— — Dienstag, 39. Olttober Bezugspreiſe: In m mu. umgedung in der lauf Woche 12 Milliarden mit. die monatllchen Sezieher verpflichten ſich bei der Seſtellung des Rbonnements die während der Bezugszeit notwendigen preiserhöhung en zu bezahlen. poſt⸗ lcheckkonto nummer 17500 Karisruhe.— hauptgeſchäftsſtelle Mannheim Es. 2.— Seſchüfts⸗nebenſtelle neckarſtadt, wald⸗ bofſtr. 6. Fernſpr. Ur. 7031, 70, 708, 7048, 7048. Telegr.⸗Rdr. Seneralanz mannheim. Erſchelnt wöchentlich zwöifmal. * d0l Abend⸗Ausgabe ſannheimor Genoml Amzeiger leueſte Nachrichlen che Berkaufspreis 1 Williarde Mark 1923— Nr. 500 Angeigenpreiſe nach Carif, dei vorauszahlung oder mik Fuſchlag für OSeldentwertung: Rulgemeine Anzeigen Srund⸗ zahl 300 Schlüſſelzahl des Vereins deutſcher Zeitungsver⸗ leger 18 oo oοτ 7,200 000 000. Für Rnzeig. an beſtimmt. Tagen Stellen u. Ausgaben wird keine verantwort. üdern. Höh. Sewalt, Streiks, Oetriebsſtörung. uſw. derechtigen zu keinen erſatzauſpr. ſür ausgefall.od.beſchrünkt. Nusgaben od. f. verſp. Rufnahme v. Anzeigen. Ruftr. ö. Lernſpr. oh. Gewühr, Serichtsſt. Mannheim Beilagen: Der Sport vom Sonntag— Modezeitung— Aus Seit und Leben mit Mannheimer Frauen-Seitung und Mannheimer Mufik-Seitung Die innerpolitiſche Kriſis Koalitionsende?— Reichstagsauflöfung? E Berlin, 30. Okt.(Von unſ. Berl. Büro). In politiſchen Kreiſen verſtärkt ſich die Ueberzeugung, daß die Sozial⸗ demokratie aus der Regierung und aus der Koalition aus⸗ ſcheiden wird. Die weitere Entwickelung wird zumteil davon abhängen, was der Reichspräſident zu tun gedenkt. Eine Auf⸗ faſſung geht dahin: Präſident Ebert würde Dr. Streſemann zum dritten Male mit der Kabinettsbildung betrauen, dieſer würde dann mit einem Geſchäftsminiſterium vor den Reichstag treten, und wenn er nicht das Vertrauen erhielte, auflöſen. Auf den Verlauf der Dinge können nämlich und werden ermutlich auch ganz andere Faktoren Einfluß üben und es will hier keineswegs ausgeſchloſſen erſcheinen, daß noch in dieſer Woche der bayeriſche Strom und ein ihm entſprechender deutſchnatioaler und völkiſcher im Norde Deutſchlands zuſammenfließen. Außer dem ſozialdemokratiſchen Fraktionsvorſtand wird ſich heure nachmittag auch der Fraktions⸗ und Parteivorſtand der Demokra⸗ ten zu einer Beratung zuſammenfinden. Irged welche Beſchlüſſe ſind aber, ſoweit wir unterrichtet ſind, von dieſer Zuſammenkunft nicht zu erwarten. Auf das, was ſich nun abzuſpielen beginnt, ſind die Mittelparteien auch ohne Einfluß. Um die Einberufung des RKeichstages Der Aelteſtenrat des Reichstages, der heute mittag zu⸗ ſammentrat, beſchloß, daß das Plenum für Fyreitag dieſer Woche einberufen werden ſeol. wenn der Reichskanzler an dieſem Tage be⸗ reit iſt, ſich an einer politiſchen Ausſprache zu beteiligen. Falls der der Reichskanzler dies erſt für Dienstag nächſter Woche wünſcht, ſoll dieſer Termin beſtimmt werden. Jedenfalls ſoll in der erſten Sitzung die tllgemeine politiſche Ausſprache ſtattfinden, während die Beratung des Arbeitszeitgeſetzes für eine ſpätere Sitzung vorbehalten bleibt. Der ſächſiſche Handel Die Juſtimmung der ſozialiſtiſchen Reichsminiſter Berlin, 30. Okt.(Von unſrem Berl. Büro.) Der„Vorwärts“ hat geſtern noch behauptet, das Ultimatum an Sachſen ſei ohne die Zuſtimmung der ſozialdemokratiſchen Kabinettsmitglieder zu⸗ ſtande gekommen. Wir haben ſchon wiederholt hier das Gegen⸗ teil feſtgeſtellt. Die B. Z. Eee den Vorgang,. wie uns ſcheinen will, richtig wie folgt: e d Ne 75 angehören, haben in der erſten Sitzung die am Samstag bis 2 ee ſie haben dabei gewiſſe Bedenken ge⸗ äußert und ſie verlangten vor Herausgabe des„Ultimatuns“ mit gertt ihrer Fraktion Rückſprache zu nehmen, haben aber dann gegen die ſehgege Fornmdekung keinen Widerſpruch erhoben, ſon⸗ dern nur Wünſche geänßert, deren Berückſichtigumg— in der Hauptſache auf die Beſchleunigung, mit der der neuernannte Reichskommiſſar Dr. Heinze ſeine Maßnahmen treffen mußte— nicht in jeder Beziehung ihren Erwartungen entſprach. Von Sachſen der Reichsrat angerufen werden, das ift nach Artikel 64 der Verfaſſung nur mit einem Drittel der Mitglieder⸗ ſtimmen möglich, die auch bei einer etwaigen Unterſtützung Thüringens nicht aufgebracht werden könne. Reichsminiſter Geßler, den der Vorwärts wegen ſeines Fehlens in der geſtrigen Kabinettsſitzung erkranken läßt, erfreut ſich zum mindeſten körperlch des beſten Wohlſeins. Die Streikparole in Sachſen Der vom Gewerkſchaftsbund, der Afa und dem Allgemeinen Deutſchen Beamtenbund in Dresden beſchloſſene dreitägige General⸗ ſtreik in Sachſen hat bisher Auswirkungen nicht erkennen laſſen, ledigliich in Bautzen liegen ſämtliche größere Betriebe ſtill. Die Oektrizitäts⸗ und Waſſerverſorgung iſt eingeſtellt. Auch die Zei⸗ tungen ſind nicht erſchienen. Der baperiſche Miniſterrat tritt heute nachmittag zu einer Sitzung zuſammen, um zu dem Er⸗ ſuchen der Reichsregierung, die Reichsbefehlsgewalt im bayeriſchen Teil der Reichswehr wiederherzuſtellen, Stellung zu nehmen. Man nimmt an. daß der Miniſterrat heute noch nicht zu einem definitiven Beſchluß kommen 7 055 55 es ſich für Bauern um eine ſchwerwie⸗ gende Entſcheidung handelt. Die„Münch.⸗Augsb. Abendztg.“ ſchreibt zu dem Konflikt: We⸗ der die Entſchließung noch die Beratung der Miniſterpräſidenten der Länder habe eine ſtaatsrechtliche Grundlage, könne alſo wohl kaum eum Ausgangspunkt eines offiziellen Schrittes gegen Bayern ge⸗ Macht werden. Heute ſchon ſei Bayerns Aufgabe in weiten Kreiſen des deutſchen Volkes ſo klar erkannt, daß Bayern in Ruhe und Entſchloſſenheit auf dem eingeſchlagenen Wege weiter gehen eune. 5 1 Die Bayeriſche Volksparteikorreſpondenz präziſiert ihre Stel⸗ lungnahme dahin: Wenn auf den Rücktritt Loſſows von der Reichs⸗ regierung beharrt werde, ſo ſei nicht einzuſehen. wie überhaupt ein Ausglei chgefunden werden ſolle. Die Verſicherung der Reichsregie⸗ rung, daß ſie aufrichtig geneigt ſei, die Staatshoheit der Länder im föderaliſtiſchen Sinne auszubauen. könne keinen Glauben finden, wenn die Zentralgewalt des Reiches in Bauern in brutaler Weiſe durchgeſetzt werden ſoll. Rommuniſtiſche Anſchläge auf die Neichswehr Gegen die Infanteriekaſerne in Schwerin iſt ein anſcheinend kommuniſtiſcher Anſchlag verübt worden. An einem Nebentor explodierte eine Sprengladung, wodurch an der Kaſerne und deren Umgebung etwa 350 Scheiben zerbrochen wurden.“ Die Täter konnten in der Dunkelheit entkommen. Da in dem an jenem Tor liegenden Kaſernenbau eine Reichswehrabteilung untergebracht war, die gerade abtransportiert werden ſollte, nimmt man an, daß der Anſchlag dieſer Abteilung gegolten hat. Der Transport erlitt keinen Aufſchub. Gelegentlich einer Nachtübung der Minenwerferkompagnie des Snfanterie⸗Regiments 13 im Bietigheimer Forſt bei Lud⸗ migsburg wurde ein vorübergehend allein gebliebenes Fahrzeug ver Kompagnie von einer geſchloſſen anrückenden kommuniſtiſchen Abteilung umringt Dder Führer wurde entwaffnet und gezwungen, nach der Polizeiwache Bietigheim zu fahren. Die von dem Vorgefallenen benachrichtigte Kompagnie rückte hierauf nach Bietigheim, nahm unter Hinzuziehung der Polizei den Anführer der kommuniſtiſchen Abteilung feſt und lieſerte ihn in das Polizeiamt Ludwigsburg ein. Bonar Law 7 Der putſch in worms Am Montag abend gegen 6 Uhr wurde das hieſige Kreis⸗ amt von Separatiſten, die ſich anſcheinend einzeln dort hinbegeben hatten, in Beſitz genommen und durch Hiſſen der grün⸗weiß⸗roten Flagge die Rheiniſche Republik in Worms er erklärt. In den üblichen Proklamationen werden der Bevölkerung die bekannten billigen Verſprechungen gemacht. Die Zeitungen ſtehen unter Vor⸗ zenfur. Die neue„Regierung: von Worms, an deren Spitze der Seilermeiſter Hitt ſteht, hat Verſammlungsverbot und Verkehrs⸗ ſperre von abends 6 Uhr bis morgens 6 Uhr verhängt. Die ganze Aktion iſt reibungslos verlaufen. Das Vorgehen der Separatiſten wurde dadurch unterſtützt, daß die Franzoſen kurz vorher den Polizeikommiſſär Ahl ausgewieſen haben. Heute früh iſt die geſamte Arbeiterſchaft in den Proteſtſtreik gegen die Anmaßung der Sonderbündler getreten. Der Belagerungszuſtand in Aachen hat eine weitere Ausdehnung bis zum 8. Nov., jedoch mit der Beſchränkung der nächtlichen Verkehrsſperre von 9 Uhr abends bis 5 Uhr morgens erfahren. Die Zeitungen ſind heute erſchienen. Der erſte Angriff der Sonderbündler iſt von der Mayener Bürgerſchaft zurückgeſchlagen worden. Die Separatiſten wur⸗ den pertrieben. Darauf verhängte der franzöſiſche Delegierte den Belagerungszuſtand und wies etwa 15 der angeſchuldigten Bür⸗ ger und Beamten aus. Geſtern mittag erſchienen neuerlich auswär⸗ tige bewaffnete Sonderbündler und beſetzien die öffentlichen Gebäude. Der franzöſiſche Kreisdelegierte in Euskirchen hat an alle Bürgermeiſter ſeines Bezirks ein Rundſchreiben erlaſſen: Der Kreis⸗ debegierte läßt mitteilen, daß die ſeparatiſtiſche Bewegung vor⸗ läufig nicht anerkannt werde. Falls ſie anerkannt werde, ergeht beſondere Mitteilung. Die Separatiſten haben ſe jeglichen Requiſitionen, Beſchlagnahmungen, Amtsenthebungen, chließung von Wirtſchaften uſw. zu enthalten. Requiſitionsſcheine müſſen, wie bisher, vom Kreisdelegierten oder den Militärbehörden unter⸗ ſchrieben ſein. Der Delegierte will von allen Vorkommnniſſen, auch geringerer Art, unterrichtet ſein. Ein Nundſchreiben gleichen Inhalts hat der franzöſiſche Kreisdelegierde von Bonn erlaſſen. hHoffmanns pläne Der„Matin“ veröffentlicht eine Unterredung mit dem Reichs⸗ tagsaba. Hoffmann⸗Kaiſerslautern. Hoffmann ſoll darnach er⸗ klärt haben. daß er die Pfalz aus zwei Gründen in eine autonome Republik umwandeln wolle. Erſtens um alle Beziehungen zu Bayern abzubrechen und zweitens um die Pfalz vor den ſeparatiſtiſchen Be⸗ ſtrebungen zu retten. Weiterhin ſoll Hoffmann erklärt haben, daß der neue Staat. den er zu ſchaffen gedenke, ebenſo wie die übrigen Länder mit einer begrenzten Autonomie ausgeſtattet ſein müßte. Die ſozialdemokratiſche Partei der Pfalz habe dieſen Plan, den die bür⸗ chen Parteien ablehnten. autgeheißen Hoffmann ſoll zum Schluß ausgeführt haben: Durch eine feierliche Erklärung würden wir die ohl Verpflichtungen anerkennen, die aus dem Verſailler Vertrag bervor⸗ geben. und das würde die Wabruna der franzöfiſchen⸗ Rechte bedeuten. der Freiburger Erzbiſchof beim papſt eeee Freibur 7 uſchen 0 r vom ger Eröbiſchof am letzten Sanntag vom Popſt in Audienz empfangen % Papſt wurde in der deutſchen Sprache in der Pius 11. ſich läufig auszudrücken weiß. Erzbi Dr. benützte das. Selende Iutereſe un ihn der iie Septged Freiburg und über die gege traurigen Verhält⸗ niſſe Deutſchlands, beſonders über die Leiden, die Klerus und Volk durchzumachen haben, eingehend zu unterrichten. Der Papſt, der über die Lage Deutſchlands gut unter⸗ richtet war, zeigte größtes Mitleid mit den Bedrͤngniſſen des armen Volkes und verſprach wiederholt, in ſeinem Gebet der Notleidenden zu gedenken und alles zu tun, was in ſeiner Macht ſtände, um die Leiden zu lindern. 8 Nach der Audienz wurde Erzbiſchof Dr. Fritz auch vom Kardinal ⸗ Staatsſekretär Caſparri empfangen, der ebenfalls die Ver⸗ ſicherung gab, alles zu um, um die Leiden der deutſchen Bevölkerung weniger drückend zu machen. HSBeoepſprechungen über wertbeſtändige Löhne und Gehälter Geſtern fanden im Reichsarbeitsminiſterium Beſprechungen mit den Vertretern der Spitzenverbände der Arbeitnehmer über die Aus⸗ zahlung wertbeſtändiger Löhne ſtatt. Nach einer Erklärung des Reichsfinanzminiſters ſtehen wertbeſtändige Zahlungsmittel in einer zur Lohnauszahlung ausreichenden Menge in dieſer Woche zunächſt nur ein Bruchteil der Löhne und Gehälter wert⸗ mütia den ſofortinen Uebergang zur Berechnung der Löhne in Goldmark. Hierüber am nach Hinzuziehung der Vereinigung der deutſchen Arbeitgeber die Ve handlungen fortgeſetzt werden. 85 der Schweizer Jonenkonflikt mit Frankreich Am Montag vormittag hat der Schweizer Bundesrat den Wort⸗ laut der Antwortnote an Frankreich in der Frage der Genfer Zone fertiggeſtellt. Die Note enthält eine eingehende Widerlegung der in der franzöſiſchen Note vom 25. 10. n Vorwürfe wegen angeblicher Verſchleppung in der Zonenangelegenheit durch den Bun⸗ desrat. Was die Einleitung der Note zur Fortſetzung der Ver⸗ anbelangt, ſo ſteht der Bundesrat auf dem Stand⸗ punkt, daß in weitere Verhandiungen nur unter der Vorausſetzung eingetreten werden könne, daß Frankreich den Vollzug des Geſetzes vom 16. Februar über die Verlegung des Zollkordons an die poli⸗ tiſche Grenze, durch die die Rechtsfrage zu Ungunſten der Schweiz projiziert würde, für die 1 Dauer der Verhandlungen ſiſtiert. Die Note wird dies unzweideutig zum Ausdruck bringen. Sie wird ſerner nicht verfehlen den Vorſchlag des Bundesrates, die ſtrittigen Probleme einem Schie dsgericht zu unterbreiten, in Erinnerung rufen. 602 die neue Türkei Reuter meldet aus Konſtanti: Die Nationalverſammlung mit Muſtapha in Angora hat die Türkei zur Republit ernannt Kemal Paſcha als Präſidenten. Londou. 30. Okt. Der frühere britiſche Premiermimiſter Bonarx Lw iſt geſtern ae Horben.)))FTFVCVCCTVVbV *Der erſte ſüdſlawi Miniſterprüſtdent Stojan Protitſch iſt in 0 kun e Siden jahr an einem Herz⸗ leiden geſtorben. Protitſch, der der ſerbiſchen rechtsradikalen Partei N n OSuies F e e ͤ Dr. Fritz in Nom wird noch nicht zur Verfüaung. Auch in der kommenden Woche kann fetzen beſtändig bezankt werden. Die Spitzengewerkſchaften verlangten ein⸗ hinausläuft, denn auf ſchwer Weiterentwekilung in Sachſen in ſchwerſte Bedeän Die Löſung der ſächſiſchen Frage Die gefährliche Gewöhnung deutſcher Politiker, innenpoli⸗ tiſche Kriſen mit beſonderen Maßſtäben zu meſſen. anſtatt ſie, wie es die Lage Deutſchlands erfordert, in das richtige Ver⸗ hältnis zu den außenpolitiſchen Folgewirkungen zu ſetzen, weiter die immer noch nicht behobene Sucht der Sozialdemokratie und Demokratie, die Innenpolitik als das wichtigſte Feld der Betäti⸗ gung anzuſehen, haben leider abermals dazu verführt, die Entwick⸗ lung in Sachſen über Gebühr aufzubauſchen und namentlich der Reichsregierung durch allerhand Zweifel und ſuriſtiſche Bedenken Steine auf den Wea zu werfen. Vor allem begeht man den Fehler, zwei zwar zeitlich zuſammentreffende aber ſachlich durchaus verſchieden geartete Kriſenerſcheinungen in Parallele zu ſtellen und dadurch von vornberein nicht nur den Konfliktspunkt det eigenen Beurteilung zu verſchieben, ſondern auch die Klarheit der Entwicklung zu verhindern. Was iſt denn eigentlich in Sachſen geſchehen? Mit Ausnahme der bisherigen Nutznießer der ſächſiſchen OIrdnung iſt ſich die geſamte volitiſche Welt Deutſchlands, einſchließlich der Mehrheit der ſozialdemokratiſchen Reichstagsfraktion darüber einig, daß Sachſen ſich im Laufe des letzten Jahres immer mehr zu der deutſchen Unordnunaszelle entwickelt hat. Konnte man an⸗ fänglich über gewiſſe Entgleiſungen hinweggehen und hinwegſehen, weil ſie ſich nicht über den örtlichen Rahmen hinaus auswirkten, ſo änderte ſich die Lage von dem Augenblick an. als die unter dem Ein⸗ fluß des ganz radikalen linken, ſogenannten Chemnitzer Flügels ſtehende ſächſiſche Sozialdemokratie ſich bereit finden ließ, ſich auf Gedeib und Verderb mit den Kommuniſten zu einer gemeinſamen „Abwehrfront gegen Bayern“ und mittelbar auch gegen das Reich zu verbünden. Daß dabei nur die Kommuniſten gedeihen und die So⸗ zialdemokraten verderben würden, war jedem politiſch Einſichtigen von vornherein klar, daß ſich weiter die namentlich in Weſtſachſen allmäblich unerträglich werdenden Unſicherheitsverhältniſſe für Le⸗ ben und Eigentum unter dem Einfluß Brandlers, des früberen Ad⸗ jutanten, Helfershelfers und Weggenoſſen eines Hölz nicht ge⸗ rade verbeſſern würden, war von jedem vorauszuſehen, der nur ein wenia in den Plänen der Kommuniſten Beſcheid weiß, wonach deren „Ideal“ letzlich doch nur darin beſteht, aus dem zerborſtenen deutſchen Reichsbau ſo etwas wie eine Moskauer Hundebütte zu machen. Wie immer, wo Kommuniſten die Führung übernehmen, ent⸗ wickelten ſich auch in Sachſen nach kurzer Friſt bereits kaſchemmen⸗ artige Zuſtände. Da die Kommimiſten bekanntlich aus Prinzip lügen dürfen, was allerdings in ihren Augen keine ſondern nur ein legales Kampfmittel iſt, ſo ſchwindelte der ſächſiſche Finanz⸗ miniſter dem entzückt aufhorchenden fächſiſchen Volk vor, daß Sow⸗ jetrußland ihm einige 100 Millionen Tonnen Getreide zur Ver⸗ fügung geſtellt habe. Bald darauf wurde bekannt, daß dieſes Ge⸗ treide von der Ar. gierung in Deutſchland angekauft worden war! Die vom Reich zur Nerſügang geſtellten 800 Billionen Mark, die nur zumnteil der Erwerbsloſenfürforge dienen ſollten, im übrigen aber für Zuſchüſſe zu den Löhnen und 6 d der Staats⸗ betriebe beſtimmt waren, ve in den der Erwerbs⸗ loſen und kommuniſtiſchen Parteifreunde des Herrn ſe eine ergebene Garde ſichern t man dazu die unerhört heſtige, nicht anders als unflätig zu nennende Tonart der kommuniſtiſchen Aufrufe, die offen den Bürgerkrieg predigten und die NRei regi rung mit Hohn und Spott bewarfen, nicht zu vergeſſen das nicht anders als bandesverräteriſch zu bezeichnende Denunziantum des Miniſterpräſtdenten Zeigner ſelbſt in Sachen der Reichswehrforma⸗ tionenauffüllung, dürfte doch wahrlich das Urteil zutre daß die Zuftände in Sachſen nicht gerade ordnungs⸗ und waren. Es iſt eigentlich nicht recht verſtändlich, weshalb nun vor⸗ nehmlich in der demokratiſchen Preſſe ein bedenkliches Schütteln des Kopfes anhebt und Ausruſe und Fragen wie:„Wir verſtehen die Politik Streſemann nicht mehr oder„Wohin ſteuern wir?“ werden. Die Demokraten fühlen ſich doch ſonſt immer als Gralshüter der Verfas und ſpielen ſich gern als deren genaueſte Kenner auf. So müßte denn doch auch der Ar⸗ tikel 48, der die Reichsexgekutive regelt, bekannt ſein. Darnach kann der Reichspräſtdent ein Land, das nicht nach den ihm nach der Reichsverfaſſung und den Reichsgeſetzen obliegenden lichten verfährt, mit Hilfe der bewaffneben Macht, d.., alſo durch mititäriſche Exekutionen dazu anhalten, dieſe Pflichten zu verwirklichen. Nachdem alle Anordnungen und Bitten, Beſchwö⸗ rungen, Zitationen nach Berlin und Entſendungen von Unterhänd⸗ lern nach Dresden nichts nützten, ſondern im Gegenteil nur weiteren Spott und Hohn ob der ſtändigen Nachgiebigkeit hervorgerufen hatten, blieb dem Reichspräſidenten als dem ſichtbaren Haupte der Reichsregierung und dem Kanzler als dem verfaff igen Ober haupt der Exekutive nichts weiter übrig, als gemäß die Beſtimmungen des Artikels in Lauf und Kraft zu etzen. Daß eine mit milttäriſchen Machtmitteln durchgeführte Exekuion miniſters, der die Wei nicht ſo glacehandſchuhmäßig ablaufen würde wie ein 5 Ühr⸗Tee, ſollte man eigentlich in jenen Kreiſen wiſſen, die ſich jeden Tag die Kehle heiſer und wund nach einer E on gegen Bayern ſchreien Enigegen den erſten Verichten, durch die wieder einmal der UIIL⸗ ſtein⸗Preſſedienſt in übelſter Weiſe die Provinz ver⸗ und VVV Kriſen⸗ len 7 0 eE 8N i Amtsent⸗ 5 ber ſachſhen Regierung 25 manierlich 0 25 bden höf⸗ auch nicht anzunehmen, daß Reichstk ſar Di der früher ſelber einmal ſächſiſcher Juſtizminiſter geweſen iſt, allerdings vor dem November 1918, über ſo wenig gefellſe Formen verfügen ſollte, noch gegenüder einem perfönlich zwar aber doch legalen und verfaſſungsmäßigen Kollegen. m kann ſich des Ein⸗ drucks nicht erwehren, daß die Reichsregierung zwar immer höflich und korrekt, aber im Ziel durchaus beſtimmt und feſt auf⸗ npo ſchen ichtli t as Stre Faen gegen—.— abzu⸗ 1 ormen pielt. Es war der 0 ee 8 Heinze, frontenkampf gegen Sachſen kürze n, daß erſt die eine Front erledigt wird. Daß dies nur die ſecchſiſche kann, ergibt ſich aus der überſtellung der inneren Lage in und Bayern von ſelbſt. Iſt die Flurbereinigung an der Elbe erſt erfolgt, ſo wird auch die Erledigung des Kon⸗ fliktes mit Bayern nicht auf ſich warten laſſen, wobef es müßig iſt ſich heute ſchon den Kopf darüber zu verbrechen, mit welchen Mitteln dies unter Umſtänden geſchehen könnte, zumal die bayriſche Frage je länger je mehr auf juriſtiſche Ausbegungen 1 wiegende politiſche Differenzen. Es iſt begreiflich, daß die Sozialdemokratie durch die innere Verwierung geraten Nt. 4 — 67 9 1 Iöchert iſt. Schon allein die Befriſtung des 2. Seite. Nr. 500 Mmannheimer General-Anzeiger[Ahzend⸗Ausgabe) Dienstag, den 30. Oktober 1923 dings die etwas geheſmnisvoll klingenden Andeutungen Sollmanns und die Zuſtimmung der drei ſozialiſtiſchen Reichsminiſter zu den Kabinettsbeſchlüſſen gegen Sachſen, ſo bleibt doch der Eindruck be⸗ ſtehen, daß die Herren entweder etwas mehr wiſſen, oder aber, was wahrſcheinlicher iſt, die Dinge anders und richtiger und vor allem auch vom Standpunkt der Wohlfahrt des geſamten Vater⸗ landes und nicht ausſchließlich vom ſozialdemokratiſchen Partei⸗ intereſſe aus betrachten. Auch die ſtreng verfaſſungsmäßige, aller⸗ dings in ſeinen Auswirkungen gegen die Sozialdemokratie gerich⸗ teten Stellungnahme des Reichspräſidenten muß in dieſem Zuſammenhang beachtet werden. Das A⸗B⸗C der politiſchen Weis⸗ heit mancher ſozialdemokratiſchen Organiſation, im beſonderen auch der lokalen Propinzpreſſe, erſchöpft ſich ja regelmäßig in dem Herab⸗ leiern der wie auf tibetaniſchen Gebetsmühlen aufgezeichneten Parteidoktrinen. Wie Buridans Eſel weiß auch die ſozialdemo⸗ kratiſche Partei offenſichtlich noch nicht, welchem von beiden Heu⸗ bümdeln, Austritt aus der großen Koalition oder Beteiligung am kommuniſtiſchen Generalſtreik, ſie den Vorzug geben ſoll. Daß es dabei noch einen anderen Weg gibt, haben wenigſtens, wie es ſcheint, doch noch einige führende Perſönlichkeiten eingeſehen, bie nach Dresden gefahren ſind, um für die Zuſammenſetzung eines neuen oh ne Kommuniſten zu bildendes Kabinett zu wirken. Denn was alles Geſchrei und Geſchimpfe und Drohungen mit den„Mitteln der organiſierten Arbeiterſchaft“ wohl kaum zu Wege bringen würde, könnte ein ganz einfaches Kompromiß aus der Welt ſchaffen: Jede, wirklich auf demokratiſcher Grundlage ohne Kom⸗ muniſten neugebildete Regierung in Sachſen beſeitigt mit einem Schlage die Vorausſetzungen für die Reichsexekutive und die Ernennung des Reichskommiſſars, ja darüber hinaus vielleicht auch ſogar des Ausnahmezuſtandes. Wie es ſcheint, iſt die Ausſicht auf eine ſolche Löſung doch mehr wert als die mehr oder weniger problematiſche Einheitsfront, die ſowieſo nur auf dem Papier ſteht und vielfach aufs ſchlimmſte durch⸗ eneralſtreiks in Sachſen auf drei Tage zeigt, wie innerlich ſchwach ſich doch im Grunde genommen Kommuniſten und Sozialiſten fühlen; denn, wenn ſie wirklich, wie ſie immer behaupten, die Diktatur im Staate Sachſen auszuführen imſtande wären, und eine Macht darſtellten, die ſich gegen Bourgeois, Kapitalismus und Pfaffheit, worunter man in Sachſen die Kirche verſteht, richtet, würden ſie ohne Zweifel einen Generalſtreik ſolange durchführen, bis ihr Ziel, die Entfernung der Reichswehr und die Wiederherſtellung normaler Zuſtände,(d. h. was die Kommuniſten unter„normalen“ Zuſtänden verſtehen), erreicht iſt. So aber haben ſie der Waffe des Generalſtreiks von vornherein die Spitze abgebrochen; denn im äußerſten Fall wird der Reichskommiſ⸗ r eben abwarten, bis die drei Tage herum ſind und ſeine Tätigkeit rauf beſchränken, dafür zu ſorgen, daß ſich binnen dieſer Friſt nicht irgend welche Gewalttaten ereignen. Daß die Auflöſung der prole⸗ zariſchen Hündertſchaften wirklich und raſcheſtens erfolgt, bürfte wohl ſelbſtverſtändlich ſein. Die Vorgänge in haben e gezeigt, daß die e militäriſche Organiſation weiter vor⸗ chritten iſt, als man vielfach wohl gedacht haben mag. In Sachſen war die Formationsaufſtellung noch nicht ganz ſoweit, aber ſie hätte, wenn das Einrücken der Reichswehr und wenn die Durchführung der Reichsexekutive nicht in kurzer Zeit durchgeführt worden wäre, wo⸗ möglich aus ganz Sachſen ein einziges Hamburg gemacht. Daß dies vermieden worden iſt, daß nunmehr endlich Ausſicht heſteht, daß in Sachſen wirklichdemokratiſche Zuſtände intreten, iſt ein Verdienſt der Reichsregierung. der in dieſem Fall beizuſpringen einfach Pflicht eines jeden Politikers iſt, dem die Auto⸗ kität des Staates nicht nur ein leeres Lippenbekenntnis bedeutet. Wenn die Reichsregierung bei den bevorſtehenden Entſcheidungen nach außen eine nur einigermaßen glaubhafte ſtarke Stellung ein⸗ gehmen will, muß ſie im Rücken. d h. im Innern, frei und unge⸗ himdert ſein. Aller Vorausſicht und Wahrſcheinlichkeit nach wird die flächſiſche Frage binnen wenigen Tagen gelöſt ſein. Ihr wird die Re⸗ gelung der thüringiſchen Dinge folgen und hoffentlich ebenſo Kaſch die Beſeitjgung des Konfliktes mit Banern. Die Lehre wird Hhoffentlich die äußerſte und die mit ihr mehr, als es den„demokra⸗ iſchen“ Idealen ſonſt entſpricht, liebäugelnde gemäßigte Linke aus dem Aufſchwung und Abſtieg, ſowie aus Zeigners Glück und Ende ee baben, daß es mit der proletariſchen Maſſendiktatur vorläu⸗ il 0 Wielſchaftlichen Machtpoſitionen bereits heute. wenige Tage bor dem fünften Jubiläum des 9. Nopember wieder verloren gegangen ſind. noch nichts iſt, und daß eine Reihe von wichtigen politfſchen und Die Ruſſen dienen ſonſt den Kommuniſten mehr, als ihnen frommt, als begeiſterndes Vorbild und jedes ihrer Worte dünkt ihnen Evangelium. Dann mögen ſie aber auch an ein Wort denken, das zwar aus der Zarenzeit ſtammt, aber auch auf die heutigen Verhält⸗ fiſſe anwendbar iſt:„Jeder Krieg iſt ein Loch, in das ſehr leicht die Kronen ſtürzen.“ Für den offen betriebenen oder im ge⸗ imen begünſtigten Bürgerkrieg ailt das aleiche; auch die Diktatur⸗ kronen des Proletariats laufen dabei Gefahr! Aus dem Hauptreif find durch Sachſen bereits die erſten Steine gehrochen. Kurt Fischer Berlin, 30. Okt.(Von unſ. Berliner Büro.) Vor der Straf⸗ kamer T hat ſich heute der vielgenannte, angebliche Dr. Eri ch Anspach zu verantworten, deſſen Dokumentenfälſchungen ſ. Zt. erhebliches Aufſehen erregten. Anspach ſoll ſich der Spionage 9 g gemacht haben, indem er gefälſchte Berichte über politiſche und militäriſche Angelegenheiten an auswärtige Mächte verkaufte dieſem Wege dem deutſchen Reich Schaden zufügte. Das Lricht beſchloß, die Oeffentlichkelt während der Verhandlung völlig auszuſchließen. heimer Hilfswerks, das alle Mannheimer Mannheimer hilfswerk Aufruf zur Jeichnung von Beiträgen Die erſten vorbereitenden Schritte zur e des Mann⸗ otleidenden vor dem Untergang in den vor uns liegenden Wintermonaten bewahren ſoll, ſind erfolgt. In der mannigfachſten Weiſe ſoll in den kommenden Wochen an das Mitempfinden aller Kreiſe der Mannheimer Vevsl⸗ kerung appelliert werden. Wohl wiſſen wir, daß für jeden Ein⸗ zelnen der Exiſtenzkampf von Tag zu Tag ſchwieriger wird, daß ſelbſt Viele von denen, die ſich noch eines geſicherten Einkommens erfreuen, nichts oder doch nur verhältnismäßig wenig für Andere übrig haben können. Aber wenn man ſich einerſeits auf die für eine großzügige Hilfsaktion recht ungünſtigen Zeitverhältniſſe ein⸗ ſtellt, ſo darf man andererſeits die Hoffnung nicht aufgeben, daß die Opferwilligkeit der Mannheimer Bürgerſchaft, die ſchon ſo oft ſich glänzend bewährte, auch diesmal nicht verſagen wird, wenn man ſich bergegenwärtigt, um was es ſich bei dieſem Hilfswerk handelt. Noch niemals ſah ſich die freiwillige Liebestätigkeit, auf die ſich die fmanziell bedrängte Stadtoerwaltung ſtützen muß, vor eine ſo ge⸗ waltige Aufgabe geſtellt. Biele Wenig geben ein Viel! Bürger und Bürgerinnen Mannheims! Beherzigt dieſen be⸗ währten Wahlſpruch des Lahrer Reichswalſenhauſes und gebt, was Ihr entbehren könnt! Jeder Betrag, ſelbſt der kleinſte, wird dankbar entgegengenommen. Wir eröffnen die Zeichnungen für das Mannheimer Hilfswerk mit dem Betrag von 1150 Milliarden, den uns ein gegenwärtig in Deutſchland weilender Deutſch⸗ amerikaner zur Verfügung ſtellte, als wir ihn auf die hier in Vorbereitung begriffene Hilfsaktion zur Rettung aller Mannheimer Notleidenden aufmerkſam machten. Wir geben uns der zuverſicht⸗ lichen Hoffnung hin, daß wir in den kommenden Wochen über noch recht viele derartige Beträge öffentlich quittieren können. Dem edlen Spender, der unſere Sammlung in ſo großherziger Weiſe er⸗ öffnete, ſei auch an dieſer Stelle herzlicher Dank geſagt. Außerdem gingen bei uns eim: Druckerei Dr. Haas, Mannheimer Generalanzeiger 100 000 000 T. Dir. Schmitt, Milchzentrale 98800 5 Schüler v. Tanzſchule Pfirrmann 50 000 1 Zuf.: 2 201 000 000 T. Weitere Zuwendungen erbittet »Die Geſchäftsſtelle des Mannheimer Generglanzeigers. —— 13 5 1 Städtiſche Nachrichten Stäctiſche Ernährungsfragen Die Frage der Ernährung der ſtädtiſchen Bevölkekung iſt augen⸗ blicklich die wichtigſte aller Probleme. Die Hungerkrawalle und Lebensmittelunruhen, die in zahlreichen Städten ſtattgefunden haben, zeigen, daß die Zuſtände eine unerträgliche haben. Die Städte allein ſind nicht in der Lage, von ſich aus die Lebensmittelnot zu beſeitigen. Das Verlangen der Stadtverwaltungen an die Reichsregierung auf Sicherſtellung der geſamten Ernährung, beſonders aber auf eine Stabiliſierung der Brotver⸗ ſorgung durch Zuſchüſſe aus den Beſtänden der Reichsgetreide⸗ ſtelle, muß unter allen Umſtänden Berückſichtigung finden. In der letzten Berliner Stadtverordnetenſitzung äußerte ſich der Dezernent für das Lebensmittelweſen über die bisher in dieſer Frage gepflogenen Verhandlungen mit der Reichsregierung. Wie er mitteiſte, habe Berlin ſeinerſeiſs eine Anzahl Mühlen verpflichtet, Getreide von der Reichsgetreideſtelle zu erwerben und die Stadt im Notfall aus ihren Beſtänden zu verſorgen. Am 1. Oktober ſei jedoch im eine Verordnung erſchienen, an deren Schluß es hieß, die Gemeinden ſelbſt die Brotyerſorgung zu regeln und zu überwachen hätten. Dieſe Mitteilung brachte voll⸗ kommene Unklarheit, da entſprechende Verordnungen vorher ſämtlich aufgehoben worden waren. der Städtetag habe ſich ſofort an die Regierung gewandt, um authentiſche Aufklärung über dieſe Un⸗ klarheit zu erlangen. Dieſe Auskunft ſei jedoch den Städten niemals trotz wiederholter Mahnungen efrteilt worden. Es iſt eine unglückliche Tatſache, daß der Uebergang der Zwangs⸗ de wirtſchaft zur freien Wirtſchaft in die Zeit des fürchterlichſten Währungsverfalls fällt und ſo iſt es zu erklären, daß trotz der großen Veſtände doch nicht genügend Ware auf den Markt kommt. Man muß erwarten, daß ſetzt umgehend in dieſer wichtigſten Frage vom Reichsernährungsminiſterium alles geſchieht, um dieſe Ueber⸗ gangszeit einigermaßen erträglich zu geſtalten. Vor allem muß die Reichsgetreideſtelle aus ihren Beſtänden genügend Getreide den Städten zur Verfügung ſtellen. Gewiß iſt die Situation noch dadurch erſchwert worden, daß dis Bevölkerung ſtark gehamſtert hat. Aber die ganze Kalamität iſt doch in erſter Linie durch das Verſagen der Reichsgetreideſtelle und des Reichsernährungs⸗ miniſteriums entſtanden. Bei Wiederholungen der letzten Kalamität will übrigens der Berliner Magiſtrat von ſich aus die Großbäckereien in Anſpruch nehmen, Brot herſtellen laſſen und es billig zum Ver⸗ kauf bringen. Die Verſorgung der ſtädtiſchen Bevölkerung mit Lebensmitteln muß heute an der Spitze aller wirtſchaftlichen Maß⸗ nahmen ſtehen. Zuſpitzung erſahren leichte Stabiliſierung des Brotpreiſes erreicht werden. Zwiſchen dem Städt. Lebensmittelamt und der Bäckerinnung iſt eine Vereinbarung getroffen worden, wonach in der kommenden Woche keine Preiserhöhung erfolgen ſoll. Rechnet jetzt wenigſtens mit Millionen⸗Mark[M⸗Mk.) Eigentlich iſt auch die M⸗Mark ſchon überholt und die M M⸗ Mark(Milliarden⸗Mark) erreicht. Denn nachdem ein Ei bereits bis zu 3 Milliarde koſtet, werden über kurz oder lang alle Dinge nur noch nach Milliarden berechnet werden. Selbſt auf dem Markt iſt ja unter Milliarden wenig mehr zu bekommen. Kein Wunder, koſtet doch ein kupferner Friedenspfennig bei einem Dollarſtand von 70 Milliarden ſage und ſchreibe 170 Millionen Mark. Jede Stahlfeder, die man verſchreibt, iſt alſo mindeſtens 170 Millionen wert. Ein 3. Pfennigbrötchen ſollte nach dem Goldwert mindeſtens eine halbe Milliarde koſten, eine Bretzel gleich eine ganze Milliarde. Ich möchte mit dieſen Beiſpielen aber nicht Urſache werden, daß die Bückerinnung gleich ihre Preiſe verdoppelt, ſondern nur zeigen, daß es buchſtäblich keine Artikel mehr gibt, die unter Millionen koſten. Auch die Steuerbehörde rundet nach Millionen ab. Warum ſoll es deshalb nicht auch im Privatleben gehen? Was verſchlägt's, wenn ſtatt einer halben Million auf eine ganze aufgerundet, unter einer halben Million der ganze Betrag geſtrichen wird? Wenn man über⸗ legt, daß die Papiermillion nur noch 1 Einhundertſiebzigſtels⸗Gold⸗ pfennig iſt, wird man kein Wort mehr über die Abrechnung nach Millionen verlieren. Ja ſelbſt die M M⸗Mark(Milliardenmark wird bald folgen; denn ſelbſt die Papiermilliarde iſt nur noch 6 3 wert, d. h. beim Dollarſtand 70 000 000 000! Noch beſſer wäre es, wenn die Regierung einfach anordnete:„Von heute ab werden überall 6 Nullen weggelaſſen; bei den Preiſen natürlich auch.“ Dann können die alten Leute einigermaßen auch wieder mit. Solange die Nullen⸗ amputation nicht geſchieht, muß das Volk ſich einfach ſelber helfen. Wozu denn dieſe verrückten Zahlenreihen? 99 Aus der evang. Landeskirche. Bei der vom 15. bis 19. Oktober abgehaltenen erſten theologiſchen Prüfung wurden folgende acht Kandidaten für beſtanden erklärt: Friedrich Blanke von Kreuz⸗ lingen, Hans Haas von Durlach, Itto Hof von Frankfurt a.., Walter Köllner von Stebbach, Wolfgang Kühlewein von Mannheim, Heinrich Lilli von Lindelbach, Paul Schröder von Büchenbronn, Herbert Schropp von Lörrach. Eine Teilprüfung legte außerdem der Kandidat Karl Renner ab. „Der Poſtverkehr mit Ludwigshaſen wird nach einer Mitteilung der Poſtdirektion Ludwigshafen wie bisher durch Pferdetransporr erledigt. Dagegen wird der Poſtverkehr in der übrigen Pfalz nach einem Abkommen mit der Regie wieder durch Bahntransport vorgenommen. Ftraßenbahnfahrpreiſe hier und anderwärts. In Leipzig beträgt der Einheitsfahrpreis der Straßenbahn von heute ab 4 Mil⸗ In Karlsruhe koſten ſeit geſtern 5 Teilſtrecken 3 Mil⸗ iarden. *Straßenbahn⸗Fahrpreisermäßigung für Friedhofbeſucher. Um der Bevölkerung den Beſuch des Frledhofe⸗ an Allerheiligen zu er⸗ rn, hat in Karlsruhe die Straßenbahnkommiſſion be⸗ ſchloſſen, daß am 31. Oktober ſowie am 1. und 2. November für die Fahrt vom Friedhof nach einer beliebigen Halteſtelle des Straßen⸗ bahnnetzes im Barverkehr nur der Preis eines Kinderfahr⸗ ſcheines erhoben wird. Dieſe Vergünſtigung wird jedoch nur für Fahrten gemacht, die am Friedhof angetreten werden, Der Preis für eine Kinderfahrt beträgt augenblicklich eine Milliarde.— Wir möchten die Anregung geben, dieſe hrpreisermäßigung auch in Mannheim einzuführen. Aus betriebstechniſchen Gründen müßte man ſich wie in Karlsruhe darauf beſchränken, die Ermäßigung nur den am Friedhof die Heimfahrt antretenden Friedhofbeſuchern zuzu⸗ geſtehen. Wir haben am Sonntag beobachten können, daß die 85 enbahnwagen im allgemeinen recht mäßig beſetzt waren. An Aller ſich der rpreis inzwiſchen verdoppelt hat. Bei nur r⸗ maßen günſtigem Wetter wird der überwiegende Teil der Friedhof⸗ beſucher den Weg zum Friedhof hin und zurück zu Fuß zurücklegen oder höchſtens durch Benutzung der Neckarfähre, zu der am Sonntag ein ungewöhnlicher Andrang herrſchte, die Strecke abkürzen. Man kann ſich unmöglich, wenn die Straßenbahn ihrer Aufgabe als roßſtädtiſches Verkehrsmittel genügen will, auf den Standpunkt ſtellen, daß die doppelte Anzahl Perſonen befördert wer⸗ n muß, wenn man bei einer Ermäßigung des Fahrpreiſes um die Hälfte die Einnahmen des 4 Milliarden⸗Tarifs erzielen will. Es ſind im Gegenteil alle Gelegenheiten zu ergreifen, von denen man darf, daß ſie einen Maſſenverkehr im Gefolge en. „Großzügige Spende. Die Mitglieder der inchner Banken⸗ und Bankiersvereinigungen haben dem ſtädtiſchen Wohlfahrtsamt in Goldanleihe den Betrag von 375 Billionen zum Einkauf von Kartoffeln und Kohlen für die minderbemittelte Be⸗ völkerung zur Verfügung geſtellt. Die. Vereinigung hat ſich bereit erklärt, den gleichen Betrag nochmals zu geben, wenn auch Handel und Induſtrie ſich an einer größeren Sammlung mit einem ent⸗ rechenden Betrag beteiligen. Es wäre ſehr zu begrüßen, wenn das Hilfswerk auch mit derartigen reichen Spenden rechnen unte. *Sein 40jähriges Jubiläunm beim Städt. Gas⸗ r⸗ und Elektrizitätswerk begeht heute Werkmeiſter und Sbeemeſſker emil Marxk, Luiſenring 55 wohnhaft. vitus Thavons Abenteuer Roman von Ernft Klein. (Nachdruck verboten) 25(Foriſetzung) „Woher ſoll ich das wiſſen?“ kröchzte der Schlächter, atemlos bor lauter Vergnügen. „07 Nun wurde zuerſt einmal der Schlächter durchgewalkt, mit der Gründlichkeit, deren ſich Salomon in ſolchen Affären befleißigte. Dann kamen der Brotbäcker und der Olivenhändler dran⸗ Der Zwiebelmann entzog ſich dem allgemeinen Unheil, indem er die Flucht ergriff und ſeinen Stand mitſamt der köſtlich duftenden Ware im Stich ließ. Hierauf nahm ſich Salomon das ſchönſte Stück Kalbfleiſch vom Haken, langte ſich ein friſches Brot, genehmigte ſich nne Handvoll Oliven, zündete ſich eine Zigarette an und ſchlenderte ſeinerſeits erzählte. Die Schwarzwälder uhr wurde nach Gebühr bewundert und die Gefangenen oben in Augenſchein genommen. behaglich ſeinem Quartiere zu. Wie er um die Ecke bog, rannte ihn juſt der verſoffene Maul⸗ tHertreiber nochmals an. Hui! Diesmal entging er ihm nicht. Während er ihn mit der Linken feſthielt, verſtaute er mit der Nech⸗ ten ſchnell ſein Fleiſch, ſeine Oliven und ſein Brot in die unergründ⸗ lichen Tiefen ſeiner Hoſentaſche. Der Maäultiertreiber redete dabei fortwährend auf ihn ein, doch er hatte keine Zeit, auf das Geplärre zu achten. Erſt kamen die Prügel, dann konnte geredet werden. Und ſchon fuhr die furchtbare Pranke auf, um dem ver⸗ brecheriſchen Ruheſtörer die wohlverdiente Züchligung angedeihen zu laſſen. Aber der Schwung ſtemmte auf halbem Wege und Salomon ſtarrte ganz entgeiſtert dem Maultiertreiber ins Geſicht. Dier rang nach Atem. Wenn Salomon jemand feſthielt in der Abſicht, ihn ſo bald nicht wieder loszulaſſen, gab der Griff aus. Jetzt allerdings ließ er ſchleunigſt los. Salomon zeigte ſich der Situation gewachſen. Mit erneutem Gebrüll ſtürzie er ſich auf den Maultſertreiber 5„Worte, du Hundl“ ſchrie er.„Dich nehm“ ich mir nach Hauſe mit.“ Urnd er ſchleifte, ſtieß, zerrte ihn mit ſich fort. Halb Zaricani ſolgte ihm in reſpektabler Entfernung⸗ durch den ungeheuerlichen Krawall von ſeiner Arbejt aufgeſt eppe hinundeer Hauslüre. Während Salomon dieſe ſorgfältig verſchloß, kam Bitus, aufgeſtör Mit, ſormidablem Schwung flog der Maultiertreiber in die Der Maultiertreiber, dem alle Knochen im Leibe weh daten, richtete ſich mühſelig auf und ſtreckte ihm die Hand hin. „Hamid Bey!“ rief Vitus.„Sind Sie's, oder ſind Sie's nicht?“ „Auf jeden Fall bin ich das, was Ihr verfluchter Salomon von Hamid Bey übriggelaſſen hat,“ ächzte der auf ſo ſeltſame Weiſe ins Haus geleitete Gaſt.„Gott im Himmel, iſt das ein Ungetüm!“ „Woher ſoll ich wiſſen, daß ſo ein verſoffener Hund— daß Sie der Maultiertreiber ſind,“ entſchuldigte ſich Salomon. Hamid Bey erzählte nun die ganze Geſchichte. Auf die Mel⸗ dung von der Ermordung des Bosniers hin hatte er es für an⸗ gezeigt gehalten, ſelbſt herüberzukommen. Natürlich in Verkleidung. Dann hatte er auf eine Gelegenheit gelauert, in ihr Haus zu ge⸗ langen ohne ſich die Spione der Banditen auf den Hals zu locken. Dabei war ihm Salomon in den Wurf gekommen— und— und — Hamid Bey erzählte, während ihm die Tränen vor Lachen über die Wangen liefen, zu Ende. Diooch er hörte zu lachen auf, als er vernahm, was ihm Vitus Man beſchloß, ſie liegen zu laſſen, wo ſie lagen. In der Nacht konnten dann die Zaptiehs kommen und ſie holen, „Mir ſcheint, dann bin ich gerade zurecht gekommen,“ ſagte Hamid Bey, als er alles gehört und geſehen hatte. Dann aß man die Steaks, die Salomon an dem von Frau Sophia verlaſſenen Herde produziert hatte, und ſtreckte ſich zu be⸗ haglichem Mittagsſchläfchen aus. er Bote, den das Telephon angekündigt hatte, war ja nicht vor Einbruch der Dunkelheit zu erwarten. ** 4. Der Bote. Wie zähes Blei ſchlichen die Stunden des Nachmittags hin, Gegen fünf Uhr machte Vitus einen kleinen Spaziergang unter den Platkanen. Hamid hockte oben in ſeinem Zimmer, trank un⸗ zählige Taſſen ſchwarzen Kafſees und rauchte unzählige Zigaretten. Salomon lümmelte vor dem Hauſe umher und kaute ſich von fämtlichen Fingern die Nägel heruntꝶer. 75 Endlich kam der Abend. Dunkle Schatten ſchlichen von den Bergen ins Tal. Im Oxt zeigten ſich hinter den kleinen Fenſtern die Petroleumlampen. Finſter, verloren lagen bald die Straßen. Odben, in Vitus Zimmer, waren die drei auf Poſten. Ihre allabendlich ſeine lieblichen Glieder zu t. Geſangenen waren in dem kleinen Nebengelaß verſtaut, in dem Stunde um Stunde kroch vorbei. Vitus zog ſeine Uhr und ließ ſie repetieren. Ein Viertel nor neun. Die Erregung, die Spannung der drei Männer war ſo groß, daß ſie den feinen ſilbernen Schlag der Uhr wie eine Erlöſung begrüßten. Ihre Nerven dehnten ſich wohlig für ein paar Augen⸗ blicke— „Eine prachtvolle Uhr“, ſagte Hamid Bey beinahe ganz laut. „Ich habe ſie ſchon vier Jahre, und noch nicht ein einziges Mal iſt ſie ſtehengeblieben.“ „Eine Schweizer Uhr?“ „Aus Genf, ſa. Sie war nicht billig. Aber ich zahle Heben mehr und habe etwas Gutes.“ „Ganz meine Anſicht. Das Billige iſt das Teuere. Wiſſen Sie, ich muß mich fortwähvend mit meiner Frau ärgern. Die kapiert das nicht. Ich glaube, in der Beziehung ſind die Frauen bei uns gerade ſo beſchränkt wie bei euch in Wien und Paris.“ Hamid verſtummte jäh. Unten hatte laut eine Planke gekracht. Wie wenn ein Tritt über ſie hinwegginge. Mit verhaltenem Atem lauſchten die drei Männer. Sie hatten im Nu vergeſſen, worüber ſie ſchwatzlen. Und ihre Nerven ſpannten ſich zum Reißen wieder wie zuvor. Nichts war's. Da und dort begann es jetzt in dem alten Gehölz zu krachen und zu krüchzen. Ueber ihren Köpfen hörten ſßſe im Deckengebälk die Mäuſe randalieren und pfeifen. Draußen war inzwiſchen der Mond heraufgekommen. Weiß Gott, das waren drei Geſellen, die ſich nicht ſo leicht erſchreckten. Aber in dieſer Minute ſtarrten ſie einander doch faſſungslos an. Kein Menſch war von der Straße her ins Haus getreten. Und es war jemand im Hauſe! Sie hörten ihn alle drei. Hörten mit klopfenden Pulſen den ſchleichenden Tritt, der ſich unten im Dunkeln nach der Treppe kaſtete. Im Nu ſteckten ſie in der Kammer Salomons. Vitus und Hamid ſtellten ſich hinter die Türe, die ſie nicht ſchloſſen. Salomon duckte ſich neben die Gefangenen, denen er die Hände an die Kehle legte. Bei der geringſten Bewegung drückte er zu. So vergingen mehrere Minuten. Der Schritt kam nach oben. Die Treppe knarrte. Dann wurde die Tür geöffnet. Jemand irat“ Raum lag alſo in gelbem Lichte, ſo daß die Lauſcher auf dem Fuß⸗ boden deutlich den Schatten eines Mannes fehen konnten. (Fortſetzung folac)ß In Stuftgarf konnte ähnlich wie in Berlin eine Art iligen und Allerſeelen wird das noch mehr der Fall ſein, da ins Zimmer. Von draußen ſchien der Mond hell herein— der — . — Dienstag, den 30. Oktober 1923 3. Seite. Nr. 300 Anfall durch unvorſi Kadfahren. Geſtern Abend kur nach 6 Uhr wurde vor deud Waſene auf— Kaiſerri— Straßenbahnſchaffnersfrau von einem 18 Jahre glten Banklehrling, der mit ſeinem Fahrrad unvorſichtig geſahren iſt, angefahren und zu Boden geworfen, wobei ſie am linken Unterſchenbel ſchwere Berletzungen davontrug, daß ſie nicht mehr gehen konnte und in dae Krankenhaus eingeliefert werden mußte. mane rad. Am 29. Oktober wurde in der Nähe der Ühlandſchule ein Jaßrrchd gefunden, das zweifellos von einem Diebſtahl herrührt. Es iſt ein älteres Herrenrad, hat ſchwarzen Rahmenbau und Felgen, gerade Lenkſtange ohne Griffe, Handbremſe und Radlaufglocke. Der Eigentümer kann das Rap bei ber Kriminal⸗ poltzei beſichligen und eventuell ausgehändigt bekommen. Beſchlagnahmies Diebesgul. Bei einem in Waldshut feſtge⸗ nommenen Mann wurden zahlreiche mit B. S. gezeichnete Wäſche⸗ — 12 0 in 1 8 Mal— Aue, Der n U 1 ren.* igentümer wird erſu„. bei der Kriminalpolizei zu melden. 1 5 2 „FVerbaftet wurden 30 Perſanen wegen verſchiedener ſtrafbarer Handlungen, darunter 3 wegen Plünderung anläßlich der Un⸗ ruhen in hieſiger Stadt und 7 wegen Betrugs, Unterſchlagung, Dieb⸗ ſtahl und Alebel * U Am Sonntag vormittag wurde am öſtlichen Ufer des Hafens 1 in Rheinau beim Syndikatskohlenlager eine noch unhekannte männliche Leiche geländet. Die Leſche, die ſchon — Monate im + gelegen haben dürſte, war teilweiſe ver⸗ weſt. Das Geſicht iſt vollſtändig unkenntlich. Um We Mit⸗ teil über die Perſon des Geländeten, ſowie um Mitteilung über ſchon ſeit einiger Zeit abgängige Perſonen, die als vermißt gelten, erſucht die Schutzmannſchaft bezw. Kriminalpolizei. Tagungen „ Dn ing des deutſchen Berbandes vom Jugendbund für Salſhtebengs riſtenkum(E. 125 fand vom.—9. Sttöber trotz ber Ungunſt der Zeit in der überfüllten Stadthalle Cafſels, wo noch niemals zupor ſolche Scharen Jugend(—9000) verſammei waren. Das Hauptthema:„Die 28 im.40 wur de eingeleitet tor Moderſohn. Der nd bot muſikaliſche Darbietungen, in Haendelz luja gipfelten. Die folgenden JZeugniſſe bannten die Berſammlung, beſ. 5. Jakubski über:„Der Geiſt in der modernen 8 ewegung“, P. ier Uber 85 Prediger Dallmener über:„Die Triebkraft im J..“ Dieſe Vorträge werden einzeln im Druc erſcheinen. Aus dem Jahresbericht ſei erwähnt: Es beſtehen z. Zt. 1453 Vereine mit 481 Mitgliedern, d. h. Zuwachs ſeit 1922= 142 Vereine mit 7 667 Mitgliedern, bedient werden 531 Sonntagsſchulen mit 32 032 Kin⸗ dern durch 3124 Sonntagsſchullehrer. 1442 Diakoniſſen ſind im letzten Jahre herr n. Ein Ausflug nach der Wart⸗ burg bildete den der erhebenden Jugendtagung, die ein dafür iſt, daß entſchiedenes Chriſtentum gerade der Jugend das bietet, was ſie im tieſſten Grunde ſucht. Je härter die Gegen⸗ wart, um ſo mehr braucht unſere Jugend Ouellen unverſte Kraft und Freude, wie ſie durch entſchiedenes Chriſtentum gefunden merden. Aus dem LCande 2 Doſſenheim. 29. Okt. Bei der am letzten Donnerstag ſtatt⸗ „gehabten Verſteigerung von Schlagraumholz wurden Gebote getan, die an das Fabelhafte angrenzen. Das einzelne Los beſteht aus Tannenabfallhbolz, muß ſelbſt zuſammengetragen und dann aufgearbeitet werden. Das Los gibt im Ganzen einen Wagen Holz. Ausgerufen wurde das Los zu 10 Milliarden. Man glaußbte vielleicht für das einzelne Los 20—25 Milliarden zu erlöſen. ffür das einzelne Los wurden aber 80 bis 88 Milliarden geboten. Bis das Holz zu Hauſe iſt, kammt es auf 100 Milliarden zu ſtehen. Dazu wurde auch bekannt gegeben. daß das Los innerhalb 3 Tagen bezahlt ſein muß, widrigenfalls ein ganz namhafter Zu⸗ ſchlag dazu hblt werden muß. K Mesbach. dft. Her ſleberfan auf den Deuiſch⸗Amerltaner Bergdoll in Eberbach, der zum zweiten Male am 10. Auguſt unternommen wurde, aber bekanntlich ebenſo wie der erſte Ueberfall im Jahre 1921 rr wird Ende dieſer Woche vor dem hie⸗ ig, Schwurgekicht verhandelt werden. lesloch. 29. Okt. Infalge der Geldknappheit bat ſich die Stadt da, ir entſchloſſen, ein ſtädtiſches Notaeld herauszugeben, das im 155 nber ee 1 ee unigetauſcht werden ſoll. Das Not, id beſteht aus Milliardenſcheinen. 1 85 29. Okt. Ausländiſche haben einer? Betrag von 500 holländiſchen Gulden geſtiftet, damit das erſte diesjohrige Symphoniekonzert des Landestheaterorcheſters — 5 ee—— kann, denen die Mi um u m r 0 n. Aarlsenge, 29. Pti. Her wurde eine Händlerin verhaftet, die das uneheliche Kind ihrer Tochter tötete und die Leiche bei⸗ ſeite ſchaffte, ſerner wurde die Kindesmutter und ihre beiden Schweſtern wegen Beihilſe ſeſtgenommen. “ Pforzheim, 29. Okt. In den letzten Tagen kam es hier verſchie⸗ dentlich zu erheblichen Beleidigungen und Bedrohungen, der Polizeibeamten durch junge Burſchen. So mußte am Freitag abend die Polizeimannſchaft gegen die Ruheſtörer, die eine drohende Haltung einnahmen, mit Gummiknüppeln vorgehen, um die öffentliche Ordnung wieder herzuſtellen. Meiſt ſind es ganz zweifelhafte Elemente. die ſich an dieſem Unfug beteiligen, um ſich die Zeit zu verkürzen.— In den letzten Tagen wurde ein Poſtbeamter auf dem Heimweg auf der Langenſteige von zwei jungen Burſchen überfallen und durch einen Schlag auf den Kopf betäubt. Als er ſich erholt hatte und die Täter verfolgen wollte, gab einer von ihnen einen Fipeenk den Begmten ab,. Frelburg i. Br. 29. Okt. Zurzeit werden hier Kartoffel⸗ diebſtähle nur noch im Großen betrieben. So wurden in einer der letzten Nächte auf einem Grundſtück etwa 20 Zentner Kartoffeln ausgemacht und von unbekannten Tätern davongetragen. Auggen, 29. Okt. Trotzdem der Neue von tadelloſer Güte iſt, will in das Geſchäft lein rechter kommen, da jeder Angſt hat, beim Verkauf einen dummen zu machen. In den letzten Tagen wurden 500 Milliarden, für ganz ſeinen 800 Milli⸗ arden Mark pro 100 Liter geboten. Sehr oft wurden auch Tauſch⸗ ebe gemacht, z. B. Wein gegen Holz, Mehl, Zucker und ergleichen. *RNeuſtadt, Schwarzwald. 28. Okt. Der in der Schraubenfabrik beſchäftigte Arbeiter Gregor Pfaff ſtürzte während der Mittags⸗ tauſe in die an der Fabrik vorbeifließende Gutach. Er wurde von den hochgehenden Fluten davongetragen, alle Rettungeverſuche waren bei dem reißenden Hochwaſſerſtand vergeblich. Die Leiche konnte noch N dot aggegc een 20. Ott. der erſte diesſahrg Tabat (Sandblätter) wurde hier verwogen. Für den Zentner wurden 27 Milliarden bezahlt. Wetternachrichten der Rarlsruher Landeswetterwarte Beobachtungen badiſcher Wetterſtellen(Ts morgens) — 8 Luft⸗ Tem⸗ Wind 2 W. 1315 ee micht. Stürke 2 Verſbeim—. Walgſdt 63 767.7 7 1 7] 80(ſeicht lae 0 Karlsruhe. 127 788. 5 18 5— fi e 0 den⸗Baden] 213 767.7 5 15 7] sw(eicht wans 0 Billingen 780 7688. 14 48%(eicht. t eldberg. Hof 1281 656.3 6 10 5— ſtiil vangs 0 adenweiler—— ee ee e ee St. Blaſien—— 7 5— ſun a½ 0 Das Hochdruckgebiet über Mitteleuropa verſtärkt ſich und be⸗ bält ſeine Lage bel. In ſeinem Bereich herrſcht heule heiteres, ils nebliges Wetter. In Süddeutſchland ſind inſolge der nächtlichen ärmeausſtrahlungen ſtellenweiſe leichte Nachtfröſte aufgetreten. Da ſetzt eine ſtarke Störung auf der S dſeite des isländiſchen 0. druckgebietes nicht bevorſteht, wird das krockene, leils heltere Ho druckwetter fortdauern. Vorausſichtliche Witlerung für Mitkwoch, bis 12 uhr nachts: —— teils heiteren, teils nebligen rs, bereinzelte meiſt ſchwache Nachtfröſte, vielſach windſtiſl. Mannheim sämiliche Zolltarife des Auslandes auf, neu hinzu- Bearbeitun Mannheimer General-Anzeiger(Abend⸗ Ausgabe) Vom rechnerischen zum börsenmäßigen Goldmarkkurs Der Goldmarkkurs, soweit er als Fakturierungsbasts in der Wirtschaft Verwendung gefunden hat, ist bisher reoh- neriseh ermittelt worden über den Dollarkurs. Wert des Pollars, dividlert durch dle Friedensparität 4,2, das war der Wert der Goldmark. Sobald die Reichsbank— wie es in der Novelle zum Bankgesetz vorgesehen ist— Gold- noten emittiert, wird der recherische Wert der Gold- mark durch eine börsenmäßbige Notiz ersetzt werden. Denn die Geldnolen der Reichsbank werden an den Börsen eine besongere Notlz haben, die neben den Devisenkurtzen, neben den Kursen für Goldanleihe und Schatzanweisungen stehen wird. Dieser Banknetenkurs— und kein anderer — Wird auch für die Goldkredite der Privatwirtschaft maßgeblich sein. Denn die Goldmarkhandelswechsel, die die Reichsbank diskontieren wird, werden, wWie aus der Novelle hervorgeht über Goldnoten lauten] Der Abrechnungskurs für die Goldhandels wechsel, eventuell auch der Um- Wandlungskurs von buehmägfigen Forderungen, Goldkonten usw., die auf Goldmark lauten, wird der Kurs der Goldnote der Reichsbank sein. Zoll- und Verkehrsbestimmungen des Auslandes Der Zoll- und Aubenhandelsabteilung der Handelskammer kür den Kreis Mannheim sind vom legislativen Informations- dienst des österreichischen Bundesministeriums folgende neue wirtschaftliche Verordnungen und Gesetze nachfelgen- der Länder zugegangen: Bulgarien: Aufhebung des Gesetzes betreffend Ver- bot der Einfuhr entbehrlicher Waren. Italien: Zollfreiheit für weigen Mals zur Stärkeerzeugung; Abänderung über den Vormerkverkehr; Aenderungen des Zolltarifes. Polen: Erzeugung und Vertrieb organotherapeuthischer Präparate; Erhöhüng der Mineralölsteuer; Ausfuhrgebühren für unver- arbeitetes Nadelholz und Espenholz; Verbrauchsabgabe für Kochsalz im Gebiete der Wojewodschaft Posen, Pommern und in Oberschlesien; Zündhölzchensteuererhöhung. TSschecho- slowakei: ne der wernend von Einfuhranmel- dungen. Ungarn; Verlängerung der Wirksamkeit der Auf. hebüng der Ausfuhrgebühren für Wolle; Neuregelung der staatlichen Gewinnstener für Bier und Feuerzeuge. Ferner liegen bei der Handelskammer für den Kreis Riseiden sind die Zolltarife von Chile, Haiti und Persien. jeselben werden stets auf dem Laufenden gehalten. Die Handelskammer ist daher in der Lage, sämtliche Auskünfte in ausländischen Zollangelegenheiten, Versandvorschriften, ausländischen Aus- und Einführverboten zu erteilen. Auskünfte werden jeweils von der Zoll- und Außen- handelsabteilung der Handelskammer für den Kreis Mann- heim, Mannheim, E 4, 12/16, Zimmer 6 und 7 erteilt. Neue badische Aktiengesellschaften In Karlsruhe wurde die Süddeutsche Sack- fabrik,.-., Karlsruhe mit 500 Mill. Grundkapital errichtet zur Hierstellung von und zum Handel mit Säcken und deren Rohstoffen. Vorstand ist Leo Semmelmann, Kaufmann in Karlsruhe, Dem ersten Aufsichtsrat ge- hören an: Richard Gsell, Kommerzienrat, Karlsruhe, Philipp Becker, Direktor, Frankfurt a,., Wilhelm Kitt, Bank⸗ direktor, Karlsruhe. In Lahr ist die Rohstoff-.-G, Lahr mit 200 Milllonen& Grundkapital errichtet worden zur Be- lieferung von Industrie und Handel mit Rohstoffen, Ge- brauchsartikeln und Einrichtungsgegenständen. Vorstand ist Architekt August Stuckert in Saarbrücken, Mitglieder des ersten Aufsichtsrats sind: Paul Scheibe, Bankdirektor, Arno Ludwig, Direktor, beide in Saarbrücken, Rechtsanwalt Dr. Alfred Kahn in Stuttgart, Oberingenieur Georg Stichs in Mannheim und Direktfor Adolf Lages in Stuttgart. Gleichfalls in Karlsruhe wurde mit 50 Millionen 4 Grundkapital die Spirituosenbank.-., Karlsruhe errichtet. Gegenstand des Unternehmens ist: die bankmäßige Einanzierung von Geschäften und Betrieben, die sich auf die, Erzeugung, Bearbeitung, Verwertung oder den Betrieb von Spirituosen erstrecken; die Beteiligung an anderen Unter- nehmngen mit gleichen oder ähnlichen Zwecken; Erzeugung, und Verwertung von Spirituosen; Errichtung und Erwerb von Anlagen, die zur Förderun Nel et sind. Vorstand: Alois Mondorf, Kaufmann, arlsruhe, Ferdinand Elbeshausen, Kaufmann, Magdeburg. Dem Kaufmann Siegfried Brünn, Berlin- Schöneberg, ist Gesamtprokura erteilt. Mitglieder des ersten Aufsfiehts- rats sind: Dr. jur,. August Weber, Berlin, Generaldirektor Rudolf Hünlich, Wilthen, Generaldirektor Dr. Wilh. Winkel- hausen, Magdehurg, Generaldirekt. Gotthardt Seiferth, Staro- ard, Kaufmann Arthur Schick, Saarbrücken, Kaufmann Leo chick, Saarbrücken, Rechtsanwalt Dr. Gustav Schulz, Lud- wigshafen a, Rh. Berlin, 30. Okthr.(Drahtb.) Der Goldumrech- nungskurs für die Reichssteuer am 31. Oktober beträgt 15 Milliarden. * Deutsche Eisenbahnsignalwerke.-G. vorm. Schnabel u. Henning, C, Stahmer, Zimmermann u. Buchloh zu Bruchsal in Baden. In der ao..-V. Wurde beschlossen, das Aktien- kapital um 40 Millionen Stammaktien zu erhöhen. Die jungen Aktien sind ab 1. Oktober 1923 dividendenberech- tigt. 20 Mill, 4 sollen den bisherigen Aktionären 21 zu 15 Prozent des Durchschnittskurses der nächsten 3 Börsen- tage zu dem Tage der Aufforderung zur Ausübung des Bezugsrechts angeboten werden. 20 Mill. A4 werden der Eisenbahnsignalbauanstalt Max Jüdel u. Co. in Braun- schweig überlassen. Hiervon sollen 3 Miul. den Mit- gliedern des Vorstandes und Aufsichtsrats zum Bezugskurse überlassen werden. Weiter wurde beschlossen, das Stimm- recht der Vorzugsaktien auf das 16 fache zu erhöhen. In der.-V. der Eisenbahnsignalbauanstalt Max Jüdel u. Co..-G. in Braunschweig wurde beschlossen, das Aktienkapital um 40 Mill. St.-X. zu er- höhen. Die Begebung erfolgt wie bei Bruchsal, an die auch die restlichen 20 Mill. gehen. Hiervon sollen 3 Mill. 4 der Verwaltung zum Bezugskurse überlassen werden. Das Stimmrecht der.-A. wird ebenfalls aufs 16 fache erhöht. „Tortveredelüngswerke Germania.-., Freiburg i. Br. Der Betrieb dieses 1922 zwecks Ausbeute der Hochmoore und Torfbrikettherstellung gegründeten Unternehmens ist im Juli d. J. abgebrannf. Die.-V. beschloß die Fort- führung des Betriebs als reines Torfwerk, Die.-V. be⸗ schloß ferner Kapitalerhöhung um 75 auf 150 Miil.&, die von einem aus der Verwaltung Fbudhten Konsortium zu 110 Prozent übernommen und 3 f zu 40 Goldpfennigen angeboten werden. Der Rest soll Angliederungszwecken dienen und verwertet werden. 55 * Landwirtschaltsstelle des Badisch. Einzelhandels,.-G. in Karlsruhe. In der ao..-V. wurde beschlossen, das Crundkapital der Gesellschaft um 750 auf 1250 Millionen/ durch Aüsgabe von 2500 Stück Namensaktien und 5000 Stück Inhaberakiſen zu 1 100 000 unter Ausschluſl des Sesetz- lichen Bezugsrechtes der Aktionäre zu erhöhen. Sämtliche Aktien werden der Verwaltun und Indusfrie dieser Zweckes ühberlassen mit der Verpklich- Müll ſung, den alten Aktionären elin Bezugsrecht im Verhäftnis De 2: 1, also derart anzubieten, dafl auf zweil alte Aktien je eine neue entfällt; der Rest von 500 Millionen ist bestmöglichst im Interesse der Gesellschaft zu verwerten. Die den alten Aktionären anzubietenden Aktien sind Namensaktien, wäh⸗ rend die zur Verwertung im Interesse der Gesellschaft über- lassenen Aktien Inhaberaktien sind. Das Bezugsrecht der Aktionäre muß spätestens bis 15. November 1925 ausgeübt sein, andernfalls Kkönnen diese Namensaktien anderen Aktio⸗ nären unter den gleichen Bedingungen überlassen Werden. Rhenania Verein Chemischer Fabriken.-G% Aachen. Durch eeeee in vorliegender Nummer beruft die Gesellschaft eine à0..-V. auf 20. November ein, auf deren Tagesordnung die schon erwähnte Erhökhung des Aktienkapitals durch Ausgabe von bis zu 450000 sttek neuen Stammaktien steht. Die Einzelheiten der Kapital- erhöhung sollen in der Versammlung festgesetzt werden. * Eine Bank zur Rohstoffversorgung der deutschen Iudu- strie,. Unter der Firma e Clearing- Bank ist unter Beteiligung der Union-Bank X. G, Ham- burg, und einer holländischen Gruppe eine holländische A8. mit dem Sitz in Amsterdam gegründet worden. Das Aktlen- kapitäl beträgt 1 Million Gulden. Zweck der Gesellschalt ist der Betrieb einer Bank, insbesondere die Finanzierung von Warengeschäften aller Art mit dem Ziel, die deutsche indu- strie mit Rohstoffen zu versehen und den Akzeptverkehr zu pflegen. Die Bank errichtet in Kürze in Hamburg eine eigene Niederlassung. Büörsenberichte Frankfurter Wertpapterbörse Frankeurt, 30. Oktbr.(Drahth,) Im Frühverkehr stellte sich Goldanleihe auf 70—74, dann 70 Milliarden, Sehr zurückhaltend ist das Geschäft im Effektenverkehr, Wo Abschlüsse von Bureau zu Bureau nur ganz spärlich Lorgenommen wurden. Im FHinblick auf die gespannte Situation des Reichskabinetts hielt sich die Spekulation vor gröſeren Unternehmungen zurück. In der Hauptsache waren Vieder verschiedene Industriepapiere gesucht. Bayerische Spiegelglas 300, Mannheimer Oelfabriken 250—300, Chemische Goldenberg 800—900, Aschaffenburg. Buntpapier 300, Uhren- kabrik Furtwängler 100. Daimler zu höheren Kursen ge- kragt. Becker-RKohle und Becker-Stahl je ca. 400. Deutsche Petroleum 500.—550. 4 proz. Bayern ca. 120 Milliarden ge- nannt. Für Farbenwerte bestand Weiteres Interesse, da das Ausland Kaufneigung für diese Aktien zeigte. Sowelt sich übersehen läßt, scheint einiges Interesse in Maschi-⸗ nen- und auch Elektropapferen vorzuliegen. Berliner Wertpapierbörse Berlin, 30. Oktbr.(Drahth,) Bei ruhigem Geschäàft blieb im Vormittagsverkehr der Kurs der Goldanleihe mit 65 Milllarden unverändert. Für Devisen machte sich Jermehrte Nachfrage geltend, doch wurde Material von der Reichsbank zu den Kursen gegeben, allerdings bei scharfer Repartlerung. s Wurden Furchschniillich nur 10 Prozent der angeforderten Beträge zugeteilt. Die Ten- den blieb infolgedessen recht fesf. Goldanleikhe 65, Dollarschatzanweisungen 80 Milliarden. Deulsenmarkt Berliner Devisen Berlin 30. Oktbr. ODrahtb.). Der von der Reichsbank lür die Durchführung der Devisenverordnung maßgebende amtliche Mittelkufs des Dollars ist heute 65 Milliarden. Amtiſoh 0. 29. B. 29. Ul. 30..0. Hlollangg. 28,13700000 28,283000000 25,137000000 N 1. 20,349000000 20451400005 Christinana.978000900 10,0284000000 8787000000 10029090005 Kopenhegen.. 11,72005000 229000000 11,072000000 11.228000000 Stookhoſm 16,557000000 17,013000000 16,957000000 17,043069600 Helsingfors 171800% 1,724000000 17450000 1,78 7004 600 ien 91300000 0.527000000 2313000000 g2700000 London.. 299.275000000 290,725000000 289,275000000„725000000 New-Vork. 64838000000 85,162000000 64,838000000 685,162000000 eeeeeeeee 3,221000000 3,78900000⁰.781000000 3,80900000 Sohwegn„ 11,571000900 829000000 11.57000000 11.62900000% Spanlen 9,7οννοẽ, 8,822000000 8,7260000 8,828000000 Japan„ 30,28000000 31,. 00 30,928000000 3,077000000 Rlo de lanelro. 5,985000 009 6,015005000 8,786000000 5,814000050 Wien, abg. 908000 912000 915000 922000 D 1 500%,jỹ% f05000000 1 108000000 Iugoslavlen 768,0000⁰ 772,000000 00000 772.0000⁰ Budapet 3,9 1000.509000.491000 2509000 605, 612,000000 612.00000 waren und Härkte Berliner Produktenmarkt „Berlin, 30. Oktbr.(Drahtb.) Im Anschluß an die N5— Festigkeit entwickelte sich heute àm Droduktenmarkt einé kräftige Aufwärtsbewegung, nament⸗ lich Roggen stieg erheblich wegen großem Begehr nach Roggenmehl. Im Zusammenhang hiermit stan große Käufe der Reichsgetreidestelle. Auf Weizen Wirkte das Zurückbleiben hinfer den Auslandspreisen und das eringe Inlandangebot gleichfalls preissteigernd ein. Auch de ver- hältnismähig hohen ausländischen Dollarkurse und die zum 1. November bevorstehende Frachtensteigerung haben den Begehr N Besonders gilt das für Hafer. Cerete, bei ruhigem Geschäft fester. Für Weizenmehl velgte sich regeres Interesse. Freiburger Weinbörse. Die Weinbörse wies am letzten Börsentage Wiederum zahlreiche Besucher auf. In die Für Angebote aufgelegte Liste Wurden zahlreiche Eintragungen vorgenommen, so daß Wein und Branntweine in nennens⸗ werten 85 gekauft werden konnten. Abschlüsse kamen jedoch nur in geringen Mengen Zustande, weil zu den geforderten Preisen ein Absatz augenblicklich nicht zu erzielen ist. Schiffahrt Nüchste Dampferabfahrten der Hamburg-Amerika Länie New Nork: D. Mount Clay, am 1. Noybr.; D. Albert Ballin“ am 8. Nov.; D. Thuringia- am 15. Nov.; 5. Reso- lute, am 17. Noxyz D. Hansa“ àm 22. Nov.; D. Cleveland am 29. Nov.— Boston- Baltimore-Norfolk: B. Fürst Bülow- am 9. Noybr.— Cuba-Mexico: D. Idarwald am 3. Novbr.; D.„Holsatia am 21. Nov.; M. S. Odenwald' am 8. Derbr. Ostasjen: M. S. Rheinland am 3. Nov.; Engl. D. Laomedon- am 10. Nov.; D. Saarbrücken! am 17. Nov.; Engl. D. of Canterbury am 24. Nov.; M.., Münsterland“ am 1. Bez— Westküste-Nerdamerika: M. S. Isis“ am 17. Nov.; am 1. Dez.— Süd-Amerika: B. Antiochia-. Nor.; D. „Teutonia- am 8. Nov.;., Liguria' am 15. Nov.; D. Baden am 28. Nov.— Levante-Dienst: D.„Durazzo' ca, 8. Nov.: D.„Morea“ ca. 5. Nox.; D. Carducci' ca. 6. Nov.; D.„Kreta ea. 14. Nov. Nach Riga und Petrograd wöchentlich. Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerel Dr. General-Anzelger, G. in. b.§, Manabeim. E 8. 3. 11 Diretion: Ferdinand Hehme— Chefredakteur: Kurt ffiſche. Terantwortlich fer den polſtiſchen und volkewietſchaftlichen Fei Kur! iſcher; für das Feuilleton: Dr. Fritz Hammes: für Kommunalpolitix und okales: Richard Schönfelder; für Sport und Neues aus aller Welt: Williy erz für Handelsnachrichten, Aus dem Lande, Nach biete, Gericht u. den übrigen vedaktionellen Teil Frang Kircher für u Harl Hügen Haas. Mannheimer 3 eeer, + 4 der Zahlung letzt veröffentlichten Lebenshaltungsindex: b) für den (.et. 23 Pfa.) mal dem am Tage der Zahlung gültigen Deviſen⸗ zur Anwendung zu bringen. Ablieferungen an die Stadtkaſſe erfol⸗ ſonders dringend einer durchgreifenden Beſſerung auch mit Rückſicht auf die finanziellen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe in den ſtädtiſchen 2 4. Seite. Nr. 500 Dienskag, den 30. Oktober 1923 Rommunale Chronik Aenderung der Darmſtädter Gas- und Waſſerpreiſe durch die Jeeece e derne 1 sw. Darmſtadt, 26. Okt. In der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung, die von der Bevölkerung ſtark beſucht war, gab Beig. Ritzert den Vorſchlag bekannt. die Art der Gas⸗ und Waſſer⸗ preiſe wie folgt zu ändern: I. Gaspreis: a) für die erſten 25 Ku⸗ bikmeter Gasverbrauch monatlich ein Grundpreis(3. Zt. 23 Pf.) mal der Hälfte des am Tage der Zahlung ketzt veröffentlichten Reichs⸗ lebenshaltungsinder: b) für die nächſten 25 Kubikmeter Gasverbrauch monatlich ein Grundpreis(3. Zt. 23 Pfg.) mal dem am Tage der Zahlung letzt veröffentlichten Reichslebenshaltungsindex; c) für den 50 Kubikmeter überſteigenden Gasverbrauch Grundpreis(3. Zt. 23 Pfennig) mal dem am Tage der Zahlung gültigen Deviſeninder (Letzt bekannt gewordener Dollarkurs, Verliner Brief, durch.20.) II. Waſſerpreis: a) für den Waſſerverbrauch zu Haushal⸗ tungszwecken Grundpreis(3. Zt.) 23 Pfg.) mal dem am Tage Waſſerverbrauch zu großgewerblichen Zwecken Grundpreis index.(Letzt bekannt gewordener Dollarkurs, Berliner Brief, durch 4,20.) Ferner werden III. die auf Grund des früheren Beſchluſſes der Stadtverordneten⸗Verſammlung bereits geleiſteten Goldzah⸗ lungen an der Kaſſe der ſtädtiſchen Betriebe in Gutſcheinen auf Gas bezw. Waſſer werkbeſtändig zurückbezahlt. Die bereits nach Gold gelöſten Gutſcheine behalten ihre Gültigkeit für den Verbrauch über 50 Kubikmeter oder ſie werden in Gutſcheinen nach dem Lebenshaltungsindex an der Kaſſe der ſtädtiſchen Betriebe wertbeſtändig umgetauſcht. Die Stadtverwaltung wird ermächtigt den vorſtehenden Beſchluß auch für die Novemberableſun g gen nur nach Maßgabe der tatſächlichen Ueberſchüſſe der Betriebe. Je ein Mitglied jeder Fraktion ſoll zur Verabſchiedung der Beſchlüſſe herangezogen werden. Die Gaspreiſe ſtellen ſich demnach bei dem heutigen Lebenshaltungsindex wie folgt: bis 25 Kubikmeter auf 350 Millionen, bis 50 Kubikmeter 700 Millionen, über 50 Kubikmeter 3450 Millionen. Es war intereſſant, zu hören, daß das Gaswerk ein monatliches Defizit von 1450 Billionen Mark zu verzeichnen hat. Ein Liter Waſ ſer ſtellt ſich auf 700 000 Mk. Die Vorlage wurde nach längerer Debatte gegen die kommuniſtiſchen Stimmen angenommen. Die Milchverſorgung der Pfalz Die Milchzufuhr zu den Milchbedarfsorten iſt in den letzten Tagen in erſchreckendem; Maße zurückgegangen. Einige induſtrielle Bedarfsorte waren am Sonntag ſogar ohne gliche Milchzufuhr. Angeſichts dieſer Lage haben die Städte eine ofortige weitere Milchpreiserhöhung bis zu 3 Milliarden Mark für den Liter ab Stall vorgenommen. Sie ſind damit bis an die äußerſte Grenze des Möglichen gegangen. Nachdem ſomit annähernd die Goldparität des Friedensmilchpreiſes erreicht iſt, darf erwartet werden, daß nunmehr die überſchüſſige Milch reſtlos an die Städte geliefert wird, wo die Ernährungsverhältniſſe be⸗ in der Milchverſorgung bedürfen. 17 Kleine Mitteilungen DdDie Erwerbsloſenſätze ſind in Heidelberg durch einen Beſchluß des Stadtrats ſtark erhöht worden. Zu den Sätzen des Reiches, die nicht zur Ernährung einer Familfe aus⸗ reichen, wird ein Zuſchlag von 50⸗7 gezahlt. Die Durlacher Stadtverwaltung hat ſich veranlaßt geſehen, Betrieben Kurzarbeit einzuführen, wodurch eine größere Anzahl Erwerbsloſer beſchäftigt werden kann. Die Finanzlage der Stadt Ettlingen iſt außer⸗ ordentlich kritiſch. Die Ausgaben für den Monat Oktober werden ſich auf rund 70 Billionen ſtellen, während die Einnahmen auf rund 55 Billionen errechnet werden. Es bleibt ſomit für den Monat Mannheimer Genetal-Anzeiger.(Abend⸗Ausgabe.) Oktober allein ein ungedeckter Aufwand von rund 15 Billionen. Um das Gleichgewicht einigermaßen herzuſtellen, plant die Stadt erhebliche Einſchränkung der ſachlichen und perſonellen Ausgaben und Vermehrung der Einnahmen. In Frankfurt wurde der Gaspreis neuerdings auf 2,66 Milliarden feſtgeſetzt.— Die Straßenbahn hat die Fahrpreiſe auf 1, 1,5 und 2 Milliarden erhöht. Nach den Mitteilungen des Verkehrsamtes könnten die Geſamtausgaben der Straßenbahn bei einem Stundenlohn von etwa 1,4 Milliarden, ohne ſozialen Zu⸗ lagen, Deckung finden. Die von Sonntag an bewilligten Löhne in Höhe von 5,7 Milliarden Mark betragen rund das Afache dieſes Satzes. Bei gleichem Verkehr wäre alſo eine Afache Tariferhöhung notwendig. Ein Tarif in dieſer Höhe könnte aber ohne ſchwere Schädigung des Verkehrs nicht eingeführt werden. Deshalb iſt über die vorerwähnten Sätze nicht hinausgegangen worden. In dieſen Tagen wird dem Magiſtrat der Entwurf einer Vorlage an die Stadt⸗ verordnetenverſammlung überreicht, in der auf der Baſis von Tarifgrundzahlen unter Zuhilfenahme eines Tarif⸗ multiplikators der Vorſitzende des Verkehrsamts ermächtigt werden ſoll, die Tarife unter Berüchſichtigung der jeweiligen Ver⸗ kehrslage den Ausgaben anzupaſſen. Die Stadtverwaltung Hanau gibt bekannt, daß ſie von nun ab die Preiſe für Gas, Elektrizität und Waſſer auf Grund des jeweiligen Standes der Goldmark berechnen wird. Der Berechnung wird der jeweilige Berliner Briefkurs des Vortages zu⸗ grunde gelegt. 2 4 Gerichts zeitung Mannheimer Schwurgericht (Achter Tag) Die Jeudenheimer Mordtat vor Gericht. Mannheim, 30. Okt. Unter ungewöhnlich ſtarkem Andrang der Zu⸗ hörer begann heute vormittag halb 9 Uhr der zweitletzte Verhandlungstag der Schwurgerichtsſeſſion im letzten Quartal 1923. Den Vorſitz führt Land⸗ gerichtsrat Dr. Wolfhard. Beiſitzer ſind die Landgerichtsräte Dr. Müller und Dr. Schweitzer. Vertreter der Anklage iſt Staatsan⸗ walt Dr. Winder. Die Verteidigung führt Rechtsanwalt A. Müller. Gegen 18 Zeugen ſind geladen. Am Sachverſtändigentiſch ſitzen Medizt ral⸗ rat Dr. Manz und Gefängnisarzt Dr. Götzmann. Angeklagt iſt der am 31. Oktober 1901 zu Seckenheim geborene Tag⸗ löhner Albert Nicklas. Dieſer hat am 7. September 1923 vor dem Hauſe Talſtraße 3 in Feudenheim nachts gegen 11 Uhr auf den Taglöhner Adam Lang einen Schuß abgegeben. Der Schuß drang dem Lang in den Leih. Die Verletzung war derart gefährlich, daß Lang binnen 3 Stunden verſtar b. Nicklas hat die 8 Klaſſen der Volksſchule in Feudenheim be⸗ ſucht. Er war ein mittlerer Schüler. Da er kein Handwerk erlernte, arbeitete er an verſchiedenen Stellen. Sein Ruf iſt kein guter. Seine Familie hatte viel Streitigkeiten mit den Vermietern. Man ſah die Nicklas nirgends gerne. Seit Kriegsende hatte ſie 10 Wohnungen inne. Obwohl Albert Nicklas hisher nicht vorbeſtraft iſt, ſo wird er doch als ein ſtreit⸗ ſüchtiger, händel⸗ und raufluſtiger Menſch geſchildert, dem das Meſſer ſehr locker ſaß und der immer das Meſſer in der Hand hatte. Wie der Vorſitzende weiter feſtſtellte gehört Nicklas zu den halbwilden jungen Bur⸗ ſchen der gegenwärtigen Zeit, die ſich durch einen ungezogenen Ton den älteren Leuten gegenüber beſonders auszeichnen. Nicklas hat ſogar ſeine 5 Geſchwiſter und ſeine Eltern zeitweiſe bedroht. Auf die Frage, warum er denn einen Revolver bei ſich führte, obwohl er keinen Waffenſchein hatte, entgegnete Nicklas, daß auf den Aeckern ſoviel geſtohlen wurde, daß er jede Nacht draußen zubrachte. Der Vorſitzende bemerkte dazu, daß man auch etwas anderes mitnehmen könne, als gleich einen Revolver. Nicklas iſt ſehr wortkarg. Bei den verſchiedenen Streitigkeiten will er immer der unſchuldige Teil geweſen ſein. Im weiteren Verlauf der Vernehmung wendet ſich der Vorſitzende in ſehr energiſchem Ton an den Angeklagten und verbat ſich deſſen Redensarten und Sprüche, die in eine Kneipe gehören, aber nicht in den Schwurgerichtsſaal. Nicklas ſei nicht der friedfertige, un⸗ ſchuldige Engel, als den er ſich gerne hinſtellen wolle. An dem fraglichen Mordtage war Nicklas mit ſeinen Kameraden in mehreren Wixrtſchaften in Feudenheim, ſo im„Hirſchen“ und„Ochſen“. Es war an dieſem Abend ſehr dunkel. Als der Angeklagte in ſeiner Wohnung die Treppe hinauf kam, ſei einer namens Lamert dageſtanden. Es kam zu einer Stoßerei und Herumſtumperei und zu einer Anſammlung von un⸗ gefähr 20 Leuten, die gegen ſeine 5 Kameraden Stellung genommen hätten. Als Nicklas, der auf einer der oberſten Stufen der Treppe ſtand, bei einem der Leute ein Meſſer ſah, habe er gerufen, daß ſie zurückgehen ſollten, andernfalls er ſchieße. Obwohl eine Gefahr für ihn nicht beſtand, hat W 2 errreeeeee——— — der Angeklagte doch blindlings in die Menze hineinge⸗ ſchoſſ 7255 5 Ner Entſchuldigung gibt er an, daß er erregt war. Auf Details kann oder will er ſich nicht mehr beſinnen. Die Poltzei holte 155 noch in der Nacht und führte ihn in Haft ab, wo er ſich ſeit 8. Septemd befindet.— Ein Arbeitgeber ſtellt dem Angeklagten ein gutes Zeugnis aus. Die Ausſagen der Zeugen über die Familie Nicklas lauten dagegen ſehr ſchlecht. Jeder Hausbeſitzer war froh, wenn er die Familie wieder draußen hatte. Es ſei ein Ding der Unmöglichkeit, mit dieſen Leuten auszukommen. Albert Nicklas habe immer ein großes Meſſer in der Taſche ſtecken gehabt. Von den Zeugen wird auch beſtritten, daß Nicklas von zwei Leuten, von denen einer ein Meſſer gehabt haben ſollte, bedroht worden ſei. Mehrere Zeugen, Mitglieder des Arbeiterturn⸗ und Sportklubs Feudenheim. ſchil. derten den erſchoſſenen Lang als einen ruhigen, ordentlichen und braven Menſchen und Sportsgenoſſen. Der anfangs der 20er Jahre ſtehende Zeuge Lamert hatte an dem fraglichen Abend einen ſolchen Rauſch, daß er nicht mehr wußte, wo er wohnte. Obwohl er ſeit Auguſt in Mannheim eine Wohnung hatte, geriet er im Duſel wieder in ſein altes Feudenheimer Logis. Dort an⸗ gekommen, erhielt er einen Schlag ins Geſicht. Zugleich wurde ihm bedeutet. daß er machen ſolle, daß er fortkomme. Wer den Schlag gegen ihn geführt, weiß er heute nicht mehr. Er wollte dann noch mit der letzten Elektriſchen nach Mannheim fahren, wohin ihn ein Kamerad führte. Den Rauſch will er in einer ⸗Sitzung eines Fußballvereins geholt haben, wo es Flaſchenbier gab. Von einem anderen Zeugen wird ausgeführt, daß Adam Lang mit einigen Bekannten ruhig ſeines Weges nach Hauſe ging. Plötzlich habe man Lärm gehört. Lang habe dann im Hinblick auf die Ruheſtörungen geſagt, daß es morgen wieder heißen werde, die freien Turner hätten den Krach verübt. Lang ſei ein böllig unbeteiligter Zuſchauer geweſen und habe zur Ruhe gemahnt. Mehrere der jungen Leute bezeugen, daß Nicklas allein daſtand. In dem Augenblick, wo der Angeklagte gerufen hat„Weg, oder ich ſchieße!“, ſei auch ſchon der tödliche Schuß gefallen. Ein Teil der freien Turner war beſtrebt, den Streit zu ſchlichten. Adam Lang hat dem Nicklas noch zugerufen:„Du wirſt doch nicht ſchießen! Während der Vernehmung des Zeugen Lokomotivführer Waldmann nahm der Verhandlungsgang eine ſenſationelle Wendung. Waldmann, von dem dem Gericht bekannt war, daß er zur Familie Nicklas hält, behauptete im Gegenſatz zu allen anderen Zeugenausſagen, daß der getötete Adam Lang bevor der Schuß fiel auf der Treppe hinaufdrängte und auf der Treppe geſtanden hat. Als Lang getroffen wurde, ſei dieſer die Treppe her⸗ untergefallen. Obwohl alle anderen Zeugen beſchworen, daß Lanz 2 Meter von der Treppe weg geſtanden habe, bleibt der Zeuge trotz eindringlicher Mahnung des Vorſitzenden vor den ſtrafrechtlichen Folgen eines Meineids bei ſeiner Behauptung. Das Gericht beſchloß hierauf nach kurzer Beratung, die Ausſagen des Zeugen, der verheiratet und Familien⸗ vater iſt, zu protokollieren. Der Vorſitzende hält ihm dabei nochmals vor, ja die Wahrheit zu ſagen, zumal der Zeuge genau vor einem Jahr wegen ſchweren Verdachtes eines Sittlichkeitsberbrechens vor den Schranken des Gerichts ſtand und freigeſprochen wurde. Der Zeuge gibt dann ſeine Aus⸗ ſagen zu Protokoll. Er will u. a. geſehen haben, wie der alte Nicklas von —5 Leuten geſchoben, gedrückt und geſchlagen wurde. Der Schwager des Angeklagten wurde ebenfalls geſchlagen, ſodaß er zuſammenbrach. Auf der anderen Seite der Treppe hätten ſich auch zwei verſchlagen. Als der Schuß fiel, brach ein Mann zuſammen, der nach ſeiner Meinung auf der unterſten Treppe oder der Straße ſtand. Waldmann bleibt dabei, daß der Ge⸗ troffene am Ecke der Treppe zuſammenbrach. Als der Schuß fiel, ſtand der alte Nicklas noch draußen, wo ihn die Burſchen feſthielten. Die Zeugen Boxheimer, Benzinger und Lauch erklären dagegen, daß ſofort nach dem Schuß die Türe zugeſchlagen wurde und alles weg war. Wald⸗ mann bezichtigt dieſe Zeugen der Unwahrheit. Das Gericht beſchloß nach kurzer Beratung, den Zeugen Waldmann wegen Ve rdacht des Mein⸗ eids ſofort in Haft führen zu laſſen, weil ſeine Zeugenausſagen in vollſtändigem Widerſpruch mit den Ausführungen der übrigen Zeugen ſtehen. 5 Dem Vater des Angeklagten, Philipp Nicklas, iſt es nach der Mord⸗ tat nicht güt gegangen. Er beſtätigt, daß ſein Sohn Albert die Treppe hinauf verfolgt wurde und daß Albert geſagt hat:„Zurück, oder ich ſchieße! Nach dem Schuß iſt der Vater ins Haus gegangenz er beſtreitet aber die Aufforderung zum Schießen. Er ſelbſt ſei mitten im Menſchenknäuel ge⸗ ſtanden, und die Kugel hätte auch ihn treffen können. Den Lenten hätte er zugerufen:„Schämt Euch, Euch an einem alten Manne zu vergreifen! Nach der Tat wurde er einigemale als„Alter Stromer“ bezeichnet. Einmal hat man ihn ſogar vom Rad heruntergeworfen. Kurz nach 3 Uhr iſt die Vernehmung der Zeugen beendet. Gerichts⸗ arzt Dr. Götzmann hat bei dem Angeklagten keine beſonderen geiſtigen Störungen feſtſtellen können. Medizinalrat Dr. Manz konſtatiert, daß bei dem erſchoſſenen Adam Lang die große Körperſchlagader durchſchoſſen wurde, ſodaß der Tod auf der Stelle eingetreten ſei Zeuge Waldmann . halb 3 Uhr wurde darauf nochmals vernommen und die Haftſtrafe aufgehoben. Um tritt das Gericht in eine kurze Pauſe ein. 1 Lafiee Palast 0 Dle Herren Aktionäre 0 7. 7— O 7, 7 ſpalntfaltee Tenn luan Morgen Mittwoch Abschieds-Abend J brosses Sonder-Konzert mit verstärktem Orchester unter Mitwirkung des%8 „Landhäusser-Quartetts“ sowie Herrn Welker, Bariton, vom hess. Landestheater, Darmstadt. von Aktien. Anfang 8 Uhr. Eintritt frei. ee ee eC G Seng O H Heute, Dienstag, abends 7½, Harmonie, D 2, 6 Amar 5 Uartekt 2aaf Amar, Walter Caspar aul Hindenrith, Maurice Franck Freitag, den 16. eingeladen. neuen auf den In Diejenigen Aktionäre, wollen, werden erſucht, ge 31 und 33 der Satzungen zu einer aussefordentlichen Ceneralversammlung auf Dienstag, den 20. November 1923, in den Sitzungsſaal der Handelskammer zu Aachen, Hindenburgſtraße 1. Erhöhung des Aktienkapitals durch Ausgabe von bis zu 150.000 Stück unter Ausſchluß des geſetzlichen Bezugsrechts“ der Aktionäre. Feſt⸗ ſetzung des Mindeſtkurſes für die Ausgabe der neuen Aktien und ihrer We Dividendenberechtigung. Ermächtigung des Aufſichtsrates zur Be⸗ gebung der Aktien und zur Feſtſetzung aller Einzelheiten der Kapital⸗ erhöhung. Entſprechende Aenderung des Artikels 7 Abſatz 1 der Satzungen. Ermächtigung des Aufſichtsrates zu etwa weiterhin er⸗ forderlich werdenden formellen Satzungsänderungen. Umnumerierung Bei der Beſchlußfaſſung zu.) hat außer der Geſamtabſtimmung aller Aktionäre eine geſonderte Abſtimmung der Vorzugs⸗ und der Stamm⸗Aktionäre ſtattzufinden.. 2. Satzungsänderungen: Artikel 2 Verlegung des Sitzes der Geſellſchaft. November 1923, ihre Aktien bei unſerer Ge. ide faln lüfeuaemaffdfe in Aachen. unſerer Geſellſchaft werden hiermit gemäß Artitel achmittags 3½ Uhr Tagesordnung: Die Beerdigun 80 85 den 31. Okt 1523. haber lautenden Stammaktien zu je Mk. 1000.— welche an der Generalverſammlung teilnehmen mäß Artikel 28 der Satzungen, spätestens am Werke v. Dvorak, Schönberg, Beia-Bartok. 7028 ſellſchaft einzureichen oder ſtatt deſſen den Nachweis zu erbringen, daß die für 2 Autos 2U ———— zertgemeinde d..-.-Bds. aufgerufen. Karten in deer Geschäftsstelle G 3, 14, Tel. 9025, Filiale Aapemehe Drtörankentasse Hanbeln. 0 Aktien zu dieſem Zwecke bei einer der nachgenannten Stellen nämlich: 1. Novbr., Donnerstg., abds. 7½, Nibelungensaal Deutsche Bank, Filiale Aachen, Aufführg. durch den Dresdner Bank Moxart⸗- Dequlem Musikverein. Barmer Bankverein Hins„Fischer& Co., Aachen Zu dieser Veranstältung wird die gesamte Kon- A. Schaaffhausen'scher B A. Schaaffhausen'scher Bankverein.-., eee Direktion der Diskonto-Gesellschaft, Berlin Karten für beide Veranstaltungen: Konzertk. Heckel, Direktion der Diskonto-Gesellschaft, 2310, Mannh. Musichaus. P I. 14a, u. Abendkasse Sal. Oppenheim jun.& Co,, Bankhaus J. H. Stein, Barmer Bankverein Hinsberg. 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