s tes 8021 n Abonnementsprers: Pro Monat 50 Pfg.— Auswärts durch dir Poſt 65 Pg Man abonnirt in Mannheim bei der Expebition E 63 2, ſowie be allen Zweig⸗Expeditionen und Trägerinnen.— Auawärts bei allen Poſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Herausgeber Or. jur. Hermann Daas in Mannheim — 94. We Unſere heutige Nummer umfaßt mit der Gratisbei⸗ des General⸗Anzeiger 16 Seiten. Rede des Reichstagsabge⸗ ordneten Liebknecht in Mannheim. (14. April 1886.) IV lage des * Die weitere Folge iſt, daß der Natio⸗ nalreichthum, welcher rieſig ſteigt, durch die Maſchinerie ſich in den Taſchen der Großkapitaliſten concentrirt; der goldene Mittelſtand aber, auf den man fruͤher ſo ſtolz war, verſchwindet vollſtändig;(ſehr richtig); ja, ich behaupte, er iſt in Deutſch⸗ land bereits verſchwunden; unſer kleines Handwerkerthum iſt zu Grunde gerichtet. Die jetzigen Leiter der Regierung wol⸗ len nun nicht die Quelle des Uebels ver⸗ ſtopfen. Man gibt wohl zu— ſelbſt Profeſſor Wagner, der konſervative Führer, räumt dies ein—, daß in dem Umſtande, daß die Arbeitsinſtrumente blos das Mo⸗ nopol einer kleinen Klaſſe ſind, zum großen Theile die Urſache des Niedergangs des kleinen Handwerks zu ſuchen iſt. Je nun, wenn man dies einſieht, warum verſtopft man denn dieſe Quelle des Uebels nicht? Aber daran denkt man gar nicht; man will die ſoziale Frage nach einer Seite hin löſen, wo dies gar nicht ausgeführt werden kann. Man will die ſoziale Frage löſen durch die„Innungen“. Was ſind denn dieſe? Sie ſind einfach entweder gar Nichts oder verſchämte Zünfte. Dieſer Verſuch, die ſoziale Frage durch die Innungen zu lö⸗ ſen, kommt mir gerade ſo vor, wie wenn Jemand den Verſuch machen wollte, den jungen Adler, der dem Neſte entflogen und nun hoch in den Lüften ſich in der Frei⸗ eit tummelt, einzufangen und ihn wieder in das Ei, deſſen Hülle er geſprengt, ein⸗ zuſchließen. Der Verſuch, durch die In⸗ nungen der Ueberproduktion entgegenzuar⸗ beiten, iſt lächerlich, kindiſch. Bei der Produktiou, wie ſie früher das kleine Handwerk hatte, wäre Deutſchland noch im Stande, ein Drittel ſeiner Bevölkerung zu ernähren. Durch unſere moderne Groß⸗ induſtrie aber iſt die Produktion in enor⸗ mer Weiſe geſtiegen, ſo daß wir heute an Kleine Mittheilungen. — Ueber Viktor Scheffel's Familie bringt die Münchener„Allg. Ztg. folgende Mittheilungen: Scheffel war verheirathet mit Der Tochter des früheren königl. bayriſchen Geſandten in Karlsruhe, Adolf Freiherrn v. Malzen. Die Ehe, obwohl aus gegenſeitiger Neigung geſchloſſen, war nicht glücklich; die junge Frau konnte ſich in das leidenſchaftliche reizbare Weſen des Dichters nicht finden, kurz, nach jahrelangem Kämpfen und Aufregungen kam es eines Tages zu einem heſtigen Auf⸗ tritt, in Folge deſſen die junge Frau das Haus verließ, um nicht mehr wiederzukehren. Wie die Blätter meldeten, iſt kurz vor Schef, fels Tode noch ein Wiederſehen und wohl auch eine Ausſöhnung zwiſchen den ſeit 20 Jahren getrennt geweſenen Gatten zu Stande gekommen; Schefſel hatte in der wochenlangen Agonie wiederholt tiefe Sehnſucht nach ſeiner Gattin geäußert, und auf Intervention eines Freundes ſoll dieſe, welche in München lebt, nach Karlsruhe an das Sterbelager des Dich⸗ ters geeilt ſein. Scheffel hinterläßt einen Sohn Viktor, der ſich der militäriſchen Lauf⸗ bahn widmet und bei den Garde Ulanen in Potsdam ſteht. Derſelbe war, als die Eltern ſich trennten, erſt einige Jahre alt und blieb zunächſt bei der Mutter, bis der Dichter durch einen Handſtreich ſich in den Beſitz ſeines Kindes ſetzte, das er fortan wie ſeinen Aug⸗ apfel hütete. Bemerkenswerth iſt, daß der einzige Bruder des Dichters, der vor etwa 10 Jahren in Karlsruhe verſtorbene Karl Scheffel, geiſtig und körperlich verkrüppelt war. Dagegen war ſeine Schweſter Marie, die in jungen Jahren, im Jahre 1856, in München von der Cholera dahingerafft wurde, nicht nur ein ſchönes, liebenswürdiges Mäd⸗ Anlerttonsprets: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 80 Pſg Anfeigen werden von allen Annoncen⸗Expevitionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Rotatiousdruck der br. H. Haas'ſchen Kuchdruckerei, E6,9 neben der katboliſchen Spitalkirche in Mannheim Telephonanſchluß Nr. 218. Mannbeimer Volksblatt und Handels⸗Zeitung. einer rieſigen Ueberprodutlion zu leiden haben. Wir wollen nun dieſem Uebelſtande durch das Prinzip der Aſſociationen abhelfen und damit dem kleinen Handwerker die Mög⸗ lichkeit verſchaffen, die Concurrenz aus⸗ zuhalten. Die Hunderttauſende von armen Tröpfen aber können die Millionen, welche nöthig ſind, nicht zuſammenſchießen; da müſſen ſie ſich eben an den Staat wen⸗ den. Eine Aſſociation von 1000 Hand⸗ werkern, die allenfalls im Stande ſind, die Mittel zuſammenzuſchießen, um Maſchinen anzuſchaffen, könnte die Concurrenz mit den Großkapitaliſten nicht aushalten; das iſt einfach unmöglich; denn der Letztere kann auch mit einem kleineren Profit zufrieden ſein, da er denſelben allein in die Taſche ſteckt, während bei jener der Profit unter Tauſende vertheilt werden muß. Da iſt es eben die Pflicht des Staa⸗ tes, helfend einzutreten und die Mittel zu gewähren, um ſolche Arbeiteraſſo⸗ ciationen zu ermöglichen, welche im Stande ſind, die Concurrenz mit den Großkapitaliſten auszuhalten. Allein da⸗ rauf will der Staat ſich nicht einlaſſen; er glaubt auf anderem Wege den Uebel⸗ ſtand beſeitigen zu können, z. B. durch die Schutzzölle, durch den„Schutz der nationalen Arbeit.“ Aber was iſt denn damit erreicht worden? Man hat wohl hie und da gehört, daß einzelne Kapita⸗ liſten höhere Preiſe erzielt haben, allein davon, daß auch eine Erhöhung der Löhne, die man vorausſagte, eingetreten iſt, hat man nirgends etwas vernommen. Das Gegentheil iſt vielmehr eingetreten. Die Lebensmittel ſind theurer geworden, ſo daß der kleine Vortheil, den die Schutzzölle etwa zur Folge gehabt haben, 10⸗ und 20fach wieder aufgehoben worden iſt. Man hat weiter dem kleinen Bauer durch Kornzölle helfen wollen. Ja, da ſind denn die Herren Agrarier, Groß⸗ grundbeſitzer, gekommen, haben dem armen Teufel von Bauer vertraulich auf die Schulter geklopft und ihm geſagt:„Schreit nur recht laut, dann können wir Euch helfen.“ Der Bauer iſt natürlich auf den Leim gegangen; er glaubte, nun ein reicher Mann zu werden. Was war die Folge? Die Herren Agrarier, welche die Scheffel war, wie die meiſten großen Dichter ein echter Sohn ſeiner Mutter; von ihr, einer lebhaften, aufgeweckten, allen——— Beſtrebungen mit Liebe zugethanen Frau, hatte er ſeine lebhafte Phantaſte, ſeinen Hu⸗ mor, ſeine dichteriſche Begabung geerbt, ſie war ihm Mutter, Freundin und Beratherin zugleich, ſie vegte ihn zur Produktion an, be⸗ ſprach mit ihm ſeine Entwürfe, freute ſich mit ihm ſeiner Erfolge. Der Vater Scheffels, wie bereits erwähnt, badiſcher Genieofſtzier, war ein herzensguter, biederer und ſchlichter Mann, der ſich allgemein vollſter Liebe und Verehrung erfreute. Beide Ehegatten ſtarben, die Mutter zuerſt, der Vater nicht lange Zeit nach ihr, zu Anfang der 70er Jahre. Die Familie Scheffel ſtammt aus der ehemals freien Reichs⸗ jetzt badiſchen Amtsſtadt Gengen⸗ bach im Kinzigthal; der Großvater des Dich⸗ ters war der letzte Stiftsſchaffner(Domänen⸗ verwalter) des reichsunmittelbaren Benedik⸗ tinerſtifts Gengenbach. — Eine luſtige Streich⸗Geſellſchaft. Ein jovialer Bierwirth in der Roſenthaler⸗ ſtraße, Berlin, der im Begriff war, ſein Gar⸗ tenlokal für die Saiſon herzurichten, hatte außer einer großen Anzahl von Tiſchen und Stühlen auch eine große Halle friſch anzu⸗ ſtreichen, eine Arbeit, die er mit Hilfe ſeiner Kellner zu verrichten gedachte, die aber nicht gehörig gefördert werden konnte, weil die Leute bei dem flotten Rüſtaurationsgeſchäft nicht recht zur Streicharbeit abkommen konn⸗ ten. Da kam dem Wirth, der zu der Auf⸗ eiterungsarbeit keine Maler bezw. Anſtreicher eranziehen mochte, eine glorreiche Idee. „Kinder,“ ſagte er zu ſeinen Stammgäſten, ich gebe eine Pulle Sekt zum Beſten, wenn Für beim Streichen helft.“ Das verſing. Alle Organ für Jedermann. ——————————— Mittwoch, 21. April 1886. Bewegung in Szene geſetzt hatten, ver⸗ kauften Korn in Maſſe und bereicherten ſich, während die kleinen Bauern, die nur wenig abſetzten, zwar erhöhte Preiſe er⸗ zielten, aber für die Waaren, die ſie in der Stadt kauften, auch höhere Preiſe zahlen mußten und ſomit alle Vortheile, wieder verloren, welche ſie durch die Kornzölle gewonnen hatten.— Und zu⸗ letzt, als die Welt ganz mit Brettern vernagelt war, da verfiel ein großer Geiſt auf das große Afrika, auf die Gründung von Kolonien. Nun, bei uns im nördlichen Deutſch⸗ land war und iſt das Volk von dieſer Idee nicht ſo ſehr begeiſtert; aber hier, fern von der deutſchen Meeresküſte, in Süddeutſchland betrachtet man das große Afrika wie eine Fata morgana. Nun, was iſt denn aus unſerer Colonialpolitik geworden? Ich habe einen Schwager, mit welchem ich mich einmal über dieſen Gegenſtand unterhielt; derſelbe ſagte mir bei dieſer Gelegenheit, in einigen Jahren würde bei uns Niemand mehr an die Colonialpolitik glauben und man würde von derſelben nicht mehr reden, ohne ſich darüber zu ſchämen.(Sehr richtig.) Diejenigen Länder, in denen noch etwas geholt werden kann, ſind ſchon lange be⸗ ſetzt. Es hat viele Leute gegeben, die von der Colonialpolitik auf's Aeußerſte ent⸗ zückt waren und da ſagten: Ja, der Fürſt Bismarck, der iſt der Mann; der hat Deutſchland zur erſten Continentalmacht, ſeit dem Jahre 1884 aber zur Weltmacht erhoben, vor der ſelbſt England die Segel ſtreichen muß. Nun, das iſt denn doch gewiß der hochgradigſte Wahnſinn!— Es wird mir da ſoeben ein Schreiben der Firma Wörmann in Hamburg gereicht, das ich zur Belehrung ſolcher junger Leute, welche etwa für Kamerun ſchwärmen, zur Verleſung bringen will.(Redner verlieſt das Schreiben, in welchem genannte Firma die Anfrage eines jungen Kauf⸗ mannes, ob er bei der afrikaniſchen Han⸗ delsniederlaſſung jener Firma eine Stellung erhalten könne, verneinend beantwortet mit dem Anfügen, daß es für einen Europäer überhaupt nicht rathſam ſei, nach Kame⸗ run zu gehen, da das dortige Klima dem⸗ ſelben nicht zuſagend ſei.) Nun, dieſer — 5BBF——————————————————— Herr Wörmann hat am Lauteſten in das Horn der Colonialpolitik geblaſen; natür⸗ lich, er hat davon den größten Vortheil, er hat ein großes Vermögen; aber was für Vortheile können dem deutſchen Handels⸗ ſtande erwachſen aus dem Handel mit den afrikaniſchen Häuptlingen und Königen, die für eine halbe Flaſche Schnaps ihr Königreich verkaufen, wobei das König⸗ reich vielleicht noch weniger werth iſt als die halbe Flaſche Schnaps.(Heiterkeit.) Was war denn das Programm der Colontalpolitik? Man wollte der Ueber⸗ produktion an Menſchen und Waaren ab⸗ helfen. Aber iſt denn wirklich eine ſolche bei uns vorhanden? Das iſt blos rela⸗ tiv richtig. Die meiſten Auswanderer wandern nicht deshalb aus, weil eine Ueberproduktion von Menſchen vor⸗ handen, ſondern einfach, weil ſie ſich nicht ernähren können und was die Ueberpro⸗ duktion an Waaren betrifft, ſo frage ich: haben wir wirklich in Deutſchland ſo viele Waaren, ſo viele Häuſer, ſo viele gute Wohnungen, ſo gute Kleider, daß wir nicht noch mehr, noch beſſere brauchen könnten? Die Armuth iſt da. Es geht bei uns Hunderttauſenden von armen Leuten wie dem Tantalus in der griechi⸗ ſchen Mythologie, über deſſen Haupt die herrlichſten Früchte ſchwebten und vor deſſen Munde Waſſer floß; ſo oft er aber ſeine Arme ausſtreckte, um nach den Früchten zu greifen, oder mit dem Munde nach dem Trinkwaſſer haſchte, um ſeinen Durſt zu löſchen, wichen Früchte und Waſſer zurück. So leben auch bei uns Millionen von Menſchen in Armuth und Elend, während vor ihnen als Ueberpro⸗ duktion eine Maſſe von Waaren liegen, mit denen dem Elend theilweiſe abgeholfen werden könnte; aber blos theilweiſe; denn dieſe Ueberproduktion von Waaren würde blos für die Klaſſe der oberen Zehn⸗ tauſend reichen— Bei der letzten Volks⸗ zählung in Leipzig war ein junger Student, Gegner der Sozialdemokratte, als Zähler genannt worden; derſelbe kam nach der Volkszählung zu mir und ſagte mir:„Ich habe Ihnen Unrecht gethan; ich habe mich überzeugt, daß die Menſchen in Maſſe in einem Elend wohnen, wel⸗ ches ich bisher als unmöglich betrachtet chen, ſondern auch eine reich talentirte Malerin. erklärten ſich bereit und kauften ſogar für das eigene Geld die Pinſel, die ſie zur Arbeit brauchten. Mit wüthendem Eifer ſtürzte ſich die Geſellſchaft ans Werk.. und in kaum einer Stunde war die große Halle geſtrichen. Und dabei waren ſie ſo in Schwung gerathen, daß ſie dem Wirth zuriefen:„Junge, wenn Du noch eine Pulle gibſt, ſtreichen wir Dir das ganze Haus on!“ — Feiues Gehör. Der Herr Haupt⸗ mann b. X. iſt ein ganz beſonderer„Freund“ der Einjährigen und läßt dieſe Kinder ſeiner Kompagnie ſeine Gewogenheit bei jeder Ge⸗ legenheit fühlen. Iſt irgend etwas paſſirt, das gegen militäriſche Vorſchriften, Exerzier⸗ reglement ꝛc. verſtößt, ſo kann das immer nur ein Einjähriger geweſen ſein. Bei Ge⸗ legenheit einer militäriſchen Leichenparade paſſirte bei Abgabe der Ehrenſalven, das in den Augen eines jeden Militärs ſchreckliche Verbrechen, daß ein Mann der Kompagnie des Herrn Hauptmanns vorſchoß und ſo die ganze Ehrenſalve verdarb. Nach Einrücken der Kompaguie im Kaſernenhofe befahl der Herr Hauptmann:„Einjährige vorl Die Einjährigen haben Alle drei Tage Stuben⸗ arreſt wegen des verfluchten Vorſchießens. Ich habe ganz genau am Knalle gemerkt, 75 99s nur ein Einjähriger Ke ſein ann!“ — Während des letzten Lebensjahres Benedict's V.(1758) kam der Cardinal Camerlengo zu ihm und erzählte dem Papſte, daß ein Engländer täglich das Capitol auf⸗ ſuche, ſich regelmäßig tief vor der Büſte des Zeus verbeuge und dazu ſpreche:„Sch hoffe, Sire, daß Sie, wenn Sie jemals wieder zu Gewalt kommen, es mir nicht vergeſſen wer⸗ den, daß ich niemals den Reſpekt vor Ihnen aus den Augen gelaſſen habe.“ Der Papſt lachte laut auf.„Dieſe engliſchen Ketzer,“ rief erl,„wollen nun einmal in ihrer eiſe zum Teufel fahren.“ — 10 0 wie bald!“ Von einem herhen Geſchick iſt die wegen ihrer wahrhaft claſ⸗ ſiſchen Schönheit berühmte Schauſpielerin Giulia Negri vom„Dal⸗Verme Theater“ in Mailand ereilt worden. Die junge Dame, eine ſehr gewandte Reiterin, ſtürzte vor⸗ einigen Tagen auf einem Spazierritt mit ihrem Pferde und wurde, mit ihrem Reit⸗ kleide am Sattel hängen bleibend, von dem ſich wieder aufraffenden und wild auf der Landſtraße dahinſtürmenden Roſſe ſo un⸗ glücklich nachgeſchleift, daß ſie ſchreckliche Ver⸗ letzungen im Geſicht, eine Zertrümmerung des Naſenbeins ꝛc. davontrug. Mit ihrer berühmten Schönheit dürfte es für immer vorbei ſein! „— Leichte Erklärung. Sohn:„Vate iſt es wahr, daß auf dem Monde auch Men. ſchen wohnen?“ Vater(welcher glaubt, ſeine Unkenntniß nicht perrathen zu dürſen):„Ge⸗ wiß, mein Sohn.“ Sohn:„Aber wo bleihen denn die Menſchen wenn der Mond abnimmt?“ Vater:„Die nehmen auch ab.“ — Impromptu, In einer Geſellſchaft wurde der Dichter Burmann erſucht, auf die Silben;„Die, do, dumm!“ einen Vers zu improviſiren. Sofort ſproch er: Frau Dido lebte froh;— Doch brachte ſie ſich um,—So⸗ bald Aeneas floh;— Das war von„Dido dumm!“ — Nutzen der Mythologie.„Dann äh, bitte, Herr Hofmeiſter, wünſche ich, daß meine Kinder auch in der Mythologie ein wenig eingeweiht werden, heutzutage iſt das nothwendig, ſchon wegen der Hunde⸗ und Pferdenamen.“ — — a. ————— . — S——1 — 805 2. Sefke. Badiſche Volks⸗Zeitung. 21. April. habe.“ Ich kenne das Elend auch; ich verkehre viel, ja immer mit dem Volle, ich ſtehe mitten im Volke; aber in der Lage, in der ganzen Lebenshaltung, wie ſie bei den meiſten kleinen Handwerkern und Bauern herrſcht, wüßte ich nicht, wie ich darin auskommen ſollte, obwohl ich kein Koſtverächter bin; alſo, Waaren ſind noch lange nicht genug vorhanden. Wir können immer noch beſſere Häuſer, beſſere Wohnungen, beſſere Kleider ꝛc. brauchen und da komme ich denn auf das thörichte Wort, auf den albernen Vorwurf, den man uns macht; wir pflegten die Unzu⸗ friedenheit. Ja das Ideal unſerer Geg⸗ ner iſt: die Arbeiter ſind zufrieden, auch wenn ſie arm und elend ſind. Aber wie ſollte denn eine Conſumtion der Güter, wie ein Verkauf der produzirten Waaren ſtattfinden, wenn die Arbeiter zufrieden find, wenn ſie keine Bedüuͤrfniſſe haben? eneeee. Soziales und Arbeiterbewegung. *Wir erhalten folgende Zuſchrift: Ludwigshafen, 19. April 1886. Un den General⸗Anzeiger von Ludwighhafen. Der hieſige General⸗Anzeiger beliebt in ſeiner heutigen Nummer meine letzte Erklä⸗ in Ihrem Blatte mit der Bezeichnung „liebenswürdige Schmeicheleien verbunden mit obligaten Schlagwörtern“ abzukanzeln. Dieſe Spezies von Entgegnung iſt ſchon ſehr alt, ja ſchon älter als der General⸗Anzeiger und deßhalb ſo billig wie Brombeeren. Neben⸗ bei geſagt, liegt mir nichts ferner, als mit dem General⸗Anzeiger„anzubinden“ oder gar zu polemiſiren, denn ſein gewöhnlicher Inhalt iſt mir höchſt gleichgiltig; aber er hat ſich in die Bruſt geworfen um in Kanzeltönen die hieſige böſe Lohnſchreiberzunft zu desavouriren in Bezug auf Nachrichten, welche die hieſige Arbeiterbewegung betreffen. Iſt es vielleicht nicht wayr, daß bei der letzten Reichstagswahl von der hieſigen Be⸗ hörde Verſtärkung der Gensdarmerie verlangt wurde? daß das Einrücken des Militärs mit Freuden begrüßt wurde? daß die Einſchwö⸗ rungen der„hieſigen jungen Bürger“ gerade wegen den den Frieden ſtörenden Sozialdemo⸗ kraten vorgenommen wurde? daß die hieſige Gensdarmerie am letzten Mittwoch ganz be⸗ deutend verſtärkt wurde? daß Gensdarmen dem hier friedlich promenirenden Hrn. Lieb⸗ knecht wie einem Spitzbuben auf der Ferſe folgten? daß des Abends während die Ver⸗ ſammlung in Mannheim ruhig tagte, bedeu⸗ tend verſtärkte Gensdarmeriepatrouillen in der Stadt wie auch auf dem Hemshof die höſen Sozialdemokraten aufzuſtöbern ſuchten? Solche Eigenthümlichkeiten hat eben nur Lud⸗ wigshafen gufzuweiſen und ſie laſſen ſich auch nicht vertuſchen. er Generalanzeiger hat bis jetzt zu allem erſt ritterlich geſchwiegen, er wird auch noch weiter ſchweigen bis ein⸗ ſteus die Bewegung abgeſchloſſen iſt, um über iemand vorher den Stab zu brechen.“ Es iſt ein Glück daß nicht jedermann genöthigt iſt aus der trüben Quelle des Generglanzei⸗ ger ſeinen Wiſſenstrunk zu ſchöpfen. Ich ſpe⸗ ziell lann zu meiner Freude konſtatiren, daß ich nicht auf die geiſtigen Produkte des Gene⸗ ral⸗Anzeigers angewieſen bin, denn die geiſti⸗ jen Broſamen die von ſeinem Tiſche fallen, f0 etwas gar zu mager. Aber mit Freuden egrüße ich ſeine vertrauliche Mittheilung, daß er den Stab über niemand breche, der noch nicht verurtheilt iſt. Hätte er früher auch ſchon ſo gedacht und gehandelt, ſo wäre ihm viet Bitteres erſpart geblieben. Jeden⸗ falls wäre es conſequenter geweſen der Ge⸗ neral⸗Anzeiger hätte ganz geſchwiegen, denn in dieſem Fälle hätte er wenigſtens nicht die ührigen ſtädtiſchen Beamten verdächtigt, denn wir haben Zeit, den Schuldigen unter den — ſtädtiſchen Beamten zu errathen bis ber den Schuldigen uns der Generalanzeiger vertraulich aus Zweibrücken berichten wird. Ein ſolches Blatt iſt gewiß geeignet zum zu⸗ künftigen Amtsverkündiger des Bezirksamts Sudwigshafen und möchte hierdurch anderen — Der Commerzienrath Schmidt war Seine Familie läßt, wie üblich, en Todesfall in den Kreiſen der kleinen Stadt anſagen. Der geiſtvolle Burſche des Hauptmann von Müller nimmt die Trauer⸗ anſage entgegen und beeilt ſich, der Herr⸗ aff die gerade beim Kaffee fitzt, folgende eldung zu machen:„Einen ſchönen Gruß vom Herrn Commerzienrath Schmidt, und er wäre geſtern eſtorben, und morgen um vier Uhr ſei ſeine Beerdigung.“ — Ein älterer Herr erwartet die Eltern eines reizenden, im Salon ſpielenden Bebes. Die zutrauliche Kleine klettert dem Gaſt auf die gniee, ſpielt und tändelt mit ihm, plötz⸗ lich ſpringt ſie auf das Sopha auf dem ihr ſchnell erworbener n 115 ſtarrt mit roßen Augen auf deſſen bedenkliche Glatze, fe mit ihrem Pätſchchen wie liebkoſend ber dieſelbe und fragt dann theilnahmsvoll: „Nicht wahr, Onkel, darauf haut man Dich, wenn Du nicht artig biſt?“ — Eine hübſche Scheffel⸗Anekdote iſt in der„Züricher Ztg.“ enthalten: Scheffel erzählte einſt bei einem Beſuche dem Ver⸗ „Ich ſpazierte einſt mit meinem Sohne auf den Hohentwiel. Am Grenzpfahl enter⸗ halb des Berges ſtand eine Bude mit Photo⸗ graphien und die Verkäuferin ſtreckte mir anz harmlos mein eigenes Bild hin und orderte mich auf, es zu kaufen.—„Was 5 denn das für ein Kerl?“ fragte ich.—„ bitte,“ verſetzte ſie eifrig,„das iſt kein Kerl! Da iſt ja der Herr Dr. v. der uns das ſchöne Buch über den Hohentwiel ge⸗ ſchrieben hat.“—„So,“ ſagte ich,„was iſt denn aus dem geworden?“—„Ach,“ ſagte ſie, der iſt nun ſchon lange todt, aber es war ein ſehr guter Herr!“ — Der Druckſ⸗hletenel hat in Greiz ſ Gang ablaufen, indem ich ihn dazu vor⸗ chlage. Achtungsvollſt Ehrhart. Berichtigung: In meiner Erklärung ſoll es heißen: der hieſige Bürgermeiſter wurde von München zurückberufen, wo er ſich in ſtädtiſchen Aufträgen aufhielt und nicht nach ünchen berufen. — In Frankfurt a. M. legten geſtern Vormittag die Setzer des Frankfurter Intel⸗ ligenzblattes die Arbeit nieder. Die Striken⸗ den geben als Grund ihres Vorgehens ein⸗ ſeitige Abänderung des Tarifs und fortgeſetzte Maßregelungen ſeitens der Firma an. Politiſche Ueberſicht. Deutſches Reich. Berlin, 19. April. Wegen Mißhand⸗ lung des Kriminalſchutzmanns Ihring in einer Verſammlung des Arbeiterbezirks⸗ vereins am 2. Februar d. J. wurde heute der Tiſchlergeſelle Robkiewitſch vom Schöffengericht freigeſprochen, da der Ge⸗ richtshof der Recognition des Angeklagten durch den Beamten keinen Werth beilegte. — Die Beſchwerde der Rechtsanwälte Munkel und Freudenthal in der Ihring'⸗ ſchen Angelegenheit wegen Nichteinſchrei⸗ tens gegen denſelben iſt von der Staats⸗ anwaltſchaft zurückgewieſen worden. Ausland. Wien, 19. April. Die Stadt Stryj iſt faſt ganz abgebrannt; 650 Häuſer liegen in Aſche, darunter alle öffentlichen Gebäude und die Kirche, deren einſtürzen⸗ der Thurm drei Perſonen begrub. Bis jetzt ſind fünfzehn verbrannte Leichen ge⸗ funden. Im Ganzen ſind 40 Perſonen verbrannt. Sechszehn Straßen ſtanden gleichzeitig in Flammen. Der Schaden wird auf vier Millionen Gulden geſchätzt. 6000 Menſchen ſind obdachlos. Das Elend iſt rieſig.— Im Wiener Kunſt⸗ muſeum iſt ein verwegener Einbruch ver⸗ übt worden, wobei zahlreiche ſilberne und bronzene Kunſt⸗Gegenſtände im Werthe von 6000 fl. geſtohlen ſind. Paris, 18. April. Infolge Nachrichten aus Roubaix, Armentieres und Tourcoing iſt daſelbſt eine ſozialiſtiſche Bewegung bemerkbar. Die erforderlichen Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung ſind ergriffen. Die an der Grenze ſtehende Gensdarmeriebrigade iſt verſtärkt, auch ſind aus Lille Truppen dorihin geſandt worden. London, 19. April. Der Flensburger Dampfer„Valuta“ von Hamburg nach dem Amur unterwegs, ſtieß Sonntag Nacht um 11 Uhr während eines dichten Nebels auf der Höhe von Goodwin Sands mit dem Hamburger, nach dem La Plata be⸗ ſtimmten Dampfer„Petropolis“ zuſammen und ſank eine Stunde darauf. Die Mann⸗ ſchaft wurde von der„Petropolis“ aufge⸗ nommen und in Dover gelandet. Von der ſehr werthvollen Ladung iſt nichts gerettet. Petersburg, 19. April. In der Stadt Belyj(Gouvernement Smolens) brannten geſtern mehrere hundert Häuſer ab. Auch ſoll der Verluſt von Menſchenleben zu be⸗ klagen ſein. Madrid, 19. April. Der Biſchof, welcher nach der letzten Meldung nur tödtlich verwundet war, iſt nun geſtorben. — In Brindiſi ſind vom 17. bis 19 Mittags 8 Cholera⸗Todesfälle und 7 neue Cholera⸗Erkrankungen vorgekommen. eine Orgie gefeiert. D „Tageblatt“ erwähnte in den Blättern jetzt mehr genannten Oper„Der Schmied von Ruhla“ von Lux. Der Setzer hatte dafür „Der Schneider von Ruhla“ geſetzt, das wurde berichtigt und es erſchien nun in der Berichti⸗ gung zu allgemeinem Schreck ein„Schinder von Ruhla!“ — Ein höflicher Mann. Fremder Ezu mehreren Herren, die an demſelben Tiſche ſitzen und ſich gegenſeitig luſtige Anekdoten erzählen):„Entſchuldigen Sie, mein Name iſt Sittig, Würden Sie wohl geſtatten, daß ich mitlache?“ — Billiges Berlangen.„Denk' Dir nur, Mama, da iſt wieder Jemand lebendig begraben worden. Aber kann man denn die Aerzte nicht zwingen, ihre Patienten ganz tydt zu machen!“ —.Ein treffendes Epigramm finden wir in einer 0 Zeitung: Die Koſten hoch— Proceſſe kann Nur führen noch ein reicher Mann. Man kann mit vollem Rechte ſagen: „Wie es mir geht?— Ich kann nicht klagen!“ — Echt Eugliſch.„Kellner, Sie aben friſch Brot, ick uollen altgebacken Brot.“— Bedauere, iſt momentan nicht da.“—„Uell, aun ick uerde uarten, bis iſt geworden alt⸗ acken.“ — Mildernder Umſtand.„Sehen Sie mal, Kam'rad, die Alte hat wirklich einen furchbar häßlichen Mund.“ „Aber ein reizendes Mündel.“ Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. E Das von Herrn Photograph Heinrich Graß von hier im Laufe des letzten Som⸗ mers(October) geſchaffene Kunſtwerk: Pho⸗ Das dort erſcheinende Athen, 19. April. Der Kriegsminiſter reiſt heute nach Theſſalien ab, um die Truppen zu inſpiziren.— Das Amtsblatt veröffentlicht das Geſetz, betreffend die Vergrößerung der Cadres zur Aufnahme neuer Reſerven. Nizza, 16. April. In der geſtern über die Affaire des Eiſenbahn⸗Unglücks bei Monte Carlo hier abgehaltenen Gerichts⸗ ſitzung wurde der Angeklagte Didelot, Angeſtellter des Bahnhofes Cabbé⸗Roque⸗ brune, zu 15 Monaten Gefängnis und die Compagnie P. L. M. zur Verant⸗ wortlichkeit für die Kataſtrophe verurtheilt. Didelot geſtand ein, daß er die Züge ver⸗ wechſelt habe. Chapuis, Bahnhofvorſtand von Monte Carlo, wird vor dem Tribu⸗ nal von Monaco erſcheinen. —————.———————..—.——— Vom Tage. Uuberechtigter Abzug. Zu den Ob⸗ liegenheiten der Fuhrknechte der ſtädtiſchen Abfuhranſtalt gehört es auch von Zeit zu Zeit die Pferde an den Scher oberhalb des Hufes zu ſcheeren. Die eeren hiezu wer⸗ den vom Bureau en 60 und wurde die Arbeit jeweils von den Fuhrknechten beſorgt. Nun hat aber Herr Grohe ein neues Ver⸗ fahren eingeführt, indem er von einem gleich⸗ falls bei der Stadt beſchäftigten Arbeiter kürzlich ſämmtliche Pferde ſcheeren ließ, der hiefür Mk. 10. verlangte und erhielt. Um wieder zu ſeinem Gelde zu kommen, zog Herr Grohe jedem der Fuhrknechte für je ein Pferd 50 Pfg. ab. Die Kuechte proteſtirten hier⸗ gegen aber ohne Erfolg. Herr Grohe meinte wem dies nicht paſſe, der könne ja gehen. Nun kann allerdings nicht jeder ſo leicht gehen, denn ne braucht jeder Arbeiter Geld. Die Knechte fügten ſich, wenn auch grollend, und nur 2 ließen ſich nicht ſchrecken und verließen lieber die Arbeit, als daß ſie ſich den unberechtigten Abzug gefallen ließen. Die zurückbehaltene Mark wurde den beiden denn auch am Sonntag und zwar erſt nach⸗ dem ſie mit Klage drohten, ausbezahlt. So wurde uns der Fall von glaubwurdiger Seite mitgetheilt und hoffen wir die Commiſſion werde die Sache unterſuchen und das zweck⸗ dienliche veranlaſſen, wobei es uns nur an⸗ genehm wäre, wenn wir zu einem Widerruf genöthigt ſein würden. Diebſtahl. Geſtern Vormittag wollte ein auswärtiger Bauersmann mit einem mit Gemüſe beladenen Karren zum hieſigen Markte fahren; ehe er denſelben beſuchte, that der Bauer ſich gütlich in einer Wirthſchaft; als er mit ſeinem Karren weiter fahren wollte, machte er die unangenehme Entdeckung, daß ein großer Theil des Gemüſes geſtohlen worden war. Von dem Gemüſedieb hat man bis jetzt keine Spur. * Unfall. eſtern Nachmittag ſiel an einem Bau in 6 5 ein Maurer herah und erlitt eine ſchwere Verletzung an der Bruſt, die eine Ueberſuqrung nach dem allg. Kranten⸗ haus nothwendig machte “Biſchreichthum. Wir haben ſchon ein⸗ mal auf den Fiſchreichthum unſerer Fiſch⸗ gewäſſer hingewieſen und können heute nach⸗ tragen, daß zu den bevorſtehenden Faſttagen die Herren Fiſcher Maier und Zöller ſich gut vorzuſehen in der angenehmen Lage ſind. Dieſelben bringen aus ihrem Zuchtweiher ca. 12 Zentner Fiſche, darunter Hechte von 1 bis 15 Pfund, Bärſche von—3 Pfd., Schleyen von—4 Pfd., Karpfen bis zu 6 Pfund ꝛc. Der vorhandenen Waare entſprechend ſind auch die Preiſe derart reduzirt, daß auch geringere Leute ſich am Charfreitag dieſe an⸗ genehme Hiſchta zulegen können. Auch die übrigen Fiſchhändler ſind dieſes Jahr gut vorgeſehen. + Unglücksfall. In der Frühe des heu⸗ tigen Tages fiel ein ächter Schnapsbruder, der total betrunken war und nur im Beſitze eines Beines iſt, derart zu Boden, daß das linke Auge vollſtändig aus der Augenhöhle heraushing. Der Verunglückte wurde nach dem allgemeinen Krankenhauſe geſchafft, und — er den Verluſt des Auges zu beklagen jaben. tographiſche Aufnahmen der im hieſigen Schloſſe befindlichen Gobelins in 21 verſchie⸗ denen Blättern“, von deſſen günſtiger Auf⸗ nahme von Seiten des Großherzoglichen Hofes in Karlsruhe ich ſeinerzeit zu berichten hatte, ſcheint für dieſe wirklich kunſtvolle Ar⸗ beit auch materielle Erfolge zu verſprechen. Wenige Tage nach der ehrenvollen Aner⸗ kennung durch J. K. H. die Frau Großher⸗ zogin wurde von S. K. H. dem Großherzog die Erlaubniß, dieſes Werk vervielfältigen und in Kunſtverlag geben zu dürfen, ertheilt; auch erhielt Herr Graß von Karlsruhe und anderen Orten eine Reihe von Beſtellungen auf dieſe Arbeit. Die Hofbuchhandlung von Ferd. Heckel hat ſich den für Mann⸗ heim erbeten und ſind daſelbſt die Bilder ausgeſtellt. Wir machen auf dieſes vom künſtleriſch⸗echniſchen Standpunkt aus vor⸗ zügliche, in Bezug auf das Sujet einzig daſtehende Kunſtwerk das kunſtfinnige Publi⸗ kum Mannheims um ſo lieber aufmerkſam, als unſer Mitbürger, Herr Graß, wie hören, für die hieſige Stadt den Preis ſo billig ge⸗ ſtellt hat, daß die Anſchaffung des Pracht⸗ 6205 keines beſonderen Koſtenauſwandes edarf. Concert des Cäcilienvereins in Lud 5 wigshafen. VB. Mich verführte vorgeſtern das zu hörende Deutſche Requiem von Johannes Brahms, außer Landes zu gehen und ich fand den küh⸗ nen Schritt belohnt durch eine von fleißiger Einſtudirung und künſtleriſchem Ernſte Zeug⸗ niß ablegende wohlgeſungene Aufführung dieſes Wunderwerks, das 585 meine Empfindung zu den muſikaliſchen vangelien gehört. Auf einem mit bayeriſchen Nationalfarben drapir⸗ ten Podium ſtand und ſang ein nicht aroßer, 7 Der neue Speiſemarkt. Laut Be⸗ kanntmachung des Stadtraths findet die Er⸗ öffnung des neuen Marktes am Kapuziner⸗ platz am 10 Mai d. J. ſtatt und muß daher der Geſchirrmarkt, der am Frühjahr und erbſt ſeit Jahren dort abgehalten wurde, ver⸗ egt werden und iſt hierzu der Platz vor den Quadraten D 5 und D 6 in Ausſicht ge⸗ nommen Die Militärbehörde hatte hier⸗ gegen Bedenken, doch ſcheinen dieſe über⸗ wunden zu ſein, denn laut Anzeige wird ſchon bei der demnächſt beginnenden Maimeſſe ber Geſchirrmarkt dort abgehalten. Um den neuen Speiſemarkt frequent zu machen, werden von vornherein verſchiedene Geſchäfte dahin dirigirt und dürfen auf dem alten Speiſemarkt nur 4 Brodwagen und je 2 Hafner, Korb⸗ macher Kbüler ꝛc. aufſtellen, während die übrigen nach dem neuen Markt verwieſen werden. Saſe Concurrenzgeſchäften iſt eſtattet gegenſeitigt umzuwechſeln. Hoffent⸗ 110 werden auch andere Geſchäfte, Landleute und Landes produktenhändler den neuen Markt befahreu, die Käufer werden ſich alsdann von ſelbſt einfinden. + Inſpektion. Die Herren Feuerwehr⸗ kommandant Wirſching, Adi. Fuß, Obmann Els und Hauptmann Koch hielten geſtern Abend eine Inſpektion, der zum äußeren —— des Hoftheaters gehörigen equiſiten ab und wurden ſämmtliche Hy⸗ dranten, und ſonſtigen Geräth⸗ ſchaften in dem beſten Zuſtande vorgefunden. — Vorſicht. Mit dem Einzug des Früh⸗ lings, wo die während des Winters in den Zimmern aufbewahrten Blumen und Pflanzen in die freie Luft auf Fenſterbretten und Bal⸗ kone gebracht werden, iſt es Sorge der Damen ihre'eblinge mit friſchem Waſſer zu beſor⸗ gen, wobei leider nicht die nöthige Vorſicht beobachtet wird, ſo daß es häufig vorkommt, paß auch die Garderoben der die Straßen aſſirenden Perſonen mit begoſſen werden. 65 05 dieſe Unachtſamkeit ſtrafbar, und für die Begoſſenen zuweilen höchſt unangenehm, weshalb wir den Damen nur anrathen kön⸗ nen, bei dem Begießen der Blumen etwas vorſichtiger zu ſein, 65 erſparen dadurch ſich und Andern manche Unannehmlichkeit. + Gewerbeſchule. Letzten Sonntag Vor⸗ mittag 10 Uhr fand der feierliche Schlußget der hieſigen Gewerbeſchule ſtatt. Herr Ge⸗ werbeſchulhauptlehrer Herth ermahnte die austretenden Schüler, im Lernen und Weiter⸗ bilden keinen Stillſtand eintreten zu laſſen, um einſtens den Platz, den man ſpäter ein⸗ nehmen müſſe, voll ausfüllen zu können. Es erfolgte ſodann die Preisvertheilung, bei wel⸗ er Gelegenheit Herr Oberhürgermeiſter oll das befriedigende Ergebniß der Schule beſprach. Bis zum 23. d. M. bleiben die von den Schülern angefertigten Arbeiten zur Anſicht ausgeſtellt. Schlußact. Mit dem heutigen Tage ſchließt das Winterſemeſter der hieſigen Vol ſchule. Nachmittags 3 Uhr findet im großen Saale des R⸗Schulhauſes die Entlaſſung und Promovirung der Schüler ſtatt. Thaglückliche Familienverhältniſſe⸗ Ein hier wohnhafter Glaſermeiſter kam in Folge Uebergenuſſes von Getränken, ſo weit körperlich und geiſtig zurück, daß er ſeinen Obliegenheiten als Familienhaupt nicht mehr nachzukommen im Stande iſt und die Ernährung ſeiner Familie ſeiner ſehr ſuß ch Frau überläßt. Damit nicht genug, muß ſich die Frau auch noch die gröbſten Mißhand⸗ lungen ſeitens des ſaubern Eheherrn gefallen laſſen. Nach langem Zuſehen wird dies der bedrängten Frau zu ſtark und rief ſie den Schutz der Polizei an und wurde die Ver⸗ haftung des Trunkenbolds verfügt. Dieſe ſollte geſtern Nachmittag ſtattfinden, doch wußte ſich der Mann derſelben geſtern wie auch heute früh durch die Flucht hinter die Schnapsflaſche zu entziehen. Dieſe Vorgänge verurſachten die üblichen Aufläufe. N Körververletzung. Bezüglich unſerer geſtrigen Notiz theilt man uns mit, daß aller⸗ dings mehrere juuge Burſchen in der Laib'⸗ ſchen Wirthſchaft waren, ſich dort aber zur vollen Zufriedenheit des Wirthes anſtändi und ruhig verhielten und daß ein Streit nich vorkam. Von andrer Seite wird uns mit⸗ etheilt, daß der Streit auf der Käferthaler zandſtraße entſtand und auch dort ausge⸗ tragen wurde, wobei allerdings das Meſſer eine bedeutende Rolle ſpielte. aber Chor unter der kräftig⸗ icheren Leitung des H. Muſikdir. Iſenmann, em zunächſt die Wahl des nicht oft genug zu hörenden Werkesu dann deſſen Hervorbringung als Verdienſt anzurechnen iſt. Wenn ich mich im allgemeinen mit der Art der Wiedergabe ein⸗ verſtanden erklären kann, ſo muß ich doch ſchweres Bedenken gegen die Temponahme des zweiten Satzes äußern. Dieſer Satz(/.molh) trägt die Ueber⸗ ſchrift: Langſam, marſchmäßig, er wurde aber nicht langſam vorgetragen, dagegen der be⸗ wegtere Zwiſchenſatz(Gesdur) nun langſamer erſchien als der Hauptſatz und um gleich mit dieſem Tempoſtreit fertig zu ſein der Coda⸗ ſatz dieſes in eine Chorfuge auslaufenden Stückes auch ſeiner beſonderen Tranqulllo⸗ Vorzeichnung verluſtig ging. Ich würde dies alles ganz gern als perſönlich ſubjektive Auf⸗ ahu gelten laſſen, wenn nicht die Angaben es Componiſten dieſer liberalen Geſinnung ſo widerſprächen. Die Solis wurden in dieſem R quiem von— Schreiner u. Herrn Keller geſungen, die Sopraniſtin zeigte eine ſympathiſche Stimme, der nur die hier noth⸗ wendige Intenſivität mangelte, der Baritoniſt war fede Aufgabe wohl gewachſen. Die 9 e des Herrn Schirbel bildete den or⸗ cheſtralen Hintergrund und that, was in ihren Kräften ſtand. Außer einem einleiten⸗ den Chorſtücke diente noch die Tenorarie aus — Schöpfung, von Herrn Henrich ge⸗ ungen, dazu, mich auf die Hauptthat dieſes zrogramms geſpannt zu machen. Wie ich örte, iſt es zu einer Vereinbarung zwiſchen dem hieſigen uſikverein und dem jenſeitigen gäeilienverein gekommen, die den letzteren zu einer Societät mit dem erſteren bei der Char⸗ reitagsaufführung des Requiems verbind⸗ an kann dazu nur„Amen“ ſagen,