R eer — * T EEE * S SSTT Abonnementspreis 2 vro Monat 50 Pfs.— Auswärts durch die Poſt 65 Pfg Man abonnirt in Maunheim bei der Expedition k 6, 2 i allen Zweig⸗Expeditionen und Tebgeriunen.— Auewärte ſoelae oſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Herausgeber Or. Iur. Permann Haas in Mannheim. Mannheimer Vol W 95. *Rede des Reichst ordneten Liebknecht in Mannheim. (14. 0 1886.) Worin liegt denn die Ueberproduktion? Sie liegt in der ſchlimmen Organiſation unſerer heutigen Geſellſchaft; ſie liegt darin, daß der Reichthum blos dadurch erkauft wird, daß ein Theil der Menſchen ſich im Beſitze großer Arbeitsinſtrumente befindet, während die große Maſſe des Volks in Armuth lebt, Zwiſchen der Produktion und der Conſumtion entſteht eine furchtbare Kluft; die Produktion ſteigt rieſig, während die Conſumtion fortwährend abnimmt. Und dieſem Uebel kann blos dadurch abgeholfen werden, daß man das Vollk kauffähig macht, daß die großen Arbeitsinſtrumente Gemeingut werden, mit anderen Worten, daß genoſſenſchaftlich produzirt wird.— Aber durch die Co⸗ lonialpolitik, dadurch, daß man Afrika er⸗ ſchließt, der Ueberproduktion ein Ende machen zu wollen, iſt eine naive Auf⸗ faſſung. England treibt auch Colonial⸗ polttik; es beſitzt ein Colonialgebiet, wel⸗ ches 45 mal größer iſt, als das deutſche; und doch konnte es damit die ſoziale Frage nicht löſenz auch in England herrſcht auf der einen Seite Ueberproduktion, auf der anderen Seite Armuth und Elend in der Maſſe des Volks. Wer ſich dieſe That⸗ ſache vor Augen hält, der iſt ſich auch darüber klar, daß durch die Colonial⸗ politik die ſoziale Frage nicht gelöſt wird. Die Colonialblaſe iſt bereits geplatzt und die Leute fangen an zu begreifen, daß die⸗ lenigen ein einfaches Schwindelgeſchäft betrieben haben, welche der Colonialpolitik das Wort geredet, und ich glaube, daß, ehe noch 3 Jahre vergehen, die Staats⸗ anwaltſchaft ſich mit dieſen Gründungen beſchäftigen wird.(Beifall). Man muß alſo, da auch dieſes Mittel den Uebelſtand nicht beſeitigen kann, den Stier an den Hoöͤrnern faſſen und das Uebel an der Wurzel packen. Die Ar⸗ beiter laſſen ſich kein X für ein U vor⸗ machen und wiſſen ſehr wohl, daß die⸗ jenigen Herren, welche die Sozialreform immer im Munde führen, ſie nicht im ———— Kleine Mittheilungen. — Ueber Kannibalismus in Haiti Macht das in Port⸗au⸗Prinee erſcheinende Journal„Le Peuple“ folgende Mittheilungen: „General Alfred Milord, der Commandant 0 Arrondiſſement Grand Goave, ſchritt vorige Woche, begleitet von der Polizei, zur Verhaftung von zehn oder zwölf Perſonen beider Geſchlechter, die Handel mit ermor⸗ deten Perſonen trieben, um deren Fleiſch auf dem Markt von Grand Goave zu verkaufen. Der Bürger, der uns dieſe Thatſache berich⸗ tete, iſt in jeder Hinſicht glaubwürdig. Als dieſe Leute nach der Stadt zurückgeführt wurden, ſtarb eine Frau, die vor einigen Wochen das heilige Abendmahl genommen hatte, von Reue überwältigt, auf dem Wege dahin und ihre Leiche wurde von der Es⸗ corte beerdigt. Eine andere Frau, Namens ophia, kam in der Stadt, auf einen Eſel gebunden, an, wurde von den Nachbarn und der Frau unſeres Gewährsmannes erkannt, die zu ihr wie folgt ſprach:„Wie kommt es, Schweſter Sophia, daß Du, die Du die Köchin des Paters Frehel geweſen und vor kaum 15 Tagen das heilige Abendmahl 90 nommen haſt, Dich von Mencchenfleiſch nährſt? Du hätteſt lieber Selbſtmord ver⸗ üben ſollen, als Dich in dieſem Zuſtande hierher bringen laſſen.“ An dem etwa 20 Schritte von dem Hauſe beſagter Frau ge⸗ legenen Polizeiamte angekommen, wurde So⸗ phia völlig todt vom Eſel und unverzüglich darauf mußten Gefangene ein Grab herſtellen, in welches ſie beerdigt wurde. Die anderen Menſchenfreſſer erklar⸗ ten, daß ſie ſeit geraumer Zeit Menſchen⸗ fleiſch für Gchtdeinefleſſch auf dem Markte in Staud Goave verkauften. Sie haben Ent⸗ Organ für ksblatt und Kandels-Zeifung Jederman Herzen haben, und daß alle ihre Verſuche, die Sozialreform durchzuführeu, blos Scheinverſuche ſind.— Ich komme nun auf das Schickſal unſeres Arbeiterſchutz⸗ geſetzes zu ſprechen. Wir hatten daſſelbe gleich am erſten Tage der Reichstagsſeſſion eingebracht; jetzt mußten unſere Gegner ihre bisherige Taktik einigermaßen ändern, man konnte nun nicht mehr ſagen, wir hätten Nichts gethan. Was that man nun? Man verwies das Geſetz an eine Kommiſſion, in welcher in Dutzenden von Sitzungen leeres Stroh gedroſchen wurde; bis heute iſt man mit dem Geſetze nicht fertig ge⸗ worden; man hat einen Bericht an den Reichstag gemacht, in dem man verſucht hat, die Abgeordneten unſerer Partei als unpraktiſche Leute hinzuſtellen, um ſie vor dem Publikum an den Pranger zu bringen. Man war wüthend darüber, daß wir mit praktiſchen Vorſchlägen vor den Reichstag traten und man ſuchte den von uns ein⸗ gebrachten Geſetzentwurf ſo unpraktiſch und verfehlt als möglich hinzuſtellen. Nun, wenn ſich wirklich in demſelben ein Fehler finden ſollte, ſo wird ſich derſelbe ja in der Praxis zeigen und ſich beſeitigen reſp. verbeſſern laſſen; Fehler macht ja jeder Menſch, und wir halten uns auch nicht für unfehlbar, ſo wenig wie die Herren Geheimräthe des Fürſten Bismarck.(Hei⸗ terkeit.) Aber man will eben nicht, daß für den Arbeiter etwas geſchieht, und ich halte es für einen großen Vortheil, daß es ſich bei dieſem Geſetze gezeigt hat, daß unſere Gegner eine Sozialreform nicht wollen; denn der Schlüſſel zur Sozialre⸗ form ſind eben die von uns gemachten Vorſchläge.(Beifall.) Was den Minimallohn und den Nor⸗ mal⸗Arbeitstag betrifft, ſo beſtand zwiſchen Bebel und mir hierüber einige Meinungs⸗ verſchiedenheit. Den Normalarbeitstag an⸗ langend war ich ſtets ein Anhänger des⸗ ſelben und trat ich ſtets für denſelben ein, da ich von der Heilſamkeit der 10⸗Stun⸗ denzeit überzeugt bin; aber er allein löſt die Sozialreform nicht; blos gegen dieſen einen Punkt mußte ich vorgehen. Daß der Arbeiter für ſein leibliches und geiſti⸗ ges Wohl, für ſeine Bildung eintreten kann, daß er in den Stand verſetzt wird, ſich auch als Menſch zu fühlen, das hüllungen von großer Wichtigkeit gemacht, die unglaublich wäreu, wenn wir nicht von der Thatſache überzeugt wären.“ — Eine originelle Beleidigungsklage beſchäftigte jüngſt das Pariſer Gericht Im Hauſe des Metallwagrenfabrikanten Bidol bewohnte ein junger Mann Namens Maurice Alsme, Mitglied des Orcheſters in der komi⸗ ſchen Oper, eine Manſarde. Auf der begegnete der Flötiſt zuweilen Mademoiſelle Marthe Bidol, der Tochter ſeines Hausherrn, und eines Tages fand er den Muth, bei dem Fabrikanten um deſſen ſchöne Tochter anzu⸗ halten. Das Reſultat beſtand darin, daß man dem jungen Manne ſofort die Wohnung kün⸗ digte. In ſeiner Wuth darüber ſandte Alsme einige Hundert Karten aus, auf denen folgende Anzeige gedruckt ſtand;„Da ich Mademoiſelle Marthe Bidol nicht heirathen werde, habe ich meine Wohnung in der Nähe aufgegeben.“ Geſtützt auf ſolch eine Karte, klagte der Fahrikant und Alème verantworte ſich dahin, daß er nur die Wahrheit geſprochen habe⸗ Nichtsdeſtoweniger wurde Aleme zu vier Wochen Arreſt verurtheilt, denn der Richter ſagte:„In dieſem Falle entſcheidet die Sitte; dieſe geht dahin, daß man Karten ausſchickt, wenn man ſich verlobt oder verheirathet keineswegs aber, wenn man nicht heirathet.“ — Der neue Hut. Baxonin Marie Le⸗ rand, eine junge Pariſer Modedame, hatte 5 einer Modiſtin ein Hutmodell um den Preis von 300 Francs erſtanden und die Be⸗ dingung beigefügt, daß Copien erſt nach den Oſterfeiertagen verkauft werden dürfen. Ge⸗ legentlich emer Wagenpromenade im Bois de Boulogne ſah Baronin Legrand zu ihrem namenloſen Schmerze drei Damen, welche die getreuen Copien ihres Hutes trugen. Wuth⸗ iſt allein ſchon ein immenſer Vortheil und genügt allein ſchon für ſich, einen jeden Arbeiter für den zehnſtündigen Ar⸗ beitstag zu begeiſtern.(Sehr richtig.) Kenner der engliſchen Arbeitsgeſetzgebung haben einſtimmig geſagt, daß durch den 10ſtündigen Arbeitstag die engliſche Ar⸗ beiterbevölkerung gerettet worden ſei.— Was den Minimallohn betrifft, ſo kann derſelbe nicht von Staatswegen geregelt werden; wir fordern dies auch nicht, ſon⸗ dern blos für gewiſſe Arten von Beſchäf⸗ tigten, wie bei den Druckern, wie in England bei den Kohlenarbeitern, den Minimallohn möglichſt feſtzuſetzen; von einer ſtaatlichen Regelung des Minimal⸗ lohnes iſt aber keine Rede. Als derſelbe im Reichstag beſprochen wurde, iſt das Komiſche paſſirt, daß der Abgeordnete v. Hertling behauptet hat, der Minimal⸗ lohn ſei eine ſoziale Forderung; die Zünfte im Mittelalter hätten denſelben gehabt; warum ſollte man denſelben jetzt nicht einführen können? Ja, in der alten Zeit war dies möglich, heute aber nicht. Ich komme nun zur Polenfragez; ich will gleich bemerken, daß ich in der Wie⸗ derherſtellung des Königreichs Polen einen großen Vortheil für Deutſchland erblicken würde. Es wurde, wie bekannt, im Reichstag eine Interpellation eingebracht; dieſe wurde jedoch von der Reichsregie⸗ rung nicht beantwortet; vielmehr beſtritt Letztere dem Reichstage das Recht der Interpellation in dieſer Frage; die Sache kam aber doch zur Berathung und es gab ſtürmiſche Debatten; die Mitglieder des Bundesrathes glänzten durch ihre Ab⸗ weſenheit; doch ließ der Reichstag ſich dadurch nicht ſtören; es wurde ein Tadels⸗ votum von demſelben geſchleudert, welches hauptſächlich gegen die Leiter der Re⸗ gierung gerichtet war. Es zeigte ſich, daß neben dem Willen des Reichskanz⸗ ler's auch noch ein Wille des Reichstages beſteht. Fürſt Bismarck war darüber natürlch ſehr ungehalten, und nun was thun? Es waren blos zwei Möglichkei⸗ ten vorhanden, entweder Staatsſtreich oder Auflöſung des Reichstags, aber erſterer war nicht möglich, da es doch noch gewiſſe Faktoren gibt, welche einem jedem derarti⸗ gen Gelüſte entſchieden entgegen treten entbrannt darüber, begab ſie ſich zur Modiſtm, ſtürzte ſich auf die ahnungsloſe Frau und verſuchte ſie zu würgen. Auf die Hilferufe der Modiſtin kamen Leute herbei, die Mme⸗ Mercier den Händen der Wüthenden entriſſen und gar bald trat es zu Tage, daß die Mo⸗ diſtin eigentlich ſchuldlos war, da nicht ſie, ſondern der Zeichner und„Erfinder“ des Modells dasſelbe heimlich auch anderen Fir⸗ men überlaſſen hatte. Baronin Legrand hat Mme. Mercier, damit dieſe von einer gericht⸗ lichen Klage abſtehe, eine große Entſchädig⸗ ungsſumme, man ſpricht von 12,000 Francs, gezahlt. — Aus Kamerun zurück. Die„Kl. Pr.“ in Frankfurt.M. berichtet: Die Aus⸗ wanderer nach den neuen deutſchen Kolonien ſcheinen durchweg ſehr bald Heimweh nach dem deutſchen Vaterlande zu bekommen, denn vergangene Woche kehrte abermals ein junger Frankfurter, der große Hoffnungen für ſeine Zukunft auf Kamerun geſetzt hatte, nach ſeiner Vaterſtadt zurück. Die Zuſtände, welche uns früher Zurückgekehrte ſchilderten, werden durch ihn abermals beſtätigt; doch erfahren wir durch ihn auch, daß mit dem Dampfer, mit welchem er die Kolonien verließ, noch 23 andere junge Deutſche der Heimath zuge⸗ fahren feien. Viele Auswanderer möchten gerne den deutſchen Mutterboden wieder be⸗ treten, ſie beſitzen jedoch nicht die hierzu er⸗ forderlichen Mittel. Weiter theilt uns der Zurückgekehrte mit, daß er laut den Aufzeich⸗ nungen in ſeinem Tagebuche binnen 7 Mo⸗ naten, die er dort zugebracht, außer dem monatlichen Gehalt von 230 Me., die er als Angeſtellter einer Firma bezog, noch 1430 Mark zugeſetzt habe, um nur annähernd den Verhältniſſen nach leben zu können. Donnerſtag, 22. April 1886. Inſertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 90 Pg Anfeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Nabatt. Botatiousdruck der br. B. Daas'ſchen Buchdruerni, F4 neben der katholiſchen Spitalkirche in Mannheim Telephonanſchluß Nr. 28. würden; und an eine Auflöſung des Reichs⸗ tags war auch nicht zu denken; denn dies wäre ein Appell an das deutſche Volk ge⸗ weſen und man war ſich wohlbewußt, daß dieſes mit dem Reichstag überein⸗ ſtimmt. Statt deſſen that man etwas ganz beſonderes, man ließ den ganzen Reichsgedanken fallen und ſtützte ſich auf die Einzelſtaaten. In den preußiſchen Land⸗ tag wurde der Schwerpunkt verlegt; man ſuchte den Reichstag als Vertreter der deutſchen Nation lahm zu legen. Das zeigt, von welchem Sinne die Gründer des deutſchen Reiches beſeelt waren. Der Reichskanzler ſagte:„Das Reich bin ich.“ Der Reichstag aber ſagte:„Nein, das Reich bin ich.“ Da man nun den Reichstag vor dem Volke nicht anzugreifen wagte, ſo ſagte man, derſelbe ſei nicht national. Was heißt national? Es heißt das ganze deutſche Volk, mit Ausſchluß Oeſterreichs, das nicht ausgeſchloſſen blei⸗ ben wird. Wen vertritt aber der preuß⸗ iſche Landtag? Blos ein Stück der deut⸗ ſchen Nation. In Preußen beſteht be⸗ kanntlich das Dreiklaſſen⸗Wahlſyſtem; es iſt dies das lächerlichſte aller Wahlſyſteme durch welches das ganze Volk in 3 Klaſ⸗ ſen getheilt wird und wobei die erſte Klaſſe, die Reichen, ebenſo viele Stimmen haben wie die zweite und dritte Klaſſe zuſammen. Und dabei ſoll man von einem Ausdruck des Willens des ganzen Volkes ſprechen können? Nun, der Reichstag kann denn doch nicht vom Herrn Reichskanzler in allen Fragen völlig ignorirt werden. Und ſo hat denn Fürſt Bismarck ge⸗ than wie Mahomed, der einen Berg be⸗ ſteigen wollte, ſich vor dieſen ſtellte und ſprach:„Berg, komme zu mir“; der Berg iſt aber nicht zu Mahomed gekommen, ſondern dieſer iſt auf den Berg gegangen. So iſt auch der deutſche Reichstag nicht zum Fürſten Bismarck gegangen, ſondern Bismarck in den Reichstag und zwar we⸗ gen des Schnapsmonopols. Wir ſind ſelbſt⸗ verſtändlich von jedem Standpunkte aus Gegner desſelben. Zunächſt iſt der ganze Monopolbegriff unſerer Anſchauung dia⸗ metral entgegengeſetzt; denn derſelbe be⸗ deutet die Ausbeutung des Volks zu Gun⸗ ſten eines Einzelnen. Ich, für meinen 5F——————————T überhaupt augenblicklich faſt gleich Null während faſt jeder Dampfer Afrikamüde der Heimath zuführt. — Ein Unglück kommt ſelten allein. Wie Unermüdlich das Unglück ſein kann! Roſa Sereno, die ſchöne jugendliche Liebhaberin des Garibaldi⸗Theaters in Ki⸗ vorno, hatte im November vorigen Jahres das ſchreckliche, dem des Hoffchauſpielers Th. Reuſche ähnliche Schickſal, mit dem Balkon des von ihr bewohnten Hauſes vom zweiten Stockwerk auf die Straße herunterzuſtürzen und ſich, außer ſchweren inneren Verletzungen, einen doppelten Arm⸗ und Beinbruch zuzu⸗ ziehen, ſo daß ihr Leben Monate lang in Gefahr ſchwebte. Nach ſorgfältigſter Pflege war die junge Schauſpielerin endlich wieder glücklich geweſen, ſo daß ſie in voriger Woche u ihrem Benefiz zum erſtenmale wieder die Bühne betreten konute. Ein übervolles Haus jubelte ſeinem Liebling zu, als Roſa Sereno in der Auftrittsſcene des von ihr zum Be⸗ nefiz gewählten Schauſpieles„U Grillo“(Die Grh auf der Scene erſchien und auf den Tiſch kletterte. Sie hat ihr Huhn erwiſcht und ſpringt herab— ein Schrei!— die benaf Künſtlerin knickt zuſammen. Sie hat en linken Fuß abermals gebrochen und muß ohnmächtig von der Bühne getragen werden. Die Theilnahme für die unglückliche Schau⸗ ſpielerin iſt eine außerordentliche und all⸗ gemeine. — Ein zweiter Salomo. Ein wahrer ankee hatte zwei Söhne, die in ein und aſſelbe Mädchen ſterblich verliebt waren. Jüngſt ſchickte der Vater ſeine beide Söhne auf eine weite Reiſe— und heirathete die Jungfrau ſelber. — Auswanderung nach den Kolonien ſei! e—— ——— 4 . 2— ————— er— ————— 5 Baviſche Volks⸗Zeitung. 22. April. Theil, würde unter gewiſſen Umſtänden gar Nichts dagegen haben, wenn der Staat alle Schnapsproduktion verbieten würde, weil aller Schnaps, und insbeſon⸗ dere der Kartoffelſchnaps, ein furchtbares Giſt iſt, noch ſchlimmer als das Opium. Politiſche Ueberſicht. Deutſches Reich. Mannheim, 21. April. In Angelegenheiten der Kabinetskaſſe des Königs von Bayern erfährt man, daß dieſer Tage der Hofſekretär des Prinzen Ludwig Ferdinand an einen fürſtlichen Hof in Mittteldeutſchland ge⸗ reiſt iſt, um für den König ein Anlehen zu effektuiren. Da der Hofſekretär des Prinzen jedenfalls nicht ohne deſſen Ein⸗ willigung die Reiſe angetreten haben wird, ſo iſt dieſelbe als einer der Schritte an⸗ ehen, die die Agnaten gethan, um die ältniſſe der Civilliſte zu ordnen.— In Eßlingen ſprach der Reichstagsab⸗ geordnete Liebknecht am 16. dſs. vor einer zahlreichen Zuhörerſchaft über die Thätigkett des Reichstags. Am folgenden Tage wollte derſelbe den gleichen Vortrag in Cannſtatt halten; die Verſammlung wurde indeß auf Grund des Sozialiſten⸗ geſetzes verboten.— Die Fortſchritte im Befinden des dentſchen Kronprinzen dauern an.— Wie verlautet, beſchloß die Staats⸗ regierung für ganz Preußen Erhebungen über die Lage und ſpeziell über die Be⸗ laſtung des Grundbeſitzes mit öffentltchen Abgaben veranſtalten zu laſſen. Die durch die vorbereitende Thätigkeit der ſtatiſtiſchen Centralkommiſſion geförderten Einleitungen dazu ſind bereits im Gange.— Im auswärtigen Amte fand geſtern Nachmittag unter dem Vorſitz des Unter⸗ ſtaatsſekretärs Bismarck eine Verſammlung aller Vertreter der Signatarmächte der Kongokonferenz ſtatt, um über die Hinter⸗ legung der Ratifikationsurkunden ein Protokoll aufzunehmen. Die Generalakte der Kongokonferenz iſt von allen Konferenz⸗ mächten, ausgenommen die nordamerika⸗ niſche Union, ratifizirt worden. —————— Vom Tage. F. Der Rhein 1. Als wir vor einem halben Jahre dem Ge⸗ danken der Herausgabe eines Fachblattes für die Rheinſchifffahrt näher traten, den Rhein⸗ ſtrom bereiſen ließen und überall an ſeinen Ufern Beziehungen anzuknüpfen ſuchten, konnte dieſe unſere Abſicht einer mißgünſtigen Con⸗ kurrenz natürlich nicht verborgen bleiben. Unſer Gedanke gefiel der Neuen Landesbaſe ſo gut, daß ſie ihn ohne Weiteres annektirte und mit affenartiger Geſchwindigkeit zur Aus⸗ führung brachte. Die erſte pompöſe Ankün⸗ digung ihres neuen großen Unternehmens erfolgte in Nro. 648, Morgenblatt, wo es wörtlich alſo lautet: Maunheim, 22. Dezember 1885. „— Neue Zeitung. Vom neuen Jahr ab wird im Verlag der Mannheimer Ver⸗ einsdruckerei auf Anregung einer großen Zahl von rheiniſchen Schifffahrtsintereſſenten und Unterſtützt durch das liebenswürdige Entgegen⸗ kommen bedeutender Handelsfirmen ein neues Blatt erſcheinen unter dem Titel:„Der Rhein“, rheiniſches Schifffahrts⸗ und Han⸗ delsblatt. Intereſſen des Heute Mittag Oraan für die Waldshut, 20. April. brach in Riedböhringen, Amt Waldshut, Großfeuer aus. Es ſind 25 Häuſer einge⸗ äſchert und über 100 Menſchen obdachlos geworden. Der Gebäudeſchaden beläuft ſich euf circe 110,000 Mark. — Der Gebeſſerte. Lieutenant:„Pom⸗ mery“ iſt zwar ein äußerſt vornehmer Sect, bin aberfdoch reumüthig zum„Heidſieck“ zu⸗ rückgekehrt. Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Ge. bad. Hof⸗ und National⸗Theater Dienſtag den 1886: orle von Birch⸗Pfeiffer. Dr. H. Mit einer Art von weiblicher Lau⸗ nenhaftigkeit wechſelte das Schauſpiel⸗Reper⸗ toire in der letzten Zeit ſeinen ſchwankenden Willen, vielleicht gerade unter dem Einfluß weiblicher Laune, vor welcher ſelbſt der tapfere Prinz von Homburg“ ſo weit retiriren mußte, Saß man ihn nicht einmal mehr am Ende des Repertoires erblickt. Die„Neuvermählten“, auf die wir uns gleichfalls vergeblich gefreut hatten, mußte dem„Lorle“ Platz machen. Hier iſt der Schaden oder vielmehr der Ver⸗ luſt weniger groß; denn einmal ſind auch das liebliche Lorle und ihr Profeſſor mit dem wilden Bart ein neuvermähltes und intereſ⸗ 0 Paax und dann enthält gerade dieſe eſte aller Birch Pfeiffer'ſchen Compilationen ſo viele humoriſtiſche Epiſoden, mit welchen ernſtſentimentale Szenen in bunteſter Reihen⸗ folge abwechſeln, daß man das herzige Schwarz⸗ wälder Kind immer wieder gerne ſieht, ſo oft es ſich vorſtellt. Das Lorle unſerer Jenke—-Rodius, der Lindenwirth eines Ditt, die Bärbel⸗Schlüter und der Balder-—Eichrodt ſind längſt aner⸗ Handels und der Schiſſſahrt auf dem Rhein und ſeinen Nebenflüſſen.“ Schon ſeit Mo⸗ naten war der Plan hierzu angeregt und hat der obengenannte Verlag es unternommen, die Herausgabe ins Werk zu ſetzen, in der Hoffnung, daß durch die Unterſtützung aus Intereſſentenkreiſen, dem neuen Organ die Möglichkeit geboten werde, ſeiner Aufgabe dem Leſerkreis gegenüber in jeder Beziehung gerecht zu werden und ſich ſelbſt einen dauern⸗ den und feſten Beſtand zu ſichern. Das Blatt wird täglich, mit Ausnahme des Sonntags erſcheinen, und in handlichem Format für einen billigen Preis zur Ausgabe gelangen. Eine Probenummer wird ſchon vor dem Jahresſchluß in mehreren Tauſend Exem⸗ plaren zur Vertheilung gelangen.“ Und ſchon nach acht Tagen erblickte der zarte Sprößling der neueſten Bensheimer'ſchen Muſe das Licht dieſer Welt, pomphaft ward ſein Erſcheinen in die Welt hinauspoſaunt, aufathmete der Handel am Rhein, denn neue Hilfe und Erlöſung verkündigte ihm das „Rheiniſche Schifffahrts⸗ und Handelsblatt“. Mit größtem Intereſſe nahm man die erſten Nummern dieſes zukünftigen Weltblattes ent⸗ gegen, auf deſſen Kopf als Wahrzeichen ſeiner unausbleiblichen Größe ein großer trans⸗ atlantiſcher Seedampfer die Wogen des Rheines durchfurcht. Allein je mehr man ſich in die Lektüre des neuen Organes vertiefte, deſto bekannter kam einem ſein Inhalt vor. Es las ſich wie Jugend⸗Erinnerungen aus der „Frankfurter Zeitung“, welche den Magen der Neuen Landesbaſe paſſirt hatten. Und bald hatte man es auf dem ganzen Rheinſtrom los, daß„der Rhein, Rheiniſches Schiff⸗ fahrts⸗ und Handelsblatt, Organ für die Intereſſen der Schifffahrt und des Handels auf dem Rhein und ſeinen Nebenflüſſen, Erſter Jahr⸗ gang“ nichts anderes ſei, als ein täglicher und kläglicher Abklatſch aus der„Neuen Badiſchen Landeszeitung“, welche hinwiederum ihre Nahrung aus der„Frankfurter Zeitung“ zu ſchöpfen gewohnt iſt. Uebrigens wollen wir der Wahrheit die Ehre geben und mit⸗ theilen, daß in dem Maße wie das Waſſer im Bensheimer'ſchen„Rhein“ fiel, der wäſſ⸗ rige Inhalt der„Neuen Badiſchen“ ſtieg, welche anfing die neueſten per Telephon über⸗ mittelten Telegramme der Frankfurter Zei⸗ tung mit mehr oder weniger Witz und poli⸗ tiſcher Findigkeit zu commentiren, zu gloſſiren und als ſogenannte Leitartikel zu verzapfen. „Der Rhein“ aber, Rheiniſches Schifffahrts⸗ und Handelsblatt, welcher ſchon von ſeiner Geburt an eine ſehr zarte Geſundheit beſaß, konnte den lang andauernden, harten Winter nicht ertragen, ſelbſt die kräftigere Nahrung welche er aus den Spalten der„Weſer Zei⸗ tung“ und der„Rhein⸗ und Ruhr⸗ Zeitung“ zog, konnten ihn nicht mehr auf den Damm bringen, ſchon im März glaubten ſachkundige Aerzte ſeiner Auflöſung entgegen ſehen zu können, denn der kleine Junge ſchrie gewaltig indem er um recht zahlreiche Annoncen bat, welche ihn allein kräſtigen könnten. Er ver⸗ mochte aber das Mitleid des egoiſtiſchen Pub⸗ likums nicht einmal am Rheinſtrome zu er⸗ wecken, denn er hatte am Anfang ſeiner hoff⸗ nungsvollen Laufbahn ſo gewaltig renommirt, daß ihm Keiner mehr glauben wollte.„Was März nicht will, holt der April,“ ſagt ein altes mediziniſches Wort; zwar ſchien die Frühjahrsſonne, welche die Fluthen des deut⸗ ſchen Rheinſtromes vergoldete, auch dem Bens⸗ heimerſchen„Rhein“ neues Leben einzuflößen, kannte Figuren von wohlthuendſter Natürlich keit und Friſche. Herr Stury hat in der Rolle des Profeſſors ſeit der letzten Aufführ⸗ ung des Lorle, welche damals von Frau Praſch geſpielt wurde, ganz entſchieden ge⸗ wonnen. Eine Figur von unverſtändlicher Zeichnung und die erſt noch ihre Exiſtenz⸗ überhaupt nachzuweiſen haben würde, iſt die ſentimental⸗melancholiſche, ent⸗ ſagende und doch begehrende, liebegirrende und doch keuſche Gräfin. Wenn wir heute, wo wir ſo ziemlich am Schluſſe des Winterſemeſters angelaugt ſind, ſchon jetzt mit einem flüchtigen Rückblick dieſe Theaterſaiſon ſtreifen dürfen, ſo müſſen wir leider ſagen, daß man dieſelbe— abgeſehen von dem Gaſtſpiele eines Barnay— nicht ſo verwerthet hat, wie das wünſchenswerth geweſen wäre. Nur ſehr wenige Vorſtellungen ragten über das Maß einer beſſeren Mittel⸗ mäßigkeit hervor und eine gewiſſe Unſicherheit verbreitete ſich von dem ſtets in ſchwebender Pein beſindlichen Repertoire über die einzelnen Stücke ſelbſt. Dieſe Unſicherheit im Reper⸗ toire, welche die Grenzen des Erlaubten bei Weitem überſchritten hat, rührt, wie wir das ſchon oben angedeutet haben, daher, daß man bei uus zu ſehr von der einzelnen Perſön⸗ lichkeit 75 abhängig macht. Künſtlerſterne zweiten, dritten, vierten Grades ſuchen viel⸗ leicht gerade dadurch dem Comité und dem Publikum ihre grosmächtige Bedeutung vor Augen zu führen, daß ſie ſich das kindliche Vergnügen machen, melancholiſche Anwand⸗ lungen zu heucheln, um ſich krank melden zu können. Eine gewiſſe Staͤbilität iſt im Re⸗ pertoir aber nicht minder auch in der Ein⸗ haltung feſtbeſtimmter Theaterabende für Schauſpiel, Luſtſpiel und Oper die uner⸗ läßliche Vörbedingung, um neues Vertrauen dem theaterfreundlichen Publikum einzuflößen allein jede Hoffnung war vergeblich. Noch am 10. April delirirte der Rhein, nämlich der Bensheimer'ſche, indem er ſprach: „In der kurzen Zeit des Beſtehens des„Rheins“ haben wir die Ueber⸗ zeugung gewonnen, daß das neue Blatt in allen rheiniſchen Schiffs⸗ und Han delskreiſen ſich als will⸗ kommener Gaſt eingeführt hat, allein das war nur eine Hallucination und dann ſchon 5 Tage darnach verſchied er an Entkräftung mit 30 ganzen Abonnenten, welche zum Schluſſe nur noch ein halbes Blatt bekommen hatten. Als Standesbeamter fungirt hier in journa⸗ liſtiſchen Angelegenheiten bekanntlich das „Mannheimer Tageblatt“, welches ein Sterbe⸗ regiſter über alle in hieſiger Stadt bereits verſtorbene Zeitungen führt. Wir theilen ihm dieſen neueſten Sterbefall mit, damit es ſein Regiſter vervollſtändige. UDem Criticus der N. B..⸗Z. der mit der künſtleriſchen Ausſchmückung des Caféhauſes am Theaterplatze ſo ſtrenge ins Gericht geht, möge weiter geſagt ſein, daß er mit ſeinem Urtheil wohl ſo ziemlich allein ſtehen dürfte. Die Medaillons der vier Ton⸗ dichter gereichen dem Gebäude unbedingt zur Zierde, gerade ſo wie das letztere ſeinerſeits dem Platze zur Zierde gereicht. Wenn die öffentlichen Mittel nicht genügen, um das Theatergebäude äußerlich mit einer dieſem Kunſtinſtitute würdigen Dekoration zu ver⸗ ſehen, ſo ſollte um ſo mehr dem ſchlichten Privatmann, der ſeinem Kunſtſinn Ausdruck verleiht, warme Anerkennung gezollt werden. Warum übrigens wagt der empfindliche Cri⸗ ticus nicht, ſein eritiſches Meſſer an die mit weit geringerem Kunſtverſtändniſſe an einem in dieſem Jahrzehnt errichteten Herrſchafts⸗ hauſe in der Breiten Straße angebrachten Köpfe berühmter Zeitgenoſſen anzulegen? Unſere Volksſchule. Mit dem geſtrigen Tage ſchloß das Winterſemeſter unſerer Volks⸗ ſchule. Wirft man einen Rückblick auf das vergangene Schuljahr, vergleicht man das durchgearbeitete Penfüm mit den Anforde⸗ rungen, welche der— ſtellt, ſo muß man, um der Wahrheit die Ehre zu geben, zugeſtehen, daß nur geleiſtet wurde. In einer früheren Nummer unſeres Blattes wieſen wir darauf hin, daß durch die Anweſenheit eines Mitgliedes des großher⸗ zoglichen Oberſchulrathes im Januar ds. Js. der Anſtoß gegeben wurde, den hieſigen Lehrplan abzuändern event. die geſtellten Anforderungen zu reduziren. Es wäre ſehr zu wünſchen, daß mit dem Beginn des neuen Schuljahres die betr. Ab⸗ änderungen ins Leben treten würden. Immer⸗ hin iſt zu berückſichtigen, daß unſere, wenn auch erweiterte Volksſchule, doch immer Volks⸗ ſchule bleiben ſoll. Was die ausgeſtellten Ar⸗ beiten der Mädchen anbelangt, ſo ſind dieſe Handarbeiten geradezu vorzügliche zu nennen. it Freuden können wir conſtatiren, daß eben gerade dieſem für die Mädchen ſo wichtigen Gegenſtand die größte Aufmerkſamkeit geſchenkt wird. Freireligiöſe Gemeinde. Am Oſter⸗ montag findet im Caſinoſaal wieder ein Vor⸗ trag des Herrn Gg. Schneider und hiermit verbunden die Vorſtellung der ſchulentlaſſenen Kinder ſtatt. Zur Verſchönerung dieſes Feſtes wird der„Mannheimer ne einige dem Feſttag entſprechende Lieder zum Vortrag bringen. Gartenbauverein Flora. Die geſt⸗ rige Monatsverſammlung im Badner Hof war wieder ſehr zahlreich, von über 120 Perſonen, auch von vielen Damen, beſucht. Der Vorſitzende machte bekannt, daß nur noch eine Monatsverſammlung ſtattfindet, um als⸗ dann bis zum Herbſt auszuſetzen. Nachdem er noch bekannt gemacht, daß die Gratisver⸗ looſung mit 75, diesmal ſehr ſchönen Ge⸗ winnen ausgeſtattet ſei, ertheilte er Herrn Redakteur Zahn zu ſeinem Vortrag das Wort. Herr Zahn begann mit der Entſchuldigung, daß er von der Botanik eigentlich nichts ver⸗ ſtehe, weßhalb er ſich darauf beſchränken müſſe, die Blume in der Poeſie und im Sprichwort vorzuführen. Herr Zahn führte recht hübſch aus, wie der junge Menſch mit Blumen empfangen werde und daß dieſe ihn durchs ganze Leben und ſelbſt im Tode be⸗ gleiten. r eitirte eine Reihe deutſchen Sprichwörter, die die Blumen mit dem menſch⸗ lichen Leben vergleichen. Er erntete für ſeine Ausführung reichen Beifall. Graefs„Märchen“ Der Schluß der Ausſtellung von Graefs„Märchen“, er bekanntlich heute Abend ſtattſindet, iſt um eine Stunde, alſo bis 9 Uhr, hinausge⸗ ſchoben. * Uuglückliche Familienverhältniſſe, Bezugnehmend auf unſere geſtrige Notiz unter obiger Bezeichnung theilt uns der Vorſtand der vereinigten Glaſermeiſter Mannzgeims mit, daß der betreffende Herr nicht Glaſer⸗ meiſter, ſondern Glaſertaglöhner iſt. „ Pferdemarkt⸗Lotterie. Der Ber⸗ kauf der Mannheimer Pferdemarkt⸗Looſe nimmt einen normalen Verlauf und ſind von dem Comité bis jetzt 30,000 Stuck abgeſetzt worden, ſo daß Ausſicht vorhanden iſt, daß die volle Zahl von 50,000 Stück verkauſt wird. Die todten Gewinngegenſtände werden auch dieſes Jahr wieder in dem großen Laden des Hauſes N 3 Nr. 10 ausgeſtellt und iſt man eben mit dem Arrangement dort⸗ ſelbſt beſchäftigt. — iumft brand. Gegen 11¾ Uhr geſtern Vormittag in dem Hauſe des —— Wagner, Lit. 8 3 Nro. 2½ hier Feuer aus. Die Urſache hierzu war ein ſo⸗ genanntes Halbkamin, welches an der unteren 110 0 mit einer Blechkapſel abſchloß. Im zaufe des vorgeſtrigen Tages wurde nun der betreffende Kamin durch einen Schornſtein⸗ feger gereinigt. Es iſt leicht anzunehmen, daß die durch den Kamin herabgelaſſene Kugel die Blechkapſel gelockert hat; letztere fiel auf ein zweiſchläfriges Bett, welches alsbald in Flammen gerieth und total verbrannte. Außer⸗ dem verbrannte noch ein Reiſekoffer mit Wäſche, Stiefeln nebſt Kleidern. Der hier⸗ durch entſtandene Schaden dürfte ſich auf ea. 100 Mark belaufen. Unſeres Erachtens dürſte die unvorſchriftsmäßige Bauart des Kamins die Urſache zu dieſem Zimmerbrand geweſen ein. I. Protocollirt. Vor wenigen Tagen brachten wir die Notiz, daß ein hieſiger Herr das Vergnügen hatte, längere Zeit den un⸗ freiwilligen Aufenthalt bei einem Hofhunde einer hieſigen Brauerei zu theilen. Trotz un⸗ ſerer Notiz iſt der betr. Uebelſtand noch keines⸗ wegs abgeſtellt. Heute Mittag jedoch haben wir bemerkt, wie eine promenirende Dame in Be⸗ gleitung einer rieſigen Dogge, welche einen unvorſchriftsmäßigen Maulkorb trug und Paſſanten beläſtigte, protocollirt wurde. Unbeimlicher Gaſt. Ein in einer hieſigen Fabrik beſchäftigtes Mädchen fühlte ſich plötzlich unwohl. Der zu Rath gezogene Arzt conſtatirte, daß das erkrankte Mäd⸗ mit den Blattern behaftet ſei; iirſpunk wurde die Erkrankte nach dem Iſolirſpitale verbracht. Eingeſandt. + Von einem Vorſtandsmitaliede, ſowie einigen Mitgliedern des gemeinnützigen Ver⸗ eins geht uns Folgendes zu. Die von der Neuen Bad. Landeszeitung gebrachte wonach die am letzten Samſtag anberaum Generalverſammlung des gemeinnü 99175 Ver⸗ eines reſultatlos verlief, beruht auf? ahrheit, Der Grund jedoch, warum die meiſten Mit⸗ glieder des betr. Vereins nicht erſchienen, iſt lediglich der, weil die Einladung zur Ge⸗ neralverſammlung nur in zwei Blättern, und zwar in der Neuen Bad. Landeszeitung und im hieſigen Tageblatt, erſchien. Es dürfte dem Vorſtande des betr. Vereins nicht unbe⸗ kannt ſein, daß gerade die meiſten Vereins⸗ mitglieder Abonnenten der„Bad. Volkszei⸗ tung“ ſind. In Folge deſſen hätte man, um tolerant und den Intereſſen des Vereins ent⸗ ſprechend zu handeln, die Einladung auch in dieſem Blatte veröffentlichen ſollen. Welche Gründe den Vorſtand hierbei leiteten, ver⸗ mögen wir nicht anzugeben. Das Intereſſe für den Verein iſt nicht geſchwunden, im Gegentheile, die Mitglieder werden ſich zur Aufgabe machen, zu jeder Zeit am Platze zu ſein, falls dieſelben zur richtigen Zeit und auf die richtige Weiſe aufmerkſam gemacht werden. und dem Comite neben moraliſchen und gei⸗ ſtigen Erfolgen auch finanzielle Gewinne für die Theaterkaſſe zu ſichern. Dr. H. Die Ausſtellung von Profeſſor Graeſ's Märchen wird, ſo viel wir wiſſen, heute beendigt ſein. Wir haben es bisher unterlaſſen, durch eine eingehendere Beſprechung für dieſes nicht ſowohl durch ſeine Compo⸗ ſition als vielmehr durch die mit ſeiner Ent⸗ ſtehung verknüpften Umſtände bekannt, be⸗ reichert oder— wenn man will— berüchtigt gewordenen Gemäldes, eine beabſichtigte oder auch unbeabſichtigte Reklame zu machen. Das wäre auch wahrlich nicht mehr nöthig ge⸗ weſen. Jene langwierigen Gerichts Verhand⸗ lungen, in welchen der Maler ſelbſt die Hauptrolle zu ſpielen berufen war, haben für die Kiſbrberliche Reklame ſchon hin⸗ länglich genug geſorgt. Denken wir uns dieſe ſeltſamen Verkettungen menſchliſcher Leiden⸗ ſchaften und Verirrungen hinweg, welche um dieſe nackte Mädchengeſtalt den durchſichtigen Schleier des Romantiſchen und Romanhaften gewoben haben, ſtreifen wir ſelbſt als un⸗ barmherziger Rabe die Fiſchhaut von die⸗ ſen idealiſirten Formen, unter welchen ſo mancher naive Beſchauer ſo manche verſtohlen u. neugierig hinblickende Beſchauerin die Geſtalt einer Bertha Rother erkennen zu müſſen glaubt, was bleibt dann baften an dem Bilde, das die märchenhafte Bewunderung rechtfer⸗ tigen würde, die ihm in gewohnheitsmäßiger Nachbetung p zu werden pflegt? Für⸗ wahr kaum die Fiſchhaut. Ob wohl der Meiſter ſelbſt gewußt haben mag, was er wollte, als er in der Unterſuchungshaft nach einer flüchtigen Skizze ein großes Werk am meiſten gebricht. „Geſchmack“ ſind Frauengeſtalten, nackte Wahr⸗ heiten, Gräf's 7 SS—————— gelockte Mädchen, das gleich dem Originale auf einem ſehr großen Fuße zu leben ge⸗ wöhnt ſcheint, und im Begriffe ſteht, in einem Gewäſſer von zweifelhafter Reinlichkeit ein höchſt überflüſſiges Bad zu nehmen die greifbare Verkörperung ſein eines hohen Schönheitsideals oder der Ausdruck ſinnſicher, realiſtiſcher Wahrheit? Nach der Ausführung f urtheilen, iſt es keines von Beiden. m als erſteres zu gelten, fehlt die vollkom mene Schönheit, um letzteres ſein zu können, die anatomiſche Wahrheit der Formen. Man ſieht es dem Bilde auf den erſten Blick an, daß der Meiſter als Porträmaler gewöhnt iſt, nur die obere Hälfte des menſchlichen Körpers zu ſtudiren, hier feſſeln der lebens⸗ volle Ausdruck des Auges, die anmuthigen Geſichts züge, die feine Ausarbeitung des rei⸗ zenden Mundes, der jungfräulich ſich wölbende Buſen, aber das Mißgeſchick, das von Anfang an bei allen Skizzen zu dieſem Märchen ſeinen Pinſel geleitet hat, iſt ihm auch bei der Ausführung des Werkes ſelbſt getreu geblie⸗ ben, denn die untere Hälfte des weiblichen Körpers vermag mit dem Werthe des Ober⸗ körpers nicht gleichen Schritt zu halten. Beine und Füße ſind verzeichnet und von jener Ge⸗ nialität eines Makart, dor unerreicht daſteht, wo es gilt mit der Schönheit des weib⸗ lichen Körpers den Sinnen zu ſchmeicheln, iſt bei Graef's Märchen wenig genu bemerken. ſelben die die fünf Sinne verkörpert, ein ſolcher Ver⸗ zu Man vergleiche nur mit beir⸗ Frauengeſtalten mit denen Makart leich liegt jaa ſehr nahe— und man wird ofort erkennen, an was es beim„Märchen Makarts„Geſicht“ und „Märchen“ bleibt aber ein auszuführen, unternahm. Soll dieſes blond⸗ Märchen. an das nicht jeder alaubt