— Drr ee 200 Millionen fertiggeſtellt ſind. Bezugspreiſe: In mannheim u. umgebung v. 15. 21. Nov. Soo Milliarden mark. die monatlichen Bezieher verpflichten ſich bei der Beſtellung des Abonnements die während der Bezugszeit notwendigen preiserhöhungen zu bezahlen. poſt⸗ ſcheckkonto nummer 17800 Karlsruhe.— Hauptgeſchäftsſtelle Mannheim k6. 2.— Seſchäfts⸗Nebenſtelle Neckarſtadt, wald⸗ hofſtr. 6. Fernſpr. Nr. 7031, 7032, 7033, 7oan, 70a5. Telegr.⸗Adr. Seneralanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentlich zwölfmul. Beilagen: Der Sport vom N d01 Sonntag— Modezeitung— Aus Seittund Leben mit Mannheimer Srauen-Seitung und Mannheimer Muſik-Seitung * 0 ſpaltige Koloneizelle für Rllgemeine Anzeigen 0,40 Soldmere Reklamen 1,20 Goldmark. Für Anzeigen an beſtimmten Tagen 8 J Stellen und Rusgaben wird keine verantwortung über⸗ nommen. höhere Sewall Streiks, Seteiebs ſtörungen uſw. derechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgeſallene oder 2 2 7 Die Münchener Negierung an die pfalz Das bayriſche Geſamtſtaatsminiſterium erläßt nachfolgenden Aufruf an die Pfälzer Bevölkerung: Pfälzer Landsleutel Kaum iſt das Unternehmen Hof⸗ manns und Genoſſen an der Treue der Pfälzer und der ruhmvollen Haltung ihrer Führer kläglich geſcheitert, ſo bricht eine neue Heimſuchung über die Pfalz herein. Separatiſtenbanden, die ſich aus geſinnungsloſem Geſindel zuſammenſetzen, offenſichtlich herbeigeführt und gefördert von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde, haben das Land überfallen und hauſen in deutſchen Gauen wie im Feindesland plündernd und erdrückend, die Bevölkerung beraubend und ſchrecken nicht einmal davor zurück— nach franzöſiſchem Muſter — Volksgenoſſen, pflichttreue Beamte und vaterländiſch geſinnte Bürger ausihrer Heimat zu vertreiben. An die Stelle der von ihnen mit hochtrabenden Worten verheißenen Beſſerung der Lage tritt— wie nicht anders möglich— Erhöhung der wirtſchaft⸗ lichen Not und Verſtärkung der politiſchen Bedrängnis. Mit blu⸗ tendem Herzen verfolgen wir hier rechts des Rheins dieſe Zu⸗ ſtände Im Tiefſten empfinden wir die ſchreckliche Lage. Aber wir ſtehen nicht untätig da. Durch unabläſſige Verhandlungen mit dem Reiche ſuchen wir eine Erhöhung der Gehälter für die Beamten und Angeſtellten die Gewährung von Krediten für Wiederaufnahme der Betriebe und Beſchäftigung der Arbeiter zu erlangen und haben unter Zuhilfenahme von Landesmitteln ſchon weſentliches erreicht. Die Zufuhr von Lebensmitteln wird auf das Nachdrück⸗ lichſte betrieben und es ſoll nicht nachgelaſſen in der Arbeit für unſere Pfalz an der wir immerdar feſthalten wollen. Wenn nicht alles ſo ausgiebig ging und geht, wie wir es dringend wünſchen würden, ſo liegt das an den Hemmungen der durch die Beſetzung gefchaffenen Zuſtände. Pfälzer Landsleute! Wir ſind ſelbſt in Not und Sorge. Aber darüber vergeſſen wir Euch nicht! Wir bitten und mahnen Euch, haltet ausl Wenn wir zuſammen ertragen, was uns das harte Schickſal beſchieden hat, werden wir doch hoffentlich wieder beſſere Zeiten erleben und die Früchte Eurer Standhaftigkett und unſerer Treue ernten. München, 15. Nov. Geſamtſtaatsminiſterium v. Knilling Die Ausgabe der Nentenmark Vorläufig kein feſter Kurs J Berlin, 15. Nov.(Von unſ. Berliner Büro.) Ueber die Einführung der Rentenmark, die mit dem heutigen Tag(15. Nov.) beginnt, erfahren wir vonz unterrichteter Seite, daß von der vorge⸗ ſehenen Geſamtſumme von 300 Millionen Rentenmark bis heute Die erſten Beträge in Rentenmark werden dadurch in Verkehr gebracht, daß heute und morgen bei den Auszahlungen an die Beamten, Angeſtellten und Ar⸗ beiter des Reichs eiwa 30 Proz. der fälligen Beſoldung in Renten⸗ mark bezahlt werden. Dieſe Rentenmark iſt zu einem beſtimmten Kurs angenommen. Wird dieſer Kurs durch den heutigen amt⸗ lichen Dollarkurs übertroffen, ſo ſoll der überſchüſſige Betrag verrechnet werden. Der Kurs der Rentenmark wird gleich⸗ zeitig mit dem amtlichen Dollarkurs herauskommen, ſo daß alſo von einem feſten Rentenmarkkurs einſtweilen nicht die Rede ſein kann. die Düſſeldorfer verhandlungen gein Abbruch. aber ein Altimakum Die alliierte Ingenieur⸗Miſſion im Ruhrgebiet hat, wie der Petit Pariſien aus Düſſeldorf meldet, geſtern nachmittag folgenden Bericht ausgegeben: gie Vertreter des Bergbaulichen Vereins ſind von der Ingenieur⸗ miſſion empfangen worden, um über die noch ausſtehenden drei Ar⸗ tikel des Abkommens zu verhandeln, während über die übrigen Ar⸗ tikel, die rein techniſcher Art ſind, bereits ſeit 4 Monaten eine Verſtän⸗ digung beſteht. Im Anſchluß an dieſe Konferenz haben die deutſchen Delegierten, nachdem von ihnen verlangt worden war, bis.30 Uhr eine endgültige Antwort zu erteilen, ſchriftlich erwidert, daß ſie die Faſſung eines der drei Artikel annehmen, ſich aber gezwungen ſähen, über den zweiten Artikel ihre Auftraggeber zu unter⸗ richten und ihrer Regierung Bericht zu erſtatten. Von dem drit⸗ ten Artikel iſt in der Antwort überhaupt nicht die Rede geweſen. Unter dieſen Umſtänden und weil die Verhandlungen bereits ſeit ge⸗ raumer Zeit andauern und die ſtrittigen Artikel den deutſchen Dele⸗ gierten ſeit dem 5. November bekannt ſind, hätten ſich die alliierten Behörden auf den Standpunkt geſtellt, daß es kein en Zweck habe, die Verhandlungen über ein Abkommen fortzuſetzen, deſſen Wortlaut ſie als feſtſtehend betrachten. Sie hätten beſchloſſen, die Verhand⸗ lung als been det anzuſehen. Geſtern Abend, ſo fügt der Berichterſtatter des„Petit Pariſien“ hinzu, verlautete aber in Kreiſen der Ingenieurmiſſion, daß es ſich nicht um einen Bruch im eigentlichen Sinne des Wortes handle, pielmehr um ein Ultimatum der alliierten Behörden, die es ſatt hätten, daß Fragen, in denen die Verſtändigung leicht zu erzielen war, immer wieder aufs neue zur Debatte geſtellt würden. Die„leichte Verſtändigungsmöglichkeit“ beſteht offenſichtlich in der Phantaſie der Franzoſen, die gefliſſentlich überſehen, daß eine deutſche Unterſchrift unter unmögl 0 Forderungen nicht gegeben werden kann, wenn nicht auch die Gegenſeite boͤreit iſt, für alle Folgen aufzukommen. die Anhörung der deutſchen vertreter Wie wir erfahren, iſt in Berlin eine Note der Reparations⸗ kommiſſion eingegangen, in der mitgeteilt wird, daß die Reparationskommiſſion eine Entſcheidung dahin getroffen habe, Vertreter der deutſchen Regierung ntſprechend ihrem Antrag für die Prüfung der Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands zu hören. der Termin für die Anhörung ſoll mit der deutſchen Kriegslaſtenkom⸗ miſſion und dem Generalſekretariat der Reparationskommiſſton feſtgelegt werden.%FCCGC* iche und unerfüllbare Die franzöſiſchen Sanktionsdrohungen Poincare hatte geſtern nachmittaa Beſprechungen mit dem Kriegsminiſter und dem Finanzminiſter. Der Finanzminiſter war begleitet von dem Finanzſachverſtändigen und Direktor des Credit Lyonnais. Schweißguth. Dder„Temps“ aglaubt zu wiſſen, daß verſchiedene finanzielle Maßnahmen bezüglich des Ruhrunternehmens ins Auge gefaßt wurden. darunter namentlich der Plan einer rhei⸗ niſchen Währung. 5 Die Hetze gegen Deutſchland wird unvermindert fortgeſetzt. Der„Petit Pariſien“ ſchreibt, auf franzöſiſcher Seite ſei man für jede Eventualität gerüſtet. Aber man müſſe nicht vergeſſen, daß die Wiederaufnahme der militäriſchen Kon⸗ trolle durch einen gemeinſamen Akt der Alliierten eingeleitet wurde. Man könne verſichert ſein. daß auf alle Fälle das Für und Wider einer Maßnahme gegen Deutſchland von den Alliierten mit Frank⸗ reich erwogen werde. i Auch die„Journee Induſtrielle“ ſchlägt einen ſcharfen Ton an. Das Blatt behauptet ſagar, Poincare habe geſtern dem franzöſiſchen Botſchafter in Berlin beſonders energiſche Anweiſungen übermittelt. Deutſchland müſſe wiſſen, daß, um die Sicherheit Frank⸗ reichs zu garantieren, dieſes von keiner Vorſichtsmaß⸗ nahme zurückſchrecken werde, ſelbſt wenn die Zuſtimmung ſeiner Alliierten auf ſich warten laſſe. Das„Echo de Paris“ ſagt: Aus Nachrichten, die man ous London erhalten hat, geht hervor, daß die DowningStreet wegen der Rückkehr des Kronprinzen nichts unternehmen will. Das Blatt vertritt den Standpunkt, daß man den Artikel 228 des Friedensvertrages nicht einfach fallen laſſen könnte. Entweder ge⸗ nüge die Ruhrpolitik, um den Alliierten nützliche Vorteile zu bringen, oder dieſe Politik bringt nicht das, was man erhoffte. Man ſei nicht nach Düſſeldorf und nach Eſſen agegangen, um einen Unterſchied zwiſchen dem deutſchen Volk und der deutſchen Regierung zu machen. Man müſſe vollenden, was man begonnen habe. Benutzen wir alſo, wenn es ſein muß, die Gelegenheit, um unſere Politik vom 11. Januar feſt zu verankern und auszudehnen. Unter dieſen Voraus⸗ ſetzungen könnten gewiſſe Sanktionen fruchtbar ſein. Aber ſchwächen wir nicht unſere Kräfte Der„Matin“ iſt noch unternehmender als das„Echo de Paris“ und fordert zur Tat auf. Das Blatt ſchreibt: Wenn man die Situation im ganzen betrachte, müſſe man ſie als äußerſt gefährlich er⸗ kennen. Deutſchland habe die Abſicht, den Vertrag von Verſailles zu vernichten. ‚ Widerſtreben Ikaliens und Belgiens Die„Chicago Tribune“ will wiſſen, daß auch Muſfokine ge⸗ neigt ſei, an irgend einer Drohung gegen Deutſchland niccht teil ⸗ zunehmen. Italien könne nicht irgend einer militöriſchen oder maritimen Maßnahme gegen Deutſchland zuſtimmen oder daran teil⸗ nehmen. Belaien das früher bereit geweſen war, derartige Maßnahmen zu unterſtützen. habe, ſeitdem England ſich in dieſer An⸗ gelegenheit abſeits halte und ſeit Amtrika ſeine Zurückhaltung for⸗ mulierte, ſeine Haltung geändert. Das Blatt will wiſſen, daß das Brüſſeler Kabinett beſchloſſen hat, keine weiteren Truppen zu Be⸗ ſatzungszwecken zur Verfügung zu ſtellen. Keine Rückkehr des Raiſers Berlin, 15. Nov.(Von unſ. Berliner Büro.) In der bel⸗ giſchen und franzöſiſchen Preſſe wollen die Gerüchte nicht ver⸗ ſtummen über angebliche Verhandlungen zwiſchen Haus Doorn und der Reichsregierung, die auch die Rückkehr des Kaiſers vorbereiten ſollen. Abgeſehen davon, daß dieſe Gerüchte, die nur in tenden⸗ ziöſer Abſicht verbreitet werden, von vornherein den Stem⸗ pel der Unwahrheit tragen, iſt es nicht ohne Intereſſe, daß auch der Kaiſer ſelbſt ſich in dieſer Frage zu ſeinen Vertrauten in durchaus ablehnendem Sinne geäußert hat. So er⸗ klärte er einer ihm naheſtehenden Perſon aus dem früheren Pots⸗ damer Hofkreiſe:„Ich kann aus Gründen der monar⸗ chiſchen Ehre nicht nach Deutſchland kommen, denn ich kann als Privatmann nicht in ein Land zurückkehren, das ich ſelbſt 30 Jahre lang in guten und ſchlechten Zeiten regiert habe.“ Dem„Newyork Herald“ wird von ſeinem Korreſpondenten aus Rotterdam gemeldet, daß die Nachricht, der ehemalige deutſche Kaiſer habe Päſſe zu ſeiner Rückkehr nach Deutſchland erhalten vollkom⸗ men aus der Luft gegriffen ſei. Auch die Meldung von ge⸗ heimnisvollen Beſuchen holländiſcher offiziöſer Perſönlichkeiten ſeien reine Phantaſie. Das alte Lied 5 Der Abgeordnete Bonnet hat in der franzöſiſchen Kammer eine Interpellation über die Ausführung des Artikels 228 des Frie⸗ densvertrages über die Kriegsbeſchuldigten eingebracht. Die Inter⸗ pellation verweiſt beſonders auf den ehemaligen Kaiſer, den Kronprinzen und auf Ludendorff. Die Interpellation wird. wie die anderen bereits eingebrachten Interpellationen am Freitag zur Sprache kommen. Der Berliner Buchdruckerſtreik 2 eJ Berlin. 15. Nov.(Von unſerm Berliner Büro.) Im Berliner Buchdruckerſtreik ſollte. wie bereits gemeldet, heute morgen die Entſcheiduna fallen. Auf Einladuna des Reichsarbeitsminiſters werden beide Parteien über die Löhne für die kommende Woche ver⸗ handeln. Man iſt in Gewerkſchaftskreiſen der Anſicht. daß man zu einer Verſtändigung kommen wird. Inzwiſchen ſind auf Veranlaſſung des Wehrkreiskommandos einzelne der Führer der gra⸗ phiſchen Arbeiterſchaft verhaftet worden, ſo der erſte Vorſitzende des Vereins Berliner Buchdrucker und der Vorſitzende der araphiſchen Hilfsarbeiter. Weitere Haftbefehle ſchweben. Außerdem iſt der zweite Vorſitzende des Verbandes der Gemeinde⸗ und Staatsarbeiter verhaftet worden, der an einer Beſprechung der Führer der Streiken⸗ den im Verliner Gewerkſchaftshaus teilnahm und gegen den der Ver⸗ dacht beſteht, daß er wegen einer Unterſtützung der Streikenden durch die Stagts⸗ und Kommunalarbeiter verhandeln wollte. Dagegen wird in Gewerkſchaftskreiſen verſichert, daß gerade die Vorſitzenden des Verbandes der Gemeinde⸗ und Staatsarbeiter den linksradikalen Elementen in den ſtädtiſchen Werken, die zum Sympatbieſtreik auf⸗ forderten, nachdrücklich entaegengetreten ſind. Die Berliner Gewerk⸗ ſchaftskommiſſion und der Allgemeine Deutſche Gewerkſchaftsbund haben ſich heute vormittag bereits bei General v. Seeckt anmelden laſſen, um darauf hinzuweiſen, daß die Verhaftungen in weiten Ar⸗ beiterkreiſen beträchtliche Erregung hervorgerufen hätten. In dieſer Angelegenheit ſoll im Laufe des heutigen Tages noch eine aemein⸗ ſame Beſprechung aller Spitzenorganiſationen ſtattfinden..!.. 8 * Der Herzog von Cumberland 7. Der Her zog von Cumberland, der Sohn des letzten Königs von Hannover, Vater des Herzogs Ernſt Auguſt von Braunſchweig und Schwieger⸗ vater des Prinzen Max von Baden, iſt in Gmunden im 78. Lebensjahr geſtorben. Verkonfspreis 0 Alar e Markk „923— Rr. 327 Anzeigenpreiſe nach rari. der] Vorgusgabiggg prr 11 211 beſchränkte Rusgaben oder für verſpütete Rufnahme von fin⸗ zeigen. Rufte. d. Feruſpr. ohne Sewühr. Serichtsſt, Mannheim. Bußprediger Wilſon Man wird nicht nur in Europa, ſondern auch vor allem in deß⸗ Vereinigten Staaten ſelbſt nicht wenig erſtaunt geweſen ſein. als Woodrow Wilſon weiland Präſident und„Erfinder“ der vier⸗ zehn Punkte, nach jabrelangem politiſchen Verarabenſein plötzlich mit einem Aufruf an das amerikaniſche Volk an die Oeffentlichkeit trat. in dem er es zur Rückkehr zu den„alten Idealen“ Ametikas auf⸗ forderte. Das erſcheint denn doch einigermaßen erſtaunlich, denn gerade Herr Wilſon hat ſein redlich Teil dazu beigetragen. daß alle Welt den Glauben an den wirklichen oder vermeintlichen ⸗amerika⸗ niſchen Idealismus“ verloren hat. Man kommt um die Frage nicht herum, warum ausgerechnet gerade jetzt Wilſon aus ſeinem voliti⸗ ſchen Scheintod erwacht und er nach drei Jahren faſt trappiſtiſch zu nennender Schweigſamkeit ſich plötzlich dazu entſchließt, die Schalen des Zornes über die amerikaniſchen Politiker auszuleeren. Bemer⸗ kenswert iſt auch, daß derſelbe Wilſon, der während des Krieges diplomatiſch fein gedrechſelte Noten. wie die amerikaniſche Preſſe rühmte, auf der Schreibmaſchine ſelbſt verfaßte ſich nunmehr in Aus⸗ drücken eraeht. die ſelbſt für das robuſte Amerikanertum ziemlich ſtark ſind. Wilſon bezeichnet die Stellung Amerikas nach dem Kriege als „ſchändlich, feige und entehrend“ und die Folge dieſer Politik als „unmoraliſch“. Die egoiſtiſche Iſolierung habe nach außen den Ein⸗ druck erweckt, als ob ſich Amerika der»moraliſchen Verpflichtungen der Prinzipien der Freiheit und der Ehre“ entziehen wolle. Alſo ſan e 8 Aus jedem anderen Munde würde dieſe Bußpredigt glaubhafter erſcheinen, als gerade aus dem Wilſons, obſchon man zugeben muß, daß in ſeinen Worten ein Kern von Wahrbeit liegt. Gewiß trifft die amerikaniſche Politik die Schuld, daß ſie infolge der faſt krankhaft zu nennenden ſtarren Betonung des„not europeans trubles“ in de Hauptſache dazu beigetragen hat. daß die vornehmlich von engliſcher und zeitweilig auch von italieniſcher Seite ausgehenden Verſuche, die Befriedung Europas herbeizuführen, von vornherein zum Scheitern verurteilt waren. Vergißt aber Wilſon. daß ſeine zweite Präſident⸗ ſchaft noch weit in die Nachkrieaszeit hineinragte und daß das. was er ſetzt Hardinga und Coolidge vorwirft, mit viel arößerem Fug und Recht auf ihn zurückfällt? Gewißlich hat Amerika weder die Stimme noch eine Hand erhoben, um das ſchwere Unrecht und die Gewalt. die Deutſchland von den übrigen Ententemächten angetan wurde, zu ver⸗ hindern, geſchweige denn es wieder aut zu machen. Aber gerade Wil⸗ ſon müſſen wir fragen: Wo war denn ſein Gewiſſen. das ſich mit einem Mal ſo zart beſaitet erweiſt, daß es vor Entrüſtung berſten zu müſſen alaubt, als uns Oberſchleſienlgeraubt, das Me⸗ melland entriſſen wurde? Warum ſchwieg er, als das Ruhr⸗ verbrechen begangen wurde, warum fand er kein Wort für die Schmach und Schande. die fortgeſetzt und ungeſühnt den Deutſchen im beſetzten Gebiet angetan wurde? WMar dieſes ſein Verhalten nicht auch ſchändlich, feige und entehrend? Wie kvmmt Herr Wilſon dazu erſt jetzt au der Feſtſtellung. daß Frankreich und Belgien den Verſailler Vertraa als einen„Fetzen Papier“ behanden? . Vergebliches Benühen, der Welt Sand in die Augen zu ſtreuen Wilſon iſt das Schlimmſte widerfahren, das überhaupt einem Politiker und Stastsmann geſchehen kann: Die Welt hat den Glauben anihn verloren. 17 gab es einmal eine Zeit. wo nicht nur viele vertrauensſelige Deutſche, ſondern auch Friedens⸗ freunde in anderen Ländern ehrlich auf ihn vertrauten. Aher nur allzu bald mußten die Wilſongläubiger erleben, daß die aus ameri⸗ kaniſchem Geſchäftsſinn und einer uns kaum verſtändlichen Sen⸗ timentalität zuſammengeſchnittenen ſpezifiſch Wilſonſchen politiſchen Linoleumſtreifen kaum dazu ausreichten, die(Gedanken)⸗Gänge des eigenen amerikaniſchen Hauſes auszufüllen. Für europäiſche Ausmaße paßten ſie in keiner Weiſe und waren vor allem nicht im⸗ ſtande. das diplomatiſche Parkett von Verſailles zu bedecken auf dem denn ja auch Herr Wilſon prompt und mit zu Fall kam. Gewiß darf man ihm zugute halten. daß der Frieden, der zwar unter ſeiner Aſſiſtenz das Licht der diplomatiſchen Welt erblickte, etwas ganz anderes wurde, als wie er ihn ſich gedacht hat. Auch ſein ur⸗ eigenſtes geiſtiges Kind, der Völkerbund, iſt ein areulicher Wechſel⸗ balg geblieben. Dadurch wird er aber nicht von der Mitſchuld an der entſcheidenden Geſtaltuna⸗und Weiterentwicklung der Dinge freigeſprochen und darum müſſen wir ihm das Recht aberkennen. jetzt jene zu ſchmälen. die doch erſt durch ſeine Hilfe dazu gebracht wurden, das zu tun, worüber er ſich ietzt ſo ereifert“ Nun heißt es zwar, daß Wiſſon mit ſeinem plötzlichen Vorſtoß einen doppelten Zweck verfolge. Zunächſt will er die 1 liche Meinung Amerikas darauf vorbereiten, ſich mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß das Eingreifen der Vereinigten Staaten in die europäiſche Not die Rettung der Welt bedeute, alſo deshalb unerläßlich ſei. Dieſe politiſche Zwangsnotwendigkeit iſt aber bereits von vielen andren von Wilſon richtig erkannt und betont worden. Echt Wilſoniſtiſch iſt dadei die Behauptung, daß dies geſechehen müſſe, um die Vergangenheit wiedergutzumachen. Als ob nicht, wenn überhaupt jemand, gerade Wilſon Reparationen im größten Aus⸗ maß zu leiſten hätte! Bedenklicher iſt es ſchon, wenn Wilſon auf dieſe Weiſe Propaganda für die bereits ſeit einigen Wochen von Hoover vorbereitete europäiſche Hilfsaktion für Deutſchland machen wil.ß 88 Bedarf dieſes großzügige Hilfswerk denn wirklich ber Unter⸗ ſtützung gerade eines Wilſone Wenn nicht alle ügen, wird Präſident Coolidge beim Zuſammentreten des uagreſſes 0 fang Dezember in ſeiner Jahresbotſchaft die Bewilligung einer größeren Summe für eine umifaſſende Hilfeleiſtung in Deutſchland beantragen. Gleichzeitig hat eine von der Regierung geförderte private Wohltätigkeitsbewegung eingeſetzt, in deren Mittelpunkt ſich General Allen, der Befehlshaber der amerikaniſchen Beſatzungs⸗ truppen in Coblenz bis zu deren Abzug, geſtellt hat. Ihm zur Seſte ſteht der Präſident der Newnorker Handelskammer Irving T. Buſh, der vor etwa einem halben Jahr auf der Rückreiſe von der der internationalen Handelskammer in Rom einige Tage in Berlin weilte und dort mit maßgebenden Kreiſen Fühlung ge⸗ nommen hat. Auf dieſe Weiſe wird nun auch die Bewegung zur Linderung der deutſchen Not viel tatkräftiger als bisher in anglo⸗ amerikaniſche Kreiſe getragen werden, die ſich im großen Ganzen ferngehalten haben. Wir dürfen nie vergeſſen, welch gewaltiges Maß von Dankbarkeit wir den Deutſchamerikanern ſchulden, die bis heute faſt ausſchließlich die ganze Laſt für alles, was uns an Wohltaten erwieſen worden iſt, auf ihren Schultern hahen. Wenn man in den letzten Jahren von der ameri⸗ aniſchen Hilfe ſprach, ſo dachte man an die Quäker, die ſich in dankenswerter Weiſe in den Dienſt der guten Sache geſtellt haben und es auch in Zukunft tun werden. Man ſchloß von ihnen auf die Amerikaner überhaupt und das war ein⸗ Irrtum. Vis heute konnte und durfte man nur, von geringen Ausnahmen abgeſehen, von einer deutſchamerikaniſchen Hilſe ſprechen. Erſt von nun ab wird man mit Recht von einer amerikaniſchen Hilfe ſchlechthin ſprechen dürſen— hoffentlich nicht nur im Sinne von wohltätigen Spenden, ſondern auch in politiſchem und wirtſchaftlichem Sinm 2. Seite. Nr. 527 Mannheimer General-Anzeiger(Abend⸗Ausgabe) Donnerstag, den 15. November 1923 Angeſichts dieſer neuen Lage beſteht die Gefahr, daß das er⸗ habene Ziel durch Wilſons plum pe Finger verwirrt und geſchädigt wird. Deshalb lehnen wir jede moraliſche Unterſtützung durch Wilſon ab. Wie er einſt, bald nach dem Kriege, aus den Reihen der amerikaniſchen Anwälte geſtrichen wurde, haben auch wir ihn aus der Schar jener, an die wir glauben können, entfernt. Trotz der Wiederbelebungsverſuche ſeines Namensgebers iſt der Wilſonismus für uns Deutſche endgültig tot. K. Die Bekämpfung der wirtſchaſtlichen Not Der Inhaber der vollziehenden Gewalt, General der Infanterie p. Seeckt, erläßt folgende Bekanntmachung: „Die Arbeitsloſigkeit und die Verelendung weiter Volkskreiſe nimmt in immer erſchreckenderem Maße zu. Der Winter mit allen ſeinen Nöten ſteht vor der Tür. Aus den Berichten der Militärbefehlshaber ſah ich mit Genugtuung, daß die Bekämpfung dieſer Not mit Nachdruck und Erfolg aufgenommen wurde. Ich bitte die Militärbefehlshaber erneut, mit allen Kräften auf dieſem Wege fortzufahren, die Hilfsmittel der Truppe großzügig dafür einzuſetzen und zu verſuchen, immer weitere Volkskreiſe zur Mitarbeit zu gewinnen. Engſtes Zuſammenarbeiten mit den Be⸗ hörden, Verbänden, gemeinnützigen Vereinen, amtlichen und privaten Wohlfahrtsſtellen iſt ſelbſtverſtändlich erforderlich. Ich erwarte, daß hierbei die Militärbefehlshaber das treibende Ete⸗ ment ſind und ihre Machtbefugniſſe, die durch keinerlei büro⸗ kratiſche Hemmungen beengt ſind, erforderlichenfalls rück⸗ ſichtslos einſetzen. Neben der Lebensmittelverſorgung halte ich für beſonders dringlich die Beſchaffung von Heizmaterialien, bezw. die Herrichtung und Bereitſtellung von heizbaren Räumlich⸗ keiten zum Einnehmen der Speiſen, zum Aufenthalt während des Tages und zum Uebernachten. Frauen und Kinder müſſen, ſoweit irgend möglich, davor geſchützt werden, daß ſie im kommenden Winter unheilbaren Schaden an der Geſundheit erleiden. Die Be⸗ ſchaffung⸗von geeigneten Räumlichkeiten dürfte in vielen Fällen auf Schwierigkeiten ſtoßen und nicht ohne die An⸗ wendung von Zwangsmaßnahmen möglich ſein. . Ich erſuche die Militärbefehlshaber, hierbei von folgendem Grundſatz ausgehen zu wollen: Für Luxus, Schlemmere! und koſtſpielige Luſtbarkeiten iſt in Deutſchland von heute kein Raum. Alle Gaſtſtätten und Etabliſſements, die dieſen Tendenzen dienen, ſogen. Schlemmerlokale, Likör⸗ ſtuben, Tanzpaläſte uſw. ſind in erſter Linie geeignet, ihre Räumlichkeiten und Kücheneinrichtungen der Fürſorge für die notleidende Bevölkerung in der Geſtalt von Volksküchen, Bolksſpeiſeanſtalten, Wärmehallen und Ueber⸗ nachtungsräumen zur Verfügung zu ſtellen. Den Inhabern derartiger Lokale iſt Gelegenheit zu geben, dieſe Umſtellung Utiter eigener Leitung, unter möglichſtem Beibehalt des bisherigen Perſonals vorzunehmen. Machen ſie hiervon keinen Gebrauch, ſo wären die benötigten Räume und Kücheneinrichtungen zu be⸗ ſchlagnahmen und den entſprechenden amtlichen oder privaren Fürſorgeſtellen zur Ausnutzung zu überweiſen. Ich bitte hier ganz energiſch vorzugehen und erforderlichenfalls vor Härten nicht zu⸗ rückzuſchrecken. Ddie Erhaltung der Volksgeſundheit iſt lebenswichtig, die Erhaltung derartiger Betriebe aber nicht. Die Durchführung dieſer Maßnahmen bitte ſch nach Möglichkeit zu beſchleunigen und mir in den Wochenberichten über das Ver⸗ anlaßte zu melden.“ Deutſches Neich „ Die Polſzei im beſehten Ofſenburg. Wie das Offenburger „Tageblatt⸗ erfährt, iſt in Verhandlungen mit dem Kommando des Hebiets Offenburg erreicht worden, daß Offenburg wieder eine oelizsi erhält. Abbau an der bayriſch-hüringiſchen Grenze. Das Landes⸗ pbolizeiamt München hat Anordnungen erlaſſen, daß der Grenzſchutz an der bayriſch⸗thüringiſchen Grenze abgebaut wird, auf wilde Deviſenhändler am Kurfürſtendamm und Um⸗ G. K. 15 Nuche vorgenommen, zu der ein ſtarkes Aufgebot von Schugpoligei, 182 beſchlagnahmt. Sſie nicht in dem Zuge kennen gelernt hätte, würde ich es als ucherpolizei und Beamten des Grenzzollkommiſſariats zuſammen⸗ E waren. 50 Dalg Eine ganze Anzahl ler, Deutſche, Galizier, jer und Angehörige anderer Nationen wurden verhaftet. Die bei ihnen gefundenen Beträge in Dollars und deutſchem Geld den Bankfilialen, den Wechſelſtuben Perſonen anſprachen und ihnen Umwandlungskurſe boten, die weit über den amtlichen Notierungen liegen. Weiter wurden auch Schlepper verhaftet, die por E. St An unſere Leſerl Der Bezugspreis unſerer Zeitung für die Woche vom 15. bis einſchl. 21. November in Höhe von 600 Milliarden Mark iſt feſt, wenn er bis Samstag, den 17. November, in unſeren Händen iſt. Nach dieſem Zeitpunkt müſſen wir nötigenfalls uns eine Nacherhebung vorbehalten. Wir bitten unſere Bezieher, den Bezugspreis der Trä⸗ gerin beim erſten Vorzeigen der Quittung in bar auszu⸗ händigen. Schecks können wegen der damit verbundenen Verzögerung und Geldentwertung nicht in Zahlung genom⸗ men werden. Der Verlag. Mannheimer hilfswerk Unterſtützung durch den Mannheimer Großhandel In, der Verſammlung der Bezirksgruppe Baden des Zentralverbandes des deutſchen Großhandels, über die wir in Nr. 324 berichteten, wurde von dem Vorſitzenden der Bezirksgruppe, Herrn S. Weil, bei der Begrüßung der Er⸗ ſchienenen auf das Mannheimer Hilfswerk in warm⸗ herziger Weiſe hingewieſen.„Was kann es“, ſo führte Herr Weil aus,„dem Hungernden und Frierenden nützen, wenn ſich die beſten Köpfe unſeres Landes bemühen, die zerrütteten Währungsverhält⸗ niſſe wieder in Ordnung zu bringen? Bis dieſe Maßnahmen ſich in die Tat umſetzen und in Wirkung treten, müßten Hunderte und Tauſende unſerer Mitbürger der Not der Zeit zum Opfer fallen, wenn ihnen keine Hilfe zuteil wird. Hier einzugreifen und zu helfen, iſt nicht nur Pflicht der Nächſtenliebe, ſie iſt auch die ſelbſtperſtändliche Pflicht des Bürgers, denn durch ihre Ausübung wird die Abwanderung ſonſt gutgeſinnter, arbeitsfreudiger, un⸗ ſchuldig notleidender Menſchen, verbittert durch Not und Elend, in die extremen Lager von rechts und links gemildert oder verhindert. Laſſen Sie ſich an ihrem guten Willen, mitzuhelſen an dieſem guten Werk, nicht durch das Bedenken abhalten, die von Ihnen geſtifteten Mittel würden etwa nicht zweckentſprechend verwendet und nicht in die richtigen Hände gelangen. Es iſt Vorforge getroffen, daß die Verteilung in zweckmäßiger Weiſe durch eine beſondere Organiſation vorgenommen wird und daß namentlich auch ſolche Mitbürger und Mitbürgerinnen, die durch Arbeitsloſigkeit und Verdienſtunmögiich⸗ keit in unverſchuldete Not geraten ſind und ſich nicht entſchließen können, öffentliche Hilfe in Anſpruch zu nehmen, aufgeſucht und bedacht werden. Ich kann Sie deshalb nicht dringend genug bitten und es den Mitgliedern unſerer Vereinigung ans Herz legen, dieſe Sache, die ich als eine der wichtigſten unſerer Tage betrachte— denn es handelt ſich um die Erhaltung von Menſchenleben und der Ordnung in Staat und Gemeinde— ſo kräftig zu unterſtützen, wie ſie es verdient und wie es einem jeden bei gutem Willen möglich iſt. Der Vorſitzende des Arbeitgeberverbandes, Herr Otto Nöther, hat ſich in dankens⸗ werter Weiſe mit mir bereit erklärt, Einzeichnungsliſten an je einen Vertreter einer jeden in unſerer Vereinigung rer⸗ tretenen Branche zu verteilen und wird meine Bitte, unter den Branchekollegen die Einzeichnung in die Liſte zu veranlaſſen, unter⸗ ſtützen. Ich bitte Sie nochmials, alles zu tun, was in Ihren Kräften ſteht. Solange es nur einem von uns erträglich geht, iſt es ſeine Pflicht, dem Nächſten zu helfen und weiteres Um⸗ ſichgreifen des Unglücks zu verhindern.“ Dieſer warmherzige Appell an die Vertreter des Mannheimer Großhandels wird von der geſamten Bürgerſchaft mit großer Genug⸗ tuung begrüßt und von dem herzlichen Wunſche begleitet werden, daß ihm ein recht großer Erfolg beſchieden ſein möge. * 7 0* Sammlung des„Mannheimer General · Anzeigers · Bereits veröffentlicht: 1 431 094 241 T. de Hch. Rau, Paul Martinuſer 31(%½ Dollar) 160 000 000„ Auch die thüringiſchen Poſtierungen werden zurückgezogen. 5000 000„ —— Ungenannt 10 000 000„ Berlin, 15. Nov.(Von unſ. Berliner Büro.) In den Joos 989%½0„ geſtrigen Abendſtunden wurde erneut eine ausgedehnte Jagd Th. N. 210 000 000„ 600 000„ Ungenannt 1000 600 900„ H. 100 000 000„ Ungenannt 1630 000„ Ungenannt 1250 700„ Ungenannt 200 000 000„ „St. 802 000„ E. St. 14 400 U00„ —— 3 135 815 941 T. Städtiſche Nachrichten verpflichtung zur Annahme von Papiermark 90 durch den Einzelhandel Die Erfahrungen, die in den letzten Tagen bei Einkäufen ge⸗ macht wurden, geben uns Veranlaſſung, von neuem auf die Ver⸗ ordnung aufmerkſam zu machen, die das Wehrkreiskommardo 1 5 im Anſchluß an die Verordnung der Reichsregierung vom 7. Nov. über die Verpflichtung zur Annahme von Papier mark erlaſſen hat. Es iſt unzuläſſig, die Bezahlung einer Ware, die nicht zu den Luxusartikeln gehört, in wertbeſtändigem Geld oder in Deviſen zu verlangen. Der Einzelhandel ſollte ſich wohl über⸗ legen, daß er eine ſchwere Verantwortung übernimmt, wenn er in der Sorge um die Erhaltung der Subſtanz zu Praktiken greift, die geeignet ſind, die große Erregung, die in den Kreiſen der Papier⸗ geldbeſißer— und dazu gehört der weit überwiegende Teil der Verbraucher— jetzt ſchon herrſcht, noch zu vermehren. Die Ver⸗ bitterung über unſere tieftraurigen Währungsverhältniſſe, die das Elend ins grenzenloſe ſteigern, hat ſelbſt dieſenigen ergriffen, die Gewalttätigkeiten verurteilen und eine Beteiligung an ihnen weit von ſich weiſen. Es iſt in den letzten Tagen vorgekommen, daß man wegen einer Unterjacke von Pontius zu Pilatus laufen mußte, weil die Geſchäftsleute dieſen Artikel nur gegen wertbeſtändiges Geld verabfolgen wollten. In ſolchen Fällen kann nur geraten werden, den Geſchäftsinhaber, der ſich der Pflichten der Allgemein⸗ heit gegenüber nicht mehr bewußt iſt, bei der Wucherpolizel oder beim Preisprüfungsamt rückſichtslos zur Anzeige zu bringen. Solange die Papiermark noch Hauptzahlungs⸗ mittel iſt, muß ſie unbedingt angenommen werden. Bei Ueber⸗ tretungen der Verordnung des Wehrkreiskommandos wird vor allen Dingen zu prüfen ſein, ob es ſich um einen Luxusartikel handelt oder nicht. Die Meinungen werden in dieſer Hinſicht beim Ver⸗ käufer und Käufer immer auseinandergehen. Wir halten den Standpunkt der Wucherpolizei für den allein richtigen, daß der Kreis der Gegenſtände des täglichen Bedarfs recht weit gezogen werden muß und daß infolgedeſſen in dieſen Kreis auch Artikel einzureihen ſind, die früher zu den Luxuswaren gezählt wurden. z. B. gehört— das wird auch der Laie zu beurteilen wiſſen— nicht zu den Artikeln, bei denen die Konzeſſion des badiſchen Miniſteriums des Innern zu Recht beſteht. Wenn ſich das Publikum in dieſen ungeheuer ſchwierigen Uebergangstagen nicht energiſch wehrt und Uebergriffe des Einzelhandels nicht rückſichtslos anzeigt, iſt es nicht zu bedauern, wenn es ſchlecht behandelt wird. Papier⸗ markbeſitzer: wahrt Eure papierenen Rechte! *Gerichtsſchreiberprüfung. Die in Spätjahr abgehaltene Gerichtsſchreiberprüfung haben beſtanden: Karl Böhrer aus Tauber⸗ biſchofsheim, Lorenz Bührer aus Haslach, Otto Burkhart aus Pfullen⸗ dorf, Guſtav Fuhrmann aus Heidelberg, Karl Greſſer aus Wiesloch, Berthold Haſelwander aus Offenburg, Joſef Heidelberger aus Rohr⸗ bach(Amt Eppingen), Albert Hörner aus Seckenheim, Eugen Holz⸗ hauer aus Neuhauſen, Wilhelm Hotz aus Konſtanz, Ernſt Laber aus Heidelberg, Walter Metzler aus Offenburg, Wilhelm Schäfer aus Mannheim, Hans Sekinger aus Freiburg, Hermann Wagner aus Karlsruhe, Franz Walter aus Offenburg, Albert Wilhelm aus Lahr und Karl Zachmann aus Sulzbach. *Die Geſundheit der deutſchen Großſtädte hat ſich in der Woche vom 14. bis zum 20. Oktober gegen die Vorwoche inſofern ſehr we⸗ ſentlich agebeſſert, als die Zahl der Städte mit ſteigender Sterblichkeit von 25 auf 16 zurückgegangen, die der mit fallender aber von 21 auf 27 geſtiegen iſt. Gleich blieb ſie in zwei. Sie ſtieg in ganz Berlin auf 10,3. Alt⸗Berlin 10,9, Barmen.8, Gelſenkirchen 10,0, Krefeld 10,8, Bremen 12,4, Kiel.8, Altong 10,1, Breslau 12,.1 Hannover 11.0. Braunſchweia 13.7. Dresden 10,6. Frankfurt a. M. 7,7, Mannheim.7. Wiesbaden 10.0, München 11,5, Karlsruhe 11,0. Sie fiel in Köln auf 8,1. Eſſen 6,8, Düſſeldorf 8,4, Dortmund 8,0, Elberfeld.9, Bochum 10.3, Aachen 8,4. Hamborn.1, Mühlheim a. R. 10,7,.⸗Gladbach 11.4, Oberhauſen 10,1, Münſter i. W. 7,4, Buer 8,3, Hamburg 8,1, Königsberg i. Pr. 11,0, Lübeck 11.0, Magde⸗ burg 10.5, Halle a. S. 10,4, Kaſſel 8,5, Erfurt 9,3, Leipzig 10,3, Chemnitz.5, Plauen i. V..0, Ludwiashafen.5. Nürnberg 9,1. Stuttgart 8,5, Augsburg 11.0. Sie plieb gleich in Neu⸗Berlin mit.8, Stettin 10,8 und Mainz 11.9. * Der Mindeſtfahrpreis auf der Straßenbahn beträgt von mor⸗ gen ab bei einem Multiplikator von 400 Milliarden 80 Milliarden Mark.—7 Teilſtrecken koſten 100 Milliarden, 8 und mehr Teil⸗ ſtrecken 120 Milliarden. Dem Bericht über die Einweihung der Melauchthonkirche iſt nachzutragen, daß der Organiſt Renſch ſich auch bei dieſer Gelegen⸗ zit durchaus bewährte und mit viel Geſchick und innerer Teilnahme ſeines Amtes waltete. Sodann iſt anzumerken, daß nicht Fräulein iſchof, ſondern Fräulein Bopp am Abend mitwirkte. Verein Rechtsſchutzſtelle für Frauen und Mädchen. Bei Ge⸗ legenheit der Bekanntgabe, daß nunmehr eine Städt. Rechtsaus⸗ kunftsſtelle ins Leben gerufen wurde, war die Meinung geäußert, daß die„mit privaten Einrichtungen und Körperſchaften in hieſiger Stadt unterhaltenen Rechtsauskunftsſtellen infolge finanzieller voitus Thavons Abenteuer Roman von Ernſt Klein. Machdruck verboten) „Wer weiß, wenn ich ob⸗ „Ich bin ſo, wie ich bin,“ ſprach ſie. gartigen Spaß angeſehen haben, Sie auch noch zu dem Profeſſor ſleuten dazu zu fangen.—— Warum nicht? Aber ſo! So bin ich dies⸗ mal mit herausgegangen, um— um—— um, ja, um Sie zu So gut ich es eben vermochte. Und Stratos hat mir dabei geholfen.—— Tymatis wollte Sie gleich in der Höhle nieder⸗ 71 en und hierherſchleppen laſſen.—— So, jetzt wiſſen Sie allesi⸗ Er erwiderte nichts. Stand nur, hielt ihre Hand in den ſeini⸗ geen und ſah ſie an. Sein Herz war warm und voll wie nie zuvor. Wenn nicht die Erinnerung an jene Szene im Garten zu Sa⸗ 2 warnen? Ihm zu zelgen, daß ſie loniti geweſen wäre—— Himmelherrgott! Sollte er denn nie darüber ins Klare kommen, welche der belden Schweſtern—7 Aͤber jal War er denn nicht ſchon im klaren? Gehörte Elena denn nicht dem Kapltän? Und wieder— war die andere nicht gekommen, um ihn zu ſich um ihn ſorgte? Mußte ſie jetzt nicht Unſägliches leiden dafür? Er beugte ſich tief herab auf die kleine Hand und küßte ſie. »fommen Sie, Fräulein Elenal“ ſagte er, „Wohin?“ Wieder die Lichter in den ſchwarzen Augen! Und noch etwas anderes— die Angſt um ihn. Die war nicht mißzuverſtehen. Er deg ſie an die Tun und walle oſnen Sie aber ſegie ihre Hand auf die ſeinige, die berelts die Klinke dielt, hören Sie auch noch das Letzte, ehe Sie zu Tymatis gehen,“ bagle ſe. Itre Sümme die vordie ſo ffiſch, ſe ſrei geklungen war jeht wie hinter einem Schleier verſteckt. Sie ſah ihn nicht an, da ſie weiterſprach. 9* „Sie gehen hinauf, um mit Tymaljs zu kümpfen „Na, ich hoffe, die Sache wird ſich auch ohne dramatiſche Helden⸗ taten meinerſeits bereinigen laſſen. Ich habe ſo einen ganz nied⸗ lichen kleinen Plan——“ „und wenn es doch zum Kampfe kommt? Eymatis hat drel ner Leute im Hauſe. Beim erſten Schuß kommen von anderen herüber—-—“ N baun „Nun, dann wird es eben darauf ankommen, wer ſchneller und beſſer ſchießt.—— Aber wollen wir dieſe Enentualität nicht lieber erſt dann in unſere geſeneten Augen faſſen, wenn ſie da iſt? Ich meine nämlich——“ Wieder wollte er die Tür öffnen, wieder hielt ſie ihn zurück. „So hören Sie doch, was ich Ihnen noch ſagen muß! Vielleicht überlegen Sie es ſich dann, hinaufzugehen. Sie ſind bereit, für Irene zu kämpfen——“ „Wenn Sie die Sache ſo anſehen— ja.“ „Sind Sie auch dazu bereit, wenn Sie erfahren, daß— daß Irene einen anderen Mann liebt und von dieſem wledergeliebt wird? Stratos iſt unſer Jugendgeſpiele und— und— ſie haben ſich ſchon als kleine Kinder gellebt——“ Vitus riß die Augen ſperrangelweit auf.—— Sie ſah ihn immer noch nicht an, ſonſt hätte ſie erſtaunt ſein müſſen über die Wirkung, die dieſes letzte aller Geſtändniſſe auf ihn hervorbrachte. „ch glaube, Xymatis hat darum gewußt, und es hat ihm des⸗ halb doppelte Freude gemacht, Stratos als ſeinen Handlanger zu⸗ behandeln. Oh, wie oft hat er ihn in Jrenes Gegenwart gedemü⸗ tigt——I Und Stratos mußte ſtillhalten—— ſeine alten Eltern —Irene— I Begreifen Sie nun, daß Xymatis den Tod hun⸗ dertfach verdient hat?“ „Alles begreiſe ich, alles. Rur das begreiſe ich nicht, wie ich dagu einzubilden, Sie ſelbſt ſelen mit Stratos——!“ Sie lachte. „Mein Gott, ſo dumm kann doch nur ein Mann ſein!“ „Oh, er iſt noch dümmerl Noch viel, viel dümmer! Er iſt ſo dumm, daß er gar nicht gewußt hat, welche von euch beiden ſchwarzen Hexen er eigentlich nebt—. Glena ſah nicht mehr in alle möglichen Ecen, Sah gradaus mitten hinein in dieſe lachenden, übermütigen Bagabundenaugen— „Mädel— Rädel ſch hab dich ja ſo ſeb! Mach dir nichts draus, daß ich ſelber jetzt erſt draufkomme—— Beſſer ſpät als gar nicht!“ Da lachte ſie jubelnd auf. Und in der nächſten Minute hatte er Hals, und zwei heiße, rote Lip⸗ zwei weiche runde Arme um ſeinen pen preßten ſich auf die ſeinigen. „Ich liebe dich, Vitus Thavon! Ich habe dich vom erſten Augenblick an geliebt, weil du ſo erzſchlecht warſt und uns ange⸗ logen haſt! Und ich werde dich lieben bis an mein Lebensende, weil du ſo tapfer, ſo verwegen biſtl“ „Amen! So, Mädel! Und jetzt wollen wir gehen und Herrn Apollodorus Eymatis als Pater familias um deine Hand bitten. Vielleicht müſſen wir dieſer ehrbaren Bitte durch ein paar Repolver⸗ ſchüſſe Nachdruck verleihen—— na, Mädel, dafür ſind wir eben auf dem Balkan. Komm, Elena!“ *** Die rechte Idee zur rechten Zeit Der Wächter auf der Treppe hatte ſeinen Nachmittagsſchlaf be⸗ endet. Er reckte ſich drohend auf, als er Vitus mit Elena herauf⸗ ſteigen ſah. 5 „Ich ſoll den Herrn zum Kapitän führen,“ ſagte das Mädchen. „Wenn du nicht geſchlaßen hätteſt, Baſil, hätteſt du mich vorhin herauskommen ſehen.“* Der Burſche bekam einen Todesſchreck. Viel ſehlte nicht, und en wäre vor Elena auf die Knſe gefallen.“ „Um des heiligen Andreas willen, Herrin,“ ſtammelte er.„Ver⸗ e. 155 nicht dem Kapitän. Ich war ſeit geſtern früh im enſt Sein Gewehr lehnte an der Wand. Vitus hatte eine Idee. Solch kühne Menſchen wie er haben immer im richtigen Mome'it die richtigen Ideen. Während der ahnungsloſe Baſil Elena mit kläglicher, herzerſchütternder Weitſchweſfigkeit die Gründe für ſeine Pflichtvergeſſenheit auseinanderſetzte, bückte der Journaliſt ſich hinter ſeinem Rücken. Ein, zwei lautloſe Griffe an dem Verſchluß des Gewehrs—— er richtete ſich wieder auf. Elena, als alte Bandenexpertin, hatte ſofort verſtanden, was er wollte. Sie machte dem immer aufgeregter werdenden Komt⸗ tadſchi ein ſtrenges Geſicht und zog ihn unmerklich von der Tür weg. Als Vitus ihr zunickte, ließ ſie ſich exweichen. „Nun gut, ich will es für dieſes eine Mal bewenden laſſen, Baſil,“ ſagte ſie gnädig.„Aber es darf ſo etwas nie wieder vor⸗ kommen!“ 8 „Herrin, auf das Kruzifix ſchwöre ich——“ „Schon gut. Ninmm wieder deinen Platz ein!“! Sie trat vor Bitus in das Zimmer. Es war ganz dunkel, da die Jalouſſen unten waren. „Geglückt?“ fragte ſie. Bitus lachte ſein übermütiges Lächeln. „Das Gewehr geht ſo bald nicht los! Bis der gute Baſſt das 5 e das ich ihm in den Verſchluß geſteckt „Ach, du— duk“ iel 9 8 Eine Wolljacke Gort. foigt) U —— Donnerstag, den 15. November 1023 1 3. Seite. Nr. 527 Schwierigkeiten in Frage geſtellt ſeien.“ Der Verein Rechtsſchutzſtelle für Frauen und Möbgen hat ſeine Arbeit nicht eingeſtellt, erachter es vielmehr in heutiger Zeit doppelt notwendig, daß den Frauen Gelegenheit gegeben wird, bei Frauen ſich ausſprechen zu können. Er hält ſeine Sprechſtunden Montags und Donnerstags von 5 bis 7 Uhr im alten Rathaus, Zimmer 12. *Jahriaddiebſtähle. In letzter Zeit wurden u. a. folgende Fahr⸗ räder entwendet: Aus einem unverſchloſſenen Hofe des Hauſes II 3. Nr. 2 ein Damenrad, Marke Meteor, vor dem Hauſe der Süd. Dis⸗ ein Damenrad, Marke Brennabor, am Treppenauf⸗ gang der Stadtkaſſe ein Herrenfahrrad, Marke„Aſtoria“ Fabrik⸗Nr. 733409, in C 8, 16 ein Herrenrad, Marke Haenel, Fabrik⸗Nummer 142944, aus einem Hof edes Hauſes Beilſtraße 22 ein gut erhaltenes Herrenrad, Marke und Nr. unbekannt, aus dem Hausflur G 4, 2 ein Brennaborrad, vor dem Hauſe U 1, 14 ein Herrenfahrrad, Marke Gritzner, in 1, 1 ein Görickerad, vor dem Hauſe Große Wallſtadtſtraße 57 ein Herrenfahrrad, Marke„Badenia“, aus dem Hauſe Rheinſtraße Nr. 9 ein älteres Herrenrad, in Feudenheim ein Herrenrad, in Mannheim⸗Waldhof folgende Räder: ein Herren⸗ fahrrad, Marke„Carona“, Fabr.⸗Nr. 364466, ein Herrenrad Marke 2 80 15 0 15471i, ein Damenrad Marke„Sylvia“, Fabrik⸗ r. 356313. Marktbericht Bei mittelmäßiger Zufuhr konnte der Bedarf nur in Gemüſe und Obſt hinreichend gedeckt werden. Die Preiſe hielten ſich im all⸗ gemeinen auf dem Niveau des Montags. Eier und Butter ſetzten die gewohnte Kletterei fort. Um 10 Uhr war kein Gramm Taſel⸗ butter mehr 15 entdecken. Das Angebot in dieſem Luxus⸗ artikel, der bis zu.2 Billionen für das Pfund 1 war ungewoͤhn⸗ 808 gering, weil der Kleinhandel nicht in der Lage iſt, den Zahlungs⸗ bedingungen(neun ntel mertbeſtändig, ein Jehntel Papiermark) nachzutommen. Landbutter war um dieſe Zen noch zu Millfarden das Viertel zu haben, wenn man rechtzeitig bedient wer⸗ den konnte. Die geringen Beſtände waren im Nu verkauft. Nicht minder ſtark war der Vegehr nach Eiern, die durchweg 80 Milliar⸗ den koſteten. In der elften Stunde wechſelten die letzten Eremplare dieſes zu wirklichen Wucherpreiſen umgeſetzten inländiſchen Produktes den Beſitzer. Bei Karfoffeln, die zu 15 Milliarden das Pfund ageſetzt wurden, überwog das Angebot die Nachfrage. Auf dem Gemüſemarkt war Weißkraut wieder am ſtärkſten vertreten. Der Preis zog bis zu 12 Milllarden an. Auf dem Obſtmarkt gabs, von einem geringen Quantum Nüſſe zum Preiſe von 160—200 Mill. abgeſehen, nur 7 und Birnen. Gute Ware kaſtete 100—160 Milliarden. Man kann ſagen, daß Obſt auch Luxus gewor⸗ Den iſt. Eine Birne 30 Millſarden. Soviel koſtet nämlich heute ein Stück, denn mehr als fünf gehen nicht auf ein Pfund, wenn es ſich um eine große Sorte hondelt. An den Seefiſchſtänden war genügend Auswahl in See⸗ zungen und Goldbarſch zu 150, Blaufelchen zu 450, kleineren und mitt⸗ n Schellfiſchen zu„Seelachs zu 250, Kabeljau zu 250⸗350, —. n zu N e d chn 11 preiſe en ſich eng an eiſchpreiſe rung e wie immer der Aal mit 600 Milliarden. Wer ſich einen Haſen⸗ oder Rehbraten zu—600 Milliarden das Pfund leiſten konnte, hatte reichliche Auswahl. Das Angebot in geſchlachtetem Ge⸗ Lügel zu 600 Milliarden das Pfund war weit geringer. Das Ge⸗ chäft in lebendem Geflögel geſtaltete ſich ſchleppend. Wer kann die Billionenpreiſe auch 5 anlegen. Eine lebende Gans koſtete 3,5 Billionen, ein 7107 oder ein Huhn bis zu.5 Billionen. Der lumenmarkt ſeit Allerheiligen ſehr e beneeree Am meiſten war noch der Stand am Rathauseck mit den vielfarbigen Herbſtſpätlingen ausgeſtaunet. Ein Aſternſtrauß koſtete 20—40 Gold⸗ Haln? alſo 60—120 Milliarden. Als Kurioſum ſeien mehrere Palmkätzchenſträuße erwähnt, die man zu 60 Milliarden das Stück erſtehen konnte. Nachſtehend die amtlich ermittelten Preiſe in Pfund und in Milliarden Mari: Kartoffeln 14—15(—), Weißkraut—12(—), Notkraut 12—0(20—35), Wirſing 10—20(—10), rote Rüben 20—25(12 bis 20), gelbe Rüben 18—20(12), Karotten 18—60(—12), Zwiebeln 30—45(18—30), Blumenkohl 10—500(—400), Spinat 50—70(20 bis 35), Mangold 10—25(—15), Endinienſalat—35(—20). Kopfſalat 25(—15). Feldſalat 60—160(24—160) Rettiche das Stück 30—50(30—10), Kohlrabi dis Stück 15—30(—15), Tomaten 15 bis 50(40—80), Eier 75—81(40—45), Süßrahmbutter 1000—1200(40% bis—5 Landbutter 1000, Aepfel 30—480(15—90), Birnen 60.—160 (—90), Nüſſe 160—200(90—120), Schellſiſche kleine und mittlere 300—350(80—120), Kabeljau 250—350, Blaufeſchen 430, Seelachs 250(120), Seezungen 150 11920 Aale 600 209. Hechte 540—570 (280), Barſche 360—480, Backfiſche 180—240(90—120), leb. altes Ge⸗ llügel das Stück: Hahn 1500(—700), Huhn 1200—1500(.—700), Tauben das Paar 400, Junggeflügel lebend das Stück: Hahn 900 bis 1000(200—1000), Gänſe 3500—4000(1600—2000), geſchlachtetes Ge⸗ klügel im Pfund: 350—800(—800), Wild: Haſen—000(200—280), * 506—600. Nachbargeblete Ludwigshaſen, 15. Non. Die Inderzifſer ſür Ludwigs⸗ daſen beträgt am 14. November 374 725 600 000, die Steigerung demnach 860 Prozent gegenüber der Vorwoche. 70 14. Non. Es iſt unrichtig, daß beim Fußbal⸗ Darmſtadt⸗Lam 5 ein ſter Auftritt ſich exeignet hat. Richtig iſt, daß, als 85„B. 98 und Olympia 09 angetreten waren, der Schledsrichter fehlte. Die heiden Bereine wählten diſt das Los den Schledskichter aus dem Darmſtädter Berein da ſt dieſer im Verlauſe des Spieles als unfähig zeigte und ſcheinbar nicht n der Lage war umparteſiſch zu leiten, entſtand in der Jee menge eine begreifliche Erregung darüber, daß ganz grobe Splelregel⸗ derſtöße ſeitens des Darmſtädter Vereins von dem Schiedsrichter nich. rügt wurden. Die Mitglieder des Vorſtandes des ereins waren in der Läge, die Darmſtädter Mannſchaft vor Be⸗ läſtigungen der Zuſchauermenge zu ſchützen. Unwahr iſt auch die durch die Blätter gegangene Behauptung, daß die Darmſtädter Herren don den Lamperiheſmer Spfelern oder Zuſchauern mit Miſtgabeln bedroht + ſein 00 eee be 9. w. arr„ Nov. r porletzten Nacht wur er ein Billeneinbruch verübt, wobei Seidenteppi ſowie Herrentolletteartikel 1 054 100 n rrentolleſteartike und eine große Anzo Nen dun n. der Geſamtwert der sſtücke entwendet wurde Für die Ermitte⸗ Faenen Gegenſtände beträgt 45 000 Goldwark. ng der Täter iſt ein⸗ Belohnung von 3 Zentner Roggen, für die Wiederherbeiſchaf uurg Gegenſtände 40 Pen— riedens⸗ wertes in Goldmar eſeßt. Die Täter ſind durch eln offen hendes 20155 in den Parterreſtock der Villa eingedrungen. Es adell ſich ſicherlich um eine n Einbrecherbände, die mit denen identiſch ſein muß, die die letzten greßen Bitleneinbrüche verüht haben und das Feld ihrer Tätigkeit in den Großſtädten ab⸗ Techſelnd ausſuchen. Sie arbeſten mit Nachſchlüſſeln, wo das nicht Zelingt, mit Brecheiſen.— In der Nacht vom 9, bis 12. November La 950 8 e 10 rochen u. dei ein Platintiegel na udauer im Geſamtgewie von 28,7592 Gramm m eiwas Niederſchlag geſtohlen. wuich Wetternachrichten der Rarlsruher Landeswetterwarte 5—— 5 i 5 Ss N8 1 15 W n U.— eicht 1 d⸗ 710 3J 14 3SS leſcht Wn den⸗Baden 18 758. 15 3 8 ſleicht waes 1 Dülingen 761.1— 8—0 Sſy leicht bein Banee“ 1281 64 4 6—5 W leicht er denweiler..————1———— 1. Blaſien—— 0 10 1i ſtill ſten 7 Der Vorübergang der Luftdruckſicrung war geſtern abend und dachts in Paden von Trübung und Regenfüllen begleitet. Heute dat ein raſch bvordringender Fecbrusrilten wieder Aufheiterung debracht, die jedoch nicht von Dauer ſeſn wird, da über Weſteuropa Ane neue Halbeet erſchienen iſt, die aſtwörts vordringt. Es ſtehen morgen wieder Trübung und Regenfälle bevor, Borausſich'liche Wikterung für Freitaa bis 12 Uhr nachts: Wieder Tribung und mäßige Negenfälle, wieder milder, ſtärtere weſtliche Winde. 0 —— e ee ee e 5 Mannheimer General-Anzeiger(Abend- Ausgabe) Die Brücke zur Rentenmark Mit dem Erscheinen der Rentenmark, das für den 15. November vorgesehen war, wird die Goldanleihe allmäh- lich ihre Bedeutung als Zahlungsmittel verlieren und ihrem eigentlichen Zweck, eine Kapiltalanlage zu bieten, wieder zugeführi werden. Die Goldanleihe war von vornherein nur als interimistisches Zahlungsmittel gedacht, und dement- sprechend wurde auch nur ein begrenzter Betrag kleiner und kleinster Stücke ausgegeben. Von diesen wird ein Teil dadurch aus dem Verkehr verschwinden, daß ihre Besitzer von dem ihnen für Januar eingeräumten Umtausch- recht in Rentenmark Gebrauch machen. Soweit dies nicht geschieht, werden die kleinen Stücke als hochverzins- Hches Spargeld im Publikum bleiben. Neben den zum interimistischen Zahlungsmittel gewordenen kleinen und kleinsten Stücken Goldanleihe ist von den verschiedenen Stellen wertbeständiges Notgeld ausgegeben wor⸗ den, dessen Unterlage Goldanleihestücke bilden. Der Reichs- Iinanzminister bestimmte, daß dieses Notgeld dureh G0l d- anleihe gedeckt sein muß, denn nur durch die Bin- dung entsprechender Beträge in Goldanleihe wird eine 250 Inflation in Goldanleihe verhindert und gleichzeitig die Papiermarkinflation verringerl. Da bei vielen Empfängern von kleinen und kleinsten Stücken der Goldanleihe die e bestand, Goldanleihe zu hamstern, trat ein Mangel an kleinen Stücken ein. Keinesfalls durfte zur Behebung dieses Mangels der Betrag der Goldanleihe über die gesetz- lich vorgesehenen 500 Millionen hinaus erhöht Werden, auf der anderen Seite aber mußte etwas geschehen, um die Zeit bis zum Erscheinen der Rentenmark durch ein anderes Wertbeständiges Zahlungsmittel zu überbrücken. Aus diesem Grunde wurde in der vergangenen Woche beschlossen, 6proz. Goldschatzanweisungen aus- zugeben, die ausschliehlich dem Zwecke dienen, eine Unterlage für das Notgeld zu bilden. Als Zahlungsmittel kommen diese Goldschatzanweisungen nicht in Betracht, denn es handelt sich um mit Zinsscheinen versehene Stücke, die nur in großen Beirägen ausgegeben werden. Auch die noch weiter àuszugebenden Goldschatzanweisungen, die zum U m- tausch der Papiermerk und zur Abgeltung der Devisenabgabe bestimmt sind, werden so groß gesfückelt sein, daſl sie ihrem Charakter, als Kapitalanlage und nicht als Zahlungsmittel zu dienen, voll entsprechen. Von einer Goldanleiheinflation kann nach alledem keine Rede sein, vielmehr werden die langfristigen Kredite durch Goldanleihe oder Reichsschatzanweisungen finanziert. Diese Finanzie- rung geschieht zunächst durch Schatzanweisungen, die eine Laufzeit von einigen Jahren haben. Für die Finanz- verwaltung wird es darauf ankommen, die Schatzanweisungen spater durch ein Angebot langfristiger Anleihen zu konsolidleren. Die Lage der Textilindustrie Verbilligungsmöglichkeiten textiler Erzeugnisse (Von unserem fachmännischen Mitarbeiter.) Die Beschäftigung der Testilbranche ist eine durchaus ungenügende, die groſſe Mehrzahl der Betriebe hat schon teilweise stillgelegt werden müssen, manche ruhen schon vollständig. Dabei geht der Verbrauch der meisten textilen Erzeugnisse immer weiter zurück. Weite Volks- kreise haben frotz immer weiter steigender Löhne kaum noch die Mittel zur Beschaffung der notwendigen Lebens- mittel. Für die Textilindustrie besteht demnach- die un- bedingte Notwendigkeit, die Preise ihrer Erzeugnisse auf dem denkbar We Stande zu halten. Diese Notwendig⸗ keit ergibt sich dabei gleichermaſlen für das Inlandgeschäft als auch für das Auslandgeschäft, da man schon heute viel- fach berechtigte Klagen darüber hört, daß unsere Erzeug- nisse die Weltmarktpreise überschritten haben und, ihre Ausfuhr dadurch unmöglich wird. Es muß dem Arbeiter klar gemacht werden, daß er sich in Zukunft nur dann kleiden kann, wenn die Arbeitszeit wieder wie vor dem Kriege bis zur letzten Minute mit intensiver Arbeitsleistung ausgefüllt wird. Die Schaffung eines wertbeständigen Zah- lungsmittels muß natürlich auch wieder die für intens've Arheit notwendige Beruhigung in die Betriebe bringen. Darüber hinaus wird man aber auch in jedem Betriebe mit allergröbtem Nachdruck für möglichst restlose Aus- nutzung aller Materialien und Belriebsstoffe sorgen müssen. In der Weberei wird z. B. beim Weben, beim Ketten- scheeren, beim Spulen usw. noch weit mehr als bisher für restlose Aufarheilung des Materials gesorgt werden können. Hat man sich doch vielfach noch nicht einmal mit den neuen Kettenhaltern, die ein restleses Aufarbeiten der Kette ermöglichen, vertraut oft beobachten, daß dadurch mit den teueren Farbstoffen direkte Verschwendung getrieben wird, dah man kleinere Partien Garne und Gewebe in Behältern behandelt, die für viel größere Partien bestimmt sind. In den Zweigen der Bekleidungs- und Wäscheindustrie wird man vielfach mehr wie bisher für resülose Aufbrauchung der Stolfe und für bessere Verwertung aller Reste und Abfalle sorgen können. werden die verhleibenden Reste und Ahfälle durchschnitilich immer die gleiche Form und Grölle haben, die sich noch zu Artikeln verarbeiten lassen, die vielleicht vorher auflerhalb der eigentlichen Fabrikatien lagen. Diese kurzen Hinweise sollen in der Hauptsache nur dazu führen, daß jeder Fabri- kant und Ceschäftsmann in seinem eigenen ünd im all- gemeinen Interesge sein Persenal weil mehr als bisher systematisch zur Sparsamkeit auf allen Gebieten erzieht. Die deutschen Baumwollwebereien haben sich eifrig darum bemüht, die Erlaubnie der freien Einfuhr aus- landlscher Baumwollgarne zu erhallen, weil die Forderungen ger deutschen.00 5 köher als die der ausländischen Spinner waren Die Regierung hat dann schlieſilich auch zu- gestanden, daf für nachweislich vorliegende Exportaufträge usländische Garne dann eingeführt Werden dürfen, wenn diese bei gleicher Qualität billiger aus dem Auslande be- schafft werden können. Exportaufträge sind bei der Tertil⸗ industrie sehr 71105 geworden, weil eben die deutschen Preise für Fertigfal marktpreisen liegen. Die Herstellungskosten sind zu hoch. Frotz des füngst—— nnenen Abbaues der Kohlensteuer ist deutsche Kohle noch etwa viermal so teuer als vor dem Kriege. Die Veredlungsindustrie richtet sieh mit ihren Preisen genau nach den Kohlenpreisen. Die Kleiderstoffwebereien arbeiten wesentlieh eingeschränkt, weil die Nachfrage durchaus ungenügend ist. Mit Rücksicht auf die sehr hohen Preise ist der Jeutsche Markt nicht mehr aufnahmefähig. Aufträge aus dem Aus-⸗ land gehen aber gur in beschränktem Umfange ein. Pie Kleiderfabriken gaben zwar in den letzten Wechen neeh einige Aufträge, doch ließ ihr Umfang zu wünsehen übrig. Sehr ungünstig liegt auch die Leinenweberel. Die Preise dieser Arlikel sind mitilerweile 8e hech, dal das deuische Gesechäft fast vollständig zum Stilliegen gekommen ist und aus dem Auslande sind für die Leinen webereieg kaum Auuäge zu eiWarien, wWeil die Kenburreus des Auslandes billiger als die deuischen Fabrikanten liefern Kann. emacht. Vor allem kann man gar zu- Je nach der Art ger hergestelllen Artikel]s rikate ebenfalls vielfach über den Welt⸗ nd Iindustrie Devisenordnung und Währungskonto Die Handelskammer Stuttgart schreibt: Es haben sich Zweifel ergeben, ob bei der Anlegung eines Währungskontos, welches eine Firma bei einer Bank unter-⸗ halten will, eine Devisenbescheinigung hinterlegt Wwerden mul oder nicht. Der Devisenkommissar, der um Auslegung in dieser Frage r t⸗ wurde, hat hierauf folgende Auskunft gegeben: Die Bestimmung des 8 8 der Ausführüngs- bestimmungen zur Valutaspekulationsverordnung, nach Wel⸗ cher ausländische Zahlungsmittel auf ein Währungskonto nur gulgeschrieben werden dürften, wenn die Handele- kammerbescheinigung bei der Devisenbank hinterlegt ist bezieht sich nach meiner Ansicht nur auf Fälle, in denen die Handelskammerbescheinigung die Zustimmung des Hinanz- amtes vertritt, in denen also ein Devisenerwerb durch den Kunden auf Grund der Bescheinigung erfolgen soll. In den Fällen aber, in denen dem Kunden gehörige Valuten bei der Bank einbezahlt und auf ein Währungskonto gutgeschrieben werden sollen, in denen demnach der Bankier nicht als Er- werber neuer Devisen für den Auftraggeber auftritt, bedarf es einer Handelskammerbescheinigung nicht. Hieraus ergibt sich, daß 2. B. Exportfirmen, welche keine Handelskammerbescheinigung sitzen, die verein- nahmten Exporidevisen, insoweit sie nicht ablieferungs- pflichtig sind, auf einem Währungskonto bei der Bank(ver- zinslich) sich lassen können, oder daß Impor- teure, welche Importwaren unverarbeitet im Inlande weiter-⸗ verkaufen und Devisen vereinnahmen, gleichfalls ein Wäh⸗ rungskonto ohne Devisenbescheinigung unterhalten können. Schließlich sind auch besonders jetzt vielfach Bedürf- nisse zur Anlegung eines n e gegeben, so lange (bis zum 30. November 1923) im Inlandverkehr Devisen von Lieferanten für inländische Fabrikate angenommen, aber nicht gefordert werden dürfen. Le e Rheinmühlenwerke Mannheim Von der Rbheinischen Creditbankł Mannkeim, ist beantragt 50 000 00 vollgezahlte auf den Inbaber lautende Stammaktien, Stück 50 zu je 1000 Nr.—50 000 der Rheinmühlenwerke, Mannheim zum Handel und zur Notierung an der Mannheimer Börse 26. zulassen. Börsenberichte Frankfurter Wertpapfierbörse Frankfurt, 15. Novbr.(Drahtb.) Die Börse fühlt sich in ihrer Bewegung immer noch rechi unsicher, was Wieder erneut auf die Geldmarktlage zurückgeführt wirdz dann übt ferner auch die Währungslage ihren Einfluf autf das Ge- schäft aus. Die Devisenbewegung von gestern vermochte keinen sonderlichen Einfluß auf die Effekten auszuũben. Immerhin blieben die Kurse vorwiegend gut behaupfel. Teilweise wurden höhere Kurse genannt. Die Umsätze von Büro zu Büro sollen sehr bescheiden sein, da es an Auf⸗ tragen fehlt. Gut gehalten haben sich Aniliswertez Während man gestern auf gröbere Bestellungen für Japan hinwies, werden andererseits amerikanische— an- ekührt. Es wurden nur wenige Kurse bekannt. Eldberfelder upfer erholt,—6, Rheinische Braunkohlen 65—85, Chem Mainz 12—13, Norddeutscher Lleyd 13—13, Hilgers 4 Ludwigshafener Walzmühle 30, Bremer Oelfabriken 10—12. Eine Taxe von 55 Billionen wurde für Löwenbrau Finnet genannt. eine Notierung soll an der morgigen Börse versucht werden, 4½ proz. Pfälz. Eisenbahnpriorität 0,58, 324 pros Baden 60 Milliarden, 4 proz Hessen 300 Milliarden, 4 proz Consols 150—170, Schutzgebietsanleihe 2 Milliar- en. Sehr gesucht 8 proz. Kölner Stadtanleihe von 1923, Süd⸗ deutsche Drahtindustrie, Rhein. Elektrische Mannheim, donti- nentale Elektro Nürnberg. Berliner Wertpaplerbörse Berlin, 15. Novbr. Drahtb.) Bei der amtlichen Fest· stellung der Devisenkusse erfolgte eine weitere Angleichung an die Markentwertung des Auslandes. Die Kurse wWu auf das Doppelte der Feurrigen Notiz hinaufgesetzt. Die Zu- teflung erfolgte auf dem gestrigen niedrigen Stand Hie wichtigsten Devisen wurden mit 1 Prozent abgegeben. Deulsenmarkt 55 Berliner Devisen i enens amtfreb 4 10. B. l. 5 l5.„. Reteseg 479,800 491.200 847.•6 Buen.-Alres„„„e 401.000 997.750 nee 58.550 60.50 115,700 Ohristinanla 181.545 19%83 8 Kopenhagen 215,400 276.540 429.925 Stookbeim,„„„ 321,70 332.320 664,335 Helsingtore„.5ʃ16 33.681 67 58,585 54.135 7 tondonn 57488250 5529750 1 2 0 1* Nem-Vork.283150 2,513700 „„ 69. 70,175 13786535 Sohwelgn 0 219,450 220,550 412¼ Spanles„ 163.690 164.410 327.1 61 4,465 607,515.20 Rlo de lanelro,„„ 107.,780 108. 70 216,40 Moen. abg.„.985 15,045 35.300 11 e 35,910 36.090 73..•5 901 lugoslavlen 14.38. 14.136 29.925 93 Bügapest 65.835 66.185 135,660 49 olla„„„„„„.975 10,028 280 Waren und Märkte Mannheimer Produktenbörse 400—— m. Mannheim, 15. Novbr.(Eig. Ber.) Infolge der ge stlegenen Devisenkurse und Fehlens jedes Wertbestäge Zahlungsmittels, stockte das Geschäft vollkommen. Landwirte am I1. November ihre Pachtzinsen besahft ap stehen diesen vorläufig keine grahen Ausgaben gegenader, 0 dal sie nach wie vor mit dem Verkauf zurückhalfewen kolgedessen fehlt fast jedes Angebot. Die Preise steflen aigl für 100 ukg franke Mannheim in Goldmark; Für Wetvern auf 238—29, Roggen 22½—23. Gerste 19..20 Hafe Für Weizenmehl verlangen die Mählen—30 rk und für Weizenkleie 7 Goldmark. Offizielle Preise der Mannheimer Produ Die Kurse verstehen sch per 100 Kilo netto waggontrei Maunngit Goldmark. 1 Pollar ½ Goldmack Tahlbar in Go ——ůů ů— Prelsgotlerungen vom 13. Nevember 1923 Wekzen, inländisoher Peemp „ ausländlseher—— Weéſrenkſeſe mit Sack Roggen(alter——— Blertreber „ kbheuer +. Renmelasz Srau-gerste(al 22—29 Wiesenbeu, lose „(heus Rotkieenei llaler(neuer 2l.= kuterne-Kleeben Press-Strok it Nale, 105 Nu. 88 Jebungenes Streß Raps ** 2 Welzenmenf Bats 7yer 00 nee 36—98 8 Tendenz: fest; infolge Mangel an Goldanleihe kanden Un- sätze in Papiermark nur zu wesentlich höheren Pygisen tan Herausgeber. rucer und Verleger: Druceret Dr. Haat Ma General-Anzeiger in. d., Mannbeim k. Direktien: Ferdmand deyme— Fieſtedafteur: Kurr fiſch Berantwortlich für den volitiſchen und volkswirtſchaitlichen Teil: iſcher: für das Feuilleton. Dr. Fritz Hammes: für Kommunalpolitik d ae e für Sport 15 Neues aus aller 1 5— 795 ler; lär Hangelsnachrichien, uus den Lanide. Nachburgebiere Berichi u. den übrigen redaktionellen Teil: Franz Kircher; für Anzeigen: Hügel. 4. Seite. Nr. 527 Mmaunheimer Geuerai · Anzeiger. itend · Ausgabe.) Donnerstag, den 15. November 1923 Sportliche Rundſchau Allgemeines Eks. Oeſterreichiſches Hilfswerk für deutſche Sportsleute. Au; ter⸗ reichs Sportsleute folgen 7. Not des deutſchen Volles mit und tätiger Hilfe. Neuerdings ruft wieder der Oeſterreichiſche Hockey⸗ ent zu einer Hilfsaktion auf, in der es u. a. heißt:„Der Oeſterreichiſche Hockey⸗Verband hat in richtiger Auffaſſung der Sachlage unter ſeinen Ver⸗ einen eine Aktion eingeleitet, die die ſofortige Beſchaffung von Lebens⸗ mitteln für die notleidenden deutſchen Sportsleute hezweckt, und fordert die geſamte Sportswelt Oeſterreichs auf, im Wege der bereits beſtehenden Lebensmittelaktionen unter Ausſchaltung aller zeitvergeudenden Geldſamm⸗ lungen ihren Teil beizutragen, und erinnert alle bisher Säumigen an den alten, doch ſo lebenswahren Spruch:„Doppelt gibt, wer raſch gibt“. Yferderennen ks. Die Pferderennen in St. Moritz umfaſſen in dieſem Winte i 7 und zwar ſind als Termine der 27. und 31. 71 ebruar vorgeſehen. Die Beteiligung aus deutſchen Ställen dürfte dfesmal noch weit reger als in den Vorjahren ausfallen. Boxen Eks. Internationale Box⸗Union. Der am 17. November in Paris ſtatt⸗ findende Kongreß der Internationalen Box⸗Union hat ſich u. 1 mit 791 Herausforderungen zu befaſſen, und zwar mit der G. Car⸗ Nentiers, der mit dem Neger Battling Siki um die Europa⸗ und Weltmeiſterſchaft im Halbſchwergewicht kämpfen will, ſowie mit der Heraus⸗ ſorderung des Holländers Van Difk an den Engländer Bugler Lake um die Europameiſterſchaft im Bantamgewicht. Winterſport Eks. Wiuterſport in Deutſch⸗Böhmen. Der Hauptverband der Deutſchen Winterſportvereine in der Tſchechoſlowakei hielt in Trautenau ſeine alljähr⸗ liche Vertreterverſammlung ab. Der wichtigſte Verhandlungspunkt war die Vergebung der Verbandsmeiſterſ 9 aften, die wie folgt feſt⸗ geſetzt wurden: Ski 16. und 17. Februar in Herraſchsdorf im Rieſen⸗ gebirge; Rodel auf Kunſtbahnen 27. Januar Reichenberg auf der Jeſchken⸗ bahn; Rodel auf Naturbahnen 6. oder 13. Januar im Iſergebirge, Gablonz; Bob auf Kunſtbahn: Teplitz⸗Eichwald; Bob auf Naturbahn: Graslitz(Erz⸗ gebirge). Gerichtszeitung 85 Mannheimer Strafkammer Die Bluttat in Neckarau vor Gericht Mannheim, 15. Nov.(Strafkammer.) Vorſitzender: Landgerichts⸗ direktor Dr. Benkiſer. Beiſitzer die Landgerichtsräte: Dr. Wolf⸗ gard, Burger, Tr. Frank und Frey l. Angeklagt iſt Adolf Orth und Genoſſen von Neckarau wegen Körperverletzung. Verteidiger der Angeklagten ſind die Rechtsanwälte Dr. Lin z. Stoll. Weingart und Marx. Als Sachverſtändige ſind zeladen: die Bezirksärzte Dr. Manz, Dr. Schleid und Gefängnisarzt Dr. Götzmann. Zu der Verhandlung haben 18 Zeugen Vorladung. Vertreter der Staatsanwalt⸗ ſchaft iſt Staatsanwalt FTeibel. Der Zuhörerraum des Gerichtsſaales wie deſſen geräumiger Vorplatz iſt überfüllt. Halb Neckarau iſt anweſend. Angeklagt ſind: 1. Adolf Georg Friedrich Orth, Schloſſer, geboren am 21. Februar 1898 zu Neckarau, ſeit 4. September in Unterſuchungshaft; 2. Georg Ludwig Arnold, Dreher, geboren am 30. Juli 1901 zu Nek⸗ karau, ebenfalls ſeit 4. September in Unterſuchungshaft; 3. Georg Heinrich Sch warz, geboren am 1. September 1881 in Neckgrau, verh., Mechaniker, ſeit 4. 6. in Unterſuchungshaft; 4. Joſef Georg Schlachter, geb. am 3. 7. 97 in Neckarau, Dreher; 5. Johann Ludwig Kocher, geb. 14. 3. 92 in Neckarau, verh., Metallſchmelzer; 6. Auguſt Sirg, geb. am 19. 2. 97 in Kaiſerslautern, verheiratet, Schloſſer; 7. Otto Schneider, geb. am 5. 10. 87 in Wertheim, verheiratet, Hilfsſchloſſer; 8. Karl Joſef Baier, geb. am 4. 12. 81 in Neckarau, verheiratet, Zementeur. Dieſe acht werden angeklagt, daß ſie andere mit einem gefährlichen Werkzeug körperlich mißhandelt und an der Geſundheit 28 chdeſe haben, indem ſie in der Nacht vom 3. auf den 4. September 1923 zu Neckarau in der Wirtſchaft ſum„Mainzer Hof“ in bewußtem und gewolltem Zuſammenwirken auf den pold Hopfinger, den Franz Eiler, den Richard Moosbauer, den Friedrich Wolf, den Wirt Franz Schaffhauſer und den Emme⸗ rich Knohlruß mit Meſſern. Flaſchen, Gummiknüppeln und anderen harten und Gegenſtänden einſchlugen und einſtachen, ſodaß die Miß⸗ handelten erhebliche Verletzungen davontrugen. Hopfinger iſt an den Wunden am 5. Oktöber 1923 im hieſigen Krankenhaus ver⸗ orben. Die Angeſchuldigten Baier und Orth, zwei polizeibekannte Rauf⸗ bolde, waren mit etwa—7 gleichgeſinnten Genoſſen am 2. September in der Wirtſchaft zum„Mainzer Hof in Neckarau in Streit geraten. Schon hierbei ging Orth mit gezogenem Meſſer auf die Gäſte los. Orth wie 12355 Genoſſen wurden aber aus der Wirtſchaft hinausgedrängt. Hierbei fiel die Aeußerung:„Wir gehen nicht aus Feigheit, wir kommen ein ander⸗ mal wieder! Am andern Tag haben Baier und Orth in verſchiedenen Wirtſchaften in Neckarau herumgetrunken. Schließlich ſchloſſen ſich ihnen die anderen Angeklagten an. In der Kantine des Großkraftwerks hatte Orth ein im Griff feſtſteyhendes Meſſer bei ſich. Baier machte den Vor⸗ ſchlag, in den„Mainzer Hof“ zu gehen, um die Sache vom Abend vorher zu ſchlichten, d. h. ſich zu rächen und eine Rauferei zu veran⸗ ſtalten. Als erſter ging Baier in die Wirtſchaft, Arnold und Orth folgten nach. Der Wirt Franz Schaffhauſer merkte ſofort, was die Angeſchuldigten im Schilde führten, und verſuchte ſie aus der Wirtſchaft zu drängen. Dies ließen ſich aber Baier, Arnold und Orth nicht geſallen. Sie gingen zum Angriff über und ſchlugen auf den Wirt ein. Die Gäſte kamen dem Wirt 5 Hilfe. Sofort war eine Schlägerei im Gange, wobei die Au⸗ geſchuldigten mit Meſſern und Flaſchen u. a. mehr zuſchlugen. Hopfinger ergriff einen Schürhaken und ſchlug damit zu, Arnold wollte ihm den Schürhaken aus der Hand reißen, wobei er Hopfinger mit die Treppe ber⸗ unterzog. Bei dieſer Gelegenheit erhielt Hopfinger von Schwarz und Orth einen Stich in den Hals. einen in die rechte Schulter und einen in den linken Oberarm. Mit großer Wahrſcheinlichkeit hat die Verletzung am Hals den Tod des Hopfinger herbeigeführt. Allerdings wurde der Eintritt des Todes durch tiefgehende Veränderungen der Herzmuskel begünſtigt. Der angeſchuldigte Arnold war in der Vorunterſuchung geſtändig, wodurch auch die anderen Angeklagten, ſoweit ſie leugneten, überführt wurden. Nach den Bekundungen der Angeſchuldigten Schlachter and Kocher hat Berg mit einem Totſchläger auf den am Boden liegenden Hopfinger einge⸗ ſchlagen. Orth hat urſprünglich nicht beſtritten, zugeſtochen zu haben, jetzt will er jedoch nichts mehr wiſſen. Die Vernehmung der Ang eklagten ging ziemlich raſch voran. Nur die Vernehmung des Orth geſtaltete ſich inſofern ſchwiertg, als er ſtockend Antwort gab, um ja kein Wort zuviel zu ſagen Auch ver⸗ ſucht er es mit der bekannten Taktik, von Einzelheiten nichts mehr zu wiſſen Im Gegenſatz zu ihm ſprechen die anderen Beſchuldigten lebhaft und können ſich auch der Vorgänge noch Zzut erinnern. Orth hat am anderen Tage nach der Tat zu Arnold geſagt:„Ich habe ihm das Meſſer ſo hinein⸗ gleſteckt, daß er es nimmer herausbringt!“ Vor der Schlägerei haben die Beſchuldigten ziemlich Alkohol genoſſen. Ein Eiſenbahner hat zu ihnen geſagt:„Wenn Ihr mit mir geht, könnt Ihr eſſen und trinken. ſoviel Ihr wollt, ich bezahle alles!“ Die Beſchuldigten folgten der Ein⸗ ladung des Eiſenbahners. In der Wirtſchaft„zum Rheinhafen“ bezahlte der Eiſenbahner auch den Franzoſen Bier. Einige der Angeklagten wollen ſich hierüber aufgehalten haben. Bezüglich der Schlägerei gehen die heu⸗ tigen Ausſagen der Beſchuldigten gegenüber ihren früheren Ausſagen in verſchiedenen Punkten auseinander. Berg ſagte aus, daß er bei der ganzen Schlägerei nichts gemacht hat. Einer der Angeklagten führte an, daß er bei der Schlägerei betrunken geweſen ſei Es wurde weiterhin feſtgeſtellt, daß verſchiedene der Beſchuldigten angeheitert waren. Baier behauptete, daß er beim Betreten der Wirtſchaft einem Bekannten kaum zugelächelt hatte, als im ſelben Augenblick ſchon Flaſchen und Steinkrüge auf ſeinen Kopf herniederſauſten. Eine Bierflaſche ſei mit ſolcher Wucht auf ſeinen Kopf geſchlagen worden, daß die Splitter ſtecken geblieben ſind. Wenn ihm der frühere Wirt Frank den Ausweg aus der Wirtſchaft nicht gezeigt hätte, ſo wäre er tot am Platze geblieben. Die Einvernahme der Zeugen erſtreckte ſich bis halb 2 Uhr nachmittags. Gefängnisarzt Dr. Götzmann berichtete über die tödliche Verletzung des Hopfinger. Was den Angeklagten Orth betrifft, ſo machte dieſer immer ein recht mürriſches Geſicht. Es ſei ſchwer, aus Götz, der Alkoholiker ſei, etwas herauszubringen. Der Sachverſtändige hält Orth, der nur mittel⸗ mäßig begabt ſei, für ſeine Tat voll verantwortlich. Um ½2 Uhr wird eine 2ſtündige Pauſe anberaumt. ch. Ein Diebes⸗Kleeblatt. Ohne Geldmittel und arbeitslos, verſchafften ſich drei gerichtsbekannte Freunde, der 42jährige verheiratete Kaufmann Gotthilf Hoch, der 27 Jahre alte verheiratete Dreher Rudolf Otterbach und der 29jährige ledige Klavierſpieler Julius Lauſter, ihren Lebensunterhalt durch Stehlen. Zunächſt wurde eine günſtige Gelegenheit ausſpioniert. Von einem Kum⸗ panen erfuhr man, daß die Wohnung eines Bekannten von dieſem in der Schwabſtraße in Stuttgart, da die ganze Familie der Arbeit nachgeht, bis zum Abend unbeaufſtchtigt iſt. An einem Nachmittag im Juli ds. Is. be⸗ gaben ſich Otterbach und Lauſter dorthin, um den gemeinſam gefaßten Plan zur Ausführung zu bringen. Die beiden wurden aber durch eine alte Frau. welche zufällig dazu kam, in ihrer Arbeit geſtört. Ganz vertreiben ließen ſich die Diebe aber nicht. Am kamen ſie wieder. Diesmal wurden ſie von niemand behelligt. Die Glastür wurde erbrochen, aus Kommoden, Kaſten uſw. rafften dann die beiden eine halbe Aus⸗ ſteuer, beſtehend in Wäſche, Kleidungsſtücken und Schmuckſachen, in dem reſpektablen Wert von damals 3,5 Mill.„ zuſammen, verpackten die Sachen in eine mitgebrachte Zeltbahn und ſuchten das Weite. Hoch ſtand einſt⸗ weilen unten Schmiere und beteiligte ſich dann beim Fortſchaffen der Diebesbeute in eine in der Nähe befindliche Wirtſchaft, deſſen Inhaber einen Teil der geſtohlenen Sachen käuflich erwarb. Gine bei dem Einbruch entwendete ſilberne Herrenuhr verkaufte Hoch an eine Stuttgarter Firma weiter und bediente ſich in der Quittung über den„rechtmäßigen“ Erwerb der Uhr eines falſchen Namens bei der Unterſchrift. Hoch hatte ſich daher außer wegen ſchweren Diebſtahls noch wegen Privaturkundenfälſchung zu verantworten. Allen drei Angeklagten wurde zugute gehalten daß ſie ſich in finanzieller Notlage befanden; erſchwerend kamen ihre Vorſtrafen in Betracht. Von der Strafkammer Stuttgart wurde Hoch zu einem Jahr vier Monaten, Otterbach und Lauſter zu je einem Jahr neun Monaten verurteilt. Auch wurden allen drei die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren aberkannt. Zwei Hehler kamen mit Geldſtrafen von 4 bezw. 6 Billionen Mark davon. * E Schöffengericht Karlsruhe. Wegen Forſtdiebſtahls ſtanden mehrere Perſonen vor dem Schöffengericht. Da die meiſten der Angeklagten. weil ſie arbeitslos oder eine ſehr 8 Familie hatten, aus einer gewiſſen Notlage gehandelt hatten, ſo ließ das Gericht Milde walten. In ſechs Fällen gab es eine geringe Freiheitsſtrafe und zwei Angeklagte wurden zu je 10 Billionen Mark Geldſtrafe verurteilt Pfälziſches Schwurgericht. Die zweite Verhandlungs woche vor dem Pfälziſchen wurgericht Zweibrücken wurde eingeleitet durch die Ab⸗ urteilung der 22 Jahre alten verhaftet vorgeführten Karl Wag⸗ ner, Oswald Brauer und Alois Spang, die eines rohen Totſchlags an dem gleichaltrigen Arbeiter E. Sander von Wahnwegen beſchuldigt ſind. Die Angeklagten ſind von Oberohmbach. Der Getötete hatte eine Frau aus dem Dorfe und kam öfters dahin. Gelegentlich der Oberohmbarher Kirchweihe am 12. Oktober 1922 waren die üblichen Kerweſchlägereien vorgekommen, wobei Wagner mehrere Meſſerſtiche erhielt, die er auf ee Er wurde von Rache gegen den Wahnwegener erfüllt, welche eigung ſich auch auf die anderen Dorfburſchen übertrug. In der Nacht vom 21. April dieſes Jahres ſchien der geeignete Zeitpunkt heranzunahen. Sander weilte wieder einmal in Oberohmbach in der ſchwiegerelterlichen Wohnung. Die Dorfburſchen warteten, bis er zu ſeinem Heimatdorfe zurückkehrte. Die drei Angeklagten bezogen verſchiedene Hinterhalte, einer wartete an der Straße, der andere am Waldeingang. Als der Erwartete ausblieb, ginzen auch einen Menſchen. Es war Sander, der ſich vor den Burſchen, die mit ſchweren Eichenprügeln ausgerüſtet waren, an der Straßenböſchunz ver⸗ ſteckte. Er wurde emporgeriſſen und mit Prügeln zuſammen⸗ geſchlagen. Noch auf den wehrlos am Boden Liegenden ſchlugen die Rohlinge ein. Wagner verſetzte ihm zum Schluß einen weiteren Schlag in die Nähe des Genicks. Die Beweisaufnahme ergab u.., daß auch der Getötete nicht ungefährlich war und das Meſſer loſe in der Taſche ſitzen hatte. Das Urteil lautete für Wagner auf 8 drece Gefängnis, für die beiden anderen Angeklagten auf 1/½ Jahre Gefängnis, ab⸗ züglich 10 Monate Unterſuchungshaft. 2 7 Ein hartnäckiger Wucherer. Vor einiger Zeit wurde bekannt, daß bei einem Bauern in der Gegend von Dorfen bedeutende Mengen Weizen, Roggen, Hafer und Gerſte beſchlagnahmt wurden, weil der Beſizer die Ab⸗ lieferung dieſes Getreides aus den Ernten 1921 und 22 trotz Regierungs⸗ verordnung unterlaſſen hatte. Dieſer von der Landeswucherabwehrſtelle behandelte Fall kam nun vor dem Wuuchergeri cht München zur Verhandlung. Angeklagt war der Bauer Korbinian Stadler von Thal. Gemeinde Schiltern bei Dorfen, wegen Zurückhaltung von Getreide alter Ernte. Stadler redete ſich u. a. darauf hinaus. da er das Getreide zurück⸗ gehalten habe, um für ſeine Tochter eine Ausſteuer zu beſchaffen. Stadler beſitzt 741 Tagwerk Grund, 10 Tagwerk Wald, 3⁰ Stück Großvieh und 28 Schweine. Die Zeugenausſagen lauteten einſtimmig dahin, daß Stadler in der ganzen Gegend im Ruf ſteht, er warte immer und immer wieder auf höhere Preiſe und wolle nichts abgeben; er ſei als Geiz⸗ hals bekannt. Der Staatsanwalt beantragte ſechs Monate Gefängnis und 100 Milliarden Mark Geldſtrafe ſowie die üblichen Nebenſtrafen. Das Gericht ging über den ſtaatsanwaltſchaftlichen Antrag hinaus und ver⸗ urteilte Stadler zuſechs Monaten Gefängnis, 500 Milliar⸗ den Mark Geldſtrafe, Einziehung des Erlöſes aus dem beſchlaznahmten Getreide(Mitte September 16 131 000 000), Veröffentlichung des Urteils in zwei Zeitungen und Anſchlag des Urteils an der Gemeindetafel. Neues aus aller Welt — Feuerüberfall auf Aukomobile in Berlin. In der Nacht zum Sonntaa wurden auf der Berlin⸗Potsdamer Chauſſee von unbekannt entkommenen Tätern zwei Automobile beſchoſſen, von denen das eine dem Generaldirektor Minoux gehörte. In Grünau wurde auf einen Vorortzug geſchoſſen. In allen drei Fällen wurde niemand verletzt. — Eine Million Lire aus Rache verbrannk. Kürzlich fand ſich auf dem Polizeiamt in Genua der iunge, in einer Filiale der Banca d Amerika e'Italia angeſtellte Kaſſenbeamte Nicola Pellegrini ein und erklärte, daß er Werte von rund einer Million Lire ver⸗ brannt habe, um ſich für die Abweiſung ſeines Erſuchens um Ge⸗ haltserhöhung zu rächen. Mit den 500 Lire, die er bekomme, könne er bei der heutigen Teuerung nicht leben. Sein Antrag auf Erhöhung ſei aber nicht nur zurückgewieſen worden, man habe ihm auch gleich⸗ zeitig eröffnet, daß er vor dem Jahre 1927 überhaupt auf keine Zu⸗ lage zu rechnen habe. Wütend über dieſe Ablehnung ſeiner berech⸗ tigten Forderungen, ſei ihm der Gedanke gekommen. ein Paket Bank⸗ noten, die er von der Filiale nach dem Hauptbüro zu bringen hatte, mit nach Hauſe zu nehmen. Er habe die Scheine hier mit Petroleum begoſſen und angezündet. Der der Bank entſtandene Schaden bezif⸗ fert ſich genau auf 950 000 Lire. — erkauf der Jeppelin-Patente nach Amerika? Nach Berichten engliſcher Blätter ſoll die amerikaniſche Goodyear Gummi⸗ fabrik längere Verhandlungen mit der Zeppelin⸗Geſellſchaft in Friedrichshafen jetzt zum Abſchluß gebracht haben, der ihr fämt⸗ liche Patente und Rechte der Geſellſchaft, Zeppelin⸗ Luftſchiffe und Zubehörteile zu bauen, zu alleiniger Ver⸗ wendung ſichert. Es wird behauptet, daß die Geſellſchaft dafür einen ſehr hohen Preis an die Zeppelin⸗Geſellſchaft gezahlt bat. Der Vertrag ſieht weiter vor, daß in nächſter Zeit die bewährteſten Ingenieure und Konſtrukteure von Friedrichshafen nach Amerfka überſiedeln, um dort in den Betrieb der Geſellſchaft in Akron (Dhio) ſofort den Bau von Luftſchiffen aufzunehmen. Die ameri⸗ kaniſche Firma will fünf verſchiedene Typen herſtellen laſſen, einen für die Marine, einen für das Meer, einen für den Poſtverkehr und zwei für den privaten Luftſchiffverkehr. Die Goodyear iſt eine der anerkannteſten amerikaniſchen Firmen in der Herſtellung von Luft⸗ ſchiffen und Freiballons. Ingenieure der Zeppelin⸗Geſellſchaft weilten im vorigen Jahre auf Einladung der amerikaniſchen Firma in Newyork und anderen amerikaniſchen Städten, um die Dor⸗ bedingungen eines ſtändigen Luftſchiffverkehrs zu ſtudieren. Sie kamen dabei zu der Ueberzeugung, daß zwiſchen Newyork und Chikago ein regelmäßiger 12⸗Stundenflug einzurichten iſt. Ferner wurde ſchon damals der Plan fertig ausgearbeitet für die Ein⸗ richtung eines ſtändigen transatlantiſchen Verkehrs zwiſchen Amerika und Europa, wobei eine Flugdauer von 2½ Tagen in Anrechnung gebracht iſt. Mit der Ausführung dieſer Projekte wird ſofort be⸗ onnen werden, ſobald die Ingenieure und Luftſchiffbouer von riedrichshafen in Amerika eingetroffen ſind und den Bau der Luftſchiffe in Angriff genommen haben. Man wird in Deutſchland dieſe Nachricht, ſalls ſie ſich beſtätigen ſollte, mit gemiſchten Ge⸗ fühlen aufnehmen. Einerſeits iſt es außerordentlich ſchmerzlich, daß wir den Zeppelinluftſchiffbau verlieren, auf der anderen Seite aber wird man anerkennen müſſen, daß bei unſeren außerordentlich be⸗ ſchränkten techniſchen und finanziellen Mitteln eine gedeihliche Ent⸗ wicklung des Luftſchiffbaues in Deutſchland doch nicht möglich iſt. Es iſt bezeichnend für die deutſchen Verhältniſſe, daß ein fremder Boden geſchaffen werden muß, um dem Lebenswerk des Grafen ſie wieder nach dem Orte zurück und erblickten auf der nächtlichen Straße Zeppelin Beſtand und Entwicklung zu ſichern. —2 amtliche Bekanntmachungen Oien 1 Bekanntmachung,. Von der Rheiniſchen Creditbank, Mannheim, iſt beantragt Mk 50 000 000.— voll⸗ 20% Pon den Krankenkaſſen wird bei uns Klage „daß die Arbeltgeber großenteils und häuftg r Entrichtung der Beiträge zur Sozialver⸗ im Rückſtande ſind und dadurch den kaſſen die Erfüllung ihrer Verpflichtung Aerzte und Apotheker und Krankenhäuſer lich machen Es iſt uns auch bekannt ge⸗ daß Arbeitgeber bei jeder Gehalts⸗ und hlung 857% bar ausbezahlt und die reſt⸗ 150% für Abzüge an Steuer, Kranken⸗ und idenverſicherungsbeiträge uw einbehalten etztere ſogleich an die Orts⸗ Betriebs⸗ unb gskrankenkaſſen abzuführen, daß vielmehr r Beitragsentrichꝛung vieljach längere Zeit gewartet wird. Solches Verhalten bringt ſchwere Geſahren für die Ordnung und Ruhe im wirtſchaft⸗ Ichen und ſtaatlichen Leben mit ſich und iſt im hohen Grade unſozial und geſetzwidrig: es zieht anch neben der Fortzahlungspflicht und neben der spflicht Strafe nach ſich; das vorſätzliche Mde lten der einbehaltenen Beitragsteile im iſt nach 8 533 Reichsverſicherungsord⸗ Lachwerer Freiheitsſtrafe bedroht. · nkenkaſſen ſind angewieſen, uns alle töße zur Beſtrafung anzuzeigen; Verfehlungen 1851563 Reichsverſicherungsordnung werden erziglich an die zuſtändige eeeeeee e Tae den 10. November 1923. ſh Bezirksamt— Verſicherungsamt. Für kaufmänniſche Beamtin wird für möglichſt bald ein 7150 bdleres Inner gencl. efl. Ang. u. N. V. 195 g. d. Geſchäftsſt. erb. ge ahlte. auf den In⸗ haber lautende Stamm· aktien. Stück 50 000 zu 50 000 der Rheinmüh⸗ lenwerke, Mannheim zum Handel und zur No⸗ tierung an der hieſigen Börſe zuzulaſſen. Mannheim, 14. Nov. 1923 Zulaſſungsſtelle f. 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