K* — * * ASSS7 ee n drs man•-⁴ůdmk, rner ne EFDDrrrrn R Freitag, 5. Oktober Zezugspreiſe: In Mannheim u umgebung in der laufenden Woche Mt. eo oo0 o00. die monatlichen Bezieher verpflichten lich bei der Beſtellung des. Ad ts die während der Bezugszeit notwendigen preis erhöhungen zu bezahlen. poſt⸗ ſcheckkonto N 17890 Karisruhe.— Hauptgeſchäftoſtelle Mannheim E 6. 2.— Seſchüfts ⸗nebenſtelle neckarſtadt, Waldbofſtraße 6. Sernſprecher nummer 7041, 7002, 7033, 7944, 7048. Telegramm-⸗Aòreſſe: Generalanzeiger Manndeim Erſcheint wöchentlich zwölfmalu. Mittag⸗Ausgabe Verkaufspreis 6 Willionen Mark 1923— Nr. 457 uunheimor Gonoml Anzoiger Badiſche Meueſte Nachrichlen Anzeigenpreiſe ab 290. September. gei vorauszahlung Allg.nzgeig.: Grundzahl a00* Schlüſſelzahl so oo 20 000 000 Fam.⸗Anzeig.: 200 N d. vereins d. S0 o00 10000 000 Reklamen: 75 1600* Jeitungsverl.50 oο 80000 000 Alles andere laut Tarif. Fur Rnzeipen an beſtimmten Tagen Stellen u. Rusgab. wird keine berautwort. übern. höh. Sewalt, Streiks, Setriebsſtbrung. uſw. berechtig. zu keinen Erſatzanſpr. ſür ausgefall.od. beſchrůnkt. usgab.od..verſp. Rufnahm. v. Nnzeig. Ruftr. d. geruſpr. oh. Gewühr. Serichtsſt. mannheim BVBeilagen: Der Sport vom Sonntag— Modezeitung— Aus Seit und Leben mit Mannheimer Frauen-Seitung und Mannheimer Muſik-Zeitung eeeeee, eee eeee eeeeeeeeee%—%———— Fortoͤauer der Regierungskriſis Aeberſicht über die Cage Perlin, 5. Okt.(Von unſerm Berliner Bürg.) In einem nach⸗ denklichen Leitaufſatz des„Berliner Tageblatts“ nennt der frühere demokratiſche Reichsminiſter Koch die Kriſe, die wir nun durchleben, eine„Kriſe des Parlamentarismus“. Das trifft ins Schwarze! Es iſt die ſchwerſte Erſchütterung des Reichsgefüges und der Reichsverfaſſung von allen, die in den letzten fünf Jahren über uns ergingen. Die Schuldfrage iſt nicht ſo ganz einfach zu löſen. Gewiß war es verfehlt von Dr. Scholz, wider allen Sinn parlamentariſcher Regierungsweiſe, noch bedenklicher der Durchbruch der Parteidiſziplin, daß er dem aus den eigenen Reihen ſtammenden Kanzler, der auf dem Boden der großen Koalition noch weiter zu arbeiten wünſchte, dieſen Boden plötzlich aufwühlte. Aber etwas anderes mußte noch dazu kommen, das Unheil zu vollenden. Es war ein Fehler des Kanzlers, der in Taktik und parlamentariſchem Getriebe groß geworden iſt, daß er, anſtatt die Entſcheidung in der Feldſchlacht der Vollverſammlung zu ſuchen, ſich vorerſt in den kleinen Konventikeln unterſchiedlicher Füh⸗ rerbeſprechungen einen Rat zu holen bemühte, der bei ſo zugeſpitzten Fragen doch nur auf Hineinreden von Beſſerwiſſern und Angſtmeiern hinauslaufen konnte. Und es war eine Tragikomödie, daß die zer⸗ ſchlagenen Töpfe, die man mit Ach und Weh geleimt zu haben wähnte, denn geſtern in nächtlicher Stunde von einer ſozial⸗ demokratiſchen Zufallsmehrheit— ein Drittel der Fraktion war überhaupt nicht zur Stelle!— vollends zertrüm⸗ mert werden konnte. Alles das iſt aber doch nur möglich geworden durch die llloyale und unverſöhnliche Haltung Poincares! Man wird dem„Vorwärts“ durchaus recht geben können:„Die Politik Poincares hat in hervorragender Weiſe mit zum Zer⸗ ſchlagen der Koalition geführt.„Hätte ſich nach der Aufgabe des baſſiven Widerſtands die auswärtige Lage Deutſchlands gebeſſert, hätte ſich die Ausſicht gezeigt, auf dem Wege der Verhandlungen zu einer erträglichen Löſung zu gelangen, ſo wäre die Poſition der Reichsregierung ſo ſtark geweſen, daß ſich die Scharfmacher gehütet hätten, ſie ernſtlich anzugreifen.“ Der Wortbruch der franzöſiſchen Regierung bereitete den Boden, auf dem die Spaltbazillen dann in wenigen Tagen üppig emporwucherten. In den Blättern der Rechten ſtößt man mit einer Einmütigkeit, die auf die Ausgabe einer einheitlichen Parole ſchließen läßt, guf die Formel: Der Marxismus, der ſich übernahm, ſei des Uebels Purzel und müſſe darum jetzt aufs Haupt geſchlagen werden. Die uffaſſung wird, wenn ſchon nicht in der gleichen phraſenhaften Auf⸗ nachung, auch in Kreiſen geteilt, die weitab von den Deutſchnationa⸗ en ſtehen. Sicher liegt hier manche nicht unzutreffende Beobachtung ugrunde. Die Sozialdemokratie hat in der Tat in den letzten fünf zahren nicht viel zugelernt, und was ſie in den Anfängen gelernt haben mochte, hat ſie ſeit dem Zuſammenſchluß der Unabhängigen und ehemaligen Kommuniſten vollends vergeſſen. Sie kam von ihrem Aten Hefte nicht frei, und wo ſie ſich in camera caritatis von ihm zu efreien vermochte, gebrach es ihr an Mut, ſich zuden neuen inſichten zubekennen. So iſt ſie— wir haben das in ver⸗ hältnismäßig ruhigen Tagen hier des öfteren feſtgeſtellt—gerade⸗ zuein Hemmſchuhaller Entwicklung geworden. Sie ge⸗ traute ſich nicht, ihren Gefolgsmannen zu ſagen, daß den Forderun⸗ gen, die man fortgeſetzt an das Bürgertum und den ſoge⸗ nannten Beſitz ſtellte, auch Mehrleiſtung der Arbeiterſchaft entſprechen müßte. Mit mehr Steuern und bis zum Wahnſinn herauf⸗ gekletterten Tarifen gedachten ſie noch bis in die letzten Tage hinein die totkranke deutſche Wirtſchaft ſanieren zu können, obwohl nach den öſterreichiſchen Erfahrungen längſt feſtſteht, daß auf ſo mechaniſche Weiſe nur die Inflation vergrößert wird. Leidtragende waren dabei in erſter Reihe der gebildete Mittelſtand und die ehedem ſo ſtaatstreuen intellektuellen Schichten, die darüber zerrieben und verelendeten und hier und da wohl auch moraliſch verdarben. In dem, was heute außerparlamentariſch gärt und brodelt, ſteckt ohne Frage zu erheblichen Anteilen die Reaktion dieſes Mittel⸗ ſtandes, der, da ihm das Waſſer an den Hals reicht, aufſteht, um ſich zu wehren. Dennoch bleibt es uns zweifelhaft, ob es nötig war, zu ſolchem Ende, in dem Augenblick der Heranreifung wichtigſter außenpolitiſcher Entſcheidungen die Kriſe im Innern zu eröffnen. Nach wie vor meinen wir, wenn man Dr. Streſemann Zeit ge⸗ laſſen hätte, wenn man ihm auch nur noch einige Friſt gegeben hätte, wären wir auch ohne die Wirrnis der letzten Tage ohne den Acheron zu bewegen, ohne die Sozialdemokratie in ſchärfſte Oppoſi⸗ lion zu treiben, vermutlich zu dem gleichen Ziel gelangt. Der Kanzler iſt, wie ſich aus einem Leitaufſatz der„Zeit“ ergibt, der mehr oder weniger von Dr. Streſemann ſelber herrühren dürfte, ſolcher Meinung:„Das Kabinett Streſemann machte ja gerade den ernſthaften Verſuch, den geforderten Weg zu gehen und die Bahn für diejenigen Kräfte frei zu machen, die ſich darüber beklagten, daß ſie vom Marxismus in Feſſeln geſchlagen ſeien. Die Regierung wollte durch das Ermächtigungsgeſetz die Vollmachten haben, um die viel beklagten Hemmungen unſerer Produktionskraft zu beſeitigen. Daß es dazu nicht kam, iſt ganz gewiß nicht ihre Schuld; denn nicht das Kabinett iſt bei der Ausführung dieſer Abſicht geſcheitert, ſondern die Koalition, die ſich aus den Regierungs parteien zuſammenſetzt.“ Aber dieſer Verſuch iſt nun zer⸗ ſchlagen und alle zentrifugalen Kräfte ſind entbunden, auf denen, die ſie entſpannten, ruht die Beweislaſt, daß der Weg, den wir wohl oder übel nun gehen müſſen, der beſſere iſt. Nach den uns geſtern abend noch zugegangenen Informationen dürfte die Kabineklsbildung im weſentlichen abgeſchloſſen ſein. Die Namen der neuen Männer ſollen im Laufe des Vormit⸗ tags bekannt gegeben werden. Die Verſuche, die vom Zentrum und den Demokraten geſtern noch unternommen wurden, um die große Koalition zu retten, ſind an dem Widerſtand der Volksparteigeſcheittert. Das neue Kabinett wird ein Ka⸗ binett Streſemann ſein, das ſich in der Hauptſache auf die Par⸗ teien der Mitte ſtützt, das alſo auf die Arbeitsgemeinſchaft als ſolche und im Grunde auf ein Beamtenminiſterium hinaus⸗ laufen wird. Von den bisherigen Miniſtern werden nach unſerer Kenntnis übernommen werden: Dr. Geßler, Dr. Brauns und Fuchs. Sollmann, den der Kanzler aufgefordert hatte, in ſein Kabinett einzutreten, hat erklärt, er könne nicht als einziger Sozial⸗ demokrat einem Kabinett angehören, wie es Streſemann zu bilden be⸗ abſichtige. Als Ernährungsminiſter ſcheint ein Herr v. Oppen aus⸗ erſehen zu ſein, der Präſident der brandenburgiſchen Landwirtſchafts⸗ kammer iſt, von dem erklärt wird, daß er den Deutſchnationalen nicht angehört, aber ſchon nach ſeiner Tätigkeit das Vertrauen der Land⸗ wirtſchaft genießt. Die künftige Haltung der Sozialdemokralie iſt endgültig noch nicht entſchieden. Die Sozialdemokra⸗ ten erklären zunächſt einmal, ſich die neuen Männer anſehen zu wol⸗ len. Immerhin fühlen ſie ſich durch die Art, wie die Kriſe zum Aus⸗ bruch getrieben wurde, lebhaft brüskiert, ſie dürften wohl ſchließlich in die Oppoſition abwandern. Einſtweilen ſcheint in Ausſicht genom⸗ men zu ſein, daß der Kanzler ſchon heute vor den Reichs⸗ tag tritt, ihm das Ermächtigungsgeſetz vorlegt und um das Ver⸗ trauen des Parlaments wirbt. Ob das neue Kabinett ein Vertrauens⸗ votum wirklich erhält, wird bei dem Stand der Dinge und den parla⸗ mentariſchen Stimmungen, wie wir ſie vorläufig einzuſchätzen ver⸗ mögen, wohl noch nicht ſicher. Im andern Fall wird man ſich auf eine Reichstagsauflöſung oder auf den Verſuch einzurichten haben, vorderhand aufgrund des§ 48 zu regieren. Allerdings ſcheint uns der Wortlaut des§ 48, ein Regieren ohne Parlament nicht gut zuzulaſſen. In allen dieſen Stücken wird wohl der Reichs⸗ präſident die letzte Entſcheidung haben. Aueble Cmertreibereſen Die„Germania“ hat geſtern abend behauptet, daß hinter der Kriſe, die Dr. Scholz in einer Art ſtudentiſchem Draufgänger⸗ tum eingeleitet habe, im Grunde Stinnes geſtanden hätte, und daß ſchon vor einer Woche in einer Konferenz, bei der Stinnes die Liſte für ein kleines Kabinett mit diktatoriſchen Vollmachten auf⸗ geſtellt haben ſoll, an deſſen Spitze ein bekannter General(Gall⸗ witzl) hätte ſtehen ſollen. Dieſer „Voſſ. Ztg.“ aufgenommen, die Stinnes als die Seele der dies⸗ maligen Schwierigkeiten bezeichnet. Mit Stinnes Wiſſen hätte die Hugenbergpreſſe gegen Streſemann und gegen die Oppo⸗ ſition im alten Kabinett ein Trommelfeuer von falſchen Nachrichten und verdächtigenden Artikeln vorbereitet. Wir ſind an ſich keine Freunde der Methode, Hugo Stinnes als den Gottſeibeiuns zu charakteriſieren, der hinter ihm ſtände und mit ſeinem großen Geldſack in Deutſchland alles bewegen könne. Wenn man indes die heutige„Deutſche Allg. Ztg.“ auf ſich wirken läßt, kann man chwer des Endrucks erwehren, daß von dort aus mit emſiger liſſenheit Dr. Streſemann, der doch immer noch der Parteifreund und Fraktionsgenoſſe des Beſitzers des Blat⸗ tes iſt, Knüppel zwiſchen die Beine geworfen werden. Zunächſt wird in einem Leitaufſatz der allgemeinen Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß Dr. Streſemann als typiſcher Exponent des deut⸗ ſchen Parlamentarismus ſchwerlich die geeignete Perſönlichkeit ſei, um die Kriſis dieſes Parlamentarismus zu überwinden. Dann wird in Fettdruck(ö) die deutſchnationale Mißtrauenserklä⸗ rung()) wiedergegeben, die geſtern in nächtlicher Stunde verbreitet worden iſt, und frohlockend daraus der Schluß gezogen, durch Streſe⸗ manns bisherige Pläne würde die Stellungnahme der Deutſch⸗ nationalen wohl einen Strich machen.„Auch mit diktatoriſchen Voll⸗ machten läßt ſich in Deutſchland eine Regierung nicht durchführen, die nicht nur die Sozialdemokraten, ſondern auch die für jetzt an politiſcher Energie und an Kraftquellen aller Art weit überlegene Rechte zum Gegner hat.“ Und ſchließlich wird dann noch unter der Ueberſchrift„Bayerns Warnung“, eine Korreſpondenz aus Bayern abgedruckt, in der erzählt wird, daß nach Anſicht der verantwort⸗ lichen Kreiſe Bayerns ein verkleinertes Kabinett Streſemann, in dem die Rechte nicht vertreten wäre, die Autorität fehlen würde, die es„namentlich in den Kreiſen der ſehr verſtärkten vaterländi⸗ ſchen Bewegung brauchen würde“. Mehr an gar nicht mehr ver⸗ ſteckter Oppoſition kann man nun eigentlich nicht verlangen! Die deutſchnationale Mißtrauenserklärung, die übrigens von ſämtlichen Blättern dieſer Richtung heute früh, ſogar mit beißendem Hohn verbreitet wird, hat folgenden ortlaut: „Die deutſchnationale Reichstagsfraktion hat beſchloſſen, der Fraktion der Deutſchen Volk sparted bekannt zu geben, daß ſie auch einem neuen Kabinett Streſemann das Vertrauen würde verſagen müſſen, da ein ſolches Kabinett keine Gewähr dafür böte, daß die Sozialdemokraten auch aus der preußiſchen Regierung ausgeſchaltet würden.“ Unter dieſen Umſtänden ſcheint es auch uns fraglich, ob Dr. Streſemann nicht gut täte, noch im letzten Augenblick das Pferd herumzuwerfen und daß er, wie bisher in Ausſicht genommen nach neuen Männern nun auch nach einer neuen Grundlage für das Kabinett ſuche. Die Ausſichten für das Debut dieſes zweiten Kabinetts Streſemann werden ſonſt ſchmerzlich düſter. Dr. Streſe⸗ mann dachte ja heute an der Spitze ſeiner neuen Regierung, genau die Regierungserklärung abzugeben, an der er am vergangenen Dienstag durch den plötzlichen Ausbruch der Kriſe verhindert wor⸗ den war. Aber inzwiſchen hat ſich die Stellung des Parlaments zu ihm ſich ſa grundſätzlich verwandelt, die Sozialdemo⸗ kraten ſind in die Oppoſition abgerückt. Der„Vorwärts“ ſchreibt heute früh:„Jedermann muß wünſchen, daß die Folgen dieſes Verbrechens für das deutſche Volk weniger furchtdar ſein mögen als gemein vorausgeſagt wurde— aber an dem, was kommt, trägt die Sozialdemokratie keine Verantwortung, kann ſie keine übernehmen.“ Die Deutſchnationalen ſtehen, wie ſich aus ihrer Erklärung ergibt, womöglich in noch ſchärferer Oppoſition zu dem Ka⸗ binett, die Kommuniſten ſelbſtverſtändlich auch. Wo ſoll alſo die Mehrheit, da unter Umſtänden auch noch in den Parteien der Mitte die eine oder andere Abſplitterung zu verzeichnen ſein mag, für das Kabinett nunmehr kommen? Das„B..“ rät dem Kanzler denn auch, es mit einer neuen Liſte zu verſuchen.„Möglich iſt ein Kabinett der Perſönlichkeiten ohne beſtimmte Parteifärbung, aber dann müſſen ſeine Mitglieder eben Perſönlichkeiten ſein, deren be⸗ ſondere Befähigung nicht bezweifelt werden kann. Möglich iſt zwei⸗ tens ein parlamentariſches Kabinett, das inſolge ſeiner Zuſammen⸗ ſetzung auf eine ſeſte Mehrheit rechnen kann und eine ſolche Mehr⸗ on wird dann heute von der heit bietet allerdings nur die große Koalition. Der Liſtenentwurf., der bisher vorliegt, muß ein Entwurf bleiben, weil er weder der einen noch der anderen notwendigen Forderung entſpricht.“ Ein bezeichnender Aufruf Der Gewerkſchaftsbund, der Afabund und der allgemeine deutſche Beamtenbund erlaſſen einen Aufrüf mit der Ueberſchrift: „Arbeitnehmer ſeit auf dem Poſten“ in dem u. a. in reichlich über⸗ triebener Phraſeologie behauptet wird, die„Enterbten der Nation“ ſeien die entſchloſſenen Verteidiger des Stagtes geweſen. Nun wolle man ſie mit Füßen treten, dem Bund der Arbeiterfeinde gelte es ent⸗ gegenzutreten. Gegen die Feinde der Arbeitnehmerſchaft muß die vereinte Macht des deutſchen Proletariats entgegengeſetzt werden.“ Alſo ein Bund von Sozialismus und Kommunis⸗ erg Auch das eine durchaus unerwünſchte Folge des Kabinetts⸗ ſturzes. Stimmen des Auslands Das böſe Gewiſſen in Frankreich Der„Intranſigeant“ ſchreibt: Der Kanzler, der ſich ſetzt zur Diktatur treiben läßt, ohne Zweifel, weil er nicht anders kann, weiß in ſeinem tiefften Innern, woher die augenblickliche Kriſe kommt. Vergebens(7) verſucht er die Verantwortung auf Poin⸗ care abzuwälzen. Als das Reich ſich im Ruhrgebiet als beſiegt er⸗ klären mußte, hatte er nur etwas zu tun gehabt, ſich loyal und voll⸗ kommen zu unterwerfen, indem er zugegeben hätte, daß es noch einen Deutſchen auf der Erde gibt, für den das Wort Loyalität einen Sinn hat. Alsdann hätte das großmütige() Frankreich nach ſeiner Ge⸗ wohnheit ſelbſt über das Gebot der Klugheit ſich beeilt, dem endlich aufgeklärten und zahlungsbereiten Volk zu Hilfe zu eilen. Niemand — das Era unſere 2 eee die ſchon in dieſem inne feſtgelegt waren, in ifel zu ziehen. Der linksrepublikaniſche Pariſer„Soir“ ſchreibt: An dieſer Kriſe, die nicht nur deutſch iſt, trägt die Politik des nationalen Blocks einen großen Teil der Verantwortung. Truppenverſtärkungen— wegen der Haltung Bauerns? Die Berliner Ereigniſſe werden in Paris mit geſpannteſter Auf⸗ merkſamkeit verfolgt. Unter dem Vorſitz Millerands fand ein Miniſterrat ſtatt, in dem Poincare über die franzöſiſche Außen⸗ politik ſprach. Die franzöſiſche Regierung trägt ſich mit der. das militäriſche Aufgebot im beſetzten Gebiet zu verſtärken. Man ſagt, man wünſche jeder Eventualität gewachſen zu ſein. Die Ver⸗ ſtärkungen ſollen eine Vorſichtsmaßregel gegen Bayern dar⸗ ſtellen. Die neueſte Verordnung von Kahrs gegen Hochverräter habe in Paris viel böſes Blut erregt. Belgiſche Verdächtigungen gegen Streſemann Wie der„Temps“ aus Brüſſel meldet, wünſchen belgiſche Regierungskreiſe, es müſſe bei der Wiederzulaſſung der ausgewie⸗ ſenen Beamten zwiſchen Rheinländern und Nichtrheinländern unter⸗ ſchieden werden. Brüſſeler„Temps“⸗Korreſpondent läßt eine führende belgiſche Perſönlichkeit ſprechen. Dieſe greift den Reichs⸗ kanzler Dr. Streſemann an und behauptet, der Kanzler habe gewiſſe Kniffe gebraucht und glauben machen wollen, als genüge eine ein⸗ fache Zurückziehung der Widerſtandsvorſchriften, um die Entente 75 einer Aenderung der Beſetzung zu veranlaſſen. Velgien ſei urch die Erfahrungen gewitzigt und vergeſſe nicht, daß die Alliierten den früheren Reichskanzler Dr. Wirt zu Unrecht unter⸗ ſtützt hätten. Belgien fordert die vollſtändige Unterwerfung Deutſch⸗ lands. Die engliſche Preſſe zum Regierungswechſel Zum Rücktritt des Kabinetts Streſemann ſagt die liberale „Weſtminſter Gazette“, wenn das Reich auseinanderfalle, würde die erſte Folge die Zerreißung des Verſailler Ver⸗ trages ſein. Die Macht, die den Verſailler Vertrag unterzeichnet hätte, wäre verſchwunden. Keiner der Einzelſtaaten könnte für die Durchführung der Vertragsvorſchriften verantwortlich gemacht werden und die von Reparationen wäre unmöglich ge⸗ macht worden. Der Schuld 0 An ſeine Stelle wäre ein Chaos von Nationen getreten, das eine andere Gefahr für die Franzoſen bedeute. Dieſe Aeußerungen des diplomatiſchen Korreſpondenten der „Daily Mail“, der, wie wir berichteten, glauben machen wollte, die Zertrümmerung des Deutſchen Reiches müſſe nicht die Einſtellung der Reparationszahlungen zur Folge haben. Die politik der Deutſchen volkspartei iſt in den letzten Tagen— neben berechtigter, auch von uns geübter Kritik— mehrfach Gegenſtand von Betrachtungen geweſen, die nicht immer von richtigen Vorausſetzungen aus⸗ gingen. Die nachfolgenden Ausführungen, die in der ge Num⸗ mer, der„N. L..“ des Preſſedienſtes der Deutſchen Volkspartei enthalten ſind, werden daher zur Klärung der Sachlage beitragen. Sie ſchreibt: t „Die Reichstagsfraktion der D. V. P. faßte am 3. Oktober be⸗ züglich der politiſchen Lage folgende Entſchließung: 1 bde 159 der Arbeitszeit billigt die Fraktion die Entſchließung des Kabinetts in ſeiner geſtrigen Sitzung. 2. Die Fraktion iſt bereit, dem Ermächtigungsgeſetz uzuſtimmen, hält aber aus ſachlichen Erwägungen eine glic Beſetzung des Reichsfinanzminiſteriums für uner⸗ äßlich. Dieſer Beſchluß wurde ſtieken. eine Stimme angenommen. Man darf alſo mit Recht feſtſtellen, daß auch die Reichstagsfraktion der D. V. P. in ihrer überwiegenden Mehrheit hinter der Politik des Parteiführers und Känzlers Streſemann ſteht. Wohin will dieſe Politik? Zur Zuſammenfaſſung aller rettenden Kräfte gegen das Chaos, das uns durch die Vernichtungs⸗ politik Poincares und die ſchwierige Notlage der deutſchen Wirtſchaft im Innern droht. Als das Kabinett Cuno zurücktrat, weil es ſich am Ende ſeiner Kräfte fühlte, hinterließ es der Regierung Streſe⸗ mann die Aufgabe, den hoffnungslos gewordenen paſſiven Widerſtand abzubrechen und zu liquidieren. Das war eine Auf⸗ gabe gerade für Streſemann, der, wie kein zweiter, berufen geweſen wäre, durch die Ma ſeiner Rede und das Feuer ſeines nationalen Geiſtes das Volk auf die Schanzen zum letzten Freiheitskampfe auf⸗ zurufen. Die ihn näher kennen, wiſſen, welch innere Kämpfe und wieviel Seelenpein ihm die Aufgabe des paſſiven Widerſtandes gekoſtet hat. Nur ſeine grenzenloſe Liebe zum Vaterlande hat ihm die Kraft gegeben, dieſe Aufgabe allen Verdächtigungen und ſchmutzigen Angriffen gegenüber zu übernehmen und auszuführen. Eins ſei nochmals feſtgeſtellt: An dem nationalen Charakter der Streſemannſchen Außenpolitik iſt in der Reichstagsfraktion der D. V. P. niemals der geringſte Zweifel laut geworden. Daß dieſe Politik in der Tat national im fiefſten Sinne des Wortes iſt, beweiſen die Handlungen und amtlichen Kundgebungen des Kabi⸗ netts Streſemann, die die Entſchloſſenheit der Regierung zeigen. ner der Alliierten wäre verſchwunden. ——— —:: ————ů 2. Seite. Nr. 457 keiner franzöſiſchen Drohung gegenüber die Bodens und die unveräußerlichen Rechte der an Rhein und Ruhr preiszugeben. 5 Die beſte außenpolitiſche Aktivität hat die Regierung Streſemann in der Ordnung der inneren Verhältnifſe erblickt. Ueber die Wege, die hier eingeſchlagen werden ſollen, ſind nun in den letzten Wochen Meinungsverſchiedenheiten auch in der Reichstags⸗ fraktion der D. V. P. entſtanden. Wenn es aber in einem gewiſſen Teil der Preſſe ſo dargeſtellt worden iſt, als ob in der Reichstags⸗ fraktion der D..P. das Vertrauen zu der Einſicht und Zielſicherheit des Parteiführers geſchwunden ſei und man das Bedürfnis gefühlt hätte, durch den neuen Vorſitzenden der Fraktion Dr. Scholz, dem Kanzler Streſemann ultimative Forderungen zu ſtellen, ſo ſind das völlig irrige Darſtellungen und ganz erhebliche Ue ber⸗ Ichätzungen einzelner Strömungen und Stimmungen. Der mit⸗ geteilte Beſchluß und ſeine faſt reſtloſe Annahme durch die Fraktion ſagen nach dieſer Richtung hin wahrlich genug! Die Stunden, die die Reichstagsfraktion der D. V. P. hinter ſich hat, bedeuten nicht nur ſolche der Gärung, ſondern auch der Klärung. Sie bedeuten die Anerkennung der bemerkenswerten Tatſache, daß das Kabinett Streſe⸗ mann in den 10 Wochen ſeiner Tätigkeit auf einem der wichtigſten Gebiete der Wirtſchaft, nämlich in der dringenden Frage des Ar⸗ beitszeitgeſetzes und der Beſeitigung anderer produktionshemmender Beſtunmungen und Vorſchriften, weiterkommen will, als das reiheit des deutſchen Peirſchen Bevölkerung ** rein vürgerliche Kabinett Cund in acht Monaten gekommen iſt. Die Beſchlüſſe, die das Kabinett Streſemann nach dieſer Richtung hin ge⸗ faßt hat, ſind bedeutſam für den Wiederaufbau Deutſchlands, gleich⸗ gültig, was nun geſchehen wird. Das Kabinett will wahrmachen, was ſein Kanzler bei der Vorſtellung des Kabinetts geſagt hat: Durch Ordnung im Innern zur Freiheit nach außen. Ob es nun bleibt oder geht, welche Löſung die Regierungskriſe auch immer finden wird, die letzten Beſchlüſſe des Kabinetts zeigen den Weg für die dringend notwendige Steigerung der Produktion. Die Reichstagsfraktion der D..P. hat dem Führer der Partei Streſemann ein Vertrauensvotum gegeben. Es gilt dem nalen Kanzler, der entſchloſſen iſt, nach außen die Rechte des ghen Volkes zu vertreten, im innern die Autorität des Staate⸗ jeden Preis aufrecht zu erhalten und den Zuſammenbruch der Wissſchaft zu verhüten. Das iſt der Sinn des mitgeteilten Fraktions⸗ beſchluſſes. die Lage im Nuhrgebiet Die Nöte der Gefangenen Von zuverläſſiger Seite wird aus Gelſenkirchen mitgeteil!: urzeit iſt die Stimmung unter den deutſchen Gefangenen ehr gedrückt, da dieſe über ihr Schickſal völlig im un wiſſen ſind und die Erwartungen, daß die Franzoſen zum mindeſten die politiſchen Gefangenen freilaſſen würden, ſich nicht erfüllten. Wie oß noch die Zahl der Gefangenen iſt, geht daraus hervor, daß ſich in den 18 Gefängniſſen des Ruhrgebiets und des Brückenkopfes Düſſeldorf noch 15000 Gefangene befinden. Dazu kommen noch mehrere tauſend Gefangene, die ſich in den Ge⸗ —— des altbeſetzten Gebietes befinden. Weiter jene Unglück⸗ lichen, die ſich in Frankreich in St. Martin de Rs und in an⸗ deren Orten, in Belgien und in Verviers befinden. Im übrigen werden auch den Gefangenen nach der Einſtellung des paſſiven Widerſtandes keinerlei Erleichterungen gewährt; es iſt ihnen z. B. das Leſen politiſcher Tageszeitungen immer noch verboten. Die Haft iſt vor allem deshalb für viele n ſeeliſche Marter, weil ſie über die Entwicklung der Ddinge im Ruhrgebiet und in Deutſchland nur ſehr mangelhaft unterrichtet ſind. Auch die Unterbringung der Gefangenen, läßt nach wie vor ſehr zu wünſchen übrig. So leiden die 170 Gefangenen, die aus dem Werdener Zuchthaus in das Eſſener Gefängnis gebracht worden ſind, unter der Raumnot. Ein Teil von ihnen iſt ge⸗ zwungen, auf dem Fußboden zu nächtigen. 9 Der Wiederbeginn der Arbeit Aus Eſſen wird uns ferner gemeldet: Nachdem die vier großen Arbeiterverbände der Bergarbeiter zur Wiederauf⸗ nahme der Arbeit und zur Förderung aufgerufen hat, iſt im Eſſener Bezirk die produktive Arbeit in einem Teil der Werke wieder aufgenommen worden. Auf den übrigen Zechen iſt die produktive Arbeit nach Beſeitigung vorliegender tech⸗ niſcher Schwierigkeiten zu erwarten. Von kommuniſtiſcher Seite wird ein ernſter Widerſtand gegen die Wiederaufnahme der Arbeit nicht verſucht. Im Eſſener Bezirk wird, nach dem die Franzoſen vorübergehend die Zechen Köln und Neueſſen beſetzt, aber wieder geräumt haben, die aus dieſen Zechen geförderte holländiſche Ver⸗ kragskohle in abſehbarer Zeit wieder zur Lieferung kommt. Die Lage auf den) von den Franzoſen beſetzten Zechenanlagen iſt da⸗ gegen noch völlig ungeklärt. Ob eine geregelte Förder ung ür die Dauer über haupt durchführbar iſt, hängt von den ingungen für die Wiedereinſtellung der Eiſenbahner ab, alſo von der Entwicklung des Verkehrsweſens. Es muß aber auch darauf hingewieſen werden, daß bisher weder das Kohlenausfuhr⸗ verbot noch die Verordnung über den Landabſatz im Ruhrgebiet von den Franzoſen aufgehoben iſt, ſo daß die geförderte Kohle weder im beſetzten noch im unbeſetzten Deutſchland verwertet wer⸗ Sonntag nachmittag telephoniſch weiter. mannheimer General⸗Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) den kann. In Anbetracht dieſer Zuſtände und infolge der völlig ungenügenden Verkehrsverhältniſſe muß ſie einſtweilen auf die Halde gefördert werden. Die Gasbelieferung der Stadt Buer iſt ſeit einigen Tagen faſt völlig eingeſtellt. Die ſtädtiſchen Lichtwerke können wegen des Kohlenmangels kein Gas erzeugen. Der Bezug von Ferngas iſt wegen der Stillegung der Zeche Rhein⸗Elbe in Gelſen⸗ kirchen unmöglich. Viele gewerblichen Betriebe ſind geſchloſſen. Wegen der Dunkelheit in den Straßen nimmt die Unſicherheit immer mehr zu. 8 0 Die Nusweiſungen aus der pfalz Seit dem 11. Januor dieſes Jahres bis zum 1. Oktober ſind 19171 Perſonen von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde aus der Pfalz ausgewieſen worden. Davon ſind 5073 Reichsbeamte mit 12877 Familienangehörigen, 240 Landesbeamte mit 504 Fami⸗ eee e und 184 Privatperſonen ai: 293 Familienange⸗ hörigen. Von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde wurden am Mittwoch aus dem Bereich der Reichsbahndirektion Ludwigshafen weiter aus⸗ gewieſen ein lediger und 21 verheiratete Eiſenbahner mit Frauen und 21 Kindern, alle aus Kaiſerslautern. Die Vvorfälle in Düſſeldorf Die zur Aufklärung des Sachverhalts bei den Vorgängen am Sonntag von den Franzoſen eingeleitete Unterſuchung richtet. ſich außer gegen die bereits gemeldeten Perſonen noch gegen Reaie⸗ rungspräſident Dr. Grützner in Barmen, ſeinen Stellpertreter, Oberbaurgt Raddatzin⸗Düſſeldorf und gegen eine größere Anzahl Schupo⸗Offiziere und Beamte. Eine Anklage in beſtimmter Richtung iſt z. Zt. nicht erhoben worden. Mit der Verteidigung wurde beauf⸗ tragt Dr. van Houten, Rechtsanwalt beim Kaſſationsgerichtshof im Haaa und Rechtsanwalt Dr. Bräutigam. 5 Anterdrückung der Wahrheit Die„Dürener Zeitung“ und„Dürener Volkszeitung“ ſind von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde wegen der Berichte über die Düſſeldorfer Vorgänge auf drei Tage verboten worden. Ein Düſſeldorfer Mitarbeiter der engliſchen Arbeiter⸗ preſſe gab am Sonntag abend 10,5 Uhr an die„United Preß“ in Brüfſel einen Bericht über die Vorgänge in Düſſeldorf am Die„United Preß“ nahm den Bericht auf und beſtätigte am Telephon die Aufnahme mit dem Zeichen O.., verſtanden und angenommen. Dem Mitarbeiter wurde am Mittwoch abend mitgeteilt, daß die Weitergabe des Berichts durch die„United Preß“ nicht möglich war, weil die belgiſche Zenſur die Verwertung durch die Poſt unterſagt hat. Man will alſo die Wahrheit nicht hören. Die Lage in Bayern Nach einer amtlichen Mitteilung iſt aufgrund der Bekanntmach⸗ ung des bayeriſchen Geſamtminiſteriums vom 26. September 1923 zum Schutze der öffentlichen Sicherheit und Ordnung das Erſcheinen der„Nürnberger Morgenpreſſe(Dem.) mit ſofortiger Wirkſamkeit bis einſchließlich 17. Oktober verboten worden. Der Neuner⸗Ausſchuß, der in der am 27. September ab⸗ gehaltenen Betriebsräte⸗Vollverſammlung zur Vorbereitung eines bayeriſchen Betriebsrätekongreſſes gewählt worden, hat ſich, wie die „Münchner Poſt“ mitteilt, aufgelöſt. Das Generalſtaatskommiſſariat hat ſich auch mit der Miets⸗ regelung befaßt, die in München für Oktober getroffen worden war. Es iſt nunmehr, da dieſe Regelung große Unruhen in den be⸗ teiligten Mieterkreiſen erregt hat, eine Anordnung ergangen, die kdie vorgeſehenen Mietſätze nur zur Hälfte in Kraft treten läßt. Zuwiderhandelnde ſind mit Geldſtrafen bedroht. Die neuen Sätze gelten zunächſt bis zum 18. Oktober. Die Regelung hat nur vorüber⸗ gehenden Charakter und greift der reichsgeſetzlichen Regelung, die in Zukunft in Kraft treten ſoll, nicht vor. Uum die Suspenſion der Steuergeſetze Miniſterpräſident v. Knilling hat an den Reichskanzler Dr. Streſemann folgendes Telegramm gerichtet: Die bayriſche Staatsregierung erſucht dringend wegen der außerordentlichen Gefahr für die Exiſtenz der Betroffenen und für die öffentliche Ruhe und Ordnung von der weiteren Steuer⸗ erhebung nach dem letzten Multiplikator für Einkommenſteuer, Rhein⸗Ruhr⸗ und Landabgabe, ſowie von der Erhebung der Be⸗ triebsſteuer bis zur Reviſion der Geſetzgebung abzuſehen. Ebenſo fordern auch die Landesbauernkammer und der Handwerkskammertag in einem Telegramm an den RNeichs⸗ kanzler und an den Reichsfinanzminiſter die unvenzügſiche Siſterung der geplanten Steuergeſetze. Die„Münchener Neueſt. Nachr.“ nehmen an, daß Dr. von Kahr umgehend zur Beruhigung entſprechende Maß⸗ nahmen treffen werde. * Wie die„Münchener Zeitung“ meldet, iſt der frühere Juſtiz⸗ mniſter im Kabineit von Kahr, der Abgeordnete Dr. Roth, aus der Bayeriſchen Mittelpartei ausgeſchieden. Freitag, den 5. Oktober 1923 Ausſchreitungen in hindenburg Wegen ungenügender Vorſchußzahlung an die Arbeiterſchaft und der ſteigenden Teuerung kam es in Hindenburg(Ober⸗ ſchleſien) zu Ausſchreitungen, in deren Verlauf die Polizei angegriffen wurde. Die Polizei gab Schreckſchüſſe ab. Nach Wieder⸗ herſtellung der Ruhe wurde feſtgeſtellt, daß drei Tote und drei Verwundete die Opfer dieſer Ausſchreitungen geworden ſind, die— mie berichtet wird— nicht durch Schüfſe der Poli⸗ zei zu verzeichnen ſind. Verbot von Hundertſchaften Der Befehlshaber des Wehrkreiſes VI in Münſter verbietet die Bildung proletariſcher Hundertſchaften und anderer Selbſtſchutz⸗ hundertſchaften oder Formationen. Beſtehende Hundertſchaften und Formationen und dergleichen werden für aufgelöſt erklärt. 40 Sillionen täglich für die Erwerbsloſenfürſorge Der Reichsrat lehnte in ſeiner geſtrigen Abendſitzung Anträge Sachſens auf Erweiterung der Erwerbsloſen⸗ fürſorge mit Rückſicht auf die verzweifelte Finanzlage a b. Der Berichterſtatter teilte u. a. mit, daß zur Zeit dem Reich aus den Zahlungen für die Erwerbsloſenfürſorge eine Ausgabe von 40 Bil⸗ lionen täglich erwachſe. Angenommen wurde ferner eine Verordnung über Zucker, die für das neue Erntejahr die Zuckerzwangswirtſchaft grundſätzlich aufhebt, aber für den ſpäteren Teil des Wirt⸗ ſchaftsjahrers die Bildung einer Rücklage vorſieht. Morgen wird ſich der Reichstag mit einer Vorlage betr. weitere Verlängerung der Brotverſorgung beſchäftigen. Baodiſche Politik Ein Nachklang zu den Lörracher Ausſchreitungen Wie noch erinnerlich, begannen die Ausſchreitungen, die vor kurzem in Lörrach ſtattfanden, damit, daß am Freitag, dem 14. Sep⸗ tember, gegen Abend eine Menge von mehrexren hundert Perſonen in höchſter Erregung in den Amtsgerichtslof eindrang und dort unter Gewaltandrohung die Freilaſſung von 5 angeblich poli⸗ tiſchen Gefangenen erreichte. In Wirklichkeit hatten die Straftaten dieſer Gefangenen keinerlei politiſchen Zuſammenhang: die fünf waren wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruch und Nötigung beſtraft worden. Wie jetzt von zuſtändiger Stelle mitge⸗ teilt wird, haben ſich dieſe 5 freigelaſſenen Gefangenen inzwiſchen wieder freiwillig den Gerichtsbehörden geſtellt. Dieſer Schritt zeigt, daß die Gefangenen ſelbſt das Gefühl hatten, daß ihre Befreiung unberechtigt und unrechtmäßig war. Das ganze Vorkommnis aber beweiſt aufs neue. wie irregeleitet die in dem Amtsgerichtshof demonſtrierende Menge und zugleich wie ſinn⸗ los und überflüſſig die Gefangenenbefreiung ſelbſt war. Letzte Meldungen Kein Aktentäter, ſondern ein Verehrer! 2J Berlin. 5. Okt:(Von unſerm Berliner Büro.) Die„B..“ hatte geſtern von einemneuen Attentat auf Harden zu be⸗ richten gewußt. Wie ſich nun herausſtellt, iſt der von der Polizei in der Nähe der Wohnuna Hardens verhaftete Matroſe ein glühender Verehrer Hardens, der ihn perſönlich kennen lernen wollte.(Es aibt alſo auch ſolche Käuze!) Oberleutnant Ankermann der ſ. Zt. das Attentat auf Harden verübt hatte, iſt jetzt nach längeren Ver⸗ handlungen aus Heſterreich ausgeliefert und im Moabiter Unter⸗ ſuchungsgefängnis untergebracht worden. Der Prozeß gegen ihn wird vorausſichtlich im November vor dem hieſigen Schwurgericht auf⸗ gerollt werden. Neue Erdſtöße in Japan 5 Tokio, 4. Okt. Heute iſt wieder ein heftiger Erdſtoß ver⸗ ſpürt worden. Die Einwohner flüchteten aus den Häuſern. Das Licht verſagte. Auch in Oſaka wurde ein leichter Erdſtoß beobachtet. Z Berlin, 3. Okt.(Von unſ. Berliner Büro.) Der Ritterguts⸗ beſitzer v. Kähne, der, wie berichtet, angeklagt worden war, einen jungen Menſchen, der ſeine Beſitzung betreten hatte, erſchoſſen zu haben, iſt geſtern abend von den Potsdamer Geſchworenen frei⸗ geſprochen worden. In Potsdam und Umgegend herrſcht aber, übrigens nicht erſt ſeit dem Prozeß eine große Erbitterung gegen ihn. Man umlagerte den Gaſthof, in dem er ausgeſpannt hatte. Mit Mühe gelang es dem Freigeſprochenen in den Gaſthof hinein zu kommen. Als er nach einer Stunde heraus wollte, drang die Menge in das Gaſthaus ein, unter den Rufen„Nieder mit dem Bluthund, Nieder mit den Geſchworenen, die ihn freigeſprochen haben.“ Erſt unter polizeilicher Bedeckung unter Steinwürfen ge⸗ lang es v. Kähne aus Potsdam hinauszukommen. London, 4. Okt. Der deutſche Viermaſter„Guſtavr“ iſt in einem Sturm bei Queenſtown geſtrandet. * Das großmütige Italien. Italien hat für die beim Bombarde⸗ ment von Korfu in Mitleidenſchaft gezogenen Einwohner 2 Mil⸗ lionen Lire zur Verfügung geſtellt.— Naturwiſſenſchaftliche Rundſchau 0 Sleſchlechtswechſel bei Tieren Der engliſche Zoologe Crewe hat kürzlich die Oeffentli hleit durch die Mitteilung eines Falles überraſcht, in dem eine Henne ſich nach 3 Jahren in einen Hahn verwandelte, um Vater mehre⸗ rer Küken zu werden, nachdem er als Henne in den erſten Jahren ſei⸗ nes Lebens brav Eier gelegt hatte. Solche Fälle ſind gewiß Aus⸗ nahmen, und zwar ſeltene Ausnahmen. Sie kommen indeſſen im Tierreich doch häufiger vor, als der Laie glaubt. Denn während bei den Menſchen die biologiſchen Geſetze eine feſte Schranke zwiſchen männlichem und weiblichem Geſchlecht ziehen, findet bei den niederen Lebeweſen manchmal eine Grenzverwiſchung ſtatt, die ſolche Fälle, wie den oben erwähnten, möalich macht. Ein engliſcher Arzt. namens Orton, hat ſchon vor einiger Zeit nach Belieben bei Auſtern einen Geſchlechtswechſel hervorgerufen. Was hier dem wiſſenſchaftlichen Exveriment gelang, iſt in der Natur ſelbſt nichts Ungewohntes. Man kennt manche Beiſpiele, in denen ſich unter dem Einfluß neuer Bedingungen der tieriſche Organismus ver⸗ wandelt und dabei mitunter auch ein anderes Geſchlecht annimmt. Man kennt ſogar beſtimmte Tierklaſſen, namentlich unter den Kru⸗ ſtentieren den Paraſiten und auch einigen Wurmarten, die faſt regelmäßig den erſten Teil ibres Lebens in männlicher Ge⸗ ſchlechtsform zubringen, um dann weibliche Geſchlechtsformen anzu⸗ nehmen. Bei den Wirbeltieren iſt ebenſo wie beim Menſchen die Beibehaltung derſelben Geſchlechtsform das Normale. Indeſſen gibt es Ausnahmen. Abgeſehen von der obenerwähnten Henne iſt viel⸗ leicht einer der merkwürdigſten Fälle vor einigen Jahren von einem franzöſiſchen Gelehrten. namens Champy, beobachtet werden. Dieſer Mann der Wiſſenſchaft beſchäftigte ſich mit einer gewiſſen Sorte von Salamandern, dem ſogenannten Triton, und zwar beobachtete er an dieſem Verſuchstier die Wirkungen. die die Nahrungsentziehung auf gewiſſe Gewebe ausübt. Dabei ſtellte er mit einiger Ueberraſchung feſt, daß ein Männchen, nachdem es längere Zeit ohne Nahrung ge⸗ blieben war, die charakteriſtiſchen Merkmale eines Weibchens an⸗ nahm, ſobald es wieder in Nahrung geſetzt wurde. Bei gewiſſen Wurmarten dient die freiwillige Enthaltſamkeit von jeder Nah⸗ rung zu einer pölligen Erneuerung des Organismus. In den andern erwähnten Fällen führte ſie zu einem Wechſel des Geſchlechts— ein Beweis. daß die Natur durch das gleiche Mittel ganz verſchiedene Wir⸗ kungen hervorbringt. Im Falle dieſes Salamanders handelt es ſich um einen völlig ausgeprägten Wechſel. Etwas anderer Art ſind die Wandlungen in der äußeren Erſcheinung, die namentlich bei Vögeln häufig z. B. im Gefieder auftreten. die aber meiſt auf dieſe Aeußer⸗ lichkeit beſchränkt bleiben. Solche Veränderyngen treten ſehr oft im Verfolge einer Krankheit oder im Alter oder auch infolge chirurgiſcher Einariffe auf. So kennen viele Landleute den Fall von Hühnern, die im höheren Alter entweder zum Teil oder ganz das Hahnengefieder anlegen. Nur in ſeltenen Fällen greift dieſer Koſtümwechſel ſo tief, —— die ganze Geſchlechtsveranlagung des Tieres davon beſtimmt wird. Auch in der Pflanzenwelt ſpielt der Wechſel des Geſchlech⸗ tes eine Rolle. Bekanntlich vereinigen die Mehrzahl der Pflanzen männliche und weibliche Staubfäden in ſich, während andere nur die eine oder die andere Art beſitzen. Während es bei den Tieren immer⸗ hin nicht ganz einfach iſt, kann man bei Pflanzen dieſer Art ſehr leicht einen Geſchlechtswechſel hervorrufen. Es genügt dazu meiſt eine Um⸗ ſtellung in den Ernährungsbedinaungen der Pflanzen, manchmal ſogar ein Schnitt mit dem Meſſer. Es verſteht ſich von ſelbſt. daß alle dieſe Fälle für den Gelehrten von brennendem Intereſſe ſind und daß deshalb auch ein Fall wie der des obenerwähnten Salamanders oder der Henne die arößte Beachtung in der wiſſenſchaftlichen Welt finden. Rührt doch dieſe ganze Frage an den Urarund alles Lebens. Die Tatſache, daß faſt jedes Lebeweſen in einer beſtimmt ausgeprägten Form entweder weiblichen oder männlichen Geſchlechts in die Erſchei⸗ nung tritt, beherrſcht die ganze Natur. Auf ihr beruhen nicht nur die Bedinaungen unſeres ganzen natürlichen Daſeins, ſondern auch alle Erſcheinungsformen der geiſtigen Welt. Unter dieſen Umſtänden iſt es verſtändlich. daß der Mann der Wiſſenſchaft alle Grenz⸗ und Wechſel⸗ fälle der Geſchlechtsformen auf das Schärfſte beobachtet, weil er allein auf dieſe Weiſe hoffen kann, Einblick in das größte Geheimnis der Natur zu gewinnen. Bis ſetzt iſt aber der Wiſſensdurſt des Gelehrten auch durch die ſchärfſte Beobachtung nicht nennenswert befriedigt worden. So leicht iſt es nicht, in eine Werkſtatt Einblick zu gewin⸗ nen, die die Natur mit ihrem dichteſten Schleier umgeben hat. * 0 Mimikrn Im„Kosmos“ unterſucht Profeſſor Dr. Janſon das Problem der ſogenannten Mimikry, unter beſonderer Betonung der Frage, was wir über dieſe intereſſante Erſcheinung wiſſen und welche Er⸗ klärung wir dafür haben. Was verſteht man eigentlich unter Mimikry? Urſprünglich ganz allgemein die Tatſache, daß viele Tiere und auch manche Pflanzen in Farbe, Zeichnung und Form eine auffallende Aehnlichkeit mit belebten oder unbelebten Gegen⸗ ſtänden ihrer Umgebung zeigen, eine Uebereinſtimmung, die offen⸗ bar den Zweck hot, das Tier oder die Pflanze unkenntlich zu machen und dadurch zu ſchützen. In weiterer Folge verſtand man dann unter Mimikry Fälle von Trachtähnlichkeit zwiſchen Tier und Tier, ſo etwa, wenn ein wehrloſer Schmetterling es verſtand,, da⸗z Aeußere einer wehrhaften und daher gefürchteten Weſpe täuſchend ähnlich anzunehmen. Auez der weitere oder der engere egriff maßgebend ſein— weſentlich iſt immer, daß das Vorbild bei der Mimikry eine ganz paſſive Rolle ſpielt. 1 5 An der Tatſache ſelbſt, d. h. an der manchmal geradezu ver⸗ blüffenden Aehnlichkeit zwiſchen Original und Nachahmer kann man nicht zweifeln. So ſind 3. B. die Flügel der indiſchen Tag⸗ falter überhaupt nicht von Blättern zu unterſcheiden. Sie zeigen nicht nur die Blattadern, ſondern täuſchen ſogar Frasſtellen vor. Man traut ſeinen Augen nicht, wenn die Flügel aufgeſchlagen werden und dann ſtatt der täuſchend nachgeahmken Blaftſeite die leuchtenden Farben der Oberſeite ſichtbar werden. Auch in der heimiſchen Tierwelt kann man ſehr viele Beiſpiele dieſer Art finden. So ſehr man aber von dem Vorhandenſein der Mimikry all⸗ gemein überzeugt iſt, ſo wenig herrſcht über die Frage der Ent⸗ ſtehung und der Bedeutung der Mimikry Uebereinſtimmung. Man fand z. B. auffallende Aehnlichkeiten zwiſchen Tieren, die in räumlich weit auseinanderliegenden Gebieten, ja in ganz anderen Erdteilen leben, ſodaß man hier von irgend einem Vorteil der Mimikry kaum ſprechen kann. In anderen Fällen mußte man ſogar feſtſtellen, daß nicht etwa ein Vorteil, ſondern ein Nachteil durch die Mimikry entſtand. Und auch das Schulbeiſpiel von der Mimikryu vieler Schmetterlinge, die ſich durch äußere Anpaſſung an die un⸗ ſchmackhaften Arten gegen die Vögel angeblich ſchützen, hielt näheren achprüfungen nicht recht ſtand. Proſeſſor Dr. Janſon zieht alſo den Schluß, daß das Problem der Mimikry heute weniger geklärt zu ſein ſcheint, als je ſeit der Entdeckung. Die meiſten Natur⸗ forſcher ſuchen ſich den Verlauf und die Entſtehung der Nach⸗ ahmung etwa wie folgt zu erklären. Daß dem Träger der Mimikry Nutzen aus dem Trachtkleid erwächſt, iſt in vielen Fällen nicht zu beſtreiten, in anderen zweifelhaft. Man kann aber davon ausgehen, daß irgend einer der Vorfahren eines durch Mimikry gezeichneten Tieres, etwa eines Schmetterlings, für ſich eine Uebereinſtimmung erwarb, die ihm irgend einen Vorteil gewährte. Dieſe Sonderheit hat ſich dann in einzelnen Fällen weiter vererbt und iſt in anderen Fällen verloren gegangen, weil der oder die Träger einen Gebrauch davon machten. Eine genauere Vorſtellung kann man ſich von dieſem Entwicklungsprozeß aber nicht machen, ebenſo ungeklärt iſt die Frage der Entſtehung. Man führt ſie auf beſondere Einwir⸗ kungen der Beleuchtung oder der Temperatur, überhaupt auf Reize zurück, die von der Außenwelt her wirken. Aber auch hier tappt man ziemlich im Dunkeln. Man weiß im Einzelnen nicht, ob und wie Farbe und Form durch einen Wechſel der Ernährung, der Beleuchtung oder der Erwärmung beeinflußt werden. Eine andere Erwägung vermehrt das Rätſelhafte. Die Aehn⸗ lichkeiten in Farbe, Zeichnung und Form geben ſich als ſolche nur dem Menſchenauge zu erkennen, während ihre Bedeutung als Schutzmittel doch darauf beruht, daß ſie auch vom tieriſchen Auge geſehen werden. Dies trifft aber nach unſerer Kenntnis der Dinge nicht zu. Weitaus die meiſten Tiere ſind viel kurzſich⸗ tiger als die Menſchen und ſehen deshalb zweifellos nicht einmal die leuchtenden Bänder und Farbenflecke auf den Flügeln der Schmetterlinge. Noch viel weniger kann alſo die Nachbildung und Uebereinſtimmung in ganz geringfügigen Einzelheiten für das tieriſche Auge in Betracht kommen. Und ferner: Weiß z. B. der Kiefernſchwärmer, der aufgeſcheucht. raſch einen ſchützenden Baum⸗ ſtamm ſ oder weiß die Raupe des Birkenſpanners, die ein dürres Aeſtchen vortäuſcht, daß ihnen die Mimikry einen Schutz ge⸗ währt? Auch darüber liegt noch oöslliges Dunkel. Wir kennen nur die Tatſachen und von ihnen gilt dasſelbe wie von vielen anderen Problemen. Wir müſſen offen eingeſtehen, daß wir ſie nicht zu löſen vermögen und wir können nur hoffen, daß es uns in Zu⸗ kunft gelingt. 85 3. Seite. Nr. 457 Der Vertreter der Kolonialwarenhändler ſtellte feſt. Freitag, den 3. Oktober 1923 eunngeimet Geuerai-Anzeiger(Miitag⸗Ausgabe) Mannheims Bedarſsverſorgung Hünſtige Nusſichten für die Eindeckung mit Winterkartoffeln— Samstag und Montag weitere Preiserhöhungen im Bäckergewerbe— Sroße Erregung in der verbraucherſchaft wegen der Juckerpreisgeſtaltung Preisprüfungskommiſſion fand ſich geſtern nach⸗ mittag nach vierzehntägiger Pauſe wieder zu einer Sitzung zuſam⸗ men, die der neugeſtärkt aus dem Erholungsurlaub zurückgekehrte Dorſitzende, Regierungsrat Dr. Hofmann, mit dem Hinweis auf die inzwiſchen bekanntgegebenen Indexziffern eröffnete, die die rapide Zunahme der Teuerung veranſchaulichen. Es wurde ſeither mit Recht bemängelt, daß das Statiſtiſche Landesamt die Indexziffer für Baden Ihne Bekleidung berechnete. Dieſe Unzulänglichkeit iſt jetzt beſeitigt. Zum erſtenmol iſt die Teuerungszahl mit Bekleidung herausgekom⸗ men. Der am. 1. Oktober errechnete Mannheimer Index von 45 333 716 mit Bekleidung iſt infolge des neuerlichen Markſturzes längſt überholt. Da ein Generaldebatte nicht gewünſcht wurde, ging man zur Erörterung von Einzelfragen der Mannheimer Bedarfs⸗ verſorgung über. Zunächſt wurde vom Vorſitzenden die Kartoffelverſorgung zur Diskuſſion geſtellt. Dr. Hofmann ſtellte einleitend feſt, daß die Zufuhr beſſer geworden iſt. Größere Mengen Kartoffeln ſind eingetroffen, weitere größere Mengen ſind angekündigt. Die Kar⸗ toffelverſorgung mache keine großen Sorgen mehr, da die Kredit⸗ ſrage durch das liebenswürdige Entgegenkommen der Reichsbank unter Vermittlung des Bürgermeiſteramts einigermaßen befriedigend gelöſt wurde. Man dürfe alſo, vorausgeſetzt, daß keine außergewöhn⸗ lichn Verhältniſſe eintreten, beruhigt in die Zukunft ſchauen. Durch den Vertreter der Markthändlerſchaft wurde beſtätigt, daß bie Kartoffelzufuhren ſeit etwa acht Tagen zufriedenſtellend ſind. Die kleinen Zufuhren auf dem Waochenmarkt ſeien auf das ziemlich ſtorke Nachlaſſen der Nachfrage zurückzuführen. Mehrere Händler hätten es deshalb vorgezogen, nicht mehr auf den Markt zu kommen. Die Nachfrage auf dem geſtrigen Wochenmarkt konnte voll befriedigt werden. Die durch das Preisprüfungsamt in der Preſſe veröffent⸗ lichten Zahlen ſtimmten mit den Verkaufspreiſen überein. Die Mei⸗ nung in Hausfrauenkreiſen, daß die bekanntgegebenen Preiſe mit der Wirklichkeit nicht übereinſtimmten, ſei offenbar darauf zurück⸗ zuführen, daß die Straßenhändler außerhalb des Ringes und in folgedeſſen weſentlich teurer ſeien. Ein Gewerkſchaftsführer bemerkte, er vermöge nicht reſtlos die optimiſtiſche Auffaſſung des Vorſitzenden bezüglich der Kartoffelverſorgung zu teilen. Bei der in den letzten Tagen einge⸗ ketenen Beſſerung habe zweifellos die Preisbildung eine gewiſſe Rolle geſpielt. Von einer genügenden Belieferung der Bevpölkerung könne man heute noch nicht ſprechen. Die Tatſache, daß auf dem Markte nicht genügend Kartoffeln zum Verkauf gelangten, müſſe befremden. Er bitte die Händler, nach wie vor dafür zu ſorgen, daß genügend Kartoffeln vorhanden ſeien, denn die Szenen, die ſich auf den letzten Wochenmärkten ereigneten, ſeien grauenerregend geweſen. Es ſei außerordentlich erfreulich, daß durch die Anregung des Bürgermeiſteramts der Kartoffelgroßhandel mit dem nötigen Kredit verſehen würde. Es müſſe zugleich aber auch die Frage auf⸗ geworfen werden, inwieweit Sicherungen getroffen ſind, daß die mit dieſem Kredit gekauften Kartoffeln auch reſtlos der Mannheimer Be⸗ völkerung zugeführt werden. Jedenfalls möchte er anregen, in bezug auf die Verteilung der Kartoffeln einen Modus zu ſuchen, der die vorjährigen Beſchwerden verhindert. Es wäre ferner angebracht, zu erwägen, inwieweit Einrichtungen zur Eindeckung der Privathaus⸗ haltungen getroffen werden können. Eine beſtimmte Menge Kar⸗ toffeln müſſe für die ärmere Bevölkerung bereitgehalten werden, die nicht in der Lage ſei, größere Mengen einzukellern. Weiter möchte er wiſſen, ob die ſtädtiſche Behörde ſich einen gewiſſen Ein⸗ fluß auf die Preisbildung geſichert habe. Der Vorſitzende teilte mit, daß eine hieſige Induſtriefirma, die größere Mengen Kartoffeln gegen Lieferung von Düngemitteln erhalte, in der Stadt vier Verkaufsſtellen für jedermann eingerichtet habe. Bezüglich der Preisgeſtaltung muß Dr. Hofmann zugeben, daß die Preiſe ungeheuer hoch ſind. Leider ſei der Ein⸗ fluß der örtlichen Stellen auf die Erzeugergebiete recht gering. Es ſei keine Möglichkeit vorhanden, von hier aus die Erzeugerpreiſe zu beeinfluſſen. Staatsanwaltſchaft, Wucherpolizei und Preisprü⸗ fungsamt bleibe nichts anderes übrig, als wie bisher die Preiſe daraufhin zu prüfen, ob übermäßiger Gewinn oder Kettenhandel vorliege, ob die Ware vom Erzeuger über Groß⸗ und Kleinhändler zum Verbraucher gehe oder ob ſich preisverteuernde Elemente da⸗ zwiſchen ſchieben. Der Gewerkſchaftsführer meime, die Kar⸗ toffelgroßhändler müßten eidesſtattlich verpflichtet werden, mit den Kartoffeln, die ſie mit den eingeräumten Krediten einkaufen, die Mannheimer Bevölkerung zu verſorgen. Er möchte weiter fragen, ob auch der Konſumverein dieſe Kredite bekomme, damit er ſeine Mitglieder in ausreichendem Maße mit Kartoffeln beliefern könne. Es ſei doch eigentümlich, daß durch die Preſſe die Nachricht gehe, daß der engliſche Markt mit deutſchen Kartoffeln überſchwemmt werde. Die engliſchen Bauern ſeien, ſo heiße es in der Meldung weiter, an ihre Regierung mit der Forderung herangetreten, dieſem deutſchen Dumping einen Riegel vorzuſchieben. Dr. Hofmann erwiderte, es liege kein Grund vor, den Konſumverein von der Kreditgewährung auszuſchließen. Der Vertreter der Wucherpolizei gab bekannt, daß hier eine Großhandelsfirma feſtgeſtellt wurde, die Kartoffeln nach Bri⸗ tiſch⸗Indien ſchickt. Dieſe Kartoffeln ſtammen aber nicht aus Deutſchland, ſondern aus Polen und Oeſterreich. Der betreffende Großhändler habe die Aufkaufserlaubnis bekommen, aber um die Mannheimer Kartoffelverſorgung bemühe er ſich nicht im geringſten. Strafrechtlich ſei dagegen nichts zu machen. Man könne ihm höch⸗ ſtens die Aufkaufserlaubnis entziehen, wenn er ſie nicht ausnüße. Es ſei möglich, daß die polniſchen Kartoffeln über Deutſchland nach England gehen und deshalb deutſche Kartoffeln heißen. Der Ge⸗ werkſchaftsführer wandte ſich mit ſcharfen Worten gegen das Verhalten des Großhändlers. Wenn man von öſterreichiſchen Karoffeln ſpreche, ſo möchte er ein großes Fragezeichen dahinter machen. Wer gebe die Sicherheit, daß der Kartoffelgroßhändler zu dieſen angeblichen polniſchen und öſterreichiſchen Kartoffeln nicht auch deutſche ausführe? Jedenfalls ſei er der feſten Ueberzeugung, daß der Großhändler erſt die ausländiſchen Kunden befriedige, weil ihm dort ein größerer Profit winke. Hier müßte die Wucherpolizei rückſichtslos zugreifen. Derartige Leute verdienten keine Rückſicht. Ein Vertreter der Landwirte vertrat die Anſicht, daß der Kar⸗ toffelgroßhändler infolge des Sinkens der Mark gar nicht in der Lage ſei, die aus Polen und Oeſterreich bezogenen Kartoffeln hier zu verkaufen. Der deutſche Bauer werde kaum deutſche Kartoffeln nach dem Auslande verkaufen. Die gegenwärtigen Kartoffelpreiſe ſeien nicht zu hoch, wenn man bedenke, daß der Bauer die Dinge, die er einkaufe, in Goldmark bezahlen müſſe. Von Hausfrauenſeite wurde darauf hingewieſen, daß der Großhändler doch deutſches Geld nach dem Auslande verſchicken müſſe, wenn er Kartkoffeln beziehen wolle. Es iſt nicht möglich, auf einmal das notwendige Quantum Kartoffeln einzukellern, weil die Bauern nicht die ganze Menge auf einmal hergeben. Ein Arbei⸗ tervertreter bemerkte, es müſſe feſtgeſtellt werden, ob der Großhändler ſtädtiſche Gelder zum Ankauf von Kartoffeln erhalten habe. Der Vauer verkaufe nur ſoviel Kartoffeln, als er notwendig habe. Der Grund, warum das Kartofſelangebot auf dem Markte zu wünſchen übrig laſſe, ſei die ſchärfere Kontrolle im Gegenſatz zum Straßenhandel. Ein VPertreter des Kleinhandels ſtellte feſt, daß von den Kartoffelkrediten kein Pfennig verloren geht. Selbſt der Gewinn fließe reſtlos in die Stadtkaſſe. Die Landwirte ſollten veranlaßt werden, die Erzeugniſſe wertbeſtändig in die Stadt zu liefern. Der Vertreter der Merkthändlerſchaft bemerkte, zu Befürchtungen liege kein Anlaß vor. Im Laufe der nächſten Woche werde eine ziemlich ſtarke Kartoffelonfuhr einſetzen. Schon ſeit einigen Tagen kämen täglich—7 Waggons hier an. Am letzten Montag mußte um 1 Uhr noch ein erhebliches Quantum vom Markt weggefahren werden. Am Dienstag waren auf dem Neckarmarkt ebenfalls ziemlich viel Kartoffeln. ebenſo am Mittwoch auf dem Luiſenmarkt. Auf dem Bahnhof würden die Kartoffeln von den Ver⸗ brauchern zentnerweiſe aufgekauft. Auch dieſer Umſtand trage zum Nachlaſſen der Nachfrage bei. Der Vorſitzende ſchloß die Aus⸗ ſprache mit der Aufforderung an die Wucherpolizei, bei der Firma, die artoffeln ins Ausland liefert, Feſtſtellungen nach der Richtung zu machen, ob ſie ſtädtiſchen Kredit in Anſpruch genommen hat. Wenn dies der Fall ſei, müſſe rückſichtslos durchgegriffen wer⸗ den, weil es Aufgabe der hieſigen Händler ſei, die hieſige Bevölke⸗ rung mit Lebensmitteln zu verſorgen. Die Brotverſorgung veranlaßte ebenfalls eine eingehendere Erörterung. Dr. Hof⸗ mann ſtellte feſt, daß die allgemeine Verſorgung vorläaf'g noch beſtehen bleiben wird, weil man nicht weiß, wie ſich die Verhält⸗ niſſe geſtalten werden. Ein Vertreter der Bäckerinnung führte aus, die Kreditfrage ſei in der Weiſe geregelt, daß die Bäckergenoſſenſchaft Bürgſchaft mit wertbeſtändigen Kreditör»ſen geleiſtet habe, auf die die Reichsbank vier Wochen Kredit gewähre Es drehe ſich in dieſer Frage nicht allein um die Bäckermeiſter, ſondern auch um die Mehlgroßhändler, die ſich von der Genoſſen⸗ ſchaft nicht an die Wand drücken laſſen; wollten. Von dem 6 Billionen⸗Kredit, der auf Baden entfalle, käme auf jeden Bäcker⸗ meiſter ein Zentner Roggenmehl zum Preiſe von 3,3 Milliarden je Doppelzentner. Die Mühlen ſeien dazu übergegangen, den Mehl⸗ richtpreis auf 3,9 Milliarden feſtzuſeßen. Die erſt ſeit geſtern gültigen neuen Preiſe der markenfreien Backwaren ließen ſich ſchon nicht mehr halten. Die Bäckerinnung hätte für einen Zweipfundlaib Roggenbrot anſtatt 29 Mill. ungefähr 33 Mill. nehmen müſſen. Ebenſo wäre die Innung gezwungen, für ein Brötchen 2,5 anſtatt 2 Mill. zu nehmen. Am Samstag müſſe ein neuer Aufſchlag erfolgen. Der Verbrauch des Marken⸗ brotes nehme auffallend ab. Die Verbraucher gingen immer mehr zur markenfreien Ware über. Das Kommunalver⸗ bandsbrot werde von Montag ab etwa 22 Millionen koſten. Die Markenbrotverſorgung ſoll noch etwa 4 Wochen aufrecht erhalten werden. Das Kommunalverbandsmehl wird genau den gleichen Preis wie die markenfreie Ware haben. Wahrſcheinlich wird man in Mannheim kein Pfund Mehl unter 20 Mill. Mark erhalten. 4 Ausſchuß für volksmuſikpflege 5 I. Symphonie⸗Konzert. Es ſollen im Auftrag der Stadtgemeinde vier S mphonie⸗Kon⸗ zerte ſtatifinden Das erſte dieſer Reihe, eingeführt von Karl Eberts, geleitet von Michael Balling, Generalmuſikdirektor in Darmſtadt, ausgeführt von dem geſamten Nationaltheater⸗Orcheſter gab uns Brahms und Reger in ſolch edler Form, daß es an der Aus⸗ führung nicht liegen kann, wenn die Hörer mehr Staunen als Freude bezeugten. Die vierte Symphonie des norddeutſchen Meiſters, vor ſchier dreißig Jahren ließ uns in jedem Fall erkennen, welche große Begabung Michael Valling aus dem kleinen Darmſtadt mitgebracht hatte. Da dieſer Künſtler von anerkanntem Rang meines Wiſſeng in Mannheim noch niemals zu Gaſte war, obwohl ſeit 1913 in Darmſtadt wohnhaft, ſo müſſen wir wohl etwas zurückgreifen, um aus ſeinem Lebenslaufe ſeine Eigenſchaften abzuleiten. Michael Balling iſt aus dem Lande Unterfranken; in Würzburg ſtudierte er unter Hermann Ritter und wurde ein rechter„Ritter⸗Bratſcher“. de Er erwuchs im Orcheſter: in Mainz und Schwerin, arbeitete ſich ehrlich herauf und wurde 1. Kapellmeiſter zu Lübeck und Bres⸗ lau, alsdann Nachfolger Mottls in Karlsruhe. Seinen Namen gewann er in Bayreuth, vornehmlich als Parſifal⸗Leiter. Jängere Aufenthalte im Auslande und neuerdings wieder in unſerer Nähe, in Darmſtadt. Aus dieſer Slizze entnehmen wir bereits die erſte Eigenſchaft des Dirigenten: er kennt das Orcheſter aus langer Praxis. Er hat Geiger⸗ Jaukafie, er vermittelt dem Streichquartett die richtigen alten Strich⸗ arten(die für Brahms wichtig ſind) und hat die Vorzüge des aus eigener Kraft Künſtlers; natürliches Tempera⸗ ment und deutſches Weſen ſind ſein Eigen; er dirigiert nicht ſchön“, er hat keine Mätzchen. Aber wie er uns den langſamen Satz der Symphonie auslegte, dies war das große zu Herzen gehende Er⸗ lebnis des Abends. Und wie unſer Orcheſter klang, wie hier alles harmonierte! Es war herrlich! Den Schluß machte die akademiſche Feſtoubertüre von Brahms. Vorher ſang Frau Jane Freund⸗Nauen in ihrer gediegenen, warm empfundenen und ſtimmfriſchen Weiſe einen neuen Reger: Hölderlins Ode an die Hoffnung. Es iſt ein altes Werk, außer⸗ Irdentlich ſchön orcheſtriert, aber ungewöhnlich ſchwer zu ſingen. Veim nächſten Hören werden wir an dieſem„letzten“ Reger unſere ae Freude haben; geſtern war der Genuß noch erdgebunden. Aber dafür kann Max Reger nicht! A. Bl. ſtenſt und Wiſſenſchaſt Die Areibnrcar Münter Fenſter ſind ſeit geraumer Zeit ein d banger Sorge und Erregung für alle Freunde alter hei⸗ er Kunſt und Kultur in der ſchönen Breisgauſtadt. Die in der uptſache aus dem ausgehenden Mittelalter ſtammenden Glas⸗ emülde dieſer Fenſter trugen nicht nur weſentlich zur Schaffung einer weihevollen Andachtsſtimmung in dem ehrwürdigen Gotteshauſe bei, ſondern beſaßen auch als ſeltene Denkmäler alter deutſcher Werkkunſt vinen hohen Wiſſenſchaftlichen Wert, von jhrem materjellen Wert Während des Krieges mußten ſie wegen der Fliegergefahr entfernt werden, und dieſer Anlaß ſollte benutzt wer⸗ den, um eine durchgreifende Reinigung bezw. Wiederherſtellung der koſtbaren Fenſter vorzunehmen. Daß eine ſolche Arbeit die größte Sorgfalt, feinſtes Verſtändnis, gediegene Sachkenntnis und lechni⸗ e ee eines Fachmannes erfordert, liegt 0 der Hand. Leider ganz zu ſchweigen. aben alle Kenner ſich inzwiſchen überzeugen müſſen, daß der Frei⸗ urger Glasmaler Profeſſor Geiges der großen Aufgabe nicht wachſen waͤr, und daß bei allem güten Willen, den er gewiß hatte, eine Wiederherſtellung an vielen Punkten einer Zerſtö⸗ rung br e Kunſtſchätze gleichkommt. Gründliche Kenner des früheren Zuſtands müſſen mit Schmerz wahrnehmen, daß die bis jetzt„wiederhergeſtellten“ Fenſter den echten urſprünglichen Charak⸗ ter verloren, den größten Teil ihrer ſeune ee 2. eingebüßt haben, nielfach durch die neue Zuſammenſetzung ihrer Teile willkür⸗ lich verändert und prächtiger Einzelſtücke beraubt ſind, an deren Stelle der Reſtaurator ſeine neuen Arbeiten geſetzt hat, die techniſch und künſtleriſch weit hinter den alten Stücken zurückbleiben. Nach⸗ m das in der vorjährigen Verſommlung des Münſterbauvereins ausgeſprochene Verlangen, Herr Geiges möge einen rechtfertigenden Bericht über ſein Verhalten erſtatten, unerfüllt geblieben iſt, haben die Maler und Bildhauer Oberbadens und die Freiburger Ortsgruppe des Deutſchen Architektenbundes an das Erzbiſchöfliche Ordinariat eine ausführliche Denkſchrift gerichtet, die in die Bitte gipfelt, dieſer „Wiederherſtellungsarbeit“ Einhalt zu tun, und damit einen Teil wenigſtens der unerſetzlichen Schätze vor dem Untergang zu retten. Eine Handels-Hochſchulwoche in Leipzig. Die Geſellſchaft der Freunde der Handels⸗Hochſchule Leipzia veranſtaltet in der Zeit vom 1. bis 6. Oktober eine Handels⸗Hochſchulwoche. Bekannte Dozenten und erfahrene Praktiker halten Vorträge und Vorleſungen. Im Mit⸗ telpunkte der Veranſtaltungen ſtehen die wirtſchaftlichen Fra⸗ aen der Gegenwart. Sowohl volkswirtſchaftliche wie privat⸗ wirtſchaftliche Fragen werden in den einzelnen Vorträgen eerörtert. Beſonderes Intereſſe verdient in der gegenwärtiagn Zeit unſerer Wäh⸗ rungsumſtellung der Vortrag des Prof. Dr. Prion aus Köln über den Goldkreditverkehr. Unter den vprivatwiſſenſchaftlichen Themen ſeien„Abſchreibungen und Steuern“.„Die Erfaſſung von Selbſt⸗ koſten durch Ausgeſtaltung der Betriebsbuchführunga“, und„Wert⸗ beſtändige Verſicheruna“ genannt. Von allgemeinem Intereſſe ſind die Abendvorträge: der frühere deutſche Botſchafter in Moskau und jetzige Univerſitätsprofeſſor Geh. Legationsrat Prof. Dr. Wieden⸗ feld ſpricht über„Deutſchruſſiſche Handelsbeziehungen“. Diplom⸗ Ingenieur Schmidt. Direktor des Mitteldeutſchen Braunkohlen⸗ ſundikats bält einen Vortrag über„die Mitteldeutſche Braunkohlen⸗ geſellſchaft“. der mit der Vorführung des ſehr inſtruktiven neuen Braunkohlenfilms verbunden iſt. Auch der Lichtbildervortrag von Dr. Haſſelmann über den Wiederaufbau der deutſchen Han⸗ delsflotte und von Direktor Sachſenberg übder den Luftverkehr und ſeine Beziehungen zum Handel, erwecken großes Intereſſe. Unter den volkswirtſchaftlichen Vorträgen ſeien u. Schultze„das deutſche Wirtſchaftsſchickſal“ und Dr. Lüttke„Ex⸗ portmöglichkeiten der deutſchen Induſtrie“ genannt. a. Prof. Dr. Ernſt! daß die Reichsgetreideſtelle Mannheim als lie erungsbedürftig für Oktober erklärt hat. Die Mehllieferung für Oktober iſt deshalb ſichergeſtell.. Der Kommunalverband werden den höheren Brot⸗ preis länger halten müſſen, als der Bäcker, der freies Mehl kaufe, weil die Preisgeſtaltung für die Bäcker Dünſtiger ſei. Auf eine An⸗ frage erwidert der Vertreter der Bäckerinnung, der Brotpreis ſei in Stuttgart billiger, weil ſich dort das Reichsgetreidemehl billiger als in Mannheim ſtelle. Außerdem werde in Stuttgart der Bäckergeſelle ſchlechter als in Mannheim ein Dienſtmädchen ent⸗ lohnt. Wenn die Dollarhauſſe nicht gekommen wäre, wäre in dieſer Woche das markenfreie Brot billiger geweſen als das Markenbrot. Der Gewerkſchaftsführer bemerkte, es ſei ihm unver⸗ ſtändlich, daß der hieſige Brotpreis damit begründet werde, daß die Kohlen teurer als anderwärts ſeien. Die Zuckerverſorgung wurde alsdann zur Debatte geſtellt. Regierungsrat Dr. Hof⸗ mann wies einleitend darauf hin, daß die Preisgeſtaltung große Erregung in der Bevölkerung hervorgerufen hat. Das Preisprü⸗ fungsamt wird mit Beſchwerden beſtürmt. Infolge der wöchentlichen Aenderung des Zuckerpreiſes kann es vorkommen, daß Zucker zum Preiſe von 2,8 Mill. ausgegeben wurde, während er heute auf die gleiche Marke 26,5 Mill. Mark koſtet. Es iſt begreiflich, daß ſich die Verbraucher über derartige Preisunterſchiede aufregen. Da: Preisprüfungsamt kann nicht viel helfen, die Stadtverwaltung auch nicht, weil die Stadt lediglich nur noch die Marken auszugeben hat. Alles andere iſt reichsgeſetzlich geregelt und geht iber die Landes⸗ regierung. Vom 15. Oktober ab iſt die Zuckerverſorgung völläig frei. Es wird nur noch eine Marke zusgegeben. Der Vertreter des Kolonialwaren⸗Kleinhandels bemerkte, die Preistaktik, die in den letzten Monaten bei der Zuckerverſorgung geübt wurde habe ſelbſt in ſeinen Kreiſen Kopfſchüttela erregt. Der zu billige Preis habe die jetzigen Zuſtände ervorgerufen. Der Reichszuckerbeirat habe ſich von der Notlage der Zuckerfabrikanten überzeugen laſſen müſſen. In der Woche vom 23. bis 29. Sepf. wurde der Zuckerpreis auf 19 Mill. erhöht. Dieſer Preis wurde von den hielgen Geſchäften aber nicht akzeptiert, weil keine Un⸗ ruhe in die Bevölkerung getragen werden ſollte. Für die Woche vom 1. bis 6. Oktober wurde der Preis auf 23 Mill. erhöht. Von 2,8 bis zu 26 Mill. iſt ein großer Schritt, aber der Preis mußte von Dienstag ab notgedrungen genommen werden. Bei der neuer⸗ lichen Entwertung der Mark habe der Preis von 8,8 Mill. un⸗ möglich gehalten werden können. Die Verbraucher hätten vorige Woche genügend Zeit zur Abnahme des Zuckers gehabt. Das bis⸗ herige Syſtem werde zur Sicherſtellung der Zuckerverſorgung dei⸗ behalten werden. 20—30 Proz. des Zuckerbedarfs liege noch in den Geſchäften. Bis Mitte November werde kein Gramm Zucker nach Mannheim kommen. Von einer Vertreterin der Hausfrauen wurde darauf hir⸗ gewieſen, daß man im Konſumverein den Zucker auf die aite Marke noch zu 8,8 Mill. bekommt, worauf der Vertreter der Kolonial⸗ waren⸗Kleinhändler erwiderte, wenn der Konſumverein noch zu dieſem Preiſe verkaufe, ſo lege er bei jedem Pfund 20 Mill. Mark zu. Einige Firmen hätten ſchon vorige Woche 19 Mill. genommen. Der Vertreter des Konſumvereins beſtätigte, daß bei 8,8 Mill. Geld draufgelegt wird. Aus der weiteren Aus⸗ ſprache ergab ſich, daß die ärgerniserregende Preisgeſtaltung durch die zu zögernde Abnahme des Zuckers mit verſchuldet worden iſt. Von Hausfrauenſeite wurde mit Recht darauf erwidert, doß die Hausfrau auch noch andere Dinge als Zucker einzukaufen habe. Nicht am böſen Willen, ſondern am Mangel an Geld habe es ge⸗ —— daß der Zucker nicht vorige Woche vollſtändig abgenommen wurde. Die Fleiſchverſorgung wurde vom Vorſitzenden nur kurz geſtreift. Das einzig erfreuliche in der Reihe von uner⸗ freulichem ſei der in Woche eingetretene Fleiſchpreis⸗ abſchlag. Ob dieſer Abſchlag von langer Dauer ſei, ſtehe aller⸗ dings auf einem andern Blatt. Die Stadtverwaltung ſei an das Miniſterium mit dem Erſuchen herangetreten, gegen die in⸗ direkten Ausfuhrverbote Bayerns und Würt⸗ tembergs Schritte zu unternehmen. Die Stadtverwaltung werde darauf beſtehen, daß in den Nachbarſtaaten die Viehverſorgung wie im übrigen Reich nach den reichsgeſetzlichen Beſtimmungen durch⸗ geführt werde. Zum Schluß wurden die kroſlloſen Verhältniſſe im Schuhmachergewerbe kurz beſprochen. Die Preiſe für Schuhreparaturen ſind ſeit der letzten Sitzung in einer erſchreckenden Weiſe in die Höhe geſchnellt. Seit geſtern koſten Herrenſohlen und Fleck aen Mill.(bis⸗ her 341,6 Mill.), genäht 563 Mill., Damenſohlen und Fleck genagelt 379,6, genäht 445,7 Mill. Der Vertreter der Schühmacher⸗ Innung führte aus, die Innung habe ſich mit dem Gedanken getragen, bei der Preisberechnung zum Schlüſſelſyſtem über⸗ zugehen. Es ſei aber im Schuhmachergewerbe nicht anwendbar, weil damit weder dem Publikum noch dem Gewerbe gedient ſei. Eine große Anzahl„Schuhmachermeiſter iſt ſchon dazu über⸗ gegangen, vom Publikum das Leder mitbringen zu laſſen. Die Kapitalkraft der Schuhmacher iſt dermaßen geſchwunden, daß das Leder täglich eingekauft werden muß. Der Arbeitslohn macht bei Herrenſohlen und Fleck genäht allein 157,5 Mill. aus. Das Leder koſtet 192,5 Mill. Dazu kommen 50 Proz. Geſchäftsunkoſten, 15 Proz. Gewinn und 2 Proz. Umſatzſteuer. Nach dem Schlüſſel⸗ ſyſtem hätten geſtern Herrenſohlen und Fleck 611 Mill. M. koſtet, während in Wirklichkeit 475 Mill. verlangt wurden. Die troſtloſe Lage im Schuhmachergewerbe illuſtriert am beſten die Tat⸗ ſache, daß 25 Proz. der Kleinmeiſter beſchäftigungslos ſind und die Gehilfen nur noch zwei Tage in der Woche arbeiten. Seh. Staoͤtiſche Nachrichten Ein Beitrag zur ſtädtiſchen Getränkeſteuerordnung Von einem hieſigen Juriſten, der ſich viel mit Steuer⸗ ſachen zu beſchäftigen hat, erhalten wir folgenden Beilrag zu der viel beſprochenen Getränkeſteuerordnung und der dazu erlaſſenen ſtädtiſchen Bekannt⸗ machungen: Angeſichts der Beunruhigung, welche die öffentli Bekannt⸗ machungen zur Getränkeſteuer⸗Verordnung in die in—4 menden Kreiſe der„Selbſtverbraucher“ hineingetragen haben, dürfte es ſich verlohnen, dieſe einer Prüfung auf die Berechtigung ihres Inhalts zu unterziehen, ſoweit die Steuerpflicht der„Selbſt⸗ verbraucher“ in Frage kommt. Von dem ſtädtiſchen Steueramt habe ich mir, um den authentiſchen Text zu erhalten, ein Druckexemplar der„Steuerordnung der Stadt Mannheim über die Getränkeſteuer“ aushändigen laſſen; dieſe Steuerordnung beſagt nun folgendes: Im§ 1 wird als„Gegenſtand der Steuer“ der örtli„ brauch von Wein uſw. bezeichnet. »Nach§ 5 iſt zur Entrichtung der Steuer v i ſteuerbare Getränke von auswärts 25 m Ses brauch bezieht. Die Steuerſchuld entſteht, wenn Getränke eingeführt werden, bei der Ein⸗ Nach§ 6 ſind die von auswärts zum Selbſtverbra eingebrachten Getränke vom Verbraucher alsbald Eiw gang, ſpäteſten innerhalb dreier Tage, anzumelden. Nach§ 12 ſollen die mit Ausweis verſehenen Aufſicht beamten berechtigt ſein, die Betriebs⸗ 5 q u 2 jederzeit zu betreten. eeeeee Nach§ 16 tritt die Steuerordnung mit dem 1. Juli 1923 in Kraft. Hiernach kann es m. E. einem Zweifel nicht underliegen, daß die vom Stadtrat beſchloſſene Steuer eine Verbrauchsſteuer iſt. die mit der Einfuhr de Getränke zur Entſtehung gelangt und zwar ſofern die Einfuhr nach dem Stichtage d. i. der 1. Juli 1928, vor ſich geht. Mit keinem Worte iſt in der Verorbnung zum Ausdruck gebracht oder auch nur angedeutet, daß die Steuer auch auf Vorräte, die am 1. Juli 1923 vorhanden waren, gelegt wer⸗ den ſoll. und daß ſolche Vorräte zur Anmeldung zu bringen ſeien. Dieſe Veſchränkung hat ihren auten Grund in den beſtehenden geſetzlichen Vorſchriften. Hätte die Steuerordnung vorhandene Vor⸗ räte ſchlechthin mit Steuer belegt, ſo würde dies eine Beſteuerung ———P 1 * 4. Seite. Nr. 457 —— Mannheimer Geneiai-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) —— Freitag, den 5. Okkober 1923 des Vermögens bedeutet haben; dieſe iſt jedoch, wie die des Ein⸗ kommens, dem Reiche vorbehalten, den Gemeinden entzogen. § 14 des Finanzausgleichsgeſetzes vom 23. 6. 1923(R. G. Bl. S. 483 ff.), auf Grund deſſen die Steuerordnung beſchloſſen iſt, ermächtigt demgemäß die Gemeinden auch nur, mit Genehmigung der Landes⸗ regierung Steuern auf den örtlichen Verbrauch von Wein u. dgl. zu erheben. M. E. entbehren daher die an die Selbſtverbraucher ge⸗ richteten öffentlichen Aufforderungen zur Anmeldung und Ver⸗ ſteuerung der Wein⸗ uſw. Vorräte ſchlechthin jeder geſetzlichen Grundlage; der Verſuch, die geforderte Anmeldung durch An⸗ drohung einer Hauskontrolle zu erzwingen. iſt unzuläſſig. Be⸗ dauerlich iſt nur, daß die ſtädtiſchen Behörden, welche derartige Aufforderungen und Bekanntmachungen erlaſſen, ſich damit in Widerſpruch zu den geſetzlichen Beſtimmungen und der von ihnen ſelbſt ausgearbeiteten Steuerordnung ſetzen und dadurch die mit Steuern und ſteuerlichen Aufgaben ohnehin überreichlich belaſteten in Frage kommenden Kreiſe der Bepölkerung unnödtig und ohne Rechtsgrundlage weiter beunruhigen. Ddie Gasmarken Von der Direktion der ſtädtiſchen Waſſer⸗ Gas⸗ und Elektrizitätswerke erhalten wir folgende Zuſchrift: Nachdem der Andrang zum Kauf der Wertſcheine(Goldmark) der Waſſer⸗, Gas⸗ und Elektrizitätswerke nachgelaſſen hat, werden dieſe Wertſcheine bis auf weiteres ſowohl in den Verkaufsſtellen der Stadt, wie an der Kaſſe der Werke auch in größeren Mengen, d. bis zu 50 Stück, an die einzelnen Verbraucher abgegeben Eine Ein⸗ ſchränkung muß vorbehalten bleiben für den Fall, daß die Aufzeh⸗ rung des Wertſcheinvorrats dies notwendig machen ſollte. Ausdrück⸗ lich muß darauf aufmerkſam gemacht werden. daß die Wertſcheine nur für Zahlungen an die Werke, ſoweit ſie in den Monaten Oktober und November fällig ſind, benützt werden können. Wertſcheine, die über dieſen Bedarf hinaus von den Verbrauchern gekauft ſind, werden innerhalb dieſer zwei Monate zurückgenommen. jedoch nur zu dem Papiermarkwert, der am aleichen Kalendertag des Vormonats nach dem dort geltend geweſenen Vervielfältiger ſich er⸗ und höchſtens nach dem am Einlöſungstag geltenden Verviel⸗ iger. * Verſetzt wurde Polizeiwachtmeiſter Albert Lanninger in Manndeim zur Polizeidirektion Freiburg. 5 * Grund⸗ und Gewerbeſieuer und Wohnungsabgabe. Durch ein Notgeſetz zum Grund⸗ und Gewerbeſteuergeſetz iſt der Finanz⸗ miniſter ermächtigt worden, für die Grund⸗ und Gewerbe⸗ ſteuer den Zinsfuß für Verzugszinſen und Verzugszuſchläge ſowie für Stundungszinſen anders feſtzuſetzen. Durch Verordnung hat der Finanzminiſter nunmehr die für die Reichsſteuern geltenden Beſtimmungen mit Wirkung vom 9. Oktober auch für die Grund⸗ und Gewerbeſteuer für maßgebend erklärt. Hiernach beträgt vom 9. Oktober 1923 an der Zinsfuß für Ver zugszinſen bis auf weiteres 100 v. H. monatlich, ſtatt bisher 5. v. H. jährlich. Der Verzugszuſchlag von bisher 20 v. H. für den Kalendermonat wird vom 9. Oktober an wie folgt berechnet: Der Betrag der fälligen Zahlung(a) wird zunächſt durch den im Zeitpunkt der Fälligkeit maßgebenden Goldumrechnungsſatz für die Land⸗ abgabe geteilt, der ſich durch die Teilung ergebende Betrag wird dann mit dem im Zeitpunkt der Zahlung maßgebenden Umrech⸗ nungsſatz vervielfacht;(b) der Unterſchied zwiſchen b und a iſt als Verzugszuſchlag zu entrichten. War z. B. der Rückſtand 100 Mil⸗ lionen, der Umrechnungsſatz für die Landabgabe am Tage der Fälligkeit dieſes Rückſtandes 25 Millionen, am Tage der Zahlung 40 Millionen, ſo ſind ſtatt 100 Millionen 160 Millionen zu zahlen; der Verzugszuſchlag beträgt alſo 60 Millionen. Soweit ein Ver⸗ zugszuſchlag erhoben wird, werden Verzugszinſen nicht angeſetzt. Die bei Stundung zu gewährenden Zinſen können die Finanz⸗ behörden künftig bis zu 100 v. H. monatlich feſtſetzen. Nach dem erwähnten Notgeſetz und der Verordnung iſt auch bei rückſtändigen Wohnungsabgabebeträgen der Verzugszuſchlag künftig in der genannten Weiſe zu berechnen und zu erheben. Weitere Erhöhung der Gerichtskoſten. Im Rechtsausſchuß des Reichstags wurde eine dritte Verordnung zur Erhöhung der Gerichts⸗ koſten genehmigt. Demgemäß werden die im§ 11 des Gerichtskoſten⸗ geſetzes beſtimmten Beträge, die bei nichtvermögensrechtlichen An⸗ ſprüchen als Streitwert zu Grunde zu legen ſind. wiederum erhöht. Es ſind nunmehr als Wert des Streitgegenſtandes 15 Milliarden ausnahmsweiſe ein geringerer und böherer Betrag. anzunehmen. Der Reichsindex der Lebenshalkungskoſten für den Sep⸗ lemberdu nitl. Für den Durchſchnitt des Monats Sep⸗ tember berechnet ſich die Reichsinderziffer für die Lebens⸗ ltungskoſten(Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung und leidung) auf das 15millionenfache gegenüber dem 586 000fachen im Durchſchnitt des Monats Auguſt. Die Steigerung beträgt 2460 Prozent. Dem Monatsindex liegen Erhebungen in 71 Ge⸗ meinden an vier Stichtagen des Septembers zugrunde. Außerdem haben noch die Inderziffern vom 27. Auguſt und 1. Oktober zur geſtohlen. Ermittelung der Teuerung in den beiden erſten und den ſechs letzten Septembertagen eine entſprechende Berückſichtigung gefunden. Die Lebenshaltungskoſten ohne Bekleidung ſind im Durchſchnitt des Monats September auf das 13,2millionenfache und die Bekleidungs⸗ koſten auf das 26,5millionenfache der Vorkriegszeit geſtiegen. RNeue Brotpreiserhöhung. In der geſtrigen Sitzung der Preisprüfungskommiſſion wurde bei der Beſprechung der Brotverſor⸗ gung eine Erhöhung des Markenbrotpreiſes angekün⸗ digt. Wie aus der Bekanntmachung des ſtädtiſchen Kommunalver⸗ bandes in dieſer Nummer hervorgeht, erhöht ſich der Preis des Markenbrotes am kommenden Montag auf 22 Millionen 4 für den Dreipfundlaib. Die Bäckerinnung zeigt ebenfalls in dieſer Num⸗ mer die neue Preiserhöhung für die markenfreien Backwaren an. Von morgen Samstag ab koſten das 500 Gramm⸗Weißbrot 33 Mill.(bisher 22 Mill.), das 1000 Gramm⸗ Roggenbrot 40 Mitl.(29 Mill.), das Weißbrötchen 3 Mill.(2 Mill.). Die letzte Preiserhöhung iſt erſt geſtern in Kraft getreten. Veranſtaltungen 5 Aus der Kunſthalle. Im Leſeſaal der Kunſthalle ſind gra⸗ hiſche Arbeiten von Walter Jaco b⸗Worpswede, Hugo Tröndle⸗ Nun chen und Hans Gött⸗München neu ausgeſtellt.— Die An⸗ 75 des Freien Bundes, die bereits früher ihre Mitglied⸗⸗ arten eingelöſt haben, werden gebeten, an der Kaſſe der Kunſt⸗ lle eine freiwillige Nachzahlung zu leiſten, deren Höhe in Ermeſſen des Einzelnen geſtellt werden ſoll. Aus dem Lande *ktarlsruße, 3. Okt. Die Architektur⸗ und Induſtrieausſtellung im Orangeriegebäude in Karlsruhe iſt bis zum 10, Oktober d. Is. geöffnet. Die Ausſtellung bietet nach allſeitiger Aeußerung der Beſucher Hervorragendes. Auch finden in den Abend⸗ ſtunden und wenn es die Verhältniſſe zulaſſen, auch zu anderen Zei⸗ ten funkentelegraphiſche Vorführungen aus faſt allen Ländern ſtatt. Dieſe ſind, wie die Verſuche ſehr gut hörbar und erwecken allfeitiges großes Intereſſe. nter Leitung des Oberregiſſeurs Dreſſel aus Heidelberg werden die Vorführungen mit verſtänd⸗ lichen Vorträgen veranſtaltet. Pforzheim, 4. Okt. Eine blutige Tragödie hat ſich in der Nacht zum Donnerstag im Hauſe des Koloſſeums abgeſpielt Der frühere Kaufmann und jetzige Varieteekünſtler Hans Egon Nüller hatte ſeine Geliebte, die 22jährige Kaſſiererin Lina Höri⸗ zer, und ſich ſelbſt zu töten verſucht. Das Mädchen wollte das Berhältnis mit dem zZöbjährigen Müller wegen deſſen unſicherer Exiſtenzverhältniſſe löſen: Bei einer Auseinanderſeßung zwiſchen eiden zog Müller eine Piſtole und ſchoß das Mädchen in die Bruſt. Jann ſagte ſich Müller eine Kugel in den Kopf. Bei beiden beſteht zebensgefahr.— Bei einem Einbruch in die Neuenbürger Filiale der Pforzheimer Fa. Scholl.⸗G. wurden 18 Kg. An denſilber Die Diebe wurden in der Perſon eines gewiſſen Feigle, des Tanzlehrers Maier in Neuenbürg und des Emil Strecker. In⸗ ſabar einer kleinen Biſouteriefabrik in Pforzheim, ermittelt. * Freiburg, 4. Okt. Ein verheirateter Schaffner zog ſich beim Holzſpalten eine Darmzerreißung zu, an deren Folgen er in der chirurgiſchen Klinik geſtorben iſt.— Beim Spielen in der Küche warf ein 14 Jahre altes Kind einen auf dem Boden ſtehenden Kinderkorb um, in den eine Schüſſel mit heißem Waſſer geſtellt war. Das Kind zog ſich an einem Arm Brandwunden zu, die den Tod zur Folge hatten.— Vom plötzlichen Tode ereilt wurde am 29. September nachmittags ein verheirateter Taglöhner von hier, als er mit einem Wagen Leſeholz durch die Emmendinger⸗ ſtraße fuhr. Nach ärztlicher Feſtſtellung hat eine Herzlähmung ſeinem Leben ein Ende gemacht. Aachbargebiete * Ludwigshafen, 4. Okt. Geſtern ſtahl ein polniſcher Kauf⸗ mann namens Leo Lubliner aus Lodz ſeinem Schlafkollegen, einem hieſigen Kaufmann, während dieſer khie, 700 Fres., 70 Dollar, 90 holländiſche Gulden und 4 Milliarden deutſches Geld 05 damit flüchtig. Er konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden. * Roßdorf, 2. Okt. Vor Beginn der Roßdorfer Kirchweihe am Sonntag veranſtalteten die Erwerbsloſen einen ſehr gut beſuchten Erwerbsloſenball. Gerichts zeitung Theater im Gerichtsſaal Maunheim, 3. Okt.(Schöffengericht.) Vorſitzender iſt Oberamts⸗ h. richter Schmitt. Als Schöffen fungieren Frau Frieda Sauer⸗ beck und Georg Schrimpf⸗Waldhof. Vertreter der Klage iſt Staatsanwalt Dr. Silberſtein. 5 Der Schauſpieler Joſeph Martin Reichert aus Mannheim iſt wegen Unterſchlagung angeklagt. Es wird dem mehrfach und zum Teil wegen Eigentumsvergehen nicht unerheblich vorbe⸗ ſtraften Angeklagten zur Laſt gelegt, daß er fremde, bewegliche Sachen, die er im Beſitz und Gewahrſam genommen hatte, ſich rechtswidrig zugeeignet hatte. Er hatte im Mai und Dezember 22 in Mannheim einen Ring, ein Zigarettenetui, und einen Stepphut, die er von der hier beſchäftigten Schauſpielerin Anna Reuter für ein Darlehen als Pfand erhalten hatte, nicht zurückgegeben. Der Angeklagte behauptet, die Anna Reuter habe ihm die genannten Sachen verkauft. Demgegenüber behauptet aber die als Zeugin vernommene Schauſpielerin, daß ſie dem Reichert die Sachen nur verpfändet hatte. Wie ſich aus der Verhandlung ergab, hatte Reichert in der Wohnung der Schauſpielerin verkehrt. Bei einem ſolchen Beſuch machte die Reuter Ausführungen über ihre Notlage und zeigte dabei dem Reichert einen Brillantring, der ihr 3000 dafür gab. Reichert trat danach ein Engagement in Norddeutſchland an, während Anna Reuter hier blieb. Als Reichert bald darauf wieder nach Mannheim zurückkehrte, verlangte die Schauſpielerin ihren Ring, deſſen Herausgabe er jedoch verweigerte. Die unvereidigt vernommene Zeugin Anna Reuter behauptete, daß ſie dem Reichert den Ring nur unter der Bedingung gegeben habe daß ſie ihn ſpäter wieder zurückbekomme, wenn ſie ihm dafür auch das Zehnfache geben müſſe. Das Kind der Zeugin, die 14jähr. Inge Reuter, bekundete, daß ſie dabei war, als Reichert den Ring erhielt. Es ward ausgemacht, daß der Ring nur ein Pfand ſein ſollte. Die Sitzung, bei der es von ſeiten der Theaterleute ſtellen⸗ weiſe recht dramatiſch zuging, zog ſich ziemlich in die Länge. Der Tenor des Urteils lautete auf Freiſprechung des Angeklagten Joſeph Martin Reichert. Die Koſten des Verfahrens fallen der Staatskaſſe zur Laſt. In der Begründung des Urteils heißt es, daß es nicht unwahrſcheinlich iſt, daß die Angaben der Zeugin z u⸗ treffend ſind. Sie hat aber in der Hauptverhandlung einen ſol⸗ chen unſachlichen Eindruck gemacht, daß ihre Angaben nicht voll be⸗ weiskräftig erſcheinen. Der Angeklagte mußte daher mangels Be⸗ weiſes freigeſprochen werden. Der am 14. Januar 1895 zu Karthammer geborene Otto Bauer hat am 14. September 1923 im Bezirksamt ein dort ſtehendes Fahrrad entwendet. Da das Rad dem Eigentümer wieder zurückgegeben werden konnte, der Angeklagte auch in einer gewiſſen Notlage ſich befand, erhielt Bauer nur 8 Wochen Ge⸗ fängnis. Er trägt die Hälfte der Koſten. Der 20jährige Pheodor Götz aus Bruchſal und der 25jährige in Mannheim geborene Karl Limberger ſind zwei gerichts⸗ bekannte rückfällige Diebe. Götz hat am 3. Juli d. J. in der Nähe des Herſchelbades von einem Handkarren herunter 2 Pakete mit je 1000 Zigaretten entwendet, eins davon ſelbſt verkauft, das andere durch Limberger verkaufen laſſen. Limberger will das nicht gelten laſſen, da er die Zigaretten von einem jungen Mann aus Ludwigshafen erhalten zu haben angibt. Aber alles Leugnen hilft nichts. Beide Gutedel kommen auf je 8 Monate ins Kittchen und bezahlen außerdem noch die Koſten des Verfahrens. ch. Rarl v. Kähne vor den Geſchworenen 17. von Kähne freigeſprochen Aus der Gerichtsverhandlung im Kähneprozeß tragen wir noch folgende Zeugenausſagen nach: V Kriminalaſſiſtent Bußdorf vom Berliner Polizeipräſidium, der vom Miniſterium des Innern mit den Ermittelungen beauftragt wer⸗ den war, bekundet: Bei dem Aktenſtudium habe ich mich ſchon ge⸗ wundert, daß in dieſer Sache faſt gar nichts geſchehen war. Nur die beiden Kähnes und der Vater Laaſes waren vernommen worden. Dagegen fehlten die Berichte der zuſtändigen Polizeibehörde. Ich habe dann die Frage eines Selbſtmordes geprüft und die Exhumierung der Leiche veranlaßt, die dann auch vorgenommen würde. Ich habe dabei beſonders den einen Schuh unterſucht, in dem ich parallel zur Sohle zwei Löcher fand, die wie ein Ein⸗ und Aus⸗ . N von einem 6⸗Millimeter⸗Geſchoß aus einer ſogenann⸗ ten Schonzeitbüchſe oder von ſtarkem Schrot ausſahen. Es fiel mir weiter auf, daß in den Akten der Arzt damals beſcheinigt hatte, daß alle Knochen der Leiche als unverletzt feſtgeſtellt worden ſeien. Dabei waren die Fußknochen in den Schuhen überhaupt nicht unter⸗ ſucht, denn die Schuhe waren ganz feſt zugeſchnürt. Durch Schieß⸗ verſuche haben wir feſtgeſtellt, daß ein Einſchuß vorlag, der von einem Bleigeſchoß, aber nicht von einem Mantelgeſchoß ſtammen konnte. Mir ſelbſt iſt es auffällig und unbegreiflich erſchienen, daß weder Herr v. Kähne noch der Förſter Lacher den Leichengeruch wahrgenommen haben, obgleich ſie doch täglich durch dieſen Wald gingen. Meines Erachtens ſcheidet ein Selbſtmord völlig aus. Später meldete ſich ein neuer Zeuge Bellin, der im Lichter⸗ felder Gefängnis ſaß. Diefer„ daß er am 3. Mai vor⸗ mittags im Petzower Wald Pilze geſucht und dabei einen Knaben ge⸗ aeſ hätte, der ganz übernächtigt ausſah, als ob er im Walde ge⸗ lafen hätte. Er hube den Burſchen vor Kähne gewarnt und ihn dann aus den Augen verloren. Später ſei Herr v. Kähne an ihm vorübergeritten und er habe ſich aus Angſt ſchleunigſt verſteckt, dann aber beobachtet, wie Kähne den Jungen, der anſcheinend Lietzeneier ſuchen wollte, angehalten und mit„Lünnmel“ angeſchrien habe. Der Junge habe die Flucht ergriffen, worauf Kähne ſein Pferd ange⸗ halten und hinter ihm hergeſchoſſen habe. Der Getroffene ſei zuſammengezuckt, aber weiter in die Büſche gelaufen, worauf Kähne nochmals gefeuert hätte. Wie der Zeuge Bußdorf weiter er⸗ klärt, ſtimmt die Stelle, die der Zeuge Bellin als die fragliche be⸗ zeichnet, ungefähr mit der Fundſtelle überein. Uebrigens hätte auch der junge Kähne ſich ihm, dem Zeugen, gegenüber geäußert:„Na, ob es nicht der Alte geweſen iſt.“ 5 Jauſtizrat Joſephſohn: Der Sohn iſt ganz mit ſeinem Vater zerfallen. Er iſt vom Fideikommiß ausgeſchloſſen und ganz degene⸗ riert.— Vorſ.: iß unter der Wie erklären Sie es ſich dann, da Leiche eine Kugel in der Erde gefunden worden iſt.— Zeuge: Der Junge wollte mit ſeinem Revolver vielleicht Enten ſchießen. Darauf hat Kähne ihm die Waffe fortgenommen und ihn dann ſelbſt niedergekwallt. Als nächſter Zeuge beſtätigt Generalleutnant Schönbeck, der im Mai des fraglichen Jahres auf der Jagd in Petzow geweſen war, daß er an einer Stelle des Kirſchwaldes einen Aasgeruch waährgenommen hatte. Das gleiche hätte er aber auch im Schloßpark zu Petzow bemerkt, und v. Kähne hätte ihm dort gezeigt, daß dieſer Geruch von Stinkpilzen käme, die auch am Wege ſtanden. 50 1 Beerlin, 4. Otkt. Der Prozeß gegen den Gutsherrn von Kähne vor dem Schwurgericht in Potsdam endete mit Freiſprechung des Angeklagten, da die Geſchworenen alle Schuldfragen dee neint haben. übrig bleiben, Handel und industrie Zellstofffabrik Waldhof, Mannhei n· W. dho Im Anzeigenteil unseres Blattes erscheint ein Prospekt der Zellstofffabrik Waldhof aufgrund dessen 100 Millionen 4 neue Stammaktien(100 000 Stück über je 1000%/ mit Nr. 101 001—200 000) dieser Gesellschaft auf Antrag der Disconto-Gesellschaft und der Berliner Handels-Gesellschaft zur Berliner Börse zugelassen worden sind. Das ursprünglich 750 000% betragende Grundkapital der Gesell- schaft wurde mehrfach erhöht, zuletzt im April 1922 auf 138 000 000, bestehend aus 100 Mill. 4 Stammazktien, 8 Mill. Iproz. kumulativen Vorzugsaktien Lit. A. und 30 Mill. 4 6proz. kumulativen Vorzugsaktien Lit. B. Die ao..-V. vom 11. Dezember 1922 hat dann beschléssen, die bestehenden 8 Mill. 4 Vorzugsaktien Lit. A. in Stamm- aktien umzuwandeln und zur weiteren Stärkung der Betriebsmittel sowie zur Sicherung gegeu etwaige Ueberfremdung das Grundkapital um 125 Mill. 4 zu erhöhen durch Ausgabe von 8 Mill.% neuen 7proz. Vorzugsaktien Lit. A, 25 Mill. 4 neuen 6proz. Vorzugsaktien Lit. B und 92 Mill.&4 neuen Stammaktien. Die umgewan- delten 8 Mill.„ sowie die neugeschaffenen 92 Mill. für das Geschäftsjahr 1922 gewinnberechtigten Stammaktien wurden unter Ausschluß des Bezugsrechtes einem Kon- sorljium unter Führung der Süddeutschen Disconto- gesellschaft.-G. in Mannheim zum Nennwert überlassen. Durch.-.-Beschluß vom 30. Kpril 1923 wur⸗ den 50 Mill. dieser neuen Aktien den Stammaktionären im Verhältnis von einer jungen zu zwei alten Stammaktien zu 5000 Prozent zum Bezuge angeboten. Die restlichen 50 Mill. 4 Stammaktien sollten im Interesse der Gesellschaft bestmöglichst verwertet werden. Die 8 Mill. 4 neuen für 1922 gewinnberechtigten 7proz. kumulativen Vorzugsaktien Lit. A haben 50 fachèes, auf die drei steuerfreien Fälle be- schränktes Stimmrecht. Die ao..-V. vom 30. April hat so- dann eine weitere Erhöhung des Grundkapitals um 200 Mill. beschlossen, durch Ausgabe von für 1923 gewinnberechtigten, mit 25 Prozent eingezahlten Stamm- aktien. Diese Aktien bleiben in Händen eines Konsortiums unter Führung der Süddeutschen Disconto-Gesellschaft.-G. mit Sperrverpflichtung und werden an der Börse nicht eingeführt. Das Grundkapital beträgt sonach 463 Mill. A, eingeteilt in 8000 7proz. kumulative Vorzugsaktien Lit. A Nr.—8000, 55 000 6pTOoz. kumulative Vorzugsaktien Lit. B, Nr.—55 000 und 400 000 Stammaktien Nr.—400 000. Der Prospekt, auf den wir hiermit beson- ders verweisen, enthält eine Reihe interessanter Angaben über die Anlagen der Gesellschaft, vor allem auch über ihre Beteiligungen bei anderen Gesellschaften(Cosel, Dill- weißenstein, Papyrus, Tilsit usw., über den Waldbesitz, die Leistungsfähigkeit einzelner Werke. Die Fabrikations- umsäfze der Gesellschaft betrugen 1920 59 100, 1921 88 500, 1922 125 900 t Zellstoff. Der Geschäftsgang im laufenden Geschäftsjahr war bisher Zzufrieden- stellend. Mit den durch die jetzigen Zeitverhältnisse be- dingten Vorbehalten hofft die Gesellschaft auch auf das erhöhte Aktienkapital ein angemessenes Ergebnis erzielen zu können. Gegen die Zerstörung des Scheckverkehrs durch die Banken Der Deutsche Automobil-Handler-Verband beschäftigte sich auf seiner während der Deutschen Automobil-Ausstel- lung in Berlin abgehaltenen ao..-V. mit der Handhabung des Scheckverkehrs durch die Groß- Banken und faßte kolgende Resolution: „Die ao..-V. des Deutschen Automobil-Händler- Ver- bandes bringt die schweren volkswirtschaftlichen Bedenken zum Ausdruck, die sie gegen die derzeitige Handhabung des Scheckverkehrs durch die deutschen Banken hat. Es ist eine durch nichts gerechtfertigte und in den wirtschaftlichen Wirkungen verhängnisvolle Ausnutzung der Monopolstel- lung, die die Banken erlangt haben, wenn sie Schecks dem Aussteller zwar am Ausstellungstage belasten, dem Ein- lieferer aber Schecks auf den Bankplatz erst nach 3 Tagen, solche auf auswärtige Plätze sogar erst nach—14 Tagen utschreiben. Die Banken bereichern sich durch dieses Ver- Geldentwertung. Der Deutsche Automobil-Händler-Verband richtet an die Spitzenverbände von Handel und Indu- strie sow-ie an die Reichsregierung die dringende Aufforderung, auf die Banken im Sinne einer Aende- rung des bisherigen Verfahrens nachdrücklichst einzu- wWirken, notfalls im Wege einer Aenderung des Scheckgesetzes, denn andernfalls muß der Scheck- verkehr aus dem Wirtschaftsleben überhaupt verschwinden weil die mit ihm verbundenen Verluste für die Unterneh- mungen nicht mehr tragbar sind. Eine Ausscheidung des Schecks aus dem Zahlungsverkehr würde aber zweifel- los die Inflationsschwierigkeiten, unter denen die deutsche Wirtschaft zu leiden hat, noch verschärfen.“ Schilling- und Dollaraktien In letzter Zeit mehren sich bei den Aktiengesellschaften die Fälle, in denen neue Aktien in fremder Währung in Schilling und Dollar ausgegeben werden, umgerechnet in Papiermark. Bei dem Verfall unserer Währung kaun, 80 meint die Köln. Ztg., ein solches Vorgehen nicht„under- nehmen, und der Ausgabekurs von einem Dollar macht lange ausgedrückt: 16 000 000%6, denn der Aktionär bringt den Ausgabekurs nicht nur mit dem Börsenkurs, sondern auch mit der ausgeschütteten Dividende in Verbindung. Die Ver- übernimmt also bei der Ausgabe junger Aktien zu einem derart hohen Kurse besondere Verpflichtungen bezüg⸗ lich der Bemessung der Dividende, namentlich dann, wenn die Kapitalerhöhung ohne zwingende Gründe vorgenommen Wird. Die Verwaltungen verweisen zwar in solchen Fällen darauf, daß den Aktionären mit den jungen Aktien ein wert⸗ volles Geschenk gemacht werde, doch sagt sich der Aktionär, der die Aktien nicht lediglich zum Zwecke des günstigen Verkaufs erwirbt, mit Recht, daß jede derartige Kapital- erhöhung seinen Anteil an der Gesellschaft schmälert, denn das Vermögen zerfällt nun in eine bedeutend größere Zahl von Anteilen. Mag der Börsenkurs auch nach durchgeführ- ter Kapitalerhöhung wieder die alte Höhe erreicht haben, die Tatsache der Kapitalxerwässerung wird damit nicht aus der Welt geschafft. Gerade jetzt, wWwo wir auf Währungstechnischem Gebiet vor entscheidenden Schritten stehen, Wwo der Gedanke der Aufstellung von Goldmark- bilanzen mehr und mehr an Boden gewinnt, wollen Kapital- erhöhungen, die nicht gleichzeitig mit einer Vermehrung des Gesellschaftsvermögens oder wertvollen Beziehungen verbunden sind, reiflich überlegt werden. Heute stehen schon in fast allen Bilanzen Goldmark- und Papiermarkposten durcheinander; und je niedriger das Aktienkapital bemessen ist, um so leichter dürfte die Aufstellung einer Goldmark- bilanz sich durchführen lassen. Umgekehrt wird bei einem zu stark verwässerten Aktienkapital bei der Zurück- kührung der Bilanzwerte auf Goldmark kein derer Weg als das ktienkapital herabzu- setzen und die Aktionäre, die sich jetzt mit den apital- erhöhungen ohne jeden Einwand abfinden, werden sich dann trotz aller Einwände auch mit dem Zusammenlegen der Aktien abfinden müssen-.„„„ * ahren auf Kosten ihrer Kundschaft durch Zinsgewinne und nicht den Eindruck wie der gleiche Kurs in Papiermark 00 K .A. 0 ee * e Ein dieser Tage in Korntal Hypo Deutsche Zuckerbank sind die nächste Zeſt in Aussicht gestellt. Jreitag, den 3. Okiober 1923 Mannheimer General-Anzeiger.(Mittag · Ausgabe.) 5. Seile. Nr. 457 1 Bodenwährung und Hypothekenaufwertung. Der thekengläubigerschutzverband für das Deutsche Reich erhebt Einspruch gegen die 88 24—25 des Gesetzentwurfes beireffend die Währungsbank. Der 5 21 enthält die Bestim- wung:„Eine vor Inkrafttreten dieser Verordnung ent- Banclene, in Reichsmark. ausgedrückte Geldschuld ist in odenmark nach Maßgabe des Wertverhältnisses zu delnllen. Der Hypothekengläubigerschutzverband brantragt, 24 noch hinzuzufügen:„Langfristige Geldschulden Eren en hiervon unberührt“ oder„unterliegen infolge der Atwertung der bisherigen gesetzlichen Zahlungsmittel der ereinbarung der Parteien“. F *Deutsche Zuckerbank. Die Zeichnungen auf die bear nk 5 so reichlich eingelaufen, daß zamit bereits 140 Fabriken ihren Beitritt erklärten. Außer- dem hat eine größere Anzahl Fabriken ihren Beitritt für Goldmarkberechnung der württ. Zuckerrübenbauer. 15 gehaltene Rübenpflanzerver- vammlung hat beschlossen, in Zukunft keinerlei Rüben mehr Ater 2 Goldmark den Zentner zu- bauen; den Rübenbau im nächsten Jahr vollständig einzustellen, wenn die Fabriken mieht eine den heutigen Verhältnissen entsprechende Be- zahlung der Rübenernte 1923 garantieren, 1— Interessengemeinsrhaft Zwischen der sächsischen und ler thüringischen Staatsbank. Die sächsische und thü- zingzische Staatsbank haben eine Interessengemeinschaft ge- schlossen, die unter völliger Aufrechterhaltung der Selb- ändigkeit der beiden Institute dazu dienen soll, den öffent- zichen Geldverkehr Mitteldeutschlands in verstärktem Maße zu konzentrieren und der Wirtschaft der beiden Länder zu dienen. Der Präsident Degenhardt von der sächsischen staatsbank wurde in das Direktorium der Thüringer Staats- dank und Präsident Loeb von der thüringischen Staatsbank n das Direktorium def sächsischen Staatsbank berufen. Aufhebung der Einschränkungen der Frankfurter Banken. Die dem Verbande der Frankfurter Bankleitungen ungehörenden Institute geben bekannt, daß die etwa Mitte ieses Jahres eingeführten Einschränkungen, die anläßflich des Konflikts mit der Beamtenschaft eingeführt Waren, Vieder in Fortfall kommen werden. Danach werden elso die Schalter an den Dienstagen Wieder geöffnet sein und in früherem Umfange wieder angenommen verden. *Keine allgemeine Herau setzung der Kleinaufträge bei den Grofbanken. 56 Das B. T. schreibt: Kürzlich haben wir Ztgeteilt, daß eine Berliner Großbank ihrer Kundschaft Nitgeteilt habe, sie werde vom 1. Oktober ab nur solche Caufaufträge für die amtliche Notiz oder den sogenannten kreien Verkehr an der Berliner Börse entgegennehmen, die auf nominal 12 000„ und darüber lauten. Wir hören dazu, daß diese Maßnahme einer hiesigen Großbank— es handelt die Herbeifũ beabsichtigt ist. ich um die Disconto-Gesellschaft— kein Beschfuß der Stempelvereinigung zugrundeliegt, und daß rung eines solchen Beschlusses auch nicht Es hat auch den Anschein, als ob die übrigen Gronbanken dem Vorgehen der Disconto-Gesell- schaft nicht folgen werden. Auch die Berliner Handels- Sesellschaft, die bei früheren Gelegenheiten mit der Herauf- zetzung der Börsenorders voranging und verschiedentlich den Begriff der Kleinaufträge weiterzog als andere Banken eabsichtigt nicht, eine Aenderung ihrer bisherigen Be- dingungen für den Ankauf von Wertpapieren vorzunehmen. Kapitalserhöhung der süddeutschen Federstahlindustrie .-G. in Konstanz a. B. Die im März v. J. mit 300 000 Mark zegründete Gesellschaft schlägt der.-o..-V. am 21. Okt. die Erhöhung des Grundkapifals um 5,70 auf 6 Mill. Mark For Oper in 4 Alten nach dem Itaſienischen des Piave;: Jon J. G. Grünbaum. Musik von Giuseppe Verdi durch Ausgabe von 570 Stück 10 000er Aktien unter Ausschluß des gesetzlichen Bezugsrechts. 198,63 Mill. qrs. ein Minus von, 8 Mill. seschätzt, agegen * Industrie und Repartierungsklausel. In dem Streit um die Repartierungsklausel haite das Reichswirtschafts- ministerium den Spitzenverbänden Richtlintzn zukommen lassen, die auf Abwälzung der Repartierung nach Zeit und Umfang hinausliefen. Laut Konfektionär hat der Reichs- verband der Deutschen Industrie diese Richtlinien abgelehnt, so daß nach dem bisherigen Standpunkt des Reichswirt- schaftsministeriums mit einer endgültigen Regelung im Wege einer Verordnung zu rechnen sei. * Interessengemeinschaft in der Fahrradnebenindustrie, Eine Reihe führender Firmen in der Metallindustrie Mittel⸗ deutschlands und Badens haben sich zu einer Interessen- gemeinschaft zusammengeschlossen und den Verband deutscher Fahrradglocken gegründet. Der In- teressengemeinschaft gehören an: Chr. Aberle GmbHH. u St. Georgen-Villingen(Baden), Metallwarenfabrik vorm. H. Wißner.-G. in Zella-Mehlis, Albin Schütz in Zella-Mehlis, August Schwer Söhne in Villingen, Vereinigte Thüringer Metallwarenfabriken.-G. in Zella-Mehlis. Ausfuhr nach Japan. Wie die Handelskammer Mann- heim erfährt werden bis März nächsten Jahres die japani- schen Einfuhrzölle für eine große Reihe von Waren, darunter Reis, Getreide usw., Oele, Chemikalien, Schreib- papier, Tapeten, Zement, Glas, Stabeisen, Drahtseile, Metall- platten- und Röhren, Bahnmaterial, Nägel, elektrische Drähte, Baumaterial, landwirtschaftliche Geräte, Lastkraft- Wagen usw. aufgehoben werden, um die Wiederaufbau- arbeiten zu fördern. * Eine Rekord-Welt-Weizenernte. Von den bisher be⸗ kannt gewordenen Schätzungen der Welt-Weizenernte dürfte die in den jüngsten Tagen veröffentlichie die vollständigste sein. Danach Wird It. Frkf. Ztg. das Gesamtergebnis auf 421,10 Mill. qrs.(1 qrs. 5 15 2,177 Doppelzentner) berechnet und stellt somit seit 1916, Wo 421.35 Mill. ars. gerechnet wurden, die größte Ernte dar. In Wirklichkeit geht aber die diesjährige Ernte über die von 1916 hinaus, da diese 86 Millionen russischen Weizen enthält, während bis jetzt moch keine russischen Angaben vorliegen. Die neue Ernte übersteigt die von 1922 um 32,35 Miil. ꝗrs.; die Zunahme ist hauptsächlich in den europäischeh Gebieten zu verzeichnen. Großbritannien ernteèt voraussichtlich mit 7,6 Mill. 500 qrs. weniger als im Vorjahr; die sonstigen europäischen Länder erheblich mehr, so Frankreich mit 36,31 Mill., etwa 6 Mill. mehr als i. V. In den Vereinigten Staaten wird mit Wird Kanada mit 58,88 Mill. qrs, die größte, je erzielte Ernte aufweisen. Voraussichtlich wird die Gesamternte ir das am. 31. Juli 1924 abzuschließende Jahr einen Ueberschuß von 110 Mill. qrs. exrgeben, Wwährend die Einfuhrbedürfaisse der Welt auf 72 Mill. qrs. berechnet werden, von denen 60 Mill. auf Europa entfallen. Diese letztere Zahl erscheint im Hinblick auf dle graße europàische Ernte erheblich; doch dürften die europälschen Anforderungen wahrscheinlich nicht im Verhältnis der Erntezunahme abnehmen. Deuvisenmarkt Devisen abermals befestigt Auch im hbeutigen Frühverkehr War die Stimmung am Devisenmarkt. wieder ausgesprochen fest. Man notierte folgende Geldkurse(in 1 000 000): Dollar. 615, London 2800, Holland 242, Italien 27, Paris 36, Brüssel 30, Schweiz 110, und Prag 18, M *New Vork, 4. Okt. Kurs der Reichsmark bei Börsen- schluß 0,000,00020 Cents Geld, 0,000,00021 Cents Brief. Dies entspricht einem Kurs von 500,000 Mill. zw. 476,190 Mill.&4 kür den Dollar(400,000 Mikl. bzw., 384,615 Mill.). qrs.“ New Tork, 4. Oktbr.(WS) beuisen.„. 3. 4 4. 4. Frankrelick.87 2 ohwez t.88 spanen 18.55 13.55 Zelglen.98.94] England.54.55 itaßſen.57.47 „ Der Dollar-Mittelkurs. Der von der 118 pant ü dte Durchführung der Devisenordnung maßgebende um liche Mittelkurs des Dollars ist Eeute 550 0% 000. Waren und Härkte Berliner Metallbörse vom 4. Oktbr. Prelse in 1000 Mark für 1 Kg. 8* 4. Aluminium 3. 4. Elsktrolytkupfer 55 in Barren— Rafnnadekunter 133000 82000 Zinn, ausländ 450-18000 560-590050 Slei 30.600% 20·75000 füttepzinn 440-4000-8000 Rohzink(Vb.-Pr.)—.——.— Miokel 260.220000 310-830900 do.(fr.Verk.] 70.2000 37-80000 Antimon 9 Sonad 70-72000 Plattenzink 56.56000 70-75000 Sliber fur 1 r. 800.900000 11782250 Alumimum 250-260, 310.315 J Platin p. Gr.—— London, 4. Oktbr.(WS) Metallmarkt.(in Lst. f d. engl. t. v. 1016 Kcg.) bestselect. 64.25 64.25] glel 25.75 25.75 KupferKass 61.50 61.25] Mickel 135.— 135.—inx 32.15 32.15 d0. 3 Monat 62.— 62 35 Zinn kassa 201.— 201.15 Quecksllber.25.25 d0. Flektrof 65,75 65,.75] do. 3 Monat 200.18 202.65 J Regulus 3/—•— Amerikanischer Funkdienst New Lork, 4. Oktbr.(WS) Funkdlenst.(Machdruck verboten). 3. 4. Zuf. zus. 31000 33000 stand ut 12.50 12.50 Kafte loco 10.75 10.85 Elektrolyt 13.15 13.15 Cred. Bai. 25ͤ Dezemb..56.88 inn loko 42.— 42.62 Zuoker Centrt.78.85 Kürz.05.27 Sleß.97.97 Terpentin 00.— 88.— Mai.85.05 Zink.30.27 Savannah 92.50 81.25 iull 17.65.85 Elsen 23.25 23.25 f M. Orl Saum 28.50 28.50 Sopitbr..60.83 Weidblech.62.62 Welzen rot 122.— 122.— Saumw.1ooh 29.10 28.20Schmalzw 13.45 13.35 Hart loko 124.25 123.— Septemb.—.——.—alg.75.— Hals ſoko 110.— 173.50 Uktoder 28 60 28.70 Baumwsatö! 10.75 11.25 Mehl niedr Pr.25.25 November 29.43 28.51 Dezember.99.91 höohst Pr..75.75 Dezember 28.35 28.43 Petrol-cases 15.41 15.40 Getrafr. Engl..— 2/— lanuar 27.90 27.98 tanks.50.50 Kontinent 11.ä— 11.— Chieago, 4. Oktbr(WS) Funkdiens!,(Naohdruok verhoten) 5 9. 4. zen Dez. 109.15 107.75 Roggen Mal 75.45 74.85]Schwelne 8 enee 102.65 111.65 Sofmalz Okt. 12.25 12.12 leicht niedr..25.25 Nals bez. 76.25 75.25 5 Dez. 11.55 11.35 nöchst..30.35 5 Mal 75.65 74.25 Pork. 5* schw.— 65. 2 Hafer Der. 4385 43.25 Bippen Okt. 9. 15 höchst. „ Ja 45.85 45.45 Speck niedr..25.25 Zuf. Smoago 22000 29000 Rohgen Der, 71.50 71.25 nöohat..15.25 Westen 123000 105000 Schiffahrt * Schiffsnachrichten der Hamburg- Südamerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft. PD. Rio de Janeiro!, am 25. 9. 5 Uhr morgens Ouessant passiert(ausg.); PD. Biſbao am 25. 9. morgens in Rotterdam, am 25. 9. 9 Uhr abends von Rotterdam nach Bremen(rück.); PD. Cap Norte am 25. 9. 6 Uhr nachmittags von Rio de Janeiro über Tenerife nach Lissabon, Vigo, Rotterdam und Hamburg. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Oktober ddein-Pege 2 7. 2[ 5 IHecar-Begel 2. 1..[. Schugerinſel)J1.22 l. 11 fi. 10f.10 fl.45 fl. 22 Mannbeim.57.452.30.34.38.38 del 2 241.10½.15%½%½ 2 Peilbronn. Magan„.80.70.66.62.69.88 Mannbeim..62.52.42 2438.0.48 Kaub 2 6221 12.06 Mannheimer Wetterbericht v. S. Okt. morgens 7 Ahr Barometer: 748,4 mm. Thermometer: 7,3 C. Niedrigſte Temperatur nachts:.00 C. Höchſte Temperatur geſtern: 12,50 C. Niederſchlag:.5 Liter auf den am. Süd 3, Regen. Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. OGaak. Maunbeimet 2 General-Anzeiger, G. en. b.., Wannheim. 6. E. Direktion: Ferdinand Heyme.— teur⸗ t— Veraäntwortlich für den volitiſchen und walkewirticha ftlichen Kurt Fiſcher; für das Feuilleton: Dr. Fritz Hammes; für Rammunalpalitik und Lokales: Richard Schönfelder; für Sport und Neues aus aller Welt: Willy Müller; für Handelsnachrichten, Aus dem Laude, Nachbargebiete Gericht u. den übrigen redaktionellen Teil: Franz Kircher: für Karl Hügel. Naional-Theater Mannheinm. Freitag, den 5. Oktober 1923 Miete C, Reihe vier, 2. Vorstellung, F. V. B. Nr. 8001—8160 u. 12301—12400 B. V. B Nr. 1301— 1350 u. 1401—1450 RIGOLETT O und vor dem am Spielleit.? Bug. P. Breisach. Anfang 7 Uhr. de 9½ Uhr. Gebrath, Musik. n Der. Herrog von Mauius Hellmuth Neugeba.. 4 0 Bigoſetto, sein Hofnarr losck Bur und iriegeführt wird. ſda, dessen Tachter Irene Eden 2. G. Statulen sind wir Sparafucile, ein Bravo Wimelm Fenten —— seine Schwester Ida Schüffer GAiovanna, Gild sellschaft. Bett 11 S von Mat 45 Neues Iheater im Rosengarten. Freitag, den 5. Oktoper 1923 anmm in maareren mentenerd in Halehabere stattfindenden Tanztournier Preistanzen) wodurch das Publikum in Anbetracht der persönlichen Leistungen getäuscht solches Gebahten einzelner Tanzlehrer Front zu machen, denn gutòe Tanzinsti- tute haben persönliche Empfehlungen. Die Vorstandschaft des allgemeinen deutsch. Tanzlehrerverbandes vom Gau Baden. ffene Stellen Buchhaltsri mit ſchöner Schrift, gute Nechnerin, die auch Steno ⸗ eeeeeee Samstag im Kasino digen Eintritt geſucht. an Rudolf Mo nn, ind dcvagen. aöt ſeche Mpreageen be. Angebote unt. C. M. 728 Maunheim. 2 Laut unserer verpflichtet, gegen 2„„%%%%%4e 622 F..-B. No. 603—6600,.-.-B. No. 1651—2400 Mohrenwäsche erste Hräte Sehwanklustspiel In 3 Akten von Toni Impekoven u. Carl Mathern. inszeniert: Ado von Achenbach. Anfang 1½ Uhr. Ende nach 9½ Uhr. grogmutter Karoline Klote Jjufie Sanden Juber von— inre beiden Anton Gaugl bugust von Klotz? Jungen Alexander Nokert ite von Klotz, Augüst's Sohn Kurt Reiß Elze von Hagen Lerde Klotz, dessen Kusine Elvira Erdmann ise von Berka, Malerin 84 Peschefts Tnpfehlang Mache titl, Publikum von Mannheim und Umgebung die ergebene Mitteilung, daß ich 8 im Gesellschaftshaus F 3, 133a öffentliche Verstelgerungen ab⸗ halte und bitte bei Bedarf um Benützung. in ſelbſtändige ausſichtsreiche Stel⸗ hungen. 3912 Fel kennit 4 lu. Mal. Aktien-Gesellschaft. 2 m Gantner Etaft Ernst Sſadeck Anmeldung, werd. fortwährend angenommen. 5 chim Günther Graf von 75 Achtungsvoll 0 penrete degthn zun Eeelberat 2 Nerkertel Auktionator F. Herber gnera 5 900 II nz; der alte Diener.. Fritz Linn 00e K 3, 29, IV. Rümsifertheater-Apolfo. Vertreter fer wen demstag 7˙ Sonntag 3½ Sonnteg 7½ 1udten— 99 20— 9 E. N N* U 0 2 1 E N gesucht. eine gewandte Steno⸗ n dem Mimedrama„Ein Spiel ums Leben“ unter Wir ſuchen für den typi die auch in Assi. 16 des Komponisten Clemensschmalstich. ibwirkende: Theodor Becker, Staatsthleater Berlin Lutz Altschul, Theater die Truppe, Berlin dorher:„Ein lästiger Mensch“ — mit Hch. Prang als Oast. 8178 Mlche Veroffenthichungen der Stadtgemeinde. NReue Preiſe für Markenbrot. Infolge Steigerung der Unkoſten werden die Zöchſiprei e für das Markenbrot und Markenmehl Wirkung vom 8. Oktober 1928 für Mannheim 15 folgt erhöht: Fur den groß. Laib Brot(1500 g) auf 22 000 000 M. „„ kleinen„„(750 8)„ 11 000 000 M. „das Kleinbrot(100 g) 1500 000 M. „1 Pfund Weizenbroimehl (8sohiger Ausmahlung) auf 5 300 000 M. Maunheim, den 4. Oktober 1923. Kommunalverband Mannheim-Sstadt — Der Oberbürgermeiſter. Maager mmung, Mapphein. Ab Samstag. den 6. Oktober koſten: 56 ſonſt. Büroarbeit. be⸗ wand. iſt, zu möglichſt ſof. Eintritt. Bewer⸗ berinnen, die ſchon in Maſchinenfabriken od. ähnl. 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Die Zellſtofffabrik Waldhof iſt als Aktiengeſellſchaft im Jahre 1884 er⸗ richtet worden und hat ihren Sitz in Mannheim. Die Geſellſchaft hat zum Gegenſtand die Erzeugung und den Verkauf von Holzzellſtoff und ſonſtigen Papierhalbſtoffen und von Papier jeglicher Art. Sie kann ſich auch mit der Beſchaffung und der Erzeugung von dieſem und ähnlichem Zweck dienenden Rohmaterialien, mit der Weiterverarbeitung der Produkte und Zwiſchenprodukte befaſſen. Sie kann ſich bei induſtriellen Unternehmungen beteiligen und ſolche erwerben, auch wenn dieſe nicht in unmittelbarem Zuſammenhang mit den Hauptprodukten und ſonſtigen Er⸗ Das Grundkapital betrug urſprünglich 750 000 und wurde mehrfach erhöht, zuletzt im April 1922 auf 138 000 000, beſtehend aus 100 000 000 Stammaktien, 8 000 000 7% kumulativen Vorzugsaktien Lit. A und 30 000 000 6% kumulativen Vorzugsaktien Lit. B. Die außerordentliche Generalverſammlung vom 11. Dezember 1922 hat beſchloſſen, die beſtehenden 8 000 000 Vorzugsaktien Lit. A in Stamm⸗ aktien umzuwandeln und zur weiteren Stärkung der Betriebsmittel ſowie zur Sicherung gegen etwaige Ueberfremdung das Grundkapital um Mark 125 000 000 zu erhöhen, und zwar durch Ausgabe von 8 000 000 neuen 70% Vorzugsaktien Lit. A. 4 25 000 000 neuen 6% Vorzugsaktien Lit. B und 1 92 000 000 neuen Stammaktien. Die umgewandelten 8 000 000 ſowie die neugeſchaffenen& 92 000 000 für das Geſchäftsjahr 1923 gewinnberechtigten Stammaktien wurden unter Ausſchluß des geſetzlichen Bezugsrechts der Aktionäre zunächſt zum Schutz gegen eine etwaige Ueberfremdungsgefahr einem Konſortium unter Führung der Süddeutſchen Disconto⸗Geſellſchaft.⸗G., Mannheim, zum Nennwert überlaſſen. Gemäß Beſchluß der Generalverſammlung vom 30. April 1923 wurden 50 000 000 dieſer neuen Aktien den bisherigen Stammaktionären im Verhältnis von einer jungen zu zwei alten Stammaktien zum Kurſe von 5000% zum Bezuge angeboten. Die reſtlichen 1 50 000 000 Stammaktien ſollen im Intereſſe der Geſellſchaft beſtmöglichſt verwertet werden. Die Ge⸗ flellſchaft hält ſich für berechtigt, den aus dem Angebot und der freihändigen Veräußerung der neuen Aktien erzielten Gewinn nach Abzug der Koſten der Kapitalserhöhung nicht dem geſetzlichen Reſervefonds, ſondern einem in der Bilanz auszuweiſenden beſonderen Reſervefonds zuzuführen, aus wel⸗ chem eine Verteilung von Gewinnen nicht ſtattfinden ſoll. Die 25 000 000 neuen, für das Geſchäftsjahr 1923 gewinnberechtigten Vorzugsaktien Lit. B ſind zum Kurſe von 100% dem vorgenannten Kon⸗ ſortium überlaſſen worden. Die 8 000 000 neuen, für das Geſchäftsjahr 1922 gewinnberechtigten 7% kumulativen Vorzugsaktien Lit. A haben gemäß Beſchlutz der General⸗ verſammlung vom 30. April 1923 50faches Stimmrecht, beſchränkt auf die Fu der Beſetzung des Auſſichtsrats, Aenderung des Statuts und Auf⸗ öſung der Geſellſchaft; ſie ſind unter Ausſchluß des geſetzlichen Bezugsrechtes heim ſtehenden Konſortium, welchem außer der genannten Bank Mitglieder des Vorſtandes und Aufſichtsrates der Geſellſchaft ſowie dieſer naheſtehende Perſonen angehören, zum Kurſe von 100 überlaſſen worden und inner⸗ Falb des Konſortiums vertragsmäßig für die Dauer des Beſtehens der Vor⸗ zugsaktien gebunden. Die Uebertragung der Vorzugsaktien Lit. A bedarf der Sudenenpan des Aufſichtsrates der Geſellſchaft, deren Erteilung ohne Angabe von Gründen verweigert werden kann. Auf die Vorzugsaktien entfallende Sonderſteuern trägt die Geſellſchaft. Die Vorzugsaktien Lit. A erhalten eine nachzahlbare ed dividende von 79, die Vorzugsaktien Lit. B eine ſolche von%. Die Vor⸗ zugsaktien Lit. B haben einfaches Stimmrecht. Die Geſellſchaft hat das Recht, die Vorzugsaktien Lit. A und Lit. B dvom 1. Januar 41926 ab jederzeit ganz oder teilweiſe nach mindeſtens ſechs⸗ monatiger Kündigungsfriſt gegen Zahlung von 115% ihres Nennbetra ges zuzüglich etwa rückſtändiger Gewinnanteile einzuziehen. ſammlung beſchließt, Die Generalver⸗ ob bei Einziehung der Vorzugsaktien Lit. A und Lit. BE die Tilgung aus dem zur Verfügung ſtehenden Reingewinn oder aus dem Vermögen der Geſellſchaft erfolgen ſoll. Bei den Beſchlüſſen über die Einziehung der Vorzugsaktien ſteht den ſämtlichen Aktien, Stammaktien, Vorzugsaktien Lit. 4 und Lit. B, ihr Stimmrecht nach Maßgabe des Ge⸗ ſellſchaftsvertrages zu. Es genügt die einfache Stimmenmehrheit des bei der⸗ Abſtimmung vertretenen Grundkapitals, ſofern nicht die Einziehung nach den für die Herabſetzung des Grundkap'tals maßgebenden geſetzlichen Vorſchriften ſtattfindet. Im Falle der Liquidation der Geſellſchaft erhalten die Vorzugsaktien Lit.& und Lit. B aus dem Liquidationserlöſe, bevor eine Ausſchüttung an die Stammaktien erfolgt, einen Anteil bis zur Höhe von 115% des Nenn⸗ wertes zuzüglich etwa rückſtändiger Vorzugsgewinnanteile, während der darüber hinaus ſich ergebende Liquidationserlös den Stammaktien allein zufällt. Bei der Liquidation haben die Vorzugsaktien Lit. A und die Vor⸗ zugsaktien Lit. B unter ſich gleichen Rang. Die Generalverſammlungen finden am Sitze der Geſellſchaft ſtatt. Der Vorſitzende des Auffichtsrates kann in Ausnahmefällen einen anderen Ver⸗ ſammlungsort, jedoch nicht außerhalb Deutſchlands, beſtimmen; in den Genueralverſammlungen gewährt jede Vorzugsaktie Lit. A in den oben au⸗ geführten Fällen 50 Stimmen und jede Vorzugsaktie Lit. B und jede Stammaktie eine Stimme, einerlei, ob die Aktien voll eingezahlt ſind oder nicht, ſo daß alſo in dieſen Fällen den insgeſamt 455 000. Stimmen der nur mit 250 000 000 eingezahlten 400 000 000 Stammaktien und Mark 55 000 000 Vorzugsaktien Lit. B 400 000 Stimmen der 4 8 000 000 Vor⸗ zugsaktien Lit. A gegenüberſtehen. Die außerordentliche Generalverſammlung vom 30. April 1923 hat be⸗ ſchloſſen, das Grundkapital um, 200 000 000 zu erhöhen durch Ausgabe von 200 000 neuen, für das Geſchäftsjahr 1923 gewinnberechtigten, mit 25% eingezahlten, auf den Inhaber lautenden Stammaktien; die neuen Stamm⸗ aktien bleiben in Händen eines Konſortiums unter Führung der Süd⸗ deutſchen Disconto⸗Geſellſchaft.⸗G. Maunheim, mit Sperrverpflichtung und werden an der Börſe nicht eingeführt. „„Das Grundkapital beträgt nunmehr 463 000 000, eingeteilt in 8000 7% kumulative Vorzugsaktien Lit. 4, Nr.—8000, 55 000 6% kumulative Vorzugasktien Lit. B, Nr.—55 600, und 400 000 Stammaktien Nr 1 bis 200 000. Die neuen Vorzugs⸗ und Stammaktien tragen die fakſimilierten AUnterſchriften eines Aufſichtsratsmitgliedes und zweier Vorſtandsmitglieder. „Den Vorſtand bilden zur Zeit die Herren: Kommerzienrat Dr. Haus Clemm, Otto Clemm Günther Albrecht, Kommerzienrat Franz Deſſauer als. Mitglieder und die Herren: Karl Becht, Berthold Deutſch, Heinz Voßkühler, Georg Riedner, Behrend Lückenga, Jakob Wagnexr, ſämtlich in Mannheim, Franz Federmann, Tilſit, und Heinrich Ries, Tilſit, als ſtell⸗ vertretends Mitglieder. Der von der Generalverſammlung zu wählende Aufſichtsrat beſteht aus 3 bis 9 Mitgliedern, gegenwärtig aus den Herren: Kommerzienrat 25 eo⸗ dor Frank, Geſchäftsinhaber der Disconto⸗Geſellſchaft. Berlin, ſitzender; Rechtsanwalt Dr. ziur. Wilhelm Haas, Mannheim, ſtellv Vorſitzenden; Chemiker Dr. phil Wilhelm Clemm, 1. Fa. Knoll u. Cö., chemiſche Fabrik, Ludwigshafen a. Rh. Carl Adolf Elemm, Direktor der Rhenania Verein chemiſcher Fabriken Aachen; Wirkl. Geh. Oberregierungsrat a. D. Max Corneliu 8, Berlin⸗Grune⸗ wald; Dr.⸗Ing. Rudolf Haas, Zivilingenieur, Baden⸗Baden; Fabrik⸗ beſitzer Oscar Eppen, Mitinhaber der Firma J. H. Eppen,— jabrik, Winſen a. d. L(Hannover); Dr. rer. pol h. c. Benno Weil, Direktor der Süddeutſchen Disconto⸗Geſellſchaft.⸗G. Mannheim; Kom⸗ merzienral Hermann Lotz, Direktor der Süddeutſchen Disconto⸗Geſell⸗ ſchaft.⸗G. Mannheim. Die von der Generalverſammlung gewählten Mit⸗ glieder des Aufſichtsrates beziehen eine auf Geſchäftsunkoſten zu verbuchende Vergütung von je 10 000 und außerdem zuſammen einen Gewinnanteil von 10%, in welchen jedoch die genannte Vergütung von je 10 000 ein⸗ zurechnen iſt. Die Tantiemeſteuer wird von der Geſellſchaft getragen. Die Bekanntmachungen der Geſellſchaft erfolgen rechtswirkſam im Deut⸗ Or. ſchen Reichsanzeiger; außerdem verpflichtet ſich die Geſellſchaft, dieſelben in zwei in Berlin, einer in Frankfurt a. M. und einer in Mannheim eirf inenden Tageszeitung zu veröffentlichen. Das Geſchäſtsjahr iſt das Kalenderjahr. einem unter Führung der Süddeutſchen Disconto⸗Geſellſchaft.⸗G. Mann⸗ Von dem Reingewinn werden zunächſt 5% zur Anſammlung des geſetz⸗ lichen Reſervefonds zurückgelegt, bis dieſer den zehnten Teil des Aktien⸗ kapitals erreicht bezw. wieder erreicht hat. Hierauf erhalten die Vorzugs⸗ aktien zunächſt die rückſtändigen Gewinnanteile nachgezahlt, ſoweit in früheren Jahren weniger als 7% für das Jahr auf die Vorzugsaktien verteilt wurden; ſodann erhalten die Vorzugsaktien Lit. 4%. die Vor⸗ zugsaktien Lit. B 6% Gewinnanteile für das abgelaufene Jahr. Bei der Gewinnverteilung haben die Vorzugzaktien Lit. A und die Vorzugsaktien Lit. B unter ſich gleichen Rang. Alsdann erhalten die Stammaktien bis zu 40% des auf ſie einzezahlten Kapitals. Ueber die Verwendung des reſt⸗ lichen Reingewinns beſchließt auf Antrag des Aufſichtsrats die Generalper⸗ ſammlung, welche den Reingewinn ganz oder teilweiſe zur Verteilung einer Superdividende oder zu Zurückſtellungen durch Schaffung beſonderer Re⸗ ſerven, zu Vortrag auf neue Rechnung oder in irgendeiner anderen Form berwenden kann. Wird die einer Superdividende beſchloſſen, ſo fällt dieſe ausſchließlich den Stammaktionären zu. Die Geſellſchaft verpflichtet ſich, in Berlin eine Stelle zu unterhalten und jeweils bekanntzugeben, bei der die Anszahlung der Gewinnanteile, die Ausgabe neuer Gewinnanteilſcheinbogen, die Hinterlezung von Aktien zweckg Teilnahme an den Generalverſammlungen, die Ausübung von Bezugsrechten ſowie alle ſonſtigen von der Generalverſammlung beſchloſſenen die Aktien⸗ urkunden betreffenden Maßnahmen koſtenfrei bewirkt werden können. Die Gewinnanteile der letzten fünf Jahre ſtellten ſic wie folgt: 1918. 5% und 100 in Kriegsanleihe 1919„. 00%(der Verluſt von& 3 919 101.47 wurde auf M. 32 000000 auf neue Rechnung vorgetragen) Stammaktien, 9 4 000 000 wir 25% lahlte Verzugssktien, %½ au 0 mit 25% einge ug⸗ 1921„ 30% auf 4 32 000 000 Stammaktien, 30% auf 4 28 000 000 Stammaktien pro rata tiemporis, 59%— 8 000 000 Vorzugsaktien Lit. A. 1105 60%% 0 000 000 Vorzugsaktien Lit. B pro rata temporis. 3—1 8 000 000. Vorzugsaktien Lit. a, 6% auf 30 000 000 Borzugsaktien Sit. B. Die Bi e für dos Geſchäftsjah ie Bilanz un un. ür jahr 1922 ſtellen ſich wie folgt: 87 Bilanz am 31. Dezember 1922 Altivs. Ocssher 2.G. Be Konto der Aktionäre) 6000000.— Liegenſchaften Mald9ef 507 708,.— N e 8. do. Tüſtts„ 230 851.— 5919670, Gebäude, Maſchinen, Appardte Ind Hien⸗ üien Waldhof) M. 19588060,05 do. Kiln⸗ 27— 5757379.— 2 rti JJJ. ˙¹.A. 74934 953. 50 15 ſahnfkelen beßrduge Stehe 11279 550.— hſtoffe, Kohlen, Exſatz⸗ und Betriebs⸗ Feeg— vorrat un dungen) Bebitoren) Wbeed0d 9970 750 454,64 Avale 3 1— 17T 1517 659 26700 Kaſſe 5„ 46 408 684.24 Effekten und Betei 40295124.85 Effekten der Dr. Cari„Stiſtung 116250— Barguthaben und Eſferten der Invaliden, Alters⸗ und Hinterbliebenen ungskaſſe 9 Die Vollgahlung it erſelg. Waldhof Tilſit 2——„„ 104084305 1 324— „—„„. 0 Apparate uſw. 15 1545 800.—„433543,— 9 Dadon vorrat M. 511970871.883 Waldungen M. 14831 184,14 ) Darunter Bankguthaben M. 1257 006 716,18 1 5 Paſſira. SGenehm. d. d. Gen.-Verſ —3— ̃—— *1 A. Aktienkapital: Stammaktimm 100 000 000,.—“ 100 000 000.— Vorzugsoktien Oitera A 8000 000,.— 8000 000,.— Anlehen): Wemhef. aad Tuft. 2288000— 39985000.— n um„—— Fabrik. 10929000,— 10929 000,.— Anleihentilgungs⸗Kant 958 140,.— 958 140.— Neſerbeſonds. 37326 250,.— 37 328 250,.— Spezialreſerree 000 000,—.— Kriegsrückſtellungen 24 101 488, 24.101 483,25 Rücklage ſür Löhne, Selbſtde Berufsgenoſſenſchaft ufd. 504 180 405,21] 1004 180 405,31 Kreditorene 10343504 201,78 10345 504 201,73 Avale). M. 315815 500—-/ Nicht erhobene Dinidenden u. Anleihe⸗ zzinſen bis 31. 12. 2 22422490,12 2422430,12 Di. Carl Clemm⸗Stiftung 1650 000,.— 101 650000,.— Geh. Rat Carl Haas⸗Stiftungg 652878,.—: 30632 878.— Werkerhaltungs ⸗Kontio 20000 000,.—- 320000000,.— Invaliden-, Alters⸗ und Hinterbliebenen⸗ Unterſtützungs⸗Kaſſe M. 27229620,72 Bruttogewinn 1922[1848 748000/05 der nach Abzug von: Abſchreibungen M. 9123829.87 Bereitſtellung für Werk⸗ erhaltung)„ 500000000.— für Selbſt⸗ verſicherung„ 500 000 000, und M ung durch die Gene⸗ ralverſammlung folgende Verwendung finden ſoll?! 7 Zuw. z. Dr. C. Clemm⸗ N. M. 100000000,.— Zuweiſ. z Geh Rat Carl Haas⸗Stiſtung„ 3000% Div. auf M. 100 000 000 Stammaktien„ 300000000.— 60% Div. auf 1 — * M. 30 000000 Ver- 302 580000.— Lit. B.„ 1800000,— 70% Div. auf 5 M. 8000000 Bor·-. zaugsaktien Lit... 560000,— Vortr.auf nene Rechnung 82203 1305 2 82 288 130, 48 Trfie 7l ad 9 Da 5 von gekündigt: 15 Ade en 1000 zum 2. 1. 24 907„ 5—(edem. Zellſtofffabrik Tilſtt Anl.) E 1 die Ante ihe ehem. ruſl. Fabrit von 123 zum 1 3 25 5 2 5 noch im Umiauf die Anleihe von 1919 M. 10 000 000 Z22ͤ ) Darunter Bankſchulden: M. 3386 038807½ 11. ij Außerdem beſteht eine Burgſchaft für nord. Kr, 900000 für die A. S. Stordoe r in Stord. 1223 ) Aus der ſahme vorweg eninommen. 12 Lit. A und weniger als 6% für das Jahr auf die Vorzugsaktien Lit B einer jährlichen Pachtſumme von Die Gewinn⸗ und Verluſtrechnung am 31. Dezember 1922 S0ll.„ Unkoſten, Gehältet, Gewinnanteile, Verſicherungsbeiträge uſw.) 1346 122522,7ʃ ——— und Umlagen 10) 222 462 758,72% •„„„„%„„„%„%„„„„„„„„ Gewinnſaloogaggd——2 5112332 244½% 6) Darunter M. 105 782 545 Aufſichtsratstantieme. 10) Darunter M. 138 256 770,80 laufende Steuern. 1 00 Gewinnvortrag aus 191111 Ueberſchuß 51 Waren⸗Konto und Ertrag aus Effekten u) 3110 848 734,42 1J3112332 241,48 u) Darunter Ertrag aus Effekten M. 2853 343,33 Nach dem Stande vom 30. Juni 1923 weiſen folgende Bilanzkonten eine weſentliche Veränderung auf: Fertige Fabrikate Gegen die eineee der Geſellſchaft beſtehen aus⸗ reichende Rückſtellungen. Von den am Schluß des Jahres 1922 vorhandenen Debitoren ſind 6 144 694 813.97 Warenforderungen und Forderungen aus Holzverkäufen bezw. Vorſchüſſe an Vorſchaſſe u. ſe 55 112 449.75 Hypotheken, der Reſt Vorſchüſſe u. ſonſtige Forderungen. Von dem Betrage von& 40 295 124.35 des Kontos„Effekten und Be⸗ teiligungen“ entfallen rund 1 700 000 auf feſtverzinsliche Wertpapiere: der Reſt bezieht ſich auf einige Beteiligungem an verwandten(darunter drei ausländiſchen) und ſonſtigen Unternehmungen. Die Geſellſchaft beſitzt die Mehrheit des 20 000 000 betragenden Aktienkapitals der Coſeler Celluloſe⸗ und Papierfabriken Aktiengeſellſchaſt, Berlin(Dividende: 1920 10, 1921 10% und 1922 300%) ſowie die Mehr⸗ heit des 2 600 000 betragenden Aktienkapitals der Papierfabril Weißen⸗ ſtein.⸗G. in Dillweißenſtein(Dividende: 1919/20 10%, 1920/21 25% und 192½2 30%). Die Geſellſchaft hat zur Vereinfachung der Geſchäftsführung die Fabril⸗ betriebe—5 Papyrus.⸗G. in Maunbeim⸗Bal995„von deren Aktienkapital ſie die Mehrheit beſitzt gegen Zahlung 133 330 gepachtet. Sie gewährleiſte dagegen den Aktionären der Papyrus.⸗G. die gleiche Dividende, die auf die eigenen Aktien verteilt wird. Der Grundbeſitz der Mannheimer Niederlaſſung der Geſellſchaft umtfaßt einen Flächenraum von 79 ba 36 à 08 qm. Das Fabrikgrundſtück iſt trieb erforderliche Kraft wird durch 48 Dampfmaſchinen und 4 Großgas⸗ maſchinen mit einer Geſamtleiſtung von ca. 16 000 Pferdeſtärken geliefert⸗ An Dampfkeſſeln ſind 56 Stück mit insgeſamt 9625,6 qm Heizfläche vor⸗ handen. Das für die Gasmaſchinen erforderliche Gas wird in eigener Generatorenanlage erzeugt Mit der erzeugten elektriſchen Energie werden zirka 250 Elektromotoren betrieben. Drei eigene Waſſerwerke liefern aus weitvperzweigtem Netz mit 73 Rohrbrunnen das erforderliche Waſſer. Die Werksanlagen umfaſſen eine große Metallgießerei, Bleilöterei, Schreinerei, eigene Bauabteilung und und Materialien umfaſſen einen Flächenraum von ca. 8 An Kochern ſind insgeſamt 28 Stück mit einem Faſſungsvermögen von ca⸗ 4500 ebm vorhanden. Das Werk beſitzt 8 Langſtebmaſchinen und 2 Papier⸗ maſchinen. Der Güterverkehr innerhalb des Werkes wird mit 6 Lokomotiven und 300 Waggons auf einem 25 km langen rgleis bewältigt. Außerdem dienen noch 4 km Schmalſpurgleis dem Betrieb. 12 Dampfkräne und 3 Verladebrücken, von denen 2 mit einer Länge von 120 bezw. 140 m zum Stapeln von Holz dienen, arbeiten am Quai und auf den Lagerplätzen. Das Werk beſitzt eine Anlage zur Gewinnung von Produkten aus der Ab⸗ lauge, ſowie eine Spiritusfabrik mit eigener—— und Kraftanlage ſowie mit 4 Brennapparaten mit einer Produktionsfähigkeit von 4 Millionen Liter Spiritus jährlich, welcher aus der Ablauge 1 Die Geſamtzahl der Arbeiter und Beamten beträgt zur Zeit ca.. Ueber 30 Beamtien⸗ und Arbeiterwohnhäuſer ſtehen zur Verfügung. Die Geſellſchaft beſitzt in Bade veich Haalehe⸗ lowakei 3453,7/5 ha Waldüngen. Auf den im Beſitz der Geſellſchaft befindlichen nicht zur Jabrikanloge gehörigen Wohnhäuſern, welche unter dem Titel Liegenſchaften mit 507 708 zu B. ruhen verſchiedene unter Kreditoren verbuchte Hypotheken im Geſamtbetrage von 308 100, von denen& 181 100 zu .%, 4 127 000 zu 4,75% verzinslich ſind. Sämtliche Poſten ſind gegen⸗ ſeitig mit dreimonatiger Friſt kündbar. Die Abteilung„Jellſtofffabrik Waldhof in Tilſit“ ar⸗ beitet nach dem Bilſufftperfahren mit eigenen Verbeſſerungen. Die für den Betrieb nötige Kraft wird durch 2 Dampfmaſchinen und 2 Dampfturbinen mit einer Geſamtleiſtung von 8400 Pferdekräften Fee An Dampf⸗ keſſeln ſind 34 Stück mit 6146 qm Heizfläche vorhanden. Im Betriebe be⸗ finden ſich 17 Kocher, 4 Langſiebentwäſſerungsmaſchinen und eine Bleich⸗ anlage mit 16 Holländern. täglich—7000 Liter 960%igen Spiritus herzuſtellen. Die Fabrik beſitzt ferner eine eigene Reparaturwerkſtatt Die Grundſtücke haben eine Geſamtgröße von 59 ha 44 2 47 qm, wovon 3,5 ha bebaut ſind und welche von einem mehrere Kilometer langen Schienen⸗ gleis und einem ca. 8 km langen Schmalſpurgleis durchzogen werden. Die Tilſiter Fabriken, von denen die erſte Abteilung 1898, die zweite 1906 und die dritte 1912 erbaut iſt, liegen unterhalb der Stadt Tilſit am Memelſtrom und ſind mit dieſem Fluß durch einen Stichkanal in direktem Verkehr. Die Fabriken ſelbſt ſind maſſiv, Ziezel und Eiſenkonſtruktion, mit betongewölbten Decken ausgeführt. den Tilſiter Fabriken gehören 14 Beamten⸗ und Arbeiterwohnhäuſer. amten⸗ und Arbeiterzahl betrögt gegenwärtig 2200. Auf den im Beſitz der Geſenſchaft in Tilſtt befindlichen Grundſtücken ruhen verſchiedene unter Kreditoren verbuchte Hypotheken im Geſazntbetrag von& 112 000 zu 5% verzinslich. ̃ Die Werke der Ruſſiſchen Aktiengeſellſchaft Zellſtofffabril Waldhof zu Pernau in Livland ſind während des Krieges durch die ruſſiſche Armee zer⸗ ſtört worden. Der dadurch in Rußland entſtandene Schaden iſt gemäß den geſetzlichen Beſtimmungen bei den zuſtändigen Stellen der deutſchen Reichs⸗ regierung angemeldet worden. Bisher ſind darauf Zahlungen teils in bar, zurm größten Teil in Reichsſchatzwechſeln von der Reichsregierung geleiſtet worden, und zwar in einer Geſamthöhe von 46 526 840, weſche einſt⸗ weilen den Kriegsrückſtellungen 8 5 worden ſind Der Ent⸗ ſchädigungsbetrag ſoll in erſter Linie als Gegenpoſten für die ſelbſtſchuldne⸗ riſche Haftung der Geſellſchaft für die noch umlaufenden& 11517 000 Teil⸗ ungen der Ruſſiſchen Aktiengeſellſchaft Zellſtofffabrik Waldhof n Pernau in Livland gelten und in zweiter Linie ebtl. Erſatz ſchaffen für die verlorengegangenen werbenden Anlagen. Die Fabrikationsumſätze der Geſellſchaft betrugen 1920 59 100, 1921 88 500, 1922 125 900 t Zellſtoff. Die Geſellſchaft iſt Mitglied des Vereins Deut ellſtofffabrikanten und des Vereins Deutſcher Papierfabrikanten, e 905 Wahrung der wirtſchaftlichen Intereſſen der Induſtrie und die Regelung der Preiſe iſt. Die Dauer der beiden Vereine iſt nicht beſchränkt; die Mitglieder können jeweils auf Jahresſchluß kurzfriſtig kündigen. Der Geſchäftsgang im laufenden Geſchäftsfahre war bisher zufrieden⸗ ſtellend. Mit den durch die jetzigen Zeitverhältniſſe bedingten Vorbehalten hofft die Geſellſchaft auch auf das erhöhte Aktienkapital ein angemeſſenes Ergebnis erzielen zu können. 6786 Mannheim⸗Waldhof, im Auguſt 1923. Zellſtofffabrik Waldhof. Auf Grund vorſtehenden Proſpektes ſind Mark 100 000 000 neue Stammaktien 100 000 Stück über je Mark 1000 mit Nr. 101001- 200 000 der Zellstofffabrik Waldhof zu Mannheim-Waldhot zum Handel an der Berliner Börſe zugelaſſen worden. Berlin, im Auguſt 1923. rund 4 3147 268 046 u Fabrikation befindliche Stoffe 21„ Johfſoffe und Materialien„„ 23 475 740 469% Debitoren„ 1„ 4% ½„„112518978 685 Kaſſen⸗Wechſel b Pp O b„ 6 836 190 258 Aktienkapitall Stammaktien„„„%„„%„%%„„„„ 400 000 000 Vorzugsaktien Lit. K.„„%„„%„„„„„„„„„„„ 8 000 000 Vorzugsaktien Lit. S.„„„„„„ 55 000 000 Kreditoven n n Württemberg, Bayern, Deutſch⸗Oeſter⸗ Die im Jahre 1916 erbaute Sulfitſpritfabrik arbeitet nach der jetzt fertiggeſtellten Vergrößerung mit 3 Avenariusapparaten und iſt in der Lage, 1543 746 960, W 498 789 qm groß, wovon ca. 198 407,44 qm bebaut ſind. Die für den B⸗, anlage: zahlreiche Magazine zum Lagern von fertigen e „5 am- 16 Schwefelkiesöfen dienen zur Erzeuzung der nötigen ſchwefligen Säure⸗ — ö Drethen der Dätontn beelgdel. defder Mattk- daigte