iter iſe nd 313 787 Abonnementspreis: rs Monat 50 Pg.— Auswärte durch die Voſt 65 Pe Man abonnixt in Maunheim bei der Expedition E 6, 2, ſowie be allen Zweig⸗Expebitionen un Trägetinnen.— Auswärts bei allen Poſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint zäglich mit Ausnahme der Sonn⸗ unb Feiertage. —————— * Zur Lage im Orient. Das große Werk des Berliner Con⸗ greſſes kracht ſchon lange in allen Fugen, und es bedarf aller Künſte der Diploma⸗ tie, die trotz der geprieſenen auswärtigen Politik des Fürſten Bismarck noch immer der alten Schule angehört und ſich ſorg⸗ fältig in Acht nimmt, definitive Entſchei⸗ dungen herbeizuführen, um eine Kataſtrophe zu vermeiden. Das beliebte Syſtem der Vertuſchungen, Beſchönigungen, Hinaus⸗ ſchiebungen hat denn auch im europäiſchen Wetterwinkel eine nahezu unhaltbare Lage geſchaffen. Die europäiſche Diplomatie lebt geradezu von der Hand in den Mund in dem Beſtreben, den unter der Aſche glim⸗ menden Funken der orientaliſchen Frage nicht etwa auszutreten, ſondern nur vor dem Aufflammen zu bewahren. So hat denn auch das Conferenzproto⸗ koll, welches am 8. April in Konſtanti⸗ nopel von ſämmtlichen Bevollmächtigten der Signatarmächte unterzeichnet wurde und welches das Uebereinkommen betreffend die fünfjährige Amtsdauer des Fürſten Alexander als Generalgouverneur von Oſtrumelien reproduzirt, keineswegs einen auf die Dauer friedlichen Zuſtand ge⸗ ſchaffen; denn wenn auch den neueſten Meldungen zufolge der junge Bulgaren⸗ fürſt ſich bereit erklärt hat, die Regierung von Oſtrumelien auf Grund der von den Mächten vereinbarten Bebingungen zu übernehmen, ſo wird doch das vom Haß gegen den Battenberger verblendete Ruß⸗ land ſtets dafür Sorge tragen, daß die Dinge in Bulgarien niemals zur Ruhe kommen. Das heilige Czarenreich kann dort keinen Fürſten brauchen, der nicht nach der ruſſiſchen Pfeife zu tanzen ge⸗ willt iſt; und dazu wird ſich eben Fürſt Alexander niemals bequemen.— Die ruſ⸗ ſiſche Diplomatie hat ſich ganz gewaltig verrechnet, als ſie in der Einſetzung des preußiſchen Battenbergers als Fürſten in Bulgarien ein großes bulgariſches Reich unter ruſſiſcher Suzeränetät mit ruſſiſchen Miniſtern und Generalen zu ſchaffen ge⸗ dachte. Fürſt Alexander, der in der Schule Moltke's die Kunſt der Heerführung, in Bismarck's Schule ſtaatsmänniſche Ge⸗ wandtheit gelernt hatte, vollzog die Ver⸗ Kleine Mittheilungen. — Der läutende Leichnam. Der Tod, tengräber des Döblinger Ortsfriedhofes ſaß dieſer Tage Abends behaglich in ſeiner Woh⸗ nung, als ihn ein kurzer, ſchriller Glockenton aus feiner Ruhe aufſcheuchte. Dem ſonſt ſehr beherzten Manne wollte faſt das Blut in den Adern erſtarren. Was ſich in ſeiner langen Praxis noch nicht ereignet hatte, war einge⸗ kreten, die Glocke der Todtenkammer wurde in Bewegung geſetzt, ein Todtgeſagter mußte le· bendig geworden ſein. Wie in allen Todten⸗ kammern, wird nämlich auch in der in Döb⸗ ling befindlichen an der Hand iedes Leichnams eine Glockenſchnur vefeſtigt, damit bei einem etwaigen fürchterlichen Erwachen raſch Hilfe geleiſtet werden kann. Der erſchreckte Todten⸗ gräber lief, ſoll ſchnecl ihn ſeine Beine trugen, u dem Beſchauarzte Dr. Kohn, welchen die feltſame Anzeige veranlaßte, ohne Säumen die Todtenkammer aufzuſuchen. In derſelben befand ſich nur ein einziger Leichnam, der des 66jährigen, im Kloſter„vom armen Kinde Jeſu“ an Lungenentzündung verſtorbonen Schuhmachers Ferdinand Liewehr. Der Arzt trat an den Todten heran, deſſen Lage eine Veränderung aufwies. Die früher auf der Bruſt gelegene rechte Hand, an welche die Glockenſchnur gebunden war, war herabge⸗ Dr. Kohn legte ſein Ohr prüfend an ie Bruſt des Mannes, er rüttelte und ſchüt⸗ telte ihn— vergebens, der Arzt konnte nur wie ſchon bei der erſten Beſchau, konſtatixen, daß das Leben aus dieſem Körper entflohen. Das Läuten der Rettungsglocke und die veränderte Lage der Leiche fonnte nur auf eine phyſikaliſche Urſache zurückzuführen ſein Herausgeber Dr. ſur, Permann Paas in Mannheim. Organ autonomen Provinz Oſt⸗ dem ſtammverwandten Bulgarien und wußte dieſe Vereini⸗ gung gegenüber dem durch ruſſiſche Einflüſterungen veranlaßten Einfall des übel berathenen Königs von Serbien zu ſichern. Geſtützt auf die ungeheuchelte Anhänglichkeit der Bulgaren und Oſtru⸗ meliolen, wie auf die ihrer tapfern Führer, widerſtand Fürſt Alexander allen Lockungen und Drohungen, die von Petersburg aus gegen ihn in Scene geſetzt wurden, und die Botſchafterconferenz iſt keineswegs als Mißerfolg der Politſk des bulgariſchen Fürſten aufzufaſſen; benn dieſelbe hat der thatſächlichen Vereinigung Bulgarien's mit Oſtrumelien mit der Unterzeichnung des Conferenzprotokolls eine rechtliche Form gegeben, die fortan auch von Rußland nicht wird ignorirt werden können; dieſes wird ſich vielmehr, wenn auch mit verbiſ⸗ ſenem Grimme, bis auf Weiteres fügen müſſen.— Ben neueſten Nachrichten zufolge kann man auch annehmen, daß ſich Griechen⸗ land, welches einem Angriff der Türkei nicht gewachſen iſt, nicht auf eigene Fauſt in einen ungleichen Kampf ſturzen und den Frieden brechen wird. Es wird jetzt den Vorſtellungen der Mäͤchte, namentlich England's, nicht ſchwer fallen, den kleinen Gernegroß vor unbeſonnenen Streichen zu warnen. Es iſt demnach der Hoffnung Raum zu geben, daß für die nächſte Zeit wenigſtens der Friede auf der Balkan⸗ halbinſel nicht geſtört werden wird. Eine völlige Früdensgewähr würde allerdings nur zu erreichen ſein, wenn die Groß⸗ mächte ſich entſchließen wollten, den un⸗ aufhörlichen Wühlereien und Beſtrebungen Rußland's ein für alle Mal ein Ziel zu ſetzen. * Das Reichstagswahlrecht. Die Frage der Reorganiſation des für, den deutſchen Reichstag giltigen allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts iſt ſchon vielſach, namentlich aber in letzter Zeit wieder ventilirt worden. Während früher von„libe⸗ raler“ Seite für eine höhere Firirung des die Wählbarkeit und Wahlfähigkeit bedingenden Alters plaidirt wurde, iſt neuerdings die ſogenannte Standes⸗ oder Intereſſen⸗Ver⸗ tretung in den Vordergrund der Erbrterungen getreten. einigung der rumelien mit Vorſichts⸗Maßregeln, um beunruhigenden Gerüchten von vornherein die Spitze zu nehmen. Er verſtändigte das Bürgermeiſter⸗ amt und das Kommiſſariat, welches eine ſanitätspolizeiliche Beſchau des Leich nams vornehmen ließ. Polizeiarzt Dr. Wagner hatte ſich geſtern der Aufgabe zu e einen Todten„endgiltig todt“ zu erklären. Nachdem noch die Bezirkshauptmannſchaft Bernals von dem Vorfalle verſtändigt worden war, wurde endlich der„läutende Leichnam“ zur ewigen Ruhe beſtattet. — Eine Skaudalgeſchichte wird dem⸗ nächſt die Pariſer beſchäftigen, wenn(3 zum Scheidungsprozeſſe kommt, von dem man in vornehmen Kreiſen unter dem Deckmantel der Verſchwiegenheit jetzt ſchon ſpricht. Man er⸗ zählt, daß ein Graf, einer der nobelſten Re⸗ präſentanten des vornehmen Quartiers, ſich ſterblich in eine Negerin verliebte, daß er Alles aufgegeben dieſer dunkelfarbigen Eirce balber. Ehe er ſein eheliches Heim verließ, glaubte er aber noch, an ſeine Frau einen Brief ſchreiben zu müſſen, in dem er ihr mit⸗ theilte:„Weil er nicht das Glück gefunden, das er an ihrer Seite erhoffte, wolle er das, ſelbe unter einem anderen Sterne ſuchen! ie arme Gräfin hat ſich zu ihrer Mutter geflüchtet, dort die Befreiung aus den Ehe⸗ ſeſſeln erwartend, wofern es den energiſchen Anſtrengungen der Verwandten nicht gelinat, den Ungetreuen wieder zur Raiſon G bringen. — Ein pfiſſiger Bauer. Ein kluges Bäuerlein ſetzte ſich mit drei Stromern in Verbindung und wußte denſelben für einige Stunden ein ſtandesgemäßes Unterkommen zu berſchaffen. Das war ſo zugegangen. Der Beſitzer der Milchkuranſtalt in der Schulſtraße d dadurch erklärt werden, daß die Hand 123 Lanken abaerutſcht war. Nichtsdeſto⸗ in Sachſenhauſen hatte von unſerem Bäuerlein Weniger ergeif der Todtenbeſchauarzt alle Jedermann. Gelüſte“ kommen, iſt ja längſt kein Geheim⸗ niß mehr. Die Anregung hierzu geht ſtets von jenen Elementen aus, die ſich eine Ehre daraus machen, die Wünſche der Regierung zu exrathen, und die auch dann nicht von ihrem löblichen Thun abgeſchreckt werden, wenn ſie in ihrem„patriotiſchen Eifer“ zu weit gegangen ſind und dafür von oben herab einen der immer vorräthigen Fußtritte erhalten. Das muß man unſerer Reichsregierung laſſen, ſie verſteht es meiſterhaft, die Offiziöſen zu ree⸗ tifiziren, wenn dieſe ſich im Harranguiren der„öſſentlichen Meinung“ allzu ungeſchickt erweiſen. Davon kann ſogar die ſich gerne im Strahle der kanzleriſchen Unfehlbarkeit ſonnende„Norddeutſche Allgemeine nicht nur ein Lied, ſondern eine ganze Kolleltion von Liedern ſingen. Freilich hat die Regierung mit ihren Son⸗ dirungen des politiſchen Terrains nicht immer Glück und die von ihr ausgeſtreckten Fühler werden mitunter mit anerkennenswerther Schnelligkeit wieder zurückgezogen. Dies iſt namentlich der Fall, wenn ſie ihre Aktion Poen Inſtitutionen richtet, die ihr zwar ein orn im Auge ſein mögen, die aber ſozuſagen in Fleiſch und Blut des deutſchen Volkes über ⸗ Sinee0 ſind. Zu dieſen gehört in erſter inie das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht. Man nennt unſeren oberſten Reichsbeamten den Schöpfer deſſelben und er iſt es auch in gewiſſem Sinne. In dieſer Thatſache erblicken optimiſtiſche Seelen, an denen es ja 1 keiner Zeit und unter keinen Syſtemen fehlt, eine ſichere Garantie dafür daß dieſes vornehmſte politiſche Recht, das die Verfaſſung in ſich birgt, uns auch er⸗ halten bleibe. Aber wir haben nicht einmal nöthig, uns auf das Gebiet der Mythologie zu begeben, die uns lehrt, daß Saturnus ſeine eigene Kinder fraß; es genügt, darauf hinzuweiſen, daß der„Realpolitiker“ Bis⸗ marck das allgemeine Wahlrecht eingeführt hat, nicht um dem Geiſte der Zeit Rechnung zu irggen, ſondern um die„Arbeiterbataillone“ mit Erſolg gegen das liberale Bürgerthum mo⸗ bil machen zu können. Da er ſich nun in dieſer Kalkulation gründlich verxechnet hat, ſo iſt eigenlich nicht recht erſichtlich, welches Jute⸗ reſſe er noch an der Fortexiſtenz des jetzigen Aae haben könnte, das ihm im letzten Jahrzehnt indirekt ſo viele Unannehmlichkeiten bexeitet hat. reilich weiß der gewiegte Staatsmann recht wohl, daß die Beſeitigung des demokra⸗ tiſchen Wahlrechts nur auf dem Wege einer „Revolution von oben herab“ oder, was gleichbedeutend hiermit iſt, durch einen Staats⸗ 5 oſchen be wäre, und wenn auch ie Preßkoſaken der Regierung ſchon längſt über ſtaatsrechtliche Bedenken hinaus ſind, ſo wird ſich doch der Kanzler durch das Ge⸗ kräzche“ dieſer wohlfeilen„Stimmen aus dem Volke“ nicht beirren laſſen, nicht etwa— wir eine Fuhr Heu gekauft, welche auf der ſtädti⸗ ſchen Waage gewogen wurde. In ſeiner Hof⸗ raithe ließ er das Heu nochmals wiegen, wobei ſich herausſtellte, daß etwa 500 Pfund fehlten. Bald hatte man herausgebracht, 1885 das Bäuerlein außer einer Mahne mit Butter und Eier noch drei Stromer unter dem Heu verſteckt und mit hatte wiegen laſſen. Als der Bauer auf das Revier gebracht werden ſollte, 8101 ſeinen Gaul im Stich und ergriff die Flucht. —Eine aufregende Szeue ſpielte ſich kürzlich in Langentheilen hei Kemnatg ab. Der in Neuſtadt a..⸗N. ſtationirte Gens⸗ darm Simon begab ſich 0 nach Langentheilen, wie es heißt, um ſich und ſeine dort wohnhafte Geliebte zu erſchießen. Darauf⸗ hin wurde Gensdarmerie nach Langentheilen abgeordnet, um Simon zu verhaſten. Als dieſelbe die Thür des Zimmers in welchem ſich Simon aufhielt, öffnen wollte, fiel ein Schuß, und der Gensdarm Braun ſank tödt ⸗ lich getroffen zuſammen. Es wurde nunmehr Verſtärkung geholt; als man die Thür er⸗ brach, fand man Simon als Leiche. Derſelbe hatte ſich mit ſeinem Dienſtgewehr durch einen Schuß ins Herz entleibt. Das Ver⸗ hängniß wollte es, daß die Kugel, den Körver des Simon und die Zimmerthür durchbohrend, unglücklicherweiſe den Gensdarmen Braun in den Oberleib traf und tödtlich verwundete. — Bereitelter Plau. Aus London ſchreibt man:„Mehrere Mitglieder des Uni⸗ verſitäts⸗Clubs in Walham⸗Road waren vor einigen Tagen im Theeſalon verſammelt als ſie plötzlich von der Straße großen Lärm hörten. Einige Herren eilten in das Veſti⸗ bule und fanden den Portier gerade beſchäf⸗ tigt, eine junge ſchöne Dame, Namens Ano Donald, feſtzuhalten. Dieſe rief, indem ſie wiederholen. dies weil ihm das derzeitige Anlertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile ober beren Raum 20 Pfg. Reklamen 80 Pig Anfrigen werden von allen Annoncen⸗Expebitionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Berlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt, Potationsdruck der Dr. B. Haas ſchen Suchdruckerei, 6,2 neben der katholiſchen Spitalkirche in Maunkeim⸗ Telephonanſchluß Nr. 219. olksblatt und Handels⸗Zeitung. Dienſtag, 13. April 1866, Von welcher Seite derartige Aidliondke Wahtrecht ans Herz gewwächſen 10 ſondern weil der„Reformirung“ deſſelben Schwierig⸗ keiten entgegenſtehen, die auch dem ſcheinbar allmächtigen Manne als unüberwindlich erſchei⸗ nen müſſen. Das deutſche Volk hielt in ſeiner ungeheuren Mehrheit feſt an dem geheimen und gleichem Wahlrecht und iſt Gott ſei Dank noch lange nicht„erleuchtet“ genug, um ein⸗ zuſehen, daß dieſes Recht nichts kaugt, weil die Art und Weiſe ſeiner Anwendung dem je⸗ weilig herrſchenden Syſtem nicht in den Kram paßt. Das Wahlrecht iſt untrennbar von dem konſtitutionellen Staatsgedanken, denn dieſe beiden Faktoren ergänzen ſich Seeceine„Wo, hin Einſeitigkeiten in dieſer Richtung führen können, das läßt ſich ſoehen aus den belgiſchen Vorgängen exſehen, Währenddem man nun aber in Belgien wohl oder übel gezwungen ſein wird, ein entſprechendes Wahlgeſetz ein⸗ zuführen, ſoll uns Deutſchen, die wir jest ſeit nahezu zwei Jahrzehnten im Beſitze des glei⸗ men werden! Nun, es iſt dafür geſorgt, das die Bäume nicht in den Himmel wachſen und die Sdeen des Volkes ſind mächtiger, als die Müchtiaſten dieſer Erde, darum ſprechen wir es auch als unſere feſte Ueberzeugung aus: Das allge, meine, gleiche und direkte Wahlrecht wird zu keiner Zeit und unter kei⸗ nem Regime beſeitigt werden kön⸗ nen, denn es iſt zu tief in den Geiſt des Volkes eingedrungen und mit ihm auf das Innigſte verwachſen! Sandeskreditkaſſe. O Aus der Erklärung, welche Staatsmint⸗ ſter Turban in der Sitzung der erſten Kammer vom 6. ds. Mts. über das Proſekt einer Landeskreditkaſſe abgegeben, theilen wir folgenden ſchwerwiegendſten Theil mit: Das Eine könne er heute ſchon ausſprechen, daß die Meinung der Gr. Regierung dahin gehe, daß im Falle der Errichtung einer ſtaatlichen jedenfalls nicht Geld aus Staatsmitteln ohne Darbietung ausreichender Sicherheit und nicht gegen einen geringeren Zins, als ihn der Staat ſelbſt zahlen müſſe, ausgeliehen werden dürſe; mil anderen Worten, daß nicht ſtaatliche Mittel zu verſchenken ſeien, vielmehr das Inſtitut ad⸗ miniſtrirt werden ſolle, wie jedes andere In⸗ ſtitut dieſer Art, das ſein Vermögen ſelbſt⸗ berſtändlich In erhalten ſuche, und daß man nicht unter Inanſpruchnahme der ſämmtlichen Staatsunterthanen die nothleidenden Land⸗ wirthe allein begünſtige. Auf der anderen Seite ſei anzuerkennen, daß das ſtaatliche Inſtitut dem Schuldner G4 enüber milder werde verfahren, auch das Geld etwas billiger werde ausleihen können, als ein Privat⸗Inſtitut. noch Meinungsverſchiedenheiten. Nach den an⸗ eſtellten Erhebungen ſei anzunehmen, daß eine taatliche Landeskredittaſſe kaum unter 4½ PEt. Geld werde ausleihen können, wobei aller ſich zu befreien ſuchte?„Thun Sie mir nicht wehe, ich gehe freiwillig zu Gericht, ich hathe die Scheihe abſichtlich zerbrochen, weil ich für einen Roman, den ich ſoeben ſchreibe, die Schilderung eines Gefängniſſes brauche dahin geführt werden will“ Dieſer Wanſch fand jedoch keine Erfüllung, indem die Cl mitglieder einſtimmig erklärten, man möge den Schaden im Betrage von 8 Ster⸗ ling einfach in die Clubrechnung ſetzen, der Weges gehen. Hochroth vor Born verließ die hübſche Schriftſtellerin die Herren und meinte: So werde ich es auf andere Art verſuchen. — Auszureden. Vater(ſeine Söhne auf dem Pflaumenbaum ſitzen ſehend))„Was macht Ihr dort oben? Wollt r gleich runter!“ Der älteſte Sohn Heinrich: 18 Papa, Willy pflückt ſich immer Pflaumen. Vater: 3„So? Und was machſt Du denn ahei? Heinrich:„Ich? O gar nichts. Ich bin reden. —, Biſſige Ausrede, Junger armer Künſtler:„Mein einziger Wunſch wäre, eine Kunſtreiſe üach Paris machen zu können“— Mäcen:„Da wenden Sie ſich, mein Lieber, an einen Hund. Wenn der Sie gebiſſen hat, werden wir ſchon trachten, etwas für Sie zu thun. — Eine günſtige Gelegenheit„Weißt Du ſchon“, ruft die kleine Marie ihrem Bruder Charles zu—„der Papa iſt von einem tollen Hund gebiſſen worden und der große Pariſer Doktor ſoll ihn curixen Da ſehen!“ kriegen wir doch auch endlich mal Paris zu chen Wahlrechts ſind, dasſelbe wieder genom⸗ Gerade über dieſen letzten Punkt aber beſtänden lub klage nicht und die Dame möge ihres ihm nur nachgellettert, um ihm das auszu⸗ 9 3 Wadiſche Bolks⸗Zeitung. 3* — 18. Aorfl. Pälfüngauſſpand und das Nſ0 igt ſeien, Bei dieſem Anſchlag gehe von aus, daß der Staat einſchließlich gio und der Proviſionen das Geld werde aufnehmen können und rechne für Verwaltungskoſten und/ PCt. kämie. Was die Beleihungsgrenze „ſo werde man jedenfalls nicht irgend ormalzahl des ſogenannten Werthes nde legen, ſondern in jedem einzelnen Zalle das Maß der Kreditwürdigkeit des um ein Darlehen Nachſuchenden prüfen. Gerade dieſe Prüfung gehöre zu den ſchwierigſten Aufgaben derartiger Kreditinſtitute, zumal Daun, wenn, um rationell vorzugehen, nicht der letzte Kaufpreis des als Pfand einzu⸗ ſehenden Gutes, ſondern der Ertragswerth Grunde gelegt werde. Die genannten Bahlen als richtig vorausgeſetzt und in Be⸗ zchtung ferner des Umſtandes, daß die ſtaat⸗ liche Kreditkaſſe den Beſtand ihres Fonds ſchernde Beſtimmungen treffen müſſe, laſſe ſich nicht bezweifeln, daß Viele von Den⸗ kenigen, welche jetzt von der Landeskredit⸗ huſtalt Hilſe erwarteten, in ihren Erwar⸗ küngen getäuſcht würden, weil ſie weder in der Lage ſeien, die erforderliche Sicherheit zu noch die Tilgungsquoten regel⸗ Wäßig abzutragen. Freilich könnte eine ſtaat⸗ liche Anſtalt nach dieſer letzteren Richtung Ui Rückſichten walten laſſen, gleichwohl aber urden ohne Zweifel nicht alle Hoffnungen, ie man draußen im Lande hege erfüllt Werden können. S. h. mit dem wohlfeilen Gelde, das dem Mittlexen und Kleinbauern verſchafft werden Will, iſt es auf dieſem Wege nichts.) Aus dem Badiſchen Landtag. Karlsruhe, 10. April. Mit den Kammerverhandlungen ſteht es ſetzt bei dem„Zuſpitzen“. Am nächſten Don⸗ Rerſtag findet der Landtagsſchluß ſtatt, wahr⸗ ſcheinlich durch den Großherzog in Perſon. In den paar Sitzungen, die noch ſtattzufinden haben, ſind noch einige wichtige Sachen zu Erledigen, namentlich auch Petitionen. In der heutigen Sianſ der zweiten Kammer gab es vor Thorſchluß noch eine Ueber⸗ Fbaſchung. Von Seiten der kathol. Fraktion purde eine Juterpellation folgenden Wort⸗ lauts eingebracht:„Gedenkt die Gr. Regierung Hie lirchenpolitiſche Geſetzgebung des Landes nach dem Vorgange Preußens einer geſetz⸗ lichen Reviſion entgegenzuführen?“ unter⸗ tet von Lender, v. Buol, Birkenmayer, enhach, Foerderer, Kern, Kiefer, Lauck, Meyr, Nopp, Reichert, Roßhirt. Nicht unter⸗ zeichnet iſt die Interpellation von Junghanns und Wacker, die in der Sitzung anweſend ven, Berathen und angenommen wurden r zweiten Kammer drei Geſetzentwürfe: end die Ahänderung des Handels⸗ eſetzes, 2. die Ausübung den er Fiſcherei betreffend und 3. die Serziehung jugendlicher Perſonen be⸗ nd, Zu den einzelnen Geſetzentwürfen ine kheilweiſe lebhafte Diskuſſion ſtatt. chſte Sitzung iſt auf Montag, 12. ds. it. Auch die erſte Kammer hatte tung, Ob die Interpellation noch chluß der Seſſion zur Beantwortung wird, iſt zweifelhaft. Politiſche Ueberſicht. Deutſches Reich. Karlsruhe, 12. April. Die Beerdigung %0 Scheffel's findet heute Montag um 11 ſta Die Ausſöhnung v. Scheffel's Frau 9. Scheffel hat am letzten Diens⸗ tag ſtattgefunden. Freiburg, 10. April. Zu. Erzbis⸗ thümverweſer wurde ſoeben Domkapitular Weickum gewählt. Berlin, 10. April. Der Seniorenkon⸗ vent des Reichstages beſchloß ſoeben Ver⸗ kägung bis zum 17. Mai, da ein Schrei⸗ ben Bismarcks vorlag, daß Mitte Mai dem Reichstag 2 neue Vorlagen über eine Branntwein⸗ und Zuckerſteuer zugehen würden.— Fürſt Bismarck beſteht auf der Be⸗ Fathung ber eieen Branntweinſteuervor⸗ W ee Kathgedersluthe. Proſeſſor:„Obwohl ſieben Städte als die Geburtsſtadt des Homer ——— worden, ſo iſt Homer nur in einer derſelben ge⸗ Boren it.“ — Mppetitlich. Frau:„Iſt die Bouillon meinen Mann ſchon warm genug?“— n(fippt mit dem Finger in die Caſſe⸗ i, orſt lauwarm.“ neugieriger Delinquent. In and April unter Anſammlung 1—— lksmenge die Hinrichtung des Gatteaux ſtatt. Als derſelbe reits an der Guillotine ſtand, ſagte er als te Worte:„Jetzt werde ich gleich ſehen, es im Himmel einen Gott gibt oder nicht. — Replieirt. Touriſt:„Sagen Srt Pes iſt alſo der Ort, in welchem die meineng Pummen anzutreffen ſind?“ Airth:„Ja, Ihro Gnaden, das iſt ganz Hichtig; Dumme gibt's genug, aber— die eiſen in der Regel nur durch!“ — Berſchärfter Trennungsſchmerz. Sie wollen uns alſo wirklich verlaſſen, Oskar?“ „Ja, mein Fräulein, und zwar morgen mit dem erſten Courierzug.“ „Wit dem Courierzug? Ach Gott, wie ſchnell werden Sie uns da entführt.“ — Berechtigung. Mann:„Sehen Sie ein Mal, Herr Doktor, wie mich mein Weib zügerichtet hat!“ — Viebe auf alle Fälle lage, die Anfangs Mai an den Reichstag gelangen ſoll. Die Schwierigkeiten des neuen Projekts, die ſelbſt von konſervativer Seite anerkannt werden, imponiren dem Kanzler und ſeinem hilfbereiten Steuer⸗ miniſter v. Scholz nicht. — In dem Diätenprozeſſe Fiskus con⸗ tra Lerche und Fiskus contra Haſenclever ſind die Verhandlungen beim Oberlandes⸗ gericht in Naumburg auf den 7. Mai vertagt. Straßburg, 9. April. Wie die„Str. .“ vernimmt, wird das Kaiſermanöver des 15. Armeecorps nach nunmehr erfolg⸗ ter kaiſerlicher Entſchließung in der Um⸗ gebung von Straßburg ſtattfinden. Der Kaiſer wird vorausſichtlich am 10. Sep⸗ tember d. J. in unſerer Stadt eintreffen und im Statthalterpalais Abſteigequartier nehmen. Die Kaiſerparade findet am 11. September auf dem Polygon dahier ſtatt. Elberfeld, 11. April. Der Parteitag der demokratiſchen Partei von Rheinland und Weſtfalen nahm eine Reſolution an, welche es für wünſchenswerth erklärt, daß die demokratiſche Partei in ein freund⸗ ſchaftliches Verhältniß zu der deutſchen Volkspartei trete, um eine demnächſtige Ver⸗ ſchmelzung der norddeutſchen und ſüddeut⸗ ſchen Demokratie anzubahnen. Bingen, 11. April. In Folge eines in der Nähe der Station Capellen vorge⸗ kommenen Bergrutſches wurden die Bahn⸗ geleiſe verſchüttet, ſo daß die Kommuni⸗ kation unterbrochen wurde und der fahr⸗ planmäßig um 4 Uhr 23 Minuten hier ankommende Frühzug erſt um 6 Uhr 45 Minuten Vormittags hier einlief. Nähere Details fehlen. Bremen, 10. April. Ein beträchtlicher Theil des Bollwerks am W. vom Hochwaſſer unterſpielt, in den S geſtürzt. — Die Wahl des Biſchofs von Culm ſoll ſchon in der nächſten Woche zu Pel⸗ plin ſtattfinden. Das dortige Domcapitel, welches die Wahl vorzunehmen hat, be⸗ ſteht aus 7 deutſchen und 7 polniſchen Domherren.—Nach einer Pelpliner Mit⸗ theilung der„Thorn. Zig.“ iſt es ziemlich beſtimmt, daß Propſt Aßmann aus Ber⸗ lin vom Capitel zum Biſchof von Culm ge⸗ wählt werden wird. Ausland. London, 10. April. Der„Pall⸗Mall⸗ Gazette“ zufolge macht ſich in immer wei⸗ teren Kreiſen die Anſicht geltend, daß der Widerſtand gegen Home⸗Rule für Irland unüberwindlich iſt. Der Gegner des Gladſtone'ſchen Projekts erwarten, daß die Feindſeligkeiten gegen daſſelbe täglich wachſen wird, bis die Landankaufsbill ein⸗ gebracht iſt und dann werde der ganze Plan des Miniſteriums durch einen Sturm öffentlicher Mißbilligung fortgeweht werden. — Die Sozialiſten Hyndman, Williams, Burns und Champion wurden freige⸗ ſprochen. Sofia, 10. April. Die hieſigen Ver⸗ treter der Großmächte richteten eine ge⸗ meinſame Note an die bulgariſche Regie⸗ rung, in welcher ſie den Beſchluß der Konferenz mittheilen und die Hoffnung ausdrücken, der Fürſt werde denſelben acceptiren.— Der Miniſter Zanow theilt den Ver⸗ tretern der Mächte mit, der Fürſt werde lrom Ein junger Lebemann hält bei einem xeichen Induſtriellen um die Hand von deſſen Tochter an mit den Worten:„Ich bitte Sie um die Hand Ihrer Tochter, die ich ſeit Langem liebe.“ Ent⸗ ſchuldigen Sie“, antwortete ihm der Fami⸗ lienvater,„ich habe drei Töchter, welche lieben Sie denn eigentlich?“„Welche Sie wollen“, erwiderte der Freier mit Leiden⸗ E 5— — Mißverſtanden. Ein kurzſichtiger Herr, dem das Gericht, welches ihm zu eſſen vorgeſetzt iſt, unbekannt und verdächtig iſt, fragt einen hinter ihm Stehenden, den er für den Kellner hält:„Was iſt das?“ Dieſer jedoch, ein Mitglied der gerade konzertirenden Muſikkapelle, denkt, der Herr fragt ihn nach der geſpielten Muſikpisce und antwortet: „Das iſt Fledermaus!“ worauf natürlich der Herr ſchaudernd das Eſſen ſtehen ließ! — Maire in einem Pyre⸗ näenbad(zu den Badegäſten):„Meine Her⸗ ren, bitte, behufs Anſcha eines Eſels, der Waſſer aus dem Thal herauf holen ſoll, einen kleinen Beitrag zu zeichnen!“ Bade⸗ gaſt:„Ja, geht's denn nicht ohne?“— „Nein, ein Eſel muß da ſein und bis jetzt bin ich der einzige auf der Liſte.“ Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Gr. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannheim. Sonntag den 11. April 1886. Gnido und Gineyra. „Doktor:„Aber Frau, ſchämen Sie ſich Shren Mann ſo zu behandeln,— ihn, Fäu:„Run, darf ich Weinen Kanf keatzen?“ nicht ein Mal „Haupt der Familie iſt, ja, auch Ihr Große Oper mit Tanz in 5 Abtheilungen. Muſik von Halevy. .B. Ein ſtarkes, urſprünglich ſchaffendes Talent iſt dieſer Halevy niemals geweſen; ich höre aus ſeinen muſikaliſchen Erelama⸗ wahrſcheinlich den Beſchluß der Konferenz acceptiren, wolle aber vorher ſich der Zu⸗ ſtimmung der Volksvertretung verge⸗ wiſſern.— Vom Tage. + Der Fahresbericht der hieſigen erweiterten Volkeſchule für das Schul⸗ jahr 1885,86 iſt erſchienen; demſelben ent⸗ nehmen wir, daß die öffentlichen Prüfungen, welche vom 12. bis 20. April d. F. andauern, im Saale des R⸗Schulhauſes abgehalten werden. Das Lehrerperſonal beſteht aus dem derzeitigen Rektor, Herrn Durler, 51 Haupt lehrern, 2 Hauptlehrerinnen, 41 Unterlehrern, 9 Unter⸗, ſowie 10 Induſtrielehrerinnen. Den dienſtälteſten Hauptlehrern, den Herren Hug und Kuhn ſind Hilfslehrer beigegeben; z. Zt. wird eine Hauptlehrerſtelle verwaltet. Im Laufe des verfloſſenen Schuljahres wurden 4 auswärtige Hauptlehrer an unſere Volksſchule berufen, während 5 hieſige Unter⸗ lehrer, ſowie eine Unterlehrerin zu Haupt⸗ lehrern, bezw. Hauptlehrerin ernannt wurden. Fünf unſtändige Lehrer wurden an andere Stellen verſetzt. Wie in unſerem Blatte be⸗ reits mitgetheill worden, unterzog Herr Ober⸗ ſchulrath Geh. Hofrath Armbruſter die hieſige Volksſchule vom 15.—25. Januar d. J. einer eingehenden Prüfung; mit Beginn des neuen Schuljahres wurde das neue Schulhaus in K 5 hezogen, während der neuerbaute Flügelanbau an dem Schulhauſe in den Neckargärten erſt nach Oſtern d. J. benutzt werden kann. Die Religionsprüfungen der beiden chriſtlichen Konfeſſionen wurden vom 26. März bis 3. April abgehalten, die der Altkatholiken folgt am 17. und die der Iſraeliten am 14. April d.., Nachmittags von—4 Uhr im R⸗Schul⸗ hauſe. Die Turnprüfungen finden Dienſtag den 20. April von 10—12 Uhr Vormittags in der Turnhalle des Schulhauſes K 5 ſtatt. Die Handarbeiten der Schülerinnen liegen im Jnduſtrieſaale des Schulhauſes K 2 zur Ein⸗ ſicht auf. Die Promotion der Schüler findet am 20. April ſtatt; am ſelbigen Tage werden die Entlaſſungen im R⸗Schulhauſe vorgenom⸗ men. Die Aufnahme neueintretender Schüler findet am Montag und Dienſtag den 10. und 11. Mai im R⸗Schulhauſe ſtatt und zwar am 10. Mai für Knaben, am 11. Mai für Mädchen, welche innerhalb der Stadt wohnen. Am Mittwoch den 12. Mai werden diejenigen Schüler aufgenommen, welche in der Schwetzinger⸗Vorſtadt, Donners⸗ tag den 13. Mai jene, welche jenſeits des Neckars wohnen. Der regelmäßige Unterricht beginnt Freitag den 14. Mai. Der Statiſtik für 1885/86 entnehmen wir, daß die Schüler⸗ zahl am Ende des Schuljahres 7201 Schüler betrug; der Konfeſſion nach vertheilen ſich dieſelben wie folgt: Proteſtanten 3500, Katholiken 3384, Altkatholiken 93, Iſraeliten 174, Freixeligibſe 48, ſonſtige Bekenntniſſe 2, Summa 7201, darunter befinden 5 3560 Knaben, 3641 Mädchen. Verſäumniſſe kamen vor: a. erlaubte 4369, b. ungerechtfertigte 3628, c. durch Krankheit verurſachte 56494, Summa 64491. Promovirt wurden 5927, ſitzen blieben 582, entlaſſen wurden 692, ge⸗ ſtorben ſind 17. Daß der Geſundheitszuſtand ein günſtiger war, beweiſt der Umſtand, daß 7 PEt. der ſchulpflichtigen Kinder meiſtens leicht erkrankten. Verhaftete Hochſtahler. Im Laufe des verfloſſenen Samſtag Nachmittag ſprach ein nobel gekleideter Herr bei Herrn Gold⸗ arbeiter Göhring vor, um Einkäufe zu machen. Unter einem nichtigen Vorwande verließ er jedoch obiges Geſchäft, ohne Waare gekauft zu haben Dieſer Herr begab ſich nun zu Goldarbeiter Schneider, wo er ſich eine große Auswahl von Goldwaaren vorlegen ließ; als die ihm vorgelegten Waaren nicht convenirten, verlangte er immer neue Auswahl, ſo daß es Herrn Schneider unmöglich war, eine genaue Ueberſicht über die ausgelegten Waaren zu haben. Er ſchöpfte Verdacht und hielt mit Hilfe ſeines Bruders den Gauner feſt, welcher von Herrn Polizeikommiſſär Guggenbühler alsbald verhaftet wurde. Bei ſeiner Viſi⸗ tation im Amtsgefängniſſe fand ſich eine größere Summe außer Cours geſetzten Papiergeldes vor. Zwei andere Hochſtabler, welche mit dem hier verhafteten per Compaanie tionen immer zu ſehr den großen Vorgänger Meyerbeer heraus. Dieſer ſelige Jakob muß damals allen Kleineren furchtbar imponirt haben! Nun iſt zum Unglück die Erfindungs⸗ kraft des Halevy eine weſentlich geringere als jene ſeines großen Vorbildes, er hat ſich gerade in dieſer Oper nur von den gangbarſten Sudir ten Nahrung zugeführt. Wenn man die Jüdin immerhin nicht als ein Meiſterwerk, aber doch als hexvorragenden Typus der großen Oper anzuſehen gewohnt iſt, aber dieſe Peſt—-oper nur als ſchwachen Nachſprößling jener ver⸗ nunftwidrigen Gattung bezeichnen kann,.— ſo wird damit genugſam die inferiore Stellung dieſes Machwerks angedeutet ſein. Geradezu degoütant iſt mir der widerliche Lärm, dieſe muſikaliſche Tobſucht, die den Componiſten überfällt, wenn ihm nichts vernünftiges mehr einfällt; leider Gottes fällt ihm überhanpt ſehr wenig vernünftiges ein. „In jener textlich etwas beängſtigenden Aufer⸗ ſtehungsſzene gewinnt die muſikaliſche Potenz des Halevy etwas von jenem überzeugenden Pathos, deſſen man bei ſzeniſcher Darſtellung nicht ganz entrathen kanu. Hier und nur hier allein empfängt man einen einigermaßen feſſelnden Eindruck muſikaliſche dramatiſcher Natur. Wenn ich die Blödfinnigkeiten dieſer Mord⸗ und Todtſchlags⸗Tragödie, die unſag⸗ baren Gewaltthätigkeiten dieſer unappetitlichen Peſtaffaire des Näheren brandmarken wollte, ich müßte ein Buch darüber ſchreihen. Es genüge die Mittheilung, daß ſich Text und Muſik wetteifernd bemühen, das banalſte zu verkünden, daß ſich die Erfindungskraft der heiderſeitigen Verfaſſer auf dem Gefrier⸗ punkt befunden hat, als ſie dieſes edle Opus ſchufen. Warum dieſe Oper der Ehre einer Neueinſtudixung theilhaftig geworden iſt, ver⸗ mag ich nicht anzugeben. Wollte man damit 2 —— arbeiteten, wurden in Heidelberg verhaftet Von einem dürftig gekleideten Manne, welcher, während der hier verhaftete Hochſtaber ſich im Schneider'ſchen Geſchäfte Waaren vorlegen ließ, daſelbſt einen alten Ring zum Verkaufe anbot, ſowie von einem Frauenzimmer, welches zu gleicher Zeit um Brod bat, hat man bis jetzt keine Spur. Jedenfalls waren die Bei⸗ den eingeweiht in dieſen Schwindel und beab⸗ ſichtigten die Aufmerkſamkeit des Hrn. Schneider von ſeinem Pſeudokäufer abzulenken, damit derſelbe deſto ungeſtörter von den vorgelegten Waaren ſtehlen könne. Man glaubt es hier mit einer größeren Gaunerhande zu thun zu haben. Der hier Verhaftete beſitzt keinerlei Papiere und jede Auskunft üher ſeine Perſon; doch hofft man durch Photo⸗ graphie und Verbreitung des Bildes Gewiß⸗ heit über deſſen Perſönlichkeit zu erlangen. + Die Geſengsaufführungen der verbündeten Geſangvereine Aurelia, Erheikerung, Erholung, Flora und Sänger⸗ halle fand letzten Samſtag, den 10. April, Abends 8 Uhr im Concertſaale des Großh. Hoftheaters ſtatt. Schon vor 8 Uhr war der geräumige Saal nebſt der Gallerie derart angefüllt, daß viele Beſucher des Concertes den Rückweg antreten mußten. Eingeleitet wurde dieſer ſchöne Abend durch den Ge⸗ ſammtchor:„Das Badner Land“ von Iſen⸗ mann; wir erkannten in dem Herrn Overbeck, welchem die Direktion der Geſammtchöre anvertraut war, den alten Meiſter im Handhaben des Taktſtockes. Die Vor⸗ tragsweiſe befriedigte vollkommen. Ueber das Lied ſpeziell etwas zu ſagen, iſt überflüſſig und hat ſich unſer Landsmann, Herr Muſikdirektor Iſenmann, mit dieſem Lied ein neues Blatt in ſeinen unvergäng⸗ lichen Lorbeerkranz eingeflochten. Dasß von der„Aurelia“ gewählte„Geſellenlied“ von Koning, eine ziemlich ſchwierige Compoſition, wurde in änerkennenswerther Weiſe geſungen. Dieſem Vereine folgte die Sängerhalle“ mit „Schiffers Abfahrt“. Der Bortrag war bril⸗ kant und tadellos; das Tenorſolo war gerade⸗ zu hinreißend„Der Trompeter an der Katz⸗ bach“ vom Verein——„ unter der Direktion des Herrn Hauptlehrers Weber vorgetragen, eine ſchwierige Compoſition, ging recht exakt und müſſen wir die verſchiedenen Stärkegrade, ſowie das ruhige Dirigiren des Dirigenten nur lobend anerkennen. Das von dem Verein„Flora“ vorgetragene Lied„Die Heimath am“ Rhein“ von Mohr, eine der ſchwierigſten Compoſitionen, fand eine zufrie⸗ denſtellende Wiedergabe. Der Verein über gediegene Stimmmittel und waren beſon⸗ ders die Einſätze der einzelnen Stimmen aner⸗ kennenswerth.„An die Sterne“ von Kücken, von dem Verein Erheiterung zum Vortrag gebracht, iſt ein recht anſprechendes einnehmendes ied, das dem vortragenden Vereine alle Ehre machte. Den Schluß des Concertes bildete„Kriegers Nachtwache“ von Liebe: markig und voll er⸗ klangen die Töne; von mächtiger Wirkung war der Schluß, wo mit vollem Bruſtton ſo vieler Sänger die Worte Au Freiheit und Vaterland“ gleichſam als Aufforderung an das Publikum gelten ſollten. Nach dem Concerte fand eine Abendunterhaltung im Saale„zum grünen Hauſe“ ſtatt. Den erſten Toaſt brachte Herr Hauptlehrer Weber auf die Dirigenten, ſowie auf das feſte Zuſam⸗ menbalten der einzelnen Mitglieder aus, ins⸗ beſondere erwähnte der Toaſtirende des Herrn Overbeck, welchem mit Recht der Löwenan⸗ theil des heutigen Tages gebühre. Herr Enk toaſtirte auf die Einigkeit der einz nem Vereine mit dem Wunſche auf Wiederſehen im nächſten Jahre. Erſt in früher Morgen⸗ ſtunde trennten ſich die Mitglieder, um in den Armen des Gottes Morpheus die nöthige Ruhe wiederzufinden. + Keilerei. Ende voriger Woche ent⸗ ſtand in eimer Wirthſchaft in 0 5 eine ſolenne Keilerei, zwei Collegen geriethen derart in Harniſch, daß einer dem anderen nicht weniger als 5 Löcher mit einem Senftopf auf den Kopf beibrachte; das iſt gewiß auch Collegia⸗ lität. Falſches Geld. Es kurſiren jetzt wieder falſche Ei markſtücke und wurden in letzter Zeit ſolche Falſifikate von der Polizei eingezogen. Wer nicht zu Schaden kommen will, dem dürfte daher etwas Vorſicht anzu⸗ empfehlen ſein. Frau Groß in auffallender Weiſe rehabili⸗ tiren? Nun, das iſt vielleicht bei ein em Theil des Publikums gelungen; ich habe nur zu bekennen, daß Frau Groß geſtern erträg⸗ licher Weiſe in anſtändigſter Form ihre leben⸗ dige, todte und doch wieder lebendige Ginevra abſolvirte. Sonſt kann man der Aufführung gerade nicht nachſagen, das ſi ſehr brillant geweſen ſei, wenn ich auch für heute nur Gelegenheit nehme, die gar zu ausführ⸗ liche Sterbemanier des Herzogs von Fer⸗ rara als anſtoßerregend zu bezlchnen, welcher in ſeinen nimmer enden wollenden Todeszuckungen die letzten Momente eines dem Tode geweihten Hahns ſich zum Vorbilde genommen zu haben ſcheint. Der Fortebraceid des Herrn Starke iſt keine ſtarke Leiſtung ge⸗ weſen, wir algubten bisher, daß er nur ſtark in der Ergreifung ſämmtlicher Bariton⸗Rollen ſich zeige, die nicht niet⸗ und nagelfeſt ſind und deren er habhaft werden kann; jetzt ſcheinen auch größere Tenor Parthien nicht mehr vor ihm ſicher zu ſein. Im großen Feſtgelage des 4. Aktes machten die italieniſchen Nobili, welche dem Zu chauerraume am näch⸗ ſten ſaßen, ſo trübſelige Geſichter und zeigten ſich ſo ſehr als Ritter von der traurigen Geſtalt, daß man der in Akte auftretenden Peſt⸗ euche ein ſehr dantbares Feld erſprießlicher hätigkeit prognoſticiren konnte Dieſe ſchlecht genährten Geſtolten werden dem erſten An⸗ prall der furchtbaxen Seuche nicht lange Wi⸗ derſtand leiſten. Auch unſerem ſonſt ſo bra⸗ ven Moſer ſchien bereits die Krankheit in der Kehle zu ſtecken. Als der Vorhang im vierten Akte ſich hob, entſandte die den Hintergrund füllende Dekoration des Palazzo vechio in Florenz einen ſo ſtarken Modergeruch, daß auch dieſer Pſthauch die Rechorgaue in un⸗ angenehmſter Weiſe affizirte.