Dienskag, 23. Olckober Bezugspreiſe: In mannheim u. umgebung in der laufenden Woche Mt. 1 o00 o0 o. die monatlichen Sezieher verpflichten lich dei der Beſtellung des Abonnements die während der Sezugszeit notwendigen preiserhöhungen zu bezahlen. poſt⸗ ſcheckkonto nummer 17890 RKarisruhe.— Hauptgeſchüftsſtelle Mannheim k 6..— Seſchäfts⸗Nebenſtelle Neckarſtadt, wald⸗ dofſtr. 6. Feruſpr. Nr. 7941, 7032, 7083, 7043, 7045. Celegr.⸗Nor. Seneralanzeiger Mannbeim. Erſchelnt wöchentlich zwölfmal. —— Mittag⸗Ausgabe 1 Genom Badiſche N eueſte ſla cri chen Verkaufspreis 100 Millionen Mark 1923— Nr. 487 Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei vorauszahlung oder mit Zuſchlag für Seldentwertung: Allg Anzeigen Grund⸗ zahl 300 Schlüſſelzahl des vereins deutſcher Jeitungsver⸗ leger 12 o00 00. 4,800 000 000. Für Anzeig. an deſtimmt. Tagen Stellen u. Rusgaben wird keine berantwort. übern. 55h. Sewalt, Streiks, Setriebsſtõrung. uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſpr. für aus gefall. od. beſchränkt. Ausgaben od. f. verſp· Nufnahme v. Anzeigen, Ruftr. d. Fernſpr. oh. Gewähr. Serichtsſt. Manndeim Beilagen: Der Sport vom Sonntag— Modezeitung— Aus Seit und Leben mit Mannheimer Frauen-Seitung ded Mannheimer Nuſik-Seitung Die ſeparatiſtiſche Aktion die Auffaſſung der Keichsregierung Berlin, 23. Okt.(Von unſrem Berl. Büro.) Im Reichs⸗ kabinett, das ſich, wie bereits gemeldet, geſtern auch mit dieſer Frage beſchäftigte, ſieht man in den rheiniſchen Putſchverſuchen einſtweilen noch keine unmittelbare Gefahr, da die Mehrheit der Bevölkerung nach wie vor die ſeparatiſtiſchen Be⸗ ſtrebungen ablehnt. Deshalb bleibt die Lgge natürlich doch von un⸗ geheurem Ernſt. In den nächſten Tagen werden ſich Vertreter der Reichsregierung an die Grenze des beſetzten Gebietes begeben, um dort mit Vertretern der rheiniſchen Bevölkerung zu verhandeln. die Lage in Nachen iſt noch ziemlich ungeklärt. Die Regierungsgebäude, das Rathaus und die Reichspoſt, die Reichsbank und das Landratsamt ſind beſetzt. Die Sonderbündlerflaggen wehen auf ihnen. Dagegen iſt das Polizeigebäude noch unbeſetzt. Im Laufe des geſtri Vormittags fanden Beſprechungen beim Reichsdelegierten und Bezirksdelegierten, zwiſchen der Polizei und der Beſatzung und zwiſchen den Sonderbündlern und der Deſhn über die Frage der 159 765 der Polizeigewalt ſtatt. Die Polizei hat, wie es ißt, Abordnungen nach Berlin entſandt. In einem An⸗ chlag am RNathaus wurden die Beamten aufgefordert, die Arbeit um 11 Uhr wieder aufzunehmen. Das Gewerkſchaftsgebäude iſt von hunderten von Arbeitern beſetzt. Die Geſchäfte ſind faſt ſämtlich geſchloſſen. Die Zeitungen erſcheinen noch nicht. Vor⸗ mittags fanden Verhandlungen der Zeitungsverleger ſtatt. Am Nachmittag gaben, einſchließlich der ſozialiſtiſchen Freien Preſſe, die ja urſprünglich beabſichtigte, ihr Erſcheinen durchzuſetzen, die Zeitungen bekannt, daß ſie infolge der Unterbrechung des Nach⸗ richtendienſtes am Erſcheinen verhindert ſeien. Da auch Telephon⸗ geſpräche noch unmöglich ſind, iſt die Bevölkerung über die Lage heute mangelhaft umterrichtet. Wie mitgeteilt wird, iſt bisher ein Opfer des Putſches zu verzeichnen. Der Nachtpförtner des Roſenbades, Willi Köpfer, der am Sonntag morgen ſeinem Hausburſchen die Weiſung gab, den Maueranſchlag der Sonderbündler zu entfernen, gexiet darüber mit einem vorbeikommenden Sonderbündler in einen kurzen Wort⸗ wechſel, wobei der letztere dem Pförtner in den Mund ſchoß. Der Mann fand Aufnahme in dem Krankenhaus. Wie uns weiter über Berlin gemeldet wird, iſt es im übrigen am geſtrigen Tag über verhälknismäßig ruhig geblieben. Die Aachener Polizei iſt immer noch überzeugt, daß es ihr gelingen wird, die Sonderbündler noch hinauszuwerfen. Allerdings wird das Vorhaben der Polizei durch die von den Franzoſen herbeigeführten Zuſtände erheblich erſchwert. Der„Voſſ. Zeitung“ geht ein authentiſcher Bericht über die Vorgänge in Aachen zu. iſt zu entnehmen, daß am Montag vormittag die Vertreter aller deutſchen Behörden mit den Delegierien der franzöſiſchen Beſatzung verhandelt hätten. Die franzöſiſchen Vertreter hätten zugeſichert, daß die Be⸗ ſatzungstruppen ſtrikte Neutralität bewahren werden, daß aber die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung durch die deutſchen Be⸗ hörden verlangt werde. Bei Nichteinhaltung dieſer Verpflichtung würden die deutſchen Behörden zur Rechenſchaft gezogen werden müſſen. Die Sonderbündler hatten inzwiſchen Plakale angebracht, auf denen die Beamten aufgefordert wurden, bis Montag früh ihren Dienſt anzutreten. Dieſer Aufforderung leiſteten die Beamten keine Folge, ſie faßten mit den Vertretern der Ge⸗ werkſchaften und der politiſchen rteien eine Entſchließung, in der ſie einmütig erklärten, daß nur die Reichsregierung und die preußiſche Regierung und deren Anordnungen für ſie maßgebend ſeien. Auch hier iſt der ſtrikte Beweis geliefert, daß dieſe ganze Sonderbündlerei nur im Schatten der Beſatzungsmächte gedeihen kann, die die Sonderbündler ſchürten. Nach einem Bericht des„Echo du Rhin“ hat bei dieſen Verhand⸗ lungen ein früherer deutſcher Marineflieger Steckelmann, der bei Ausbruch der Repolution im Jahre 1918 Polizeipräſident in Frankfurt war, eine hervorragende Rolle geſpielt. Wer ſich der Tä⸗ tigkeit des in Frankfurt ſattſam bekannten Herrn Steckelmann und des ſpäteren Prozeſſes gegen ihn erinnert, wird die Separatiſten nicht um dieſe„Führer“⸗Kapazität beneiden. Puiſchverſuch in Wiesbaden Inzwiſchen iſt die rheiniſche Republik auch in Wiesbaden ausgerufen worden. Auf dem Rathaus weht ſeit geſtern Abend Eine neue deutſche Note an die Repko Wie Berliner Blätter berichten, iſt die Reichsregierung mit der Ausarbeitung einer Note beſchäftigt, die an die Repa⸗ rationskommiſſion gerichtet werden ſoll und in der die grundſätzliche Bereitwilligkeit zur Wiederaufnahme der Wieder⸗ herſtellungslieferungen erklärt wird. Zugleich aber werde die Reichsregierung darauf hinweiſen, daß ſie nicht in der Lage iſt, die Koſten für die Sachlieferungen aufzubringen. Sie werde deshalb den Wiederherſtellungsausſchuß um die Nachprüfung ihrer Zahlungsfähigkeit erſuchen. Abermalige ergebnisloſe verhandlungen Die Induſtriellen bei der Ingenieurkommiſſion J Berlin, 23. Okt.(Von unſerm Berliner Büro.) Die geſtrigen Verhandlungen von Stinnes, Klöckner und Vögler mit der franzöſtſch⸗belgiſchen Ingenieurkommiſſion ſind nach einer Meldung aus Gelſenkirchen ergebnislos verlaufen. Die deutſchen Herren erklärten, daß ſie unter gewiſſen Bedingungen nach Ablauf einer beſtimmten Friſt die koſtenloſe Lieferung der Reparationskohlen wieder aufnehmen könnten, daß es aber unmöglich ſei, gleichzeitig die verfloſſenen und künftigen Kohlenſteuern zu bezahlen. Es wurde ihnen geantwortet, daß dieſer Vorſchlag unter keinen Umſtänden angenommen werden, und daß man ſo zu keinem Abkommen gelangen könnte, ſolange dieſe Vor⸗ bedingungen nicht erfüllt ſeien. Die Induſtriellen führten dann wei⸗ ter aus, daß die Unmöglichkeit beſtünde, unter ſolchen Um⸗ ſtänden die Arbeit wieder aufzunehmen und erklärten, daß auf die Alliierten die Verantwortlichkeit für die Arbeitsſoſig⸗ keit und ihre Folgen zurückfalle. Von der Ingenieurkommiſſion die grün⸗weiß⸗rote Fahne. Das Rathaus iſt mit„rheiniſchen Trup⸗ pen“ beſetzt. Der Putſch ſoll angeblich ohne jedes Blutvergießen ge⸗ lungen ſein. Noch eine Stunde nach Ausrufung der Republik waren die Behörden davon nicht unterrichtet. Der Telephonverkehr mit Wiesbaden iſt nicht geſtört. Ruhe in Mainz Nachdem der in der Nacht zum Montag verſuchte Separatiſten⸗ putſch, wie wir bereits meldeten, abgeſchlagen wurde, iſt in Mainz die Ruhe im Laufe des Tages nirgends mehr geſtört worden. Die franzöſiſche Meldung, daß nach der„Einnahme“ von Groß⸗ Gerau durch ſeparatiſtiſche Banden der ganze beſetzte Teil der heſ⸗ ſiſchen Provinz Starkenburg ſich der Rheiniſchen Republik angeſchloſ⸗ ſen habe, iſt ein Phantaſieprodukt. Bei den Vorgängen in Groß⸗Gerau handelt es ſich um einen rein lokalen Putſchverſuch, bei dem die angeblichen Separatiſten keinerlei Erfolg erzielten. Stadt und Umkreis ſind ſedenfalls vollſtändig in deutſcher Hand. De⸗ Sicherheitsdienſt wird von der deutſchen Polizei verſehen. Die Bonner Stadtkverordneten hielten geſtern abend eine Verſammlung ab, in der der Vorſitzende über die Ereigniſſe der letzten Tage berichtete. Es wurde einſtimmig folgende Entſchließung angenommen: „Die Ereigniſſe, die ſich ſeit Sonntag morgen in einem Teil des beſetzten Gebietes abgeſpielt und dort zur zwangsweiſen Aus⸗ rufung der Rheiniſchen Republik durch Sonderbündler geführt haben, haben auch für die Stadt Bonn die Befürchtung nahegerückt, daß ein ähnlicher Verſuch auch hier gemacht werde. In dieſer ernſten, ſchickſalsſchweren Stunde erneuert die Stadtverordnetenverſammlung und Stadtrerwaltung als berufene Vertreter der Bonner Bevöl⸗ kerung feierlich das Gelöbbnis der Treue zum deutſchen Vaterland und geloben alles zu tun. um mit den noch zur Verfügung ſtehenden Mitteln die verfaſſungsmäßigen Zuſtände aufrecht zu er⸗ halten.“ In Crier haben die Sonderbündler mehrere amtliche Vertreter, politiſche Führer und Stadtverordnete, darunter den Prälaten Dr. Kaas, den ſozialdemokratiſchen Beigeordneten Reſe und die Stadtverord⸗ neten Brandenburg und Rautenſtrauch verhaftet und verſchleppt, wie es heißt, in der Richtung auf Duisburg. Im Verlaufe des Vormittags verlangte eine Schar Sonderbündler von der Stadt die Zuſtimmumg zweier Beigeordneter und die zuſtändige Kontrolle der Verwaltungsorgane, ferner die Einſetzung ihres Füh⸗ rers Maſſen als Polizeidirektor. Die Forderungen wurden abgelehnt. Der Beigeordnete Reſe wurde mit obengenannten Perſönlichkeiten in dem biſchöflichen Auto, das im Kloſter der Barmherzigen Brüder ſtand und von den Separatiſten herausgeholt worden war. abtrans⸗ portiert. Die Sonderbündler, vorwiegend junge Leute, ziehen durch die Straßen der Stadt und beſchlagnahmen unter Drohung mit dem Revolver die Kraftwagen. Abends um 7 Uhr hat eine kleine Separatiſten das Reichsvermögensamt beſetzt und die Beamten daraus vertrieben. Aus dem übrigen Rheinland In Kocblenz verſammelten ſich geſtern vormittag ungefähr 100 Sonderbündler vor dem Polizeipräſidium, von wo ſie vor das Rathaus zogen, wo 15 eine neugierige Menge anſammelte. Die Polizei ſäuberte den 855 Auch wurde franzöſiſche Kavallerie eingeſetzt, um die Menge zu verdrängen. Soweit wir erfahren, ſind drei Verwundete, die aber nicht zu den Sonder⸗ bündlern gehören, feſtzuſtellen. Ein Sonderbündler wurde von der Menge verprügelt, weil er einen Schuß auf einen Deutſchen abgegeben hatte. Vorderhand iſt die Lage ſo, daß ſich das Rathaus in den Händen der deutſchen Behörde befindet und die Polizei den Zugang zum Rathaus abgeſperrt hat. Geſtern morgen wurde auf dem Landratsamt in Erkelenz ſowie auf dem Bürgermeiſteramt die Fahne der ſogenannten Rhei⸗ niſchen Republik durch eine etwa 15 bis 20 Mann ſtarke bewaffnete ſonderbündleriſche Gruppe gehißt. Beide Verwaltungen ſtehen unter ſonderbündleriſcher Bewa. In Neuß iſt alles ruhig, ebenſo in Engelskirchen. In Busbach bei Stolberg ſind die Polizei und das durch Sonderbündler in Verwaltung genommen worden. Wie das„Tageblatt“ von dem jetzt in Barmen amtierenden Düſſeldorfer Regierungspräſidenten Dr. Grützner erfährt, iſt mit einem Gelingen eines ſeparatiſtiſchen Putſches in grö⸗ ßerem Umfange nicht zu rechnen. In Düſſeldorf ſelbſt wurden 2300 Separatiſten außer Gefecht geſeßt. Im Stadtkreis Düſſeldorf ebenſo wie Rheydt herrſcht Ruhe. wurde bemängelt, daß die Erklärung„nicht genügend begründet ſei“, daß die Haltung der Induſtriellen der Grund für den Stillſtand der Arbeit ſei und daß die alliierten Mächte„in keiner Weiſe eine Ver⸗ antwortung für die Lage übernehmen könnten.“ Dafür ſchüren Franzoſen und Belgier den Putſch der Sonder⸗ bündler. Anterzeichnung des Wolff⸗Abkommens Brüſſel. 22. Okt. Man teilt mit. daß zwiſchen der Gruppe Otto Wolff einerſeits und Frantzen im Namen Frankreichs und Hanne⸗ cart im Namen Belgiens andererſeits ein endgültiges Abkommen un⸗ terzeichnet worden iſt, das Gratislieferungen von Reparationskohlen vorſieht. Mit Stinnes werden ebenfalls Unterhandlungen ge⸗ führt. Die Gruppe Harpener, die 20 Gruben vertritt, hat eben⸗ falls um Eröffnung von Verhandlungen er ſucht. Die Franzoſen in Baden Das„Offenburger Tagblatt“ iſt vom Montag bis Mittwoch verboten worden, weil ein Artikel über die Vorgänge in Düſſeldorf mit der Unterſchrift des Kommandanten des Gebietes Offenburg und mit der Aufſchrift des Stabes verſehen war. Der Offenburger Bürgerausſchuß beſchäftigte ſich mit der Frage der Aufbringung von täglich 1500 Franken, die von den Ge⸗ meinden des Brückenkopfes Kehl zur Deckung der Beſatzungskoſten angefordert werden. Bis zum 11. Januar ds. Is. waren die Koſten der fronzöſiſchen Beſatzung vom Peich bezahlt worden, mit der Be⸗ ſetzung des Ruhrgebietes ſind ſie aber eingeſtellt worden. Erfurt, 23. Okt. Der Polizeibericht meldet: Auf Anordnung des Militärbefehlshabers iſt in der Nacht zum 22. Oktober eine An⸗ zahl führender Kommunfſten vorläufig in Schutzhaft ge⸗ nommen worden. —— Kategoriſche Bedingungen der Eiſenbahnregie Das Reich lehnt ab Eine Havasmeldung berichtete in den letzten Tagen, daß Eue der vorletzten Woche zwiſchen der franzöſiſch⸗belgiſchen Regie und Vertretern der deutſchen Eiſenbahnverwaltung Verhandlungen eingeleitet worden ſeien über die Fragen, die ſich auf die Wieder⸗ aufnahme der Arbeit des Eiſenbahnperſonals und auch auf die Wiederaufnahme des Betriebes zwiſchen dem unbeſetzten und be⸗ ſetzten Gebiet bezogen. Im Einverſtändnis mit dem P J der interalliierten Rheinlandkommiſſion, Tirard, ſowie mit General Degoutte ſeien in dieſen beiden Fragen gewiſſe„„atsgoriſche Bedingungen“ geſtellt worden. Wie wir von zuſtändiger Seite hören, haben in der Tat in der vorletzten Woche in Mainz derartige Beſprechungen ſtattge⸗ funden. Der Verkehrsminiſter erachtete es nach Beendi⸗ gung des paſſiven Widerſtandes für ſeine Aufgabe, alsbald mit der Regie Fühlung zu ſuchen, ſowohl im Intereſſe des deutſchen Eiſen⸗ bahnperſonals als auch namentlich im Intereſſe der Wirtſchaft der beſetzten Gebiete. Dieſe Beſprechungen mit der Regie wurden unter der ausdrücklichen Vorausſetzung eingeleitet, da es in der Bereitwilligkeit zu einer perſönlichen Aus⸗ ſprache kein Anerkenntnis der Rechtmäßigkeit der beſtehenden Regie liegen könne. Ferner wurde betont, daß es ſich lediglich um einen modus vivendi handele, durch⸗deſſen Verein⸗ barung von den Eiſenbahnverwaltungen der entſcheidenden Frage der künftigen Geſtaltung der Eiſenbahnen der beſetzten Gebiete nicht vorgegriffen werden dürfe. Der Leiter der Regie erklärte ſich mit dieſem Vorbehalten einverſtanden. Die ſo geleitete Beſprechung bezog ſich zunächſt auf die bekannten Perſonalfragen. Vorbehaltlich der in Ausſicht genommenen Sonderverhandlungen wäre es vielleicht noch angängig geweſen, hier zu einer vorläufigen Verſtändigung zu kommen. Es wurde aber im Verlaufe der Unterredung von der Regie eine Reihe von Bedin⸗ gungen geſtellt, die, wie von den Vertretern der Reichsbahn von Anfang an betont wurde, den Boden der vorläufigen Vereinbarung zur Wiederaufnahme des Betriebes verlaſſen, und die auch der Entſcheidung über das Reparationsproblem vorgreifen. Die deutſche Eiſenbahnverwaltung ſollte ihre Hand bieten zur Einrichtung eines neuen völlig ſelbſtändigen Eiſenbahnnetzes, das ſich auch noch auf die im unbeſetzten Gebiet liegenden Strecken Emmerich—Weſel und Gernsheim— Worms er⸗ ſtrecken ſoll. Ferner ſollten, und das iſt beſonders bezeichnend füe die franzöſiſchen Abſichten, auch die in der britiſchen Beſatzungs⸗ zone gelegene Linien der Regie übergeben werden. Die deutſche Eiſenbahnverwaltung ſollte ferner die Verpflichtung übernehmen, auf ihre Koſten die feſten Anlagen der Regie wieder in⸗ ſtand zu ſetzen, die Vorräte, insbeſondere die Kohlenvorräte auf eine normale Höhe zu bringen und den geſamten Lo⸗ komotiv⸗ und Wagenpark des Netzes, unter den von der Regie einſeitig näher feſtzuſetzenden Bedingungen nach Zahl und Güte wieder herzuſtellen. Auch wurde verlangt, daß der Regie Räume zur Verfügung zu ſtellen ſeien, um ihre General⸗ direktion und ihre zentralen Dienſtſtellen unterzubringen. Die Regie forderte ferner volle Selbſtändigkeit in der Frage der Ta⸗ rifgeſtaltung. Sie beanſprucht das Recht, die Tarife in Fran⸗ kenwährung neu und nach eigenem Ermeſſen aufzuſtellen und ge⸗ meinſam Tarife mit den deutſchen Eiſenbahn⸗ und anderen Nachbar⸗ verwaltungen zu vereinbaren. Sie erklärte endlich, ihr Netz bei den verſchiedenen internationalen Eiſenbahnverbänden, ſowie bei den zentralen Aemtern, wie z. B. dem Berner Eiſenbahnzentralamt, als ſelbſtändige Verwaltung vertreten zu wollen. Die Reichsregierung hat es abgelehnt, ſich dieſen Beding⸗ ungen zu unterwerfen, die den Rahmen eines„modus vivendi weit überſchreiten und deren Annahme den Standpunkt der Regie⸗ rung bei den künftigen Reparationsverhandlungen aufs ſchwerſte be⸗ einträchtigt, denn an dieſen Verhandlungen ſind nicht nur die in der Regie vertretenen Mächte, ſondern auch England und Italien beſonders beteiligt. Die Reichsbahnen ſtellen im Reparationsprobſem einen äußerſt wichtigen Faktor dar. Die deutſche Regierung hat ſich in ihrem Memorandum vom 7. Juni bereit erklärt, die che Reichsbahn als geſchloſſenes Ganzes in den Dienſt der Reparationen zu ſtellen. Die Reichsregierung kann die ſchweren Opfer, zu denen ſie ſich entſchloſſen hat, nur unter der Vorausſetzung erfüllen, daß ihr die Reichsbahnen als wertvollſtes Element der Wirtſchaft unverkürzt zur Verfügung ſtehen. Sie konnte ſich daher ſchon unter dieſen Geſichtspunkten nicht damit einver⸗ ſtanden erklären, daß ihr einer der koſtbarſten Teile der entzogen würde. Die Reichsbahn iſt aber heute noch durchaus bereit, die eingeleiteten Verhandlungen über die das Perfſonal berührenden Fragen und über die Richtlinien zur ſchrittweiſen In⸗ gangſetzung des Eiſenbahnverkehrs feſtzuſetzen und ſtellt hierfür alle erforderlichen Kräfte und Unterlagen zur Verfügung. Auf ein in dieſem Sinne an die Regie gerichteten Schreiben hat dieſe geant⸗ wortet, daß ſie die Beſprechungen als abgeſchloſſen betkachte, da ihre Forderungen nicht vorbehaltlos angenommen ſeien. Sie hat zugleich hervorgehoben, daß ſie unter dieſen Verhältniſien wicht in der Lage ſei, den normalen Geſamtverkehr im be Gebiet einerſeits und mit den Nachbarverwaltungen der Regie em⸗ ſchließlich der deutſchen Eiſenbahnverwaltungen anderſeits wieder aufzunehmen. Weiter müſſe ſie inſolge der Ablehnung der Unterzeichnung des Mainzer Protokolls die Wiedereinſtek⸗ lung einer großen Zahl des ſich zur Wiederaufnahme der Arbeit meldenden Eiſenbahnperſonals hinausſchieben. Die deutſche Oeffentlichkeit wird ſich durch dieſe Erklärungen der Regie in ihrem Urteil nicht beirren laſſen. Von der en Eiſenbahnverwaltung iſt im Intereſſe der Bevölkerung der beſetzlen Gebiete alles geſchehen, was unter den obwaltenden Verhältniſſen geſchehen konnte. Die ſchweren Folgen, die ſich aus der Ab⸗ kehnung weiterer Verhandlungen durch die Regie ergeben, müſſen einzig und allein von der franzöſiſchen Regie verantwortet werden. * Stockungen bei der Regie Nachdem es in einem gewiſſen Zeitpunkt den Anſchein hakte, als ob die Beſatzungsmächte Maßnahmen treffen und unterſtüßen wür⸗ den, um die Verkehrsmittel wieder in Gang zu bringen, lauten die jetzt vorliegenden Maßnahmen faſt ausſchließlich dahin, daß man im Ruhrgebiet praktiſch überhaupt noch nicht weiter ge⸗ kommen ſei. Die bisherigen Einſtellungen deutſcher Eiſenbahner 2. Seite. Nr. 487 Mannheimer General⸗Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) Dienstag, den 23. Oktober 1923 durch die Regie ſind ſo geringfügig, daß damit noch nicht einmal eine Verſtärkung des Betriebes auf den bisher e ee vor⸗ genommen werden kann. Die wiedereingeſtellten Beamten werden hauptſächlich mit Säuberungsarbeiten beſchöftigt. Auch die Aufnahme des Telegraphen⸗ und Fernſprechverkehrs iſt noch nicht erfolgt, trotzdem alle Bedingungen, die von den Beſatzungstruppen geſtellt wurden, erfüllt worden ſind. 5 Um jederzeit Kohlen für die Regiebahnen zu haben, haben die Franzoſen fünf Zechen ineigenen Betrieb e und zwar die Zechen König Ludwi Steinkohlenbergwerk.⸗G.), Neumühl(Hanielgruppe) ſowie Viktor und Ickern(Klöckner⸗Gruppe). Au fdieſen Zechen entlohnen die Fran⸗ zoſen die Arbeiter mit den überall abgenommenen deutſchen Geldern. Einführung von Regiefranken Nach einer Meldung der Agence Belge aus Koblenz hat die Rheinlandkommiſſion die Eiſenbahnregie ermächtigt, auf Franken lautende Verk hrsſcheine für Zahlungen an die Eiſenbahn in den beſetzten Gebieten auszugeben. Dieſe Verkehrsſcheine ſollen der Regie Währungsverluſte infolge der Kursſchwankungen der Mark erſparen und dazu dienen, aus dem Rheinland den belgiſchen und franzöſiſchen Franken zu ziehen, deren wachſender Umlauf zu einer Inflation zu führen drohe. Ddas Keich und Bayern Ruhige Auffaſſung in Berlin und München U Berlin, 23. Okt.(Von unſ. Berl. Büro.), Das Reichs⸗ kabinett hat ſich geſtern in einer ſehr ausgedehnten Sitzung mit den bayeriſchen Dingen wie mit dem rheiniſchen Separatismus be⸗ ſchäftigt. Im Gegenſatz zu den Meldungen in der Berliner Abend⸗ preſſe, die zumeiſt nicht ohne politiſche Nebenabſichten von einer neuen Verſchärfung im bayeriſchen Konflikt zu berichten wußten, hält man in den Kreiſen des Kabinetts, wie uns mitgeteilt wird, daran feſt, daß eine Entſpannung ſtattgefunden hat. Aus München war geſtern gemeldet worden, daß Herr v. Knilling über die An⸗ rufung des Reichsrates ſich ſehr kühl geäußert habe: Die bayeriſche Regierung würde zwar eine Erörterung des Konfliktes nicht hindern, ein etwaiger Beſchluß des Reichsrates indes würde ſie nicht binden. Dieſe Meldung entſpricht, wie man uns verſichert, nicht den Tatſachen. Im übrigen täte man vielleicht gut, die Dis⸗ kuſſion über dieſen Fall zu vertagen, bis der Reichsrat geſprochen hat. Nicht alle, die dabei, je nachdem als Anwälte des Reiches oder Fürſprecher Bayerns mitwirken, ſind reinen Herzens. Der„Vorwärts“ ſtellt ſich den Verſuchen, durch eine Abwandlung der Weimarer Verfaſſung im Sinne einer Erneuerung der alten Reſervatrechte einen Ausweg aus der Kriſe zu finden, von vornherein entgegen. Er ſchreibt: Für eine Verfaſſungsänderung iſt die Sozialdemokratie unter dieſen Umſtänden auf keinen Fall zu haben. Es gibt alſo für ſie im Landtag keine Zweidrittelmehrheit, im Reichstag übrigens auch nicht. Der Reichsrat kann nur dann nützlich ſein, wenn er gegen die bayeriſche Stimme einheitlich für die Reichsregierung und für die Einheit des Reiches ſich zur Verfügung ſtellt. etwas Zeit verloren, aber doch nicht mehr. Die Reichsregierung muß dann eine Reihe moraliſcher, verwaltungstechniſcher und ökonomiſcher Druckmittel mit ſteigender Wirkung zur Anwendung bringen. Sie muß ſich vor allem auch klar auf den Standpunkt ſtellen, daß es von reichswegen keinen bayeriſchen Ausnahmezuſtand gibt, alſo auch keinen bayeriſchen Generalſtaatskommiſſar und erſt recht keinen Befehlshaber der bayeriſchen Armee, ſondern nur einen Meuterer⸗ General mit Namen Loſſow, der von rechtswegen vor das Kriegs⸗ gericht gehört. Auch über den Fall Loſſow aber wird man wohl ſchließlich zu einer Einigung kommen.“ dem„Lokalanzeiger“, der in dieſem Fall ausnahmsweiſe eine unverdächtige Quelle iſt, wird aus Reihen, die der bayeriſchen Regierung nahe ſtehen, gemeldet:„Unſere Auffaſſung wird beſtätigt, daß man in München keineswegs den gegenwärtigen Konflikt zu überſpannen gedenkt! Man folgert allerdings aus dem Artikel 46 der Reichsverfaſſung, daß Bayern für die Ernennung des Kom⸗ mandeurs der bayeriſchen Diviſionen die Zuſtimmung gegeben habe, unter den Umſtänden die Bayern alſo auch auf der Perſon des Gene⸗ rals v. Loſſow beſteht. Man iſt jedoch in München durchaus geneigt, dieſe Frage nicht ausſchließlich nach dem Buchſtaben des Geſetzes zu Hehandeln, ſondern darin eine politiſche Angelegenheit zu erblicken, die mit politiſchen Mitteln geregelt werden müſſe“. Inzwiſchen ſcheint allerdings General v. Loſſow einen durchaus ungehörigen Funkſpruch in die Welt geſandt zu haben. Von der Funkſtelle in Nürnberg iſt, wie der„Vorwärts“ berichtet, folgender Junkſpruch an die Reichswehr 0 in Berlin, Spandau. Stettin, Hannover, Breslau, Dresden und Frankfurt a. O. gerichtet worden: Die höchſte Tat bleibt immer die Läuterung der eigenen Perſön⸗ lichkeit; das Finden und Ausbauen des Heiligtums, das in uns allen iſt; das werktätige Ausſtrahlen dieſes Heiligen in die zu erobernde Welt. Friedrich Lienhardt. 8 5*** 5 Sixtiniſcher Chor Den Eindruck des ganzen Abends faßte jemand mit dem ein⸗ zigen Worte„intereſſant“ zuſammen. Er wollte in die all⸗ een nicht einſtimmen, ſondern ſetzte dem leeren piele mit Worten den feſten Begriff der„ſeeliſchen Erhebung“ entgegen, die er nicht empfunden habel Verſtändigen wir uns über das Wort intereſſant, ſo können wir ſagen der Geſang des römi⸗ ſchen Chores(der„societaà polifonica Romana“) gab uns bemer⸗ kenswerte, beachtenswerte, bedeutſame Anregungen, war aber ſeiner Zielſetzung und ſeinem Streben nach nur auf Eindrucksmalerei ge⸗ richtet; dem Tongewebe fehlte der Geiſt des concilium Triden- tinum, aus dem Paleſtrinas Kirchenmuſik hervorgegangen iſt. Ob man in Rom um 1568 Paleſtrina ſo geſungen hat, wie Raffaele Caſimiri ihn geſtern gab und nahm, lüßt ſich freilich nicht ſo leicht entſcheiden, weil neben der Urſchrift, die weder Zeitmaß noch Klangfarbe bezeichnet, ſchon lange Zeit eine Ueberlieferung mit manchen Freiheiten ihren ſelbſtiſchen Gang einſchlug. Der geſtrige Paleſtrina ſchien mir eher dramatiſch als epiſch, eher Prunkvoll, blendend und weltlich als kirchlich zu ſein. Vielleicht ein Zugeſtändnis an den Konzertſaal, an die Konzertreiſe; eine„ſee⸗ liſche Erhebung“ im Sinne unſerer deutſchen Empfindung war demnach ausgeſchloſſen. So hatte alſo unſer„Jemand“ ſein Recht. Wie erklärt ſich aber die Begeiſterung des faſt übervollen Nibe⸗ lungenſaales? Nun, aus der„Aufmachung“ und aus dem Ein⸗ druck, den die edle Kirchenmuſik der großen italieniſchen Vergangen⸗ heit hervorruft, wenn ſe einmal von einem ausgezei 4855 Chore geſungen wird.. dDie Orgel gibt ein würdiges Vor⸗ ſpiel, während deſſen der Chor einzieht. Die Knaben voran, dann die Männer, alle in Lilagewandungen mit weißen Ueberkleidern. Als alle ihre Plätze eingenommen haben, erſcheint Monſignore Raffaele Caſimiri im roten Prieſterkleide. Er„ſchlägt“ nicht den Takt, er gibt mit zwei ſehr beredſamen Händen nur die nötigen Einſätze, die Dynamik, den Geſamtvortrag. Die Sä timmen jeden Satz an, ohne daß zuvor ein Akkord angegeben—.— 405 nur herumgebrummelt“ wird. Die Reinheit der hellen Klangfarbe, ver⸗ hunden mit dem italieniſchen Klangſinn ſichern die Intonation. Sehr 1— klingen die Bäſſe; richtiger: weiche Baritonſtimmen, die bieg⸗ ſam und klangvoll noch das tiefe G angeben und ein hohes mit rundem Ton aushalten. An die hellen Tenöre— darunter viel würdige Männer von 50—60 Jahren— mußten wir uns gewöhnen. in Recklinghauſen, Dorſtfeld(Eſſener Dann iſt nur. 75 2 „Der Chef der Heeresleitung hat einen Aufruf an das Reichs⸗ heer erlaſſen, der den Schritt der bayriſchen Regierung als gegen die Verfaſſung gerichtet erklärt. Die bayriſche Regierung denkt nicht daran, dem Reich die Treue zu brechenz niemand übertrifft uns Bayern an Reichstreue. Was wir wollen, iſt, daß der bayriſchen Regierung und dem Generalſtaatskommiſſar von der unter marxiſtiſchem Einftuß ſtehenden Berliner Regierung(h nichts aufgezwungen werden ſoll, was Bayern, den Hort deutſcher und nationaler Geſinnung, unſchädlich machen ſoll. Wir halten es für unſre ſelbſtverſtändliche Pflicht, uns in dieſem Konflikt hinter die bayriſche Regierung und den bayriſchen Generalſtagtskommiſſar zu ſtellen, die mit uns das bedrängte Deutſchtum ſchützen wollen. Die Verpflichtung wird durch⸗ geführt.(gez.) v. Loſſo w, Generalleutnant.“ Wenn dieſer Funkſpruch authentiſch iſt, wird man ihn ohne Einſchränkung als ſkandalös, ſkandalös auch unter poln⸗ tiſchem Geſichtswinkel bezeichnen müſſen. Der Reichs⸗ wehrminiſter hat, wie das B. T. berichtet, geſtern abend eine lange Unterredung mit dem Reichspräſidenten gehabt. Im übrigen ſind ſelbſtverſtändlich alle Beziehungen zu den bayriſchen Truppenteilen und der übrigen Reichswehr eingeſtellt worden. Von neuem iſt übrigens feſtzuſtellen, daß doch nicht ganz Bayern von dem Geiſte der Kahr und Loſſow erfüllt iſt, Die Deutſche Volkspartet in Bayern erläßt einen Aufruf, der eine Mahnung enthält, am Reiche feſtzuhalten. Ueber allen Rechts⸗, Macht⸗ und Perſonenfragen ſtehe für die Deutſche Volkspartei der einzige Gedanke, das Reich müſſe bleiben. Der Aufruf wendet ſich an die deutſche Reichsregierung, an den bayriſchen Generalſtaatskommiſſar ſowie an das bayriſche Geſamtminiſterium, nichts unverſuchte zu laſſen, um den drohenden Zuſammen⸗ bruch zu verhüten. Er wendet ſich weiter an die Preſſe im Reich, ihre ganze Kraft einzuſetzen nicht zur Verſchärfung, ſondern zur Begleichung der Gegenſätze. Der D. V. P. ſchließt ſich die demokratiſche Partei in Bayern mit einer Erklärung an, in der es heißt: Die deutſch⸗ demokratiſche Fraktion des bayriſchen Landtags hat in Gemeinſchaft mit den bayriſchen Reichstagsabgeordneten der Partei bei der Staatsregierung Proteſt dagegen erhoben, daß durch das verfaſſungs⸗ widrige Vorgehen in Bayern die deutſche Einheit gefährdet wird, gerade in einem Augenblick, in dem unſer Volk ſich in der größten wirtſchaftlichen Not befindet und die franzöſiſche Gewaltpolitik ihr letztes Ziel am Rhein und Ruhr und damit die Zertrümmerung Deutſchlands zu erreichen ſtrebt.“ Auch die bayriſche Sozialdemokratie ſchließt ſich mit einem Aufruf an.„Die Parteigenoſſen in allen Orten und in allen Betrieben mögen der geſchichtlichen Stunde eingedenk und mit Eifer und Hingebung für das einzige politiſche Ziel in dieſen Tagen wirken. Treue dem Reich, erſt recht in den Stunden ſeiner größten Not.“ Im übrigen, wir wiederholen: man ſoll die Sache nunmehr dem Reichsrat überlaſſen, wo ſie wohl in guter Hut ſein wird. Die Stultgarter Beſprechungen der württembergiſchen, badiſchen und heſſiſchen Regierungen haben nach einer Drahtung der Voſſiſchen Zeitung Ueberein ⸗ ſtimmung ergeben, daß alle anweſenden Vertreter vorbehattlos auf dem Boden der Reichseinheit ſtehen und alle Verſuche, Autorität des Reichs zu untergraben geneigt ſind, verurteilen. Reichswehrminiſterium und preſſe Der Reichswehrminiſter hat an die Wehrkreiskommandos fol⸗ genden Befehl gerichtet:—— „Ich erwarte, daß die Preſſe, Nachrichtenbureaus und Korreſpon⸗ denzen bei der Wellergabe und Beſprechung von Nachrichten über den Streitfall des Reiches mit Bayern alles vermeiden werden, was ungerechtfertigte Beunruhigungen hervorrufen oder ſonſt den Intereſſen des Reiches zuwiderlaufen könnte.“ Gegen Zuwiderhandlungen droht der Reichswehrminiſter Anwendung der Mittel des Ausnahmezuſtandes an. Reine rheiniſche Währung Ausländiſche Blätter verbreiten aus Köln die Nachricht, daß die Rheinländer im Benehmen mit der rheiniſchen Induſtrie die Schaf⸗ fung einer rhein aſcgaf n Währung planten, die von einer durch Induſtrie, Landwirtſchaft und Handel gebildeten Bank garantiert werden ſoll. An Kn Stelle wird erklärt, daß dort lediglich wiederholt fehlgeſchlagene Verſuche der Rheinlandkommiſſion in der e derartiger Vereinbarungen bekannt ſind, und daß keine An⸗ nahme beſteht, daß etwa ein neuer Vorſtoß der Rheinlandkommiſſion einen anderen Ausgang nehmen könnte. die Ebenſo an ein gewiſſes Forte, das der italieniſchen Oper ſeit den „Veriſten“ anzugehören Iele Auch das echte„brio“ gehört in dieſe Sparte. In allem ü aber iſt der Sixtiniſche Chor ein Chor erſten Ranges. Wir hörten einen ganzen Abend lang Paleſtrin a, Vittoria, Laſſo und Firmin Le Bel leinen hiederländiſchen, ſeltenen Meiſter), freuten uns an der Ausführung und gaben den Sängern und ihrem„maẽstro di capella“ 1 lichen Beifall. Es war ein intereſſanter Abend. A. Bl. RAunſt und wißhenſchaſt Internalfionale Organiſation geiſtiger Arbeit. Die beiden Unterkommiſſionen zur Organiſation der geiſtigen Arbeit. auf deren letzter Tagung Deutſchland infolge des Fernbleibens Einſteins nichtvertreten war, legen ſetzt ihren Vericht vor Frau Cur ie beantragte das internationale Ordnen bibliographiſcher Arbeiten. Bergſon empfahl, in jeden wichtigen Mittelpunkt kulturellen Lebens die Organiſation der beſtehenden Bibliotheken in die Hand zu neh⸗ men, und zwar ſo, daß alle Hilfsquellen, die ſie enthalten, aufs Sorgfältigſte geordnet und leicht erreichbar gemacht werden. Man würde nach Bergſon das Ergebnis durch methodiſche Arbeitsteilung unter den beſtehenden Bibliotheken derſelben Stadt, desſelben Be⸗ zirks, ſowie durch Abfaſſung eines allgemeinen Katalogs und die Gründung beſonderer Dokumentierungs⸗ und Auskunftsdienſte er⸗ reichen. den Staaten müßte ein Abkommen vorgeſchlagen werden, nach dem der Beſtand dieſer Bibliotheken oder Bibliotheksgruppen an ausländiſchen Werken durch Austauſch vervollſtändigt wird. Der Plan von Prof. Klomenſiewicz, eine internationale wiſſenſchaftliche Zeitſchrift zu gründen, ſoll auf ſeine Möglichkeiten geprüft werden. „Eime Zuſchrift aus Tarkeſſos. Die ſpaniſchen Zeitungen be⸗ richten von einem überraſchenden Fund, den Profeſſor Schulten bei ſeinen Grabungen nach dem alten Tarteſſos gemacht hat. Es 19 ein die naheliegende Vermutung, daß die Schrift die tarteſiſche ſei. zu⸗ trifft, bleibt abzuwarten: in jedem Falle aber handelt es ſich um ein Denkmal von großer Bedeutung. Noch iſt Tarteſſos ſelbſt nicht ge⸗ funden, aber es ſcheint ſich bereits durch zwei Funde zu offenbaren: durch den großen Bronzefund von Huelba und ietzt durch den Ring. So darf man denn der zweiten Kampagne mit Spannung entgegen⸗ ſehen und hoffen, daß die berühmte Stadt gefunden wird. Unſerm Landsmann ſcheint die hiſpaniſche Fortuna, die ihm Numantia be · ſchert hat, treu zu bleiben. edDie Vorgeſchichte von Niehſſches Bafler Berufung. Profeſſor Stroux aus Jena, der bisher in Baſel habilitiert war, hat in den Pesche Univerſitätsakten intereſſante Einzelheiten über die Vor⸗ die gewollt oder ungewollt die Reichseinheit zertrümmern und die ſchaften waren geſtern zu Beratungen der allgemeinen politiſchen Ring, in den eine Inſchrift in unbekannter Schrift eingrapiert iſt. Obſ Der Einmarſch der Keichswehr in Sachſen Ueber den Truppeneinſatz in Sachſen erfahren wir folgendes: Die zur Herſtellung von verfaſſungsmäßigen Zuſtänden beſtimmten Truppen haben ſich planmäßig ohne jeden Zwiſchenfall am 21. Okt. unter Führung des Generals Felſch im Raume Königsbrück⸗ Biſchofswerda⸗Ddresden, unter Führung des Generals von Ledebur im Raume Leipzig⸗Eilenburg und unter Füh⸗ rung des Oberſten Föhrenbach um Hof verſammelt. Bei den Truppen um Hof handelt es ſich um württembergiſche Verbände. Am 22. Oktober haben die Truppen den Vorma rſch angetreten. Sie werden an dieſem Tage die Gegend von Lohmen und die Gegend nördlich Dresden und Meißen auf der Linie Nauen⸗Hof⸗Wurzen und Oelsnitz⸗Plauen erreichen. Auf die Kavallerie, die in Meißen einrückte, wurde geſchoſſen. Die Truppe erwiderte das Feuer. Es gab mehrere Verletzte. Der Kommuniſtenführer Kupke wurde verhaftet. Heute vormittag wird der Befehlshaber General⸗ leutnant v. Müller die an dieſem Tage durch die Stadt Dresden mar⸗ ſchierenden Truppen am Neuſtädter Rathaus an ſich vorbei mar⸗ ſchieren laſſen. 5 Ueber den Zwiſchenfall in Meißen wird noch folgendes berichtet: Im Lauf des geſtrigen Tages waren verſchiedene Trupps Erwerbsloſer nach Meißen gezogen. als kurz darauf berittene Reichswehr durch die Straßen kam. Als ſich die Reichswehr dem ſogen. Beamtenhauſe der Reichsbahn näherte, fielen aus dem unteren und den oberen Stockwerken mehrere Schüſſe. Es wurde dabei niemand verletzt. Darauf gab der Kommandeur Befehl, zur Attacke gegen die Menſchenmenge. Es fielen dabei auch Schüſſe und es gab mehrere Verletzte. Nachdem die Menge ausein⸗ ander getrieben war, wurde das Haus durchſucht. Man nahm dort neun Perſonen feſt, die noch im Rathaus in Sicherheit gehal⸗ ten werden. Die Reichswehr iſt dann weiter nach Meißen abgezogen. In Chemni. tagte am des Verbots des Gene⸗ rals Müller eine Verſammlung der Betriebsräte und Kontrollaus⸗ ſchüſſe Sachſens, auf der die kommuniſtiſchen Miniſter Böttcher und Höckert ſowie der Arbeitsminiſter Graupe referierten. Miniſter Böttcher griff ſcharf den General Müller, den Reichspräſidenten und den Reichskanzler an. Arbeitsminiſter Graupe forderte den Austritt der Sozialdemokraten aus der großen Koalition. Eine Kommiſſion ſoll ſich mit der Frage eines Generalſtreiks beſchäftigen. Aus der khüringiſchen„Anordnungs zelle“ In einer öffentlichen Kundgebung brachte der neue thüringiſche Juſtizminiſter, der kommuniſtiſche Oberlandesgerichtsrat Dr. Korſch ein Hoch auf die kommuniſtiſche Arbeiterregierung im Reiche und auf die rote Armee Deutſchlands aus. Der Miniſter wandte ſich in ſcharfer Weiſe gegen das Reich und kündigte an, daß hinter dem Wirtſchaftskampf des Proletariats als Endziel der bewaffnete militäriſche Kampf ſtehen müſſe.— Für einen„Juſtiz“⸗Miniſter allerhand! Und da gibt es immer noch bürgerliche Blätter, die die Zuſtände in Sachſen und Thüringen als„verfaſſungsſchützend“ anſehen und verteidigen! Der Militärbefehlshaber in Thüringen hat an den Oberbürger⸗ meiſter Janſon in Eiſenach den dienſtlichen Befehl gerichtet, die ihm von der thüringiſchen Regierung widerrechtlich entzogene Polizei⸗ gewalt zu übernehmen.— Die bayriſche Invaſionsgefahr Das thüringiſche Miniſterium des Innern teilt mit, daß die 1 thüringiſche Grenze nach Bayern einen beſonderen polizei⸗ lichen Schutz erhalten ſoll, ſolange der Konflikt zwiſchen Bayern und dem Reich nicht erledigt iſt. Im Zuſammenhang mit dieſer Ankündigung dürfte die Tatſache ſtehen, daß die geſamte Landes⸗ polizei aus Gera⸗Reuß mit unbekanntem Ziel abtransportiert wurde. die Sewerkſchaſten beraten 55 Berlin, 23. Okt.(Von unſ. Berl. Büro.) Die Gewerk⸗ Lage zuſammengetreten. Nach einem Bericht, den wir im„B..“ finden, verurteilte man dabei die Nachgiebigkeit der Reichsregierung gegenüber Bayern und das ſcharfe Vorgehen gegen Sachſen. Die Beſprechungen ſollen heute fortgeſetzt werden. Angeſichts der er⸗ regten Stimmung der Arbeitnehmerſchaft infolge der allgemeinen Wirtſchaftslage hat man auch die Frage des General⸗ ſtreiks erörtert. Wie der Generalſtreik der Wirtſchaftslage aufhelfen ſoll, bleibt das Geheimnis der Gewerkſchaften. der Rüſtriner Putſch vor Sericht In der n wurde die Vernehmung der beiden Hauptangeklagten Major Buchrucker und Major Her.zer zu Ende geführt. Buchrucker beſtritt jegliche hochverräteriſche Abſicht und behauptete, ſeine Aktion in Küſtrin ſei nur eine Demonſtration gewefen, durch die er die Aufhebung des gegen ihn erlaſſenen Haft⸗ befehls habe erzwingen wollen. Herzer erklärte, daß er nur als Untergebener Buchruckers gehandelt und deſſen Befehlen gefolgt be. Heute vormittag findet die Vernehmung der übrigen Ange⸗ klagten ſtatt. Nachmittags gedenkt man mit dem Verhör der Zeugen zu beginnen. Profeſſor W. Viſcher hatte ſich an berühmte Profeſſoren der klaſſi⸗ ſchen Philologie an deutſchen Univerſitäten mit der Bitte gewandt, ihm geeignete Vorſchläge für die Beſetzung des Baſler Lehrſtuhls zu machen. Der Leipziger Profeſſor Ritſchl empfahl den Studenten im 9. Semeſter, Friedrich Nietzſche, ſeinen Schüler, der bisher einige angeſtaunte gelehrte Aufſätze im„Rheiniſchen Muſeum“ veröffent⸗ licht hatte, als ein Phänomen, wie ihm ein ſolches noch nie vorgekom⸗ men ſei. Die Leipziger Fakultät verlieh dem jungen Studenten ohne Prüfung den Doktorhut. Allein bald fühlte ſich der in Baſel auf⸗ wärmſte bewillkommnete Profeſſor in der erhofften freien Tätigkeit beengt; zudem glaubte er, erkannt zu haben, daß ihn ſeine Begabung mehr auf die Betätigung als ſelbſtſchaffender Philoſoph, als Refor⸗ mator im Betriebe der klaſſiſchen Philologie befähige. In dieſer Stimmung bat er den Rat der Stadt um die Erlaubnis, ſich als Leh⸗ rer der Philoſophie zu habilitieren. Das Geſuch fand kein Entgegen⸗ kommen; von dieſer Zeit an beginnt ſich die Tragik im Leben des nun mehr und mehr vereinſamenden Geiſtes bemerklich zu machen. lichen. Die neueſie deutſche Erfindung. Der bekannte ſpaniſche Schriftſteller Antonio Azpeitua ſchreibt in der argentiniſchen Zei⸗ tung La Capital: Im Jahre 1918 erfanden die. Deutſchen eine Ka⸗ none, deren Geſchoſſe an die 100 Kilometer trugen. Jetzt haben ſie noch etwas weit Schrecklicheres und Wunderbareres erbacht: ein Gewehr oder einen Karabiner(die charakteriſtiſche Form der Waffe iſt einſtweilen noch Geheiinnis), deſſen Geſchoſſe auf Tauſende von Kilometer treffen. Von dieſer letzten deutſchen Erfindung gibt uns eine Meldung in der Action Francaiſe Kenntnis, welche in geſperrtem Druck lautet:„Cine deutſche Kugel tötet Ma⸗ rius Plateau!“ Das Opfer, Marius Platequ, befand ſich in ſei⸗ nem Büro in der Rue de Rome in Paris, und die Kugel, die ihn traf, wurde abgeſeuert, man weiß nicht genau ob in Berlin, in Frankfurt oder gar in Königsberg, über den polniſchen Korridor, jene geniale Erfindung Frankreichs, hinweg. Dieſe Rieſenreklame der Action rancaiſe für die deutſche Waffeninduſtrie wird nur dadurch ver⸗ ſtändlich, daß man im erſten Augenblick des Schreckens über den Tod des Kameraden ſich über dieſe Propaganda für das feindliche Land keine Rechenſchaft ablegte. Wird die Meldung nicht ſofort richtig⸗ geſtellt, ſo werden morgen alle Damen, die ihre Männer umbringen wollen, weil ſie ihnen läſtig ſind, oder ihre Liebhaber die ihnen nicht treu ſind, bei ihren Lieferanten nur einen deutſchen Revolver verlan⸗ gen. Und man muß damit rechnen, daß dieſe weibliche Kundſchaft in Frankreich ſehr zahlreich iſt: ſede„petite ſemme“ hat in ihrem Täſch⸗ chen neben dem Arſenal ihrer Koketterie, dem Rotſtift und der Pu⸗ derquaſte, einen niedlichen kleinen Revolver. Die franzöſiſchen Zei⸗ jeden Tag, daß Madame X. dem Streit mit ihrem en mi de von Riehſches Berufung entdeckt. Der damalige Baſler! ibren ve ſechs Schüſſen ein Ende machte und Mademoiſelle 2, rgeßlichen Anbeter mit fünf Kugeln in den Leib beſtrafte. Es — Profeſſor Stroux wird in Kürze die neuen Entdeckungen veröffent⸗ — — Dienstag, den 23. Oktober 1923 Mannheimer General-Anzeiger(Mittag ⸗Ausgabe) 3. Seike. Nr. 487 Mannheimer hilfswerk Das Heer der Exwerbsloſen wächſt rapid. Die Not ſchwillt in⸗ folgedeſſen zu einer Lawine an, die, wenn ſie ſich löſt, uns Alle in den Abarund reißt. Von der Erkenntnis durchdrungen, daß ſchnell und umfaſſend geholfen werden muß. ſchließen ſich an immer mehr Orten in Deutſchland die Vertreter der beſitzenden und erwerbs⸗ tätigen Kreiſe zu garoßzügigen Hilfsaktionen zuſammen. Das preußiſche Staatsminiſterium gab durch die kürzlich mitgeteilten Beſchlüſſe die Richtlinien für ganz Preußen. Die Reichshauptſtadt iſt aus dem Stadium der Vorarbeiten zur Verwirklichung der geplan⸗ ten Hilfsmaßnahmen geſchritten. In Vergeltung der Opferwilligkeit, die den Oeſterreichern von den Deutſchen zuteil wurde, als wir noch in der Lage waren, Not und Elend außerhalb unſerer Grenzpfähle zu lindern, iſt im Berliner Schloß von der„Oeſterreichiſchen Freundeshilfe“ eine 5 Gemeinſchaftsküche zur Speiſung des nokleidenden Mittel⸗ ſtandes unter Bevorzugung der geiſtigen Arbeiter eröffnet worden. Bei dem Einweihungsakt ſprach u. a. ein Vertreter der deutſch⸗öſterreichiſchen Geſandtſchaft, der die öſterreichiſche Aktion als Gegenleiſtung für die deutſche Hilfe während der öſterreichiſchen Notfahre rechtfertigte. Als Speiſeraum iſt ein Teil der Schloßküche hergerichtet worden in der an langen Tafeln zwiſchen den ſauberen flieſenbekleideten Wänden etwa 200 Mahlzeiten gleichzeitig verabfolgt werden können. Man hofft, täglich bis zu 2000 Perſonen zu verpflegen. Oberbürgermeiſter Biöß dankte herzlich der Schöpferin der Gemeinſchaftsküche, Frau Dr. Eugenie Schwarzwald, einer Wiener Philantropin, die ihrem Werk das Geleitwort gab. Als ſie, ſo führte ſie aus, zu ihrer Miſſion nach Berlin gefahren ſei, habe ſie immerzu denken müſſen an Fiſcharts„Glückhaftes Schiff“. Sie verſpreche, ihr Beſtes zu tun, um ihren Gäſten eine frohe Mittagsſtunde zu bereiten. Wenn auch nicht mit Butter, ſo würde jedenfalls mit Liebe gekocht werden. In einem Bericht wird über das Probeeſſen, das gelegentlich des Ein⸗ weihungsaktes ſerviert wurde, geſagt. wenn die Mahlzeiten an Güte und Menge der Koſtprobe entſprächen, ſo werde die Gemeinſchafts⸗ küche das, was man an Volksküchen und Maſſenſpeiſungen bisher in Berlin erlebt habe, bei weitem überragen. In Hambura wurde am Freitaa ebenfalls eine 2 Nolgemeinſchaft ins Leben gerufen, die in ſozialer Pflichterfüllung ein großzügiges Werk der privaten Liebestätigkeit gegen Hunger und Kälte im kom⸗ menden Winter ſchaffen will. Die neue Organiſation, in der ein Ver⸗ tteter des Hamburgiſchen Landesvereins vom Roten Kreuz den Vor⸗ ſitz führt, will die weiteſten Kreiſe erfaſſen. Alle Fragen nach Kon⸗ feſſion und politiſchem Bekenntnis ſind ausgeſchaltet. Mit beſonderer Sorgfalt will man ſich der ſtill Leidenden annehmen, jener Verſchämten, die bisher von ſtaatlicher und privater Unterſtützung nicht erreicht wurden. Die Alten und Kranken, die Witwen und Rentner, die Angehörigen der freien Berufe ſollen berückſichtigt wer⸗ den. Mit Eifer will man auch denen helfen, die in den Nachkriegs⸗ jahren durch die Zeitverhältniſſe ihre Selbſtändigkeit verloren haben. Das Hauptgewicht wird auf die Verteilung von Lebens⸗ mitteln gelegt. Die nächſten Monate werden, ſo führen die„Ham⸗ burger Nachr.“ in dem Bericht über die Gründung der Notgemein⸗ ſchaft aus, uns das Schwerſte bringen, was je ein abgekämpftes Volk hat wehrlos dulden müſſen. Da iſt es vaterländiſche und menſchliche Ehrenpflicht ſedes Beſitzenden, Opfer zu bringen für die Hungernden, die Kranken, die Frierenden, die als die„zwanzig Millionen Deutſche zuviel“ tot am Wege liegen bleiben, verzweifeln und verhungern, wenn die Notgemeinſchaft aus Mangel an Mitteln nur unvollkommen arbeiten könnte. „Helft uns heljen, gebt ſofort, unſere Vakerſtadt iſt in Nol!“ Dieſer Hilfeſchrei des von der Hamburger Notgemeinſchaft er⸗ laſſenen Aufrufs iſt in Mannheim am Samstag durch die Ver⸗ üffentlichung des Appells des Mannheimer Hilfswerkes ausgeſtoßen worden. In einer informatoriſchen Beſprechung, zu der der wirtſchaftliche Beirat der Stadtverwaltung, Dr. Bartſch, geſtern die Vertreter der Preiſe geladen hatte, wurde Näheres über die Vorgeſchichte dieſes Auſßufes mitgeteilt. Am vergangenen Freitag hat auf Veranlaſſung von Vertretern der Erwerbsloſen und der Arbeiterſchaft unter dem Vorſitz des VBürgermeiſters Rirter eine Ausſprache ſtattgefunden, in der anerkannt wurde, daß die Gemeinde als öffentlicher Körper nicht in der Lage iſt den Er⸗ werbsloſen mit größeren Unterſtützungen unter die Arme zu greifen. Andererſeits iſt man ſich von neuem darüber klar geworden, daß die bisher gezahlten Erwerbsloſenſätze nicht entfernt ausreichen; ſie waren in der Tat am Anfang der verfloſſenen Woche im Verhältnis zu den raſend ſteigenden Preiſen im höchſten Grade unzureichend. nfolgedeſſen trat Ende der Woche eine Erhöhung ein, ſodaß ein Verheirateter mit zwei Kindern etwas über 4 Milliarden bekam. Aber auch dieſer Satz reicht natürlich nicht aus. Die Stadt⸗ gemeinde ſucht Zuſchüſſe in Form von Naturalien zu geben, die nicht etwa ausſchließlich den Arbeitsloſen, ſondern darüber hinaus allen Notleidenden zugute kommen. Es ſind z. B. Kar⸗ toffeln angeſchafft worden. Auch Brotzulagen werden ge⸗ währt. Das zur Herſtellung des verabreichten Brotes notwendige Mehl ſteht der Stadtverwaltung zur Verfügung. Aber das iſt nur der bekannte Tropfen auf den heißen Stein. Da Gemeinde und Reich nicht helfen können, bleibt nichts anderes übrig, als die zu einer umfaſſenden Hilfeleiſtung notwendigen Mittel auf dem Wege der privaten Beiſteuer aufzubringen und zu dieſem Zweck eine ganz große Sammelaktion in den Kreiſen in die Wege zu leiten, die noch über einigermaßen feſte und ſichere Einnahmen oder über entſprechende Vermögen verfügen. Es ind die Kreiſe der Wirt chaft, die in erſter Linie hierfür in tracht kommen. Dabei iſt allerdings in Betracht zu ziehen, daß ſich viele Unternehmen in keiner roſigen Lage befinden. Man weiß, daß das Betriebskapital nach dem Wegfall der Ruhrhilfe noch mehr als bisher ausgehöhlt wird. Die latente Erwerbsloſenunterſtützung iſt, ſeitdem die Unternehmungen die Reichsſubventionen aus der Ruhrhilfe nicht mehr bekommen, zu einer ganz offenbaren Erwerbs⸗ loſenunkerſtützung geworden, weil die Unternehmungen, die die Löhne und Gehälter nicht mehr aufbringen können, ihre Betriebe ganz ſtark abbauen und zu Entlaſſungen ſchreiten müſſen. Infolge⸗ deſſen iſt die Zahl der Erwerbsloſen in kurzer Zeit koloſfal angeſchwollen, in wenigen Tagen von—5000 auf 15 000. Wir wiſſen nicht, ob ſie nicht im Laufe des nächſten Monats auf das Doppelte anſteigen wird, und ob ſie nicht nach dem 1. Januar infolge des Abbaues der Angeſtellten⸗ ſchaft noch viel ſtärker anwächſt. Es wird noch mehr als bisher von der Stadtverwaltung. darauf hingewirkt werden, daß die Un⸗ ternehmungen mit dem Abbau nicht ſo ſchnell vorgehen, als es eigentlich ihre Sicherheit verlangen würde. Eine Ausſprache zwiſchen der Stadtverwaltung und der Handelskammer hat geſtern nach der Richtung ſtattgefunden, ob nicht die Arbeiterſchaft von den Betrieben zum größeren Teil behalten werden kann. Einer Anzahl ganz kleiner und ganz großer Betriebe wird das nicht möglich ſein, weil zu wenig Aufträge vorliegen und keine Ausſicht beſteht, neue zu bekommen. Sehr große Betriebe ſind hinſichtlich ihrer Betriebs⸗ mittel in einer ganz außerordentlich ſchwierigen Lage. Nun ſagt man ſich: wenn die Unternehmen nicht in der Lage ſind, weiter zu arbeiten, dann ſollte doch wenigſtens eine finan⸗ zielle Rücklage geſchaffen werden durch die Kreiſe, die im all⸗ gemeinen in noch günſtigeren Verhältniſſen ſind. Dabei wird nicht nur an die Unternehmer und Leiter von Unternehmungen gedacht, ſondern auch an die Beamten, Angeſtellten und Arbeiter. Eine Be⸗ ſprechung mit den Vertretern der Handels⸗ und Handwerkskammer hat ergeben, daß die Kreiſe der Wirtſchaft ohne weiteres einſehen, daß alle, die noch ein feſtes Einkommen beziehen, Hilfe leiſten müſſen. Auch ein Vertreter der Gewerkſchaften hat verſprochen, daß er in ſeinen Kreiſen zu einer Unterſtützungsaktion aufrufen wird. So iſt es noch am Freitag abend zu der Billigung des vorgelegten Aufrufes gekommen, der am Samstag abend zur Veröffent⸗ lichung gelangte. In dem Aufruf iſt angedeutet, wie man ſich die Unterſtützung denkt. Es ſollen in den nächſten Tagen Zeich⸗ nungsliſten in Umlauf geſetzt werden. Nahrungsmittel, Heiz⸗ material, Kleidungsſtücke werden ebenſo dankbar wie Geldbeträge entgegengenommen. Die ganze Organiſation ähnelt der im Kriege geſchaffenen Zentrale für Kriegsfürſorge, nur mit dem Unterſchiede, doß ſie in noch größerem Stile auszubauen iſt, weil der Erfolg noch größer ſein muß. Mit einer einmaligen Leiſtung iſt es nicht getan. Die Unterſtützungen müſſen ſich vielmehr periodiſch wiederholen, weik damit zu rechnen iſt, daß die Not den daß vom Reich ganz beſtimmte geſetzgeberiſche Maßnahmen vor⸗ bereitet werden müſſen. Aus der Erwerbsloſenfürſorge muß eine Erwerbsloſenbeſchäftigung auf dem Wege rationeller Produktion werden. Aber dazu bedarf es der Stabiliſierung der politiſchen und Verkehrsverhältniſſe, vor allem der Verſorgung der Bevölkerung mit den notwendigſten Lebensmitteln, Kleidungsſtücken, Heizmaterial uſw. Die Not muß jedenfalls vorher in ganz großem Stil behoben werden, ehe die Regierungsmaßnahmen auf dem Gebiete der wirtſchaftlichen Ordnung einſetzen können. Deshalb iſt es notwendig, in der verſchiedenſten Form an das Publikum mit der Bitte heranzutreten, immer und immer wieder zu geben. Dazu bedarf es natürlich einer ſtraffen Organiſation, die ſich auf dem vorhandenen Apparat aufbaut. Es iſt zunächſt am Freitag ein ganz kleiner Arbeitsausſchuß geſchaffen worden, der die nöti⸗ gen Vorbereitungen treffen ſoll. Was die Zuſammenfaſſung in die verwaltungsmäßige Form betrifft. ſo war zuerſt an das Wohlfahrts⸗ amt gedacht worden. Stadtrat Böttger iſt aber ſo maßlos über⸗ laſtet, daß er das Hilfswerk nicht auch noch übernehmen kann. In⸗ folgedeſſen iſt die Leitung der Werbearbeiten Dr. Bartſch übertra⸗ gen worden. Der Organiſationsplan iſt in den Grundzügen fertig. Die Sammelaktion wird in einer Geld⸗ und in einer Wa⸗ renſammlung beſtehen müſſen. Viele Kinder können heute ſchon nicht mehr die Schule beſuchen, weil ſie keine Schuhe mehr anzu⸗ ziehen haben. Es müſſen infolgedeſſen Schühe angeſchafft werden. Das iſt nur ein Beiſpiel für die Art, in der ſich das Liebeswerk zu betätigen hat. Man plant periodiſch wiederkehrende Straßen⸗ und Hausſammlungen, Hilfswerktage und be⸗ ſondere Veranſtaltungen im Roſengarten. Bei jeder Gelegenheit ſoll die Sammelbüchſe herumgereicht werden, vor Allem bei ollen Ver⸗ anſtaltungen, bei denen man vorausſetzen kann, daß das Publikum ſich in einer gebefreudigen Stimmung befindet. Die Ausarbeitung des ganzen Feldzugsplanes, zu dem ſelbſtverſtändlich eine dau⸗ ernde zugkräftige Propagaända gehört, wird Sache des Arbeitsausſchuſſes und eines noch zu ſchaffenden großen Ausſchuſſes ſein, der alle Kreiſe zu umfaſſen hat, die ihre Kräfte für das Liebes⸗ werk zur Verfügung ſtellen. die Mannheimer Notgemein⸗ ſchaft bleibt daneben weiter beſtehen. Es wird aber eine Form zu iſt durchaus nötig, daß alle dieſe Frauen und Fräulein der franzöſi⸗ ſchen Induſtrie nicht verloren gehen, und die Patrioten ſind daher gezwungen, die wunderbare Erfindung einer deutſchen Waffe, die in Königsberg abgefeuert wird und in Paris tötet, abzuſtreiten. Daß Deutſchenfreunde ſo was erzählen, ſchön... aber die Action Fran⸗ baiſe Theater und Muſik DBVom Aachener Theater. Auf dem vorgeſchobenſten Punkte des deutſchen Reiches ſind die Schwierigkeiten, die ſich unter den heutigen Notzuſtänden dem Theaterbetriebe entgegenſtellen, von In⸗ tendant Sioli ſiegreich überwunden worden. Das Stad theater (deſſen prächtiger Bau während der Ferien reſtauriert worden iſt), legte bei der Feſtſtellung ſeines Spielplanes den hauptſächlichen Wert auf ſtilſichere Aufführungen zeitgenöſſiſcher Werke und ſorg⸗ fältige Neuinſzenierungen; ohne dem allgemeinen Geſchmack beſon⸗ dere Zugeſtändniſſe zu machen, fand es dennoch eine vornehme Linie. Seit dem 1. September wurden zwei Werke,„Der Tag des Zorns“ von Alfred Bruſt, und„Schweiger“ von Franz Werfel, zur Aufführung gebracht. Die Inſzenjerung der Werfel⸗ ſchen Tragödie verhalf dem Wiener Dichter zu einem ſtarken Er⸗ folge. Sehr gelungen ſind die bisherigen Neueinſtudierungen des „Fidelio“ und„Lohengrin“. Für die Spieloper, nament⸗ lich Lortzing, verfügt das Theater über einige ſehr talentvolle Kräfte. Im allgemeinen wird die Wahl des Spielplans durch die belgiſche Beſatzungsbehörde nicht beeinträchtigt. Ein kleiner Zwiſchenfall ereignete ſich bloß, als das Schauſpiel Vater und Sohn“ von Goltz auf dem Spielptan erſchien. Gewiſſe Kreiſe proteſtierten im voraus gegen die Aufführung eines Werkes, in der der„Preußenkönig“ Friedrich der Große vorkäme; es wurde von der Aufführung Abſtand genommen. Fl. Dresdner Theaterbrief. Unſer Dresdner Schauſpielreferen ſchreibt: Das Staatstheater überroſchte mit einer Neueinſtu⸗ dierung von Schillers„Turandot“. Georg Kieſau hatte aus dem tragikomiſchen Märchen ein luſtiges exotiſches Ausſtattungsſtück ent⸗ ſtehen laffen. Eine Unſumme hübſcher Einfälle gaben dem trockenen Humor Leben, die Darſtellung nahm die bizarre Linie auf und krönte die Buntheit der Stegreifkomödie. Das Staatstheater, das im Vor⸗ jahr mit dem indiſchen Märchen„Vaſanſaſena“ volle Häuſer jand, hat nun mit dem heiteren exotiſchen Spiel„Turandot“ einen Kaſſenmagneten gefunden. Das„Neue Theater“ hatte Raſender Beifall und leidenſchaftliches Pfeifen und Johlen umbran⸗ deten Karl Sternheims bürgerliches Luſtſpiel„Die Hoſe“. Der Dichter führte ſelbſt die Kegie. Er unterſtrich boshaft⸗witzig und ließ das und Brutale ſcharf auf das Geiſtige und Ideole pral⸗ len. Das Bühnenbum⸗Publikum, in gereizter Tagesſtimmung, ver⸗ trug die aufgeputzte Harmloſigkeit nicht. Das Neuſtädter 13250 erſten Theaterſkandal. Schauſpiel haus brachte unter ſtraffer Regie des Direktors P. Willi Franz Werfels„Schweiger“ heraus. Mit der Darſtellung, die teilweiſe recht matt war, ſteht oder fällt das Stück. Ganz ſtark und überlebensgroß war aber die Rieſenrolle des Problemmenſchen durch Hans Steiner verkörpert. Das Dramga hat alle Schwüchen un⸗ ſeres Dichternachwuchſes Breit im Lyriſchen, ſprunghaft im Pfy⸗ chiſchen, fanatiſch im Geſellſchaftlichen. unmöglich im Okkultiſchen und Tranſzendenten, durchs Stoffliche in Kinonähe gerückt, aber es iſt hinreißend im ſtarken Wollen. Noch nie empfand ich die Kuft zwiſchen Keimſtarkem und 0 Gehaben, zwiſchen ſtarkem Wollen und kraſſer Theaterei ſo tief wie hier. Energiſcher Wider⸗ ſpruch hemmte den matt einſetzenden Beifall. Joh. Reichelt. Thecterrundſchau. Paul Kornfeld hat ſein neueſtes Werk „Palme oder der Gekränkte“ dem Frankfurter Schau⸗ ſpielhaus zur Uraufführung übergeben.— Ludwig Berger hat eine neue dramatiſche Arbeit vollendet: das Luſtſpiel„Der gol⸗ dene Schnitt“.— Siegfried Wagner hat die alleinige Urauf⸗ führung ſeiner neueſten Oper„Der Schmied von Marien⸗ burg“, den ſtädtiſchen Bühnen Roſtock übergeben.— Paul Kornfeld hat ſein neueſtes Luſtſpiel„Allen gefaklen iſt ſchwer“ dem Heſſiſchen Landestheater in Darmſtadt zur Ur⸗ aufführung übergeben. Titeratur Tiere, Menſchen und Götter.(„Beaſts, Men und Gods“) von Dr. Ferdinand Oſſendowſki. Aus dem amerikaniſchen Urtext übertragen von Wolf von Dewall. Verlag: Frankfurter Societäts⸗ Druckerei G. m. b.., Frankfurt a. M.— Die beliebte Waſchzettel⸗ redensart, daß man atemlos und ohne Pauſe dieſes Buch verſchlinge — bier hat ſie ihre Berechtigung. Es iſt ein prachtvolles Buch ſeiner Art. In ſchlichter, aber ſtark packender Darſtellung erzählt der Ver⸗ faſſer einen erlebten Abenteurerroman von bunteſter Mannigfaltig⸗ keit. Der Atem ſtockt bei dieſen oft faſt wunderbaren Begebniſſen. Wir begleiten den kühnen Verfaſſer durch die ſibiriſche Taiga, über Steppen, durch Urwälder, beſtehen mit ihm aufregende Kämpfe mit Rotgardiſten, laſſen uns durch das Wunderland der Mongolei füh⸗ ren und gleiten ſchließlich im Plaudern und Erzählen in die Myſtik der lamaiſtiſchen Welt hinüber. Hier trifft der Verfaſſer mit der tragiſchen Geſtalt Baron Ungern⸗Sternbergs zuſammen, der ſofort im Mittelpunkt der großangelegten dramatiſchen Schilderung ſteht. Was von dieſem in buddhiſtiſcher Myſtik wandelnden„Großen Kriegsgott“ der Mongolei erzählt wird, iſt ſeltſam phantaſtiſch und wichtig zugleich für die Erkenntnis der politiſchen Wirren im nach⸗ revolutionären ruſſiſch⸗chineſiſchen Grenzgebiet. Das eigenartige höchſt ſpannende Buch vermittelt ſpielend eine Unmenge von Kennt⸗ niſſen. Wer es lieſt, begreift, daß„Tiere, Menſchen und Götter“ in Amerika geradezu verſchlungen wurde. Dem Buch wird in Deutſch⸗ ganzen Winter über andauert. Es iſt ſelbſtverſtändlich, inden ſein, die dieſe Organiſation, die ſchon ſo ſegensreich gewirkt 10 5 Hilfswerk e Die Volksküche ſoll als Maſ⸗ enſpeiſung wieder aufleben. 2 5 5 Wir haben die Zuverſicht, daß dem Mannheimer Hilfswerk ein voller Erfolg beſchieden ſein wird, wenn ſeder Einzelne den furcht⸗ baren Ernſt unferer Lage voll erfaßt und infolgedeſſen für die Not⸗ leidenden hergibt, was er hergeben kann. Selbſt Einſchränkungen müſſen in Kauf genommen werden. In alle Köpfe und Herzen muß unauslöſchlich der Satz eingeprägt werden: Spendet ſchnell und reichlich Gaben für das Mannheimer Hilfswerk! Sch. 8*** Noiſiandsſpeiſungen in den Städten Von der Preſſeabteilung der badiſchen Regierung wird uns ge⸗ ſchrieben: 21 Die von Tag zu Tag rapid ſteigende Erwerbsloſenziffer wie das ſtarke Umſichgreifen der Kurzarbeit in der Induftrie des Landes treibt zahlreiche Familien in den Städten zu heller Verzweiflung. Auch ein großer Teil von den auf eigenen Füßen ſtehenden ledigen iſt nicht in der Lage, mit der ihnen zuſtehenden Erwerbs⸗ loſenunterſtützung die Exiſtenz zu friſten. Angeſichts dieſer ſchweren Notlage hat der Miniſter des Innern den Städten nahgelegt, eine Notſtandsſpeiſung nach dem Muſter der während des Krieges durchgeführten ſogen. Kriegsküchenſpeiſung einzurichten. Wenn auch bei dem allgemeinen Finanzelend des Landes und der Gemeinden —— große Zuſchüſſe nicht frei geſtellt werden können, ſo wird es i einigermaßen gutem Willen doch möglich ſein, den Erwerbsloſen insbeſondere, dann aber auch den Sozialrentnern, ein billigeres Eſſen zu verſchaffen, als wenn jeder Einzelne mit unzulänglichen Mitteln ſeine Nahrungsmittel einkaufen muß. Wirtſchaſtliches und Soziales Die Lage des Arbeitsmarktes in Baden Amtlich wird uns gemeldet: Die Verſchlechterung der Arbeitsmarktlage ſchreitet weiter. Arbeitsloſigkeit bezw. Kurzarbeit nehmen immer größeren Umfang an, kaum eine Berufs⸗ gruppe bleibt verſchont. In der Pforzheimer Bijouterie⸗Induſtrie erhöhte ſich die Zahl der Kurzarbeiter um 5359 Perſonen gegenüber einem Stande von 36 65 in der Vorwoche. Auch in den übrigen metallver⸗ arbeitenden Induſtrien ſinkt der Beſchäftigungsgrad weiterhin. Die Bürſtenfabriken im Wieſental arbeiten verkürzt. In der Tabakindu⸗ ſtrie des Bruchſaler und Lahrer Bezirks nehmen Kurzarbeit, Be⸗ triebsſtillegungen ihren Fortgang, weitere Betriebsſtillegungen ſind angekündigt. Die Verſchlechterung der Lage im Baugewerbe nimmt zu. Für Hausangeſtellte macht ſich ein Rückgang offener Stellen be⸗ merkbar, auf der anderen Seite iſt ein gegenüber früher vermehrtes Kräfteangebot für derartige Stellen feſtzuſtellen. Betriebseinſchränkungen(Einführung von Kurz⸗ arbeit) erfolgten bei zirka 100 Betrieben. Es ſind davon insgeſamt zirka 4700 männliche und 1200 weibliche Arbeitskräfte betroffen. Städtiſche Nachrichten Steigerung der Lebenshaltung auf das 914⸗millionenfache der vorkriegszeit Nachdem durch die zunehmende Angleichung der Mietſätze an Geldentwertung, durch die Aufhebung der ſtaatlichen Brotbewirt⸗ ſchaftung, ſchließlich auch durch das Aufhören der Zuckerbewirt⸗ ſchaftung, die beiden letzten, die deutſche Lebenshaltung noch weſent⸗ lich verbilligenden Faktoren in Fortfall gekommen ſind, hat in Deutſchland die Papiermarkteuerung der Nachkriegszeit (die auf Gold reduziert zeitweiſe vielmehr eine tatſächliche Verbilli⸗ gung der allgemeinen Lebenshaltung bedeutete) die Tendenz zur „echten Teuerung“ bekommen, wie ohne weiteres die Auf⸗ wertung der Papiermarkzahlen auf Gold nachweiſt. In v. H. der jeweiligen Dollarmeßziffer(Steigerung des Dollar⸗ mittelkurſes in Berlin gegenüber der Markparität) machte der Lebenshaltungskoſteninder der„Induſtrie⸗ und Handels⸗ Zeitung“ beiſpielsweiſe im Monatsdurchſchnitt des Januar d. J. nur 31 aus, ein Verhältnis, das ſich im Juli d. J. bereits auf 39, im Auguſt auf 48 und im September 1923 auf 62 des Dollar⸗ kursniveaus verſchoben hatte, für Oktober dürfte die Relation zum Dollarkursniveau eine noch weit höhere ſein. Für die Meßziffer der Ernährungskoſten der„J. u..“ ergibt ſich die noch ſtärkere Aufwärtsbewegung von 387; des Dollarkursniveaus im Januar d. J, auf 62 im Juli, auf 6325 im Auguſt, auf 84 im September; der Wochendurchſchnitt vom 13.—19. Oktober er⸗ reichte bereits 9675. Die Spanne zwiſchen Innen⸗ und Außenwert der Mark hat ſich nach dem Goldniveau ſomit von Monat zu Monat verringert, eine Tatſache, die ſelbſt die wildeſten Kursſprünge des Dollars und Stürze des Außenwertes der Mark nicht mehr zu beſeitigen vermögen, nachdem die mehrjährige Preisrevolution die einzelnen Wirtſchaftsſubjekte gelehrt hat, die ſtärkſten Kursſtürze der Mark durch automatiſches Anpaſſen der Preiſe an die Goldentwertung aufzufangen. In der Woche vom 13.—19. Oktober hat ſich der Lebenshal⸗ tungskoſtenindex der„Induſtrie⸗ und Handels⸗Zeitung“ auf das 914 266 184fache erhöht, was gegenüber dem Index der Vorwoche (194 057 417) eine Steigerung um 371,17 bedeutet. In derſelben Zeitſpanne ſtiegen die Koſten für Ernährung von 270 548 588 auf 1 380 621 134, ſo daß die Zunahme 410,3 im Vergleich zur Vorwoche ausmacht. Die Bekleidungskoſten gingen von 309 540 338 auf das 1 583 067 879fache, liegen ſomit um 411,4% über denen der Vorwoche. Die Heizung und Beleuchtung blieb mit einer 182prozentigen Verteuerung hinter derjenigen der Ernährung und Bekleidung zurück, nachdem dieſe Gruppe in der Vorwoche die beſonders ſtarke Erhöhung um 282,7 aufgewieſen hatte. Die Herabſetzung der Goldpreiſe für Kohlen wurde zwar durch die Steigerung der Frachten und die erneute Aufwärtsbewe⸗ gung des Dollars in den Papiermarkzahlen ausgeglichen, vermochte jedoch die wöchentliche Teuerungszunahme der Gruppe Heizung und Beleuchtung weſentlich abzuſchwächen, ſo daß dis Meßziffer für Heizung und Beleuchtung nur von 437 732 704 auf 1 256 496 855 ſteigen kommte. Eine beſonders hohe Steigerung erfuhren die Koſten für kulturelle Bedürfniſſe, deren Index von 113 043 478 auf 780 293 237, d. h. um 590,2 ſtiegen. Ddie Erhöhung der Ver⸗ kehrstarife führte zu einer Steigerung der Verkehrskoſten um 389,15, deren Index von 67 981 850 auf das 33 millionenfache der Vorkriegszeit ſtieg. Wie ſtark die Verteuerung der Lebenshaltung in den letzten vier Wochen der Aufwärtsbewegung des Dollar⸗ kursniveaus und der Steigerung des Großhandels⸗ preisſpiegels nachgefolgt iſt, kann bereits aus nachſtehender Tabelle erſehen werden: (Sieigerung.(—) Abnahme gegen⸗ 22. 9. bis 29 9 bis 6. 10. bis 13. 10, bis über der Vorwoche in v. H. 28. 9. 5. 10. 12. 10. 19. 10. Großhandels⸗Preisniveauu. 4,1 4173,5.339,8— Dollarkursniveuwvuu 7,9 7209.553.9.138,2 Lebenshaltung J4 77,7 + 80,6 4225,7.371,1 — *Ein Jernbrief 50 Millionen! Vom 1. November ab wird der Poſttarif erneut erhöht werden. Ein Fernbrief koſtet dann 50 Millionen. *Frachtermäßigung für friſches Obſt in Stückgutfendungen. Mii Sültigkeit vom 16. Oktober 1923 bis auf jederzeitigen Widerruf, längſtens bis 31. Dezember 1923 tritt für friſches Obſt(ausgenommen Südfrüchte und Weintrauben) bei Auflieferung als Stückgut im Verkehr der deutſchen Reichsbahnſtationen untereinander ein neuer e ee 14a in Kraft. Er gewährt etwa eine Ermäßigung um 33½ Prozent gegenüber den bisherigen Frachtſätzen. Die Geſundheit der deutſchen Großſtädte hat ſich in der Woche vom 16. bis zum 22. September inſofern ſehr weſentlich gebeſſert, als die Jahl der Orte mit ſinkender Sterblichkeit von 21 auf 27 an⸗ gewachſen, die der mit ſteigender Sterblichkeit aber von 21 auf 17 abgenommen hat. Auf 1000 Einwohner und aufs Jahr ohne Orts⸗ fremde berechnet fiel ſie in ganz Berlin auf 10,1, Alt⸗Berlin 11,1, land ebenfalls ein großer Erfolg beſchieden ſein. Neu⸗Berlin 9,1. Köln 8,8, Eſſen 10,0, Dortmund 9,1. Duisburg 9,2, Gelſenkirchen 10,9, Bochum 13,7. Hamborn 8,7. Mühlheim g. d. R. 4. Seite. Nr. 487 Mannheimer Geueral-Anzeiger(Mittag-Ausgabe) Dienstag, den 23. Oktober 1923 8,2,.⸗Gladbach 9,1. Oberhauſen 7,2, Buer 10,4, Königsberg i. Pr 11,1, Altona 8,4, Lübeck 8,9, Breslau 12,7, Magdeburg 10,8, Dresden 10,7, Chemnitz.4. Plauen i. V. 4,7, Frankfurt a. M. .7, Mainz 10,2, Nürnberg 9,5, Stuttgart 8,7 Augsburg 9,5, Karls⸗ ruhe 9,6. Die Sterblichkeit blieb gleich in Mannheim mit 9,1. Sie ſtieg in Düſſeldorf auf 8,1. Barmen 9,4. Elberfeld 9,3, Krefeld 12,8, Münſter i. W. 14,8, Hamburg 10,9, Bremen 11,1, Stettin 12,8, Kiel 7,0, Hannover 10.3, Halle a. S. 12,3, Kaſſel 10.6, Braunſchweig —4 5 855 14.2, Wiesbaden 10,8. Ludwigshafen 7,4, Mün⸗ Nolſchrei der Mosbacher Anſtalt für Geiſtesſchwache. Die Anſtalt für Geiſtesſchwache in Mosbach bedarf dringend der Unter⸗ tüzung, um weiterbeſtehen zu können. Sie beherbergt z. Zt. 190 fleglinge, darunter viele Unreinliche, die unmöglich zuhauſe ver⸗ pflegt werden können. Dabei fehlt es immer mehr an Bettwäſche. Alles Brot, was die Anſtalt braucht, muß gekauft werden. Das eigene Mehl wird in der Küche verwendet, die ſelbſtgezogenen Kar⸗ toffeln reichen kaum bis Weihnachten. Der Staat erklärt, nicht helfen 7 können. Daß dadurch ſoziale und kulturelle Intereſſen geſchä⸗ igt werden, ſei tief bedauerlich, laſſe ſich aber nicht vermeiden. Darum helft, daß die Anſtalt weiterbeſtehen kann! Wohin ſollte man auch mit den vielen Schwach⸗ und Blödſinnigen? Gaben ſind durch die ev. Pfarrämter an das Ev. Pfarramt Mosbach„für die Idiobenanſtalt“ zu ſenden. Sie werden dann von der Bahn unent⸗ geltlich befördert. FEime neue Jahrpreiserhögung der Straßenbahn tritt am mor⸗ gen Mittwoch in Kraft.—5 Teilſtrecken koſten 300, 6 und 7 Teil⸗ trecken 450 Mill., 8 und mehr Teilſtrecken 600 Mill. Ueber weitere Einzelheiten der Tariferhöhung orientiert die Anzeige des Straßen⸗ bahnamts in dieſer Nummer. Eine geradezu ungeheure Erhöhung der Jleiſchpreiſe hat geſtern von der Preisfeſtſetzungskommiſſion der Fleiſcherinnung beſchloſſen werden müſſen. Die auf dem geſtrigen Vieh⸗ markt war, wie erwartet werden mußte, ſchlecht. Nur ungefähr 300 Stück Großvieh waren zugetrieben. Die Preisgeſtaltung hat infolgedeſſen die ſchlimmſten Vefürchtungen 541A5 Die Hälfte der Mannheimer Metzger war überhaupt nicht mehr in der Lage, Vieh einzukaufen, weil ihnen die hierzu notwendigen Rieſenſummen nicht zur Verfügung ſtanden. Am Samstag wurde für Rindfleiſch 1. Sorte und Kalbfleiſch ein Uebergangspreis genommen, der 2 Mil⸗ liarden erreichte. Dieſer Uebergangspreis— 5 geſtern verdrei⸗ 1 75 werden. Für die nächſten Tage gelten folgende Richtpreiſe: indfleiſch 1. Sorte 6 Milliarden, 2. Sorte 5,2 Milliarden, Kalb⸗ fleiſch 6 Milliarden. Ein Schweinefleiſchpreis wurde nicht feſt⸗ Plale Das Gefrierfleiſch hätte erheblich unter dieſen reiſen verkauft werden können, wenn die Dollarhauſſe geſtern nicht gekommen wäre. Wir möchten ausdrücklich darauf aufmerkſam machen, daß die Metzger für dieſe wirklich unhaltbaren Zuſtände nicht verantwortlich gemacht werden können. Die Fleiſchpreiſe werden durch die Viehpreiſe beſtimmt, auf die die Erzeuger den allein maßgebenden Einfluß ausüben. * Aoßdallpiel am unrichtigen Ork. Aus dem Leſerkreiſe geht uns folgende ſehr berechtigte Beſchwerde zu: Bei der regneriſchen Witterung dieſer Tage kommt es leider gar zu leicht vor, daß einem bei unbedachtem Gehen auf der Straße ein naſſer Gummiball oder auch ein zuſammengewickelter, ſchmutziger alter Strumpf aus dem Kandel ins Geſicht fliegt. Den lieben langen Nachmittag und Por⸗ mittag hindurch ſind die Jungen oft an den ungeeignetſten Plätzen damit beſchäftigt, den ſehr edeln Fußball⸗Sport oder den Fuß⸗ ſtrumpf⸗Sport zu pflegen und bei Indianergeheul die Schuhſpitzen an den rauhen Pflaſterſteinen abzuſtoßen. Manchmal leiſten auch Blechdoſen recht gute Dienſte, wobei die ſcharfen Ränder das Ober⸗ leder auf wirkſamſte Weiſe durchſchneiden. Die Eltern täten darum gut, wenn ſie ihre lieben Sprößlinge des Abends bei der Heimkehr zuch ab und zu von der Stiefelſeite aus betrachten wollten. rraddiebſtähle. In letzter Zeit wurden u. a. folgende Fahr⸗ rãder—2 98 Fahrrad, Marke und Nummer umbekannt, vor dem Hauſe B 4, 2 ein Herrenfahrrad, Marke Badenia Nr. 597644, vor dem Hauſe L. 1, 2 ein Herrenfahrrad, Marke Göricke, Nr. unbekannt, in Käfertal ein Herrenfahrrad, Marke Adler, Nr. un⸗ bekannt, auf der Landſtraße Viernheim⸗Käfertal von einem Heu⸗ wagen ein Herrenrad, Marke Dürkopp, ein Fahrrad, Marke Gritz⸗ ger, Nr. unbekannt. In dem Hausgang des Hauſes E 7, 28 wurde —— Fahrrad aufgefunden, welches zweifellos von einem Dieb⸗ herrührt. Marke Gala, Nr. 69155, ſchwarzer Rahmen, ſolche n mit je 2 ſchwarzen Streifen, ſchwarzer Schutzbleche, 2 Freilauf mit Rücktrittbremſe und aufwärts⸗ gelbe Keltenſchutz aus Blech, hebogene Lenkſtange. veranſtaltungen 3 Theater-Nachricht. Mittwoch 24. gelangt im Nationaltheater das Taone ſptel des Sophokles„König Dedipus“ zur Erſtauf⸗ ührung. Der Originaltert der Hölderlinſchen Uebertragung iſt von do v. Achenbach bearbeitet. Bühnenbild von Heinrich Grete. Als nächſte Neuheit wird im Schauſpiel der Schwank„Der Muſter ⸗ galte“ von Dpery Hopwood, für die Deutſche Bühne bearbeitet don B. Pogſon vorbereitet. Am Donnerstag gelangt Verdis „Maskenball“ erſtmals in dieſer Spielzeit zur Aufführung. Rommunale Chronik farlsruher Wohnungsabgabe und Wohnungsbau Der Karlsruber Bürgerausſchuß beſchäftigte ſich mit dem Thema Wohnungsabgabe und Vohnungsbau'. Die Wohnungsabgabe, die durch die Beſchlüſſe vom Mai wertbeſtändig gemacht iſt, ſollte nach der urſprünglichen Vor⸗ lage des Stadtrats auf das Syſtem der Grund⸗ und Schlüſſel⸗ ahlen, die ſich nach der Baukoſtenüberteuerung rich⸗ n, gebracht werden. Die Grundzahl ſollte gleich dem Steuerwert ſein, die Schlüſſelzahl der zehntauſendſte Teil der jeweiligen Teue⸗ krungszahl für Neubauten, während bisher ſich die Wohnungsabgabe nach der Steigerung der Beamtengehälter ſteigerte. Bürgermeiſter Schneide rewies in ſeiner Begründung darauf hin. daß man nach dem bisherigen Modus immer erſt am 20. ſeden Monats die Woh⸗ Runasabgabe feſtſetzen konnte, ſo daß ſich die ganzen Verechnungen und Steuerzahlungen auf die letzten 10 Tage zuſammendrängten. Die ſetzt beantragte Höhe entſpreche dem Satz von 0,01 vom Hundert des Steuerwerts der Grundſtücke. der auch bisher erhoben wurde. Karls⸗ ruhe dabe es nicht ſo gemacht wie Berlin, wo die Wohnungsabgade mit einem zu geringen Betrage eingeſetzt und ſetzt aufgehoben wurde, weil ſie nicht einmal die Verwaltungskoſten deckte. Die Verwal⸗ kungskoſten betrugen hier durchſchnittlich 6 Prozent der eingekomme⸗ nen Steuer. Die angefangenen 88 Bauten müſſe man ſelbſtverſtänd⸗ lich weiterführen. Was die Höhe der Abgabe anlange. ſo mache bei⸗ ſpielsweiſe der Satz für eine Durchſchnittsdreizimmerwohnung, wie ſie die Arbeiter innehaben, heute ungefähr 400 Millionen Mark aus alſo weniger als einen halben Stundenlohn, während im Mai.8 Stundenlohn erhoben wurde. „Nach längerer Ausſprache brachte der Stadtrat nach einer halb⸗ ſtündigen Pauſe einen neuen Antrag ein, wonach für die Höhe der Abgabe der Stand des Gehalts eines Beamten der Gruppe 10 mit einem Kind am Zahlungstage bemeſſen werden ſoll. Ohne wei⸗ tere Debatte wurde hierauf die Vorlage gegen die Stimmen der Kom⸗ muniſten in der neuen Faſſung angenommen. Bei der Getränkeſteuer ſoll die im Auguſt vom Bürger⸗ ausſchuß geſtrichene Beſteuerung der Mineralwaſſer und der künſtlich bereiteten Getränke wieder in die Verordnung kommen. wo außer⸗ dem der Höchſtſatz von 5 v. H. des Kleinhandelspreiſes für Bier vor⸗ geſehen wird. Die Vorlage wurde angenommen.— Eine weitere Vorlage will an Stelle des Zuſchlags zur ſtaatlichen Hundeſteuer einen Zuſchlaa von vier Goldmark erheben. zu errechnen nach dem ſeweiligen Goldrechnungsumſatz der Landabgabe. Der Zuſchlag ſoll nur für Hunde gelten, die in dieſem Taxfahr noch nicht verſteuert worden ſind. Die Vorlage wurde ebenfalls angenommen. Strafanzeige gegen die Stuttgarter Skadiverwallung wegen wucheriſcher Preistreiberei iſt, wie die Telegraphen⸗ Union erfährt, bei der Staatsantpaltſchaßt Erſtatiet worden. Kleine Mitteilungen Der Heidelberger Stadtrat hat beſchloſſen, für die Reſtzeit des laufenden Rechnungsjahres, die Monate Oktober 1923 bis März 1924 einſchl. eine Gemeindeumlage von monatlich i Goldpfennigen zu erheben. Bei der Feſtſetzung der Zu⸗ chläge zur geſetzlichen Grundmiete für den Monat Oktober hat der Stadtrat ſich vorbehalten, für die zweite Hälfte des Monats die Zuſchläge erforderlichenfalls neu ſeſtzuſeyen. Der Stadtrat beſchloß grundſätzlich, daß die Zuſchläge zur Grundmiete für die zweite Oktoberhälfte eine Erhöhung erfahren ſollen. Mit Rückſicht auf die ſchwankenden Gelboerhalniſſe wird die Höhe der Zuſchläge jedoch erſt kurz vor dem Zahlungstermin(Ende Oktober) ſeſtgeſetzt. Für den Monat November ſollen die Zuſchläge zur Grundmiete wertbeſtändig geſtaltet werden in der Weiſe, daß die feſtzuſetzenden Zuſchläge nur dann Geltung haben, wenn ſie innerhalb einer zu beſtimmenden Friſt an den Vermieter entrichtet werden; bei ſpäterer Zahl ſind die Beträge entſprechend der Steigerung der Landesmeßziffer aufzuwerten.— Von der Er⸗ hebung der erhöhten Wohnabgabe für Dielen, Vars, Banken uſw. ſoll mit Rückſicht auf den geringen Ertrag der Steuer, der in keinem Verhältnis zu den Erhebungskoſten ſteht, abge⸗ ſehen werden.— Nachdem die privaten Grundſtückseigentümer es abgelehnt haben, ihre Waldgrundſtücke in dem vorgeſehenen Ge⸗ lände am Weſtabhange des Heiligenberges abzuholzen, lehnt es der Stadtrat ebenfalls ab, die bisher in Ausſicht genommenen Waldgrundſtücke in landwirtſchaftliches Geſände umzu⸗ wandeln. 5 In Karlsruhe ſind die Straßenbahnfahrpreiſe um ſchnittlich 60 Proz. erhöht worden. Die kürzeſte Fahrt koſtet 80 Millionen. In Frankfurt iſt der neue Tagespreis für Gas in dem geſamten Stadtgebiete bis auf weiteres auf 235 Mill. feſtgeſetzt worden. Zu dieſem Preiſe werden Gasgutſcheine für den Oktoberverbrauch verkauft, aber nur bis zur Höhe des monatlichen Verbrauchs in Naten von mindeſtens 10 Kubikmeter zum jeweiligen Tagespreis, jedoch nur unter jedesmaliger Vorzeigung der letzten bezahlten Gasrechnung, auf der zur Vermeidung des Hamſterns der jeweilige Verkauf verwertet wird. Im benachbarten Offenbach wurde mit Wirkung vom 15. Okt. ab ein Einheitspreis von 65 Mil⸗ lionen ſeſtgeſetzt. Ein Kubikmeter Waſſer koſtet 50 Millionen, die Kilowatlſtunde Lichtſtrom im Stadtgebiet 180 Millionen, Kraftſtrom 117 Millionen. Inzwiſchen iſt der Gaspreis von neuem mit ſofortiger Wirkung erhöht worden und zwar von 235 auf 525 Mill. für das Kubikmeter. Begründet wird dieſe neueſte Preisſteigerung mit der Erhöhung der Papiermark⸗Kohlenpreiſe um 37 Prozent. Der Straßenbahntarif iſt verdoppelt worden, von 50, 80 und 100 Millionen auf 100, 150 und 200 Millionen. Dieſe Er⸗ höhung iſt am Samstag in Kraft getreten. Eine weitere Erhöhung auf 150, 250 und 300 Millionen ſoll eingeführt werden, wenn es die Verkehrslage geſtattet. Oftersheim bei Schwetzingen, 22. Okt. Beim zweiten Wahl⸗ gang der Bürgermeiſterwahl wurde Oberverwaltungs⸗ inſpektor Severin Berner aus Mannheim mit den Stimmen der Bürgerpartei und der Zentrumspartei gewählt. Die Sozialdemo⸗ kraten hatten weiße Zettel abgegeben. NAus dem Cande Kommerziental Hermann E. Jreudenberg 1 Weinheim, 22. Okt. Einer der hervorragendſten Induſtriellen des badiſchen Landes, Geheimer Kommerzienrat Hermann E. Freudenberg, iſt in der Nacht von auf Montag ge⸗ ſtorben. Er war der Seniorchef der Firma Freudenberg, der Lederfabrik in Weinheim, die weit über Badens und Deutſchlands Gren hinaus Weltruf genießt. Ein Mann alter kaufmänniſcher Schulung und von geſchäftlichem Weitblick war er dem Unternehmen allezeit der ſichere Führer, war er die Seele des Werks, das er von kleinen Anfängen zu bedeutendem Anſehen brachte. Er erfreute ſich bei allen, die ihn kannten, der größten Achtung wegen ſeiner per⸗ ſönlichen Liebenswürdigkeit und einfachen Würde. Die Kreiſe der Wirtſchaft ehrten ihn u. a. durch die Wahl in die Mannheimer Handelskammer. Für die Angehörigen des Werks ſorgte er in warmer ſozialer Fürſorge, ſo daß der Betrieb während— Zeiten ſtets ungefährdet und erfolgreich weiter arbeiten konnte. Als er ſich zur Erholung in der Schweiz befand, befiel ihn eine ſchwere Krankheit. Aerztliche Kunft war vergebens, obwohl es gelang, den Kranken nach vorübergehender Beſſer nach Weinheim zurückzu⸗ bringen. Nun iſt er ſeinen Leiden noch früher erlegen, als man be⸗ fürchten mußte. Nicht nur ſeine große Familie, von der die Söhne und Neffen in der Firma tätig ſind, ſondern alle ſeine Freunde trauern um den Verluſt dieſes tatvollen, charakterfeſten Mannes. Seine Werke wie ſein Name werden unvergeßlich ſein. * )(Von der Bergſtraße, 22. Okt. In den letzten ganze Menge Perſonen von der Bergſtraße nach dem hauptſächlich nach Amerika, ausgewandert. * Singen d.., 22. Okt. Wie der, Volkswille berichtet, wurden mit Hilfe der Gendarmerie zwei n Zucker beſchlag⸗ nahmt, die der Firma C. Atin in Konſtanz gehören. Die be⸗ ſchlagnahmte Menge von ca. 800 Zentnern iſt wahrſcheinlich zurück⸗ gehaltener Septemberzucker. * Konſtanz, 21. Die hieſige Staatsanwaltſchaft erläßt eine Bekanntmachung, wonach die Ueberſchreitung eines Kartoffelpreiſes von 2 Goldmark pro Zentner ſtrafbar iſt. 7 Allmannsdorf bei Konſtanz, 22. Okt. Im hieſigen Ort triit der Keuchhuſten epidemiſch auf. Bisher ſind ca. 30 Krankgheitsfälle ſeſtgeſtellt worden und zwar hauptſächlich bei Kindern im Alter von —13 Jahren. Gerichts zeitung Mannheimer Schwurgericht Mannheim, 23. Okt. Auch die geſtrige Nachmittagsſitung, in der die am 11. Mai 1886 zu Ludwigshafen geborene Näherin Luiſe Bitzer geb. Hill verhandelt wurde, ſand wegen Gefährdung der Sittlichkeit unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit ſtatt. Sieben Fälle ſind feſtgeſtellt, in denen die Angeklagte Lohn ver⸗ brecheriſche Hilfe leiſtete. Sie iſt verſchiedentlich vor eſtraft und hat ein bewegte⸗ en hinter ſich. Mit 17 Jahren verheiratet, ging ſie nach Nordfrankreich und Belgien, um bei Kriegsausbruch über Holland heimzukehren. Nach ihrer Rückkehr wurde ihre Ehe durch ihr Verſchulden geſchieden, worauf ſie ſich an einen anderen hängte. Ihre Kinder ſind faſt ſämtlich geſtorben. Der Verteidiger, Nechts⸗ anwalt Dr. Alt, plaidierte auf mildernde Umſtände, da die An⸗ geklagte nicht aus Gewinnſucht gehandelt, ſondern ihre Gutmütigkeit das Hauptagens ihrer Handlungsweiſe gebildet habe. Das Gericht erkannte auf 4 Jahre Zuchthaus, wovon 11 Monate durch die Unterſuchungshaft als verbüßt gelten. Hinter den Kuliſſen eines Wohnungsamtes. „Von oben bis unten beſtochen“. In einer Verhandlung vor der Straflammer des Landgerichts J Berlin erklärte Rechtsanwalt Dr. Julius Meyer als Verteidiger der wegen ver⸗ leumderiſcher Beleidigung eines früheren Wohnungsbeamten angeklagten Schankwirtin Wilhelmine Deuerlein, das Nanze Wohnungsant iſt von oben bis unten beſtochen“. Der erbot ſich, dieſe Behauptung unter Beweis 4 Frau Deuerlein wohnte im Ner 1920 in dem der Stadt in gehörenden Gebäude Askaniſcher latz 4, das die Stadt für einxichten wollte, ſodaß Frau Deuer⸗ lein ausgemietet werden ſollte. r Verwalter war der Beamte beim Wohnungsamt 11, Magnus. Frau Denerlein unternahm nun verſchiedene Schritte, um die Ausweifung aus ihrer Wohnung zu verhindern. und führte auch Beſchwerde bei dem Direktor des Wohnungzamts. Delaporte. Als ſie ſich eines Tages bei dieſem im Wartezimmer befand, äußerte ſie zu anderen Wartenden, daß der Beamte von der Wohnungs inſpektion II von ihr Butter, Fleiſch und Mehl erhalten habe. Seitdem ſie jedoch mit dieſen Lieferungen aufgehört habe, werde ſie von ihm ſchikaniert. Vom Schöffengericht Mitte war die Angeklagte wegen dieſer Aeußerung zu einem Monat Gefängnis verurteilt worden und hbatte dagegen Berufung eingelegt. Zu der neuen Verbandlung war Direktor Delaporte als Zeuge ee Auf die Frage des Verteidigers, ob bei der Wohnungsinſpektion ehr viele Beſtechungen vorgekommen ſeien erklärte der Zeuge aporte, ſind eine uslande Der Betrie daß viele Veruntreuungen von Angeſtellten zu zahkreichen Petten. 8 dben aber bei Entlaſſungen geführt srat habe der Entfernung dieſer unſauberen Elemente ſchwere Hinderniſſe in den Weg legt, ja, dieſe Entlaſſungen oft ſogar unmöglich, emacht. Auf Fragen des ee der 5 daß es bei dem Mangel an Perſonal viel auf den Bericht des Verwalters ankam. Der Verteidiger führte dann eine ganze Reihe von Fällen an, in denen ſich Beamte der Wohnungs⸗ inſpektion II übler Wohnungsſchiebungen ſchuldig gemacht ben und rechtskräftig verurteilt worden ſind. Der Zeuge beſtätigt die ichtigkeit dieſer Behauptungen. Das Gericht hielt für notwendig, die An⸗ elegenheit reſtlos aufzuklären Es kam zu einer Vertagung, um weitere laſtungszeugen zu laden. Außerdem ſoll auf Antrag der Verteidigung auch der Dezernent für Beſtechungen im Wohnungsweſen bei der Staats⸗ anwaltſchaft, Staatsanwaltſchaftsrat Dr. Berliner, geladen werden. Freigeſprochen. Dae Schöffengericht Meßkir ch verhandelte gegen den Bürgermeiſter Schwarz, der als Vorſtand des Vieh⸗ verſicherungsvereins unter der Anklage ſtand, den Tod des Land⸗ wirts Bobos fahrläſſig verſchuldet zu haben. Boos war infolge des Genuſſes von verdorbenem Fleiſch geſtorben. Da durch Unterſuchung im bakteriolog. Inſtitut in Freiburg feſtgeſtellt war, daß der Tod des Boos durch Paratyphusbazillen herbeigeführt wurde, kam da⸗ Gericht zur Freiſprache des Angeklagten. Trotzdem das Bezirksamt die Amtsniederlegung des Bürgermeiſters Schwarz nicht genehmigt hatte, wird dieſer darauf beſtehen, daß ihm ſein Ehrenamt abge⸗ nommen wird. 1 Strafkammer Konſtanz. Vor einigen Monaten war berichtet wor⸗ den, in Singen ſei ein ſtaatsgefährlicher„Bund der Aufrechten“ entdeckt worden. Die Staatsanwaltſchaft unterſuchte nun dieſe Angelegenheit und es ſtellte ſich heraus, daß der 37jährige Mechaniker Eugen Rieß von Turt⸗ lingen der Gründer und das einzige Mitglied dieſes„Bundes der Auf⸗ rechten“ war, dem es nur darum zu tun war, auf möglichſt müheloſe Weiſe franzöſiſche Franken zu verdienen, und der angeblich den Franzoſen, die er haßte, ein Schnippchen ſchlagen wollte. Die Anklage wegen Spionage gegen Rieß wurde deshalb wieder fallen gelaſſen, er wurde aber wegen Ver⸗ gehens gegen 5 5 des Geſetzes gegen Verrat militäriſcher Geheimniſſe zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Seine Freundin Elſe Wutſchke in Hilſingen, die an der Sache etwas beteiligt war, erhielt 4 Monate Gefängnis. Wegen Verbreitung eines unflätigen Gedichts über den ſaarländi⸗ ſchen Katholikentag wurde der Vorſitzende der Ortsgruppe St. Ingbert der Kommuniſtiſchen Partei zu einem Monat Gefängnis und zu 300 Franken Geldſtrafe verurteilt. Im Nichtbeitreibungsfalle er⸗ hält er 60 weitere Tage Gefängnis. 2 Das zweite Attentat gegen Maximilian Harden. Der rätſelhafte Beſuch des„Seemanns Kruſe bei dem Schriftſteller Maximilian Harden wird nun doch noch die Gerichte beſchäftigen. Es hat den An⸗ ſchein, als ob es ſich bei dem Vorgehen Kruſes, der ſich bekanntlich im Polizeipräſidium nach ſeiner Vernehmung in der Gefangenenzelle erhängte, doch um mehr gehandelt hat, als um die Tat eines Geiſtesverirrten. Aus dieſem Grunde wird jetzt ein Verfahren gegen„Unbekannt“ eingeleitet, um zu ermitteln, ob hinter Kruſe andere Perſonen ſtehen, die ihn zu ſeinem Beſuch bei Harden angeſtiftet haben. Beſonders belaſtend iſt die Tatſache, daß bei Kruſe engliſche Banknoten ge⸗ funden wurden, obwohl er längſt nicht mehr ſeinen Seemannsberuf aus⸗ übte, ſondern als Landarbeiter tätig war. Beſtrafte Wucherer. Das Marktgericht Elberfeld trat auf dem Viehmarkt in Täfigkeit. Zwei Händler hatten für ihre Tiere Wucherpreiſe gefordert. Das Gericht erkannte gegen den einen Be⸗ ſchuldigten auf 6 Wochen Gefängnis und 800 Milliarden Geldſtrafe. Außerdem wurde die Einziehung von 12 Stück Großvieh, für die Wucherpreiſe gefordert worden waren, angeordnet. Der zweite Beſchuldigte kam mit 1 Tag Gefängnis und 300 Milliarden& Geldſtrafe davon. Sportliche KRundſchau Ergebniſſe der Sonntagsſpiele ball. T. V. Mannheim 1846(ellmangcha— Fußballverein Gernsheim:1. Jugend 1. Mannſchaften:3, Jugend 2. Mannſchaften 4⸗1. ockey. T. B. Maunheim 1846 Stuttgart:2. 2. Mannſchaften:0. Handball. T. V. Mannheim 1846(Jugend)— Mannh. Turngeſellſchaft(Jugend) 1·1. Pferòeſport ks. Streils in Hoppegarten. Der Beginn des recht gut beſuchten vor⸗ letzten Renntages in Hoppegarten— durch ein Streik der Toto ⸗ beamten verzögert, die ſich aber ſchließlich mit dem Verſprechen der Rennleitung auf eine Erhöhung ihrer Bezüge zufrieden gaben. Einen zweiten Streik, diesmal von den Jockeys inſzeniert, gab es vor dem Beginn des Hohenlohe⸗Oehringen⸗Rennens. Die Jockeys weiger⸗ ten ſich, gegen Herrn v. Peltzer, der König Midas ſteuern ſollte, zu reiten, doch konnte auch dieſer Zwiſchenfall bald gütlich beigelegt werden. Da es außerdem noch zur Teilung des Jugend⸗Rennens kam — bei 17 Startern und der ſchon vorgerückten Zeit eine höchſt überflüſſige Maßnahme— konnte das Programm erſt wieder bei eintretender Dunkel⸗ heit erledigt werden ks. Beſtrafung des Jockeys R. Torke. Wegen des verſchiedenartigen Laufens von Habanera in Hoppegarten wurde Jockey R. Torke vor die Stewards gerufen. Da ſeine Angaben nicht genſgten, wurde er mit ein ⸗ tägigem Reitverbot am Dienstag, 23. Oktober beſtraft. Aeues aus aller Welt — 600 Milliarden Mark unterſchlagen hat der von Homburg v. d. H. ſtammende Bankbeamte Ludwig Spielmann dem Bank⸗ hauſe, bei dem er ſeit längerer Zeit tätig iſt. Er unterſchlug einen in ſeine Hände geratenen Scheck und veranlaßte ſeinen im gleichen Bankhauſe tätigen Bruder, den Scheck einzulöſen. Der Betrug kam aber noch rechtzeitig heraus, ſodaß der Betrüger feſtgenommen wer⸗ den konnte. Auch das geſamte Geld, das er in einem Koffer in einem Hotel zur Aufbewahrung übergehen hatte. wurde wieder herbei⸗ gebracht. — Tragiſche Folgen einer Eheſcheidung. Der Lokomotivführer Fiſcher aus Braunſchweig verſuchte, den Anwalt Dr. Marheine in ſeinem Bureau zu erſchießen. Der Anwalt. kam mit einem Streifſchuß davon. Fiſcher richtete dann die Waffe 8 ſich ſelbſt und brachte ſich einen tödlichen Schuß bei. Die t ſtellte ſich als Racheakt heraus. Die Frau des Lokomoptiv⸗ führers war von Dr. Marheine in ihrem Eheſcheidungs⸗ rozeß vertreten worden und der Lokomotivführer hatte den rozeß verloren. — Ein Kälteſtreik. In den Schulen in Schöneberg iſt e⸗ am Dienstag vormittag zu einem Kälteſtreik der Lehrer und Schüler gekommen, die erklärten, es in den ungeheizten Räumen nicht aushalten zu können. 3wei größere gutorganiſierte Einbrecher⸗ und Hehlerbanden, im ganzen 40 Perſonen, wurden von der Berliner Kriminalpolizei feſtgenommen. An der Spitze der erſteren ſtand der berüch⸗ tigte Einbrecher Dragſtein, genannt Pincenzetto, der zuſammen mit einem gewiſſen Spindler in Chemnitz arbeitete. Die in Berlin gemachte Beute wurde nach Chemnitz gebracht, von dort neu verpackt und durch Hehler in den Berliner Handel verſchoben. Die Spindlerſche Bande beſchränkte ſich im weſentlichen auf die Aus⸗ kundſchaftung von Gelegenheiten zu Diebſtählen. Die zweite Bande betätigte ſich im ſächſiſchen Induſtriegebiet. Sie betrieb beſonders Einbrüche in Lebensmittel⸗ und Feinkoſtgeſchäfte. Das geſtohlene Gut wurde in Woltersdorf zunächſt gelagert und ſpäter in den Kleinhandel gebracht. — Durch die Decke eines enkſchlüpft. Ein gefährlicher Verbrecher, auf deſſen Rechnung ohne Zweifel eine Reihe der letzten großen Einbrüche in Berlin kommen, wurde von der Kriminalpolizei ermittelt und verhaftet. Es iſt ein ge ⸗ wiſſer Willi Bodendorf, der früher zu einer größeren Diebes⸗ bande gehörte. Bodendorf wurde ſeit Anfang Sommer von mehreren Staatsan ften geſucht. Nach ſeiner Verhaftung ſollte er eine Rundreiſe zur Aburteilung machen und zunächſt von Sonnenburg über Berlin nach Naugard gebracht wer⸗ den. Unterwegs zwiſchen Sonnenburg und Berlin ſtieß er ein Loch durch die Decke des Transportwagens und entſprang mit vier anderen Gefangenen aus dem fahrenden Zuge. Doch drangen Polizeibeamte in ſeinen Schlupfwinkel in der Hagenauer Straße ein und überraſchten ſo den langgeſuchten Verbrecher. — Der Tod im Sulky. Der bekannte Trabrennfahrer⸗Carlo Caſſolini aus Wien iſt bei den Trabrennen in Budapeſt plötzlich geſtorben. Im fünften Rennen des Tages ſteuerte Caſſolimt die Stute Aſpaſta. Knapp vor dem Ziel wurde er plötzlich vom Gehirnſchlag getro und ſtürzte vom Sulky tot auf die Dienstag, den 23. Oktober 1923 —— Manunheimer General-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) 5. Seite. Nr. 487 Hendels Regierungseingriff in den Devisen · und Einzelhandel Ar Berlin, 22. Oktbr. Zur Behebung der Schwierigkeiten, die sich infolge der Steigerung des Dollarkurses und der daraus hervorgegangenen Stockungen des Waren- umlaufes ergeben haben, hat die Reichsreglerung eine An- zahl einschneidender Verordnungen erlassen, Neben diesen Verordnungen betreibt die Reichsregierung die Einführung Wertbeständiger Zahlungsmittel mit äußerstem Nachdruck. Um die Zeitspanne bis zur Ausgabe der Renten- mark auszufüllen, werden, wie schon bekanntgegeben, im großen Umfange kleinere Stücke der Goldanleihe nergestellt und in Kürze ausgegeben. Ferner ist zur noch größeren Beschleunigung die Ausfertigung von Zwischen- sScheinen für bestimmte Zwecke in Vorbereitung. Die Regierung wird auch in allen geeigneten Fallen s unter den selbstverständlichen Bedingungen die Genehmigung er- teilen, falls industrielle Werke von sich aus auf zürzere Zeit wertbeständiges Notgeld ausgeben wollen und können. Ueber die Einführung von Goldschecks von Banken wird verhandelt. Die gestrige Börse hat wieder ergeben, daß die Devisen- kurse nur gesprochen werden. Bei der maßgebenden Be- deutung, die die Devisenkurse für die gesamte innere Preis- berechnung haben, sieht sich die Reichsregierung erneut zu einem Eingreifen in die Kursfeststellungen gezwungen und hat deshalb die Vorschriften der Verord- nung über den Handel mit ausländischen Zahlungsmitteln und Dollarschatzanweisungen zum Einheitskurse, die sich aus den seinerzeitigen Erfahrungen ergeben haben, auf Grund des für das ganze Reichs- gebiet erneut in Kraft gesetzt. Die Verbreitung durch das Wolftbüro gilt als Verkündung. Die Verordnung soll nur solange in Geltung bleiben, bis durch ausreichende Versorgung der Wirtschaft mit wertbeständigen Zahlungs- mitteln eine Beruhigung auf dem Waren- und Devisenmarkt eingetreten ist. Die Inhaber der Geschäfte, in denen Gegenstände des täglichen Bedarfes feilgeboten werden, werden kür verpflichtet erklärt, ihre Verkaufsràume Werktäglich zu den üblichen Stunden zur Abgabe von Waren offenzuhalten, sowie ihre Waren gegen Zahlung in deutscher Mark abzugeben. Auf Zuwiderhandlungen dieser Vorschriften sind hohe Geldstrafen, sowie Frei- heitsstrafen gesetzt, außerdem kann die Verwaltungs- behörde die Schließung dieser Betriebe anordnen. Gegen die Plünderung oder die gewaltsame Wegnahme, sowie durch Drohung erzwungene Herausgabe von Waren, wird schwerste Strafe angedroht. Aus der Zentralauschußsitzung der Reichsbank In der Sitzung berichtete Präsident v. Havenstein, daß das Schatzwechselportefeuille bis zum 6. Oktober bereits auf 70 000, der Notenumlauf auf 47 000 Billionen gestiegen war und daß diese Zahlen inzwischen stark überholt sind. Dem veränderten Entwurf der Banknovelle, wie er sich aus der Aenderung der Währungsbank in die Rentenbank ergab, erteilte der Zentralausschuß seine Zustimmung. Die Rentenmarkscheine werden danach in Zukunft der Deckung für die Papiermarknoten zugezählt werden, weil 300 Millionen Rentenmark dem Reich aus- geliefert werden zu dem Zwecke, dagegen Papiermark- schatzanweisungen zurückzuziehen. Der Druck der Rentenmarkscheine wird noch etwa 14 Tage dauern und auch dann ist es noch fraglich, ob schon im ganzen 300 Millionen oder mehr vorliegen werden, so daß die Möglichkeit vorübergehender Verkehrsunbequem- lichkeiten nicht bestritten werden konnte. Es sollen deshalb auch die äußersten Anstrengungen gemacht werden, namentlich die Anfertigung von kleinen Stücken der Gol d- anleihe für Zahlüngsmittelzwecke zu beschleu- nigen. Der Kurs, zu dem die Reichsbank die Rentenmark gegen Papiermark abgibt, wird täglich amtlich bekannt- gemacht werden. Wie der Ausweis der Reichsbank vom 6. d. M. ergibt, hat sich während der ersten Bankwoche im Oktober das Tempo der Zunahme der von der Bank zu- befriedigenden Ansprüche an Krediten und Zahlungsmitteln verlangsamt. Die gesamte Kapitalanlage stieg um 28 963,7 (gegen 33 982,1 in der Vorwoche) auf 77 940,3 Billionen A, und zwar erhöhten sich das Schatzanweisungskonto um 015,3 auf 70 231,5, das Wechselportefeuille um 2941,8 auf 6601,9, das Lombardkonto um 193,8 auf 292,3 Billionen. Die Vermehrung der Schatzanweisungsbestände ist, wie seit langem, ausschließlich auf neue Kreditforderungen des Reiches zurückzuführen. 3 zum Wechselkonto, soweit er nicht in dis- Fontierten Schecks und ganz kurzfristigen Inkassowechseln bestand— enthält große Beträge, die der Finanzierung der Lebensmittelversorgung dienten. Die neu ausgeliehenen Lombardkredite wurden in der Hauptsache als wertbestän- dige Darlehn erteilt. Von den neu bewilligten Kredit- betragen blieben 10 176,8 Billionen der Bank auf den Konten der fremden Gelder belassen, die sich dadurch auf 27 143,4 Billionen ausdehnten. Die Steigerung der Bank- notenausgabe erreichte diesmal nicht ganz den in der Vor- des Nannheimer Generel-Anzei woche Betrag, der Umlauf wuchs um 18 704,2 auf 46 933 Billionen A. Der Goldbestand änderte sich nicht. Da die Ausleihungen der Darlehnskassen des Reiches in der Berichtswoche von 941,1 auf 375,5 Billionen 4 zurück- gingen, verminderten sich die Bestände der Reichsbank an Darlehnskassenscheinen entsprechend um 65,6 Billionen auf 875,5 Billionen 1. Der Konflikt mit Bayern und die Währungsmaſfnahmen Einer führenden Persönlichkeit der Bankwelt wurde auf ihre Erkundigung an maßgebender Stelle mitgeteilt, daß den keinerlei Einfluß auf wirtschaft- liche Maßnahmen zuzuschreiben sei, so daß auch die in Aussicht genommene Reform auf dem Währungs- gebiet eine einheitliche, rasche Durchführung erfahren werde. Bayern, das im Verwaltungsrat der neuen Renten- bank durch eine für Bayern so maßgebende Persönlichkeit wie Dr. Georg Heim vertreten sei und die Bestrebungen des Reichs auf Schaffung geeigneter neuer Währungsverhält- nisse stets unterstützte, werde diesen auch weiterhin ihre Förderung leihen. Kapitalerhöhung der Badischen Assekuranz-Gesellschaft Die Badische Assekuranz-Gesellschaft.-G. in Mann- heim beruft auf 20. November eine ao..-V. ein, auf deren Tagesordnung die Erhöhung des Grundkapitals durch Ausgabe von Vorzugsaktien(um einen vorläufig nicht genannten Betrag) steht. Wayss& Freytag.-., Frankfurt a. M. Die Rhe i- nische Creditbank beantragt die Zulassung von nom. 80 000 000„ neuen Stammaktien No. 70 001—150 C0, mit Dividendenberechtigung ab 1. Februar 1928 dieser Gesell- schaft zur Mannheimer Börse. .-G. für Eisen- u. Broncegieſerei vorm. Carl Flink, Mannheim. Die Gesellschaft erhöht ihr Kapital von nom. 15 000 000„ auf 3 000 000 4. Für die Aktionäre entfällt ein beim Bankhaus Marx u. Goldschmidt hier bis. Novbr. auszuühendes Bezugsrecht von einer jungen guf zwei alte Aktien zu 60 000 Prozent. Greiiwerke vorm. Peter Kohl.-., Mannheim-Neckarau. Den Aktionären wird auf je zwei alte Aktien eine junge Aktie zum Kurse von 45 000 Prozent— Börsenumsatzsteuer zu Lasten des Beziehers— angeboten. Ferner erbietet sich das Bankgeschäft Schwab, Noelle u. Co. in Essen im Anzeigenteil, für je 5 Dividendenscheine des Jahres 1923 eine junge Aktie ohne Zuzahlung zu liefern, Börsenumsatz- steuer Wiederum zu Lasten des beziehenden Aktionärs. *Schneider& Co.,.-G. Fabrik elektrotechnischer Spenialartikel, Heidelberg-Kirchheim. Nach erfolgter Kapital- erhöhung vom 29. August bietet das Bankgeschäft Schwab, Noelle u. Co. in Essen den Stammaktionären gegen Einliefe- 77 von 10 Dividendenscheinen 1923 1000 jg. Schneider u. Co. Stammaktien ohne Zuzahlung an. Gleichzeitig werden die Inhaber der alten Stammaktien zur Ausübung des Be- zugsrechtes unter folgenden Bedingungen aufgefordert: auf 5 alte Stammaktien kann 1 junge Stammaktie Hezogen werden. Maschinenbau-Gesellschaft, Karlsruhe. Aktionären, die ihre Dividendenscheine bis zum 3. November 1923 nicht ein- gereicht haben, sowie denſenigen, die über einen nicht durch Vier teilbaren Besitz an Aktien oder ũber weniger als vier Aktien verfügen, wird, wie uns die Gesellschaft mitteilt, ab 15. November 1923 der entsprechende Goldanleihewert, um- gerechnet in Papiermark, zum amtlichen Berliner Kassakurs vom 12. Noreinher 1923 ausgezahlt. *Zahlungseinstellung einer New Lorker Konfektions- kirma. Die bekannte Konfektionsfirma J. M. Gidding u. Co. Inc. in New Lork mit Zweigniederlassungen in Philadelphia, Washington, Duluth und Cincinnatti, die mit einem Aktien- kapital von 1 Million Dollars arbeitet, ist, wWwie der Textil- Woche aus New Lork gemeldet wird, in Konkurs geraten. *Personalien. Der langjährige Vorsitzende im Auf- sichtsrat der Portlandeementwerke Heidelberg- Mannheim Stuttgart, Alfred Weinschenk, Seniorchef des Bankhàauses Bass u. Herz in Frank- furt a.., ist im Alter von 68 Jahren nach längerer Krank- heit gestorben. Der Verstorbene beschäftigte sich früher namentlich mit Finanzierungen und Gründungen und natte infolgedessen eine große Zahl von Aufsichtsratsstellen inne, die er in den letzten Jahren größtenteils an seinen Sohn Hans Weinschenk abgetreten hat. Börsenberichie Mannheimer Hffektenbörse Mannbeim, 22. Oktbr. Die Börse nahm einen le b- haften Verlauf und sind auf der ganzen Linie die Kurse ganz bedeutend gestiegen.“ Gehandelt wurden(in Milliarden Prozent): Anilin zu 170, rat., Rhenania zu 150, Seilindustrie zu 22, Benz zu 25, ee ee Rodberg zu 16, Fahr zu 30, Karlsruher Maschinenbau zu 40, Knorr zu 30, Braun Konserven zu 17, Mannheimer Gummi zu 10, Neckarsulmer zu 35, Pfalz. Nähmaschinen zu 40, Rhein- Elektra zu 30, Wayss u. Freytag zu 60, rat., Zellstofffabrik Waldhof zu den Kursen von 80 à 100, Zuckerfabrik Franken- thal zu 90 und zu 95 und Zuckerfabrik Waghäusel zu 70 und zu 65. Begehrt blieben Dingler zu 100, Heddernheimer zu 15, Pfalz. Mühlenwerke zu 10, Cementwerke Heidelberg zu e 40 und Salzwerk Heilbronn zu 500. Ferner von Bankaktien: Rhein. Creditbank zu 16 und Süddeutsche Disconto zu 35. Von Versicherungsaktien stellten sich(in Milliarden: Frankona 40., Frankfurter Allgemeine 60., Badische Assekuranz 20., Continentale 20., Mannheimer Versiche- rungs-Aktien 50., Oberrheinische 30 G. und Württemberg. Transport-Versicherungs-Aktien 20 G. * *Essener Börse vom 19. Oktbr. Fränkische Türen- und Möbelfabrik in Hardheim(Baden) in Milliarden: 1,7 G. 2,3 Br.; Schneider u. Co. in Heidelb.-Kirchheim 1,7 G. 2,3 Br.; Greifwerke.-G. vorm. Peter Kohl in Mannheim-Neckarau 4,5 G. 5,5 Br. Devisenmarkt Andauer der Devisen-Panik Die Panik am Devisenmarkt, die seit einigen Tagen die politischen und wirtschaftlichen Vorgänge begleitet, hielt weiter an. Bei sehr fester Tendenz nannte man im Früh⸗ verkehr Kurse: New Vork 80, London 350, Holland 30, Paris 4,5, Brüssel 42, Schweiz 14, Italien 3,5 und Prag 2,8 Milliarden A. Frankfurter Devisen. Amtiloh 0. 19. 1. 10. b. 22. B. 22. Belgien 548.500000 601, 00000 7,593500000.608500000 Hollanngd 0 4,4887500 0⁰.511250000 21,446250000 21,553,50000 ondoeon 51.870οοοο„13000 0000 224.422f 00000 237,5875000⁰0 FC„„ 693,282500 196, 788600.192000000.208000000 Sohwee.06981 2500.0811875ʃ U0.6757500C⁰ 9,724250000 Spanlen 1,59800000 0 1,8000 0⁰ 6,73372500 6,/688750⁰0 allen 513,712500 516,287500 2,292250000 2,3037 0000 Düänemark 1,84E 12500⁰0 1854775000 9, 500000 9, 0 Norwegen.7955000s 1,8045000⁰ 7,70050⁰⁰00% 7,819500000 Sohweden.99250, 00 0 9,00750οοοð 12.7181250⁰0 12,7818750⁰0 Helslngfors 259,350000 380,851 000—— New-Vork 11,47/2 0% 11, 8287cοn 358,00000000 E6, 1400000 Wien, adgg 159600 16040⁰ 679025 771975 Zudspet 499750 301250 299250 300750 FFCCC( 329,175000 329, 25000 1,846:25000.884875000 10178750⁰ 10526250⁰—— New Fork, 2. Oktbr(WS) Dewisen 19 22. 19. 22. 19. 22. Frankreſon.98.78 Sohwelr 17.91 17.82] Spanien 18.48 13.82 Zelglen.18.97] England. 452.49 ſitallon.82.45 *New Xork, 22. Okt. Kurs der Reichsmark bei Börsen- schluß 0,000 00022 Cents Geld, 0,000 00023 Cents Brief. Dies entspricht einem Kurs von 45 450 Mill. bzw. 43 478 Mill. 4 für den Dollar(16 000 Mill. bzw. 13 330 Mill.). Waren und Härkie Mannheimer Viehmarkt Dem Viehmarkt vom 22. Oktober wurden zugetrieben: 214 Stück Grohvieh, davon 67 Ochsen, 27 Farren, 120 Kühe und Rinder, ferner 102 Kälber, 16 Schafe, 220 Schweine. Preise für 1 Pfund Lebendgewicht(in Milliarden): Ochsen: 1. Kl..—1,8, 2. Kl. 1,4—1,5, 3. Kl. 1,2—1,4, 4. Kl.—.2; Farren: 1. Kl..—15, 2. Kl. 1,—1,4, 3. Kl: 1,2—1,33 Kühe und Rinder: 1. Kl. 1,6—1,8, 2. Kl. 1,—1,5, 3. Kl.—.2, 4. Kl. 0,9—1, 5. Kl. 0,5—08; Kälber: 1,2—1,8; Schafe:—.,5. Marktverlauf: Mit Großvieh mittelmäßig, geràumtz mit Kälbern lebhaft, ausverkauft; mit Schweinen mittel⸗ mäßig, ausverkauft. Die Preise sind Marktpreise für nüchtern gewogene Tiere und scr'eßen sämtliche Spesen des Handels ab Stall für Frachten, Markt- und Verkaufskosten, Umsatzsteuern, so- wie den natürlichen Gewichtsverlust ein, müssen sich also wesentlich über die Stallpreise erheben. 2 Berliner Metallbörse vom 22 Oktbr. Prelte in Mliflarden Nark für 1 kg. 18. 22. Aluminium 19. 22. Elektrolytkupfer—— in Barren—.——.— Ratfinadekupfer 3200.300 12-12.5 inn, auslünd. 10500.11000 41.-42 Ble 1400-1470 5,1-5,8 Hutteneinn 10200-10500 40-10,5 Rohzink(Vb.-Pr.)—.——.— NMiokel 6300-6400 23.8 do.(fr. Verk.) 1750· 1800.-8,9 Antmon 1300-1400.-5,8 Plattenzink 1200.1400-5,2]Sliper fur 1 àr. 22⁵50.24⁰⁰.•8,8 Aluminium Pie tin g. ür.—— London, 22. Oktbr.(Wa) detallmarkt.(in Lst. f d. engl. t. v. 1016 Kkg.) 19. 22. bestseleot, 63.50 63.50] Blel 26.25 28.88 KupterKkKass 61.15 60.45[ Rlekel 135.— 135.— Zink 32.75 32.45 40. 3 Monat 61.78 61.— Zina Kassa 204.15 201.75 Queckellder.25 89.25 40. Elektrol 64.25 638.25 do. 3 Honat 202.— 200.— Regulus 38/4 388/% —.— e, Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Oktober Rhein⸗Pegel 17 18 11 2[ IHHedar-Begeifi7 J18 10 0 22.J2 3 ſuſterinſel).87 Magau...72 Mannbeim..74 Ka 20„* Köln 250(.87 1. .98.88.78 574.44. 4. 5 .81.2 .432.82 12 17 22 e .⁰ .093.17 Mannheimer Wetterbericht v. 28. Okt. morgens 7 Uhr Barometer 747/,0 mm. Thermometer: 10,0 C. Niedrigſte Temperaum nachts:.00 C. General⸗Anzeiger, G. m. b. Direktion: dinand Verantwortlich iſcher für das 0 Höchſte Temperatur geſtern: 14.0 C Niederſchlag⸗.3 Liter auf den am. Süd 4. bewölkt. . Manabeim. E 6. 2. e— Chefcedakteur: Kun Fiſcher. r den politiſchen und volkswirtſchaftlichen Teil: Kurt euilleton: Dr. ritz Hammes; für Kommunalpolitik und kales: Richard Schönfelder; für Sport und Neues aus aller Welt: Willt Müller; für Handelsnachrichten, Aus dem Lande, Nachbargebiete Gericht u. den übrigen redaktionellen Teil; Franz Kircher: für Anzeigen: Kari Hügel. 5 5 N 5 ⸗ e⸗.e reeeee 2 Voe 222 „, n,. 72 2 ee 2„ P ,, Peceddddcdd 2 ,, e,„ 2 7 8 ne Zzee, e Oel e, dee e, 2 eeee ee 72 250 3 ,, 2 22 23 i, eee ee 5 2 4 0 10 D 5 9285 5 2 78. 0 8 AR 23 22 P 33 235 28. 9988 5 55 2 2 19 72 1 1 . 9 12„ Kauft und brauch 2 2 725* 7 „„ die ganze Welt dee, ee, 55 9 298. e Ne ee 585 25 58 ein, ee, ee,. , eeee ee * e e 0 9250 9 ie eee, eeee eeee, 2% e ee eeee, eee 20. Nen 2585 ee, dene 5 SeN ,, we, eeee,„. „, ee,„„ , eee ee, ee n nmn n,... 6. Seike. Nr. 487 Maonal-Tuneater Mannheim Dlenstag, den 23. Oktober 1923 Miete A, Reihe eins, 3. Vorstellung .-.-B. Nr 201—350, .-.-B. Nr. 2001—2150 u. 365—3700 5 Der Frelsehuüutz Oper in drei Abteilungen von FPriedrich Kind. Musik von Car Maria von Webel. Spielleitung: Bugen Gebrath. Musikal. Leitung: Paul Breisach. Anfang 6½ Uhr Ende 9½ Uhr. Ottokar, regierender Graf Josef Burgwinkel Kund, gräkſicher Erbförster Hugo Voisin Agathe, seine Tochter Aenne Geier Fennchen, hre Verwondte Qussa Heiken Kaspar, erster ägerbursche Wilhelm Fenten Max, zweiter jägerbursche Fritz Bartlin el, der schwarze läger Hans Godec 4⁵ emit Mathien Ffrank ein Bauer Alfred Landory uldche Jerbttenburpen dar Sactgemelldg Entſchädigungen der Aufruhrſchäden. sucht — 6978 Der Vorſtand: Weinmann. Für die Entſchädigung der Aufruhrſchäden der letzten Tage gelten die Beſtimmungen des Reichs⸗ tumultgeſetzes vom 12. Mai 1920. Erſatzanſprüche der Betroffenen ſind nicht beim Oberbürgermeiſter, ſondern bei dem Ausſchuß zur Feſtſtellung von Entſchädigungen für Aufruhrſchäden, der dem hieſigen Landeskommiſſär angegliedert iſt, zu ſtellen. 13 Von der Rheiniſchen Creditbank, Mannheim. iſt beantragt 2227 nom. Mk. 30,000. 000.— neue Stammaktien 80 000 Stück zu je Mk. 1000 Nr. 70001—150 000 mit Div. ab 1. 2. 23. der Wayß& Freytag Aktien⸗ geſellſchaft, Frankfurt a. ., zum Handel und zur Notierung an der hieſigen Börfe zuzulaſſen. Mannheim, 19. Okt. 1923. Die Fahrpreiſe der Straßenbahn betragen ab Mittwoch, den 24. Oktober(in Millionen ark): —5 Teilſtrecken= 300, 6 und 7= 450, 8 und mehr 600.(In der Zeit von vorm..30— 11.30 in Mannheim 250, 300, 450). Kinder 150. Fahrſchein⸗ hefte 2700, 3900, 5200. Schülerhefte 2000, Invali⸗ Anerkannt Taschen nd Scheren Erfelg Hannhelmer 33 gdeneral-Anzelger Maunheimer General- Anzeiger.( Mitiag · Ausgabe.) Dadloche Hezoturdur-Gekelgchakt Atzepgezpchatt Mannheim. An die Herren Aktionäret Wir beehren uns, Sie zu der am Dienstag, den 20. November d. K. vormittags 11 Uhr, in unſerem Sitzungsſaale, Auguſta⸗Anlage 18, hierſelbſt ſtattfindenden außerordentlichen Geueralverſammlung einzuladen. Tagesordnung: 1. Erhöhung des Grundkapitals durch Ausgabe von Vorzugsaktien. 2. Statutenänderung. Die Herren Aktionäre, die an der Generalverſammlung teilzunehmen beabſichtigen, bitten wir um Anmeldung bis ſpäteſtens zum 17. November dieſes Jahres gemäߧ 255.⸗G.⸗B. Mannheim, den 20. Oktober 1923. Grossindustrieller fluonen Neanben ) Hir Buchbatnung, 2) für Halkriaton zum möglichst Bedingung ist: zu 1) Erfahrung in Kontokorrent-Buchführung und Zah. lungswesen aufgrund mehrjähriger praktischer Tätigkeit, zu 2) Fertigkeit im Rechnen und möglichst Erfahrung in Betriebskalkulation. Angebote mit Lebenslauf, Zeug- nisabschriſten und Angabe der Ge- haltsansprüche nach Tarifgruppe unt. N. E. 179 an die Geschäftsstelle. Fabrikbetrieb 6980 Schlüsselzahl Sofortigen Eintritt. Verkäufe vast IIi —— Autepee (Maßarbeit) für ſtärkere Fig preisw. zu verkf. 4338 Sell, Bürgerm. Fuchsſtr.8 IV. Anzuſeh. nach 5 Uhr nach Maß. Dienstag, den 23. Oktober 1923 Teulacer Jucanceweten Bezirksverein Mannheim-Ludwigshafen ah 20. Oktober 300, 000, 000. 6972 Welch. Vandmirt nief. mit Kartoffeln geg. Lieferung ein. feinen Herrenanzugs 4331 Schubert, Dammſtraße g. Iuolage ſchriftliche Eintragung erzlelen Sle durch Auf- gabe lIhrer Anzeigen im denhefte 2100. Wochennetzkarten: Mannheim und Ludwigshafen 12000; Mauͤnheim 10000; Ludwigs⸗ hafen 8000. Invalidenkarten 2700. Wochenſtrecken⸗ karten 6000 Zuſatzkarten für Rhein⸗Haardtbahn⸗ Karten 2400. Perſonaſſpätwagen 900. Die in der Zulaſſungsſtelle für Wert⸗ —— 15 der Börſe zu Mannheim Fabrikunternehmen stellt zu Ostern 1924 einige kaufmännische Lehrlinge mit Mittelischulbildung ein. Aufnah megesuche mit Lebenslauf und zu verkaufen. S231 T Näheres in der Ge⸗ ſchäftsſtelle d. Bl. Miet-Gesuche. Für Vermieter koſtenlos. Aobl. U. Nerg Timmer ſucht und vermittelt 40 Wohnungsbüro Schwelzingerstr. fö. Lel. 5540. klegante Henenstoffe ſowie Damentuche iu m. Borrichtung ſ. hand⸗ allen Farben liefert auf Teilzahlung innerhalb 12 agen ohne Preisauf⸗ ſchlag. L. Servos, Liebig⸗ ſtraße 30. III. Etage. 4335 Pelzwaren kauft man preiswert Siegel, F4, 3. Teilzahlung gestattet- Deutscher Boxer ————ͤô:ĩa᷑—erͤk—q Zeit vom 21. bis 23. Oktober gekauſten Fahrſchein⸗ hefte gelten bis einſchließl. 30. Oktober. 93 U Groge NMachlaßversteigerung 0 1,1 am Donnerstag, 25. Oktober 1923, vorm. ½10 Uhr und nachm 2 Uhr im gr. Saale des„Grünen Hauſes“ U 1, 1. aus gut bürgerl. Haushalt: Alte und leistungs fähige sucht tüchtigen, bestens eingeführten rarpeniabrilt itteideutsdlands Zeugnisabschriften unter N. F. 180 an die Geschäftsstelle ds. Bl. 6982 Aust. Mädechen Vorübergehende 4325 Nng. Kaufmann ſucht raſchfördernden italien. Sprach-Unterricht. Gute Vorkenntniſſe vorh ſehr ſchönes Tier, ſeht wachſam, 8 Monate alt umſtändehalber zu ver⸗ kaufen bezw, zu ver⸗ tauschen gegen gut⸗ erhaltenes Dämen- 4339 1 zweibettiges vollſt. Schlafzimmer, hell, I einbettiges vollſt. Schlafzimmer, hell. eleg. Wohnzimmer, Mahagoni, ! vollſtändige Kücheneinrichtung. 55 LEinzelmöbel aller Art in großer Auswahl (Betten, Schränke, Chaiſelongues, 1 Voſt⸗Schreib⸗.⸗ maſchine, Büfett, Lederſtühle, Standuhr, Flurgar⸗ deroben, Waſch⸗ u. Nachttiſche, Aufſtellgegenſtände, Tiſche, Stühle, Sofas, Bilder, gute Herren⸗ und Frauenkleidung). Telephon ⸗ Apparate: 9 Standapparate, 17 Tichapparate und viel Ungenanntes. 6974 Ortsrichter Landſittel, Tel. 7309. Die Möbel werden vormittags ausgeboten. DRUckragBEN- EERIRETIER Angebote mit Angabe der bisherigen Tätigkeit unter N. B. 178 an die Geschäftsstelle ds. Bl. 6926 in der unter Geſchäftsſtelle. Abendnedendeschaftig. Har perk. Stenotyplsfin geboten. Perſönl. An⸗ meldung nach 7 Uhr. Näh. Geſchäftsſt. 4341 Fur e Lehrmäüddhen in beſſ. Lebensmittelge⸗ chäft geſucht. Angebote P. 13 an die Alleinmädchen ſofort zu zwei Perſonen geſucht. 4333 Max Joſefſtr. 32, II. Iłs. Steſſen Gesuche Ang. u. E. O. 12 d. d. Geſch. B9772 Alleinſteh. Fräulein v. angeneh. Aeuß., m. eig. Wohnung. wünſcht d. Be⸗ kanntſch. eines ſol. Herrn Eirai. 4332 die Geſchäftsſtelle. 4343 Zuſchr. u..R. 15 a. d. Geſch.IV. Sto Sonntag abd. geg. 12 Uhr auf dem Wege v. O 3, 1, Planken, Breiteſtr., Neckar brücke nach Luiſenring 60 ſulla-Armbanduhr in, 25 Jahre, ſucht zu mach. zw. Gedanken⸗(Gliederkette) 155— 5 austauſch uü ſpät. 4337 Seg.hohe Belohng. abzug. ZJuſchr. unt. E. S. 16 an Nachruf. Am 17., Oxtober ist nach längerem Leiden uell däbein im Alter von 87 Jahren entschlafen. Der Verstorbene war Mitbegründer unserer Gesellschaft und von 1904 bis 1921 Vorsitzende ihres Aufsichtsrates. Der Ruf unseres Unternehmens hat sich zum grossen Teil auf seine bahnbrechende und unermũdliche Mitarbeit gegründet. Seine starke Persönlichkeit hat bis in die letzte Zeit nicht auf- gehört, sich für die Gesellschaft, welche er als sein Lebenswerk betrachtete, einzusetzen. Wir verlieren in dem Dahingegangenen nicht nur einen Mann, der die Erfahrungen seines ganren Lebens uns jederzeit zur Verfügung stellte, sondern auch einen Menschen, der jedem gerne Freund und Berater gewesen. Todes-Anzeige. Am 17. Oktober ist unser lieber Vater, Groß- vater und Urgroßvater 6960 ſulleihnich oahein nach längerem Leiden im 87. Lebensjahre sanft entschlafen. Die Einäscherung hat in aller Stille statt- gefunden. Im Namen der Hinterbliebenen: Sebastian Uhlmann u. Frau Bett geb. Stockheim, Berlin Benno Danziger u. Frau Emma geb. Stockhelm, Mannheim. sellschaft verbunden sein. Dor Aufsschtsrat und Vorstand der Unionwerke.-6. Maschinenfabriken Mannheim-Berlin. Trauerbriefe en Sein Name wird für immer mit dem der Ge- Der Gründer unserer Mutter· Gesellschaft und der langjährige Vorsitzende ihres Aufsichtsrates mllelllich fockbein ist in hohem Alter gestorben. Wir haben durch seinen Tod einen grossen und schmerzlichen Verlust erlitten und einen unserer besten Freunde verloren. Die Erfah- rungen und das Ansehen des Verstorbenen haben uns genützt und gefördert. Seine Arbeitsfreude gab uns ein Beispiel; seine Freundschaft und seine gütige Gesinnung sichern ihm ein dauerndes und dankbares Gedenken. 6964 Siegerin-Goldman-Werke G. m. b. H. Mannhbeim, den 18. Oktober 1923. 2 8 Drurkerel Dr. Haas, G. m. b.., E 6, 2 Wir erfüllen die traurige Pflicht, von dem am 21. Oktober 1923 erfolgten Ableben unseres Seniorchefs, des Herrn Geheimen Kommerzienrat orm,. Freudenberg FEhrenbürger der Stadt Weinheim Kenntnis zu geben. Sein Leben war dem Gedeihen unseres Werkes gewidmet, das er von krüher jugend an, bis zu seinen letzten Krankheits wochien, in unermüdlicher Geistes- und Arbeitsfrische und hohem Pflichtbewusstsein zu seiner jetzigen Höhe brachte. Diese Eigenschaften, vereint mit grösster Einfachheit, erwarben ihm das Vertrauen und die Freundschaft Aller, mit denen und für die er arbeitete. Wir bitten, das Vertrauen und die Freundschaft, die dem N in so reichem Maße erwiesen wurden, uns erhalten ZzU Wollen WEINHIEIM, 22. Oktober 1923. bil Fiebdelbeng 6. m. b. f. Die Beisetzung findet am Mittwoch, den 24. ds. Mts., nachmittags 3 Uhr vom Trauerhause aus staft. 6976 dass uns rasch und unerwartet unser lieber guter Vater Karl Pfaff im Alter von 62 Jahren durch den Tod entrissen wurde. Rheinhäusserplatz 11 nachmittags 2 ũ Uhr von der Leichenhalle des hiesigen Friedhofes aus statt. Todes-Anzeige. Schmerzerfüllt machen wir die traurige Mitteilung, Zugmeister MANNHEIM, den 22. Oktober 1923. In tiefer Trauer: Barbara Pfaff, geb. Schardt Karl Pfaff u. Frau, Mannheim Otto Pfaff u. Frau, Hamburg Ernil Pfaff, Hamburg Maria Pfaff, Mannheim Leo Nessler u. Frau, geb. Pfaff, Mannhelm Die Beerdigung findet am Dienstag, den 23. Oktober, 433⁴ —