ie⸗ it⸗ ie⸗ de ift * 4 25 Bezugspreiſe: In Mannheim u. umgedung in der taufenden Woche Mk. 100 o00 o00. die monatlichen Bezieher verpflichten lich bei der Beſtellung des Abonnements die während der Sezugszeit notwendigen preis erhöhungen zu bezahlen. poſt⸗ eck konto nummer 17890 Karisruhe.— Hauptgeſchäfts ſtelle Mannheim E6. 2.— Seſchafts⸗nebenſtelle Reckarſtadt, wald⸗ doſſtr. 6. Fernſpr. Nr. 7031, 7932, 7033, 703, 7048. Telegr.⸗Aòr. Seneralanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentlich zwölfmal. Badiſche Meuoſte ——— ichlen Verkaufspreis 10 Millionen Mark 1923— Nr. 467 Anzeigenpreiſe nach Tar.f, bei vorauszahlung ober mit duſchlag für Geloentwertung: Rllgemeine Rnzeigen Srund⸗ zahl 400* Schlüßelzahl des vereins deutſcher Zeitungsver⸗ leger 100 o0 40 000 000. Für Anzeigen an beſtimmt. n Cagen Stellen u. Rusgaben wird keine verantwort. übern. Hhöh. Gewalt, Streiks, Betriebsſtörung. uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſpr. für ausgefall. oò. beſchrünkt. Ausgaben od. f. verſp. Rufnahme v. Anzeigen. Ruftr. d. Fernſpr. oh. Sewühr. Gerichtsſt. Manntzeim Beilagen: Der Sport vom Sonntag— Modezeitung— Aus Zeit und Leben mit Mannheimer Frauen⸗-Seitung und Mannheimer Muſik-Seitung —— Immer noch hemmungen im Keichstag Die zwölſte Stunde Berlin, 11. Okt.(Von unſerm Berliner Büro.) Man hatte ge⸗ hofft, das Ermächtigungsgeſetz geſtern doch noch— in einer beſonders dazu anzuberaumenden zweiten Sitzung— zu verabſchie⸗ den. Das iſt leider nicht gelungen. Durch die unheimliche Stei⸗ gerung der Deviſenpreiſe an der geſtrigen Börſe, die auch den Stark⸗ nervigen das Blut erſtarren machte, wäre es die rechte Antwort, viel⸗ leicht die einzige noch mögliche geweſen. Daheim und draußen hätte man aus ihr den Schluß ziehen können: Das deutſche Volk und ſein Parlament beginnen endlich die Flammenſchrift an der Wand zu ver⸗ ſtehen, ſie raffen ſich auf, ſpät, doch wohl noch nicht zu ſpät dem an⸗ drängenden Unheil mit letzter Kraft zu wehren. Der Reichstag hat auch dazu den Entſchluß nicht gefunden. Von Viertelſtunde zu Viertelſtunde brachte der immer ans Tele⸗ phon Eilende düſtere Kunde: Der Dollar war auf 4, auf 6, auf 7 Mil⸗ liarden geklettert. Wie ein Lauffeuer durchſchwirrten die Unglücks⸗ poſten Haus und Gänge. Auch das Häuflein, das ſich derweilen im Saal über die ſogenannten kleinen Vorlagen unterhielt, über neue Billionenforderungen für Getreide und Beamtengehälter, über wert⸗ beſtändige Zahlungen bei öffentlichen Arbeiten und Lieferungsver⸗ trägen, über die Schimpffreiheit von ſog.„Journaliſten“, die daneben den Vorzug haben, parlamentariſche Diätenbezieher zu ſein, blieb die Schreckensbotſchaft ohne Eindruck. Lauter Arithmetik treibende, die anſcheinend nur der finſtere Entſchluß bewegte, ihre Kreiſe nicht ſtören zu laſſen. Höllein nannte Hugo Stinnes einen„Ueberraffke“ und „Leichenfledderer am Körper einer zugrunde gehenden Nation“, der in der letzten Woche in München mit Ludendorff den Kampfplan gegen Berlin und Sachſen⸗Thüringen beſchloſſen hätte und Herr Barth ergrimmte wider den Reichswehrminiſter, weil er die„Rote Fahne“ nach ihrem geſtrigen Hetzruf ſchleunigſt abermals ver⸗ boten hat. Soll man nun wieder klagen: Der Parlamentarismus hätte ver⸗ ſagt? Oder bleibt die Schuld an jenen haften, die in der vorigen Woche trotz des Kanzlers eindringlicher Mahnung die Kriſe entfeſſelt hatten und die am Dienstag wie geſtern die ſofortige Verabſchiedung des Ermächtigungsgeſetzes hintertrieben? Auf ſie, die doch ſelber den Parlamentarismus in Grund und Boden kritiſieren? Nebenbei: Das alles iſt angeſichts des heranziehenden Wetters ja ſo unendlich gering, ob Parlamentarismus oder kein Parlamentarismus, ob die Partei mehr im Recht thront oder jene. Was kommt es noch darauf an. Dieſe harte mitleidloſe Stunde kennt nur noch ein Gebot: Mit dem Ermächtigungsgeſetz entſchloſſen das Steuer herumzuwerfen und die Bahn frei zu machen zu ſchnellem, energiſchem, von ängſtlichen Bedenken und taktiſchen Rückſichten ungehemmten Handeln. Wir haben ſchon einmal geſagt: Wenn die Verordnungen, die in den Amtsſtuben längſt bereitliegen, eine nach der anderen ins Leben gehen, wenn eine wertbeſtändige Währung kommt, wenn eine vernünftige Regelung der Arbeitszeit Freunden und Fein⸗ den zeigt, daß man in Deutſchland noch die Kraft hat, ſich der Tyrannei der Theorien und parteipolitiſchen Schulmeinungen zu entwinden, dann kann es noch immer ſein, daß wir uns durchbeißen und langſam zwar, aber doch mühſelig und mit Fleiß uns wieder em⸗ porarbeiten. Sonſt liegt dieſes unglückſelige Land bald hoffnungslos da: Offen für jeden Zugriff längſt auf der Lauer liegender fremder Ländergier. Aber Eile tut not: Die Zeit arbeitet gegen uns, die Zeit und der Dollar! vor einer neuen Reöde Ddr. Streſemanns In der heutigen dritten Leſung des Ermächtigungsgeſetzes gedenkt Reichskanzler Dr. Streſemann perſönlich das Wort zu ergreifen. Jur Abſtimmung über das Ermächligungsgeſetz iſt. weil es ſich um eine Verfaſſungsänderung handelt, eine ſogenannte qualifizierte Zweidrittelmehrheit erforderlich. d.., es müſſen zwei Drittel aller Mitglieder des Hauſes anweſend ſein und von dieſen zwei Dritteln muß wieder eine Zweidrittelmehrheit für das Geſetz ſtimmen. Unter ſolchen Umſtänden ſteht das Schickſal dieſes lebenswichtigen Geſetzes auf des Meffers Schneide. Nach der„Voſſ. Itg.“ will die etwa 30 Abgeordnete ſtarke oppo⸗ itionelle Gruppe der Sozialdemokratie entweder vor r Abſtimmung ſich aus dem Saal entfernen oder blaue Karten ab⸗ geben, d.., der Abſtimmung ſich enthalten. Es iſt nicht ausgeſchloſ⸗ ſen, daß derſelbe Vorgang ſich auf dem rechten Flügel der Deutſchen Volkspartei wiederholt, der etwa 10 bis 15 Köpfe zählt. Demgegenüber die geſchloſſene Front der Oppoſition: Deutſch⸗ nationale, baneriſche Volkspartei, Welfen, Kommuniſten und Deutſch⸗ Völkiſche. Da die Koalitionsparteien im Augenblick alle ihre Mannen herangezogen haben, wird die Mehrheit wohl zuſtande kommen, aber es wird eine knappe Mehrheit ſein. Das Arbeitszeitgeſetz Der Aelteſtenrat des Reichstags hat beſchloſſen, daß die Voll⸗ ſizung nach der heute eintretenden Vertagung am Donnerstag mächſter Woche zur Erledigung des Arbeitszeitgeſetzes guf einige Tage zuſammenſein wird. Ueber die weiteren Anordnungen iſt noch nichts weiter bekannt. Abendſitzung des Reichskabinetts Im Mittelpunkt der geſtrigen Beratung ſtanden die Verord⸗ Zungen, die im Anſchluß an die heute zu erwartende Verabſchie⸗ dung des Ermächtigungsgeſetzes ſofort erlaſſen werden ſollen Ferner befaßte ſich das Kabinett mit den eingeleiteten Ver⸗ andlüngen auf Wiederaufnahme der Arbeit im Ruhrgebiet und mnit dem in Berlin eingetroffenen Bericht des deutſchen Geſchäfts⸗ trägers in Paris von Höſch über ſeinen geſtern bei Poincare unter⸗ nommenen Schritt beſchäftigt haben. Bor dem Erlaß der Nokverordnungen Wie das„Berliner Tageblatt“ meldet, dürfte die Reichsregierung, wenn das Ermächtigungsgeſetz vom Reichstag genehmigt worden iſt, ſich aus ſichtlich ſofort drei Berordnungen erlaſſen. Eine wird ich mit der Frage der Brokverbilligung befaſſen, und zwar ſoll die Brotabgabe noch mehrere Male entrichtet werden. Die zweite Maßnahme ſoll eine Berordnung finanzpolitiſcher Art ſein. Die dritte Verordnung ſoll ſich mit den Preiskonvenflonen der Kartelle und Syndikake beſchäftigen. Weitere Verord⸗ nungen ſollen die Einſtellung des Drucks von Reichs⸗ banknoken und die Einſchränkung der Einfuhr be⸗ hundeln. Im preußiſchen Lanodͤtag war die bisherige zweitägige Debatte im Grunde eine Wieder⸗ holung der Beratungen, die man vom Samstag bis zum Dienstag im Reichstag gepflogen hat. Es war,— man darf es ruhig ausſprechen— eine beſſere Wiederholung. Die große Koalition hält in Preußen, wo ſie ſchon auf eine verhältnis⸗ mäßia lange Arbeitsgemeinſchaft zurückblicken kann, feſter zu⸗ ſammen als im Reich. Man kennt dort ihren Nutzen, aber auch ihre natürlichen Begrenzungen, man nimmt mehr Rückſicht auf⸗ einander, man lebt der Ueberzeugung, daß ſie ſich bewährt hat und man glaubt an ſie, darum hat man auch ſchnell Schluß gemacht mit dem Redekampf und in einer Erklärung ſich zuſammenge⸗ funden, der das Vertrauen zur Regierung ausſppach und die viel voller, lauter und bewußter tönte als im Reichstag. Darum auch ſtand die Rede des volksparleilichen Sprechers Dr. Kalle ungleich höher als am Montag die Ausführungen des Dr. Scholz. Wer es noch nicht gewußt hatte, konnte es aus dieſer Rede ent⸗ nehmen: In der volksparteilichen Fraktion des Landtags hat es keinen ſchwerinduſtriellen Flügel gegeben und gibt es auch keinen, ſie hat von Anbeginn das Spiel verurteilt, das uns eine koſtbare, vielleicht gar nicht wieder einzubringende Woche genommen hat. Nach wie vor ſteht ſie treu und beharrlich hinter dem Parteivorſitzenden und der Politik, die er als Kanzler treibt und ſucht mit ihm in einen Ausgleich der Gegenſätze der Handarbeiter und bürgerlichen Schichten zu gemeinſamem Schaffen vereint die Rettung für dieſe zerrüttete und zerklüftete Nation. In der Reichstagsfraktion iſt man an dem durch die Gruppen Stinnes, Vögler und Schwab aufgerührten Zwieſpalt wie um den heißen Brei herumgegangen und hat bis heute kein Wort gefunden für die nachgerade un⸗ erträgliche Behandlung die in dem Berliner Organ des volksparteilichen Herrn Stinnes der volkspartei⸗ liche Kanzler fort und fort erfährt. Dr. Kalle, der ſelbſt In⸗ duſtrieller iſt, fand dieſes Wort, und mannhaft ſprach er aus, was draußen im Lande die Parteifreunde mehr und mehr in Bitternis empfinden: daß es zur Auflöſung von Staat und Staats⸗ autorität beiträgt, wenn die Schwerinduſtrie immer wieder ihre perſönliche Meinung allein durchſetzen will, und jeden ächtet, der ihnen in den Weg tritt. Das war das Bedeutſame an dieſer Debatte und ihrem Ausgang. Der Kommuniſt Dr. Meyer fand in ſol⸗ chem Rahmen noch die Möglichkeit für einige Offenherzigkeiten, ſür die man ihm dankbar ſein darf. Er verhieß uns allen den Galgen, ſobald erſt die Kommuniſten an die Macht kämen, er⸗ klärte den Bürgerkrieg für unvermeidlich und bezeichnete es als Aufgabe für die Regierungen von Sachſen und Thüringen, ſich eine„außerparlamentariſche Baſis“ zu ſchaffen. Dr. Meyer iſt ſonſt kein Bierbankſchwätzer wie ſeine Geſinnungsgefährden im Reichstag, er iſt ein Mann von allerhand Kenntniſſen und der beſte Kopf des deutſchen Kommunismus. Was er ſagt, iſt völlig ernſt zu nehmen. Wir werden uns alſo beizeiten darauf einrichten können. die Rusſicht auf Kreöͤithilfe Nach Informationen Berliner Blätter liegt zur Kredithilfe für Deutſchland bereits ein ausgearbeiteter amerikaniſcher Plan vor. Die Bedingungen ſollen durchaus günſtig ſein. Es handelt ſich nicht um eine Reparationsanleihe. Die Finanz⸗ hilfe ſoll vielmehr eine Beteiligung an der künftigen Währungsbank ſein. Dabei handle es ſich nicht um die Bank, von der die Neumark ausgegeben werden ſoll, die Beteiligung gelte für die Goldwährungsbank, alſo für die Reichsbank. Die Reichs⸗ regierung, die offiziell nicht an den Verhandlungen beteiligt ſei, werde vorausſichtlich in kurzer Zeit zu den amerikaniſchen Vor⸗ ſchlägen Stellung nehmen. höſch bei Poincarẽ Am Quai'Orſey wird hervorgehoben, daß der deutſche Bot⸗ ſchaftsrat von Höſch von Poincare überaus liebenswürdig empfan⸗ gen worden ſei. Aus einem amtlichen Kommunique geht hervor, daß Poincare die Einſtellung des paſſiven Widerſtandes durch Ab⸗ machung an Ort und Stelle zwiſchen den alliierten Behörden und den Bewohnern der beſetzten Gebiete regeln will. Es er⸗ ſcheine nicht geboten, dieſe rein lokale Angelegenheit zum Gegenſtand von Verhandlungen zwiſchen Vertretern der Regierungen zu machen. In einer Notiz für die Prrſſe wird geſagt, daß die franzöſiſche Regierung nicht in der Lage ſei, dem Plan einer von den drei be⸗ teiligten Regierungen gebildeten Kommiſſion ihre Zuſtimmung zu geben, weil bereits Verhandlungen mit den Großinduftriellen des Ruhrgebietes im Gange ſeien. Es ſei unmöglich, dieſen Verhand⸗ lungen andere überzuordnen, die zwiſchen den Regierungen direkt geführt werden. 5 Wenn auch die Haltung der franzöſiſchen Regierung liebenswürdi⸗ ger geworden iſt, bleibt der Sinn der Ablehnung unverän⸗ dert. Die Begründung, daß die Verhandlungen der Regierungen den Verhandlungen mit den Großinduſtriellen nicht übergeordnet werden könnten, erſcheint geſucht. Beratungen, die im Namen des deutſchen Volkes eingeleitet werden, erſcheinen jedenfalls wichtiger, als die Verhandlungen mit einzelnen Induſtriellen. Es ergibt ſich jetzt ein Rechtszuſtand, den ſelbſt viele Franzoſen nicht billigen. In den Kreiſen der amerikaniſchen und neutralen Preſſe ſollen die Aus⸗ laſſungen des franzöſiſchen Premierminiſters nicht freundlich aufge⸗ nommen worden ſein. In unterrichteten Kreiſen beſtreitet man, daß Poincare dem deutſchen Geſchäftsträger den Rat erteilt habe, Deutſchland müſſe bei der Reparationskommiſſion neue Vorſchläge einreichen, wenn es zu Verhandlungen mit den Verbündeten gelangen wolle. Die überſtandene Kriſe Don Dr. Gtto Bugo, II. d. R. Faſt eine Woche hat die jüngſte Kabinettskriſe gedauert. Aus ihr iſt eine zweite Regierung Streſemann hervorgegangen. Dieſe Tatſache ergibt ohne weiteres die Frage, weshalb überhaupt eine Kriſe ausbrach und wie es kam, daß ſie mit der Rückkehr zur großen Koalition endete. Die Regierung Streſemann hat außenpolitiſch die ungeheuer ſchwere Belaſtung der Ruhrliquidation auf ſich neh⸗ men müſſen. Gegenüber dieſem Mißerfolg in der auswärtigen Politik hatte die Regierung auf der anderen Seite nicht aus⸗ reichende innerpolitiſche Erfolge nachzuweiſen. Man hatte gerade nach dem Verſagen der Finanzpolitik des Herrn Dr. Hermes mit einem gründlichen Wandel der wirtſchaftlichen Dinge gerechnet, aber ſieben volle Wochen ſind verſtrichen, ohne ſichtbare Wandlungen von Bedeutung zu bringen. Wohl hat der Wirtſchaftsminiſteer v. Raumer die Außenhandelskontrolle ausge⸗ räumt, aber das Finanzminiſterium Hilferdings ver⸗ ſagte vollkommen, inſonderheit erwieſen ſich die Verſuche der Währungsſtützung und Währungsverbeſſerung als irrig und verfehlt. Aber auch die Beſeitigung derjenigen Hemmniſſe, die einer Steigerung der Produktionsleiſtung entgegenſtehen, ließ ver⸗ geblich auf ſich warten. Aus allen dieſen Umſtänden ergab ſich der ſtarke Druck, der bis tief in die Partei des Kanzlers hinein wirkſam war und nach einer Abänderung der Verhältniſſe gebiete⸗ riſch verlangte. Sachlich ſpitzten ſich die Forderungen in der Richtung der Zeberwindung des Achtſtundentags und in der Beſeitigung des Finanzminiſters zu. Die Sozialdemokratie wurde damit vor ein für ſie außerordentlich ſchwieriges Problem geſtellt, denn ſchließlich iſt doch der Achtſtundentag die große„Errungenſchaft“ der Revolu⸗ tion, nach ſozialiſtiſcher Auffaſſung als ſolche jedenfalls fortgeſetzt geprieſen und mit aller Energie bisher verteidigt. Der Kampf um die Frage der Preisgabe des Achtſtundentags brachte in der ſozial⸗ demokratiſchen Reichstagsfraktion die Entſcheidung einer ſchwachen Mehrheit von 61 gegen 54 Stimmen gegen die Zuſtimmung und damit für das Ausſcheiden der Sozialdemokratie aus der großen Koalition. Um die Reichsführung nicht in das Chaos hinabſinken zu laſſen, erhielt Dr. Streſemann vom Reichspräſidenten danach den Auftrag, eine bürgerliche Regierung zu bilden. Das Programm dieſer Regierung bot keine Schwierigkeiten, auch die Zuſammenſetzung hätte ſo gewählt werden können, daß ſie billigen Anſprüchen aller bürgerlichen Parteien genügt hätte. In dieſem Stadium der Ent⸗ wicklung hat die deutſchnationale Reichstagsfraktion dann aber ihre bürgerliche Aufgabe verkannt. Wollte ſie un⸗ ter allen Umſtänden eine Regierung der großen Koalition verhin⸗ dern, ſo mußte ſie ſich bereit erklären, ein bürgerliches Kabinett Streſemann zu unterſtützen. tion der Deutſchen Volkspartei wurde aber von deütſchnationaler Seite dieſe Bereitſchaft verweigert. Man wollte unter allen Umſtänden eine Regierung Streſemann verhindern, obwohl man ſich darüber im Klaren ſein mußte, daß weder der Reichspräſi⸗ dent, noch das Zentrum, noch die Demoraten noch die Fraktion der Deutſchen Volkspartei in der Lage waren. nach Lage der Dinge den Kanzler Dr. Streſemann preiszugeben. Für die Fraktion der Deut⸗ ſchen Volkspartei mußte das eine Selbſtverſtändlichkeit ſein, nach⸗ dem die Fraktion die Koalitionsregierung Streſemann in allen Phaſen unterſtützt und gedeckt hatte. Aber für die Deutſchnationalen konnte noch weniger ein Zweifel darüber ſein, daß Demokraten und Zentrum etwa eine ausgqeſprochen rechtsgeleitete Reaierung mit den Deutſchnationalen zu bilden bereit geweſen wären. Daß Dr. Streſe⸗ mann gerade in der wichtigen Frage der Ueberwindung des Acht⸗ ſtundentages der Exvonent gegenüber der Sozialdemokratie war, hätte auch vom ſachlichen Geſichtspunkt aus der Deutſchnationalen Partei durchaus die Veranlaſſung zur Unterſtützung einer ſolchen Regierung geben müſſen. Daß dieſe Einſicht fehlte, zeitigte die natürliche Folge der Rückkehr zur großen Koalition. abſolut ſelbſtverſtändlich, daß Dr. Streſemann, nachdem die Sozial⸗ demokraten in Abänderung ihrer bisherigen Haltung in den wichtig⸗ ſten politiſchen Programmfragen nachgaben und die Deutſchnationa⸗ len ſich opponierend in Kampfſtellung begaben, erneut die Reqierung der großen Koalition bildete, um das Chaos zu verhindern. Daß die aroße Koalition wiederkehrte, iſt jedenfalls die unmittelbare Folge der deutſchnationalen Haltung. Die zweite Regierung Streſemanns tritt nunmehr mit einem Programm auf den Plan, das, in des Wortes beſter Bedeutung, ſich ſehen laſſen kann. Nachdem im Reiche der Sicherheitszuſtand durch die militäriſchen Machtmittel gewährleiſtet iſt, ſoll die Regie⸗ rung die Ermächtigung erhalten, auf faſt allen Gebieten diktatoriſch ohne vorherige Zuſtimmung des Reichstages z u regieren. Dieſe Maßnahme erfolgte, um der Reichsregierung die Möglichkeit zum Handeln zu geben, ohne auf die mühſame parla⸗ mentariſche Behandlung der zwingenden geſetzgeberiſchen Fragen an⸗ gewieſen zu ſein. Das Programm iſt gefunden worden auf der Baſis einer nationalen Politik nach außen und einer wirt⸗ ſchaftsfördernden Politik im Innern. Das Wäh⸗ rungsproblem ſoll nicht ohne die nötigen wirtſchaftlichen Vor⸗ ausſetzungen gelöſt werden. Ein Arbeitsgeſetz ſoll die Hinszer⸗ niſſe ausräumen, die der Ausdehnung der bisherigen Arbeitszeit entgegenſtehen. Dabei ſſt der Achtſtundentag im Bergbau unter Tage zur Grundlage gemacht. Daraus ergibt ſich ohne weiteres eine höhere Arbeitszeit über Tage, in den Werkſtätten und Fabriken. Es iſt zweifellos ein ungeheurer politiſcher Erfolg, daß die Regierung der großen Koalition auf der Baſis einer der⸗ artigen Verſtändigung gebildet werden konnte und damit das größte Hemmnis zum wirtſchaftlichen Wiederaufbau nunmehr beſeitigen kann. Es dürfte auch kaum zu bezweifeln ſein, daß dieſer Schritt vorwärts am beſten mit der Sozialdemokratie gemacht werden kann, ja eigentlich gemacht werden muß. Wenn eine rein bürger⸗ liche Regierung das Problem gegen den Willen der Sozialdemokratie löſen ſollte, ſo würde die Frage zu heftigſten Kämpfen führen müſſen. Daneben iſt die Regierung entſchloſſen, die Hinderungen, die der Rationaliſterung der Wirtſchaft in der Demobilmachungs⸗ verordnung entgegenſtehen, zu beſeitigen. Sie iſt entſchloſſen, die zentraliſtiſche Steuerpolitik aufzulöſen und die Wieder⸗ verantwortlichkeit der Länder und Gemeinden in ſteuerlicher Be⸗ ziehung herzuſtellen. Auf dieſen Wegen wird es möglich ſein, in Deutſchland die Produktion zu ſteigern und damit unſere Verhält⸗ niſſe zu ſtabiliſieren. Ebenſo gehört zum Programm der Reichs⸗ regierung der Abbau der Verwaltungsapparate, ſodaß man wohl wird ſagen dürfen, daß die Regierung an ſich auf durchaus geſunden politiſchen Vorausſetzungen aufgebaut iſt und eine große Aufgabe zu löſen vermag. Nun iſt es aber allein mit dem Programm nicht getan. Die Regierung wird ſich darüber klar ſein müſſen, daß die Bedeutung, ſowie die Bewährung der großen Koalition davon abhängt, ob ſie in Auf ausdrückliche Anfrage der Frak⸗ Es war ——— —— — —— 17* — Ruhrgebiet, daß die der 10 8 5 F Tlichterſtatter nimmt an, daß 2. Seite. Nr. 467 Mmannheimer General⸗Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, den 11. Oktober 1923 den kommenden Wochen und Monaten alles das, was in ihrem Programm enthalten iſt, auch entſchloſſen und ſchnell zur Durchführung bringt. Würde die Regierung bei der prak⸗ tiſchen Durchführung ihres Programms die nötige Energie, das nötige Geſchick und die nötige Tatkraft vermiſſen laſſen, ſo kann ſich niemand im Zweifel ſein, daß ihre Exiſtenz dadurch gefährdet würde. Handelt ſie, wie ich hoffe, ſo wie es die Not unſerer Lage und die Vernunft des Programms erfordert, ſo kann ſie eine Aerhe hiſtoriſche Aufgabe, nämlich die der Ueberführung unſerer rhältniſſe aus revolutionären zu geordneten Zuſtänden zum Segen des deutſchen Volkes löſen. Die Franzoſen in Baden Die Nachricht, wonach General Degoutte den Kraftwagenverkehr zwiſchen Offfenburg und Appenweier unterſagt habe, trifft nicht zu. Die dauern an. Davon wurden 2 5 be⸗ troffen Mef Dede Daniek Kifer, Blechner Adolf Arbeiter⸗ ſekretür Karl May und Zioklingenſeur Ernſt Zander. Die Ausge⸗ wieſenen wurden aus Offenburg von den Franzoſen nach Orten⸗ verg gebracht; ihre Familienangehörigen haben bis Donnerstag mit ihrem Hausrat nachzufolgen. Die Ausweiſungen aus der Pfalz Von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde ausgewieſen wurde Re⸗ gierungsrat Strecker, ferner wurde ausgewieſen der Leiter des —— Lauterecken in der Pfalz, Oberſteuerinſpektor Rudolf öller. Einer der Ludwigshafener Kommuniſtenführer namens Braen⸗ el iſt von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde ausgewieſen worden. n dem Parteibüro der Kommuniſtiſchen Partei in Ludwigshafen wurde von der franzöſiſchen Kriminalpolizei eine Hausſuchung vor⸗ genommen, deren Ergebnis noch nicht bekannt iſt. Von amtlicher deutſcher Stelle wird uns mitgeteilt: Unter den am 9. Oktober aus Kaiſerslautern ausgewieſenen Eiſenbahnerfamilien befand ſich auch eine Frau, die ſtündlich ihre Entbindung erwarten mußte. Hinweiſe darauf wurden von den Franzoſen nicht der Be⸗ achtung wert gefunden. Bei dem gleichen Transport wurde ein Eiſenbahner, als er im Vorbeigehen einem Bekannten die Hand zum Abſchied reichen wollte, von den franzöſiſchen Begleitmannſchaften durch Fauſtſchläge auf den Kopf und ins Geſicht mißhandelt. Die Umtriebe der Separatiſten Zu der Separatiſtenbewegung, die Smeets und Genoſſen, d. h. die ſogenannte Rheiniſch⸗kepublikiniſche Volkspartei, am Sonn⸗ tag, den 14. Oktober in Trier veranſtalten wollen, veröffentlicht das„Echo du Rhin“ vom 10. Oktober folgende Meldung: Um Un⸗ ruhen zu vermeiden, die ſich bei der am kommenden Sonntag in Trier ſtattfindenden Separatiſtenkundgebung ereignen könnten und von Berliner Agenten angeſtiftet werden, hat die Rheiniſch⸗republi⸗ kaniſche Volkspartei ein Plakat mit folgendem Wortlaut anſchlagen laſſen:„Die Anhänger und Freunde der Rh.R..P. werden drin⸗ gend gebeten, im eigenen Intereſſe ſich am 14. Oktober 1923 in Trier —9 auf den Trottoirs unter den Blutpreußen(9 aufzu⸗ n. Die Separatiſten in Düſſeldorf Der Sonderberichterſtatter der„Dally Maft“ berichbet aus dem ührer der Separatiſten ſich die Ausweiſung Schupobeamten aus Düſſeldorf ſehr zunutze machen. Sie ſeien damit beſchäftigt, ihrer Anhänger, die Polizei⸗ dienſt zu verrichten wün in eine Liſte einzutragen. Der Be⸗ ſe neue ſtädtiſche ungefähr zur Hälfte aus Sonderbündlern zuſammenſetzen werde. Separatiſtenverſammlung in Tudwigshafen Wie ablehend ſich die pfälziſche Vevölkerung der Propa⸗ ganda der Sepäratiſten gegenüber verhält, bewies eine von den 5 ratiſten in Ludwigshafen einberufene Verſammlung, an der nur etwa 50 Perſonen, alles ſehr fr⸗ rdige Exiſtenzen teilnahmen. Der Redner, ein ratiſt aus Wiesbaden, führte lebhafte Klagen darüber, daß es in der Pfalz mit dem Separatismus nicht vor⸗ wärts gehen wolle. Er forderte, daß dies anders werden müſſe und daß die Separatiſten in der Pfalz eine größere Aktſvität ent⸗ falten ſollten. die verhandlungen der Nuhrinduſtriellen Die„D. A..“ veröffentlicht an der Spitze ihrer geſtrigen Abend⸗ ausgabe folgende Erklärung:„Gegenüber den aufgeregten Berichten über die Verhandlungen in Düffeldorf, die ſich in nahezu der geſamten Preſſe befinden, beſchränken wir uns heute auf folgende Erklärung: Alle bisherigen Darſtellungen ſind Sie beruhen zum großen Teil auf Berichten der feindlichen Auslandspreſſe. Seit Sonntag be⸗ ſich das geſamte Material, d. h. alle Berichte und Verhand⸗ ungsprotokolle in den Händen der Regierung! Dien Blättern zufolge treten am Freitag das Präſidium und der Hauptausſchuß des Reichsverbandes der deutſchen In⸗ duſtrie zur Erörterung der politiſchen Lage, im beſonderen des Vorgehens der Ruhrinduſtriellen, zu einer gemeinſamen Sitzung zu⸗ mmen. ſa*** Die Wiederaufnahme der Arbeit im Nuhrgebiet Wie der„Rheiniſchen Zeitung“ mitgeteilt wird, finden zwiſchen Beguftragten der Ber garbeiterorganiſationen und der Verwaltung der von den Franzoſen beſetzten Grube Liblar im Braunkohlengebiet Verhandlungen über die Wiederaufnahme der Ar⸗ beit ſtatt. Soweit das Blatt erfahren hat, haben die Franzoſen anerkannt: 1. die tariflichen Abmachungen: 2. das Betriebsräte⸗ geſetz unter der Bedingung, daß bei Wiederaufnahme der Arbeit die Neuwahlen des Betriebsrates erfolgen ſollen;: 3. die Deputatkohle unter der Bedingung, daß von dem zuſtehenden Quantum von 100 Zentnern pro Jahr jede Woche zwei Zentner abgehoben werden und 4. die ſozialpolitiſchen Sicherungen der Arbeiterſchaft im allgemeinen. Auf dieſer Grundlage iſt die Arbeit auf der Grube Liblar wie⸗ der aufgenommen worden. Die Lage in Bapern Kahr gegen die Säumigkeit der Banken wirtſchaftlichen Beſprechungen beim Generalſtaats⸗ kommiſſar haben ergeben, daß die Säumigkeit der Banken in der Gutſchrift der bei ihnen einbezahlten Beträge und der hohe Bankzins eine weſentliche Mitſchuld an den ſich über⸗ ſtürzenden Preisſteigerungen tragen. Wie wir hören, iſt ein Eingreifen des Generalſtaatskommiſſars beabſichtigt, wenn die Banken nicht aus freien Stücken Zugeſtändniſſe machen. Der bayriſche Handelsminiſter hat mit Rückſicht auf die zahlreichen Klagen über die neuen Bedingungen der Banken die beteiligten Kreiſe zu einer Beſprechung zuſammengeführt. Aus dem Gang der Beſprechungen war zu erkennen, daß die Banken ihrerſeits beſtrebt waren, die nachteiligen Wirkungen der Geldentwertung auf den Bankverkehr abzumildern. U. a. wurde Entgegenkommen erzielt in folgenden Fragen: Erhöhung Haben⸗Zinſen, vorzugsweiſe Gutſchrift von zugelaſſenen Platzſchecks drei Tage nach Einreichung, Ermäßigung der Gebühren für die⸗ Auslieferung von feſtverzinslichen Werten auf Platzdepots an Bankkunden, möglichſte Verhinderung der Kreditinanſpruchnahme zur Effektenſpekulation. Uebereinſtimmung herrſchte darüber, daß eine Erhöhung der Arbeitsleiſtungen erforderlich ſei. Zur Klärung Die weiterer Einzelfragen wurde eine eigene Kommiſſion gewüßlt. Zeitungsverbot Auf Grund der Bekanntmachung des bayeriſchen Geſamtſtaats⸗ miniſteriums vom 26. September iſt das Erſcheinen der„Volks⸗ wacht“ für Oberpfalz und Nlederbayern mit ſofortiger Wirkſam⸗ keit bis 28. Oktober einſchließlich verboten worden. cinbruch im„Bölkiſchen Beobachter“ In die Redaktionsräume des„Voölkiſchen Beobachters“ in München wurde in der Nacht zum Dienstag eingebrochen. Es ſcheint ſich um einen politiſchen Dlebſtahl auee, Auch in den Geſchäftsrüumen der nationalſozialiſtiſchen Partei fämtliche Schreibtiſche durchwühlt. Aus Sowfet⸗Sachſen Nach einer Meldung der D. Allg. Z1g. aus Dresden veröffent⸗ licht die kommuniſtiſche Preſſe Südweſtſachſens einen gemein⸗ amen Aufruf der ſozialdemokratiſchen und kommuniſtiſchen artel zu großen Maſſenverſammlungen, in denen aufs ſchärfſte Einſpruch gegen die Reichspolitik und das Ermächtigungs⸗ geſetz erhoben werden ſoll. Nach Blättermeldungen iſt der Amtshauptmann von 2 2 Schmidt, zum Zivbilkommiſſar für den Freiſtaat Sachſen ernannt worden. Die Blätter betrachten dieſe Ernennung als Vorausſetzung für die Beilegung des Konflikts zwiſchen dem Dr. Zeigner und Reichswehrminiſter Dr. er. Nach einer„Vorwärts⸗Meldung aus Dresden haben ſich die ſoztaldemokratiſchen und kommuniſtiſchen Partetinſtanzen geſtern abend darüber geeinigt, daß der Kommuniſt Böttcher das eer e und der Chemnitzer Kommuniſtenführer wurden eckert das Wirtſchaftsminiſterium übernehmen ſoll, während der ommuniſt Brandler in die Staatskanzlei einteltt. Verbot der Hunderiſchaften in Thüringen General Reinhardt hat die proletarlſchen Hundertſchaften und Kampfverbände in Thüringen verboten. Hilferoing über den Bankerott der Sozialdemokratie Wie man trotz des großen Geſchreis und der ſichtbar zur Schau getragenen Energie in der ſozialdemokratiſchen Preſſe denkt, zeigen beſonders beutlich die Ausführungen des verfloſſenen Finanzminiſters Hilferding auf dem Berliner Bezirksparteitag der B. S.., auf dem er nach dem Bericht des Mannheimer Sozialiſtenblattes u. a. ausführte: „Durch den Rückgang der Parteipreſſe in allen Orten, und beſonders auch in folchen Orten, die möglichſt radikale Töne an⸗ ſchlagen, iſt der Einfluß der Partei auf die Maſſen erheblich reduziert. Dasſelbe gilt für die Gewerkſchaften, die durch den Rückgang der Ge⸗ werkſchaftspreſſe und die Spaltungsverſuche der Kommuniſten in ihrer Macht geſchwächt ſind. Deshalb beantworte ich die Frage Aufhäu⸗ ſers: Weshalb errichten wir nicht unſere Diktatur? damit: Weil wir die Macht unddie Kraftnichtdazuhaben. In der ganzen Welt iſt der Sozialismus und die Sozialdemo⸗ kratie zerſchlagen. Woher rührt das? Aus der ganzen Entwicklung, die ſich in der Partei vollzogen hat. Selbſtverſtändlich iſt in Beratungen, die wir unter uns pflegen, ſchärfſte Kritik am der Platze. Nach außen müſſen wir aber geſchloſſen auftreten. Ich be⸗ fürchte, daß es in vier bis ſechs Wochen keinen Streit über die Dinge mehr geben wird: ich befürchte, daß wir nicht mehr die Möglichkeit haben, in Verſammlungen zuſammenzukommen, um uns zu beraten, daß wir keine Preſſe mehr haben. in der wir über dieſe Dinge ſchreiben können, was geſchrieben werden muß. Wenn ſchon ein führender Sozialdemokrat ſo denkt, haben wir keine Veranlaſſung, anderer Meinung zu ſein. nNeue Erhöhung der Eiſenbahntarife Vom 13. Oktober ab werden die Schlüſſelzahlen für dle Eiſenbahntarife im Perſonenverkehr 120 und im Güterver⸗ kehr 350 Millionen betragen Bei dieſer Erhöhung iſt die letzte außer⸗ ordentliche Geldentwertung noch nicht berückſichtigt. Kachklänge zur Ermordung Nathenaus Wegen Begünſtigung der Rathenaumörder Fiſcher und Kern hat der Staatsgerichtshof den Studenten Johann Peter aus Neukloſter und den kaufmänniſchen Angeſtellten Gottfried Wieſe aus Wendiſch⸗Wehningen zu ſe 8 Monaten Gefängnis und den Poſt⸗ ſekretär a. D. Paul Büſſch aus Lenden zu 1 Jahr Gefängnis verur⸗ teilt. Peter hatte Kern und Fiſcher als Märinekameraden am 6. Juli 1922 Unterkunft gewährt und verſucht, ihnen Geldmittel zu verſchaf⸗ fen. Er reiſte zu dieſem Zweck nach Dresden. Am 7. Juli fanden Fiſcher und Kern bei Büſch Unterkunft. Dieſer zeigte ihnen den Weg zu der Fähre, der ihnen den Uebergang über die Elbe ermöglichte. Nach Blättermeldungen aus Leipzig iſt der im Rathenauprozeß zu 3 Jahren Gefängnis verurteilte Tilleſſen in der Strafanſtolt in Kottbus, wo er ſcheine Strafe abbüßt, ſo ſchwer erkrankt, daß er auf Anordnund des Oberreichsanwalts nach Leipzig über⸗ geführt wurde, wo er operiert werden ſoll. Auslandòsrundſchau * Franzöſiſche Abſage an Moskau. Der Nationalrat des fran⸗ zöſiſchen Allgemeinen Arbeiterverbandes(...) hat faſt ein⸗ ſtimmig den Vorſchlag, ſich mit den Gewerkſchaften Moskauer Richtung wieder zu vereinigen, abgelehnt. * Die Mörder von Janing. Nach einer aus italieniſcher Quelle ſtammenden Meldung ſoll die griechiſche Bande Vandios den Mord von Janina begangen haben. Es ſei aber noch nicht gelun⸗ gen, die Mitglieder der Bande zu verhaften. * Chinas neue Verfaſſung. Havas berichtet aus Peking: Nach elner Diskuſſion, die 12 Jahre angedauert habe, hat das chineſiſche Parlament die neue Verfaſſung angenommen, die heute proklamiert werde. Lethte Meloungen Kommuniſtenverhaftungen Breslau, 10. Okt. Geſtern morgen wurde hier eine größere An⸗ zahl Kommuniſten verhaftet, darunter die Mitglieder der Bezirksleitung Schleſten der K. P.., ſowie das Büroperſonal und die Angeſtellten der„Schleſiſchen Arbeiterzeitung“. Die Feſtnahmen ſtehen in Zuſammenhang mit der kommuniſtiſchen Propaganda zum Zweck der Einſetzung einer Arbeiter⸗ und Bauernregierung in Deutſch⸗ land. Geldbeſchlagnahme Von der Nane Kriminalpolizei ſind 2,7 Billlonen Mark Lohngelder dem Bauführer Gratz in Ludwigshafen beſchlagnahmt worden. Der Betrag wurden Boten der Firma auf dem Wege von der Ludwigshafener Reichsbank zu dem Lohnbüro der Firma ab⸗ genommen. Alle Bemühungen, eine Freigabe der beſchlagnahmten Summe bei der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde zu erreichen, waren bis jetzt erfolglos. Brüfſel, 10. Okt. deutſchen Flie Die kürzlich in Knocke feſtgenommenen drei er wurden freigelaſſen und aufgefordert, Bel⸗ gien binnen 24 Stunden zu verlaſſen. Die Unterſuchung der An⸗ iſt zwar noch nicht abgeſchloſſen, doch iſt eine weitere Haft r Deutſchen nicht notwendig. Madrid, 10. Okt. Die Preſſe meldet aus Saulucar(Provinz Cadix), bei den Ausgrabungen des Profeſſors Schulten ſei man zwar nicht auf die geſuchte phoeniziſche Stadt geſtoßen, wohl aber auf eine römiſche Niederlaſſung aus dem 1 Jahrhundert. Moskau, 11. Okt, In Kie w hat ſich in einer Synagoge ein Unglück ereignet. Durch falſchen Feuerlärm infolge erſagens des elektriſchen Lichtes entſtand eine furchtbare Verwirrung unter den Beſuchern, die planlos den Ausgängen zudrängten und die Geſtürgten unter die Füße traten. Wie die Lettländiſche Tele⸗ graphenagentur gedrahtet wird, ſind etwa 60 Perſonen getö⸗ tet und mehr als 100 verletzt worden. * 5 Müllheim, 10. Okt. Im nahen Hüningen jenſeſts des Rheins, hat der 20jährige Sohn eines Maurermeiſters ſeine 17jährige⸗ Braut erſtochen, weil ſie ihm 170 geliehene Franken nicht mehr zurügeben wollte. Nach der Tat legte ſich der Burſche ſeelenruhig ins Bett und erzählte erſt am anderen Tag ſeinem Vater die Tat, worauf er verhaftet wurde. 5 Zheingen, 9. Okt. Am Kaiſerſtuhl iſt die Traubenleſe im Gange. Das Erxträgnis enttäuſcht. Einzelne Rebbeſitzer bekommen faſt gar nichts. Der Wene für Trauben beträgt 320—360 Millionen pro Zentner. Neue Weine ſind kaum veräußert worden, ſodaß von einem beſtimmten Preis noch nichts 2— 2 werden kann. Das Moſtgewicht erſtreckt ſich auf 75—90 Grad. Ernſt, ehrlich, ehrerbietig, eigen: Wer die vier E ins Schild ſich ſeen kann Und ſie in Wort und Taten zeigen: Der iſt ein Mann. * Geiſtige und leibliche Nahrung Von Horſt Schöttler Dieſe kleine, humorvolle, beachtenswerte Plauderei entnehmen wir dem„Börſenblatt für den Deutſchen Buchhandel“. Mein Vater hinterließ mir eine Ziege— die längſt tot und aufgegeſſen iſt. Mein Großvater vermachte mir ein Paar Stiefel, Bierbaum. ſolideſte Bauernſtiefel— aber nach zwanzig Jahren waren ſie end⸗ gültia kaputt. Von meinem Urgroßvater beſitze ich ein paar Bücher; poerſehen— und ſind heute mehr wert als vor hundert die haben mich, meinen Vater, meinen Großvater nebſt allen weib⸗ lichen Mitglieder der Familie zeitlebens mit e ren. Damit iſt eigentlich ſchon alles, was ich ſagen wollte, erledigt. Wenn ſetzt jedermann aufſtöhnt, weil die Buchhändler⸗Schlüſſelzahl auf 75 000 000(170 Mill. D. Schr.) feſtgeſeßt werden mußte, ſo richte man dies Geſtöhne gegen die Nöte unſerer Zeit, aber nicht gegen das Buchl Und auch nicht gegen den Buchhandel oder gegen die Verleger und Schriftſteller. Der Fehler, der auf dieſer Seite begangen wurde, iſt ja uneingeſchränkt zugegeben worden: bis Anfang Auguſt 1923 war das Buch viel zu billig. Es war ſo tödlich billig, daß das Geld zur Neuauflage der allerwertvollſten, wichtigſten Bücher zu fehlen begann. Da ich eine beratende Stellung bei mehreren großen Verlagen verſchiedener Richtung einnehme, kann ich die Sachlage klar über⸗ ſehen. Der Urheber der Bücher— der Schriftleiter oder Gelehrte fand bis zum Auguſt ſein Schaffen bei den lücherlichen Bücher⸗ preſſen ſo gering belohnt, daß meiſt kaum ſeine Auslagen für Schreibmaterial gedeckt waren. Ich kenne bedeutende deutſche Scchriftſteller, die lieber einen kleinen Kanzleipoſten angenommen 3 anders, haben dieſe drei der geiſtigen Haben, als ſerner noch für das deutſche Volk„dichten“ zu wollen. Der Verleger, als zweites Glied in der Kette, ſchränkte immer mehr die Auflagen ſeiner bewährten älteren Verlagswerke ein, nur um noch das Geld für ein paar neue Werke aufbringen zu können. Der Buchhändler, als Letzter, fühlte ſeine Vorräte ſchwinden, ohne auch nur aus zehn älteren Büchern ſo viel einzunehmen, daß er davon ein einziges neues Buch einkaufen konnte. So, und nſcht Nahrung ge⸗ 2* * 1 322FFCFFEFFTC ͤ ĩ˙·» Als endlich die allgemeine Pleite des Buchhandels vor der Tütr ſtand, als die von ſehr gut rechnenden Kaufleuten geführten Papier⸗ fabriken ihre gepfefferten Preiſe in Goldmark diktterten, als die Druckerlöhne und alle Herſtellungskoſten ins Fabelhafte ſtiegen und als zuletzt die ungeheuerlichen Steuern den durch ſeine unter⸗ wertigen Preiſe ſchwunghaft gebliebenen gänzlich 12 ruinieren drohten, ſahen ſich die drei lieben Menſchen— Schrift⸗ ſteller, Verleger und Buchhändler— verwundert an und ſagten ſich: da kann etwas nicht ſtimmen! Und beim Nachrechnen ent⸗ deckten ſie, daß ſie bisher mit einer Schlüſſelzahl gerechnet hatten, die nicht einmal zur Margarine, geſchweige denn zur Butter aus⸗ reichte.(Der Vergleich mit Fettwaren iſt— wahrſcheinlich weil er fernliegen müßte— beim Buchhandel beſonders bellebt.) nend iſt, daß der Lebenshaltungsinder bei Errechnung der Schlüſſel⸗ zahl aus einem unauffindbaren Grunde mit nur 60 Prozent an⸗ genommen war, während die Preiſe der Lebonsmittel täglich ihren Index rekordarlig ſchlugen! Man ſetzte wohl voraus, daß ſeder, der mit Büchern zu tun hat, doch einmal daran gewöhnt ſel, noch unter dem Minimum ſeln Leben zu friſten. b b Nur die bitterſte Notwendigkeit hat alſo den Buchhandel endlich dahin gebracht, daß er ſeine Schlüſſelzahl richtig errochnet. Nicht ſpekulativ vorausſchauend, ſondern nur richtig: auf Grund des tat⸗ ſächlich vorliegenden Zahlenmaterials. Die Schlüſſelzahl ſteht auf 75 000 000(auf 170 Mill. D. Schr.) Und da ſchreit alle Welt! Warum? Nur deshalb, weil das Buch hisher viel zu billig war. Ich will eine einzige Zahl nennen: Der Waggon holzfreles Papier zur Herſtellung der Reclam⸗Bündchen koſtete kürzlich 7 Milliarden Mark ohne alle Nebenſpeſen. 10 Kilo Papier 7 Milliarden Mark— dieſe Angabe genügt. Inawi iſt es ja noch viel teurer geworden. Hinzuzufügen wäre höchſtens noch, daß es eine Zeit gab, in der derſelbe Waggon 4000 Mark koſtete. Gewiß, auch ich empfinde die Verteuerung des Buches ſchmerz⸗ lich. Ich habe mir jedoch den Vergleich mit Fettwaren oder mit Straßenbahnfahrten abgewöhnt. Mir bedeutet der Erwerb des Buches eine Kapitalanlage. Und das ſcheint mir der ſpringende Punkt zu ſein. Wer ein Vuch nicht anders zu werken verſteht als ein Pfund Speck, dem iſt nicht zu helfen. Er und ſeine Kinder und Kindeskinder werden an geiſtiger Unterernährung leiden. Wer jedoch das Buch als eine Lebensnotwendigkeit betrachtet— und das iſt es!—, der wird bei jeder Warenkalkulation, bei jeder Ge⸗ halts⸗ oder Lohnforderung damit rechnen, daß er auch ſeine geiſtige Nahrung vollwertig bezahlen muß. Dann taucht er nicht unter in den Sumpf— und er vererbt Schätze, die er mit der ſchlechten Papiermark erworben hat. * Theater und Muſfik Araufführung in Heipzig. Im Leipziger Schauſpielhaus fand die Uraufführung eines„ gelebte Leben“ von Eugen Orkner ſtatt. Der Verfaſſer hatte die Abſicht, die Tragik eines Lebens darzuſtellen, das nicht zur Ent⸗ faltung gekommen, nicht gelobt iſt. Er zeigt dies an dem Bankbuch⸗ 80 Nee der nebenher Dichter iſt. Während Fiducius ank fleißig ſeinen Pflichten dbltegt, und zu Hauſe dichte⸗ riſche Fantaſten dem Papier anvertraut, fühlt er ſchmerzlich, daß ihm, den 40jährigen, das Leben entflohen 90 Der Verzweifelnde ſpürt nicht, daß ſein Geiſt bch verdüſtert hat. Im Seelenkampf ſchwankt er zwiſchen Selbſtmord und Verbrechen. Indem er das Leben noch gewinnen und ſeiner e teilhaftig werden will, wählt er den Weg des Verbrechens. Dieſe Grundlage des Stückes iſt intereſſant und läßt manches hoffen: aber die Durchführung der Idee enttäuſcht: Fiductus bricht in die Bank ein, tötet den Kaſſierer und nimmt deffen Stelle ein. Er will weiterkommen, ermordet den Dtrektor der Bank und erſcheint in deſſen Maske. Sein wa Gewiſſen, ſeine überreizten Nerven treiben ihn eßlich zum Ge⸗ ſtändnis, der Irrenarzt legt die Hand auf ihn. Ortner wandelt auf den Spuren von E. T. A. Hoffmann und E. A. Poe. Aber es gelingt ihm nicht, uns in den Bannkreis ſeiner Fantaſtik zu ziehen, die Vorgänge des Stückes glaubhaft zu machen. Was ſich wie grelle Bilder eines Traumes anläßt, ſoll Lirklichkeit ſein! Daß Fiducius von den Perſonen des Stückes erſt für den Kaſſierer, dann für den Direktor gehalten wird, ſollen wir glauben! An dieſen Unmöglich⸗ keiten ſcheitert das Stück, deſſen Aufnahme eben auch eine zwie⸗ fpältige war. IL.. St. % Die Theater am Niederrhein. Die erſte Uraufführun brachte das Duisburger Stadktheater. Strindbergs——.— weiß“ don Julius Weismann pertont, worüber wir ſchon berichtet haben. Der Erfolg war ehrlich und ſtark.— Ddas Düſſel⸗ dorfer Stadttheater, das nun auch im Schauſpiel energiſch auf⸗ wärts ſtrebt, ließ bereits Wedekinds„Liebestrank“, Strindbergs „Schelterhaufen“ und Tollers„Maſchinenſtürmer“ über die Bretter gehen. Mit„Propheten“ ſoll in den nächſten Tagen Johſt, der er⸗ folgreiche junge Dramatiker, zu Worte kommen. Der neue Spiel⸗ leiter, Dr. Münch, bisher Elberfeld⸗Barmen, iſt ein feinſinniger, ideenreicher Neuſchöpfer.— Die Oper brachte bereits eine vorzüg⸗ liche Neueinſtubierung des„Lohengrin“ mit beachtenswerten ſzeniſchen Neuerungen durch die Regie des Intendanten Dr. Willy Vecker, der auch durch eine glänzende Wiedergabe von Goldmark⸗ „Die Königin von Saba“, bei der ſich unſere herporragenden Solokräfte in beſtem Lichte zeigten, wiederum als Meiſter der Opernregie in die Erſcheinung trat.— Die letzten Spätſommertage 1 boten im Benrather Schloßparke noch eine Freilichtaufführung ntaſtiſchen Kriminalfalles„Das un⸗ + r — —e.— 263 ²˙——ꝛ—— — 9 geſorgt hat, daß ſich niemand mehr an —— Donnerstag, den 11. Oktober 1923 Mannheimer Genoral-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) Nr. 467. 3. Seile. Wohnungsbauten u. Erwerbsloſenfürſorge Bisher iſt der größte Teil der Mittel der produktiven Erwerbs⸗ zſenfürſorge für Tiefbau und Erdarbeiten gufgewendet worden, weil öerbet verhältnismäßig viel ungelernte Arbeiter beſchäftigt werden e Das Hemd iſt uns näher wie der Rock; wir müſſen die bren⸗ n Wohnungsnot weit mehr als bisher auch mit Mitteln der awerbsloſenfürſorge bekämpfen. In dieſer Hinſicht i ein neuer Erlaß des preußiſchen Wohlfahrtsminiſters zu begrüßen, er den Verwaltungsbehörden die Förderung von Hochbaugr bei⸗ den mit Geldern der produktiven Erwerbsloſenfürſorge empfiehlt. Für die Herſtellung von Dauerwohnungen kommt— leider— zach den letzten geſetzlichen Beſtimmungen die produktive Erwerbs⸗ zoſenfürſorge nicht in Betracht; ſie ſoll durch die Wohnungsbauabgabe deſtritten werden— mit welchem Erfolg, iſt leider nur zu ſehr be⸗ annt! Dagegen empfiehlt der Miniſter Hausinſtandſetzun⸗ 1 an prinaten Wohngebäuden mit den Mitteln der produktiven rwerbsloſenfürforge, wenn die Jahl der Hauptunterſtügungsempfän⸗ . in der betreffenden Gemeinde mehr als 15 v. T. der Bevölkerung etrügt. Iſt dieſe Jahl nicht erreicht, ſo kann eine Förderung nur ann vorgenommen werden, wenn in der Gemeinde eine beſonders große Arbeitsloſigkeit im Baugewerbe herrſcht. Dieſe Förderung er⸗ ſolgt durch Zuſchüſſe bis zur Höhe des zweifachen Betrages der ſelparten Erwerbsloſenunterſtützung. Gegen die Förderung der Her⸗ tellung von Notwohnungen unter beſonderer Berückſichtigung — Ausbaus von Dachgeſchoſſen beſtehen grundſätzlich deine Beden⸗ en, wenn der Träger der Arbeiten die Gemeinde iſt und wenn dieſe ich das Verfügungsrecht übr die neuen Wohnungen in einer Weiſe geſichert hat, daß für die rolge beſondere Erwerbeintereſſen der Pri⸗ vaten ausgeſchloſſen ſind, z. B. durch langfriſtige Mietverträge. So⸗ weſt es ſich bei dem Ausbau von Dachgeſchoſſen uſw. um Dauer⸗ wohnungen handelt, können nach den beſtehenden Beſtimmungen nur Landesbaudarlehen gewährt werden. Eine Förderung durch die Jroduktive Erwerbsloſenfürſorge findet hierbei nicht ſtatt. Da Haus⸗ inſtandſetzungen und Ausbau von Notwohnungen erfahrungsgemäß geeignete Winterfüllarbeiten darſtellen, empfiehlt der Lohlfahrtsminiſter, Maßnahmen dieſer Art für die Wintermonate keitzuſtellen, wo infolge Ruhens der allgemeinen Bautätigkeit Er⸗ Werbsloſigkeit unter den Bauhandwerkern zu herrſchen pflegt. Eine Förderung des Neubaus und der Inſtandſeßung nonöffentlichen Gebäuden durch die produktive Erwerbs⸗ loſigkeit findet grundſätzlich nicht ſtatt, weik dieſe Arbeiten ohnehin ausgeführt werden müſſen und daher die Arbeitsgelegenheit durch eine Förderung nicht vermehrt werden würde. Zum Schluß betont der Miniſter, daß die Gewinnung von Bauſtoffen und Bau⸗ teilen gefördert werden kann, wenn ein gemeinnütziges Siedlungs⸗ oder Bauunternehmen, deſſen Träger auch eine Gemeinde ſein kann, Bauſtoffe in eigenen Betrieben herſtellen läßt, die ausſchließlich für den eigenen Wohnungsbau dieſes Unternehmens arbeiten. In dieſen Fällen können Zuſchüſſe gewährt werden, die nach der Jahl der er⸗ ſparten Erwerbsloſentagewerke errechnet werden. Städtiſche Nachrichten Köſtliches— pöſtliches! II. Mein neuliches Plädoyer für unſere liebe Poſt hat ein un⸗ geahntes Echo gefunden. Von allen Seiten habe ich Zuſchriften er⸗ halten, in denen verſucht wird, die Poſt aller Sünde bloß darzu⸗ ſtellen. Ich verſtehe das einfach nicht, denn ich glaube doch über⸗ zeugend dargelegt zu haben, daß niemals die Poſt Schuld hat, ſon⸗ dern immer nur der, der ein Anliegen an ſie hat. Aber ſo wird wan verkannt; leider muß ich auch feſtſtellen, daß eine ziemliche Fülle von Bosheit und Niedertracht bei manchen Menſchen vor⸗ handen iſt, wenn es gegen die Poſt geht. Da ich das nicht billigen kann, muß ich alſo abermals vom Leder ziehen, um meine liebe Poſt zu verteidigen. Zunächſt habe ich mit unſerem Direktor wieder eine Ausein⸗ anderſetzung gehabt, an der ich gänzlich unſchuldig bin. An die Geſchichte mit demdringenden Telegramm nach Frank⸗ furt, das hier um halb 9 Uhr morgens aufgegeben und dort erſt am ſpäten Nachmittag eintraf, als unſer Vertreter die in dieſem Telegramm beſtellten Sachen ſchon längſt perſönlich abgeholt hotte, werden Sie ſich doch wohl noch erinnern, nicht wahr? Nun haben kir neulich wieder nach Frankfurt telegraphieren müſſen und, durch die Erfahrung gewitzigt, eine ſpäte Nachtſtunde als Aufgabetermin gewählt. Wir rechneben damit, nach den Feſtſtellungen, die wir bei em erſten Telegramm gemacht hatten, daß die d ringende Be⸗ förderung von Mannheim nach Frankfurt etwa—8 Stunden in Auſpruch nehmen würde, ſo daß es alſo normalerweiſe zwiſchen ) und 10 Uhr in Frankfurt ſein konnte. Aber bei der Poſt kann man nie wiſſen, wie es kommt. Diesmal iſt das Telegramm erſt um 12 Uhr in Frankfurt angekommen, hat alſo 2 Stunden me 5 gebraucht als das vorige Mal. Als dies unſer Direktor erfuhr, entquoll ſeinem Munde ein halbes Dutzend greulicher erwünſchungen, multipliziert mit der Schlüſſelzahl des badiſchen Einzelhandels(vielleicht war auch noch die gegenwärtig geltende Neichsindexziffer der Vervielfältiger, wenigſtens nach der Länge des Zornesausbruchs zu ſchließen). Ich konnte ihm nicht recht geben: denn er überſah noch offenſichtlich zwei Möglichkeiten. Einmal war es doch nicht ohne weiteres von der Hand zu weiſen, daß tatſächlich der Beantenmangel bei der Reichspoſt wieder daran ſchuld war, wie ſchon beim vorigen Mal, andererſeits kann man doch auch an⸗ nehmen, daß ſo viel dringende Telegramme gerade in der Nacht, ————— wo erfahrungsgemäß die meiſten Menſchen Telegramme aufzugeben pflegen, befördert Wurden, daß unſer Telegramm zwei Stunden lämger als das vorige Mal brauchte. Mein leiſer Hinweis, daß doch vielleicht auch aus Gründen der Nachtruhe des Perſonals und der Lichterſparnis im Dienſtgebäude die Telegramme liegen blieben, bis es heller Tag geworden ſei, fand leider bei unſerem Direktor kein ſoziales Verſtändnis. Als ich wenige Sekunden darauf das Schild an ſeiner Tür von gußen betrachtete, konnte ich mich des leiſen Gefühls nicht erwehren, daß ich mich bei ihm etwas unbeliebt gemacht hätte. Und ich hatte es doch wieder ſo gut mit der Poſt gemeint! Mt dem Telegraphieren iſt das überhaupt ſo eine eigene Sache. Man ſollte lieber die Hände davon laſſen! Da wurde z. B. dieſer Tage einem Geſchäftsmann Geld von außerhalb telegraphiſch über⸗ ſandt, doch wurde nicht ſein Name, ſondern die Telgrammadreſſe zur Anſchrift gebraucht. Die Aufnahmeanſtalt nahm das Telegramm und die Gehühren anſtandslos an, die Ausgabeanſtalt aber er⸗ klärte, daß nach irgendeinem Paragraphen der Poſtordnung an Telegramadreſſen nichts ausbezahlt werden dürfte. Das Endergebnis war alſo, daß das Telegramm wieder an die Ausgabeſtelle zurück⸗ ging, und das von dem Geſchäftsmann dringend benötigte Geld nach drei Tagen mit gewöhnglicher Poſtanweiſung hereinkam. Ob die unnötig ausgegebenen Telegrammgebühren wieder zurückbezahlt worden ſind, weiß ich nicht. Aber ſicher gibt es einen Paragraphen der Poſtordnung, der das verbietet. Ich neige überhaupt immer mehr dazu, die Poſtordnung als eine Art ſibylliniſches Buch anzu⸗ ſehen, deſſen Inhalt nur den eingeweihben Hohenprieſtern der Poſt bekannt iſt und das einem großen Zauberbuche zu ähneln ſcheint, mit deſſen Hilſe dem Publikum delfiſche Rätſelſprüche auf⸗ gegeben werden. Auf die Frage des Geſchäftsmannes, welches In⸗ tereſſe denn die Poſt, die doch nur als Beauftragte des Abſenders handle, daran habe, Geld an Telegramadreſſen nicht auszuzahlen, konnte ich ihm nur erwidern, daß auch er mir zu jenen Unwiſſen⸗ den zu gehören ſchiene, die den tiefften Sinn der Poſtordnung noch nicht begrifen hätten. Denn es ſei doch ganz offenſichtlich, daß die Poſt auf dieſem, wenn auch etwas umſtändlichen und teuren Wege dem Abſender klar zu machen verſuche, alle anderen poſtaliſchen Mittel anzuwenden, aber ja nicht den Telegraphen zu benutzen, weil es doch erſtens viel lünger daure und zweitens keinen Zweck habe. Dergeſtalt müſſe man alſo die Einbehaltung der Telegramm⸗Ge⸗ bühren, die nebenbei bemerkt mehrere Millionen ausmachten, einer von einem Fürfſorgegericht verhängten Geldſtrafe gleichachten. (Im übrigen bitte ich Sie, was iſt denn heute noch eine Million bei dem Dollarſtand?) Am Schluß meiner Belehrung über dieſe Abſchreckungstheorje verſpürte ich eine ziemlich ſtarke Beule auf meinem Naſenbein. Es ſcheint darnach, daß ich auch von dieſem Geſchäftsmann gründlich mißverſtanden worden bin. In unſerer Nachbarſtadt Heibelberg hat das dortige Poſt⸗ amt eine Verfügung getroffen, die mir große Freude verurſacht hat. Weil nämlich das viele Geldzählen namentlich in den Abendſtunden die Zeit und Kraft der Beamten zu ſehr in Anſpruch nimmt, wo⸗ durch die Abfertigung des Publikums ſich erheblich verzögert, wer⸗ den von jetzt ab nicht, wie Sie in Ihrer Verblendung vielleicht annehmen, die Schalterſtunden verlängert, ſondern im Gegenteil bereits um 5 Uhr beendet. Gewiſſe, nach meiner Anſicht ſehr über⸗ flüſſige Ausnahmen ſind zuläſſig. Wie weiſe und wie fürſorglich iſt doch die Poſt! Sie hat offenſichtlich daran gedacht, daß der Nach⸗ mitbogsſchlaf dem Menſchen ſchädlich iſt. Durch den früheren Schal⸗ terſchluß iſt er genötigt, wach zu bleiben, was den Geiſt rege erhält, oder ſich bereits vor dem Mittageſſen, am beſten am frühen Morgen, in den Schalterraum der Poſt zu begeben, damit er noch Ausſicht hat, bis zum Schalterſchluß dran zu kommen. Auch werden die zoologiſchen Kenntniſſe der Jugend vermehrt. Früher lernte ſie nur Kreuzotter oder Brillen⸗ oder Klapperſchlange oder ſonſt noch eine geſtrickte Bog(Boa constrictor) kennen; heute kommt noch dazu die gemeine Poſtſchlange(boa postalis communis), beren Verbreitungsgebiet ſich zurzeit über ganz Deutſchland erſtreckt. Eine Unterabart iſt die ſogenannte Geldanſtandsſchlange. Durch eine neue Verfügung der Poſt dürfen nämlich die Geldbriefträger nur Beträge bis 500 Millionen auszahlen. Anweiſungen auf höhere Werte müſſen vom Empfänger perſönlich auf dem Poſtamt eingelöſt werden, wodurch am Auszahlungsſchalter endloſe Schlangen entſtehen, die aus Platz⸗ gründen ſich von ſelber ringeln und das Schwanzende umlegen. Wie man hört, mußte extra ein neuer Beamter eingeſtellt werden, der ein ſtatiſtiſches Journal betr.„Abholſchlangen am Auszahl⸗ ſchalter im Poſtamt dahzer“ führen muß, ſo daß ſich auch hierbei wiederum die Poſt hinſichtlich der Unterbringung von neuen Kräften ſozial betätigen kann. Sie hat ja auch nur zu recht. Als wir früher die Goldmark noch wirklich hatten, hat der Geldbriefträger Beträge bis zu vielen hundert Mark mit ſich herumgetragen und ausbe⸗ zahlt, ſogar in der Regel in ſchönen Goldſtücken. Heute ſind ja zwar 500 Millionen nur noch knapp anderthalb Goldmark, die obendrein in niedlich bedrucktem Papiergeld ausbezahlt werden. Der pädago⸗ giſche Zweck der Poſt iſt aber unverkennbar: man will das Publi⸗ kum dadurch, daß man es ſich ſelbſt zur Poſt zu begeben, daran gewöhnen, wieder den Pfennig zu ehren und damit den Sinn für die altbewährte und alterprobte Sparſamkeit zu wecken, denn auch die Poſt ſpart dadurch an Stieſelſohlen für ihre Beamten. Sie erkennen alſo, daß man die poſtaliſchen Dinge immer nur in der richtigen Beleuchtung ſehen muß, um ihren tieſen Sinn zu ergründen. Seien Sie alſo in Zukunfd nicht ſo voreilig mit Ihrem Urtefl, ſondern warten Sie ab.(Außerdem müſſen Sie ja doch Strafporto zahten, oder haben ſonſtwie ſcheußliche Unannehmlich⸗ feiten.) Treten Sie lieber ein für die Poſt, ſo wie ich es tue. Eines hat mich allerdings doch verblüfft: ich habe ſo viele Zuſchrif⸗ — von Goethes„Die Laune des Verliebten“ durch die Benrather Nolksſpiele, die durch das erſtaunliche Regietalent Frl. Erika Müllers zu einem künſtleriſchen Ereignis wurde.— In unſerem ſrüheren Schauſpielhauſe erklingen unter Direktor Celings Leitung die altbeliebten Operettenweiſen der„Förſterchriſtl“, des„Schwarz⸗ waldmädels uſw.— Die kleine, von Intendant Otto Mauren⸗ brecher betreute Krefelder Bühne, ſchenkte mit Goethes„Egmont bereits eine ſeinabgeſtimmte Klaſſikeraufführung; ferner kam Gerhart Hauptmann mit„Einſame Menſchen“ und„Die ver⸗ „Die Wildente“. Dr. Karl Lehmann. Des„Kaufmanns von Benedig“ zweiker Teil. Hebbels Aus⸗ ſpruch, man könne ebenſowenig da fortfahren zu dichten, wo ein anderer aufgehört habe, wie zu lieben, kommt einem in den Sinn, wenn man in der literariſchen Beilage der„Times“ allen Ernſtes lieſt, daß jemand ſich unterfangen habe, dem„Kaufmann von Vene⸗ dig“ eine 5 rkſetzung zu geben. Und dabei— es ſich nicht um irgendeinen der in England ſo üppig gedeihenden Dilettanten, ſondern um den namhaften. ſchon mit eigenen Bühnenwerken her⸗ vorgetretenen Theaterkritiker St John G. Ervine. Er hat ein fünfaktiges Drama„The Lady of Belmont geſchrieben. Schauplatz der Handlung iſt Porzias Haus in Belmont zehn Jahre ſpäter als die Gerichtsverhandlung gegen Antonia in Venedig. Das Stück zeigt wie Shylock ſchließlich ſein Pfund Fleiſch erhält, und zwar auf eine angenehmere Art, als er es 1 5 lich angeſtreht hatte. Ein Glück Han daß die meiſten beee 9 5 Hand ener Betätigung bieten, weil der Di 1 e das 9 1 ſeinen zum Tode heſtimmten ſunkene Glocke“ zu Wort, Ibſen mit uptperſonen vergreifen kann. Kunſt und Wiſſenſchaſt Wiedereröffnung des deuiſchen Inſtituts für ägypliſche Al⸗ berlungtunde in— Geh. Rat Profeſſor Dr. Ludwig Bor⸗ chardt, der Schöpfer und Direktor des Deutſchen Inſtituts für ägyptiſche Altertumskunde in Kairo, der kürzlich ſeinen 60. Geburts⸗ täg beging, wird ſich in nächſter Zeit auf ſeinen Poſten in Kairo zurückbegeben können, von dem er bei Kriegsausbruch vor neun hren weichen mußte. Es hat ſich die Möglichkeit ergeben, die 1906 begründete Forſchungsſtätte auf ägyptiſchem Boden wieder zu eröffnen und neu aufzubauen. Daß Borchardt in das Inſti⸗ lut zurückkehren kann, deſſen Arbeiten unter ſeiner Leitung ein Ruhmesblatt deutſcher Altertumsforſchung geweſen ſind, wirb weiter Freiſe der gelehrten Welt mit Genugtuung erfüllen. Seit 1914 hat ſic dank dem energiſchen Zugreifen der Gelehrten anderer Nationen Derinnert ſei nur an das Weitrennen der Engländer und Ameri⸗ kaner im„Tal der Könige“— die Lage für die Archäologie rech: verändert. Es wird des ganzen Einſaßzes der friſchen Tatkraft und + des diplomatiſchen Geſchickes Borchardts bedürfen, um da auch der deutſchen Forſchung und der durch unſere Wirtſchaftslage ja ſo ſchwer gehemmten eigenen Spatenarbeit ein Plätzchen an der Sonne Ae⸗ gyptens wieder zu erobern. en Inkernalionale Studentenkonferenz in London. Vom 19. bis 22. September fand in London die dritte Tagung der Auslands⸗ ümter der europäiſchen Studentenſchaften ſtatt. Die Tagung, zu der die däniſche Studentenſchaft zuſammen mit der engl. Studenten⸗ ſchaft eingeladen hatte, war von 15 ſtudentiſchen Nationalverbänden beſchickt. Die franzöſiſchen Studenten hatten die Teilnahme mit der Begründung abgelehnt, daß die Tagung überflüſſig ſei. da ſie die gleichen Ziele wie die pöllig unter franzöſiſchem Einfluß ſtehende Confederation Internationale des Etudiants verfolge, und daß man außerdem nicht an einer Konferenz teilzunehmen wünſche, die von Deutſchland beſchickt werde. Die Leitung der Konferenz lag in Händen des Dänen Dr. Naeſer, des Vertreters der Deutſchen Studentenſchaft Walter Zimmermann und des tſchechoſlowakt⸗ ſchen Vertreters Dr. Kopecky. Verhandlungsſprache waren die deutſche und die engliſche Sprache. Gegenſtand der r ihee 2ete waren Berichte der ſtudentiſchen Nationalverbände über ihre Tätigkeit wäh⸗ rend des letzten Jahtes, insbeſondere über die Durchführung der auf der vorjährigen Konferenz in Leipzig Beſchlüſſe und die Aufſtellung von Richklinien für die Jaiun ge Zufammenarbeit auf dem Gebiet des Studentenaustauſches, der Organiſation von Studien⸗ reiſen, der Studienberatung und Auskunftserkeilung und der Verſor⸗ gung der Studenten mit ausländiſchen Büchern. Am Ende der Kon⸗ ferenz gab die engliſche Studentenſchaft den Tagungsteilnehmern ein Eſſen, bei dem Walter Zimmermann auf Wunſch der Gaſtgeber in einer Rede über die Beziehungen der Nationen ſprach. Hochſchulnachrichten. der Direktor des phyſiologiſchen In⸗ ſtituts der Univerſität Freiburg, eh.⸗Rat Prof. Dr. Johannes von Kries konnte dieſer Tage ſeinen 70. Geburts⸗ tag feiern. Als Schüler von Karl Ludwig Helmholtz war der greiſe Gelehrte im Jahre 1880 mit der Leitung des genannten Inſtituts betraut worden, und der Freiburger Hochſchule trotz verſchiedener ehrenvoller Berufungen an andern Univerſitäten treu geblieben. Zahlreiche Ehrungen ſind Geh. Rat von Kries im Laufe der Jahre zuteil geworden. Er iſt Mitglied zahlreicher wiſſenſchaftlicher Ge⸗ ſellſchaften, mehrfacher Ehrendoktor und Inhaber des pour le mérite für Wiſſenſchaft und Künſte.— Profeſſor Dr. Anton Schwaiger an der Techniſchen Hochſchule in Karlsruhe hat einen Ruf auf das an der Münchener Techn. Hochſchule er⸗ ledigte Ordinariat der Elektrotechnik(elektriſche Anlagen) ange⸗ nommen.— Geh. Oberbaurat Paul Müßigbrodt, Miniſterial⸗ rat im Reichsfinanzminiſterium und Honorarprofeſſor an der Techn. Hochſchule in Verlin⸗Charlottenburg, iſt im 66. Lebensfahre geſtorben. 5 ten bekommen, aber keine einzige von der Poſt ſelhſt! Ich ſchließſe zwar daraus, daß meine Darſtellungen und Begrün⸗ dungen auch„poſtdienſtſeitlicherſeits“, alſo gewiſſermaßen amtlich gebilligt wurden, aber ein kleines Wort des Dankes und der An⸗ erkennung hätte ich doch ſchließlich erwarten können. Nun, vielleicht nach der nächſten Tariferhöhung! Kun o *Dandabgabe. Der Umrechnungsſatz für die Abgabe der land⸗ wirtſchaftlichen, forſtwirtſchaftlichen und gärtneriſchen Betriebe— Landabgabe— beträgt für die Zeit vom 18. bis 16. Oktober einſchließ⸗ lich 243 Millionen für eine Goldmark. * Bankſchecks zur Jahlung von Reichsabgaben. Die Annahme und die Einlöſung von Bankſchecks, die von den Steuerpflichtigen zur Zahlung von Reichsabgaben den Kaſſen der Reichsfinanzverwaltung uͤbergeben werden, haben bei der gegenwärtigen ſprunghaften Geld⸗ entwertung durch die verzögerte Gutſchrift des Gegenwerts eine un⸗ erträgliche Schädigung der Reichskaſſe zur Folge, Der Reichs⸗ miniſter der Finanzen hat ſich daher zu der Anordnung gezwungen geſehen, daß die Kaſſen der Reichsfinanzverwaltung bei der Ent⸗ richtung von Reichsabgaben Bankſchecks bis auf weiteres nicht mehr annehmen. Um aber die Nachteile, die ſich durch die Nichtannahme von Schecks für den bargeldloſen Verkehr ergeben können, abzu⸗ ſchwächen, iſt nachgelaſſen worden, daß bis auf weiteres bei Ent⸗ richtung von Abgaben mit Poſtanweiſung oder Zahlkarte als Zahlungstag der Tag angeſehen wird, an dem der Betrag bei der Poſt eingezahlt iſt und daher in eine Reichskaſſe fließt. Dieſer Tag ergibt ſich aus dem Tagesſtempel der Poſt auf dem der Finanzkaſſe zugehenden Poſtabſchnitt. Bei Ueberweiſungen auf das Poſtſcheck⸗ konto und bei Poſtſchecks iſt für den Tag der Zahlung der Tages⸗ ſtempelabdruck des Poſtſcheckannts maßgebend. Bei Banküberweiſun⸗ gen verbleibt es bei der bisherigen Beſtimmung, wonach als Zah⸗ kungstag der Tag angeſehen wird, an dem der Betrag dem Konto der Finanzkaſſe gutgeſchrieben iſt.* * Jahlung mit landwirtſchaftlichen Erzeugniſſen. Der Unfug, daß ein großer Teil der Geſchäftswelt für ſeine Waren und Leiſtun⸗ gen von den Bauern landwirtſchaftliche Erzeugniſſe aller Art fordert, iſt immer noch nicht abgeſtellt, ſondern hat ſich weiter entwickelt. Neuerdings ſind ſogar Großunternehmungen, wie Elekteizitätswerke, dazu übergegangen, von ihren Kunden Getreide an Zahlungsſtatt zu verlangen, das ſie dann verbotswidrig weiterverkaufen. Das bayeriſche Miniſterium für Landwirtſchaft hat die ihm unter⸗ ſtellten Behörden neuerdings angewieſen, gegen dieſen unerlaubten Getreidehandel, der die geordnete Verſorgung der Bevölkerung mit Mehl und Brot in ſchwerſter Weiſe zu ſchädigen droht, mit aller Schärfe vorzugehen und beſonders auf die Beſchlagnahme der zu Un⸗ recht erworbenen Getreidemengen hinzuwirken. Zugelaſſene Ge⸗ treidehändler, die ſich auf die Abnahme von zu Unrecht erworbenem Getreide einlaſſen, müſſen den Entzug ihrer Handelser⸗ laubnis gewärtigen. Die Landwirte werden aufgefordert, ihre Erzeugniſſe nicht im Tauſchweg hinzugeben, ſondern darauf zu be⸗ ſtehen, daß auch die anderen Erwerbskreiſe das geſetzliche Zahlungs⸗ mittel, das Papiergeld, annehmen, das ja auch von den Landwirten und der geſamten übrigen Bevölkerung im Geſchäftsverkehr genom⸗ men werden muß. Eine derartige Verordnung wäre auch für Baden ſehr am Platze. * Ein Aufruf an die Landwirte. Der dieſer Tage unter obiger Spitzmarke von der Preſſe zitierte Aufruf an die Landwirte„Schafft Lebensmittel in die Städte“ geht, wie wir hören, nicht vom Badiſchen Landwirtſchaftlichen Hauptverband aus. ſondern wurde von ſämt⸗ lichen landwirtſchaftlichen Organiſationen erlaſſen. Er trägt neben der Unterſchrift der Landwirtſchaftskammer auch diejenige Bauernvereins, des Landbundes, der Hauptgenoſſenſchaft und des Landwirtſchaftlichen Vereing. * Die Reichsinderziffer für die Lebenshaltungskoſten(Ernäh⸗ rung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung und Bekleidung) beläuft ſich nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts für den 8. Okt. auf das 109,1⸗millionenfache der Vorfriegszeit. Die Steigerung e 8 der Vorwoche(40,4⸗millionenſache) beträgt ſomit 170 rozent. Brok. und Fl hier und anderwärks. In Stuttgart koſtet ein Kilo markenfreies Schwarzbrot 45 Mitllionen, Weißbrot 65 Mill. gegen 90 Millionen in Mannheim, ein Brötchen 3 Mill., für das hier 4 Millionen bezahlt werden müſſen. Die Urſachen der erheblichen Preisunterſchiede der Backwaren in Stuttgart und Mann⸗ heim ſind in der letzten Sitzung der Preisprüfungskommiſſton von dem Vertreter der Bäckerinnung mitgeteilt worden. In Mannheim ſind eben die Unkoſten erheblich höher als in der ſchwäbiſchen Haupt⸗ ſtadt. Noch auffallender iſt r Unterſchied in den Fleiſch⸗ 95 eiſen. Ochſen⸗ und Rindfleiſch 1. Güte koſtet in Stuttgart 110 illionen een 180 Mill. in Mannheim, alſo ein Unterſchied von 70 Millionen bei einem Pfund. Das Kalbfleiſch wird mit 126 Millionen verkauft, während hier der Richtpreis auf 180 Mill. feſtgeſetzt wurde, und das um 154 Mill. zu haben, während man in Mannheim 220—240 Mill. bezahlen muß. Auf eine weitere gewal⸗ tige Preisſteigerung in der kommenden Woche darf man ſich gefaßt machen, da auf dem vorgeſtrigen Viehmarkt in Stuttgart die ver⸗ langten und bezahlten Preiſe ſchon höher waren als am Montag in Mannheim. Das ſchlimme iſt. daß das Gefrierfleiſch als reisdrückender Faktor ausgeſchaltet wurde, da bei m jetzigen Dollarſtande ein Eindecken mit engl. Pfunden zur Ah⸗ nahme von Gefrierfleiſch vom Groſſiſten unmöglich geworden iſt. Nach dem—. amtlichen Pfundkurs könnte die Einkaufsgenoſſen⸗ ſchaft der hieſigen Fleiſcherinnung das Pfund Gefrierfleiſch nicht unter 300 Millionen an ihre Mitglieder abgeben. Die eingefrorene Ware würde ſich alſo weſentlich teurer als das Friſchfleiſch ſtellen. Eine behördliche Regulierung der Butter⸗ und Milchpreiſe wird vom Hamburger Senat gefordert. Veranlaſſung zu dieſem begrüßenswerten Vorſtoß gab die letzte Erhöhung des But⸗ tergroßhandelspreiſes auf 100 Mill.(Kleinverkaufspreis 156 Millionen) und die dadurch bedingte beklagenswerte Erhöhung des Milchpreiſes auf 19,6 Mill. l. s Reichsernährungsminiſterium wurde telegraphiſch um ſchleuniges Einſchreiten erſucht, weil in Hamburg der Butterpreis und damit der Milchpreis ohne jede be⸗ hördliche Einwirkung von einigen Intereſſenten feſtgeſetzt wird. Der Hamburger Senat wird ſeine Bemühungen, die jetzigen Mißſtände zu beſeitigen, fortſetzen. Das Reichsernährungsminiſterium wäre zu einem Eingreifen auf Grund der Verordnungen vom Jahre 1916 befugt und nach Anſicht des Hamburger Senats unter den heutigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen geradezu verpflichtet. Ein behördliches Eingreifen in die Butterpreisbildung iſt, wie neuerdings gelegentſich der Mitteilung des für dieſe Woche gültigen Milchpreiſes betont wurde, auch in Baden ſchon vonnöten. Bei einem Stallpreis von 15 Millionen läßt ſich ein Landbutterpreis von 200 Millionen 1, der am Montag auf dem hieſigen Hauptmarkt bezahlt werden mußte, unter keinen Umſtänden rechtfertigen. . Die preiſe der markenfreien Backwaren müſſen ſchon wiedet erhöht werden. Wie aus der Anzeige der Bäcker⸗Innung in dieſer Nummer hervorgeht, koſtet von morgen Freitag ab das Weiß⸗ brötchen 14 Mill.(gegenwärtig 4 Mill.), das 500 Gramm⸗Weiß⸗ brot 155 Mill.(45 Mill.) und das 1000 Gramm⸗Roggenbrot 225 Mill.(64 Mill.) M. *Auf freien Nuß geſetzt. Der von den Franzoſen nach der Beſetzung des Polizeireviers in Rheinau feſtgenommene Schutz⸗ mann König, der beſchuldigt wurde, einen im Dienſt der fran⸗ zöſiſchen Eiſenbahnregie ſtehenden deutſchen Arbeiter bei einem nächtlichen Krawall erſchoſſen zu haben, iſt nach längerer Unter⸗ ſuchungshaft wieder auffreien Fuß geſetzt worden. Ein heftiger Südweſtſturm, der ſchon geſtern abend einſetzte, trieb in der vergangenen Nacht ſein Unweſen. Die Glaſer dürften Arbeit bekommen haben, da ſicherlich viel Fenſterſcheiben in Trüm⸗ mer gegangen ſind. In den Anlagen bedeckten heute maſſenhaft ab⸗ geriſſene Aeſte und Zweige den Boden. Ebenſo wurde ſorgfältig das welke Laub von den Bäumen geblaſen. Bemerkenswert iſt die bedeu⸗ tende Temperaturſteigerung, das einzige gute, das die ungeſunde regneriſche Witterung gebracht hat. Man konnte heute morgen feſt⸗ ſtellen, daß der Luftſtrom, den der Sturm über die Stadt fegt, nich aus Schneeregionen kommt. 927 * Kgtaminbrand. Geſtern Abend gegen 347 Uhr wurde die Be⸗ rufsfeuerwehr nach O 7, 28 gerufen. Infolge Glanzrußbildung und durch den Sturm war das Küchenkamin in Brand geraten. Die Gefahr wurde durch das Eingreifen der Löſchmannſchaft raſch beſeiti 4. Seite. Nr. 467 — ͤ mannheimer General-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) Dounerstag, den 11. Oktober 1923 Der alte Mannheimer iſraelitiſche Lriedhof Nur wenige Mannheimer wiſſen, daß ſich in der Mitte der Altſtadt, zwar ein wenig abſeits vom Großſtadtlärm der Haupt⸗ ſtraßen, aber doch innerhalb des Ringes, ein Friedhof befindet. Wer zwiſchen den E⸗ und F⸗Quadraten dem Luiſenring zuſchreitet, ſteht in F 7 hinter einer hohen Mauer alte, hochragende Bäune. Man glaubt, einen der wenigen Privatgärten vor ſich zu haben, die in der Altſtadt vor der Ueberbauung bewahrt bleiben konnten, und iſt ſehr erſtaunt, wenn man hört, daß es ſich um den alten Friedhof der israelitiſchen Ge⸗ meinde handelt, der im Jahre 1842 geſchloſſen wurde. Der Mannheimer Altertumsverein hatte in Fortſetzung ſeiner hochintereſſanten Führungen durch Mannheims VPer⸗ gangenheit auf geſtern nachmittag zu einer Beſichtigung dieſer altehrwürdigen Gräberſtätte eingeladen. Die Jahreszeit war gut gewählt. Von menſchlicher Vergangenheit predigten nicht nur die vielen Grabſteine, die dicht aneinandergereiht das Totenfeld be⸗ decken. Auch der tränenreiche Himmel, die nahezu entlaubten Bäume, die letzten Zeugen entſchwundener Sommerpracht, einige Königskerzen, die zwiſchen den Gräbern grüßten, paßten ſich der Herbſtſtimmung an, die uns ſofort umfing, als wir das Eingangs⸗ tor zwiſchen F 6 und 7 paſſiert hatten. Stadtrabbiner Dr. Zlo ocſti, der die Freundlichkeit hatte, die Führung zu übernehmen, warf einleitend einen kurzen Rückblick auf die Geſchichte der Mannheimer füdiſchen Ge⸗ meinde bis in die Zeit nach dem 30jährigen Kriege. Die Mann⸗ heimer Israeliten gehörten damals ebenſo wie die Heidelberger zu Worms. Infolgedeſſen mußten auch die Leichen nach dem Wormſer Friedhof überführt werden. Man kann ſich denken, mit welchen Schwierigkeiten damals ein derartiger Transport verknüpft war, zumal im Winter in Schnee und Eis. Im Jahre 1661 führte Kur⸗ fürſt Karl Ludwig eine weſentliche Beſſerung der Lage der Mann⸗ heimer Juden herbei. Während ſie ſich bisher die Erlaubnis, in Mannheim wohnen zu dürfen, mit einem Zoll erkaufen mußten, ebenſo die Berechtigung, eine Veſchäftigung auszuüben, wurde ihnen nunmehr Wohnrecht und Handelsfreiheit verliehen. Gleichzeitig er⸗ hielten ſie die Erlaubnis, ſich von Worms unabhängig zu machen. Die Konzeſſion zur Anlage des Friedhofes wurde im Jahre 1661 erteilt. Es iſt aber anzunehmen, daß ſchon einige Jahre vorher die erſten Beſtattungen hier erfolgten, da der älte ſte Grab⸗ ſtein aus dem Jahre 1655 ſtammt. Der Friedhof iſt in drei Epochen einzuteilen. Der älteſte Teil(A) enthält éetwa 850 Grabſteine, die bis zum Jahre 1830 datiert ſind. Der Teil(), der an der Mauer gegen E 7 liegt, umfaßt etwa 50 Steine aus den Jahren 1820—42. Der dritte Teil, der ſich an der Weſtſeite in einer Art Korridor nach G 7 hinzieht, birgt etwa 150 Steine aus den Jahren 1830—40. Eine Zeitlang ſind die Abtetlungen B und C gleichmäßig belegt worden. Der Friedhof entſpricht in ſeiner ganzen Anlage ebenſo wie in der einfachen Form und bild⸗ haueriſchen Bearbeitung der Grabſteine dem orthodoxen jüdiſchen Ritus, der heute noch für die Beſtattung maßgebend iſt. Vier un⸗ gehobelte Bretter umſchließen die ſterbliche Hülle des Verſtorbenen. Jeder hat das gleiche Sterbehemd an. Bei einem Beſuch des neuen Friedhofs wird man dieſe auffällige Schlichtheit in der Geſtaltung der Grabſteine auf dem älteſten Teil ebenfalls noch antreffen. Aber je jünger die Grabſtätten werden, deſto mehr zeigt ſich das Be⸗ ſtreben, die Verfeinerung des Geſchmacks zum Ausdruck zu bringen. Für die Familienforſchung iſt der alte Friedhof von unendlichem Wert. Hiſtoriker würden hier ein ungemein dank⸗ bares Betätigungsfeld finden. Charakteriſtiſch iſt die große Zahl von Grabſteinen, unter denen die Angehörigen einer Veranſtaltungen Theaternotiz. Im Neuen Theater geht heute abend Flotow's Oper„Martha“ in Szene. Die Titelpartie ſingt Marſe von Ernſt vom Landestheater in Karlsruhe als Gaſt, den Lyonel Helmut Neugebauer hier zum erſten Male. 8 Konzert des Chors der Sixtiniſchen Kapelle. Cs ſſt den Bemühungen der Vereinigten Konzertleitungen geiungen, den Six⸗ tiniſchen Chor für Montag, 22. Oktober zu einem Konzert zu gewinnen. Mannheim wird die fünfte Stadt Deutſchlands dein, in der dieſer Chor nach dem Kriege erſtmals wieder ſingt. „Antergang des Abendlandes oder Aufgang einer neuen Kultur. Wir verweiſen auf den zweiten Vortrag, der ſicherlich eben⸗ falls Intereſſe finden wird.(Weiteres Stenographiſches Fernweltſchreiben. Am Sonntag wurde von allen badiſchen Stenographenvereinen nach dem Syſtem„Stolze⸗ Schrey“ anſtelle des in dieſem Jahre wegen der allzuhohen Un⸗ koſten ausgefallenen Bundeswettſchreibens ein Fernwettſchrei⸗ ben veranſtaltet, in dem alle badiſchen Vereine den gleichen Text in den verſchiedenen Abteilungen ſchrieben. Die hieſigen Syſtemfreunde haben Sonntag vormittag ihre Fertigkeiten in der Kurfürſt Friedrich⸗ ſchule bei ſehr reger Beteiligung abgelegt. Es wurde in den Abtei⸗ lungen von 80—320 Silben in der Minute geſchrieben und übertra⸗ gen. Außerdem wurde ein Schön⸗ und Rechtſchreiben ſowie ein Wett⸗ leſen veranſtaltet.— Wie aus dem Anzeigenteil im geſtrigen Mittags⸗ blatt zu erſehen iſt, beginnt am morgigen Freitag in der Kurfürſt Friedrichſchule ein neuer Anfängerkurs. G. Altmannheimer der Jahrgänge 1862—1865. Die Feier des 60. Geburtstages findet nunmehr beſtimmt am Sonntag, 14. Okt. in den unteren Räumen des Ballhauſes ſtatt. Da der Mannheimer Männergeſangverein und verſchiedene Soliſten ihre freundliche Mit⸗ wirkung zuſagten, iſt ein gemütlicher Abend zu erhoffen. Nus dem Lande L. Wiesloch, 8. Okt. Genau wie in den Kriegszeiten, ſieht man jetzt wieder aus Heidelberg und Mannheim Hamſterer mit Körben und Koffern aufs Land ins Angelbachtal fahren, um ſich mit den für den Winter ſo notwendigen Lebensmitteln einzudecken. Da die Frachtſätze bedeutend höher ſind als die Perſonentarife, ver⸗ ſorgen ſich die Reiſenden mit eigener Gepäckbeförderung. Fauf b. Bühl, 10. Okt. Durch Feuer iſt ein großer Teil des Doppelhauſes der Landwirte Schmidt und Flink eingeäſchert worden. Der Schaden iſt ſehr hoch. * Freiburg, 9. Okt. Für die Preisnormen des Freiburger Wochenmarktes iſt eine Preisprüfungskommiſſion zuſtändig. der, wie in Mannheim, Vertreter der Produzenten und der Konſumenten an⸗ gehören. Zur Sicherſtellung der Belieferung de⸗ Marktes hat dieſe ommiſſton eine Preisfeſtſetzung für die ländlichen Produkte ge⸗ twoffen, die dem Landabgabe⸗Multiplikator angepaßt iſt, der am 6. Oktober 67 Millionen methode ſoll auch künftighin Geltung haben. Die Preiſe am Sams⸗ tag waren, ziffernmäßig genommen, recht hoch; die einkaufenden Marktbeſucher waren wenig davon erbaut. Ein Pfund Kopfſalat oder Endivie koſtete 21 775 000, für Bohnen betrug der vorge⸗ ſchriebene Höchſtpreis 30 485 000, für Zwiebeln 8 710 000 4, für Wirſing oder Weißkraut 4 355 000/ pro Pfund. Für ein Pfund gelbe Rüben durften 3 484 000 und für weiße Rüben 2 613 000 gefordert werden. Für Butter war ein Pfundpreis von 80 400 000 angeſetzt, Kartoffeln, die nirgends zu ſehen waren, ſollten nach dem Friedenspreis von 3„ pro Zentner 2 613 000 gelten. Vielez seſonders die teuern Gemüſeſorten, blieben unverkauft. Nachbargebiete r. Candau, 8. Okt. Bei der Schießerei in Düſſeldorf am ver⸗ gangenen Sonntag iſt der Zigarrenhändler Lorenz Forler von hier tot auf dem Platze geblieben.— Seit dem Jahre 1912 iſt hier der Neubau eines Volksſchulhauſes geplant, der auf dem Platz des Wallreſtes der Feſtung hätte errichtet werden ſollen. Denk⸗ mals⸗ und Geſchichtsfreunde haben durch ihren Einſpruch gegen die Abtragung des Steinhaufens verhindert, daß das Projekt ausgeführ: wurde. Jetzt iſt der Platz frei geworden und jetzt kann auch das Schulhaus erſtehen. Da von der Beſatzung ſechs Klaſſenräume be⸗ ſchlagnahmt wurden, hatte das Reich die Pflicht, für Erſatz zu ſor⸗ gen. Nach langen Verhandlungen kam die Vereinbarung zuſtande, aß das Reich drei Siebentel, die Stadt vier Siebentel der Koſten krägt. Vom Reich wird die ganze Bauſumme als zinsloſes Darlehen iermark betrug. Dieſe Berechnungs⸗ So ſind u. a. je 26 Grabſteine der Familien Bensheim und Dinkelſpiel feſtgeſtellt, 20 der Familie Wachenheim, 21 der Familie Hachenburg. Bei der Entzifferung der Inſchriften wurde auch manches intereſſante Einzelgrab entdeckt. Der „Vorſteher der Pfalz“, der hier ruht, war der Vertreter der Intereſſen der Judenſchaft der geſamten Pfalz, der beim Kur⸗ fürſten ungehinderten Zutritt hatte. 1730 wurde ein„Vorſteher für die Provinz Baden“ beerdigt. Ein anderer Grabſtein erzählt. daß die Tochter des Verwalters des Grafen Katzenellenbogen hier ihre letzte Ruheſtätte fand. Ein Groß⸗Rabbiner aus Jeruſalem hat hier ebenfalls ſeine Erdenwallfahrt beendet. In Paläſtina beſtanden damals kleine Kolonien, in denen vornehmlich beim eifrigen Studium des Talmud fromme Juden ihren Lebensabend verbrachten. Um dieſe Kolonien lebensfähig zu erhalten, wurden in der ganzen Welt Geldmittel geſammelt. Ein ſolcher Sendbote iſt hier ver⸗ ſchieden und begraben worden. Ein anderer Grabſtein teilt mit, daß ein Jude aus Avignon, wahrſcheinlich ein Seidenhändler, unter ihm ruht. Auch der Stifter der Clauſe liegt hier begraben. Er hieß Moſes Lemle, ſtammte aus Rheingönheim und iſt 1708 ver⸗ ſtorben. Die Clausſtiftung, mit der eine Schule zum Erlernen des Hebräiſchen verbunden iſt, beſteht heute noch in F 1. Im Vorderhaus befindet ſich das Bankgeſchäft Lefo u. Langenbach. Die Clauſe, der Rabbiner Dr. Unna vorſteht, iſt der Sammelpunkt der orthodoxen Richtung innerhalb der jüdiſchen Gemeinde. Beim Durchſchreiten der Gräberreihen werden die zahlreichen Teilnehmer an der Beſichtigung noch auf manche intereſſante Ein⸗ zelheit aufmerkſam gemacht. Für die meiſten Grabſteine wurde der rote Sandſtein verwendet, den man bei vielen Mannheimer Bauten antrifft. Bei zahlreichen Grabſteinen iſt die Verwitterung ſchon ſo weit vorgeſchritten, daß ſie ſchwerlich noch zu entziffern ſind. Bel ahlreichen iſt die Inſchrift aber auch aufgefriſcht. Zwei erhobene Hände ſind bei mehreren Steinen über den hebräiſchen Schriftzeichen eingemeißelt. Wir werden dahin belehrt, daß hier Nachkommen der Tempelprieſterſchaft ruhen. Die erhobenen Hände ſind das Symbol des Segenſpendens. An mehreren anderen Grabſteinen ſieht man eine Hand, die aus einer Kanne Waſſer in ein Becken gießt. Hier ruhen, wie uns geſagt wird. Abkömmlinge der Leviten, der Gehilfen der Tempelprieſter. Die eingemeißelte Hand ſymboliſtert eine rituelle Handlung des Leviten: das Begießen der Hände des Prieſters bel der Reinigung. Zwei Grabmäler in hellem Sandſtein fallen nicht nur durch ihre Größe und ihren reichen ornamentalen Schmuck, ſon⸗ dern auch durch die ſorgfältige Reſtaurierung auf. Wir befinden uns, worauf ſchon das durch einen Kranz umgebene Lamm verweiſt, an den Ruheſtätten des Clausſtifters und ſeiner Ehefrau, die 1709, alſo ein Jahr ſpäter, geſtorben iſt. Die Familie Ladenburg iſt ebenfalls mit mehreren Grabmälern vertreten. Die älteſten ſind zweifellos die⸗ jenigen des Löb Ladenburg und ſeiner Frau mit der Jahreszahl 1701. Während auf den älteſten und den älteren Grabſteinen durch⸗ weg aufrecht ſtehenden flachen Platten, die Inſchrift nur hebräiſch iſt, findet man auf der Rückſeite der neueren den Namen der Ver⸗ ſtorbenen auch in deutſch. Der Führer meinte, hieran könne man die Aſſimilation erkennen. Weil die Nachkommen nicht mehr ſo das He⸗ bräiſch wie die Vorfahren beherrſchen, hat man zur Erleichterung der Orientierung den Namen in deutſcher Schrift anbringen laſſen. Geh. Hofrat Profeſſor Caspary, der Vorſitzende des Mann⸗ heimer Altertumsvereins, dankte im Namen der Teilnehmer an der lehrreichen Beſichtigung Dr. Zlociſti herzlich für die Einführung in ein völlig neues heimatliches Forſchungsgebiet, wobei er der Hoff⸗ nung Ausdruck gab, daß ſich Fachgelehrte finden werden. die dieſe überaus wertvolle orts⸗ und familiengeſchichtliche Fundgrube aus⸗ beuten. Sch. vorgeſtreckt. Nach der Vollendung des Baues, der in Verbindung mit dem Knabenſchulhaus gebracht wird, verfügt die Volksſchule über 34 Räume, die eventl. vermehrt werden können. Für das Reich werden innerhalb des Bauprogramms 1923 noch 23 Offiziers⸗ und 55 Unteroffizierswohnungen gebaut. An Arbeit fehlt es dem Bau⸗ gewerbe alſo nicht.— Die Stadt hat ſich der Kartoffelver⸗ forgung, zuſammen mit den Genoſſenſchaften und den Gewerk⸗ ſchaften angenommen. In der Hauptſache beſteht die Mitwirkung der Stadt in der Hergabe von Mitteln zum Einkauf und in der Einkagerung von Kartoffeln für Minderbemittelte, die ihren Be⸗ darf nicht auf einmal kaufen können. Die Stadt Annweiler tauſcht Kartoffeln gegen Holz und fährt gut dabei. * Kaiſerslautern. 9. Okt. Ein ſchon ſeit einigen Tagen ver⸗ mißtes 21jähriges Mädchen von hier wurde als Leiche im Blech⸗ kammer aufgefunden. Das Mädchen ſcheint aus Schwermut den Tod geſucht zu haben. 2 girſchhorn, 10. Okt. Der Plan der Errichtung einer Ma⸗ ſchinenfabrik auf hieſiger Gemarkung gewinnt nun greifbare Geſtalt. Einige auswürtige Ingenieure und ein hieſiger Schloſſer⸗ meiſter erwarben zu dieſem Zwecke das geſamte Anweſen eines hie⸗ ſigen Brauereibeſitzers. 2 Jugenheim a. d.., 10. Okt. Auf ſein 251ähriges Dienſtiubi⸗ läum als Lehrer der hieſigen Volksſchule kann Rektor Weidle zu⸗ rückblicken. Der Jubilar bekleidet z. Zt. noch zahlreiche Ehrenämter; ſo iſt er u. a. Gemeinderat und Vorſitzender der hieſigen Sparkaſſe. sw. Darmſtadt, 10. Okt. In dem Schloſſe des ehem. Großherzogs in Wolfsgarten wurde ein ſchwerer Einbruch verübt. Die Täter ſtahlen Möbel, Betten, Tiſche, Stühle u. dal., die ſie im Walde ver⸗ ſteckten. Bisher ſind fünf Perſonen unter dem Verdachte der Täter⸗ ſchaft verhaftet und dem Amtsgericht Langen zugeführt worden.— Der Zuckerpreis iſt bis auf weiteres auf 62 Millionen Mark feſtgeſetzt worden.— In der Nacht vom 9. auf 10. Oktober wurde auf dem Bahnkörper der Odenwaldbahn die Leiche einer bis ſetzt unbekann⸗ ten etwa 50—60 Jahre alten Frau gefunden. Der Tod iſt durch Ueberfahren eingetreten. Gerichts zeitung Mannheimer Straffammer Strafkammer IV. Vorſitzender: Landgerichtsdirektor Dr Baumgartner. Ein Zuſammenſtoß zweier Autos erfolgte am 16. Juni d. J. abends auf der Landſtraße Neulußheim⸗Waghäuſel, wobei 5 Fahr⸗ gäſte erheblich verletzt wurden. Das Schöffengericht Schwetzingen, das ſich am 12. Juli mit der Sache zu befaſſen hatte, fand den Automieter Guſtav Judt aus Mannheim ſchuldig, weil er übermäßig ſcharf gefahren ſei, und verurteilte ihn zu einer Geld⸗ ſtrafe von 15 Millionen A. Judt legte Berufung ein und erklärte, er ſei in der Steuerung dadurch irritiert worden, daß das andere Auto ſeine Lichter nicht abgeblendet hatte. Das Urteil lautete auf Freiſprechung. Vert.:.⸗A. Dr. Pfeiffenberger. Mannheimer Schöffengericht Manuheim, 10. Oktbr.(Schöffengericht.G..) Vorſitzender: Oberamtsrichter Schmitt. gelbee e er sgeſellſchaft in He 1. äftigt un im einen zur.eee beſtimmten Mantel und Anzug unterſchlagen Familie ruhen. und für ſich behalten. Einen Teppich hat er um 1,5 Mill.„ ver⸗ noch kauft und 0,6 Mill. abgeliefert. Er ſammelte auch in Mann⸗ heim Aufträge, wie Bilder und hat dieſe für ſich verſteigert. Der Vertreter der Staatsanwaltſchaft beantragte eine Gefängnisſtrafe von 4 Monaten. Das Gericht erkennt auf 8 Wochen Gefäng⸗ nis, die durch die Unterſuchungshaft verbüßt ſind. Der Haftbefehl wird ⸗aufgehoben. Die Koſten hat der Angeklagte zu tragen. Bei der Verhandlung gegen den Sekretär der hieſigen Syndika⸗ liſten, Theodor Benneck,„wegen Erregung öffentlichen Aerger⸗ niſſes“ wurde die Oeffentlichkeit wegen Gefährdung der Sittlichkeit ausgeſchloſſen. Der Angeklagte wird wegen Beleidigung zu einer Geldſtrafe von 10 Goldmark ev. 2 Tage Haft wie zur Tra⸗ gung der Koſten verurteilt. Auch in der Klageſache gegen den 24 Jahre alten Willi Pfau von hier wegen Zuhälterei wird die Oeffentlichkeit ausgeſchloſſen. Der ſchon vorbeſtrafte Angeklagte war in große Notlage geraten und ließ ſich 10 Tage von ſeiner Geliebten verhalten. Obwohl dieſe ſchwer geſchlechtskrank war, flatterte ſie des Nachts doch aus. Der Angeklagte gekobte hoch und heflig Beſſerung und bat inſtän⸗ ahndete dieſes Verhalten mit 6 Woche dig um Freiſprechung, damit ſeine Eltern und ſein Bruder ihn Ander eee Seine Vorſtrafen ſeien ihm auf Wohlverhalten teilweiſe erlaſſen worden. Das Gericht erkannte auf eine Gefäng⸗ nisſtrafe von 6 Monaten, die er aber nur bei Rückfällig⸗ werden abſitzen muß. Außerdem muß er für die Koſten des Ver⸗ fahrens aufkommen, das aber von ehrlich verdientem Geld bezahlt werden müſſe. Mit einer nochmaligen eindringlichen Verwarnung wurde er vom Richter entlaſſen.„ch. Die betrügeriſchen Vektern rankfurt a.., 7. Okt. Eine Kette verbrecheriſcher Taten ver. Wen der ſNSlahrige Bankbeamte Heinrich Sch. aus Oftersheim und ſh0 18jähriger Vetter Erwin V. aus Heidelberg. dch del er 96. on verſchiedene„faule Sachen“ gemacht, als er ſich bei der i⸗ —— Creditbank in Mannheim meldete, die Bankangeſtellte ſuchte. Um eine gute Auskunft zu erhalten, bezog er ſich dabei auf ſeine Tätigkeit bei Herrn E. Volz, dem Vertreter der Gelſenkirchener Berg⸗ werks⸗A.⸗G. in Heidelberg, der auf gefälſchtem Briefbogen eme ſo glänzende Auskunft gab, daß Schuhmacher die Stelle erhielt. Hier richtete er ſich bald ein Konto unter fingiertem Namen ein und erſchwindelte ſich beträchtliche Summen. Nebenher verdiente er durch einen Juwelenhandel noch ein ſchönes Stück Geld, ſo daß die bei⸗ den Vettern im Sommer v. J. bald zu den Millionären zählten, was damals noch etwas heißen mochte. In der Perſon einer Arzttochter aus Darmſtadt fand ſich für Schuhmacher eine e Braut, mit der man auf Reiſen ging, als ein weitere⸗ ilen in der Stellung für ihn brenzlig zu werden anfing. Ueber Wien⸗Budapeſt fand man ſich in Graz ein. wo die drei Leute verhaftet wurden. Deutſchland bemühte ſich, die Auslieferung wegen Vergehens gegen das Kapitalfluchtgeſetz zu bewirken, aber darauf ließ man ſich an der Donau nicht ein und die Polizei in Graz ließ die Verhafteten wieder frei. Nach ihrer Rückkehr heckten die beiden Vettern einen neuen raffinierten Plan aus. Schuhmacher legte ſich bei zwei Banken in Frankfurt Konten an und zahlte insgeſamt 100 000 Mark ein, die er durch den Verkauf eines Brillantringes erlangt hatte. Dann freundete man ſich mit einem jungen Bankangeſtellten eines aus⸗ wärtigen Unternehmens an, gab dieſem Bankpikolo Kuchen und Schokolade und veranlaßte ihn unter einem Vorwand ſich be⸗ ſtimmte Formulare ſeiner Firma anzueignen. Man füllte mehrere aus, als handle es ſich um eine Ueberweiſungan das Konto des Schuh⸗ macher in Frankfurt, fuhr eigens nach auswärts zur Aufgabe des Briefes, ſo daß man annehmen konnte, er ſei tatſächlich von— 5 Bank abgeſandt, der die Formulare gehörten, und machte ſich n daran, die Gelder abzuheben, was aber nur bei einem der beiden Frankfurter Bankinſtitute klappte. Zuletzt gelang es den Vettern, auf dieſe Weiſe 700 000 Mark zu ergaunern. Als Schuhmacher zum dritten Male einen Betrag erheben wollte, wurde er verhaftet. Auch ſein Vetter wurde alsbald ergriffen und beide in Mannheim wegen der dort begangenen Dinge verurteilt. Im Verlaufe der Vor⸗ unterſuchung belaſteten ſich die beiden Blutsverwandten in unſchöner Weiſe und verſtrickten ſich in ein Lügengewebe, ja V. bemühte ſich im Gefängnis, einen unter dem Spitznamen Sarah Bernhard bekann⸗ ten Mitgefangenen namens Beſier durch einen Kaſſiber zu einem Meineid zu ſeinen Gunſten zu verleiten. Beſier aber war als„Bal⸗ dower“ vorgeſchickt und ſo fiel der Plan in ſich zuſammen und wurde entdeckt. Unter Einbeziehung der in Mannheim erkannten Strafen wurde Sch. und V. von der Frankfurter Strafkammer zu je dret Jahren Zuchthaus, V. auch zu 5 Jahren Ehrverluſt verurteilt. In der Urteilsbegründung wurde die moraliſch ethiſche Verkommen⸗ heit eines gewiſſen Teiles der heutigen Jugend gebrandmarkt und die Angeklagten als Drohnen, die nicht arbeiten wollen. und die von unerſättlicher Genußſucht erfüllt ſeien, bezeichnet. ** Arteile des Reichsgerichts Das Reichsgericht verurteilte den Taglöhner Georg Kühn aus Karlsruhe wegen Vergehens gegen das Spionagegeſetz zu einer Gefängnisſtrafe von 3 Jahren und zu 150 Millionen Mark Geldſtrafe. Kühn hatte der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde mitgeteilt, daß eine große Karlsruher Firma aus ihren Lagern im Rheinhafen Lebensmittel ins unbeſetzte Gebiet ausführte. Ferner verurteilte das Reichsgericht den 18jährigen Lehr⸗ ling Döring aus Wiesbaden aufgrund des Jugendgerichtsgeſetzes mit 3 Jahren Gefängnis. Döring hatte in einem Brief an den Kom⸗ mandeur der 23. franzöſiſchen Diviſion verſchiedene Firmen verdäch⸗ tigt, daß ſie im unbeſetzten Gebiet Kriegsmaterial herſtellten und hatte ſich gleichzeitig als Spion angeboten. 14 Tage Gefängnis für eine Butterhamſterin. hördliche Erlaubnis betrieb die Witwe Marie Anna 55 hauſen einen heimlichen Handel mit Butter. Aſtens kaufte ſie in Ruſt und Ringsheim ein. Abnehmer waren zwei erſtkla Gaſthöfe in Freiburg. Als man die Frau erwiſchte, trug ſie zwei Pfund Butter in einer Hamſtertaſche verborgen, die ſie in Unterkleider eingenäht hatte. Das Schöffengericht Ken⸗ zingen diktierte ihr wegen unerlaubten Handels 15 Millionen Marr Geldſtrafe und 14 Tage Gefängnis auf. Witwe Z. appellierte an das Obergricht, von dem ſie eine Herabſetzung der Geldſtrafe und eine Befreiung von der Gefängnisſtrafe erwartete. Die 67jährige Frau macht geltend, daß ſie aus Not mit dem Butterhandel etwas zu ver⸗ dienen verſucht habe. Aus der Erwägung heraus, daß bei uner⸗ laubtem Handel mit Geldſtrafen ſo gut wie wirkungslos ſind, wurde dieſe von der Strafkammer aufgehoben und dafür eine 14tägige Frei⸗ heitsſtrafe beſtätigt. Wenn die Frau dem Schleichhandel entſagt, kann ihr die Strafe nach 3jähriger Bewährungsfriſt erlaſſen werden. Ein Diebes⸗ und Hehlertreiben, das ſich in Lampertheim abgeſpielt hat, iſt ſo recht bezeichnend für die heutigen Zeitverhält⸗ niſſe. Bisher unbeſtrafte Söhne dortiger Landwirte wurden von herrſchenden Genußſucht Jugendlicher in einer über das hã Einkommen hinausgehende Weiſe ergriffen, beſtahlen iß⸗ Eltern um Vorräte und fanden für deren heimlichen Ahſatz bereſt⸗ willigſt Förderer und Käufer. Zwei Täter können nicht zur Verant⸗ wortung gezogen werden, da der erforderliche Strafantrag des Vaters unterblieben iſt, während der ihnen Beihilfe leiſtende 22jährige Ar⸗ beiter Jakob Krämer unter der Anklage des mehrfachen Diebſtahls ſtand. Mitangeklagt waren der 37jährige Gaſtwirt Frdr. See kin⸗ ger U nebſt Ehefrau, der 30jährige Arbeiter Ludwig Meder wie der 28 Jahre alte Arbeiter Jakob Günteroth. Die Wirtsbeute nahmen die von den Jugendlichen gebrachten geſtohlenen Güter aus deren elterlichen Beſitz in Verwahr, während die weiteren Angeklag⸗ ten für lohnenden Verkauf ſorgten. Es wurden verurteilt: Wegen Hehlerei Frau Seelinger zu 10 Monaten, Krämer zu 3 Monazen, Wirt Seelinger für zwei Fälle je 100 Millionen Mk. Geldſtrafe, evil. 6 Wochen Gefänanis, Medert für zwei Fälle ſe 75 Millionen Geld⸗ ſtrafe eptl. 1 Monat, Günderoth unter teilweiſem Freiſpruch 75 Mil⸗ lionen Geldſtrafe ert 1 Monat Gefängnis. Meinungsverſchiedenheiten ſuchte der Fabrikarbeiter Wilh. Carbon aus Hornbach ſeinem Gegner, einem Kettenſchmied aus Rimſchweiler, in Verlaufe eines Streites dadurch aus der Welt zu ſchaffen, daß er ihm Maßkrug auf den Schädel hieb. Das Schöffe Zwez Ohne be⸗ von Nieder⸗ m Gefängnis. Die Schwindeleien des„Seelenarztes“. Die Strafkam 1d⸗ gerichts II Berlin verhandelte dieſer Tage gegen den 5 Maſchner, deſſen Schwindelmanöver ſchon wiederholt die Gerichte be⸗ ſchäftigt haben. Maſchner pflegte ſich als„Dr. med. et phil.“ und alz Seelenarzt zu bezeichnen. In Cafés und Reſtaurants eröffnete er Sprech⸗ ſtunden für Seelenkunde und hatte erheblichen Zulauf, namentlich aus der Frauenwelt. Maſchner verſchrieh Rezepte und kieß ſich anſehnliche Honorare für die„Seelenbehandlung“ zahlen. Dabei 8 ein angebliches Saua⸗ torium Ruhwald eine Rolle. Wegen dieſer Straftaten iſt Maſchner bereitz vor einiger Zeit abgeurteilt worden Mit dem Namen Ruhwald ſind aber weitere Schwindeleien verknüpft, die erſt jetzt zur Aburteilmig ge⸗ langten. Der Angeklagte war nämlich eine zeitlang bei der Pflegeſtell Ur koſtenloſe Unterbringung erholungsbedürftiger Großſtadtkinder angeſtellt. Seine beſondere Aufgabe war es, Erbolungsſtätten auf dem Lande aus⸗ findig zu machen. Eines Tages erſchien er bei der Pflegeſtelle und legte zwei Schriftſtücke vor. In dem einen erklärte ſich ein Graf Kund v. Bredow auf Datzow bei Reutlingen bereit, 60 Kinder ohne Entgelt aufzunehmen. Die Kinder ſollten in dem von ihm angelegten Erholungsheim Ruhwald untergebracht werden. In dem Schreihen hieß es, daß der Graf aus Menſchenfreundlichkeit der notleidenden Großſtadtjugend helfen wolle. Daz zweite Schreiben war pon der angeblichen Schweſter des Grafen ausgeſtellt und ähnlichen Inhalts. Maſchner erhielt, als er dieſe beiden Schriftſtücke vorlegte, 30 000 als Speſenverzütung. Hinterher ſtellte ſich heraus, daß das ganze ein Schwin del war. Vor Gericht beſtritt der Angeklagte, der Fälſcher der Verpflichtungserklärung zu ſein und behauptete, daß er ſelbſt von einem Oberleutnant beſchwindelt worden ſei. Durch das Gutachten des Schreibſachverſtändigen wurde feſtgeſtellt, daß die Erklärungen von der Hand des Angeklagten herrühren. Der Verteidiger bat, dem Angeklagten ſein⸗ Jugend und die Verführung, der er erlegen ſei, zugute zu halten. Das Ge⸗ richt billigte dem Angeklagten nochmals mildernde Umſtände zu, ſodaß er mit einer Zuſatzſtrafe von acht Monaten Gefängnis davonkam. — — Donnerstag, den 11. Oktober 1923 — Nr. 467. 5. Seiie Sportliche Runoſchau Nutoſport ks. Schwabenberg⸗Rennen. Im Schwabenberg⸗Rennen, das der Ungariſche Automobilklub am Sonntag bei Budapeſt zum Austrag brachte, fuhr Rützler, der Sieger vom Semmering und Klaufen⸗ paß, in der Klaſſe der Rennwagen mit:10 eine Rekordzeit und ſiegte außerdem in der Tourenwagenklaſſe in:29.8 vor Delmar(Steyr), der als beſter Herrenfahrer damit den Wander⸗ Freis endgültig gewann. Hörner(Benz) belegte hier den dritten Platz. Bei den Motorrädern fuhr Dirkl(Jenith) mit:25 die beſte Zeit des Tages vor Karner(Sunbeam) 4181.4. Waſſerſport Mannheimer Kanufahrer in Karlsruhe. Am vergangenen Sonntag weilten mehrere Rennmannſchaften der Mannheimer Kanu⸗Geſellſchaft in Karlsruhe, um auf der dortigen Klubregatta des Kanuvereins„Rheinbrüder“ die Mannheimer Farben zu ver⸗ treten. Die Rennen wurden im Maxauer Rheinhaſen gefahren. Daß ungewohnte ſchwere Waſſer und die durch Seitenwind her⸗ vorgerufene Abtrift der Boote nach Steuerbord waren nicht aus⸗ zugleichende Nachteile für die Mannheimer Gäſte, die aber trotz⸗ dem gute zweite Plätze belegen konnten. Im Faltbootzweier wurde die Mannheimer Mannſchaft zweites Boot mit 2,47(1. Boot: Heidelberger Kanuverein mit 2,4695). Auch im Dreiſitzer⸗ kajak wurde Mannheim knapp auf den 2. 11 verwieſen und zwar mit 2,275 gegen 2,26 des ſiegenden e au. 18. Leichtathletik BSOCInternafionales. Neue Rekorde. Die inter⸗ natlonalen Einladungswettkämpfe, die der Berliner Sportklub an⸗ lüßlich der Abweſenheit des Norwegiſchen Weltrekordmannes Hoff und des Eſtländers Klumberg auf ſeinem Platze deranſtaltete, brachten in ſportlicher Hinſicht einen guten Erfolg. Der Angriff des Norwegers auf den von Lundgren⸗ Schweden mit:05,5 gehaltenen Weltrekord über 300 Meter glückte. Als Schrittmacher diente dem Norweger eine 5 mal 100 Meter Jugendſtaffel des Veranſtalters, Langkutſch⸗Zehlendorf, der ebenfalls mitlief, hielt ſich ſtets in reſpektvollem Abſtande, während Hoff mit:05 den Weltrekord um eine halbe Stunde verbeſſerte. Eine weitere Höchſtleiſtung ſchuf der deutſche Meiſter Lüdecke (DSch) im beidarmigen Speerwerfen, in dem er rechts 58,37 und links 10,36, zuf. alſo 68,73 Meter erreichte. Der Rekordverſuch von Hoff im Stabhochſprung über 4,23 Meter mißlang. Auch der An⸗ griff von Lehninger(Sccc) auf den deutchen Stabhochſprungrekord verlief reſultenlos. Der Eſthländer Klumberg ſicherte ſich Diskus⸗, Speerwerſen und Weltſprung. Die Reſultate: Stabhoch prung: 1. Hoff⸗Rorwegen 4 Meter; 2. Lehninger⸗Charl. 370 Meter; 3. Bleife⸗Atos. Diskus: 1. Klumberg⸗Eſthland 41,25 Meter 2. Hänchen⸗Bertin 37,78 Meter. Wettſprung: 1. Klumberg 6,88 Meter; 2. Tyrolf⸗Polizei 6,50 Meter; 3. Preßlmeier(Scc) 6,48 Meter. Spberwerfen: 1. Klumberg 62,55 Meter; 2. Lüdecke⸗Berlin 58,37 Meter: 3. Zimmermann⸗Zehlendorf 56,38 Meter. Rommunale Chronik Gründung einer Gas- und Waffernotgemeinſchuft in Berlin In der— ſchließen ſich die Gas⸗, Waſſer⸗ und Stromverbran r zu Notgemeinſchaften guſammen. In einer am Dienstag abgehaltenen, ſtarkbeſuchten Verſammlung wurde in dem einleltenden Reſerat feſtgeſtellt, daß die Tarifgebarung der öffentlichen Werke ſich zu einem Skandal ausge⸗ wachſen habe. Etwa ein Viertel ſeines Einkommens müſe der Bürger heute für die Rechnungen der ſtädtiſchen Werke aufbringen. Der Magiſtrat habe nicht helfend eingegriſſen, ſondern ſcheine es auf eine Machtprobe ankommien zu laſſen. Auch die von der Bürger⸗ ſchaft an die Stadtverordnetenverſammkung gerichteten 25 gätten keinen E 5 gehabt. Der 8 für die ſtädtiſchen Werke, Dr. Treitel, ſtelle ſich auf den Stapdpunkt, die Werke nicht von den Beſchlüſſen der Stadtverordnefenverſammlum abhüngig ge⸗ macht werden könnten. Die bisher von den Verbrauchern gemachten Vorſchläge, nämlich Selbſtableſung des Konſums, Selbſteinzahlung iiſw. werden vom Maglſtrat mit aſlzu großem Mißtramen bekrachtet. Nach fachmänniſchet Anſicht ſei die ſetzt eingeführte Meßziffer der Werke zu hoch gegriffen.— habe es den An⸗ ſchein, als ob die Werkleitungen alles Recht für ſich in Anſpruch nüh⸗ men, während dem Bürger lediglich das Recht des Zahlens übrig bleibe. Der Reichskohlenkommiſſär freilich habe ſelbſt erkannt, daß die Preisberechnung der Werke zu Unrecht erfolge. Nach—— Aus⸗ ſprache, in der ſehr ſcharfe Worte fielen, wurde—— Ent⸗ 09— angenommen:„Die„Not⸗ und Hülfsgemeinſchaft⸗ ordert die Anerkennung der wöchentlichen Gebührenzahlung nach eigener Ableſung nach den jeweiligen Tarifſätzen. Wenn das nicht geſchieht, wird die Gemeinſchaft weitere Schritte unternehmen, um er Ausbeutung entgegenzutreten. Die Verſammelten drückten weiter⸗ hin der Stadtverordnetenberſammlung das ſchärfſte Mißtrauen aus.“ Der Vorſitzende der. e Gasnotgemein⸗ ſchaft hat, da alle e einer gütlichen Einigung mit der Gas⸗ betrie sgeſellſchaft an deren Widerſtand geſcheitert ſind, ſich ent⸗ ſchloſſen, den gerichtlichen Klageweg zu beſchreiten. Er hat daher an die Zehlendorſer Einwohnerſchaft die etene mit ihm zwecks Klage auf Rückerſtattung des unter Vorpehalt gegahlten Gasrechnungsbetrages zu vereinigen und ihm die Aufſtenung des bezahlten und des ſelhſt errechneten Betrages nebſt Vollmacht für den Rechtsanwalt— Die Einwohnerſchaft Dahlems hat ſich der Zehlendorfer Gasnotgemeinſchaft angeſchloſſen. Anzeigen gegen die Berantworklichen der Berliner ſtädfiſchen Gaswerke wegen Erpreſſung Die Berliner Staatsanwaltſchaft und die Kriminalpolizei be⸗ ſchäftigen ſich gegenwörtig mit einer Reihe von Anzeigen wegen Er⸗ preſfung und Wucher gegen die verantwortlichen Perſonen der ſtädti⸗ ſchen Gaswerke. Die Staatsanwaltſchaft hat die Anzeigen zur ge⸗ nauen Underſuchung der Kriminalpoligei überwieſen. Aleine Mitteilungen In Heidelberg beträgt vom 13. Okt. ab der Mindeſtfahr preis der Straßenbahn 15 Millionen und bel Benäſzung de Achtfahrtenheftchen 11,25 Millionen. In Frankfurt wurde der Preis des Kubikmeters Gas von Nauf 26 Mill. erhöht. In der Verbraucherſchaft herrſcht über dieſen Rieſenpreisſprung begreiſticherweiſe große Erregung. Die Angelegen⸗ heit wird in der Stadtverordnetenverſammlung zur Sprache gebracht. In Stuttgart 71. für den elektriſchen Strom für die Kilowattſtunde als Tariſſätze 40 Mill., für den vom Dienstag ab⸗ geleſenen Verbrauch zu Beleuchtungs⸗ und 27 Mill. zu Kraſtgwecken und für den Verbrauch der folgenden Tage 50 33 Mifl.(10. Okt), 60 bezw. 40 Mifl.(11. Okt.) und 70 bezw. 47 Mill.(12. Okt.). Lehnlich iſt es beim Gas, für das bei dem am Diensſag 98cgeleſeren Verbrauch der Preis 14, am Mittwoch und Donnetstaß 20, den 12. Okt. fogar 22 Mill. für den Kubikmeter betrügt. In e erhöhte der Stadtrat zur Deckung der Selbſt⸗ koſten den Tarif auf den ſtädtiſchen Straßenbahnen nachſtehender An tagen eine Teilſtrecke 10 Millionen, zwei Teilſtrecken 15 Millionen, mehr als zwei Teilſtrecken 20 Mill. ark; an Sonn⸗ und een Feiertagen: eine Teilſtrecke 10 Millionen, mehr als eine Teilſtrecke 15 Milionen; Fahrten während des Nachtbetriebes(12 Uhr nachts bis 3 Uhr morgens): 2 Mill. Mark; Fahrten während des Frühwagenbetriebes 15 Millionen; Ge⸗ päcktarif: 10 Millionen Mark.— Tarife in anderen deutſchen Stüädten, ſoweit Mitteilungen hierüber vorliegen: Chemnitz vom 7. Okt. ab 15 bezw. 20 Mill.; Eſſen vom 3. Okt. ab 8, 15, 28 und 30 Mill.; Hannover vom 6. Okt. ab 10—22 Mill.; Karksruhe vom 6. Okt. ab 15 bezw. 22 Mill.; Leipzig vom 7. Okt. ab 16 bezw. 24 Mill. In Hamburg beträgt die Hundeſteuer, wie durch Bürger⸗ ſchaftsbeſchluß feſtgeſegt wurde, 10 Goldmark für das Jahr. Die zu entrichtende Steuer für dieſes zweite Halbfahr wird wie folgt berechnet: Für einen Luxushund ſind zu zahlen 5 Mark mit Gold⸗ zollaufgeld, für einen Wachhund 50 Pfg. mit Goldzollaufgeld. Der Stichtag für die Berechnung iſt der Tag der Zahlung. Zur Zeit —5 für einen Luxushund etwa 330 Millionen Mark zu 2 Aus Hlandde Pfälzische Lederwerke.-., Rotalben In der o..-V. wurde die zum 30. Juni 1923 abge⸗ schlossene Bilanz und die vorgeschlagene Gewinn-Ausschüt- tung(4 Prozent Dividende, 500 Prozent Super-Dividende und 500 Prozent Bonus) genehmigt. Es wurde außerdem beschlossen, das Grundkapital von 8 100 000 auf 12 400 000 durch Neuausgabe von 4000 Stammaktien und 300 Vorzugsaktien mit 20 fachem Stimmrecht, sämtlich uͤber je 1000„ und auf den Inhaber lautend, vollzuzanlend und gewinnberechtigt für das laufende Geschäftsjahr— zu erhöhen. Von den neuen Stammaktien werden 2000 Stück den alten Aktionären im Verhältnis:4 zum Kurse von 5000 000 Prozent einschließlich Stempel und Bezugsrecht- steuer angeboten. 1800 Stück wWerden zur Einfüh- rung bei der Frankfurter Börse bereitgestellt und die restlichen 200 Stück zur Verfügung des Aufsichts- rates begeben. Die neuen Vorzugsaktien gehen zum— Kurse Wie die Bezugsrechts-Stammaktien an die Inhaber der alten Vorzugsaktien über und zwar im Verhältnis 3: 1. Das Bezugsrecht ist bis spätestens 31. Oktober 1923 unter gleichzeitiger Einzahlung des Ausgabe- Betr ges dei der Harmstaädter und Nationalbank Pirmasens auszuüben. Für die seither mit 25 Prozent einbezahlten Vorzugsaktien Wurde Volleinzahlung beschlossen. In der anschliegßenden Auf⸗ sichtsrats-Wahl wurde der Aufsichtsrat in seiner seitherigen Zusammensetzung wiedergewählt. Die.-V. er- müchtigte die Geschäftsführung noch, die Feuerversicherung bis zu einer gewissen Höhe als Selbstversicherung zu über⸗ nehmen. Sämtliche Beschlüsse wurden einstimmig gefaßt. Das Kapital der Gesellschaft wurde zuletzt am 13. Januar d. J. von 3 Mill. zur Finanzierung eines Fabrikerweite · rungsbaues durch Neuausgabe von 5000 volleinbezahlten Stammaktien mit halbjähriger Dividendenberechtigung um 5 Mill.„ auf 8 MIII.& erhöht, wobei dem Reservefonds ein Agio von 54,35 Mill. zufloß. Trotz aller Schwierigkeiten, die sich durch die Wirtschafts- und Verkehrsverhältnisse im besetzten Gebiet ergeben haben, konnte die Gesellschaft ihre Arbeiter das ganze Jahr über ohne Einschränkungen der Arbeitszeit beschäftigen. Die Erzeugung hat demzufolge die gleiche Höhe Hie in den letzten Jahren erreicht. Der Werkswohnungsbau ist bis auf die Verputzarbeiten fertig, der Fabrikheubau unter Dach. Der innere Aus⸗ bau des letzteren dürfte jedoch noch das neue Geschäftsjahr in Anspruch nehmen. Die zur Vollendung erforderlichen Baumaterialien und Maschinen sind vorhanden, so daß nur kür die Arbeitslöhne und Mentagearbeiten Aufwendungen zu machen sind. Der Bruttoertrag einschlieflich%½ 46 602 Vortrag belief sich auf 911.64 Mill., wWovon Fabrikations- und Handlungs- unkosten 72804 Mill., Abschreibungen 63,42 Mill, A, Son- derabschreibungen auf Werkswohnung und Fabrikerweſte- rungsbauten 1705 Miil. erforderten, sodaß sich nach 608 Mill.„ Rückcstellungen und 20 Mill. Zuwendung an Wohltätige Stiftungen ein Reingewinn von 75.0 Mill.& er- gab, dessen hauptsgehlichste Verwendung bereits erwähnt Wurde: Auf neus Rechnung werden 19,83 Mill. 4 vorge- tragen. In der Bilanz betragen bei 8 Mill. Aktien- kapital und 63,14 Mill. Reserven die Verbindlichkeiten 749,03 Mill., Wogegen die Vorräte mit 634.07 Mill.& be⸗ wertet sind, an bar und Devisen 19.58 Mill. eingestellt Werden und die Forderungen mit 261,48 Mill. erscheinen. Die Anlagekenten sind sämtlich auf je& 1 abgeschrieben Iim laufenden Geschäftsfahr ist die Gesellschaft „bei entsprechendem Nutzen“ voll beschäftigt. Es dürfe daher angenommen werden, daß Verhältnisse dem Geschäftsleben drohenden Gefahren wWinden werde. 15 Die Banken in Balen Der Artikel des Statistischen Landesamtes über die Zu- nahme der Banken in Baden, den Wir in unserer Mittag- ausgabe vom 9. d. M. veröffentlicht haben, enthielt, soweit die zwei großen Mannheimer Bankinstitute in Frage kommen, über die Zahl der Niederlassungen und die Be- deutung des Filialnetzes einige Angaben, die der Perichti- gung bedürfen. Es hieg dort, die Rheinische Credſit- Dank besitze 38 Niederlassungen und die Süddeutsche Disconto Gesellschaft verfüge mit 60 Nieder-⸗ lassungen über das ausgebreitetste Filialinetz. Nach ihrem Geschaftsbericht für 1922 besaß die Räeinieche Greditbank auber der Zentrale 3 Zweigniederlassungen in Mannheim, ferner an 73 anderen Orten Südwestdeutsch- lands; außerdem 20. Zahistellen und 5 Kommanditen; die Süäddeutsche Discentes-Gesellsehaft, die dar- über gegliederte Angaben machl, gleichfalis nach ihrem Geschäftsbericht kür 1922, 28 Filialen, 23 Depositenkassen und Zweigstellen, 19 Zahlstellen,) Wechselstuben, 1 Kom- mandite und außerdem veranstaltet diese Bank an 6 Orten sogenannte Banktage. Die zahlenmäß Angaben über das Filialnetz in dem erwähnten Artikel wWären auch dann nicht richtig, wenn man lediglich die Filialen in Baden selbst heranzieht. 307 000 000 facher Stand der Großhandelspreise. Infolge der fortgeschrittenen Markentwertung hat sich das Niveau der Großhandelspreise nach den en des stalfstischen Reichsamts vom—9. Oktober um 2649“ rauf da⸗ 397, Amillionenfache des Frledens. standes gehoben. Der Hollar wurde am 2. Oktober mit 320 Millionen% und am 9. Gktober mit 1,2 Milliarden 4 noliert. Die Steigeruog petragt somit 275%, so dab sich das Goldniveau der Großhandelsindexziffer(1913= 100) von 110,8(Gold) auf 107,6(Gold) senkte. Von den Hau pt. gruppen sti die Einfuhrwaren um 260,1 auf das 395,9 millionenfache, die Inlandswaren um 265,196 auf das. 29,8 millionenfache, ferner Lebensmittel um Grophandel) um 250,7 auf das 185,5 millionenfache und Industriestoffe um 269,596 auf das 336,83 millionen- fache des Friedensstandes. Interessenkäute der Otto Wortt⸗Gruppe Wie die K. V. meldet, sind feste Anhaltspunkte dafür vorhanden, daß hinter den Interessenkäufen von Anteilen der Diseontogesellschaft in Berlin, die vom Ausland her namentlich über Holland erfolgten, ohne daf man die Wirklichen Urheber erkannte, die Firma Otto Wolft und- ihr nabestehende Kölner Bankleute stehen, die die Absicht hegen, den Schaaffhausenschen Bank- verein aus der engen Verbindung mit der Discontogesell- schaft herauszulésen und sich dureh Aufkäufe von Anteilen stark zu machen. Wie die K. V. erfährt, denkt je Verwallung der Discontogesellschaft nicht im enffernte- sten daran, sich die in ihrem Besitz befindlichen Aktien des Schaaffhausenschen Bankvereins aus der Hand winden zu lassen. Der Bankverein, der eine völlig selbständige Ver- Waltung besitzt, stehe trefflich und ohne irgendwelche un- angenehme Beeinflussung da und stelle ein Wertvolles Ver- mögensstück im Gesamteigentum der Discontogesellschaft dar. Die von den genannten Kreisen angeblich zusammen- gebrachten 100 Millionen Kommanditanteile könnten noch Jange nicht erreicht sein, so daß das erstrebte Endziel nicht erreicht würde, sie die infolge der politischen über⸗ * Teue Goldanleihestücke. Wie die Vossische Zeitung wissen will, beschlossen die Berliner Großbanken, beim Reichsfinanzminister zu werden, daß die Aus- gabe neuer Goldantei nestücke als vorüper- gehende Notmaßnahme versucht werde. Protest des badischen Einzelhandels gegen die verschärf- ten Bankbedingungen. Aus Karlsruhe, 10. Okt. Wird uns eschrieben:„Der in der Landeszentrale des badischen Fanzedengels organisierte badische Einzelhardel hat im Verfolg einer heute vormittag stattgefundenen stark besuch- ten Mitgliederversammlung der Kaärlsruher Bankenvereini- gung ein Schreiben zugestellt, in dem auf die durch die Verschärfung der Bankbedingungen geschaffene unhaltbare Lage hingewiesen und mit allem Nachdruck eine Abände- rung dieser rigorosen Bedingungen verlangt wird. Es hüngt von der Stellungnahme der Bankenvereinigung ab, ob der Einzelhandel für die Zukunft in der Lage ist, sich der Ver- mittlung der Banken auch weiterhin zu hedienen und Schecks in Zahlung zu nehmen. Mit der Beamtenbank ist ein Ab- kommen wegen Annahme der Schecks dieser Bank bereits getroffen.“ Deutsche Nährflocken.-G. in Breisach. Die Verwal- tung beantragt Kapitalerhöhung um 1 500 000 000 auf 1650 000 000„ durch Ausgabe von 15 neuen Aktien über je 100 000(ao..-V. 29. Oktober). *„ Sauerstoff-Werk.-G. in Kaiserslautern. Die Ver- waltung beantragt Kapitalerhöhung von 32 Mill. bis zu 125 Mill. durch Ausgabe von neuen Stamm- und Vorzugsaktien mit Dividendenberechtigung ab 1. Januar 1924(ao..-V. 26. Oktober). * Personglien. Das Bankgeschäft Herbst u. Reyersbach hier teilt uns mit, daß Eugen Trotter infolge freundschaftlichen Uebereinkommens als persönlich haftender Gesellschafter aus der Firma ausgetreten ist, um sich an seinem Domizil Heidelberg zu betätigen. An seiner Stelle trat Emil Hoock von hier als persönlich haftender Gesellschafter in die Firma ein. Börsenberichte Mnnnbheimer Hffektenbörse * Mannheim, 10. Okt. Die Börse verkehrte in auher- ordentlich fester Teadenz und sind namentlich chemische Werte mit enormer Steigerung bedacht worden. Es stellten sich: Anilin 12 500 bez, Bremen- Besigheimer 3000., Rhenania 8250 bez. u.., rat., A 8500 bez. u.., rat., Oelfabriken 23500 G. und Westeregeln 12 000., Benz vrurden zu 1300 gehandelt, ebense Dampfkesselfabrik Rodberg zu 350. Fahr zu 1700, Fuchs zu 400(nachbörslich 500 bez. u..), Karlsruher Maschinenbau zu 2 Millionen, Knorr zu 1000 und zu 1500, Braun Nonserven zu 700 Mannheimer Gummi 2zu 325 frat., Badenia zu 400 rat., Neckarsulmer zu 1375, Pfalz. Mählenwerke zu 250, Pfälz. Nähmaschinen zu 1600, rat., Rhein-Elektra zu 1500, Freiburger Ziegelwerke zu 400, Wayss u.* 2u Zellstpfffabrik Waldhof zu 3700, Zuckerfabrik Frankenthal zu 4000 und Zuckerfabri- Wag⸗ häusel zu(alles in Millionen Prozent.) Ferner gingen Brauerei Sinner Aktien um zu 1200, rat., und Rhein. Kredlt. bank-Aktien zu 600. Von eeeee e notierten: Bad. Assekuranz 1500., Continentale 1., Mannheimer 4000 G. und Oberrheinische 1500 G. 8 Deulsenmarkl Fortdauen der Devisenhausse Aus den Wiederholt aufgeführten Gründen nimmt das Verbängni Gegenüber einem is am Devisenmarkt seinen Lauf. Amtlichen Kurs für den Dollar von 2975 Milliarden stieg die Bewertung gestern im Laufe des Abends am hiesigen Platz bis auf 6 Milliarden., um im heutigen Früh⸗ Lerkehr bis auf 7 Milllarden anzusteigen. Wohin die Entwicklung weiter geht, kann niemand sagen; einen Weg⸗ weiser pildet jedoch das Anwachsen der schwebenden Schuld, die im September das 38 fache des Standes von Ende August erreichte. Dem genannten Dollarkurs entsprachen im Vormittagsverkehr folgende Weitern Notierungen: London 32 Milliarden, Holland 2780, Schweiz 1250, Paris 420, Brüssel 358, Italien 355 und Prag 20 Millionen. New 1l C8) bewieen, 40 ee. 3. l0. e ee e Waren und Märkte per Kampf um die Häute-Auktionen, Die Verhand- lungen über neue Zahlungsbedingungen auf den Haäutever- steigerungen zwischen den Käufer- und Verkäufer-Verbän- den haben bischer zu keinem Ergebnis geführt. Die Forde- rungen der Verkäufer sind wie bisher 50 Prozent An- zah und den Rest in 5 Tagen. Die Käufer dagegen boten Prozent Anzahlung und den Rest in 5 Tagen. Da die Verbandlungen zu keiner Einigung führten, fand die mitteldeutsche Häuteauktfion in Erfurt nicht statt. Damit ist eine der größten Versteigerungen einst⸗ wWeilen ausgefallen. Berliner Metallbörse vom 10, Okthr. Prelss in Miuitonen Mark fur 1 Kg. 9. 10. Aluminlum 9. 10. Dek Mupfer—— in Barren—.——.— 2 1 440.489 220 ⁴]inn, ausfänd 1400-1500 930•850 lel 180190 105 Huttenzinn 2300-1400 810.830 Rohaink(Vb.-Pr.)——ekel 350-870 470-490 c 0 12⁰ Ser 180-4 105.110 Platteneink 185•1 10 Sder für 1 Ar. 33.35 1825-19750 Aluminlum 980-350 470. 80] Flatin 5. Ar. 5 250⁰0 London, 10. Oktbr.(WISa) metalmarkt. n Lst. 7 d. engl. t. ve 1018 kg.) % 10. Jbestselect, 63.50 83. glel 25.6 Kupfeckase do 0d.. niokee 1387 1 Zinz 2245 35 J Henef.25 60.78] Zinn Kassa 208.15 203.48 Auesokaier.25.25 0. Kloktrof 0 63.50 d0. 3 Honat 203.45 199.78 fegulue— 3⁵ Amerlkanischer Funkdlenst New Toerlt, 9. Oktbr.(un) Funkctenst.(Nachdruck verboten). 9. 10. Zuf. zus. 61000 stand wt 12.80 12.50 Kaffe loo 11.— 11.— Elektroyt 18.— 12.75 brel. Bal..75 275 Dezemb..90.83 Tian eo 48.50 41.25 Zzucker gentft!?.868.66 N.88.0] lel.92.92 Ferpentin 100.— 103.— ka.08 7. Eink.27.27 Savannah 95.50 96.25 Jul 200 70 Eleen 928,28 23.25 K. Or Baum 27.50 27.75 80 r..90 7. Welddieoh.82.62 Welren rot 121.25 123.75 28.35 198 175 126.25 —.——.—.— 5— als lok 75. Oktoder 27.88 28.0 Baumwsatöt 11.— 11.10 Rehſ mege er.25 1938 November 27.88 27.02 Dezember 10.03 10.60 nöchst Fr,.75.75 Dezembor 75 27.50 Fetrol. oases 1 15.40 agetedtr. Engl 278 2/8 januar 28.91 27.87 tanks.80.50] Kontinent 12.— 12.— Onieago, oktbr, CWS) Funkdlenst.(Machdruok verboten) . 10. weisen Dez. 107.75 109.78 fo0 Mal 74.80 76.15Sohweine Mal 118 114.— 30f ala Okt..— 12.20 feicht gſedr..20 6 25 ſate Hez. 75.28 N ee vöchst..85 20 „ Pal 7 78.75 Pork—..schw, nledr. 7..50 aate K e e ee Mad pack niedr. 8. 3J ut. OShloago 27 24000 ndhgen Ges,.— 72.50 nöchal,.75.80 Westas 121000. 182000 Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas, Mannbeſmer General⸗Anzeiger, G. m. b.., Mannbeim. E 6. 2. Direktion: Ferdinand Heyme.— Cheftedakteur: Kurt Fiſcher. Verantwor für den politiſchen und volkswirtſchaftlichen Teil: Kurt iſcher: für das Feuilleton: Dr. Fritz Hammes; für Kommunalpoliti und okales: Richard Schönfelder; für Sport und Neues aus aller Weltt Willy e Müller; für Handels ten, Aus dem Lande, Nachbargebiete Gericht u. den übrigen redaktionellen Franz Kircher; für Angeſgen: Karl Hügel. 6. Seite. Nr. 467 Maunheimer General- Anzeiger.(Mitag ⸗Ausgabe.) PPpPF Donnerstag, den 11. Oktober 1923 Neues dDeviſenjagd in Badeorten. In den Badeſtädten Nauheim und Homburg fanden Deviſenrazzien ſtatt. Während das Ergeb⸗ nis in Nauheim gering war, wurden in Homburg mehrere 1000 Dollar, Schweizer Franken und mehrere 100 Pfund beſchlagnahmt. Die Hotelbeſitzer haben gegen die Razzia proteſtiert und haben es auch erreicht, daß ein Teil der beſchlagnahmten Deviſen, weil ſie Aosländern gehörten, zurückgegeben wurde. — Wucheriſche Bauern. In Marktheidenfeld bei Schwein⸗ furt wurden bei der Landwirtsfamilie Geißler 90 Zentner Brot⸗ getreide beſchlagnahmt. Die beſchlagnahmte Frucht ſtammt aus den Erntejahren 22, 21 und 20 und hatte teilweiſe ſchon den Kornwurm. In zwei großen Laſtwagen wurde die Frucht dem Lagerhaus zuge⸗ führt. Der Wert des Getreides beträgt 30 Milliarden. Nach den heutigen Beſtimmungen kann die ganze Menge neben den 15 — die ebte erſtochen. Am Sonntag abend wurde in einem Haufe der Werderſtraße in Stuttgart eine 20 Jahre alte Fabrik⸗ arbeiterin von dem 19 Jahre alten Schreiner Edwin Mink durch Meſſerſtiche in das Geſicht und den Hals getötet. Mink, der wegen Diebſtahls wiederholt vorbeſtraft und zur Zeit in einer Fürſorge⸗Erziehungsanſtalt untergebracht iſt, hatte von der Anſtalts⸗ leitung zum Beſuch von Verwandten Urlaub erhalten. Nach dem Beſuch der Verwandten, den er übrigens wieder dazu benützte, dieſe zu beſtehlen, reiſte er nach Stuttgart und traf hier mit der Fabrik⸗ arbeiterin zuſammen, die er vor zwei Jahren kennen gelernt hatte. Nachdem er ſich während des ganzen Nachmittags in der Wohnung des Mädchens aufgehalten hatte, verübte er am Abend die Tat und ſtellte ſich darauf zur Feſtnahme bei der Polizei. Ueber die Beweg⸗ Nallonal-Iheater HMannheim. Donnerstag, den 11. Oktober 1923 zur Tat hat der Feſtgenommene bis jetzt noch keine Angaben gemacht. — Die Erxwerbgloſen in der Spielhölle. Nachdem der Polizei vor einigen Tagen die Aushebung eines Spielerneſtes in Eſſen geglückt war, hob ſie in ſpäter Abendſtunde in der Wohnung des Metzgers Riehl in Eſſen⸗Weſt eine weitere Spielhölle großen Sti ls auf. Eine größere Anzahl von Beamten hielt das Haus umſtellt, während andere Beamte in die Wohnung eindrangen und etwa 25 Perſonen beim Spiel überraſchten. In dem Spielzim⸗ mer wurde mit Speiſen und alkoholfreien Getränken bei entſprechen⸗ den Preiſen aufgewartet. Die Spieler mußten aus Schränken und ſonſtigen Winkeln hervorgeholt werden. Eine große Anzahl der Spieler bezog Erwerbsloſen⸗Unterſtützung. Mehrere 100 Millionen Mark Spielgelder wurden beſchlagnahmt. — Häußer irrtümlich kot geſagt. Die verbreitete Meldung über den Tod des Wanderapoſtels Louis Häußer im Gefängnis zu Vechta iſt, wie der„Hannoverſche Landesdienſt“ von zuſtändiger Stelle in Vechta erfährt, falſch. Häußer befindet ſich zurzeit gar nicht in Vechta, fondern im Gefängnis zu Moabit(Berlin), wo er vor einiger Zeit krankheitshalber aufgenommen worden iſt. Seine „Jünger ſprachen in der„Häußer⸗Zeitung“ kürzlich davon, daß der „Prophet“ jetzt(nämlich durch ſeine Verurteilung) dort ſei, wohin ihm niemand folgen könne. Eine irrige Ausbegung dieſer Worte hat M dazu geführt, daß man Häußer tot ſagte. — Sowfetl-⸗Romantik. In Moskau hat ſich kürzlich eine Tragödie abgeſpielt, die mit der ganz düſtern Romantik der bolſchewiſtiſchen Blutherrſchaft umgeben iſt. Das dortige Diſtriktsgericht verurteilte einen früheren Beamten der zariſtiſchen Geheimpolizei(Ochrana) namens Gorbunoff zum Tode. Gorbunoff hatte es verſtanden, ſich beim Ausbruch der ruſſiſchen Revolution unter falſchem Namen Für Mannheim und Miete C, Reihe zwei, 2. Vorstellung, .-.-B. Nr. 4561—.4830 B. V. B. Nr. 3851—3925 u. 5001—5200 u. 7101—7325 Nerodes und Marlamne Eine Tragödie in 5 Akten von Friedrich Hebbel“ In Szene gesetzt von Artur Holz 55 Anfang 7 Uhr Ende 10 Uhr. Könlg Herodes Rudolf Witigen Mariamne, seine Gemahlin a Andor Alexandra, ihre Mutter Lene Blankenfeld 43 Grete Back Salome, Schwester des Soemus, Statthalter von Galilia Georg Köhler loseph, Vizekönig in Ab-⸗ wesenheit von Herodes Robert Vogel Sameas, ein Pharisäer Karl Neumann-Hoditz Titus, ein rõmischer Hauptmann Hans Godeeck Drei Könige aus dem Morgen-[Nchard Eggarter lande, von der christl. Kirche H. Herbert-·Michels spiter die heilligen zubenannt IErnst Sladeck Neues Iheater im A. Donuerstag, den 11. Oktober 1923 .-.-B. No. 2071—2280,.-.-B. No. 6901—7100 MARTHA oder Der Harkt zu RBiehmond Oper in 4 Abteilungen, teilweise nach dem Plane St. Georges v. Friedrich. Musik von Friedrich Flotow. Spielleitung: Karl Marx. Musikalische 0 2 0 In en ege eees beee., Iaoppn, Doven 4 Lie. Aiengesrichat: 0 2 e Aa 0 11 9 03 ein einſaches B9726/27 v. estheater in Karlsruhe à. G. 8 7— Naney: ihre Verwanqt AIda Schaff ann— xtal DN Leeen Micdeford, mr veler Kiurg— M heim-Käfe 5 ichiges Mädchen e. elm. ſumtett, ein reicher Pͤchter Mammlen Frane das alle Hausarbetten Nachruf! Imolge eines Unglücksfalles in einer unserer auswärtigen Fabriken ist am 8. Oktober unser be- währter Mitarbeiſer, Herr Karl Müller im Alter von 37 Jahren entschlafen. Der Verstorbene, der früher als Mechaniker, zuletzt als Werkmeister insgesamt 16 Jahre in Lehrmädchen unseren Diensten stand, zeichnete sich durch großen 145 aus guter Familie ge⸗ Fleiß und beste Charaktereigenschaften aus und war ſucht. 4082 unserem Werke in treuer Anhänglichkeit ein wert⸗ Aunerberg. P 6. 2. voller Mitarbeiter. Seiwierfraulein Wir werden ihm ein eh rendes Andenken bewahren. weitere Umgebung wird von ſüdd. Herrenwäſche⸗ fabrik rühriger E279 Vortreter m. gewandtem Auftreten geſucht. Nur beſtens eingeführte Herren wollen ſich unter Angabe von Referenzen melden unt. 8. 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Durch den Verkehr in der Familie ſeiner Braut kam der Beamte der Geheimpolizei hinter das Geheimnis ſeines Schwiegervaters, den er als den Er zeigte ihn der Be⸗ hörde an. Die Folge war die Verurteilung Gorbunoff⸗ —— ofort geſucht. Laäch! hme gut⸗ zum Tode. war infolgedeſſen junge Beamte der Tcchera merkte, Die Familie geriet in höchſte Armut und die Tochter wungen, auf die Straße zu gehen. Als der was er angerichtet hatte, verlor er Slutze in hochherrſchaftlich. Haus⸗ halt der Auguſta⸗Anlage gesucht. Wegen augenblicklicher Abweſenheit Meldung Industriestraße 9 1 Treppe, mittags zwiſch. 3 und 4 Uhr. 2211 Mäcſchen für ſämtliche Hausarbeit togsüb, geſucht. 4088 Helfrich, U 4. 6. Kinderl. Ehepaar ſucht Helbiges Mauchen f. alle Hausarb. Guter Lohn u. übl. Vergünſt. eeeee bewölkt. Steſſen-Cesuche DLL Schweizer, Abiturient, deutsch, französisch, engl. u. itallenisch in Wort und Schriſt, sucht Stelle eventl. auch als Nebenbeschäſtigung. unter A. J. 7 an die Geschäftsstelle. Mannheimer Wetterbericht v. 11. Okt. morgens 7 Uhr Barometer: 751,4 mm. Thermometer: 16,8 C. Niedrigſte Temperatur nachts: 16.00 C. Höchſte Temperatur geſtern: 17.29 C. auf den qm. Südweſt 8,. den Verſtand und mußte in eine Heilanſtalt gebracht werden. Viel⸗ leicht nimmt ſich dieſes Tragödienſtoffes einmal ein Dichter an. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Oktoder Rhein⸗Pegel 5. 6 8 10 i1. Reckar⸗Pegelf 5..].].10. 1. Schuſterinſel⸗).32.20 fl.20. 271.80 fl.85 Manuheim.38.45.502.64.68,2.5 Kehl..„ 223.30.37.45.64.72 Heilbronn agau„.68.81.94.924.(4.24 Mannbeim„.43.52.69.70.76.03 Kaub Röln„.08 Niederſchlag:.2 Liter elaer duc Ab H. Oktober Bezirksverein Mannheim-Ludwigshafen Schlüsselzahl Hücewaen 6862 19,500, 000. Al-Geld Queckſilber, Silber kauft Wilhelm Doſch, E 2 4/5, Tel. 1631. B9736 Nationalkassen kauft nach Nummern⸗ angabe E. Mittwoch, Berlin⸗ Friedbergſtr. 29. E203 4091 Kaufmann Student, 21., 2 Sem. Handelshochſchule ſucht ganz od. teilw. Beſchäft. i. Holzbranche od. verw. Gebiet. 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