2— — Freitag, 9. November Maaunh Sezugspreiſe: on manndeim u. umgebung in der laufenden Woche oo Milllarden me. die monatlichen Sezieher verpflichten nch dei der Seſtellung des Rdennements die wübrens der Sezugszeit notwendigen preiserzshungen zu bezahlen. boſt⸗ ſcheckkonts nummer 17800 faristube. Hauptgeſchafts ſtelle Mannbeim Ee..— Seſchüfts⸗Nedenſtelle Neckarſtadt, wald⸗ dofſtr. 6. Lernſpr. Ne. 7031, 702, 7083. 0l, 708. Celegr.⸗Nor. Ornerotanzeiger Mannbeim. erſcheint wöchentlich zwöifmal. ——— Adittag⸗Ausgabe t Mannheimer Frauen-Seitung und Mannheimer Mulik-Zeitung Sthaatsſtreich in München Verkaufspreis 10 Milliarden Mark 1923— Nr. 516 Anzeigenpreiſe nach Tarif, bel vorauszahlung pro ein: ſpaltige Rolonelzeile für Pllgemeine Anzeigen 0,40 Gotamer! Rekl 1,20 Solòmark. Für Anzeigen an beſtimmten Tagen Stellen und Rusgaben wird keine verantwortung Lüder⸗ nommen. Höhere Sewall Streiks, BSetriebsſtörungen uſw. derechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgeſallene oder deſchränkte Rusgaben oder für verſpütete Rufſnahme von Nu⸗ zelgen. Ruftr. 8. Fernſpr. ohne Gewähr. Serichtoſt. Manndeim Sturz der bayeriſchen Regierung—„Nationale Kevolution“ hitlers, Ludendorffs und Kahrs gegen Gerlin— Abwehrmaßnahmen der Keichsregierung— General v. Seeckt Oberbeſehlshaber Drohung Frankreichs mit Intervention! 1918— 8. Kovember— 1023 Das fünffährige„Jubiläum“ der November⸗Revolution in München, die die Dynaſtie der Wittelsbacher ſtürzte und einen Kurt Eisner nach oben hob, iſt in München auf die Weiſe„gefeiert“ worden, die ſeit Wochen und in den letzten Tagen mit beſonderem Nachdruck von den Hitlerverbänden angekündigt worden war: Die Erinnerung an die„marpiſtiſche“ Revolution müſſe durch eine „nationale“ Revolution ausgetilgt werden! Pünktlich auf den Tag, und faſt auf die Stunde iſt nun der Staatsſtreich Hitlers er⸗ folgt. Kahr iſt zu ihm und ſeinen Gefolgsmänner übergetreten, Ludendorff hat ſeine politiſche Zurückhaltung aufgegeben und ſich an die Spitze der Nationalarmee geſtellt, Loſſow hat das „Reichswehrminiſterium übernommen, da man vom Bürgerbräu⸗ keller aus ſofort den Reichspräſidenten und die Reichsregierung in Bauſch und Bogen„abgeſetzt hat, Die Reichsregierung hat ſich natürlich ſofort zur Wehr geſetzt, die Reichswehr mobil gemacht und General v. Seeckt zum Oberbefehlshaber der geſamten Streitkräfte, zu denen auch noch die Landespolizei treten dürfte, ernannt. Wir ſtehen alſo vor dem Bürgerkrieg und auf Hitler fällt die ſchwere Schuld, der Urheber dieſes ſchlimmſten aller Greuel zu ſein. Ohne genauere Kenntniſſe der Zuſammenhänge und vor allen Dingen auch der nächſten Ziele der neuen Regierung in Bayern, die ſich ſowohl als Statthalterin der bayriſchen Monarchie wie auch als Treuhänderin des deutſchen nationalen Gedankens bezeichnet, muß mit dem Urteil noch zurückgehalten werden, vor allem auch deshalb, um abzuwarten, ob der geplante Marſch nach Berlin in die Tat umgeſetzt wird. Ganz abgeſehen von den weiteren unausbleiblichen Erſchwe⸗ rungen der an ſich doch wahrlich ſchon groß gewordenen wirtſchaft⸗ lichen Not, iſt es vor allem die Rückwirkung nach außen, die den Staatsſtreich in München verderblich erſcheinen laſſen. Nur eine Frage, die Bayern beſonders angeht: Was wird jetzt aus der Pfalz, die nunmehr den Gewaltplänen der Franzoſen hemmungs⸗ und rettungslos preisgegeben iſt? Zum anderen iſt eine Intervention der Franzoſen und vermutlich auch noch anderer alliierter Mächte außerordentlich in den Pereich der Wahrſcheinlichkeit gerückt. Zum Bürgerkrieg bekämen wir dann noch weiter den Feind ins Land hinein! Und all das ſoll dann zu einer nationalen Geſundung führen? Wenn nicht jetzt noch, obwohl es faſt zu ſpät erſcheint, nicht alles, was wirklich deutſch fühlt und denkt, zuſammenfindet, zur gemeinſamen Abwehr der Geſahren im Innern und von außen, dann eilen wir mit Rieſen⸗ ſchritten dem furchtbaren Schlußpunkt der Geſchichtsentwecklung wöhrend der 5jährigen Epoche nach Revolution und Waffenſtillſtand zu: Ddem Auseinanderfall und der Auflöſung Deutſchlands. Haltet ein! die vorgänge im Bürgerbrän baben ſich. ſoweit man ſie aus den verſchiedenen Meldungen zuſam⸗ menſtellen kann, folgendermaßen ahgeſpielt: Bürgerbräukeller ſand geſtern abend eine nationale Kund⸗ gebung ſtatt. Beſonders ſtark vertreten waren in der zahlreich be⸗ ſuchten Verſammlung die Mitglieder der vaterländiſchen Verbände. Von der bayeriſchen Staatsregierung waren die Miniſter Dr. Schweyer, Wutzlhofer und Dr. Krausneck erſchienen. Kommerzienrat Zentz ſprach in ſeiner Begrüßungsrede den Wunſch aus, daß der Generalſtaatskommiſſar der Führer ſein möge in ein neues, beſſeres ſchwarz⸗weiß⸗rotes Deutſchland. Dann ſprach Staats⸗ kommiſſar v. Kahr über die Lage Deutſchlands und im beſonderen gegen den Marxismus Er führte etwa aus: 5 Zweck des Kampfes gegen den Marxismus ſei, die breiten Maſſen für die nationale Staatsgemeinſchaft wie⸗ derzugewinnen und die Ausſtrahlung des Marxismus in den bürgerlichen Schichten zu vernichten. Nur ſo ſei die E inheit der Nation zu erreichen. Dieſe Aufgabe gliedere ſich in zwei Teile: 1. Loslöfung der Maſſen aus der geiſtigen Herrſchaft des Marxismus und 2. ihre geiſtige Feſſelung an die nationale Staatsgemeinſchaft. Der Marxismus ſei eine geiſtige Bewegung. Er habe ſich mit den Mitteln der Maſſenführung von den kleinſten Anfängen zu einer ſcheinbar unerſchütterlichen Herrſchaft über Millionen Deutſcher em⸗ porgerungen. Der Grund, der den Fehlſchlag des Marxismus in der angelſächſiſchen Welt und ſeinen Sieg in Deutſchland herbeigeführt habe, ſei der, daß die bürgerlichen Führerſchichten in der angelſächſi⸗ ſchen Welt ſich in der Maſſenführung den marxiſtiſchen Führern über⸗ legen erwieſen, während die Führerſchichten in Deutſchland ihnen unterlegen waren und ſeien. Die erſte und wichtigſte Aufgabe, vor der das deutſche Volkstum heute ſtehe, ſei zweifellos die Wieder⸗ herſtellung ſeiner politiſchen Freſheit, das heißt außen⸗ politiſch geſehen, die Wiederherſtellung der Souveränität und Steige⸗ rung der ſtaatlichen Macht. Für die Deutſchen in den abgetretenen Gebieten beſtehe die Aufgabe darin, dieſes Volkstum deutſch und nationol in der Geſinnung zu erhalten. Auch der ſtärkſte und mit der größten Macht ausgeſtattete Mann könne ein Volk nicht retten, ohne tatkräftige und von nationalem Geiſt getriebene Hilfe. Freie Aufruf der Neichsreg ierung An das deutſche Voltk! In der Jeit größter außen⸗ und innenpollitiſcher Bedrängnis haben ſich Berblendete ans Werk gemacht. um das Deutſche Reich zu zerſchlagen. In München hal eine bewaffuete Horde die baneriſche Regierung geſtürzt. den baneriſchen Miniſterpräſiden · ten v. Anilling verhaftet und ſich augemaßt eine Reichs ⸗ regierung zu bilden, den General Ludendorff zum angeb⸗ lichen Befehlshaber der deulſchen Armee und Hiller. der erſt vor kur⸗ zer Zeit die deutſche Stantsangehöriakeit erworben hal. die Geſchicke Deulſchlands zu beſlimmen. Es bedarf keines Hinweiſes darauf, daß dieſe Puiſchbeſchlüſſe null und nichtia ſind. Wer dieſe Bewe⸗ aung unkerſtützi macht ſich zum Hoch⸗ und Landesver⸗ räter. Skakt unſeren Brüdern im Rheinland und an der Ruhr zu helfen. die ſür Deulſchland kämpfen, ſlürzt man Deulſchland ins Anglück. gefährdetl die Ernährung. bringt uns in die Gejahr eines feindlichen Einmarſches und zer⸗ rüktel alle Ausſichten auf die Anbahnung wirlſchaftlicher Gefundung. Die lehken Maßnahmen der Reichsreaſerung auf währunaspolikiſchem Gebiel haben dazu geführt. dan die Mark im Auslande ſich in den lekten 24 Skunden um das Vielfache gebeſſert hal. Alles iſi da⸗ hin, wenn das wahnwitzige Beainnen Erfolg hal, das in München verſucht wird. In der Schickfalsſtunde des deulſchen Volkes und Deulſchen Rei⸗ ches fordern wir alle Freunde des Balerlandes auf. ſich einzuſetzen für die Bewahrunaga der deukſchen Reichseinheit. deut⸗ ſcher Ordnuna und deutſcher Freiheit. Alle maßnahmen für die Niederkämpfung des Pulſches und die Wiederherſtellung der Ordnung ſind gelroffen und werden mit rückſichtsloſer Energie durchgeführt. 5 Der Reichspräſidenk: Ebert. Die Reichsregierung: Dr. Streſemann. Keichskanzler. * General von Seeckt Oberbefehlshaber Der Reichspräſident hat aus Anlaß des Staatsſtreiches in Bayern eine Verordnung erlaſſen, durch die die Ausübung des Oberbe⸗ fehls über die bewaffnete Macht dem Chef der Heeresleitung Ge⸗ neral von Seeckt übertragen worden iſt. Ebenſo daß in Ab⸗ änderung der Verordnung vom 26. September die vollziehende Ge⸗ walt anſtelle des Reichswehrminiſters dem Chef der Heeresleitung, General von Seeckt übertragen worden, der alle zur Sicherung des Reiches erforderlichen Maßnahmen zu treffen hat. Frankreichs Einſpruch gegen eine Diktatur in Deutſchland Im geſtrigen franzöſiſchen Miniſterrat hat Polucare auf An⸗ regung Millerands beſchloſſen, dem franzöſiſchen Bolſchafter in Berlin den Auftrag zu geben, die deulſche Reichsregierung darüber zu unkerrichten. daß die franzöſiſche Regierung die Einſetzung einer Dik⸗ kakur in Deukſchland nicht zulaſſen werde. Gleichzeifig be⸗ ſchloß der Miniſterrat, die neuen Inſtruktionen Poincares an den franzöſiſchen Bolſchafter in Waſhington gutzuheißzen, in denen Poin⸗ care ein gewiſſes Entgegenkommen gegenüber dem amerikaniſchen Standpunkt zeigt. Am Quai d Orſay wird ferner milgeteilt, Frankreich liege es ſern. ſich in die inneren Angelegenheiten Deutſchlands einzumiſchen. Es hal aber die Pflicht, fein Augenmerk auf die Möglichkeiten eines Re⸗ qierungzwechſels in Deutſchland zu richten und ſich die Gefahr eines Zuſtandekommens einer reaktionären Diktatur vor Augen zu halten, die nicht nur den Verfſalller Vertrag gefährden, ſondern auch die Gefahr eines nahen Revanchekrieges in Sicht bringe. Der franzöſiſche Botſchafter iſt beauftragt, die Beſorgniſſe Poincares in dieſer Jrage Dr. Streſemann auseinanderzufetzen und gleichzeikig den Wunſch der franzöſiſchen Regierung zu betonen, daß ſich das republikaniſche Regime in Deuſſchland befeſtigen möge. 7// ·¹ee deutſche Staatsbürger im freien Staat, das allein ſei die Stimmung, die das Deutſchtum bis zie Stunde der Befreiung in ſeinem Beſtand erhalten und die Energie zur Befreiung ſchaffen kann. Staatskommiſſar von flahr halte ungefähr 34 Stkunden ge⸗ ſprochen, als kurz vor 9 Uhr abends am Eingang des Saales große Anruhe enkſtand. Aus dem Menſchengewühl heraus ſah man 91t· ler eskorfierk von 2 ſchwerbewaffneten Naklonalſozialiſten in den Saal eindringen, die mit hochgehobenen Revolvern Ruhe verlangten. Als ſich die Ruhe nicht einſtellte, goben beide Nofional⸗ ſozialiſten Kevolverſchüſſe gegen die Decke ab. Bikkler rief ſodann mit ſtarker Stimme in den Saal: Die Sache geht nicht gegen Kahr. Darauf wollte ſich die Ruhe immer noch nicht ein⸗ ſtellen. Nun krat der frühere Polizeipräſident Poehner hervor und erklärte:„Bleiben Sie doch ruhig ſitzen. Kahr und Hifler ſind zwei deulſche Männer. Sodann verſchaffte ſich Hitler felbſt Ruhe. Dann krat ein Stabsoffizier der Hitlertruppen vor die Verſammelten und machie folgende Erklärungen: Heule beginnt die nakionale Revolution. Sie richket ſich in keiner Form gegen den von uns allen hochgeehrlen Generalſtaatskommiſſar von Kahr, ſie richtet ſich ausſchließlich gegen die Berliner Jugen regierung.“(Stürmiſcher Jubel.) Dann betrat, von koſendem Beifall begrüßt, Hitler daz Podium und erklärte, die bayeriſche Regierung und die Reichs⸗ regierung wären abgeſetztl. Es wurden von Kahr, General von Loſſow und Präſident Pöhner gebeten, den Saal zwecks Verhandlungen zu verlaſſen. Hitler verſchaffte ſich erſt durch einen zweilen Piſtolenſchuß Ruhe und führte dann folgendes aus: Deutſche Volksgenoſſen! Heute vor fünf Jahren hal die größle Schandkat begonnen, die unſer unglückliches Volk in dieſes Elend geſtürzt hat. Heute ſchlägt der Tag, wo dies Elend beendel wird. Ich ſchlage deshalb vor, das Kabinelt Dr. v. Anilling zun erſezen durch einen Landesverweſer und einen mif diktatoriſcher Gewalt ausgeſtafleten Miniſterpeä⸗ ſidenten und zwar ſchlage ich zum Landesverweſer vor Exzellenz von Kahr und zum Miniſterpräſidenten Pöhner. Die Regierung der Novemberverbrecher in Berlin wird für abgeſetzt erklärt. Ebert wird ebenfalls für abgeſetzt erklärt. Die nakionalt Regierung wird in München begründet. Die Ceitüng der Poll der deulſchen Naklonalregierung übernehme ich, die Leitung det deulſchen Nalionalarmee Exzellenz von Oudendorff. General v, Loſſow wird deulſcher Reichswehrminiſter, Oberſt von Seiller deulſcher Reichspollzeiminiſter. Die Armee wird die Auf⸗ gabe haben, den Marſch gegen Berlin anzutreten Dann herrſchte große Erregung im Saal, während der die Min⸗ ſter, der Miniſterpräſidenk Dr. v. Knilling, Schweyer und andere pro⸗ miakerte Perfönlichkeiten abgeführt wurden. Am 3410 Uhr be⸗ trat, von unendlichem Jubel begrüßt Ludendorff den Saal und das Rednerpult, auf dem ſchon gahr, Loſſow, Pöhnet und Hifler verſammelt waren. Die Ausführungen gingen in den ungeheuren Jubel faßt gänzlich unter. Kahr erklärte: In dieſer ſchwerſten und wichligſten Stunde übernehme ich die Ceilung der Geſchicke Bayerns als Sfafthalter der Monarchie. Er betonke, daß er arbeiten werde zum Segen der bayeriſchen he⸗ mal und zum Segen unſeres deutſchen Vaterlandes. Hiiler dankee darauf von Kahr und hielt eine Anſprache. Dann führte Hitler Ludendorf als Führer der deulſchen Nakionalarmee ein, wodurch er das Schandmal der Nodemberrevolufion von der Stirne Deulſchlands nehmen werde und dafür die ſchworz⸗weiß ⸗ rod Kokarde, das Banner unſterblicher Siege, an ſeine Stelle treten laſſe. Was er, Hitler, ſich vor fünf Jahren als Krüppel im Lazarett ge⸗ lobt habe, nicht eher zu ruhen und zu raſten, bis wieder ein Deutſch⸗ land errichtet wäre, ein Deutſchland der Macht, der Kraft und der errlichkeit. 5 Dann ſprach Ludendorff: „Ergriffen von der Größe des Augenblicks ſtelle ich mich aus eige; ner Kraft der deulſchen Nafionalregierung z ur Derfügunß Mein Beſtreben wird ſein, die ſchwarz⸗ weiß ⸗ role Kokarde wie de k zu Ehren zu bringen, die durch die Novemberrevolulion ge⸗ ſchändek worden iſt. Die Aufgabe der Stunde erfordere nicht nut Hingabe mit dem Verſtande, ſondern mit vollem deulſchem Herzen⸗ Dieſe Skunde iſt ein Wendepunkt in der deulſchen und in dee Weltgeſchichte. In flefem Ernſt, der uns die ungeheure Schwere unſerer Aebeit zeigt, müſſen wir erhobenen Herzens an unſere Arbel herangehen. Wenn wir dies kun, ſo zweifle ich nicht, daß Golt un: ſere Arbeit ſegnen wird. Ohne den Segen Goltes geſchieht nichts. Anſer Golt iſt im Himmel und wird mit uns ſein. Nach kurzen Anſprachen erklärten ſich von Loſſo w und Pö h⸗ ner zur Uebernahme der ihnen angebotenen Aemler bereit. Darauf forderte Hitler auf, das Deulſchlandlied zu ſingen. Den Schluß⸗ reim ſang die Menge mit zum Schwur erhobenen Händen. Dand leerte ſich langſam der Saal. Der Putſch in München geglückt Nach einer Meldung der„D. A..“ aus München, iſt der Um⸗ ſturz in München, ſoweit die Landeshauptſtadt in bl ge⸗ glückt. Sämtliche Regierungsgebäude ſowie Bahn, Poſt uſw. ſind in den Händen der neuen Regierung. In den ver⸗ ſchiedenen Stadtteilen haben ſich die Kampftruppen Oberland und Reichsflagge ſowie die Hitlerverbände verſammelt und die Plätze be⸗ ſetzt. In der Redaktion der„Münchener Neueſten Nachrichten“ er⸗ ſchienen Offiziere der Hitlertruppen. Das Münchener Telegraphen⸗ amt iſt von der Landespolizei beſetzt worden. r 4 4 1 5 10 1 1 4 1 1 15 1 41 4 1 1 64 4 145 5 105 F 15 1% E 1 5 1 1 einer Eingabe an den 2. Seife. Nr. 516 Manngeimer General-Anjeiger(Mittag⸗Ausgade) Freitag, den 9. November 1923 — Die Stellungnahme der Keichsregierung UBerlin, 9. Nov.(Von unſ. Berl. Büro.) Die Münchner Mel⸗ dungen ſind hier ganz überraſchend gekommen. Das er⸗ wachende Berlin erfuhr von dem Umſturz in München erſt durch die Zeitungen. An die Blätter und auch an die Regierung ſind nähere Berichte aus München erſt in der zwölften Abendſtunde ein⸗ gelaufen. Der Kanzler unterrichtete ſofort den Reichspräſidenten. Es wurde ſofort eine Kabinettsſitzung einberufen unter Hinzuziehung des preuß'iſchen Innenminiſters, die gegen 12 Uhr zufammntrat. Ihr Ergebnis liegt in dem Aufruf der Reichsregierung und der Uebertragung der vollziehen⸗ den Gewalt an Herrn v. Seeckt vor(ſiehe unten). Der Tele pho n⸗ verkehr mit München iſt ſeit 12 Uhr nachts geſperrt. Preſſeſtimmen In den Blättern der Koalitionsparteien wird das Unternehmen Hitler⸗Ludendorff⸗Kahr mit ſtarken Worten gebrandmarkt. An eine tragi Zuf ng möchte man einſtweilen nicht gerne glauben. Selbſt der Vorwärts glaubt nicht daran und rät, nur dafür zu ſorgen„daß aus der Münchener Hanswurſt⸗Komödie keine blutige Tragödie für ganz Deutſchland wird.“ Im B. T. wird geſagt: „Mit rückſich er Energie muß das deutſche Volk in allen ſeinen Schichten für rfaſſung, Regierung und Ordnung aufſtehen“ Ddie deutſchnationalen Blätter halten es für 510 er Ve nützlich, ſich einſtweilen in Schweigen zu hüllen. Recht angenehm beeindruckt ſcheint in allem die D. A. Z. zu ſein. Es klingt beinahe wie verh 0 ol, wenn ſie ſchreibt:„Hitlers Staats⸗ ſtreich wirkt wie ein Piſt uß durch Stickluft... Es war eine unerträgliche Situation, die d rven ſchlapp machte und von der jeder vorausſah, daß ſie mit einer Kataſtrophe enden müßte. Der Bürgerkrieg ſteht vor der Tür, ob er die Klinge niederdrückt und wirklich eintreten wird, ſteht noch dahin. Das hängt weſentlich davon ab ob jetzt der berühmte Marſch nach Berlin eintrete und der„Sauſtall“ gereinigt werden würde. Die geſamte Reinigung wird allerdings von der D. A. Z. in einem Schlußſatz als ver⸗ ſtiegen bezeichnet. Der Verkehr nach Bayern eingeſtellt gierung hat wegen des Sturzes der verfaſſungs⸗ zen Regierung den geſamten Verkehr nach Vanern eingeſtellt. Irgendwelche Leiſtungen des Reiches für Bayern werden bis zur Wiederherſtellung verfaſſungs⸗ mäßiger Zuſtände nicht mehr ſtattfinden. ANufruf des Generals Reinhardt In München iſt die verfaſſungsmäßige Regierung geſtürzt. Im Reich bat allein General von Seeckt, der die vollziehende Gewalt übernommen hat, zu befehlen. Die Reichswehr iſt mobil zerklärt. Zuſammen mit der Landespolizei wird ſie jedes Ueber⸗ greifen der Münchener Bewegung verhindern, zugleich aber auch eſe Einmiſchung ungeſetzlicher Kräfte unterdrücken. Ich verblete ausdrücklich jede Bildung oder Zuſammen⸗ ziehung von Selbſtſchutzverbönden oder ähnlichen Organiſationen. Zuwiderhandlungen werden als Hochverrat beſtraft. N Der Mfilitärbefehlshaber des Wehrkreiskommandos V: Reinhardt. Dieſe Verordnung gilt auch für Baden. Die württembergiſche Regierung hat ſich in einem Aufruf bereits hinter den Militär⸗ befehlshaber geſtellt. Streſemann und die deutſche Volkspartei EJ Berlin, 9. Nov.(Von unſerm Berliner Büro.) Aus den Krei⸗ ſen der Deutſchen Volkspartei wird uns mitgeteilt, daß aus allen Teilen des Landes der Parteileitung Zuſchriften zugehen, die auf die Einberufung des Zentralvorſtandes und des Par⸗ teitags dringen, um angeſichts der immer neuen Vorſtöße gegen die Spige der Parteileitung endlich einmal Klarheſt zu ſchaffen. An einen Parteitag wird, wie die Dinge liegen, wohl kaum zu den⸗ ken ſein, die wirtſchaftliche Bedrängnis; in der wir leben, macht der⸗ lei Veranſtaltungen für alle Parteien ohne Ausnahme unmöglich. Dafür wird aber, wie wir glauben möchten, der Zentralvorſtand in Kürze einberufen werden. Inzwiſchen wird ja wohl auch die heu⸗ tige Sitzung der volksparteilichen Reichstagsfraktion eine gewiſſe Klärung ſchaffen. Die Sitzung iſt auf 10 Uhr anberaumt und man wird, falls die bayeriſchen Dinge nicht eine Aenderung der Dispoſitionen nötig machen, damit zu rechnen haben, daß der Kanz⸗ Ler an ihr teilnimmt, um ſich perſönlich ſeiner Angreifer zu erweh⸗ kren. Wir haben ſchon neulich die Auffaſſung vertreten, daß es der zwingenden Beredſamkeit Streſemanns, die zudem noch in der Lage iſt, ſich auf gute und plauſible Gründe zu ſtützen, auch dies⸗ mal wie in früheren Fällen gelingen wird, die ganz überwiegende Mehrheit der Fraktion um ſich zu ſcharen. Dennoch wäre es vielleicht nmützlich, wenn man ſich zun nicht wieder wie vor vier Wochen damit begnügte, die Einmütigkeit der Fraktion feſtzuſtellen, vielmehr dafür ſorgte, daß beſagte Einmütigkeit nicht in Zukunft wieder geſtört wird, mit anderen Worten: Es wird wohl nötig ſein, daß die Fraktion die beiden vornehmſten Störenfriede mit höflicher Beſtimmtheit auffor⸗ dert, dem Zuge ihres Herzens zu folgen und ihren politiſchen Nei⸗ gungen außerhalb des volksparteilichen Fraktions⸗ und Parteiver⸗ bandes nachzuleben. Bei der Fortdauer der dermaligen Zuſtände gerät die Fraktion in Gefahr, ſich ſelber auszuſchalten. Es kehren da die Zeiten aus den 9ber Jahren wieder, wo, wenn wir nicht irren, ber verſtorbene Eugen Richter zu äußern pflegte: Die nationalliberale „Partei falle für parlamentariſche Entſcheidungen nicht mehr ins Ge⸗ wicht, well ihr linker und ihr rechter Flügel einander umſchichtig aufhöben. — Die Reichswehr in Weſmar Nach dem Einmarſch der Reichswehrtruppen in, Weimar er⸗ ſchien beim thüringiſchen Miniſterpräſidenten Fröhlich ein Offi⸗ gzier der Reichswehr, um Meldung zu erſtatten, daß die Reichswehr in Weimar eingerückt und weitere Truppen nachfolgen werpen. Weimar werde von Truppen zerniert werden, umunerwünſch⸗ ten Zuſtrom von außen fernzuhalten. 85 Reine Landtagsauflöſung in Sachſen Berlm, 9. Nov.(Von unſ. Berl. Büro.) Wie aus Dresden gemeldet wird, wurde in der geſtrigen Landtagsſitzung der Miß⸗ trauensantrag der Kommuniſten, ſowohl wie der volkspartei⸗ liche Antrag, auf Landtagsauflöſung. mit den Stimmen der Sozialdemokraten und Demokraten abgelehnt. Der frühere ſächſiſche Miniſterpräſident Dr. Zeigner hat in den Reichsrat gegen das Vorgehen der Reichs⸗ regierung gegen die frühere ſächſiſche Regierung Verwahrung einge⸗ legt und darum gebeten, die Angelegenheit zum Gegenſtand der Be⸗ ſprechung im Reichsrat zu machen. Die Eingabe würde vom Reichs⸗ rat geſtern ohne Ausſprache dein Verfaſſungsausſchuß überwieſen. Nun auch noch die Eiſenbahnwagen! Nach einer Havas meldung aus Düſſeldorf haben die Be⸗ ſatzungsbehörden eine Reklamation an die deutſche Re⸗ gierung in der Angelegenheit der 30000 Eifſenbahnwag⸗ gons gerichtet, die zu Beginn der Ruhrbeſetzung nach Deutſchland abtransportiert worden ſein ſollen. Die deutſche Regierung habe ge⸗ entwortet, ſie ſei bereit, Beamte zu entſenden, um dieſe Frage mit General Degoutte zu beſprechen. Berlin, 9. Nov. Die Lage in Berlin hat geſtern eine weitere Entſpannung erfahren. Der Polizei iſt im Laufe des Nachmit⸗ tags ein einziger Fall von Plünderung gemeldet worden. Die An⸗ ſammlungen im Scheunenviertel Straßen ſind nicht mehr polizeilich abgeſperrt. Gedanken zum 9. November Von Kurt Jiſcher) Berührt es nicht ſonderbar, daß noch im Frühjahr dieſes Jahres in irgendeinem Reichstagsausſchuß heftig hin und herdebattiert wurde über die Frage, ob man den 9. November zum geſetzlichen Feiertag„erheben“ ſoll oder nicht? Iſt es nicht weiter charak⸗ teriſtiſch, daß nur in Sachſen und Thüringen ſonſt nirgends in Deutſchland heute die Fahnen an den Stangen der ſtaatlichen Gebäude flattern und amtliche Schulfeiern„zur Stärkung des republikaniſchen Gedankens“ ſtattfinden? Würde man wohl über⸗ haupt des heutigen Tages außer in Vergrämung und Beſchämung noch irgendwie gedenken, wenn er nicht die fünfte Wieder⸗ kehr jenes 9. November 1918 darſtellte, alſo einen Rückblick auf dieſes erſte Luſtrum des neuen Deutſchlands rechtfertigte? Alſo nicht doch des Deutſchlands, das den„neuen Geiſt“ in ſich verkörpert nach dem Wunſch und Willen derer, die heute vor fünf Jahren vom Balkon des Reichstags die deutſche Republik ausriefen? *** Was iſt denn nun der„Geiſt der Zeit“, unſerer Zeit? Vei dieſen Worten gedenkt man unwillkürlich der dieſen Titel tragenden Schrift des Mannes, der wahrlich niemals ein Tyrannen⸗ enecht in ſeinem langen Leben war und als ein deutſcher idealer Freiheitskämpfer in der Geſchichte fortlebt, Ernſt Moritz Arndts. Dennoch ſagt er in dieſem ſeinem Buche:„Iſt es ein Wunder, daß die Jugend ſo alt iſt, da in ſo wenigen Jahren ſoviel Altes und Junges vergangen iſt und noch täglich vergeht? Mit Republiken fing der Lärm an. Welchen Unſinn haben wir geſehen in den Freiheitsfarben, von dem Rocke der Knaben bis auf. die roten Mützen der Freiheitsbäume? Wie viele Konſtitutionen, Geſetzbücher, Konſulten und endlich wie viel nichts!“ Vor hundert und mehr Jahren geſchrieben und ſo aktuell, als ob es heute geſagt ſei! Aber es gilt auch für heute: Wie viel nichtsl Das iſt das Ergebnis einer fünfjährigen Epoche, an deren Anfang unleugbar bei großen Teilen des Volkes Begeiſte⸗ rung und Hoffnung ſtanden, deren Ende aber Peſſimismus, Ver⸗ zweiflung und ödeſte Hoffnungsloſigkeit kennzeichnen! N** und Republik, ſollten Sozialismus und Völkerverſöhnung bringen. Frieden?— Rhein und Ruhr, Oberſchleſien und Memelland ſind die Merkmale dieſes Friedens. Freiheit?— Das deutſche Volk iſt das unterdrückteſte und geknechtetſte der Welt und überall an ſeinen Grenzen lauern die Wölfe und Hyänen, um auch das Letzle zu nehmen! Brot?— Wir gehen einem Hungerwinter entgegen, an dem gemeſſen der Kohl⸗ und Steckrübenwinter unſeligen An⸗ gedenkens paradieſiſchen Zuſtänden gleicht!„Das deutſche Volk hat auf der ganzen Linie geſiegt!“ verkündet Scheidemann triumphie⸗ rend— noch nie in der Geſchichte, vielleicht abgeſehen von den Karthagern, iſt ein Volk ſo von außen gedemütigt, von innen ſo zermürbt und geſchlagen worden, wie das unſrige. Und da ſollen wir„feiern“, dieſen Tag der Wende zum Schlimmen, nein, zum Schlimmſten, mit Reden und Geſängen feſtlich begehen? Andere Fragen drängen ſich auf unſere Lippen: können wir auf der bis⸗ herigen Bahn weiterſchreiten. oder müſſen wir nicht endlich uns abkehren von den Spiralen der deutſchen inneren und äußeren Politik? Gibt es denn überhaupft noch eine, und wenn auch noch ſo kleine Möglichkeit der Umkehr oder der Wende? *„* 83 Merkwürdig, wie ſich unter dem rückſchauenden Blick die Ge⸗ ſchichte der erſten fünf Jahre der deutſchen Republik zu einer Ge⸗ ſchichte des deutſchen Sozialismus formt. Heute ſieht auch er ein, ſoweit er der Methode des Sich⸗ſelbſt⸗Belügens abgeſagt hat, daß der Verſailler Schickſalsſchlag zugleich den tödlichen Streich für den Sozialismus aller Länder führte. Als die Sozialdemo⸗ kratie⸗über Nacht, unerwartet und, was ſich alsbald bitter rächte, organiſatoriſch und geiſtig unvorbereitet zu einer Machtfülle ge⸗ langte, wie ſie ſich ihre eifrigſten und überzeugteſten Apoſtel in ihren kühnſten Träumen nicht erhofft hatten, hörte ſie nicht auf die warnenden Stimmen derer, die vor dem„Zuviel“ warnten. Wie ſonderbar, daß dieſelben. Männer, die ſich zur materialiſtiſchen Ge⸗ ſchichtsauffaſſung bekannten, nun, da ſie ſelber Geſchichte machen mußten, vor den realen Forderungen des Lebens eines Volkes und Staates gar bald verſagben, da die Rezepte aus der matxiſtiſchen Apotheke eines nach dem andern ſich als falſch zuſammengeſtellt erwieſen. Selbſt ſchöpferiſch zu ſein, verhinderte jedoch die Unmög⸗ lichkeit, ſich plötlich dus der jahrzehntelangen Oppoſition und Nega⸗ tion in die Staatsbejahung und, was noch ſchwieriger war, Staats⸗ formung und Staatserfüllung umzuſtellen. So erlebten wir einen ſtändigen Wechſel aus der Regierung in die Außenſtellung und um⸗ gekehrt. Aber wo auch immer ſie ſtand, nie war ihr wohl und immer mehr lieſen ihr die Anhänger davon. Zunächſt die Wetter⸗ wendiſchen, die den Mantel nach, jedem politiſchen Wind hängen können, und die durch den Krieg und ſeine Begleiterſcheinungen Ver⸗ ärgerten, dann aber auch die bis dahin ſo wohldiſziplinierten und in den Gewerkſchaften organiſierten Stammtruppen. Als vollends der neue, fünfte Stand erſchien und im Zeichen des Sowjetſterns den echten Ring des Sozialismus zu beſitzen behauptete, gab es kein Halten mehr: von ſelbſt entglitten der alten Partei die bis⸗ herigen Getreuen! Was vielleicht noch zu retten geweſen wäre, ging vollends verloren durch die taktiſch verfehlte Einſtellung, die Kon⸗ kurrenz durch radikale Methoden zu übertrumpfen. Aus dem miß⸗ verſtandenen Gefühl der Notwendigkeit einer Klaſſenſolidarität be⸗ quemte man ſich zu der Theſe, daß im Grunde genommen der Sozialismus ſo etwas wie ein gemäßigter Kommunismus und dieſer nur ein etwas wildgewordener Sozialismus ſei. Welch ein Ver⸗ kennen der Tatſachen! Der Kommunismus iſt, wie der Verlauf in Rußland beweiſt, der Todfeind des Sozialismus! Das verſpürt die Sozialdemokratie auch allerorten, aber ſie will es immer noch nicht wahr haben und ſpreizt ſich in großen Worten und Gebärden, als ob in Deutſchland nichts ohne ſie geſchehen könne. Glaubt ſie wirklich, daß ein politiſch denkender Menſch ſie noch ernſt nimmt? Das Erda⸗Wort an Wotan gilt auch für ſie:„Du biſt nicht, was du wähnſtl“ Die„unverbrauchte Kraft des Pro⸗ letariats“, an die ſie ſelber und auch mancher von uns vor fünf Jahren 45 glaubte, iſt vergeudet und vertan, durch eigene Schul * 9* Aber nicht nur nach innen, ſondern auch nach außen! Heute fragen wir nicht mehr nach der Schuld am Kriege— ſchuld war das ganze Geſchlecht Europas!—, ſondern nach der Schuld am Friedenl Die furchtbarſte Lehre dieſer fünf Jahre war die bittere Erkenntnis, daß ein machtloſes Volk rechtlos iſt und ehrlos gemacht wird. Politik iſt Machtſtreben, das beweiſt auch der Sowjetkommunismus. Daß die deutſche Sozialdemokratie Volk und Vaterland aus innerpolitiſchen Gründen und auf Grund der anti⸗ militariſtiſchen Einſtellung unter völliger Verblendung der wahren Sachlage uns die letzte Waffe, die wir hatten, das Heer zer⸗ ſchlug, iſt eine zentnerſchwere Sthuld, von der ſie kein Richter freiſprechen kann. Alles, was wir ſeitdem erlitten, iſt nur der Aus⸗ fluß dieſer erſten unſeligen Tat, mit der ſie nicht nur das deutſche Volk wehrlos machte, ſondern auch ſich ſelbſt der Stütze beraubte, die es ihr überhaupt erſt ermöglichte, zur Herrſchaft zu gelangen. Denn das Volksheer von 1918 enthielt ſchließlich vier Fünftel der organiſterten Sozialdemokratie unter den Waffen, die ſie ohne den Krieg niemals erhalten hätte. So aber ſuchte und fand ſie ihr Gefallen an den Taten eines Heroſtratos, anſtatt einem Gambetta nachzueifern, was ihr guch die Gefolgſchaft des nichtſozialiſtiſchen Deutſchlands geſichert hätte. Und weiter: gewiß iſt Deutſchland ein Proletarierland geworden, aber wie konnte man ernſtlich glauben, den Daſeins⸗ und Verzweiflungskampf zines ganzen Volkes mit denſelben Methoden desſelben Klaſſenkallpfes führen zu können, der ſchon im Innern verſagt hatte? So fügt ſich aus Torheit und Unfähigkeit, Ungeſchick und Verkennen der Realitäten namentlich auch des Wirtſchaftslebeng eine Kette zuſammen, die dem Sozialis⸗ mus zur eigenen Feſſel Wird. Was iſt endlich aus den Führern von damals geworden? Die„Errungenſchaften“ der lution ſchrumpfen zuſammen auf die Beſetzung von Miniſtern, ſon⸗ ſtigen gehobenen Poſten durch mehr oder minder olle haben ſtark nachgelaſſen. 85 53 eigni Parteiveteranen, wenn nicht gar Emporkömmlinge, der Die Ausführungen des Artikels ſind vor de Er⸗ n niedergeſchrieben worden. e 3. — Wie viel nichts! Frieden, Freiheit und Brot ſollten Revolution Arbeiterſchaft hat außer dieſen wenigen nach oben getriebenen die Revolution keine Beſſerung ihrer Lage gebracht. Wie man in ihr darüber denkt, zeigt folgende Gegenüberſtellung: im November 1918 war Ebert der Mann ihres Vertrauens, im No er 1923 fordern ſozialdemokratiſche Organiſationen den Ausſchluß Reichspräſidenten aus der Partei! 1* Kehren wir zurück zu Arndt, der den Schlußſtrich ſoll, aber auch den Hoffnungsſtrahl aufleuchten läßt. Alſo ſa er im„Verjüngten Deutſchland“: „Was haben die tollen und wilden Propheten dieſer Tage Baalsprieſter eines irdiſchen Glückſeligkeitsdlenſtes, die k einen Gett glauben und dem Menſchen die Ewigkeit nehmen, nich! für unendliches Traumglück bauen gewollt, Träume, die mit den Titeln ſozialiſtiſche und kommuniſtiſche Geſellſchaften in hundert und tauſend Büchern und Verkündigungen umhergetragen werden, die zum Teil die Aufhebung alles Beſitzes, vollſtändige Gemeinſchaft der Arbeit und des Vermögens, ja die Gemeinſchaft der Welber und Kinder und die Auflöſung aller Familienbande und aller Hauserziehung predigten! Träume, die wir vor zweitauſend und dreitauſend Jahren ſchon bei den alten Heiden finden, die aber auch bei ihnen gottlob nimmer vollſtändig zur Wirklichkeit geworde: ſind. Wenn ſolche unſinnige Schwärmer und Verführer uns ein Zuvieles und Unmögliches zeigen, womit ſie die unerfahrene Jugend locken und verführen, ſo gibt es allerdings eine verſtändige Gemeinſamkeit, eine Geſellung und Verbrudecung der Herzen und duch der Kräfte und Arbeiten.“ 9 Dürfen wir hoffen, die„verſtändige Gemeinſamkeit“ der Deut⸗ ſchen wieder zu erlangen? Während draußen in der Natur die Nebel, das Kennzeichen des Herbſtes und des Vorwinters, aufſteigen, be⸗ ginnen vor unſeren Augen die Nebelſchwaden zu weichen und zu zerflattern. Es wird Licht nach fünf Jahren innerer Umnachtung: das November⸗„Evangelium“ hat ſich als Götzenmoral und Aber⸗ witz erwieſen. Nicht zu einem neuen, unbekannten Gott treibt es uns hin, ſondern zu den alten Altären der Vaterlands⸗ liebel Die Flammen auf ihnen leuchteten durch alle Jahrhunderte hindurch, durch das goldene, das ſilberne, das eherne, das eiſerne, das bleierne und jetzt durch das papierne, in dem zu leben wir zeitweilig verdammt ſind. Von der Phraſe zur Tatl In gemeinſamer Kraft und Arbeit wollen und müſſen wir uns wie⸗ der finden, nicht mehr eine Klaſſe allein, nein, dem ganzen Volk ſei unſer Dienſt gewidmet. Begraben wir den 9. November, leben wir dafür der unerſchütterlichen Hoffnung, nach der Winterſonnen⸗ wende unſeres Geſchicks den Freiheitstag des nach innen und außen freien Volkes zu erleben und ihn mit allen unſeren Volksgenoſſen wahrhaft feiern zu können. Die Not unſerer Kinderl Der deutſche Zentralausſchuß für die Auslands⸗ hilfe gab in ſeiner Vollverſammlung ein erſchütterndes Bild von der Notder deutſchen Kinder. Nach den Berichten der Ver⸗ treter der einzelnen Landesteile und Gemeinden ſtehen Tauſende von Kindern dem Hungertode gegenüber. Es gebe Kinder, die weder Brot, noch Milch, noch Kartoffeln, noch Fett, ſondern irgend welchen Kaffee⸗Erſatz als Nahrung erbalten. In Dres⸗ den iſt ein Sechſtel aller Schüler der Volksſchulen an den Fol⸗ gen des Hungers erkrankt. In VBerlin kommen unzählige Kinder ohne Nahrung in die Schule oder verſäumen ſie, weil ſie den Hunger nicht ſo fühlen, wenn ſie im Bette liegen. Für Kinderſpei⸗ ſung hat das Reich 5 Millionen Goldmark zur Verfügung geſtellt, welche Summe jedoch nur zur täglichen Verſorgung von 500 000 Kin⸗ dern mit 500 Kalorien Nahrung für etwa 5 Monate ausreicht. Es wurden dann weiter noch Mitteilungen gemacht über die Hilfe des Auslandes, der deutſchen Landwirtſchaft und der Arbeiterſchaft, die durch Sonderarbeit, Ueberſtunden und frei⸗ willige Arbeitsleiſtung ihren bedürftigen Volksgenoſſen helfen. Die wirtſchaſtliche Not Die Zahl der Erwerbsloſen in ganz Deutſchland wird auf etwa 4 Millionen geſchätzt, von denen 2½ Millionen auf das unbeſetzte Deutſchland kommen. Von dieſer Ziffer entfallen auf Berlin ungefähr 250 000. In den agrariſchen Gebieten wie Oſtpreußen, iſt die Zahl der Erwerbsloſen verhältnismäßig gering, in Sachſen am ſtärkſten. Auch die Zahl der Kurzarbeiter, die am 1. Oktober ungefähr 1 100 000 betrug, dürfte inzwiſchen zugenom⸗ men haben. Badiſche politik die Rommun ſtenverhaſtungen im Wieſental Ueber die in den letzten Tagen im Wieſental erfolgten umfang⸗ reichen Verhaftungen wird von zuſtändiger Stelle folgendes mit⸗ geteilt: In der zweiten Oktoberhälfte waren in Zell und Umgebung eine Reihe von Sprengſtoffdiebſtählen vorgekommen, bel denen den Dieben insgeſamt nahezu 3 Zentner überaus gefährliche „Sprengſtoffe in die Hände gefallen ſind. Der Vehörde gelangte dann zur Kenntnis, daß dieſe Sprengſtoffdiebſtähle von kommu⸗ niſtiſcher Hand ausgeführt ſind, worauf am 29. Oktober vom Oberſtaatsanwalt in Waldshut in Zell i. W. zunächſt 6 Verhaf⸗ tungen vorgenommen wurden. Am gleichen Tage wurde in Lörrach der Führer der Zeller Kommuniſten, Schriftſetzer Edmund Rüm⸗ mele, verhaftet. Er war im Beſitz von größeren Mengen Spreng⸗ kapſeln. Einzelne der Verhafteten legten ein umfangreiches Ge⸗ ſtändnis dahin ab, daß in Zell i. W. unter Führung Rümmeles ein⸗ gehende Beſprechungen über einen in nächſter Bälde geplanten kom⸗ muniſtiſchen Aufruhr ſtattgefunden hätten und daß die Sprengſtoff⸗ diebſtähle zu dem Zweck von Zeller Kommuniſten ausgeführt wor⸗ den ſeien, um die für Aufruhrzwecke erforderliche Munition in die Hand der Kommuniſten zu bringen und weiter, daß in Zell aus ge⸗ ſtohlenen Sprengſtoffen Handgranaten hergeſtellt worden ſe en, die bereits in das in Ausſicht genommene Aufruhrgebiet ge⸗ ſchafft worden ſind. Daraufhin wurden weitere 12 Bezichtigte feſtgenommen. Das geſamte Material iſt dem vom Ober⸗ reichsanwalt mit der Verfolgung der kommuniſtiſchen Aufruhr⸗ bewegung in Oberbaden beauftragten Unterſuchungsrichter übergeben worden. Gegen alle an den Sprengſtoffdiebſtählen Beteiligte wird die Unterſuchung wegen Hochverrats geführt. Ju den Aeberfällen, die in der Gegend von Pfullendorf und Meß kirch in den letzten Tagen erfolgten, wird noch berichtet, daß nachdem eine 10 bis 20 Mann ſtarke Bande bei der Familie Bär⸗Krähenried eine Hausſuchung nach Maſchinengewehren und Waffen erfolglos durch⸗ geführt hatte, eine etwa 40 Mann ſtarke mit Revolvern bewaffnete Abteilung bei dem Beſitzer des Pförenhofes, dem Landwirt Lorenz, bei Altheim(Amt Meßklirch) erſchien, und ebenfalls eine Haus⸗ ſuchung nach Waffen vornahm. Auch auf dem Kräherweiherhof hat ſich derſelbe Vorgang abgeſpielt. Letzte Meloͤungen nerlin, 9. Nov.(Von unſ. Berl. Büro.) In der geſtrigen Sitzung der Berliner Stadtverordnetenverſammlung kam es zu einem offenen Konflikt zwiſchen dem Magiſtrat und den nicht⸗ a e Fraktionen des Hauſes. Der M giſtrat, der noch ſtark ſozialiſtiſch durchſetzt iſt, lehnte einen Beſchluß der Ver⸗ ſammlung ab, nach dem dieſer das Recht haben ſoll, ein Mitgljed de⸗ Magiſtrats für die Vertretung auf den Generglverſammlungen der drei zu gründenten ſtädtiſchen Aktiengeſe lſchaften zu wählen und verlangte, daß ihm das Recht zugebilligt würde, die Normierung vor⸗ zunehmen. Gegen dieſe Brüskierung legte die Rechte nacdrücklich Verwahrung ein und nahm mit der Mehrheit der Verſammlung einen Antrag an, in dem der Magiſtrat aufgefodert wird, die Gründung der Geſellſchaften nicht vorzunehmen, bis er die Uebereinſtimmung mit dem Beſchluß der Verſammlung herbeigeführt hat. Eine lebhafte Debatte entſpann ſich noch über den Brokpreis von 140 Milliar⸗ den, wobei an der Handlung der Reichsgetreideſtelle ſchärfſte Kritſt geübt wurde. 51* 5 Darüber unterrichten, ob der Ofen gut konſtruiert und leicht Jeellag, den 9. November 1923 maunheimer Geueral-Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 516 Der eiſerne Hherd und Ofen Von Dr. Fritz Wamsler, Siplom⸗Ingenieur und Direktor der Wamsler⸗Werke Aktiengeſell⸗ ſchaft, München. Die ſorgſame Pflege der häuslichen Feuerſtät⸗ zen iſt bei unſerer entſetzlichen Brennſtoffnot ein Gebot der Selbſt⸗ rhaltung. Trotzdem muß man die Wahrnehmung machen, daß der Hehandlung eiſerner Herde und Oefen nicht immer die nötige Auf⸗ merkſamkeit entgegengebracht wird und daß es auch beim Ankauf gieſer überaus wichtigen Haushaltungsgegenſtände noch vielfach an dem nötigen Verſtändnis fehlt. Man laſſe ſich deshalb vor der Be⸗ haffung durch einen Fachmann beraten oder gehe zu Geſhäften, welche guten Ruf haben und durch langjährige Erfahrungen in der Zage ſind, praktiſche Vorſchläge zu machen. Um mit den Kochherden zu beginnen, ſo ſehe man ſchon beim Einkauf auf kräftige Ausführung, ſowie richtige Konſtruktion und mache den Verkäufer darauf aufmerkſam, welcher Brennſtoff auptſächlich zur Verwendung kommt, damit die richtige Bauart an⸗ geboten wird. Maßgebend für die Herdaröße iſt in erſter Linje die Zahl der Tiſſhteilnehmer und der zur Verfügung ſtehende Raum. Man wöhle den Herd nicht größer als notwendig und ſehe vor allem auf ſparſame Verbrennung und völlige Ausnützung der Heizgaſe im Herd. Große Herde beſitzen auch große Feuerungen und benötigen deshalb entſprechend mehr Brennſtoff. Zu jeder Speiſenportion ge⸗ hört eine entſprechende Kohlenportion, die nicht überſchritten werden darf, weil ſonſt die Rentabilität der Speiſenbereitung in Frage ſteht. Man nehme nur Herde mit einer Vorheizung des Rauchrohres ader des Schornſteines, weil dann die Möglichkeit beſteht, im Sommer durch die Umſtellklappe nur die Herdplatte ſchnell hochheizen zu kzönnen, wenn Brat⸗ und Backrohr nicht benötigt werden. Die Um⸗ ſtellklappe oder der Schieber muß leicht bedienbar ſein, damit im Winter die große Außenfläche des Herdes, alſo nicht nur die Herd⸗ platte, ſondern auch die Herdwände und der Herdboden Wärme aus⸗ ſtrahlen, denn der Herd ſoll im Winter auch Raumheizofen ſein. Emaillierte Herde ſind den lackierten vorzu⸗iehen, da man ſie leichter reinhalten kann. Beim Aufſtellen der Horde ver⸗ meide man zu lange Rauchrohrleitungen, vor allem zu viele Krüm⸗ mungen. Auch ſoll man die Herde wenn möglich nicht an Kamine anſchließen, in welche Waſchkeſſel, Badeöfen oder ſonſtige Feuer⸗ ſtellen einmünden, die unregelmäßig benützt werden. Die fabrikmäßig gebauten Herde ſind für mittlere Schornſtein⸗ verhältniſſe konſtruiert. Es kann daher vorkommen, daß Herde an hohen Schornſteinen zu lebhaft brennen, den Brennſtoff zu raſch auf⸗ zehren und unrationell arbeiten. Durch Verengung des erſten Feuer⸗ zuges oder Verkleinerung des Roſtes läßt ſich dieſem Uebelſtande leicht abhelfen. Der Herd muß durch geringere Luftzufuhr ent⸗ ſprechend reguliert werden. des Roſtes und häu⸗ figes Oeffnen der 3 en bewirken ſtarkes Anſaugen der kal⸗ ten Luft, dadurch erhöhten Brennſtoffbedarf. Die zuläſſige Roſtver⸗ kleinerung iſt vom Brennſtoff und der erforderlichen 1 ab⸗ hängig. Es iſt vorteilhaft, den Feuerraum koniſch zu halten, damit die Feuerplatte möglichſt intenſiv beſtrahlt wird. Undichtheilen des Herdes laſſen ebenfalls große Luftfmengen in die Züge eintreten, die die Feuertemperatur herabſetzen und die Wärmeabgabe verringern. Rauchrohre müſſen ſtets in gleicher Weiſe wie der Rohranſatz am Herd und in ſteigender Richtung nach dem Kamin geführt wer⸗ den. Auch ſollen ſie dort, wo ſie am Herde aufſitzen und überein⸗ andergeſteckt ſind, gut ineinander paſſen. Längere wagrechte Rauch⸗ rohrleitungen, namentlich ſolche durch kalte, ungeheizte Räume, ſind zu vermeiden. In den Kamin ſollen nicht mehr Feuerungen ein⸗ münden, als er bei der gegebenen lichten Weite bewältigen kann. Auch muß der Kamin den Firſt des Hauſes um mindeſtens einen Meter überſteigen und oben offen ſein. Vor jedesmaligem An⸗ heizen iſt der Roſt und Aſchenfall gründlich zu reinigen. Zum Anheizen verwende man nur trockenes Holz und ſtopfe die Feue⸗ rung mit Papier nicht ſo voll, daß der Luftzutritt durch den Roſt gehemmt wird. Man ſtelle die Umſtellklappe auf direkten Zug und wenn das Anheizmaterial lebhaft brennt, lege man einige Schaufeln Kohle auf und ſtelle dann die Umſtellklappe auf indirek⸗ ten Zug, d. h. man laſſe den Zug um das Bratrohr gehen. Nach längerem Stillſtand der Feuerung reinige man Roſt, Aſchenfall und Herdzüge von Rückſtänden. Bei Rauchplagen iſt in den meiſten Fällen unſachgemäßer Anſchluß an den Kamin oder undichter Kamin ſchuld. Man ſehe in ſolchen Fällen auch nach, ob die Kaminputztüren dicht abſchließen, ob die ſonſt einmündenden Feuerſtellen, wenn ſie nicht benützt wer⸗ den, aut abſchließen und ob der Rauchrohrabſchluß des Herdes zum Kamin in Steigung führt und gut abgedichtet iſt. Bei Herden mit ſelbſttätiger Warmwaſſerbereitung muß die im Feuerraum des Herdes liegende Waſſerſchlange gleichzeitig mit der Reinigung des Roſtes täglich von Schlacken und Aſche ſauber ge⸗ reinigt werden. Als Brennſtoff kann bei richtig konſtruierten eiſernen Herden Holz,. Torf und Kohle, auch Braunkohle und Bri⸗ kett verwendet werden. Wenn dieſe Winke befolgt werden, ſo muß ein befriedigendes Reſultat erzielt werden, vorausgeſetzt, daß der gute Wille vor⸗ banden iſt, denn jede Feuerungsanlage erfordert neben einer nor⸗ Walen Kaminanlage eine ſachgemäße Bedienung. Auch beim Ein⸗ kauf eiſerner Oefen ſoll nicht der Preis allein maßgebend ſein, denn ein billiger Ofen iſt ebenſo wie ein billiger Herd in Suſtem und Jualität meiſtens minderwertig. Man laſſe ſich in erſter Linie Man kaufe einen Ofen ſtets reichlich groß, regulierbar iſt. Die An⸗ un die verlangte Wärme bequem erreichen zu können. Der jeweilige Beainn der Bezuagszeit am Samstaa bat zu Un⸗ zuträglichkeiten und zu Geldverluſt für Träger und Verlag geführt, weil durch den dazwiſchen liegenden Sonntaa ein Aufenthalt ini In⸗ kaſſo hervorgerufen wurde. Wir werden daher in Zukunft die Be⸗ zugszeit des Wochen⸗Abonnements jeweils am Donnerstaa beainnen laſſen. Der Bezugspreis bleibt alsdann für die erſten drei Tage un⸗ verändert. ſofern der Abonnements⸗Preis bis Samstaa an uns bezahlt iſt. Wird die Bezahlung verſäumt, ſo wird von Montaa ab eine Nachzahluna. die ſich nach der Geldentwertuna richtet. erhoben. Der Bezugspreis für die Jeit vom 10. bis 14. November beträgt 100 Milliarden. Den Zeitunasboten wird die ſchwierige Erhebung der Bezuas⸗ gelder erleichtert. wenn die Beträge bereit gehalten werden. Schecks können wegen der damit verbundenen Verzögerung und Geldentwer⸗ tuna nicht in Zahlung genommen werden. Es iſt wahrſcheinlich, daß vom 15. ds Mts. ab die Goldmark⸗ Berechnuna für den Bezug in Kraft tritt. Wir ſtehen aber auf dem Standpunkt. daß dies nur geſchehen kann, wenn auch genügend wert⸗ beſtändige Zahlungsmittel im Umlauf ſind. und das iſt noch abzu⸗ warten. Wir werden frühzeitig Genaueres mitteilen. Der Verlag. gaben über Heizfähigkeit können nicht in allen Fällen als Maßſtab dienen, weil die beſonderen Verhältniſſe Lage des Zimmers, Anzahl der Fenſter und Türen, Größe der Abkühlungsflächen, Lage des Raumes im Hauſe uſw. in Betracht zu ziehen ſind. Die Mehr⸗ ausgabe für einen Ofen mit größerer Heizfläche wird durch Ver⸗ meidung von Reparaturen für Ueberanſtrengung des Oſens aus⸗ geglichen. Auch iſt die Wärmeubgabe eines größeren Ofens zuträg⸗ licher, weil die Eiſenwände nicht überhitzt werden. Ein eiſerner Ofen in guter Konſtruktion überträgt die notwendige Wärme ſofort auf das Zimmer. Bei emaillierten Oeſen muß die Emaille hie und da mit Spiri⸗ tus oder reiner Vaſeline gut gereinigt werden, damit die Oefen ihre Politur behalten und nicht unanſehnlich werden. Nach Beendi⸗ gung der Heizperiode ſoll der Ofen gut gereinigt und etwaige ſchad⸗ hafte Teile durch neue erſetzt werden. Man warte hiermit nicht bis zum Herbſt, da in dieſer Zeit die Händler wie auch die Fa⸗ briken ſehr beſchäftigt ſind und Reparaturen nicht ſo pünktlich ge⸗ macht werden können wie im er. Defen müſſen im Sommer ſtets rein ſein, da ſchmutzige Oefen das Roſten der Innenteile ſehr begünſtigen. Gute Oefen funktionjeren an guten Schornſteinen genau. Bei Rauchplage iſt in den meiſten Fällen unſachgemäßes Aufſetzen des Ofens, die Schornſteinanlage odr der Gebrauch einer falſchen Koh⸗ lenſorte ſchuld. Man ſchiebe nicht gleich die Schuld auf den Oſen, ſondern benachrichtige zuerſt den Händler, der den wahren Grund bald feſtſtellen wird. Bezüglich des Brennſtoffes ſei noch erwähnt, daß gut kon⸗ ſtruiert eiſerne Dauerbrandöfen ſowohl für ſtundenweiſen, als auch für dauernden Brand vorzüglich geeignet ſind. Bei ſtunden⸗ weiſem Brand nutzen ſie jedes billige Brennmaterial, auch Holz und Torf, vorteilhaft aus. Bei dauerndem Brand, d. h. Tag und Nacht den ganzen Winter hindurch, ſtändig brennend, iſt vor allem kurzflammige Kohle zu empfehlen. Man unterſcheidet Dauerbrand⸗ öfen amerikaniſchen Syſtems, mit Anthrazitkohlen in Walnußgröße oder Eiformbriketts zu heizen, und Dauerbrandöfen iriſchen Syſtems für Zeit⸗ und Dauerbrand verwendbar. E kann ſeder Brennſtoff verwendet werden, bei Dauerbrand eianet ſich am beſten Koks in Walnußgröße, Briketts in kleineren Stücken oder ſonſt kurzflammige Magerkohle. Es werden in letzter Zeit auch Dauer⸗ brandöfen für Torfbrand hergeſtellt, die ſich ſehr gut bewähren und namentlich in Torfgegenden ſich gut eingeführt haben. Ein Haupt⸗ faktor bei eiſernen Oefen iſt die Bedienung und dieſe richtet ſich ſehr nach der Art des verwendeten Brennmate⸗ riats. Hierüber laſſe man ſich bei Kauf des Ofens genau aufklären. Werden vorſtehende Ratſchläge befolgt,* iſt der eiſerne Ofen noch heute der puaktiſchſte und bilhigſte Wärmeſpender. Wirtſchaſtliches und Soziales Wahnſinnige Preisſteigerungen aller Lebensmittel. Pirmaſens, 8. Nov. Die Kataſtrophe der Mark in den leßzten Tagen hat mit einem Schlage ein Elend herauffbeſchworen, das man ſich vorher nicht hätte träumen laſſen. Die Lebensmittel⸗ geſchäfte, überhaupt alle Kaufläden haben F a⸗ riken, die vorher noch notdürftig ihre Vetriebe offengehalten, ſahen ſich gezwungen, zu ſchließen, da ſie die erforderlichen Kapitarien nicht mehr aufbringen können. Die Haſt nach fremden Zahlungs⸗ mitteln iſt zu einer wahren Krankheit ausgeartet. Ein Laibchen ge⸗ miſchtes Brot koſtet jetzt 600 Milliarden, ein Anzug mehr als 50 Billionen(50 000 000 000 000). Die Erregung in der Bevölkerung iſt ob dieſer troſtloſen Verhältniſſe ungemein groß. Zweibrücken, 8 Nov. Von der Milliardenſteigerung aller Bedürfniſſe des Lebens ſind auch die in Zweibrücken zur eingetroffenen Geſchworenen überraſcht wor⸗ den. Beſonders die aus der derpfalz gekommenen Volksrichter, die von der Ausbreitung der Franken in unſerer Grenzſtadt noch keine Kenntnis hatten und infolge deſſen nur mit deutſchem Gelde ausgeſtattet waren, ſahen ſich hier alsbald finanziellen Schwierig⸗ keiten gegenüber, ſo daß ſich die Geſchworenen bereits m erſten Sitzungstag zu einer Vorſprache beim Präſidenten des Oberlandes⸗ gerichts entſchloſſen Auch die Sicherung eines nächtlichen Unter⸗ kommens bereitete Schwierigkeiten, ſo daß das ſtädtiſche Wohnungs⸗ amt zur Bereitſtellung von möblierten Zimmern öffentlich auf⸗ forderte. Städtiſche Nachrichten Ddas papiergelò sffentliches Zahlungsmittel Der Militärbefehlshaber hat am 7. November 1923 folgende Verfügung erlaſſen: Nach Meldungen aus verſchiedenen Teilen des Wehrkreiſes mehren ſich die Fälle, in denen Geſhäftsleute im Kleinhandel die Annahme von Papiergeld als Zahlungsmittel ver wei⸗ gern oder auf Barzahlung in wertbeſtändigem Gelde Rabatt gewähren, obgleich zur Zeit Papiergeld noch das geſetzlä he iſt. Hierdurch werden dieſenigen die wertbeſtä dige Zahlungsmittel noch nicht beſitzen, zur Ver⸗weiflung gebrocht und es ſind daher Störungen der öffentlichen Ruhe und Sicherheit zu befürchten. Ich ordne daher an, daß bis zur ſtaatlichen Außerkraft⸗ ſetzung das Papiergeld als öffentliches Zahlungsmittel im Kleinhan⸗ del unbeanſtandet anzunehmen iſt. 5 Ferner iſt gemeldet, daß bereits fliegende Händler ver⸗ ſuchen, wertbeſtändiges Geld zu Spekulationss zwecken aufzukaufen und es hierdurch dem Verkehr ent⸗ ziehen. Dieſes Verfahren verbiete ich, denn es gefährdet glei hfalls Ruhe und Ordnung. Zuwiderhandlungen werden nach§ 4 der Ver⸗ ordnung de⸗ Reichspräſidenten vom 26. Oktober 1923 beſtraft. Außer⸗ dem haben die Polizeibehörden in geeigneten Fällen zur Feſt⸗ nahme des Schuldigen zu ſchreiten undebei mir die Vornahme der Schutzhaft zu beantragen. wertbeſtändiges Notgeld der Handelskammer Mannheim Die Handelskammer wird Ende dieſer Woche mit Genehmigung der badiſchen Regierung und des Reichsfinanzminiſteriums wert⸗ beſtändiges Notgeld herausgeben. Die Herausgabe dieſes Notgeldes erfolgt auf Grund der Reichsverordnung zur Aenderung des Ge⸗ ſetzes über die Ausgabe und Einlöſung von Notgeld vom 26. Okt. 1923. Die wichtigſte Beſtimmung dieſer Verordnung für die Heraus⸗ gabe des Notgeldes lautet: „daß zur Deckung des jeweils auszugebenden Notgeldes in Höhe des Nennbetrages Schatzanweiſungen der wertbeſtändigen Anleihe des Deutſchen Reiches bei einer zur Aufbewahrung von Depots ermächtigten Reichsbankanſtalt(Uebertragung an eine andere Bank iſt mit Genehmigung möglich) mit der Maßgabe hinberlegt werden müſſen, daß die Herausgabe nur mit Zuſtimmung des Reichsminiſters der Finanzen verlangt werden kann.“ Andere wertbeſtändige Zahlungsmittel, wie z. B. Dollarſchatz⸗ anweiſungen oder Deviſen, dürfen deshalb nach ausdrücklicher An⸗ ordnung der Reichsregierung nicht als Deckung genommen werden. Dies geſchieht, um nicht eine neue Inflation und damit eine Ent⸗ wertung der Goldanleiheſtücke bezw. des wertbeſtändigen Notgeldes herbeizuführen. Das Notgeld wird ausgegeben in Serien von M..20 Gold 1 Dollar, M..05 Gold= ½ Dollar, Pfg. 21.0 Gold= 7½o Dollar, Pfg..2 Gold= ½0 Dollar. Die Ausgabe erfolgt mit Genehmigung der Regierung anſtelle von der Reſchs⸗ bank durch die Süddeutſche Disconto⸗Geſellſchaft. Das Eintreffen der Geldzeichen iſt bis Samstag in Ausſicht geſtellt. Vorausſetzung für die Herausgabe ſſt, daß in Höhe des angeforderten Betrages des wertbeſtändigen Geldes Goldan⸗ leihe des Deutſchen Reiches hingegeben wird. Dies kann auch in der Weiſe geſchehen, daß die Firmen ihre Bankverbindungen ver⸗ anlaſſen, einen entſprechenden Betrag Reichsgoldanleihe bei der Süddeutſchen Diskontogeſellſchaft zu deponſeren. Soweit die Firmen Reichsgoldanleihe bei der Reichsbank gezeichnet, zugeteilt aber noch nicht ausgehändigt erhalten haben, wird die Reichsbanf in Höhe des Betrages, für den Notgeld erhoben werden ſoll, Interimsſcheine ausſtellen. Auch auf dieſe wird Handelskammergeld verabfolgt werden. Für diejenigen Firmen, die weder Reichsgoldan⸗ leihe im Beſitz noch gezeichnet und zugeteilt erhalten haben, iſt ein Bezug des Handelskammergeldes vorausſichtlich möglich, da das Reich la 9U. Wo fFinde ich Ruhe vor der Politik und dem 4 Valutætrubel? EZ205⁵ Autwolt. E* dem schònsten Südalpenkurort mit seinen Kurvorstehung. màssigem und gleichibleibenden Pensionspreisen. — Kalender für 1924 Zum fünften Mal tritt der„Ekkhart“(Ekkhart, Jahrbuch für das Badner Land 1924, i. A. des Landesvereins Badiſche Heimat, erausgegeben von Hermann Eris Buſſe, Freiburg i. Br., Verlag G. Braun, in Karlsruhe) als Jahrbuch ſeine Reiſe zu ſeinen vielen Freunden an. Wieder hat ihm der greiſe Altmeiſter in Karlsruhe, HZans Thoma, ſein kurzes Geleit gegeben, das in ſeiner kindlichen Zerklärung über unſere ſchlimme Zeit hinaufſchwebt. Eine köſtliche Kopfleiſte von des Meiſters Hand geht dem Text des Kalenders doran. Dem Geleit folgt das Lebens⸗ und Schaffensbild des Malers und Griffelkünſtlers Ernſt Würtenberger. Dr. W. E. Oeftering ſchreibt mit warmer Einfühlung über den Künſtler. Her⸗ vorragend ſind die Wiedergaben einzelner Gemälde und Holzſchnitte des Meiſters. Aus dem nächſtens erſcheinenden, hochdeutſchen Bande„Urſula“ hat Hermann Burte, der Dichter⸗Maler aus m Markgräflerland, elf Gedichte zur Verfügung geſtellt. Die Sigenart des neuen Jahrbuches iſt die thematiſche Ausbreitung übers ganze Land. Aus jeder Landſchaft iſt ein Wert herausgeholt. So Preibt Prof. Dr J. Sauer, der Konſervator kirchlicher Denkmäler, in ſachlicher und dennoch eindringlich⸗lebendiger Stellungnahme über das neuhergerichtete Konſtanzer Münſter. Der Konſtanzer Paul Sättele wirft ein paar volkslieb⸗friſche Verſe gleich köſtlichen Wieſen⸗ blumen in die weißen Blätter. Das Thoma⸗berühmte Schwarzwald⸗ dorf Bernau mit ſeinen alten Höfen ſchildert Oberbaurat Dr. Schmieder und zeichnet typiſche Häufer und Siedlungsgruppen dazu. Und den Schwarzwald in ſeinem ernſten Weſen erhebt zu iym⸗ boliſcher Reife Dr. Otto Hoerth, deſſen ſprachlich wundervoller Spilog in einen fünfzigjährigen Wald bei Schiltach führt, den der Dater ein Leben lang gehegt. Vom Wälderdom der Natur draußen z die gotiſchen Dome von Menſchenhand gebaut gehen wir mit Frof. arz zum Orgelmuſiker, Komponiſten und Chormeiſter Franz Philipp, deſſen Wirken ſchon über die Grenzen der Heimat hinaus bekannt iſt, aber immer noch nicht in ſeinem über⸗ vagenden Wert von ihr begriffen wird. Prof. Schwarz. der Philinps Werden und Wollen von den früheſten Kompeſitionen an verfalgte. debt in dem kurzen Abriß ein Wiſſen um dieſen begnedeten Muſiker af Landitraßen. Dorſpfätzen und Keldwezen wandert Hermznn is Buſſe im Schuttertal, in der Lahrer Gegend. und zeigt den zeichtum an ſchönen Zeugen ſinnicer Volkskunſt, an Meg'reuzen ünd Bildſtöcken Kunſtmaler Wilhelm Wickertsheimer(Lahr)., gab zu dem intereſſanten Auffatz feine Zeichnungen. Ebenfalls auf volks⸗ (aaſtleriiches und volkskundliches Gebiet führt Dr. A. R. Maier mit küder Planderei über die Hauenſteiner Volkstracht und fügt ein Meopraſchend vielfältiges Bildmaterial dazu. Ueber den Pfälzer 18.18“ und Dialektdichter Nadler erzählt ſein beſter Kerner, der küingſt verſtorbene Heidelberger Gelehrte, Dr. Ernſt Traumann. Schöne alte und neue Brunnen unſeres + 5 5 kennt Emii Baader und weiß um ihr Weſen im Dorf⸗ und Stadtbild. Max Bittrich gibt ein Herbſtgedicht voll mahnender Eindringlichkeit und Fritz Berger überließ dem Kalendermann„Das Pergetuum mobile“, eine geiſtreiche und humorvolle Parabel. Der Ueberlfeferung folgend fügt Dr. W. E. Qeftering die Ueberſicht über die Badiſche Dichtung des verfloſſenen Jahres hinzu, Pfarrer Kiſtner die und Pfarrer Hindenlang die epangeliſche Kirchenchronik. Die Monats⸗ bilder und vor allem Kopfleiſte und Vignette zu Otto Hoerth's Epilog„Der Wald“ ſtammen vom markgräfler Maler Adolf Glatt⸗ acker. So iſt das neue Ekkhartſahrbuch trotz der großen Schwierig ⸗ keiten, die unſere Zeit bietet, wieder ein neues Dokument heimat⸗ lichen Reichtums, der gehoben ſein will und tief bewahrt in Seele und Sinn. Es dürfte in keinem Hauſe eines heimatfrohen Badeners fehlen, zumal auch ſeine Ausſtattung künſtleriſch ſehr wertvoll iſt. Der„Geſundbrunnen“(Geſundbrunnen 1924, Kalender des Dürerbundes. Verbag Georg D. W. Callwey⸗Münchem), als einer der beſten deutſchen Volkskalender bekannt, beweiſt auch mit dieſem Jahrgang, daß er einen wohlbegründeten Anſpruch auf dieſen Ehrenki el hat. Der Kalender des Dürerbundes iſt nicht ꝛen⸗ denziös gerichtet, er dient keiner Partel, keiner Konkeſſion, keiner Klaſſe, er iſt deutſch ſchlechthin. Alle guten Geiſter des Deutſchtums haben an der Wiege dieſes Büchleins Pate geſtanden. Annetie von Droſte⸗Hülshoff iſt der Geſundbrunnen 1924 gewidmet. Ge⸗ diche und Auszüge aus ihren Brieſen bringen uns die Größe und tieſe Urſprünglichkeit dieſer begnadeten Künſtlerin nahe. Ferner ührt der Geſundbrunnen zu drei Männern, deren zu gedenken das hr 1924 beſonderen Anlaß gibt: Immanuel Kant, Friedrich Goltlieb Klopſtock und Fritz Reuter. In treueſte Pflichterfüllung, wahrhaft ehrfurchtsvolles ein ob aller Trübſal lachendes Herz. Dieſen geſellen ſi der Notzeit des 30jährigen Krieges 1624 geborene Chriſtoffel von Grimmelshauſen und der vor 100 Jahren geborene Dichter⸗ komponiſt Peter Cotrnelius. Reicher Vildſchmuck und Noren⸗ beilagen. zieren das Büchlein wie in früheren Jahren. Zahlreiche Beiträge geben Nachdenkliches zum Zeitgeſchehen, Proben guter Volkskunſt, Anregungen zu Spiel und Kurzweil im Familienkreis, zur rechten und geſunden Lebensführung, vor allem auch für die Jugend und für unſere Frauen. Der altbekannte und belfebte„ahrer Hinkende Bote“ (Verlag Moritz Schauenburg, Lahr) enttäuſcht auch diesmal nicht die Erwartungen ſeiner Leſer. Viele luſtige Geſchichten erzählt er, die geeignet ſind, lange Winterabende zu verkürzen und des Lebens Not und Plagen, an denen es in dieſer ſchweren Zeit nir⸗ gends fehlt, vergeſſen zu machen. Aber auch manches Beſinnliche ihnen eint ſich mmſein und noch der in und Lehrreiche bringt er in volkstümlicher Darſtellung. Beſonders hingewieſen 2 auf den köſtlichen Beitrag„Mutterwitz“, eine bisher ungedruckte Kalendererzählung des frühberſtorbenen badiſchen Dich⸗ ters Emil Gött. Daß der„Hinkende“ die Weltbegebenheiten des verfloſſenen Jahres mit treffenden Bemerkungen begleitet und wieder im„Löwen“ ſeine Standrede hält verſteht ſich von ſelbſt. Theater und Muſik Das neue Drama Anruhs. Das Heſſiſche Landestheater in Darmſtadt, das unter Leitung von Guſtav Hartung ſchon„Louis Ferdinand“ und„Stürme“ von Fritz von Unruh zur Uraufführung brachte, bereitet zurzeit die Uraufführung eines neuen Werkes von Unruh„Der Roſengarten“ vor. Die Aufführung iſt auf den — 88 feſtgeſetzt. Regie: Guſtav Hartung; Bühnenarchitektur: . C. Pilar OPflicht, eine Tragödie von deulſcher Nol. Im„Münchner Schauſpielhauſe“ ſahen wir am 5. November die Urauffüh⸗ rung eines dreiaktigen deutſchen Trauerſpiels„Pflicht“ von Paul Krauß, ein Werk von guter national⸗ethiſcher Einſtellung, wenn auch noch ohne zwingende dichteriſche Kraft geſtaltet. Das Problem iſt aus der Not der deutſchen Gegenwart gewonnen, der dramaliſche Konflikt ergibt ſich aus dem Gegenſatze Nationalgefühl und Selbſtgefütl, klarer geſagt aus der vaterländiſchen Einſtellung und dem nur auf die Behebung der deutſchen Not gerichteten Denken eines kriegsblinden Maſors und der um den Lebensgenuß der verklingenden Jugend kämpfenden Gattin, die ihrer Pflicht un⸗ eingedenk, daran geht, den leidenden Gatten und ihre Familie zu verlaſſen, um einem Deutſch⸗Amerikaner nach Honolulu zu fol⸗ gen. Es konnmt freilich nicht dazu, ſie läßt den Fremden allein ziehen, aber ſte vermag die Verſöhnungshand des Gatten zu ergreifen, ſie zieht den Tod in den Wellen des Königsſees vor. 2, Ich ſagte, daß dieſe Tragödie dichteriſch nicht zwingend ge⸗ ſtaltet ſei. Das gilt zunächſt für die Heldin und ihr Schickſal. Mit der oft erwähnten Tatſache, daß ſie es neben ihrem Manne nicht aushalte, iſt weder in uns die Reſonanz für jene Sympathie gewonnen, ohne die dramatiſche Vorgänge wirkungslos bleiben, noch der großen Logik Genüge getan, die wir für alle Vorgä ge des Dramas fordern Dieſe Agathe iſt eine wirre, ſelbftſüchti“e, ſich ſelber aus der ihr vorgezeichneten Bahn reißende Dame im gefährlichen Alter und wenn der Verfaſſer mit ihr und ihrem Manne zwei Weltanſchauungen gegeneinander ſtellen wollte, ſo iſt es ihm doch nur gelungen, einen Konkurrenzkampf von Banalität und Phraſe auf die Bühne zu bringen. Banal iſt nämlich der ganze. hier und da im Pathos erſtarrende Dialog und wenn das Publikum herzlich auflachte, als plötzlich aus Agathes Munde die Frage traf, wie der Dollar ſtehe, ſo hat es ganz richtig empfunden, daß die Phraſeologie des Alltags in ihrer Abge⸗ FTheaterrecht mit praktiſchen Anleitungen“ 4. Seife. Nr. 516 Mannheimer General-Anzeiger(Mittag⸗Ausgube) Freitag, den 9. November 1923 in beſchränktem Umfange Goldſchatzanweiſungen zur Zeichnung auflegen wird, um ſo die Grundlage für die Beſchaffung Wertbeſtändigen Induſtriegeldes zu ſchaffen. In gleicher Weſſe, wie es bei dem ſtädtiſchen Notgeld iſt, wird eine Erklärung Verlangt werden, wonach der angeforderte Betrag led'glich zu Lohn⸗ zahlungen verwendet wird und daß die Firmen entſprechend ihrem anteiligen Vezug von Notgeldſcheinen ſich auch an der Haftung für Fälſchungen beteiligen. Der Verband des Einzelhandels hat die Erklärung übgegeben, das Handelskammernotgeld zum letztnotierten amtlichen rankfurter Kurs der Goldanleihe in Zahlung zu nehmen. Mit den Nachbarländern und Nachbarorten, vor allem Karlsruhe, wo die lusgabe des Handelskammergeldes durch die Rheiniſche Creditbank If 12 1 wegen Austauſch von Notgeld Vereinbarungen ge⸗ lroffen werden. Winters Einkehr Kräflige Schneefälle im Schwarzwald Der Witterungscharakter ſcheint ſich verändern zu wollen. Die Jemperatur iſt beträchtlich zurückgegangen. Infolgedeſſen hat es, während es bei uns noch regnete, im Schwarzwald kräftig geſchneit, wie aus folgenden Mitteilungen unſeres Triberger Mitarbeiters hervorgeht: „Die erwarteten Schneefälle im Schwarzwald ſind prompt in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag eingetreten und haben ſich über den größten Teil des Gebirges ausgebreitet. Die Schnee⸗ grenze mit erhaltener Schneedecke lieg: durchſchnittlich bei 700 Meter Meereshöhe. Die Schneefälle waren während der Nachtſtunden ſo ſtark, daß am Morgen das ganze Gebirge und die Orte in eine Schneedecke eingehüllt waren, wobei zu beachten iſt, daß infolge der vorangegangenen ſtarken Regen die Durchnäſſung des Bodens viel Neuſchnee zum Schmelzen gebracht hat. Die Winterlandſchaft iſt eine vollkommene und beſonders in den Waldpartien reizvoll. Die Temperaturen liegen nur in den höchſten Erhebungen ſo tief, daß mit einer Erhaltung der Schneedecke gerechnet werden kann. Es liegen aber Anzeichen vor, daß nach etwa ſechszehnſtündigem Schneefall Aufklärung und damit Abkühlung und Uebergang zu Froſt zu erwarten ſein wird, ſodaß die Schneehülle, die bei 1000 Meter und darüber etwa 10 Zentimeter ausmacht, erhalten bleiben könnte. Für die noch unterwegs befindlichen Kartoffeltranspor“e zur Eindeckung der noch mangelhaft belieferten Gebirgsteile kommt der Winter höchſt unerwünſcht, wenn auch das Eintreten des erſten dieſes Jahr um acht Tage ſpäer liegt als im vergangenen Jahre.“ Der Witterungsumſchlag wurde durch ſeit Montag völlig verän⸗ derte Luftdruckverteilung auf dem Kontinent eingeleitet, durch die ſich eine ſtarke Umlagerung der Wärmegebiete vollzogen har. Da ſich das isländiſche Tlefdruckgebiet nach Oſten hin bewegt hat, er⸗ hielt Weſt⸗ und Mitteleuropa einen erheblichen Zufluß kalter polarer Luftmaſſen. Daß ſich die Queckſilberſäule nicht ſchneller und tiefer als bisher geſenkt hat, verdanken wir einer föhnigen Luf ſtrömung, die am Dienstag früh über Süddeutſchland ging. In Württem⸗ berg brachte die Nacht zum Dienstag im Donautal und im Boden⸗ ſeegebiet Fröſte bis zu nahezu 2 Grad. Im württ. Schwarzwald, 3. B. in Freudenſtadt, ging die Temperatur bis auf den Gefrierpunkt zurück. Moncherlei Anzeichen ſprechen dafür, daß wir einem milden Winter entgegengehen. Eines dieſer Zeichen iſt, daß gegenwärtig noch Schwalben in größerer Anzahl viel bemerkt wer⸗ den, die noch nicht an ihre Abreiſe denken. Weiter ſehen wir piele Vogelbeerbäume mit roten Früchten und gleichzeitigem Blütenſtande. Die Jäger ſagen, daß Rehe, Füchſe und Haſen noch immer ihre ſchöne Sommerkleidung tragen. Am letzten Sonn'ag iſt von Naturfreunden in den verſchiedenſten Gegenden beobachtet worden, daß ſogar die Frühlingsblumen wieder zu blühen anfingen. lüf Wieſen und Rainen wurden Schlüſſel⸗ und Gänſeblſmchen ge⸗ nden. Die kleinen Waldtiere, die ſonſt um dieſe Zeit ſchon längſt it dem Sammeln von Wintervorräten beſchäftiat ſind, zeigen noch ar keine Geſchäftigken und gehen nicht auf Vorräte aus. 25jäheiges Beſtehen der Mannheimer Ingenſeurſchule Am 11. November feiert die bieſige Ingenieurſchule den Gedenk⸗ gag ihres 25fährigen Beſtehens in der uptſtadt Mannhbeim. Die Aründung ſelbſt fand drei Jahre vorher in Zweibrücken ſtatt, an elchem Orte auch die erſten 5 Semeſter geleſen wurden. Es ſtellte ſich jedoch bald heraus, daß Zweibrücken durch ſeine induſtrielle Ab⸗ geſchloſſenheit, als auch Kleinheit des Ortes eine Verlegung der An⸗ alt nach einer Stadt im Induſtriezentrum geboten erſcheinen ließ. Dank des Entaegenkommens der Stadt Mannheim konnte die Ueber⸗ ſedelung hierher erfolgen und am 19. Oktober 1898 durch einen Feſt⸗ akt in der Friedrichsſchule die feierliche Eröffnung der Anſtalt voll⸗ gogen werden. Nach einer behelfsweiſen Unterbringung in der Kir⸗ chenſtraße konnten im Oktober 1901, die heute noch beſtehenden Jäume des alten Realgumnaſiums. N 6, 4a, bezogen werden. Die Beſucherzahl in Zweibrücken betrug bei Verleaung nach hier 86 Stu⸗ dierende, von denen nur 6 abſprangen, ſodaß mit dieſem Stamme die Tätigkeit hier beainnen konnte. Wie ſehr mit der Verleaung das Richtige getroffen worden war. ſollte bald augenfällig werden. Schon im folgenden Sommer⸗Seme⸗ gter ſtieg die Beſucherzahl auf 150 Herren. Es mußte an eine durch⸗ areifende Erweiterung des Lehrkörpers und Lehrplanes gedacht wer⸗ den, daß ſie ein wichtiger Faktor in dem Leben unſerer Stadt ge⸗ worden iſt. Gingen doch aus ihr eine große Anzahl tüchtiger Män⸗ ner der praktiſchen Arbeit hervor, die hier den Grundſtein zu ihrem Wiſſen und Können legten. Induſtrielle, deren Namen einen auten Klana beſitzen, bekennen ſich mit nicht unberechtiatem Stolze als frühere Studierende der Ingenieur⸗Schule. Wenn auch die Arbeit der Anſtalt ſtets in ruhiger, vornehm zurückhaltender Weiſe in aller Stille geſchah, ſo muß doch heute die Oeffentlichkeit davon unterrich⸗ tet werden: verdient doch die Anſtalt mit ſeder anderen Schule, jo ſelbſt Hochſchule, in einem Atemzua genannt zu werden. Es wäre zu hoffen und zu wünſchen, daß der Staat in Anerkennuna dieſer feſtſtebenden Tatſache ſich der Anſtalt und auch nach außen hin die ihr länaſt verdiente Achtung dadurch zollt, daß ihr der Titel„Aca⸗ demie“ verliehen wird. Von den Dozenten aus der Gründungszeit ſind unſeres Wiſſens nach nur noch die Herren Dr. Wittſack und Domsgen ätig. Leider hat ſich Dr. Wittſack, der der Gründer und erſte Leiter der Anſtalt geweſen iſt, von der Leitung zurückgezogen. Der ſetzige erſte Leiter, Dr. Zeeh, iſt ebenfalls ſeit 1899 an der Anſtalt tätia. Die Dozenten Thele und Scholl können auf eine über 29jährige Tä⸗ tiakeit zurückblicken. Es muß voll anerkannt werden, daß die Schule und alle ehemaligen Abſolventen, als auch jetzigen Studierenden ge⸗ rade dieſen Herren Außerordentliches verdanken. Dr. Wittſack, deſſen ruhige. klare und eindringliche Vortraaskunſt die Hörer in Spannung hielt. wußte vielen die Grundlagen für die Kenntniſſe elektriſcher Maſchinen und Apparate zu übermitteln. Herr Domsgen der durch eine wohldurchdachte und methodiſch einwandfreie Vorleſung ſich auszeichnet. ſpielt eine Hauptrolle in der Darbietung der dar⸗ ſtellenden Geometrie und des geometriſchen Zeichnens. Die Vorle⸗ fungen über Dampfmaſchinen und deren Nachbargebiete ſind Herrn Thele übertragen, der dieſe Aufgabe in geſchickter Weiſe zu mei⸗ tern verſteht. Das Arbeitsfeld des Herrn Scholl iſt die Mathema⸗ tik, die auch er in durchaus lichtvoller und klarer Weiſe den Hörern nahezubringen verſucht. Auch der füngeren Lehrkräfte muß hier lobend Erwähnung getan werden, war doch das Kollegium noch nie ſo hervorragend zuſammengeſetzt wie gegenwärtig. „Da an allen techniſchen Lehranſtalten in Deutſchland für die Lehr⸗ kräfte Titel wie Profeſſor. Baurat, Oberbaurat, Studienrat uſw. ein⸗ geführt ſind, ſo dürfte es wohl für Stadt und Staat eine ſelbſtver⸗ ſtändliche Pflicht ſein, daß endlich auch den Dozenten unſerer Inge⸗ nieurſchule als Jubiläumsgeſchenk entſprechende Amtstitel verliehen werden. So wünſchen wir denn, neben der Erfüllung der vorgenann⸗ ten berechtiaten Wünſche. der Ingenieurſchule Mannheim ein fer⸗ neres Blühen. Wachſen und Gedeihen zum Wohle der techniſchen Ju⸗ gend und zur Ehre unſerer Heimatſtadt. R. Swei prakt ſche vorſchläge Wie oft habe ich nicht hier in Mannheim geſehen, wu z. B. Holg, Kohlen, Koks u. a. m. auf großen Wagen zu— ſtimmungsort transportiert und dort mit einer großen, ſehr breit⸗ zinkigen Wurfſchaufel auf die Straße befördert wurden. Von hier aus wiederum auf dieſelbe Weiſe in den Keller. Da lobe ich mir das Verfahren, das in meiner Heimat, der Rheinprovinz, üblich iſt. Daſelbſt baut man ſog. Kaſtenwagen, die auf ihrem Unter⸗ geſtell durch zwei ſehr ſtarke Scharniere befeſtigt ſind. Dieſe be⸗ finden ſich am hinteren Ende des Kaſtens, während dieſer von vorne, durch zwei ſolide Metallbügel, durch die eine Holzwelle läuft, feſtgehalten ſind. An Ort und Stelle angekommen, zieht der Kut⸗ ſcher die Holzwelle aus den Bügeln, ein kurzes, aber kräftiges An⸗ ſtemmen der Schultern genügt, um den Kaſten zum Hintenüber⸗ kippen zu bringen, wodurch er ſich automatiſch bis etwa auf des Inhalts leert. Dann wird das Pferd angetrieben, wodurch auch das letzte Viertel des Wagens in einem Nu auf der Straße liegt. Nun bedenke man: Auf der einen Seite ſtundenlanges Schaufeln, bis zur gänzlichen Entleerung, auf der anderen Seite kaum eine halbe Minute mit genau demſelben Effekt. Alſo großes Sparen von Zeit, Mühe, Kraft und Geld! Man mache mal einen Verſuch. Ich bin überzeugt, daß die betr. Wagenbeſißzer zu ihrem Vorteil meinen Vorſchlag in die Praxis umſetzen Noch will ich nicht unerwähnt laſſen, daß dieſe Kaſten⸗ wagen nur zwei recht hohe Räder haben. Spaziert man durch unſere gärtneriſchen Anlagen in Mann⸗ heim, ſo kann man ſich nur ſehr lobend äußern. Anders indes verhält ſich die Sache mit den ſo überaus notwendigen, jedoch momentan entſetzlich deuren Gummiwaſſerſchläuchenl Auf eine geradezu unverantwortliche Weiſe gehen die Arbeiter mit dieſem koſtbaren Material um. Indes liegt nur der kleinere Teil der Schuld an jenen, weil ſie von der Stadt nicht genügend aus⸗ gerüſtet werden Wie bis heute Waſſer geſpritzt, wird, iſt gänzlich falſch, weil der Gummi über den Boden mit grobem Sand, Steinen beigezogen, ſich relativ ungemein raſch abnützt, defekt wird und nur unter ganz beſonders günſtigen Umſtänden repariert und her, geht auch kleine Anhöhen hinauf, hinunter, wodurch Schlingen und Schleifen, ja ſelbſt Knickungen im Gummi unver⸗ meidlich ſind und in kurzem iſt der ſo ungemein teure S geliefert. Nun habe ich hierauf bezüglich zwei ſehr praktiſche Vor⸗ ſchläge: 1. Es beſtehen kleine, ſehr niedrige Holzwägelchen, die auf vier Räderchen laufen, die nach allen Seiten drehbar ſind und dem Wägelchen geſtatten, jeder Bewegung des Schlauchführer⸗ zu folgen. Auf dieſen Wägelchen iſt der Schlauch aufmontiert und den. Die Anſtalt erfreute ſich wegen ibres ſegensreichen Wirkens wird durch einfache Metallöſen feſtgehalten. Iſt nun z. B. ein eines auten Rufes. Es kann wohl mit Fug und Recht geſaat wer⸗ Schlauch Meter lang, ſo genügen etwa ſechs Wägelchen dazu, FFFFFPFPFPFPPPPPPPPPP N iffenheit auch in Gegenwartsſtücken nicht am Platze iſt, wo doch zuf Er griffenheit hingewirkt werden ſoll. Wenn das Publikum Aunoch klatſchte, und das, obwohl am Schluſſe ein techniſches Ver⸗ hen den Vorhang fallen ließ, ehe die Kataſtrophe ſich voll aus⸗ wirkt hatte, ſo war— neben Freundſchaftsgefühlen für den zutor— wohl die Empfindung maßgebend, daß hier einer— enn auch mit unzulänglichen Mitteln— Ernſtes und Eutes an⸗ wiſſenſchaftiiches Iuſtitut OEin Theater n uſtitut an rliner Uni⸗ verſität. Nachdem an anderen Univerſitäten längſt ſchon Arbeits⸗ ſtätten für Theatergeſchichte geſchaffen worden ſind, wird nun auch an der Univerſität Berlin ein Theaterwiſſenſchaftliches Inſtitut eröffnet, deſſen Pläne Prof. Max Herrmann bereits vor fünf Jahren dem Kultusminiſterium vorgelegt hat. Die Direktoren des neuen Inſtituts ſind Prof. J. Peterſen und Prof. Max Herrmann. Das erliner Inſti⸗ut hat erfreulicherweiſe die Selbſtändigkeit die für eide erfolgreſche Arbeit nölig iſt, wenn Theaterwiſſenſchaft und Theaterpraxis in gleicher Weiſe an den Ergebniſſen der Inſtitute⸗ arbeit teilhaben ſollen. Neben den„Theatergeſchichtlichen Uebungen“ von Prof. Herrmann werden für dieſes Semeſter angekündigt: Thoaterregie mit Uebungen“ von Prof. Ferdinand Gregori und von Oberregierungsrat F. von Glaſenapp. Theaterrundſchau. In Krefeld batte die Uraufführung des fünfaktigen Schauſpiels„Der Prophet von 8 ochau“ von ito Brües einen ſtarken Erfolg, der zum Teil auf örtliche Gründe (der Verfaſſer iſt geborener Krefelder) und auf Peter Eſſers Verkör⸗ Wrung des Propheten zurückzuführen iſt. Der„Prophet von Lochau“ iſt ein Schwarmgeiſt aue der Reformationszeit, der den Weluntexr⸗ gang verkündet und mit ſeiner Gemeinde erwartet, ſich aber ſchließlich zum Leben der gewöhnlichen Welt zurückfindet. Der dritte Akt wirkte zehr ſtark.— Max Mohrs Komödie„Der Arbeiter Eſau7 erlebte im Kölner Schauſpielhaus ſeine Uraufführung. Der„Ar⸗ beiter Eſau“ iſt dramatiſch nicht ſo rund wie die„Improviſationen im Juni“, aber die Aufführung fand unter der Leſtung von Dr. lebſcher einen ſo großen Erfolg, daß ſich der Dichter wiederholt zeigen durfte.— E. N. Rezniceks„Holofernes“, der. am eulſſhen Opernhauſe in Berlin unter der muſik. Leitung von L. Blech mit ſtarkem Erfolae glänzend herausgebracht wurde, macht aus dem Sebb'lſchen Judithdrama eine handli⸗he Gebrauchzoper. Die Worte Heobels bleiben faft dur hweg beſtehen, motiverendes Beiwerk wird age Wäirkung Opernhaftes aug. Das auch in der Muſik wirkſame Opern⸗ beoter wurde von M. Bohnes Hölofernes getraaen.—„Der zerr der Welt,, eine dreioktige Oper, Tert und Muſik von Gerd Förnbach, iſt für das Landestheater in Oldenburg zur Ur⸗ führung angenommen worden. Das Bremer Stadt⸗ theater bereitet als Uraufführung das neue Drama von Karl deurath„Der Narr von Nola“ vor.— Die Partein hme der Wiener OHeffentlichkeit für die beiden Künſtlerinnen hat die Ver⸗ eſchnmten: dafür breitet ſich mit bewustem Ziel auf danebare waltung der öſterreichiſchen Bundestheater veranlaßt, die Entlaſſung zurückzunehmen: Frau Bleibtreu und Frau Me delsky werden nächſtens wieder in Stücken des älteren Repertoirs auftreten.— Eugen'Alberts Legende„Mareike von Nymwegen“, ſein 16. Bühnenwerk, kam im Hamburger Stadttheater 5 Ur⸗ aufführung. Das Textbuch gefällt ſich zum Teil in derbſter Sinnlichkeit. Die Muſik iſt vorwiegend auf Temperament und Bühnenwirkſamkeit eingeſtellt und verrät den virtuoſen Könner. Die Aufführung war ſorgfältig vorbereitet und hatte unter Kapell⸗ meiſter Eckhardts Leitung einen großen Publikumserfolg.—„Der ewige Weg“, ein Spiel vom Leben und vom Tode, von Hein⸗ rich Leis, wird Mitte November im Stadttheater Koblenz unter Rudolf Miltners Leitung zur Uraufführung kommen. Runſt und Wiſſenſchaſt Aus Alt-⸗Maunheim. Im Jahr 1748 ſtiftete Philipp Anton von Elz⸗Uttingen dem Speyrer Dom, deſſen Scholaſter, Senior und geſchäftsführender Kapitular er ſeit 1729 war,„in beſonderer Munifizenz und Liberalität einen Marmor⸗Altar und ein Taber⸗ nakel, aus gleichem Material, dazu die vergoldete Statue eines Erlöfers, der am Kreuz hängt, ein von Mannheimer Künſt⸗ lern hergeſtelltes Werk. Marmor und Vergoldung koſteten 1000 Gulden, das Bild des Kruziſixus 500 Gulden, und 300 fl. erhielten andere an der Arbeit Beteiligte für verſchiedentliche Leiſtungen ausbezahlt“. Eintrag des Speyrer Archivars Lobel in den Anhang des alten Glöcknerbuchs von Karſthaus im Generallandesarchiv Karlsruhe. Dr. K, Pr. Ausbau des Mainzer Jentral-Muſeums. Das Römiſch⸗ Germaniſche Zentralmuſeum, dieſe in ihrer Art einzige Sammlung, die die Fortſetzung des Germaniſchen Muſeums ron Mürnberg in die ältere Zeit 7* darſtellt, hat in Räumen des ehemaligen kurfürſtlichen Schloſſes einen Zuwachs erhalten. Der Ausbau der Sammlungen erreicht dadurch einen gewiſſen Abſchluß. Die deutſche Urgeſchichte bis zur Zeit Karls des Großen und die auswärtige, beſonders die römiſche Kultur, ſoweit ſie auf deutſche Lande und ihre Einwohner eingewirkt hat, wird ſich da nach jahrzehntelangen Vorbereitungen in einem lehrreichen Geſamtbilde darſtellen. Neu eingerichtet wird ein Numantia⸗Saal auf Grund der Aus⸗ grabungen von Profeſſor Schulten in Erlangen. Was über das Haus, die Siedlung, das Grab von den älteſten Zeiten an ſich bildlich zeigen läßt, wird nun vorgeführt werden. Die römiſche Zeit auf deutſchem Boden erhält eine Geſamtdarſtellung. Dazu treten religionsgeſchichtliche Abteilungen eine Muſik⸗, eine Schiffs⸗ abteilung. Der Direktor Profeſſor Schumacher hat nach jahr⸗ zehntelangen Vorbereitungen dieſe Arbeiten ſetzt dem Abſchluſſe nahegebracht. Von der vorgeſchichtlichen Zeit an bis etwa an das Jahr 1000 unſerer Geſchichte wird der Beſucher geführt werden, und ein wiſſenſchaftlicher„Führer“, der oft vermißt wurde, ſoll das noch erleichtern. werden kann. Der nachläſſige Arbeiter bewegt ſich naturgemäß him. um den Gummi vor Schleifen, Schlingen und den ſo überaus ge⸗ fährlichen Knickungen zu bewahren. 2. Aus gutem, ſolidem Stein⸗ eichen⸗ oder Rotbuchenholz werden Kugeln gedreht, in denen ſich genau in der Mitte ein Loch befindet, deſſen Diameter 1 Millimeter kleiner iſt wie derjenige des Schlauches. Hierdurch wird erreicht, daß der Schlauch nur mit Anwendung von Gewalt durch die Kugeln gezogen werden kann. Sitzt er einmal gut durchgezogen, ſo bleibt er auch feſt und die zähen Holzkugeln nutzen ſich in vielen Jahren nicht ab!l In beiden Vorſchlägen wird erreicht: Der Gummi kommt abſolut nicht mit dem Boden in Berührung! Jede Knickung und alles Schleifen ſind ausgeſchloſſen! Die Kugeln können einen Durch⸗ meſſer bis zu 10 Zentimeter haben. All das, was ich vorgeſchlagen habe, iſt mit relativ geringen Koſten zu erreichen. G. Sgh. * Neue Feſtſetzung der Juſtändigkeit der Amtsgerichte und Ge⸗ meindegerichte. Die Zuſtändigkeit der Amtsgerichte und Gemeinde⸗ gerichte in vermögensrechtlichen Streitigkeiten war bisher durch feſte Summen begrenzt. An die Stelle dieſer feſten Zuſtändigkeitsgrenzen treten vom 12. November ab im Intereſſe einer raſcheren Anpaſſung der Zuſtändigkeit an die Geldentwertung gleitende Beträge, die ſich aus der Vervielfachung einer Grundzahl mit der jeweiligen Teuerungszahl ergeben. Die Grundzahl beträgt für die amtsgericht⸗ liche Zuſtändigkeit 250, für die gemeindergerichtliche Zuſtändigkeit 60 Mark. Die Teuerungszahl iſt für jede Kolenderwoche. die in der vorangehenden Kalenderwoche von dem ſtatiſtiſchen Reichsamt ver⸗ öffentlichte wöchentliche Reichsinderziffer für die Lebenshaltungs⸗ koſten mit Abrundung auf den nächſthöheren durch eine Million teil⸗ baren—* Maßgebend iſt die Teuerungszahl im Zeitpunkt der Einreichung der Klage. * Die Spielkartenſteuer beträgt mit Wirkung vom 10. November ab 26 Milliarden für ſedes Kartenſpiel. * Einzſehung von Freimarken. Mit Ablauf des November ver⸗ lieren alle Freimarken(auch Flugpoſtmarken) im Einzelwerte von 100 M. bis 800 000 M. ihre Gültigkeit. In den Händen der Be⸗ völkerung befindliche, nicht zum Freimachen von Sendungen be⸗ nutzte Marken dieſer Art werden bis Ende Dezember an den Schal⸗ tern der Poſtanſtalten bar oder gegen andere Freimarken eingelöſt, wenn von einer Sorte mindeſtens Marken im Werte von 1 Million Mark vorgelegt werden. Auch bei höherem Geſamtwert wird ein Teilbetraa unter 1 Million nicht vergütet. Vordrucke mit einge⸗ drucktem Wertſtempel(Poſtkarten, Kartenbriefe, Briefumſchläge uſw.) werden nicht eingelöſt. * Weihnachtspakete nach überſeeiſchen Ländern. namentlich auch nach den Vereinigten Staaten von Amerika, werden am beſten ſchon Anfang November bei der Poſt eingeliefert, damit die rechtzeitige Aushändigung an die Empfänger geſichert iſt. „Die Friſterräume auf den Bahnhöfen. Auf den großen Bahn⸗ höfen mit ſtarkem internationalen Reiſeverkehr befinden ſich neben den Warte⸗ und Reſtaurationsräumen gewöhnlich auch Friſierräume, die bösher den örtlichen Verhältniſſen entſprechend zuweilen auch über die übliche Ladenſchlußzeit hinaus geöffnet waren. blickte der„Bund deutſcher Friſeure“ eine Art unlauteren Wett⸗ bewerbs und wandte ſich in einer Eingabe an das Reichsverkehrs⸗ miniſterium. um eine einheitliche Schließung der Bahn⸗ hofsfriſierſtuben durchzuſetzen. Das Reichsverkehrsmini⸗ ſterium hat Ermittlungen anſtellen laſſen. und dieſe haben ergeben, daß eine einheitliche Regelung nicht möglich iſt. Die Porhältniſſe in den einzelnen Städten und die Bedürfniſſe des Reiſeverkehrs liegen ſo verſchieden. daß eine ſchematiſche Anordnung mit vielen Ausnahmen durchſetzt ſein müßte. die doch wieder die örtlichen Be⸗ dürfniſſe nicht ganz erfaſſen könnten. Die Reichsbahnverwaltung hält ſich veryflichtet. dafſr zu ſorgen. daß naches oder am frühen Morgen ankommende Reiſende die nötige Körverpflege treiben können. und deshalb muß die Schließung der Bahnhofsfriſierſtuben dem Abfahrts⸗ und Aykunftsverkehr der einzelnen Bahnhöfe ange⸗ voßt ſedoch ſoll darauf geachtet werden, daß das Offenhalten der Friſier⸗ und Waſchräume über die örtlichen Ladenſchlußzeiten hinaus nur im Rahmen des Bedürfniſſes der Reiſenden erfolgt. veranſtaltungen Dr. Ludwig Wüllner in Mannheim. Heute Freitag abend ſpricht Ludwig Wüllner Gedichte, Balladen und dramatiſche Szenen von Goethe, Szenen aus„Don Carlos“ von Schiller und „Das Tanzlegendchen“ von Gottfried Keller. Ludwig Wüllner iſt der dend ſete deutſche Vortragsmeiſter. Die Begeiſterung für n ſetzt beinahe 70jährigen kennt überall, wohin er kommt, keine Grenzen. Auch in Mannheim wird jeder, der die Bedeutung dieſes Mannes zu ſchätzen weiß, die Stunden auserleſenſten Genuſſes nicht vorüber gehen laſſen und es ſich zur Ehre anrechnen, den Künder — 8 Wortes durch den Beſuch ſeines Abends ſeinen Tribut zu zollen. 157. Orgelkonzert in der Cheiſtuskirche. Das Programm des dieſen Sonntag, den 11. November, von Kirchenmuſikdirektor Arno Landmann veranſtalteten Orgelkonzerts beginnt mit Orgel⸗ ch werken und Chören alter italieniſcher Meiſter(Frescobaldi, Pela⸗ futi, Padre Martini und Paleſtrina). Weiter folgen Orgelwerke von Buxtehude und Bach(Präludium und Fuge D⸗dur und die glänzende F⸗dur⸗Toccata). Den Vortrag der Chöre hat der Rockeſche Frauenchor übernommen(Leitung: Elſe Drieſcher). Der Eintritt iſt frei. 3 Der Sonnlag-Abend im Nibelungenſaal. Zu einem Nibe⸗ lungenſaal⸗Gaſtſpiel in ſeinen erſtrangigen modernen und mondänen Darbietungen iſt das Tanzpaar Jules und Juliette ſeitens der Direktion der Künſtlerſpiele„Libelle“, wo es bereits im zweiten Winter allabendlich außerordentliche Erfolge erzielt, für den kom⸗ menden Sonntag freigegeben worden. Die muſikaliſche Lei⸗ tung dieſes Abends, deſſen erſter Programmteil aus Tänzen, Lie⸗ dern und Duetten beſteht, liegt bei Karl Eberts, der im zweiten Teil mit dem Kammerfänger⸗Ehepaar Kuhn⸗Brunner und Meiſter Joachim Kromer in den Hauptpartien Flotows reizvolle Operette„Die Witwe Grapin“ erſtmalig hier zur Aufführung bringen wird. Neben der„Martha“ iſt dieſer Einakter Flotows, in dem mehrere graziöſe Muſiknummern eine recht heitere Hand⸗ lung umrahmen, ſchier in Vergeſſenheit geraten. Rommunale Chronik Bekämpfung der wirkſchaftlichen Nol der Städte Die Badiſche Regierung hat entſprechend den Wünſchen des Badiſchen Städteverbandes Arbeits⸗ und Finanzminiſterium beauf⸗ tragt,———— der Schaffung von Notſtandsarbetten, wie Ausforſtung von Wäldern, Urbarmachung von brachliegendem Gelände uſw., die erforderlichen wirtſchaftlichen und finanziellen Prüfungen anzuſtellen. Inſoweit es nicht möglich iſt, Arbeitsgelegen⸗ heit zu ſchaffen, ſoll im Hinblick auf den Währungsverfall alles getan werden, um die Unterſtützungsſätze für Erwerbs⸗ loſe zu erhöhen. Auf Antrag des Arbeitsminiſters wurde be⸗ ſchloſſen, einen Staatszuſchuß zu den Volksſpeiſungen in den Städten zu gewähren. Für die Sicherung der Kartoffel⸗ und Brennſtoffverforgung gibt der Staat den großen Produzenten⸗ und Verbrauchergenoſſenſchaften Kreditbürg⸗ f— aften, die in weitem Umfange in Anſpruch genommen worden Kleine Mitteilungen Auf der Stuttgarter Straßenbabn koſten Fahrſcheine bis zu zwei Teilſtrecken 9 Milliarden, bis zu vier: 12 Milliarden, mehr als vier: 14 Milliarden: Fahrſcheinhefte 46 Milliarden: Kinder, Nachtzuſchlaa und taxpflichtiges Handgepäck ſe 3 Milliarden. In Berlin koſtet ſetzt auf der Straßenbahn der Einzel⸗ fahrſchein mit Umſteigeberechtigung 15 Milliarden, Kinderfahrſchein 8 Milliarden, Umſteigefahrſchein zur Hochbahn 25 Milliarden. Auch die Hochbahngeſellſchaft erhebt ſeit Donderstaag neue Fahr⸗ preiſe und zwar bis zum 5. Bahnhof 3. Klaſſe 10 Milliarden Mark, 2. Klaſſe 12 Milliarden Mark, für die ganze Strecke 15 Milliarden Mark bezw. 18 Milliarden Mark. Blocks zu 10 Karten koſten bis zum 5. Bahnhof 90 Milliarden Mark bezw. 105 Milliarden Mark, für die ganze Strecke 130 Milliarden Mark bezw. 155 Milliarden Mark. Statt der bisherigen Wochenkarten zu zwölf Fahrten, von denen zwei für jeden Werktaa beſtimmt waren. wird von Sonntag ab eine neue Art Wochenkarte zu ſochs Fahrten mit ermäßiaten Prei⸗ ſen eingeführt. die innerhalb der Woche, auch Sonntags, beliebig ab⸗ gefahren werden können. —— Darin er⸗ — —e2.7 ERPDn — —— —— PRRperrrrrrerreeeeee 7Cĩ ²˙ — N U + Ireitag. den 9. November 1923 ——— 5. Seite. Nr. 516 Aus dem Lande Heidelberg. 8. Nov. Dem„Heidelb. Tagebl.“ geht aus Krei⸗ len der Geſchäftswelt eine Zuſchrift zu, wonach ſich in den Vor⸗ väumen der Heidelberger Banken und vor der Wechſelſtube am Bahnhof ſeit kurzem lichtſcheue Elemente breit machen, die deutſche Schatzanweiſungen zu einem rieſigen Aufgeld zu erwerben trachten. So wurde für eine Dollarſchatzanweiſung 1 Billion 400 Milliarden Mark geboten. Das iſt faſt das Drei⸗ ache des normalen Wertes. Hieſige Kaufleute, die ſich von der nk Dollarſchatzanweiſungen geholt haben, wurden von dieſer Art ufkäufer geradezu beläſtigt. Es iſt anzunehmen, daß die Schieber in Ludwigshafen ſich eine wilde Börſe aufgetan hat, an der nicht nur hunderte, ſondern bereits tauſende von Schiebern beteiligt ſind. *Wertheim, 8. Nov Vor einigen Tagen wurde das der„Kraft⸗ werk Theilbach A. G“ gehörende Waſſerkraftwerk an der Tauber m Betrieb übergeben. Dieſes Werk, deſſen Anlage nach den Plänen von Profeſſor Eiſenlohr⸗Karlsruhe geſertigt iſt, ſtaht im Zuſammenhang mit der im Bau befindlichen Großmühle für Handel und Induſtrie Außer dem Theilbacher Werk, das zur Zeit das größte Talkraftwerk iſt, iſt augenblicklich noch ein kleineres Werk im Bau, das das zwiſchen Reicholzheim und Bronnbach liegende Gefäll der Tauber ausnutzen ſoll. *Konſtanz, 8. Nov. Die Bodenſeedampfſchiffahrt konnte am 31. Oktober auf ein eigenartiges Jubiläum zurückblicken. An dem genannten Tage waren 100 Jahre verfloſſen, ſeit der erſte Ver⸗ trag zur Lieferung eines Dampfſchiffes auf dem Bodenſee mit der Firma Church durch die Württemergiſche Regierung ab⸗ ſchloſſen worden war. Der Bau dieſes Dampfſchiffes wurde mit olchem Erfolg betrieben, daß es ſchon am 17. Auguſt 1824 in Fried⸗ richshafen von Stapel gelaſſen werden konnte. Das Schiff, das den Namen„Wilhelm“ nach dem damaligen württembergiſchen König erhielt, war aus Eichenholz erbaut und hatte auf dem Verdeck für 100 und in ſeinem geſchloſſenen Raum für 24 Perſonen Aufnahme⸗ legenheit. Die Niederdruckmaſchine hatte 21 Pferdekräfte und einen vlinder, ſodaß das Schiff einen ſtoßreichen Gang hatte und ſpäter, als ſchnellere und beſſere Schiffe den Bodenſee befuhren, den Spott⸗ namen„Seeſchneck“ erhielt. Dieſer erſte Bodenſeedampfer hatte mancherlei Schickſale; er wurde mehrere Male umgebaut und im Revolutionsfahr 1848 abgebrochen. Nachbargebiete Ludwigshafen, 8. Nov. Heute mittag kam es in der Zeit R 12 und 2 Uhr im Hofe der Badiſchen Anilin⸗ und Soda⸗ brit zu einer Demonſtration der Arbeiter, die höhere Löhne verlangten. Die Demonſtration verlief vollkommen ruhig. Bekanntlich werden die Arbeiter und Angeſtellten der Anilinfabr ſogenannten Anilindollars entlohnt. Während die Lebensmittel⸗ preiſe in der Pfalz ſich aber unabhängig von dem Berliner amt⸗ lichen Dollarſtand nach dem wirklichen Stand des Dollars richten, erhalten die Arbeiter und Angeſtellten der Anilinfabrik für ihre ollars an den Banken nur den amtlichen Berliner Kurswert, zur⸗ zeit 630 Milliarden A1. Trotz der Goldmarkentlohnung ſind die Ar⸗ beiter daher nicht im Stande, mit ihrem Lohn auszukommen, da zum Beiſpiel heute für ein Pfund Fleiſch in Ludwigshaſen der Preis von 600 Milliarden verlangt wird. Auf dieſen Gründen beruht die Unzufriedenheit der Arbeiterſchaft. *AKaiſerslautern, 8. Nov. Unſere Stadt iſt ſeit einigen Tagen um eine Errungenſchaft reicher geworden. Dadurch, daß es den Banken infolge Geldmangels nicht mehr möglich iſt, fremde Zah⸗ ungsmittel in deutſches Geld umzuſetzen, waren die glücklichen Deviſenbeſitzer gezwungen ihre Papiere an anderen Stellen umzu⸗ tauſchen. Und entſtand denn eine ſogenannte„Schie ber⸗ dörſe“. Als Tötigkeitsort iſt ein großer Platz gewähll und zwar der Stiftungsplatz. Früh morgens ſetzt das„Schieben“ ein und noch abends, wenn die Dunkelheit ſich ſchon längſt herabgeſenkt hat, mird noch gefeilſcht. Franzöſiſche und Schweizer Franken, Pfund und Naer gehen hier gegen ungeheure Papierſummen in andere Hände r. Gerichtszeitung Mannheimer Strafkammer Bei Mannheim, 8. Nov.(Strafkammer.) Vorſitzender: Dr. Benkiſerz iſizer die Landgerichtsräte Dr. Wolfhard, Burger, Frey! und Dr. Frank. 5 Der 40 Jahre alte Taglöhner Johannes Firmery von Eppſtein, er ſchon öfters im Zuchthaus ſaß, iſt wieder einmal wegen Diebſtahls an⸗ eklagt. Er iſt am 21. Auguſt 1928 in die Wohnung der Witwe Georg in Heddesheim durch ein Fenſter eingeſtiegen 13051 hat er due 000 A, zwei ſilberne Ketten und ein Taſchentuch. Den ihn feſtnehmen⸗ en Polizeidiener hat er mit Niederſchießen bedroht. 5 Anits⸗ gericht hat ihn am 26. Auguſt 1923 zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus ver⸗ rteilt. Das Reſultat ſeiner heutigen Verufung beſtand in der Er⸗ öhung der Strafe auf drei Jahre Zuchtbaus. Firmery will gegen dieſes Urteil Reviſion einlegen. 11 Der Zimmermann Hermann Albert hat am 4. Juli 1923 aus —— Garten beim Schlachthof drei Gänſe geſtoblen, die er zu Geld nunden wollte. Die Polizei kam hinter die liche des 27jährigen Albert 280 nahm ihn feſt. Das Amtsgericht verurteilte ihn wegen Dieb⸗ ahls zu 8 Monaten Gefängnis. Seine heutige Berufung bleibt erfolglos. Wi Der Gärtner Rudolf Bäuerle aus Rheinau hal am 11. April dem irt Fakko in Rheinau eine Gans—11—. Das Schöffengericht am Eladn 5 745 52— ar. Die Staatsanwaltſchaft legte Berufung gegen pru Gänſeliebhabers ein. erx die— ſchon Bäuerle hatte angegeben, 25 et gefunden hatte. Nach dem Zeugnis des Dienſtknechts Schlin a i ie Sache jedoch nicht ſo harmlos geweſen. Bäuerle hat die Gans zuerſt geſtsblen und ihr dann den Kragen herumgedreht. Als rückfälliger Die chält Bäuerle heute eine a ein von 6 Monaten. Hei Bautechniker Karfl Kühner, Mannheim, zeb. am 6. Mai 1897 in waidelberg, hat am 28. Juli 1923 ein Rad von einem gewiſſen Uehlen Ra der Angabe geliehen. in Ilvesheim Kartoffeln zu holen. Er hat das 0500 wohl erhalten, aber vergeſſen, es wieder vielmehr fuhr Fühner am gleichen Tag nach Ludwigshafen zum Beſuch eines Freundes. ie er angibt, wurde ihm das Rad ſamt den Kartoffeln auf der Rhein⸗ 0 üicke von den Franzoſen abgenommen. Dies wird aber von der franzö⸗ ſleden Zolebörde in Abrede geſtent. Das Schöſſengericht perurteiſte ühner deshalb wegen Betrugs am 9. Oktober zu 6 Monaten Gefängnis ogegen er Berufung einlegte. Dieſe wurde jedoch in der letzten izung der Strafkammer II verworfen. Der Wirt Johann Owezarek in Sandhofen hot ein Fahrrad ge⸗ dalſe über deſſen Herkunft er nicht im Zweifel ſein konnte. Er erhielt afür vom Schöffengericht wegen Hehlerei eine Gefängnisſtrafe von onaten, was Owezarek für zu hoch fand. Er legte Berufung gegen Urteil ein. Sein Einſpruch wurde aber verworfen. M Der am 8. Februar 1900 geborene Maurer Franz Redzeib auz annheim hat Mitte Jannar 1929 aus dem Lagerplatz des Baumeiſterz etz Bangeräte im damaligen Werte von 616 300 4 entwendet. Ferner Ve er einen auf dem gleichen Platze liegenden Poſten Holz verkauft. eim Abtransport des Holzes ſchnappte ihn aber die böſe Poltzei. Er erhielt vom Schöffengericht eine Gefänznisſtrafe von 2 Jahren 6 Monten — duch die Koſten aufgebrannt. Seine Berufung hatte den Erfolg, daß ie Straftkammer die Gefängnisſtrafe auf 2 Jahre feſtſetzte und 6 Monate er Unterſuchungshaft anvechnete. eh. Neue Bücher. Beſprechung eizelner Werte nach Moßgade trer Pedentung und des unt zur Verfügung ſtebenden Raumes vorbebalten) Wugeln doe geeeneg 2 5 Spiel. M. B. 25. Verlaz Greth⸗ in u. Co., Leipzig, Zürich.(411) 5 5 75 18 Eigentum, Schauſpiel. Chronos⸗Verlag m. b.., Ludwizs⸗ urg. J 8 850 Quartier, Schauſpiel Ebenda.(413) — das 5 Waſeranssbeobachtungen im Monat Rovemder rnn 600 eef Schu teriniel⸗ 8 U 1 3¹ Hehl M 1 662 65 2822 663. 1 Heilbronn Maen 46623.484 41 4. 9f.873 Jauz deim.77.58 4J.323 49.67 fönn.18 Mannheimer Wetterbericht v. 9. Nov, morgens 7 Uhr Baromeler 747,5 mm. Thermomete—1,0, Niedrigſte Temneratur nachts:—.20 Höchſte Temperatur geſ.. 68 C. Niederſchlag:.1 Uer auf den qm. Süd 2, heiter. 5 das Geld nach der Pfalz bringen, wo bekanntlich ſeit einigen + Staatsbankrott und Währungsreform (Schluſ) Vor Knapp wurde der Begriff des Geldes auf seiner auschmittelfunklion aulgebaul, eine Begriffsbestim- mung, die Not- und IIilfsbegrifle, wie den des„Geldsurro- gates erforder lich machle, bis Knapp das Werturteil„Was dei gutes, was schlechtes Geld ausschaltete und den Charakler des Geldes überhaupt als eines Objektes der Rechlsordnung bestimmte. Daraus ergibt sich kon- sequent die innefstaatliche MNatur des Geldes und die nur sekundäre Rolle, die Geldstoff hierfür hat. Wir sehen hier also zwar verschiedene aber einander nicht aus- schließende, sondern sich erganzende Ideen bei Knapp Wie bei Mayr. Wie die Knapp'sche ergibt auch die Mayr'sche Theorie den Waren charakter, den das Geld sofort in allen außerstaallichen Beziehungen annimmt und der sich, wenn auch nicht notwendig, so doch tatsächlich, auf die inn r- staatlichen überträgtl. Knapp wie Mayr sind nicht Gegner der Goldwährung, aber Freunde der Papierwährung. Knapps„Staatliche Theorie des Geldes“ fußl auf der Er- kenntnhis, daß Währungspolitik und Geldtheorie grundver- schiedene Dinge sind, daß von Fall zu Fall entschieden werden muß, Welche Währungsſorm sich für ein bestimmtes Land unter bestimmten konkreten Verhältnissen am besten eignet und daß es kein allgemeines, für alle Zeiten und Länder gülliges Währungsideal gibt. Man wird nicht be- haupten können, daß sich Mayr hierzu in Gegensatz bringt. Wir verschließen uns aber keineswegs den Ein- Wwänden, die von jedem Währungstechniker und vor allem aus der Schule der historischen Nationalökonomie gegen seinen Vorschlag vorgebracht, werden können. Auch die Theorie Knapps, daß uneinlösbares Papiergeld als Wäh- rung ohne Schaden auf die Dauer hbestehen kann, ist mit Erfolg bis jetzt noch nicht in die Wirklichkeit umgesetzt worden. Ueber uneinlösbares Papiergeld. wie es das Mayr'sche für weite Kreise immerhin zunächst sein würde, liegen eine ganze Anzahl von Erfahrungen und Urteilen vor. Man vergleiche Price, Geld- und Bank- wesen 1877;„Die Folgerung ist unabweisbar: ein uneinlös- bares Papiergeld ist unmöglich aufrechtzuerhalten. In Eng- land⸗—1 kein hervorragender Mann aufſtreten, derartiges Geld in Schutz zu nehmen, dessen eingewurzelte und unver- besserliche Schädlichkeit in der Ueberzeugung des eng- lischen Volkes fest begründet ist,“ oder Stanley Jevons (Geld- und Geldverkehr 1876): Die hauptsächlichsten Ein- wände Foßen ein uneinlösbares Papiergeld sind folgende: 1. die großſe damit gebotene Versuchung zu einer übermäßi- gen Ausgabe, welche naturgemäß eine Entwertung zur Folge haben muß; 2. die Unmöglichkeit, den Betrag der Noten in Einklang mit den Bedürfnissen des Handelsverkehrs zu regulleren; oder David Ricardo(The high Price of Bullion 1811):„.. Es wäre ein ewig zu beklagender Um- stand, wenn dieses große Land., das die Folgen eines über- müßigen Papiergeldumlaufes in Amerika und Frankreich vor seinen Augen hat, in einem so außerordentlſich unheil- schwangeren System verharren sollte. Hoffen wir. daff dieses Land weiser ist.“ Ebenso lrving Fisher ODie Kauf- kraft dés Geldes 1916): Der Wert uneinlösbaren Papier- geldes ist äußerst prekär. Obwohl vom kheoretischen Stand- punkte nicht einlösbares Papiergeld die billigste und am leichtesten regulierbare Umlaufsmfttelform sein mag, und obwohl es in gewissen Fällen wöhrend einer betröchtlichen Zeit ein stabiles Umlaufsmiitel geblieben ist. so lehren die Erfahrungen der Geschichte doch nachdrücklich, daß nicht einlösbares Papiergeld Währungsmanöver, Geschäfts- Miß- trauen, spekulative Geschäftsverhältnisse und alle sich hieraus ergebenden Uebelstände zur Folge hat.“ Auch unter dem Gesichtspunkte, daß mit der Durch- führung des Mavr'schen Vorschlages ein Art Parallel- währung(Inlandgeld mit Zwangskurs, Auslandverkehr auf Devisenbasis) geschaffen würde, gibt es ablehnende Stimmen genug Mit einem Wort: der Mayr'sche Vorschlag widerspricht der allgemein verbreiteten nationalökono- mischen Lehrmeinung, Er braucht deswegen noch nicht kalsch zu sein. Wir selbst sehen in ihm keinen Wöh⸗ rungsvorschlag im eigentlichen Sinne dieses Wortes, sondern, und damit glanben wir mit dem Autor selbst einig zu gehen, eine Zwischen- oder Uebergangslösung. die unter den heutigen Verhälinissen schr viel Bestechendes an sich hat. Die reine wirtschaftsphilosophische Erkenntnis sagt uns dpch. daſ jedes Ding. ſedes Werk. einzig und allein seine Fyfsſehung der geistigen und körperlichen Arheſt ver- dankt. Die geistige Arbeit ist das Primäre, der Anteil des Materials, der Substanz, ist das Sekundàre ebenfalls wesent⸗ lich, doch sehr verschieden im Ausmahßl. Die Arbeit des gesamten deutschen Volkes, in der Prof. Dr. Mayr die not- wendige Deckun für—6 Milliarden Papiergeld mit festem Wert erblickt, ist ja auch tatsächlich das Einzige über das Deulschland heufe noch verfügt. Wir möchlen deshalb Wülschen, daß man den Mayr'schen Vorschlag, der, venn wir recht unterrichtet sind, den Regierungsstellen im Reich zugegangen ist, die vollste Aufmerksamk it schenkt. Mag man sonst zu der Mayr'schen Theorie stehen wie immer, so hat ihr Autor in einem bestimmt Rechl, nämlich wenn er sagt: Was riskiert das Reich bei Durchführung meines Vorschlages? Für alle diejenigen, die meine Substanztheorie nicht begreifen können, beträgt der Einsatz bei Durchführung des Vorschlages nicht mehr als den Kurswert des heute umlaufenden Inflationsgeldes von höchstens 100—150 Millionen Goldmark, ist also minimal gegenüber dem, was wir bisher schon drangegeben haben. Wir haben nicht gefunden, daß sich Mayr dem Streben nach einer reinen Goldwährung etwa irgendwie entgegenstemmen will, aber er ist der festen Ueberzeugung, daſl uns sein Vorschlag aus dem jetzigen Chaos und Wäh⸗ rungselend, mit einem Schlag herausführen würde. Dan wir trotz unserer Verarmung als In- dustrieland zur Goldwährung zurükkehren müssen, kann natürlich nicht fraglich sein. Die Goldwährung aber setzt ein unabhängiges Noten- institutl voraus, welches die Deekung für die Einlösung der Noten halten kann. Die Deckung wiederum ist nur zu beschaffen, wenn der, der sie einliefert, auch das Ver- trauen hat, sie werde unantastbar bleiben. So etwa drückte sich kürzlich der Geschäftsinhaber der Disconto- Gesellschaft Franz Urbig vor einer Versammlung berufe- ner Wöhrungsfachmänner und Bankiers aus. Die von Urbig gewünschte Unantastbarkeit kann, wie die Dinge bei uns liegen, erst nach Regelung der auſßlen- und jetzt auch innen- politischen Fragen und im Schutze einer Regierung erſolgen, die den Mut und die Kraft hat, die Notendeckung gegen jeden Angriff zu schützen. Von der Devalvation, wie sie der Mayr'sche Vor- schlag bedingt, sagt Manes in seinem Buch über Staats- bankrotte:„In der Regel hat die Papiergeldwirtschaft durch Devalvation(oder Repudiation, d. i. Nichligkeitserklärung) ihr Ende genommen. Die Scheine wurden entweder zu einem Kurse eingelöst, der zwischen dem Nennwert und Nul! sich beſand oder aber es fand über- haupt keine Einlösung statt, es trat die vollständige Entwertung des Papiergeldes ein(Repudiation.) Von einer Devalvalion kann ein dauernder Erfolg nur dann er wartet werden, wenn die— des Papiergeldes geselzlich begrenzt, also nicht beliebig wieder von neuem vermehrt wird bzw. wenn ein Goldschatz vorhanden ist, gegen den das Papier in einem bestimmten Verhältnis fixlert wird, daß diese Relation auch gewahrt bleibt.“ Der von Mayr vorgeschlagene Weg scheint uns nicht schwieriger gangbar, als irgend ein anderer, über den man sich in Berfin jetzt schon lagelang den Kopf zerbricht, obwohl wir uns kemes- lalls verhehlen, daß wir schon an und für sich ganz andere Währungsverhältnisse hätten, wenn die Menschen s9 idealistisch wären, wie Prof. Mayr sie offenbar voraussetzt. Wenn der Vorschlag aàlso auch in der Praxis sich nicht ganz so mathematisch genau auswirken würde, wie sein Mathe- matiker-Urheber voraussagt, so könnte er uns wahrschein- lich doch einen Schritt Weiterhelfen auf dem Wege zur Goldwährung. Als, Folge der Devalvation, mag sie nun durchgeführt werden wie immer, das möchten wir zum Schluß noch mit Dr. Elsas in seinem Buch Zurück zur Coldwährung betonen, darf niecht erwartet werden, daß die Preise genau in demselben Verhältnis sich zurückbilden. Diese Rückentwicklung wird eine ebenso ungleichmäßige sein, wie es die des Preisanstieges war. Während die hoch- getriebenen Preise, z. B. für Lebensmiltel, auch entsprechend stark fallen werden, wird der Abbau der Abgeltung ür Dienste z. B. bei den Beamtengebältern, wie auch bei der Entlohnung der geistigen Arbeiter, die der Geldentwertung, namentlich bei letzteren, auch nicht annähernd gefolgt sind, auch nur wesentlich geringere Rückgänge aufweisen. Georg Haller Urteile des Neicdisſinanzhoſes Zum Begriff der„Aktien, die nicht von vornherein voll eingezahlt Werden“, im Sinne des 8 12 Satz 2 des Kapital- verkehrsteuergesetzes. Nach 8 12 des Kapitalverkehrsteuer- ermäbigt sich die Gesellschaftssteuer auf 5 Prozent ei Zahlungen und Leistlungen auf Aklien, deren Rechte am Gewinn und Liquidationserlöse satzungsgemàß in bestimm- ter Weise beschränkt sind. Die Ermäßfgung wird aber aicht gewährt für Aktien, die nicht von vornherein voll eingezahlt Werden oder ein mehrfaches Stimmrecht gewähren. Zu ent- scheiden ist, was unter„Aktien, die nicht von vornherein voll eingezahlt werden“, zu verstehen ist. Die Auslegung, daſ von einer von vornherein erfolgten Vollzahlung dann nicht gesprochen werden könne, wenn die Einzahlung in Raten erfolge, ist zu eng. Sie wird dem Zwecke und der wirtschaftlichen Bedeutung der Vorschrift(8 4 der Reichs- abgabenordnung nicht gerecht. Der Regierungsentwurf eines Kapilalverkehrssteuergesetzes(Nr. 2865 der Drucksachen des Reichstags 1. Wahlperiode 1921) enthielt die Ermäßigungs- vorschrift nicht. Sie ist erst bei der 2. Beratung des Ent- wuris im 11. Ausschuf des Reichstags trotz des Wider- spruchs des Regierungsvertreters in das Gesetz aufgenom- men worden, nachdem sie bei der 1. Beratung abgelehnt Worden war, Die Verhandlungen des Ausschusses ergeben, dall dieser die Begünstigung für angezeigt hielt, weil die in Rede stehenden Aktien einen obligationsähnlichen Charakter haben. Sie ständen sogar noch schlechter als die Schuldver- schreibungen, weil ihre Besitzer im Konkurse der Gesell- schaft ganz ausfielen. Der obligationsähnliche Charakter entfalle aber, insoweit die Aktien ein mehrfaches Stimmrecht gewährten oder nicht voll eingezahlt würden. Um die letzteren Aktien von der Vergünstigung auszuschließen, Wurde die Ausnahmebestimmung im 2. Salze des 5 12 in das Gesetz aufgenommen(ygl. S. 8 und 46 des Ausschußberichts, Nr. 3754 der Drucksac des Reichstags 1. Wahlperiode 1920½2). Aus dieser Entstehungsgeschichte ergibt sich. daß volleingezahlte Aktien, sofern die übrigen Voraussetzungen des g 12 gegeben sind, die Steuervergünstigung genieben sollten. Die Ausnahmevorschrift des 2. Satzes des 8 12 hat daher nur die Fälle im Auge, in denen von vornherein die Vollzahlung der Aktien nicht gewollt ist und nur im Falle des Bodarfs später weitere Einzahlungen verlangt werden können. Der Sinn von Satz 2 kann nur der sein, daß die Steuerbegünstigung Aktien nicht zuteil werden soll, Jie. volle Aktienrechte gewähren, obwo! auf sie nur ein Teil des Aktienbetrags eingezahlt ist. Das ergibt sich schon aus der anderen Ausnahme, wonach Aktien an der Steuervergünsti- gung nicht teilhaben, die Mehrstimmrechte, also mehr Recht der gewähren, als der gewöhnliche Aktionär hat. Damit zeigt sich klar, daß nichi vollgezahlte Aktien nur solche sind, auf die das volle Aktienkapital zu einer Zeit noch nicht ein- gezahlt zu sein braucht, zu der der Aktionäar seine Gesell- schaflerrechte bereits auszuüben in der Lage und berufen ist. (Urteil des Reichsfinanzhofs vom 12. Mai 1923 II A 95/28.) Umstellung der Reichskredite auf Goldmark Durch die Verordnung über die Flüssigmachung von Mitteln im Wege der Anleihe und über die Ausgabe von Schalzanweisungen vom 20. 10. 1923 ist die Umrechnung der vom Reichstage bewilligten Anleihekredite auf der geéstattei und der Reichsregierung da- mit die Möglichkeit gegeben, die Kredite auch wirklich in dem Maſze auszunützen, wie es bei der beabsich- tigt worden ist. Es wird dadurch verhindert, daß die Kredite infolge der Geldentwertung immer wieder zerrinnen, ohne ihren Zweck zu erfüllen und fortgesetzt neue Kredite ange- fordert werden müssen. Ohnezitliche Begrenzung soll sich die Verordnung auf die bisher bewilligten und siwa neu zu bewilligenden Kredite beziehen. Bei der Einlösung von Schatzanweisungen, die das Reich schon nach dem bestehenden Rechte wiederholt ausgeben darf, soll der alte Kredit gleichfalls zu dem Goldbetrage, den die ein- gelösten Schalzanweisungen bei ihrer Begebung ausgemacht haben, wieder aufleben, das Reich also auch insoweit den alten Kredit als Goldkredit ausnutzen können. Dies war zweifellos der Sinn der Verordnung vom 20. 10. Hätte man sie nur auf künftige Kredite beziehen und das Wieder- aufleben des Schatzanweisungskredites auf der Goldbasis ausschließen wollen, so hätte sie einstweilen kaum irgend eine Bedeutung erlangen können. Nur weil diese beiden Momente in der Fassung nicht ausdrücklich hervorgehoben waren, hat die Beichsschuldenverwaltung Bedenken geäaußzert, und es ist zur Klarstellung die ergänzende Verordnung vom 5. 11. erlassen Worden, die jeden Zweifel behebt. Mannheimer Aktienbrauerei Löwenkeller in Mannheim Entsorechend der Ankündigung in der gestrigen ao. 3. V. Wergerbrauerei beruft nunmehr die Löwenkeiler- Brauerei eine ao..-V. ein zwecks Genehmigung zur Ueber- leitung des Betriebs auf die Braue-Gesellschaf! Eichbaum vorm. Hofmann! unnheim. Goldumrechnungskurs für Eisenbahntarife am 8. Novbr., 1“ zern, Zölle n 150 Milliara⸗ .aunheimer Geueral-Anzeiger.(Mitag- Ausgabe.) Jeenug, beu 9. Muecutbec 1929 8. Seite. Nr. 516 Sportliche Kunoͤſchau Pferderennen farlshorſi. Müncheberger Hürdenrennen. 10 000 4. 3000 Meter. J. Sklarels Alarid(Kränzlein), 2. Grazie, 3. Perikles. 26:10; 17, 25:10. Blücher.— Kiefern⸗Jagdrennen. 5300 4. 3400 Mir. Etzel(Oertel), 2. Räuberhauptmann. 3. Samburg. 17:10; 14, 33, 19:10. Ferner: Mirakel, Briſe, Blautopaz(angeh.), Anitra II, Sul⸗ tane VIII(gef.).— Kurpark⸗Jagdrennen. 6200. 3000 Mtr. 1. Künckels Röschen(Breege), 2. Magiſter, 3. Cſardas⸗Gretel. 41:10, 14, 16, 16:10. Ferner: Sham Dich, Fandilla(angeh.), Erdroſe(geſ.), Mark⸗ gräfin.— Graf Holck⸗Jagdrennen. 25 000 4. 5000 Meter 1. v. Tepper⸗Laskis Savovard(K. v. Weſteruhagen), 2. Wetterſcheide. 32: 10; 20, 23: 10. Ferner. Herzog(gef.). Mozart(gef.).— Feſia⸗ Rennen. 5800 4. 1200 Mir. 1. Neumann und Sameks Penne⸗ mätzchen(Raſtenberger), 2. Heimattreuer, 3. Sheuan. 21:10; 12, 12, 11:10. Ferner: Cito, Galopp, Eilenritter(ſtehen gebl.), Glashäger, Mar⸗ tini.— Gulliver⸗Jagdrennen. 12 000 4. 3000 Mtr. 1. Kohls Philiſter(Mate), 2. Roſe, 3. Jakor. 33:10; 18. 15, 20:10. Ferner: Murtchen(gef.) Cicero II, Eiſenkappe(gef). Eidmete(gef.).— Saphir⸗ Rennen. 3300 4. 1200 Mtr. 1. Popps Minnie(M. Schmidt), 2. Agave), 3. Piaski. 18:10; 15, 19, 25:10. Ferner: Joung Star, Ehren⸗ traut, Moralda(gef.), Fairneß. Becherklang, Koroby(gef.), Iſer, Akilinda, Roſperga, Idol.— rinzeß Margaret⸗Rennen. 5800 4. 1600 Mtr. 1. Puſchs Padea(Senkpeil), 2. Fauſta, 3. Lapis Elektrix. 216:10; 22, 13, 16:10. Ferner: Barde, Modepuppe,, Stigmaria, Narr. Pferdeſpoet ks. Deutſche Nennungen für Italien. Für den Großen Preis von Italien 1924, der im Frühjahr zur Entſcheidung lommt, ſind deutſcherſeits zwei Unterſchriften abgegeben worden, und zwar von dem Breslauer L. Lewin, der Kyon und Eo privi genannt hat. Die fran⸗ zöſiſche Zucht iſt in dem 250 000 Lire⸗Rennen für durch ſieben Unterſchriften vertreten. Lawutennis — Das Barcelouger Tennisturnier. Das vom 10. bis 18. November in Barcelona ſtattfindende internationale Tennisturnier hat eine ausge⸗ zeichnete internationale Beſetzung gefunden. Der Berliner Lawntennis⸗ Turnierklub Rot⸗Weiß entſendet, wie gemeldet, Kreuzer u. H. Klein⸗ ſchroth, die bereits die Reiſe nach Spanien angetreten haben. ſowie Hoppe, Lüdtke und Frau Neppach. Vom Athletikſportklub nehmen Dr. Zborzil, Relly, Dr. Munk und Horch an der Expedition teil Die Vertretung der ungariſchen Intereſſen liegt bei v. Kehrling in beſten Händen. Veranſtalter des Turniers iſt die Real Sociedat Pompeja Barcelona, der gute Spieler wie Alonſo, Flaquet und Gomard angehören. Boxen — Boxkämpfe in Berlin. Bei den Boxkämpfen im Berliner Sport⸗ palaſt am Dienstag Abend entpuppte ſich der Englönder Fullerton eijährige über 2500 m (139 Pfund) als ein älterer Herr, deſſen beſte Zeit weit zurückliegt. Immer⸗ hin wurde der deuiſche Mittelgewichtsmeiſter Kurt Prenzel(188 Pfd) erſt in vier Runden mit ſeinem Gegner fertig, do er nach langer Pauſe noch nicht im Vollbeſitz ſeines Könnens iſt. Sehr hart war die Aus⸗ ſcheidung zur Mittelgewichtsmeiſterſchaft. in welcher der ſtark verbeſſerte Milenz(141 Pfund) nach wohlüberlegtem Plan den ihm phyſiſch be⸗ deutend unterlegenen Ernſt Grimm(131 Pfund) auspunktete. Pirzl (140 Pfund) hatte gegen Röniſch(142 Pfund) einen ſehr ſchweren Stand, er brachte es nur auf ein Unentſchieden. Recht mäßig war die Vorſtellung, die der Neger Lygget(148 Pfund) gegen den Engländer Coveney (140 Pfund) gab, der infolge kleiner Figur und geringer Reichweite ein ſchweres Handicap auszugleichen hatte. Lygget konnte nach Ablauf der zehn Runden nur einen dürftigen Punktſieg davontragen. Winterſport e Die Durchführung der Verbandsſtiwettläufe auf dem Feldberg wurde auf einer Beſprechung des Hauptvorſtandes des Ski⸗Club Schwarzwald mit ſeinem Sportausſchuß eingehend beſprochen. Es wurde dabei als wich⸗ tigſter Beſchluß getätigt, daß die vorausſichtlichen Rennſtrecken. die nur durch Wetter, und Schneeverhältniſſe geändert werden dürfen, durch den Sportausſchuß vor den Rennen feſtgelegt werden, wozu Anrezungen ent⸗ gegengenommen werden. Die Rennen werden dann an Ortsgruppen zur Durchführung unter voller eigener Verantwortung übergeben. wobei die ge⸗ wählte Ortsgruppe ablehnen kann. Es ſoll auf dieſe Weiſe vermieden wer⸗ den, daß abweichende Durchführungen einzelner Rennen egenſeitige Kol⸗ liſion von Rennſtrecken und damit Verwirrungen mit ſich bringen. Zur Uebernahme der Durchführung des Damenlaufs hat die Ortsgruppe Triberg ſich bereits bereit erklärt. NMational-Tneater Mannneim e Wettlauftermine im Skiſport 1923/4. Von Wetilaufterminen wich · tigerer Art im Skiſport ſind für 1923/24 bisher bekannt geworden: 1 2. Januar: Großer Dauerlauf des Ski⸗Club Schwarzwald über 30 Km., Start und Ziel St. Georgen(Schwarzwaldbahn); 13 Januaxr: Bezrks⸗ wettlänſe der vereinigten Ortsgruppen auf dem Hoben 1 89(Tri⸗ berg. Schonach, Schönwald, Furtwangen, St. Georgen) diesſähriger Platg St. Georgen(1924/25 Triberg);.½/3. Februnar: Wenläufe um die Deutſche Meiſte 5 chaft in Jsny(württemberg. Allgäu):.J10. Fe· bruar: Verbandswettläufe des Ski⸗Club Schwarzwald auf dem Feldberz; Oſtern 1924: Internationale Sprungläuſe der Ortsgruppe Freiburg und der Skizunft Feldberg auf dem Feldberg(Schwarzwald). Neues aus aller Welt — Im Halbſchlaf. Daß im Halbſchlaf ſeder Begriff an Zeit fehlt, beweiſt der folgende Fall eines Arzies, der ſeiner Frau adends um 9 Uhr von ſeinem Bett aus vorlas, und als dieſe einſchlief, noch eine Zeitlang ſelbſt weiterlas, dann ebenfalls einſchlief. Er wachte um 3 Uhr morgens auf, ſah nach der Uhr, konſtatierte die Zeit, wobei auch ſeine Frau erwachte und ſagte:„Lies nur weiter, ich ſchlaſe nicht. Sie hatte alſo ſechs Stunden geſchlafen, glaubte, überhaupt nicht geſchlafen zu haben und wartete auf die Fortſetzung der vor ſechs Stunden beendigten Lektüre. — Strafnamen. In der„Prawda“ wurde kürzlich der Vorſchlag gemacht. Trinker, Spieler, ungetreue Beamte uſcp. nicht nur zu den geſetzlichen Straſen zu verurteilen, ſondern ihnen auch als weitere Strafe Namen zu geben, die ihr Vorgehen andeuten. Danach würde es künftig Namen wie Deſerteuroff, Wodkin(von Wodka d. d. Branntwein) u. dergl. geben. Der Vorſchlag wird in der ruſſiſchen Preſſe mit amüſänten Gloſſen beſprochen. — Auch die btaffern organiſieren ſich. Schon ſeit längerer Zeit wird darüber geklagt, daß in Südafrika unter den Eingeborenenſtäm⸗ men die moderne Arbeiterbewegung, ja 2 Ke der Bolſchewis⸗ mus ſtändig Fortſchritte macht. Dieſe Tatſache wird durch eine Nachricht aus Johannisbura beſtätigt. Danach haben ſich kürzlich mehrere Farmer in dem nördlichen Ruſtenburgdiſtrikt über die Grenze von Transvaal in das Bechnanaland begeben, um dort landwirt⸗ ſchaftliche Arbeiter zu gewinnen. Sie kamen nach Nochandi und trugen ihr Begehren dem dortigen Häuptling JIsamg vor. Der Häupt⸗ ling aber fagte ihnen, es ſei augenblickſich nichts 8 machen. Sein Volk(d. h. die 1 ſeien gerade dabei, eine Gewerkſchaft eingeborener Arbeiter zu gründen und wenn die Gewerk⸗ ſchaft gegründet ſei, möchten die Farmer nur wiederkommen und ſich an die Organiſationen wenden. Sie könnten dan Arbeitskräfte zu dem gewerkſchaftlich feſtgeſetzten Tarif bekommen. Die Farmer waren einigermaßen verblüfft und zogen ſich wieder zurück. Die ſüdafrikaniſche Oeffentlichkeit beſchäftigt ſich lebhaft mik dem Fall, da ſie darin ein neues und nicht unbedenkliches Zeichen für die Bewegung erblickt, von der die Kaffern und die anderen ſüdafri⸗ kaniſchen Eingeborenenſtämme ergriffen worden ſind. — Ein neuer Armenſchfund. Wie aus Newyork gemeldet wird, iſt der Smithſonian⸗Expedition in Südkalifornien, und zwar in der Nähe von Santa Barbarag in den letzten en ein außerordentlich wichtiger Fund der nach der VBe rung des Führers der Expedition, Dr. Harrington, an Bedeutung alles überbietet, was in den letzten Jahren aage gefördert worden iſt. Es handelt ſich um zwei Schädel, die nach den Fundmerkmaren älter ſein müſſen, als die Reſte des Neanderthalmenſchen, der bisher als der Urmenſch galt. Dabei läßt der Befund darauf ießen, daß dieſer neuentdeckte Urmenſch in beſſeren Kulturverhältniſſen gelebt hat, als der Neanderthalmenſch. An ſich ſteht auch dieſer Typ des Urmenſchen dem Tier noch ziemlich nahe. Die beiden Schädel weiſen eine ganz niedrige Stirn auf und eine außerordentlich große Mund⸗ öffnung. Bei dem einen iſt dieſe Def von Kiefer zu ſer 90 meſſen über ſteben Zoll breit. Die deldecke iſt außererdentlich dick und beſſer erhalten als Indianerſchädel, die nachweislich nur 1000 Jahre in der Erde gelegen haben. Mit den beiden Schädeln zuſammen hat man primitive Gebrauch ſtande gefunden, darunter beſonders bemerkenswerte Angelhaken. — Ein Feuergef in einem Hotel. Die Gäſte eines Newyorker Hotels wurden kürzlich durch eine wilde Schießerei aus dem Mor⸗ genſchlummer aufgeweckt. Das Gefecht entſpann ſich auf dem Flur des 11. Stockwerkes und zog ſich durch eine Anzahl weiterer Stock⸗ Freitag, den 9 November 1923 Ausser Miete Nr. 10 ..B. Nr 2301 2550..-V. B. Nt 6101—6250 Dle Walküre Erster Tag des Bühnenfestspiels„Der Ring des Nidelungen“ von Richard Wagner. Neu einstudiert: Eugen Gebtath. Musikk Leitung: Richard Lert. Bühnenbilder Heinz Grete, Anfang 6½ Uhr. Ende nach 11 Uhr. Destern nachmittag.30 Uhr wurde uns nach kurzem schweren Leiden meine innigstgeliebte herzensgule Fiau, unsere brave, liebe Tochter, Schwester und Schwägerin Frau Lina Müller Aleum Llil Siegmung We geb. Wegert Ver Rant S im blühenden Alter von 26 Jahten entrissen. 4678 f W Nianz Nuske leopold ——„ Hse Vegt-Guger ö in tlefster Trauer: eee ee;, Josef Munler —5— Elisabetn Trautmann Famille Wegert, Luisenring 47 Waltraute Emiua Posszert U llie Müller, Bad Durrbeim Schwerileite Walküren 85 Am 8—2 dnesse Weidmunn Die Beerdigung findet Samstag nachmittag 3. 18 Uhr, Geinngerde da Schäfter von der Leichenhalle aus statt. der, 2 Roß weise johanna Nebe Unr. NKünstſermeater„Apollo“. Todes-Anzeige. Am 7. November statb Wir betrauetmn in dem Verstorbenen den tuchtigen Lehter, der vnterlandsliebende Mann und treuen Kollegen. 4670 Direktion und Lehrerkollegium des Karl-Friedrichgymnasiums. Beerdigung: Samstag, den 10. Novem- werte hin. Es begann damü, daß zwei Frauen die Treppe hinab⸗ ſtürmten, während 2 Männer ſich von gegenüberliegenden Zim⸗ mern aus durch Türen geſchützt wütend mit Revolvern beſchoſſenz; e verfolgten ſich dann gegenſeitig und nahmen dabei in den Zim⸗ ———— in die ſie gerade gelangen konnten, ſodaß ein ort⸗ währendes Feuergefecht von der einen immerſeite nach der anderen im Gange war. Schließlich brach der eine der beiden Schüßen 1W einem Zimmer, in das er ſich zuletzt geflüchtet hatte, ſchwer verwum⸗ det zuſammen. Der andere der beiden Schützen war zunächſt ſpurlos verſchwunden, wurde dann aber in einem Badezimmer aufgefunden, wo er— verſteckt hielt und trotz ſeiner Verwundung der Pollzel Widerſtand leiſtete. Nach ihrer Verhaftung behaupteten die beiden übereinſtimmend, daß ſie wegen einer der beiden Frauen, die u Beginn des Geſechtes geflüchtet hatten, in Streit geraten ſeien. der eine von den beiden nannte ſich Goldſtein. Man vermutet ober ſehr ſtark, daß er mit einem gewiſſen Gillen identiſch iſt. einem üblen verbrecheriſchen Geſellen, dem es im Juli d. Is. glückte, aus einem uchthaus mit Hilfe eines Revolvers zu entkommen, der ihm von einem jungen Mädchen zugeſteckt worden war. Das Hotel, in dem ſich dieſe wüſte Schießerei abſpielte, ſag in unmittelbarer Nähe deß Broadway, d. h. der Straße, die wohl die verkehrsreichſte von gan Newyork iſt. — Ein amerikaniſcher Jamilienroman. In Newyork erregt eis Entſchädigungsprozeß Yroßes und peinliches Aufſehen, den die tin des Fürſten Nikolas von der Lippe gegen ihre 1N ſter Gertrud Schröder, eine in der Newyorker Geſellſchaſt ſe bekannte und ſehr reiche Witwe, angeſtrengt hat. Die Fürſtin von der Lippe hat den deutſchen Adelsſproſſen im vorigen Jahre zum Gemahl genommen, nachdem ſie als Frau Philippine 910 durch 1— Fürſorge für kriegsverſtümmelte Soldaten einen guten Namen in amerikaniſchen Oeffentlichkeit gemacht hatte. Der fürſtliche Gatie ſcheint aber auch auf ſeine Schwägerin. jene een e Schröder, einen ſehr tiefen Eindruck gemacht zu haben. Weniaſtens behaupiete die Fürſtin von der Lippe daß ihre Schweſter mit Erſolg den Verſuch gemacht hatte, ihr den Mann abſpenſtig zu machen. Jhe Mann hat ſie nämlich in Begleitung der Schweſter böswillig ver⸗ laſſen. Der Prozeß beweiſt, daß man in Amerika geſchäftlich genug denkt, um auch ſolche Herzensangelegenheiten mit Geld abzumachen, Die Schadenerſaßklage lautet auf 20 000 Pfund(400 000 Gol Die Amerikanerin will ſich alſo ihren gewiß ſehr teuren Gatten uu wenigſtens auch teuer bezahlen laſſen. — Goldreichtum in Weſtauſtralſen. Seit einiger Zeit wird i Weſtauſtralien in einer erzreichen Gegend erfolareich nach Gold ge⸗ araben. Wie jetzt aus Perth gemeldet wird. beſteht Ausſicht. die Ausbeutunasarbeit. die bisher mit privaten Mitteln geleiſtet* mußte. techniſch vollkommen auf die Höhe zu bringen. Es hat eine enaliſche Geſellſchaft mit einem ſehr beträchtlichen Kapital aebil⸗ det, die das ganze goldhaltige Gebiet von der auſtraliſchen Regierunn in Pacht nehmen will, wenn dieſe ſich verpflichtet, eine 160 Meilen lange Bahnſtrecke zu bauen. die das bisher vollkommen abgeſchloſtene Gebiet mit den übriagen Bahnſtrecken verbinden würde. Es beſteht die Ausſicht. daß dieſe Vereinbarung zuſtande kommt. Die bisheriie Ausbeute an Gold in dieſem Gebiet beträat eine Million Pfund(20 Millionen Goldmarkz. Es iſt dabei nur auf der Oberfläche geſchürſt worden. Der weiteren Ausbeute ſtellte ſich eine Schicht Antimonium erz in den Wea. hinter der man mit Sicherheit aroße Goldlager ver⸗ mutet. Die Schicht kann aber nur mit techniſch vollkommenen Mit⸗ teln überwunden werden. Kürzlich haben Abgeordnete des auſtro⸗ liſchen Parlamentes ſowie der Miniſterpräſident und der Berabou⸗ miniſter eine Beſichtlauna des Gebietes vorgenommen. Der Eindruck, den ſie gewonnen haben, iſt ſo günſtig. daß die Reaierung dem Par⸗ lament den Abſchluß eines Vertrages mit der enaliſchen Geſellſchaſt vorſchlagen wird. Man geht in Weſtauſtrallen alſo goldenen Zeiden Herausgeber. Drucker und Berleger“ Truckeret Dr Haas Maunbetner General⸗Anzeiger m. d. H. Mannbeim E 6 2. f Dtrektion: Ferdinand Heyme— tredakteur: Kurt Riſcher. Serantwortlich für den volltiſchen und volkswirtſchaftlichen Teil: Kur iſcher: für das Feuilleton Dr fFriy Hammes: für Kommunalpolitik un okales: Richard önfelder: für Sport und Neues aus aller Welt: 6. Müller: für Handelsnachrichten. Aus dem Lande Nachbarzebiete Gericht den übrigen redaktionellen Teil Frans Kircher: für Anzeigen: Karl Offene Stellen Wel dl 5 —— 55 Budmnalter der in allen Kontorarbeiten wie auch m Lohnweſen bewandert iſt. Bewerber aus der Branche bevorzug. Angebote mm Zeugnts, Lichtbild. Tarifklaſſe erbet. unter L. N. 70 an die Geſchäftsſtelle. 0hes 2 Großhandlung ſucht zum baldigen EIntrif gedlegeuen— 1 Samstag 7½, Sonntag 3½ und 7½ Unr Karlscherber Wertbeständiges Notgeld der Handelskammer für den Kreis Mannheim. Mit Genehmigung der badiſchen Reglerung und des Reichsſin anzmini⸗ ſterlums gibt die Handelskammer in dem ihr genehmigten Umfange wert⸗ beſtändiges Notgeld heraus. Das Noigeld wird in Serlen von M..20 Gold ee M..05 und ein hervorragendes Varteté-Programm. 8178 1 11 Nov, Sonntag, abds 8 Uhr, Hat mone D 2, 6 aee Lustiger Vortragsabend 4 Last Iils Acen! des thenischen Vort agsmeisteis GUS TAV JacOSx. 17 Kaften bef Heckel, O 3, 10, im Mannheimer Musſkhaus P 7. 14a und an der Apendkasse. 2 Spricht heute abend 7½ Uht in der Harmonte D 2. 6. 7108 FFFFFFPPPFEEEE LHn jungerer Herr(Beamter) sucht Unterſchriften: 5 Bezahlung zugesichert. Angeb. unt. 5 pig. 210„ ½„(qelb) 77.2 79 auf weißem Waſſerzelchenpapier, im Untergrund den Stempel der Handels⸗ kammer jür den Kreis Mannheim enthaltend, herausgegeben, und trägt die Der Wert des Geldes iſt in der Mitte des Scheines durchlaufend und am Rande rechts in großen Zahlen angegeben. Ausgabestelle: 8— 0 Das Notgeld wird mit Genehmigung der Regierung anſtelle von der Sohön möbl Iimmer Reichsbant durch die Süddeutſche Disconto⸗Geſellſchaft Mannheim, nachm. 3 Ul 0 bis 5 Uhr, Samstag von 11 bis 1 Uhr ausgegeben. Das Eintreſfen der nur in gutem Hause. Wertbeständige] Geldzeichen iſt bis Samstag in Ausſicht geſtellt. Mit den Nachbarländern und den Nachbarorten, vor allem Karlsruhe, L. P. 72 an die Geschäftsstelle.„4875 wo die Ausgabe des Handelstkammergeldes durch die Rheiniſche Creditbank Dollar(blau) „—=%„(Ceresg) verschieden ist. — 7 100„(grün) Lenel. Dr. Blauſtein. Felix A lanler. nachmm Todes-Anzeige. Sehmetzerfünt teilen wir Freunden u. Bekannten mit. daß unser einz neber unvergeßblicher Sohn. Brudet u. Seh Kurt Schneider im Alter vom 22 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit am 8. In tieter Trauer: Mortin Schnelder, Oberbauinspektot, Richard Wagnerstt. 42 Josepha Schneider geb. Köpler Hundegard Anger geb. Schne ider Die Beeidigung findet Samstag.-den 10. Novembe: Leichenhalle aus—1 von Kondolenz- desuche bittet man abzusehen. jüngeren Aliers als Stütze des Prinzipals. —— Herren belieben Angebote mit ehaltsanſpr. u Zeugnisabſchriſten unter I. P. an die Geſchäftsſteſle d. Bl. zu richten 4095 Buchhalter (20—25 Jahre alt), abschlußsicher in amet⸗ kanischer Buchlührung, von hiesiger Groß handlung per sofort gesucht. ur keu. männis durchgebildete Kräfte wolles Angebote mit Biſd einreichen unt. L. O. 1 an die Geschäftsstelle ds. Bl.—0¹⁰¹ Für eine Eiſengroßhandlung wird eine füngete Kaufmännische Hilfskrafts Naus der Branche für 1. Januar 1924 geſucht Angeb unt M. 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