ſchweren Verluſt bedroht. Der Konzert⸗ verein beabſichtigt aus finanziellen Gründen ſeine Abonnementskon⸗ 87 eingehen zu laſſen. Das bedeutet ein faſt völliges Ausſcheiden es Dirigenten Siegmund v. Hauſegger Konzertweſen Münchens. 68 735 325, d. h. aus dem öffentlichen nis zahl zu vervielfachen. Die Regelung findet erſtmalig auf den Arbeitslohn Anwendung. der nach dem 30. September 1928 fällig geworden und bezahlt worden iſt. Die Verhältniszahl iſt jeweils bei der Berechnung des Steuerabzugs von dem Arbeitslohn zugrunde zu legen, der bis zum Ablauf der Kalenderwoche fällig geworden und be⸗ zahlt worden iſt, für die die Verhältniszahl feſtageſetzt war. Die Verhältniszahl beträat für die erſte Kalender⸗ woche des Oktober 6. Bei der Berechnung des Steuerabzuges von dem in der Zeit vom 1. bis zum 6. Oktober einſchließlich füllig gewordenen und bezahlten Arbeitslohn ſind alſo die Ermäßigungen der zweiten Septemberwoche mit 6 zu vervielfachen. Daher beträgt 3. B. bei wöchentlicher Lohnzahlung die Ermäßiaung für den Steuer⸗ pflichtigen und die Ehefrau je 172 800 mal 6 aleich 1 036 800 Mark, für fedes Kind 1 152 000 mal 6 gleich 6912 000 Mark, der ſogenannte Werbungskoſtenpauſchalſatz 1 440 000 mal 6 aleich 8 640 000 Mark. Die Verhältniszahl für die ſpätere Zeit wird jeweils„als Verhältnis⸗ zahl für die Ermäßiaung beim Steuerabzua vom Arbeitslohn“ unter Angabe der Geltungsdauer im Reichsanzeiger und durch die Tages⸗ preſſe bekannt aemacht werden. 5. Wertbeſtändige vorauszahlungen an die Waſſer⸗, Gas⸗ und Elektrizitätswerke Wie aus der Bekanntmachung der Direktion der ſtädtiſchen Werke in dieſer Nummer erſichtlich, iſt den Abnehmern durch den Kauf von Wertſcheinen, die in den in der Bekanntmachung näher bezeichneten Verkaufsſtellen der hieſigen Stadt zu haben ſind, nunmehr die Mög⸗ lichkeit gegeben, wertbeſtändige Vorauszahlungen auf die Waſſer⸗, Gas⸗, Strom⸗ und Gebührenrechnungen zu leiften. Bezahlt beiſpielsweife der Käufer eines Wertſcheines in) Höhe einer Rech⸗ nungsmark Goldmark) am 1. Oktober 36,1 Millionen— zu Grunde geleat iſt ein Durchſchnitts⸗Dollarbriefkurs von 150 Millionen— und der Durchſchnitts⸗Dollarbriefkurs beträgt bei Zuſtellung der Rechnung 225 Millionen, ſo wird der zu 36,1 Millionen gekaufte Wertſchein zu 54,15 Millionen Papiermark durch die Erheber der Werke in Zah⸗ lung genommen. Dieſe Maßnahme dürfte zweifelsohne mit Rückſicht auf die mit dem Sinken der Kaufkraft der Mark immer mehr anwachſenden Rech⸗ nungsbeträge allſeitig begrüßt werden. Iſt doch hierdurch den Ab⸗ nehmern die Möglichkeit gegeben, bis zum Eintreffen der Rechnung das Geld in Form von Wertſcheinen zu ſammeln, ohne daß der für die Wertſcheine angelegte Betrag der Entwertung ausgeſetzt iſt. Eſüdro⸗Herbſtmeſſe 1923 Trotz der ungünſtigen Wirtſchaftslage veranſtaltet die Eſüdro (Einkaufsgenoſſenſchaft ſüddeutſcher Droaiſten e. G. m. b. H. Mann⸗ heim) in der Zeit vom 13.—15. Oktober im Friedrichspark wieder ihre Fachmeſſe. Der Rahmen wird diesmal weiter geſpannt ſein als bei den vorhergegangenen Meſſen. Hierbei waren folgende Erwä⸗ aungen maßgebend: Die Markentwertung und die hierdurch bedinate Preisentwicklung zwingt die Kleinhändler, mehr wie je darauf be⸗ dacht zu ſein, ſich vor Subſtanzverringerung und Verarmung zu ſchützen. Dies iſt nur durch regelmäßige und ſchnelle Orientierung über neue Preiſe möglich, zu der die Eſüdro⸗Herbſtmeſſe in bervor⸗ ragender Weiſe Gelegenheit geben wird, da über 60 erſte Firmen aus⸗ ſtellen. Gleichzeitig werden die Mitglieder durch engere Fühlung⸗ nahme mit ihren Lieferanten in die Lage verſetzt, alle Neuheiten für den Winter⸗ und Weihnachtsbedarf kennen zu lernen. Die Eſüdro wird in einer Spezial⸗Ausſtellung die von ihr geführten Drogen und Chemikalien vorführen. Seit vier Jahren halbjährlich wiederholt. war die Beſucherzahl der Eſüdro⸗Meſſe eine ſtändig wachſende. Anfangs nur von der Ein⸗ kaufsgenoſſenſchaft ſelbſt mit eigenen Angeſtellten veranſtaltet, konnte die Frühſahrsmeſſe 1923 zum erſtenmale zuſammen mit etwa 40 Lie⸗ feranten im Lagerhaus in der Kirchenſtraße unternommen werden. Der Erfola lehrte, daß unter beſſeren Raumverhältniſſen die Meſſe noch viel lohnender ausgebaut werden könnte. Uebertrafen doch die lekten Meſſe⸗Umſätze der meiſten Ausſteller die Erwartungen bei weitem. Durch das Mieten des Friedrichsparkes iſt es gelungen. auch die Raumfrage denkbar günſtig zu löſen. Die Vormittage blei⸗ ben für die Mitglieder der Genoſſenſchaft reſerviert. An den Nach⸗ mittagen haben alle anderen Intereſſenten und das allgemeine Publi⸗ kum Zutritt. Es iſt zu erwarten, daß die Meſſe großen Zuſpruch fin⸗ den wird, da die Artikel, die zur Schau geſtellt werden, nicht nur den Fachmann, ſondern auch das große Laienpublikum intereſſieren. Herſetzt wurde Juſtizinſpektor Hermann Weber beim Amts⸗ gericht Mannheim zum Amtsgericht Triberg. Telegrammgebühren nach dem Auslande. Die Verpielfäl⸗ tigungszahl für Telegrammgebühren nach dem Auslande iſt ſeit ge⸗ ſtern 34 Millionen die ee für Oeſterreich und Tſchecho⸗ llowakei 4 280 000 Mark, für Ungarn 5 980 000 Mark. * Weitere Ueberdruckmarken. Demnächſt werden auch die Mar⸗ ken 200 Mk. lilarot, 300 Mk. grün und 400 Mk. braun mit dem Aufdruck des Wertes 250 000 Mk. herausgegeben. *Poſtpaketverkehr nach der Schweiz. In den Zollinhaltserklä⸗ rungen zu Paketen nach der Schweiz muß nach amtlicher Anordnung das Rohgewicht der Sendung und das Reingewicht jeder Warengat⸗ tung wenigſtens auf volle 100 Gramm genau angegeben werden, um Schwierigkeiten bei der Verzollung und die Erhebung erhöhter Zoll⸗ ſätze zu vermeiden. 1877 * gtein Speiſewagen in den Eilzügen 386/387. Die Anregun des Badiſchen Verkehrsvereins, in den Eilzügen 386/387 Karlskube⸗ Baſel einen Speiſewagen einzuſtellen, iſt von der Reichsbahndirek⸗ tion abgelehnt worden und zwar im Hinblick auf die ungünſtigen Streckenverhältniſſe insbeſondere auf der Höllentalbahn. Herbſtmeſſe. Mit Rückſicht darauf, daß die Herbſtmeſſe in Darmſtadt bis heute gedauert hat, mußte die Mannheimer Herbſtmeſiee diesmal um acht Tage verſchoben werden. Dadurch iſt das falſche Gerücht entſtanden, daß die Herbſtmeſſe den e eee zum Opfer gefallen ſei. Die Meſſe, die wieder 10 Tage dauert, wird beſtimmt in dem ſeitherigen Umfange am 7. Okt. eröffnet. Während die Verkaufsmeſſe in der üblichen Weiſe auf dem Zeughausplatz und den Zeughausplanken ſtattfindet, iſt der Schau⸗ meſſe wieder der Platz hinter der Auguſtaanlage angewieſen, wo 1551 die erſten Wohnwagen eingetroffen ſind. Auf dem Platze an er Ecke der 16. Querſtraße und der Langſtraße hat ſich eine„wilde Schaumeſſe“ etabliert. Zu einem Karuſſel, das ſich ſchon ſeit Auguſt hier befindet, geſellten ſich in den letzten Tagen zwei Schiffs⸗ ſchaukeln und ein Kaſperletheater. Das Bezirksamt ſollte en die Schaffung derartiger Rummelplätze energiſch einſchreiten, da die Meß⸗ leute kein Standgeld bezahlen. asche Heglerungsdamp NAeH NEWWVORR von Southampton— Cherbourg TEVIATHAN 9, u. 30. Oktober 20. November, 15. He on BREMMEM über Soutnampten und Cherboürg Häeh EW VORK SEORGE WASHINSTON E6¹ 24. Oktober,. Dezember President Harding.= 10. Oktober 14. Novbr. Fresident Arthur 19. Oktopber 22. Bepr. Amerlea„„ 1. Okteber 1. Dezbr. President Roosevellt. 7. Novbr. 12. Derbr. iPresident Flllimore 21. Novbr. Abfahrt von Bouthampton und Cherbourg 1 Tag s äter Alles Nähere durch untenstehende A 65880 1 Vortellhafte Gelegenheit für Güterbeförderung UNUIEBSTATESTEINES ERLIN WW6G Unter den Linden 1 General- 705 MANNHREIX Hansahäus, D 1, 6/7. Postfach 501 ertretung: Norddentseher Lloxd. Bramen 4. Seile. Nr. 451 Mannheimer General-⸗Anzeiger(Mittag ⸗Ausgabe) Dienskag, den 2. Oktiober 1923 Zur Beſchießung eines Kuderbookes auf dem Nhein dur Franzoſen wird uns noch geſchrieben: Ein Kangsfſcher Poſten 250 der pfälziſchen Rheinſeite auf dem Gelände der Badiſchen ⸗ und Sodafabrik, etwa gegenüber der Einmündung des Neckars in den Rhein ſtand, beſchoß am Sonntag nachmittag meh⸗ rere Ruderboote, darunter auch ein Paddelboot, in dem ſich ein Jerr und eine junge Dame befanden, die zu der auf dem deranſtalteten Kanuregatta fuhren. Auf das Paddelboot wurden drei Schüſſe abgegeben, von denen der eine etwa fünf Meter von dem Boot entfernt ins Waſſer ſchlug. Da die Inſaſſen des Paddelbootes nicht annahmen, daß die Schüſſe ihnen galten, weil ſie ſich auf dem rechten Rheinufer befanden, und der Verkehr auf dem Rhein bei Tage nicht verboten iſt, fuhren ſie weiter. Auf der Rückfahrt nach Beendigung der Regatta wurde dasſelbe Paddel⸗ boot von dem Poſten angerufen, worauf die Inſaſſen der Auffor⸗ derung des Poſtens folgten und auf der linken Rheinſeite anlegten. Nach längeren Verhandlungen, bei denen der franzöſiſche Poſten er⸗ lärte, er ſei berechtigt, jedes Boot anzuhalten und auf des Boot zu ſchie Pen, gab er das Paddelboot frei, nachdem die darauf hingewieſen hatten, daß es ſich um ein Sportboot an Das Jodiakallicht. Jetzt iſt die geeignetſte Zeit, das Zodiakal⸗ licht oder Tierkreislicht zu n kurz dor Sonnenaufgang. Dieſer matte Schimmer, im Eindruck der Milchſtraße vergleichbar, zeigt ſich, ehe noch die Dämmerung er⸗ ſcheint, als ein im Oſtpunkt aufſteigender, gegen Süden geneigter Lichtkegel. Er iſt nur bei reiner Luft ſichtbar. Eine geringe Spur von Nebel macht ſchon die Möglichkeit der Wahrnehmung fraglich. Auch dauert die Erſcheinung nur kurze Zeit. Die den frühen Morgen ankündigende Dämmerung löſcht ihn aus. Jedenfalls leben bei uns viele, die alt geworden ſind, ohne jemäls das Zodiakallicht geſehen zu haben; in ſüdlicheren Kreiſen, z. B. in Aegypten, wird es öfters und klarer ſichtbar, dort überſtrahtt es manchmal ſogar die hellſten Stellen der Milchſtraße. Am Abendhimmel nach Sonnenuntergang, iſt das Zodiakallicht bei uns am beſten im Februar zu ſehen. Ueber die Natur der Erſcheinung und ihre Urſachen beſteht eine ganze Literatur, doch herrſcht darüber durchaus noch keine Klarheit. Ein edles Beiſpiel. Die kommunalpolitiſchen Blätter veröffent⸗ lichen folgende Notiz:„Der Bürgermeiſter der Stadt Demmin (Pommern) erklärte in der Stadtverordnetenſitzung, daß er, um die Not der Stadt zu lindern, auf die Repräſentationsgelder verzichte und darum bitte, ihn zwei Gehaltsſtufen zu⸗ ückzuperſegen. Er hoffe, daß auch andere Beamte ſeinem Bei⸗ ſpiele folgen würden. veranſtaltungen Der„Benz'ſche Männerchor Mannheim“ Dirigent: Hauptlehrer Heinrich Noe, feierte am Samskag und Sonntag im Friedrichsparkſaal ſein 10jähriges Stiftungs⸗ 2 verbunden mit Fahnenweihe, Die ſamstägige Veran⸗ taltung bildete ein Feſtbankett, zu dem außer den zahlreich anweſenden Angehörigen des feſtgebenden Vereins der„Lang ſche Zitherverein Mannheim“, der„Männergeſangverein Heddesheim“, der„Männergeſangverein Germania Wallſtadt“, der„Geſangverein Liederkranz Hagsfeld“, der„Männergeſangverein Mannheim⸗Käfer⸗ tal“, das Doppelquartett der„Liederhalle Mannheim“ und der Waſſerſportverein Vorwärts“ als Gäſte erſchienen waren. Der Friedrichsparkſaal war infolgedeſſen dicht beſetzt. Wie ernſt es der Männerchor mit ſeiner Aufgabe nimmt, ging aus der erfreulichen Höhe ſeines geſanglichen Könnens hervor, die nicht nur in der ſtattlichen Zahl des Chorkörpers und in ihrem prächtigen ſtimmlichen Material ihren Grund hat: es muß vielmehr der eiſerne Fleiß und die Hingebung an den Zweck der Sache durch die Sänger, nicht zuletzt das muſikaliſche Verſtändnis des Dirigenten anerkannt werden, mit dem unter den denkbar ſchwierigſten Verhältniſſen in den ver⸗ floſſenen zehn Jahren das erſtrebte Ziel verfolgt wurde. Einen eingehenden kritiſchen Maßſtab an die Einzelleiſtungen zu legen, erübrigt ſich in Rückſicht internen Charakter des Konzerts. Das Gleiche gilt von den Geſangsvorträgen der Gaſt⸗Vereine; ſie ſtanden gleichfalls auf achtunggebietender Höhe und erhoben ſich weit über den Durchſchnitt des von Landvereinen im allgemeinen Gewohnten. Beſonderen Beifall errang ſich der„Liederkranz Ha gsfeld“ mit ſeinem der Veranſtaltung angepaßten Chor: Stiftungsfeier“ von Abt, bei der auch ſeine ſoliſtiſchen Kräfte in Tenor und Bariton zu reſpektabler Geltung kamen. Das Doppel⸗ quartett der„Liederhalle“ unter Muſikdirektor Gellert's berſönlicher Leitung verſchönte das Feſt mit einigen ſeiner wir⸗ zungsvollen Schlager. Einen Glanzpunkt bildeten die Baritonſolis des Opernſängers Julius Welker vom Darmſtädter Landestheater. Herr Welker iſt ein Mannheimer Kind; er nennt eine machtvolle Baritonſtimme ſein eigen, die er auf eine hohe Stufe geſanglicher Kultur zu bringen verſtand. Der erſte Vorſitzende des Benz' ſchen Männerchors, Herr Georg Kokes, ſah ſich noch in die angenehme Lage verfetzt, ſeinen Dank für zahlreiche Glückwünſche und eine An⸗ zahl ſinniger Geſchenke zum Ausdruck bringen zu dürfen: dem Heſangverein Wallſtadt für eine künſtleriſch ausgeführte Plakette, eine Allegorie des deutſchen Liedes darſtellend; dem Geſangverein Zartenſtadt Mannheim für die neueſte Vertonung des Sonnet'ſchen Schütenliedes; den Vereinsdamen für einen ſilbernen Pokal und eine Mappe mit Muſikalien. Am Sonntag nachmittag vollzog ſich, ebenfalls im Friedrichs⸗ dark, die Fahnenweihe. Der Lang'ſche Zitherverein leitete ſie ein mit dem„Einzug des Königs Wein“ und der Ouvertüre zu „Dichter und Bauer ſowie einer frohſtimmigen Zugabe. Ihnen olgte die„Weihe des Geſanges“, vom feſtgebenden Verein ge⸗ ſungen.—„Vereine alle Menſchen und verſöhne Alles im Wohllaut deiner Töne, alles, was ſich getrennt.“ Dies waren die Grund⸗ gedanken, die der erſte Vorſitzende, Herr Kokes, ſeiner Feſt⸗ nſprache unterlegte, in der er den zehnjährigen Beſtand des Benz'ſchen Männerchors, ſeine Gründung und ſeine Entwicklung Aner rückblickenden Schilderung unterzog. Er gedachte dabei der Nänner, die ſich um den Chor als Gründer und Dirigenten be⸗ onders verdient gemacht. Das Andenken der im Weltkrieg Ge⸗ allenen ehrte der Redner, indem er die Feſtteilnehmer zum Er⸗ deben von den Sitzen aufforderte. Als erfreulichſtes äußeres Zeichen des zehnjährigen Beſtehens ſei die Weihe der Fahne anzu⸗ ſehen, deren Anſchaffung durch die Opferwilligkeit der Mitglieder ind Gönner ermöglicht worden. Ein Kranz von weißgekleideten Ehrenfungfrauen übergab die nach einem Entwurf von Frl. Röſch⸗Mannheim von der Firma Otto Ernſt⸗Heidelberg her⸗ jeſtellte Fahne, der die Damen des Vereins und der„Liederkranz Hagsfeld“ je ein ſchönes geſticktes Band anfügten. Auch das Hogs⸗ elder Band begleitete eine ſchwungvolle poetiſche Anſprache. Die lebergabe begleitete Frl. Chriſtl mit einer poetiſchen Widmung. „Schäfers Sonntagslied“, von dem feſtgebenden Verein mit dem Liederkran! Hagsſeld“ gemeinſam geſungen, bildete den Schluß zer Feier. Abends vereinigte ein„Ball“ die Teilnehmer nochmals im Friedrichspark. 25 Theaternachricht. Generalmuſikdirektor Richard Lert eröff⸗ zet ſeine hieſige Tätigkeit am Mittwoch, den 3. Oktober mit der muſi⸗ dliſchen Leitung der„Meiſterſinger von Rürnberg, Die Hauptpartien ſind mit Anne Geier, 5 Bahling, Mathieu Frank, Alfred Färbach, Philipp Maſſalsky, Hugo Volſin beſetzt. Konzerkverein— Wendling⸗Ouartett. Heute Dienstag wird n der Harmonie der 1. Kammermuſikabend des Konzertvereins ſtatt⸗ inden Das Wendling⸗Quartett wird Werke von Beethoven, Haydn und Hindemith zum Vortrag bringen. 8 Anter des Abendlandes oder Aufgang einer neuen Aul⸗ zur? Der erſte Vortrag der Reihe: Die Miſſion des deut⸗ chen Geiſteslebens in der Gegenwart“ war, ſo wird ns geſchrieben, ſehr gut beſucht. Der Redner, Herr Salewsky⸗ Karlsruhe, verſtand es, in packenden Bildern die Nöte unſerer aus⸗ zinanderfallenden Geiſtes⸗ und Verſtandeskultur vor unſer Bewußt⸗ ſein hinzuſtellen und die Notwendigkeit einer völligen Umgeſtaltung inſerer Kulturgrundlagen darzutun. Es gilt heute, uns von dem nechaniſtiſchen und durchaus materiellen und innerlich unwahren Ziviliſation des Weſtens zu läutern und andererſeits die dekatenten Zedanken und Empfindungsſtrömungen des Oſtens zu überwinden. Richt Rabindranaht Tagore oder gar Keyſerlings Chineſentum könne uns helfen, wir müſſen unſeren Blick hinwenden auf die Blütezeit des deutſchen Geiſteslebens, auf die Zeiten eines Göthe, Schiller, Fichte, Schelling, Hegel, Hölderlin, Novalis, Humbold u. a. und aus dem Geiſteshauch jener Zeit heraus die Wiedergeburt eines freien deutſchen Geiſtesleben anbahnen. Es käme nunmehr alles darauf an, in uns jene ſchöpferiſchen Erkenntniskräfte zu pflegen und zu ent⸗ falten, die den Menſchen allein innerlich frei und ſtark machen und aus denen die großen Deutſchen ihre unſterblichen Werke geſchaffen haben. Nicht myſtiſche oder religiöſe Schwärmereien könnten uns dahin bringen, wohl aber ein mit klarſtem Bewußtſein durchgeführ⸗ tes Einleben in die göttlich geiſtigen Untergründe aller Dinge und Weſen. Und dieſe Art vergeiſtigter und ehrfürchtiger Anſchauung fände beſonders bei Göthe eine klare und ſcharfe Ausprägung. Sie entſpräche daher auch durchaus der deutſchen Eigenart und an die⸗ ſem deutſchen Weſen könnte wirklich einmal die ganze Welt geneſen. Nur durch eine tiefgreifende religiöſe Erneuerung, die beſtrebt iſt, in den der Natur wie im Weſen des Menſchen heilige Kräfte als wirklich und weſenhaft zu erkennen und zu em⸗ pfinden, vermöchte es unſer Volk und die ganze europäiſche Menſch⸗ heit aus dem hereinbrechenden Chaos zu retten und einem hohen Ziele entgegenzuführen. Der Redner machte mit ſeinen Ausfüh⸗ rungen einen ſtarken Eindruck. Die folgenden Vorträge ſollen das nicht nur ſehr intereſſante, ſondern hochwichtige Thema weiter be⸗ handeln. Tagungen X Karlsruhe. 1. Okt. Die Landesverſammlung des Vereins für das Deutſchtum im Ausland, die geſtern hier abge⸗ halten wurde. befaßte ſich eingehend mit der Frage der Wer be⸗ tätigkeit, die zu neuem Leben erweckt werden ſoll. Die beſtehen⸗ den Ortsgruppen ſollen ihre Tätiakeit in vermehrtem Umfana wieder aufnehmen und neue Ortsgruppen ſollen gegründet werden. Es wurde auch der Anſicht Ausdruck gegeben, daß der Verein die breiteren Volksſchichten für ſeine Ziele intereſſieren müſſe: er ſoll ein aroßer Volksverein werden, der über alle parteipolitiſchen und reli⸗ giöſen Klüftungen die intellektuellen und induſtriellen Schichten unſeres Volkes umſchließt. Es ſoll der Verſuch unternommen werden, Geſang⸗, Turn⸗ und Jugendvereine zur Mitarbeit heranzuziehen. An allen Schulen ſollen Schularuppen gebildet werden. Bei den geſchäftlichen Beratungen wurde Profeſſor Maerner, der Vorſitzende der Ortsgruppe Weinheim, zum Landesvorſitzenden gewählt und Weinheim zum Vorort für den Landesverband Baden beſtimmt. Der bisherige um den Verein hochverdiente Landesobmann, Geh. Rat Dr. Groos. wurde einſtimmig zum Ehrenvorſitzenden ernannt. Aus dem Lande cd Schwetzingen, 1. Okt. Großes Werk gedeiht nur durch Einig⸗ keit. Dieſer Spruch hat ſich bei der heutigen Beſichtigung der neuen Turnhalle des Turnvereins 1864 in der hieſigen Marſtallkaſerne be⸗ wahrheitet. Die Turner haben aus eigener Kraft ſich eine ſchöne Turnhalle dadurch geſchaffen, daß ſie in ihrer freien Zeit die baulichen Einrichtungen ſelbſt ausführten. Am geſtrigen Sonntage fand der feierliche Akt der Turnhallenweihe ſtatt. Nach einer kurzen Begrüßungsanſprache des langjährigen Präſidenten, Kaufmann Leo⸗ pold Stratthaus, hielt Architekt Philippv Hartung die Ge⸗ dächtnisrede auf die im Weltkriege 1914/18 gefallenen Vereinsmitglie⸗ der, zu deren Ehren eine Gedenktafel in der neuen Turnhalle ange⸗ bracht wurde. Den Mittelpunkt der Feier bildete die Weiherede de⸗ Kreisvertreters, Realſchuldirektor Weiß, hier. Bei dieſem Anlaß ſprach er allen Turnern, die zur Schaffung der Turnhalle beigetragen haben, den Dank aus. Schließlich wurden den Turnwarten Weckeſſer 1. Quenzer ſowie den Turnratsmitgliedern Phil. Hartung und Stork für beſondere Verdienſte um die Turnſache der Ehrenbrief der Deutſchen Turnerſchaft bezw. Anerkennungsſchreiben behändigt. Zur Verſchönerung der Feier trugen mehrere paſſende Chorlieder des Sängerbundes weſentlich bei. c Schwetzingen, 1. Okt. Die Eheleute Hermann Mändler hier feierten geſtern das Feſt der gaoldenen Hochzeit. Heidelberg, 30. Sept. Auf friſcher Tat geſchnappt wurde ein Einbrecher, als er geſtern nachmittag 6 Uhr in einem Hauſe der Zähringerſtraße während der Abweſenheit einer Wohnungs⸗ inhaberin mit einem Nachſchlüſſel die Glasabſchlußtür öffnete, die verſchloſſene Schlafzimmertür mit Gewalt erbrach und mit mehreren entwendeten Schmuckgegenſtänden aus dem Schlafzimmer heraus⸗ kam und ſich entfernen wollte. In dieſem Augenblick kam die Woh⸗ nungsinhaberin zurück, rief um Hilfe, worauf ein am Hauſe vorbei⸗ fahrender Arzt dem flüchtigen Täter folgte und ihn in Gemeinſchaft mit der Polizei in dem Hofe eines Hauſes feſtnehmen konnte. Der Täter iſt ein entſprungener Strafgefangener und gat zweifellos die Schmuckwarendiebſtähle am 23. September in der Mittelſtraße und am 26. Sept. in der Römerſtraße ausgeführt. Die entwendeten Schmuckſachen konnten; dem Täter abgenommen und der Eigen⸗ tümerin wieder ausgehändigt werden. * Heidelberg, 1. Okt. Eine nachahmenswerte Einrichtung zur Linderung der ungeheuren Not und des Elendes der verſchämten Armen haben aus Anlaß der furchtbaren Tragödie des Dr. Wich⸗ mannſchen Ehepaares eine Gemeinſchaft von Männern ins Leben gerufen, die verſöhnend und ausgleichend wirken und Wohltätigkeit üben wollen. Die Gemeinſchaft hat ſich verpflichtet, durch freiwillige Geld⸗ und Naturalſpenden aus der eigenen Mitte heraus für vorerſt etwa 30, ſpäter bis 50 Perſonen eine Gemein⸗ ſchaftsküche zu ſtiften und zu unterhalten, in der verſchämte, bedürftige Angehörige des Mittelſtandes jeden 2. Tag, gegebenenfalls auch jeden Tag unentgeltlich ein gutes warmes Mittageſſen einnehmen oder, falls ſie aus beſonderen Gefühlen nicht an der Ge⸗ mes Eſſen abholen laſſen können. Auf ſolche Weiſe werden lt. Heidel⸗ berger Tageblatt von einer Gemeinſchaft aus wenigſtens etwa 30—50 Perſonen aus Heidelberg über die ſchlimmſten Nahrungsſorgen des Winters hinweggebracht. ch. Asbach, 1. Okt. Ueber die von uns bereits gemeldete Vei⸗ ſetzung der Leiche eines Dienſtknechtes in einem Sack herrſcht hie 115 Erregung. Man empfindet es als einen Akt furchtbarer Roheit. lſo 17 Jahre pflichttreue Arbeit waren ſcheinbar nicht genug, um dem Toten einen Sarg zu kaufen! Dabei erhielt der Knecht nur Eſſen und Kleider. Warum griff die Gemeinde nicht ein? Iſt der Gemeindebehörde bekannt geweſen, daß der Tote ſo beſtattet werden ſollte? Hoffentlich iſt in dieſer Sache das letzte Wort noch nicht ge⸗ ſprochen, denn ein ſolches Gebahren ſpricht doch jedem Menſchlichkeits⸗ empfinden Hohn. 8 *Graben bei Bruchſal, 2. Oktt. Durch Großfeuer ſind hier vier Scheuern des Bäckers Zimmermann, der Landwirte Sig⸗ mund Meßger, Ludwig Zimmermann und Heil völlig einge⸗ äſchert worden. Große Futtervorräte und viel Holz ſind dem Brand zum Opfer gefallen. Der Viehbeſtand konnte gerettet werden. Man vermutet laut„Burchſ. Zig.“ Brandſtiftung. *Klarlsruhe, 30. Sept. Die techniſche Ausſtellung der Karls⸗ ruher Herbſtwoche wurde am Samstag vormittag durch Ar⸗ beitsminiſter Dr. Engler in der Orangerie eröffnet. Die Ausſtellung iſt vom Landesverband techniſcher Vereine Badens ins Leben ge⸗ rufen und will die neueren Leiſtungen und Erzeugniſſe der Archi⸗ tekten und Ingenieure einem großen vorführen. Der Eintritt iſt unentgeltlich. Ausgeſtellt ſind zwei Entwürfe für die Bebauung des Ettlinger Tores und des Feſthallenplatzes. Das Ar⸗ beitsminiſterium zeigt eine große Zahl von Entwürfen für Klein⸗ wohnungen und Siedelungen. In der Induſtrieausſtellung haben zählreiche der bedeutendſten badiſchen Firmen der verſchiedenſten Ge⸗ biete Zeugnis von ihren hervorragenden Leiſtungen gegeben. 82 vorgeſtern in der Ettlingerſtraße ereignet. Der 80jährige Dreher kob Heck wurde aus eigener Unvorſichtigkeit von einem Straßen⸗ bahnwagen angefahren und zu Boden geſchleudert. Der alte Mann erlitt dadurch ſo ſchwere Kopfverletzungen, daß er ſofort ſt ar b. X Raſtalt. 1. Okt. In dem ehemaligen Hatzſchen Tiergarten iſt am Samstag Feuer ausgebrochen, das die dort untergebrachten Kleintierſtälle einäſcherte und in den vorhandenen Heu⸗ und Stroh⸗ reiche Nahrung fand. Ein Teil des Kleintierſtandes iſt mit⸗ verbrannt. 5 rr. Baden-⸗Baden, 30. Sept. Die hieſige Bewegung der Ar⸗ beiterſchaft und der Arbeitsloſen wegem der Teuerung iſt nunmehr in friedliche Bahnen gelenkt worden. Die radikalen Elemente unter Führung der Kommuniſten hatten zwar nach einem Demonſtrations⸗ umzug den Generalſtreik angekündigt, der aber dann in einer Ver⸗ ſammlung auf acht Tage verſchobem wurde. Inzwiſchen hatten die die Arbeiterſchaft in ihrer übergroßen Mehrheit, ſodaß von einem Generalſtreik überhaupt nicht mehr geſprochen wird. Auf dem Rat⸗ meinſchaftstafel ſelbſt eſſen wollen, eine entſprechende Portion war⸗ *Karlsruhe, 30. Sept. Ein tödlicher Unglücksfalt hatd Führer der Gewerkſchaften eingegriffen und ihren Weiſungen folgte Ge⸗ hauſe wurde unter dem Vorſitz des Bürgermeiſters Elfner eine Beſprechung abgehalten, in der es zu einer Vereinbarung dahin⸗ gehend kam, daß die Arbeitgeber erklärten, daß ſie grundſätzlich die Gewährung einer Wirtſchaftsbeihilfe für berechtigt halten und zwar unter Berückſichtigung der Leiſtungsfähigkeit der einzelnen Branchen. Von den Vertretern der Arbeitnehmer wurde dann er⸗ klärt, daß ſie mit einer ſolchen Regelung die Forderung einer Wirt⸗ ſchaftsbeihilef für erledigt betrachten. Dieſe Löſung darf als eine befriedigende bezeichnet werden und ſie hat weſentlich zur Be⸗ ruhigung der Gemüter beigetragen. X Freiburg. 1. Okt. Wie der Polizeibericht meldet, ſind wegen Aufruhrs hier weitere ſechs Perſonen verhaftet worden.— Nach einer Statiſtik ſind hier 30 000 Hunde zur Hundeſteuer angemeldet worden, eine recht bedeutende Zahl, wenn man in Be⸗ tracht zieht, daß Freiburg nicht ganz 90 000 Einwohner zählt. Als die Hundeſteuer vor einigen Monaten bedeutend in die Höhe geſchraubt wurde(ſie iſt nach Anſicht ſehr vieler noch lange nicht hoch genug). er⸗ klärten die Hundebeſitzer, die neue Hundeſteuer ſei unerſchwinglich. Das ſcheint aber doch nicht der Fall zu ſein. Kommunale Chronik c Schwetzingen, 2. Okt. Das Miniſterium des Innern hat Herrn Bürodirektor Hans Götz von Mannheim zum kommiſſariſchen Bürgermeiſter der Stadt Schwetzingen auf die Dauer von zwei Jahren ernannt. Er iſt angewieſen, den Dienſt baldmöglichſt anzu⸗ treten. Oftersheim, 1. Okt. Für die ausgeſchriebene Berufs⸗ bürgemeiſterſtelle ſind 9 Bewerbungen eingekommen. Gerichts zeitung Jabrikank Dr. Raſchig⸗udwigshafen zu 5 Jahren Gefängnis von den Franzoſen verurkeilt Landau, 1. Okt. Das franzöſiſche Kriegsgericht in Landau ver⸗ handelte heute gegen den Beſitzer der chenmiſchen Fabrik Dr. Raſchig von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde verantwortlich ge⸗ Dr. Raſchig, in contumatiam. Nach der Verdrängung der pfäl⸗ ziſchen Eiſenbahner aus dem pfälziſchen Bahnnetz waren zwer Rangiermaſchinen im Fabrikgelände der Fabrik von Dr. Raſchig in Ludwigshafen ſtehen geblieben. Dafür wurde Dr Raſcha von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde verantwortlich ge⸗ macht. Das franzöſiſche Kriegsgericht erblickte darin den Tatbeſtand der Hehlerei und verurteilte Dr. Raſchig zu fünf Jahren Ge⸗ fängnis und zu einer Geldſtrafe. Dr. Raſchig iſt auch als Politiker ſehr bekannt;: er war Mtglied der Nationalverſammlung und iſt Vorſitzender der Demokratiſchen Partei der Pfalz. * 5 Todesurkeil im Berliner Gattenmordprozeß. Nach zweitägiger Dauer hat das Schwurgericht Berlin den Prozeß gegen den Gattenmörder Paul Rackow beendet. Die den Geſchworenen vor⸗ gelegten Schuldfragen lauteten auf Mord, Totſchlag und Diebſtahl. Staatsanwaltſchaftsrat Dr. Parrifius führte aus, daß die Hauptver⸗ handlung ein volles Bild über die Vorbereitung und Durchführung der Bluttat und über die Beweisgründe gebracht habe. Der Ange⸗ klagte ſei als roher u. gewalttätiger Menſch bekannt u. gefürchtet. Die Angaben des Angeklagten ſeien von Anfang bis zu Ende erfunden geweſen. Nach den Plaidoyers der Verteidiger zogen ſich die Ge⸗ ſchworenen zurück und ſprachen nach längerer Beratung den Ange⸗ klagten Rackow ſchuldig des Mordes und des Diebſtahls. Das Schwurgericht verurteilte den Angeklagten wegen Mordes und Dieb⸗ ſtahls zum Tode und zu neun Monaten Gefängnis, u⸗ ter Anrechnung von zwei Monaten Unterſuchungshaft. Außerdem wurden Rackow die bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre aber⸗ kannt. Der Angeklagte nahm das Urteil ruhig auf und ließ ſich auch ohne Widerſtreben in die Haft abführen. Sportliche Rundſchau Fioußball FJ. B. 98 Seckenheim— T. B. 1846 Mannheim:2(:1 In neuer Aufſtellung trat T. V. zum fälligen Kreispokal⸗ ſpiel dem gefürchteten Gegner gegenüber. Mannheim hatte das Spiel faſt vollſtändig in der Hand und konnte es:0 für ſich ent⸗ ſcheiden. In der letzten Minute ſpielte Seckenheim ſeinen gewohn; ten Fußball, doch konnte die Gefahr mit viel Geſchick abgewehrt werden. Der Schiedsrichter, ein Herr aus Frankfurt leitete korrekt. 2. Mannſchaften:5 nach überlegenem Spiel zu Gunſten des Platzinhabers. Nallmannſchaft 46— T. V. Lampertheim II. Nach forſchem Spiel ging 46 aus dem Kampfe mit:0(:0) als Sieger hervor. Handball T. B. v. 1846 Mannheim— T. u. Sp. B. Fechenheim Die 1. Handballmannſchaft hatte zum Rückſpiel die 1. Mannſchaft von Turn⸗ und Sportgemeinde Fechenheim zu Gaſt. Die Mannhei⸗ mer Turner konnten nach hartem Kampfe als Sieger hervorgehen. Die Fechenheimer verfügen über ſehr autes Spielermaterial. Ganz beſonders ſei die aut arbeitende Hintermannſchaft erwähnt. Das Er⸗ gebnis:2 für T. V. Mannheim entſpricht dem Spielverlauf. Die 1. Jugend⸗Mannſchaft v. T. V. 46 ſpielte ebenfalls gegen Fechen⸗ heimer Jugend⸗Mannſchaft. Sie gewann mit 621. Abends fand in der Turnhalle die Gründungsfeier der Handballabteilung ſtatt. Man konnte mit großer Genugtuung das Intereſſe für das Handballſpiel feſtſtellen. Nach den Ausführungen des Vorſitzenden ſoll auch für Damen das Handballſpiel aufgenom⸗ Wiee mde Lene dat m nächſten Tage trat eine Fechenheimer Mannſchaft gegen die ſpielſtarke Ziegelbäuſer Mannſchaft an. Die Fechenheimer gewannen mit:4. die Jugend ſpielte unentſchieden 00. Allgemeines 3 Jaadhundprüfung. Der Süddeutſche Jaadhund⸗Klub„Kurz⸗ haar“ hielt am 29. und 30. September äuf den Revieren der Herren Karl Seidler und Dr. Kahn in Neuoſtheim ſeine Herbſtzuchtſuche ab. Gemeldet waren 14 Hunde. Er erhielt: I. Preis und Ehrenpreis: zBlitz von Schwetzingen“(Beſitzer und Führer B. Ihm fun.), Ila Preis:„Feldmann von Neckarau“(Beſitzer und Führer Valentin Schuhmacher) Ilb Preis: Poſtſekretär Kraft), Ile Preis:„Waſtl von Berghauſen“(Beſitzer und Führer Ferdinand Nies), Ilfa Preis:„Wesne von Berghauſen“(Be⸗ ſitzer Großkaufmann P. Seeſt, Führer Jagdaufſeher Henrich), Illb Preis und Ehrenpreis für den ſchärfſten Hund der Suche„Kerxes von Se(Beſitzer Bankdirektor Holdermann, Führer Arthur umpf!). Neues aus aller Welt —, Sämtliche Kinotheater von Wien ſind ſeit ein paar Tagen ge⸗ ſchlofſe n; es ſind im Ganzen über 150. Der Schluß iſt auf Lohn⸗ ltreitigkeiten zurückzuführen. Das Vorführungsperſonal forderte eine Arbeikszeit von 30 Stunden und dabei ſo große Lohnerhöhung, daß das Eintrittsgeld hätte verdoppelt werden müſſen. Aehnliche Forde⸗ rungen ſtellte das andere Perſonal. So verlangten die Türſchließer ie Bezahlung für eine volle Ueberſtunde, wenn ihre Tätigkeit auch nur eine Minute länger als zehn oder elf Uhr dauern ſollte. Darauf haben die Kinobeſitzer ihre Anſtalten geſchloſſen und das Perſonal ausgeſperrt. Infolgedeſſen ſind ſeit Tagen ſämtliche Theater von Wien überfüllt, da das Vergnügungspublikum die gewohnten Unterhal⸗ tungsſtätten geſchloſſen findet. —Clektrizität als Waldbrandurſache. Ueber die ſelbſttätige Ent⸗ ſtehung der Waldbrände hat die Wiſſenſchaft ſeit langem Beobachtun⸗ gen angeſtellt, ohne zu einem endgültigen Reſultat gelangen zu können. Nun gibt Chapel(Frankreich) auf Grund genauer Feſt⸗ ſtellungen die Luftelektrizität als Urſache der Wald⸗ brände an. Nach ſeinen Forſchungen tritt„die Luftelektrizität nicht nur als elementare Krafkäußerung in Form des Blitzes in Er⸗ ſondern kann zwiſchen entfernt voneinander ſtehenden Ge⸗ Seine Theorie ſtützt Chapel auf n, denen zufolge z. B. nach Gewittern in der gend von Paris am nächſten Tage in den Waldungen von Graville ſcheinung, wittern auch als Funken zünden. langjährige Beobachtungen, und in den Forſten der Champagne mit einer gewiſſen Regelmäßtgkeit Waldbrände ausbrachen. gewiſſ gelmäßig „Adda von Coran“(Beſitzer und Führer ! ſ———9d⸗ũrÜ—s e ——ä geldlosen Verkehr und „Dienstag. den 2. Okfober 1923 Nr. 451 Gegen die Maßnahmen des Bankgewerbes Nachdem wir in No. 440 vom 25. v. M. die neucn Maß- nahmen des Mannheim-Ludwigshafener Bankgewerbes in eingehender Weise dargelegt haben, sind utis von verschie- denen Seiten Stimmen zu Ohren gekommen, die sich in scharker Weise über diese neuen Bedingungen äußern. Man leilt uns mit, daß in Hamburg und in Berlin der Einzel- handel gegen die Bankbedingungen Front gemacht hat, Wo- bei namentlich in Hamburg in kurzer Zeit ein Erfolg erzielt Wurde. Auch in Stuttgart hat der Handel begonnen sich zur Wehr zu setzen. Wie von dort berichtet wird, hatten der Verband des Einzelhandels Groß-Stutt⸗ gart und die Arbeitsgemeinschaft des würt⸗ kembergischen Einzelhandels auf letzten Frei- tag eine ao. Mitglieder- Versammlung nach Stuttgart ein- berufen, zu der sich Vertreter des Einzelhandels aus ganz. W ürttemberg einfanden. Auch wohnten der Versiamlung Vertreter des Arbeitsministeriums, des Polizei- präsidiums, der Handelskammer, der Hand- werkskammer, des Verbandes wWürkt. In du- strieller, des Zentralverbandes des deut⸗ schen Grohandels, der Gewerbevereine und der freien Berufe und der Verbraucher bei. Nach der Be- grüßung durch den Vorsitzenden beleuchtete der Syndikus des Verbandes, Rechtsanwalt Dr. Kahn, die Stellungnahme des Einzelhandels zu den neuen Maßnahmen der Banken. Die Forderungen sind kurz dahin zusammenzufassen: 1. Der Einzelhandel wendet sich gegen den jetzt üblichen Banken- schluß. Er fordert die Schalteröffnung von 10 bis 1 Uhr an sämtlichen Werktagen und von 3 bis 4 Uhr vom Montag bis Freitag. 2. Die Lerweigerung der Annahme von [Scheceks unter 200 Millionen 4 wird als ungerechtfertigt empfunden. Der Verband sieht einen Mindestbetrag von 100 Millionen als ausreichend an. 3. Die Gutschrifts- anzeigen sollen innerhalb von drei Tagen erstattet sein. 4. Die Banken fordern ab 1. Oktober für ein Scheck-⸗ formular 4 Millionen. Der Verband hält nur die at- sächlichen Auslagen für angemessen. 5. Die Gutschrift von Schecks auf Stuttgart soll am gleichen Tage, auf die übrigen Plätze Württembergs innerhalb von fünf Tagen und auf alle sonstigen Plätze innerhalb von acht Tagen er- kolgen. 6. Die Belastung mit 6 Prozent täglich bei Ueber- ziehungen oder bei Kontoverfügungen vor der Gutschrift von Schecks wird als außerordentlich hoch angesehen, be⸗ sonders im Vergleiche zum Reichsbankdiskont von 90 pCt. jährlich, zu welchen Bedingungen die Banken eld erhalten. Die Banken sollen die Dfskontierung von Schecks wieder aufnehmen. Als Diskont wäre der doppelte Reichsbankdiskontsatz angemessen, 8. Ohne An- kündigung sollten Barauszahlungen bis zu 20 Milliar- den vorgenommen werden können. 9. Als ungerechtfertigt FEroß wird der Unterschied zwischen den 801I- und Haben-Zinsen angesehen, zumal die Banken dem Kreditnehmer doch das Geld der Einleger geben, für das sie nur 30 Prozent jährlich zahlen. 10. Der Einzelhandel wendet sich gegen die Ablehnung jeder Haftung durch die Banken. So weit die wesentlichen Forderungen des Einzel- handels. Sie fanden nicht nur von den Mitgliedern der ein- rukenden Verbände, sondern auch bei den Vertretern des Großhandels, der Industrie, des Handwerks und auch bei den vertretenen Behörden und Organisationen vollen Wider- hall. Nachdem von einer Reihe von Mitgliedern zahlreiche Einzelfälle zum Vortrag gebracht Waren, kam einstimmig kolgende Entschließung der beteiligten Kreise zur Annahme: „Die ohne jede vorherige Fühlungnahme mif den beiei- Üigten Wirtschaftskreisen in Kraft gesetzten diktatorischen Malinahmen der Banken unterbinden die notwendigsten, dem praktischen Leben dienenden Funktionen des Geldverkehrs, zu dessen Pflege die Banken in erster Linie berufen. Sind. Die Höhe der geforderten Gebührensätze und Linssätze bringt die Gefahr einer Verdoppelung der Preise und damit eine ungeheure Schädigung der Kllgemeinheit und wWeitere Erschwerung der innerpolifischen Lage. Sie ent- zieht den Erwerbskreisen das heute mehr denn je erforder- liche Betriebskapital und lähmt damit das gesamte Wirt⸗ schaftsleben. Durch die verspätete Gutschrift der Schecks und deren ungeheure Belastung mit Zinsen und Spesen macht sie dieses im geschäftlichen Verkehr un- entbehrliche Zahlungsmittel wertlos, unterbindet den bar- zwingt das Erwerhsleben aufs neue, zu den risikovollen und die Inflation vermehrenden Mitteln les Barverkehrs. Sie tragen damit unmittelbar zur Weiteren Entwertung der Mark mit all ihren wirtschaftszerrüttenden Folgen bei. Durch die einseitige Ablehnung ſeder Haftung wird das Vertrauen in die Sicherheit des Bankverkehrs untergraben. Die Versammlung beauftragt im Interesse der Aufrecht- erhaltung des wirtschaftlichen Friedens eine Kommission, bestehend aus je zwel Vertretern von Industrie, Großhandel, Einzelkandel und Handwerk, unverzüglich mit den beiden Bankenvereinigungen sich in Verbindung zu setzen, um eine dem Geschäftsleben und den beiderseitigen Interessen Rech- nung tragende Lösung schnellstens herbeizuführen. Für den Fall des Scheiterns dieser Verhandlungen sind gemein- same, sehr tiefgreifende Maßnahmen aller beteiligten Kreise beschlossen.“ Hendelsblaff des NMennheimer Maunheimer General-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) Devisenbanken und Abwieklungsfrist Aufgrund des 8 24 der Durchführungsbestimmungen zur Verordnung des Heichspräsidenten über die Devisenerfas- sung vom 7. September 1923 wird verordnet: 1. Der Absalz 3 der Verordnung über die Devisenbanken vom 11. 9. erhält kolgende Fassung: Devlsenbanken im Sinne der Devisengesetzgebung sind Banken, Bankiers oder deren Zweiganstalten, soweit sie Mitglieder der an ihrem Sitz be⸗ findlichen Abrechnungsstelle der Reichsbank sind und auch vor dem 12. September 1923 nach 8 1 Absatz 1 der Valuta- sbekulationsverordnung vom 8. lai 1923 Devisenbanken Waren. 2. Die in Absatz 4 der Verordnung über die Devisenbanken vom 11. September 1923 gésetzte AUWIiCRk- Jungsfrist wird bis zum 13. Oktober 1923 verlängert kür diejenigen Banken und Bankiers, die nach der Verord- nung vom 11. September nicht mehr Devisenbanken sind, aber einen Antrag auf weitere Zulassung als Devisenbank bei der zuständigen Landesbehörde oder der von dieser bestimmten Stelle gestellt haben. Der Kommissar für die Devisenerfassung: gez. Fellinger. * Neue Erhöhung des Goldzollaufgeldes.&b 3. bis 5. Oktober einschlieblich beträgt das Goldzollaufgeld 3 599 999 900 vom Hundert. Eine Goldzollmark ist gleich 36 Millionen Papiermark.(Zuletzt stellte sich der Satz vom 29. September bis 2. Oktober auf 3 189 999 900 vom Hundert.) * Umrechnungssatz für die Abgabe der landwirtschaft- lichen, forstwirtschaftlichen und gärtnerischen Betriebe. Die Landabgabe befrägt ab 3. bis 5. Oktober einschliehlich 36 Millionen für je eine Goldmark, * Bayerische Getreidekreditbank.-., München. Die A0,.-V. am 1. Oktober beschloß Erhöhung des Grundkapitals um 2 auf 3,01 Milliarden durch Aus- gabe von 200 Stück Inbaberaktien zu je 10 000„ zur Hälfte dividendenberechtigt für das letzte Geschäftsjahr. Die neuen Aktien übernimmt ein Konsortium zu 1500 000 Prozent mit der Verpklichtung, sie bestmöglichst zu verwerten. Das Stimmrecht der Vorzugsaktien wurde auf das 60 fache er- höhl. Neu in den Aufsichtsrat wurde gewählt Direktor Drausnick(Bayerische Notenbank) und Staätssekretär 3. D. Hagedorn von der Getreidekreditgesellschaft in Berlin. Mitropa, Mitteleuropäische Schlafwagen- und Speise- wagen-.-G. Die o..-V. genehmigte den Abschluß für 1922. Nach Abzug von 12 832999„ kür Abschreibungen beträgt der Reingewinn 74 455 618 l. Dem geselzlichen Reserve- konds werden 3 722 780 und einem Unterstützungsfonds 40 000 000 ½ zugekührt. Die mit 25 Prozent erklärte Divi- dende im Betrage von 13 750 000„ wurde von den Aktio- nären dem Unterstätzungsfonds zugewiesen; zu dem gleichen Zwecke hat der Aufsichtsrat seine Tantieme in Höhe von 1222 222 zur Verfügung gestellt. Anstelle von Dr. Wil- helm Cuno wWurde Arndt von Holtzendorff, Direktor der Hamburg-Amerika-Linie und anstelle von Monro Cuthbert- son Dr. Felix Somary in Zürich in den Aufsichtsrat ge- Wählt. Die.-V. beschloß gleichzeitig, die Erhöhung des Aktienkapitals von 8 000 000 Vorzugsaktien und 80 000 000% Stammaktien auf 48 000 000% Vorzugs- aktien und 480 000 000% Stammaktien, sowie ferner die Schaffung von 528 000 000 Genußscheinen. Auf die alten Aktien Werden je eine neue Aktie von 5000„ und ein Genußschein von 5000 ½ zu einem von der Verwaltung zu bestimmenden Preise zum Bezug angeboten. Die restlichen 88 000 000 Genubscheine sollen im Interesse der Gesell- schaft verwertet werden. Die neuen Aktien werden wie die alten auf Namen gestellt ung bleiben wie diese im Syndikat gebunden; dagegen lauten die mit den gleichen materiellen aeR Wie die Aktien auszustattenden Genußscheine auf Inhaber. Böörsenberichte Mannheimer Effektenbörse * Mannhelim, 1. Oktbr. Der heutige Börsenverkehr ge- sktaltete sich wieder sehr kest und äubherst lebhaft. In Anilin fanden Umsätze statt zu den Kursen von 475 und zu 1400 und in Rhenania zu 930, Oelfabriken zu 450 begehrt, ebenso Westeregeln zu 1,8 Milliarden, Ferner war Geschäkt in Seilindustrie zu 230, in Benz zu 250, in Dampfkesselfabrik Rodberg zu 100, Gebr. Fahr zu 430, Waggonfabrik Fuchs zu 160, Karlsruher Maschinenfabrik zu 275, Knorr zu 270, Braun Konserven zu 120, rat., Mannheimer Gummi zu 75, Badenia zu 150, Neckarsulmer zu 250, Pfälz. Mühlenwerke zu 150, Cemeniwerke Heidelberg zu 700, Rhein-Elektra zu 140, Salzwerk Heilbronn zu 6,5 Milliargen, Freiburger Ziegelwerke zu 180, Wayss u. Freytag zu 375, rat., Zellstoff- fabrik Waldhof zu 545, Zuckerfabrik Frankenthal zu 620 und Zuckerfabrik Waghäusel zu 500. Erheblich höher notier- len auch Versicherungsaktien: Frankona 700., Krankfurter Allgemeine 700., Continentale 300., Mannheimer Ver- sicherung 500 G, Badische Assekuranz 300 G. und Ober- rheinische 300 Geld. Devisenmark! Die Lage am Devisenmarlet Du äuch am heutigen Morgen irgendwelche besseren Nachrickten über das Verhalten Frankreichs in der Ruhr- krage oder über die innerpolitischen Verhältnisse noch picht vorlagen, hat sich die Festigkeit, die schon gestern Nach- mittag den Devisenverkehr auszeichnete, Weiterhin erhalten. Man nannte im Frühverkehr folgende Kurse: New Vork 360, Genera Anzeiger Paris 22, Brüssel je Ein- London 1650, Holland 143, Schwelz 64.5, 18,5, Italien 16,5 und Prag 11(alles in Millionen heit). In den Kreisen des Devisenhandels ist man der Auf⸗ kassung, daß eine einzige günstiger lautende politische Nachricht hinreichen würde, um die Tendenz erheblich ab- zuschwächen. New Vorke, 1. Oktir(WS) Devlsen. 29 1.. 25. 1. Frankreloh.25.90 Sohwelz 17.85 1220 Spanlen 13.68 13.45 Belglen.23.,10 Englane.55.54] ſteſſen.57.8 „ New Vork, 1. Okt. Kurs der Reichsmark bei Börsen⸗ schluß 0,000,00038 Gents Geld, 0,000,00039 Cents Brief. Dies entspricht einem Kurs von 26g,158 Mill. bzw. 256,410 Mill.% kür den Dollar(200,000 Mill. bzw. 492,307 Mill.%). Waren und Märkte Metalle.(Bericht der Deutschen Metallhandel-.) Berlin-Oberschöneweide, 28. Septbr. Nach der Starken Abschwächung, die bei Abfassung unseres letzten Berichtes erfolgt war, setzte der Verkehr am deutschen Metallmarkt in der heute schließenden Berichtswoche zu-⸗ nächst wieder wesentlich höher ein. Die Festigkeit War⸗ jedoch nur von sehr kurzer Pauer, und die Fendenz blieb im Verlaufe der ganzen Woche Weiter stark schwankend. Nachdem sich am Geldmark jedech wieder eine größere Flüssigkeit gellend macht, wodurch die Devisenkurse wieder nach oben gelrieben werden, ist die Stimmung auch kür Melalle wieder erheblich freundlicher geworden. Trotz der vorerwähnten starken Schwankungen sind die heutigen Preise wieder bedeutend höher als die Nolierungen am Ende der Vorwoche. Selange nicht ein entschiedener Wechsel in unserer Geldpolitik eintritt, ist ein wirklieh an⸗ haltender Tendenz-Umschwung aueh am deutschen Metall⸗ markt kaum zu erwarten. Die Umsätze sowohl in Neu⸗ metallen, wie in Altmetallen sind weiterhin nur sehr gering. Der Konsum kauft nach wie vor nur den allernotwe digsten Bedarf, s0 daß bei der Schwierigkeit der ſeweils festzu⸗ etzenden Zahlungsbedingungen der kleine Geschäftsumfang nur ganz natürlich wWird. Der Londoner Metallmarkt War besonders für Kupfer und Zinn weiter fest und Konnten diese beiden Metalle ihre Nolierungen wWesentlich verbessern, für Zink und Blei herrscht ebenfalls gute Nachfrage, die Preise sind jedoch hierfür unverändert geblieben. Kupfer, prompt 6274. 3 Monate 6394.str.; Zinn, prompt 19876, 3 Monate 198% Lstr.; Blei, nahe Sichten 26½, entfernte Sichten 25% Lstr.; Zink, nahe Sichten 33%, entfernte Sich⸗ ten 32% Lsstr. Berliner Metallbörse vom 1. Okktbr. Prelae in 1000 Mark für 1 Kg. 28. 1. Alumlnlum. 1. Elektrolytkupfer—— in Barren—.——.— Raffinadekupfer 84.58000 95.100000 Zinn, ausfänd. 183.188000 339-335000 Blei 28.30000 43.46000] Huttenzinn 177. 1800⁰ 320.325909 Roheink(Vb.-Pr.)—.——.— Nioxel 100-1050009 185⸗19500 40.(fr. Verk.) 33.35000 34.58000 Antimon, 2325000 41-43000 Plattenzink 23.25000 38.40000 Siwer für 1 Ar. 370-3800 600-62000 Aluminium 100.105 185⸗190] Flatin p. Ar. 475000— London, 1. Oktbr.(W6) Metallmarkt,(in Lst. f d. engl. t.. 1016 Kg. 20. 18 bestseledt, 65.50 65.50 Blel 25.50 25,45 Kupferkass 62.25 62.25 Mfokel 135.— 135.— ink 32.45 25705 do. 3 Monat 2 65 65.75 Zinn kassa 159.15 202.85 Aueoksllber.25.80 do. Elektrof 68.75 66.78 do. 3 Wonat 198.65 202.— fegulus 3% 34%8 Amerikanischer Funkdienst New Lork, 1. Okthr. CWS) Funkdienst.(Nachdruck verboten). 12.50 12.50 2.— Zuf. zus. 34000 122000 stand wt Kaffe looo 10.87 10.87] SElektrolyt 13.50 13.50 Ored. Bal..78 275 Deremb. 639.84] Zinn loke 41.62 42.37 Zuoker centrt.78.78 MArz.88.43 Blel.97.97 ferpentin 101.— 101.— Mai.61.53 ink.37.32 Savannah 35.— 98.50 Iuſi.44 786 Eisen 25.10 25.— f. Orl Baum 238.50 29.50 Septtübr.—.—.35 Weſsbleoh.62 5,62 Weſzen rot 119.25 120.75 Gaumw. io% 29.40 29.50 Sohmafzwt 13.20 13 30 Hart loko 120.75 122.16 Septemb.—.——.— Ial.75.75 Nals loko 107.25 108.— Okfober 29.62 28.78 Baumwsatöl 12.— 11.75 Mehl niedr. Fr.25.25 November 28.32 28.398 Dezemder 11.45 10.42 nöchst Pr,.75.75 Dezemder 28 30 28.37Petrol, dases 15.40 15.4] gelrufr. Engl. /— 2. lanuar 27.98 27.94 tanks.50.50 Kontinent 17.— 11.— Chiengo, 1. Okthr. CW.s) Funkdlensi,(Machüruck verboten) 29. WelzrenDez. 105.43 106.43 Roggen Mal—.— 73.75 Sohwelne 177 al—.— 110.75 Sohmalz Okt. 12.— 12.10 leloht niedr..40.45 Mals Dez. 71.65 74.28„ dez.—.— 11.87 nöohst..40.75 „ Rai—.— 73.— FPork—.—.— Schw. nledr.75.5¹ Hator Der. 42.48 43.50 Rlppen Okt..50.50 nöohst. 38.80.35 „ Ral—.— 45.50 deck niedr..)2.15Zut. hloago 8000 42000 mohgen Dez 69.50 20.25 böohst..25.25 Westen 30000 12300 — Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Oktober Nhein⸗Pegel28 27. 28 28. 10 2 Meckar⸗ Pegel 26 27. 28. 29.] 1.. 2. Schuſterinſel⸗).40 fl.37.28.22.11.0 Mannbeim.75.78.68..57.482.39 Sehl f48 20.0 2 4 id Heiterenn Maxau„„„ 402.97.63.803.70.66 Mannbeim.280.83.87 262 52 Kaubz Köln„ 0 Mannheimer Wetterbericht v. 2. Okt. morgens 7 Ahr Barometer: 758,2 mm. Thermometer: 15,6 C. Niedrigſte Temperolue nachts: 15,550. Höchſte Temperatur geſtern: 22,5 C. Miederſchlag: 0,0 Liter auf den am. Bewölkt. Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckeret General⸗Anzeiger, G. en. b.., Mannheim, E 6. 2. J Direktion: Ferdinand Heyme.— fredakteur: Kurt Jiſcher. Verantwortlich für den politiſchen und volkswirtſchaftlichen Teil: Kurt Fiſcher; für das Feuilleton: Dr. Fritz Hammes für Kommunalpolitik und Lokdles: Richard Schönfelder; für Sport und Neues aus aller Welt: Willy Müller; für Handelsnachrichten, Aus dem Lande, Nachbargebiete, Gericht n. tkommt.“ Die hier ſkizzierten Hoffnungen und Mutmaßungen der City⸗ kreiſe haben durchaus einen„langen Atem“. Die nächſden Wochen, den Vorbereitungen einer interalliierten Konferenz gewidmet, wer⸗ den für Deutſchland, das an der Schwelle einer finanziellen und wirtſchaftlichen Neuordnung der Verhältniſſe ſteht, von großer Be⸗ deutung ſein. Man gibt hier offen zu, daß die deutſche Regierung vor einer gewaltigen Aufgabe ſteht, die nur dann gelingen, kann, wenn alle ſtaatserhaltenden Parteien daran mitwirken. „Deutſchland wird faſt ein Wunder vollbringen müſſen, wenn es über die Gefalren, die ſich ſeiner Einheit entgegenſtellen hinweg⸗ So ſchreibt der mit Recht geſchätzte Spender in„Weſt⸗ minſter Gazette“, und die meiſten Publiziſten wiederholen den in⸗ ren zur Rede Baldwins Die Rede Stanley Baldwins vor der Reichskonferenz wird on den meiſten Pariſer Blättern, die ſie beſprechen, mit vor⸗ fichtiger Symnathie aufgenommen. Nach dem„Petit Pari⸗ n. zeichnet ſich die Erklärung durch Mäßigung im Ton und durch mismus aus. Für das„Petit Journal“ liegt die bedeutendſte darin, daß die engliſche Regierung ſich jetzt nicht mehr für be Politik einzig und allein auf die öffentliche Meinung Groß⸗ britanniens ſtützen kann. Die Intereſſen der Metropole ſeien zu eng derknüpft mit den Intexeſſeen der Dominions, daß ſie es ſich ver⸗ gen können, ſie zu Rate zu ziehen, bevor ſie eine wichkige Ent⸗ ung hinſichtlich der franzöſiſchen Politik treffe. Auch„Echo de Paris“ findet die Erklärungen Baldwins ermu⸗ tyend. Baldwin hebe keineswegs verheimlicht, daß er immer F⸗ Einbruch in das Ruhrgebiet bedauere und daß die Kabi⸗ ven Londen und Paris weit! davon entfernt ſeien, die gleiche zu Aber er habe die Meinungsvrſchiedenheiten Tatſache von 1921 durchgeführt werden kann. Allerdings wird die in den beſetzten Gebieten zur Zeit noch beſtehende außerordentlich hohe Teuerung, die ſich bei der langandauernden Maſſenerwerbsloſigkeit fühlbar macht, nicht fallen. Während des Oktober wird ein ſtaffelweiſer Abbau der Unterſtützunasſätze durchgeführt, ſodaß Ende Oktober die auch für das unbeſetzte Gebiet geltenden Unterſtützungsſätze erreicht ſein werden. Die Frage der verhandlungen mit Frankreich Der„Petit Pariſien“ ſchreibt offenbar beeinflußt, keine neue Bedeutung habe die Lage geändert, ſeit die deutſche Regierung bekanntgegeben habe, daß ſie die Wiederaufnahme eines Teiles der Reparationslieferungen billige. Staatsſekretär von Maltzahn habe zwar beim franzöſiſchen Botſchafter in Berlin einen Schritt unternommen, um den Wunſch auszuſprechen, die Verhandlungen mit Frankreich wieder aufzunehmen. Wir haben tatſächlich geſagt, ſchreibt das Blatt, daß die vollkommene Aufhebung des paſſiven Widerſtandes ſeitens der deutſchen Regierung verfügt worden iſt, trotzdemgenügt eine einfache Beſtätigung dieſer Art nicht, um die Zweifel zu zer⸗ ſtreuen und die Lücken auszufüllen, die die deutſchen Entſcheidungen der letzten Wochen uns noch aufweiſen. Poincare habe ja geſtern erklärt, wenn man genau hinſähe, er⸗ um die Verordnung über den Widerſtand zurückzuziehen, noch Lük⸗ ken hinſichtlich wichtiger Regelungen auf. Unter dieſen Umſtän⸗ den habe die deutſche Regierung ein einfaches Mittel in der Hand. um zu beweiſen, daß Maltzahn wahr geſprochen habe, die Aufhebung der Dekrete des Kabinetts Cunos zu vervollſtändigen und darüber zu wachen, daß dieſe Aufhebung noch einen Erfolg erziele. Sobald dieſe Abſicht zu Handlungen und Taten geführt hätte, würden Ver⸗ andlüngen möglich. Bis dahin würde rankreich d ſchränken, abzuworten, bis die Arbeit 5 Sahe dier mden aufgenommen ſei 15 wieſen die Formeln, deren ſich das deutſche Kabinett bedient habe, den übrigen redaktionellen Teile Franz Kircher; für Anzeigen: Karl Hügel. die erſte Etapf zu erhalten.„Die Revanche im Oſten ſoll tappe ſein ſo ſchreibt das Blatt, Poincare wird dafür Anerkennung 92550 er das„deutſche Spiel entlarpt“ habe. 7 Letzte Meldungen Neue Maſſenausweiſungen von Jechenbeamten Montag morgen 8 Uhr erſchienen franzöſiſche Truppenkomman⸗ dos in der Beamtenkolonie Rhein⸗Elbe⸗Park der Zeche Rhein⸗ Elbe und teilten den dort wohnenden Zechenbeamten mit, daß ſie ſich innerhalb einer Stunde zur Ausweiſung bereit zu halten hätten. Um 9 Uhr erſchienen Laſtautos, auf die die Auszuweiſenden unter⸗ ſchiedslos aufgeladen und mit unbekanntem Ziel abgeführt wurden. Die Ausweiſung erfolate derart ſtreng und ſchnell, daß ſogar ſchul⸗ pflichtige Kinder aus der Schule geholt werden mußten, um mit den Eltern ausgewieſen zu werden. Die frei gewordenen Wohnun⸗ gen wurden ſofort von franzöſiſchen Zechenbsamten und Arbeitern bezogen. Es verlautet beſtimmt, daß die Franzoſen nun auch den VVV der Zeche Rhein⸗Elbe in eigene Regie übernehmen wollen. e der ſpaniſchen Munizipalräte vas meldet aus Madrid, im„Journal Offiziell“ wird das Dekret über die Auflöſung der Nan11% in ganz Spanien veröffentlicht. Vertreter der Steuerzahler, der Induſtrie und des Handels werden ſofort die Munizipalräte erſetzen und in jeder Gemeinde einen Bürgermeiſter wählen. 11blen e Oin, en un Berl Büro) Aus München wird gemeldet, daß eine Beſetzung der Druckerei, in der der„Völ⸗ kiſche Beobachter“ hergeſtellt wird, deshalb nicht durchführ⸗ bar ift, weil der„Völkiſche Beobachter keine eigene Druckerei ſondern die Zeitung in einer Lohndruckerei herſteſlen kaſſe 6. Seite. Nr. 451 Nalional-Ienater Mannheim Dienstag, den 2. Oktober 1923 Miete A, Reihe vier, 2. Vorstellung, F. V. B. Nr. 7201—7280 und 13101—13330 .-.-B. Nr. 3001—3250 Prinz Friedrieh von Nomburg Schauspiel in 5 Akten von Heinrich von Kleist In Szene gesetzt von Artur Holz 45 Anfang 7 Uhr. Friedrich Wilnelm, Kurfürst von Brandenburg Die Kurfürstin Natalie, Prinzessin von Oranien des Kurfürsten Nichte, Chei eines Dragoner-Regiments Feldmarschall Dörfling Friedrich Arthur, Prinz von Hom- burg, General der Reiterei General Graf von Hohenzollern, von der Suite des Kurfürsten Rudolf Wittgen Obrist Kottwitz vom Regimente Prinzessin von Oranien Wilhelm Kolmar Hans Godecł Lene Blankenfeld Olga Ollerich Oeorg Köhler Richard Eggarter e dumeter zon Iene, Jadeck von Mörner e Rer, Prltr Ln Graf Reuß K. Neumann⸗Hoditz Graf Sparren, Nitimeister vom Regimente Bomsdorf 0 Robert Vogel Graf Truchß, Obrist der Infant. Anton Gaugl Konzertverein e. v. Ende 9½ Uhr. 5 Mannheimer Geueral-Anzeiger.(Mittag⸗Ausgabe.) 22 15 2— Süßſtoff⸗Preiſe ab 1. Oktober in Goldmark 440 H⸗packung Süßkraft von reichlich 1 Pfund Sucker 5 5 hat die Süßkraft v. je 1½ Würfel(7½ g) Sucker achteln mit M.—,510 Vorzüglich zum Kochen, Backen uſw. Kann mitgekocht werden. zum Süßen von Kaffee, Tee uſw. Erhältlich in Kolonialwaren-, Drogenhandlungen und Apolheken. Deutſche Süßſtoff⸗Geſ. m. b.., Berlin W9. 100 200 SE 500 Tabletten —5,75 898 55 Tägtich 8 Uhr: Das kröffnungs-programm mit Emil Buschmann Margot Hövel Hans Salomon Mila und Milon Hermanndersbach Irene Velisch Amtliche Bekannfmachungen. ſcheckkonto No. 1460, Reichsbank, Badiſche Bank). Finanzamt Mannheim⸗Stadt. 53 Die Finanzkaſſe Mannheim—Stadt befindet ſich jetzt P 6, 20, ehemaliges Garniſonlazarett(Poſt⸗ von der Kaſſe der Werke beim Zahlen des Rech⸗ nungsbetrages für Gas⸗ und Stromlieferung, Kanal⸗, Müll⸗, Straßenreinigungsgebühren, ſowie Wohnungsabgabe im Monat Oktober und No⸗ vember an Zahlungsſtatt angenommen, und zwar zu dem Papiermarkwert, wie er ſeinerzeit beim Vorzeigen der Rechnung durch den Erheber auf dieſer eingeſetzt iſt. Dieſe Rechnung führt den zu Aaulliche deröftentchungen nel Sadtgemeinge. Zuckerverſorgung. Die Marke„J“ auf welche 12 Pfund Zucker verabfolgt wurde, verliert mit Donnerstag, den 4. Okt. 1923 ihre Gültigkeit. 62 zahlenden Betrag in Goldmark auf. Unter dem Gold:narkbetrag iſt der Vervielfältiger angegeben, der am Tage der Fälligkeit des Rechnungsbetrages nach dem amtlichen Durchſchnitts⸗Dollarbriefkurs der Vortage ſich ergibt. Unter dieſem Verviel⸗ fältiger iſt der ſich darnach ergebende Papiermark⸗ Dienskag, den 2. Oktober 1923 Talein der Rehestansbeamten, Mitwen ut interduebenan von Mauheim ond Vorolte hält am Donnerstag, den 4. Oktober, nachm. 3 Ah wieſteljäuriche Mätgliederwersammlung im alten Rathausſaal ab. Wichtige Beratungen ſtehel auf der Tagesordnung. Der Vorſitzende. Cfoße Nachlad-Versteigerung am Donnerstag 4. Okt. 1923, vorm. 210 Uhr nachmittags 2 Uhr beginnend, im großen Saaf des„grünen Hauſes“, Lit. U 1. 1: jfaſt neues Speiſezimmer, dunkel Eichen, kompf 1 2beitiges Schlafzimmer, kompl., Nußb. pol I do. do. do. lackiert I lbettiges do. do. do. beſſ. Wohnzimmer, kompl., ſchwarz Einzelmöbel in großer Auswahl: Tiſche Stühle, Betten, Kommoden, 1⸗ u. 2tür. Schränke Klapptiſch, Nachttiſche, Nun Fahrſtuhl, Holzkoffen, mehrere Kinderbettſtellen, alt. Harmonium Seſſel, 2 Chiffoniers, Nähmaſchine, Zink⸗ u. Sitz⸗ badewanne, 1 Fahrrad, 1 Wirkſchaftsbüfett 2 eiſ. Flaſchenſchränke. 1 ſchöne Garni tur: Sofa, Seſſel, 6 Stühle, Teppich, 2,2003, 20 mtr. 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Mheim-Zellstofffabrik, den 1. 10,/3. Feuerbestattung Donnerstag 2½ Uhr. 2 Stait besonderer Anzeige geben wir hierdurch tieferschüttert die Trauerkunde von dem unerwartet raschen Ableben meiner lieben Gaſtin, der selbstlosen, treusorgenden Mutter unserer 4 Kinder, Frau Maria Steglich In tiefer Trauer u. im Namen aller Angehörigen: Dr. Albrecht Steglich. 6752 Offene Stellen Föllbrersicherung. Ab 1. Oktober iſt unſere Mannheimer Hauptvertretung mit bedeutendem Inkaſſo neu zu beſetzen. Wir ſuchen hierzu einen geeigneten F achmann, welcher neben der Erledigung des Mannheimer Außer den Höchſtproviſionen feſte Bezüge nach Tarif. Für verſierte und gut eingeführte Fach⸗ leute dürfte dieſe Vertretung ein geſichertes Aus⸗ kommen bieten und erbitten wir ſchriftliche An⸗ gebote an die General⸗Agentur der 6686 „Basler Versicherungs-Gesellschaft gegen Feuerschaden“ in Narlsruhe. * Bedeutende Kohlengroßhandlung sucht zum sofortigen Eintritt tüchtigen Aaemondenten aus dem Fach. Angebote u. L. 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In den einzelnen Vexkaufsſtellen be⸗ findet ſich eine jedem Käufer zugängliche Bekannt⸗ machung der Direktion der Werke, in der ange⸗ geben iſt, welche Summe in Papiermark für eine Rechnungsmark(Goldmark) zu entrichten iſt. Dieſe Papiermarkſumme beträgt beiſpielsweiſe für., 2. und 3. Oktober für eine Rechnungsmark(Gold⸗ mark) 36 100 000, d. i. der Vervielfältiger, der ſich im Durchſchnitt nach dem Berliner amtlichen Dollarbriefkurs vom Donnerstag und Freitag der vergangenen Woche ergibt. Für den., 5. und 6. Oktober gilt der Durchſchnittskurs vom., 2. und 3. Oktober. zu 3 Tagen der Vervielfältiger neu feſtgeſetzt. weiterer 3 Wochentage berückſichtigt. Zeitungsfachmann 28 J. verh. Geſchäftsleiter u. Organiſator einer großen Reklamegeſellſchaft iſt auf Grund der wirtſchaftlich. Verhältniſſe gezwungen, ſich nach neuem Wirkungskreis umzuſehen. Suchender beherrſcht vollkommen die Materie des ganzen Reklameweſens. Beſte N e u. Referenz vorh. Angebote unter M. 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Der Aufdruck iche Mannheimer Waſſerturm mit Umgebung nebſt In gleicher Weiſe wird von 3 Veränderungen des Durchſchnitts⸗Dollarkurſes von nicht mehr als 10% werden erſt nach Verlauf Die ſo ver⸗ kauften Wertſcheine werden von den Erhebern und Der 88 beim Zahlen an den Erheber nicht verwendbare Reſtbetrag an Rechnungsmarken wird von den Werken in Papiermark eingelöſt, und zwar nach dem am gleichen Kalendertag des Vor⸗ monats geltenden Vervielfältiger, höchſtens aber nach dem am Einlöſungstage geltenden Verviel⸗ fälkiger. Die bisher in Höhe eines Monatsbetrages für Gas⸗ und Stromlieferung zum Einzug gekommene ſogenannte Vorauszahlung wird vorläufig in höherem als dem bis jetzt geleiſteten Betrage nicht mehr erhoben. Die bisher geleiſtete Zahlung dient vor allem zur Koſtendeckung derjenigen Gas⸗ und Strommengen, welche von den Beziehern jeweils monatlich in der Zeit bereits wieder entnommen iſt, die zwiſchen dem Tag der Ableſung der Gas⸗ und Strommeſſer und der Zeit der wirklichen Zahlung des Rechnungsbetrages liegk; darüber hinaus zur Deckung weiterer Entnahme bis zur Zuſtellung der neuen Rechnung. Wertzeichen⸗Verkaufsſtellen. Innenſtadt: Schreiber, C 2. 1. E 5. 1, L 12. 10, T 1. 6; Konſumverein, 8 4. 22; Lichtenthäler, E 5. 11; Scheufele, F 5. 14; Ebert, G 3. 14 Sauer, K 4. 24; Harter, N 4. 22; Hertlein, O 5. 23; Gund Nachf., R 7. 27; Schwetzingerſtadt: Schreiber, Schwetzingerſtraße 70; Konſumverein, Augarten⸗ ſtraße 67; Oſtſtadt: Schreiber, Tullaſtraße 10, Lameyſtr. 15; Neckarſtadt: Schreiber, Mittelſtr. 91, Riedfeldſtr. 64, Lange Rötterſtr 1, Gartenfeld⸗ ſtraße 15; Koftſumverein, Mittelſtr. 104, Uhla⸗id⸗ ſtraße 29, Garniſonſtr. 4 G. Zimmermann, Käfertalerſtr. 57; Kadel, Mittelſtr. 10³; Jung⸗ buſch: Schreiber, Jungbuſchſtr. 45 Lindenhof: Schreiber, Gontardplatz 9; Konſumverein, Meer⸗ feldſtraße 68; Rhönert, Bellenſtr. 62; Waldhof: Schreiber, Alte Frankfurterſtraße; Feudenheim: Schreiber, Hauptſtr.) Konſumverein, Schwanen⸗ ſtraße; Käfertal: Schreiber, Obere Riedſtraße; Neckarau: Schreiber, Rheingoldſtr. 12; Konſum⸗ verein, Waldhornſtraße 5; Rheinau: Schreiber. Stengelhofſtraße; Konſumverein, Relaisſtr. 82; Sandhofen: Schreiber, Langſtr.; Konſumverein, Sonnenſtraße 2. 10 Mannheim, den 1. Oktober 1923. Direktion der ſtädtiſchen Waſſer⸗„ Gas⸗ und Elektrizitäts⸗Werle. Duilim ein kanmbmnem un Wonnung bestehend aus 3 Zimmer u. Küche in guter Lage und bestem Hause Mannheims. Evtl. notwendiger Um- bau, Aufstockung, auch Neubauvol- aarnetre ˖ Schdn grosa, echit Haar Zu verkaufen: fh d.c% Braitentr. Neuer Mancheſter⸗Sport⸗— ſchwarz. Herren ⸗Ulſter, große Fig., blauer Sport⸗ wagen u. 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Die Hauptpartien ſind mit Anne Geier, 5 Bahling, Mathieu Frank, Alfred Färbach, Philipp Maſſalsty, Hugo Voiſin beſetzt. Konzerkverein— Wendling-⸗OQuartett. Heute Dienstag wird in der Harmonie der 1. Kammermuſikabend des Konzertvereins ſtatt⸗ inden. Das Wendling⸗Ouartett wird Werke von Beethoven, Haydn und Hindemith zum Vortrag bringen. 8Anter des Abendlandes oder Aufgang einer neuen Aul⸗ zur? Der erſte Vortrag der Reihe: Die Riffkon des deut⸗ ſchen Geiſteslebens in der Gegenwart“ war, ſo wird uns geſchrieben, ſehr gut beſucht. Der Redner, Herr Salewsky⸗ Karlsruhe, verſtand es, in packenden Bildern die Nöte unſerer aus⸗ zinanderfallenden Geiſtes⸗ und Verſtandes kultur vor unſer Bewußt⸗ ſein hinzuſtellen und die Notwendigkeit einer völligen Umgeſtaltung inſerer Kulturgrundlagen darzutun. Es gilt heute, uns von den Zechaniſtiſchen und durchaus materiellen und innerlich unwahren Ziviliſation des Weſtens zu läutern und andererſeits die dekatenten Zedanken und Empfindungsſtrömungen des Oſtens zu überwinden. Nicht Rabindranaht Tagore oder gar Keyſerlings Chineſentum könne üns helfen, wir müſſen unſeren Blick hinwenden auf die Blütezeit F des deutſchen Geiſteslebens, auf die Zeiten eines Göthe, Schiller, * dem Brand zum Opfer gefallen. Der Viehbeſtand konnte gerettet werden. Man vermutet laut„Burchſ. Ztg.“ Brandſtiftung. *Karlsruhe, 30. Sept. Die techniſche Ausſtellung der Karls⸗ ruher Herbſtwoche wurde am Samstag vormittag durch Ar⸗ beitsminiſter Dr. Engler in der Orangerie eröffnet. Die Ausſtellung iſt vom Landesverband techniſcher Vereine Badens ins Leben ge⸗ rufen und will die neueren Leiſtungen und Erzeugniſſe der Archi⸗ tekten und Ingenieure einem großen Beſchauerkreis anee Der Eintritt iſt unentgeltlich. Ausgeſtellt ſind zwei Entwürfe für die Bebauung des Ettlinger Tores und des Feſthallenplatzes. Das Ar⸗ beitsminiſterium zeigt eine große Zahl von Entwürfen für Klein⸗ wohnungen und Siedelungen. In der Induſtriegusſtellung haben zählreiche der bedeutendſten badiſchen Firmen der verſchiedenſten Ge⸗ biete Zeugnis von ihren hervorragenden Leiſtungen gegeben. Käarlsruhe, 30. Sept. Ein tödlicher Unglücksfalt hat⸗ ich vorgeſtern in der Ettlingerſtraße ereignet. Der 80jährige Dreher kob Heck wurde aus— 5 Unvorſichtigkeit von einem Straßen⸗ bahnwagen angefahren und zu Boden geſchleudert. Der alte Mann erlitt dadurch ſo ſchwere Kopfverletzungen, daß er ſofort ſtar b. Raſtatt. 1. Okt. In dem ehemaligen Hatzſchen Tiergarten iſt am Samstag Feuer ausgebrochen, das die dort untergebrachten Kleintierſtälle einäſcherte und in den vorhandenen Heu⸗ und Stroh⸗ vorräten reiche Nahrung fand. Ein Teil des Kleintferſtandes iſt mit⸗ verbrannt. r. Baden⸗Baden, 30. Sept. Die hieſige Bewegung der Ar⸗ in friedliche Bahnen gelenkt worden. Die radikalen Elemente unter Führung der Kommuniſten hatten zwar nach einem Demonſtrations⸗ kann den Generalſtreit angekündigt, der aber dann in einer Ver⸗ ſammlung auf acht Tage verſchoben wurde. Inzwiſchen hatten die ührer der Gewerkſchaften eingegriffen und ihren Weiſungen folgte Fichte, Schelling, Hegel, Hölderlin, Novalis, Humbold u. a. und aus die Arbeiterſchaft in ihrer übergroßen Mehrheit, ſodaß von einem Generalſtreik überhaupt nicht mehr geſprochen wird. Auf dem Rat⸗ f 7 beiterſchaft und der Arbeitsloſen wegen der Teuerung iſt nunmehr b Puftferretur Kruſth, uc P 82 Dafte 50f Aecne r Führer Ferdinand Nies), IIla Preis:„Wesne von Berghauſen“(Be⸗ ſitzer Großkaufmann P. Seeſt, Führer Jaadaufſeher Henrich), IIlb Preis und Ehrenpreis für den ſchärfſten Hund der Suche„Kerxes von (Beſitzer Bankdirektor Holdermann, Führer Arthur Stumpf). Neues aus aller Welt Sämtliche Kinotheater von Wien ſind ſeit ein paar Tagen ge⸗ ſchlofſen; es ſind in Ganzen über 150. Der Schluß iſt en- ltreitigkeiten zurückzuführen. Das Vorführungsperſonal forderte eine Arbeitszeit von 30 Stunden und dabei ſo große Lohnerhöhung, daß das Eintrittsgeld hätte verdoppelt werden müſſen. Aehnliche Forde⸗ rungen ſtellte das andere Perſonal. So verlangten die Türſchließer die Bezahlung für eine volle Ueberſtunde, wenn ihre Tätigkeit auch nur eine Minute länger als zehn oder elf Uhr dauern ſollte. Darauf haben die Kinobeſitzer ihre Anſtalten geſchloſſen und das Perſonal ausgeſperrt. Infolgedeſſen ſind ſeit Tagen ſämtliche Theater von Wien überfüllt, da das Vergnügungspublikum die gewohnten Unterhal⸗ tungsſtätten geſchloſſen findet. — Clektrizität als Waldbrandurſache. Ueber die ſelbſttätige Ent⸗ ſtehung der Waldbrände hat die Wiſſenſchaft ſeit langem Segtghun⸗ gen angeſtellt, ohne zu einem endgültigen Reſultat gelangen zu können. Nun gibt Chapel(Frankreich) auf Grund genauer Feſt⸗ ſtellungen die Luftelektrizität als Urſache der Wald⸗ rände an. Nach ſeinen Forſchungen tritt die Luftelektrizität nicht nur als elementare Kraffäußerung in Form des Blitzes in Er⸗ ſcheinung, ſondern kann zwiſchen entfernt voneinander ſtehenden Ge⸗ wittern auch als Funken zünden. Seine Theorie ſtützt Chapel auf langjährige Beobachtungen, denen zufolge z. B. nach Gewittern in der Gegend von Paris am nächſten Tage in den Waldungen von Graville und in den Forſten der Champagne mit einer gewiſſen Regelmäßigkeit Waldbrände ausbrachen. 3