— üA] 7— ,, ,, ̃— e Donnerstag, 8. November Sezugspreiſe: 3n maunheim u. umgebung iu der laufenden Woche so milliaeden me. die monatlichen Bezieher verpflichten lich bei der Beſtellung des Adonnements die wührend der Bezugszeit notwendigen preiserhöhungen zu bezahlen. poſt⸗ ſcheckkonto nummer 17800 RKarisruhe. Hauptgeſchäfts ſtelle Maunheim E E..— Seſchüfts⸗nebenſtelle neckarſtadt, wald⸗ bofſtr. 6. gernſpr. Nr. 7041, 7942, 7043, 7044, 7048. Celegr.⸗Nòr. Seneralanzeiger manuheim. Erſcheint wöchentlich zwölfmal. Beilagen: die Lage in der pfalz Heute, Donnerstag, früh 748 Uhr, ſind mehrere Hundert Sonder⸗ bündler, lauter junge, ſtadt⸗ und landfremde Burſchen, mit der Bahn in Lan dau eingetroffen und in militäriſch geordnetem und geglie⸗ dertem Zuge in die Stadt einmarſchiert. Ein Teil zog ſofort zum Rathaus, ein anderer zum Bezirksamt und zur Reichsbank. Poſten mit Karabinern wurden vor den Gebäuden aufgeſtellt. Abgeſehen von einer kleinen Schlägerei vor dem Stadthaus, iſt bis jetzt alles ruhig verlaufen. In Bergzabern begab ſich geſtern nachmittag 4 Uhr eine Anzahl Sonderbündler noch einer vorher abgehaltenen Verſammlung zum Bezirksamtsgebäude und hißte dort die grün⸗weiß⸗rote Fahne. Die Fahne wurde inzwiſchen wieder herunter geholt, von den Sonder⸗ bündlern aber zum zweiten Male gehißt. In der Stadt iſt es ruhig. Beſetzung von Neuſtadt Neuſtadt, 8. Nov. Die Separatiſten haben heute früh gegen 6 Uhr das Stadthaus, die Poſt, das Bezirksamt und das Finanzamt beſetzt. Das Stadthaus war nur von wenigen Schutzleuten bewacht. Die Stadtverwaltung übt gemäß den erhal⸗ tenen Weiſungen ihre Tätigkeit weiter aus, nachdem ihr auf Antrag durch den Führer der Separatiſten verſichert wurde, daß von den Beamten nichts Widerpflichtiges verlangt werde. Wie die Kaiſerslauterer„Separatiſten“ gemacht wurden Wie man Separatiſten macht, wird der Saarbrücker Lan⸗ deszeitung“ von zuverläſſiger Seite wie folgt geſchildert:„Die Nachricht von der Beſetzuna der öffentlichen Gebäude in Kaiſerslau⸗ tern am Montaa vormittag kam für jeden, der die unzweifelhaft bayeriſche und deutſche Geſinnung der Einwohner unſerer Nachbar⸗ ſtadt Kaiſerslautern kennt, etwas unverſtändlich. Die Erklärung aibt ſich aus der Vorbereitung der Aktion am letzten Samstag. In einem oberen Stockwerk des Kaffees Rie ſer fand eine Ver⸗ ſammlung der Separatiſten ſtatt und wurde gleichzeitig ein ſtändig geöffnetes Werbebüro für die rheiniſche Mili z eingerich⸗ tet. Jeder, der ſich in die Liſte einzeichnete, erhielt ſofort einen neuen braunen Anzug. ein Paar Stiefel, ein Hemd, eine Unterhoſe, zwei Paar Strümpfe, ein grüne Mütze und 100 Goldmark, dazu tägliche Löhnung von zwei Franken, volle Verpflegung der Familie und einen Freifabhrtsſchein mit Gütigkeit auf ſämtlichen Regaie⸗ bahnen. Die aroße Not. durch die Gewaltpolitik Frankreichs ver⸗ urſacht. bat eine ganze Reihe moraliſch minderwertiger junger Leute zur Unterſchrift veranlaßt. Wo die rieſigen Geldmittel herkommen, iſt klar. Auch die Räumuna des Rathauſes von der Polizei. um den Sonderbündlern ſeden Widerſtand aus dem Weg zu räumen. ſpricht wieder für die„neutrale“ Haltung unſeres weſtlichen Nachbars und zeiat. welche Mittel notwendia ſind, um die Herrſchaft der Sonder⸗ hündler einzuführen.“ Die Separatiſtenaktion Deckers gefluͤchtet Nach einer Havasmeldung aus Brüſſel berichtet der„Etoile Belge“, daß der Urheber des Aachener Separatiſtenputſches, Deckers, ſich nach Malmedy in Sicherheit gebracht habe. Eröffnete und verſtopfte Jinanzquellen Die Separatiſten bemächtigten ſich in Kreuzunacch der ſtädti⸗ ſchen Notaelddruckpreſſen und laſſen bedeutende Summen Notaeld täglich drucken. Dder(franzöſiſche!) Kreisdelegierte der inter⸗ alliierten Kommiſſion hat angeordnet, daß die Privatbanken dieſes Geld einlöſen und ferner die Beamten der Reichsbank unter An⸗ dröhung der Freiheitsberaubung und der Vermögenskonfiskation ge⸗ awungen, das Notgeld gleichfalls anzunehmen. Es wurden geſtern allein bei der Reichsbank—7000 Billionen Mark eingelöſt. Für die von den Sonderbündlern gedruckten Notgeldſcheine wurden in aroßem Umfange direkt oder nach vorberigem erzwungenen Umtauſch aegen Reichsbanknoten Deviſen in Saorbrücken und Köln erſtanden. Zeitunasmeldungen zufolge befinden ſich die Separatiſten in Duisbura zur Zeit in aroßer Geldverlegenheit, nachdem die bel ⸗ giſche Beſatzungsbehörde das beſondere ſeparatiſtiſche Notgeld. das durch Aufdruck mit einem Gummiſtempel auf den 5⸗ bis 10fach höhe⸗ ren Betrag gebracht wurde, für ungültig erklärt hatte. Auch eine andere Erwerbsquelle iſt den Separakiſten verſtopft worden durch das Verbot der Beſatzungsbehörde. Requiſitionen vorzuneh⸗ men. Sie müſſen jetzt alle Waren die ſie für den eigenen Bedarf be⸗ nötigen. mit gültigem Gelde bezahlen. Vor der ſogenannten Rheini⸗ ſchen Bank ſind täglich aroße Menſchenmengen erſchienen, die auf die Umpwechsluna des wertloſen Separatiſtengeldes in Franken verge⸗ bens warten, denn kein Separatiſt kümmert ſich mehr um dieſe Bank, die nie eröffnet wurde. Der Unterſchied im Verhalten der belgiſchen und der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde iſt mehr als bezeichnend! Ein Hilferuf aus Düren Die Bevölkerung der Stadt Düren wendet ſich in einem vol den Behörden, politiſchen Parteien und Gewerkſchaften uſw. unter⸗ zeichneten Aufruf an die Rheinlandkommiſſion und alle Regierungen, die den Verſailler Vertrag und das Rheinland⸗ abkommen unterzeichnet haben, in dem ſie ſchürfſte Verwahrung ein⸗ gt gegen die Willkürherrſchaft der Separatiſten in Düren. In dem Aufruf heißt es u..: 5 60 „Es finden willkürliche Verhaftungen von Beamten und Per⸗ ſonen ſtatt. Nächtliche Ueberfälle ſind auf die Wohnung des Ober⸗ bürgermeiſters gemacht worden, wobei deſſen Familie nur nurch Zu⸗ fall den Kugeln der Sonderbündler entgangen iſt. Die Separatiſten beſchoſſen im Verein mit farbigen Truppen ſeine Wohnung und rangen in ſie ein. Infolge der gleich am erſten Tage erfolgten Entwaffnung der Polizei fehlt jeglicher Schutz der Perſonen und des Eigentums. Einbrüche und Diebſtähle ſind die Folge. Der franzöfiſche Kreisdelegierte ſieht dem Treiben der Separatiſten zu ohne Einhalt zu gebieten. Ihre Führer gehen bei ihm ein und aus. Deshalb wendet ſich die gequälte und drangſalierte Be⸗ nölkerung unſerer Stadt an die Rheinlandkommiffion und die öffent⸗ liche Meinung der ganzen Welt mit der Bitte, der Willkürherrſchaft der Sonderbündler ein Ende zu machen.“ In der Stadt wurden Flugblätter verteilt, die zur Anerkennung der rheiniſchen Republik auffordern. Vor dem Stadthaus kam ein zroviantwagen mit Brot u. Konſerven an. aus dem Lebensmittel an die Separatiſten verteilt wurden. Die Führer der Bewegung be⸗ zeichnen ſich als„Exekutive der autonomen Pfalz.“ In der pfälziſchen Verlagsanſtalt, wo das Kreisnotgeld gedruckt wird, erſchien eine Patrouille und forderte, daß das Geld weiter ge⸗ druckt werden ſollte. Zur Zeit ſind die Sonderbündler im Stadt⸗ bausſaal verfammelt, wo ſie mit Heinz⸗Irbis und anderen Führern der Sonderbtadler ſtändig Beſ-rechungen abhalten. 5 aunheimer Gonon Der Sport vom Sonntag— Modezeitung— Abend⸗Ausgabe Die verzögerung der Rentenmarkausgabe OBerlin, 8. Nov.(Von unſ. Berl. Bürs.) In der Ullſtein⸗ preſſe wird heute angedeutet, die Verzögerung der Ausgabe der Rentenbankſcheine möchte vielleicht auf den ſtarken Ein⸗ fluß von Landwirtſchaft und Schwerinduſtrie zurück⸗ zuführen ſein, die im Vorſtand der Rentenbank eine ausſchlaggebende Stellung inne hätten, und von denen immerhin anzunehmen wäre, daß ſie dieſe Stellung mißbraucht haben, um der Regierung neue Schwierigkeiten zu bereiten. Wie uns von einer Seite, die wir für unterrichtet zu halten allen Grund haben, nebenbei eine durch⸗ aus unbefangene und unbeeinflußte Seite, verſichert wird, trifft dieſe Darſtellung indes in keinem Belang zu. Im Vorſtand der Rentenbank wird vielmehr gewünſcht, die Nentenmark ſo ſchnell wie möglich in den Verkehr zu bringen. Am 10. Nopember, alſo übermorgen, werden für 80 Millionen Goldmark mertbeſtändige Rentenbankſcheine vorhanden ſein, dann ſollen leden Tag weiter für 30—70 Millionen Goldmark folgen. An der Rentenbank liegt es alſo nicht, wenn nun eine neue Verzögerung bis 15. November eintritt. Die Nentenbank kann ihre Werte ja nicht ſelbſt emittieren; ſie muß durch eine ausdrück⸗ liche Verfügung der Finanzverwaltung dazu ermächtigt ſein. Hier wird der Hebel anzuſetzen ſein. Die Rückſicht auf die noch nicht untergebrachte Goſdanleihe, die vielleicht bei der einen oder anderen Stelle mitſprechen mag, könnte u. E. unmöglich recht⸗ fertigen, daß durch die Verzögerung die Herausgabe des längſt er⸗ warteten wertbeſtändigen Zahlungsmittels die Verwirrung der deut⸗ ſchen Beldverhältniſſe ins Aſchgraue geſteigert wird. 5555 Die Einheitswährung im beſetzten Gebiet . Berlin, 8. Nov.(Von unſ. Berl. Büro.) Aus Gelſenkirchen wird berichtet: Die Beſtrebungen zur Schaffung einer einheit⸗ lichen Währung für das beſetzte Gebiet haben in dieſen Tagen feſtere Formen angenommen. Die treibende Kraft iſt auf deutſcher Seite der Kölner Bankier Louis Hagen, der Verhandlungs⸗ leiter der Gegenſeite iſt Tirard. Louis Hagen ſoll ſich nach einer Mitteflung der„B..“ nach Berlin begeben haben, um die im Reifen begriffenen Pläne von der Reichsregierung ſanktionieren zu laſſen. Ueber dieſe Pläne witd im einzelnen bekannt:: Im engliſch beſetzten Köln ſoll eine neue Goldnotenbank errichtet werden für das beſeßte Gebiet. Für das beſetzie Gebiet wird die Ausgabe eines wertbeſtändigen Zahlungsmittels geplant, für deſſen Namen nur ſopiel feſtſteht, daß Herr Tirard ſich mit det Forderung der Franken⸗Bezeichnung nicht hat durchſetzen körnen. Uebrigens wird die neue Note auch kaum eine Mark ſein, ſondern irgend einen anderen Namen führen, wie etwa Taler oder Gul⸗ den. Es iſt bereits auch eine Deckungsgrundlage in Höhe von 100 Millionen Goldmark zur Verfügung, und zwär zur Hälfte in Gold oder Deviſen und zur anderen Hälſte in Warenwechſel. Be⸗ fähigen teiligt iſt deutſches, franzöſiſch⸗belgiſches und engliſches Kapital und zwar deutſches mit 55, franzöſiſch⸗belgiſches mit 30 und engliſches mit 15 Prozent. In einem ähnlichen Verhältnis dürfte auch die Zufammenſetzung der Leitung der Bank ſein, und zwar nennt man bereits Herrn Hagen, als erſten Präſidenten, als zweiten einen Franzoſen, außerdem ſoll beabſichtigt ſein, eine Reihe weiterer bekannter Bankleute des beſetzten Gebiets in den Verwal⸗ tungsrat zu berufen. Wir haßen ſchon dieſer Tage hier geſagt, daß eine ſolche Notenbank auf die Billigung der Reichsregierung nicht zu rechnen haben wird. Die neuen Inſtruktionen Poincarés Auf Grund ſeiner Informationen am Quoi d Orſau will der Pariſer Korreſpondent der„Daily Mail“ die geſtrige Darſtellung des„Temps“ über die Inſtruktionen Poincares an Juſſerand be⸗ ſtätigen können. Danach ſoll Pöoincare dem Botſchafter mitgeteilt haben, daß ein Sachverſtändigenausſchuß Deutſchlands Zahlungs⸗ fähigkeit in den nächſten drei Jahren bis 1926 wahrſcheinlich ver⸗ neinen werde. Unter der Vorausſetzung, daß Frankreich wertvolle Pfänder in der Hand behafte, ſei es bereit, Deutſchland für dieſe Zeit ein Moratorium zu gewähren. Frankreich werde keine Einwände dagegen machen, falls der Sachverſtändigenausſchuß die wirtſchaftlichen Verhältniſſe im Ruhrgebiet prüfe unter der Voraus⸗ ſetzung, daß die Tatſache nicht in Zweifel gezogen werden darf daß Frankreich mit Zuſtimmung der Neparationstommiſſion die Beſetzung ausgeführt habe. Reichswehr und Diktaturgelüſte Berlln, 8. Nov.(Von unſerm Berliner Büro.) Zu den Ge⸗ rüchten, bie von intereſſierter Seite ausgeſtreut und von Leichtgläu⸗ bigkeit und paniſcher Furcht weiter getragen wurden, Zweifel in der Zuverkäſſigkeit der Reichswehr zu äußern beginnen, wird uns aus den Kreiſen der Reichswehr erklärt: Die Neichswehr denke nicht daran, ſich irgend welchen deutſchnatio⸗ nalen Diktaturgelüſten zur Verfügung zu ſtellen. Sie wird ganz ſelbſtverſtändlich unter allen Umſtänden ihre Pflicht tun und die verfaſſungsmäßige Regierung ſtügzen. Wir haben, wie wir das ſchon heute früh andeuteten, eine ondere Stellung gar nicht erwartet, aber die Geſchichtenträger ſollten ſich doch nachgerade überlegen, was ſie anrichten, wenn ſie fort und fort die Reichswehr in den Kampf der Parteien hineinzerren und ſie auf Gedanken bringen, auf die ſie bisher gottlob noch nicht verfallen iſt. Letzte Meldungen wWioeder ein Todesurteil über einen Deutſchen paris, 8. Nov. Nach einer Havasmeldung aus Düſſeldorf hat das Ariegsgericht geſtern einen deutſchen Arbeiter, namens Karl Alrich zum Tode verurteilt, det im Ayril den Berfuch machle, einen engländer durch einen Hhammerſchlag enf den foyf zu köten. 1 Berlin, 8 Nov. Wie die„Voſſiſche Zeitung“ mitteilt, haben die Krawalle im Scheunenviertel ein Eadeehe gebracht Der Händfer ungeg. Silberberg, der auf der Straße von Burſchen ange⸗ ſchweren Leeteg griffen worden war, erlag ſeinen Aus Seit und Leben mit Mannheimer Frauen-Zeitung und mannheimer Muſik-SZeitung den, eher den in dieſer Sitzung gleichzeitig zu ei Verkaufspreis 10 Milliarden Mark 1923— Nr. 315 Anzeigenpreiſe gach Carif, bei vorauszahlung pro ein⸗ * 0 7. ſpaltige Kolonelzelte für Rulgemneine Rnzeigen 0,40 Soldmark + 56 4 Reklamen 1,20 Solòmark. Für Anzeigen an beſtimmten Tagen Stellen und Rustzabden wies keine verantwortung üder⸗ 1 1 b bule 0 5 11 0 nommen. Söhere Sewalt. Stpeiks, Betriebsſtörungen uſw. 0 berachtigen zu keinen Exſatzanſprüchen für ausgefallene oden beſchrünkte Rusgaben oder für verſpätete Rufnahme von Ru⸗ zelgen. Ruftr. ö. Feruſpr. ohne Sewühr. Serichtsgk. mannbeim, Badiſcher Candtag die Notgeſetze— Eine erregte aumsetnaderſezung— wo iſt dis E flarlstuhe, 8. Nob.(Eig. Drahtber)) Vor Eintritt in die Tagesordnung der um halb 12 Uhr eröff⸗ neten Sitzung bemängelte 2 g. Kitter(Komm.), daß im Hauſe 12 Geheimpoliziſten untergebracht ſeien. Dann nahm der Landtag die Beratung der Notgeſetze au, Abg. Schmidt⸗Karlsruhe(Ztr.) berichtete über die Aenderungen des Grund⸗ und Gewerbeſteuergeſetzes und Abg. Dr. N über die Aenderung im Wohn ungsabgabe⸗ geſetz. In der ſich an die Berichterſtattung anſchließenden Ausſprache wünſchte Abg. Weishaupt(Ztr.), daß bei der endgültigen Feſtlegung der Grund⸗ und Gewerbeſteuer für 1923 alle Vergünſtigungen, wie ſie im neuen Gefetz enkhalten ſind— die leider bei der Voraus⸗ zahlung der Grund⸗ und Gewerbeſteuer bisher nicht berückſichtigt wurden— in Anrechnung gebracht werden. Das Finanzmini⸗ ſterium möge hier eine Aenderung ſchaffen und auch die Finanz⸗ ämter zur Annähme von Bankſchecks veranlaſſen. Die Klagen über die beiden Steuern und die Landabgabe ſeien durchaus berecheigt, Die Wirkungen dieſer Steuern ſeien in Baden direkt verheerend. Abg. Weber(D. V..) übte gleichfalls Kritit an dieſen Steuern war aber aüf der Tribüne kaum verſtändlich. Abg. Jiſcher⸗Meiſenheim(Landbund) ſchloß ſich im allge⸗ meinen den Ausführungen des Abg. Weishaupk an. Auch Abg, Schmikt⸗Bretten(D. N) erklärte ſich gegen die Notgeſetze. Abg. Maier-Heidelberg(Soz.) erklärte, ſeine Fraktion ſtimme den Notgeſetzen zu. Von den Bauern⸗Abgeordneten iſt wieder das alte Klagelied von der Not der Landwirtſchaft vorgebracht worden, als ob die ganze Nof des Volkes allein bei der Landwir!⸗ ſchaft liege. Gewiß beſtehen auch bei ihr Schwierigkeiten, aber um wie viel größer iſt die Not der Kleinrentner und der Ar⸗ beitslo 3255 Im Haushaltsausſchuß hörte man geſtern, daß das Badenwerk den Landwirten billigeren Strom abgeben ſolle, ſelbſt auf die Gefahr hin, daß es kaput gehe. Das iſt eine Verhöhnung der Not des Volkes in den Städten. Wenn Sie(zum Landbund) ſo fortſahren werden, werden wir Ihnen den ſchärſſten Kampf an⸗ ſagen.(Lebhafte Zuſtimmung der Landbundabgeordneten, große Unruhe, erregte auf der Tribüne nicht verſtändliche Jurufe der Kommuniſten.) Abg. Maier ruft dem Abg. Geßler(Komm.) zu: Mit den Leuten(Landbund) wollen Sle eine Regierung bilden?(Neue ee und die Uncuhe mird immer größer. Pröſident Dr. Baumgartner läutet ununterbrochen und ruft ſchließlich: Wenn der Präſident läutets hat jeder Abgeordneter, Herr Geßler, zu ſchweigen) Unter großer Unruhe ſchließt Abg. Mafer ſeine Ausführungen, indem er in proteſtiert, daß eine Land⸗ tagsſitzung dazu benützt würde, um das alte Lied von der Not der Landwirtſchaft zu ſingen.* Abg. Hügte(Dem.): Wenn man die Steuern bei den leiſtungs⸗ igen Großen derart angezogen hätte, wie bei den Arbeitern, Landwirtſchaft, Beamten uſw., dann wäre es nicht ſo ſchlimm in Deutſchland gekommen. Die Gegenſätze der einzelnen Stände ſollten nicht, wie es geſchieht, verſchärft, ſondern vermindert werden. Staatspräfident Finanzminiſter Köhler: In dieſen Tagen der ungeheuren Not iſt die Erregung begreiflich, die Voraus⸗ zahlungen der Grund⸗ und Gewerbeſteuer ſind von den Land⸗ gemeinden gut bezahlt worden, die Steuer wird auch auf dem Lande als gerecht betrachtet. Bei einer endgültigen Feſt⸗ ſetzung werden. die drauszahlungen natürlich berück⸗ ſichtigt werden. Man kann dem Landwirt nicht zumuten, daß er ſeine Produkte, von deren Au er faſt ein ganzes Jahr leben für Papiermark hergibt. Aus dieſem Grunde iſt die Baden⸗ mark geſchaffen worden. Ich kann nicht glauben, erklärte der ne einen Zuruf,„daß die landwirtſchaftlichen rganiſationen die ihnen zur Verfügung geſtellte Badenmark ur Gehaltszahlung ihrer Angeſtellten benutzt haben ſollen. ir werden ſofort darnach 10 0 ob die Baden mark in die Hände der Landwirtſchaft gekommen iſt. Die Bankſchecks ſind von den Finanzämtern nicht mehr angenommen worden, weil die Bank bis zu 10 Tagen brauchte, um dem Staat die Beträge zuzuſchreiben. Die Landwirtſchaft ſoll auf Poſtſcheckkonto bezahlen. Der Beſchluß der badiſchen Regierung, daß die Be⸗ triebsabgabe und die Landabgabe geändert werden müſſen, iſt einſtimmig im Kabinett erfolgt. Schon ſofort nach dem der Reichstag im Auguſt dieſe Steuern angenommen hatte, erhob die badiſche Regierung ihre Bedenken in einer ſchriftlichen Vor⸗ ſtellung bei der Reichsregierung. Wir haben betont, daß die Er⸗ hebung der Landabgabe auf dem Fundament des Wehrbeitrags für Baden untragbar iſt. 1 4 Bei der Ahſtimmung wurden die beiden Notgeſetze mit Mehrheit, angenommen. Die Deutſchnationalen, die Deutſche Bolkspartei, der Landbund und die Kommuniſten ſtimmten dagegen. 5 Am Schluß der Sitzung wurde auf eine kurze Anfrage der Deutfchnationalen über die Aufhebung öxtlicher Steuereinnehmereien von der Regierung bemerkt, daß die Regierung Schädigungen des Landes durch allzu große Einſchränkung der Verwaltungsſtellen Schluß der Sitzung gegen 2 Uhr. Nächſte Sitzung Freitag vormittag 10 Uhr. 0 Sur Verhaftung des kommuniſtiſchen Abgeordneten Bock Der Geſchäftsordnungsausſchuß des Landtages be⸗ faßte ſich in Nnter Nengh Sitzung mit dem Antrag der kommuniſti⸗ ſchen Partei auf Haftentlaſſung des Abg. Bock. Zum Berichterſtatter waär in der vorausgegangenen Hea der Abg. Wittemann (Zentrum) beſtimmt worden. Nacht iglich wurden von dem Sprecher der Zentrums partei jedoch Bedenken nach der Nichtung erhoben, daß, um auch nur den Anſchein einer mangelnden Objektivität zu vermel⸗ be empfehlen dürfte, einen Berichterſtatter zu beſtimmen, der nicht derſelben Partei angehört, zu der ſich der Juſtizminiſter zählt. Gegenteilige Meinungsäußerungen vermochten nicht die ab⸗ lehnende Haltung des Berichterſtatters Wittemanm zu beeinfluſſen nachdem der Vertreter der kommuniſtiſchen Partei erklärt hatte, daß aus Furcht() niemand den Bericht übernehmen wolle und kein W eben aus ſeiner Haut heraus könne. Der Ausſchuß beſchloß hierauf, die Sitzung abzubrechen und nach Anhörung der Fraktionen erneut zu Die Fraktionen wer⸗ 1m di ner Anregung aus Zentrums⸗ kteiſen Stellung nehmen, die im Intereſſe ſtrengſter Sbjektivitöt neben dem Berichterſtatter einen Mitberichterſtatter beſtimmen will. Der von kommuniſtiſcher Seit? erhobene Vorwurf der Verſchleppung 22 infolge der erhoßenen Veanftandung ledigli art ſelenn. 17 e 1 ö phöheren Wert als eine Kriegsopfer ſelbſt überzeugt, doch fehlen ihr zur Unterſtützun 2. Seite. Nr. 515 — Mannheimer General-Anzeiger(Abend⸗Ausgabe) 0 Donnerstag, den 8. November 192³3 * r 2 Städtiſche Nachrichten Entlaſtung der Linanzbehörden Amſtellung auf Goldmark⸗Steuern. Um die Finanzbehörden für die Aufgaben, die ihnen aus der Umſtellung des Steuerſyſtems auf Goldmark erwachſen, frei zu machen, hat der Reichsminiſter der Finanzen am 24. Oktober 1923 eine Verordnung zur Entlaſtung der Finanzbehörden erlaſſen. Durch dieſe Verordnung wird ein beträchtlicher Teil der Rechtsmittel, die vor dem 14. Oktober 1923, dem Tage des Inkrafttretens der Auf⸗ werkungsverordnung, im Beſteuerungsverfahren eingelegt worden ſind, für erledigt erklärt. Ausgenommen hiervon ſind Rechtsmittel gegen Veranlagungen zur Einkommenſteuer und zur Körperſchafts⸗ ſteuer 1922, ſoweit dieſe Veranlagung die Grundlage für erhöhte Vorauszahlungen im Jahre 1923 und für die Zahlung der Rhein⸗ und Ruhrabgabe bilden. Ausgenommen ſind ferner die Beſchwerden gegen ſolche Beſcheide. durch die ein Finanzamt erhöhte Voraus⸗ zahlungen auf die Einkommenſteuer oder Körperſchaftsſteuer feſt⸗ geſetzt hat. Ausgenommen ſind ſchließlich die Rechtsmittel im Sicherungsverfahren und im Verwaltungsſtrafverfahren, ſowie die Rechtsmiktel gegen Beſcheide, durch die eine Finanzbehörde auf Grund des Steuernachſichtgeſetzes Vermögen für verfallen erklärt hat. Für alle übrigen Rechtsmittel werden folgende Unterſcheidungen gemacht: 1. Beſchwerden, Einſprüche, Berufungen und Anfechtungen ſind exledigt, wenn der Streitgegenſtand am 13. Oktober 1923 keinen Milliarde Mark gehabt hat. 2. Bei Beſchwerden, Einſprüchen, Berufungen und Anfechtungen, deren Streitgegenſtand am 13. Oktober 1923 mehr als eine Milliarde, nicht aber mehr als drei Milliarden Mark wert geweſen iſt, iſt das Verfahren unterbrochen. 3. Das Verfahren über Rechtsbeſchwerden vor dem Reichs⸗ finanzhof iſt unterbrochen, wenn der Wert des Streitgegenſtandes am 13. Oktober 1923 den Betrag von drei Milliarden Mark nicht überſtiegen hat. IJIn den Fällen, in denen das Verfahren unterbrochen iſt(im Vorſtehenden die Nummern 2 und 3) kann der Steuerpflichtige durch eine Erklärung, die bis zum 27. November 1923 der Rechtsmittel⸗ behörde gegenüber ſchriftlich abzugeben iſt, das unterbrochene Ver⸗ fahren wieder aufnehmen. Gibt der Steuerpflichtige dieſe ſchriftliche Erklärung ab, ſo nimmt das Rechtsmittelperfahken ſeinen Fortgang: gibt er die Erklärung nicht rechtzeitig ab, ſo iſt das Rechtsmittel erledigt. Unter den gleichen Vorausſetzungen wie die Rechtsmittel der Steuerpflichtigen ſind auch die von den Finanzämtern eingelegten erledigt. Koſten werden für erledigte Rechtsmittel nicht erhoben. Ungenügende Fürſorge für die Kriegsopfer Unter den gegenwärtigen drückenden Verhältniſſen leiden, ſo wird uns geſchrieben, naturgemäß in aller erſter Linie diejenigen Volkskreiſe, die nicht mehr auf beſtimmte Einkommensbezüge an⸗ gewieſen ſind, die Sozial⸗, Klein⸗ und Kriegsrenten⸗ empfänger. Soweit die letzteren alz Beſchädigte trotz ihrer Ver⸗ letzung noch ein geringes Arbeitseinkommen ſich verdienen können und auch die Witwen arbeitsfähig ſind, iſt deren Lage noch einiger⸗ maßen a Um ſo ſchlimmer ſteht es jedoch mit den v oll⸗ etwerbsunfähigen Beſchädigten und den kranken und kinderreichen Witwen, die gänzlich auf die Hilfe der Fürſorgeſtelle angewieſen ſind. Die Mittel, die ſie von dort zur Be⸗ ſtreitung ihres Lebensunterhalts neben ihrer Rente beziehen, waren ſchon bisher völlig ungenügend und ſind nunmehr völlig aufge⸗ braucht. Die hieſige Fürſorgeſtelle iſt von der traurigen Lage die jeg⸗ liche Mittel. Der Bezirksverein Mannheim des Reichs⸗ bundes der Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterhliebenen hat daher Runlängſt in einer Eingabe, die an die Hauptfürſorgeſtelle Karls⸗ ruhe weitergegeben wurde, beantragt, daß es den Kriegsopfern, die auf die ſoziale Fürſorge angewieſen ſind, möglich gemacht werden ſoll, ihre monallichen Rentenbezüge an die Fürſorgeſtelle abzu⸗ treten, wofür ſie alsdann einen zum Lebensunterhalt unbedingt not⸗ wendigen Mindeſtbetrag wöchentlich erhalten ſollen, der ſich auf Grund der Mannheimer Indexziffer genau errechnen läßt. Es iſt dies das Mindeſte, was die Kriegsopfer glauben verlangen zu dürfen, nämlich die Möglichkeit zum Leben, und es iſt daher dringend zu wünſchen, daß man an maßgebenden Stellen dem Verlangen Rech⸗ nung trägt. Golo⸗ uns Eihengruben im Mannheimer Weichbild Infolge der ungeheuren Steigerung der Steinkohlenpreiſe hat man das ſchwarze Brennmaterial auch ſchwarzes Gold genannt. Auch Koks und dergl. verdienen aus gleichem Grund dieſen Namen. Wo und wie man ſolches Gold und manchmal Eiſen auch in un⸗ ſerem Weichbild gräbt, das wiſſen viele Mannheimer nicht. Es wird dort gewonnen, wo man vor Jahrzehnten ſchon und auch jetzt noch mit Aſche und Ruß aus Haushaltungen und Fabriken auch andere, früher für wertlos gehaltene Dinge ablud, teilweiſe—5 Zwecke des Ausfüllens von Sümpfen. Wer von der Abfuhranſtalt gegen Neckarau geht, kommt an einem ſolchen rußſchwarzen Gebiet verbei, n mit alten Blechgeſchirren, das mehrere Hektar umfaßt. Auf einem Teil ſind ſchon Kleingärten entſtanden, der geößte Teil liegt noch brach und ſoll auch in Gärten verwandelt werden. Man ſieht dort überall Gruben, die mehrere Meter lang und tief ſind und von den Schatzgräberarbeiten herrühren. Man kann dort beobachten, wie Männer in ihren„Mußeſtunden“ in überaus anſtrengender Tätigkeit mit Pickel, Schaufel und Sieb ar⸗ beiten, um Säcke voll Koksbröckchen zu gewinnen. Hoffentlich wird dort möglichſt bald Anſtalt gemacht, das weite Gebiet zum Gemüſe⸗ und Kartoffelbau herzurichten! Die Not fordert dazu ja allen Ernſtes auf. Im Südweſten unſeres Weich⸗ bildes beobachtete ich neulich Männer bei ſolch mühſamer Arbeit. Sie hatten dabel auch einen Haufen altes Eifſen aus der Tie heraufbefördert und ſchätzten ſeinen Wert auf eine Milliarde. 5 „Aeber den Stand der Herſtellung der Rentenbankſcheine und Rentenpfennige wird von amtlicher Seite mitgeteilt: Mit der Her⸗ ſtellung der Rentenbankſcheine war noch vor Inkraft⸗ treten der Verordnung über die Rentenbank begonnen worden. Die ſtarke Inanſpruchnahme der Reichsdruckerei und der mit ihr zu⸗ ſammen arbeitenden Privatdruckereien für die Zwecke der Herſtellung der Reichsbanknoten und der Goldanleiheſtücke hat die techniſche Möglichkeit der Herſtellung erheblich eingeſchränkt. Dabeil muß man ſich vor Augen halten, daß die Herſtellung eines ſo höchwertigen Zahlungsmittels, wie es die Rentenmark iſt, im Intereſſe der Ver⸗ kehrsſicherheit weitgehende Vo'rſichtsmaßregeln erfordert. Die erſte Menge Rentenbankſcheine war am 30. Oktober fertiggeſtellt, und zwar wurde damals der zunächſt kleine Betrag von 150 000 erreicht. Am 31. Oktober war er auf 450 000 A, am 1. Nov. auf 2 950 000, am 5. Nov. auf 17 750 000 geſtiegen. Am 12. Nov. werden 105 Millionen Rentenmark fertiggeſtellt ſein, bis 5 15. Nov. ſoll der Betrag der bis dahin insgeſamt hergeſtellten ntenmarkſcheine auf 243 Millionen ſteigen. Auch die Herſtellung der Rentenpfennige iſt in die Wege geleitet. Die Berliner Münze wird, nachdem alle Vorarbeiten getroffen ſind, noch in dieſer Woche mit der Prägung beginnen. r Tag, an dem das Rentengeld herauskommen wird, läßt ſich noch nicht mit Sicherheit angeben, weil eine ſorgſame Verteilung über das ganze Reich vor⸗ ausgehen muß; man darf aber darauf rechnen, daß die Rentenmark und der Rentenpfennig ſehr bald in die Hauptkanäle des Zahlungs⸗ wefens eindringen und dem Verkehr zur Verfügung ſtehen werden. An dem gleichen Tage, an dem mit der Herausgabe der Renten⸗ mark begonnen wird, hört, entſprechend den Beſtimmungen über die Rentenmark die Inanſpruchnahme der Reichsbank durch Dis⸗ kontierung von Reichsſchatzwechſeln auf, mit der weitgehenden praktiſchen r daß die Inflations⸗ quelle verſtopft und die Tätigkeit der Notenpreſſe ſtillgelegt wird. „ Der neue Milchpreis. Wie das Städt. Nachrichtenamt mit⸗ teilt, beträgt der Verbraucherpreis für 1 Liter Vollmilch von morgen Freitag ab 30 Milliarden Mark. Die bedauerliche Er⸗ 772 des Milchpreiſes iſt vor allem auf die Heraufſetzung des heſſi⸗ ſchen N um über 100—91U und auf die weitere Ent⸗ wertung der Mar überhdupt zurückzuführen; auch die Bahnfrachten, die nunmehr auf wertbeſtändiger Grundlage berechnet werden, ſind bedeutend geſtiegen. *Iſt der Gaspreis gerechtfertign? Zwei Männer, die in hei⸗ zungs⸗ und gastechniſchen Fragen anerkannte Sachverſtändige ſind, Baurat de Grahl und Direktor Trenkler, unterziehen in dem neueſten Heft von„Glaſers Analen“ die bisherigen Feſtſetzungen des Gaspreiſes einer Unterſuchung. Sie ſtellen feſt, daß die gegen⸗ wärtig feſtaeſetzten Gaspreiſe drei: bis viermal höher ſind, als techniſch gerechtfertigt wäre. Die Gaswerke beſitzen eine ganz erhebliche Gewinnmöglichkeit, die mit den ungerechtfertigt hohen Koks⸗ und Teerpreiſen ſtetig im Wachſen begriffen iſt. Die Intereſſenten der Gasanſtalt betonen immer wie⸗ der, daß die Kohle gegenüber den Friedensverhältniſſen auf das Dop⸗ pelte, die Gaspreiſe nur auf 25 v. H. geſtiegen ſeien. De Grahl und Trenkler weiſen aber darauf hin, daß man nichts davon höre, daß 3. B. der anſallende Koks gegenüber FFlammkohle 90 v.., die Teer⸗ erzeugniſſe annähernd 300 v. H. im Preiſe geſtiegen ſind. Schuld an der Unrentabilität der Gaswerke ſei vor allem die Schwerfäl⸗ ligkeit ihres bürokratiſchen Aufbaus und die damit zuſammenhängenden Leerlaufskoſten. Welche Umſtändlichkei⸗ ten bei der Regelung der Gaspreiſe und der Einziehung des Geldes! Die Jahlung bei der Standaufnahme ſei ungerechtfertigt und führt nur zu Konſumeinſchränkungen. Beſſer ſei ſchon eine kurze fFriſt⸗ gewährung und Ueberlaſſung des Inkaſſogeſchäftes an einen oder mehrere bekannte Geſchäftsleute im Bezirk, denen der Betrag ohne weitere Unkoſten gegen Quittung zu übergeben wäre. *Die Taſchen zu! Dieſer Mahnruf richtet an die Gehalts⸗ und den die beim laſſen der Arbeitsſtätte von Schiebern und ſonſtigen minderwertigen Geſellen angeſprochen werden. Man dietet ihnen für wertbeſtändiges Geld eine Summe, die weit über dem amtlichen Tageskurs liegt. Wer der Verſuchung erliegt, wird ſchon am nächſten Tage die Erfahrung machen müſſen, daß er ſich für das Papiergeld, das er gegen die wertb eſtändigen Scheine eingetauſcht hat, bedeutend weniger kaufen kann Den Ge⸗ winn ſteckt der„dunkle Ehrenmann“ ein, der den Angeſtellten und Arbeiter übertölpelt hat. Er braucht nur nach e zu gehen, wo die Schieberbörſen ungehindert florieren. De Wucher⸗ polizei iſt ſchon ſeit Tagen den Aufkäufern von wertbeſtändigem Geld auf den Ferſen. Am Samstag wurde ein junger Kaufmann in flagranti ertappt. Es wird ſich empfehlen, der Wucherpolizei von verdächtigen Wahrnehmungen Mitteilung zu machen. Die Auf⸗ käufer halten ſich in der Nanttſache vor großen Werken auf, von denen ſie wiſſen, daß die Angeſtellten und Arbeiter zumteil in wert⸗ beſtändigem Geld entlohnt werden. Marktbericht Wucherpolizei und Preisprüfungsamt mußten heute einſchreiten, da ſich der neue Preismultiplikator in verſchiedenen Fällen, vor allem bei Butter und Eier, zu ſtark geltend machte. Auch das Marktgericht hat getagt. Die Zufuhr war verhältnismäßig gering. Auf dem Ge⸗ müſemarkt wurden am ſtärkſten Weißkraut, Wirſing, Karotten, Blumenkohl, Endivienſalat, Sellerie, Lauch, Tomaten, Meerrettich, Spinat, Weißrüben und Zwiebeln angeboten. Um 10 Uhr waren trotz der anſehnlichen Milliardenpreiſe ſchon große Breſchen in die Gemüſebeſtände geſchlagen. Der Kartoffelabſatz geſtaltete ſich ſchleppend, da der Preis von—7 Milliarden für das Pfund ab⸗ ſchreckte. Eier und Butter waren in der elften Stunde ſo gut wie garnicht mehr zu entdecken. Wie erzählt wurde, hatte das Ei 40 Milliarden gekoſtet. Am Denkmal wurde ein Stand umdrä an dem es Landbutter zu 300 Milliarden das Pfund gab. Der Tafel⸗ butterpreis ſtieg bis zu einer halben Billion. Auf dem Obſtmarkt waren faſt nur noch Aepfel und Birnen zu haben. Ein Pfund gute Birnen koſtete 40—60 Milliarden. Ein geringes Quantum Nüſſe wurde zu 60—70 Milliarden das Pfund ausgewogen. Der See⸗ fiſchmarkt wies gute Zufuhr auf. Die Preiserhöhungen machten ſich aber auch hier ſtark geltend. Man bedenke: ein Pfund Kabeljau 90 Milliarden. Das Angebot in Flußfiſchen war ſehr 1* Die Preiſe waren ebenfalls erſchreckend hoch. Der Bedarf an Wild konnte bequem gedeckt werden. Ein Pfund Haſenragout wurde zu 180 Milliarden, ein Pfund Braten zu 200 Milliarden ausgewogen, Die Rehfleiſchpreiſe waren die gleichen. Ein hieſiger Großhändler hat anerkennenswerterweiſe durch Vermittlung des Preisprüfungs⸗ amts dem Mannheimer Hilfswerk einige Zentner Wirſing zur Verfügung geſtellt. Nachſtehend die amtlich ermittelten Preiſe in Milliarden und in Pfund: Kartoffeln—6,7(1,1—1,5), Weißkraut—7(—), Rotkraut 15—22(—12), Wirſing—10(—10), rote Rüben 15—20(12—1) gelbe Rüben 12, Karotten 10—15(—10), Blumenkohl 15—90 (—60), Spinat 10—15(—20), Zwiebeln 15—20(—10). Bohnen 10(25), Endivienſalat—15(—10), Kopfſalat 10—25(—), Feld⸗ ſalat 20—80(12—40), Rettiche das Stück—8(—), Kahlrabi das Stück—12(—10), Tomaten 15—40(-20) Salatgurken das Stück 15(—35), Eier 30—40(20—30), Süßrahm⸗ afelbutter 420—500(200—240), Landbutter 300(200—220), Aepfel 10—65 (-35), Birnen 20—70(12—35), Nüſſe 70(30), Kaſtanien 50—55 (25), Schellfiſche kleine und mittlere, 60(20—25), Stockfiſche 60, Kabeljau 90(25), Seezungen 60, Schollen 60, Aale 200(200), Hechte 160(160), Breſem 100—120, Backfiſche 60—80(60—80), altes lebendes Geflügel das Stück: Huhn—500(200), lebendes Jung⸗ geflügel das Stück: Hahn—400(180—300), Enten 500(300). Gänſe 900—1200(600), Hahn und Huhn geſchlachtet 250, Haſen und Reh 180—200(120—140). veranſtaltungen * Gedächtnisfeier. Wie alljährlich, ſo veranſtaltet auch in dieſem Jahre der Reichsbund der Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen am kommeyden Sonntag, nach⸗ mittags 3 Uhr, eine Gedächtnisfeier für die Opfer des Weltkriege⸗ auf dem hieſigen Ehrenfriedhof. Neben einer Gedächtnisrede und Kranzniederlegung wird ein Geſangs⸗ und Muſikchor der ſchlichten Feier eine weihevolle Stimmung geben. N 3 Willi Jacoby, der rheiniſche Vortragskünſtler, wird am Sonntag in der Harmonie einen heiteren Abend veranſtalten, unter dem Motto:„Hallo, wir leben noch! Laßt uns lachen!“ Rommunale Chronik Die Jinanznok der Gemeinden Der Landesausſchuß der Preußiſchen Handelskammer, der Reichs⸗ verband der Deutſchen Induſtrie, der Zentralverband des Deutſchen Großhandels, die Hauptgemeinſchaft des Deutſchen Einzelhandels, der des Deutſchen Bank⸗ und Bankiergewerbes. der veußiſche Handwerkskammertag, haben nach eingehender gemein⸗ ſamer Beratung über den dem ſtändigen Ausſchuß des Landtages vorliegenden Entwurf einer Verordnung über die Neuregelung der Gewerbeſteuer eine Entſchließung gefaßt, in der u. a. ausgeführt wird: Die Vertretungen von Induſtrie, Handel und Gewerbe Preußzens ſind ſeit langem ſich darüber einig, daß eine Neuregelung des Gewerbeſteuerweſens eine dringende Notwendiakeit iſt. Der in dem jetzt vorliegenden Entwurf vorgeſchlagene Wea. durch eine Verordnung die Neuregelung der Gewerbeſteuer herbeizuführen. erſcheint aber völlig ungeeignet. Es erſcheint ausgeſchloſſen, in einem Zeitpunkt, wo der Uebergang zur Goldbilanzierung nahe bevorſteht. die Auswirkungen dieſer Goldbilanzierung aber nicht im entfern⸗ teſten richtia abſchätzen laſſen und die Beratungen über die von der Reichsregierung angekündigate Reichsſteuerreform(Finanz⸗ ausgleich) bereits ſchweben, zu einer Regelung des Gewerbeſteuer⸗ rechts in Preußen zu gelangen. Es kommt hinzu, daß dieſe Rege⸗ lung ſich ab 1. April 1924 auswirken könnte. Bis zu die⸗ ſem Zeitpunkte ßte auf jeden Fall das Fortbeſtehen des jetzigen Zuſtandes in Kauf genommen werden. Die Verbände ſind ſich darüber einig, daß der ſetzige Zuſtand die größten Ungerechtigkeiten für die Gewerbetreibenden und aroße Unzuträglichkeiten für die Ge⸗ meinden mit ſich bringe. Die Verbände erklären ſich deshalb bereit, mit den Vertretern der Gemeinden in Beratungen darüber ein⸗ zutreten, wie man in der gemeinfamen Not beider(Gewerbeſteuer ⸗ gläubiger und Gewerbeſteuerſchuldner) einen Ausweg finden kann, 4 2 1 3 Vvitus Thavons Abenteuer 99 Roman von Ernſt Klein. 27(Nachdruck verboten) (Fortſetzung] „Alſo erſt Martius! Dann Irene! Allerdings— wenn es dann ſein mußte: Irene bis zum bitteren Ende. Vitus klingelte. Nach einiger Zeit erſchien der Kawaſſe und fragte in zweifel⸗ haftem Franzöſiſch, was dem Herrn zu Dienſten ſtände. Herr Kapitän Stratos möge ſo freundlich ſein und ſich zu ihm bemühen. Der Herr möge verzeihen, aber der Herr Kapitän ſchlafe noch. Vitus ſah auf die Uhr. Es war knapp nach zehn Uhr. „Na, ſchön! Wenn er aufwacht, ſagen Sie ihm, daß ich ihn erwarte.“ Der, Kawaß verſchwand und Vitus trat in den Garten. Die Schildwachen hatten inzwiſchen gewechſelt, die Kerle, die ſich jetzt da herumrekelten, zeigten ein gerade ſo wenig einnehmendes Aeußeres wie die vorhin. Sie grinſten Vitus mit unverhohlenem Hohn ins Geſicht. Der Garten war ein kleines Wyll. Nings umſchloſſen von einer hohen Mauer, an deren Rückwand der Pavillon lehnte, bot er nicht viel Fernſicht. Die kleine Gittertür gewährte nur einen Blick auf einen weit ausgebreiteten Obſtgarten. Man konnte nicht ertennen, ob das Haus inmitten der Stadt oder außerhalb lag. Von draußen drang kein Laut herein— kein Wagenrollen, dein Straßenlärm——— man war alſo doch wohl vor den Toren, an den Abhängen der Berge. Zypreſſen ſtanden hier und Drangenbäume und Palmen und Myrtenbüſche. Ein kleiner Springbrunnen plätſcherte und die Roſen dufteten.—— Wenn nicht die zwei ſchmierigen Komitadſchis geweſen wären——1 Vitus ſchlenderte durch die ſchmalen, peinlich ſauber gehaltenen Kieswege. Steuerte auf das Gartenhäuschen zu——— „Bin neugierig, ob ſie mich aufhalten werden——“ Langſam ſtieg er die paar Stufen hinauf. Die beiden Kerle rührten ſich nicht. Er legte die Hand auf die Klinke der Tür ſie ar verſchloſſen. Deshalb blieben die Wächter ſtill. Gut zu wiſſe Er ging zurück und muſterte das Haus ſelbſt. Sämtliche Ja⸗ louſſen waren herabgelaſſen. Nur ſein Zimmer war offen, ebenſo unter ihm der Souterrainraum, in dem er Martius vermutete. Wie ſo von ungefähr trat er näher. Die Schildwachen würdigten ihn keines Blickes. Er konnte in aller Bequemlichkeit hineinſehen— das Zimmer war leer. Auch gut. Er trat ins Haus. Nach einer Stunde erſchien Stratos und war ſofort bereit, Vitus mit Profeſſor Martius zuſammenzubringen. Er rief den Wachen einen Befehl zu. Dieſe verſchwanden und ſchoben nach wenigen Minuten den Gefangenen ins Zimmer. Wo ſie ihn her⸗ geholt hatten, konnte Vitus nicht herausbekommen. Die Leuchte der archäologiſchen Wiſſenſchaften war eine ver⸗ gnügte alte Seele. So recht das, was man ein fideles altes Haus nennt. Für ihn war die ganze Sache ein ungeheurer Spaß, eine angenehme Abwechſtung in ſeinem ſtreng wiſſenſchaftlichen Daſein. „Hat man Sie auch hopp genommen?“ begrüßte er Vitus. „Nicht ganz. Ich bin hierhergekommen, um Sie zu befreien. Wenn's geht. Zunächſt aber erzählen Sie einmal alles, was Ihnen paſſiert iſt.“ Martius legte los. Vitus half durch geſchickt geſtellte Fragen nach und bekam einen Bericht, bei deſſen Lektüre ſich auch dem ab⸗ gehärtetſten Leſer die Haare ſträuben mußten. Eine ganz große Sache— ſo wie der Chef es angekündigt hatte. Vitus konſtatierte, daß er wieder einen bedeutenden Schritt zur Unſterblichkeſt getan hatte. 05 Der Profeſſor richtete auch noch auf ſeinen Rat einen Brief an die Univerſttüt, der in dem Blatte veröffentlicht werden ſollte. Dann ſetzte Vitus die Bedingungen auf, wie Stratos ſie formuliert hatte, und fügte ſie dem Interview bei. Alles ging durch die Redak⸗ tion der„Welt“. Schlager auf Schlager! Glück muß der Menſch haben. Beſonders, wenn er Journaliſt iſt! Stratos, der ſehr gut Deutſch konnte, hatte haarſcharf aufge⸗ paßt, daß der ſchlaue Journaliſt dem fidelen Profeſſor nicht Dinge entlockte, die geeignet waren, mehr Licht in die Sache zu bringen, als ihm lieb ſein durfte. Mehr als einmal war er bei aller Liebens⸗ würdigkeit in die Unterhaltung gefahren und hatte die Antwort abgeſchnitten, ehe Martius ſie loslaſſen konnte. Als die Senſation fix und fertig gedreht war, las er den Be⸗ richt noch einmal ſorgfältig vom erſten bis zum letzten Worte durch und wollte ihn in ein großes Kuvert ſchlleen. „Zeichnen Sie das Interview!“ lachte er.„Denken Sie ſich die Wirkung, wenn man lieſt: Geſehen! Stratos, Räuberhauptmann. Alle Backfiſche der Welt werden von Ihnen träumen.“ Stratos ſchüttelte den Kopf. „Ganz ſo romantiſch und ſo luſtig ſind die Dinge nicht, Herr Thavon, wie Sie ſehen,“ ſagte er.„Es uviel ü dabei, Herr Journaliſt!“ 1 5 N Er tat die Papiere in das Kuvert und klebte es zu. „Ich ſelbſt werde das beſorgen,“ ſetzte er hinzu.„Jetzt aber muß ich die Herren bitten, ſich zu verabſchieden. Wenn Sie wün⸗ ſchen, daß Ihre Poſt ſo ſchnell wie möglich abgeht, muß ich mich gleich auf den Weg machen.“ „Wie ſchicken Sie denn Ihre Poſtſachen?“ „Oh— Herr Thavon, wer wird denn ſo neugierig ſein! Wir haben ſchon unſere Beförderungsmittel. Dieſe Sendung werde ich übrigens, wie geſagt, ſelbſt beſorgen. Morgen abend iſt ſie in Saloniki im Zuge.“ Dann verſchwand er mit ſeinem Gefangenen. Vitus, zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Angelegenheit, warf ſich auf die Ottomane—— Plötzlich jedoch fuhr er in die Höhe. Jäher Schreck ihn aus ſeiner ſelbſtzufriedenen Behaglichkeit 85 5 Was hatte Stratos geſagt?„Wir haben ſchon unſere Beför⸗ derungsmittel.“ Der Gang— der Gang! Der geheime Gang, der von dem Gartenhäuschen hier nach dem Herde in der Kuͤche des Stephanide⸗ führte! Dieſer geheime Gang, durch den Hamid kommen ſollte! Durch dieſen Gang 1 m Stratos den Brief befördern— 0 Eine Ueberraſchung. Irgend etwas mußte geſchehen. Vitus Thavon war nicht der Mann, der ſich von Situationen überwältigen ließ. Er zündete ſich eine der köſtlichen Zigaretten an, die ihm Stratos hingeſtellt hatte, und überdachte die Lage⸗ Stratos mußte unbedingt daran verhindert werden, den ge⸗ heimen Gang zu betreten. Wenn alles gut ging, kennte Hamid vor Anbruch der Dunkelheit da ſein. Er kannte die Oertlichkeit und wußte, daß am hellichten Tage eine Ueberrumpelug unmöglich war. Wie aber Stratos ſo lange zurückhalten? zu ſich. 5 255.ortſetzung folgt) Er läutete. Der Kawaß kam und er bat den Herrn Koapitän 2 Donnerstag, den 8. November 1923 —— Mannheimer General-Mnzeiger(Abend-Ausgabe) 3. Seite. Nr. 515 der beide ũber die näüchſten Monate hinweghilft. Die Zwiſchenzein wird geſchützt werden können. um im Zuſammenhang mit der non der Reichsregierung angekündigten Reform des Reichsſteuerſyſtems (Finanzausaleich) auch das Finanzweſen der Gemeinde auf eine ge⸗ ſunde Grundlage zu ſtellen und eine wirklich ſachgemäße Reform der Gewerbeſteuer anzubahnen. Gerichtszeitung Die Arbeiterzeitung auf der Auklagebank Der Verlag des Blattes zu Gefäuguis verurteilt Vor dem Strafrichter der Strafkammer I hatte ſich heute die hieſige„Arbeiter⸗Zeitung“ Vergehens gegen das Geſetz zum Schutze der Republtik zu verantworten. Ange⸗ klagt iſt der am 14. April 1885 zu Appenweier geborene Schrift⸗ leiter Georg Lechleiter, der Metallarbeiter Ernſt Ehrle, der Geſchäftsführer Hermann Brand und der Betriebsleiter Auguſt Kühnlein. Als die„Arbeiter⸗Zeitung“ vom 10.—23. Oktober vom Wehrkreiskommandeur verboten wurde, erſchien im Verlag der Druckerei die„Betriebsräte⸗Zeitung“, die am 22. Okt. auf unbefriſtete Zeit verboten wurde. Die Staatsanwaltſchaft er⸗ blickte in dem Erſcheinen der„Betriebsrüte⸗Zeitung“ eine Um⸗ gehung des Verbots der„Arbeiter⸗Zeitung“, worauf gegen Lechleiter und den Verlag der Druckerei Klage erhoben wurde. Auf Be ibt Lechleiter zu, das Verbot der„Arbeiter⸗ ——— geleſen zu haben. Er will die Mitteilung ſodann der Geſchäfts g übergeben haben. Mit der Herſtellung und dem Druck der„Betriebsräte⸗Zeitung“ habe er nichts zu tun. Er beſtreitet deshalb von vo n, daß er ſich einer ſtrafbaren Handlung ſchuldig gemacht hat, er für das neue Blatt auch nicht verantwortlich zeichne. Auf weiteres Befragen des Vorſitzenden des Gerichts, Landgerichtsdirektor Dr. Benckiſer, führt der Ange⸗ klagte aus, daß die„Betriebsräte⸗Zeitung“ im Auftrag des Reichs⸗ ausſchuſſes der Betriebsräte, der in Jena ſeinen Hauptſitz und hier eine Zweigſtelle habe, gedruckt wurde. Er habe ſich um dieſe Zei⸗ tung nicht kümmern können, da er tagtäglich 10—15 Sitzungen habe. Der Redakteur der„Betriebsräte⸗Zeitung“, Metallarbeiter Ehrle, beſtätigt im weſentlichen die Ausſagen des Vorredners. Geſchäftsführer Brand bemerkt auf Bef daß er lediglich die Geſchäfte führe, mit der Rebaktion aber abſolut Er wäre ein ſchlechter Geſchäftsführer, wenn neuen hätte. Den Druckauf⸗ trag habe er von e Ob alter Satz von der„Arbeiter. Jeauds, im die„Betriehsrüte· Zeitung übernommen wurde, iſt rand unbekannt, da üder den Inhalt der Zeitung lediglich die Redaktion maßgebend iſt. Betriebsleiter Kühnlein kam morgens 6 Uhr ins Geſchäft und fand auf ſeinem Platz das Manufkript der neuen mit dem Bemerken, daß dieſe ſofort herzuſtellen ſei. Alber ſei ſeines Wiſſens für das neue Blatt nicht ver⸗ wendet worden. Die der„Betriebsräte⸗Zeitung“ ſei klein und belaufe ſich auf 4000. Aus der weiteren Vernehmung der An⸗ geklagten ging hervor, daß die Ausgabe des neuen Blattes ſchon lange geplant war. Oberſtaatsanwalt Mickel verwies im Laufe der Vernehmung wiederholt auf die Aufmachung des neuen Blattes, das mit der verbotenen„Arbeiter⸗Zeitung“ große Aehnlichkeit hatte. Gewiſſe Rubriken ſeien von dem verbotenen in das neue übernommen worden, ſo daß man einen Unterſchied überhaupt bald nicht mehr finde. Der Vertreter der Anklage verwies insbeſondere auf die Ten⸗ denz des neuen Blattes. Das neue Blatt enthielt auch die Verſamm⸗ lungsbalender, Marktberichte uſw. Die Angeklagten verſuchten, dieſe Argumente zu entkrüften. Sie verwieſen u. a. darauf, daß die Ten⸗ denz des Reichsbundes der deulſchen Betriebsrüte kommuniſtiſch ſei. Das neue Blatt hatte daher einen Teil der Mitteilungen der kom⸗ Betriebszellen von der„Arbeiter⸗Zeitung“ übernom⸗ men. Das hieſige„Tageblatt“, das neutral ſein wolle, trage eben⸗ falls eine gewiſſe Note als Stinnesblatt. Nach Vernehmung zweier Zeugen, worunter eine Zeitungs⸗ trägerin, verbreitet ſich Oberſtaatsanwalt Mickel über die An⸗ der depublit chergedelde 155 a lik w mmungen geſetzes aufgenommen wurden. Dieſe Beſtimmungen beziehen ſich nicht allein gegen die Weiterverbreitung der verbotenen Druckſchrif⸗ 07 i. dke dachnch die ault derſlalk. ge ener Drücicrt wer rift, die die 5 er war enau ſo, wie bei einem Verein. Wurde ein Verein auf⸗ Shoben, ſo gründete man einen neuen umter einer andern Flagge. So war es mit den Zeitungen: Man ſchob eine neue vor. Die „Betriebsräte⸗Zeitung“ gleicht in der Nalee Aufmachung der„Ar⸗ beiter⸗Zeitung!. Sie enthielt die ichen kleinen Nachrichten, Theater⸗ und Kinoberichte, Verſammlungskalender, Briefkaſten u. a. m. Dies alles beweiſt, daß es ſich um die eines Blattes handelt, das der verbotenen„Arbeiter⸗Zeitung“ gleicht. Die Auflage ſei deshalb klein, weil zuerſt der Verſuch gemacht wurde, das neue Blatt in Mannheim und Umgebung einzuführen, und zwar nicht allein in den Betrieben. Es iſt nachgewieſen, daß die Zeitung auch ſonſt verbreitet wurde. Des iſt die Herausgabe des neuen Blattes ſtrafbar. Es kann kein Zweifel darüber beſtehen, daß der— Geſchäftsführer Brand haftbar iſt, ebenſo Ehrle und K n. Bei Lechleiter nahm die Anklage an, daß er an der Herausgabe des neuen Blattes beteiligt war. Die Angeklagten haben ſich Hand⸗ lungen zuſ kommen laſſen, die doppelt ſtrafbar ſind. Er erſucht um ſſung der Strafe nach den Beſtimmungen des Ge⸗ ſetzes zum Schutze der Republik nach dem niederſten aee agten, Rechtsanwalt Dr. Seckel⸗ Frankfurt, um Fre ung ſeiner Klienten, da das Ver⸗ zu Recht erfoigt ſei. Auch hätten die An⸗ guten Glauben gehandelt, daß es ſich um einen Druckauftrag handele. gen drei 3 Kühnlein zu je htshof war gleichfalls nſicht, daß das neue Blatt eine Fortſetzung des alten Ch. * Sachbeſ machte ſich der Metzgermeiſter 1 NL Feeibriden der dem Schöffen⸗ 92 Wabeheen Erſcheinen hatte. ſeinem Metzgerladen bezw. in der fanden ſich, angezogen von dort herr⸗ ſchenden öfters Hunde ein, von denen manch einer mit Beute wieder Eines Tages erwiſchte der Angeklagte einen ſolchen vler⸗ beinigen Räuber. Er bieb mit einer hölzernen Räucherſtange dem Tier a zufammenſtürzte. Das Schöffengericht ahndete Seidtrcfe in Höbe von 50 0 MITa rden 4. Wetternachrichten der Rarlsruher Laudeswetterwarte Beobachtungen badiſcher Wetterſtellen(T* morgens) böde „Jq67%F N5 leicht benk! 2 e, eee Saben⸗Sae 218 7595 5 9[ 5Jsw(eicht um 4 Billingen 780 760.1—0 5—0] N(eicht Lau 9 Tendders. Hef 1281 6———& ſiach—4 St Baen—— TI 7ma Im Bereich des oſtwärts abziebenden Tiefdruckausläufers ſind in Baden rn noch vereinzelt Niederſchläge gefallen, die im Hoch⸗ ſchwarzwald. wo leichter Fraſt derrſcht. ais Schnee fielen. Heute kaden unter dem Einfluß eines über Mitteleuropa ſich ausbreitenden Kochdruckrücens die Niederſchläge nachgelaſſen. doch bleibt der Him⸗ mrel, bewölkt. Von der Biskalaſee dringt eine neue, aber wenig kräf⸗ liae Druckſtörung vor, ſodaß morgen wieder mäßiae ſchläge zu ſind. er warten Vorausſichlliche Witlerung für Freitan bis 12 Uhr nachts: Meiſt rün. mäßige Niederſchläge(Hochſchwarzwald Schnee und leichter Frosth, fpöter etwas milde. der Erkenntnis aus, Staatsbankrott und Währungsreform Wir leben im Zeichen des Staatsbankrotts und der Währungsreform. Es wäre Selbsttäuschung, woll- ten wir, was bei uns vorgeht, nicht als das bezeichnen, was es wWirklich ist: als Staatsbankrott, denn das ist die Ver- letzung der Staatsgläubigerrechte, die im Gange isk, wenn es sich auch nicht um eine jener Unterarten des Bankrotts handelt, wie sie im allgemeinen Sprach- gebrauch mit dieser Bezeichming belegt werden. Unter Staatsbankrott ist das Vorliegen einer wirklichen Zahlungs- unfähigkeit, eines Nichtzahlenkönnens und nicht eines Nicht- leistenwollens zu verstehen. Wenn Deutschland von ien ZzWei Arten des Staatsbankrotts, Devalvation oder eeeee das kleinere Uebel wählt, so ist das immer noch der Beweis einer gewissen Stärke des Staates. Kann doch der Kredit eines Staates, wie uns die Wirtschaf'sgeschichte beweist, durch eine Devalvation nicht dauernd geschädigt werden. Im Gegenteil, es wird durch sie häufig der Weg für neuen Kredit freigemacht. Welche besondere Spielart der Ursachen uns zum Bankrott geführt hat, Münzverschlechterung oder Papiergel d- Wirtschaft brauchen wir nicht mehr definieren. Ist doch die Zeit der französischen Assignaten mit ihrer Ausgabe von zuerst 4 Millionen Livres, deren spaterer Er- höhung auf das Dreifache und der nachfolgenden Aufhebung einer Maximalausgabengrenze dieser Papierscheine, die daraufhin bis 45 Milliarden anwuchsen(angelehnt an die John Lawsche Theorie von der Deckung des Papiergeldes durch Grund und Boden— in diesem Falle durch die zu Staatsgütern erklärten Kirchengüter), oder der Terri- torial-Mandate, in welchen die Assignaten im Ver- hältnis von 30: 1 eingelöst werden sollten, das reine Kinder- spiel Resen die bei uns täglich von der Notenpresse her- gestellten Trillionen. In Oesterreich hat man zur Zeit des Kronensturzes dem Goldproblem gegenüber den allgemeinen Wirtschafts- kragen nur eine sekundäàre Bedeutung beigemessen und bei der Beurteilung der Lebensfähigkeit des Staates den wirt⸗ schaftlichen Folgeerscheinungen des Währungsverfalls ver- hältnismäblig geringe Beachtung geschenkt. Dagegen hat in Deutschland der furchtbare Sturz der Mark mit seinen ver- hängnisvollen Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben die Aufmerksamkeit frühzeitig besonders auf das Währungs- problem gelenkt, dem man im Komplex der Wirtschaftlichen Fragen volle Selbständigkeit zuerkennen mußte. Hat die Bevölkertng bei uns jetzt doch schon jahrelang infolge der kortdauernden starken Geldentwertung eine ungerechte und ungleichmäßige Besteuerung im Ein- kommen und Vermögen erlitten, denn die Inflation ist als nichts anderes anzusehen. Nachdem man durch ewige Erklarungen und Vorbereitungen und theoretische Abhand- lungen und Umstellungen der deutschen Währung und der deutschen Wirtschaft das Grab geschaufelt hat, ist man end- lich auch zu einem Entschluß gekommen. Wir haben jetzt die Dollarschatzanweisungen, die Goldmarkanlefhe, Wir bekommen neue Golds chatzscheine zur Deckung der von der Reichsbahn auszugebenden wertbeständi- gen Zahlungsmittel und wir sollen in den nächsten acht Tagen die Ausgabe der auf die Rentenbriefe ge- stützten Rentenmark erleben und wir führen oder doch demnächst die Devalvation durch, indem wir die um- laufenden Papierfluten in ein festes Verhältnis zur Goldmark bringen. Ob wir, wie die Franzosen 1796, auch noch zu einer öffentlichen feierlichen Vernichtung der Notenpresse schreiten werden, steht noch nicht fest! Jeden- falls soll ihr Betrieb nach Fertigstellung der Rentenmark stillstehen. Gemeinsam jst allen bisher angenommenen Proſekten, die uns aus dem Währungselend herausführen sollen, das gleiche Ziel, Herstelflung des Vertrauens in die neuzuschaffende Währung düreh Bereitstellung ausgedehnter Bürg- schaften und Sicherheiten. Per Kerngedanke ist durchweg die᷑ Deckung“ Dem Inhaber jeder Note soll möglichste Sicherheit gegeben Werden, er soll wissen, daß hinter jeder Note gewissermaßen ein realer Wert steht“ Die Auffassungen über diesen realen Wert sind dagegen ver- schiedenartig. Mit besonderer Kühnheit hat den Deckungs- gedanken in seinem an sich verblüffend einfachen, von uns schon einmal kurz gestreiften Vorschlag einer nationalen Wührung in Festgoldmark der Heidelberger Dipl.-Ing. und Mathematiker Dr. phil et rer. pol. E. Mayr, Professor an der Handelshochschule Mannhefm behandelt. Prof. Mayr, der für seinen Vorschlag seit Monaten in Wort und Schrift wirkt, hat seine Gedanken in zwel großen öffent⸗ lichen Vorträgen in der Stadthalle in Heidelberg, dann in einer vom Schutzbund der Unternehmer, dem Unterbadischen Verband des Einzelhandels, dem Gewerbe- und Handwerker- verein Heidelberg und dem Reichsbund Deutscher Technik einberufenen zweiten Versammlung in der Harmonie Car- gelegt. Sein Vorschlag liegt uns nunmehr in Form einer kleinen Broschũre vor und Wir wollen ihn etwas eingehender skizzieren. * Prof. Mayr geht aufgrund eingehender Studien von der 100 Millionen Goldmark eine viel zu geringe Bewertung unseres Papiergeldes darstelle und er hat demzufolge eine Theorie der Substanzbestäfndigkeit des Um- laufsgeldes aufgestellt, nach der den Wert des, nur für den Inlandverkehr bestimmten Geldes die wirt- schaftlichen Verkehrsleistungen bestimmen. Jeder Staat sei berechtigt, seinem Gelde aufgrund dieser Verkehrsleistungen einen diesen Leistungen angemessenen Wert zuzuschreiben, der nicht von dem internationalen Vverkehr des Staates, sondern von seiner inneren nationalen Wirt- schaft abhängig ist. Wenn ein Staat von 45 Millionen Ein- wohnern den inneren Wirtschaftsverkehr in Goldmark aus- Konzernbildung im süddeutschen Braugewerbe Die heute in Mannheim abgehaltene.0..-V. der Wer Brauerei.-., Worms, brachte die für die Oeffentlichkeit interessante Tatsache, daß damit der Schleier von Verhand- lun ezogen wurde, die schon seit Jahr und Tag im süd- deu Braugewerbe vor sich gehen mit dem Ziel, durch Zusammenschluß die Wirtschaftlichkeit zu stützen. Es ergab sich in deutlichen Umrissen das Bild eines werdenden sũd- deutschen Brauerei-Groß-Konzerns, der sich nach den heutigen Beschlüssen aus folgenden Brauereien zusam- mensetzt: Werger-Brauerei und den von dieser er- Worbenen Braurfechten, wie Elefantenbräu, beide Worms; Brauerei Fay, G. m. b. H. in Darmstadtz; Aktienbrauerei Saarlouis; Bierbrauerei schwetzingen, Wozu heute durch Generalversammlungs- beschlul hinzukommen die Mannheimer Aktien-. brauerei Löwenkeller und die Brauereigesel!. schaft Eichbaum vorm. Hofmann in Mannheim sowie ide Frankenthaler Brauhaus.G. in Fran- kenthal. In der bei der Süddeutschen Discontogesellschaft a haltenen, von Geheimrat Stephan- Worms geleiteten.-V. aß unser heutiger Geldumlauf von etwa! gedrückt mit angenommen 3,6 Milliarden Goldmark bewälti. gen kann, so werde man berechligt sein, die Umlaufsmittel eines Staates von 60 Millionen Einwohnern, welche iür den inneren Wirtschaftsverkehr dienen und ihn bewältigen, mit 4,8 Milliarden Goldmark zu bewerten. Das Deutsche Reich hatte vor dem Kriege einen ständigen inneren Geldumlauf von 5 bis 6 Milliarden Goldmark, hat also nach Mayr's Theorie von der Substanzbeständig,eit des Umlaufgel die sich auf die tatsächlichen Verkehrsleistungen und Dienste stützt, welche das Verkehrsgeld dem Volke verrichtet, auch heute noch das Recht, seinen verwässerten Umlaufsmitteln einen Wert von 5 bis 6 Milliarden Goldmark zuzuschreiben wie vor dem Kriege. Prof. Mayr meint deshalb, wenn das deutsche Volk seine Geldumlaufsmittel von heute auf Jiesen Betrag auf werte und sie gleichzeitig dem Ver⸗ kehr mit dem Auslande entziehe, ſue es diesem nicht weh und gebe dem inneren Verkehr der Wirtschaft die Substanz zurück, welche durch eine falsche Bewertung an den internationalen und nationalen Börsen im Verlaufe der Inflation zu Unrecht bis auf den heutigen Kurswert herab. gedrückt worden sei. Der Mayr'sche Vorschlag besteht demnach darin, 5 bis 6 Milliarden Goldfestmark in Reichsbanknoten und genau in Anlehnung an die Aus- münzungsverhältnisse unserer Vorkriegswührung zu drucken und mit Goldzwangskurs im Inlande zu verschen. Ifit dem internationalen Geldmarkte brauche man dieses „Reichsfestgeld“ nur einmal in Berührung zu bringen, indem man erkläre, diese deutsche Goldmark solle ein für allemal in einem solchen Verhältnis zum Dollar der Vereinigten Staaten von Amerika stehen, daßl dieser 4 20 Goldmark gleich ist. Die neue Goldmark würde demnach dem internationalen Verkehr bewußt und dauernd entzogen. Alle Banknoten hätten den Aufdruck zu erhalten„Dieses deutsche Reichs- festgoldgeld hat im Auslande keinen Kurs, seine Ausfuhr 18t unter Strafe verboten“. Von dem so geschaffenen„Festgeld“ WIII Mayr einen Teilbetrag von 3 bis 4 Milliarden dazu be. nützen, das heute umlaufende Inflationsgeld vollständig zur Einziehung zu bringen. Auf diese Weise bestimme 8i der Divisor, mit welchem das heutige Umlaufsgeld zu teilen sei, um auf seinen tats Achlichen, in selnen Verkehrsfunktionen Iiegenden, Wert zu kommen. SGleich. zeitig sei damit der Weg ezeigt, wie das neue Geld anstelle des heutigen Inſlationsgeldes In den Verkehr komme. Der Autor des Vorschlages ist überzeugt, dad von dem Tage an, an dem das Inflationsgeld in dem neuen Festgold- 25 seines Währungsvorschlages bewertet werde, es keIne Wertveränderüng mehr erleiden könne. Vorüber- gehend könne es sogar selbst als neues Festgoldgeld funktio- nieren, bis die neuen Banknoten da sind. An die Stelle der wohl nicht so schnell zu schaffenden Scheidemũnzen, die man allerdings auch in Form von Papiergeld ausgeben und 80 rascher herstellen könnte, könnte man die in Goldpf der neuen Festwährung umgewerteten kleineren 4 schnitte des heutigen Inſlations-Papiergeldes bendtzen. Was von den neu gedruckten Festgoldmaris Banknoten nicht xur Einlösung des Inflationsgeldes verwendet Wird, das könne vom Reich, jedoch nur mit der allergröſten Sparsamkeit und Vorsicht, dazu verwendet werden, dle Ueberführun der bis- herigen Steueru in die Goldsteuern zu erleichtern, die Sehul- den des Reichs an die Reichsbank zu bezahlen und vor allen Dingen dazu, die inländische landwirtschaftliche Produktion durch einen Düngemittelkredit an die mittleren und kleinen Landwirte zu steigern, Arbeitslose bei Staatsarbeiten usw. zu beschäftigen, Devisen zur Bezahlung von Reparationen und zum Einkauf von Lebensmittein im Auslande crei- zumachen, Oedland zu kultivieren usw. Die Deckung der Festwährung seines Vor⸗ schlages, nach der man vor allem fragen Wird, ruht nach Prof. Dr. Mayr„im ganzen deutschen Volke, d. h. in seiner ganzen Arbeits- und Steuerkraft und in dem Extrag seiner Sämtlichen Wirtschaftskapitalien“. Es habe kenn del dem tatsächlichen Vorhandensein„einer 80 zuverlässigen und umfangreichen Deckung“ noch eine ausdrückliche Sonderdeckung zu schaffen, deren Inanspruchnahme auch rein praktisch viel größere Schwierigkeiten machen Würde als die Heranziehung des Ertrages der gesamten wirt⸗ schaftlichen Arbeit des ganzen Volkes, der den Zwecken des inneren Wirtschaftsverkehrs immer in dem Umfange bleiben mufs, als die Belebung und Erhaltung des vorhandenen Wirt⸗ schaftskapitals es erforderlich machf. Durch die Liquidation von Hypotheken und Pfandbriefen erhalte man in einem Lande ohne Gold noch keine Goldleistungen und es sel nicht kühner, der Deckung zu trauen, welche die Arbeitskraft eines Volkes darstelit, als der, weiche in den Kapitalwerten des Landes liegen könnte, die dieses volk bewirtschaftet und die ohne die Arbeit We6 Volkes tote, sinnlose Materie sind. Wer die Substanztheorie des Geldes richtig Jerstehe, deren Berechtigung sich durch einen ein- kachen Vergleich mit den doch auch nur von Menschen be⸗ Wohnten und bewirtschafteten ausländischen Staaten er der müsse sehen, daß dieser Substanzwert aus der Kraft der ebenden zusammen arbeitenden Menschen unmittelbar sich ergebe, aus den Wirtschaftsverbundenheiten und natürlichen und kulturellen Hilfsquellen, die mit einem arbeitenden Volke unlösbar zusammenhängen und seiner Arbeit in vielen Dingen die Gewißheit des Erfolges unabhängig vom Aus⸗ lande verbürgen. Die heutige Inflationswährung hatte nach Verbrauch des Goldbestandes an keinem Tage ſhres gleiten- den Wertes eine andere Deckung als die, welche er für die neue Festwährung vorschlage, also sei uns diese schon durch Gewohnheit geläufig. Das sind die Grundzüge des Vorschlages, mit denen Prof. Dr. Mayr dem Währungselende ein Zief setzen möchte. (Schluß folgt) der Werger-Brauerei wWaren 20 Aktionäre mit 6838 Stimmen vertreten. Die beantragte Kapitalser höhun um 21,5 Mill.& auf 31 500 000 durch Ausgabe von Millionen Stammaktien und 1 500 000 Vorzugsaktien mit 11 Diridendenanspruch in Höhe des Reichsbankdiskonts, beide mit Gewinnanspruch ab 1. kolgt begründet: Es sei bekannt, daß die heutigen Verhältnisse immer mehr dazu führen, sich zusammenzuschließen. Es sei kür die Industrie, insbesondere für die im besetzten Gebiet liegende Brauindustrie, ungeheuer wichtig, ihr Absatzgebiet im unbesetzten Deutschland sich zu erhalfen. Sie müsse also Mittel und W kinden, ihre Kundschaft zu bedienen. E8e sei schon seit langem das Bestreben der Verwaltung der Werger-Brauerei, sich andere Brauereien anzugliedern und so sei es gelungen, jetzt den maßgebenden Einfluß bei drei Aktienbrauereien zu erwerben. Es handle sich in erster Linie um die Brauerei zum Eichbaum vorm. Hofmann in Mannheim, die Mannheimer Aktienbrauerei Löwenkeller in Mannheim und das Frankenthaler Brauhaus.-G. in Fran- kenthal(Pfalzz. Bei den Mannheimer Unternehm- ungen sel es für Werger sehr wichtig, die Produktion zu erwerben, um die diesseitige Kundschaft zu beliefern und sich so das rechtsrheinische auch unter den bestehen- Oktober 1928, wurde etwa Wie 4. Seite. Nr. 515 Maunteimer Goneral- Anzeiger.(Abend· Ausgcbe.) Donnerslag, den 8. Nonember 1523 den Absatzschwierigkeiten zu erhalten. Man wolle deshalb Gesellschaften an den eigenen Betrieb Angliedern. Die Gesellschaften bleiben als selbslän- dge Gesellschaften erhalten. Bisher sei die Bedie- nung der in Frage kommenden Kundschaft der Werger⸗ Brauerei nur dadurch möglich gewesen, daß sie in einem Vertragsverhältnis zu einer Karlsruher Brauerei stand, die den Vertrieb wohl für Wormser Rechnung durchführte, Wobei der Vorteil aber mehr auf jener als auf Wormser Seite gelegen habe. Beim Frankenthaler Brauhaus kommt noch als wertvoll hinzu, daß diese Gesellschaft als rhein- hayerisches Unternehmen das Recht hat, ihr Bier als baye- ris ches Bier zu bezeichnen, während Brauereien außer- 8 Bayerns höchstens sagen dürfen„Bier auf bayerische Der Erwerb der Aktien der Gesellschaften geht derartig vor sich, daß Aktien der Wergerbrauerei dagegen hingegeben Werden. Das sei der Grund, warum das Aktienkapital erhöht Werden solle. Man schlage dabei vor, bei dieser Gelegenheit die Summe hinauszugehen, die für die Erwerbung ler Aktien jetzt nötig ist aus dem Grunde, weil weitere Verhandlungen bestehen und die Gesellschaft den Wunsch und die Absicht habe, noch weitere Anglie- derungen vornehmen zu können. Soweit die Aktien aueh für die weiteren Angliederungen nicht benötigt werden, sollen sie, ohne daß den Aktionàren ein Bezugsrecht ein- eräàumt wird, wie auf Anfrage mitgeteilt wurde, freihändig im Interesse der Gesellschaft verwertet werden. Die Kapital- erhöhung wurde hierauf einstimmig genehmigt. Die Einführung der schon vor zwei Jahren ge- schaffenen jungen Aktien an der Frankfurter Börse, die sich Wegen der jetzt abgeschlossenen Verhandlungen verzögert hatte, soll gleichzeitig mit den jetzt zur Ausgabe gelangenden Aktien erfolgen. In den Kufsichtsrat wurde anstelle eines durch Tod ausgeschiedenen Mitgliedes Bankdirektor Hermann Ott von der Rheinischen Creditbank, Filiale Worms, ge- Wählt. Das bisherige Aufsichtsratsmitglied Direktor RühlI- Worms, hat sein Amt niedergelegt, um in den Vorstand der Gesellschaft einzutreten. Neu in den Aufsichtsrat gewählt Wurden Direktor Edmund Hofmann, Hofgutsbesitzer auf Hofgut Ellwangen a. Bodensee(Eichbaumbrauerei); Dr. Rich. Kahn-Mannheim(Aktienbrauerei Löwenkeller) und Bank- direktor Friedrich Kroner-Frankenthal(Frankenthaler Brauhaus.-.). Dr. Kahn gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß, wenn er den heutigen einstimmigen Beschluß den Aktio- naären der Aktienbrauérei in der demnächst stattfindenden G. V. vorlegen werde, er dies tun könne mit der Aussicht darauf(die sich auf lange und eingebende Prüfungen und Besprechungen gründe), daß der Zusammenschluß ebenso im Interesse der Mannheimer Interessenten gelegen sei. Statt einer Zersplitterung bedürfe es heute der Zusammen- kassung aller Krafte, um ein Werk zu fördern und um es über die Stürme der Gegenwart und vielleicht auch der Zu- kunft hinwegrubringen. Damit war die Tagesordnung er- schöpft. Deulsenmarkt ZBerliner Devisen ia Mlllionen 5 Antnen.7. 7. fl. B..b. Mellas g 247,710 109435 241,13 213.380 Buen.-Alres 187.405 199,95 197.305 195,495 30.923 8,077 30.923 31.077 Serletinania 93.765 94.235 93,755 94.233 Topenhagens 107, 720 105,270 107,730 108,270 Sicokhbefſn 186,585 188,715 165,585 186,45 Relsingfers 16.957 17.013 18.857 17.013 Iallen 27.580 28.070 29.880 20,070 Lenden 2 235900 2280 J090.A1009.51000 Lew-Verk 4²⁰⁵ 681,577 25,45 631.71 Parls 35,915 35.915 38,085 111,720 117.250 111720 112.207 Spanlan 83.750 94.210 83.799 81,210 Iagen 2 305,285 206.745 205,235 305,765 Rie de anslro 53.850 56.140 35,880 86.110 u, ab....577.028.87.023 N 18,364.48 18,354 18,143 Fela. 4 5..815 8,785.815 5 oftizielle Preise der Mannheimer Produktenbörse Die Kürse verstehen sch per 100 Kilo netto waggonfrei Mannheim ohne Sack in 74 Goldmark. 1 Dollar= ,20 Goldmark zahlbar in Goldanleihe. krelsnot er ungen vom B. Movember 1923 28—25,25 Roggenmeh! Welren, lnländlseber 6 Weſzenklele mit Sack „ aunländlscher negten(alter) 23.23,25 Siertreber „(usuer,—— 2 Rohm elasse Arau-Gerste(alte) 22—22.50] Wiesenheu, lose— W„(neue)——— Rotkleeheu—— haler Cneuer) 19,30—20 Lurerne-Kleeheu—— ————— Press-Strok nadla, geldes mit Saok!))——— debundenes Strob— Weirenmehl detls Jez. 0(FichtprEs— Raps Gutscheine bel Badischen Anilin-& Soca- Fabrik Ludwigshafen a. Hh. Wir rufen hiermit unsere sämtlichen auf Papiermark lautenden Gutscheine(Notgeld) zum I1 Dezem- ber 1923 zur Einlösung auf. Niach diesem Tage verlieren sämtliche Papiermarkgutscheine ihre Gultigkeit. Die Einlösung erfolgt bei den bekannten Einlösungsstellen gegen Papiermark oder ge- mäss unserer Bekanntmachung vom 5. Okto- ber ds. Js. in unserem Buro Mannheim, Fried- kichsplatz 19, gegen Goldanleige. 704 »udwigshafen a. fch., den 31. Oktober 1923 gagtisobe Aniin-& S0da· Fabril. In Befauntmachung. Bekanntmachung. 5 Von der Firma E. Laden ⸗ An Noigeld der Deutſchen Reichsbahn gelangen nunmmehr auch Scheine zu 1 Milltarde und 50 Mil⸗ tiarden in den Verkehr. Die 1 Milliardenſcheine ſind gedruckt auf 50 Papier mit verſchränk⸗ ten Quadraten als Waſſerzeichen, grün⸗blau-grünem Untergrund mit eingearbeiteter Lokomotloe. Text, Wertbezeichnung, Nummer ſchwarz. Ausgabetag 18. Oktober 1923. Rückleite in Grün mit Kölner Dom, Mainz, Hochoſenwerk. Maxburg und Caub auf dunklem Untergrund In weißer Schrift: Einggteit und Recht und Freiheit. Größe 8800155 mm. 30 Milliardenſcheine auf dunkelgelbem Papier it Wafferzeichen wie oben weinrotem Untergrund mit, eingearbeiteter Lokomotive. Text, Wertbezeich · nung ſchwarz, Nummer dunkelgrün. Ausgabetag Wie dor Rlickſeite unbedruckt. Größe 85“150 mm. Karlsruhe, den 8. Novbr. 1929. Reichsbahndirektion.! Frankfutt a. M. bei uns der Antrag auf Zulaſſung von Mt. 100, 000. 000.— neue Stammaktien, 100 000 Stück über je Mt. 1000.— mit Nr. 100001—200000 heim Waldhof zumHandel und zur Notie⸗ rung an der hieſigen Börſe eingereicht worden Frankfurta. M, 7 Nov. 23 3— NN für ulaſſung von Wertpa⸗ pleren an der Börſe zu 2²⁴⁸ n knin, ben J. Jor. Zbentk 7/ Uur in Hefghmnasinn 8. Mag burg. Frankfurt a..iſt der ZellſtofffabritWaldhof 20 Malaſe Seyoͤlitz du ſeinem 130 Tobestatge am 8. November Von Ernſt Edgar Neinzerdes(Celle) (Nachdruck verboten.) In dieſer Zeit nationalen Niederganges gedenkt der Vater⸗ landsfreund mit doppeltem Stolz jener Männer, welche Träger deut⸗ ſchen Ruhmes geweſen ſind. Zu ihnen gehört der Paladin de⸗ großen Friedrich, der Reitergeneral von Seydlitz, der Held von Roßbach und Zorndorf, der am 3. Februar 1721 in Calcar als Sohn eines Dragonerrittmeiſters geboren wurde, der ihn von klein auf für den Kavalleriedienſt beſtimmte. Schon als Siebenjähriger war Seydlitz ein ſicherer, tollkühner Reiter. Als Page am Hofe des Markgrafen von Schwedt teilte er deſſen Liebhabereien; er bändigte die wildeſten Pferde, ritt zwiſchen den Flügeln einer ſich drehenden Windmühle hindurch und fuhr die Hirſche im markgräf⸗ lichen Park ein. Mit 17 Jahren wurde er Cornet im Küraſſier⸗ regiment ſeines Gönners und zeichnete ſich ſchon im erſten ſchleſi⸗ ſchen Kriege aus, geriet in Gefangenſchaft, wurde jedoch bald aus⸗ getauſcht, Friedrich dem Großen vorgeſtellt und von ihm zum Ritt⸗ meiſter im Huſarenregiment Raumer ernannt. Im 2. ſchleſiſchen Kriege tat er ſich bei allen Scharmützeln mit den Oeſterreicherg rvor und erwarb ſich mehr und mehr das Wohlwollen des Königs. ei Hohenfriedberg focht er wie ein Löwe und nahm den ſächſiſchen General von Schlichting eigenhändig gefangen, wofür ihn Friedrich zum Major beförderte. Obwohl bei Soor verwundet, überfiel er die feindliche Nachhut mit ſolchem Ungeſtüm daß ſie faſt zerſtreut wurde. Nach dem Frieden zu Dresden ſpendete der König dem toll⸗ kühnen Reiterführer reiches Lob, ſein Wohlgefallen an ihm wuchs ſtändig, er verfolgte während der Friedenszeit mit Intereſſe die Bemühungen Seyblitz' um die Ausbildung ſeiner Huſoren, zumal er mit dem Zuſtand der Kavallerie mit Recht nicht zufrieden war. 1752 rückte Seydlitz zum Oberſtleutnant, 1755 zum Oberſt und Kommandeur des Küraſſierregiments Rochow auf und ſchon binnem kurzem trat in ſeiner Truppe viel mehr Beweglichkeit, Schnelligkeit und Vollkommenheit der Leiſtungen zutage, ſie wurde vorbildlich für andere Kavallerie⸗Regimenter. Zuſammen mit Ziethen iſt Seydlitz der Begründer einer hervorragenden Reiterei in der Armee Friedrichs geworden.— Während des Siebenjährigen Krieges zeich⸗ nete ſich Seydlitz wiederholt aus. Bei Kolin warf er ſich aus eigenem Entſchluß mit 10 Eskadrons auf den Feind, brachte ſeine erſte Linie in Verwirrung, warf ein Regiment der zweiten, eroberte deſſen Standarte und deckte dann den Rückzug der preußiſchen In⸗ fanterie. Zwei Tage ſpäter ernannte ihn Friedrich zum General⸗ major. Als die preußiſche Armee ſich ſpäter aus Böhmen nach der Lauſitz zurückzog und faſt von den Oeſterreichern abgeſchnitten wurde, ſchlug ſich Seydlitz durch den Feind hindurch, dem er ſchwere Verluſte beibrachte. Zur Vermehrung ſeines Ruhmes trugen ſeine Operationen gegen die Franzoſen in Sachſen bei. Mit 160 Huſaren, die er abſitzen ließ, erzwang er den Uebergang über die Elſter hei Pegau, ſchlua den Feind und warf ihn bis Erfurt und Gotha zurück, Prinz Scubiſe mußte Gotha ſo ſchnell räumen, daß er ge⸗ zwungen war, das bereits aufgetragene Diner im Schloſſe im Stich zu laſſen, das Seydlitz und ſeine Offiziere ſich gut ſchmecken ließen. — Der glorreichſte Tag des Helden war Roßbach: er entſchied mit ſeiner Reiterei den Sieg und hatte den Hauptanteil an den Ehren dieſes denkwürdigen Tages. Sein dankbarer König beförderte ihn zum Generalleutnant und verlieh ihm den Schwarzen Adlerorden. Infolge einer bei Roßbach empfangenen ſchweren Wunde mußte Seydlitz 4 Monate in Leipzig untätig liegen, der Tag von Leuthen ging ohne ihn vorüber. Anfang 1758 kehrte er zur Armee zurück, deren Marſch aus Mähren über Böhmen nach Schleſien er mit ſeiner Reiterei deckte. Dann begleitete er Friedrich zur Oder und erntete bei Zorndorf neue Lorbeeren. Obwohl ihm keine Hauptrolle in dem blutigen Drama zuteil geworden war, entſchied er durch kühnes Eingreifen den Sieg. Zorndorf gehört zu den glänzendſten Heldentaten Seydlitz', den Friedrich nach der Schlacht tiefbewegt umarmte. wobei er ſagte, daß er ihm allein den Sieg verdanke.— Bei Hochkirch gehörte Seydlitz zu denen, welche den König auf die Möglichkeit eines Ueberfalls durch die Oeſterreicher aufmerkſam machte. Nach der Schlacht deckte er den Rückzug mit ſo viel Kühn⸗ heit, daß Friedrich bei Bautzen ein Lager beziehen konnte. Bei Kunersdorf mußte Seydlitz auf wiederholten königlichen Befehl ſeine gutgewählte Stellung verlaſſen. Wie er vorausgeſehen, ging die Schlacht verloren, er ſelbſt ſank ſchwer verwundet vom Pferde und wurde nach Berlin gebracht. Nach ſeiner Geneſung vermählte er ſich am 17. April 1760 mit der Gräfin Hakl. Am nächſten Tage begab er ſich zur Armee bei Leipzig, wo Friedrich ihn zwar gnädig empfing, es aber doch an dem alten Wohlwollen fehlen ließ. Es war eine ſeiner Ungerechtigkeiten, denn Kunersdorf hatte er ſelbſt verſchuldet. Später wurde das gute Einvernehmen wiederhergeſtellt. Ende 1759 trug Seydlitz viel zur Abwehr ruſſiſcher Angriffe auf Berlin bei. 1761 zur Armee zurückgekehrt, beteiligte er ſich an den Freiberg aus, wo er ſeine Umſicht auch in der Verwendung der Infanterie bewies, die er wiederholt zum Angriff führte. Das waren ſeine letzten Heldentaten. Nach Friedensſchluß übertrug der König Sendlitz die Inſpektion aller in Schleſien ſtehenden Kavallerie⸗ Oeffentlicher Vortrag vatmann gibt —— Operationen des Prinzen Heinrich in Sachſen und zeichnete ſich bei Thema: Die neue Zrde Reduer Herr Dr. Doldinger, Freiburg. Ohristengemeinsebhaft. bäude? Angebote —— * HamusUnG-ANMENUMKA LINIE senNEIHIDiENSsT UR PASSAGIERE UND FRACHT HaunBURG cusa-NMENIc0 regimenter; 1768 ernannte er ihn zum General der Kavallerie, deren Vervollkommnung der Reſt ſeines Lebens gewidmet war. Aber nur noch wenige Jahre ſollten dem Helden beſchieden ſein. Die Stra⸗ pazen der Feldzüge hatten ſeine Geſundheit untergraben und ſeine Kräfte verzehrt; ſeine Lebensflamme hatte zu heiß gelodert. Im April 1772 erlitt er einen Schlaganfall und am 8. November 1773, im 53. Jahre ſeines ruhmreichen Lebens, wurde er in Ohlau zür großen Armee abberufen. Seine ſterblichen Ueberreſte ruhen im Garten ſeines Gutes bei Stanislau in Schleſien unter einem ſchlich⸗ ten Monument. Friedrich der Große ehrte da⸗ Andenken des Helden, indem er ihm 1784 auf dem Wilhelmsplatz in Berlin ein Marmorſtandbuld errichten ließ, das 1867 durch eine in Erz ge⸗ goſſene Kopie erſetzt wurde. Aber bedarf es für ihn eines Denk⸗ mals, deſſen Ruhm dem Friedrichs zugeſellt iſt? Neues aus aller Welt — Wie man zu einem neuen Anzug kommt iſt in dieſer Zeit der rapiden Geldentwertung, die alles Sparen unmöglich macht, eine Kunſt, die faſt nur noch der Deviſeninhaber verſteht. Und doch finden auch einzelne Papiergeldlohnempfänger Gelegen⸗ heit, in zäher Sparſamkeit nach langer Zeit zu einem Anzug zu kommen. Des Rätſels Löſung iſt, wie die Bielefelder„Volkswacht über einen Fall berichtet, folgende: Betraten wir kürzlich ein Ge⸗ ſchäft, um eine Kleinigkeit zu kaufen. An der Kaſſe ſteht ein junger Mann und bezahlt 10 Zentimeter Anzugſtoff. Neugierig, wie wir nun einmal ſind, fragen mir, was er denn mit 10. Zenti⸗ metern machen wolle? Da erfahren wir, daß er ſich%4 Meter hat abſchneiden laſſen und nun, je nachdem er Geld übrig hat, 10 Zenti⸗ meter(oder auch weniger?) bezahlt. Ehe allerdings der ganze Stoff Eigentum des Käufers wird, vergeht geraume Zeit, aber er hat wenigſtens dann ſeinen Stoff. Würden es alle Inhaber von dcleider⸗ geſchäften ſo machen wie dieſer Bielefelder Geſchäftsmann, der ſeinen Stoff zentimeterweiſe zum jeweiligen Tageswert verkauft, ſo würden wohl Tauſende, die jetzt ganz hoffnungslos ihren umgewendeten letzten Anzug auftragen, mit dieſem Zentimeter⸗Sparſyſtem ſich ihre Kleiderſorgen ſo langſam wieder vom Halſe ſchaffen und manche Zukunftsfrage wäre beſeitigt. — Es lohnt nicht die Schuhſohlen! Der Stadtpfarrmesner von St. Ulrich in Augsburg hat das Aufziehen der Uhren des Kirch⸗ turms eingeſtellt, das er gegen eine monatliche Entſchädigung von 500 zu beſorgen hatte. Trotz der ihm für die Monate April bis September geleiſteten Nachzahlung von 3,9 Millionen ſieht er ſich nicht mehr in der Lage, auf den 163 Stufen der Turmtreppe ſeine Schuhſohlen abzulaufen. — Rote Giftmiſcher. Der Kampf, der in Sachſen gegen die Reichswehr geführt wird, nimmt immer abſcheulichere Formen an. So fand man einen bewußtloſen Reichswehrſoldaten in Dresden auf der Straße. Die Unterſuchung ergab, daß ſchwere Vergiftung vorlag. Man hat in einer Gaſtwirtſchaft dem Soldaten Giftins Bier getan. Das iſt nun in kürzeſter Zeit bereits der zweite Fall. — Eiſenbahnunglück bei Agram. Am 2. November, früh gegen 7 Uhr, hat zwiſchen dem von Belgrad nach Subotiza unterwegs befindlichen Perſonenzuge und einem andern in der Nähe von Agram ein heftiger Zufammenſtoß ſtattgefunden. Beide Lokomotiven ſind zertrümmert. Die Waggons der Züge fuhren in⸗ einander und entgleiſten. 3 Tote, 19 Schwerverletzte und mehr als 100 Leichtverletzte wurden bisher gezählt. — Judas Iſchariot und die Polizei. In Paris hat ſich in einer Weinkneipe ein Vorfall ereignet, der von einer unbeſtreitbaren Komik iſt. Es betraten zwei junge Leute das Lokal, die zum Heeres⸗ dienſt ausgehoben waren und ſich infolgedeſſen in der feucht⸗fröh⸗ lichen Stimmung befanden, die bei ſolchen Gelegenheiten auch in Deutſchland früher üblich war. Sie verlangten von dem Wirt freie Bewirtung mit Speiſen und Getränken. Das wurde ihnen abgeſchlagen. Dafür erhielten ſie aber die Erlaubnis, bei den Gäſten ſammeln zu gehen. Im Verlauf dieſer Kollekte gerieten ſie mit einem dieſer Gäſte in Streit und verſibten dabei einen ſolchen Lärm, daß die Polizei geholt werden mußte, um die Beiden namentlich feſtzuſtellen. Mit dem einen der beiden war die Polizei raſch fertig, dagegen verurſachte der andere erhebliche Schwierigkeiten. Er nannte als ſeinen Namen„Judas Iſchariot“ und als er dabei beharrte, war, der Mann erlaube ſich einen Scherz mit ihr. Dem war gber nicht ſo. Um der Verhaftung zu enigehen, zog der junge Mann ſeine Ausweispapiere hervor, die Polizei konnte ſich jetzt ſelbſt da⸗ von ilberzeugen, daß ſie es tatſächlich mit Judas Iſchariot Meniach zu tun hatte. Nachdem ſie ſich den Namen getreulich notiert hatte, zog ſie non dannen. Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckeret Dr. Haas Mannbeimer „General⸗Anzeiger, G. M. b. H. Mannbeim. E 6. 2. Direktion: Ferdinand Heyme— Chefredakteur: Kurt Fiſcher. Verantwortlich für den politiſchen und volkswiriſchaftlichen Teil: Kurt Fiſcher; für das Feuilleton: Dr. Fritz Hammes: für Kommunalpolitik und Lokales: Richard Schönfelder; für Sport und Neues aus aller Welt: Willy Welche Bank, Sparkasse oder Pri- Goldhypoihek an erster Stelle auf neues Fabrikge- die Geschäftsstelle. ſü. Winterta waggonweise, ges. lagerf. Ware, ausfuhrfrei, sofort laufend lieferbar] Hafer, Gerste, Mais, Landesprodukte. Sadbayer. WIrtschaftsges. in. b. H. Monchen, Sofienstraße 6. Tel. 57738. Großh. Erl. Nr. 1131. Vertreter gesucht. Müller; für Handelsnachrichten. Aus dem Lande. Nachbarzebiete. Gericht u. den übrigen redaktionellen Teil: Franz Kircher: für Anzeſgen: Karf Hügel. Suche per 1. Januar tüchtigen 7104 Kommis welcher in allen Büroarbeiten durchaus erfahren und mehrjährige Kommlstätigkeit in Zigarrenfabriken nachweiſen kann. Ausführliche ſchriftliche Angebote nebſt Lebenslauf und Zeugnisabſchriften an J. Reiss, Zigarrentabriken. Tuchtizes fff Ffücntt. 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