Wiktwoch, 3. Okkober Hezugspreiſe: In mannheim u. umgebung in der laufenden Voche mt. 6o ooo ooo. die monatlichen Oezieher verpflichten lich bei der Beſtellung des Abonnements die während der Bezugsgeit notwendigen preiserhöhungen zu bezahlen. poſt⸗ ſcheckkonto Rummer 17500 Karisruhe.— Hauptgeſchäftsſtelle Mannheim E 6. 2.— Geſchüfts ⸗nedenſtelle Reckarſtadt, Waldhofſtraße 6. Lernſprecher Rummer 7031, 7032, 7083, 7044, 7948. Telegramm⸗dreſſe: Generalanzeiger Mannheim Erſcheint wöchentiich zwölfma!. ——— Beilagen: Der Sport vom Sonntag— Modezeitung— Aus SGeit und Leben mit Mannheimer Frauen-Zeitung und Mannheimer Muſik-Seitung Bodiſche Neuoeſte Aachrichen Verkaufspreis 6 Millionen Mark 1923— Nr. 453 Anzeigenpreiſe ab 20. September. gei vorauszahlung Allg. Anzeig.: Grundzahl a00 Schlũſſelzahl so ooο 20 000 000 am.⸗Anzeig:„ 20o d. vereins d. So 010000000 Reklamen:* 1600* deitungsverl.50 o00 80000000 Alles andere laut Tarif. Für Anzrigen an beſtimmten Cagen Stellen u. Ausgab.wird keine verantwort. übern. 9h. Sewalt, Streiks, Setriebsſtdrung. uſw. berechtig. zu keinen Erſatzanſpr. ſür ausgefall. od. beſchränkt. Ausgab. od. f. verſp · Nufnahm. v. finzeig. Nuftr. d. gernſpr. oh. Gewühr. Serichtsſt. Mannheim Nun auch noch eine Kabinettskriſis! Kücktritt der Miniſter v. Entwicklung und verlauf E Berlin, 3. Okt.(Von unſ. Berl. Büro.) Nun haben wir tatſächlich wieder eine rechtſchaffene Kriſe. Wir haben in leiſe andeutenden Strichen auf das, was ſich ſo anſponn in den letzten Tagen, mehrfach aufmerkſam gemacht. In andeutenden Stri⸗ chen, weil wir immer noch hofften, Vernunft und politiſche Diſziplin würden noch rechtzeitig die Keime einer verderblichen Entwicklung erſticken. Das iſt nun doch nicht möglich geweſen. Vormittags iſt die Kriſe ausgebrochen, nicht nur aus ſachlichen Momenten. Es hat ſich nicht nur um das Ermächtigungsgeſetz gehandelt, das das Kabinett einzubringen beabſichtigt und das ihm die Voll⸗ macht geben ſoll, Maßnahmen auf ſo zialem, finan⸗ ziellem und wirtſchaftlichem Gebiet ſelbſtändig zu treffen. Hier berührten ſich die Wünſche der Regierung mit dem, was wir in den letzten Tagen von dem Sanierungs⸗Pro⸗ gramm der Arbeitsgemeinſchaft erzählt haben. Wohl haben ſich in der Vormittagsbeſprechung beim Kanzler allerlei Dif⸗ ferenzen zwiſchen Sozialdemokraten und den bürgerlichen Koali⸗ tionsparteien ergeben, aber grundſätzlich ſind ſie nicht ge⸗ weſen. Auch der Kanzler ſcheint ſie, wie ſich das aus einer Dar⸗ ſtellung der„Zeit“ ergibt, nicht für grundſätzlich gehalten zu haben. Schließlich weiß auch die Sozialdemokratie, daß ſie in dieſem harten Winter Opfer zu bringen und das eine oder das andere Stück ihrer Dogmen in den Reliquienſchrein zu ſtellen haben wird. Die kritiſche Zuſpitzung iſt gekommen, als Dr. Schol z die Forderung anmeldete, angeſichts des Ernſtes der Lage die Deutſchnationalen zum Eintritt in das Kabinett einzuladen. Der derzeitige Fraktionsführer der Deutſchen Volks⸗ partei hat ſich dadurch zum Wortführer jener Gruppen gemacht, die angeſichts der möglichen Entſcheidungen der nächſten Zukunft ein Kabinett, in dem Sozialdemokraten ſitzen, für nicht aktionsfähig halten In dieſen Kreiſen nimmt man je länger je mehr Anſtoß an Dr. Hilferding, Dr. Radbruch, ſogar an Herrn von Raumer und glaubt, die angebliche wirtſchafts politiſche Taten⸗ loſigkeit der letzten Wochen vornehmlich auf den Finanz⸗ und Reichs⸗ wirtſchaftsminiſter zurückführen zu müſſen. Mit den Forderungen, die Dr. Scholz vorbrachte, haben ſich Wünſche gekreuzt, die in der Nachbarſchaft Stegerwalds, des früheren preußiſchen Miniſterpräſidenten, gehegt werden. In Steger⸗ walds Organ, dem„Deutſchen“, iſt in den letzten Tagen ſchon mehr⸗ fach in einer reichlich dunklen Phraſeologie auseinandergeſetzt wor⸗ den, daß der Parlamentarismus verſagt habe und zur Löſung der ungeheuren Schwierigkeiten der Lage unfähig ſei. Geſtern abend hat dann Herr Stegerwald in einem eigenen Artiel auch den Schleier von dieſen Gedankengängen weggenommen. Er fordert ein„klei⸗ nes, homogenes Kabinett“, dem der Reichstag die weiteſt⸗ gehenden Vollmachten gibt, um dann für längere Zeit überhaupt abzutreten. Ueber dieſe Forderungen läßt ſich natürlich reden, nur daß man mit ihnen nicht in der gegenwärtigen zugeſpitzten Lage herausplatzen ſollte. Das Gleiche gilt im Grunde von den Wünſchen des Dr. Scholz und ſeiner Geſinnungsgenoſſen in der Volkspartei. Man kann ſich einen Fall denken— wir ſelber haben das neulich hier angedeutet —, wo die Sozialdemokratie erklärt, ſie könne mit Rückſicht auf ihre Geſolgſchaft nicht mehr mitmachen, aber ſolange ſie bereit iſt, ſich on der Verantwortung für das notwendige Geſchehen zu beteiligen, wäre es, gelinde geſagt, eine ſchlechte Politik, ſie durch einen Ge⸗ waltſtreich herausdrängen zu wollen. Es mag ſein, daß ein Ernährungsminiſter von mehr deutſchnationaler Färbung ſeine Vorteile hätte, aber, was man bei der Verſorgung der Bevölkerung mit landwirtſchaftlichen Produkten auf dieſe Art gewönne, würde reichlich wett gemacht durch die Sozialdemokratie, die unter ſolchen Umſtänden in die ſchärfſte Oppoſition abrückte. Aus allen dieſen Gründen iſt eine Kabinettskriſis in dieſem Augenblick um jeden Preis zu vermeiden. Die volksparteiliche„Zeit“ hat ganz recht: „Eine Lähmung der Regierungstätigkeit wäre gegen⸗ wärtig unheilvoll. Daß eine Kabinettskriſe nur den franzöſiſchen Abſichten förderlich wäre, ſollte jedem aus den zyniſchen Aeuße⸗ rungen der franzöſiſchen Preſſe klar geworden ſein Im Laufe des Nachmittags hatte es eine Weile geſchienen, als ob man dem Unheil noch würde wehren können. Der Kanzler hatte ſelber in der Fraktion ſeiner Partei geſprochen und hatte ſie, wie allemal, wenn ſie unter dem Bann ſeiner Rede ſteht, hinter ſich. Die Fraktion hatte nur eine Bedingung geſtellt: Der Finanzminiſter müßte zurücktreten. Herr v. Raumer hatte bereits, verdroſſen über die Kritik, die er gerade bei ſeinen Parkei⸗ freunden fand, von ſich aus ſeinen Rücktritt erklärt. Der Kanzler war ſich ſo ſicher, daß es ihm gelingen würde, die nun noch vorhandenen Schwierigkeiten zu begleichen, daß er mit Beſtimmtheit annahm, noch geſtern ſeine Erklärungen im Plenum abgeben zu können. 5 Nun aber erhob ſich der Widerſtand von der anderen Seite. Die Sozialdemokraten formulierten in einer langen, und wie man ſagt, erregten Sitzung vier Bedingungen für ihre fernere Beteiligung an der Regierung: Kein Eintritt deutſch⸗ nationaler Politiker in das Kabinett, kein Rücktritt ihrer Miniſter, Zuſtimmung zu dem Ermächtigungsgeſetz, mit Ausnahme ſeiner ſozialpolitiſchen Beſtimmungen. Nach der Richtung wünſchte man ſich auf die im vorigen Herbſt feſt⸗ gelegten Erklärungen zu beziehen, wonach Mehrarbeit geſtattet ſein ſollte, ſofern die Reparationsleiſtung ſie verlange. Schließlich: Klä⸗ rung der Lage in Bayern. Das waren Widerſprüche zwi⸗ ſchen links und rechts, die vorerſt wenigſtens in dieſer vorgerückten Stunde nicht mehr zu beheben waren. Und ſo durchlief um die achte Stunde das Haus, in dem es wieder einmal wie in einem aufgereg⸗ ten Bienenſchwarm durcheinander ſchwirrte, die Mitteilung: Die Sitzung fällt aus, Ob ſie heute ſtattfindet und um welche Kaumer und Dr. Luther Stunde, iſt im Augenblick ebenſo ungewiß wie die weitere Entwick⸗ lung der Dinge. Der Kanzler begab ſich zum Reichspräſidenten. Um.30 Uhr trat das Kabinett zu einer neuen Sitzung zuſam⸗ men, die bis 1 Uhr nachts dauerte. Und warum das alles? Mußte das ſein? Es kann ja immer noch ſein, und viele neigen zu ſol⸗ cher Hoffnung, daß es gelingen wird, das Schlimmſte abzuwenden. Auch dann wird die von Fährniſſen aller Art umwitterte politiſche Lage, in der ſich das arme Deutſchland befindet, mit neuen Be⸗ ſchwerniſſen belaſtet worden ſein. Wir ſtehen aller Wahrſcheinlichkeit nach, was die äußere Politik angeht, vor einer entſchei⸗ denden Wendung, vor einem ultimativen Schritt der deutſchen Regierung. In ſolcher Lage iſt unbedingte Geſchloſſenheit der Nation erſte Bürgerpflicht. Eine Ge⸗ ſchloſſenheit, die auch auf Frankreich ihren Eindruck nicht verfehlt hätte, iſt num zerſtört, ſelbſt, wenn es gelingen ſollte, was wir wün⸗ ——5 e hoffen, in zwölfter Stunde einen notdürftigen Ausgleich zu fi 8 unehmende Seruhigung Die Meinungen der Berliner Blätter [IJ Berlin, 3. Okt.(Von unſ. Berl. Büro.) Man gewinnt heute früh aus der Berliner Morgenpreſſe den Eindruck, daß nun doch nicht alles verloren iſt. Die geſtrige Kabinettsſitzung hatte noch, wie einzeine Blätter feſtſtellen, um 1 Uhr nachts angedauert. Man ſcheint ſich in ihr wieder nähergekommen zu ſein. Selbſt der„Vorwärts“ meint, es würde wohl doch zu einer Verein⸗ barung kommen, die heute den Fraktionen der Regierungskoalition vorgelegt werden könnte. Auch anderswo ſtößt man auf die gleiche Hoffnung. 8 Nur die Rechtspreſſe freut ſich ſichtbar, daß das Por⸗ zellan wieder einmal gründlich zerſchlagen wurde und möchte an⸗ ſcheinend nicht, daß es doch wieder gekittet würde. Selig vor Ent⸗ zücken ruft die„Kreuzzeitung“, allgemein gebe man dem Kabinett im beſten Falle nur noch kürze Lebensfriſt. Der„Lokalanzeiger“ aber kommk nach einer Betrachtung der parlamentariſchen und eee Lage zum Schluß, man würde den gordiſchen Knoten des arlamentarismus wohl nur noch löſen können mit dem Auskunfts⸗ mittel Alexanders des Großen. Eine nüchterne und recht objektive Beurteilung findet man im „Berliner Tageblatt Das Blatt gibt zu, daß Dr. Hilferding als praktiſch handelnder Politiker' bisher ſich eigentlich nicht be⸗ währt habe und findet auch die Einſchränkung des 8 Stunden⸗ tages durchaus erwägenswert. Aber es meint, man hätte dieſe Fragen ohne viel Aufhebens im kleinen Kreiſe regeln können und dann wohl verhältnismäßig raſch eine Formulierung gefunden, die allen Teilen gerecht geworden wäre. Der Sozialdemokratie wirft das Blatt vor, aus dem an ſich unbeträchtlichen Vorſtoß der Deut⸗ ſchen Volkspartei, genauer des Dr. Scholz, unnötig eine Haupt⸗ taatsaktion gemacht zu haben.„Hat ſich auch nur einer der hadernden Koalitionsbrüder die Größe der Gefahr klar gemacht?“ Uebrigens ſchreibt heute auch der„Vorwärts“, daß der Vorſtoß des Dr. Scholz nicht einfach einer Rechtsregierung ge⸗ golten hätte: Die Volkspartei hätte ſich auf dem halben Wege zwi⸗ ſchen großer Koalition und Rechtsregierung treiben laſſen, ohne den Entſchluß auch bis zu Ende zu gehen, und ohne ſich der Gefolgſchaft der anderen Parteien verſichert zu haben.“ Keine ullimativen Forderungen der Deulſchen Volksparlei Der Vorſitzende der Reichstagsfraktion der Deutſchen Volks⸗ partei Dr. Scholz betonte in einer Zuſchrift an die Preſſe, daß die Nachricht, er habe dem Reichskanzler drei Forderungen namens ſeiner Partei überbracht, in dieſer Form nicht richtig ſei. Er habe lediglich bei der Beſprechung der Parteführer die Frage zur Erörterung gebracht, ob man in Anbetracht der Not des Vaterlandes die Regierung nicht auf breitere Baſis ſtellen ſolle. In der Frage, der Reichsregierung eine weit⸗ gehende Ermächtigung zur Durchführung notwendiger Geſetze auf finanziellem, wirtſchaftlichem und ſozialem Gebiet zu erteilen, habe er den Standpunkt vertreten, daß die Deutſche Volks⸗ partei vorausſichtlich die Zuſtimmung dieſer Ermächtigung von der anderweitigen Beſetzung des einen oder anderen Reſſorts abhängig machen müſſe. Endlich habe er die alte Forderung der Deutſchen Volkspartei nach Steigerung der Arbeitsintenſität betont. Von ultimativen Forderungen dem Reichskanzler gegenüber könne keine Rede ſein. 5 Durch dieſe Erklärung ſind nach unſrem Gefühl die Dinge wiederſ ein wenig eingerenkt worden. Siecher iſt, daß die überwiegende Mehrheit der volksparteilichen Fraktion an der großen Koalition feſtzuhalten wünſcht. Das iſt auch bei den Demokraten der Fall und vom Stegerwald'ſchen Flügel abgeſehen, auch beim Zentrum. Eine Koalierung mit den Deutſchnationalen lehnen beide Gruppen ab. In Perſonen⸗ fragen ſind übrigens auch dieſe beiden Parteien bereit, keiner⸗ lei Schwierigkeiten zu machen. die Kückwirkung auf Frankreich Zu dem Kriſenzuſtand in Deutſchland ſchreibt das Ech o: Die Be⸗ ſetzungsmächte dürfen ſich nicht durch die Verwirrung täuſchen laſſen, Mehr denn je haben ſie die Pflicht, die Provinzen, die ſie beſetzt halten, gemäß den Bedingungen der Zahlung der Reparationen zu organiſteren. Sie dürfen ſich von dieſer Aufgabe nicht durch irgend welche Betrachtungen ablenken laſſen. Wenn die ſonderbündleriſche Bewegung einer anderen Kraft als einer vorübergehenden entſpringt, dann würde ſie ſich um ſo ſolider erkennbar machen, wenn das Werk der Alliierten einmal zu ſeinem Ende geführt werde. Das„Petit Journal“ ſchreibt, man muß die Dinge ſehen, wie ſie liegen, und erkennen, daß die Ereigniſſe in Deutſchland eine Wendung nehmen, die für Frankreich nicht befriedigend iſt. Die ex⸗ tremen Parteien, die eine volle Widerſtandspolitik gegen die Alliierten vertreten, und die Ungültigkeitserklärung des Friedensvertrages für Frankreich verlangen, haben ſchon den Block der Parteien geſprengt, die die Reparationen als einen Notbehelf betrachten und ſie ohne Kraft und Mut verteidigen. In dem Kampf zwiſchen der handelnden Unordnung und den vernünftigen, aber untätigen Elementen iſt es wirklich nicht ſchwierig, vorauszuſehen, wer die meiſten Ausſichten hat den Sieg davonzutragen. in voller Reakkion. 2 L4 2 22 Die vorgänge in Küſtrin Ueber die Vorgänge in Küſtrin wird amtlich eine Meldung ver⸗ breitet, der wir folgendes entnehmen: In der vergangenen Woche fanden in der weiteren Umgebung Berlins Anſammlungen von jungen Leuten ſtatt, die ſich der Reichswehr, wie ſie ſagten, zur Verfügung ſtellen wollten. Die jungen Leute wurden, wo ſie angetroffen wurden, nach Hauſe ge⸗ ſchickt. Es lag Verdacht vor, daß es ſich um eine Bewegung militä⸗ riſcher Verbände handeln könne. Als Führer der Bewegung wurde ein Major Buchrucker ermittelt. Gegen ihn wurde am 30. Sep⸗ tember ein Haftbefehl erlaſſen. Buchrucker zog darauf am 1. Oktober ſeine Kräfte in Küſtrin zuſammen. Er verbarg ſich mit ſeinen Leu⸗ ten zunächſt in einem alten Feſtungswerk, genannt der Zeughof. Vermutlich plante er eine Ueberrumpelung der Feſtung. Er ließ wichtige Punkte und Zugänge der Stadt beſetzen und ging mit anderen Rädelsführern zur Kommandantur, um zu verhandeln. Der Kommandant, Oberſt Gudovius, ließ die Führer un⸗ gehörtverhaften. Das Pionierbataillon 3 und eine Schwadron wurden alarmiert. Sie ſchloſſen die Aufſtändiſchen im Zeughof ein. Neld DreuffEH Alf- 2 . Auhbrücheihe e Hiet 11 8 2711 Köstrin 0* im i * 5 Kaubfurt Das Wehrkreiskommando III hatte daraufhin den Oberſten von Kneſebeck mit Truppen aller Waffen in Marſch geſetzt. Das Pionierbataillon, das keine ſchweren Waffen beſitzt, hielt inzwiſchen den Zeughof eingeſchloſſen. Am Abend wurde ein Trupp Aufrührer abgewieſen, die in Autos von außerhalb gekommen waren, um die Eingeſchloſſenen zu entſetzen. die Angreifer hatten einen Toten, zwei Schwer⸗ und vier Leichtverwundete. Als die Ver⸗ ſtärkungen ankamen, ergaben ſich die im Zeughof eingeſchloſſenen. Es waren 381 Mann, von denen 13 als Rädelsführer anzuſehen ſind. Dazu wurden 30 Mann von dem Trupp, der den Entſatzverſuch machte, feſtgenommen. Welche politiſchen Ziele die Gefangenen verfolgten, wird ſich erſt bei den Vernehmungen feſtſtellen laſſen. Dieſe Vernehmung begann geſtern. In der Umgebung Berlins wurden etwa 200 Mann feſt⸗ genommen, die ſich im Döberitzer Gelände ſammelten. Die Nach⸗ forſchungen werden fortgeſetzt. Durch das ſchnelle Eingreifen der Offiziere und Truppen iſt die Bewegung im Keime erſtickt worden. Der Reichsminiſter der Juſtiz hat ein außerordentliches Gericht für die Aburteilung der Aufrührer von Küſtrin ange⸗ oxdnet. Das Gericht hat ſeinen Sitz in Kottbus. Eine gericht⸗ liche Vorunterſuchung findet nicht ſtatt. Gegen die Entſcheidung die⸗ ſes außerordentlichen Gerichts iſt kein Rechtsmittel zuläſſig. Die Todesſtrafe iſt aber erſt nach einer Entſchließung des Reichspräſiden⸗ ten ausführbar. 7203 Eine deukſchnationale Abſchültelung Aus deutſchnationalen Kreiſen wird dem„Lokal⸗Anzeiger“ ge⸗ chrieben: Wir lehnen alle Verſuche wie den Küſtriner und einerzeit den Kapputſch ab. Ein nicht mit geſetzmäßiger Ge⸗ walt ausgerüſteter und nicht auf die ofleidnasge Gewalt geſtützter Diktator würde Deutſchland nicht zur Geſundung oder in die Freiheit führen können. Die„Ere Nouvpelle“ meint, ein Sturz des Kabinetts Streſemanns könne auf franzöſiſcher Seite nicht leichtan Herzens aufgenommen werden. Er bedeute das Ende der Ordnung, und die Ordnung in Deutſchland ſei die einzige Bürgſchaft für das Gleichgewicht auf dem Feſtland und die einzige Sicherheit für die Zahlungen, die Frankreich brauche. Das Kabinett Streſemann ſei der letzte Wall der Reparationspolitik und der Politik des Einver⸗ verſtändniſſes mit den Allierten. Wenn Baldwin und Poincare nicht im letzten Augenblick dieſen Wall ſtützten, übernehmen ſie die Verant⸗ wortung für das, was am Tage des Zuſammenbruchs geſchehe, ſei es in der Form einer Conſolidierung der deutſchen Einheit unter der Militärdiktatur, ſei es in der Form einer großen kommuniſtiſchen Be⸗ wegung. Das„Echo National“ ſchreibt: Deutſchland befindet ſich Es bildet ſich ein, daß die Wiederaufrichtung der Monarchie es retten wird. Preußen will gegen Bayern nicht auf ſeine alte Rolle als führende Nation verzichten. Da ein Staats⸗ ſtreich für notwendig erachtet wird, wird Preußen ihn machen. An derartige Möglichkeiten müſſen wir mehr denn je bei der Wache am Rhein und Ruhr denken. Die Frage des paſſiven Widerſtandes iſt durch die Ereigniſſe überholt. Niemand ſpricht jetzt von Ver⸗ handlungen, der Reichskanzler weniger, denn anders. Deutſchland erwarte das Heil von einem Gewalt— Der„Gaulois“ fragt, ob dieſe Kriſe mehr ein Strohfeuer ſei. Man müſſe abwarten, um unterrichter zu ſein. Es bleibe aber nicht wahr, engeſichts des Chaos, daß die Kriſe die geringe Feſtigkeit des Kabinetts Streſemann erweiſe. Habe Poincare nicht recht, Klarheit anzuempfehlen und ſich vorſichtig zu zeigen? Das„Oeuvre“ ſagt, Uneinigkeit unter den Parteien wie Ländern! Deutſchland kehrt zum Chaos zurück. * Neue Deutſchenausweiſungen aus Polen. Nach Nachrichten aus Warſchau ſind wiederum widerrechtlich hundert Deutſche aus den polniſchen Feſtungen Graudenz und Thorn und Kulm aus⸗ gewieſen worden. 2. Seite. Nr. 453 Mannheimer General⸗Anzeiger(Mittag · Ausgabe) Mittwoch, den 3. Oktober 1923 Die britiſche Neichskonferenz Bei Beſprechung der Rede Baldwins betont die„Times“ daß das Vereinigte Königreich und Irland einen Teil Europas bilden, deſſen Problem das dringendſte Problem der Außenpolitik ſei. Seit dem Kriege ſei eine Iſolierung unmöglich geworden und mit ſeinen Alliierten ſuche England Reparations⸗ zahlungen von Deutſchland zu erhalten. das Gleichgewicht der Mächte eingetreten. Seine Haltung gegenüber Europa habe ſich nicht verändert. Die deutſche Stabilität zerfalle jetzt Die ſeparatiſtiſche Bewegung in Deutſchland hätte, was über allen Zweifel erhaben ſei, wenigſtens inoffiziell, Hilfe von Frankreich erhalten. Ob abſichtlich oder nicht, die franzöſiſche Politik vollende den Zuſammenbruch Deutſchlands. Inzwiſchen habe ſich Frankreich mit den Schützlingsſtagten verbündet, die im Oſten an Deutſchland grenzen. Die geſamte Tendenz Frankreichs ſei, ſeine Vormachtſtellung auszugeſtalten, eine Tendenz, die in England verſtanden, jedoch nicht für durchführbar angeſehen werde. Frankreich verſuche, die Strafmaßnahmen des Verſailler Vertrages dauernd fortbeſtehen zu laſſen. Es mache es Deutſchland faſt un⸗ möglich Reparationen zu leiſten, und weigere ſich, das deutſche Ge⸗ biet zu räumen bis Frankreich bezahlt ſei. Um der zahlenmäßigen Ueberlegenheit Deulſchlands entgegen zu treten, rufe Frankreich die farbigen Völker ſeiner afri⸗ kaniſchen und weſtlichen Beſitzungen zu Hilfe. Die Worte Poin⸗ cares am 16. September:„Deutſchland will nicht, daß wir eine Nation von 100 Millionen ſind“, ſeien bezeichnend geweſen. Die „Times“ fährt fort, die jetzige europäiſche Rivalität in allen ihren Auswirkungen und Folgen müſſe ruhig, furchtlos und logiſch von den Beratern des britiſchen Reiches erwogen werden. Das Blatt agt: Werden wir an dem Grundſatz des Gleichgewichts der Mächte feſthalten? Dies ſei eine Frage für die Zukunft, jedoch für eine nicht ſehr entfernte Zukunft. Kein verantwortlicher Teil der öffent⸗ li Meinung wünſche England und Frankreich entgegengeſetzt zu ſehen, aber das Ziel Englands ſei nichtsdeſtoweniger, in England ein Gefühl für die gemeinſamen Intereſſen Europas zu ſchaffen. Das Reparationsproblem müſſe beiſpielsweiſe durch nicht aber durch Gewalt geregelt werden. Dieſer rundſatz der Regelung durch Verſöhnung ſei im Völkerbund ver⸗ körpert, auf den Baldwin zum Schluß ſeiner Anſprache Bezug nahm. Eröffnung der Reichswirkſchaftskonferenz In London wurde die Reichswirtſchaftskonferenz eröffnet. Der 5 Präſident des Handelsamtes, Sir Philipp Llond Greams, ſchilderte 18 allgemeine Wirtſchaftslage und beſprach den Arbeitsplan der Kon⸗ erenz. Die Erklärungen der Dominionsverkreler Die Preſſe veröffentlicht die Erklärungen der Vertreter der Do⸗ minions auf der britiſchen Reichskonferenz. Iriſcherſeits wurde betont. Irland werde die ihm übertragenen Verantwortungen erfül⸗ len und einen Teil der gemeinſamen Laſten auf ſich nehmen. Der Bertreter Südafrikas, Generals Smuts, forderte, Enaland müſſe ſein ganzes politiſches Gewicht einſetzen. um diejenigen Probleme zur endgültigen Löſung zu bringen, denen ſich die ganze Welt jetzt gegen⸗ überſehe. England habe die Macht. um die Welt in ſich zu einigen. Es habe keine Urſache mit geſenkter Stimme zu reden. Es müſſe in der ganzen Welt gehört werden. Ddie Wiederaufnahme der Arbeit Der Abbruch des paſſiven Widerſtandes Die Verhandlungen zwiſchen den Eiſenbahngewerk⸗ ſchaften und der franzöſiſchen Regie ſind ins Stocken geraten, da die deutſchen Eiſenbahner beſchloſſen, den Dienſt nicht wieder auf⸗ zunehmen, wenn die Franzoſen auf ihrer Forderung bezüglich Able⸗ aung eines Dienſteides auf die Regie und Abgabe einer Pflicht⸗ erklärung beſtänden. Auch äuf einer Beamtentagung in Elberfeld faßte man den Beſchluß, nur dann mit den franzöſiſchen Inſtanzen zu verhandeln, wenn die vorgeſetzten deutſchen Behörden ausdrücklich die Anterſtellung unter die Beſatzungsbehörden. beiſpielsweiſe die Eiſen⸗ bahnregie, verlangten. Auf das Vorgehen Frankreichs. das den deutſchen Beamten im beſetzten Gebiet den Dienſteid für die Regie aufzwingen wolle, wird Berliner Blättern zufolge, durch die Reichsregierunga die einzig mögliche Antwort erteilt werden. Mit dieſer Haltung ſeien ſämt⸗ liiche Parteien einverſtanden. Nach einer Meldung der„Voſf. Ztg.“ aus Düſſeldorf erklärte der engliſche Vertreter der Rheinlandskommiſſion auf Anfrage, die Ablegung des Dienſteides für die Regie werde von der Rheinlands⸗ kommiſſion von den deutſchen Eiſenbahnern nicht gefordert n. Die vier Bergarbeiterverbände haben einen Aufruf an die Bergarbeiter der beſetzten Gebiete er⸗ laſſen, worin ſie die Bergarbeiter zur Wiederaufnahme der Arbeit auffordern. Entgegen dieſem Aufruf und entgegen den Berliner Meldungen muß feſtgeſtellt werden, daß bisher noch an keiner Stelle die Arbeit wieder aufgenommen iſt. Die Verbände ſind noch im unklaren darüber, was geſchehen ſoll. Wiederaufnahme des Drahlverkehrs Das ſeit April von den Franzoſen im Betrieb unterbrochene Telegraphenamt in Worms hat ſeine Tätigkeit ſeit geſtern wieder ber Mit der Aufnahme des Fernſprechdienſtes ſoll eben⸗ 5 nach Herſtellung der Leitungen wieder begonnen werden. England ſei bisher für B hinauszuſchieben. Der Ortstelephonverkehr in Mainz wird heute Mittag wieder aufgenommen. Die Wiederaufnahme des Fernſprechverkehrs und Telegraphendienſtes dürfte in einigen Tagen erfolgen, ſobald die erforderlichen Leitungen zur Verfügung ſtehen. Die Ausweiſungen aus der pfalz Ausgewieſen wurde am 29. September der Gewerkſchaftsſekretär Auwm Seit Beginn des Ruhreinbruchs bis zum 29. September wurden in dem Bezirk der Reichseiſenbahndirektion Ludwias⸗ hafen aus ihren Wohnungen vertrieben 6320 Eiſenbahner mit 17626 Familienangehörigen, ausgewieſen 4911 Eiſenbahner mit 11979 Familienangehörigen, verhaftet 65, verurteilt 40 Eiſenbahner zu 37 Jahren Gefängnis, 20 Jahren Zuchthaus u. 12 074 650 000 000 Mark Geldſtrafe. Mißhandelt wurden 12 Eiſenbahner. Berurkeilungen Vom Kriegsgericht Landau wurden am 1. Oktober ver⸗ urteilt 5 Eiſenbahner zu je 5 Jahren Gefängnis und je 5 Millionen Mark Geldſtrafe, weitere 2 Eiſenbahner zu 6 Monate und ſe 5 Mil⸗ lionen, weitere 2 zu 3 Monaten und je 5 Millionen und weitere 3 zu 4 Monaten Gefängnis und 5 Millionen Mark Geldſtrafe, alle wegen Beteiligung an Gehaltsauszahlungen und angeblicher Stärkung des paſſiven Widerſtandes. Das franzöſiſche Kriegsgericht in Landau hat geſtern ferner den bekannten Politiker Dr. F. Raſchig, früheres Mitglied der Na⸗ tionalverſammlung und derzeitiger Vorſitzender der Demokratiſchen Partei der Pfalz in Abweſenheit zu fünf Jahren Gefängnis und zu einer Geldſtrafe verurteilt. Die chemiſche Fabrik Raſchigs hatte von der deutſchen Eiſenbahnverwaltung vor der Beſchlagnahme des pfälziſchen Bahnnetzes zwei Lokomotiven gemietet, die im Bereich der Fabrik ſtehen blieben. In der Tatſache, daß dies der Beſatzungs⸗ behörde nicht angezeigt wurde, erblickte das Kriegsgericht den Tat⸗ beſtand der Hehlerei. Ddie Umtriebe der Separatiſten Die Lage in Düſſeldorf ö Die Stadtverwaltung wird von der Beſatzungsbehörde unter Hin⸗ weis darauf, daß die Schutzpolizei aufgelöſt worden ſei und von den Franzoſen in den Kaſernen bewacht werde, verpflichtet, die Kommunalpolizei zu verſtärken. Nähere Vorſchriften üher Stärke, Bewaffnung und Zeitpunkt, bis zu welchem die Organiſation beender ſein muß, werden noch bekannt gegeben. Gegenüber der ſeparatiſtiſchen Darſtellung, als ob das Vorgehen der deutſchen Polizei vorſätzlich geplant und durchgeführt worden ſei, ſtellt der Vertreter des deutſchfeindlichen„Daily Telegraph“ feſt, daß die Unruhen anläßlich der Sonderbündlertagung infolge der Ent⸗ waffnung eines deutſchen blauen Poliziſten durch eine Gruppe von Sonderbündlern begonnen habe. Die deutſche Polizei habe ihre Ruhe bewahrt und zunächſt nur in die Luft geſchoſſen. Die Tatſache, daß von 10 Toten und 70 Verwundeten 3 Poliziſten getötet und 13 verletzt worden ſeien, erweiſe, daß die Polizei einem ver⸗ zweifelten bewaffneten Widerſtand gegenübergeſtanden habe. Eine franzöſiſche Zählung der Separatiſten Der Berichterſtatter des„Journal des Debats“ in Düſſeldorf ſpricht ſich über die Zahl der Sonderbündler aus, die am Sonntag in Düſſeldorf verſammelt waren. Die Zahl derer, die mit der Eiſen⸗ bahn in ſechzehn Extrazügen aus dein Rheinland und aus dem Ruhrgebiet herbeigeführt wurden, beziffert er auf 12 oder 13000. Darunter hätten ſich nur 500 Perſonen aus dem Ruhrbecken befunden. Die Organiſaboren der Bewegung hätten ſich ſtark ver⸗ rechnet, denn ſie hätten von der Regie für das Ruhrbecken zehn Extrazüge verlangt, aus Mangel an Paſſagieren ſeien aber acht Züge nicht abgelaſſen worden. Vor einem neuen Gewaltſtreich Der Vertreter der„Daily Mail“ in Düſſeldorf will erfahren haben, die Führer der Separatiſtenbewegung werden ſich nach Koblenz begeben, um von der rheiniſchen Oberkommiſſion zu verlan⸗ gen, ſie möge ihnen die Polizeigewalt und die Verwaltungen im ganzen Rheinland ausliefern. Ein ähnlicher Vor⸗ ſchlag werde dem General Degoutte unterbreitet. Der Berichterſtatter fügt hinzu, daß die Führer der ſeparatiſtiſchen Bewegung hoffen, ſehr bald die rheiniſche Republik ausrufen zu können. Ihre Ent⸗ ſcheidung wird jedoch von der Aufnahme abhängen, die ſie heute bei der interalliierten Rheinlandkommiſſion finden werden. Preiſe und Steuerfragen Wie die Voſſiſche Zeitung meldet, hat der Reichswirt⸗ ſchaftsminiſter ſeinen Einſpruch gegen eine Erhöhung der Goldkohlenpreiſe um etwa 75 Proz., wie der Reichskohlenrat be⸗ ſchloſſen hat, aufrecht erhalten. Demnach tritt für alle Kohlenſorten, die bereits den Weltmarktpreis erreicht haben, eine weitere Er⸗ höhung nicht ein. Dmſelben Blatt zufolge hat die Bayeriſche Volkspartei im Reichstag mehrere Anträge auf Abänderungder Steuer⸗ geſetze vom 11. 8. eingebracht, unter anderem ſollen die Frei⸗ grenzen herabgeſetzt werden. Die Deutſchnationalen haben beantragt, den Entwer⸗ tungsfaktor von 38 000 für die Einkommenſteuervorauszahlung herabzuſetzen und für wirtſchaftlich ſchwache Betriebe des Handwerks und Kleinhandels die Zahlung der Ruhrabgabe um einen Monat Die Lage in Bayern * Die„Münchner Poſt“ erklärt zu dem Streikverbot des General⸗ ſelbſt wenn man ſich auf den Standpunkt ſtellen würde, daß der bayeriſche Augnahmezuftand neben dem Ausnahme⸗ zuſtand des Reiches zu Nocht beſtehe, därfe auch dann von Bayern aus das Koalitionsrecht und mithin das Streikrecht der Ar⸗ beiter nicht angetaſtet werden. Die Arbeiter hätten vorerſt keine Veranlaſſung, nervös zu werden. Feſtnahme des Führers der ſozialiſtiſchen Sicherheitsabteilung Der Führer der aufgelöſten ſozialiſtiſchen Sicherheitsabteilungen, Apotheker Buiſſon, iſt wegen Teilnahme an der Schießerei zmi⸗ ſchen Mitgliedern der Sicherheitsabteilungen und Mitgliedern des Bundes Oberland in Haft genommen worden. Der„Dölkiſche Beobachter“ erſcheint nach wie vor weiter. Der Landeskommandant der Reichs⸗ wehr, General v. Loſſo w, hatte den Befehl de⸗ Reichswehrmini⸗ ſters, das Erſcheinen des„Völkiſchen Beobachters“ zu ver⸗ hindern, zunächſt an den bayeriſchen General⸗Staatskommiſſar als den nach ſeiner Auffaſſung zuſtändigen Zivilkommiſſar weiter⸗ gegeben. Die Entſcheidung liegt alſo jetzt bei Kahr. Indeſſen weiß der„V..“ bereits mitzuteilen, daß ihm auf dem Generalkommiſ⸗ ſariat erklärt wurde, daß das Verbot nicht durchgeführt wer⸗ den würde. Triumphierend teilt dann das Blatt den Uebertritt einer Reihe von vaterländiſchen Vereinen, Ortsgruppen uſw. zum Deut⸗ ſchen Kampfbund mit. Eine Rede Ludendorffs Wie dem„Vorwärts“ gemeldet wird, hielt General Luden⸗ dorff bei einer Denkmalseinweihung in Schlierſee eine An⸗ ſprache, in der er für Kahr eintrat. Seine Weigerung, den Führer des Kampfbundes der Reichsflagge Heiße dem aus⸗ zuliefern, durch die Waffenbeſchlagnahme in der Münchner oſt und die Auflöſung der Auergarde habe Kahr bewieſen, daß er mit den Vaterländiſchen den Kampf gegen die Reichszerſtörer energiſch auf⸗ Rupprecht“ einen Kranz am Denkmal nieder. Demenkis Wie die Korreſpondenz Hoffmann von zuverläſſiger Seite er⸗ fährt, entpricht das in Verlin verbreitete Gerücht, wonach General⸗ taatskommiſſar Dr. v. Kahr zum bayeriſchen Miniſterpräſidenten ernannt worden ſei, in keiner Weiſe den Tatſachen. Die Nachricht der Telegrammzeitung der Münchner Neueſten Nachrichten, daß zwiſchen der württembergiſchen und der bayeriſchen Regierung Verhandlungen über die Lage ſchweben, ent⸗ ſpricht ebenfalls nicht den Tatſachen. Eine Verhaftung in Berlin Berlin, 3. Okt. Den Blättern zufolge iſt der aus dem Be⸗ leidigungsprozeß des Reichspräſidenten bekannte Münchener Natur⸗ wiſſenſchaftler und Privatgelehrte Dr. Emil Ganßer auf Beſehl des Gruppenkommandos 3 in Berlin in Schutzhaft genommen worden. Seine Verhaftung erfolgte auf Antrag des Reichsminiſters des Innern, Sollmann. Es wird Dr. Ganßer zur Laſt gelegt, daß er für den„Völkiſchen Beobachter“ einen verhetzenden Artikel geſchrieben hat, der ſchwere Angriffe gegen die Reichs⸗ regierung enthielt. Gegen Ruheſtörungen und verhetzung Schutz gegen Ausſchreitungen auf dem Lande Halbamtlich wird mitgeteilt: Die Sicherheitsverhältniſſe auf dem flachen Lande nehmen die Aufmerkſamkeit der Reichsregierung in Anſpruch. Sie hat in einem Rundſchreiben an die Landesregierun⸗ gen angeregt, Vereinbarungen zur gegenſeitigen Hilfeleiſtung zu treffen, wo die eigenen Polizeikräfte eines Landes nicht ausreichen. Außerdem wird nach dem Vorbild Preu⸗ ßens die Bildung eines Flurſchutzes empfohlen. Es wird darauf hingewieſen, daß die Ablieferung der Ernteerträgniſſe das wirkſamſte Mittel gegen Plünderungen auf dem Lande iſt. Zaeitkungsverbot Der ſchleſiſche Oberpräſident hat die kommuniſtiſche„Schle⸗ ſiſche Arbeiterzeitung“ auf acht Tage verboten. Sie hatte Angriffe gegen den Reichspräſidenten und den Reichswehrminiſter veröffentlicht. Zuſammenſtoß in Freiberg Das Wehrkreiskommando Dresden teilt mit: In Freiberg wurden nach dem Verlaſſen eines Tanzlokals am 30. September mehrere Reichswehrangehörige von einer beträchtlichen Ueberzahl junger Burſchen umringt und bedroht. Die Reichs⸗ wehrangehörigen ſchlugen ſich mit den Seitengewehren durch. Hier⸗ bei wurden einige Ziviliſten verletzt. Einer iſt ſeinen Ver⸗ letzungen erlegen. Neue Erdſtöße in Japan London, 2. Okt. Japan eine Anzahl neuer Erdſtöße ereignet, die beträchtlichen 5 haden anrichteten. Man befürchtet, daß Menſchenleben zu beklagen ind. *Das der Goldanleihe ſteht vorbehaltlich Cannr Ergänzungen feſt. Es wurden insgeſamt 164 224 186 Goldmark gezeichnet. Herbſttagung der Schule der Weisheit in Darmſtadt Unter zahlreicher Zuhörerſchaft fand in einem Hörſaal der Tech⸗ niſchen Hochſchule die Herbſttagung der Geſellſchaft fur freie Philo⸗ ſophie ſtatt. Der Führer, Graf Hermann Kenſerling er⸗ öffnete die Vortragsreihe mit ſeinem Thema„Weltanſchauung und Lebensgeſtaltung“. Nichts. was und wie es im Kosmos geſchieht. iſt finnlos. Graf Kenſerling verſuchte dies, anknüpfend an das elemen⸗ tare Naturereianis im„Stillen Ozean“. an das Erdbeben in Japan. mit dem nur zwei Naturkataſtrophen, die Sintflut und der Sturm⸗ wind, der die ſtolze Armada vernichtet. nach ſeiner Anſicht in eine Linie zu ſtellen ſind, nachzuweiſen, indem er den Einariff des Kos⸗ mos hier darlegte. der Sinnwidriges aus dem Wege räumt. Die Menſchbeit iſt ein Teil des Kosmos und daber ſeinen Geſetzen unter⸗ worfen. Die Sterne ſind das Zifferblatt der Weltenuhr. Wer die Geſetze richtia erkannt. kann Dinge vorausſagen, da ſich alles in der Welt nach beſtimmten Geſetzen abſpielt.„Das Buch der Wandlun⸗ gen“ zerlegt die Welt in verſchiedene Situationen. Der Menſch iſt Träger einer kosmiſchen Situation. Daher kann man bei ihm von keinem Privatleben im eigentlichen Sinne ſprechen. Alle Anlagen ſind in ihm gegeben, doch nur beſtimmte werden durch beſondere Ein⸗ Wwirkungen geweckt und gefördert. Die Tupen ergänzen einander. nur Menſchen einer Zeitſpanne können einander verſtehen. Die Menſch⸗ heit wird immer ein Orcheſter bilden. Nach dieſem Grundakkord teilten ſich einige Redner von Ruf in die Aufgabe, Anſchauung und Lebensgeſtaltung bei verſchiedenen Völkertnven darzutun. Dr. Erwin Doufſelle ſieht. wie aus ſeinem „Der prieſterliche Menſch“ hervorleuchtet, neben dem Men⸗ ſchen eine Menſchheitsgeſchichte. die der Vollendung zuſteuert. Nach Spengler ſoll ſich das Abendland im Zuſtand des Sterbens befinden. Die Schule der Weisheit vertritt dieſe Meinung nicht. Allezeit war eine Kaſte führend: die Prieſter. Die Führung der Zukunft wird der prieſterliche Menſch übernehmen, der ſich jedoch nicht immer mit dem Berufsprieſter deckt. Nach Pfarrer Friedrich Gogarten, der über den„proteſtantiſchen Menſch“ ſprach. iſt der Menſch göttlich geworden durch Gottes Anrede„Du Menſch!“ Durch dieſes Du erkennt er ſein Ich. Unſer Menſchſein wird aber auch beſtimmt durch das„Du ſollſt“. Der Menſch ſteht zu ſeinem Gott in einem Schuldverhältnis. Mit unferm Ich müſſen wir in Gottes Du ſtecken. Ich iſt das Erſchaffene, Du das Schöpferiſche. In Gottes Gebot„Du ſollſt“ liegt die Schuld. Sie zu tragen iſt nach Gottes Wille des Menſchen Beſtimmung. Dr. Hermann Platz legte in„Katholizismus als Aufgabe“ dar, daß in Gott Zeit und Ewiakeit. Kraft und Staff. Vergangenheit und Zu⸗ kunft ſich binden. In der Gebundenheit dieſer Gegenſätze die rechte Einfütlung zu finden, ſcheint ihm Hauptaufgabe des katholiſchen ſich, der Urheber alles Seins und daher der unumſchränkte Herrſcher. Der Menſch erlebt Gott in dem Du. Schuld wird durch Erlöſung ge⸗ tilat. Gottes Gnade reicht die Hand. Mollah Sadr Ud Din erlaubte ſich in ſeinem Vortrag„Der iflamiſche Menſch“, über die weſtlichen Völker allerlei Wahrheiten zu ſagen, indem er die Zuſtände bei uns ſcharf geißelte. Bei dem Mohammedaner iſt das ganze Leben von Religion durchdrungen. Er alaubt an Mohammed und an Chri⸗ ſtus. Keuſchheit iſt ihm höchſte Forderung. In Politik und Religion iſt die Staatsform des Iflam die Demokratie. Die Größe des iſlami⸗ ſchen Glaubens ruht in der Erkenntnis der Einheit Gottes für alle Menſchen. Nach Leopold Ziegler iſt der„Deutſche Menſch“ zwei⸗ ſeelig. Er hat heute noch keine Umwelt. Immer huldigte er dem Gedanken des Imperium Romanum. Auf das karolingiſche und das ſtaufiſche Reich folgte das Reich Bismarcks, an dem ſich heute ein Bibelwort erfüllt. Dem Volkscharachter des„Ruſſiſchen Menſchen“ wohnt nach Nikolei Arſſenieff ein Hauch ins Unendliche inne. Er will den Peſſimismus durch den Glauben und die— Trunkſucht überwinden. Der bayeriſche Miniſterpräſident a. D. Graf Huago Lerchenfeld beweiſt die Exiſtenz der„ariſtokratiſchen Welt“, die ſich auf Tradition, Form und Ordnung ſtützt. In der„Welt des Ar⸗ beiters“ behauptet Arthur Zickler, daß die Aufgabe dieſes Volkes nur durch Heroismus gelöſt werden könne. Graf Keyſerling ſieht ſich, wie er in ſeinem Schlußvortrag ausführte. die Welt durch den ökumeniſchen Menſchen erneuern. 8 KRonzertverein Mannheim Erſler Kammermufik⸗Abend Nicht vom äußeren Glück ſpreche ich, ſondern von innerer Zu⸗ friedenheit. Ein neues Werk iſt daran zu prüfen, ob es uns innere Zufriedenheit wenigſtens in Ausficht ſtellt. Der äußere Erfolg mag zunächſt ausbleiben, wie wir es bei Reger erlebt haben; aber wir hatten doch ſogleich die Empfindung, daß wir ihn dereinſt ver⸗ ſtehen würden! Jedenfalls hatten wir vor ſeiner Muſik die größte Achtung. Mit Paul Hindemiths Streichquartett ging es uns nun ſo: wir verſtanden ihn nicht und hatten die Empfindung, daß dergleichen„Mufizin“ keine Zukunft haben könne. Außer dem letzten Saße, dem wenigſtens ein faßliches Thema zugrunde gelegt iſt, fan⸗ den wir zwar viel ſeltſame harmoniſche Verflechtungen, aber wenig melodiſch⸗rythmiſchen Halt und Gehalt. Der Beifall einer zahlreichen. erleſenen Hörerſchaft galt dem Wendling⸗Quartett, unſeren lieben Gäſten, keineswegs dem 16. Werke eines ſehr überſchätzten Zeitgenoſſen. er und Beethoven ſprachen zu uns. Sie ſind die Unerreichbaren, die Unvergleichlichen. Die beiden geſtern gehörten Quartette ſind von beſonderer Schönheit; ſie gelangten ſehr bald zur Anerkennung, obwohl man ſie„ſchwierig“ und„dunkel“ fand. Das Gedur⸗Quartett von Mozart, am 31. Dezember 1782 vollendet, ver⸗ uſchen von heute. Gott iſt die höchſte Wirklichkeit. das Ding an ſetzte uns auch geſtern in inniges Entzücken. Die Herren Prof. Karl 6 Wendling, Philipp Neeter, Hans Michaelis und Alfred Saal trafen aber auch Tempo und Ausdruck, Stil und Charakter der vier Sätze mit gleichem Glück. Und wie klang dies alles, wie ſchön namentlich die Bratſche, wie war die Schlußfuge gegliedert! Alte Zeiten wurden neu, als dann noch Beethovens E⸗moll⸗Quartett zu uns ſprach. War auch Joſef Joachim an rundem, vollen Ton unvergeßlich, an ſtiliſtiſcher Vollkommenheit ſteht das Wendling⸗Quartelt Joachim und ſeinen berühmten Genoſſen in keiner Weiſe nach! Und der dritie Satz, in welchem Beethoven ukrainiſche Motive verwendet, war ein Gipfel klaſſiſcher Ausdeutung. Der Schlußbeifall war Jubel, und das „gute Klingen“ kommt wieder in Mode! A. Bl. Theater und Muſik Spielzeitbeginn am Heſſiſchen Landestheater. Die Oper der heſſiſchen Landesbühne hat mit einer glanzvollen Aufführung des „Roſenkapalier“ eröffnet. Eine Aufführung die auf hervor⸗ ragender künſtleriſcher Höhe ſtand und der, um als höchſte künſtleriſche Offenbarung zu gelten, nur muſikaliſche Mängel anhafteten, die in einem fühlbaren Mangel an harmoniſchem Zuſammengehen zwiſchen Orcheſter und Darſtellung begründet war. Generalmuſikdirektor Ballings Leitung vermochte oder wollte ſich augnſcheinlich der Regie⸗ führung nicht reſtlos anzupaſſen. Immerhin war die Aufführung derart, daß ſie der Oper ein glänzendes Zeugnis ausſtellt.— Das Schauſpiel begann ſeine Aufführungen mit Shakeſpeares„Viel Läkmen um Nichts“. Auch von dieſer Aufführung darf geſagt werden, daß ſie eine glänzende Einleitung für die kommende Spielzeit bildete. Die Regie Dr. einfachem Rahmen geſchaffen, das in Verbindung mit einer feinen Beleuchtungstechnik vor allem einen ſchnellen Szenenwechſel ermög⸗ lichte, ſodaß diefer mit dem Tempo der Aufführung Schritt hielt. In den Hauptrollen bewährten ſich vor allem Walter Reymer(Benedikt), Walter Kuliſch(Claudio), Giehlen(Don Juan), Eliſabeth Stieler (Beatrice) und von den neuen Kräften G. Ritter(Leonardo), Marta Heim, die ihren Aufgaben, erhöht durch das Tempo und die Schwierigkeiten der Shakeſpearſchen Verſe, ſehr gut gerecht wurden. Das Luſtſpiel fand eine ſehr warme Aufnahme. Im Schauſpiel folgte dann„Karl XII.“ von Strindberg, in der vom vorigen Jahre her bekannten wuchtigen Inſzenierung von Guſt. Hartung, die wiederum tiefe und nachhaltige Wirkung auslöſte. Hier trat neben den be⸗ kannten Darſtellern Aenne Kerſten(Nachfolgerin Rahel Sanzara) be⸗ ſonders in Erſcheinung. Sprache und Darſtellung der Künſtlerin laſſen auf ungewöhnliche Begabung und ſtarkes Temperament ſchlie⸗ ßen.„Der lebende Leichnam“ von Leo Tolſtol, hätte viel⸗ leicht durch eine Regie, die ein flotteres Tempo herausbringen könnte, tiefer gewirkt. Die Oper brachte im kleinen Hauſe„Figaros Hochzeit“ heraus. Die Aufführung gehört zu den beſten In⸗ ſzenierungen Schlembachs. Neu heraus kam im kleinen Haud„Tanz⸗ 2 nehme. Als erſter legte dann General Exter„im Namen des König⸗ Wie aus ddte gemeldet wird, hat ſich in ellers hatte ein zeitloſes Bühnenbild in —— . — — * Mittwoch. den 3. Oktober 1923 Mannheimer General-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Ar. 453 Wertbeſtändige Poſtwertzeichen Daß in der heutigen Zeit ſchwankender wirtſchaftlicher Verhält⸗ niſſe die Probleme ſozuſagen auf der Straße liegen, iſt, ſo wird uns unter Bezugnahme auf die Ausführungen in Nr.427 geſchrieben, natürlich. Mit an erſter Stelle iſt es das Währungsproblem, an dem herumgedoktert wird. Die Zuſammenhänge liegen jedoch nicht 0 eimfach, wie die meiſten glauben; was früher verſehen wurde, läßt ſich nicht ſo bald wieder gutmachen. Es wird eines längeren Geſundungsprozeſſes bedürfen, ehe der Wettlauf zwiſchen Einkom⸗ men und Preiſen zum Stehen kommt. Auch die Frage der„wert⸗ beſtändigen Poſtwertzeichen“ iſt nicht neu, aber dach zu heikel, als daß ſie in einer ſo einfachen Form, wie in Nr. 427 des„General⸗ Angeigers, dargeſtellt, zu löſen wäre. Wollte die Poſt„leiſtungs⸗ beſtändige“ Wertzeichen ausgeben, ſo wäre die unzweifelhafte Folge eine rieſenhafte Nachfrage, die die Reichspoſt wahrſcheinlich gar nicht befriedigen könnte. Die weitere Folge wäre alsdann ein ſchwunghafter Agiohandel mit dieſen„wertbeſtändigen Inhaber⸗ papieren“, der auch nicht zu unterbinden wäre, wenn man gleich wieder in den von wirtſchaftlicher Unkenntnis diktierten Fehler ver⸗ fallen wollte, eine Art Zwangsbewirtſchaftung einzuführen. Gerade die Ausſicht, ſolche Wertzeichen mit einer Goldmarkwährung nicht in Einklang zu bringen, ſondern ihren jeweiligen Gegenwert von beweglichen Tarifſätzen abhängig zu machen, würde auf die Speku⸗ lationswut nur anreizend wirken. Es macht auch wirtſchaftlich⸗prak⸗ tiſch keinen Unterſchied, ob ein Inhaberpapier einen Gold⸗ oder Leiſtungswert darſtellt; der Leiſtungswert iſt immer auf der Gold⸗ baſis realiſierbar. Die Tatſache, daß Wertbeſtändigkeit gewährleiſtet iſt, gibt den Ausſchlag für die Nachfrage. Die Behauptung, daß die Poſt durch neue Tariferhöhungen, die über den Grad der Geldentwertung ſeit dem letzten Tariſe hin⸗ ausgehen,„Inflationsgewinne“ machen könnte iſt abwegig, denn die Poſtwertzeichen ſind für die Poſt kein in Ware inveſtiertes Ka⸗ pital, das ſie— wie der Kaufmann— nach den Grundſätzen eines „angemeſſenen Gewinns“ zu realiſieren hätte. Die Poſt verpflichtet ſich mur zu einer Leiſtung für einen beſtimmten Gegenwert, den ſie in Zeiten ſchwankender Währung verändern muß. Angenommen, man wollte die Ausgabe ſolcher erwähnten Wertzeichen verwirk⸗ lichen, ſo würde die Durchführung eine Finanzorganiſation voraus⸗ ſetzen, die nicht gerade verbilligend auf einen Staatsbetrieb wirken würde.— Nein, auch dieſe Frage kann nur— wie das Haupt⸗ problem— durch ein ausgeglichenes gelöſt werden; vornehmſte Aufgabe des Staates ſoll es bleiben, 4 ernſtlich an unſere wirtſchaftliche Sanſerung heranzugehen, anſtatt genötigt, auch die Inflationspolitik durch Ausgabe wertbeſtändiger Wertzeichen noch zu unterſtreichen. Von der Oberpoſtdirektion Köln wird der„Kökn. Volksztg.“, die einen Artikel in der gleichen Jorm veröffentlichte, u. da. geſchrieben: Die gegebenen Anregungen ſind durchaus beacht⸗ lich, der Poſtverwaltung jedoch nicht neu. Es iſt nicht zu verkennen, daß das vorgeſchlagene Verfahren ſeinen Zweck, die bei einer ſprunghaft eintretenden Geldentwertung unvermeidlichen Schwierig⸗ keiten in der Herſtellung und Lieferung von Freimarken zu beheben, voll erreichen würde, daß der Verfaſſer auch der dem Verfahren innewohnenden Bedenken ſich bewußt geworden iſt, zeigen ſeine Ausführungen, die er der Kontrolle des des Erlöſes widmet. Hier liegen jedoch Schwierigkeiten, deren Ueberwindung nicht ſo einfach iſt, als es von außen her den⸗ An⸗ ſchein erwecken mag. Hinzu tritt noch die Wirkung de⸗ emſigen Hamſtertriebs im Publikum, der zum weniagſten eine be⸗ deutende Unſtetigkeit in die Einnahmen aus dem Wertzeichenver⸗ kauf bringen würde. Schließlich iſt zu erwarten, daß in die Verhält⸗ niſſe in abſehbarer Zeit eine größere Ruhe und Gleichgewichtslage kommt, ſo daß es der Poſtverwaltung möglich ſein wird, allen Anforderungen hinſichtlich der Herſtellung und Lieferung der Poſt⸗ wertzeichen dauernd gerecht zu werden. Städtiſche Nachrichten Die unentdeckbaren Gasmarken Verkaufs und Dieſe 100 000 Stück ſcheinen aber von der Druckerei nicht rechtzeitig fertiggeſtellt worden zu ſein. Deshalb wurden jeder Verkaufsſtelle zunächſt nur 50 Stück geliefert, die zunächſt von den Eingeweihten gekauft wurden. Von dem Inhaber einer Verkaufsſtelle wird uns mitgeteikt, daß der Hauptanſturm des Publikums geſtern um 11 Uhr vormittags einſetzte. Infolgedeſſen waren die 1000 Stück, die der Verkaufsſtelle geſtern geliefert wurden, ſchnell vergriffen. So iſts auch den übrigen Verkaufsſtellen ergangen. Es iſt möglich, daß die Inhaber der Verkaufsſtellen, die keine weiteren Marken an⸗ forderten geſtern überhaupt keine mehr bekommen haben. Heute ſoll nun der Reſt der Marken auf die Verkaufsſtellen verteilt werden. Soviel ſteht feſt, daß es beim Gaswerk wieder mal nicht geklappt hat. In dem Augenblick, in dem die Gasverbraucher die Bekanntmachung in der Zeitung laſen, hätte die Belieferung ſämt⸗ licher Verkaufsſtellen vollzögen ſein müſſen. Wir dürfen annehmen, daß die Direktion des Gaswerks aus den Erfahrungen, die ſie mit der erſten Ausgabe der wertbeſtändigen Marken gemacht hat, die notwendigen Folgerungen zieht, damit das Publikum nicht noch einmal in der Weiſe erregt wird, wie es geſtern geſchehen iſt. Mannheims Lebenshaltungsindex 46 333 716 Wie das ſtädt. Nachrichtenamt mitteilt, iſt die nom Preis⸗ prüfungsamt nach der Methode des Statiſtiſchen Reichsamts be⸗ rechnete Mannheimer Teuerungszahl(Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung und Bekleidung) nach den Preiſen vom 2 Oktaber auf 5 309 380 500 M. geſtiegen. Setzt man die entſprechende Vorkriegszahl(114.59.) gleich 1, ſo erhält man die Indexziffer 46 333 716. Da am 24. September die Mannheimer Indexziffer 32 020 455 betrug, iſt vom 24. September bis 1. Oktober eine Er⸗ höhung um 44,7 Proz. eingetreten. Weitere Erhöhung des Juckerpreiſes Von der Hauptgeſchäftsſtelle der Landeszentrale des Badiſchen Einzelhandels wird uns geſchrieben: Der Zuckergrundpfeis iſt von der Zuckerwirtſchaft mit Einver⸗ ſtändnis der Berliner amtlichen Stellen wiederum we ſentlich Staatsbudgeterhöht worden. Er beträgt für dieſe Woche Baſis Melis Magde⸗ burg 1,6 Milliarden. Groß⸗ und Kleinhandel ſind dadurch zwingend ihrerſeits eine neuerliche Erhöhung desz Zucerpreiſes vorzunehmen und zwar koſtet das Pfund Kriſtallzucker in den Einzelhandelsgeſchäften für die laufende Woche 26 Millionen, das Pfund Zucker aller übrigen Sorten 26,5 Millionen. Die Konſumenten werden wiederholt darauf aufmerkſam gemacht, den Einkauf des ihnen zuſtehenden Quantums nicht zu verſchieben, da die Preisfeſtſetzung nicht mehr wie früher für eine länger bemeſſene Friſt, ſondern allwöchentlich erfolgt. Vei der Entwicklung der Zuckerpreiſe iſt der Handel vollſtändig macht⸗ los. Es kann auch von keinerlei Erfolg begleitet ſein, wenn ein⸗ zelne Konſumenten bei den Handelsorganiſationen oder amtlichen Stellen dieſerhalb vorſtellig werden, da die Groß⸗ und Klein⸗ handelspreiſe von allen in Betracht kommenden Stellen gemeinſam feſtgeſetzt werden, wobei ſelbſtverſtändlich auch die Intereſſen der Konſumentenkreiſe Berückſichtigung finden, ſoweit dies angeſichts des von Berlin ausgehenden Preisdiktats und der übrigen preis⸗ geſtaltenden Faktoren nur irgend möglich iſt. Für die Pilz⸗ und die Obſtküche Am letzten Sonntag waren die Abendzüge, die von der Berg⸗ ſtraße nach Mannbeim fuhren, überfüllt und zwar aroßenteils durch Perſonen, die mit Lebensmitteln ſchwer belaſtet vom Odenwald her⸗ gekommen waren. Ihre Haupteinkäufe beſtanden in Kartoffeln, Aepfeln und Zwetſchgen, deren Preiſe in der Woche zuvor hier ſo außerordentlich hoch geſtiegen waren. Mannheimer Frauen, die ſich bei Löhrbach mit Brombeerſammeln(die Sträucher haben heuer nur geringen Behang) abmühten, ſagten mir, man ſchlage die ſechzehn Millionen für eine Sonntagsfahrkarte nach Wein⸗ Im geſtrigen Mittagblatt verkündete ſtolz und kühn eine beim beraus wenn man draußen nur einige Pfund Aepfel erhalte: Bekanntmachung der Direktion der ſtädtiſchen Waſſer⸗O Gas⸗ und Elektrizitätswerke, daß nunmehr die vom gemiſchten beſchließenden Ausſchuß beſchloſſenen wertbeſtändigen Gasmarken in einer Anzahl Geſchäfte der Innenſtadt und der Vororte zu haben ſeien. Das war das Signal für viele Verbraucher, ſich ſofort ein⸗ zudecken, da die Marke nur noch heute zum Kurſe von 36,1 Mill. Mk. zu haben iſt. Morgen wird ſie infolge des neueſten Dollar⸗ ſprunges erheblich teurer ſein. Das Ergebnis der Bemühungen, ſich rechtzeitig dieſe Goldgasmarken zu ſichern, war völlig negativ. Sämtliche Geſchäfte waren ausverkauft. In einer Schreiberſchen Filiale wußte die Verkäuferin überhaupt noch nichts von der Exiſtenz dieſer Marken. Begreiflicherweiſe herrſchte nicht ge⸗ ringe Aufregung. Aufklärung durch die Direktion des Gaswerks iſt das Pfund koſte in Mannheim ſechs Millionen. Wer am Montag nachfragte, erhielt nach weit höhere Preiſe gefordert, ſo daß wohl auch an den nächſten Sonntagen viele Mannheimer nach Großſachſen. Weinheim uſw. fahren werden, obwohl man die Fahrpreiſe nochmals um 50 Prozent erhöbe hat. Pilzfreunde, die im Odenwald einen ganzen Sammeltag vor ſich haben, können mit Obſt, Kartoffeln und dergl. ganz wohl auch einige Pfund Schwämme heimbringen. wenn ſie ſich in früheren Jah⸗ ren die richtigen Plätze gemerkt haben. Nach Steinpilzen werden ſie ker iſt jetzt da, der graue Pritterling, der Grünreizker. der Hallimaſch, der Ziegenbart und andere. Grünreiz⸗ ker waren am Montag und Dienstag in auffallend großer Menge dringend notwendig. Man hat allgemein erwartet, daß den Verkaufs- auch noch gegen Mittaa auf dem hieſigen Markt zu haben. Sie waren, ſtellen Marken in genügender Menge zur Verfügung ſtehen wür⸗ den. Wie verlautet, hat jedes Geſchäft nur 50 Wertſcheine erhalten. Wenn das richtig iſt, dann darf geſagt werden, daß man über dieſe völlig ungenügende Zuteilung nicht wenig erſtaunt ſein wird. Wie uns von umterrichteter Seite mitgeteilt wird, iſt der Druck von 100 000 Marken für die erſten drei Tage beſchloſſen worden. CC A wie mir eine Händlerin ſagte, aus der Gegend von Oftersheim. Der hahe Preis von—10 Mill. hat ſicher viele vom Kaufen abgeſchreckt, obwohl der Schwamm zu den guten Speiſepilzen gehört. Er heißt auch nochechter Pritterling, Grünlina, Gänschen und ſei⸗ ner gelblich⸗grünen Farbe wegen auch Gelbreizker. Dieſe läßt ihn nicht mit einem andern Pilz verwechſeln. Ich habe ihn frü⸗ ———— bilder“. Die Jahreszeiten(bon Mimi Willenz einſtudiert) über Rud. Krauß, Eri Um den Abend zu füllen wurde das das muſtkaliſche Luſtſpiel„Die Abreiſe“ von Eugen d Albert einge⸗ Dibelius, R. Frank, E. L. Stahl, A. v. Ruckteſchell gewidmet.— In die nicht viel zu ſagen iſt. Dürr, Hermann Erhard der„Braut von Meſſina“, weite den„Jungfern von Biſchofsberg“ mit Aufſätzen von M jügt, ein muftkaliſch ſtärkeres Werkchen, dos eine ſehr gute gewiſſem Sinn eine Theaterzeitſchrift— auch das Blatt der Mann⸗ S. W. und damit ein beifallfreudiges Publikum fand, gegeben. ge Dresdner Thealerbrief. ſchreibt: Das Staatsthegter brachte die Gundolfſche Klaffikerftil in der Darſtellung und im Szeniſchen. Bruno Decarlis Macbeth, Friedrich Lindners Macduff, Alfr. mationsſtil König Duncan und Lady Macduff. Kuliſſenmalerei bis zur realiſtiſch⸗plaſtiſchen Architektur. öffnungsvorſtellung des Neuen Theaters, des heimer Theatergemeinde„Freie Volksbühn“, das monat⸗ lich erſcheint und von Rud. Huneck geleitet wird. Das vorliegende Unſer Dresdner Oktoberheft der Mitteilungsblätter beginnt mit einer knappgefaßten Ueberſetzung zur Uraufführung. So ſcharf umriſſen die ſtarke Ueberſeßung iſt, ſo uneinheitlich und ſtillos war die Geſamtauffüh⸗ rung. Ein Kompromiß einer zeitloſen Geſtaltung mit überliefertem „Entwicklung des deutſchen Dramas“ und knüpft in ſeinen übrigen Aufſätzen in der Hauptſache an den Spielplan des Mannheimer Na⸗ tionalthegters an. Die Hauptaufgabe der Zeitſchrift muß eine volks⸗ erzieheriſche ſein: es gilt unvorbereitete Theaterbeſucher aufnahme⸗ Gan; 15 fähig zu machen für Dinge auf der Bühne. Dichtung und Dar⸗ Pförtner und Stella Davids Hexe, daneben in unglaublichem Dekla⸗ ſtellüng müſſen alſo gleichermaßen berückſichtigt werden. as Szeniſche bot ein ſtillöſes Allerlei von der Silhouette und der e Er⸗ Dresdner Kunſt und Wißſenſchaſt 4 Der Schweizer Jakob Burckhardt über die Franzoſen. In Jakob Burckhardts Briefwechſel mit Gottfried und e Kinkel „Schauſpielertheaters“, war ein verheißungsvoller Akkord. Die wage⸗ findet ſich folgender Brief aus Paris vom 20. Auguſt 1848:„Lieber mutigen Künſtler des Neuſtädter Schauſpielhauſes, die ſich von dem Freund, glaube nur in e nie an 917 Loyadlität boykottierten, unglückſeligen Theater trennten, erwählten ſich den der auswärtigen Politik Frankreichs, denn gegen Dichter Walter Haſenclever und den Berliner Spielleiter Richard das Ausland hat dieſelbe immer Recht, mag ſie auch das Allerſcheuß⸗ Revny zu ihren Führern. Nach dem ſtarken Erſtlingserfolg von Max lichſte tun. Mohrs„Improviſationen im Juni“ hatte man allerdings von ſeinem Schauſpiel„Dasgelbe 3 iſt, mehr erwartet. Ein unklarer, Tänzerinnenroman, der plaudert, phantaſtiſcher, Hohn ſprechen, der aber in ſeiner Romantik und Farbigkeit reizvoll iſt. Daß der Erfolg dennoch ſtark war, ging von den ſchauſpieleriſchen Kräften(Lydia Buſch als Tänzerin) und von der Regie aus. Das von der Bühnengenoſſenſchaft bonkottierte Neuſtädter Schau⸗ der Leitung Paul Willis brachte zur Eröffnung einen literariſch intereſſanten Verſuch: Joſeph v. Eichendorffs„Die ſpielhaus unter Freier“ von Otto Zoff bühnenmöglich gemacht. Dazu eine roman⸗ tiſche Mufle von Ehriſkian Lahnſen. Alter Wein in neuen Schläuchen macht nicht froh. Eichendorff in er eſſioniſtiſch⸗ſtiliſierter Atmoſ⸗ phäre In dramatiſchem Aufputz! rmer Sänger der deutſchen Seele und des deutſchen Waldes! Johannes Reichelt. Theaterzeitſchriften. Troß der, durch die Zeitverhältniſſe be⸗ dingten ungeheuren Erſchwerung werden die in rund 40 Städten de⸗ Landes verbreiteten„Blätter der Württ. Volksbühne“ auch in dieſem Winter, vielleicht als die einzige übrigbleibende größere Theaterhauszeitſchrift, ihr Erſcheinen fortſegſen. Die„Blätter“, die im fünften Jahre erſcheinen, bilden ſeit Gründung der ſetzt von A. Barth geleiteten Bühne einen wichtigen und organiſchen Beſtand⸗ teil ihrer ſegensreichen Volkskunſtpflege. Zur Fortführung ihrez beliebten Einführungsorgans iſt die Württembergiſche Volksbühne dank einer Stiftung und der beſonderen Fürderung ihrer Abſicht durch die Staatsbehörde imſtande. Die Redoktion hat wiederum Dr. Ernſt Leopold Stahl, erſter Dramaturg der Bayeriſchen Landesbühne Das erſte Heft iſt mit Beſträgen von Robert Petſch, Oskar Schuh, elt“, das ohne jede Zeitbeziehung dramatiſierter aber nicht Erlebnis wird, deſſen lockere Szenengeſtaltung und zügelloſe Phantaſie jeder Pſychologie Die Franzoſen glauben nämlich, noch immer ein Beſißz⸗ recht auf Europg und andere Länder zu haben und betrachten alle Infamien ihrer Miniſterien gegen das Ausland als eine notwendige „Reparation dhonneur“ von wegen 1815. Die Idee, daß das Rheinland von Gottes und Rechts wegen Frankreich gehöre, iſt hier noch immer ganz allgemein; ich antworte darauf nur noch mit höflichem Hohn, weil jeder Vernunftsgrund, den ich vorbrachte, an der Borniertheit dieſes Volkes ſcheiterte. Ueberhaupt geht der Nassertle Hochmut auch über die überſpannteſte Möglichkeit des Nationalſtolzes hinaus und ich fange an, eine teilweiſe fieber⸗ hafte Verrücktheit dieſer Nation zu ſtatuieren.“ Vveraltetes in unſerer Sprache. Unſere Wörter ſtammen aus längſt vergangenen Zeiten, in denen es ſo manches gab. was heute verſchwunden iſt. Es iſt daher begreiflich. daß manche Wörter auf Kulturzuſtände hinzielen. die uns völlig fremd geworden ſind. Als lolch Veraltetes in unlerer Sprache wird in der Monatsſchrift Die Heimat“, die der Weſtfäliſche Heimatbund berausaibt. zum Beiſpiel das Wort Fenſterſcheibe genannt. Da Scheibe etwas Rundes bedeutet, wie andere Verbindungen. ſo Schießſcheibe. Drehſcheibe. Töpferſcheibe, Sonnenſcheibe, zeigen, ſo paßt dieſes Wort auf unſere viereckigen Gläſer gar nicht mehr, ſondern ſtammt noch von jenen Fenſtern des Mittelalters her, die runde, in Blei gefaßte Butzenſchei⸗ ben waren. Das Federmeſſer erinnert an die Zeit. da man noch Gänſefedern ſich zum Schreiben zuſchnitt. während die Bezeich⸗ nuna Federmeſſer ſeit der Einführung der Stahlfedern jeden Sinn verloren hat. Die Redensart die Uhr iſt abgelaufen“ hatte nur bei der alten Sanduhr mit ibrem rinnenden Sand einen Sinn, 13 Uhr eigentlich„Stunde“(lat. hora) heißt, wie denn auch die alten Sanduhren in einer Stunde„abliefen“. ſich zwar faft überall vergeblich umſchauen. Aber der echte Reiz⸗N her auch bei Kreidach i.., dann auch nordöſtlich von unſerem Waſ⸗ ferwerk in Menge gefunden und jetzt kommt er auch bei Rheinau vor. Daß ihm die diesjährige vilzfeindliche Witterung nicht auch viel ge⸗ ſchadet hat. hängt wohl damit zuſammen, daß ſein Muzel(Geflecht) ziemlich tief im Boden liegt und meiſt durch Laub und Moos ge⸗ ſchützt iſt. Er wächſt geſellig, beſonders in Kieferwaldungen auf Sandboden. In Stangenwwaldſchlägen bei Käfertal ſammelte ich im Jahre 1916 noch in der erſten Novemberhälfte in einer Woche etwa 25 Pfund. Der Grünreisker riecht jung wie Mandeln. Die Oberhaut ziehe man ſchon im Walde ab. Der orangefarbige echte Reizker iſt einer unſerer beſten Speiſepilze. Er heißt auch noch Fichten⸗ und Blutreizker. Wachholder⸗ Milchling. Röſtling. Rötling, Reske, Riske uſw. Er wird leider durch Maden, Schnecken uſw. ſehr oft zerfreſſen. Das iſt wohl auch die Haupturſache, warum er nicht auf den Markt kommt. Er hat einen eigenartigen, kräftigen Geſchmack und Duft und eianet ſich als Ge⸗ müſe⸗ und Miſchpilz, zum Einmachen in Eſſig. zu Pilzextrakt, vor⸗ züglich als Salat⸗ und Gewürzpilz. Seine ziege lrote Milch kenn⸗ zeichnet ihn aut. Er wird ſetzt auf feuchten Wieſen des Käfertaler Waldes wohl auch zu finden ſein. Der Hallimaſch Gonig⸗Rina⸗ blätterpilz. Buchenpilz. Meduſenbaupt) iſt im Odenwald, bei Wein⸗ heim und Heidelberg auf Baumſtümpfen büſchelweiſe und auf Wie⸗ ſen in Waldnähe zu finden. Jung ein auter Speiſepilz. Die zähen Stiele entferne man. Kann eingemacht werden. Sauer zubereitet ſchmeckt er ausgezeichnet. Der araue Pritte rlina(Simmer⸗ lina), iſt vom Herbſt bis in den Dezember hinein meiſt in Gruppen zu finden und zwar auch im Käfertaler Wald. Er hat einen eigen⸗ artia angenehmen Duft und gebört zu unſeren vorzüglichſten. wert ⸗ vollſten Pilzen. Die Oberhaut ziehe man ab. Neulich wurde eine kleine Partie hier verkauft. A. Göller. * Biernachſteuerpflicht. Mit der am 1. Oktober eingetretenen Bierſteuererhöhung iſt eine Nachſteuer pflicht für Wirte und Bierhändler verbunden. *Sozial- und Kleinrentnerfürſorge. Die Reichsrichtzoahl, die der Berechnung von Unterſtützungen für Sozial⸗ und Klein⸗ rentner zugrunde zu legen iſt, beträgt 28 Millionen. * Briefmarken, die ihren Beruf verfehlten. Die Reichs poft hat vor wenigen Tagen neue Briefmarken zu 5000 Mark herausgegeben und ſoeben wird angekündigt, daß auch neue Ueberdruckmarken zu 250 000 Mark hergeſtellt werden und in Verkehr kommen ſollen,— dies zu einem Zeitpunkt, zu dem die Druckſache auf 400 000 Mark, der Ortsbrief auf 800 000 Mark und der Fernbrief auf 2 Millionen hin⸗ aufgeſchnellt ſind. Aber zu jener Zeit,— es war vor 14 Tagen—, wo Marken zu 5000 Mark dringend benötigt wurden, gab es keine. „Neue Brotpreiserhöhung. Von morgen ab koſtet, wie aus der Anzeige der Bäckerinnung in dieſer Nummer hervorgeht, das Weiß⸗ brötchen 2 Millionen(bisher 1,3 Mill.), das 500 Gramm⸗Weißbrot 22 Mill.(14 Mill.) und das 1000 Gramm⸗Roggenbrot 29 Mill. (19 Millionen). * Ausgaben der Krankenkaſſen. Durch die enorme Steigerung der Arzthonorare, der Arznei⸗ und Krankenhauskoſten ſind, ſo wird uns geſchrieben, die Krankenkaſſen gezwungen, ihre Beiträge von Woche zu Woche zu erhöhen. Bei den Arbeitgebern und Verſicherten wird dieſe Erhöhung nicht immer verſtanden. Dies rührt aber daher, weil ihnen nicht bekannt iſt, welch hohe Ausgaben gerade die Sachleiſtungen erfordern. So betrug beiſpiels⸗ weiſe in der vergangenen Woche die ärztliche Konſultation 22,5 Millionen, der Beſuch 45 Millionen. Für Arzneien mußten bis zu 60 Millionen für eine Verordnung bezahlt werden. Die Koſten für Lichtbehandlung betragen bis zu 1 Milliarde. Als Verpflegungs⸗ ſatz im Krankenhaus hat die Stadt einen Betrag von 84 Millionen je Tag feſtgeſetzt. Wenn man weiter berückſichtigt. daß ein einfaches Bruchband 80 Millionen, eine Leibbinde 115 Millionen und eine Brille bis zu 300 Millionen koſtet, ſo wird man es ohne weiteres verſtehen, wenn die Krankenkaſſen zur Erhebung der hohen Bei⸗ träge gezwungen ſind. *In der Hochſchule für Muſik wurden vom 24. bis 25. Sep⸗ tember die diesjährigen Seminarprüfungen abgehalten, an denen 16 Schüler der Elementar⸗ und Mittelſtufe, ſowie 2 der Ober · ſtufe teilnahmen. Sämtliche Seminariſten beſtanden das Examen mit ſehr gutem Erfolg. *Das ſeltene Feſt der goldenen Hochzeit ſeiert am 6. Oktober Herr Adolf Seum mit ſeiner Ehefrau Suſanna geb. Trauth, Max Joſefſtraße 19 wohnhaft, im Alter von je 74 Jahren. Herr Seum iſt Veteran von 1870/71. Veranſtaltungen . Thealernachricht. Die heute Abend im Nationaltheater ſtatt⸗ indende Aufführung von Wagners„Die Meiſterſinger von ürnberg“, welche außer Miete ſtattfindet, beginnt um 6 Uhr. — Die Aufführung der„Käuber“ im Nibelungenſaal des Roſen⸗ gartens beginnt um 7 Uhr. Künſtlertheater„Apollo“. Das am 6. ds. Mts. beginnende Gaſtſpiel der berühmten Filmſchauſpielerin Henny Porten iſt für die Theaterwelt ein Ereignis von internationaler Bedeutung, da dies Auftreten vorerſt in Deutſchland auf Mannheim(nicht einmal Berlin kommt in Frage) beſchränkt bleibt. Henny Porten ſpielt ein Mimodrama von Clemens Schmalſtich von der Berliner Staatsoper unter deſſen perſönlicher muſikaliſcher Leitung. Mit⸗ wirkende ſind ferner der erſte Held des Berliner Staatstheaters Theodor Becker lein geborener Mannheimer), der dadurch auch einmal Gelegenheit bekommt, in ſeiner Vaterſtadt zu wirken, und das hervorragende Mitglied des Theaters„Die Truppe Berlin, Lutz Altſchul, alſo ein Enſemble von durchweg prominenten Ver⸗ tretern des deutſchen Bühnenlebens. Heinrich Prang gibt mit ſeinem Enſemble den Einakter„CEin läſtiger Menſch'. s Zu den Sinfoniekonzerten der Volksmufikpflege, deren erſtes dieſen Donnerstag abend genau 8 Uhr unter Leitung von General⸗ muſikdirektor M. Balling ſtattfindet, können Einzeichn ungen bis Donnerstag mittag 2 Uhr noch im Verkehrsverein entgegenge⸗ nommen werden. An der Abendkaſſe werden nur Einzelkarten ausgegeben, auch findet abends keine Stempelung der Vorrechts⸗ karten mehr ſtatt. Angeſichts der großen Nachfrage nach den Sitz⸗ plätzen müſſen die vorausbeſtellten, jedoch bis Mittwoch⸗Mittag nicht abgeholten Vorrechtskarten, wie aus dem An⸗ zeigenteil hervorgeht, mitſamt der Anzahlung für verfallen er⸗ klärt werden. Auffallend iſt, im Gegenſatz zik dem Andrang zu den Sitzplätzen, die große Zahl der noch verfügbaren Stehplätze, ob⸗ wohl gerade dieſe, um den Zweck der Volks⸗Muſikpflege voll zu er⸗ füllen und auch Minderbemittelten den Genuß eines erſtklaſſigen Kon⸗ zerts zu ermöglichen, nahezu unentgeltlich abgegeben werden. ANus dem Lande Aus dem Bezirk Villingen. 1. Okt. Aus zahlreichen Ge⸗ meinden kommen Klagen über das Poſtelend. Während in der Vorkriegszeit in jeder Gemeinde ordnung⸗mäßig die Poſtſachen täglich mindeſtens einmal zugeſtellt wurden, iſt es jetzt mehr als traurig beſtellt. Es ſind Gemeinden vorhanden, zu denen der Paſt⸗ bote alle 2 Tage, zu anderen gar nur alle 3 Tage kommt. Wer auf 8 Zinken wohnt, der kann es erleben, daß er die Poſt in der Woche nur ein einziges Mal erhält. Von welchen Nachteilen dieſes Poſtelend iſt, braucht im einzelnen gar nicht aus⸗ gemalt zu werden. Man denke nur an die amtlichen Bekannt⸗ machungen in der Zeitung mit Terminfeſtſetzungen, die ſchnellen Veränderungen in den Poſt⸗ und Bahntarifen uſmw, In den Familien wird die mehr als ungenügende Poſtzuſtellung aufs ſchwerſte empfunden. Wichtige Familiennachrichten kommen, wenns gut geht, oft erſt nach zwei, wenns ſchlecht geht oft nach vier oder mehr Tagen zur Kenntnis der Empfänger. Die heutige Zeit aber erfordert mehr als je, daß auch die Landbevölkerung von allen Vorgängen auf politiſchem, wirtſchaftlichem und kulturellem Gebiet ſo ſchnell als nur irgend möglich und regelmäßig unterrichtet wird. Nur dann kann ſie auch ihren Verpflichtungen nachkommen. Wenn bei dem ſtändigen Anwachſen des Poſtdefizits geſagt wird, daß Einſparungen und Einſchränkungen an Perſonal gemacht wer⸗ den müſſen, ſo darf man nicht gerade am falſcheſten Flecke ſparen! Wenn von einem Bau die Grundmauer abgetragen wird, ſo nuß er eben zufammenſtürzen und wenn man dem Poſtgaul die Füße abſägt, kann er eben nicht mehr laufen— das ſollte man doch auch „ganz oben“ wiſſen!! — 4. Seite. Nr. 453 Manunheimer General-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 3. Oktober 1923 Freiburg. 1. Okt. Der Landesverband der Badiſchen Textil⸗ induſtrie nahm in ſeiner hier abgehaltenen Mitgliederverſammlung eine Entſchließung an. in der ausgeführt wird, daß für zahlreiche Be⸗ triebe der Textilinduſtrie in der letzten Zeit von der Arbeiterſchaft Forderungen geſtellt wurden, die über das hinausgehen, was lraabar iſt. Die Folge werde für viele Betriebe eine Lahm⸗ legung der Arbeitsfähigkeit und eine Unterbindung der „Konkurrenzfähiakeit mit den Induſtrien der Nachbarländer ſein⸗ unter der auch die Arbeiterſchaft zu leiden haben wird. Die Induſtrie erwartet deshalb, daß die Arbeiterſchaft der Notlage der Tertil⸗ induſtrie Rechnung trage und nicht die Grundlagen zerſtöre, auf denen ihr Erwerb beruht. Von der Regierung wird erwartet, daß alle Hemmungen und Belaſtungen der Textilinduſtrie fallen. * Furtwangen, 1. Okt. Der 64 Jahre alte Taglöhner Friedrich Winterhalter wurde kürzlich tot aufgefunden. Der Tod iſt anſcheinend vor einigen Tagen eingetreten. Die Urſache iſt noch vicht feſtgeſtellt, wahrſcheinlich aber auf Unterernährung zurückzuführen. * Waldshut, 2. Okt. In den letzten Septembertagen fand hier eine Ausſtellung ſtatt, die vom Waldshuter Gauverband des Bad. landw. Vereins veranſtaltet wurde. Der Um⸗ ſang dieſer Ausſtellung war weit größer, als dies ſonſt bei der⸗ artigen lokalen Veranſtaltungen der Fall iſt. Die Maſchinen⸗ induſtrie war ſehr zahlreich und mit verſchiedenen Neuerungen auf dem landwirtſchaftlichen Maſchinenmarkt vertreten, wie auch erfreulicherweiſe die Landwirte der Waldshuter Bezirke ſowohl durch ſtarke Beteiligung an der Ausſtellung als auch durch ſehr zahlreichen Beſuch ihr reges Intereſſe bewieſen. Durch verſchiedene Vorträge über landwirtſchaftliche Fragen, die von Beamten der badiſchen Landwirtſchaftskammer gehalten wurden und damit ver⸗ bundenen Aufführungen landwirtſchaftlicher Lehrfilms wurden den anweſenden Landwirten lehrreiche Stunden geboten. Sicherlich iſt durch dieſe Ausſtellung wertvolle Arbeit für die Förderung unſerer einheimiſchem Landwirtſchaft geleiſtet worden. 43 875 * Konſtanz. 2. Okt. Ein gemeiner Diebſtahl iſt in den letzten Tagen hier ausgeführt worden. Aus einem Hausgang murde einem Schwerkriegsbeſchädigten das Fahrrad geſtohlen, das für ihn die einzige Fortbewegungsmöglichkeit war. Nachbargebiete cudmigshafen, 2. Okt. Am Ludwigshafener Hauptbahnhof wurde eine Razzia auf wilde Deviſenhändler und Deviſen⸗ käufer vorgenommen und hierbei eine Perſon verhaftet. * Ludwigshafen, 2. Okt. Aus Eiferſucht gerieten geſtern nachmittag zwei verheiratete Jabrikarbeiter in ihrer Wohnung in der Gräfenauſtraße in Streitigkeiten, wobei der eine dem anderen mit einer Apt zwei Schläge auf den Kopf verſetzte, ſodaß dieſer gewußtlos zuſammenbrach. Die Verletzungen ſind nicht gefährlich; der Verletzte konnte wieder in ſeine Wohnung zurückgehen. * Oppau, 2. Okt. Unter zahlreicher Beteiligung aus nah und fern ſeierte am letzten Sonntag die proteſtantiſche Kirchengemeinde Oppau das Feſt der Glockenweihe. Die Feier nahm morgens 10 Uhr in der neuerbauten Kirche ihren Anfang. Nach einem allgemeinen Geſang begrüßte der Ortsgeiſtliche, Pfarrverweſer Stempel, die Erſchienenen, um alsdann unter Zugrundelegung der drei Glocken⸗ namen, Glaube, Liebe, Hoffnung, in formvollendeter Rede auszu⸗ führen, was dieſe Namen uns ſagen ſollen und wollen. Die eigent⸗ liche Weiherede hielt Kirchenrat und Dekan Stepp aus Ludwigs⸗ hafen, der in ſeinen Ausführungen ebenfalls auf die Glockennamen Bezug nehmend die Weihe jeder einzelnen Glocke vornahm. Es waren erhebende Augenblicke, als nach der jeweiligen Einſegnung jede Glocke zum erſten Male ihre metallene Stimme zum wolkenlos blauen Himmel emporſandte. Ihr erſtes Zuſammenklingen ſollte dem Gedächtniſſe der im blutigen Weltkriege auf dem Felde der Ehre Ge⸗ fallenen und dem treuen Gedenken der vor zwei Jahren infolge der Exploſionskataſtrophe ſo jäh auf dem Felde der Arbeit aus dem Leben Geſchiedenen geweiht ſein. Während die Gemeinde in ſtillem Gebete der Opfer gedachte, vereinigten ſich die ehernen Stimmen der Neuge⸗ weihten in melodiſchem Dreiklange. * Neuſtadk a. d.., 2. Okt. Ertränkt hat ſich im Kalten⸗ Hrunnertalweiher ein Fräulein Chriſtmann aus Steinwenden, die rüher bei einer hieſigen Familie als Stütze beſchäftigt war. Sie be⸗ and ſich auf der Durchreiſe in die Schweiz. In Stuttgart, wo ſie zu⸗ letzt in Stellung war, ſollte demnächſt wegen Eigentumsvergehens gegen ſie verhandelt werden. * Hornbach(Pfalz), 2. Okt. Eine ſchauerliche Tragödie ſpielte ſich in dem weſtpfälziſchen Dorfe Hornbach ab. Das Brautpaar Eugen Eiſenbraun und Maria Kirſch wollten hier Bekannte zu ihrer am Samstag ſtattfindenden Hochzeit einladen. Hiervon hatte der frühere Liebhaber der Kirſch, der 48jährige Arbeiter Ludwig Huntz Kenntnis erhalten, der aus dem Sagrgebiet kam und ſich nach Horn⸗ bach begab. Er drang in das Haus, in dem ſich das Brautpaar be⸗ fand ein, ſtach nach kurzem Wortwechſel zunächſt demmädchen das Meſſer dreimal in den Rücken und die Seite und führte auch gegen den zu Hilfe eilenden Bräutigam mehrere Meſſerſtiche mit Plet Wucht, daß der Körper vollſtändig durchtrennt war. Braut und Bräutigam ſtarben nach kurzer Zeit. Der Unhold wurde auf freiem Felde umher irrend aufgegriffen und in das Zwei⸗ brücker Gefängnis eingeliefert. Unter der Bevölkerung iſt die Er⸗ rogung über die ungeheuerliche Tat umſo größer, als der Unmenſch große Kaltblütigkeit an den Tag legt. * Kaiſerslautern, 2. Okt. In der Nähe von Bad Kreuznach ver⸗ unglückte der 22jährige Otto Spiegel von hier, als er mit dem Fuhrwerk ſeines Dienſtherrn den Bahnübergang kreuzte. In dem⸗ ſelben Augenblick brauſte ein dalden d heran, in den die ſcheuenden Pferde hineinrannten. Die beiden Pferde und der Wagen wurden zermalmt, während der Fahrer ſo ſchwere Verletzungen an Armen, Beinen, Schädel und der Wirbelſäule erlitt, daß er nach der Einlieferung ins Krankenhaus ſtarb. * Groß-Gerau, 2. Okt. Wegen vorſätzlicher Steuerhinter⸗ ziehung(Umſatzſteuer für das 1. Kalenderhalbjahr 1923) wurde der Landwirt Joh. Jak Heinr. Krumb⸗Dornheim zu 26 Millionen Mark Geldſtrafe, den Koſten des Verfahrens und Veröffentlichung in vier Zeitungen verurteilt. SW.„ 1. Okt. Totgefahren wurde am Ueber⸗ gang des Nordbahnhofes nach Kranichſtein der 67jährige Schönig von hier. Serichtszeitung Wuchergericht Mannheim Verurteilung wegen Preisübervorteilung Mannheim, 3. Okt. Das Wuchergericht hatte ſich geſtern vor⸗ nuüttag mit zwei Fällen von Preistreiberei zu befaſſen. Vorſitzender war Landgerichtsdirektor Dr. Viſcher, als Beiſiter fungierten Landgerichtsrat Dr. Leſer und Dr. Kohler und als Schöffen Generaldirektor Spielmayer und Maler Valentin Heuß;: Ver⸗ kreter der Anklage war Staatsanwalt Kloos. Schiebungen mit Wohnungen haben von jeher den berechtigten Unwillen der Bevölkerung hervorgerufen. Die Tagespreſſe hat die Aufnahme von Anzeigen, in denen der Nachweis einer bezieh⸗ baren Wohnung mit einer Geldprämie verknüpft war, rundweg ab⸗ gelehnt. Daraufhin vollzog ſich dieſe Art von Geſchäften mehr unter Ausſchluß der Oefſentlichkeit, zumal die Staatsanwaltſchaft ein ſchar⸗ ſes luge auf dieſen mitunter recht rentablen Geſchäftsbetrieb hatte. In den Maſchen dieſes Geſetzes blieb nun ein in U 1 wohahafter Rechtskonſulent hängen, der ſich durch glänzende Verſprech⸗ ungen verleiten ließ, einem Bankbeamten namens Meder eine Wohnung zu vermitteln. Als Meder ſeine Wohnung hatte, ging er hin und verklagte den Rechtskonſulenten wegen Preisüber⸗ vorteilung, obwohl er dieſem noch keinen Pfennig bezahlt hatte, das Gericht hatte ſich lediglich mit den Geſchäftspraktiken des Rechts⸗ agenten zu befaſſen. Meder, der als Zeuge vernommen wurde, wollte um jeden Preis eine Wohnung. Er bot dem Agenten zuerſt 4 Benzaktien. Als dieſe abgelehnt wurden, verſprach Meder 15 Dollar oder 60 Boldmark= 100 Millionen als Vermittlungsgebühr. Eine Rolle ſpielte dabei auch ein Revers, von dem der Kläger behaup⸗ tete, er ſei in einem Hausgang geſchrieben worden, während der ardere Teil dies beſtritt. Die Tatſache ſtand jedoch feſt, daß der Wechtsagent die Vermittlungsgebühr von 100 Millionen er⸗ Loffte. Meder, der im Bankgeſchäft Stern tätig war, ſchrieb zwei Schocks auf dieſe Bank, obwohl er kein Geld dort hatte. Der Schwin⸗ del kam heraus und koſtete Meder ſeine Stelle. Hätte er aber dem Agenten kein ſo glänzendes Angebot gemacht, ſo hätte er auch keine Wohnung bekommen. Nach langer Beratung verurteilte das Gericht den von Rechtsanwalt Müller verteidigten angeklagten Rechts⸗ konſulenten wegen Wucher zu 1 Monat Gefängnis, 20 Millionen Geldſtrafe und Publikation des Urteils in hieſigen Zeitungen. In Rückſicht auf das bisherige ungetrübte Vorleben des Angeklagten hielt ſich die Strafe in mäßigen Grenzen. Der zweite Fall betraf die Klage gegen den früheren Metzger und jetzigen Viehhändler Anton Walz von Grünettſtetten wegen Preisübervorteilung. Der hatte zwei Schweine und eine Ziege um 100,2 Millionen„ eingekauft und um 338.1 Millionen verkauft. Walz konnte jedoch nachweiſen, daß von einem über⸗ mäßigen Gewinn nicht geſprochen werden kann. Der Sachverſtändige verwies auf den kritiſchen Zuſtand an dem fraglichen Markttag im Auguſt, an dem auf dem Mannheimer Viehmarkt Verhältniſſe herrſchten, wie ſie noch niemals zuvor anzutreffen waren. Als nor⸗ malen Gewinn bezeichnete der Sachverſtändige 15—20%, der aber wohl bald erhöht werden dürfte. Eine beſtimmte Norm laſſe ſich überhaupt nicht feſtſtellen. Der Verteidiger des Angeklagten, Rechts⸗ anwalt Tilleſſen, unterſtrich die Ausführungen des Sachver⸗ ſtändigen Semmler, daß der Verkauf der beiden Schweine auf die Marktlage wie für das kaufende Publikum einflußlos war. Schließ⸗ lich ſeien nicht die Kleinhändler die Fleiſchverteuerer. Eii Wucher liege daher nicht vor. Das Gericht kam zu einer Freiſprechung und Uebernahme der Koſten auf die Staatskaſſe, da ſich der Angeklagte nicht bewußt der Ausnützung der Konjunktur ſchuldig gemacht hat. ch * Eine verwickelte Preiskalkulation. Die wichtige Frage, zu wel⸗ chem Verkaufspreis Ware ausgezeichnet werden darf, bei der die Rohſtoffe aus dem Ausland bezogen werden, die Ware aber in Deutſchland fertiggeſtellt iſt, beſchäftigte das Wuchergericht des Landgerichts 1 Berlin. Die Berliner Zweig⸗ niederlaſſung einer Firma im Elſaß hatte eine baumwollene Ware von dort bezogen, mit Francs bezahlt und auf dieſen Einkaufspreis einen prozentualen Zuſchlag gelegt und ſo den Geſamtpreis er⸗ rechnet. Dieſes Verfahren führte in einem Fall zur Beanſtandung und zu einem Gutachten des Reichswirtſchaftsminiſteriums, das ſich auf den Standpunkt ſtellte, daß der Anteil an den beſonderen und allgemeinen Geſchäftsunkoſten ebenſo wie der Unternehmer⸗ lohn im Inland erwachſen ſei, der vorgenommene prozentuale Ge⸗ winnzuſchlag einen übermäßigen Gewinn enthalte, da die äußere Geldentwertung, insbeſondere in der in Frage ſtehenden Zeit, der inneren vorausgeeilt ſei. Die Staatsanwaltſchaft erhob darauf gegen den Geſchäftsführer Kuhn Anklage wegen Preiswuchers und beantragte in der Hauptverhandlung gegen ihn eine Geldſtrafe von 500 Millionen Mark. Hiergegen führte Rechtsanwalt Dr. Als⸗ berg als Verteidiger aus, daß eine Trennung der Kalkulation in der Weiſe, daß einzelne Preisbildungsfaktoren in ausländiſcher Währung, andere in inländiſcher Währung berechnet würden, praktiſch völlig unmöglich ſei. Das Gericht kam zu einer Frei⸗ ſprechung des Angeklagten, indem es erklärte, daß die Nach⸗ prüfung der Kalkulation zum Nachweis eines übermäßigen Ge⸗ winns nicht geführt habe. i Ein aufſehenerregender Mordprozeß hat vor dem Volks⸗ gericht München ſeinen Anfang genommen. Der 25jährige Labo⸗ rant Robert Huber iſt eines Verbrechens des Mordes und je zweier Verbrechen des verſuchten Mordes und des Raubes ange⸗ klagt. Huber hat durch Gift den Tod ſeines zukünftigen Schwieger⸗ vaters, des Früchtegroßhändlers Johann Peindl herbeigeführt und außerdem durch Arſenik zwei weitere Mitglieder der Familie be⸗ ſeitigen wollen. Er hat ferner die Eheleute Grimm beraubt. Die Verhandlung gegen den Angeklagten, der mit äußerſtem Raffinement vorgegangen iſt, dürfte eine ganze Woche in Anſpruch nehmen. Sportliche Rundſchau Interne Regatta des Mannheimer Regarta⸗Vereins Unter der Leitung des Mannheimer Regatta⸗Vereins fand am vergangenen Samstag nachmittag auf dem oberen Neckar die ſo⸗ genannte Mannheimer Firmenregatta(früher BBC⸗Regatta) ſtatt. Die Mannſchaften ſetzten ſich aus Angeſtellten einzelner Mann⸗ heimer Firmen zuſammen und beſtanden aus Mitgliedern hieſiger Rudervereine oder ſolcher von Worms und Heidelberg. Sämtliche Rennen verliefen reibungslos mit Ausnahme des Vorrennens zum Firmen⸗Vierer(Freitag nachm.), bei dem der Schiedsrichter GHerr Pfeffer⸗Mannheim) wegen Behinderung die Mannſchaft der Darmſtädter Bank ausſchließen mußte. Sowohl Vor⸗ wie Haupt⸗ rennen erfreuten ſich eines regen Beſuchs durch Mannheimer Sportfreunde, Angehörige der Firmen uſw., was auch dem herr⸗ lichen Herbſtwetter zu verdanken war. Unter den einzelnen Mann⸗ ſchaften ragten die der Rheiniſchen Creditbank hervor, die zum großen Teil aus diesjährigen Trainingmannſchaften beſtand und durch drei Siege die Früchte fleißigen Trainings ernteten. Der Verlauf der Rennen war folgender: 1 Schüler⸗Vierer: 1. Realgymnaſium, 2. Oberrealſchule, 3. Karl Friedrich⸗Gymnaſium, 4. Leſſingſchule. Mit ½ Länge im Endſpurt gewonnen. 2. Interner BBC⸗Vierer: 1. Mann⸗ ſchaft Hausmann, 2. Mannſchaft Herrmann 2 Längen. 3. Firmen⸗Vierer 1. Lauf. 1. Weil u. Reinhardt, 2. Rhein. Ereditbank, BBE ausgeſchloſſen. 1½ Längen. 4. Firmen⸗Vierer 2. Lauf. 1. Rhein. Creditbank, 2. Benz, 3. Zellſtoff 3 Längen. 5. Firmen⸗Achter. 1. Rhein. Creditbank, 2. Südd. Disconto, 3. BBC 2 Längen. 6. Firmen⸗Einer. 1. Rhein. Creditbank (Richter), 2. BBC(Stutzmann). Sicher gewonnen. 7. Interner BBC⸗Achter. 1. Mannſchaft Förſter, 2. Mannſchaft Bernhard Länge. Kaodſport „Radtennen im Luiſenpark. In der Sitzung der o. G. der D. R. U. am Montag ſtanden die Rennen, die am Sonntag(7. Ok⸗ tober) auf der Radrennbahn im Luiſenpark ſtattfinden, im Vorder⸗ grund der Beſprechungen. Wie aus den Ausſchreibungen zu erſehen iſt, werden am Sonntag die Meiſterſchaften über 10 und 25 Kilometer ausgetragen, außerdem 1— 11 eine Stunde Mann⸗ ſtatt. Eine Vorausſage über die Ausſichten der ahrer läßt ſich ſchwer machen. Es ſollte kein Zweifel darüber beſtehen, daß nach der Fahrweiſe von Spreng in den Rennen vom 25. September er Sieger werden müßte. Die Mannſchaft Spreng⸗Auiering wird in 3 die ſchärfſten Gegner haben. Dieſe zwei Mannſchaften werden ſich einen ſarten Kampf lieſern. Ueberraſchungen könnten auch die Mann⸗ ſchaften Ki r a der 10. und Menü⸗Kauffmann bringen. Die Meiſterſchaft über 10 Kilometer der Jugenzklaſſe müßte eine ſichere Beute des jungen Favoriten W. Heß werden. Seine ſchärf⸗ ſten Gegner werden Kiß und v. St. Ange ſein. In der Meiſter⸗ ſchaft über 25 Kilometer der A⸗Klaſſe iſt es noch ſchwieriger, einen Sieger ee e Rappold muß als älteſter Mann⸗ heimer Rennfahrer in dieſer Klaſſe den Meiſtertitel verteidigen. Spreng und Haberkorn werden auch hier entſcheidend in den Kampf eingreifen. Eine Ueberraſchung kann vielleicht durch Kirſch erfolgen, der ſehr gut in Form iſt. In der B⸗Klaſſe dürfte es ein Kampf zwiſchen Hoffmann u. Menü geben Die Jugend⸗ klaſſe wird, wie ſchon erwähnt, vorausſichtlich Heß als Sieger ſehen. In der Altersklaſſe werden Maos und Oelbach ſich ein ſcharfes Rennen liefern. Während der Meiſterſchaftswettbewerbe werden keine Prämien ausgefahren, um den Verlauf der Rennen nicht zu ſtören.— In den Rennen vom 23. September wurde der Altersfahrer Adam Menz 4. und nicht Konrad.— Heute und am Freitag finden im Luiſenpark Uebungsabende ſtatt, die ebenfalls harte Kämpfe bringen werden. Programme zu den Rennen am Sonntag werden in den Verkaufsſtellen unentgeltlich ausgegeben. Schwimmen Wettſchwimmen in Darmſtadt.— Ein neuer Rekord. Die dritten verbandsoffenen Wettkämpfe des S. C. Jung⸗Deutſchland Darmſtadt am Samstag und Sonntag ſtanden im Zeichen guter Leiſtungen. Ein Rekordverſuch von Skamper im 200 Meter⸗ Rückenſchwimmen glückte. Die alte Zeit von:52.2 wurde auf:47.1 verbeſſert. Weniger Erfolg hatte Fröhlich bei ſeinem Vorhaben, den 100 Meter Rückenrekord zu verbeſſern, da er mit.15 um eine halb⸗ Sekunde hinter der deutſchen Beſtzeit zurückblieb. Den Löwenanteil der Preiſe holten ſich die Kölner Schwimmer. einzelnen 1 Pud= 16,38 Rommunale Chronik neue Berechnung der Gas⸗, Waſſer · und Strompreiſe in Eſſen Wie in verſchiedenen anderen Städten, iſt auch in Eſſen die Bezahlung der Gas⸗, Waſſer⸗ und Strompreiſe auf eine neue Baſis geſtellt worden. Während man ſich bisher damit begnügt hatte, die Verteuerung des Gaſes, Waſſers und Stromes auf Grund einer feſtſtehenden Kohlen⸗ und Lohnklauſel für die Dauer einer Ableſeperiode zu ermitteln und in Rechnung zu ſtellen, hat die ſeit dem 1. Juli eingetretene Geldentwertung dieſes Syſtem völlig unzureichend gemacht. Die Lage iſt ſo, daß die Kohlenpreiſe wöchentlich geſteigert werden, desgleichen die Löhne und Gehälter, ſo daß es erforderlich iſt, die Löhne zweimal wöchent⸗ lich und die Gehälter mindeſtens einmal wöchentlich zu bezahlen. Auch die Lieferanten für Betriebsſtoffe aller Art verlangen ſo⸗ fortige Zahlung bei Lieferung, und zwar zu dem jeweiligen Tages⸗ preis am Tage der Zahlung. Dieſe Entwicklung bringt es natur⸗ gemäß mit ſich, daß die Werke in keiner Weiſe über hinreichende Barmittel verfügen, um ihren Verpflichtungen nachzukommen, da ſie ihre Einnahmen aus dem verkauften Gas, Waſſer und Strom nach den Durchſchnittspreiſen der letzten ſechs Wochen berechneten, ſo daß alſo der Abnehmer mit ſtark ent⸗ wertetem Gelde bezahlte. Die geſchilderten Verhältniſſe haben eine Aenderung der Zahlungsbedingungen zur Folge gehabt, welche im weſentlichen darauf hinauslaufen, daß für die Bezahlung der Tag der Rechnungsvorlage maßgebend iſt, welcher mit dem Tage der Ableſung zuſammenfällt. Die neuen Zahlungsvorſchriften haben zur Folge, daß bei in einer Ableſungsperiode ſtark anwachſenden Kohlenpreiſen und Löhnen dee Sas⸗, Waſſer⸗ und Strompreiſe mit einem entſprechend hohen, nämlich dem am Tage der Ableſung gültigen Kohlenpreis und Lohnſatz zu bezahlen ſind. Das umgekehrte iſt der Fall. wenn eine rückläufige Bewegung eintritt. Um jedoch dem Abnehmer die Möglichkeit zu gewähren, ſich in Zeiten ſtark fortſchreitender Geld⸗ entwertung den Gas⸗ Waſſer⸗ und Strombezug wertbeſtändig ein⸗ zudecken, werden von den Werken auf Wunſch des Verbrauchers Vorauszahlungen entgegengenommen und zwar vorläufig in der Höhe des Verbrauches in der Ableſeperiode. Die Bezahlung hat in den am Tage der Vorauszahlung gültigen Preiſen zu er⸗ folgen. Die Vorauszahlungen können aber nur bei den Geld⸗ erhebern gleichzeitig mit Begleichung der laufen⸗ den Rechnung erfolgen. Eine Vorauszahlung zu anderen Zeit⸗ punkten kann aus techniſchen Gründen nicht entgegengenommen werden. Kleine Mitteilungen 5 5 In Frankfurt koſtet die Fahrt auf der Straßenbahn 6 Mill. bis zu 2 Km., 9 Mill. bis zu 5 Km., 12 Mill. über 5 Km. In Hamburg wurde der Gaspreis für die Ableſung des Gasmeſſers nach dem 29. Sepb. auf 8 Mill. für das Kubikmeter feſtgeſetzt. In Berlin beträgt der Waſſerpreis in der Woche vom 30. September bis 6. Oktober 11 Millionen Mark je Kubikmeter. Die Meßzahl, mit der der Feſtpreis von 10 Pfennigen für ein Kubikmeter Gas zu multiplizieren iſt, wurde für die Woche vom 30. September bis 6. Oktober auf 110 000 000 feſtgeſetzt. Hier⸗ nach haben alle Gasabnehmer, bei denen in der Zeit vom 30. Sep⸗ tember bis einſchließlich 6. Oktober 1923 der Gasverbrauch feſt⸗ geſtellt wird, für das ſeit der Standaufnahme in der zweiten Hälfte des September verbrauchte Gas 11 Millionen Mark für das Kubik⸗ meter zu zahlen. Alle Elektrizitäts⸗Abnehmer, bei denen eine Standaufnahme in der Zeit vom 30. September bis 6. Okt. vorgenommen wird, haben für den ſeit Rechnungslegung feſtgeſtellten Verbrauch zweiundzwanzig Millionen Mark für eine Kilowattſtunde zu zahlen. Neues aus aller Welt — Vom Frankfurter Goethe⸗Pavillon. Auf die Nachricht, der Inhalt des Frankfurter Goethepavillons in Lyon ſei ein Naut der Flammen geworden, zog die Direktion des Frankfurter Goethemuſe⸗ ums beim Bürgermeiſter von Lyon nähere 9 ein und erhielt die Antwort, der Verwalter der deutſchen Ausſtellungsgüter glaube, die Gegenſtände des Goethepavillons ſeien vom Brand in der Nacht vom 10.—11. September verſchont geblieben, eine beſtimmte Angabe könne jedoch erſt in Monatsfriſt gemacht werden. — Bettlereinnahmen. Folgende Bilder der Zeit finden wir in einer Münchener Zeitung. Am alten Rathausbogen lehnt ein alter Mann, durch ſeinen Körper geht ein ſtändiges Zittern, und bittet um Almoſen. Da Zahltag geweſen, fliegen ihm die Banknoten in Hülle und Fülle in den Hut. Ein Schutzmann, der dieſes mit anſieht und den Gewohnheitsbettler kennt, bringt ihn zur Polizei. Dort wird des Bettlers halbſtündige Einnahme gezählt, es waren über 102 Millionen Mark.— Ein anderer Fall: In einer Weinkneſpe wird ein kaum den Kinderſchuhen entwachſener Knabe angetroffen. Er iſt ſchon etwas angeſtochen, da er ſchon einige Schoppen hinuntertrank, eine Ziga⸗ rette nach der andern rauchte. Man wird auf den Jungen aufmerk⸗ ſam, der ſich ſolche Ausgaben leiſten kann. Der Junge wird zur Polizei gebracht und entpuppt ſich als jugendlicher Defraudant aus München, der ſeine Firma um über 140 Millionen Mark erleicherte. Das Geld hatte er in kurzer Zeit verbraucht. — Louis Häußer e Nach einer von privater Seite ein⸗ gegangenen Nachricht ſoll in Fechta(Oldenburg) der Wander⸗ apoſtel Louis Häußer geſtorben ſein. Häußer iſt bekanntlich auch in allen badiſchen größeren Städten aufgetreten und hat mit ſeinen merkwürdigen Ideen viele Anhänger gewonnen. In Konſtanz war er vor einigen Monaten verhaftet worden und wurde dann wegen verſchiedener Straftaten verurteilt. Zuletzt ſaß er im Gefängnis Fechta, mit dem er ſchon früher Bekanntſchaft gemacht hatte. Fünftagefahrt eines Zeppelin-Cuftſchiffes. Am 26. Septem⸗ ber hat ein altes Zeppelin⸗Luftſchiff, das in franzöſiſchen Beſitz über⸗ gegangen und auf den Namen Dixmuiden getauft worden iſt, eine Fünftagefahrt angetreten. Es iſt von dem Flugplatz bei Paris zunächſt nach Toulon⸗Marſfeille und von dort über das Mittelmeer nach Algier gefahren. Die Fahrt ging dann weiter nach Biſerta und zurück nach Frankreich, das in großem VBogen unter Berührung aller wichtigen Städte umflogen worden iſt. Die Fahrt vollzog ſich ohne eeeeee 3 — Ein guter Jang. Wie aus Brüſſel gemeldet wird, t die belgiſche Zollbehörde dieſer Tage einen guten Jang Ein Dampfer unter holländiſcher Flagge wurde durch ſtarkes Unwetter ge⸗ zwungen, in dem Hafen von Zeebrügge Zuflucht zu ſuchen. Die Zoll⸗ behörde nahm eine Unterſuchung des Dampfers vor und die Entdeckung, daß er bewaffnet war und an Bord eine koſt⸗ bare Ladung von Champagner, Wein und Likör hatte. Die Ladung war für die Vereinigten Staaten von Nordamerika beſtimmt, wo ſie an die Rum⸗Runners abgeſetzt werden ſollten. Die Bewaffnung des Schiffes beſtand aus mehreren Maſchinengewehren. eder der Matroſen hatte außerdem einen Revolver. Weiter fand man noch einen Reſervevorrat an Gewehren, Revolvern und Munition. Die geſamte Ladung wurde nebſt den Waffen beſchlagnahmt und der Kapitän und der erſte Offizier verhaftet. 2 = der telephoniſche Regierungsſturz. Ueber die Art und Weiſe, wie General Primo de Rivera der Regierung ihre Abſetzung mitteilte, wird in engliſchen Blättern eine luſtige Geſchichte erzählt. Als die Madrider Regierung die erſte Kunde von der Militärerhebung in Varcelona erhielt, ſetzte ſich der Kriegsminiſter mit Primo tele⸗ phoniſch in Verbindung.„General“, ſagte er,„beruht es auf Richtig⸗ keit, daß unter Ihren Truppen ein Aufruhr herrſcht?“„Ja“, lautete die Antwort.„Und welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um der Bewegung Herr zu werden?“„Ich habe mich an ihre Spitze geſtellt. „Aber wieſo denn?“ rief der Kriegsminiſter.„Dann wäre ich ja ge⸗ zwungen, Sie abzuſetzen!“„Sie ſind abgeſetzt!“ lautete die Antwort, und damit hängte Don Miguel Primo de Rivera, Marquis v. Eſtella, Generalkapitän von Barcelona, den Hörer an. — Der zu große Ochſe. Die landwirtſchaftliche Ausſtellung in Moskau wies u. a. Schauobjekten einen Ochſen auf, der 71 Pud— regte, war groß, aber nicht bei der Preſſe. Denn die„Prawda“ 9 a 0 mehrere Spalten, in wel⸗ em der Rieſe als gänzlich unpaſſend für die ſchlichte Wir t im ruſſiſchen Dorf in Grund und Boden verdammt wird. 2 Kilogramm— wog. Die Bewunderung, die er er⸗ 2— 2 g J777ͤ ²—v7...... Jahr. Mannheimer General-Anzeiger(Mittag-Ausgabe) 5. Seite. Nr. 453 Eur Valorisierung der Tabaksteuer Der Finanzpolitische Ausschuß des vorl. Reichs- F verhandelte über den Entwurf Gesetzes zur Aenderung des Tabaksteuer- gesetzes. Der Vertreter des Reichsfinanzministériums zährte aus, daß es sich aus mäteriellen wie aus technischen ründen als notwendig erwies, die Vertbeständig- keit in das Gesetz einzuführen. Als Wertmesser wäre Weckmäßig der jeweilige Goldzollaufgeldsatz an- zunehmen. Anderseits müsse der für die Zahlung der Tabak- Steuer bisher gewährte Aufschub von sechs bzw. drei Monaten aufgehoben werden, da es heute nicht mehr angängig sei, den Steuerpflichtigen vom Reiche einen zins- frelen Kredit zu gewähren für die Zeit, in der der Entgelt der versteuerten Ware bereits in ihren Händen sei. Ent- sprechend der neuen Steuerberechnung sei bestimmt worden, aß im Kleinhandel tabaksteuerpflichtige Erzeugnisse nicht teurer verkauft werden dürfen als zu dem Preise, der sich aus der Umrechnung des der Versteuerung zugrunde gelegten Kleinverkaufspreises in dem am Tage des Verkaufs seltenden, vom Reichsfinanzminister zu bestimmenden Um- rechnungsverhältnis ergibt. Im übrigen sei an den Grund- lagen der Tabakbesteuerung: Bemessung der Steuer nach dem Kleinverkaufspreise der Tabakerzeugnisse und Ent- richtung der Steuer durch Verwendung von Steuerzeichen kestgehalten Forden. Von einer Steigerung der Belastung sei, in Würdigung der wirtschaftlichen Lage des Tabak⸗ zewerbes Abstand genommen worden. Anderseits gestatte es aber die Finanzlage des Reiches nicht, unter die vor- gesehene Belastung herunterzugehen. Der Ausschuß nahm den Regierungsentwurf einstimmig mit zwei Ergänzungen an, nach denen die Tabaksteuer statt in Gold auch in GoId- anleihe und Dollarschatzanweisungen zum je- weiligen Kurse entrichtet werden kann und eine Stun- dungsfrist von zwei Monaten eingeführt werden soll. Der Kusschuß nahm die Entschließung an, nach der. über die im Laufe der Beratung zur Sprache gekommene Hinter- zjehung der Tabaksteuer recht bald Sachver- ständige der Tabakindustrie gehört werden sollen, damit 25 Regierung Vorschläge auf Abhilfe gemacht werden cönnen. Rheinische Creditbank. Aufgrund des am 8. September as. Js. in unserem Blatte veröffentlichten Prospektes sind 180 000 000 neue Aktien Serie XVIII Stück 180 000 über 1 1000 Nr. 266 669—446 668 der Rheinischen Creditbank, lannheim, zum Handel und zur Notierung an der Frank- kurter und Mannheimer Börse zugelassen. „ Württembergisch-Badische Verkehrs-Kreditbank.-G. Von der Rheinischen Creditbank in Mannheim aud von der Württembergischen Vereinsbank in Stuttgark ist in Gemeinschaft mit der Deutschen Verkehrskredifbank A. G. in Berlin die Württembergisch-Badische Verkehrskreditbank.-G. mit einem Grundver: mögen von 100 Millionen, mit dem Sitz in Stuttgart und nit Abrechnungsstellen in Stuttgart, Karlsruhe und FTannheim errichtet worden. Der Wirkungskreis der Bank ist Baden, Württemberg und Hohenzollern. Der Zweck der neuen Bank ist eine bedeutende Vereinfachung les bisherigen Frachtenstundungsverfahrens, indem die Zank für ihre Kunden Zahlungen an Eisenbahnkassen jeder Art, derärt leistet, daß die Rassen Anweisungen an Zah- lungsstatt annehmen, die die Kunden der Bank(Verkrach- ter) über die den Kassen geschuldeten Beträge ausstellen. Die Verfrachter werden neben anderen Vorteilen unter Wegfall jedes Bargeldverkehrs eine ohne weiteres auf je- wWeils 14 Tage eintretende Frachtenstundung genieſßien. 120 000 Pfünd-Anleihe der Württ. Elektrizitäts-.-G. in stuttgart. Die Gesellschaft hat zum Ausbau der Strubklamid- anlage, die eine natürliche Ergänzung des von ihr auf 40 Jahre gepachteten, 1913 in Betrieb gesetzten Wiestalkraft- werkes und Städt. Elektrizitätswerkes der Stadt Salzburg dildet, eine 7 v. H. 120 000 Pfund Sterling tilgbare Anleihe aufgelegt. Die ganze Auleihe ist von der der Weag rahe- stehenden Bankgruppe bereits fest übernommen. Für sie hat das englische Bankhaus John Henry Schröder u. Co., London, die Treuhänderschaft übernommen. Dies dlürfte wohl die erste englische Treuhänderschaft für eine deutsche Idustrieanleihe darstellen. „ Abschluß des Wintershall-Korzerns. Der Wintershall- Konzern legt jetzt seinen Geschäftsbericht für 1922 über die einzelnen, ihm K Werke, sowie über die Kali- Industrie-.-., die im Dezember 1921 gründete Finanzgesellschaft des gesamten Konzerns vor. Für dieses Unternehmen handelt es sich mithin um das erste Geschäfts- Wie die vorliegenden Ziffern ausweisen, Wwar das rgebnis günstig. Die Einnahmen aus den Netrieben von all- und anderen Unternehmungen reichten nicht nur aus, die Gründungskosten zu decken, sondern darüber hinaus noch Ueberschüsse zu exzielen. Die Gesamteinnahmen be- liefen sich auf 254.68 Mill. 4. Dem standen gegenüber an Geschäftsunkosten 36,37 Mill. 4, an Gründungskosten 61,21 Mill. 4 und an Zinsenausgaben 36,58 Mill., an Abschrei- bungen 1,85 Minl, so daß ein Reingewinn von 18.66 Mill. verbleibt. Hieraus werden dem Reservefonds 10 Schem der Forderung, die der derzeitige volksparteiliche ionsvor⸗ ſithende Dr. Scholz geſtern dem Reichskanzler übermittelte. Es dann keinem Zweifel unterliegen, daß die Abſicht ebenſo ehrenwert und gut war, wie die, angeſichts der furchtbaren Not des Vater⸗ würdigen wiſſen, aber es erſcheint uns doch mehr als eigenartig, daß ſolche Forderungen in einer Konferenz der Parteiführer, in der dieſe doch als Beauftragte und Spruchſprecher ihrer Fraktionen erſcheinen, derartige Anſichten als rein perſönlich geäußert werden können, ohne daß der betreffende Parteiführer, der Zuſtimmung ſeiner Fraktion gewiß iſt. Das iſt ganz offenſichtlich bei dieſem Vorſtoß Dr. Scholz der Fall geweſen. Die Stellungnahme der volksparteilichen Fraktion, die ſich vollkommen zu Streſemann be⸗ kannte und die Erklärungen des Abgeordneten Scholz in der heu⸗ tigen Berliner Morgenpreſſe ſind aber doch nichts anderes als eine glatte Desavouierung des Fraktionsvorſitzenden. Ein nicht gerade erfreulichen Anblick! Gerade weil wir die Politik der Volks⸗ partei vertreten, muß es einmal offen geſagt werden, daß die Ueberfülle der Individualitäten innerhalb der volksparteilichen Reichstagsfraktion dieſer nicht immer zum beſten zu gereichen ſcheint. Jedenfalls ſtehen wir auf dem Standpunkt, daß in einer Zeit und bei einem Kabinett, deſſen Vorſitzender gleichzeitig der Führer der Partei iſt, die Partei Vorbilder an Disziplin und Geſchloſſenheit geben ſollte und daß namentlich die Reichstagsfraktion alles vermeiden müßte, was bei aller not⸗ wendigen Kritik und begreiflichen Meinungsverſchiedenheiten im — 2 niemals—55— 5 als einer ogar Gegnerſch gegen erwählten Führer eutet werden könnte. 9 B0 55 4 4%. 8 5 05 5 du ener g tgn e er dr landes die Koalitionsregierung auf eine ſo breite Baſis wie mög⸗ lich zu ſtellen. Es mag ſein, daß wir„in der Provinz“ nicht die Feinheiten der parlamentariſchen Rege richtig verſtehen und zu Abgeſehen davon iſt aber die ganze Ation im Augenbtic er berechtigt noch begründet, nachdem das Kabinett See nſenmen, Mill.„ zugewiesen, dem Wohlfahrtsfonds 5 Mill., 6 PpCt. auf die Vorzugsaktien verteilt, 100 pCt. auf die Stammaktien und 232 Mill. A auf neue Rechnung vorgetragen. Die Bilanz verzeichnet ein Aktienkapital von 1050 Mill. 4, Nοn 650 Mill.& mit 25 pCt. eingezahlte Stammaktien sind, 350 MilI. vollgezahlte Stammaktien und 50 Mill.„ Vorzugsaktien. Der Haus- und Grundbesitz ist mit 32,94 Mill.&4 bewertet, Betei- Uügungen mit 1,46 Milliarden, Bankguthaben mit 21,94 Mill., Schuldner mit 166 Mill. 4, dagegen Gläubiger mit 164,5 Mill. 4, Wozu noch die Guthaben der Werke des Wintershall- Konzerns mit 541 Mill. 4 kommen. Was die einzelnen Gewerkschaften anlangt, so sind folgende Ergebnisse erzielt: Wintershall schließt bei 85,6(5,7) Mill„ Ab- schreibungen ohne Gewinn ab, die Gewerkschaft Herin- gen ernzielte einen Ueberschuß von 7,36(1,6). Mill. A, Herka einen solchen von 5,59(0,4) Mill.&. Ein gleiches Erträgnis hatte die Gewerkschaft Neurode, von der.-G, Bismarckhall wurde ein Gewinn von 14,24(2,6) Mill. 4 erzielt, von der Gewerkschaft Gebra ein solcher von 7,57 (.9) Mill., die Gewerkschaft Hüpstedt von 5,62(1) Mill. 4, Alexandershall schließt bei Abschreibungen von 70,93(0) Mill.„ ohne Gewinn ab. Von der Gewerk- schaft Sachsen-Weimar wurde fast der gesamte Roh- gewinn von 118,6 Mill. 4 zu Abschreibungen verwandt, 80 daß ein Gewinn nicht ausgewiesen wird. Kaiseroda schließt mit 12,44(6,2) Mill. 4 Reingewinn ab. Danach sind kast alle Unternehmungen des Wintersball-Konzerns erträg- nisreich. Jedenfalls ist kein einziges Unternehmen erträgnis- los geblieben. * Neue Aktiengesellschaft. Die Großhandels- Aktien- gesellschaft für Getreide und Mühlenfabrikate in Charlolten- burg hat in Düsseldorf unter der Firma Rheinis che Großhandels-Aktiengesellschaft für Getreide und Mühlenfabrikate mit einem Grundkapital von 150 Mill.„ ein selbständiges Unternehmen errichfet. Vor- standsmitglied ist Willy Schweriner-Düsseldork. Den Auf. sichtsrat Dilden Kommerzienrat Bayerthal-Krefeld, Leopold Badt, Gustav Abrahamsohn und Siegfried Rosenthal, Jumt- lich zu Berlin, und Hermann Wertheimer-Düsseldorf.— Unter der Firma Carl Kalisch.-G. in KölIn erfolgte eine Neugründung, die den Vertrieb der Erzeugnisse der Firma Carl Kalisch, Kellereimaschinenfabrik in Berlin, ferner die Fabrikation und den Handel von Kellereimaschi- nen, Apparaten und Arlikeln für Weinbau, Weinkellereien, Weinhandel, Likör- und Sektfabrikation sowie verwandter Gewerbe übernommen hat. Das Aktienkapital beträgt 300 Mill. 4. In den ersten Aufsichtsrat Wurden gewählt: Fabrikant Walter Kalisch-Berlin-Schöneberg, Fabrikant Fritz Kalisch-Berlin-Wilmersdorf, Bankier Robert David-Berlin, Direktor Bruno Drescher-Köln und Eugen Assheuer-Köln. Zum Vorstand ist Dr.-Ing. Paul Kalisch-Köln bestellt wor- den. Die Carl Kalisch.-G. wWird in der Hauptsache den Vertrieb der Erzeugnisse der Firma Carl Kalisch-Berlin in dem wWestlichen Teil Deutschlands sowie den Westeuro- päischen Staaten vornehmen. „ Personalien. Die Firma Marx Maier, Mannheim, teilt uns mit, daß Herr Leopold Höchster ab 1. Oktober 1923 Kollektiv-Prokura erhalten hat. Deuisenmarkt New Vork, 2. Oktür(WSJ bevisen 1. 2 15 5 1. 7 Frankrelon.90.99 Sobwelz 1783 17.6 Spanien 1948 18.40 Beiglen d. 0 503 baglanz.81 481 itanen.88 4½51 „New Vork, 2. Okt. Kurs der Reichsmark bei Börsen- schluß, 0,000,00050 Cents Geld, 0,000,00032 Cents Erief. Pies entspricht einem Kurs von 333 333 Mill. bzw. 312 500 Mill. 4 für den Dollar(268 158 Mill. bzwy. 256 410 Mill.). Börsenberichte (Wochenbericht von Rodrigo de Castro, Gebr. Dammann u. Co,, Bankgeschäft.) Hambur g, M. Sept. An der Börse trat in der verflossenen Woche die Politik nach längerer Unterbrechung wieder in ihre Rechte, sie wurde ein mitbestimmender Faktor der jeweiligen Tendenz. Die Aufgabe des passiven Widerstandes an der Ruhr leh gewisse Befürchtungen aufkommen, das Ergebnis àußerte sich in umfangreichen Verkaufen der Spekulation, denen Angstrealisierungen des Publikums folgten. Obwohl ganz überraschend die Geldmarkverhältnisse wieder normalere Formen annahmen, war somit nach fester Eröffnung ein scharfes Senken der Preistabelle nicht zu vermeiden. K 11 Wwerte folgten automatisch der allgemeinen Bewegung, obwohl das Angebot gerade auf dlesem Gebiet nicht sonder- lich groß War. Als später die innerpolitische Lage eine günstigere Beurteilung fand, wurde ein großer Teil der stattgehabten Kurseinbußen wieder eingeholt und die Be- wegung erhielt einen besonderen Stützpunkt außerdem an der erneuten Devisensteigerung.— Kuxe wechselten nur vereinzelt ihre Besitzer, da das Material zumeist in feste Hände übersegangen ist und auch nicht wieder abgegeben Wird. Aus diesem Anlaßhß kommen günstige lendenzen gerade hier am deutlichsten zur Auswirkung und kapital- kräftige Kreise benutzen jede Gelegenheit, bei nachlassenden Preisen möglichst geräuschlos Ware aufzunehmen. Daher Kaliwerte. Cen ließlich noch ihre Pndkurse von der Vorwoche überholt. Dies gilt besonders von Bergmannssegen, Burbach, Desdemona, Zinigkeit, Gebra, Glückauf, Hansa-Silberberg, Heiligenroda, Hinden- burg, Hohenfels, Hüpstedt, Hugo, Königshall, Neusollstedt, Rössing-Barnten, Siegfried Gießen, Volkenroda, Wilhelms- hall, Walbek und Wintershall. Die Besserungen schwanken zwischen 10 und 100 Milliarden. Etwas anders gestaltete sich der Verkehr auf dem Aktienmarkte. aterial- knappheit macht sich fast nirgends bemerkbar und daher sind die Umsätze auf weit breitere Grundlage gestellt. So- wWohl Adler, wie Friedrichshall, Hallesche Kali, Hannover- sche Kali, Krügershall, Niedersachsen, Steinförde, Teutonia u. Wittekind Waren nach recht empfindlicher Abschwächung bei Wochenschluß wieder lebhaft gefragt und wesentlich höher. Heldburg, Ronnenberg und Siegmundshall blieben in fester Haltung, da in diesen Werten die Nachfrage an- dauernd das Angebot wesentlich übersteigt. Sehr begehrt Waren auch Ummendorf-Eilsleben infolge eines Gerüchtes, daß die Aktien zur amtlichen Notiz an der Berliner Börse vielleicht zugelassen werden, da ein entsprechender Antrag fertiggestellt sein soll. Ein Kapitel für sich bildeten Mans- felder, welche vorübergehend infolge großer Verkäufe sehr malt lagen, am Schluf jedoch innerhalb kürzester Zeit ihre gesamte Einbuße wieder einholten. Berlliner Metallbörse vom 2. Oktbr. Prelse in 1000 Mark für 1 Kg. 15 2. Aluminlum 1. 2. Elektrelytkupfer—— n Barren—.——..— Raffinadekupfer 95⸗10000 115000] Zian, ausländ 290-33500 390-390000 Ble 43. 600 49-51000 Huttenzinn 30-320 370.380000 Robrink(Vb.-Pr.)—.——.— Mickel 185-195000 220-230000 do.(r. Verk.) 54.58000 61.63000 Intimon 41-43000 50-82000 Flattenzink 38.4000% 46-48000 Silber für 1 r 600.620000 750˙80⁰0⁰0 Aluminium 185.190 215-220 Pla tin p. Gr.—— London, 2. Oktbr.(Wa) Metallmarkt.(in Lst. f d. eagl. t. v. 1018 kKg.) 1. 2. bestselebt. 65.50 65.— Blel 26.45 25.73 Kupferkaes 62.25 61.65] Miokel 135.— 135.— ink 25.85 32.45 da, 3 Honat 68.75 62 28 inn Kassa 202.85 202.15 GAueoksiber.80.28 do, Elektrol 66.75 66.— do. 3 Honat 202.— 201.45 Regufus s34% Amerikanischer Funkdienst New ork, 2 Oktbr.(WS) Funkdlenst.(Nachdruok verboten). . 2. Zuf, zus. 122000 77000 stand wt 12.50 12.50 Katis looo 19.67 10.75] Slektrolyt 13.50 13.15 Ored. Bal. 228.25 Deremb..84 8 46 Zinn foko 42.37 42.25 zubker dentrt.78 2. Härz.43.97 Blei.97.97 Terpentin 101.— 100.— al.58.271] Zink.32.20 Savannahb 8 88. Jull.30.59 Elsen 25.— 25.— l. Orl Baum 28.50 29.25 Sopttbr..35.88[ Weidblech.62.62 Weizen rot 120.75 122.75 baumw. 000 29.50 29.— Sohmalrwi 13.30 13.47] fHart lono 122.18 122.25 Septemb.—.——.— Talg.75.75 Male loke 108.— 109.50 Okkoder 20 78 20.23 GaUumðisatöt 11.75. Mehl nledr. Pe.25.25 November 28.39 28.03 Dezember 10.42 10.15 nöohst Pr..75.75 dezemder 28.87 295 petrol, oases 15,4“ 15.40 Setratr. Eunl.—.— jamar.84 27/48 tanks.50.40 Kontigent 11.—.— Schiffahrt Dampferbewegungen des Norddeutschen Lloyd, Bremen Bremen-New Lork: D. George Washington“ am 22. 9. ab Cherbourg; D. ‚America“ am 28. 9. ab Bremerhaven; D. Pres, Roosevenl' am 24. 9, an Bremerhaven; D. Pres. Harding am 22. 9. ab New Vork; D. Pres“ Arthur' am 2. 9. an New Vork; D. ‚München“ am 25. 9. an Bremerhaven; D. ‚Sierra Ventana“ am 24. 9. ab New Lork; P.„Vorck! am 23. 9. Doyer passiert; D. Derkklinger am 22, 9. Bisbop Rock ce- D.„Hannover am 23. 9, an New Lork.— Bremen- altimore: D. ‚Westfalen am 25. 9. an— Bremen-Galveston: D. ‚Werra' am 25. 9. ab Vigo. men· Brasilien: D. Minden am W. 9. an Bremerhaven; P.„Nien- purg am 3.. an Pernambuco; D. Hornsund! am 22. 9. ah Sanfos; D. Nordeap am 25. 9. an Hamburg.— Bremen- La Plata: D. ‚Gotha am 24. 9. Dover passiert; D. EKöln' am 25. 9. an Bremerhaven; D. ‚Crefeld' am 25, 9. ab Rio.— Bremen-Australien: D. Aachen“(heimkehrend) am 24. 9. ab Sidney.— Bremen-Ostasien: P. Schlesien am 26. 9. an Hamburg; D. ‚Weser(ausgehend) am 24. 9. an Kobe; D. Ludwigshafen“(heimkehrend) B. 9. ab Foochow; D. „Holstein(ausgehend) am 24. 9. an Rotterdam. re. Waſſerſtandsbeobachtun en im Monat Oktober eeeee Rhein⸗Pegel 27. 2⁰ 2⁰.62.[8. Rockar-Pegelf 27. 26. 29. 1. 2. 5 8. Schunerinſel“)ſi.27 fl 20.22l. 1 fl.10f. 0 Menndelm 278.682.57.48½2.89%2 8. Rehl..02.302.23.112.10.15 Heilbronn E Maxau..97.93.80.20.66.82 „.83267.622.522,42.⁰ ſub. uin 10 mannheimer Wetterbericht v. 3. Okt. morgens 7 Uhr Barometer 752,4 mm. Thermometer: 18 C. Niedrigſte Temperatur nachts: 11,06. Höchſte Temperatur geſtern 20.5 C. Niederſchlag: G0 Stter auf den qm. Windſtill, Nebel. 55 Herausgeber, Dru„ Haas, cker und Verleger: Druckerei Dr General⸗Anzeiger, G. n. b.., Mannheim, E 6. 2. 5 Direktion: Ferdinand Heyme—(befredakteur: Kurt Niſcher. Verantwortlich für den politiſchen und volkswirtſchaftlichen Teil: Kurt Fiſcher; für das Feuilleton: Dr. Fritz Hammes: für Kommunalpolitik und Lokales: Richard Schönfelder; für Willy b Sport und Neues aus aller Welt: Müller; für Handelsnachrichten, Aks dem Lande, Nachbargebiete Gericht u. haben auch die meisten Werte ungeachtet der vorüber⸗ Kanzler, ſondern auch die Parteiführer Erklärungen abgeben. Zur Vervollſtändigung des Bildes ſei noch angeführt, daß der Fraktionsſitzung der Volkspartei der Kanzlerſelbſt beiwohnte, und wie immer in folchen Fällen, die Fraktion hin⸗ te r. ſich hatte. Wenn es jetzt zu einer teilweiſen Umbildung des Kabinetts kommt, dürfte auch der derzeitige Chef der Reichskanzlei, Staatsſekretär Frhr. v. Rheinbaben ausſcheiden. Aeber die Sitzung des Neichskabinetts die erſt nach 2 Uhr morgens beendet war, wird folgende amtliche Meldung au 8 ſammen, um zu der durch die Erklärungen der Fraktionen 7 ſchaffene Lage Stellung zu nehmen. Die Beratungen betrafen ins⸗ beſondere die Frage der Mehrleiſtungen in der Wirt⸗ die das Kabinett auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes urchzuführen gedenkt. Die ſozialdemok e en Kabi⸗ nettsmitglieder werden über die getroffenen Vereinbarungen ihrer Fraktion Bericht erſtatten, die ihrerſeits ihre Stellungnahme bis heute mittag dem Reichskanzler zur Kenntnis bringn wird.“ Der bedrohle Weſien zu den Vorgängen in Berlin Den neu entbrannten Streit um die große Koalition ſowie die Entwicklung der Dinge in Sachſen und Bayern nimmt die„Köln. Volksztg.“ zum Anlaß, die dringende Warnung nach der Spree, an die Iſar und nach der Elbe zu richten, die Reichs⸗ einheit nicht zu lockern. Man müſſe von Sachſen und Bayern verlangen, daß ſie auch auf den Weſten, der gleichzeitig Druck 280 a— nehmen, zumal er nichts anderes verlangt, als icht auf die tiſti wirkenden Tendenzen. 1 e 55 ere, . Die loziadem ngeiniſche Zeitung meimt, eme Ueber⸗ treibiumg darf man ſagen, daß die Reichsexekutive in Bayern voll⸗ * noch heute zuſammentreten, dann würde aber nicht nur der sgegeben „Das Reichskabinett trat geſtern abend zu einer Sitzung zu⸗ den übrigen redaktionellen Teil: Franz Kircher: für Anzeigen: Karl Hügel. Derun. 3. Ort.(Bon unſ. Berliner Bürg.) An gut unter · richteter Stelle verlautet, daß die vom Reichswehrminiſter erlaſſene Zenſurverordnung für Meldungen über Unruhen im unbeſetzten Ge⸗ biet in Kür ze aufgehoben wird. Im Wehrkreis III, zu dem auch Küſtrin gehört, herrſcht heute vollkommene Ruhe. Letzte Meldungen Dortmund, 3. Okt. Am 29. September nahmen die Franzoſen einen Wagen des Bochumer Vereins, der 9,4 Bellio 2255 5 d, das in der Union⸗Druckerei hergeſtellt war, wegbringen wollte, Eſſen, 3. Okt. Die Franzoſen entwendeten bei i etwa 800 Milliarden Mark. 72 eee * Tondern, 3. Okt. Ein däniſches Sprengkommand iſt augenblicklich damit beſchäftigt, die Velondeclun n, de die 992 0 ee Keee 3 und Schereter e n q 189 200 berdch e n ſind bis * London, 3. Okt. Reuter meldet aus St. Louis, der Kontre⸗ admiral Moffeit, der Leiter des Luftdienſtes der Gctentbe, Flotte teilt mit, daß das Luftſchiff Z. R. III für den Flugpoſt⸗ dienſt zwiſchen Newyork und London verwendet werden ſoll. Jede Reiſe nehme zwei Tage in Anſpruch. der Einzug der kürkiſchen Tri in Aae kommenden Samstag e Konſtankinopel wird „Der Jührer der kommuniftiſchen Bewegung in Bulgarien, d. als niedergeſchlagen angeſehen werden kann, 8 ſich 11 g 80 . geflüchtet und ſind dort interniert worden. Alle Gemeinderäte Spaniens ſind aufgelöſt worden. Ver⸗ treter der Steuerpflichtigen, des Aen der Induſtrie werden am die Gemeinderäte erſetzen und den Bürgermeiſter in ſedem Ort frez wählen. 8 8— ———— 222——̃—„—²—.———— —— Bankbeamter 6. Seike. Nr. 453 Mittwoch, den 3. Oktober 1923 NMalional-Iheater Mannheim. MHittwoch, den 3. Oktober 1923 5. Vorstellung, ausser Miete F. V. B. Nr. 6951—7200,.-.-B. Nr. 1201—1300 Die Meistersinger von Nürnberg von Rich. Wagner. Spielleitung: Eugen Gebratli. Musikalische Leitung: Richard Lert. Anfang 6 Uhr. Ende nach 11 Uhr. Hans Sachs, Schuster Hans Bahling Veit Pogner, Goldschmied Mathieu Frank Kunz Vogelgesang, Fritz Bartling eee 13 onr. Nachtiga engler Karl Man Sixtus eeee Stadt. Fritz Kothner, Bäcker Walther von Stolzing, ein Ritter —. David, Sachsens Lehrbube. Philipp Massalsky Eva, Pogners TLochter Aenne Geier 5 Magdalena, in Pogners Diensten Betty Kofler 45 Neues Iheater im Nosengarten. Mittwoch, den 3. Oktober 1923 .-.-B. No. 10921—12300 .-.-B. No. 2551—3000 u. 3231—3600 Die Räuber Schauspiel in 5 Akten von Schiller. Inszeniert: Artur Holz. Bühnenbild von Heinz Grete. Anfang 7 Uhr. Ende gegen 10½ Uhr. Maximilian, regierender Graf von Moor —0 seine Sõöhne Amalie von Edelreich Hugo Volsin joachim Kromer Alfred Fürbach a Sufsfeise Hans Godeck Rudolf Wittgen Wihelm Kolmar Maria Andor Spiegelberg Anton Gaug! Schweizer Robert Vogel Libertiner azmann Adolf Jungmann Schufterle e Ernst—*— Rol ler Banditen Georg Köhler Kosinsky Richard Eggarter Schwarz Ado von Achienbach Hermann, Bastard von einem Edelmann Josef Renkert Daniel, Hauskuecht des Grafen von Moor Fritz Linn Eln Pater Alexander Kökert 84 Hünsflertheater Apollo.“ Persönliches Gastspiel S178 HENNVPOREIEN Vorverkauf für die Voistellungen am 6. und 7. Oktober ab heute. Von der Reise zurück! Dr. Picard Arzt jür innere Kranheiten E7s Sprechst. vorm. 11½—12½ Kaiserring 10 nachm,—5 Uhr Telephon 3361. Atiche Verofkenfüahungen fer Stactgensnde. Volksmusikpflege— Sinfoniekonzerte. Erſtes Konzert dieſen Dounerstag, abends ge⸗ nau 8 Uhr im Nibelungenſaal. Man beachte genau den Aufdruck auf den Vorrechtskarten Einzeichnung auf Sitz, und Stehplätze für alle Konzerte noch bis Donnerstag 2 Uhr im Verkehrs⸗ verein. Die beſtellten, aber noch nicht abgeholten Vorrechtskarten verfallen mit ſamt der Anzahlung bis Mittwoch⸗Nachmittag 2 Uhr. Anzahlung bei Einzeichnung 10 Millionen Mart, Stempelgebühr für das erſte Konzert 4 Millionen für Stehplatz und 10 Millionen für Sitzplatz. Dazu die ſtödt. Einlaßkarte 111¹ Abendkaſſe im Roſengarten. Hier jedoch nur Verkauf von Einzelkarten für das Donnerstag⸗ Konzert. Keine Stempelung mehr. Ausſchuß für Volksmuſikpflege. Tidkernnung. Manabein Ab Donnerstag, den 4. Oktober 1923 koſten: Weißbrötchen, ca. 40 Gr. Mk..000.000. Weißbrot, 500 Gramm„ 22.000.000.— Roggenbrot. 1000 Gramm„ 29.000.000.— 3828 Der Vorstand. Täg ich 8 Uhr ie küm wenn, Tealnden Iledtbaut. Murbein Emil Buschmann Margot Hövel Hans Salomon /M. 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Daraufhin vollzog ſich dieſe Art von Geſchäften mehr unter 905 der Oeffentlichkeit, zumal die Staatsanwaltſchaft ein ſchar⸗ ſes Auge auf dieſen mitunter recht rentablen Geſchäftsbetrieb hatte. In den Maſchen dieſes Geſetzes blieb nun ein in U 1 wohahafter Rechtskonſulemt hängen, der ſich durch glänzende Verſprech⸗ ungen verſeiten ließ, einem Bankbeamten namens Meder eine Wohnung zu vermitteln. Als Meder ſeine Wohnung hatte, ging er hin und verklagte den Rechtskonſulenten wegen Preisüber⸗ vorteilung, obwohl er dieſem noch keinen Pfennig bezahlt hatte, das Gericht hatte ſich lediglich mit den Geſchäftspraktiken des Rechts⸗ agenten zu befaſſen. Meder, der als Zeuge vernommen wurde, wollte um jeden Preis eine Wohnung. Er bot dem Agenten zuerſt 4 Benzaktien. Als dieſe abgelehnt wurden, verſprach Meder 15 Dollar oder 60 Boldmark 100 Millionen 4 als Vermittlungsgebühr. Eine Rolle ſpielte dabei auch ein Revers, von dem der Kläger behaup⸗ tete, er ſei in einem Hausgang geſchrieben worden, während der dere Teil dies beſtritt. Die Tatſache ſtand jedoch feſt, daß der chtsagent die Vermittlungsgebühr von 100 Millionen er⸗ effte. Moeder, der im Bankgeſchäft Stern tätig war, ſchrieb zwei Schocks guf dieſe Bank, obwohl er kein Geld dort hatte. Der Schwin⸗ ab⸗ Kampf eingreifen. fciemttelbg qncbg ſſir Berven uni Sunmug die AMriferfahhufzen Kilometer ausgetragen, außerdem findet eine Stunde Mann⸗ eiktadte e Eine Vorausſage über die Ausſichten der einzelnen Fahrer läßt ſich ſchwer machen. Es ſollte kein Zweifel darüber beſtehen, daß nach der Fahrweiſe von Spreng in den Rennen vom 25. September er Sieger werden müßte. Die Mannſchaft Spreng⸗Auiering wird in aberkorn⸗Rappold die ſchärſſten Gegner haben. Dieſe zwei Mannſchaften werden ſich einen arten Kampf lieſern. Ueberraſchungen könnten auch die Mann⸗ chaften Kirſch⸗Helmling und enü⸗Kauffmann bringen. Die Meiſterſchaft über 10 Kilometer der Zug nenſe müßte eine ſichere Beute des jungen Favoriten W. Heß werden. Seine ſchärf⸗ ſten Gegner werden Kiß und v. St. Ange ſein. In der Meiſter⸗ ſchaft über 25 Kilometer der A⸗Klaſſe iſt es noch ſchwieriger, einen Sieger e Rappold muß als älteſter Mann⸗ heimer Rennfahrer in dieſer Klaſſe den Meiſtertitel verteidigen. Spreng und Haberkorn werden auch hier entſcheidend in den Eine Ueberraſchung kann vielleicht durch Kirſch erfolgen, der ſehr gut in Form iſt. In der B⸗Klaſſe dürfte es ein Kampf zwiſchen Hoffmann u. Menü geben Die Jugend⸗ klaſſe wird, wie ſchon erwähnt, vorausſichtlich Heß als Sieger ſehen. In der Altersklaſſe werden Moos und Oelbach ſich ein ſcharfes Rennen liefern. Während der Meiſterſchaftswettbewerbe werden keine Prämien ausgefahren, um den Verlauf der Rennen nicht zu ſtören.— In den Rennen vom 23. September wurde der Altersfahrer Adam Menz 4. und nicht Konrad.— Heute und am Treitag finden im Luiſenpark Uebungsabende ſtatt, die ebenfalls harte Kämpfe bringen werden. Programme zu den Rennen am Sonntag werden in den Verkaufsſtellen unentgeltlich ausgegeben. Schwimmen * Wettſchwimmen in Darmſtadk.— Ein neuer Rekord. Die dritten verbandsoffenen Wettkämpfe des S. C. Jung⸗Deutſchland Darmſtadt am Samstag und e ſtanden im Zeichen guter Leiſtungen. Ein Rekordverſuch von Skamper im 200 Meter⸗ Rückenſchwimmen glückte. Die alte Zeit von:52.2 wurde auf:47.1 verbeſſert. Weniger Erfolg hatte Fröhlich bei ſeinem Vorhaben, den 100 Meter Rückenrekord zu verbeſſern, da er mit.15 um eine halb⸗ Sekunde hinter der deutſchen Beſtzeit zurückblieb. Den Löwenanteil der Preiſe holten ſich die Kölner Schwimmer. * 2 nach Aicter Ifähre. 1 Del NMMrhAν OinHrart zurück nach Frankreich, das in großem VBogen unter Berührung aller wichtigen Städte umflogen worden iſt. Die Fahrt vollzog ſich ohne Zwiſchenlandung. — Ein guter Fang. Wie aus Brüſſel gemeldet wird, hat die belgiſche Zollbehörde dieſer Tage einen guten Fang gemacht. Ein Dampfer unter holländiſcher Flagge wurde durch ſtarkes Unwetter ge⸗ zwungen, in dem Hafen von Zeebrügge Zuflucht zu ſuchen. Die Zoll⸗ behörde nahm eine Unterſuchung des Dampfers vor und machte die Entdeckung, daß er bewaffnet war und an Bord eine koſt⸗ bare Ladung von Champagner, Wein und Likör hatte. Die Ladung war für die Vereinigten Staaten von Nordamerika beſtimmt, wo ſie an die Rum⸗Runners abgeſetzt werden ſollten. Die des Schiffes beſtand aus mehreren Maſchinengewehren. Jeder der Matroſen hatte außerdem einen Revolver. Weiter fand man noch einen Reſervevorrat an Gewehren, Revolvern und Munition. Die geſamte Ladung wurde nebſt den Waffen beſchlagnahmt und der Kapitän und der erſte Offizier verhaftet.— — Der kelephoniſche Regierungsſturz. Ueber die Art und Weiſe, wie General Primo de Rivera der Regierung ihre Abſetzung mitteilte, wird in engliſchen Blättern eine luſtige Geſchichte erzählt. Als die Madrider Regierung die erſte Kunde von der Militärerhebung in Barcelona erhielt, ſetzte ſich der Kriegsminiſter mit Primo tele⸗ phoniſch in Verbindung„General“, ſagte er,„beruht es auf Richtig⸗ keit, daß unter Ihren Truppen ein Aufruhr herrſcht?“„Ja“, lautete die Antwort.„Und welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um der Bewegung Herr zu werden?“„Ich habe mich an ihre Spitze geſtellt. „Aber wieſo denn?“ rief der Kriegsminiſter.„Dann wäre ich ja ge⸗ zwungen, Sie abzuſetzen.“„Sie ſind abgeſetzt!“ lautete die Antwort, und damit hängte Don Miguel Primo de Rivera, Marquis v. Eſtella, Generalkapitän von Barcelona, den Hörer an. — Der zu große Ochſe. Die landwirtſchaftliche Ausſtellung in Moskau wies u. a. Schauobjekten einen Ochſen auf, der 71 Pud— 1 Pud= 16,38 Kilogramm— wog. Die Bewunderung, die er er⸗ regte, war groß, aber nicht bei der Preſſe. Denn die„Prawda“ widmet dieſem„ariſtokratiſchen Ungeheuer“ mehrere Spalten, in wel⸗ chem der Rieſe als gänzlich unpaſſend für die ſchlichte Wirtſchaft im ruſſiſchen Dorf in Grund und Boden verdammt wird.