— Dienstag, 20. November Oezugspreiſe. In mannbeim u. umgebung v. 18. 21 nov. %0 Milliarden Mart. die monatlichen Bezieher verpflichten uch bei der Beſtellung des Abonnements die wäbrend der Bezugszeit not digen preis erhöhungen zu bezahlen. boſt⸗ ſcheckkonto ummer 17500 Karisruhe. Haupt zeſchäfts ſtelle Mannheim k 6..— Seſchäfts⸗nedenſtelle Neckarſtadt, Wald⸗ dofſtr. 6. Lernſpr. Ur. 7031%2, 7043, 708, 7665. Telegr.⸗Rör. Seneralanzeiger Mannbeim. Erſcheint wöchentlich zwölfmal. WMittag⸗Ausgabee er Genoruls Gadiſche Meueſte Nachrichlen Verkaufspreis 50 Milliarden Mark 1923— Nr. 534 2 2 4 — Nnzeigenpreiſe nach Tarif, dei vorauszahlung pro ein⸗ ſpaltige Kolonelzeile für Rligemeine finzeigen.40 Solòdmert Reklamen 1, 20 Goldmark. Für Anzeigen an beſtimmten Tagen Stellen und Rusgaben wird keine verantwortung üder⸗ nommen göhere Sewall Streiks, Setriedsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgeſallene oher veſchränkte Rusgaben oser für verſpütete Rufnahme von Ru⸗ zeigen. Ruftr. 8 Fernſpr. ohne Gewäbr. Serichtsſt. Mannheim. Beilagen: Der Sport vom Sonntag— Modezeitung— Aus Seit und Leben mit Mannheimer Srauen-Seitung und Mannheimer Muſik⸗Seitung vor dem Fuſammentritt des Reichstags Ddie Haltung der Oppoſition Von unſerm Berliner Büro) Berlin, 20. Nov. Der geſtrige Beſchluß der Sozialdemokraten, ein Miß⸗ trauensvotum einzubringen, das nach der Kanzlerrede noch näher formuliert werden ſoll, hat zweifellos die Lage abermals erſchwert. Man iſt im Reichstag durch das Ergebnis der nahezu fünfſtündigen Sitzung der ſozialdemokratiſchen Fraktion einigermaßen überraſcht worden, da man noch vormittags allgemein zu der Auffaſſung neigte, daß die Sozialdemokratie die Oppoſition um des hohen Preiſes willen, den ſie ſelbſt dafür unter Umſtänden zu zahlen hätte, nicht auf die äußerſte Spitze treiben würde. Immerhin er⸗ ſcheint es uns verfrüht, wenn der„Lokalanzeiger“ heute bereits das Kabinett Streſemann für erledigt hält, und dies auch glaubt. So leicht wird es Dr. Streſemann, wie wir ihn kennen, ſeinen Wider⸗ ſachern rechts und links nicht machen. Zunächſt iſt durchaus die Mög⸗ lichkeit gegeben, daß ſämtliche drei zu erwartenden Mißtrauensanträge der Deutſchnationalen, der Sozialdemokraten und der Kommuniſten abgelehnt werden, da die Begründungen der Anträge einander widerſprechen und ſomit kaum die Stimmen ſämtlicher Oppoſitions⸗ parteien auf einen Antrag konzentriert werden. Rücktritt der Regierung wäre in dieſem Falle alſo nicht gegeben. An⸗ ders lägen die Dinge, wenn, was natürlich auch nicht ausgeſchloſſen iſt, von einer der Oppoſitionsparteien ein allgemeines Ver⸗ trauensvotum eingebracht wird— die„Kreuzzeitung“ macht eine Anſpielung nach dieſer Richtung— zu dem Zweck, die Parteien zu einer klaren Stellung zu zwingen. Es wäre aber nicht das erſte „Mal in der parlamentariſchen Geſchichte, daß eine Partei gegen ihren eigenen Antrag ſtimmte, dann würde eine Mehrheit nicht vorhanden ſein. Nach dem„Lokalanzeiger“ haben die Deutſchnationalen über ihre Taktik noch keinen feſten Beſchluß gefaßt, und dieſes Blatt deutet an, daß einer der Mißtrauensanträge unter gewiſſen Vorbehal⸗ ten non beiden Oppoſitionsparteien akzeptiert werden könnte. Feft ſteht nur, daß Demokraten, Zentrum und Volkspartei gegen das Mißtrauensvotum ſtimmen werden. Welche Entwicklung die heutige Sitzung nehmen wird, liegt z. Zt. noch ziemlich im Dunkeln. Der äußere Gang wird der ſein, daß zunächſt die Oppoſition zum Wort kommt. Zu Rednern der Sozialdemokraten ſind Wels und Roſenfeld beſtimmt, für die Deutſchnationalen wird der Abg. Dr. Hergt ſprechen. Als demo⸗ kratiſcher Redner iſt der Abg. Erkelenz vorgeſehen. Erſt dann wird der Reichskanzler das Wort nehmen zu einer Verteidi⸗ gung ſeiner inneren und äußeren Politik. Nach der Kanzlerrede dürfte die Debatte abgebrochen und am Donnerstag fortgeſetzt wer⸗ den. Die„Voſſ. Ztg.“ verntutet, daß die Parteien noch eine zweite Rednerreihe vorſchicken werden, und daß es daher erſt am Samstag zur Abſtimmung kommen wird. Heute vormittag vor der Plenarſitzung empfängt der Reichskanz⸗ ler die Führer der Parteien der Mitte, um ſie über den Inhalt ſeiner Rede zu unterrichten und mit ihnen die durch die heutige Haltung der poſitionsparteien, vor allem der Sozialdemokratie, geſchaffenen Lage zu erörtern. Die elf Opponenten gegen Streſemann J2J Berlin. 20. Nov.(Von unſerm Berliner Büro.) Aus einwand⸗ freier und zuverläſſiger Quelle will die„Deutſche Zia.“ die Namen Die Botſchaſterkonferenz noch immer ohne Ergebnis 9 Trotz zweimaligem Zuſammentreten— um 11 Uhr vormittags und 6 Uhr Rgachmittags— iſt die Botſchafterkonferenz geſtern noch zu keinem Ergebnis gekommen, weil der engliſche und der belgiſche Botſchafter ihre Inſtruktionen noch nicht erhalten batten. Die nächſte Sitzung findet heute nachmittag 5 Uhr ſtatt. Inzwiſchen wird das allſeitige Suchen nach einer annehmbaren Kompromißformel fortgeſetzt. Die Havasagentur will erfahren n, daß die Bot⸗ — in der Frage der—— in Deutſch⸗ land ſehr wahrſcheinlich auf folgender Grundlage einigen werde: ſie werde der deutſchen Regierung mitteilen, daß die ilitärkontrolle in allerkürzeſter Zeit wieder aufgenommen werde. ob die deutſche Regierung hierzu ihre Zuſtimmung gebe oder nicht. Der Kontrollkommiſſion ſtehe es zu, zu beſtimmen, unter welchen Bedingungen ſie ihre Pflicht äusüben ſoll. Wenn Hinder⸗ niſſe entſtehen würden, habe ſie zu entſcheiden, ob die deutſche Re⸗ gierung hierfür verantwortlich ſei und in welchem Maße. In dieſem alle würden die Alliierten ſich verſtändigen, um, wenn nötig, aßnahmen zu ergreifen. Was den Kronprinzen anbetreffe, ſo werde man in Anbetracht der Tatſache, daß er einen Verzicht auf den Thron ausgeſprochen und das Verſprechen gegeben habe, als Privatperſon in Deutſchland zu leben, die deutſche Regierung auffordern, ſtrenge darüber zu wachen. daß er das gegebene Ver⸗ ſprechen halte. Anhörung der deulſchen Bertreter am Ireitag Die Vertreter der deuiſchen Regierung werden der Reparafions⸗ mmiſfon am Freitag dieſer Woche die in der Note vom 24. Okt. Ausſicht geſtelten Erklärungen über die deulſche Finanz⸗ d Währungslage abgeben. was poincare nicht geſagt haben will Das franzöſiſche Außenminiſterium tritt in einem von Havas rbreiteten Kommunique der vom„Matin“ der letzten Sonntags⸗ de Poincares gegebenen Interpretation ausdrücklich entgegen. Der Miniſterpräſident, heißt es darin, habe mit der Aeußerung, daß Frankreich die beſetzten Gebiete nicht eher räumen werde, bis alle Klauſeln des Friedensvertrages reſtlos erfüllt ſeien und Frankreich gegen neue Angriffsmöglichkeiten unbedingt geſichert ſei, nicht das Ruhrgethiet im Auge gehabt. Ein Grund zum⸗ der elf Herren erfahren haben, die gegen die Kundgebung und damit gegen Streſemann in der Sitzung des Zentralvorſtandes der Deut⸗ ſchen Volkspartei geſtimmt haben. Es ſind dies die Abg. Dr. Becker⸗ Heſſen. Dr. Heinze. Dr. Quaatz. Dr. Maretzky, Vorſitzender des Reichslandbundes Hepp, ſerner Juſtizrat Schulzhagen, Fabrik⸗ beſitzer Henbeck und einige Herren des oldenburgiſchen Wahlkreiſes. Ob dieſe Herren, ſoweit ſie dem Reichstag angehören, noch weiter der Fraktion der Deutſchen Volkspartei werden angehören können, wer⸗ den die nächſten Tage lehren. Die Nhein⸗ und Ruhrfrage Die Sitzung des Auswärkigen Ausſchuſſes Der Reichstagsausſchuß für auswärtige Angelegenheiten behan⸗ delte die Rhein⸗ und Ruhrfrage. Vorſitzender Scholz(Deutſche Volkspartei) gab bekannt. daß dem Vorſchlage des Aelteſtenrates des Reichstages entſprechend eine Anzahl Vertreter der beſetzten Gebiete. die nicht dem Auswärtigen Ausſchuß als Mitalieder angehören, als Sachperſtändige geladen ſeien. Er betonte weiterhin als eine Selbſtverſtändlichkeit. daß ſich der Auswärtige Ausſchuß nicht etwa deshalb mit den beſetzten Gebieten beſchäftige, weil auch nur ein ein⸗ ziges Mitalied den abſurden Gedanken habe, daß es ſich bei dem Rhein und der Ruhr um ein auswärtiges Gebiet handele. Eine ſolche Annahme liege dem geſamten deutſchen Volke heute und immer fern. Der Auswärtige Ausſchuß behandele vielmehr die Angelegenheit von Rhein und Ruhr nur deshalb, weil eine Ausſprache über die Folgen von deren rechtswidrigen Beſetzung ena verſchlungen mit unſeren auswärtigen Beziehungen ſei. Nach einem eingehenden Referat des Reichskanzlers über die Stellungnahme des Kabinetts zur Rhein⸗ und Ruhrfrage ſprachen Müller⸗Franken(Soz.) und Erkelenz (Dem.), biernach als Vertreter der beſetzten Gebiete und als Sach⸗ verſtändige: Stinnes(Deutſche Volksp.), Stöcker(Komm.), Dr. Hoetzſch(.⸗Nat.) und Dr. Moldenhauer(Deutſche Volksp.) Im weiteren Verlauf der Diskuſſion im Auswärtigen Ausſchuß des Reichstages ſprachen noch die Abag. Meerfeld(Soz.). Kaas(Ztr.) und Dr. Deermann(Bayr. Volksp.). Außerdem legten der Reichs⸗ finanzminiſter und der Reichsminiſter des Innern ihre Meinung vom Standpunkt ibres Reſforts aus dar. Schließlich erariff noch der Reichskanzler zu einer kurzen Erwiderung das Wort. Der Ausſchuß ſchloß die Sitzung 554 Uhr nachmitiaas. Die Verhandlungen ̃ zwiſchen der Reichsregierung und den Vertretern der durch die Beſetzung betroffenen Länder, ſowie dem 15er Ausſchuß vom Ruhr⸗ und Rheingebiet haben geſtern abend zu einem Ergeb⸗ nis nochnichtgeführt. Die Beratungen geſtalteten ſich ſchwie⸗ rig und zogen ſich bis in die zehnte Abendſtunde hin. Die Nnſicht der Reichsregierung, daß ſie dem beſetzten Gebiet unmöglich über den 25. November hinaus finanzielle Hilfe gewähren könnte, ließ ſich, wie das„B..“ meldet mit der Auffaſſung des 15er Ausſchuſſes, der eine weitere Unterſtützung für unbedingt notwen⸗ dig hielt, nicht vereinigen. Auch über die Frage, welche finanziellen und wirtſchaftlichen Vollmachten dem Ausſchuß von der Reichsregie⸗ rung gegeben werden ſollen, konnte kein Einvernehmen zuſtande kom⸗ men. Aus dieſem Grunde hielt ein Teil des Ausſchuſſes die Weiter⸗ führung der Unterhaltung für ausſichtslos und beendete die Beſpre⸗ chungen. Eine Anzahl Mitglieder des 1Ber Ausſchuſſes hat Berlin bereits wieder verlaſſen. Die anderen Delegierten nahmen — Beſprechungen mit dem Kanzler in der elſten Nachtſtunde wieder auf. Die weiterführung der Kuhrbetriebe Berlin, 20. Nov.(VBon unſ. Berliner Bürs.) Wie das B. T. aus dem Ruhrgebiet erfährt, iſt geplant, wenn inzwiſchen die Möglichkeit der Arbeitsaufnahme wieder eintreten ſollte, 70 Proz. der gekündigten Arbeitſer wieder einzuſtellen und die übrigen der Arbeit im ünbeſetzten Gebiet zuzuführen. Dieſe Nachricht iſt auf eine Aeußerung zurückzuführen, die dem Direktor des Arbeits⸗ amtes in Dortmund vi induſtrieller Seite gemacht wurde. Od und wie der Plan durchgeführt wird, muß abgewartet werden. In erſter Linie wird an die Einſtellung induſtrieller Arbeitskräfte in der Landwirtſchaft gedacht. Der Zechenverband hat hinſichtlich der Einſtellung der 70 Proz. der Arbeiter folgende Bedingungen geſtellt— dieſe bereils den Bergarbeiterorganiſationen übermittelt: 1. Wiederherſtellung der Vorkriegsarbeit unter und über Tage. 2. Ver⸗ größerung der Spanne zwiſchen Mindeſt⸗ und Hauerdurchſchnuts⸗ kohn unter l des Grundlohns. 3. Feſtſetzung einer unteren und oberen Lohngrenze, innerhalb deren eine Entlohnung je nach Leiſtung von der Bergverwalzung bemeſſen wird. 4. Vergrößerun der Lobnſpanne zwif jugendlichen und älteren Arbeitern dunß Erhöhung der Abzüge für Schlepper im Gedinge und Wiedereinfüh⸗ rung der Ab für Lehrhauer. Die Einzelheiten ſollen den kom⸗ menden Verhandlungen vorbehalten bleiben. Die Bergarbeiter⸗ organiſationen haben Gegenvorſchläge übermittelt. Die ten haben n, von ihrem Einſpruchsrecht gegen die Kündigung Gebrauch zu machen. Zulaſſung der Rentenmark? Wie die„Köln. Vzig.“ aus zuverläſſiger Quelle erfahren haben Will, hat die Rheinlandkommiſſion beſchloſſen, die Rentenmark im altbeſetzten Gebiet zuzulaſſen. Der Umlauf der Nentenmark iſt daher für dieſes Gebiet genehmigt worden. verhandlungen über Seamtengehälter wiſchen den Vertretern der Beamten und dem Reichs finanz · miniſterium fanden geſtern Verhandlungen über die Frage der Ein⸗ führung von Goldgehältern ſtatt. Von Regierungsſeite er⸗ klärte man ſich grundſätzlich zur Einführung von Goldgehältern bereit, betonte aber, daß man angeſichts der troſtloſen Finanzlage des Reiches außerſtande ſei, ſchon jetzt konkrete Vorſchläge zu machen. Im übrigen iſt in Ausſicht genommen, die Goldgehälter nicht nach dem Ortsklaſſenſyſtem, dern nach den wirtſchaftlichen Schwferig⸗ keiten zu p 5 N Neuwahlen in England (Von unſerm Mitarbeiter) London, 18. Nov. 23. Raſch entſchloſſen, hat Stanley Baldwin aus den Ergeb⸗ niſſen der Reichskonferenz das Fazit gezogen; er löſte das Unter⸗ haus auf und ſchrieb Neuwahlen für den 6. Dezember aus. Da⸗ Parlament der konſervativen Koalition iſt ein knappes Jahr alt ge⸗ worden. Bonar Laws gewaltige Anſtrengunng, dem Block ſeines Vorgängers Lloyd George eine kraftvolle Majorität, unter Aus⸗ ſchluß 55 Liberalen, gegenüberzuſtellen, glückte im vorjährigen Wahlgang, aber die Oppoſition der, ſtark angewachſenen Arbeiter⸗ parfei erſchwerte ſowohl Bonar Law, als auch ſeinem Nachfolger Baldwin das Zuſtandekommen einer zielſicheren Innenpolitik. Den Schwankungen, die ſich allmählich im Lager der Konſervativen ein⸗ ſtellten, wurde auch die Regierung ausgeſetzt. Reibungen zwiſchen den Miniſtern blieben nicht verborgen. Der Verſtändigungswille Baldwins allein konnte auf die Dauer nicht genügen, um Gegen⸗ ſätze, die ſich infolge ganz verſchiedenarti Beurteilung der wirt⸗ ſchaftlichen Probleme Englands und der Dominien geltend machten, zu überbrücken. Unter den harten Stößen der—.— cariſtiſchen Europapolitik begann das Kabinett ldwin ſichtbar an innerer Feſtigkeit zu leiden. Es geriet, infolge des Januaroruches, in eine Phaſe außenpolitiſcher Machtloſigkeit, der man das Scham⸗ mäntelchen der„wohlwollenden Neutralität“ umhängte. Nachdem ſich Baldwin vergeblich bemüht hatte, eine Vermittlung zwiſchen Frankreich und Deutſchland— vor Aufgabe des paſſiven Wider⸗ ſtandes— zuſtandezubringen; nachdem alle Experimente mit deut⸗ ſchen Angeboten an der Hartnäckigkeit Poincares zerſchellten, wählte das Kabinett Baldwin den Weg der„Kooperation“ mit Frankreich Die Entrevue des engliſchen Miniſterpräſidenten mit Poincare ließ die Hoffnung auftauchen, es werde nach Preisgabe des paſſiven Widerſtandes ſofort zu interalliierten Verhandlungen und zur Klärung des Reparationsproblems kommen. Doch es geſchah gerade das Gegenteil. Die Dominienpräſidenten fanden in der Kapitale des britiſchen Reiches einen inkohärenten Zuſtand: Lord Curzon, deſſen Zweifel an der wirklichen Ententegeſinnung Poincares be⸗ kannt ſind, lieferte, in kraſſem Widerſpruch zu Baldwins Expoſe, eine ſehr ungünſtige Darlegung, der europäiſchen Verhältniſſe und der engliſchen Aktionsfähigkeit auf dem Kontinent. Unter der Ein⸗ wirkung des General Smuts kam der Schritt Englands in Waſhing⸗ ton zuſtande; er ſollte zu einer internationalen Sachverſtändigen⸗ konferenz führen, zur Neugruppierung der Siegermächte in dem Sinne, daß England und Amerika, geſtützt auf Belgien und Italien, Frankreich zu wichtigen Zugeſtändniſſen hätten bringen ſollen. Poincare lehnte ab und beantwortete den Iſolierungsverſuch mit einem Gegenzuge, dem e 5 einer Expertenkonferenz ohne Amerika und auf Grundlage von Hughes abgelehnten, ein⸗ geſchränkten Programms. Das iſt der einzige außenpolitiſche Erfolg des Kabinetts Baldwin: die Annahme einer Sachverſtändigen⸗ konferenz durch Frankreich, und zwar in der entzſten Jorm, die überhaupt denkbar iſt. Frankreich ſprengte das anglo⸗ämerikaniſche Einvernehmen über den weitaus größeren Plan Hughes'. man das Ergebnis überhaupt einen Erfolg nennen? Es kommt noch dazu, daß die Entſcheidung der britiſchen Kronſuriſten betreffs der Vertragswidrigkeit des franko⸗belgiſchen Ruhreinmarſches von Poincare nicht einmal im Rahmen diplomatiſcher Geſpräche zuge⸗ laſſen wird. Schließlich ſcheiterten alle Vemühungen Baldwins, die Unterhandlungen über einen Schutzpakt in Fluß zu bringen. Frank⸗ teich hält an der Ruhr und am Rhein ſein„Sicherungs“⸗ und ſein „Reparations“⸗Pfand feſt; es disponiert über alle ſtrategiſchen und mirtſchaftlichen Möglichkeiten, die es aus der Beſetzung holen kann. Es vertritt England gegenüber den Standpunkt, daß nunmehr die Zeit gekommen ſei,„die Früchte des Sieges zu pflücken.“ Die Ver⸗ ſicherung Poincares, daß Frankreich an der Ruhr und am Rhein die„In ſen“ aller Alliierten vertrete, muß— ſoweit England in Frage kommt— als Hohn gelten. Dieſer kurze Ueberblick genügt, um zu zeigen, daß Stanleih Baldwin, durch das Januarteſtament ſeines Vorgängers ſchwer belaſtet, von Poincare einfach kaltgeſtellt worden iſt. Jede Initiative des engliſchen Kabinetts fand durch eine notoriſche Niederlage und ein noch ſchärferes Hervortreten der franzöſiſchen e ihren Abſchluß. Der offenkundige Zuſammenhang der ſchweren außenpolitiſchen Kriſis mit den wirtſchaftlichen Erſchütter ungen im Lande ſelbſt nötigte das Kabinett Baldwin zu Entſchlüſſen. deren Tragweite ſich am deutlichſten in den leidenſchaftlich erörterten ſchutzzollpolitiſchen Umſturzplänen und Inflationsabſichten erkennen läßt. Weder die Reichskonferenz, noch das Parlamend in ſeiner heutigen Zufammenſetzung wären imſtande, den interdominjalen Fragenkomplex durchgreiſend zu behandeln, Entſcheidungen zu treffen. Baldwin— ſelbſt Anhänger eines Vorzugszollſyſtems inner⸗ halb des britiſchen Weltreiches— erkannte, daß bindende Ab⸗ machungen innerhalb der Reichskonferenz zu den größten Schwierig⸗ keiten mit dem Unterhauſe führen würden. Um den Plan eines interdominialen Handels auf protektüoniſtiſcher Grundlage zu ver⸗ wirklichen, war ein verſtändigungsbereites Parlament notwendig. Die Zuſammenſetzung des Unterhauſes bietet nicht die geringſte Ge⸗ währ fitr einen Sieg der Schutzzöllner. Die Neuigkeit, Baldwin werde ſein Proſekt einbringen rief Kampfſtimmung hervor. Der zurückgekehrte Lloyd George einigte ſich mit Aſquith ſofort gegen das Kabinett der„Schutzzöllner“. Es war eine Senſationsmeldung für die City, als es pieß, daß in den Büros der„Amalgamated Anthracite Colliery“ der Pakt zwiſchen Sir Alfred Mond, Lloyd George, Aſquith, Sohn Simon ſeierlichſt abgeſchloſſen worden ſei u. vereinigt werden alſo die Links⸗ überalen und die Nationalliberalen in den Wahlſtreit ziehen, deſſen Auftakt heute damit begonnen hat, daß die Einpeitſcher der konſer⸗ vativen Partei Order zur Arbeit erhalten haben. Auf die Frage, ob Baldwin den Schritt zür Urne muß verneinend geantwortet werden. Der Miniſterpräſident beſitzt zur Stunde kein homoogenes Kabinett. Lord Curzon und Robert Cecil ſind Demiſſionäre. Lord Salisburn gleichfalls. Stanley Vald⸗ win ſucht eine Annäherung an frühere Freunde Lloyd Georges, das ſind der frühere Lordkanzler Birkenhead, deſſen füngſte Rede über Englands Rolle innerhalb des Völkerbundes fronzöſiſchen Regſerungs⸗ kreiſen mißfieten, und Auſten Chamberlain, ein kraftvoller Vertreker des Grunbbeſitzes, daß die Induſtrie. und Handelskriſe Englands nur durch einr europäiſche Aufbaupolitik beſeitigt werden könne. Baldwin verhandelte ſogas mit Sir Robert Horne, um Llond George zu ſchwächen. Er verfolgt die gleiche Taktik wie Bonar Lam: Losmach⸗ 5 aller ſchwankenden liberalen Elemente von den oppoſttionellen ruppen 8 Ebenſowenig, wie Stanley Baldwin, ſind die Parteien mit dem plötzlichen Wahlgang zufrieden. Die Konſervativen fühlen ſich ſtark bedroht, weil ſie an der Außenpolitik des„Nichtkönnens und Nichtwollens mitgetan haben und jetzt vor ihren Wählern für die Folgen au mmen ſollen. Es iſt zu erwarten, daß ſie, dem Rate des Miniſterpräſidenten folgend, nebon die Frage der Entente rne getan, Darf ———— 2. Seite. Nr. 534 Mannheimer General⸗Anzeiger(mittag⸗Ausgabe) Dienskag, den 20. November 1923 auch das Poſtulat des britiſchen Intereſſes ſtellen werden. Dagegen werden ſie die ſchwierige Aufgabe erhalten, das Schutzzollproſekt zu verteidigen. Mögen auch in außenpolitiſcher Hinſicht Annäherungs⸗ punkte zwiſchen den Konſervativen und vereinigten Liberalen beſtehen, in der Kardinalfrage, dem Protektionismus, iſt ein Kompromiß nicht möglich. Die„wee free“—(Freihandels)⸗Liberalen ſind ſtolz darauf, r dem Banner Cobdens in den Wahlſtreit zu 2 en. Auf ihrem ſche werden ſie parallel mit der Arbeiterpartei vordringen. Mit äußerſten Linken werden ſie eher zu Wahlpakten gelangen als mit den Konſervativen. Ramſay Maedonald prophezeite geſtern in einer verfrühten Wahlrede den Erfolg der Arbeiterpartei, die ihr großes Programm: Kapltalſteuer, öffentliche Arbeiten zur Linderung der Arbeitsloſig⸗ und europäiſche Wiederaufbaupolitik, ungeſchmälert vertreten Zur Regierung will aber die Arbeiterpartei nicht kommen. Sie begnügt ſich mit der Sicherung ihrer Unterhausſitze, von denen ſie— nach Snowdens Meinung— keinen zu verlieren, aber auch keinen zu gewinnen hofft. Daß die Vorgänge in Deutſchland ihre Einwicekung auf den Wahlkampf nicht verfehlen werden, mag als gewiß gelten. ie Rückkehr des Exkronprinzen befindet ſich im Zentrum der öffent⸗ hen Diskuſſion, von der diplomatiſchen Auseinanderſetzung gang ſehen. Franzoſenfreundliche Kreiſe ziehen das Geſpenſt der en Revanche“ auf, um ihre Ententepolitik zu rechtfertigen. Die Proninzpreſſe befindet ſich im Bannkreis der beiden Monſtre⸗ truſts Beeverbrock und Rothermere, von denen der erſtgenannte die Forderung: Weg von Europal auspoſaunt, während der zweite, in ſeiner Eigenſchaft als Preſſeagent Frankreichs, das Dogma der un⸗ hütterlichen entente cordiale verteidigt. Hier wäre zu bemerken, die„Daily Mahyl“(das Hauptblatt Rothermeres) Poincares ferenzvorſchlag als einen„Erfolg des Kabinetts Baldwin“ eichnet. Das läßt vermuten, wie man den Wahlkampf führen Die Konſervatipen werden wahrſcheinlich ihren Wählern er⸗ zählen, daß Poincares Einladung zu einer Expertenkonferenz Eng⸗ lands Wirtſchaft Nutzen bringen werde. Ueberraſchungen wird der Wahlkampf ſchwerlich bringen. Es ſei denn in der Hinſicht, daß die Konſervativen eine ſchärfere Betonung der britiſchen Intereſſen im Rahmen der En⸗ lente finden werden. Den Ruf:„Los von Frankreich!“ wird man nicht vernehmen, denn er entſpricht in keiner Weiſe dem Volks⸗ eupfinden und der Auffaſſung des man of the ſtreet. Stanley Baldwin ſucht diesmal eine breitere Mehrheit, um Englands Inte⸗ reſenpolitik endgültig in den Vordergrund zu rücken und ſich, wie Poincare tut, auf den Willen des Parlaments zu ſtützen. Wenn ſie gewinnt, ſo wird er mit der Paſſivität, aus der er ja mehr⸗ mals heraustrat, brechen. In dieſem Sinne kann daher der bevor⸗ ſtohende Wahlkampf als ein bedeutungsvoller Wendepunkt in der britiſchen Außenpolitik bezeichnet werden. Ddie Lage in Gayern Rücktritt der Regierung— Heine Monarchie Die„Deutſche Allg. Ztg.“ beſtätigt die in Verlin verbrei⸗ den Nachrichten von dem bevorſtehenden Rücktritt des baye⸗ wiſchen Kabinetts. Der Rücktritt würde jedoch erſt nach der Liquidation der Hitler⸗Sache erfolgen, die vorausſichtlich licht vom Staatsgerichtshof in Leipzig, ſondern vom Münchner Bolksgericht abgeurteilt werden würde. Wie ferner aus München gemeldet wird, wären in der Sitzung des Nationalverbandes deutſcher Offiziere der Gruppe Bayern ein Schreiben des Hofmarſchallamtes des Kronprinzen Ruprecht eingegangen, in dem der Kronprinz nachdrücklich den Gerüchten entgegentritt, als ſollte denmächſt in Bayern die Mon⸗ archie ausgerufen werden. Der Oberſt v. Kylander, der vielfach bei den bayeriſchen Bewegungen von ſich reden machte, iſt aus dem völkiſchen Reichsblock(deutſch⸗völkiſche Freiheitspartei) ausgeſchieden. Er hatte bei der letzten deutſchen Tagung in Amberg eine Kompagnie des Bundes Bayern und Reich geführt und damit den Widerſpruch ſeiner Partei erregt. Eine Berliner Nachrichtenſtelle teilt mit, daß, veranlaßt durch die Ereigniſſe in Mügchen, ſich zahlreiche Verbände zu einem Reichsausſchuß lkiſcher Vergände zuſammengefunden hatten, der als ber eenzunernehmen gegen die vaterländiſchen Ver · baͤnde anzuſprechen würer e eeee e ee Wie„Die Zeit“ von beſtunterrichteter Seite aus München er⸗ führt, hat der bayeriſche Miniſterpräſident/ Dr. v. Knilling am vergangenen Freitag dem Abgeordneten Giehrl von der Bayeriſchen Volkspartei auf das beſtimmteſte ſeinen Rücktritt und des geſamten Staatsminiſteriums in kürzeſter Friſt in Ausſicht geſtellt. Ferner hat der Fraktiönsführer der Vayeriſchen Volkspartei, Abg. Hel d zie Abſicht geäußert, im Falle des Rücktritts des Kabinetts Knilling den Porſitz der Fraktion niederzulegen! Heute vormittag ſei auf Grund dieſer Tatſache der Arbeitsausſchuß der Bayeriſchen Volks⸗ partei im Landtag zuſammengetreten. Der Gewährsmann der„Zeit“ aubt, daß vor allem der extrem föderaliſtiſch eingeſtellte M Aſügel der Bayeriſchen Volkspartei die Abſicht habe, dem Gene⸗ Aſtgatskommiſſar Dr. v. Kahr das Amt des Miniſterpräſi⸗ nten anzubieten. Die„Zeit“ bemerkt hierzu: Im Intereſſe des „gleichs zwiſchen Bayern und Reich wäre es außerordentlich zu alern, wenn Generalſtaatskommiſſar Dr. v. Kahr, der gegen Reichsregierung einen unverſöhnlichen Standpunkt eingenommen de, Miniſterpräſident von Bayern werden ſollte. Die Separatiſtenbewegung Dorkens Hauptquarkier in Bad Ems Der Sonderbündlerführer Dr Dorten der bisher ſeinen Sitz in Wieshaden hatte, iſt nach einer Meldung des„Echo du Rhin“ aus Koblenz nach Bad Ems übergeſiedelt, wo ey in den Räumlichkeiten des Krankenhauſes ſein Hauptquartier aufgeſchlagen hat. Das Blatt alaubt daraus den Schluß ziehen zu können, daß Dr. Dorten nunmeht die Abſicht hat, unmitelbar in die Führung der ſeparatiſtiſchen Bewe⸗ gung im Rheinland einzugreifen, was er bisher nicht getan Das Siebengebirge wieder frei Die Kämpfe im Siebengebirge ſollen auch in Hövel eine Anzahl Todesopfer auf ſeparatiſtiſcher Seite— man ſpricht vog fünf⸗ zehn— erfordert hahen. Das Siebengebirge iſt nunmehr befreit. In Honnef und Aegidienburg ſind ſtarke franzöſiſche Truppenabtei⸗ lungen eingerückt. Die Sonderbündler wurden von den Franzoſen Honnef entwaffnet und mit der Bahn abtransvportiert. Der Schaden in Duisburg Der Schaden, den die Sonderbündler in Duisburg angerichtet haben, geht in die Billiarden. Im Rathaus ſieht es wüſt aus. Aus dem Muſeum wurde eine wertvolle Münzenſammlung geſtohlen.? Sonderbündſer Karmmann. der die Vernfleaung der Separatiſten regelte; iſt wegen des Verſchwindens eines für die Quäkerſpeiſung be⸗ ſtimmten Waagons Mehl von 119 Säcken von den Belgiern einge⸗ ſperrt worden. In dem Rathaus befinden ſich noch 18 uniformierte Sonderbündler, mit deren Abzua baldiaſt zu rechnen iſt. Die Lage in Trier Nach einer Meldung der„Kölniſchen Volkszeitung“ aus Trier, ſind dort die Separatiſten entwaffnet worden und haben die von ihnen als Wachlokale beſchlagnahmten Wirtſchaften räumen müſſen: Eine Anzahl Separatiſten verfügt jedoch noch über Waffen⸗ ſcheine und trägt heute noch Waffen. Die Maßnahmen ſind auf vor⸗ hergegangene Verhandlungen der Behörde mit den Franzoſen zurück⸗ zuführen. Der Aktlonsausſchuß, beſtehend aus den Ingenieuren Keil und Weiß und Eiſenbahninſpektor Schwaz unterhält noch ein Büro in der Präſidentenwohnung. Sie dürfen aber keinerlei Kontrolle und keinerlei Eifgriffe in den Gang der Verwaltungsgeſ häfte vornehmen. Die grün⸗weiß⸗rote Flagge iſt vom Rathaus entfernt worden. 111 b Die„Kölniſche Zeitung“ meldet aus Trier: Am vergangenen Montag hat die vorläufige Regierung der Rheiniſchen Republik im Bezirk Trier den Gewerbekommiſſar Albrecht, ſowie den Schrift⸗ leiter der„Trieriſche Volksfreund“ Roßmann aus dem Rheinland ausgewieſen. Bei der Grenzſtatlon Eſchhofen hinter Limburg wurden die Ausgewieſenen franzöſiſchen Grenzpoſten übergeben. Die „Kölniſche bemerkt dazu, es iſt das erſtemal, däaß die Sonderbündler ft die Macht angemaßt haben, rheiniſche Bürger aus ihrem Bezirk auszuweiſen. Es darf erwartet werden, daß die Reichsregierung ſich dieſes Falles beſonders annimmt und vor allen Dingen bei der Rheinlandkommiſſion in Erfahrung zu bringen ſucht, mit welchem Rechte die Ausweiſungen durch eine von der überwegenden Mehrheit der deutſchen Bepölkerung nicht aner⸗ kannten Sonderbündlerregierung erfolgt ſind. Der Terror in der pfalz Von den Separatiſten wurden 7 Einwohner von Neuſtadt berhaftet und in das von den Separatiſten beſeſßte Regierungs⸗ gebäude in Speyer verſchleppt. Weitere Perſonen, die verhaftet werden ſollten, konnten ſich rechtzeitig in Sicherheit bringen. In Maueranſchlägen begründen die Separatiſten die Verhaftungen damit, daß der Direktor des Finanzamts flüchtig gegangen ſei und dadurch die Loyalität gebrochen habe. Aus dieſem Grunde ſähen ſie ſich gezwungen, 7 Neuſtadter Bürger in Schutzhaft(l) zu nehmen. Die Vevölkerung hat unter dem Terror der Separatiſten nach wie vor ungeheuer zu leiden. Trotz der an und für ſich ſchon ſehr geſpannten Ernährungslage ſind Requiſitionen von Fleiſch und ſonſtigen Lebensmitteln tagtägliche Erſcheinungen. Die Separa⸗ tiſten dringen in die Geſchäfte ein und zwingen die Inhaber mit vor⸗ gehaltenen Waffen zur Herausgabe der Waren. So wurde am Samstag ein Schuhwarenlager in einer der Hauptverkehrsſtraßen vollſtändig ausgeräumt. Ein Einbruch der Separatiſten in die Reichs⸗ bank, wo ſie die Treſors aufzubrechen verſußhten blieb ohne Erfolg. In Kaiſer,slautern wurden die„Pfälziſche Preſſe“ und der Pfälzer Bolksbote“ auf drei Tage verboten, weil ſie über die Verhandlungen in Speyer wegen des wertbeſtändigen Geldes in der Pfalz eine Notiz brachten. Eine neue nheinland-Ordonnanz Nach einer neuen vom„Echo du Rhin“ veröffentlichten Sonder⸗ ordonnanz Nr. 224 ſind mit Wirkung vom 15. Nopember ab die Beamten und Angeſtellten der Dienſtſtellen, die ſich mit der Ausbeutung der beſchlagnahmten Pfänder be⸗ faſſen, hinſichtlich der Erhebung von Steuern und Zöllen den itgliedern der Beſatzungsarmee gleichgeſtellt. Sie ſind alſo von jeder deutſchen Steuer oder Gebühr befreit, die ſich auf die Perſon, das Vermögen und das Einkommen bezieht. Das gleiche gilt für die Kantinen, Meſſen und Konſumvereine, die zu⸗ gunſten 5 Beamten und Angeſtellten gegründet ſind. Dieſe brau⸗ chen alſo für die von ihnen eingeführten Waren, ſoweit ſie zu⸗ gunſten der betreffenden Angeſbellten und Beamten verwendet wer⸗ den, keine Zölle zu bezahlen, ebenſo wie die Beamten und Ange⸗ tellten ſelbſt für die zu ihrem perlönlichen oder Hausgebrauch ein⸗ eſhdce Gegenſtände und Waren von jedem Zoll befreit ſind. Be⸗ züglich der Wein⸗, Luxus⸗ und Umſfaßtzſteuer ſowie ähnlicher Ge⸗ bühren iſt die Steuerfteiheit auf Käufe beſchränkt, die durch die Kantinen, Meſſen und Konſumvereine und andere verwandte Or⸗ ganiſationen zum ausſchließlichen Nutzen der oben erwähnten Be⸗ amten und Angeſtellten getätigt werden. vor neuen Nusweiſungen aus Noroͤſchleswig? „Fins Venſtreblad“ bringt folgende Meldung, die in deutſchen Kreiſen berechtigtes Aufſehen erregen dürfte:„Man wird ſich er⸗ innern, daß Juſtizminiſter Rytter 400 deutſchen Maurern Einreiſe⸗ erlaubnis gab, die ſeit der Zeit hier im Lande gearbeitet haben, und zwar zum größten Teil in Nordſchleswig. Von Seiten der Gewerk⸗ ſchaften war es eine Vorausſetzung, daß die Deutſchen nicht unter dem gültigen Tarif, arbeiten durften. Dagegen wird nun berichtet, daß dieſe Vorausſetzung nicht erfüllt iſt. Dazu kommt, daß die Ar⸗ beitsloſigkeit im Maurerfach zunimmt. Deshalb hat der Maurer⸗ verband beſchloſſen, ſich an das Miniſterium zu wenden mit der Forderung, daß die deutſchen Maurer ſofort heimgeſan dt werden, Nach dem bisherigen Verhalten des däniſchen Juſtiz⸗ miniſters den in Nordſchleswig lebenden Deutſchen gegenüber darf Eine Erklärung Dr. Jeianers man nicht daranzweifeln, daß er dem Wunſch der däniſchen Gewerkſchaften nachkommen wird. Ausweiſungen von Deutſchen aus Nordſchleswig ſind ſtets charakteriſtiſch geweſen für das Rytter⸗ regiment. 5 Der ehemalige ſächſiſche Miniſterpräſident Dr. Zeigner ver⸗ öffentlicht im„Vorwärts“ eine Erklärung, in der er ſich gegen die Darlegungen wendet, die über ſeine angeblichen Verfehlungen in der bürgerlichen Preſſe gemacht worden ſind. Er bezeichnet dieſe Mitteilungen als bösartige Entſtellungen oder politiſche Ten⸗ denzbehauptungen und erklärt, er habe für amtliche Handlungen Geld oder Geldwertsentſchädigungen nicht erhalten. Das„B..“ teilt in Ergänzung dazu mit, man habe feſtgeſtellt, daeß die Anzeige gegen Dr. Zeigner auf einen Rechtsanwalt zurückgeht, der der Hakenkreuzbewegung naheſteht. Dieſer Anwalt ſoll ſeine Mittei⸗ lungen auf die Bekundungen eines gewiſſen Möbius ſtützen, der zamit gebrüſtet hat, daß man bei dem Juſtizminiſter Zeigner jede Begnadigung erreichen könne, wenn er nur genügend bezahlt werde. Wegen dieſer Mitteilungen würde Möbius in Haft genom⸗ men. Dr. Zeigner ſoll die Angaben dieſes Mannes als glatte Erfindungen bezeichnet und nur zugegeben haben, daß der Ankauf eines Pelzmantels vielleicht nicht ganz korrekt geweſen ſei; er habe den Pelz zwar bezahlt, aber an einen Mann, der beanadigt wurde.(Beſonders glaubhaft erſchien zwar Dr. Zeig⸗ ner während ſeiner Amtszeit nie.) Kleine politiſche Mitteilungen * Die Neuwahlen des LCandesrals des Saargebiets. In einem Erlaß der Regierungskommiſſion iſt der Termin der Neuwahlen zum Landesrat nunmehr auf Sonntag, den 27. Januaxr, feſt⸗ geſetzt worden. Der Erlaß beſtimmt, daß die Wahlliſten bis zum 22. Dezember vorzulegen ſind. «Ein Spion verhaftet. Wie von der Schweizer Grenze gemeldet wird, wurde vor einigen Tagen in Rielaſingen durch württem⸗ bergiſche und badiſche Polizei ein franzöſiſcher Spion ver⸗ haftet. Es handelt ſich um einen Militärattachee der franzöſiſchen Geſandtſchaft in Bern, der beauftragt war, in Baden und Württem⸗ berg Nachrichten über die Reichswehr zu ſammeln. Die Frage der öſterreichiſchen Vorkriegsſchulden. Der Kon⸗ trolleur des engliſchen Rechnungsamts, Grey, iſt in Wien ein⸗ getroffen, um mit der Regierung über die Regelung der Vorkriegs⸗ ſchulden. verhandeln. *Für die engliſchen Parlamenkswahlen ſind bis ſetzt 22 weib⸗ liche Kandidaten, darunter 4 konſervative, 8 liberale, 9 von der Arbeiterpartei und 1 unabhängiger aufgeſtellt worden. Regelung der Tangerfrage. Die neuen Verhandlungen über die Tangerfrage ſind numnehr ſoweit gediehen, daß in dieſer Woche der endgültige Vertragsentwurf in Angriff genommen werden Letzte Meloͤungen Plündererverhaftungen in Weinheim O Mannheim, 20. Nov.(Eig. Ber.) Heute nacht wurden durch ein ſtarkes Kommando von Gendarmerie, Kriminal⸗ und Fahndungs⸗ polizei in Weinheim 30 Aufrührer, Plünderer und Perſonen wegen unerlaubten Waffenbeſitzes feſtgenommen. Gefunden wurden geplünderte Waren, Handfeuerwaffen und ſelbſtverfertigte Handgranaten. Die Feſtgenommenen und Haupttäter ſind in der überwiegenden Mehrzahl Perſonen im Alter von 18 bis 25 Jahren. Sperre der Wiener Univerſität Wien, 20. Nov. Wegen der geſtern wiederholt erfolgten Zu⸗ ſammenſtöße zwiſchen deutſchnationalen und jüdiſchen Studenten hat der Rektor der Univerſität die Sperre der Univerſität verfügt. Riga, 19. Nov. Wie die„Rigaiſche Rundſchau“ erfährt, iſt Baron Anatol Heykin, Bevollmächtigter des Reppſchen Gutes Juchnaizen im Kreiſe Schaulen, als er ſich unterwegs nach Juch⸗ naizen auf der durch Wald führenden Landſtraße befand, von zwei Wegelagerern überfallen und durch einen Rückenſchuß, der ihm das Herz durchbohrte, ermordet worden. Berliner Ur⸗ und Erſt⸗Aufführungen Von Hermann Kienzl. Die Diſſidenten der Berliner haben ſich in zwei Gruppen don Freiſchärlern organiſiert. Luſtſpielhaus ſpielt die Truppe“, deren Räuberhauptmann Fritz Kortner geweſen iſt. lyriſche Ver Karlheinzl nahm das K at nun ſein neues Heim in der Ehauſſeeſtraße beth Bergners herzbrechender Verkörperung. Und das ute um Martin geſchart, Eingeweiht. Seltſamer Weiſe hatte man ein Stück ausgegraben, des mehr als den literariſchen Snobs den— 5 Philologen Intereſſe verbürgte. Der mit 28 Jahren verſtorbene Zweite“ iſt Sein altengliſches Königsdrama„Eduard der hriſtopher j Marlowe war Shakeſpeares Zeitgenoſſe in deſſen Jugendtagen. ſchreiben? Puls der Tragödie langſam gehen und blieb in allen Teilen hinter der Erinnerung an Otto Brahms Aufführung zurück. Dann kam das „Hannele“. Wieder mit unerlaubtem Abbruch! Die genge Himmelfahrt mit dem wundervollen Epilog des Fremden war in den Brunnen geworfen. Warum? Weil dem Alexander Granach nicht liegen mögen! Aber viele Sünden dieſer Welt mm Gottes zu ſich das ſterbende Hannele in Eliſa⸗ ** Georg Kaiſer kann alles! Warum nicht auch ein Volksſtück Aber ſeht genauer hin: nicht Volksſtück ſchlechtweg: ſondern:„Volksſtück 1928“ nennt er ſein neues Drama. Es erweiſt doch wohl keine vermorſchte Haupt“ und Staatsaktion, Schmachvolle ſich im Laufe der Begebenheiten wie ers meiat Nicht das Volk dem menſchliche Leidenſchaften toben ſich vernichtend aus. Marlowes Weltverachtung verſchmähte es, in dieſe Unterwelt ein Flämmchen in obchohl der artitiſche Slil gewohrt bleibt, mit dem e Materie den Dichter, ſich populärer zu machen, als er ſonſt uns zu Himmelslicht leuchten zu laſſen. Hemmungslos, re eines noch ungezügelten Zeitalters, raſen ſich die Tr des Dichters Phantaſie und Gedankenflu perament, ſeine impulſive Sprache(von blufpolles Deutſch überſetztl) täuft wenigſtens ſtand ſein Name. An kunſtvoller Regelung des ſein dramatiſches Tem⸗ kommen liebte. lfred Walter Heymel in n über das Allzu Irdiſche hin weg, ſchütternd. Wie der Unter-, ſo enkzünt auch der Obertitel die kech⸗ Das Schauſpieler⸗Theater hatte einen Regiſſeur. Auf dem niſche Abſicht piels Volke, ſondern der ſatiriſchen Tragikomödie des Volkes von 1923 zu geben, war der Wille. Dieſe andere Art Volksſtück zwingt—* ru r i entſtand ein Stück, anreizend und feſſelnd bis zum letzten der zwölf langen Bilder und zuweilen, mit dem in⸗ tellektuellen Hammer die entmenſchte Menſchheit treffend, ſogar er⸗ des Verfaſſers.„Nebeneinander“ heißt das Stück, weil es drei nur im Ausgangspunkt loſe mit einander ver⸗ würde ſein Einfluß nicht wahrnehmbar. Es war ein tolles Gebrüll. 0 Heinrich George, 1—5 n Melſer der Redekunſt, tat hieein bundene Handlungen parallel laufen lüßt, immer in der dothen — als böſer Die des Dirigenten(Karlheinz Martin) Wille. O ſber die Jünger im Parkett loderten Begeiſterung. *** Die Irrlehre, daß der Dichter um des Schauſplelers willen In dieſer dritten Handlun 5 15d nicht der für den Dichter da ſei, wurde im jungen cleine Luiſe mit dem ſchuftigen Helden von Stück b verknüßpft hatte, heater“ auf die Spitze getrieben und da⸗ abgeſchnitten. Luiſe wird gerettet und verheiratet ad abfurdum geführt. Nie zuvor hatte irgendwer, in abſöluter Welt der Verbrecher in Lackſchuhen, der ſkrupelloſen Spekulanten, gkeit unter dem Star⸗Prinzip, derartige Weſensveränderungen Schieber, neuen Reichen, hier konzenkriert in der neh ſt. In„Elga“ atmoſphäre, mit Jupiterlicht grell beleuchtet. Juiſens ſchuſtiger Ver⸗ würde nach anderen tödlichen Strichen der die*— iſt in dieſen Krelſen n neuer Schluß⸗ ſti t und eine einge hobene Geſte gaben der Dichtung ein völlig](Polſzei, Gericht, Lebeweltl) die Geſellſe grinſt, erhebt beründertes Geſicht Nicht mehr richtete ſich Elga an der Leſche des ſich die Satire zur kragiſchen Anklage wider die berhaltene mals wie in„Von M e e dich an!“ Kaiſers, iſt da der alte Knabe, den ein einziger Augenblick, ein chauſpieler⸗ an Dichtungen vorzunehmen gewagt dem Drama Schluß fallen gelaſſen Und ſchlimmer als das! pu Buhlen auf, um gegen den Gatten und Mörder die la Leibenſchaft auszuſchleudern:„Ich haſſe dich! Ich ſ ſolge a, b, c. Das Kunſtſtück wird durch erſtaunliche Meiſteru orlimet— das Ueberäußerſte. Aber das iſt ſa die beinahe Kunſt. In dem beſonderen Fall iſt Birtuoſttzät überdies dur elbeltebte„Ekſtaſe“l! Sogar Ernſt Deutſch, als femininer König 1 5 0 Zwech 5 ſon Virtu 895 4 weck gerechtfertigt. Auf der dreifach verbreiterten Fläche und ſenfibel, legte hie und da los bis zur 38— werden brel Stücke 5 olkes, wenn auch das ganze Stück Volk von 1923, eingefangen. Stück o: die gutbürgerliche Stube, iſt am ſchwächſten geraten. Immerhin imitiert Kalſer mit Geſchick den Ge⸗ mütston, die eigene Luſt an billiger 855 terverulkung 50 wird das Fädchen. das eine verführte Stück b iſt die Um⸗ und Kino⸗ hampion, Glänzend Kaiſers Varben⸗ t. Aber in Handlung a, aus der ſa auch, doch aus anderen Tupen enſchheit. Aber⸗ orgens bis Mitternacht“ und in anderen Stücken Sie begmügte ſich vielmehr mit einer ſtummen Verbeugung(), die ſcheinbar nichtiger Zufall aus dem Gleichgewicht des langen, ehr⸗ 80 8 Spiel mit einem troniſchen Fragezeichen abſchloß. Das geſch ah ſamen Lebens reißt und Schritt für Schriſt zur Kataſtrophe treibt. effenbar, weil der Eliſabeth Bergner die elementaren Affekte Ein armſeliger Pfandleiher findet im verpfündeben Frack des in die nicht recht liegen. Der Regiſſeur(Heinz Hilpert) ließ den fiebernden Handlung b entrückten Schufterle einen Brief, der den Selbſtmord der kleinen Luiſe fürchten läßt. Dieſen Menſchen lunterſtreiche: Menſchenl) überfällt nun die Leidenſchaft der Güte, daß er das ihm völlig fremde Mädchen finden und retten will. Er gerät auf der atemloſen Jagd von Schlinge zu Schlinge, ſchlägt die Stirne wund an dem eiſernen Gitter der Herzloſigkeit und öffnet ſchließlich den Gashahn. Ein Beſeſſener,— beſeſſen von Menſchlichkeitl... Der Erfolg des Dramas war mächtig. Mit Genugtuung konnte die ſpür⸗ ſame Empfänglichkeit des Berliner Publikums für feinſte ſatiriſche Striche wahrgenommen werden. Für„Die Truppe“, die zweite Republik der Berliner Schauſpieler, war's ein großer Tag. Hier hatte ihr Regiſſeur Berthold Viertel ſein ntliches Element gefunden. Bis ins Kleinſte war alles zur Vollkommenheit auf viel⸗ ſarbige Einheit abgeſtimmt. Unterſtützt und gehoben von den originellen Bühnenbildern des George Groß Unter den Darſtellern ragte vor allem Leonhard Steckel hervor, der mit ſeinem alten Pfandleiher, dieſer in körperlicher Häßlichkei“ abſtoßenden Groteske einer li swerten ſchönen Seele, in die erſte Reihe unſerer Charakterdarſteller trat. 5 *** e Uraufführungen von fröhlichen Kindern trauriger Zeit im Künſtlertheater im Kleinen Theater! Hier des ernſten Literaten Karl Streckers Schwank vom erbärmlich getretenen Subalternbeamten—„Tybbke“— mit Max Adalbert, dem typiſchen und beſten Berliner Komiker, ſiegreich an der Tete; dort des Hans Bachwitz pikantes dreiaktiges Duo:„Eine galante Nacht“. Ein in ihrer anmutigen Zurückhaltung doͤppelt unwiderſtehlichen rola Toelle. Theater und Muſtk ˖ Gruppen-Tanzabend Arſula Back. Großes war gewollt— aber ein Unſtern erſter Größe ſauſte in den Abend herab: Der Vorhang funktlonierte nicht. Die Tanzvorſtellungen fingen ſpät an, die en waren endlos lang, die Darbietungen ſchüterhaft und für die breite Oeffentlichkeit von geringem Intereſſe. Zu 05 ſtanden ein paar Erdeun doch die Tanzenden mit Ausnahme von Lia Georgi, deren Glieder gelöſt waren. ſtecken noch zu tief in den Kinderſchuhen, als daß ſie beſonders nennenswert wären. Das wertvollſte Stlck, wenngleich es kelne Gewähr dauernder Lebens⸗ fähigkeit in ſich trügt, immerhin aber Diskuſſionswert beſitzt. war Der Wald“, eine Tanzdichtung von Urſula Back Ernſt Toch ſchrieb dazu eine Kammermuſik, die ſcharf gefaßte thematiſche rofllierung zeigt und in vier Teile zerfällt. Der Wirbeltanz begiant mit hämmernden Gongſchlägen und ſchrillen Klarinsttklängen. In fortlaufenden Bewegungen, die nicht mehr Ausdruckskonturierungen, ſondern zu muſikaliſcher Plaſtik geformte, tonliche Bewegungsimpulſe geworden ſind, löſen ſich die Stimmen allmählich, um nach einem fugenartigen Thema in ein dumpfes Adagio zu ſinken(„Der Tanz Dienstag, den 20. November 1923 Mannheimer General-Anzeiger(Mittag ⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 534 Ueue Wege der In der Erkenntnis, daß von der Wirtſchaft in der Frage der Preisgeſtaltung völlig andere Wege eingeſchlagen werden müſſen, wenn wir aus der Szylla des Papiermarkelends nicht in die Charybdis der Rentenmarkinflation geraten wollen, ließ Bürger⸗ meiſter Dr. Walli auf geſtern nachmittag in den Stadtratsſaal zu einer Ausſprache einladen, zu der ſich in der Hauptſache die Perſönlichkeiten einfanden, die alle 14 Tage in der Preisprüfungs⸗ kommiſſion zuſammenkommen. Außergewöhnlich zahlreich waren andel die an der Preisbildung intereſſierten Behörden ertreten. Bürgermeiſter Dr. Walli ſtellte in ſeinen einleitenden Aus⸗ führungen feſt, daß im allgemeinen zur Goldmarkberechnung über⸗ gegangen worden iſt. Hierbei habe ſich eine Erſcheinung gezeigt, die in der Bevölkerung große Unruhe hervorrufe: daß die Grund⸗ preiſe ſehr weit über die Friedenspreiſe hinaus⸗ gehen. Unter Bezugnahme auf unſeren Artikel im geſtrigen Mit⸗ tagsblatt über die Steigerung der Lebenshaltungskoſten ſtellte Dr. Walli feſt, daß das Dollargoldnipeau in der vergangenen Woche auf 127,174. die Lebenshaltungskoſten dagegen um 224,1 geſtiegen ſind. Bei den geſtrigen Erhebungen des Preisprüfungsamts habe jich gezeigt, daß in vielen Waren eine weitere bedeutende Erhöhung der Goldgrundpreiſe eingetreten iſt, die in der im Samstag Abendblatt abgedruckten Tabelle nach dem Stande vom 15. November veröffentlicht wurden. Im allgemeinen werde man ſagen können, daß die Erhöhung gegen⸗ über dem Friedenspreisniveau etwa das Doppelte betrage. Er möchte hervorheben, daß er mit ſeinen Ausführungen nicht allein auf die Verhältniſſe im Einzelhandel abheben wolle, ſondern all⸗ gemein auf die Frage der Warenpreiſe überhaupt. Er ſei der Auf⸗ faſſung, daß man bei der Prüfung der Frage, ob eine Erhöhung gegenüber den Friedenspreiſen berechtigt ſei, nicht in Bauſch und Bogen ürteitzen dürfe, ſondern von dem einzelnen Falle ausgehen müſſe, weil die preisbildenden Momente verſchieden zu beurteſlen ſind. Dr. Walli ging auf dieſe Faktoren näher ein, wobei er betonte, daß hierbei vor allem auch die erhöhten Frachtſpeſen und der ver⸗ minderte Umſatz in Betracht gezogen werden müſſen. Nach der Auffaſſung der zuſtändigen Stellen müßden die Entwertungszuſchläge verſchwinden, wenn die Möglichkeit beſtehe, wertbeſtändige Zahlungsmittel in größerem Umfange zu erlangen. In den nächſten Tagen werde ſicher eine Entſpannung eintreten. U. a. habe er von der Milch⸗ zentrale gehört, daß ein ganz annehmbarer Prozentſatz wertbeſtän⸗ diger Zahlungsmittel von den Händlern einlaufe. Wenn das nötige wertbeſtändige Geld zur Verfügung ſtehe, könne man die Entwer⸗ tungszuſchläge fallen laſſen. Die Reichsbank habe geſtern noch nicht Rentenmark in dem Umfange beſeſſen, um den Verkehr genügend ſpeiſen zu können Der ganze Fragenkomplex ſei für die Allgemein⸗ heit nicht nur aus dem Geſichtspunkt heraus wichtig, daß es gilt, Wucher und Preistreiberei zu bekämpfen, ſondern auch vom Stand⸗ punkt der Lohnpolitik. Die Tatſache, daß zwiſchen dem Einkommen des Gehalts, und Lohnempfängers und den doppelten Frledens⸗ preiſen eine koloſſale Kluft gähne, ſei nicht nur für die Verbraucher, ſondern für die ganze Lage des Staates und Reicheg überhaupt von großer Wichtigkeit Ein Vertreter der Textilwarenbranche ſtellte feſt, daß in dieſer Branche der Weltmarktpreis zwiſchen 30 und 50% über den Friedenspreis gegangen iſt. Viel zu wenig werde bei der kritiſchen Würdigung der e die Umſatzſteuer berück⸗ ſichtigt, die dom Erzeuger bis zum Einzelhändler 15—20 betrage. Preisperteuernd wirke außer den koloſſalen Frachten auch das künſt⸗ liche Kursnivenu. Was nütze der Berliner Kurs, wenn nur eine —2prozentige Zuteilung erfolge? Vielleicht wären wir viel we ter, wenn der künſtliche Kurs von vornherein ausgeſchaltet worden wäre. In den letzten Tagen ſeien geradezu kataſtrophale Fehler vorgekom⸗ men. 50 ſeien an einem Tage an der Papiermark verloren worden. Die Rentenmark könne als geſund bezeichnet werden. Sie werde ein guter Notbehelf ſein. Bei der Preiskalkulation müſſe auch der verminderte Umſatz in Betracht gezogen werden, der—15 mal weniger als im Frieden ſei. Auf dem verminderten Kapital laſteten die koloſſalen Speſen, nicht allein beim Einzel⸗ handel, ſondern auch beim Groſſiſten und in viel ſchärferer Weife beim Fabrikanten Ein Gewerkſchaftsführer vertrot in längeren Aus⸗ führungen den Standpunkt der Arbeitnehmerſchaft. Er habe, ſo führte er u. a. aus, nicht daran gezweifelt, daß jeder Vertreter imſtande ſein werde, den Nachweis zu liefern, daß die höheren Preiſe berechtigt ſeien. Man könne, um die Verhandlungen abzukürzen, einfach ſagen: die Löhne werden um das Doppelte und Dreifache des Friedensſtondes erhöht. Das Jentralproblem nege doch anders. Sein und Nichtſein der deutſchen Wirtſchaft hingen in der nächſten Zeit davon ab, ob ſo wie in den letzten 5 Jahren weiter⸗ gewirtſchaſtet werde. In dieſem Falle kämen wir viel raſcher als mit der Papiermark zu einer Goldinflation und damit zu einer Kataſtrophe, die die bisherigen Kataſtrophen weit in den Schatten ſtellen würde. Die Frage ſei heute: ſollen wir die Sache einfach weiter laufen laſſen und die Konſequenzen erhöhter Gehälter und Löhne daraus ziehen oder ſollen wir den Hebel an anderer Stelle anſetzen? Es ſei jeß ſchon wieder dieſelbe Erſcheinung zu des Grauens“). Nach dem„Tanz des Schweigens“, einem kurzen intermezzoartigen Thema mit viel Vierteltonmelodik und ⸗Harmonik, folgt das Gegenſtück,„Der Tanz des Erwachens“, der mit lang ge⸗ haltenen tiefen Klängen wie aus der Ferne rufend in ein jubelndes von graziöſen Einfällen erfülltes Thema ausläuft. Die Tanzdichtung exakt und ohne Fehl von den Schülerinnen der Tanzſchule aus⸗ Pluber hatte einen Fehler: die einzelnen Stücke waren durch ange ſen auseinandergeriſſen, und ſo wurde die Einheit geſtört, worunter beſonders die wertvolle Muſik zu leiden hatte. Weit beſſer als der Wald gefiel dem Publikum„Der verliebte Puppenſpieler“, ein hübſches Marionettentanzſpel. Hier ſah man einige gefällige pantomimiſche Ausdeutungen z. B. Der Teufel von Gretel Curth und Der er von Elſe Kunpfer. Anneliſe Koppel als Puppenſpieler ſah ganz reizend aus. Der Shluß des Abends bildete eine Groteske„Tanz um den Götzen“, ausgeführt von einer Gruppe, die viel Beifall ermdete. So zeigte die Veranſtaltung. daß Urſula Back eine gute Lehrerin der Daliroze⸗Methode iſt und für ihre Schule dürfte der Abend eine gute Empfehlung ſein; denn Angehörige und Freunde der Tanzenden waren zahlreich er⸗ ſchienen und ſpendeten reichen Beifall. Die Krit'k hat aber im Grunde hier nichts zu ſagen. Am Flügel bewährte ſich Ida Frank als eine anſchmiegſame und ſichere Begleiterin Die Mithilfe des Kamwer⸗ Orcheſters unter Kapellmeiſter Paul Breiſach trug zum Erfolg des Abends weſentlich bei. 5 H. Lz. Shakeſpeares Homödie der Irrungen“ als Tanzſpiel. Eine ſenſationelle Erſtaufführung von keſneares„Komédie der Irrungen“ brachte das Altonger Stadttheater Die Auffüh⸗ rung wurde ganz vom Standpunkt des Tänze riſchen aus ent⸗ wickelt. Was bisher als Tanzeinlage aalt, batte ſich bier des ganzen Stückes in oroaniſcher Weiſe bemächtiat und ſo eine ganz neue, von dtärkſtem Eindruck getragene Form geſchaffen. Es ſcheint uns in der Tat das erſte Mal! daß ſich die wieder vielgenannte und reformierte Tanzkunſt wirklich als fruchtbar für das Theater erweiſt. Das Ver⸗ dienſt hieran gebührt Treodor Paul Etbauer. der damit entſchieden einen wichtigen Schritt über die non Labanſchen Bemühungen beim Tbeater binausgehk! Die Tanzleiſtungen, von Geiſt und oft verblüf⸗ fendem Witz getragen haben ihren Schwerpunkt auf der Seite indi⸗ viduellſten Ausdrucks. Kritiſcher könnte man ſich zu der durchgehen⸗ den muſikaliſchen Behandlune des Ganzen einſtellen. Die Intendanz des Altonger Staditheaters batte auch ſzeniſch großen Aufwand ent⸗ wickelt, um die Aufführung auf eine künſtleriſch hohe Stufe zu ſtellen. Schelſenin am der Rampe. Ju einem vielbeſprochenen Skan⸗ dal kam es kürzlich während der Auffübrung des„Borts Godungm“ von Muſſoraski in der Oper in Eßikago. Der berühmte ruſſiſche Baſſiſt Schaljapin, der die Titelrolle ſang. geriet während der Aufführung, man weiß nicht aus welchem Grunde, in ſo ſinnloſe Wut. daß er an die Rampe trat und mit Stentorſtimme ins Haus Preisgeſtaltung verzeichnen, die man bei der Papiermarkwirtſchaft erlebt habe, daß man ganz unterſchiedslos, ob man mit aus dem Ausland bezogenen Rohſtoffen wirtſchafte oder nicht, den gleichen Entwertungszuſchlag einkalkuliere. Obwohl ſich der Redner nichts von einer militäriſchen Diktatur verſpricht, iſt er nicht abgeneigt, gewiſſen diktatoriſchen Maßnahmen das Wort zu reden. Es müſſe dafür geſorgt werden, daß mit der Sanierung der Währung ernſt gemacht werde. Bei den Arbeitnehmern habe man ſchon angefangen, ernſt zu machen mit den Vorausſetzungen, die angeblich notwendig ſind, um überhaupt mit der Rentenmark eine Zwiſchenſanierung zu verſuchen. Er erinnere daran, daß man mit der Aufgabe der Demobilmach⸗ ungsverordnung und anderen Maßnahmen Anforderungen an die Arbeitnehmerſchaft geſtellt habe, die trotz großer Widerſtände zum Teil plauſibel gemacht wurden. Wir ſtehen, ſo wurde erklärt, vor der Wahl, entweder in der alten Weiſe weiterzuwurſteln oder auch unſex Teil Opfer zu bringen, um die VPorausſetzungen für die Sa⸗ nierung zu ſchaffen. Das Murren ſei ſehr groß in den Reihen der Arbeitnehmerſchaft geweſen, weil man ſagte: warum verlangt man von uns die Opfer, während man nichts hört von der Aufgabe der Kartellpreispolitik? Gewiſſen Kreiſen von Induſtrie ußtd Bankwelt ſeien ganz ungeheure Vorwürfe zu machen. Es ſeien Geheimzirkulare bekannt geworden von Banken und Induſtriever⸗ bänden, durch die man ſchmm zu einer Zeit, als die Rentenmark überhaupt noch nicht klar zu überſehen war, die intereſſierten Kreiſe dorauf hingewieſen habe, daß mit der Wertbeſtändigkeit nicht viel los ſein werde, ſo daß man 50—70 Entwertung kalkulieren müſſe, wenn die Rentenmark komme. Hier ſeien ſehr große Sünden begangen worden. In Fragen, wie ſie jetzt die Regierung zu löſen habe, hänge doch faſt alles vom Vertrauen ab und von der wirklich guten Unterſtützung der Kreiſe, die in Handel und Wirtſchaft die Beſitzenden ſind. Er ſei ſich klar darüber, daß einerſeits auf den verſchiedenſten Gebieten eine Erhöhung über das Friedenspreisniveau erfolgen muß und andererſeits das Lohnniveau auf zwei Drittel bis drei Viertel des Friedensſtandes gehalten werde. Er ſei ſich aber nicht einig darüber, daß min wahllos auf allen Gebieten zugelaſſen wer⸗ den müſſe, daß wir 100—200% und noch mehr über den Friedens⸗ preiſen liegen. Er habe den Eindruck, daß im November ganz will⸗ kürzlich in die Höhe geſetzt wurde. Hier müßte die Preisprüfungsſtelle in ſchärfſter Kontrolle den Gang der Preisbewegung einzeln verfolgen und in Verbindung mit Wucherpolizei und Staatsanwallſchuft rigoros durchgegriffen, damittendlich einmal auch die Kreiſe, die ſich bisher im Hintergrund gehalten haben, merken, daß eine Staatsautorität da iſt. Die Rentenbank bedeute jedenfalls einen ganz ernſt zu nehmenden Verſuch, die Vorausſetzungen für die Währungsſanierung zu ſchaffen. Die Schichten, die in den letzten 5. Jahren an der Inflation verdient haben, ſeien ſchon wieder am Werke, an der Inflation der Rentenmark zu verdienen. Er ſei gern bereit, die Arbeitnehmer zur Verfügung zu ſtellen, die ſchon einmal die Preisprüfungsſtelle in der Kontrolltätigkeit unterſtützt haben. Vielleicht komme man in gegenſeitiger Tätigkeit zu gewiſſen Richt⸗ linien. Der Einzelhandel klage in der Preisprüfungsſtelle und bei allen möglichen Sitzungen über den Druck der Fabrikanten und Groſſiſten. Aber er mache immer wieder, was die Fabrikanten und Groſſiſten wollten. Er ſchlucke ſeden Preisaufſchlag, anſtatt ſich zu erkundigen, ob die Preiserhöhung berechtigt ſei. Hinſichtlich der landwirtſchaftlichen Produkte ſtehe er auf dem Stand⸗ punkt, daß ein Preisniveau in der ungefähren Höhe der Friedens⸗ preiſe durchaus erträglich wäre. Angeſichts der umgeheuren Ent⸗ ſchuldung und Laſtenabſchüttetung, die die Landwirtſchaft im Gegen⸗ ſatz zu anderen Kreiſen des deutſchen Volkes vornehmen konnte, ſei ein gewiſſes Opfer, deſſen volkswirtſchaftliche Bedeutung man durch⸗ aus anerkenne, angebracht. Eine Erhöhnng der landwirtſchaftlichen Produkte habe immer eine Erhöhung der Gehälter und Löhre nach ſich ziehen müſſen. Wenn auf der einen Seite in die Preis⸗ kalkulation von Induſtrie und Handel mit aller Schärfe eingegriffen und auf der andern Seite die Landwirtſchaft dazu gebracht werde, Friedensgoldpreiſe oder Preiſe zu nehmen, die den FFriedensyreiſen nahekommen, ſo könnte man in wenigen Wochen zu einer Stabi⸗ liſierung der Verhältniſſe kommenn Bürgermeiſter Dr. Walli iſt ebenfalls der Anſicht, daß durch die Behörden mit aller Schärſe gegen die Inflation eingeſchritten werden müſſe, wenn wertbeſtändige Jahlungs⸗ mittel in genügendem Maße zur Verfügung ſtehen. Das ſei auch die einmütige Auffaſſung des Stadtrats. Der Vertreter des Lebensmittel⸗Einzelhandels teilte die intereſſante Tat⸗ ſache mit, daß in Mannheim der Verbrauch von ausländiſchen Artikeln den Friedensſtand erreicht hat. Man müſſe grundſätzlich zur Sparſamkeit zwingen, zu einer Sparſamkeit, die in den letzten Monaten nicht feſtgeſtellt werden konnte. In der Preisbildung hätten ſich im Lebensmittel⸗ handel ganz unhaltbare Zuſtände herausgebildet. Redner hat geſtern in ſeinem Geſchäft 40 Prozent wertbeſtändioe Einnahme gehabt. 40—50 Prozent/ wertbeſtändige Zahlungsmittel dürften in den letzten Tagen eingegangen ſein. Die Riſikoprämie von 10—20 Prozent werde infolgedeſſen auf 35—8 Prozent ermäßigt. Es ſei ein volkswirtſchaftlicher Unfug, daß bis zu 50 Prozent Riſikoprämie in die Goldgrundpreiſe einkalkuliert würden. Der Lebensmittelkleinhandel ſei zu einem Abſchlac von 30 Prozent brüllte:„Ihr Idioten. Ihr Schweine. Künſtler wollt Ihr ſein? Pfui Teufel!“ Der Kapellmeiſter Spardoni, der die Aufführung beitete, warf kreidebleich den Taktſtock zu Boden, ſprang auf die Bühne und verſetzte Schaljapin eine laut ſchallende Obrfeige. Die Vorſtellung mußte unter allgemeinem Tumuſt abgebrochen werden. 4 Theaterrundſchau. J. E. Poritzky hat ein neues abend⸗ füllendes Stück geſchrieben. das„Ueber Nacht“ betitelt iſt und das am Neuſtädtiſchen Schauſpielhaus in Dresden zur Urauf⸗ führuna gelangt.— Das Enſemble des Wiener Raimund⸗ theaters wird im Januar 1924 in Moskau und Petersburg aaſtie⸗ ren und folgende Werke zur Aufführung bringen:„Wauwau“ Der Geizige“ und„Der eingebildete Kranke“. In allen dieſen Stücken wird Pallenberg die Hauptrolle ſpielen. Dieſes Gaſtſpiel iſt das erſte deutſche Enſemble. das ſeit 1914 wieder in Rußland aaſtiert.— Die Verhandlungen zwiſchen der Gruden Gruntam Geſellſchaft, die das Gaſtſviel der Wiener Staatsoper in London zum Teil finanziert. und den Bundestheaterbehörden haben zu dem Reſultat geführt, daß während neun Wochen ein zweihundert Perſonen ſtarkes En⸗ Jemble der Staatsoper unter Richard Strauß und Franz Schal! in London gaſtieren wird.— Die Theaterſammlung der Wiener Na⸗ tionalbibliothek hat eine Sammkung aeſchenkt bekommen. die 102 Bil⸗ der der bedeutendſten Mephiſtodarſteller enthält. Sie hat unter den Raritäten Schauſpieler wie Lobe. Seydelmann. Weiße, bringt be⸗ rühmte Tupen wie Lewinsku und Mitterwurzer und geht bei den Modernen bis zu Reinhardt, Jarno, Steinrück, Baſſermann und Klöpfer 8 352 Kunſt und Wiſenſchaſt 8 Heem wichtiger vorgeſchichklicher menſchenſund in Kallfornien. Aus Newyork kommt die Nachricht, daß eine Exvedition des Smith'⸗ ſonſan⸗Inſtituts in Südkalifornien bei Santa Barbara z wei Schä⸗ del ausaegraben hat. die viebälter ſein ſollen als die, welche der älteſten in Eurova bekannten Menſchenraſſe, der Neandertalraſſe. angehören. Es wird bervoraehoben. daß ſie ſehr primitive Formen, beſonders in der niedrigen Stirnbildung und der ſtarken Vorwölbung der Ueberauaenbrauenwülſte zeigen. Die Mund⸗ höhlen ſollen bedeutend arößer als bei iraend einem bisher gefun⸗ denen Menſchenturus ſein. weiter ſoll die durchſchnittliche Dicke der Schädelknochen mehr als zweimal ſo viel betragen wie die der älteſten bisber bekannten Indianer. Mit den Schädeln zuſammen wurden arobe Werkzeuge gefunden, wie Keulen und Angelhaken.— An ſich muß man den Meldungen, die aus Amerika über urzeitliche Men⸗ ſchenfunde kommen. ſehr fkeptiſch gegenüberſtehen. da es gewiſſer⸗ maßen als nationale Pflicht angeſehen wird, den Uramerikaner älter als den Ureuropäer zu erweiſen. Die zahlreichen Funde, die Ameghino im Laufe der letzten Jahrzehnte mit viel Reklame aus bereit unter der Vorausſetzung, daß ein Geldverluſt nicht mehr ein⸗ trete. Die„ſtille Plünderung“ ſei ſchlimmer als die gewaltſame. In den letzten Tagen ſeien in den Neckarſtadt und im Jungbuſch an Erwerbsloſe mehr Waren verſchenkt als verkauft worden. Polizeidirektor Dr. Bader führte aus, die Wucher poli zei habe bisher verſucht, ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Die Auf⸗ gabe ſei ſchwierig und äußerſt undankbar. Erx erinnere an die zahl⸗ reichen Sitzungen und zahlloſen Angriffe, die gegen die Wucher⸗ polizei gerichtet wurden. Man habe ſich nicht beirren laſſen, ſon⸗ dern habe verſucht, der Staatsautorität und den gelienden Vorſchriften Achtung zu verſchaffen. Nun ſei man wiederum an einem Wendepunkt. Zweifellos handle es ſich um die letzte Phaſe des Kampfes. Wenn man dieſe Kämpfe nicht durchfechte, ſo wiſſe er nicht, woher die Rettuna kommen ſolle. Es ſei ganz ſelbſtperſtändlich. daß die ſtaatlichen Behörden wie bis⸗ her mit ganz beſonderem Nachdruck der Stactsautorität Geltung verſchaffen werden. Es werde in der rächſten Zeit ganz be ſonders Pflicht der Wucherpolizei ſein. ſich der Preiskalkula⸗ tion anzunehmen. Man werde ſich durch keinerlei Drohungen und Einſchüchterungsverſuche davon abheſten laſſen. die erlaſſenen Vorſchriften im Intereſſe des Volk⸗s umd Vaterlandes durchzuführen. Die Polizeibehörde habe für Aufrechterhaltung von Ruhe. Sicher⸗ deit und Ordnung zu ſorgen und deshalb das allergrößte Intereſſe daran. daß alles unterburden wird. was irgendwie den Beſtand von Ruhe. Sicherheit und Ordnuna bedroht. Daß dabei die Lebens⸗ mittelverſorgung in allererſter Linie ſtehe. brauche er nicht beſon⸗ ders zu ſacen. Wenn die Arbeit der Wuch⸗rnolizei durch ſcharfe Urteile gekrönt werde, würde das nur zur Arbeitsfreudigkeit bei⸗ tragen. In der weiteren Ausſprache vertrat ein Gewerkſchafts⸗ führer den Standpunkt. daß die Frage der Stabilität der neuen Währung ledialich eine Frage des Preisabbaus ſel. Das Bemühen müſſe darauf gerichtet ſein, in den Goldpreiſen das Friedensverhältnis wieder herzuſtellen unter Aufrechnung der vom Ausland bezogenen Rohſtoffe. Die Arbeitnehmer ſeien gern bereit. jeden erfolgverſprechenden Weg zu gehen, um über die Schwieriakeiten hinweazukommen, in erſter Linie ſei aber das Unternehmertum dazu berufen, in der Schaffung einer neuen Wäh⸗ rung durchareifende Arheft zu leiſten. Ein Vertreter der Landwirtſchaft erklärte, die Landwirtſchaft ſei oern bereit, auch die Friedenspreiſe abzubauen. ober Handel und Induſtrie mößten es ebenſo machen. Ein Hufbeſchlag z. B. koſte beute 16.60 M. oegen.40—2 80 vor dem Hriege. Das Geld, das der Landwirt für das Liter Milch erhalten habe, ſei innerhalb echt Tagen von 30 auf 5 Pfa. in der Kaufkraft zurückgegangen. Ein Landwirt, der nur Lebensmittel baue, komme nicht mehr auf ſeine Rechnung. Ein Vertreter des Textil⸗Einzel⸗ handels meinte, wenn genügend wertbeſtändige Zahlungsmittel im Umlauf ſeien, löſe ſich die Frage der Ermäßigung der Gold⸗ vreiſe gonz von ſelbſt. Wenn man aſſerdings warte, was die andern tun, werde man niemafs eine Ermäßigung erleben. Der Einzel⸗ handel müſſe anfangen. Und dazu könne er deute ſchon nicht nur di⸗ Bereitwilſiakeit, die ſelbſtverſtändlich ſei, ſondern auch die ganz beſtimmte Abſicht der Durchführung ausſprechen. Es ſei zu befürchten. daß doas Handelskammergeld kein Zirku⸗ lationsgeld ſein werde. weil die Banken nicht die nötige Unter⸗ ſtürung gewährten. Es ſei eine ſelhſtperſtändliche Forderung daß dieſes Geld auch der Bank wertbeſtändig autseſchrieben werde, damit die werth⸗ſtändige Gutſchrift an anderen Pfätzen verwendet werden kann. In der Textilbronche ſei ein Hinaufſetzen der Gold⸗ markvreiſe nicht eingetreten. Eine weſtere Schwierigkeft ſei die Verſchiedenartiakeit des Multiplikators in Mann⸗ heim und Ludwiosbafen. Es ſei ſelpſtverſtändſſch, daß ſich der ganze Strom der Ludwiasbafener Käufer über Mannbeim exoieße, wenn der Multiplikator in Mannheim um 200 Miflliarden ſiedriger ſei. Es wäre deshalb zu erwägen, oh nicht eine Uebereinſtimmung des Mannheimer und des Nfälzer Multiplikators auf irgend eine Weiſe herbeigeführt werden könnte. Der Vorſitzende der Textilgruppe ergänzte die Aus⸗ führunoen ſeiner beiden Kollegen, indem er u. a. feſtſtellte, daß er ſeinen Mitalſedern eindringlich empfohlen habe, ãußerſtgenau zu kalkulieren. Eine Kontrolle der Schaufenſter hobe er⸗ geben,. daß allerhöchſtens zwei Firwen die Preiſe etwas höher als die niederen Manufakturwarengeſchäfte hatten. In den lekten zehn Tagen ſei die Lage äußerſt kataſtrophal geweſen, da die Beſtände an lehensnotwendigen Textilwaren von pfälziſchen Privatſeuten oder Händlern auf⸗ekauft wurden. Der Demobilmachungs⸗ kommiſſär mußte die Mitteilung machen, daß die gegenwärtige Lohnhöhe, die 80—95 Prozent des Friedensſatzes betrage, infolge der neuerlichen Geldentwertung vicht mehr länger aufrecht erhalten werden könne. Man müſſe die Goldpfennige auf dem Index auf⸗ bauen und komme ſo zu ganz bedeutenden Erhöhungen in den Schiedsſprüchen. Nach meiteren Ausführungen, wobei u. a. feſtoeſtellt wurde. daß die hieſi⸗e Handelskammer mit den Han⸗ delskammern in Larlsruhe. Frankfurt und Stuttaart in Verbindun⸗ getreten ſei, um für das Handelskammeraeld ein möglichſt aroßes Verbreitungsgebiet zu ſchaffen. faßte Bürgermeiſter Dr. Walli des Eroebnis der ſtark zweiſtündioen Ausſyrache. die nach außen wieder recht klärend wirken dürfte, in einem Schlußwort zu⸗ ſammen. Er cab dabei dem Vertreter der Landwirtſchaft die Mah⸗ nung mit auf den Weg. dem Reiſpiel des Einzelhandels zu folgen und epenfalls mit dem Preis bbau zu beainnen. Sch. Südamerika veröffentlichte, haben ſich ſpäter ſtets als Irrtümer er⸗ wieſen. Bisher waren urzeitliche Menſchenfunde ſa nur au; Europa bekannt. Allerdinas hat in den letzten Jahren Afrike einen einwandfreien Schädel geliefert. der der Neandertalraſſe ſeh: nahe ſteht und eine aleich primitive Raſſe auch für Afrika beweiſt. Es wäre alſo aründſätzlich nicht von der Hand zu weiſen, daß nicht nu in Europa und Afrika, ſondern auch in Amerika derartige Schäde gefunden werden könnten, und außerdem ſpricht der aute wiſſenſchaft⸗ liche Ruf des Smithſonian⸗Inſtituts aegen einen Irrtum. Für eint einwandfreie Beurteilung müſſen aber erſt noch photographiſche und zeichneriſche Veröffentlichungen abagewartet werden. 1% Arbeitsbeginn im Deutſchen Inſtitut in Florenz. Das Deutſche Kunſthiſtoriſche Inſtitut in Florenz, das dank der Energie Bodes und dem Entgegenkommen der italieniſchen Kunſtperwaltung vor vie! Wochen in den Räumen der Uffizien. anſchließend an die Loggia de Lanzi wieder eröffnet worden iſt, hat ſeine Arbeiten unter Anteil⸗ rahme von Gelehrten der verſchiedenſten Länder beginnen können In der erſten Inſtitutſitzung müchte Dr. Peleo Bacci, Superinten⸗ dent der Kunſtdenkmäler in der Provinz Piſa, eine Mitteilung übe die bisher unbeachtete kleine Kirche S. Gioraio dei Teutonici in Piſe und das Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert von deutſcher Hand. da⸗ ſich dort befindet. Der Direktor des Inſtitutes. Dr. Heinrich Bod⸗ mer, ſprach über die Urfprünge der barocken Malerei in Bologna. Mit der Unterſtützuna dieſer Forſchungsſtätte durch däniſche, ſchwe⸗ diſche. norwegiſche und Schweizer Kunſtfreunde beſteht alle Ausſicht, daß es dem Deutſchen Inſtitut auch in dieſer ſchweren Zeit gelingt, ſeine alte Ueberlieferung in fruchtbarer Zuſammenarbeit deutſcher un? italieniſcher Gelehrter wieder aufzunehmen. giteratue 7 Friedrich Grieſe:„Ur“, eine deutſche Paſſtion. Delphin⸗Verlag⸗ München. Dieſer mecklenhuraiſche Volksſchullebrer. der inzwiſchen mi einem Schauſpiel„Godam“ einen ſtarken Erfalg errungen hat und zur Zeit in der Rhein. Weſtf. Zta. einen Roman„Feuer veröbffent⸗ licht. iſt eine ganz ſtarke Begabung. Trotz dieſem ungleichwertiger Roman, der binreißende. groß ageſehene und aroß geſtaltete Teil neben aanz ſchwache ſtellt. Aber es iſt der Roman eines Dichters, der aus den Tiefen der deutſchen(vielleicht norddeutſchen) Volksſeel ſchöpft. Leid und Sehnſucht auillt empor, aber Leid und Sehnſuch nicht des Einzelnen, ſondern des Volkes. Dieſe Paſſion ſteht im Zei chen: Ur: zer Anfana, das Naturverbundene. das Ungebrochene Geiſtia iſt noch nicht alles geklärt. Konſtruktives ſtört, wird abe: über den Haufen gerannt von der Wucht der gemeiſterten Nakurvor⸗ aänge. Das Buch iſt der nordiſthen Dichtung innerlich perbunder und ſteht ziemlich unverbunden innerhalb der deutſchen Romanpro⸗ duktion. Aber es iſt ein Buch, das eine große Hoffnung bedeutet. hs. S n ee 4. Seite. Nr. 534 Mannheimer Geueral-Anzeiger(Mittag-Ausgabe) Dienstag, den 20. November 1923 Wirtſchaſtliches und Soziales Die Tage des Arbeitsmarktes in Baden Das Allgemeinbild der Arbeitsmarktlage zeigt in der Verichts⸗ woche eine weitere Verſchlechtetung. In der metallverarbei⸗ tnden Induſtrie hielten die ungünſtigen Arbeitsmarktverhältniſſe im allgemeinen an. Lediglich die Pforzheimer Schmuckwareninduſtrie zigt eine auf die Fertigſtellung von N für das usland zurückzuführende Belebung; die Kurzarbeiterziffer ſank er von 27 520 Perſonen(in 405 Betrieben) auf 20 572(in 364 Detrieben). Die Tabaktinduſtrie iſt weiter ſchlecht beſchäftigt. 2iie Folgen zeigen ſich in Betriehsſtillegungen und Entlaſfungen, weitere Stillegungen ſind angekündigt. Im Baugewerbe des Lör⸗ racher Bezirks wurden erhebliche Teile an Arbeitskräften entlaſſen. Hei den weiblichen Hausangeſtellten beſteht nur noch wenig Nach⸗ Nage: Angebot und Nachfrage gleichen ſich vielerorts bereits aus. Zetriebseinſchränkungen(Einführung von Kurzarbeit) efolgten weiter bei zirka 30 Betrieben; es ſind davon insgeſamt wg 1100 männliche und 150 weibliche Arbeitskräfte betroffen. Intlaſſen wurden wegen Stillegung der betr. Betriebe zirka 80%0 männliche und 400 weibliche Arbeitskräfte. Städtiſche Nachrichten Die badiſche Kegierung gegen die überſpannten Solòmarkpreiſe Aus dem Miniſterium des Innern wird der„Karlsr. Itg.“ geſchrieben: In der Bevölkerung macht ſich eine ſtarke Er⸗ regung über die Feſtſetzung der Grundpreiſe im Warenverkehr geltend. Dieſer Erregung kann eine Berechtigung nicht eb⸗ beſprochen werden. Produzenten und Händler haben die Waren⸗ bexechnung ſchon vorher auf Goldmark geſtellt gehabt, ehe die Lohn⸗ und Gehaltsempfänger zu wertbeſtändigen lungsmitteln kamen. Nun mit der Auszahlung wertbeſtändiger Zahlungsmittel ſukzeſſive begonnen wird und die wertbeſtändige Mark in ein feſtes Verhält⸗ uis zur Rentenmark gebracht worden iſt(500 Milliarden) zeigt ſich auf der ganzen Linie eine ſtarke Erhöhung der Waren⸗ preiſe gegenüber den in Friedenszeiten maßgebend geweſenen Preiſen. Der Friedenspreis für eine Ware kann allerdings allein nicht mehr als rechtens gelten, denn ſo wie in der ganzen Welt hat auch in Deutſchland die Produktion heute mit ungünſtigeren Faktoren zu rechnen, die eine Erhöhung der Produktionsunkoſten im Gefolge haben. Das macht ſich in der Bemeſſung der Warenpreiſe fühlbar. Wenn aber der Liter Milch in Vorkriegszeiten 22 bis 25 P cekoſtet hat, ſo iſt jetzt eine Forderung von 35 u. 40 Pfg. in höchſtem Maße ungerechtfertigt. ür ein paar Stiefel mit einer Auszeichnung von 12,50 M. in der Vorkriegszeit kann jetzt unmöglich ein Preis non 25 und 30 M. gefordert werden. Der Preis für Mehl und für Textilwaren z. B. ſteht auch weſentlich über den in Friedenszeiten waßgebend geweſenen Preiſen. nüber wird Produzent und Großhandel den Einwurf Leltend zu— verſuchen, daß das Verhältnis der Papiermark⸗ und Rentkenmarkkurſe zueinander nicht auch eine Uebereinſtimmung zu hochvalutariſchen Deviſen herbeigeführt habe. Es mag ſein, daß ſich Aweichungen in kleinerem Umfang geltend machen. Es darf aber auch nicht außer Acht gelaſſen werden, wie ſehr bei man⸗ chen, Waren die Auslandspreiſe unter den Inlandspreiſen liegen, infolgedeſſen ſich der erforderliche Ausgleich von ſelbſt einſtellt. Das Miniſterium des Innern hat die Wucherabteilung des Landesvolizei⸗ omis angewieſen, eine liſtenmäßige Zuſammenſtellung der Friedenspreiſe aufzuſtellen und zu dieſen einen Zuſchlag unter Berückſichtigung der allgemeinen Weltteuerung zu berechnen, um ſo eine angemeſſene Grenze zu finden, auf welcher ſich die Goldmarkpreiſe zu bewegen haben Vom Handel und von den Fabrikanten erwartet das Meniſterium eine verſtändnisvolle Mitarbeit, denn die Not des Volkes fordert gebisteriſch, daß die Jagd nach Vermögensvort⸗ilen nergiſch bekämpft wird. Es gibt Volksgenoſſen. die kaum das nöt ge Mrot haben, Kinder, die hungernd ins Bett geſchickt werden müſſen, alle Väter und Mütter, die hinter verſchloſſenen Tſtren erbärmlich agrunde gehen. Das Volk iſt in höchſter Not, die Bekümpfung des Auchsts infolgedeſſen eine unabweisbare Pflicht. verpflichtung zur papiergeldannahme Der Militärbefehlshaber im Wehrkreis Y hat am 15. November nachſtehende Verordnung erlaſſen: Nachdem durch Verordnung der Neichsr ing vom 7. Nov. 1923,—5 en im Reichsanzeiger Nr. Ah melne Verordnung IVa/Ie Nr.— vom d05 1975 eine in Ri erfahren ie Ver ung zur Annahme des Nasdeegen 8 liches Zahlungsmittel auch auf den Groß⸗ handel, Induſtrie und Lan ausgedehnt worden iſt, ſetze ich meine oben erwähnte Verfügung außer Kraft. Die im letzten Abſatz meiner Verfügung gegen Zuwiderhandlungen angedrohten Polizeimaßnahmen dleiben gegen in Gültigkeit und werden auf die Verordnung der Reichsregterung in vollem Umfan ee n e ſind bei ſolchen Zuwider⸗ handlungen die Polizeibehörden zur Feſtnahme der Schuldigen und zur Beantragung der Schußhaft gegen dieſelben bel mir ber t. Die Handelskammer Stuttgart hat die Beobachtung cmacht, daß die über die geſetzlich angeordnete Annahme von Papiermark durch alle Berufskreiſe, Induſtrie, Groß⸗ bondel, Einzelhandel und Landwirtſchaft in Württemberg zwar ein⸗ Cchalten, aber außerhalb Württembergs nicht in derſelben Weiſe beachtet wird, woraus ſich große geſchäftliche Unzuträglichkeiten er⸗ geben haben. Die Kammer hat ſich infolgedeſſen an die maßgebenden Stellen in Berlin gewandt und betont, daß die Verordnung nur dann billig ſei, wenn ſte im ganzen Reſch von allen Kreiſen gleicher⸗ maßen eingehalten wird und eine diesbezügliche Mahnung erfolgt, andernfalls ſeien diejenigen im Nachteil, das müſſe offen ausge⸗ ſprochen werden, die ſich an die Verorbnung halten. Die Verordnung über die Verpflichtung zur Annahme von Peichsmark bei Inlandgeſchäften vom 7. November iſt in einigen Punkten noch nicht in Kräft getreten, nämlich im Paragraph 2 Ab⸗ ſatz 1 ſowie Paragraph 3 Abſatz 2(Abrechnung in Papiermark zum ſehzten amtlichen ber—72—8 5 155 dim Erſcheinen der Durchführungsbeſtimmungen erfolgen. Wie „Köln. Itg.“ von gut unterrichteter Seite hört, haben ſich außer dem Reichsverband der deulſchen Induſtrie auch die Verbände des Großhandels und Einzelhandels einſtimmig gegen die vorge⸗ jchlagenen timmungen ausgeſprochen. Vorausſicht⸗ lich werden infolgedeſſen dieſe Durchführungsbeſtimmungen nicht herauskommen, ſo daß für die beiden erwähnten Fälle der bisherige Zuſtand beſtehen bleibt. Das dür fie lodiglich noch eine Regelung der nten Repartierungs⸗ kleufef verordnen, und zwar für beſtehende Verkrüäge, die ouf Papfermark tauten. Man nimmt übrigens an, daß durch das Er⸗ ſcheinen der Rentenmark die gunze Verordnung ihre Bedeutung verlieren wird. hochflut im Tele graphen⸗ und Fernſprechverkehr Vom hieſigen Telegraphenamt werden wir um Aufnahme fol⸗ gender Rechtfertigung erſucht: Die Poſtverwaltung verſagt, das war das Urteil, als im Koch⸗ ſeumer ſtarke Hemmungen und Berzögerungen im Telegraphen⸗ uid Fernſprechverkehr eintraten. Die Angriffe ſind noch nicht ver⸗ kummt, daher zur Au folgendes: Der e turz ark und ſeine Folgen Sane Heſ häfts und Wirtſchaftslage, Uedergang zur Huerdee lung im Fendel und die dadurch eingetretene ſtarke Badeprzeh in einer it, wo man in den Bädern und Kurorten wellte, und wo die Be⸗ nungsmächte die des Lohnverkehrs mit dem beſetzten Bebiet und die völlige Acnelſe der Grenze anordneten, ſteigerten ias Bedürfnls nach einem ſchnellen Rachrichtenaustauſch außerordent⸗ Geradezu verhängnispoll wirkten nun die überaus Riedrigen bühren, die zu erheben die Poſtverwaltung aus geſetzlichen und ſitiſchen Gründen gezwungen wär. Der Weg von der erſten Ver⸗ “ ſchlagung neuer Gebübren bis zur Inkraftſe 1c durch den Ber⸗ kehrsbeirat, Reichsrat und Keichstag nahm immer 4 Wochen in fennig Te ten, längſt durch die erern überholt. Das Inlandstele⸗ gramm zu 10 Wörtern koſtete ſtatt Goldpfennige Friedenspreis am 1. März nur 18,3 Goldpfennige, am 1. Juli nur 6 und am 1 Auguſt nur 2,9 Goldpfennige. Jeder Verſuch der Verwaltung, den Gang der ee zu vereinfächen und zu beſchleu⸗ nigen, blieb erfolglos, bis ſichreluß die Kataſtrophe nicht mehr ab⸗ zuwenden war. Das Publikum und die Börſen⸗ und Handelswelt wurden durch die an Gebührenſätze(bis zu 1 Goldpfennig für ein Telegramm) zum Telegraphieren und Fernſprechen in einem ſolchen Maße angeregt, daß die Abſatzwege bald verſtopft waren. während der Verkehr immer weiter anſchwoll und ſchließlich zu einer Höhe gelangte, wie ſie bisher niemals beobachtet worden iſt. Daß die ſe niedrigen Gebühren weſentlich zu der Verkehtsüber ⸗ ha ſchwemmung beigetragen haben, wird dadurch unzweifelhaft bewie⸗ ſen, daß der Verkehr trotz weiterer e ſofort auf eine normale Höhe zurückging, ſobald vom 20. Auguſt ab die Gebühren durch Erhöhung auf das zwanzigfache dem Goldwert näher gebracht worden waren. Die Betriebsmittel reichten aus, das Perſonal aber nicht. Der Telegraphenbetrieb iſt im allgemeinen ſo damit ausge⸗ ſtattet, daß über den regelmäßigen Verkehr hinaus auch vorüber⸗ 8 de Spitzenleiſtungen glaft bewältigt werden können. In der Zeit der Hochflut betrug die Wertehreſteigerung jedoch 100 Prozent und mehr und hielt mehr als 2 Monate an. Das Telegraphierper⸗ ſonal hätte mehr als verdoppelt werden müſſen, was unmöglich war. Die Eintellung neuer Kräfte in größerem Ausmaß war nicht auig Ndh weil ſie nicht nur geſetzlich nicht zuläſſig war, ſondern auch mit Rück⸗ ſicht auf die lange Ausbildungszeit van mindeſtens—4 Monaten wirkungslos 7 0 wäre, da die Verkehrshochflut nach allen Er⸗ fahrungen und Anzeichen nur von vorübergehender Dauer ſein konnte. Beſonders ungünſtig traf es ſich, daß wenige Monate vorher mit dem im Reichstag, Reichsrat und im Verkehrsbeirat ſowie auch in der Oeffentlichkeit immer wieder geforderten Abbau des Perſo⸗ nals vorgegangen worden war. Dieſer Abbau fiel in die Monate März und April, wo eine verbältnismäßig ruhige Wirtſchaftslage eingetreten und der Verkehr dementſprechend gering war. So lag wochenlang eine ungeheure Arbeitslaſt auf dem durch vorübergehende Einſtellung des Erholungsurlaubs und durch Heran⸗ ziehung von Kräften aus anderen Dienſtſtellen nur ganz ungenügend verſtärkten Perſonal des Apparatdienſtes. Das Reichspoſtminiſterium betrachtete es als ſeine Pflicht, vor der weiten Oeffentlichkeit zu be⸗ zeugen, daß dieſe Beamten mit äußerſter Anſtrengung be⸗ müht geweſen ſind, der Hochflut Herr zu werden. Soweit dies nicht gelang, mußten die Telegramme mit der Poſt befördert werden. Daß ſie hierbei häufig ganz erhebliche Verzögerung erlitten haben, erklärt ſich dadurch, daß die Verſendung mit der Poſt vielſach erſt erfolgen konnte, nachdem ſich die Unmöglichkeit einer Beförderung in angemeſſener Friſt herausgeſtellt hatte, und daß die legramme— zumal mit den Frühzügen— in ſo großen Mengen gleichzeitig am Beſtimmungsdorte eintrafen, daß all⸗ heranziehbaren 25 kräfte bei weitem nicht zur Abtragung der Telegramme aus⸗ reichten. Im Fernſprechverkehr lagen die Verhältniſſe ähnlich, nur war die Zunahme hier geringer, well Geſprächsanmeldungen, die nicht in einem gewiſſen Zeitraum erledigt wurden, zurückgezogen und dann Befriedigung des Verkehrsbedürfniſſes durch den Tele graphen geſucht wuͤrde. Die Unmöglichkeit, die zu bewältigen. lag hier in der Begrenztheit der Betriebeimſttel, die n bei regelmäßigem Verkehr nicht ausreichen. Die Ueberlaſtung det Fernleitung wird bekämpft durch die bekannte Rationierung der Ferngeſpräche und, ſoweit es die Finanzen des Reiches irgend geſtatten, durch den Bau neuer Fernleitungen, vor allem durch den Ausbau des Fernkabelnetzes, der aber ſehr große Kapftal⸗ anlagen erfordert. Jünſſache Invalſdenbeiträge. Durch Berorbnung des Reichs⸗ arbeitsminiſters ſind die Beiträge in der Invalldenverſicherung vom 19. November ab abermals verfünffacht worden. Kichkig frankieren! Ein neuer Poſtgebührentarif iſt heute in Kraft getreten. Brieſe im Ortsverkehr koſten bis zu 20 Gramm 10 Milliarden, im Fernverkehr 20 Milliarden, Poſtkarten im Ortsverkehr 4, im Fernverkehr 10 Milliarden, Druckſachen bis 25 Gramm 4 Milliarden, anſteigend bis zu 36 Milliarden bei einem Gewicht von—2 Kilogramm, Poſtanweiſungen bis zu 1 Billion 5 Milliarden, bis 3 Villionen 10 Milliarden, bis 5 Billionen 15 Milliarden, bis 10 Billionen 20 Milliarden, für jede weiteren 10 Billionen 20 Milliarden mehr, Pakete bis 3 Kilo 50 Milliarden in der erſten, 100 Milliarden in der 2. und 3. Zone. Ermäßigung der Jleiſchpreiſe. Den Verbrauchern kann die erfreuliche Mitteilung gemacht werden, daß die Fleiſcherinnung die Führung im Preisabbau unternommen hat. In der geſtrigen Sitzung der Preisfeſtſetzungskommiſſion wurden folgende Richtpreiſe beſchloſſen: Rindfleiſch 1. Sorte 2 Mk.(bisher.20 Mark), 2. Sorte 1,80 Mk.(2 Mk.), 8. Sorte 1 Mk(1,30 Mk.), Kalb⸗ fleiſch 2 Mk.(.20 Mk.), Schweinefleiſch 2 Mk.(2,80 Mk.). Beteranen der Arbeit. Die Firma Heddernheimer Kupferwerk und Süddeutſche Kabelwerke Mannheim, Abt. Neckarau, konnte am letzten Freitag zwei pflichttreue, verdiente Mitarbeiter, Schloſſer⸗ meiſter Heinrich Mundorff und Vorarbeiter Alfred Anker, für 25jährige Tätigkeit ehren. Die Feier ſand in dem ge⸗ räumigen Speiſeſaal des Werkes, der mit e Lorbeer⸗ bäumen und Blumen hübſch war und der die Direktlon, die geſamte Angeſtelllenſchaft und die Belegſchaft der Schloſſerei ein⸗ ließlich des Arbeiterratles beiwohnten, ſtatt. Mit dem Choral: „Die Himmel des Ewigen Ehre“, von dem kaufmönniſchen Beamten W. Sieder auf dem Hatrmonium wirkun vorge⸗ tragen, wurde die Feier eingeleitet. In Vertretung des General⸗ direktors Kommerzienrat B. Spielmeher ſprach Fabrikdirektor Albert Geißler herzliche Worte der Anerkennung und des Dankes fü die treue, unetrmüdliche Mitarbeit. die die Jubilare der Firma 15 tend 25 Jahren geleiſtet haben. Er betonte ganz beſonders,— dle beiden Männer bei der Werkes bezw. bei Aufſtellung der Kabelmaſchinen, die die Fabrikate erzeugen, mitgeholſen und bis auf den heutigen Tag ihr ganzes Wiſſen und Können der Firma gewidmtet haben. Am Schluſſe ſeiner Ausführungen, aus denen man entnehmen konnte, daß zwi der Direktion und ihren Mitarbei⸗ 800— das in dem n Exiſtenzkampf doppelt angene empfunden wer re Direttor Geißler den beiden Jubilaren ein künſtleriſches— unter Glas und 1 775 ae wertvolle ber⸗ ingenleur Adolf Auffarth überbrachte die Glückw nſche der An⸗ geſtellten und überreichte den beiden Jubilaren ſchöne tiſche Geſchenke. Im Namen der Arbeiterſchaft ehrte der Odmann des Arbeiterrats, Dreher Schlelhauf, die Beiden in uniger Weiſe unter Ueberreichung von Blumen. Zum der und wfirdigen Feier ſang ein von Angeſtellten beitern zu ⸗ ſammengeſtellter Männerchor„Schäfers Sonntagslied“, von dem — W. Sieder kurz zuvor einſtudiert und geleitet. Kräftig erklangen die Akkorde des ewig ſchönen Qiedes:„Das iſt der Ta des Herrn“. Die Jubilare waren über dieſe Ehrung ſichilich erfreu und dankten hierfür in herzlicher Weiſe⸗ „ 80. Geburtstag. Am geſtrigen Montag beging einer der äſte⸗ ſten Bezieher unſeres Blattes, Herr Heinrich Deichmann, wohn⸗ haft G 5, 4, der ſeit über 50 Jahren hier anſeſig iſt, in ſeltener kör⸗ verlicher und geiſtiger Aanche ſeinen 80. Gebuftstag. Herr Deichmann erfreut ſich allgemeiner Beliebtheit und Wertſchätzung. Kellerdiebſtähle. In der Nacht zum 16. Nopember wurden aus verſchledenen Kellern des Hauſes J 7. 18 punderk Etet, in einen Emalleimer eingekalkt, 25 Tafeln Palmin, verſchledene eingemachte Früchte ſowle einſce Jent olz und Kohlen entwendet. pPeranſtaltungen Morgen, Mitwoch, gelangt iim, Nattonel ⸗ e un u ung. e Partien Setugwerden gefkmalig den Miang Nuste-Beehecb, Emilid Pebzert und Guſſa Heiken geſungen. Drittes Akademiekonzert. Heute, Dienstaa abend, findet das britte Akademiekonzert unter Leitung des Ge⸗ Aus dem Lande 2J Schriesheim, 19. Nov. In der Zeit vom 2. bis 30. Oktobe 1 1 Kaufmann dahier auf erſchwerte Weiſe folgende Stoffe entwendet: 5,50 Meter blauer Koſtümſtoff, 4 Meter ſchwarzer Koſtüm⸗ ſtoff, 30 Meter Schürzenſtoff, 30 Meter Sportflanell, 14 Meter roter Barchent, 14,50 Meter roter Barchent, 25 Meter Biber, 15 Meter Biber, 6 Meter weißer Damaſt, 2 Paar faſt neue gelbe Damenſtieſel, 20 Stück Kernſeife, 1 Pack graue und ſchwarze Wolle, 1300 Stück Zigarren, eine ältere braune Lederhandtaſche, ein grauer Drillichſack und ein älterer Lederkoffer. 2 Von der Bergſtraße, 18. Nov. Der Tabak iſt faſt allent⸗ iben dachreif. Er wird teilweiſe ſchon abgenommen und ge⸗ bündelt. Viele Pflanzer wollen ihn wenigſtens teilweiſe zur Fer⸗ mentation zuſammenſetzen. Aber da wird es wohl an geeignetem Rautn mangeln, weil oft noch der vorjährige Tabak lagert. Man will eben von bäuerlicher Seite wertbeſtändige Ware nicht ohne gewiſſe Benötigung fortgeben. Vielleicht iſt bei dem jetzt wert⸗ deſtändigen Zahlungsmittel eher ein flotter Abſatz zu erwarten. Eine ſortgeſetzte Aufſtapelung der Landprodukte würde ſchließlich Folgen nach ſich ziehen Sandblatt wurde zu 45.⸗M. per Geniner vergeben. Vom Verkauf neuen Tabaks har man⸗ weiter 228 vernommen. Was die Einträglichkeit der verſchiedenen Anbaupflanzen anbetrifft, wird wohl der Tabak trotz der Höhe der Körner⸗ und Strohpreiſe wiederum an erſter Stelle ſtehen. Dies trifft insbeſondere dann zu, wenn man auf den bad. Morgen etwa 15 Ztr Tabak(zuſammen) und—10 Sack Weizen rechnet, und die Auslagen in Betracht zieht.— Der Milchpreis iſt z. 8. beil der fortgeſchrittenen Geldentwertung 96 Milltarden per Liter. *Gochsheim bei Bretten, 19. Noy. In der Nacht auf Teitag ſich hier eine grauenvolle Bluttat ereignet. Der 40jährige 1 Fritz Groh, der bei ſeinen Eltern wohnte, wurde im der Frühe mit eingeſchlagenem Schädel in ſeinem Schlafzimmer aufgefunden. Da ſich im Zimmer keine Blutſpuren vorfanden, muß angenommen werden, daß der Täter vor Ausfüh⸗ rung der Tat ſeinem ſchlafenden Opfer eine Decke über den Kopf zogen und dieſe dann mitgenommen hat. Die geſtern erſchienene Perichtstommiſſton von Brettem mit einem zahlreichen Erkennungs⸗ dienſt von Kriminalbeamten und Polizeihunden am Tatort konnte bisher keine Feſtſtellungen machen, die auf den Täter ſchließen laſſen. Da Groh ein Verhältnis nach Flehingen unterhielt, iſf die Vermutung eines RNacheaktes nicht von der Hand zu weiferr. Mit dem Ableben Grohs muß ſtündlich gerechnet werden. *Dutlach, 19. Nov. Der 18 Jahre alte Poſthelfer Guſtav Kußmaul von Söllingen wurde wegen zahlreicher Vergehen beim hieſigen Poſtamt von der Gendarmerie verhaftet. Er hat eine große Anzahl von Auslandsbriefen und Wertſendungen er⸗ brochen und des Inhalts beraubt. Gliſi 19. Nov. Der 57jährige Wegwart Jakob Weidner wurde bei renalb im Walde durch einen Erdrutſch ver⸗ ſchüttet und ſo ſchwer verletzt, daß er alsbald ſtar b. Offenburg, 19. Nov. Die Verhandlungen über die Inbetrieb⸗ nahme der Eiſenbahn Kehl—Appenweier—Ortenberg ſtehen vor ihrem Abſchluß. Wie das„Offenburger Tagblatt“ mitteilt, iſt das Reich mit den Bedingungen der franzöſiſchen Regie einverſtanden. Danach dürfte die Strecke Kehl—Appenweier in franzöſiſch⸗belgiſcher Regie und die Hauptſtrecke Appenweler-—Offenburg jedoch wieder Deutſchland zur Inbetriebnahme zufallen. * fiehl. 17. Nonbr. Die Goldmarkrechnung macht in Kehl als Grenzort beſondere Schwierigkeiten, da unter den gegenwärtigen Verhältniſſen eine Umrechnung nach dem amtlichen Berliner Kurs nicht durchführbar iſt. Eine Reihe von Lebensmitteln iſt nur noch gegen Deviſen erhältlich. Der Freihandelskurs weiſt aber eine weſentlich höhere Ziffer auf. Somit bieiet die Goldmark keine Deckung bei Großeinkäufen in Deviſen. Waldshut, 17. Nov. In der Nacht auf Donnerstag iſt hier nach längerem Leiden Landgerichtsdirektor Karl Urnau im Alter von 66 Jabren geſtorben. Der Verſtorbene war 1857 in Meßkirch geboren, wurde 1881 Rechtspraktikant, 1884 Referendär, 1889 Amts⸗ richter in Walldürn, 1891 in Waldkirch. 1893 Oberamtsrichter, 1898 Landgerichtsrat in Offenbura. 1907 in Freiburg. 1916 Landgerichts⸗ direktor in Waldshut. Er war als Richter ebenſo ſehr ausgezeichnet durch hervorragende Fähiakeiten. Kenntniſſe und Erfahrungen auf dem Gebiete des Rechtslebens, wie durch ein unbeirrbares Rechts⸗ empfinden. 19. Nop. Ein gutſituierter Badener aus der Nähe der Schweizer Grenze war vor einigen Tagen in ein nahes Schweizer Städichen gepilgert, um als Fechtbruder ſich „Fränkli“ qn ergattern. Als er eine größere Anzahl Schweizer ünzen in ſeinem Beſitz hatte, wurde er aber von der Polizei ge⸗ ſchnappt, die Fränkli wurden abgenommen und er wieder über die Gren Außerdem erhielt er von der Schweizer Behörde 5 Jahre ndesverweis. X* meßkiech 17. Nov. In einem Anfall von Schwermut hat ſich Saocpeg Ages Doses geldden, Magg gee Kel zaat per Ted en nes Hauſes geſtürzt. Nach kurzer Zeit trat der Tod ein. Meersburg, 17. Nov. Den Behörden iſt es gelungen, die Töter der letzten Diebſtähle im Hotel— und in der Jrauerel „S n“ hier, die die hieſige Bevölkerung ſtark beunruhigt hatten, in ichshafen zu ermitteln. Sie befinden ſich dort in Haft. — ndelt ſich um zwei—75 5 3 e die gunze Seegegend auf i ubzügen uchten. ne Diebesgut und etwa 20 Fahrräder ſollen ermit⸗ t ſein. „eneeeeee-—— ——— — IIINSER WEIHNACTHTrs- ANZEIGER 1,., 18. 19. und 22. Dezember Wir riabten deshalb an dle hlesige Ge- vohättswalt die höfſiehe Sitte, uns ihre Anzeigen · Bestellungen zukommen xu lassen. Auf tslephonischen Anruf steht unser Vertreter sofort zu Olensten. S395 Mannheimer General Anzeiger neralmuſikdirektors Richard Lert ſtatt, bei dem die 4. Beethoven⸗ Symphonie in B⸗Dur, von Händel Concerto grosso in-Moll auf- Anſpruch; alle Gebührenſätze waren daher, ſchon ehe ſie in Kroft tra⸗ acführt wird. Mit Rückſicht auf die Ludwiasbafeuer Beſucher wird das Publikum gebeten, ſich vünkllich eingufinden. geschättsstelle E 6, 2— Telephon 7940-—7945 Maunheimer General⸗Anzeiger(Mittag⸗Ausgabe) 5. Seike. Nr. 534 Reichsbankausweis vom 31. Oktober . 10871353— 3445512 darunter G%ũũ˖½·uiin 407025— 1 und zwar Goidkassenbestände 75 4⁵5711 golddepot(unbel.) bel ausl. Zenrtainotenbanken.. 11312 unvrAndrt Bestand an felchs- u. Jarlehenskassensonsſnen 4 674018 231 21, 36 253 779 803 408 „ an Noten anderer Benken 4633 193957 30 480617 6˙ „ an wee iseln und sohecks 1089 129 058 23196 +. 905 0840 28890 „ an disk Re ohsschakzanwelsung. 6578 650 938318 318-5900 471 164951 879 „ an Lombardforderungen 4178/1 788 498 37 258 51992 06 * 9536 933 404 226 6379 702916789 „an sonstigen Aktven 970 806 319 390 795 +775 1886076172 vVorbladiiehkeiten. JWC0JJJ 180000 unverunder Reservefondſsss 160 f02 unveründert 24986 822 800 03887 1/402 381 786 605 Beir g der umlaufenden Moten 8 1 4 60,6 08/½½/0000 + 340 80(59%25 Relohs- und Staatsguthaben krwatzuthaben. 4„ 31 4240⸗0 387 852 187327 873 505 204 onstige Passaeae 3 2408878 /41 44351 2211878 8857 711 U08. del den Abreohnungestellen wurden Iim Honat Oktober 3 150 085 367 651 bi6 600 Mark abgerechnet Der Ausweis der Reichsbank vom 31. Oktober, der leider wieder infolge der Ueberlastung des Reichsbankbetriebes verspatet 2 gestellt wurde, zeigt ein weiteres Empor- schnellen der Inanspruchnahme der Bank. Die gesamte Kapitalanlage stieg um 6,9 auf 7,7 Trillionen 1. Von der Zunahme entfielen 5,9 Trillionen auf Reichsschatz- anweisungen, deren Bestand sich auf 6,6 Trillionen stellte. Das Wechselkonto erhöhte sich um 0,9 auf 1,1 Trillionen&4, das Lombardkonto um 37 259 auf 41 787 Billionen A. Auf der Passivseite wuchs der Banknotenumlauf um 2 auf 2,5 Trillionen 4, die tremden Gelder Schwol- len noch stärker an, nämlich um 35 auf 30 Trillionen&. Im Goldbestande der Bank trat keine Aenderung ein. Da die Darlehnskassen des Keichs in Höhe von 35 254 Billionen neu in Anspruch genommen wurden— Darlehnsbestand am 31. Oktober 114874 Billionen, so floß der Reichsbank ein entsprechender Betrag an Darlehns- assenscheinen zu. Die Bestände der Bank an solchen Scheinen erreichten damit die Summe von 114 874 Billionen A. Vom Geld- und Devisenmarhkt Seit Wochenbeginn tritt eine starke Flüssigkeit am Geldmarkt hervor. Da Devisen und Goldanleihe nicht erhältlich sind und die Frankfurter und Berliner örse überdies morgen Mittwoch wegen des Bußtages in Norddeutschland geschlossen bleiben, suchen diese Mittel anderweilig Unkerkunft. Monatsgeld War gestern zu 400 Prozent angeboten, Geld auf 14 Tage zu 190—155 Prozent, auf 8 Tage zu 10 Prozent pro Tag. Immerhin bleibt die Lage des Geldmarktes undurchsichtig. Es hat auch den nschein, als ob große Beträge flüssig gehalten werden im Hinblick auf die Möglichkeit eines Umschwunges in der ewertung der P piermark nach Stillegung der otenpresse. Dabei darf man dann nicht über · sehen, daß vorläufig noch weiterhin Noten für wertbestän⸗ dige Lombardkredite dienen und daß eben ſetzt durch eine neue Verordnung das Notengusgaberecht der Ba i- schen, Bayerischen, Württembergischen und Sächsischen Notenbanken wiederum erhöht worden ist, jenes der Baye- rischen und Sächsischen Notenbank auf je 31 125 Billionen A das der Württembergischen und der Badischen Bank auf je 10 631,25 Billionen A. Von der Rentenbank sind weitere 50 Millionen Rentenmark angefordert, davon 30 Millionen für die eichsgetreidestelle, während von den ersten 50 Millionen 20 Millionen für den Lebensmittelhandel bestimmt waren. 30 Millionen Rentenmark dienen gegenwürtig für den Umtausch gegen Papiermark. Wegen der Zinsfrage sollen zwischen der Rentenbank und der Keichsbank einungsverschiedenheiten entstanden sein. Die Rentenbank anspruche einen größeren Anteil an dem Zinsenerlös für Privatkredite als die Reichsbank ihr zugestehen will. Sie verlange. nach dem B.., nicht nur die von ihren Aktionären zu entrichtenden 6 Prozent Grundbuchzinsen, sondern auch von dem überschießenden Teil der aus den Privalkrediten küngehenden Zinsen einen namhaften Prozentsatz. Auch insichtlich der Verteilung etwaiger aufgrund der Gold- lausel von Kreditnehmern zu leistenden Goldnanh- schüsse sollen noch ähnliche Differenzen bestehen. Am Devfsenmarkt lagen Fa sehr tiefliegende Kursnotierungen für die Reichsmark aus dem besetzten Teil Paufschlands, auch aus Holland, vor. In Holland wurden in Ef jermark eingegangene Beträge verkaufter deutscher 1 ekten in Devisen umgewandelt und drückten stark auf den Markgurs. Auch die neuen Drohreden Poincarés übten dabei re Wirkung im Auslande aus; nur aus der Schweiz wurde eine etwas bessere Meinung berichtet. Wenn das bisherige evisenniveau im amtlichen Verkehr weiter festgehalten rde, so geht man dabei nach einem Berliner Drakthericht der Frankfurter Zeitung wahrscheinlich von der Hoffnung aus, daß einer der ausländischen Nahrungs- und Finanz- redite zustandekomme, wodurch international mehr Ver- rauen für Deutschland aufkäme und auch die Durchführung 584 Rentenmarkpolitik erleichtert werden würdé. n den internationalen Märkten lag das englische d0 und schwach. Der französische Franken, der unter er Einwirkung der politischen Lage stark gefallen Peirz konnte sich gestern abend gegen Pfunde und efestigen auf 81.45(nach 82,90) für das Pfund und 19,20 nach 19.41) für den Doflar, später bis auf 81.10 bzw. 19.06, 7— 1666 e 0 —— — N. —— —— 7 rrf Hendelsblait des Nennheimer G neue Käufe auszuführen, im Gegenteil, man Beobachtung machen, daßl vereinzeſt sogar Kux e zur Reali- ollars fuummmſd —————— wobei allerdings offen bleibt, wieweit die Bank von Frank⸗ reich kursregulierend eingriff oder wieweit vom französi- schen auswärtigen Amt inspirierte günstigere Darstellungen über die englisch-französischen Gegensätze mitsprachen. Gesellschaft für Spinnerei u. Weberei, Ettlingen(Baden) Die Gesellschaft beruft eine ao..-V. auf den 28. K. M. ein, auf deren Tagesordnung die Abberufung des Vor- sitzenden des Aufsichtsrates Dr. Bruno Ziegler und die Abberufung aller übrigen gewählten Mitglieder des Auf- sichtsrates, sowie Abänderung der 8Statuten durch Fortfall der Beschränkung der Höchstzahl der Aufsichtsrats- mitglieder und schließlich Ersatz- und Zusatzwahlen zum Aufsichtsrat stehen. Aus dieser ergibt sich deutlich, daß bei dem Unternehmen starke Meinungs- verschiedenheiten einzelner Interessenten- gruppen bestehen. Dem Vernehmen nach gehen diese um Monate zurück. Wie heftig der Kampf tobt zeigte sich an der gestrigen Frankfurter Börse, an der 100—200 Stück Aktien der Gesellschaft gesucht und nur 2 Stück angeboten waren, so daß eine Kursnotierung nicht zustandekommen konnte. Es muß erwartet werden, daß die Verwaltung den Aktionären schon vor der.-V. Aufschluß über die sich abspielenden Vorgänge gibt, damit diese nicht einseitig be- einflußt werden. * Rheinische Hlektrisitäts-Gesellschaft.-., Mannheim. Nach Berliner Börsenberichten sollen gestern in den Aktien dieser Gesellschaft Gruppenkägfe stattgefunden haben. Der Kurs hob sich um Billionen auf 50(vorher 30) Billionen A. Die mittelbadlischen Nebenbahnen. Der Betrieb der in Baden gelegenen Linien der Stranburger Straßenbahngesell- schaft welcher seit dem 15. August 1920 durch die Reichs- eisenbahnverwaltung 52058 Worden War, wird am 15. Nov. d. J. von der Mittelbadischen Eisenbahnen,-G. in Lahr (früher Lahrer Eisenbahngesellschaft) übernommen. Die Zusammenfassung des ganzen Nebenbahnnetzes Seelhach— Lahr— Ottenheim, Kehl— Altenheim— Offenburg Ottenheim, Kehl—Bühl, Rastatt—Shwarzach, unter ęiner Verwaltung läßt erwarten, daß dié dringend notwendige Herbeiführung von Ersparnissen im Betriebe erreicht wird, ohne welche angesichts der derzeitigen außerordentlich hohen Fehlbeträge dieser Bahnen deren Weiterbestahd ernstlich gefährdet wäre. Union Deutsche Verlags--sellschaft in Stuttgart. Die Verwaltung beruft auf den 10. Dezember eine ao..-V. ein, in welcher über eine i von 22 um 10 u auf 82 Millionen Beschluß gefaßt werden soll. Neu aus- egeben werden sollen 10 000 Aktien zu je 1000. Die apitalerhöhung soll zur Verstärkung der Betriebsmittel vorgenommen Werden.“ Vorgesehen ist die Gewährung eines mittelbaren Bezussrochts an die Stammaktionàre in der Weise, daß auf fünf alte Aktien eine junge Aktie zu einem noch festzusetzenden Bezugspreise bezogen werden kann. Die restlichen 6 Mill. jungen Aktien sollen der' Gesell- schaft zur im eigenen Interesse zur Verfügung gestellt werden. Die letzte Kanitalerhöhung fand am 14. Juli statt. Das Kapital wurde um 2 Mill. 7 proz. Vorzugsaktien mit zehnkachem Stimmrecht auf 22 Mill. erhöht. Börsenberichie Mannheimer fektenbörse Mannheim, 19, Noyvbr. Die Tendenz der heutigen Börse estaltete sich sehr lehhaft und fest. lIn Anilin- ktien erfolgten Umsätze(in Milliarden Prozent) zu 35 000, rat.(nachbörslich 36 000 G. 37 000.). Weiterhin in Waggon⸗ fabrik Fuchs zu 2600, Karlsruber Maschinenbau zu 5500, Knorr zu 7500, Braun Konserven zu 2000, Mannh. Gummi zu den Kursen von 1900 und zu 1800, Maschinenfabrik Badenia zu 1600, rat., Neckarsulmer zu 5500, Freiburger Ziegelwerke zu 900, Wayss u. Freytag zu den Kursen von 5000, rat., und zu 5750, Zellstofffabrik Waldhof zu 10 250 und Zuckerfabrik Waghäusel zu 7500 und zu 8500. Bremen-Besigheimer notier- ten 22000., Rhenania 20 000 G. und., Oelfahriken 15 000 G. und Westeregeln 30 000 G. Ferner Seilindustrie 2500., Benz 4000., Dampfkesselfabrik Rodberg 1800., Emaillierwerke Maikammer 8000., Gebr. Fahr 6000., Heddernheimer 5000., Pfälz. Mühlenwerke 4000 G. u.., Cementwerke Heidelberg 10 000., Rhein-Elektra 3500., Unionwerke 7000 G. und Zuckerfabrik Frankenthal 8500 G. Bankaktien stellten sich durchweg höfler, ebenso Versicherungs-Aktien und gingen Mannheimer Versicherungs-Aktien zu 24 000 Milliarden pro Stück um. Kaliwerte.(Wochenbericht von Rodrigo de Castro, Gebr. Dammann u. Co., Bankgeschäft.) Hambur g, 27., Nov. Auf dem Kalimarkte waren die Umsätze in der Berichts- periode recht geringfügig. Es zeigte sich weni onnte die sierung kamen, welche jahrzehntelang in festen Händen waren. Der Versuch, diese Kuxe gegen Zahlung in Gold zu veräußern, schlug fehl und so mußten die Abgeber sich schlieblich mit dem gesetzlichen Zahlungsmittel, der Papier- mark, begnügen. Die Tendenz war somit überwiegend nach unten gerichtet, Die Rückgänge waren allerdings nicht bedeutend und zum Schluß der Woche trat auch eine Er- holung ein, weil die Geldknappheit ganz unvermittelt sehr nachlfeg; eine Wiederkehr der bisherigen festen Tendenz war jedoch noch nicht wahrnehmbar.— Das Angebot in enerel Neigung, Anzeiger Kuxen betraf in erster Linie Asse, Friedrichroda, Gebra, Glückauf, Günthershall, Hedwigsburg Heldrungen, Heringen, Hermann II, Hope, Johannaskall, eusellstadt, Rastenherg, Siegiried I, Schwarzburg, Volkenroda und albek. Die Kursverluste erstreckten sich zwischen 100 und 800 Billionen. Gut behauptet blieben Alexandershall, Desdemona, Hohenfels und Wintershall. Auf dem Aktienmarkte haben Krügershall, in denen sich Stückmangel zeigte, ihben vorwöchentlichen Kursstand unter Schwankungen beibehal- ten. Zunächst lagen auch Adler, Hallesche Kali, Hannover- sche Kali und Ummendorf recht fest, dann aber mußten diese Werte der allgemeinen Tendenz folgen und erlitten mehr oder weniger Einbußen. In Friedrichshall, Heldburg, Ron- nenberg, Siegmundshall und Teutonia kamen Umsätze nicht zustande. Da fast das gesamte Aktienkapital dieser Werte in festen Händen liegt, ist das Interesse hierfür erloschen. Deuisenmarkt Nevr Tork, 19. Naybr(Wa) devisen 117 19 17. 19. 17. 19. Frankrelon.21 63.37 Sohwel 17.28 17 42 Spanlon 12.88 13.07 Beitlen.45 45ʃ angland.8.35 Itallen.19.84 Waren und Märkite „ Frankfurter Getreidebörse. Bei nicht gerade großem aber immerhin beachtenswertem Angebot konnte sich an der Frankfurter Getreidebörse auch am Montag nur geringes Geschäft entwickeln. Die Gründe sind die gleichen, die seit- her bestanden: der Zahlung in Goldmark einer- seits, der Mangel an Goldanleihestücken und anderen wert⸗ beständigen Zahlungsmitteln andererseits. Rentenmark hört man im Börsenverkehr hier noch nicht. Vom Wachsmarkt.(Bericht von Ludmar m. b..) Köln, 16. Novbr. Die wachsverarbeitende Industyie deckt nur den dringendsten Bedarf, da der Berliner Zwangskurs kür die Devisen den verlustfreien Verkauf der Fertigprodukte fast unmöglich macht. Im Großhandel galten für unver- zollte Ware ab Lager Hambur e Preise: Paraffin, weiße Tafelware 50/52 Gr. C. 8,90—9,15 Dollar; Paraffin- schuppen, weiß 50/52 Gr. C. 760—8,00 Dollar ſe 100 kg; Carnaubawachs, fetigrau, 88—90 Lstrl.; Bienenwachs, je nach Herkunft, 100—103 Lstrl.; Japanwachs, Originalmarken, 80 bis 82 Lstrl.; Rindertalg, prima hellfarb. Ware, 43—44 Lstrl. je 1000 kg. Verzollte deutsche Veredelungsware: Carnaubawachs, gebleicht, 24,50 Doll.; Carnaubawachs-Rück- stände 23,50 Doll.; Ceresin, wWeig 54/56 Gr. C. 13,50—14 Poll.; Ceresin, naturgelb 54/½6 Gr.., 13,25—13,75 Doll; Stearin, prima weiße Ware, 63—65 Gulden je 100 kg. Die nächsten englischen Wollauktionen. Die nächsten englischen Wollauktionen der Bawra finden laut Konf. am 4. Dezember 1 London und am 30. Dezember in Lixer- pool statt. Für das Jahr 1924 sind zunächst folgende Ter⸗ mine festgesetzt worden: London: 22. Januar, 11. März, 6. Mai und 1. Juli; Hull: 11. und 29. Januar; Liverpool: 17. und 18. Januar, 6. und 7. März. Bei der Londoner Auktion vom 4. Dezember kommen auch andere Wollen zur Versteigerung. London. 10. Novbr.(W6o) wetallmorkt.(in Lat. 7 d. engl. t v. 10ts ka. Schlkfahrt Dampferbeweguntzen des Norddeutschen Lloyd, Bremen Bremen-New Vork: D. Leviathan am 10. 11. ab New Vork; D. ‚George am 9. 11. an New Lork; D. ‚America am 1. 11, an New Vork;., Presfdent Harding am 14. 11. ab Bremen; D. Sierra Ventana am 14. 11. Bremen; P. ‚Bremen“ am 11. 11. an Bremen; D. Derfflinger“ am 10. 11. ab New Vork.— Bremen-Baltimore: D.„Porta-“ am 12. 11. Bishop Rock pass.— Bremen-Cuba-Galveston: D.„Hannover' am 12. 11. an Hamburg.— Bremen-Brasilien: D. ‚Minden am 12. 11. ab Pernambuco; D.„Horncap' am 10. 11. ab Santos.— Bremen-La Plata: D. ‚Sierra Nevada“ am 13. 11. ab Hamburg; D. Gotha“ am 10. 11. ab Bahia; D. Crefeld' am 12. 11. ab Vigo.— Bremen-Australien: D. „Aachen“ am 10. 11. an Neapel; D. Elberfeld(ausgehend) am 12. 11. an Adelaide; D. Göttingen' am 13. 11. an Bremen-Ostasien: D. ‚Ludwigshafen“ am 13. 11. Gibraltar pass.; D.„Pfalz. am 11. 11. ab en D. ‚Schlesien“(ausg) am 13. 11. an Neapel; D. Saarbrücken'(ausg.) am 12. 11. an Hamburg. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat November ndein-Begel ſ 1d is is 7 edar-Vegeiſ 7d J1s 18 7 if J0. Schunerinſele).65l.84.. 7502.26.72 f. 10 Manndem.42 3 43/3 4003 58.86.88 kehl.82782.70.12.4.37 Hellbronn Maxan.46.494.484.756.428¼43 Mannbeim.43.48.78.81.48.87 Raub ſchln.46 Hergusgebex. Drucket und Verleger: Druckerei Haas Mannbeumer General⸗Anzetiget M. b.., Mannbemm. FK 6. 8. Direktion: mand Heyme— Cbefcedafteut: KRur Niſcher. Verantwortlich den politiſchen und volkswiriſchaftlichen Teil: feurt iſcher; für das Feutlleton⸗ Dr. Friy Hammes: für Kommunalpolitik und okales: Richard Schönfelder für Sport und Renes aus allet Welt: Will Müller: für Handelsnachrichten, Auß dem Lande. Nachbarzebiete Gericht u. den übrigen redaktionellen Teil. Fraus Kircher: für Anzeigen: Karl Hügel⸗ Sefscherfe und SeHeSchIr digheit fanne 1 10 ſſe durch àusqiebiqe U U U 0 welden ereft Deleucfſtunq. 0 0 —— 18. 19 destselest. 65.— 63.— Slel 27.25 28.50 Kupferkaes 61.25 61 46 Nlokel 185.— 13%.— Zinx 35˙63 32.4 do. 3 Monat 61.75»2—] inn Kases 218.45 2. 18 aueoreliber 10.— 10.— do Elektrol 867.50 88.— d. à Meonat.. I Negulus 42 42 ——— 77 6. Seite. Nr. 534 Manunheimer General⸗Anzeiger(Miitag⸗Ausgabe) Dienstag, den 20. November 1923 Nachbargebiete Aus dem weſchuigzial 19 Nop. Die bis jetzt abgehaltenen Laubſtreuberſteigerungen erzielten ganz enorme Preiſe. Vie Loſe kamen mitunter auf 900 bis 900 Melllarden zu ſtehen.(In Mann⸗ heim dürſten ſich die Preiſe in ähnlicher Höhe halten.) sw. Aus dem Odenwald. 18. Nop. Ein Maſſenabſchlach⸗ ten der Schweine iſt gegenwärna feltzuſtellen. Dies iſt wohl auf das Gerücht zurückzuführen. daß auf Hausſchlachtungen eine Sonder⸗ ſteuer ſowie Fleiſch⸗ und Fettabgabe erfolgen ſoll. Speyer, 19. Nov. Aus Rache weil ein hieſiger Landwirt keine Eier und Kartoffeln verkaufte, wurden ſeine Hühner, Enten und Gänſe am hellichten Tage mit vergifteten Broiwürfeln und ver⸗ giftetem Weizen getötet. Gerichts zeitung SBeſtrafter Kettenhandel. Der Kaufmann Karl Göbel bon Balingen iſt vom Schöffengericht Waldshut wegen preistreiben⸗ den Ketteuhandels zu 10 Billionen Mark Geldſtrafe verurteilt wor⸗ den. Er hatte einem im Waldshuter Bezirt wohnhaften Manne im Januar 1923 in Stuttgart 23 Autofignalhörner Syſtem Boſch „billigſt“ beſorgt, indem er durch Vermittlung Anderer derartige Signale aufkaufen ließ und ne dann unter eigenem hohem Gewinn an den Waldshuter Abnehmer weiterlieferte Er wie ſeine Vor⸗ männer, von dener nur einer die Ware angeſehen hatte, während die anderen nur„per Telephon“ lieferten, machten dabei ein glän⸗ zendes Geſchäft. an dem ſich nunmehr auch die Staatsanwaltſchaft durch die hohe Strafe nachträglich beteiligt. Die 23 ſehr wertvollen Boſchhörner ſind natürlich zugunſten des Reichs eingezogen worden. BVom Reichsgericht beſtätigt wurde das Urteil der Straf⸗ kammer zu Darmſtadt gegen Jagdaufſeher Wörz aus Langen wegen fahrläſſiger Tötung zu 6 Monaten Gefängnis. Der Fall hatte ſich vor einigen Jahren ereignet, indem W. auf einem Pürſchgang im dortigen Revier aus Verſehen einen Waldarbeiter von Wall⸗ dorf erſchoß. Der verhängnisvolle Schrotſchuß erfolgte angeblich auf fliegende Häher und traf den in einer dichten Kiefernkrone mit Zapfenbrechen Beſchäftigten, der von W. im Jagdbeifer nicht bemerkt oder für etwas anderes gehalten worden war. Der Unolückliche ver⸗ mochte noch vom Baum abzuſteigen und erlag nachträglich der Unter⸗ leibsverletzung. Ein früherer Freiſpruch der Strafkammer wurde vom Reichsgericht ſeinerzeit aufgehoben, worauf die erwähnte, von W. mittels Reviſion fruchtlos angefochtene Verurteilung erfolgte. 15 Jahre Juchthaus für einen Kindesmörder. Der 20 Jahre olte Hilfsarbeiter Voaelmaier von Dachau wurde vom Volks⸗ aßticht München wegen Totſchlaa zu 15 Jahren Zuchthaus und Jahren Ehrverluſt verurteilt. Er hatte mit einem Dienſtmädchen ein Verbältnis. dem zwei Kinder entſproſſen waren. Er warf de zuletzt geboree Hind in die Amer. woessyitrank. Gefährliche Raubgeſellen. Das Schwurgericht Bonn ver⸗ urteilte den 12jährigen Bäcker Otto Fernkorn aus Maadeburg wegen ſchweren Raubs zu einer Zuchthausſtrafe von zwölf Jahren. 10 Jahren Ehrverluſt und Stellung unter Polizeiauf⸗ ſicht. Der Angeklagte hatte vor einigen Jahren zuſammen mit zwei anderen, inzwiſchen bereits abgeurteilten Männern einen Raub⸗ überfall auf das Pfarrhaus in Niederpreiß ausge⸗ führt, alles, was nicht niet⸗ und nagelfeſt war, mitgenommen und den Pfarrer mit dem Meſſer bedrobt. Sie erklärten ihm in un⸗ glaublicher Roßeit, er könne am nächſten Tage eine Dankmeſſe da⸗ für leſen, daß ſie ibm nicht den Hals aßgeſchnitten hätten. Lange Zeit waren die Nachforſchungen vergeblich gehlieben. Fernkorn wor erſt voriges Jahr durch die Anzeige einer früheren Braut gefaßt worden. Mildernde Umſtände wurden dem Angeklagten, der hart⸗ näckig leugyete verſagt. Sportliche Kundſchau Fusball V. f. R Maunheim— Phönix Ludwigshafen:1(:). Daß dem vorjährigen Bezirksmeiſter auf dem V. f..⸗Mlatze ein ſchwerer Kampf bevorſtand, wurde von Eingeweihten erwartet. Unerwartet kam den ungefähr 10000 Zuſchauern dieſer vollſtändige Zufammenbruch der Meiſterelf. Dieſe ließ ſich von den Raſenſpielern buchſtäblich überrennen und bot in der zweiten Spielhälfte ein kläg⸗ liches Bild. Die Ludwigshafener wurden in dieſem Zeitraum der⸗ art eingeſchnürt, daß ſie nür ſellen aus der Umklammerung freimachen konnten. Daß ſie trotzdem dabei das unentſchiedene Re⸗ ſultat halten konnten. iſt nur das Verdienſt einer äußerſt zahlreichen Verteidigung. Dabei überbot ſich der V. f..⸗Sturm im Auslaſſen von Torchancen und es iſt eigentümlich, daß dieſer Sturm der im Felde geſtern beſtechende Arbeit zeigte, vor dem Tor einfach nichts zuwege brachte. Die Hintermannſchaft hatte nur vor der Pauſe ſchwere Ahwehrarbeit zu verrichten⸗ legte damit aber den ſo ge⸗ fürchteten Phönirſturm völlig lahm. Fleiſchmann lauerte vergeblich auf Gelecenßeit zum Durchbrechen. und wenn es ihm gelang. faem er nicht über Fiſcher⸗Freiländer binaus. Phönix Ludwioshefen zeigte, wie geſagt nicht das Spiel, das man von einem Meiſter⸗ ſchaftsfavoriten verlangen muß. Nur die Hintermannſchaft konnte befriedigen, ſie rettete den einen Punkt. Den linken Läuferpoſten verſah erſtmals Maier(früher V. f. R. Mannheim) der ſich gut einführte. Er bedeutet eine große Verſtärkung für die Elf. Er war in dieſem Spiele mehrmals der Retter in der Not. Schon das An⸗ ſpiel der Ludwigshafener mißglückte, V. f. R. übernahm ſofort die Offenſive, und vor dem Phönixtor gab es ein gefährliches Gedränge. Man merkte der V. f..⸗Mannſchaft an, daß ſie ſich etwas vorge⸗ nommen hatte. Es wurde mit ſeltener Energie gekämpft, ſodaß der Gegner nicht zur Beſinnung kam Erſt allmählich fand ſich der Phönix⸗Sturm zuſammen, aber an der V. f..⸗Deckung zerſchellte jeder Angriff. Auf beiden Seiten brachten verſchiedene Eckbälle nichts ein; ebenſo Strafſtöße, die ſchön getreten. aber von den Tor⸗ wächtern ſicher gehalten wurden. Unerwartet brachte ein ſolcher dann Phönix doch die Führung. Grünauer lenkte das Leder nicht eben ſcharf aufs V. f..⸗Tor, und ein Fehlſchlag Freiländers gab dem Ball den Weg am verblüfften Hügel vorbei ins Tor. So führte Phönir unverdient:0. Die nächſten Minuten konnten die Blauen das Feld beßeryſchen. aber V. f's Ener“ie kam wieder zum Durchbruch und bedroßte immer ſtärker des Phönirtor Ein in der Bedränonis verurſachter Handelfmeter brachte noch vor der Pauſe durch Engelbard den Ausleich. 121. Nach dem Wechſel war V. f R drücfend üßerlegen: aber Püönix verteidigte zäh und zaßlreich; ſo verſtrich die Neit mit vergeblichem Anrennen oegen des ſtark perhorrifedierte Nßönir⸗Tor.:1 ſtand die Nartie ſomit auch beim Schlußpfiff. Der Schiedsrichter Franz (V. f. R. Fronkfurt) zeiate eine ſchlochte Keiſtung: er verdarb manche ausſichtsreiche Chance durch offenechtliche Fehlentſcheidung. 8. 5 ks. Zu dem abgeſagten Deutſchland—Schweiz wird pon autoriſterter Schweizer Seite verbreitet:„Die Abſage des Länderwetlſpieles Deutſchland—Schweiz hat bei unſeren Nach⸗ barn in einigen Kreiſen Kopfſchütteln erregt und offen werd die Frage aufgeworfen, ob nicht andere, als die gegannten Gründe für die Abſage maßgebend waren. Wir glauben, unſeren deutſchen Freunden an dieſer Stelle Iklären zu dürfen, daß ſie iich diesmal beim Betreten des Weges der Vermutungen gründtich verirren. Für uns genügt nur per Hinweis auf 1920, um ſagen zu dürfen, daß ſich unſere Politik ſeither nicht geändert hat.“ Allgemeines ks. Ein Stadion in Skukigart. Der ſich in erfreulicher Weiſe immer mehr bahnbrechende Gedanke der Schaffung von Spiel⸗ und Sportplätzen findet neuerdings beredten Ausdruck in der Gründung des Vereins„Stadion Stuttgart e..“, die kürzlich vollzogen wurde. Durch induſtrielle, ſtädtiſche und private Unterſtützung ſind bereits ſoviel Mit'el vorhanden, daß in den nächſten Tagen mit den Ar⸗ beiten begonnen werden kann. Zunächſt werden 21 dem Terrain in Unterkürkheim das 100 Meker⸗Schwimmbaſſin und die Radrennbahn in Angriff genommen. « Die Boxaffäre Carpenkiet-Batkling Siki. Wie man uns aus Paris telegraphiert, hat die Internationale Boxerunion den ehe⸗ maligen franzöſiſchen Weltmeiſter Carpentier ausge⸗ ſchloſſen und den Senegalneger Battling Siki wegen illoyalen Benehmens des Rechtes zum Führen des Weltmeiſter⸗ ſchaftstitels verluſtig erklärt. Nadport ks. Ein Sechskagerennen in Malland beabſichtigt der italieniſche Unternehmer Carapezzi im Februar nächſten Jahres auf der Mai⸗ länder Winterbahn zu veranſtalten. die Eröffnung der Bahn findet am 25. Nopember ſtalt. Der Haupikampf des erſten Tages ſollen Kaufmann und Schilles beſtreiten. Bezüglich des Sechstagerennens ſind mit dem Schweizer Egg und dem italieniſchen Straßenmatador Girardenge bereits Verhand⸗ lungen im Gange, da beide eine Mannſchaft bilden ſollen. Auch einige deutſche Sechstagefahrer wollen mit von der Partie ſein. Athletik kes. Deulſcher Ringerſieg in Malmö. Der bekannte Berliner Mittelgewichtsringer Adolf Rieger(S. C. Seros 03) beteiligte ſich kürzlich an den internationalen We ſtkämpfen in Malmö. Er traf im Endkampf auf den gefürchteten Dänen Johannes Jacobſen⸗ Kopenhagen, der in ſeiner Heimat der„däniſche Ringerkönig“ ge⸗ nannt wird. Rieger war ſeinem Gegner ſtändig überlegen, hatte ihn mehrere Male in gefährlichen Situationen, aus denen ſich Jacobſen nur mit Mühe retten konnte. Als daher nach Ablauf der Zeit Rieger nicht den Punktſieg erhielt, ſondern merkwürdige⸗ Weiſe ein„Unentſchieden“ verkündet wurde, erhob ſich en Tumult ohnegleichen, und die meiſten der Zuſchauer verließen die Kampf⸗ ſtätte. Wie falſch der Richterſpruch war, geht aus den ſchwediſchen Sport⸗ und Talfsszeitungen hervor, die ſich in ſpaltenlangen Ab⸗ tikeln mit dem Reſultat des Kampfes beſchäftigen und übereinſtim⸗ mend konſtatieren, daß es einfach ein Skardal iſt in welcher Weiſe dem Deutſchen Unrecht getan wurde. Rieger wurde zwar ein Revanchekampf in Ausſicht geſtellt, doch verzichtete dieſer begreif⸗ licher Weiſe darauf. 5 zu wählen. Neues aus aller Welt — heimliche Schnapsbrenner. In Leeſe in Lippe wurde eine heimliche Schnapsbrennerei durch Zoll⸗ und Kri-ninal⸗ beamte ausgehoben. Als Haupitmatador kommt der„Schaumb.⸗ Lipp. Landesztg.“ zufolge der Tiſchler Riehmeier und ein Fremder der das Geſchäſt verſtand, in Frage Dieſe brauten mit allen Schikanen, ſie benutzten dabei in den verſteckt luegenden Fabrikationsräumen zwei ehemaligen Feldküchen, außer den beſten anderen Brennapparaten. Die Verbrecher haben ſo nach und rach wohl 10 Zentner und mehr Brotgefreide zu Fuſel verbrannt. Die Erzeugniſſe wanderten dann unter Umgehung der ollbehörden in die Wirtſchaften der Umgegend, bis dann der ganze Schwindel aufgedeckt wurde. Rohſtoffe(Getreide) waren noch vor⸗ handen Die von der Polizei beſchlagnahmten Apparate wurden, weil ſie in der vorgerückten Abendſtunde nicht mehr nack Lemgo gebracht werden konnten, beim Gemeindevorſtehr in deſſen S heune untergebracht; am anderen Morgen war das meiſte geſtohlen. In einer Landkuhle vergraben fand die Polizei es wieder und be⸗ ſchlagnahmte es zum zweiten Male. — Das kleinſte Königreich. Auf der Inſel Badſey an der Küſte von Wales herrſcht ſeit einigen Generationen ein„Königs⸗ geſchlecht“ in ziemlich unumſchränkter Weiſe. Es handelt ſich dabei un. ein recht kleines Königreich, da die Inſel nur drei Klometer lang und anderthalb Kilometer breit iſt. Einer der Herrſcher, der am längſten regiert hat, war„König John William“. Deſer Fürſt iſt dieſer Tage im Armenhaus der waliſiſchen Stadt Pollheli ge⸗ ſtorben. Seine Herrſchaft hat ihm alſo keine irdiſchen Reichtümer ein⸗ gebracht. Nachdem er dreißig Jahre lang„König“ geweſen war, trat er die Nachfolge an eine andere Familie ab, die ihm für das „Königsgebäude hundert Pfund zahlte.„König Williams“ betrieh zunächſt nach ſeiner Abdankung das Geſchäft eines Schafhirten⸗ wobei er die Erfahrung machte, daß man lei hter mit einer Herde als mit einem Volk fertig werden kann. Schließlich mangelten ihm die Exiſtenzmittel, und er begab ſich ins Armenhaus, wo er jetzt im Alter von 84 Jahren geſtorben iſt. — Studenten als wiſſenſchaftliche⸗ Verſuchsobekt. An der mediziniſchen Abteilung der Uniperſität von Philadelphia iſt ſeit einigen Tagen ein aen im Gange, von dem ſich die medi⸗ ziniſche Wiſſenſchaft große Dinge verſpricht. Es handelt ſich einmal um die Erprobung der Wirkung eines Heilmittels, das vor kurzem entdeckt worden iſt und das aus einem beſtimmten Kräuterſaft be⸗ ſtehen ſoll Dieſe neue Medizin wird den Studenten in Pillenform verabreicht. Damit man nun die Wirkung ganz ſicher beebachten kann, ſind zwei verſchiedene Gruppen von je zehn Studenten ge⸗ bildet worden, die beide dem äußeren Anſehen nach die gleichen Pillen erhalten. Dieſe Pillen enthalten in beiden Fäuen die notigen Nahrungsmengen, um es den Studenten zu ermöglichen, auf jede andere Nahrungsaufnahme zu verzichten. Während aber ein Teil der Pillen nur dieſe Beſtandteile enthielt, ſind dem andern Teil die Säfte der neuen Medizin beigemiſcht. Die Studenten ſind ver⸗ 0 85 ganz genau über ihre Empfindungen und Beobachtungen uch zu führen, wobei ſie nicht wiſſen, ob ſie die richtigen Medizin⸗ illen erhalten haben oder nur die Ernährungspillen. Die Ver⸗ uchszeit iſt auf zwei Monate berechnet, legt alſo den beteiligten Studenten zweifellos ein ſehr großes Opfer auf. Sie werden von den Profeſſoren damit getröſtet, daß ſie dieſenigen Studenten ſind, die das vollkommene Leben führen. Ob deſes Pillendaſein in der Tat das richtige Studentenleben iſt, darüber dürften die Meinungen allerdings doch wohl ſehr geteilt ſein. — Ein reiches Vermächtnis. Wie aus Newyork gemeldet wird, hat eine Stiftung Aufſehen erregt, die ein in Amerika ſehr bekannter Schokoladenfabrikant namens Milton Harshey im Stiate Pennſylvanien gemacht hat. Er hat ſein ganzes Vermögen, im Betrage von rund 12 Millionen Pfund(240 Millionen Gold⸗ mark) einer Induſtrieſchule für Waiſenknaben zur Verfügung geſtellt, die er vor 14 Jahren gegründet hat. Das Ver⸗ mächtnis iſt bereits 1918 perfekt geworden, aber bisher beſtimmungs⸗ gemäß von den Verwaltern geheimgehalten worden. Die Schule, die in den Beſitz dieſes Vermögens gelangt iſt, liegt auf einer Farm, auf der der Schokoladenfabrikant ſeine Jugend in Armut verlebt hat. Ganz in der Nähe liegt die Stadt, die den Namen des Fabri⸗ kanten trägt und die allmählich aus den erſten Anfängen ſeines Induſtrieunternehmens emporgewachſen iſt. Sie umfaßt heute nicht nur die Schokoladenfabrik, ſondern 15 damit in Zuſammenhang ſtehende Induſtriebetriebe, die ſämtlich zu dem Unternehmen ge⸗ hören. Das Unternehmen beſitzt aber außerdem noch Zuckerplant'gen auf Kuba und eigene Eiſenbahnlinien, iſt alſo ſelbſt für amerikanif he Verhältniſſe ein außerordentlich anſehnliches Vermögensobjekt. Herr Harshey hat für ſich nur ein paar tauſend Dollar in Geſtalt von Vorzugsaktien im Beſitz behalten, um ſeine perſönlichen beſcheidenen Bedürfniſſe damit beſtreiten zu können. Alles andere iſt zu dem Vermächtnis geſchloagen worden. Die Schule hat jetzt einen Beſtand von 100 Knaben, ſie ſo jetzt auf Grund der néeuen zur Verfügung ſtehenden Mittel auf einen Beſtand bis zu 1000 Zöaglingen erweitert werden. Die Knaben haben die Möglichkeit, ſich ihren Beruf elbſt aHond Ipen“er dneim Dienstag. den 20. Noyember 1923 Mieie E. Reihe eins. 4 Vorsiellung F V. B Nr. 10081— 10970 Die Erwachsenen Lustspiel in 3 Akten von Shing. 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Insbesondere danken wir fHlerrn Pfarrvetwaler Rößger jür semne trostreichen Worte, sowie den Diakonissenschwestern für die treue Pllege der Verstorbenen auf's innigste. 4938 Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Skunks-Pelz zu verkauſen oder gegen Blaufuchs zu tau ches geiucht Weiß, Dalberg⸗ ſtraße 9, VW Etg. 4940 Ich vermiſſe ſeit Sonn⸗ tag mitiag meinen anbt Daachel (geſtutzt. Schwanz. lange Ohren, weißer Flecken auf der Bruſt) und ſichere dem Finder eine agute Belohnung zu. Vor An⸗ kauf wird gewarnt. rausch. Grosses Büro, 10 Räume mit 3 Zim.- „Wonnung in zent aler Lage. Hauptver- kehrspunkt der Strassenbahnen, gegen kleineres Büro von 4 Räumen und 3 Zim.-Wohnung in der end, Oberstadt. Angebote unter M. V. 173 an die Geschäftsstelle. 82³5⁵ ſicher. erſolgr. Organb atar— P. Seyfried, B 6, 1 fll. dden ſen e len andbnenpedudge Wobnunge Aush! 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