EFERSSS — 2 E 100 hlt 8601 10 7 + mmt erbſ⸗ viem in 1 Abonnementsprers: Pue Monat 50 Pfg.— Auswärts durch dir Poſßt 65 Pfg Man abonnirt in Raunheim bei der Expedition E 6, 2, ſowie be allen und Trägerinnen.— Ausmärts bei allen oſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. die Badiſche Volkszeitung erſcheint käglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Herausgeber Br. jur. HDermann Paas in Maunheim, Mannheimer Volksblatt W Unſere heutige Nummer 8 umfaßt mit der Gratisbei⸗ lage des General⸗Anzeiger 10 Seiten. Wounements⸗Einladung. Für den Monat Mai —— wir ein neues Abonnement auf E Badiſche Polls⸗Jeitung (Maunheimer Dolksblath wozu wir mit dem Bemerken höflichſt ein⸗ laden, daß jedem neu eintretenden Abonnenten die Badiſche Volkszeitung täglich gratis bis 1. Mai gelie⸗ fert wird. Abonnementspreis mit der Gra⸗ tis⸗Beilage des General⸗Anzeiger Pro Monat nur50 Pfg. Die„Badiſche Volkszeitung“ erſcheint kiglich, 8 bis 16 Seiten groß und hat unter allen in Mannheim erſcheinenden Zeitungen die größte Abonnentenzahl. Durch die große Verbreitung bewährt ſich die Badiſche Volkszeitung mit Gene⸗ ral⸗Anzeiger als vorzigliches Juſ ertions⸗Organ. Zu zahlreichem Abonnement ladet er⸗ gebenſt ein Herlag der Sadiſchen Bolkg⸗Jeilung und des General⸗Aueiger. SSSSB——————.......—— *Die kirchenpolitiſche Vorlage im preußiſchen Herrenhauſe. Wie wir unſeren Leſern bereits im geſtrigen Blatte mitgetheilt und wie ja auch von vornherein außer jedem Zweifel ſtund, iſt die kirchenpolitiſche Vorlage mit ſammt den Amendements des Biſchofs Dr. Kopp vom preußiſchen Herrenhauſe angenommen worden. Der Verſuch der oberbürgermeiſterlichen Minderheit des Hauſes dem auf dem Wege nach Kanoſſa Kleine Mittheilungen. — Ein eigenartiges Dienſcatteſt hat eine Frau Amtsrichter S. in Berlin ihrer vor wenig Tagen entlaſſenen Köchin gegeben. Mathilde, dies der Name der Küchenfee, hattte ch durch ihre hervorragenden Leiſtungen auf em Gebiet des Küchen⸗ und Hausweſens die vollſte Zufriedenheit und Anerkennung der 8 erworben. Ihre kulinariſchen eiſtungen waren tadellos, in der Küche blinkten und blitzten die kupfernen Keſſel und Kaſſerollen in leuchtendem Glanz, kurz Alles in Allem, Mathilde war ein Juwel, deſſen ſich Frau Amtsrichter S ſchwerlich jemals würde entäußert haben, wenn ſich nicht mit der Beit herausgeſtellt hätte, daß Mathilde einen nur ziemlich dunklen Begriff von„Mein und Dein“ habe und in dieſer unliebſamen Begriffsverwechslung das Eigenthum der Herrſchaft nicht ſonderlich reſpektire. Frau S. ſah ſich daher genbthigt, ihrer Küchenfee trotz aller ſonſtigen Vorzüge den Dienſt zu kündigen, was bei dieſer einen Strom von Thränen entfeſſelte. Sie heſchwor Madame ., ihr wenigſtens das Dienſtbuch nicht zu „verſchimpfiren“, da ſie dadurch zeitlebens unglücklich würde. Zwiſchen Pflicht u. Mit⸗ leid kämpfend, wußte Frau S. durch eine „Zweideutigkeit“ ſich aus der Klemme zu 11 ziehen, ohne durch ein wahrheitswidriges tteſt ſich verantwortlich zu machen. Sie ſchrieb nämlich nach einigen belobenden Wor⸗ ten über die Küchenguglifikation der Scheiden⸗ den an Stelle des ſonſt ſo beliebten„treu und Wab 00 55 wahrheitsgemäß:„Ma⸗ e hat ſich aut genommen“, Ein Milliionendiebſtahl. Vor Organ für Jedermann. in jähem Sturze hinabrollenden Staats⸗ wagen noch einen Hemmſchuh an die Räder zu legen, iſt geſcheitert. Kabinet und Kurie wollen den häuslichen Streit begraben, um mit vereinter Kraft die freiheitlichen Regungen des Volkes nieder⸗ halten zu können, denen ſie einzeln ſich nicht mehr gewachſen glauben. Biſchof Kopp predigte in ſeiner ſalbungsvollen Weiſe, daß der Friede zwiſchen Staat und Kirche nothwendig ſei, um die gemeinge⸗ fährlichen Beſtrebungen der Sozialdemo⸗ kratie zu unterdrücken, während Fürſt Bismarck ſeinen eilenden Rückzug vor der Kurie durch eine Wolke von gegen die freiſinnige Partei, den„tertius gaudens duobus litigantibus“ gerichteten Pfeilen zu decken ſuchte.—„abage, Satanas von Kulturkampf“, hat das preußiſche Herrenhaus entſchieden;„heb' Dich von hinnen, Du warſt und biſt noch„ein Haufen längſt antiquirter Stimmungen, die gar keinen praktiſchen Werth mehr haben,“ „ein wucherndes Unkraut, ein giftiger Mehlthau, welcher auf unſerem ganzen Staatsleben ruht und alle politiſchen und kirchlichen Verhältniſſe vergiftete!“„Du biſt, wie Dich Fürſt Bismarck bezeichnete eine geese chase, eine Jagd hinter wil⸗ den Gänſen zu Pferde, eine Jagd, die nie zum Ziele führt.“— Während nahezu dreier Iustra raſte dieſe unglücksſelige Kul⸗ turkampfepidemie durch die ſchönen Gauen des preußiſchen Staates, und die menſch⸗ liche Dummheit war groß genug, zu glau⸗ ben, der Kanzler ſelbſt ſei der eigentliche Urheber ſolcher ſelbſtmörderiſchen Verkehrt⸗ heit; er billige die raſende Jagd hinter wilden Gänſen, bei der ſo manches edle Pferd zu Schanden geritten, ſo mancher patriotiſche Hals ſperrweit aufgeriſſen und gezetert und geſchrieen wurde, als ob nicht nur der Seelen Seligkeit, ſondern auch des Reiches Wohlfahrt von dem Siege des Staates in der großen Kulturkampf⸗ paukerei abhinge. Fiel ihm gar nicht ein, dem weitblickenden Reichskanzler; er be⸗ trachtete das Ganze nur als ein vorüber⸗ gehendes Kampfmittel, um deſſen Einzel⸗ heiten ſich zu kümmern er weder Zeit noch Luſt hatte, und er wartete mit Geduld und Ausdauer auf einen fried⸗ liebenden Papſt, welcher deutſchfreund⸗ der Marcheſe Faggeſe, einer der reichſten Grundbeſitzer der Stadt. Der Verſtorvene hinterließ ein anſehnliches Vermögen, denn außer einer Collection von Edelſteinen, die einen bedeutenden Werth repräſentiren, fan⸗ den ſich im Nachſchluſſe des Marcheſe Werth⸗ apiere im Betrage von nahezu einer Million. kinter den Erben Faggeſe's— derſelbe ſtarb als Hageſtol;— entſtand gleich nach der Teſtamentspublication über die Theilung des ererbten Vermögens Zwieſpalt und Streit, der erſt nach längerer zur Einigung führte. Während dieſer Zeit kamen die beſorgten Erben darin überein, alle Ein⸗ gänge in die Villa Faggeſes, in welcher die Schätze des Verſtorbenen aufgeſpeichert waren, gerichtlich zu verſiegeln und, um ganz ſicher zu gehen, und um ſich vor Uebervortheilung zu ſchützen, erklärte jeder der Erben, auf ſeine eigenen Koſten einen Wächter vor dem Schloſſe aufſtellen zu wollen So befanden ſich denn durch faſt zwei Wochen nahezu 0 Cara⸗ binieri in einem improviſirten Wachthauſe vor dem. a welche die Polizeibehörde von Foggia auf Erſuchen der Erben des Marcheſe Faggeſe zur Verfügung geſtellt hatte. Aber als es endlich der Intervention der Gerichte elungen war, zwiſchen den Streitenden eine inigung zu erzielen, und man zur Verthei⸗ lung der Schätze in der Villa Faggeſe 65 ten wollte— war nichts mehr zu vertheilen. unerklärte Weiſe waren unbekannte Diebe in das Schloß eingedrungen und hatten mit überraſchender Gründlichkeit das ganze Schloß rein gusgeräumt. Die Caſſe, in der ſich die Million von befunden hatte, war aufgeſprengt und von dem gan⸗ zen Schatze fand ſich nicht eine Lire vor, die Brillanten waren alle verſchwunden Wochen ſtarb, wie man dem Biener Lahl aus Rom ſchreibt. in nichts hatten die Diebe zrückaelaßten, als licher ſein werde, als ſeine in Berlin zum Parlament verſammelten Gläubigen; er hoffte auf den freien Papſt der freien rö⸗ miſchen Kirche, der„weder Welfe, noch Pole und auch nicht deutſchfreiſinnig,“ ſondern ein„weiſer, friedliebender und gemäßigter Herr“ iſt, der„aus den Kam⸗ mern des Vatikans“ gar angenehme Noten ſchickt.— Doch es fräͤgt ſich noch, ob man denn in Preußen auch wirklich ſchon bei dem Kulturfrieden angelangt iſt? es dürfte dies zu bezweifeln ſein, denn es haben ſich, wie ſchon bemerkt, unter Führung des Herrn Dr. Miquel eine Anzahl Skeptiker ſchon im Herrenhauſe gefunden, welche dem ſchwarzen Verdachte huldigen, daß die Kurie ihre ſchönſten Karten noch nicht ausgeſpielt habe, daß ſelbſt mit der Annahme der Amendements des Biſchofs Kopp ein wirk⸗ licher Friede nicht erreicht wird. Wenn nun das preußiſche Abgeordnetenhaus nicht mit beiden Füßen in das von Biſchoff Dr. Kopp geſchaffene und vom Herrenhaus acceptirte Lager hineinſpringen ſollte— was wird dann aus dem Kulturfrieden? Gar nichts und die Kurie wird nicht „deutſchfreundlicher“ ſein wie das Cen⸗ trum und das Letztere wird im Reichs⸗ tage gerade ſo reichsfeindlich nene Brannt⸗ weinſteuern und ſonſtige Monopoleigarren verweigern wie bisher. Fürſt Bismarck hat Eile; er hofft von der Weisheit und Friedensliebe Leo XIII. „mehr Erfolg für den innern Frieden Dentſchlands, als von den Verhandlungen im Reichstage“; er will erklärtermaßen „der Centrumspartet, wie ſie jetzt zuſam⸗ mengeſetzt iſt, nicht mehr gegenübertreten, ohne den katholiſchen Preußen vorher die Gewißheit zu geben, daß er im Einver⸗ ſtändniß iſt mit dem Papſt, der höchſten Autorität ihres Bekenntniſſes“; er will, um es kurz zu machen, etwas ſehr Reelles bei dem Kulturfrieden herausſchlagen— eine gefügige Majorität im Reichstage! Unſere Großh. Badiſche Regierung aber ſcheint durchaus nicht gewillt zu ſein, ihre kulturkämpferiſchen Errungenſchaften preis⸗ zugeben und in die Fußtapfen der preu⸗ ßiſchen Regierung in der kirchenpolitiſchen Frage einzutreten; denn wie bekannt, be⸗ antwortete ſie die Interpellation der kle⸗ der verſtorbene Marcheſe befunden, von denen er aber in ſeinem Teſtamente erklärt hatte, daß ſie uneinbringlich ſeien. Von den Thätern dieſes großartigen Diebſtahles hat man bis jetzt keine Spur, nur die ungeheuere Quantität von Speiſereſten, welche man im Schloſſe vorgefunden hat, läßt vermuthen, daß die Diebe mindeſtens eine Woche im Schloſſe, in dem ſie ſich bequem eingerichtet hatten, verweilt haben mußten. Die Erben, nieder⸗ geſchmettert durch dieſes Ereigniß, haben ſich nun geeinigt und wollen Erſatzanſprüche — an die Polizeibehörde von Fosgia gericht⸗ lich geltend machen, weil dieſe für die Wacht⸗ leute, die das Schloß hätten bewachen ſollen, verantwortlich erſcheint. — Eiſenbahn⸗Kataſtrophe in Rord⸗ amerika. In der Nähe von Weſtdoorfieid im Unionſtaate Maſſachuſetts ereignete ſich am Donnerſtag ein deſſen grauenvolle Details ohne Gleichen in der an Eiſenbahn⸗Kataſtrophen ſo reichen Chronik der 1 Jahre daſtehen. Unweit Weſt⸗ doorfiel, ſo wird dem Wiener„Ill. Extrabl.“ aus Newhork depeſchirt, macht die Eiſenbahn⸗ trace eine Curve und fährt dann auf einem 200 Fuß hohen Damm in die Station ein. In Folge unrichtiger Weichenſtellung ent⸗ gleiſte der mit großer Geſchwindigkeit heran⸗ brauſende Zug, der mit Paſſagieren vollbe⸗ ſetzt war, und ſtürzte über den Bahndamm in den Die Wirkung des Sturzes war eine ſchreckliche. Maſchine, Tender und Waggons bildeten einen Trümmerhaufen, aus dem verbraunte Khrpertheile und gräß⸗ lich verſtümmelte Gliedmaßen in wüſtem Durcheinander mit zerſplitterten Eiſentheilen ragten. Das Grauen wurde dadurch erhöht, daß Trümmer in Brand geriethen und diejenigen Schuldſcheme, in deren Beſitz ſich Anſertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 80 Pes Aufeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Rotationsdruck der Ur. B. Baas'ſchen Huchdrucevei, E6, neben der katheliſchen Spitalkirche in Mannheim⸗ Telephonanſchluß Nr. 216, und Handels-Zeitung. Freitag, 16. April 1886. ——— rikalen Fraktion, betreſſend die Reviſion der kirchenpolitiſchen Geſetze nach dem Vorgange Preußens mit einem entſchie⸗ denen„Quod non.“ Soziales und Arbeiterbewegung * Volksverſammlung, Die von Herrn Dreesbach auf geſtern Abend in den Badner Hof einberufene Volksverſammlung war von etwa 12 bis 1400 Perſonen beſucht Herr Dreesbach eröffnete die Verſamm⸗ ung um 8/ Uhr. Bei der Wahl des Bureaus wurde Herr Dreesbach zum erſten, Herr Willig zum zweiten Vorſitzenden und Herr Ehrhart zum e gewählt Herr Dreesbach dankte für den zahlreichen Beſuch und ſprach die Erwar⸗ tung aus, daß veie mit der Ruhe und Ordnung verlaufe, wie man das hier gewohnt ſei. Er ertheilte alsdann Herrn Liebknecht zu Vortrgg das Wort, indem er nochmals auf die Tagesordnung „Die Arbeiten des Reichstages“ aufmerkſam machte. Wir laſſen ausführlichen Bericht über den 2½fſtündigen Vortrag nach ſteno⸗ graphiſchen Aufzeichnungen folgen und wollen nur von Vornherein bemerken, daß die Per⸗ ſammelten mit der größten Ruhe den Vor⸗ trag anhörten, öfter durch Beifall unterbrachen und beim Schluſſe den Redner mit Applaus förmlich überſchütteten. Herr Dreesbach ver⸗ las alsdann eine mittlerweile eingelaufene Reſolution, die folgenden Wortlaut hat „Die heutige zahlreich verſammelte Volks⸗ verſammlung 115 dem Reichstagsabgeord⸗ neten Herrn Liebknecht in ſeinen Aus ungetheilten Beifall und erklärt voll und ganz die Haltung der ſozialdemo⸗ kratiſchen Fraktion des Reichstags zu h li⸗ gen. Sie erklärt ferner, mit voller Kraft für die der Sozialdemokratie wirken zu wollen, um durch die geiſtige Er⸗ kenntniß der Maſſen den Weg zu einem wahren und freien Volksſtaat zu ebnen.“ Dieſe Reſolution fand einſtimmige An⸗ nahme und dankte Herr Dreesbach dem Redner für ſeinen belehrenden Vortrag und den Zuhörern für die Ruhe und Ordnung, die ſie bewahrten und ſchloß dann die Ver⸗ ſammlung. — Aus der Schweiz. Der Arbeitsein⸗ ſtellung der Holzarbeiter in Baſel ſind ſolche in St. Gallen und Lauſanne eſolgt, und der Ruf nach dem zehnſtündigen Arheitstag ohne Lohnabzug wird auch noch in anderen ſawei⸗ zeriſchen Städten ſich hören laſſen, Leider iſt es in Baſel zwiſchen den Arbeitern und Ar⸗ beitgebern zu keiner Verſtändigung gekommen; letztere ſollen den Präſidenten des Grütlivereins, welcher die Vermittlerrolle übernommen hatte, ſchroff abgewieſen und dieſen Verein ſelbſt als en„Handlanger deutſcher Agitatoren“ be⸗ zeichnet haben, worauf dieſer Berein den Strikenden ſeine thatkräftige Unterſtützung zugeſichert hat, was auch von dem Holzar eiter⸗ ſchnelle Hilfeleiſtung unmöglich wurde Drei⸗ ßig Perſonen ſind getödtet, vierzig Reiſende lebensgefährlich verletzt worden. Die meiſten Leichname zeigen ſchreckliche Brandwunden. Die Unterſuchung gegen die Schuldigen iſt eingeleitet. —,Cardinal Antonelli begeg nete auf der Via einem ſtark angebeiterten Capuziner. Er ließ den Wagen halten und ſtellte den Mönch mit heftigen Worten zur Rede„Eminenz,“ erwiderte dieſer, in meinem Katechismus ſteht nur, daß die Mäßigkeit zu den Cardinal⸗Tugenden gehört.“ — Ein Unterſchied. Von dem berühmten Philologen Buttmann aus Frankfurt( 21. Juni 1829 in Berlin), erzählt man ſich fol⸗ gende Anekdote: Buttmann ſah äußerlich einem Friſeur gleich, und da war es nicht zu verwundern, daß einſtmals, als er durch die Straße ging, ein Fenſter ſich öffnete, und er durch einen Herrn angerufen wurde:„Wollen Sie mir die Haare ſchneiden?“—„Ja wohl“, antwortete Buttmann, ging in die Wohnung und machte ſich an's Werk. Der Herr, an dem er ſeine Kraft ausübte, ſah ihm durch den Spiegel zu, fuhr aber plötzlich auf mit dem Rufe:„Menſch, Sie können ia gar keine Haare ſchneiden!“—„Darnach haben Sie mich auch nicht gefragt! Sie fragten mich nur, ob ich die Haare ſchneiden will!“ Sprachs und ließ den Verblüfften halb ge⸗ ſchoren ſtehen. — Im Klub.„Kennen Sie den fungen kherg näher?“ „Nein! doch nur ſehr „Halten Sie ihn für einen reichen Men⸗ e ſh5 das ja ſächerlich, Pumpt er ſich doch nie unter 500 Mark Ste Badiſche Volts⸗Zeitung. 16 Avril. perein in Zürich geſchehen iſt, der ihnen durch ſeinenPräſidenten bereits eineerſtellnterſtützung hat auszahlen laſſen. Von der Seite der Arbeitgeber alſo ſchroff abgewieſen und von kollegialiſcher Seite zum ferneren Widerſtand gufgefordert, hat denn auch die in Baſel die⸗ ſer Tage abgehaltene Arbeiterverſammlung in förmlicher Abſtimmung beſchloſſen, ihrer⸗ ſeits ebenfalls nicht nachzugeben, und ſchon um 8, ds, ſind die erſten Unterſtützungen au Familienväter vertheilt worden. Es fragt ſich etzt nur noch, wer es am längſten aushält. ii die Unterſtützungslaſt zu erleichtern, ha⸗ ben die ſedigen Arbeiter zum größten Theil Baſel verlaſſen und neue Ankömmlinge wer⸗ den von ausgeſtellten Poſten um ſofortige Weiterreiſe erſucht. Aehnlich geht es in St, Gallen und Lauſanne. Uebrigens iſt nicht Baſel, ſondern Hürich, ſo verſichert man, der Ausgangspunkt dieſer Strike⸗Bewegung. Aus dem Badiſchen Landtag. Karleruhe, 14, April. Heute haben beide Kammern des Landtages ihre letzte Sitzung. Morgen halb 12 Uhr erſolgt der Fandtagsſchluß durch den Groß⸗ herzog. In der geſtrigen Sitzung der zweiten Rammer verlas der Präſident ein Schreiben des Staatsminiſters Turban, worin erklärt Wird, daß die Regierung gegenwärtig nicht in der Lage ſei, auf die Interpellation wegen der Kirchenfrage einzugehen. leber die Maſ⸗ Sae bezüglich der Zulaſſung von rbensgeiſtlichen war es fraglich geworden, ob dieſelben noch zur Berathung geſtellt wer⸗ den ſollen. Es kam desfalls zwiſchen den Kiberalen und den Klerikalen zu ſpitzen Er⸗ klärungen und endlich entſchied Präſident Lamey dahin, daß in einer Nachmittagsſitzung die Berathung und Beſchlußfaſſung über ge⸗ Dachte Petitionen ſtattfinden ſolle. Bei dieſer Verhandlung wurde ein Antrag von Seiten der kathol. Fraktion auf Ueberweiſung zur Kenntnißnahme verworfen und dafür der Kom⸗ miſſionsantrag auf Uebergang zur Tages⸗ ordnung angenommen. Politiſche Ueberſicht. Deutſches Reich. Berlin, 15. April. Im preußiſchen Abgeordnetenhaus ſtand geſtern die erſte Berathung des Geſetzentwurfs, betr. den Präcipualbeitrag Preußens, auf der Tagesordnung. Der Abg. Windthorſt knüpfte die Zewilligung deſſelben an die Bedingung, daß vorher die anderen Kanal⸗ projecte, insbeſondere der Rhein⸗Ems⸗ Kanal, vom Landtag bewilligt werden. Demgegenüber erklärt Miniſter v. Böt⸗ ticher, daß es ſich bei dem Nord⸗Oſtſee⸗ Kanal um eine Unternehmung handle, das gleichzeitig der Stärkung der deut⸗ ſchen Wehrkraft, der Hebung des Handels und der Schifffahrt Preußens dienen werde. Die Abg. Hanſen(freikonſerv.) und Seelig(freiſinnig) erklärten ſich Namens ihrer Parteien mit der Vorlage einverſtanden. Dieſelbe wurde an eine beſondere Kommiſſion verwieſen.— Die vom Herrenhauſe erledigte Kir⸗ chenvorlage iſt dem Abgeordnetenhauſe bereits zugegangen.— Dem Reichsſag wird demnächſt das Militärrelikten⸗Geſetz zugehen. Berlin, 14. April. Dem Bundesrath ging eine Denkſchrift zu wegen Einrichtung einer phyſikaliſch⸗techniſchen Reichsanſtalt für exakte Naturforſchung mit dem Antrage, dafür im nächſten Etat einen entſprechen⸗ den Betrag einzuſtellen.— Das Herrenhaus nahm unverändert die Sekundärbahnvorlage an.— „Geſtern fand hierſelbſt der Kongreß deutſcher Eiſeninduſtrieller ſtatt, welcher von ſämmtlichen hervorragenden Werken beſchict war. Auf demſelben wurde die —Ein reinlicher Seibumord. Ein bir Mann aus Frankfurt verliebte ſich in ie Frau eines Freundes und machte ihr in 0 auffälliger Weiſe die Cour. Da der atte ſeine Ehehälfte vernachläſſigte, ſo wur⸗ den die Aufmerkſamkeiten des Courmachers erwidert, und ſchließlich ging die kaum ver⸗ ſrathete Dame ſo weit, ihren Anbeter in eſenheit ihres Mannes zu empfangen. BDerſelbe, eiferſüchtig geworden, hatte Kennt⸗ niß von dem Rendezvous erhalten und ſtörte es höchſt unſanft durch ſein Erſcheinen. Es tam zu einer ſehr ſtürmiſchen Szene. Ber treuloſe Freund wurde hinausgeworfen, die Gattin bekam Ohrfeigen und eilte zu ihren Eltern, während ihr Geliebter einen Selbſtmordverſuch machte, der ungemein ori⸗ inell iſt. Er lebte nämlich in dem Wahne, aß Seife, und namentlich Schmierſeife, gifkig ſei. Infolge dieſer mangelhaften Kennt⸗ niſſe der chemiſchen Wirkung dieſes Stoffes, griff er in ſeiner Noth zur Schmierſeife, löſte eine gehörige Portion in Waſſer auf und trant Le es ſchanderhafte Gebräu. Der Reſt iſt— Schweigen. Doch dürfen wir verſichern, daß der Selbſtmordkandidat noch lebt.— Man ſieht, daß nicht immer der Seifenkonſum ein Gradmeſſer für die Kulturentwickelung iſt. — Das gelöſte Welträthſel. Ein amü⸗ ſanter Zwiſchenfall ereignete ſich— wie man ſchreibt— im Berliner Schauſpielhauſe, wäh⸗ rend der jüngſten Aufführung des Brachvogel⸗ ſchen Narziß, Unter laukloſer Spannung kichtete— 1. Akt.— Kahle⸗Narziß die Fragen über die End⸗Probleme aller Philoſophie an die Pagode. Er fräat nach dem Wiederſehen im Jenſeits nach Gott und der Unſterblichkeit, kach Vergeltung unſerer Thaten. Da— die Arbeſter⸗Penſſonsfrage eingehend erörtert und die Aufſtellung gemeinſamer Normen beſchloſſen, um die Angelegenheit in einer für Unternehmer und Arbeiter erſprieß⸗ lichen Weiſe zu löſen. Der Anſtoß zu dieſem Vorgehen dürfte in den bekannten belgiſchen Vorfällen zu ſuchen ſein.— Der Kaiſer verlieh dem Juſtizminiſter Friedberg anläßlich deſſen fünfzigjähriger Dienſtjubelfeier das Großkreuz des Rothen Adlerordens. Die Univerſitäten Tübingen, Berlin und Greifswald überſandten dem⸗ ſelben Ehrendiplome. Seine Geburtsſtadt Friedland ernannte ihn zum Ehrenbürger. — Die„Poſt“ meint, die Kirchenvorlage gelange erſt nach Oſtern im Abgeordneten⸗ hauſe zur Verhandlung. Das Haus werde morgen bis zum 4. Mai in Ferien gehen. Der Kronprinz iſt heute an den Maſern erkrankt. Hamburg, 14. April. Die„Hamb. Börſenhalle“ empfing über die Beſchießung Bimbias im Kamerun⸗ Gebiete direkte Berichte, aus denen Folgendes hervorgeht: Der König von Money⸗Bimbia hatte einen Oheim des Königs Bell ermordert, worauf der deutſche Gouverneur Soden ſich mit dem„Cyclop“ nach Money⸗Bimbia begab und den dortigen König aufforderte, an Bord zu kommen. Letzterer weigerte ſich und verlangte, der Gouverneur ſolle zu ihm kommen. Am folgenden Morgen beſchoß der„Cyelop“ die Ortſchaft und landete einen Theil der Mannſchaft, welche die Stadt zerſtörte. Der Gouverneur inſtallirte einen neuen König und ſetzte einen Preis auf die Einbringung des geflüchteten früheren Königs aus. Königsberg, 14. April. Im Diäten⸗ Prozeß Fiskus gegen Dirichlet verurtheilte das Oberlandesgericht den Beklagten zur Zahlung von 500 M. nebſt Zinſen an den Fiskus und erlegte Dirichlet den Ucberzeugungseid darüber auf, wie viel er aus der Kaſſe der Fortſchrittspartei er⸗ halten habe. Leiſtet Beklagter den Eid nicht, ſo hat derſelbe fernerweit 1500 M. nebſt Zinſen zu bezahlen. Die Entſchei⸗ dung über den Koſtenpunkt bleibt bis nach der Eidesleiſtung ausgeſetzt. Aus Hirſchberg(Oberſchleſien) kommt die Nachricht von eingetretenen Ueber⸗ ſchwemmungen. Die beiden Flüſſe Zacken und Bober ſind aus ihren Ufern gerreten. Mehrere Ortſchaften ſtehen unter Waſſer. Die Niederungen ſind hoch überſchwemmt und iſt das Waſſer noch im Steigen be⸗ griffen. Ausland. Wien, 12. April. Die hierher gelang⸗ ten Meldungen aus Tem svar, daß die in Oravitza ſtreikenden Bergwerksarbeiter die Beamtenhäuſer angezündet hätten, haben ſich nicht beſtätigt. Wien, 14. April. Das Gerücht von einer bevorſtehenden Begegnung des Zaren mit dem Sultan während des Aufenthaltes des Erſteren in der Krim iſt nach einer Meldung der„Polit. Corr.“ aus Peters⸗ burg vollſtändig unbegründet, dagegen ſei gewiß, daß der Sultan einen außerordent⸗ lichen Botſchafter zur Begrüßung des Zaren nach Livadia entſenden werde. Dieſe Miſ⸗ ſion ſoll der Miniſter des Aeußern Said oder der Juſtizminiſter Server Paſcha er⸗ halten. Knabenſtimme mit einem ſchüchternen, doch kräftigen„Ja!“ Um die andachtsvolle Stim⸗ mung war es natürlich für die nächſten Mi⸗ nuten geſchehen. Krankheit.„Nun, — Eine noch nicht beſſer?“—„Lieber Dottor, mein ſchlimmer. Mein Zuſtand wird täglich 8 Magenleiden geht mir nicht vom Halſe und mein Halsleiden habe ich bereits im Magen.“ — Der Geheimnißkrämer. Johann, was macht denn Ihr Herr, der Geheimniß⸗ krämerſ— O der iſt geſtern geſtorben, aber es wird ihm nicht angenehm ſein, wenn es die Leute erfahren, und deßhalb muß ich um Still⸗ ſchweigen bitten! ——————.....—........— Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Gr. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannheim. Mittwoch, 13. April 1886. Jakob und ſeine Söhne⸗ Muſikaliſches Drama in 3 Abtheilungen. Muſik von Mehul. .B. Inmitten aller Wandlungen, die die Oper bis auf die heutige Zeit erfahren hat, iümitten aller drohenden Stürme, die dem ſinnwidrigen Produkt einer künſtleriſchen Lüge das Leben ſchwer gemacht haben, ſtand und ſteht dieſes patriarchaliſch⸗keuſche Sittenhild und hat ſich auch heute noch dieſelbe Ein⸗ drucksfähigkeit bewahrt, die eine anſpruchs⸗ loſere Zeit noch viel mächtiger ergriffen haben mag, als es ſolcher ſich auf die un⸗ verdorbenen Gemüther unſerer Tage ver⸗ ſichert halten kann. In den geradeſten Linien bewegt ſich der jedem Gläubigen wohlbe ⸗ Däag, 13. April. Das Miniſterium hat ſeine Demiſſion eingereicht. Die Vor⸗ lage, betreffend die Verfaſſungsreviſion, iſt zurückg'zogen. London, 14. April. Lord Shaftesbury erſchoß ſich geſtern Nachmittag in einem Fiaker der Regent⸗Street. Der Beweg⸗ grund iſt unbekannt.— Das Unterhaus hat die zweite Leſung der iriſchen Ver⸗ waltungsbill auf den Antrag Morleys bis zum 10. Mai verſchoben. Konſtantinopel, 13. April. In einer geſtern an die Mächte gerichteten Note verlangt die Pforte kategoriſch die Ab⸗ rüſtung Griechenlands, in welcher hervor⸗ gehoben wird, daß nunmehr, wo die bul⸗ gariſche Angelegenheit durch die Zuſtim⸗ mung des Fürſten zu den Konferenzbe⸗ ſchlüſſen erledigt ſei, Mittel geſucht wer⸗ den müßten, um ein Ende der Dinge an der griechiſchen Grenze zu machen, da die kriegeriſche Haltung Griechenlands die Pforte nöthige, dauernd bedeutende Aus⸗ gaben zu machen, um die Armee auf dem Kriegsfuße zu erhalten. Sofia, 14. April. Die thatſächliche Verſchmelzung Oſtrumeliens mit Bulgarien wird unbeirrt weiter fortgeſetzt. Jetzt iſt für die oſtrumeliſchen Offiziere von dem Fürſten die bulga iſche Uniform angeordnet worden. Ein bulgariſches Reiterregiment geht als ſtändige Garniſon nach Philip⸗ popel; zahlreiche gegenſeitige Beamtenver⸗ ſetzungen haben ſtatigefunden. Neueſte Nachrichten. Stuttgart, 13 April. Unter Kanonen⸗ donner, Glockengeläute und dem Jubel der Bevölkerung haben heute, wie man der „A..“ telegraphirt, die Neuvermählten, Prinz und Prinzeſſin Wilhelm, ihren Ein⸗ zug in Stuttgart gehalien. Wien, 14 April. Wie verlautet, kam zwiſchen Oeſterreich und Deutſchland eine Telegraphenkonvention zu Stande, wonach der Wort⸗Tarif von 6. kr. auf 4 kr. herab⸗ geſetzt wird. Rom, 14. April. Depretis verlas in beiden Kammern das Dekret des Königs, welches die Seſſion vertagt. Die Sitzungen wurden ſofort geſchloſſen. Brindiſi, 14. April. Der Sanitätsroth konſtatirte das Auftreten ſporadiſcher Cho⸗ lera hierſelbſt in milderer Form. Konſtantinopel, 14. April. Das ſig⸗ naliſirte Rundſchreiben der Pforte an die Mächte, betreffend die Abrüſtung Griechen⸗ lands, weiſt noch darauf hin, daß, da die intern iionale Flotte in der Nähe der griechiſchen Gewäſſer, es wünſchenswerth wäre, wirkſame Maßregeln zu ergreifen, um Griechenland zur Abrüſtung zu zwingen. Die Pforte erſucht die Mächte, ihr die den Kommandanten des Geſchwaders gegebenen Inſtruktionen mitzutheilen. Vom Tage. Aus dem hieſigen Landesgefäng⸗ niſſe wurden heute früh nicht weniger als 26 Sträflinge in Begleitung von 14 Schutz⸗ leuten nach dem Aulaſgale zum Militär⸗ Erſatzgeſchäft durch die Straßen der Stadt transportirt. * Neues Hotel. Wir erfahren, daß ein Gaſthofsbeſitzer mit Herrn Maurermeiſter Geiſel wegen Ankaufs des Hotels„zum Markgraf Wilhelm“ in Unterhandlung ſteht und beabſichtigt derſelbe, das ganze Haus, deſſen innere Einrichtung ſchon darnach ge⸗ baut wurde, als Fremdenzimmer herzurichten und dadurch dem Hotel eine größere Ausdeh⸗ nung zu gehen. keit ſomit ſeiner edlen Diction eine rühm⸗ lichſte Ausnahme bildet von allem, was zu allen Zeiten in dem Falle„Operntext“ geſün⸗ digt worden iſt, in denſelben leicht verfolg⸗ baren Linien und Zügen verläuft die muſika⸗ liſche Struktur, deren wohlproportionirte Ge⸗ ſtaltung allerdings immer daſſelbe akademiſch — Geſicht zeigt,— deshalb auch niemals aufregt— aber immer Herz und Sinn ſo gleichmäßig erfriſcht, wie es den Körper ein Trunk friſchen Waſſers vermag. Ob nun jemand jene etwas primitive Art körperlichen Genießens ver⸗ ſchmäht und ſich zu Genüſſen mehr exotiſcher Art hingezogen fühlt, das iſt ein Moment des Bedenkens, den ich nicht ſo ganz von mir weiſen kann. Ich will niemanden ſein etwaiges natürliches Wohlgefallen an derartigen muſi⸗ kaliſchen Niederländern rauben, ich muß aber bek nnen, daß ich immer erſt gewaltiam die Bezi hungen zu ſolchen traditionellen Schön⸗ heiten conſtruiren muß, die 90 die mir allein ein gewiſſes, meine Seele befruch⸗ tendes Genießen ermöglichen, daß mich vor allem das magere, ſchlotterige Gewand ſtört, das der Componiſt mit ſeinem Orcheſterpart ſeiner Oper umgehängt. Da geht ſogar wenig vor, rythmiſch und modulgtoriſch wird weder des Guten noch des Schlechten zu viel gethan, dagegen bezeigt ſich Mehul als ein meiſter⸗ hafter Contrapunctiler, der allerdings mit den einfachſten Mitteln eine feſſelnde Selbſtſtändig⸗ keit den einzelnen Stimmen zu bewahren vexſteht. Doch ift's das eine, was mich immer bedenklich macht, warum durfte und konnte ſich der Componiſt eine ſchwerwiegende Anzahl von dramatiſchen Höhepunkten, 3 B. die Dialogſtelle zwiſchen Jakob und Simeon, wo erſterer die furchtbare Schuld ſeiner rage muß wohl ähnlich im Katechismus t, icallt nom Vofen S herab eine kannte Stoff, deſſen dramatiſche Verwendbar⸗ Söbne erfäbrt, wie konnte ſich ein drama⸗ 7 Iſaac Främer. Am vergangenen Kon⸗ tag wurden die letten Reſte des nach ſur neuntägigem Krankenlager im nahezu vollen⸗ deten 69. Lebensjahre ſeiner Familie jäh ent⸗ riſſenen Herrn Iſaac Krämer zur eibigen Rühe gebettet. Schlicht und anſpruchsſos war der Verſtorbene jeder Zeit im Lehen geweſen und doch wie groß muß deſſen Be⸗ liebtheit allgemein geweſen ſein. denn nahezu unabſehbar war die Zahl Derer, die ſeiner Bahre folgten. Faſt ein Lebensalter wirkte der Verewigte am hieſigen Platze als Kauf⸗ mann in der Tabakſirma D. Krgemer Söhne, deren einer Mitgründer er geweſen, und noch bis kurz vor ſeinem Tode war er unabläſſig in ſeinem Berufe thätig; auch hier war ſein Grundſatz ſtets: Schlicht, gerade und rechtlich, Eigenſchaften, die ihm ein dauerndes ehren⸗ volles Andenken ſichern werden. Auch die Armen verlieren einen werkthäligen Wohl⸗ thäter, der gar manche Thräne trocknete und im Stillen viel Gutes that. Möge ihm die Erde leicht ſein! + Der Geſangverein Erholung wirt Anfangs d. J. ſeine Fahnenwe he ab⸗ halten; die Fahne, mit deren Anferligung be⸗ reus begonnen iſt, wird ein Meiſterſtück der Kunſtſtickerei ſein; die diesbezüglichen Vorbe⸗ reitungen ſind bereits getroffen und wird dieſer Verein alles aufbieten, um dieſe Feier ſo viel als möglich glänzend zu geſtalten. + Fleiſchtontrole. Durch die hieſige Polizei wurden heute die Fleiſchſtände, insbe⸗ ſonders aber dieienigen Stände auf welchen junge Zicklein zum Verkaufe angeboten wur⸗ en, einer genauen Controle unterworfen. .Exceß. Zwei Orangenverkäufer geriethen geſtern Nachmittag derart mit inander in Con⸗ 16 ſo daß dieſelben zur Wache verbracht wurden. * Beſitzwechſel. Frau Notar Kohler Wwe kauf e von den Herren Gebrüder Hofmann, Baugeſchäft hier, die Hälfte des Doppelhauſes„Die 4 Jahreszeiten“ an der Bahnhofſtraße, früher Baumſchulgärten, zum Preis von M. 45,000. * Schlechte Aufſicht hätte geſtern Mit⸗ tag leicht die Urſache eines art Zeren Unfalls 3 0 können. Eine Locomobile der ſtädtiſchen bfuhranſtalt ſtand während der Mittags⸗ auſe in der kalten Gaſſe, von einem Arbeiter eaufſichtigt. Dieſer muß nun gar keine Kenntniß von der Behandlung einer Dampf⸗ maſchine haben, denn er heizte dieſelbe über⸗ mäßig nach und als der Dampf zu viel wurde und durch das Sicherheitsventil entſtrömte, ſuchte er dies noch zu hindern. Enige Vor⸗ übergehenden, die ihn noch auf die Gefahr aufmerkſam machten, erhielten von ihm noch ungebührliche Antworten, bis ſchließlich ein Schutzmann kam, der dafür Sorge trug, daß der Dampf ungehindert der Maſchine ent⸗ ſtrömen konnte. Hier wäre eine beſſere Be⸗ aufſichtigung ſehr am Platze. Athletenelub Germania. In der geſtrigen Generalverſammlung, die zahlreich beſucht war, konnte ein günſtiger Kaſſenſtand konſtatirt werden und befriedigte auch der übrige Theil des Berichts in jeder Weiſe. In den Vorſtand wurden gewählt die Herren: Leonhard Holländer als erſter, Friedrich Ragun als zweiter Präſident, Ludw. Savary um Jean Kunzmann zum aſſier, F Klaßner zum Oekonom, K Hoppes und Friedr. Brünle zu Beiſitzern und Jakob Böhm zum Diener gewählk. Es wurden erner zwei Mitglieder beſtimmt, die ſich an em demnächſt ſtattfindenden Preiskonkurrenz⸗ kampf in Elberfeld betheiligen ſollen. * Unſug und Sachbeſchädigung. Nicht ſelten kommt es vor, daß junge Leute, wenn ſie des Nachts in heiterer Laune die Straßen paſſiren, an den Waſſerfäſſern der Fuhrwerks⸗ beſitzer die ausſchlagen und das Waſſer laufen laſſen. Dieſe Leute ſcheinen teine Ahnung von der Strafbarkeit ihrer Handlungen zu haben, denn abgeſehen von dem Unfug, der in der Regel vom Bezirks⸗ amt mit Geldſtrafen belegt wird, können die⸗ ſelben auch wegen Sachbeſchädigung gerichtlich verfolgt werden. Die Fuhrwerksbeſitzer ſind verpflichtet, ihre Waſſerfäſſer während der Nacht gefüllt zu halten und verfallen in Strafe, wenn dies nicht der Fall iſt, und ſollten, abgeſehen von dem Verluſt an Waſſer, das ja hier, ſobald es am Haus iſt, Geld iſt, ſolche Unannehmlichkeiten doch nicht muthwillig herbeigerührt werden. tiſcher Componiſt ſolche Augriffspaukte in wenig taktiſcher Weiſe entgehen laſſen und deren Ausmalung dem dürren geſprochenen Worte überlaſſen? Chören und Enſembleſätzen die nöthige Klaug, fülle, beſonders erſtere klangen, als ob die Khrperſchaft decimirt worden ſei. Nicht allein ſchlecht wurde geſtern ge⸗ ſprochen, nein, es wurde auch noch je nach nationaler Abſtammung Dialekt geſproten. Ich weiß nicht, ob alle Theaterbe ſucher über den Gebrauch der deutſchen Sprache ſo puritaniſch denken, wie ich, ein derar⸗ tiges bundesſtaatliches Sprachkonalomerat erſcheint mir vom Uebel. Wenn ſich auch mancher und manche geſtern des öfteren unbehaglich fühlten, muß man doch zugeben, daß gut geſungen wurde. Da iſt ia zunächſt der ehrwürdige Jacob, den Knapp mit im⸗ ponirendem Nachdruck zu geſtalten weiß; dann der Joſeph, den Herr Götſes, wenn ich jene Takt--rangirungen vergeſſen will, hoheitsvoll verkörpert an Herrn Göties die Bitte richten, daß er die Arme, wenn er ſie einmal bewegt, daß er ſie dann auch ihrem ganzen Umfang na bewegt und nicht immer mitten drin einhält Sollte das noch nie einem der Herren Regiſſeure min keben ſein? Ich meine doch, das müßte man ſehen, auch ohne beſonders für Plaſtik empfängliche Augen zu beſitzen Als Simeon hat Herr Kraze, einige Uebertreibungen ab⸗ exechnet, eine tüchtige Leiſtung geboten, wie ich dieſer Sänger überhaupt in Partien exaltirten Charakters entſprechender zu finden weiß, als in ſolche, die ihre Gefühle„canti⸗ lenenartig“ zu ergießen haben. Reizend in anmuthsvoller Unſchuld erſchien der Beniamin u nennen. Darf ich des Frl. Sorger. Im vermißte geſtern des öftern in den