vehrl. pricht, unden dem me bahn 2960, bſtge⸗ inheil Stalt. 2869 Tages ler. 9 ichbar⸗ te an 8468 und kſame nnen, inge⸗ 28⁴ —.— Abonnementspreis: Pro Monat 50 Pfg.— Auswärts durch die Po Man abonnirt in Maunheim bei der Expeditiyn E 6, 2, ſowie be en Zweig⸗Expeditionen und Trägerinnen.— Auswärts bei allen Poſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Brieftr Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme und Feiertage. Herausgeber Or. jur. Hermann Haas in Mannheim. Nannheimer Volüsblatt ſt 65 Prg ägern. der Sonn⸗ W 85. Der badiſche Eiſenbahnrath. 1. April 1886. Der nächſte Gegenſtand der Tagesord⸗ nung betraf die Frachtſätze für den Transport von einzel nen Stücken Vieh auf der badiſchen Bahn, eine Frage, welche zu einer ſehr ausge⸗ dehnten Debatte führte, an der ſich vor⸗ wiegend die Herren Vertreter der land⸗ wirthſchaftlichen Gewerbe betheiligten; aber auch dieſe ſelbſt waren unter ſich vielfach getheilter Meinung. Anlaß zu dieſer Berathung hatte ein diesbezüglicher Antrag in der zweiten Kammer der badiſchen Landſtände gelegentlich der jüngſten Budgetberathung der Eiſenbahn⸗ betriebsverwaltung gegeben. Bis jetzt be⸗ tragen die Frachtſätze für Vieh— Einzel⸗ ſendungen für Pferde 8 Pfennig— für Stiere, Ochſen, Kühe, Rinder, Fohlen, Maulthiere, Eſel 6 Pfennig fuͤr Schweine, Kälber, Schafe, Ziegen.5 Pfg. pro Stück und Kilometer, zuzüglich einer Expeditionsgebühr bei Pferden von 20 Pfennig, bei anderen Thieren von 10 Pfg. pro Stück. Die Minimaltaxe iſt für Pferde und Großvieh M.., für Kleinvieh 40 Pf. pro Sendung, wenn ein im Zuge befindlicher Wagen verwendet wird, 20 Pfg. pro Wagen und Kilometer zuzüglich einer Expeditionsgebühr von 1 M. pro Wagen, inſoweit nicht die Fracht für halbe Ladungen von Großvieh billiger iſt. Auf ſolche Weiſe berechne ſich die Beförderung von Vieh in den für dieſen Transport ohne Zuſchlag von der Verwaltung geführten Züge bei 20 Kilom. M..50 „ S909 150„.60 „ 200„ 48.60 B 7 Bei den verſchiedenen Bahnen ſeien dieſe Frachtſätze theils höher, theils niedriger als bei der badiſchen Bahn. Günſtige Transportbedingungen anderer Bahnen für Einzelviehſendungen kommen zumeiſt in jenen Fällen vor, in welchen nach den Beſtimmungen der badiſchen Bahn die Minimaltaxe von 20 Pfennig pro Wagen und Kilometer zur Erhebung kommt, alſo Kleine Mittheilungen. — Einen kleinen Genieſtreich führten wei Bummler aus, welche am Dienſtag früh um 2 Uhr die Straßen Frankfurts durchwanderten und gern einen kleinen Im⸗ biß oder eine Taſſe Kaffee eingenommen hätten, wenn ſie nicht eine troſtloſe Leere ihres Geldbeutels von der Unausführbarkeit dieſes Proſektes überzeugt hätte Ihre Wan⸗ derung führte ſie auch an den Main, wo ſie einen Knochen⸗ und Lumpenſammler antrafen, der ſich ebenſowenig wie ſie erquickendem Schlummer hingegeben hatte Er ſchien über die Erfindunß der Thomasſchlacken oder über andere den Riedergang des Knochen⸗ und Lumpenhandels berſchuldende Errungenſchaften der Neuzei clos geworden zu ſein und hatte f0 egung ſeines die düſt'rſten Zukunſtbiſee verfenden Geiſtes dem Ger⸗ ſtenſaft eiwas eichlich zugeſprochen. Er zeigte infolge deſſen eine herzerquickende Zu⸗ traulichkeit was die beiden Bummler wohl bemerkten Sie erzählten iym, daß ſich in ihrem Gedbene ein unerträglicher Zuſtand eingeſteln und frugen ihn ganz bruder lich, ob lbander nicht einige Täßchen Kaſſee olle. Der Lumpenſammler, weit e⸗ een Vorſchlag abzulehnen, holte zuite wie reich er noch ſei, ſeine Bhrſe 05 verfehlte denn auch ihren Eindruck iie, ſofort entriß ihm einer der Gaunerg abe und entlief. Der andere lief h drein und that, als der Lumpenſamer zter und Mordio ſchrie, ganz ſo, als ob e eihen Cumpanen verſolgte⸗ Der Lumpenſam timmte mittlerweiſe ein infer aliſches an, welches viele in der“ ihe wo Leute des Schlum⸗ mers k aubte. de achtwächter brachte Organ für Jedermann. bei Transport gvon einzelnen Stücken Großvieh. Hier kämen nur dreierlei Arten in Betracht: a) eigentliches Zuchtvieh, b) Milchvieh der landwirthſchaftlichen Betriebe, c) Schlachtvieh und Zugvieh. Für Zucht⸗ vieh beſtände nur in Baden die allgemeine Beſtimmung, daß nur der 3. Theil der Wagenladungsfracht berechnet wird, wenn die Beſcheinigung eines landwirthſchaft⸗ lichen Vereins darüber beigebracht wird, daß das betreffende Stück wirklich Zucht⸗ vieh iſt. Da dieſe letztere Auflage be⸗ ſchwerlich iſt, ſo wurde von der General⸗ direktion der Verſammlung die Frage vor⸗ gelegt, ob nicht beſſer die verlangte Beſcheinigung von den Bürgermeiſtern aus⸗ geſtellt werden könne. Darüber, daß dieſes eine Erleichterung ſei, war die Verſamm⸗ lung einig, nur wünſchte Herr von Horn⸗ ſtein, daß wahlweiſe auch die Marktkom⸗ miſſton, wo das Vieh zum Verkauf ge⸗ langt, zur Ausſtellung von Zeugniſſen be⸗ fugt ſei. Pferde ſollen jedoch von der erwähnten Begünſtigung von Zuchtvieh ausgeſchloſſen ſein. Eine ſehr lebhafte Debatte bewegte ſich über die Tragweite des Wortes Zucht⸗ vieh; eine Einigung war nicht zu erzielen. Die Generaldirektion hält an der Auf⸗ faſſung feſt, daß keineswegs jedes Stück Vieh, welches allenfalls gezüchtet werden kann, ſchon Zuchtvieh iſt, ſondern nur Exemplare beſſerer Thiere, die wirklich zur Veredelung der Viehzucht dienen. Einig war man jedoch wieder darüber, daß Zug⸗ vieh nicht begünſtigt werden ſollte, waͤhrend man über die Zweckmäßigkeit der Be⸗ günſtigung von Milchvieh verſchiedener Anſicht blieb. Von Herrn Baron von Hornſtein wurde bezuͤglich des Schlacht⸗ viehs endlich der Antrag geſtellt, wenn ein badiſcher Viehproduzent einem ba⸗ diſchen Schlächter Schlachtvieh in Ein; zeltransporten ſendet, ſollte eine Be⸗ günſtigung ſtattfinden. Dieſe außer⸗ ordentliche Maßregel, welche nicht ein⸗ mal die Unterſtützung der andern Land⸗ wirthe der Verſammlung fand, wurde ſchon um deßwillen von der Generaldirek⸗ tion als unausführbar erklärt, weil ſie gegen beſtehende Staatsverträge verſtoßen würde; ſo hat die Schweiz von uns das Verſprechen, daß ihr Vieh bei uns nicht ihn aufs Revier, wo er die Geſchichte von den beiden undankbaren Gaunern mit Entrüſtung vortrug. Man war noch über das wunderbare Erlebniß erſtaunt, als ſich ein durch viele ſchlechte Streiche bekannter junger Menſch von ſelber einſtellte, in welchem ein Nacht⸗ wächter eben denſelben Menſchen erkannte, dar den entſpringenden Gauner ſo eifrig ver⸗ folgt hatte. Seine confuſen Mittheilungen über die Erfolgloſigkeit ſeiner Hetziagd ſpra⸗ chen ſo überzeugend für ſein 907 nicht ganz reines Verhalten bei dieſem Vorgang, daß man ihn vorderhand einmal feſtnahm. — Zu naturgetreu. Im Theater von Chatham iſt vor einigen Tagen bei einer Aufführung von„Unele Toms Cabin“, einem Stücke, in weſchem zur Verfolgung der flüch⸗ ligen Neger eine Anzahl Biutgunde Verwen⸗ dung findet, einer der vierbeinigen Schau⸗ ſpieler in entſetzlicher Weiſe aus der Rolle gefallen und hat einen der Darſteller guf's Schrecklichſte zerfleiſcht. Das Thier, welches, wie das Stück erfordert, von dem Pflanzer auf die fliehenden Schwarzen gehetzt wird nahm die ihm gewordene Aufforderung, ſich auf den Neger zu ſtürzen, für Ernſt und richtete ſein Opfer auf das Schrecklichſte zu, indem es demſelben buchſtäblich das Fleiſch von den Beinen riß Ja, der Hund hatte ſich förmlich in den—09 am Boden liegen⸗ den„Schwarzen“ verbiſſen und ſelbſt den Peitſchenhieben der herzueilenden übrigen Schauſpieler gelang es nur mit Mühe und nach längerer Zeit, die wüthende Beſtie zu verjagen. Man hob den ohnmächtigen, blut⸗ überſtrömten Mann auf und ſchaffte ihn nach dem nächſten Hoſpital. Sein Zuſtand iſt ſehr kritiſch, und eine Amputa iou der Beine ſteht zu befürchten. Die Vorſtellung mußte be⸗ greiflicherweiſe abgebrochen werden, da das Publikum von dieſer füͤrchtbaren diſche. Ein ähnliches Verhältniß beſtünde auch mit den deutſchen Bundesſtaaten, wenn es auch nicht gerade ausdrücklich kodifizirt wäre. Endlich wurde noch von Herrn Ett⸗ linger⸗Karlsruhe vorgeſchlagen, alle Vieh⸗ arten mit dem Satze von 15 Pfg. ſtatt jetzt 20 Pfg. zu befördern, um damit die erwähnten Verſchiedenheiten der Behand⸗ lung der verſchiedenen Großvieharten zu beſeitigen. Demſelben ſcheint aber ſeitens der Generaldirektion kaum zugeſtimmt werden zu wollen. Richtig iſt nur, daß dieſelbd in Bezug auf einzelne Großvieh⸗ arten überhaupt in 15 Pfg. die äußerſte Grenze findet, unter welcher der Selbſt⸗ koſtenſatz unterboten würde. Der nächſte Gegenſtand betr. die Ein⸗ führung ermäßigter Stückgut⸗ frachten für gewiſſe Artikel und die Aenderung der Tarifirung von Gütern des Spezialtarifs 3 in Ladungen von 5000 Kgr. In der Sitzung des badiſchen Eiſenbahnrathes vom Februar 1881 hatte dieſer bereits einmal Stellung zu dieſer Frage gefaßt. Man beſchloß damals: die badiſche Staats⸗ bahn wolle in Erwäͤgung ziehen, in wie weit innerhalb des beſtehenden Tarifſyſtems und ohne Erhöhung der beſtehenden Fracht⸗ ſätze dem kleinen Gewerbe und der Land⸗ wirthſchaft ſolche Begünſtigungen einge⸗ räumt werden können, welche die Härten des gegenwärtigen Tarifſyſtems auszu⸗ gleichen geeignet ſind. Daraufhin waren von der badiſchen Staatsbahnverwaltung mehrere Vorſchläge ausgearbeitet worden: Einen mit ſtaffelförmiger Abſtufung der Frachtſätze für Stückgüter jeder Art, woraus ſich ein Frachtenausfall von 468,000 Mark ergeben haben würde. Ein anderer Vorſchlag will ſämmtliche Güter der Spezialtarife umfaſſenden 2. Stück⸗ gutklaſſen mit einer Grundtaxe von 8 Pfg. per Km. belegen. Der diesbezügliche Frachtausfall wurde 325,000 Mark pro Jahr betragen haben. Mit Rückſicht auf den großen Einnahmeausfall, der ſonach zu erwarten iſt, und die derzeitige finan⸗ zielle Lage des badiſchen Eiſenbahnunter⸗ nehmens, hätte aber die Einführung einer 2. Stückgutklaſſe in Baden nicht durch⸗ „Mealiſtik“ der Aufführung aufs tiefſte erſchüttert wurde und das Theater verließ. — Argte Gewiſſensbiſſe ma tipe haben, welche in Köln eines Abends vor einer Weinkneipe Poſto faßte und ihren Mann der drinnen vergnüglich beim Schop⸗ pen ſaß,„herauslärmen“ wollte. Der Ehe⸗ gatte aber, nichts Gutes ahnend, wollte über den Hof der Wirthſchaft hinaus entfliehen, um vor ſeiner Frau zu Hauſe zu ſein. Er ſetzte deshalb über die Hofmauer auf die Straße, fiel aber ſo unglücklich daß er he.de Beine brach und ias nächſte Spital geſchafft werden mußte. Die Frau ſoll, leider zu ſpät, geſchworen haben, ihren Gatten niemals mehr beim Schoppen ſtören zu wollen. — Von einem merkwürdigen Begeg⸗ niſſe weiß der„Matin“ zu melden: Bei dem Orte Trieu Ealſim, in der Nähe von Charleroi, waren Arbeiter Unruhen ausgebrochen, welche die Abſendung einer ſtärkeren Truppen⸗Abtheilung nothwendig machten. In der Nacht näherten ſich den ausgeſtellten Patrouillen zwei Perſonen, die den mehrfachen der Soldaten, ſtehen bleiben, keine Folge leiſteten, ſo daß ſie jene Kan⸗ Feuer geben mußten. Einer derſelben ſank ofort zu Boden, während deſſen Begleiter die Flucht ergriff. In dem Getroffenen wurde erſicherungsbeamte Bazot erkannt, der⸗ ſelbe, welcher in Paris vor einigen Monaten den Doktor Quinet, der ſeine fe verführt der hatte, auf der Straße angegriffen und durch einen Revolverſchuß verwundet hatte, von den Gerichten aber freigeſprochen worden war⸗ Der nächſte Arzt, der herbeigeholt wurde, war nun aber eben jener Dr. Quinet, der Amoraſo der Madame Bazot. Uebrigens 55—————————————————— ſchlechter behandelt werde, als das inlän⸗ Inlertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 30 Pfg Anfeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Votationsdruck der Ur. O. Daas'ſchen Buchdruckerei, E6%3 neben der katholiſchen Spitalkirche in Mannheim, Telephonanſchluß Nr. 21. und Handels⸗Zeitung. Samſtag, 10. April 1836. ———————————————————————.. geführt werden können, wenn nicht ein namhafter Theil dieſes Ausfalles durch Frachterhöhung in anderen Klaſſen des Tarifes muthmaßliche Deckung gefunden haben würde. Aber auch gegen die ſtaffel⸗ förmige Abſtufung der Stückgutfrachten ſprechen erhebliche Bedenken. Bevor aber die badiſche Regierung zu der Entſcheidung dieſer Frage kam, trat die Erwägung dieſer Frage in Preußen wieder auf die Tagesordnung. Im preußiſchen Landes⸗ eiſenbahnrathe wurde beſchloſſen, von der Einführung einer ſtaffelförmigen Abſtufung der Stückgutfrachten u. von einer Einführung einer auf alle Güter der Spezialtarife auszu⸗ dehnenden 2. Stückgutklaſſe abzuſehen. Da aber in Preußen ſ. Z. diejenigen Stück⸗ güter nicht unweſentliche Erhöhungen er⸗ fahren hatten, welche unter der Herrſchaft der früheren Klaſſifikationstarife bei jedem Gewicht zu den Sätzen der Klaſſe A. be⸗ fördert worden waren, die eine Grund⸗ taxe von 8 Pf. pro Klm. enthält, ſo hatte man daher einer eingehenden Prüfung die Frage unterworfen, für welche der hierbei in Betracht kommenden Güter nachweisbar ein wirklich hervorragendes Einfluß⸗Be⸗ dürfniß zu einer Ermäßigung der Stück⸗ gutfracht vorliegt. Als ſolche Güter ſind in Preußen genannt: a) Eiſen und Stahl, Eiſen⸗ und Stahl⸗ waaren der Spezialtarife 1 bis 3 (einſchließlich Maſchinen⸗ und Ma⸗ ſchinentheile aller Art von Eiſen und Stahl); b) Blei und Zink des Spezialtarifes; c) Andere unedle Metalle außer Eiſen, Stahl, Blei und Zink, ordinäre Meſ⸗ ſing und Metallwaaren, Kupfer⸗ und Meſſingbleche, Kupfer⸗ und Meſſing⸗ platten, Kupfer⸗ und Meſſingdraht; (vorbehaltlich der genaueren Aufzäh⸗ lung); d) Düngemittel des Spezialtarifs 3; e) Getreide aller Art, auch Hülſenfrüchte; t) Samen und Sämereien aller Art; g) Kartoffeln; h) Folgende Futtermittel: Oelkuchen u. Oelkuchenmehl u. ſ. w.(des Spezial⸗ tarifs), Kleie(des Spezialtarifs); Träbern und Treſtern. Ferner wird von Seite der preußiſchen konnte dieſer weiter nichts thun, als den Tod ſeines ehemaligen Angreifers zu conſtatiren, — Weibliche Liſt. In Pariſer Theater⸗ kreiſen macht folgendes Geſchichtchen Aufſehen. Vor einigen Tagen erhielt der ſtellvertretende Dixektor der Großen Oper ein Schreiben, in welchem man ihm mittheilte, daß eine Gänſe⸗ hirtin in Bougival, welche man täglich zu einer beſtimmien Stunde auf einem genau beſchriebenen Platze finden könne, ſich einer glockenreinen Stimme und eines wunderbaren Talents erfreue, Aufs höchſte geſpaunt, be⸗ gab ſich der Direktor mit dem Capellmeiſter am nächſten Morgen an Ort und Stelle und ſah da wirklich ein junges Mädchen, das Geſicht halb von einem Tuche hedeckt, das, ohne die Herren bemerken zu wollen, mehrere Lieder trällerte. Der Direktor trat auf das Mäbchen zu und ſagte ihr, er ſei bereit, ſte als Opernſchülerin mit einem Gehalt von 2000 Franes und freiem Unterrichte zu en⸗ Hagiren, und beſtellte ſie für den nächſten Vormittag in die Kanzlei. Zur beſtimmten S unde trat ein hübſches, grazibſes Fräulein in das Zimmer des Direktors und geſtand erröthend, ſie ſei die Tochter eines Beamten, habe ſeit Jahr und Tag vergebens die Erlaubniß nachgeſucht, Prohe zu ſingen und nur durch die kleine Komödie ihr Ziel teierr ch — Muſikaliſch..:„Gott, Levi, was machſte for e Geſicht?“ .:„Weil ich bin geworden muſtkaliſch“ .;„Muſikaliſch! Mit was for e Inſtru⸗ ment? .:„Mit'ime Bloosinſtrument.“ .:„Nu, was blooſt' de?“ .:„Was wer ich blooſe? Trübſall“ —— — — 2. Seite. Badiſche Volks⸗Zeitung. 10. April. Staatsbahnoerwaltung empfohlen zur Er⸗ leichterung des kleinen Verkehrs: Die Güter des Spezialtarifs 3 bei Auf⸗ gabe von 5000 Kgr. für einen Wagen bezw. bei Frachtzahlung für dieſes Ge⸗ wicht zu den Sätzen des Spezialtarifs 2 zu befördern. Würde nun die badiſche Bahn dieſen Vorſchlag Preußens an⸗ nehmen, ſo gebe das noch immer einen Ausfall von Mark 136,000;(und für Preußen Mark 2,000,000), zugleich aber wäre mit dieſer Annahme die Möglichkeit „Rnicht ausgeſchloſſen, daß alsbald andere Intereſſenten mit der Forderung gleicher Ermäßigung nach langten. Deshalb hat nun die Generaldirektion folgende Anfra⸗ gen an den Eiſenbahnrath geſtellt: „1. Ob auch in Baden ein ſo hervor⸗ ragendes öffentliches Bedürfniß der Er⸗ mäßigung der Stückgutfrachten für die obengenannten Artikel beſteht, daß es ſich rechtfertigen kann, daß die badiſche Staats⸗ bahn ein ſo erhebliches finanzielles Opfer übernehme; 2. Ob nicht zu befürchten ſteht, daß Die einſeitige Berückſichtigung einzelner Intereſſentengruppen in der in Ausſicht genommenen Weiſe weitere Anſprüche an⸗ derer Intereſſentengruppen hervorgerufen werden, welche ein gleiches Recht der Be⸗ rückſichtigung für ſich geltend machen kann und ſpeziell wie in dieſer Beziehung die Verhältniſſe in Baden liegen.“ Schluß folgt.) * Dr. Johannes Baptiſta Orbin, Erzbiſchof von Freiburg. Geſtern früh brachte uns der Telegraph die Trauerkunde von dem nach langen, ſchweren Leiden erfolgten Hinſcheiden des Erzbiſchoßs von Freiburg. Dr. Orbin iſt am 22. September 1806 in Bruchſal geboren, wurde, nachdem er an der Uni⸗ verſität Freiburg ſeine theologſichen Stu⸗ dien beendet hatte, im Jahre 1830 durch den erſten Erzbiſchof der neu errichteten Erzdiöceſe Freiburg zum Prieſter geweiht. IIqmm Jahre 1834 fand er an der Stadt⸗ 55 pfarrei Mannheim als Kaplan Anſtellung, wurde ſpäter Pfarrverweſer und hierauf Pfarrer an der hieſigen Jeſuitenkirche. In dieſer Stellung verblieb er bis zum 20. Febr. 1847, zu welcher Zeit er vom damaligen Erzbiſchof Hermann v. Vicari in's Domkapi⸗ tel nach Freiburg berufen wurde. Nach dem im Auguſt 1881 erfolgten Hinſcheiden des Weihbiſchofs Lothar von Kübel wurde Dr. Orbin am 10. Auguſt 1881 zum Kapitel⸗ vikar gewählt. Nach Beendigung der Ver⸗ handlungen zwiſchen der Großherz. Regie⸗ rung und dem Papſt wurde er zum Erz⸗ biſchof gewählt und am 12. Juli 1882 durch Biſchof Hefele von Rottenburg als ſolcher im Freiburger Münſter konſecrirt, Erzbiſchof Orbin gehörte in ſeiner langen prieſterlichen Thätigkeit, insbeſondere als Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Kammer⸗Muſik. .B. Mit dem geſtrigen fünften Kammer⸗ muſik⸗Abend hat nun auch dieſes aparte muſikaliſche Vergnügen ſein Ende erreicht. Wenn ich bei einem Rückblick auf das in dieſen Abenden Geleiſtete, die Bemerkung nicht unterdrücken kann, daß eine aufmerkſamere Beachtung des Neueren und Allerneueſten dem erzieheriſchen Zwecke dieſer Veranſtaltung mehr entſprochen hätte, daß ich außer dieſen modernen auch empfindlich den„letzten Beet⸗ hoven“ vermißt habe, ſo will ich dieſe bittere Wahrheit ſofort verſüßen durch die Verkün⸗ digung, daß die Art der Wiedergabe deſſen, was zu hören war, immer eine ſinn⸗ und achgemäße war und daß etwaige Uneben⸗ eiten in der Ausführung der erſt in dieſen benden vor ſich gehenden Gewöhnung an den neu erworbenen Primgeiger zuzuſchreiben ſind. Füge ich doch ſofort bei, daß mich eſtern wieder des öfteren das Forcirte der ongebung, um einen terwinus technicus zu ebrauchen, das Reißen gerade an der hrenden Geige geſtört hat. Es würde ſich auch darüber ſtreiten laſſen, ob die Forcati's immer, als mit größter Wucht zu nehmen, aufzufaſſen ſind, oft handelt es ſich nur um den Ausdruck des Schmerzes, ohne ſofort, wie es bei Schubert manchmal geſchah, die melodiſche Phraſe durch einen ſolchen Geigen⸗ accent zu zerſtören. Ich berufe mich in dieſer Sache auf Richard Wagner, des beſonderen auf ſeine Mittheilung über die Freiſchütz⸗ Ouverture. Mit Smetana's Quarkett„Aus meinem Leben“ überſchrieben. begann dieſer letzte Abend. Jener Smetana ſoll taub geweſen ſein, alſo ganz wie Beethoven; es wäre nun ein etwas billiger Witz, wollte ich ſagen, ſein Quartett wäre doch nicht Beet⸗ hoveniſch. Ich mache dieſen Witz nicht und laſſe dieſem Quartette alle Gerechtigkeit wider⸗ fahren, als einem phantaſievollen Muſikſtücke mit allerdings ſehr bedenklicher böhmiſcher Haltung. Doch wiſſen es die Götter, man hat ſich ſeit Dvorak und den Neuruſſen ſo ſehr an das ſlaviſche Idiom gewöhnt, das es niemanden W Gewalt— 3 wenn einer auch im ſtrengeren Satze ma Rationale Sonderpolitik trelbt, Sehr hübſch langjähriges Mitglied des Domkapitels der ————————Y————————r—::-- milden, verſöhnlichen Richtung an und das Verhältniß zwiſchen ihm und der Regierung war, ſeit er den erzbiſchöflichen Stuhl be⸗ ſtiegen, jeweils ein freundliches und auf gegenſeitiges Vertrauen gegründetes. Der verſtorbene Erzbiſchof hat mit Takt, Vor⸗ ſicht und Milde ſeines hohen Amtes ge⸗ waltet; möge nach ſeinem Heimgange der kirchliche Friede des Landes gewahrt blei⸗ ben und ein Nachfolger auf dem erzbiſch⸗ öflichen Stuhle gefunden werden, der dem Lande die Segnungen des inneren Friedens erhält und die Eintracht in allen Kreiſen unſeres Volkes fördert. Aus dem Badiſchen Landtag. Karleruhe, 7. April. Die Zweite Kammer genehmigte in heu⸗ tiger Sitzung die Geſetzentwürfr betr. die Fleiſchſteuer und betr. die Erbouung einer ſchmalſpurigen Lokalbahn von Zell im Wieſen⸗ thale 11 Prn mit Einſtimmigkeit. Zu erwähnter Lokalbahn wird ein Staatszuſchuß zu den Baukoſten geleiſtet. Zu einer Petition von Landwirthen aus den Bezirken Pfullen⸗ dorf und Meßkirch um Steuerfreiheit für das zum Hausgebrauche ſelbſtgebraute Bier, beſchloß die Kammer die Ueberweiſung der⸗ ſelben an die Gr. zur Kenntniß⸗ nahme. Von der Handelskammer in Mann⸗ heim iſt eine Petition eingelaufen in Betreff des Geſetzentwurfes über Aenderung des Handelskammergeſetzes. Daſſelbe geſchah auch ſeitens der Heidelberger Handelskammer. Karlsruhe, 8. April, Die Zweite Kammer nahm in der heutigen Sitzung, die von kurzer Dauer war, faſt ohne alle Debatte folgende zwei Geſetzentwürfe an: 1. Betr. die Wahl der Abgeordneten zur Kreisverſammlung und die Aufbringung des Kreisaufwandes. 2. Betr. die Aufnahme der mit Staats⸗ dienereigenſchaft angeſtelltenn evangeliſchen Geiſtlichen in die Civildiener⸗Wittwenkaſſe. Der Schluß des Landtages erfolgt in kom⸗ mender Woche. Die nächſte Sitzung der Kammer findet Samſtag, 10. d ſtatt. Morgen hält die Erſte Kammer eine Sitzung ab, mit drei von der 2ten Kammer bereits angenommenen Geſetzentwürfen.— as Projekt der Errichtung einer Landes⸗ kreditkaſſe zur landwirthſchafllichen Aufhilfe ſteht auf ſehr ſchwachen Füßen. Politiſche Ueberſicht. Deutſches Reich. Karlsruhe, 8. April, 12. Uhr 10 M. Das ſoeben erſchienene Bulletin über das Befinden des Erbgroßherzogs lautet: Die zuletzt befallen geweſene Gelenke ſind heute Morgen zum Theile weniger, zum Theile ganz ſchmerzfrei. Bezüglich des örtlichen Befundes der pleuritiſchen Veränderungen und im Allgemeinbefinden hält die günſtigere Wendung der letzten Tage auch heute an. Berlin, 9. April. Im Reichstag wurde geſtern die Militär⸗Penſionsnovelle in zweiter Leſung berathen: v. Vollmar wiederholt ſeinen Antrag aus der Kommiſſion, die Penſionsverhältniſſe der und Gemeinen neu zu regeln. Krleasminiſter v. Bronſart bekämpft den Autrag, für den kein Bedürfniß vorliege. v. Schalcha ſpricht gegen die Anträge v. Vollmars. wurde der la gſame Satz vorgetragen, dem Scherzo und Finale fehlte die zündende Vir⸗ tuoſität in der Ausführung; ich will zu meinem Schaden annehmen, daß der erſte Satz, den ich geſtern nicht gehört habe, auch der am beſten vorgetragene war. In Ruſts Sonate, beſſer geſagt Suite, einem ſehr dank⸗ baren, nach berühmten Muſtern etwas ſchul⸗ meiſterlich gearbeiteten Stücke, war es Herrn Schuſter vergönnt, den lebhafteſten Beifall der ſonſt ſo ſeltſam ſtillen Hörer zu erringen. Allerdings wäre dieſer Beifall nicht ſo üher⸗ reich ausgefallen, hätte ſich Herr Schuſter, was mir mehr imponirt haben würde, an eine der hier noch weſentlich unbekannten Sonatenwerke von Raff, Goldmark und an⸗ deren gemacht—, hier wäre noch vieles nach⸗ zuholen. Seit es Jean Becker nicht mehr vergönnt iſt, ſind die, nach ſtetigen intimen Beziehungen zur modernen Produktion Ver⸗ langenden, auf ſtrengſte Enthaltſamkeit ange⸗ wieſen und wie ſegensreich und verdienſtlich würde man eine Fortſetzung dieſer, der Wechſel⸗ wirkung zwiſchen Produktion und Zuhörer ge⸗ widmeten, Veranſtaltungen anzuſehen haben. Doch ich komme auf jenen Sonaten⸗Vortrag des Herrn Schuſter zurück. Die gravitätiſche Art dieſer Bach⸗Copie entſprach der Geiger⸗ individualität des Vortragenden des beſon⸗ deren, doch ſeien ihm die gewaltſamen Tem⸗ poveränderungen in dem mit„Gigue“ bezeich⸗ neten Satze nicht verziehen. Ich fand ſie häßlich, mögen ſie einen noch ſo hervorragen⸗ den Urheber haben. Mit dem Octett von Franz Schubert wurde, indem zu dem Saiten⸗ quintett noch Clarinette, Horn und Jagott traten, feierlichſt Schluß gemacht. Das reiz⸗ volle Werk erſchien in amputirter Geſtalt, das Variationenandante und Menuett waren ihm, ſcheinbar aus Zeiterſparniß, exchucirt worden. Das Menuett, eines der originellſten ſeines Stammes, vermißte ich ungern. Auch mir that dieſer Schubert'ſche Frühlingsduft wohl, bis zum Herzen drang mir dieſer innige Sang von Liebe und Luſt, Glück, Freude und Behagen. Wie ein ſonniger Frühlingstag mit Wonne die Seele erfüllt, ſo erfriſcht labend dieſer unerſättliche Sangeszauberer heute mehr denn je unſer Gemüth. Wie duftet hold der Flieder“, man möchte das dem reizenden An⸗ danteſatz in.dur nachſagen. Ja wohl, ihr Baumbach iſt im Prinzip mit dieſen einverſtanden, glaubt aber nicht, daß jetzt Ausſicht auf Annahme vorhanden ſei. Meyer ena) ſteht der Penſionserhöh⸗ ung der unteren Klaſſen ſympathiſch gegen⸗ üher, verzichtet aber darauf, bis das Bedürf⸗ niß näher feſtgeſtellt. v. Köller beſtreitet das Bedürfniß. Die Freiſinnigen griffen nur v. Vollmars Ge⸗ danken auf, um das Geſetz zu vereiteln. Richter beſtreitet letzteres entſchieden; er habe 1878 dieſelbe Sache angeregt. Die Frei⸗ ſinnigen ſtimmten gegen das Geſetz, weil ihnen die Vorlage über die Kommunalbe⸗ ſteuerung der Offiztere nicht genüge. v. Vollmar befürwortet, der Kriegs⸗ miniſter v. Bronſart bekämpft nochmals die Anträge Vollmar, worauf dieſe abgelehnt und die einzelnen Artikel ohne weſentliche Diskuſſion unverändert gegen Freiſinnige und Sozialdemokraten genehmigt werden. Der Antrag Junggreen, betreffend Zu⸗ laſſung der däniſchen Sprache als Gerichts⸗ ſprache wird nach kurzer Debatte in zweiter Leſung abgelehnt, worauf einige Petitionen erledigt werden. Heute ländliche Unfallverſicherung und kleine Vorlagen. Die„Nationalzeitung“ verzeichnet das Gerücht, daß die für Sonnabend bevor⸗ ſtehende Vertagung des Reichstages nicht durch Beſchluß deſſelben, ſondern durch kaiſerliche Verordnung erfolgen werde, ſo zwar, daß in dieſer der Tag des Wieder⸗ beginnes der Verhandlungen beſtimmt wer⸗ den würde.— Vom Tage. * Collegialität. Ein ſeit 23 Jahren bei der Firma Max Hahn u. Cie. hier angeſtellter Buchdrucker, Herr Schreiner, begeht in den nächſten Wochen die Feier ſeines 50jährigen Buchdrucker⸗Jubiläums. Gelbſtverſtändlich wollen die Collegen dieſe Gelegenheit nicht vorübergehen laſſen, ohne dem Jubilar eine feſtliche Ovation bereitet zu haben. Es iſt zu dieſem Gehiiſe im Kreiſe der hieſigen Buchdrucker⸗Gehilfen eine Sammlung zur Ueberreichung eines Ehrengeſchenks an Herrn Schreiner veranſtaltet worden; ein Komite wurde gewählt, welches die Feier herrichten und mit Herrn Hahn wegen einer gemein⸗ ſamen Begehung derſelben ſich in's Be nehmen ſetzen ſollte. Eben zu dieſem Zwecke hat ſich denn auch Hr. Buchdrucker Günzel aus Ludwigshafen zu Herrn Hahn be⸗ geben; über den Erfolg ſeiner Unterredung erſtattete derſelbe geſtern Abend in einer dazu einberufenen Gehilfenverſammlung.ericht. Herr Günzel theilte mit, daß Herr Hahn 50 einer gemeinſamen Feier des Jubiläums ereit ſei unter der Bedingung, daß eine An⸗ zahl beſonders namhaft gemachter Perſonen von dieſem Feſte ausgeſchloſſen würden und als ſolche habe er im einzelnen bezeichnet: den Verleger der„Volkszeitung“, Dr. Haas, den verantwor lichen Redakteur Frey und den Bureau⸗Chef von demſelben Blatte, die Chefs der Vereins⸗Druckerei und endlich 2 Setzer, die beſonders gemacht worden ſind. Die Verſammlung beſchloß 10 0 das Feſt zu ſeiern und hierzu ſämmtliche Buchdruckerei Prinzipale und Gehilfen einzuladen und nur eine Per ſon auszuſchlie Ren, nämlich den Herrn Max Hahn. Soweit ohne jeden Commentar. Wenn die Sache ſich wirklich ſo verhält und da wir ſichere Gewährsmännerhaben, dürfte daran kaum mehr zu zweifeln ſein, wird die öffentliche Meinung ſchon allein das richtige Urtheil ſich zu bilden im Stande ſein. Wir aber geben dem Herrn Max Hahn Conſervativen in der Muſik, ihr die ihr mit den Wiener Klaſſikern die muſikaliſche Welt⸗ geſchichte zuklappt, auch uns bethörten Wag⸗ nerianern geht das Herz auf bei ſolchen Klängen. Darf ich nun noch ſagen, daß mit Ausnahme des letzten Satzes, der ſich nicht immer einer delikaten Behandlung erfreuen konnte, dieſes Oetett recht tüchtig geblaſen und gezeigt wurde. Herr Hoftheatermaler Oskar Auer erhielt vom Deutſchen Thea er in Berlin, den ebenſo ſchmeichelhaften als pecuniär glänzenden Antrag, die künſtleriſche Leitung der Maler⸗Ateliers für geuannte Bühne zu übernehmen. Wenn man in Betracht zieht, auf welch' hoher Stufe ſich die dekorative Ausſtattung an den erſten Bühnen der Reichs⸗ hauptſtadt befindet und welch' große Anſprüche das verwöhnte dortige Publikum macht, ſo erſcheint der Antrag der Societät des„Deut⸗ ſchen Theaters“ um ſo ehrenvoller für Herrn Auer, als man durchaus nicht behaupten kann, daß die hervorragenden Leiſtungen des Künſtlers hier immer in ihrer ganzen Vor⸗ züglichkeit geſchätzt wurden. Wie wir erfahren, ſoll Herr Auer geſonnen ſein, den ihm ange⸗ tragenen glänzenden Wirkungskreis anzutreten und geben wir deßhalb hier dem aufrichtigen und dringenden Wunſche Ausdruck, es möge dem Theaterkomite gelingen, den talentvollen Künſtler unſerem Theater zu erhalten, damit ſich nicht die Liſte der für unſer Kunſtinſtitut bis heute noch nicht genügend erſetzten Künſt⸗ ler um einen weitern Namen vermehre!— Dr. H. Die Vorleſung des Herrn Julius Stettenheim hat geſtern Abend im Concertiaale des Hoftheaters ein nicht eben ſehr zahlreiches Auditorium verſammelt; Herr Stettenheim darf ſich aber damit tröſten, daß er vor einer kleinen, aber gewählten Ge⸗ 0 ſchaft nur„Selbſtverfaßtes“ vorgeleſen at, das er ebenſo gut im Buchhandel ver⸗ treiben könnte, zum Theil ſogar ſchon ver⸗ trieben hat. Ich habe mir ſelbſt die Frage zu beantworten geſucht, auf welchen Rechts⸗ titel 25 994— Stettenheim ſich für beſugt hält, öffentliche Vorleſungen über ſeine eigenen die Verſicherung, daß uns ſeine Gegenwart bei dem bevorſtehenden Feſte nicht im Min⸗ deſten die Feſtfreude verdorben haben würde, da wir ſeiner Anweſenheit keinerlei Bedeutung zumeſſen. E. Hufbeſchlagſchule. Dieſer Tage fand hier die Prüfung der Schüler der Hufbe⸗ ſchlagſchule ſtatt und können ſowohl die Schüler als auch die Lehrer, Herren Thier⸗ arzt Ph. Fuchs für das theoretiſche und Hofſchmied Brohm für das praktiſche Fach, mit Stolz auf den Curſus zurückblicken, denn ſämmtliche 9 Schüler haben ihre Prüfung länzend beſtanden. Sowohl die anweſenden chmiedmeiſter, als auch der Vertreter der Großh. Regierung, ſprachen ihre volle Be⸗ über die Lehrmethode ſowohl, wie über das erzielte Reſultat aus. — Raubanfall. Im Laufe des geſtrigen Vormittags wurden aus dem hieſigen Amts⸗ gefängniß 2 Burſchen wovon der eine im Beſitze von ca. 1 M. 40 Pfg. war. Auf dem Wege nach Feudenheim geſellte ſich ein Dritter zu den 2 Burſchen: plötzlich wurde nun der eine, welcher Beſitzer des Geldes war, gepackt, zu Boden geworfen und ſeines Geldes beraubt; die beiden Räuber drohten dem Ueberfallenen noch ihn in den Neckar zu 1190 5 falls er ſie verrathe. Der Beraubte machte ſofort Anzeige bei der W0. Polizei, welcher es geſtern Abend gegen 6 Uhr gelang, die beiden Straßenräuber, nachdem ſich die⸗ ſelben den ganzen Tag in Feudenheim herum⸗ trieben, auf dem Feudenheimer Feld zu er⸗ greifen; die Strolche wurden geſchloſſen nach dem Amtsgefängniß überführt. + Irrſinnig. Vor ca. 14 Tagen brach⸗ ten wir die Nachricht, daß ein Verhafteter, welcher dem Großh. Bezirksamte vorgeführt werden ſollte, vom zweiten Stocke des Kauf⸗ hauſes nach dem Hofe daſelbſt ſprang. Da derſelbe jedoch Spuren von Geiſtesgeſtörtheit zeigte, wird deſſen Ueberführung in die Pflege⸗ anſtalt nächſter Zeit S Leichtſiun. Der Kutſcher eines aus⸗ wärtigen Milchfuhrwerkes, welcher um die Stunde des geſtrigen Tages ſeine Virtuoſität im„Peitſchenknallen“ zeigte, traf mit der einen Paſſanten in der Nähe des Marktplatzes derart in das Geſicht, daß daſſelbe alsbald mit Blut überſtrömt war; allgemein war die Entrüſtung über den, wie es 5 angeduſelten Kutſcher. Spargelſtich. Herr Peter Montag sen. von Neckerau hat im f. des geſtrigen Tages die erſten geſtochen. —+ Ständchen. Dem Herrn Major W 00 ner warde ſoeben 10 Uhr von der Capelle des Grenadier⸗Regiments ein Ständchen gebracht. Privat⸗Telegramm. * Berlin, 9. April. London. Im Un⸗ terhauſe entwickelt Gladſtone in dreiundein⸗ halbſtündiger Rede ſeinen iriſchen Re⸗ formplan. Irland, das im britiſchen Par⸗ lamente fortan nicht mehr vertreten ſein wird, ſoll ein eigenes 2klaſſiges Parlament erhalten, beſtehend aus 206 Mitgtiedern, darunter die jetzi⸗ gen 28 repräſentativen Pairs. Ausgeſchloſſen von der Competenz dieſes iriſchen Parlamen⸗ tes bleiben die Angelegenheiten, welche die Ar⸗ mee, Flotte, die Kolonieen, das Auswärtige, endlich Handel und Schifffahrt betreffen. Das Parlament hat keine Kontrolbefugniß über Zölle u. Acciſe. Irland hat zu den Reichslaſten ein Fünfzehntel beizutragen. Parnell bezeich⸗ net die ſe Bill, vorbehaltlich einiger Abän derungen, im Allgemeinen als befrie digend. humoriſtiich⸗ſayriſchen Werke zu halten und welches auf der anderen Seite der Trieb iſt, der ihm die hierzu erforderliche Schaar „andächtige“ Zuhörer zuführt. 5 ergraute Mann mit dem geiſtreichen Geſicht, der ſcharf geſchnittenen Naſe, auf welcher der kokett getragene Zwicker Der kleine nicht ruhig halten will, beſitzt ſo wenig von eſung erforderlichen Stimmm ttel, da ſicherlich weder die äußeren Vorzüge ſeiner noch ſeine deklamatoriſchen ünſte ſind, welche ihm die Neugierigen zu⸗ Genüſſe ihm die Hörer zuführen ſollen, ſo müßte doch zum 0 geboten werden, das den Eindruck des un⸗ mittelbar Geſchaffenen zündenden Witzes entſtehen läßt. Anſtatt deſſen bekommen wir unter manchen nicht eben neuen Bonmots, Wortſpielen, Witzen und Witzeleien, die beinahe ſo ſehr abgegriffen ſind, wie die er ſie ablieſt, auch einige hören, das aber allerding Ohrchen unſerer Damenwe iſt. Beinahe intereſſanter Wippchen, Puttfarken, M Stettenheim in willkührlicher iſt exr ſelbſt ein Typus treiben. Wenn aber der Inhalt des Vortrags ſelbſt und die in Ausſicht geſtellten literariſchen indeſten dafür auch etwas u machen vermöchte und vor uns den elektriſchen Funken des von denen ginelles zu ie zarten beſtimmt e Typen die uns Großſtadt⸗ und Reſidenz⸗Witzes, der weniger den Ein⸗ druck der zündenden Originalität als vielmehr den einer geſchickten u. ſeinen Künſtelei macht uud dabei nicht frei iſt von ſenem Be mehr oder weniger ſchüchtern Cynismus, der ein Symptom dern nervöſen und haſtenden Le ung. Wer heute unſere deuiſch in die Hand nimmt, wird 5 der deutſche Humor em Druck dieſer mode auf dem 0 der will, wo urwüchſiger kez Dienſte verſagt. 20 *N einer anſprechenden Vortragsweiſe und ein ſo Maß der für eine öffentliche 3