Donnerstag, 4. Oktober HBezugspreiſe: In manuheim u. umgebung in der laufenden woche Mt. oo ooo ooo. die monatlichen Sezleher verpflichten lich del der Seſtellung des Abonnements die während der Bezugszeit notwendigen preis erhöhungen zu bezahlen. poſt⸗ ſcheckkonto nummer 17890 Karisruhe.— hauptgeſchäftsſtelle Mannheim E 6. 2.— SGeſchüfts ⸗nebenſtelle neckarſtadt, Waldhoſſtraße 6. Fernſprecher Nnummer 7031, 19032, 70438, 7944, 7948. Telegramm-⸗Aòreſſe: Seneralanzeiger Maunheim Erſcheint wöchentlich zwölfmall ——— Alittag⸗Ausgabe Badiſche Neueſte Nachrichlen Verkaufspreis 6 Willionen Marke 1923— Nr. 455 Anzeigenpreiſe ab 20. September. sei vorauszahlung Allg. Anzeig.: Grundzahl 4o0 Schlüſſelzahl soο 20 000 000 Lam.⸗Anzeig.: 200Nc d. verelns d. 80 0 10000 000 Reklamen: 1600 K Jeitungsverl.50 o00 80 000 000 Alles andere laut Tariſ. Für Anzeigen an beſtimmten Cagen Stellen u. Nusgab. wird keine verantwort. übern. höh. Sewalt, Streiks, Setriebsſtdrung.uſw. derechtig. zu keinen Erſatzanſpr. ſür ausgefall.od. beſchrünkt. Ausgab. od. f. verſp. Rufnahm. v. Anzeig. Ruftr. d. Lernſpr. oh. Sewühr. Serichtsſt. Mannheim Beilagen: Der Sport vom Sonntag— Modezeitung— Aus Seit und Leben mit Mannheimer Frauen-Seitung und Mannheimer Muſik-Seitung Das Ende der großen Koalition Kücktritt der Keichsregierung Die Demiſſion Berlin, 4. Okt.(amtlich.) Ddas Reichskabinett dat ſich am Mittwoch in mehreren Sitzungen mit der Cage beſchäftigt. Durch die Ablehnung der Sozialdemo⸗ kratiſchen partei, die Sozialgeſetzgebung in den Er mächtigungsantrag der Keichsregierung beim Reichstag einzubeziehen, war eine unüberbrückbare Divergenz in der Auffaſſung der Koalitionsparteien ent⸗ ſchů ſtunden. In Anbetracht dieſer Tatſache beſchloß das Kabinett, durch den Reichskanzler dem Reichspräſidenten die Demiſ⸗ ſion anbieten zu laſſen. Der Reichspräſident hat die Demiſſion des Kabinetts angenommen und den bis⸗ herigen Reichskanzler Dr. Streſemann mit der Uen⸗ bildung des Kabinetts betraut. Aeber die Vorgeſchichte und Weiterentwicklung Berlin, 4. Okt.(Von unſerm Berliner Büro.) Die Lage, die um die geſtrige Mittagsſtunde noch verhältnismäßig leicht entwirrbar ſchien, hatte ſich im Laufe des Nachmittags leider erheblich verſchärft. Die Fraktionen hatten zumteil erneut beraten, die Fraktionsführer waren beim Kanzler geweſen, die Gewerkſchaften aller Richtungen hatten ſich Er einer gemeinſamen Sitzung zuſammengefunden und das Ergebnis von all dem war, daß die Lage des Kabinetts nahezu hoffnungslos geworden war. Es handelt ſich im Augenblick gar nicht mehr ſo ſehr um die Perſonal⸗ frage,— das plötzlich geforderte Ausſcheiden Hilferdings hätte in irgend einer Form ſich wohl noch ermöglichen laſſen — auch nicht um die bayriſchen Dinge, ſondern um das Ermächtigungsgeſetz. Das Kabinett Streſemann wollte in der Abſicht, die Schaffung der neuen Währung durch eine wirk⸗ ſame Produktionspolitik zu unterſtützen, im Rahmen außer⸗ ordentlicher Vollmachten auf wirtſchaftlichem, finanziellem und ſozialpolitiſchem Gebiete auf drei Wegen vorgehen, ſtarke Beſitzſteuern ſchaffen, ſodann ſollte die Preisbildung in andere Bahnen gelenkt und der Monopolwirtſchaft und den Preiskonventionen der Kartelle entgegengetreten wer⸗ den. Schließlich ſollte die Urproduktion, namentlich im Berg⸗ bau, durch die Erhöhung der Arbeitszeit geſteigert, aber auch auf anderen Gebieten eine Erhöhung der Arbeitszeit eingeführt werden. Sachlich war in dieſen Punkten innerhalb des Kabinetts eine weitgehende Uebereinſtimmung vorhanden, die jedoch bei den Fraktionen ſich nicht erreichen ließ. Der Stein des Anſtoßes beſtand in der Forderung wegen des Arbeitszeitgeſetzes, bei dem die Sozialdemokraten mit Rückſicht auf ihre Gefolgſchaft zur Stunde nicht weiter gehen zu kön⸗ nen behaupteten. So iſt es gekommen, daß das gegenwärtige Ka⸗ binett und damit auch die große Koalition vom Schauplatz ab⸗ treten mußten. Mit dem Kabinett hat auch der Kanzler ſeine De⸗ miſſion gegeben. Dennoch ſcheint ſich ein Ausgleich zu eröffnen. Der Reichspräſident hat Dr. Streſemann von neuem mit der Kabinettsbildung betraut, und er wird es nun mit einem außerparlamentariſchen Miniſterium verſuchen. Das dürſte ein Kabinett ſein aus Männern, die ſowohl nach rechts wie nach links Fühlung haben, aber es wird notwendig ſein, daß man den Ausweg, ſofern er ſich beſchreitbar erweiſt, bald beſchreitet. Es iſt einfach unerträglich, in dieſer aufs äußerſte zuge⸗ ſpitzten Lage das Deutſche Reich auch nur noch 24 Stunden länger ohne aktionsfähige Regierung zu laſſen. Daß es, wir drücken uns mit Abſicht milde aus, unnötig war, die Kriſe in dieſem Augenblick überhaupt zu entfeſ⸗ ſelnn, iſt unter den ruhigen und beſonnenen Männern aller Frak⸗ tionen allgemeine Ueberzeugung. Ueber all die Forde⸗ rungen, die da ſeit Dienstag ſo plötzlich und ſo vehement in die Erörterung geworfen worden ſind, hätte ſich bei gehöriger Vorbe⸗ reitung und ſchrittweiſem klugem Vorgehen Einverſtändnis erzielen laſſen, über die ſachlichen ſo gut wie über die perſonellen. Man kann ſchon getroſt ſagen: Hader und Streit ſind erſt durch ſolche Vehemenz entfacht, die unterſchiedlichen Ehrenpunkte ſo angerührt worden! lleber all das wird ſich, wenn die Waſſer — wieder verlaufen haben, noch einiges Grundſätzliches ſagen aſſen. der im 3915 28 ri achmittags iſt n olgendes zu en: nden ne raten 5 in a atere. Kabinett 55 ihrer ehemali rfaſſun retten, eine ompromiß⸗ 1 e Darnach ſollte das Aurbeltszei⸗ geſetz aus dem Ermächtigungsgeſetz herausgenommen und vor ihm verabſch iedet werden. Die ſogialpolitſcchen Be⸗ ſtimmungen des e ſollten jeweils an die Zu⸗ ſtimmung eines Ausſchuſſes der teiführer gebunden bleiben. Dieſe Formel wurde von den Sozialdemokraten angenommen und wurde zur Grundlage der Beratungen der Kabinettsſitzung, die ſich bis in die ſpäte Abendſtunde ausdehnte. die Volkspartei in⸗ des, und wie man uns berichtet, auch die Gewerkſchaften hätten dieſes Kompromiß abgelehnt. Der führer Leipart, der vom Kanzler empfangen wurde, erklärte ihm, daß die Gewerkſchaften das Ermächtigungsgeſetz und das Ar⸗ beftszeitgeſetz überhauptnicht zutragen vermöchten. Damit ſchut auch dieſer Ausweg, den man zeitweilig günſtig beurteilte, ver⸗ Den letzten Ausſchlag für den Rücktritt des Kabinetts hat dann die Entſcheidung der ſozialdemokratiſchen Fraktion gegeben, die glaubte, auf die Vermittlungsvorſchläge nicht eingehen zu können. Sie lehnte gegen eine ſtarke Minder⸗ heit, die nach wie vor im Kabinett zu bleiben wünſchte, nämlich mit 61 gegen 54 Stimmen ſämtliche Kompromißfor⸗ meln ab. Das war das Ende der großen Koalation und zwei Stunden ſpäſer erfolgte der Rücktritt des Kabinetts. aus der Regierung. Wir verlangen endlich eine kämpfenden Parteien hat der Reichskanzler gewählt. Berliner Preſſeſtimmen In der Preſſe der Rechten iſt ein Froh⸗ locken. Im„Lokalanzeiger“ wird über den Ausgang der Kriſe mit einer Leichtfertigkeit quittiert, um die man das Blatt nicht be⸗ neiden kann. Nach allerlei Anſpielungen über die angebliche letzte parlamentariſche Regierung heißt es da:„Was nun kommen wird, weiß in dieſem Augenblick wohl niemand zu ſagen. Der Möglich⸗ keiten gibt es viele, parlamentariſche wie unvarlamentariſche. Der Reichspräſident wird zunächſt einnal alls Mitbel und Wege er⸗ öpfen, um auf parlamentariſchem Wege weiter zu kommen. Ob es ihm gelingen wird?“ 123 ee e eeee e 110 155 5 3 uch gemacht, dieſe e ſoz n ſoziologi zu deuten. wird nämlich:„Die gte die die Debatte über die Koali⸗ tionspolitik angenommen hat iſt ein deutlches Zeichen dafür, daß die tiefen politiſchen wie wirtſchaftlichen Umwälzungen der Nach⸗ kriegszeit in Staat und Geſellſchaft nunmehr zu einer äußeren Aner⸗ kennung in der Politik und Staatsführung drängen. Es iſt gar kein Zweifel, daß ein ſtarkr Zug nach rechts durch die Nation geht, aber dieſes Rechts iſt nicht mehr das Rechts von früher. Der wiriſchaftlich herabgeſtiegene, aber auf ſeine überlegene Bildung und ſeine Tradition im Staate ſtolze Mittelſtand hat zum erſtenmal einen ſchroffen und ſtarken Willen bekommen. In ihm drückte ſich des deutſche Ehrgefühl am ſtärkſten aus gegen die 5 an de der Nation und verlangt am ſtärkſten nach politiſchen usdruck.“ Das alles iſt ſehr wahr, aber es iſt nicht die ganze heit. Wir können, ſo wenig wir ſonſt mit ihr übereinſtimmen, diesmal der „Voſſiſchen Ztg.“ nicht ſo geben, wenn ſie erklärt, was ſich äußerlich als Intrigienſpiel ausnahm, war in Wirklichkeit ein ſehr gewichtiger Kampf wirtſchaftlicher Inter⸗ eſſen. Und auch ihrer Schlußfolgerung wird man ſich nicht ganz entziehen können:„Diejenigen, die das deutſche Reich in ſeiner Ge⸗ ſamtheit trotz allem zu erhalten ho und denen es höchſte Auf⸗ abe der Reichspolitik erſchien, unter Opfern den inneren aufrecht zu erhalten, haben alle Veranlaſſung, der Entwicklung der nächſten Wochen und Monate mit banger Sorge ent⸗ gegenzuſehen. Die Sozialdemokraten, deren verſtändige Mitglieder wir geſtern ſehr beſorgt trafen, iſt nit ihrem Urteil anſcheinend no nicht im klaren. Der rechte Flügel der Sozialdemokratie— das beweiſt ja auch das Stimmenverheftnis bei der letzten entſcheidenden Abſtimmung— iſt ſehr ungern aus Kabinett und großer Koali⸗ tion herausgegangen. Der„Vorwärts“ behilft ſich des⸗ halb vorläufig mit der Formel, jetzt könne jeder Tag die Partei vor Entſcheidungen von außerordentlicher Tragweite ſtellen. Durch das Scheitern des Experiments mit dex großen Koalition ſei eine völlig neue Lage Vechaffen. Neue Fragen werden auftauchen, hinter denen die der rgangenheit verſchwinden. Einigkeit iſt das größte Gebot der Stunde. ö Die Einigkeit, die der„Vorwärts“ meint, iſt natürlich nur die Einigkeit der Partei. Das„B..“ ſagt: Die Demokraten haben von vornherein unermüdlich auf einen Ausgleich der gegenwärtigen Schwierigkeiten hingearbeitet, 1. bei Licht beſehen ja gar keine waren. Sie waren es auch, die dem Kanzler den Rat gaben, gar nicht erſt die Fraktionen vorher zu befragen, ſondern mit dem Ermächtigungsgeſetz in offener Feldſchlacht zu ſtehen oder zu fallen. Nach alter Erfahrung hätte keine Partei, vor die Piſtole geſtellt, die Verantwortung übernommen, das Miniſterium zu ſtür⸗ 15 Dr. Streſemann hat den Rat nicht befolgt. Die ſozialiſtiſchen tglieder des Kabinetts hatten Bedenken. Dieſen Bedenken iſt er 1N Dr. Streſemann 15 über Zwirnsfäden ge⸗ olpert.“ Vorausſichtlich wird der Reichskanzler jetzt mit einem ganz kleinen Areis von Miniſtern zu regieren. Zu dieſem Ende werden vorläufig wohl mehrere Miniſterien zuſammengelegt werden. Das„B..“ leint ſogar, dieſe Regelung der Miniſterſitze würde eine Einrich⸗ tung für die Dauer ſein, was man lebhaft begrüßen könnte. Nur werden die Amtspatronagen der Parteien einer ſolchen Inſtitution, wenn ſie für die Dauer gelten ſoll, ſich vermutlich wider⸗ ſetzen. Nicht mit Unrecht wird von mehreren Blättern darauf hin⸗ gewieſen, daß mit einer Verkleinerung des Kabinetts erhebliche Erſparniſſe gemacht werden können. In dieſem Falle gilt es als nicht ausgeſchloſſen daß die Neubildung des Kabinetts raſch vor ſich gehen kann. Ein Kufruf der Deutſchnationalen enthält u. a. folgende Sätze: „Wie lange noch? Die Loſung des Tages heißt: Das Steuer muß nach rechts geworfen werden! Die Koalitionsparteien und Reichsregierung aber antmorten: Es ſoll weiter gewurſtelt werden. Der Marxismus hat Deutſchland ruiniertl Er hat ab⸗ gewirtſchaftet. Die hürgerlichen Koalitionsparteien halten ihn künſtlich am Leben, ſie wagen nicht den Trennungsſtrich zu ziehen. So ſinkt Deutſchland in Not und Verderben. Wir fordern Klarheit. Schluß mit der Kompromißpolitik. Fort mit den Sozialdemokraten ne Regierung, die ſich bewußt auf die nationalen Kräfte in allen Volksſchichten ſtützt. Die Nuffaſſung in paris Zur Lage in Deutſchland ſchreibt der„Matin“: 125 1 jetzt nach rechts gewendet. Er wird jetzt in Berlin die Operation durchzuführen verſuchen, die Herr von Kahr in München verfolgt. Preußen und Bayern rivaliſieren in diktatoriſchen Maßnahmen. Beſteht noch eine deutſche Republik? Das„Echo du Rhin“ ſchreibt: Auf den erſten Blick ſcheint es, daß die Regierung, deren Bildung Streſemann übernommen hat, keine Sozialdemokraten enthalten und daß er nicht mehr von der großen Koalition unterſtützt werden wird, die bis jetzt regiert hat. Wenn die erſten Andeutungen richtig ſind, wird die neue Regierung Streſemann nur ein Deckmantel für eine militäriſche Herrſchaft ſein, die am letzten Freitag aufgerichtet wurde. Das„Petit Journal“ meint, ein Kabinett Streſemann unter den jetzigen Bedingungen gebildet, ſcheint unter den ſetzigen Verhältniſſen nicht als eine Löſung der deutſchen politiſchen Verhält⸗ niſſe betrachtet werden zu können. Aus welchen Elementen wolle denn der Reichskanzler ſeine Regierung zufammenſetzen? — Streſemanns neues außerparlamentariſches Rabinett Die neue Lage im Kuhrgebiet Iranzöſiſche Quertreibereien Aus gutunterrichteten Kreiſen des Ruhrgebiets wird uns mitge⸗ teilt: Die gegenwärtige Lage im Ruhrgebiet iſt infolge der franzö⸗ ſiſchen Maßnahmen noch völlig ungeklärt. Nachdem der Be⸗ ſchluß des Abbaus des paſſiven Widerſtandes von der Reichsregie⸗ rung bekanntgegeben und die Verordnungen, die ſich mit dem paſ⸗ ſiven Widerſtand befaßten, zurückgenommen worden waren, ſtand deutſcherſeits der Wiederherſtellung geordneter wirtſchaftlicher Zu⸗ ſtände kein Hindernis mehr entgegen. In Kreiſen, die vordem die Hauptträger des paſſiven Widerſtandes geweſen waren, beſtand auch angeſichts der neuen Lage, der feſte und ehrliche Wille, im Intereſſe des Reiches und der deutſchen Wirtſchaft die ſchaffen de Arbeit wieder aufzunehmen. Allerdings wurde in dieſen Kreiſen die Erwartung gehegt, daß von den Beſatzungsbehörden die⸗ jenigen Maßnahmen getroffen würden, die ein ſelbſtverſtänd⸗ liches Gebot der Menſchlichkeit ſind und die auch die Wie⸗ 1 7820 einigermaßen geordneter Zuſtände weſentlich erleichtert ätten. Das iſt bisher jedoch in keiner Weiſe geſchehen. Mit dem Syſtem der Ausweiſungen, Verhaftungen und Verurteilungen wird rückſichtslos fortgefahren. Das beweiſt die neuerliche Auswei⸗ ſung zahlreicher Eiſenbahnerfamilten aus Duisburg und Mühlhelm. Es iſt nur ein nichtiger Vorwand, wenn von franzöſiſcher Seite jetzt behauptet wird, es handle ſich bei den neuerlichen Gewaltakten um die Ausführung vorgeſehener Maßnahmen. Das ganze Syſtem der Unterdrückung einer wehr⸗ loſen Bevölkerung wird zurzeit noch in verſtärktem Maße angewandt. Infolgedeſſen iſt auch die Stim mung der eee aufs äußerſte erbittert. Die bekannt⸗ gewordenen ingungen für die Einſtellung deutſcher Eiſenbahner in den Regiebetrieb haben in den beteiligten Kreiſen die hervorgerufen, daß von franzöſiſcher Seite die Wiederherſtellung ge⸗ chſ regelter Verkehrsverhältniſſe garnicht beabſichtigt iſt. Die neuerliche Beſtimmung, daß die Fahrpreiſe der iebahnen in Franken entrichtet werden müſſen, iſt ein weiterer——— für dieſe Abſicht. Da der größte Teil der Bevölkerung keine Franken kaufen kann, iſt bereits ein erheblicher Rückgang in der Benutzung der Regiebahn feſtgeſtellt. Die Wiederherſtellung des Eſſenbahn⸗ betriebes bildet aber die Vorausſetzung für die allgemeine Arbeitsaufnahme überhaupt. Geordnete Wirtſchaftsverhältniſſe ſind auch ohne die Tätigkeit der großen Arbeitnehmerorganiſationen nicht möglich. Neuerdings zeigt ſich jedoch, unverkennbar die plan⸗ mäßige Abſicht der Franzoſen, nicht mit den großen Gewerk⸗ ſchaften zu verhandeln, ſondern mit allen Mitteln den ein zelnen Ar beite 5 n 25 35 mte 7 Einſtellungsbedingungen aufzu⸗ zwingen. Dies zeigte zum Beiſpiel bei der Beſetzun iſen⸗ bahnhauptwerkſtätte in Witten. 1 0— Es muß darum mit aller Deutlichteit feſige werden, die Wiederherſtellung des Wirtſchaftslebens 5 33 e⸗ allein an den franzöſiſchen Maßnahmenſcheiterte. Schwere Arbeitsbedingungen In Düſſeldorf wurden Abordnungen aller Gew erkſchaften durch den Abgeſandten des Generals Degoutte empfangen. Wegen der Wiederaufnahme der Arbeit wurden franzöſiſcherſeits folgende Bedingungen geſtellt: 1. Abſchaffung des Betriebstätegeſetzes. 2. Einführung der 1oſtündigen Arbeitszeit und Akkordarbeik. 3. Aufnahme jeder zugewieſenen Akkordarbeit, widri Ausweiſung erfolgt. 29 4. Jür die Ei die ſenbahner gelten bereits bekannigegebenen 5. Anferdrückun Aufle. 8 9 ſeder uflehnung mit Waffen 6. Verſchürfung des Stäͤdteſchutzes. Nun wird alſo die Sklavenpeitſche geſchwungen! In Eſſen⸗Weſt beſucht eine Offizierpatrouille mit Liſten in der Hand die Eiſenbahner in ihren Wohnungen und fragt an, ob ſie innerhalb einiger Tage die Arbeit wieder aufnehmen wollen. Die Patrouillen machen darauf aufmerkſam, daß die ſich weigernden Eiſen⸗ bahner ſchwere Strafen zu erwarten hãtten. nach den Düſſeldorſer vorfällen Anklagen gegen die Schupo wegen„Mordes“ Berlin, 4. Okt.(Von unſ. Berl. Büro.) Wie aus Düſſeldorf gemeldet wird, ſollen ſämtliche während der Separatiſten⸗ Demonſtration in Düſſeldorf befindlichen Schupobeamten von den Franzoſen wegen Mor des und verſuchten Mordes ange⸗ klagt werden. Im ganzen ſind es 10 Offiziere und 274 Wacht⸗ meiſter. Die Wachtmeiſter befinden ſich in einem Geſamtarreſt. (Vielleicht klagen die Franzoſen noch ſämtliche Kriegsteilnehmer wegen Mord an.) Bei einer Unterredung eines Pertreters der Hoerder Polizei⸗ verwaltung mit der Beſatzungsbehörde erklärte dieſe, daß ſie fortan die Zulaſſung ſtaatlicher Polizei bei den Unruhen nicht dulden werde, ſondern im Bedarfsfalle franzöſiſches Militär zur Unterdrückung von Demonſtrationen und Unruhen hinzugezogen werden würde. Preſſe-„Freiheit“ Der kommandierende General des Brückenkopfes Düſſeldorf hat die Düſſeldorfer Preſſe 0 die franzöſiſche Darſtellung der Düſſeldorfer Vorfälle vom letzten Sonntag zu veröffenſſſchen. — e Wg — 2. Seite. Nr. 455 — Mannheimer Genetal⸗Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) Dounerstag, den 4. Oktober 1923 Eine ſranzöſiſche Deportationsnote Der Reichsregierung iſt, wie die„D. A..“ hört, ein viel⸗ geiliges Dokument, das von Poincare ſelbſt unter zeichnet iſt, zugegangen. Deportationen ſollen, wie aus der Note bervorgeht, vorläufig nicht erfolgen. Es handelb ſich dabei am insgefſamt dreizehn Deutſche. Unbekannt ſei der Aufenthalt von vier Deutſchen. Sie ſeien aber ebenfalls in ſranzöſiſchen Gefängniſſen. Die Verurteilten würden wie Fran⸗ zoſen behandelt. Sie erhielten Vergünſtigungen durch das Rote Kreuz. Poincare werde ſich vorbehalten, zu beſtimmen, ob in Edem einzelnen Fall eine Deportation nach Cayenne er⸗ folgen foll. Wenn die Deportationen vorläufig nicht vorgenommen zien, ſo ſei das den Bemühungen der Pariſer deéutſchen Botſchaft zu danken. Der Ludwigshafener Landwirtſchaftslehrer Paul Görges, der ſeinerzeit wegen eines Eiſenbahnattentats in der Pfalz zum Tode perurteilt worden iſt, dann aber begnadigt wurde und zuerſt vom Mainzer Gefängnis nach Nancy und von dort nach Fresne an der Saine gebracht wurde, hat jetzt ſeinen Eltern Nachricht ge⸗ Ieben, daß er nach Cayennetransportiert werden ſoll.— Hoffentlich wird dies, angeſichts der obigen Meldung, nicht der Fall ſein. 5** Der Gelderraub Die Franzoſen haben einem Boten der Zeche„Bruchſtraße“ zwel Billionen Lohngelder fortgenommen. Nuf der Zeche„Bismarck“ wurden 1,2 Billionen Lohngelder weggenommen. Bei dem Eiſenbahnſchaffner Weigelt in Langendreer wurden 1,344 Billionen Zohngelder, bei Ageigz 680 Be weggenommen. In Dortmund„ lagnahmte“ ein franzöſiſcher Kriminalbeamter 9,4 Billionen Notgeld. 1 Wie aus einem von der Reichsbankſtelle Aachen eingegangenen Bericht hervorgeht, hat die belgiſche Militärpolizei am 9. September bei der Reichsbankſtelle Aachen und den nachgeordneten Nebenſtellen Nequiſitionen vorgenommen. Es wurden fortgenommen: in Aachen 36 Milliarden, in Jülich 36 Milliarden und in Stolberg 12 Milliarden Mark. Stinnes iſt am ſpan ſchen Staatsſtreich ſchuld! In den Madrider Blättern wird jetzt eine Art Anklage⸗ ſchrift gegen den geflüchteten Miniſter Alba veröffentlicht. Es heißt darin, daß Alba„im Begriffe“ geweſen ſei, von einer deut⸗ ſchen Induſtrie⸗Gruppe(Stinnes naheſtehend), Geld zu neh⸗ men, um einen Konzeſſionsvertrag abzuſchließen, deſſen wirtſchaftliche Folgen für Spanien und beſonders für die kataloniſche Textilinduſtrie vernichtend geweſen wären. Primera habe aus„beſter Juelle“ von dem bevorſtehenden Abſchluß erfahren und beeilte ſich deshalb, den Staatsſtreich zur Ausführung zu bringen. Madrider Wirtſchaftskreiſe, die hierüber aut informiert ſind, be⸗ zweifeln dieſe ſonderbare Verſion der neuen Regierung und wundern ſich darüber, daß man ſich eines ſolchen Argumentes bedient, um die Notwendiakeit des Staatsſtreiches zu bekräftigen. Als ob Stinnes an all' und jedem in der Welt ſchuld ſein muß! die Lage in Bayern Die Landtagsfraktion der Bayeriſchen Volks⸗ partei billigte in einer e e Entſchluß der Staats⸗ regiexun e der Berufung des neralſtaatskommiſſars und erklärte ſich keit, dieſen mit ganzer Kraft zu unterſtützen. 5 Die ſozialdemokratiſche„Freie Prefß e“ in Ingolſtadt iſt für die Woche vom 28. September bis 5. Oktober verboten worden. Die kommuniſtiſche Propaganda in München, die in den letzten Tagen beſonders lebhaft aufgetreten iſt, wurde auch in der Nacht zum Mittwoch fortgeſetzt. Polizei ſorgte für die Ent⸗ fernung der Anſchläge. ̃ Gegen den Mißbrauch der nationalen Parole Mit dem Zwieſpalt in der valerländiſchen Bewegung in Bayern befaßt ſich das Organ des Führers der Bayriſchen Volkspartei, Geh. Rat Held, der„Regensburger Anzeiger“, in einem Artikel, der ſich gegen den Mißbrauch der nationalen Parole wendet, der es ſoweit gebracht habe, daß Nationale en Nationale ſtehen. Wenn die nationale Bewegung nicht eines Tages an Selbſtzerflei⸗ lchung zugrunde gehen ſolle, müßten alle Parteien und Richtungen in ihr ſich endlich dazu entſchließen, das Wort national als Kampf⸗ wort innerhalb der Bewegung vollkommen auszuſchalten. Im gleichen Blatt nimmt auch der Abg. Schäffer der Baye⸗ riſchen Volkspartei in ähnlichem Sinne Stellung, wenn er fordert, daß das Mißtrauen und die Zwietracht in der vaterländiſchen Be⸗ wegung beſeitigt werden müſſe. Es dürfe nur einem Führer ge⸗ horcht werden, dem Vaterland, keinem Demagogen und Candotiere. Der vormalige bayeriſche Miniſterpräſident Graf Lerchen⸗ feld wandte ſich in einer Rede in Aſchaffenburg gegen die über⸗ ſiebene Kritik am Parlamentarismus und lehnte vom Standpunkt des freien Bürgers aus die Diktatur als ab. Weiter warnte er vor dem Nationalſozialismus, der auf nied⸗ rige Inſtinkte ſpekuliere. Der Geſetzentwurf über die Währungsreform Die Neumark Der Reichsrat nahm in ſeiner heutigen Sitzung den Geſetzentwurf über die Errichtung einer Währungsbank an. Der Inhalt der Vorlage iſt kurz folgender: 85 Es ſoll ein real fundiertes Zahlungsmittel geſchaffen werden, die Neumark, die der Goldmark gleichſtehen ſoll, und ausgegeben wird von einer von der Reichsbank unabhängigen und pon der geſamten deutſchen Wirtſchaft zu errichtenden Währungs⸗ bank mit einem Kapital von 3200 Millionen, wovon 800 Millionen eine Rücklage bilden ſollen. Die Noten der Bank ſollen gedeckt wer⸗ den durch 5prozentige Goldmarkrentenbriefe, die ihrerſeits auf der Grundſchuld beruhen ſollen, die in erſter Linie auf den Grundbeſitz der Landwirtſchaft eingetragen werden und auf den Grundbeſitz, ſoweit er der Induſtrie und dem Gewerbe zur Verfügung ſteht, im übrigen aber Schuldverſchreibungen der beteiligten Erwerbs⸗ kreiſe beruhen. Zur weiteren Deckung ſollen Gold oder Deviſen die⸗ nen, ſie der Bank zufließen. Sämtliche mit der Bankſchuld und den Schuldverſchreibungen Belaſtete ſollen Anteilseigner der Bank werden. Die Grundſchuld ſoll auf 4 Prozent des Wehrbeitrags⸗ wertes in Goldmark lauten und mit 6 Prozent in Neumark zu ver⸗ zinſen ſein. Die Rentenbriefe werden auf je 500 Goldmark ausge⸗ fertigt. Die Noten der Bank ſollen jederzeit gegen Rentenbriefe umgetauſcht werden können. Die neue Währungsbank ſoll verpflich⸗ tet ſein, dem Reich eine Zahlung von 1200 Millionen Neumark zu geben, davon 300 zinslos, die zur Tilgung der Reichsſchuld bei der Reichspank dienen ſollen. Das übrige Darlehen ſoll mit 6 Prozent verzinſt werden. Im einzelnen haben die Ausſchüſſe des Reichsrates fol⸗ gende wichtigere Aenderungen an der Vorlage vorgenommen: Das Recht des Unternehmers, ſich von der Belaſtung durch Gold oder Deviſen zu befreien, iſt auf den Grundbeſitzeigentümer ausge⸗ dehnt worden. Weiter wurde die Beſtimmung, wonach die Papier⸗ mark bis auf weiteres als geſetzliches Zahlungsmittel in geſetzlich feſtgelegter Höhe beſtehen bleiben kann, ergänzt durch einen Zuſatz, durch den klargeſtellt wid, daß dieſe Beſtimmung auch für Schulden gelte, die vor Inkrafttreten der Vorlage begründet und in Reichs⸗ mark ausgedrückt ſind. Der Vetrag der Reichsmark iſt in Neumark umzurechnen. Damit ſoll ausgedrückt werden, daß die Frage der Regelung früherer Schuldverbindlichkeiten, bei denen ſich der alte Gläubiger und der alte Schuldner gegenüberſtehen, einer künftigen Regelung vorbehalten werden ſoll. Neu aufgenomemn wurde eine Beſtimmung, nach der die neue Währungsbank verpflichtet iſt, für Gewährung von Krediten an die Wirtſchaft einen Betrag von 12 Millionen zur Verfügung zu ſtellen, und zwar der Reichsbank und den privaten Notenbanken. Letztere werden ebenfalls an der Neu⸗ mark beteiligt durch ein Darlehen der Währungsbank, und zwar im Verhältnis der ſteuerfreien Notenkontingente, wie ſie am 1. Auguſt 1914 für die privaten Notenbanken beſtanden haben. Die hannoverſche Frage lebt wieder auf! Auf der Nordhannoverſchen Landesverſammlung der Deutſch⸗ Hannoverſchen Partei teilte Reichstagsabgeordneter Alpers mit, daß in übernächſter Woche die Abſtimmung über ein ſelb⸗ ſtändiges Hannover neuerdings beantragt werden ſolle. In welchem Umfange die Abſtimmung innerhalb der Provinz Hannover vorgenommen werden ſoll, wird die Welfiſche Partei demnächſt be⸗ ſchließen. Aus der ſächſiſchen Unoroͤnungszelle In der Montagsſitzung der fächſiſchen ſozialdemokratiſchen Partei wurde beſchloſſen, vorläufig nicht in Verhandlungen mit den Kom⸗ muniſten einzutreten. Es wurde vielmehr eine Kommiſſion gewählt, die einen Gegenentwurf zu dan kommuniſtiſchen Forderungen aus⸗ arbeiten ſoll, der dann der Fraktion und der Landesparteileitung vor⸗ zulegen iſt. Erſtdann ſolle mit den Kommuniſten über einen Eintritt in die Regierung verhandelt werden. Für die Be⸗ ſprechung mit den Bezirksvorſtünden iſt Freitag in Ausſicht ge⸗ nommen. Wie der„Voſſ. Ztg.“ aus Dresden gemeldet wird, hat der Staatsgerichtshof eine Entſcheidung gefällt, die die Unabſetzbarkeit des Senats des ſächſiſchen Rechnungs⸗ hofes, deſſen richterlicher Chatakter Gegenſtand längerer Ausein⸗ anderſetzungen der ſächſiſchen Parteien geweſen war, als nicht mit der Verfaſſung in Widerſpruch ſtehend, beſtätigt. Wie dem„Verl. Lok.⸗Anz.“ aus Dresden gemeldet wird, hat das Wehrkreiskommando die geſamte kommuniſtiſche Preſſe wegen eines Aufrufes der kommuniſtiſchen Parteizentrale, der eine Beleidigung der Reichsminiſter Sollmann und Hilferding. enthalten ſoll, verboten. Das Verbot iſt nicht befriſtet. 665*1 Bolſchewiſtiſche Kommiſſare auf dem Wege nach Berlin Riga, 4. Okt. Nach e e der Rigaer Preſſe haben ſich im Zuſammenhang mit der Möglichleit von Umwälzungen in Deutſch⸗ land mehrere bolſchewiſtiſche Kommiſſare, darunter auch Radek, nach Berlin begeben. Das wird man beiheiten verhindern! *Die Vorſtandemiiglieder der ſozialiſtiſchen Juternationale, da⸗ runter b Engländer und der frühere ſchwediſche Mini⸗ ſterpräſident Branting verhandelten geſtern nachmittag im Reichstagsgbäude mit den ſozialdemokratiſchen Führern. Aufruf der Schleswig⸗Holſteiner Heimatbünde Die unterzeichneten Schleswig⸗Holſteiner Heimatbünde erlaſſen folgenden Aufruf: Schleswig⸗Holſteiner! In dieſem Augenblick, wo in⸗ nere Geſchloſſenheit mehr denn je vaterländiſche Pflicht iſt, werden unverantwortlicherweiſe Gerüchte im Lande verbreitet, die nicht nur Verwirrung anrichten, ſondern landesverräteri ſch en Zwecken dienen ſollen. Die unterzeichneten Verbände die ſich zu gemeinſamer Arbeit für Heimat und Vaterland des Schleswig⸗Hol⸗ ſteiner Landes zuſammengeſchloſſen haben erklären dazu: Seiner Väter eingedenk iſt Schleswig⸗Holſtein auch in der Stunde der tief⸗ ſten deutſchen Not mit dem Reich und Staat unlösbar ver⸗ bunden. Jeder Verſuch, weiteren ſchleswig⸗holſteiniſchen Boden an Dänemark abzutreten, von welcher Seite auch immer er kommen möge, wird in ganz Schleswig⸗Holſtein auf ſchärfſten Wider⸗ ſtand ſtoßen. Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung hat jeder Deutſche Schleswig⸗Holſteins in jedem Falle ſich auf den Boden der Verfaſſung und hinter die Regierung zu ſtellen und die Reichs⸗ und Staatsbehörden bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zu unterſtützen. 2 Schleswig⸗Holſteiner Bund.— Reichslandbund für Schleswig⸗ Holſtein.— Schleswig⸗Holſteiner Bauernverein.— Landesverband Schleswig⸗Holſtein des nordweſtdeutſchen Handwerkerbundes. Die däniſchen Aſpirationen auf Schleswig „FJyns Venſtreblad“ ſchreibt in einem längeren Artikel über die Unruhen ſüdlich der Grenze u. a. folgendes: Wir haben niemals ein Geheimnis daraus gemacht, daß in den ſog. Flensburg⸗Krei⸗ ſen nördlich der Grenze ſich einige deſparate Perſonen befinden, die ſich ſtändig mit dem Gedanken beſchäftigen, daß Dänemark die eine oder andere politiſche Konjunktur in Verbindung mit Deutſchland oder einer anderen weltpolitiſchen antideutſchen Konſtellation ausnützen müſſen, um die Grenze nach Süden vorzuſchieben. Wir wiſſen, daß verſchiedene vollkommen befangen ſind von den alten Stimmungen und nur von den klugen Führern— vielleicht in der letzten Zeit beſonders von den hervortretenden Führern ſüdlich der Grenze— bewogen werden, den Mund zu halten. Hieraus geht her⸗ vor, daß die Beſorgniſſe, die die deutſche Preſſe in der letzten Zeit ge⸗ äußert hat, durchaus nicht ſo unberechtigt ſind, wie gewiſſe dän iſche Blätter ſie hinſtellen möchten. Briefe vom Rreuzergeſchwader Graf Spee Amtlich wird gemeldet: Nach längeren Nachforſchungen wurde eine Anfang Auguſt 1914 von dem auf der Inſel Ponape, dem früheren deutſchen Kolonialbeſitz in der Südſee zu⸗ rückgelaſſene Briefpoſt wieder aufgefunden und der deutſchen Regierung zugeſtellt. Es ſteht daher zu erwarten, daß die An⸗ gehörigen der Beſatzungen von den Schiffen des Kreuzergeſchwaders demnächſt noch Briefe aus einer neun Jahre zurückliegen⸗ den Zeit erhalten. Um Trugſchlüſſen vorzubeugen werden die Briefe auf der Rückſeite mit dem Vermerk„Poſt des Kreuzergeſchwa⸗ ders vom Auguſt 1914“ verſehen. Das Geſchwader des Grafen von Spee vernichtete ein engliſches Geſchwader am 1. November 1914 bei Coronel und iſt am 8. Dezbr. bei den Falklandinſeln im Kampf gegen ſtärkſte Uebermacht unter⸗ gegangen. 101 HBadiſche politik Generalſekretär Göppert iſt von der Leitung des General⸗ ſekretariats der badiſchen Zentumspartei zurückgetreten, um ſich an einem andern Poſten dem politiſchen Leben zu widmen. Sein Nachfolger iſt noch nicht beſtimmt. Der Vorſtand der ſozialdemokratiſchen Partei Badens hielt in Karlsruhe eine Sitzung ab, an der Vertreter der Landesorganiſation, die Parteiſekretäre, die Regierungsmitglieder und Reichstagsabgeordneten teilnahmen. Nachdem der neue Be⸗ zirksſekretär Reinbold über die gegenwärtige innen⸗ und außen⸗ politiſche Lage geſprochen und daran anſchließend eine Ausſprache erfolgt war, wurde das Ergebnis der Beratungen über die letzten Ereigniſſe in Baden in zwei Anträgen niedergelegt. in denen es als Pflicht der Partei bezeichnet wird, in den nächſten Wochen im Lande Mitgliederverſammlungen und öffentliche Verſammlungen abzuhalten. Die Haltung der parteigenöſſiſchen Miniſter wurde mit allen gegen eine Stimme gebilligt. Bei der Erörterung von Orga⸗ niſationsfragen kritiſierte Landeskaſſier Hahn die mangelhafte Ab⸗ rechnung vieler Ortsvereine. Die Parteiſekretarſate müßten unter allen Umſtänden aufrecht erhalten werden. * Berlin, 3. Okt. Im Steuerausſchuß des Neichstages wurde eine Abänderung des Weinſteuergeſetzes beſchloſſen. Die bisherige Befriſtung des Weinſteuergeſetzes wurbe beſeitigt und ſtatt deſſen beſtimmt, daß das neue Geſetz am 1. April 1924 außer Kraft treten ſoll. Ein Zahlungsaufſchub nach§ 105 der Reichs⸗ abgabenordnung findet nunmehr für Weinſteuer nicht mehr ſtatt. * Berlin, 4. Okt. Bei einer auf Veranlaſſung des Deviſen⸗ kommiſſars von der Polizei im Romaniſchen Cafs am Kurfürſten⸗ damm veranſtalteten Deviſenrazzia wurden we anweſenden 80 Perſonen gründlich durchſucht. Elf davon, die nach dem Polizei⸗ revier transportiert wurden, ſind 214 Dollar, 30 Schweizer Franken, 1 engliſche Pfundnote und 10 Dinars abgenommen worden. Deutſche Kunſt im Mittelalter Von Dr. E. Strübing(Mannheim) Anders ſeben andere Zeiten die Kunſt der Väter. Als der kaiſer⸗ liche Machtgedanke im Deutſchland des 19. Jahrhunderts blühte, er⸗ kannte man die Großartiakeit der Naumburger Stifterfiguren. Im Jahre 1892 gab Schmarſow die erſte Schrift über dieſe Denkmäler heraus, die nicht nur von dem hochgemuten Sinn eines kleinen deut⸗ ſchen Fürſtenhauſes. des Hauſes der Wettiner zeugen. die in gleicher Weiſe den Machtgedanken der ſtaufiſchen Kaiſerpolitik ſchlechthin kennzeichnen. Das 14. Jahrhundert aber, die Zeit der kleinen Kaiſer. der Hausmachtkaiſer, unter denen Deutſchland, von inneren Partei⸗ ſebden zerriſſen, nicht daran denken konnte, ſich nach außen hin Gel⸗ tung zu verſchaffen, dieſes 14. Jahrhundert war damals für die Kunſt⸗ bekrachtung eine Zeit tiefſten Verfalls, über die man hinwegeilen mußte, um ſich endlich in den Zeiten der Macht des erſtarkten Bür⸗ gertums um 1400 wiederzufinden.— Die Erkenntniſſe der letzten Jahre haben uns jene Zeit politiſchen Tiefſtandes näber gerückt. Die Kunſt unſerer Tage hat unſere Sinne geöffnet für die Kunſt des 14. Jahrhunderts. Noch Pinder mußte vor 11 Jabren ausdrücklich betonen, daß es nicht ein„Nicht mehr können“ ſei, was die Plaſtik des früben 14. Jahrhunderts zu einer neuen Primitivität führte, ſon⸗ dern ein„Nicht mehr wollen“. Im Schlußkapitel ſeines, ſchönen Bu⸗ ches über die„mittelalterliche Plaſtik Würzburas“ muß er in langer Beweisführung auseinanderſetzen, daß„der Verfall' nur einen Rich⸗ lungswechſel zu bedeuten braucht“, daß dieſer Richtungswechſel von der ſtarken körperlichen Plaſtik des 13. Jahrhunderts fort zu einem bildneriſchen Stil führt. deſſen letztes Ziel die Malerei iſt.— Dieſes von Pinder nur ſtilkritiſch aufgezeigte kunſtgeſchichtliche Problem mit dem allgemeinſten geſchichtlichen Geſchehen aufgezeigt, die Parallele konſequent zu Ende geführt zu haben, iſt das große Verdienſt eines Buches, das E. L. Fiſchel jünaſt als erſten Band der„Kompendien zur deutſchen Kunſt“(Kompendien zur deutſchen Kunſt. Verlag der Wiſſenſchaften. O. C. Recht u. Dr. Noether. Bd. 1: E. L. Fiſchel, Mittelrbeiniſche Plaſtik des 14. Jahrhunderts. Mit 60 Abb. München) hat erſcheinen laſſen. Wie Pinder ſich das be⸗ ſchränkte Gebiet der Würzburger Plaſtik zum Ausgangspunkt ge⸗ nommen hat, ſo exemplifiziert E. L. Fiſchel an den Denkmälern des benachbarten mittelrheiniſchen Gebietes. Mit großer Gewiſſenhaftig⸗ keit hat die Verfaſſerin den verſtreuten Skulpturenreſten nachgeſpürt. Frein analuſierend hat ſie die enzelnen Werke in den allgemeinen, großen Lauf der Stilentwicklung eingefügt. Oft ſind ältere Datierun⸗ gen überzeugend richtiggeſtellt, oft ſind aber auch mit tiefem Verſtänd⸗ nis für das Undefinierbare feinſter Stilſchwankungen kühn Hypothe⸗ ſen ausgeſprochen, über die die Spezialwiſſenſchaft das letzte Wort be⸗ hält. In ſolchen Fällen iſt freimütig bekannt, daß unſer Wiſſen noch nicht die Mittel beſitzt, jene letzten, zarteſten Differenzierungen, die ſich dem Kenner gefühlsmäßig offenbaren, mit Belegen aus Nachbar⸗ gehieten zu erhärten. Und durch alle dieſe rein kunſtgeſchichtlichen Erörterungen hindurch ranken ſich die in dem ſchönen Einleitungs⸗ kapitel aufgezeigten Beziehungen zu den geiſtigen und politiſchen Strömungen des Jahrhunderts. Im hohen 13. Jahrhundert waren die Figuren des Naum⸗ burger und Bamberger Domes entſtanden, die uns heute noch als eines der höchſten Wunder deutſcher Kunſt überhaupt erſcheinen: Figuren von einem Adel der Geſinnung, von einer Kraft der plaſtiſchen Form und einer Wärme menſchlichen Lebensgefühls, daß der Vergleich zu Schöpfungen klaſſiſcher Antike nicht zu weit ab⸗ its liegt. eni ahrzehnte ſpäter finden wir, um Beiſpiele aus m Bereich des Buches zu nennen, dig bekannten Zinnenreliefs am ehemaligen Mainzer Kaufhaus und im Mainzer Dom das Denkmal des Erzbiſchofs Peter von Aſpelt, Werhe, die in ihrer abſtrahieren⸗ den, ſtiliſſerenden Art im unmittelbarem Gegenſatz zur Diesſeitigkeit der Naumburger und Bamberger ſtehen. Der Kunſt des 13. Jahr⸗ hunderts war der Menſch das Maß aller Dinge geweſen, im vier⸗ zehnten ſtehb ſie unter dem Banne überſinnlicher Spekulation. Das iſt das liche der Wandlung. Cindrin, 15 und anſchaulich ſchildert E. L. Fiſchel die inneren und äußeren n dieſes Vor⸗ ganges. Die Möglichkeit, dem muyſtiſchen Gedanken, der ja im⸗ moment im ganzen Mittelalter lebte, mit ſolcher Konſequenz zu Ende zu denken und zur praktiſchen Forderung zu erheben, wie es Meiſter Eckart getan hat, war durch die politiſchen und kir 1.— Verhältniſſe gegeben. Dem Sieg des Papſttums über das Kai tum war die Knechtſchaft der Päpſte, die Avignoneſiſche Gefangen⸗ ſchaft, auf dem Fuße ig, Papſt und Gegenpapſt bekämpfen ſich mit Heer und VBannfluch. iſer und Gegenkaiſer im Reich, Fürſten und Gemeinden, alle ſtehen im Kampf gegen Alle. Der äußeren Zerriſſenheit entſpricht religiöſe Neberreizung.„Statt bei der objek⸗ tiwen kirchlichen Autorität, die in's Wanken 0 ſucht man ſein Heil in ſubjektiver Religioſität“. Die Lehren Meiſter Eckarts kinden Anhänger, und unter Eckarts Nachfolgern Tauler und Seuſe er⸗ reicht die Myſtik ihre größte Volkstümlichkeit in Deutſchland. Damit iſt der Körperkunſt, der erdennahen Kunſt des 13. Jahrhunderts der Voden entzogen. Die überſinnliche, asketiſche Kunſt der hohen Gotik verdrängt ſte. Die körperverneinende gotif S⸗Linie,„wie ein Symbol myſtiſchen Ewiakeitsbegriffs“, ſtegt den körperbildenden Kontrapoſt 13. Jahrhunderts.—. Bis in's Kleinſte und Letzte iſt dieſe Wandlung an den Denkmälern aufgezeigt und mit dem neuen Geiſt in Verbindung gebracht. Man hedauert, daß das Buch ſo ſſte abbricht Um. 1370 ſetzt eine neue Vewegung ein, die ihre h0 Blüte nicht auf dem Gebiet der Plaſtik, ſondern in der Malerei findet. Eine der prägnante Perſönlichkeiten dieſes neuen Stils iſt „Stephan Lo 2 den das zweite pendien zur deutſchen Kunſt“ handelt. H. Schrade iſt der Verfaſſer des Textes. Man hätte dem Maler des Kömer Dombildes einen Schriftſteller gewünſcht, der ein beſſeres Deutſch ſchreibt. Schrade gibt wiſſenſchaftlich nicht Neues. Er referiert über das, was man von Lochner weiß. Sein Verſuch, der Vollſchen Datierung des Weltgerichtsbildes wieder zur Geltung zu verhelſen, überzeugt nicht; Bändchen der„Kom⸗ f ſo ein Problem kann nicht vom Werk eines einzelnen Künſtiers aus⸗ — werden. Der Wert des Bandes liegt in der Auswahl der bbildungen, die einen Ueberblick über das Werk Lochners geben, wenngleich ſie auch zum tieferen Studium wegen ihrer Keinheit und Unſchärſe nicht zu gebrauchen ſind. Albrecht Altdorfer dem Albersgenoſſen Hans Baldung Griens, widmet in der ſchönen Sammlung„Deutſche Meiſter“ Hans Tietze eine anregende und aufſchlußreiche Monographie, die, mit 127 Abbildungen lickt, vom Inſel⸗Verlag(Leipzig) in beſter Ausſtattung her⸗ ebracht morden iſt. Altdorfer, etwa um 1480 geboren und 1538 8 iſt der führende Künſtler Regensburgs in dem erſten Viertel des 16. Jahrhunderts. Er gehört in die vorderſte Reihe der Meiſter, die als erſte die deutſche Landſchaft entdeckt haben, im beſonderen die Innigkeit ſüddeutſcher Landſchaft. Sein Landſchaftsgefühl und die in ſolcher Untrennbarkeit vielleicht bei ihm erſtmals auftretende engſte Verknüpfung des Figürkichen mit dem chen(noch über Dürer hinausgehend), iſt urdeutſch. fer iſt trotz— barem Einfluß der italieniſchen Renaiſſance beſonders bei der Ver⸗ —— der Architektur, der und auch der Raum⸗ 0 ung, vorwiegend gotiſch⸗nordiſch. Die Frucht der Renaiſſance in der deutſchen Kunſt iſt der Mut zur Hingabe an die keit; die italieniſche bleibt in ihrem Bemühen um den Mbiſgen, bes endlichen Naum verfangen. Altdorfers Landſchaft ringt um den un⸗ endlichen Raum. Das fauſtiſche iſt das Deutſchel den Stil der landſchaftlichen Darſtellung Altdorfers bezeichnet man als„Donau⸗ ſtil“ es iſt ein pathetiſcher Stil, deſſen bedeutendſter Künſtler Al⸗ brecht Altdorfer iſt, ohne ſein Johannes oder ſein Meſſias zu ſein. (Dieſem Stil iſt auch der junge Cranach irgendwie nahe.) Der Meiſter iſt wie Hans Holbein dem Typus des moder⸗ verwandt. Er iſt kein Handwerksmeiſter, er malt Bil⸗ ne der für Liebhaber, deren erſter er ſelbſt iſt, und ſeine Zei nd geradezu für Sammler gemacht. Doch che iſt i roduktion nicht ſo ſehr Broterwerbsarbeit— etwa Dürer. Er hat eine geleſtn ſozicle Stellung, er bekleidet die höchſten ſtädti⸗ ſchen Aemter und malt, weil es ihn drängt, aus Liebhaberei im edelſten Sinn, ja er ſchlägt den Bürgermeiſterpoſten aus, weil ihn gerade ein großer künſtleriſcher Auftrag beſchäftigt. Das Werk Alt⸗ dorfers iſt pielſeitig; er arbeitet ſprunghaft, wechſelt oft die Tachnik. Ueberall ſpielt ſeime höchſt perſönliche Auffaſſung herein, verrät ſich eine verhaltene Romantik, ein dichteriſches Gemüt, das den über⸗ nommenen Stoff paraphraſiert. Hans Tietze hat ein reiches Material geſchickt gegliedert und gut verarbeitet, ſo daß eine angenehme Dar⸗ tellung daraus geworden iſt. Er bemüht ſich mit Erfolg, die Ein⸗ heitlichkeit der Künſtlerperſönlichkeit Altdorfers durch alle Wand⸗ lungen hindurch beſtehen zu laſſen. Im Anhang iſt ein wertvoller Literaturnachweis gegeben. Die ſchöne Veröffentlichung wird für die Kenntnis der nachdürerſchen Generation ihren Wert behalten, und man freut ſich, daß der Inſel⸗Verlag heute noch ſolche Werke ſo herausbringen kann. hs. 1 Donnerskag, den 4. Oktober 1923 Mannheimer General-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) 3. Seile. Nr. 455 Währung und Hypotheken Der Regierungsentwurf über die„Bodenmark“, oder wie man ſie neuerdings umgetauft hat,„Neumark“, ſieht eine Bevorzugung aller derſenigen Gläubiger vor, die noch im Beſitze einer auf Reichs⸗ mark lautenden Forderung ſind, ſofern die Geldſchuld vor dem In⸗ krafttreten des neuen Währungsgeſetzes entſtanden iſt. Der§ 24 des Geſetzentwurfs beſtimmt, daß bis zu einem Vetrage von 500 Boden⸗ mark neben den geſetzlichen Zahlungsmitteln auch die als Scheide⸗ münze im Umlauf bleibende Papiermark als den geſetzlichen Zah⸗ lungsmitteln gleichwertig anzuſehen iſt. Bei den öffentlichen Kaſſen iſt eine Beſchränkung der Inzahlungnahme überhaupt nicht vor⸗ geſehen, weil ja die Papiermark, als eigentliches Staatspapiergeld, — durch die öffentlichen Kaſſen in die Emiſſionsbank zurückfließen anm. Der letzte Satz dieſes 8 24 erhält nun den für uns entſcheiden⸗ den Paſſus, daß eine vor Inkrafttreten des Währungsgeſetzes ent⸗ ſtandene Geldſchuld in Bodenmark zurückzuzahlen iſt auf Grund eines Wertverhältniſſes von Papiermark zu Bo rk, das noch feſt⸗ gelegt wird. Zunächſt einmal bedeutet dieſe Vorſchrift, wenn ſie Geſetz wird, eine erhebliche Beſſerſtellung der Hypo⸗ thekengläubiger, Induſtrieobligationäre und In⸗ haber von Staatspapieren. Der ganze Kreis von Be⸗ ſitzern von Reichsmarkforderungen wird alſo in Zukunft ſeine Dar⸗ lehen nicht in Papiermark zurückerhalten, die unter Umſtänden am Tage nach der Rückzahlung ſchon um 10025 entwertet ſein kön⸗ nen, ſondern in einer Währung, die, wenn man genügend Vorſorge vor einer neuen Inflation trifft, in einem wertbeſtändigen Geld zu⸗ rückzuzahlen ſind. Der zweite Vorteil für die Hypothekengläubiger und jährlichen Inhaber von Papiermarkforderungen liegt darin, daß eine anteilmäßige Rückzahlung in Papiermark und der Beſtandteil dann in Bodenmark nicht zuläſſig iſt Obwohl bisher keine Ausſicht darauf beſteht, daß man gleich⸗ zeitig mit der Währungsreform eine Aufwertung der Hypo⸗ theken vornehmen will, ſo wäre es wohl möglich, daß man für die Fälle von Rückzahlungen der feſtverzinslichen Papiermark⸗Dar⸗ lehen ein höheres Wertverhältnis zwiſchen Papiermark und Boden⸗ mark vorſehen würde, als im gewöhnlichen Zahlungsverkehr. Eine dergrtige Beſtimmung würde alſo praktiſch eine Aufwertung der Hypotheken, Induſtrieobligationen und Staatspapiere bedeuten. Dazu würde kommen, daß die Inhaber von Hypothekenpfandbriefen in den Genuß einer unter Umſtänden recht kräftigen Kursbeſſerung der Pfandbriefe kämen. Selbſtverſtändlich müßte das Wertverhältnis in einer Weiſe feſtgeſetzt werden, daß eine derartige den Gläubiger begünſtigende Rückzahlung von den Schuldnern überhaupt tragbar wäre. Es darf aber nicht überſehen werden, daß durch Feſtlegung eines derartigen beſonderen Wertverhältniſſes bei der Rückzahlung feſtverzinslicher Reichsmarkdarlehen der Staat ſeine innere Schuld vergrößern würde. Bis jetzt iſt noch nicht bekannt geworden, ob der Schutzverband der Hypothekengläubiger in der angedeuteten Richtung Schritte unternommen hat, und wenn, in⸗ welcher Weiſe die Regierung auf ſie reagiert hat. Kl. Städtiſche Nachrichten Einſchränkung der Verſammlungsfreiheit Die„Karlsruher Ztg.“ teilt an amtlicher Stelle mit: Der Be⸗ fehlshaber des Wehrkreiſes 5, Generalleutnant Reinhardt in Stutt⸗ gart, hat beſtimmt, daß in ſeinem Befehlsbereich, zu dem auch Baden gehört, alle öffentlichen Verſammlungen, Anſammlungen, Umzüge und Aufzüge unter freiem Himmel verboten ſind. Gleichzeitig werden alle öffentlichen Verſammlungen in geſchloſſenen Räumen von der Genehmigung der zuſtändigen Polizeibehörde abhängig gemacht. Die Polizeibehörden ſind angewieſen, gegen jede Handlung, die zum Generalſtreik oder zum Bürgerkrieg auffordert, einzuſchreiten. wichtige Nenderungen im Poſtverkehr mit dem beſetzten deutſchen Sebiet Nach einer amtlichen Mitteilung iſt die Annahme und der Verſand von Poſtpaketen für Koblenz und nach den an der Strecke Koblenz—Trier gelegenen Orten einzuſtellen. Da⸗ gegen beſagt die gleiche Mitteilung, daß der Poſtpabetverkehr nach dem übrigen beſetzten Gebiet alſo nach der Rheinpfalz, Rheinheſſen, dem übrigen linksrheiniſchen Gebiet und dem Ruhr⸗ einbruchsgebiet in dem Umfang wieder aufgenommen werden kann, wie er vor dem 10. September zugelaſſen war. Damit iſt geſagt, daß jetzt außer den Paketen mit Lebensmitteln auch Pakete mit ſolchen Waren nach dem beſetzten deutſchen Gebiet(ausgenommen Koblenz—Trier) wieder zugelaſſen ſind, die nach dem in ſeinen Grundzügen auf dem deutſchen Zolltarif aufgebauten interalliierten Zolltarif vom März 1923 Zollfreiheit genießen. Alle ſonſtigen Waren, oder andere Gegenſtände, wie Kleidungsſtücke u. dergl. dürſen nach wie vor in Poſtpaketen nach dem beſetzten deutſchen Gebiet nicht enthalten ſein. Die ſeit dem 10. September eingetretenen Beſchränkungen im Briefpoſtverkehr nach und vom beſetzten Deutſchland— ausgenommen das badiſche Gebiet,— ſind ³˙ beſtehen geblieben. Nach wie vor ſind alſo in beiden Richtungen Briefſendungen mit Wareninhalt, gewöhnliche und eingeſchriebene Briefe, Päckchen, Warenproben, Miſchſendungen, Wertbriefe, ſoweit dieſe andere Waren als die nicht verbotenen Lebensmittel, wie Schinken, Schokolade, Keks uſw. enthalten, vom Poſtperſonal nach dem beſetzten deutſchen Gebiet(ausgenommen das badiſche) ausgeſchloſſen. Druckſachen nach dieſen deutſchen Gebieten dürfen zudem nicht eingeſchrieben werden. Der Päckchenverkehr nach dem zum Gebiet der Oberpoſtdirektion Dortmund gehörigen Orten des Ruhreinbruchsgebiets, ſowie nach der Rheinpfalz, bleibt weiter geſperrt. Sämtliche Einſchränkungen gelten für das badiſche Einbruchsgebiet nicht. Bücher in allen Arten, gedruckt oder geſchrieben, können nach amtlicher deutſcher Auffaſſung, weil unter die zollfreien Waren fallend, zwar in Poſtpaketen nach dem beſetzten deutſchen Gebiet wieder eingeführt werden, nicht eingeführt werden dürfen ſie ſedoch in Briefſendungen, alſo als Druckſache, oder in Briefen, Päckchen, Miſchſendungen, weil Briefſendungen mit Wareninhalt. außer Lebensmitteln, nach wie vor verboten ſind und Bücher als Waren mit Handelswert anzuſehen ſind und deren Be⸗ ſchlagnahme angedroht iſt. Beſonders hingewieſen ſei in dieſem Zuſammenhang, daß das Saargebiet an amtlichen deutſchen — nicht zum beſetzten deutſchen Gebiet gehörig ange⸗ ehen wird. Die Steuervorauszahlungen Vom Reichsfinanzminiſterium wird mitgeteilt: Es iſt in der Oeffentlichkeit bemängelt worden, daß der für ſetzte Multiplikator für die die ſeit Auguſt eingetretene Markentwertung weſentlich überſteigt. Dieſer Vorwurf wird den Tatſachen nicht gerecht. Es betrug der Dollarmittelkurs Millionen am 26. September 1923 126 am 15. Auguſt 1923 27 am 11. Auguſt 1923 3,9 der Großhandelsinder am 26. September 1923 36,2 am 15. Auguſt 1923 0,663,880 am 11. Auguſt 1923 0,483,461 der Lebenshaltungsinder am 26. September 1923 28,0 am 15. Auguſt 1923 0,436,935 am 15. Auguſt 1923 0,149,531 Vergleicht man die Zahlen vom 26. September mit denen vom 15. Auguſt, dem urſprünglichen Tage der Fälligkeit der Einkommen⸗ ſteuervorauszahlungen, ſo ergibt ſich beim Dollar das 47fache, beim beim Lebenshaltungsindex das 64fache, im Durchſchnitt das 55fache; hiernach würde ſich ahe 8ger⸗ eſt⸗ ſetzung des Multiplikators von 400 zum Vergleich mit den Zahlen am 26. September, dem Tage der Entſchließung über den neuen Multipli⸗ kator, heranzuziehen. Hier ergibt ſich beim Dollar das 32fache, beim Großhandelsindex das 75fache, beim Lebenshaltungsindex das 187⸗ Großhandelsindex das Safache, der Multiplikator auf 55 c400, alſo auf nur 22,000 ſtellen. ſcheint aber geboten, die Zahlen vom 11. Auguſt, dem Tag der Oktober feſtge⸗ Steuervorauszahlung landwirtſchaftlichen Produkte ſoll bei Gutspachtung bei Annahme mehrerer Zahltermine entweder der durchſchnittliche Weizenpreis des unmittelbar vorhergehenden Monats an der nächſtgelegenen Börſe bezw. Bezirkslagerhaus genommen werden oder der Preis, der am Zahltag gilt; das letztere ſoll auch bei Parzellenpachtungen gelten. Da die Richtlinſen im Venehmen mit allen Intereſſenkreiſen abgefaßt wurden, darf wohl erwartet werden, daß auch die Pacht⸗ einigungsämter bezw. deren Berufungsſtellen bei der Schlichtung von Pachtſtreitigkeiten den Richtlinien die gebührende Beachtung ſchen⸗ ken. Die Badiſche Landwirtſchaftskammer iſt in dieſem Sinne bet dem badiſchen Juſtizminiſterium, als der Aufſichtsbehörde der Pacht⸗ einjgungsämter, vorſtellig geworden. Das Miniſterium des Innern hat ſſch ſeinerzeit ſchon bei den Verhandlungen bereit erklärt, in dieſem Sinne bei dem Juſtizminiſterium wirken zu wollen. der Lebenshaltungsindex in Baden und im Keich Die Landesinderzüffer für die Lebenshaltungskoſten (mit Bekleidung) ſtellt ſich nach den Berechnungen des Statiſtiſchen Landesamts vom 1. Oktober auf 46 537 200,05, ohne Bekleidung auf 41 189 035,52(1913/14). Die der Lebenshaltungs⸗ koſten ohne Bekleidung gegenüber der Vorwoche(25 938 477,73) be⸗ trägt ſomit 58,8 Prozent. Die Reichsinderziffer für die Lebenshaltungskoſten (Wohnung, Ernährung, Heizung, Beleuchtung und Bekleidung) be⸗ käuft ſich nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamtes für den 1. Oktober auf das 40,4 Millionenfache der Vorkriegszeit. Die Stei⸗ gerung gegenüber der Vorwoche(28 Millionen) beträgt 44,3 Prozent. die Gasmarken Eine Rechtferligung der Leiiung der ſtädtiſchen Waſſer⸗, Gas⸗ und Elektrizität⸗werke Die Direktion der ſtädtiſchen Waſſer⸗, Gas⸗ und Elektrizitäts⸗ werke übermittelt uns folgende Rechtfertigung: „Der ungeheure Dollarſprung der letzten Tage hat eine über alles Erwarten große Nachfrage nach den Wertzeichen(Goldmark) der Waſſer⸗, Gas⸗ und Elektrizitätswerke hervorgerufen. Es wurden Wertzeichen im einzelnen ſoe in Mengen von Hunderten, ja ſogar in Mengen von Tauſenden verlangt. Derartigem Verlangen konnte nicht entſprochen werden. Die Wertzeichen, die zu dieſer Mengenabgabe notwendig geweſen wären, waren natürlich gar vorhanden. Es war eine durchgehende Rationierung in der Abgabe der Wertzeichen notwendig, damit möglichſt eine große Zahl Gas⸗ und Strombezieher wenigſtens mit einem kleinen Teil hei der Ausgabe berückſichtigt werden konnten. Solange der Anſturm anhält, iſt es nicht möglich,mehr wie 5 Wertzeichen(ie eine Goldmark) an einzelne Bezieher abzugeben. Auch iſt es nötig, 5 jeder Käufer in den e le Hertoufeſite 2 ſeinen Namen neb Wohnung eigenhändig in die Verkaufsliſte einträgt. Es ſollen da⸗ durch unberechtigte Käufe kontrolliert werden. Wenn der erſte Anſturm behoben iſt und die nötigen Wertzeichen im Druck 8—5 ſind, wird die Ausgabe auch in größeren Mengen ſofort erfolgen. Wir ſind mit der Direktion der Waſſer⸗, Gas⸗ und Electrizitäts⸗ werke durchaus der Auffaſſung, daß eine Hamſterei bei der Be⸗ muß. Es geht nicht an, daß ein einzelner Verbraucher hunderte und ſache, im Durchſchnitt das 98fache; hiernach würden 39,200 das der Wertſcheine unter allen Umſtänden vermieden werden ſch die Einkommenſteuervorauszahlungen und 58,800 für die Körper⸗ chaftsſteuervorauszahlungen gerechtfertigt ſein. In weitgehender Berückſichtigung der gegenwärkigen Wirtſchaftslage ſind die Multipli⸗ katoren aber nicht in dieſer Höhe feſtgeſetzt, ſondern es iſt mit 30,000 45,000 für die Körperſchaftsſteuer eine mittlere Höhe gewählt worden. Auf das große Entgegenkommen, das überdies in der Zulafſung der Zahlung während des ganzen Monats Oktober liegt, ſei beſonders hinge⸗ für die Einkommenſteuer wieſen. Richtlinien für die Reufeſtſetzung der pachtpreiſe für Grundſtůcke Die Badiſche Landwirtſchaftskammer hat im Benehmen mit der ſtaatlichen Domänenverwaltung, den Vertretern der kirchlichen Ver⸗ waltungen, der Städte und Gemeinden und den Vertretern aus den Verpächter⸗ und Pächterkreiſen bezw. deren Organiſationen eine neue Faſſung ihrer zum erſten Mal in Jahre 1921 herausge⸗ ſebenen Richtlinien für die Neufeſtſetzung der Preiſe ür Grundſtücke vorgenommen. Grundſätzlich wird, da das deutſche Geld ſeine Eigenſchaft als Wertmaßſtab völlig verloren hat, wieder der Weizen als Berechnungsgrundlage genommen. Wo die Ver⸗ hältniſſe es verlangen, können allerdings auch andere landwirtſchaft⸗ liche Produkte, z. B. Roggen, Kartoffeln, Heu uſw. zur Preisfeſt⸗ ſetzung gewählt werden. Von der Firierung einr beſtimmten Weizen⸗ menge je Ar Boden wurde dieſes Mal mit Rückſicht auf die außer⸗ ordentliche Verſchiedenheit der wirtſchaftlichen Verhältniſſe in den einzelnen Gegenden Badens Abſtand genommen(bisher für mittlere Bodenbonität und normale Verhältniſſe je Aar 3 Pfund Weizen, nach oben und unten verſchiebbar je nach den individuellen Verhältniſſen). Jetzt ſollen bei Feſtſetzung des Pachtzinſes die örtlichen Ver⸗ ltniſſe und die im Fre rlehr bei Neuverp ätze berückſichtigt werden. Grundlage 11 odenbonität. Als weitere preisbeſtimmende Momente kommen dann noch hinzu die Lage, das Klima, die Abſatzverhältniſſe u. a. mehr. Als Preiſe der für die Pachtpreisfeſtſetzung angenommenen National⸗Theater Mannheim Die Meiſterſinger von Nürnberg (Dirigent: Richard Lert) Einmal nachgewieſen, welche Stellung Richard Lert zu Wag⸗ ners Lohengrin hat, ergab die Leitung der„Meiſterſinger von Nürn⸗ berg“ nur die Beſtätigung meiner Eindrücke vom 6. September. Unſer neuer Generalmuſikdirektor iſt dem Stile Wagners— Linie Hans Richter⸗Karl Muck— völlig fremd. Er verfolgt nicht ein⸗ mal die andere Linie, die neuere der„Spieloper“ Wagners, ſondern verhält ſich eklektiſch. Vielleicht iſt es gut, dies Fremdwort ge⸗ aus der Kunſtphiloſophen⸗Sprache einmal nicht zu überſetzen! Wir würden alsdann zu dem Wortſpiele gelangen: Richard Lert war geſtern Eklektiker und Effektiker. Für Freunde der reindeutſchen Ausdrucksweiſe wäre die Verbindug des„Blumenleſters“ mit dem „Blender“ zwar verſtändlich, aber dennoch mehr Vermummung als Verdeutlichung. Darüber hinaus wäre noch feſtzuſtellen, daß Richard Lert in Zeitmaß und Ausdruck, in Stärke und Farbe dez Tones in Handlung und Muſik das Rubato bevorzugt. Näher: das neuzeitliche Moſaik, das unraſtende Hin und Her des Tages⸗ geſchmacks. Seine wahre Begabung würde demnach auf einem andern Gebiete liegen. Es müßte belang⸗ und lehrreich ſein, wenn ung unſer neuer Operndirektor etwa„Hoffmanns Erzäh⸗ lungen“ oder„Tiefland“ oder den„Schatzgräber“ in dieſer Weiſe neu einſtudieren wollte. Aber laſſen wir ſolche Wünſche eiſeite, heißen wir unſeren Generalmuſikdirektor willkommen, nehmen wir ihn in ſeiner Weiſe! Er iſt ein Kapellmeiſter von erſtaunlicher Gewandtheit, Ruhe und Ueberſicht, von Klangſinn und Partiturkennt⸗ nis, von Bühnenbegabung und der eigentümlichen„Leichtigkeit“, die dem Opernkavellmeiſter zukommt. Dazu große Erfahrung: und ihrer bedarf der Meiſterſinger⸗Dirigent zu allernächſt! Halzen wir uns an die bejahende Seite dieſer Künſtlernatur, ſchließen wir ab. A. Bl. *. Overnuraufführung im Dulsburger Skadttheater. Aus Strind⸗ bergs Ne e wanenweiß“ hat der badiſche Komponiſt Julfus Weismann eine Kammeroper geſchöpft, die in Duisburg Darüber ſchreibt der Muſikkritiker der „Strindbergs Märchen⸗ Uraufführung erlebte. zein. Weſtf Zeitung“ Rolf Cunz u..: ſpiel iſt zur Vertonung wie geſchaffen. Sibelius, ein nordiſcher N mann, 7 ſie in einer ſiebenſätzigen ite. Julius Weismann, der e aus dem Schwarzwald, heute Vier⸗ ziger, deſſen kammermuſikgliſches Können bisher nicht in die Breite wirkte, nexleiht dem poetiſch ideenreichen Werk mit feiner kontrapunk⸗ tiſcher Bedachtſamkeit den Charakter einer Kammeroper. Mit kunſt⸗ ausgeſparten Mitteln einer modernen Orcheſterkultur, die ſich ſtrenge alter Meiſter bemächtigt, ohne zu vergeſſen, daß ſie mit zäher Hingabe die Stationen„Königskinder“ und„Schatzgräber“ nicht umgehen durfte, hat Weismann ein Moſaik von Arien und in⸗ ungen den Anſchein einer muſikdramatiſchen Struktur erhält. be⸗ Die ſeines Satzes aber hinterläßt auf die Dauer läh⸗ menden Eindruck. Bewußt durchgeführte Klangarmut wirkt ein⸗ tönig. Man vermißt ſzenenlang die eigentliche Blutsfriſche, die aus dem Wollen einer verſchwenderiſchen Einfallsbuntheit ſchöpft. Darum wird auch Märchenſpiel niemals Gemeingut des deutſchen Volkes werden können, vor allem aber der phantaſiebeflügelten Jugend nichts ent⸗ ſcheidend Neues, Aufſtachelndes, Himmelſtürmendes zu 7 haben. ens in ehaltes zu bannen Dr. Wallerſteins Spielleitung hat den— des einer glaubwürdigen Beſchwörung des ideellen wußt. Das Orcheſter, das noch manches übrig ließ, leiſtete Werner Ladwig mit einer überei menz, in gewiſſem Widerſpruch zu Erläuterung der Weismannſchen Muſik in d 71 wünſchen 10 gliederten Programmheft des Duisburger Hauſes. Das verfü ſprun em Zerpflücken der Partitur, die weſentlich mehr 17 55—4 bloße Illuſtrationsmuſik.“ Runſt und Wißdenſchaſt Ausſtellung alideulſcher Kunſt in Brüſſel. Im Brüſſeler Muſeum veranſtaltet die Direktion augenblicklich eine Ausſtellung altdeutſcher Kunſt aus belaiſchem Privatbeſitz— ein eigentümliches Zuſammentreffen mit der Haßwropaganda. die die meiſten belgiſchen Zeitungen in der Zeit der Ruhrbeſetzung gegen deutſche Art betreiben. Wie die„Kunſtchronik“ erfährt, iſt das Haupt⸗ ſtück der Ausſtellung ein koſtbares Frühwerk des Straßburger Mei⸗ ſters Hans Baldung Grien, der damals, 1507, in der Umgebung Dürers war. Es iſt ein Altar mit der Marter des hl. Sebaſtian im Mittelſtück und ſtammt aus dem Kunſtbeſitz der Frau v. Goldſchmidt⸗ Przibram. Dieſelbe Sammlerin ſteuert noch ein der altdeutſchen Kunſtgeſchichte wohlbekanntes Nürnberger Werk aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts bei: Die Darſtellung von Maria an der Spindel und Eliſabeth und dem Chriſtusknaben. Bei dieſer Gelegenheit dam auf der Rückſeite des Bildes eine eindrucksvolle Gefangennahme zum Vorſchein, und damit enthüllt ſich die Tafel als Teil eines großen Altars, deſſen andere Flügel im Nürnberger Muſeum ſind. Von Cranach ſieht man auf der Brüſſeler Ausſtellung die VBildniſſe Friedrichs des Weiſen und Johannes des Beſtändigen, dann die große Venus mit dem Amor als Honigdieb und eines ſeiner überzierlichen VBarauni, Kleine Chronfk. Hans Pfitzner vollendete ſoeben ſein Opus 33„Alte Weiſen“, Acht Gedichte von Gottfried Keller, für eine Singſtimme und Klapier. Das Werk iſt Karl Erb und Maria Iwogün gewidmet. Die Uraufführung der Lieder, die bei Adolph ürſtner erſcheinen findet Anfang Oktober in München ſtatt.— Max rOd t ein neues Drama vollendet,„Prozeß Bunter⸗ bart, Schauſpiel dieſer Zeit“, das in Wien zur Uraufführung kom⸗ men wird.— Geh. Oberpoſtrat a. D. Dr. Karl Strecker 5 Hei⸗ delberg wurde zum Profeſſor in der naturwiſſenſchaftlich⸗⸗mathema · ſtrumentalen Tongebilden geſchaffen, das durch rezitatwwe Zwiſchen⸗ leſchen FJakuſtät der Univerſität Heidelberg ernannt 3 tung erzielten Pacht⸗ erbei iſt ſelbſtverſtändlich die es an ſich vorbildlich inſtrumentierte igen Vehe· einer feinſinnigen theoretiſchen em bemerkenswert ge⸗ tauſende erhält. Eine Rationierung muß platzgreifen. Aber dieſe Rationierung hat eben nicht geklappt. Steht doch feſt, daß geſtern vormittag ſelbſt im Gaswerk nur eine Marke an 81 Käufer ab⸗ debecen wurde. Erſt in den Nachmittagsſtunden erh* ſich die Ja0 er auf den Kopf abgegebenen Wertzeichen auf fünf. Der Verkauf in den Abgabeſtellen in der Stadt hat auch nicht funktioniert, wie von neuem aus folgender Zuſchrift aus dem Leſerkreiſe hervorgeht: „Mit Recht wird in der geſtrigen Mittagsausgabe des„General⸗ Anzeigers“ das Verſagen des ſtädt. Gas⸗ und Elektrizitätswerkes bei der Ausgabe der wertbeſtändigen Gasmarken bemängelt. Eine mit Recht nicht geringe Aufregung entſtand geſtern früh in einer Schrelber ſchen Filiale, als die Verkäuferin erklärte, der„Zasmann“ habe ſo⸗ eben telephoniert, ſie dürfe„an jeden Kunden“ nur eine Marke abgeben. Ich frage: Was hat der n von Gasmarken mit den Kunden der Schreiberſchen Filialen zu tun? Es können nicht all⸗ Mannheimer Bürger Kunden der Firma Schreiber oder der anderen in der Bekanntmachung des Gaswerkes angegebenen Firmen ſein. Es läßt ſich garnicht umgehen, daß die Firmen, die den Vertrieb der Marken übernommen haben, in allererſter Linie die Marken an ihre Kunden abgeben und die vielen tauſende Mannheimer Bürger, die zu⸗ fällig keine Kunden dieſer Geſchäfte ſind, haben dann das Nachſehen. Das Gaswerk hat die Pflicht, hier nach dem Rechten zu ſehen und da⸗ für zu ſorgen, daß ſofort Verkaufsſtellen errichtet werden, wo die Marken jedermann zugänglich ſind. Hierfür ſind aber Kolonialwaren · geſchäfte, was ſchon aus der oben angeführten Aeußerung der Ver⸗ käuferin hervorgeht, am ungeeignetſten.“ Der erſte Anſturm dürſte nunmehr vorüber ſein, da die Marken heute das drei fache koſten. Man wird ſagen dürfen, daß ſich die Direktion der Gas⸗ und Elektrizitätswerke einen ungünſtigeren Zeit⸗ punkt für den Beginn des Wertzeichenverkaufs nicht hätte ausſuchen können. Zu ihrer Entſchuldigung wird ſie anführen, ſie den Dollarſprung, der zu dem Anſturm in der Hauptſache Veranlaſſung — nicht hätte vorausahnen können. Dazu muß bemerkt werden, eine vorausſchauende Betriebsleitung damit rechnen und ſich von vonherein darauf einſtellen mußte. Die Vorbereitungen waren abder nicht funktionſeren. Und ſo wurde in die Bevölkerung große Auf⸗ regung getragen, die zu vermeide geweſen wäre, wenn man mit mehr Geſchick und Anpaſſungsfähigkeit an unſere ſich von Stunde zu Stunde ändernden wirtſchaftlichen Verhältniſſe operiert hätte. Was n ift eine nicht geringe Verärgerung der vielen Gas⸗ und tromperbraucher, die trotz angeſtrengteſter Bemühungen keine Wertſcheine am Dienstag und Mittwoch erhalten konnten. *Ernanni wurde Kriminalaſſiſtent Paul Dumm zum Krimi⸗ nalſekretär. dDie Noklage der Geiſtlichen, die durch die verſpätete und unge⸗ nügende Gehaltszahlung entſtanden iſt, hat dazu gezwungen, die Oeffentlichkeit über die Sachlage zu unterrichten. Die ſcharſe Kritit, die ſich dabei an das Verhalten der Regierung knüpfte, iſt nicht ohne Wirkung geblieben. Die Mittel zur Bezahlung der Geiſtli im Oktober ſind nunmehr zur Verfügung geſtellt worden. Die verbeſſerte Reichsinderziffer. Visher wurde die Reichs· indexziffer auf Grund von 29 Wochenindexmeldungen errechnet und die gefundene Ziffer an Hand eines größeren Kreiſes von 71 Eil⸗ dienſtgemeinden nachgeprüft, deren vierzehntägige Preisermitte⸗ lungen in ihrer Entwicklung dem Durchſchnitt der 600 Gemeinden der einigermaßen entſprechen. Nunmehr melden auch die 71 Eildienſtgemeinden und zwar ſenden ſie ihre Preisnachweiſungen direkt an das tatiſtiſche Reichsamt, das ſeiner⸗ eits die Teuerungsziffern für die einzelnen Orte und hieraus den eichsindex errechnet. Die Statiſtiſchen Landesämter, an die bisher die Preisnachweiſungen der einzelnen Städte gingen, ſind ausge⸗ ſchaltet. Außerdem iſt beim Statiſtiſchen Reichsamt ein ſtändiger Beirat von Arbeitgeber⸗ und Arbeitnehmervertretern ſowie ſon⸗ ſtiger Intereſſenten aus Verbraucherkreiſen eingerichtet worden, der jeden Mittwoch abend nach Errechnung der Indexziffer zuſammen⸗ tritt und über etwaige ergänzende Veröffentlichungen Beſchluß zu aſſen hat. Dank dieſem Zuſammenwirken aller beteiligten Kreiſe rf man hoffen, daß es gelingen wird, einwandfreie Unterlagen für die ee 55—— wirklichen Teue ⸗ rungsver niſſes beſſer als bisher entſprechende Rei indexziffer feſtzuſtellen. 0 9— * Maſſenenklaſſungen bei der Anilinfabrik. Wie die Werklei⸗ vorgenommen werden. Von den im unbeſetzten Gebiet wohnhaften Arbeitern mußten allein 1365 gekündigt werden. Hiervon ſind auch Werksangehörige der benachbarten rechtsrheiniſchen Städte, wie Mannheim, Heidelberg und Vororte betroffen. Jolgenſwerer Streif. In der Nacht vom Dienstag zum Mitt⸗ woch wurde der 33 Jahre alte, verheiratete Packer Philipp Meng, wohnhaft J 3, 5, nach vorausgegangenem Wortwechſel und en⸗ ſeitigem Herumſtoßen in der Holzſtraße von dem 25 Jahre aften, 10 5 N 3 ren 5 in den Kopf er verletzt, da eng alsbald na mer Einſiefer in Allgemeine Krankenhaus verſtarb. 1 1 durchaus unzulänglich. Die Verkaufsorganiſation konnte infolgedeſſen tung mitteilt, mußten in der Anilinfabrik umfangreiche Entlaſſungen — ——— ——————— ———— Theaternachricht. Im Laufe dieſes Monats ſind eine Neuein⸗ ſtudierung von Richard Wagners„Die Walküre“ und die Wieder⸗ aufnahme von Lortzings„Der Wildſchütz“ vorgeſehen. Hans Ebbecke, der beliebte Lautenſänger, wird am Sonn⸗ tag, den 7. Oktober nach längerer Zeit verſuchen, ſeine Gemeinde in Mannheim wieder zu ſammeln. Die Vortragsfolge bringt Dialekt⸗ lieder, Schnurren und Schlagerlieder. Der Geſangverein„Sängerhalle E..“ Mannheim begeht dieſer Tage ſein 50Jähr. Vereinsjubiläum. Bei dem am kom⸗ menden Samstag abend im Muſenſaal ſtattfindenden Feſtkon⸗ zert ſingt der etwa 100 Mann ſtarke Männerchor unter der Lei⸗ tung des Chordirektors Franz Beierle Lieder von Bruckner, Brambach, Schubert und Schumann ete. Als Soliſten ſind Frau Opernſängerin Aenne Geier und Kammerſänger Wilhelm Fen⸗ ten gewonnen, die im Konzertſaal ſelten gehörte Lieder zum Vor⸗ trag bringen. Kirchenmuſikdirektor Arno Landmann wird durch ſeine bekannt virtuoſen Orgelvorträge dem Konzert eine weihevolle Stimmung geben.(Weiteres Anzeige in dieſer Nummer.) Der Mannheimer⸗-Zitherklub 1873 N am 6. und 7. Okt. ſein 50jähriges Stiftungsfeſt. Die Feſtlichkeiten(Feſt⸗ bankett am Samstag und Jubiläums⸗Konzert mit Ball am Sonntag) werden in den Räumen des Ballhauſes abgehalten. Mehrere aus⸗ wärtige Vereine, darunter auch ein bekanntes Eßlinger Geſangs⸗ Doppelquartett in Nationaltracht, ſowie der Geſangverein„Lieder⸗ halle Mannheim“ werden mitwirken. Rommunale Chronik Gegen die Willkür ſtädtiſcher Werke Vorkommniſſe der jünaſten Zeit, namentlich in Berlin, haben den Landtagsabgeordneten Held von der Deutſchen Volkspartei zu fol⸗ gender Anfrage an das preußiſche Staatsminiſterium veranlaßt: „Die Geſchäftspraktiken von Gas⸗ und Elektrizi⸗ tätswerken nehmen einen geradezu gemeingefährlichen Cbarakter an. Die Preisfeſtſetzungen erfolgen rückwirkend und ganz willkürlich. Nur ein Beiſpiel: Das Elektrizitätswerk Berlin Süd⸗Weſt ließ die Beſtandsaufnahme bisher ſtets innerhalb eines Monats machen. ſetzt aber geht es darüber hinaus, und zwar bis zu dem Tage, an welchem der neue exorbitant hohe Preis in Kraft tritt, und berechnet zu dieſem Preiſe rückwirkend bis zu dem Tage, an welchem der Preis um das 68fache niedriger war, den Verbrauch an Elektrizität. Es wird gedroht, bei Zahlungsverweigerung den Apparat abzudroſſeln. Durch dieſe Preſſion nach franzöſiſchem Muſter wird jeder Widerſtand gebrochen und der Knonſument als wehr⸗ loſes Ausbeutungsobjektder Willkürſener Werke ausgeliefert. Iſt das Staatsminiſterium bereit, gegen dieſe und ähmiche Manipulationen dieſer Betriebe rückſichtslos und energiſch im Intereſſe der ganzen Bevölkerung einzuſchreiten?“ Ausgleichung des Wiener Stadthaushalts Aus den Rechnungsabſchlüſſen der Stadt Wien für das zweite Halbjahr 1921 und das Verwaltungsjahr 1922 ergibt ſich, daß die Stadt Wien vom Juli 1921 an das vollſtändi ge Gleich⸗ ewicht zwiſchen Einnahmen und Ausgaben her⸗ ſtekten konnte. Im zweiten Halbjahr 1921 ſtanden unvorher⸗ geſehene Mehrausgaben von 6184 Millionen Kronen Mehrein⸗ nahmen von 9238 Millionen Kronen im Vergleich zu den Anſätzen des Voranſchlages gegenüber. Als Endergebnis iſt ſeſtzuſtellen, daß ſich der in Rechnung geſtellte Fehlbetrag von 1500 Millionen Kronen verwandelt hat. Im Jahre 1922 berrugen die Gefrntzus⸗ gaben 673 Milliarden Kronen, während es nach dem Voranſchlag nur 31 Milliarden Kronen hätten ſein ſollen. Es iſt alſo eine Steigerung um das 21fache eingetreten. Damit haben die Ein⸗ nahmen nicht nur vollen Schritt 9 ſondern ſie zeigen viel⸗ mehr eine Erhöhung um das 27ſache. Teils im Zuge der Geld⸗ entwertung, teils als eine Wirkung vorgenommener Geſetzesände⸗ 3 weiſen alle Steuerkategorien bedeutende Mehrerträgniſſe auf. Die Perſonalausgaben haben 180 Milliarden Kronen ſtatt der vorgeſehenen 8 Milliarden Kronen erfordert. Das Endergebnis iſt em Ueberſchuß von 38 Milliarden Kronen ſtatt des vorgefſehenen Abgangs von 5300 Millionen Kronen.— Dieſe auf⸗ ſehenerregenden Mitteilungen zeigen, wie weit Oeſterreich in der Sanierung der Gemeindefinanzen uns voraus iſt. Kleine Mitteilungen 98 In Baden⸗Baden koſten auf der Straßenbahn drei Teilſtrecken 10 Mill., 6 Teilſtrecken 12 Mill., über 6 Teilſtrecken 15 Mill. Der Kinderfahrpreis wurde auf 5 Mill., der Preis der Hefte mit 10 Scheinen für Einwohner auf 60 Mill. feſtgeſetzt. Zuſatzſcheine koſten 2 Mill., Wochenkarten für 12 Fahrten 60 Mill., für beliebige Fahrten 120 Mill. Die Berg⸗ und Talfahrt auf der Bergbahn ſtellt ſich auf 50 Mill., einſchließlich der Straßenbahn auf 70 Mill. Für eine Fahrt aufwärts wurde der Preis auf 30 Mill., abwärts auf 25 Mill. Mark feſtgeſetzt. Einwohner zahlen ermäßigte Preiſe: aufwärts 12, abwärts 18, auf⸗ und abwärts 10 Millionen. 15 In Frankfurt wurde die Hockerſteuer in Bars und Dielen bis 9 Uhr auf 500 000 Mark, nach 9 Uhr auf 1 Million Mark feſtgeſetzt. 80 In Mainz betragen die Fahrpreiſe der ſtädtiſchen Straßenbahn entſprechend den Teilſtrecken 2, 4, 7, 12 und 20 in Millionen Mark: Für Einzelfahrſcheine 5, 7, 9, 11, 12; für Fahr⸗ ſcheinbündel mit 11 Fahrſcheinen für zwei Teilſtrecken 50, für ſieben Teilſtrecken 90; mit 20 Fahrſcheinen für vier Teilſtrecken 126, für 12 Teilſtrecken 198; für Wochenfahrkarten 45, 63, 81, 99, 108; für Wochenfahrkarten für Schüler und Lehrlinge 15, 21, 27, 33, 36; für Zeitkarten für 1. bis 15. Oktober 225, 310, 400, 500, Stadtkarten für die gleiche Zeit 500; Netzkarten für dieſe Zeit 600: für Knipskarten mit Aufdruck„Gültig ab Nov. 23“ und zwar Ermäßigungskarten für und Lehrlinge 10; Kriegsbeſchädigtenkarten 20; Dienſtfahr⸗ zarten 45. In Stuttgart koſtet nunmehr die Straßenbahnfahrt auf zwei Teilſtrecken 6 Millionen, auf veir 8 Mill., auf mehr als vier 10 Millionen. Fahrſcheinheſte 30,6 Mill., Nachtzuſchlag, Kinder und taxpflichtiges Handgepäck 2 Millionen.— Der Gaspreis wurde auf 7 Mill. für den vom 2. und 3. Okt. und auf 8 Mill. für den vom 4 Okt. an abgeleſenen Verbrauch erhöht. Gleichzeitig wurden die Tarife für elektriſchen Strom in der Weiſe erhöht, daß der Preis für die Kilowattſtunde für den am 2. und 3. Okt. abgeleſenen Verbrauch zu Beleuchtungszwecken 21 Mill. und zu Kraftzwecken 14 Mill. für den vom 4. Okt. ab abgeleſenen Verbrauch zu Beleuchtungs⸗ zwecken 22 und zu Kraftzwecken 14,7 Millionen Mark beträgt. Die neuen Reichsratsbeſtimmungen über die Vergnügungs⸗ ſteuer machen eine Aenderung der ſtädtiſchen Vergnügungsſteuer⸗ ordnung erforderlich. Der Berliner Magiſtrat hat beſchlof⸗ ſen, ſie dahin zu ändern, daß die Steuerſätze ſich, den Valutaſchwan⸗ kungen folgend, der Geldentwertung anpaſſen. Die Kartenſteuer wird immer in Prozentſätzen erhoben und zwar die Mindeſtſteuerbeträge nach dem Briefporto. Tagungen Karlsruhe. 2. Okt. In den letzten Tagen fand hier die Jahresverſammlung der Badiſchen Privatunterrichts⸗ und Erziehungsanſtalten ſtatt. Dder von Reealſchuldirektor Müller⸗Mannheim geleiteten Tagung wohnte als Vertreter des Badiſchen Kultusminiſteriums Regterungsrat Heidelberger an. Neben ideellen Standes⸗ und Unterrichtsfr. wurde die Not⸗ lage der Lehrerſchaft und die Unkerſtützungsaktion des Reiches eingehend beſprochen. Die Verſammlung betonte des wei⸗ teren, das Recht eines jeden deutſchen Kindes auf Erziehung zu leiblicher, ſeeliſcher und geſellſchaftlicher Tüchtigkeit. 5, früher angeſtrebte Ziel, auch den höheren Unterricht zu monppolifteren, habe ſich als nicht genügend fruchtbar erwieſen und ſei daher be⸗ reits in der neuen Reichsverfaſſung abgelehnt worden. Den privaten Unterrichtsanſtalten ſeien in den letzten Jahren neue Auf⸗ gaben entſtanden, die ſeit Monaten Gegenſtand der Beratung waren. Die Verſammlung begrüßte es, daß die Berechtigungsfrage für die Schüler ſolcher Privatſchulen, die als Gymnaſten, Realgym⸗ naſien, Realſchulen oder höhere Mädchenſchulen ſeien. einer baldigen Regelung entgegengeführt werden Heidelberg. 2. Okt. Die Vorſtandsſitzung des Vereins badiſcher Pflanzenzüchter e. V. in Heidelberg zeitigte ſehr wichtige Ergebniſſe von allgemeiner Bedeutung. So wurde vor allem als Tagungsort für die diesjährige Generalverſammlung des Vereins im Dezember dieſes Jahres die Stadt Heidelberg auserſehen. Für die Vorträge bei dieſer Gelegenheit ſind ſchon jetzt die erſten Autoritäten auf dem Gebiete der Landwirtſchaft gewonnen. Mit der Tagung wird eine Ausſtellung verbunden werden, die die Erzeugniſſe der badiſchen Pflanzenzüchter umfaſſen wird.— Die Prämiierung badiſcher Saat⸗ zuchtbetriebe durch die Badiſche Landwirtſchaftskammer findet eben⸗ falls bei dieſer Gelegenheit in der Verteilung wertvoller Ehrenpreiſe ihren Abſchluß. Der Arbeitsplan des Vereins für den kommenden Winter umfaßt eine großzügige Werbetätiakeit für die Förderung der einheimiſchen Pflanzenzüchtung in Verſammlungen und Ausſtellun⸗ gen, wie berufliche Weiterbildung der praktiſchen Pflanzenzüchter in einem Lehrkurs für Pflanzenzüchtung, der von der Badiſchen Land⸗ in ihrer Saatzuchtenanſtalt Raſtatt abgehalten werden ſoll. Z. Doſſenheim, 3. Okt. Am verfloſſenen Sonntag wurde in der evang. Gemeinde dahier eine Hausſammlung vor enommen, deren Ertrag für kirchliche Zwecke beſtimmt iſt. Die Sammlung er⸗ gab die anſehnliche Summe von beinahe 5 Milliarden Mark. Außer⸗ dem wurden 100 Millionen für die Kinderſchule und 40 Millionen für wohltätige Zwecke geſtiftet. Wiesloch, 3. Okt. In der nächſten Woche kann mit dem Beginn des Herbſtes gerechnet werden. Die Ausſichten ſind, ob⸗ wohl keine weſentlichen Krankheiten auftraten, ſehr mittelmäßig, was ſich vor allem in der Preisbildung auswirken dürfte. * Munzingen bei Freiburg, 3. Okt. In der Nähe des Ortes wurde ein Kinderluftballon aufgefunden, der laut angehefteter Karte anläßlich eines Feſtes in Harcot, Bezirk Workingham⸗Berks in Eng⸗ land aufgelaſſen worden war. Die zurückgelegte Luftlinie beträgt über 1000 Kilometer. Die Karte war mit einer 2½ Ps.⸗Marke frankiert und wurde unfrankiert der Geſellſchaft zurückgeſandt. JVom Höllenkal. 3. Okt. Bei der Erinnerung an den Erbauer der badiſchen Schwarzwaldbahn die dieſer Tage ihr fünf⸗ zigjähriges Beſtehen begehen konnte, iſt verhältnismäßig wenig da⸗ ran gedacht worden, daß Baudirektor Robert Gerwig auch ſonſt im badiſchen Schwarzwald manches Denkmal ſeiner Tätigkeit hinterlaſſen hat. So baute er u. a. die Fortſetzung der Hauptbahn von Baſel bis Kanſtanz mit den Brücken über den Rhein oberhalb Waldshut und bei Konſtanz, die Linie Radolfzell—Siamaringen und endlich die Höllentalbahn von Freibura bis Neuſtadt. Beim Bau der Stationen und Wärterhäuschen wurde neben der Zweckmäßigkeit auch ſtets der Charakter und Bauſtil der Gegend berückſichtigt und das Mauerwerk bei Viadukten und Einſchnitten mit der Natur möalichſt in Einklang gebracht. Leider hat Gerwig die Einweihung der Höllentalbahn im Mai 1887 nicht mehr erlebt, zwei Jahre vorher erlag er plötzlich einem Herzleiden. Nachbargebiete Ludwigshafen(Bodenſee), 2. Ofkt. Fahrbare Holzhäu⸗ ſerr mit kompletter Inneneinrichtung von vier Zimmern. Küche, Klo⸗ ſett und Speiſekammer werden von der hieſigen Niederlaſſung der Allgemeinen Holzbau.⸗G.(Charlottenburg) hergeſtellt. Die Geſell⸗ ſchaft hat eine derart ſtarke Nachfrage nach dieſen der Wohnungsnot ſteuernden Dauerholzhäuſern, die ſie„Wohnomobile“ nennt, daß ſie ſich mit dem Gedanken der Gründung einer eigenen Bank befaßt, die dieſe Häuſer durch Ausgabe von Goldrentenbriefen finanzieren ſoll. Ein ſolches Haus ſtellt ſich mit eigener elektriſcher Beleuchtungs⸗ 4 7 iaung und Warmwaſſerverſorgung auf ungefähr 8400 oldmark. „Neuftadt a. d.., 2. Okt. Schon ſeit 54 Jahren ſind aus einer Weinhandlung in der Maximilianſtraße Flaſchenweine beſſerer Sorte entwendet worden. Nun hat ſich die Sache aufgeklärt. Ein junger Mann hatte mit einem Nachſchlüſſel den Wein geholt, den er zu einem hieſigen Wirt brachte, der ihn in ſeinem Lokal verkaufte. Der junge Mann gab an, von dem Wirte verleitet worden zu ſein. Der erwähnte Wirt erhielt ſchon einmal aus ähnlichem Anlaß einen Monat Gefängnis, allerdings mit Bewährungsfriſt, die nun durch den Rückfall ungültig geworden ſein dürfte. 5 0 30. Fke eee bn der i Maln⸗ ommiſſion Zentner ei agnahmt, das f ainz und Wiesbaden beſtimmt war. Das Fleiſch wurde in den hieſigen Geſchüften zum Verkauf gebracht. § Mainz. 2. Okt. Ein Kolonialwarengeſchäft forderte für 1 Pfund Salz zehn Millionen, während in anderen Geſchäften das aleiche Salz für zwei Millionen zu haben war. Mit Recht wird hierin großer Preis wucher erblickt. Die Polizei hat denn auch gegen den in Betracht kommenden Ladeninhaber ein Strafverfahren ein⸗ geleitet.— Ein Reiſender ſuchte einen hieſigen Geſchäftsmann auf und ſchloß mit ihm ein Geſchäft auf Lieferung einer größeren Menge Käſe ab. Auf den Kaufpreis ließ er ſich einen Teil des vereinbarten Preiſes anzahlen. Als die Käſe zur feſtgeſetzten Zeit nicht geliefert wurden, zog der Geſchäftsmann Erkundigungen ein und mußte zu ſeinem nicht geringen Schrecken erfahren, daß der Reiſende ſchon ſeit längerer Zeit bei der Firma, welche die Ware liefern ſollte, ausgetre⸗ ten war und den Geſchäftsmann betrogen hat. Gerichts zeitung Mannheimer Straflammer Mannheim, 3. Okt.(Strafkammer IV.) Vorſitzender Land⸗ gerichtsdirektor Baumgartner, itzer: Landgerichtsrat Dr. Schweizer, Scheid, Dr. Diebold, Frey II und Dr. Darm⸗ ſtädter. Die zur Aburteilung gelangenden Delikte betrafen zwei Sittlichkeitsverbrechen, die unter Ausſchluß der Oeffent⸗ eine Diebſtahlsſache lichkeit verhandelt wurden, und Angeklagt iſt der am 8. Auguſt 1883 geborene, zum zweiten Male verheiratete Emil Rettinger aus eim, der ſeit 9. Auguſt 1923 in Unterſuchungshaft ſitzt. Er hat ſich an ſeiner neunjährigen Stieftochter vergangen. Auch aus erſter Ehe werden ihm ähnliche Sachen zur Laſt gelegt. Der Angseklagte, deſſen Leben durch eine große Anzahl von Vorſtrafen getrübt iſt,. et jede Schuld, die jedoch durch die Zeugenausſagen erwieſen iſt. Der Ver⸗ treter der Anklage, Staatsanwalt Engelbert, erkannte auf eine längere Freiheitsſtrafe. Das Gericht verurteilte den Angeklagten — Jahr Gefängmis abzüglich 7 Wochen Unterſuchungshaft. Verurteilte erklärte, die Strafe anzunehmen. Die zweite Klageſache richtete ſich gegen den verheirateten Tag⸗ löhner von Sandhauſen, Vater von ſieben Kindern. Der Angeklagte, der wegen ähnlicher Verbrechen ſchon mit eee vorbeſtraft iſt, vergriff ſich ebenfalls an einem Kinde. In nbetracht des Umſtandes, daß er große Reue zeigte, daß das Ge⸗ richt Mitleid mit ſeiner großen Familie hatte, und der Angeklagte offenbar nicht ganz normal iſt, wurde Hambrecht zu 1 Jahr 3 Monate Gefängnis abzüglich 3 Wochen Unterſuchungshaft verurteilt. Valertin Reithermann aus Ludwigshafen hat anſcheinend große Vorliebe für die badiſchen Gefängniſſe Er wurde ſeinerzeit wegen eines Einbruchdiebſtahls in der Rheindammſtraße zu zwei Jahren vom hieſigen Schöffengericht verurteilt. Von einem baye⸗ riſchen Gericht erhielt er wegen gleichen Vergehens eine Strafe von 3 Jahren und kam infolgedeſſen auch in eine bayeriſche Strafanſtalt. In dieſer ſcheint es aber dem Reithermann nicht zu gefallen. Er bekam ſo großes Heimweh nach dem badiſchen Muſterländle und deſſen Strafanſtalten, daß er Berufung gegen das Urteil des 4 Schöffengerichts einlegte mit der wohl einzigartigen und höchſt ſonderbaren Begründung, daß ſeine Strafe zu nieder be⸗ meſſen ſei. Die Frage nach ſeinem Mitkomplizen bei dem Diebſtahl kann und will er aus„gewiſſen Gründen“ nicht beantworten. Der Begründung der Berufung iſt weiter zu entnehmen, daß Reither⸗ mann eine höhere Strafe münſchte, weil dadurch die Möglich⸗ keit beſtand, die Freiheitsſtrafe im Badiſchen abzubüßen und nicht in Bayern. Der Vorſitzende hielt dem Verurteilten vor, daß es un⸗ ſtatthaft iſt, daß ein Angeklagter eine Berufung mit einer ſolchen Begründung einreicht. Das Urteil des Schöffengerichts Mannheim ſei richtig. Die Berufung des Angeklagten wird daher zurückge⸗ wieſen und ihm außerdem noch die Koſten auferlegt. Der Ver⸗ urteilte, dem ſcheint s die bayeriſchen Knödel nicht gerade gut be⸗ kommen, muß wieder in die bayeriſche Strafanſtalt zurück. ch. 4. Seite. Mr. 455 Maunheimer Geuerai-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, den 4. Oktober 1923 Gefängnis und 15 Milliarden Geldſtrafe wegen Beleidigung de Aus dem Lande Am Dienstag kam vor dem Schöffengericht eine Beleidi⸗ gungsklage zur Aburteilung, die dem Miſſetäter, einem 25⸗ jährigen Fabrikarbeiter, einen empfindlichen Denkzettel eintrug. Der Tatbeſtand iſt folgender: Der 25jährige Fabrikarbeiter Wenzeslaus Stahl in Laden⸗ burg hielt am 7. Auguſt ds. Is. zwei 16jährige Mädchen, die auf dem Felde Aehren laſen, mit der Begründung an, ſie hätten auch auf dem Acker ſeines Schwiegervaters geleſen, obwohl da noch Garben ſtanden. Die Mädchen wurden durch die Grobheit ſeines Auftretens ſo eingeſchüchtert, daß ſie ihre kleinen Garbenbündelchen am Rande des Ackers niederlegten und fortliefen. Nach einer Weile kehrten ſie zurück, um die Aehren zu holen. Nun ſtürzte ſich Stahl, der hinter einer Garbenmiete ſie beobachtet hatte, auf ſie, packte das eine Mädchen und ſtrafte es, wie man es bei kleinen Kindern zu tun pflegt. Nachdem die Delinquentin erledigt war, kam die andere an die Reihe, um in gleicher Weiſe„behandelt“ zu werden. Als die Mädchen nach beendeter Prozedur ſich entfernen wollten, holte er ſie zurück und verſohlte ſie nochmals auf die gleiche Manier; das eine der Mädchen wurde ſogar noch ein drittes Mal miß⸗ handelt. Ein Zeuge, der den Vorfall beobachtet hatte, ſagte, der Ange⸗ klagte habe wie unſinnig drauf gehauen. Das ärztliche Gut⸗ achten ſtellte feſt, daß der mißhandelte Körperteil der Mädchen hoch geſchwollen und mit Striemen bedeckt war. Der Staatsanwalt beantragte eine Freiheitsſtrafe, die, wenn es möglich ſein werde, in eine Geldſtrafe von 400—500 Millionen Mark umge⸗ wandelt werden könne. Das Gericht war der Auffaſſung, daß das Vorgehen des An⸗ geklagten einem Gelüſte perverſer Art entſprungen ſei und verur⸗ teilte ihn zu einer Gefängnisſtrafe von 6 Wochen, die gnadenweiſe in eine Geldſtrafe von 15 Milliarden Mark um⸗ gewandelt wurde. Karl v. Rähne vor den Seſchworenen Der Schloßherr von Petzow unter Anklage Vor dem Potsdamer Schwurgericht begann letzter Tage die Verhandlung gegen den Rittergutsbeſitzer Karl v. Kähne (Vater), der unter der Anklage ſteht, den 16jährigen Tiſchlerlehrling Otto Laaſe aus Teltow vorſätzlich, aber ohne Ueberlegung, ge⸗ tötet zu haben. Karl v. Kähne ſen. iſt ein hochgewachſener, ſich ſtraff haltender Mann, dem man bei ſeiner geſunden Geſichtsfarbe ſeine 62 Jahre nicht anſieht. Die Anklagebank hat er mit einem vollgefüll⸗ ten Ruckſack in der Hand betreten. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob er ſich an dem Tode des jun⸗ gen Laaſe ſchuldig fühle, erklärte Kähne:„Ich habe nichts begangen, was mit dem Tode des jungen Menſchen irgendwie in Zuſammen⸗ ſteht.“ Auf die weitere Frage, ob er vielleicht damals, ohne zu wiſ⸗ ſen, daß Menſchen in der Nähe waren, einen Schuß abgegeben hätte, erklärte der Angeklagte weiter, daß er in der ganzen fraglichen Zeit überhaupt nicht geſchoſſen habe. Der Vorſitzende aing dann zunächſt auf die Konflikte ein, die der Schloßherr von Petzow ſchon vorher mehrfach mit anderen Leuten, die er auf ſeinem Grund und Boden angetroffen hatte, geehabt haben foll. Kähne ſlbſt erzählte, daß er im Jahre 1910 einen Maurer Stoß beim Holzdiebſtahl überraſcht und auf ihn in der Notwehr geſchoſſen habe, als der Ertappte mit einem Holzklotz auf ihn eindrang. Dann habe er einmal als junger Offizier einen Soldaten, der ihn bei einer nächtlichen Kontrolle auf Wache beſchimpfte, mit dem Säbel über die Hand geſchlagen, und ſchließlich ſei aus der jüngſten Zeit noch der Fall Nietert zu erwähnen, bei dem er ebenfalls von den Gerichten un⸗ behelligt geblieben ſei, weil ihn. Kähne, kein Verſchulden getroffen habe. Der Fall ſei aber von anderer Seite gegen ihn ausgebeutet und zum Anlaß genommen worden, die Bevölkerung gegen die Kähnes aufzuhetzen. Vorf.: Sie ſollen weiter noch einem Arbeiter Körner, den Sie ebenfalls beim Holzdiebſtahl faßten, geſagt baben, wenn Sie ihn wie⸗ der ertappten, dann würden Sie ihn beſſer treffen als den Nietert. Angeklagter: Jawohl, das werde ich wohl geſagt haben. Das iſt ja auch mein autes Recht. Vorſitzender: Sie ſind im Jahre 1919 1 8 gefährlicher Körperverleung und Sachbeſchädioung vorbeſtraft worden. Angeklagter: Daran trug mein Hund die Schuld, der auf den Mann dreſſiert iſt und der in einem Streit eingriff, den ich mit einer beim Piladiebſtahl überraſchten Frau hatte.* Erſter Staatsanwalt Gerrlach: Der funge Kähne hat ſich einma bei einer Verhandlung im Jahre 1922, die gegen ihn ſtattfand, weil er auf Automobilbeſitzer geſchoſſen habe, darauf berufen., er ſei von ſeinem Vater dazu erzogen, jeden Verſtoß gegen das Eigentum von Petzow ſofort mit der Waffe zu ahnden. Angeklagter: Das iſt nicht wahr. Ich habe nur geſagt, er ſolle ſeinen Körper ſchützen und ſich dabei der Waffe bedienen. Zum Fall Laaſe ſelbſt bekundet Kähne dann, daß er von dem Verſchwinden des Jungen erſt bei Auffindung der Leich Kenntnis er⸗ halten habe. Daß die Leiche gefunden worden wäre, hätte ihm ſein Stallſchweizer mitgeteilt.— Vorſitzender: Sie ſollen ſich aber nicht ſofort an den Fundort begeben haben.— Angeklagter: Doch, aber ich mußte doch erſt den Förſter holen. Als wir dann an der Leiche ſtan⸗ den, die nur noch ein Skelett war. dachte ich erſt, es handle ſich um einen alten Mann. weil das Skelett keine Zähne mehr hatte. Aber der Förſter meinte, dafür wäre die Leiche zu klein. Wahrſcheinlich handle es ſich um den fungen Laaſe. Mein erſter Eindruck war, daß der Junge in das Dickicht bineingekrochen war und dort ſein Leben geendet hatte, weil die Aeſte des Geſtrüpps ganz unverſehrt waren. Der Angeklagte betont dann auf Vorhalt des Vorſitzenden weiter, daß er den zuſtändigen Landiägermeiſter ſehr energiſch entgegengetre⸗ ten ſei, weil dieſer ihm gegenüber einen völlig unangebrachten Ton in dieſer Angelegenheit angeſchlagen habe. Sein Ton, ſo erklärte er, war nicht der, deſſen ſich ein alter Unteroffizier einem alten Offizier gegenüber zu bedienen hat. An der Leiche ſelbſt iſt es dann am nächſten Tage zwiſchen Kähne und dem Landjäger wie auch mit dem Vater zu einem heftigen Streit gekommen, weil ſich beide ziemlich agareſſiv gege nihn benahmen und ihm, beſonders der Vater, die Schuld an dem Tode ſeines Sohnes geben wollte. Vorſitzender: Sie ſind ſich doch wohl deſſen bewußt, daß Sie ſich durch Ihr Verhalten und vor allen Dingen durch Ihr hartnäckiges Betonen eines Selbſtmordes ganz beſonders verdächtig gemacht haben.— Angeklagter: Jawohl, das weiß ich.— Es kommt dann weiter zur Sprache, daß aus dem Dienſtbuch des Förſters Lacher, der bei Kähne angeſtellt iſt, auffälligerweiſe gerade die Seiten fehlen, die auf den Dienſt in der fraglichen Zeit, im Mai 1921 Be⸗ zua hatten. Kähne bekundet dazu, daß dieſe Seiten ſpurlos verſchwun⸗ den ſeien, daß aber auf ſeine Veranlaſſung und, um jeden falſchen Verdacht zu vermeiden, die fehlenden Seiten aus den Aufzeichnungen des Förſters, die dieſer für ſich ſelbſt gemacht hatte, wieder rekon⸗ ſtruiert worden ſeien. Amfangreiche Güterberaubungen oder Hehlerei wurden 13 Per⸗ ſonen vor der 5. Strafkammer des Landgerichts Ham burg zur Laſt gelegt. In der Zeit vom September 1922 bis Februar 1023 kamen auf den uppen 3 und 4 des Güterbahnhofes an der Ober⸗ hafenbrücke fortgeſetzt Diebſtähle an den dort aufgeſpeicherten Gütern vor. Bei einer im März unternommenen Revpiſion kam man end⸗ 1 5 Dieben auf die Spur. In einem dem Angeklagten Roſinke 1 örigen Behälter fand man Oelſardinen, Schokolade, Kaffee und akgomiſchung, Leder und andere Waren, die zweifellos vom Dieb⸗ ſtahl herrührten. Eine bei ihm vorgenommene Hausſuchung förderte — mehr Diebesgut ans Tageslicht. Außerdem wurde ein Notiz⸗ buch entdeckt, aus dem hervorging, daß R. in verdächtigen Be⸗ ziehungen zu einem Angeklagten geſtanden haben mußte. In der weiteren Unterſuchung wurden dann allmählich ſämtliche Ange⸗ klagte verwickelt, und ſich als Diebe oder als Hehler. Unter der Diebesbeute befanden ſich allerlei verſchiedene Waren, wie Seife, Schokolade, Spielkarten, Leder, Damengürtel, Kiſten mit Raſier⸗ meſſern oder Haarſchneidemaſchinen, Scheeren, Zummiabſätze, Stoffe, Servietten, Tiſchtücher, Wein, Piſtolen uſw. Einer namens Finnen war der Hauptabnehmer, was er auch zugeben mußte. Nach umfang⸗ reicher Beweisaufnahme ſprach das Gericht Strafen von 10 Monaten bis zu 2 Jahren 3 Monaten und Geldſtrafen von 30—100 Millionen aus. Erſchwerend hatte das Gericht bei der Strafbemeſſung in Be⸗ tracht gezogen die erheblichen Werte ſowie den Umſtand, daß die außerordentlich zahlreichen Diebſtähle auf den Güterbahnhöfen zum roßen Teil die Schuld an dem Defizit der Reichseiſenbahn tragen. s müſſe endlich Wandel geſchaffen werden. Donnerslag. den 4. Oktober 1923 5. Seite. Nr. 455 Sportliche Rundſchau Vom Rhönſegelflug. Nach Abſchluß des Rhön⸗Segelflug⸗Wettbewerbs haben ſich die auf der Waſſerkuppe weilenden Flieger der Löſung des Problems des Streckenflugs zugewandt. Auch Martens wieder in der Rhön. Am Samstag wurden drei bedeutſame Flüge ausgeführt. Botſch ſtartete auf dem von der Bahnbedarfs⸗A.⸗G. in Darmſtadt gebauten„Konſul“, flog über eine Stunde über einen zroßen Teil der Rhön und landete bei Kerzell, 19 Kilometer von der Waſſerkuppe entfernt. Dieſer Flug ſtellt eine bisher unerreichte Lei⸗ ſtung dar. Martens, der gleichfalls über eine Stunde flog, ging bet Rhönhauſen nieder, nachdem er 14 Kilometer Entfernung zurückge⸗ iegt hatte. Schließlich führte am Samstag Spieß⸗ Darmſtadt noch einen Stundenflug aus und landete im Lager. Die beiden Rekord⸗ flugzeuge„Konſul“ und„Strolch“ wurden ſofort wieder an den Ab⸗ flugsort zurückgebracht. Leichtathletik 4. 800 Meter-⸗Rekord. Einen neuen deutſchen Rekord im Laufen über 800 Meter ſtellte der bekannte Stettiner Läufer Peltzer in Stockholm mit:54.7 auf. Dieſe Leiſtung wurde im Rahmen eines internationalen Wettſtreits erzielt, an dem außer Peltzer noch der Schwede Lundgreen, der Norweger Hoff und der Holländer ulen teilnahmen. Die Konkurrenz wurde von Lund⸗ green in:54.6 gegen Peltzer:54.7, Paulen:55.2 und Hoff:55.2 gewonnen. Nicht nur die Zeit von Pelzer, ſondern auch die von Paulen u. Hoff bedeuten neue Landesrekords.(Die bisherige deutſche Beſtleiſtung wurde von dem im Kriege gefallenen Münchner Hanne⸗ Braun ſchon 1913 mit:54.9 aufgeſtellt. Der Weltrekord iſt ein Jahr vorher von dem Amerikaner Meredith mit:514.9 erzielt wor⸗ den.) Das 200 Meter⸗Laufen nn Engdahl in 22.7 Sekunden, die 5000 Meter Wide in 14:59.1 leicht gegen Bakman. Neues aus aller Welt — Die anſtößigen Jubiläums-Dramen. Aus Plauen i. V. mird berichtet: Zum 25jährigen Jubiläum des Stadttheaters am Sonntag und Montaa iſt eine Matinee vorgeſehen, in der zwei Akte aus„Herzog Bernbard“ von Julius Moſen und am Montag eine Feſtvorſtellung. in der Schillers„Jungfrau von Orleans“, bearbeitet vom Intendanten Dr. Viktor Eckert eingeleitet durch Webers Jubel⸗ Ouvertüre, geboten werden ſollen. Von linsradikaler Seite wurde im Stadtpärlament Einſpruch gegen die Wahl der nationaliſtiſch gefärb⸗ ten Stücke erhoben und ein Theaterſkandal als möglich hingeſtellt. Der Theaterausſchuß wird noch endgültia darüber befinden, ob überbaupt eine Feſtvorſtelluna ſtattfinden ſoll oder nicht. — Beſchlagnahmte Deviſen. Bei dem Bankverein in Gott⸗ leuba(Sachſen), der ſeit länger als einem Jahre unangemeldete De⸗ viſengeſchäfte betrieb, wurden etwa 65 Milliarden in fremden Geld⸗ forten beſchlaanahmt. — Der Gattenmörder Joſef Müller beanadigl. Der am 6. Fe⸗ bruar ds. Is. vom Schwurgericht Hannover wegen Mordes zum Tode verurteilte Beramann Joſef Müller iſt zulebensläng⸗ lichem Zuchthaus beanadiat worden. Müller hat am 9. Oktober 1920 zu Coldingen ſeine Ehefrau Marie Müller geb. Klingemann mittels einer Drahtſchlinge, die er ibr über den Kopf warf, erdroſſelt und die Leiche in die Leine geworfen. Während Müller in der Hauptverhandluna jede Schuld in Abrede ſtellte, hat er einige Tage nach dem Urteil dem Staatsanwaltſchaftsrat Jaſching ein Geſtändnis dahingehend abgelegt, daß er ſeine Ehefrau nach voraus⸗ gegangenem Wortwechſel getötet hat. Müller wird nunmehr nach Celle überführt, wo er die Strafe abſitzen wird. — Die Verwandlung einer Henne in einen Hahn. Auf der Sitzung einer engliſchen wiſſenſchaftlichen Geſellſchaft berichtete der Edinburger Zoologe Dr. Crewe über den ſeltenen Fall, wie eine Henge. nachdem ſie dreieinhalb Jahre lang ein friedliches Familien⸗ leben geführt und brav Eier gelegt hatte, ſich in einen Hahn verwan⸗ delte und Vater wurde. Im Alter von dreieinhalb Jahren verlor die Henne plötzlich ihre Federn und legte das Gefieder eines Hahnes an mit allen dazu gehörigen Atributionen, wie Hahnenkamm uſw. Man ſperrte das Tier nunmehr mit einer Henne zuſammen. Dieſe legte während der erſten drei Monate Eier, die man ihr vergebens zum Brüten gab. Erſt nach Verlauf von drei Mönaten zeigten ſich mehrere Eier, die ſie leate, befruchtet, aus denen ſich dann Küken entwickelten. Der neugebackene Hahn erkrankte kurz darauf und ſtarb. Eine Sek⸗ tion des Tieres ergab, daß es an Unterleibstuberkuloſe gelitten hatte, und daß ſich im Verlaufe der Krankheit durch Zerſtörung von Binde⸗ geweben und Neuwuchs das Geſchlecht des Tieres geändert hatte. Der Fall erregte in der wiſſenſchaftlichen Geſellſchaft großes Auf⸗ ſehen. Es wurde aber daran erinnert, daß Aehnliches ſchon früher vorgekommen iſt, und daß man namentlich bei Faſanen ſchon wieder⸗ golt den Fall beobachtet bat, daß eine alte Henne das Gefieder eines Hahnes anleat. — Todesfälle durch Schlangenbiß und wilde Tiere. Die Lon⸗ doner Blätter veröffentlichen eine intereſſante Statiſtik, die im Jahre 1922 in Britiſch⸗Indien durch Schlangenbiß und Anagriff wilder Tiere vorgekommen ſind. Die Geſamtzahl der Opfer, die die wilden Tiere gefordert haben, beltef ſich im vergangenen Jahre auf 3263 gegen⸗ über 3360 im Jahre 1921, iſt alſo etwas zurückgegangen. Es wurden detötet durch Tiger 1603, durch Leoparde 509, durch Wölfe 460, durch Bären 105, durch Elefanten 55. durch Huänen 9, durch Wildſchweine 90, durch Krokodite und Alligatoren 225 Perſonen, der Reſt durch andere Tiere. Die Hauptzahl der Getöteten fällt auf den Verwal⸗ tungsbezirk Madras. giſtigen Schlangenbiß ſind unvergleich⸗ lich mehr Menſchen getötet worden, als durch Tiere. Das waren im vergangenen Jahre 20 090 Perſonen gegen 19 396, die im Jahre 1921 durch giftige Schlangen getötet wurden. Die größte Zahl der Opfer wohnte in Bengalen und in Pundſchab. Es perſteht ſich unter dieſen Umſtänden von ſelbſt, daß die Schlangenſaad eifrig betrieben wird. Dabei wurden im vergangenen Jahre 58 370, im Jahre 1921 57 285 Schlangen getötet. Die Jagd auf wilde Tiere war weniger ergiebig. Sie erbrachte insgeſamt 23 268 wilde Tiere(Leoparden, Bären uſw.) — Eine Uhr. die für alle Orte der Erde die Zeit angibt. Man wird ſich erinnern: an den früher weit verbreiteten„Meteorologiſchen Häuschen“ der Städte und Städtchen befand ſich neben Thermometer und Barometer eine Vergleichstabelle. die anzeigte, wenn es in Ber⸗ lin 12 Uhr Mittag iſt, dann iſt es in London, Wien, Newyork, Sydney uſw. die und die Zeit. Die Unbequemlichkeiten dieſer ſogenannten Streifzeiten(auch Schiffszeiten genannt) die auf weiten Reiſen will⸗ kürlich die Tagesſtunden nach dem Mittagsſtand der Sonne des vaſſierenden Meridians regeln, werden nunmehr durch die Erfindung eines Oeſterreichers beſeitigt, durch die ſogen.„Weltuhr“. Dieſe Weltubr' iſt mit einem Kartenbild verbunden. das die Erde ſo zeigt. daß jeder Meridian darin ſich als Stundenzeiger für alle Orte, die unter ihm liegen, um den gemeinſamen Drehpunkt bewegt. Die „Weltuhr“ weiſt alſo nicht mehr für einen Ort die richtige Zeit nach, lonzern zualeich für alle Orte der Erde. Für den Börſen⸗, Schiffs⸗, Eiſenbahn⸗ und Fluazeuaverkehr iſt von einigen Staaten die offizielle Einführung der„Weltuhr“ bereits geplant worden. — Ein neuer Verbannungsort der Sowjetregierung. Neuerdings Derden die bisher im Pertominiſchen Konzentrationslager unter⸗ gebrachten politiſchen Gefangenen auf Anordnung der Sowfetregie⸗ dung nach den Solewenkki⸗Inſeln übergeführt. Dieſe im eißen Meere gelegenen Inſeln ſind ſchwer zugänglich, etwa Nechs bis ſieben Monate im Herbſt und Winter ſtockt jeder Schiffs⸗ perkehr infolge der klimatiſchen Bedingungen. Von den bisber dort⸗ bin Verbannten fehlt ſealiche briefliche Nachricht. —— Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Oktober Abeln-Begel 28 123 f4[Kedar-Begelſ 25. 28. l..3. 1. Thagerinſele)f. 20 ff. 22.11.10f.101s mannbeim.88.67.4.89.34/233 abr 202..11.10 f. 1½.21 Peilbronn. Mapau„.83 Nadag.. 70 086 8 Bae dein-87 288 282.46288 288 Rüln.%e Mannheimer Wetterbericht v. 4. Okt. morgens 7 Uhr Barometer: 752,9 mm. Thermomeler:.3 C. Niedrigſte Temperatur gachts:.60 · 3, —— 5 e Temperatur geſtern: 18,/8 C. Niederſchlag; 3,1 Liter „ [(Aus ö Rabinettswechsel und Devisenkommissar Ein Mitarbeiter des Berliner Tagebl. hatte eine Unier- redung mit dem Devisenkommissar, Geheimrat Felligger, in der dieser u. a. hervorhob, daß die Wirkung der Ver- ordnung über die Anmeldefrist von Edelmetallen unverkenn- bar sei. Die Leute fügten sich dem Zwange der Anmeldung bereits jetzt, um einer späteren Einschätzung unter Druck auszuweichen. Ueber seine Reise naceh Süddeutseb- land äußerte der Kommissar, sie habe vor allem den Zweck gehabt, eine Aussprache in München berbeizu- führen; wo man ihm und seinen Vollmachten mit einem gewissen Mißtrauen gegenübergestanden habe. Diese Schwierigkeit sel durchaus beseitigt worden. Ferner hob Geheimrat Fellinger noch hervor, daß der Rücktritt des Kabinetfs für seine Tatigkeit nicht von Einfluß sein würde. Was die Verzögerung der Währungsreform anbelange, so erscheine ihm eine Béschleunigung der Reform auch im Interesse der Handhabung seiner Befugnisse als sehr wünschenswert. Täglich gehen zahlreiche Devisen und Noten bei dem Kommissar für die Devisenerfassung von Personen ein, die damit ihrer Ablieferungspflicht aufgrund der Verordnung des Reichspräsidenten vom 25. August genügen wollen. Es wird erneut darauf hingewiesen, daß weder der Kommissar kür die Devisenerfassung noch die Devisenbeschaf.- lungsstelle G. m. b. H. Ablieferungsstellen für die Goldwertabgabe sind und derartige Ablieferungen nicht ent- gegennehmen können. Die Ablieferungsstellen für die Gold- Wertabgabe sind die Zeichnungsstellen für wert⸗ beständige Anleihe des eusschen Reiches (Goldanleihe), also in erster Linie sämtliche Groß banken, deren Filialen. Die bisher übersandten Devisen und Joten müssen an die Absender zurückgegeben Verden. Irgendeine Haftung für zu Verlust— Stüeke kumm nicht übernommen werden. Steigerung der Grophendelspreise auf das 84 miltionemfache Im Anschluf an die neuere Markentwertung hat sich das Niveau der Großhandelspreise am 2. Oktober nach den Berechnungen des statistischen Reichsamts auf das 84 millionenfache des Friedensstandes gehoben und stieg gegenüber dem Stande vom 25. September um 133,2 Prozent. Der Dollar wurde am S. 9. mit 121 Min. 4, am 2. Oktober mit 320 Millionen, also um 164.3 Prozeni köher bewertet, so daß das Goldniveau der Großhandels- indexziffer sich wieder von 125,7(Gold) auf 1108(Gol.) senkte. Von den Hauptgruppen ist zunächst das Preis- niveau der Industriestoffe der Be ng des Dollarkurses mit einer Steigerung um 162,5 Proz. auf das 145,1 millionen- fache unmittelbar gefolgt, Wwährend die Lebensmittel- preise(Großhandel) mit einer Steigerung um 99,9 Proz. auf das 52 millionenfache in ihrer Anpassungsbewegung zurückhielten. Einfuhrwaren sind im gleichen Zeitraum um 148,8 Prozent auf das 110 millionenfache und Inlands- waren um 129,2 Prozent auf das 49,4 millionenfache vestie- gen. Die für den Durchschnitt des Septembers berechnete Großhandelsindexziffer ergibt das 239 millionenfache des Friedensstandes und stieg gegenüber dem Durchschnitt des August(944 041 fach) um 2435,8 Prozent. Der Dollar wurde im Durchschnitt des September mit 98,86 Millionen ge 4,62 Millionen im Vormonat, oder um 2089,6 Prozent höher bewertet. Von den Hauptgruppen stiegen Einfuhrwaren um 2345,3 Prozent auf das 22,4 millionenfache, Inlandswaren um 2464,8 Prozent auf das 22,3 millionenfache, Lebensmittet um 2393 Prozent auf das 16,4 millionenfache und Industriestoffe Prozent auf das 38 minlionenfache des Friedens- standes. Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe, Karlsruhe, Badlen Wie der uns vorliegende Geschäftsbericht besagt, hatten für 1922/3 die Gesamtablieferungen einen Rechnungswert von 20 972,67 Millionen 4. Die Gesamtzahl der Angestellten und Arbeiter betrug im Jabhresdurchschnitt 3409 gegen 3343 im Vorjahr, zurzeit beträgt sie 3287. Der Betriebsüberschuß beläuft sich auf 11 048,90 Mill.&. Andererseits erforderten die Unkosten 486,18 Mill. 4, die Steuern 3 195,37 Mill. 4, so daß nach 506,01 Mill. 4 Abschreibungen sich einschließ- lich 1,88 Mill. Vortrag ein Reingewinn von 6863,22 Mill.& ergibt. Im Vorjahr stellte sich der Reingewion auf 28,43 Mill. A, er versteht sich nach Abzug der satzungs- und vertragsmäßigen Gewinnanteile. Die Verwendung ird wie folgt vorgeschlagen: 1 Goldmark Dividende, Wert 30. Juni 1923 3052 560 000, 7 Prozent Dividende auf— 210 000, Beitrag zur Beamten-Pensionskasse 360 000 000, zur Arbeiter- Unterstützungskasse 360 000 000 ½, Vortrag 1090 454 343. Den Angestellten und Arbeitern wurde staft einer Zuwendung an Geld die mit Holz und Kohlen wWesentlich erleichtert. In der Bilanz betragen die Verpflichtungen in laufender Rechnung 11 974,75 Mill., die Anzahlungen auf Bestellungen 3709,02 Mill. 4. Anderer- seits sind am 30. Juni Guthaben in Ifd. Rechnung mit 6336,41 Mill. 4. Bankguthaben mit 1022,17 Mill. A, bar 33,25 Mill. A4, Wechsel 25 Mill. 4, e und eteili- gungen mit 35,1 Mill.„ ausgewiesen. Die Materialvorräte werden mit 7239,39 Mill. 4, in Axbeit befindliche Fabrikate mit 8160,56 NMill.„ und im Bau begriffene Neubauten. und Neueinrichtungen mit 212,07 Mill.& rtet. Die Anlage- konten sind sämtlich auf 1 4 abgeschrieben, Bei 140 Mill. Aktienkapital beträgt die gesetzliche Rürklage 294,12 Millionen A. Die sel zurzeit noch stig zu nennen, so daß in erster Schicht mit voller, in zweiter Schicht mit verringerter Belegschaft wird. Dies verdanke man in erster Linje der Abteilung Lokomotiven- bau, für die Aufträge sowohl für Neubau als auch für Reparaturen von Lokomotiven für das In- und Ausland vor- liegen. Außerdem habe die Gesellschaft den Bau von Motor- lokomotiven neu aufgenommen. Sie hat dafür Inter- essengemeinschafts-Verträge mit den Badi- schen Motorlokomotivwerken.-G. in Mos- bach und mit den Motorenwerken Mannheim .-G. vor m. Benz& Cie., Abteilung stationärer Motorenbau, in Mannheim, vorbehaltlich Genehmi- gung durch die Generalversammlung abgeschlossen. Adolt Spock.-., Aueker Warenabren, Rorlarune Die gestrige a..-V. beschloß die ie e 2 tals, das bisher aus 14 Mill. mm- und 1 Mill. Vorzugsaktien bestand, um 44 Mill. 4 Stamm- und 1 Mill. 4 Vorzugsaktien auf insgesamt 60 Millionen. Die Stammaktien werden von einem Bankenkonsortium unter Führung der Rheinischen Creditbank Karls- ruhe mit der Verpflichtung übernommen, 14 Millionen den alten Aktionàren in der Weise anzubieten, daß auf eine alte Aktie eine neue zum Kurse von 25 Dollar entfäallt. Die rest- lichen 30 Millionen sollen freihändig im Interesse der Gesell- schaft zu einem Mindestkurse von 6 Goldmark verwertet werden. Neu in den Aufsichtsrat wurden gewählt: Bankier Dr. Kahn von der Firma Jaffa und Levin, Bankier Falken- heim von der Firma Gebrüder Heyman und Großkaufmann Eger, sämtlich in Berlin, sowie Direktor Siebrecht vom Handel und Ind Auftrage vorliegen als seiner bisherigen Leistungsfähigkeit entsprechen, und daher eine Kapitalver mebrung zur Erhöhung der Produktion unerläßlich ge⸗ worden sei. Durch die Aufhebung der Zuckerzwangswirt⸗ schaft habe sich die Situation dieses Industriesweiges wWesentlich günstiger gestaltet.—6— ee Konkurse im dritten Vierteljahr 1923. Nach der Zeit- schrift Die Bank war die Zahl der Konkurse nur 32 gegen 110 im zweiten Vierteljahr 1923 und 175 im dritten Quartal des Vorjahres. Bemerkenswert ist, daß der Prozenisatz der mangels Masse abgelehnten Konkursverfahren erheblich ge- stiegen ist. N Börsenberichte Mannheimer Effektenbörse * Mannheim, 3. Oktbr. Das Geschäft an der heutigen Börse gestaltete sich wieder sehr lebhaft und sind die Kurse auf allen Gebieten gestiegen. In Anilin-Aktien War Geschäft zu 1750, in Rhenania zu 1400, in Seilindustrie zu 300, in Benz zu 400, in Dampfkesselfabrik Rodberg zu 120, Fahr zu 700, Waggonfabrik Fuchs zu den Kursen von 160 und 140, Heddernheimer zu 400, Karlsruher ſaschinenbau zu 300, rat., Knorr zu 310, Braun-Konserven zu 135, Mann- heimer Gummi zu 70, Badenia zu 160, Neckarsulmer zu 300, Pfälz. Mühlenwerke zu 125, Pfälz. Nähmaschinen zu 400, Cementwerke Heidelberg zu 700, Rhein-Elektra zu 180, Frei- burger Ziegel zu 150, Wayss u. Freytag zu 400, Zellstoff- kabrik Waldhof zu 510, Zucker Frankenthal zu 700 und Zucker Waghäusel zu 540 und 550. Von Bankaktien stellten sieh Bad. Bank 500 bez. u.., Pfalz. Hypothekenbank 90., Rhein. Creditbank 120 bez. u. G. und Rhein. Hypothekenbank 90 bez. u. G. Ferner von Versicherungs-Aktien Frankona 1000., Frankfurter Allgemeine 1000., Bad. Assekuranz 700 ben U.., Gontinentale 500 G. and Oberrbeinische 400 G. Devisenmarki Die Wirkung der Krise am Devisenmarkt Wie nicht anders zu erwarten war, hat der Rücktritt des Kabinetts Stresemann am Devisenmarkt eine äußerst un- günstige Wirkung ausgeübt. Schon gestern nachmittag, insbesondere aber gegen Abend, setzte eine Höherbewegung, d. h. ein Heruntergehen der deutschen Mark an den ausländi- schen Börsenplatzen, ein. Heute Morgen, als die ersten Meldungen über den tat- sächlich efolgten Rücktritt der Regierung vorlagen, nahm die Verschlechterung der Mark erneut kata⸗- strophale Formen an. Da es an allen Enden im Reichsgebälke knistert, bringt uns das Ausland immer weni- ger Vertrauen entgegen. 8 Am Devisenmarkt wirkte sich diese ungünstige Auf⸗ tassung über unsere Lage in folgenden Kursen aus: New Lork 360(nach vorübergebhender noch höherer Bewer⸗ tung), London 2550, Holland 220, Schweiz 100, Paris 33, Brüssel 28, Italien 16,5 Minl. Wien 7900. New Lork, 3. Oktör(WS) devtsen. 5 3 2. 3. 2. 3. Frankreledb.988 587 Sohwelz.8 na Spaaden 13.49 13.85 Deldien.05.88] Engtand.51.54 itallen.51.N * New Lork, 3. Okt. Kurs der Reichsmark bei Börsen- schluß 0,000 00035 Cents Geld, 0, 000,00026 Cents Brief. Dies entspricht einem Kurs von 400,000 Mill. bzw. 384,615 Miii 4 für den Dollar(333,333 Mill. bzw. 312500 Mill.). Waren und Närkte Erhöhung der Zementpreise. Mit Wirkung vom 1. Okt. 8 der Höchstpreis für. 10000 kg Zement ohne Fracht und(b Gebiete des Deutschen Reichs 555 Gold- mark(vom 24. bis 30. 525 Goldmark)(4,20 Gold- mark gleich 1 Dollar). Die Vergütung für den Handel ist in diesen Preisen enthalten. Als Fracht darf die von den Zementverbänden nach Lage der Empfangsstation errech- nete tatsächliche oder Durchschnittsfracht zügeschlagen wer⸗ den. Die Durchschnitisfrachten unterliegen der Nachprüfung. Ergeben sich dabei Ueberschüsse oder FEehlbeträge, so sind die Durchschnittsfrachten nach den Anordnungen des Reichswirtschaftsministers zu ändern. Beim Kleinver!kauf unter 10 000 kg dürfen zu den Höchstpreisen einschließlich Fracht und zugeschlagen werden: beim Ver- kauf ab Werk, Schiff oder Waggon bis zu 15 Proxent, beim Verkauf ab Lager bis zu 30 Prozent. Die oberste Landes- bebhörde oder die von ihr bestimmten Stellen(insbesondere Landespreisprüfungsstelle oder Bezirkspreisprüfungsstellen) können mit Zustimmung des Reichswirtschaftsministers den Prozentsatz der Zuschläge entsprechend den örtlichen Ver- hältnissen abweichend festsetzen. Die Kleinverkaufszuschläge sind gleichfalls Höchstpreise im Sinne des Höchstpreis- 1 Die Umsatzsteuer ist in den Höchstpreisen ent- akten. Zement im Sinne dieser Verordnung sind Portland- zement, Eisenportlandzement, Hochofenzement, Zchlacken- zement und zementähnliche Bindemittel, die in einer Mischung von:3 bei Wasserlagerung nach 28 Tagen eine Druck⸗ festigkeit von mehr als 140 kgiqem haben. Beriner Metallbörse vom 3 Oktbr. Preies in 1000 mark fur 1;. .. mtatam 2. 4. Elektrolytkupfer—— in Barren—2—.— Rafſi upfer 115000 135000] inn, auslünd. 360.390000 450-4800% Siel 49-5100 30-69000 Huttenrinn 370-300000 440-40000 Robhrlnk 5—.——.— AMickel 220.230000 280.270900 d0. Vork.) 61-63000 70.72000 Antimon 50.52000 Ftattenz 48-48000 388.58000 Simer tur 1 br. 75⁰0.500⁰ Auminlum 218.220 250260 Plaun g. Gr.—— London, 3. Otbr.(Wa) netallmartt. Cn Let. f d. 2. 3. bestseleot, 65.— 64.25] Blel 25.75 25.75 Kupter Kass 61.85.50] Mlokel 135.— 135.— Tink 32.45 82,15 40. 3 Ronat 62 25 62.— inn Nassa 202.15 20.— Aueokellber.25 8. 00. Etektrol 68.— 65.75 do. 3 Bonat 201.45 200.15[ Regulue%86 3/ Amerikanischer Funkdienst New Tork, 3. Oktbr.(WS) Funkalenst. CMacbdruck verboten). — J. Zuf. zus. 77000 31000 atand wt 12.80 12.8 Kafte loee 10.75 10.75 Elektrolyt 13.15 13.18 Ored. Bal..25 275 Dezemb. 8 48.98 Zinn ſoko 42.25 42.— Zucker Centrt.78.78 AArz.87.05[ Slel.97.97] Terpentin 100.— 100.— .27.85 Zink.20.30 Savannan 93.50 92.50 zuff..66] Elsen 25.—(.25] R. Orl Baum 28.25 28.80 Septthr..8.60] Weigblech 52.62 Welzen rot 122.75 122.— Saumw. 100.— W. 10] Sehmalz wi 13.47 18 48 Hart loke 122.28 1245 optembd.—.——— 78.25 Rals loke 108.50 110.— Oktober 28,.25 2 60 Saimwsatüt—.. 10.23 Mehl niede fr.25 82 Movember 28.0 28.43 Dezember 10.15.99 höohst Pr..765 8 Deremder.85 28.28 Petrol. oases 15.% 15.47 getrüfr. Engi.— Jangar 27.0 tanke.40.50 Rondinent 11.— 1 Onengu, 3. Cr᷑(νν) Funkalens!.(Machdruek verboten) 2. 3. welren Der. 508.88 108. 18—— Aal 72.48 75.5 Sobweine 9 Nal 110.85· 102.60 8 Okt. 12.27 12.25 leloht medr. 7⁴⁴⁵⁵ 2 nele den. 2 78„ Den. 11.86 11.58 biehet. 4 3888 75 Hal.50 78.85 Pork—.—. echw. nledr..55.65 Hafer Dez. 48.15 4388 Rippen Okt. 8,0.70 nöchst..28.40 „ da 48.80 45.85 Speck niedr..25.25 Zut. Chloage 25000 22000 aßgen Der, 70.—.50.15 Wosten 115000 128056 höohat..25 Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas, Mannheimer General⸗Anzeiger, G. m. b. H. Mannheim, E 6. 2. 8 Direktion: Ferdinand Heyme— Cheftedakteur: Kurt Fiſcher. Berantwortlich für den politiſchen und volkswirtſchaftlichen Teil: Kurt Aele für das Feuflleton: Dr. Fritz Hommes; für Kommunalpolitik und önfelder; für Sport und Neues aus aller Welt: Willy Bankhause Ernst Wertheimber in Frankfurt a. M. Ueber Mü die Lage des Unternehmens wurde mitgeteilt, da weit mehr den Aler, für Hande chrichten, 2l Lande, Nachbargebiete Ger ſer; für elsnachrichten, Aus dem Lande, Nachbarzebiete. icht u. übricen redartionellen Teil, Franz Kircher: für Anzeſgen: Karf Weck 6. Seite. Nr. 455 Maunheimer General-Anzeiger.(Miitag⸗Ausgabe.) Donnerstag, den 4. Oktober 1923 Nationai-Iheater Mannheim. Donnerstag, den 4. Oktober 1923 Miete B, Reihe zwei, 2. Vorstellung, F. V. B. Nr. 13331—13420 u. 14131—14345 .-V. B. Nr. 4026—4400 Merodes und Mariamne Eine Tragödie in 5 Akten von Friedrich Hebbel in Szene gesetzt von Artur Holz Anlang 7 Uhr Ende 10 Uhr. König Herodes Rudolf Wittgen Mariamne, seine Cemahlin Maria Andor Alexandra, ilire Mutter Lene Blankenfeld 45 Salome, Schwester des Königs Grete Bäck Soemus, Statthalter von Galilaäa Georg Köhler joseph, Vizekönig in Ab- wesenheit von Herodes Robert Vogel Sameas, ein Pharisäer Wimelm Kolmar Titus, ein rõmischer Hauptmann Hans Godeck Drei Könige aus dem Morgen- lande, von der christl. Kirche später die heiligen zubenannt Sonntags der Harmonie, D 2, 6, abds. 6 Uhr 7. Oktober Dr. 1 6788 mit seiner E D 5 2 2 K De Laute Von Welt und Wandern/ Aus Krfeg und Frieden Aus dem Kinderland/ Aus deutschen Gauen Karten zu M..—,.50,.—,—.50 zuz. Steuer mal Reichsindex, bei Heckel, O 3, 10 u. i. Mh. Musikhaus. Musikalische Akademie des Mationaltheaterorchesters, Mannheim, e. V. H. Herbert-Michels Richard Eggarter Keae Sladeck dKHonzerte im Winter 1923/24 im Musensaal des Rosengarten, jeweils abds. 7 Uhr Solisten: Walter Max Kergl, Emmi Leisner, Judith Becker, Heinrich Rehkemper. Leitung: Generalmusikdirektor Richard Lert. K. Konzert: Dienstag, 9. Oktbr. 1923 Schubert, Sinfonie-dur, Bryms, Konzert für Viol. mit Orchester, Max Reger, Symphonischer Prolog zu einer Tragödie, op. 108. 6790 Anmeldungen lür Abonnements für alle Konzerſe bei Heckel, O 3, 10, im Mannh. Musikhaus, P 7, 14a u. im Blumenhaus Tattersall, Schwetzingerstr. 16 3 Neisterklauierabende in der Harmonie D 2, 6 17. Oktober, 23. November, 19. Dezember d. Mxtor krnet Wolff, Ffieda Mwast-Rodapp Aeph pembaur Kartenbestellungen bei Heckel, O 3, 10 und im Mannheimer Musikhaus, P 7, 14a. 6792 MannheimerZither-Clubi873 Zur Zeier des S0jähr. Stiftungsfeſtes. Sonn⸗ tag, den 7. Oktober 1923, nachm. 3 Uhr, im großen Saale des Ballhauſes 8864 Jubiläums- Ronzert unt, güt. Mitwirkung hieſiger und auswärtiger Zithervereine(Leitung: Feſtdirigent J. H. Korter), ſowie des Geſangvereins„Liederhalle Mannheim“ Programme berecht. z. Eintritt u. ſind zu haben 1 d. Muſtg.⸗Hdl. Keßler, C 2. Zigarrenh. Schäßlein, G 2 am Marktplatz, ſowie am Saaleingang. Abends 7 Uhr Festball. Alte Damenhüte werden wie neu umgearbeitet nach mod. Art bei ffene Stellen Tüchtige, erfahrene“? Haufleute fur Konto-Korrent- u. Kassen-Buch- haltung von grossem industriellen Unternehmen zum möglichst so- fortigen Eintritt gesucht. Selb- ständiges Arbeiten, Sicherheit im Rechnen und gute Handschrift Vorbedingung. Ausführliche An- gebote unter M. C. 152 an die Geschäftsstelle dieses Blattes. Wir suchen tüchtigen, unbedingt zuverläſſigen Buchhalter nur ſicherer Rechner, nicht unter W Jahren, zu möglichſt baldigem Eintritt; banktechniſche Vor⸗ bildung erwünſcht. 848 Angebote mit Gehaltsanſpruch und Zeugnis⸗ abſchriften unter W. D. 2 an die Geſchäftsſtelle. EzZum sofortigen Eintritt suchen wir Age flage Hontasun für unſer Perſonalbüro, die in bis⸗ herigen Stellen ſpeziell Gehaltsver⸗ 6794 wir für unſere Kurzwaren⸗ abteilung ſeinen Einkäuferſin) Bevorzugt wird ein Kriegsſchwerheſchädigter. 5 Perſönliche Vorſtellung unter Vorlage von Originalzeugniſſen im Warenhaus Wonker Mannheim Buchhaſter bilanzsicher, möglichst mit Erfahrung in Devisenbuchungen und Steuer- ſragen von Gross-Handelshaus zum Sofortigen Eintritt gesucht. Angebote unter W. J. 7 an die Geschäftsstelle dieses Blattes.“ rechnungen bearbeitet hat. Ferner ſuchen Frau Marie Bieger, F 4, 17.½% Bekanntmachung betreffend die Verwendung andersa zum Druck der Reichsbanknoten über 500 Millionen Mark mit rtigen Waſſerzeichenpapiers dem Datum vom 1. September 1923 J. Ausgabe. Die in der Bekanntmachung vom 17. September 1923 beſchriebenen Reichs⸗ banknoten zu 500 Millionen Mark mit dem Datum vom 1. September 1923 (l. Ausgabe) werden in Zukunft auch auf Papier mit einem Waſſerzeichen in Vier⸗ paßform gedruckt. Die Farbe des Papiers iſt in j Berlin, den 29. September 1923. edem Falle weiß. 6279 Reichsbankoͤirektorium Havenſtein. v. Glaſenapp. Bekanntmachung betreffend die Verwendung andersartigen Waſſerzeichenpapiers zum Druck der Reichsbanknoten zu 100 Millionen Mark mit dem Datum vom 22. Auguſt 1923 J. Ausgabe. Die in der Bekanntmachung vom 5. noten zu 100 Millionen Mark mit dem September 1923 beſchriebenen Reichsbank⸗ Datum vom 22. Auguſt 1923(I. Ausgabe) werden in Zukunft auch auf Papier mit einem Waſſerzeichen in Vierpaßform ge⸗ druckt. Die Farbe des Papiers iſt in jedem Falle weiß. Berlin, den 29. September 1 E278 923. Noichsbankdirektorium Zavenſtein »68 5 f. 1— Vertreter gesucht für eine große Möbelfabrik zum Vertrieb. Möbel auf Teilzahlung an Privatkundschaft. Angebote unter B. H. 2194 an Ala-Haasen- Kostenſose lustuntt NORDDEUTSCHER LLOVYD BREMEN u. sämtl. Vertretungen in Mannheim: Norddentscher Lloyd, General-Agentur, Hansa-Haus D 1, 7/8— in Baden-Baden: Lloyd-Reisebüro W. Langguth, Lichten- thalerstrasse 10, Cafè Zabler— in Heidelberg: M. Kochenburger, Hauptstrasse 131— in Karlsruhe: Norddeutscher Lloyd, Agentur, KEKarl Friedrichstrasse 22— in Ludwigshafen: Peter Rixius, G. m. b.., Oggersheimerstrasse 34— in Ludwigshafen: Wilhelm Johann, PVredestrasse 7— in Schwetzingen: K. Büchner, August Neuhausstrasse 4— in Weinheim: Heinr. Foerster, Ehretstrasse 7. v. Glaſenapp. 2 NSNNEULScnERHeT REEN 1„ d¹e g/NEe un Schnellste Schof der dæulschen Hanclelsflotte Miet-Gesuche gegen zeitgemäße Bezahlung geſucht. unter V. +. 92 an dis Geſchäftsſtelle. stein& Vogler, Stuttgart. E203 8 Perfekte Stenotypisfin zum baldigen Eintritt geſucht. 9 2. 5. 3875 Bahrenfelder Margarinewerke Für jüngeren Dipl.- Ingenieur wird per ſofort 6784 möbl. Zimmer Schiffahrts- u. Speditionsdetrieh in Mannheim ſucht E73 Kontoristin für Zuchhaltung und Korrespondenz. Anfängerin ausgeſchloſſen. Angebote unt. U. M. 722 an Rudolf Moſſe, Mannheim. gesucht. Angebote erbittet Joſ. Vögele.-⸗G. Mhm. übl, Zimmer ort von jung, Hexrn 147 75 38 gutem Hauſe — Tüchtiges Mädchen zu alleinſteh. Dame geg. hoh Lohn p. ſof geſucht. Frau Max Kuhn, 3865 1. 6. Terfektes Alleinmädchen bei hohem Lohn in klein Alleinmädchen nach Neuoſtheim geſucht rep. Vorzuſtell v.—6 F 5. 1, part. rechts 3861 3859 Haushalt geſucht. 48858 Paradies, D 5. 3. Tariflohn, freie Schuh⸗ Aup en fHaush geſ. E2, 8. 38874 e eeeeeeeeeeee Angeb unter W. L. 9 an die Geſchäftsſtelle. eeeeeeee — Leeres Iimmer eee Ehepaar ohne Kinder(Bankdirektor) ſucht zum 15. dſs. Mts. auf mehrere Monate in— 7 Möbliente Zimmer mit Küchenbenützung gegen zeitgemäße Miete. Angebote erbeten unter W. B. 3 an die Ge⸗ ſchäftsſtelle dieſes Blattes. Süngernalle.-V. Mannheim. Samstag, den 6. Okt., 1923, abends.30 Uhr, im Muſenſaal des ſtädt. Roſengarten⸗ 13870 Jubiläumskonzert. Mitwirkende: Frau Opernſängerin Aenne Geier, Herr Kammerſänger Wilhelm Feuten. Herr Kirchenmuſikdirektor Arno Landmann. Kartenverkauf bei Heckel, Mannheimer Muſikhaus und Abendkaſſe. Mode-Ianz-Akademie — GRETEL RUF. Unterricht in allen modernen Gesellschafts- sowie Bühnentänzen Einzel-Unterricht und Kurse. 38654 Unterrichtsraum Apollo-Trocadero. Tel. 8855. Tanzschulel. Stündebeck Loge Carl zur Eintracht, L 8, 9. Tel. 2676. erteilt gründlichen vornehmen Unterricht in allen modernen Tänzen neueſten Stils, in Kurſen, ge⸗ ſellſchaftsweiſe und Einzel⸗Unterricht. Neue Mode⸗Tanzkurſe beginnen am Montag, den 8. Oktober, 8 Uhr. Neuer Anfänger⸗Kurſus be⸗ ginnt Dienstag, den 9. Oktober, 8 Uhr. Anmeldung Damen und Herren 425 Geſellſchaft erbeten. Sprechſtunden tägl. 10—12 u—10 Uhr. Zwecks Zuſammenſtellung eines Mode⸗Zirkels für Herrſchaften geſetzteren Alters noch einige Anmeldungen erwünſcht. 3877 Atlche erostentüchangan der Stadtgemsinde. Morgen früh 8 Uhr auf der Freibank Kuh⸗ fleisch. Anfang⸗Nr. 700. Die Berwaltung 87 Erhöhung der Gebühren für den Roſengarten. Zur Deckung der geſtiegenen Betriebs⸗ und Unterhaltungskoſten werden die Gebühren für die Benützung der Räume und Einrichtungen des Roſengartens vom 5. Oktober 1923 ab wie folgt erhöht: Mietzinſen: aal 6 000 000 000 Mark, Muſenſaal 3 600 000„Verſammlungs⸗ ſaal 1 200 000 000 4; Einlaß 6 000 000 4; Kleiderablagegebühr 6 000 000. Bis 4. Oktober nicht verwendete alte Einlaß⸗ karten können noch bis 6. Oktober 1923 an der Tageskaſſe im Roſengarten(11—1 und—4 Uhr und beim ſtädt. Materialamt, L 2. 9, eeee werden. — 877 Ia. d. Geſchäftsſt. Gegend Mannheims. Eilangebote an een den lünr 1bl. Muten.l. Dr. Charlottenstraße Jung. Ehepaar ſucht möbl. Schlafzimmer in gut. Hauſe per ſofort gegen zeitgemäße Miete. Angeb. unt. W. A. 99 an die Geſchäftsſt. Bg710 Suche für Angeſtellten möbliertes Zimmer per ſofort oder ſpäter. ueeeer arpfer.irn H2 Cf Messerschmitt, Industriehafen — Wohnungstausch Mannheim-Frankfurt a. M. Suche eine elegante—8 Zimmerwohnung in bester Biete dagegen eine ent- sprechende Wohnung in gewünschter Grösse, Lage und Ausstattung in Frankfurt a. M. in Tausch an. Intellig. jung. Mann 22½%., techn. u. kauf⸗ männ. ausgeb., ſucht Stellung als 3866 Sekretär Od. Vertrauensposten per ſofort oder ſpäter. Angebote unter W. K. 8 an die Geſchäftsſtelle. Motorrad-Fachmann berechtigt z. Ausbildung von Lehrlingen, ſucht Stellung.*3845 Angeb. unter W. C. 1 an die Geſchäftsſtelle Vierkäufe Erika- Schreibmaschine gut erh., zu verkauf An⸗ 10 zuſehen zw. 12—2 Uhr u.—5 lihr. 28863 Zäpfel Gontardplatz 5. Eleg. Kinderwagen zu verkaufen.*3853 Diehl, Max Joſefſtr. 25. Kauf-Gesuche. Alt-Gold Queckſilber, Silber kauft Wilhelm Doſch, B9709 E 2. 4/5. Iel. 4580. HKaufe S9i Kleider, Schuhe. J. Scheps, 11.10. Geldverkehr. Vold-Hypothek geg. beſte Sicherung ge⸗ ſucht. Vermittlg. erbet. Angebote unt. W. H. 6 3857 Vermischtes. Gut bürgerl. Mlkttag-⸗ und Abendtisen empfiehlt A. Grabinger, Reſt., Sieben Schwaben', Alphoruſtr. 22. 862 Pension mit Zimmer von jungem Ausländer geſucht. 3803 Angebote an: Seb. Boser Mannheim. Heimarbeit f. leichte Stickerejen geg. te Bezahl. zu vergeb. 860 Kirchenſtr. 10 III. Polstererl! Welcher Polſterer würde mir meine Sachen in Ord⸗ nung bringen geg Liefer⸗ ung eines Anzuges oder Winterpaletots nach Maß Erust Schubert Dammſtraße 9. 3879 Trauringe lelen Isolda, d 4, 19, 1 e S18 Cesschirrtücher Handtücher la. Stickereien Shitzen für Leib⸗ wäſche empfiehlt 3878 Emil Schulz, O 1, 16. 1 Treppe Mabanferfigung. Hasen braten-Ragout Fische Franz Gewahl Eichendorffstrasse Nr. 12 Tel. 8892. 3871 — B9713 Hiertes Iinme in guter Lage gesucht. Zeitgem. Mete. Rudolf Haas 53867 17 b. Thorbecke. Tausche verſch. Käfige geg. zut⸗ erhalt. Fahrrad. Guth⸗ mann. Traitteurftr. 46 p. 3818 6778 3 Zimmerwohn. Neckarſt. geg. gleichgroße, Gegend Colliniſtr. zu tauſch. geſ. Angebote unt. W. M. 10 18 d.——0 3869