rrrrrceeeern niſtiſchen Hilfsvölkern Anweſenheit die erforderliche Zweidrittel⸗ wärtigen Landtagsverhandlungen zu beſonderen polizei⸗ Freitag, 12. Oktober Maunhei Bezugspreiſe: In mannzeim u. Umgebung lu der laufenden Woche mk. 100 c o00. die menatlichen Stzieher verpflichten lich bei der Seſtellung des Rdennements die während der Brzugszeit notwendigen Preiserhöhungen zu dezahlen. poſt⸗ ſcheckkonto Nummer 17850 Karlsruhe.— Hauptgeſchüftsſtelle Nannheim E 6..— Seſchüſts⸗Nedenſtelle neckarſtadt, wald⸗ bofſte. 6. gernfpr. r. 7081, 7052, 7083, 7088, 7588. Telegr.⸗Nör. Seneralangeiger mannheim. Erſchelnt wöchentlich zwölfmal. Beilagen: Der Sport vom Sonntag— Modezeitung— Aus Zeit und Leben mit Mannhei —— 72 mer Frauen-Jeitung und Mannheimer Ruſik-Seitung ———————ůůůůů—4 Verkaufspreis 10 Willionen Mark 1923— Nr. 469 Anzeigenpreiſe nach Tarif, bel vorauszahlung oder wunt Zuſchlag für Geldentwertung: Allgemeine Anzeigen Srund⸗ zahl 300 de Schlüſfelzahl des vereins deutſcher Jeitungsver⸗ leger 100 000 40 000 000. Für Anzeigen ar: beſtimmten TCagen Stellen u. Rusgaben wird keine verantwort. übern. Böh. Sewalt, Streiks, Setriebs ſtörung. uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſpr. für ausgefall. od. beſchränkt. Nus gaben od. f. verſp. Rufnahme v. Anzeigen. Ruftr. d. Fernſpr. oh. Gewühr. Gerichtsſt. Mannheim die Kriſis der parlamentariſchen Lage Die Drohung der Keichstagsauflöſung Die deutſchnationale Obſtruktion Berlin, 12. Okt.(Von unſrem Berl. Büro.) Die deutſch⸗ natinnale Bosheitsabſicht im würdigen Verein mit unſrer heimiſchen Spielart des Bolſchewismus hat geſtern das Ermächtigungs⸗ geſetz hintertrieben. Indem die Deutſchnationalen vor⸗ gaben, den Parlamentarismus gegen die heraufziehende Diktatur zu verteidigen, bedienten ſie ſich des Giftgaſes einer lauernden und tückiſchen Obſtruktion, die der Todfeind eines jeden Parla⸗ mentarismus iſt. Sie warten ab, bis ſich aus den von ihnen veranlaßten Probeabſtimmungen— die Abänderungs⸗ anträge von dieſer Seite waren durchweg nicht ernſtgemeint— ſich ergeben hatte, daß ohne ihre und ihrer völkiſchen und kommu⸗ mehrheit aller Abgeordneten nicht im Saal ſein würde, dann ſtürmten ſie plötzlich hinaus, um an der Tür lauſchend die Wirkung ihres unſauberen Anſchlags abzuwarten. Hinterher aber benutzte v. Gräfe die allgemeine Beſtürzung und Verwirrung, um Schadenfreude und ſchier teufliſchen Hohn im Geſicht von der Tribüne des Hauſes dem Kanzler, auf den dieſe letzten Wochen übermenſchliche Laſten bürdeten, empörenden Schimpf ins Antlitz zu ſchleudern. Eine widrige Szene ganz un⸗ zweifelhaft: Ein Tiefſtand des deutſchen Parlamen⸗ tarismus, aber wieder wird man fragen dürfen: Waren es nicht gerade die geſchworenen Feinde des parlamentariſchen Syſtems, die es ſo in den Kot traten und kompromittieren? Gibt es überhaupt eine menſchliche Inſtitution, die gegen ſolche Ueber⸗ fälle gefeit iſt? Trotzdem: Die Deutſchnationalen und ihre Alliierten werden wohl zu früh triumphiert haben. An dem geſtrigen Unglück waren die Koalitionsparteien nicht ganz ohne Schuld, ſie maren ſicherlich in ſtattlicher Zahl zur Stelle. Bei den Demokraten fehlten nur drei, bei der Deutſchen Volkspartei ſechs Miiglieder, darunter Stinnes, Vögler, Sorge. Größer waren die Lücken im Zentrum und die Sozialdemokratie ſchadete der gemeinſamen Sache, indem ſie aus einem veralteten Komment heraus ihre diſſentierende Minderheit aus dem Saal kom⸗ plimentierte, anſtatt ſie ruhig blaue Karten abgeben zu kaſſen. Bei ſo verbiſſener Gegnerſchaft muß man konzentriert kämpfen. Bis zum Samstag mittag indes werden die Lücken auf⸗ zufüllen ſein, darum war es richtig, die Auflöſung geſtern noch nicht auszuſprechen. An dem ernſten Willen zu ihr iſt bei Reichsprüſident und Kanzler kein Zweifel. Aber, wenn wie in dieſem Falle eine ſo große Mehrheit für das Geſetz vor⸗ handen iſt, ſoll man, ſofange es geht, die Auflöſung zu vermeiden ſuchen. Zu dieſem allerletzten Mittel iſt auch nach 48 Stunden noch Zeit. In den Kreiſen der Regierung hat man, wie wir feſiſtellen möchten, die geſtrigen Vorgänge im Reichstag als eine Klärung begrüßt. Der Kanzler iſt ſich, als ihm am vormittag die erſten Mitteilungen über die deutſch⸗ natianale Abſicht wurden, ſofort klar geweſen, daß die Reichsregie⸗ rung eine Abletnung des Ermächtigungsgeſetzes nicht hinneh⸗ men dürfte ohne ihre Autorität einzubüßen. Gerade aus der Erkenninis heraus, daß es in dieſen Zeitläuften vor allem darauf ankommt, die ſehr geſchwundene Staatsautorität zu ſtärken, iſt er in völligem Einverſtändnis mit dem Reichs⸗ präfidenten ſofort der Ueberzeugung geweſen, daß auf die Ab⸗ lehnung noch in der Sitzung oder gleich hinterher die Auflöſung erfolgen müſſe. An dieſen Entſchlüſſen und Ueberzeugungen haben die unerquicklichen Szenen, die ſich darnach abſpielten, weder beim Reichspräſidenten noch bei ihm etwas geändert. Beide ſind ent⸗ ſchloſſen, das Parlament aufzulöſen, falls die verſchobene Ab⸗ ſtimmung nicht den Ausgang nimmt, auf den man in den Koali⸗ tionsparteien hoffen muß In beiden Fällen, bei Annahme oder Ablehnung ſieht die Regierung nunmehr freie Bahn vor Das neue ſächſiſche Rabinett Das ſozialdemokratiſch⸗kommuniſtiſche Kabinett wurde geſtern gebildet:— Kommuniſtiſchen Partei ſind das Finanzminiſterium und das 755 Das Kabinett ſetzt ſich demnach wie folgt zuſammen: Miniſterpräſident: Dr. Zeigner (Soz.), Miniſterium des Innern: Liebmann(Soz.), Finanzmini⸗ ſterium: Boettcher— Juſtizminiſterium: Neu(Soz.), Miniſterium für Volksbildung: Fleißner(Soz.), Wirtſchaftsmini⸗ ſterium: Heckert(Komm!)), Arbeitsminiſterium: Graupe(Soz.). Der bisherige kommuniſtiſche Parteiſekretär Heinrich Brandler wird zum Miniſterialdirektor in der Staatskanzlei ernannt. Der Landtagspräſident ſah ſich während der Dauer der gegen⸗ lichen Schutzmaßnahmen veranlaßt, weil ihm durch vertrau⸗ liche Mitteilungen Kenntnis geworden war, daß Anſchläge gegen die Regierung und den Landtag im Bereich der Möglichkeit liegen und auch Drohbrieſe vorliegen. Eine Leklion für Jeigner Derer ſächſiſche Geſchäftsträger Diiembowski ſtellte der Münchner Preſſe die Abſchrift ſeines Rücktrittgeſuches zur Ver⸗ fügung, das er am 9. Oktober bereits an den ſächſiſchen Miniſter⸗ präſidenten gerichtet hat Darin heißt es: N Als Sie die Miniſterpräſidentſchaft annahmen, war ich mir vollkommen bewußt, dies werde die ſchwerſte Belaſtung für meine Aufgabe bedenten. Ich nahm aber an, Ihre Partei werde ſonjel ſtaatserhaltende Einſicht aufbringen, um entſprechend auf Sie einzuwirken und deshalb hatte ich mich zum Verbleiben auf meinem Amt trotz ſchwerſter Bedenken entſchloſſen. In dieſem Augenblick der größten vaterländiſchen Not nehmen Sie und Ihre Partei jedoch nun die Partei in Ihre Regierung auf, die der Tod⸗ feind des heutigen Staates und der jeßzigen Ordnung iſt und die den Beſtand des Reichs bedroht. Der Ausbau der proletariſchen Hundertſchaften, der in dem von Ihrer Partei aufgeſtellten Programm gefordert wird, iſt der Auf⸗ — Iwei wichtige Linanzverordnungen ſich. Auch bei einer Auflöſung würde ſie mit der praktiſchen Ar⸗ beit ſofort beginnen können. Inzwiſchen hat die geſtrige Kabinettsſitzung mit dieſer Arbeit bereits den Anfang gemacht. Auf Grund des Arkikels 48 ſind geſtern die erſten beiden Sanie · rungsverodnungen, zwei Finanzgefetze erlaſſen worden. Die eine Verordnung ergreift die bisher gelkenden Skeuergeſetze. Es iſt nachgerade ein Gemeinplatz, daß unſre ganze Steuergeſetzgebung umgearbeitet werden muß. dergleichen iſt natürlich nicht von heute auf morgen möglich. Was aber möglich iſt, iſt eine Anpaſ.⸗ ſung an die Werkverhältniſſe. Darum werden zunächſt alle Arbeiten, die nur ungeheure Verwaltungskoſten verſchlingen, aber nichts einbringen, eingeſtellt. Dazu gehören die Vermö⸗ gensſteuerveranlagung u. die zur Zwangsanleihe, nur ſo⸗ weit ſie die Brolabgabe angeht, wird die Veranlagung fort⸗ geſetzl. Auch Prazeſſe um Summen, die inzwiſchen ihren Sinn verloren haben, werden niedergeſchlagen. Alle künf⸗ tigen Steuern aber ſind in aufgewerteter Jorm zu zahlen, ebenſo alle Steuern, die ſeit dem 1. September fällig waren. Jür die übrigen Steuern des Jahres 1923 ſoll ein andves Amrechnungsver ⸗ fahren eintreten. Wir werden alſo alle mitein ander erheb⸗ lich nachzuzahlen haben. Die zweite Verordnung iſt dazu beſtimmt, den Reichs⸗ finanzminiſter mit ganz neuen, weitreichenden Befugniſſen auszurüſten. Der Finanzminiſter erhält ein Einſpruchsrecht, um jedes Geldbegehren, das wir uns bei unſerer dermaligen Finanzlage nicht mehr leiſten können, von vornherein im Keime zu erſticken. Alle vorhandenen Einrichkümgen, alle bisher geleiſteten Zahlungen ſollen daraufhin ganz ſorgfältig durchgeprüft werden. Man arbeitet an einem Katalog, der aufführen ſoll, wofür wir künftighin noch öffentliche Mittel aufbringen können. Die Führer der Koalitionsparteien ſind geſtern zu einer Sitzung zuſammengetreten, um die durch die parlamentariſche Kriſe herbeigeführte Lage eingehend zu erörtern. Von den Demokraten wurde eine Vermittlungsaktion eingeleitet, die die Abſtimmung am Samstag ſichern ſoll. Zu dieſem Zweck ſind die Demokraten an die Sozialdemokraten her⸗ angetreten mit dem Erſuchen, den Fraktionszwang ſofort aufzu⸗ heben und ihren Mitgliedern die Abſtimmung freizugeben. Auch von den andern bürgerlichen Parteien wurde an die Sozialdemo⸗ kraten der gleiche Wunſch gerichtet. Wie der„Vorwärts“ meldet, ſtellte die ſozialdemokratiſche Reichstagsfraktion nach mehrſtündigen Beratungen feſt, daß es bei dem bisherigen Fraktionsbrauch bleibe, wonach es den Mitgliedern nicht geſtattet iſt, im Reichstag gegen einen Fraktionsbeſchluß zu ſtimmen. Entfernungen aus der Sitzung oder Nichtabgaben der Stimme ſind zuläſſig, ſoweit ſie nicht mik demonſtrativen Abſichten verbunden und nicht geeignet iſt, den er⸗ klärten Willen der Fraktion zu durchkreuzen. Wie die Fraktion wei⸗ ter feſtſtellt, geht ihr Wille dahin, daß das Ermächtigungsgeſetz am Samstag mit der verfaſſungsmäßigen Mehrheit angenommen werde. Es beſteht begründete Ausſicht, daß die Entſcheidung des Reichstags auch in dieſem Sinn ausfallen werde. Wie der„Vorwärts“ mitteilt, fehlten bei der geſtrigen Ab⸗ ſtimmung 24 Sozialdemokraten, zum Teil unentſchuldigt. Das Fraktionsſekretariat hat Vorſorge een, daß die geſtern nicht erſchienenen Mitglieder der Fraktion am Samstag in Berlin weilen. Der zum Zentrum gehörige deutſche Geſandte in Wien Dr. Pfeif⸗ fer und der ſozialdemokratiſche Geſandte in Riga Dr. Köſter wurden von ihren Fraktionen telegraphiſch aufgefordert, am Sams⸗ tag zu erſcheinen. Die ZJuſammenkunft zwiſchen Reichskanzler Dr. Streſemann und Bundeskanzler Seipel in Bregenz wurde auf Wunſch des Reichskanzlers im Hinblick auf die Vorgänge im Reich verſchoben. Neues Verbof der„Deulſchen Jeitung“ Der Reichswehrminiſter hat das Erſcheinen der„Deutſchen Zeitung“ neuerdings bis auf weiteres verboten. die Selbſtentmannung des deutſchen Volkes noch nicht zuwege ge⸗ bracht hat, ſoll jetzt vollendet werden! Die Aufgabe, für die ich bisher gearbeitet habe, wird dadurch unmöglich gemacht und mein Verbleiben im Amt würde nicht bloß zwecklos, ſondern gleich⸗ bedeutend mit der Erklärung ſein, einer Regierun Dienſte zu leiſten, die meines Dafürhaltens von jedem 5—5 utſchen auf das ſchärfſte bekämpft werden muß. Ich erſuche daher um meine Ent⸗ laſſung. die Lage in Bayern Die durch den Generalſtaatskommiſſar vor einer Woche diktierten niedrigeren Bierpreiſe für⸗Bayern wurden durch einen neuen Erlaß wieder aufgehoben. Entſprechend dem ge⸗ ſunkenen Geldwert mußte der Staatskommiſſar eine bedeutende Erhöhung der Preiſe, die ſich jetzt zwiſchen 70 und 110 Millionen für den Liter bewegen, eintreten laſſen. Die Beute im„bölkiſchen Beobachter“ Bei dem Einbruch in die Redaktionsräume des„Völkiſchen Be⸗ obachters“ wurden Werte von 7 Milliarden, darunter auch Deviſen, geſtohlen. Keine Abberufung Toſſows Die von mehreren Berliner Blättern gebrachte Meldung, daß der kommandierende General des Reichswehrkreiskommandos 7, General von Loſſow in München, ſeines Poſtens enthoben werden 170 iſt, wie uns aus dem Reichswehrminiſterium mitgeteilt wird, alſch. 0 * Die offiziellen Besiehungen zwiſchen Südſlawien und Bul⸗ garien ſind jetzt wieder hergeſtellt, nachdem der neue bulgariſche Geſandte Vakareski am Donnerstag dem König ſein Beglaubigungsſchreiben überreichte. London, 11. Okt. Das Reuterſche Büro meldet aus San Pedro: rüf zum Bürgerkrieg durch die ſächſiſche Regierung. Was Durch eine Exploſion an Vord des U⸗Bootes 8 37 ſind drei Mann der Beſatzung getötet und ſechs verwundet worden. 85 S. O. S. In der Seeſchiffahrt gibt es ein funkentelegraphiſches Zeichen, das in allen Sprachen dasſelbe iſt und den Ruf in höch⸗ ſter Not bedeutet: S. O. S. Dieſer Ruf iſt der engliſchen Sprache ent⸗ nommen und ſteht abgekürzt für die Worte Save our Soules ette unſere Seelen). Man wird unwillkürlich an dieſes Zeichen erinnert, wenn man an die gegenwärtige Lage des deutſchen Vol⸗ kes denkt und wenn man ſieht, wie von der Regierung außerordent⸗ liche Vollmachten zum Handeln vom Reichstag gefordert werden, die⸗ ſer aber ein überaus klägliches und widerliches Schauſpiel durch ſein Verhalten bietet. Es kommt vielleicht nicht allen zum Bewußtſein, aber es iſt doch ſo und nicht anders: Wird das Ermächtigungsgeſetz nicht ſo raſch verabſchiedet, daß es ohne einen weiteren Verluſt von Stunden in Kraft geſetzt werden kann, ſo müſſen die Folgen für das Deutſche Reich verhängnisvoll ſein. Wird dieſem Rufe S. O. S. keine Folge geleiſtet, ſo wird es vielleicht dazu kommen, daß dem Deutſchen Reiche Seele und Leben verloren geht. Die Regierungskriſis muß von dieſem Geſichtspunkte aus als eine unverantwortliche Verſchwendung koſtbarſter Stunden erſcheinen. Und es iſt mindeſtens ebenſo verantwor⸗ tungslos, wenn der Reichstag ſich bei der Verabſchiedung des Ermäch⸗ tigungsgeſetzes und des Arbeitszeitgeſetzes nun noch eine weitere Ver⸗ ſchleppung zuſchulden kommen läßt. Um die Mitte der vorigen Woche waren die Rhein⸗ und Ruhrfragen ein brennendes Problem. Dieſes Problem mußte unverzüglich angefaßt werden, da nach der Aufgabe des paſſiven Widerſtandes möglichſt bald klare Verhältniſſe geſchaffen werden müſſen und jeder Tag, der dabei ver⸗ loren geht, nicht nur ein moraliſcher, ſondern auch ein in die Billio⸗ nen gehender materieller Verluſt iſt. Die Vertreter der Rhein⸗ und Ruhrinduſtrie weilten damals in Berlin, um von der Regierung In⸗ ſtruktionen für ihre Verhandlungen mit Degoutte zu erbitten. Die Regierung war bereit, die Beſprechungen ſofort aufzunehmen und an die Beamten im beſetzten Gebiet Anweiſungen ergehen zu laſſen, wie ſie ihr Verhalten einrichten ſollten. Mitten in dieſe dringend notwen⸗ dige Arbeit trat die Kriſis, die die Geſchäfte faſt um eine volle Woche zurückgebracht hat. Es macht wirklich den Eindruck, als ob man im Reichstag und in den Parteien den Ernſt unſerer Lage garnicht durchſchaute. Sonſt könnte man ſich unmöglich gegen den Ret⸗ tungsruf S. O.., der doch laut genug an unſere Ohren dringt, ſo völlig taub ſtellen. Der Pauſe, die durch die Kriſis erzwungen worden ſſt, iſt e allein zuzuſchreiben, wenn jetzt über die Verhandlungen zwiſchen den Induſtriellen und Degoutte eine neue Parteifehde entſton⸗ den iſt, durch die die Geiſter wieder einmal unnötig erhitzt und ver⸗ wirrt werden. Die Induſtriellen haben ſich tatſächlich durchaus loyal verhalten. Sie haben ſofort nach Beendigung der Regierungs⸗ kriſis mit dem Kabinett wieder Fühlung genommen. Sie konnten ſich ihrerſeits die Paufe nicht leiſten, die der Reichstag durch die Her⸗ beiführung der Kriſis gerade in einem Moment größter Not einge⸗ ſchoben hat. Sie mußten ſehen, wie das Wirtſchaftsleben und die Produktion wieder in Gana kam. Und ſie mußten rechtzeitig Sorge tragen, da die Kredithilfe des Reiches und die Lohnſicherung in ein paar Tagen zu Ende ſind. Unter dieſen Umſtänden bleibt der In⸗ duſtrie nur die Wahl. möglichſt raſch wieder zur Produktion überzu⸗ gehen. Und daß ſie dazu mit den Gewalthabern an Rhein und Ruhr verhandeln müſſe, liegt klar genug auf der Hand. Es iſt töricht und gehäſſig, ihnen deshalb Landesverrat zum Vorwurf zu machen. Ein ſolches Verſchulden liegt eher bei denen, die die Denkſchrift der Ruhrinduſtriellen der Oeffentlichkeit verraten und damit auch den Franzoſen Einblick in die Abſichten der Induſtrie gewährt baben. Dieſe Denkſchrift war durchaus vertraulich und ſie war von den Ar⸗ beitgebern auf Wunſch des Kabinetts ausgearbeitet worden. Ueber alle dieſe Dinge wäre vermutlich kein Wirrwarr entſtanden, wenn der Reichstag ſich die Regierungskriſis erſpart hätte. Zu welchem Ausgang die Verhandlungen mit Degoutte führen werden und wie ſich die Regierung dazu ſtellen wird, wird ſich ſetzt in aller Kürze entſcheiden. Die Antwort aus Paris auf die deutſche De⸗ marche war, wie zu erraten war, ablehnend und man will die deutſche Regierung von Rhein und Ruhr ausſchließen, um dort den Herrn im fremden Hauſe zu ſpielen. Iſt dieſe Situation jetzt geklärt, dann wird ſich auch die Frage entſcheiden, wie wir uns nun Belgien und Frank⸗ reich gegenüber perhalten müſſen underſtdann wird auch das letzte Wort über die Verhandlungen der Ruhrinduſtriellen zu ſprechen ſein. Neue veroroͤnungen im V. Wehrkreis Vaterländiſche Jeiern, Flugblätterverbot, Hunderlſchaften Der Militärbefehlshaber des Wehrkreiskommandos V. General⸗ leutnant Rheinhardt, hat folgende Verfügung erlaſſen: a) Die in den einzelnen Teilen meines Wehrkreiſes zu Tage getretene unterſchiedliche Anwendung des Verſammlungsverbotes gegenüber vaterländiſchen Feiern veranlaßt mich, zwecks einer in dieſem Punkte gleichmäßigen Handhabung zu beſtimmen, daß alle vaterländiſchen Feiern mir zur Genehmigung angemelſdet werden, ob und aus welchen Gründen ein Verbot für angezeigt erachtet wird. Rechtzeitige Anmeldung iſt erforderlich. Die Ent⸗ ſcheidung behalte ich mir vor. b) Für die Dauer des Ausnahmezuſtandes wird beſtimmt: 1. Jede Neuerſcheinung von Zeitungen unterliegt meiner Genehmigung. Dieſe iſt mit genauen Angaben über Ziele und Zweck ſowie Art und Form des Erſcheinens bei mir zu beantragen. 2. Die Herſtellung und der Vertrieb von Flugblättern politiſchen In⸗ halts ſowie Maueranſchläge ſolchen Inhalts ſind verboten. 3. Zu⸗ widerhandlungen gegen dieſe Beſtimmungen werden nach§ 4 der Verordnung des Reichspräſidenten vom 26. September 1923 beſtraft. c) Ich verbiete die Bildung von Verbänden. die in der Form von Hundertſchaften, Sturmtrupps und dergleichen, wirtſchaftliche oder innerpolitiſche Ziele erzwingen wollen, ebenſo die Aufforderung zur Bildung ſolcher Verbände und die Teilnahme da⸗ ran. Bereits beſtehende Verbände dieſer Art ſind hierdurch auf⸗ gelöſt. 2. Zuwiderhandlungen werden nach§ 4 der Verordnung des Reichspräſidenten vom 26. September 1923 betreffend die zur Wiederherſtellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung für das Reichsgebiet notwendigen Maßnahmen beſtraft. 3. Dieſe Verfügung tritt ſofort in Kraft. Die Verfügungen gelten auch für Baden. Kriſis der Berliner ſtädtiſchen Werke Berlin, 12. Okt. In der geſtrigen Berliner Stadtverordnetenver⸗ ſammlung erklärte der Oberbürgermeiſter, daß Berlin mit ſeinem Kohlenbeſtand zu Ende ſei. Es ſei möglich, daß die Gaslie f erung vollſtändig eingeſtellt werde, falls die zuſtän⸗ digen Regierungsſtellen nicht für ſofortige Abſtellung der gegenwär⸗ tigen Zuſtände Sorge trügen. Die Stadt bekomme Kohlen nur noch gegen Vorauszahlung geliefert. Einige Werke ſeien noch auf 9, andere „auf—2 Tage, mit Kohlen verſorgt. 2. Seite. Nr. 469 Freiiag, den 12. Oktober 1923 Das Schickſal der Amtlicher deutſcher Bericht Amtlich wird mitgeteilt:„Im Anſchluß an die Aufgabe des paſſiven Widerſtandes hat die deutſche Regierung am 27. Septbr. dem Berliner franzöſiſchen und belgiſchen Vertreter die Erklärung abgegeben, daß Deutſchland bereit ſei, über die Frage der Wiederaufnahme des normalen Verkehrs⸗ und Wirtſchaftslebens im Ruhrgebiet in Beratungen mit den Beſatzungsmächten ein⸗ zutreten. Da die deutſche Regierung eine offizielle Nachricht über die Stellung der Beſatzungsmächte bisher nicht erhielt, hat ſie die deutſchen Vertreter in Paris und Brüſſel angewieſen, dieſe Frage erneut dem franzöſiſchen Miniſterpräſtdenten und dem belgiſchen Außenminiſter vorzulegen. Der deutſche Geſchäftsträger in Brüſſel iſt von dem belgiſchen Außenminiſter dieſen Montag empfangen worden. Herr Jaſpar hat zwar eine endgültige Stellung nicht eingenommen, ſondern eine Aufklärung über verſchiedene Fragen gewünſcht, insbeſondere über die tatſächliche Aufgabe des paſſiven Widerſtands ſowie die Stellung der deutſchen Regierung zu einer Bezahlung der Reparationskohlen⸗ lieferungen. Im übrigen hat ſich der belgiſche Außenminiſter mit der franzöſiſchen Regierung in Verbindung geſetzt. Der franzöſiſche Miniſterpräſident hat unſeren Geſchäftsträger, den Botſchaftsrat v. Hoeſch, am Mittwoch, den 10. Oktober, empfangen und ihm auf ſeine Anfrage mitgeteilt, daß die franzöſiſche Regierung es ablehnen müſſe, mit der deutſchen Regierung über Einzelheiten der Aufgabe des paſſiven Widerſtands zu verhandeln. Es ſei die Abſicht Frankreichs und Belgiens, die Wiederherſtellung des früheren Zuſtandes durch direkte Ver⸗ handlungen mit der deutſchen Wirtſchaft und den deut⸗ ſchen lokalen Behörden zu regeln. Dieſe Regelung gehe allein Frankreich, Belgien und die Bewohner des beſetzten Gebietes an, Eine Einflußnahme der deutſchen Regierung auf die Geſtaltung der Verhandlungen ſei durchaus möglich, da es der deutſchen Regierung freiſtehe, die deutſchen Behörden und Organe im be⸗ ſetzten Gebiet mit Inſtruktionen über ihre Auffaſſung zu ver⸗ ſehen. Zu Verhandlungen mit der deutſchen Regierung über das Geſamtproblem ſei er gerne bereit, ſobald der paſſive Wider⸗ ſtand tatſächlich verſchwunden und die Wiederherſtellung des früheren Zuſtandes im Ruhrgebiet wieder eingetreten ſei, was bei gutem Willen nach der Meinung des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten in—4 Wochen der Fall ſein könnte. Die Reichsregierung wird ſich ſofort mit der durch die Er⸗ klärungen der franzöſiſchen und belgiſchen Regierung geſchaffenen Lage beſchäftigen und die Stellungnahme der deutſchen Regierung feſtſtellen.“ Dazu wird nun noch von unſerm Verliner Büro gemeldet: Von einer Sefte, die wir für unterrichtet zu halten Grund haben, werden uns noch einige bemerkenswerte Einzelheiten mitgeteilt. Es ſcheint darnach, was ſich ja auch aus den Stimmen der Pariſer Preſſe ergibt, daß der Ton ein wenig freundlicher zu werden be⸗ ginnt. Man verkenntnichtmehr, daß Deutſchland ein Reich ohne Mittel iſt und keinerlei Goldzahlungen machen kann, aber man meint offenbar in Ueberſchätzung unſerer dermaligen Wirt⸗ ſchaftslage, daß das Reich ſchon in—4 Wochen— bis dahin glaubt man, daß die Dinge im Ruhrgebiet wieder notdürftig in Ordnung gebracht ſein könnten— die Sachlieferungen wieder aufzunehmen vermöchte. Die Finanzierung müßte nach der Pariſer Auffaſ⸗ ſung die deutſche Großinduſtrie übernehmen. Vermutlich haben die großen Leiſtungen, zu der die Phönixgruppe ſich verſtanden hat, zu ſolcher Ueberſchätzung geführt. Gerade aber im Ffalle Phönix liegen, was wir ſchon kurz andeuteten, die Dinge anders. Die Phönixgruppe iſt kaum noch als deutſches Un⸗ ternehmen anzuſprechen, 74 ſämtlicher Aktien ſind in hollän⸗ diſchen Händen. Mit dieſer Fülle ausländiſchen und alſo flüſſi⸗ gen Kapitals kann die Phönixgruppe derlei Verträge abſchließen. Die überwiegende Mehrzahl der deutſchen Indu⸗ ſteri e, die ſich einſtweilen noch gegen die Aufnahme fremden Kapitals ſträubt und ihr doch kaum entgehen wird, kannesnicht. die Dde⸗ viſenvorräte der Induſtrie ſind während des Ruhrkampfes dahin ge⸗ ſchmunden wie der Märzſchnee. Wohl mag es noch allerlei Devifen geben, dieſe aber befinden ſich in ganz anderen Hän⸗ n. Die ſinanzielle Cage der Induſtrie iſt ſo verzweifelt daß ſie ſelbſt, um die Arbeit wieder aufnehmen zu können, das Reich um Kredite nachgeſucht hat. Dieſem Verlangen wird und kann das Reich nicht willfahren. Poincare hat ja ſelber erſt kürzlich er⸗ klärt, daß wir unſere öffentlichen Ausgaben nur zu zwei Drittel durch Einnahmen decken. Vor ſträflichem Optimismus in der Beurteilung der deutſchen Dinge iſt alſo zu warnen. Das ändert nichts daran, daß man die leiſe Wendung zum Beſſern, die ſich in Paris anzudeuten ſcheint, gern be⸗ grüßt. So zeigt ſich am Ende doch ein Weg, auf dem zu verhandeln und zuſammenzukommen wäre, nachdem wir die Hoffnung auf Ver⸗ handlungen ſchon faſt aufgegeben hatten. edrohe, bei dem nicht Frankreich und Deutſchland, ſondern Unter ⸗ . Mannheimer General-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) deutſchen Demarche Anmerkung der Schriftleitung: Der typiſche Berliner Opti⸗ mismus hat nun ſchon ſo oft zu einer ſchiefen Beurteilung der Dinge geführt, daß wir uns vorläufig noch nicht dazu beauemen kön⸗ nen, ihn auch im vorliegenden Falle uns zu eigen zu machen. Die Auffaſſung im Nuhrgebiet Aus gut unterrichteten Kreiſen des Ruhrgebietes erfahren wir: Die Auffaſſungen, die in einer halbamtlichen franzöſiſchen Erklärung zum Ausdruck kommen, werden im Ruhrgebiet nicht geteilt. Die franzöſiſche Taktik, mit einzelnen Gruppen zu verhandeln, erleichtert nicht, ſondern erſchwert die allge⸗ meine Wiederaufnahme der Arbeit. In weiten Kreiſen der Bevölkerung, ebenſo wie bei einzelnen hervorragenden Führern der Wirtſchaft und der Arbeiterſchaft beſteht die ernſteſte Be⸗ ſorgnis, daß bei derartigen Methoden jetzt und künftig neue Schwierigkeiten ſich nicht vermeiden laſſen. Das gilt ſowohl für dieſenigen, die ſolche Verhandlungsmethoden fordern als auch für die Gruppen, die darauf eingehen. Wenn die Wiedererrichtung des Wirtſchaftslebens im Ruhrgebiet wirklch erfolgen ſoll, ſo muß von deutſcher und von franzöſiſcher Seite alles vermieden werden, was neue Erregungen in die Bevölkerung bringen würde. Im übrigen ſind gewiſſe Hemmingen in der Arbeits⸗ aufnahme und Wiederherſtellung des Wirſchaftslebens noch immer zum größten Teil auf die franzöſiſchen Bedingungen und Maßnahmen zurückzuführen. So wird ſetzt von den Be⸗ amten der ſtillgelegten Poſt⸗ und Telegraphenämter im Ruhrgebiet die Anerkennung von Verordnungen der Rheial indkommiſſion ver⸗ langt, die einen Eingriff in die deutſchen Hoheitsrechte darſtellen. Ohne derartige, völlig zweckloſe Forderungen wäre man heute be⸗ bereits viel weiter; dazu kommt, daß die behördlichen Ein⸗ richtungen der Franzoſen für den komplizierten Wirtſchafts⸗ organismus des Ruhrgebiets äußerſt unzulän erf ſin d. Das gilt insbeſondere für die Ein⸗ und Ausfuhrſtelle in Eſſen, die überhaupt nicht in der Lage iſt, ihre Aufgaben zu hewältigen. Endlich machen die hemmenden Ein⸗ und Ausreiſebeſtimmungen der Beſatzungsbehörden die ſchnelle Wiederkehr normaler Zuſtände ebenfalls unmöglich. Dieſe Beſtimmungen mochten vor der Auf⸗ gabe des paſſiven Widerſtandes einen Zweck als politiſches Kampf⸗ mittel haben; für ihre Beibehaltung beſteht aber ſetzt kein Grund mehr, es ſei denn, daß ſie den Franzoſen auch jetzt noch als politiſcher Zweck der Abſchnürung dienen ſollen. Alle Maßnahmen, die aber auf eine ſolche Abſchnürung hinzielen, verhin⸗ 5 in gleicher Weiſe die Wiederaufnahme der Wirtſchaft an der Ruhr. Keine Verhandlungen mehr zwiſchen Stinnes und Degoutte? Stinnes ſoll nach einer Meldung des„Neptune“ aus Antwerpen auf weitere Unterhandlungen mit General Degoutte verzichtet haben. Die Beſchlüſſe der Reichskonferenz und Deutſchland Der„Temps“ weiſt darauf hin, daß die Beſchlüſſe der engliſchen Neichskonferenz auf wirtſchaftlichem Gebiet für Deutſchland von größter Bedeutung ſein könnten. Die Modalitäten für die deutſchen Zahlungen könnten möglicherweiſe ſtark den Einwir kungen dieſer Beſchlüſſe unterliegen. Die Berhandlungen Dr. Cunos in Amerika Dr. Cuno ſoll in der kommenden Woche mit Mellon und Hoover verhandeln. Geſtern war Dr. Cuno bei Coolidge. 1.* Eine ernſte Mahnung aus dem beſetzten Geblet richtet die„Neue Pfälziſche Landesztg.“ an das unbe⸗ ſetzte Gebiet. Das Blatt geht in ſeinem heutigen„Der zweite Ruhrkampf“ überſchriebenen Leitartikel davon aus, daß während die Regierung das Ringen um Rhein und Ruhr mit diplomatiſchen Mitteln weiterführen wolle, ein zweiter Ruhrkrieg auszubrechen nehmertum und Arbeitnehmerſchaft die Gegenparteien bilden. Wir erleben jetzt eine Revolution im umgekehrten Stile, die auch über die berechtigten Forderungen der Arbeiter, verſtändnis⸗ und rückſichtslos hinwegſchreiten wolle. Der falſche Marxismus dürfe nicht von einem fälſchen Stinnizismus abgelöſt werden. Es wäre dringend zu wünſchen, ſo mahnt die Neue Pfälz. Landeszig, daß man es in dem begonnenen wirtſchaftlich ſozialen Kampf nicht zum äußerſten kommen läßt. Unſer Volk iſt arm und elend genug; ebenſo iſt der Rhein und die Ruhr politiſch ge⸗ fährdet genug, wenn auch jetzt wieder eine ſchwere innere Krſſis und Entzweiung herbeigeführt wird, fallen Poincare ohne Mühe die reifen Früchte in den Schoß, dann hat nicht nur die Zeit, ſon⸗ dern das deutſche Volk ſelbſt für ihn gearbeitet. Da; deutſche Papiergeld iſt erledigt. Soll auch das Deutſche Reich end⸗ gültig erledigt werden? Das Schickſal des linken Rheinufers iſt dann auch beſiegelt. Lakehurſt, 10. Okt. Fic Denby trat in ſeiner Rede bei der Taufe des Luftſchiffes 2. R. 1 für den weiteren Bau von Luftſchiffen ein. Er ſagte, die Vereinigten Staaten müßten bei der Entwicklung ihrer Luftſchifftätigkeit auf der gleichen Höhe wie die anderen Großmächte ſein. Das Echo oͤu Khin entdeckt eine ſchwarze Reichswehr Das„Echo du Rhin“ vom 9. Oktober bringt es fertig, ſeinen Leſern Schauermähr über die Exiſtenz einer ſchwarzen Reichswehr aufzutiſchen, deren Beſtehen durch die jüngſten Ereigniſſe in Küſtrin bekannt geworden ſei und über deren Organi⸗ ſation das franzöſiſche Blatt folgendes zu berichten weiß: Die ſchwarze Reichswehr ſei nichts anderes als eine reguläre Armee, die durch den Reichskanzler Cuno zur Unterſtützung der illegalen geſchaffen worden ſei mit dem Ziele eines Krieges gegen Frankreich. Die ſchwarze Reichswehr ſei bis jetzt gekleidet und ausgerüſtet worden durch den Reichswehrminiſter, der alle Koſten für den Unterhalt der Mannſchaften zahle, mit denen ein Kontrakt für die Dauer eines Jahres abgeſchloſſen worden ſei. Die Bewaffnung der We. 8 Reichswehr werde gleichfalls durch das deutſche Reich geſtellt. Sie zähle ungefähr 200 000 Mann, die in allen Garniſonen der Reichswehr untergebracht ſeien und außerdem an den Truppenübungsplätzen. Die größten Verbände ſeien in Küſtrin, Hannover, Osnabrück, Hagen. Zoſſen, Möberitz(gemeint iſt wohl Döberitz), Juterberg(vielleicht Jüterbog) und Spandau kon⸗ zentriert. Man vermute, daß die Stammrollen der ſchwarzen Reichswehr im Verkehrsminiſterium untergebracht ſeien, um die Unterſuchungen der Kontrollkommiſſion zu erſchweren. Zu dieſen 200 000 Mann der ſchwarzen Reichswehr müſſe man noch die 600 000 Mann der illegalen Organiſationen rechnen. Das ſeien die Truppen, auf die eine nationaliſtiſche Diktatur ſich ſtützen werde. Mit Einſchluß der offiziellen Reichswehr und der Schupo komme man auf ungefähr eine Million Soldaten. In der gleichen Nummer des„Echo du Rhin“ wird eine Mel⸗ dung aus Berlin gebracht, nach der das Deutſche Reich eine neue Polizeiformation unter dem Namen Flurſchutz ſchaffe. Auch in dieſer Meldung wird zum Ausdruck gebracht, daß dieſer Flurſchutzmilitäriſchen() Zwecken diene. Die Tendenz dieſer beiden Meldungen des„Echo du Rhin“ liegt ſo klar auf der Hand, daß es für jeden obfektiv urteilenden Menſchen keiner Wider⸗ legung der Schauermärchen des Organs der franzöſiſchen Be⸗ ſatzungsbehörden im Rheinland bedarf. Unter der Fremoͤherrſchaſt Vor dem Eſſener Kriegsgericht wurden zwei intereſſante Prozeſſe verhandelt, die zu den ſogenannten reſervierten Sachen gehören, d. h. Sachen, bei denen das Generalkommando in Düſſeldorf ſelbſt die Entſcheidung über die Eröffnung des Hauptverfahrens ausſpricht. Beide Sachen waren von General Degoutte an das Kriegs⸗ gericht in Werden verwieſen worden. Der eine Prozeß betrifft das Gußſtahlwerk in Witten, der andere das Mannesmannwerk in Witten In dem erſten Prozeß waren der Generaldirektor Hackländer vom Guß⸗ ſtahlwerk Witten, den die Ladung nicht mehr rechtzeitig erreichen konnte und der deshalb durch ſeinen Verteidiger, Rechtsanwalt Grimm⸗Eſſen vertreten war, ſowie Direktor Friedmann von Glashütte und endlich eine Anzahl Arbeiber des Gußſtahl⸗ werkes Glashütte angeklagt. Die Arbeiter waren wegen Ver⸗ ſtoßes gegen die Verordnung Nr. 31(Kohlentransport ohne Geleit⸗ ſchein) angeklagt, die Direktoren Hackländer und Friedmann wegen Beihilfe zu dieſem Vergehen. Generaldirektor Hackländer wurde in Abweſenheit freigeſprochen, von den Arbeitern diejenigen, die lediglich geholfen hatten, Kohlen für ihre Kameraden abzu⸗ transportieren. Zwei Arbeiter jedoch, die Kohlen erhalten hatten, wurden wegen Verſtoßes gegen die Verordnung Nr. 31 zu Geld⸗ ſtrafen verurteilt, obwohl einer von— beſtritt, daß der für ihn beſtimmte Wagen Kohlen enthielt. irektor Friedmann von der Glashütte wurde zu Geldſtrafe verurteilt. Im zweiten Falle hatten ſich der Bürochef Horſt Hemke und der Oberingenieur Wellmann vom Mannesmannröhrenwerk in Witten wegen Behinderung der Aufgaben der Ingenieurkommiſſton zu verantworten. Wellmann. der erſchienen war, wurde freige⸗ ſprochen, während der nichterſchienene Hemke zu 8 Tagen Gefäng⸗ nis und einer Geldſtrafe von 10000 Goldmark verurteilk wurdgde. Letzte Meldungen Krawalle Berlin, 12. Okt. Geſtern nachmittag zogen etwa 300 Arbeits⸗ loſe nach einer Verſammlung zur Markthalle in der Bremer⸗ ſtraße. Da der Zug infolge des Zuſtroms durch Neugierige den Ver⸗ kehr behinderte, 17 die Polizei die mehrere tauſend Köpfe ſtarke Menge. Dieſe ſammelte ſich noch zweimal, wurde aber in beiden Fällen ohne Anwendung von Waffengewalt aufgelöſt. Später ſich bildende kleinere Trupps zerſtreuten ſich allmählich von ſelbſt. Die Stimmung unter der Menge war infolge der hohen Lebens⸗ mittelpreiſe ſehr erregt. 1 Köln, 12. Okt. Geſtern nachmittag kam es im Innern der Stadt zu größeren Menſchenanſammlungen, wobei einige Fahrzeuge mit Waren geplündert wurden. Die Polizei— die Menge und ebenſo eine Anzahl Arbeitsloſer auf dem Neumarkt. Auf dem Perlengraben, wo einige Beamte mit Koks beworfen wurden, mußte von der Waffe Gebrauch gemacht werden. Ueber vorgekommene Verletzungen iſt nichts bekannt. Zwei Plünderer wurden feſtge⸗ nommen. 13 Merkwürdig, daß alle Kraft von oben kommt. Das klingt wie ein Sägchen aus einer Predigt, und iſt doch nur eine Tatſache der Phyſik. Wer weiß, manchmal predigt auch die Phyſik dem, der Ohren hat zu hören. Max Eyth. naturwiſſenſchaſtlicheRunoſchau Die religiöſe OGedeutung des Mondes Von Dr. E. Erkes(Leipzig) Der Mond iſt dasjenige Geſtirn, das der Menſch zuerſt ver⸗ ehrte, da es von Anfang an für ſein Leben von beſonderer Be⸗ dewung war. Der Mond ermöglichte es, daß der Menſch auch bei Nacht, zu einer Zeit alſo, in der er ſonſt ſchutz⸗ und hilflos war, ſich vor Gefahren ſchützen und ſelbſt auf die Nahrungsſuche aus⸗ en konnte. Darum ſpielt der Mond auch in der Religion der primitivſten Jägerſtämme ſchon eine gewiſſe Rolle, das Erſcheinen des Vollmondes wird vielfach durch Feſte begangen, und Jagd⸗ und Kriegszüge, wie auch andere wichtige Unternehmungen werden mit Vorliebe bei Vollmondſchein begangen. Der bekannte Tierpſycho⸗ loge Zell will ſogar die Tatſache, daß die Hunde den Vollmond an⸗ bellen, als eine uralte Reminiszenz an die Zeit auffaſſen, in der der Hund mit ſeinem Herrn regelmäßig auf die Jagd zog. Noch be⸗ deutungsvoller iſt die Rolle des Mondes bei den primitiven Acker⸗ bauſtämmen. In den Tropen, in denen der Menſch zuerſt zur Feld⸗ beſtellung gelangte, wurde der Ackerbau durchgehend bei Nacht be⸗ trisben; der Kalender war urſprünglich nach dem Monde einge⸗ richtet, und der Mond galt als Urheber und Schützer der Boden⸗ kultur. Da der primitive Ackerbau Frauenſache iſt, wurde auch der Mond anfangs als weibliche Gottheit angeſehen, wie noch heute ſein Geſchlecht in den meiſten europäiſchen Sprachen verrät. Ihm wurden daher auch die den Ackergöttern zukommenden Vegetations⸗ opfer gebracht, die häufig in Tier⸗ und Menſchenopfern beſtanden. Als Menſchenfreſſer tritt daher der Mond noch im deutſchen Märchen ſo gut wie in indianiſchen Mythologien auf. Vielleicht hängt damit auch der internationale Glaube zuſammen, daß das Mondlicht Kindern ſchade; denn ſolche werden bei dieſen Opfern mit Vorliebe dargebracht. Wie die meiſten Vegefationsgötter hat der Mond alſo einen Doppelcharakter als gute und böſe Gottheit. Daß die Ver⸗ ehrung des Mondes dem mutterrechtlichen Zeitalter als dem des primitiven, von Frauen betriebenen Faldbaues angehört, geigt auch ſeine enge Verbindung mit den Kulten der Erdgöttin und den übrigen Frauenkulten. Die Tänze der Hexen im Mond⸗ ſchein ſind ein letzter Nachklang der dem Mond geweſſen Frauen⸗ ulte. Die Rolle des Mondes als Vegetationsgortheit zourde noch 5 28* N* dadurch erhöht, daß er auch als Bringer der Feuchtigkeit galt, weil der Tau in mondhellen Nächten beſonders reichlich ſällt. Nach Plutarch zogen daher die Aegypter den Mond der Sonne vor, da er das befruchtende und lebensſpendende, die Sonne dagegen das ausdörrende und mörderiſche Element ſei. Eine Mondfinſternis, die als ein dem Mond zuſtoßendes Unglück galt, wurde daher ſtets als ein ſehr ungückliches Ereignis angeſehen, was der Glaube des ge⸗ ſamten Altertums nicht weniger als der der heutigen Naturvölker lehrt. Schon die Zeit des Neumonds und ſelbſt die des abnehmen⸗ den Mondes gilt vielfach als unglückbringend, es iſt im allgemeinen olksglaube, daß der abnehmende Mond auch Geſund⸗ heit und Geld mitnähme. Anderſeits nimmt er aber auch Krank⸗ —55 mit, und daher gilt der Mond als eine Heilgottheit. Der laube, daß der abnehmende Mond Warzen zum Verſchwinden bringe, herrſcht ſelbſt in Deutſchland noch. Das Schneiden der Haare ſoll dagegen nach einem vielfach verbreiteten Glauben bei zunehmendem Mond geſchehen, damit die Haare wieder wachſen, und ebenſo ſoll man Bäume bei zunehmendem Mond fällen, damit das Holz wieder nachwächſt. Anderswo aber betreibt man gerade auch dieſe Dinge mit Vorliebe bei abnehmendem Mond, um ſie wirkſamer zu geſtalten. N die meßbarkeit der Sterne Mit dem Eintritt beſtändiger Herbſtwitterung rückt das nächt⸗ liche Sternenbild mit ſeiner ganzen Pracht wieder regelmäßig in das. Geſichtsfeld des menſchlichen Beobachters und manch einer wird die Gelegenheit wahrnehmen, ſich an der Pracht des nächtlichen Sternen⸗ himmels zu erfreuen. Aber nicht nur der Naturſchwärmer! Auch der wiſſenſchaftliche Beobachter wendet in dieſen klaren und ſternenhellen Der Laie hat gewöhnlich kaum eine Vorſtellung davon, welche unend⸗ lich ſchwierigen wiſſenſchaftlichen Probleme mit dem Sternenhimmel verbunden ſind. Noch weniger kann er ſich vorſtellen, wie ſchwierig es iſt, dieſem Problem einigermaßen auf den Leib zu rücken. Auf eine beſonders intereſſante wiſſenſchaftliche Frage weiſt Prof. Dr. Kirchberger im„Kosmos“ hin. Sie lautet: Wie groß 1—5 in Wirklichkeit die Sterne? Dieſe Frage iſt deshalb ſchwierig zu beantworten, weil das Auge die Zeitdauer kurzer und greller Lichteindrücke, nach denen die Größe der ee bemeſſen wird, überſchätzt. So dauert z. B. der Blitz, deſſen Dauer man etwa auf eine Zehnkelſekunde abſchlt in Wirklichkeit nur den hunderttau⸗ ſendſten Teil einer Sekunde. Hierauf beruht die Unmöglichkeit, die ſogenannte„ſcheinbare Größe“, d. h. den Geſichtswinkel, unter dem Sterne erſcheinen, un⸗ mittelbar anzugeben. Als einſt Galilei als erſter mit bewaffnetem Nächten ſeine beſondere Aufmerkſamkeit dem Himmelsgewölbe zu. ſche Auge den Himmel ſtudierte, wunderte er ſich vor allem darüber, daß f 772C00CC0V000000C0ſ ĩ das alles vergrößernde Fernrohr die Fixſterne ſcheinbar unver⸗ größert ließ. Das bloße Auge ſieht keinen Unterſchied in der Größe eines Planeten, wie etwa des Saturn und eines hellen Fixſternes. Aber auch durch das Fernrohr iſt eine unmittelbare Schätzung der Größe der Sterne unmöglich; ja ſogar die getreue Gehilfin des Aſtro⸗ nomen, die Photographie, verſagt in dieſer Hinſicht. Die Größe der Flecke, die die durch ein Fernrohr photographierten Sterne auf der photographiſchen Platte hervorrufen, hängt u. a. von der Eigenart des Fernrohres, der Lichtſtärke der Sterne(vom Aſtronomen allge⸗ mein, aber ungenau„Größe“ genannt), der Belichtungsdauer, aber jedenfalls nicht von dem Geſichtswinkel des Sternes ab. Es iſt das Verdienſt des amerikaniſchen Phyſikers und Aſtro⸗ nomen Michelſon, in den letzten Jahren ein Verfahren ausge⸗ baut zu haben, das trotz der geſchilderten Schwierigkeiten ein Aus⸗ meſſen der ſcheinbaren Sterngrößen, d. h. des Winkels, unter dem uns die Sterne erſcheinen, geſtattet. Es beruht, kurz geſagt darauf, daß das Licht nicht geometriſch, ſondern phyſikaliſch aufgefaßt wird. In Wahrheit ſind die Lichtſtrahlen keine geometriſchen Linien, ſon⸗ dern eine Wellenbewegung, woraus mannigfache Abweichungen von der gradlinigen Fortpflanzung folgen. Aus dieſen Abweichungen verſtand der amerikaniſche Forſcher die Größe mit Hilfe einer For⸗ mel zu berechnen. Freilich iſt die Anzahl der auf dieſe Weiſe bisher unterſuchten Sterne noch nicht groß, weil erſtens große Helligkeit des Sternes, und zweitens Kenntnis der mittleren Wellenlänge vorausgeſetzt werden müſſen. Trotz dieſer Schwierigkeiten ſind die bisherigen Ergebniſſe höchſt rkenswert und dann ganz beſonders e ſie Enl. fernung der unterſuchten Sterne mehr oder weniger genau bekannt iſt: das trifft freilich auch nur für einige Dutzend Sterne zu. Aus einbarer Größe und Entfernung kann man nämlich die wirkliche Größe berechnen, man kam ſo zu ganz überraſchenden Schlüſſen. Michelſon fand, daß der rötlich ſtrahlende Hauptſtern des Orion, eine ſcheinbare Größe von etwa 0,047 Sekunden beſitzt; das entſpricht ungefähr der Größe, unter dem ein Millimeter aus einer Entfernung von fünf Kilometern erſcheint. Der wahre Durchmeſſer des Sternes aber iſt wegen ſeiner ungeheueren Entfernung(er iſt freilich immer noch einer der uns nächſiſtehenden Sterne) noch erheblich größer als die Entfernung der Erde von der Sonne, ſodaß dieſe für ihren ge⸗ ſamten Umlauf um unſer Zentralgeſtirn bequem Platz in dieſemn Sternrieſen finden würde. Aus anderen Gründen müſſen wir frei⸗ lich annehmen, daß die Maſſe des Sternes keineswegs überwälti⸗ gend groß iſt; es bleibt alſo nur die Annahme üdbrig, daß er ein Gasball iſt viel dünner als unſere atmoſphäriſche Luft. In gleicher Weiſe wurden die Durchmeſſer zweier wefteren Sterne(Arktur und Antares) beſtimmt. Sie ſtellten ſich zwar kleiner als jener erſte, aber immer noch als höchſt anſehnlich heraus. 1 — ̃— Ireitag. den 12. Oktober 1923 —— Mannheimer General-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) Nr. 469. 3. Seite Zur Frage der Abänderung der Mietgeſetze Dieſe Frage iſt durch den Abbau der Zwangswirtſchaft in den Geſchäftshäuſern, über den allerdings noch keine definitive Entſchei⸗ dung gefallen iſt, wieder in den Vordergrund des Intereſſes ge⸗ treten. Die Aufhebung der Mietzwangswirtſchaft muß kommen, weil ſich auf die Dauer niemand zur ordnungsmäßigen Verwaltung der Häuſer finden würde und weil zweitens die Neubautätigkeit ohne Staatszuſchüſſe nicht in Gang kommen könnte. Es fragt ſich nur, in welchem Tempo und in welcher Weiſe der Abbau der Zwangs⸗ wirtſchaft erfolgen ſoll. Hierüber äußert ſich der Direktor der Preuß⸗ Pfandbriefbank Dr. Dannen baum in der„Bauwelt“. Die Hausbeſitzer verlangen dreierlei: erſtens Erſatz ihrer lau⸗ fenden Auslagen, zweitens Vergütung der Verwaltungsarbeit, drit⸗ tens Verzinſung ihres im Hauſe ſteckenden Kapitals. Dieſes Ver⸗ langen iſt in allen drei Punkten berechtigt. Was die Mieter gerech⸗ terweiſe dagegen fordern können, iſt nur, daß die Mieterhöhung, die letzten Endes dieſe drei Punkte umfaſſen ſoll, nicht plötzlich, ſondern nur allmählich geſchieht, da ſich ein großer Teil der Wirtſchaft nun einmal bisher darauf eingeſtellt hat, ſo gut wie keine Mieten zu zahlen und ohne ſchwerſte Erſchütterung in der Wirtſchaft keine plötzlichen Umſtellungen erfolgen können. Im einzelnen wird zu den genannden drei Punkten folgendes zu ſagen ſein: Zu Punkt 1: Erſatzder Unkoſten. Dieſer Punkt iſt bereits in dem bisheriger Mietgeſetz berückſichtigt, nur iſt er durch Hinter⸗ türen wieder illuſoriſch gemacht, indem der Hausbeſitzer die Un⸗ keſten vorſchießen mußte und ſie zum Teil erſt weit ſpäter in ent⸗ werdetem Gelde wieder hereinbekam, und indem Höchſtſätze der zu erſtattenden Unkoſten behördlich feſtgeſetzt wurden, die offenſichtlich unzureichend waren. Hier ſind die Vermieter berechtigt, an die Mieter die klipp und klare Frage zu ſtellen:„Wollt Ihr unſere Unkoſten in voller Höhe und ohne Ausflüchte und Hintertüren er⸗ ſetzen?“ Sagen darauf die Mieter„Nein“, ſo ſteht ſeſt, daß ſie von dem Hausbeſitzer für die Ehre, ſie zu beherbergen, bare Zu⸗ ſchüſſe verlangen, das heißt, daß ſie ſich von dem Hausbeſitzer zu einem Teil unterhalten laſſen. Sollten Mietverbände dieſen Wunſch tatſächlich äußern, ſo würden ſie damit weitergehen, als es ſelbſt der kommuniſtiſchen Lehre entſpricht, die den Hausbeſitzer zwar ent⸗ eignen will, aber niemals das Prinzip aufgeſtellt hat, daß der Mie⸗ ter mit Zuſchüſſen des Hausbeſitzers leben ſoll. Soll die Mieter⸗ ſchaft gedalten ſein, die Unkoſten des Haufes zu tragen, ſo iſt es aötig, dieſe Frage ſo einfach und klar immer wieder in der Oef⸗ fentlichkeit zu erheben und Mieterverbände und geſetzgebende Fak⸗ ren vor die Notwendigkeit zu ſtellen, die klare Frage klar zu beamtworten. Mit dieſer Antwort wird die Mietwirtſchaft beginnen, wieder auf einen ehrlichen Boden zu kommen, während bisher aus g⸗ allerhand Rückſichten heraus die Mietverordnungen mit ihren fal⸗ ſchen Höchſtſätzen und ihrer umgebogenen Erſfatzpflicht innerlich un⸗ ehrlich waren und an ihrer Sielle ihr Teil dazu beigetragen haben, das ehrliche Denken des Volkes zu zerſtören. Die Erſatzpflicht kann im einzelnen durch Pauſchalbeträge der Mieter oder durch Umlage der Ausgaben erfolgen. So wichtig dieſe Frage in der Praxis iſt, ſo iſt ſie doch gegenüber dem Prinzip des vollen Erſatzes von untergeordneter Bedeutung und wird, wenn das Prinzip ernſtlich anerkannt und gewollt iſt, in vernünftiger Weiſe zu regeln ſein. Eine Pauſchalvergütung hat den Vorzug einfacher Be⸗ rechnung und Erſparung überflüſſiger Arbeit und Reibung. Sie hat den Nachteil, daß ſie zugunſten der Mieter weitherzig gegeben werden muß, wenn ſie tatſächlich in allen Fällen den Hausbeſitzer vor eigenen Zubüßen ſchützen ſoll. Letzten Endes wird ja, wie es auch im Frieden war, die Geſamtmiete, die Unkoſten und den Verdienſt des Haus⸗ beſitzers zuſammengefaßt, pauſchal berechnet werden. Vorläufig iſt es aber vielleicht für eine Uebergangszeit zweckmäßig, es anders zu machen, etwa neben einer knapp gegriffenen Pauſchalſumme dem Vermieter die Berechtigung zu geben, darüber hinaus entſtehende Un⸗ koſten mit gewiſſen Kautelen umzulegen. Die zweite Forderung: Vergütung für die Arbeitdes Hausbeſitzers, iſt ebenfalls berechtigt. Immerhin konn, nach⸗ dem der Hausbeſitzer nun ſahrelang ohne Vergütung gearbeitet hat, dieſer Zuſtand für eine weitere kurze Uebergangszeit ſo bleiben, zu⸗ mol in Anbetracht der ſetzigen wirtſchaftlichen Depreſſion. In einem ſpäteren Stadium der Uebergangszeit wird man ſich dann über die Höhe des Arbeitsverdienſtes verſtändigen müſſen. In letzter Reihe kommt der dritte Punkt: Verzinſung des Eigenkapi⸗ tals. Das Wort Verzinſung iſt etwas zu eng. Es muß außer dem reinen Zins ein Erſatz für die Abnutzung, das heißt eine Tilgungs⸗ quote eingerechnet werden, vorausgeſetzt, daß man ſie nicht ſchon unker den Unkoſten angerechnet hat. Auch eine gewiſſe Riſiko⸗ prämie, insbeſondere für Leerſtehen oder ſonſtige Entwertung des Hauſes, muß berechnet werden. Dieſer geſamte Fragenkomplex wird in dem zeitlich letzten Sta⸗ dium der Zwangsmietenwirtſchaft zu entſcheiden ſein. Es wird ſich dann insbeſondere fragen, wie weit das Kapital und ſeine Verzinſung dem Eigentümer verbleiben oder ſteuerlich für die Allgemeinheit er⸗ faßt werden ſoll. Die Regierung hat mit dem Abbau der Zwangs⸗ wirtſchaft dadurch begonnen, daß ſie die Geſchäftshäuſer aus der Zwangswirtſchaft ausgenommen hat. Dieſes Herausnehmen der Ge⸗ ſchäftshäufer war zu unvermittelt und hat deswegen Störungen her⸗ vargerufen, die eine Abänderung der betreffenden Verordnung zur Folge haben werden. Mit dieſer Abänderung wird ſich der Staats⸗ rat vorausſichtlich noch in dieſem Monat befaſſen. Man wird mit großem Intereſſe dieſen Verhandlungen entgegenſehen können. Kl. Aeues Theater im Noſengarten Marlha ſchweren Tagen über Kunſt ſchreibt, hat viele Gegner, denn viele meinen, man müſſe alle Beſchwerniſſe auf beſſere Zeiten verſchieben. Aber wann werden dieſe„beſſeren Zeiten kammen? Iſt es nicht richtiger, ſchon jetzt das„Nötige zu ſagen? Ich meine ſo und denke mich kurz zu faſſen.. Zunächſt: warum behandelt man einen Meiſter wie Friedrich von Flotow als Roſengarten⸗Komponiſten? Warum gibt man ſeine Martha, eine romantiſch⸗komiſche Oper, ſeit Jahren nicht mehr im National⸗ theater? Warum gönnt man dieſer Oper nicht mehr die ent⸗ ſprechenden Vorproben? Sie iſt gar nicht ſo leicht, dieſe„Martha“, ſe ſk auch nicht ſo ſeicht! Aber wer hat eine ſtilgerechte, mit allen Feinheiten durchgeführte Vorſtellung dieſer Oper gehört und geſehen? Wir müſſen ſchon weit zurück denken, an kleine Hoftheater wie Altenburg, an„anſtändige“ Stadttheater... Dann: warum — wir noch immer die alten Regiefehler? In der erſten Szene ind Nancy, die Kammerzofe(ein luſtiges Bauernmädel mit einigem Hofſchliff) und etliche Plenerinnen.„Dienerinnen“(nicht: „Hofdamen“) beſagt auch das alte Regiebuch des Schmeriner Hof⸗ theaters aus der Zeit, da Friedrich von Flotow Intendant dieſer Hofbühne war. Endlich der Schluß des dritten Aufzuges. Nach dem großen Geſamtſatz in As(„Mag der Himmel dir vergehen“) wender ſich das Finale ins heitere Hofleben zurück! Man hört Jagdfanfaren. Lnonel, von ejnem plötzlichen Gedanken er⸗ griffen, übergibt Plumkett den Ring, von dem bereits im Auf⸗ kritts⸗Zwiegeſpräch der beiden Pächter die Rede war. Lyonel wird fartgeſchleppt, die Cady beſteigt eine Sänfte, die Hofgeſellſchaft ziehr aus zum fröhlichen Jagen. Während der Jagdzug ſich langſam entfernt, bleibt Plumkett im Vordergrunde, den Ring hoch holtend. Dies der echte Schluß, der übliche iſt rechter Kitſch. Aber Floto w, ſeit 40. Jahren tot, kann wahrlich nicht dafür! Es ließen ſich noch viele Fehler nachweiſen, aber nur eine Neuein⸗ ſtudierung könnte ſie beſeitigen. Geſtern ſang Frau Marie von Er nſt(Karlsruhe) die Titel⸗ rolle: im guten Hoftheatergeſchmack, namentlich das iriſche Volks⸗ lied mit ſchöner Kantilene dürchführend. An dieſer fehlte es unſerem Lyonel⸗Hellmut Neugebauer in empfindlichem Maße. Schon der„ſanfte“ Abſchluß des B⸗dur⸗Duetts geriet ins Derbe: das nze war überhaupt mehr getrennte als verbundene Tonreihe, und von zarter, unbewußt⸗ariſtrokratiſcher Schwärmerei keine Spur. Aber auf dieſer Miſchung von lyriſchem Tenorklang und edlem Ausdruck beruht der Anfang des Des⸗dur⸗Satzes. Man kann ihn nicht ins Heldentenorale umdeuten, ohne den ganzen Quartettſatz zu fälſchen. Geſtern war die Begleitung zu„wagneriſch“, dem Ganzen ſehlten Ruhe und Nocturnoſtimmung. Aber dafür, wie für das ins Wer in dieſen Hilfe den beörängten Mitbürgern! Zu keiner Zeit war Hilfe von Menſch zu Menſch notwendiger als jetzt. Das unſagbare Elend, das über Deutſchland hereinge⸗ brochen iſt, bedroht die Exiſtenz Tauſender, die früher ein geordne⸗ tes und geſichertes Leben geführt haben. Tauſende von Familien ſind außer Stande, ſich den Bedarf an den wichtigſten Lebensmitteln, an Kohlen und Kleidung für den bevorſtehenden Winter zu ver⸗ ſchaffen. Reich, Staat und Gemeinde ſind nicht in der Lage, aus⸗ reichende Hilfe zu gewähren; es kommt darauf an, daß die wahrhafte Menſchenliebe lebendig wird, daß das Gefühl der Volksgemeinſchaft über den Eigennutz ſiegt. 8 Die Mannheimer Notgemei nſchaft hat ſeit vergan⸗ genem Herbſt vielen durch die Not der Zeit bedrängten Perſonen bei⸗ ſtehen können. Die Erfahrung ihrer Berater hat es ermöglicht, die eingegangenen Spenden einigermaßen vor der Geldentwertung zu ſchützen, ſodaß die geſammelten Spenden bis heute erhebliche Unter⸗ ſtützungen an Geld, Kohlen und Lebensmitteln für Privatperſonen und Anſtalten erlaubten.— Die furchtbar ſchwere Zeit, in der wir leben, muß allen denjenigen, die etwas von ihrem Einkommen oder Vermögen den Bedürftigen abgeben können, mehr noch als bisher das Bewußtſein einprägen, daß Beſictz und Leiſtungsfähig⸗ keit verpflichten. Faſt ſeit einem Jahr iſt nicht an den Opferſinn der Mannheimer Bevölkerung herangetreten worden, um der Notgemeinſchaft zu helfen, die ohne Anſehen von Perſon, Glaube und Weltanſchauung denen helfen will, die ſchuldlos dem Verſinken nahe ſind. Trotzdem ſind freundliche Gaben eingegangen, die damals noch etwas be⸗ deuteten. Jetzt aber darf niemand ſich durch die Größe nichtsſagen⸗ der Zahlen mehr blenden laſſen— jeder berechne ſeine Gabe nach Goldmark. Geld, Naturalien aller Art, vor allem Lebensmittel, werden dankbar in der Geſchäftsſtelle der Notgemein⸗ ſchaft, N 2, 4(Telephon: Notgemeinſchaft über„Rathaus“) in den üblichen Geſchäftsſtunden angenommen. Außerdem können Zahlun⸗ gen geleiſtet werden auf das Poſtſcheckkonto der Notgemeinſchaft Karlsruhe Nr. 77867. Mit Rückſicht auf die Verwaltungsverhält⸗ niſſe wird gebeten, nur diejenigen Summen auf die Banken zu leiten, die den Betrag von 1 Milliarde überſteigen. Stäotiſche Nachrichten Die Erkältung Die anhaltende regneriſche Witterung, die neuerdings nur durch den ſchweren Föhnſturm in der Nacht vom Mittwoch zum Donners⸗ tag eine kurze Unterbrechung erfuhr, bedroht die Allgemeinheit mit Erkältungskrankheiten, zumal wenn man ſich, um die immer uner⸗ ſchwinglicher werdenden Brennſtoffe zu 5 ſcheut, den Ofen zu heizen. Am beſten tut man, wenn man der Erkältungsgefahr vor⸗ beugt, d. h. ſich in der gegenwärtigen kritiſchen Jahreszeit in freier Luft und im geſchloſſenen Raume vorſieht. Iſt aber die Erkältung da, ſo handelt es ſich um die Frage: Wie wird man ſie am beſten wieder los. Die Erkältung pflegt ſich meiſtens in verſchiedenen Etappen zu entwickeln. Ob es ſich dabei um Schnupfen oder Huſten oder beides handelt. Sie beginnt in der Naſen⸗ oder Mundhöhle und pflanzt ſich dann durch die Luftwege bis zur Lunge fort. Je nach der Empfänglichkeit des einzelnen Patienten dauert die Ent⸗ wicklung längere oder kürzere Zeit. Auch die Entwicklung ſelbſt iſt je nach dem Falle verſchieden. Bei manchen räumt die Erkältung gewiſſermaßen die eine Etappe, ehe ſie zur nächſten fortſchreitet. Vei andern wieder hält ſie alle Poſitionen, bis ſie zur letzten vorge⸗ drungen iſt. Dieſe Fälle ſind die hartnäckigſten und es iſt ſehr ſchwierig, ſie zu kurieren. Die Opfer, die ſich einen ſolchen Schnupfen, verbunden mit Bronchialkatarrh zugezogen haben, müſſen ſich meiſt auf eine lange Leidenszeit gefaßt machen. Das beſte Mittel iſt immer noch, die Erkältung in ihren erſten Anfängen zu bekämpfen. Und hier iſt eins der ſicherſten Mittel das Ehinin, von dem oft ein Gramm genügt, um den erſten Anfall zu überwinden und damit die ganze Gefahr zu beſeitigen. Es gelingt zwar nicht immer, aber es iſt doch noch die ſicherſte Methode. Eine andere Art der Bekämpfung iſt die Inhalation, das Einatmen non Dämpfen, oder aber der Gebrauch von Salben, die man in die Kanäle der Naſenhöhle einführt. Hier iſt das Vafe⸗ line beſonders beliebt. Bei dem Gebrauch dieſer Mittel muß man darauf bedacht ſein, die Schleimhäute nicht übermäßig zu reizen, weil ſonſt die Wirkung das Uebel nur verſchlimmert. Auch Schnupfenpulver wird von manchen empfohlen, meiſt aus Kokain oder Methol zubereitet. Auch hier wird man ſich hüten müſſen, die Naſenſchleimhäute einem allzu großen Reiz auszu⸗ ſetzen, wie man überhaupt in der Anwendung dieſer Mittel vorſichtig ſein und ſie von ürztlicher Vorſchrift abhängig machen ſoll. Einen außerordentlich praktiſchen Ratſchlag kann man allen geben, die an Schnupfen leiden. Sie dürfen unter keinen Umſtänden ihre Naſe mit Heftigkeit ſchneuzen, da man dadurch as ganze Innere ſeichte Operettenfahrwaſſer hinein bugſierte Spinnquarteit kann Paul Breiſach nicht verantwortlich ſein. Er hat im allgemeinen die rechten Zeitmaße genommen und wandte alle Mühe an ſeine Auf⸗ gabe. Dies taten auch Ida Schäffer, eine ſpielgewandie und auch im Ziergeſang(5. B. in der Duett⸗Kadenz) wohlgebildete Nancy, Mathien Franks allzeit lobenswerter Plumkett und Hugo Voiſin ein eleganter Geck und Lord Triſtan Mickleford. Der Herr Richter(Farl Zöller) ſei nicht vergeſſen, aber das Ganze erfordert doch eine gründliche Reform. Wir wollen ſie nicht verſchieben! A. Bl. Theater und Muſtk Freiburger Thealer. Bernard Shaws Militärkomödie „Helden“, die wir krotz mancher geiſtreichen Einfälle längſt als hiſtoriſch hinnahmen, iſt doch noch höchſt lebendig und gegenwärtig. In der Freiburger Aufführung erblickten die in Freiburg weilenden bulgariſchen Studenten eine Beleidigung ihres Vol⸗ kes, wandten ſich in einer Proteſtkundgebung gegen die Entgötterung des Heldenbegriffes und forderten Abſetzung vom Spielplan. Worauf die Theaterkommiſſion das(von dem Dramaturgen Fr. Schneller ſehr gefällig aufgemachte) Stück vom Spielplan abſetzte.— Ja, ja die Kommiſſionenl! Kunſt und Wiſßſenſchaſt Stuttgarter Kunſtausſiellungen. Wie immer bei ſchweren ſozialen und geiſtigen Erſchütterungen taumeln unſichere, bisher ver⸗ borgene Gefühle an den Tag, während die bisher herrſchenden Anſchauungen in die Tiefe verbannt werden. Das Lebensgefühl, das nach dem Zuſammenbruch der materialiſtiſchen Weltanſchauung die im Blutbad des Weltkriegs ertrunken zu ſein ſchien, aufkam, zeugte eine neue Geiſtigkeit, die vielfach in der bildenden Kunſt und in der Dichtung die überkommenen Schätze entbehren zu können glaubte und die Wurzeln aller Gefühle mit der Offenheit des Be⸗ rauſchtſeins bloslegte. Deshalb wies Profeſſor Altherr in den Einleitungsworten, mit denen er die von der„Neuen Sezeſ⸗ ſion“ im Kunſtgebäude veranſtaltete Ausſtellung der Heffentlich⸗ keit übergab, darauf hin, daß ſich in dieſer neugegründeten Ver⸗ einigung Künſtler zuſammengetan hätten, die, unbekümmert um alle Auswüchſe, das Wertvolle der Vergangenheit anerkennen und dennoch ihre eigenen Wege zu gehen geſonnen ſeien. Die reich be⸗ ſchickte Ausſtellung zeugt tatſächlich von dieſem Streben und gerade die Arbeiten Heinrich Altherrs, die einen größeren Saal füllen, geben den Eindruck einer unabläſſigen Arbeit an ſich ſelbſt. Bilder wie:„Der kranke Dichter“ oder„Ein Löwenpaar“ ſind Ausdruck ſeiner Fähigkeit, einen Gefühlsinhalt künſtleriſch zu formen und zu binden. Auch in der Farbe reizvoll iſt ſein kleines Mädchenbildnis. Von ſeinen Schülern iſt der begabte Hermann Sohn⸗Mettingen der Naſe in Bewegung ſetzt, die Schleimhäute unnötig rei und die Krankheitskeime, die man abſtoßen will, wieder in das Innere zurücktreibt. Das einzig Richtige beim Schnupfen iſt eine Rein i⸗ gung der inneren Naſe ſo oft wie möglich mit Hilfe eines weichen Leinewandtuches. Ein mäßiger Druck auf das Organ genügt dann an Stelle des Schneuzens. Am hartnäckigſten iſt die Erkältungsperiode, in der ſich das Uebel bis zu dem Luftwege und zur Lunge fortgeſetzt hat. Der Patient leidet dann unter einem rauhen und krampfartigen Huſten. In dieſem Falle muß man vor allen Dingen für dauernde Er⸗ wärmung der erkälteten Partien Sorge tragen. Der Mittel dafür gibt es eine ganze Menge. Sicher iſt, daß man die Erkältung zum mindeſten abkürzt, wenn nicht geheilt hat, ſobald es dem Patienten gelungen iſt, eine Nacht unter warmen Decken ohne Huſten zuzubringen. Gift iſt in ſolchen Erkältungsfällen der Tabak, ſowohl, wenn man ihn ſelbſt genießt, oder wenn andere in der Nachbarſchaft des Kranken Tabakrauch verbreiten. Ebenſo peinlich muß man Alkohol und Kaffee vermeiden. Vor allen Dingen aber Ruhe halten! Die Hauptſache iſt, daß man nicht zu huſten braucht, denn der Huſten reizt immer wieder von neuem die Schleimhäute und ruft neue Huſtenanfälle hervor. Man kann zu diefer Heilung ſehr viel durch feſten Willen und Unterdrückung des Huſtenreizes beitragen. In gewiſſen Sanatorien wird den Patienten als wichtigſtes Heilmittel eingeſchärft, nicht zu huſten. Die Wir⸗ kung dieſes Mittels iſt probat. Die Sasmarken Von der Direktion der ſtädt. Waſſer⸗, Gas⸗ und Elektrizitäts⸗ werke erhalten wir folgende Zuſchrift:„Nachdem eine entſprechende Anzahl Wertſcheine(Goldmark) der ſtädt. Waſſer⸗, Gas⸗ und Elektrizitätswerke zur Verfügung ſtehen, werden dieſe Werlſcheine ſowohl in den Verkaufsſtellen der Stadt, wie an der Kaſſe der Werke bis auf weiteres auch in größeren Mengen als 50 Stüg an den einzelnen Bezieher abgegeben. Es wird aber dabei ausdrück⸗ lich darauf aufmerkſam gemacht, daß Wertſcheine, die über den zwei⸗ monatlichen Bedarf(Oktober, November) hinaus von den Ver⸗ brauchern gekauft ſind, innerhalb dieſer zwei Monate nur zu dem Papiermarkwert zurückgenommen werden, der am gleichen Kalender⸗ tag des Vormonats nach dem dort geltend geweſenen Vervielfältt⸗ ger ſich errechnet, höchſtens jedoch nach dem am Einlöſungstag gelten⸗ den Vervielfältiger.“ 5 Die vorſtehende Zuſchrift gibt uns Veranlaſſung, an die Direk⸗ tion der Waſſer⸗, Gas⸗ und Elektrizitätswerke die öffentliche Anfrage zu richten, wie es denn kommt, daß die Wertſcheine bei der Bezah⸗ lung der Gas⸗ und Stromrechnung nicht zu dem vollen Bettage angerechnet werden. Aus dem Leſerkreiſe gehen uns Klagen darüber zu, daß auf den Rechnungen ein niedrigerer Anrechnungskurs ſteht. Die Differenzen zwiſchen dem Betrage, der für die Wertzeichen be⸗ zahlt wurde, und dem Anrechnungskurſe, der bei der Ausſtellung der Rechnung zugrunde gelegt wurde, ſollen vor allem in den letzten Tagen ganz bedeutend geweſen ſein. Aufklärung iſt hier dringend geboten. Es kann doch den Verbrauchern nicht zugemutet werden, daß ſie bei jedem einzelnen Wertſchein Millionen verlieren. So hat man ſich den Geſchäftsverkehr mit den Gasmarken nicht gedacht. Wenn die Direktion der Gas⸗ und Elektrizitätswerke nicht in der Lage iſt, den vollen Betrag, der für die Wertſcheine bezahlt wurde, bei der Erhebung in Anrechnung zu bringen, dann werden die Vor⸗ teile, die ſich der Verbraucher verſprochen hat, völlig illuſoriſch. Wir nehmen an, daß die Direktion der Werke in ihrem eigenen Intereſſe ſich über dieſe Unſtimmigkeiten ſo raſch als möglich äußert. da die Verbraucher, ſoweit ſie gewillt ſind, noch weitere Wertzeichen zu kaufen, völlig kopfſcheu gemacht worden ſind. 2 Die Pachtpreisregulierung Nachdem die Landwirtſchaftskammer im Benehmen mit allen Intereſſenten für das Jahr 1923 eine Neufaſſung ihrer ſchon einige Jahre beſtehenden Richtlinien für die Neufeſtſetzung der Pachtpreiſe vorgenommen hat, haben jetzt die Pächter und Ver⸗ pächter die Möglichkeit mit ihrer Hilfe die Pachtleiſtung für 1923 feſtzuſetzen. Da die Neufaſſung in durchaus unparteiiſcher Weiſe gemäß dem Verhandlungsergebnis zwiſchen Pächter und Verpächter erfolgte, darf wohl auch angenommen werden, daß in den aller⸗ meiſten Fällen bei nur einigermaßen gutem Willen auf beiden Seiten eine Einigung erzielt wird. Sollte dies aber aus irgend welchen Gründen nicht der Fall ſein ſo iſt das zuſtändige Pacht⸗ einigungsamt(Amtsgericht zur Entſcheidung anzurufen. Nach§ 3 Abſ. 6 der Pachtſchutzordnung vom 29. Juni 1922 (Reichsgeſetzbl. Seite 529˙ in Verbindung mit§ 5 der Badiſchen Pachtſchutzordnung vom 30. September 1922(Bad. Geſetz⸗ und Verordnungsbl. S. 751) iſt der Antrag auf Erhöhung des Pacht⸗ zinſes oder des für die Gewinnung von Bodenbeſtandteilen ver ⸗ einbarten Entgeltes abzuweiſen, wenn er nicht ſpäteſtens am letzten Tage des Vertragsjahres, für das die Erhöhung verlangt wird, beim zuſtändigen Pachteinigungsamt eingeht. Da die Par⸗ zellenpachtverträge nach alter Uebung faſt reſtlos von Martini zu Martini laufen, ſo müßte in dieſem Jahr im Falle der Nicht⸗ einigung ſpäteſtens am 10. November der entſprechende Antrag beim Pachteinigungsamt geſtellt ſein. In den Fällen, wo die recht ⸗ zeitige Antragſtellung wegen Unkenntnis der geſetzlichen Be⸗ ſtimmungen unterblieben iſt, iſt eine Abhilfe, etwa durch Wieder⸗ einſetzung in den vorigen Stand, nicht möglich. zu nennen. Hier heiſchen zwei Selbſtbildniſſe 0 Ge⸗ ſtaltungsfähigkeit und Farbenſinn offenbart Sohn's Arbeit: Schickſal. Rudolf Kuhn wandelt noch in den Bahnen ſeines Meiſters, aber auch hier ſind beachtenswerte Anſätze zur ſelbſtändigen Durch⸗ dringung ſeiner Gefühlsinhalte feſtzuſtellen. Eine alte Bekannte von früheren Ausſtellungen her iſt Clara Rühle. Von ihr ver⸗ dienen, namentlich kompoſitionell, einige Landſchaften Erwähnung. Ganz eigentümlicher Künſtler iſt Reinhold Nägele. Immer ſicher im Ausdruck, weiß er die Linie ſtets von neuem zu feſſelnden Reizen zu führen. Mit einigen hübſchen Arbeiten, Landſchaften und Porträts, iſt Ernſt Gräſer vertreten. In demſelben Saal feſſelt ein Selbſtbildnis Bernhard Pankoks, das auch durch ſeine Farbe gut wirkt. Von den übrigen Arbeiten ſind noch einige von Rudolf Hengſtenberg, Oskar ügel und Maria Fö5öll erwähnenswert. Ein Saal iſt den plaſtiſchen Arbeiten Prof. Alfred Lörchers vorbehalten. Der wohl von Ariſtide Maillol beein⸗ flußte Künſtler zeigt hier einige in ihren Verhältniſſen gut abge⸗ ſtimmte Arbeiten. Lebensvoll iſt namentlich die Geſtalt eines jungen Mädchens. Auch eine Portraitbüſte zeugt von der aus⸗ gezeichneten Schulung des Künſtlers. Der in Schwäb.⸗Gmünd an⸗ ſäſſige junge Bildhauer Jakob Wilhelm Fehrle ſtellt mehrere von eigener Geſtaltungskraft zeugende Arbeiten aus. Nicht vergeſſen werden darf Jakob Brühlmann, der eine glänzende Brunnen⸗ figur zeigt. Iſt ſo die Ausſtellung der„Neuen Sezeſſion“ eines Beſuches wohl wert, ſo darf dach auch die gegenwärtige von der Ludwig Schaller'ſchen Kunſthandlung in der Marienſtraße veranſtal⸗ tete Ausſtellung nicht übergangen werden. Im Kuppelſaal iſt eine Sammelausſtellung des Stuttgarter Malers Franz H. Gref unter⸗ gebracht. Ein Lyriker hat hier ſtimmungsvolle Landſchaften hervor⸗ gezaubert und ſelbſt wenn hin und wieder der kompoſitionelle Auf⸗ bau nicht gut durchgeführt iſt, lagert über dieſen feinſinnigen Bil⸗ dern irgend ein geheimer Reiz. Durch gewählte Farbgebung zeichnen ſich einige Stilleben von Theodor Werner aus. Ein Verdienſt des tatkräftigen Leiters des Kunſthauſes, Dr. Luz, iſt es, daß er dem jungen, begabten Bildhauer Walter Oſtermeyer ſeine Räume zur Verfügung geſtellt hat. Arbeiten wie:„Die Kauernde“ oder der lebensvolle Kopf eines Jünglings ſind recht verheißungsvoll. Oskar Wolfer. 251 Selbſthilfe eines Dichters. Einen neuen Weg hat der Dichter Hermann Heſſe eingeſchlagen, um ſich in dieſer für den freien Schriftſteller ſo ſchweren Zeit zu behaupten. Wie die„Autographen⸗ Rundſchau erfährt, ſchmückt Heſſe ſelne Handſchriften mit Aquarel⸗ len, bindet ſie in einen ſelbſtentworfenen Umſchlag und ſtellt dieſe Ur⸗ exemplare zum Verkauf. Gewöhnlich faßt er 12 handgeſchriebene Ge⸗ dichte und Zeichnungen oder eine kalligraphiſch auf Büttenpapier ge⸗ ſchriebene Novelle zu Heften zuſammen. 4. Seite. Nr. 469 Mannheimer General-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) Freitag, den 12. Oktober 1923 Die neuen Telegramm- und Fernſprechgebühren ſind am heu⸗ tigen Freitag in Kraft getreten. Gewöhnliche Teleg ramme de⸗ Nernverkehrs koſten 16 Mill. Grund⸗ und 8 Millionen Wortgebühr Qrtsgeſprä e 10 Millionen. Die anderen Gebührenſätze er⸗ höhen ſich ent prechend. Die e ſind gegenüber der letzten Erhöhung vom 1. ds. Mts. um 16675 Prozent erhöht worden. Es koſtet demnach ein Telegramm von 10 Worten 25 Millionen Mark(bisher 36 Millionen). Die Steigerung der ernf prechgebühren beträgt 150 Prozent. Danach belaufen ſich die Koſten eines Hauptanſchluſſes in Ortsnetzen mit mehr als 400 000 Teilnehmern auf monatlich 500 Millionen Mark. Für ein Jerngeſpräch(drei Minuten Dauer) werden bei einer Entfernung bis zu fünf Kilometer 10 Millionen, bis 15 Kilometer 20 Millionen, bis 25 Kilometer 30 Millionen Mark uff. erhoben. Dringende Ge⸗ ſpräche koſten das Hundertfache. Verkehrsnachricht. Vom kommenden Sonntag an fahren die 5 Züge 1006, Mannheim⸗Rheinau ab.14 vorm., 1018(.), Mann⸗ beim⸗Rheinau ab.50 nachm. und 1007, Ketſch ab.38 vorm. auf dem Haltepunkt Luftſchiffwerft durch. Vom Montag, 15. Oktober an fal⸗ len die Schnellzüge D 244/ 55, Heidelberg ab.44, Stuttgart an.50 vorm. und D 56/D 93, Stuttgart ab.02, Heidelberg an.15 vorm., wegen ungenügender Beſetzung aus. Neue Reichsbanknoten zu 5 und 10 Milliarden werden gegen⸗ wärtig gedruckt. Die neuen Scheine werden mit kleinen Abwei⸗ chungen in der Art der 100 Millionenſcheine erſcheinen. Ddie neuen Verſicherungs⸗Beitragsmarken. Das Reichsarbeits⸗ miniſterium teilt mit:„Soweit einem Arbeitgeber die rechtzeitige Beſchaffung von Marken für Beitragszeiten vor dem 1. Oktober infolge eines Umſtandes, den er nicht zu vertreten hatte, unmög⸗ lich war. kam er in der Invalidenverſicherung bei der zuſtändigen Landesverſicherungsanſtalt und in der Angeſtelltenverſicherung bei der Reichsverſicherungsanſtalt für Angeſtellte die Abgabe von Bei⸗ tragsmarken zu dem aufgedruckten Geldwert beontragen. Dobei werden aber im allgemeinen nur Beitragszeiten der jüngſten Vergangenheit in Frage kommen können. Die Poſt wird, wie in der Verordnung vom 29. September angeordnet iſt, und guch der Natur der Dinge entſpricht, die Beitragsmarken nur zum zehnfachen Geldbetrage verkaufen; ſie kann nicht die Gründe unterſuchen, aus denen die rechtzeitige Verwendung der Beitragsmarken unterblieben iſt. Anträge, die beim Reichsarbeits⸗ miniſterium oder Reichspoſtminiſterium wegen Lieferung von Beitragsmarken zum alten Preiſe eingereicht ſind, werden an die zuſtändigen Verſicherungsträger zur weiteren Behandlung ab⸗ gegeben; eine beſondere Benachrichtigung der Antragſteller findet nicht ſtatt. Im übrigen geht aus der Verordnung vom 29. Sep⸗ tember hervor daß die neuen Beitragsmarken im Verhältnis zum Jahresarbeitsverdienſt nicht höher ſind als früher. Die Verſicherung orfolgt jetzt in einer entſprechend niedrigeren Beitragsklaſſe.“ Berlängerung der Verjährungsfriſten. Dem Reichstag iſt ein Geſetzentwurf über die weitere Verlängerung der Verjährungsfriſten ugegangen. Die Reichsregierung wird ermächtigt, den Ablauf der erjährungsfriſt der Anſprüche, die am 1. Auguſt 1914 noch nicht verjährt waren, bis längſtens zum Schluſſe des Jahres 1926 hinaus⸗ zuſchieben. Da aber damit gerechnet werden muß, daß auch bis zu dieſem Zeitpunkt die zurzeit beſtehenden Schwierigkeiten in der ord⸗ nungsmäßigen Abwicklung der Rechtsbeziehungen zum Auslande noch nicht gehoben ſein werden, ſo ſieht der Entwurf eine zeitlich be⸗ ſchränkte Ermächtigung an die Reichsregierung zur weiteren Ver⸗ längerung der Verjährungsfriſt vor. *Erſte ſuriſtiſche Prüfung im Späkſahr 1923. Auf Grund der im Spätjahr 1923 abgelegten erſten juriſtiſchen Prüfung ſind folgende Rechtskandidaten zu Referendaren ernannt worden: Bartho⸗ lomä, Walter, aus Heidelberg, Brenner, Friedrich, aus Handſchuhs⸗ heim, Eckert, Hans, aus Baden⸗Baden, Erxleben, Eduard, aus Karls⸗ tuhe, Göller, Walter, aus Badenweiler, Hahn, Erwin aus Durlach, Henneka, Anton, aus Ettlingen, Hennemann, Werner, aus Freiſtett, Horchler, Erich, aus Colmar, Laun, Eugen, aus Darmſtadt, Loewer, Albrecht, aus Winterthur, von Mentzingen, Freiherr, Rudolf, aus Tanger, de Millas, Hermann aus Mannheim, Rheimuth. Fritz. aus Boxberg, Röderer, Egon, aus Mannheim, Rufer, Wilhelm, aus Ladenburg, Schell, Heinrich, aus Lahr, Scheurer, Friedrich, aus Mannheim, Zürcher, Paul, aus Sunthauſen. *Der neue Landesmilchpreis. Wie uns das Städtiſche Nachrich⸗ tenamt mitteilt, beträgt der badiſche Landesmilchpreis (Erzeugergrundpreis) von Sonntag ab 44 Millionen Mark. kann ſich bei dieſem Erzeugerpreis eine Vorſtellung davon machen, was der Liter Milch im Kleinverkauf koſtet. *fKüchenbrand. In der verfloſſenen Nacht brach aus unbekannter Urſache in CO 2, 13/14 in einem als Küche eingerichteten Dachraum ein Brand aus. Durch die ſtarke Verqualmung und den ſchlechten Zugang zu dem Raum geſtaltete ſich die Bekämpfung des Feuers durch die um 2,12 Uhr alarmierte Berufsfeuerwehr ſehr ſchwierig. Der Raum iſt vollſtändig ausgebrannt, Decke und Fuß⸗ hoden ſind ſtark beſchädigt. Der verurſachte Schaden iſt bedeutend. Die Berufsfeuerwehr konnte erſt um 5 Uhr wieder abrücken. veranſtaltungen 8 Theaternachricht. Zur heutigen„Räuber“⸗Aufführung gelten für die Mitglieder des Bühnenvolksbundes die Nr. 2926—4025 und 5201—5850 und 6101—6500 und 7501—7900, für die freie Volksbühne die Nr. 2281—3760 und 4181—4500 und 5551—6030. Marcelle Bächtold wird heute, Freitag abend, in der Har⸗ nonle von Robert Schumann Kinderſzenen, Novelletten und Karnevalsſzenen zum Vortrag bringen. Kommunale Chronik Ergebnisloſe Bürgermeiſterwahl in Oſtersheim Oftersheim. 11. Okt. Die geſtrige Bürgermeiſter⸗ vahl iſt ergebnislos verlaufen. Es wurden nur drei Stimmzettel abgegeben, die auf den kommuniſtiſchen Kandidaten entfielen. Nach Lage der Dinge iſt damit zu rechnen, daß auch die beiden anderen Wahlgänge einen Bürgermeiſter nicht hervorbringen. Die Noflage der Gemeinden In der letzten Sitzung des preußiſchen Landtages wurde auch von miniſterieller Seite auf die außerordentliche Notlage der Gemeinden hingewieſen. Man muß allerdings dabei wünſchen, daß es nicht nur bei dem Wollen zur Hilfe bleibt, ſondern daß auch wirklick etwas vom Reich und vom Staat getan wird, um die außerordentlich ſchwierige Lage der Kommunen zu erleichtern. Natürlich iſt nicht zu verkennen, daß ohne eine Erleichterung auf außenpolitiſchem Gebiete und ohne die notwendigen inneren finan⸗ ziellen Reformen eine durchgreifende Hilfe nicht geleiſtet werden kann. Auf dem Gebiete der Ernährung, der Arbeitsloſigkeit, der Für⸗ ſorge uſw. ſtehen die Gemeinden in dieſem Winter vor Aufgaben, die ſie nicht allein löſen können. Und wenn auch private Opferwilligkeit einige Erleichterung bringen kann, ſo iſt wirkliche Unterſtützung doch unter allen Umſtänden vom Reich zu erwarten. Die allmähliche Wertbeſtändigkeit der Gemeindeſteuern bringt zwar etwas Ordnung in den Haushalt, aber das allein kann das ungeheure Defizit nicht weſentlich beeinfluſſen. Kleine Mitteilungen In der Frankfurter Stadtverordnetenſitzung kam es zu einer erregten Ausſprache über die ſtädtiſche Gaspreispoli⸗ tik, die in der Annahme eines Zentrumsantrages auf ſofczuge Auf⸗ gebung des Gaspreiſes von 26 Millionen gipfelte. Ein Zentrums⸗ — teilte mit, der Gaspreis auf 50 Millionen erhöht werden olle. In Köln ſind die Straßenbahn⸗Fahrpreiſe ver⸗ Joppelt worden. Der einfache Fahrpreis koſtet 20 Millionen und der Imſteigefahrſchein 25 Millionen. In Koblenz erhöhte die Straßenbahn den Mindeſtfahr⸗ vreis für 3 Teilſtrecken von 10 auf 15, für jede weiteren 3 Teil⸗ krecken um 5 Millionen Mark. Die d an en iek wurde in Berlin mit Wir⸗ zung vom 8. Oktober auf eine Milliarde zweihundert Millionen und mit Wirkung vom 9. Oktober auf eine Milliarde und 800 Millionen rk erhöht. 55 In wurden die Fahrpreiſe der Straßenbahn und Hochbahn auf 15, 20 und 25 Millionen Mark feſtgeſetzt. Man Aus dem Lande * Heidelberg, 11. Okt. Größere Zugverſpätungen bei den über Neckargemünd fahrenden Zügen gab es geſtern abend. Die Züge kamen zwei Stunden ſpäter in Heidelberg an. Die Ur⸗ ſache war der Unfall eines Güterzuges im Bahnhofs⸗ gelände von Neckargemünd, anſcheinend durch einen Achſen⸗ bruch entſtanden. Der Boden des Wagens wurde dabei zer⸗ trümmert, und ein großer Teil der Salzladung wurde auf den Bahnkörper verſtreut.— Eine angebliche„Bertha Köhler“ von Preiſtett, die nach einer Mitteilung in München unter dem Namen Bertha Paula Köhler von Bühlertal aufgetreten iſt und ſich Gelder erſchwindelt hat unter der Angabe, daß ſie in ihrer Heimat eine größere Landwirtſchaft beſitze und Obſt und Butter ſchicken könne, hat ſich hier unter der gleichen Vor⸗ ſpiegelung einen größeren Geldbetrag erſchwindelt. Die Köhler führte ſich gewöhnlich bei den geſchädigten Perſonen dadurch ein, daß ſie nach einer Familie fragt, die früher im Hauſe gewohnt hat oder dadurch, daß ſie angibt, eine Verwandte von beſſergeſtellten Perſonen zu ſein. Sie iſt 35—40 Jahre alt, hat elſäſſiſchen Dialekt und hat eine rauhe Stimme(ſogen. Männerſtimme). Pforzheim, 11. Okt. Die Arbeiter, die abends halb 6 Uhr mit der Lokalbahn von Brötzingen nach Dietlingen und weiterhin fah⸗ ren wollten, hatten ein wenig erwünſchtes Abenteuer. Der Zug kam nämlich nur bis zur Birkenfelder Höhe, wo hinter den zwei Loko⸗ motiven die Kuppelung riß. Die Lokomotiven ſauſten noch ein Stück weit vorwärts, während der Zug ſtehen blieb. Ein Teil der Zuginſaſſen, der in Dietlingen zu Hauſe war, machte ſich zu Fuß daran, während das Zugperſonal es unternahm, den Zug auf der abſchüſſigen Strecke ohne Lokomotive und nur mit Hilfe der Bremſen nach Brötzingen zurückzuleiten. Letzteres gelang auch. Die Lokomotiven fuhren nach und in Brötzingen wurden ſie wieder vorgeſpannt, worauf die Reiſe glücklich fortgeſetzt wurde. * Kippenheimweiler, 11. Okt. Ueber eine Schießerei am vergangenen Sonntag abend wird noch folgende⸗ gemeldet: Einer der jungen Burſchen aus Nonnenweier unterhielt Beziehungen zu einem Mädchen von Kippenheimweiler und wurde in der letzten Zeit von dortigen Burſchen bedroht. Als der junge Mann am vergan⸗ genen Sonntag wieder mit dem Rade von Nonnenweier nach Kip⸗ penheimweiler fuhr, nahm er deshalb noch zwei junge Leute aus Nonnenweier mit. In Kippenheimweiler wurden die Radfahrer wiederum beläſtigt und einer von ihnen von dem erſchoſſenen An⸗ dreas Heck vom Rade gezogen. Einer der Burſchen aus Nonnen⸗ weier gab hierauf mehrere Schüſſe ab, von denen dann einer den Heck tödlich traf. Der Täter, der ermittelt iſt, konnte noch nicht feſt⸗ genommen werden, da er mit dem nächſten Zuge in der Richtung nach Freiburg abgefahren iſt. * Meersburg, 11. Okt. Infolge des naßkalten Wetters iſt mit der Weinleſe in der Bodenſeegegend begonnen worden. Der hieſige Winzerverein hat ſchon vor zwei Tagen mit der Leſe be⸗ gonnen und auch die Domäne, das Rentamt Salem und die Stadt Meersburg haben ſich der Leſe angeſchloſſen. Mit der Güte der Trauben, beſonders der roten, kann man zufrieden ſein und auch die Menge iſt befriedigend im Vergleich zu dem Ergebnis in anderen Landesgegenden.. Nachbargebiete Ludwigzhafen, 11. Oktbr. Die Wocheninder ziffer für Ludwigshafen beträgt nach der Berechnung des Statiſtiſchen Amts am 10. Oltober 292,03 Millionen, diae Steigerung gegenüber der Porwoche 241,8. * Deidesheim, 11. Okt. Die allgemeine Weinleſe, die am 4. Oktober ihren Anfang nahm, wurde beſonders von den beiden hieſigen Winzergenoſſenſchaften am erſten Tag benutzt. Der Portu⸗ gieſerherhſt bringt ein noch einigermaßen befriedigendes Ergebnis Die meiſten Winzer legen den Rotwein ſelbſt ein. Einige lieferten Kreſzenzen an die vorerwähnten Genoſſenſchaften ab. Der Weiß⸗ herbſt fällt in quantitativer Hinſicht noch kleiner aus als man erwartet hatte. Zum Einbringen der Kreſzenzen braucht man kein Fuhrwerk in Anſpruch zu nehmen. Alles wird auf Schub⸗ karren heimbefördert, mit denen ſelbſt das Wachstum von 1 bis 2 Wingerten auf einmal bewältigt werden konnte. Die Qualität dürfte an die des Zweiundzwanzigers noch reichen, zum Teil über⸗ lreffen. Gezählte Moſtgewichte von 80 bis 99 Grad nach Oechsle laſſen darauf ſchließen. Der Verkauf iſt gleich null. Weder der Handel noch die Wirte ſcheinen Einkäufe bekätigen zu wollen. Von einem Preis kann bis jetzt auch noch keine Rede ſein. *Pirmaſens, 11. Okt. Einem hieſigen Kaufmann wurde wäh⸗ rend der Fahrt von Ludwigshafen nach Pirmaſens ſeine geſamte Wäſche und Kleidung, wie die ſeiner Frau vom Wagen ge⸗ ſtohlen. Nunmehr iſt es der Polizei von Wilgartswieſen ge⸗ lungen, den Dieb feſtzuſtellen, da ein von dieſem Diebſtahl her⸗ rührender Reiſekorb ohne Inhalt in einem Querkanal der Land⸗ ſtraße zwiſchen Hauenſtein und Wilgartswieſen aufgefunden wurde Ein Hausbeſitzer erkannte in dieſem den Korb, den ſein Mieter am Tage des Diebſtahls ins Haus getragen hatte. Der Dieb befindet ſich im Rechtsrheiniſchen. Er ſoll ſchon mehrere ähnliche Diebſtähle ausgeführt haben und iſt mit dem identiſch, der vor einiger Zeit einem Pferd aus Rache gegen den Beſitzer die Sehnen durch⸗ ſchnitten hat. Gerichts zeitung Den Schwiegervaler im Streit erſtochen Das Zuſammenwohnen mit den Schwiegereltern hat ſchon in vielen Fällen zu ſchweren Familienkonflikten und ⸗Auseinanderſetzun⸗ gen geführt, die mit gerichtlichen Prozeſſen endeten. Der 40 Jahre alte Bahnarbeiter Emil Zoll aus Dillweißenſtein, wohnhaft in Wil⸗ ferdingen, hat ſeit ſeiner Verheiratung mit ſeiner Frau und ſeinen Kindern bei den Schwiegereltern in Wilferdingen gewohnt. Im Laufe dieſes Jahres kam es wegen eines Rindes zu Konflikten, in deſſen Verlauf der Angeklagte am 17. Juli auf der Ortsſtraße in Wilferdin⸗ gen in der Nähe des Wohnhauſes ſeinen 72ſährigen Schwiegervater Kröner durch einen Stich ſchwer verletzte und ihm einen Stoß verſetzte, ſodaß Kröner zu Boden fiel, einen Schädelbruch davontrug und wenige Stunden darauf verſtar b. Geſtern hatte ſich nunmehr Zoll wegen Totſchlags vor den Geſchworenen des Karlsruher Schwurgerichts zu 975 die Verhandlung waren 13 Zeugen und 2 Sachverſtändige geladen. 5 Aus der Vernehmung des Angeklagten ging zunächſt hervor, daß er am 31. Mai 1883 in Dillweißenſtein geboren und ſeit dem 30. März 1912 verheiratet iſt. Er beſuchte die Volksſchule, kam dann als Goldarbeiter nach Pforzheim, gehörte im Krieg dem aktiven Regiment 40 an, wurde verwundet und ging nach dem Kriege wie⸗ der nach Pforzheim, um dort ſeiner alken Beſchäftigung nachzugehen. Später trat Zoll als Bahnarbeiter bei der Eiſenbahn in Dienſt. Die Auseinanderſetzungen, an die ſich die Tat anſchloß, waren auf ein Rind zurückzuführen, das dem Angeklagten nach ſeinen Angaben vom Schwiegervater geſchenkt worden war. Als nun trotzdem der Schwie⸗ gervater das Rind ohn Wiſſen des Angeklagten am 17. Juli in deſſen Abweſenheit verkaufte, geriet Zoll darüber in große Erregung. Er erfuhr von dem Verkauf durch ſeine Kinder, die ihm das Eſſen nach der Arbeitsſtelle gebracht hatten und entgegen ſeinem ſon⸗ ſtigen Gebrauch eilte er nach Hauſe und ſtieß dort bereits ſchon am Mittag Drohungen gegen den Schwiegervater aus. Er ſoll geſagt haben:„Wo iſt denn der 8 Ich ſchneide ihm den Hals ab. Nachdem er am. Nachmittag wieder bei der Arbeit geweſen war, kam er ſpäter nach Hauſe, zog ſich um und wollte nach Reichenſtein zu ſeinem Bruder gehen, um dort nach ſeinen eigenen Angaben Geld zu holen, damit er ſich einen Rechtsanwalt nehmen könne, der ihm wieder zum Beſitz des Rindes verhelfen ſollte. Er ſoll die Aeußerung getan haben„Heute gibt es noch etwas, und dabei von einem Maſſenmord geſprochen haben. Als ſich Zoll nach der 3195 eben wollte, trat ihm im Hof der Schwiegervater mit einer Miſtgabel ent⸗ Eine Schaufel und eine Senſe, die der Angeklagte zur Ab⸗ wehr ergriffen hatte. wurde ihm von ſeiner Frau aus der Hand ge⸗ nommen. Der Schwiegervater ſcheint nun Zoll nach der Straße zu gefolgt zu ſein und dort drehte ſich der Angeklagte plötzlich um und verſeßte dem 72jährigen Mann einen Stich in die Seite und außer⸗ dem 105 er ihm einen Stoß, ſodaß Kröner rücklings auf den Boden fiel, ſich einen Schädelbruch zuzog, an dem er wenige Stunden danach ſchilderte derd ief, m ſreln Rt diends⸗tsſſſtſißſſſiſtßasſſſiſtßasſſſſs ſtarb. Ueber die Perſönlichkeit ſeines Schwiegervaters befragt, ſchil⸗ gegen. derte der Angeklagte den Kröner als einen ſtreitſüchtigen Menſchen, 3J32JFßCC ͤ 33 ...!.... 8 4 Frau zu töten. Er ſei in den Laden gekommen, um ſich ein Paar Schuhe Ider mit allen ſeinen Rachbarn Händel gehabt habe; ſeit er Kopf⸗ rippe gelitten habe, ſei er ein wunderlicher Mann geweſen. Die ernehmung der Frau Zoll beſtätigte im allgemeinen die An⸗ gaben ihres Mannes. Nach Erſtattung der Sachverſtändigen⸗Gul⸗ achten wurde die Beweisaufnahme geſchloſſen. Ein Gakkenmordprozeß vor dem Schwurgericht Berlin Unter der Anklage des Mordes an ſeiner Ehefrau Hedwig wurde del Packer Adolph Spell dem Schwurgericht Berlin vorgeführt. Es iſt eim trübes Ehebild, das ſich vor dem Gericht entrollt. Der Angeklagte hat im März dieſes Jahres ſeine Ehefrau Hedwig, die von ihm getrennt lebte, mit einer Mauſerpiſtole getötet. Alsdann hat der Angeklagte die Schußwafft gegen ſich ſelbſt gerichtet und ſich mehrere Schüſſe in den Kopf gejagt, Erſt nach langem Siechtum iſt er wieder vollſtändig hergeſtellt worden und hat ſich jetzt wegen Mordes zu verantworten, da die Anklage annimm! daß er die Tat mit Ueberlegung ausgeführt hat. Der Angeklagte, bishel unbeſtraft, beſtreitet, daß er die Abſicht gehabt habe, ſeine Frau zu töten, Es ſei ihm nur darauf angekommen, ihr einen Denkzettel zu geben, Dann habe er ſelbſt aus dem Leben ſcheiden wollen. Das habe er au am Abend vorher in einem Abſchiedsbrief an ſeine Verwandten geſchrieben, Der Angeklagte gab ein trübes Bild ſeiner Ehe. Er habe ſtets für ſein Familie gut geſorgt. Auch während der Kriegszeit habe er ſeine ganz Löhnung und Lebensmittel nach Hauſe geſchickt. Später habe er, da el ſtets Arbeit hatte, die Familie in jeder Weiſe gut unterhalten. Seine Fral habe aber ſchlecht gewirtſchaftet und ſei mit dem Geld nicht auz gekommen. Sie habe ihn ſchließlich ganz vernachläſſigt und ihm nicht mal mehr das Eſſen gekocht. Anfang des Jahres hatte ſie ihm erklärt, daß ſit ihn nicht mehr liebe. Zunächſt habe er ſie aus ſeiner Wohnung gewieſen, ſpäter hätte es ihm aber leid getan, und er habe eine Ausſöhnunz geſuchl Dem Angeklagten wurde hierzu entgegengehalten. daß ſchon im Februar ſein Sohn auf der Polizei Anzeige machte, daß ſein Vater eine Schußwaffe und einen Waffenſchein hahe und Drohungen gegen die Mutter ausge⸗ ſtoßen habe. Wenn ſeine Frau zurückkehre müſſe ſie in eine andere Welf, und er werde ihr folgen. In einem Abſchiedsbrief ſchreibt der Angeklagte: „Ich werde gut zielen, erſt ſie, dann ich. Die Mauſerpiſtole wird nicht verſagen.“ Zur Verhandlung war ein großer Jeugenapparat aufgeboten. Die Verwandten des Angeklagten ſchreiben der Frau das Zerwürfnis zu, während die Verwandten der Frau die Schuld auf Seiten des Mannes finden. Der 17jährige Sohn und die 16jährige Tochter des Angekla gten wurden vernommen, da beide von dem Recht der Zeugnisverweigerung keinen Gebrauch machten und gegen ihren Vater ausſagten. Sie ſchoben ihm die ganze Schuld an den ehelichen Zwiſtigkeiten zu. Der Staatsanwalt ließ die Anklage wegen Mordes fallen, indem er eine Ueberlegung bei der Tat nicht annahm, und trat für die Bejahung der Schuldfrage auf Totſchlag ein, Der Verteidiger war der Meinung, daß der Angeklagte die Tat im Zuſtand der Unzurechnungsfähigkeit verübt habe. Die Geſchworenen lehnten Tot⸗ ſchlag ab und ſprachen den Angeklagten ſchuldig der Körperverletzung mit Todesausgang ſowie des erſchwerten, unbefugten Waffenbeſitzes. Beide Male wurden dem Angeklagten mildernde Umſtände zugebilligt. Das Gericht verurteilte Soell zu 5Jahren Gefängnis unter Anrechnung von 7 Monaten Unterſuchungshaft. Die Geſchworenen haben ſich der Ver⸗ teidigung gegenüber bereit erklärt, ein Gnadengeſuch einzureichen. E Bluttat aus wirtſchaftlicher Notlage. Eine Bluttat, deren Be⸗ weggrund in der wirtſchaftlichen Notlage und in den jetzigen wirtſcheftlichen Verhältniſſen zu ſuchen iſt, war heute Gegenſtand einer Verhandlung vot dem Karlsruher Schwurgericht. Der 22jährige Arbeiter Fried⸗ rich Reither aus Beiertheim, ein leicht reizbarer Pſychopat, hat, wik ſeinerzeit berichtet, am 4. Juli d. J. die 22 Jahre alte Ehefrau des All⸗ händlers Fuchs in dem Laden ihres Ehemannes erſtochen. Bei ſeinel Vernehmung erklärte der Angeklagte, er habe nicht die Abſicht gehabt, die zu kaufen und habe ſich dabei durch die geforderten Preiſe übervorteilt ge⸗ glaubt. Als die Frau ihm auf ſeine Bemerkung, er könne den verlangten Preis nicht bezahlen, zur Antwort gab, dann ſolle er barfuß laufen, ſei er durch dieſe Bemerkung in eine ſolche Wut geraten, daß er zum Meſſet griff unb blindlings auf die Frau einſtach. er Stich traf die Hals“ ſchlagader der Frau und führte ihren Tod herbei. griff Reither die Flucht, konnte jedoch bald verhaftet werden. Das Urteil lautete auf fünf Jahre Gefängnis.. Ein merkwürdiger Freiſpruch. Der Student Bartuſek aus Preßburz lernte im Mai in einem Berliner Kaffeehaus den Kaufmann Bloch kennen und die beiden wurden miteinander ſehr vertraut. Eines Abends, als ſtie ſich im Hotelzimmer Blochs unterhielten, legte Bartuſek ſeinem Freund plötzlich einen Zettel vor mit den Worten:„Geehrter Herr! Geben Sie ſo, fort die Geldtaſche und Wertſachen heraus, ſonſt ſchieße ich Sie nieder! Gleichzeitig hielt er ihm einen Revolver vor die Stirn. Bloch händigte daraufhin dem Studenten ſeine Brieftaſche aus. Dem Räuber erſchien der Inhalt zu klein und er forderte mehr. Der Kaufmann erklärte, er habe bei einem Hotelwirt eine größere Summe deponiert. Bartuſek und det völlig überraſchte Kaufmann gingen nun gemeinſam zu dem Hotelwirt, det jedoch nicht anweſend war. Jetzt erſt ließ der Räuber von ſeinem Opfer ab, verlangte aber, daß er am nächſten Morgen am Kaiſer⸗Wilhelm⸗Denkma ſei und Geld mitbringe. An dem vereinbarten Platz wurde der Student am nächſten Tag verhaftet. Vor dem Schwurgericht in Breslau behauptetk Bartuſek, er habe im ſomnambulen Zuſtand gehandelt. Die Sachverſtändigen ſagten aus, Bartuſek ſei ein ſtark nervöſer Menſch und entartet. Unzurech⸗ nuüngsfähig ſei er jedoch nicht. Trotzdem verneinten die Geſchworenen ſämt⸗ liche Schuldfragen und der Räuber wurde freigeſprochen. Der ſeltene Freiſpruch erregt in Breslau großes Aufſehen. Sportliche Rundſchau pferòerennen Karlshorſt. Aſpen⸗Jagdrennen. 5300. 3400 Mtr. 1. Prinz Pleß Tannkönig(K. v. Weſternhagen), 2. Diamant, 3. Elmado. 12:10.— Haupt: Hürdenrennen. 50000 4. 3000 Mtr. 1. v. Falken⸗ hauſens(Einfinger), 2. Giramete, 3. Roſe. 25.10; 13, 13, 23.10. Ferner: Lebenswonne, Goldſtern, Parioli, Iſelberz, Noprina, Felſenriede (engeh.), Nymphe(gef.), Gnadenfriſt(gef.). Sicher 7½.,& L.— Kadett⸗ Jagdrennen. 6360. 3700 Mtr. 1. Geſt. Starpels Romberg Gerr Freſe), 2. Spero, 3. Duhr⸗Spitze. 19:10, 13, 13:10. Ferner: Winna, Hartenſtein.— Preis von Trepto w. 5300. 2200 Mtr. 1. Fried⸗ heims Leſe(Ludwig), 2. Hannar, 3. Kamare. 46:10; 16, 13, 20:10. Ferner: Hanſeat, Regatta, Falſum. Fundin, Caracas, Brüderſchaft. Gambetta, Bardes, Bruder, Laon.— Preis von Wandsbeck. 12 500 l. 4400 Meter. 1. Goldſchmidts Paulu s(Dyhr), 2. Narr, 3. Rinaldo. 31:10 17, 22710. Ferner: Feierabend, Ritter, Blaubart.— Preis v. Steinec 5300. 38000 Mtr. 1. Stahls Jakor(Senkpeil), 2. Cäſar II, 3. Rös⸗ chen. 50:10; 16, 16, 15:10. Ferner: Murtchen, Cicero 1I, Sham Dich, Lehns⸗ graf, Geheimbund, Toche. Flugſport ks Faſt 200 Kilometer in einer halben Stunde. Eine etwas phantaſtiſch klingende Rekordmeldung kommt aus Amerika. Bei den Flugzeug⸗Wett⸗ bewerben um die Pulitzer⸗Trophäe in St. Louis ſoll der amerikaniſche Marineleutnant Williams die vorgeſchriebene Strecke von 200 Km. in etwas mehr als einer halben Stunde, genau in 30 Min. 36 Sek. bewältin haben, was einem Stundendurchſchnitt von 392 Stunden⸗ kilometern entſpricht. Mit dieſer nicht nur der 200 Km.“ Weltrekord des Lt. Manghan vom 14. Okt. 1922 von 331,465 Km., ſondern auch der Schnelligkeits⸗Weltrekord über 1 Km., den gleichfalls Manghan ſeit dem 29. März 1923 mit 380,751 Km. hält, verbeſſert. Der Pilot be⸗ Kaoſport — Nach der Tat er, nutzte für ſeinen Rekordflug einen Curtiß⸗Apparat mit einem 500 PS.⸗Motor. 2* *Eutopameiſterſchaft im Straßenfahren. Die Vorbereitungen zu dem am 21. Oktober in der Nähe von Turin ſtattfindenden Straßenrennen über 100 Kilometer, das man als Europameiſterſcha bezeichnet, ſind in vollem Gange. Die Organiſation des als Län⸗ dermannſchaftskampf gedachten Rennens hat das Moto⸗ velodrom Turin übernommen. Vertreten ſind: D eutſchlan! durch Aberger und Golle; Italien durch Girardengo und Brunero; Frankreich durch Gebr. Peliſſie; Belgien dur Maſſon und Sellier und die Schweiz durch Notter und Guillod'⸗ Die vorbenannten Fahrer ſtarten zum größten Teil auch in der am 28. Okt. zum Austrag kommenden Rundfahrt durch die Lomhardei.. kg. Deutſche Radballſpieler in der Schweiz. Anläßlich des 30jährige Jubliäums des.⸗V. Zürich war der Siehsleckus 5 iel in Zürich zu Gaſte. Nachdem die Kieler im letzten Spiel nur ein unent⸗ ſchiedenes Reſultat von:7 herausholen konnten, vermochten ſie diesmal in Dreier⸗Radball mit:1(=0) zu ſiegen, unterlagen aber im Zweier⸗Radball mit:3(:). Ein Unentſchieden hätte dem Kräfteverhältnis im letzten Kämpf mehr entſprochen, doch hatten die Kieler Pech. Boxen Kid Lewis den Auſtralier Frankle Burns nach Punkten. Penwill mußte ſich, ebenfalls in London, von Albert 21090 über 15 Runden nach Punkten geſchlagen bekennen.— Im Newyorker Madiſon Square fertigte Pal Meran Charleh White in der 14. Runde durch k. o. ab.— Der bekannte ame⸗ * Boxſport im Ausland. In Lon don ſchlug Exmeiſter Teb Carpentier und Tom Gibbons abgeſchloſſen, der im Janu oder Fehruar nächſten Jahres in Newyork ſtattfindet. rikaniſche Veranſtalter Tex Rickards hat einen Kampf zwiſchen G. * ⸗ ie 2 l⸗ te DDK KR„ FNANK rrr een. AAA — N — Ireitag, den 12. Oktober 1923 ——— —...—..„ Neues aus aller Welt —Die Not der fächſiſchen Pfarrer. In E lſterberg in Sach⸗ alle vier Seelſorger Stelkungen in Fabiken an⸗ beiten ſi 1 weil ſie ſonſt verhungern würden. tätigkeit. in den Fabriken, nachmittags verſehen ſie ihre Seelſorger⸗ einen Bruder ermordet. Am Dienstag mi 1 2 ig mittag feuerte der Aadchrtge Sohn des Poſtſekretärs Mehls in Berlin auf ſeinen Feindſcha Bruder mit dem er ſeit einiger Zeit in erbittertſter —— ee b 1 1 ab 255 ſich dann ſelbſt opfſchuß. Der ältere Bruder te beſinnungslos in das Krankenhaus gebracht werden. 5 — Deviſenbeſchlagnahme an der Grenze.— Verhaftung eines Beriiner Direktors. Auf dem deutſchen Zoll re in worden ch iſt eine aufſehenerregende Verha tung vorgenommen ſehr 5ei Bei der Zollkontrolle wurde ein in der Berliner Geſellſchaft rehm annter Direktor, der Leiter eines großen Verſicherungsunter⸗ feſtgenommen, bei dem man 9000 Dollar und r en 94 iſche Pfunde fand, die offenbar ins Ausland gebracht 158 25 ſollten. Seitens der Behörden iſt der Name des in Frage menden Herrn noch nicht bekannt gegeben worden. 5 Miniſter als Zirkusdirektor? In Budapeſt war kürzlich der 15 2 des Direktors des ſtädtiſchen Zirkus ausgeſchrieben. Unter —5 ewerbern befanden ſich mehrere ſtellungsloſe Miniſter, darun⸗ an auch Dr. Stephan Friedrich, der frühere Miniſterpräſident Dr. Haller, der Unterrichtsminiſter. die Stadtverwaltung des es aber vor, die Stelle nicht in die Hand eines Politikers, ſon⸗ 9 755 desjenigen Fachmannes zu legen, der die höchſte Pacht bot. ffenbar war er der Anſicht, daß Miniſter nicht geeignet ſind, einen irkus zu leiten. 5 Das Ende des ſpaniſchen Gefangenen. Die Polizei hat in Barcelona endlich eine Bande unſchädlich gemacht, die ſeit gahren Beie Europa von dort aus brandſchatzte. Er ſcheint, daß man alle teiligten verhaftet hat, darunter zwei Telegraphenbeamte. Die Schwindler verſchickten im Jahre rund 50 000 Briefe und unter⸗ zu dieſem Zweck ein ganzes Büro mit Sekretären und chreibperſonal. Ihr Trick beſtand darin, daß ſie an wohlhabende e in aller Herren Länder Briefe ſchickten, die ſämtlich von einem fangenen herrühren. Der Gefangene ſpiegelte vor, daß er wegen ziner geringen Geldſtrafe im Gefängnis ſitze und ſich nicht freimachen tann, während ſein wertvoller Beſitz in einem Koffer verborgen in —821 einer ſpaniſchen Eiſenbahnſtation in der Gepäckaufbewahrung Mit Es wurde die Teilung dieſes Beſitzes angeboten, wenn die ittel eingeſchickt würden, um die Geldſtrafe zu bezahlen. Dieſes dahwindelgeſ jäft blühte außerordentlich, da immer wieder Dumme darauf hereinftelen. Die Verhaftung der Bande ſcheint auch ein Er⸗ folg des neuen Regimes zu ſein, das durch den neuen Militär⸗ gouverneur eingeführt worden iſt. Sie ſtützt ſich auf die Anzeige —5 Einwohners von Trieſt, der eine Summe im Werte von 5000 eingeſchickt hatte und dann ſah, daß er darum betrogen — London und die ungariſche Aniform. Ein eigenartiger Kon⸗ Watefal hat ſich in London ereignet. Dort ſpielte Ende der vorigen 5 e in einem der eleganteſten Tanzklubs eine ungariſche Muſik⸗ apelle in voller Uniform. Der Direktor des Klubs hatte gelegentlich eines Feſtes in der ungariſchen Geſandtſchaft die Kapelle ſpielen ren, und die temperamentvolle Muſik hatte ihm ſo gut gefallen, er die Kapelle für einen Tanzabend des Klubs verpflichtete. Die ache nahm dann einen ſehr eigenartigen Verlauf. Die Gäſte waren mit den Tanzweiſen, die die ungariſche Kapelle zum beſten gab, ſehr zufrieden, nicht aber das engliſche Arbeitsminiſterium, das dur ee eine Denunzierung von dem Auftreten der ungariſchen Kapelle denntnis erhalten hatte. Auf Grund der Beſtimmungen, die die Be⸗ äftigung ausländiſcher Arbeiter regeln, ſchritt es ſofort telephoniſch gegen das Auftreten der Kapelle ein und verlangte die ſofortige Siſtie⸗ rung. Der Muſikdirektor des Klubs war in höchſter Verzweiflung und ſetzte ſchließlich durch, daß die Kapelle weiter ſpielen durfte, bis emne engliſche Erfatzmuſik beſchafft war. Das engliſche Arbeits⸗ miniſterium ſtimmte dem zu, aber nur unter der Bedingung, daß den Ungarn kein Pfennig ausgezahlt werden dürfe. Damit mußte man wohl oder übel abfinden. Das Arbeitsminiſterium hat die Ab⸗ ſicht ausgeſprochen, die ungariſche Kapelle des Landes zu verweiſen. 5 ſind aber Beſtrebungen im Gang, um das zu verhindern. Blätter wie die„Dafly Mail“ ſpenden dem ſcharfen Vorgehen gegen die un⸗ gariſche Uniform lebhaften Beifall. Eigenartige Beſtattung eines alten Seebären. Der Cunard⸗ Dampfer„Franconia“, der dieſer Tage von Liverpool nach New⸗ ork abging, führte an Bord die Leiche des Kapitäns Natheſon, Er lange Jahre hindurch im Dienſte der Cunard⸗Linie gefahren war. 5 hatte letztwillig verfügt, daß ſeine ſterblichen Ueberreſte mitten M. Atlantiſchen Ozean verſenkt würden. Zahlreiche Offiziere und battenſchaften, die unter Kapitän Matheſon Dienſt getan hatten, Katen ſich gleichzeitig auf der„Franconia“ eingeſchifft, um ihrem alten apitän die letzte Ehre zu erweiſen. — wo ſterben die Elefanten? Eins der großen Geheimniſſe des — ſccenleben; hat die amerikaniſche Geſellſchaft zur Erfor⸗ rage gemacht: Wo ſterben die Elefanten? Aus dieſem ih behandelt einer der beſten Kenner des indiſchen Elefanten, der engliſche Oberſtleutnant Gordon Caſſerby dieſes Problem in der Zeit⸗ ſchrift der genannten Geſellſchaft. Er erklärt, daß er, obwohl er ſeit 97 7 Jahren das Hunderte von Kilometern weite, von zahlreichen Flefanten bevölkerte Terai⸗Dſchungel⸗Gebiet nach allen Richtungen urchſtreift und die Elefanten genau beobachtet habe, doch niemals einen wilden Elefanten ſah, der eines natürlichen Todes geſtorben 0 Ebenſo haben alle die Eingeborenen, weißen und braunen üäger, Pflanzer und Forſtbeamten des Terai⸗Gebiets, die er be⸗ ragte, niemals einen Elefantenleichnam geſehen, der von einem auf datürliche Weiſe geſtorbenen Tier herrührte. Die größten Autoritäten r Elefantenkunde ſtimmen darin überein, daß die Frage noch nicht ſtwortet iſt, wo dieſe großen Säugetiere ſterben. So berichtet 81 derſon in ſeinem Werk„13 Jahre unter den wilden Tieren In⸗ jens“, daß er niemals die Ueberreſte eines koten Elefanten gefunden abe, noch je von jemand gehört habe, dem dies gelungen, und er fügt hinzu: obwohl ich ganz ſicher weiß, daß die Elefanten ſterben, Sernes ich keine befriedigende Erklärung darüber abzugeben, wo die eichen hinkommen. Ein anderer intimer Kenner des Elefanten, cung der Säugetiere zum Gegenſtand einer Preis⸗ n Sir Emerſon Tennent, berichtete aus Ceylon, daß die Bewohner und Durchwanderer der Wälber in der Verſicherung übereinſtimmen, aß ſie niemals die Ueberreſte eines Elefanten gefunden haben, der emes natürlichen Todes geſtorben war. Das gleiche undurchdringliche eheimnis iſt über den Tod der afrikaniſchen Elefanten gebreitet. dutel iſt der Kadaver eines ausgewachſenen männlichen Elefanten ort viel wertvoller als in Indien, da der afrikaniſche Elefant ſich nicht zähmen und als Haustier verwenden läßt und man daher eifriger nach dem Elfenbein ſucht. In allen Ländern, wo es wilde Elefanten gibt, ſind aus dieſem Geheimnis Sagen entſtanden, die von verborgenen„Friedhöfen“ der Elefanten wiſſen wollen, die ſich 5 Herzen unzugänglicher Wälder oder in unwegſamen Gebirgstölern efinden follen. Man glaubt, daß die Tiere, wenn ſie ihre Todes⸗ ſtunde herangekommen fühlen, ſich nach dieſen Todesſtätten begeben, um hier ihr Ende zu erwarten. Wenn man die großen Elefanten⸗ Fen beobachtet, die manchmal immer tiefer in die Wildnis des 5 rai⸗Dſchungels eindringen, ſo könnte man meinen, ſchreibt Caſſerby, 5 die ſterbenden Tiere von ihren Gefährten in einem großen rauergeleit nach dieſen Friedhöfen gebracht werden. eee — Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Oktober Rhein⸗Pegel 6 8 9 ſſö ſit-5 10 1 15 Schuſterinſel“ſſ.30 f. 20 Jl 27.80J8s— Mannbeim.48.802.67½2.687.85.2 l 0f237 2864½7 2BPeilbreu Maton:. 4842 44.48 Baudbeim 2 288275 276337 Aüln Mannheimer Wetterbericht v. 12. Okt. morgens 7 Ahr Barometer 750,6 mm. Thermometer:.3 C. NMiedrigſte Temperatur nachts: 8,3˙C. Höchſte Temperatur geſtern 16,8 C Niederſchlag 36.0 Liter auf den am. Windſtill, Regen. Vormittags ar⸗ ch über die Valutaspekulationsverordnung statt, der Vertreter mit mehrfachem Stimmrecht ausgestattet. der Mark Wesentlich verändert. Die neuen ab 3. Oktober gültigen Konditionen des Ver- bandes Deutscher Teppich- und Möbelstoff⸗ Fabrikanten, nach denen ausschließlich Verkäufe in Edelwährung zu erfolgen haben, sehen laut Konfektionär neben der effektiven Zahlung in Edelwährung auch eine Bezahlung in Dollarschatzanweisungen und Goldanleihe vor. Zahlung in Papiermark durch Bank- schecks ist ausgeschlossen. Barzahlungen, Banküberwei⸗ sungen, Reichsbank und Postschecks sind jedoch zugelassen. Die Gutschrift erfolgt bei Barzahlung zum amtlichen Ber- Iiner Börsenbriefkurs des dem fol- genden Börsentages. Bei Banküberweisung und Zahlung durch Reichsbank oder Postscheck jedoch zum nächstfolgen- den Börsenkurs nach dem Tage, an welchem dem Verkäufer die Gutschriftsanzeige zugeht. Das Repartierungs- risiko wird zur Hälfte zwischen Käufer und Verkäufer geteilt, sofern diese nicht andere Abmachungen treffen. Das Zahlungsziel beträgt 20 Tage nach Schluß des Liefer- monats mit 5 Prozent Ke saskonto. Ablieferung von Exportdevisen und Transithandel Wie uns die Handelskammer Mannheim mitteilt, hat der Devisenkommissar in einer Besprechung beim Hamburger Senat kürzlich die grundsätzliche Erklärung abgegeben, daß der Transitverkehr in keiner Weise von der Ver- ordnung betroffen werden soll. Der Hamburger Freihafen und der Freihafenverkehr soll genau so behandelt werden, wie er im Umsatzsteuergesetz für die Freiheit von der Umsatzsteuer festgelegt ist. Bei allen Artikeln, die lediglich über den Hamburger Freihafen gehandelt wer⸗ den, käme darnach die Ablieferung von 30 Prozent Export- devisen nicht in Frage. Die Handelskammer Mannheim, die grundsätzlich der Ansicht ist, daß entsprechend der Gleichstellung des Ham- burger Freihafens und der umsatzsteuerfrei erklärten Binnenläger nach dem Umsatzsteuergesetz, auch nach der Devisenabgabe- Verordnung eine Gleichstellung bestehen müsse, hat sich um eine authentische Erklärung an den Reichskommissar für Devisenerfassung gewandt. * Die Handelskammer Mannheim teilt uns weiter mit: Zahlreiche Anfragen veranlassen uns darauf hinzuweisen, daß die Devisenablieferung in Höhe von 30 Prozent des Ausfuhrgegenwerts nach der Verordnung vom 17. September 1923 vom Exporteur dann nicht zu entrichten ist, wenn er die Ausfuhrware dem inländischen Lieferanten (Ausfuhrvorgeschäft) in ausländischen Devisen bezahlt. Die Aßblieferungspflicht trifft in diesem Falle nicht den Exporteur, sondern den inländischen Lieferanten. * Erlangung der Genehmigung zum Erwerb von aus- ländischer Devisen. Bei der Handelskammer Frank- furt a. M. Hanau fand am 4. Oktober eine Aussprache der Handelskammern Frankfurt a..-Hanau, Wetzlar und Dillenburg, sowie des Landesfinanzamts Kassel und der Finanzamter Frankfurt a.., Bad Homburg, Hanau, Geln- hausen beiwohnten. Hierbei kam zur Sprache, daß die Finanzämter, die für die Erteilung der Genehmigung zum Ankauf ausländischer Zahlungsmittel zuständig sind, die bei ihnen zur Vorlage kommenden Anträge sofort in Bearbei- tung nehmen. enn die Antragsteller die erforderlichen Unterlagen, wie Rechnungen, Geschäftsabschlüsse u. Ichrift⸗ wechsel vorlegen und in den frühen Vormittagssfunden bei den Finanzämfern vorsprechen, so können sie damit rechnen, daß der Antrag noch am selben Vormittag verabschiedet wird. Die Genehmigung zum Ankauf von Devisen wird von den Finanzämtern auf dem an eine Devisenbank zu richten- den, in dreifacher Ausfertigung auszustellenden Devisen- kaufauftrag des Antragstellers erteilt. Die Ausstellung von Devisenhandelsbescheinigungen durch die Handelskammern darf nur erfolgen, wenn in dem Gewerbebetrieb der be- treffenden Firma regelmäßig Geschäfte vorkommen, die in ausländischen Zahlungsmitteln erfüllt werden dürfen und zu derer Erfüllung ein Ankauf von Devisen gestattet ist. An- träge auf Ausstellung von Devisenhandelsbescheinigungen können von den Handelskammern nur bearbeitet werden, wenn Unterlagen vorgelegt werden und hierdurch der Nach- weis der Regelmäßigkeit solcher Geschäfte geführt wird. Genehmigte Festwert- Anleihen für Mannheim und Heidelberg. Der Stadt Mannheim wurde nunmehr die Genehmigung erteilt, wertbeständige Schuldverschreibungen auf den Inhaber bis zum Gegenwert von 50 000 Tonnen Steinkohle sowie die zugehörigen Zinsscheine auf den Inhaber auszugeben. Ebenso wurde der Stadt Heidel- ber die Genehmigung erteilt, wertbeständige Schuld- verschreibungen auf den Inhaber bis zum Gegenwert von 50000 Festmetern Nadelnutzholz IV. Klasse sowie die zu- gehörigen Zinsscheine auf den Inhaber auszugeben. *Industrieller Kapitalbedarf. Im September dieses Jahres wurden insgesamt 61 151 Millionen Aktien gegen 3695 Millionen im entsprechenden Monat des Vorjahres beansprucht. Nach den Aufzeichnungen des Bankhauses Schwarz, Goldschmidt u. Co. wurden 60 010 Millionen Stammaktien, sowie insgesamt 1111 Millionen Vorzugs- Aktien beantragt. Von den Vorzugsaktien Waren 645 Millionen mit einfachem Stimmrecht und 466 Millionen 4 Damit stiegen die Ansprüche seit Jahresbeginn dürch Ausgabe von Stamm- aktien auf 234 386 Millionen 4, durch Vorzugsaktien mit einfachem Stimmrecht auf 2919 Millionen /, mit Mehrstimm- recht auf 3548 Millionen/ Insgesamt betrugen die An- sprüche von Januar bis mit September 1923 240 853(i. V. 19 170) Millionen 4. *Kommunalobligationen süddeutscher Hypothekenbanken. Die Pfälzische Hypothekenbank in Ludwigs- hafen erhielt die Genehmigung zur Ausgabe von 1148,55 Millionen 10 proz. Kommunalschuldverschreibungen. Der Bayerischen Bodenkreditanstalt in Würzburg wurde die Ausgabe von 5 statt 2 Milliarden 4 Kommunalschuldverschreibungen genehmigt. * Linoleumfabrik Maximiliansau. Die 25 Millionen 4 Stammaktien des Unternehmens, die bereits an der Zerliner Börse amtlich notiert werden, sollen nun auch an der Frankfurter Börse eingeführt Werden. Die Zulassung wird von der Dresdner Bank sowie den Firmen M. Hohenemser und L. u. E. Wertheimber in Frankfurt a. M. beantragt. Bad Mergentheim.-G. Die schreibt: Seit der-V. vom 4 August 1923 haben sich die allgemeinen Wirtschaftlichen Verhältnisse durch den beispiellosen Sturz Die kinanziellen Bedürf- nisse zu einer großzügigen Weiterentwicklung des Bades Mergentheim haben sich in einem Maßstab gesteigert, der es zui einer Notwendigkeit macht, das finanzielle Ergebnis der Neuemission im Interesse der Gesellschaft und damit nicht zuletzt auch im richtig verstandenen Interesse der Aktionäre, der Gesellschaft selbst zu sichern und zuu- führen, um die Gesellschaft, soweit als es nur möglich ist, von dem teuren Bankkredit unabhängig zu machen. Es Wird Sache der auf 15. Oktober 1928 einberfenen.-V. sein, dieser Sachlage Rechnung zu tragen und die Begebungs- Goldanleihe 218 Zahlungsmiittel trie Die Zeiehnungen auf die Hamburgische Eine-Million-Pfund-Sterling: Anleihe fanden im Ausland so lebhaftes Interesse, daß die erste Auflage von 300 000 Pfund kurz nach dem Zeich- nungstage bereits überschritten war. Es wurde deshalb beschlossen, weitere Zeichnungen aufgrund des Pros ektes zum Kurse von 94 Prozent bei Deviseneinzahlung und zum Kurse von 98 Prozent bei Zahlung in Reichsmark bei den Zeichnungsstellen entgegenzunehmen, Devisenmarkt Mannheimer Devisenfreiverkehr Nachdem der Devisenmarkt gestern heftigen Schwankun⸗ gen unterworfen gewesen war und die Dollardevise nach einem Höchststand von vorübergehend 8 Milliarden infolge einer 75 proz. Zuteilung durch die Reichsbank bis, gleich- falls vorübergehend, auf 3% Milliarden abgeschwächt hatte, trat später Wieder Nachfrage hervor. Die Abschwächung dürfte sich daraus erklären, daß manche Geschäftskreise wieder mit niedriger Repartierung gerechnet hatten, bei der erhöhten Zuteilung aber Abgaben vornahmen. Als diese aufhörten, setzte wieder neue Bedarfsnachfrage ein, wo- durch der Dollar schon am Spätabend bis auf%½ Milliarden wieder anstieg. Im heutigen Frühverkehr War die Tendenz wieder fesf. Der Dollar wurde wieder mit 5 Milliarden genannt. Dementsprechend berechnen sich die übrigen Fremdwechsel wie folgt: London 224 Milliar. den, Holland 1975, SchwWeiz 855, Paris 305, Brüssel 260, Italien 230 und Prag. 150 Millionen. Bankenüberlastung und Devisenverkehr mit dem Ausland Wie die Handelskammer Mannheim erfährt, hat der Reichskommissar für Devisenerfassung in einer Besprechung in Hamburg sich bereit erklärt, mit Rücksicht auf die starke Ueberlastung der Banken und die dadurch eintretende Ver- 265gerung der Ueberweisungen einzelnen Firmen den direkten Verkehr mit dem Ausland auf besonderen Antrag zu erleichtern. Entsprechende Anträge müssen durch die einzelnen Firmen an den Reichskommissar für Devisenerfassung gerichtet werden. Zweckmäßigerweise werden solche Anträge im Interesse der Beschleunigung durch die Handelskammer geleitet. Ein Jahr litauische Währung Im September 1922 wurde in Litauen eine neue Währung— der Litas(1 Litas= 0,10 U. S. A. Dollars)— eingeführt. Seinerzeit kursierte in Litauen noch das Oberost- geld. In den ersten Tagen fand die neue Währung seitens der„schwarzen Börse' sehr unfreundliche Aufnahme, und nur die einmütige Erklärung der gesamten litauischen Banken, daß sie Litas nach der jeweiligen amtlichen Notie- rung annehmen würden, vermochte ihn zu behaupten. Von den Randstaaten, einschließlich Polen, ist Litauen das einzige Land, das seine— auf richtig organisierte Emission gestützte— feste Valuta hat. Die erste Ausgabe der vor- laufigen Banknoten betrug allerdings nur acht Millionen Litas. Im November 1 erschienen indes bereits die ordentlichen Noten der Emissionsbank in Höhe von ins- gesamt etwa 24 Millionen. Jetzt hat die Emission schon 53 Millionen überstiegen, für die Deckung in Gold und fester ausländischer Valuta im Werte von 54 Millionen vorhanden ist. Näheres geht aus dem folgenden Ausweis der Litauischen Bank vom 15. September hervor(alle Zahlen in tausend Litas): 4 Aktiva: 1. Goldfonds 16 387,9 Lit., 2. Silberfonds 246,2 Lst., 3. Ausländische Hochvaluta 37 427,9 Lt., 4. Jonstige ausländische Währung 17,6 Lt., 5. Diskonto und Anleihen 13 740,5 Lt., 6. Sonstige Aktiva 7 685,5 Lt. In Summa 75 505,8 Lt. Passiva: 1. Aktienkapital 12 000 Lt., 2. Banknoten- umlauf 53 639,9 Lt., 3. Depositen und Einlagen 6 208,3 Li. 4. Sonstige Passiva 3 657,6 Lt. In Summa 75 505,8 Li. New Tork, 11. Oktbr.(WS) Devisen, 10 11. 10. 11. 10. 11. Frankrelob 68.0½.04 Sohwelr 17.99 17.99 Spanlen 13.57 13.60 Belglen.13.16 England.55.55 titallen.55.56 New Vork, 11. Oktbr. Kurs der Reichsmark bei Börsenschluß 0, 000 000 02 Cents Geld. Dies entspricht einem Kurs von 5 000 000 000„ für den Dollar(2,500 000 000 bzw. 2 000 000 000). Waren und Märkie Mannheimer Produktenbörse m. Mannheim, 11. Oktbr.(Eig. Ber.) Die außerordent- lich großen sprunghaften Steigerungen für fremde Zahlungs- mittel haben auch an der hiesigen Produktenbörse eine große Verwirrung hervorgerufen. Das Geschäft ist fast ganz ins Stocken geraten, da die Händler nicht mehr wissen, Welche Preise sie verlangen sollen, um sich bei der ſort- schreitenden Geldentwertung gegen Verluste zu schützen. Um 12½ Ulr War es noch unmöglich irgendwelche Preise zu ermitteln. Die Stimmung ist sehr fest. Berliner Metallbörse vom 11. Oktbr. Preise in Miiflonen Rark für 1 Kg. 10. 11. Aluminlum 10. 11. —— in Barren—.——.— Raffinadekupfer 1100-1130 1300.1400 Zinn, ausſfünd. 2800.4000 Blel 440-470 50-620 Huttenzinn 3300-38600 4000-4300 Rohrink(Vb.-Pr.)—.——.— Miokel 20002200 2500.2900 do. 580-610 750.780 Antimon 480-480 580-60⁰ Plattenzink 460.180 580.600 Sſiber für 1 Gr. 790˙.870 950-1000 Aluminlum 2000.2200 2600.2800 Platin p. Gr.—— London, 11. Oktbr.(WS) Metallmarkt.(in Let. f d. engl. v. 1018 kg.) . bestseleot, 68.— 63.50 Slel 25.85 25.65 Kupterkass 60.— 60.23 Niokel 135.— 135.— Zink.— 81.65 do. 3 NMonat 60.75 61.— inn Kassa 203.45 201.75[ Aueoksllder 9,28.25 do. Elektrol 63.50 63.50 do, 3 Monat 199.75 199.28] Regulus 35 38%ù Amerikanischer Funkdienst New Tork, 11. Oktbr.(WS) Funkdtenst.(Nachdruok verboten). 11. Zuf. zus. 370⁰⁰ stand wt 12.50 12.50 Kafte looo 21.— 11.— Eſektrobyt 12.75 12.75 Ored. Bal..25.25 Ddezemb..83.67] inn loko 4175 11.2 Zuoker entr!.68.66 EArz.20.05 Blei.92.92 Terpentin 103.— 104.— Mal 285.90 Zink.27.22 Savannah 95.25 96.50 Zul.80.65(Eisen 23.25 23.25 N. Orl Baum 27.75 28.38 Septtbr..20.58 Wellblech.62.52 Welzen rot 123.75 118.25 Baumw. 1000 28.0 29.— SohmalzwWi 13 40 13.35 Hart loko 128.25 123.50 Septemb.—.——.—Talg.—.— Mals loko 113.50 126.75 Oktober 29 30 28.50 Zaumwsatöt 11.10 11.— Rehl nledr, Pr.25.25 November 27.92 28.02 Dezember.60 10.23 nöohst Pr..75.75 Dezember 27.90 28— Petrol. oases 13.41 15.40 Getrdfr. Engi 286 27/6 januar 27.37 27.46 tanks.50.50 Kontinent 12.— 12.— Chicago, 11. Oktür(WS) Funkdienst.(NMachdruok verboten) 10. 11. Wolzen Dez. 109.75 109.23 foggen Mai 76.18 75.48 Sohwelne „ mal 114.— 113.65 Soßmalz Okt. 12.20 12.50[lsloht nledr..25.40 Hals Dex. 77.— 78.65„ bDeꝛz. 11.40 11.37 höohst..90.— 2 Mal 75.75 75.— Pork—.——.— IsSchw. niedr.50.60 Hater Dez. 43.85 43.50 Rlppen Okt..82.50 höohst..10.15 „ Ra 45.75 45.15 Apsok niedr..18.18Zul. Ohloago 2 30000 Roßggen Der, 72.50 71.65 höohst. Westen 132000 103000 v. 50.E0 Mannheimer 1— 5 8. 51 erdakteur: ri Fiſcher. Verantwortlich für den polttiſchen und volkswirtſchaftlichen Teil: Fiſcher; für das Feuflleton: Dr. Fritz Hammes: für Kommunalpolit'e und Lokales: Richard Schönfelder: für Sport und Neues aus aller Welt: Willv Müller: für Handelsnachrichten, Aus dem Lande, Nachbargebiete Gericht u. ger: Druckeret Dr. Haas. G. M. b. erdinand Heyme— Herausgeber, Drucker und Verle General⸗Anzeiger, Direktion: Kurt Amnie 2b8 für die neuen Aktien entsprechend dieser Richt- linie abzuändern. den übrigen redaktionellen Teil: Franz Kircher: für Anzeigen: Karl Hüsel. . Seile. Ar. 469 Mannheimer Senerai· Anzeiger.(Mmag-· unsgabe.) Jreitag. den 12. Oktober 1 Bekanntmachung Belcanntmachung ſun 5 bereffend bereſſn 19 die Ausgabe neuer Reichsbanknoten über 1 Milliarde Mark die Ausgabe neuer Reichsbanknoten über 5 Milliarden Mark k. Herder ka es. 8 2 5 uktionater. „ mit dem Datum vom 5. September 1923(l. Ausgabe). mit dem Datum vom 10. September 1923(I. Ausgabe.) Biiere en ne Stellen. N In den nächſten Tagen werden neue Reichsbanknoten über 1 Milliarde Mark den nächſten T werden neue Reichsbanknoten über 5 Milliarden Mark 8 zb 1 8 in den Verkehr gegeben werden. Sie ſind auf weißem Papier gedruckt und in*„„ Sie 1 weißem Papier gedruckt und eee 86 160 mm groß. Das rechtsſeitig im Papier eingeformte Waſſerzeichen ſtellt 86 K 165 mm groß. Das rechtsſeitig im Papier eingeformte Waſſerzeichen ſtellt Angerde unte ke Diſtelblätter in ornamentaler Verarbeitung dar. Die Wirkung dieſes Waſſerzeichens Eichenlaub mit Kreuzdoo engmentaler Verarbeitung dar. Die Wirkung dieſes an die Geſchäſtsſt. 413 wird durch die bläulichgrüne Färbung des Papierſtreifens und die darin einge⸗ Waſſerzeichens wird du%e Fürbung des Papierſtreifens und die darin Linderl. Ehepaar ſucht betteten kupferbraunen und orangeroten Faſern erhöht. Der etwa 35 mm breite eingebetteten roten un 8 erhöht. Der etwa 40 mm breite Schau⸗ Kieldiges Madchen 5 Jierzeh und 28— in a rand trägt in der Mit Zierzahl s in ſchwarzer Farbe. Auf dem f alle Hausarb. 92 0 0 5 r Uuẽtergrund ſpielt in den Farben oliogrün, graurot, braun und in vi olivgr. nen 5 z] Lohn u. übl. Vergünſt⸗ ſchiefergrau; er enthält oben in der Mitte die helle, braun überzogene Zierzahl 1 ee e ſchwarz Slanp, 89 illi f rtlaut: und darunter das geſchwungene Wort Milliarde in Farbübergängen von rotgrau, e ſchiefergrau, rotgran. Der Aufdruck in ſchwarzer Farbe lautet: Reichsbanknote Fatee Reichsbanknote 85 2 5 2 2 un Milliard en Mark in hochherrſchaftlich. Haus⸗ Eine Milliarde 7 uf die Reichsbankhauptkaſſe in Berlin gegen Augufte Anlage gesucht. dieſe Banknote dem Einlieferer. Vom 1. Januar 1924 W5 plicklicher Mark ab kann dieſe Banknote aufgerufen. und unter Um⸗ e ee eee, tauſch gegen andere geſetzliche Zahlungsmittel ein⸗ Industriestrage zahlt die Reichsbankhauptkaſſe in Berlin gegen dieſe 2 e eee, 2 Banknote dem Einlieferer. Vom 1. Januar 1924 ab Berlin, den 10. September 1923 uche per Jsfort. 556. kann dieſe Banknote aufgerufen und unter Umtauſch ſpäter tüchtiges 4150 gegen andere geſetzliche Zahlungsmittel eingezogen Reichsbankdirektorium 15 werden. Hovenstein b. Glasenaopp Waftr. Berlin, den 5. September 1923. v. Grimm Kauffmann Schneider Budcries Aiutie oder Madchen N Bernhiard Seiffert Voche PFriedrich joben 1 Neichsbankdirektorium eeee, ze aee Havenstein v. Glasena v. Grimm Kauffn e ee CFTTFVTT Die Wertzeile iſt durch kräftigen Druck beſonders hervorgehoben. Rechts und Sewandies, ctiges 35 Vocte Friadrich Fuchs P. Scineider. links von den Unterſchriften ſtehen die Stempel mit der Umſchrift Reichsbankdirek. Mädden Die Wertangabe iſt durch große Zierſchrift hervorgehoben. In der Mitte torium. Reihenbezeichnung und Nummer ſind oben rechts in grüner Farbe ange⸗ einer darunter befindlichen Zierleiſte ſteht das Wort Mark. Zu beiden Seiten der bracht. In der linken unteren Ecke befindet ſich in violetter Farbe die große Wert⸗ ſe Jczenng0 hn geſoch Unterſchriften beſtben ſich 5 Seenee mit der Umſchrift Wichsbantbieelterbun. zahl 5, die von der linienumrandeten Strafandrohung in Form eines Rechtecks Jwelbendchen berhenter in Italjen. u. Spaulſc, ſelbſt. Korreſp., w. ſ. 3u 58 V K. 1 verändern. Gefl. Angeb⸗ — PE ann mac Ung Selee—8 * bareſnm Kaufmann die Ausgabe neuer Reichsbanknoten über 10 Milliarden Mark gede Je mit dem Datum vom 15. September 1923(J. Ausgabe). E. Neſerengen. Kaultes 55 Rechts und links unten iſt hochſtehend die fünfzeilige Strafandrohung angebracht. eingeſchloſſen e Jae ee 8 Reihenbezeichnung und Nummer ſtehen oben rechts in roter Farbe. Die Rückſeite der Note iſt unbedruckt. 28 Auguſta-Anlage 22. 15 Die Rückſeite der Note iſt unbedruckt. Jerli 6. Oktober 1923. Berlin, den 8. Oktober 1923. L16279 125 5 eeeee Reichsbankedirelctorium Reichsbankdirektorium 2. S n ort u. vo Havenſtein v. Glaſeuapy Havenſtein. v. Glaſenappy. mächlig. gedleg, Kennig. Nallonal-Ineater fannneim. Freitag, den 12. Oktober 1923 75 Miete D, Reihe vier, 2. Vorstellung, 45 .-.-B. Nr. 3761—3990 5 .-.-B. Nr. 4801— 4900 und 3901—5950 Alless andro Straclella Romantische Oper in 3 Akten von W. Friedrich. Musik von P. von Flotow. Inszen.: Eug. Gebrath. Musik. Leitung: Paul Breisaach. 55 Aniang 7 Uhr. Engde 9½ Uhr Todes-Anzeige. Freunden und Bekannten hiermit de schmerzliche Mitteilung, daß am Donners- ſag mittag ½5 Uhr mein innigstgeliebter Mann, unser guter treusorgender Vater, Sohn, Biuder, Schwager und Onkel NHeinrich Greiner Strassenbahn-Schafiner rr — kann geſtellt werden. Geſt 8 1˖1 4 Kage Velt im Alter von 41 Jahten an den Folgen— 5 D. 4 VVCCCc In den nächſten Tagen werden neue Reichsbauknoten über 10 Milliarden Mark eaunn. 14— Mannheim(U 6, 27), 10. Oktober 1928. in den Verkehr gegeben werden. Sie ſind auf weißem Papier gedruckt und 75 Neues Ihealer im Nosengarten. Iim Namen der traurigen Hinterbliebenen: 86*70 mm groß. Das rechtsſeitig im Papier eingeformte Waſſerzeichen ſtellt Kleineres Freitag, den 13. Oktober 1923 Hedwig Greiner Wwe. Diſtelblätter in ornamentaler Verarbeitung dar. Die Wirkung dieſes Waſſerzeichens .-.-B. No. 2281—3760 u. 4181—4500 u. 5551—6030 Heini Greiner. n wird durch die gelbliche Färbung des Papierſtreifens und die darin eingebetteten drangeroten und grünen Faſern erhöht. Der etwa 40 mm breite Schaurand iſt Haus mit der querſtehenden Zierzahl 10 in ſchwarzer Farbe überdruckt. Der Untergrund geeignet jür Jagerrplötz, ſpielt in grauroten, grünen und blauen Farben und zeigt ein helles, wabenartiges zu verkaufen.— Muſter. In der Mitte iſt der eingearbeitete Reichsadler mit der hellgrünen Zahl———— .-.-B. No. 3926—4025 u. 5201—5850 u. 6101—6500 und 7501—7900 Die Räuber Schauspiel in 5 Akten von Schiter. Inszenieit:: Artur Holz. Bühnenbild von Heinz Grete. Die Beerdigung findet am Samstag. den 13. Oktober 1923, nachmittags 2 UHr von der Leichenhalle aus stati. 4140 PPP 0 faagagt 10 ſichtbar. Die Beſchriſtung in ſchwarzer Farbe lautet. Lalbs Fell ilian, regierender Gra 1 1* von Moor Hans Godeck 0 1 Näh. in —— seine Söhne Achels Kommenden Montag 8 Uhr beginnt im Apollo- Reichsb ankenote 5 Geſcheet.—99115 Solene ae eien i de! Goldsaale bess. ee Tanzrichtung. Verkaute: — 558 1550 ehn Milliarden 1c e —.— Libertiner Lgelee un ann„ Sahrerle naerter Fea Nee 0 2els blgg Ullg. 5,10, Kroſchel. Noller Banditen Jeorg Köhler atr Tacbr. Kinderſportwag⸗⸗ Kosinsky Richard Eggarter Am Samstag, den 13. Oktober 1923, 15 verkaufen.„Siadan⸗, —.— 5 Ado von Achenbach vormittags 10 Uhr, wird in Mannheim Per⸗ dedzude Mhm.-Köfertol, en d, Cnien deset Kenkert CCW Auhlt die Reichsbankhauptkaſſe in Berlin gegen dieſe Starebahnbef 3. S Bantnote dem Einlieferer. Vom 1. Jamtar 1924 ab Schend. Ein Pater Alexander Kökert 84 n Magen Ficgtensdbeiido“ f nt nt, Iun zur Verwendung für Zellſtoff⸗ und Papierfabrikation gegen andere geſebliche Zahlungsmittel eingezogen billig zu verk. Ben Sountag, 14. Okibr., abends 8 Uhr im Nibelungenſaal Wiederbeginn der Sonntagsveranſtaltungen geeignet, meiſtbiekend gegen ſofortige Bezahlung werden.—— 1 eeeeee u. Senminnen verſteigert. Eisenbahn-Güteramt. Berlin, den 15. September 1923 Kaen Saneen 1 Aans Sachs-Tuppe.-Narneinz Högele mit seiner Laufe.- Glog. Orthester ˖˖ Schwalbac 10 055 Eberts Aantliche Feröftentiſchungen ler Kadtgemelnde. R i Sb ank dir ekto r ium Wohnungseinrichtunger Karten zu M. 20 bis 100 Millionen im Roſengarten 5 eeee eich* gete Blage für die—— dle für Mehl auf das Siebenfache erhöht hat und auch Havenstein v. Glasenapp v. Erimm KNauſſmann— Boltsmufikpflege. Borkechtstürten nur an der lald. werden die 9 chſreiſe ier die 4g ae don Schneide Buaderies Bernhiaru Selſert Miet-Gesuche. —— Markenbrot und Markenmehl mit Wirkang vom Voci⸗ Ffiedrich Fucls H. Schneider 5. Oktober 1923 für Mannheim wie fol t: 5 2 Sür den ſen 0 Se 006 0 4 al.. Die Wertzeile iſt uurc weßen en Wer Mdt Inmel * in** 5 „1 Pfund e den Unterſchriſten e Str 1 0 en Keihenbezeichnn und Nummer ſind von 1910 Herin geſucht (850%iger Ausmahlung)„ 31,3„ M. und darunter die zweizeilige afandrohung. ng 5 5 Angeb 5 4 Mannheim, den 11. Oktober 1923. in brauner Farbe oben rechts angebracht. die Geſchalteſtelk. 272 Outer Kuhdünger f pf U J f Konnger Peerpogle ggemttegs] Deie Rückſette der Note iſt unbedruckt. e Und FfumJauene) e eeee wer drtt,, den e Slate 1095. ernſ; ae Zrer de⸗ Die Weriſcheine(Goldmart) der ſlädt. Waſſer⸗, 8 +—4 auß Ane Abzu geben. 6874 Kaſe der Dertaufsſtelen Reichsbankdirektorium an 8050 Zu erfragen Maximilianstr. 3. ognnenftabt: Schreiber C 2. 1 E, 1. K. 12. 10 Havenflein v. Glaſenayn. die Geſchäftet. 418. I I. 6, Konſumverein 8 4, 22, Scheufele, P 5, 15, Ebert, G 3, 14, Sauer, K 4, 24, Harter, N 4, 21, Hertlein, Q 5, 23, Gund Nachf., R 7, 27, Schwet⸗ zingerſtadt: Schreiber, 73. Kon⸗ ſumverein Augartenſtr. 67, Oſtſtadt: Schreiber, Tullaſtr. 10, Lameyſtr. 15, Neckarſtadt: Schreiber Mittelſtr. 91, Riedfeldſtr. 74, Lg. Rötterſtr. 1, Gar⸗ ienfeldſtr. 15, Konſumverein Mittelſtr. 114, Uhland⸗ iſtr. 29, Garniſonſtr. a, G. Zimmermann, Käferta⸗ erſtr. 57, Kadel, Mittelſtr. 3, Jungbuſch: Schreiber, Jungbuſchſtr. 4. Lindenhof: Schreiber, Gontard⸗ platz 9, Konſumverein Meerfeldſtr. 68, Rhönert, Bellenſtr. 62. Waldhof: Schreiber, Alte Frankfur⸗ terſtraße. Feudenheim: Schreiber, Hauptſtraße, Irische 65744˙49 Dabeirangoeten Ersatz für Dampfheizungen in grösster Auswahl Schmiersei 38/40% transparente Friedensware, sowie 200hige weisse schuittfeste 5 Nachlab-Versteiger Ung Heute, Fteitag, 12. Ortober 1928, uc mütags 2 Ude in— 57, 15 U. Ar Schöne Bilder, ant. Rahmen mit Glas, Stich OGasbadeoſen, Literatur. Klaſſiter 27 Vorhänge, Steppdecken, Tiſchdecken, Iſchone Kohrplatten-Koffer, ſonſtige Koffer, verſch. Klein mödbel u. ſ. m. 68ö6 10 5 Konſumverem, Schwanenſtraße. Käfertal: Schrei ber, Ortsrichter Laudsittel, Tel 7309 1 Kübelseife liefern Eas— wäbeen en e gerichtl. beeidigter Schätzer.— 8 75 aoddſtraße 12, Konſumverein Waldhornſtraße 5. 105 Dr. Gcher 4 Dr. 500ʃ1T Rheinau: Schreiber. Däniſcher Tiſch, ee 9 2 41 Dpen eimer Relaisſtr. 82. Sandhofen: Schreiber, e 7255 80 1 B 7, 15(Parkring). Tel. 3108 u. 9855. 15 ane Druck chen e 7 —5 7 755 Mannheim. den 11. Oktober 1923 8 Idruckerei Dr. Haas, G. m. b.., E 6. 2. Direktion der ſtädt. Waſſer⸗, Gas- u. Elettr. Werke. E 2, 13 Oeien u. Herde Tel. 1280, 6343