ge⸗ f i⸗ „Ii r ereee Bezugspreiſe: In mannheim u. Amgebung v..—12. bez. 1 Dillion mark. die monatlich Oezieher verpflichten ſich dei der Beſtellung des Abonnements die wäbrend der dezugszelt notwendigen preiserhöhungen zu bezahlen. poſt⸗ ſcheckkonto Rummer 17500 Karisruhe.— Hauptgeſchäfts ſtelle Mannheim kE 6. 2.— Seſchäfts⸗Nebenſtelle Neckarſtadt, wald⸗ dofſtr. 6. Fernſpr. Nr. 7031, 7og2, 7043, 70n3, 70as. Telegr.⸗Adr. Generalanzeiger Mannbeim. Erſcheint wöchentlich zwölfmal. dritte Leſung L des Ermächtigungsgeſetzes Letzie Verſtändigungsverſuche ſel Berlin, 6. Dez.(Von unſrem Berl. Büro.) Der Aelteſten⸗ rat des Reichstags, der für heute mittag 12 Uhr einberufen war, vertagte feine Sitzung nach kurzer Erörterung auf 1½ Uhr, ebenſo wurde die auf 1 Uhr anberaumte Plenarſitzung des Reichstags auf 2 Uhr verſchoben. Im Aelteſtenrat verlautet, wie wir hören, daß die Deutſchnationalen im Gegenſatz zu ihrer geſtrigen Erklärung, daß ſie gegen das Geſetz ſtimmen würden, ſich an der Abſtimmung nicht beteiligen wollten. In dieſem Falle würden rechnungsmäßig 36 Stimmen an der er⸗ forderlichen Anweſenheit von 4 der Reichstagsmitglieder bei der Geſamtabſtimmung über das Ermächtigungsgeſetz fehlen. Unter dieſen Umſtänden hat der Reichskanzler um Verſchiebung der Plenar⸗ ſitzung gebeten, damit inzwiſchen weitere Verſtändigungs⸗ verſuche unternommen werden können. Vor der Abſtimmung wird noch eine weitere Debatte über das Ermächtigungsgeſetz er⸗ wartet. 8 Heute vormittag um 11 Uhr empfing der Reichskanzler Die nochmals die Führer der Parteien, um mit ihnen über das Ermächtigungsgeſetz und die heutige Reichskagsſitzung zu ſprechen. Die italieniſche Volkspartei an den Reichskanzler Die Partei der Populari(Katholiken) hat dem neuen deut⸗ ſchen Reichskanzler folgendes Telegramm überſandt:„Die italie⸗ „niſche Volkspartei drückt Ihnen den wärmſten brüderlichen Gruß aus, daß es Ihrem Werk mit Gottes Hilfe gelingen möge, die bitter ſchmerzliche Lage der deutſchen Nation zu lindern und eine baldige Beilegung des Konflikts herbeizu⸗ führen, damit Europa einen dauernden Frieden erhalte. Die heutige Sitzung EBerſin, 6. Dez.(Von unſerm Berliner Büro.)(4 Uhr nachm.) Die Stimmung im Hauſe iſt natürlichunruhig und gedrückt, ſeitdem bekannt wurde, daß die Deutſchnationalen ernſt⸗ lich ſich mit der Abſicht tragen, das Ermächtigungsgeſetz zu Fall zu bringen. Nun geht es wirklich zugleich auch um die Exi⸗ ſtenzfrage, ob dem Reichstag noch eine kurze Galgenfriſt beſchie⸗ den ſein wird oder nicht. Das drückt ſelbſt auf die, die in Unbeküm⸗ mertheit um die Folge ſich ſo eifrig an der Kanzlerkriſe beteiligt haben. Auchdraußen vor dem Wallotgebäude geht es einiger⸗ maßen erregt her. Zur Mittagsſtunde haben ſich einige Hun⸗ dert Eiſenbahner, zumeiſt in Uniform, Mitglieder vekſchiedener Eiſenbahnerorganiſationen, eingefunden, um gegen die Beam⸗ tenabbauverordnung zu demonſtrieren, da auf der heutigen Tagesordnung auch der Antrag der Deutſchnationalen wegen Reviſion dieſer Verordnung ſteht. Die VBeamten verlangten, der Reichstagsſitzung beiwohnen zu können. Bei dem beſchränkten Raum auf den Tribünen, konnte ihnen dieſer Wunſch natürlich nicht ge⸗ währt werden. Gegen 277 Uhr leitete Präſident Löbe endlich die Sitzung ein. Noch immer iſt die Lage ungeklärt, nur ſoviel ſteht feſt, daß die Deutſchnationalen einen beſtimmten Beſchluß noch nicht ge⸗ faßt haben, weil ſie erſt die weitere Entwicklung der Dinge abwarten wollen. Kurz vor der Plenarſitzung haben auch die Sozialdemo⸗ kraten noch einmal zuſammengeſeſſen, wobei feſtgeſtellt wurde, daß zahlreiche Mitglieder fehlten. Die Fraktion hat be⸗ ſchloſſen, an ihrer Haltung gegenüber dem Ermächtigungsgeſetz nichts zu ändern, ihm alſo zuzuſtimmen. Im Aelteſtenrat, der gegen 3 Uhr zuſammentrat, blieb unter ſolchen Umſtänden nichts anderes übrig, als ſich zu vertagen und weitere Verhandlun⸗ gen abzuwarten. Er will ſobald als möglich wieder zuſammentreten. Alles liegt alſo noch immer in des Zufalls Hand. Bei ſolcher Ungewißheit läßt es ſich denken, daß man dem erſten Teil der Tagesordnung, der eine Anzahl kleinerer Vorlagen auf⸗ weiſt, im Haufe nur mit geringerer Aufmerkfamkeit falgte. Das geht ſo fart, auch als die dritte Lefung des Ermächtigungsgeſetzes anhebt. Man ſteht in Grupen beifam⸗ men und diskutiert über die politiſche Lage und kümmert ſich kaum um den völkiſchen Herrn Wulle, der mit großem Stimmaufwand Zukunftsprogramm ſeiner Partei entwickelt. Der tommuniſtiſche Mißtrauensantrag iſt inzwiſchen unter allgemeiner Unruhe gegen die Stimmen der Kommuniſten, der Völkiſchen und der Ledebourgruppe abgelehnt worden. Inzwiſchen wird bekannt, daß auch die neuen Verhandlungen zu keinem Ende gelangt ſind. In Ausſicht genommen iſt, während der Rede des Kommuniſten eine Abzählung vornehmen zu laſſen, und falls das Reſultat ungünſtig für das Geſetz ausfallen ſollte, Sitzung auf Samstag zu vertagen. Bez Schluß der Redaktion dauert die Sitzung noch fort. der Daudet⸗Skandal Die Unterſuchun; des e eeeen ee hat, nachdem der Vater Anklage wegen Ermordung gegen Unbekannt geſtellt hatte zur Aus⸗ grabung der Leiche geführt. Die Gerichtsorgane ſollen, nach „Havas“ feſtgeſtellt haben, daß der Hypotheſe eines Selbſtmordes nichts entgegenſteht. Die Unterſuchung wird gegenwärtig hauptſäch⸗ lich in den Kreiſen der Anarchiſten geführt, die den„Libertaire Frausgaben und in deren Geſellſchaft der junge Daudet die letzten age ſeines Lebens verbracht haben ſoll. Geſtern wurde die Frau eines Mitarbeiters namens Colmar vernommen, bei der gewiſſe Dokumente vorgefunden wurden. Die Angelegenheit einer ver⸗ ſchleierten Perſönllchkelt, die von der Nachrichtenpreſſe geſtern aufgebauſcht wurde, hat ſich nach dem„Petit Pariſten“ auf⸗ deklärt. Es handelt ſich um einen Journaliſten, der ſich dem Auto, dachdem der Selbſtmord ausgeführt wurde, näherte und ſich deshalb askierte.— Die reinſte Kinodramatik! Wiedererſcheinen der„Kölniſchen Jeitung“ Köln, 6. Dez. Wie der„Stadtanzeiger“ erfährt, wird die „Kölniſche Zeitung“ am Freitag wieder erſcheinen, nach⸗ dem ſie auf Veranlaſſung der Rheinlandkommiſſion ſeit einer Woche im geſamten beſetzten Gebiet einſchließlich der Kölner Zöne ver⸗ boten geweſen war. eee ee Beilagen: Der Sport vom Sonntag— Aus Seit und über die Todesurſache des 15jährigen Sohnes amtenabbauverordnung die Ausſichten auf Einſtellung Abend⸗Ausgabe Badiſche Aeueſle Nachrichlen Leben mit Mannheimer Frauen-Jeitung und Mannheimer Muſik-Seitung Eine deutſche Anleihe in Amerika UE Berlin, 6. Dez.(Von unſerm Berliner Büro.) Der„B..“ wird aus London gedrahtet:„Wie die„Times“ aus Waſhington meldet, wurde von maßgeblicher amtlicher Seite geſtern abend be⸗ kanntgegeben, daß die deutſche Regierung die Anfrage ge⸗ ſtellt habe, ob die amerikaniſche Regierung damit einverſtanden wöre, daß die Hälfte einer deutſchen Anleihe in Höhe von ins⸗ geſamt 70 Millionen Dollar, die in erſter Linie zur Beſchaffung von Lebensmitteln beſtimmt ſei, in Amerika emittiert werde. Die ameri⸗ kaniſche Regjierung ſoll ihr Einverſtändnis bekundet und erklärt haben, ſie werde in der Repko dafür eintreten, daß dem Zinſendienſt dieſer Anleihe vor den Reparationslaſten und den Koſten der Be⸗ ſetzung ein Prioritätsrecht eingeräumt werde. Es handle ſich in keiner Weiſe um ein Regierungsdarlehen. Der deutſche Botſchafter in Lon⸗ don habe beim Foreign Office einen ähnlichen Antrag vor⸗ gebracht. Die Lebensmiktelkredite für Deutſchland Der diplomatiſche Berichterſtatter des„Dailn Telegraph“ teilt mit: General Logan, der amerikaniſche Beobachter in der Repa⸗ rationskommiſſion. iſt im Begriff, ſeine alliierten Kollegen in der Frage der Nahrungsmittelkredite zu ſondieren, die die Vereinigten Staaten im Laufe des gegenwärtigen Winters Deutſch⸗ P land zu gewähren bereit ſind. Der urſprünaliche Betrag der Kredite war auf 30 bis 35 Millionen Dollars in Ausſicht genommen: es iſt aber, wie ich höre, wohl möalich, daß dieſe Kredite bis an⸗ nähernd im doppelten Betrage geſteigert werden könn⸗ ten. Andererſeits werden die Vereinigten Staaten bezüglich der von Deutſchland zu ſtellenden angemeſſenen Sicherheiten in Geſtalt von Nahrunasmittelbonds die auf Dollars zu lauten hät⸗ ten, darauf beſtehen, daß dieſe Bonds unbedingtes Vorzuasrecht vor allen anderen auswärtigen Verpflichtungen genießen ſollen, die das Reich jetzt auf Grund des Verſailler Vertrags auferlegt ſind. Mit dieſer Frage wurde die Reparationskommiſſion befaßt. während gleichzeitig die Unterſtützung des amerikaniſchen Vorſchlags durch Großbritannien natürlich erwogen wird. Dieſer Schritt des amerikaniſchen Beobachters wird von der Pariſer Preſſe natürlich ablehnend kritiſiert. Der„Temps“ ſtellt die Frage, ob es ſich um den Plan des Handelsminiſters Hoover handele, der ſchon nach dem Waffenſtillſtand an das Reich für eine Milliarde Goldmark ſchwer verkäuflichen Getreides verhandelt habe. Den amerikaniſchen Anſpruch auf Priorität für die Rückzahlung der zu gewährenden Kredite bezeichnet der Temps“ als ungerechtfertigt, da die Vereinigten Staaten bedeutenden deutſchen Beſitz unter Se⸗ queſter geſtellt hätten, der teilweiſe aber an die früheren Beſitzer rückerſtattet worden ſei, im übrigen jedoch zum Ausgleich der Repa⸗ rationsforderungen amerikaniſcher Staatsbürger Verwendung finden ſoll. Das Programm der Sachverſtändigenausſchüſſe Nach einer Meldung des„Newyork Herald“ hat Logan nach mehrfachen Beſprechungen mit dem amerikaniſchen Delegierten dem Staatsdepartement neue Ausführungen über die beiden Sach⸗ verſtändigenausſchüſſe zugehen laſſen. Die Franzoſen hät⸗ ten darauf hingewieſen, daß die beiden Ausſchüſſe nicht mit den An⸗ ſichten von Huahes kollidierten, ſondern als etwas ganz neues be⸗ trachtet werden müßte. Die Franzoſen gingen zwar nicht ſoweit, daß ſie endaültig die Reparationskommiſſion darauf feſtlegten, die Ver⸗ handlungen der Sachverſtändigen nicht zu verhindern, aber die fran⸗ zöſiſche Delegation ſoll in einem beſonderen Briefe an Logan erklärt haben, daß die Hilfsquellen, das Ruhrgebiet, ebenſo wie alle anderen Faktoren, die die ſetzige und künftige Leiſtungsfähiakeit Deutſchlands berührten geprüft werden ſollten. Das ſetzige Pro⸗ aramm der Ausſchüſſe ſoll nach der Ernennung der Sachverſtändigen feſtgeſetzt werden und die Vereinigten Staaten werden lediglich auf⸗ gefordert, die Kompetenzen der Perſönlichkeiten für Beteiligung an der Unterſuchung im allgemeinen zu vegeln. die Rabinettskriſis in Gayern Finanzminiſter Dr. Krausneck hat, wie gemeldet, ſeinen Rücktrikt erklärt. Ueber die Gründe veröffentlicht die Korre⸗ ſpondenz Hoffmann eine Erklärung, in der es hinſichtlich der von Krausneck angeſtrebten Sanierung der Staatsfinanzen heißt: Krausneck war feſt entſchloſſen, trotz aller Schwierigkeiten den von ihm als richig erkannten Weg zu gehen. Ein bayeriſches Er⸗ mächtigungsgeſetz ſollte die nötigen Handhaben däzu bieten. In dem Entwurf war vorgeſehen, daß zur Wiebergeſunbung des Staats⸗ haushaltes die für notwendig erachteten Befugniſſe dem Miniſter⸗ präſidenten übertragen werden ſollten. Der Finanzminiſter der⸗ mochte für dieſe Zuſtändigkeitsbeſtimmung eine Mehrheit nicht zu erreichen. Der Miniſterrat ſtellke ſich vielmehr auf den Standpunkt, daß nach dem Entwurf die dem Miniſterpräſidenten zu übertragenden Befugniſſe dem Geſamtminiſterium zuſtehen ſollten. Der bayeriſche Miniſterrat lehnte in ſeiner Mehr⸗ heit die Vorlage in ſolchen, nach Auffaſſung des Finanzminiſters weſentlichen Punkten ab. Der Finanzminiſter iſt überzeugt, daß heute kollegiale Beratungen in ſo dringlichen, einzelne Perſonen wie Aemter und Stellen berührenden Angelegenheiten, zumal nach den Erfahrungen, die mit der Abbaukommiſſion gemacht wurden, un⸗ 995 in 175 2 5 Da e bei dieſer Sachlage glaubte, die Verantwortung nicht mehr la tragen zu können, erklärte er ſeinen Rücktrilt 0 8585 17 9 Noldarlehen an die Pfälzer Winzer Die baheriſche Staatsregierung hat vom Landtag die Ermächti⸗ gung erbeten, zur Gewährung vergzinslicher und unverzinslicher Darlehen an Winzer in der Pfalz die ſich in Not befinden, einen Betrag von 3000 Billionen zur Verfügung zu ſtellen und dieſen Betrag im außerordentlichen Staatshaushaltsetat für 1924 anzufordern. Ludendorff nicht mehr Tilſiter Ehrenbürger Berlin, 6. Dez.(Von unſ. Berl. Büro.) Dem General L u⸗ dendorff iſt, wie erſt jetzt bekannt wird, wegen ſeiner Beteili⸗ gung am Hitler⸗Putſch von der Stadt Tilfit das Ehren⸗ bürgerrecht aberkännt worden. *Sparſamkeit im Auswürtigen Amt. Obwohl infolge der Be⸗ ſür die im Austwärtigen Amt vorhandenen Altachees als außerordentlich un⸗ günſtig bezeichnet werden müſſen, gehen noch immer zahlreiche Mel⸗ dungen um Aufnahme als Attachee ein. Wie wir hören, erfolgt eine Einſtellung von Attachees im Auswärtigen Amt bis auf weiteres nicht mehr. 5 Berlin, 6. Dez. Am 30. Nopember ließ die franzöſiſche Be⸗ ſatzungsbehörde auf der Reichsbankſtelle Düſſeldorf 63 000 Billionen Mark Reichsbanknoten beſchlagnahmen. „Art mißhandelt worden. Verkaufspreis 100 Milliarden Mark 1923— Nr. 363 Anzeigenpreiſe nach Tarif, vei etauszahlung pro ein⸗ ſpaitige Kotonelzeile für Allgemeine Anzeigen.40 Soldmare Reklamen 1,20 Solömark. Kür Anzeigen an beſtimmten Tagen Stellen und Rusgaben wird keine Verantwortung über⸗ nommen. höhere Sewalt, Streiks, Betriebs ſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſpilchen für ausgefallene oder beſchränkte Rusgaden oder für verſpütete Rufnahme von iin⸗ zeigen. Ruftr. ö. Fernſpr. ohnt Gewühr. Gerichtsſt. Maunhelm. Die Separatiſten in der Pfalz Die letzte Lüge Maurice Barres In der Sitzung der franzöſiſchen Kammer am 30. November erklärte der nunmehr verſtorbene franzöſiſche Rheinlandpolitiker Maurice Barrées: In der Pfalz ſind die ſeparatiſtiſchen Ein⸗ flüſſe ausgeprägter und durchaus reinlicher() Die Bauern und Arbeitergewerkſchaften verweigern Bayern den Gehorſam und entziehen ſich dem Einfluß der bayeriſchen Beamten. Dieſe ſind übrigens verſchwunden, ſei es, daß ſie die Pfalz verlaſſen haben, oder in ihre Heimat zurückgekehrt ſind. Dieſe Darſtellung des franzöſiſchen Rheinlandpolitikers, auch ſo⸗ weit ſie ſich auf die bayeriſchen Beamten in der Pfalz be⸗ zieht, iſt ebenſo falſch und irreführend wie die Behaupkung, daß die Bauern und Arbeitergewerkſchaften Bayern den Gehorſam verweigern und daß die Separatiſtenbewegung in der Pfalz aus⸗ geprägter ſei. Maurice Barres ſtellt die Sache wider beſſeres Wiſſen ſo dar, als hätten die pfälziſchen Beamten freiwillig die Pfalz verlaſſen, während doch allgemein bekannt iſt, aß die pfälziſchen Beamten gewaltſam durch Ausweiſun der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde und nunmehr auch durch die Sepa⸗ ratiſten aus der Pfalz entfernt wurden. Seit Februar 1923 ſind von den Franzoſen 6400 Beamte aus der Pfalz ausge⸗ wieſen worden, davon ſind etwa 90 Prozent geborene fälzer, nämlich 5397, Nichtpfäl zer nur 643 Aus dieſen authentiſchen Zahlen geht klipp und klar hervor, wie falſch und irre⸗ führend die Behauptungen Maurice Barrés ſind. Inzwiſchen ſind noch der ſtellvertretende Regierungspräſident Jakob und acht weitere pfälziſche Beamte in Speyer von den Separatiſten aus der Pfalz ausgewieſen worden. Es ſind nunmehr ſämtliche Veamte der pfälziſchen Kreisregierung von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde und durch die Separatiſten ausgewieſen. Ein Finanzgenie In geradezu glänzender Weiſe will der Herr„Regierungskom⸗ miſſar“ Schwab von der autonomen Pfalz in Pirmaſens die Er⸗ nährung der Bevölkerung der Stadt Pirmaſens ſicherſtellen. Er hat einfach verordnet, daß von den wohlhabenden Kreiſen der Stadt zwangsweiſe und vorläufig eine monatliche Umlage von 300000 Goldmark erhoben wird. Man verſteht in Pirma⸗ ſens nicht, warum man ein ſolches Finanzgenie nicht zum Reichs⸗ finanzminiſter macht. Da wäre das ganze Währungselend doch mit einem Federſtrich behoben. Brukale Jolterknechte Der von den Separatiſten verhaftete Arbeiter Edinger auz Neuſtadt, welcher der Beteiliguna an dem Hanhofer Ueberfall be⸗ ſchuldigt wurde, iſt von den Separatiſten in geradezu vandaliſcher Es wurde ihm ein Draht um den Kopf gelegt, der mit elektriſchem Strom geladen wurde, um Edinger durch dieſe Folter zu zwingen, die Namen ſeiner Mitſchuldigen anzugeben. Den gemeinen Schuften iſt gottlob ihr Vorhaben nicht gelungen. Das ſind im übrigen die fried⸗ fertigen Leute“, von denen Poincaré in der Kammer ſpricht. Der Größenwahn der Pfalzherrſcher Der Mannheimer Polizeidirektion iſt unlängſt fernruflich von auswärts folgender„Befehl“ der„Autonomen Pfalzregierung“ gegeben worden: „Wenn der in Mannheim feſtgenommene G. nicht ſofort frei⸗ gelaſſen wird, und wenn er ſich nicht innerhalb einer Stunde beim Bezirksamt Ludwigshafen meldet, ſo werden die acht Regie⸗ rungsräte, die in Speyer als Geiſeln feſtgenommen ſind, er⸗ ſchoſſen!“ Als der Beamte der Polizeidirektion dem betreffen⸗ den Anrufer ſagte, daß in Mannheim von der Sache nichts bekannt ſei und ihn nach ſeinem Namen fragte, wurde dem Veamten folgende Antwort zuteil:„Dies könnte Ihnen ſo paſſen, wenn ich Ihnen meinen Namen ſagen würde, aber ſo dumm ſind wir nun doch nicht. Sie haben mich ja im Verbrecher⸗ album in Mannheim und haben mich auch ſchon dort in den Klauen gehabt. Sie werden mich aber nicht mehr kriegen!“ Der Beamte lehnte daraufhin eine weitere Unterhaltung ab und hörte noch am Schluß den auswärtigen Teilnehmer flüſtern:„Es iſt nichts zu wollen!“ Mathes gegen Dorten Die Agence Havas meldet aus Düſſeldorf, Mathes habe an 290 hen 1 ndem er gegen ng einer proviſoriſchen unter Leitung Dr. Dortens in Bad Ems proteſtiert. Als Vertreter der Liga für die rheiniſch⸗weſtfäliſche Unabhängigkeit müſſe er mitteilen, die Regierung Dortens nicht anerkannt ſei und daß ſeder Verſuch, ſeinerſeits zu mit allen Mitteln bekämpft werde. „Wir zählen auf Ihre Neutralität und daß Sie uns nach d Richtung freie Hand laſſen“, ſo ſchreibt Mathes dem franzöſiſchen Delegierten. Mathes uptet, er handle im Auftrage ſeiner Li die 500 000 Anhänger im beſetzten Gebiet habe. Er habe de facto die Macht und das Recht gehabt, die Regierung in Koblenz aufzu⸗ löſen und behalte ſich das Recht vor, ſie wieder zu errichten, wenn er es für opportun und für nötig halte, was augenblicklich nicht der Fall ſei. Daß ſich die„hohen“ Herren nunmehr tig nicht mehr anerkennen wollen, iſt das Groteskeſte an der Komödiel Bei den angebli⸗)en 500 000 iſt Mathes offenſichtlich der teilweiſe immer noch vorherrſchenden Nulleninflation Opfer befallen. Umgerechnet nach der Relationszahl ſchmilzt dieſe ſtolge Schar auf höchſtens 10„Friedens“⸗Separatiſten zufammen verhaſtungen kommuniſtiſcher hetzer ſe! Berlin, 6. Dez.(Von unſrem Berl. Büro.) Von der politzſchen Polizei iſt eine große Anzahl von 9018 ee die ſich gegen alle kommuniſtiſchen Hetzer und die Ber⸗ trauensleute richten, die zu den kommuniſtiſchen Demon⸗ ſtrationen auffordern. Im Laufe des Vormittags ſind bereits einige Perſonen feſtgeno mmen worden. Zahlreiche Streiſen der Kriminalpoligei find ausgeſandt, um auch die andren Haftbsſehle auszuführen. Paris, 6. Dez. Das Schwurgericht in Straßburg ver⸗ wbelt⸗ den als Neutraliſten Aie den elſäſſiſchen Bürger 29 6 f wegen Komplotts gegen die r Staates nach mehrtägiger Verhandlung zu 7 Ja hren uchthaus. Nach Blättermel⸗ dungen hat Ley das Nichtigkeitsverfahren gegen das U. deil beantragt. (Ley war der Hauptvertreter der politiſchen traliſtierung des Elſaß 15 2. Seite. Nr. 563 Maunheimer General-Auzeiger(Abend ⸗Ausgabe) Donnerstag, den 6. Dezember 1923 Staotiſche Nachrichten 7 5 25 Das Mannheimer Nationaltheater Stadtrat Vogel ſendet uns folgende Zuſchrift mit der Bitte um Veröffentlichung: In verſchiedenen Kreiſen der Bevölkerung gibt ſich wohl die Abſicht auf zu übernehmende Platzmieten kund, aber man hält die Dringlichkeit für ſchnelle Zeichnung nicht unbedingt nötig. Das iſt ein Irrtum. Die Zeichnung der Mieten muß bis 10. Dezem. ber erfolgt ſein, damit ein Ueberblick gewonnen wird, ob die Wei⸗ terführung des Theaters ohne einen erheblichen Zuſchuß der Stadt⸗ verwaltung möglich iſt. Die Entſcheidung der Weiterführung hat der Vür⸗ gerausſchuß auf rates abzugeben. Das muß aber unhedingt noch im Laufe dieſes Monats geſchehen, damit der Künſt⸗ lerſchaft frühzeitig Gelegenheit geboten iſt, ſich im ablehnenden Falle nach einer anderen Anſtellung zu bemühen. Aber auch im günftigſten Falle iſt größte Eile notwendig, weil nur die Gewißheit der Weiterführung die Gewähr bietet, unſere erſten Kräfte dem Mann⸗ heimer Theater zu erhalten. Vielfach macht ſich in verſchiedenen Kreiſen eine Unkenntnis der Verhältniſſe bemerkbar, indem ſich die Anſicht verbreitet, als ob der Bürgerausſchuß nur mit zu beſchließen habe, wenn die Stadtverwal⸗ kung einen bedeutenden Zuſchuß leiſtet. Das iſt irrig. Die Stadt iſt Eigentümerin des Theatergebäudes, der Magazine und Betriebs⸗ gegenſtände, wie Koſtüme, Dekorationen, Muſikinſtrumente uſw. Es ſind ſehr hohe Werte, die dem Theaterbetrieb zur Verfügung geſtellt werden, worüber einzig und allein die ſtädtiſchen Kollegien zu ent⸗ ſcheiden haben.(Nach unſerer Anſicht nur darüber, ob auch Weiterhin dieſe Werte zur Verfügung geſtellt werden ſollen oder können. Die Schriftltg.) Deshalb unterliegt auch der Voranſchlag der Prüfung und Ge⸗ nehmigung des Bürgerausſchuſſes. Er muß beurteilen, ob der Vor⸗ anſchlag ſo vorſichtig aufgeſtellt iſt, daß nicht ein Fehlbetrag zu er⸗ warten iſt.(Den Voranſchlag aufzuſtellen iſt Sache eines künſtleriſch und wirtſchaftlich voll verantwortlichen Intendanten Die Schriftltg.) Disher fiel die Deckung eines durch unvorhergeſehene Fälle ent⸗ ſtehenden Fehlbetrages der Stadtverwaltung zu, ſofern nicht der In⸗ tendant oder die Kommiſſion durch grobe Vernachläſſigung ihrer Pflichten teilweiſe haftpflichtig waren. Die Finanzen der Stadt haben ſich ſo ſtark verſchlechtert, daß ſie weder einen bedeutenden Barzuſchuß leiſten noch weniger die Deckung eines unvorhergeſehenen Defizits übernehmen kann. Deshalb ſoll und muß durch vermö⸗ gende, kunſtverſtändige Bürger ein Garantiefonds gebildet werden, der bei weiteren ſtarken Erſchütterungen unſeres Wirtſchafts⸗ lebens einen Ausgleich bieten kann, wenn die Einnahmen des Thea⸗ ters darunter notleiden. Der Garantieausſchuß ſtellt deshalb vorerſt nur eine Verpflichtung der ſich daran beteiligten Theaterfreunde dar, im äußerſten Notfalle bis zur Höhe ihrer Zeichnung dem Theater⸗ hetrieb beizuſpringen. Der Voranſchlag iſt inſoſern vorſichtig aufgeſtellt, indem der Beſuch des Theaters einſchließlich Mieter und Theatergemeinden durchſchnittlich auf 75 Prozent der Plätze geſchätzt ift. Das iſt unter dem Ergebnis des Vorjahres und der erſten zwei Monate des lau⸗ ſenden Jghres. Mit der Garantiezeichnung iſt eine ſofortige Hinterlegung des gezeichneten Betrages nicht verbunden. Es handelt es ſich lediglich um einen Fonds zur Sicherſtellung des Be⸗ triebes, wie er beiſpielsweiſe im Jahre 1907 gebildet worden iſt. Nachdem der Betriebsrat und die geſamte Künſtlerſchaft in voller Erkenntnis der ſchwierigen Lage der Erhaltung unſeres Theaters ihre volle Krafft widmen und deshalb ihre beſondere Aufmerkſamkeit einer ſparſamen Wirtſchaftlichkeit zuwenden wollen, darf die Mann⸗ heimer Bürgerſchaft nicht zurückſtehen, wenn ſie ſich nicht den Vor⸗ wurf einer ſnäteren Generation zuziehen will. Stehen und wirken wir alle zuſammen, Stadtverwaltung, das kunſtſinnige Publikum, Preſſe und Künſtler, damit der Beſtand unſeres Theaters erhalten bleibt. Vor allem mögen die Begüterten nicht vergeſſen, daß dem Reichtum oder dem Vermögensbeſitz, Pflichten für die hohen Kulturaufgaben der Menſchheit zugewieſen ſind. ** Anm. der Schriftltg. Dieſe Zuſchrift, die wohl offiziöſen Charakter trägt, ſchweigt ſich über die Kernfragen der zukünf⸗ tigen Bewirtſchaftung des Theater völlig aus. Wir können die ſtadtr. Erklärung, daß bei Weiterführung des Theaters „ſelbſtverſtändlich“ ein Intendant für 1924/25 berufen würde, nicht als genügend anſehen. Nur ein gründlicher Neuaufbau der ganzen Organiſation des Theaters bietet Gewähr für die notwendige künſtleriſche und wirtſchaftliche Geſundung des Inſti⸗ tuts. In deger Forderung wiſſen wir uns eins mit der Künſtler⸗ ſchaft und einem großen Teil des an der Fortführung des Theaters intereſſterten Publikums. der Preisabbau Verbilligung der Schuhreparakuren Das Städt. Nachrichtenamt ſchreibt uns: Am 5. Dezember hat im Preisprüfungsamt eine Sitzung ſtattgefunden, an der Vertreter des Bezirksamtes(Wucherpolizei), des Ledergroßhandels, des Leder⸗ kleinhandels und der Schuhmacherinnung teilgenommen haben. Die anweſenden Schuhmachermeiſter ſchilderten in längeren Ausfüh⸗ rungen die große Notlage in ihrem Gewerbe; ſie begründeten ihre Preisforderungen in erſter Linie mit den hohen Lederprei⸗ ſen. Die Vertreter des Lederhandels erklärten ſich bereit, auf eine Ermäßigung der Lederpreiſe hinwirken zu wollen. Schließlich kam eine Einigung dahin zuſtande, daß die Preiſe für Schuhreparaturen um 10—15 Prozent as gebaut werden. eeeeeee Ueber den Preisabbau im Reiche liegen uns heute u. a. folgende Nachrichten vor: Die Verhandlungen der Berliner Wucherpolizei mit dem Zweck⸗ verband der Bäckermeiſter Großberlins haben zu einer neuen Senkung des Brotpreiſes geführt. Von heute ab beträgt der Preis für helles Brot 79, für dunkles Brot 74 Gold⸗ pfennige. Auf dem Berliner Schlachtviehmarkt ermäßig⸗ ten ſich die Preiſe für Rinder um 17, bei Kälbern um 35, bei Hammel um 35 und bei Schweinen um 28 Prozent auf 90 Mark (bisher 140.) für den Zentner Lebendgewicht. In den Markt⸗ hallen gingen die Preiſe für Fette ebenfalls erheblich zurück. Margarine, die am Dienstag noch mit.20 M. je Pfund gehandelt wurde, koſtete am Mittwoch 80—85 Pfennig. Infolge des über⸗ aus ſtarken Auftriebes von Vieh auf dem Berliner Markte nahm die Preisüberwachungskommiſſion von der Feſtſetzung von Richt⸗ preiſen für Lebendvieh Abſtand. Die Wucherpolizei hat daraufhin den Rabattzwang aufgehoben. Auch, die Gewinnſpamie des Nahrungsmittelgroßhandels wurde geſtern nach ſidiums erheblich herabgeſetzt. Die Großhandelspreiſe zeigen einen Rückgang von 10 Prozent, beſonders für die meiſten Kolonialwaren. Die wachſende Befeſtigung der Papiermark und die Einführung der Rentenmark hatten zur Folge, daß ſich die Lebensmittellage plötzlich änderte. Von allen Seiten regnet es Angebote von Fleiſchdauerwaren, Büchſenmilch und Konſerven aller Art und be⸗ ſonders Zucker. hnen d Zutter mehren ſich. Die großen Fabrikbetriebe werden mit Offerten aller Art über⸗ ſchüttet. Während ſich die Preiſe für Milch, Butter und Gemüſe im allgemeinen auf der bisherigen Höhe halten, ſanken ſie für Geflügel, Eier und Obſt beträchtlich. Aus Dortmund kommt die Meldung, daß ſeit Dienstag ein Sinken der Preiſe für nahezu alle Lebensmittel zu ver⸗ zeichnen iſt. Friſches Fleiſch notierte 30 bis 50 Prozent niedriger. Bei Kolonialwaren und Obſt betrug die Preisſenkung gegen 20 Prozent. Ausländiſches Schmalz und ausländiſcher Speck gingen im Preiſe um 30 bis 40 Prozent zurück. * Die Goldmark ſteht heute unverändert auf 1 Billion ent⸗ ſprechend einem amtlichen Berkiner Dollarkurs von.2 Billionen. * Bahnſteigkarten mit Angabe der Stunden führt die Reichs⸗ bahn ein. Sie tragen an den beiden Längsſeiten die Stunden von 2 Uhr früh bis 12 Uhr nachts von zwei zu zwei Stunden. Beim Betreten des Bahnſteiges locht der Schaffner den betreffenden Stundenabſchnitt. Der Inhaber darf den Bahnſteig nur innerhalb des nächſten Stundenabſchnittes verlaſſen. Inhaber von Bahnſteig⸗ karten, die ſich erſt nach längerer Zeit aus den abgeſperrten Teilen des Bahnhofes entfernen, werden dem Aufſichtsbeamten gemeldet, wenn ein triftiger Grund zum längeren Verweilen innerhalb der Sperre nicht ſofort einwandfrei feſtgeſtellt werden kann. Schreibt der Aufſichtsbeamte die gelochte Karte wieder gültig, ſo wird ſie der Zeit des zweiten Zuges nochmals gelocht. Die Karten haben oben und unten je einen blauen Querſtreifen. In der Mitte iſt das Wort Bahnſteigkarte und die Station aufgedruckt, für die ſie allein gelten. * Aeber den Turnunkerricht während der Winters zeit hat das badiſche Unterrichtsminiſterium einen Erlaß an ſämtliche badiſche Schulen gerichtet, worin die Leiter der Höheren Lehranſtalten und Schulbehörden der Volksſchulen erneut erſucht werden, der vollen Aufrechterhaltung des Turn⸗ und Spielunter⸗ richts während der Winterszeit im Intereſſe der Geſunderhaltung, Kräftigung und Abhärtung der heranwachſenden Jugend angelegent⸗ lichſte Fürſorge zu widmen. Die vorgeſchriebenen Spielſtunden follen auch im Winterhalbjahr ihren geregelten Fortgang nehmen. Wenn die Benüßung der Spielplätze nicht möglich iſt, ſollen Wanderungen durchgeführt werden. Verbietet ſich infolge beſonders ungünſtiger auch dieſer Ausweg, ſo ſoll eine Turnſtunde abgehalben werden * Eine originelle zeitgemäße Einrichtung die Stadtver⸗ waltung Ettenheim getroffen. Nachdem es den meiſten Männern infolge der hohen Wein⸗ und Bierpreiſe nicht mehr möglich iſt, ſich im Wirtshauſe zu geſelliger Unterhaltung zufammenzufinden und für die wenigen, die es ſich leiſten können, der Gaſtwirt ⸗/ die Lichtkoſten ſcheut, ſtellt die Stadtverwaltung den geheizten und beleuchteten Rathausſaal zur Verfügung. Dieſe Gelegen⸗ A heit wird denn auch ſo fleißig benutzt, daß jeweils der Raum bis auf den letzten Platz gefüllt iſt. Da werden nun die brennenden Fragen, wie Steuern, Beamtenabbau, Währung. Tagesneuigkeiten uſw. verhandelt. Nun haben ſich auch die Frauen gemeldet. Sie wären dankbar, wenn ihnen eine ähnliche Gelegenheit zur Aus⸗ ſprache gegeben würde. »Das ſeltene Feſt der goldenen Hochzeit begeht am 8. Dezember Herr Georg Jakob Zahn, Baumeiſter mit ſeiner Ehefrau Eliſe ge⸗ borene Weber, Rheinhäuſerſtr. 36 wohnhaft, und am 9. Dezember der Rheinauſtr. 16 wohnende Zigarrenmacher Wilh. Ridinger mit ſeiner Ehefrau Katharina geb. Mentle. Herr Ridinger gehört mit ſeiner Lebensgefährtin, die zudem ſeit Wochen ſchwer krank iſt, zu den Rentenempfängern. Hier wäre Gelegenheit geboten, anläß⸗ lich des goldenen Ehejubiläums ein gutes Werk zu tun. *Diebſtahlschronik. In letzter Zeit wurden u. a. entwendet: Aus zwei verſchiedenen Fabrikanweſen im Vorort Neckarau 4 Treibrie⸗ men, 14 Meter lang und 10 Zentimeter breit, 12,5 Meter lang und 6 Zentimeter breit, 9,5 Meter lang und 6 Zentimeter breit und 7 Der Mann im Mond Roman von Sven Elveſtad Copyright by Georg Müller, Verlag, München. Nachdruck verboten.) Vor einem kleinen Hotel am unteren Ende der Rathausgaſſe blieb der Wagen ſtehen. Der Doktor und der Telegrapheninge⸗ ufeur ſtiegen raſch aus und gingen in das Hotel, in deſſen Salon ſie ſienblieben und Asbjörn Krags Kommen abwarteten. Nach kurzer Zeit erſchien er auch, diesmal in ſeiner früheren Verkleidung als heimgekehrter Amerikaner. „Wir ſind ganz Bewunderungl“ rief der Doktor. Sie das nur zuſtandegebracht?“ „Ach, ganz einfach,“ erklärte Krag.„Ich habe mir die Equi⸗ piexung und den Wagen meines Freundes Elias ausgeborgt. Sowie es dem Portier des Hotels bei meiner Spionage klar ge⸗ worden war, daß er es mit Asbjörn Krag zu tun hatte, ſtand er mir natürlich augenblicklich ganz zu Dienſten. Jeden Tag gegen ein Uhr pflegte er für Barra um einen Wagen zu telephonieren, aher die Halteſtelle des Wagens variierte, je nachdem, ob der Rok⸗ bärtige die Umgegend des Hotels ſicher fand oder nicht. Als ich heute bei Elias die Telephonbotſchaft bekam, mit meinem Wagen in der Tordenſkjoldgaſſe zu ſein, könnt Ihr Euch denken, daß ich mich pünktlich einfand.“ „Ausgezeichnet,“ nickte der Doktor. — mit Verlaub— Neues entdeckt?“ „Ja,“ begann Krag nachdenklich,„ich bin dem Ziel näher ge⸗ kommen, aber ich habe noch ein gutes Stück bis hin. Einige Fäden hahe ich ſchon in die Hand bekommen. Zuerſt fuhren wir zum Bahnhof, wo Barra ſich etwa eine Viertelſtunde aufhielt. Wonach er hier ſchnüffelte, weiß ich noch nicht recht, aber natürlich hängt es mit ſeinen Plänen zuſammen. So daß es ſich beſtätigt, daß es ſich um etwas mit den Eiſenbahnzügen handelt. Vom Bahnhof ſchickte er ein Telegramm ab, deſſen Inhalt ich ſpäter telephoniſch in Erfahrung gebracht habe. Das Telegramm war an einen Herrn Braelke, poſte reſtante, Fredrikshald, adreſſtert und lautete: „Haltet das Automobil für morgen klar. Barra.“— Das kann entweder ein wirkliches Automobil bedeuten, oder es iſt eine verab⸗ redete Form für eine andere wichtige Mitteilung; ich bin eher geneigt, das erſtere ehmen— Telegraph. Eiſenbahn, Auto⸗ mobil. Dampfſchiff vielleicht, das paßt alles zuſammen.“ „Wie haben „Und was haben Sie nun „Dann fuhren wir,“ erzählte der Detektiv weiter,„zum Haupt⸗ poſtamt, wo Barra einige Brieſe abholte. Wieder im Wagen, ich wollte eben fahren, ſtoppte er mich und ſagte, er habe noch ein Telegramm zu beſorgen. Er hielt ſich etwa zwanzig Minuten auf dem Telegraphenamt auf, alſo muß das eine längere Botſchaft geweſen ſein. Dann fuhren wir direkt ins Hotel, und das übrige wißt Ihr.“ „Was ſoll jetzt geſchehen?“ fragte der Doktor. „Zuerſt gehe ich auf das Telegraphenamt.“ „Um Barras Telegramm aufzuhalten?“ „Im Gegenteil. Das ſoll nur abgeſandt werden. Aber ich will nur den Inhalt erfahren. Bleiben Sie inzwiſchen nur hiet ſitzen, ich werde vielleicht ſehr bald Ihre Hilfe brauchen, meine Herren.“ 8 Krag ging. Im Telegraphenamt war man zuerſt ungeneigt, ihm das betreffende Telegramm zu referieren, aber als Krag ſeine Arreſtorder für Barra vorwies und mitteilte, daß es von äußerſter Wichtigkeit ſowohl für die Vorunterſuchung wie für den ſpäteren Verlauf der Angelegenheit ſei, daß der Inhalt des Telegramms ſo⸗ fort zur Kenntnis der Behörde gelange, wurde ihm die Kopie vor⸗ gelegt. Krag, der ein langes Telegramm von beſonderm Inhalt er⸗ wartet hatte, war nicht wenig erſtaunt, zu ſehen, daß die Depeſche nur ein einziges Wort enthielt. „Donnerstag“— ſtand da und war mit der Unterſchrift Barra nach Fredrikshavn, Dänemark, adreſſiert. „Sind außerdem keine andern Telegramme von Herrn Barra aufgegeben worden?“ fragte der Detektiv. Die Antwort lautete verneinend. „Iſt etwa ein Bote aus dem Hotel Continental mit einem vielleicht nicht unterſchriebenen Telegramm dageweſen, ſeitdem Barra da war?“ fragte er weiter. „Abſolut nicht,“ wurde ihm erwidert. „Das iſt doch ſonderbar! Er hat ſich doch gute zwanzig Minu⸗ ten hier aufgehatten. Iſt das niemandem aufgefallen?“ fragte der Detektiv. Der Beamte, der Barras Telegramm expediert hatte, trat nun vor: „Doch,“ ſagte er,„mir iſt der Mann aufgefallen, da es gerade ziemlich leer in der Halle war,. Er ſchrieb ſo lange, daß ich äußerſt Meter lang und 6 Zentimeter breit, ferner ein Drehſtrom⸗Mator, 1,1 Pferdeſtärke mit der Aufſchrift: Dr. Levi⸗Berlin.— Nachts aus einem Lagerhaus in der Inſelſtraße etwa 8 Zentner Weizen.— Von einem Fuhrwerk auf dem Wege von Q3 bis H1 eine Kiſte mit 15 Kilo Margarine mit der Aufſchrift: Markarine Marke Mer⸗ kur.— Nachts in einem Lager Franzoſenſtraße Nr. 9(Induſtrie⸗ ſtraße) aus einem verſchloſſenen Zimmer ein Paar Kamelhaarhaus⸗ ſchuhe, ein paar ſchwarze Lederſtiefel, ein weißer Damaſtbezug, 3 weiße Kiſſenbezüge, 2 baumwollene Kiſſenbezüge, 3 weißleinene Bettücher, 2 Paar leinene cremfarbige Fenſtergardinen. 4 Kravatten, eine Tiſchdecke, blauweiß gemuſtert, 2 Macco⸗Herrenunterhoſen, 1 grauwollener Sweater und 10 Paar Herrenſocken.— Auf der Straße Schmalz.— Aus einem Keller im Scharhof drei geſalzene Schinken und ſonſtiges Fleiſch.— Von einem Lagerplatz in der Liebigſtraße 13 Quadraimeter Bretterverſchalung.— In der Maſchinenfabrik Lanz zwei Ledertreibriemen, 5,30 Meter lang, 7 Zentimeter breit und 3 Meter lang, 6 Zentimeter breit.— Aus einem Anweſen in der Frieſenheimerſtraße zwei 5 Meter lange Gummiſchläuche, 25 Liter Benzin und drei Abborttüren.— Im Hofe F 7, 22 zehn Tafeln Weißblech, Größe 22:55.— Nachts von zwei Gräbern auf dem Hauptfriedhof zwei Bronceketten, 1,20 bezw. 1,50 Meter lang, aus ſehr ſtarken Gliedern.— Von einem Fuhrwerk in Feudenheim, 50 neue grauleinene Fruchtſäcke.— Aus einer Wohnung in H 7, 12 eine ſilberne Ankeruhr mit Goldrand und römiſchen Zahlen und eine goldene etwa 20 Zentimeter lange Uhrkette.— Aus dem Hausflur S 4, 19 ein Jaß mit 100 Liter Eſſigeſſenz. Auf den Faßböden iſt der Name Friedrich Kaufmann, Ebersbach eingebrannt.— Nachts aus dem Büro der Kohlenhandelsgeſellſchaft„Konkordia“, Käfertaler⸗ ſtraße, ein Tiſchtelephonapparat.— Nachts aus dem Hauſe Fröhlich⸗ ſtraße Nr. 51 eine 27 5 Waſchbütte aus Zinkblech.— Nachts aus zwei Bauhütten in der Inſelſtraße ein Ofen, etwa 90 Zentimeter hoch, zwei Handſägen, zwei Handbeile, zwei Zinkwaſſereimer, zwel Pakete Drahtſtiſte, ein Paket Schmiedenägel, Leim und Brenndkolz. Marktbericht Die Zufuhr auf dem heutigen Wochenmarkt war durchſchnittlich ſehr gut. Kartoffel, Gemüſe, Ooſt, Fiſche und Geflügel waren ſehr gut angeboten. Auch Eier und Butter waren heute reichlicher ver⸗ treten. Die Preiſe zeigten eine fallende Tendenz. Das Preisprü⸗ fungsamt hat heute den Preis für Kartoffeln mit 7 Pfg.(70 Mil⸗ liarden) für das Pfund beanſtandet und hier ebenfalls einen Preis⸗ 7— Die amtlichen Preiſe in Milliarden Mark für das fund ſind: Kartoffeln 50—70(50—70), Weißkraut 50—60(50—70), Nut⸗ kraut 200—500(80—150), umenkohl 100—2300(300—1000), Roſenkohl 400—750(600—850), Grünkohl 200, Wirſing 100—140 (100—150), Rote Rüben 150—250(—250), Gelbe Rüben 80—100 (80), Karotten 80—120(80—150), Spinat 200—350(—600), 4% beln 150—250(150—200), Endivienfalat 50—200(60—250), Kopf⸗ ſalat 60(100), Feldſalat 500—2400(—2400), Rettiche d. Stück 60 (50—80), Kohlrabi d. Stück 150(80—150), Tomaten 350—500(100 bis 500), Eier 300—320(280—350), Kalkeier 280, Tafelbutter 3400 3400—3600), Landbutter 3000—3200(2400—3200), Aepfel 150—800 (150—170), Birnen 300—700(350—700), Nüſſe 1000(800—1000), Kaſtanien 800—1000(900—1000), Schellſiſche 300—350(350—500), Lengfiſche 800(—900), Kabelfau 700—800(800—900), Seezungen 300—800(400) Goldbarſche 700—800(900), Heilbutte 900(900), Seelachs 800, Blaufelchen 1500(1600), Knurrhahn 400, Aale 3000 (3000), Hechte 3000(3000), Karpfen 2500(2500), Backfiſche 800 bis 1200(1000), Barben 2500, Breſem 1500—2000, lebendes Geflügel: Hahn 2500—3500(—5000), Huhn—6000(—4000), Enten —6000, Gänſe—12 000(—12 000), Tauben das Paar 1800 bis 2000(1500), geſchlachtetes Geflügel: Huhn 1400—2500, Gänſe 1500 Wild: Haſen 1000—1500(1200—1500), Reh 1000—1500. Veranſtaltungen Alt-Katholiſche Gemeinde. Am letzten jand in der Harmonie ein ſehr gut ſuchter eihnachtsfamilien⸗ obend der altkathollſchen Gemeinde ſtatt. Mit Karmoniumklängen eingeleitet, zeigten Hermann Metz(Violine) und Karl Rinn(Flavier) mit dem ſtimmungsvollen Andante religioſo, dem ſchwierigen, auswendig geſpielten Dvorak⸗Konzert und dem Wiener Kapricio von Kreisler ein hohes Können. Dazwiſchen ſang der Kirchenchor unter der bewährten Leitung von Muſikdirektor l. Guggenbühler Elsbeth Mang bot eine Reihe ganz ent⸗ zückender Tänze(„Lu“ von Hanns Stetten, Liebestraum von Alphons Ezibulka und Madrigale von Simonetti), die reichen Beifall ernteten. Den Höhepunkt der künſtleriſchen Darbietungen bedeuteten die Lieder von Opernſänger Karl Mange„Der Wagen rollt“ von Fürſt und das Spielmannslied. In einer längeren Pauſe ſetzte ein flotter Verkauf von geſtiſteten Kuchen und belegten Brötchen ein, die der alt⸗katholiſchen Kranlenpflegeſtation einen hübſchen Rein⸗ gewinn brachten. Zum Schluß kam das vom Bühnenr esbund herausgegebene kleine Veihnachtsſpiel“ von Franz Herwig zur Aufführung. Glieder des Kirchenchors und der Jugendgruppe ſpiellen es mit Hingabe und bemerkenswertem Geſchick. '„Das Kommen des Chriſtus. Wir verweiſen auf den Vortrag über dieſes Thema am morgigen Freitag. Wie man uns ſchreibt, wird der Redner beſonders darüber Ausführungen machen wie das Emporringen der Chriſtuskräfte in den Menſchenſeelen ſtärker und ſtärker werden muß, damit eine möglichſt große Zahl von Menſchen wieder die natürliche Verbindung mit den ÜUrkräften des Kosmos gewinnt.(Weiteres Anzeige in dieſer Nummer.) „Er ſchrieb lange?“ Und von einer Eingebung ergriffen, er⸗ kundigte ſich Krag nach dem Abteil, wo er geſeſſen hatte. Dieſes wurde ihm ſogleich gezeigt. Krag begab ſich hin und unterſuchto das Pult ſowie alle Papiere genau. Dann kam er raſch in das Bureau zurück und fragte, ob er einen Spiegel haben könne. Ein kleiner, viereckiger Wandſpiegel wurde heruntergenommen. Da es in der Halle wieder leer war, begleiteten mehrere der Telegraphiſten Krag zu dem Abteil, ſehr aufgeregt darüber, daß ſie es offenbar mit einem gefährlichen Verbrecher zu tun gehabt hatten. Unterdeſſen hatte Krag das zum Pult gehörige Löſchpapier genommen und es vor den Spiegel gehalten. Er konnte ganz 1 darin leſen: Donnerstag, Barra. ann drehte er das Löſchpapier um und ſtarrte eine Zeitlang aufmerkſam in den Spiegel. „ Plötzlich ließ er den Spiegel ſimken, legte ihn weg, ſteckte das Löſchpapier in die Taſche und verließ mit einem knappen Gruß eiligſt das Telegraphenamt. „Haben Sie bemerkt, wie blaß er war?“ ſagte einer der Tele⸗ graphiſten.„Das wird eine ernſte Geſchichtel“ Asbjörn Krag eilte unterdeſſen dem Hotel in der Kirchengaſſe zu. höchſt befriedigt von dem, was er dem unſchuldigen Lösch⸗ papier entlockt hatte. Bei ſich ſelbſt dachte er, daß auch der ſchlaue, geniale Barra hier vermutlich an einer Bagatelle geſcheitert war, einem kleinen, gedankenloſen Fehlgriff. „Heute iſt Dienstag,“ ſagte der Detektib im Hotelſalon zu ſeinen zwei wartenden Freunden.„Donnerstag will Bara ſeinen Plan zur Ausführung kommen laſſen. Und da brauche ich in beſonderem Grade Euren Beiſtand.“ „Wir ſind ungeheuer geſpannt,“ ſagte der Arzt,„mehr zu erfahren. Daß wir Ihnen die ganze Zeit zur ausſchließlichen Ber⸗ fügung ſtehen, wiſſen Sie.“ Asbjörn Krag zündete eine ſeiner dunklen Havannas an und ſetzte ſich in der Sofaecke bequem zurecht. „Es beſtätigt ſich diesmal, wie ſchon ſo oft,“ begann er lang⸗ ſam, während er den Jigarrenrauch in großſen Ningen von ſich blies,„daß der ſorgſamſt berechnete Plan verſagt, weil der Betreſ⸗ ſende eine Bagatelle überſehen oder halb unbewußt einen ganz kleinen Felſgriff begangen hat. Gerade dieſe kleinen Fehler wer⸗ den zu den großen Löchern. In dieſe Spalten dringen wir Detek⸗ erſtaunt war, ſchließlich ein Lelegremm aus einem einzigen Wort beſtehend zu bekommen.“ tive ein und erweitern ſie, bis ſie zu dem Abgrund werden, in den der Verbrecher kopfüber ſtürzt.“(Fortſ. folgt.) zwiſchen G 1 und G 2 ein rotbraun geſtrichenes vierrädriges Hand⸗ ö leiterwägelchen.— Nachts aus einem Keller in K 2, 24 etwa 6 Pfd. bis 2000(1400—2000), Enten 1500—2500, Tauben das Stück 700, 32 55 b Donnerskag. den 6. Dezember 1923 3. Seite. Nr. 583 „erlee. Aus dem Cande Heidelberg, 6. Dez. Nach den Verechnungen der Statiſtiſchen Abteilung des Nahrungsmittelamts ſind die Lebenshaltungskoſten im Monat November um 7685,74 Proz. ohne Bekleidung und 523,91 Proz. mit Bekleidung geſtiegen. Die am 1. Dezember feſt⸗ geſtelte Meßziffer betrug 1579,881 Milliarden ohne Bekleidung 8 Nod. 20,291) und mit Bekleidung 1602,812 Milliarden(1. Nov. .321). Für Montag, den 3. Dezember, gelten die gleichen Teue⸗ kungszahlen, wie ſie für den 1. Dezember feſtgeſtellt wurden. Die Steigerung gegenüber der Vorwoche(26. Noy.) beträgt 3,7 Proz. uhne Bekleidung und 3,16 Prozent mit Bekleidung. Der feſtgeſtellte Aufwand für den Lebensunterhalt in Goldmark umgerechnet, ergibt eine Steigerung von 57,59 Proz. ohne Bekleidung und 59,88 Proz. mit Bekleidung gegenüber den Friedenspreiſen. & Pörrach. 5. Dez. Die Arbeit an der umfangreichen Wohn⸗ kolonie für die deutſchen, bisher in Baſel wohnenden Eiſenbahner in Weil⸗Leopoldshöhe wird eingeſtellt werden. Sämtliche Bau⸗ handwerker mußten entlaſſen werden, weil die Reichseiſenbahn ſich außer Stande erklärte, den neu verlangten Stundenlohn von 320 Goldmark zu zablen. Es ſind bereits Verhandlungen im Gange. um eine Ermäßigung der Forderuna zu erreichen. *Waldshut. 5. Dez. Einige 15⸗ bis 16jährige Burſchen von Re⸗ metsſchwiel und Bannholz ſpielten im Walde mit einem Re⸗ volver. Die Waffe entlud ſich und der 16jährige Sohn des Mau⸗ kermeiſters Hermann Baumgartner von Remetsſchwiel wurde ſo ſchwer in den Kopf getroffen. daß er wenige Stunden darauf ſtarb. * Konftanz, 5. Dez. Aus Anlaß des Konradifeſtes haben Prinz und Prinzeſſin Max von Baden für den Hauptaltar des hieſigen Münſters ein rieſiges Gemälde„Die Himmelfahrt Mariae“ dar⸗ ſtellend, geſchenkt. Der Schöpfer des Kunſtwerkes iſt der Barock⸗ maler Franz Karl Stawler, ein geborener Konſtanzer. Im An⸗ ſchluß an das Feſt erfolgte die Schlußſitzung der im Jahre 1914 zur Wiederherſtellung des Münſters eingeſetzten Münſterbaukom⸗ miſſion. Dabei ſprach Siaatspräſident Dr. Köhler den Mitglie⸗ dern der Kommiſſion den Dank der Regierung aus, und betonte dabei, daß der Staat 85 Prozent der Koſten aufgebracht habe. Der Reſt ſei durch die rührige Tätigkeit des Münſterpfarrers Dr. Gröber durch Gaben und Sammlungen aufgehracht worden. Der Vertpeter des erzbiſchöflichen Ordinariats ſprach dem Staate den Dank der Kirche aus. Nachbargebiete *Hambach(Pfalz), 5. Dez. In der Nacht auf Sonntag kam es im Kirrweiler Jagdbogen zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen agdhütern und Wilderern. Das Forſtperſonal hatte Schlingen entdeckt und lauerte in deren Nähe den Wilderern auf. m Morgengrauen erſchien ein Mann, der nach den Fallen ſah. Auf Anruf ergab er ſich, ließ aber zugleich ein Zeichen ertögen, auf das hin ein zweiter Wilderer erſchien. Dieſer zog die Piſtole aus der Taſche und ſchoß den Jagdhüter Kreuzer nieder. Auſ das Schießen kamen noch mehrere Jägdhüter hinzu, worauf die Wil⸗ rer flüchteten und entkamen. Kreuzer, der Vater von zehn Kindern iſt, hat zwei Schußverletzungen, darunter einen Lungenſchuß. Man hofft ihn am Leben zu erhalten. sw. Darmſtadt, 4. Dez. Nachdem das Lebensmittelgeſchäft Louis Hein in der Schuſtergaſſe wegen Preistreiberei verſchiedentlich zur Anzeige gebracht worden war, wurde es nunmehr bis auf weiteres polizelich geſchloſſen. Gleichzeitig wurde dem Inhaber des Geſchäftes der Handel mit Lebensmitteln und Gegenſtänden des täglichen Bedarfs wegen Unzuperläſſigkeit unterſagt.— Ein hieſiger Kunſtmaler hat ſich in ſeiner Wohnung in der Kiesſtraße mit Leuchtgas vergiftet. Als Grund für die Tat nimmt man Nah⸗ rungsſorgen an.— In der letzten Zeit wurden hier, beſonders im Slabtteil Beſſungen, Kazen und Hunde vergiftet. Die äter konnten bisher in keinem Falle ermittelt werden. Frankfurt a.., 5. Dez. Seit Wochen trieb in der Stadt ein unger Burſche ſein Unweſen, indem er Wohnungen von ſolchen ilien ausplünderte, wenn ſich dieſe auf dem Friedhof zum Be⸗ räbnis eines Angehörigen befanden. Am Samstag vormittag brach r Burſche unter gleichen Umſtänden in eine Wohnung der Hanſa⸗ Allee ein, wurde aber von Hausbewohnern überraſcht und feſt⸗ genommen. Es handelt ſich um einen entwichenen Fürſorgezögling. Der Burſche hatte die Begräbniszeit ſtets durch das Studium der odesanzeigen in den Zeitüungen erfahren. „Mainz, 4. Dez. Drei mehrfach borbeſtrafte Burſchen machten einen erfolgreichen Einbruch in einem hieſigen Engrosgeſchäft. Es ſielen ihnen vier Schreibmaſchinen, zwei kleine Tiſchuhren und verſchiedene andere Gegenſtände in die Hände. Einer der Be⸗ teiligten beſatz die Kühnheit, den Beſtohlenen zu benachrichtigen, ihm nach Verſprechen einer hohen Belohnung für die Wiedererlangung r geſtohlenen Sachen zu ſorgen. Es war ihm dabei lediglich darum zu tun, die Belohnung einzuſtreichen und mit ſeinen Genoſſen dann * teilen. Der wohlwollende Vermittler wurde wegen Begünſtigung n Haft genommen. Auch die übrigen Beteiligten konnten bereits ſeſtgenommen werden. Neues aus aller Welt 3wei Chepaare kol aufgefunden. Am Sonntag vormittag wurden in ihrer Wohnung in München der 64 Jahre alte Oberpack⸗ geiſter Johann Hochholzer und ſeine 67 Jahre alte Frau Nargarete tot aufgefunden. Das Ehepaar war einer Gas⸗ ergiftung erlegen; anſcheinend iſt es bereits in der Nacht vom reitag zum Samstag das Opfer des Unfalles geworden. Die Ehe⸗ te hatten die Wohnung erſt vor acht Tagen bezogen. Man ver⸗ Mutet, daß der Gashahn— der Gasherd war noch nicht angeſchloſſen aus Unvorſichtigkeit geöffnet wurde. Die Leichen wurden in Waldfriedhof gebracht— Am Sonntag wurde in den Abendſtunden in München ein weiteres Ehepaar infolge Gasvergiftung bot aufgefunden und zwar der 68 Jahre alte ſtädt. Wegmacher Beorg Anker und ſeine Frau Thereſe. Nach den Erhebungen liegt duch in dieſem Fall ein Unglück vor. Im Schlafzimmer des Ehe⸗ gagres befindet ſich ein Gasbrenner mit einer Zugkette. Beim Zu⸗ giehen hat ſich die Kette etwas verwickelt, wodurch die Flamme zwar erlöſchte, der Hahn jedoch nicht ganz geſchloſſen war, ſo daß Gas ler hat die Wiener Nationalbank durch einen — Ein 90 er e ionalban vch eine Vetrug um dus Meiltarde Kronen geſchädigt. Unter dem Namen Stöhr ließ er ſich auf der Unionbank ein Konto von 213 Millionen kronen eröffnen und dann einen Scheck von einer Million auf die Nationalbank ausſtellen. Dieſen Scheck, den er in eine Milliarde umwandelte, ließ er durch einen Bedienſteten des Hotels, in dem er ein Jimmer gemietet hatte, einkaſſieren. Der Betrug wurde entdeckt. — Ein Fümſtar beim lebendigen Leibe verbrannf. Wie aus San Francisto gemeldet wird, iſt dei einer Filmaufnahme in San ntoina der amerikaniſche Fümſtar Manefield bei lebendigem Leibe derbrannt. Während der Aufnahme fingen ihre Kleider Feuer. Die Flammen töteten ſie, ehe Rettung zur Stelle war. wetternachrichten der Karlsruher Landeswetlerwarte Beohachtungen badiſcher Wetterſtellen(7 morgens) —— 2 ſSee. delg Pera- 88 f 3 8 8 8 Vbe zn dedſ ur Fiſcht.Stärtef 8 n n r S 8 Richt. Stärke S 8 ——1—0 5—2— ſtill wones— 563 7 1 4—0 80 leicht besess 7 127 754.2 1 9 NN leicht beint 0 213 754.—0 8—2 N0O ſeicht unn 780 755.8—5 2—688 leicht dennmn 1 1281 6422]—2—1—3— ſtill ah ee, Im BVereich des Tiefdruckgebietes, das ſich allmählich ausdehnt, Arſchte—— in Siddeu and noch meiſt trübes Wetter mit ſchmeiſen Niederſchlägen bei etwas höherer Temperatur. Von den itiſchen—85 breitet ſich ein Hochdruckrücken über das Feſtland ber eils heiteres, kälteres Wetter mit Nachtfröſten bringen Ard. Eine geue, über den Ozean vordringende Druckſtörung bleibt Miyyſt noch ohne Einfluß. 3 Vorausſichtliche Wilterung für Freitag bis 12 Uhr nachts: Vor⸗ Wiber—2 heiteres, kälteres Wetler, ohne erhebliche Rieder⸗ age, vielfach mäßige Nachtfröſte, nördliche Winde. . Maunheimer General · Angetger(Aend⸗ Rusgahe) Aus Ha 22 d Aenderung des Bankdepotgesetzes Aus dem Reichsjustizministerium wird uns zur Neu regelung der Pflichten der Banken bei Auf- bewahrung fremder Wertpapiere mitgeteilt: Der Reichspràsident hat am 21. November d. J. aufgrund des Artikels 48 der Reichsverfassung eine Verordnung er- Iassen, durch die das Bankdepotgesetz von 1896 eine bedeutungsvolle Neugestaltung erfährt. Die durch die zunehmende Geldentwertung hervorgerufene Effekteninflation und die Steigerung der in Wertpapferen getätigten Imsätze hat für die Banken eine derartige Belastung zur Folge ge- habt, daß sie der ihnen durch das Bankdepotgesetz auf- erlegten Verpflichtung zur Absendung VvVon Stücke- vVerzeichnissen an ihre Kunden in weitem Umfange nicht mehr nachzukommen vermochten. Dieses Außerübung- kommen der Stückeverzeichnisse, mit dem sich das Puhlikum im allgemeinen abgefunden hat, hat für den Kàufer von Wert- papieren insofern eine gefahrvolle Verschlechterung seiner rechtlichen Stel 1— herbeigeführt, als gerade durch die Uebersendung der Stückeverzeichnisse nach dem Bankdepot- gesetz eine schnelle lärung der Eigentumsverhältnisse an den Wertpapieren erreicht Werden sollte. Dieser Sachlage Rechnung tragend, führt die neue Verordnung zwei wesent- liche Aenderungen des Bankdepotgesetzes ein. Auf der einen Seite beschränkt sie die Verpflichtung der Banken in Ansehung der Stückeverzeichnisse auf das Maß des Möglichen, indem sie deren Absendung von dem aus- drücklichen Verlangen der Kunden abhängig macht. Dieses Verlangen kann grundsätzlich nicht durch entgegenstehende Vereinbarungen ausgeschlossen werden. Auf der anderen Seite werden dem Kunden diejenigen Sicherheiten neu gewährt, deren er unter dem bisherigen Ge- setz, so wie die Dinge sich tatsächlich gestaltet haben, ent- behrt. Die Neuerung besteht darin, daß dem Kommittenten für den Fall des Konkurses seines Bankiers ein Recht auf bevorzugte Befriedigung aus den in der Masse vorhandenen Wertpapieren gleicher Gattung und aus den Ansprüchen der Bank an Dritte auf Lieferung solcher Wertpapiere eingeräumt wird. Während also der Kunde, der eine Bank mit dem Einkauf von Wertpapieren beauftragt und seinerseits seine Verpflichtung voll erfüllt hat, nach dem bisberigen Rechtszustand im Konkurse der Bank, falls er das Stückeverzeichnis nicht erhalten hatte, in der Regel nur eine gewöhnliche Konkursforderung geltend machen konnte, bieten ihm jetzt die in der Masse vorhan- denen Wertpapiere gleicher Gattung und die entsprechenden Lieferungsansprüche der Bank eine reale Sicherheit, an die er sich vor allen anderen Konkursgläubigern zu halten be- rechtigt ist. Ohne sachlichen Zusammenhang mit den bisher berühr- ten Gesetzesänderungen steht eine weitere Aenderung des Bankdepotgesetzes, die ebenfalls einem dringenden Be- dürfnis des heutigen Wirtschaftsverkehrs entspricht. Jie er- leichtert den Banken, einen Kontoübertragungs- verkehr auf der Grundlage von Goldanleihestücken und Rentenbankscheinen einzuführen, indem sie die Banken in- soweit von den besonderen Verpflichtungen des Bankdepot- gesetzes befreit. Der Großhandelsindex Die auf den Stichtag des 4. Dezember berechnete Groh- handels-Indexziffer des Stalistischen Reichsamts ergibt bei einem amtlichen Dollarkurse von 4,2 Billionen 4P das 1337,4 milliardenfache des Friedensstandes. Sie ist so- mit gegenüber dem Stande vom 27. Novbr.(1422,9 milliarden- fach) um 6 Prozent zurückgegangen. Dementsprechend hat sich der Goldstand der Großhandelsindexziffer(1913= 100) von 142,3 auf 133,7 oder um 6 Prozent gesenkt. Der Rück- gang wird vornehmlich durch die Herabsetzung der über- höhten Lebensmittelpreise bewirkt, die im Durchschnitt der Hauptgruppe um 9,3 Prozent auf das 1217,7 milliardenfache (121,8 Gold) nachgaben. Die Gruppe Getreide und Kartoffeln senkte sich um 3,6 Prozent auf das 968,4 milliardenfache (96,8 Gold), ferner Industriestoffe um 0,8 Prozent auf das 1561 milliardenfache(156,1 Gold), davon die Gruppe Kohlen und Eisen um 9,2 Prozent auf das 1600,7 milllardenfache (160,1 Gold), Einfuhrwaren um 0,4 Prozent auf das 1620 mil- Hardenfache(162 Gold) und Inlandwaren um 7, Prozent auf das 1280,8 milliardenfache(128,1 Gold). Im Durchschnitt des November erreicht die Großhandelsindexziffer bei einem Monatsdurchschnittskurs des Dollars in Berlin von 2195,6 Milljiarden&A das 725, 7 milliardenfache des Friedensstandes und ist gegenüber dem Vormonat(7094,8 millionenfach) um 10 228,7 ozent gestiegen. Gleichzeitig hat sich der Gold- stand der Großhandelsindexziffer(1913 100) von 1179 auf 139,0 oder um 17,8 Prozent gehoben. Von den Hauptgruppen stiegen Lebensmittel(im Großhandel) um 12 488,7 Prozent den auf das 678,8 milliardenfache(130 Gold), davon Getreide und Kartoffeln um 12 448,9 Prozent auf das 515,9 milliardenfache (98,8 Gold), Industriestoffe um 7976,6 Prozent auf das 813,4 milliardenfache(155,8 Gold), davon Kohlen und Eisen um 7615 Prozent auf das 837,4 milliardenfache(160,3 Gold), ferner Einfuhrwaren um 8853,6 Prozent auf das 819,6 milliarden- fache(156,9 Gold) und Inlandwaren um 10 6108 Prozent auf das 706,9 milliardenfache(135,4 Gold). Belastung von Industrie und Handel durch die Rentenbauk- Verordnung Den Durchführungsbestimmungen der Rentenbankverord- nung entsprechend, werden die Finanzämter demnächst Festsetzungsbescheide den belasteten landwirt- schaftlichen und industriellen Unternehmungen zugehen lassen. Dabei wird die von Industrie und Handel, die von gleicher Höhe ist wie die Belastung der Landwirt- schaft(mit 45 des Wehrbeitragswertes der land- und forst- Wirtschaftlich genutzten Grundstücke) in der Weise erfolgen, daß die Firmen(ige Schuldverschreibungen auszustellen haben. Der auf Industrie und Handel fallende Gesamtbetrag wird auf die einzelnen Betriebe nach der Höhe ihrer Betriebsvermögen, die für den ersten Teilbetrag der Brotversorgungsabgabe gültig sind, umgelegt. Der Zin- senlauf hat mit dem 1. November begonnen. Die Obligations- zinsen werden erstmalig am 1. April 1924 fallig und sind an das zuständige Finanzamt zu entrichten. Von der Be- ung auf Grund der Rentenbankverordnung kann gemäàß § 21 Grundstückseigentümern und Unternehmern Befrei- ung gewährt werden, wenn die Leistung in Gold oder in Zahlungsmitteln ausländischer Wöhrung erfolgt, jedoch hat die Reichsregierung von dieser ihr durch die Verordnung gewährten Berechtigung bisher nicht Gebrauch zemacht. Neue badische Aktiengesellschaft. Die Freibur ger Teigwarenfabrik G. H. Maier in Frelburg 1. Br. ist mit einem Grundkapital von 750 Millionen 4 in eine Aktien- umgewandelt. Der bisherige Gesellschafter F. eichenbach hat die Führung des Aufsichtsrates und der bisherige Gesellschafter F. K. Vomstein die Vorstand- geschäfte übernommen. *Zahlungseinstellung einer Frankfurter Bankfirma. Die Bankfirma Gayer u. Schmitt in Frankfurt a. M. die auch in Saarbrücken eine Niederlassung unterhält, hat ihre Zah- lungen eingestelll. Die Verbindlichkeiten betragen etwa Französische Franken. Ausgleichsverhandlungen sind im Gange. NSS M Börsennerichte Frankfurter Wertpapierbörse Frankfurt, 6. Dezbr. Orahtb.) Aus dem besetzten Gebiet wurde der Dollar Vieder fester gemeldet, was die Ursache zu leichter Erholung in verschiedenen Industrieaktien war; anderseits wird die mäßlige Besserung auf Deckungskäufe zurückgeführt. Man ist der Ansicht, daß in der Bewertung der Effekten, insbesondere der deutschen Industrieaktien, ein gewisser Fiefstand erreicht ist. Heute wurden wieder vermehrte Geldkurse genannt, wenn auch deren Stand gegen gestern sich nur mäßig heben konnte. Schwächer lagen auf die letzttägigen Kurssteigerungen heimische Anlefhen. Man verweist darauf, daß an eine nennenswerte Aufwertung der Staatsanleihen in An- betracht der schlechten Finanzlage des Reiches und der Länder doch kaum gedacht werden kann. 5 proz. Kriegs- anleihe ca. 150, 37½ proz. Württemberger und Hessen ange- boten, 4% proz. Hamburger Staatsanleihe 200 Milliarden. Alte Rhein. Hypotheken- Pfandbriefe—4 Billionen. Sonst nannte man noch: Oleawerke 5, Kraftwerk Altwürttemberg 8 und Bayerische Spiegelglas—10 Billionen. Chemis che Aktien waren etwas besser begehrt. Becker-Stahl und Becker-Kohle 13—12 Billionen. Im Verlaufe wurde die Stimmung wieder unsicher, da die Nachfrage wieder nachließ. Berliner Wertpaplerbörse Berlin, 6. Derbr. ODrahtb.) Der heutige abermalige Versuch zur Herbeiführung von Kursfeststellungen für fest- verzinsliche Paplere hatte im allgemeinen das gleiche nega- tive Ergebnis wie in der Vorwoche. Für die meisten Hypothekenpfandbriefe, Renten, Schatzanleihen u. Industrie- obligationen fehlte es an Material, so daf wiederum nur Wenige Notizen herauskamen. In Reichsanleihen und preu- Bischen Konsols fanden Kursfeststellungen überhaupt nicht statt. Für Dollarschatzanleihen und Gold- anleihe zeigte sich e rhöhte Nachfrage. Erstere wurde gestrichen, letztere mit 4200 bei etwa 50 Prozent Zu- teilung festgesetzt. Geld war zu—255 Prozent gesuchter. Die Devisenpreise wurden bei unveränderter Zutellung mit nur geringfügigen Ahbweichungen gegen gestern und für die Hauptplätze unverändert festgesetzt. Für Effekten war die Stimmung etwas freundlicher. Eine bestimmte Tendenz prägte sich aber bei der Geringfügigkeit der Umsätze im Verkehr von Büro zu Büro nicht aus. Deuisenmarki Berliner Devisen in Milllarden Amuteh O. 3. B. 3. G. 6. B. 6. Hollane„ 1896.000 1604,000 1596,000 1604,000 Buenos-Aires 1316,700 1323,300 1316,700 1323, 300 EiEI 195,510. 196,490 195,510 196,490 Christiania 628,425 631,575 628,425 632,575 Kopenhagen 752,115 758,885 750 120 753.880 Stockhanmnm 1107,225 1112.775 1101,240 1106, 760 Helsingfſors 103,740 104,260 103,740 104,260 1 181.515 182.455 181,545 182.455 Londoenrn 138154,500 138245,500 18154,500 18245,500 New TVorKk 4180, 500 4210,500 4189,500 4210,500 o 2 225,435 226,555 227,480 228,5 70 Schwen 734,160 737,840 732,165 735.835 Spanie 546,530 544,370 546,630 549.370 PF 2004,975 2015.525 1995.000 2005,000 Rio de Janeiro 379,050 380,950 395,110 396,.990 Wien, abg.. 88,825 M 59, 148 M 59,850 M 60,150 M —8 123,690 124.,310 123.,690 124.,310 Jugoslavlen 47.281 47.519 47,218 47.519 Budapest. 2219,480M 220.550 M 219,450 M 220.850 M Sehin 32,518 32,6 72 32,818 32,672 Waren und Märkte Mannheimer Produktenbörse m. Mannheim, 6. Dezbr.(Eig. Ber.) Die Tendenz an der heutigen Produktenbôrse war ruhig bei Zurückhaltung der Käufer. Die Preise sind durchweg niedriger. Man verlangte für Weizen, inländischer, 22,50—22,60, ausländischer 28; kür Roggen 21—22; Gerste 19—20; Hafer 17,50—19,00 Goldmark die 100 kg franko Mannheim. Futtermittel Waren ebenfalls billiger erhältlich. Die Angebote aus der Pfalz sind in den mefsten Fällen in französischen Franken gestellt und bewegen sich für Melassefutter zwischen 25—23 Iranzösischen Franken und für Trockenschnitzel zwischen 30—28 fr. Fr. die 100 kg ab pfälzischen Verladestationen. Ferner liegen noch Angebote vor in Trockenschnitzel ab rechtsrheinischen Verladestationen zu 13—12 GM., in Hafer- schalen zu 6, 00—4, 75 GM. und in Rapskuchen zu 13—12 GM. die 100 kg ab süddeutschen Verladestationen. Weizenkleie ist zu 8,00—7,50 GM. die 100 kg frachtfrei Mannheim, ernält⸗ lich. Weizenmehll Spezial 0, wurde zu 34,50—34.68, Roggenmehl zu 31,00—31,50 GM. die 100 kg angeboten. Mehl aus zweiter Hand ist etwas billiger offeriert. Ofſizielle Preise der Mannheimer Produktenbörse Die Kurse verstehen sch per 100 Kilo netto waggonfret Mannheim ohne Sack in Goldmark. 1 Dollar= 4,20 Goldmark zahlbar in Goldanleihe oder Neutenmark Prelsnetlerunzen vom 6 Dezember 1923 Mekren, inländtscher 22.40—22,80 RoO al—81 „ ausländleeder.75——.— Wefgentlele nkt Haok 775—3— (altor. 20,.—— 24.— Blertreber „„euer—— Robmelasse.—86,50 Brau-Gersto 20,80—21,50 Wesendeu, tose 15— neue——— Rotkleeheu— HRafer 19.——20,50 Lurerne-Kleehen 3 Adhe etes bn 8 NK geldes a——25.— ebundenes 5 Velzenmend bah P. U Gahrd A6.——36½68 Rape 5 Tendenx: ruhig. Berliner Produktenmarkt Berlin, 6. Dezbr.(Drahth.) Nach starkem Preissturz der letzten Tage, der gestern nachmittag und heute früh noch nachwirkte, ist das inländische Angebet zurückhaltend und etwas geringer geworden. Die Umsätze in den einzelnen Getreidesorten waren galefene 5. In Welzenmehl War das Geschäft in ausländischen Patentmehlen etwas gröher⸗ Die übrigen Artikel lagen ruhig. Die Preise sind im all⸗ gemeinen gegen gestern wenig verändert. Mannheimer viehmarkt Dem Viehmarkt vom 6. Dezember wurden zugetrieben! 34 Kälber, 10 Schweine, 361 Ferkel und Läufer. Preise füf 50 kg Leben ewicht(in Goldmark): Kälber 60—74 u. Läufer-30. Markt⸗ verlauf: Wein ittelmäſli à mit Ferkel und Läufer mitielmäigg. Sersumtz Die Preise sind Marktpreise für nüchtern gewogens Tiere und sc“»hen sämtliche 8 des Aaune ab Stall kür Frachten, arkt. und Verkaufskosten, Umsatzsteuern, s0⸗ wie den natürlichen Gewichtsverlust ein, müssen sich alsd wesentlich über die Stalipreise erheben. 3( Herausgeder. Drucker und Verleger: Druceret Dr. Haag. Mannbeimer General⸗Anzeiger G m. d. Leen E 6. Direttton: Ferdinand deyme— Fbefredakteur: Kurt Friſcher. Verantwortlich kür den dolſtiſchen und volke wirrschaftlichen Teil: gurf iſcher: für das Feuilleton- Dr. Fritz Hammes: für Kommunalpolitit und zaleß: Richard Schönfelder: für Sport u. d Neues aus aller Welt: Will Müller: für Handelznachrichten, Aus dem Lande, Nachbargebiete, Gericht u: den übrigen redaktionellen Teil: Franz Kircher; für Anzeigen: Karl Hügel: 4. Seite. Nr. 563 Maunheimer General⸗Anzeiger(Abend ⸗Ausgabe) Donnersiag, den 6. Dezember 1925 Der zweite Bergdoll⸗Aeberfall vor Gericht Eigener Drahtbericht unſeres nach Mosbach entſandten Mitarbeiters. Erſter Verhandlungstag N Dr. E. Mosbach, 6. Dezember. Unter außerordentlich ſtarkem Andrang des Publikums begann heute vormittag gegen.45 Uhr der Bergdollprozeß. Das Land⸗ gericht iſt abgeſperrt; nur mit Karten verſehene Perſonen dürfen die am Eingang des Landgerichts aufgeſtellten Gendarmerie⸗ poſten paſſieren. Auch vor dem Saaleingang findet eine zweite Kontrolle ſtatt, Der badiſche Generalſtaatsanwalt und Ver⸗ treter des amerikaniſchen Konſulats nehmen an den Verhandlungen teil.— Die Angeklagten des zweiten Bergdoll⸗Prozeſſes ſind ſämt⸗ lich Ausländer und verraten dies ſchon durch ihr Ausſehen und ihre Kleidung, beſonders der ruſſiſche Fürſſt Gagarin, der ſtark igwiſchen Typus aufweiſt. Da die Angeklagten die deutſche Sprache gar nicht oder nur mangelhaft beherrſchen, ſind drei Dolmetſcher anweſend, darunter einer für die nur engliſch ſprechenden Ange⸗ klagten Griffis und Nelſon; für den Fürſten Gagarin iſt ein früherer ruſſiſcher Staatsrat, der jetzt Profeſſor an der Univerſität Würzburg iſt, verpflichtet. Die Anklage lautet auf Amtsanmaßung, Nötigung und ſchwere Körperverletzung. Der Angeklagte Griffis, der Urheber des ganzen Attentatsplanes, der am 25. März 1895 als Sohn eines Arztes im Staate Ohio(Vereinigte Staaten) ge⸗ boren iſt, trat nach Beſuch von drei amerikaniſchen Univerſitäten bei Ausbruch des Krieges Deutſchlands mit Amerika in die ameri⸗ kaniſche Armee ein und wurde ſpäter zum Offizier befördert. Nach dem Kriege kehrte er nach Amerika zurück und wurde Journaliſt. Im März 1922 kam er als Vertreter der amerikaniſchen Legion wieder nach Frankreich, um an der Einweihung de⸗ großen ameri⸗ kaniſchen Militärfriedhofs in Romain teilzunehmen. Außerdem wollte er journaliſtiſche Unterredungen mit bekannten Politikern herbei⸗ führen. Dazu kam es jedoch nicht. Er war dann ehrenamtlich bei der amerikaniſchen Gräber⸗Regiſtrierungskommiſſion tätig. Bei der Vernehmung Griffis' ſuchte der Vorſitzende zu⸗ nächſt das Motio der Tat zu klären. Der Gedanke, Bergdoll zu entführen, kam dem Angeklag⸗ zen Griffis, wie er angibt, im Angeſicht der Gräber der Gefallenen, denen gegenüber er es für ſeine Pflicht gehalten habe, den Deſerteur Bergdoll dem Gerichte zu überliefern. Aus allen Aus⸗ ſagen und Antworten geht hervor, daß er aus nationalen Motiven gehandelt haben will. Auf die Frage des Vorſitzenden, daß jetzt doch ſchon 5 Jahre ſeit dem Kriegsende verfloſſen ſeien, antwortet Griffis, daß die Zeit eme ſolche Schandtat nicht verwiſchen könne. Den deutſchen Sol⸗ daten, die gegen ihn gefochten hätten, nehme er das nicht übel, nie aber könne er Freund eines Verräters ſein. Der Vorſitzende ſucht die Fpage zu klären, warum gerade der Angeklagte Griffis ſich entſchloſſen habe, Bergdoll zu entführen. Bergdoll antwortete darauf, daß er in Paris zufällig eine Anzahl amerikaniſcher Offiziere kennen gelernt habe, die ſich auf den Stand⸗ punkt geſtellt hätten, daß es eine verdienſtvolle Tat ſei, Bergdoll der verdienten Strafe zuzuführen. Die Frage des Vorſitzenden, ob der Angeklagte gewußt habe, baß er ſich dadurch nach deutſchem Recht ſtrafbar mache, bejahte Griffis, aber die Liebe zu ſeinem Vaterlande ſei ſtärker geweſen als die Furcht vor Strafe. Zur Durchführung des Planes ſegzte er ſich zunächſt mit dem ruſſiſchen Fürſten Gagarin in Ver⸗ bindung, den er durch ſeinen Sekretär kennen gelernt hatte. Er gab dem Fürſten Gagarin den Auftrag, zu ermitteln, ob ſich Berg⸗ doll noch in Eberbach aufhalte. Gagarin, der von Griffis das nötige Reiſegeld erhalten hatte, teilte nach etwa dreiwöchentlichem Aufenthalt in Eberbach mit, daß Bergdoll in Eberbach ſei. In der Zwiſchenzeit traf ſich Gagarin mit Griffis in Ludwigshafen, um den Plan näher zu erörtern. Griffis wandte ſich an das Detek⸗ tiobureau Leoni in Paris mit dem Auftrag, Bergdoll zu fangen und nach Amerika zu bringen. Das Bureau ſtellte ihm den bei dem Ueberfall getöteten Schmidt und den Mitangeklagten Sperber zur Verfügung. Der Geſamtplan den Griffis entwarf, ging dahin, auf mösdlichſt einfache Weiſe den Bergdoll von Statt Karten. Meine Verlobung mit Fràul. Evelyn Magenau beehre ich mich anzuzeigen Die Verlobung unserer Tochter Evelyn mit Herrn Wolfgang M. Tillessen beehren wir uns anzuzeigen Wolfgang M. Tillessen Dr. med. Carl Magenau Oberleutnant a. D. und Frau Evelyn geb. Baker Mannheim Dezember 1923 Beros Aktiengesellschaft fur Elektro- Kraftwerke& Apparatebau, Herbolzheim. Nachdem die in der Generalverſammlung am 28. September 1923 beſchloſſene Kapitalserhöhung um T. Mk. 305 000.— in das Handelsregiſter ein⸗ übernehmen. Griffis fuhr jedoch, Offene Stellen Iabak-Tab Eberbach nach Ludwigshafen und von dort in einem amerikaniſchen Auto nach Frankreich zu bringen. Sperber und Schmidt verſprach der Angeklagte Griffis Erſatz aller Unkoſten und einen Teil der von der amerikaniſchen Re⸗ gierung auf den Kopf Bergdolls ausgeſetzten Belohnung, ſoweit ſtie nicht durch die Unkoſten aufgezehrt ſei. Ausdrücklich erklärte Griffis, daß er von der Belohnung nichts hätte haben wollen. Schwieriger als die Entführung ſelbſt ſchien dem Angeklagten nach ſeiner eigenen Angabe der Transport des entführten Bergdoll durch Frankreich und die Ueberfahrt nach Amerika. Die Durchführung der Entführung ſelbſt will der Angeklagte vollſtändig dem Angeklagten Sperber und dem getöteten Schmidt überlaſſen haben. Die Frage des Vorſitzenden, daß er die Entführung habe kinematographiſch aufnehmen laſſen wollen, bejaht der An⸗ geklagte mit dem Bemerken, das ſei doch ein ſehr intereſſanter Film für Amerika geworden. Den Plan, Bergdoll im Flug⸗ zeug durch Frankreich zu bringen, habe er wieder fallen laſſen. Die Telegrammkodes, die bei der Verhaftung Griffis vor⸗ gefunden wurden, ſollten dazu dienen, ſeinen Freunden in Paris von dem Erfolg des Unternehmens Kenntnis zu geben. Die Frage des Verteidigers, ob ſich die amerikaniſche Legion zur Aufgabe gemacht habe, Bergdoll nach Amerika zu bringen und ob nicht Griffis von der amerikaniſchen Legion dazu den Auftrag erhalten habe, verneint der Angeklagte, bejaht dagegen die Frage des Verteidigers, daß alle amerikaniſchen Offiziere in Paris, auch ſein Vorgeſetzter bei der amerikaniſchen Gräber⸗Regiſtrierungs⸗ kommiſſion in Frankreich, von dem Plane gewußt hätten, Bergdoll zu entführen. Die Vernehmung des Fürſten Gagarin Die nach ihrer Vergangenheit intereſſanteſte Perſönlichkeit der vier Angeklagten iſt der ruſſiſche Fürſt Gagarin, der von Griffis den Auftrag erhalten hat, den Aufenthalt Bergdolls in Eberbach zu ermitteln. Er iſt 28 Jahre alt, alſo eben ſo alt, wie ſein Auftrag⸗ geber. Er iſt der typiſche ruſſiſche Emigrant, in Paris ge⸗ boren, wo ſein Vater als ruſſiſcher Beamter mehrere Jahre bei Heereslieferungen tätig war. Den Krieg machte er als Offizier in einem ruſſiſchen Gardehuſaren⸗Regiment mit. Nach der Revolution begab er ſich auf ſein Gut, wo er von den ruſſiſchen Bolſchewiſten erſchoſſen werden ſollte, wobei ihn ſeine Bauern befreien wollten. Nach ſeiner Flucht aus der bolſchewiſtiſchen Gefangenſchaft kämpfte er in der weißen Armee und kam nach dem Zuſammenbruch der weißen Armee auf einer abenteuerlichen Fahrt mittellos nach Paris zurück. Nach ſeinen wahrſcheinlich klingenden Angaben will Griffis aus nationalen Motiven gehandelt haben, war es bei dem Fürſten Gagarin die Not, die ihn dazu trieb, auf den Vorſchlag Griffis ein⸗ zugehen. Dieſer ſagte ihm zunächſt nur, daß es ſich darum handle, einen Verräter nach Frankreich und von dort nach Amerika zu bringen. Er verſprach ihm für ſeine Hilfe für je zwei“ Wochen je 500 franzöſiſche Franken für ihn und ſeine Frau. Da Gagarin ohne jede Mittel, ſeine Frau krank, ſein Söhn⸗ chen erholungsbedürftig und ſeine in Rußland lebenden Angehörigen in ebenſo großer Not waren, erſchien dem ruſſiſchen Fürſten der Vorſchlag Griffis als Rettung aus höchſter Not, zumal Griffis ſagte, daß er ſonſt die Sache mit einem anderen machen wolle. Im Juli kam Gagarin in Eberbach an und ſtieg im Hotel zur„Krone“ ab, wo Bergdoll wohnte, ohne daß Gagarin zunächſt davon wußte. Als ihm ein Maſſeur erzählte, daß Bergdoll mit ihm im ſelben Hotel wohne, machte Gagarin ſofort hiervon Griffis Mittei⸗ lung. Den Mitangeklagten Sperber und den bei dem Ueber⸗ fall getöteten Schmidt hat Gagarin erſt durch Griffis in Mannheim bezw. in Ludwigshafen kennen gelernt. Als Bergdoll am 8. Auguſt wieder von einer Reiſe nach Eberbach zurückkehrte, fuhren Gagarin und Schmidt am 9. Auguſt nach Heidelberg in das Grand⸗Hotel, wo Sperber wohnte, um ihm von der Wiederankunft Bergdolls Mitteilung zu machen. Sperber kam daraufhin auch nach Eberbach. Gagarin er⸗ hielt den Auftrag, nach Ausübung der Tat Griffis an einer Kreu⸗ zung der Straße nach Heidelberg 2 erwarten, um die Führung zu er ortsunkundig war, über die vereinbarle Stelle hinaus und iel dadurch der Polizei in die Hände, die auch Gagarin in dem Augenblick feſtnahm, als er auf der anderen Seite in das Auto ſteigen wollte. Gagarin gab an, daß er die Möglichkeiten auskundſchaften ſollte, und Skizzen über das Hotel und die Lage des Hotels für Griffis angefertigt habe, will aber über die des Entführungsplanes nicht unter⸗ richtet geweſen zu ſein. 8 Dis Frage des Vorſitzenden, ob er ſich ſchuldig fühle be⸗ jahte Gagarin, jedoch will er aus Not gehandelt haben. Ga⸗ garin hat den Eindruck, daß Griffis im. Auftrag einer Organiſation andelte, obwohl Griffis dies nicht direkt geſagt habe. In dieſer Annahme wurde Gagarin auch dadurch beſtärkt, daß das Unter⸗ nehmen ſehr viel Geld koſtete und er wußte, daß Griffis ſeht viele Briefe nach Amerika ſandte. Griffis beſtritt jedoch energiſch⸗ daß er nach Amerika das Engagement mit Gagarin mitgeteilt habe. Der Angeklagte Sperber, der ebenſo wie Gagarin die deutſche Sprache beherrſcht, wurde ohne Dolmeiſcher vernommen. Er iſt in Paris geboren. dem Kriege, den er als Artilleriſt mitmachte, hatte er zunächſt mit ſeinem Schwager ein Automobilverleihgeſchäft. Dann machte er Kommiſſionsgeſchäfte mit England. Er lernte auf dieſe Weiſe den Inhaber des Detektivbüros Leoni kennen. Der Angeklagte ſchilderte dann, wie er in die Affaire hineingezogen wurde. Leoni habe ihn gefragt ob er bereit ſei, für einen amerikaniſchen Offizier etwas in Deutſchland zu unternehmen. Griffith dem Leoni erklärte, daß ein Mann für das Unternehmen nicht ausreiche, wurde noch Schmidt engagiert. Darnach fuhrem Sperber und Schmidt nach einem von Griffith ausgearbeiteten Reiſe⸗ plan nach Deutſchland. Der Ueberfallsplan wurde in allen Einzel⸗ heiten durchbeſprochen Auch wurden Vorbereitungen für eine kinemaliſche Aufnahme angeordnet. Den Aufnahmeapparat hatte Griffith in einem Auto mitgebracht. Dder Weg von Ludwigshafen nach Straß⸗ burrg wurde mehreremals im Auto gefahren, um die Straße kennen zu lernen. Die Ausſagen des Sperber vervollſtändigten das Bild des Ueberfalls auf Vergdoll. Im Gegenſatz zu Griffith behauptet Sperber, daß der ganze Plan von Griffith ausgearbeitet worden ſei und daß er und Schmidt nur im Auftrag von Griffith gehandelt hätten. In ſeinem Auftrag haben ſie nach der Darſtellung Sperbers Handſchellen von Paris mitgenommen und den Schlüſſelabdruck von Bergdolls Zimmer ge⸗ macht. Sperber behauptet auch, daß Griffith es war, der ihm und Schmidt befohlen habe, Bergdoll nieder zuſchlagen, zu fefſeln und zuknebeln. Cloroform ſollte nur im äußerſten Notfalle angewandt werden. Der geknebelte Bergdoll ſollte bis 5 Minuten vor 2 Uhr nachts in ſeinem Zimmer verbleiben und dann über die Treppe durch die Terraſſe aus dem Hauſe geſchafft werden. Eine inkernationale Juwelendiebin vor Gericht. Eme ruſſiſche Juwelendiebin ſtand vor dem Schöffengericht Verlin⸗Mitte unter der Anklage, in vier Fällen Perlen, Ringe, Broſchen uſw. von ſehr hohem Werte geſtohlen zu haben. Die Angeklagte, eine 29jährige Frau Diekmann, iſt die Ehefrau eines Kaufmanns, der in geſchäftlichen Beziehungen zu der Weißen Armee in Rußland ſtand und große Lieferungen für die Armee bewirkt haben ſoll. Sie hat in Verlin in geſellſchaftlichen Kreiſen und namentlich in den Kreiſen ruſſiſcher Emigranten Eingang gefunden und dabei Ge⸗ legenheit gehabt, Diebſtähle auszuführen. Sie entwendete die Schmuckſachen zum Teil aus der Wohnung der Beſitzerinnen ber denen ſie zu Gaſte war, bezw. aus Hotelzimmern. Die An eklagte behauptet, daß ſie das Gymnaſium und die Hochſchule in eters burg beſucht habe. Sie ſei dann in bolſchewiſtiſche Gefangenſchaft geraten habe jedoch ihre Flucht nach Konſtantinopel ermöglichen können. Von dort ſei ſie nach Paris, London, Newyork, Rotter⸗ dam und Berlin gekommen. In zwei Fällen der Anklage war Frau Diekmann geſtändig. Der vom Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Als⸗ berg geladene pfychiatriſche Sachverſtändige Prof. Dr. Strauch be⸗ zeichnete in einem längeren ausführlich begründeten Gutachten die Angeklagte als hyſteriſch und geiſtig minderwertig. Der Amtsanwalt hielt die Angeklagte für eine internationale Diebin und Hochſtap⸗ lerin. Er beantragte gegen ſie wegen Diebſtahls in drei Fällen 4 Jahre Gefängnis und 5 Jahre Ehrverluſt. Frau Diekmann wurde zu 15 Monaten Gefängnis verurteiſt. Sie erklärte ſich zu ſofor⸗ tigem Strafantritt bereit. — S eee eeeeeeeeee Hiesige Zigarren-Fabrik ſucht zum mögl. ſofortigen Eintritt oder 1. Januar*5610 tüchtigen bilanzsicheren d. Getreide⸗Branche tätig. e Buchhalter d. Geſchäftsſtelle d. Blatt. 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