Donnerstag, 29. November Sezugspreiſe: In mannbeim u. umgebung v. 29. Uov. bis S. Dez. 1 Sillien mart. die monatl. Seziehtee verpflichten ſich dei der Seſtellung des Adonnements die während der dezugsgeit notwendigen preis erhõhungen zu bezahlen. poſt⸗ Seck tonto flummer 17500 Rarisruhe.— Bauptgeſchaftsſtelle Mannheim E 6. 2.— Seſchüfts⸗nebeuſtelle Neckarſtadt, wald⸗ bofſte. 6. Fernſpr. Nr. 7941, J002, 7933, 7044, 708. Celegr.-NRbr. Seneralanzeiger mannheim. Erſcheint wöchentlich zwölfmal. — adiſc Beilagen: Der Sport vom Sonntag— Aus Seit und Leben mit Mannhejmer Frauen-ZSeitung und Mannheimer Muſik-Zeitung — E 2 2 Der Triumph der Anfähigkeit ſeBerlin, 29. Nov.(Von unfrem Berl. Bürd.) Die Kombination Stegerwald iſt nunmehr endgültig und auch formel! erledigt. Nachdem Herr Stegerwald von dem Reichspräſidenten nicht die Ermächtigung erhalten hat, auf denen er beſtehen zu müſſen glaubte, und nachdem durch die Erklärung der Demokraten die Mög⸗ lichkeit eines großen Bürgerblocks zerſchlagen war (daß die Geſamtheit der bürgerlichen Parteien hinter ihm ſtand, hat Herr Stegerwald vom erſten Augenblick als conditio sine qua hon gehalten) hat er heute früh Herrn Ebert mitgeteilt, daß er einen Auftrag zur Kabinettsbildung nicht übernehmen könnte. Im Augen⸗ blick iſt Stegerwald wieder beim Reichspräſidenten, um mit ihm über die Form zu beraten, in der von dieſer Phaſe in der parlamen⸗ tariſchen Kriſe der letzten Wochen halbamtliche Kunde gegeben wer⸗ den ſoll. Deutſchnationale, Deutſche Volkspartei und Demokraten halten zur Stunde Fraktionsſitzungen ab, aber, was nun werden ſoll, weiß einſtweilen niemand. Sicher iſt Rur, woran kein einziger nebenbei gezweifelt hat, daß das Reichsparlament von ſich aus völlig unfähig geworden iſt, derlei Kriſen zu beenden und aus ſeiner Mitte heraus eine Regierung zu bilden. Vielfach hört man auch die Auffaſſung, daß nunmehr auf die Arbeitsgemeinſchaft als den„Kleinen Bürger⸗ block“ Deutſche Volkspartei bis Demokraten zurückgegriffen werden müßte. Mußte dann denn der Unfug dieſes Regierungsſturzes über⸗ haupt verübt werden? Nachdem Herr Stegerwald von der Kabinettsbildung Abftand genommen hatte, hat dann um die Mittagsſtunde Dr. Marx vom Zentrum ſich an die ähnliche Aufgabe gemacht. Der Führer des Zentrums will ſein Kabinett in erſter Linie natürlich auf die bürger⸗ liche Arbeitsgemeinſchaft ſtützen, will aber je nach dem die Rechte oder die Sozialdemokratie zu wohlwollender Neutralität zu bewegen verſuchen. Ueber das Stadium der Taſtverſuche, ſind bis jetzt dieſe Bemühungen noch nicht hinausgediehen. Die Jolgen der Verzögerung Der Reichsfinanzminiſter Dr. Luther hat, wie wir hören, aus Anlaß der Verzögerung der Kriſe an den Reichspräſidenten einen Brief gerichtet, in dem er auf die außerordentlichen Schwierig⸗ keiten hinweiſt, die dadurch in ſeinem Reſſort verurſacht werden. Was hier für das Finanzminiſterium gilt, trifft natürlich auch auf Reſſorts zu, in ganz beſonderem Maße auf das Außen⸗ iſterium. „Organiſierte Oppoſition“ in der Sozialdemokratie Der ſozialdemokratiſche Parteiausſchuß hat am Dienstag getaat und ſich mit der Länderfrage und auch mit den Verhältniſſen im be⸗ ſetzten Gebiet beſchäftiat. Im Anſchluß an ein Referat des Aba. Her⸗ mann Müller über die Reichspolitik erklärte der Ausſchuß. wie im „Vorwärts“ zu leſen iſt, die aroße Mehrheit der Partei ſei mit der Haltung der Fraktion einverſtanden. Dann berichtete der Abgeordnete Wels, welche Schritte der Parteivorſtand unternommen hätte, um Dr. Zeianer zu veranlaſſen, die Vehauptung zu beweiſen, die er über die„moraliſche Korruption“ in der Berliner Partei vor einigen Monaten verbreitet hat. Bisber hat Zeianer ſich nämlich um ſolche Jeweiſe gedrückt. Dann wurde eine Entſchließung angenommen, die ſich ae aen das Beſtehen und die Forderung„geſchloſſener organiſierter Oppoſition innerhalb der Partei“ richtet und ſie für unvereinbar mit der Parteieinheit erklärt. Man ſieht daraus, daß die Ehe mit den Unabhängigen, vorzeitia im vori⸗ gen Herbſt geſchloſſen, langſam, aber ſicher wieder auseinanderbröckelt. Schließlich wurde noch folgende Entſchließung angenom⸗ men:»Ddie Kommuniſtiſche Partei Deutſchlands bereitet auf Beſehl der Moskauer Zentrale den gewaltſamen Angriff auf die repu⸗ blikaniſche deutſche Verfaſſung vor. Die Sozialdemokratiſche Partei, welche den Kampf für den Sozialismus auf dem Voden der Ver⸗ fafſung durchführen will. lehnt daher ſede politiſche und draaniſatoriſche Vereiniaund mit der K. P. D. ab. Der Parteiausſchuß erwartet, daß alle Organiſationen im Reich dement⸗ wrechend handeln.“ Gegen dieſe Entſchließung haben, wie der„Vorwärts“ zu be⸗ richten weiß, fünf Anweſende geſtimmt. Man darf wohl an⸗ nehmen. daß dieſe fünf der beſagten„organiſierten Oppoſition“ ange⸗ hören. Die Währungsſchwierigkeiten Laut„Deutſcher Tageszeitung“ hat der Geſamtvorſtand des Reichslandbundes einſtimmig eine Entſchließung ange⸗ nommen, in der die Erwartung ausgeſprochen wird, daß die Reichs⸗ regierung in öffentlicher Kundgebung erklärt, jede Maßnahme, die 8 Fortſetzung der Zahlungsmittel⸗ oder ſonſt irgendwie gearteten Inflation darſtellt, nicht nur zu unterlaſſen, ſondern auch zu ekämpfen. Ferner bezeichnet die Entſchließung die hebung ſämtlicher Deviſenverordnungen als wich⸗ lige Vorausſetzung für die Geſundung ünſerer Währung und ver⸗ ſchlat vom Reichsfinanzminiſter, daß er die Währungsreform ein⸗ ſchlißlich ihrer Auswirkung auf die Wirtſchaft ehrlich und rückhalt⸗ os durchführe. Von den Mitgliedern des Reichslandbundes im Ver⸗ waltungsrat der Rentenbank wird erwartet, daß ſie die Reichsregie⸗ kung bei der Beſprechung dieſer Wege anregen und unterſtützen. 88 Die Goldgehäller der Beamten „Die vom Dienstag auf den geſtrigen Mittwoch verſchobenen Jerhandlungen im Reichsfinanzminiſterium über die Goldgehälter Beamten führten noch zu keinemendgültigen Ergeb⸗ ſchreit, Es wurde unter anderem die Frage geſtreift, ob bei ſort⸗ chreitender Stabiliſierung der neuen Währung nicht die Rückkehr zum alten Zahlungsmodus angängig ſei. Hierüber konnten die be⸗ dollmächtiaken Regierungsvertreter keine beſtimmte Auskunft geben, da dieſe Angelegenheit erſt von dem neuen Kabinett eingehend ge⸗ priift werden muß. Gegen die hohen Goldgrundpreiſe 8 3 Unterausſchuß des Reichswirtſchaftsrats für Landwirtſchaft Er Ernähruna nahm in ſeiner geſtrigen Sitzung einſtimmia eine 5 ntſchließung an, der den ſchleulniaſten Abbau der vielfach viel ſen boch anaeſetzten Goldpreiſe fordert. In der Entſchließung wird auf die Gefahr der Entwertung der wertbeſtändigen Zahlungs⸗ 0 ſttel und den Beginn ezner neuen fürchterlichen Inflatſonsperiode ei Weiterbeſtehen der hohen Goldpreiſe hingewieſen. iſ 1 Nob. Nach einer Havasmeldung aus Dü ſſeldorf Her derthes dort angekommen. Die rheiniſchen Truppen ſeien darten des Schloſſes in Koblenz, in dem die vorkäufige Regierung Frache war. N eee ———— A u f⸗ wurde in der Perſon eines hieſigen Zigarrenfabr Die Beratung der britiſchen Sachverſtändigen hat geſtern abend bereits den erſten Teil ihrer Ruhr⸗ problemunterſuchung abgeſchloſſen. Als wichtigſtes Ergebnis wird durch den Daily Telegraph der Oeffentlichkeit fol⸗ gendes mitgeteilt: Die engliſche Regierung ſei bereit, den Eiſen⸗ bahnbehörden der engliſchen Zone zu geſtatten, mit der franzöſiſch⸗belgiſchen Regie zuſammenzuarbeiten, und zwar nach dem im internationalen Verkehr üblichen Brauch, daß die Eiſen⸗ bahn an der Grenze der britiſchen Zone die Züge von der Regie⸗ verwaltung übernimmt und nach einem Fahrplan befördert, der mit der Regieverwaltung und den Kölner Behörden vereinbart worden iſt, ohne daß Kölner Eiſenbahner irgendwie der Regieverwaltung unterſtellt werden. In den wichtigſten Fragen iſt die Konſerenz zu dem Ergebnis gelangt, der engliſchen Regierung darzulegen, in einen ſofart ein⸗ zuleitenden direkten Meinungsaustauſch mit Frank⸗ reich einzutreten. Zu dieſen Hauptfragen gehören Englands Be⸗ teiligung an dem von Frankreich vorgeſchlagenen Sachverſtändigen⸗ ausſchuß zur Prüfung der deutſchen Leiſtungsfähigkeit, die Berech⸗ nung der Koſten der Ruhrbeſetzung und die ſeparatiſtiſche Bewegung. Die franzöſiſchen Nüſtungskreöite an die kleine Entente In einer intereſſanten Zuſammenſtellung weiſt die„Times“ auf: die außerordentlich hohen Kredite hin, die von Frankreich kürzlich den Regierungen von Polen, Rumänien und Jugoſlawien gewährt worden ſind. Die Tatſache der Kreditgewährung und der Höhe der Anleihen— es handelt ſich um die reſpektable Summe von 800 Millionen Franken— ſind bekannt. Neu ſind jedoch die Einzelheiten, die die„Times“ über die amtliche Motivierung der Anleihen gegenüber der franzöſiſchen Kammer und ihre Beſtim⸗ mungen mitzuteilen weiß. So wird als Zweck der Anleihen überall: „Ankauf von Kriegsmaterial“,„Ausgaben für nationale Verteidigung“,„militäriſche Ausgaben“ uſw. ange⸗ geben. Als Grund der Gewährung der Anleihen wird u. a. genannt: „Anregung der Sympathien für Frankreich in Polen“,„unbedingte Notwendigkeit des Vorhandenſeins einer voll⸗ kommen ausgerüſteten ſtarken rumäniſchen Armee für den europäiſchen Frieden“(),„Vergrößerung des franzöſiſchen Einfluſſes und Anregung der Sympathien für Frankreich in Jugo⸗ ſlawien“. Außerordentlich treffend weiſt die„Times“ in ihrer Schlußbemerkung auf die merkwürdige Tatſache hin, daß Frankreich, das vor der Welt ſeine Armut betone, in der Lage ſei, den Staaten im Süden und Oſten Europas zu Rüſtungszwecken den Betrag von. 800 Millionen' Franken zu gewähren. Wiederaufnahme der Arbeit bei Thyſſen Der„Kölniſchen Volkszeitung“ wird aus dem Ruhrgebiet ge⸗ meldet: Auf den Thyſſenwerken ſtellen ſich der Wiederauf⸗ nahme der Arbeit, für die der Thyſſenkonzern die Wiedereinführung der vor dem Kriege üblichen Arbeitszeit zur Bedingung machte, Schwierigkeiten entgegen. Die Zahl der Arbeitswilligen nimmt trotz des Druckes der gegen die verlängerte Arbeitszeit ge⸗ richteten Agitation ſtändig z u. Auch auf der Auguſt Thyſſenhütte, wo der Betrieb in den nächften Tagen wieder aufgenommen werden ſoll, wird die 10ſtündige Arbeitszeit verlangt. Es verlautet, daß die noch beſetzten Werke in den nächſten Tagen wieder freigegeben wer⸗ den ſollen. Die Verwaltung der Thyſſenwerke beabſichtigt, die Ar⸗ beiter mit eigenem wertbeſtändigen Notgeld zu entlohnen, das durch Deviſen voll gedeckt ift. Sonderabkommen mit KRuhrfirmen Paris. 29. Nov. Nach einer Havasmeldung aus Koblenz ſind im Rahmen des allgemeinen Abkommens vom 24. November Sonder⸗ a bmachungein mit folgenden Firmen getroffen worden: Thyſſen, Gute Hoffnungs⸗Hütte, Mannesmann. Emſcher⸗Lippe, Conſtantin der Große, Harpener und Heinrich Ueberruhr. Die Verhandlungen mit den. Braunkohlenſyndikaten werden fortgeſetzt. Hinſichtlich der Re⸗ parationslieferungen und der Kohlenſteuer ſei mit den Syndikaten eine Verſtändigung erzielt worden. Aubahnung deutſch⸗italieniſcher handelsbeziehungen Dem„Corriere'Jalia“ zufolge ſind von Rom Delegierte der italieniſchen Regierung nach Berlin abgereiſt, um mit der deutſchen Regierung ein Uebereinkommen für die Lieferung von Habb⸗ fabrikaten an Ftalien abzuſchließen. In offiziellen Kreiſen nimmt man an, daß dieſe Reiſe den Auftakt für ein ſpäter abzuſchkießendes definitives Handelsabkommen zwiſchen Deutſchland und Italien bil⸗ den ſoll. Ein Polizeibeamter von Kommuniſten erſchoſſen Am Dienstag abend eutdeckte eine Streife der Fahndunasabtei⸗ lung 2 des Stuttagarter Polizeipräſidiums, die ſich auf der Suche nach einem Verbrecher befand, in einer Wirtſchaft am Leonardplatz eine geheime polätiſche Verſammlung. Dabei wurde ein Zet⸗ tel gefunden, der auf das Haus Rothenbergſtr. 112 in Oſtheim ver⸗ wies und beſagte, daß dort unter einem beſtimmten Stichwort Kom⸗ muniſten anzutreffen ſeien. Noch im Laufe des Abends wurde der Oberwachtmeiſter Tſchierſch mit einem weiteren Beamten und einem Schutzmann nach der Rothenberaſtraße 112 entfandt. Er fand Ein⸗ laß und wurde nach einem anderen Haus verwieſen. Dort traf er tatſächlich zehn Kommuniſten an. Er ſuchte dieſe Geheimperſamm⸗ luna mit vorgehaltenem Revolver in Schach zu halten und ſandte die anderen Beamten nach der in der Nähe gelegenen Polizeiwoche, um“ Verſtärkung zu holen. Als dieſe kam, wurde der Oberwachtmeiſter erſchoſſen im Hauseingana gefunden. Die Täter waren geflohen. Bis jetzt ſind verſchiedene Feſtnahmen erfolgt. Breslau, 29. Nov. Der ſchleſiſche Militärbefehlshaber erließ infolge des Waldenburger Streiks ein Stveikverbot für die ge⸗ ſamten Verkehrsbetriebe und die Brennſtofförderung. Wien, 29. Nov. Gegenüber den Meldungen einiger hieſiger Morgenblätter, daß Oberleutnant Roßbach mit mehreren anderen deutſchen Offizieren zur Bildung von Kampftruppen deutſcher Stu⸗ denten ſich in Wien aufhalte, erfährt das„Achtuhrabendblatt“, daß die eingeleiteten polizeilichen Nachforſchungen ein gänzlich negatives Ergebnis hatten. Karlsruhe, 28. Nov. Ein Deviſenſchieber, der in der Kaiferallee Paſſanten anhielt, um wertbeſtändiges Geld aufzukaufen, ikanten — feftgeſtellt und feſtge ommen. Berkaufspreis 100 Milliarden Mark 1923— Nr. 351 Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei vorauszahlung prs ein⸗ ſpaltige Kolonelzeile für Rllgemeine Anzeigen 0,40 Solsmärk Rekl 1,20 Sold k. Für Auzeigen an beſtimmten Cagen Stellen und Rusgaben wird keine verantwortung üder⸗ nommen. höhere Sewolt, Streiks, Setriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene oder beſchränkte Ausgaben oder ſür verſpütete Rufnahme von An⸗ zeigen. Auftr. d. Fernſpr. ohne Sewühr. Serichtsſt. Manndeim. verfaßungskriſis Bankeroft des Parlaments— Was will der Reichspräſident? Wer vielleicht urſprünglich der Meinung war, daß Streſemanns bekanntes Wort, die gegenwärtige Kriſe ſei weniger eine Kriſis des Kabinetts, als vielmehr des Parlaments, nur deshalb ausgeſprochen worden ſei, um die eigene Unzulänglichkeit zu verbergen und die Blickpunkte für die kritiſche Beurteilung zu verſchieben, wird zwei⸗ fellos durch den bisherigen, nun glücklich ſchon eine Woche im bunten Wechſel dauernden Verlauf des kaum noch erträglichen Hin und Hers bei den Verhandlungen über eine neue Regierung eines Beſſeren belehrt worden ſein. Selbſt der begeiſtertſte Anhänger des Parlamentarismus und des demokratiſch⸗parlamentariſchen Re⸗ gimes wird zugeben müſſen, daß dieſer Reichstag und dieſe Parteien nicht mehr geeignet ſind, als Muſterbelegſtücke vorgeführt zu werden. Im Gegenteil, wenn man das Schädliche und Unzweck⸗ mäßige dieſer Staatsform einem Ungläubigen beweiſen wollte, müßte man ſich gerade der Ereigniſſe und Vorkommniſſe der letzten Tage bedienen, um den treffendſten Beweis zu führen, denn ſchon in den verſchiedentlichen Kriſen der letzten Jahre, namentlich aber in der Haltung auswärtigen Fragen gegenüber hat es ſich immer wieder gezeigt, daß der Reichstag eine wurmſtichige Frucht am demokratiſchen Baume iſt. Das Uebel hat von innen heraus weiter um ſich gegriffen, ſo daß ſie, da ſie nicht mehr für die Ernte taugt, nur noch verdient, abgeſchüttelt und fortgeworfen zu werden, damit die Fäulnisbakterien nicht auch noch auf andere Einrichtungen de⸗ Staates übergreifen und ſie gleichfalls verderben. Ueberblickt man den Verlauf der letzten ſechs peinvollen Toge, ſo muß man mit einiger Ueberraſchung feſtſtellen, daß es nicht einmal ſo ſehr die Parteien ſind, die die Schuld an dem Nichtzuſtande⸗ kommen der neuen Regierung tragen. Wer ein wenig mit den Parlament und ſeinen Gepflogenheiten Beſcheid weiß, wundert ſich nicht darüber, daß trotz mancher hochtrabender Erklärungen der Ideenflug außerordentlich niedrig iſt, wenn es ſich um Perſonen⸗ fragen und ſonſtige auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten billig zu handelnde Dinge dreht. Auch pflegt man im Banne einer ge⸗ wiſſen Tradition alle Kriſen oder kriſenähnlichen Zuſtände„in der Gewohnheit trägem Geleiſe“ zu erledigen, zumal ſich für ſolche Fälle eine Art Gewohnheitsrecht gebildet hat, das aus Kaſuiſtik und Moraltheologie zuſammengeſetzt mit Hilfe des Rezepts des Komn⸗ promiſſes ſchon irgend eine annehmbare Löfung ermöglicht. Daß die Paxteien auch diesmal wieder die gewohnten Steckenpferde be⸗ fteigen, um ſich in fröhlich neckiſchem Spiel umeinander zu tummeln; darf daher nicht weiter beſonders Wunder erregen. Auch das man ſo ziemlich alle Möglichkeiten nach dem Geſetz von den Permu⸗ tationen, Variationen und Kombinationen durchhechelte, ſie lohte und wieder verwarf, weil die Leichtfertigkeit der Parteien, die das Kabinett Streſemann ſtürzten, nur noch übertroffen wird von Der Unfähigkeit, neues und beſſeres an deſſen Stelle zu ſetzen, iſt nicht erſtaunlich. Wer ſo gedankenarm und wirklicher Ideen bar iſt, wis beiſpielsweiſe die Sozigldemokratie, kommt für eine Weiterbildung der deutſchen Demokratie überhaupt nicht in Frage. „Das charakteriſtiſche Neue an der diesmaligen Kriſe kagt nber auf einem ganz anderen Gebiet. Der verfaſſungsmäßige Hüßer und Aufſeher über die politiſche Kleinkinderbewahranſtalt im Reichsdag, der Reichspräſident, hat von ſich aus in einer Weiſe die Fäden in die Hand genommen, daß ſie nur noch mehr verwirrt und ver⸗ knotet wurden. Es war Herrn Ebert bisher gelungen, in den faſt fünf Jahren ſeiner Amtstätigkeit ſich über den Rahmen ſeiner parteigenöſſiſchen Beliebtheit Anerkennung und Achtung zu errimgen: Neben natürlichem Takt, der ſich namentlich in einer gewiſſen Zurück⸗ haltung vor der Heffentlichkeit zeigte, beſitzt der Reichspröſident einen nicht unbeträchtlichen Teil ſtaatsmänniſcher Begabung. Sie hat ſich nicht nur bei verſchiedenen Konflikten äußerer Natur bewisſen; ſondern auch im Innern, wobei er wiederholt ſich als von der parkei⸗ politiſchen Nabelſchnur befreit zeigte. Jetzt ſtellt ſich aber heraßts, daß doch noch letzte geheime, oder wenn man will, geheimnisvolle Ver⸗ bindungen zwiſchen ihm und ſeiner Partei, als deren Exponent er an die oberſte Spitze der deutſchen Republik geſtellt worden iſt, be⸗ ſtehen, und daß dieſe Bindungen doch noch ſo ſtark ſind, daß ſie hemmend oder beſtimmend auf den Verlauf der Kriſis einzuwirken imſtande ſind. Noch iſt nicht ganz klar zu durchſchauen, was Herrn Ebert eigentlich veranlaßt hat, entgegen allem parlamentariſchem Gebrauch ſich nicht an die Oppoſitionsparteien des bisherigen Kabi⸗ netts zu wenden, mit dem Verlangen, von ſich auch die Regjerungs⸗ bildung zu übernehmen. Man kann ſich ſogar des Eindrücks nicht erwehren, als ob der Reichspräſident von vornherein in dem Beſtreben, die ihm offenſichtlich ſehr genehme Kanzlerſchaft Dr. M⸗ berts zu lanzieren, ſämtliche Beſprechungen vom vergangenen Sams⸗ tag und Sonntag nur pro forma geführt hat. Daß ſich der Reichs⸗ präfident gerade auf ein Kabinett Dr. Albert kaprizierte, iſt im Grunde genommen nicht ein Beweis ſeines ſtaatsmänniſchen Weitblickes, demm er mußte wiſſen, daß Dr. Albert gerade in Amerika infolge der un⸗ glückſeligen Geſchichte mit. der wergeſſenen Aktentaſche in der Rewyorker Untergrundbahn, wodurch die deutſche Propagandatätigkeit während des Krieges unliebſam enthüllt wurde, vorläufig wenigſtens unmög⸗ lich war und infolgedeſſen das ſo überaus feine Gefpinnſt des amerf⸗ kaniſchen Unterſtützungswerkes für Deutſchland gröblich gefährdet wurde. Die reichhaltige Sammlung ziemlich großer Körbe, die Dr⸗ Albert von allen Parteien erhielt, war das einzig ſichtbare Er⸗ gebnis ſeiner zweitägigen Miſſion. Man kann begreifen, daß der Reichspräſident darüber perſönlich verſtimmt war. Doch muß man ſich wundern, daß er dieſer ſeiner Verärgerung auch äußerlich dadurch Ausdruck gab, daß er weder die Fraktionsführer der Mittelparteien noch den von ihnen begünſtigten JFavoriten Stegerwald empfing. So iſt die gegenwärtige Verfaſſungskriſis auch ein gut Teil Präfidenten⸗ kriſis. Es ſind nicht nur die Blätter der Rechten, die ſich gegen ein ſolches Verhalten des Reichspräſidenten auflehnen, auch das Zentrum gibt ſeinem Befremden in verhältnismäßig ſtarken Worten Ausdruck, Wenn man auch nicht ſo weit zu gehen braucht, wie es ver⸗ ſchiedentlich geſchehen iſt, daß ſogar dem Verſuch einer legalen Diktatur Ebert— Albert“ geſprochen wurde, muß man doch denen durchaus beiſtimmen, die wie etwa die„München. Nelieſte Rachrichten ſagen:„Es wäre uns ſehr recht geweſen, wenn die neu zur Macht gelangte Arbeiterklaſſe aus ſich heraus einen großen Slaatsmann geſtellt hätte, den wir angeſichts der ſtaatsmänniſchen Unfruchtbarkeit der alten Führerſchicht ſo notwendig brauchen. Aber es hieße doch ſich einer Täuſchung hingeben, wollte man verkengen, daß Herr Ebert in dieſer kritiſchen Situation doch letzten Endes als Parteimann. handelte. Er hat allerdings das ſozialdemokratiſche Partei⸗Intereſſe nicht ſo engſtirnig geſehen wie die Generation von Führern, die nach ihm groß geworden iſt. Er hat es oft verſtanden, die Förderung des Partei⸗Intereſſes mit dem Mantel des Geſamt⸗ intereſſes zu umkleiden. Aber ein Parteimann iſt er gehlieben. denn wäre er kein Parteimann mehr, ſo hätte er ſchon nach Cunds Nück⸗ tritt, nochmehr aber jetztenach dem Streſemanns den Reich⸗ iſt und das Volk befragt,“ Damit hat ſich Ebert k die Re . Da denmächſt auch 2. Seite. Yir. 351 Maunheimer General⸗Anzeiger(Abend ·Ausgabe) Donnerstag, den 29. November 1923 präſidentenwahl zu erledigen iſt, wird ſein jetziges Verhalten auf die Abſtimmung nicht ohne Einwirkung e 8 5 Wenn nicht alles täuſcht, wird die Auflöſun g des Reichs⸗ tags der politiſchen Weisheit letzten Schluß bilden. Daraus folgt aber, daß nicht nur dieſes Parlament ſich als unfähige Maſchinerie erwieſen hat, ſondern darüber hinaus das Hand⸗ und Lehrbuch, nach dem ſie gebaut wurde, die Weimarer Verfaſſung. So ſtehen wir nicht nur inmitten einer Parlaments⸗ und Regierungskriſis, die geide nur als Begleiterſcheinungen zu werten ſind, ſondern wir erleben eine regelrechte Verfaſſungskriſis. Wir dürſen eben nicht mehr die Augen davor verſchließen, daß von der oberſten Spitze angefangen über den geſetzgebenden Körper hinweg bis zu den parteipolitiſch durchſetzten Ausführungsorganen, das Weimarer In⸗ ſtrument ſich als unbrauchbares H eug erweiſt für den Neubau des deutſchen Volksh N r über kurz oder lang zu andren Handhaben greifen Die in vielen Kreiſen des deutſchen Volkes verbreitete ng wieder zu den alten zwar genutzten und infolgedeſſen auch nicht mehr brauchbaren Gerätſchaften zu greifen, muß der Erkenntnis Platz machen, daß weder fremde erborgte, noch andren Betrieben entlehnte konſtitutionelle parlamentariſche Gewohnheiten und Ge⸗ bräuche ſich ohne weiteres auf Deutſchland übertragen laſſen. Bauen wir uns ein eigenes Haus nach unſren Wünſchen und unſrem Geſchmack, verſchmähen wir aber jede rch ſo ſchön ausſehende Verzierung, die ſich ſpäter als Verſchandelung er⸗ weiſt. Machen wir das Haus innen für alle wohylich und nach 0 außen feſt und wetterbeſtändig, daß es allen Stürmen Skand hält. Alles andere iſt ſtümperhaftes Stückwerk! Dieſe Aufgaben der Zeit zu erkennen, müſſen wir von der Vertretung des deutſchen Volkes verlangen. Iſt die gegenwärtige dazu nicht imſtande, zeigt ſie auch jetzt noch, daß ihre einzige Lebensbejahung darin beſteht, zu doku⸗ mentieren, daß ſie nicht zur Zeit gehört, dann muß ſie einer andren Platz machen, die nach dem Verſagen von Weimar und Verlin wirk⸗ lich zu einer neuen zweiten Paulskirche wird. Kurt Fischer wo bleibt der Abbau der parlamente! „„ Im Reichstag ſcheint man endlich eingeſehen zu haben, daß die Sparſamkeit nicht bei dem Reichstag Halt machen kann, wenn alle anderen Inſtitutionen, die auf Staatskoſten ihr Daſein friſten, dem Abbau unterworfen werden. Das ailt ſelbſtverſtändlich auch füer alle andern deutſchen Parlamente. an denen wir reichlich Ueberfluß haben. Die Einſicht hat aber bisher noch keine Taten im Gefolge gehabt, ſondern man hat beſchloſſen, den auten Vorſatz fürs Erſte wieder einmal ad akta zu legen Hier wird er aber nicht in Vergeſſenheit geraten dürfen. Der Reichstag und die übrigen deut⸗ 75 ſchen Parlamente haben im Veraleich zu früheren Zeiten ſehr viel 1 5 an Bedeutung verloren trotzdem wir heute das varlamen⸗ tariſche Syſtem haben. Denn in vielen Fällen haben nicht die Par⸗ lamente die Entſcheidung, ſondern, leider Gottes, die Entente, oder aber der Zwang der Verhältniſſe aibt den Ausſchlag. Unter dieſen Umſtänden müſſen die Parlamente unbedingt dazu übergehen, per⸗ ſönliche Ausaaben zu erſparen. Dazu gehört in erſter Linie die Ausgabe an Taaegeldern die ganz erheblich ge⸗ kürzt werden kann, wenn man die Zahl der Abgeordneten vermin⸗ dert. Ferner ſollte man endlich damit aufhören,. den zuweilen unend⸗ lich ſeichten Redefluß in den ſtenographiſchen Protokollen aufzuſam⸗ meln und ſpäter drucken zu laſſen. Wenn etwas nicht verdient, der Nachwelt erhalten zu bleiben, ſo ſind es die parlamentariſchen Durch⸗ ſchnittsreden. Man mache alſo endlich ernſt mit dem Abbau der Parlamente. Sturm im ſächſiſchen Landtag Berlin, 29. Nov.(Von unſerem Berliner Büro.) In der geſtrigen Sitzung des ſächſiſchen Landtags kam es bei der Debatte über die Reichswehraktion in Sachſen zu einem ſcharfen Zu⸗ fammenſtoß zwiſchen der Linken und der Deutſchen Volkspartei. Als der Redner der Deutſchen Volkspartei, der Abg. Schneider, erklärte der Kern der Bevölkerung ſei auf Seiten der Reichswehr, erhob ſich ein ungeheurer Tumult. Von links er⸗ tönten Zurufe wie:„Sie ſind ein gemeiner Halunke, Ver⸗ leumder uſw. und als Gegenruf:„Heraus mit der Geſellſchaft!“ Da ſich der Präſident mit dem Hammer keine Ruhe verſchaffen konnte, ließ er die Saalhupe ertönen. Dann erklärte der Präſident, ihm ſtünde nur das Mittel des Ordnungsrufs zur Verfügung, um Kuhe zu halten. Die Herren möchten doch gefälligſt etwas mehr Selßbſtzucht üben. Er forderte ſie auf, derartige Schimpfworte zu Aunterlaſſen, ſonſt verzichte er gern auf die Ehre, Präſident in dieſem Hauſe zu ſein. Der„Vorwärts“ meldet aus Dresden: Das Wehrkreis⸗ kommando 4 hat mehrere ältere Unteroffiziere und auch einige Offitzziere, die ſich ſchwere Angriffe gegen die ſächſiſche Bevölke⸗ rung zuſchulden kommen ließen, aus dem Heere entfernt. 1125 Arbeitszeit nach Gewerbeordͤnung und Tarifvertrag Nachdem die Gültigkeit der Demobilmachungsverordnungen über die Arbeitszeit gewerblicher Arbeiter, über die Arbeitszeit der Ange⸗ ſtellten mit dem 17. November 1923 abgelaufen iſt, gelten zurzeit wieder die Beſchäftigungsbeſchränkungen der Gewerbeord⸗ nung. Die Beſchränkungen der Verordnungen über die Arbeitszeit in Bäckereien und Konditoreien vom 23. November 1918 und die des Geſetes über die Arbeitszeit im Berabau unter Tage vom 17. Juli 1922 ſind unberührt geblieben. Selbſtverſtändlich beſtehen auch die durch Tarif⸗ und Arbeitsverträge geſchaffenen Bin⸗ diungen trotz des Fortfalls der geſetzlichen Beſtimmungen weiter. Inicht entgegen. * 2 14 Städtiſche Nachrichten Sur Rufwertung von Staats⸗Anleihen, Hypotheken und Induſtrieobligationen Da von einigen Seiten Verſuche gemacht werden, die Entwer⸗ tung der Reichsmark zu benutzen, um Anleihen und Hypotheken zu kündigen,— es liegen ſchon Kündigungen von einigen deutſchen Slädten ſowie Staaten vor— wird man ſicherlich mit Intereſſe Kenntnis oon folgenden Ausführungen nehmen: Die Zurückzahlung von Staats⸗ und Stadt⸗Anleihen und Hypo⸗ 1 eken unter den jetzigen abnormen Verhältniſſen wurde behandelt in der ſowie in der Entſcheidung des Obertribunals vom Preußen( d. Obertriv. Bd 22 S. 213). Der Präſident des Oberlandesgerichtes in Heſſen Dr Beſt, erhebt einen Proteſt gegen die Kündigung von Hypotheken und Anleihen und veröffentlichte im„Darmſtäd er Tage⸗ blatt“ am 6 November einen Artikel, in dem u. a. ausgeführt wird: „Die völlige Umgeſtaltung durch die Geldentwertung macht es, wenn nicht das Recht an ihr zu Grunde gehen ſoll, zur unabweis⸗ baren Forderung der. Billigkeit die Geldentwertung überall zu be⸗ rlickſichtigen. Aus dem§ 242.G. B. ergibt ſich aber nicht nur dieſe ſondern gleichermaßen die Nichtannehmbarkeit der entwerteten Geldleiſtung für den Gläubiger mit der Folge der Nichtbefreiung des Schuldners durch die nicht annehmbare Leiſtung. Und da ſich aus dem§ 242.G. B. zugleich ein Recht des Gläubigers auf die durch Treu und Glauben geforderte Leiſtung ergibt, folgt daraus auch die Aufwerkung der Geldleiſtung auf eine annehmbare Höhe. Die Geldwährung beſteht neben der Papierwährung fort. Wäh⸗ rungseinheit und Wertmeſſer ſeien allein die Goldmark. Der Geſetz⸗ geber könne zwar der Papiermark einen Zwangskurs beilegen, aber nicht den Inhalt von Verträgen ſo geſtallen, daß die Papiermark Erfüllung dieſer Verträge ſei. Sie traf und trifft aber bei lang⸗ friſtiger Kreditgewährung nicht zu, wenn nachträglich das Gold oder gedecktes Papiergeld zur Abhilfe eigener Finanznot durch wertloſes ungedecktes Papiergeld weit über die Finanzkraft des Ausgebers hinaus erſetzt wird.“ ö Prof. Dr. Henle und Kammergerichtsrat Dr. Sontag be⸗ haupten daß eine Zahlung in Papiermark überhaupt keine Ver⸗ tragserfüllung iſt, ſowie daß die Tilgung einer Goldſchuld durch Popiermark vom Bruchteil eines Tauſendſtel, Hunderttauſendſtel oder Millionſtel uſw. der Kaufkraft der Vor⸗ oder Gegenleiſtung mit Treu und Glauben u. a. dann im Widerſpruch ſteht, wenn der Schuldner das Empfangene in Naſura oder in Geſtalt von Grundbeſitz oder Waren u. dergl. fortbeſitzt Es ſteht auch im Widerſpruch mit B. G. B.§ 242 und§ 157. Deshalb muß es nach dem Urteil vom 18. Mai 1923 in ſolchem Falle zwar bei der Zahlung in Papier⸗ mark an ſich bleiben, das Quantum der Papiermark⸗ leiſtung muß aber im Hinblick auf deren verminderte Kaufkraft entſprechenderhöht werden. Nach§ 607..B. iſt der Dar⸗ lehensſchuldner verpflichtet, Geld nicht nür in gleicher Menge, ſon⸗ dern auch in gleicher Güte zurückzuerſtatten. Die Kündigung von Anleihen und Hypotheken während der jetzigen Entwertung von wird als eine wucheriſch grobe Unanſtändigkeit be⸗ rachtet. Auf dem Standpunkte des Urteils vom 18. Mai 1923 ſtehen bei deſſen Kritik Reichsgerichtsrat Zeiler und Profeſſor Hey⸗ mann. Der Geſetzen wurf, den der Richterverein beim Reichs⸗ gerichte zur Geldentwertung ausgearbeitet hat, ſteht anſcheinend auf dem gleichen Standpunkt. Darnach kann die Löſchung der Hypothek verweigert werden, wenn der Schuldner ſeine Verpflichtung durch einen Papiermarkbetrag vom Nennwert der Forderung tilgen will. Und der Gläubiger einer Hypothek, Anleiheobligation oder ſonſtigen langfriſtigen Geldforderung kann eine Aufwertung des geſchul⸗ deten Papiermarkbetrages inſoweit verlangen, als ſonſt der Schuld⸗ ner, der das Empfangene oder deſſen Wert fortbeſitzt, auf ſeine Koſten bereichert würde. Profeſſor Schuhmacher und Senats⸗ präſident Deinhardt bezeichnen ſolche Kündigung als eine ſcham⸗ loſe Ausbeutung der Geldentwertung. Die Richter des erſten Zivil⸗ Entſcheidungen ein, ſondern ſind auch einverſtanden mit dem ver⸗ öffentlichzen Proteſtartikel von Dr. Beſt, Präſident des Obergerichtes, Unter dieſen Umſtänden iſt deshalb ein Geſamtauftreten durch die Inhaber von Effekten zu empfehlen. Anerkennung der Berechtigung der Aufwerkung der Hypolheken durch das Reichsgericht Wie mitgeteilt wurde, hat im Sinne der vorſtehenden Ausfüh⸗ rungen der fünfte Zivilſenat des Reichsgerichts in einem am Mitt⸗ woch verkündeten Urteil den Grundſatz der Aufwertung der Hypotheken anerkannt und den Hypothekengläubigern die Be⸗ fugnis zugeſprochen, die Aufhebung von Hypotheken zu verwei⸗ gern, wenn die Rückzahlung nur in Papiermark er⸗ folgen ſoll. In der Urteilsbegründung wird feſtgeſtellt, daß der Grundſatz„Mark iſt gleich Mark“ nicht unbedingt aufrecht⸗ erhalten werden könne. In der Aufwertungsfrage müſſe jedoch auch auf die wirtſchaftlichen Umſtände der Jetztzeit Rückſicht genommen werden. Es müſſe unter allen Umſtänden die wirtſchaftliche Lage des Schuldners und die Laſten öffentlicher Art, die dem Grund⸗ beſitz auferlegt ſind berückſichtigt werden. Auch müſſe berückſich⸗ tigt werden, ob es ſich bei dem Grundſtück um induſtriellen, land⸗ wirtſchaftlichen oder Hausbeſitz handelt. Beſtimmungen des deut⸗ ſchen Währungsrechtes ſtänden einer Aufwertung der Hypotheken Eniſcheidung des Oberlandesgerichtes Darmſtadt vom 18 5. 1923 ſenats des Oberlandesgerichtes treten einſtimmig nicht nur für die Perſonalabbau⸗Verorqnun g und Schwerbeſchäbigte Von der Hauptfürſorgeſtelle der Kriegsbeſchä⸗ digten⸗ und Kriegshinkerbliebenenfürſorge wird uns geſchrieben: Durch die Perſonalabbau⸗Verordnung vom 27. Oktober 1923 wird leider auch der eine oder andere jetzt bei einer Behörde beſchäf⸗ tigte Schwerbeſchädigte ſeinen bisherigen Arbeitsplatz ein⸗ büßen. Wohl beſteht das Geſetz über die Beſchäftigung Schwer⸗ beſchädigter; es iſt wohl auch von keiner Seite⸗ beabſichtigt, es cuf⸗ zuheben oder weſentlich einzuſchränken Eine Einſ hränkung aller⸗ dings hat die Perſonalabbau⸗Verordnung gebracht. Nach Artikel 21, Abſchnitt 8 dieſer Verordnung iſt nunmehr die von der Hauptfür⸗ ſo le erteilte Zuſtimmung zur K ung eines Schwerbeſchä⸗ en endgültig, d. h. d r Hauptfürſorgeſtelle ge gte ſchwerbeſchädigte Angeſtellte Irbeiter kann die er⸗ teilte Zuſtimmung nicht mehr im Wege der Beſchwerde an den Schwerbeſchädigtenausſchuß anfechten. Die Hauptfürſorgeſteſſe wird deshalb in jedem einzelnen Falle ſehr gengu prüfen, ob ſie einer Behörde die Zuſtimmung zur Kündigung von ſchwerbeſhädigten ten erteilen kann. A ſei bemerkt, daßs Kün⸗ ten und Arbeitern durch ſind, wenn die Zu gung nicht vorliegt. Für ſchwer behörden beſteben in 6 igte Beamte bei Roi 8 deſſen keinerlei befondere Kündie werden dem wahl von allen Seiten als notwendig anerkannten 20 Bei Abbau der Behörden läßt ſich die Kündigung von ſchwerbeſchädigten Beamten und Angeſtellten auch beim beſten Willen nicht vel die vermeiden. Aber alle Behörden miiſſen auch nach dem Abbau noch mindeſtens 2 Proz! ſhrer Arbeitsplätze mit Schwerbeſchädigten beſeßt halten. Bei allen Behörden, die dieſen Prozentſaß nur um ein Ge⸗ ringes überſchreiten. werden Kündigungen von Shwerbeſchädigeen faſt ganz zu vermeiden ſein. Anders daceren bei Behörden. die weit über 2 Proz. Schwerbeſchädiate eingeſtellt haben. Hier werd ein Tei der Schwerbeſchädiaten mit der Kiindigung rechnen miiſſon. ſchlimm wird es bei den ſogenannten Uebergangsbehörden werden. die ſehr ſtark oder gänzlich abgebaut werden wüſſen. Bei djeſen können nur noch wenige Schwerbeſchädigte rerbleiben, odet im Falle der völligen Aufſöſung gar keine mehr Ke'der iſt im Hin⸗ blick auf die gegenwärtige alloemeine Wirtſchactskriſe die Beſchafſung anderer Arbeitsgelebenheit für die zur Entlaſſung komwenden Be⸗ hördenangeſtellten nur in ſehr beſchränktem Umfange möglich. Be dieſor Sachlage darf wohl von den Nerſonalreferenten der einelnen Behörden erwartet werden, daß dieſe bei dem unverweidparen Perſonalabbau in weitaehendſter Meiſe ſich von ſosjaſen Geſichts punkten leiten laſſen und daß ſie, ſoweit As nur irgend nß⸗ die ſchwerbeſchädigten Angeſtellten in ihren Stellungen belaſſen. P. A, — *Die Goldmark ſteht heute unverändert auf 1 Billion ent⸗ ſprechend einem amtlichen Berliner Dollarkurs von 4,2 Billionen. * Weſentliche Senkung des Juckerpreiſes. Wie uns das Städ iſche Nachrichtenamt mitteilt, betrug nach den preisſtatiſtiſchen Ermitt⸗ lungen des Preisprüfungsamtes der häufigſte Verbraucherpreis für ein Pfund Zucker am Montag fünfundachtzig Goldpfennig. In⸗ zwiſchen iſt eine weſentliche Senkung des Zuckerpreiſes ein⸗ getreten. *Die Geſundheit der deutſchen Großſtädte hat ſich in der Wochs vom 27, Oktober bis 3. November inſofern etwas verſchlech⸗ tert, als die Sterblichkeit gegen die Vorwoche auf 1000 Einwohner und aufs Jahr ohne Ortsfremde berechnet, von 10,1 auf 10,2 geſiegen iſt. Statt in 20 Orten ſtieg ſie in 23, in Eſſen auf 9,8, Düfſeldorf 10,5, Dortmund 10,7, Duisburg 9,8, Barmen 9,2, Elberfeld 8,7, Bo⸗ chum 10,3, Hamborn 9,1, München⸗Gladbah 9,1, Oberhauſen 7,7. Münſter i. W. 9,8, Hamburg 16,0, Königsberg i. Pr. 14,7, Stettin 13,4, Altong 12,3, Lübeck 12,8, Hannover 11.5, Magdeburg 11,9, Er⸗ furt 10,5, Chemnitz 10,3, Plauen i. V. 9,8, München 11,5, Karlsruhe 11,7. Sie fiel ſtatt in 24 nur in 22 Städten, in ganz Berlin au 10,3. Alt⸗Berlin 11,1, Neu-⸗Berlin 9,6, Köln 8,4, Gelſenkirchen 6,7 Aachen 7,1, Krefeld 4,8, Mühlheim a. d. R. 3,7, Buer 8,3, Bremen 9,8, Kiel 7,8, Breslau 11,6, Halle a. S. 7,5, Braunſchweig 9,5, Leip⸗ zig 10,2, Dresden 7,2, Frankfurt a. M. 8,0, Mannheim%, Mainz 8,9, Wiesbaden 70, Ludwigshafen 6,5, Nürnberg 8,1 Stuttgart 8,7, Augsburg 8,5. Sie blieb gleich in Kaſſel mit 10,0, „ AUeber die beiden plötzlichen Todesfälle von Wagenführern, über die wir im geſtrigen Abendblatt Mitteilung machten, veröffent⸗ licht der Polizeibericht folgende Einzelheiten: Dienstag vormittag gegen 7 Uhr erlitt der 50 Jahre alte, verheiratete Kraftwagenführer da nach Mannheim beim ſtädt. Schlachthof hier einen Shlaganfa und war auf der Stelle tot. Das führerlos gewordene Laſtauto fuhr in eine Straßenrinne und auf einen Baum auf. Die Leiche wurde wurde der 57 Jahre alte verheiratete Fuhrunternehmer Julius Hartmann, wohnhaft 8S 3, 8, als er mit einem mit Mehl be⸗ ladenen Fuhrwerk über die Friedrichsbrücke nach der Stadt fuhr, auf der Brücke plötzlich von einem, Herzſchlag betroffen. Er fiel rom Wagen herunter und war auf der Stelle tot. Die Leiche wurde zu⸗ nächſt nach der in der Nähe liegenden Hauptfeuerwache und von da nach der Leichenhalle überführt. ieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee, Der Mann im Mond Roman von Sven Elveſtad Copyright by Georg Müller, Verlag, München. (Nachdruck rerboten.) „Wie ſah er aus?“ fragte der Detektiv. „Ein kleiner, nicht mehr junger Menſch,“ erklärte der Chef, in der gewöhnlichen blauen Tracht der Monteure. Mit blauer Brille.“ „Und rotem Bart?“ fragte Krag eifrig. „Ganz richtig, erwiderte der Chef.„Wie können Sie das wiſſenz“ 226 Krag beſann ſich raſch und erwiderte, daß er zufällig einen Monteur dieſes Ausſehens kenne.„Ein ſehr tüchtiger Burſche,“ flügte er hinzu. weifellos.“ „Und im übrigen iſt niemand Unbefugtes im Laufe des Tages im Elektrizitätswerk geweſen?“ fragte Krag weiter. Niemand außer dem Monteur,“ erwiderte der Chef beſtimmt. »Und den betrachten wir eigentlich auch nicht als einen Unbefug⸗ en. Er iſt uns von einer Firma geſchickt, mit der wir viel zu tun haben Ich habe ihn übrigens noch nie geſehen, und ich kann mir nicht denken..“ Natürlich nicht,“ unterbrach Krag ſeinen Gedankengang. „Wiſſen Sie, in welcher Weiſe er das Licht wieder in Ordnung gebracht hat?“ 0 »Rein, dafür gab er uns heute keine Erklärung, Er ver⸗ ſchwand, bevor wir noch recht mit ihm reden konnten, in all dem Aufruhr, der in der Dunkelheit geherrſcht hatte.“ Aasbjörn Krag erbat ſich noch einige Mitteilungen und verließ dann raſch das Werk. Scowie er ins Freie kam, verſuchte er aus dem Telephonkiosk der Freimaurerloge in Verbindung mit dem Chef der erwähnten elektriſchen Firma zu kommen, aber es gelang ihm nicht. Er fand es ausſichtslos, in der Stadt herumzugaloppieren und nach dem Monteur, alias dem rothaarigen Ingenieur, zu fahnden, und ver⸗ ſchob darum ſeine weiteren Unterſuchungen für den nächſten Tag. GWegen elf Uhr am nächſten Vormittag rief Kra wieder die elektiſche Firma an, und der Chef kam ſelbſt an den Apparat. Erj am vorigen Abend ihren Monteur in das Elektrizitätswerk ent⸗ ſendet hatte. bis er ſich bei einem der Beamten erkundigt hatte. Als der EChef wieder ans Telephon kam, erklärte er auf das beſtimmteſte, nie⸗ mand wiſſe etwas davon, daß ſeine Firma geſtern einen Mann ins Elektrizitätswerk geſchickt habe. Nun bat der Poliziſt um ein Geſpräch unter vier Augen mit dem Inhaber des Geſchäftes, das ihm auch ſogleich bewilligt wurde. Und als Krag hinkam, ſaß der Chef ſchon in ſeinem Kontor und erwartete ihn. Krag machte ſofort darauf aufmerkſam, daß es ſich um eine Sache von außerordentlicher Wichtigkeit handle. „Kennen Sie einen Ingenieur namens Barra?“ fragte Krag. e 1 „Iſt er bei Ihnen angeſtellt?“ „Nein. Er hat nur die Erlaubnis, von Zeit zu Zeit hier in unſeren Werkſtätten zu experimentieren.“ „Haben Sie dabei je Anlaß gehabt, ſich über ihn zu beklagen?“ „Im Gegenteil! Wir ſehen es gerne, daß er bei uns arbeitet. Ich glaube, er beſchäftigt ſich mit nützlichen Erfindungen. Er iſt außerdem offenbar ein ſehr reicher Mann. Ein ungemein— um nicht zu ſagen hervorragend— tüchtiger Ingenieur iſt er auf jeden Fall.“. Haben Sie nicht den Eindruck, daß er ein bißchen ver⸗ ſchroben iſt?!“ Der Chef ſah Krag an. „Wenn Sie ſo direkt fragen,“ ſagte er,„muß ich geſtehen, daß ſein Benehmen oft etwas auffallend iſt. Uebrigens können Sie ja mit ihm ſelbſt ſprechen. Er iſt gerade da und hat ſeinen eigenen Privatraum, wo er hier arbeitet.“ Der Detektiv willigte mehr als gerne ein. Endlich ſollte er von Angeſicht zu Angeſicht dieſem ſeltſamen Mann gegenüberſtehen, der es bisher ſo klug verſtanden hatte, ihn zu vermeiden. Es zeigte ſich aber, daß Ingenieur Varra ſein Zimmer doch ſchon verlaſſen hatte und ausgegangen war. 1 5 Krag war ebenſo überraſcht wie ärgerlich, während er fragte, ob man nicht wüßte, wohin er gegangen ſei. „Er hal etwas von Elektrizitätswerk erwähnt“ erwiderte ein Der Chef wußte nichts von der Sache und bat Krag zu warten, „Sollte am Ende gar er der Monteur ſein, von dem Sie ſprachen?“ „Krag nickte und bat, ſich das Arbeitszimmer des Ingenieurs Barra anſehen zu dürfen. 85 „Bitte ſehr,“ ſagte der Chef und öffnete eine Türe.„Hier haben Sie ſeine Höhle. Sie hat zwei Ausgänge.“ Und es zeigte ſich, daß der Vogel eben durch den anderen ver⸗ ſchwunden war. Krag blieb eine Weile auf der Schwelle ſtehen. Das Zimmer war faſt dunkel, denn das Fenſter nach der Straße war dick über⸗ malt mit Ausnahme eines Vierecks, durch welches eine Lichtſäule in das Zimmer drang. 20 Krag dachte: Ahal Durch dieſe Oeffnung hat er mich kommen ſehen und iſt im rechten Augenblick verduftet. Der Detektiv trat in das Zimmer, aber prallte ſogleich verblüfft zurück. Denn der kleine Raum war nun plötzlich intenſiv beleuchlet⸗ Aber ſowie der Poliziſt über die Schwelle zurücktrat, lag das Zim⸗ mer wieder im Dunkel da. 0 Bei ſeinem Ausruf kamen einige Beamte herbeigelaufen einige drangen in den dunklen Raum. Da ſtrahlte wieder das Lich aus einem halben Dutzend ſtarker elektriſcher Glühlampen. „Nein, ſo etwas habe ich noch nicht geſehen,“ rief der Chef der Firma.„Da hat ja der gute Ingenieur wieder eine Erfindung gemacht; worin zum Teufel beſteht ſie nur?“ Krag folgte ihm in Barras Zimmer und ſah ſich aufmerkſam um. Vom Poden bis zur Decke war der Raum mit großen und kleinen Inſtrumenten in anſcheinend chaotiſchem Durcheinander an⸗ gefüllt. Außerdem allerhand Krüge, Kolben, Tiegel und Reagenz⸗ röhren, ſowie Pulver, Mineralien, Säuren— alles, was auf den Arbeitstiſch eines Chemikers gehört. Und überdies auf dem Boden, aber jetzt beiſeitegeſchoben, eine zuſammengelegte Reihe Eiſenbahn⸗ ſchienen;„im Modell und mit Ausweichgeleiſen“ mußte es wohl bedeuten, dachte Krag ſcharf, als er die elektriſchen Drähte eines kleinen Akkumulators ihnen entlang laufen ſah. Was ſollte das bedeuten? Nur ganz unſchuldig eine neue elektriſche Eiſenbahn? Ach nein! Da ſteckte wohl etwas anderes dahinter. Krag ſagte nichts, aber ſein Geſicht bekam einen ſehr nachdenklichen Ausdruck. All dies lag jetzt von jenem intenſiven bläulichen Licht gebodet da, das den Gedanken zum Mondberg dort unten über dem Dörſchen führte. elektriſche Firma an, und der Chef kam ſelbſt an den Apparat. 73 üngerer Ingenieur.%%VV Der Ehef des Geſchäftes ſah erſtaunt den Detettiv oan. 5 Barras neue Glüh⸗ Unterdeſſen hatte der Chef der Firma Gorgſ. folgt⸗) lampen unterſucht. 4 3 mmung Ganz Wilhelm Dimmler, wohnhaft in Karlsruhe, auf der Fahrt von nach der Leichenhalle überführt.— Geſtern vormittag gegen 11 Uht war um dieſe Zeit kein einziges Grockenberger— einen Donnerslag, den 29. November 1923 Mannheimer General⸗Anzeiger(Abend⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 551 Tödlicher Unfall. Geſtern mittag fiel das 2% Jahre alte Töch⸗ terchen des Poſtſchaffners Karl Eiſert, wohnhaft Carolaſtr. 18, vom Oberlichidach im 5. Stock in einem unbewachten Augenblick durch eine Glasſcheibe in den 1. Stock hinunter und blieb bewußtlos liegen. Der herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod infolge Schädelbruchs feſeſtellen. *Jeſtgenommen wurden in den letzten Tagen 66 Perſonen wegen verſchiedener ſtrafbarer Handlungen, darunter eine vom Anitsgericht Stuttgart wegen Diebſtahls geſuchte ledige Arbeiterin von dort, ein Reichswehrgefreiter wegen Fahnenflucht und fünf Perſonen wegen Diebſtahls bezw. Plünderung. K Marktbericht Die Zufuhr zum heutigen Hauptmarkt war mittelmäßig, aber ſie genügte für den ebenfalls mittelmäßigen Bedarf. Man merkte leider nur allzu deutlich, daß Vielen der Beſuch des Marktes ni.t mehr möglich iſt Die Waren. werden jetzt faſt nur noch in Gold⸗ markt ausgezeichnet. Nur an ganz wenigen Täfelchen ſtand unter dem Goldmarkgrundpreis der Papiermilliardenpreis Auch die Her⸗ gabe von wertbeſtändigem Geld nimmt zu. Dafür ſorgen ſchon die Händler, die ein keineswegs allzu freundliches Geſicht machen, wenn die Hausfrau erklärt daß ſie nicht in der Lage ſei, mit wertbeſtän⸗ digem Geld zu bezahlen. Man kanns dem Händler nicht verdenken, daß er die Papiermark nicht gern annimmt, da der Erzeuger ſeine Produkte auch nur voch gegen wertbeſtändiges Geld hergibt. Manch⸗ mal tritt aber auch die Abneigung des Publikums, das vereiln⸗ nahmte wertbeſtändige Geld wieder auszugeben, recht auffällig in Erſcheinung. So wurde uns heute erzählt, daß eine Frau, der man es anſah, daß ſie in ſehr ärmlichen Verhältniſſen lebt, auf den Wirſingkopf, den ſie ſchon gekauft hatte, verzichtete, weil ſie die 15 Milliarden, die ihr zu dem Papiermarkbetrag fehlten, nicht in wert⸗ beſtändigem Geld bezahlen wollte. Ueber Kartoffelmangel konnte man heute nicht klagen. Die Zufuhr betrug etwa 100 Zentner, die in der Hauptſache zu 7 Milliarden das Pfund ausgewogen wurden. Ddie Gemüſe⸗ arten, die in dieſer Jahreszeit noch zu haben ſind, waren der Menge nach ziemlich gleichmäßig vertreten, am meiſten Karotſen, Wirſing, Roſenkohl, Zwiebeln. Weißrüben und Endivienſalat. Auf dem Obſtmarkt war genügend Auswahl in Aepfeln und Birnen. Für das Pfund gute Ware mußten immerhin 40—70 Goldpfennige angelegt werden. Nüſſe und Kaſtanien waren mit 90 Pfennig ausgezeichnet. Die Butter zufuhr überwog das Angebol. In der elften Stunde konnte man noch bequem Süßrahmdutter zu 85.—90 und Landbutter zu 80 9 das Viertel kaufen. Dagegen i mehr zu en'decken. 35 Gold⸗ pfennige ſollen ſie gekoſtet haben. Gerüchtweiſe verlautet, daß die getzigen Eier⸗ und Butterpreiſe nicht mehr lange gehalten werden können. Sehr ſtark war wieder das Angebot in Seefiſchen. Man konnte wählen zwiſchen Schell⸗ Stock⸗ und Lengfiſch, Seelachs und Ro zungen Kabeljau, Merlans und Seehecht, ſogar Makrelen zu 50 Pfg. bis.20 M. das Pfund Von Flußfiſchen waren Hechte, Schleien. Barſche und Backfiſche zu den gewohnten hohen Preiſen zu haben Auffallend groß iſt immer noch die Wildpret⸗ zufuhr. Haſen⸗ und Rehragout koſtete im Durchſchnitt.20 M. Braten.60 M. das Pfund. Geſchlachtetes Gefkügel war ge⸗ kinger vertreten. Der Pfundpreis der geſchlach“eten Gänſe bewegte ſich zwiſchen.50 und 2 M. Ein Suppenhuhn war ebenfalls ſchon zu.50 M. je Pfund zu haben. Nachſtehend die amtlich ermittelten häufigſten Preiſe im Pfund und in Miſffarden Mark: Kartoffeln 40—70(40—70), Weißkraut 30—60(30—50), Rot⸗ kraut 250—300(250—350), Wirſing 80—150(80—120), rote Rüben 80(80—120), gelbe Rüben 60—100(80—100), Karotten 80—120 70—110%,, Blumenkohl 200—3000(200—2500), Roſenkohl—600 (450—600), Spinat 350(250—350), Zwiebeln 100—250(180—.250), Mangold 60(30—100), Endivienſalat 60—250(60—150), Feldſalat 990—1200 Rettiche das Stück 40—400(40), Kohlrabi das Stück 50—250(20—80), Tomaten 100—400(150—300),'er 330—350 (320—350), Süßrahmbutter 3200—3600(3400—4000), Landbutter 2000—3200(3200—36000, Aepfel 100—800(150—700). Birnen 250 bis 800(350—600), Nüßfe 800—1000(—900), Kaſtanien 700 bis 1000(800—1000), Schellfiſche kleine—600(500), Kabeliau 900 bis 1000(1000), Lengfiſche 900—1000(1000), Seehecht 1000—1200, Seezungen 500(500—800), Stockfiſche 500(700), Matrelen 1000, Hechte 5500(2500), Schleien 2800(2800), Barſche 2500, Vackfiſche 1000(1000), lebendes Geflügel jung und alt das Stück: Hahn 2000 6000.(2000). Huhn 1500—6000(—6000), Gärnſe—10 500 (—12 000). Stallpaſen das Paar 2000, geſchlachtetes Geflügel: Habn und Huhn 1400—2500(1700—200) im Nfund. 800—3000 im Stück, änſe im Pfund 1500—2500(2000). Wild: Haſen 1100—1600(1500 big 1800), Reh 1400—1600(1500—2000). Sportliche Rundſchau pferòeport der 188. Ein engliſcher Deckhengſt für Deutſchland. Der Gewinner 1* Great Jubilee⸗ Stakes, Diadumenos, v. Orbi— Donnetta, ſt von dem engliſchen Botſchafter in Berlin, Lord d A bernon, an Herrn von Knebel⸗Töberitz verkauft worden. In dem Hengſt, r als Vaterpferd bereits Erfolge aufzuweiſen hat, einem rechten ruder des 1000 Gunieen⸗Siegers Diadem und Halbbruder von 5 taphon, dem nächſtjährigen Derby⸗Favoriten, kommt nicht nur ein blutorragendes Rennpferd, ſondern auch ein im Blut höchſtes Voll⸗ —5 nach Deutſchland, der während ſeiner Rennkarriere zu den eſten ſeines Jahrganges gehörte. Es muß als eine erfreuliche Tat⸗ ſache bezeichnet werden, daß in der jetzigen ſchweren Zeit des Nieder⸗ anges des Pferdeimportes aus England durch private Initiative deutſchen Vollblutzucht eine derartige nicht hoch genug einzu⸗ tzende Unterſtützung erwieſen wird. Boxen Er Klubmeiſterſchaftskämpfe des 1. Mannheimer Box⸗Klub. Der Erſte Mannheimer Boxklub krug am 24. Nopember in ſeinem neuen deim, im„Großen Meyerhof“, die diesjährigen Klubmeiſterſchaften dus. Es gab wieder einmal herzhaften und dor allem techniſch vor⸗ züglichen Sport zu ſehen. Die Organifation war ſehr gut. Die vor den Klubmeiſterſchaften durchgeführten Ausſcheidungskämpfe hatten folgendes Ergebnis: Fliegergewicht: Stich— Lorſch, Sieger: Gtich; Bantamgewicht: Funf— Thurau, Sieger: Thurau, klöpfer, Sieger: Grockenberger; Federgew.: Jritz— Kreß, Sieger Fritz, Laux— Dollmann II. Sieger: Lauxz Zeichtgewicht: Dollmann 1— Heininger, Sieger: Dollmann J. Die Klubmei ſterſchaften ſelbſt wurden mit verbiſſenem Lenſt ausgetragen und brachten folgende Reſultate: Jugend⸗ laſſe: Baumgratz(84) und Hutzenlaub(90) bearbeiten ſich tüchtig. aumgratz zeigt beſſeren Stil und ſiegt nach Punkten.— 9 liegergewicht: Leinz gegen Stich. 1. Runde ausgeglichen, 0 Runde Leinz mehr im Angriff, 3. Runde Stich mehrmals ange⸗ Glagen unten. Punktſieger: Leinz.— Bantamgewicht: ckenberger liefert gegenüber Thurau den techniſch ſchönſten Kampf des Abends. Durch geſchickte Fußarbeit macht er die Angriffe „Huraus wirkungslos und fängt ihn ab. Mit drei Treffern erreicht er drei Niederſchläge, von denen der letzte das Ende bringt.— Feder gewicht: Laux und Fritz ſtoßen hart aufeinander. Wäh⸗ dend Fritz viel mit Schwingern arbeitet, gefällt die Laux'ſche Bein⸗ arbeit. Nach der 2. Runde gibt Fritz, dem die Luft fehlt, auf.— Feichtgewicht: Wohl den ſchwerſten Kampf des Abends hat Jrank J, der heute ſeinen 30. Kampf abſolviert und davon nur — den um die Deutſche Meiſterſchaft— verloren hat, zu be⸗ hig keben. Dollmann 1 iſt härter als anzunehmen war und zwingt Vire zur Entfaltung ſeines ganzen Könnens. In der 2. Runde Dollmann nach härteſtem Schlagwechſel infolge Daumenver⸗ ſtauchung auf.— W 915 Zeug und bringt Tollmann II nach tapferſter Gegenwehr durch iederſchlag in der 1. Runde zur Strecke— Die Mittel⸗, Halbſchwer⸗ und Schwergewichtsmeiſterſchaften ſtehen noch offen. Die Klub⸗ meiſter wurden durch Ueberreichung von Schärpen geehrt, während rockenberger als techniſch beſter Kämpfer ein Paar von Herrn nng geſtiftete Knockout⸗Boxhandſchuhe erhielt. Sch. eltergewicht: Werle legt ſich ſtürmiſch⸗ 5 Aus Handel und Industrle Reichsbankausweis vom 7. November vermögen(in 1000 Mark) Metallbestancgd 65¹5⁵ 284— 4 366 269 darunter do[-d—[p— 2 4 705 unverändert und zwar Goldkassenbestände 48571 unveräadeet Golddepot(unbel.) bel ausl. Zenrtalnotenbanten, 11312 unv ränd. Bestand an Relohs- u. ODarlehenskassensonein 2 20, 703 389 323610 +CUng u24 443089 405 5 an Noten anderer Banken— 344522090. 13761015154 an Weonseln und Soο,Kks 8057 278 065 707 U25 +6 999 143 80 83.0 an disk Re chsscohatzenwelsung. 28 098 /241 043345 +J8 52067 1/4224987 5 an kombardforderungen 190 006.6518 0/ 148 2168 8759 2 * Aee„ 7167(04927 277— 249 48470919 an sonstigen Aktiven 4961 839 281 233 776-401397291 04298ʃ Vorbindllohkelten. 100 000 unveründer. * 160 502 unverüngert „19153087 468 803 9½ 1 690 24555 66408. 9 71371 61583000 9 00 452946 698 000 Privatguthaben 141,399 674 616 785 + 3855 05 813 264583 Sonstige Passu 5559 0353 6651/ + 10 2246846 02ʃ 63. Der Ausweis der Reichsbank vom 7. d. M. spiegelt in seinen Ziffern die ruckartige Steigerung les gesamten Preis- und Lohnniveaus wieder, die während der ersten Novemberwoche eintrat(der Dollarkurs in Berlin stieg nahezu auf das Neunfache, von 72,5 am 31. 10. auf 630 Mis- liarden am 7. 11). Die gesamte Kapitalanlage der Benk ist um 26,7 auf 34,4 Trillionen A gewachsen, und zwar vermehrten sich die Schatzanweisungsbestände um 19.5 auf 26,1, die Wechselbestände um 7 auf 8,1, die Lombardforde- rungen um 0,1 auf 0,2 Trillionen&. Während in der Vorwoche die neu beanspruchten Kredit- beträge zum gröberen Teil der Bank auf den Konten der fremden Gelder verblieben Wwaren, überwogen diesmal die Abflüsse in baren Zahlungsmitteln. Der Banknoten- umlauf erhöhte sich um 16,7 auf 19,2 Trillionen 4. Die fremden Gelder nahmen gleichzeilig um 13 auf 16,8 Trillionen zu. Der Goldbestand veränderte sich nichk. Die Inanspruchnahme der Darlehnskassen des Reichs führte zu einer Erhöhung der Alisleihungen um 2,1 auf 2,2 Trillionen. Ein dieser Zunahme enlsprechender Betrag an Darlehnskassenscheinen wurde der Reichsbank ausgeliefert. Arundkaplta. feservefonddsgs Betrag der umlaufenden NMoten. Relohs- und Staatsuthaben K— 2 Die Reichsentschädigung für englische Sanktionsgutscheine Das Reich gewährt für die 26proz. Sanklionsgut⸗- scheine bei solchen Lieflerungsverträgen nach England, die schon vor dem 15. November abgeschlossen waren, Goldschatzanweisungen. Die Erstatlung erfolgt je- doch nur bis 31. März 1924. Die Goldschalzanweisungen lauten auf 50, 100 und 500 Goldmark(eine Goldmark gleich ½ kg Feingold), sind mit Zinsbogen ausgestaltei und werden in den ersten drei Jahren mit 2 Prozent verzinst, mit 3 Prozent'getilgt, in den nächsten drei Jahren mit 3 Prozent verzinst, mit 2 Prozent gelilgt, in den weiteren drei Jahren mit 4 Prozent verzinst, mit 1 Prozent getilgt, vom zehnten Jahre an mit 5 Protgent verzinst. mit 1 Prozent getilgt. Die Verzinsung erfolgt ganzjährlich nachträglich. Ge- tilgt wird durch Auslosung zum Nennwert. Die Schatz- anweisungen werden zum Nennwert in Zahlung gegeben. Im übrigen verbleibt es, wie aus den Durchführungsbeslim- mungen zur Verordnung des Reichspräsidenten hervorgeht, bei den exporthindernden Bestimmungen, wo⸗ nach Sanktionsgutscheine für neue Geschäfte vom Reich vorerst nickt erstattet werden. „Sanas“,.-G. für naturgemäße Volksernährung, Karlsruhe Diese Gesellschaft wurde mit einem Kapital von 40 Mil- lionen 4, eingeteilt in 36 000 Stamm- und 4000 Vorzugsaktien mit 10 fachem Stimmrecht, errichtet. Die Ausgabe erfolgl zu 250 Millionen Prozent. Die Gesellschaft bezweckt natur- gemäße Volksernährung durch Errichtung und Betrieb von alkoholfreien Wirtschaften aller Art, Herstellung und Ver- trieb von naturreinen Lebens-, Genuß- und Heilmittein, so- wie von Geräten zur Herstellung und Aufbewahrung solcher Erzeugnisse. Die Gesellschaft darf sich an anderen Unter- nehmungen beteiligen. Die Gründer der Gesellschaft. welche alle Aklien übernommen haben, sind: Oskar Blaß, Kaufmann, Plankstadt, Richard Blaß, Ingenieur, Karlsruhe, Dr. Hermann Franz, Professor und Stadtrat, Karlsruhe, Walter Wilhelm, Baumeister, Pfarrektor, Karlsruhe, Augusta Grein, Karlsruhe. Die Mitglieder des ersten Aufsichts- rats sind: Dr. Josef Grein, Sekretär, Karlsruhe, Dr. Rudolf Fuchs, Ministerialdirektor, Karlsruhe, Hans Jakobi, Bank- direktor, Karlsruhe. Chemische Fabrik Griesheim-Elektron, Frankfurt a. M. Wie uns die Gesellschaft mitteilt, hat sie aus verwal- tungstechnischen Gründen die Geschäfte ihrer bisherigen Verkaufsabteilung„Autogen“ auf die von ihr zu diesem Zwecke neu gegründete Firma Griesheimer Autogen- Verkaufs-Gesellschaft m. b.., Frankfurt a. M. übergeleitet und dieser den Alleinverkauf der Erzeugnisse und Handelsprodukte ihrer Autogenwerke. sowie die Ver- gebung von Gebrauchslizenzen übertragen. Aenderungen in Bezug auf die bisherige Preisstellung, Lleferungsbedingun- en und Beschaffenheit der Waren kreten nicht ein. Zu Geschaf tsfkührern der Griesheimer Autogen-Verkaufs- Gesellschaft m. b. H. sind bestellt: Kaufmann Friedrich Philipp. und Kaufmann Emil Sinn in Frankfurt a. M. und Ingenieur Friedrich Künker in Griesheim a. M. Mannheimer Versicherungsgesellschaft in Mannheim. Eine ebenfalls zum 20. Dezember anberaumte ao..-V. soll gleichfalls die Abängerung des 8 15 der Statuten dahin vor- nehmen, daß das seit 1. Juli 1923 laufende Geschäftsjahr am 31. Dezember 1923 endet und vom 1. Januar 1924 ab das Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr zusammenfällt. Der Aufsichtsrat soll zur Vornahme formaler Satzungsänderun- gen ermächtigt werden. Continentale Vorsicherungs-Gesellschaft in Mannheim. Eine auf den 20. Dezember einberufene ao..-V. soll eine Abänderung des 8 15 der Statuten dabin vornehmen, daß das seit 1. Juli 1923 laufende Geschäftsſahr am 31. Dezember 1923 endet und vom 1. Januar 1924 ab mit dem Kalenderjahr zusammenfällt. Ferner soll der Aufsichtsrat zur Vornahme solcher Aenderungen des Gesellschaftsvertrages ermächtigt werden, die von der Aufsichtsbehörde oder vom Register- richter verlangt werden und die lediglich die Fassung be- treffen. * Süddeutsche Großhandels-.-G. für Getreide u. Mühlen- fabrikate in Mannheim. Die kürzlich mit 100 Millionen Grundkapital gegründete Gesellschaft beantragt eine Er- höhung um bis zu 100 Mill. 4. Stammaktien. *Erste Heidelberger Versicherungs-.-G. in Heidelberg. Unter dieser Firma Wurde mit 500 Mill.„ eine neue.-G. ins Handelsregister eingetragen. Gegenstand des Unter- nehmens ist das Rückversicherungsgeschäft in allen seinen Zweigen im In- und Auslande. Die Transportversicherung kann direkt und indirekt betrieben werden. Die Gesellschaft ann Versicherungsdokumente für eigene und fremde Rech- nung in Depot nehmen, solche verwalten und beleihen sowie sonstige mit dem Versicherungsgeschäft zusammenhängende banktechnische Geschäfte betreiben. Ausgeschlossen von der Versicherung sind diejenigen Zweige des Versicherungs- geschäftes, zu welchen staatliche Genehmigung vorgesehen isk. Die Gründer haben sämtliche Aktien zum Nennbetrage übernommen. Zum Vorstand wurde Direktor Karl Walz- Mannheim bestellt. Den ersten Aufsichtsrat gilden. Rechlsanwalt Dr. Christian Hartmann, Direklor Adolf Schulz, Direktor Friedrich Schork in Mannheim. *Neue Aktiengesellschaft. Die Firma B. Odenheimer in Karlsruhe ist in eine Akliengesellschaft mit einem Grund- kapital von 60 Millionen umgewandelt Wworden und führt den Namen Süddeutsche Dampf-, Obst- und Wein⸗ brennerei B. Odenheimer.-., Karlsruhe. *Frankenthaler Brauhaus. In der ao..-V. des Franken- thaler Brauhauses wurde die vorgeschlagene Abänderung des Gesellschaftsvertrags, die bekanntlich dem Ceber⸗ gang der Aktienmehrheit an die Werger⸗ Brauerei in, Worms entspricht, einstimmig geneh⸗ migt. Als Mitglieder des Aufsichtsrats wurden neugewählt. Geh. Justizrat Dr. Karl Stephan, Rechtsanwalt in Worms, Dircktor Louis Rühl in Worms und Fabrikant Jak. Feitel in Mannheim. *Motorenfabrik Darmstadt.-., Darmstadt. In der .-V. Wwurden die Anträge der Verwaltung einstimmig ge⸗ nehmigt. Von der Verteilung einer Diyidende(i. V. 25 Prozent) wurde mit Rücksicht auf die Geldentwertung Abstand genommen. Der Reingewinn in 44 (0,63) Mill„ wird auf neue Rechnung vorgetragen. Der Ahschluß einer Goldmarkfeuerversicherung und Anteil als Selbstversicherung wurde genehmigt. Ferner wurde be⸗ schlossen, das Aktienkapital bis zu 6 Mill. auf 10 Minl.% zii erhöhen und der Aulsichtsrat ermächligt, die Madali- kälen zu bestimmen. * Oberrheinische Bauindustrie.-G. in Freiburg i. Br. Die Aktien dieser Gesellschaft, die etwa 800 Arbeiter und 40 Angestellte beschäfligt, sind zur Frankfurter Börse zZu- gelassen worden. *Aktiengesellschaft für Dentalindustrie, Baden-Baden. Auf der Tagesordnung der am 20. Dezember stattfindenden 0..-V. steht auch ein Antrag auk Kapitalerhöhung um 20 Millionen und Festselzung der Ausgabemodalitaten. Börsenberichie Frankfurter Wertpapferbörse Frankfurt, 29. Novbr.(Drahtb.) Man schien im Ekfek⸗ tenyverkehr von Büro zu Büro wenig geneigt, neue Geschäfte einzugehen, da die Geldmarktlage immer noch unsicher und die Regierungskrise noch nicht gelöst ist. Unter diesen Ver- hältnissen ist es natürlich erklärlich, daß die Nachfrage nach Elfekten gering ist. Gegen die gestrigen Schlußkurse zeigle sich für ghemische Aktien verschiedentlich mäßige Refestigung. Von Schiffahrtswerten nannte man Norddeutscher Lloyd 13, Kali Aschersleben 15—16, Spinnerei Ettlingen ca. 30—40, Zuckerfabrik Rheingau 8, Süddeutsche Drahtindustrie 20, Mannh. Oelfabriken 15, Bremen-Besig- heimer Oelfabriken schwach, 25. Große Geschäflsunlust zeigie sich für Montanpapiere. Auch die Aktien der Maschinen- und Metallindustrie erfuhren nur geringe Kursveränderungen. Deutsche Petroleum 19—20, Becker-Stahl und Becker- Kohle 16, Kabel Rheydt 25—30 (alles in Billionen Prozent). Berliner Wertpapierbörse *Berlin, 29. Noybr. Drahtb.) Der Versuch zur Herbei- führung von Notizen für die festverzinslichen deutschen Rentenpapiere hat sich im allgemeinen als der gleiche Fehl- schlag wie vor acht Tagen erwiesen. Material ist fast gar nicht herausgekommen, so daß die Mehrzahl der Kurse auf den verschiedenen Märkten des Rentenmarktes gestrichen blieben. Wo Kurse notiert werden konnten, ergaben sich zum Teil erhebliche Steigerungen. Am Geldmarkt ist die wesentliche Erleichterung eingetreten. Täglich kündbares Geld wWar mit 3 Prozent Zziemlich reichlich zu haben. Unter diesen Umständen zeigte sich am Effektenmarkte etwas Nachfrage, so daß die Tendenz im Vergleich zur gestrigen Ermattung als ziemlich fest zu bezeichnen ist. Die Devisen- preise wurden bei fast durchweg 19“ Zuteilung überwiegend unverändert gegen gestern festgesetzt. Dollarschaätz- anweisungen Waren gestrichen und Goldanleihe notierten 4200 Billionen ohne Umsatz. Deuisenmarkt Berliner Devisen in Mlilarden Amtliloh l. 28. 8. 28. 0. 28. 8. 28. 150,000 1604.000 1878.000 Buen.-Alrees 1298,750 1309,250 1616,700 19˙3 Brüssee 195,510 196,460 195.510 196.260 Ohristinanlaga 618,450 621,530 6³0,4 633,580 »Kopenhagen 778,175 711.825⁵ 750, 70,K80 Stookhoſm 1105,230 1110,%0 1105,.,230 1110,720 Helsingfors 107,720 108, 70 107,730 1 5 183.57 184½480 181,545 187 Lngeee 18354, C0 18416,00.000 18448,000 New-Vork 4182,500 4210,500 4189,50⁰0 F„„„„b„„.7,40 22.570 227,130 22,5 Sohwelsg 31½ 737.,810 781.160 Ipanlen 54.0 549,370 545,840 545. e 1985,000 2005,000 1995.000 2005,000 Rio de anelroo 359,.100 350.,900 359.,100 260.950 Wen abo 50,852 7TU 50,46 U 59,950 K 60.180 U 4* 121,605 122,305 121¹ 122.305 kugoslavlen 4718. 47.719 47,461 47771 Budapest 219,50f 350 219.450h Soaen„„„ 3131⁴ 34.488 35,318 32. Waren und Härkte Mannheimer Produktenbörse m. Mannheim, 29. Novbr.(Eig. Ber.) Der Geschäfts⸗ verkehr leidet noch immer unter der Schwierigkeit der Be-⸗ schaffung von wertbeständigem Gelde. Die Lage ist im all⸗ gemeinen unverändert, und es kamen nur wenig Geschafté zum Abschluß. Man verlangte für Weizen 25.205 für Roggen 23—24, für Gerste 21—22, für Hafer 19—20 Goldmark per 100 kg bahnfrei Mannheim. Auch Futter⸗ artikel haben im Preise nur Fak geringe Veränderungen aufzuweisen-. Mehl ist ebenfalls ziemlich unverändert. Weizenmehl, Basis 0, Wwird zu 35—36 und Roggenmehl zu 31 75 32 Goldmark, die 100 kg ab süddeutschen Mühlenstationen offeriert. Offizielſe Preise der Mannheimer Produltenbörse Die Kurse verstehen s ch per 100 Kilo netto waggonfrei Mannnem ohne Sack i Ooldmark. 1 Dollar 1,20 Goldmark zahlbar in Qoldanleihe. Preisnot erungen vom 29 Movember 19²³ Welzen, inländischer 24,50——.— Roggenmeh 35,78 8 augländischer—.——[Welxentdel——— Roggen 8 22,.50—22.75 Slerireber——.3 neuer, e Rowel Srau-Gerste(alte) 22.50—23,50 Mesentss lose 1„ dheue)——— Rotkſeeben rr Hafer(nèeuer) 21.——22,0[Turerne-Nleeheu— „ lalter)—— Press-Strob Mals. geibes mit Sack) 45 8 Welzenmenl atis Spez. U(inpreis! 37,80——,— gee n Tendenz: Fest. berausgeber. Drucker und Verleger: Druckeret Dt Haas Mannbeimer General⸗Anzeiger G m d P. Mannbeim 6 1 Direktion Ferdinand Heyvme— Flescedakteur Kur: Fiſcher. Verantwörtlich für den volitiſchen und volks wirnſchaftlichen Teil: Kur! Fiſcher: für das Feuflleton. Dr Friß Hammes: für Kommunalpoliett unr Lokales: Richard Schönfelder: für Sport und Neues aus aller Welt: Willy Müller: für Handelsnachrichten, Aus dem Lande Nachbar zebiete Gericht u. den übrigen redaktionellen Teil. Franz Kircher; für Anzeigen: Karf Hügel. 4. Seite. Nr. 551 Maunheimer General · Anzeiger(Abend · Ausgabe) Donnerslag, den 29. November 192³ Gerichts zeitung Eine Bande von Blechdachdieben. Ueberaus erfolgreiche Beutezüge unternahmen im Sommer d. J vier damals arbeitsloſe Burſchen von Beruanſen i. Württbg., die 19 und 18 Jahre alten Brüder Ernſt und Albert Rreißing, der 25 Jahre alte Karl Böpple und der 24jährige Wilhelm Raiſer. Dem ſchon mehrfach vorbeſtraften Raiſer und Böpple ſind nicht we⸗ niger als je 14, Ernſt Reißing 12 und ſeinem Bruder Albert fünf ſchwere Diebſtähle zur Laſt gelegt. Die erſte Diebesfahrt führte drei der Gauner, die Brüder Reißing und den Raiſer, ins württemberg. Oberland. Eine in ber Nähe von Stockach liegende Jagdhütte wurde erbrochen und vollſtändig geleert. Die Beute, beſtehend aus mehre⸗ ren Paaren Herrenſtiefeln, Kleidungsſtücken, zwei Mänteln u.., mürde größtenteils verkauft. Als Beute⸗Träger wurde auch der geiſtig nicht ganz normale, in Stetten i. R. aufgewachſene 28 Jahre alte, vielfach vorbeſtrafte ledige Dienſtknecht Ernſt Grötzinger verwendet. Nachdem dieſer erſten„Tour“ ein ſo ſchöner„Erfolg“ beſchieden war, gingen die Angeklagten zum Zinkblech⸗Stehlen über. Von zahlreichen Gartenhäuſern in den Markungen Degerloch, Echter⸗ dingen, Rohr, Weil der Stadt, Tuttlingen entwendeten ſie, teils einer allein, teils zu zweien und dreien, die Zinkblechbedachungen und nahmen auch Zinkablaufrohre mit. In der Nähe von Weil der Stadt wurde ein Schäferkarren abgedeckt. Gelrgentlich führten die Angeklagten auch Keller⸗ und Wohnungseinbrüche in Bauernhäuſer in der Gegend von Rottweil und Laudenbach aus und ſtahlen Wäſche, Kleider, Eier, Fleiſch und Geflügel. Es war ein hübſch langes Sündenregiſter, das den Angeklagten zu Beginn der Verhandlung vorgeleſen wurde. Als Abnehmer des geſtohlenen Zink⸗ hlechs kommen zwei Stuttgarter Händler in Betracht die ſich wegen Hehlexei zu verantworten hatten. Das gemeingefährliche Treiben der Hauptangeklagten nötigte die Strafkammer, dieſe ſcharf anzu⸗ faſſen. Zuchthaus erhielten Raiſer und Böpple, und zwar je 4 Jahre, außerdem 5 Jahre Ehrverluſt. Ernſt Reißing kam mit 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis, Albert Reißing mit 8 Monaten Go⸗ fängnis, Grötzinger mit 3 Monaten Gefängnis, die Hehler in der Hauptſache mit Geldſtrafen davon. Ein fideles Gefängnis. Saßen da, ſo berichtet die„Magdeburger Zeitung“, im Jahre 1920 im Magdeburger Gerichtsgefängnis einige Schieber, ver⸗ mißten ihre ſonſt gewohnte Bequemlichkeit und ſuchten ſie ſich auf dem für ſie ſicherlich nicht außergewöhnlichen Wege der Beſtechung zu verſchaffen. Sie ſtießen bei drei Strafanſtaltswachtmeiſtern auf zeinen großen Widerſtand, und bald war das Gefängnis äußerſt „fidel“ geworden. Jedenfalls wurde manchem Gefangenen, der über das nötige Kleingeld verfügte, das Leben in der Haft ziemlich leicht gemacht. In den Zellen der Gefangenen wurden 3 echgelage mit den Beamten veranſtaltet und ein reger Briefwechſel zwiſchen den Gefangenen und ihren Angehörigen vermittelt. Hierbei hatten namentlich der Hilfswachtmeiſter Guſtav Rippl und der Oberwacht⸗ meiſter Franz Reth die Hand im Spiele. Auch der Hilfswachtmeiſter Karl Buße hatte ſich an den Zechgelagen und dem Durchſchmuggeln von Mitteilungen beteiligt und Geſchenke dafür entgegengenommen. Der Kaufmann Heinz Arnold, der während ſeiner längeren Straf⸗ haft als Schreiber beſchäftigk wurde, genoß allerhand Freiheiten. Er ging frei in den Räumen des Gefängniſſes umher, beteiligte ſich gleichfalls an den vorerwähnten Zechgelagen, nahm auch Briefe von Gefangenen in Empfang und ließ ſie durch Wachtmeiſter weiter⸗ befördern. Bei einem Zechgelage war er ſo betrunken, daß ihn der Wachtmeiſter Buße vorſorglich in ſeine Zelle hinüberſchaffen mußte. Ferner gelangten Briefe des Kaufmanns Eduard Levy aus Berlin und des Fabrikdirektors Dr. Arnold— beide befanden ſich zu damaliger Zeit gleichfalls in Unterſuchungshaft— an deren Frauen regelmäßig zur Beförderung. Das Gericht hatte kein Ver⸗ ſtändnis für dieſen fidelen Gefängnisbetrieb und verurteilte wegen ſchwerer Beſtechung Rippl und Reth zu je 9 Monaten, Buße zu 5 Monaten, Arnold zu 2 Monaten, Frau Rippl zu 1 Monat, Bungers und Frau Levy zu je 2 Wochen Gefängnis. Neues aus aller Weit — Ein tollwütiger Hund fiel in Freiſing eine größere Zahl von Perſonen an, die ſich zum Teil mit Stöcken und Meſſern gegen das Tier wehren mußten. Einen 13jährigen Schulknaben biß der Hund in den Vorderarm; der Knabe mußte ſofort in ärztliche Pflege ge⸗ — 900 und nach Berlin in das Paſteurſche Inſtitut verbracht werden. — Der höfliche junge Mann. Einen lohnenden Griff machte ein Taſchendieb bei einem Konzert im Berliner Zoo. Als ein In⸗ duſtrieller ſich hier ſeinen Mantel wiedergeben ließ, fühlte er im Gedränge plötzlich eine Hand an ſeinem Geſichte langfahren. Er wandte ſich um, und ein hinter ihm ſtehender junger Mann ent⸗ ſchuldigte ſich höflichſt wegen der Beläſtigung. Hinterher aber ent⸗ deckte der Induſtrielle, daß der höfliche Mann ein Taſchendieb ge⸗ weſen war. der ihm eine große ſchwärzliche in Gold gefaßte Barock⸗ perle aus dem Schlips gezogen hatte. Es war ein ſehr ſeltenes und wertvolles Stück. — Die„lieben“ Mitmenſchen. Bei einem Rad⸗ und Motorrad⸗ rennen in St. Veit an der Glan in Kärnten wurden Loſe zum Verkauf angeboten, die den Gewinn eines Motorrades in Ausſicht ſtellten. Bei der Ziehung ſtellte ſich heraus, daß ein armer Volks⸗ ſchüler der glückliche Gewinner des Motorrades ſei. Ein Herr, der dies bemerkte, kaufte dem Jungen ſofort das Los für 100 000 Kronen ab, worauf der Junge freudeſtrahlend nach Hauſe lief. Er hatte natürlich keine Ahnung davon, daß er mit dem Loſe Millionen öſter⸗ reichiſcher Kronen aus der Hand gegeben hatte. Die Eltern meldeten den Vorfall der Polizei, der es ſchließlich nach vielen Bemühungen gelang, den wohlgeſinnten Käufer des Loſes ausfindig zu machen. — Ein Flugdienſt zwiſchen England und skandinavien. Eine Luft⸗Konferenz, die zwiſchen Großbritannien, Holland, Deutſchland und den ſkandinaviſchen Staaten im Haag tagt, dient der Aufgabe, einen regelmäßigen Luft⸗Poſtdienſt zwiſchen England und Skan⸗ dinavien einzurichten. Infolge der Wirren, die in Mitteleuropa herrſchen, haben die Poſtzüge bisweilen Verſpätungen, ſo daß die Verbindung Skandinaviens mit England nicht ſo regelmäßig iſt, wie es die Geſchäftswelt ſich wünſcht. Der ſchwediſche General⸗Poſt⸗ miniſter hat nun die Schaffung eines direkten Poſt⸗Luftverkehrs angeregt, die mit den maßgebenden Stellen der anderen Länder beſprochen wird. — Ein Radiumfund in Turkeſtan. Schon vor zehn Jahren wurde in Turkeſtan in der Provinz Ferghanau ein Radiumfundort entdeckt. Doch wurde die Ausbeutung während des Krieges cin⸗ geſtellt. Man hat nun die Abſicht, den Betrieb wieder aufzunehmen. Eine aus einigen Geologen und Radiologen beſtehende Expedition ſtellte eine Unterſuchung an und berichtete, daß ungefähr fünftauſend Tonnen Erz, die etwa fünfzehn Gramm Radium enthalten, ſicher vorhanden ſind und daß eine neue Ader entdeckt worden iſt. Die Mineralien, in denen ſich das Radium befindet, enthalten vor allem Kupfer und Vanadium und natürlich Uranium, den Mutterſtoff des Radiums. Daß der Radiumpreis durch dieſe neue Mine gedrückt werden würde, iſt nicht wahrſcheinlich; denn das Erz hat bloß einen niedrigen Radiumgehalt. — Friedenszweck der Kriegsgiftgaſe. Amerita weiß mit ſeinen übriggebliebenen Kriegsgiftgaſen gute Geſchäfte zu machen. Das als weitverbreitetſtes Kampfgas berüchtigte Ehlor wird ſeit Kriegsende in über 2000 amerikaniſchen Städten zur Desinſektion des Trinkwaſſers und zur Dauerdesinfektion der öffentlichen Bäder verwendet. Aus den furchtbarſten Kriegsgaſen fabriziert die Chemie Duftſtoffe, ſo aus Phosgen das Veilchen⸗, aus Benzylazetat das Jasminparfüm. In der Textilfärberei wird Dinitrophenol und in der Kautſchukfabrikation Ehlorſchwefel aufgebraucht. Als mörderiſche Waffe finden die Giftgaſe auch jetzt noch Verwendung beim Kampf der Landwirtſchaft gegen die Ratten und Mäuſe und der ſchädlichen Inſekten der Pflanzungen und Wälder. Wetternachrichten der Karlsruher Landeswetlerwarte Beobachtungen badiſcher Wetterſtellen(728 morgens) —— 8 Luft⸗ Tem⸗ 7 See⸗ Wind dee r, r Richt. Stärke Wertheim—— 1—1 N leicht Königſtuhl.563 753.9 2 4 180 leicht Karlsruhe. 127 753.4 3 5 3— ſtill Baden⸗Baden 213 753.5 1 2—2 89(eicht 2 Bilingen 780 755,—0 5—1] 8 ſeicht Feldberg. Hof 1281 642.2—2 9—2— ſt 19 Badenweile——————L St. Blaſien—— 1 5— 1 ſbecct det 21 Das Tiefdruckgebiet über Mitteleuropa hat ſich nordwärts ver⸗ lagert, ſo daß der Einfluß wärmerer ſüdweſtlicher Luftſtrömungen über ganz Deutſchland ſich ausgebreitet hat. In Baden gingen geſtern beſonders im Süden ſtärkere Regenfälle nieder. Im Gebirge herrſchte wieder Tauwetter mit Ausnahme der höchſten Lagen. Eine weſent⸗ liche Aenderung der Wetterlage ſteht nicht bevor, zumal von der Biskaiaſee eine neue Druckſtörung vordringt. Vorausſichtliche Witterung für Freitag bis 12 Uhr nachts: Meiſt trüb, ſtrichweiſe Niederſchläge(meiſt Regen), Temperatur wenig ver⸗ 8 5 froſtfrei mit Ausnahme im Hochſchwarzwald), weſtliche Inde. as neue Uni amtliche Bekanntmachungen Handelsresisfer. „Zum Handelsregiſter Z Band XXVII.⸗Z. 42 wurde heute die Firma„Schokinag“ Schokolade⸗ Induſtrie Aktien⸗Geſellſchaft“ in Mannheim, Seiler⸗ keeb 22, eingetragen. Der Geſellſchaftsvertrag er Aktiengeſellſchaft iſt am 5. September und 16. November 1923 feſtgeſtellt. Gegenſtand des rſtelung und der Vertrieb don Schokolade, Schokolade⸗ und Zuckerwaren aller Arxt. Die Geſellſchaft iſt befugt, alle Geſchäfte abzu⸗ ſchließen und alle Maßnahmen zu treffen, die den Seg des Unternehmens unmittelbar oder mitielbar zu fördern geeignet ſind. Sie iſt insbe⸗ Unternehmens iſt die He ſondere berechtigt, zu dieſem Zweck Anlagen und Geſchäfte jeder Art zu errichten, zu erwerben, zu detreiben, zu pachten, zu verpachten und zu ver⸗ zußern, auch ſich an anderen, gleiche oder ähnliche Zwecks verfolgenden Unternehmungen in jeder zuläſſigen Weiſe zu beteiligen. Das Grundkapital zeträgt 100.000,000 Mark und iſt in 7000 auf den Jupaber lautenden Aktien(Gruppe A) und 3000 Namen lautenden Aktien(Gruppe B) eingeteilt. Jede Aktie lautet über 10000 Mark. Im Falle der durtt ng der e wird das nach Deckung der Verdbindlichkeiten verbleibende Vermögen in erſter Reihe zur Heimzahlung des auf die Aktien der Gruppe B eingezahlten Kapitals verwendet, ſodann erſt zur Heimzahlung des auf die Aktien zder Gruppe A eingezahlten Kapitals, ſoweii es Fierzu ausreicht. Ein etwa verbleibender Ueber⸗ wird unter die beiden Aktiengattungen nach Verhältnis der darauf geleiſteten Einzahlung ver⸗ Feilt. Die Ausgabe der Aktien erfolgt zum Nenn⸗ werte. Der Vorſtand beſteht je nach Beſtimmung des Aufſichtsrats aus einer Perſon oder aus meh⸗ texen Mitgliedern. Die Vorſtandsmitglieder wer⸗ zden durch den Aufſichtsrat beſtellt. Den erſten Vorſtand beſtellten die Gründer. Die Geſellſchaft wird vertreten: a) wenn nur ein Vorſtandsmitglied vorhanden iſt, von dieſem, b) wenn dagegen mehr els ein Vorſtandsmitglied vorhanden iſt, von zwei Mitgliedern oder von einem Mitgliede in Gemein⸗ ſchaſt mit einem Prokuriſten. Rudolf Bauer und 799N eingerei Fiedrich Helm, beide in Mannheim, ſind Vorſtands⸗]Mk. 20000.— Schuldverſchreibungen nebſt allen glieder. Die Bekanntmachungen der Geſellſchaft, Asbeſondere auch die Berufung der Generalverſamm⸗ kung erfolgen durch den Deutſchen Reichsanzeiger. Die Hründer, die ſämtliche Aktien uͤbernommen haben, ind: Die Süddeutſche Reviſions⸗ und Treuhand Aktiengeſellſchaft, Direktor Edmund Kappes, Direktor Dr. Heinz Eyerich, Syndikus Dr. Carl Sauerbeck, rokuriſt Fritz Böcker alle in Mannheim. Die Attien nach Fertigſtellung ausgehändigt werden. glieder des erſten Aufſichtsrates ſind: Kommer⸗ tientat Dr. Eugen Keidel, Glauzig(Anhalt), Rechts⸗[An⸗ und Verkauf von Spitzen nach Möglichkeit zu anwalt Dr. Sali Feibelmann, Landau(Pfalz) und Kaufmann Hugo Mayer, Mannheim Von den mit der Anmeldung der Geſellſchaft eingereichten Schrift⸗ ktücken, insbeſondere von dem Prüfungsbericht deß Vorſtandes und Aufſichtsrates kann bei dem Gericht Einſicht genommen werden. 171 Mann heim, den 26. November 1923. Bad. Amtsgericht B. G. 4. n Uamscher fäpfhen i Mambeln jetzt: enneeencdenscefahnler gagen ündigung der 4½ 0% Anleihe vom Jahre 1919. Wir kündigen hiermit die Schuldverſchreibungen der 4½0 Anleihe von 1919 von Mk. 4000 000.— Ein Jahrbuch für Haus und Familie beſonders für die reifere Jugend. Die Buchhandlung Schneider, D 1, 13, im Hause der Konditorei Wellenreuther. eeeee ererererkreeeeeeeeeeeeeeemmmẽ8ĩͤͤ—.i᷑.. ʃʃ—•·· ʃ̃᷑——Q᷑᷑T———— intereſſanteſten Erſindungen und Entdeckungen auf allen Gebieten, ſowie Reiſeſchilderungen, Erzäbl. Jagden u. Abenteuer. Mit einem Anhang z Selbſtbeſchäftigung„Häusliche Werkſtatt“. Reich illu⸗ ſtriert! Meiſtens ſchon vor Weihnachten vergriffen. Vorrätig in der 732⁰0 Mieine inniggeliebte Frau, die treube- sorgte Mutter meines Kindes krau Lina Monten ist Sonntag nacht nach langem mit größter Geduld ertragenem Leiden sanft entschlafen. In tiefer Trauer: Christian Montan E U. Iochter Aleida Die Beisetzung fand in aller Stille statt. Onkel, Hert enttissen worden. Mein lieber Mann, unset treuer Vater, Bruder, Schwager, Schwiegersohn und julius Hartmann Fuhrunternehmer ist uns heute unerwaltet durch den Tod In tieiem Schmerz: johanna Harimann geb. Müller lohanna, Gretl und Agathe. Mannheim(S 3,), 28. Nov. 1923. Beerdigung: Freitag nachmittag à Uhr. ffene Stellen 5289 laün kaünn. Für die Organiſation und Ceitung der Mannheimer Nohlen⸗Verkaufsſtelle einer Sechengruppe wird ein gut durchgebildeter Fachmann, der die ſüddeutſche Nund⸗ ſchaft kennt, zum ſchuellſlen Eintritl gefuchl. Ausführliche Angebote erbeten unt. X. D. 92 an die Geſchäftsſtelle ds. Bl. 89856 Unionwerke Aktiengesellschaft Stellen-Gesuche Maschinenfabriken, Mannheim. Kündigung von Schuldverschreibungen. Träulein 5 lches einen Haushalt Wir kündigen hiermit die Teilſchuldverſchrei⸗ bungen unſerer 4½ 0eigen Anleihe von 1919 auf ſugk Stel—— den 1. Oktober 1924, ſowie die Teilſchuldverſchrei⸗ gepot e.4.— 75 die bungen unſerer 50bigen Anleihe von 1920 auf den 8 ſchäſteſt 50 26217 1. Januar—.— u e 0. 1020. 9 eſchäftsſtelle. Wir machen den Inhabern dexjenigen Teil⸗ 8 5 ſchuldverſchreibungen, die bis längſtens 31.Januar1924 10 jet-Gesuche. bei der Rheiniſchen Creditbank, Mannheim, Ein oder zwei leere oder 7 oder ihren Zweiganſtalten, teilweis möblierte(B9850 Stille feuerbestattet. Für Teilnahme danken bestens Am 23. d. Mts. entschlief sanſt uns. liebe Mutter und Grossmutter ffau EVa Haria Walz im 87 sten Lebensjahre. 15278 Wunschgemäss wurde sie in aller und Kranzspenden In Trauer: KarlWalz u. Fam., Schimperstr. 20 Nie. Walz u. Vam., Weiftstr. 37 Angesehene Eisengrosshandtang Sucht küchtigen, jüngeren Fachmann. Ausführl. Bewerbungen unter Angabe des Lebenslaufs und Referenzen, sowie Benugung eines Lichtbildes unter H. M. 818 an Nudolf Mosse, Mannheim. ES0 bei der Deulſchen Bank, Berlin, 2 bei der Direction der Disconto⸗Geſellſchaft, 1 Berlin, Immer bei dem Bankhaus Gebr. Arnhold, Berlin gegen wertbeſtänd. Zah⸗ Jund Dresden, 0 jung geſucht. Ang. unt. bei dem Bankhaus Laband Stiehl& Cie. Berlin, W. 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