— ö Diens kag, 6. November Mannh Sezugspreiſe: In manndeim u. Amgebung in der laufenden Voche so milliarden me. die monatlichen Sezieher verpflichten uich bei der Seſtellung des Abonnements die während der otzugszelt notwendigen preis erhõhungen zu bezahlen. poſt⸗ Heckkonto nummer 1780 Karisruhe.— Hauptgeſchäftsſtelle Manntzeim E 6. 2.— Seſchüfts. nebenſtelle Neckarſtadt, wald⸗ doſſtr. o. geruſpr. Ne. 763i. 702, 7033, 708, 7048. CTelegr.⸗Adr. Deneralamzeiger maundeim. Exſcheint wöchentlich zwölfmal. Beilagen: Der Sport vom Sonntag— Badiſche Neueſte Nachrichlen Modezeitung— Aus Seit und Leben mit Mannheimer§ An das deutſche volk! Der Reichspräſident und die Reichsregierung ver⸗ öffentlichen folgenden Aufruf an das deutſche Volk: In ſchwerſter Cage drohen dem Reiche iunere Erſchüt⸗ kerungen. Gewiſſe. wenn auch nicht zahlenmäßig ſtarke Kreiſe verfuchen. geſtũtzt auf die Nollane unſeres Volkes. einen ungeſetz · lichen Druck auf die Staatsgewalt auszuüben und ſogar die Brandfackel eines Kampfes Deuiſcher gegen Deutſche ins deulſche Haus zu werſen. Die Reichsregierung iſt entſchloſſen, ſolchen Beſtrebungen mit äußerſier Energie und mit ganzer Kraft entgegen⸗ zukreten und wird alle hierzu nokwendigen Maßnahmen ergrei⸗ ſen. Menn wir über die Zeit des Uebergangs zu einer neuen. wert⸗ beſtändigen Wäbrung., wenn wir über die Zeit ſchwerer Arbeits⸗ und Erwerbsloſigkeit, ſchwerſter wirtſchaftlicher Verhältniſſe und un⸗ erhörtem aukenpoliliſchen Druckes hinweg wollen. dann iſt Voraus⸗ ſetzung dafür: Erhaltung der Reichseinheit und der Ord⸗ nuns und Sicherbeit im Innern. Jede Erleichterung unſerer außenpolitiſchen Lage iſt. wie wir wiſſen, davon abhänaig. daß dieſenigen Völker und führen⸗ den Perſönlichkeiten. die Deutſchlands unerträgliche Nollage er ⸗ kannt haben und Deutſchland helfen wollen, nichk am deutſchen Volk verzweifeln, wenn ſie ſehen, wie es ſich in einer ſolchen zeil gegenſeitis zerfleiſcht. Bedenkt auch. wie eine Jerfleiſchung im Innern auf unſere Beüder am Rhein und an der RNuhr wirken müßte, die in ſchwerſtem Kampfe gegen bezahlte. bewaffnete ſe paraliſt i ſche Horden ſhr Deulſchium verteidigen. Sie haben das Recht. zu er ⸗ warien, dan das ganze deuiſche Bolk den Kampf mitführt und daß nicht im Innern des Reiches Deulſche gegen Deutſche kämpfen ohne ein Jiel. das irgend eine Ausſicht auf Beſſerung gibk. Sei man ſich auch darüber klar. daß je de Möglichkeil. außz en · volitiſch äberhaupt etwas zu erreichen. mit dem Augenblick end⸗ nültiga geſchwunden iſt, in dem anſtelle einer verfaſſungs⸗ müßiaen Reglerung irgend eine ungeſehliche Macht Deutſchland nach außen hin zu vertreien ſuchen wird. Die deutſche Regierung beſitzt die Machtmittel. um ſedem Pulſch mit Erfolg zu begegnen und die Verfaſſung des Reiches zu ſchühen. Reichswehr und Schutzpolizei werden getreu ihrem die neue Cage im Innern Dr. Jarres vorausſichflicher Innenminiſter Berlin, 6. Nov.(VBon unſ. Berl. Büro.) Man beſtätigt —— zum Reichsinnenminiſter der Oberbürgermeiſter Dr. Jar⸗ res von Duisburg auserſehen iſt. An Herrn v. Kardorff, den das„B. T. geſtern abend in dieſem Zufammenhang nannte, iſt vorübergehend gedacht worden, aber die Wahl dürfte, wie geſagt, ſchlietzlich wohl auf Dr. Jarres fallenn Als zukünftiger Juſtizminiſter wird Profeſſor Dr. Bagerte genannt, der in München Rechtshiſtoriker iſt. Wenn er das ihm übertragene Amt annähme, ſo wäre dies eine glückliche Erweiterung des Kabinetts.(Gebürtig iſt Bayerle aus Baden, er aus Konſtanz.) Der Aelleſlenrat des eee N— ha geſtern den Wunſch ausgeſprochen, daß der Reichstag ſpäteſtens um 17 d er uoen Woche zuſammentreten ſoll. Der Kanzler teilt, wie wir glauben möchten, dieſen Wunſch nicht. Dielmehr dürfte er der ſchon von uns dargelegten Auffaſſung ſein, daß die Regierung in ihren Bemühungen, die deutſchen Dinge zu⸗ nächſt wieder einigermaßzen in Ordnung zu bringen durch parlamen⸗ tariſche Kämpfe nicht geſtört werden foll. Außer den De„ eeeee endgültig Sbell dem Rumpfkabinett Streſemann ne ſne Beſchaſſe ſer nuteren Vom Zentrum behauptet die Voſſiſche Zig., es wäre einer der Koalition nach 80 wie nach links durchaus abgeneigt. Zentrum, Ssozial⸗ demokratie und Demokratie würden ein nach beiden Seiten erwei⸗ tertes Kabinett abl Eine Erweiterung nach rechts hat, wie uns berichtet wird, der Kanzler ſelber in der geſtrigen Fraktiongſitzung der Deutſchen Volkspartei abgelehnt. Es wird alſo wohl dabei bleiben, daß die Deutſche Volksparfei, Zentrum und Demokraten ſich hinter das dritte Kabinett Streſemann ſtellen. was Aenderungen, Einzelheiten und Vorbehalte nicht aus⸗ ſchl die Lage in der pfalz ſchließt. Die durch den ſeparatiſtiſchen Vorſtoß in der Pfalz geſchaffene Lage i uch Banüch unüberſichtlich, zumal die Meldungen aus den Städten der Pfalz, in denen die Separatiſten ihre Aktion unternommen haben, nur ſpärlich einlaufen und ſich zum Teil wide 2 Schon voriger Woche hatten ſich Anzeichen dafür bemerkbar gemacht, daß die Separatiſten in der Nordpfal Aktionen en. Im Bezirk Rocenhauſen haben ſie ziemli piele Anhänger unter den Bauern und Arbeiterſchaft. Bei der Be⸗ ſetzung des Bezirksamtes in Kirchheimbolanden, die geſtern früh gegen 7 ühr erfolgte, wurde von bewaffneten Separatiſten auf einen Gendarmen, der ſich weigerte, dem Kommando„Hände hoch zu folgen, ein Schuß abgegeben, der jedoch fehlging. Zwei Gen⸗ rmen wurden verhaftet und entwaffnet, jedach ſpäter wieder von dem franzöſiſchen irksdelegierten freigelaſſen unter der Be⸗ dingung, ſich nicht mehr an der— zu beteiligen. Die an anderer Stelle gemeldete Beſetzung des Bürgermeiſter⸗ amtes in Kaiſerslautern durch die Separatiſten erfolgte unier dem Schutz von franzöſiſchen Gendarmen. 20 Angehörige des dor⸗ tigen Technikums wurden von den Franzoſen verhaftet. Die Unter⸗ der Polizei und der Gendarmerie in Kuſel unter fran⸗ zöſiſchen Beſehl wird von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde damit — Um den Beſtand und Schutz des Keiches Eid ihre Pflicht tun. Die Reichsrengierung vertraul ſeſt darauf, daßz. wenn ihr der Kampf gegen ihren Wunſch und gegen ihren Willen aufgezwungen werden ſollte. das geſamte deulſche Volk ge⸗ ſchloſſen für die Ordnung und Freiheit des deulſchen Reiches eintreten wird. Berlin, 5. November 1923. Der Reichspräſident: Eberi. Die Reichsregierung: Dr. Skreſemann. Aufrufe der parteien Wie die„Voſſiſche Itg.“ zu berichten weiß. wollen nun auch die früheren Koalitionsparteien von ſich aus mit einem Aufruf an die Bevölkeruna ſich wenden. Es ſoll kein ge⸗ meinſamer Aufruf ſein. ſede Partei will für ſich ſprechen, immerhin ſind einheitliche Richtlinien von den Parteien feſtgeſetzt worden. Die Aufrufe werden heute abend veröffentlicht werden. Sie ſollen ſich nach derſelben Quelle an die Kundgebung der! Mä Reichsregierung anlehnen und alle verfaſſungstreuen Schichten der Staatsbürger auffordern. ſich binter die Regierung zu ſtellen. um die Reichseinheit zu erhalten. Weiter ſoll die Bevölkerung aufgefordert werden, einen etwaigen Appell der Regierung zur Un⸗ terſtützung der Machtmittel des Staates Folge zu leiſten. Auch die Spitzengewerkſchaften der Arbeiter, Angeſtellten und Beamten wol⸗ len einen ähnlichen gemeinſamen Aufruf erlaſſen. Der„Vorwärts“ glaubt bedauernd anmerken zu müſſen, daß in dem Aufruf. den die Reichsregierung erlaſſen hat, das Wort„Re⸗ publik“ gar nicht erwähnt ſei. Im übrigen ſcheint dieſer Aufruf nicht ganzohne Eindruck bei der Sozialdemo⸗ kratie geblieben zu ſein.„Es wäre verfehlt“, erklärt der„Vor⸗ wärts“.„den bebördlichen Apparat und den leaalen Truppen in den Rücken zu fallen. Denn dann würde ſich die Regierung nur zwiſchen zwei Feuer ſetzen. worauf die Rechtsradikalen das Spiel gewonnen hätten.“ Dennoch iſt das ſozialdemokratiſche Zentralorgan mit dem Aufruf nicht völlig zufrieden. Die Regierung ſoll ſagen, ob ſie bereit iſt, denen Waffen in die Hand zu geben, die als Soldaten für die Republik kämpfen wollen, dann wird ein„mannhafter Auf⸗ ruf eine mannhafte Antwort“ finden. Berliner Blätter berichten. daß einige Parteiführer geſtern beim Reichspräſtdenten geweſen ſind, um bei ihm und dem Kanzler einen Aufruf an die republikaniſch geſinnte Bevölkerung zum Eintritt in die Schutzpolizei anzuregen. Die Meldung iſt im weſent⸗ lichen richtig. den Herren hat etwas wie die Bildung von Hundertſchaften zum Schutz der Verfaſſung vorgeſchwebt. Derlei Hundertſchaften wären indeſſen nach dem Ver⸗ ſailler Vertrag nicht zuläſſig. Aber auch aus innenpolitiſchen Grün⸗ den hat, wie wir hören. die Regierung geglaubt, ſich dieſer Anregung verſagen zu müſſen. Sie meint, daß damit den illegalen Bünden und Verbänden neuer Antrieb geliehen und wir ſo erſt recht in den Bürgerkrieg hineingehetzt werden würden. begründet, daß die deutſche Poltzei und die Gendarmerie eine nicht genehmigte Teuerungsdemonſtralfon nicht verhütet haben. In Ludwigshafen teilte die franzöſiſche e den m den Stellen mit, eine Verſtärkung der deutſchen Schutzwache im Bezirksamt durch auswärtige deutſche Gendarmen und Polizei nicht geſtattet ſei, ſondern daß das Bezirksamt nur durch die Beamten dieſes Amtes cht wer⸗ den dürfe. Einzelheiten aus Kaiſerslautern Im Laufe des geſtrigen Nachmittags die bewaff⸗ nete Separatiſten in Autos, zu Rad und zu Fuß die Stadt und requirierten in verſchiedenen Geſchäften in der Hauptſache Lebens⸗ mittel. Gegen.30 Uhr fand vor dem Bezirksamt die Ausrufung [der Freien Pfalz als Teil der Rheiniſchen Republik ſtatt. Der Landwirt Heinz⸗Orbis, FJührer der Freien Bauernſchaft, hielt ebenfalls eine Rede an die Sonderbündler, worauf dieſe ein Hoch ausbrachtn. Die verſammelte zahlreiche Menge beantwortete dieſes Hoch mit Pfuirufen. Alsdann verlas ein Sonderbündlerführer eine Proklamation, in der u. a. mitgeteilt wurde, daß der Dele⸗ gierte des Bezirks Kaiſerslautern wegen der Unruhen, die angeb⸗ lich am Nachmittag vorgekommen ſeien, eine Verkehrsſperre auf unbeſtimmte Zeit verhängt wurde. Die Sperre beginnt abends um 7 Uhr und endigt morgens um 6 Ühr. Weiterhin ſind Zu⸗ ſammenrottungen von mehr als 5 Perſonen verboten. In einem Anſchlag weiſen die Separatiſten darauf hin, daß ſie pon der Beſatzungsbehörde anerkannt ſeien und die Bürgerſchaft ſich infolgedeſſen auf den Boden der Tatſachen ſtellen ſolle. Wie verlautet, iſt der Friſeur Pfaffmann zum Bürger⸗ meiſter ernannt worden. In den Abendſtunden durchzogen die Sonderbündler bewaffnet die Straßen der Stadt und hielden jeden Paſſanten an. Das Berhalten der Franzoſen beim Ausrufe der Freien Pfalz kennzeichnete ſich dadurch, daß am frühen Morgen ſchon, nachdem der erſte Putſch vor dem Rathaus abgeſchlagen war, franzöſiſche Poſten zuſammen mit bewaffneben Sonderbündlern vor dem Bezirksamt auf⸗ und abpatrouillierten. Als gegen 212 Uhr das Bürgermeiſteramt geſtürmt wurde, das, wie bereits mitgeteilt, von der Polizei vorher entblößt worden war, folgten den Sonder⸗ bündlern Kolonialtruppen, die die Sicherung des Rathauſes über⸗ nahmen. Die erſte Nachricht, daß Dr. Dorten die Aktion in Kaiſerstau⸗ tern perſönlich leitete, beſtätigt ſich nicht. Hände weg von der Pfalz! In den„Deutſchen akademiſchen Stimmen“ ſchreiht Kron⸗ prinz Rupprecht an die bebrohte deutſche Pfalz unter dieſer Ueberſchrift u. a. folgendes: Ein freies Deutſchland muß unſer Ziel ſein, eln freies Deutſchtum. Freiheit nach außen, Freihettim Innern! Freihett dem Reich und ſeinen Gliedern, denn ſie allein verbürgt edeihliche Entfaltung. Undeutſch war der Abſolutismus vergangener Jahrhunderte. Undeutſch, ja nicht einmal germaniſch iſt der Zen⸗ tralismus. Beides kam uns aus Frankreich. Ein Ewig gibt es nicht in der Geſchichte und ſo wollen wir hoffen auf beſſere Zeiten. Un⸗ ſeren Brüdern aber in der Pfalz, am Rhein und an der Ruhr von Herzen kommenden Dank! e enein — Wun Verkaufspreis 10 Milliarden Mark 1923— Nr. 510 Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei vorauszahlung oder mit Zuſchlag für Geloentwertung: Allgemeine Anzeigen Srund⸗ zahl 300& Schlüſſelzahl des vereins deutſcher Jenungsderi. 130 Millionen 52 Mill arden. Für Anzeig. an beſtimmt Tagen Stellen u. Rusgaben wird teine berantwort. übern. Höh. Sewab. Streiks, Setriebsſtõrung. uſw. derechtigen zu keinen Erſatzonſpr, ſür aus geſall.od. beſchrünkt. us gaben od. f. verſp. Rufnahme n. Anzeigen. Ruftr. d. Lernſpr. oh. Sewühr. Gerichtsſt. Maunhelnm rauen-Geitung und Mannheimer Muſik-SZeitung Die Einladung an Amerika GVon unſerm Mitarbeiter) 2 § London, 3. Nov. Es war vorauszuſehen, daß das engliſche Kabinett dem bekann⸗ ten dilatoriſchen Manöver Poincares keinen Vorſchub leiſten, viel⸗ mehr die Vorbereitungen zur Einberufung eines Sachver⸗ ſtändigen⸗Ausſchuſſes beſchleunigen werde Aus Paris kamen, vor dem Bekanntwerden des britiſchen Schrittes am dortigen Außenamte, allerlei Meldungen, die den Glauben erwecken ſollten, wiſchen Baldwin und Curzon ſei es wegen der„geſchickten Antwort Poincares“ zu einem Bruche gekommen. Der Korreſpondent der „Times“, Siddlehurſt, drahtete aus der franzöſiſchen Hauptſtadt fei⸗ nem Blatte:„Ich nehme an, daß man es hier ſehr gerne ſehen würde, wenn es noch vor Klärung der Frage, wie und wann die Experten⸗ konferenz zuſtandekommen werde, zu einem Ausſcheiden Tur⸗ zons aus dem Kabinette käme. Nachdem der hier ſehr unbeliebte Lord Abernon aus Berlin abberufen iſt, ſo fehlt noch ein Wechſel im britiſchen Außenamte, wo bereits ein Freund Frankreichs, Mae Neill(der Sekretär Curzons), das Vertrauen Poincares genießt. Der„Times“⸗Vertreter gab ſeiner Meldung eine froniſche Nole, denn er fügte hinzu:„Hier wünſcht man an der Zuſammenſtellung der eng. liſchen Regierung in dem Sinne mitzuwirken, daß nur die erprobten änner rings um Lord Perby übrig bleiben, die ſogen. franko⸗ phylen Perſönlichleiten verſchwinden. Man fürchtet nämlich, daß Baldwin aus Furcht vor dem unberechenbaren(7) General Smuts und dem ſchlagbereiten Lloyd George— den Gegnern Frankreichs die dominlerende Stimme geben werde. ier wird die Meinung vertreten, daß jetzt eine engliſche Kabinettskriſis das Beſte wäce, was icch Frankreich wünſchen könnte. Ich glaube, dieſe fonderbare Auf⸗ faſſung politiſcher Kreiſe in Paris melden zu müſſen 7 Was der„Times“⸗Vertreter mitteilt, wird auch von underen Pariſer Korreſpondenten, wenngleich mit einer anderen Tendenz, her⸗ vorgehoben. So zeichnet ſich der Mann des Rothermere⸗Organs, „Dailn Mail“, durch die Geſchmackloſigkeit aus, Stanley Baldwin eine„Säuberung“ ſeines Kabinetts im Sinne der herzlichen Be⸗ ziehungen zwiſchen Frankreich und England nahezulegen. Die kon⸗ ſervative„Morning Poſt“ verlangt, daß General Smuts bis auf Wei⸗ teres auf Kundgebungen verzichten möge, um die franzöſiſchen Em⸗ ꝓfindungen nicht zu verletzen. „Man gewinnt hier den Eindruck, daß die engliſchen Regierungs⸗ kreiſe über die„Wünſche der Pariſer Nationaliſten, das Konferenz⸗ projekt ſcheitern zu ſehen, ſehr gut informiert ſind. Eine Kriſis in Downing Street kam nicht zuſtande. Die Antwortnote auf Poincares Armahme der eingeſchränkten und interalliierten Ex⸗ pertenkonferenz(mit amerikaniſcher Beteiligung) kennzeichnet ſich durch eine kühle Sachlichkeit und findet ihren Gipfelpunkt in der An⸗ regung, daß die Alliierten, zum Beweis ihrer grundſätzlichen Einigkeit, an Amerika das Erſuchen richten mögen, an einer Tagung des Sach⸗ verſtändigen⸗Ausſchuſſes teilzunehmen, ſei es als Mitglied der Ex⸗ pertenkonferenz, ſei es als neutraler Vorſitzender. Hier herrſcht gr Befriedigung über die Formulierung der Roſe. Man erkennt 3 Twie„Times bemerken— die Feder Stanley Baldwins, der durch eine rein geſchäftsmäßige Behandlung der ſchwierigen Aktion die Spitzen und Haken der Diplomatie zu umgehen ſucht. In Paris eute man ſich zuerſt über die Alternative: entweder große Wirtſchafts⸗ konferenz, oder kleiner Ausſchuß, durch die Reparationskommiſſion ewählt. Nach der engliſchen Antwort wird man wohl am Seine⸗ trand einſehen, daß es England nicht im Mindeſten darum zu tun iſt, eine Art Preſtigepolitik gegenüber dem„ſiegreichen“ Frankreich zu treiben, ſondern ausſchließlich um die beſchleunigte Vorbereitung einer Rettungstat, deren Zweck es iſt, Mitteleuropa vor dem Chaos zu bewahren; zugleich verfolgt England die Sicherung des Verfalller Vertrages, der ja hinfällig würde, wenn mit dem deutſchen Rei als der juriſtiſchen Perſon des Schuldners die Reparationsmögli keit ſelbſt vornichtet würde. In Paris rechnet man bekanntlich viel mehr mit der(pon den Nationaliſten) gewünſchten Zerreißung des deutſchen Reiches, verhandelt mit den rheinländiſchen Separatiſten: den Reparationen würde man Valet ſagen, wenn es zur rheiniſch⸗ weſtphäliſchen Republik mit franzöſiſchen Garniſonen und allem ſon⸗ ſtigen machtpolitiſchen Beiwerk käme. Davon will aber das Kabinett Baldwin nichts wiſſen. Es warnte in ſeiner Note über die ſeparatiſtiſchen Umtriebe ausdrücklich vor der Gefahr, daß der Verſailler Friedensvertrag vernichtet werden könnte. Die m nſtige Aufnahme dieſer Warnung in franzöſiſchen Regierungs⸗ kreiſen(trotz Poincares doppelſinniger Veteuerung, Frankreich menge ſich nicht in die inneren Angelegenheiten Deutſchlands) wird hier nicht hezweifelt. Schreibt doch der diplomatiſche Mitarbeiter des„Daily Telegraph“:„Ich höre, daß ſich Herr Poincare über die Mahnung, die Separatiſten betreffend, mißbillgend äußerte und Lord Trewe gegenüber auf die Prinzipien des Selbſtbeſtimmungsrechts der Na⸗ tionen hinwies, eines der Friedensziele der Alliierten.“ Lord Trewes Entgegnung wird nicht mitgeteilt. Die große Vorſicht des engliſchen Kabinetts in der Be⸗ handlung des Konferenzprofektes veranfatzte General Smuts zu der Bemerkung:„Wir wollen Frankreich zur Vernunft dekehren, ohne es zu verletzen. Smuts bezweifelt den Erfolg des Baldwinſchen er ſagte es geſtern in einer Rede, die er vor amerikaniſchen Journaliſten hielt. Seiner Anſicht ſind auch die liberalen Kreiſe. Wos ſollen aber die Vertreter der führenden ameri⸗ kaniſchen Zeitungen denken, wenn man ihnen erklärt:„Wir gehen mit Frankreich auf eine Expertenkonferenz, wiſſen aber im Voraus, daß dabei nichts herauskommt.“ Der Zweifel, der in dieſen Worten liegt, kommt— bei der bekannten Hellhörigkeit der Amerikaner— in verſtärkter Form drüben zum Ausdruck. Heute erſcheinen hier bereits Preſſeſtimmen aus den Vereinigten Staaten, deren weitaus überwiegende Mehrheit die kommende Konferenz als eine„matie Wiederholung früherer mißlungener Verſuche behandelt.„Rewyork Tribune“, ein dem Waſhingtoner Staatsdepartement naheſtehendes Blatt, meint, daß Poincares Einſchränkungen dem Geiſte der vor⸗ jährigen Anregung Hughes nicht im Entfernteſten entſprächen; Poin⸗ care habe den Gedanken des amerikaniſchen Staatsſekretärs ſo be⸗ ſchnitten, daß man ſich auf einen Mißerfolg der Konferenz gefaßt machen müſſe. Sogar der franzoſenfreundliche Ledger“ beurteilte die Politik als negatſv“ und'ſpricht die Meinung aus:„Frankreich will eigentlich keine internationale der Reparations 91 denn es hält das Ruhrgebiet und die Rheinlande, wo es ſich für Alles entſchädigen kann. England vermag nichts an⸗ deres zu kun, als ſeine Truppen aus Köln zurückzuziehen und den Verſailler Vertrag zu tündigen. Poincare führte eine reine Macht⸗ politik, die Deutſchland vernichtet, Frankreich eine ſtarke Poſition am Rhein ſichert““ In einigen amerikaniſchen Blättern finden ſich noch Hinweiſe auf die franzöſiſchen Schulden an die Vereinigten Staaten und verſteckte Drohungen, man werde ſcharf ins Zeug gehen, falls Frankreich auf der Konferenz nicht Nachgiebigkeit bekunden würde. Die Orientierun⸗ der Newyorker Preſſe iſt, mit wenigen Ausnahmen, englandfreundlich. Klar und deutlich erkennt die amerikaniſche Publiziſtik den franzöſiſch⸗engliſchen Gegenſatz, der trotz der An⸗ nahme des Konferenzplanes unverändert fortbeſteht. Amerika ats Schiedsrichter— das wäre zwar die ideale Löſung, ſie bedeutet aber — nach amerikaniſchen Zeitungsartikeln— ſehr wenig, denn Poincare e „lte dte Wiz derherſtellung keiſtenden Firmen. Die interalli 5 Wisdecherſtellung keiſtenden§ wiſen Prozenlſaß guſtande gekommen. munteralliierten Konttollkommiſſion betont, daß es ſich nur um ein phandlungen bereit ſei. das Attentat auf woroweki vor Sericht KNonſerenz eröffnet wurde. Beide Angeklagten „Ste rechtferligen ihre Tat mit dem Haß Worrowski den diplomatiſchen Charakter konferenz über die in Bayern, führen. 2. Seite. Nr. 510 Dlenstag, den 6. Novembet 1923 ſchränkt die Rechte des Sachverſtändigen⸗Ausſchuſſes aufs Aeußerſte ein und behält ſich ſogar die Sanktionierung der Beſchlüſſe vor. Er hält vor Allem an der Beſtimmung feſt, daß alle endgültigen Ent⸗ ſcheidungen einmütig gefaßt werden müſſen. Außerdem werden alle Semühungen Englands hinfällig, ſolange Amerika nicht mitſtimmt: denn nur in dieſem Falle könnte eine Mehrheit gegen Frankreich und Belgien(wenigſtens im Laufe der Verhandlungen) zuſtandekommen. Die Hoffnung, Poincare werde es leßten Endes nicht auf einen 5 ankommen laſſen, wird auch in amerikaniſchen Kreiſen ausge⸗ prochen. 8 Ehe noch die Einladung an Amerika abgegangen iſt, befinden ſich Herborragende Perſönlichkeiten der Vereinigten Staaten auf m Wege nach Europa. Booth, der Vertreter Amerikas auf den internationalen Handelskongreſſen, reiſt nach Paris, um dort eine Tagung über europäiſche Wirtſchaftsfragen herbeizuführen; Mac. Hormick, deſſen bisher vergebliche Bemühungen um eine verſöhnliche 5 Frankreichs bekannt ſind, will Poincare über die Stimmung en Staaten und die Möglichkeiten einer induſtriellen zwiſchen Frankreich und Amerika unterrichten. Der Botſchafter in Paris befindet ſich auf dem Wege nach uch ihm ſind wichtige Aufgaben übertragen. Man be⸗ ſo bon amerikaniſcher Seite intenſiw um ein Einlenken der Regierung; die Waſhingtoner Staatsmänner helfen Beifallserklärungen an die Adreſſe Poincares eifrig wit, eine erträgliche Konferenzatmoſphäre vorzubereiten. Sanftmut, Verſiche⸗ rung aufr aſter Sympathien, kurz die Anwendung aller taktiſchen Mittel, von denen man ſich Frankreichs Konzeſſionsbereitſchaft ver⸗ ſpricht, werden jetzt in Anwendung gebracht.„Haben wir die Fran⸗ Zoſen erſt an der Tafel, dann iſt Europa gerettet,“ tröſtet„Weſtminſt. Bazette“ ihre Eytileſer. Man vergißt leider, daß in Paris das Schlag⸗ work„Weder Cannes, noch Waſhington!“(d. ſ. die beiden Konfe⸗ tenzen, wo Priand angeblich die Intereſſen Frankreichs verriet) aus⸗ gegeben worden iſt. Dieſe Parole kichtet ſich Gurcee gegen England (Cannes), als auch gegen Amerika(Waſhingtan). Es wird in hieſigen konſervaliven Plättern ſehr bedauert, daß ſie gerade jetzt auftaucht, wo ſich dis Alliterten an Waſhington richten, um, mit amerikaniſcher Hilfe, das Reparationsproblem zu löſen. Die Einſtellung der Sachlieferungen In Ergänzung der Erſparnismaßnahmen der Reichsregierung iſt eine weltere Verordnung über die Ausführung der Zahlungen zur Dürchführung der Sachlieferungen ergangen. Dadurch werden alle Zahlungen auf Grund der im freien Verkehr(Cuntze⸗Be⸗ melmann⸗Abkommen, Ruppel⸗Gillet⸗Abkommen) und im gebundenen Verkehr laufenden Verträge über Sachlieferungen mit der Wirkung ausgeſetzt, daß vom 3. November 1923 ab aus dieſen Verträgen zeine Zahlungen mehr von der Reichsregierung geleiſtet werden. Um den alliterten Beſtellern aber die Möglichkeit zu laſſen, die beſtellten Waren ttoßzdem zu beziehen, iſt vorgeſehen, daß ſie abgeſchlof⸗ gene Verträge direkt mit den Lieferfirmen auf eigene Rech⸗ mung abwickeln künnen. Sie brauchen daher in den Fällen, in Deuen das Reich beretts Anzahlungen gemacht hat, nur noch den Reſt des vereinbarten Preiſes zu bezahlen. Der Reichsregierung ſteht das * Recht zu, binen fünf Wochen vom Tage der Verkündung der Verord⸗ nung an gerechnet, die Erfüllung der Lieferungsverträge im freien Sachlieferungsverkehr an das Reich zu verlangen. In ſolchen Fällen wird das Reich unmittelbar Zahlung an den Lieferanten leiſten Im gebundenen Verkehr gilt, daß das Reich von dieſen Verträgen Zurücktritt, ſofern nicht im einzelnen Fall den Lieferungsverpflichteten binnen fünf Wochen vom Tage der Verkündung der Verordnung an erklärt wird, daß der Vertrag aufrecht erhalten bleibt. Die Reichs⸗ vegierung iſt bereit, ſowohl in den Fällen, wo alliierte Beſteller die Durchführung von Verträgen im freien Sachlieferungsverkehr gegen Barzahlung wünſchen, zwiſchen den Vertragsparteien in dieſer Rich⸗ tung zu vermitteln, als auch etwaige Wünſche der alliierten Regie⸗ rungen auf Erfüllung der noch nicht erfüllten Verträge im freien wie im gebundenen Verkehr nach Möglichkeit entgegenzukommen, ſofern ihr binnen drei Wochen eine Mitteilung der alliierten Regierungen hierüber zugeht und die Reſtzahlung in dar zugeſtanden wird. Die Reichsregierung iſt ſich der ſchweren Folgen, die die Ein⸗ ſtellung dieſer Zahlungen für die deutſchen Wirtſchaft haben wird, durchaus bewußt. Die Finanzlage zwingt jedoch die durchgreifenden Maßnahmen, um⸗Staatshaushalt und Währung zu ſanieren und die Exiſtenzmöglichkeit des deutſchen Volkes zu erhalten. Das Kohlenlieferungsabkommen mit der Rontroll⸗ 5 kommiſſion Die Verhandlungen mit der Interalliierten Kontroll⸗ 1 kommiſſion und den Werken des Ruhrgebiets werden dem Ver⸗ mehmen nach auf folgender Grundlage eführt: Frankreich veklangt, daß 18 Prozent der Kohlenerzeugniſſe der Ruhrzechen en Frankreich abgeführt werden. Als Maßſtab hierfür dient die Jahres⸗ keiſtung an Reparationskohle auf Grund des Abkommens von Spaa del. Die Prioritätstlauſel wird vorläufig aufgehoben. um den Bergwerken die Möglichkeit zu geben, ſich zu finanzieren und den Geſamfbetrieb wieder aufzunehmen. Ferner fordert Frank⸗ Kontrokle 888 für den—5— Mben e— rzéußzung. Die Transporte zu Laſten Niberſelung 1— ontroll⸗ konmmiſſion behält ſich vor, nötigenfalls einen der e Kohlenmengen e Zollſätze be⸗ wegen ſich zwiſchen 3 und ½ Proz. Die Kohlen nach dem unbeſetzten Geblet will Frankreich freigeban, Doch ſoll nicht mebr ausgeführt werden, als der im 11 er 3 Das Abkommen der Firma Krupp iſt auf dieſer, Hierbei wurde ausdrücklich von der vorläufiges Abkommen handele, und daß, wenn ſich irgend eine Beſtimmung als undurchführbar herausſtelle, ſie zu neuen Ver⸗ Der Prozeß gegen Conrady, den Mörder Worrowskys des ruſſiſchen— auf der Lauſanner Orientkonferenz und den Mitſchuldigen Tolinin begann heute morgen vor Waadtländiſchen Strafgerichtshof, der infolge des großen An⸗ ——— Preſſevertreter und des Publikums im Lanfanner Kaſino tagen wird, worin ſ. Zt. die Laufanner n nd geſtändig. gegen den Bolſchewismus und ſeinen Schandtaten; Conrady insbeſondere mit den Leiden, die fſeine Familie in Rußland zu erdulden gehabt habe, vor allem ſein PVater, der ein ſehr reicher Schokoladefabrikant geweſen ſei und im lend ſtarb und ſein Onkel, der von den Bolſchewiſten ermordet Worden ſein ſoll. Die Anklage degen Conrady lautet bezüglich Porrdwsky auf vorſätzliche Tötung, bezüglich Arens und Swiltotosk! auf Körperverletzung und Mißhandlung ohne tödliche Abſicht. Tolinin iſt der Mitſchuld am Morde angeklagt. Der Angeklagte teitt der Auffaſſung entgegen, daß ein weit ver⸗ zweigtes Komplott vorliege oder daß ein Zuſammenhang mit den Handlungen beſtehe, die die Lauſanner nationale Liga kurz vor der Mordtat gegen Worrowski veranſtaltete. Er weiſt weiter die Vor⸗ würfe gegen die Schweizer und lokalen Behörden zurück, ſpricht während der Laufanner Konferenz ab und tritt für die Zuſtändigkeit der waadtländiſchen SGerichte ein. Conrady wird durch den Laufanner Advokaten Schöpfer, Tokinin purch den Genfer Rechtsanwalt Aubert verteidigt werden. Beide Anwalte werden auf Freiſprechung plädleren. Die Zivilparteien laden zahlreiche Zeugen ein, die über die Zuſtände in Rußland aus⸗ ſagen ſollen, u. g. wird der franzöſiſche Schriftſteller Barbouſſe berhört werden. Die Verhandlungen werdem 8 bis 10 Tage dauern. ſe Jaufanner Polizei traf ſtrenge Ueberwachungsmaßnahmen. Die S 55 0 aßna bdie Note der Botſchaſterkonferenz jaut„Temps“ ſoll die angekündigte Note der Bolſchafter⸗ Wlederanfnahne der Militärkontrolle in Deutſch⸗ land demnächſt in Berlin überreicht werden. Die Rote ſoll Be⸗ ſchwerde über die Behinderung de Polizei eingreifen konnte. r Kontrolltätigkeit, namentlich! Die rheiniſche Separatiſtenaktion Deulſche Prokeſtnote an die franzöſiſche Regierung Nachdem die Reichsregierung wiederholt ſowohl bei der fran⸗ zöſiſchen Regierung, wie auch bei dem Berliner Botſchafter wegen der Begünſtſgung der Separatiſtenputſche im Rheinland durch die franzöſiſchen Beſatzungstruppen nachdrücklichſt vorſtellig geworden iſt, iſt der deutſche Geſchäftsträger in Paris angewieſen worden, eine Proteſtnote zuüberteichen, in der auf Grund authen⸗ tiſchen Materials eine umfaſſende Darſtellung des Zuſammen⸗ wirkens zwiſchen den Aufrührern und den franzöſiſchen Be⸗ ſatzungsſtellen gegeben wird. Die deutſche Regierung bringt in der Note die Erwartung zum Ausdruck, daß den franzöſiſchen Truppen alsbald Befehl erteilt wird, die rechts⸗ und vertragsmäßigen Ver⸗ pflichtungen zu erfüllen, insbeſondere den aufrühreriſchen Elemen⸗ ten die Waffen wieder abzunehmen und die deutſche Polizei künftig nicht mehr in der Ausübung ihrer rechtmäßigen Befugniſſe, nament⸗ lich im Gebrauch der ihnen zuſtehenden Waffen, zu behindern. Eine Abſchrift dieſer Note wird auch in London und Brül⸗ ſel überreicht werden. 5 Eiſenbahnregle und Separakiſten Aus dem Mainzer Eiſenbahndirektionsbezirk liegen Nachrichten vor, wonach die von der franzöſiſchen Eiſenbahnregie ſeinerzeit ein⸗ geſtellten Landarbeiter den ſeparatiſtiſchen Söldnerbanden zur Auffüllung ihres ſogen. Selbſtſchutzes zur Verfügung geſtellt wer⸗ den. Da es ſich bei den damaligen Einſtellungen zum Teil um laud⸗ und volksfremde Elemente und im übrigen um zweifelhafte Kregturen handelt, iſt damit zu rechnen, daß talſächlich dieſe ſog, Selbſtſchutz⸗ organiſationen eine Verſtärkung erfahren, umſo mehr als die Eiſen⸗ bahnregie froh iſt, wenn ſie dieſes fragwürdige Geſindel, das die — aufs ſchwerſte heruntergewirtſchaftet hat, wieder ſos Wird. Im übrigen aber zeigt ſich, daß zwiſchen der franzöſiſch⸗belgiſchen Eiſenbahnregie und den ſogen. Separatiſten die ange Verbindung beſteht. Trotzdem wird man von franzöſiſcher Seite nicht behaupten können, daß eine ſolche Stärkung des ſogen. ſeparatiſtiſchen Selbſt⸗ ein Beweis dafür wäre, daß die Bewegung dieſer Söldner⸗ ten in der Bevölkerung der Rheinlande irgendwelche Stütze findet. N die Reichswehraktion in Sachſen Nach einer Mitteilung des Dresdner Wehrkreiskommandos iſt die zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung in Sachſen ein⸗ geſetzte Reichswehr zur Durchführung ihrer Aufgaben in folgende (für den Bereich der Stadt Dresden, der Kreismannſchaft Dresden und Bautzen, Gruppe II. unter General Freiherrn v. Ledebour für den Bereich der Städte Chemnitz und Zwickau, Plauen, der Kreishauptmannſchaſten Chemnitz und Zwickau, Gruppe III unter Oberſt Kranz für den Bereich der Stadt Leipzig, der Amtsmann⸗ ſchaft Leipzig, Borne und Rochlitz, Gruppe IV unter Oberſtleutnant Genthe für den Vereich der Amtshauptmannſchaft Grimma, Oſchatz, Döbeln, Meißen und Großerhain. Das Wehrkreiskommando IV hat auf Grund von Vorkomm⸗ niſſen der letzten Tage angeordnet, daß Mitteilungen über den Ge⸗ brauch von Waffen der Truppen in jedem Fall vor der Veröffent⸗ — Prüfung der vorgeſetzten militäriſchen Kommandoſtellen Brandler in die Tſchechoflowakei geflüchtel Der ehemalige Miniſterialdirektor der ſächſiſchen Staatskanzlei, der bekante Kommuniſt Brandler, gegen den ein Haftbefehl er⸗ laſſen war, iſt nach der Tſchechoflowakei geflüchtet. VvVerſammlungsverbot für den 9. November In Sachſen ſind für den 9. November alle Verſamm⸗ tlungen und Umzüge unter freiem Himmel grundſätzlich verboten. Polltiſche Verſammlungen in geſchloſſenen Räumen dürfen mit Genehmigung⸗ſtattfinden. Die wirtſchaſtliche Not Maßnahmen gegen die Brolverkeuerung Die Reichsregierung und die preußiſche Regierung haben Maßnahmen in die Wege geleitet, um jede ungerechtfertigte Brotverteuerung zu unterbinden. Ddie Mehlvorräte, die ſich in den Speichern der Mehlhändler in Berlin befinden, werden noch heute beſchlagnahmt. Das Mehl wird ſofort von den zuſtän⸗ digen Regierungsſtellen den Bäckern zu ordnungsmäßigen Preiſen zugeführt. Gleichzeitig werden die Verhältniſſe auf dem Mehl⸗ und Brotmarkt behördlich auf das ſtrengſte nachgeprüft. Etwaige Wuchervergehen werden ſofort unnachſichtlich geahndet. Schließung der Thyſſenwerke Wie die„Kölniſche Volkszeitung“ aus dem Rührgebiet meldet, geben die Thyſſenwerke durch Anſchlag bekannt, daß ſich die finanzielle Lage des Werkes derarkig verſchlechtert hat, daß ſie ge⸗ zwungen feien, am 10. November 1923 fämtliche Bekriebe, einſchlleßlich der Büros, vollſtändig zu ſchlie hen. pPlünderungen in Berlin Berin, 8. Nov.(VBon unl. Berl. Büro) In Berlin iſt geſtern den ganzen Tag über geplündert worden. Die Ausſchreitungen haben einen größeren Umfang angenommen, als man urſprünglich glauben mochte. Gemeldet wurden der Poli⸗ zei mehrere hundert Plünderungen, tatſächlich ſind jedoch weit mehr vorgekommen. Die Plünderer tauchten in Rotten von—300 Mann bald hier, bald dort auf, plünderten, raubten und demolier⸗ ten und verſchwanden meiſt nach vollbrachter Tat, ehe noch die Hauptſächlich hatte man es dabei auf Väckerläden, Milch⸗ und Lebensmittelgeſchäfte, Konditorelen und Schlächtereien abgeſehen, was aber nicht hinderte, daß ab und zu auch Zigarrengeſchäfte und Konditoreien überfallen wurden. Im ſogenannten Scheunenviertel, dem Standquartier der galiziſchen öſtlichen Einwanderer, iſt faſt jedes Haus geplündert worden. Der Aufruhr wurde ſo bedrohlich, daß mehrere Straßen ſtunden⸗ lang geſperrt werden mußten. Die Ausſchreitungen hatten liert worden. Auch Schuhgeſchäfte wurden beraubt und im Scheunenviertel Konfektions⸗ und Tuchgeſchäfte ausgeplündert. Die Tuchballen wurden einſach auf die Straße geworfen, wo ſie ſofort „verteilt“ wurden. Vielfach kraten auch die ſogenannten„Entklei⸗ fr dungskommandos“ in Tätigkeit, die die Paſſanten mit größter Ge⸗ ſchwindigkeit von Kopf bis zu Fuß auszogen und ſie dann zum großen Jubel der Zuſchauer, nur mit Unterhoſen bekleidet, laufen ließen. Die Angriffe auf die ſüdiſch ausſehenden Paſ. ſanten ſetzten ſich in den Abendſtunden auch auf andere Stadt⸗ teile ſowie im Zentrum und Weſten fort. Hier und da will man Agitatoren an den Straßenkreuzungen bemerkt haben, die gegen die jüdiſchen Paſſanten vorzugehen aufforderten. In einigen Ber⸗ liner Zeitungen wird der Schutzpolizel unterſtellt, daß ſie nicht ener⸗ giſch genug gegen die„antiſemitiſche Propaganda der Tat“ vor⸗ gegangen ſel. Zu ſolcher Unterſtellung, ſoweit wir die Dinge zu beurteilen vermögen, kein Anlaß. Die Schutzpolizei hat energiſch daued⸗beiffen. es iſt ihr auch gelungen, die Ruhe wieder herzu ⸗ ſtellen. VV 798 Das Grgebnis der öſterreichlſchen Natlonaltatswahlen. Die e Nee verteilt die 10 165 Mandate des Par⸗ Großdeutſche und 2, Landsbündler. Danach haben die Chriſtlich⸗ ſozialen eine abſolute Mehrheit von einer Stimme. Hie e Reichskonferenz wird am 9. oder 10. November ihre Sitzungen beenden. N V bpier Gruppen eingeteilt worden: Gruppe J unter General Felſch vielſach einen betont antiſemitiſchen Charakter. Ver⸗ einzelt ſind auch die Wohnungen jüdiſcher Bewohner de mo⸗ lamenis wie folgt: 88 Chriſtlichſoziale, 68 Sozialdemokraten, 12 Die Diktatur in Polen Die neue polniſche Regierung nimmt, wie vorauszufehen war, immer mehr den Standpunkt einer Diktatur von rechts ein. Die wird rückſichtslos mundtot gemacht. So wurde die liberale Zeitung„Przeglad Wieczorny“ konfisziert, und unter der allgemeinen 11„wegen des Inhalts des rtikels“. In einer Anfrage des Abg. Domſki an den Innen⸗ miniſter wegen dieſer Beſchlagnahme wurde feſtgeſtellt. daß die Konfiskation beſchloſſene Sache geweſen ſei, bevor man noch wußte, was in dieſer Nummer erſcheinen würde. Kriegsminiſter Szeptvoki ſcheint auch das Opfer dieſer Diktatur zu ſein. Man ſpricht in pol⸗ niſchen Kreiſen davon, daß er Korfanty ſeinen Platz räumen muß, 5 Die Leiden der Deutſchen in Polen waren Gegenſtand einer Interpellation der deut⸗ ſchen Seimfraktion. Die Interpellation ſtellt zunächſt feſt, daß Art. 100 der polniſchen Verfaſſung„Die Wohnung des Bür⸗ gers iſt unantaſtbar“ in letzter Zeit in allen Teilen Polens mit Füßen getreten wird. Am 19. und 20. Oktober haben nicht nur im preußiſchen Teilgebiet und Oberſchleſien, ſondern auch in Kongreßpolen noch nie dageweſene Maſſenhausſuchungen ſtattgefun⸗ den, bei denhen in den Wohnungen das unterſt zu oberſt gekehrt wurde. Die Interpellation führt einzelne beſonders kraſſe Fälle an. Die Interpellation ſagt weiter: Wir haben bei der Ungeheuer⸗ lichkeit des Vorgehens die Empfindung, als wenn man dabei einzig und allein die Oeffentlichkeit von all dem ablenken wollte, was dem Staate in Wirklichkeit zum Schaden gereicht. Die verhäßten 80 ſollen eben einmal wieder zum Prügelknaben gemacht werden. Die Interpellation iſt am 30. Oktober eingereicht. Eine Antwort iſt bisher nicht erfolgt. 172 Der polniſche Außenminiſter Seyda erteilte auf eine Inter⸗ pellation der Abgeordneten der Nationalen Partei wegen der Aus⸗ weiſung polniſcher Arbeiter aus Deutſchland eine Antwort, in der er die bekannten Maſſenausweiſungen von Reichsdeulſchen aus Polen als Vergeltungsmaßnahmen gegen Ausweiſungen ni⸗ ſcher Arbsiter aus Deutſchland hinſtellt. 3 Demgegenüber iſt folgendes zu bemerken: Die Ausweiſungen polniſcher Staatsangehöriger aus Deutſchland, die übrigens zum großen Teil, aber nicht ausſchließlich, Arbeiter betrafen, waren durchweg ſachlich begründet in vielen Fällen durch ſchwere ſtrafrechtliche Delikte der Ausgewieſenen. Die polniſchen Gegenausweiſungen betrafen durchweg unbeſcholtene Reichs⸗ deutſche, außerdem war der polniſchen Regierung amtlich mitgeteilt worden, daß die deutſchen Ausweiſungen in etwa 70 Fällen überhaupt nicht vollſtreckt worden ſeien, und daß die deutſche Re⸗ gierung zur Zurücknahme weiterer Ausweiſungen unter der Vor⸗ ausſetzung entſprechenden Entgegenkommens der polniſchen Regie⸗ rung bereit ſei. Die polniſche Regierung hat die r⸗ handlungen hierüber durch ihre Haltung zum Scheitern gebracht, ſo daß die groteske Situation entſtand, daß die pol⸗ niſchen Behörden Repreſſalien für Ausweiſungen aus Deutſchland vollſtreckten, die, wie ihr amtlich zur Kenntnis gebracht worden war, überhaupt nicht vollzogen worden waren. Schon aus dieſem in der deutſchen Preſſe wiederholt klargeleg⸗ ten Sachverhalt geht hervor, daß die polniſche Regierung die Maſſenausweiſungen von Reichsdeutſchen nicht lediglich im Intereſſe der polniſchen Arbeiter in Deutſchland vornahm, ſondern daß dieſe Maſſenausweiſungen dem Zweck der Entdeutſchung der ehemals preußiſchen Gebiete dienten. Der polniſche Außenminiſter hat nun aber in ſeiner Beantwortung der betreffenden Inter⸗ pellation ſelbſt den weiteren Beweis für dieſe Auffaſſung geliefert, indem er den Abſchluß eines Abkommens mit Deutſchland 8 Regelung der Ausweiſungsfrage als ausſchließlich im deutſchen ntereſſe liegend abgelehnt hat. Wäre es der polniſchen Regie⸗ rung wirklich um den Schutz der noch zu Zehntauſenden in Deutſch⸗ land befindlichen polniſchen Arbeiter gegen Ausweiſung zu tun, ſo könnte ſie dieſes Ziel nicht beſſer erreichen als durch den Ab⸗ ſchluß eines entſprechenden Abkommens mit Deutſchland, das, wie dies beiſpielsweiſe in dem deutſch⸗tſchechoſlowakiſchen Abkommen geſchehen iſt, die Ausweiſungsgründe genau feſtſetzen und begrenzen wpürde. Die Ablehnung einer derartigen Regekung durch die polniſche Regferung wirkt wie eine Beſtätigung der Annahme, daß es ihr nur darum zu tun iſt, freie Hand für ihre Entdeutſch⸗ ungspolitik zu behalten. Sayriſches Einfuhrverbot für linksgerichtete Blätter Der Generalſtaatskommiſſar hat verfügt, daß der Berliner Börſenkurier“ das„Berliner Tageblgtt“, die B. 3. a m Mittag!, die„Frankfurter Zeitung“, der„Vor⸗ wärts“ und die„Voſſiſche n g“ im rechtsrheiniſchen Bayern an Orten, die dem Publikum zugänglich ſind, weder feil⸗ gehalten, verkauft, verteilt, andeſcecen oder ſonſt ver⸗ breitet, noch zum Zwecke der Verbreitung vorrätig gehalten, ange⸗ kündigt oder angeprieſen werden Rast Zuwiderhandlungen wer⸗ den mit Gefängnis und mit Geldſtrafe in Unbeſchränkter Höhe oder mit Geldſtrafe allein beim Vorliegen mildernder Umſtände beſtraft. Auch der Verſuch iſt ſtrafbar. Die„Bayriſche Staatszeitung“ ſagt zu diefem Verbot, man kaum fehl in der Annahme, daß die Aröngen durch die Art Weiſe hervorgerufen würde, wie in gewiſſen norddeutſchen Blättern gegen Bayern durch unglaubliche Lügennachrichten und eine über alles Kritik Stimmung zu machen verſucht wurde. Dieſe Hetze gegen Bayern habe Formen angenommen, die r dh ſeien, die allgemeine Ruhe und Ordnung zu gefährden. Es i 1 lediglich ein Akt der Notwehr gegen eine verlogene Be⸗ richterſtattung und eine die Grenzen der Zuläſſigkeit weit überſchrei⸗ tende perfönlich gehäſſige Kritik, der mit dem Verbot der oben⸗ genannten Zeitungen geübt wurde. Wiederaufnahme der Beziehungen der Ausgleichsämter Wie halbamtlich mitgeteilt wird, ſind in London geführte Berhandlungen über die Wiederaufnahme der aus Anlaß des Ruhreinbruchs abgebrochenen Beziehungen des Reichsausgleichs⸗ amts zu den 0 en und belgiſchen Ausgleichsämtern und über erneute deutſche Veteiligung an den gemiſchten Schiedsgerichtshöfen zum Abſchluß gekommen. Die Beziehungen ſind mit dem 2. November wieder aufgenommen worden. Die Verhandlungen wurden unter engliſchem Vorſitz frei von politiſchen Erwägungen geführt. Badiſche Politik Die kommuniſtiſche Landtagsabgeordnete Frau Unger, die in Lahr verhaftet werden ſollte, befindet ſich zurzeit in Offen⸗ burg. Sie hat ſich mit noch anderen ihrer Geſinnungsgenoſſen eiwillig zur Einvernahme der Staatsanwaltſchaft geſtellt. Nach der Vernehmung wurde ihr bedeutet, daß ſie verhaflet ſei. Ihre Geſinnungsgenoſſen legten Verwahrung ein, es kam zu einem Handgemenge. uf Unger befindet ſich laut„Off. Tgbl.“ wieder auf freiem Fuß. *Wechſel in der Leitung des Bad. Beamienbundes. In der Sitzung des Vorſtandes des Badiſchen Beamtenbundes am 28. Okt. wurde die Neuwahl für die im April d. J. zurückgetretene Bundes⸗ leitung, die bisher die Geſchäfte interimiftiſch weiterführte, vorge⸗ nommen. Es wurden gewählt: als 1. Vorſitzender Oberamtmann Schaible und als Stellvertreter Gerichtsverwalter Thum, Ludwig und Juſtizoberſekretär e Düſſeldorf, 6. Nov. Auf der Reichsbank wurden von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde 700 Billionen Mark fortge⸗ nommen. Am gleichen Tage wurden durch die franzkſiſche Zoll⸗ behörde in Neviges ein von Elberfeld nach Velbert gehender Geld⸗ transport mit 540 Billionen Reichsbanknoten und 17010 Mark Goldanleihe geraubt. 93 Berlin, 6. Nov. Nach einer Meldung der„Deutſchen Zeitung“ wurde geſtern der Geſchäftsführer der„Roten Fahne“ Thieß ver⸗ haftet. Diee Verhaftung foll erfolgt ſein, weil trotz aller Verbote in fäͤhnlicher Zeitungen erſchienen waren. den letzten Tagen einzelne Nummern der„Roten Sturmfahne und 1 Dienstag, den 6. November 1923 Mannheimer Geuetal-Anzeiger(Mitiag ⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 510 Wirtſchaſtliches und Soziales Die Lage des Arbeitsmarkles in Baden Die Arbeitsmarktlage verſchlechterte ſich weiter. Die Jabl der Erwerbsloſen und Kurzarbeiter ſteigt täglich beträchtlich. Eine Nachfrage nach Arbeitskräften beſteht ledialich ſtellenweiſe noch nach weiblichem Haus⸗ und Küchenperſonal für Einzelhaushalte und Gaſtwirtſchaften. Bemerkenswert iſt insbeſondere der weitere Zu⸗ gang an ſtellenſuchenden. bisher ſelbſtändigen Handwerkern und Ge⸗ werbetreibenden. In der Pforzheimer Schmuckwareninduſtrie war eine ganz leichte Beſſerung der Geſchäftslage und infolgedeſſen eine Verminderung der Zahl der Kurzarbeiter feſtzuſtellen. Immerhin arbeiieten noch 474 Firmen mit 35 369 Arbeitskräften verkürzt, Betriebseinſchränkungen erfolgten bei ca. 100 Be⸗ trieben: es ſind davon insgeſamt ca. 4000 männliche und 1000 weib⸗ liche Arbeitskräfte betroffen. Entlaſſungen wurden bei ca. 10 Betrieben vorgenommen: es wurden dabei ca. 1000 Arbeiter ent⸗ laſſen. Goldmarkrechnung im Handwerk Durch die Entwicklung der Wirtſchaftsverhältniſſe hat auch das lelbſtändige Handwerk in fortſchreitendem Maße Schaden erlitten. Die außerordentliche Geldentwertung hat die Preiſe für Waren. Mo⸗ terialien und Arbeiten derart in die Höhe getrieben, daß nur wenig Betriebe mehr in der Lage ſind, ihre aufgezehrten Lagerbeſtände zu ergänzen. Das Betriebskapital im Handwerk iſt größtenteils auf⸗ gebraucht. Die wirtſchaftlich ſtärkſten Teile der Wirtſchaft. Induſtrie und Großbandel. haben ſich durch frühzeitige Einführung des Wie⸗ derbeſchaffungspreiſes und Rechnungsſtellung in auter Auslands⸗ währung vor Subſtanzverluſten und Geldentwertung nach Möglich⸗ zeit geſchützt, während Handwerk und Kleingewerbe bei ihrer Papier⸗ markkalkulation und ⸗Rechnungsſtellung mehr und mehr dem Ruin zugeführt werden. Die Vertreter der Freiburger Handwerkskammer, des Gewerbevereins, der Handwerkerfachverbände und Innungen ſind deshalb bei der Beſprechung dieſer Wirtſchaftslage einmütig zu der Ueberzeugung gekommen, daß ſich auch der Handwerker heute zer wertbeſtändigen Rechnungsſtellung unbedingt onſchließen muß, umſomehr, als auch die ſtädtiſchen Betriebe die Ab⸗ gabe von Gas. Clektrizität und Waſſer nach Goldmark berechnen und neuerdings die Steuern und Abgaben ebenfalls nach Goldmark be⸗ zahlt werden müſſen. Als notwendige und durchaus zeitgemäße Rechnungsmethode muß künftig die vom Handelsſtand und den Be⸗ dörden bereits angenommene Goldmarkberechnung nach dem jewei⸗ ligen Dollarkurs als Entwertungsfaktor durchgeführt werden. Das Handwerk wird darum die Goldrechnunag in Zukunft allgemein einführen und zwar nach folgenden Grundſätzen: 1. Das Material wird dem Handwerker gegen Goldmark gelie⸗ kert und muß von dieſem auch wieder in Goldmark in Rechnung ge⸗ ſtellt werden. 2. Die Löhne und Geſchäftsunkoſten. die heute zum noch in Papiermark bezahlt werden, werden in Goldmark um⸗ gerechnet. 3. Umrechnung: 1 Dollar 4,2 Goldmark nach dem amt⸗ lichen Berliner Dollarbriefkurs. 4. Der Rechnungsbetrag iſt ſofort fällig: bei Zahlungsverzuga werden bankmäßige Zinſen verrechnet;: bei ſpäteren Zahlungen iſt der jeweils am Zahlungstage geltende Kurs zu bezahlen: Mindeſtkurs iſt ſedoch der Kurs vom Tage der Rechnungsausſtellung. Schecks können nur dann in Zahlung ge⸗ nommen werden, wenn der Ausſteller ſowohl für die mitk der An⸗ valzme verbundenen Unkoſten als auch für die Geldentwertung auf⸗ Die Handwerkskammer Freiburg wird als geſetzliche Vertre⸗ erin der Intereſſen des Handwerks für die Einhaltung dieſer das Handwerk ſchützenden Grundſätze bei Behörden, gerichtlichen Ent⸗ ſchetdungen und im privaten Geſchäftsverkehr eintreten. —— Die Reichsregierung und die Gasberechnung Von Dipl.⸗Ing. Heinrich Geſell Offenbar unter dem Druck der kommunalen und privaten Gas⸗, Waſſer⸗ und Elektrizitätswerke hat ſich, wie mitgeteilt, der Reichs⸗ wirtſchaftsminiſter Koeth entſchloſſen, un 24. Dkiober eine Ver⸗ ordnung über die Berechnung der Preiſe für elekrriſche Arbeit, Gas und Leitungswaſſer auszugeben, die den gordiſchen Knoten aller Streitigkeiten auf dieſem ſeit Monaten im Vordergrund des Inter⸗ eſſes ſtehenden Gebiet durchſchlägt. Freilich mit derſelban Wirkung, die damals auch Alexander der Große erzielte, daß nach dem Schwerthieb der Knoten nicht gelöſt, ſondern nur das Seil in zwei Teile zerſchnitten iſt. Demm die einſeitige Löſung, die die Ver⸗ ordnung zugunſten der Werke bringt, kann die maraliſche Seite dieſer Frage niemals zugunſten der Werke entſcheiden. Ent⸗ gegen jedem Rechtsempfinden ſchafft ſie zwar öffentliches Recht, die Noral bleibt aber bei dieſer Angelegenheit draußen. Die Werke ſind nunmehr berechtigt, in 16tägigen Friſten Beſtandsaufnahmen vorzunehmen und den am Tag der erſten Präſentierung der Rech⸗ nung maßgebenden Preis für die ganze zurückliegende Verdrauchs⸗ 105 zu fordern. Das bedeutet praktiſch, daß ein Gaswerk formal m Recht iſt, wenn es eine Rechnung über Oktoberverbrauch für Gas Mitte November oder noch ſpäter präſentiert und dann als Bezahlung den nach ſeinem Gutdünken feſtgeſetzten Preis, der dann maßgebend iſt, zugrunde legt. Die kommunalen Lieferungswerke ind damit jeder Sorge um die Wiedererſetzung der ihnen entſtan⸗ enen Koſten und die Hereinbringung der von ihnen willkürlich feſt⸗ geſetzten Gewinnquote ledig und können bei der rocher de bronce 2 * 7* dieſer Verordnung des Reichswirtſchaftsminiſters Koeth ohne Angſt vor Wuchergericht und Strafgeſetzbuch in hervorragender Form legitimiert ihr Geſchäft betreiben. Der Schutz der Verbraucher ſcheint dem Reichswirt⸗ ſchaftsminiſter keine 1 Sorge gemacht zu haben. Die offi⸗ ziöſe Notiz des Wolffsüros, die ſchüchtern das Bevorſtehen der Verordnung ankündigte, enthält allerdings einen bedauernden und beſchwichtigenden Schlußſatz, in dem ſie davon ſpricht, daß gewiß von weiten Kreiſen dieſe Verordnung hart empfunden werde, daß ſich aber jeder Einzeine vor Augen halten müſſe, daß ſie in Rück⸗ ſicht auf die Gefamtheit unvermeidbar ſei. Sicher wird ſich aber keine Hausfrau durch dieſe Beſänftigung darüber hinwegtäuſchen laſſen, daß es nunmehr ganz im Beleben der Gaswerke liegt, den größte Teil der Ablefungen am Tage nach der Erhöhung vorzu⸗ nehmen und einen Gaspreis zu berechnen, der in den meiſten Fällen weit über den Goldgeſtehungskoſten der Gaswerke zur Zeit des wirk⸗ lichen Verbrauches dieſes Gaſes liegen. Auch iſt nicht einzuſehen, weshalb in der Verordnung nicht das von vielen privaten und kommunalen Werke längſt eingeführte Bonſyſtem mit ſeiner un⸗ bedingten Gerechtigkeit und Zuverläſſigkeit zum Zwange erhoben worden iſt, obwohl nicht nur Verbraucherkreiſe, ſondern auch ein großer Teil der Werke felbſt auf Grund ihrer ausgezeichneten Er⸗ fahrungen mit dieſem Syſtem dem Reichswirtſchaftsminiſter dringend nahegelegt haben. dieſes Syſtem für alle Leiſtungen von elektriſcher Arbeit, Gas⸗ und Leitungswaſſer einzuführen. Der Streit iſt durch die Verordnung juriſtiſch nunmehr einſeitig zugunſten der Werke entſchieden worden, aber die Reichsregierung darf ſich keinem Zweifel darüber hingeben, daß das rechtsempfindende Volk weiter⸗ hin trotz dieſer rechtlichen Unterlagen von Cas⸗, Strom⸗ und Waſſer⸗ wucher ſprechen wird. Städͤtiſche Nachrichten Umſtellung auf die Soldmark im Metzgergewerbe Ein Pfund Rind⸗ oder Kalbfleiſch 1,40 Mk. Der geſtrige Viehmarkt war ein Wendepunkt in der Preis⸗ politik der Händter und Metzger. Die Händker erklärten, daß ſie nicht mehr in der Lage ſeien, zu Papiermarkpreiſen zu verkaufen. da die Erzeuger das Vieh nur noch Poet Goldmark abgeben. Es kam infolgedeſſen zu langwierigen Verhandlungen zwiſchen der Ueberwachungskommiſſion, die ſich aus Vertretern der Staatsanwalt⸗ ſchaft, Wucherpolizei, Schlachthofdirektion und der Metzger zu⸗ ſammenſetzt, und den Händlern. Der Markt begann deshalb erſt um 12 Uhr. Die Preisfeſtſezungskommiſſion hat nachher, wie zu erwarten war, ebenfalls beſchließen müſſen, die Fleiſchpreiſe auf die Goldmark umzuſtellen. Man ſich auf folgende Grundpreiſe: Rindfleiſch 1. Sorte.40., 2. Sorte .20., 3. Sorte 90 Pfg., Kalbfleiſch.40 M. Ein Schweine⸗ fleiſchpreis wurde nicht feſtgeſetzt. Darnach ergibt ſich bei einem Multiplikator von 100 Milliarden für die Golbmark ein Klein⸗ verkaufspreis von je 140 Milliarden für Rindfleiſch 1. Sorte und Kalbfleiſch. In Stuttgart wurden folgende Zwiſchenpreiſe feſt⸗ geſetzt: Ochſen⸗ und Rindfleiſch 1. Güte 35 Milliarden(bisher 23 Milliarden), Rindfleiſch 2. Güte 30 Milliarden(20). Kußfleiſch 1. Güte 25(16—17), 2. Güte 20(10—11), Kalbfleiſch 35(23), Schweinefleiſch 35(22), Hammelfleiſch 30(21), Schaffleiſch 22 (15—17). Die Metzger haben ſich verpflichtet, dieſe Preiſe bis zum heutigen Abend zu halten. Die Stuitgarter Bevölkerung war alſo in der Lage, bis heute den Fleiſchbedarf zu Preiſen zu decken, die 300 Proz. niedriger ſind, als in Mannheim, wenn man be⸗ rückſichtigt, daß hier ſchon am Samstag für erſtklaſſiges Nindfleiſch 140 Milliarden verlangt wurden. Der Abg. Hartmann(Deutſche Volksp.) hat unter Bezug⸗ nahme auf die Mißſtände. die ſich auf dem Stuttgarter Zentralſchlachtviehhof eniwickelt haben, eine„Kleine An⸗ frage“ an die württ. Staatsregierung geſtellt, in der u. a. ausgeführt wird:„Mit dem heutigen Tag haben die Fleiſchpreiſe in Württemberg eine Höhe erreicht, die ſich umetwa 50 v. H. über dem Friedensſtand hewegt. Dieſe für das viehreiche Württemberg ungewöhnliche Erſcheinung, die die ohnehin gefährdete Ernährungslkage breiter Volkskreiſe noch mehr erſchwert, wird viel⸗ fach zurückgeführt auf die zahlreichen Händler, die das Land über⸗ ſchwemmen, ferner auf das Beſtehen des Zentralviehhofes in Stutt⸗ gart, auf dem das aufgekaufte Vieh geſammelt und weiterverkauft wird. Iſt das Staatsminiſterium bereit, der Händlerfrage ihre Aufmerkſamkeit zu widmen und gegebenen⸗ falls, ähnlich wie dies in Bayern bereits geſchehen iſt, ihre Zahl erheblicheinzuſchränken? Iſt es ferner bereit, eine Unter⸗ ſuchung darüber anzuſtellen, ob tatfächlich die Verhältniſſe auf dem Zentralviehhof eine preistreibende Wirkung ausüben? Iſt es ferner bereit, in geeigneter Weiſe einzuſchreiten, weun dieſe Vermutung ſich beſtätigen ſollte? Unter Hinweis darauf, daß nicht Bayern. ſondern auch einzelne preußiſchen Provinzen dazu über⸗ gegangen ſind. für gewiſſe Nahrungsmittel eine Ausfuhr⸗ ſperre einzulegen, frage ich des weiteren, ob das Staat⸗miniſterium bereit iſt, die ungehemmte Ausfuhr von Vieh aus Württemberg inſoweit zu behindern, als dadurch die noi⸗ wendige Verſorgung der württembergiſchen Bevölkerung mit Fleiſch zu angemeſſenen Preifen ſichergeſtellt wird?“ Einer Ueberſicht über die VBiehmärkte im Oktober en⸗ nehmen wir folgendes: Die viel zu geringen Zufuhren auf Münchner Theater Dias neue Drama von Wilhelm Schmitbonn iſt ein Aus⸗ wanderſtück und heißt„Die Fahrt nach Orplid“. Das Münchner„Reſidenztheater“ brachte es am 2. Nopember heraus. Es iſt ein Drama zerbrechender Herzen. Dem Ingenieur Orphal und den Seinen brach das Herz wegen des zerbrochenen Europas, und da ſie ihm den Rücken wandten, bricht es ihnen nun ſozufagen in Natura: im erſten Akte der Gattin und Mutter, die Europa nicht zrgeſſen kann und im dritten dem Vater, dem Aüpſtel aus dem Stamme der Max Stirner, der erkennen muß, daß ſeine Tochter nicht gewillt iſt, ſeine Flucht„in die Einſamkeit“ der Höhe mit⸗ zumachen, ſondern es vorzieht, dem jäh gewonnenen Geliebten in Gemeinſchaft der Menſchen zu folgen. Sie ſteht auf der Seite derer, die erkennen, ſchlechte Menſchen zu ſein und darnach ſtreben, beſſere zu werden und kehrt ſich vom Vaber. der bärbeißig und etwas überheblich die Menſchen ablehnt und ein neues Geſchlecht gründen will. Er hat, ſo alt und welterfahren er iſt, recht romantiſche Ideen, will die Weltgeſchichte ungeſchehen machen und gleichſam mit dem ſiebhten Schöpfungstage und dem Paradieſe wieder anfaagen. Erſt als er ganz allein ſteht, wird er weicher und zeigt ſich willens, die von den anderen Auswandern ihm angetragene Nolle eines Führers im fremden Lande zu übernehmen. Aber da iſts zu ſpät. Ein Größerer hat ſeine Hand auf ihn gelegt. Er ſtirbt. An Europa, wie es den Freunden dünkt. Aus dramatiſchem Zwang durch die FJeder ſeines Erzeugers, wie es uns erſcheint. Denn ein Drama muß nen Schluß haben. Und eine Hyeris, ſelbſt eine, die zu nichts Schlimmerem führt denn zu Menſchenſcheu gehört geſtraft. So will es die dramatiſche Gerechtigteit. Immerhin iſt das gebrochene Herz eine höchſt diffizile Todesurſache, und auch ein Dichter ſolle ſpar⸗ ſmer mit dadurch verurſachten Todesfällen umgehen. Der erſte Fall, die Mutter, hatte genügt. Das Drama iſt mit dem erſten Atle ſchon zu Ende. Daß die treue Gattin an ſeinem Plane zu⸗ rundegeht, iſt für den Ingen eur eine ſo gründliche äußere und 0 Abfuhr, daß ſein Orplid in ihm und für ihn zuſammenbrechen mußte. In dieſem erſten Akte wirken ſich die dramatiſchen Kontraſte, wirkt ſich das Gegeneinander der Weitanſchauungen gehörig und ein⸗ zruckspoll aus, und ſo entſteht eine aus ſtarken, dichter ſchen Mit⸗ teln geſreiſte Spannung die Ergriffenheit und tiefen Eindruck er⸗ Lugt. Später verebbt das vielfach in Dialektiſchem und Theorie. Orphal, zuerſt noch Träger einer Idee, erſcheint als ein von ſeiner Idee Beſeſſener u. er wirkt als maniſch Irrender. Das alles ſoll uns aber nicht hindern, auch in dieſem Stücke Schmidtbonn das Werk eines ſtark und echt dichteriſch Empfindenden zu erkennen. Ihm iſt das Zeid der Welt nicht Phraſe und Vorwand, ſondern Leid und Seidenſchaft. Und ſo bewegt er uns durch die Kraft ſeines Ge⸗ fühls auch fehlt. In dieſem Zeitalter des Machertums ſei ein Reiner auch nur ſeiner Reinheit wegen geprießen und bedankt.— Die Auffüh⸗ rung hatte, unter Fabers Leitung, Schwung und ſie zeigte beſon⸗ ders ſtark Bildſamkeit und das Gegeneinanderwirken der Kontraſte. Es war anſchaulich erkennbar, wie Erwin 1 eigenes künſt⸗ leriſches Temperament, wie es ſich bei dem Darſteller Faber aus⸗ wirkt, ſich in der Regie des Künſtlers zur Geltung erachte. Es war hier„Gefühl alles“ und das Hirnliche kam an zweiter Stelle. Der Darſteller Henrich war als Ingenieur ganz Haltung und Voll⸗ bart. Er war ein Sturmgeſelle Orphal und ſchließlich eine gefällte Eiche. Als ſeine Gattin zeigte die wundervolle Frau Hoherſt wieder eine ihrer durchſichtigen, nervenfeinen Geſtalten mit ge⸗ radezu ſichtbar vibrierendem Herzen. Das Publikum erkannte im — wenn auch nicht ausgereiften— Werke den Dichter und ſeierte ihn ſtürmiſch.— Wenige Tage vor dem Schmitbonn⸗Abend ſahen wir im Schauſpielhauſe Ludwig Fuldas politiſche Komödie „Des Eſels Schatten“ und uns über das nette, ſauber gearbeitete Abderiten⸗Stück, das mit großer Anmut und bei glücklicher Vermeidung aller Nebenſpuren Scherz. Satire, Iranie und tieſere Bedeutung gibt. Abdera liegt zeitlich und räumlich gar nicht ſo weit von uns entfernt. Während wir um des Eſels Schatten ſtreiten, freut ſich der— welſche Dritte! Direktor Merck hatte das Stück mit gutem Geſchmack in Szene geſetzt. Richard Rieſ Theater und Muſik Profeſſor Wilhelm Bopp ſchreibt uns: Zu meinem 60. Ge⸗ burtstage ſind mir von allen Seiten, aus nah und fern, aus den Kreiſen meiner Kollegen, meiner Freunde, früherer und en⸗ wärtiger Schüler, zahlreiche Beweiſe der Liebe und Anhänglichtein geworden. Ich fühle mich 198 mit Zuhilfenahme jeglicher ſchrift⸗ licher Arbeitsſpannung außer Stande, dieſer überwältigenden Fülle von Beweiſen der Teilnahme im einzelnen, ſo wie ich es wünſchen möchte, dankend gerecht zu werden. Ich muß deshalb um die Gunſt bitten, meinen herzlichſten Dank zunächſt auf dieſem Wege aus⸗ drücken zu dürfen. Selma Harkleben, Otto Erichs tapferes und treues, ver⸗ ſtändnisvolles„Moppchen“, iſt in Not geraten. Nicht mit Unrecht weiſen Berliner Blätter darauf hin, daß die deutſchen Bühnen eigentlich die Pflicht hätten, wieder einmal etwas von Hartleben in die Spielpläne aufzunehmen. Jedenfalls hätte der„Roſen⸗ montag“, der doch als ein recht brauchbares Theaterſtück den Theatern lange Jahre hindurch große Einnahmen verſchaffte, oder einer der munteren kleinen Einakter„Angele oder„Lore auch„Abſchied vom Regiment“ auf die deutſchen durchweg allen Märkten im Zuſammenhang mit der kataſtrophalen brachten in Schlachtvieh aller Gattungen eine ſtarke Aufwärtsbewegung der Preiſe mit ſich, ſo daß die Viehpreiſe in dieſem Monat bei den Höchſtpreiſen um das 400—600fache geſtiegen ſind. Auf einzelnen Märkten, wo vielfach Preiſe über höchſte Notiz bezahlt wurden, dürfte die Aufwärts⸗ bewegung noch eine weitere Verſchärfung erfahren. Auch dle ſtändige beträchtliche Erhöhung der Gütertarife beeinflußte die Preisſteige⸗ rung außerordenilich und ſchließlich auch der im Laufe des Monats immer mehr in Erſcheinung tretende Handel nach G oldmark. Trotz dieſer außerordentlichen Preisſteigerung verlief der Handel faſt durchweg lebhaft, wenn es auch auf einzelnen Märkten infolge der Preisſteigerungen zwiſchen Verkäufer und Käufer zu erregten Auseinanderſetzungen kam. Die letzten Märkte im Monat pdeigten jedoch deutlich, daß die Kaufkraft im Groß⸗ wie Klein⸗ handel immer mehr erlahmt und die Grenze der Kaufmöglichkeit überſchritten iſt. Nur dadurch. daß die Zufuhren verſchwindend gering ſind, iſt es zu verſtehen, daß bei den gegenwärtigen Preiſen noch von einem einigermaßen leb⸗ haften Geſchäft geſprochen werden kann. Auf vielen Märkten war der Auftrieb im Monat aber ſo gering, daß die dahme. er ſionen von einer Notierung überhaupt Abſtand nahmen. Der 5 lauf der letzten Märkte im Monat geſtaltete ſich denn auch langfam, da die Preiſe durch die wieder erhöhten Frachttarife gegen die Vor⸗ märkte weiter enorm anzogen. Steigerung der Lebenshaltungs koſten um 101 v. h. auf den 21.-milliardenfachen Vorkriegsſtand 4 In der abgelaufenen Woche(beginnend mit Samstag, 27. Okt⸗ und endend mit Freitag, 2. November) iſt der wochendurch⸗ ſchnittliche Dollarmittelkurs gegenüber dem der Valr⸗ woche um 106,9 Prozent geſtiegen: einem Durchſchnittskurs von 57,8 Milliarden Mark für 1 Dollar in der Woche vom 20% bis 26. Oktober ſteht der Kurs von 119,6 Milliarden Maxk in der Be · richtswoche gegenüber, d. h. einer wochendurchſchnittlichen Dollar⸗ goldmark von 13,768 Milliarden ein Kurs von 28,48 Milliarden Papiermark. Nachdem die Interventionstätigkeit der Reichsbank den amtlichen Dollarkurs zu Anfang der Woche noch künſtlich tief halten konnte, entglitt er zum Wochenende ihren Händen: immerhin wurde die wochendurchſchnittliche Steigerung durch dieſe Interven⸗ tionsmaßnahmen weſentlich abgeſchwächt, ſo daß die Erhöhung des Lebenshaltungskoſtenniveaus wiederum erheb⸗ lich über die Dollarkursſteigerung hinausgings Der Lebenshaltungskoſtenindex der„Induſtrie⸗ und Handels⸗ Zeitung“ ſtieg von 7462 818 131 auf das 21 710 063 795fache, was eine Zugahme um 191 Prozent bedeutet. Mit dieſer ſtär⸗ keren Steigerung hat ſich nach Aufwertung des Geſamtinder auf Dollargold eine Erhöhung des Goldniveaus von 54,2 in der Vorwoche auf 76,2 in der Berichtswoche vollzogen. Die Er⸗ nährungskoſten erhöhten ſich von dem 10 343 136 723fachen auf den 26 638 438 881fachen Vorkriegsſtand. Das Goldnireau der Ernährungskoſten erfuhr die ſtarke Aufwärtsbewegung von 75,1 auf 93,5 Proz. ihrer Vorkriegshöhe(1913/14 gleich 100). Die Bekleidungskoſten ſtiegen um 160,2 Proz., ihre Meß⸗ ziffer hatte die Steigerung von 19 073 300 418 auf 49 634 292 362. Die 670fache Steigerung der Wohnungskoſten lein⸗ ſchließlich aller Abgaben und Umlagen) auf den Zmilliardenfachen Stand der Vorkriegskoſten für November trug zur Erhöhung des Lebenshaltungskoſtenniveaus in der Berichtswoche nicht unweſentlich bei. Immerhin vermag die verhältnismäßig billige Miete einen Teil der weit über ihr Goldniveau geſtiegenen Nahrungsmittelkoſten (wie Fleiſch, Brot, Zucker. Fette) ſowie der Koſten für Heizung (Kohle) in den Geſamtaufwand abzuſchwächen. 5 Wie ſtark die Steigerung der Lebenshaltungskoſten in den letzten vier Wochen der Aufwärtsbewegung des Dollarkursniveaus und der Steigerung des Großhandelspreisſpiegels gefolgt ſind, kann aus nachſtehender Tabelle erſehen werden: (Steigerung.(—) Abnahme gegen⸗ 6. 10. bis 13. 10. bis 20. 10. bis 27.10. pis über der Vorwoche in v. H. 12. 10. 19. 10 26. 10..11. Großhandels⸗Preisniveuun. 7539.8 +599,8 +719.7 Dollarkursniven 7553,9 138.2 7762,2 100, Lebenshallung 7225,7 73751 +7168 100%0 Auswanderungsfragen Einreifebeſtimmungen für Kanada! Der Verband berufstätiger Frauen ſchreibt uns: Jeder, der nach Kanada auswandern will, muß ſeinen mit einem kanadiſchen Sichtvermerk verſehen laſſen. Dieſer wird im allgemeinen nur erteilt: 1. vertrauenswürdigen Landwirten mit genügenden Geld⸗ mitteln, um ſich als ſelbſtändige Landwirte in Kanada niederlaſſen zu können; 5 2. vertrauenswürdigen Ar⸗ beitern, die zwecks Ausübung ihres Berufes nach Kanada aus⸗ wandern wollen und mit hinreichender Sicherheit auf Beſchäftigung bei ihrer Ankunft an ihrem Zielort rechnen können: 3. weiblichen Dienſtboten, die zwecks Ausüpung ihres Berufes nach Kanada auswandern wollen und mit hinrei ender Sicherheit auf Beſchäftigung bei ihrer Ankunft an ihrem Zielort rechnen können; in Szenen, denen die Kraft überzeugender Geſtaltung ſtens die gleiche Anwartſchaft wie die engliſchen, rufſiſchen, ame⸗ rikaniſchen und ſonſtigen exotiſchen Exporkſtücke. Daun bräuchte eine kleine brave Dichtersfrau nicht zu hungern.— Ueberhaupt in dieſem Zuſammenhang: warum die Bühnen— auch das Mannheimer Nationaltheater geht das an— nicht mehr gutes Theater? Warum rechnen ſie nicht mehr mit der veränderten Zu⸗ 8 der Theaterbeſucherſchaft? Wie wäre es denn— vielleicht iſt das Johannisfeuer ein Anfang— mit einer plan⸗ mäßigen Aufführung älterer tüchtiger theaterwirkſamer 2— ſpiele, die ein großer Teil des Publkums nicht kennt. aber der ſtarken freundlich begrüßen würde? Es gibt genug derartige ſaubere Arbeiten, mit deren ein Theater ſich nichts vergibt, mit denen es aber beſonders fetzt ir den Wintermonaten bei Sonntagnachmittagsaufführungen zu ver⸗ billigten Preiſen ſeiner Kaſſe auf anſtändige Weiſe aufhelfen kann. Und die Schauſpieler werden auch ganz gerne„Theater ſpielen. 2% Guſtav Mahlers„Anvollendete. Die auch von uns mitgeteil⸗ ten Einzelheiten, die der Wiener„Morgen“ über Guſtar Mahlers „Unvollendete“ gebracht hatte, werden von Frau Alma Maria Mah⸗ ler in einem Schreiben an das„Neue Wiener Journal“ richtiggeſtellt: Es iſt nicht richtig, daß vom erſten und letzten Satz nur Bleiſtiftſkis⸗ zen exiſtieren. Die Wahrheit iſt. daß dieſe beiden Eckſütze in der Kompoſition ſehr weit fortgeſchritten ſind und daß die Mittelſäßze (Adagio und Scherzo) vollkommer komponiert und inſtrumentiert vorliegen. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß ich, als eine Aufführung die⸗ ſer beiden Sätze in Erwägung gezogen wurde, einen Fachmann mit der Reviſion des vorhandenen Materials betrauen mußte. Der mir perſönlich befreundete Komponiſt Ernſt Krenek, deſſen große Fähigkeiten außer Frage ſtehen hatte die Liebenswürdigkeit, die zwei zur Aufführung beſtimmten Sätze durchzuſehen. kleine Schreibfehler richtigzuſtellen, mit einem Worte das Manuſkript druckreif zu machen. Hauptſächlich unrichtia iſt daher. daß Herr Krenek eine Ergän⸗ zuna vorgenommen hätte Wäre eine kompoſſtionelle Exrgänzung nötia geweſen, würde ich mich nie zu einer Aufführung des Werkes herbeigelaſſen haben, weil mir dies als Betrua und Pietätloſigkeit er⸗ ſchiene. Herr Krenek hat ſich der ihm übertragenen Miſſion mit der denkbar größten Sorafalt entledigt. auch nicht eine Note anders ge⸗ ſtalbet. als ſie geſchrieben ſteht. Hinſichtlich einer öffentlichen Auf⸗ führuna dieler unvollendeten Mahlerſchen Symphonie ſind Verhand⸗ lungen im Zuge, wonach die Uraufführuna unbedinat in Wien ſtatt⸗ finden ſoll. Wo und in welchem Rahmen die Veranſtaltuna vor ſich gehen wird. darüber iſt noch nichts beſtimmt. Theaterrundſchau. Die Reichsbühnen gehen mit einer Um⸗ ſtellung des im Geſchmack des Jahrhundert⸗Endes erſtarrten Reper⸗ toir voran. Nachdem auch kleinere Bühnen die Händelopern auf⸗ genommen haben, geht die Stuttgarter Bühne mit einer Gluckrenaiſſance voran.„Alkeſte“ in der zum erſtenmal be⸗ nutzten Abertſchen Bearbeitung der itolieniſchen Originalportſtur eite. Nr. 510 ei. Uungemet Genergi⸗Anzeiger(mittag⸗Ausgabe) Dienstag, den 6. November 1923 4. Angehörigen von rech Kanada eingewan⸗ derten, dort anfäſſigen Per n 8 letztere 15 dar Dage und gewillt ſind, für ſie zu ſorgen. Das Geſuch um Exteilung des kanadiſchen Sichtvermerks iſt amker Venußtung eines„Geſuchſcheins für das kanadiſche Viſum, 62 von der kanadiſchen Einwanderungsſtelle in Hamburg, Munds⸗ bügerdamm 11, erhältlich iſt und unter Beifügung von Schrift⸗ fſicken, aus denen das Ziel und der Zweck der Auswanderung er⸗ iichtlich iſt, an die vorgenannte kanadiſche Einwanderungsſtelle in zu richten. Eine Gebühr für Beantragung und Grkeftung e wird 401 erhoben. Die für de Pr ines Einreiſeantrags notwendi itda ägt i ge Zeitdauer beträgt in der 1 eeee nach Griechenland. ie vielen rerinnen, Gouvernanten, Kinderfräulein i0 gerne in Griechenland eine Stellung annehmen 55 r. teine Ausſicht, dort unterzukommen. Insbefondere wollen ſich die ebenſowenig wie in Italien damit einverſtanden er⸗ Hären, die Reiſekoſten vorzulegen. Was in Athen fehlt, wie uns die Berwaltung des Internationalen Heims ſchreibt, ſind Kinder⸗ pflegerinnen, die in der Neugeborenen⸗Pflege erfahren ſind, d. h. ſich ſpeziell durch Studien theoretiſcher und praktiſcher Art vorbereitet haben. Allerdings werden auch dieſe Kinderpflegerinnen nur Anſtellung finden, wenn ſie die Reiſe auf ihre eigenen Koſten machen können. Enigegenkommenderweſſe erklärt ſich das Heim bereit, die jungen Mädchen für die erſten Tage ihrer Anweſenheit in Athen koſtenlos aufzunehmen und zu verpflegen. Die immer größer werdende Beengtheit des Arbeitsmarkts in Deutſchland wird vielleicht die eine oder andere dankbar di erkunftsmöglichkei in Auu ehcden dſen jeſe Unterkunftsmöglichkeit 3 KKe nach Argenfinien. argentin neralkonfulat in Hamburg teilt folgende⸗ nat. Für die Einwanderung nach Argentinien kommen im allge⸗ meinen nur Landwirte in Frage, die, ſich auch trüben weiter⸗ bim der Landwirtſchaft zu widmen gedenken. Alle diejenigen aber, deren Beruf ſte als Stadtbewohner kennzei 8 J zeichnet. ſelbſt eun ſie drüben eine landwirtſchaftliche Tätigkeit ausüben wollen— —N in ihtem eigenen Intereſſe von einer Auswanderung nach Argentinſen abgeraten. Mehr noch trifft dieſes zu bei denjenigen, ohne feſten Plan und ohne Landes⸗ und Sprachkenntniſſe nach Argentinien reiſen; ſie laufen Gefahr, unter den gegenwärtigen Verhältniſſen der öffentlichen Mildtätigkeit zur Laſt zu fallen Gleichzeitig ſei bemerkt, daß die mit der Paßviſterung verbundene Brüfung der Ausweispapiere übet moraliſche, palitiſche und berufliche Eigenſchaften des Auswanderers aufs äußerſte verſchärft iſt, ſo daß nur völlig einwandfreie Perſonen auf Zu⸗ laſſung zur Emwanderung rechnen können. „ Stunduna oder Grlaß der Anauſlſtenern. Die-Karler. Zia.“ cchreibt amtlich: Noch immer laufen beim Reichsfinanzminiſterium dahlreiche Geſuche um Stundung oder Erlaß der Auguſtſteuern ein, dbwohl das Publikum ſchon wiederholt auf das Unzweckmäßige die⸗ ſes Weas bingewieſen worden iſt. Den Steuerpflichtigen wird des⸗ bald nochmals in ihrem eigenen Intereſſe dringend nahegelegt. der⸗ rlige Gelzche zunächſt an das für ſie zuſtändige Finanzamt zu Uchten. Werden die Geſuche vom Finanzamt abgelehnt, ſo haben nächſt die Landesfinanzämter über etwaige Beſchwerden zu befin⸗ n. Erſt wenn auch die Entſcheidung des Landesfinanzamts dem Steuerpflichtigen nicht zuſagt, kommt eine Eingabe an das Reichs⸗ Fganzminiſterium in Frage. Wem alſo an einer baldigen Antwort Zelegen iſt. der richte ſeine Anträge nicht unmittelbar an das Reichs⸗ nanzminiſterium, ſondern zunächſt an das für ihn zuſtändige Finanzamt oder Landesfinanzamt. Erneute Ethöhund der Invalidenverſicherungsbeiträge. In⸗ folge des weiteren Wertverfalls der Papfermark und der dadurch Nokwendia gewordenen Erhöhung der Rentenleiſtungen ſind die In ⸗ Nalidenverſicherunasbeiträge mit Wirkung vom Mon⸗ 02, 5. November ab verzwanziafacht worden. Auch die neuen Beiträge erreichen noch lange nicht den Friedenswert. indem der höchſte Beitrag 23.2 Milliarden, alſo nur 23 Pfennig, beträgt, wäh⸗ vend im Frieden als höchſter Wochenbeitrag 50 Pfennig erhoben wurde. Es ſind künftig zu entrichten: bei einem Wochenverdienſt bis zu 224 Milliarden(Lohnklaſſe 44) ein Wochenbeitraa von 38 Mil⸗ Harden, bei einem Wochenverdienſt von über 224 bis zu 322 Milliar⸗ den(Lohnklaſſe 45) ein Wochenbeitran von 5 Milliarden, von über 322 bis 462 Milliarden(Lohnklaſſe 46).2 Milliarden, von über 432 bis zu 700 Milliarden(Lohnklaſſe 47) 10,4 Milliarden, von über 700 bis zu 924 Milliarden(Lohnklaſſe 48) 14.8 Milliarden, von über 924 bis zu 1162 Milliarden(Lohnklaſſe 49) 18,8 Milliarden und bei einem Wochenverdienſt von über 1162 Mitliarden(Lohnklaſſe 50) ein Wochenbeitraa von 23,2 Milliarden Papiermark. Im Intereſſe der Koſtenerſparnis werden die bisherigen Beitraasmarken bei⸗ behalten und zum 2000fachen Betraa des aufaedruckten Werts ver⸗ kauft. 85 ferung der Arankenverſicherungsbeiträge. Die Allge⸗ meine Ortskrankenkaſſe Mannheim fordert im An⸗ die Arbeitgeber auf, die Beiträge zur Kranken⸗ und nbalidenverſicherung ſowie zur Erwerbsloſenfürſorge für die erſte November⸗Woche bei Vermeidung des Geldentwertungszuf hlags lofort abzuführen. Das Gleiche gilt für die Oktoberbeiträge, ſoweit ſie bis jeßzt erhoben ſind. eee Neuregelung des Schlichtungsweſens. Durch eine Verordnung der Reichsregierung iſt das Schlichtungsweſen neu geregelt worden Die Schlichtungsbehörden ſollen in Zukunft von allen Einzelſtreitig keiten, insbeſondere von Entlaſſungsſtreitigkeiten, auf Grund de⸗ Betriebsrätegeſetzes, entlaſtet werden Dadurch werden die Ochlich⸗ tungsausſchüſſe für ihre eigentliche Tätigkeit, Abhilße und Abſchluß von Geſamtvereinbarungen, frei. Annahme von Reichsbankſchecks durch die Jinanzlaſſen. Nach einer neuerlichen Anordnung des Reichsfinanzminiſteriums nehmen die Finanz⸗ und Zollkaſſen wegen der beſtehenden Zahlungsmittel⸗ knappheit bis auf weiteres beſtätiate Reichsbankſchecke zur Zahlung von Abgaben an. Als Jahlungstaa ailt dabei der Taa. an dem der beſtätiate Reichsbankſcheck der Kaſſe übergeben wird. Ebenſo ailt bei der Zahlung mit Poſtſcheck oder Poſtüberwei⸗ ſung. wenn der Scheck oder die Ueberweiſuna ſlatt beim Poſtſcheckamt bei der Kaſſe ſelbſt eingereicht wird, als Zahlungstag der Taa der Abaabe bei der Kaſſe. während bei der Einreichung dieſer Aufträge beim Poſtſcheckamt für den Taa der Zahluna der Tagesſtempel des Poſtſcheckamts maßgebend iſt. Nach wie vor beſteht die Möglichkeit, Abgaben durch Vanküberweiſung auf ein Konto der Finanz⸗ oder Zollkaſſe zu bealeichen; in dieſem Falle wird als Zahlungstaa der 9 an dem der Betrag dem Konto der Kaſſe gutgeſchrie⸗ en wird. Erſaßanſprüche an die Keichsbahn auf Goldbafis. Mit Nück⸗ ſicht auf die Einführung von Goldrechnungstarifen vom 1. November ab bat der Reichsverkehrsminiſter angeordnet, daß Erſatzanſprüche wegen Verluftes, Minderung. Beſchädigung und Lieferfriſtüberſchrei⸗ tung von Gepäck. Expreßaut, Eil⸗ und Frachtgütern. die von dieſem Tage an aufgeliefert werden, ebenfalls auf Goldbaſis abgzu⸗ gelten ſind. * Weitere Preisermäſſigungen im Perſonenverkehe der Staals⸗ bahnen. Die vorübergehende Ermäßigung der Zeitkartenpreiſe um 50% wird ſeit 5. November auch auf Arbeiter⸗ und Schüler⸗ rückfahrkarten ausgedehnt. *Ju den ausfallenden Schnellzügen, die außer zahlreichen Per⸗ ſonen⸗ und Eilzügen vom 12. November ab nicht mehr gefahren wer⸗ den ſollen. wird auch das Schnellzuaspaar D 32½33 Mann⸗ heim⸗Heidelberg⸗ Stuttgartʒ⸗Würzburg⸗Berlin zählen, ferner D 75/76 Karlsruhe Mannheim⸗Frankfurt am Main ſolange der Weg über Langen geſperrt iſt. Nördlich von Frank⸗ furt bleiben die Züge beſtehen. Erſatzverbindung wird durch D 135/156 vermittelt, D 175/176 Karlsruhe⸗Heidelberg⸗Fronkfurt a. M. Erſatz durch D 85/86, D 115/116 Mannheim⸗Würzburg, ſowie eine Anzahl von Perſonenzüge. Durchgangsverkehr an der Schweizer Grenze. Mit Einfüh⸗ rung des Goldtarifs im Perſonenverkehr der Eiſenbahn auf 1. Nov. iſt eine Erleichterung im oberbadiſchen Grenzgebiet inſofern eingetreten, als der Verkehr der in Deutſchland liegenden Stationen unter ſich im Durchgang durch die Schweiz von der Anfangs⸗ bis zur Beſtimmungsſtation nach dem deutſchen Goldtarif berech⸗ net wird. Die ſeither bei der Berechnung der Fahrpreiſe für die auf Schweizer Gebiet liegenden Reichsbahnſtrecken zu Grunde gelegten ſchweizeriſchen Bundesbahntaxen kommen daher in dieſem Durch⸗ gangsverkehr nicht mehr in Anwendung. Die für den Nachtverkehr getroffenen beſonderen Maßnahmen treten von dieſem Tage an außer Kraft. milch nur gegen werlbeſtändige Jahlungsmittel? In der Be⸗ völkerung iſt das rücht verbreitet, die Milchzentrale Per die Magermilch, die ſie aus der Schweiz bezieht, an die Händler nur gegen wertbeſtändige Zahlungsmittel ab, da der Preis auf 14 Gold⸗ pfennig feſtgeſetzt iſt. Demgegenüber wird darauf hingewieſen, daß die Milchzentrale auch für die Magermilch wach wie vor Papier⸗ geld in Zahlung nimmt, daß aber auch die Milchhändler ereee dieſe Magermilch ſowohl gegen Papliermark, als auch gegen wertbeſtändige eld⸗ ſorten, nach Wahl der Verbraucher, abzugeben. Erzbiſchof Dr. Fritz iſt am Sonntaa abend von ſeiner Rom⸗ reiſe zurückgekehrt und wurde um 6 Uhr ſeierlich im Freiburger Münſter empfangen. Die perſönliche Berechtigung zum Betriebe der Cuiſen-Apoſhete in Mannheim wurde dem Apotheker Karl Schmidt aus Sins⸗ heim a. E. verliehen. Todesfall. Im Alter von 73 Jaßren iſt am Sonntaag in Karls⸗ ruhe unerwartet an den Folgen eines Schlaganfalles der frühere Leiter der Zoll⸗ und Steuerdirektion, Wirkl. Geh. Rat a. D. Emil Seubert geſtorben. 40 Jahre ſeines Lebens hat er dem Staats⸗ dienſt gewidmet: er war davon die erſten Jahre im Eiſenbahndienſt tätia und zwar zunächſt als Stationskontrolleur in Mannheim und dann als Reaierungsaſſeſſor bei der Generaldirektion in Karlsruhe. Elf Jahre nach ſeinem Eintritt in den Staatsdienſt wurde Exz. Seu⸗ bert in das Finanzminiſterium verſetzt. 1890 zum Miniſterialdirektor und 1896 zum Zolldirektor ernannt. 1906 erfolate ſeine Ernennung zum Staatsrat und 1909 zum Leiter der Zoll⸗ und Steuerdirektion. wodurch die bis dahin ſelbſtändigen Finanzmittelſtellen in eine ver⸗ einſat wurden. Der Verſtorbene war der Verfaſſer des erſten Beam⸗ tengeſetzes vom Jahre 1888, das damals mit ſo manchen alten Miß⸗ ſtänden aufräumte, das aber ſpäter wiederum anderen Anſichten Platz machen muffte, zumal als Finanzminiſter Rheinbold während des Krieges verlangte, daß im Intereſſe größerer Wirtſchaftlichkeit obere Stellen, zu deren Verſehung akademiſche Bildung nicht erfor⸗ derlich iſt, von mittleren Beamten verſehen werden ſollten. Im März ⁰yd ã ã pp ͥͥ ↄðV wird vorbereitet. Die Bühnenbilder entwirft K. W. Ochs. In Mannheim iſt uns eine Alkeſte von Wellesz nach einem Hof⸗ mannsthalſchen Text in Ausſicht geſtellt.—„Menſchen ohne Tragödie“, Komödie in drei Akten von Kark Haenſel, wird im November am Heibelberger Stadttheater uraufgeführt.— Friedrich Wolfs neues Drama„Der arme Konrad“, das zut Zeu der Bauernkriege(16. Jahrh.) ſpielt, kommt 1924 zur Urauf⸗ führung im Dresdner Schauſpielhaus.—„Der Kreide⸗ kreis“, ein chineſiſches Märchenſpiel, wurde in der Nachdichtung von Klabund vom Berliner Schauſpielhaus zur Aufführuna für alle Länder erworben und wird im Dezember zur Aufführuna gelan⸗ gen,— Camillo Hildebrand, der Dirigent des Berliner Sin⸗ ſonie-(Blüthner)⸗Orcheſters, hat die Kompoſitſon einer muſikaliſchen Komödie mit dem Titel„Gift“ vollendet.— Ernſt Blaß hat ſo⸗ eben ein vieraktiges Schauſpiel„MRohammed“ beendet. in dem das religlöſe Problem des revolutlonären Schöpfers ſeine dichteriſche und dramatiſche Geſtaltung gefunden hat.— Hans Steinſchnei⸗ der, der bisher als Regieaſſiſtent der Oper am württemberaiſchen Landestheater tätig war, iſt als Spielleiter an das Nationaltheater in Weimar verpflichtet worden. Runſt und Wiſenſchaſt Von der Aniverſitdt Jeng. Das Verhältnis zwiſchen der Uni⸗ verſität Jena und der ſozialiſtiſchen Regierung ſpitzt ſich immer mehr zu. Hat doch der Kultusminiſter Greil in einer 7 mit dem Rektor der Univerſität ganz unumwunden zugegeben, daß die letzten Berufungen lediglich 12 0 arteipolitiſchen Geſi hts⸗ vunkten erfolgt ſeen. Nach der nficht dieſes ehemaligen Volksſchul⸗ 9 iſt die Univerſität nicht anderz zu bewerten als irgendeine andere Dorfſeule. Erſtaunlich iſt dann allerdings, daß eine 0 bedeutungsloſe Schule unter Präventſpzenſur geſtellt werden ſoll: lſche amtliche Schriftſtücke des Rektors, Senats und der Fakultäten, die ſich nicht auf den inneren Verkehr der Univerſität beſchränlen, vor ſhrer Ferausgabe dem Miniſterium vorzulegen ſind.“ 070 ol! Hans Heintich Ehrler, der ſeine Dichter aus den. Schwabenland, iſt als Fünfzigſähriger in einer Stuttgarter Fabrik e e geworden. Ehrler ließ ſich, nachdem er im Jahre 1910 ſeine Stelle als CThefredakteur des„Landesboten“ in Karksruhe aufgegeben hatte. in Friedrichshafen als fr.ier Schrift⸗ ſteller nieder und—4 in der folgenden Zeit manches Werk. das in der literarſſchen Welt Anerkennung fand und ihm eine treue Leſer⸗ gemeinde warb. Die Zeitverhältniſſe zwangen ihn nun, ſich des Le⸗ bens Unterhalt als Bürbangeſtellter zu erwerben. 0 Soll man ankike Statuen ergänzen?„Sind das hier alles operierte Menſchen?“ wurde ein Berliner Muſeumsbeamter von einem alten Mütterchen gefragt, als in den Jahren vor dem Kriege auch im Berliner Muſeum nach dem Vorganae von Dresden die mei⸗ ſten älteren Ergänzungen antiker Bildwerke wieder ent⸗ fernt wurden. Die Gewohnheit, neue Stücke in dem Zuſtande zu r Herr Miniſter verlangt nämlich, daß fämt⸗ von den früheren Ergänzungen zu befreien, ſtand im Gegenſatz zu dem Gebrauch früherer Jahrhunderte, dle alle fehlenden Teile antiter Bildwerke im Geſchmack der eigenen Kunft ergänzt hatten. Aber die Körper mit den geraden Schnittflächen an den Arm⸗ und Bein⸗ ſtümpfen, mit den abgebrochenen Naſenſpitzen, waren in der Tat ſchauderhaft und boten auch dem Fachmann keine Anregung ſeiner Einbildungskraft zur innerlichen Vorſtellung des Ffehlenden. Des⸗ halb iſt die Berliner Muſeumsleitung in letzter Zeit einen anderen Wea gegangen, mit welchem Erfolge ſie das tat, das lehren die vom Kuſtos Prof. Schröder ſetzt im neuen Jahrbuch für Kunſtſammler(in der Frankfurter Verlagsanſtalt.⸗G.) veröffentlichten Abbildungen Idealgebaltene Frauenköpfe, denen das Fehlen der Naſenſpitzen viel von ihrem Reize nahm, wirken nach Ergänzung mit etwas Gips nun ungeſtört in ihrer Schönheit. Die Büſte des Perikles wurde gleich⸗ ſalls an Naſe und Helm ausgeflickt und bat nun das geiſtige Gleich⸗ maß der Erſcheinung des großen Staatsmannes. Und der Kopf des Kaiſers Maximinus, dieſes Gothenabkömmlings auf dem Thron der Cäſaren, erſcheint nun erſt in ſeiner ganzen Abnormität, nachdem die übermäßia ausladende Naſe die verkümmerte Stirn in das chatak. teriſtiſche Verhältnis bringt. Ebenſo hat man jetzt keinen Anſtoß genommen, die häßlichen Kruſten von Kalkſinter, die ſich im Boden an den Marmorwerken anſetzen, als ſie noch in der Erde lagen, mit mechaniſchen Mitteln zu beſeitigen. Auch das macht die Antiken ge⸗ nießbar. Wurde man bisher von Mißklängen zu Mißklängen ge⸗ zerrt, ſo überwiegt nun die Harmonie vollſtändiger Werke, und die Wiſſenſchaft kann alles kontrollieren, da der matte getönte Gips ſich immer vom Marmor abhebt und wieder entfernt werden kann, falls eine Ergänzung ſich als falſch herausſtellen ſollte. Seitſchriſten Mufikblätter des Aubruch. Monatsſchrift für moderne Muſik. Geleitet von Dr. P. Stefan. Novemberheft Univerſal Edition, Wien. Schade, daß dieſe gutgeleltete Zeitſchrift, auf die wir in Deutſchland beim raſchen Hinſterben unſerer Muſikzeitſchriften mehr ols je werden achten müſſen, ſo ſehr den Charakter einer Haus⸗ zeitſchriſt der Untverſal Editivn trägt. Das engt den Horizont und bebrillt die Krftiſſerenden Schade denn es ſteht oft viel Gutes, immer ſaſt viel Intereſſantes in ihren Spalten. Bielleicht wird ſie in der Folge etwas freier. Deulſches Volkstum. Monatsſchrift für das deutſche Geiſtes. leben. Hevausgeber Wilhelm Stapel. Oktoberheft. Hanſeatiſche Verlagsanſtalt, Hamburg. Eine umſerer aufrechteſten Zeitſchriften von einer gut deutſchen Haltung, überparteilich deutſch und damit ohne die verletzende Un⸗ gerechligkeit gegen Andersdenkende. Vornehm im Ton bei aller Schärfe. Eine treue Dienerin der deutſchen Kultur, eine fleißige Enklarverin aller Verlogenheit in Dingen des deutſchen Ethos, be⸗eine Brandmarkerin aller Geſchäftemacherei in Dingen der deutſchen zaſſen, in dem ſie ans Tageslicht gekommen waren, und älteren Beſiz Kunſt, eine Hüterin der deutſchen Seele. merkt auf einen 1919 nahm Geh. Nat Seubert, der während des Krieges einige Zeit bindurch auch Mitalied der erſten Kammer des Badiſchen Landtags war, ſeinen Abſchied. Politiſch zählte er bis zur Revolution zur Zentrumspartei, ohne aber beſonders hervorzutreten: in den letzten Jahren hat er ſich der Deutſchnationalen Volkspartei angeſchloſſen. Seine Haupttätiakeit in der Zeit ſeines Ruheſtandes widmete er der Rentnerfürſorge. die mit ihm einen eifrigen Förderer verloren hat. veranſtaltungen 3 Theaternachricht. Morgen wird im Nationaltheater Verdis Oper„Violetta“(La Traviata) in der Beſetzung der Neueinſtudierung erſtmals wiederholt. Am Donnerstag Flotows Oper„Aleſſandro Stradella“ mit IJrene Oen a. G. in der Partie der„Leonore“. Anläßlich von Schillers Geburtstag(10. November 1759) wird am Donnerstag, den§. November im Nibelungenſaal des Roſengartens das Schauſpiel„Die Räuber“ wiederholt. Akademiekonzerk. Heute Dienstag abend findet im Muſen⸗ ſaal das zweite, diesjährige Akademiekonzert ſtatt unter Leitung de⸗ Generalmuſikdirektors Richard Lert. Vortragsfolge: Hermann Hans Wetzler: Symphoniſche Fantaſie, Anton Bruckner: Symphonie Nr. 3 d⸗moll. *Der Geſamtverband deutſcher Angeſtelltengewerkſchaflen hält heute abend in C 1. 10/11(früher Kaufmänniſcher Verein) eine Vollverſammlung ab, in der über Gehaltsfragen berichtet wird.(Weiteres Anzeige in dieſer Nummer.) * Das Maunheimer Künſtlertheater„Apollo“ iſt infolge der unerſchwinglichen Licht⸗ und Heizungskoſten gezwungen, an den Woche itagen bis zur Durchführung der neuen Währung geſchloſſen zu halten. Am verfloſſenen Samstag und Sonntag ſtellte ſich ein Variete⸗Enſemble vor, von dem geſagt werden kann, daß jede Nummer erſtklaſſig iſt. Den ganzen zweiten Teil füllt Karl Scherber, ein Univerſalkünſtler, aus, der am beſten mit Silveſter Schäffer zu vergleichen iſt. Er wartet als Zauberer mit neuartigen Tricks auf, die mit großer Eleganz und Gewandtheit ausgeführt werden, verwandelt ſich vom Schnellmaler in einen türkiſchen Jongleur, verblüfft mit phänomenaler Gehirntrainage bei dem Auf⸗ ſagen von vielſtelligen Zahlenreihen, die auf einer großen Plane verfolgt werden können, und ſichert ſich einen guten Abgang als Handſchattenkünſtler. Kammerſängerin Charlotte Kuhn⸗Brun⸗ ner und ihr Gatte, Kammerſänger Dr. Paul Kuhn, das ehe⸗ malige Mitglied des Nationaltheaters, ſtehen im Mittelpunkt des erſten Teils des Programms. Nach je zwei Solis, bei der die hohe Kultur und die hervorragende techniſche Schulung der beiden klang⸗ ſchönen Stimmen ſich zu wirklichen Glanzleiſtungen vereinen, trägt das Künſtlerpaar mehrere prachtvoll zuſammenklingende Duette vor, die in jeder Vorſtellung ſo ausnehmend gefielen, daß es ohne Zu⸗ gabe nicht abging. Erneſt u. Sohn, die u. W. in Mannheim zum erſtenmal öffentlich bei den Heimkehrfeiern der Kriegs⸗ gefangenen aufgetreten ſind, haben inzwiſchen ihre Hand⸗auf⸗Hand⸗ und Kopf⸗auf⸗Kopf⸗Arbeit zu aufs feinſte durchgearbeiteter Parterre⸗ akrobatik geſteigert, Aquaro, der Froſchkönig, vollführt in ori⸗ gineller Aufmachung Körperverrenkungen, daß man glauben kann. einen„Mann ohne Knochen“ vor ſich zu haben, und Ernſt Stone zeigt ſich in der Luft⸗Balance als Meiſter in ſeinem Fach. Die Kapelle, die auf einige Mann zuſammengeſchmolzen iſt, bemüht ſich aufs beſte, die muſikaliſche Begleitung exakt durchzuführen. Dder Stenographenverein„Stolze-Schren Mannheim bielt am Samstag ſein diesjähriges Stiftunas keſt in den dicht gefüllten oberen Räumen des„Ballhauſes ab. Das Unterhaltungsprogramm war ſehr reichhaltig. Ganz hervorragend klang das Doppelquartett der„Liederhalle“ unter Leitung des Muſikdirektors Friedrich Gel⸗ lert. Vorzüaliches wurde von dem„Mannheimer Zitherklub“ unter Führung des Herrn Korter geleiſtei. Den humoriſtiſchen Teil be⸗ ſtritt der in Mannheim allſeitig beſtens bekannte Lokalpoet Toni Kunz. Einige wohlgelungene Solotänze, vorgeführt von Herrn Groß und Fräulein Welſch, ſowie ein Reigen von 6 Damen des Vereins verſchönten den Abend. Während der Abwicklung des Un⸗ terhaltungsproagramms begrüßte der erſte Vorſitzende. Herr Otto Schneider, die anweſenden Mitalieder und Gäſte, ſprach einige Worte über die Bedeutung der Stenographie und gab die Eraebniſſe des Fernweltſchreibens vom 7. Oktober 1923, das an Stelle eines Bundestages eingeſchoben wurde, bekannt. Die Namen der Preisträger in den oberen Abteilungen ſind folgende: 300 Silben J. Preis Herr Mar Löſche. 280 Silben 1. Preis: Herr Karl Stolz⸗ Herr Karl Scholl, Herr Fritz Behrend. 220 Silben I. Preis: Herr Franz Wellenreuther, Herr Karl Wellenreuther, Fräulein Emma Sturm, Frau Elſe Debus. 200 Silben. I. Preis: Fräulein Julianne Sibold, Fräulein Anna Abele. 160 Silben I. Preis: Fräulein Auauſte Kirſch, Fräulein Auguſte Späth, Fräulein Käte Späth. 160 Silben. I. Preis: Fräulein Wilma [Schneider, Fräulein Roſel Reinacher. Fräulein Elſe Mül⸗ ſer, Fräulein Liſa Haaſe. 140 Silben. I. Preis. Herr Karl Schäfer. Der Reſt des Abends ſtand der kanzluſtigen Jugend zur Verfüagung. Aus dem Lande ? heddesheim, 5. Nov. Im der verfloſſenen Woche wurde Tabak(Sandblatt) um 43 Goldmark gehandeit.— Mehrere junge, E Zt. arbeitsloſe Leute leiſteten ſich einen unüber⸗ legten Streich. Sie begaben ſich auf die Gemeindewieſen, fällten dort mehrere Laubholzbäume und nahmen die Stämme als Breunholz nach Hauſe. Die Feldhut, die der Sache uf dee Spur kam, erſtattete Anzeige, worauf das. Holz an die Gemeinde abgeliefert werden mußte. Die Täter wer en ſich noch weiter zu verantworten haben.— Das neue wertbeſtändige Zeld, das die Fabrikarbeiter dieſer Tage erſtmals als Lohn nach Hauſe brachten, hat allgemeine Freude ausgelöſt. Allerdings darf das Geld nicht als Hamſtermittel benutzt werden. * Heidelberg, 5. Nov. Am Samstag vormittag verunglückte ein zehnjähriger Volksſchüler von hier dadurch, daß er unbe⸗ Montagewagen der Strußenbahn Heidelberg⸗Rohr⸗ bach ſprang und dabei herunterfiel. In bewußtloſem Zu⸗ ſtande wurde er in das in der Nähe gelegene Landeskrüppelheim gebracht. Lebensgefahr iſt nicht ausgeſchloſſen. Ein Verſchulden dritter Perſonen liegt nicht vor. * Waldkatzenbach, 5. Nov. Der Turm auf dem Katzenbuckel, der bekanntlich wie die Spitze des Berges, Privateigentum des ehe⸗ maligen 106515 P 13 iſt jetzt geſchloſſen. Der Turm ſtand früher jederzeit offen, bis durch Bubenhand die Zinnen oben abgeriſſen und Steine in die Tiefe geſtürzt wurden. Die großherzogliche Verwaltung den Turm wieder herſtellen laſſen. An Tagen, wo gewiſſer emdenverkehr zu erwarten iſt, ſteht ein Mann unten am Turm, der den Befuchern aufſchließt, ſonſt iſt der Turmſchlüſſel in Auf⸗ bdewahrung bei Waldhüter Neureuter. Oberndorf bei 3 4. Nov. In einer der letzten Nächte wurde in der hieſigen Kapelle der Tahernackel erbrochen und ein ldener Kelch und das goldene Repoſitorium zit ber Hoſtje ge⸗ hlen. Der Tat dringend verdächtig wurde ein Burſche von Kraut⸗ heim verhaftet und ins Amtsgefängnis Boxberg eing eliefert. Er hat ſchon zweimal Kirchenraub begangen. *Adelsheim, 4. Nov. Geſtern ſeierte der frühere Müller Johann Georg Schmidt(geb. 1842) und ſeine Ehefrau Maria geb. Fütterer von Neckarburken(geb. 1851) die goldene Hohzert. Von zehn Kindern ſind nur noch drei am Leben, die ſich mitfreuen dürfen. flarlsruhe, 4. Nov. Unter der furchtbaren Not der Zeit leiden vor allem die älteren Leute und unter dieſen wieder die Witwen. Daraus erklärt ſich die große Zahl der Selbſtmorde und Selbſtmordverſuche. der man beim Durchleſen der Tages⸗ zeitungen begegnet. Auch in Karlsruhe har ſchon wieder eine Wirts⸗ witwe in der Alb den Tod geſucht und eine andere 74jährige Witwe wollte ſich durch Leuchtgas vergiften. Eppingen, 4 Nov. Auf dem Wege nach Hauſe wurde der in den zwanziger Jahren ſtehende Landwirtsſohn arl Walter vom Herzichlag betroffen. Der eigene Bruder fand ihn ot auf. e Pforzheim, 5. Nop. Ein aufregender Vorfall ereignete ſich letzter Tage, als Polizeibeamte einen jungen Mann verhafteten. Dieſer warf plötzlich ein Paket weg; als ſich die Beamten danach bückten, ſchoß ſich der junge Mann, deſſen Perſönlichkeit noch nicht bekannt iſt, eine Kugel in den Kopf. Die Verletzung iſt lebensgefähr⸗ lich. Das Paket enthielt, wahrſcheinlich von einem Diebſtahl her⸗ rührend, Schmuckſachen und Edelmetalle.( — 5. Seite. Nr. 510 Hendelsbie Reichsbankausweis vom 23. Oktober vormögen(in 1000 KHark) Betallbestanne„ 14317065s— 227578 darunter Go[Cdld„„„„„„„ 412028 + 2³ 10⁰ und zwar doldkassenbestände 232 4857141 + 28 100 Aolddepot(unbel.) bei ausl. Zenrtalnotenbanzen 11312 umvorönder: Zestand an feſchs- u. Darlebenskassensonelnen 73 620 287 430 806 + 73 957 261 880 810 „ an keten anderer Banken 1275. 442 6⁴⁰ 736 203 „ an Meonseln und oneck s 152 82801504292+128 284 429 712159 „ an diskontiert. Re ohsschatzanwelsung. 676 179 773 888 469-510 400 187 334 300 7 an bombardforderungen 44128931 798 7— 1007 783 592 16 nnnnnnn. 116,/24947 4˙7 333228917 090 — an sonstigen Aktven 195 709651 76057 L7 2⁰ 22 ˙¹ Verbindilekkelten. rundkapfta eservefondes etrag der umlaufenden Noten 5 100000 unverunder. 3 180 602 unverändert 524 330 357 240 289 f 400 880 27 530 616 „„4 Sesens- and Steatsutaben. 0 Cel dce e ee Tivatguthabeen 32„„%„ 127088 116 828 880 + 6081 846 7ʃ0 onstige Passvs„„ 19,/601 883%½ 409 172 88 7703. 116 Die Beanspruchung der Reichsbank schritt in der dritten Oktoberwoche in ungeheurem Umfange fort. Die Anforde- rungen an die Bank folgten dabei der ein maßloses Tempo annehmenden Markentwertung, die sich in einer Steigerung der Dollarnotierungen an der Berliner Börse auf das füni- zehnfache— von 3,76 am 15. d. M. auf 56 Milliarden am 28. d. M.— ausdrückt. Die gesamte Kapitalanlage der Bank hat sich in diesem Zeitraum etwa vervierfacht, sie stieg von 203 762 auf 836 692 Billionen 4, und zwar erhöh⸗ ten sich die Bestände an diskontierten Reichsschatz- anweisungen um 510 400 auf 678 180, die Wechsel- bestände um 123 284 auf 152 826 Billionen&. Die in der Vorwoche vorübergehend von der Reichsbank befriedigten arlehnsansprüche an die Darlehnskassen wurden diesen wieder überwiesen, da das Kontingent der Darlehnskassen mzwischen erhöht worden ist; demgemäß zeigt das Lo m- ardkonto der Reichsbank einen Rückgang um 1088 auf 4529 Billlonen A. Von den neu beanspruchten Kreditbeträgen flossen 305 748 Billionen den fremden Geldern der Bank zu, die damit auf 390 091 Billionen zunahmen. 400 981 Billionen wurden der Reichsbank in der Form Fon Banknoten entzogen. Ihr Noten-Umlauf schwoll infolgedessen auf 524 331 Billionen an. Dem Goldkassenbestande gingen 2,1 Millionen Coldmark wieder zu, die ihm vor einigen Wochen zweckes Bestellung als Sicherheitsdepot im Interesse der Devisen- eschaffung entnommen worden waren. Das im Auslande ruhende Golddepot änderte sich nicht. Die Darlehnskassen des Reiches wurden nach Erweiterung ihres Kontingents mit 73 957 Blllionen 4 neu in Anspruch genommen, ihr Darlehnsbestand stieg von 5663 auf 70 60 Billlonen A. Dementsprechend vermehrten sich die estände der Reichsbank an Darlehnskassenscheinen. Neue Verordnungen für den Zahlungsverkehr Der Reichskanzler hat auf Grund des Artikels 48 an- tzeordnet, daß bei vertraglichen Verpflichtungen, die nach Linem außerdeutschen Kurs der Mark bemessen sind, die Er- üllung der e verweigert werden kann, insofern der Forderungsberechtigte die Annahme der Leistung auf der Grundlage des Berliner Kurses der Mark ablehut. Eine zweite Verordnung des Reichspräsidenten bestimmt zur Vorbereitung eines gesicherten Umrechnungs- Satzes für die Papiermark in Goldmark, daß ſeder Verkaufer, der Preise in Gold oder Goldapleihe beręch- det, verpflichtet ist, Papiermark nach dem amtlichen Um- technungskurs der Berliner Börse anzunehmen. Der lan für die Fixjerung des festen Mindestum- Satzes zur Einlösung der Papiermark in einen wertbestän- digen Wert liegt dem Reichskabinett bereits zur Beschluß- assung vor. Berlin, 5. Novbr. Der Goldumrechnungssatz der Reichssteuern am 6. November beträgt 100 Milliarden. *Noether& Bonné.-G. in Mannheim. Die seit dem Jahre 1847 bestehende Firma Noether& Bonné(Tülle und Spitzen) wurde mit Wirkung vom 1. Juli 1923 in eine Aktien- Zesellschaft unter der Firma Noether& Bonné.-G. mgewandelt. Dem Aufsichtsrat der Gesellschaft ge- ören an: Dr. Hermann Ebertsheim, Rechtsanwalt in annheim, Bankier Alfred Lefo in Mannheim, Dr. Edgar iegers, Rechtsanwalt in Hamburg. Zum Vorstand sind e bisherigen Inhaber der Firma Noether& Bonné, Fritz ettinger, Otto Süsser, bestellt mit der Maßgabe, daß 19905 Herren alleinzeichnungsberechtigt sind. Ernst Marx st Handlungsvollmacht erteilt. Pfälzische Mühlenwerke, Mannheim. Die Rheini- che Creditbank hat bei der Zulassungsstelle der, annheimer Börse den Antrag gestellt, nom. tammaktien(No., 8001—100 000) der Pfälzisch. Mühlenwerke Handel und zur Notierung an der Mannheimer örse zuzulassen. Börsenberichte Mannbeimer Hifektenberse 1 Mannheim, 5. Novbr. Der Börsenverkehr war sehr ebhaft bei haussierender Tendenz; insbesondere zind chemische Werte ganz erheblich gestiegen. Anilin Nurden zu 42 000 gehandelt, Bremen-Besigheimer een ⁊zu 900 Rhenania zu 25 000, Verein Deutscher Oelfabriken zu und Westeregeln zu 50 000. Weiterhin gingen um: Edes Nannpe Dampfkesselfabrik Rodberg zu 1000, Fahr zu 13 000, Waggon- fabrik Fuchs zu 2500, Heddernheimer Kupfer zu 10 000, Karls- ruher Maschinenbau zu 7000, Knorr zu 8000, Braun Konser- ven zu 1500, Mannh. Gummi zu 800, rat., Maschinenfabrik Badenia zu 1000, Neckarsulmer zu 7000, Pfälzer Mühlenwerke zu 1000, Rhein-Elektra zu 3000, Freiburger Ziegolwerke zu 500 und 600, Wayss u. Freytag zu 6000, Zellstoffabrik Wald- hof zu 15 000, Zuckerfabrik Frankenthal zu 11 000 und Zucker- kabrik Waghäusel zu 9000; Benz stellten sich 5000 G. ex. Bezugsrechi(nachbörslich 6000 bz. u. G. ex.), Dingler 4000., Emailwerke Maikammer 4000 G. und Zementwerke Heidel- berg 6000 G. Von Brauereien standen Sinner zu 2000 im Verkehr(alles in Milliarden Prozent). Sämtliche Versiche- rungsaktien erfuhren gleichfalls höhere Notierungen. Nachlese von den Montagsbörsen. An der Frankfurter Börse lagen zahlreiche Kaufaufträge ohne Preisbegrenzung vor. Die an und für sich eingelretenen Preiserhöhungen wüären zu Kurssprüngen ausgeartet, wenn der Börsenvorstand die Hochsteigerung der variablen Kurse nicht auf etwa den fünf- bis sechsfachen Stand des vorausgegangenen Börsentages beschränkt hätte. Insoweit zu solchen Kursen kein Ausgleich möglich schien, trat, nach der Frankfurter Zeitung, Aussetzung der Kursnottierung bis zum Kassakurs ein, eine Eventualitaàt, von der für die meisten Aktien Gebrauch ge- macht wurde. Es wurden zu Beginn notiert. Zolltürken 35 (plus 30,10) Billionen Prozent.— Am freien Aktien- markt wurde die Umstellung des Handels auf Akten gegen Goldanleihe theoretisch erörtert und die Um- Sätze vollzogen sich bei erregter Tendenz. Gehandelt wurden Api 10(plus 7,3) bis 29, dann 20 Bill. Proz., Becker- Kohle 15—21% Bill. Prozent, Becker-Stahlwerk 15—34, dann 28 Bill. Prozent, Krügershall 13—40, dann 33 Bill. Proz., Frankfurter Hotelbetrieb 600, später bis über 2000 Milliarden Prozent, Brown Boveri 800, später bis 5000 Md. Proz., Gummi Neckar 100—120 Nd. Proz, Contibank 200—275 Md. Proz, Rheinische Handelsbank 22 Md. Proz., Kreichgauer Maschi- nen 80,75, dann plötzlich 500, 600, junge anfangs 70 Md. Proz., Kaiser Waggonfabrik 550—1000 Md. Proz., Entreprises 45 Bill. Geld, Schebera 174—2 Bill. Proz., Unionbrennerei Kehl 750 Md. Proz., Mez Söhne 21—3 Bill. Proz. Die Kurs- bewegung vollzog sich ganz irregulär und explosiv bei den einzelnen Aktien. Als aus dem besetzten Gebiet weitere Markverschlechterungen gemeldet wurden stiegen die Kurse des Freiverkehrs Weiter. Die Notierungen per Kassa senkten sich dann unter Abgaben der Kulisse etwas, zumal Gerüchte von Un- ruhen in Berlin umliefen. Bemerkenswert war die Entwicklung am Markt der Wwertbeständigen Anleihen. Es notierten u..: Walchensee Gold pro Gramm Feingold 1,40, 2, 314,%, 5 Billionen, Neckar Gold pro Dollar 2, 4, 4% Billionen A, Rhein-Main-Donau Gold pro Dollar 3,-375,%, 5 Billionen A, Freußische Kali pro Datr. 25=, 35, 3½, 4,%½, 5, 6, 7 Bill. 4, Sachsenkohle 2 bis 4% Billionen ½, Festwertanleihe 2, 33½, 34 Billionen, Mannheimer Kohle 11—12—15 Billionen A. Stadtanleihen: Sproz. Frankfurt a. M. 20 Mill. Proz., neue Aschaffenburg 30 000 Prozent, beide im freien Verkehr. An der Berliner Börse war man der Ansicht, daß eine bedeutende Erhöhung der Devisennotierungen eintreten werde, weshalb sich auch dort ohne Mühe Vervielfachungen der Wertpapierkurse durchsetzen konnten. Doch war die Stimmung unsicher, da niemand genaues über die Stabili- sierungspläne der Regierung und den Bestand des Rumpf- kabineftes weiß, so daß sich also auch nicht beurteilen läht, ob die Reichsmark in einiger Zeit eine wirkliche Stütze be⸗ kommt, wodurch vielleicht der Grund für die übersteigerte Nachfrage nach Sachwerten und Goldanleihe fortfallen würde. Die rheinisch- westfälischen Werte kamen fast überhaupt nicht zur Notiz, weil für sie zu den allgemeinen Motiven der Börse noch die besondere Er var- tung tritt, daß binnen kurzem nicht nur Krupp, sondern auch der Stinnes-Konzern und die übrigen Werke, auch die Staatszechen der Hibernia, Arbeitsverträge mit den Besatzungsmächten schließen und also die Produk- tion wieder in Gang kommen würde. Als dann die Samstagnotierungen für die Devisen bei- behalten wurden, war die Stimmung schwankend. Man glaubt darin den Beweis zu sehen, daß die Regierung für ihre Markstabilisierungsabsicht das Umtauschverhältnis von 1 zu 100 Milliarden 4 krampfhaft festhalten möchte. Die Bewertung der Valutapapiere löste sich allerdings vollständig Fon den deutschen Devisennotierungen los, Argentinische Chadebonds anfangs 1200, später 1800 Billionen, was einem paritätischen Peso-Rurs von zirka 8 Billionen entspräche, während in Wirklichkeit auch in Ubersee der Kurs niedriger ist. Es lag also seitens der deut- schen Märkte eine bedeutende UDeberschreitung der Weltparität fast auf das Dreifache vor. Schlieflung der Kölner Börse? Der Börsenvorstand erwägt eine Schliebung der Köhner Börse bis wieder eine regelrechte Kursféstsetzung möglich ist. Deuisenmarkt New Vork, B. Mowbr(Wa] bevigen 3 8 8. 8. 8. 8. Frankroieh 5 27.29 Sohwelz 1778.78] Spanſen 18 29 13.29 —— 495 488 nglang.48 2 Hallen.45 47 Cenerel-Auzelger —— Waren und Härkie Mannheimer Viehmarkt Dem Viehmarkt vom 5. November wurden zugetrieben: 392 Stück Großvieh, davon 103 Ochsen, 49 Farren, 240 ühe und Rinder; ferner 103 Kälber, 8 Schafe, 349 Schweine, 34 Arbeitspferde, 15 Schlachtpferde. Preise für 50 k Lebend- ewicht in Goldmark: Ochsen: 1. Kl. 48—350, 2. KlI. 44—46, „ Kl. 40—44, 4. EI. 36—38; Farret: 1. Kl. 44—48, 2. KI. 40—44, 3. Kl. 34—38; Kükhe und Rinder: 1. KI. 49—50, 2. Kl. 46—48, 3. Kl. 40—44, 4. Kl. 36—38, 5. Kl. 28—325 K[ber: 50—63; Schafe: 30—50; Arbeitspferde: 20—5/ Billionen 1; Schlachtpferde:—10 Billionen A. Marktverlauf: Mit Großvieh mittelmäßig, kleiner Ueberstand; mit Kälbern mittelmäßig, geräumt; mit Pferden mittel; mit Schweinen mittelmäßig, nicht ausverkauft.— Eine Preisstellung nach den Marktpreisen bei Verkäufen ab Stall stel, sich als strafbare Preistreiberei dar, vor der gewarnt wird. Die Preise sind Marktpreise für nüchtern gewogene Tiere und sc!»ſlen sämtliche Spesen des Handels ab Stall kür Frachten, Markt- und Verkaufskosten, Imsatzsteuern, so- wie den natürlichen Gewichtsverlust ein, müssen sich also wesentlich über die Stallpreise erheben. ** Frankfurter Getreidebörse. Bei fester Tendenz notierten an der Frankfurter Getreidebörse am Montag Weizen 21—21,50, Roggen 19,8—20,25, Sommergerste 20—20,5, Hafer, inl. 16,50—17, Weizenmehl 32—34, Roggenmehl 31—32, Kleie—7,50 Goldmark. Kaffee-Wochenbericht der Morris A. Hess Ges., Ham- burg. Infolge der erneuten Devisenbeschränkungen ruhte das Geschäft in der abgelaufenen Berichtswoche fast völlig. Mit einer Belebung kann erst rr werden, wenn dem Importhandel die Möglichkeit zur Devisen- beschaffung wieder gegeben ist. Der Weltmarkt neigte eher zur Schwäche. Brasillen setzte seine Forderuagen um —2 herunter, ist jedoch gegen das Angebot aus zweiter Hand noch zu teuer. *Wollversteigerung in Berlin.(Offizieller Bericht.) Die von der Deutschen Wollgesellschaft m. b. H. abgehaltene 13. diesjährige Wollversteigerung des Wollverwertungsverban- des deutscher Landwirtschaftskammern, welche mit ungefähr 600 Zentnern beschickt war, fand in guter Stimmung Nehmer. Man bezahlte für ausgewaschene Merino--Wollen 120—145 Goldmark je Zentner mutzwolle, im Durchschnitt 8 Gold- mark je kg ohne Spesen, halblange A- und A/B-Wollen 100—130 Goldmark je Zentner Schmutzwolle, im Durchschnitt 6,50—7 Goldmark je kg fabrikgewaschen ohne Spesen, Kreuzungswollen durchschnittlich-Feinheit 70—90 Goldmark je Zentner Schmutzwolle, im Durchschnitt 5,50 Goldmark je kg fabrikgewaschen ohne Spesen. Da die Zah- lung in Goldanleihen erfolgt, so ist das Resultat für den Landwirt ein außerordentlich bemerkenswertes. Die r hsten Versteigerungen finden statt am 14. Dezember 1923 in Ber- Iin, am 18. Januar 1924 in Leipzig usw. London, 5. Novbr.(W3) fetallmarkt. mn Lst. 1 engl. v. 1076 kg. 2 5. destteleot. 63.50 63.50 gle“ 27.25 27.75 Kupferkaes 60.65 60 85 NMokel 185. 135.— Zin 22 7 d0. 3 Monat 61.25 3 45 Zinn Kasse 203.88 205.50 Aueokelder.85.80 do., Eiektrol 64.28 63.— d0. 3 Honai—.—.— Regulus 387 4½% Schiffahr Nächste Dampferabfahrten der Hamburg-Amerika Linie New Vörk: D.„Albert Ballin am 8. Nov.; D. Thüringia“ am 15. Nov.; D. Resolute“ am 17. Nov.; D. Haasa“ am 22. Nov.; D. ‚Cleveland' am 29. Nov.; D. ‚Reliance am 1. Dez.; D. ‚Westphalia am 6. Dez.— Boston-Baltimore-Nor- kolk: D. Fürst Bülow' am 9. Nov.; D. ‚Bayern' am 8. Dez. Fhiladelphia-Baltipore-Norfolk: D. Emden' am 23. Nov. Cuba-Mexico: D. AIdarwald“ am 7. Nov.; D.„Holsatia“ am 20. Nov.; M. S. Odenwald am 8. Dez.;., Toledo“ am 22. Dez. Westindien: D.„Tsad' am 10. Nov.;., Denderah' am 23. Nov. Ostasien: Engl. D. Laomedon' am 10. Nov.; D. Saarbrücken am 17. Nov.; Engl.., City of Canterbury am 24. Nov.; M. S. „Münsterland am 1. Dez.; Engl. D. ‚City of Glasgow' am am 8. Dez.— Weskküste-Nordamerika: M. S. Isis“ am 17. Nov.; D. Ingram! am 1. Dez.; D. Montpelier“ am 11. Dez. Süd-Amerika: D. Antiochia“ am 9. Nov.; D. ‚Teutonſa“ am 8. Nov.; D. Liguria am 15. Nov.; D. Baden“ am 28. Nox. Levante-Dienst: D. Durazzo“ ca. 6. Nov.; D. Pera“ ca. 7. Nov.; D. Carducci' ca. 10, Nov.; D. ‚Morea' ca. 14. Nov.; D. Cairo ca. 17. Nov.; D. Creta“ ca. 20. Nov. Nach Riga und Petro- grad wöchentlich. 5 rnm eeeee Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat November ndein⸗Begel J31.235 5 Nedar-Beael 228. 8. Schunerinſelen1.88l.28. 20.88 f. 60 Manndeim e Rehl 306.98.85.81.68.85 Heilbronn Magau..024.88.824.48.41 Manndeim.4 4773.55.77.58.l1 Kaubd RöIn 4¹* Mannheimer Wetterbericht v. 6. Nov. morgens 7 Uhr Barometer 748,9 mm. Thermometet 65. Niedrigſte Temperatur nachts 55%%. Höchſte Temperatur geſtern 10.5 C Nlederſchlag.7 Oiten aut den am Sübd 4. bewölkt, regneriſch. Nehr Licht becleutet mehr Leisturq. N FPu 1 M 22* 8. Seile. Nr. 510 Mauntzeimer General⸗Anzeiger.(Minag ⸗Ausgabe.) Dienstag, den 6. November 1923 SGerichtszeitung Eine Schießaffäre in Bad Homburg Am 25. Auguſt trug ſich in Homburg ein Fall zu, der einer Frau das Seben koſtete. Der Gärtner Julius Grützmann hatte ſi an jenem Abend in dem Garten ſeines Dienſtherrn an der e 115 dem Gotiſchen Haus auf die Lauer nach Gemüſedieben gelegt und ſich mit zwei Revolvern bewaffnet. Es waren nämlich wiederholt auf dem Grund⸗ ſtück Diebſtähle begangen worden und an einer Stelle der Gartenzaun durch⸗ brochen worden. In einer Entfernung von etwa 40 Mtr. erblickte der Gärtner in der Dunkelheit zwei Geſtaften. Er rief ihnen zu, ſie ſollten ſtehen bleiben, oder er ſchieße. Er nahm an, daß ſe ſic auf In—— wegten. Da er kurg zuvor von dem Tode des Landwirts von Goſen gehört hatte und an einen Angriff glauhte, ſo ſchoß er, und zwar l Purc die Schüſſe war eine Frau Rack auf der Stelle gekötet worden, ihre Begleiterin hatte einen Streifſchuß erhalten. Die beiden Frauen waren in der Abſicht gekommen ſich zahlen müſſen. Der Schütze wurde alsbald verhaftet. Die Bewohner ge⸗ rieten in höchſte Vor dem Arreſtlokal ſammelte ſich eine große Menſchenmenge an, die G. ans Leder wollte, weil er dic Frau erſchoſſen hatte. Unter der Anklage der fahrläſſigen Tötung und der Körperverletzung ſtand ex jetzt vor der Straflammer Frankfurt, wo die als Zeugin geladene Frau, die von ihm angeſchoſſen wurde, bekundete, daß G. ohne Anruf ge⸗ ſchoſſen habe. Vor Angſt habe man geſchrien. und als ſie den Garten ver⸗ laſſen wollte, habe ſie die Oeffnung im Zaun nicht mehr gefunden und ſich 1 51 verſteckt. Als G. 900 habe, was er anrichtete habe er gerufen: zAch du lieber Gott, auch noch Weibsleute!“ Er rief der Zeugin zu, ſie ſolle die Hände hoch halten, was dieſe zu einer erregten Aeußerung ver⸗ anlaßte, worauf G. erwidert haben ſoll:„Halt's Maul ſonſt erſchieße ich Dich auch noch und dann kannſt Du Dich dabei legen!“ Der Angeklagte U Worte 71115 1 ee Verhandlung kam as Gericht zu einer Treiſprechung des Beſchuldigten, der im Glauben handelte, einen Angriff abwehren zu milfft Fahrläſſige Tötung. Vor dem Schöffengericht Beſigheim(Württbg. hatten ſich der Inhaber eines Karoſſeriegeſchäſtes Albert Sch 05 e r 228 ſein 18 Jahre alter, bei ihm in der Lehre ſtehender Schwager Gu ſt a v Berger wegen fahrläſſiger Tötung zu verantworten. Sie hatten, um einen reparierten Wagen auszuprobieren, am 9. September eine Ausfahrt nach Oßweil unternommen, an der ſich auch die Frau und drei Kinder des Schober beteiligten. Beide hatten wenige Tage zuvor die Prüfung als Kraftwagenführer mit gutem Erfolg beſtanden, waren aber noch nicht im Beſitz des Führerſcheins. Auf der Heimfahrt unternahm der junge Berger die Führung des Fahrzeugs. Auf einer ziemlich ſteil abfallenden Straße wurde der mitten auf der Straße vorausgehende 86 Jahre alte ſchwer⸗ börige J. Högner aus Lauffen vom Wagen erfaßt und überfahren, was ſeinen ſofortigen Tod herbeiführte. Das Urteil lautete gegen Berger wegen fahrläſſiger Tötung auf 400 Milliarden, gegen Schober we zen Verſehlung gegen die Verordnung betr. den Verkehr mit Kraftfahrzeugen auf 100 Mikliarden Geldſtrafe. Sportliche Rundſchau Pferderennen 185 Karlshorſt Gisblumen⸗Hürdenrennen. 6000 4. 3000 Mir. 1. Os⸗ walds Larma(Oertel), 2. Royal Blue, 3. Illuſion. 11:10.— Preis von Kaulsdorf. 8000. 2500 Mkr. 1. Stall Halmas Baldung (Schuſter), 2. Denkſtein, 3. 47:10. 20, 16:10. Ferner: Licht. Künſtwart, Alſterroſe.— Großer Preis von Grunewald. 50000 A. 3400 Mtr. 1. Gerteis' Sinn Fein(Wurſt), 2. Convention, 3. König Midas. 99.10; 18, 16, 16.10. Ferner: Eichwald, Machenſchaft, Ritter Blaubart, Elſchen, Maral, Diamant, Burgritter(gef.), Elmado. Leicht, 1., Hals.— Santuzza⸗Preis. 16 000. 3200 Mtr. 1. Oswalds Fuchsmajor(Oertel), 2. Geldulf, 3. Goldammer. 23:10; 11, 11:10. Ferner: Rekord.— Preis von Halenſee. 8000 IA. 3000 Mir. 1. v. Negeleins Grazie(Oextel), 2. Alamund, 3. Willana. 60:10; 18, 15:10. Ferner: Roderich.— Auf⸗Wiederfehen⸗ agdrennen. 5000. 3400 Mtr. 1. Hemſoths Fehlerlos(Oertel), 2. Propulſor, 3. Marotte. 37:10; 16, 57:10. Ferner: Solaro(gef., tot), Eva II.— Kehraus⸗Jagdrennen. 8000&4. 3600 Mtr. 1. Heinz Stahls Cäfax U(Sms), 2. Röschen, 3. Cicero. 25:10;3 13, 12:10. Ferner: Saul, Quellnymphe. Raoͤſport Die„Sechstage von Shicagos— Banuer⸗Tietz ausgeſchieden Zu Be⸗ ALinn des zweiten Tages ſchied die deutſche Mannſchaft Bauer⸗Oskar Tietz aus dem Rennen. Bauer wurde zuſammen mit Verri, Spencer, Lawrence, Von der Rheiniſchen Creditbank, Mannheim, iſt heantragt 224¹1 nom. ν 92 000 000.— Stammaktien non ſe nom. ½ 1000.— Nr 8001—100000 der eeee ſaunhem. zum Handel und zur Notierung an der de Börſe zuzulaſſen. annheim, 5 Nov. 1923 Zulaſſungsſtelle f. Wert⸗ paplere an der Börſe zu NMational-Theater Mannneim Diensteg. den 6. November 1928 Mliete 8, Reihe zwel 3. Vorstelune FV-B Nr 2741 2900 u. 3161—3300 Sirili am Wraek Komödie in drei Akten von Max Mohr. min Sꝛene gesetzt von Eugen Felber. Anlang 6½ Uhr. Ende 8½ Uhr. Benno Arkadi, ingenlieu Hans Godeck Nelly Arkadi, seine Tochter Elua Erdmann 46 Sit!(Richard Eggarter ee Studenten W Nanngeim. Slub(Kurt Rei . Knecht aui„GBedag Heute abend 7 Uhr Voll- Versammlung im Leſeſaal C 1, 10/11. Arkadis Landgut Eritz Linn Albine, ein Fabrikmädchen Helene.eydenius Ein Auzt Geoig Köhler alat zu holen, und hbatten das ſo teuer be⸗ das Publikum aufmerkſam wurde und Souet und de Wolf in einen Maſſenſturz verwickelt und mußte ebenſo wie Verri und Spencer auf die Weiterfahrt verzichten. Wenig ſpäter folgte Oskar Tietz ſeinem Beiſpiel. Wenn weitere ee 5 ausbleiben, iſt Brooce⸗Coburn der Sieg kaum noch zu nehmen. Das franzöſiſch⸗ amerikaniſche Paar liegt am luß des vierten Tages zuſammen mit Kockler⸗Stockholm und Lawrence⸗Kopſki vier Runden vor Mac Namara Horan, Moeskops⸗van Kempen und Grenda⸗Mac Beath. Billaroſport Billardweltmeiſterſchaft. Der Deutſche Hagenlocher traf in Newyork am erſten Tag der Meiſterſchaftskämpfe auf den Titelhalter da⸗ ppe⸗Amerika, der ſein Penſum von 500 Punkten als Erſter erreichte. agenlocher brachte es auf 424, wies aber mit 121 die höchſte Seme auf. Am dritten Tag fertigte Hagenlocher den Franzoſen Conti, der nur 131 Points machte, überlegen ab; des Deutſchen Höchſtſerie war hier 114. Eine Ueberraſchung war die Niederlage von Hoppe, der von ſeinem Landsmann Cochran leicht geſchlagen wurde, und zwar mit 230 Points. Der Sieger hatte Serien von 146, 95 und 80. Neues aus aller Welt eines Verbrechens, das ſich am Mittwoch in Frankfurt a. M zutrug, dürfte in der Wohnungsnot zu ſuchen ſein. Das erſte Stockwerk bewohnt ſeit einer Reihe von Jahren die Ehefrau Helene Schlingloff, eine in den vierziger Jahren ſtehende geſchiedene Frau, die ein hyſteriſches Weſen an den Tag legie. Wohnungsinhaberin wird als eine ſehr nachläſſige Frau geſchildert, die wenig Wert auf Aeußeres legte und in ihren Räumen nicht be⸗ ſonders ordnungsliebend war. Vor ungefähr vier Wochen nahm ſie in der Perſon des Prokuriſten einer Verſicherungsgeſellſchaft namens Junkerſtorff einen Aftermieter auf. Herr J. ſoll zuletzt in Aachen anſäſſig geweſen ſein, von wo er aber, wie behauptet wird, ausgewieſen wurde. Dem ſeit dreizehn Jahren verheirateten Mann folgte vor ungefähr zwei Wochen ſeine Frau nach hier und beide Eheleute bewohnten bei Frau Sch. zwei Zinmer, wobei ihnen Küchenbnutzung eingeräumt war. Herr J. wird als ein ſehr feiner 55 geſchildert, 55 28—5 ee 5 mieterin gut zu geſtalten. Da⸗ paar ſoll zule r Woche zig Milliarden Mart an Frau Sch. gezahlt haben, een aber ver · gütete man alles Gas, das in der Wohnung verbrannt wurde. Frau J. hatte das Eſſen für ſich und ihren Mann, der kurz nach ein Uhr aus dem Geſchäft kam, pünktlichſt hergerichtet und auf dem Tiſch fehlten nur noch die Kartoffeln, die in der Küche ſtanden und ſchon gekocht waren. Während ſich Frau J. in ihren Zimmern zu ſchaffen machte und die Ankunft des Gatten erwartete, verſchloß rau Sch. heimlich die Küche und beſeitigte den Schlüſſel. Als dann err J. nach Hauſe kam, verlangte ſeine Frau und er, daß die Küche geöffnet werde. Die Schlingloff behauptete, den Schlüſſel ver⸗ legt zu haben und ſchrie plötzlich um Hilfe, ſo daß auf der Straße einige Leute über den Staketenzaun ſtiegen, um ins Haus zu gelangen, deſſen Vorgarten⸗ tür verſchloſſen war. Herr Junkerſtorff erſchien am Fenſter und er⸗ klärte den Leuten, daß ſie nicht zu kommen br⸗ n, denn es handle ſich um einen Hausſtreit, den er ſchon ſchlichten wolle. Frau Schlingloff ſtieß aber weiter Hilferufe aus, und es drangen eintge Straßenpaſſanten bis zur Wohnung, wo ihnen J. genau ausein⸗ anderſetzte, was er bezahlte Frau Sch. heulte und jammerte und behauptete, daß die Eheleute ſie verhungern ließen. Die Kſiche öffnete ſie nicht, vielmehr tat das einer der Paſſanten, der einen Dietrich bei ſich hatle.„Ich laſſe niemand herein, ſchrie Frau Sch., mußte aber doch nachgeben. Die Leute von der Straße entfernten ſich wioder. Bald danach bemühte ſich., einen Korb ungekochter Kartoffeln aus der Küche in ein Zimmer zu ſchaffen— ſeine Frau weilte auch in dem Küchenraum—, als Frau Sch. ſich ihm von hinten näherte und vom Vorplatz aus einen Schuß auf J. abgab. Junkerſtorff brach tötlich getroffen, ohne einen Laut von ſich zu geben, zuſammen. Zur Tat hatte die Sch. einen Revolver benutzt, den ſie im Büffet ihrer Wohn liegen hatte. Hausbewohner entriſſen ihr die Waffe. Als man die auf das Entſetzliche ihrer Hand lungsweiſe aufmerkſam machte, und ſte fragte, ob ſie den Schu abgefeuert habe, gab ſie es glatt zu. ene Stellen e e n wree 11 iſt unſere hieſige 62⁰5 Rauf i Gencrakertreiung Mieie In Frage kommt eine Perſönlichkeit(Dame bei 85 oder Hert), die neben dem notwendigen Be. ruiebskapital die erforderl. Ausſtellungs⸗, bezw. Piano-Lager möglichſte Verkaufsunterſtützung und Einſchu ⸗ lung wird zugeſichert. Bewerbungen an G. Wohlmuth& Co., Aktiengeſellſchaft Furtwangen(bad. Schwarzwald). 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Fenſterſchienen, die Winkel. kurz alles Metall ab und ſteckte es ein, ohne ſich von Fahrgäſten, die etwa das Abteil wãhrend deiner Raubarbeit betraten, ſtören zu laſſen. Er revidierte eben, wie er ſagte. Alles, was er erbeutete, verkaufte er an eine Hehlerin. be⸗ der noch allerlei gefunden wurde. Der Verhaftete geſtand ſchließ⸗ lich, daß er dieſe Metalldiebereien ſchon ſeit drei Monaten be⸗ trieben hat. 25 — Saa im Auge. Bei einer Sitzung der franzöſiſchen Medi⸗ ziniſchen Akademie beſchrieb Prof. de Laper einen ganz ungewöhnlichen Fall, bei dem Zähne in das Auge wuchſen. Der Kranke litt lange Zeit unter den verſchiedenſten Augenbeſchwerden und verlor überhaupt ſchließlich die Fähigkeit des Sehens. Durch eine Operation wurde die Urſache aufgeklärt. Man ſtellte vier—7— und vollentwickelte Backenzähne feſt, die ihre Wurzeln oberhalb der normalen Zahnreihe im oberen Kiefer hatten. ie Zähne waren nach oben gewachſen und hatten den Augapfel aus ſeiner Lage gedrängt. Die Entfernung der vier Backenzähne ermöglichte es dem Auge, wieder in die normale Lage zurückzukehren, und der Krankes — Fchließung des Panama-Sandls. Infolge mãchtiger Regen · güſſe, die in der letzten Zeit das Gebiet des Panamakanals heim⸗ Die ſuchten, iſt das Niveau des Gatun⸗Sees ſo ungewöhnlich hoch ge⸗ morden und wächſt trotz aller Bemühungen dur Ableitung des Waſſers noch weiter an, daß der Kanal für Schiffe nicht befahrbar iſt und geſchloſſen werden mußte. — Die größte Waſſerſperre der Welt wird gegenwärtig in Indien 5 Wie aus Bombay berichtet wird, iſt dort öieſer Tage feierlich der Grundſtein für ein Stauwerk gelegt worden, das in Sukkur errichtet werden ſoll. Im Zuſammenhang damit ſind zwei Brücken über den Indus notwendig, die an ſich ſchon eine außerordentlich große techniſche Leiſtung ſind. Außerdem werden ſieben Kanäle gebaut, von denen drei breiter ſind, als der Suez⸗ kanal. Der größte von ihnen iſt 205 Meilen lang Durch den Bau wird eine Arbeit geleiſtet, die nach den Berechnungen engliſcher Blätter hinreichen würde, um vier Suezkanäle oder 100 große Pyramiden zu baune. Das Areal, das durch die Bewäſſerungsanlage fruchtbar gemacht werden ſoll, iſt größer als die geſamte Anbau⸗ fläche in Aegypten. Die Baukoſten betragen insgeſamt 12 Millionen Pfund(240 Millionen Goldmark.) Das Werk trägt den Namen von Sir George Lloyd, des bisherigen Gouverneurs von Bombay, der von ſeinem Poſten zurückgetreten iſt, nachdem er das nach ihm ge⸗ nannte Werk geſichert hatte. — der Weltverbrauch an Elektrizität. Unter den Staaten der Welt verbrauchen nach einer Zuſammenſtellung des Scientific American am meiſten elektriſchen Strom die Vereinigten Staaten, nämlich 49 802 Millionen Kilowatt jährlich. Dann kommt Deutſchland mit 8600, Japan mit 6925, Großbritannien mit 6400, Frankreich mit 5410 Millionen Kilowatt. Italien ver⸗ braucht 3400, die Schweiz 2700, Schweden 2144, Norwegen 1331, Spanien 1000 Millionen Kilowatt im Jahr. Ganz anders aber ge⸗ ſtaltet ſich die Reihenfolge, wenn man nicht den jährlichen Geſamt⸗ verbrauch der Länder, ſondern die auf den Kopf der Bevölkerung entfallende Menge berechnet. Danach leiſtet ſich die Schweiz den größten Luxus an Elektrizität mit 700 Kilowatt pro Kopf; dann konunt Kanada mit 612, Norwegen mit 493, die Vereinigten Staaten mit 472, Schweden mit 364 Kilowatt. Jeder Franzoſe verbraucht 147 Kilowatt, jeder Deutſche 141 und jeder Bewohner von Groß⸗ britannien 139 Kilowatt. Herausgeber. Drucker und Verleger: Druckeret Dr. General⸗Anzeiger G m. b. H. Mannbeim. E 6. 2. Direktion: Hevme— Cbefredakteur: Kurt Fiſcher. Verantwortlich für den politiſchen und volkswirtſchaftlichen Teik: iſcher: für das Feuilleton Dr. Fritz Hammes: für Kommunalpolitik und okales: Richard Schönfelder: für Sport und Neues aus aller Welt: Willt Müller; für Handelsnachrichten, Aus dem Lande Nachbargebiete Gericht u. den übrigen redaktionellen Teil: Franz Kircher: für Anzeigen: Karl Sücel. Lehen duchhzter Abendſtunden wöchentl. 2 mal geſucht. Ang u. J. 2. 32 an die Geſchäftsſtelle. 4599 Grosses Büro, 10 Rume mit 3 Zim.- Wohnung in zentraler Lage, lauptver · kehrspunkt der Strassenbahnen, gegen kleineres Büro von 4 Rãumen und 3 Zim.-Wohnung in der Schlossgegend, Oberstadt. Angebote unter M. V. 173 an die Geschäftsstelle. 82³5 Frankturt/A. zu 4 Kindern von 1 bis Fran Ganſter, HI 7. 28. Tüchiges ſelbſtändiges Mäcſchen nicht unt. 20 J. geſ. 4600 Seckenheimerſtr. 94 part. bede die. 8. 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Klelderabiagegebühr 6 Milliarden M 5 Die berelts gelöſten alten Einlaßkarten haben Sültigteit bi- einſchl. 10 November. Bis 10. No⸗ gember nicht verwendete alte Einlaßkarten können noch bis 12. Nov. an der Tageskaſſe im Roſen⸗ arlen(11—1 und—4 Uht) und beim ſtädt. Materialamt, I. 2, 9, umgetauſcht werden. 144 Morg auf der ibank Kuhfleisch. Anfang Nr. 1935—— 87 Ladenburg/ Neckar. Drudtsachen 8 fluür die gesamte Imdustfrie lisfert prompt Druckerei Dr. kn dorchaus füchtiges mit mehrjähriger Praxis in Buch unltun„Stenegra hie u Maſchinenſchreiben zum ofortigen Einiritt von groß. Fabrik gesucht. Angebote unter N. J. 187 an die Geſchäftsſtelle dieſes Blattes. 7036 Haas J, N. h. H. der Oſtſtadt(Zentrum). Moderne 5. im. 895. ——⁹ 85 in Tauſch ben werden. An ebolg*2 K B. 34 an die Geſch erb. 4602 ſohnungstauſch. Geſucht von alleinſteh. Dame 2 Zim., Küche u. ub. in nur gut. Hauſe. Iebeten wird 1 Zimmer, 3 u. iles große Räume). 2 Laus, Bahn Zus, Schloß⸗ Igegs. Angeb. u. M. 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